Idea Spektrum Schweiz 17/2013

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24. April 2013 | 17

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Menschenhandel in der Schweiz Irene Hirzel Ăźber die grosse Not versklavter Frauen

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7 Bundeshaus Ein neues Team betet in Bern | 9 Bibellesehilfe Alfred Gerbers geistliche BrotkĂśrbe | 10 Hilfsprojekt Wie ein Ex-Manager im Ruhestand seine zweite Berufung findet 25 Bibel Wie sollen wir die Heilige Schrift heute verstehen? www.ideaschweiz.ch


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Seit über 20 Jahren i enGaGieren Wir UnS i iGeGen MenSChenhanDeLi Bodengasse 14 CH-3076 Worb Tel. 031 838 12 12 Fax 031 839 63 44 www.ostmission.ch mail@ostmission.ch PC 30-6880-4

idea Spektrum 17.2013


e di t or i a l

Prostitutionsland Schweiz Prostitution gilt in der Schweiz als wirtschaftliche Tätigkeit wie Brot backen oder Wände streichen. Die Einkünfte unterliegen der Steuerpflicht. Die Sozialabgaben werden ordnungsgemäss abgerechnet. Die Legalisierung des einst sittenwidrigen Gewerbes soll die Prostituierten entkriminalisieren und schützen. Dies entpuppt sich für immer mehr Frauen als Falle. Denn gleichzeitig werden Zuhältern und Menschenhändlern Tür und Tor geöffnet. Für sie ist die Schweiz optimal. Die Infrastruktur stimmt. Vom als Wellness-Tempel deklarierten Grossbordell bis hin zu «Verrichtungsboxen» gibts hier alles. Besetzt werden diese Einrichtungen vorwiegend mit Frauen aus Osteuropa; von Schleppern mit Geld und Gewalt rekrutiert. 1992 wurde das Sexualstrafrecht revidiert. Kuppelei und passive Zuhälterei sind nicht mehr strafbar. Dafür ist die sexuelle Selbstbestimmung geschützt, gedacht als Massnahme gegen die Zwangsprostitution. Doch in der Folge nahm das Prostitutionsgewerbe in der Schweiz stark zu. Einen weiteren Schub brachte die Einführung der Personenfreizügigkeit. Im Milieu herrscht ein unerbittlicher Konkurrenz- und Verdrängungskampf. Leidtragende sind die Frauen. Wo Prostitution legal ist, explodiert der Menschenhandel. Die Polizei darf ein Bordell nur noch bei konkretem Verdacht betreten. Tut sie das, braucht sie als Nächstes die Aussage der Frau gegen ihren Zuhälter. Sie wird sich das dreimal überlegen. Unser Gesetz genügt nicht, um sie zu schützen und Menschenhandel, Zwangsprostitution und Schwarzarbeit zu unterbinden. Gibt es Frauen, die sich freiwillig prostituieren, ohne in ihrer Kinder- und Jugendzeit körperliche oder seelische Misshandlungen erlitten zu haben? Der Kauf eines Frauenkörpers ist menschenunwürdig. Warum nehmen wir es hin, dass die Schweizer Rechtsordnung die Frau zum käuflichen Geschlecht erklärt? Es wird Zeit, den Scheinwerfer auf die Freier zu richten. Was sie tun ist Sünde. Das Bezahlen sexueller Dienstleistungen gehört verboten. Der Bundesrat hat kürzlich ein Postulat von EVP-Nationalrätin Marianne Streiff angenommen. Jetzt muss er dem Parlament einen Bericht zur Bekämpfung des Menschenhandels vorlegen. Darin werden Machbarkeit und Folgen eines Verbots der Prostitution und des Kaufs sexueller Dienstleistungen in der Schweiz geprüft. Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 KradolfSchönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Christof Bauernfeind Praktikum: Eveline Mergaert

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Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

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BIBLIScH Ein Lieblingsbibelwort von Alice Stark, Textilfachfrau bei einem Schweizer Modeunternehmen, Autorin eines Modeblogs und Miss Schweiz Kandidatin 2013.

«Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?» Römer 8, 31 «Als ich vor drei Jahren meine Lehre als Textilfachfrau begann, brach für mich eine schwere Zeit an. Mir wurde viel Unrecht getan. Ich wurde nicht akzeptiert und oft herabgesetzt. Ich fragte mich immer, wieso ich diese Zeit durchmachen muss und vor allem, wo Gott ist. Sieht er denn nicht, wie ich leide und keine Kraft mehr habe? Doch gelang es mir dank Gottes Hilfe und der Unterstützung meiner Familie, jeden Tag aufzustehen und zu kämpfen, wie auch Jesus für uns Menschen gekämpft hat. In dieser Zeit lernte ich, dass Gott viel weiter sieht als wir und dass er für uns nur das Beste möchte, auch wenn wir es auf den ersten Blick nicht erkennen. Jetzt, drei Jahre später, kann ich sagen, dass es sich gelohnt hat und ich weiss, dass Gott mir die Kraft gegeben hat zu kämpfen und mir den Weg ebnete. Denn wenn ich damals aufgegeben hätte, wäre ich jetzt nicht unter den 18 Miss Schweiz Kandidatinnen.»

WörtLIcH «Für mich ist das eine Herzensangelegenheit. Ich mache den Dienst aus Berufung und Liebe zu Gott.» So erklärte Heilsarmeeoffizierin Katharina Hauri (46) dem «Thuner Tagblatt», warum sie sich für die Bibel-Kinderwoche in Gurzelen BE engagiert. In gut drei Wochen wird sie vor einem Millionenpublikum am Eurovision Song Contest auftreten. Sie ist Mitglied der Band «Takasa», wo sie die Pauke schlägt. Zu diesem Auftritt in Malmö sagte sie: «Es ist eine gute Sache und ein Abenteuer – nicht mehr und nicht weniger.»

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Die gigantische Lüge der Sexindustrie Menschenhandel Weltweit sind rund 21 Millionen Menschen versklavt. In der Schweiz generiert

der «moderne Sklavenhandel» 8,8 Millionen Franken Umsatz – täglich. Ein Gespräch mit Irene Hirzel, Projektleiterin im Bereich Frauen- und Kinderhandel der Christlichen Ostmission.

Irene Hirzel, Sie haben zehn Jahre lang als Streetworkerin im Basler Rotlichtmilieu gearbeitet und kennen den Menschenhandel aus dem Alltag. Oft wird Prostitution und Menschenhandel in einem Zug genannt. Gehören sie untrennbar zusammen? Die Internationale Arbeitsorganisation ILO schätzt die Zahl der gehandelten und versklavten Menschen weltweit auf rund 21 Millionen. Jährlich kommen 2,5 Millionen dazu. Laut aktuellem UNO-Bericht über Menschenhandel des Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) ist sexuelle Ausbeutung mit 79 Prozent die häufigste Form modernen Menschenhandels, gefolgt von Zwangsarbeit mit 18 Prozent. Somit ist der Zusammenhang klar: Von 21 Millionen versklavten Menschen befinden sich 16,6 Millionen in der Zwangsprostitution. 76 Prozent der Opfer sind weiblich, wovon 59 Prozent Frauen und 17 Prozent Mädchen sind. Die 24 Prozent männlichen Opfer teilen sich in 14 Prozent Männer und 10 Prozent Knaben auf. Fast ein Drittel der Betroffenen sind Kinder, Tendenz stark steigend! Diese Zahlen basieren auf Datenerhebungen aus 132 Ländern, und sie sprechen eine deutliche Sprache! Dies ist aber noch nicht alles: Yury Fedotov, der Direktor des UNODC geht davon aus, dass wir nur die Spitze des Eisbergs sehen. Bei Menschenhandel spricht man von «moderner Sklaverei». Worin liegt der Unterschied zur Sklaverei im herkömmlichen Sinn? Die meisten Leute kennen Sklaverei aus den Geschichtsbüchern des Schulunterrichts, etwa im Zusammenhang mit dem antiken Rom, den Leibeigenen im Mittelalter oder den Schwarzafrikanern, die im Zuge der Kolonialisierung nach Amerika gebracht wurden. Die moderne Sklaverei – heute spricht man von Menschenhandel – ist ein globales Problem. Menschenhandel ist verboten. Trotzdem werden heute mehr Menschen gehandelt als jemals zuvor. Zu den 14 000 bis 25 000 legalen Prostituierten in der Schweiz kommen mindestens ebenso viele illegale dazu. Die Koordinationsstelle gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel (KSMM) geht von 1500 bis 3000 Frauen aus, die hierzulande jährlich gehandelt werden, also Opfer von Menschenhandel sind. Diese Zahlen stammen von 2003 und dürften heute weitaus höher sein. Die Strassenprostituierten in unseren Städten zeugen davon, dass der Menschenhandel nicht im Verborgenen, sondern vor unseren Augen stattfindet. Nach welchem Schema funktioniert der Menschenhandel? Die Armut und Perspektivlosigkeit der Frauen aus wirtschaftlich schwachen Ländern wird ausgenutzt: Mit falschen Versprechen gelockt, kommen sie durch sogenannte «Vermittler» in ein reiches und liberales Zielland wie die Schweiz, wo mit Prostitution viel Geld verdient werden kann. Hier werden sie mit körperlicher und sexueller Gewalt und Drohungen gegen ihre Familie im Herkunftsland gefügig gemacht. Mitunter werden die Vergewaltigungen gefilmt und als weiteres Drohmittel benutzt. Viele Frauen werden mit Alkohol und Drogen abhängig gemacht.

Zur Person Irene Hirzel, Mutter von drei erwachsenen Kindern, ist Projektleiterin der Christlichen Ostmission (COM) gegen Frauen- und Kinderhandel in Osteuropa und Nepal. Sie betreut das Nationale Gebetsnetz der COM gegen Frauen- und Kinderhandel und ist Mitglied der bilateralen Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Menschenhandels Schweiz-Rumänien des EJPD. Hirzel hat viele Jahre als Streetworkerin im Basler Rotlichtmilieu gearbeitet.

Weshalb ist es für die betroffenen Frauen so schwierig, sich aus der Zwangsprostitution zu befreien? Das Gesetzt steht doch auf ihrer Seite. Sie bräuchten nur den nächsten Polizeiposten aufzusuchen... Die Frauen haben weder Lohn noch Freizeit, kennen weder Ort noch Sprache. Oft wissen sie nicht einmal, wo und in welchem Land sie sich befinden. Alle paar Wochen werden sie an ein anderes Bordell weiterverkauft oder stehen auf dem Strassenstrich einer anderen Stadt. Kontakte zur Aussenwelt haben sie fast nur über die Freier. Sie haben keine andere Wahl, als ihren Körper rund um die Uhr zur Verfügung zu stellen, um ihre von den Menschenhändlern auferlegten unermesslich hohen «Schulden» für Flugticket, Formalitäten und Vermittlungsgebühren ins reiche Zielland abzuzahlen. Da man ihnen den Pass nach der Ankunft im Zielland häufig wegnimmt, leben sie in der Illegalität: Sie haben weder ein Aufenthalts- noch ein Ausreiserecht. Viele Frauen meiden die Polizei, von der sie aus ihrem Heimatland wissen, dass sie korrupt ist. Ein Entrinnen ohne Hilfe von aussen ist kaum möglich. Wer sind die Freier, welche die Dienste der Prostituierten in Anspruch nehmen? Männer mit Kindersitzli im Auto und Ehering am Finger findet man oft bei Prostituierten. Immer häufiger kommen auch ganze Jugendgruppen, die gemeinsam eine Prostituierte aufsuchen und ihre von Pornofilmen beflügelte Fantasie ausleben wollen. Gegen 80 Prozent der Freier sind verheiratet und kommen querbeet aus allen Schichten. Sie suchen Sex mit blutjungen Frauen und haben aufgrund des Pornokonsums häufig schon sehr klare Vorstellungen, was sie mit ihnen machen wollen. Es ist alles, was sich eine Frau nie wünschen würde!

Wen wundert‘s, dass die schweiz sextouristen aus ganz europa anlockt? escort-agenturen werben mit den jüngsten callgirls der Welt. Sind sich die Freier der misslichen Lage der Frauen bewusst? Ob eine Frau gehandelt wurde, ist für den Freier in der Regel nicht erkennbar. Viele Frauen arbeiten in Bordellen und Salons, wo es auch legale Prostituierte gibt. Am Zürcher Sihlquai weiss «Mann» jedoch aus den Medien sehr wohl, dass er auf Opfer von Menschenhandel trifft. Die intensive Berichterstattung war eher Gratiswerbung, als dass sie den Frauen genützt hätte: Mittlerweile drehen Wagen aus der ganzen Schweiz und dem Ausland ihre Runden. Die Sihlquai-Klientel sucht bewusst nach dem Kick, Macht und Dominanz über ein wehrloses Opfer mitten in der belebten, aber intimen Grossstadtatmosphäre auszuüben. Deshalb wird es auch nichts bringen, den Strassenstrich am Sihlquai diesen Sommer zu schliessen und in videoüberwachte «Sexboxen» ins Aussenquartier Altstetten zu verlegen. Die Massnahme ist lediglich zur Beruhigung des Quartiers gut. Die Sihlquai-Klientel wird sich nicht nach Altstetten verbannen lassen. Sie findet dort nicht, was sie sucht... Wie kann Ihrer Meinung nach das Problem gelöst werden? Die Schweiz ist mit ihrer liberalen Gesetzgebung für den Menschenhandel und die Prostitution viel zu attraktiv. Laut Bundesamt für Polizei generiert die Branche hierzulande – in einem der reichsten Staaten der Welt – 8,8 Millionen Franken Umsatz täglich. Dieser riesige Sexmarkt idea Spektrum 17.2013


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könnte ohne Sexhandel nicht existieren! Bis Ende Jahr ist es nach wie vor möglich, sich ab 16 Jahren legal zu prostituieren, ohne dass der Freier dafür bestraft wird. Wen wundert’s, dass die Schweiz Sextouristen aus ganz Europa anlockt? Auf Teenies spezialisierte Escort-Agenturen werben gar mit den «jüngsten Callgirls der Welt». Reicht das Heraufsetzen des Mindestalters auf 18 Jahre aus, um dem Menschenhandel in der Schweiz die Stirn zu bieten? Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, der sich schon lange aufdrängt. Obwohl die Schweiz das Europaratsabkommen zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch 2007 unterzeichnet hat, wird das Schutzalter erst per 1. Januar 2014 auf die geforderten18 Jahre erhöht. In Schweden ist es seit 1999 gänzlich verboten, Sex zu kaufen. Das Gesetz entkriminalisiert die Prostituierten und kriminalisiert die Freier, die für die Sexdienste bezahlen. Seither ist der Sexmarkt um 70 Prozent eingebrochen, ohne dass die Vergewaltigungen zugenommen hätten, wovor im Vorfeld stets gewarnt wurde. Das schwedische Modell würde ich mir deshalb auch für die Schweiz wünschen. Sie hatten im Februar eine Audienz bei Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Was haben Sie mit ihr besprochen? Gemeinsam mit Felix Ceccato, dem Präsident der Christlichen Polizeivereinigung, Michael Mutzner, dem Verantwortlichen für die Schweizer Zweigstelle der Weltweiten Evangelischen Allianz und Georges Dubi, dem Missionsleiter der Christlichen Ostmission dankten wir Frau Sommaruga für ihr grosses Engagement gegen den Menschenhandel und teilten ihr mit, dass wir den Nationalen Aktionsplan gegen Menschenhandel begrüssen, den sie im Oktober 2012 lanciert hat. Daneben sprachen wir offene Punkte an, die wir bereits im Mai 2012 der UNO-Menschenrechtskommission vorgelegt hatten: Um den Menschenhandel in der föderalistischen Schweiz effektiver zu bekämpfen, ist eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Kantonen unumgänglich. In allen Kanidea Spektrum 17.2013

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tonen braucht es runde Tische gegen Menschenhandel. Die Täter müssen härter bestraft werden. Die viel zu milden Strafen von maximal fünf Jahren Freiheitsentzug schrecken nicht ab. In den letzten zehn Jahren fanden im Durchschnitt übrigens gerade mal 6,6 Verurteilungen statt. «Es geht den Frauen doch immerhin besser als in ihrem Heimatland, wenn sie sich in der Schweiz prostituieren.» Wie antworten Sie auf diese gängige Aussage? Das ist eine typische Schutzbehauptung, mit der sich Männer reinwaschen und aus der Verantwortung ziehen. Wer eine solche Aussage macht, reduziert die Prostitution auf materielle Interessen. Dass jede Frau eine Seele hat, die verletzt werden kann, wird ausgeblendet. Dann stellen Sie es also in Abrede, dass es durchaus Frauen gibt, die sich aus freien Stücken prostituieren? Tatsache ist, dass ich in meinen zehn Jahren als Streetworkerin nicht eine reich gewordene und schon gar keine glückliche Frau getroffen habe. Natürlich wissen legale Prostituierte, worauf sie sich einlassen. Einige behaupten zumindest zu Beginn, sich freiwillig zu prostituieren. Doch was heisst schon freiwillig? Laut Strafgesetzbuch ist Prostitution erst dann erzwungen, wenn Drohungen, Gewalt, Nötigung, Entführung, Täuschung oder Machtmissbrauch im Spiel sind. Was ist aber mit der Frau, die schlicht keine Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeit hat, extrem arm ist und eine Familie ernähren muss? Für mich geht auch das nicht unter Freiwilligkeit. Gerade in Osteuropa ist der Alkohol- und Drogenmissbrauch weit verbreitet. In unserem Schutzhaus in Moldawien betreuen wir ein Mädchen, das von seiner Mutter verkauft wurde, um ihre Alkoholsucht zu finanzieren. Gibt es noch andere Gründe ausser den finanziellen Nöten, die Frauen in die scheinbar «freiwillige» Prostitution treiben? 80 bis 90 Prozent der «Freiwilligen» wurden im Kindes- und Jugendalter sexuell missbraucht. Diese Frauen haben nie gelernt, dass ihr Körper Bild: idea/Eveline Mergaert


