Idea Spektrum Schweiz 24/2013

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12. Juni 2013 | 24

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Beruf und Berufung Für Andi Bachmann-Roth besteht kein Unterschied Seite 4 zwischen säkularen und geistlichen Berufen.

7 VFMG Die Versöhnung steht im Zentrum | 9 Porträt René Meier fördert die Kunst des Kommunizierens | 11 LK-Forum Die Auferstehungshoffnung entdecken, leben und teilen 22 Gebetsfrühstück Wenn Politiker zum Beten zusammenkommen www.ideaschweiz.ch


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Ein Hilfswerk der Schweizerischen Evangelischen Allianz | Josefstrasse 34 | 8005 Zürich

Samstag, 31. August 2013

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Bild: Oli Rust, TearFund Schweiz

Feldstrasse 9, 5712 Beinwil am See Tel.: 062 771 05 50, Fax: 062 771 45 03 E-Mail: diaconia@diaconia.org

Berufen für diese Zeit Hast du dir auch schon Gedanken darüber gemacht, warum du ausgerechnet in dieser Impuls Zeit lebst? Arul Anketell wird uns helfen, Arul Anketell, Arzt die neue Dimension unseres Daseins zu Sri Lanka (HCFI) entdecken. Geistlich-Diakonisches- «Jung und Alt» sind herzlich willkommen. www.cdkschweiz.ch •Telefon 031 771 12 14 Zentrum, Riehen idea Spektrum 24.2013


e di t or i a l

Grenzüberschreitung Ausserhalb des Mutterleibs sind Embryonen in der Hand des Menschen. Die Versuchung, das vor Augen liegende Leben und das Wunder seines Wachstums zu erforschen, ist nicht zu bremsen. Wie viele Embryonen weltweit in Röhren liegend und in Stickstoff schockgefroren auf den Tag X warten, weiss keiner. Auch nicht, wie viele von ihnen in Forscherhänden sterben. Im Jahr 2011 wurden allein in der Schweiz 1904 Embryonen im Labor vernichtet. 21 dieser pulsierenden menschlichen Zellen wurden der Forschung zur Verfügung gestellt, als wäre es wesenloses Material, das zerrissen, zerstochen, erhitzt, gekühlt, vermengt und den Abfluss hinuntergespült werden darf. Diese Embryonen sind die Opfer des Kinderwunsches um jeden Preis. Mittels der Präimplantationsdiagnostik (PID) kann theoretisch jedes genetische Embryonal-Merkmal zu einem Auswahlkriterium werden. Es ist kein Geheimnis, dass PID mitunter eingesetzt werden will, um die seit Jahren auf tiefem Niveau stagnierende Erfolgsstatistik der Befruchtungs-Experten zu verbessern. Embryonen können auch nach ihrem Geschlecht oder nach ihren Gewebeeigenschaften ausgewählt werden, beispielswiese um eine Übertragung von Blutstammzellen auf ein krankes Geschwister zu ermöglichen. Natürlich will der Bundesrat das alles nicht. Er will einzig Paaren helfen, die ein hohes Risiko tragen, eine schwere Erbkrankheit an ihr Kind weiterzugeben. Mit PID will er ihnen die Pränataldiagnostik mit eventuell anschliessendem Schwangerschaftsabbruch ersparen. Ein menschlicher Embryo wird immer ein Mensch. Seine einzigartigen Wesensmerkmale sind von Beginn an in den Embryonalzellen codiert. Ein Embryo ist Mensch in seiner zerbrechlichsten materiellen Form. PID ist ein Selektionsverfahren. Der Mensch urteilt über lebenswert und lebensunwert. Er bestimmt, wer geboren wird. Die Aussortierten sterben. Man rechnet mit 50 bis 100 Paaren, die in der Schweiz PID beanspruchen werden. Um ihnen zu einem gesunden Kind zu verhelfen, will der Bundesrat die Verfassung ändern und Grundwerte des Lebens antasten. Er nimmt es in Kauf, dass es immer selbstverständlicher wird, Embryonen mit möglichen Beeinträchtigungen das Leben zu verweigern. Hoffentlich bringen sich Christen in diese wichtige Diskussion ein. Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser (Stellvertreter), Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz, Christof Bauernfeind Erweitertes Team: Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler

ideaSpektrum 24.2013

BIBlIsCH Ein Lieblingsbibelwort von Marc Fitze, Organist, Kunstharmonium-Experte, Leiter des BarockZentrums Heiliggeist Bern.

«Da hatte Jakob einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte...» 1. Mose 28,12 «Aus Steinen werden Träume. Jakob übernachtete draussen in fremder Gegend auf einem Stein. Er musste nehmen, was es gab. Doch da träumte er den Traum der Träume: Die Verbindung von Himmel und Erde. Engel steigen auf und ab, die steinige Umgebung kommt in Bewegung und Gott verspricht ihm eine blendende Zukunft. Wir brauchen Orte, an denen wir mehr vernehmen können, als wir selber sind und Zeiten für Träume, damit wir über uns hinauswachsen können und unsere Zukunft glückt. Mit Musik versuche ich, solche Orte und Zeiten für andere zu schaffen. Zurzeit zusammen mit Line Gaudard im Programm ‹Träumen› für Harfe, Orgel und Harmonium.»

WörTlICH «Als Christ fühle ich, dass ich Muslime lieben sollte, und ich tue es. Aber das soll uns nicht daran hindern, eine militante Ideologie zu kritisieren. Besonders dann, wenn sie die elementaren Freiheiten von Menschen einschränkt.» Der aus Pakistan stammende und heute in England lebende anglikanische Bischof Michael Nazir-Ali setzt sich für unterdrückte Christen ein. Gegenüber der «Weltwoche» meinte er, der Westen habe ein moralisches und spirituelles Vakuum.

Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Bilder: idea/chb, Fotolia/stillkost (Titelseite); zvg (Seite 3)

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BR E N N P U N K T

«Gottes Heil in der Arbeitswelt» beruf und berufung Nicht nur Pfarrer und Missionare haben eine Berufung. Andi Bachmann-Roth sieht

die säkulare Arbeit in christlichen Kreisen zu wenig gewürdigt. Kirchen und Gemeinden sollten Menschen, und gerade Jugendliche, bewusst für die Berufswelt freisetzen. Auch ihre Arbeit ist Gottesdienst. Andi, du bist heute SEA-Jungendbeauftragter, hast aber schon eine Reihe anderer Jobs gemacht. Welche? Nach einer Lehre als Automechaniker habe ich drei Jahre im Beruf gearbeitet. Dann bin ich fast per Zufall im kirchlichen Umfeld tätig geworden. Ich war Jugendleiter und kirchlicher Mitarbeiter in Luzern und Reinach BL und habe parallel am IGW Theologie studiert. Heute leite ich mit einem Teilpensum den Jugendverband der Bewegung Plus und bin seit Ende des letzten Jahres auch Jugendbeauftragter der SEA. Waren deine Erfahrungen auch der Grund, warum du deine Masterarbeit über Arbeitsethik geschrieben hast? Hauptsächlich daran «schuld», dass ich mich mit dem Thema Arbeit beschäftigt habe, ist meine Frau. Seit 2003 arbeite ich innerhalb der Kirche, während sie engagiert und erfolgreich in der säkularen Berufswelt tätig ist. Wir diskutierten viel miteinander und merkten dabei, wie wenig diese beiden Welten miteinander zu tun haben. Meine Vorstellungen, wie man als Christ in der Berufswelt leben sollte, erwiesen sich oft als fern von der Realität. Wenn ich als kirchlicher Verantwortungsträger junge Menschen weiterbringen will, dann muss ich auch etwas von der Welt verstehen, in der sie sich täglich bewegen. So habe ich begonnen, mich in das Studium zu vertiefen und mit säkular berufstätigen Menschen ganz neu auseinanderzusetzen. Was macht deine Frau genau? Sie hat Betriebswirtschaft studiert und ist jetzt als Key-Account-Managerin in einem internationalen Unternehmen tätig. Unsere zwei verschiedenen Welten sind belebend für die Beziehung. Es braucht aber auch immer wieder viel Verständnis füreinander. Du hast zu dem Thema viel in der Bibel geforscht. Wie hat sich Gott das Arbeitsleben vorgestellt? Einerseits überhöht die Bibel die Arbeit nicht. Bei uns lautet die erste Frage immer: «Was machst du?» In unserer starken Leistungskultur definiert uns die Arbeit. Die Bibel enthält aber auch keine antike Abwertung von der Arbeit. Arbeit bedeutet in allen Sprachen so etwas wie Mühsal, Last und Not. Dieser Aspekt kommt in der Bibel auch vor, aber grundsätzlich würdigt die Bibel die Arbeit. Gott ist ein schaffender Gott, der als Töpfer oder Gärtner dargestellt wird, der sich also selbst die Hände dreckig macht. Arbeit ist zudem wertvoll, weil Gott uns im Schöpfungsbericht zu seinen Stellvertretern ernennt, die seine Schöpfung verwalten. Der Automechaniker, der unter dem Auto liegt, der Coiffeur, der die Haare schneidet oder die Juristin, die auf die Gerechtigkeit achtet – gerade in den materiellen Tätigkeiten wird

Zur Person Andreas Bachmann-Roth (34) ist verheiratet mit Christina. Sie wohnen in einer Lebensgemeinschaft in Lenzburg. Nach einer Zeit der beruflichen Umorientierung im Jahr 2003, absolvierte der gelernte Automechaniker die «Factory» in Burgdorf, eine zehnmonatige Leiter- und Jüngerschaftsschule. Es folgten einige Jahre als Jugendpastor in den BewegungPlus-Gemeinden in Luzern und Reinach BL, sowie ein Theologiestudium am IGW. Heute trägt er die Hauptverantwortung von «Youthplus», der VerbandsJugendarbeit der BewegungPlus und ist Jugendsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). In seiner Freizeit geht er gerne auf Trekking-Touren, liest Bücher und engagiert sich als Integrationsberater im Psychologisch-Pädagogischen Dienst der Armee. Bilder: idea/Christof Bauernfeind

die Welt verwaltet. Arbeit ist nicht zuletzt deshalb wertvoll, weil wir Menschen uns darin verwirklichen können. Klar, wir sind auch ohne etwas zu leisten Gottes Kinder, aber in der Arbeit können wir unsere Persönlichkeit entfalten und Sinn gewinnen. Ist unser hart verdientes tägliches Brot nicht vor allem eine negative Auswirkung des Sündenfalls? Es ist interessant, dass im Bericht des Sündenfalls konkret die Auswirkungen auf die Arbeitswelt beschrieben werden. Arbeit ist nicht mehr nur edler Ausdruck der Gottes-Ebenbildlichkeit. Brot verdienen wird zu einer harten und frustrierenden Tätigkeit. Wenn man die Kinderarbeit in den Minen von Südafrika, wo die Rohstoffe für unsere Handys abgebaut werden, als würdevoll bezeichnet, dann ist das Zynismus. Auch hierzulande leiden viele Menschen unter dem Druck und der Last der Arbeit. Aber Gottes Heil will auch in die Arbeitswelt einbrechen und wir Christen haben den wichtigen Auftrag, die Arbeitswelt so zu gestalten, dass sie den Vorstellungen Gottes entspricht und allen Menschen dient. Denken Christen falsch, wenn sie «Arbeit für Gott» und «normale Arbeit» trennen? Kirchen gehen unterschiedlich damit um. Lange habe ich bei mir selbst diese Trennung bemerkt. Pastoren, Missionare oder vielleicht auch noch Pflegefachfrauen haben eine «Berufung». Für einen, der in der Kirche arbeitet, verwenden wir fromme Begriffe. Der Jugendpastor wird «freigesetzt», ist «gerufen» oder hat einen «gesalbten Dienst». Solche Begriffe würden wir wohl für einen Banker oder Gärtner nicht gebrauchen. Paulus macht diese Unterscheidung nicht. Er benutzt das gleiche Wort für seine Arbeit als Zeltmacher, wie als Apostel.

