20. Februar 2013 | 8
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Wehrpflicht oder Wunschdienst?
Von Siebenthal (SVP) vs. Nussbaumer (SP)
Zwei Methodisten im Streitgespr채ch 체ber die Zukunft der Armee Seite 4
7 Nothilfe Das Schweizer Hoffnungsnetz hilft syrischen Fl체chtlingen | 9 Portr채t Allergie und Spannungen sind weg | 10 idea-Serie Wie Gemeinden zu den Menschen aufbrechen 28 Berlinale Viele der neuen Filme zeigen eine Welt ohne Hoffnung www.ideaschweiz.ch
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«Ich lese täglich die Zeitung – und ‹idea Spektrum› gibt
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
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e di t or i a l
Richter und Gebete Wir hatten deutsche Handwerker am Tisch. Sie arbeiten für eine Schweizer Firma. Wir politisierten. Das deutsche Lob für unsere direkte Demokratie war überschwänglich. Von solcher Mitbestimmung können sie nur träumen: «Wir wurden nicht gefragt, ob wir die EU wollen. Wir wurden nicht gefragt, ob wir den Euro wollen.» Es ist manchmal nötig, dass uns der Spiegel vorgehalten wird. Das Bundesgericht veröffentlichte ein Urteil, wonach die sogenannte Ausschaffungs-Initiative «heikle verfassungs- und völkerrechtliche Probleme» verursache. 2010 hat das Volk diese Initiative angenommen. Nun sagt das Gericht, die automatische Ausschaffung kriminell gewordener Ausländer kollidiere mit anderen Verfasssungs-Bestimmungen sowie der Europäischen Menschenrechtskonvention. Die Richter wollen deshalb weiterhin den Einzelfall prüfen. Kaum war dieses Urteil öffentlich, wandten sich bereits Stimmen gegen eine andere vom Volk beschlossene Sache – das Minarett-Verbot. Als absolutes Verbot sei es ebenfalls nicht haltbar. Der Einzelfall müsse geprüft und abgewogen werden. Viele Bürger sind verunsichert: Wer bestimmt, was im Land gilt? Die Globalisierung schuf neue Realitäten. Die Finanzkrise ebenso. Wir müssen Vieles neu überdenken. Was ist anzupassen, was beizubehalten? Ein Beispiel ist die Armee. Eine Umfrage besagt, dass eine Mehrheit der Soldaten nicht sieht, welchen Sinn die Armee hat. Dass auch Christen die Zukunft der Armee unterschiedlich sehen, lesen Sie in unserem Streitgespräch (Seite 4). – Für welche Werte kämpfe ich? Was ist wichtig für das Land? Das Wort Gottes lehrt mich, dass der entscheidende Kampf sich nicht gegen Menschen richtet, sondern gegen die Kosmokratoren der Finsternis (Eph. 6,12). Das Gebet ist der erste und wichtigste Auftrag der Gemeinde: «Es ist unsere Aufgabe, mit Bitten, Flehen und Danken für alle Menschen einzutreten, insbesondere für die Regierenden und alle, die eine hohe Stellung einnehmen (Anm.: auch für Richter), damit wir ungestört und in Frieden ein Leben führen können, das Gott in jeder Hinsicht ehrt und das in allen Belangen glaubwürdig ist. In dieser Weise zu beten ist gut und gefällt Gott, unserem Retter» (1. Tim. 2,1–3 NGÜ). Das Gebet kann durch keine Tat der Welt ersetzt werden. Rolf Höneisen
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 KradolfSchönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Christof Bauernfeind Praktikum: Eveline Mergaert
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BIBLIScH Ein Lieblingsbibelwort von Albert Rösti, SVP-Nationalrat und Direktor der Schweizer Milchproduzenten, Uetendorf BE:
«Sei ein Vorbild der Gläubigen im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben.» 1. Timotheus 4, 12 «Dieser Vers wurde mir anlässlich meiner Konfirmation am Palmsonntag 1983 vom Kandersteger Pfarrer Ulrich Junger übergeben. Ich habe ihn als Auftrag für meinen Lebensweg verstanden – wahrlich nicht einfach zu erfüllen. Ich trachte, danach zu leben, stelle aber immer wieder fest, dass ich dem Vers wohl nie vollumfänglich gerecht werden kann. Gerade das ist es aber, was mich treibt, stets von Neuem an mir zu arbeiten und für die Werte ‹Glauben und Liebe› einzustehen, im Familien- wie im Berufsleben. Zudem will ich besonders in meiner politischen Tätigkeit Vorbild sein im Wort. Ich will mich klar ausdrücken und verstanden werden, aber niemanden verletzen.»
WöRtLIcH «Ich kann die Münzen nicht im Hosensack mitnehmen. Im Himmel hat es dafür keinen Platz.» Das sagte der Herisauer Edwin Tobler (90) gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». Tobler war einer der bekanntesten Schweizer Münzensammler. Innerhalb von sechs Jahrzehnten hatte er sich eine der grössten privaten Münzsammlungen des Landes zusammengestellt. Sie umfasste über 4000 Exemplare. Als seine Frau in den 1990erJahren erkrankte, begann er sich Stück für Stück von seiner Sammlung zu trennen. Ende 2012 schloss er diesen Prozess mit einer Schenkung an das Münzkabinett Winterthur ab.
Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–
Bilder: Schweizer Armee/ZEM; idea/av (Titelseite); zvg (Seite 3)
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BR E N N P U N K T
«Würde Jesus ein Sturmgewehr tragen?» ZUKUNFT DER ARMEE Beide sind profilierte Nationalräte und überzeugte Methodisten. Doch politisch trennen Erich von Siebenthal (SVP) und Eric Nussbaumer (SP) oft Welten. So auch bei der Sicherheitspolitik und nun speziell bei der GSoA-Initiative zur Aufhebung der Wehrpflicht. Ein Streitgespräch im Bundeshaus. Mit welchen Gefühlen denken Sie an Ihre militärische Dienstzeit zurück? Erich von Siebenthal, Gefreiter Gebirgsinfanterie: Für mich war klar, dass ich Militärdienst leisten will, wenn es die Gesundheit erlaubt. Als Gebirgsfüsel erlebte ich auch harte Zeiten bei Schnee und Kälte. Doch ich kam dank dem Militär erstmals ein bisschen in der Schweiz herum und empfand die Dienstzeit insgesamt als gute Zeit. Eric Nussbaumer, Gefreiter Übermittlung Infanterie (Telefönler): Ach, ich habe das Militär nie als besonderen Meilenstein in meiner Lebensgeschichte empfunden. Ich habe Dienst gemacht, wobei es auch positive Erlebnisse gab, und ich habe gute Kollegen gefunden. Ich habe nach drei WKs die Waffe abgegeben und dann waffenlos Dienst geleistet. Die Militärfrage hat mich im Wesentlichen politisiert. Ich habe seinerzeit die Kampagne zur Volksinitiative für einen Zivildienst mitgestaltet. Ich habe auch in der Jugendarbeit der Methodistenkirche Wochenenden zum Thema «Christ und Militär» organisiert. Die Frage hat mich schon früh beschäftigt, ob man als Christ Militär- oder genauer Kriegsdienst leisten soll. Sie kamen bei dieser Frage früh in echte Gewissenskonflikte? Nussbaumer: Die Frage, ob ich im Extremfall Gewalt und die bewusste Tötung im Krieg anwenden soll, musste ich schon klären. Ich erkannte in diesem Gewissenskonflikt, dass ich dem Land nicht dienen möchte, indem ich auf Menschen schiesse. Eine ernsthafte militärische Bedrohung gibt es kaum mehr. Warum braucht die Schweiz trotzdem eine starke Landesverteidigung? Von Siebenthal: Wenn wir unsere Welt betrachten, stellen wir fest, dass keineswegs überall Frieden herrscht. Und das wird sich nicht so rasch ändern. Darum ist es für mich wichtig, dass wir eine möglichst zeitgemässe Landesverteidigung haben, in die wir Vertrauen haben können. Herr Nussbaumer, Sie befürworten die Initiative der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) zur Aufhebung der Wehrpflicht und damit letztlich zur Abschaffung der Armee. Warum wollen Sie unsere Sicherheit so aufs Spiel setzen? Nussbaumer: Die Sicherheit eines Landes ist nicht nur von der Armee abhängig. Es gibt grössere Herausforderungen als die militärischen Bedrohungen. Unsere Sicherheit kann auch durch Um-
Die Personen Eric Nussbaumer, 53, verheiratet, drei erwachsene Kinder, Frenkendorf BL. Teilhaber eines Elektroinstallations-Unternehmens, VR-Präsident der Alternativen Bank ABS und der ADEV Energiegenossenschaft. Seit 2007 Nationalrat der SP. Stellt sich am 3. März zur Wahl in die Basellandschaftliche Regierung. Mitglied der Evangelisch-methodistischen Kirche Liestal. Erich von Siebenthal, 54, verheiratet, drei erwachsene Kinder, Gstaad BE. Bergbauer, Betriebsleiter Bergbahn Wasserengrat. Seit 2007 Nationalrat der SVP. Präsident der Parlamentarischen Gruppe Schweiz – Israel. Vorstandsmitglied Schweizerische Reformierte Arbeitsgemeinschaft Kirche – Landwirtschaft. Mitglied der EMK Gstaad.
Bilder: idea/av, Schweizer Armee/ZEM
«Das Ziel unserer Verteidigungsarmee ist es, den Frieden zu erhalten, und nichts anderes.» Erich von Siebenthal, Nationalrat SVP weltkatastrophen, terroristische Aktionen oder ethnische Konflikte bedroht werden. Diese Bedrohungen sind heute viel aktueller. Von daher ist es viel wichtiger, in einem weiteren Sinn über unsere Sicherheit zu reden. Warum ist diese Initiative für Sie gefährlich, Herr von Siebenthal? Von Siebenthal: Sie will die allgemeine Wehrpflicht aufheben. Damit würde der militärische Dienst freiwillig. Unser bewährtes Milizsystem würde aufgehoben. Deutschland kennt das Heer der Freiwilligen nun seit zwei Jahren. Es zeigt sich, dass bald einmal die nötigen Leute fehlen. Die Gefahr besteht auch, dass plötzlich Soldaten für die Sicherheit einstehen sollen, die wenig Akzeptanz finden, seien es Links- oder Rechtsextreme, fragwürdige Patrioten oder Rambos. Für das Ansehen der Armee kann das sehr problematisch sein. «Zeitgeistig» nennt die «NZZ» diese Volksinitiative. Man erwarte immer mehr vom Staat, leiste aber immer weniger für ihn. Das kann kaum im langfristigen Interesse unseres Landes sein … Nussbaumer: Die «NZZ» schrieb aber im gleichen Kommentar auch, es sei wohl noch etwas früh, über einen sogenannten Gemeinschaftsdienst nachzudenken, doch dies könnte die passende Antwort sein in idea Spektrum 08.2013
BR E N N P U N K T die heutige Zeit hinein. Man kann dem Land nicht nur über die Ausbildung zum Kriegsdienst dienen. Wir müssen uns sehr anstrengen, um ein Konzept zu finden, das einen allgemeinen Dienst für unser Land vorsieht. Jeder soll einen Teil seines Lebens der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Bezüglich allgemeiner Wehrpflicht scheiden wir heute auch zu viele leistungsfähige Männer aus. Sie werden mit psychiatrischen Gutachten und aus andern Gründen für untauglich erklärt, weil es sie in der Armee gar nicht mehr braucht.
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Kann die Armee mit so reduzierten Mitteln ihre Aufgabe überhaupt noch erfüllen, Herr von Siebenthal? Von Siebenthal: Für mich ist klar, dass es fünf Milliarden sein müssen. Wir haben die Ausgaben für die Armee in den letzten Jahren laufend reduziert. Sollte es zum bedrohlichen Konflikt kommen, kann man eine Armee auch nicht einfach kurzfristig wieder vergrössern. Nur eine glaubwürdige Armee kann ihre Aufgabe zur Friedenssicherung erfüllen. Wer Frieden will, braucht eine sichtbare militärische Präsenz. Das Ziel unserer Verteidigungsarmee ist es, den Frieden zu erhalten, und nichts anderes. In Österreich haben sich in einer Volksabstimmung gerade 60 Prozent für die Beibehaltung der Wehrpflicht ausgesprochen. Denken die Österreicher weiter als die Schweizer Linken und Grünen? Nussbaumer: Ich denke, dass das Ergebnis in der Schweiz etwa ähnlich ausfallen könnte. Ich muss meine Konzeption auch nicht ändern, einfach weil es eine Mehrheit anders sieht. Es ist doch nicht so, dass die Mehrheit immer weitsichtiger denkt. Auch in unserm Land gab es schon oft Mehrheitsbeschlüsse, die sich nach einigen Jahren nicht unbedingt als richtig erwiesen haben.
«Als Christ möchte ich sichtbar machen, dass es andere Wege zur Friedenssicherung gibt.» Eric Nussbaumer, Nationalrat SP Der Anteil der Armeeausgaben am Bundesbudget ist auf sieben Prozent gesunken. Wie weit soll er noch sinken? Nussbaumer: Heute sind wir ja bei etwa fünf Milliarden, doch ich meine, dass dreieinhalb Milliarden reichen müssen. Da ich bin relativ radikal. Man muss sich vor Augen führen, welches derzeit die Herausforderungen sind. Die Schweiz ist als Nationalstaat nicht von einem bewaffneten Konflikt bedroht. Deshalb bin ich für eine schlanke Armee.
Nun wird also die Idee eines «allgemeinen Bürgerdienstes» ins Spiel gebracht, für den selbst Verteidigungsminister Ueli Maurer gewisse Sympathien zeigt. Herr von Siebenthal, was spricht dagegen, dass alle einen Dienst für die Allgemeinheit zu leisten haben? Von Siebenthal: Wir haben doch jetzt schon Zivildienst und Zivilschutz, also nicht nur die militärische Ausbildung. Wir haben ein gutes, breites Angebot an Dienstmöglichkeiten. Es wird auch genutzt. «Bürgerdienst» tönt an sich gut, doch er führt dazu, dass die Armee und ihr Beitrag zum Friedensdienst weiter geschwächt werden. Man könnte das Angebot des Zivildienstes eventuell noch erweitern, doch darf es nicht dazu führen, dass die Armee nicht mehr genügend Leute hat. Nussbaumer: Der Zivildienst ist an sich gut und recht, doch sobald die Armee über Bestandeslücken klagt, wird er gerade von der SVP weiter an den Rand gedrückt. Wenn die Offenheit zwischen Armee und Zivildienst so klar wäre, wäre manches schon entschärft. Von Siebenthal: Doch heute ist es so, dass jemand, der keinen Militärdienst leisten will, eine klare Alternative hat. Es liegt auch in unserer Verantwortung, dass die Armee genügend Leute hat. Nussbaumer: Gemeinschaftsdienst heisst für mich nicht, dass man die Armee abschaffen muss. In der GSoA gibt es diese Strömung schon, doch für mich ist das nicht die Frage. Wenn man es nüchtern betrachtet, muss man sich doch fragen: Wo stehen wir heute mit der allgemeinen Wehrpflicht, bei der die Hälfte der jungen Männer via blauen Weg befreit wird? Von Siebenthal: Doch es wäre dann auch fraglich, ob junge Leute mit gesundheitlichen Problemen plötzlich bei einem «Bürgerdienst» eingesetzt werden könnten. Nussbaumer: Mein Sohn ist gesund, spielt Fussball. Bei der Rekrutierung sagte er, es gehe ihm nicht so gut, er könne im Moment nicht gut schlafen. Die Freundin hatte ihn gerade verlassen… Schon war er weg. Es brauchte ihn gar nicht, weil die Bestände schon voll waren.
Die Initiative der GSoA vor dem Parlament Die Volksinitiative «Ja zur Aufhebung der Wehrpflicht» der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) wurde im Januar 2012 mit 106 995 gültigen Unterschriften eingereicht. Sie will folgende Bestimmungen in die Bundesverfassung aufnehmen: «Niemand kann verpflichtet werden, Militärdienst zu leisten.» Und: «Die Schweiz hat einen freiwilligen Zivildienst.» Die in der Schweiz seit jeher geltende Wehrpflicht würde damit abgeschafft. Die Armee würde zu einer Freiwilligenarmee. Zudem sollen dienstleistende Perso-
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nen einen «angemessenen» Erwerbsersatz erhalten. Im Nationalrat wurde im vergangenen Dezember eine heftige Debatte mit gegen 60 Rednern zur Initiative geführt. Die grosse Kammer empfiehlt das Begehren mit 121 gegen 56 Stimmen zur Ablehnung. SVP, FDP, CVP, GLP und BDP stimmten fast geschlossen gegen die Initiative, ebenso die beiden EVP-Vertreterinnen. SP und Grüne sprachen sich klar dafür aus. Im März beschäftigt sich auch der Ständerat mit dem Begehren. Es kommt dann im Herbst vor das Volk.