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und ihre Sexualität ihnen gehören – sie haben ein völlig anderes körperliches Selbstverständnis. Wenn ihnen nun ein Mann Geld für einen Dienst anbietet, den sie bis anhin völlig selbstverständlich kostenlos erbringen mussten, tönt das für die Betroffenen verständlicherweise verlockend. Viele der jungen Frauen haben kein Selbstvertrauen. Jede Frau sehnt sich nach Liebe, Respekt und Geborgenheit. In der Prostitution erfährt sie aber nichts als Entwürdigung durch Männer, die sie als lebendiges Organ mieten, um sich für ein paar Minuten zu befriedigen. Was geschieht mit einer Frau, wenn sie schwanger wird? Im Falle einer Schwangerschaft ist je nach Zuhälter vom «in die Wüste schicken» der Frau über eine aufgezwungene Abtreibung, bis hin zum Verkauf des Neugeborenen an Organhändler oder Pädophilenringe alles möglich. Da es auch Männer gibt, die auf Sex mit Hochschwangeren stehen, deckt selbst eine schwangere Frau für den Zuhälter einen Markt ab, für den eine gewisse Nachfrage besteht. Die Zahl gehandelter Kinder ist laut UNO-Bericht seit 2006 von 20 Prozent auf 27 Prozent im Jahr 2010 angestiegen. Welchen Einfluss hat die gesellschaftliche Einstellung zu Pornografie und Prostitution auf den Menschenhandel? Prostitution und Pornografie werden zunehmend von der Gesellschaft akzeptiert, normalisiert und legitimiert. Wer Pornokonsum ablehnt, gilt als prüder religiöser Fanatiker und vorgestriger Moralapostel, der ein verkorktes Verhältnis zur Sexualität hat. Täglich werden 2,5 Milliarden E-Mails mit sexuellem Inhalt verschickt. Seitensprungportale boomen, Geschlechtskrankheiten ebenso! Rund 350 000 Männer nehmen hierzulande wenigstens einmal im Jahr die Dienste einer Prostituierten in Anspruch. Kinderpornografie nimmt seit Jahren massiv zu. Täglich wird weltweit 116 000 Mal nach kinderpornografischen Webseiten gesucht. Nicht nur die Opfer der Sexindustrie werden immer jünger, sondern parallel dazu auch die Konsumenten: Das Durchschnittsalter beim ersten Pornokonsum sinkt stetig und liegt mittlerweile bei elf Jahren. Die 11- bis 17-Jährigen gehören zu den grossen Konsumentengruppen. Welches sind die Folgen dieser gesellschaftlichen Entwicklung? Es entsteht ein immenser Schaden für die ganze Gesellschaft. Männer werden beziehungsunfähig, weil Pornografie ihre Denkweise über Sexualität manipuliert. Ihr Frauenbild wird «verpornisiert». Viele Männer müssen bereits in jungen Jahren therapiert werden, weil sie impotent sind. Frauen leiden unter dem steigenden Erwartungsdruck der Männer und sind verunsichert. Sie haben das Gefühl, nicht mehr zu genügen. In diesem Stress beginnen sie selber Pornos zu schauen, was sie noch mehr verunsichert: Den verfälschten Frauen in Pornofilmen kann niemand entsprechen. Die heute 11- bis 17-Jährigen werden bereits als «Generation Porno» bezeichnet: Durch den frühen Konsum noch in der Wachstumsphase wird die Struktur ganzer Gehirnregionen verändert. Die Entwicklung einer gesunden Sexualität wird verunmöglicht und Beziehungsunfähigkeit ist vorprogrammiert.

... was letztendlich zur Zerstörung der Familien führt. Diese Konsequenz drängt sich auf, und verwundert kaum: Die Zerstörung der Familie ist das erklärte Ziel unseres Widersachers! Deshalb ist es dringend notwendig, dass wir seine Strategie erkennen und unsere Einstellung ändern: Wir dürfen wissen, dass wir Sieger und nicht Besiegte sind. Wir müssen mit der Perspektive leben, dass Gott grösser ist als alles, was uns in dieser Welt begegnet. Dies gilt auch für die Pornografie. Gemäss einer amerikanischen Studie konsumieren praktizierende Christen aber genauso viel Pornografie wie andere. Sind sie sich der Pornolüge zu wenig bewusst? Die Pornoindustrie ist eine gigantische Lüge, auf die auch Christen hereinfallen! Leider wird Pornografie gerade in christlichen Kreisen oft tabuisiert. Dadurch löst sich das Problem aber nicht in Luft auf – im Gegenteil! Es nimmt eher noch zu. Natürlich sind Pornografie und Menschenhandel kein angenehmes Thema. Ein ehemals pornosüchtiger Pastor sagte einmal treffend: «Du bist nur so krank wie deine Geheimnisse.» Wie können Christen effizient gegen Menschenhandel und Pornografie vorgehen? Zuerst müssen sie selbst davon frei werden, indem sie lernen, darüber zu reden, Geheimes ans Licht zu bringen und Gottes Vergebung in Anspruch zu nehmen. Gott vergibt gern! Ein Schlüssel liegt im Gebet. Die Christliche Ostmission hat das Nationale Gebetsnetz gegen Menschenhandel aufgebaut, dessen Newsletter per Post oder E-Mail abonniert werden kann. Auf politischer Ebene ist Unterstützung gefragt. Wirtschaftsförderprogramme in den Herkunftsländern der Opfer können unterstützt werden. Ein Beispiel ist «Romcom», womit in Rumänien ein Kleingewerbe von mehr als 1000 KMU aufgebaut und über 10 000 Arbeitsplätze geschaffen wurden. Durch eine Patenschaft kann die oft Jahre dauernde Rehabilitation und Reintegration eines Opfers von Menschenhandel finanziert werden, die wir zum Beispiel in unserem Opferschutzhaus in Moldawien anbieten. Gerne unterstützen wir Gemeinden, die sich diesen Themen öffnen möchten. Wie schaffen Sie es, sich im Privatleben vom Elend zu distanzieren, mit dem Sie in Ihrem Berufsalltag stets konfrontiert sind? Mich berühren die einzelnen Schicksale nach wie vor und ich stosse auch manchmal an Grenzen. Wenn ich zum Beispiel am Sihlquai ein junges, tränenüberströmtes Mädchen erblicke, das gerade einen Kunden bedient hat, das Geld ihrem Zuhälter abgeben und sogleich beim nächsten Klienten ins Auto steigen muss, bin ich einfach nur wütend und verzweifelt. In meiner Freizeit lege ich Wert auf einen gesunden Ausgleich mit Familie und Freunden. Gott hat mich in diese Berufung gestellt und so darf ich von ihm erwarten, dass er mir täglich die Kraft gibt, die ich brauche. Bis jetzt tut er das auch, wofür ich sehr dankbar bin! Interview: EvElinE MErgaErt www.ostmission.ch

«Ich lese täglich die Zeitung – und ‹idea Spektrum› gibt mir Orientierung.» Lesen Sie das Heft als gedruckte Ausgabe, als ePaper auf dem Computer, Tablet oder durchforschen Sie das Archiv auf unserer Website ... oder alles zusammen!

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neue botschafter von Gottes Liebe im bundeshaus Gebet im bundeshaus Wachablösung der seltenen Art während der Sondersession der eidgenössischen Räte:

Annette Walder und Ernest Geiser sind neu «offizielle» Beter im Bundeshaus. Sie ersetzen die verstorbene Maria Wyss und den Westschweizer Jean-Claude Chabloz. Dritter in «Gottes Wandelhallen-Lobby» bleibt Beat Christen. «Im Namen Gottes des Allmächtigen»: Mit diesem Aufruf beginnt die Bundesverfassung. Und im Auftrag dieses Allmächtigen verstehen sie ihren Gebetsdienst: Beat Christen seit 1992, JeanClaude Chabloz seit 1999, Annette Walder und Ernest Geiser seit einer Woche. Im Bundeshaus erklärten sie nun, was es für sie heisst, zu Gottes Lobby im Parlament zu zählen. Beat Christen: Den Ausdruck «Lobbyist des lieben Gottes» hat 1979 der Gewerkschafter Ernst Leuenberger geprägt. Er hatte verstanden, dass ich das Reich Gottes im Bundeshaus repräsentieren möchte. Jean-Claude Chabloz: Ich verstand mich hier im Bundeshaus weniger als Lobbyist, sondern als einer, der die Gnade Gottes weitergeben möchte. Ernest Geiser: Ich zähle mich nun zu einer Gruppe, die sich im Bundeshaus einsetzt mit Gebet und Gesprächen und die Gott bezeugen möchte. Annette Walder: Ich möchte einfach eine Botschafterin sein, ein Brief von Gottes Liebe hier im Bundeshaus.

Wie haben sie sich auf ihren neuen dienst vorbereitet?

Annette Walder: Vor allem im Gebet. Gott sagt in den Sprüchen, er wolle Herzen lenken wie Wasserbäche, auch das Herz des Königs. So möchte ich im Gebet dazu beitragen, dass Gottes Wille geschieht. Ernest Geiser: Seit vielen Jahren pflege ich das Gebet für die Obrigkeit. Ich sage seit Langem auch, dass ich in einer Hand die Bibel halten will und in der andern die Zeitung. Dieses Spannungsfeld hat mir stark geholfen in dieser Vorbereitung.

auf welches biblische Wort stützen sie sich? Annette Walder: Zuerst auf 1. Timotheus 2, Verse 1 und 2, wo wir aufgefordert werden, für die Autoritäten zu beten. Dann aber auch auf Sprüche 30,28 im Sinne idea Spektrum 17.2013

Sie beten im Bundeshaus (von links): Beat Christen, Annette Walder (neu), Ernest Geiser (neu), Jean-Claude Chabloz (verabschiedet sich).

der kleinen Eidechse, die in den Königspalästen ist. Ernest Geiser: Ich denke an das Wort von Jesus in der Bergpredigt, wir sollten Salz und Licht der Erde sein (Matthäus 5,13-14).

sie gelten laut «tages-anzeiger» als «exotische interessenvertreter». Wessen interessen vertreten sie denn in erster Linie?

Beat Christen: Ich vertrete die Werte des Reiches Gottes. Jean-Claude Chabloz: Ich bin ein Christ, das heisst dass Christus in mir wohnt. Ich wollte im Bundeshaus immer in erster Linie Jesus vertreten, aber ich vertrat auch die Evangelikalen und das Welschland. Annette Walder: Ich will die Interessen der Bibel vertreten, die Botschaft des Sieges von Golgatha. Ernest Geiser: Ich denke an die Wurzeln unserer Gesellschaft und die christlichen Werte. Dazu haben wir viel zu sagen.

ihre Vision als Gottes Lobbyist im bundeshaus? Jean-Claude Chabloz: Viele Politiker mögen zu Gott finden. Ich kämpfte nicht für eine Gemeinde oder für eine Partei, sondern für Jesus. Beat Christen: Ich sehe in der Bibel, dass sich ein Volk dann Gott zuwendet, wenn sich die Regierung an Gott wendet. Meine Vision sind darum Politiker, die sich direkt an Gott wenden und mit ihm kommunizieren.

Ernest Geiser: Mitten in den Fragen, die hier behandelt werden, möge Hoffnung aufkommen. Gott möge im Bundeshaus die Herzen leiten und führen. Annette Walder: Meine Vision ist, dass hier wirklich mit Gottes Hilfe regiert wird. Als jetzt die Session begann, hat es geklingelt. Da dachte ich: Jetzt wäre doch ein Gebet dran! Der praktizierte christliche Glaube möge wieder eine Selbstverständlichkeit werden in der Politik.

Was erwarten sie von der Präsenz Gottes im bundeshaus?

Annette Walder: Gott hat gute Gedanken und gute Pläne für unser

Land. Ich erwarte darum, dass sein Wille geschieht! Er wird auch unsere Politiker benützen, damit sein Heilsplan in unserm Land Realität werden kann. Ernest Geiser: Ich erwarte, dass Gott auch in den Herzen der Politiker gegenwärtig ist und dass die Stimme Gottes gehört wird. Beat Christen: Ich will niemanden hier bekehren. Das ist Chefsache! Ich erwarte, dass Gott selber sichtbar handelt. Jean-Claude Chabloz: Gottes Gegenwart möge uns zurückführen zu unsern Wurzeln und zu unserer Berufung, damit wir auch für andere Nationen zum Segen werden können.

herr Chabloz, welches ist ihr Fazit zu ihrem langjährigen dienst im bundeshaus? Welche «Frucht» sehen sie?

Jean-Claude Chabloz: Es ist nicht einfach, Früchte zu benennen. Doch es gibt einige Politiker, die Schritte zu Gott hin gemacht haben. So sagte mir ein Parlamentarier, er sei jetzt auf dem Weg zu Jesus. Und es berührt mich, dass vermehrt Kirchen und Gemeinden Interesse zeigen an dem, was wir hier im Bundeshaus für unser Land tun. Gesprächsleitung: ANDREA VONLANTHEN

sie beten während der session Annette Walder (55), Maur ZH, folgt als Beterin auf die nach schwerer Krankheit verstorbene Maria Wyss. Die gelernte Dolmetscherin für Englisch und Russisch leitet das Gebetsnetz Deutschschweiz bei «Gebet für die Schweiz». Zu ihrer Berufung sagt sie: «Selber wäre ich nie auf diese Idee gekommen. Beat Christen hat mich nach dem Tod von Maria Wyss angefragt. Ich sagte zuerst ab, doch er hat insistiert. Gleichzeitig wurde ich auch von anderer Seite angesprochen: ‹Warum gehst du eigentlich nicht ins Bundeshaus?› Ich wollte dann von Gott eine klare Zusage, und er hat sie mir gegeben.» Ernest Geiser (62), Tavannes BE, ersetzt den 72-jährigen Jean-Claude Chabloz aus Vionnaz VS. Der diplomierte Agroingenieur und Theologe ist Pastor in Tavannes. Zu seiner Berufung: «Als ich 20 Jahre alt war und erstmals abstimmen konnte, gab es die grossen Diskussion um die Zukunft des Berner Jura. Ich habe damals gespürt, wie wichtig es ist, dass man sich mit der Politik beschäftigt und auch dafür betet. Das hat mich geprägt und mir dann auch die Antwort erleichtert, als ich für diesen Dienst angefragt wurde.» Beat Christen (67), bleibt als dritter Beter im Bundeshaus. Seit 1992 in diesem Dienst, wirkt er heute auch als Generalsekretär der Parlamentarischen Gruppe «Christ und Politik». Bild: Andrea Vonlanthen


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Plastikkörbli voll «brot des Lebens»

JOURNAL

KREATIVE bIbELLESEHILfE Er stand während zwei Jahrzehnten im Predigtdienst und ist

SAM: Spuren des Himmels

seit 17 Jahren pensioniert. «Im Reich Gottes gibts jeden Tag zu tun», ist Alfred Gerber aus Ebnat-Kappel SG überzeugt. Seine Bibellesehilfen erscheinen als «geistlicher Brotkorb». «Sönd willkomm!» Alfred und Martha Gerber empfangen mich vor dem Treppenhaus. «Äs gaaht obsi!», weist Martha den Weg.

Segen aus der Stille mit Gott

Auf dem grossen Stubentisch stehen die beiden ersten Exemplare der «Brotkörbe». «Die Idee dazu entstand in der persönlichen stillen Zeit», erklärt Alfred Gerber. Er beschäftigt sich täglich mindestens zwei Stunden mit der Bibel und dem Gebet. Zusätzlich tauscht das Ehepaar zweimal pro Tag über gemeinsam gelesene Bibeltexte aus. Ein «Brotkorb» beinhaltet etwas über 90 A4-Blätter mit jeweils vier «Tagesportionen». Pro Tag wird eine Bibelstelle zitiert und ausgelegt. Das jeweilige Thema, etwa Leben, Freude, Sorgen, Tränen, Ruhe, Wachen, Gnade oder Wachstum, wird oft über mehrere Tage behandelt. Gerber: «Von Anfang an ging es mir darum, ein Thema auszuschöpfen und für das Leben verständlich zu machen. Die Breite der Thematik und die Tiefe der Auslegung waren mir sehr wichtig.»

Selber Korrektur erfahren

Der erste «Brotkorb» entstand vor etwa sieben Jahren. Er ist heute noch im Familien- und Freundeskreis und in christlichen Gemeinden im Gebrauch. Die Nachfrage war da, und so entstand bald darauf «Brotkorb» Nummer 2. «Beide sind jederzeit kopierbar», erklärt Alfred Gerber. Die anregenden Gedanken kommen aus dem Fundus eines erfüllten Lebens. «Ich durfte immer wieder selber Kraft, Mut und Korrektur aus der Stille mit Gottes Wort schöpfen», bezeugt der Autor. «Davon möchte ich weitergeben.»