Wir beten oft für abgehobene, geistliche dinge. Aber das, was uns die meisten Stunden am Tag beschäftigt, ist die Arbeit. Für den Fabrikarbeiter am Fliessband ist es wohl schwerer, seine Arbeit als etwas Geistliches zu sehen. Wie kann sich diese Per-spektive ändern? Kirchliche Verantwortungsträger, Jugendpastoren und Pfarrer sollten das säkulare Berufsleben ebenfalls als «Dienst für Gott» würdigen. Wir dürfen nicht das Bild zeichnen, dass man nur in der christlichen Szene etwas für Gott machen kann. Letzte Woche hat mir eine Kollegin gesagt, sie würde gern mehr für Gottes Reich machen und sich in der Kirche engagieren. Sie macht jedoch einen guten Job in ihrem Beruf. Ich antwortete ihr: «Ich glaube, das, was du gestern gearbeitet hast, ist genauso für Gott, wie wenn du am Wochenende in der Kirche den Lobpreis leitest.» Es wäre viel mehr Ermutigung vonseiten der Kirche für die Menschen in säkularen Berufen nötig. Ist wirklich jede Arbeit eine Art von Gottes-Dienst? Es gibt vier Kriterien, die einigermassen stimmen müssen. Da ist der individuelle Aspekt: Stimmen meine Gaben mit der Aufgabe überein? Natürlich gibt es da Sachzwänge, da mach ich mir keine Illusionen. In der Schweiz haben wir den Luxus, dass wir Gabe und Aufgabe oft idea Spektrum 24.2013


Andi Bachmann-Roth: «Wieso nicht mal an einem Jugendabend alle Lehrlinge in ihren Beruf aussenden? Ich sehe dies als grosse Chance der Kirchen.»

abgleichen können. Das geht im grössten Teil der Welt nicht. Gut, dass es in der Bibel auch einen Sinnhorizont ausserhalb der Arbeit gibt. Der zweite Aspekt ist der soziale: Können sich in meiner Arbeit auch die Mitmenschen entfalten? Oder verbreite ich eine schlechte Stimmung? Zahle ich meine Steuern, mit denen Menschen ernährt werden, die nicht mehr arbeiten können? Arbeit ist in der Bibel immer eine Gemeinschaftssache. Dann der geistliche Aspekt: Ist meine Arbeit in Übereinstimmung mit dem, was Gott sich vorgestellt hat? Diene ich Gott oder dem Mammon? Wer bestimmt meine Entscheidungen? Und schliesslich der Schöpfungsaspekt: Kann ich den Verbrauch von Energie verantworten? Muss ich immer alles ausnutzen? Fahre ich mit dem ÖV oder mit dem Auto zur Arbeit? Wird sich mein Arbeitsalltag verändern, wenn ich ihn als Gottesdienst verstehe? Wenn wir nicht für unseren Chef im Büro, sondern für Gott arbeiten, dann ist eine der ersten Auswirkungen, dass die Qualität unserer Arbeit steigt. Christen sind bekannt dafür – oder sollten es sein –, dass sie ihren Job gut machen: Ihre Felder sind gut bestellt, sie verlangen faire Preise. Und wenn man den Job verliert, brauchen sie nicht daran zu verzweifeln. In unserer Leistungsgesellschaft binden wir unsere Identität so stark an die berufliche Tätigkeit, dass es etwas vom Härtesten ist, die Anstellung zu verlieren. Wichtig ist auch, den Rhythmus zwischen Arbeit und Ruhe zu pflegen und aus dieser Ruhe heraus Kraft für den Alltag zu schöpfen. Christen sollten dafür bekannt sein, dass sie den besten Job machen. Das ist für mich integrierte Spiritualität. Das Arbeitsleben ist heute sehr anspruchsvoll. Gleichzeitig sind Gemeinden immer auf der Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitern. Wird da zu viel erwartet? idea Spektrum 24.2013

Das lässt sich nicht pauschal beantworten. In Gesprächen merke ich aber, dass hier ein gewisser Interessenskonflikt besteht. Ich verstehe auf der einen Seite die Pastoren, ich stehe ja selbst auf dieser Seite. Man will möglichst viele ehrenamtliche Mitarbeiter gewinnen, vergisst dabei aber schnell, dass die Menschen auch an ihrem Arbeitsplatz berufen sind und dort Unterstützung brauchen. Man vergisst vielleicht auch, dass die Arbeitswelt nicht nur ein Missionsumfeld ist. Das ist natürlich ebenfalls ein wichtiger Teil. Man kann am Arbeitsplatz seinen Glauben bezeugen. Aber die Arbeit als solche ist ebenfalls eine wichtige Tätigkeit. Wenn wir nicht arbeiten würden, könnten wir hier nicht in einem geheizten Raum sitzen. Dank der Berufswelt hat die Kirche Geld. In den Gemeinden ist viel Potenzial vorhanden, diesen Dienst zu würdigen und Menschen für ihre Arbeit freizusetzen, für sie zu beten oder einfach mal nachzufragen, wie es ihnen geht. Wie kann das konkret aussehen? Wie kann eine Gemeinde Menschen für den Beruf freisetzen? Thematisieren, thematisieren und nochmals thematisieren. Anfangen darüber zu reden, was die Arbeit im Licht der Bibel bedeutet, etwa in Predigten. Ich habe auch noch nie ein Lied gehört, das die Arbeit spezifisch zum Inhalt hat. Viele Liturgien oder Gebete schliessen die Arbeitswelt aus. Wir beten oft für abgehobene, geistliche Dinge. Aber das, was uns die meisten Stunden am Tag beschäftigt, ist die Arbeit. Ich persönlich habe eine Liturgie zur Arbeit geschrieben, die ich regelmässig bete, um mir immer wieder zu vergegenwärtigen: Ich möchte meine Arbeit so machen, dass sie Gott dient. Das, was ich jeden Tag mache, hat eine höhere Dimension. Oder: Warum werden nur Missionare ausgesendet? Wieso nicht mal an einem Jugendabend alle Lehrlinge in ihren Beruf aussenden? Ich sehe dies als grosse Chance der Kirchen. Sie können jungen Menschen helfen, ihren Platz zu finden, mit ihnen zusammen ihre Gaben und ihr Potenzial zu entdecken. Wer könnte eine bessere Berufsberatung leisten, als die Kirche, die den Begriff der Charismen, der Gaben, kennt?


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BR E N N P U N K T

Von der Sonntags- zur Alltagskirche

Christian Wittwer kennt sowohl die kirchliche als auch die säkulare Berufswelt. Er war sechs Jahre Jugendpastor und zwei Jahre Pastor in der FEG Steffisburg. Heute ist er stellvertretender Leiter für Personalentwicklung und Berufsbildung in der Genossenschaft Migros Aare. In dieser Position ist er mitverantwortlich für über 550 Lernende sowie die Aus- und Weiterbildung von Führungskräften. Christian Wittwer: Findet das säkulare Berufsleben in den Kirchen und Gemeinden zu wenig Beachtung? Das kann man nicht pauschal beantworten. Ich beobachte aber, dass Kirchen oft mit viel Aufwand versuchen, den Eigenbetrieb aufrechtzuerhalten und dabei unterschätzen, wie engagiert viele Leute im Berufsalltag stehen. Kirchen sollten Menschen für die ‹anderen fünf Tage› zurüsten und motivieren. Also den Fokus weniger auf das Unterhalten der GemeindeProgramme, als auf das Befähigen für den Alltag richten. Welche Aufgaben könnten Gemeinden in der Begleitung von Jugendlichen in ihrem Arbeitsleben übernehmen? In dem sie vorleben, dass Arbeit nicht nur die negative Unterbrechung zwischen zwei Wochenenden ist: kleine Zeugnisse aus dem Arbeitsalltag einstreuen, Mentoring beim Berufseinstieg. Warum nicht mal berufstätige Mitglieder der Gemeinde ihre Berufe im Teenie-Club vorstellen lassen? Wie wäre es mit einer Predigtserie zu Arbeit und Beruf? Dazu SendungsGottesdienste durchführen. Kennen Sie Menschen, die ihren säkularen Job bewusst als Berufung von Gott sehen? Ja, da kann ich aus unserem Gemeindenetz gleich mehrere aufzählen. Ein Maschineningenieur ETH hat in einer Start-Up-Firma in Lenzburg begonnen, die innovative Cleantech-Prozesse entwickelt. Ein anderer hat sich voll ins Jurastudium hineingekniet und ist zu einer Top-Stelle im Kanton Bern gekommen. Ein Poly-Designer kann seine kreative Begabung voll ausleben und ein weiterer ist seinem Traum, Helikopterpilot zu werden, schon sehr nahe gekommen. Interview: chb

Kirchen sollten Menschen für die «anderen fünf Tage» zurüsten und motivieren.

