29. Mai 2013 | 22
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Komplexer geworden
Seit 100 Jahren besteht die Organisation WEC. Michael und Gabriela Baltensberger vom Schweizer Zweig Ăźber Mission heute. Seite 4
7 Workshop Christliche Bildung neu entdecken | 9 Wirtschaft Bei ABS Travel steht der Nachfolger in den StartlĂśchern | 10 Traktatmission Noch nie so viele Schriften gedruckt 21 Theologie Klaus Bergers Kritik an der historisch-kritischen Theologie www.ideaschweiz.ch
2
I NSE R AT E
PROFILE presents:
Wer wagt,
P R O D U C T I O N S
GEWINNT!
KURZZEITEINSÄTZE
Der Supergitarrist LIVE Phil Keaggy Mi. 12. Juni Do. 13. Juni Fr. 14. Juni So. 16. Juni
20h – Celerina 20h – Wädenswil 20h – Therwil 20h – Winterthur
EFK-Saal Auerehuus Mehrzweckhalle Mülisaal
n Kinderferien El Shaddai, Moldawien n Kinderpavillon Popelnja, Ukraine n Kinderheim Casa Lumini, Rumänien n Literaturverbreitung, Slowakei www.lio.ch/Kurzzeiteinsätze.htm Licht im Osten
Industriestrasse 1 Tel. 052 245 00 50
8404 Winterthur lio@lio.ch
www.lio.ch
Barry McGuire Abschiedstour mit John York
Fr. 20. Sept. 20h – Verscio Teatro Dimitri * Sa. 21. Sept. 20h – Effretikon Stadthaussaal
Einführungskurs Einführungskurs
Albert & Andrea Adams Frey 2 Songschreiber mit Tiefgang
für fürangehende angehendePastor/innen Pastor/innenund undVollzeiter/innen Vollzeiter/innen Wann:
Fr. 1. Nov. 20h – Schwyz Kantonsschule Sa. 2. Nov. 20h – Erlen Aachtalhalle So. 3. Nov. 19 h – St. Margrethen Glaubenszentrum
25 Jahre Begeisterung Oslo Gospel Choir Fr. 15. Nov 20h – Basel Stadtcasino Sa. 16. Nov 20h – Winterthur Parkarena Vorverkauf: Alle Veranstaltungen www.starticket.ch oder 0900 325 325 (1.19. min / Festnetz) alle Post- und SBB-Schalter ausser * = Vorverkauf über Veranstalter www.profile-productions.ch/Events oder Tel. +41 44 784 85 50 Unsere Partner:
2011 bis September 2014, 2012, zwanzig Mal am Mitte Oktober 2013 Dienstagmorgen für drei Stunden. Wo: Olten Wo: Olten Was: Praktisch-theologische Was: Praktisch-theologische Themen Themen wie wie z.B. z.B. Gemeindebau, Gemeindebau, christozentrische Verkündigung, Kritik und Feedback, christozentrische Verkündigung, Kritik und Feedback, geistliche Lernprozesse steuern und begleiten, geistlichedes Lernprozesse steuern und begleiten, Didaktik des Didaktik Gottesdienstes, Teamarbeit/-entwicklung, Gottesdienstes,Geld Teamarbeit, Eheseelsorge, Geld und Geist, Eheseelsorge, und Geist, Konfliktbearbeitung, Konfliktbearbeitung, Changemanagement, To im do’s und Not Changemanagement, To do’s und Not to do’s vollzeitlichen Dienst, Vollmacht, Kasualanlässe, to do’s im vollzeitlichen Dienst, Vollmacht, Kasualanlässe, Befreiungsseelsorge, Befreiungsseelsorge, Gesprächsführung Gesprächsführung und und anderes. anderes. Ausserdem: Coaching beim Predigen und Ausserdem: Coaching beim Predigen und persönliche persönliche Praxisberatung. Praxisberatung. Wer: Angehende Pastor/innen und Vollzeiter/innen aus Wer: Angehende Pastor/innen und Vollzeiter/innen aus unterschiedlichen Denominationen unterschiedlichen Kosten: Kursgebühr von Fr.Denominationen 700.– plus Kosten für eine viertägige Kosten: Retraite Kursgebühr von Fr. 700.– plus Kosten für eine viertägige Retraite Leitung: Dr. Jürg Buchegger, Pastor der FEG Buchs SG sowie Leitung: Pfr. Dr. Armin Mauerhofer, Dozent an derSeminar STH Basel und Pfr. Reiner Bamberger, Dozent am Theologischen St. Chrischona Lehrer derPfr. FEG Schweiz, Dipl. ErwachsenenPastor der FEGund Aarau sowie Reiner Bamberger, Dozent am TSC bildner HF und MAS BSO. St. Chrischona, Dipl. Coach/Supervisor Erwachsenenbildner HF und Coach / Supervisor Zusätzlich punktueller Beizug externer Fachpersonen. BSO. Beide sind Lehrer der Freien Evangelischen Gemeinden in der Schweiz. Zusätzlich punktueller Beizug externer Fachpersonen. Infos und Anmeldung: Jürg Buchegger, Rosengasse 7, 9470 Buchs SG, 081 756 11 25, juerg.buchegger@fegbuchs.ch. Infos und Anmeldung: Armin Mauerhofer, Fliederweg 1, 5024 Küttigen, Oder: Reiner Bamberger, Stettbrunnenweg 44, 4132 Muttenz, 062 827 37 70, armin.mauerhofer@sunrise.ch oder Reiner Bamberger, 061 462 34 21, reiba@bluewin.ch. Stettbrunnenweg 44, 4132 Muttenz, 061 462 34 21, reiba@bluewin.ch idea Spektrum 22.2013
2011_20_35_Einfuehrungskurs.indd 1
29.03.11 08:31
e di t or i a l
Einsame Wölfe Eigentlich wollte ich etwas Launisches über das Wetter schreiben, im Sinne von: «Der kleine Herbst möchte doch bitte aus dem Mai abgeholt werden.» Dann diese Schlagzeile: «Islamisten köpfen Soldat mit Hackebeil.» Zwei Menschen bringen einen anderen auf bestialische Weise um. Beobachter erzählen, die Mörder hätten ihrem Opfer den Kopf abschneiden wollen – mitten in London, vor Dutzenden Passanten. Eine Zeuge sagt: «Sie waren verrückt, hackten auf das Opfer ein, als wäre es ein Stück Fleisch.» Mit blutverschmierten Händen steht einer der Täter vor der Handykamera eines Tatzeugen. Auf dem weltweit verbreiteten Video ruft er: «Wir schwören bei Allah, dem Allmächtigen, dass wir nicht zu kämpfen aufhören werden, bis ihr uns in Ruhe lasst. ... Wir haben dies nur aus einem Grund getan: Muslime werden täglich von britischen Soldaten getötet. Auge um Auge, Zahn um Zahn.» Die Täter schiessen in die Luft und warten auf die Polizei. Der Schockeffekt ist gewollt. Das Video, in dem der Mörder seine Motive erklärt, geht in Sekunden um die Welt. Schon kurz darauf wird er identifiziert. Der 28-Jährige stand in Kontakt mit einer verbotenen radikal-islamistischen Gruppierung. Ihr ehemaliges Oberhaupt beschreibt ihn als «zufriedenen, ruhigen Typen. Eigentlich total normal.Er interessierte sich für den Islam und wollte den Koran auswendig lernen». Der einstige Christ konvertierte 2003 zum Islam. Zehn Jahre später begeht er mit einem Freund zusammen dieses abartige Verbrechen. Experten meinen, es könnte sich um «einsame Wölfe» handeln, radikalisierte Jugendliche. Nun geht die Angst um. Diese ruchlose Tat könnte in Grossbritannien dazu führen, dass ein umstrittenes Überwachungsgesetz nun doch noch eine Mehrheit findet. Es würde erlauben, Personen live im Internet zu überwachen. Der Teufel wird mit dem Beelzebub ausgetrieben. Was ist meine Aufgabe in dieser verrückten Welt? Charles T. Studd, der Gründer der WEC, stammte aus reichem Haus. Sein MillionenErbe verteilte er an christliche Werke. Zehn Jahre diente er in China, sechs Jahre als Pastor in Indien. 53-jährig reiste er in den Kongo, um Menschen das Evangelium zu erklären. Was für eine Leidenschaft für Christus! Die radikale Liebe des Lammes soll mich lenken. Nicht die Wut über den Hass einsamer Wölfe. Rolf Höneisen
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser (Stellvertreter), Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz, Christof Bauernfeind Erweitertes Team: Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler
ideaSpektrum 22.2013
BiBLiScH Ein Lieblingsbibelwort von Markus Hänni, Schauspieler, Komödiant, Church Artist, Mukoviszidose-Patient und Autor des Buches «Eigentlich müsste ich längst tot sein. Leben lernen von einem, der jeden Tag als Geschenk begreift», Bätterkinden BE.
«Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.» 2. Korinther 12, 9a
«Weil ich krankheitsbedingt immer wieder energielos im Bett liege und mit einem reduzierten Energiehaushalt umgehen muss, weiss ich, dass ich stets mit der Gnade Gottes rechnen darf und er sich in meiner Schwachheit als stark erweist. Diesen Vers verstehe ich viel mehr als Ermutigung, die mir Ruhe und Zufriedenheit schenkt, denn als Trost.»
WörtLicH «Das Wissen, in der Hand Gottes zu sein, gibt mir eine Grundgelassenheit, die für mein Leben entscheidend ist. Das ist eine Freiheit, die aus dem Glauben kommt. Was immer kommt, alles hat seine Zeit.» Das sagte Rolf Butz, Leiter des Kaufmännischen Verbandes Zürich (KVZ) in einem Interview mit der «NZZ». In diesem Gespräch ging es auch um das Thema des Führens. Der Geschäftsleiter des KVZ meinte, dass führen immer auch dienen bedeute.
Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–
Bilder: Christian Bachmann, WEC/zvg (Titelseite); zvg (Seite 3)
3
Reklame
4
BR E N N P U N K T
«Missionsarbeit ist komplexer geworden» 100 JAHRE WEC Das Evangelium zu den unerreichten Völkern bringen – das ist das Herz von WEC International.
Michael und Gabriela Baltensperger zeigen auf, wie der Pioniergeist des Gründers das Missionswerk noch immer prägt, und erklären, wie sich christliche Gemeinden am Missionsauftrag beteiligen können. Michael und Gabriela Baltensperger, was hat sich bei der Missionsarbeit in den letzten hundert Jahren am stärksten verändert? Michael: Vor hundert Jahren ging die Missionsrichtung stark von westlichen Ländern zu nicht-westlichen Ländern. Bei WEC (Weltweiter Einsatz für Christus) haben wir mittlerweile etwa gleich viele nichtwestliche Missionare wie westliche. Die zweite grosse Veränderung liegt darin, dass man heute wesentlich mehr dienend arbeitet als früher, in Partnerschaft mit lokalen Christen. Gabriela: Es wird viel stärker versucht, die Bedürfnisse der Zielgruppe mit einzubeziehen. Ein Schwerpunkt liegt für uns darin, das Evangelium kombiniert in Tat und Wort zu bringen. Jesus predigte nicht nur, er heilte und tat Wunder. Praktische Hilfe wie Brunnen bauen und medizinische Versorgung sind genauso wichtig wie das Predigen. Wie sehen die globalen Trends in der Weltmission aus? Michael: Seit ungefähr 2008 gibt es mehr nicht-westliche Missionare als westliche. Zu den nicht-westlichen Ländern gehören Asien, Afrika und Lateinamerika. Die Hauptimpulse kommen nicht mehr vom Westen, sondern von den nicht-westlichen Ländern. In Zukunft wird es mehr Opferbereitschaft brauchen, um die Unerreichten zu erreichen, weil diese sich in schwierigen, konfliktreichen Gebieten befinden. Es handelt sich um Krisenherde wie Nordafrika, Mittlerer Osten, Afghanistan, Pakistan, Nordindien und andere. Ein weiterer, grosser Trend in der globalen Mission ist auch, dass wir mehr in der Multiplikation arbeiten. Wir unterrichten zum Beispiel bereits an Missionsbibelschulen in Südamerika. Wer heute Menschen mit dem Evangelium erreichen will, muss sich mit komplexen Fragen beschäftigen. Sicherheitsaspekte spielen in Ländern, wo Christen verfolgt werden, eine grosse Rolle. Ist Missionsarbeit anspruchsvoller geworden? Michael: Ja, Missionsarbeit ist wirklich komplexer geworden. In noch unerreichten Gebieten zu arbeiten, ist sehr schwierig, und deshalb braucht es Missionsgesellschaften, die das Know-how haben, wie man
100-Jahr-Jubiläum: WEC Schweiz feiert 1. Juni, 9 bis 17 Uhr, FEG Wetzikon: WECTreff mit internationalem Lobpreis, LiveBerichten und packenden Referaten von Louis und Susan Sutton, den Leitern von WEC International. Sieben «Transforamas» geben Einblick ins heutige Missionsgeschehen und laden ein, selbst Teil von Gottes weltweitem Wirken zu werden. Ein Höhepunkt ist das Treffen mit den internationalen Leitern, die Fragen aus dem Publikum beantworten.
sich dort verhalten soll. Nur so ist es möglich, nachhaltig und ganzheitlich zu arbeiten. Gabriela: Die Menschen in nicht-westlichen Ländern sehen uns häufig als Kolporteure des Westens, welche ihnen die westliche Kultur bringen wollen. Alles, was vom Westen kommt, ist in ihren Augen christlich, zum Beispiel auch die sexuelle Freizügigkeit. Deshalb ist das Christentum in vielen Ländern verpönt. Es ist herausfordernd zu zeigen, was Christsein wirklich bedeutet. Missionsarbeit ist vor allem deshalb anspruchsvoller geworden, weil heute alles viel vernetzter ist. Missionsarbeit hat viel Spannendes zu bieten: eine Arbeit, die nicht aus täglicher Routine besteht, und die Möglichkeit, ein Land oder ein Volk nachhaltig zu prägen. Nicht zuletzt ist Mission auch eine Charakterschule. Michael: Das ist die Realität: Mission ist eine grosse Charakterschule. Das bedeutet, dass Leiden dazu gehört, doch das bringt uns auch näher zu Gott. Wir haben das selber erlebt. Südkorea ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Land nachhaltig geprägt werden kann, doch die ersten Missionare in Korea wurden umgebracht. Später wurden Universitäten und Schulen aufgebaut. Heute hat es in Südkorea rund 30 Prozent wiedergeborene Christen. Gabriela: Eine andere Kultur kennenzulernen, mit Menschen zu tun zu haben, die ganz andere Wertvorstellungen haben, das ist spannend, herausfordernd und bereichernd. Michael: Es braucht Durchhaltevermögen, denn man erlebt auch Opposition. Eine andere Kultur kann verletzend und enttäuschend sein.
«Sehr wichtig ist das Gebet. Ohne Gebet wäre der WEC nicht zu dem geworden, was er heute ist.» Gabriela Baltensberger Der Gründer von WEC International, Charles T. Studd, reiste 1913 mit 52 Jahren nach Afrika aus – und das trotz gesundheitlicher Probleme. Was trieb diesen «fanatischen Verrückten» an, wie er von manchen Kreisen genannt wurde? Michael: Er konnte es einfach nicht glauben, dass es Völker gibt, die noch nie etwas von Gott gehört und keine Möglichkeit hatten, ihn anzubeten. Als er von diesen Stämmen im Kongo hörte, trieb es ihn dazu, sie über Gott zu lehren und Gemeinden zu bauen. Zwei Milliarden Menschen haben heute keine Möglichkeit, einen Christen kennenzulernen und haben keinen Zugang zur Bibel!
www.wecinternational.ch
Zu den Personen Michael und Gabriela Baltensperger (42 und 46) sind seit 2011 Missions leiter von WEC Schweiz (Weltweiter Einsatz für Christus) mit Sitz in Rüti ZH. Sie wohnen in Winterthur und haben zwei Söhne. Michael Baltensperger ist gelernter Zimmermann und Bauingenieur HTL, seine Frau Gabriela Allgemeinärztin FMH. Sie haben am «All Nations Christian College» in Eng land eine missiologische Ausbildung absolviert und lebten von 2003 bis 2010 in Zentralasien unter einem muslimischen Volk, um dort Gemein den zu gründen.
Bilder: WEC/zvg
Wie prägen sein Pioniergeist und seine Leidenschaft den WEC heute? Michael: Es ist bis heute das Herz von WEC International, das Evangelium dorthin zu bringen, wo Menschen keinen Zugang haben zur frohen Botschaft. Für Südamerika und das südliche Afrika hat die Zeit begonnen, selber Missionare auszusenden. In Brasilien leben 50 Millionen Evangelikale! Also investieren wir uns in neue Felder, wo Not ist und wo es unter Umständen auch sehr gefährlich ist. Dann gibt es Länder wie zum Beispiel China und Südkorea, die stark monokulturell funktionieren. Die Christen dort sind dankbar für beratende Unterstützung und Ausbildung in interkultureller Missionsarbeit. In diesem Bereich können wir wertvolle Hilfe bieten. Gabriela: Was auch sehr wichtig ist bei WEC, ist das Gebet. Ohne Gebet wäre der WEC nicht zu dem geworden, was er heute ist. idea Spektrum 22.2013
BR E N N P U N K T
5
extrem viel bewirken. Wir haben alle ein riesiges Know-how und grosse Schätze, die wir teilen können, einfach durch unsere Kultur, unsere Werte, unser Ausbildungssystem, unsere Bibelkenntnis und unsere finanziellen Möglichkeiten. Wir sind sehr gut ausgerüstet für die Mission! Michael: Wenn wir in die Geschichte schauen, sehen wir, dass Gott die Schweiz immer wieder brauchte. Das Rote Kreuz veränderte Teile der Welt, und es hat christliche Wurzeln. Biblisch ausgedrückt: Wir haben viele Talente anvertraut erhalten, die wirklich in die Mission passen. Wer ist denn berufen für die Mission? Michael: Ich will es provokativ sagen: Jeder Christ hat eine Mission. Weil es in Matthäus 28,19 heisst: «Gehet hin …», denken wir, dass diejenigen, die keine klare Berufung für die Schweiz haben, eigentlich Schritte in Richtung Weltmission tun sollten. Das Bild, dass nur ganz besondere Menschen eine Berufung für die Mission haben, entspricht nicht der biblischen Realität. Der Auftrag, der Ruf, geht an alle Christen. Niemand ist berufungslos. Gabriela: Es ist interessant, dass im Wort «Beruf» der «Ruf» drinsteckt. Wenn der Beruf zur Berufung wird, ist es wirklich das, was Gott möchte. Der Beruf kann auch einen Ruf ins Ausland meinen, um dort vielen Menschen praktisch zu dienen und Wissen weiterzugeben. Heute sind beim WEC über 1800 Mitarbeiter aus der ganzen Welt in über 70 Ländern tätig. Wofür schlägt euer Herz? Gabriela: Für die unerreichten Völker, die keine Möglichkeit haben, Jesus kennenzulernen. Die Ärmsten der Armen haben keinen Computer und kein Internet. Unser Wunsch ist, dass sie Menschen kennenlernen, die an Jesus glauben und ihnen auf verständliche Art und Weise das Evangelium weitergeben. Wir wollen Gemeinden gründen, die Jesus anbeten. Das ist unser Hauptanliegen. Und noch ein Gedanke: Jesus kam zu den Menschen, lebte unter ihnen und wies durch Taten und Worte auf den Vater hin. Warum sollten wir seinem Beispiel heute nicht mehr folgen? Welche Dienste sind in den letzten Jahren neu entstanden? Michael: Zum einen die Immigrantenarbeit von WEC, die vor 10 Jahren in der Schweiz entstanden ist. Besonders ermutigend ist «Betel», eine Gemeindegründungsarbeit unter Drogenabhängigen. Diese Arbeit begann in Spanien, gibt es heute aber weltweit in über 20 Ländern. In Europa ist sie zu 90 Prozent selbsttragend! «Resonance» ist ein eigener Kanal, um die Liebe Gottes mit Musik und Theater weiterzugeben. Das ist eine kulturerhaltende Arbeit, indem Jesus Christus zum Beispiel auf tibetische Art, mit tibetischer Musik, angebetet wird. «Rainbows of Hope» betreut Kinder in Krisensituationen. Einen Schwerpunkt bildet auch die Medienarbeit. «Radio Worldwide» versucht, über Internet und mit Videoclips entlegene Völker zu erreichen. Sind wir als Schweizer überhaupt für Mission geeignet? Unsere Schweizer Werte wie Pünktlichkeit, Sicherheit, Verlässlichkeit und Fleiss zählen in klassischen Missionsländern wenig... Gabriela: Ich habe den Eindruck, dass wir Schweizer recht anpassungsfähig sind. Wir lernen Fremdsprachen in der Schule, sind schon von klein auf multikulturell geprägt. Jeder Schweizer kann im Ausland
idea Spektrum 22.2013
Was habt ihr persönlich für Erfahrungen gemacht in der Mission? Michael: Wir haben erlebt, dass Krisen grosse Chancen fürs Evangelium sein können. Wir gerieten in Zentralasien in einen Völkermord, einen Genozid. Durch das Leiden hat sich ein verschlossenes Volk für den Glauben geöffnet. Die Leute haben gehört, wie wir Psalmen lasen, und sie fragten uns: «Was für ein Buch ist das? Das spricht direkt in mein Herz. Der Koran spricht nicht so zu mir.» Wir merkten, dass es sich lohnt, sich in andere Menschen zu investieren, auch wenn es zwischendurch sehr schwierige Situationen gab für uns als Familie. Wir haben viel über Gottes Herz und über das menschliche Herz gelernt. Gabriela: Wenn du mit Menschen aus einer anderen Kultur zusammen bist, hörst du ganz andere Fragen über Gott. Der eigene Glaube wird vertieft, indem du dich mit neuen Aspekten auseinandersetzt, auch weil ganz andere Dinge wichtig sind, wie zum Beispiel Gastfreundschaft, die Autorität des Familienoberhaupts, das Teilen der Finanzen in der erweiterten Familie und so weiter. Michael: Wir dürfen nur nicht den Anspruch haben, dass es uns immer gut geht, das hat uns Jesus nicht versprochen. Er sagte nicht, es werde keine Stürme geben, sondern er werde mit uns im Boot sein, wenn es stürmt.