Ein bewegtes, erfülltes Leben

Alfred Gerber ist ein «Spätberufener». Er machte Predigervertretungen, Kinder- und Jugendarbeit und erledigte viele andere Aufgaben in der Gemeinde, bevor er mit 43 Jahren ein zweijähriges idea Spektrum 17.2013

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Hinter dem Jahresthema der Schweizer Allianz Mission (SAM) steht ein Fragezeichen: «Himmel auf Erden?» Am Jahresfest auf St. Chrischona erfuhren die über 300 Gäste, was in den Einsatzländern der SAM momentan passiert, etwa in Brasilien, Angola oder China. Und manche helfen demnächst an einem Einsatz mit, damit aus dem Fragezeichen ein Ausrufezeichen wird. Die SAM überwies zudem spontan einen ersten Betrag von 20‘000 Franken an ein Partnerwerk in China, um möglichst schnelle Hilfeleistungen im Erdbebebengebiet von Sichuan zu ermöglichen. Spenden: PC-Konto: 84-1706-5, Vermerk: «Erdbeben China». (idea) – www.sam-info.org

Initiative abgelehnt Möchten ihre geistlichen Erfahrungen mit anderen teilen: Das nun pensionierte Predigerehepaar Martha und Alfred Gerber.

Theologiestudium begann. «Die Praxiserfahrung im Laiendienst wurde angerechnet. Ich war nur zwei Jahre auf dem ‹Berg›», schaut der frühere Verwalter einer landwirtschaftlichen Genossenschaft auf die Zeit auf St. Chrischona zurück. Martha Gerber leitete während vielen Jahren eine Konsumfiliale. Zwei Kinder waren damals schon in einer Berufslehre, der Jüngste ging noch zur Schule. «Wir haben Gott wunderbar erlebt», bestätigt das Paar. Alfred Gerber stand mit seiner Frau während 20 Jahren im vollzeitlichen Dienst in EbnatKappel/Nesslau, Stäfa und Winterthur. «Der Herr führte uns interessante Wege. Oft ‹im Zickzack ume›», schmunzelt der Senior.

400 Tage «Geburtswehen»

Und nun entsteht «Brotkorb» Nummer 3, neu mit Illustra-

tionen. «Die Produktionszeit beträgt rund 400 Tage», verrät Alfred Gerber. Er durchforstet nochmals seine zahlreichen Bibelarbeiten und zerlegt diese in einzelne Tagesportionen. Was motiviert den 82-Jährigen dazu? «Es ist die Freude am unerschöpflichen Reichtum in Gottes Wort», sagt er mit Überzeugung.

Der Glaube trägt durch

Das «Bhüet Sie Gott!» beim Abschied kommt Martha und Alfred Gerber aus tiefstem Herzen. Selbst wenn die Treppe nach unten führt und es in ihrem Leben oft auch durchs dunkle Tal gegangen ist: «Äs gaaht obsi!» Ihr Glaube an einen allmächtigen Herrn hat die beiden bis heute durchgetragen. THOMAS FEUZ Kontakt: A. und M. Gerber, 071 993 27 32

Von der «rechten Speise» aus Gottes Wort Alfred Gerber lernte schon als Verwalter einer landwirtschaftlichen Genossenschaft die Wichtigkeit der geistlichen «Speise» kennen. Von seinen Predigten gab er jeweils eine schriftliche Zusammenfassung ab – «wahrscheinlich als einer der ersten überhaupt.» Mit seinen «geistlichen Brotkörben» will Gerber «Schwarzbrot» weitergeben. Der Begriff «Ich» kommt darin nicht vor. Der Autor: «Das Wort Gottes selber soll reden!» Bilder: idea/tf

Der Nationalrat lehnte die Volksini-tiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» mit 130 zu 29 Stimmen ab. Elvira Bader, CoPräsidentin des Initiativkomitees, bleibt trotzdemn zuversichtlich. Die Initiative stosse derzeit bei einer Mehrheit der Bevölkerung auf Zustimmung. (idea)

Keine Herdprämie für Mütter

Der Nationalrat lehnt die Familieninitiative der SVP ab. Diese verlangt, dass Eltern, die ihre Kinder selbst betreuen, mindestens gleich hohe Steuerabzüge machen können wie berufstätige Eltern, die ihre Kinder fremdbetreuen lassen. Ebenfalls abgelehnt wurde ein Rückweisungsantrag von Marianne Streiff (EVP). Sie schlug höhere Kinderabzüge vor, wodurch ein spezieller Fremdbetreuungsabzug nicht mehr nötig gewesen wäre. (idea)

Vier Grundkompetenzen

Wie werden theologische Ausbildungsstätten den ändernden Anforderungen an das Berufsbild des Pastors gerecht? Rund 30 Dozenten der theologischen Hochschulen Tabor und Liebenzell sowie des Theologischen Seminars (tsc) suchten auf St. Chrischona Antworten. Michael Diener, Referent und Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands, plädierte dafür, vier Grundfähigkeiten zu vermitteln: theologische, missionarische, soziale und Leitungskompetenz. (idea)


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TAG E SSC H AU

Wie setzen Kirchen ein Zeichen der hoffnung? Missionale Theologie Es gibt sie, die Kirchen, die heute in der Schweiz zeitgemäss und gesellschaftsrelevant die

Mission Gottes an ihrem Ort leben. Ermutigende Beispiele am IGW-Studientag «Zeichen der Hoffnung» zeugten davon.

140 Studierende des Instituts für Weltmission und Gemeindebau (IGW), Leiter und Mitarbeiter von Kirchen konnten sich am 19. April in der EMK in Hunzenschwil AG davon überzeugen: Kirche ist kein Auslaufmodell, sie ist die Hoffnung der Welt. Dass Kirche Zukunft hat, machten fünf Beispiele von Genf bis Kreuzlingen TG deutlich: Sie alle haben konkrete Schritte der Mission Gottes gewagt. Aus Liebe zum Nächsten sind sie mit Freude, Begeisterung, Mut und Erfolg für die Bevölkerung an ihrem Ort ein Zeichen der Hoffnung. Sie löschen soziale Brandherde, setzen sich für mehr Gerechtigkeit ein, bekämpfen Armut, fördern die Integration von Ausländern, schaffen Gemeinschaft und bringen Menschen Liebe und Wertschätzung entgegen.

Kirche zu sein ist ein entscheid

Gott sei der grosse Weltmissionar, der sich seit jeher auf seiner Suchaktion nach Menschen all jenen zuwandten, die sein Volk sein woll-

de im nachchristlichen Europa entweder leidenschaftlich oder nicht sein wird, davon ist Thomas Schlag, Theologieprofessor der Universität Zürich, überzeugt: «Wenn eine politische Gemeinde sagt: ‹Wenn ihr nicht mehr da wärt, würde etwas fehlen›, dann hat die christliche Gemeinde Gottes Gnade spürbar gemacht.»

evangelium und Kultur im Dialog

Johannes Reimer, Sabrina Müller, Thomas Schlag und Thomas Dauwalter (von links) sehen die Kirche als Hoffnungsträgerin.

ten, erklärte Thomas Dauwalter, Pastor und Dozent für praktische Theologie. Durch seine Kirche, ihren Lebensstil und den Umgang miteinander sollte Gott verherrlicht und für andere Menschen erlebbar und sichtbar werden. «Die Kirche eines missionarischen Gottes kann sich nicht für oder gegen die Mission entscheiden. Sie kann

sich nur entscheiden, ob sie Kirche sein will oder nicht», so Dauwalter. Jeder Gemeinde müsse daran gelegen sein, Gottes Grossaktion des allumfassenden Weltfriedens, den grossen «Shalom», mitzutragen, der beim Herrschaftswechsel weg von der Regierung des Menschen hin zur Regierung Gottes Realität werde. Dass die Gemein-

Sabrina Müller, Pfarrerin in Bäretswil ZH und Doktorandin an der Universität Zürich zeigte anhand mehrerer Beispiele, wie die Kirche in England auf unkonventionelle Art auf die Menschen zugeht und auch solchen eine Heimat bietet, die nicht mehr oder noch nie etwas mit der Kirche zu tun hatten. «Damit Gottes frohe Botschaft bei den Menschen ankommt, ist das Gespräch zwischen dem Evangelium und der Kultur der Menschen ein Muss», erklärte Johannes Reimer, Professor für Missionswissenschaften. EvElinE MErgaErt

ein Dossier gegen die angst vor Wohlstandsverlust gesellschafT Die Abhängigkeit von Mammon, dem Gott des Geldes, sei eines der zentralen Probleme der Schweiz. So lautet die Analyse des Soziologen und Vorstandsmitgliedes des Netzwerks ChristNet, Markus Meury.

Zusammen mit fünf weiteren Autoren des gesellschaftspolitisch aktiven christlichen Netzwerks stellte Meury am Samstag in Bern die aktualisierte Fassung des «Mammon-Dossiers» vor.

aus angst vor Verlust

In den Köpfen der Schweizer sitze immer noch die «Hungerökonomie» vergangener Jahrhunderte. Daher locke die Schweiz – im Bestreben, ihren Wohlstand zu sichern und aus Angst vor Reichtumsverlust – die Multis der Rohstoffbranche und andere Konzerne an.

Mammonpolitik gescheitert

Das Bankgeheimnis sei zum Zweck der Steuerhinterziehung geschaffen worden und diene weiBilder: idea/Eveline Mergaert; Fritz Imhof

terhin – trotz Fortschritten – dem Verstecken von Steuerfluchtgeldern. Gleichzeitig steige der Druck auf die Arbeitnehmenden. Sie müssten immer mehr leisten, während soziale Standards unter dem Druck des Steuerwettbewerbs abgebaut würden, wie weitere Referenten betonten. Doch das Scheitern der Mammonpolitik sei heue offenkundig, davon ist ChristNet überzeugt.

aufruf zur Bescheidenheit

ChristNet begegnet den analysierten Problemen mit verschiedenen Mitteln. Es fordert die Christen auf, ins Reich Gottes zu investieren und mit einem bescheidenen Lebensstil ein Vorbild zu sein. Die christlichen Gemeinden werden aufgerufen, sich

von der Geldlogik abzuwenden und auf Barmherzigkeit und Gerechtigkeit zu setzen.

schuldbekenntnis

Die Mitglieder des Netzwerks klagen aber nicht nur an, sondern stellen sich selbst unter die Schuld, welche durch die «Politik des Mammons» verursacht werde. Diesmal mit einem Gebet vor dem Bundeshaus, dem Ballungszentrum von politischer und monetärer Macht. Es beinhaltete neben dem Schuldbekenntnis die Fürbitte für die Verantwortlichen in Politik und Finanzwesen. Fritz iMhoF Das ChristNet-Dossier, verfasst von 14 Autoren, kann gegen einen freiwilligen Unkostenbeitrag von Fr. 12.00 bestellt werden bei: samuel.ninck@christnet.ch

Gebet beim Bundeshaus. idea Spektrum 17.2013


tag e ssc h au

ein ex-Manager auf neuer Mission

ÄXgÜSi

hilfSprojekT Die reformierte Gellertkirche Basel engagiert sich seit zehn Jahren

Was bleibt?

in Uganda. Ein pensionierter Manager fand dadurch eine zweite Berufung.

Paul Walliser reiste sein ganzes Berufsleben lang als Manager eines bekannten Pharmaunternehmens um die Welt. Inzwischen ist der Basler pensioniert und geht immer noch auf Reisen – wenn auch unter etwas anderen Vorzeichen. Der praktizierende Christ ist aktives Mitglied der reformierten Gellertkirche in Basel. Vor genau zehn Jahren ging die Gellertkirche eine Partnerschaft mit einer kleinen Gemeinde in Mbale, Uganda ein. Der Verein «Together for Uganda» wurde gegründet.

Schule für 250 Schüler

Aus kleinen Anfängen ist inzwischen ein ausgewachsenes Hilfsprojekt entstanden. Unter anderem wurde eine Schule gebaut, in der heute 250 Schüler ganztägig versorgt und betreut werden. Das Besondere an dem Projekt ist, dass sich viele Gemeindeglieder der Gellertkirche aktiv und auf eigene Kosten daran beteiligen. Ein Architekt sorgte etwa dafür, dass das Schulgebäude fast schon Schweizer Standards genügt. Jedes Jahr reist ein Team nach Mbale und unterstützt die Menschen vor Ort. Im Jahr 2005 ging auch

Paul Walliser in Uganda: «Wie ein Virus, der mich gepackt hat.»

Paul Walliser mit nach Uganda – eigentlich nicht mit der Absicht, dass sich das wiederholen würde.

bereits achtmal in afrika

Inzwischen ist der 70-Jährige bereits achtmal in Mbale gewesen. «Es ist wie ein Virus, der mich gepackt hat», erklärt er. Durch seine Erfahrung mit anderen Kulturen kann der Ex-Manager immer wieder Brücken zu den Einheimischen schlagen. Gemeinsam mit seiner Frau führte er etwa einen Ehekurs durch. Die Möglichkeit, den Menschen etwas weitergeben zu können, begeistert ihn immer

wieder. Dabei erlebt er, dass die Bibel als gemeinsame Basis ein Verstehen über kulturelle Grenzen hinweg möglich macht. Wenn er gefragt werde, ob die Armut vor Ort ihn nicht schockiere entgegnet Walliser: «Den Schock bekomme ich meist erst, wenn ich mich hier wieder zwischen 30 Müslisorten entscheiden muss.» Seinen nächsten Trip hat der Ruheständler bereits geplant. Zu alt fühlt er sich nicht, im Gegenteil, gerade wegen seines Alters begegnen ihm die Afrikaner mit grossem Respekt. christof bauernfeind

Theologie: SchnupperSTudienTag bei der STh baSel

Wissen, glauben, schauen Am 20. April bot die Staatsunabhän­ gige Theologische Hochschule (STH Basel) einen herzlichen Empfang für potentielle Neustudierende. Sechs Vorlesungen gaben Einblick, wie Glauben und Wissen zusammenge­ hören. Das akademische Studium an der privaten theologischen Hoch­ schule ist bezüglich der Lerninhalte und Anforderungen mit demjenigen an theologischen Fakultäten Schwei­ zer Universitäten vergleichbar. An­ ders als an staatlichen Institutionen setzt die STH das göttlich inspirierte Selbstzeugnis der Heiligen Schrift jedoch voraus. Herausgefordert von Matthäus 22, Vers 29, wo Jesus den Sadduzäern sagt: «Ihr irrt, weil ihr idea Spektrum 17.2013

weder die Schriften noch die Kraft Gottes kennt», sollen Wunder nicht einfach weggedeutet, sondern soll in den Schriften geforscht werden, um sie zu verstehen. Damit ver­ sucht die STH eine im Vergleich zu den staatlichen Fakultäten der deutschsprachigen Welt alterna­ tive Form von Theologie zu ent­ wickeln. Wer der Heiligen Schrift mit Offenheit und Respekt be­ gegne und die Bibel im Sinn des Zweiten Helvetischen Bekennt­ nisses als «das wahre Wort Gottes» betrachtet, müsse seinen Verstand deswegen nicht an der Garderobe abgeben: «Wer so glauben will, wie er weiss, der will Anfechtungen aus

seinem Leben verbannen», sagte Johannes Schwanke, Professor für systematische Theologie. «Glau­ ben heisst, die Grenzen des Wis­ sens zu kennen. Die Steigerung des Glaubens ist nicht das Wissen, sondern das Schauen.»

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Todesanzeigen sind faszinierend. Sie zeigen, was einem Menschen wichtig war und was am Ende seines Lebens übrig bleibt. Anfangs Jahr war ich an einer Beerdigung. Der Mann war Vater, Grossvater, Jäger, Sänger, Bläser. Er hatte eine Firma, war erfolgreich. Mit Gott hatte er nicht viel am Hut. Was der Pfarrer sagte war leer, aber vermutlich ehrlich. In diesen Tagen starb eine Freundin unserer Familie – sie starb menschlich gesehen (zu) früh. Sie hatte eine gescheiterte Ehe hinter sich, weder Kinder noch Enkel. Sie war gesundheitlich eingeschränkt. Doch welch ein Kontrast zum eingangs erwähnten Mann! Sie war von Gott gehalten, eine dankbare Person, eine Beterin. Die Worte, die sie beim letzten Besuch des Predigers noch schwach über die Lippen brachte, waren: «Danke, danke!» Danke, obschon ihr Leben viele Schatten hatte. Auch uns bleibt Dankbarkeit. Wir können nur erahnen, wie viel Segen wir als Familie dieser Frau zu verdanken haben, wie sehr sie durch ihre Gebete dazu beigetragen hat, dass wir in schwierigen Zeiten nicht mutlos wurden. Gott sammelte ihre Gebete als Räucherwerk in goldene Schalen, so lesen wir es in der Offenbarung. Für mich bleibt die Frage: Was bleibt von meinem Leben übrig, wenn ich «nach Hause» gehe? Was werden die Menschen über mich in der Todesanzeige schreiben? Welches Erbe hinterlasse ich – nicht materiell, sondern geistlich? Mose betete: «Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.» Das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen, aber der Himmel eine Schatzkammer. Dort sind Schätze sicher. Sie können ohne Risiko deponiert werden, dort gibt es weder Abzocker, noch drohende Inflation. Wer dort investiert, ist klug! helena Gysin

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Die Autorin ist Familienfrau und Sekretä­ rin der Baptistengemeinde Bülach.