Am letzten SEA-Jugendforum wurde das Manifest «Mit Gott im Job» verfasst. Worum geht es da? Wir hatten Benedikt Walker von der VBG zu Besuch und ein interessantes Interview mit Christian Wittwer. Das Aha-Erlebnis war die Wiederentdeckung, dass Arbeit eine zutiefst geistliche Tätigkeit ist. Wir haben eine Verantwortung gegenüber jungen Leuten, die in der Berufswelt stehen. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir vermehrt zu deren Förderern werden können. Schliesslich arbeiten 97 Prozent der Jugendlichen nicht in der Kirche, sondern im säkularen Berufsumfeld. Oft fordern wir von ihnen so viel, dass die Jungen gar keine Zeit mehr haben, sich neben der Jungschi oder der Jugendkonferenz auch noch ihrem Dienst in der säkularen Welt zu widmen. Welche Perspektive möchtet ihr den Jugendlichen für die Arbeit vermitteln? Mir begegnen viele junge Menschen, die ein Praktikum in der Kirche machen und sich freuen: «Hey, jetzt kann ich mal für Gott etwas machen.» Ich wünsche mir, dass sie genauso auch von ihrem angestammten Job reden! Selbst wenn es dort Momente gibt, die schwierig sind, und in denen man sich durchbeissen muss. Es gibt viele gute Institutionen, die jungen Menschen helfen, die in der Arbeitswelt Mühe haben. Ich sehe meine Aufgabe darin, gerade den «Normalos», die eine Lehre oder ein Studium beginnen, eine Perspektive zu vermitteln. Das geschieht durch Verkündigung, durch Workshops und Inputs beispielsweise am PraiseCamp. Es geht auch um Austausch und Zusammenarbeit mit Organisationen, die eine ähnliche Sicht haben, etwa die VBG.

die Arbeit des Automechnikers ist nicht weniger geistlich. Ich bin einfach nicht der Praktiker und habe zwei linke Hände. Was hat dir selbst geholfen, deinen beruflichen Weg zu finden? Ich hatte den Luxus, dass ich Mentoren hatte. Heute stimmen bei mir Aufgabe und Gabe überein. Es macht mir enorm viel Freude, morgens aufzustehen und zu arbeiten. Das konnte ich als Automechaniker nicht sagen. Deswegen ist dieser Beruf aber nicht weniger geistlich. Ich bin einfach nicht der Praktiker und habe zwei linke Hände. Das gilt aber nicht für alle... Natürlich freue ich mich und setze mich auch entsprechend dafür ein, dass junge Menschen im kirchlichen Umfeld aktiv werden. Doch wie gesagt: Es braucht beides. Interview: CHRISTOF BAUERNFEIND

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das kreuz offenbart gottes Willen zur versöhnung vfmg-sEniorEntag Versöhnung setzt einen Willensentscheid voraus und beinhaltet auch das Vergessen: Nur so

kann das Alter gelingen. In Steffisburg BE trafen sich letzten Mittwoch fast 300 Menschen zum 14. Seniorentag der Freien Missionsgemeinden. Nebst den Referaten erhielten Musik und der vierstimmige Gesang hohen Stellenwert.

«Das letzte Lebensdrittel ist eine Komfortzone und auch eine Trostzone. Wir haben ähnliche Freuden und Leiden. Wir haben den letzten Umzug eingeleitet und bringen unser Leben der Vollendung entgegen. Es soll nicht einfach enden, sondern Vollendung erfahren.» Peter Mattmann, ehemaliger Missionar und Schulleiter in Papua-Neuguinea, visualisierte seine Botschaft mit einem selber geschreinerten Kreuz.

versöhnung unter dem kreuz

«Gottes Gerechtigkeit verlangt, dass Schuld gesühnt wird. Jesus Christus hat die Welt erlöst.» 40 Jahre lang machte Peter Mattmann täglich Menschen mit dem Versöhnungsangebot von Jesus Christus bekannt. Dieses müsse bewusst angenommen werden. «Ein mit Gott versöhntes Leben ist möglich. Das Wort der Versöhnung gilt uns selber, lässt uns aber auch mit unseren Mitmenschen versöhnt leben.» Versöhnung bedeute, Frieden mit Gott zu bekommen: «Da wird Gemeinschaft mit Gott und Menschen möglich. Dank der Auferstehung von Jesus Christus pulsiert neues Leben in uns.»

Gelingendes Alter: Freudige Teilnehmerinnen am Seniorentag. Für einmal hinter dem Kreuz: der Referent Peter Mattmann (rechts).

Die 1000 Stämme Papua-Neuguineas lebten häufig in Feindschaft, etwa wegen Landstreitigkeiten, hohen Kompensationsforderungen, infolge Streitigkeiten wegen Polygamie oder wegen Zauberei und Magie. Als zwei Krieger vor Gericht gehen wollten, sagte ein Missionar zu ihnen: «Schaut aufs Kreuz! Es hat zwei ausgestreckte Arme, wie der himmlische Vater. Kommt her, gebt euch unter dem Kreuz die Hand.» Als Zeichen der Versöhnung werde oft miteinander gegessen und Coca Cola getrunken. Peter Mattmann zeigte auf, wie Christen immer wieder in Unversöhnlichkeit geraten können. Der Schlüssel zur Versöhnung bein-

halte Bereitschaft zum Vergeben, Einsicht betreffend des eigenen Fehlverhaltens und das Überwinden hartnäckiger Vorurteile. Es gehe darum, Mauern abzubauen. «Mit der Versöhnung kommt Friede in zerbrochene Beziehungen. Freundschaft entsteht, wenn wir uns die Hand reichen, in die Augen schauen, einander in der Unterschiedlichkeit und Einzigartigkeit lieben und schätzen.»

… aber auch vergessen!

In seinem Referat ermutigte der frühere VFMG-Vorsteher Sam Moser dazu, die Vergangenheit aufzuarbeiten statt zu verdrängen. Versöhnung müsse auch «Vergessen» beinhalten.

Anhand von praktischen Beispielen nannte er sechs Teilbereiche der Versöhnung: mit der Vergangenheit (Familie, soziale Umgebung, Beruf), mit Schicksalsschlägen, mit der Familiengeschichte, mit Verlusterfahrungen, mit dem Jetzt und mit der Endlichkeit unseres Lebens. Moser, Autor des Büchleins «Versöhnung (er)leben»: «Es gilt, die Zeit auszukaufen. Im Blick auf die Jahreslosung dürfen wir wissen: Das Schönste kommt noch!»

duales konzept hat Erfolg

Stellvertretend für die Missionsarbeit der VFMG berichtete Martin Huber aus Amiens (F). Das jahrelange Engagement zeige Früchte; das duale Konzept von «France Mission» mit Bibelschule und Praxiseinblick bei Missionarsfamilien bewähre sich. Für musikalische Höhepunkte sorgten die Pianistin Tadea Liechti, Julia Markova (Viola) und Andreas Kurt Finger (Querflöte). Bei den «alten» Anbetungsliedern wurde das Profi-Trio von zwei Flötistinnen ergänzt. THOMas Feuz www.vfmg.ch

diE EvangElischE Brass Band schlatt BEi köniz fEiErtE Ein hohEs JuBiläum

Eine 125-Jährige bleibt weiterhin in Bewegung «Beim Organisieren der Festlichkeiten haben wir sehr viel Sympathie aus der Bevölkerung erfahren», strahlt Ulrich Stähli. Der frühere Präsident der EBS Schlatt leistete als OK-Präsident ganze Arbeit. Am vergangenen Wochenende genossen Hunderte von Schaulustigen die Darbietungen von zehn Brass-Formationen. Viel Applaus ernteten sowohl die jungen Musikantinnen und Musikanten, wie auch die «Burerockband» aus Marthalen ZH. Zur EBS zählen sich rund 30 Bläserinnen und Bläser. Geübt wird in der Kapelle der EMK. Angefangen hat die weitherum bekannte Formation idea Spektrum 24.2013

als «Christlicher Musikchor SchlattHubelweid». Er war der zweite Posaunenchor schweizweit und sah sich als «Gegengewicht zu den weltlichen Musikvereinen». Im Schlatt wurden die Bläserstimmen zum Choralbuch zusammengestellt, hier entstanden die erste Ausgabe der Schweizerischen Posaunenchorzeitung und die Sammlung «Feierklänge». 1988 gab sich der Posaunenchor Schlatt den bis heute gültigen Namen. Prominentester Teilnehmer damals war alt Bundesrat Adolf Ogi. THOMas Feuz www.ebschlatt.ch, www.cmvs-asmc.ch Bilder: Ulrich Kipfer, zvg


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Gute Kommunikation will gelernt sein ÄXGÜSI BESSER KOMMUNIZIEREN Als teilzeitlicher Kommunikationsberater trägt Pfarrer

René Meier zur besseren Verständigung in Kirche und Beruf bei. Er gibt Tipps für eine gute Predigt und ruft zu mehr Respekt und Liebe in Konflikten auf.

«Meine Aufgaben ergänzen und bereichern sich gegenseitig. Ich mache alles gerne», antwortet René Meier auf die Frage, welche seiner vielen Tätigkeiten ihm am meisten bedeute. Er habe das grosse Los gezogen, ist der 56-Jährige aus Biberist SO überzeugt. Der ehemalige Primarlehrer ist an vielen Themen interessiert: Theologie, Politik, Musik, Kunst, Geschichte, Werbung. Wie ein roter Faden zieht sich ein Thema durch Meiers Berufsleben: die Kommunikation. Als Lehrer war er permanent am Kommunizieren, später als Jugendsekretär und Pfarrer und schliesslich auch als langjähriger Moderator bei der Sendung «Fenster zum Sonntag».

Besser reden lernen

Heute arbeitet René Meier teilzeitlich als selbstständiger Kommunikationsberater. Seit 2007 bietet er mit seiner Firma «redens-art» Seminare über die Kunst des Redens an – von Small Talk bis zu schwierigen Gesprächen – und hält Referate über starke Beziehungen. Was hat ihn dazu bewogen, nach elf Jahren beim «Fenster zum Sonntag» eine

Patchwork-Alltag René Meiers Arbeitstag gleicht einer Patchworkdecke. Meistens arbeitet er parallel an mehreren Predigten, Vorträgen und Projekten. Er achtet darauf, dass er genügend Erholungsphasen einplant. Er ist nicht mehr als drei Abende pro Woche ausser Haus und fährt in den Ferien bewusst weg. Beim Wandern, Velofahren, der Gartenarbeit oder einem dramaturgisch geschickt aufgebauten Film entspannt er sich am besten. Gerne diskutiert er auch mit dem jüngeren seiner zwei erwachsenen Söhne, der noch zu Hause lebt. Seine beste Beraterin und zugleich präziseste Kritikerin ist seine Frau Judith. Der Austausch mit ihr inspiriert ihn immer wieder für seine herausfordernden Aufgaben. idea Spektrum 24.2013

Kommunikation sollte ein Ausdruck der Liebe sein: Kommunikationsberater und Pfarrer René Meier fördert die Kunst des Redens.

Kommunikationsfirma aufzubauen? «Ich wollte meine Erfahrungen als Moderator mit anderen Menschen teilen», erklärt er. Besonders am Herzen liegt ihm das zweitägige Seminar «Farben der Kommunikation», das er vor allem für Mitarbeitende in Altersund Pflegeheimen anbietet. Es vermittelt einfache Instrumente, um besser miteinander zu reden. Dazu gehört die «ska-Methode»: Unangenehmes wie zum Beispiel Körpergeruch muss schnell, klar und angemessen kommuniziert werden. Meier sagt: «Das Seminar ist für Mitarbeitende in Heimen eine echte Hilfe, denn sie stehen unter einem enormen Druck vonseiten der Bewohner, Angehörigen und Vorgesetzten.» Es ist aber auch für KMUs, Schulen und Kirchen geeignet.

Weltfremd oder lebensnah?

Seine Hauptaufgabe als Pfarrer der Freien Missionsgemeinde Lyss BE sieht René Meier darin, das Evangelium zu erklären und bekannt zu machen. Dies lässt sich auf verschiedene Art und Weise tun: überraschend oder langweilig, lebensnah oder weltfremd, überzeugend oder kompliziert. Das Wichtigste ist für Meier aber nicht die Rhetorik, sondern eine Leidenschaft

für Gott und die Menschen. An zweiter Stelle kommt ein Knowhow über Gemeindebau im 21. Jahrhundert. Erst dann stellt sich die Frage nach einer guten Kommunikation: «Einfach, lebensnah und verständlich sollte das Evangelium kommuniziert werden. Bei kirchenfernen Menschen setzen wir oft zu viel biblisches Grundwissen voraus.»