«Wer keine klare Berufung für die Schweiz hat, sollte eigentlich Schritte Richtung Weltmission tun.» Michael Baltensperger Ein zentraler Wert von WEC International ist, dass er keine Spendenaufrufe verschickt, sondern auf Gottes Versorgung vertraut, wie sie in Matthäus 6,33 verheissen ist. Woher kommt diese Überzeugung, worauf ist sie zurückzuführen?
6
BR E N N P U N K T
Charles T. Studds Pioniergeist ist prägend Charles T. Studd wurde im Jahr 1860 als Sohn eines reichen Plantagenbesitzers in Indien geboren. Damals ahnte wohl niemand, dass er später zum Gründer einer Mission würde, die heute immer mehr an Bedeutung gewinnt. Mit 25 Jahren stellte er seinen Vermögensanteil von umgerechnet rund 4 Millionen Franken der Mission und gemeinnützigen Werken, wie zum Beispiel Georg Müller, zur Verfügung. 1885 reiste Studd im Dienst der ChinaInlandMission für zehn Jahre nach China und heiratete dort seine junge Braut Priscilla. Von 1900 bis 1906 diente er als Pastor der Unionskirche in Indien. Ein seltsames Plakat mit der Aufschrift «Kannibalen suchen Missionare» zog den asth makranken, bald 50jährigen Mann in seinen Bann, und so reiste er 1913 in den Kongo mit der brennenden Leidenschaft, das Evangelium von Jesus Christus den Unerreichten zu predigen. Von Gott hatte er die Verheissung erhalten, dass seine Reise nicht nur dem Herzen Afrikas, sondern der gesamten unerreichten Welt gelten sollte. 1923 waren bereits 40 Missionare im Kongo an der Arbeit. Charles T. Studd starb 1931 nach einem Malariaanfall als Missionar in Afrika. Aus der anfangs «Heart of Africa Mission» genannten Arbeit wurde im Jahre 1919 WEC (Worldwide Evangelisation Crusade), 1982 dann WEC International (Weltweiter Einsatz für Christus). Im August 1947 reiste David Batchelor, ein Schotte, im Auftrag des WEC England nach Zürich, wo er im Oktober 1948 den Schweizer Zweig des WEC gründete. Noch im gleichen Jahr erschien die erste Nummer des «Weltweit». Die erste Jahresrechnung verzeichnete Einnahmen von 6000 Franken. 1954 konnte mit Heini und Jo Schnyder ein vollamtliches Ehepaar für das Sekretariat des WEC Schweiz gewonnen werden. 1979 kaufte der WEC in Rüti ZH ein Haus für das HeimatTeam. Mit WEC Schweiz arbeiten über 100 interkulturelle Mitarbeiter in 28 Ländern. Dazu kommen jährlich noch bis zu 20 Kurzzeiter. Bei WEC International sind weltweit mehr als 1840 Mitarbeitende aus 50 verschiedenen Nationen tätig. 172 multikulturelle Teams, davon 94 im Gemeindebau, arbeiten unter fast 100 unerreichten Volksgruppen. Das internationale Büro zog 2011 von England nach Singapur, weil die grossen Missionare sendenden Länder heute in Asien und nicht mehr im Westen sind. Im Jubiläumsjahr will WEC International seine Struktur anpassen, um Gott möglichst effizient dienen zu können. Die Leiterschaft hat sich dabei ein klares Ziel gesetzt: «Wir wollen, dass der WEC einer Segelregatta gleicht, die sich schnell und wendig vorwärts bewegt, vom Wind des Heiligen Geistes getrieben – und nicht einem Tanker, der langsam und schwerfällig durch das Wasser gleitet.»
Gabriela: Auf Charles T. Studd, der primär von Gott abhängig sein wollte. Er vertraute darauf, dass Gott für ihn sorgt, weil es um seine Sache ging. Studd ging mit gutem Beispiel voran und verschenkte sein ganzes Erbe. Gott versorgte ihn daraufhin immer genau im richtigen Moment, so wie das auch Georg Müller, der Vater der Waisen in England, erlebt hatte. Michael: Vor vier Jahren prüften wir als WEC International diese Policy, ob das für uns immer noch aktuell ist. Uns wurde neu bewusst, dass Gott uns für diesen Lebensstil aus dem Glauben berufen hat. Das heisst aber nicht, dass andere Werke, die Spendenaufrufe machen, weniger geistlich sind. Für uns ist zentral, dass wir nicht von den Gebern oder vom Geld abhängig sind, sondern von Gott. WEC versteht sich als Dienstleister für die Gemeinden. Was für Bedürfnisse haben denn die Gemeinden? Michael: Wir wollen der Gemeinde helfen, den weltweiten Missionsauftrag wahrzunehmen. Es ist ja die Gemeinde, die Menschen aussendet. Es ist uns ein grosses Anliegen, in Gemeinden Missionsgottesdienste durchzuführen, bei denen es um Gottes Herz für die Verlorenen geht und nicht in erster Linie um WEC. Gabriela: Wir möchten, dass Gemeinden erleben, wie auf diesem Auftrag Gottes Segen liegt. Was sind die Hoffnungen für die Zukunft des WEC? Michael: Wir wünschen uns, dass Gemeinden mindestens zehn Prozent ihrer Mitglieder in den interkulturellen Dienst senden. Wir wünschen uns auch, dass Gemeinden uns als Partner sehen und nicht als Konkurrenzorganisation, die ihnen gute Leute und Geld wegnimmt. Wir möchten ein Segen sein für die Gemeinden, denn wenn Gemeinden Leute aussenden, kommt Segen zurück. Das sehen wir auch in der Bibel in Apostelgeschichte 11. Jerusalem sandte Barnabas nach Antiochia, dort wurde Geld für die Hungersnot gesammelt, das dann zurück nach Jerusalem gespendet wurde. Gibt es neue Projekte oder Arbeitsbereiche, die WEC in näherer Zukunft anpacken möchte? Michael: Die Immigrantenarbeit in der Schweiz beschäftigt uns. Wir wünschen uns eine stärkere Zusammenarbeit mit den Gemeinden und sind daran, unser Immigrantenteam neu aufzubauen, damit mehr Dynamik in die lokalen Teams kommt. Es gibt verschiedene Werke, die in der Migrantenarbeit tätig sind. Wir würden lieber vernetzter arbeiten, um so Kräfte zu sparen. Auf dem Herzen liegt uns auch «Business as Mission». Immer mehr Schweizer Christen ziehen aus beruflichen Gründen ins Ausland. Wir möchten, dass sie in Gemeindegründungsteams eingebunden werden. So könnten sie Businesskontakte nutzen, um die Menschen vor Ort mit Jesus bekannt zu machen. Diese Berufsleute möchten wir unterstützen. Interview: CHRISTIAN BACHMANN
Small Talk – Rhetorik – Konflikte Für Kommunikation: Die Kunst der Kommunikation
Reklame Bilder: WEC/zvg
idea Spektrum 22.2013
tag e ssc h au
7
den christlichen bildungsauftrag neu entdecken bildunG Wie müsste ein Bildungsangebot aussehen, um christliche Positionen nachhaltig in den gesellschaftlichen
Diskurs einzubringen? Mit dieser und vielen weiteren Fragen rund um die Bildung befassten sich an einem Treffen in Aarau die Vertreter theologischer Seminare, christlicher Werke und Verbände. Das Thema wird weiter behandelt. Während Jahrhunderten haben in Europa die Kirchen das Bildungswesen massgeblich mitgestaltet. Bis heute engagieren sich Christen in den sogenannten Entwicklungsländern intensiv im Bildungsbereich. Und in der Schweiz? Hat die christliche Gemeinde ihren Bildungsauftrag hier aus der Hand gegeben? Welchen Stellenwert hat die Bildung für Kirchen und Gemeinden? Sind Christen im Bildungswesen präsent? Leisten sie einen bewussten Beitrag an Forschung und Lehre? Haben sie Kompetenz und Stellung, um dort mitzudiskutieren, wo gesellschaftsrelevante Entscheide gefällt werden? Seit einiger Zeit beschäftigt sich eine Spurgruppe – koordiniert von Paul Beyeler und Dieter Bösser – mit der Bildungssituation in der Schweiz. Unter dem Arbeitstitel «Projekt Campus Schweiz» luden sie nun Interessenvertreter zu einem Treffen ein. Ausgangspunkt bildete Roland Mahlers Referat über die Perspektiven einer christlichen Hochschulbildung. Der Theologe und Psychotherapeut begann sein Referat mit einem Zitat aus dem Dylan-Klassiker «Ballad of a Thin Man»: Mr. Jones betritt mit einem Bleistift in der Hand
Paul Beyeler
Roland Mahler
Dieter Bösser
Sie diskutierten: Benedikt Walker, Hans-Walter Schäublin, Walter Dürr, Peter Henning, Hans-Ulrich Bigler, Peter Deutsch (v.l.n.r.)
einen Raum und findet dort einen nackten Mann. Obwohl er sich bemüht, scheitert der Intellektuelle an der angetroffenen Realität. In seinem Überblick über die Geistesgeschichte legte Mahler dar, wie Idealismus und Existentialismus scheiterten. Der Relativismus führte zur Flucht in die Leiblichkeit und habe «ein Wissen ohne Ahnung vom Leben» gefördert. Die Hirnforschung rücke das Bewusstsein ins Zentrum. Gott wird zum Konstrukt. Mahler erinnerte: «Wissen bedarf der Vertiefung durch die Weisheit im Blick auf die Herausforderungen des Menschen
wie Tod, Freiheit, Einsamkeit und Sinn.» Weisheit könne man nicht schaffen, aber Räume, damit Menschen Weisheit erfahren können. An der Podiumsdiskussion beteiligten sich Benedikt Walker (VBG), Peter Deutsch (Fürsprecher, VFG), Hans-Walter Stäublin (Institut Berg), Walter Dürr (Theologe, Autor), Peter Henning (ehemals Rektor am TDS) und Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Gewerbeverbands. Letzterer meinte, Christen müssten sich an den entscheidenden Stellen in der Gesellschaft engagieren. «Wie werden Christen zu solchen
Auch in dEr SchwEiz bEtEiliGtEn Sich chriStEn Am «GlobAl outrEAch dAy»
Globaler Einsatz für das Evangelium Weltweit bezeugten am Samstag mehrere Millionen Christen ihren Glauben am «Global Outreach Day» (G.O.D.). Auch in der Schweiz fanden verschiedene Aktivitäten statt. In Zürich organisierte der Verein «Fingerprint» mehrere evangelistische Einsätze. Nach einer Gebetszeit wurden verschiedene Teams gebildet, die den Gaben der unterschiedlichen Teilnehmer entsprachen. Ein Team verteilte Rosen an Prostituierte und sprach ihnen Würde zu, andere verschenkten Kinderbibeln, ein grosser Flashmob im Zürcher Hauptbahnidea Spektrum 22.2013
hof sorgte für Aufsehen. «Mehrere Menschen luden Jesus in ihr Leben ein. Ein Mann machte mitten in der Bahnhofshalle einen Neuanfang mit Gott», berichtet Leiter Stephan Maag. Am Abend wurde ein Nachtclub besucht: «Überall junge Leute, die beten und zusammen Jesus verkünden, die Bibel lesen und Zeugnis sind... eine total verrückte Situation. Der Wirt bedankte sich sogar dafür», freut sich Maag. Zu später Stunde habe er noch ein SMS einer Teilnehmerin bekommen: «Wir durften für einen jungen Mann beten, der Epilepsie Bilder: idea/Rolf Höneisen; zvg
hat und er gab sein Leben Jesus. Er ging mit einer Bibel beschenkt nach Hause.» Der zweite «G.O.D.» nach 2012 stand unter dem Motto: «Everyone can reach someone!» – «Jeder kann jemanden erreichen!». Die Vision ist es, in über 200 Ländern das Evangelium zu verkünden. Zum Mitmachen aufgerufen sind sowohl Einzelpersonen, wie auch ganze Gemeinden und Organisationen. Christof bauernfeind www.globaloutreachday.com
Persönlichkeiten?», fragte darauf Walter Dürr. Sie brauchten eine vertiefte Auslegung der Schrift, um Moderne und Postmoderne zu hinterfragen und Alternativen zu bieten. In der Schlussrunde fand man sich doch noch. Man dürfe den Herausforderungen nicht ausweichen. Zum Fachwissen gehöre die Fähigkeit, Erkenntnisse aus der Bibel in die Gesellschaft zu transferieren. Hier setzt eine Projektidee an, die Dieter Bösser skizzierte. Für die Aneignung der notwendigen Kompetenzen brauche es theologische Grundlagen, diskursives Denken, Sprachfähigkeit und christusorientierte Spiritualität. «Campus Schweiz» schlägt den Aufbau verschiedener MasterStudiengänge an einer akkreditierten Schweizer Institution vor. Dies würde allen nützen: den Kirchen und Gemeinden, den theologischen Seminaren, den Nicht-Theologen (die eine Masterausbildung mit christlichen Inhalten absolvieren könnten) und letztlich der Gesellschaft. Als nächstes wollen sich Vertreter von Ausbildungsstätten sowie Freikirchenleiter als Projektgruppe treffen, um weitere, grundsätzliche Fragen zu erörtern. rolf höneisen
8
s t e lle n
Die „wg neuewelt“ bietet 20 Menschen, welche psychisch erkrankt sind, ein vorübergehendes Zuhause an. Die BewohnerInnen erfahren in Fragen der Alltags- und Lebensbewältigung eine fachlich qualifizierte Betreuung. Die „wg neuewelt“ arbeitet nach den qualitativen Vorgaben der IVSE und nach der ISO-Norm 9001:2008. Zur Ergänzung unseres Betreuerteams suchen wir nach Vereinbarung eine
Fachperson Psychiatriepflege 80 – 100% Als Bezugsperson sind Sie in Zusammenarbeit mit dem Therapieleiter und dem Betreuerteam für das Planen und Umsetzen der individuellen Therapieprozesse verantwortlich. Sie verfügen über eine abgeschlossene Ausbildung als Fachperson Psychiatriepflege. Sie sind kontaktfreudig, teamfähig und leben Ihren christlichen Glauben. Sie arbeiten gerne vernetzt mit anderen Fachstellen zusammen und setzen sich für die praktischen Anliegen der BewohnerInnen ein. Sie können Konflikte austragen ohne Ihre Wertschätzung gegenüber den BewohnerInnen zu verlieren. Interessiert? Dann erwarten wir Ihre Bewerbung: „wg neuewelt“, Andreas Meier, Emil Frey-Str. 41, 4142 Münchenstein, Telefon 061 331 64 40, a.meier@zemwaeg.ch
Leiter/in Medienstelle EGW 80–100% Infolge Pensionierung der bisherigen Stelleninhaberin suchen wir per 1.11.2013 eine/n Nachfolger/in für die Leitung der Medienstelle des Evangelischen Gemeinschaftswerkes. Haben Sie ein journalistisches Flair, sind Sie kontaktfreudig, kommunikativ und haben ein Herz für Jesus und die christliche Gemeinde? Wir bieten: Engagiertes Mitarbeiterteam Zeitgemässe Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten Sehr gute Büro-Infrastruktur Möglichkeit zur Mitgestaltung des neuen Medienkonzeptes Ihr Profil: -
Journalistische und redaktionelle Erfahrung Sehr gute Deutschkenntnisse, gute Englischkenntnisse Freude am Schreiben Kenntnisse in Fotografie Geübt im Umgang mit Internetsoftware Selbständige und initiative Arbeitsweise
Arbeitsort: Stellenantritt:
Worblaufen (sehr guter ÖV-Anschluss, Parkplätze) nach Vereinbarung / stufenweiser Einstieg ist möglich
Sie tragen als zukünftiger Leiter/in der Medienstelle die Verantwortung für die Herausgabe unserer Monatszeitschrift (wort+wärch), für die Jahrespublikationen des Gesamtwerkes, betreuen die EGW-Homepage und entwickeln den Medienauftritt des EGWs weiter (neue Medien, Facebook …) Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann bewerben Sie Sich in schriftlicher oder digitaler Form bei: Evangelisches Gemeinschaftswerk, Urs Eugster, Ressort Kontakte Längackerweg 18 Postfach 101 3048 Worblaufen urs.eugster@egw.ch www.egw.ch
Privatschule salta Oberdorfstrasse 18 5722 Gränichen 062 842 65 57 www.salta-privatschule.ch Die salta ist eine Privatschule auf christlicher Basis in Gränichen AG mit insgesamt ca. 60 Kindern. Unser Angebot reicht von der Spielgruppe bis zur Oberstufe.
Wir suchen per August 2013: Lehrperson/en für die 4./5. Klasse Primar Pensum 100% Lehrperson/en für die Oberstufe Pensum 60-80% Sie bringen mit: Eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus; ein anerkanntes Lehrdiplom für die jeweilige Stufe; Freude am Unterrichten in altersdurchmischten Gruppen; Oberstufe: Bereitschaft im Modell Lernlandschaften zu unterrichten. Es erwartet Sie: Eine spannende und erfüllende Aufgabe an einer innovativen, sich weiter entwickelnden Schule; vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten des Unterrichts und ein motiviertes Team. Interessiert? Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung! Privatschule salta, Oberdorfstrasse 18, 5722 Gränichen Gerne beantworten wir Ihre Fragen unter Fon 062 842 65 57
Die Stiftung BPN fördert die Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen in Entwicklungsländern. Sie bietet fähigen Unternehmern Kredite, vermittelt Business-Know-how und persönliches Coaching. Wir suchen per sofort oder nach Vereinbarung eine selbständige Person mit Lebenserfahrung für die Stelle
Leitung Buchhaltung / Administration (20 - 40 Stellenprozente, ev. erweiterbar)
Nach einer gründlichen Einarbeitung übernehmen sie bald die Buchhaltung und Spendenadministration. Weiter gehören je nach Pensum, Ausbildung und Erfahrung selbständiger Jahresabschluss, Lohnbuchhaltung und Vertragsadministration. Die Leitungsperson Buchhaltung arbeitet eng mit dem CEO zusammen. Der Arbeitsort ist in Bern und mit ÖV oder Auto gut erreichbar. Wir suchen eine Person mit folgendem Profil: gute Buchhaltungskenntnisse einige Jahre Berufserfahrung selbständige Arbeitsweise verantwortungsbewusst und zuverlässig kaufmännische / betriebswirtschaftliche Aus- oder Weiterbildung gute EDV-Kenntnisse (Microsoft Office) flexibel in der Gestaltung der Arbeitszeit Absicht zur längerfristigen Mitarbeit Bekennender Christ Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung mit Foto an: Stiftung BPN Herrn Roland Frauchiger, CEO Fabrikstrasse 2, 3012 Bern Tel. 031 305 25 27, roland.frauchiger@bpn.ch Weitere Infos unter: www.bpn.ch oder telefonisch
idea Spektrum 22.2013
w i r t sc h a f t/ Kolu m n e
9
Wenn auch Nachfolger vorausschauen äXGüSI GeSchäftSüBerGaBe Zu den grössten Herausforderungen einer KMU gehört die
Regelung der Nachfolge. Nach kontinuierlichem Gespräch und viel Gebet übernimmt bei ABS Israel Travel im thurgauischen Hauptwil demnächst die junge Generation.
