Idea Spektrum Schweiz 20/2013

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15. Mai 2013 | 20

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Asylpolitik Christen im Dilemma

Ingold (EVP) vs. Hadorn (SP) Streitgespr채ch 체ber die Revision des Asylgesetzes

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7 Proklamation Tanz auf dem Bundesplatz | 9 Wirtschaft Spycher-Handwerk baut auf Innovation und Gnade | 10 Evangelisation Aarena brachte Einheit unter offenem Himmel 28 Pfingsten Das war die Geburtsstunde der christlichen Gemeinde www.ideaschweiz.ch


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e di t or i a l

Band der anderen Art Was ging nicht alles voraus, bis die Heilsarmee-Band «Takasa» ins Flugzeug nach Schweden steigen konnte. Erst der Überraschungssieg in Kreuzlingen. Dann das Theater um Uniform und Name. Die Teilnahme stand auf Messers Schneide. Innerhalb der Heilsarmee wurde heftig diskutiert. Ist das Weglegen der Uniform Verrat an den eigenen Werten? Um den ESC-Richtlinien zu entsprechen, wurde die Uniform abgelegt und durch ein unverfängliches Outfit ersetzt. Dazu der neue Name. «Takasa» ist Suaheli und bedeutet «reinigen» (engl. purify). Reine Lebensfreude und puren Musikgenuss will man verkörpern. Die Jury war zufrieden. Am Flughafen dann wieder Aufregung – wegen Emil! Der Bandsenior konnte im ESC-Anmeldesystem nicht akkreditiert werden. Ein Geburtsjahr 1918 ist nicht vorgesehen. Ein 95-Jähriger am ESC sprengt jede Vorstellung. Doch Schweden setzte das Teilnahmealter kurzerhand auf 110 Jahre hinauf und Emil Ramsauer war durch. Und jetzt? Wie kommt eine Band in Europa an, die keine Choreografie-Show abzieht und nicht mit Minimaltextilien reizt, sondern sich um einen 95-jährigen Bassisten gruppiert? In den Foren sind die Meinungen geteilt. Bei einer SRF Umfrage zeigte sich folgendes Bild: Kommt nicht mal ins Final 19 %; kommt ins Final, landet aber ganz weit hinten 18 %; kommt ins Final und liegt dort im Mittelfeld 22 %; kommt ins Final und erreicht einen guten Platz 24 %; Takasa gewinnen den Titel 17 %. Bei den englischen Wettmachern fällt Takasa durch: Die Heilsarmee erreicht Platz 26 von 39. Als Favoriten gelten Dänemark, Ukraine, Norwegen. Alle drei treten mit hübschen Sängerinnen an. «Unser Ziel ist es gewesen, einen Kontrapunkt, zu dem, was rundherum passiert, beziehungsweise zu den über 40 teilnehmenden Ländern, zu setzen», sagt Christoph Jakob auf die Frage, warum die Band keine richtige Choreografie habe. Und Sarah Breiter ergänzt: «Es würde auch komisch aussehen, wenn wir alle auf der Bühne rumtanzen und rennen und der Emil nicht.» Einen Kontrast setzen sollten die Heilsarmee-Christen nicht nur äusserlich. Inmitten der ESC-Scheinwerferwelt stehen sie auch für Glaube und Auftrag Jesu. Wir sollten uns in den nächsten Tagen Zeit nehmen, um für Sarah, Katharina, Emil, Michael, Christoph und Jonas zu beten. Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser (Stellvertreter), Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz, Christof Bauernfeind Erweitertes Team: Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler

ideaSpektrum 20.2013

BIBlIscH Ein Lieblingsbibelwort von Rudolf Joder, SVP-Nationalrat und Rechtsanwalt, Belp BE.

«Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.» Psalm 23, 1 «Dieser Psalmvers steht auf der Todesanzeige meines Vaters. Es sind Worte, die mich tief beeindrucken und mich in allen Lebenssituationen begleiten. Sie bringen zum Ausdruck, dass wir nie verlassen sind, sondern Gott unser Vater immer und überall bei uns ist. Dies gibt uns Trost, Sicherheit und Kraft, die wir mit grosser Dankbarkeit und Demut für unser tägliches Leben empfangen dürfen.»

WörtlIcH «Ich möchte mich bei Ihnen für die Auslassung in der Botschaft zum internationalen Holocaust-Gedenktag schlicht und einfach entschuldigen.» Mit diesen Worten begann Bundespräsident Ueli Maurer sein Grusswort an der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG). Maurer hatte am HolocaustGedenktag die Schweiz einseitig als «rettende Insel für viele Bedrohte und Verfolgte» dargestellt. Der SIG kritisierte, er habe all jene Flüchtlinge vergessen, die wegen der Haltung der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs «in den sicheren Tod abgeschoben» worden seien.

Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Bilder: Guilia Christin/Dreamstime, Andrea Vonlanthen (Titelseite); zvg (Seite 3)

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BR E N N P U N K T

Sinnvoll oder unmenschlich? Abstimmung vom 9. juni Mit der Asylgesetzrevision wird ein sinnvoller Mittelweg angestrebt. Das sagt

EVP-Nationalrätin Maja Ingold. Hier geht es nicht um Vertrauen, sondern um einen problematischen, ja unmenschlichen Weg. Dies meint der SP-Nationalrat Philipp Hadorn. Ein Streitgespräch. Welche Erfahrungen haben Sie persönlich mit Asylbewerbern gemacht? Maja Ingold: Als Vorsteherin des Sozialdepartements in Winterthur habe ich das Dossier Beschäftigungsprogramme und Unterbringung für Asylsuchende betreut. Eigentlich war mir klar, dass diese Menschen etwas machen möchten, doch sie durften nicht arbeiten. Wenn wir sie beschäftigen konnten, hatten sie einen persönlichen Gewinn, auch wenn sie nachher wieder gehen mussten. Persönlich habe ich gute Erfahrungen gemacht mit vielen kooperativen Asylsuchenden, die dankbar waren für unsere Angebote. Philipp Hadorn: Ich habe manche positive Erfahrung gemacht. Anfangs der 90er-Jahre durfte ich in Olten schon ein Asylantenheim der EMK mit bis zu 16 Leuten ehrenamtlich leiten. Emanuel Ranjit aus Sri Lanka wurde mir ein guter Freund. Er hat heute den Schweizer Pass, und seine Familie konnte nachziehen. Mit Emanuel und andern Tamilen pflege ich noch heute enge Kontakte. Nicht nur am Stammtisch herrscht Unbehagen gegenüber der heutigen Asylpolitik. Können Sie es verstehen? Maja Ingold: Nein, das kann ich oft nicht verstehen. In der Heftigkeit, wie ich die Kritik vielfach höre, muss ich Partei ergreifen für die Asylsuchenden. Da läuft einiges ab an Populismus. Es hat angefangen mit den «Scheininvaliden», es ging weiter mit den «Sozialschmarotzern» und zuletzt kamen die «kriminellen Asylsuchenden». Alle Asylsuchenden werden unter Generalverdacht gestellt. Das muss ich extrem verurteilen.

«Die meisten gesuchsteller auf unseren botschaften sind politisch nicht bedroht.» maja ingold, nationalrätin EvP Philipp Hadorn: Das Unbehagen hat wohl damit zu tun, dass man selber Angst hat vor Arbeitsplatzverlust, dass man gewisse Herausforderungen im gesellschaftlichen Leben sieht und eine Verschlechterung der Sozialwerke befürchtet. Daraus entwickelt man ein Feindbild gegenüber Leuten, die auch daran teilhaben möchten. Ich kann nachvollziehen, dass dies Unbehagen auslöst. Gleichzeitig arbeitet man aber mit Skandaleffekten, womit man die Unzufriedenheit schürt. Man spricht zum Beispiel stets über 1400 Tage Verfahrensdauer und nicht über die kleinere Zahl in Jahren. Ein Skandal ist zuerst einmal, dass Menschen auf der Flucht sind.

Zu den Personen Maja Ingold, 65, verheiratet, drei erwachsene Kinder, wohnhaft in Winterthur. Ursprünglich Lehrerin. Von 2002 bis 2010 Stadträtin in Winterthur, seit 2010 Nationalrätin der EVP. Stiftungsrätin von «Brot für alle», Vizepräsidentin von Vogelschutz Schweiz. Kulturelle Mandate in Winterthur. Mitglied der evangelischen Landeskirche. Philipp Hadorn, 46, verheiratet, drei junge erwachsene Söhne, wohnhaft in Gerlafingen SO. Kaufmännische und juristische Ausbildung. Zentralsekretär der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV, Nationalrat der SP seit 2011. Diverse gewerkschaftliche, umweltpolitische und kirchliche Funktionen. Mitglied der Evangelisch-methodistischen Kirche.

Bilder: Andrea Vonlanthen

Frau Ingold, warum braucht es Verschärfungen in unserm Asylrecht? Maja Ingold: Zuerst möchte ich mich gegen den Begriff «Verschärfung» wehren. Wir müssen einfach Lösungen suchen für die Probleme im Asylwesen. Ein wesentlicher Punkt ist die Beschleunigung der Verfahren, so dass schneller klar wird, welches die wirklichen Flüchtlinge und welches Wirtschaftsimmigranten sind. Ich verstehe diese Immigranten, denn wir sind ein reiches Land und ziehen deshalb solche Leute an. Trotzdem können wir nicht alle bei uns aufnehmen. Die wirklichen Flüchtlinge müssen schneller Bescheid bekommen, dass sie hier bleiben können und dann auch rasch integriert werden. Wir müssen auch zentrale Asylzentren bestimmen können, denn in den betroffenen Gemeinden ist der Widerstand meist gross. Der Bund muss dazu die Kompetenz bekommen. Wir brauchen dringend auch Beschäftigungsprogramme. Diese Verbesserung des Asylsystems ist dringend. Sonst stärken wir nur die Gegnerschaft, und wir schüren die allgemeine Fremdenfeindlichkeit weiter. Herr Hadorn, warum halten Sie diese Verschärfungen oder «Lösungen», wie Frau Ingold meint, für unhaltbar? Philipp Hadorn: Die Frage ist, ob diese Revision wirklich Lösungen bringt. Ein grosser Nachteil ist sicher der Verzicht auf das Botschaftsidea Spektrum 20.2013


BR E N N P U N K T verfahren. Das betrifft vielfach Frauen und Kinder, die nicht einfach in ein anderes Land ausreisen können. Es ist eine dramatische Einschränkung, wenn solche Personen auf keiner Botschaft mehr ein Asylgesuch stellen können. Wollen wir denn das kriminelle Schleppertum fördern? Es gibt ein Problem mit renitenten Asylbewerbern. Die Führungen der Asylzentren sind wirklich gefordert. Doch wenn man gewisse Personen einfach ohne sauberes Verfahren in ein Renitentenzentrum abschieben kann, kann das sehr willkürlich sein. Man sollte solche Leute in den

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fen werden. Wenn man das Instrument des Botschaftsverfahrens ausschliesst, kann das ein Akt der Unmenschlichkeit sein. Herr Hadorn, die durch Personen im Asylbereich begangenen Straftaten haben von 2010 bis 2012 um 117 Prozent zugenom­ men. Wie kann diese Entwicklung gebremst werden? Philipp Hadorn: Wenn man von 117 Prozent Zunahme spricht, muss man auch schauen, von welcher Grundlage man ausgeht im Vergleich zur gesamten Kriminalität. Nichtsdestotrotz: Da haben wir ein Problem. Aus eigener Erfahrung mit jungen Tamilen kann ich nur betonen, dass wir den Asylbewerbern eine Beschäftigung ermöglichen müssen. Die heutigen langen Verfahren ohne Beschäftigungsmöglichkeit fördern die Gefahr, dass die Betroffenen in die Kriminalität abdriften. In den Asylzentren darf man durchaus auch entsprechende Massnahmen ergreifen, um die Sicherheit der Anwohner zu gewährleisten. Noch zu den Verfahren: Wir haben viele Asylsuchende mit Aussicht auf einen positiven Entscheid, doch da wird nichts unternommen, damit es nachher schneller geht. Wenn man ihnen den positiven Entscheid rascher eröffnet, können auch die Integrationsmassnahmen schneller greifen. Maja Ingold: Absolut einverstanden. Diese Erfahrung habe ich auch in Winterthur gemacht. Wenn wir die Asylbewerber beschäftigen können, wird die Kriminalität sinken. Die Beschleunigung der Verfahren ist ja das Hauptziel der Gesetzesrevision. Wenn die Beschleunigung gelingt, braucht es auch weniger Beschäftigung. Die Begründung von Philipp spricht eigentlich dafür, dass man das Asylgesetz in dieser Richtung voranstösst. Die Zahl der Asylbewerber ist in den letzten beiden Jahren von 15 567 auf 28 631 angestiegen. Kaum ein anderes Land in Europa sieht sich mit so vielen Asylbewerbern konfrontiert. Wie kommt das? Maja Ingold: Wir gelten einfach als Insel der Glückseligen. Je reicher wird sind und je mehr Wohlstand wir haben, desto mehr Sog gibt es natürlich von Asylsuchenden und Immigranten. Sie suchen ihr Glück, sie suchen Arbeit und sie möchten mehr finanzielle Mittel für ihre Familien. Wir erzeugen auch Neid, rundherum. Der Zustrom von solchen Menschen ist der Preis unseres Wohlstands – das müssen wir akzeptieren und wir müssen anständig darauf reagieren. Philipp Hadorn: In Bezug zur Einwohnerzahl haben wir im europäischen Vergleich einen grossen Zustrom von Asylsuchenden, das ist unbestritten. Andere, viel ärmere Länder jedoch, die näher bei den

Kantonen eher in Wohnungen und in einer gewissen Distanz zueinander unterbringen. Da haben wir in unserm Kanton gute Erfahrungen gemacht. Dann kommt die Fristengeschichte. Die Rechtsfrist von dreissig auf zehn Tage zu verkürzen, bringt für das ganze Verfahren wirklich wenig. Das macht es faktisch fast unmöglich, Rechtsmittel zu ergreifen. Wenn wir daran denken, dass wir für die erste Phase des Verfahrens neun Monate brauchen, macht diese Verkürzung herzlich wenig aus. In der ersten Phase soll man beschleunigen und dazu braucht es mehr Personal bei den zuständigen Behörden. Das bringt viel mehr. Maja Ingold: Hinter all diesen Argumenten steckt eine bestimmte Färbung. Den Wegfall des Botschaftsverfahrens sehe ich anders. Die Anerkennung des Botschaftsasyls beträgt viereinhalb Prozent. Das heisst, die sehr grosse Mehrheit der Gesuchsteller ist politisch nicht wirklich bedroht. Das Botschaftsverfahren führt zu einem unglaublichen Sog, weil wir das einzige Land sind, das so etwas überhaupt kennt. Ich glaube es Bundesrätin Sommaruga, dass der Mittelweg, den sie nun anstrebt, sinnvoll ist. Das Botschaftsverfahren soll abgeschafft werden, doch man soll humanitäre Visa bekommen können. Die Flüchtlingskonvention wird damit auf jeden Fall eingehalten. Wir sollten die Sicht auf den praktikablen Kompromissweg richten und nicht auf einzelne Ausnahmen. Philipp Hadorn: Es geht nicht darum, ob man Frau Sommaruga traut oder nicht, sondern darum, dass problematische Instrumente geschafidea Spektrum 20.2013

«Der verzicht auf das botschaftsasyl betrifft vielfach schwache Frauen und Kinder.» Philipp Hadorn, nationalrat sP Herkunftsländern liegen, nehmen vergleichsweise viel mehr von diesen Menschen auf. In Afrika gibt es Länder, die von Flüchtlingen effektiv fast überschwemmt werden. Sie müssen ganz wenig mit ganz vielen Leuten teilen. Wir hingegen nehmen gerade mal 37 Syrer von einer Million, die auf der Flucht sind, «edelmütig» auf. Wie werten Sie die Asylproblematik, gerade als Christ? Philipp Hadorn: «Ich war Fremdling, und wie bist du mir begegnet?» Diese Frage stellt Jesus, nicht als Drohung, sondern als Einladung. Und dieser Frage möchte ich mich stellen. Es ist nicht gleichgültig, wie ich als Christ Menschen in Not begegne. Jesus lehrt uns, wir sollten diese Menschen so behandeln, wie wir ihn behandeln würden. Maja Ingold: Ich denke an das Liebesgebot, an die Gastfreundschaft gegenüber Fremden, wie sie in der Bibel gepflegt wird, ich denke an den barmherzigen Samariter. Beim neuen Gesetz heisst das für mich, dass wir Lösungen nicht verhindern wollen, die in der Umsetzung zielgerichtet und ethisch ausbalanciert sind.


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BR E N N P U N K T

Jesus sprach sich klar für die Schwachen aus. Oft sind Asyl­ bewerber aber starke junge Männer. Philipp Hadorn: Ich weiss von den Tamilen sehr gut, wie das läuft. Da wurde in den Familien oft Geld gesammelt, damit wenigstens einer dem Krieg entfliehen konnte und dann einmal Geld zurückschicken kann. Und da wurde dann derjenige ausgewählt, der am ehesten extreme Fluchtsituationen überstehen konnte. Darum kommen oft kräftige Leute und nicht unbedingt Leute mit Rollator. Aber diese Leute können dann einmal mithelfen, die Situation vor Ort in ihren Familien zu verbessern, und daran muss uns ja allen liegen. Im Alten Testament wurde oftmals vor fremden Einflüssen gewarnt. Maja Ingold: Wir sind jetzt in unserer globalisierten Welt in einer andern historischen Situation. Die Relation zwischen eigenen und fremden Einflüssen kann man trotzdem reflektieren, und darauf müssen wir als Christen eine Antwort finden. Im Alten Testament wurde der Fremde oft auch als Gast empfangen und behandelt. Philipp Hadorn: Jeder Mensch, auch der Fremde, ist von Gott geschaffen und hat darum Respekt und Anerkennung verdient. Nicht vergessen dürfen wir aber auch, dass im Neuen Testament die Christen den Auftrag bekommen, in andere Länder zu gehen und das Evangelium zu verkünden. Hier finden wir den Ansatz, dass wir auf Fremde zugehen dürfen, von Fremden lernen dürfen und im Fremden auch Christus sehen dürfen.