Ausdruck der Liebe

Und wie schätzt Meier die christliche Kommunikationskultur ein? «Wir haben viel gelernt in den letzten zehn Jahren und die Sprache Kanaans mehr und mehr verbannt», sagt er. In einigen Bereichen sieht er allerdings Handlungsbedarf. So wirken Predigten auf ihn oft zu plakativ und vorhersehbar, zu wenig überraschend und aus dem Leben gegriffen. Bei gemeinde-internen Veränderungsprozessen werde die Gemeinde oft zu spät und nur oberflächlich einbezogen, statt sie am Prozess teilhaben zu lassen. Zudem verliefen Gemeindekonflikte oft hart und lieblos. Kommunikation sollte stets ein Ausdruck der Liebe sein. Auch Schwieriges lasse sich mit Respekt sagen.

Donald gesucht Es gibt so viele spannende Begegnungen. Kürzlich lernte ich einen belesenen Herrn kennen, der daheim über 1000 Bücher hat, davon 300 persönlich von den Autorinnen und Autoren signierte. Nicht etwa, weil er ein Unterschriftenjäger ist. Nein, weil er sich auch für die Menschen hinter dem Buch interessiert. Und so diskutierten wir uns durch die Literatur und kamen auch auf die etwas schrägeren Typen; von Roman Polanski über Marcel Reich-Ranicki bis zu Donald Duck. Ja genau, dieser Mann liest auch Comics! Das mag irgendwie nicht so ganz in die gehobene Literatur eines Reich-Ranicki passen. Und er selber hätte in dieser Situation vielleicht wieder einen seiner legendären Sätze zum Besten gegeben wie: «Ich nehme diesen Preis nicht an.» Diesen sagte er, als er den Deutschen Fernsehpreis erhalten sollte. Nachdem er zwei, drei Stunden lang den gesammelten Unterhaltungsblödsinn über sich ergehen lassen hatte, fiel sein eh schon nur spärlich vorhandener diplomatischer Respekt völlig von ihm ab. Was würde ein Literaturpapst sagen, wenn er sich in der Lesergunst neben Donald Duck einreihen müsste? Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert und später noch lange über diese Begegnung nachgedacht. Wie gut würde es uns tun, wenn wir Christen in unserem Denken und in unserer Theologie fähig wären, über den eigenen Tellerrand hinauszudenken. Man muss ja nicht seine gesamte eigene Meinung über Bord werfen. Wer immer nur das Gleiche tut, denkt und lebt, wird auch immer nur das Gleiche tun, denken und leben. Aber wer weiss, vielleicht finden wir einen Donald Duck und einen Reich-Ranicki in unseren Reihen, die unsere geistliche Bandbreite mit neuen Gedanken herausfordern und bereichern? VERENA BIRCHLER

CHRISTIAN BACHMANN www.redens-art.ch Bild: Christian Bachmann

Die Autorin ist Leiterin Kommunikation bei ERF Medien in Pfäffikon ZH.


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TAG E SSC H AU

Menschen

evangelische kirche schärft ihr Profil

ingo Meissner

evangelische kirche Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) soll zur

Seit dem 1. Juni ist Ingo Meissner (45) Pastor der ChrischonaGemeinde auf St. Chrischona und Projektmitarbeiter am Theologischen Seminar. Zuvor war er Geschäftsführer beim Janz Team Deutschland. Meissner: «Es begeistert mich, wie Gott mir mit seiner Annahme, seiner Vergebung und seiner Liebe immer wieder begegnet.» (idea)

annemarie Pfeifer

Die Basler EVPGrossrätin reichte eine Interpellation zur Regelung der Sterbehilfe ein. Konkret kritisiert sie die Organisation «Eternal Spirit», die für ihren Dienst 10 000 Franken verlangt. Sterbehilfe aus «selbstsüchtigen Motiven» sei aber verboten, mahnte Annemarie Pfeifer. Sie forderte die Regierung auf, sicherzustellen, dass «Eternal Spirit» nicht gewinnorientiert handle. Auch gelte es, den Sterbetourismus zu unterbinden. (idea)

ulrich haldemann

Der Initiant und Mitbegründer von Projekten wie «Gospel News» oder «Focusuisse», Ulrich Haldemann, 57, startet die Haldemann Consulting GmbH mit Sitz in Dachsen ZH. Er bietet Vorträge und Seminare an und investiert sich in den Aufbau von Madiff-Network (Madiff = make a difference). Er sei überzeugt, dass «Gott die 97 Prozent Christen, die in einem ‹normalen› Berufsalltag tätig sind, gezielter vernetzen und für den Bau seines Reiches gebrauchen will». (idea)

Marc Jost

Der EVP-Politiker Marc Jost wurde mit einem Glanzresultat (150 von 154 Stimmen) zum Vizepräsidenten des Berner Grossen Rates gewählt. Nun kann die EVP damit rechnen, 2015 den höchsten Berner zu stellen. (idea) Bilder: zvg, SEK; Matthieu Jordi

Evangelischen Kirche in der Schweiz (EKS) werden. Der Verfassungsentwurf steht.

«Ziel ist die Einheit in Vielfalt. Die Landeskirchen bleiben unabhängig und werden dennoch miteinander zur Evangelischen Kirche in der Schweiz», so fasst Gottfried Locher, der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK), den Kern des Verfassungsentwurfs zusammen. Der Protestantismus bekomme eine gemeinsame Stimme, was wiederum die Kirchen vor Ort stärke. Die «neue» evangelische Kirche soll sich der Vielgestaltigkeit ihrer Mitglieder anpassen.

2,4 Millionen Protestanten

Der SEK ist der Dachverband der 24 reformierten Kantonalkirchen, der Evangelisch-methodistischen Kirche und der Église Évangélique Libre de Genève und repräsentiert rund 2,4 Millionen Protestantinnen und Protestanten. Seine rechtliche Grundlage ist ein Vereinsstatut. Nun soll aus dem Bund eine eigentliche Kirche mit nationaler Leitung werden. Die neue Verfassung soll helfen,

ein landesweites evangelisches Profil zu entwickeln. Aus dem jetzigen Kirchenbund soll die Evangelische Kirche in der Schweiz (EKS) werden. Künftig soll die Kirchenleitung aus einer nationalen Synode, einem neunköpfigen Rat, sowie dem Präsidenten oder der Präsidentin bestehen. Zudem soll alle zwei Jahre zeitgleich mit der nationalen Synode ein «Tag der Kirche» gefeiert werden.

verschiedene kirchenmodelle

Mit Blick auf die Zukunft der Evangelischen sagte Ratspräsident Locher gegenüber der Agentur kipa: «Wir müssen uns darauf einstellen, dass ganz verschiedene Modelle entstehen. Es wird die traditionelle Landeskirche geben und es werden sich andere Modelle des Kirche-Seins entwickeln.» Schon heute sei beispielsweise die methodistische Kirche Mitglied im SEK. Der Verfassungsentwurf ist darauf ausgerichtet, auch nicht-landeskirchliche evangelische Gemeinschaften und Institutionen aufzunehmen.

Mehr Profil: Peter Schmid, Kristin Rossier und Gottfried Locher.

ab 1. Januar 2016

Bis zum 30. November können die Mitgliedkirchen zum Verfassungsentwurf Stellung nehmen. Auch die Kirchenmitglieder sind zur Meinungsäusserung eingeladen. Am 17. Juni wird ein OnlineForum aufgeschaltet (www.sek. ch/verfassungsrevision). In Kraft treten soll die neue Verfassung am 1. Januar 2016. rolf höneisen www.sek.ch

viel mehr «godstories» als man denkt chrisTliche geschäfTsleuTe An der Mitgliederversammlung vom letzten Freitag in

Pura TI stellte der Präsident Bruno Jordi die neuen Mini-Booklets «Godstories» vor. «Für christliche Unternehmer sind biblische Werte elementar. Daraus entsteht das Bedürfnis nach Austausch und Interaktion mit Gleichgesinnten», erklärte Markus Hess die «Schnittstelle» zwischen CGS und Livenet. Die zwei Organisationen gingen eine Kooperation ein. Zusätzlich neu gestartet wurde das Web-Portal www.christian-leaders.net.

gott will uns beschenken

Am Samstag liessen die Organisatoren Platz für Zeugnisse. Eindrücklich die Geschichte eines italienischen Unternehmers, der Bankrott ging und, als er Jesus Christus anrief, reich beschenkt wurde. Oder jener Unternehmer, der lernen musste, dass das Herz

nicht nur noch an der Firma hängen darf: «Gott will ungeteilte Liebe, um uns beschenken zu können.» Auch eine «Godstory», respektive Stoff für ein MiniBooklet zum Verteilen im Freundes- und Bekanntenkreis! Monika von Sury, Verantwortliche für die Westschweiz, erinnerte an den Kern der CGS-Arbeit: die persönliche, kommerzielle und geistliche Vernetzung. «Es geht nicht in erster Linie darum, neue Geschäfte zu machen. Auch nicht, dass man versucht, Gott für die eigenen Projekte zu gewinnen. Vielmehr geht es darum, durch Gott Dinge zu realisieren, also jene Projekte zu starten, die in seinem Plan stehen», betonte Jean-Michel Rey. Das sei

Gottes Plan erkennen und umsetzen: Jean-Michel Rey macht Mut.

für Unternehmer, die gerne bestimmen, wo es lang gehen soll, oft nicht so leicht zu akzeptieren. sAnDrA lo CUrTo www.cgs-net.ch idea Spektrum 24.2013


TAG E SSC H AU

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Auferstehungsbotschaft im Zentrum

JournAL

LAnDeSkirCHenforuM Mit der Auferstehung von Jesus Christus geht die Tür auf zum

Zürich: kirchenbauten-Check

ewigen Leben. Entgegen der wachsenden Offenheit für den begleiteten Suizid machte eine LKF-Tagung Mut, die Auferstehungshoffnung festzuhalten, zu leben und zu teilen. Gott heilt den Riss, der durch die Schöpfung geht. Darum hegen wir Hoffnung. Der Neutestamentler Christian Stettler (Gächlingen SH) schlug an der Tagung des Landeskirchen-Forums den Bogen vom Garten Eden zu der Stadt, in der Gott einmal ganz bei seinen Menschen sein wird. In der Geschichte der Israeliten, mit Priestertum und Heiligtum, mit der Stadt und Herrschaft Davids, modellierte Gott das Heil, wie Stettler anschaulich machte. «Die Wiederherstellung des Paradieses war immer wieder infrage gestellt, aber Gott bekräftigte durch Propheten sein Ziel: eine erneuerte, vom Bösen gereinigte Schöpfung.»

Mehr als blosse Weiterexistenz

Dazu gehört, dass die Toten auferstehen. «Der Tod hat nicht das letzte Wort.» Stettler unterstrich, dass Juden und Christen an eine leibliche Auferstehung glauben: «Die gute Schöpfung Gottes wird nicht verneint, sondern vollendet.» Schon hier, diesseits des Todes, ist die Kraft der Auferstehung zu erfahren. Und die in der gesamten Schöpfung verbreitete Sehnsucht nach der neuen Welt Gottes wird sich erfüllen. Laut Christian Stettler erhoffen Christen mehr als das Weiterexistieren der Seele. Die letzten Kapitel der Offenbarung geben Bilder für das Neuwerden von Himmel und Erde. «Die Schöpfung soll noch viel schöner werden.»