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Inwiefern kann unsere Verteidigungsarmee effektiv zur Gewissensfrage werden? Nussbaumer: Unsere Armee dient der Vorbereitung des Kriegsdienstes, das ist doch ihr Hauptzweck. Von Siebenthal: Als ich zum Militär kam und schiessen musste, habe ich mich natürlich auch gefragt, wie es wäre, wenn ich dies plötzlich im Ernstfall tun müsste. Als Christ ist für mich klar, dass mein Leben in Gottes Hand ist. Doch ich glaube nicht, dass Gott will, dass ich mich im Konfliktfall nicht wehren und meine Familie und mein Land nicht schützen sollte.
euch bewusst, dass das letztlich mit euerm Gewissen zu tun hat. Ihr müsst euern Entscheid verantworten können. Dieser Entscheid kann nicht schnell-schnell am Abend gefällt werden, sondern ist ein grösserer Prozess, zu dem es verschiedene Zugänge gibt. Von Siebenthal: Es ist so, letztlich muss jeder für sich selber entscheiden. Doch ich würde auch betonen, dass es wichtig ist, dass sich gerade Christen in der Armee engagieren. Die intensive Zeit, die man mit andern jungen Menschen erlebt, ist sehr wichtig, und man kann auch hier ein Zeugnis für Jesus sein. Das habe ich selber sehr positiv erlebt. Davon möchte ich erzählen.
Jesus hat sich nie gegen eine bewaffnete Staatsmacht ausgesprochen. Woher holen Sie als Christ Ihre Motivation für eine Schwächung der Armee, Herr Nussbaumer? Nussbaumer: Hier wird nach einem sehr biblizistischen Argument gesucht. Hat sich Jesus je zum Autofahren geäussert? Hat er sich je zur Mitarbeit in einem Pharmaunternehmen geäussert, das gentechnische Forschungen unternimmt? Wer die Bibel ernst nimmt, muss die grossen Linien verstehen. Jesus hat sich nie zur demokratischen Legitimierung einer Armee geäussert, aber er hat aufgezeigt, wie das Reich Gottes heute in dieser Welt funktionieren könnte.
Wie können junge Christen dem Frieden im Land am besten dienen? Von Siebenthal: Das beginnt zu Hause. Es ist ein Geschenk für jedes Kind, wenn es in einer geordneten Familie aufwachsen darf. In der Familie heisst die Herausforderung, im Frieden miteinander zu leben. Jeder einzelne Christ muss auch versuchen, das im Alltag umzusetzen, was Jesus sagt und vorlebt. Ich erlebe viele junge Christen, die auch gemeinnützig Hand anlegen und so das Beste für dieses Land geben. Nussbaumer: Frieden entsteht dann, wenn Menschen miteinander friedliche Beziehungen leben. Das beginnt im Kleinen, dazu gehört aber auch das Gemeinnützige. Was dem Frieden sicher nicht dient, ist die Meinung, man sei allein in dieser Welt und es müsse einem deshalb nicht interessieren, was rund herum passiert.
Herr von Siebenthal, wo liegt für Sie die biblische Legitimation für eine starke Armee? Von Siebenthal: Wenn wir die Bibel lesen, sehen wir, dass es immer wieder grosse Konflikte gab. Kaum ein Volk kam ohne Heer aus. Auch als Christ muss ich erkennen, dass wir heute in unserer Welt immer wieder Konflikte haben, die unsere Sicherheit gefährden. Darum brauchen wir zum Schutz unsere Verteidigungsarmee. Doch Sie können sich Jesus kaum mit Sturmgewehr vorstellen … Von Siebenthal: Das ist klar, denn es war ja Jesus, der sagte, wir sollten keine Gewalt anwenden. Doch letztlich ist unsere Welt so, wie sie ist. Nussbaumer: Die Aufforderung bleibt trotz allem, den andern Weg zu suchen. Der Weg zum Reich Gottes ist ein anderer Weg als der Kampf mit dem Gewehr. Wir leben gewiss in einer «gefallenen Welt», doch wir müssen ihr diese Botschaft immer wieder nahebringen. Unser Job ist nicht zuerst, die Armee zu verteidigen, sondern zu zeigen, wie bewaffnete Konflikte vermieden werden könnten. Von Siebenthal: Dass der bewaffnete Konflikt nicht passiert, ist auch meine Hoffnung, keine Frage. Ein Blick in die Welt hinaus zeigt aber, dass es ein Wunschdenken ist, wenn wir meinen, es könnte immer so sein. Doch auch für mich ist klar, dass wir alles daran setzen müssen, dass es möglichst keine Konflikte gibt. Angenommen, Sie hätten in einer christlichen Jugendgruppe zum Thema «Christ und Armee» zu referieren. Wozu würden Sie raten? Nussbaumer: Setzt euch intensiv mit dieser Frage auseinander! Seid
Welche Armee wird die Schweiz in zehn Jahren haben? Nussbaumer: Nochmals eine etwas kleinere, hoffentlich. Eine Armee, die das Geld wert ist, die international integriert ist und von Fall zu Fall auch einen Beitrag leisten kann in Konfliktfällen, die hoffentlich nicht in unserm Land stattfinden. Von Siebenthal: Wir werden eine Armee haben, die noch mehr die Bevölkerung unterstützt, sei es bei Naturkatastrophen, terroristischen Attacken, ethnischen Konflikten oder grösseren Sportanlässen. Und die Armee wird auch dann ihren Beitrag leisten zum Frieden in diesem Land und in dieser Welt. Armeeminister Ueli Maurer steht stark unter Druck. Welchen Rat möchten Sie ihm als Christ geben? Nussbaumer: Als Christ möchte ich von meinem Werteraster ausgehen. Das heisst, weniger in die Kriegsvorbereitung investieren und sichtbar machen, dass es neben der Armee andere Wege zur Friedenssicherung gibt. Von Siebenthal: Ich möchte ihm sagen, dass er seinen Auftrag nicht schlecht erfüllt. Im Spannungsfeld zwischen Wünschen, Erwartungen und Machbarem geht er seinen Weg konsequent. Ich möchte die Christen aufrufen, im Gebet für ihn einzustehen – aber nicht nur für ihn, sondern für die ganze Regierung. Dann können wir auch vertrauen, dass die richtigen Entscheide getroffen werden. Interview: ANDREA VONLANTHEN
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Religion in den Medien
idea Spektrum 08.2013
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Indizien und Argumente für die Auferstehung Jesu DOKUMENTARFILM Die Schweizer Filmproduktion «Der 3. Tag» will Licht auf die historischen Umstände der Auferstehung Jesu werfen. Sie ist das Produkt einer persönlichen Entdeckungsreise des Regisseurs Marc Villiger.
In diesen Tagen läuft der Kinofilm «The Making of Jesus Christ» an («idea Spektrum» berichtete). Nicht ganz so bekannt ist eine weitere Schweizer Produktion, die sich mit dem historischen Hintergrund des Neuen Testaments beschäftigt. Die Badener Produktionsfirma «Visual Productions» hat mit «Der 3. Tag» einen Dokumentarfilm erstellt, der speziell auf Fragen zur Auferstehung Jesu eingeht: Wurde der Leichnam gestohlen? Hat Jesus die Kreuzigung überlebt? Wie glaubwürdig sind die Augenzeugenberichte?
Ein Aufhänger für Gespräche
Regisseur und Produzent Marc Villiger: «Der Film ist für Skeptiker und Zweifler gedacht und soll zum Gespräch über Jesus Christus anregen.» Auslöser sei vor Jah-
Glaube nichts wert. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen.» Vor zwei Jahren begann er mit seinen Recherchen. Zweimal reiste er nach Israel und sprach mit verschiedenen Experten, die zum Teil auch im Film zu sehen sind. Veranschaulicht werden die Interviews mit verschiedenen, direkt vor Ort nachgestellten Szenen. Die Langversion des Films kann als DVD bestellt werden.
ren der Hollywoodstreifen «The Da Vinci Code» gewesen. Villiger, der sich selbst als Skeptiker bezeichnet, hatte sich in der Folge eingehend mit der historischen Faktenlage um die Auferstehung Jesu auseinandergesetzt. Er ist überzeugt: «Ohne die Auferstehung ist der ganze christliche
Stimmiges Gesamtbild
«Der Film soll Indizien und Argumente liefern, die zeigen, dass die Berichte in den Evangelien zuverlässig sind», erklärt Villiger. Indizien und Argumente seien zwar keine Beweise, sie würden aber ein stimmiges Gesamtbild ergeben. «Es zeigt sich, dass das Christentum eine historische Religion ist», betont der Filmemacher. Ein Trailer und die 30-minütige Kurzversion des Films kann gra-
tis auf der Webseite heruntergeladen werden. Die ausführlichere Version ist als DVD erhältlich. Marc Villiger möchte Christen und Organisationen ermutigen, den Film als Aufhänger für Gespräche über den Glauben zu gebrauchen – und das nicht nur mit kirchenfernen Menschen. «Ich wage zu behaupten, dass es auch in Kirchen und Gemeinden viele Menschen gibt, die ein grosses Fragezeichen hinter die Historizität der Auferstehung setzen», gibt Villiger zu bedenken. Die Arbeiten an dem Film seien ihm ein persönliches Anliegen gewesen. Nicht zuletzt hätten sie seine eigene Sicht der Auferstehung entscheidend beeinf lusst. CHRISTOF BAUERNFEIND www.der3tag.com
Eiszeit statt «Arabischer Frühling» im Nahen Osten HOFFNUNGSNETz Arabischer Frühling? In Syrien werden Hoffnungen erstickt, herrscht Eiszeit. Hunderttausende von Menschen sind geflüchtet. Hilfe aus der Schweiz lindert das Los der Bedürftigsten in Syrien und im Libanon. «Grosse Teile der Infrastruktur sind zerstört, die Versorgungslage ist katastrophal. Eisige Temperaturen machen den Flüchtlingen zusätzlich zu schaffen.» So umreisst Stefan Kreis vom Hoffnungsnetz die Situation.
rund um die Hauptstadt Beirut versorgt das Hoffnungsnetz monatlich weitere 3000 Flüchtlinge. Bruno Wacker, Projektleiter Libanon, beobachtet: «Es wird immer schwieriger, einen Unterschlupf zu finden. Unsere lokalen Partner besuchen die Flüchtlingsfamilien regelmässig. So entsteht auch ein persönlicher Kontakt.»
Nur das Hoffnungsnetz bleibt
Aktuell laufen zwei Hilfsprojekte. In Aleppo (Syrien) werden monatlich 5000 Flüchtlinge versorgt. «In verschiedenen Stadttei-
Sechs Werke, ein ziel Die Hilfswerke AVC, Christliche Ostmission, HMK, Inter-Mission, Licht im Osten und TearFund Schweiz versorgen syrische Flüchtlinge mit Lebensmitteln, Medikamenten, Hygieneartikeln, Matratzen und Decken. Die nötigen Finanzen für die gemeinsamen Projekte sammeln die Werke auf eigenen Kanälen. idea Spektrum 08.2013
Koordination bewährt sich Hilfe, die ankommt: Eine Momentaufnahme aus dem Libanon.
len sind die lokalen Partner von Hoffnungsnetz die einzigen, die noch humanitäre Hilfe leisten. Andere Organisationen zogen sich aus Sicherheitsgründen zurück», sagt Matthias Schwab, Projektleiter Syrien. Und ergänzt: «Wir helfen den Flüchtlingen unabhängig von ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit. Das Team wird von 30 freiwilli-
gen Einheimischen unterstützt. Die Hilfsbereitschaft spricht sich herum, die Nachfrage ist deshalb gross und übersteigt leider die finanziellen Ressourcen.»
Auch persönliche Kontakte
Tausende von Flüchtlingen haben sich im Libanon in Sicherheit gebracht. Im Grenzgebiet zu Syrien, im Nordlibanon und
Während die Hilfe in Syrien von der HMK (Hilfe für Mensch und Kirche) koordiniert wird, ist im Libanon AVC (Aktion für verfolgte Christen und Notleidende) verantwortlich. Die beiden Schweizer Projektleiter Matthias Schwab und Bruno Wacker stehen regelmässig in Kontakt mit den lokalen Projektverantwortlichen. Hoffnung vermitteln und Hilfe leisten bleibt Programm. THOMAS FEUZ www.hoffnungsnetz.ch Bilder: zvg
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Täufergemeinde Aebnit bei Bowil
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idea Spektrum 08.2013 21.01.13 17:34
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Allergie und Spannungen sind weg
JOURnAl
HEilUnG Vier Jahrzehnte lang litt Claudia Steiner unter extremer Pollenallergie.
nachhaltige «MarriageWeek»
Während der Vineyard-Pfingstkonferenz im Juni 2012 wurde sie davon geheilt. Und auch die Beziehung zwischen Beat Steiner und einem seiner Söhne hat sich verändert.
Beat und Claudia Steiner aus dem züricherischen Rüti waren gerade mal fünf Monate zusammen, als für die beiden die Hochzeitsglocken läuteten. Sie war 20, er 26 Jahre alt. Sie hatten sich in einer vor wenigen Jahren gegründeten Freikirche getroffen. In dieser Gemeinde war es üblich, sich ganz einzubringen, und das Leben den Gepflogenheiten der Gemeinde unterzuordnen. Die aktive Mitarbeit in der Gemeinde gehörte dazu. Vier Jahre nach der Heirat waren Steiners Eltern von zwei Söhnen und einer Tochter – und Claudia an einem Burn-out erkrankt. Die beiden Söhne sind stark von ADHS betroffen. Die junge Mutter schaffte es nicht mehr, allen Anforderungen gerecht zu werden.
Schwere Erfahrung
Es war ein steiniger Weg, den das Ehepaar in dieser Zeit beschritt, «aber er hat uns zusammengeschweisst». Doch dann verliessen sie die Gemeinde. «Wir konnten die Manipulationen nicht länger ertragen.» Für Beat war die Erkenntnis bitter, dass ihre Gemeinde sektiererische Züge angenommen hatte und die charismatische Prägung durch Religiosität ersetzt worden war. Jahrelang hatte er sich für den Aufbau dieser Gemeinschaft eingesetzt. Heute sagen die Steiners: «Wir wurden geistlich missbraucht.» Im Anschluss erlebten sie in verschiedenen Gemeinden Schritt für Schritt Heilung von Verletzungen und Enttäuschung. Schliesslich wurden sie auf das «Gospelproject» in der Landeskirche Rüti aufmerksam. Durch das Mitsingen im Chor fanden sie Zugang zur reformierten Kirche. Heute engagiert sich Claudia als Katechetin in Rüti und Bubikon und Beat wirkte mehrere Jahre in der Kirchenpflege mit.
Die Erzieherin fiel aus
Mit der Unterstützung ihrer Mutter hatte sich Claudia zur Integrativen Erzieherin und zur Spielidea Spektrum 08.2013
Über 100 gut besuchte Anlässe: Koordinator Wilf Gasser zieht eine positive Bilanz über die diesjährige «MarriageWeek». Nächstes Jahr ist eine «MarriageWeek»-Konferenz für Fachleute geplant. Gasser äusserte gegenüber «idea», er möchte die Koordination in andere Hände abgeben. (idea)
Für die Erbschaftssteuer
Claudia und Beat Steiner bezeugen: «Bei Gott ist Heilung möglich.»
gruppenleiterin ausgebildet. Hier lernte sie viel für ihren Alltag als Familienfrau und gerade für den Umgang mit den inzwischen vier eigenen Kindern und einem Pflegekind, das seit zwölf Jahren zur Familie gehört. Die Kinder durch die Schule zu begleiten war eine grosse Herausforderung.
Pollenallergie
Wenn im Frühjahr der Pollenflug begann, hatte Beat neben fünf Kindern auch noch für eine körperlich beeinträchtigte Frau zu sorgen. «Ohne Cortisonspritzen ging gar nichts mehr», erklärt die 43-Jährige. Nase und Bronchien waren ständig entzündet. Wenn sie durch hohes Gras ging, musste sie die Arme hochhalten, um sie vor einem schmerzhaften, juckenden Ausschlag zu schützen. «Wir versuchten es mit einer Desensibilisierung. Aber ich landete nach der ersten Spritze sogar eine Nacht auf der Intensivstation, weil ich so heftig auf die winzige Menge an Allergenen reagiert hatte.»
«Jesus hat mich geheilt»
Dann, 2012, besuchten Beat und Claudia Steiner die VineyardPfingstkonferenz in Bern. Dort wurde auch für Heilung von Krankheiten, von inneren und äusseren Nöten gebetet, und einmal erwähnte Vineyard-Leiter Martin Bühlmann, er habe den Eindruck, nun würden Pollenal-
lergien geheilt. Claudia erzählt: «Niemand hat speziell mit mir gebetet. Es ist einfach geschehen. Seither bin ich vom Heuschnupfen geheilt!»
Seelsorge-Ausbildung
An der Konferenz entdeckten sie Unterlagen über den SozoSeelsorgedienst, welchen die Bethel-Gemeinde im amerikanischen Redding entwickelt hat. «Es geht dabei im Wesentlichen um Vergebung. Sie ist das Zentrale», erzählt der 48-jährige Beat. Gemeinsam besuchte das Paar ein Ausbildungsseminar für den Sozo-Dienst in der Vineyard-Gemeinde in Hombrechtikon. Beat wurde in dieser Zeit tief berührt von Gottes Gegenwart und Liebe. Und Claudia stellte in den darauf folgenden Tagen erstaunt fest, dass sich die angespannte Beziehung ihres Mannes zu einem der Söhne gelöst hatte.