Was soll die Revision des Asylgesetzes? Die dringliche Revision des Asylgesetzes kommt am 9. Juni vors Volk. Sie war Ende September 2012 vom Parlament per sofort in Kraft gesetzt worden. Die Jungen Grünen ergriffen zusammen mit andern linken, kirchlichen und asylrechtlichen Organisationen das Referendum und sammelten gut 63 000 Unterschriften. Die wichtigsten Punkte der Revision: • Keine Möglichkeit mehr, auf Schweizer Botschaften im Ausland ein Asylgesuch einzureichen. • Kriegsdienstverweigerer und Deserteure gelten nicht mehr als Flüchtlinge. • Bund kann neu eigene Bauten für maximal drei Jahre als Asylunterkunft nutzen, ohne bei Gemeinden oder Kantonen eine Bewilligung einzuholen. • Bund kann spezielle Zentren für renitente Asylbewerber errichten und so die Kantone entlasten. • Möglichkeit, neue Verfahrensabläufe zu testen und damit die Verfahren zu beschleunigen. Gesuche sollen künftig nach einem genauen Fahrplan behandelt werden. Der Nationalrat hiess die Revision mit 122 zu 49 Stimmen gut, der Ständerat mit 36 zu 9. Alle bürgerlichen Parteien befürworten die Vorlage, inklusive EDU und EVP, Linke und Grüne lehnen sie ab. Nein sagen auch die Landeskirchen, Caritas, HEKS und andere kirchliche Werke.

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Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, die Caritas, das HEKS und andere kirchliche Werke lehnen die Revision ab. Entfremden sich Kirche und Politik in asylpolitischen und überhaupt in sozialen Fragen immer mehr? Philipp Hadorn: Es ist doch ein hochaktuelles politisches Thema, wie wir mit Fremden in unserm Land umgehen. Hier nimmt die Kirche Partei, und sie tut es biblisch begründet. Die Kirchen engagieren sich stark im Asylwesen und kennen sich in diesem Thema sehr wohl aus. Das Kirchenasyl hat eine alte Tradition, immer fussend auf dem, was uns Jesus gelehrt hat. Und von daher freut mich das starke Bekenntnis der Kirche in dieser Frage. Maja Ingold: Ich glaube auch, dass sich die Kirche politisch einmischen soll. Die Kirche engagiert sich im Asylbereich konkret und kann sich deshalb einer solchen politischen Frage nicht einfach enthalten. Doch hier müsste man vielleicht die kritische Frage stellen, ob die Kirche wirklich zur Kenntnis nimmt, dass die Zahl der Asylbewerber so stark zugenommen hat und dass über 80 Prozent nicht politisch Verfolgte sind, sondern allein aus wirtschaftlichen Gründen Asyl suchen. Ich nehme die Parteinahme der Kirche mit Verständnis zur Kenntnis, doch als Politiker müssen wir noch konsequenter den mehrheitsfähigen Kompromisslösungen zustimmen. Philipp Hadorn: Ich möchte ergänzen, dass die zitierten Werke neben der praktischen Erfahrung auch Studien und Forschungen zu dieser Frage gemacht haben und sich in einer langen Tradition damit auseinandersetzen. Wenn sie zu diesem Schluss kommen, darf man ihnen nicht einfach vorwerfen, sie würden sich emotional um kurzfristige Schmerzlinderung kümmern. Herr Hadorn, welches werden die schlimmsten Folgen sein, wenn die Gesetzesrevision angenommen wird? Philipp Hadorn: Dann können Menschen in extremer Not am Ort kein Asylgesuch mehr stellen. Schwache Frauen und Kinder werden weiterhin verelenden und Kriegswirren ausgesetzt sein. Damit werden wir zu Mittätern, in bestimmten Fällen sogar zu Mittötern. Und wenn die Vorlage abgelehnt wird, Frau Ingold? Maja Ingold: Dann können die langwierigen Prozesse im Asylverfahren nicht beschleunigt werden. Seit vielen, vielen Jahren wird das doch gefordert. Welche Asylpolitik ist den christlichen Grundwerten und der humanitären Tradition unseres Landes angemessen? Maja Ingold: Eine Asylpolitik, die sich immer wieder an unsern christlichen Leitplanken misst. Eine Asylpolitik, die den Fremden auch als Gast sieht. Eine Asylpolitik, die dem wirklich Schwachen hilft. Philipp Hadorn: Einem Menschen in Not so begegnen, als würden wir Christus begegnen. Und dabei daran denken, dass Einheimische und Fremde, die schon bei uns wohnen, auch Mitmenschen sind. Gesprächsleitung: ANDREA VONLANTHEN

Abonnieren über: Jordi AG – das Medienhaus Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch oder online: www.ideaschweiz.ch/abos

25.03.13 11:41 idea Spektrum 20.2013


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Lisa Bevere ermutigt: «Weckt die Löwin in euch!» kongress Die ICF-Auffahrts-Konferenz fand wieder im Zürcher Hallenstadion statt. 3500 Gäste liessen sich von

Leo und Susanna Bigger, Lisa Bevere und Bill Hybels herausfordern, aufzustehen und der Welt von Gott zu erzählen.

Bill Hybels, Leo und Susanna Bigger, Matt Redman und Lisa Bevere prägten den Zwei-TageKongress in Zürich. Sie ermutigten zu Dienst und Zeugnis in der Welt.

«Weckt die Löwin in euch!»

Lisa Bevere, Referentin, Autorin und Moderatorin der TV-Sendung «The Messenger», lebt in Colorado Springs. Zusammen mit ihrem Mann John leitet sie die Organisation «Messenger International», mit der sie Menschen dienen wollen, die verändernde Kraft des Wortes Gottes zu erkennen. In ihrer Botschaft vermittelte Lisa Bevere Erkenntnisse, die sie im Buch «Wecke die Löwin in dir» beschreibt. Sie hat sich längere Zeit über das Verhalten von Löwen informiert. Daraus leitet sie geistliche Grundsätze ab. Löwen sind Herdentiere, sie jagen gemeinsam. Löwinnen ziehen ihre Jungen so auf, dass diese ihre Aufgabe später selbst wahrnehmen können. Sie reagie-

Sprach vor allem die Frauen an und forderte sie heraus: Lisa Bevere.

ren nicht ausschliesslich auf die momentane Situation, sondern auch darauf, was daraus werden wird. «Zwei Löwinnen ermutigten einen Junglöwen, indem sie ihm die erlegte Antilope zuerst zum Frass überliessen», erzählte Lisa Bevere. Löwen wissen, dass ihre Stärke dazu dient, einander zu dienen. «Als Christen sind wir für den Feind gefährlich! Christsein bedeutet nicht, in einem Traum zu leben, sondern in einer Schlacht zu stehen!» Anhand des Verhaltensmusters von Löwen zeigte sie auf, wie Frauen und Männer ihre spezifischen Begabungen einsetzen

können, um einander damit zu dienen. Männer und Frauen seien keine Feinde, sondern Teams. «Frauen sind die Lösung auf das erste Problem, das in der Bibel beschrieben wird. Als Gott sah, dass der Mensch allein war, schuf er die Frau als sein Gegenüber!» In der Bibel heisst es, wer eine Frau findet, hat etwas Gutes gefunden und dazu Gunst vor Gott. «Pass auf, wie du mit der Gunst Gottes umgehst!» ermahnte sie die Männer mit einem Lächeln.

Trotz Druck aufblühen

«Wenn wir unter Druck geraten, sagt die Bibel, dass wir uns freuen

In Bern machTe «UP To FaITh» Den gLaUBen mIT Tanzen ÖFFenTLIch

sollen. Denn so kann unser Glaube gestärkt, fest und unerschütterlich werden.» Wir leben im Gegensatz zu den Gepflogenheiten dieser Welt. Gott schafft es jedoch, dass wir auch unter Druck aufblühen und Frucht bringen können. «Ich kann dir garantieren, auch wenn du wegrennst von deinen Problemen, aus deiner Ehe fliehst, deine Kirche verlässt – den Test umgehst du nicht! Und die zweite Prüfung ist härter als die erste!»

In der kraft gottes leben

Sie ermutigte die Anwesenden, Gottes Gegenwart noch mehr wahrzunehmen: «Gemeinsam werden wir lernen, ganz natürlich im Übernatürlichen zu leben, Zeichen und Wunder zu sehen.» In ihrer Autorität als Grossmutter und Mutter segnete sie die jungen Menschen, die Frauen und Ehepaare. Auch Leo und Susanna Bigger nahmen dies gerne an. MirjaM Fisch-Köhler www.icf-conferences.com

Bunter Tanz zur ehre gottes auf dem Bundesplatz «Ich möchte die Freude am Tanz wecken, um damit Gott zu ehren», sagt eine junge Frau auf dem Weg zum Bundesplatz. Sie ist eine von 300 Personen, die am Samstag öffentlich den «Resurrection Dance» (wörtlich: Auferstehungstanz) darboten. Tanz und Choreografie stammen aus den USA. «Wir beten dafür, dass Gottes Heiligkeit herunterkommt», erklärte der ebenfalls anwesende Hans-Peter Lang von «Gebet für die Schweiz». Vier Tanzgruppen, zahlreiche Fahnenträger, fünf bordeauxrote Fahnen mit den Buchstaben JESUS vor dem Eingang zum Parlamentsgebäude: Der Bundesplatz bot ein ungewohnt farbenfrohes und lebendiges Bild. ThOMas FeUZ www.uptofaith.ch idea Spektrum 20.2013

Bilder: Dominik Feuz; ICF/zvg


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W I R T SC H A F T / P OR T R ÄT

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Mit Schafwolle und der Gnade Gottes

ÄXGÜSI

SPYCHER-HANDWERK Seit 1981 behauptet sich die Firma Spycher-Handwerk auf dem

König und Lehrplan

schwierigen Wollmarkt. Der Erfolg von Geschäftsführer Johann Ulrich und seiner Frau Anna-Katharina Grädel zeugt von deren Innovationsgeist, aber auch von Gottes Gnade. Weit sei er im Leben nicht gekommen, scherzt Johann Ulrich Grädel bei der Führung durch sein Unternehmen Spycher-Handwerk auf dem Bauernhof «untere Bäch» in Huttwil BE. «Ich schlafe noch immer im gleichen Zimmer, wo ich geboren wurde.» Tatsächlich hat der Landwirt den elterlichen Hof zusammen mit seiner Frau Anna-Katharina zu einem florierenden Unternehmen mit mittlerweile 23 Mitarbeitenden aufgebaut. Bei der Übernahme des Betriebs 1976 habe er erst einmal gerechnet: Die Milchproduktion rentierte immer weniger und das hügelige Umland eignete sich besser für Schafe als für Kühe. Dies bewog ihn 1981 dazu, auf die Wollproduktion zu setzen. Dabei fing alles ganz klein an: Ein paar Schafe hatte er schon. Zusammen mit seiner Schwester kaufte er eine Kardiermaschine zum Karden der Wolle und richtete den zum Hof gehörenden Speicher für die Wollverarbeitung ein – daher der Name Spycher-Handwerk. Der herkömmliche Landwirtschaftsbetrieb wurde in eine Schaffarm umgewandelt.

Unbeirrt trotz Kopfschütteln

Grädels Entscheid für die Wolle stiess auf viel Unverständnis. Zuweilen wurde er als Spinner bezeichnet. Dies, obwohl die Nachfrage nach kardierter, mit einer Karde gekämmten Wolle zu Beginn der 1980er-Jahre sehr gross war. «Damals erhielt der Schäfer für ein Kilo Roh-Wolle fünf Franken. Heute sind es gerade noch 80 Rappen», so der Unternehmer. Auch Spinnräder und Webrahmen liessen sich mühelos verkaufen und die Spinnkurse der Familie waren gut besucht. Doch plötzlich brach die Nachfrage ein und Grädels Innovationsgeist war gefragt. «Wir haben uns überlegt, was man mit Wolle alles produzieren könnte», erinnert er sich. Weil sich Wolle als Rohstoff fortan schlechter verkaufen liess, wollte die Familie sie selber zum Endprodukt verarbeiidea Spektrum 20.2013

Anna-Katharina und Johann Ulrich Grädel vor ihrer 116-jährigen Kardiermaschine, mit der die Wolle vor der Verarbeitung gekardet wird.

ten und verkaufen. 1985 begann die Produktion von naturreinen Schurwoll-Duvets, Kissen und Bettauflagen. Der Verkauf ihres immer breiteren Sortiments an Wollprodukten ist bis heute ihr Hauptgeschäft.

Eine Oase für Mensch und Tier

Grädels Betrieb im Herzen der Schweiz, aber abseits von Autobahnen und grösseren Städten wie Bern, Basel, Zürich oder Luzern, soll nicht nur ein Verkaufsladen, sondern gleichzeitig eine Oase der Ruhe für Erholungssuchende und Naturliebhaber sein. Jung und Alt freuen sich an den Kamelen, Lamas, Alpakas, Schafen, Mohairziegen und Pfauen. Selbst seltene, vom Aussterben bedrohte Rassen finden auf Grädels Hof eine Heimat, weshalb sie seit Juni 2006 als Arche-Hof das Label der Stiftung für kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren «Pro Specie Rara» tragen. In sechs original mongolischen Jurten werden Gäste beherbergt und im Bistro kulinarisch verwöhnt. Daneben bietet Familie Grädel Kameltrekking und Handwerkskurse zum Erlernen des Spinnens, Webens, Filzens und Färbens an. «Der Kontakt mit den Besuchern auf dem Hof, die Offenheit und

Wertschätzung ihnen gegenüber sind mir wichtig», sagt AnnaKatharina Grädel. Gäste erhalten Einblick in den Wollverarbeitungsprozess, aber auch in die christliche Lebensgrundlage, aus der die Familie keinen Hehl macht. Bei der Ankunft auf dem Hof springt ein grosses Plakat mit Bibelvers der Agentur C ins Auge. Auch die im Bistro zu Tee und Kaffee servierten Zuckerbeutel sind mit einem Bibeltext bedruckt. «Immer wieder ergeben sich Gespräche über den Glauben», bestätigt Anna-Kathrin Grädel. Als Mitglied des Gideonbunds haben sie auch stets ein Neues Testament zur Hand.

In grosser Dankbarkeit

«Unseren Erfolg verdanken wir Gott, und unsere Dankbarkeit ihm gegenüber möchten wir unsere Gäste spüren lassen», erklärt Johann Ulrich Grädel. Und: «Wir leben wirklich etwas abgelegen, da ist es nicht selbstverständlich, dass die Leute vorbeikommen. Über all die Jahre haben wir stets gebetet, dass Gott Menschen zu uns schicken möge. Er hat unsere Gebete stets erhört und uns in seiner Gnade treu den Weg gewiesen.» EVELINE MERGAERT www.kamele.ch Bild: idea/Eveline Mergaert

Vor Kurzem wurde der neue König von Holland vereidigt. In einem Interview wurde ein Politologe gefragt, ob die Bevölkerung überhaupt akzeptiere, in ihrer niederländischen Demokratie einen König zu haben. Antwort: Eine Monarchie heute in Holland neu zu gründen wäre eine Illusion. Die Tradition der Monarchie habe jedoch bis heute eine sehr hohe Akzeptanz im Land. Der König geniesse grosses Vertrauen. Unweigerlich wurde ich durch dieses Interview an die Beziehung von Kirche und Staat in der Schweiz erinnert. Erst kürzlich wurde in Bern im Kantonsparlament ein Vorstoss behandelt, welcher der Bezahlung der Pfarrerlöhne durch allgemeine Steuergelder einen Riegel schieben wollte. Mit überwältigender Mehrheit sprach sich der Grosse Rat dafür aus, dass der Staat weiterhin die Besoldung des Pfarrpersonals mit über 70 Millionen Franken pro Jahr berappen solle. Die Landeskirchen geniessen offenbar ähnlich viel Vertrauen wie der König von Holland. Was in beiden Fällen auf den ersten Blick schier unmöglich schien, wird aus historischen und anderen Gründen möglich. Wenn um die Positionierung des Religionsunterrichts im neuen Lehrplan 21 diskutiert wird, geht es um ähnliche Fragen. So zum Beispiel: Ist es wirklich richtig, dass Kirchen und die Schule in Zukunft gemeinsam den Religionsunterricht bestreiten? Auch hier kommen mir zuerst Idealvorstellungen von Trennung von Kirche und Staat in den Sinn. Wäre es nicht besser, wenn hier keine Vermischung geschieht? Aber dass in gewissen Kantonen die Kirchen so grosses Vertrauen geniessen, kommt offensichtlich nicht von ungefähr. Solange das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit in die religionspädagogische Arbeit der Kirche da sind, unterstütze ich sie von Herzen. MARC JOST

Der Autor ist Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz (Bereich Gesellschaft) und Grossrat der EVP.


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TAG E SSC H AU

MENscHEN

Einheit unter einem offenen Himmel

Jakob Bösch

AARENA 2013 Elf öffentliche Veranstaltungen, sechs Gemeinden, ein Ziel: In Wichtrach

Nach zehn Jahren tritt der 64-jährige Pfarrer als Präsident der Schweizerischen Bibelgesellschaft zurück. Bösch wünscht der Bibelgesellschaft «viel Weisheit in einer Zeit, in der die Haltungen der Menschen der Bibel gegenüber immer noch vielfältiger werden, oft sogar unvereinbar erscheinen». Sein Nachfolger wird der Adventist Reto Mayer (52). (idea)

Jost Kiser

Am 23. April verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit Jost KiserBaumann im Alter von 61 Jahren. Als Theologe, Seelsorger und Lebensberater hatte er sich unter anderem stark eingesetzt für Menschen mit homosexuellen Empfindungen, um sie auf Wunsch hin in einem Veränderungsprozess zu begleiten. (idea)

Alice stark

Die Appenzellerin Alice Stark (19) schied in der Vorauswahl zur Miss Schweiz aus. Alice reagierte gefasst. Das könne sie gut wegstecken, sagte sie. «Ich bin dankbar, überhaupt so weit gekommen zu sein. Gott will nur das Beste für mich. Er leitet mich und hat einen speziellen Plan.» Im Juni schliesst Alice ihre Lehre als Textilfachfrau ab. (idea)

christian Waber

Am 7. Mai feierte Christian Waber seinen 65. Geburtstag. Der AltNationalrat steigt offensichtlich sehr bewusst in den neuen Lebensabschnitt ein. Seine Ämter als Geschäftsführer der EDU Schweiz, als EDU-Geschäftsleitungsmitglied und als Redaktionspräsident hat er abgegeben, um sich neuen Diensten zu widmen. Im «EDU-Standpunkt» berichtet er von seinem ersten Einsatz als Rotkreuzfahrer. (idea)

Bilder: idea/Thomas Feuz; zvg

BE lud «Himmel auf» letzte Woche zum christlichen Glauben ein. Mit positivem Fazit.