Die Tür zur neuen Welt

Welchen Sinn haben die biblischen Aussagen über das Gericht vor dem Ende? Im neuen Jerusalem ist nichts unrein. «Es muss eine Scheidung geben, bevor die Neue Welt kommen kann.» Die Menschen seien durch ihre «fortgesetzte Gottesferne, die auch in Taten Ausdruck findet, nicht bereit für die Neue Welt». Die neue Stadt öffne sich nur durch Jesus. Hoffnung, schloss Stettler, sei einerseits Trost in diesem nicht perfekten Leben, anderseits idea Spektrum 24.2013

Erstmals in der Schweiz haben Stadtbehörden und die katholische und reformierte Kirche die Stärken und Schwächen sämtlicher Kirchengebäude analysiert. 91 kirchliche Bauwerke der Stadt Zürich sind dem Expertencheck unterzogen worden. Die Resultate sollen der weiteren Entwicklung der Kirchen und ihrer Liegenschaften dienen, berichtet das reformierte Nachrichtenportal ref.ch. (idea)

einbruch im Spendenmarkt

Sie stellten am Landeskirchenforum die Auferstehungsbotschaft ins Zentrum: Martina Holder und Christian Stettler.

auch Herausforderung, die Erlösung anzunehmen und nach den Massstäben der neuen Welt zu leben.

Palliative Care und Seelsorge

Im säkularen Rahmen sucht man der Angst vor dem Sterben in Schmerzen mit dem Ausbau von Palliative Care zu begegnen. Die Riehener Pfarrerin Martina Holder schilderte den Weg der britischen Hospiz-Pionierin Cicely Saunders (1918 – 2005). Saunders rang um eine Sorge für Sterbende, die das geistliche Wohl im Blick hat und auf Versöhnung zielt. Auch eine umfassende medizinische Pflege ersetzt für Saunders die Seelsorge nicht, die sich der Lebensgeschichte und des «gesamten Schmerzes» (total pain) annimmt. Denn am Ende geht es «nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben».

Seelsorge stärken

Angesichts der Kosten des Gesundheitswesens gelte es die mit Seelsorge ergänzte Palliative Care voranzubringen, «damit wir Freiheit haben, zu entscheiden», sagte Martina Holder. Sie

verwies auf die Niederlande, wo Menschen, die gepflegt werden wollten, zunehmend den Druck spürten, ihr Leben durch Euthanasie zu beenden.

Auferstehung im Herzen

In Workshops besprachen die Teilnehmenden, wie die Hoffnung aufs ewige Leben im Kinderspital, in der Begleitung von Trauernden, bei Abdankungen und im Alltag zum Ausdruck kommt. Eine Gruppe ging Jenseitsvorstellungen in Filmen nach. Eine Spitalpfarrerin betonte, dass am Lebensende Wesentliches geschieht. Dieser Prozess solle nicht abgeschnitten werden durch einen Suizid, mit dem auch Angehörige nicht zurande kommen. Silvia Bolatzki unterstrich die Bedeutung biblischer Geschichten für schwerkranke Kinder. LKF-Präsident Alfred Aeppli zog ein Fazit: Kirchgemeinden, Begleitende und Seelsorger sollen die Auferstehungsbotschaft fortwährend in die Mitte stellen und sie den dafür offenen Menschen nahebringen. Peter Schmid www.lkf.ch Bild: Peter Schmid

Die Durchschnittsspende pro Schweizer Haushalt sank 2012 von 680 auf 382 Franken. Besonders zu spüren bekamen dies jene Hilfswerke, die für Not- und Katastrophenhilfe sammeln (Quelle: gfs Spendenmonitor). Für Opfer von Naturkatastrophen wird viel mehr gespendet als für Kriegsopfer. Während früher viele Spenderinnen und Spender je nach Thema und Ereignis öfter die Hilfswerke wechselten, wächst die Tendenz, «seinem» Hilfswerk treu zu bleiben. Roland Jeanneret von der Glückskette: «Offenbar wird wieder eher mit dem Kopf und weniger aus dem Bauch heraus gespendet, denn bei den Spendengründen haben ‹Sache und Hilfswerk überzeugen mich› kaum abgenommen, während Spenden ‹aus Mitleid› einen grossen Sprung abwärts machen, von 46 auf 27 Prozent.» (idea)

Alphalive-impulstag

Der Impulstag von Alphalive und FamilyLife mit rund 120 Teilnehmenden in Affoltern am Albis stand unter dem Motto «Der Heilige Geist in dir!». Stephanie und Andreas Keller von der Stiftung Schleife machten den Anwesenden Mut, die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist im Leben zu kultivieren. (idea)

kopftuch in der Schule?

Sollen Schulbehörden das Tragen von Kopftüchern verbieten oder nicht? In Heerbrugg (SG) und in Bürglen (TG) wurde ein Kopftuchverbot ausgesprochen, was zu Kontroversen führte. In Bürglen hob das Verwaltungsgericht den Entscheid auf. Es gebe keine gesetzliche Grundlage dafür. Der Fall liegt beim Bundesgericht. Viele Schulen warten auf ein für die ganze Schweiz gültiges Urteil. (idea)


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P u bl i r e P or tag e

idea Spektrum 24.2013


F ORU M

SYNERGIE Wenn die Dämme brechen... Kennen Sie die Fernsehwerbung: «... mein Haus, mein Auto, mein ...»? Das sind die Symbole für die zu erringenden Werte in einem Leben. Sie wollen uns Wohlstand und Erfolg signalisieren. Kennen Sie auch die Bilder der letzten Tage, mit der noch nie da gewesenen Überschwemmungskatastrophe? Plötzlich ereignet sich eine Naturkatastrophe direkt vor unserer Haustür und betrifft den einen oder anderen sogar selbst! Es spielt sich ein unfassbares Szenario ab: Unaufhaltsam rollen Wassermassen heran, die in die Häuser eindringen, Strassen und Plätze überfluten und sogar den Menschen bedrohen. Existenzen werden vernichtet und sehr viel Schaden angerichtet. Diese Situation ändert alles. Der Alltag wird auf grausame und unaufhaltsame Weise gestoppt. Alles kommt zum Erliegen und man muss ohnmächtig zuschauen, wie die Naturgewalt Wasser unaufhalt-

Jesus ist kein Irrweg «idea Spektrum» Nr. 21 – «Befinden sich Evangelikale auf dem Irrweg?» Haben Christen vor lauter sozialem Dienen keine Zeit mehr für die Evangelisation? Der Apostel Petrus fasst die Dienstjahre Jesu eindrücklich zusammen (Apg. 10,38). Auch Lukas schreibt, was Jesus tat und lehrte. In seiner Rede in der Synagoge von Nazareth verliest Jesus den Text aus Jesaja 61,1 und 2 (Lukas 4,18-21). Dann erklärt er seinen Dienst: «Heute ist dieses Wort erfüllt vor euren Ohren.» Jesus war berufen, voll Heiligen Geistes, voller Kraft, er ging zu den Menschen, tat Gutes, heilte Kranke, befreite Gebundene und Gott war mit ihm. Bis heute machen diese acht Punkte das Evangelium glaubhaft. Doch obwohl in Jesaja 58,7 die Aufgabe des Volkes Gottes sonnenklar beschrieben ist und Licht und Gerechtigkeit verheissen sind, liegt diese Arbeit in vielen Gemeinden im Argen. Dafür werden am Sonntag Lobpreis und Predigt zementiert. Gemeinschaft und Wohlfühlen sind gefragt. Befreiungsdienst und Krankengebet sind verpönt aus Angst, es könnte nichts passieren. Das Gebet ideaSpektrum 24.2013

sam ihren Weg durch die Existenzen der Menschen nimmt. Man kann nur das Nötigste mitnehmen und muss alles Andere zurücklassen. Ein Gefühl der Machtlosigkeit macht sich breit, das nicht selten von Resignation und Depression abgelöst wird. Gestern noch waren wir die Herren über die Natur und heute schon sind wir ganz kleine Rädchen im Lauf der Zeit. Wie soll man da nicht verzweifeln? Wo soll man wieder den Mut zum Neuanfang und Wiederaufbau finden? Hat es überhaupt noch einen Zweck, wieder aufzubauen, wenn vielleicht in ein paar Jahren wieder alles davonschwimmt? Ein Szenario wie diese Naturkatastrophe macht uns klar, dass wir doch nicht die Herren über das Leben sind. Solche brachialen Ereignisse lassen uns innehalten und auch unsere Lebensziele und Wünsche neu überdenken. Was ist wirklich wichtig im Leben?

füllung der eigenen Wünsche über alles erhebt, trägt in derartigen Extremsituationen nicht. Da sind auch «mein Haus, mein Auto, mein ...» völlig nutzlos. Ich habe beobachtet, wie eine derartige Katastrophe die Menschen zusammenrücken lässt. Gegenseitige Hilfe und gemeinsames Tragen des Leides sind ein Neuanfang und helfen über das Trauma hinweg. Doch was Menschen einander nicht geben können, das gibt Gott. Ich wünsche einem jeden Flutopfer, dass es in dieser schweren Zeit die unendliche Güte und Liebe Gottes spürt, der seine Kinder tröstet in der Not und ihnen wieder Kraft und Mut für einen Neuanfang schenkt. Katastrophen sind nicht Gottes Werk, doch sie können dazu dienen, wieder an den zu denken, der alles geschaffen hat. ANNE SACHS

Das unaufhörliche Streben nach Wohlstand und Macht, das uns blind macht für die Bedürfnisse anderer, das uns immer wieder selbst in den Mittelpunkt stellt und die Erfür die Obrigkeit beschränkt sich auf den 1. August. Verfolgte Christen sind zu weit entfernt. Das Gebetsleben in vielen Gemeinden ist im Dauerschlaf. Bevor Jesus starb, sprach er vom kommenden Weltgericht: «Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werden hingehen zur ewigen Strafe.» Ich war vor Monaten in einem Heilungsgottesdienst der Heilsarmee Uster. In einer Gebetsgruppe wurden meine Füsse gewaschen, getrocknet, gesalbt und darüber gebetet. Meine Krankheit war nach drei Tagen geheilt und ich war schmerzfrei. Es ist jeden Sonntag trotzdem genügend Zeit für Anbetung, Lobpreis, Gebet und Predigt. Jesus gehört durch den Heiligen Geist in den Mittelpunkt. Die Gemeinde hat die absolute Priorität, das zu tun, was Jesus tat. Aber wer lässt sich schon gern vom Heiligen Geist leiten und zu Menschen in Not führen? Jesus sagt: «So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen» (Matth. 5,16). So sind wir auf dem guten Weg! HANS GUT, Eggenwil AG

Die Autorin ist Ärztin im Bereich der Wirbelsäulen- und Neurochirurgie. Sie ist Mutter von drei Kindern und wohnt in Schafisheim AG.