Unterwegs mit Gott
Die ganze Familie ist mit Gott unterwegs, Claudia und Beat haben sich neben der Landeskirche auch der Vineyard-Gemeinde in Hombrechtikon angeschlossen. Beide hatten den Eindruck, dass dies der richtige Platz für sie ist. Tief dankbar sagen sie: «Bei Gott ist Heilung auch von den tiefsten seelischen Verletzungen möglich. Diese Erfahrung wünschen wir jedem Menschen.» MIRJAM FISCH-KÖHLER Bild: Mirjam Fisch-Köhler
Am 15. Februar reichten Vertreter der EVP, SP, CSP, Grünen und des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes die Volksinitiative «Millionen-Erbschaften besteuern für unsere AHV (Erbschaftssteuerreform)» mit über 111 000 gültigen Unterschriften ein. Sie verlangt, dass Nachlässe von über zwei Millionen Franken zu 20 Prozent besteuert werden. (idea)
Klimafreundliche Freikirchen
Die Arbeitsgemeinschaft «Klima, Energie, Umwelt» (AKU) der Schweizerischen Evangelischen Allianz stellt bei Kirchengebäuden «ein beträchtliches energetisches Sparpotenzial» fest. Um Freikirchen bei Sanierungsmassnahmen zu unterstützen, veröffentlicht sie nun eine Beraterliste. (idea)
SBE jetzt ganz in Trubschachen
Die Stiftung SBE für berufliche und soziale Eingliederung konzentriert ihre Arbeit auf den Standort Trubschachen BE. Der Standort Wattenwil BE wird auf Ende Juni geschlossen. Den 12 Klienten wird eine weitere Betreuung mit gleichem Leistungsumfang angeboten. Für die Angestellten wurde ein Sozialplan ausgearbeitet. Der Campingplatz in Les Breuleux JU wurde per 1.1.2013 verpachtet, die Liegenschaften in Wattenwil werden verkauft. (idea)
Aktion «time:out»
Das Blaue Kreuz führt vom 17. Februar bis 30. März die Aktion «time:out» durch. Damit will sie während der Fastenzeit einen Kontrapunkt zum Leben in Überfluss und grenzenlosem Konsum setzen. Nach dem Motto «Lass weg, was zu viel ist!» soll ein bewusster Verzicht persönliche Suchtgefahren, Abhängigkeiten und problematische Gewohnheiten aufdecken. (idea)
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ein Ort für Mütter und Migrantinnen
Beifall
Kirche unD GeSellSchAft Was braucht unser Dorf? Das fragte man sich in der ETG
Papst Benedikt XVI. tritt zurück. Dieser Schritt wird als mutig taxiert, historisch – immerhin sind mehr als 700 Jahre vergangen seit dem letzten Rücktritt eines Papstes. Viele inner- und ausserhalb der katholischen Kirche spendeten Beifall, zeigten Verständnis für die Entscheidung des alten Mannes, der die schwere Bürde seines Amtes nicht länger tragen will. Sogar von Bescheidenheit war die Rede. Szenenwechsel: Ich wurde in den letzten Monaten Zeuge, wie sich eine Frau mutig zurück «ins Leben» kämpfte. Sie trägt nicht die Bürde eines Amtes, sondern einer Scheidung. Lange kamen weder Alimente noch Kinderzulagen auf ihr Konto, obschon sie Kinder zu versorgen hat. Sie setzte alle Hebel in Bewegung, um zu ihrem Recht zu kommen. Sie erstellte ein Budget im vollen Bewusstsein, dass sie den Gürtel eng schnallen musste. Sie handelte Ratenzahlungen für offene Rechnungen aus, die ihr Mann ihr hinterlassen hatte. Aber – und das beeindruckte mich sehr – sie klagte die verschiedenen Schwierigkeiten auch immer wieder ihrem Gott und Vater im Himmel. Mehr als einmal erlebte sie, dass Gott sein Versprechen in ihrem Leben wahr macht: «Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören» (Jes. 65,24). Sie erlebte, wie Menschen plötzlich ihre Meinung änderten und sich zu ihrem Wohl einsetzten; wie sie Hilfe bekam, wenn sie darum bat. Monat um Monat stotterte sie Schulden ab. Schritt für Schritt hat sie Verantwortung übernommen, Strategien entwickelt und viel gearbeitet, um auf eigenen beruflichen und finanziellen Beinen stehen zu können. In beiden Fällen – beim Papst und bei dieser Frau – steht mir kein Urteil über Tun und Lassen, über Schuld und Unschuld zu, aber wem ich den grösseren Beifall spende, das erraten Sie ja wohl?! HeleNA gySIN Die Autorin ist Familienfrau und Sekretärin der Baptistengemeinde Bülach.
Buchwiesen in Erlen TG vor drei Jahren. Dank dem Verein Mosaik finden heute alleinerziehende Mütter und Migrantinnen neue Kontakte und sind besser integriert.
Erlen ist eine ländliche Gemeinde im Thurgau und liegt zehn Kilometer vom Bodensee entfernt zwischen Weinfelden und Amriswil. Die Evangelische Täufergemeinde (ETG) Buchwiesen gehört seit über hundert Jahren zum Dorf. Liebe untereinander und die aufrichtige Verbundenheit zeichnen die bibeltreue Gemeinde aus. So zählt das gemeinsame Mittagessen an jedem zweiten Sonntag zur langjährigen Tradition.
Wachstum durch Kurse
«Die Gemeinde wuchs in den letzten zehn Jahren von 150 auf 200 Gottesdienstbesucher», erzählt Thomas Schnyder, Pastor für Gemeindeentwicklung und Studienleiter beim IGW. «Durch den Alphalive-Kurs waren viele zum Glauben gekommen.» Auch neues Liedgut sei integriert worden. Im Jahr 2010 begann die Buchwiesengemeinde, sich bewusst nach aussen zu orientieren. Ein wichtiger Meilenstein war der Diakonietag, an dem die Gemeinde prüfte, wie sie den Menschen in ihrem Umfeld praktisch dienen könnte. Schnyder: «Wir fragten uns: Was braucht unser Dorf?»
Zu den Menschen hingehen
Der 34-jährige Familienvater aus Hefenhofen TG schrieb im Rahmen seines Theologiestudiums beim IGW eine Masterarbeit über Muslime im Dorf. Das Resultat: Frauen sind schlecht integriert, sprechen kaum Deutsch und wünschen sich Kontakt. Darauf reagierte die Erler Freikirche. «Wir wollen Brücken bauen zu den Menschen im Dorf und in Kontakt mit ihnen treten», sagt Schnyder. «Unser Ziel ist es, den
Der Deutsch-Konversationskurs hilft Frauen mit Migrationshintergrund, sich in der Nachbarschaft und im Dorf zu integrieren.
Menschen zu dienen.» So liess man Einladungsflyer drucken, verteilte sie in alle Haushalte und hängte sie im Dorf auf. Im April 2012 startete der neu gegründete Verein Mosaik mit drei Angeboten: einem wöchentlichen Deutschkurs für Migrantinnen, einem Eltern-Kind-Treff und dem «Singsalabim», einem Singen für Kleinkinder mit anschliessender Gesprächsrunde. Die meisten Besucher kommen heute aus dem Dorf und die Angebote stossen immer mehr auf Interesse. Besonders Frauen und alleinerziehende Mütter seien sehr froh über die neuen Kontakte, weiss Schnyder. Manche würden gar von allen drei Angeboten profitieren.
Prozess mit der Gemeinde
Im letzten November führte die ETG Buchwiesen zwei Visionstage durch. Schnyder erklärt: «Wir wollen die Gemeinde in den Prozess der Öffnung nach aussen hineinnehmen. Es ist wichtig,
idea-Serie: Aufbrechen zu den Menschen Immer mehr christliche Gemeinden engagieren sich für die Gesellschaft. Was bewegt sie dazu, sich auf den Weg zu machen, um den Menschen in ihrem Umfeld zu dienen? Welche Erfahrungen machen Gemeinden mit dem sozialen Engagement? Welche Hindernisse müssen dabei überwunden werden? «idea Spektrum» stellt in einer Serie Kirchen und Gemeinden vor, welche den Aufbruch zu den Menschen wagen, um ihnen – motiviert von der er erfahrenen Liebe Jesu – zu dienen. Bild: zvg
Hingehen: Thomas Schnyder befragte die Muslime im Dorf.
dass die ganze Gemeinde daran beteiligt ist und nicht nur die Gemeindeleitung.» Am Visionstag entstand auch die Idee, am 24. Dezember einen Weihnachtsabend für die Bevölkerung von Erlen durchzuführen; für Menschen, die den Heiligen Abend sonst alleine zuhause verbringen.
Wohlwollen im Dorf
Die Buchwiesengemeinde erlebt viel Wohlwollen im Dorf Erlen und auch mit der Landeskirche besteht eine gute Zusammenarbeit. Schnyder ist überzeugt: «Jede Gemeinde kann sich für Aussenstehende öffnen. Nur wer sich auf den Weg macht, sammelt Erfahrungen und lernt, was sich bewährt und was weniger gut funktioniert.» CHRISTIAN BACHMANN www.etg-buchwiesen.ch http://vereinmosaik.com idea Spektrum 08.2013
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«Handy-Generation» fordert Volksschule JOUrNAl MEDIENKONSUM Handy und Co. fordern die Schule heraus. Hanspeter Amstutz, alt EVPBildungsrat ZH, plädiert für eine bessere Balance zwischen alten und neuen Tugenden.
«Die rasante Entwicklung der Multimediabranche führt dazu, dass wir heute in der Schule eine Generation von Jugendlichen haben, die einen anderen, sehr intensiven Umgang mit digitalen Medien und Kommunikationsmitteln pflegt», erklärt Hanspeter Amstutz.
in der Schule und in der Familie vermittelt werden». Dazu gehörten feste gemeinsame Essenszeiten, das Gespräch und Interesse am Gegenüber, Respekt und eine gepflegte Sprache. «Wenn eine Mehrheit der Familien diese Basiserziehung nicht mehr leistet, hat die Volksschule und mit ihr die ganze Gesellschaft ein Problem», sagt Amstutz.
Belastungen im Schulalltag
Als Sekundarlehrer kennt Amstutz die wachsenden Schwierigkeiten, die sich daraus im Schulbetrieb ergeben, aus dem persönlichen Alltag. «Jugendliche verbringen heute im Durchschnitt sieben Stunden täglich mit Chatten, in sozialen Netzwerken oder mit Computerspielen. Das ist gleich viel wie sie schlafen und länger als sie im Schulunterricht sind. Das ist eindeutig zu viel!», mahnt der engagierte Ex-Bildungsrat. Das Schreiben von 100 SMS pro Tag oder stundenlanges Herumballern am Computer hinterlasse Spuren beim Lernverhalten und mindere die Leistungsfähigkeit. Amstutz: «Das exzessive SMSSchreiben ist ein riesiger Energieverlust und die Ballerspiele stumpfen ab. Betroffene Schüler sind überstimuliert und reagieren nur noch auf extremste Reize, die
Alte Tugenden stärken Amstutz: «Mit Werten erziehen.»
im schulischen Unterricht gar nicht erzeugt werden können.»
Gute Basiserziehung
Die neuen Medien verteufeln möchte Hanspeter Amstutz aber nicht. Solange die realen Beziehungen mit Gleichaltrigen nicht vernachlässigt und Medienbekanntschaften nicht mit realen Freundschaften verwechselt würden, bestünde kein Grund zur Sorge. Um einen gesunden Umgang mit iPhone, Facebook und Co. zu garantieren, brauche es eine verlässliche Mitwirkung der Eltern in der Erziehung. «Gesunde Lebensstrukturen müssen den Jugendlichen
Mit den neuen Tugenden wie Kreativität, Flexibilität, Offenheit und einer kommunikativen Grundhaltung sind die Jugendlichen bestens vertraut. Diese kämen jedoch erst richtig zum Tragen, wenn die alten Tugenden wie Verlässlichkeit, Sorgfalt, Ausdauer, Aufmerksamkeit, Pünktlichkeit, eine gute Arbeitshaltung und respektvoller Umgang verinnerlicht seien. «Die junge Generation hat ein dermassen grosses Defizit in den alten Tugenden, dass die schönsten schulischen Projekte scheitern können», sagt Amstutz und ergänzt: «Eltern brauchen wieder Mut zur Erziehung. Erziehen ist nicht nur ein Empfehlen. Man muss mit Werten erziehen, zu denen man steht, die man selber vorlebt und die man auch von den Kindern umgesetzt haben möchte.»
Inspiration fürs Business
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Markt zu behaupten. Jetzt handelt er. Unter dem Namen «Mondays Talk» organisiert er eine Vortragsreihe für Christen in der Wirtschaft mit dem Titel: «Innovate or Die!» (Sei innovativ oder stirb!). Start ist am 11. März an der Zumikerstrasse 3 in Küsnacht (ZH). Das Impuls-Referat hält DiplomIngenieur Roger Gorlero. Er leitet ein auf Marketing und Verkauf spezialisiertes Beratungsunternehmen. Sein Thema wird sein: «Bewältige die Herausforderung reifer Märkte.» Im Anschluss findet eine Fragerunde statt. Die Montags-Talks von Christen für Christen sollen Motivation sein und Hilfen bieten durch aktuelle Emp-
Das Schweizer Kinderhilfswerk Kovive sucht für Sommer 2013 in der Deutschschweiz 250 neue Gastfamilien, um armutsbetroffenen Kindern glückliche Ferientage und Erholung zu schenken. Wichtigstes Kriterium ist die Bereitschaft, ein Kind in das Familienleben einzubinden und sich Zeit für den Feriengast zu nehmen. Informationen unter Telefon 041 249 20 90, info@kovive.ch oder www.kovive.ch. (idea)
Bethanien zieht nach Altstetten
Das Diakoniewerk Bethanien will an der Buckhausstrasse in ZürichAltstetten einen Gebäudekomplex als neuen Hauptsitz errichten. Zum Umzug hat sich das Werk entschlossen, weil der jetzige Standort auf dem Zürichberg nicht mehr der Platz der breiten Bevölkerung ist. Das Diakoniewerk Bethanien deckt Bedürfnisse ab, wie sie im Schmelztiegel der Stadt bei der Vielfalt der Menschen entstehen. Das neue Bethanien-Gebäude wird neben dem Hauptsitz des Diakoniewerks ein Hotel, ein öffentliches Restaurant, Konferenzräume, eine Kindertagesstätte sowie Büroräumlichkeiten beherbergen. Der Baubeginn ist im November 2013 vorgesehen, der Umzug auf Ende 2015 geplant. (idea)
30 Jahre Magazin «ethos»
Das vom Schwengeler Verlag in Berneck SG herausgegebene christliche Monatsmagazin «ethos» erscheint nun im 30. Jahr. 1983 wurde es von Bruno und Yvonne Schwengeler gegründet. «ethos» will Christen und am Glauben interessierten Menschen Mut auf dem Weg mit Jesus machen, über Zeittrends im Licht der Bibel informieren und eine Hilfe bei der Meinungsbildung sein. Chefredaktorin des Magazins ist Daniela WagnerSchwengeler. (idea)
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MONDAyS TAlK – TrEffEN für CHrISTEN IN DEr WIrTSCHAfT
So wie die Gesellschaft, verändert sich auch die Wirtschaft. In diesem neuen Umfeld versagen selbst bewährte Theorien. Der Umwelt-Architekt Siamak G. Shahneshin: «Um der Komplexität des 21. Jahrhunderts erfolgreich begegnen zu können, müssen sich die Unternehmen ändern, das betrifft zuerst einmal unser Denken.» Shahneshin, der mit so renommierten Architekten wie Daniel Liebermann und Paolo Soleri gearbeitet hat, leitet ein Büro für nachhaltige Landschaftsplanung. Den gebürtigen Iraner und Christen bewegt es, wenn christliche Unternehmer Mühe bekunden, sich im
Gastfamilien gesucht
fehlungen für Marketing, Verkauf und Vertrieb. Siamak G. Shahneshin: «Christliche Wirtschaftsleute und Unternehmen sollen wachsen und der Welt und ihren ökonomischen Gesetzen trotzen.» Die Anlässe sind kostenlos und dienen auch der Vernetzung von Christen in der Wirtschaft. Anmeldung bei: sgs@shagal-iodaa.net. (rh) Bilder: idea/em; zvg
Neue CPV-Broschüre
Die Christliche Polizei Vereinigung Schweiz (CPV) hat unter dem Titel «Sicher surfen» eine Präventionsbroschüre gestaltet. Diese informiert über Gefahren im Internet und wie man sich davor schützen kann. Die Broschüre wird gratis abgegeben an Jugendliche, Eltern, Schulen, Firmen und andere Interessierte. (idea)
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SYNERGIE Wie kannst du nur...? «Wie kannst du nur den Beruf eines Rechtsanwalts mit deinem Christsein vereinbaren?» Im Kern dieser Frage kam die Meinung zum Ausdruck: Anwalt sein ist kein ehrbarer Beruf. Ich frage zurück und entdecke dann oft das Bild eines Strafverteidigers in amerikanischen Krimi-Serien, der den Serienmörder reinwaschen will oder den schlitzohrigen Rechtsvertreter dubioser Firmen, der den Witwen den letzten Groschen aus der Tasche zieht. Witze kursieren: «Gib keinem Anwalt die Hand. Falls trotzdem, dann prüfe, ob noch alle Finger dran sind.» Ist es vertretbar, als Christ eine Anwaltstätigkeit auszuüben? Ich halte fest: Jeder Anwalt macht Fehler, macht sich schuldig vor Gott und Menschen. Jedem Beruf können spezifische Fallen und Versuchungen zugeordnet werden. Fehler und schuldhaftes Verhalten