Vom Familientag über den Seniorentag, den Jugendabend und den Vorträgen mit Aufruf zur Entscheidung für Jesus Christus war für alle etwas dabei. Die Veranstaltungsreihe von Bewegung Plus, Christliches Zentrum Thalgut, Christus-Gemeinde, Freie Evangelische Gemeinde, Freie Missionsgemeinde und Heilsarmee fand auch bei säkularen Medien Aufmerksamkeit.

Gleich «das volle Programm»

Im Rahmenprogramm berichteten Promis aus Sport, Musik und Wirtschaft aus ihrem Leben. Den Auftakt machte die HeilsarmeeBand mit dem ESC-Beitrag «You and me». Es war ihr letzter Auftritt vor der Abreise nach Malmö. «Together we are one»: Die Aufschrift auf den weissen Shirts von Takasa war Programm. Ihre Lebensfreude sprang sofort über. «Kennt ihr den Text noch?», fragte Leadsänger Christoph Jakob. Gemeinsam schafften es die rund 1100 Anwesenden.

Gottes Gegenwart war spürbar

Der Referent Ingolf Ellssel, langjähriger Präsident der deutschen Pfingstkirchen, sprach in seinen Referaten zentrale Lebensfragen an. Seine schlichte Art der Verkündigung überzeugte eben-

Lebensfreude pur: Takasa und Ingolf Ellssel (Porträt) in Wichtrach.

so wie seine Spontanität. «Ich verlasse nun mein Manuskript. Ich habe den Eindruck, dass Menschen unter uns an Rückenschmerzen leiden…» Bereits am ersten Abend gingen etwa 20 Menschen nach vorne und liessen für sich beten. Kein frenetischer Applaus nach «Spontanheilungen», keine aufpeitschende Musik… Die andächtige Stille war wohltuend. Besucher sagten, sie hätten Gottes Gegenwart «so wie noch nie zuvor» gespürt.

Doch kein «einmaliger» Event?

«Glaube löst etwas aus, wenn man ihn weitergibt», betonte Ingolf Ellssel am Motivationsabend im Februar. Tatsächlich stand der Himmel über Wichtrach offen.

Der Referent am letzten Abend: «Was wünschte ich mir mehr, als dass weitere Gemeinden in dieser Art öffentlich für ihren Glauben hinaustreten!» Die «einmalige» Veranstaltungsreihe dürfte unter Umständen eine Wiederholung finden, meinte OK-Präsident Markus Häusler gegenüber idea. Er schätzte speziell die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten sechs Gemeinden. Sein persönliches Fazit: «Christen verlieren langsam die Angst, für ihre Überzeugungen hinzustehen. Ich spüre eine wachsende Bereitschaft, von Gott Grosses zu erwarten.» THOMAS FEUZ www.aarena2013.ch

«MovE ZüRicH» - EvANGElistiscHER AKtioNstAG iN ZüRicH

«Es ist ganz einfach» Zwei Ziele hatten sich die Initianten von «Move Zürich» gesetzt: «Natürlich wollten wir mit Menschen über den Glauben sprechen», so Organisator Christoph Schum vom ISTL. «Es ging aber auch darum, den Teilnehmern zu zeigen, wie einfach es ist vom Glauben zu erzählen.» Am Samstag machten sich etwa 100 Teilnehmer in 20 verschiedenen Teams auf, um ihre eigenen Erfahrungen mit evangelistischen Gesprächen zu machen. «Wir haben ganz verschiedene kreative Einsätze vorbereitet, in denen sich jeder wohlfühlen konn-

te», erklärt Schum. Es war möglich einfach in einem Chor zu singen, in ein Asylantenheim zu gehen oder auf dem «Wunderstuhl» für Kranke zu beten. Ganz Mutige übernahmen im Supermarkt die Bezahlung für den Einkauf von Kunden. Die Antwort auf die Frage: «Wieso machen Sie das?», lautete dann: «Nun, ich bin selbst reich beschenkt worden.» Christoph Schum berichtet von einer Begegnung auf der Strasse mit einer deutschen Touristin: «Von Kirche wollte sie nichts wissen, aber ich konnte trotzdem ein gutes Gespräch

mit ihr führen und sogar für sie beten. Am Schluss sagte sie: ‹Ich fahre nun nach Hause und mache Frieden mit Gott.›» «Move Zürich» wurde gemeinsam von ISTL, EE Schweiz, Confession und OM-Zürich veranstaltet. Es beteiligte sich auch eine Reihe von lokalen Kirchen, in denen nun die Nacharbeit stattfinden kann. CHriSTOF BAUErnFEind www.movezürich.ch

idea Spektrum 20.2013


TAG E SSC H AU

Basel feiert eine Nacht des Glaubens

JOurNAl

Kultur-FEStIVAl Über 50 verschiedene Kirchen und Organisationen beteiligen sich

Keine Schwimm-Dispens

an der «Nacht des Glaubens – Festival für Kunst und Kirche». Der Grossanlass will über die «internationale Sprache der Kunst» den Glauben zum Stadtgespräch machen.

Die Zahlen sind beeindruckend: 300 professionelle Künstler, mehrere Hundert freiwillige Helfer, 70 Veranstaltungen an 34 Orten und das in einer Nacht. Bekannte Namen wie Nina Hagen, Carlos Martinez oder Markus Maria Profitlich geben sich die Ehre. Ein Hotelschiff wird extra am Rheinufer festmachen. Bei diesen Dimensionen erscheint das Gesamtbudget von etwa 500 000 Franken noch eher bescheiden. Die Initianten der «Nacht des Glaubens» haben sich einiges vorgenommen. «Wir hoffen auf 10 000 bis 20 000 Besucher», so Beat Rink, der Erfinder und «Macher» des Grossevents.

Idee aus Finnland

Der Kulturbeauftragte der Reformierten Kirche Basel-Stadt hatte die Idee vor einigen Jahren aus Finnland mitgebracht, wo ein ähnliches Kirchen-Kultur-Festival in kleinerem Rahmen bereits über die Bühne ging. In Basel fand der gut vernetzte Rink in kirchlichen wie in freikirchlichen Kreisen breite Unterstützung für sein Vorhaben. An der «Nacht des Glaubens» beteiligen sich über 50 verschiedene Kirchen, Gemeinden und christliche Organisationen.

Ökumenische Veranstaltung

Der Basler Kirchratspräsident Lukas Kundert hatte sich sofort begeistert von der Idee gezeigt,

Am Freitag wird die Basler Innenstadt für einmal ganz im Zeichen von Kunst und Kirche stehen – die «Nacht des Glaubens» machts möglich.

die Bedeutung des Glaubens «mit der internationalen Sprache der Kunst» verständlich zu machen. Nach anfänglichem Zögern erkannte auch die katholische Kirche, dass sie nicht aussen vor stehen kann. Co-Dekanatsleiterin Monika Hungerbühler: «Wir haben uns überzeugen lassen. Hätten uns aber nicht nur eine ökumenische, sondern eine interreligiöse Veranstaltung gewünscht.» Die Bandbreite der Mitwirkenden bedingt wohl auch, dass nicht alle mit den gleichen Erwartungen und Anliegen an die Sache herangehen. Der katholische Priester Rolf Stöcklin: «Es soll ein Dialog

lichtspiel, Kammerchor, Nina Hagen...

idea Spektrum 20.2013

Eine 14-jährige muslimische Bezirksschülerin aus dem Kanton Aargau erhält definitiv keine Dispensation vom geschlechtergetrennten Schwimmunterricht. Der Behördenentscheid wurde nun vom Bundesgericht bestätigt. Es verweist auf sein Grundsatzurteil von 2008, wonach der obligatorische Schulunterricht der Einhaltung religiöser Pflichten grundsätzlich vorgeht. Erlaubt sei hingegen ein Ganzkörperbadeanzug (Burkini). Der Verband der Aargauer Muslime anerkennt das Urteil. (idea)

Gegen Kirchensteuern

Ausstellungen, Orgelkonzerte: die Veranstaltungen bieten wohl für jeden Geschmack etwas. Auch das altehrwürdige Basler Münster wird einmal aus einer etwas anderen Perspektive zu erleben sein: Auf 250 Liegestühlen, statt der normalen Bestuhlung, können die Besucher ein Lichtspiel betrachten und dazu den Gesängen zweier Chöre lauschen. www.nachtdesglaubens.ch

Am 1. Mai haben Jungfreisinnige und Junge SVP in Nidwalden die Initiative «Schluss mit Kirchensteuern für Unternehmen» lanciert. Dazu notwendig sind 500 Unterschriften. In Zürich und Graubünden sind gleiche Volksbegehren der Jungen FDP bereits zustande gekommen. Alle drei Kantone gehören zum Bistum Chur. (idea)

EVP will GVO-freie Schweiz

Bruno Waldvogel, Lukas Kundert, Regierungspräsident Guy Morin und Beat und Airi Rink.

entstehen, der auch Fragen und Widerstand auslöst.» Beat Rink sieht in der Kunst das Potenzial, um Menschen zum Thema Glauben anzusprechen. «Wir wünschen uns, dass Gottes Geist an den Veranstaltungen wirkt.»

Kein Nischenevent Eine enorme Vielfalt erwartet die Gäste. Das Hauptprogramm der «Nacht des Glaubens» beginnt am Freitag mit der Eröffnung um 20 Uhr auf dem Barfüsserplatz. Von 21 Uhr bis 1.40 Uhr verteilen sich die Programme im 40-MinutenTakt in der Innenstadt. Ob Theater mit Dorothée Reize oder Eric Wehrlin, Lesungen mit Titus Müller oder Ulrich Knellwolf, Konzerte mit Nina Hagen, Lothar Kosse oder Jars of Clay, Pantomime, Filme,

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Bewusst wollte man aber kein «evangelikales Nischenevent» auf die Beine stellen, sondern Schritte in die breite Öffentlichkeit tun. Die einzelnen Veranstaltungen werden nicht nur in Kirchen, sondern auch in Kulturräumen wie dem Theater Basel stattfinden. Dafür erhofft man sich die Aufmerksamkeit derjenigen, die mit Kirche sonst tatsächlich nichts am Hut haben. Der christliche Glaube soll – wenigstens für eine Nacht – zum Stadtgespräch in Basel werden. Christof Bauernfeind Bilder: zvg

Die Antwort der EVP in der laufenden Vernehmlassung ist deutlich: Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) sind unökologisch, wirtschaftlich nicht interessant und mit der Qualitätsstrategie der Schweizer Landwirtschaft nicht vereinbar. Die EVP fordert deshalb den Verzicht auf GVO und die damit verbundenen Gesetzesänderungen. (idea) – www.evppev.ch

Neu: restaurant «Baulüüt»

Nach einem Jahr Bauzeit wurde im Seminarzentrum Campus Sursee das Grill-Restaurant «Baulüüt» eröffnet. Insbesondere die Architektur löste viele Kommentare aus. Der Vergleich als «Kleines KKL der Landschaft» entlockte dem Geschäftsführer des Zentrums, Willy Graf, ein Schmunzeln: «Wahrscheinlich ist es das hervorstehende Dach und die kubische Form in Verbindung mit dem Konferenzsaal, die Vergleiche mit dem KKL zulassen. Uns ehrt natürlich der Vergleich mit einem der schönsten Kulturhäuser der Schweiz.» (idea) – www.baulüüt.ch


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P u bl i r e P or tag e

Mein grösster Schatz? Für viele Schweizerinnen und Schweizer ist das Guthaben bei der Pensionskasse ihr grösstes Vermögen. Als Christen wissen wir, dass unser «grösster Schatz» nicht irdischer Natur ist. Als gute Verwalter sind wir jedoch aufgefordert, haushälterisch und weise mit den uns anvertrauten Gütern umzugehen. Sind Sie der Überzeugung, dass es eine Rolle spielt, was und wie wir etwas tun? Ist es Ihnen wichtig, dass christlich-ethische Grundwerte die Basis des Handelns sind? Das war auch bei der Gründung der Sammelstiftung PROSPERITA für die berufliche Vorsorge ausschlaggebend. Als Non-Profit-Organisation erzielt sie keine Gewinne für Aktionäre. Was erwirtschaftet wird, erfüllt im Sinne einer treuen Verwalterschaft die langfristigen Verpflichtungen gegenüber Versicherten und ermöglicht, dass die erforderlichen Reserven und Rückstellungen gebildet werden können. Auf diese Säulen kannst du bauen PROSPERITA ist eine eigenständige Stiftung für die obligatorische und freiwillige berufliche Vorsorge. Sie wurde 1999 auf der Grundlage der Schweizerischen Bundesverfassung von Persönlichkeiten gegründet, die sich der Tradition der christlichen Grundwerte verpflichtet wissen. Versicherte und Arbeitgeber sind in den Entscheidfindungsprozess eingebunden und an der Weiterentwicklung der PROSPERITA beteiligt. Denn nur in einem «Miteinander» kann eine gesellschaftsrelevante Mission erfüllt werden. Die Unternehmens-, Anlage- und Versicherungspolitik beruht auf christlich-ethischen Werten und unterstützt keine Vorhaben, die Menschen, Tieren oder der Natur Schaden zufügen. Gesundes Wachstum Gesundes Wachstum ist der PROSPERITA ebenso wichtig, wie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen aktiven Versicherten und Pensionierten. Denn das sind die Voraussetzungen dafür, auch langfristig eine gesunde Pensionskasse für unsere Partner zu bleiben. Wesentliche Aspekte des Profils sind: • Ungebrochenes Wachstum der Anschlüsse aus dem christlichen Umfeld • Speziallösung mit weltweiter Deckung für Missionswerke • Tiefe Kosten dank schlanker Verwaltung und gutem Risikoverlauf • Hohe strukturelle Risikofähigkeit (Verhältnis Rentner/Aktive 1:26)

• Aktives Leistungsfall-Management (Care Management) • Umwandlungssatz von 6,8 % im Obligatorium und im Überobligatorium • Gewährleistung voller Anlagentransparenz • Investition in nachhaltige Vermögensanlagen (Mitglied bei Stiftung Ethos) Bezahlbarer Wohnraum Für die PROSPERITA gehört die Investition in den Bau preiswerter Mietwohnungen für Familien zum sozialen Engagement. Im 2009 konnten 17 Wohnungen in Aarberg voll vermietet werden, es folgte der Bau von 16 Wohnungen in Winterthur-Wülflingen und in Oberkulm (AG) entstanden im 2012 zwei Mehrfamilienhäuser à je 10 Wohnungen. Die neuste Anschaffung im Bereich Immobilien wurde im Januar 2013 mit dem Zukauf eines 28-FamilienHauses in Olten getätigt.

Auf einen Blick Geschäftsjahr

2008

2009

2010

2011

2012

Angeschl. Unternehmen

335

320

314

314

325

Anzahl aktiv Versicherte

2282

2838

2980

3060

3107

112

153

177

191

209

Anlagevermögen CHF/Mio Performance Deckungsgrad

-20,45% 11,98% 4,78% -2,27% 6,94% 83,8% 94,73% 97,98% 92,96%

>98%

Mitten im Leben den Neuanfang wagen Das haben Barbara Burn und ihr Mann Andreas im 2011 getan und sie erzählt: «Wir haben den Neustart mit vielen Ideen und grossem Enthusiasmus gewagt. Wenn auch der Schritt aus dem <sicheren Nest > nicht einfach fiel, bereuen wir es keinen Moment.» Die Firma Burn Spezialbau AG koordiniert als Generalunternehmer alle Leistungen, die es von der Idee bis zur Fertigstellung eines Bauprojektes (Ein-/Mehrfamilienhäuser oder Renovationen an bestehenden Objekten) benötigt. Auf die Frage, warum sie bei der PROSPERITA sind, berichtet Frau Burn: «Wer sein eigener Chef ist, kann die Verantwortung nicht abschieben. Uns ist wichtig, dass jedes Geschäft – egal ob gross oder klein – innerhalb der Firmenphilosophie realisiert wird. Darum setzen wir bei der beruflichen Vorsorge auf die PROSPERITA.»

Attraktiver Wohnraum für Familien in Aarberg

Verantwortung tragen, heisst weise entscheiden

Moderne Familienwohnungen in Olten Vermögenslage im Fokus In einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld hat sich die PROSPERITA gut behauptet. Rund 75 % des Vermögens ist in Realwerten und nur 25 % in Nominalwerten investiert. 87 % des Vermögens sind in Schweizer Franken angelegt, berücksichtigt man dabei auch Fremdwährungsanlagen, die abgesichert sind. Der Deckungsgrad liegt bei rund 98 % (Stand Dez. 2012).

Sind Sie interessiert? Gerne unterbreiten wir Ihnen eine Offerte für einen unverbindlichen Vergleich. Sie können Ihre Anfrage auch online unter www.prosperita.ch (Offertanfrage) einreichen. Bestehende Vorsorgelösungen können bis zum 30. Juni gekündigt werden.