Weitere Dimension «idea Spektrum» Nr. 22 – «Das Elend der kritischen Theologie» Klaus Berger bringt uns mit geistiger Auseinandersetzung aus der Sackgasse der Bibelkritik heraus. Ich will noch auf eine zusätzliche Dimension hinweisen. Streben wir doch nach einer «Entmythologisierung» der anderen Art! Wir wollen Gottes Wirklichkeit kennenlernen. In Markus 16,17 verheisst Jesus, dass Gott die Verkündigung durch Zeichen bestätigen wird. In Johannes 14,12 sagt Jesus den Glaubenden zu, dass sie die gleichen, ja sogar grössere Werke als er tun werden. Ich sehne mich danach, dass Blinde sehen, Taube hören, Kranke gesund werden, ja dass sogar Tote wieder lebendig werden. Dann sind das keine Mythen mehr, sondern Tatsachen. Dann ist die «Entmythologisierung» vollzogen. GEORG E. RADECKE, Winterthur ZH

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PODIUM Stille Kürzlich habe ich folgenden Text von Mutter Teresa von Kalkutta gelesen: «Wir müssen Gott finden, er kann jedoch nicht im Lärm und der Ruhelosigkeit gefunden werden. Gott ist der Freund des Schweigens. Schaue, wie die Natur, wie Bäume, Blumen und Gräser in der Stille wachsen. Schaue, wie Sterne, der Mond und die Sonne in der Stille ihre Bahnen ziehen. Je mehr wir im stillen Gebet empfangen, desto mehr können wir in unserem täglichen Leben ausgeben.» Sicher haben Sie schon Pläne für die kommenden Sommerferien geschmiedet. Die meisten von uns freuen sich auf ruhige und erholsame Tage, wo wir Zeit und Musse haben und Hektik und Lärm hinter uns lassen können. Ich werde einige Tage in den Walliser Bergen Ferien machen und dort hoffentlich manche Stunde in der Stille der Natur verbringen können. Wenn man stets einen vollen Terminkalender hat, viele Aufgaben und Erwartungen erfüllen, oft Gespräche führen und an Sitzungen teilnehmen muss, ist die Stille ein Heilmittel für Seele und Körper. In der Stille kann man aufatmen und ruhig werden, sich entspannen und auf neue Aufgaben und Herausforderungen vorbereiten. «Das Schweigen ist eine Frucht der Weisheit und besitzt die Kenntnis aller Dinge», dies sagt Johannes Climacus, der Mönch der frühen Kirche – und er hat Recht. Wer auch Schweigen kann, der kann nämlich auch zuhören und so andere Menschen besser verstehen. Wer auch Schweigen kann, kann aber auch sich selbst besser spüren, in der Stille seine Gedanken ordnen und das Wesentliche erkennen. Nach einer bewusst erlebten Zeit der Stille bin ich jeweils voll motiviert und freue mich auf die vielfältigen Aufgaben, die mich in der oft nicht so stillen Politik erwarten. BRIGITTE

Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt

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der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffentlichen. Kürzungen behalten wir uns vor. Die Redaktion

Die Autorin ist Thurgauer Ständerätin und stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP.


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tag e ssc h au

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Überraschender nachruf, ungewöhnlicher schluss meDien Wie muss ein Mensch gewesen sein, damit eine grosse Sonntagszeitung einen Nachruf über ihn bringt –

erfolgreich, einflussreich, bekannt? So denkt man. Aber Rolf Kaltenbachs Leben erfüllte diese Kriterien nicht. Warum die «NZZ am Sonntag» am 19. Mai den Nachruf von Rolf Kaltenbach – einem Luzerner Stadtoriginal und Lebenskünstler – ins Blatt nahm, weiss ich nicht. Vielleicht, weil seine Stiefmutter die bekannte Kochbuchautorin Marianne Kaltenbach ist? Gelesen habe ich den Beitrag aus drei Gründen: Mich interessiert das Leben von Aussenseitern, der Titel klang interessant («Geld ist nur ein Treibstoff»), am Pfingstmontag hatte ich Zeit zum Lesen. Hier kurz zusammengefasst, was mir an dieser Biografie auffiel. Rolf «Rodolfo» Kaltenbach, geboren 1946 in Luzern, muss schon als Kind ein Träumer gewesen sein. Seine Zeit verbringt er am liebsten auf dem Fussballplatz und im Wald. Mit der Schule kann er wenig anfangen. Nachdem sich seine Mutter von der Familie verabschiedet hat, kommt Rolf in eine Patchworkfamilie. Irgendwie passt er da nicht rein. Der Vater vermag den grossgewachsenen Sohn nicht zu lenken. Rolf landet in einem Erziehungsheim. Schliesslich finden die Betreuer für den freiheitsliebenden jungen Mann einen Job, der zu ihm passen könnte: Matrose auf einem Rheinschiff. Wie es dazu gekommen ist, dass

der Lastenkahn 1962 im Tal der Loreley eine Boje auf der falschen Seite passiert, bleibt unklar. Der Kahn stellt sich quer und läuft auf Grund. Rolf Kaltenbach wird gefeuert. Man fragt sich allerdings, weshalb man dem Lernenden die ganze Verantwortung in die Schuhe geschoben hat. Falsch gesteuert und auf Grund gelaufen. Sollte das Rolf Kaltenbachs Lebensmuster bleiben? Von da an verläuft sein Leben ohne erkennbaren Plan. Ziellos, sprunghaft, ohne Durchhaltewillen. Verschiedene Versuche, eine Lehre zu machen, scheitern genauso wie seine Ehe. Es folgen ein längerer Aufenthalt in einem Kibbuz, dann Jobs im Gastgewerbe. NZZAutor Willi Wottreng schreibt: «Hatte er Geld, gab er es möglichst schnell aus; hatte er keines, fand er

jemanden, der interessiert war, einen armen Kerl zu unterstützen, der zwischen Lebenskünstler und Hochstapler changierte.» Rolf findet immer auch wohlhabende Freunde. Sie verleihen ihm Bedeutung. Auch Träume hat er immer noch. Grosse Amischlitten, weite Schiffsreisen und berühmte Eisenbahnstrecken faszinieren ihn. Aber auf einen grünen Zweig kommt er nie. Immer wieder hilft ihm ein Stiefbruder. An Ideen mangelt es ihm nicht. Doch was Rolf Kaltenbach selbst anpackt, bringt er nicht auf die Reihe. Er ist einer im Stil von Mani Matters Helden: «Alls, wo mir id Finger chunnt, verbricht mer i de Händ.» Im Nachruf werden einige «Müsterli» von Kaltenbachs gescheiterten Ge-

schäftsideen aufgezählt. Manches bringt einen trotz der Tragik zum Schmunzeln. So weit so gut. Doch plötzlich bin ich hellwach. Auch Lebenskünstler werden älter, suchen Frieden. In Rolf Kaltenbachs Leben tritt etwas Neues. Seiner Umgebung fällt auf, dass Rodolfo, der Antileser, unverhofft ein Buch liest. Nicht Irgendeines, sondern das weltweit meistgedruckte und übersetzte Buch überhaupt: Das Buch der Bücher, die Bibel. Etwas süffisant formuliert Wottreng im Nachruf: «Er hatte sich einer Gemeinschaft Freier Christen angeschlossen, die sich ernsthaft um einen verlorenen Sohn kümmerten.» Dort habe Kaltenbach eine Familie gefunden, gelegentlich einen Auftrag und einen Halt. War das seine Wende in Richtung Ewigkeit? Im Alter von 66 Jahren ist Rolf Kaltenbach an Krebs gestorben. Ich hoffe fest, dass er nun in der ganz grossen Freiheit angekommen ist. Und zwar, weil ein Grösserer das Steuer herumgerissen und sein Lebensschiff via das Kreuz von Golgatha in die Ewigkeit gelenkt hat. Was vermag doch das Evangelium zu bewirken, wenn Christen Suchenden mutig, aufrichtig und dienend begegnen. rolf höneisen

jahReskonfeRenz DeR evangeLisch-methoDistischen kiRche (emk) in BeRn

Rege Diskussion um Liegenschaften Mit der Verwendung ihrer Liegenschaften und der Erneuerung ihrer Leitungsstrukturen setzte sich die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) an ihrer Jahreskonferenz vom 5. bis 9. Juni in Bern auseinander. Starke Bedenken wurden dazu geäussert, dass der EMK-Vorstand einen Teil der Liegenschaften, die nicht mehr für den kirchlichen Dienst benötigt werden, zugunsten der Finanzierung der Kirche gewinnorientiert bewirtschaften will. Zum Einstieg in die Diskussion führten die beiden EMK-Pfarrer Sigmar idea Spektrum 24.2013

Friedrich und Markus Da Rugna aus theologischer Sicht ins Thema ein. Während Friedrich die ambivalente Haltung der Bibel zum Besitz aufzeigte, brachte Da Rugna die Aussendung der Jünger ins Spiel, die zum Beispiel die Franziskaner veranlasste, auf Besitz zu verzichten. In der Kirche gehe es um Nachfolge und nicht um die Bindung an einen Standort. Es sei nötig, Liegenschaften auch loslassen zu können. In der anschliessenden Gruppendiskussion hielten die Delegierten ihre Meinung schriftlich fest. Wie Kirchenvorstandspräsident

Matthias Bünger versprach, werden die Resultate ausgewertet und daraus die weiteren Schritte für die künftige Liegenschaftsbewirtschaftung der EMK abgeleitet. Anhand zweier Neubauprojekte in Sissach und Olten flammte die Grundsatzdiskussion nochmals auf. Verschiedene Delegierte drückten ihr Unbehagen aus, darüber entscheiden zu müssen, ohne dass eine Strategie vorhanden sei. Ethische Grundsätze für die Bauweise und für die Aufnahme von Fremdkapital wurden verlangt. Matthias Bünger, Kirchen-

EMK-Präsident Matthias Bünger. vorstandspräsident, zog – nachdem die Neubauten schliesslich genehmigt worden waren – das Fazit, dass «wir beginnen müssen, Regeln punkto Rendite usw. zu erarbeiten». Auch über den Entwurf einer neuen Leitungsstruktur wurde ausgiebig diskutiert. Mit dem neuen Organigramm, das im Grundsatz genehmigt wurde und bis zur Konferenz 2014 noch verfeinert werden soll, werden viele Abläufe vereinfacht. barbar a streit-stet tler www.emk-schweiz.ch Bilder: idea/rh; EMK/Barbara Streit-Stettler


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Das Bild der Woche DIE GROSSE FLUT Als 2002 weite Teile Sachsens, Sachsen-Anhalts und Brandenburgs überschwemmt wurden, sprach man von einer Jahrhundertflut. In diesen Tagen werden häufig Pegelstände der Flüsse vermeldet, die teilweise noch höher sind als vor elf Jahren. Der volkswirtschaftliche Schaden wird auf mehr als 11 Milliarden Euro geschätzt. Rund 70.000 Feuerwehrleute und 11.000 Bundeswehrsoldaten kämpfen zusammen mit zahlreichen Anwohnern und freiwilligen Helfern aus allen Teilen Deutschlands gegen die Flut von der Donau bis zur Elbe. Ursache sind vor allem extreme Wetterbedingungen. Zehntausende Bürger mussten ihre Häuser verlassen. Viele Geschäftsleute, Gastwirte und Hoteliers überlegen, ob sie nicht aufgeben sollten. Doch viele hoffen noch darauf, dass – wenn in wenigen Wochen die gröbsten Schäden beseitigt sind – jetzt erst recht Touristen nach Passau wie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg kommen und nicht etwa diese schönen Regionen meiden und so den Schaden noch vergrößern. Das Bild zeigt die Situation in dem Dorf Alt-Lostau, 15 Kilometer nördlich von Magdeburg, der Hauptstadt von Sachsen-Anhalt.