Problem ungelöst «idea Spektrum» Nr. 6 – «Podium, Abzocke» Auch wenn die Abzocker-Initiative angenommen wird oder der Gegenvorschlag in Kraft tritt, ist das Problem der als Belohnung freiwillig bezahlten Riesen-Vergütungen nicht gelöst. So dürfen die staatlich privilegierten, weniger der preisregulierenden Konkurrenz ausgesetzten Pharma-Konzerne dank hoher Medikamentenpreise ihre Manager weiter mit Millionen-Boni belohnen. Das ist im Verhältnis des erwirtschafteten Milliardengewinns ein Trinkgeld. Und solange Banken weiter aus dem Nichts riesige Summen Kreditgeld schöpfen können, dürfen auch diese Manager (von denen gierige Aktionäre 15 bis 25 Prozent Kapitalrendite fordern) weiterhin ihren «kleinen Anteil der Milliardenerträge» in Millionenbeträgen an Gehältern und Boni erhalten. Durch die erwähnte Aufblähung der Geldmenge verliert jedoch das Volk auf Ersparnissen Geld durch Entwertung, während die durch die Finanzwelt erworbenen Realwerte wie Gold, Liegenschaften, Firmen, im Wert steigen. Ich empfahl deshalb Thomas Minder, künftig im Parlament vor allem den Kampf gegen die geschilderte benachteiligende ideaSpektrum 08.2013
sind bei Rechtsanwälten (und zum Beispiel auch bei Politikern) offenkundiger als in anderen Berufen, wie etwa Schafhirten, Kunstmalern oder Kindergärtnerinnen. Jedoch: Wenn überhaupt, dann liegt der Unterschied darin, dass die Sünden des einen mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit dringen als die Fehler des anderen. Grundsätzlich gilt: Jede Berufsfrau und jeder Berufsmann macht sich schuldig. Ich kann mir nicht vorstellen, einen anspruchsvollen Beruf auszuüben, ohne gleichzeitig um die gnädige, liebevolle Zuwendung von Jesus zu wissen. Was für ein Glück als Anwalt Christ, als Krankenschwester Christin zu sein! Licht und Salz sein bedeutet nicht, perfekt zu sein. Es bedeutet: Als unvollkommener, bedürftiger, aber als begnadigter Mensch mitten in dieser Welt zu leben. Dies erst gibt mir die Möglichkeit, zu meinen Fehlern zu stehen, ohne mich schämen zu müssen – und durch Wort und Werk Jesus zu bezeugen. Zwei Dinge machen den Beruf des Anwalts besonders schön. Paulus schreibt: «Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern Abzockerei zu führen. Diese Empfehlung richte ich auch an Nationalrätin Brigitte Häberli. Weniger fragwürdige Gewinne zu Lasten des Volkes ergeben automatisch kleinere Boni. Dass Ständerat Minder bisher den Abzocker-Managern in Aktiengesellschaften mit vielen Kleinaktionären die Stirne bieten und die Aktionärsrechte erweitern will, ist verdienstvoll. Doch die vorgeschlagenen Regelungen gehören nicht in eine Verfassung. Die als ausgewogenerer Gegenvorschlag bereitstehende Aktienrechts-Revision nimmt nicht nur börsenkotierte, sondern alle Aktiengesellschaften in Pflicht. emil rahm, Hallau SH
Zu viel Verstand «idea Spektrum» Nr. 7 – «Jesus bleibt relevant» Ich bin doch recht erstaunt über das Interview mit Luke Gasser. Einmal sagt er, er habe Probleme mit dem Alten Testament und den paulinischen Briefen, wörtlich: «...da steht mir mein Verstand im Weg». Ja, da merkt man, dass er den Film mit seinem Verstand und auch aus «persönlichen Überlegungen» und leider nicht aus persönlichen Begegnungen mit Jesus schuf. Traurig ist auch, dass sein Ziel «ein konstruktiver Beitrag zur Religions-
des Friedens.» Gute Ordnungen dienen dem Frieden. Das gehört zu den wichtigen Aufgaben jedes Anwalts: Ordnungen suchen, finden und den Klienten vorschlagen. Gute Anwälte bewahren vor Un-Ordnung und unnötigem Prozess. Das Zweite: Anwalt zu sein gehört zu den wenigen Berufen, die es schon jetzt im Himmel gibt (oder könnten Sie sich vorstellen, dass es im Himmel einen Zahnarzt, eine Kauffrau gibt?). In verschiedenen Kantonen spricht man nicht von Rechtsanwälten, sondern von Fürsprechern. Und Fürsprecher gibt es schon jetzt im Himmel (vgl. z.B. Hiob 16,19; 1. Johannes 2,1). Himmlisch ist auch Folgendes: Von diesem Fürsprecher ist keine Rechnung zu erwarten; sie ist bereits bezahlt. Christoph Wyss Der Autor ist Rechtsanwalt und im Vorstand der Internationalenn Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG). christoph.wyss@advobern.ch
diskussion» sein soll. Die Bibel und somit auch Jesus sollten doch zum Dialog und nicht zur Diskussion (diskutieren = zerschlagen, zerschmettern, Etymologie) führen. Gabriele hüni, Staad SG
Gutes Interview «idea Spektrum» Nr. 7 – «Jesus bleibt relevant» Mein Kompliment zu diesem Interview mit Luke Gasser. Es ist ein spannendes Gespräch – gut niedergeschrieben! Umso gespannter bin ich nun auf den Film. stephan lehmann, Zürich
Hinweis Beim Artikel «Mit Herz und klarer Vision für Afrikas Entwicklung» («idea Spektrum» 05/2013) veröffentlichten wir eine nicht mehr gültige Internetadresse. Die richtige Adresse ist: www.dayoconsulting.com. Wir bitten um Kenntnisnahme und danken der aufmerksamen Leserschaft für den Hinweis. (red.)
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PodIum Keine Wundertüte Die Schweiz braucht ein griffiges Raumplanungsgesetz und Leitplanken für den haushälterischen Umgang mit dem knappen Gut «Boden». Damit sich auch die nächste Generation an unserem schönen Land freuen kann. Wer das will, muss sich fragen, ob die vorliegende Revision zum Raumplanungsgesetz (RPG) tatsächlich die knappe Bodenfläche in der Schweiz sparsamer nutzt und die Zersiedlung stoppt. Wer von Verdichtung spricht muss sich bewusst sein, was dies bedeutet: höher und tiefer bauen, Grenzabstände überprüfen und Ausnützungsziffern durch Grenzmasse ersetzen, vereinfachte Verfahren bei Abbrüchen und Ersatzneubauten, weniger Bürokratie bei der Bebauung. Klare Aussagen zu diesen Themen sucht man jedoch vergeblich in der RPGVorlage. Die eingezonte Fläche soll sich am Bedarf der kommenden 15 Jahre orientieren. Darüber hinausgehende Flächen müssen unter Entschädigungsfolge zurückgezont werden. Diese Rückzonungspflicht hat aber keinen Einfluss auf das Ziel, haushälterischer mit dem Boden umzugehen. Stattdessen wird Bauland künstlich verknappt, die Bodenpreise steigen und junge Familien, der Mittelstand, das Gewerbe bezahlen die Zeche mit explodierenden Mieten. Niemand kann heute exakt sagen, wo und wie viele Hektaren Bauzonen zu welchem Preis zurückgezont werden müssten. Das Bundesamt für Raumentwicklung stellt seit Neuestem seine eigenen Zahlen, die es erst 2012 den Parlamentariern zur Verfügung gestellt hat, infrage. Das Chaos in Bundesbern ist perfekt: Wir stimmen über ein neues Gesetz ab, und nicht einmal die Bundesverwaltung weiss, was nun gilt! Die Stimmbürger kaufen mit der RPG-Revision die Katze im Sack. Zu dieser Wundertüte sage ich deshalb deutlich Nein. hans-UlriCh
Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffentlichen. Die Redaktion
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Der Autor ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes.
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p u bl I r e p or tag e
Mein grösster Schatz? Für viele Schweizerinnen und Schweizer ist das Guthaben bei der Pensionskasse ihr grösstes Vermögen. Als Christen wissen wir, dass unser «grösster Schatz» nicht irdischer Natur ist. Als gute Verwalter sind wir jedoch aufgefordert, haushälterisch und weise mit den uns anvertrauten Gütern umzugehen. Sind Sie der Überzeugung, dass es eine Rolle spielt, was und wie wir etwas tun? Ist es Ihnen wichtig, dass christlich-ethische Grundwerte die Basis des Handelns sind? Das war auch bei der Gründung der Sammelstiftung PROSPERITA für die berufliche Vorsorge ausschlaggebend. Als Non-Profit-Organisation erzielt sie keine Gewinne für Aktionäre. Was erwirtschaftet wird, erfüllt im Sinne einer treuen Verwalterschaft die langfristigen Verpflichtungen gegenüber Versicherten und ermöglicht, dass die erforderlichen Reserven und Rückstellungen gebildet werden können. Auf diese Säulen kannst du bauen PROSPERITA ist eine eigenständige Stiftung für die obligatorische und freiwillige berufliche Vorsorge. Sie wurde 1999 auf der Grundlage der Schweizerischen Bundesverfassung von Persönlichkeiten gegründet, die sich der Tradition der christlichen Grundwerte verpflichtet wissen. Versicherte und Arbeitgeber sind in den Entscheidfindungsprozess eingebunden und an der Weiterentwicklung der PROSPERITA beteiligt. Denn nur in einem «Miteinander» kann eine gesellschaftsrelevante Mission erfüllt werden. Die Unternehmens-, Anlage- und Versicherungspolitik beruht auf christlich-ethischen Werten und unterstützt keine Vorhaben, die Menschen, Tieren oder der Natur Schaden zufügen. Gesundes Wachstum Gesundes Wachstum ist der PROSPERITA ebenso wichtig, wie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen aktiven Versicherten und Pensionierten. Denn das sind die Voraussetzungen dafür, auch langfristig eine gesunde Pensionskasse für unsere Partner zu bleiben. Wesentliche Aspekte des Profils sind: • Ungebrochenes Wachstum der Anschlüsse aus dem christlichen Umfeld • Speziallösung mit weltweiter Deckung für Missionswerke • Tiefe Kosten dank schlanker Verwaltung und gutem Risikoverlauf • Hohe strukturelle Risikofähigkeit (Verhältnis Rentner/Aktive 1:26) idea Spektrum 08.2013
• Aktives Leistungsfall-Management (Care Management) • Umwandlungssatz von 6,8 % im Obligatorium und im Überobligatorium • Gewährleistung voller Anlagentransparenz • Investition in nachhaltige Vermögensanlagen (Mitglied bei Stiftung Ethos) Bezahlbarer Wohnraum Für die PROSPERITA gehört die Investition in den Bau preiswerter Mietwohnungen für Familien zum sozialen Engagement. Im 2009 konnten 17 Wohnungen in Aarberg voll vermietet werden, es folgte der Bau von 16 Wohnungen in Winterthur-Wülflingen und in Oberkulm (AG) entstanden im 2012 zwei Mehrfamilienhäuser à je 10 Wohnungen. Die neuste Anschaffung im Bereich Immobilien wurde im Januar 2013 mit dem Zukauf eines 28-FamilienHauses in Olten getätigt.
Auf einen Blick Geschäftsjahr
2008
2009
2010
2011
2012
Angeschl. Unternehmen
335
320
314
314
325
Anzahl aktiv Versicherte
2282
2838
2980
3060
3107
112
153
177
191
209
Anlagevermögen CHF/Mio Performance Deckungsgrad
-20,45% 11,98% 4,78% -2,27% 6,94% 83,8% 94,73% 97,98% 92,96%
>98%
Mitten im Leben den Neuanfang wagen Das haben Barbara Burn und ihr Mann Andreas im 2011 getan und sie erzählt: «Wir haben den Neustart mit vielen Ideen und grossem Enthusiasmus gewagt. Wenn auch der Schritt aus dem <sicheren Nest > nicht einfach fiel, bereuen wir es keinen Moment.» Die Firma Burn Spezialbau AG koordiniert als Generalunternehmer alle Leistungen, die es von der Idee bis zur Fertigstellung eines Bauprojektes (Ein-/Mehrfamilienhäuser oder Renovationen an bestehenden Objekten) benötigt. Auf die Frage, warum sie bei der PROSPERITA sind, berichtet Frau Burn: «Wer sein eigener Chef ist, kann die Verantwortung nicht abschieben. Uns ist wichtig, dass jedes Geschäft – egal ob gross oder klein – innerhalb der Firmenphilosophie realisiert wird. Darum setzen wir bei der beruflichen Vorsorge auf die PROSPERITA.»
Attraktiver Wohnraum für Familien in Aarberg
Verantwortung tragen, heisst weise entscheiden
Moderne Familienwohnungen in Olten Vermögenslage im Fokus In einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld hat sich die PROSPERITA gut behauptet. Rund 75 % des Vermögens ist in Realwerten und nur 25 % in Nominalwerten investiert. 87 % des Vermögens sind in Schweizer Franken angelegt, berücksichtigt man dabei auch Fremdwährungsanlagen, die abgesichert sind. Der Deckungsgrad liegt bei rund 98 % (Stand Dez. 2012).
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Das Bild der Woche HINDUTREFFEN MIT TOTEN Das größte religiöse Fest der Welt hat für 36 Teilnehmer ein tödliches Ende genommen. Alle 12 Jahre strömen rund 100 Millionen Hindus an den Ganges. Beim Maha Kumbh Mela (Fest des Kruges) waten sie in den für sie heiligen Fluss, übergießen sich mit seinem Wasser oder trinken es. Das soll sie von Sünden reinigen und vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburt erlösen (ein wesentlicher Bestandteil dieser Weltreligion). Das Fest dauert vom 14. Januar bis 10. März. Es stellt die 1,1 Millionen Einwohner zählende Stadt Allahabad vor riesige logistische Aufgaben. Am 10. Februar brach auf dem Bahnhof eine Massenpanik aus, als rund 200.000 Menschen nach Hause fahren wollten. Wahrscheinlich brach ein Brückengeländer, so dass viele Menschen in die Tiefe stürzten. 26 Frauen, 9 Männer und 1 Kind kamen ums Leben. Von den 1,2 Milliarden Einwohnern Indiens sind 82 % Hindus, 12 % Muslime und mindestens 3 % Christen. Der Rest gehört anderen Religionen an.
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Die grünalternative „tageszeitung“ aus Berlin jubelt: „Gut, dass dieser Papst weg ist“. Die katholische „Die Tagespost“ aus Würzburg sieht es freilich völlig anders.
Kritik nach Rücktritt: Der Papst blieb katholisch ÖKUMENE Nachdem führende Vertreter der EKD und der Evangelikalen zunächst mit Hochachtung auf den angekündigten Rücktritt von Papst Benedikt XVI. reagiert haben, wird jetzt zunehmend Kritik laut.
E
ine Brüskierung evangelischer Christen hat jetzt der EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider, dem Papst vorgeworfen. Als Benedikt XVI. das Augustinerkloster – in dem Luther von 1505 bis 1511 als Mönch lebte – 2011 besuchte, habe er bei der Begegnung mit der EKD „öffentlich gesagt, dass er keine ökumenischen Geschenke mitgebracht habe und dass wir nicht wie politische Parteien miteinander reden könnten. Das haben viele von uns als deutliche Brüskierung empfunden.“ Schneider: „Das Bild, das der Papst von uns dort entwarf, hat mit unserem Selbstbild überhaupt nichts zu tun.“ Man habe die Gespräche nie wie Verhandlungen zwischen Parteien verstanden. Der EKDChef: „Unser Selbstverständnis hängt nicht davon ab, ob Rom uns etwas zuerkennt oder abspricht. Der Vatikan gibt nicht das Maß des Christlichen vor.“ Nach Ansicht des Berliner Bischofs Markus Dröge hätten sich die hohen Erwartungen an den ersten deutschen Papst seit der Reformation nicht erfüllt. Auch die Reformen, die viele Katholiken sich gewünscht hätten, seien nicht erkennbar vorangetrieben worden: „Es könnte sein, dass der Rücktritt von Papst Benedikt sich als der größte reformerische Akt seines Pontifikats erweisen wird.“
Gemeinsam für Evangelisation Lob kommt dagegen vom Direktor für ökumenische Angelegenheiten der Weltweiten Evangelischen Allianz, Pfarrer Rolf Hille (Heilbronn). Für ihn hat sich der 8.2013
Papst „mit großer theologischer Klarheit für den ökumenischen Dialog engagiert“. Angesichts des Säkularismus habe er verstärkt die Gemeinschaft mit konservativen Christen aus den reformatorischen Kirchen gesucht und nachdrücklich zur Evangelisation aufgerufen: „Darin hatte er mit den Evangelikalen eine gemeinsame Perspektive.“ Sie hofften und beteten, „dass sein Nachfolger im Blick auf eine biblisch fundierte Ethik und die gemeinsamen Glaubensbekenntnisse der Alten Kirche Benedikts Weg segensreich fortsetzt und mutige Schritte hinsichtlich der Ökumene geht“. Die Allianz repräsentiert rund 600 Millionen Evangelikale in 128 Ländern.