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idea Spektrum 20.2013


f oru m

SYNERGIE Leben als Mosaik? Unser Leben wird oft dominiert von aktuellen Herausforderungen in Beruf und Familie. Medien lenken zudem die Aufmerksamkeit auf die Krise im Nahen Osten, wirtschaftliche Probleme der EU und Erfolge von Schweizer Sportlern. Aber was steht hinter diesen vordergründigen Ereignissen, Problemen und Events, was prägt unser Leben schleichend und nachhaltig? Viele sagen, wir leben im Zeitalter der Postmoderne. Zu deren Merkmalen gehören der Relativismus und die Ablehnung jedes universalen Wahrheitsanspruchs, das Bejahen von Vielfalt und Heterogenität in der Gesellschaft sowie eine zentrale Rolle von Massenmedien und Technik als Vermittler von Kultur. Die Gesellschaft zerfällt in Segmente, die z.B. mit den Sinus-Milieus dargestellt werden. Wissenschaftliche

Transparent glauben «idea Spektrum» Nr. 18 – «Schlagen Freikirchler ihre Kinder öfter?» Die Diskussion der Erziehungsmethoden, die – gestützt auf einige alttestamentliche Stellen – verlangen, dass Eltern ihre Kinder schlagen, zeigen eine Schwäche der evangelikalen Bewegung. Ein transparenter Umgang mit «schwierigen» Bibelstellen fehlt vielerorts. Aus Gottesfurcht, Angst vor Strafe oder Angst vor Kritik wird viel um den heissen Brei herumgeredet. In welcher Form ist die Bibel nun inspiriert, wo sind ihre Aussagen verbindlich? Was sind die Konsequenzen, wenn die Bibel Menschenwort und Gotteswort ist? Die wenigsten wollen, dass Frauen beim Beten Kopftücher tragen oder im Gottesdienst schweigen. Warum können wir das eine Gebot als damals zeitgemäss, aber für heute nicht mehr gültig erklären, während wir beim nächsten darauf bestehen, dass es nicht angetastet werden kann? Hier fehlt für den Laien die Transparenz. Die offene und kritische Auseinandersetzung mit den Aussagen der Bibel zu sozialen, ethischen und naturwissenschaftlichen Themen ist nötig. Widersprüche ideaSpektrum 20.2013

Bemühungen führen nur zu Teilwahrheiten, es gibt nicht mehr eine Wirklichkeit, sondern viele. Das eigene Leben zerfällt in Bereiche, die immer weniger miteinander zu tun haben: Beruf, Familie, Freizeit, Kirche, Gesellschaft etc. Sie entwickeln sich wie Welten, zwischen denen man hin und her switcht. Die Fragmentisierung des Denkens und des Lebens hat ihren Reiz, aber sie hat auch ihre Schattenseiten. Der Blick für das Gemeinsame und das Verbindende geht verloren. Für einen überzeugten Postmodernisten ist das kein Problem. Aber auch wenn die Komplexität des Lebens im 21. Jahrhundert nicht in ein einfaches Gesamtsystem gefasst werden kann, so lässt sich die Frage nach dem Gemeinsamen nicht eliminieren. Ausgehend von der Überzeugung, dass Himmel und Erde von unserem Gott geschaffen wurden und dass Jesus Christus der Herr über alles im Himmel und auf Erden ist, stellt sich für Christen die unaufgebbare Aufgabe, das Leben in seiner Ganzheit zu betrachten: Es gibt nur eine

halten verständlicherweise viele ab, Gott ihr Vertrauen zu schenken. Wie kann Gott wollen, dass wir intellektuell unredlich sind? Einige Beispiele heikler Themen: Ehescheidung und das Verbot der Wiederverheiratung. Homosexualität: Homosexuell empfindende Menschen werden in der Bibel nur negativ thematisiert und haben in Gemeinden keine Lebensmöglichkeit, wenn sie ihr homophiles Empfinden nicht ändern. Und wie bringt man die Lehre der unaufhörlichen Höllenstrafen mit dem Bild des liebenden Gottes zusammen? Die Bibel ist ein einmaliges, von Gott inspiriertes Buch, das die Geschichte des jüdisch-christlichen Monotheismus dokumentiert und den Weg zu einer Vertrauensbeziehung zu Gott bahnt. Evangelikale Christen sollten in intellektueller Ehrlichkeit leben und glauben können. Das heisst, dass sie offen sagen dürfen, was sie nicht so übernehmen wollen, weil dazwischen 2500 Jahre Geschichte liegen. Hier tragen Theologen und christliche Leiter Verantwortung, damit die begeisterten Nachfolgerinnen und Nachfolger Christi nicht auf seltsame religiöse Nebenschauplätze geführt werden. AnDreAs egger, Niederwil AG

Realität, die sehr vielfältig und komplex ist.

podIuM

Das Leben als eine Wirklichkeit zu begreifen und zu gestalten, hat mit anspruchsvoller Denkarbeit zu tun. Wenn Christen und Kirchen diese Herausforderung nicht erkennen oder sich ihr verweigern, werden sie hilflos in aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussionen, wie z.B. das Verhältnis von Kirche bzw. Religion und Staat oder die gegenwärtige Genderdiskussion.

Alle gleich?

Es muss neu um ein differenziertes christliches Weltbild und ein ebensolches Menschenbild gerungen werden, das im gesellschaftlichen Diskurs vertreten wird. Wie viele nehmen diese Herausforderung an? Dieter Bösser

Der Autor ist Studienleiter der Akademie für christliche Führungskräfte (AcF) Schweiz in Basel.

Gottes Augapfel «idea Spektrum» Nr. 19 – zur Rubrik «Biblisch» Israel muss sich an zahlreichen Fronten verteidigen. Ich bin überzeugt, dass die Aussage des Propheten Sacharia: «Denn wer euch (Israel) antastet, der tastet seinen (Gottes) Augapfel an» (2,12) nach wie vor gilt. Dabei gerät Jerusalem zunehmend in den Brennpunkt. Was auf den Judenstaat zukommt, wenn ringsum die Islamisten am Ruder sind, ist kaum auszudenken. Wenn eines Tages die gesamte islamische Welt dem Ruf, Israel zu vernichten, folgt und der Rest der Welt nur zuschaut, werden sich die Verheissungen Gottes (siehe Sacharia 12 und 14) erfüllen. «Zu jener Zeit wird man Jerusalem ‹Thron des Herrn› nennen, und alle Heidenvölker werden sich dorthin versammeln, zum Namen des Herrn, nach Jerusalem, und sie werden künftig nicht mehr dem Starrsinn ihres bösen Herzens folgen» (Jeremia 3,17). rueDi stAuB, Jouxtens-Mézery VD Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffentlichen. Kurz gefasste Beiträge erhalten den Vorzug. Die Redaktion

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Warum muss alles gleich sein? Menschen sind ganz unterschiedlich. Schon rein äusserlich ist keiner wie der andere. Ich bin sicher, Gott hat diese Verschiedenheit bewusst geschaffen. Es wäre doch ein Leichtes für ihn, alle Menschen gleich intelligent und gleich begabt auszustatten. Heute sind in der Gesellschaft an vielen Fronten Bestrebungen im Gang, unter dem Stichwort Gerechtigkeit Gleichheit herzustellen. Mit der Gender-Ideologie wird sogar versucht, Mann und Frau geschlechtsneutral in eine Form zu pressen. Warum sollen Knaben Frauenberufe erlernen und Mädchen Männerberufe wählen? Lassen wir doch die Mädchen und die Knaben ihre von Gott gewollten natürlichen Neigungen, Interessen und Begabungen in Freiheit erleben! Mit einem Vater-Tochter-Tag wird versucht, den Mädchen den Beruf ihrer Väter schmackhaft zu machen. Wozu das? Früher lernten die Knaben im Werken mit Hammer, Nagel und Säge umzugehen, heute müssen sie widerwillig Nähen und Stricken lernen. Zumindest an Berner Schulen ist dies der Fall. Chancengleichheit ist auch ein Schlagwort bei der Lehrstellensuche. Was wurde da nicht schon alles unternommen! Sogar mit Täuschungsmanövern wie anonymen Bewerbungen oder Abschaffen der Noten usw. Es ist weder realistisch, noch nötig, dass sämtliche Schulabgänger das gleiche Wissen und identische Fähigkeiten mitbringen. Der Berufsalltag ist so enorm vielfältig: Jemand hat eine künstlerische Ader, andere arbeiten gerne handwerklich, wieder andere haben Freude an Zahlen usw. Lassen wir den Menschen die Freiheit in der Verschiedenheit. Gott hat es so gewollt. Mit der Gleichheit wird Gerechtigkeit gesucht, aber Unzufriedenheit, Neid und Ungerechtigkeit geschürt. AnDreAs BrönnimAnn Der Autor ist Alt-Nationalrat der EDU und Unternehmer.


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idea Spektrum 20.2013


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PUBLIREPORTAGE

ideaSchweiz l 06/2013

P u bl i r e P or tag e

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Theologie mit Schwerpunkt Seelsorge studieren

Martin Bucer Seminar und Praxis Mittelpunkt

UnTeRWegS in geMeinSchafT Wer einem andern Menschen seelsorgerlich beistehen will, braucht praktisches Können und ein solides theologisches Fundament. Genau das bieten die ACC zertifizierten Lehrgänge MTh und BTh mit Schwerpunkt Seelsorge am Martin Bucer Seminar. «Wir sind überzeugt, dass sich akademische Ausbildung und Beratungspraxis ergänzen», betont Rahel Sondheimer, Studienleiterin des Seelsorgeprogramms am Martin Bucer Seminar in Kloten. Ziele Die Studenten werden befähigt, kritisch zu denken und Werkzeuge und Methoden anhand des erlernten biblischen Fundamentes danach zu beurteilen, ob diese für die Erreichung des Beratungszieles aus christlicher Sicht nützlich und sinnvoll sind. Die Studenten lernen ihre Beratungskompetenzen abzuschätzen und wo nötig spezialisierte Fachpersonen, wie Mediziner, Psychiater und Therapeuten hinzuzuziehen. Perspektivische Seelsorge Grundlage der Perspektivischen Seelsorge ist die reformatorische Theologie. «Unsere Beratung ist geprägt davon, dass mit dem Ratsuchenden seine Situation aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird», so Rahel Sondheimer weiter. Jede Situation wird unter drei Perspektiven betrachtet: der normativen, der situativen und der existenziellen. In der normativen Perspektive wird aufgrund der Bibel die Grenze zwischen Gut und Böse geklärt. In der situativen Perspektive werden die angemessenen Handlungsmöglichkeiten abgewogen. In der existentiellen Perspektive entscheiden Herz und Gewissen darüber, was der Ratsuchende konkret tun wird. Einzigartig in der Schweiz Im Studium wird nicht nur elementares Handwerk vermittelt – sondern dieses auch praktisch unter fachkundiger Leitung selbst erlernt. Darum

für alle Mitarbeiter der Praxis Mittelpunkt. Es besteht ein Netzwerk für die Überweisung von Klienten an Spezialisten ausserhalb der Praxis. So arbeitet die Praxis mit einem christlichen Hausarzt aus der Region zusammen. Angebote der Praxis Mittelpunkt: Gesundheitsberatung • Ernährungsberatung • Vitalstofftherapie • Massage • Naturheilkundliche Beratung

Grundüberzeugungen «Die Bibel ist kein Handbuch für die Psychologie, sondern deren Grundlage», ist Sondheimer überzeugt. «Wir sehen den Menschen im Spannungsfeld zwischen Schöpfung, Sündenfall und Erlösung. Der Mensch ist eine unzerteilbare Einheit, die jedoch für Forschung und Lehre in verschiedene Aspekte wie Körper, Psyche und Geist aufgeteilt werden kann. Völlig bietet das MBS in der «Praxis Mittelpunkt» seinen Studenten die Möglichkeit, unter supervisierter Praxis, eigene Erfahrungen zu sammeln. Eröffnung im Juni in Glattbrugg Praxis Mittelpunkt – eine Gemeinschaftspraxis, in der das reformatorische Verständnis des Menschen gelebt und praktiziert wird. Das Verflochtensein von Körper, Seele und Geist, kommt auch darin zum Ausdruck, dass körperliche Leiden oft auch mit seelischen in Zusammenhang stehen und umgekehrt. Praxis Mittelpunkt bietet darum Gesundheit und Lebensberatung unter einem Dach an. Die Praxis Mittelpunkt sieht sich laut

miteinander verflochten, finden sie im menschlichen Herzen ihre Einheit», fasst Sondheimer die Grundüberzeugungen des Studienganges zusammen. In der Seelsorge ist der Mensch somit immer als Ganzes zu sehen und in der Beratung sind alle Aspekte im Blick zu behalten und entsprechend, wo nötig, Fachspezialisten hinzuzuziehen, wie Mediziner, Psychiater etc. Sondheimer als Schnittstelle von Ausbildung, Gemeinde und Beratungspraxis. Ausbildung Zusammenarbeit mit dem Martin Bucer Seminar.

Lebensberatung • Seelsorge • individualpsychologische Beratung • Ehevorbereitung und Eheanalyse • Persönlichkeitstest GPI inkl. Auswertungsgespräch. Interessiert an Mitarbeit? Die Praxis sucht weitere Berater oder Therapeuten. Informationen zu den Studiengängen MTh und BTh mit dem Schwerpunkt Seelsorge stehen zur Verfügung unter: www.bucer.ch, info@bucer.ch, Tel. 032 513 75 35. Details zu den Angeboten der Praxis Mittelpunkt sind abrufbar unter www.praxismittelpunkt.ch. info@praxismittelpunkt.ch, Tel. 043 321 20 39

Gemeinde Unterstützungsangebot für Gemeinden im Sinne von «der helfenden Hand in der Gemeinde professionelle Unterstützung bieten». Beratungspraxis Professionelle Beratungen, die allen Menschen offen stehen. Regelmässige Supervision und Weiterbildung sind Teil der Verpflichtungen

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Die Suche nach Werten und Weisheit ist Megatrend PSYCHOTHERAPIE & SEELSORGE Welche neuen Trends es in Psychotherapie und Seelsorge gibt

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arüber sprach der Psychiater und Psychotherapeut Samuel Pfeifer (Riehen bei Basel) zum Abschluss des 7. Internationalen Kongresses für Psychotherapie und Seelsorge in Würzburg. Als Megatrend nannte Pfeifer die Suche nach Weisheit, Werten, Anerkennung und Lebenssinn. Basis einer erfolgreichen Psychotherapie sei eine warmherzige therapeutische Beziehung, in der Werte vermittelt würden, die den Menschen tragen und ihm neuen Sinn vermitteln. Gefragt seien daher werteorientierte Therapien, Samuel Pfeifer die einen Brückenschlag zwischen Psychotherapie und Seelsorge erlaubten. Die Bedeutung von Spiritualität werde heute allgemein akzeptiert. Werte wie Optimismus, Anerkennung und Lösungsorientierung würden häufig durch den christlichen Glauben vermittelt. Christliche Berater und Therapeuten dürften daher mit Selbstbewusstsein darauf hinweisen, dass „moderne Psychotherapien ein Gefäss für zeitlose Werte sind“. Zudem führte Pfeifer acht weitere Trends an:

Psychische Krankheiten nehmen zu 1. Weltweit nehmen psychische Krankheiten zu. Dabei ist Depression die führende Ursache für gesundheitliche Einschränkung. 2. Internetbasierte Therapieprogramme ergänzen bisherige Therapieangebote. Allerdings fehlt bei der „virtuellen Couch“ der zwischenmenschliche Dialog. 3. Die Erkenntnisse der Hirnforschung ergänzen die Psychotherapie, etwa wie die neuronalen Netzwerke bei Depressionen, Angststörungen oder Zwangsstörungen funktionieren. 4. Personalisierte Psychiatrie erhebt den Anspruch, Therapievorhersagen aufgrund genetischer Daten des Patienten zu machen. Dies ist jedoch illusorisch, da dabei psychische Prozesse außer Acht gelassen werden. 5. Pragmatische Therapie nimmt zu und ist erstaunlich effektiv und erfolgreich. Dabei kommt es nicht auf tiefgründige Interpretationen einer Krankheit an, sondern auf einfache, praktische Hilfe. 6. Die Psychodynamik kehrt in die Verhaltenstherapie zurück. Sie untersucht in der Kindheit erworbene Verhaltensmuster und prüft, ob diese hilfreich oder schädliche „Lebensfallen“ sind.

Martin Grabe

7. Achtsamkeit gilt heute als ein unverzichtbares Element für beinahe jede Therapieform. Sie wird buddhistischen Wurzeln zugeschrieben, ist jedoch auch mit einem christlichen Weltbild vereinbar. Dabei geht es darum, Momente der Stille in den Tag einzubauen, jeden Augenblick dankbar gegenüber Gott wertzuschätzen. 8. Entwicklung von Sensibilität für fremde Kulturen. Dabei kommt es darauf an, offen zu sein für kulturelle Besonderheiten, etwa für Ängste und Tabus. Der Vorsitzende des Kongresses, der Psychiater und Psychotherapeut Martin Grabe (Oberursel), zog ein positives Fazit. Täglich hätten rund 900 Personen die Vorträge und Seminare besucht. Er habe fast nur positive Rückmeldungen erhalten. (Weitere Meldungen zum Kongress in der nächsten Ausgabe) P

CDU/CSU: Christliche Symbole in Deutschland nicht verdrängen

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ie Fraktionschefs im Bundestag, in Landtagen und im Europäischen Parlament sprachen dabei auch mit dem EKDRatsvorsitzenden, Nikolaus Schneider, und dem Vorsitzenden der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. Nach CDU-Angaben ging es dabei auch um „kirchenfeindliche Positionen von Parteien aus dem linken Spektrum“. Diese Entwicklung bereite „große Sorge“. Der Gastgeber der Konferenz, der sächsische Fraktionsvorsitzende Steffen Flath, erklärte: „Als Union

wollen wir, dass der besondere Wert der Kirchen für die Gesellschaft nicht nur anerkannt wird, sondern ihn auch schützen.“ Die CDU/CSU wende sich gegen „eine Verdrängung von christlichen Symbolen im öffentlichen Raum“. Die Fraktionsvorsitzendenkonferenz plädierte für ein Festhalten am bekenntnisorientierten christlichen Religionsunterricht in den Schulen. In einer Entschließung heißt es: „Wir wollen, dass unseren Kindern auch in Zukunft ein am Christentum orientiertes Menschenbild

und Wertesystem vermittelt wird.“ Die Fraktionschefs der Mike Mohring Union reagierten damit vor allem auf Forderungen aus den Reihen der Partei Bündnis 90/Die Grünen, den konfessionsgebundenen Religionsunterricht als Pflichtfach abzuschaffen und Kreuze aus öffentlichen Räumen zu entfernen. Die Konferenz wählte den thüringischen Fraktionschef Mike Mohring zum neuen Vorsitzenden. P

Fotos: APS-Kongress/ KEP, PR, PR

KONFERENZ Vor einer Schwächung der kirchlichen Rolle in der Gesellschaft hat die Fraktionsvorsitzendenkonferenz der CDU/CSU auf ihrer Tagung Anfang Mai in Dresden gewarnt.