24.2013


N AC H R IC H T E N

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Über 100.000 christliche Märtyrer jedes Jahr VATIKAN Laut Erzbischof werden jährlich weltweit mehr als 100.000 Christen wegen ihres Glaubens getötet.

Z

u diesem „schockierenden Ergebnis“ seien „glaubwürdige Untersuchungen“ gekommen, berichtete Radio Vatikan unter Berufung auf den Ständigen Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Silvano M. Tomasi. Nach seinen Angaben sind besonders Christen im Nahen Osten, Afrika und Asien betroffen. Dies sei das Ergebnis von „Intoleranz, Terrorismus und diskriminierender Gesetze“. Auch im Westen nehme der Trend zu, dass Christen aus der Gesellschaft ausgegrenzt und an den Rand gedrängt würden.

Weißrußland

Türkei Tunesien Marokko

Israel

Algerien Libyen

Ägypten

Mauretanien Nordsudan Nigeria

Dagestan

Armenien

Turkmenistan

Syrien

Iran Kuwait

Irak Jordanien

Usbekistan

Äthiopien

ma

Tadschikistan

Afghanistan

(Tibet) Bhutan

Pakistan

lia

Sansibar

ausgabe zum Thema „Märtyrer 2013 – Informationen zur Christenverfolgung welt-

Nordkorea China

Bahrein Saudi Katar Vereinigte Arabien Oman Arabische Emirate Eritrea Jemen

So

Sonderausgabe „Märtyrer 2013“ Die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) wird im Oktober eine Sonder-

Kasachstan

Tschetschenien Inguschetien Georgien

Indien

Myanmar Bangladesch Laos

Starke Diskriminierung bis zu massiver Verfolgung. Es sind regionale Unterschiede zu berücksichtigen. Es werden Menschen aufgrund ihres Glaubens diskriminiert. Regional kommt es teilweise auch zu schweren Übergriffen.

Vietnam

Brunei Malaysia Singapur Indonesien Quelle: Open Doors

weit“ herausgeben. Sie wird ideaSpektrum beigelegt werden. b www.idea.de

Die Zigarette ist die gefährlichste Droge in Europa NICHTRAUCHERTAG 45.000 Menschen bezahlen allein in Deutschland jährlich ihre Sucht mit dem Leben.

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ie Zigarette ist die gefährlichste Droge hierzulande. So der evangelische Fachverband für Suchtkrankenhilfe „Blaues Kreuz in Deutschland“. Wie er aus Anlass des Weltnichtrauchertages mitteilt, sterben mehr Menschen an den Folgen eines jahrelangen Zigarettenkonsums als an allen anderen Drogen zusammen. So seien 2011 allein in Deutschland 14.500 Frauen und 31.000 Männer an für Raucher typischen Krebserkrankungen gestorben.

Foto: picture-alliance / dieKLEINERT.de / Martin Guhl

In 10 Jahren gehen 15.000 € in Rauch auf 10 Zigaretten am Tag verkürzen das Leben um drei Jahre. Durchschnittlich sterben Raucher 8,3 Jahre früher als Nichtraucher. Ein Raucher greift im Durchschnitt 16,6 Mal pro Tag zum Glimmstängel. Auf 10 Jahre gerechnet, ergibt sich daraus ein Konsum von ca. 60.000 Zigaretten. Das entspricht etwa 15.000 Euro. Für den Leiter der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle des Blaukreuz-Zentrums Wuppertal, Peter Olm, gibt es viele Gründe, auf den blauen Dunst zu verzichten: Die Gesundheit verbessere sich, das Leistungsvermögen werde gesteigert, man spare Geld und könne ohne Suchtmittel frei leben. Manche Raucher würden über Entwöhnungskurse nikotinfrei. Andere schafften es mit der „Schluss-Punkt-Methode“ und stellen das Rauchen sofort ein. Hilfreich seien auch Nikotinersatzmittel (Kaugummi, Pflaster). Olm: „Neben der körperlichen Abhängigkeit hat Nikotin eine sehr starke psychische Abhängigkeit zur Folge. Manche Raucher empfinden die ‚Suchtbindung‘ an die Zigarette stärker als beim Alkohol.“ Das Blaue Kreuz unterstützt suchtgefährdete und suchtkranke Menschen sowie ihre Angehörigen. 24.2013

Jeder Raucher kostet Firmen zusätzlich 4.500 Euro Den Schaden, den Raucher in Unternehmen verursachen, hat jetzt die Ohio State Universität ermittelt. Danach kosten Raucher ihrer Firma im Schnitt 4.500 Euro im Jahr. Es handelt sich dabei – so die Universität – um die Einnahmeausfälle, die durch die vielen Zigarettenpausen entstehen. Sie beliefen sich auf durchschnittlich 2.346 Euro im Jahr. Hinzu kämen aufgrund des Rauchens ausgelöste krankheitsbedingte Fehltage, die mit 394 Euro veranschlagt werden. Verminderte Produktivität aufgrund der Nikotinsucht stelle dann den Rest der Summe dar. Der Deutsche Zigarettenverband erklärte zu der Studie, sie sei „wieder ein Versuch, Raucher zu diskriminieren“. P b www.blaues-kreuz.de • 0202 620030


N AC H R IC H T E N

Die Neuapostolische Kirche hat sich geändert KONFESSIONEN Ökumene-Professor sieht eine positive Entwicklung

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ie Neuapostolische Kirche hat in den des Herrn“ sei. Jetzt werde die Vielfalt kirchvergangenen Jahren ihren Anspruch licher Erscheinungsformen vorsichtig aneraufgegeben, die einzig wahre kannt. Laut Obst kommt es nun Kirche Jesu Christi zu sein. Durch darauf an, dass sich die theoreihren im vorigen Jahr veröffenttische Neuausrichtung der Neulichten Katechismus ist sie „theoapostolischen Kirche auch im logisch ökumenefähig“ geworGemeindeleben vor Ort sowie den. Diese Ansicht vertritt der im Glauben und im Bewusstsein (emeritierte) Professor für Ökuvon Gemeindemitgliedern ebenmenik und Konfessionskunde Helmut Obst so durchsetzt wie in den Köpfen an der Martin-Luther-Universität von Theologen und Amtsträgern Halle-Wittenberg, Helmut Obst, im Mate- ökumenischer Kirchen. rialdienst des Konfessionskundlichen Instituts in Bensheim. Nach wie vor gebe es Ihre Sonderlehren „kritisch zu diskutierende Sonderlehren“, Die Neuapostolische Kirche hat sich Ende etwa über die Rolle des Stammapostels des 19. Jahrhunderts in Hamburg entwioder das Verhältnis von Taufe und Versie- ckelt. Sie vertritt mehrere, von anderen gelung. Allerdings sollten an diese Lehren Kirchen abgelehnte Sonderlehren, beidie gleichen Maßstäbe angelegt werden spielsweise, dass sich der Zustand von wie an andere Kirchen: „Ungewöhnliche Verstorbenen bessern könne, wenn man und in der Sicht anderer theologischer sie nachträglich taufe, „mit dem Heiligen Traditionen abwegige Sonderlehren“ ge- Geist“ versiegele und am Abendmahl teilbe es von Anfang an auch bei Mitgliedern nehmen lasse. Sie sieht das in der urchristdes Ökumenischen Rates der Kirchen. Ent- lichen Kirche vorhandene Apostelamt scheidend für die Ökumenefähigkeit einer in ihrer Kirche wiederaufgerichtet. Viele Kirche sei, dass sie andere christliche Ge- Kirchen lehnen die „Neuapostolische“ als meinschaften als Kirchen anerkenne und Sekte ab, andere sehen sie auf einem Weg auf einen Exklusivitätsanspruch verzichte in Richtung Ökumene. So ist die Neuaposowie ein Leben und Arbeiten im Geist des stolische Kirche in einigen lokalen Arbeitsökumenischen Gedankens praktiziere. gemeinschaften Christlicher Kirchen Mitglied. Auch in Richtung der Vereinigung Jetzt ist Vielfalt möglich Evangelischer Freikirchen hat sie ihre FühIm Katechismus von 2012 erkennt Obst ei- ler ausgestreckt. P nen klaren Bruch mit dem früheren, streng exklusiven Kirchen- Neuapostolische Kirche ex verständnis ve der Neuapostolischen ap Kirche. Weltweit 10 Millionen Mitglieder Vor Vo 20 Jahren habe Deutschland 350.000 es im Katechismus Schweiz 36.000 noch n geheißen, dass Österreich 5.000 die d Neuapostolische Kirche K die Kirche Je- Zum Vergleich su s Christi und „das wieder aufgerich- Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen tete Erlösungswerk hat in Deutschland 259.000 Mitglieder, die Zeugen Jehovas haben 165.000. ISBN 978-3-943980-00-4, ISBN: 978 3 943980 00 4 Preis: P i 24,90 EUR, Hrsg.: Neuapostolische Kirche International

NOTIERT Pädophilie-Debatte: Grüne kündigen Entschuldigung an In der Debatte um den einst positiven Umgang von Teilen ihrer Partei mit Pädophilie hat die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth (Berlin), eine Entschuldigung angekündigt. „Für Fehler, die passiert sind, entschuldigen wir uns natürlich, deshalb will ich jetzt auch alles systematisch aufgearbeitet haben“, erklärte sie der „Bild am Sonntag“. Es seien „eindeutig und objektiv Fehler passiert“. In den Anfangszeiten der Grünen habe es „Personen und Gruppen gegeben, die versucht haben, die Grünen als Plattform für inakzeptable Positionen zu nutzen“, so die Politikerin. In der Partei gab es in den 80er Jahren einen Ausschuss „Schwule, Päderasten und Transsexuelle“. Roth: „Straffreiheit für sexuelle Beziehungen mit Kindern zu fordern, ist in keinster Weise akzeptabel und unsäglich.“ Ihre Partei werde beantworten müssen, wie stark diese Gruppierungen waren und ob sie es geschafft hätten, Positionen durchzusetzen. Roth bekräftigte, dass die Partei dies unabhängig und umfassend aufarbeiten wolle.