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idea Spektrum 17.2013


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SYNERGIE Das unterschlagene Königreich Jüngst bin ich über einen Übersetzungsfehler gestolpert. Und dass er während über 40 Jahren meines Lebens von mir unbemerkt blieb, hat mich ziemlich irritiert. Es handelt sich nicht um eine Lappalie, sondern um ein Wort, das im Neuen Testament über 150-mal und auch im «Unser Vater» vorkommt. Um einen unverzichtbaren Kerngehalt des Glaubens also, dessen Unterschlagung uns nicht wirklich bewusst ist. Luther und Co. übersetzen es konsequent mit «Reich», «Reich Gottes» oder «Himmelreich». Im Urtext steht aber immer «basileia», welches von «basileus» kommt, was wiederum «König» bedeutet. Auch wenn theoretisch klar ist, dass wir es bei Jesus mit einem König zu tun haben, gibt keine mir bekannte deutsche Bibelausgabe «basileia» korrekt mit «Königreich» wieder.

Buch und Beamer

Andere Nationen haben (oder hatten) mit Königen seit jeher weniger Mühe, allen voran die Engländer, bei denen sowohl für das «Reich» als auch das «Königreich» nur ein Wort existiert: «kingdom». Die Niederländer übersetzen «basileia» mit «Koninkrijk» und die Franzosen (meistens) mit «royaume». Dass wir Schweizer – gewissermassen Erfinder der direkten Demokratie – mit Monarchen unsere Probleme haben, ist ja bekannt. Und dass Deutsche angesichts des Umstands, dass in einem Kaiserreich der Kaiser über Königen steht, das Reich Gottes nicht (nur) als Königreich verstehen wollten, leuchtet ebenfalls ein. Dennoch bin ich der Ansicht, dass dies eine verkürzte Übersetzung nicht rechtfertigt. Gewisse Leute, die ich auf das unterschlagene Königreich angesprochen habe (auch Theologen), fragten mich, wo denn das Problem sei. Nun, aus meiner Sicht ist es entscheidend, ob das, was mit Jesus auf diese Erde gekommen ist, ein Königreich oder eine beliebige Herrschaft ist, und zwar vornehmlich aus zwei

Gründen: Es geht um königliche Autorität und um unser Erbe. Es macht einen Unterschied, ob ich mich jemandem, der grösser ist als ich, bedingungslos unterwerfe oder mein Leben autonom gestalte und ob das, was mir als Kind Gottes und Miterbe von Christus zusteht, ein Königreich ist (statt einer Demokratie westlicher Prägung). Als Königskind lebe ich zwar einerseits im Gehorsam gegenüber dem König aller Könige, aber dann auch mit allen Ressourcen, die ein solcher König zur Verfügung hat. Ein anderer Autor in dieser Rubrik lag denn auch völlig richtig, dass ein von Christen geführtes Unternehmen eine «Kingdom Company» sein müsste, sozusagen eine Zweigniederlassung des himmlischen Königreiches auf dieser Erde. Daniel albietz Der Autor ist Anwalt und Gemeinderat in Riehen BS (www.albietz.biz).

SuSan WieSmann, Biel BE

Wie bitte?

Evolution unbewiesen

«idea Spektrum» Nr. 16 – Das Evangeli-

legitim. Wie viele Kinder und Eltern leiden unter diesem Anpassungsdruck, wo die Einhaltung einer bestimmten Norm wichtiger ist als der Mensch? Das Endziel im Sozialismus soll ja sein, dass der Wille des Einzelnen aufgeht im Willen der Gesellschaft. Der Bindungsforscher Gordon Neufeld warnt, dass das, was heute mit Kindern gemacht wird, auf der Zellebene als Krebsbildung bezeichnet wird: Wenn zwei Zellen miteinander kommunizieren bevor sie hinreichend differenziert sind, verschmelzen sie. Wenn Kinder zu sozialer Interaktion gedrängt werden, bevor sie wissen, wer sie selber sind, werden sie konformistisch. Auch davor warnt Gordon Neufeld: Wird durch zu viel Gruppendruck und Kollektivismus der Individualisierungsprozess behindert, bleibt der Mensch im Schwarz-Weiss-Denken stecken und wird dadurch intolerant oder gar fanatisch. Das Ende der Krebsbildung ist meistens der Tod. Im wirtschaftlichen und sozialen Bereich bewegen wir uns in dieselbe Richtung.

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«idea Spektrum» Nr. 16 – Schöpfungs-

Für die Umsetzung derjenigen Ideologie, für die sich Nationalrätin Jacqueline Fehr (SP) sehr kämpferisch engagiert, ist die Anwendung von psychischer Gewalt in Form von Anpassungsdruck durch Gleichschaltung und Manipulation völlig

«idea Spektrum» Nr. 16 – Choräle oder Lobpreislieder im Gottesdienst? Meine Antwort auf die Frage im Titel lautet: Beides. In unserer generationenübergreifenden Gemeinde (EGW Biel) ist sozusagen alles möglich, vorausgesetzt, man will Gott damit dienen und ihm gefallen. Wir haben eine Kleinorgel und einen Flügel im Gottesdienstraum. Ich bin selber pensionierte Organistin und spiele ein- bis zweimal pro Monat im Gottesdienst Eingangs-, Zwischen- und Ausgangsspiel, wie früher. Ansonsten leiten verschiedene Teams den modernen Lobpreis. Wir haben auch traditionelle Liederbücher, aus denen wir jeweils ein bis zwei Lieder singen. Da es vermutlich wenige Menschen gibt, denen jeder Stil gefällt, führt dies zu Toleranz und Respekt voreinander. Schade, dass das nicht mehr praktiziert wird.

lehre im Biologie-Unterricht? Es ist unglaublich, dass Hemminger von der evangelischen Zentrale für Weltanschauungsfragen behauptet, die Kreationisten seien wissenschaftsfeindlich. Wer die VeröffentideaSpektrum 17.2013

lichungen der Kreationisten auch nur oberflächlich kennt, weiss, dass sich diese durchaus positiv mit den Wissenschaften auseinandersetzen. Wenn man die Evolutionstheorie auf ihre Wissenschaftlichkeit untersucht, stellt man schnell fest, dass sie nicht im naturwissenschaftlichen Sinn bewiesen werden kann. Ein gutes Beispiel dafür ist das von ProGenesis herausgegebene Buch «95 Thesen gegen die Evolution», in dem mindestens 75 naturwissenschaftliche Argumente beschrieben werden, welche die Evolution widerlegen. Schöpfung ist eine Tätigkeit, die jeder schöpferisch begabte Mensch ausführen kann. Und dieser Vorgang kann überdies mit den üblichen naturwissenschaftlichen Methoden überprüft werden. Es gibt keinen Grund, diese Feststellung den Schülern vorzuenthalten. HanSrueDi Stutz, Dietlikon ZH

poDIum Sich schämen? Ich schätze es, wenn sich Bürgerinnen und Bürger mit unserer Arbeit im Parlament auseinandersetzen und uns ihre Überlegungen und Anliegen kundtun. Nicht wenige Korrespondierende, die sich berufen fühlen mir (teilweise ziemlich ungehalten) einen Spiegel vorzuhalten, tun dies aus sogenannter christlicher Verantwortung heraus. Reaktionen dieser Art treffen mich. Ich nehme sie ernst und beantworte sie auch, sofern sie – was leider öfters vorkommt – nicht einfach frech und beleidigend sind. Letzte Woche stand ich mit zwei Kritikern im Briefwechsel: «Schämen Sie sich Frau Streiff! Und lassen Sie die Finger von Themen, von denen Sie keine Ahnung haben.» Originalton eines E-Mail-Schreibers an mich im Nachgang zur Medienmitteilung über meinen Vorstoss «Stopp dem Menschenhandel zwecks sexueller Ausbeutung». Dieser wurde vom Nationalrat unbestritten angenommen. Der Bundesrat muss nun die Machbarkeit und Auswirkungen eines Verbots der Prostitution und des Kaufs von sexuellen Handlungen in der Schweiz prüfen und Bericht erstatten. «Ich schäme mich für Sie!» schreibt mir ein Mitglied meiner eigenen Partei. Als Christ, wie er schreibt, finde er es unverantwortlich und inhuman, der Verschärfung des Asylgesetzes zuzustimmen. Meine Positionierung in den beiden hier erwähnten Themenbereichen beruht auf gründlicher sachpolitischer Auseinandersetzung, Aktenstudium und Kommissionsarbeit. Zum Schämen, Bereuen, Büssen sehe ich keinen Anlass. Zum Danken schon eher: Wer mir aus Glaubensgründen die Rolle des schwarzen oder verlorenen Schafes in der weissen Herde der «Richtigdenkenden» zuweist, weiss ja auch um die spezielle Zuwendung des guten Hirten zu seinen schwarzen Schafen. marianne

Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffentlichen. Kürzungen behalten wir uns vor. (red.)

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Die Autorin ist Nationalrätin der Evangelischen Volkspartei (EVP).


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Herzlichen Dank Wir danken Ihnen, lieber Pastor, liebe Pfarrerin, lieber Gemeindeleiter, liebe Gemeindeleiterin, ganz herzlich für Ihren grossen Einsatz für das Reich Gottes in der Schweiz. Wo stünden unsere Kirchen, wenn wir nicht unsere Pastoren hätten, die sich für die Mission Gottes heute und jetzt einsetzen! In Partnerschaft mit IGW haben auch bereits 470 Absolventen von der Begleitung durch Pastoren während ihres Studiums profitiert. Erfahren Sie mehr auf www.igw.edu/pastor

Neuer Auftritt Factsheet IGW International

Wir freuen uns, hiermit das neue Corporate Design von IGW zu präsentieren. Über ein Jahr hat uns die Arbeit am neuen Auftritt beschäftigt – von der ersten Kreativsitzung bis zur Fertigstellung von Website und Printprodukten. Erfahren Sie mehr auf www.igw.edu/neuer-auftritt

IGW mit einer Spende unterstützen IGW finanziert sich zu 90 % eigenwirtschaftlich. Für die verbleibenden 10 % sind wir auf Spenden angewiesen. Unterstützen auch Sie unsere Arbeit und investieren Sie in die Ausbildung zukünftiger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Reich Gottes, die aus Träumen Taten machen. Erfahren Sie mehr auf www.igw.edu/spenden

idea Spektrum 17.2013


Das Bild der Woche DER HERR DER HAUSKAPELLEN So viele Kapellen wie Thomas Villing (Wehingen/Schwäbische Alb) hat wahrscheinlich kein Zweiter gebaut. Denn der 43-jährige Inhaber eines metallverarbeitenden Betriebs ist der einzige Anbieter für Miniatur- und Hauskapellen nördlich der Alpen. Der Beweggrund für diese Idee war eine lebensbedrohliche Herzmuskelentzündung. Als er mitten in der Nacht in die Herzklinik eingeliefert wurde, betete er: „Wenn ich hier wieder lebendig rauskomme, baue ich eine Kirche, um Gott jeden Tag zu danken.“ Aus der einen Kirche wurde das Unternehmen „Iremia-Kapellen“ (Iremia – griech.: Stille), das jetzt Kapellen unterschiedlicher Formen und Größen herstellt. Die Bauweise ähnelt der von Fertigbauhäusern, wodurch zwischen Bestellung und Auslieferung nur rund drei Monate vergehen. Eine Hauskapelle mit rund sechs Quadratmetern Grundfläche kostet ca. 20.000 Euro. Er wolle damit aber nicht in erster Linie Geld verdienen, sondern Menschen einen Ort der Besinnung und des Gebets schaffen, so der Katholik, zu dessen Kunden auch evangelische Christen gehören. b www.iremia-kapellen.de

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Wie religiös waren die Attentäter? ATTENTAT Laut Familienangehörigen waren die beiden Brüder Zarnajew „strenggläubige Muslime“.

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ie religiös waren die beiden mutmaßlichen Attentäter von Boston, die aus Tschetschenien stammenden Brüder Dschochar A. Zarnajew (19) und Tamerlan Zarnajew (26)? Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden soll Tamerlan Zarnajew „Anhänger eines radikalen Islam“ gewesen sein. Laut seiner Tante habe er vor zwei Jahren angefangen, fünf Mal täglich zu beten. Die US-Ermittler suchen zwar in allen Richtungen nach einem Tatmotiv, vermuten aber einen islamistischen Hintergrund derzeit als naheliegendste Erklärung. Anhaltspunkte dafür liefert auch die Internetseite in einem russischsprachigen sozialen Netzwerk, die Dschochar Zarnajew zugerechnet wird. Die Seite enthält auch Links zu islamistischen Webseiten.

Die Eltern der beiden mutmaßlichen Attentäter, mit denen sie vor etwa zehn Jahren in den USA Asyl erhielten, leben inzwischen nicht mehr dort. Die Mutter Subeidat Zarnajewa sagte, die US-Bundespolizei FBI habe stets gewusst, was ihr ältester Sohn Tamerlan tue: „Sie haben mir gesagt, dass er ein Islamistenführer ist und dass sie Angst vor ihm haben.“ Doch ihr Sohn habe nie gesagt, „dass er den Weg des Dschihad einschlagen will“. Der Vater, Ansor Zarnajew, der inzwischen wieder in Dagestan lebt, erklärte, dass seine Söhne zwar „strenggläubige Muslime“ waren, aber „keiner Fliege etwas antun“ könnten. P

DER GEFANGENE DES MONATS MAI kommt aus Eritrea

Wo ist Pastor Gebreab? Als „Gefangenen des Monats Mai“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea Pastor Leule Gebreab im nordostafrikanischen Eritrea benannt und zu seiner Unterstützung aufgerufen. Der Geistliche der (evangelischen) Apostolischen Kirche aus der Hauptstadt Asmara ist seit Ende August 2007 verschwunden. Menschenrechtler gehen davon aus, dass er inhaftiert ist. Verwandte erhielten bei den Behörden keine Auskunft über den Verbleib des damals 35-Jährigen. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Das neomarxistische Regime erkennt seit 2002 nur noch die eritreischorthodoxe, die katholische und die luthe17.2013

rische Kirche sowie als Religion den Islam an. Mitglieder der genannten Kirchen können weitgehend ungehindert Gottesdienst feiern, werden jedoch überwacht.

Das marxistische Regime nahm über 2.000 Christen in Haft Christen anderer Kirchen werden als illegal betrachtet und leben ständig in der Gefahr, verhaftet zu werden. Seit 2002 wurden über 2.000 vorwiegend evangelikale Christen festgenommen. Sie sind ohne Anklage in Militärlagern, unterirdischen Gefängnissen oder Schiffscontainern eingesperrt. Die IGFM und idea rufen dazu auf, Präsident Afewerki in Briefen darum zu bitten, Aus-

SAUDI ARABIEN

SUDAN E R ITR E A

Rotes Meer

ASMARA

JEMEN

Foto: dpa

Auf einem Plakat an einer Straße in Boston steht: „Ruhe in Frieden Krystle Campbell. Du wirst immer in unseren Herzen sein“. (Campbell, die zu den Todesopfern zählt, hatte am Boston-Marathon teilgenommen)

Die Familie hatte in den USA Asyl erhalten. Die Mutter: FBI wusste, dass er ein Islamistenführer war

ÄTHIOPIEN kunft über das Schicksal des Pastors zu geben und seine Freilassung zu veranlassen. Von den rund fünf Millionen Einwohnern sind 50 % Muslime und 47 % Kirchenmitglieder. 1,9 % sind Nicht-Religiöse und der Rest Anhänger von Naturreligionen. P Hier kann man um die Freilassung bitten: S.E. Präsident Isayas Afewerki via Botschaft Eritrea, Rue de Vermont 9, Case postale 85 1211 Genève 20 E-Mail: eritrean.embassy@bluewin.ch Fax: 022/740 49 49


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Religion kann wie Medizin wirken HIRNFORSCHUNG Religion fördert – wie Medizin – die Gesundheit.

Zentralafrika: Granaten schlugen in eine Kirche ein

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iese Ansicht vertritt der Wiener Hirnforscher und Psychiater Raphael M. Bonelli. In einer Studie hat er zusammen mit Wissenschaftlern der US-Duke-Universität (Durham) alle Untersuchungen zu Religiosität und seelischer Gesundheit verglichen, die seit 1990 in psychiatrischen und neurologischen Fachzeitschriften publiziert wurden. Das Ergebnis: 72 % der Studien weisen nach, dass die seelische Gesundheit mit zunehmendem geistlichen Engagement steigt. „Depression, Suchtkrankheiten und auch Suizid treten bei religiösen Menschen eindeutig seltener auf als bei Atheisten“, erläuterte Bonelli in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur kathpress. Vor allem bei Sucht, Depression und Selbsttötung seien die Hinweise auf einen Schutz durch Religiosität äußerst stark.

Was der Gesundheit hilft In Einzelstudien waren Anhänger verschiedener Weltreligionen befragt worden; Atheisten bildeten die Kontrollgruppe. Die Ursache für die gesundheitsfördernde Wirkung von Religion ist laut Bonelli unklar. Zu vermuten sei, dass die Ausrichtung auf ein höheres Wesen dem Menschen helfe, sich

Raphael M. Bonelli

Sigmund Freud

nicht nur um sich selbst zu drehen. Auch Anleitungen für ein gesundes Verhalten – etwa die Zehn Gebote – seien dazuzurechnen. Doch könne der Schutz durch Religion niemals vollkommen sein. Immer wieder würden auch religiöse Menschen seelisch krank oder nähmen sich das Leben. Therapeuten könnten aber religiösen Glauben nutzen.