Die Kritik am Islam wurde Tabu Nach Worten des Vorsitzenden der Theologischen Kommission der weltweiten Allianz, Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), zählt zu den ungewöhnlichen Entscheidungen des Papstes, dass Benedikt XVI. sein Buch über Jesus von Nazareth als Privatmann geschrieben und Leser eingeladen habe, ihm Kommentare per E-Mail mitzuteilen. In der Regel seien Papstschreiben immer amtlich. Aus evangelikaler Sicht sei dieses Buch eine der wichtigsten Veröffentlichungen des Papstes. Der christliche Glaube werde als eine persönliche Beziehung zu Jesus dargestellt, die auf einer individuellen Entscheidung statt auf traditioneller oder kultureller Kirchenzugehörigkeit beruhe. Dagegen sei ein anderes, für die evangelikale Welt
wichtiges Thema „unterbelichtet“ geblieben, nämlich die Haltung der Kirche zum Islam. In den ersten Amtsjahren habe der Papst „scharf geschossen“, indem er etwa den Islam als „Wurzel des Übels“ bezeichnete, „der von seiner Natur her gewalttätig und historisch konfliktträchtig ist“. Zuletzt sei diese Thematik fast tabu geworden.
Er hat die Trennung verfestigt Der Vorsitzende des theologisch konservativen Bibelbundes, Michael Kotsch (Bad Meinberg), sagte idea, es wäre falsch, den Papst für evangelikale Positionen zu vereinnahmen. Benedikt habe an fast allen typisch katholischen Lehren festgehalten und damit die Trennung zwischen den Konfessionen verfestigt. Der in der im Jahr 2000 veröffentlichten Schrift „Dominus Jesus – Über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche” erhobene Anspruch der katholischen Kirche, die einzig wahre Kirche zu sein, sei beibehalten worden. Alle anderen Kirchen würden bis heute nur als religiöse Gemeinschaften betrachtet.
Ein Zeuge Christi, aber … Nach Ansicht der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ hat sich Benedikt als ein Zeuge Jesu Christi erwiesen, erklärte der Vorsitzende, Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt (Filderstadt bei Stuttgart). Entschlossen habe er „dem zwiespältigen Geist der Zeit, der ihm aus Kirche und Gesellschaft entgegenschlug, widerstan- O
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NOTIERT Äthiopien: Lutherische Kirche bricht mit USA und Schweden
den und nicht davon gelassen, die vorgegebene Tradition in theologischer Verantwortung an die Zeit heranzutragen“. Hellenschmidt beklagt zugleich, dass es unter Benedikt XVI. trotz aller Gesprächsbereitschaft zu keinem offenen Gespräch mit den Kirchen der Reformation gekommen sei. Die Lehren von der Eucharistie und vom Papstamt seien Stolpersteine auf dem Weg zueinander geblieben.
… nahm kein Dogma zurück Der Vorsitzende der konservativsten protestantischen Bewegung, des MaleachiKreises, Martin Vedder (Morsbach bei
habe den evangelischen Kirchenführern deutlich gemacht, welchen Preis sie bezahlen müssten, wenn sie sich der „Mutterkirche“ wieder annähern wollten.
Lob von den Methodisten Uneingeschränkt positiv würdigt dagegen die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), das Wirken Benedikts. Er habe mit der Einladung zum Glauben an Jesus Christus auf die Gottvergessenheit vieler Menschen reagiert und auf theologisch fundierte Weise auf Christi Wesen und Leben hingewiesen, schrieb sie an den Nuntius des Vatikans in Berlin, Erzbischof Jean-Claude Périsset.
Ein „großes Geschenk Gottes“
Martin Vedder
Bernhard Meuser
Siegen), ist der Meinung, dass Benedikt „unablässig für die katholische Lehre eingetreten“ sei. In seiner Amtszeit sei keines der Dogmen zurückgenommen worden, das vor 500 Jahren die Reformation Martin Luthers (1483-1546) ausgelöst habe. Bei Ablass, Marienkult, Heiligenverehrung, Eucharistie und Sakramentsverständnis sowie beim ständigen Gebrauch des Titels „Heiliger Vater“, der nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift nur Gott zustehe, habe sich der scheidende Papst zutiefst „als wahrer Sohn seiner Kirche gesehen“. Er
Für den evangelikalen katholischen Verleger Bernhard Meuser (Augsburg) war Benedikt XVI. „das überaus große Geschenk Gottes an eine verwirrte Kirche und eine orientierungslose Menschheit“. Wer meine, der Rücktritt sei eine Niederlage, irre: „Dieser große Papst und noch größere Lehrer der Kirche hatte nur einen Feind, vor dem er wich: die Schwäche seines Körpers.“ In seinem „altersmüden Körper“ habe sich eine immer tiefere Versenkung in das Gebet und die Heilige Schrift ereignet. „Den Willen Gottes tun, sein Wort unverfälscht, ohne ein Jota an Abstrichen und in Vollmacht zu sagen, was immer der Preis ist – das trieb ihn an“, so Meuser, der die Mediengruppe Sankt Ulrich Verlag leitet. P
Saudi-Arabien: Islamischer Geistlicher foltert Tochter zu Tode In Saudi-Arabien sorgt ein schwerer Fall von Kindesmissbrauch für Entsetzen. Der islamische Geistliche Fayhan al Ghamdi hatte seine fünfjährige Tochter Lama zu Tode gefoltert, weil er ihre Jungfräulichkeit anzweifelte. Das Mädchen war im November mit schwersten Verletzungen und Verbrennungen in ein Krankenhaus in der Stadt Hotat Bani Tamim eingeliefert worden. Der Geistliche, der auch im Fernsehen predigt, hat eingeräumt, seine Tochter mit einem Stock und Elektrokabeln misshandelt zu haben. Seine von ihm geschiedene Ehefrau Sayeda Hamadari fordert nach islamischem Gesetz die Todesstrafe für ihren inhaftierten Ex-Mann. Das saudische Königshaus soll entsetzt über das Verbrechen sein. Es habe interveniert, um eine harte Strafe zu erreichen.
Fotos: dpa, Thorsten Brenscheidt, Sankt Ulrich Verlag
Eine zornige Reaktion Gottes? So sahen es manche Fans von Benedikt XVI., als am Abend des Tages, an dem er seinen Rücktritt ankündigte, ein Blitz in den Petersdom einschlug.
Eine lutherische Kirche aus Afrika hat ihre Beziehungen zu Partnerkirchen in den USA und Schweden abgebrochen. Auslöser ist deren liberaler Umgang mit Homosexualität. Die Generalsynode der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus beschloss in Addis Abeba, die Beziehungen zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELCA) und der Schwedischen Kirche auf Eis zu legen. Ausgesetzt wird auch die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Alle drei Kirchen gehören dem Lutherischen Weltbund an. Die 5,8 Millionen Mitglieder zählende Mekane-Yesus-Kirche geht u. a. auf die Arbeit schwedischer und amerikanischer Missionare zurück. Der Synodenbeschluss wird damit begründet, dass die beiden Partnerkirchen die „HomoEhe“ anerkennen und Schwule bzw. Lesben in geistliche Ämter berufen. Dies hält die äthiopische Kirche für unvereinbar mit der Bibel. Gleichwohl sei man dankbar für die fruchtbaren Beziehungen zu den beiden Kirchen und schätze deren historischen Beitrag zur Mission. Man werde weiter beten, dass die Beziehungen eines Tages wiederhergestellt würden. Die MekaneYesus-Kirche bleibt verbunden mit der theologisch konservativeren „Lutherischen Kirche – Missouri Synode“ in den USA.
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Syrien: Haben Islamisten bald alle Christen vertrieben? BÜRGERKRIEG Dort – wo sich Saulus bekehrte – könnte eine 2.000-jährige Geschichte bald zu Ende sein.
I
Keine Assad-Unterstützer
Mittelmeer
n Syrien könnte die fast 2.000-jährige Geschichte der Christen- steckte Bombe in der Hauptkirche gefunden, die entschärft werheit bald zu Ende gehen. Aufgrund des seit fast 2 Jahren anhal- den konnte. Roham: „Die Rebellen wollten die Kirche samt Pfarrtenden Bürgerkriegs in dem Land, in dem der Christenverfolger haus und christlicher Schule in die Luft sprengen.“ Der höchste Saulus seine Bekehrung zum Völkerapostel Paulus erlebte, hat katholische Würdenträger im Nahen Osten, Patriarch Gregorios ein Massenexodus der rund 2,3 Millionen Christen eingesetzt. III. von der melkitischen griechisch-katholischen Kirche, beklagt, Sie werden von radikal-islamischen Aufständischen, aber auch dass etwa 20 Kirchen zerstört wurden oder aufgegeben werden mussten. Etwa 100 „Söhne“ seiner Kirche von Kriminellen ermordet, entführt und TÜRKEI seien umgebracht, andere entführt worvertrieben. Darauf machen internationale den. Man habe hohe Summen für ihre christliche Organisationen sowie einheimiAleppo sche Kirchenführer aufmerksam. IRAK Freilassung zahlen müssen.
SYRIEN
Homs
Bischof: Militärisches Eingreifen
würde den Konflikt nicht lösen Wie das Hilfswerk Barnabas Fund (Pewsey/ LIBANON Der syrisch-orthodoxe Bischof von Aleppo, Südwestengland) berichtet, war Syrien DAMASKUS HAUPTSTADT Mar Gregorios Yohanna Ibrahim, berichvor dem Arabischen Frühling eines der ISRAEL tete am 7. Februar in Bielefeld von einer sichersten Länder für Christen im Nahen JORDANIEN Massenflucht seiner Kirchenmitglieder. Osten. Sie hätten ihren Glauben ohne große staatliche Einschränkungen praktizieren können. Weil ih- Etwa ein Drittel der 150.000 Personen habe Syrien verlassen. Sie nen das sozialistische Regime von Diktator Baschar Al-Assad so hielten sich unter anderem in Jordanien, der Türkei, aber auch in viel Spielraum gewährt habe, betrachteten islamistische Rebellen Deutschland auf. Die Kirche versuche, die Verbliebenen von der sie jetzt als Unterstützer des Regimes. In der Stadt Homs sei die Flucht abzuhalten. Das sei angesichts der katastrophalen Lage Zahl der Christen im vorigen Jahr von 60.000 auf weniger als 1.000 nicht leicht: Es gebe keine Lebensmittel, keinen Strom, kein Bengeschrumpft. Jetzt befänden sich noch etwa 80 im christlichen zin. Schulen, Krankenhäuser und ein Altenheim der Kirche seien Viertel, das von rund 2.000 Rebellen belagert werde. Teilweise von Bomben beschädigt oder zerstört. Bei einem Besuch des müssten Christen als „menschliche Schutzschilde“ gegen die Re- Nahost-Dezernenten der Evangelischen Kirche von Westfalen, Kirgierungstruppen herhalten. chenrat Gerhard Duncker, forderte der Bischof den Rücktritt des syrischen Präsidenten Assad. Westliche Politiker nehmen einseitig Stellung Syrien (vor dem Bürgerkrieg) Ein militärisches Eingreifen in Ferner seien mehr als 30 Christen von Kriminellen misshandelt Syrien lehnte er ab, denn das 21 Millionen Bürger und als Geiseln genommen worden. Zahlreiche Kirchen seien würde den Konflikt nicht lösen, 90 % Muslime zerstört. Selbst die Flucht in die Türkei werde ihnen von der Freien sondern das Elend der Zivilbe6% Christen Syrischen Armee verweigert mit der Begründung: „Ihr gehört völkerung noch verstärken. P zu Assad. Dann könnt ihr auch hier bleiben und mit ihm getötet werden.“ Westliche Medien und Politiker ignorierten vielfach das Schicksal der syrischen Christen. So verurteilten US-Präsident Obama und der britische Premierminister Cameron zwar die Gräueltaten der Regierungstruppen, nicht aber die der Aufständischen.
Foto: Reuters
Anschläge auf Kirchen – Tod den Christen! Seit Beginn des Bürgerkriegs im März 2011 sind mindestens 60.000 Menschen getötet worden; mehr als 700.000 sind ins Ausland geflüchtet. In der Stadt Ras al-Ayn an der Grenze zur Türkei, deren 24.000 Einwohner sich aus Arabern, Kurden, Armeniern und Türken zusammensetzen, gibt es so gut wie keine Christen mehr. Radikal islamische Rebellen haben sie vertrieben und ihre Kirchen verwüstet. Nach Angaben des syrisch-orthodoxen Erzbischofs Matta Roham prangen überall auf den Mauern der Häuser Todesdrohungen gegen Christen. Kirchen seien geplündert und verwüstet worden. Anfang Februar hatte ein 75-Jähriger eine ver8.2013
Eine von zahlreichen zerstörten Kirchen – hier in Homs
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Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh. Der 55-Jährige stammt aus Fulda und war von 2001 bis 2009 Direktor des Predigerseminars der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Hofgeismar bei Kassel. Seither ist er für die theologische Ausbildung in der badischen Landeskirche zuständig.
Dr. Heinz-Martin Döpp. Der 52-Jährige wurde in Wuppertal geboren, war 3 Jahre Pfarrer im Saarland und von 2004 bis 2008 Schuldekan in Mannheim. Seither ist er Direktor der Elisabeth-vonThadden-Schule in Heidelberg.
Dr. Kerstin GäfgenTrack. Die 53-Jährige kommt ursprünglich aus Wiesbaden, war Pfarrerin in Bayern und Gastprofessorin in den USA. Seit 2001 arbeitet sie im Landeskirchenamt Hannover. Als Oberlandeskirchenrätin ist sie für Bildung und Jugend zuständig.
In Baden kandidiert erstmals eine Frau BISCHOFSWAHL Für das Spitzenamt in der badischen Landeskirche bewerben sich zwei Männer und – erstmals – eine Frau. Alle drei gehören – nach Meinung der Wahlkommission – zur „kirchlichen Mitte“. Was die Kandidaten auszeichnet Nach Angaben des stellvertretenden Vorsitzenden der Wahlkommission, Dekan Thomas Jammerthal, repräsentieren alle Kandidaten die „kirchliche Mitte“. Sie zeichneten sich durch Glaubwürdigkeit, theologische Kompetenz und Leitungserfahrung aus. Außerdem befassten sie sich intensiv mit dem für die Kirche zentralen Thema Bildung: „Bildung heißt auch, Kirchenmitglieder zu befähigen, im Sinne einer inneren Mission über ihren Glauben Auskunft zu geben.“ Über das Verhältnis zu pietistischen Gruppen sagte Jammerthal, alle Kandidaten seien überzeugt, „dass unsere Landeskirche stark ist, weil sie verschiedene Frömmigkeitsrichtungen vereint“. Eine „kirchenpolitische Profilierung“ mit Grabenkämpfen und persönlichen Anfeindungen werde es in Baden nicht geben.
Es gab 55 Vorschläge – Am 19. Juli ist Bischofswahl Die Kandidaten wurden aus 55 Vorschlägen ausgewählt; davon waren 42 Prozent Frauen. In den nächsten Wochen wird jeder Kandidat und die Kandidatin eine Predigt in Nord- und Südbaden halten. Am 19. Juli müssen die 72 Mitglieder der Landessynode entscheiden. Dabei ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Anwesenden erforderlich. Die Amtszeit des künftigen Bischofs bzw. der
Bischöfin ist auf zwölf Jahre begrenzt. Der seit 1998 amtierende Bischof Fischer vollendete am 11. Februar sein 64. Lebensjahr und wird am 1. Juni 2014 in den Ruhestand treten. P
b www.bischofswahl-baden.de
KOMMENTAR
Kirchenpolitik, was sonst?