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Naturwissenschaftler: „Gott ist nur ein Gebet entfernt“ IVCG-JAHRESKONGRESS Wissenschaft und Glaube sind keine Gegensätze – 50 Vorschläge für Evangelisation

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ie Gesetzmäßigkeiten in der Natur können ein Hinweis auf das Wirken eines Schöpfers sein. Dieser Ansicht ist der Naturwissenschaftler Prof. Thomas Schimmel, Leiter des Instituts für Angewandte Physik an der Universität in Karlsruhe. Wie ein Bild auf einen Maler schließen lasse, könne man in der Natur die Spuren eines Schöpfers sehen. Einer der bekanntesten deutschen Physiker, der Nobelpreisträger Werner Heisenberg (1901–1976), habe gesagt: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch. Aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott.“ Nach Worten Schimmels könne man zwar durch die Größe des Universums auch die Größe des Schöpfers erahnen, aber Gott selbst sei mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht erfassbar.

Schlüsselworte unserer Zeit „Netzwerke“. Die IVCG wolle deshalb sinnsuchende Führungskräfte vernetzen mit solchen, die bereits Christen seien. Darüber hinaus gibt es die Idee einer Notfalltelefonnummer, bei der Manager in Krisen anrufen könnten. Sie würden dann an kompetente Christen weitervermittelt. Insbesondere durch die Bankenprobleme werden – so Schaller – zahlreiche Manager arbeitslos. So würden im Raum Zürich rund 10.000 Banker ihre Arbeit verlieren. P

Physiker: Nur so kann man Gott erfahren

Es dauert länger, bis heute jemand Christ wird

Fotos: PR, privat, idea/Archiv

Der Wissenschaftler sprach beim 53. Jahreskongress der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG) vom 9. bis 11. Mai in Stuttgart. An ihm nahmen 220 Delegierte aus IVCG-Gruppen in mehr als 80 Orten in Deutschland, der Schweiz und Österreich teil. Zu ihnen gehören rund 800 ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich in der überkonfessionellen Bewegung dafür engagieren, dass besonders Menschen in verantwortungsvollen Positionen mit der christlichen Botschaft erreicht werden. Die Hauptaktivitäten der IVCG sind Vortragsabende meist in Hotels sowie Impulstage für Menschen, die religiös auf der Suche sind. Nach Worten des Präsidenten der IVCG, Manfred Schaller (Mosbach bei Heidelberg), sind Führungskräfte heute zwar offen für religiöse Angebote, aber es müsse mehr Zeit aufgewandt werden, um sie zu begleiten, bis sie sich schließlich entscheiden, als Christen zu leben.

Eine Notfalltelefonnummer für Manager in Krisen Deshalb habe die IVCG eine Abteilung für Mission und Evangelisation gegründet, die unter Leitung des Physikers Albrecht Kellner (Bremen) bereits 50 Vorschläge erarbeitet habe. Unter anderem will die IVCG die Öffentlichkeitsarbeit verstärken und die Möglichkeiten des Internets mehr nutzen. Laut Schaller heißt eines der 20.2013

Albrecht Kellner

Thomas Schimmel

Städte, in denen in Deutschland, Österreich und der Schweiz IVCG-Veranstaltungen stattfinden

Manfred Schaller

Kiel

Stralsund

Lübeck Itzehoe Kaltenkirchen Hamburg Lüneburg

Bremen Potsdam

Hannover Osnabrück Bad Salzuflen Münster Bielefeld Bergkamen/Werne Essen Iserlohn

Hameln

Leipzig Erfurt

Siegen

Köln

Berlin

Jena

Bautzen

Chemnitz Plauen

Meiningen Hof

Koblenz

IVCG International Manfred Schaller, Präsident Tarunstr. 134 74821 Mosbach-Waldstadt 06261-35416 Fax 37979 m.schaller@ivcg.org www.ivcg.org

Bamberg

Ansbach

Bayreuth

Nürnberg

Regensburg Heilbronn Stuttgart Landau-Dingolfing Remstal Pforzheim m Tübingen Neckartal Baden-Baden Bad Urach Augsburg Offenburg/ Nagold Reutlingen Ulm Ortenau München Rosenheimer Land Freudenstadt Schwarzwald-Baar Mühldorf Freiburg Mangfalltal/Bad Aibling Berchtesgadener Land Basel

Biel/Solothurn Bern

Baden

Schaffhausen

Aarau Zürich Rapperswil Chur Zentralschweiz

SCHWEIZ

Tessin

Thurgau St. Gallen Zürcher Oberland Davos Südbünden

Wels-Linz

Wien

Salzburg Vorarlberg

Innsbruck

ÖSTERREICH

© l ideaGrafik

Hier führe jedoch die biblische Botschaft weiter. Nach ihr werde Gott selbst in Jesus Christus Mensch und gäbe sich so zu erkennen. Er ist dabei – so Schimmel – „nur ein Gebet weit entfernt“. So wie man erst dann erfahre, ob ein Naturgesetz stimme oder nicht, wenn man es ausprobiere, erfahre man auch Gott nur, wenn man ihn im Gebet bitte, sich im Leben zu zeigen. Einer der Väter der modernen Physik, Max Planck (1858–1947), habe erklärt: „Wissenschaft und Glaube sind keine Gegensätze, sondern sie ergänzen und bedingen einander.“ Schimmel hat mehrfach Wissenschaftspreise erhalten und ist auch Chefredakteur des Beilstein Journals für Nanotechnologie. Er ist Mitglied einer (pietistischen) Landeskirchlichen Gemeinschaft in Karlsruhe.


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Warum starb eine junge Helferin in Sambia? HILFSWERK Entwicklungshelfer gesucht. Finanzierung gesichert.

Nigeria: Streit zwischen Muslimen und Christen – 39 Tote

60 Mitarbeiter wurden am Himmelfahrtstag für ihren weltweiten Dienst ausgesandt.

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as evangelische Hilfswerk „Co-Workers International“ (Stuttgart) unterstützt seit 16 Jahren überseeische Kirchen, Entwicklungshelfer und Missionare weltweit in ihrem geistlichen Auftrag. Dazu werden jährlich rund 50 Jugendliche ausgesandt. Erstmals in der Geschichte des Werkes starb eine junge Frau während ihres Einsatzes. Sie erlag Ende April in Sambia vermutlich einer noch unbekannten Tropenkrankheit. Dies teilte der Leiter von „Co-Workers International“, Tobias Köhler, bei der Stuttgarter Konferenz für Weltmission mit. Vor rund 1.000 Besuchern sagte er, dass die Frage nach dem Warum des Todes der jungen Christin unbeantwortet bleibe. Christen gingen jedoch davon aus, dass Gott keine Fehler mache, auch wenn Menschen seine Wege manchmal nicht verstünden. Veranstalter der Missionskonferenz waren außer „CoWorkers“ die evangelischen Fachdienste „Christliche Fachkräfte International“, die 50 Entwicklungshelfer beschäftigen, und „Hilfe für Brüder International“. Dieses Werk unterstützt mit Spenden etwa 260 medizinische, landwirtschaftliche und Ausbildungsprojekte. Alle drei Organisationen stehen der Evangelischen Allianz nahe.

Die große Chance für Christen Nach Angaben des Gesamtleiters, Ulrich Weinhold, ist das (deutsche) Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bereit, weitere zehn Entwicklungshelfer zu finanzieren. In vielen Einsatzländern würden religiös gebun-

NOTIERT

dene Fachkräfte erwartet, so dass Christen „mit Wort und Tat“ ein überzeugendes Zeugnis für ihren Glauben geben könnten.

Kuba: Täglich 100 neue Christen Aus Kuba berichtete der Präsident einer evangelischen Freikirche, Pastor Norberto Quesada (Havanna), von einem geistlichen Aufbruch unter den 11,2 Millionen Einwohnern des Karibikstaates. Täglich würden mehr als 100 Kubaner Christen, und es entstehe eine neue Hausgemeinde. In den vergangenen zwei Jahren hätten sich rund 7.000 Kirchenmitglieder auf die Gründung von Hauskirchen vorbereitet. Der von ihm geleitete Kirchenbund „Los Pinos Nuevos“ (Neue Kiefern) umfasse 400 staatlich anerkannte Gemeinden. Das rasante Wachstum sei eine Reaktion darauf, dass zahlreiche Versprechen der kommunistischen Machthaber nicht eingetroffen seien. Das Land befinde sich in einer tiefen Wirtschaftskrise, so dass viele Kubaner hungerten. Der Glaube an Christus gebe den Menschen ein neues Selbstbewusstsein und die Erfahrung, „dass ein erfülltes Leben nicht von den äußeren Umständen abhängt“. P b www.gottes-liebe-weltweit.de 0711 210 660

Kuba 11,2 Millionen Einwohner Katholiken Protestanten ohne Religionszugehörigkeit Spiritisten

50 % 8% 25 % 17 %

In Nigeria ist es erneut zu blutigen Zusammenstößen zwischen Muslimen und Christen gekommen. Nach Polizeiangaben kamen dabei am 4. Mai im zentralen Bundesstaat Taraba mindestens 39 Menschen ums Leben, und 30 wurden schwer verletzt. Die Gewalt in der Stadt Wukari war während eines Begräbnisses ausgebrochen. Ein Streit mit Worten eskalierte zu einem Kampf mit Schusswaffen und Macheten. Der Polizei zufolge wurden 40 mutmaßlich Verdächtige festgenommen. Bereits im Februar war es in Wukari zu Ausschreitungen mit mehreren Toten gekommen. Auslöser war der Streit zwischen einer muslimischen und einer christlichen Fußballmannschaft um einen Trainingsplatz. In Nigeria kommt es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen radikaler Muslime auf Christen und Anschlägen auf Kirchen. In dem westafrikanischen Land leben etwa 165 Millionen Menschen. Über die Hälfte bekennt sich zum Islam. Der Anteil der Christen wird auf 40 bis 48 % geschätzt.

Österreich: Evangelische strömen zum Jugendtag Zum 35. Schladminger Jugendtag in Österreich kamen wie in den Vorjahren mehr als 500 Jugendliche aus allen Landesteilen. Die von der Evangelischen Pfarrgemeinde Schladming (Steiermark) und dem örtlichen Zentrum der Missionsgemeinschaft Fackelträger – dem Tauernhof – organisierte Veranstaltung ist das größte evangelische Jugendtreffen des Landes. Das Programm umfasste einen Gottesdienst, evangelistische Ansprachen, Theater und Seminare. Zum Gesamtthema „Just Follow“ (einfach nachfolgen) sagte der Schweizer Evangelist Andreas Boppart (Zizers bei Chur), dass ein christliches Leben einem Marathonlauf gleiche. Es komme nicht nur darauf an, das Rennen zu beginnen, sondern es trotz vieler Strapazen auch zu beenden. Deshalb sollten Christen „zu jeder Zeit, an jedem Ort und zu jedem Preis“ für Jesus Christus da sein.

Foto: nxtwphotos / Andreas Stein

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Vieles ist besser geworden in Afghanistan HILFSWERK „Vieles ist besser geworden in Afghanistan.“ Diesen Eindruck gewann der Direktor des deutschen Zweiges des christlichen Hilfswerks Shelter Now (Zuflucht Jetzt), Udo Stolte (Braunschweig).

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ach einer dreiwöchigen Reise in das Land am Hindukusch sagte er gegenüber idea, gerade junge Leute blickten hoffnungsvoll in die Zukunft. Im Unterschied zur Herrschaft der Taliban von 1996 bis 2001 könnten Mädchen jetzt Schulen besuchen; der allgemeine Bildungsstand habe sich deutlich verbessert; Straßen und Gebäude machten einen guten Eindruck: „Man sieht einen Unterschied wie Tag und Nacht.“ Das Hilfswerk ist seit 1988 in dem Land tätig. Stolte widersprach damit der Einschätzung der früheren EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann (Berlin), die in einer Neujahrsrede 2010 festgestellt hatte: „Nichts ist gut in Afghanistan.“ Sie hatte damit eine Debatte über den dortigen Bundeswehreinsatz ausgelöst.

Angst vor dem Abzug der Truppen

Fotos: Shelter Now / PR (2)

Wie Stolte ferner sagte, stehe das Land aber noch immer vor vielfältigen Herausforderungen: „Korruption ist ein Riesenproblem.“ Die jungen Leute, die Zugang zum Internet hätten und häufig westlich geprägt seien, hätten Angst, dass nach dem Abzug der westlichen Truppen und den Wahlen im kommenden Jahr konservative islamische Kräfte erneut an die Macht kämen und dadurch ihre Freiheit deutlich eingeschränkt werde. Unter den älteren Bewohnern sei eine Haltung weit verbreitet, nach der ohnehin das geschehe, was der Wille Allahs sei. Es herrsche vielfach die Ansicht, dass man sowohl die Besetzung des Landes durch die Sowjets als auch die Herrschaft der Taliban überlebt habe und es deshalb auch nach dem Abzug der ISAF-Truppen irgendwie weitergehen werde.

90 % des Heroinbedarfs der Welt Für bedauerlich hält Stolte die Verstrickung des Landes in den Drogenhandel. Erstmals können jetzt auch Mädchen im islamischen Afghanistan Schulen besuchen.

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90 % des weltweiten Bedarfs an Heroin würden aus Afghanistan gestillt. Auch wenn die Drogenkartelle damit am meisten Geld verdienten, komme doch auch bei den Bauern viel Geld an. Erst im kleineren Umfang sei es gelungen, Landwirte für andere Produkte zu interessieren. So stoße eine Initiative von Shelter Now auf gute Resonanz, statt des Mohns – dem Grundstoff für Heroin – das Gewürz Safran anzubauen. Die Verdienstmöglichkeiten seien bei diesem Gewürz noch größer als bei Heroin. Für ein Kilogramm Safran erhalte ein Bauer umgerechnet etwa 1.000 Euro. 60 Familien seien bisher im Rahmen von Landwirtschaftskooperativen auf den Safran-Anbau umgestiegen.

Christen haben es schwer Nicht gut sei es ferner um die winzige christliche Minderheit im Land bestellt. Vor zwei Jahren seien zwei vom Islam zum Christentum konvertierte Muslime verhaftet worden. In einer Fernsehsendung sei dann einer von ihnen genötigt worden, seinen neuen Glauben öffentlich zu widerrufen. Es sei nicht bekannt, wie viele einheimische Christen es gebe. Shelter Now betreut im Land 20 Entwicklungsprojekte mit Büros in Kabul, Herat und Faizabad. Das Hilfswerk fördert Projekte in Land-

Shelter-Now-Chef Stolte überreicht Hilfsgüter.

wirtschaft, Bildung und für Gehörlose. Es unterhält eine Grundschule sowie eine Zahnklinik und sorgt für die Berufsausbildung von Waisenkindern. Alles wird durch Spenden finanziert. P

b www.shelter.de • 0531 8853957 Shelter Now Deutschland Waisenhausdamm 4 38100 Braunschweig

TURKMENISTAN

TADSCHIKISTAN FAIZABAD

KABUL HERAT

HAUPTSTADT

PAKISTAN AFGHANI STAN


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P RO & KON T R A

Stören Kinder im Gottesdienst? GEMEINDELEBEN Die Meldung sorgte für Kontroversen: Eine Pfarrerin verbannt einen Vater samt Kind Ende April aus einem Konfirmationsgottesdienst. Der Grund: Der Mann habe „herumgehampelt und Grimassen gezogen“, das Kind „laut gejuchzt“ (idea Nr. 17, S. 35). Viele Gemeinden wollen familienfreundlich sein und Kinder integrieren. Doch stören sie nicht andere im Gottesdienst?

PRO

Eine Kabarett-Szene zum Gottesdienst: Ein Pfarrer liest den Abschnitt aus Markus 10 zur Kindersegnung. Da beginnt ein unruhiges Kind die Lesung zu stören. Der Pfarrer reagiert hilflos. Er liest: „Lasst die Kinder zu mir kommen! – Er sagt: Setz dich wieder auf deinen Platz! – „Wehret ihnen nicht!“ – Sorgen Sie bitte dafür, dass Ihr Kind nicht im Altarraum rumläuft. – „Und Jesus herzte die Kinder.“ – Bist du jetzt leise!“ Der Kabarettist hatte die Lacher auf seiner Seite und diejenigen, die immer schon meinten, Kinder könnten grundsätzlich nicht stören, lehnten sich zufrieden zurück. Für mich zeigt die Szene, dass Kinder tatsächlich im Gottesdienst stören können. Sie können laut sein und das Zuhören unmöglich machen, sie können durch Herumlaufen ablenken, viel Aufmerksamkeit beanspruchen und den Fluss eines Gottesdienstes unterbrechen. – Die Frage ist wohl weniger, ob Kinder überhaupt stören können, sondern

Wenn wir Kinder aus dem Gottesdienst verbannen, bringen wir uns um etwas Entscheidendes!

KONTRA

Nein, Kinder stören defi nitiv nicht im Gottesdienst! Was stört, das sind Erwachsene, die vor Rührung zerfließen, wenn ihr Zweijähriger sich auf den Weg zum Altar macht – darüber aber ganz vergessen, dass man sich an Kerzen auch verbrennen kann. Was stört, das sind Erwachsene, die sich wundern, wo nur die jungen Familien bleiben – der stillenden Mutter aber empört auf den Busen starren, obwohl die nur versucht, den schreienden Säugling diskret und unauffällig zu beruhigen. Was stört, das sind Erwachsene, die sich hinterher beim Kirchenkaffee über die Konfirmanden aufregen – anstatt beherzt einzuschreiten, wenn die sich einmal tatsächlich danebenbenehmen.