Wo Sigmund Freud irrte Bonelli ist Dozent an der Sigmund-FreudUniversität in Wien. Er leitet zudem das Institut für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie. Die Aussage des Begründers der Psychoanalyse, Sigmund Freud (1856–1939), Religion sei eine „kollektive Zwangsneurose“, hält Bonelli für überholt. Freud scheine von antireligiösen Vorurteilen gesteuert gewesen zu sein. P

Katholische Kirche widerspricht EKD-Chef ÖKUMENE Zwischen Benedikt XVI. und Franziskus „volle Kontinuität“

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er Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, hat Äußerungen des EKD-Ratsvorsitzenden, Nikolaus Schneider (Berlin), widersprochen. Schneider hatte nach einem Meinungsaustausch mit Papst Franziskus am 8. April im Vatikan erklärt, er habe den Eindruck gewonnen, dass der Papst bereit sei, Fenster und Türen zu öffnen, um Neues im Miteinander der Kirchen zu ermöglichen. Wie Koch nun sagte, habe Schneider damit den Eindruck vermittelt, als gäbe es mit dem neuen Papst eine neue Ära in der Ökumene im Sinne von „Diskontinuität“ gegenüber früher. Das habe er mit „Erstaunen“ zur Kenntnis genommen. Er sehe nämlich im

NOTIERT

Gegensatz zu Schneider zwischen Benedikt XVI. und Franziskus „volle Kontinuität“. So habe Franziskus bei der Begegnung mit Schneider unter anderem an die zwei Reden Benedikts XVI. in Erfurt 2011 erinnert.

Was die Ökumene erschwert Nach Kochs Ansicht hat die Ökumene 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) mehrere große Probleme. Die Zersplitterung im Protestantismus habe weiter zugenommen. Außerdem seien in den letzten Jahren die Differenzen zwischen Katholizismus und Protestantismus in ethischen Fragen noch stärker geworden, was auf unterschiedliche Menschenbilder zurückzuführen sei. P

Bei Kämpfen in der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik – Bangui – ist ein Kirchengebäude beschossen worden. Dabei starben sieben Gottesdienstbesucher. Zahlreiche weitere wurden verletzt, darunter auch Kinder. Bei Zusammenstößen zwischen Einwohnern und Rebellen des Bündnisses Seleka („Allianz“) wurden insgesamt mindestens 17 Menschen getötet. „2 Granaten schlugen im Kirchengebäude ein, eine weitere im Pfarrgarten“, sagte Pfarrer Mbyae Bondoi, Generalsekretär der Evangelischen Allianz in der Republik. Nach Angaben der Polizei kam es zu den Zusammenstößen, als die Rebellen in Bangui nach Waffen suchten. Der Chef der Seleka-Koalition und Übergangspräsident, Michel Djotodia, beschuldigte das Lager des gestürzten Staatschefs François Bozizé, für die Toten verantwortlich zu sein. Die Seleka-Rebellen unter Djotodia hatten die Hauptstadt am 24. März eingenommen, Bozizé floh daraufhin ins Ausland. Die Zentralafrikanische Republik ist seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 immer wieder Schauplatz von Aufständen. Das Land hat rund 3,7 Millionen Einwohner, von denen etwa 70 % Kirchenmitglieder und 15 % Moslems sind.

Frei: „Gefangener des Monats April“ Der in Libyen inhaftierte ägyptische Christ Sherif Ramsis Gad Mechaeal ist freigelassen worden. Das teilte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mit Sitz in Frankfurt am Main unter Berufung auf Angaben der libyschen Generalstaatsanwaltschaft mit. Die IGFM hatte den Mann gemeinsam mit idea als „Gefangenen des Monats April“ benannt. Der orthodoxe Kopte war am 10. Februar von der Staatspolizei in der Hafenstadt Bengasi festgenommen worden. Er betreibt dort seit 2003 eine Buchhandlung, in der er christliche Literatur für Arabisch sprechende christliche Gastarbeiter im ansonsten islamischen Libyen anbietet. Dem Buchhändler war die Abwerbung von muslimischen Gläubigen vorgeworfen. Der IGFM zufolge hat der Generalstaatsanwalt angeordnet, den Ägypter der Botschaft zu übergeben.

Fotos: PR, Getty Images

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Wenn evangelische Pfarrer Frauen werden wollen TRANSSEXUALITÄT Gott schuf den Menschen als Mann und Frau – so heißt es im 1. Buch Mose (1,27). In den letzten 10 Jahren sind 996 deutsche Männer Frauen geworden und 719 Frauen Männer.

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mmer wieder kommt es vor, dass Menschen überzeugt sind, ihr biologisches Geschlecht sei das falsche. Sie erhoffen sich Hilfe durch eine Geschlechtsumwandlung. In Bayern hat jetzt ein evangelischer Pfarrer erklärt, er sei in Wirklichkeit eine Frau. Er habe eine Hormonbehandlung zur Geschlechtsangleichung begonnen, berichtete Andreas Zwölfer der Gottesdienstgemeinde in Neufahrn bei München. Der 49-jährige verheiratete Mann will künftig als Dorothea Zwölfer amtieren. Wie er berichtete, hat eine Expertenkommission festgestellt, dass er transsexuell sei. Dies bedeute, dass er sich trotz eindeutig männlicher Geschlechtsmerkmale als Angehöriger des weiblichen Geschlechts empfinde und zu Recht bestrebt sei, als Frau anerkannt zu werden. Das Gutachten berechtige zu einer Namensund Personenstandsänderung. Laut Zwölfer wird seine Ehefrau Claudia – ebenfalls Pfarrerin – bei ihm bleiben, und die Kirchenleitung habe zugesagt, ihn weiter in seinem Beruf arbeiten zu lassen. Das Paar betreut seit Herbst 2011 die lutherische Gemeinde Neufahrn. Ende Mai wird es den Ort verlassen, damit es in der Gemeinde zu keiner Unruhe komme. Dass sich Pfarrer als Frauen fühlen und eine Geschlechtsangleichung vornehmen lassen, ist nicht neu.

Von Andreas zu Dorothea Zwölfer

Ich bin jetzt Pfarrerin … Im niederrheinischen Haldern gab Pfarrer Hans-Gerd Spörkel bekannt, seine Hormonbehandlung und die Formalitäten für eine Geschlechtsveränderung abgeschlossen zu haben. Er habe sich den Namen Elke-Miriam ausgesucht und müsse sich selbst „erst noch daran gewöhnen, dass ich jetzt Pfarrerin und nicht Pfarrer sage“.

Was hat sich Gott dabei gedacht? Nach Angaben des Diakonie-Fachverbandes für Sexualethik und Seelsorge „Weißes Kreuz“ ist der Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung in den vergangenen Jahren öfter aufgetreten. Es wäre aber verkehrt, von Schöpfungsvarianten zu sprechen, sagte der Leiter, Rolf Trauernicht (Kassel), idea. Warum gelegentlich Knaben mit weiblichen Sexualmerkmalen und Mäd-

Von Hans-Gerd zu Elke-Miriam Spörkel

chen mit männlichen Merkmalen geboren werden, lasse sich ebenso wenig beantworten wie die Frage, warum Kinder mit unheilbaren Krankheiten zur Welt kämen. „Wir wissen nicht, was Gott sich dabei gedacht hat, aber wir glauben, dass Gott für jeden Menschen einen guten Weg vorgesehen hat“, so Trauernicht. Häufig hänge Transsexualität mit frühkindlichen Erfahrungen zusammen. Den Betroffenen rät der Seelsorger aber von einer Geschlechtsumwandlung ab. Die Hoffnung, danach beginne ein besseres Leben, bleibe vielfach unerfüllt. Bei einer so weitreichenden Entscheidung sollte man auch bedenken, dass es in der Regel kein Zurück gebe. Mit professioneller Begleitung sei es jedoch möglich, den von den körperlichen Merkmalen vorgezeichneten Weg zu gehen. P b www.weisses-kreuz.de • 05609 8399-0

Wie kann man geschiedenen Christen helfen? LEBENSHILFE Eine neue Initiative will getrennt lebenden und geschiedenen Christen beistehen.

Fotos: privat (4)

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ie erste Vorsitzende des Vereins „Scheidung überwinden“, die baptistische Diakonin Rona Gitt (Braunschweig), erklärte zu den Zielen: „Wer von Trennung oder Scheidung betroffen ist, steckt oft in einer ganz schwierigen Situation. Es gibt eine Menge zu verarbeiten, um wieder zurück ins Leben zu finden.“ Dazu wolle die Initiative Kurse anbieten. Die 2. Vorsitzende, die Pfarrerin Astrid Eichler (Dallgow-Döberitz bei Berlin), nannte es eine „traurige Tatsache, dass auch immer mehr christliche 17.2013

Ehen geschieden werden. Dem begegnen wir.“ Scheidung sei in Gemeinden oft ein Tabuthema: „Ich habe dort eine große Hilflosigkeit wahrgenommen“, sagte Eichler gegenüber idea. „Unser Ziel ist, dass die Betroffenen Hilfe finden, Hoffnung schöpfen und dann Heilung erfahren können.“ Die geplanten Kurse des Vereins dauern jeweils 13 Wochen und können in Gemeinden von geschulten Gruppenleitern durchgeführt werden. Hauptbestandteile sind Gespräche der Betroffenen und Videos

mit Erfahrungsberichten. 2013 finden erste Vorbereitungsseminare für zukünftige Gruppenleiter statt. Kurse für Geschiedene in Gemeinden sollen ab 2014 angeboten werden können. Zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehören u. a. die christliche Beratungsorganisation Team.F und das Netzwerk „Es muss was Andres geben“, das von Eichler geleitet wird. Es möchte Lebensperspektiven für Ledige in Landes- und Freikirchen aufzeigen. P b scheidungueberwinden@gmx.de


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Wenn die Polizei in Großstädten Angst hat KRIMINALITÄT In Teilen deutscher Großstädte sind rechtsfreie Räume entstanden, in denen mafiaähnliche Strukturen herrschen.

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as beklagt der Öffentlichkeitsreferent der Christlichen Polizeivereinigung (CPV), Prof. Dieter Müller (Bautzen), der an der Hochschule der Sächsischen Polizei lehrt. Die Vereinigung hat Verbindungen zu rund 4.000 Polizisten. Anlass für seine Äußerungen sind Berichte, wonach der Berliner Popstar Bushido (34) intensive Kontakte zu einem Familien-Clan libanesischer Palästinenser unterhält. Der Großfamilie Abou-Chaker werden in Berlin schwerste Straftaten wie Drogen- und Menschenhandel, Erpressung, Zuhälterei sowie zahllose Gewalttaten angelastet. Wie Müller auf idea-Anfrage sagte, trauten sich inzwischen nicht einmal mehr Polizeibeamte in bestimmte Berliner Stadtteile: „Sie fühlen sich und ihre Familien bedroht.“

Rechtsstaat auf der Kippe Es gebe Bezirke, in denen sich eine „Parallelwelt“ entwickelt habe, „die sich der polizeilichen Kontrolle gänzlich entzieht“. Wenn Leute wie Bushido noch damit prahlen könnten, Kontakte zu Unterweltgrößen zu haben, dann sei das eine „Bankrotterklärung“ der Gesellschaft. Laut

Müller steht der Rechtsstaat auf der Kippe, wenn kriminelle Organisationen wie diese palästinensische Großfamilie Angst und Schrecken verbreiten könnten, ohne eine Bestrafung fürchten zu müssen: „Wenn Bürger den Eindruck bekommen, kriminelle Organisationen können sich alles herausnehmen, ohne dass die Polizei eingreift, weil sie sich überfordert fühlt, verlieren sie das Vertrauen in das System.“ Die Verantwortung für diese Entwicklung sieht er vor allem in der Politik. Gerade in Berlin sei die Polizei „kaputt gespart“ worden.

Jude verließ Berlin wegen des islamischen Antisemitismus Zu Bushidos Kontakten äußerte der Sprecher der israelischen Armee, Arye Sharuz Shalicar, der in Berlin als Sohn jüdischiranischer Einwanderer aufwuchs, an der Großfamilie komme man „in einem gewissen Milieu in Berlin nicht vorbei“. Die Mitglieder dieser Familie seien in der Lage, „aus dem Stand ein paar Hundert Männer zu mobilisieren. In Neukölln (mit seinen 320.000 Einwohnern) dominieren sie ganze Straßenzüge, darüber hinaus

Das Magazin enthüllte die Kontakte.

viele Läden, Imbisse, Geschäfte.“ Dadurch, dass Bushido einem hochrangigen Mitglied der Großfamilie eine umfassende Generalvollmacht erteilt habe, „hat er sich mit Haut und Haaren an diese Großfamilie verkauft“. Bushido galt jahrelang als ein Beispiel für gelungene Integration. Deshalb erhielt der Deutsch-Tunesier 2011 auch vom Burda-Verlag den IntegrationsBambi. Wie es weiter in der „Berliner Morgenpost“ heißt, hat Shalicar in seiner Autobiografie „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ (dtv) den „grassierenden Antisemitismus unter arabischen Jugendlichen beschrieben, dem er jahrelang in Berlin als Jude ausgesetzt war“. Von daher sei er nach Israel ausgewandert. Siehe auch den Kommentar auf ideaOst. P b www.cpv-online.org

Die EKD lobt den Einsatz der CDU für verfolgte Christen SPITZENGESPRÄCH Führende Vertreter der EKD und der CDU trafen sich zum Gespräch in Berlin.

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Hermann Gröhe, Nikolaus Schneider, Angela Merkel, Jochen Bohl

beide Seiten auch in der Diskussion über den Gesetzentwurf zur Suizidbeihilfe. Er sieht eine Strafbarkeit der gewerbsmäßigen Förderung der Selbsttötung – also mit Gewinnabsicht – vor. Die Spitzen von EKD und Union plädierten jedoch dafür, dass jede geschäftsmäßige Suizidbeihilfe unter Strafe gestellt werden soll. P

Foto: PR/CDU

ührende Vertreter der EKD haben den Einsatz der CDU für verfolgte und bedrängte Christen gewürdigt. Das verlautete nach einem etwa zweistündigen Spitzengespräch mit dem Präsidium der Union in Berlin. Zum Hintergrund: Insbesondere der Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, Volker Kauder, hatte das Thema auf die politische Agenda gebracht – auch bei Besuchen in islamischen Ländern. Bei der Begegnung war die Union u. a. mit der Vorsitzenden, Bundeskanzlerin Angela Merkel, und Generalsekretär Hermann Gröhe vertreten. Teilnehmer der EKD waren u. a. der Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider, sein Stellvertreter, Landesbischof Jochen Bohl, die Vertreterin der Evangelikalen im Rat der EKD, Tabea Dölker, und der Vizepräses der EKD-Synode, Ministerpräsident a. D. Günther Beckstein (CSU). Laut EKD herrschte „großes Einvernehmen“, dass sich das besondere Verhältnis von Staat und Kirche in Deutschland bewährt habe. Einig waren sich

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EKD-Spitzenmann lässt sein Amt ruhen KIRCHE & POLITIK Der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundespolitik in Berlin und der EU, Prälat Bernhard Felmberg, wird sein Amt „zeitlich befristet“ ruhen lassen.

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ie Leitung der EKD, der Rat, habe seiner Bitte entsprochen, teilte die EKD mit. Felmberg werde „vorübergehend andere Aufgaben wahrnehmen“. Die kommissarische Leitung der Dienststellen des Bevollmächtigten in Berlin und Brüssel liege bei dem stellvertretenden Bevollmächtigten, Oberkirchenrat Stephan Iro. Der 44-jährige Jurist ist erst seit Herbst letzten Jahres Vize. Zuvor ist der verheiratete Vater dreier Kinder stellvertretender Leiter des

Wort Jesu ‚Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein’.“ Innerhalb des Pfarrerverbandes werde derzeit diskutiert, inwieweit Pfarrerinnen und Pfarrern in Fragen der Lebensführung feste Vorschriften gemacht werden sollten. Er persönlich wünsche sich diesbezüglich mehr Zurückhaltung, so Jakubowski. Felmberg ist seit Februar 2009 Bevollmächtigter des Rates der EKD und damit Chef-Lobbyist der evangelischen Kirche in Berlin und

Foto: privat

Pfarrer: Nicht vorverurteilen Der Vorsitzende des Pfarrerverbandes, Pfarrer Thomas Jakubowski (Schifferstadt), warnte auf idea-Anfrage vor Vorverurteilungen. Vor Abschluss des Verfahrens sollte sich niemand „auf die eine oder andere Seite schlagen“, sagte er. Zwar gelte das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“, so Jakubowski. „Ebenso gilt aber auch das 17.2013

ZITIERT » Die Christen in Ägypten kommen

immer mehr in eine bedrohliche Lage. Die Regierung Mursi muss endlich beweisen, dass sie alle ihre Staatsbürger schützen kann – unabhängig davon, ob sie Muslime oder Christen sind. Ich war vor einigen Wochen wieder in Kairo und habe mit koptischen Christen und säkularen Bürgern gesprochen. Sie haben alle nur noch ein einziges Thema: ihre Sicherheit und die ihrer Familien. « Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, in der „Welt“

» Ein Kind, das ist der Achttausender

(vom 17. April)

Osteuropa-Referates im Auswärtigen Amt gewesen. Zum Hintergrund: Der Rat der EKD hatte Ende März ein Ermittlungsverfahren gegen Felmberg eingeleitet. Dabei gehe es um „Fragen der Lebensführung“, so EKD-Pressesprecher Reinhard Mawick (Hannover). Laut Medienberichten soll der 47-jährige Theologe „amouröse“ Beziehungen zu EKD-Mitarbeiterinnen unterhalten haben. Felmberg lebt seit längerem in Scheidung. „Dieses disziplinarische Ermittlungsverfahren dient der Aufklärung des Sachverhaltes. Mit Rücksicht auf das laufende Verfahren nehmen wir zu Gerüchten und Spekulationen nicht weiter Stellung“, so Mawick. Auf Grundlage der Ergebnisse dieses Verfahrens werde eine disziplinarrechtliche Entscheidung erfolgen.