Die Wahlkommission will mit der Bischofswahl keine Kirchenpolitik machen und hat daher 3 Kandidaten der kirchlichen Mitte benannt. Dies sind renommierte Persönlichkeiten. Alle 3 kommen aus dem Bildungsbereich und haben wenig Erfahrung im Gemeindepfarramt. Vorschläge, die diesem Profil nicht entsprachen, wurden von der Wahlkommission aussortiert. Auf der Strecke blieben Kandidaten, die die Anliegen pietistisch geprägter Kirchengemeinden, Landeskirchlicher Gemeinschaften und missionarischer Jugendverbände und Werke im Blick haben und mit evangelistischem Engagement auf die zunehmende Säkularisierung reagieren wollen. Das ist Kirchenpolitik, was sonst? Klaus-Peter Grasse
Für eine Direktwahl des württembergischen Landesbischofs setzt sich die Initiative „Kirche für morgen“ ein. Bisher wird der Landesbischof von der Synode gewählt. Nach Ansicht der Initiative ist eine Änderung der Kirchenverfassung nötig, um eine „radikale Demokratisierung der Kirche“ zu erreichen. In ihrem Programm zur Kirchenwahl am 1. Dezember wird außerdem eine Erneuerung des Pfarrerbildes angestrebt. Pfarrerinnen und Pfarrer sollten von Verwaltungsaufgaben befreit werden und mehr Freiraum zur Begleitung von Eh-
renamtlichen erhalten. Das Motto müsse lauten: „Die Hauptamtlichen für die Ehrenamtlichen, die Ehrenamtlichen für die Gemeinde“. Im Kirchenparlament ist die Initiative, die rund 170 Mitglieder umfasst, mit 8 Synodalen vertreten. Vorsitzender ist der Theologe Friedemann Stöffler (Tübingen). Er forderte, dass aus einer „Kirche für das Volk“ eine „Kirche des Volkes“ mit mehr Raum für neue geistliche Aufbrüche werden müsse: „Statt einer Verwaltungskirche wollen wir eine Gestaltungskirche.“ b www.kirchefuermorgen.de
Friedemann Stöffler
Fotos: PR (3), KFM
Württemberg: „Kirche für morgen“ will Direktwahl des Landesbischofs und eine „radikale Demokratisierung der Kirche“
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Wenn Pferdediebstahl als Beruf gilt BRISANTE THESEN Der evangelische Stuttgarter Asylpfarrer Werner Baumgarten warb um mehr Verständnis für das Verhalten von Sinti und Roma und hat damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
I
n einem Interview mit den „Stuttgarter Nachrichten“ äußerte sich Werner Baumgarten, dazu dass man bei Sinti und Roma häufig an Diebstahl und Bettelei denke. Betteln sei bei den Roma ein ganz normaler Beruf. Neben dem Pferdezüchter gebe es auch den Pferdedieb. Jahrhundertealte Sitten wirkten bis heute nach und erschwerten manchen Roma den Umgang mit bestimmten Regeln. An die deutsche Mehrheitsgesellschaft appelliert Baumgarten, „diese speziellen Traditionen nicht gleich zu kriminalisieren“. Betteln sei nichts Schlimmes oder Verwerfliches. Diebstähle müssten zwar angezeigt werden, bei der Strafe sollte aber die Tradition berücksichtigt werden. Über das Interview berichtet die Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (Berlin) unter der Überschrift „Evangelische Kirche fordert Verständnis für kriminelle Zigeuner“. Internetportale griffen die Meldung auf. So heißt es bei „Pi-news“: „Asylpfarrer fordert beim Strafmaß für Zigeuner‚ die ‚Tradition des Diebstahls’ zu berücksichtigen.“ Daran schließen sich zahlreiche Kommentare an, in denen der Kirche u. a. die Verharmlosung von Straftaten vorgeworfen wird. Der für Asylfragen
l
Werner Baumgarten
zuständige Dekan Klaus Käpplinger verteidigte Baumgarten. Zur Gleichheit vor dem Gesetz gehöre, dass die Justiz die Umstände einer Straftat bedenke. P
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
23. bis 27. Februar
FERNSEHEN Sonnabend, 23. Februar
Sonntag, 24. Februar
16.30–17.00 Die Würde der Tiere – Vom Umgang mit Huhn, Schwein & Co.
8.30–9.00 Arche – Die Fernsehkanzel hk l „Was er euch sagt, das tut“
15.45–17.00 Johann Albrecht Bengel – der Vater des württembergischen Pietismus, Doku
22.45–23.30 Geliebte Gegner – Die Grünen und die Macht
7.05–7.30 Ich lasse dich nicht los – Jakob kämpft mit dem Unbekannten
9.04–9.30 Von der Synagoge auf die Straße – Wie das moderne Hebräisch entstand
11.30–12.00 Wer zweifelt, wird selig – Warum Skepsis den Glauben fördert
8.35–9.00 Im Angesicht meiner Feinde Die Macht der Krankheit: Wie Betroffene mit ihrem Schicksal umgehen
9.45–10.00 Evangelisch-reformierte Predigt von Pfarrer Jürg Rother aus Oberägeri
10.00–11.00 Gottesdienst aus dem Evangelischen Klinikpfarramt an der Medizinischen Hochschule in Hannover
18.00–18.30 Rabenmütter – Wenn Frauen nach der Scheidung ihre Kinder zurücklassen
Montag, 25. Februar
Donnerstag, 28. Februar
18.00–19.00 8. Kongress christlicher Führungskräfte, Referat von Nicola Leibinger-Kammüller, 11.00–12.15 ERF 1 Dienstag, 26. Februar Vorsitzende der GeschäftsGottesdienst aus der 17.45–18.15 20.15–21.15 ERF 1 führung der Trumpf GmbH Evangelisch-Freikirchlichen „Fenster zum Sonntag“: Hauptsache billig? zum Thema „Als UnternehFriedenskirche Braunschweig Ein Champion auf der Flucht: Lebt unsere Wohlstandsgemen gesellschaftlich verantmit Heinrich-Christian Rust Das Leben von Ike Johnson sellschaft auf Kosten anderer? wortlich handeln“
HÖRFUNK Sonntag, 24. Februar
Dienstag, 26. Februar
10.04–11.00 Evangelischer Weltgebetstag-Gottesdienst aus der Stiftskirche in St. Arnual
12.05–12.30 Jenseits der Bomben – Religiöser Alltag in Afghanistan
20.00–21.00 Samuel Hug – ein Pfarrer in schwarz, Porträt Donnerstag, 28. Februar 20.00–21.00 ERF Plus Bilanz: Horst Marquardt im Gespräch mit der Seelsorgerin Magdalene Milbredt
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
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9 zu 5: Klare evangelische Mehrheit im Bundeskabinett SCHAVAN-RÜCKTRITT Mit Bildungsministerin Wanka sind jetzt 9 Mitglieder evangelisch und 5 katholisch.
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urch die jüngste Umbildung des Bundeskabinetts ist die Mehrheit der Protestanten in der Regierung weiter gewachsen. Die Nachfolgerin der nach der Aberkennung ihres Doktortitels zurückgetretenen Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU/römisch-katholisch), Johanna Wanka (CDU), ist Mitglied der evangelischen Landeskirche. Die 61-jährige Mathematikerin war von 2000 bis 2009 Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und ist seit 2010 Ressortchefin für Wissenschaft und Kultur in Niedersachsen. Von 2008 bis 2010 amtierte die gebürtige Sächsin als Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises Berlin-Brandenburg der CDU.
Die evangelischen Kabinettsmitglieder:
Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU
Finanzminister Wolfgang Schäuble, CDU
Familienministerin Kristina Schröder, CDU
Verteidigungsminister Thomas de Maizière, CDU
Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, CDU
Arbeits- und Sozialministerin Ursula von der Leyen, CDU
Bildungsministerin Johanna Wanka, CDU
Außenminister Guido Westerwelle, FDP
Innenminister Hans-Peter Friedrich, CSU
Damit gehören dem Kabinett jetzt 9 Protestanten und 5 Katholiken an. Zwei Minister der FDP – Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Justiz) und Dirk Niebel (Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) – machen keine Angaben dazu, ob sie zu einer Kirche gehören oder konfessionslos sind.
Familienministerin Schröder gehört zur Freikirche Von den evangelischen Kabinettsmitgliedern sind alle Landeskirchler – bis auf Familienministerin Kristina Schröder (CDU), die der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) angehört. Zu Beginn der Legislaturperiode 2009 waren die Gewichte im Kabinett noch ausgeglichen: Damals waren sieben Regierungsmitglieder evangelisch und ebenso viele katholisch. Außer der jetzt ausgeschiedenen Annette Schavan war auch der zurückgetretene Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg katholisch.
Konfessionell nicht ausgewogen Kritik an der Regierungsumbildung kommt aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Gegenüber der „Bild am Sonntag“ beklagte ein namentlich nicht genanntes ZdK-Mitglied einen mangelnden Proporz: „Früher wurde in der CDU bei der Besetzung von Ämtern auf eine Ausgewogenheit zwischen Protestanten und Katholiken geachtet. Das ist vorbei. Leider.“ Unter den 7 Kabinettsmitgliedern der CDU sei nur ein Katholik: Altmaier. P
Die katholischen Minister:
Umweltminister Peter Altmaier, CDU
Die konfessionslosen Minister
Konfessionen
Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, CSU
Verkehrsminister Peter Ramsauer, CSU
Wirtschaftsminister Philipp Rösler, FDP
Gesundheitsminister Daniel Bahr, FDP
bei der Regierungsbildung
1998 2002 2005 2009 Justizministerin Sabine LeutheusserSchnarrenberger, FDP, ohne Angabe
Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel, FDP, ohne Angabe
Evangelisch Katholisch ohne Angaben bzw. konfessionslos
6 4 6
7 2 5
7 7 2
7 7 2
Fotos: CDU / Laurence Chaperon (2), CDU / Josef Albert Slominski, Christian Doppelgatz, Michael Dedeke, Hendrik Franssen, Andre Zelck, M. Pletz, Henning Schlacht, PR (7)
Zwei FDP-Minister machen keine Angaben
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Sind die Grünen eine C-Partei? POLITIK In der öffentlichen Debatte werden Bündnis 90/Die Grünen immer stärker als christliche Partei wahrgenommen. Dazu ein Kommentar des Bremer Pastors Jens Motschmann. Nach der politischen Farbenlehre ist Gott weder schwarz noch gelb noch rot und auch nicht grün, wie die linke „tageszeitung“ (taz) vermutet. Doch über den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2011 in Dresden konnte man als Schlagzeile lesen „Gott muss ein Grüner sein“. Bereits 1989 erschien ein grünes Umweltlesebuch mit dem Titel „Grün ist die Farbe Gottes“.
Parteifunktionäre in kirchlichen Ämtern Auch manche Stellungnahmen in Kirchen und Medien erwecken den Eindruck, als gäbe es inzwischen drei „C“Parteien – neben CDU und CSU nun auch die Grünen. Die Schnittmengen von evangelischer Christenheit und Grünen werden – wie es heißt – immer größer. Zu diesem Bild passt, dass die grüne Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2013, Katrin Göring-Eckardt, auch ein Spitzenamt in der evangelischen Kirche bekleidet. Sie ist Präses der EKD-Synode, lässt dieses Amt aber bis zum Ende des Bundestagswahlkampfes ruhen. Und erst vor kurzem wurde zum Präses der neuen Nordkirche Andreas Tietze gewählt, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag von Schleswig-Holstein.
lichen Glaubens verstanden, denn vom Schöpfer ist bei ihnen nicht die Rede. Vielmehr zielen maßgebliche Stellungnahmen der Grünen darauf ab, den Einfluss christlicher Vorstellungen in Staat und Gesellschaft zurückzudrängen. Vor allem auf der mittleren und unteren Funktionärsebene dominieren atheistische Haltungen. So setzen sich Grüne dafür ein, • den Gottesbezug aus dem Grundgesetz zu streichen, • die Staatskirchenverträge neu zu verhandeln, • das kirchliche Arbeitsrecht möglichst nach den Vorstellungen der Gewerkschaften abzuändern, • den konfessionsgebundenen Religionsunterricht in einen allgemeinen Weltanschauungsunterricht umzuwandeln, • Kreuze aus Schulen, Gerichtsräumen u. a. zu entfernen, • das Tanzverbot an den „stillen Feiertagen“ (insbesondere am Karfreitag) abzuschaffen • und – eine besonders bizarre Idee der Grünen im Bundesland Bremen – umweltfreundlichere Alternativen zur Einäscherung zu entwickeln, wie z. B. die Promession (Gefriertrocknung mit anschließender Kompostierung).
Große Übereinstimmungen?
Fotos: idea / kairospress, PR
Probleme zwischen evangelischer Kirche und Bündnisgrünen scheint es kaum zu geben. So meldete die Pressestelle der bayerischen Landeskirche „große Übereinstimmung“ nach einem Treffen von Landesbischof Heinrich BedfordStrohm mit der Fraktionsspitze der Grünen. Besonders beim Thema „Bewahrung der Schöpfung“, bei Fragen der Sozial- und Entwicklungspolitik sowie beim ethischen Engagement hinsichtlich der modernen Gentechnik verstehe man sich sehr gut. Der Ratsvorsitzende der EKD, Präses Nikolaus Schneider, antwortete Ende 2012 auf die Frage: „Nähern sich die Grünen und die evangelische Kirche an?“: „In der evangelischen Kirche engagieren sich Menschen aus vielen Parteien, und so gibt es auch bei den Grünen viele Leute, die zum einen ‚wertkonservativ’ sind in der Frage der Bewahrung der Schöpfung und auch sonst ein Profil haben, das gut zu kirchlichen Positionen passt, zum Beispiel in Fragen der sozialen Gerechtigkeit.“
Was Grüne wirklich wollen Geht man jedoch über diese Themen hinaus auf die Suche nach christlicher Substanz, so wirkt das Ergebnis eher ernüchternd. Selbst die vielzitierte „Bewahrung der Schöpfung“ wird von den Grünen nicht als Ausdruck des christ-
ideaSpektrum 8.2013
Die Tageszeitung über einen Auftritt Göring-Eckardts (Foto) am Aschermittwoch Präses Tietze
Grüne lehnten Gebet im Landtag ab Als im Januar 2012 zur Gebetswoche der Evangelischen Allianz in Hannover auf Einladung von Landtagspräsident Hermann Dinkler (CDU) jeweils rund 15–25 Christen aus Landes- und Freikirchen im Rathaus, in der Staatskanzlei und in der Vorhalle des Parlaments zu Gebeten für die Arbeit der Abgeordneten und der Bediensteten zusammenkamen, war die Kritik der Grünen über das „politische Gebet“ sofort zur Stelle. Die Evangelische Allianz vertrete ein angeblich altes Menschenbild, lautete der Vorwurf. In ihren Reihen fänden sich „christlich-fundamentalistische Positionen wieder, die mit Toleranz und einem aufgeklärten Menschenbild wenig gemein haben“. – Muss man diese Fakten weiter kommentieren? Sie sprechen für sich und zeigen, wie groß, besser gesagt: wie klein die Schnittmengen zwischen einer Kirche (wenn sie denn den Namen verdient, also biblisch orientiert ist) und Bündnisgrünen tatsächlich sind. P
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Die Predigt-Schlacht WETTSTREIT Wer überzeugt mehr: Christen oder säkulare (meist nichtchristliche) Redner? Beim Redewettbewerb „Preacher Slam“ in der Lutherkirche Hannover kämpften acht Wortakrobaten um die Gunst der Zuhörer. Sie debattierten beim ökumenischen Kongress „Kirche hoch zwei“ über die Frage: „Wie viel Glaube braucht der Mensch?“ Ein Bericht von Karsten Huhn.
Die Frage der Moderatoren: „Seid ihr gut drauf?“ „Seid ihr gut drauf?“, fragen die beiden Moderatoren, Jan Sedelies und Henning Chadde, Richtung Publikum. Die Mehrheit der 400 Zuhörer sind Teilnehmer des ökumenischen Kongresses „Kirche hoch zwei“, der von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und dem (katholischen) Bistum Hildesheim veranstaltet wurde. Die christlichen Redner haben also einen klaren Heimvorteil. Schnell werden im Publikum zehn Juroren gekürt, die jeden Vortrag mit null bis zehn Punkten bewerten dürfen. Dazu wird die Reihenfolge der Redner ausgelost, immer abwechselnd, ein Christ und einer von der Gegenseite (es wird nicht ganz klar, ob es sich um Agnostiker, Atheisten oder einen anderen Bekenntnisstand handelt, angekündigt ist jedenfalls ein Duell zwischen „Kirchenprofis“ und „Poetry-Slammern“, also Wortkünstlern). Einmal noch Applaus üben, und schon kann es losgehen mit der Redeschlacht.
Ein Tresengespräch mit Gott Den Anfang macht Bo Wimmer aus Marburg, Hemd aus der Hose, schulterlanges Haar. „Wer von euch war schon mal in einer Geisterbahn?“ fragt er. Er redet mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit, so schnell, dass man unmöglich den Inhalt wiedergeben kann. Wimmer Bo Wimmer nennt hundert Dinge, die wenig miteinander zu tun haben, die Silben verschlucken einander, Tempo, Tempo, Tempo. Die zehn Juroren stimmen ab: 69 von 100 Punkten. Als nächstes darf der Stadtjugendpastor der Jugendkirche Hannover, Thorsten Pappert, ran. Er trägt eine schwarze Schirmmütze, auf seinem Kapuzenpulli steht „unmob-
bar“ – nicht zu beleidigen. Er erzählt von einem Tresengespräch mit einem Freund. Zwei Bier, fünf Jägermeister. Es geht irgendwie um Gott, Glaube, Liebe. Wann der Freund redet und wann der Pastor, wird nicht so ganz klar. Die Jury vergibt 52 Punkte, darunter einmal die Höchstnote 10 und einmal die 0. Die Thorsten Pappert Moderatoren schimpfen über die 0 – wer sich auf die Bühne wagt, habe für seinen Mut mindestens eine 2 verdient.
Gefragt sind Wortwitz und ulkige Wendungen Der erste Dichterwettstreit soll 1986 in Chicago stattgefunden haben. Seitdem hat das Veranstaltungsformat einen weltweiten Siegeszug angetreten – und ist nun auch in der Kirche angekommen. Um die beste Kurzpredigt wurde in Deutschland erstmals vor drei Jahren an der Marburger Uni gestritten. Worauf kommt es an bei so einem Wettbewerb? Auf Wortwitz und ulkige Wendungen, Theatralik, steile Pointen und komödiantisches Talent – und das alles bei höchstem Tempo. Das Publikum will überrascht, ja überrumpelt werden. Logik und Klarheit sind weniger gefragt, dafür darf gerne Charisma und ein Schuss Verführung dabei sein.
„Ich glaube an mich“ Nummer 3 geht an den Start, Klaus Urban, ein pensionierter Professor für Sonderpädagogik aus Stadthagen bei Hannover, der einzige grauhaarige unter den Teilnehmern. Freundlicher Schnauzbart, runde Brillengläser. „Kann man Glaube messen?“, fragt er. Klaus Urban Er rappt seine Rede nahezu, ein sich beschleunigender Sprechgesang, in dem Osterhase und Weihnachtsmann, die Zahnfee und Kardinal Meisner vorkommen. So viel wird deutlich: Am Glauben ist manches auszusetzen, andererseits: Auch Atheisten können ohne Glauben nicht leben. Und: „Im Flugzeug, bei starken Turbulenzen, gibt es keine Atheisten“. Urbans Schlusswort: „Ich glaube an mich. Ich.“ Stürmischer Applaus, 92 Punkte. Kommt da noch jemand drüber?