Folkert Fendler ist Leiter des Zentrums für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst der EKD in Hildesheim. Er ist Vater dreier Söhne.

wie man mit solchen Störungen umgeht bzw. auch Gottesdienste anbietet, in denen Kinder zu ihrem Recht kommen. Jesu Kindersegnung wäre falsch verstanden als Charta antiautoritärer Erziehung, die kindlichem Verhalten nicht auch Grenzen setzte und sie sensibel dafür machte, dass unterschiedliche Voraussetzungen auch unterschiedliche Anforderungen an Lautstärke und Bewegungsdrang stellen. Vielleicht können manche Gottesdienstteilnehmer noch toleranter werden bei kleineren Störungen eines Gottesdienstes durch Unruhe von Kindern. Ich wünsche mir aber auch Eltern, die einschreiten, wenn sie merken, dass der Störungsgrad durch ihr Kind so hoch wird, dass viele vom Gottesdienst nichts mehr mitbekommen. Und ich wünsche mir Pfarrpersonen, die einfühlsam reagieren, wenn die Bedürfnisse von Kindern/Eltern und der übrigen Gemeinde aufeinanderprallen.

Georg Knauer (Hamburg) ist Pastor der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Johannis-Eppendorf. Er ist Vater von drei Kindern.

Auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen Keine Frage, man sollte das Miteinander im Gottesdienst erleichtern: durch einen Eltern-Kindraum in der Kirche, durch einen in den Hauptgottesdienst integrierten Kindergottesdienst und durch besondere Gottesdienstangebote für Familien und Jugendliche.

Kinder geben Anschauungsunterricht in Gottvertrauen Grundsätzlich gilt jedoch: Kinder geben uns Anschauungsunterricht in Sachen Gottvertrauen. Wenn wir sie aus dem Gottesdienst verbannen, bringen wir uns um etwas Entscheidendes: „Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch“, hat Erich Kästner (1899–1974) einmal gesagt – Jesus hat das, glaube ich, ganz ähnlich gesehen (vgl. Markus 10,14)!

Foto: privat (2)

Ich wünsche mir Eltern, die einschreiten, wenn ihr Kind stört.

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Pfingsten 2013: Auch heute bewegt sich geistlich viel NEUE UND ALTE BEWEGUNGEN Das Pfingstfest erinnert an den Geburtstag der Kirche vor fast 2.000 Jahren. Aus der einen Kirche sind neben der katholischen, der anglikanischen, über 30 orthodoxen Kirchen Tausende unterschiedliche evangelische Kirchen geworden. Insgesamt gibt es etwa 44.000 verschiedene christliche Gemeinschaften. Nach Angaben des Studienzentrums für die weltweite Christenheit (South Hamilton/USA) soll ihre Zahl bis 2025 auf 55.000 steigen. Auch im deutschsprachigen Europa kommen immer wieder neue Bewegungen auf. In dieser Ausgabe stellt idea eine 1977 ins Leben gerufene charismatische und eine fast 200 Jahre alte (aber höchst lebendige) pietistische Bewegung vor: die Weinberg-Gemeinde und das Modell der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal.

„Offen für das übernatürliche Wirken Gottes“ WEINBERG-GEMEINDEN Die evangelikal-charismatische Vineyard(Weinberg)-Bewegung legt

Fotos: Vineyard Berlin, privat / Nadia Winkler

auf Heilung und Prophetie ebenso Wert wie auf Hilfe für Arme. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es bisher 98 „Weinberge“. idea-Reporter Karsten Huhn hat in Bern die größte Gemeinde im deutschsprachigen Europa besucht. Ein frühlingshafter Nachmittag in der Nägeligasse, in der Altstadt von Bern. Wie jeden Sonntag ist die Vineyard in der Kapelle des Evangelischen Gemeinschaftswerkes Bern zu Gast. Das Gemeindehaus sieht traditionell aus, große Orgel, Holzvertäfelung. Die fünf Männer der Lobpreisband stimmen mit Martin Bühlmann Keyboard, Gitarre und Schlagzeug auf den Gottesdienst ein. Gäste werden mit einem kleinen Paket begrüßt, das neben Informationen zur Gemeinde auch eine LobpreisCD enthält. Gesungen wird im Stehen, einige Besucher heben während des Lobpreises die Hände. Über 200 Teilnehmer sind gekommen, mehr als Holzstühle bereitstehen. Während der ersten Lieder begrüßt der Leiter Marius Bühlmann noch ankommende Besucher.

Betriebs- und Volkswirtschaftslehre studiert. „Ich wusste bereits als Teenager, dass ich in die Gemeindearbeit gehen werde, und ein Wirtschaftsstudium schien mir dafür eine gute Vorbereitung zu sein.“ Entscheidend ist für Bühlmann die Führung von Menund Sohn Marius schen. In der Vineyard Bern arbeiten mehr als 500 Ehrenamtliche mit. Die vier Sonntagsgottesdienste um 11, 13, 17 und 19.30 Uhr haben etwa 750 Teilnehmer. Zur Gemeinde zählt Bühlmann etwa 1.200 Menschen. Eine formale Mitgliedschaft kennt die Gemeinde nicht. „Mitgliedschaft ist für uns eine Herzensentscheidung, keine formale Frage“, sagt Bühlmann. „Wir wollen nicht Zäune und Grenzen betonen, sondern das Zentrum: Jesus Christus.“

Betriebswirtschaft statt Theologie

4 Gottesdienste am Sonntag mit je 50 Minuten Lobpreis

Bühlmann (38) trägt lange Koteletten, ein weißes Hemd, Jeans. Die Gemeindeleitung übernahm er vor einem Jahr von seinem Vater Martin Bühlmann. Dieser hatte die Vineyard Bern 1981 ins Leben gerufen. „Ich hatte in meinem Vater ein sehr gutes Vorbild“, sagt Marius Bühlmann. Er ist verheiratet, Vater einer einjährigen Tochter und hat

Der Gottesdienst der Vineyard ist eher meditativ als rockig. Die Bibellesung wird von Instrumenten untermalt. Gesungen wird auf Deutsch und Englisch. Es sind Sehnsuchtslieder, „Jesus, Schönster / Ewig will ich singen / Komm und füll mich / Füll mich bis zum Rand mit Liebe“. Manche Besucher wiegen sich sanft zur Musik, andere legen

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Eine Konferenz in der Vineyard-Gemeinde in Bern im Herbst 2012.

Abteilungsleiter für Prophetie Die Vineyard ist charismatisch geprägt. „Wir sind offen für das übernatürliche Wirken Gottes. Wir strecken uns danach aus“, sagt Bühlmann im Gespräch: „Charismatische Gaben wie Zungenrede, Heilungsgebet und Prophetie sind für uns sehr wichtig. Wir wollen den Einzelnen dazu ausrüsten.“ Unter den 35 Mitarbeitern gibt es deshalb neben Abteilungsleitern für Kleingruppen, Kinderarbeit, Seelsorge und Gebet auch einen „Abteilungsleiter Prophetie“.

Eine Kloschüssel zur Beichte Vor der Predigt bittet Bühlmann seine Zuhörer, aufzustehen und sich zu strecken. Dann geht es los. Bühlmann hat auf einem Bistrostuhl Platz genommen und spricht über „Die Kraft des Gebets“. Bühlmann redet einfach und eindringlich, er liest seine Predigt ab, aber das merkt man kaum. Er erzählt von Jesus als Vorbild des Gebetes, er zitiert aus dem Epheser-, dem Jakobus- und dem Römer-Brief, streut Anekdoten über den katholischen Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler und den US-Präsidenten Abraham Lincoln ein und erzählt von seiner Tochter. Seine Predigt wird illustriert von Bildern, die auf einer Videoleinwand eingeblendet werden. Gebetet werden soll bei Freud und Leid, sagt Bühlmann. Gezeigt werden ein grüner, knackiger Apfel, daneben ein brauner, verfaulter. „Betet füreinander“, fordert Bühlmann. Auch wenn sich keine schnellen Gebetserfolge einstellen, solle man weiterbeten. Er erinnert an die Gebetsmail der Gemeinde und die Möglichkeit, für Notfallgebete eine SMS an das Gebetsteam zu schreiben. Er erzählt von der Beichte als geistlicher Hygiene, eingeblendet wird dazu eine Kloschüssel. Die Predigt ist ernst und doch kurzweilig, manchmal witzig. Nach der Predigt lädt Bühlmann dazu ein, für den Sitznachbarn zu beten. Die Teilnehmer haken sich links und rechts unter. Ein Murmeln geht durch den Saal.

„Glaube buchstabiert sich R-I-S-I-K-O“ Die Vineyard-Gemeindezentrale befindet sich im Berner Kornhaus, wo einst die Getreidevorräte der Stadt lagerten. Eines der Besprechungszimmer heißt dort „John Wimber“ – benannt nach dem US-Gründer der Vineyard-Bewegung. „Glaube buchstabiert sich R-I-S-I-K-O“, war einer seiner Leitsätze. Wimber (1934–1997) war von 1977 bis 1994 Pastor der Vineyard in Anaheim (bei Los Angeles/USA). Mit Büchern wie „Power Evangelism“ (Vollmächtige Evangelisation) und „Power Healing“ (Heilung in der Kraft des Geistes) übte er in der charismatischen Gemeindelandschaft großen Einfluss aus.

Als der Toronto-Segen tobte Weltweit gehören heute über 2.500 Vineyards in etwa 90 Ländern der Bewegung an, darunter 56 in Deutschland, 25 in der Schweiz, 5 in Österreich sowie 12 französischsprachige Migrationsgemeinden. Die vermutlich bekannteste Vineyard gehört heute nicht mehr dem Verband an: 1995 wurde die Toronto Flughafen-Gemeinde ausgeschlossen. Dort begann 1994 der sogenannte Toronto-Segen: Besucher fingen während des Gottesdienstes an, zu lachen oder zu weinen, sie zitterten, schüttelten sich oder fielen um. Manche stießen tierähnliche Schreie aus. Befürworter sahen in diesen Manifestationen den Heiligen Geist am Werk, Kritiker erblickten darin dämonische Mächte. Die Gemeinde entwickelte sich zu einem charismatischen Wallfahrtsort, zu dem innerhalb eines Jahres mehr als 600.000 Besucher strömten. Längst ist es um den Toronto-Segen still geworden.

„Heilandssack“ für Arme – Im Angebot: Deutschkurse Neben der Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes betont die Vineyard in Bern auch das soziale Engagement. Die Gemeinde bietet Deutschkurse an, öffnet einmal in der Woche eine Kleiderkammer und verschenkte an 5.000 Berner Bürger einen „Heilandssack“, gefüllt mit Lebensmitteln und Haushaltsartikeln. Sie macht sozial-missionarische Einsätze in Rumänien und Moldawien, vergibt Mikrokredite in drei verschiedenen Ländern, setzt sich für die Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern ein und unterstützt mehr als zehn Projekte in armen Nationen,

Foto: Vineyard / Hannes Joss

ihrem Nachbarn die Hände zum Gebet auf. Etwa 50 Minuten dauert der Lobpreis. Beim Zusammenlegen der Kollekte wird ein Glaubensbekenntnis gebetet: „Du bist mein Versorger. Du bist meine Quelle.“

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darunter mehrere Waisenhäuser und ein AIDS-Projekt. Wichtig sind der Vineyard auch Ehe und Familie. Sie bietet Ehevorbereitungskurse, Ehe- und Erziehungsseminare an. Und wer die Gemeinde kennenlernen möchte, wird zu einem Kerzenlicht-Dinner eingeladen. Für alle Aufgaben benötigt die Gemeinde ein – durch Spenden finanziertes – Jahresbudget in Höhe von 2,4 Millionen Schweizer Franken (etwa zwei Millionen Euro).

Missionsziel Deutschland Zu den Zielen der Vineyard-Bewegung gehört es auch, weitere Gemeinden zu gründen. Vater Martin Bühlmann (58) ist deshalb mit seiner Frau Georgia von Bern nach Berlin gezogen. Dort ist Vineyard als eigenständige Laienbewegung innerhalb der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz aktiv.

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Berlin: 10.000 Mitglieder in 8 Jahren – Bisher sind es 100 Gemeinden gibt es bisher in fünf Stadtteilen mit jeweils etwa 20 Besuchern. Das ehrgeizige Ziel: In acht Jahren sollen 100 weitere Gemeinden mit je 100 Mitgliedern entstehen. Ist es in Berlin schwerer als in Bern, Gemeinde zu bauen? „Es ist anders. Die meisten Berliner sind nicht christlich sozialisiert, sie wissen vom christlichen Glauben fast überhaupt nichts“, sagt Bühlmann. „Man muss erst Teil ihres Lebens werden, um sie zu gewinnen – und das braucht Zeit.“ P

Vineyard (auf Deutsch: Weinberg)-Bewegung Theologisch evangelikal-charismatisch ausgerichtet Seit Gründung 1977 über 2.500 Gemeinden in 90 Ländern, davon 56 in Deutschland, 25 in der Schweiz und 5 in Österreich. b www.vineyard-dach.net

Die Arbeitszweige der Korntaler Gemeinde stellen sich auf einer „Mitarbeiterbörse“ vor. Links der „Betsaal“, rechts das Gemeindezentrum.

Pietismus: Bitte mehr „Korntal“! Foto: Ev. Brüdergemeinde Korntal / Bernhard Weichel

ALTE BEWEGUNG – GANZ MODERN Das evangelische Deutschland ist geprägt von landes- oder freikirchlichen Gemeinden. Kann es etwas dazwischen geben? Es kann! Und das erfolgreich. Das zeigt die Evangelische Brüdergemeinde Korntal bei Stuttgart. Sie hat nur 1.500 Mitglieder, stellt aber durch das besondere Engagement ihrer Mitglieder Großes auf die Beine – und das seit bereits fast 200 Jahren. Dazu ein Beitrag von Helmut Matthies. Und so begann es: Es ist eine aufregende Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts gewesen. Deutschland befi ndet sich in einer Krise, ist es doch immer noch in zahllose Kleinstaaten geteilt und von Napoleon vielfach geknechtet. Die wirtschaftliche Not ist groß, so dass immer mehr Menschen nach Amerika oder nach Russland auswandern, hat doch Zar Alexander (1777–1828)

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die Deutschen eingeladen, im Süden seines Reiches zu siedeln und das Land urbar zu machen.

Geistliche Not gab es auch vor 200 Jahren Doch auch die geistliche Not macht vielen Christen zu schaffen. Im Zuge der Aufklärung wird von Kanzeln gepredigt, was in der Bibel stehe, seien Erfi ndungen. Man


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Schüler aus Deutschland und Umgebung können hier die Schöpfung ganz praktisch erleben: Auf dem Schulbauernhof der Brüdergemeinde.

solle nur noch an das glauben, was man sehen, hören und messen könne. Die Wissenschaft erwächst zum alleinigen Kriterium. Das beunruhigt besonders die engagiertesten unter den Protestanten im Königreich Württemberg, die Pietisten. Eigentlich als abfällige Bezeichnung – „Frömmler“ – gemeint, ist es für diese Christen zu einer Ehrenbezeichnung geworden. Einer von ihnen – der kaiserliche Notar und Amtsbürgermeister von Leonberg bei Stuttgart, Gottlieb Wilhelm Hoffmann (1771–1846) – hat in dieser Situation eine folgenreiche Idee: Er plant, eine Siedlung nur für Pietisten zu gründen, wo sie ihren Glauben frei leben können. Eines seiner Vorbilder ist Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760), der in Herrnhut (zwischen Dresden und Zittau) böhmischen Protestanten, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden, Siedlungsland gibt, auf dem eine blühende Gemeinde entsteht, deren Wirken geradezu weltweite Auswirkungen hat.

Tausende verließen Württemberg Da der württembergische König Wilhelm I. mittlerweile beunruhigt ist darüber, dass Tausende sein Land verlassen, sieht Hoffmann die Chance, Sonderregelungen für sein Projekt zu erwirken. Er legt dem König eine Liste mit 1.766 Unterschriften von Christen vor, die zusagen, im Land zu bleiben, wenn eine solche Siedlung genehmigt werde. Ein zu damaliger Zeit fast unmögliches Vorhaben. Doch für Hoffmann gilt: „Wer nicht glaubt, erlebt Gottes Wunder nicht.“ Und das Wunder geschieht: Der König erteilt 1818 ein Privileg (Sonderrechte), damit die Siedlung errichtet werden kann. Für 113.700 Gulden (heute etwa 1,4

v. l.: Der Gründer der Brüdergemeinde, Gottlieb W. Hoffmann (1771–1846), Geschäftsführer Woschnitzok und der Geistliche Vorsteher Hägele

Teilnehmer

Millionen Euro) erwerben die Pietisten ein etwa 300 Hektar großes Gut.

Wie in der Urgemeinde – ohne Kirchensteuern Und sie bauen – ähnlich wie in der Urgemeinde mit gemeinsamer Kasse, in die alle einzahlen, was ihnen möglich ist – die Evangelische Brüdergemeinde Korntal auf. Theologisch wählt man als Grundlage das (lutherische) Augsburger Bekenntnis von 1530. Man bleibt in der württembergischen Landeskirche, ist aber rechtlich selbstständig. Die Gemeinde erhält das Recht, sich ihren Pfarrer selbst wählen zu können. Sie lebt von den Spenden ihrer Mitglieder (bis heute zahlen die in Korntal wohnenden Mitglieder keine Kirchensteuern). Das Experiment „Korntal“ gelingt. Zu Beginn sind es rund 70 Familien, die eigentlich auswandern wollten. Und nun – 1819 – fangen sie an, sich eine neue Heimat aufzubauen. Nicht nur für sich, sondern zum Segen für viele Menschen. So wird bereits im Jahre 1823 eine „Kinderrettungsanstalt“ für „verwahrloste Kinder“ errichtet, die heute nach ihrem Gründer benannte Jugendhilfe Hoffmannhaus. Schon wenige Jahre später gibt es ein Töchterinstitut (zur Ausbildung von jungen Mädchen) und ein Witwenhaus. Darüber hinaus wird 1826 eine Tochtersiedlung in Wilhelmsdorf bei Ravensburg gegründet, die heute selbstständige Evangelische Brüdergemeinde Wilhelmsdorf. Von wenigen wird für viele Großes bewirkt – und das alles noch unter der Leitung des Gründers Gottlieb Wilhelm Hoffmann.