In vielen KMUs (kleinere und mittlere Unternehmen) ist eine überlegte, frühzeitig eingefädelte Übergabe der Geschäftstätigkeit weithin ein Fremdwort. Plötzlich scheint der richtige Zeitpunkt verpasst, das Unheil nicht mehr abzuwenden: Zu unterschiedlich die Ansichten über Zielsetzungen und Strategien oder gewachsene Strukturen. Die ABS Israel Travel in Hauptwil TG hat die nötige Weichenstellung frühzeitig vorgenommen.
In den Startlöchern
Eliel Brunnschweiler (der Vorname bedeutet «Mein Gott ist Gott») studierte Betriebswirtschaft und plante eine internationale Karriere. Wenn da nicht seine Eltern mit ihrem Reisebüro wären – und die Finanzkrisen. «Die Lage im Nahen Osten schlägt sich direkt in unserem Geschäftsgang nieder», schauen Annemarie und Reiner Brunnschweiler auf die wechselvolle Geschichte ihres Unternehmens zurück. Sie nennen die zum Teil einseitige Darstellung Israels in den meisten Medien oder Rück-
Urlaub – traumreise Für Individual- und Gruppenreisen (Gemeindeferien, Interessengruppen, Pastoren, Landwirte) verspricht ABS Israel Travel «eine traumhafte Beratung für ein traumhaftes Land.» Das spezialisierte Reisebüro organisierte etwa die Israelreise der Parlamentarischen Gruppe Schweiz– Israel von Anfang Mai. Auch die beliebten «Medjoul»-Datteln gehören zum Angebot. Das Familienunternehmen beabsichtigt nicht einseitige Konzentration auf Wachstum, sondern will «ausserordentlich und speziell» bleiben. Dazu gehört das tägliche Gebet für die Kunden der ABS sowie für Israel, seine Regierung und Soldaten – auch während der Aufenthalte im Land selbst. www.abstravel.ch
idea Spektrum 22.2013
schläge wegen kriegerischer Auseinandersetzungen. «Nach der Gründung 1996 trafen wir drei Jahre später bewusst die Entscheidung, weiterhin ein Zeugnis an und für Israel zu sein», beschreibt Annemarie Brunnschweiler. Damit stand fest, dass der Begriff «Israel» im Namen bestehen bleibt. «Gott hat diesen Entscheid immer wieder bestätigt.» Eliel bekam alle diese Überlegungen mit. «Doch es war das Geschäft meiner Eltern, nicht meins.» Bis zur Finanzkrise 2008. «Ich realisierte, wie vergänglich Erfolg sein kann. Der Wunsch wuchs, etwas mit Bestand zu machen.» Die beiden Generationen waren in ihrer persönlichen Entwicklung einen Schritt weiter gekommen – und unbewusst in geschäftlicher Hinsicht aufeinander zugegangen.
Besondere (Vor-)Geschichte
Reiner Brunnschweiler ist die fünfte Generation einer alten Textilunternehmerfamilie. «Meine Vorfahren waren echte ‹Patrons›, richteten eine eigene Krankenkasse und Altersvorsorge für die 200 Angestellten ein», erzählt er. Das Firmendomizil befindet sich an einem geschichtsträchtigen Ort. «In der stattlichen Stube unseres Wohnhauses wurde 1798 im Umfeld des ‹Züriputsches› ein Freiheitsbrief unterzeichnet.» An diesen Anlass erinnert eine Eiche im Dorf – «unser ‹Rütli› in Hauptwil», scherzt er. Seine Frau ergänzt: «Seit je wird in diesem Haus viel gebetet. Hier wurde die Freie Evangelische Gemeinde Hauptwil gegründet. Das Haus prägte die Menschen, aber auch den Ort.» Das Paar hielt diesem ganz speziellen Haus bewusst die Treue. Hier soll demnächst auch die Stabübergabe erfolgen.
Grosse Vision bleibt erhalten
Und die eigentliche Ablösung? «Der Generationenwechsel erfolgt fliessend. Wir haben keinen Zeitplan fixiert», sagen Vater und Sohn Brunnschweiler übereinstimmend. «Wir teilen
«Alles klar»: Annemarie, Reiner (sitzend) und Eliel Brunnschweiler.
das Büro und lernen Tag für Tag voneinander», erklärt Annemarie Brunnschweiler. Mit ihrer sympathischen und gewinnenden Art bildet sie die «Seele» von ABS Israel Travel. Ihr als Mutter und Geschäftsfrau war ein geordneter, nachhaltiger Übergang «ohne laute Töne» ein grosses Anliegen. «Am meisten freue ich mich, dass die Unterstützung Israels im bisherigen Sinn weitergeht», sagt sie dankbar. Eliel Brunnschweiler (32) ist sich dieses moralischen Erbes seiner Eltern bewusst. Ihm ist es wichtig, den besonderen Status von Israel auch der jungen Generation zu vermitteln. Die bewährten Angebote von ABS Israel Travel möchte er beibehalten. «Sobald meine Eltern den Stab definitiv übergeben wollen, bin ich bereit», meint er lächelnd. THOMAS FEUZ Bilder: zvg
er chunnt! Eigentlich bin ich nicht wetterabhängig. Aber diesmal hat der Frühling auch mir zugesetzt: statt wärmende Sonnenstrahlen wirbelnde Schneeflocken, statt laue Frühlingslüfte eisige Bise, statt Himmelsblau Nebelschwaden, statt frisches Grün nur Grau in Grau. Die dicke Winterjacke hatte ich mindestens drei Mal mottensicher weggesperrt, um sie kurz darauf schlotternd wieder hervorzuholen. Der Winter wollte nicht weichen. Und was hörte ich? Laut und eindringlich: «Da-dii, Da-dii, Da-dii! … Er chunnt, er chunnt!» Die Kohlmeise schmetterte ihren Ruf an einem winterlich-grauen Frühlingstag unermüdlich, fast penetrant, vom Kastanienbaum vor unserm Haus. «Das glaubst auch nur du, dass er kommt, der Frühling. Du hast die Wetterprognosen nicht gehört», denke ich bei mir. Diese Beobachtung wird mir zur Predigt, die Kohlmeise zum Vorbild. Die Meise lässt sich von den winterlichen Verhältnissen nicht verwirren. Sie ist überzeugt: Er chunnt! Und diese Überzeugung behält sie nicht für sich. Alle sollen es hören, immer und immer wieder. Und ich? Wie oft lasse ich mich durch «winterliche» Lebensumstände und Situationen verunsichern in meinem Glauben. Ängste und Zweifel kommen auf. Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit bedrücken mich. Sorgen und ungelöste Fragen nebeln mich ein. Die Kohlmeise erteilt mir eine Glaubenslektion: Er chunnt! Er kommt! Gott kommt! Ja, er ist schon da, wenn noch gar nichts darauf hindeutet, wenn die Situation und die Umstände noch grau und frostig sind. «Was betrübst du dich meine Seele und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.» (Psalm 42,12) Danke, liebe Kohlmeise! MAriAnnE vOnlAnTHEn
Die Autorin war Lehrerin und Katechetin und schreibt gelegentlich Kolumnen.
10
TAG E SSC H AU
MenSchen
Wenn jesus zum Geben beschenkt
ago Bürki-filienz
STM-jahreSfeST Selten druckte die Schweizerische Traktatmission so viele Traktate
Ende April starb Ago Bürki-Filienz im 93. Lebensjahr. Ago war die Ehefrau des VBGGründers Hans Bürki und prägte die VBG über Jahrzehnte mit. Eine ihrer Überzeugungen lautete: «Ein ganzer Mensch ist nicht ein unversehrter, sondern ein geheilter Mensch.» (idea).
Myles Munroe
Dr. Munroe war Referent am Swiss Economic Forum 2012. Nun wird der renommierte Autor, Pastor und Trainer für Führungskräfte am 9. Juni 2013 im Kursaal in Bern sprechen. Dies im Rahmen der ersten Future Leader Forum Conference. Sie wird organisiert vom International Kingdom Center. (idea) – www.int.kingdomcenter.ch
Gottfried locher
Der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK) traf sich in Ägypten mit Vertretern der Evangelischen Kirchen und dem Schweizer Botschafter. «Ein Land, das seine Kinder vertreibt, ist nicht frei», sagte Gottfried Locher in Richtung der ägyptischen Machthaber. Der Wunsch nach Freiheit erfülle sich nie, wenn sie nur einem Teil der Menschen zuerkannt werde. (idea)
nina hagen
In einem Interview mit der «Basler Zeitung» sagte die Sängerin, die sich vor vier Jahren evangelisch taufen liess: «Wolf Biermann hat mir mal gesagt, der liebe Gott müsse etwas Grosses mit mir vorhaben, sonst wäre ich die Frau eines Zahnarztes geworden. Ich sehe aber, dass Gott mit jedem Menschen was ganz Grosses vorhat.» Sie sei von Gott gewollt gewesen, sagte sie weiter, «so wie jeder andere Mensch auch.» (idea)
wie letztes Jahr. Am Sonntag definierte sie ihre Vision und die zukünftige Ausrichtung. «Das Entscheidende passiert im Hintergrund», betonte Präsident Lukas Stolz an der Mitgliederversammlung in Sumiswald BE. Er berichtete von überraschenden Auswirkungen von Traktaten.
Mit vereinten, jungen Kräften
Selten hat eine 100-jährige Organisation einen so jungen Vorstand: «Wir sind dankbar für das Mitwirken von jungen Theologen und Kräften», sagte der langjährige Präsident Jakob Peyer. Sein Beziehungsnetz zu Ausbildungsstätten zeigt vielfältige Auswirkungen. Letztes Jahr druckte die STM 24 Traktate in einer Auflage von über einer halben Million. 1800 Regierungs- und
Parlamentsmitglieder erhielten das Bettags-Traktat. Die «Vision der STM» definiert Evangelisation ganzheitlich und ermutigt zum Gründen neuer Traktatverteilgruppen. Die Tagung wurde mit einem Zeugnisgottesdienst und Abendmahl abgeschlossen. In einer kernigen Predigt machte Matthias Mauerhofer Mut, sich von Gott beschenken zu lassen und davon weiterzugeben. «Christen haben eine bereinigte Vergangenheit, eine geregelte Gegenwart und eine gesicherte Zukunft. Was für ein Geschenk!», sage der Pastor der örtlichen FEG. Thomas Feuz www.christliche-schriften.ch
«Beschenkt»: der STM-Vorstand.
ehrung für Pfarrer mit dem Waldsofa DienSTaGSMail-aWarD Wie einst Gallus lebte Patrick Schwarzenbach im Wald und wurde so zum Medienthema. Dafür erhielt der Pfarrer jetzt eine Auszeichnung.
70 Personen feierten in der Friedenskirche in Zürich die Verleihung des Awards für Öffentlichkeitsarbeit. Die Wahl des neuen Papstes sei «himmlisches Hollywood» gewesen, seine Einsetzung ein pompöses Spektakel, ähnlich einer Königswahl. Obwohl die Welt immer säkularer werde, seien Medien rund um den Erdball in Zugzwang geraten, die Papstwahl zu kommentieren, führte Markus Baumgartner am DienstagsmailFest aus. Der PR-Berater ist Initiator des «Dienstagsmails» und des Awards für Öffentlichkeit, mit dem er seit drei Jahren Christen auszeichnet, welche durch ihr Engagement ein positives Medienecho auslösen. Nominiert waren Ernst Tanner, der vor vierzig Jahren die Helimission gegründet hat, die Heilsarmeeband «Takasa» und der St. Galler Pfarrer Patrick Schwarzenbach. Tanner wies mehrfach darauf hin, dass die Helimission nur dank viel göttlicher Hilfe und Bewahrung erfolgreich sei. Martin
Bilder: idea/Christof Bauernfeind; Mirjam Fisch; VGB; SEK; zvg
Im Rampenlicht: Markus Baumgartner (v.l.n.r.), Ernst Tanner, Patrick Schwarzenbach (Preisträger) und Takasa-Posaunist Michel Sterckx.
Künzi, Marketingleiter der Heilsarmee, berichtete von seinen Erlebnissen rund um den ESC und Patrick Schwarzenbach von seinem dreimonatigen Aufenthalt im Wald. Beide hatten grossen Respekt vor möglichen Missverständnissen gehabt, welche die Medien verbreiten könnten. Aber sie stufen ihre zahlreichen Kontakte mit Journalisten als positiv ein. Der christliche Glaube als Grund ihrer Aktivitäten sei gut aufgenommen worden.
Megafon als Preis
«Mit einzelnen Journalisten ergaben sich gute Gespräche. Auch andere Besucher kamen auf mei-
nem Sofa im Wald zur Ruhe», erzählte der junge St. Galler Pfarrer, der am meisten Stimmen für seine Aktion gewann. Der Preis besteht aus einem Megafon und einer Führung mit Besuch einer Sendung im Schweizer Fernsehen. Als weiterer Gast berichtete Pfarrer Roland Diethelm von seiner Motivation, im «Blick am Abend» alle zwei Wochen die Kolumne Heiliger Bimbam zu schreiben. «Mit nur 1300 Zeichen auf lebenswichtige Themen einzugehen ist eine grosse Herausforderung, aber auch eine Chance.» mirjam Fisch-köhler idea Spektrum 22.2013
tag e ssc h au
Damit der «Ball» auch ins herz rollt
JouRnaL
unihockey 130 Jugendliche unter 13 Jahren massen sich am Samstag beim BESJ-
Gefragte nummer 143
11
Das Angebot des BESJ (Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen) kommt bei Teenagern, ihren Eltern und kirchlichen Gemeinden an. «Das evangelistische Tool wird gern genutzt», freut sich Bundessekretär Peter Blaser.
2012 bearbeiteten die 640 Freiwilligen der «Dargebotenen Hand» über 213 239 Telefonkontakte. Die Zahl der eigentlichen Gespräche belief sich auf 150 679 (+1,9 Prozent) und 4600 Online-Kontakte (+ 7,4 Prozent). Zu den Ratsuchenden gehören primär die 41- bis 65-Jährigen. Hauptanliegen sind psychische Leiden. (idea)
Wettkampf auf nationaler ebene
erneuertes Führungsteam
Masters. Am nächsten Wochenende kämpfen die über 16-Jährigen um den Pokal.
«Die BESJ-Liga findet in sieben Zonen in der Deutschschweiz und in den Alterskategorien U11, U13, U16 und Open statt«, erklärt Sportsekretärin Naomi Hinsen. «Jede Zone führt individuell Meisterschaften durch. Die besten Teams messen sich an der Schweizermeisterschaft, dem BESJ Masters.» Am letzten Samstag war es wieder soweit: Über 130 motivierte Spieler im Alter von acht bis zwölf Jahren kämpften im «U13 Masters» um den begehrten Pokal. Gesiegt hat das «Dreamteam Bäretswil» (ZH), gefolgt vom UHC «Skorpions» Schiers (GR) und dem UHC JS Stamme (ZH). Die nächste Herausforderung steht am Wochenende in Riehen BS bevor: Beim «U16 Masters»
Mit vollem Einsatz dabei: Teilnehmende am Final des BESJ-Masters in Thayngen SH. Auch kirchenferne Teens machten begeistert mit.
treffen die unter 16-Jährigen aufeinander. «Erfahrungsgemäss ist der Ehrgeiz in diesen Altersklassen sogar noch grösser. Die Spiele finden auf einem relativ hohen Niveau statt.» Zum zweitägigen Turnier gehören ebenfalls ein Abendprogramm und ein Gottesdienst.
kinder und eltern erreichen
Der BESJ legt Wert auf eine gemeindeorientierte und langfristige Arbeit. «Wir wollen Kindern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten», sagt Peter Blaser. «Aber wir möchten sie in erster
Linie mit dem christlichen Glauben bekannt machen und zu einer persönlichen Beziehung mit Jesus Christus ermutigen.» Es geht um mehr als «nur» ums Tore schiessen, ist auch Naomi Hinsen überzeugt. «Durch die Sportarbeit sollen die Herzen der Spieler mit dem Evangelium erreicht werden.» Ihre persönliche Vision: «Gemeinden erkennen die Chancen der Sportarbeit für den Gemeindebau und investieren deshalb in ihre Teams.» THOMAS FEUZ www.besj.ch/sport/masters
Ruhe finden und aus der Stille leiten VBG-SeminaR Leitungspersönlichkeiten beschäftigen sich in Rasa TI eine Woche lang mit dem Thema Stille. Das Ziel: Im Alltag bewusst Oasen der Stille schaffen.
«Momente der Stille helfen mir, die Geschehnisse mit Gottes Augen zu sehen», sagt Benedikt Walker, Leiter der VBG (Vereinigte Bibelgruppen; Christ sein in Beruf, Studium und Schule). Die persönliche Erfahrung des promovierten Chemikers: «Meist ist unser Alltag von Hektik und Stress geprägt. Leiten und Verantwortung übernehmen aber sollten schöne Aufgaben sein.»
Grosse geistliche Dimension
Walker leitet zusammen mit Thomas Bucher das Seminar «Leiten aus der Stille» im Campo Rasa. In der erhabenen Natur des Centovalli sensibilisieren sie für die geistliche Dimension der Stille. idea Spektrum 22.2013
«Unser Alltag wird oft von Lärmquellen bestimmt. Viele sind verunsichert, wie sie damit umgehen sollen», sagt Thomas Bucher, von OM Europa und der Europäischen Evangelischen Allianz. «Wir möchten uns bewusst der Stille aussetzen, Erkanntes gemeinsam vertiefen und im Alltag verankern.» Tagesgebete machen Mut, Oasen der Stille zu schaffen. Das Seminar dauert bis am Freitag. Auch individuelle «Sucher» finden in den Hügeln rund ums «Campo» eine prägende Stille. Und danach sicher auch in den Herausforderungen des Alltags.
25 Jahre Zoe-Gemeinde
Zusammen mit rund 250 Besuchern feierte das Zoe-GospelCenter in Zürich-Altstetten sein 25-jähriges Bestehen. Gemeindeleiter Peter Hasler betonte, man wolle «mit allen gläubigen Christen gemeinsam unterwegs sein, Jesu Liebe zeigen durch diakonischen Dienst, weltweite Hilfsprojekte sowie durch die Bibelschule in Brugg AG, um die Gläubigen weiter zu fördern». Die Schweiz sei in Sachen Glauben eine Vorreiterin und das solle weiterhin so bleiben. Zoe sehe sich in der freikirchlichen Tradition verankert und wolle helfen, «Kirche neu zu definieren». (idea)
mission 21 im Plus
THOMAS FEUZ www.vbg.net, www.camporasa.ch
An der Mitgliederversammlung der Schweizerischen Bibelgesellschaft wurde der zurücktretende Präsident Jakob Bösch gewürdigt und sein Nachfolger Reto Mayer mit grossem Mehr gewählt. Martin Vogler rückt als Vize-Präsident nach. Das zurücktretende Vorstandsmitglied Hansruedi Herzog wird durch Antje Ulrike KirchhoferGriasch von der Christkatholischen Kirche ersetzt. Das Berichtsjahr 2012 schliesst mit einem Gewinn von rund 72 000 Franken ab. (idea).