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Brüssel. Felmberg war bis 2002 als Bundesgeschäftsführer des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU tätig. Danach wurde er zum Ausbildungsdezernenten der Berliner Kirche ernannt. P

des modernen Individualisten. Es braucht den richtigen Kletterpartner, die richtige Ausrüstung sowie Zeit, Geduld und ganz viel Mut, um dorthin zu gehen, wo die finanzielle Luft dünn wird. Kurz: Ein Kind ist das letzte Abenteuer, das man sich um seiner selbst willen leistet. « Die Wochenzeitung „Die Zeit“

» Auch wenn man die Zähne verliert, Er übernimmt kommissarisch die Leitung für Felmberg: Stephan Iro

kann man bissig bleiben. «

Kardinal Joachim Meisner bei einer Pressekonferenz in Köln zu seinem unmittelbar bevorstehenden Zahnarztbesuch

» Im Falle der Frauenquote ist weniger der Inhalt Anlass zur

parteiinternen Verbitterung als die ‚Methode von der Leyen’. Die Arbeits- und Sozialministerin, die sich als Schattenkanzlerin sieht, hat mit der Drohung, für den Frauenquoten-Antrag der rot-grünen Opposition zu stimmen, Merkel erpresst. Und sie war erfolgreich: Auch die Union schreibt jetzt eine gesetzliche Quote ins Wahlprogramm. Merkel wirkte erstmals hilflos gegenüber einer internen Machtströmung. Normalerweise hätte sie eine illoyale Ministerin feuern müssen ... Mit ihrer Langmut gegenüber von der Leyen erweckt Merkel aber einmal mehr den Eindruck, dass sie einseitig den linken Parteiflügel stärkt, während die bürgerlich-konservativen Kräfte regelmäßig unterliegen. Diese Einseitigkeit verstärkt den Frust und kann – zusammen mit Abwanderungen zur Konkurrenz der „Alternative für Deutschland“ – die Stimmen kosten, die aus einem Kopf-an-Kopf-Rennen der Lager Sieg oder Niederlage machen. « Michael Inacker im „Handelsblatt“ (Düsseldorf)


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In der Berliner jüdisch-messianischen Gemeinde spielen Kinder die Geschichte von Esther nach.

Kirchentag: Muslime sind erwünscht, Judenchristen nicht HAMBURG Juden, die an Jesus Christus als Messias glauben, dürfen nicht beim Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 1. bis 5. Mai in Hamburg auftreten. Ihre Anmeldung wurde erneut abgelehnt. ie Berliner jüdisch-messianische Gemeinde „Beit Sar Shalom“ (Haus des Friedensfürsten) hatte sich für den Abend der Begegnung, den Markt der Möglichkeiten, zur Messe im Markt sowie zur Kirchenmusik des Großtreffens angemeldet. Ihre Teilnahme sei vom Kirchentag jedoch abgelehnt worden, erklärte der Pressesprecher der Gemeinde, Andrei Ignatenko. Man sei sehr traurig, dass man in Hamburg nicht mitwirken könne. Der Kirchentag lade Moslems und Buddhisten ein, schließe jedoch jesusgläubige Juden aus. Folge man dieser Logik, hätten auch die jüdisch-mes-

sianischen Apostel Petrus und Paulus keine Chance, an diesem Protestantentreffen teilnehmen zu dürfen. Beit Sar Shalom arbeite auf der Basis der Evangelischen Allianz und sei als befreundetes Werk von diesem evangelikalen Dachverband anerkannt.

Juden Judenchristen weltweit Israel Deutschland Schweiz Österreich

15.000.000 200.000 15.000 6.000 70 40

Die christlichen Bestseller im März 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

(1) Sarah Young • Ich bin bei dir • Gerth Medien • 16,95 Euro Andachten (4) Burpo/Vincent • Den Himmel gibt’s echt • SCM Hänssler • 14,95 Euro Biografie/Erzählung (-) S. Wittpennig • Maya & Domenico: Bitte bleib bei mir ! • Brunnen Basel • 11,99 Euro Roman (2) Lynn Austin • Am Anfang eines neuen Tages • Francke • 15,95 Euro Roman (3) Jürgen Mette • Alles außer Mikado • Gerth Medien • 14,99 Euro Biografie (5) Kyle Idleman • not a fan • SCM Hänssler • 6,95 Euro Orientierung (-) Sarah Young • Immer bei dir • Gerth Medien • 15,99 Euro Andachten (-) Petra Hahn-Lütjen • Kleine GenießerGeschichten • Brunnen • 3,50 Euro Kurzgeschichten (-) Stephen und Alex Kendrick • 40 Tage Liebe wagen • Luqs • 9,80 Euro Ratgeber (-) Preston/Wilson • October Baby • Brunnen • 17,99 Euro biografischer Roman

Umfrage bei evangelischen Buchhandlungen in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Evangelischer Buchhändler und Verleger.

Messianische Juden glauben wie Christen, dass Jesus Christus der im Alten Testament angekündigte Heiland ist, halten aber an vielen jüdischen Traditionen fest.

Generalsekretärin: Warum die Teilnahme nicht möglich ist Kirchentagsgeneralsekretärin Ellen Ueberschär (Fulda) erläuterte auf Anfrage von idea, dass am Kirchentag nur Organisationen teilnehmen dürften, die dialogorientiert seien und andere nicht verletzten. Zudem besage ein Beschluss des Kirchentagspräsidiums aus dem Jahr 1999, dass die Teilnahme von jüdisch-messianischen Organisationen grundsätzlich nicht möglich sei. In Übereinstimmung mit der Leitung der EKD, dem Rat, und dem Zentralrat der Juden in Deutschland lehne man eine auf Bekehrung zielende „Judenmission“ aus theologischen und historischen Gründen ab. Beim Kirchentag 1999 in Stuttgart wurde der Evangeliumsdienst für Israel, der messianische Gruppen unterstützt, ausgeschlossen mit der Begründung, dass diese Gruppen den christlich-jüdischen Dialog störten. P b www.BeitSarShalom.org • 030 30838130

Foto: PR/

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Was tun bei lärmenden Kindern im Gottesdienst? OSTWESTFALEN Pfarrerin bat Vater mit einjährigem Sohn, die Feier zu verlassen.

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as soll man tun, wenn Kinder im Gottesdienst unruhig sind? Mit dieser Frage ist die Evangelische Gemeinde Hagedorn im ostwestfälischen Kirchlengern konfrontiert. Der Anlass: Pfarrerin Ulrike Schwarze bat einen Vater, den Konfirmationsgottes-

dienst mit seinem lärmenden Sohn zu verlassen. Daraufhin war sie von Zeitungen kritisiert worden. Die betroffene Familie sprach davon, sie sei der Kirche verwiesen worden. Wie die Pfarrerin auf Anfrage von idea sagte, hätten der Vater und sein einjähriger Sohn

in der 2. Reihe gesessen. Der Mann habe „herumgehampelt und Grimassen gezo- Ulrike Schwarze gen“, das Kind „laut gejuchzt“. Schwarze: „Es war zu sehen, dass viele Konfirmanden und ihre Eltern sich absolut nicht mehr konzentrieren konnten. Deswegen habe ich während der Predigt darum gebeten, dass sie sich ins Seitenschiff setzen.“

Kinder sind willkommen Der Pfarrerin zufolge sind Kinder in jedem Gottesdienst willkommen: „Aber es muss Rücksicht genommen werden.“ Sie habe selbst drei Kinder und kenne die Probleme, so Schwarze: „Bislang ist es uns immer gelungen, Kinder in die Gottesdienste zu integrieren.“ Parallel werde eine „Kinderkirche“ angeboten, deren Besucher jederzeit zwischen dem Gottesdienst und der Betreuung wechseln könnten. P b www.kirche-hagedorn.de

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idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

27. April – 3. Mai

FERNSEHEN Samstag, 27. April

Sonntag, 28. April

16.30–17.00 Für Mutter geb ich alles – Wenn Kinder ihre Eltern pflegen

8.30–9.00 Arche – der FernsehGottesdienst zum Thema: Die Segnung eines Geheiligten

22.30–0.05 „Tot oder lebendig!“ Die USA und ihre Jagd nach dem Staatsfeind Nummer 1: Osama Bin Laden

9.30–10.15 Evangelischer Gottesdienst aus der Auferstehungskirche in Salzburg

11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst aus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Düren Nord 17.45–18.15 Fenster zum Sonntag: Himmelsstürmer – u. a. mit Sarah Breiter, der Sängerin der Heilsarmee-Band

Montag, 29. April

Mittwoch, 1. Mai

23.30–0.15 Wie viel Kirche braucht das Land? – Verträgt sich ein moderner Staat mit den Volkskirchen noch?

21.15–21.45 ERF 1 Wert(h)e Gäste: Mit der Referentin und Seelsorgerin Hanna Backhaus

0.35–0.50 Kiez und Kirche – Eröffnungsbericht zum 34. 20.15–23.20 Deutschen Evangelischen China, die neue Supermacht Kirchentag in Hamburg Dienstag, 30. April

HÖRFUNK Sonntag, 28. April 6.05–6.30 Event oder Zeitansage? – Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Hamburg

Foto: PR

7.05–7.30 Mutter Kirche, ehrwürdige Väter und ich – wie sich Rollenbilder ändern

Donnerstag, 2. Mai 8.35–8.50 „Und wie die Alten sungen“ 60 Jahre „Mundorgel“: das am weitesten verbreitete deutschsprachige Liederbuch 9.04–9.30 Kirchen im Kalten Krieg

9.45–10.00 Evangelisch-reformierte Predigt von Pfarrer Jürg Rother aus Oberägeri

11.30–12.00 Camino: Nach getaner Arbeit ist gut ruh‘n – Ein Lob des Feierabends

20.00–20.30 ERF Plus Brennpunkt Nahost: Horst Marquardt im Gespräch mit Johannes Gerloff

10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Schlosskirche in Chemnitz

12.05–12.30 Karriere statt Todesstrafe – In Kalifornien werden Häftlinge zu Pfarrern ausgebildet

20.30–21.00 ERF Plus Reiseeindrücke mit Klaus Strub von der internationalen Missionsgemeinschaft EMO

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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G A S T KOM M E N TA R

» Global betrachtet befindet sich die Christenheit nicht im Niedergang, sie verändert vielmehr ihr Angesicht. « Christoph Raedel ist Professor für Ökumenische Theologie an der CVJM-Hochschule Kassel. Er nahm Mitte April als evangelischer Gast an der internationalen Tagung der deutschen katholischen Bischofskonferenz in Rom über „Evangelikale – Pfingstkirchen – Charismatiker“ teil.

Warum wachsen die Kirchen im Süden? Kirchen werden geschlossen, Gemeinden zusammengelegt, die Zahl der Mitglieder geht zurück. Das ist die in Deutschland dominierende Wahrnehmung. Sie ist nicht falsch – aber nur ein kleiner Ausschnitt aus einem größeren Bild. Global betrachtet befindet sich die Christenheit nicht im Niedergang, sie verändert vielmehr ihr Angesicht. Was Lutheraner, Anglikaner, Pfingstler, Methodisten in aller Unterschiedlichkeit eint, ist dies: In den Ländern der südlichen Hemisphäre wachsen sie, mehr oder weniger stark. In traditionell katholischen Mehrheitsgesellschaften wie Brasilien, Guatemala oder den Philippinen nehmen sie zulasten der katholischen Kirche zu, in vielen Gebieten Afrikas oder Asiens aber gemeinsam mit ihr. Die Flut hebt alle Boote.

Was läuft im Süden besser? Was ist den wachsenden Kirchen im Süden weithin gemeinsam? Sie predigen das Evangelium von Jesus Christus als Botschaft, die in den – oft schwierigen – Alltag hineinspricht und die Hilfe bei der Bewältigung bedrängender Lebensfragen bietet. Sie sind offen für das unverfügbare Wirken des Heiligen Geistes. Sie leben als Gemeinschaft, in der Menschen Zuwendung und Unterstützung erfahren. Na klar, wer sich als religionskritischer Journalist aufmacht, wird auch sie finden: obskure Heiler, feurige Prediger eines Wohlstandsevangeliums, fragwürdige Mischformen des Glaubens. Sie ergeben eine gute Story, bilden aber nicht ab, was weithin im Süden geschieht. Viele Kirchen

des Nordens verstehen ihre Tochterkirchen im Süden nicht mehr: Anglikaner, Lutheraner, Methodisten tragen denselben Namen, doch fällt ihnen die Verständigung schwer.

Die Missionsrichtung hat sich gedreht Geteilter Himmel über den Kirchen: Heilungen und Wunder (im Süden) stehen für Grunddifferenzen im Gottesverständnis, praktizierte Homosexualität (im Süden strikt abgelehnt) für Grunddifferenzen in Menschenbild und Ethik. Längst hat sich die Missionsrichtung gedreht: Nigerianer, Ghanaer, Brasilianer und Koreaner gründen Gemeinden in Europa. Sie sind dankbar für Segensströme, die einst von hier ausgingen, und fühlen sich berufen, jetzt etwas zurückzugeben an Glauben, Liebe und Hoffnung. Der Süden missioniert heute den Norden.

Neue Wege mit Gott gehen Ich danke Gott dafür, dass der Weg seines Volkes in dieser Welt weitergeht. Leidenschaftlich, lebendig, lebensrelevant. Was bleibt zu lernen? Erstens: Wer mit der Zeit geht, wird schnell zur Vergangenheit. Dann tragen andere die Fackel weiter. Zweitens: Dass Gott seiner Gemeinde – unter Anfechtung – Wachsen und Gedeihen schenkt, ist Geschenk. Analysen der Experten helfen, Aufbrüche zu verstehen, aber sie bringen sie nicht hervor. Drittens: Wenn Gott segnet, dann gibt er reichlich und für alle Kirchen, die der Kraft seines Wortes vertrauen. Sich gegeneinander zu profilieren, ist wenig verheißungsvoll.

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Ein unbekannter Künstler stellte sich so den Durchmarsch durch das Rote Meer vor. Für den Autor des Beitrages – Landesbischof Bohl – macht es wenig Sinn, dafür eine rationale Erklärung zu suchen.

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SCHRIFTVERSTÄNDNIS Ein Thema, das viele Christen bewegt – besonders wenn Kontroverses angesprochen wird, wie beispielsweise Homosexualität. Darüber gibt es in den beiden pietistisch geprägten Landeskirchen Sachsen und Württemberg Auseinandersetzungen. In idea ist dabei auch manche Kritik am sächsischen Landesbischof Jochen Bohl (Dresden) veröffentlicht worden. Im Folgenden schreibt er, wie er die Bibel versteht.

Wie ist die Bibel heute zu verstehen? Vor einigen Jahren sah mein Sohn mich am Schreibtisch, fragte, was ich denn mache – Predigt über das Gleichnis vom Senfkorn – und wie ich denn vorankäme – langsam, zögerlich –, und meinte, so schwer könne das ja wohl nicht sein, ich müsste es doch inzwischen verstanden haben, nachdem ich mich mein ganzes Leben mit der Bibel beschäftige. Ich musste kurz schlucken; vermutlich werden ja nicht wenige ähnlich denken.

Foto: Werk eines unbekannten Künstlers

Die Bibel erschöpft sich nicht Aber so ist es nicht, im Gegenteil – je länger ich mit der Heiligen Schrift lebe, desto größer wird das Staunen darüber, dass sie mir immer wieder überraschende Impulse gibt, dass ich nicht mit ihr fertig werde. Wie oft habe ich einige ihrer Texte bedacht und ausgelegt, den Auszug aus Ägypten, die Seligpreisungen und die Gleichnisse – und entdecke immer noch Unerwartetes darin. Unzählige Predigten werden landauf, landab und Sonntag für Sonntag über ein und denselben Text gehalten – und jede von ihnen trägt ein eigenes Profil. Es mutet an wie ein Wunder: Die Bibel erschöpft sich nicht, nicht in meinem Leben und auch nicht im Leben der Kirche. Woran das liegt? In der Heiligen Schrift begegnet uns das Gotteswort, die Frohe Botschaft, mit der Gott uns anredet und den Zugang zu der göttlichen Wahrheit öffnet, die menschliche Verstehensmöglichkeiten übersteigt, höher ist als alle Vernunft. Die Menschen sind

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fehlbar, irrtumsverhaftet, und das entdecken wir nicht zuletzt in der Begegnung mit der Heiligen Schrift und der Wahrheit, von der sie kündet und der wir nicht gerecht werden. Darum verbraucht die Bibel sich nicht.