Fotos: Andrea Horn (2), Simon Peters
Partystimmung in der Lutherkirche, der Jugendkirche Hannovers. Bässe wummern, der Bierund Weinausschank hat geöffnet, vor dem Altar steht ein rotes Sofa. Der „Sieger der Herzen“ soll heute Abend vom Publikum gekürt werden. Jeder Redner hat für seinen Auftritt fünf bis sieben Minuten Zeit. Zum Einmarsch der acht Wortakrobaten ertönt „Hell Bells“ (Höllenglocken) der Hard-Rock-Band AC/DC.
ideaSpektrum 8.2013
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Das Publikum ging bei der Predigtschlacht begeistert mit.
„Gott ist Linkshänderin“ Das Wort hat nun Christina Brudereck, rampenerprobte Evangelistin und Dichterin aus Essen. Schwarze Stiefel, grauer Schal, sanfte Stimme. Brudereck interpretiert die Schöpfungsgeschichte: „Am Anfang, am ersten Tag aller Tage sprach Gott, mit ihrer klaren warmen Christina Brudereck Altstimme …“ Dann schafft Gott Kamele, Katzen, Papageien, Pudel – und den Menschen. „Kein Mensch und kein Stern ist Gott schnuppe“, sagt Brudereck. Sie landet viele Lacher, manche Pointe geht im Lachen des Publikums über das vorangegangene Wortspiel unter. „Aus der Kirche machen wir eine Villa Kunterbunt“, empfiehlt Brudereck und: „Gott ist Linkshänderin“. Für die Performance gibt es ohrenbetäubenden Applaus und 100 Punkte – mehr geht nicht.
Fotos: Andrea Horn (2), PR / Kirche2
Ein Brief gegen Tellerminen Nach einer Pause geht es weiter mit Annika Blanke, Romanautorin aus Oldenburg. Sie ist 1,57 Meter groß und liest eine Kurzgeschichte in Briefform, in der von Stolpersteinen und wirren Lebenswegen die Rede ist. Zudem hält sie Annika Blanke ein stürmisches Plädoyer gegen die Produktion von Tellerminen. Die Jury vergibt 77 Punkte. Es tritt auf Wolfgang Beck, katholischer Pfarrer und „Wort zum Sonntag“-Sprecher. „Hau sie weg, Beck“, ruft ein Fan aus dem Publikum. Beck trägt ein kleines Silberkreuz am Jackett. Er schiebt den Notenständer zur Seite und legt los. Er spricht über die Sicherheitsversprechen von ADAC Motorwelt und ApothekenUmschau. Seine Rede mündet in eine Predigt über Jesu Einzug in Jerusalem. Jesus zog das Risiko der Sicherheit vor, Wolfgang Beck erklärt Beck. Die Jury wertet 73 Punkte.
„Ich bin Darwinist und Atheist“ Achtung, jetzt kommt ein Muntermacher: Tobias Kunze, Wortkünstler aus Hannover. Erkennungszeichen: Rote
ideaSpektrum 8.2013
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Die Moderatoren des Wettstreites: Jan Sedelies (l.) und Henning Chadde
Turnschuhe. Während die anderen redeten, hat Kunze seinem Beitrag noch den letzten Schliff gegeben. „Hallo, ihr Schäfchen“, sagt er zur Begrüßung. Er schildert einen Dialog in der Fußgängerzone vor Hannovers Hauptbahnhof. Ein „Weltrettungskommando“, also eine Frau, die ihm was von Gott erzählen Tobias Kunze will, bestürmt Kunze. Er stürmt zurück. Kunze geht mit vollem Körpereinsatz zur Sache, er gestikuliert, er hampelt mit Armen und Beinen, er übertreibt und karikiert. Gott sei eine Erfindung und mit der Bibel hielten es viele wie mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, sagt Kunze: Man liest sie nicht, aber glaubt daran. Trockener Humor, die meisten Lacher, viele Wirkungstreffer, manche auch unter der Gürtellinie. „Ich bin Darwinist und Atheist“, bekennt Kunze. Die fiktive Dame aus der Fußgängerzone redet er spielend in die Flucht. Dafür gibt es 85 Punkte.
„Ich bin übrigens katholisch“ Den Schlussvortrag hält die jüngste Teilnehmerin: Juliane Link, Katholikin und Kulturwissenschaftlerin aus Berlin. „Lieber Paul“, beginnt sie, ein zarter Liebesbrief voll leisem Humor und einem Geständnis: „Ich bin übrigens katholisch.“ Jeden Sonntag geht sie zur Juliane Link Messe, jeden Mittwoch zum Bibellesen bei Teelicht, dazu kommen noch Rosenkranz, Weihwasser, Marienikone und die Bibel auf dem Nachttisch. Das Problem: Paul ist Atheist und von allem wohl mindestens irritiert. Aber inzwischen ist die Beziehung auch schon wieder kaputt, das Weihwasser aber bleibt. Links letzter Satz: „Weihwasser hält sich ewig.“ Dafür gibt es 81 Punkte.
323 zu 306 gewinnen die „anderen“ Zählt man alle Punkte zusammen, haben die Christen gegen die „anderen“ mit 306 zu 323 verloren. „Sieger der Herzen“ ist Christina Brudereck mit 100 Punkten. Sie darf noch eine Zugabe geben. Preise gibt es auch: Die drei Erstplatzierten erhalten jeweils ein Fläschlein Klosterfrau Melissengeist. P
net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN Beste Künstler des Jahres: Die Outbreakband
Christliche Musik – ausgezeichnet! Bester Künstler des Jahres: Outbreakband
Künstlerpersönlichkeit des Jahres: Judy Bailey
Bereits ihre Nominierung für den David Award bei der Promikon in Marburg hatte die Outbreakband völlig überrascht: „Zwar haben wir mit ‚Gott & König‘ zusammen mit dem Glaubenszentrum Bad Gandersheim ein tolles Album herausgebracht, das sich sehr gut verkauft. Doch als Kandidaten für den ‚Besten Künstler des Jahres‘ hätten wir uns nie gesehen“, sagt Sänger Juri Friesen. Und so rechnete die zehnköpfige Gruppe auch nicht damit, den Preis wirklich zu gewinnen: „Für uns ist es schon eine riesige Ehre, überhaupt nominiert zu sein“, erzählt Friesen noch vor der Preisverleihung. Als die Musiker dann als Gewinner der Kategorie bekanntgegeben werden, können sie es kaum glauben. Doch nicht nur die Jury war der Ansicht, dass die Outbreakband den Preis am meisten verdient hat. Bei der Abstimmung der Musikfans im Internet erzielte die Gruppe eine überwältigende Mehrheit. Das Ergebnis zeigt, wie beliebt sie sind – besonders unter jungen Leuten. Jährlich begeistern sie Tausende Jugendliche, z. B. beim Teenstreet-Festival (einer internationalen christlichen Konferenz für Jugendliche) oder beim Outbreak, einer Freiluftveranstaltung im Glaubenszentrum Bad Gandersheim. Inzwischen kann man sie mit Fug und Recht als das deutsche Pendant zu weltweit erfolgreichen Lobpreisgruppen wie Hillsong United oder Jesus Culture bezeichnen. Die Outbreakband steht für charismatische Anbetungsmusik mit ausgefeilten Arrangements. Ihre Lieder kommen von Herzen, sind voller Leidenschaft und geben ein klares Bekenntnis zu Jesus ab. Gitarrist Andy Polinski fasst das Anliegen der Band so zusammen: „Lobpreis ist der Ausdruck unserer Liebe zu Gott.“ Alle Mitglieder sind entweder Mitarbeiter oder (ehemalige) Schüler des Glaubenszentrums Bad Gandersheim (am Harz).
Als es sich die Zuschauer der Preisverleihung gerade auf ihren Sitzen gemütlich gemacht haben, bringt Judy Bailey gleich wieder Bewegung in den Saal: aufstehen, klatschen, mitsingen! Ihre authentische Art und ihre Begeisterung für die Musik schaffen eine ganz besondere Atmosphäre. Sie motiviert selbst Gesangsmuffel zum Mitmachen. Kurz darauf nimmt sie völlig überrascht, aber strahlend den David Award als „Künstlerpersönlichkeit des Jahres“ entgegen. „Judy Bailey ist bei allen großen christlichen Veranstaltungen der vergangenen Jahre dabei gewesen. Seit über 20 Jahren spielt sie an vorderster Front der christlichen Musikszene“, begründet Jurymitglied Klaus Depta die Entscheidung, ihr in diesem Jahr den Ehrenpreis zu verleihen. Besonders hervorgetan hatte sich Bailey 2012 durch die Tour zu ihrem Album „Travelling“ (Auf Reisen). Dabei hatte sich die Sängerin vorgenommen, ihre Musik – und damit die frohe Botschaft von Jesus – an ganz alltägliche Orte zu bringen. Ihre Auftritte führten sie u. a. in ein Flüchtlingsheim, eine Autowerkstatt, einen Supermarkt, eine Friedhofskapelle und ein Kinderhospiz. Doch die Sängerin ist nicht nur in Deutschland mit ihrer unverwechselbaren Musikmischung aus Pop, Reggae und karibischen Klängen unterwegs. Bailey ist eine echte Weltenbummlerin. Mit 9 Jahren beginnt sie auf der Insel Barbados, wo sie aufwächst, im Kirchenchor zu singen. Mit 17 fängt sie an, Gitarre zu spielen und eigene Lieder zu schreiben. Zum Studium zieht es die 19-Jährige dann zurück in ihre Geburtsstadt London. Die studierte Psychotherapeutin ist bis heute auf 5 Kontinenten in 25 Ländern aufgetreten, begeisterte bei Großveranstaltungen wie den Weltjugendtagen 2005 in Köln und 2008 in Sydney mehrere Hunderttausend
B e su cht uns au ch au f
fa ce b ook .com/idealis te n
Fo l g t uns au f
t w it te r.co m/ id e a lis te n
Fotos: Promikon
MUSIK Die bedeutendste Auszeichnung der evangelikal orientierten, modernen christlichen Musikszene im deutschsprachigen Europa sind die David Awards. Alle zwei Jahre werden die begehrten Trophäen im Rahmen der christlichen Musikmesse Promikon vergeben. Simon Jahn stellt die diesjährigen Gewinner vor.
Beste Künstlerpersönlichkeit des Jahres: Judy Bailey
Die Newcomer des Jahres: Die Band Soundbar
Zuhörer und schaffte es sogar mit einem Lied auf die offizielle CD zur Fußball-WM 2010 in Südafrika – neben Weltstars wie Shakira. 2003 konnte sie sich mit „Extraordinary Light“ in den deutschen Singlecharts platzieren, ein Jahr später erregte das Musikprojekt „Zeichen der Zeit“, an dem sie beteiligt war, mediale Aufmerksamkeit. Seit 1997 lebt die Künstlerin am Niederrhein. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Vor kurzem ist ihr zehntes Album „Lift up your hearts“ (Erhebt eure Herzen) erschienen, mit dem sie zu ihren Wurzeln zurückkehrt. Es enthält liturgische Stücke für Gottesdienste oder Chöre im karibischen Gewand.
Bestes Album des Jahres: Tobias Hundt „Am Leben“ Noch kurz vor der Abendveranstaltung wiegelt Tobias Hundt ab: „Ich bin mir sicher, dass Samuel den Preis bekommt.“ Zwei Jahre zuvor hatte Hundt schon einmal bei den David Awards auf der Bühne gestanden – und seinem besten Freund Samuel Harfst die Trophäe als „Bester Künstler des Jahres“ überreicht. Als bei der Preisverleihung dann sein Name fällt, ist Tobias Hundt völlig von den Socken: „Ich bin absolut überwältigt, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Mit großer Mehrheit war seine CD „Am Leben“ in der Online-Abstimmung zum Sieger der Kategorie gewählt worden. Der Musiker steht besonders in der modernen evangelikalen Jugendszene derzeit hoch im Kurs. Seine ehrlichen Texte treffen ihr Lebensgefühl. Seine Musik zwischen krachigen Rocksounds und melancholischen Balladen ist intensiv, emotional, bodenständig. Kaum vorstellbar, dass Tobias Hundt noch vor ein paar Jahren statt der Musikkarriere fast den Weg eines Profisportlers eingeschlagen hätte. Einen Vertrag als Handballspieler in der 2. Bundesliga hatte er sogar schon in der Tasche. „Ich hatte durch den Sport viel zurückstecken müssen: An Wochenenden fuhr ich oft auf Lehrgänge oder spielte in Auswahlmannschaften. Doch dann wurde mir klar, dass ich mir nicht vorstellen konnte, in Zukunft jeden Tag dem Handball zu widmen“, erzählt Hundt. Und so beschloss er, seinem Herzen zu folgen und sich auf die Musik zu konzentrieren. Im schweizerischen Walzenhausen ging er ab 2007 an
ideaSpektrum 8.2013
Bestes Album des Jahres: „Am Leben“ von Tobias Hundt
die „Arts Ministry School“, einer Mischung aus Musik- und Bibelschule. Zurück in Deutschland absolvierte Hundt dann ein Studium an der Biblisch-Theologischen Akademie in Bergneustadt bei Köln, das er 2012 abschloss. Inzwischen hat sich eine feste Band um den Musiker formiert. Mit ihr hat Hundt sein nunmehr drittes Album „Am Leben“ aufgenommen. Der David Award hat deshalb einen Platz im Studio der Gruppe gefunden.
Newcomer des Jahres: Soundbar Bei ihren Konzerten sind Soundbar ganz in ihrem Element: Die Gummersbacher rocken und hüpfen so, dass auch schon mal eine Bühne unter ihnen zu Bruch geht. Ihre Texte sind frisch, frech und fröhlich, ihr Mix aus HipHop und Rock ist einmalig in der hiesigen evangelikalen Musikszene. Ihren Humor stellte die Band auch bei der Wetteinlösung unter Beweis, die auf den Gewinn des David Awards folgte: In Unterhosen zogen sie durch die Fußgängerzone in Gummersbach bei Köln. 2009 hatten sich die beiden Frontmänner Andy und Harry zusammengetan, um ein HipHop-Projekt auf die Beine zu stellen. Bereits ein Jahr später nahmen die zwei unter dem Namen Soundbar ihr erstes Album „Liebe zur Musik“ auf. Für Auftritte waren sie mit einem DJ unterwegs. Nach und nach stießen Freunde zu dem Projekt hinzu. Heute stehen Soundbar zu siebt auf der Bühne. Nachdem sie bereits im Vorprogramm von Samy Deluxe, Clueso und Gentleman sowie beim Chiemsee Reggae, einem der größten Reggae Festivals Europas, überzeugen konnten, sind die Musiker nun auf Tournee durch Justizvollzugsanstalten in ganz Deutschland. Die Idee dazu kam von ihrem Management. Zuerst war die Band nicht sehr begeistert von dem Vorschlag, doch die bisherigen Auftritte haben nicht nur die Musiker sehr bewegt. „Bei dem Song ‚Alles, was ich brauch‘ haben einige angefangen zu weinen. Das war unglaublich. Sie sehen im Gesicht so hart aus, aber du berührst sie“, erzählt Sängerin Elisabeth. Parallel zur Tour arbeiten Soundbar derzeit an einem Album, das Ende 2013, Anfang 2014 erscheinen soll. P
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C H R I ST & F I L M
Der Film „Die Stellung des Kindes“: Wenn Schuld bleibt
Der deutsche Film „Endzeit“ zeigt die Welt nach ihrer Zerstörung.
Filme auf dem größten Festival der Welt BERLINALE Es ist das größte Publikumsfilmfestival der Welt: Die am Sonntag beendeten 63. Internationalen Filmfestspiele in Berlin zeigten 404 Filme aus 70 Produktionsländern, die von über 300.000 Besuchern gesehen wurden. Was sagen die Filme über den Zustand der Gesellschaft? Warnung: Empfindliche Gemüter sollten diesen Text nicht lesen! Ein Bericht von Karsten Huhn. ten; er steht unter einer Art Hausarrest. Der Film, in dem Panahi selbst auftritt, entstand also illegal und gelangte auf geheimen Wegen nach Berlin. Er zeigt die Unfreiheit und die Angst, mit der Panahi lebt – für zwei Stunden ist der Zuschauer mitgefangen. Ein tragisches Schicksal, und ein ermüdender Film.