Kraft schöpfen, die nächste Etappe angehen: der Wunsch vieler! Bilder: zvg
«mission 21», ein Werk der evangelisch-reformierten Kirche, schloss das Jahr 2012 mit einem positiven Finanzergebnis ab. Bei 13,6 Millionen Franken Einnahmen resultierte ein Überschuss von 164 886 Franken. Zu diesem Ergebnis trugen grosse Sparbemühungen bei. Die Spenden aus Kirchgemeinden, die gegen 60 Prozent der Gönnererträge ausmachen, gingen gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Prozent zurück. 16,5 Prozent der Mittel steuerte das DEZA bei. Seit November 2012 hat «mission 21» den Status der Gemeinnützigkeit. (idea)
12
P u bl i r e P or tag e
Erhellende Einsichten für die nächste Wegstrecke „Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuss und ein Licht auf meinem Pfad”(Ps 119,105). Dieser Psalmvers kam mir unlängst in den Sinn. Auslöser dafür war meine neue Stirnlampe, die mir mit ihrem hellen Schein den Weg durch die Nacht wies. Die Bibel als Lichtquelle für den Lebensweg – diese Metapher erschien mir in diesem Moment völlig einleuchtend. Beim Weitergehen hatte ich jedoch auch ganz andere Stimmen im Ohr. Die Bibel – für viele Menschen ist dies doch nur noch ein Buch mit sieben Siegeln. Zur persönlichen Erbauung mögen ein paar schöne Verse vielleicht noch taugen. Aber als Orientierungshilfe in komplexen gesellschaftlichen und kirchlichen Fragestellungen? Nein – ich halte die Bibel nicht für ein simples Rezeptbuch, das stets pfannenfertige Lösungen und zweifelsfreie Anweisungen liefert. Aber fanden nicht quer durch die Jahrhunderte immer wieder Menschen in der Bibel erhellende Einsichten für ihre nächste Wegstrecke? Bei diesem Gedanken musste ich an ein Zitat aus einem Brief denken, den Konrad Grebel 1524 geschrieben hat: „Nachdem aber auch wir die Schrift selbst zur Hand genommen und auf alle möglichen Punkte hin untersucht haben, sind wir eines Besseren belehrt worden.” Lukas Amstutz Dozent am Theologischen Seminar Bienenberg
Neuer Schwung für Mitarbeitende in der Gemeinde Gemeinde, die in ihrem Umfeld ihre Mission leben will, fördert ihre Mitglieder in ihren Gaben und ihrem Dienst durch Begleitung und Weiterbildung. Dazu gehört auch eine biblische und theologische Grundlegung. Und dafür gibt es ein neues Schulungsprogramm:
15 Schulungseinheiten zwischen September 2013 und Juni 2014 Termine: www.bienenberg.ch/gemsem2.0
richtet sich an Frauen & Männer, die sich nebenberuflich/ehrenamtlich in der Gemeinde engagieren sich fundiert weiterbilden wollen nur begrenzt oder auch punktuell Zeit dafür einsetzen können interessiert sind an Themen wie:
jeweils 12 Stunden Unterricht Freitagnachmittag und Samstag Freiwillige Vertiefung anhand von Leseempfehlungen Jeder Kurs kann einzeln belegt werden (66 CHF p.P/Kurs, 5 Kurse 55 CHF p.P/Kurs) Kursort: Bienenberg, Liestal
Schalom: Biblische Perspektiven einer Kultur des Friedens Der rote Faden durch die Bibel: Schalom Gewalt, Ungerechtigkeit und Frieden in der Bibel: Exemplarische Studien Die Politik Jesu für Kirche und Gesellschaft Jesus in seinem Kontext verstehen Die Bergpredigt als Leitfaden einer Kontrastgesellschaft Paulus von Jesus her lesen und interpretieren Wesen und Kultur der Kirche Gemeinde/Kirche sein: The Medium Is The Message Gemeindebaukonzepte verstehen und evaluieren Wie Menschen Christen werden: Believing-Belonging-Behaving Gemeinde/Kirche & Gesellschaft: Modelle der Integration, Kooperation, Separation Die gesellschaftsgestaltende Kraft der Gemeinde/Kirche – Innovative Projekte in Geschichte und Gegenwart Die gesellschaftskritische Stimme der Gemeinde/Kirche – Geschichte des religiösen Nonkonformismus Die Vielfalt der Kirchen in der Gesellschaft – Beispiele zwischenkirchlicher Beziehungen in Geschichte & Gegenwart Als Gemeinde/Kirche verantwortlich in der Welt leben Die Bedeutung von Bibel & Gemeinschaft bei der ethischen Entscheidungsfindung Exemplarische Studien zu ethischen Themen Die westliche Kultur und ihren Kontext verstehen Als ob es Gott nicht gäbe: Christliche Existenz in nachchristlicher Gesellschaft Spiritualität und Religionen in einer pluralistischen Gesellschaft Unterrichtende: Lukas Amstutz, Martin Forster, Dr. Bernhard Ott, Dr. Heike Geist,
Dr. Thomas Dauwalter, Frieder Boller, Dr. Hanspeter Jecker www.bienenberg.ch/gemsem2.0 4410 Liestal, +41 61 906 7800 info@bienenberg.ch www.facebook.com/bienenberg www.bienenberg-blog.ch idea Spektrum 22.2013
F ORU M
SYNERGIE Einander vertrauen Familienunternehmen, die sich über Generationen entwickeln, sind ein Ausdruck des Segens von oben. Für einen Generationentransfer müssen viele Faktoren stimmen. Ich bin selber mittendrin: Ab nächstem Jahr übergebe ich den Vorsitz der Geschäftsleitung an die 5. Generation. Das Thema «Vertrauen haben» nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Mich beeindrucken die Juden und katholischen Glaubensgeschwister. Wie sie wirtschaftlich zusammenstehen, ist vorbildlich. Warum dieser Zusammenhalt? Viele Menschen haben die gleichen Werte, vertrauen sich. Dieses Urvertrauen wird zunehmend durch eine «Geiz ist geil»-Mentalität ersetzt. Diese färbt auch auf Christen ab. Betreffend «Ich bin doch nicht blöd!» las ich kürzlich Sprüche 20,14: «‹Viel zu teuer, viel zu teuer!›, sagt der Käufer. Doch wenn er weggeht, reibt er sich die Hände.» Feilschen ist nichts Neues. Für jede Anschaffung möglichst viele Offerten einholen… Das Vertrauen
Salz und Licht sein «idea Spektrum» Nr. 20 – Streitgespräch über Asylgesetzrevision Ich stelle in diesem Artikel fest, dass Philipp Hadorn eine deutliche SPBrille aufgesetzt hat. Die Schweiz kann nicht die Welt retten, schon gar nicht ihre säkulare Gesellschaft. Viele SP-Slogans sind bekannt und decken sich nicht mit dem Wort Gottes (vgl. Aussagen über Ehe, Familie, HomoEhe, Adoptionen durch homosexuelle Paar usw.). Das sind Themen, für die sich Christen einsetzen sollten. Hat Herr Hadorn schon Hilfe suchende Menschen in seiner Wohnung oder seinem Haus aufgenommen? Oder schon mitgeholfen, renitente Menschen zu evangelisieren? Viele seiner Äusserungen bringen keinen Lösungsansatz. Christen sind aufgefordert, «Salz und Licht» zu sein. Das beinhaltet auch das zu tun, was der Staat nicht tun kann. HANS GUT, Eggenwil AG
zu den Schweizer KMUs ist zwar da, aber bitte zum ausländischen Konkurrenzpreis!? Teenie-Armbänder fragen: «What would Jesus do?» Können Sie sich Jesus vorstellen, wie er auf dem Markt um die Preise feilscht? Stattdessen predigte er Nächstenliebe, Vergebungsbereitschaft, das Prinzip von Saat und Ernte. Kürzlich sagte mir ein deutscher Geschäftsfreund, der heute in der Schweiz lebt: «In Deutschland herrscht ein Klima des Misstrauens, in der Schweiz vertraut man sich.» Stimmt das wirklich (noch)? Als Schweizer KMU sind wir geografisch nahe bei unseren Kunden, sprechen die gleiche Sprache und profitieren von einer Kultur, die auf Vertrauen basiert (auf Treu und Glauben). Kunden und Lieferanten kennen sich persönlich. Lokale und regionale Wirtschaftskreisläufe stagnieren, prägen aber nach wie vor das regionale Gewerbe. Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen ist existenziell: Kontakte und Beziehungen pflegen, Menschen kennenlernen, Brücken bauen. Für mich als Präsident der Christlichen Geschäftsleute sind die CGSApéros jedes Mal eine Überraschung.
Der Autor ist Leiter des Jordi Medienhauses in Belp und Präsident der Christlichen Geschäftsleute Schweiz (CGS).
Plakat im Zürcher Bahnhof. Gemäss einem Bundesgerichtsentscheid musste die SBB zulassen, dass solche Plakate aufgehängt werden können. Das Plakat wirft Fragen auf: Wie viele Juden haben das gesagt und wie repräsentativ sind sie? Gilt dieser Ausspruch auch für die Innereien von PCs, Tablets und Handys? Haben die Leute, die das sagen, ihre PCs, Tabletts und Handys entsorgt? Wie steht es mit medizinischen Produkten aus Israel? Widersetzen sie sich einer Therapie, wenn die medizinischen Geräte oder die Medikamente aus Israel kommen? Wie steht es mit Innovationen im Energie- und Umweltbereich? Es geht nicht nur um Kartoffeln aus Israel, die in der Schweiz immer noch sehr beliebt sind. Der Export von Agrarprodukten aus Israel liegt bei 5 Prozent. THOMAS WIESMANN , Biel BE
welchen Irrweg Missionen begangen hätten, indem sie Schulen und Spitäler gründeten, statt einfach das Evangelium zu predigen. «Noch nie ist eine Kirche aus einer Schule oder einem Spital entstanden», meinte er. Dann kam ich nach Ghana und staunte, wie viele der Kirchenführer ehemalige Lepra-Patienten waren. WEC Ghana hatte nämlich jahrelang im Auftrag der Regierung die LepraArbeit im Norden Ghanas geführt. Während die Missionare und ihre einheimischen Mitarbeiter Medizin verteilten, verkündeten sie das Evangelium. Viele Patienten kamen zum Glauben und wurden zum Kern von neuen Gemeinden. Kirchen entstehen dort, wo Christen es sich unter der Leitung des Heiligen Geistes zum Ziel setzen, Gemeinde Christi zu bauen. Gott kann auch soziale Werke als Hilfsmittel dazu verwenden.
Auch soziale Werke
Israel boykottieren?
«idea Spektrum» Nr. 21 – «Befinden sich Evangelikale auf einem Irrweg?»
«It's Kosher to Boycott Israeli Goods.» Dieser Ausspruch von Juden aus Grossbritannien steht auf einem
1977 bereitete ich mich auf meinen ersten Missionseinsatz in Ghana vor. Ein junger Christ erklärte mir,
ideaSpektrum 22.2013
Es ist ein Privileg, den «Spirit» eines Unternehmens zu spüren. Persönliche Begegnungen schaffen Nähe, verbindende Werte schaffen Vertrauen. Solche Gelegenheiten sind Chancen, die wir nutzen müssen. Nichts bereichert so sehr wie persönliche Begegnungen. Die Bibel spricht von «Verwalterschaft». Ein guter «Verwalter» ist jemand, der bei Gleichgesinnten einkauft. Jemand, der von seinem Gewinn grosszügig in seine Kirche oder Gemeinde, in karitative Non-Profit-Organisationen, in die Mission investiert. Solche Firmen stehen wie Leuchttürme in der Geschäftswelt. Sie sind wirtschaftlich gesegnet und geben diesen Segen weiter. Ich träume von Unternehmen, die nach oben ausgerichtet sind. Vertrauen wir Gott und vertrauen wir einander! So dreht sich die Segens-Spirale weiter nach oben. BRUNO JORDI
WALTER WUTTKE, Basel
13
PODIUM Die Besten wählen Am 9. Juni 2013 stimmen wir über die Initiative «Volkswahl des Bundesrates» ab. Befürworter und Gegner dieser Initiative stehen sich mit oft zutreffenden Argumenten gegenüber. Die Befürworter sind der Ansicht, dass die Volkswahl des Bundesrates es erlauben würde, berühmte charismatische Persönlichkeiten zu wählen und eine direkte Kontrolle des Bundesrates vom Volk einzuführen. Sie betonen, die Volkswahl der Regierungen habe sich auf Kantonsebene bewährt. Die Gegner befürchten Folgendes: die Präsenz von demagogischen Persönlichkeiten im Bundesrat würde begünstigt; die Mitglieder des Bundesrates müssten eine dauerhafte Wahlkampagne führen; das subtile politische Gleichgewicht unseres Landes wäre gefährdet; das Parlament wäre geschwächt; unser beispielhaftes politisches System würde geschädigt. Befürworter wie Gegner der Initiative vernachlässigen die wichtigste Forderung: die Wahl der Besten in die Regierung. Augustinus hat diese wesentliche Forderung in der CIVITAS DEI hervorgehoben. Er zeigt, dass das politische Regime gegenüber den menschlichen und politischen Eigenschaften derjenigen, welche die Macht inne haben, zweitrangig ist. Diesbezüglich formuliert er: «Unsere Sterblichkeit zeigt uns, dass unser Leben von kurzer Dauer und der Tod so nah sind, dass es nicht von Bedeutung ist, unter welcher Macht wir leben, vorausgesetzt, dass die Machtinhaber nicht zu Unrechtem und zur Gottlosigkeit verleiten.» Augustinus hat Recht. Aber es scheint mir, dass der aktuelle Wahlmodus der Geeignetste ist, die Wahl jener in den Bundesrat zu ermöglichen, die am besten in der Lage sind, die aussergewöhnlichen historischen Errungenschaften, die Kohäsion und die kulturelle Vielfalt unseres Landes zu erhalten. JEAN-PIERRE
Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffentlichen. Die Redaktion
GRABER
Der Autor, Dr. rer. pol., war Nationalrat der SVP. Er wohnt in La Neuveville BE.
TOP-INTERNET
2013
Ferien | Mission
JUNI 2013
Ferien und Seminare mit Weitblick
1. Juni, LEAD'13, Rapperswil-Jona Talgartenstrasse 6 8617 Fällanden 044 825 51 42 www.swiss-e-motion.ch
www.lepramission.ch
www.ferienzentrum-aeschiried.ch Tel: 033 654 18 10 Durch eine
8. Juni, Portes Ouvertes in Montmirail Don Camillo lädt ein. www.doncamillo.ch
helfen Sie einem notleidenden armenischen Kind für sein ganzes künftiges Leben.
10. – 14. Juni Briefe: Kurs für die zweite Lebenshälfte Biblische Betrachtungen, Austausch und Ausflüge. www.doncamillo.ch
Patenschaft
15. Juni, Chrüz+Quer-Impulstreffen «Gipfelkreuz» mit Daniel Zindel, Bäderhorn, www.cuq.ch
www.diaconia.org/patenschaft
swisscreate.ch
e suberi Sach
3604 Thun www.daellenbach.ch Tel/Fax 033 336 83 30 / 29
Gipserei und Malerei
Arbeitsplätze schaffen
W. DÄllenbach AG
Dienstleistungen Region Zürisee-Linth:
direktkurier.ch 0800 15 15 15
büsslivermietung.ch
055 214 19 14 Schurwollduvets
screate 45x29.5-2.indd 1
CH-Naturbetten
13.01.2012 15:36:55
Wollbekleidung
062 962 11 52
lovech_2009-2010.indd 1 05.10.2009 07:57:25 persönliche Geschenke
NEU_Top-Internet_2012.indd 1
Fellwaren
www.kamele.ch
www.huwa.ch
30.01.12 15:47 Huwa-Top-Interntet.indd 1
www.pünter.ch
07.08.12 10:04
www.beruf-ung.ch
www.oelzweig.ch
Gesucht Ich, w, 55, 160 cm, schlank, sportlich, blonde lange Haare, geschieden, Kauffrau, suche meinen Ehepartner. Liebst auch du Jesus, Gottes Wort und seine Gemeinde? Ich bin ein frohes aber auch feinfühliges
7. September, Konferenz «Forum Ehe+Familie» mit Maria und Richard Kane, Bern, www.forumehefamilie.ch 22. – 26. September: Geschaffen als sein Bild Exerzitien und therapeutisches Arbeiten. Mit Dr. Gerhard Gutscher und Pfr. Heiner Schubert. www.doncamillo.ch
26. Oktober, Chrüz+Quer-Impulstreffen «Geld+Geist» mit Jürg Opprecht, Zürich, www.cuq.ch 26. Oktober, Leben mit Perspektive Birgit Schilling spricht zum Thema «Meine Berufung (wieder neu) finden und kraftvoll leben». www.frauentag.ch
Private Kleinanzeigen
FEWO´S IN TIROL- am Achensee familienfreundlich. Ort Ein-, Zwei- Drei- Zi.- Whg., Fam. Spiegl Tel. 0043-664-1136511 www.hausachensee.at
SEPTEMBER 2013
OKTOBER 2013
IDEA-MARKT Zu vermieten
31. August, Worb 40 Jahre Christliche Ostmission Jubiläumsfest www.ostmission.ch, 031 838 12 12
Icebreaker
weininger-keramik.ch z.B. Kinderteller und Tassen
AUGUST 2013
Wesen. Ich mag Sport, Fitness, Wandern, Reisen, Geschichte, Sprachen aber auch Garten und Handarbeiten. Mir ist Liebe und Fürsorge in der Familie sehr wichtig. In der Partnerschaft wünsche ich mir Ehrlichkeit, Treue, Wertschätzung, Sanftmut, Orientierung nach Gottes Wort und natürlich Liebe. Mein Traummann ist etwa in meinem Alter, schlank, sportlich, intellektuell wie handwerklich begabt und hat seine Vergangenheit bereinigt. Haben wir gemeinsame Interessen und Erwartungen? Dann freue ich mich auf dein E-Mail mit Bild an saved_by_grace84@yahoo.com
IDEA-MARKT-Inserate
bequem online aufgeben www.ideaschweiz.ch unter: Inserate | Werbung, idea-Markt-private, Kleinanzeigen
Rubriken:
Kontakte, Immobilien, Zu verkaufen, zu vermieten, Stellengesuch (für Privatpersonen)
28. Oktober – 1. November CARLOS MARTINEZ in Montmirail. Spannender und origineller Kurs für alle, die in Gottesdiensten reden. www.doncamillo.ch
NOVEMBER 2013 4. – 14. November Israel - Wo alles begann Reise nach Israel, mit Hans Moser. www.abstravel.ch, info@abstravel.ch
IHR BUCHEN AUCH SIE T RA SE IN KT MAR
idea Spektrum 22.2013
i nse r at e
15
Perspektive Leben mit
Ein Tag von Frauen für Frauen
Betreute Seniorenferien
Samstag, 26. Oktober 2013 Die Referentin Birgit Schilling aus Köln spricht zum Thema «Meine Berufung (wieder neu) finden und kraftvoll leben»
Sie betreuen, pflegen und begleiten Ihre Angehörigen liebevoll während des Jahres. Neue Kraft bekommen für eine weitere Zeit der Hingabe an Ihre Liebsten ist wichtig, damit auch Sie langfristig bei Kräften und gesund bleiben. Unser Haus bietet genau dafür die optimalen Möglichkeiten, damit Sie beruhigt loslassen können. Kontaktieren Sie uns: Telefon +41 (0)81 307 54 00 | info@scesaplana.ch | www.scesaplana.ch
SCESAPL ANA
Die weiteren bunten und spannenden Programmpunkte finden Sie unter www.frauentag.ch
Die Zukunft religiöser Minderheiten im Nahen Osten
LO
Christian Solidarity International
Teil der CSI-Diskussionsreihe 2012/2013
n Beziehungen
zwischen Muslimen und Christen nach dem «Arabischen Frühling» Donnerstag | 30. Mai 2013 | 18.00 Uhr | Lavaterhaus | St.-Peter-Hofstatt 6 | 8001 Zürich
n Bischof
Michael Nazir-Ali
Präsident des Oxford Centre for Training, Research, Advocacy and Dialogue (OXTRAD) Bis 2009 Bischof von Rochester und Leiter des anglikanischen Dialogs mit Al-Azhar, Kairo Bis 2009 Parlamentarier im britischen Oberhaus Proceedings in English deutsche Simultanübersetzung
Verfasser von insgesamt elf Büchern, darunter:
www.middle-east-minorities.com
n Triple Jeopardy for the West: Aggressive Secularism, Radical Islam and Multiculturalism (Bloomsbury, 2012)
n Frontiers in Christian-Muslim Encounters (Regnum, 1987)
Inerrat_190x63_idea.indd 1
21.05.13 11:43
25%att Rab
Werbe Kombi 2013 mit 25% Rabatt - Jetzt buchen! Werben-in-4Magazinen_1-4-quer2013.indd 1
Infos: roland.roesti@jordibelp.ch Direkter Download der Mediadaten: 11.12.12 14:56 idea Spektrum 22.2013
16
I nse r at e Wir gehören zu einer weltweit tätigen Organisation mit Schwerpunkt Medien und Medizin. In Asien werden in den nächsten zwei Jahren Dutzende neuer lokaler Radiostationen aufgebaut. Wir suchen deshalb einen Radio Trainer für einen unterstützenden Einsatz von 6–24 Monaten. In Australien konnte eine KW-Sendeanlage den Betrieb aufnehmen. Für deren Unterhalt wird ein Radio Techniker gesucht. In England besteht ein Engpass in der IT-Abteilung. Wir suchen für einige Monate einen IT Spezialisten. Und in Spanien wird ab 2014 für ein kleines internationales Team ein Informatiker gesucht.