Nicht den Respekt verlieren Es wäre schlimm, wenn wir den Respekt vor der Schrift verlieren würden, ihre Heiligkeit uns verloren ginge. Es soll ein Moment der Fremdheit bleiben, das aus dem Wissen kommt, dem Gotteswort zu begegnen, das in meiner Erfahrungswelt nicht aufgeht, sondern mir gegenübersteht. Jeden Text, auch die vertrauten wie das Gleichnis vom Senfkorn, lesen wir so, als versuchten wir, ein noch nicht entdecktes Geheimnis zu ergründen. Dann werden wir hoffen dürfen, neue Entdeckungen zu machen, von denen wir bereichert werden und wachsen „in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus“ (2. Petrus 3,18).

Wenn biblische Aussagen stören Allerdings – es bleiben auch Texte, die dauerhaft fremd anmuten und denen wir uns nicht zu nähern vermögen. Vieles in der Offenbarung ist mir bis heute unvertraut und abständig. Diese Fremdheit der Bibel empfinden wir als etwas Störendes; und das gilt vielleicht umso mehr, wenn wir uns in ihr beheimatet fühlen. Störungen aber sind niemals willkommen, darum haben wir gewisse „Techniken“ entwi- O


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der irdischen Kontingenz entziehen. Für das Gelingen des Auszugs aus Ägypten und die wundersame Querung des Roten Meeres macht es wenig Sinn, eine rationale Erklärung zu suchen, wie auch nicht für die Stillung des Sturms auf dem galiläischen Meer oder die Heilung des Gelähmten oder die Erscheinung des Paulus vor Damaskus; oder gar die Auferstehung des Herrn. Die historisch-kritische Erforschung der Schrift ist notwendig, weil sie uns helfen kann zur vertieften Erkenntnis der Wahrheit; aber sie sollte sich stets der Gefahr bewusst sein, die Göttlichkeit Gottes nicht gelten lassen zu wollen. Der Glaube fragt nicht danach, was Gott unmöglich sei, sondern freut sich an dem Unwahrscheinlichen, was er mir Gutes wirkt. Darum darf die Historizität einer biblischen Geschichte nicht zum Gradmesser ihrer Wahrheit gemacht werden.

ckelt im Umgang mit ihnen. Drei von ihnen will ich benennen, die eine ständige Gefahr für das geistliche Leben sind. 1. Es gibt keinen Gegensatz zwischen Glaube und Wissen Zuerst und besonders naheliegend: Man wertet die biblischen Aussagen ab, indem man sie für überholt erklärt. Die empirischen Naturwissenschaften sind eine relativ junge „Erfi ndung“, von der die Bibel noch nichts weiß – aber sie prägen unser Leben am Anfang des 21. Jahrhunderts. Allerdings fi ndet sich die besondere wissenschaftliche Denkbewegung, nämlich wissen zu wollen, wie die Welt beschaffen ist und wie ihre vielfältigen Erscheinungen zusammenhängen und das Menschenleben bedingen, sehr wohl in der Bibel und ist mit dem Glauben an Gott verbunden. Es gibt keine Erkenntnisverbote in ihr (sieht man davon ab, dass wir uns kein Bildnis Gottes machen sollen), und das ist ein Grund, dass die Wissenschaften in der jüdisch-christlichen Tradition zu dieser Höhe entwickelt wurden; und begründet auch unsere Überzeugung, dass es keinen Gegensatz gibt zwischen Glauben und Wissen. Karl Barth (1886–1968) hat gesagt, dass ein Gott, der den Weltbildern der Menschen entsprechen würde, nicht der Gott der Bibel wäre. Und das sehen nicht nur Theologen so, sondern auch gläubige Physiker, Biologen und Mathematiker.

Die Historizität darf nicht Gradmesser der Wahrheit werden Der Unglaube aber macht die (jeweils geltenden) Maßstäbe des Verstehens zur Grundlage des Urteilens. Das hat zu tun mit den wundersamen Erzählungen der Bibel von außerordentlichen Ereignissen, die sich den Gegebenheiten

3. Die Bibel nicht zum Denkmal machen Und drittens: Man kann die Bibel auch ihrer Fremdheit – und damit ihrer Wirkung – berauben, indem man sie zu einem Denkmal macht, das gleichermaßen unberührt bleibt von dem Leben der Menschen zu seinen Füßen. Die Meinung, dass die Bibel Wort für Wort durch den Heiligen Geist diktiert worden sei, ist in meiner Sicht ein solcher Versuch, sich der Fremdheit der Schrift erwehren zu wollen – indem man jedes ihrer Worte für unantastbar erklärt, offenkundige Widersprüche leugnet und Zeitbedingtem dauernde Gültigkeit zuspricht. Aber die unvermeidliche Folge ist, dass so das Gotteswort entwertet wird, und das

Foto: idea / kairospress

Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ist seit 2004 Jochen Bohl aus dem westfälischen Lüdenscheid.

2. Es ist gefährlich, dem Zeitgeist zu folgen Eine zweite Gefahr des Umgangs mit der Schrift liegt darin, die jeweils geltenden Moralvorstellungen in der Bibel bestätigt finden zu wollen, dem Zeitgeist zu folgen. Das ist ein weites Feld. Im Streit um die Homosexualität wird dieser Vorwurf erhoben, bezeichnenderweise von beiden Seiten. Beispiele dafür gibt es – leider – mehr als genug. Man denke nur an die Haltung der Landeskirchen zu den demokratischen Bewegungen im 19. und 20. Jahrhundert, die bekämpft wurden, weil man eine monarchische Ordnung unmittelbar aus der Schrift und dem Bekenntnis ableiten zu müssen meinte. Oder an die patriarchalischen Ordnungsvorstellungen, die gegen die Befreiung der Frauen beschworen wurden in der irrigen Meinung, so eine göttliche Ordnung des Geschlechterverhältnisses verteidigen zu müssen. Oder zu der Frage des Krieges. Man kann sich nur schaudernd abwenden, wenn man nachliest, was im Jahr des 400. Reformationsjubiläums, dem Kriegsjahr 1917, gepredigt wurde, wie Durchhaltewillen und Opferbereitschaft religiös überhöht wurden. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ bezeugen wir und entsprechen damit dem Christuszeugnis – wenn es auch einzelne Weisungen an das Gottesvolk gibt, in den Krieg zu ziehen (z. B. 1. Samuelbuch 15,3). Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) hat einmal gesagt, dass der Heilige Geist der rechte Zeitgeist ist.

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soll nicht sein. Denn das bloße Fürwahrhalten biblischer Sätze steht dem Glauben entgegen, der anderes und Größeres ist, nämlich ein festes Vertrauen auf Gott. Der Geist will vom Buchstaben unterschieden sein. Die Bibel will von lebendigen Menschen gelesen und zum Maßstab ihres Fragens und Antwortens werden. Ein Steinbruch toter Steine darf sie uns nicht werden, denn dann steht sie uns nicht mehr gegenüber und verschließt den Zugang zum Gotteswort. Paulus sagt, dass der Buchstabe tötet, aber nur der Geist lebendig macht (2. Korintherbrief 3,6). Darum sehen wir es so, dass die zeitbedingten Sichtweisen in der Bibel ihre Offenbarungsqualität nicht beeinträchtigen.

Die Bibel ist Gottes- und Menschenwort Wer die Bibel liest, findet in ihr das Zeugnis der großen Taten Gottes und hört das Gotteswort, Frohe Botschaft, Evangelium. Der Heilige Geist macht, dass die Leser der Bibel in ihrem Innersten bewegt werden; sie ist das Gotteswort. Menschenwort ist sie selbstverständlich auch. Die Autoren der biblischen Bücher haben aufgeschrieben, was sie selbst mit Gott erlebten oder was ihnen von anderen berichtet wurde. Sie bezeugen in ihrer Sprache und vor dem Hintergrund ihrer Wirklichkeit die Offenbarung Gottes. Darum gibt es Aussagen der Bibel, die zeitgebunden sind, den Wissensstand ihrer Entstehungszeit widerspiegeln und nichts wissen von den Erkenntnisfortschritten, die uns geschenkt wurden; Menschenwort. Zu diesen Aussagen gehört, um ein Beispiel zu geben, der Vers 3. Mose 20,13, der in der Auseinandersetzung um die Homosexualität herangezogen wird. Niemand wird diese Forderung umsetzen wollen. Es ist eben ein Wort aus vergangener Zeit.

Die Vielfalt der Blickwinkel Alle geistlichen Erfahrungen sind an Menschen gebunden, der Bericht davon an die begrenzten Möglichkeiten der Sprache und zeitbedingter Gegebenheiten. Die biblischen Zeugen haben zu einer bestimmten Zeit gelebt, sie waren mit den Sichtweisen dieser Zeit auf die Phänomene der Natur vertraut. Sie drückten sich in der Sprache aus, die zu je ihrer Zeit gesprochen wurde, und es standen ihnen Leser vor Augen, deren Verstehensmöglichkeiten sie kannten. So unterschiedlich wie die Menschen, die sie verfasst haben, sind entsprechend auch die Texte der Heiligen Schrift; sie reden ja von Gotteserfahrungen höchst konkreter Personen, die vom Heiligen Geist dazu bewegt wurden, aufzuschreiben, „was (sie) wir gehört und gesehen“ haben (Apostelgeschichte 4,20). Es kann also gar nicht anders sein, als dass sie vielfältig sind. Der Gott der Bibel ist kein blasser Gedanke, sondern wendet sich den Menschen zu und kommt ihnen je in ihrer Personalität nahe. Also wird, wer wissen will, wer Jesus von Nazareth war, nicht nur eines, sondern alle vier Evangelien lesen und dankbar sein über die jeweiligen Akzentuierungen, die das Werk der Evangelisten kennzeichnen; gerade auch über die besondere ideaSpektrum 17.2013

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Prägung des Johannesevangeliums. Von Kreuz und Auferstehung Christi redet die Schrift multiperspektivisch; und erst so erschließt sich die Fülle der Gnade. Die Bibel ist Gotteswort und Menschenwort in einem; wir haben den Schatz nur in irdischen Gefäßen (2. Korintherbrief 4,7) – dieser Satz des Apostels Paulus, den er auf die „Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi“ bezieht, gilt umfassend. Nirgends in der Heiligen Schrift kommt diese grundlegende Gegebenheit so zum Ausdruck wie im Prolog des Johannesevangeliums – dort aber wunderbarerweise in der positiven Fassung: „das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“ (1,14 a). Gott bindet sich an den Menschen Jesus von Nazareth, ganz und ohne jede Einschränkung des Mensch-Seins. Wie er sich gebunden hat an sein Volk, so bindet er sich an das Kind in der Krippe, an den leidenden Menschen am Kreuz; der sich opfert, ist Gott.

Christus ist die Mitte der Schrift Für Martin Luther (1483–1546) ist Christus die Mitte der Schrift. Der Mensch wird durch das Geschehen von Kreuz und Auferstehung gerecht gesprochen, von Gott angenommen – wenn er nur den Ruf zum Glauben annimmt. Von diesem Zentrum her sollen und dürfen wir die Aussagen der Bibel verstehen; in diesem Sinn interpretiert sie sich selbst. Bis dahin, dass die Schrift einzelne ihrer Aussagen gewissermaßen selbst kritisiert, und zwar an dem Maßstab „was Christum treibet“. Darum werden wir nicht alle ihre Teile für gleichbedeutend und gleichgewichtig halten, es gibt eine innere Ausrichtung auf Christus hin. Wir unterscheiden Gesetz und Evangelium, und so konnte Luther den Jakobusbrief als eine „stroherne Epistel“ bezeichnen, weil er in ihm die zentrale Botschaft der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnade eher verdunkelt sah. Ähnlich hat er den Hebräerbrief gelesen und darum die Reihenfolge der neutestamentlichen Bücher verändert, so dass die beiden Schriften mit dem Judasbrief an das Ende zu stehen kamen.

Ein Gegenüber, das uns korrigiert Wir gehen mit den biblischen Texten so um, dass die fremden uns vertrauter werden; und übersehen in den vertrauten nicht das Fremde. Wir lassen uns durch die Bibel infrage stellen und achten darauf, dass sie uns ein Gegenüber ist, das uns korrigiert. Wir hüten uns davor, sie begriffen haben zu wollen. Wir liefern uns nicht aus an den Zeitgeist; und wir setzen nicht das Wort Gottes mit den Buchstaben der Bibel in eins. Wir lesen sie nicht in dem Wunsch, in ihr unser Verständnis bestätigt zu finden, sondern stets aufs Neue in der Hoffnung, der lebendigen Stimme des Evangeliums zu begegnen. Und lassen darin nicht nach, denn sonst würden wir uns von der Kraftquelle abschneiden, aus der wir leben. Denn „allein die Heilige Schrift“ ist die Grundlage für das Leben eines Christenmenschen, in ihr hören wir die Anrede Gottes. P


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K I RC H E N TAG

Der liebe Gott und der Klabautermann KIRCHENTAG Das größte Ereignis im Protestantismus 2013 ist der Deutsche Evangelische Kirchentag vom 1. bis 5. Mai in Hamburg. 600 Seiten umfasst das Programm unter dem Motto „Soviel du brauchst“ (2. Mose 16,18). Mehr als 100.000 Teilnehmer werden erwartet. Karsten Huhn stellt Empfehlenswertes, Bedenkliches und Kurioses vor. Erst zum Eröffnungsgottesdienst am Strandkai, später ins Getümmel zum „Abend der Begegnung“, schließlich der Abendsegen mit Lichtermeer an der Binnenalster – so sieht das persönliche Kirchentagsprogramm des SPD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, aus. Am Tag darauf wird Steinmeier die Bibelarbeit des Vorsitzenden der (katholischen) Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, besuchen und über den Markt der Möglichkeiten schlendern. Um 15 Uhr lässt sich Steinmeier im Zentrum Jugend bei der vom CVJM organisierten Veranstaltung „Junge Leute fragen Zeitzeugen“ befragen, am Abend geht er zu einer Ökumenischen Vesper im Mariendom und anschließend zur Premiere der Oper „Vom Ende der Unschuld“, die das Leben Dietrich Bonhoeffers auf die Bühne bringt. Steinmeier: „Ich glaube, das wird einer meiner persönlichen Kirchentagshöhepunkte.“

Was dem Kirchentag wichtig ist Bei 2.500 Veranstaltungen wird kaum ein Kirchentagsbesuch dem anderen gleichen. Das evangelische Großtreffen versteht sich dabei als „offene Glaubensveranstaltung“. Der Kirchentag will jedoch keine „Missionsveranstaltung“ sein „mit dem Ziel, dass möglichst viele Leute in die Kirche eintreten“. Im Mittelpunkt sollen diesmal die Themen Die Bandbreite der Kirchentagsangebote ist groß:

verantwortungsvolles und nachhaltiges Wirtschaften, interreligiöser Dialog und Inklusion stehen. Was dem Kirchentag wichtig ist, zeigen auch die Bibelarbeiten am Morgen: die Forderung nach Gerechtigkeit (Lukas 18,1-8), nach einem Erlassjahr (5. Mose 15,1-11) und „Es reicht für alle – die Speisung der 5.000“ (Johannes 6,1-15). Unbedingt kennenlernen will man natürlich die Bibelarbeit „in leichter Sprache“. Sind alle anderen Bibelarbeiten dann eigentlich in schwerer Sprache verfasst?

Die Halle tobt bei kabarettistischer Bibelarbeit Gehalten werden die Bibelarbeiten von allerlei Bischöfen und anderen Kirchenprofis. Daneben legen das Wort Gottes aus: Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU), der Chef der SPD-Bundestagsfraktion Frank-Walter Steinmeier, die Sozialministerin Mecklenburg-Vorpommerns, Manuela Schwesig (SPD), und von den Grünen der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Bundestagsvizepräsdentin Katrin Göring-Eckardt. Politisch bietet der Kirchentag also eine Koalition aus Schwarz-Rot-Grün.

„Liturgischer Tag“ für Dorothee Sölle Gespannt sein darf man auf die Bibelarbeit des Unternehmers Johannes Kärcher, des Komponisten Dieter Falk, der Chefredakteurin der linksalternativen Tageszeitung „taz“, Ines Pohl, und des Kabarettisten Eckart von Hirschhausen. Letzterer brachte vor zwei Jahren bei seiner Bibelarbeit die Halle zum Toben. Gebetet wird auch: Es gibt Morgen-, Tag, Abend- und Nachtgebete. Zum „Politischen Nachtgebet zu Armut und Reichtum“ laden die Ehepaare Reinhard und Renate Höppner (SPD, Magdeburg) und Nikolaus und Anne Schneider (Berlin) ein. Gleich ein ganzer „Liturgischer Tag“ ist der Theologin Dorothee Sölle (1929-2003) gewidmet. Bei den Gedenkveranstaltungen huldigen neben anderen der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer (SPD) und die Lübecker Altbischöfin Bärbel Wartenberg-Potter der umstrittenen Politfeministin. Angekündigt hat sich – wie stets – viel Prominenz: So spricht Bundespräsident Joachim Gauck mit dem nach einem Unfall querschnittsgelähmten Schauspielstudenten Samuel Koch und dem Pfarrer und Paralympics-Sieger Rainer Schmidt. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird über die bedrohte Schöpfung sprechen, ihr Herausforderer Peer Steinbrück diskutiert über die „Soziale Marktwirtschaft im Griff der Finanzmärkte“. ideaSpektrum 17.2013


Hamburg ist Gastgeber des Kirchentags 2013

K I RC H E N TAG

Evangelikale sind nur wenig vertreten

Ein Bischof zu Gast beim Tag der Atheisten

Evangelikale Organisationen sind auf dem Kirchentag vergleichsweise wenig vertreten. So sucht man im GruppenRegister des Kirchentagsprogramms Campus für Christus vergeblich. Der Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC) ist nur mit seiner Ortsgruppe Weener vertreten. Die Deutsche Evangelische Allianz und die Studentenmission in Deutschland (SMD) sind nur auf dem „Markt der Möglichkeiten“ dabei. Der Allianz-Vorsitzende Michael Diener taucht im Personen-Register ebenso wenig auf wie der langjährige „ProChrist“-Sprecher Ulrich Parzany oder „JesusHouse“-Redner Matthias Clausen. Dagegen ist der CVJM mit mehreren Angeboten vertreten, etwa mit Gottesdiensten und Diskussionsrunden. Eine örtliche Allianzinitiative „Gemeinsam für Hamburg“ bietet missionarische Impulse auf dem Rathausmarkt.