Was 1.500 Mitglieder bewirken Fast zwei Jahrhunderte sind seitdem vergangen, und es dürfte wohl kaum eine Gemeinde in Deutschland mit 1.500 Mitgliedern geben, die eine derartig intensive und breite diakonische und missionarische Arbeit entfaltet wie „Korntal“. Mittlerweile ist die ehemalige Pietistensiedlung zu einem Stadtteil von Korntal-Münchingen geworden, das knapp 18.000 Einwohner zählt. Doch die Brüdergemeinde prägt nicht nur die Stadt, sondern wirkt weit darüber hinaus. Allein ihre diakonischen Einrichtungen beschäftigen mehr als 500 Mitarbeiter in Korntal und Wilhelmsdorf. Sie

Fotos: Ev. Brüdergemeinde Korntal (4), Ev. Brüdergemeinde Korntal / Bernhard Weichel

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r des Orientierungsjahres für junge Christen 2012/13 Gedächtnistraining in der Tagespflege des Altenzentrums der Brüdergemeinde in Korntal.

wirken in drei Jugendhilfeeinrichtungen (einst Kinderheime genannt), zwei Schulen für Erziehungshilfe (Sonderschulen), Kindertagesstätten, einem Alten- und einem Familienzentrum. Täglich werden hier bis zu 1.000 Menschen betreut. Ein 2010 gestartetes Projekt ist ein in Deutschland wohl einziartiger Schulbauernhof, in dem Kindern aus allen Schulformen gezeigt wird, wie wunderbar Gott die Welt erschaffen hat. Sie können für mehrere Tage im Bauernhof leben und lernen, wie man mit Lebensmitteln, Tieren und Pflanzen umgeht. Ein weiteres in die Gesellschaft hineinreichendes Angebot ist ein Orientierungsjahr für junge Christen. Wer nach dem Schulabschluss noch nicht weiß, wozu er begabt ist, kann hier ein Berufsfindungsjahr mit Bibelschule, Kurzpraktika und gemeinsamem Leben absolvieren. Bürgerschaftliches Engagement über die Gemeinde hinaus will die „helpline Korntal“ bündeln: Hier können sich auch Bürger, die nicht zur Gemeinde zählen, ehrenamtlich für Menschen in Not engagieren. Darüber hinaus betreibt die Brüdergemeinde ein Bankett- und Tagungshotel: das Landschloss Korntal. Dieses Gebäude nutzten die ersten Korntaler als Versammlungs- und Gästehaus der jungen Brüdergemeinde. Die Brüdergemeinde ist zudem Mitgesellschafterin der Akademie für Weltmission Korntal. Deren Dachorganisation – die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM) – ist ebenso in Korntal ansässig.

Fotos: Ev. Brüdergemeinde Korntal (2)

„Ein Konzept im Kampf gegen leere Kirchengemeinden“ Die württembergische Landeskirche hat erst spät erkannt, welchen Schatz sie mit der Brüdergemeinde beheimaten darf. Noch in den 90er Jahren bezeichnete sie ein damaliger Oberkirchenrat als „liebenswertes Unikat aus dem frühen 19. Jahrhundert“, das aber als Modell für die Volkskirche von heute ungeeignet sei. Inzwischen denkt man anders. 2009 empfahl Kirchenrat Frank Zeeb bereits das Modell der Brüdergemeinde als „Konzept im Kampf gegen leere Kirchengemeinden“. So kann der Geistliche Vorsteher der Brüdergemeinde, Pfarrer Jochen Hägele, zu Recht feststellen: „Angesichts des massiven Gegenwindes, mit dem die Kirchen zu kämpfen haben, werden selbstbewusste

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und selbstständige Gemeinden an Bedeutung gewinnen.“ Für die Brüdergemeinde ist charakteristisch, dass niemand automatisch dazugehört. Mitglied wird man durch eine bewusste Entscheidung. Jochen Hägele: „Damit lebt die Evangelische Brüdergemeinde, was sich schon Martin Luther wünschte, wenn er nach einer Gemeinde Ausschau hielt, in der sich die sammeln, ‚die mit Ernst Christ sein wollen‘.“ Der bewusste Schritt in die Gemeinde hinein hat auch finanzielle Konsequenzen: „Unser kirchlicher Haushalt speist sich zum größten Teil aus freiwilligen Beiträgen – nicht aus Kirchensteuern.“ Laut dem Geschäftsführer der Gemeinde und ihrer Werke, Thomas Woschnitzok, beträgt der Jahresetat im Gesamtwerk rund 30 Millionen Euro. Den größten Anteil daran hat die Diakonie.

Jedes 2. Mitglied ist aktiv Es dürfte vermutlich auch nur selten eine Kirchengemeinde geben, in der fast jedes zweite Mitglied aktiv ist. Mehr als 500 sind in irgendeiner Form in Korntal ehrenamtlich engagiert. Dazu gehört eine bemerkenswert professionelle Öffentlichkeitsarbeit mit einem eigenen hauptamtlichen Mitarbeiter – Manuel Liesenfeld –, der auch die Zeitschrift „Akzente“ redaktionell betreut. Die Landeskirche würde vermutlich viele Austrittswillige binden, erlaubte sie das Modell „Korntal“ auch anderswo. Das Geld bleibt in der eigenen Gemeinde und der Kirchengemeinderat hat die Hoheit, es zum Gemeindeaufbau einzusetzen. Und das kommt letztendlich der gesamten Kirche zugute. P b www.bruedergemeinde-korntal.dee Ein Buch, das Geschichte und Gegennwart der Brüdergemeinde informativ tiv und spannend beschreibt, hat Eckart rt zur Nieden verfasst: Das Uhrwerkk des Meisters – Korntal: eine Ge-schichte von Aufbruch, Abenteuerr und Hoffnung (2012, Brunnen Verlag Gießen, ISBN-10: 3765511986).


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Beten in syrischer Isolationshaft ABENTEUER Not lehrt Beten, weiß der Volksmund. Auch der junge Journalist Billy Six aus Berlin, der 12 Wochen lang im bürgerkriegsgeschüttelten Syrien inhaftiert war, hat es getan. Warum und wie, erzählte der 26-Jährige idea-Redakteur Klaus Rösler. Er ist ein Suchender. Mit vorschnellen Antworten gibt er sich nicht zufrieden. Was ihn umtreibt, dem geht er auf den Grund. Er hat es mit einem bürgerlichen Leben versucht – als Finanzfachwirt (IHK) mit dem Verkauf von Bank- und Versicherungsprodukten. In seinem Wohnort Neuenhagen bei Berlin engagiert er sich sogar kommunalpolitisch – in der CDU. Am Ende wird er gar Gemeindevertreter. Christ ist er nicht, stammt er doch aus einem nicht-religiösen Elternhaus in der DDR. Doch als Papst Johannes Paul II. 2005 stirbt, nimmt ihn das mit. Warum, weiß er nicht. Aber er hält den Papst für authentisch. Also besucht Billy Six den katholischen Geistlichen seines Wohnorts und bittet ihn, ihm den christlichen Glauben zu erklären. Der Pfarrer ist überrascht, denn oft werden solche Bitten nicht an ihn herangetragen. Beide treffen sich nun ein Dreivierteljahr jede Woche und besprechen die Grundlagen des christlichen Glaubens. Danach lässt sich der 18-Jährige taufen.

Aleppo Hama

LIBANON ISRAEL

JORDANIEN

Ohne feste Nahrung 1.010 km durch Deutschland Für ihn ist Gott real erfahrbar. Der junge Christ möchte reisen und neue Erfahrungen sammeln. Eines seiner aufsehenerregenden Projekte: Er wandert durch Deutschland von Flensburg nach Konstanz – 1.010 Kilometer. Dabei verzichtet er 33 Tage auf feste Nahrung und nimmt 16 Kilo ab. Oft übernachtet er in Pfarrhäusern. Katholische Geistliche reagieren dabei oft ablehnend auf seine Bitte um einen Schlafplatz, evangelische Kollegen seien offener. Muslime auch. Bald will er dorthin, wo das Leben tobt – mitten in die Krisengebiete, wo sich ganze Gesellschaften wandeln. Als die Ägypter im Februar 2011 auf die Straße gehen, um gegen Präsident Husni Mubarak zu demonstrieren, ist er in Kairo. Als in Libyen das Land von der Gaddafi-Diktatur befreit wird, ist er ebenfalls vor Ort. „Der Journalismus ist dabei eine Möglichkeit, das Ganze zu finanzieren“, sagt er. Die Schilderung seiner Erlebnisse verkauft er der konservativen deutschen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (Berlin), weil sie seine Texte so abdruckt, wie er es möchte. „Wahrheits-Vorgaben“ erlebt er hier nicht.

Illegal in Syrien IRAK SYRIEN

Homs

DAMASKUS HAUPTSTADT

Und er macht – wie er sagt – konkrete Glaubenserfahrungen. Etwa als er mit einem Kumpel nach Köln trampt. Ein Autofahrer setzt die beiden bei Einbruch der Nacht auf einem dunklen Rastplatz raus. Als doch noch ein Auto hält, will der Fahrer nur einen Tramper mitnehmen. Billy lässt seinem Freund den Vortritt. Er ist zuversichtlich, dass auch er irgendwie weiterkommen wird. „Da war eine tiefe Gewissheit“, erinnert er sich. Und tatsächlich: Einige Zeit später hält ein Wagen und bringt ihn sogar bis vor die Tür nach Köln. Seitdem macht er immer wieder positive Erfahrungen bei Mitfahrgelegenheiten. Und oft hört er den Satz: „Ich hatte eine innere Eingebung, mit meinem Auto hier zu halten.“

B Six mit Übersetzer Billy ü überquert illegal die G Grenze von der Türkei n nach Syrien.

Seit dem 15. August 2012 ist er im hochgefährlichen, umkämpften Syrien. Illegal, weil er kein Journalisten-Visum bekam und er mit seinem Touristen-Visum aus „Sicherheitsgründen“ nicht ins Land kommt. Er überquert deshalb unerlaubt die Grenze von der Türkei aus und hält sich zu den Gegnern des regierenden Assad-Regimes im Norden. Die oppositionellen Rebellen sind misstrauisch. Aber er kann sie davon überzeugen, dass er Reporter und kein O

Foto: Billy Six

Mittelmeer

TÜRKEI

Warum Autos anhielten

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Spion ist. Er freundet sich sogar mit einigen an und besucht mit ihnen die Moschee. Während sie zu Allah beten, betet er zu Jesus. „Religionen sind Schulen des Lebens“, sagt er, und entdeckt Wahrheiten auch im Islam. Doch ihm wird bald klar, dass der Islam zwei Gesichter hat. Die Muslime sind ihm gegenüber herzlich, laden ihn ein, geben ihm zu essen, einen Schlafplatz – und achten auf seine Sicherheit. Geld lehnen sie vehement ab. Gastfreundschaft wird großgeschrieben. Doch diese Friedfertigkeit funktioniert nach seiner Beobachtung nur, solange der Islam nicht an der Macht ist. Übernimmt er die Herrschaft, wird aus dem religiösen Islam ein politischer. Dann versuchen dieselben Leute, auch mit Gewalt ihre islamische Rechtsprechung, die Scharia, umzusetzen. Der „Dschihad“ – der gewalttätige Kampf gegen Ungläubige – wird dann für alle zum Beweis ihres Glaubens. Die Folge: In den umkämpften syrischen Städten Aleppo und Homs sind zahlreiche Kirchen zerstört – von den islamistischen Rebellen.

Ein Fehler mit schwerwiegenden Folgen

Fotos: dpa / AP Photo / SANA, Billy Six

Gut vier Monate verbringt Billy Six bei ihnen. Dann macht er einen Fehler. Am 13. Dezember 2012 will er mit seinem Übersetzer in der Provinz Hama nach Tremseh fahren. Dort hat es ein Massaker gegeben. Der Ort ist nur gut 10 Kilometer entfernt. Doch auf halbem Wege wird er von Soldaten der syrischen Armee angehalten und verhaftet. Er gilt als „Top-Terrorist“, wohl auch deshalb, weil ein folgendes Auto dem Befehl zu halten nicht nachkommt. Als die Soldaten das Feuer auf jenes Fahrzeug eröffnen, wird von dort zurückgeschossen. Die Soldaten meinen nun, man habe Billy Six befreien wollen. 12 Tage wird er im Militärgefängnis in Hama-Stadt gefangen gehalten und verhört. Dann verlegt die Armee ihn ins „Palästina-Gefängnis“ der Hauptstadt Damaskus – zum Geheimdienst. Ihm wird gesagt: „Niemand weiß, dass du hier bist.“ Er ist völlig isoliert. Seine Einzelzelle kann er nur zweimal am Tag je fünf

Die Rebellen gegen das Assad-Regime halten ihn zunächst für einen Spion. Er kann sie davon überzeugen, dass er Reporter ist.

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Pressekonferenz zu seiner Freilassung im Außenministerium: der russische Botschafter Mohamadov, Billy Six und der syrische Außenminister Mekdad

Minuten für den Toilettengang verlassen. Die Zelle ist völlig leer – bis auf fünf Militärdecken. Seine Bitte, ihm eine Bibel zu bringen, wird hier – anders als noch in Hama – nicht erhört. Auf dem Klo findet er leere Trinkflaschen, von denen er die Etiketten ablöst. Jetzt hat er Papier. Und in einem Nachbarraum seiner Zelle, den er über ein glasloses Fenster in der Wand erreichen kann, findet er defekte Neonröhren. Er löst die Kontaktstifte heraus und stellt fest, dass er damit schreiben kann: „Das war großartig.“ Völlig einsam, fängt er schließlich sogar an, mit seiner Trinkflasche zu reden. Er betet viel und macht die Erfahrung, dass er dabei ruhig wird. Er hofft, dass die Sache für ihn gut ausgehen wird.

Hilfe durch die russische Regierung Schließlich passiert ein Wunder, wie er sagt. Denn er kommt überraschend frei, nachdem eine Information über seinen Aufenthalt ans Außenministerium gedrungen ist. Russland – verbündet mit dem regierenden Assad-Regime – setzte sich für ihn in Damaskus ein, nachdem die deutsche Regierung darum gebeten hatte. Billy Six darf sich kurz den Kopf waschen und wird dann zu einer Pressekonferenz ins Außenministerium in Damaskus gebracht. Das Regime will so zeigen, dass man mit ihm verhandeln kann. Später kann Billy in der russischen Botschaft duschen, er bekommt ein Mittagessen – und dann wird er zur libanesischen Grenze gebracht, wo ihn Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Empfang nehmen. Noch in derselben Nacht fliegt er nach Hause – nach Berlin. Dort küsst er den Boden und ruft laut „Deutschland“. Warum? Davon hat er in seiner Isolationshaft geträumt. Derzeit schreibt er an einem Buch über seine Erfahrungen. Anschließend würde er, wenn es möglich ist, gerne nach Syrien zurückkehren: „Mit offiziellem Visum – so Gott will.“ P


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DI E GROSSE K A N Z E L

Die Geburtsstunde der Gemeinde PFINGSTEN Die Bibel erzählt in der Apostelgeschichte, dass der Heilige Geist auf die Jünger herabkam, als sie zum jüdischen Fest Schawuot in Jerusalem versammelt waren. Das Datum gilt als Geburtstag der Kirche. Was Pfingsten für uns heute bedeuten sollte, erklärt Samuel Moser (Belp), Präsident i. R. der Vereinigung evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz. Pfingsten ist nach Weihnachten und Ostern der dritte Höhepunkt im Kirchenjahr. Im Zentrum steht dabei der Bericht im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte über das Pfingstfest in Jerusalem. Dreifaches ist damals geschehen: Sprachliche Grenzen wurden überwunden, etwa 3.000 Menschen ließen sich auf den Namen Jesu Christi taufen, und der Heilige Geist gab das Startzeichen für die Gründung der Gemeinde Jesu Christi.

schenkt, denn jeder Zuhörer hörte seine eigene Sprache. Mitten in die nicht aufgehobene Sprachverwirrung gab der Heilige Geist vielmehr ein einmütiges Hören und Verstehen. Deshalb haben die Missionare aller Zeiten die einheimischen Sprachen nicht durch eine Weltsprache ersetzt. Mit großem Fleiß wird die Bibel heute noch in viele Sprachen übersetzt. Eine wichtige Auswirkung des Pfingstwunders!

Die große Not: Zeitgeist statt Heiliger Geist

Die Festpilger waren verwirrt. Bestürzt fragten sie: „Was mag das wohl sein?“ Andere spotteten: „Sie sind voll süßen Weins.“ Nun trat Petrus auf den Plan, der Mann, der noch vor kurzem vor einer einfachen Magd seinen Herrn Jesus Christus verleugnet hatte. Beherzt ergriff er das Wort. Er wies vorerst den Verdacht entschieden zurück, sie seien betrunken. Dann kam er rasch zur Sache. Was sich hier zugetragen hatte, war die Erfüllung des Prophetenwortes aus Joel 3, das auf die „letzten Tage“ – die Endzeit – zielt. Es ist sowohl ein Gerichtswort als auch ein Gnadenangebot. Die Zeit zwischen Pfingsten und der Wiederkunft Christi ist Gnadenzeit. Denn „jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird gerettet werden“. Die Geistausgießung steht nicht isoliert da. Sie gehört zur Sendung des Einen, den Petrus nun in den Mittelpunkt stellte: Jesus von Nazareth. Er war ein Mensch, ausgewiesen durch übernatürliche Machttaten. Er wurde durch die Vorsehung Gottes und durch die Hand von Heiden ans Kreuz geschlagen. Aber Gott hat ihn vom Tod auferweckt und erhöht zu seiner Rechten. Von dieser Stellung aus empfing er den Heiligen Geist und goss ihn hör- und sichtbar über seine Jünger aus. Am Schluss machte Petrus deutlich, dass Gott diesen Jesus – den die Menge abgelehnt und gekreuzigt hatte – nun zum Herrn und Christus gemacht hat.

Das Geschehen zieht Kreise Was die galiläischen Juden erlebten, blieb nicht unbemerkt. Zum Fest waren auch zahlreiche Diasporajuden gekommen. Nicht mehr ganz wurzelechte. Sie waren im Ausland aufgewachsen und sprachen eine andere Sprache. Doch als sie das Reden und Rühmen hörten, wurden sie unwiderstehlich angezogen, und sie staunten nicht schlecht: Obwohl die Galiläer in ihrer aramäischen Muttersprache redeten, hörte jeder dieser Auslandsjuden seine eigene Sprache. Zum Wunder der Sprache gesellte sich das nicht geringere Wunder des Hörens. Und zum Glauben gehört wesentlich das Hören.