Der fruchtig-milde Hallauer
Aufgaben: • Radio Trainer: Schulung der lokalen Partner in der Programmproduktion sowie im technischen Bereich. • Radio Techniker: Wartung der Sendeanlage und Durchführung von Optimierungsprojekten. • IT Spezialist: Unterstützung des Informatikers beim Unterhalt der Netzwerk- und Computerinfrastruktur. • Informatiker: Unterhalt der Netzwerk- und Computerinfrastruktur, Hardware- und SW-Support, AudioProjekte. • Anforderungen: Fach- und Englischkenntnisse, Selbständigkeit, Flexibilität. Finanzierung: Freundeskreis/nach Absprache.
aus dem Schaffhauser Blauburgunderland Das kalkhaltige Terroir ergibt charaktervolle Blauburgunder.
HCJB Global Switzerland Hans Zollinger, 044 920 09 94 hcjb@sunrise.ch
weinkellerei-rahm.ch
Wanted! Jugendbeauftragte(r) Ab Oktober 2013. 60-Prozent-Stelle. Lebendige, landeskirchliche Gemeinde mit 300 ehrenamtlichen Mitarbeitenden und tollem Vollzeiterteam. Echte Herausforderung! Interessiert? Bewerbungen bis 15. Juni 2013. Mehr auf www.internetkirche.ch.
Christliche Ostmission
Herzliche Einladung zum Jubiläumsfest Samstag, 31. August 2013, in Worb
JA! WERBUNG dARf AUch AUffAllEN! PRoBiEREN SiE‘S AUS! foRdERN SiE SofoRt UNSERE MEdiAdAtEN AN: iNSERAtE@idEASchWEiz.ch idea Spektrum 22.2013
N AC H R IC H T E N
17
Die Londoner Attentäter warben für den „Heiligen Krieg“ TERRORISMUS Beide Täter traten zum Islam über. Am Tatort betete eine Christin mit dem Opfer.
B
eide Attentäter, die am 22. Mai einen britischen Soldaten auf bestialische Weise ermordeten, sind als Jugendliche zum Islam übergetreten. Michael Adebolajo (28) und Michael Adebowale (22) stammen aus nigerianischen Familien, wuchsen aber in England auf. Adebolajo war laut Schulkameraden ein engagierter Christ, bevor er vor 10 Jahren Muslim wurde. Adebolajo predigte regelmäßig vor einem Geschäft im Londoner Stadtteil Woolwich, wo das Attentat geschah, und verteilte islamische Schriften. Noch wenige Tage vor der Bluttat soll er bei einem Gebetstreffen Muslime ermuntert haben, im „Heiligen Krieg“ in Syrien zu kämpfen. Sein Bruder Jeremiah (26) ist ebenfalls zum Islam übergetreten, während seine Schwester Blessing (32) weiterhin Christin ist.
„Auge um Auge, Zahn um Zahn“ Über den anderen Attentäter – Adebowale – ist weniger bekannt. Er sei vor kurzer Zeit zum Islam übergetreten und habe ebenfalls extremistische Schriften verteilt, schreibt die Zeitung „The Times“. Am frühen Nachmittag des 22. Mai hatten die Männer mit einem Auto den 25 Jahre alten Soldaten Lee Rigby beim Verlassen seiner Kaserne im Stadtteil Woolwich gerammt. Als er fiel, hackten sie ihn mit einem Fleischermesser und einem Beil zu Tode. Nach Angaben von Augenzeugen riefen sie: „Allah ist groß!“. Bis zum Eintreffen der Polizei nach etwa 20 Minuten blieben sie am Tatort. Adebolajo sagte gegenüber einem Passanten, der ihn mit einer Handy-Kamera filmte: „Wir schwören bei Allah, dem Allmächtigen, dass wir nicht zu kämpfen aufhören werden, bis ihr uns in Ruhe lasst. ... Wir haben dies nur aus einem Grund getan: Muslime werden täglich von britischen Soldaten getötet. Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Als die Sicherheitskräfte eintrafen, kam es zu einem Schusswechsel, bei dem beide Attentäter verletzt wurden.
Fotos: Screenshot youtube.com, ddp images / Camera Press, picture alliance / Photoshot
Eine Christin nimmt das sterbende Opfer in den Arm Spontan kamen am Tatort drei Frauen dem Opfer zu Hilfe und konfrontierten die Täter. Amanda Donnelly (44) und ihre Tochter Gemini (20) kümmerten sich um den am Boden verblutenden Soldaten. Die Christin Amanda nahm den Vater eines dreijährigen Sohnes in den Arm und betete für ihn. Unterdessen rief die 48-jährige Ingrid Loyau-Bennett die Killer auf, ihre Waffen niederzulegen.
Der Mörder ließ sich mit seinen blutigen Händen von Passanten filmen.
EKD-Chef: Es gibt keine religiöse Rechtfertigung Der EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider (Berlin), brachte sein Mitgefühl bei einer Begegnung mit dem geistlichen Oberhaupt der anglikanischen „Kirche von England“, Erzbischof Justin Welby (London), zum Ausdruck: „Dieses abscheuliche Verbrechen ist die Tat von Kriminellen, die keinerlei Rechtfertigung in irgendeiner Religion finden kann.“
Der Islam ist die am schnellsten wachsende Religion in Großbritannien – die Zahl der Christen sinkt rapide Der Islam ist die am schnellsten wachsende Religion in Großbritannien, nicht nur wegen der Einwanderung und der höheren Geburtenrate von Muslimen, sondern auch durch Religionswechsel. Schätzungen gehen von bis zu 100.000 Übertritten zum Islam pro Jahr aus. Hinzu kommt, dass die britische Christenheit rapide altert. Wie aus einer vom Nationalen Statistikamt veröffentlichten Analyse der Volkszählung aus dem Jahr 2011 hervorgeht, sank die Zahl der Kirchenmitglieder in Großbritannien im vergangenen Jahrzehnt um 10 % auf 33 Millionen. Im selben Zeitraum verdoppelte sich die Zahl der Muslime auf 2,7 Millionen (etwa 5 % der 63 Millionen Einwohner); davon kamen etwa 600.000 aus dem Ausland. Das mittlere Alter der Christen liegt bei 45 Jahren, das der Muslime bei 25.
Islamische Extremisten an englischen Hochschulen
Links: der ermordete Soldat Lee Rigby; Trauernder in Woolwich
22.2013
Experten befürchten eine Zunahme des islamischen Extremismus. Längst sind radikale Redner auch an Hochschulen anzutreffen. Wie die „Times“ am 13. Mai berichtete, hatten solche Referenten im vorigen Jahr mindestens 200 Auftritte vor Studenten, unter anderem an den Universitäten von Cambridge und Birmingham. Sie schürten dabei Hass gegen Homosexuelle und riefen zum „Heiligen Krieg“ gegen Nicht-Muslime auf. P
18
N AC H R IC H T E N
NOTIERT Arabien: Wehe, wer Christen hilft!
Wie es Richard Wagner mit der Religion hielt MUSIK An Richard Wagner (1813–1883) scheiden sich die Geister.
D
ie einen verehren sein Werk und „pilgern“ jedes Jahr zu den Bayreuther Festspielen – andere verabscheuen ihn, u. a. wegen seiner Judenfeindlichkeit. Hitler schwärmte für die Musik Wagners. In Israel wird sie nach wie vor boykottiert. Wie war das Verhältnis des am 22. Mai vor 200 Jahren geborenen Komponisten zur Religion? Der frühere hessen-nassauische Kirchenpräsident Peter Steinacker schreibt im „Deutschen Pfarrerblatt“, dass sich Wagner ein Leben lang intensiv mit Religion befasst habe. Er habe hinduistische und buddhistische Quellen studiert. Lebenslang sei er aber auch von der Figur des „Heilandes am Kreuz“ fasziniert gewesen. Steinacker
zufolge bearbeiten Wagners Opern unter dem Leitthema „Erlösung durch Untergang“ religiöse und theologische Themen. Für Wagner vollzieht der Mensch – besonders in der Oper „Parsifal“ – seine Erlösung selbst durch Mitleid und Askese. Steinacker: „Das ist buddhistisch und nicht christlich gedacht. Der Buddha hat nur den Weg zur Erlösung gezeigt; den Weg muss man selber gehen. Christlich ist der Christus den Weg stellvertretend gegangen, und die Erlösung ist reines Geschenk.“ Aus ihm folge die liebevolle Zuwendung zur Welt: „Dieser Unterschied stimmt Christen ein, gelassen die wunderbare Musik des Parsifal zu bewundern und zu genießen.“ P
Auf „Mann“ und „Frau“ verzichten? KONGRESS Kritik an der Bewegung des Gender-Mainstreamings hat die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz geäußert.
D
ie Professorin an der PhilosophischTheologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz bei Wien sprach beim Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge in Würzburg. Nach ihren Worten ist Gender-Mainstreaming (die Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen) eine „leibferne Ideologie“. Sie halte nicht das biologische Geschlecht, sondern das gefühlte für entscheidend. Danach könne jeder Mensch seine geschlechtliche Identität selbst wählen. Ziel sei es, den Gegensatz zwischen männlich und weiblich sowie alle sexuellen Normen zu beseitigen. So fordere die USPhilosophin Judith Butler für mindestens
20 Jahre, auf die Worte „Mann“ und „Frau“ zu verzichten, etwa bei Angaben im Personalausweis. Denke man dies weiter, so Gerl-Falkovitz, könnten Männer heute auf Frauenparkplätzen parken mit der Begründung: „Ich fühle mich heute als Frau.“ Als transsexuelles Idol gelte heute der Sänger Michael Jackson (1958–2009), dessen Geschlecht nach mehreren Operationen auf den ersten Blick nicht mehr eindeutig gewesen sei. Gerl-Falkovitz zufolge hat jede Person die entscheidenden Ereignisse ihres Lebens jedoch nicht eigenständig gewählt. Ein Geschlecht sei immer auf das andere Geschlecht angewiesen. Es brauche immer Schloss und Schlüssel. P
DB: Eine Bibel für Bahn-Mitarbeiter Im Juni wird eine spezielle Bibel-Ausgabe für Mitarbeiter der Deutschen Bahn (DB) erscheinen. Herausgeber ist die Christliche Vereinigung Deutscher Eisenbahner (CVDE) mit Sitz in Dortmund. Sie will das Buch „Signale der Hoffnung“ kostenlos an Bahn-Mitarbeiter weitergeben. Es enthält das Neue Testament sowie die alttestamentlichen Psalmen und Sprüche. Angefügt sind auch Lebensberichte von Christen bei der Bahn. Wie die evangelikale Organisation mitteilt, soll die Aufmachung „Appetit machen, sich vorurteilsfrei mit der Bibel zu befassen, hineinzuschnuppern und auch weiterzulesen“. Die Bibelausgabe soll in einer Startauflage von 10.000 Exemplaren erscheinen. In der auch als Eisenbahnermission bezeichneten CVDE sind 280 Bahn-Mitarbeiter zusammengeschlossen, die Christen sind. Ehrenamtlicher Leiter der CVDE-Geschäftsstelle ist Jochen Geis (Dortmund). b www.cvde.de
Fotos: Collage keystone.ch (
Der Buddhismus faszinierte Wagner und inspirierte ihn zu seiner letzten Oper, „Parsifal“.
In Saudi-Arabien sind zwei Männer mit Auspeitschen und Haft bestraft worden, weil sie einer Muslimin geholfen haben, den christlichen Glauben anzunehmen. Ein Gericht in der Stadt al-Chubar verurteilte einen Libanesen zu 300 Peitschenhieben sowie sechs Jahren Gefängnis und einen saudischen Mann zu 200 Hieben und zwei Jahren Haft. Sie arbeiteten in einer Versicherung und hatten einer Kollegin beigestanden, die aus Sicherheitsgründen nur als Maryam bekanntwurde. Sie hatte nach eigenen Angaben einen Traum, in dem ihr Gott gesagt habe, dass Jesus sein Sohn sei. Weil der Religionswechsel von Muslimen in Saudi-Arabien streng verboten ist, musste die Frau vor Verfolgung fliehen. Die Männer halfen ihr, ins benachbarte Bahrain zu entkommen. Von dort aus reiste sie nach Schweden, wo ihr Anfang dieses Jahres Asyl gewährt wurde. Sie beschuldigte die saudische Monarchie unter anderem, sie zum Hass auf das Juden- und Christentum angestachelt zu haben. Erst durch ihren Übertritt zum Christentum habe sie zum Frieden gefunden. Saudi-Arabien gilt als das strengste islamische Land.
22.2013
N AC H R IC H T E N
19
Wir können nicht tatenlos zuschauen, wie die Welt zur Hölle geht HEILSARMEE Generalin: Wir wollen den Millionen leidenden Menschen das Heil bringen.
Fotos: idea / Polzer, IGFM
D
ie Heilsarmee hat auch im 21. Jahrhundert noch viel zu tun. Sie sei eine weltweite „Armee in Bewegung“, betonte die Generalin der rund 3 Millionen „Soldaten Christi“, Linda Bond (London), beim Kongress der Heilsarmee in Deutschland Ende Mai in Siegen. „Wie können wir in unseren Sälen sitzen bleiben, wenn draußen die Welt zur Hölle geht?“, fragte die Kanadierin die rund 700 Kongressteilnehmer. Bond steht seit 2011 an der Spitze der Heilsarmee, die 1865 von dem englischen Methodistenpastor William Booth (1829– 1912) ins Leben gerufen wurde. Um schnell und wirksam an sozialen Brennpunkten nach dem Motto „Suppe, Seife, Seelenheil“ handeln zu können, strukturierte er die Freikirche nach militärischem Vorbild. Heilssoldaten (Mitglieder) sind ebenso wie Offiziere (Geistliche) an ihrer Uniform leicht zu erkennen. Frauen und Männer waren von Beginn an in der evangelistisch und sozial wirkenden Freikirche gleichberechtigt. Heute ist sie in 126 Ländern tätig.
v. l.: Oberstin & Oberst Naud, Generalin Bond
Keine Angst, von Gott zu reden Wie die Generalin gegenüber idea erläuterte, gehe es nach wie vor darum, „Millionen leidenden Menschen das Heil zu bringen“. Das „Heil“ betreffe sowohl die materielle als auch die geistliche Not. Im weithin säkularisierten Europa sei die christliche Botschaft dringend nötig, denn ohne eine persönliche Glaubensbeziehung zu Christus könne niemand in den Himmel kommen. Ähnlich äußerte sich der Leiter der Heilsarmee in Deutschland,
Polen und Litauen, Oberst Patrick Naud (Köln), gegenüber idea. „Wir haben keine Angst, von Gott zu sprechen“, erklärte der Franzose. In Deutschland befinde sich die Heilsarmee im Um- und Aufbruch. Seit 4 Jahren setze man Schritt für Schritt das 28 Punkte umfassende Zukunftsprogramm „Vision 2030“ um. Zu den Schwerpunkten gehörten die Kinder- und Jugendarbeit sowie das Eintreten für soziale Gerechtigkeit. Es könne die Heilssoldaten beispielsweise nicht ruhen lassen, dass sich Frauen als Prostituierte verkaufen oder dass Kinder unzureichend ernährt würden. Seit 1882 sind die „Soldaten Christi“ in der Schweiz tätig. Sie hat dort derzeit 57 Korps, 34 Sozialeinrichtungen, 13 Zentren für Flüchtlingshilfe und 24 „Brocken-Zentren“ mit Gebrauchtwaren. Die Schweizer Heilsarmee unter Leitung von Kommissär Franz Boschung (Bern) ist auch für Österreich und Ungarn zuständig. P b www.heilsarmee.ch
DER GEFANGENE DES MONATS JUNI
Fotos: idea/ Wolfgang Polzer, IGFM
Vom radikalen Moslem zum verfolgten Christen Als „Gefangenen des Monats Juni“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea den iranischen Pastor Saeed Abedini benannt. Der 33-Jährige, der auch US-Staatsbürger ist, wurde am 27. Januar in Teheran wegen „Gründung von Hauskirchen, die die nationale Sicherheit untergraben“ zu acht Jahren Haft verurteilt. Abedini trat im Jahr 2000 vom Islam zum Christentum über. Er war ursprünglich ein radikaler Muslim. Mit 20 Jahren ließ er sich zum Selbstmordattentäter ausbilden. In dieser Zeit bekam er Kontakt zu Christen und und entschied sich, den Glauben an Jesus Christus anzunehmen. Er gründete Hausgemeinden, die an 30 Orten mehr als 2.000 ExMuslime als Mitglieder haben sollen. 2005 wanderte Abedini in die USA aus. Seit 2009 besuchte er jährlich seine Angehörigen im Iran und unterstützte den Bau eines Waisenhauses. Im Juli 2012 wurde der Pastor festgenommen. Er ist im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran inhaftiert und wurde dort nach eigenen Angaben gefol22.2013
TEHERAN HAUPTSTADT
Saeed Abedini
IRAN
tert. Man habe ihm gesagt, er würde für seinen christlichen Glauben „gehenkt werden“. Abedini ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Die IGFM und idea rufen dazu auf, sich in Briefen an den Generalsekretär des iranischen Menschenrechtsrates, Mohammad Javad Larijani, zu wenden. Er solle sich für die sofortige Freilassung des Pastors einsetzen und für dessen Sicherheit sorgen. Laut IGFM widerspricht die Verurteilung Abedinis wegen seines Religionswechsels und Glaubensengagements dem für den Iran völkerrechtlich bindenden Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte. Hier kann man um die Freilassung bitten: Seine Exzellenz Mohammad Javad Larijani, Generalsekretär, Iranischer Menschenrechtsrat via Botschaft der Islamischen Republik Iran, Thunstrasse 68, Postfach 227, 3000 Bern 6, Schweiz E-Mail: Ambassador@iranembassy.ch • Fax: 0041-3135108-12
20
N AC H R IC H T E N
Mit Medizin & Glauben gegen Parkinson ZDF Sie sind eine ideale Kombination gegen die Zitter-Krankheit.
D
as sagte Deutschlands führender Parkinson-Experte, der Neurologe Prof. Wolfgang Oertel (Marburg), in der ZDFSendung „Peter Hahne“. Er sprach mit dem evangelischen Pastor Jürgen Mette (61), der vor etwa vier Jahren erfuhr, an Parkinson erkrankt zu sein. Wie Mette berichtete, kommt er durch Bibeltexte zur inneren Ruhe. Besonders wichtig sei ihm ein Vers aus dem 2. Korintherbrief „Meine Kraft ist in deiner Schwachheit mächtig“ (2. Kor. 12,9). Seine Theologie habe sich durch seine Krankehit geändert: Während er früher kein Verständnis für kranke Leute gehabt habe und sich „erfolgsorientiert im sicheren Elfenbeinturm einer korrekten Theologie“ bewegt habe, predige er heute barmherziger und vorsichtiger. Auf die Frage, ob er es für möglich halte, dass Gott ihn unmittelbar heile, antwortete Mette, dass heil-sein wichtiger als geheilt-sein sei. Er begreife das Handeln von Ärzten, Pharma-
zeuten und Therapeuten als ein Handeln Gottes, so dass er bereits jetzt einen aktiven Prozess der Heilung erlebe. Er warte nicht auf Spektakuläres.