Probleme sind ein nachwachsender Rohstoff Auf der Berlinale gezeigt werden vor allem Filme, die selbst auf ARTE nur im Nachtprogramm laufen – Filme auf kasachisch, koreanisch oder bosnisch. Sie bieten die Gelegenheit, Orte zu bereisen, auf die man selbst nie gekommen wäre. Schnell entsteht ein Bild, wie es um unsere Welt bestellt ist: Zum einen geht es um Machtmissbrauch und Korruption, Bürgerkriege und Aufstände, Turbokapitalismus und Öko-Sünden – alles Belege für die uralte biblische Aussage, dass der Mensch böse ist von Jugend auf. Zu den Krisen der Gesellschaft kommt das Versagen im Privaten – Untreue, Intrige, Lüge und Verrat, das Verlassen und Verlassenwerden, schließlich das Kranksein, das Altern, das Trauern um verpasste Chancen, und dann das Sterben. In den einen Filmen wird verzweifelt ein Partner gesucht, in den anderen will man den Partner wieder loswerden. Alles ist so traurig! Das Glück ist flüchtig, und Probleme sind ein ständig nachwachsender Rohstoff – so legen es die Filme nahe. Wer Berlinale schaut, schaut in Abgründe, und wenn man zu lange hinabblickt, beginnt der Abgrund zurückzuschauen. Und weil das Leben oft so trostlos ist, wird
Fotos: S. 16: Cos Aelenei, PR; S. 17: Ulrich Seidl Film Produktion GmbH, 2012 Concorde Filmverleih
Ins Kino gehen und Filmchen schauen – das klingt nach Zerstreuung, Zeitvertreib und Vergnügen. Ist es aber nicht, jedenfalls nicht auf der Berlinale. Cola-und-Popcorn-Hollywood-Kino, das auf Spannung und Unterhaltung setzt, ist hier verpönt. Stattdessen dominieren ernste, grüblerische Autorenfilme, die weitgehend humorfrei sind, gerne Überlänge haben und – man kann es nicht anders sagen – leider oft langweilig sind. Vielleicht bestes Beispiel dafür ist der Film „Geschlossener Vorhang“ des iranischen Regisseurs Jafar Panahi: In dem Film zu sehen ist ein Mann, der sich in einem Haus am Meer einschließt, erst sich und dann seinen Hund duscht, einen schwarzen Vorhang am Fenster befestigt, dann seinen Hund füttert, sich den Kopf frisiert, im Haus umherläuft und Bretter sägt. Der Hund schläft auf dem Sofa ein, der Zuschauer auch. Lähmend langsam ist die Handlung. Zwei nächtliche Besucher tauchen auf, einer verschwindet wieder. Der Nachbar kommt, der Nachbar geht wieder. Eine Fensterscheibe geht zu Bruch, die Fensterscheibe wird repariert. Ein Tee wird getrunken. Ein Mann geht ins Meer, dann läuft der Film für einen Moment rückwärts und der Mann kehrt aus dem Wasser wieder zurück. Man braucht schon eine psychoanalytische Zusatzausbildung oder genaue Kenntnis der Biografie von Regisseur Panahi, um diesen Film zu verstehen: 2010 wurde Panahi wegen der Vorbereitung eines regimekritischen Films zu sechs Jahren Haft sowie zu 20 Jahren Berufs- und Reiseverbot verurteilt. Die Haft musste er bisher nicht antre-
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Der österreichische Film „Paradies: Hoffnung“ kennt keine Hoffnung.
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Der Film „Nachtzug nach Lissabon“: Es gibt keinen Gott.
immer wieder zu Gläsern und Flaschen gegriffen und getrunken und gesoffen. Würde man die Trinkszenen aller Filme aneinanderschneiden, ließe sich mühelos ein weiterer Zweistünder daraus machen.
Die ewige Frage nach der Schuld Dass der Mensch die ewige Schuldfrage nicht loswird, zeigt der Gewinner des Goldenen Bären, der Film „Die Stellung des Kindes“: Barbu, Sohn einer wohlhabenden rumänischen Familie, hat bei einem Überholversuch auf der Landstraße ein Kind totgefahren. Die Polizei ermittelt, es drohen bis zu 15 Jahre Haft. Seine Mutter versucht, ihren verlorenen Sohn rauszuhauen. In Gesprächen mit der Polizei, einem Unfallzeugen sowie den Eltern des toten Kindes versucht sie, mit Hilfe ihrer kreditkartengefüllten Geldbörse den drohenden Prozess zugunsten ihres Sohnes zu beeinflussen. Barbu brütet und schweigt, dann kämpft er gegen seine dominante Mutter. Denn selbst wenn die Bestechungsversuche gelingen sollten – die Schuld bleibt.
Ein Endzeit-Film ohne jede Hoffnung Auffällig: Kaum einer der Filme kennt ein glückliches Ende, fast nirgendwo gibt es eine Wende zum Guten, den Ausblick auf Befreiung oder gar Erlösung. Besonders verstörend wirkte der deutsche Film „Endzeit“. Er versetzt den Zuschauer in eine postapokalyptische Welt: Die Zivilisation ist zerstört, nur wenige Menschen haben überlebt. Eine junge Frau irrt durch den Wald, trinkt aus Tümpeln,
lebt von Pilzen und Konservendosen, die sie in einem leerstehenden Schuppen fi ndet. Als sie auf einen anderen Überlebenden trifft, geht sie mit einem Messer auf ihn los. Der Mensch als des Menschen Wolf. Das Vertrauen zueinander muss erst mühsam gewonnen werden. Im Lauf des Films stoßen drei weitere Überlebende dazu, doch die Vorräte sind knapp, das Überleben ungewiss. Zwei Menschen nehmen sich das Leben; einer wird von Wölfen gerissen.
Ein Paradies-Film ohne Paradies Nicht nur das Paradies ist den Menschen abhandengekommen, sondern die Hoffnung gleich mit. Das zeigt die österreichische „Paradies-Trilogie“, deren dritter Teil auf der Berlinale Premiere hatte. „Paradies: Hoffnung“ zeigt die erfolglosen Abnehmversuche der 13-jährigen Melanie in einem Diätcamp. Der erste Teil („Liebe“) zeigte die Erlebnisse einer Sextouristin in Kenia; der zweite („Glaube“) eine fanatische Katholikin, die sich selbst geißelt und zudem mit einem Kruzifix masturbiert. Beim Filmfest in Venedig erhielt der Film zum einen den Spezialpreis der Jury, zum anderen eine Klage wegen Blasphemie. Glaube, Hoffnung, Liebe sucht man in den drei Filmen vergeblich. Paradies? Fehlanzeige!
Wer ist der Regisseur des Lebens? Die Frage nach Gott wurde in den Berlinale-Filmen kaum gestellt – und wenn, dann wurde sie negativ beantwortet. So erzählt der deutsch-portugiesische Film „Nachtzug Anzeige
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Der Film „Im Namen des …“ zeigt einen homosexuellen Priester …
… und der französische Film „Die Nonne“ eine lesbische Äbtissin.
nach Lissabon“ die Geschichte des portugiesischen Arztes Amadeu, der gegen die Salazar-Diktatur kämpft. In seiner Abschlussrede als Abiturient protestiert Amadeu gegen das autoritäre Regime und gibt dabei gleichzeitig Gott den Abschied. Nicht Gott sei der Regisseur des Lebens, sondern der Zufall. Die Vorstellung, ewig leben zu müssen, sei die Hölle, erst der Tod mache das Leben bedeutungsvoll.
Weil ihren Eltern die Mittel für eine Hochzeit fehlen, wird sie gegen ihren Willen in ein Kloster eingewiesen. Suzanne verweigert zunächst das Gelübde, wird dann aber im zweiten Versuch doch in den Dienst gepresst. Das Kloster erscheint als Mischung aus Kaserne und Irrenhaus. Der Alltag besteht weniger aus Gebet, denn aus Langeweile und Sadismus unter den Schwestern. Suzanne wird von der Äbtissin gequält, gedemütigt und isoliert. Ihr gelingt es, in ein anderes Kloster verlegt zu werden. Für einen kurzen Moment scheint es, dass es dort zivilisierter zuginge. Doch dann wird Suzanne von der dortigen Äbtissin bedrängt, erst mit Küssen, dann mit nächtlichen Besuchen auf der Zelle.
Die Einsamkeit des Priesters … Wird Religion einmal zum Thema, kommt sie schlecht weg. Etwa im polnischen Film „Im Namen des …“. Hauptakteur ist Adam, ein Priester in der Provinz. Er spielt Fußball, tanzt und trinkt auch mal ein Bier. Ewa – eine Frau aus dem Dorf – begehrt ihn. Als Adam sein Haus betritt, sitzt sie – nur spärlich bekleidet – auf seinem Bett. Adam weist sie zurück. „Du findest mich nicht attraktiv“, klagt Ewa. „Ich bin schon vergeben“, antwortet Adam. Aber nicht in Gott ist Adam verliebt, sondern in einen Zögling. Bei einem Versteckspiel im Maisfeld kommen sie sich näher. Adam will sich sein Begehren zunächst nicht eingestehen, er macht lange Waldläufe, er tanzt besoffen und in Unterwäsche mit einem Bild seines Papstes. Schließlich kommt es zum in Nahaufnahme gezeigten Sexualakt zwischen Adam und seinem Geliebten. Die Schlussszene: Auch Adams Geliebter trägt nun Priestertracht. Die katholische Kirche – ein Bund von Homosexuellen, so legt es der Film nahe.
… und die Niedertracht der Nonnen Auch der französische Film „Die Nonne“ übt sich in Kirchenkritik. Er basiert auf dem Buch des Aufklärers und Atheisten Denis Diderot (1713–1784). Der Film erzählt die Geschichte von Suzanne, einer Nonne aus Widerwillen. Anzeige
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Auf der Suche nach dem letzten Tabubruch Auffallend viele Berlinale-Filme machten sich auf die Suche nach dem letzten sexuellen Tabubruch. Mehrere Filme beschäftigten sich mit Internet-Pornografie, mit dem Coming-out von Homosexuellen, der Leihmutterschaft eines lesbischen Paares mittels künstlicher Befruchtung, mit der Biografie einer Porno-Darstellerin oder eines Sexmagazinmoguls. Folgerichtig bezeichnete die „Berliner Zeitung“ den diesjährigen Wettbewerb als „Berlinale des Sexfilms“. Auch der „Tagesspiegel“ (Berlin) attestierte dem Filmfest, die „Grenzbereiche menschlichen Sexualverhaltens“ zu erforschen, und schilderte ein besonders abstoßendes Beispiel: „Ich weiß jetzt schon, welche Szene mir von dieser Berlinale lange im Kopf bleiben wird. Es ist der strippende Rabbi, der mit Rabbinerbart und Rabbinerhut, aber mit nacktem Unterkörper über einer leeren Flasche hockt. Dann nimmt er den Flaschenhals ganz vorsichtig mit seinem Anus auf, und sch…, ich glaube, eine Art Thorarolle in die Flasche hinein.“ Bei manchen Filmen, die auf der Berlinale präsentiert werden, fragt man sich, wo eigentlich der Unterschied zu einem Pornofilm liegt. So heißt es in der Ankündigung zum englischen Film „Exposed“ („Ungeschützt“), er zeige „eine Welt, in der die Lust am Zurschaustellen des Körpers, sexuelle Diversität und das Überschreiten jeglicher Grenzen gefeiert und der Geschlechtsnormativität der Kampf angesagt wird“. Muss man das gesehen haben? Besser nicht. P
Fotos: PR, Sylvie Lancrenon
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DI E K LE I N E K A NZ E L
» Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. «
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Ralf Albrecht ist Dekan der Evangelischen Kirche Nagold (Nordschwarzwald) und Vorsitzender der württembergischen ChristusBewegung „Lebendige Gemeinde“.
Aus dem Brief des Paulus an die Philipper 2,12
Foto: PR
Machen wir, dass wir hier rauskommen! Un-selig leben müssen! Das muss man sich mal vorstellen. Es ist, wie wenn eine Menge Leute im Gefängnis stecken. Vergitterte Zellen, kontrollierter Freigang, jahrelange Haft. Sie können sich in dieser Zeit mit allem Möglichen beschäftigen: Welche Bücher in der Gefängnisbibliothek stehen. Welche Nebenjobs zu bekommen sind. Was auf dem Essensplan steht. Aber sie schaffen doch nur an einem, sie beschäftigen sich doch nur mit der Frage: Wie und wann komme ich hier raus? Selig werden! Kann man das schaffen? Alle, die das höllentiefe Gefängnis von Gottestrennung und der ganzen dumpfen Sinnlosigkeit des Lebens in sich spüren, die wollen nur eins: machen, dass sie da herauskommen. Da zittern sie drum, damit haben sie Tag und Nacht zu schaffen. Das beschäftigt sie ohne Ende.
Wo Kirche sich um diese Seligkeit von Menschen kümmert, da kommt sie ganz zu ihrer Bestimmung. Seligkeit ist unüberholbarer Lebensmegatrend Nummer eins. Der Moment, wo ein Mensch ewig gewiss vertrauen kann: Mein Leben gehört Jesus! ER ist mein unendliches Lebensglück und meine ewige Rettung.
Weil Gott alles schafft, kann es gelingen So selig werden, das wär’s. Und das kann man schaffen. Das kann gelingen. „Schaffet, dass ihr selig werdet!“ Aber es geht nicht ohne eines: nicht ohne den auf Philipper 2,12 folgenden Vers 13: „Denn Gott ist es, der beides in euch wirkt, Wollen und Vollbringen.“ Weil Gott alles schafft – nur deshalb – kann sogar unsere Seligkeit gelingen. Beschäftigen wir uns Tag und Nacht damit! Bei uns, und bei allen anderen. P
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evangelische Landschaft im Bild.» 8.2013
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PORTRÄT
Seit 70 Jahren im Hafen der Ehe
Gottfried und Ines Ehrsam heirateten am 19. September 1942. Der Zweite Weltkrieg hatte auch in der neutralen Schweiz gravierende Auswirkungen. So fand die Hochzeit von Ehrsams in Birsfelden bei Basel unter erschwerten Umständen statt. „Das Essen war rationiert und nur für Lebensmittelkarten zu haben“, erinnert sich Gottfried Ehrsam. Die Fenster waren wegen der Bombenangriffe verdunkelt worden. Denn wenn die alliierten (englischen und amerikanischen) Bomber nach Deutschland flogen, musste auch in der Schweiz mit einzelnen verirrten Einschlägen gerechnet werden. „Es war dennoch ein schönes Fest“, blickt Ines Ehrsam zurück. „Doch ungefähr um zwei Uhr ging der Fliegeralarm los.“ Die Gäste mussten gehen und die bis dahin fröhliche Hochzeit war beendet.
Tanzabend mit Grammophon Kennengelernt hatten sich die Ehrsams auf einem Tanzabend mit Freunden. Ines war eingeladen worden, weil sie ein Grammophon besaß. „Da hat es gefunkt“, schmunzelt Gottfried. „Also noch nicht gleich so richtig“,
wirft Ines schnell ein. „Wie das damals eben noch so war. Man war ein bisschen schüchtern.“ Nach der Hochzeit ging das Leben in geordneten Bahnen weiter. Noch im Krieg wurde die erste von zwei Töchtern geboren. Gottfried arbeitete nach der Banklehre bis zur Pensionierung bei einer Basler Versicherung. Jeden Tag fuhr der Hobbysportler und begeisterte CVJM-Posaunist mit dem Fahrrad zur Arbeit. Im Laufe der Jahre bekamen sie sechs Enkel und 16 Urenkel. Für das jährliche Familientreffen an Weihnachten wird mittlerweile ein ganzer Gemeindesaal gemietet.
Jeden Tag einen Bibelabschnitt „Wir sind jetzt seit 70 Jahren glücklich verheiratet“, bekräftigen die beiden heute einmütig. Was ist das Geheimnis des nachhaltigen Eheglücks? „Es gibt nur ein Wort: lieb sein miteinander“, gibt Ines Ehrsam zu bedenken. „Dass man nicht nur zu besonderen Zeiten einander einen Schmatz gibt, sondern vielleicht auch mal zwischendurch.“ Probleme in der Ehe würden meist mit Kleinigkeiten beginnen. „Wenn man die nicht überwindet, fängt es an zu
scheitern“, ist ihr Mann überzeugt. Er nennt ein Beispiel: „Nach der Hochzeit hatte ich das Cellospielen aufgegeben. Später wurden Cellisten gesucht und ich wollte wieder anfangen, hätte dafür aber am Samstag und Sonntag proben müssen. Meine Frau wollte nicht, dass ich so viel Zeit dafür einsetze. Das habe ich akzeptiert. Auch unser gemeinsamer christlicher Glaube ist wichtig. Jeden Morgen lesen wir einen Abschnitt in der Bibel und beten von der Familie bis zur Politik für alles Mögliche.“ Bis heute leben die Ehrsams weitgehend selbstständig in der Wohnung in Birsfelden, in die sie 1961 eingezogen sind. „Vielleicht würden andere so ein Leben etwas langweilig finden“, meint Ines Ehrsam. „Aber wir sind für die Ruhe eigentlich ganz froh.“ Wenn man in die beiden zufriedenen Gesichter blickt, kann man kaum widersprechen. P
Foto: idea / Bauernfeind
GNADENHOCHZEIT In den letzten 70 Jahren hat sich vieles verändert, etwas ist aber gleich geblieben: das Eheglück zwischen dem heute 99-jährigen Gottfried Ehrsam und seiner 90-jährigen Frau Ines. Die Schweizer haben bereits die Gnadenhochzeit hinter sich. Ein Porträt von Christof Bauernfeind.
DAS WORT DER WOCHE » Wenn Muslime hier bei uns eine Moschee bauen können so hoch wie der Kölner Dom, dann möchte ich wenigstens in Saudi-Arabien eine Predigt halten können, ohne verhaftet zu werden. Auf dieses Gleichgewicht der Rechte kommt es im Verhältnis zwischen Islam und Christentum an. In Saudi-Arabien haben wir zum Beispiel ein solches Gleichgewicht nicht. « Karl Kardinal Lehmann (Mainz) in seiner Kritik in der „Bild am Sonntag“ an der religiösen Intoleranz muslimischer Staaten
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