An dieser Stelle noch ein wenig Werbung für die Konkurrenz: Parallel zum Kirchentag findet in Hamburg der „Deutsche Humanistentag“ statt. Dort diskutieren etwa 1.000 strenggläubige Atheisten. Bemerkenswert: Die Foren beschäftigen sich weit mehr als der Kirchentag mit Kirche und Glaube – natürlich aus kritischer Sicht. Geplant sind zum Beispiel „Religionsfreie Spiritualität“, „Die Kirche: beste Geschäftsidee“, „Säkularer Staat und Kirche“, „Medienmacht Kirche“ und „Gut ohne Gott – auf den Menschen kommt es an!“. Eingeladen ist auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister. Er diskutiert mit bei der Frage „Ist Religion in der Gesellschaft wichtig?“. Statt eines Eröffnungsgottesdienstes gibt es bei den Humanisten einen „Tanz in den Mai“.

Ein Feierabendmahl für alle, „die das Leben lieben“ Eröffnet wird der Kirchentag mit Gottesdiensten an vier für Hamburg typischen Orten: der Reeperbahn auf St. Pauli, am Fischmarkt, am Strandkai sowie auf dem Rathausmarkt. Am Rathausmarkt wird zudem ein Schiff vor Anker gehen, auf dem sich die an Pfingsten 2012 gegründete Nordkirche ihren Besuchern vorstellen will. Geplant sind zudem 115 Feierabendmahle in Hamburger Kirchengemeinden, darunter ein „Feierabendmahl unterm Regenbogen“ für „Lesben, Schwule und alle, die das Leben lieben“. Mit dabei ist der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck; die Tischrede hält die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs. In anderen Gottesdiensten wird die „Deutsche Messe. Herrenmahl nach altkirchlicher Ordnung“ gefeiert oder das „Liebesmahl in Herrnhuter Tradition“. Daneben gibt es auch Techno- und Rockgottesdienste, Gottesdienste für Motorradfreunde und für werdende Eltern.

Darüber wird diskutiert

Foto: dpa

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Natürlich ist ein Kirchentag vor allem zum Diskutieren da: Wie verändert sich das Zusammenleben in den Megastädten? Soll die Bundeswehr im Ausland eingesetzt werden? Wie kann der Hunger bekämpft werden? Wie verändert das Internet die Demokratie? Zwei Weltanschauungsbeauftragte sprechen über „Fundamentalismus – die dunkle Seite der Religion“. Ein Podium fragt beispielsweise: „Wie viel schwul/lesbisch verträgt die Kirche?“ und ein Religionswissenschaftler: „Bi-religiös, na und?“

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„Wie viel Glaube darf’s denn sein?“ Zurück zum Kirchentag: Manche Themen sind eher rhetorischer Natur, zum Beispiel: „Wie viel Dialog brauchen wir?“. Ganz viel natürlich! Oder: „Ehrenamt in der Gemeinde: Warum eigentlich?“ Naheliegende Antwort: weil sonst viel Arbeit liegen bleibt. An einen Einkauf beim Fleischer erinnert die Frage: „Wie viel Glaube darf’s denn sein?“ So nach dem Motto: „Darf’s auch ein bisschen mehr sein?“ Andere Veranstaltungen bleiben rätselhaft, zum Beispiel die des „Zentrum Menschen, Meer und Hafen“: „Der liebe Gott und der Klabautermann“: „Die (un-)heimliche Party für alle, die den Klabautermann klabautern hören wollen. Über allem die Frage: Wer ist eigentlich der Klabautermann und wie hört sich Gott an?“ Kurios klingt auch die Einladung einer Theatergruppe. Sie will „Das Evangelium nach (der Rockband) Abba“ erzählen und verspricht „das schrillste, frechste und lustigste Jesus-Musical“. Hat der Kirchentag Humor? Da klingt vielversprechend das Kabarettprogramm von Okko Herlyn: „Zu dem, was wir wirklich brauchen: … vor allem ein Autogramm von Margot K.“ P www.kirchentag.de • 040 430931-0 b Anzeige

Herzliche Einladung X Besuchen

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Sie idea auf dem Kirchentag!

Sie finden uns in der Kirchentagsbuchhandlung auf dem Messegelände.

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Für jeden Abonnenten haben wir eine kleine Überraschung.

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P RO & KON T R A

Ist der Kirchentag noch evangelisch? KIRCHENTAG Vom 1. bis 5. Mai findet in Hamburg der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Unter dem Motto „Soviel du brauchst“ werden mehr als 100.000 Teilnehmer erwartet. Im Mittelpunkt sollen die Themen Wirtschaft, interreligiöser Dialog und Inklusion stehen. Kommt da das Evangelium nicht zu kurz? Ist der Kirchentag noch evangelisch (auf Deutsch: evangeliumsgemäß)?

PRO

Was meint evangelisch? Ich antworte nicht institutionell, sondern komme vom Auftrag der Kirche: Was ist der Kern der Guten Nachricht von Jesus Christus? Die Erklärung der Lausanner Bewegung für Weltevangelisation von 2010 hält fest: „Soziale Aktion und Evangelisation sind untrennbar.“ Hier bekenne ich, dass viele Jahre meines Christseins von einem anderen Selbstverständnis geprägt waren. Evangelisieren hatte die höchste Priorität, Diakonie war eher als Mittel zum Zweck notwendig, und gesellschaftliche Aktion fiel unter den Tisch. Von dieser Sichtweise her hätte ich die Frage, ist der Kirchentag noch evangelisch, wohl früher mit Nein beantwortet. Heute bin ich davon überzeugt, dass gerade diese Auffassung nicht evangelisch war, verkürzte sie doch die Gute Nachricht. Die Worte werden zu Hülsen, das Salz wird kraftlos und das Licht unter den Scheffel gestellt. Lausanne bringt evangelisch auf den Punkt.

„Der Kirchentag ist nicht auf Christus zentriert, sondern auf den sich emanzipierenden Menschen.“

KONTRA

Als Gesamtprodukt ist der Kirchentag längst eher unterhaltsames und zerstreuendes zivilreligiöses Happening als skandalverdächtige Proklamation des Golgatha- und Oster-Evangeliums. Was hier in selbstbezüglichen Diskursen gedacht, geredet, gefeiert und gefordert wird – abgesehen von frommen Erscheinungen am Rande –, veröffentlicht ein aufgeklärt domestiziertes Gottesbild, das menschliche Wünsche, Pläne und Erfahrungen religiös auflädt. Es ist die menschliche Kreativität, die den Kirchentag macht. Das meiste bleibt horizontal, innerweltlich und so am Ende banal. Es fehlt als alles beherrschende Mitte die geistgewirkte Vertikale, das biblische Wort Gottes, das den Himmel aufreißt und die erschreckenden Abgründe der Hölle sehen lässt, die tiefer reichen als bis Auschwitz. Der Kirchentag ist perspektivisch nicht auf Christus zentriert, der von Sünde,

Pastor Detlef Pieper ist Geschäftsführer des Netzwerks „Gemeinsam für Hamburg“, eine Initiative der Evangelischen Allianz Hamburg.

Soziale Aktion und Evangelisation – beides kommt auf dem Kirchentag in Hamburg zum Ausdruck. Die Evangelisation ist willkommen und gewünscht. Nicht wir fragten den Kirchentag, sondern die Leitung sprach uns als Netzwerk an, ob wir nicht missionarische Impulse von der Hauptbühne auf dem Rathausmarkt weitergeben möchten. Dieser Bitte kommen wir gerne nach. Und weil der Kirchentag evangelisch ist, gehören Fragen der gesellschaftlichen Verantwortung untrennbar dazu. Das beinhaltet auch den Dialog mit anderen Religionen, genauso wie den erhöhten Aufwand des Kirchentages, eine der umweltfreundlichsten Großveranstaltungen zu werden. Auf dem diesjährigen Kirchentag werden die Besucher Veranstaltungen erleben, die zum Glauben einladen und zur sozialen Aktion motivieren. Ja, der Kirchentag ist evangelisch. P

Pastor Dieter Müller (Kiel) ist Mitglied des Vorstandes der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der EvangelischLutherischen Kirche in Norddeutschland.

Tod und Teufel erlöst, sondern auf den sich emanzipierenden Menschen, der die Welt gestalten will. Er ist geprägt vom Geist des aufgeklärten Relativismus in Bibelauslegung, interreligiösen Dialogen, ökumenischer Kommunikation. Die gesellschaftlich-politischen Diskurse – tiefgrün oder hellrot grundiert – ziehen ungewollt entlarvend Grenzen: Rechts geht gar nicht, religiös darf es mehr sein, als das erste Gebot erlaubt, aber messianische Juden bleiben exkommuniziert. Alles eher politisch korrekt als Christus gerecht. Relativismus des Glaubens war nie evangelisch, nicht, seit Luther geistvoll dem Wort seinen Inhalt zurückgegeben hatte, und schon gar nicht, seit Jesu Jünger das exklusiv rettende Evangelium unter Gefahr für Leib und Leben proklamierten. Auch der Kirchentag braucht in seinem Kern eine bußwillige Entweltlichung. Zurzeit verdient er das durch Märtyrer aller Zeiten qualifizierte Wort „evangelisch“ nicht. P

Fotos: privat

„Soziale Aktion & Evangelisation – beides kommt auf dem Kirchentag in Hamburg zum Ausdruck.“

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Seid untereinander gastfreundlich, ohne zu murren. «

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Max Schläpfer (Bollingen bei Bern) ist Präsident des Verbandes evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz sowie der Schweizerischen Pfingstmission

Aus dem 1. Brief des Petrus 4,9

Foto: PR

Gastfreundschaft – simpel, aber wirksam Andere zu sich nach Hause einladen und freundlich zu Gästen zu sein, ist für jede Gemeinde von großer Bedeutung. Gerade in unserer individualisierten Gesellschaft ist Gastfreundschaft ein Zeichen der Fürsorge und der Liebe. Gastfreundschaft ist allerdings nicht immer einfach, denn sie ist auch mit Aufwand verbunden. Darum schreibt Petrus: „Seid untereinander gastfreundlich, ohne zu murren“. Dass Gastfreundschaft aber als Segen angesehen wird, erkennen wir an andern Aussagen. Im Hebräerbrief heißt es: „Vergesst nicht, gastfreundlich zu sein, denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“ Im 3. Johannesbrief wird der Empfänger – Gaius – für seine Gastfreundschaft gelobt, und es wird erwähnt, dass er damit Gott geehrt hatte. Bemerkenswert ist zudem, dass Gastfreundschaft zu den Qualifikationen für Älteste der Gemeinde gehört.

Und hier ein praktischer Weg … Gastfreundschaft ist deshalb von tiefer, geistlicher Bedeutung, weil sie eine wichtige Form ist, die Liebe Gottes praktisch werden zu lassen. Wo man zusammen isst, zusammen spricht, zusammen Zeit verbringt, da wachsen Beziehungen, man kann andere ermutigen und einander im Glauben und in praktischen Lebensfragen weiterhelfen. Christen sollten aber nicht nur einander einladen, sondern auch gegenüber Menschen außerhalb der Gemeinde Gastfreundschaft praktizieren. Dadurch kann es oft zu interessanten und bereichernden Kontakten und auch zu fruchtbaren Gesprächen über den Glauben kommen. Gastfreundschaft ist also ein simples, aber wirksames Werkzeug für den Dienst der Gemeinde sowohl nach innen wie auch nach außen. Vergessen wir sie nicht, praktizieren wir sie fröhlich! P

Ja, auch ich abonniere idea Spektrum Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)

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evangelische Landschaft im Bild.» 17.2013

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PORTRÄT

Der Sohn des Imams BEKEHRUNG 4,5 Millionen Muslime leben in Deutschland, 500.000 in Österreich und 400.000 in der Schweiz. Religion ist für viele ein Lebensthema. Eine Chance für Christen, wenn sie sie denn ansprechen. Wie ein marokkanischer Muslim sogar in einem Gefängnis Christ wurde, schildert Karsten Huhn. Raschid Idrissi wird 1959 in einer muslimischen Familie in Marokko geboren (der Name ist ein Pseudonym – aus Furcht vor Anschlägen muss der wahre Name geheim bleiben). Sein gestrenger Vater ist Muslim und arbeitet als Imam, Vorbeter und Koranschullehrer, die Mutter ist Analphabetin. Schon früh besucht Raschid Idrissi die Koranschule seines Vaters; im Alter von fünf Jahren kann er bereits ein Drittel des Korans auswendig. Nach der Grundschule besucht er das Gymnasium, lernt Deutsch als Fremdsprache und beschließt nach dem Abitur, Germanistik zu studieren. Sein Studium beginnt er zunächst in Marokko. Dann bekommt er ein Visum für Deutschland und setzt das Studium in Freiburg im Breisgau und in Heidelberg fort.

Anklage wegen Vergewaltigung Idrissi genießt, das Studentenleben. Er lernt Sonja kennen, bald ziehen sie zusammen. Nach zwei Jahren trennen sie sich. Er geht in Discos, beginnt Alkohol zu trinken und Haschisch zu rauchen. An einem kalten Januarabend wird Idrissi auf der Straße von einer Polizeistreife angehalten, festgenommen und in eine Zelle gesperrt. Idrissi weint, er fürchtet, abgeschoben zu werden. Ist er verleumdet worden?

Um seinen Kummer zu betäuben, raucht er mit seinem Zellenkollegen Haschisch. Der Staatsanwalt wirft Idrissi vor, seine Freundin Sonja am letzten Abend vor der Trennung vergewaltigt zu haben. Idrissi bestreitet das und wirft seiner Ex-Freundin vor, die Vorwürfe erfunden zu haben. Nach siebeneinhalb Monaten Untersuchungshaft wird Idrissi zur Verhandlung geladen. Der Richter sieht die Beweislage als klar an und verurteilt Idrissi zu zwei Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe.

Taufe im Gefängnis Im Gefängnis sieht Idrissi ein Infoblatt: „Einladung zum Bibelkreis“. Idrissi beschließt, auf seine Tischtennisstunde am Freitag zu verzichten und stattdessen mal zu den Christen zu gehen. Die Gruppe nennt sich „Schwarzes Kreuz“ (die Zentrale befindet sich in Celle: www.naechstenliebe-befreit.de), der Leiter heißt Martin und ist Rechtsanwalt für Zivilrecht. Idrissi hält ihn zunächst für einen Mitarbeiter des Landgerichts. Aber ihm gefallen die Atmosphäre und die Lobpreislieder, obwohl ständig von Jesus die Rede ist. Idrissi beschließt, wieder zu kommen, und so erfährt er jeden Freitag mehr aus der Bibel. Schließlich beginnt er selbst in der Bibel zu lesen und macht dabei

Raschid Idrissi mit seinem neuen Buch

eine Entdeckung: kung: Der Koran basiert gewissermaßen auf der Bibel. Bei einem Treffen liest ihm ein Mitarbeiter aus dem Johannes-Evangelium 3,16 vor: „Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“ Idrissi nimmt seinen Mut zusammen. Er bekennt sich zum christlichen Glauben und meldet sich zur Taufe an.

Jetzt leitet er einen Bibelkreis Nach Verbüßung der Haftstrafe wird Idrissi 1992 entlassen und besucht eine Bibelschule. Dort lernt er seine Frau Maria kennen. Er heiratet sie und lebt bis heute mit ihr und den beiden Kindern in Süddeutschland. Seit 2007 arbeitet Raschid Idrissi ehrenamtlich im Gefängnis-Bibelkreis Freiburg im Breisgau des Schwarzen Kreuzes mit. Seine Geschichte beschreibt er ausführlich im Buch „Der Sohn des Imams“ (Brunnen Verlag Basel). P

DAS WORT DER WOCHE » Was uns umtreiben muss, ist die Tatsache, dass einerseits noch niemals so viele Menschen unterwegs waren auf der Suche nach Sinn und Orientierung, dass aber die allermeisten von ihnen das, was sie suchen, nicht in den christlich verfassten Kirchen [...] vermuten. Wir müssen uns ernsthaft fragen, wie weit es an uns [selbst] liegt, dass diese suchenden Menschen die Botschaft Jesu nicht erkennen. « Alois Glück (Traunwalchen in Oberbayern), Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Katholiken 17.2013


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