30 Jahre vor dem Ausbruch Laut Oertel beginnt die Parkinson-Erkrankung bereits bis zu 30 Jahre vor ihrem Ausbruch. Symptome können aggressive Träume, Reden im Schlaf und nächtliches Umsichschlagen sein. Wer sich frühzeitig beraten lasse, habe gute Chancen, die richtigen Medikamente zu bekommen. Oertel schätzt, dass die Forschungen in etwa 20 Jahren so weit seien, dass der Krankheitsverlauf gestoppt werden könne. Menschen, die weder eine sie stützende Familie haben noch Kraft aus dem Glauben schöpfen könnten, riet Oertel, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. In Deutschland sind etwa 400.000 Personen an Parkinson erkrankt. P
v. l.: Pastor Jürgen Mette, Moderator Peter Hahne und Prof. Wolfgang Oertel
Weißes Kreuz: Christen, heiratet früh! KONGRESS Christen sollten nach Möglichkeit früh heiraten und die Ehe durch ihre Gemeinde intensiv begleiten lassen.
D
as rät der Leiter des evangelischen Fachverbandes für Sexualethik und Seelsorge Weißes Kreuz, Rolf Trauernicht (Kassel). Wie er auf dem Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge in Würzburg sagte, sollten Christen die „guten Ordnungen Gottes“ in der Bibel beachten. Dazu gehöre, sich vor der Ehe sexuell zu enthalten. Durch wechselnde Partner nehme die künftige Trennungswahrscheinlichkeit zu. Bei Menschen, die als Minderjährige sexuellen Kontakt hatten, steige die Wahrscheinlichkeit einer späteren Scheidung auf 75 %. Als Schlüssel für eine gelungene Ehe nannte Trauernicht einen Vers im 1. KorintherBrief (7,4): „Die Ehefrau gibt ihrem Mann das Recht über ihren Körper, und ebenso gibt der Ehemann seiner Frau das Recht über seinen Körper.“ Trauernicht: „Sexualität sollte vom Menschen beherrscht werden. Sie soll nicht uns beherrschen.“ P b www.weisses-kreuz.de 05609 83990
Steuern zahlen ist Christenpflicht
Z
ur Steuerehrlichkeit ruft der Verband „Christen in der Wirtschaft“ (CiW) auf. Das korrekte Entrichten von Steuern sei nicht nur eine staatsbürgerliche, sondern auch eine christliche Pflicht, schreibt der Vorsitzende des Verbandes „Christen in der Wirtschaft“, Frank Suchy (Lichtenau/Mittelsachsen), im Informationsbrief seiner Organisation. Dass es in Deutschland sozialen Frieden, ein gutes Bildungssystem und einen hohen Lebensstandard für breite Teile der Bevölkerung
gebe, hänge auch damit zusammen, dass ehrlich Steuern bezahlt werden. Suchy kritisiert im Fall von Uli Hoeneß Rechtfertigungsversuche, der FC-Bayern-Präsident habe mit seinem Geld viele gute Projekte unterstützt: „Das klingt für mich wie die Frage, ob ein Feuerwehrmann, der drei Menschen aus einem brennenden Haus vom Tode errettet hat, später aber in einem Wutanfall einen Menschen erschlägt, bestraft werden
Foto: screenshot ZDF
„CHRISTEN IN DER WIRTSCHAFT“ Kritik an Bayernpräsident Uli Hoeneß
22.2013
IN T ERV IEW
21
BIBEL Jahrhundertelang war für so gut wie die gesamte Theologie die Bibel Gottes Wort. Das änderte sich erst im Zuge der Aufklärung im 18. und 19. Jahrhundert. Die Bibel wurde nun zunehmend als „menschliches Buch“ gesehen, „das nicht anders verstanden werden kann als andere Bücher auch“ (so der Theologe Heinz Zahrnt). Inzwischen wird die Bibel an allen Theologischen Fakultäten im deutschsprachigen Raum, aber auch an manchen freikirchlichen Ausbildungsstätten historisch-kritisch ausgelegt. An dieser Methode übt der Heidelberger Professor für Neutestamentliche Theologie, Klaus Berger, scharfe Kritik. Mit ihm sprach idea-Reporter Karsten Huhn. idea: Herr Professor, in Ihrem jetzt erschienenen Buch „Die Bibelfälscher“ schreiben Sie: „Die historisch-kritische Exegese der letzten 200 Jahre hat alles Porzellan im Haus der Christenheit zerschlagen, bis hin zur letzten Blumenvase.“ Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung? Berger: Viele Theologiestudenten brechen ihr Studium ab, weil sie während des Studiums ihren Glauben verlieren. Das hat vor allem mit der an den Universitäten betriebenen Bibelauslegung zu tun. Die Bibel wird auseinandergenommen und demoliert, so dass von ihr fast nichts mehr übrig bleibt. Um das auszuhalten, muss man schon einen außerordentlich gefestigten Glauben haben. Wie verliert man beim Studium der Theologie den Glauben? Bei vielen Ereignissen, von denen die Bibel berichtet, behaupten die Theologieprofessoren, diese hätten nicht stattgefunden. Die Begründung: Außerhalb der Bibel werde davon nicht berichtet. Warum überzeugt Sie dieses Argument nicht? Weil es im Neuen Testament selbst genügend Zeugen gibt – und zwar Menschen, die für ihre Überzeugungen mit ihrem Leben eingestanden sind. Kein Mensch würde aber für eine erfundene Geschichte sterben!
Fotos: F.A.Z.-Foto / Torsten Silz, Wikipedia Commons
Sind die Wunder erledigt? Zu den prominentesten Vertretern der historisch-kritischen Bibelauslegung gehört der Marburger Neutestamentler Rudolf Bultmann (1884–1976). Er schrieb: „Erledigt sind … die Geschichten von der Himmel- und Höllenfahrt Christi; erledigt ist die Erwartung des mit den Wolken des Himmels kommenden ‚Menschensohnes’ und des Entrafftwerdens der Gläubigen in die Luft ihm entgegen (1. Thessalonicher 4,15ff). Erledigt ist durch die Kenntnis der Kräfte und Gesetze der Natur der Geister- und Dämonenglaube … Die Wunder des Neuen Testamentes sind damit als Wunder erledigt.“ Das ist das Weltbild des 19. Der bekannteste historischJahrhunderts. Danach exis- kritische Theologe: tiert nur das, was man physi- Rudolf Bultmann (1884–1976) in Marburg kalisch nachweisen kann 22.2013
Klaus Berger ist emeritierter Professor für Neutestamentliche Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Der Katholik veröffentlichte mehr als 40 Sachbücher, in denen er sich für ein stärkeres Vertrauen zur Bibel einsetzt.
und mit den Naturgesetzen übereinstimmt. Heute weiß jeder Naturwissenschaftler, dass dies eine Vorstellung von vorgestern ist. In der Bibelauslegung wird sie dagegen aufrechterhalten. Die Himmelfahrt Jesu kann es nicht gegeben haben, weil sie den Naturgesetzen widerspricht – so denken Theologen heute immer noch. Von den Wundern, die Jesus tat, kann es nur solche gegeben haben, die heute auch bei Heilpraktikern vorkommen. Dagegen fallen anspruchsvollere Wunder aus, etwa die Totenerweckung des Lazarus, der Gang über das Meer oder die Speisung der 5.000. Auch die Dämonenaustreibungen gelten heute als peinlich.
Von niemandem werden so viele Wunder berichtet Was spricht für den Wahrheitsgehalt dieser Wunder? Es gibt neben Jesus keinen zweiten Menschen, von dem so viele und vielgestaltige Wunder berichtet werden. Allein die Fülle dieser Geschichten ist beeindruckend! Ist das als Begründung ausreichend? Um diese Wunder zu begreifen, muss unser Verstand sich weiten. Bei den Wundern Jesu geht es um eine mystische, also geheimnisvolle, Wirklichkeit, die über das hinausgeht, was die Naturwissenschaften aussagen können. Die Ursachen für die Wunder, über die die Bibel berichtet, sind physikalisch nicht erklärbar.
Warum es auf die Jungfrauengeburt ankommt Nicht erklären können sich Ausleger auch die jungfräuliche Empfängnis. So schreibt der Schweizer Neutestamentler Ulrich Luz, die Jungfrauengeburt habe „keinen direkten geschichtlichen Hintergrund“. Das behauptet Herr Luz, obwohl sowohl im Matthäus- als auch im Lukas-Evangelium steht, dass Jesus durch den Heiligen Geist empfangen wurde. Wenn man bei einem Mediziner nachfragt, ob es die Empfängnis durch den O
22
IN T ERV IEW
Es spricht vieles dafür, dass der Kindermord des Herodes stattfand. (So stellte ihn sich der Maler Peter Paul Rubens (1577–1640) vor.)
Woher stammt Jesus? Ein weiteres Problem ist der Geburtsort Jesu. So schreibt der Heidelberger Neutestamentler Gert Theißen: „Jesus stammt aus Nazareth. Die Verlagerung des Geburtsortes nach Bethlehem ist ein Ergebnis religiöser Fantasie und Vorstellungskraft.“ Nun berichten die Evangelien aber eindeutig von Bethlehem als Geburtsort und verweisen darauf, dass dies eine Erfüllung des alttestamentlichen Propheten Micha ist: „Doch du, Bethlehem in Efrata, so klein unter den Hauptorten Judas: Aus dir soll der hervorgehen, der mein Herrscher über Israel wird!“ (5,1). Bibelkritiker schlussfolgern daraus: Wenn es vorhergesagt wurde, kann es nicht geschehen sein, sondern der Geburtsort wurde nachträglich an die
Prophezeiung angepasst. Damit wird das Schema von Verheißung und Erfüllung von vornherein außer Kraft gesetzt. Ich dagegen finde keinen plausiblen Grund, der gegen die Richtigkeit der Angaben im Neuen Testament spricht. Wenn es nach der liberalen Auslegung geht, sind auch der Kindermord des Herodes und die Flucht nach Ägypten Legenden. Auch die Verklärung Christi, seine Himmelfahrt und seine Wiederkunft sollen nur Mythen sein. Grundsätzlich suspekt sind auch alle Geschichten, in denen Engel vorkommen, denn Engel sind nach historisch-kritischer Vorstellung nur Fantasiegestalten. Gegen den Kindermord des Herodes wird von historisch-kritischer Seite eingewandt, dass es dafür außerhalb der Bibel keine Quelle gebe. Was spricht dafür? Ist die Bibel etwa keine zuverlässige Quelle? Zudem: Herodes hatte einen schlechten Ruf und war für seine Grausamkeit bekannt. Dass mögliche Nachfolger aus dem Weg geräumt werden, gehört zum Alltagsgeschäft von politischen Tyrannen – und das gilt bis in unsere Zeit. Die Anordnung des Kindermordes aus Angst vor dem Machtverlust ist keine Propaganda des Evangelisten Matthäus, sondern ist sehr plausibel.
Was hat Jesus wirklich gesagt? Eine typische Aussage historisch-kritischer Ausleger lautet: Von Jesus wissen wir mit Sicherheit eigentlich nur, dass er gelebt hat. Selbst ein theologisch nicht besonders interessierter Althistoriker würde dazu antworten: Über keine andere Persönlichkeit der Antike sind nach ihrem Tod so schnell und so zahlreich Biografien entstanden wie über Jesus. Neben den vier Evangelien gibt es 68 weitere Evangelien, die keine Aufnahme ins Neue Testament fanden, aber auch nicht
Foto: akg-images
Heiligen Geist gebe, wird der das natürlich verneinen. Also sagt Herr Luz: Dann wollen wir den modernen Menschen damit auch nicht belasten. Damit schließt er aber von vornherein die Möglichkeit aus, dass Gott in dieser Welt etwas bewirken kann. So legen Theologen dem Herrgott Handschellen an und binden ihm einen Maulkorb um, damit er ja nichts tut oder sagt, was uns irritieren könnte. Mit welcher Begründung halten Sie an der Historizität der Jungfrauengeburt fest? 1. Matthäus und Lukas berichten darüber – und zwar einschließlich der damit verbundenen Komplikationen. Als Josef von der Schwangerschaft Marias erfuhr, wollte er seine Verlobte zunächst entlassen. So eine Begebenheit erfindet man doch nicht! 2. Sowohl bei der Menschwerdung Jesu als auch bei seinem Tod und der darauffolgenden Auferstehung finde ich dieselbe Handschrift Gottes, nämlich das Wirken des Heiligen Geistes. Dies war der Glaube des Urchristentums und es ist auch mein Glaube.
22.2013
IN T ERV IEW
Foto: ELK WUE / Amt für Information der Landeskirche
völlig wertlos sind. Diese Vielfalt an Berichten ist in der Antike einmalig! Eine der beliebtesten Fragen der bibelkritischen Theologie lautet: Was hat Jesus wirklich gesagt – und was nicht? Das Ausscheiden vermeintlich unechter Jesus-Worte hat das Neue Testament zerklüftet. So war der Tübinger Neutestamentler Ernst Käsemann (1906–1998) der Ansicht, dass Jesus das Vaterunser nie gebetet habe. Das angeblich Unechte ist in Wirklichkeit meist das Ungeliebte. Die Entscheidung, was nun echt ist und was nicht, ist in einem so hohen Grade abhängig von Mode, Geschmack, Konfession und Zeitgeist, dass ich nur sagen kann: Die Suche nach der wahren Stimme Jesu ist für die Katz. Bei Käsemann ist es interessant, den emotionalen Hintergrund für seine Suche nach echten und unechten Jesus-Worten zu kennen: Er wollte die pietistische Frömmigkeit in Württemberg ausrotten. Das ist zwar kein wissenschaftliches Ziel, reichte aber aus, um die Bibel zu zerstören.
23
erklären, weil in ihm das Wort „Kreuz“ nur einmal vorkommt. Mein Argument für die Echtheit der Paulusbriefe: Offenbar war Paulus geistlich viel gereifter und hatte ein größeres Spektrum als deutsche Theologieprofessoren, die sich oft auf nur einen einzelnen Brief spezialisieren. Wie erklären Sie sich die Lust an der Bibelkritik an den Theologischen Fakultäten? Es ist die Lust des Zweitsemesters, der zu Weihnachten nach Hause kommt und seiner Verwandtschaft erklärt, was in der Bibel alles erfunden ist. Diese Macht und Anmaßung, andere Menschen in Verwirrung zu stürzen, bereitet Lust.
Die Narrenfreiheit der Theologieprofessoren
Nun sind Theologieprofessoren keine Zweitsemester mehr, sondern haben den mühevollen Weg von Promotion und Habilitation hinter sich gebracht. Die meisten Professoren leben ohne jeden Bezug zur Gemeinde und nur die wenigsten sind zuvor Wollte er die pietis- selbst Pfarrer gewesen. Ich kenne viele Theolotische Frömmigkeit gen, die aus Angst vor dem Pfarrerberuf ProfesWie der Kommunismus in der DDR ausrotten? Ernst sor geworden sind. Als Pfarrer erfährt man die Inzwischen wird an der Echtheit von weit mehr als Käsemann (1906– Korrektur der Gemeinde, als Professor genießt der Hälfte der Jesus-Worte gezweifelt. 1998) in Tübingen man weitgehend Narrenfreiheit. Für mich besonders eindrücklich ist in diesem Zusammenhang das Wirken des holländischen Theologen Sie beklagen das „Zitier-, Berufungs- und VortragseinladungsGustaaf Adolf van den Bergh van Eysinga (1874–1957). 40 kartell“, das an den Universitäten bestehe. Ein harter Vorwurf! Jahre bildete er an der Universität Leiden den theologi- Viele meiner Schüler haben sich an verschiedenen Universchen Nachwuchs aus. Was er mit seiner liberalen Theolo- sitäten um eine Professur beworben. Manche hatten keine gie angerichtet hat, kann man in den Niederlanden bis heu- Chance, auch nur zu einem Probevortrag eingeladen zu te sehen: Ein Großteil der herrlichen mittelalterlichen Kir- werden. So ist mein letzter Versuch, einen meiner Schüler chen des Landes ist zu Museen geworden. Die liberale zu habilitieren, gescheitert. Es ging um den NeutestamentTheologie hatte dort einen ähnlich durchschlagenden Er- ler Armin Baum, der an der Freien Theologischen Hochfolg wie der Kommunismus in der DDR. Auch mit falscher schule Gießen lehrt. Die Begründung für die Ablehnung: „Diese theologische Schulrichtung wollen wir bei uns Bibelauslegung kann man sehr viel Schaden anrichten. nicht!“ Angeblich sind die Berger-Schüler zu fundamentaHerr Berger, Sie machen mich traurig. Es kommt eben darauf an, dass wir wieder ganz von vorne listisch, evangelikal oder katholisch. anfangen: mit einem schlichten, einfachen Glauben, der Wer evangelikal ist, wird kein Uniprofessor weiß, warum er glaubt. Warum glauben Sie? Denkbar wäre, dass es den Kandidaten an wissenschaftlicher Weil es die Auferstehung Jesu gibt. Ohne Auferstehung wäre Qualifikation mangelt. alles hoffnungslos, und unser ganzes Dasein auf der Erde Das ist nun gerade im Fall von Armin Baum absurd. Er ist würde in einem dunklen Loch enden. Dann bliebe uns nur ein hervorragender Wissenschaftler, dessen Bücher in der der Nihilismus, die Lehre von der Nichtigkeit allen Seins. evangelischen wie in der katholischen Welt gelesen werden. Bei seiner Ablehnung ging es nicht um die QualifikaSind die Paulus-Briefe von Paulus? tion, sondern um Mentalitätsfragen. Wir sind in der UniFür nichtig erklärt hat die Bibelkritik auch die Echtheit der im versitätstheologie an einem Punkt angekommen, wo eine Neuen Testament enthaltenen Briefe. So soll Paulus die Pasto- grundlegende Reformation nötig ist. Die Theologie verstand sich jahrhundertelang als Königin der ralbriefe an Timotheus und Titus nicht selbst verfasst haben. Die vermeintliche Unechtheit paulinischer Briefe wird zum Wissenschaften. Heute ist sie ein exotischer Studiengang … Teil damit begründet, dass diese Briefe die Rechtferti- Die Theologie hat sich in den letzten Jahrzehnten an die gungslehre des Paulus nicht vollständig wiedergeben. Als anderen Wissenschaften bis zum Äußersten angepasst. Die ob Paulus von morgens bis abends nur Rechtfertigungsleh- anderen Fächer erwarten von den Theologen aber nicht, re dozierte hätte und kein anderes Thema kannte! Nach dass sie in allem übereinstimmen, sondern dass sie ihr eidieser Logik müsste man auch den Römer-Brief für unecht genes Wissen in den Dialog einbringen. 22.2013
24
IN T ERV IEW
Wie man das Theologiestudium besteht
Was die Theologie erschüttern könnte
Können Sie es noch empfehlen, Theologie zu studieren? Man braucht Mut, um gegen den liberalen Strom zu schwimmen. Wenn man das Theologiestudium wagt, braucht man Freunde außerhalb der Universität, die einem in der Krise helfen können. Ich selbst habe von einem Professor profitiert, der die Vorlesung mit dem gemeinsamen Singen eines Chorals begann. Ist das nicht unwissenschaftlich? Wenn man einen kleinkarierten Hühnerverstand hat schon. Ist die Art, wie an den Universitäten heute Theologie getrieben wird, Ursache für den Bedeutungsverlust der Kirchen? Ja, weil die heutige Theologie ein lebloses Gedankengerippe ist, das mit Frömmigkeit und Kirche kaum noch etwas zu tun hat.