Kein göttliches Esperanto Das einmalige und zeichenhafte Hör- und Sprachwunder ist das Gegenstück zur babylonischen Sprachverwirrung. Den Jüngern wurde nicht ein göttliches Esperanto ge-

Eine Rede, die einschlägt Von der Reaktion der Zuhörer wird uns berichtet: „Es ging ihnen durchs Herz.“ Sie wurden von ihrer Sünde überführt und fragten: „Was sollen wir tun?“ Die schönste Frage, die man einem Evangelisten stellen kann! Petrus antwortete: „Tut Buße und ein jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.“

Foto: Eberhard Platte

Das biblische Ereignis entzieht sich jeder vernünftigen Beschreibung. Ein Getöse – anzuhören wie ein gewaltiger Sturmwind. Dann „zerteilte Zungen wie von Feuer, sie ließen sich auf jeden einzelnen von ihnen nieder“. Es handelte sich nicht um ein Massenerlebnis seelischer Art; der Heilige Geist nahm vielmehr Besitz von jedem einzelnen der Jünger, „und sie fingen an, in andern Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen“. Das lag nicht im Bereich ihres Könnens und Wollens; es war der Heilige Geist, der ihre Zungen als Werkzeuge seines Wirkens einsetzte. Ist das nicht gerade die Not unserer Zeit, dass wir das reden, was uns unser eigener Geist und der Zeitgeist eingeben, und nicht, was uns der Heilige Geist auszusprechen vermag?

Endzeit ist Gnadenzeit

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T H E OLO GI E

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Das Herabkommen des Heiligen Geistes vor fast 2.000 Jahren – wie es sich der italienische Maler Girolamo Muziano (1528–1592) vorstellte.

Das Resultat verblüfft: „Die nun sein Wort aufnahmen, ließen sich taufen; und es wurden an jenem Tag etwa 3.000 Seelen hinzugetan.“ Der Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus (um 344–407) sagte dazu: „Die Zeit war gekommen, die Sichel des Wortes zu ergreifen, denn scharf geschliffen, wie eine Sichel, kam der Heilige Geist herab.“ An einem Tag erhöhte sich die Zahl von 120 Gläubigen auf 3.120, ohne übernatürliche Zeichen und Wunder, allein durch die Wirkung des vom Heiligen Geist eingegebenen Wortes. Das war der Beginn der weltweiten Gemeinde Jesu Christi.

Die vier Kennzeichen lebendiger Gemeinden Wie ging es weiter? Es gab weder Katzenjammer noch übertriebenen Eifer: „Sie verharrten in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten. Es kam über jede Seele Furcht, und es geschahen viele Zeichen und Wunder durch die Apostel.“ Vier wichtige Kennzeichen lebendiger Gemeinde, an denen wir Maß nehmen können:

Foto: GalerieamPark.net

1. Die Lehre der Apostel. Ein großer Appetit nach Gottes Wort erfasste damals die Christen. Und heute? Eine komatöse Christenheit hat die Autorität der Bibel systematisch untergraben. Die Gottesdienste sind häufig auf die vermeintlichen Bedürfnisse der Menschen zentriert, statt davon auszugehen, was Gott uns in seinem Wort darreichen möchte. 2. Gemeinschaft. Dazu ein Wort des Schweizer Pfarrers Walter Lüthi (1901–1982): „So wie beim Schwärmen eines Bienenvolkes jede einzelne Biene, die von der Traube abfällt, verderben muss, so spürten diese Christen, dass ihnen von nun an unmöglich sein wird, in der Vereinzelung zu existieren“. Ohne Gemeinschaft haben wir kein Christentum.

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3. Herrenmahl. Das war damals und ist auch heute noch der Höhepunkt der Gemeinschaft, eine Gedächtnishilfe und ein Freudenmahl. Es soll uns auch daran erinnern, dass Jesus wiederkommt. Ein einziger Tag ohne Herrenmahl kam den ersten Christen vor wie ein Tag. ohne Christus 4. Gebet. Beten ist ein Menschenrecht. Dazu der deutschbaltisch-lutherische Theologe Ralf Luther (1887–1931): „Die Gegenwart Gottes, das Hereinbrechen seines Lebens in unseres, das ist Sinn und Ziel des Betens.“ Wenn das Gebet fehlt, fehlt das Herzstück beim Gemeindebau. Ich glaube, wenn wir anfingen – vielleicht nur zu zweit oder zu dritt – im Bibelwort, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet zu verharren, dann würden die Wunder nicht lange auf sich warten lassen.

Ein Stück Himmel auf Erden Und nun noch etwas: Der Heilige Geist wirkt in doppelter Richtung: Zuerst kommt er senkrecht vom Himmel herab; dann aber verläuft er horizontal den Boden entlang. So wie das Wasser die tiefste Stelle sucht, so fi ndet der Heilige Geist die geheimste Stelle unseres Lebens. Er will dort sein, wo die harten Dinge sich stoßen im Raum. Er will auch Herr des Materiellen sein, der Sparhefte und Wertpapiere, der Mobilien und Immobilien. Er will frei machen vom Geldgeist, diesem vaterlandslosen Gesellen. Er will uns erlösen von den fatalen Folgen des Besitzgeistes, von Gier und Hader, Hass und Neid, Lug und Trug. Wo der Heilige Geist herrschen kann, gibt es kein Unten und Oben. Von den ersten Christen in Jerusalem heißt es deshalb: „Alle gläubig Gewordenen waren beisammen und hatten alles gemeinsam … und hatten Gunst bei dem ganzen Volk … und der Herr tat täglich hinzu, die gerettet wurden.“ Ein Stück Himmel auf Erden. P


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Unzufriedene Jugend – Was könnte bessergehen? UMFRAGE Deutsche Jugendliche sind im Vergleich zu ihren europäischen Altersgenossen überdurchschnittlich unzufrieden. Das hat eine kürzlich veröffentlichte UNICEF-Studie in Industrieländern ergeben. Wir haben Jugendliche gefragt, womit sie unzufrieden sind und was sie gerne verändern würden. Viele Jugendliche sind unglaublich markenfixiert. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Werbung uns heutzutage mit falschen Versprechen illusorische Weltbilder vorgaukelt. „Wenn du diese Jogginghose mit dem Schriftzug einer Marke kaufst, wirst du anerkannt und dein Leben wird eine einzige Party sein“, ist häufig das, was bei den Käufern ankommt. Deswegen gibt es dann so viele Jugendliche, die sich diesem vermeintlichen Trend anpassen. Wir sollten lernen, selbstbewusster zu werden und uns nicht von der Gesellschaft verändern zu lassen. Ich finde, Menschen verlieren ihre Einzigartigkeit, wenn sie sich anpassen, um akzeptiert zu werden. Kann ich wirklich nur glücklich werden, wenn ich mich nach dem neusten Trend richte? Ich glaube nicht. Malva Tschalamoff Malva Tschalamoff (15), Lübeck

Unsere Meinung sollte mehr zählen Wenn es um Politik und öffentliche Meinungsäußerung zu wichtigen Themen geht, haben wir Jugendliche fast gar nichts zu sagen. Das hat mich besonders geärgert, als Volker Beck von den Grünen vorschlug, Jugendlichen die Möglichkeit zu verwehren, ihre homosexuelle Neigung therapieren zu lassen. Ich finde es einfach unerhört, dass auf der einen Seite jedem Bürger die Freiheit garantiert wird, sich sexuell wie auch immer zu orientieren, und auf der anderen Seite nicht die Möglichkeit eingeräumt wird, sich von solch einer Lebensweise zu distanzieren. Es gibt Jugendliche, die ihre homosexuelle Neigung therapieren lassen möchten, weil sie feststellen, dass solch ein Lebensstil Sünde für sie ist und sie Hilfe brauchen. Wir Jugendli-

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che sollten mehr angehört werden, und auch bei solchen Themen sollte unsere Meinung etwas zählen. David Kleemann (17), Eisenach

David Kleemann

Mit 17 ins Studium ist zu früh In vielen deutschen Bundesländern ist die Gymnasialzeit von 13 auf 12 Jahre verkürzt worden. Ich wurde mit 5 Jahren eingeschult, bekomme in diesem Jahr mein Abiturzeugnis und bin nicht mal volljährig. Es gibt einige Schüler, die mit 17 Jahren die Schule verlassen, und sie haben kaum Perspektiven für die Zeit danach. Viele Organisationen bieten zwar ein „Soziales Jahr“ an, man muss aber volljährig sein. Findet man dann mal ein Projekt, das auch 17-Jährige aufnimmt, muss man viel Geld zahlen und sich mit Einschränkungen abfinden. Direkt mit dem Studium anfangen möchte ich auch nicht, denn ich finde, dass ich noch nicht genügend Erfahrungen sammeln konnte, um eine Entscheidung über den Rest meines Lebens treffen zu können. Ich wünsche mir, dass zukünftige Jahrgänge besser informiert werden und mehr Entscheidungshilfen für den weiteren Lebensweg bekommen. Selina Birke (17), Selina Birke Bad Homburg

Geht respektvoller miteinander um! Meiner Meinung nach lässt in vielen Bereichen unseres Lebens der Umgang miteinander sehr zu wünschen übrig. In der Schule gibt es oft Jugendliche, die ihr Selbstwertgefühl steigern, indem sie es anderen

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nehmen: Sie „mobben“ sie regelrecht. Auch die Eltern sind häufig kein gutes Beispiel, wenn sie sich streiten und dann womöglich trennen. Das macht einen sehr nachdenklich und unsicher im Bezug auf sein eigenes späteres Leben. Auch ich habe öfter Differenzen mit meinem Bruder, da er – wie viele Jugendliche heutzutage – ein sehr unsoziales Verhalten an den Tag legt und sich mir gegenüber abschätzig verhält. Dieses ganze ständige Gestreite und schlechte Verhalten geht mir sehr auf die Nerven. Ich finde, wir sollten lernen, anständiger und respektvoller miteinander umzugehen. Till Gorr (15), Ockstadt Till Gorr

Facebook ist nicht alles! „Facebook“ ist seit ein paar Jahren total „in“. Viele fühlen sich gezwungen mitzumachen. Ich persönlich sehe es dagegen nicht als ein Muss an. Auf der einen Seite ist es super, da man mit Freunden und Bekannten, die im Ausland leben, in Kontakt bleiben kann und alte Freunde wiederfindet. Einige junge Leute geben aber viel zu viel von sich preis. Es scheint außerdem wichtig zu sein, mindestens 200 „Freunde“ zu haben, von denen man höchstens die Hälfte wirklich kennt. Ich denke, es wird maßlos unterschätzt, was durch Facebook alles ausgelöst werden kann: Neid, Spionage etc. Ich schaffe es auch so, mit anderen Leuten in Kontakt zu bleiben, und kann daher gut auf Facebook verzichten. Teresa Streicher (18), Teresa Streicher Freiburg

Fo l g t uns au f

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Fotos: iStock, privat, privat / Alexandra Vosding, privat

Seid weniger angepasst!


M E DI E N

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idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

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18. bis 24. Mai

FERNSEHEN Samstag, 18. Mai

Sonntag, 19. Mai

16.30–17.00 Luthers Erben auf verlorenem Posten – Wo sind eigentlich die Protestanten geblieben?

8.45–9.15 Pfingsten – worum geht es hier eigentlich? Gespräch mit dem EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider

20.15–22.00 Die Christianisierung der Wikinger und im Frankenreich

Montag, 20. Mai

Mittwoch, 22. Mai

10.30–11.00 Peter Hahne im Gespräch mit der Lutherbotschafterin der EKD, Margot Käßmann

14.00–14.30 22.45–23.30 Die Erfüllung – Pfingsten für Tödliche Deals: Deutsche dich! Dokumentation Waffen für die Welt – Die Geschäfte des drittgröß20.15–21.45 ERF 1 ten Rüstungsexporteurs 17.45–18.15 SongTalent 2013 – Das Finale 10.00–11.00 Fenster zum Sonntag: Fünf Musiktalente stellen Donnerstag, 23. Mai Evangelischer Gottesdienst Kraftquelle im Alltag: Was sich der Jury mit Samuel 20.15–21.00 zum Pfingstsonntag aus der Pfingsten heute noch beHarfst, Judy Bailey und Versuchslabor Armut: EntwickErlöserkirche in Essen deutet mit Hanspeter Nüesch Yasmina Hunzinger lungshilfe auf dem Prüfstand

HÖRFUNK Sonntag, 19. Mai 7.05–7.30 Schatz in irdenen Gefäßen Über das Verhältnis von Geist und Sprache

9.45–10.00 Evangelisch-reformierte Predigt mit Pfarrer Alke de Groot aus Eggllt

8.35–8.50 Gott – Heiliger Geist: Explosion der Liebe Gottes zu Pfingsten

10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Eglise St. Jean in Weißenburg (Elsass)

Montag, 20. Mai

Donnerstag, 23. Mai

17.05–17.30 Gottes Rosengärtner – Wie das Internet die vorpommersche Gemeinde Hetzdorf belebte

10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst ottesdienst zu Pfingsten vom Hesselberg mit Landesbischof Bedford-Strohm

20.04–20.30 Gegenwärtig in diesem Augenblick. Exerzitien im Alltag

10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Jacobskirche Weimar

20.00–21.00 ERF Plus „Bilanz“: Nur so klein! Horst Marquardt im Gespräch mit Schwester Elfriede Herrmann. Eine körperlich kleine Diakonisse zeigt große Kraft, wo immer sie eingesetzt wird.

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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PORTRÄT

Mit dem höchsten General per Du MUSIK Die Heilsarmee-Band „Takasa“ wird die Schweiz beim Europäischen Gesangswettbewerb am 18. Mai in Malmö vertreten. Der 95-jährige Emil Ramsauer ist nicht nur das älteste Band-Mitglied, sondern auch der älteste Teilnehmer aller Zeiten beim – wie es offiziell heißt – Eurovision Song Contest. Ein Beitrag von Thomas Feuz.

Gott gab mir immer Halt Seit 85 Jahren fehlt Emil Ramsauer praktisch bei keiner Musikprobe. Der frühere Militärtrompeter – er spielt auch Horn, Tuba, Klavier und Bassgeige – musste in seinem Leben aber auch Disharmonien aushalten. Bei

Rückschlägen fand der Vater von vier Kindern Halt bei Gott: Als ihn die Gelbsucht befiel, bei einem unverschuldeten Motorradunfall oder beim Hirnschlag seiner ersten Frau. Fast zwei Jahre pflegte er sie zu Hause – bis zu ihrem Tod. Mit 68 Jahren heiratete der drahtige Senior zum zweiten Mal. Aus den erwarteten „fünf oder sechs Jährchen“ sind 27 Jahre geworden. „Wir bereuen keinen einzigen Tag“, sagt seine 22 Jahre jüngere Regula. Höhepunkt nach der Musikprobe ist jeweils „die Tasse Fleischbrühe“. Liebe geht eben auch durch den Magen, sind sich die beiden einig.

Uniformen weg, neuer Name her Der letzte „Marschbefehl“ kam vom Nationalen Heilsarmee-Hauptquartier in Bern – und zwar in Richtung Malmö. „Mir war klar: Wenn das Gottes Wille ist, gehe ich hin“, sagt Emil Ramsauer. Der Schweizer Beitrag „You and me“ (Du und ich) wurde als „Kuriosum“ bezeichnet; schwule Kreise forderten, den Song der „homophoben Heilsarmee“ zu boykottieren. Aber die Band „Takasa“ gewann die nationale Vorausscheidung – also in der Schweiz – wider Erwarten. Um

Die Heilsarmee-Band 2. v. l.: Emil Ramsauer

„Werbemöglichkeiten“ zu unterbinden, musste allerdings die Uniform weg und ein neuer Name her. „Takasa“ ist Suaheli und bedeutet so viel wie „reine Lebensfreude“. Der BandName lässt sich aber auch als Abkürzung lesen für: The Artists Known As Salvation Army“ – „Die als Heilsarmee bekannten Künstler“.

Kein „Kreuzzug nach Malmö“ Ein „Kreuzzug nach Malmö“, wie der Schweizer „Blick“ (ähnlich der deutschen „Bild“) schrieb, wird’s nicht – wenngleich Emil Ramsauer auch diesmal im Auftrag des Höchsten unterwegs ist. „Im persönlichen Gespräch will ich von Gottes Liebe berichten. Er ist Herr über allem“, sagt der Senior überzeugt. Und auch Vorsänger Christoph Jakob sagt: „Wir sind in erster Linie für Gott unterwegs.“ Wer dieses Engagement unterstützen will, sollte – wenn er den Wettbewerb im Fernsehen sieht – für die Heilsarmee-Band anrufen (die Nummer wird eingeblendet). P

Foto: Heilsarmee / Simon Opladen

Emil Ramsauer ist die Lebensfreude in Person. Den Schalk in den Augen, drahtig – niemand würde ihn auf 95 schätzen. Mit der Heilsarmee ist er seit seiner Kindheit verbunden. Schon sein Großvater war Salutist, also eingeschriebenes Heilsarmeemitglied. Auf die Frage „Ja, bist du denn bekehrt?“ bei einem „Jugendfeldzug“ der Heilsarmee 1928 hin ging Emil Ramsauer nach vorne, kniete auf der Bußbank nieder und sprach ein Gebet, dass er fortan Christ sein wollte. Diese Entscheidung festigte sich im Lauf der Zeit. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges arbeitete der gelernte Buchbinder in London, als ihn der Marschbefehl zurück in die Heimat rief. Er machte in verschiedenen Heilsarmeekorps (Gemeinden) Musik und ist noch heute bei Gottesdiensten in Heimen und Spitälern dabei.

DAS WORT DER WOCHE » Dass meine drei Kinder heute noch im christlichen Glauben stehen, hängt auch damit zusammen, dass wir sie vom (liberalen) Religionsunterricht an staatlichen Schulen abgemeldet hatten. « Einer der bedeutendsten Philosophen der Gegenwart, Prof. Robert Spaemann (Stuttgart) 20.2013


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