Was vermissen Sie in der Predigt? Die Glaubwürdigkeit! Viele Pfarrer meinen, auf alles Anstößige verzichten zu müssen. So hörte ich in einer Weihnachtspredigt, Weihnachten sei nichts anderes als die Geburt eines Kindes – und darüber könne man sich doch nur freuen. Aber warum alles auf dieses eine Kind ankommt, wurde mit keinem Wort erklärt. Wie kann ein Pfarrer das Evangelium so verhunzen? Kann es noch zu einer Trendwende in der Theologie kommen? Noch ist die Kirche weich gebettet durch Hunderte von Staatskirchenverträgen. Wenn sich eines Tages die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag ändern, werden diese Verträge aufgelöst. Das könnte auch das Ende der Theologischen Fakultäten an den Universitäten bedeuten. Vielleicht wacht die Theologie dann aus ihrer total abgesicherten Welt auf. Vielen Dank für das Gespräch! P
Ein leeres Kaufhaus Dabei wollte die liberale Theologie doch nur das Gute: Aufklärung und Licht in die Sache bringen. Die liberale Theologie gleicht heute einem riesigen Kaufhaus, das fast leer steht und nur noch drei Artikel verkauft. In meinem Theologiestudium habe ich gelernt, dass eigentlich nur das Markus-Evangelium und der Galater-Brief die Echtheitskriterien erfüllen können – eine wahnsinnige Position, die zu einer ungeheuren intellektuellen wie emotionalen Verarmung führt. Das kann man in Predigten heute immer wieder erleben.
Von Klaus Berger gerade erschienen: „Die Bibelfälscher. Wie wir um die Wahrheit betrogen werden“ Pattloch-Verlag ISBN: 978-3-629-02185-4 19,99 Euro; 28.90 SFr.
Anzeige
Über 3.200 Teilnehmer erfolgreich vermittelt!
Wünschen Sie sich einen
gläubigen
Partner?
Seminar- und Urlaubswoche in Oberägeri direkt am schönen Ägerisee vom 26.7. – 2.8.2013 mit Walter Nitsche Alle, die an Persönlichkeitsreifung und Freundschaftsförderung interessiert sind und eine christliche Grundgesinnung haben, sind herzlich eingeladen! Seminargebühr für die ganze Woche nur CHF 280.– 2 Übernachtungen / Vollpension schon ab CHF 728.–
Kostenlose Info-Broschüre jetzt anfordern! dern! Christlicher Partnerschafts-Dienst Sophie-Guyer-Str. 5 Tel. 033 - 222 00 90 8330 Pfäffikon info@cpdienst.com
www.cpdienst.com
Anmeldung direkt bei: Seminarzentrum Ländli • CH-6315 Oberägeri Tel. 041-754 92 14 • (Fax – 13) seminare@laendli.ch • www.zentrum-laendli.ch
Weitere Informationen: www.cpdienst.com 22.2013
C H R I ST & LE BE N
25
„Es war ein langsames Sterben“ ORGANSPENDE Am 1. Juni ist Tag der Organspende. Derzeit warten allein in Deutschland rund 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Viele von ihnen überleben die Wartezeit nicht, weil es an Spendern mangelt. Roland Brettschneider aus Heidelberg drohte dasselbe – bis vor einem Jahr das Telefon klingelte: „Wir haben eine Lunge für Sie!“ Ein Beitrag von Matthias Pankau. Am Ende war die Welt von Roland Brettschneider auf einen Umkreis von neun Metern geschrumpft. So lang war nämlich der Schlauch zu dem Behälter, der ihn rund um die Uhr mit reinem Sauerstoff versorgte. Sonst wäre er qualvoll erstickt. „In dieser Zeit hatte ich manchmal keinen Lebensmut mehr“, sagt der 56-Jährige rückblickend. „Ich merkte, wie ich verfiel. Es war ein langsames Sterben.“
Er arbeitete in geheimen Gebieten Und ein schleichendes. Denn die Leistung seiner Lunge nahm allmählich ab, fast unmerklich, über Jahre hinweg. Schuld daran waren vermutlich Asbest und radioaktive Strahlung; genau lässt sich das nicht mehr nachweisen. Aber in den 80er Jahren war Brettschneider in der damaligen Sowjetunion am Bau von Erdgasleitungen beteiligt – auch in geheimen Waffentestgebieten und während der Atomreaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986. Die gesundheitlichen Risiken wurden verschwiegen, kamen erst nach und nach ans Tageslicht. Einige seiner damaligen Kollegen leben nicht mehr. Bei Brettschneider wurde 2001 eine beginnende Lungenfibrose festgestellt – also eine verstärkte Bildung von Bindegewebe zwischen den Lungenbläschen.
Foto: privat
Angst, nicht mehr derselbe Mensch zu sein Acht Jahre später waren seine Lungenwerte erstmals so schlecht, dass der behandelnde Arzt eine Transplantation ins Gespräch brachte. Für Brettschneider damals noch eine abwegige Idee: „Ich hatte viel zu viel Angst vor dem damit verbundenen Risiko und davor, danach nicht mehr derselbe Mensch zu sein.“ Aber dann kam der 4. Januar 2012, als seine Ehefrau Gudrun kurz nach Mitternacht den Notarzt rufen musste. „Er war blau angelaufen, bekam kaum noch Luft und drohte zu ersticken“, erinnert sie sich. Der Befund: vereiterte Lunge und akute Lebensgefahr. Die Ärzte versetzten Brettschneider noch an Ort und Stelle ins künstliche Koma. Nach 14 Tagen konnte er das Krankenhaus wieder verlassen. Doch sein Alltag war jetzt ein anderer. Er war von Einschränkung geprägt. Denn die Sauerstoffsättigung in seinem Blut bewegte sich nur noch bei rund 60 %; bei einem gesunden Menschen liegt sie zwischen 95 und 100 %. Um genügend Luft zum Atmen zu haben, brauchte er reinen Sauerstoff. Dafür hatte er nun permanent Schläuche in der Nase, über die das Lebenselixier zugeführt wurde. Schon
ideaSpektrum 22.2013
Kann wieder lachen: Nach der Lungentransplantation braucht Roland Brettschneider – im Bild mit seinem Schwiegervater – keine künstliche Sauerstoffzufuhr mehr.
die geringsten Anstrengungen schwächten ihn. Zu erkennen war das unter anderem daran, dass sich sein Gesicht bläulich-lila verfärbte – ein Anzeichen für Sauerstoffmangel. „Selbst zum Zähneputzen oder Rasieren musste ich mich setzen, weil mir die Kraft fehlte“, berichtet er. An eine Rückkehr in seinen Beruf als Lagerleiter in einem großen Autohaus war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken.
Die Zahl der Spender geht zurück Längst ist Brettschneider klar, dass ihm nur eine Organtransplantation das Leben retten kann. Doch bevor er auf die Liste von Eurotransplant gesetzt werden kann – der zentralen Agentur, die Organe zwischen sieben Ländern (Deutschland, Belgien, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich und Slowenien) vermittelt –, müssen unzählige Untersuchungen vorgenommen werden. Dabei wird geschaut, ob möglicherweise auch andere Organe krank sind – Herz, Nieren, Leber, Haut, selbst die Zähne. Ziel ist es, potenzielle spätere Entzündungsherde auszuschließen, die bei dem neuen Organ eine Abstoßungsreaktion verursachen könnten. Als Faustformel kann gelten: Je besser der Gesamtzustand eines Kandidaten ist, desto größer sind O
C H R I ST & LE BE N
die Chancen, für ein Spenderorgan gelistet zu werden. Roland Brettschneider unterzieht sich all diesen Untersuchungen in Hannover und Leipzig. Das Ergebnis: Bis auf seine kaputte Lunge ist er gesund. Sein Bedarf an einem Spenderorgan wird als „hoch“ bewertet. „Das war ein Hoffnungsschimmer am Horizont“, sagt er. Doch nun begann das quälende Warten auf ein passendes Spenderorgan. Brettschneider war bei weitem nicht der Einzige, der auf eine Spenderlunge wartete, auch nicht einer unter wenigen. Ein Blick in die Statistik zeigt: Der Bedarf an Spenderorganen ist in Deutschland ungleich höher als das Angebot. Im vergangenen Jahr kamen auf eine Million Bürger gerade einmal 1.046 Organspender. Und deren Zahl geht weiter zurück. Nach einer Erhebung der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) wurden im ersten Quartal 2013 insgesamt 797 Organe postmortal entnommen; das waren 12,9 % weniger als im Vorjahreszeitraum.
Benötigt: 8.000 Nieren, 1.000 Herzen, 1.800 Lebern Der Bedarf hingegen ist riesig: Auf den Wartelisten bei Eurotransplant standen im Februar allein für Deutschland fast 12.000 Namen – darunter die von fast 8.000 Dialysepatienten, die auf eine neue Niere warten. Daneben bräuchte es knapp 1.000 Herzen, gut 1.800 Lebern, fast 500 Lungen und 40 Bauchspeicheldrüsen. In der Schweiz warteten nach Angaben von Swiss-Transplant im ersten Quartal dieses Jahres 1.165 Patienten auf ein Spenderorgan; davon unter anderem 934 auf eine Niere, 117 auf eine Leber, 49 auf eine Lunge, 46 auf ein Herz und 45 auf eine Bauchspeicheldrüse. Allerdings gibt es in Europa große Unterschiede in der Organisation: So greift etwa in Österreich oder Spanien die Widerspruchsregelung, wonach jeder automatisch potenzieller Spender ist, wenn er dem nicht zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen hat. In Deutschland mussten bislang die Angehörigen über eine Organentnahme entscheiden, wenn der Betreffende nicht vor seinem Tod einen Organspendeausweis ausgefüllt hatte. Künftig soll jeder Deutsche ab 16 Jahren regelmäßig von der Krankenkasse befragt werden. „Das ist eine schwierige Entscheidung“, sagt Eurotransplant-Präsident Bruno Meiser, der auch das Transplantationszentrum der Universitätsklinik Großhadern in München leitet. Oft seien die Angehörigen überfordert und lehnten die Entnahme vorsichtshalber ab, weil sie mit dem Verstorbenen nie über eine Organspende gesprochen haben. „Tod ist in unserer Gesellschaft ein Tabuthema“, so Meiser.
Für diejenigen, die auf ein Spenderorgan angewiesen sind, sei diese Situation katastrophal. Denn sie warteten auf ein Organ und wüssten nicht, wann es kommt und ob es überhaupt kommt. Viele überlebten die Wartezeit nicht.
„Nicht um einen Spender gebetet, sondern um Heilung“ Für Roland Brettschneider war diese Zeit des Wartens nicht nur ein Kampf gegen das langsame Sterben. Es war auch ein geistlicher Kampf. Zum einen war da das Wissen, dass jemand sterben muss, um ihm das Leben zu retten. „Ich habe nicht um einen Spender gebetet, sondern um Heilung“, sagt er. Zum anderen kam die Anfechtung im Glauben, die umso stärker wurde, je mehr Zeit verging. „Es kam der Punkt, an dem ich nicht mehr beten konnte“, gesteht Brettschneider. Seinem Pastor offenbart er: „Ich glaube, Gott schafft das nicht mit mir.“ Doch auch als er nicht mehr beten kann, bitten seine Frau, die gesamte Familie und die Freie evangelische Gemeinde in Heidelberg Gott um Besserung – Tag für Tag. „Dann kam die Nacht vom 8. auf den 9. Mai“, erinnert sich Brettschneider: „Ich hatte mich gerade nach einem schlimmen Hustenanfall wieder hingelegt und die Beatmungsmaschine höher geschaltet, als das Telefon gegen 0:30 Uhr klingelte.“ Was er dann vom anderen Ende der Leitung hört, erscheint ihm zunächst wie ein Traum: „Es war der zuständige Arzt vom Leipziger Herz-Zentrum. Er fragte nur: Wie geht es Ihnen? Haben Sie Infekte? Sind Sie bereit?“ Und dann: „Wir haben eine Lunge für Sie. Packen Sie Ihre Tasche. Wir holen Sie ab.“
„Ich gebe mich in Gottes Hand!“ Brettschneider weiß, dass die Chancen 50 zu 50 stehen. „Wir haben noch einmal zusammen gebetet, dann gemeinsam die Tasche gepackt“, erzählt er. Kurz darauf steht der Krankenwagen vor der Tür, der ihn zur Heidelberger Uni-Klinik bringt, wo der Hubschrauber bereits wartet. Für Brettschneider ist es ein Flug ins Ungewisse. Als er in Leipzig landet,
Foto: Swisstransplant
26
ideaSpektrum 22.2013
C H R I ST & LE BE N
bricht der nächste Morgen an. Seiner Frau schreibt er diese SMS: „Bin gut in Leipzig angekommen. Die Sonne geht auf über dem Völkerschlachtdenkmal. Mach Dir keine Sorgen! Es wird alles gut werden. Ich gebe mich in Gottes Hand!“ Sie hat diese Nachricht auf ihrem Mobiltelefon gespeichert – bis heute. Es hätte schließlich die letzte sein können.
Wie im Traum Die Vorbereitungen auf die OP erlebt Brettschneider wie im Traum. Das liegt auch an den Beruhigungsmitteln. Die letzten Worte, an die er sich erinnert, sind die des Professors: „Das Organ ist da, es geht los. Wir legen Sie jetzt schlafen. Haben Sie keine Angst!“ Dann wird es dunkel in seiner Erinnerung. Als er wieder aufwacht, sind fast zwei Tage vergangen. Allein der komplizierte Eingriff hat neun Stunden gedauert. Doch was er dann spürt, ist nicht Glück, sondern erst mal Panik: „Mein Körper hat verrückt gespielt“, sagt er. „Er musste sich erst umstellen.“ Die folgenden Tage sind hart für Brettschneider. Er halluziniert, erkennt Familienangehörige nicht, fühlt sich verlassen. Dann wird auch noch ein multiresistenter Keim festgestellt und es reißt eine Naht am Spenderorgan, was einen weiteren Eingriff erforderlich macht, so dass er unter anderem nicht bei der Hochzeit seiner jüngeren Tochter in Berlin dabei sein kann.
l
27
Ich lebe jetzt anders Aber in dieser schweren Zeit erlebt er auch segensreiche Momente, wie er erzählt. Etwa, als eine der Stationsschwestern ihre Verabredung mit Freundinnen sausen lässt, um ihn während der wiederkehrenden Angstattacken nicht allein zu lassen. Oder als einer der Ärzte sich als Christ zu erkennen gibt und die beiden sich fast eine Stunde über ihren Glauben austauschen. Der größte Moment war für ihn jedoch, als er das erste Mal wieder nach draußen durfte: „Wenn man so etwas durchgemacht hat, erlebt man die kleinsten Kleinigkeiten viel bewusster. Ich habe mich an den Blumen und am Geruch des Flieders gefreut wie nie zuvor in meinem Leben.“ Wieder richtig durchatmen zu können, ist für Brettschneider ein Geschenk: „Gott und die moderne Medizin haben mir ein neues Leben geschenkt“, sagt er. Eines steht für den Mittfünfziger inzwischen fest. Sollte ihm je etwas zustoßen, würde er seine Organe zur Verfügung stellen, um anderen Menschen das Leben zu retten. An die Angehörigen des irdischen Retters seines Lebens hat er inzwischen einen Dankesbrief verfasst. Er weiß nicht, wer derjenige war, aber er wird den Brief bei der nächsten Untersuchung Mitte Juni den behandelnden Ärzten geben, und die werden ihn an die Familie des Spenders weiterleiten. Auf dem Umschlag steht in großen Lettern „Danke!“. P
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
1. bis 7. Juni
FERNSEHEN Sonntag, 2. Juni 9.20–9.50 „Nah dran“ – Aufbruch in ein neues Leben: Abschied vom Kloster, vom Arbeitsleben und der Routine 9.30–10.15 Evangelisch-reformierter Gottesdienst aus dem Grossmünster in Zürich
Dienstag, 4. Juni
Mittwoch, 5. Juni
10.15–11.00 Jesus und die verschwundenen Frauen – Dokumentation über die Frauen in der Bibel
18.00–18.30 21.05–22.00 Die Macht sozialer Netzwerke. Das digitale Ich – Computer, Wie Facebook und Co. unser Menschen, Emotionen Leben mitbestimmen 22.45–23.15 11.00–12.15 ERF 1 21.15–21.45 ERF 1 Grenzenlos kriminell? Gottesdienst aus der Auf dem Prüfstand – Bürger in Angst – Polizei evangelisch-lutherischen Wie glaubwürdig sind die unter Druck. In Grenzorten Kirchengemeinde Schmalfeld vier Evangelien? Doku zu Polen und Tschechien bei Neumünster wächst die Kriminalität
Donnerstag, 6. Juni 20.15–21.00 Ludwig Hofacker: Berufen, Christus zu predigen. Porträt eines Pietisten 22.35–23.05 Bin ich gut genug? – Der Kampf mit den Selbstzweifeln.
HÖRFUNK Sonntag, 2. Juni 8.30–9.00 Die Kunst zu altern – Zwischen Müßiggang und Engagement 8.35–8.50 Willkommen in Taizé! 9.45–10.00 Ev.-ref. Radiopredigt
Donnerstag, 6. Juni 10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst von Bord des „Schulschiffs Deutschland“ mit der Gemeinde Bremen-Vegesack
11.30–12.00 Die inneren Fesseln lösen. Über das Wechselspiel von Freiheit und Selbstverantwortung
10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Liebfrauenkirche in Neustadt am Rübenberge
12.05–12.30 Immer in der Minderheit: Christen im Heiligen Land
20.04–20.30 Beschlusssache Kindeswohl: hl Konfliktschlichtung vor dem Familiengericht
20.00–20.30 ERF Plus Brennpunkt Nahost Horst Marquardt im Gespräch mit Johannes Gerloff
Mittwoch, 5. Juni
20.30–21.00 ERF Plus Reiseeindrücke: Wolfgang 20.00–21.00 Büsing erzählt Horst Was haben sich Marquardt von seiner Kirche & Staat (noch) zu sagen? Kenia-Reise
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
ideaSpektrum 22.2013
28
BI BL I SC H E S N E U E R Z Ä H LT
Aufruhr in der Hauptstadt Ephesus DAS EVANGELIUM PROVOZIERT EINEN AUFSTAND Ephesus war immer die Erhabene unter den Städten gewesen. Ob unter Krösus, unter den Persern oder als Hauptstadt des Reiches Pergamon. Seit 133 v. Chr. war sie die prunkvolle Hauptstadt der römischen Provinz Asia. Aber Paulus forderte ihren Stolz heraus. Beinahe kostete es zwei seiner Mitarbeiter das Leben. Bestseller Autor Titus Müller erzählt die Apostelgeschichte 19,23–40 exklusiv für idea nach. Als Leander gedankenverloren in die Straße einbog, die vom Hafen zum Theater führte, stutzte er. Hatte er einen Festtag übersehen? Auf der elf Schritt breiten Prachtstraße war kaum ein Durchkommen. Eine Menschenmenge wälzte sich voran in Richtung des Theaters. Aber um ein Fest konnte es sich kaum handeln, die Leute machten böse Gesichter, sie riefen grimmige Parolen und stießen zwei Männer vor sich her. Hatte er die Gesichter der zwei nicht neulich erst gesehen, in der Schule des Philosophen Tyrannus, wo Paulus aus Tarsus unterrichtete? Er fragte seinen Nebenmann nach ihren Namen. „Gajus und Aristarchus“, spie der hinaus. „Sie beflecken die Ehre unserer Stadt!“ Da sah er Demetrius, der ganz vorn mitlief, und begriff, was hier vorging. Seit Wochen schimpfte Demetrius über diese jüdische Sekte, die ihm das Geschäft kaputtmachte. Auch er, Leander, verkaufte spürbar weniger – die Dianatempelchen aus getriebenem Silber wurden nicht mehr nachgefragt wie früher, er hatte schon überlegt, ob er sich auf Ringe oder Armreifen verlegen sollte. Für Demetrius kam das nicht infrage. Es war eine Sache des Stolzes. Demetrius war ein berühmter Gold- und Silberschmied, und er hatte viele Freunde in Ephesus. Wenn er sich vorgenommen hatte, Paulus und seinen Getreuen den Garaus zu machen, würde man ihn nur schwer aufhalten können. Leander machte kehrt. Er wühlte sich durch die Menschenmenge, hastete am Gymnasium vorüber und hielt sich in Richtung der Stadtmauer. An der Tür des Zeltmachers Aquila klopfte er. Die Ehefrau Aquilas, Priscilla, öffnete. „Was wünschst du?“ „Ist Paulus hier? Ich muss ihn dringend sprechen.“ „Aquila und er unterhalten sich gerade mit einigen jungen Leuten. Komm herein.“ Gleich, als er den Raum betrat, machte er „Feuerauge“ aus, wie er Paulus insgeheim nannte, weil sein Blick oft vor Entschlossenheit funkelte. „Paulus“, sagte er, „verzeih, dass ich dich unterbreche. Ich bin Leander, ich habe dir einige Male in der Schule von Tyrannus zugehört.“ „Ich erinnere mich an dich“, sagte Paulus und nickte freundlich. „Du hast gute Fragen gestellt.“
„Demetrius hetzt das Volk gegen dich auf. Ich bin Goldschmied wie er, ich kenne ihn seit vielen Jahren. Er will euch vernichten, weil du gegen den Tempel der Diana predigst.“ Allein deswegen musste man Paulus bewundern. Die ganze Welt verehrte diesen Tempel, er zählte zu den sieben Weltwundern und war mit seinen 117 Säulen, jede davon 18 Meter hoch, eines der prachtvollsten Bauwerke dieser Erde. Sich gegen Diana zu stellen, die von den Römern ehrfurchtsvoll Artemis genannt und als Tochter des Zeus und Zwillingsschwester Apolls verehrt wurde – niemand, dem sein Leben lieb war, wagte das. „Gerade schleppt eine Volksmenge zwei Mazedonier zum Theater, die zu deinen Nachfolgern gehören.“ „Gajus und Aristarchus sind gefangen?“ Paulus erbleichte. Er rief: „Prisca, meinen Mantel! Ich gehe zum Kanzler, er muss rasch eingreifen.“ Aber Aquila und Priscilla stellten sich ihm in den Weg und bestürmten ihn, jetzt bloß nicht das Haus zu verlassen. Darauf wartete die Meute doch nur, sie würde auch sein Blut vergießen. Paulus blieb hart. „Wir können nicht tatenlos zusehen, während zwei unserer Brüder leiden“, sagte er und hängte sich den Mantel um. Leander rang mit sich. Als Paulus gerade im Begriff war, das Haus zu verlassen, schlug er vor: „Ich könnte zum Kanzler gehen. Ich bin in Ephesus geboren, und ich bin Goldschmied wie Demetrius.“ Sowohl Paulus als auch das Zeltmacherehepaar waren Juden, er als Grieche würde unparteiischer klingen, wenn er um das Leben der beiden Mazedonier bat. Paulus zögerte kurz, dann gab er nach. „Eile dich, verliere keine Zeit!“ Draußen auf der Straße erschauderte Leander unter dem dröhnenden Rufen, das vom Theater herüberscholl: „Groß ist die Diana der Epheser! Groß ist die Diana der Epheser!“ Er rannte los. Nikandros, den Kanzler, fand er in seiner angenehm kühlen Schreibstube vor. Offensichtlich hatte sich Nikandros entschieden, so zu tun, als würde er nichts vom Aufruhr bemerken. „Du weißt, was da draußen los ist“, sagte Leander. Nikandros sah nicht einmal von seinen Schriftstücken auf. „Die Goldschmiede begehren auf. Völlig zu Recht.“ ideaSpektrum 22.2013
BI BL I SC H E S N E U E R Z Ä H LT
29
RUSSLAND
BULGARIEN GRIECHENLAND
Schwarzes rus Meer o p GEORGIEN s
o BIstanbul
Nizäa Ephesus
Foto: akg-images / Gerard Degeorge
Mittelmeer
ANKARA
TÜ RKE I
ARMENIEN
Ararat
Antiochien
SYRIEN
IRAK
IRAN Das Theater in Ephesus, in dem über 24.000 Menschen gegen den von Paulus verkündigten christlichen Glauben protestierten und die „Göttin“ Diana anriefen.
„Auch ich bin Goldschmied. Und ich weiß, hier geht es nicht um unser Gewerbe.“ Jetzt hob der Kanzler den Kopf und sah ihn an. „Worum geht es dann?“ „Tausende reisen von weither nach Ephesus, weil sie den Tempel der Diana sehen wollen. Das macht uns reich. Insofern hast du recht, es geht um die Geschäfte. Aber nicht nur. Wir sind bei allem Gold und Silber der Welt eine armselige Stadt, wenn wir Menschen ohne Gerichtsurteil ermorden.“ „Wie war dein Name noch einmal? Leander?“ Der Kanzler erhob sich. „Wenn du so klug bist, dann sage mir, was soll ich dem Volk geben im Austausch für diese zwei Männer, wie soll ich es beruhigen? Du wirst nichts finden. Nur ein Narr versucht, einen ausbrechenden Vulkan aufzuhalten.“ „Willst du das den Römern sagen, wenn ihnen zu Ohren kommt, dass in Ephesus ein mörderischer Aufruhr losgebrochen ist? Du stehst jeder unserer Versammlungen vor! Geh ins Theater und sprich zum Volk! Beruhige es. Dafür bist du unser Kanzler, um uns vor falschen Entscheidungen zu bewahren.“ Der Kanzler sah ihn wortlos an und nahm einen tiefen Atemzug. „Demetrius soll Paulus vor Gericht verklagen“, ergänzte Leander, „so gewinnen wir Zeit, und die Gemüter können sich abkühlen.“ „Mögen die Götter mir beistehen“, seufzte der Kanzler. Leander schickte in Gedanken ein Stoßgebet zu diesem Christus, von dem Paulus immer erzählte. Mit einer Garde von römischen Soldaten marschierten sie zum Theater. Je näher sie kamen, desto ohrenbetäubender wurde das Gebrüll der Menge. „Groß ist die Diana der Epheser!“ Vierundzwanzigtausend Menschen fasste das Theater, und ringsherum standen noch weitere Tausend, vereint zum donnernden Sprechchor.
ideaSpektrum 22.2013
„Wie lange rufen sie das schon?“, fragte der Kanzler einen seiner Schreiber. „Zwei Stunden, Herr“, antwortete der. Als sie das Theater betraten, kribbelten Leanders Fingerspitzen vor Angst. Die Epheser hatten sich in Raserei versetzt. Sie wollten ihren Glauben retten, ihn durch das vereinte Brüllen wiederherstellen. Angst peitschte sie an, die Angst, dass Paulus im Recht war, dass Christus lebendig war und die Diana tot und ihr gewaltiger Tempel nichts als ein leeres Haus, das sie und die Eunuchen-Priester seit Jahrhunderten putzten und beleuchteten und begafften. War die Weltstadt Ephesus einer Göttin nachgefolgt, die niemandem helfen konnte? Diese Frage mit Ja zu beantworten, war grauenhaft. Der Kanzler stand lange vor dem wütend schreienden Volk, bis das Rufen endlich abebbte und man bereit war, ihm zuzuhören. Da sagte er: „Männer von Ephesus, jeder auf der Welt weiß, dass wir den Tempel der großen Diana hüten. Aber diese Mazedonier sind keine Tempelschänder. Wenn Demetrius und die Goldschmiede gegen sie etwas vorzubringen haben, dann sollen sie sich an den römischen Statthalter wenden, wenn er das nächste Mal zum Schwurgericht in Ephesus erscheint. Rom hatte noch nie Anlass, uns wegen eines Aufruhrs anzuklagen. Wir sind eine gerechte und freie Stadt.“ So redete er, und noch einiges mehr, und einer nach dem anderen verließ die Bankreihen, sie schimpften noch ein wenig, aber der Ärger ermattete bereits. Was kümmerte sie das Geschäft der Goldschmiede? Der Kanzler hatte recht, Demetrius sollte sich an die Römer wenden. Als nur noch wenige Hundert im Theater waren, ging Leander zu den beiden Mazedoniern. „Kommt“, sagt er. „Wir gehen. Paulus wird froh sein, euch am Leben zu sehen.“ P
net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
DEPRESSION Mehr als 5 % aller Kinder und Jugendlichen in Mitteleuropa leiden an einer schweren Depression. Familie und Freunde sind oft überfordert. Katrin Wirth (Kitzingen) betreut in ihrer Praxis für Psychotherapie viele junge Menschen, für die sich die Welt verdunkelt hat. Sie gibt Tipps zum Erkennen von Depressionen und Anleitung zum richtigen Umgang mit den Betroffenen. So kannst auch Du Deinem Freund/Deiner Freundin hilfreich zur Seite stehen.
Wenn es in der Seele Nacht wird
K
ai ist 15. Noch im letzten Jahr war er viel mit seinen Freunden unterwegs, ist mit ihnen in eine Jugendgruppe, ins Kino, zum Sport gegangen. Seit einigen Wochen zieht er sich immer mehr zurück. Er sitzt abends oft noch lang vor dem PC oder einfach nur in seinem Zimmer herum. Er kann sich zu nichts aufraffen. Innerlich geht es Kai schlecht – er kann gar nicht richtig beschreiben, wie genau. Manchmal fühlt sich sein Kopf an, als wäre er mit Watte gefüllt. Seine Freunde sind ziemlich ratlos. Für Kai ist es, als würde er alleine im Dunkeln sitzen.
Wenn ein Freund über mehrere Wochen immer wieder gedrückte Stimmung, Traurigkeit oder Leere erlebt und dabei auch in seiner Aktivität und Konzentrationsfähigkeit sehr eingeschränkt wird, ist es notwendig, dass Du genauer hinschaust, denn es könnte sich um eine Depression handeln. Sie wird meist begleitet von Schlafstörungen oder deutlich verändertem Appetit – mal wird viel mehr gegessen, mal kaum noch etwas. Einige Betroffene bekommen auch gehäuft Kopf- oder Bauchschmerzen. Sie selbst erleben sich in ihrer Situation als hilflos und kommen schnell zu dem Ergebnis, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, dass sie weniger wertvoll oder fähig sind als andere. Meist sind an der Entstehung einer Depression mehrere Faktoren beteiligt. Depressionen können familiär weitervererbt werden. Aber auch die aktuelle Situation in der Schule und dem sozialen Umfeld spielt eine Rolle: Leistungsdruck, schulische Probleme oder traumatische Erfahrungen können eine Depression genauso auslösen wie Spannungen in Beziehungen, der Familie oder verstörende Ereignisse in der Gemeinde oder Jugendgruppe.
So kannst Du helfen Wenn Du bei einer Dir nahestehenden Person eine Depression bemerkst, unternimmst Du meist erst einmal viele Versuche zu helfen. Vielleicht indem Du ermutigst oder den anderen aus seiner Situation herauslocken möchtest. Wenn das nicht gelingt, wird man schon manchmal ärgerlich oder hilflos. Es entsteht eine Situation, die für alle viel Druck enthält. Oft geraten die Erkrankten und die Helfer in einen Kreislauf aus Enttäuschung und Anspruch. Daher ist es zunächst sehr wichtig, dass Du Deinem Freund na-
B e su cht uns au ch au f
fa ce b ook .com/idealis te n
helegst, sich professionelle Hilfe zu holen. Gemeinsam könnt ihr nach einem Psychiater oder Psychotherapeuten suchen, zu dem Dein Freund Vertrauen entwickeln kann. Die Behandlung setzt sich meist aus ganz unterschiedlichen Teilen zusammen, wobei sowohl Medikamente als auch eine psychotherapeutische Begleitung die Negativspirale unterbrechen sollen. Du kannst Deinen Freund bei dieser Therapie unterstützen, indem Du kleine Ermutigungen aussprichst oder mit und für ihn betest. Es ist aber auch wichtig, sinnvolle Grenzen einzuhalten: Gönnt Euch beiden ab und an eine Pause, macht mal was ganz anderes und versucht, Euch ehrlich zurückzumelden, wie Ihr miteinander umgehen wollt und was nicht geht. Bei aller Hilfsbereitschaft solltest Du gut auf Dich aufpassen. Es ist niemandem geholfen, wenn Du selbst verzweifelst.
Licht ins Dunkel tragen Für Kai ist es wichtig, dass seine Freunde und seine Familie hinter ihm stehen, auch wenn sie ihn nicht heilen können. Es ist für Betroffene eine große Hilfe, wenn es Menschen gibt, die sich nicht von ihnen abwenden, sondern weiter bei ihnen sind und immer wieder Licht ins Dunkel tragen. Ich erlebe in meiner Praxis, dass Gott selbst Licht schenken möchte, auch wenn das nicht immer gleich sichtbar wird. Es wird Zeit brauchen, bis mit vereinten Kräften und durch die Einbindung verschiedener Unterstützer wieder aus kleinen Lichtfunken Helligkeit in Kais Leben entsteht. P Literatur zum Thema: Samuel Pfeifer, Depression, Krankheit der Moderne – SCM Hänssler – 7,95 EUR; Im Internet findest Du beim Deutschen Bündnis gegen Depression viele Hilfsangebote vor Ort b www.buendnis-depression.de
Fo l g t uns au f
t w it te r.co m/ id e a lis te n
Foto: picture-alliance / Design Pics
Traurigkeit, Leere und Bauchschmerzen
DI E K LE I N E K A NZ E L
» So wie du mich als deinen Botschafter in die Welt hineingesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt. «
31
Daniela Knauz (Rödermark bei Frankfurt a. M.) ist Frauen- und Seniorenreferentin im Bund Freier evangelischer Gemeinden und 1. Vorsitzende der Frauenbewegung Filia e.V.
Aus dem Evangelium des Johannes 17,18
Fotos: picture alliance / PR, privat
Welt-offen sein oder erst werden? Das ist hier die Frage, und es erscheint fast wie bei Shakespeare, dass es nur eine klare Antwort gibt: Ja oder Nein. Aber die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Während viele von Welt-Offenheit sprechen, sind die Christen geradezu dazu aufgerufen, offen für die Welt zu sein. Nicht in dem Sinne, dass unsere Theologie sich immer wieder dreht und wandelt, sondern dass wir mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen und allen Menschen das Evangelium in Wort und Tat verkünden. Aber tun wir dies auch wirklich? Ich erwische mich selbst dabei, dass ich die Menschen auswähle, denen ich von meinem Glauben erzähle oder denen ich diene. Ich „sortiere“ für Gott schon einmal vor, wer mir passt und wen ich mir gut im Gemeindekreis vorstellen könnte. Die anderen Menschen – oftmals am Rand der Gesellschaft –
sehe ich nicht oder will sie nicht sehen. Ihnen offen zu begegnen, ist mir zu anstrengend, zu beängstigend und zu unsicher. Ist es deshalb nicht auch sicherer, entweder im Kirchensaal sitzen zu bleiben und auf die Welt zu warten oder die Welt mit anderen Themen als dem Glauben zu konfrontieren? Umweltschutz, Menschenrechte oder ehrliche Finanzpolitik scheinen einfacher zu kommunizieren als die Liebe Gottes zu den Menschen. Aber Botschafter Jesu zu sein, heißt auch zu sehen, zu hören, zu reden, zu handeln und zu lieben wie er, denn wir sollen so in die Welt gehen, wie Jesus Christus selbst gesandt wurde – ohne Wenn und Aber und ohne auszuwählen. Jesus verspricht, dass er uns dabei hilft und wir in seinem Auftrag unterwegs sind. Eine Herausforderung, die heute nicht einfach ist, aber lohnenswert. P
Ja, auch ich abonniere idea Spektrum Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)
Adresse für Geschenk-Abo Name Vorname Adresse PLZ/Ort Telefon E-Mail
Mein Abo / Meine Adresse (Rechnungsadresse) Name Vorname
«Ich studiere Theologie – mit
Adresse
‹ idea Spektrum › bin ich über die
Telefon
evangelische Landschaft im Bild.» 22.2013
PLZ/Ort
E-Mail Einsenden an: Jordi AG - das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54, E-Mail: abo@ideaschweiz.ch
PORTRÄT
Was tun, wenn man allein ist? LEBENSABEND Was macht man, wenn man Witwe ist und die eigenen Kinder bereits aus dem Haus sind? Hannelore Bernhardt (62) wagte einen Neustart – und zog vom hessischen Hinterland nach Berlin, um dort in einem christlichen Café ehrenamtlich mitzuarbeiten. Ein Porträt von Karsten Huhn.
Hier ist mein Platz Hannelore Bernhardt war von der alten Frau begeistert. Wenig später fuhr sie selbst nach Berlin und schaute sich die Arbeit in dem christlichen Café an, das von der überkonfessionellen
missionarischen Bewegung Marburger Kreis betrieben wird. „Ich wusste, das hier ist mein Platz.“
Zuhören und von Gott erzählen Seit Anfang 2013 wohnt sie nun in Berlin-Pankow, ganz in der Nähe des Cafés, und arbeitet wöchentlich zwischen 20 und 30 Stunden mit. Im Team der ehrenamtlichen Mitarbeiter bereitet sie Film- und Vortragsabende vor, ist bei Konzerten und Spieleabenden dabei, beim „Frühstück mit Gott“ am Sonntagmorgen, bei Krabbel- und Spielgruppen und bei „Wie Sonntag so schön“, dem Kaffee-und-Torte-Höhepunkt am Mittwochnachmittag. Hannelore Bernhardts Hauptaufgabe: Gespräche führen, Zuhören und von Gott erzählen.
Diagnose: Lungenkrebs 35 Jahre war Hannelore Bernhardt verheiratet. Ihr Mann Dieter leitete einen Dachdecker- und Fotovoltaikbetrieb, in dem Hannelore Bernhardt als Industriekauffrau mitarbeitete. 2004 wurde bei Dieter Bernhardt Lungenkrebs diagnostiziert. Das Ehepaar hoffte auf Heilung, doch die Chemotherapien schlugen nicht an. Ein Jahr
Hannelore Bernhardt
nach der Krebsdiagnose starb Dieter Bernhardt friedlich zu Hause. „Ich weiß, dass ich ihn wiedersehen werde“, sagt seine Frau. Nach dem Tod ihres Mannes machte Hannelore Bernhardt eine Ausbildung als Seelsorgerin und wandte sich noch stärker als bisher Gott zu: „Mein Mann und ich konnten über alles reden“, sagt Hannelore Bernhardt. „Nach seinem Tod wuchs mit der Zeit die Nähe zu Gott zu einer Vertrautheit, die ich früher nicht kannte.“
Gebetsspaziergänge durch den Kiez Hannelore Bernhardt versteht sich als „Beterin und Ermutigerin“. Manchmal betet sie zwei, drei Stunden am Stück. In ihrer Freizeit lädt sie sich Gäste ein oder macht Spaziergänge durch ihren Pankower Kiez. Die Berliner erlebt sie als „hektisch und wenig offen“. Dann betet sie und segnet im Stillen die Menschen, denen sie begegnet. „Ich will Gottes Liebe weitersagen“, sagt Hannelore Bernhardt. Inzwischen denkt sie darüber nach, dauerhaft in Berlin zu bleiben. P
Foto: idea / Lehmann
Anfang des Jahres ist Hannelore Bernhardt aus der tiefsten Provinz in die deutsche Hauptstadt gezogen. Bernhardt ist Mutter von zwei Söhnen und einer Adoptivtochter, Großmutter von sechs Enkelkindern. Ihr Haus in Dautphe (bei Marburg) übernahm ihr jüngster Sohn und dessen Familie. In Berlin macht Hannelore Bernhardt einen Neustart. Und das kam so: Bei einem Vortragsabend erzählte die 83 Jahre alte Hanna Boeckler von ihrem Bundesfreiwilligendienst, den sie im „Café Impuls“ in Berlin-Pankow leistet. Der deutsche Bundesfreiwilligendienst dauert in der Regel ein Jahr. Er kann nicht nur von Schulabgängern, sondern von allen Generationen geleistet werden, die sich für das Allgemeinwohl engagieren wollen. Inzwischen machen auch immer mehr über 67-Jährige – also nach ihrer Erwerbstätigkeit – mit.
DAS WORT DER WOCHE » Unsere Kultur ist von der Bibel durchsetzt, weshalb man sie gelesen haben sollte. Und das sage ich, obwohl ich keiner Religion angehöre. « Der Pop-Star Tim Bendzko (Berlin) in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Der 28-Jährige las die Bibel vollständig durch. Sein 1. Hit – „Nur noch kurz die Welt retten“ – stand wochenlang an der Spitze der Charts. 22.2013