USA: Katastrophe für Heilsarmee Eine schwere Katastrophe hat die Heilsarmee in den USA ereilt. Im Zentrum von Philadelphia stürzte am 5. Juni ein vierstöckiges, zum Abriss bestimmtes Gebäude ein. Die Trümmer fielen auf ein Nachbarhaus, in dem die „Soldaten Christi“ einen Gebrauchtwarenladen betreiben. Neben sechs Toten gab es mindestens 14 Verletzte. Die Heilsarmee setzte sofort ihre Katastrophenhilfeeinheit in Bewegung, um in Abstimmung mit Polizei und Feuerwehr Verletzten und Hilfskräften beizustehen. Oberste Priorität habe die Sicherheit der Kunden und Angestellten, erklärte Heilsarmee-Major John Cranford. Er rief zum Gebet für alle Betroffenen auf. Die Heilsarmee – eine sozial und evangelistisch tätige Freikirche – gehört in den USA zu den größten Wohltätigkeitsorganisationen. Sie unterhält insgesamt 7.600 Einrichtungen, davon sind 1.400 „Korps“ (Gemeinden) und die anderen Sozialeinrichtungen. Sie hat etwa 417.000 Mitglieder, 3.600 Geistliche und 64.000 Angestellte.

Foto: PR

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N AC H R IC H T E N

In Deutschland braucht es Tausende neuer Gemeinden EVANGELISATION Um Deutschland mit dem Evangelium zu durchdringen, bedarf es Tausende neuer Gemeinden. Das ist das Ergebnis einer Fachtagung über Gemeindegründung.

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ach Ansicht des Sprechers der Konsultation für Gemeindegründung in Deutschland, Missionsleiter Erhard Michel (Dietzhölztal/Mittelhessen), ist das Ziel, mehr Menschen zu erreichen, die bisher keine Beziehung zu Jesus Christus haben. Michel ist im Hauptberuf Leiter der Allianz-Mission im Bund Freier evangelischer Gemeinden. Es gehe zuerst um Evangelisation, dann um Gemeindegründung. An der Konsultation im Bernhäuser Forst bei Stuttgart nahmen rund 120 Mitarbeiter aus 35 Landes- und Freikirchen, Gemeinschaftsverbänden und christlichen Initiativen teil. Als Vorbilder für ein gemeinsames Vorgehen nannte Michel Zusammenschlüsse in Frankreich, Norwegen und Großbritannien, wo Bischöfe und andere kirchenleitende Personen unterschiedlich geprägter Kirchen sich auf gemeinsame Strategien zur Evangelisierung ihres Landes geeinigt hätten. Anfängliche Ängste, man verliere sein besonderes Profil, seien überwunden worden.

Seit 2000 sind in England 5.000 neue Gemeinden entstanden Stattdessen habe man zusammen Programme entworfen. Das gemeinsame Vorgehen bewirke beispielsweise, dass in Frankreich alle 10 Tage eine evangelikale Gemeinde entstehe. In England entstanden seit dem Jahr 2000 mindestens 5.000 neue Gemeinden, darunter 2.000 unter Migranten und jeweils 1.000 innerhalb der anglikanischen und der methodistischen Kirche. Eine ähnliche Kirchengrenzen überschreitende Initiative ist auch – so Michel – für Deutschland nötig.

Foto: idea/Grasse

Keine gesamtdeutsche Strategie Nach Angaben des Baptistenpastors Jürgen Tischler (Springe bei Hannover) gibt es für Deutschland keine Übersicht über Gemeindegründungen, so dass auch keine gesamtdeutsche Strategie möglich sei. Viele Kirchen und Freikirchen betrachteten ihre Statistiken als Betriebsgeheim24.2013

Engagiert in der Gründung von Gemeinden: v. l. die Pastoren Erhard Michel, Jürgen Tischler

nisse, oder sie hätten nicht genügend Mitarbeiter, um vorhandene Daten aufzubereiten. „Wir wissen, dass alle Freikirchen neue Gemeinden gründen, aber wir wissen nicht, wie viele, an welchen Orten und für welche Zielgruppen“, sagte Tischler gegenüber idea. Er betreut das einzige umfassende überdenominationelle Gemeindeforschungsprojekt Deutschlands.

Zeit für Gründungen ist günstig Nach Ansicht des Missionswissenschaftlers Johannes Reimer (Bergneustadt) ist die Zeit für Gemeindegründungen günstig. Landeskirchen erlaubten zunehmend die Entstehung von Bekenntnis- oder Personalgemeinden als Ergänzung zu den üblichen, räumlich festgelegten Ortsgemeinden. Viele Menschen seien auf der Suche nach geistlicher Gemeinschaft und deshalb für christliche Angebote aufgeschlossen. Besonders interessant seien Gemeinden mit Mitgliedern aus unterschiedlichen Kulturen. Auch sozial-diakonische Gruppen, die sich um Benachteiligte in ihrer Umgebung kümmerten, könnten den Kern für eine neue Gemeinde bilden, wenn ihr

Gemeindegründungen am Beispiel des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland: Als Ziel setzte man sich 2006, in 10 Jahren 100 neue Gemeinden zu gründen. Bis 2012 sind 61 entstanden.

Unabhängige Gemeinden in Charismatisch ca. 150.000 Mitglieder Nichtcharismatisch über 10.000 Mitglieder

1994 1.000

2012 2.000

250

400

helfendes Handeln mit einer evangelistischen Begeisterung verbunden sei.

Wenn mindestens 20 Personen zum Gottesdienst kommen Laut Michel gilt eine Gemeinde als Neugründung, wenn sich die dort versammelnden Christen als eigenständige Einheit verstehen, missionarisch tätig sind und sich zum Wohl ihrer Umgebung engagieren. Sie sollten eine eigene geistliche Leitung haben. Zu ihren Gottesdiensten sollten mindestens 20 Personen kommen. Wie Michel gegenüber idea erläuterte, geschehen Gemeindegründungen auf sehr unterschiedliche Weise. Manchmal würden spezielle Teams in eine Region ohne evangelikale Gemeinden ausgesandt, manchmal entwickele sich eine Tochtergemeinde zu einer selbstständigen Gemeinde, und manchmal gingen Familien in eine fremde Stadt, um eine Gemeinde unter kirchenfernen Menschen ins Leben zu rufen. In den Landeskirchen spreche man statt von Gemeindegründungen eher von Gemeindepflanzungen (eine weitere Meldung folgt). P b www.konsultation-gg.de


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C H R I ST & P OL I T I K

Gerechtigkeit macht ein Volk groß NATIONALES GEBETSFRÜHSTÜCK Zu Beginn jedes Jahres wird in Washington zum Nationalen Gebetsfrühstück der USA eingeladen. Wenige Monate später gibt es eine ähnliche Veranstaltung in der deutschen Hauptstadt – die „Internationale Berliner Begegnung“. Sie fand jetzt zum 18. Mal statt und stand unter dem Thema „Gerechtigkeit macht ein Volk groß, Unrecht macht ihm Schande“. Rund 300 Politiker, Diplomaten und Führungskräfte aus über 40 Ländern Europas, Afrikas, Amerikas und Asiens nahmen vom 6. bis 8. Juni daran teil. Ein Beitrag von Matthias Pankau.

Ein Moslem, der Jesus liebt und ihm folgt Das kann daran liegen, dass die Veranstalter inzwischen sehr darauf zu achten scheinen, mögliche Ausreißer zu vermeiden. Aber auch ein anderer Grund scheint möglich:

Friedrich Hänssler

Rudolf Decker

Norman Rentrop

Anette Hübinger

nämlich der, dass viele Teilnehmer über die vergangenen Jahre toleranter geworden sind. Das fiel in diesem Jahr besonders bei einem Beitrag auf. Da berichtete Mounzer Fatfat – seines Zeichens aus dem Libanon stammender und inzwischen seit über 30 Jahren in den USA lebender renommierter Politikberater – über seinen Glauben: „Ich bin ein Moslem, der Jesus liebt und ihm folgt!“ Erstauntes Schweigen im Saal. Man müsse nicht die Religion wechseln, um Jesus zu folgen, so Fatfat weiter, schließlich sei der nicht nur für Christen in die Welt gekommen, sondern für alle Menschen. Jetzt geht das Schweigen bei einigen in ein zustimmendes Nicken über. Und dann erklärt der eloquente Gast: „Jesus hat nicht gesagt: Bekehrt Menschen, sondern liebt euren Nächsten!“ Nun gibt es kein Halten mehr – Beifall! Wohl auch ein we-

nig zur Überraschung Fatfats selbst, der einräumt, vor einigen Jahren für solche Aussagen von Teilnehmern des Gebetsfrühstücks noch attackiert worden zu sein.

Gilt der Missionsbefehl nicht mehr? Vergessen oder zumindest verdrängt scheint an diesem Abend bei manch einem, dass auch der sogenannte Missionsbefehl am Ende des Matthäusevangeliums von Jesus stammt und dass derselbe Jesus gesagt hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Johannes 14,6). Nein, einer tieferen theologischen Debatte halten solche Äußerungen nicht stand. Allerdings versteht sich das Gebetsfrühstück auch nicht als theologisches Symposium, sondern – wie der Name des Veranstalters „Verein für Grundwerte und Völkerverständigung“ es nahelegt – als Plattform, um Verantwortungsträger aus aller Welt miteinander ins Gespräch zu bringen und so zu einem friedlichen Miteinander beizutragen.

Ein geschützter Raum für schwierige Gespräche Und das gelingt auch immer wieder auf erstaunliche Weise. Diesmal etwa saßen auf dem Podium die Parlamentspräsidenten vom Sudan und dem eigenständigen Südsudan, Ahmed Ibrahim El-Tahir und James Wani Igga, direkt nebeneinander. Die jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Christen hatten 2011 zur Gründung eines eigenständigen Südsudans geführt. Das Verhältnis zwischen dem muslimisch regierten Sudan und dem christlich geprägten Südsudan ist angespannt. Die Internationale Berliner Begegnung bietet einen geschützten Raum für diese Art der Begegnung auf inoffizieller Ebene. Der Tatsache, dass der Parlamentspräsident des Sudan, Ahmed Ibrahim El-Tahir, seine Rede mit den Worten „Im Namen Allahs“ begann, sollte vor diesem Hintergrund dann auch nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden.

Wenn die Präsidenten des Iran und der USA zusammen beten Anderenfalls wären auch Gespräche mit Vertretern aus dem Iran wohl kaum möglich. So sprach in Berlin unter anderen auch der Botschafter des Iran in Deutschland, Ali Reza Sheikh Attar, und lobte das Gebetsfrühstück als vorbildliche und beispielhafte Veranstaltung, die den Dialog zwischen

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„Der kleine Bruder des Nationalen Gebetsfrühstücks in Washington ist nun erwachsen.“ Mit diesen Worten eröffnete der FDP-Bundestagsabgeordnete Patrick Meinhardt die diesjährige Internationale Berliner Begegnung. Seit nunmehr 18 Jahren bringen die Veranstalter in der deutschen Hauptstadt Verantwortungsträger aus aller Welt zusammen. Ziel ist es, die gemeinsame Verantwortung vor Gott und den Menschen – wie sie in der Präambel des deutschen Grundgesetzes festgeschrieben ist – zu bedenken, Brücken zwischen den Völkern zu bauen und den Dialog der Religionen voranzubringen. Letzteres hat den Machern in der Vergangenheit immer wieder mal den Vorwurf eingebracht, sie leisteten der Religionsvermischung Vorschub. Doch diese Vorwürfe sind durch die „Pubertät“ hindurch leiser geworden.

ideaSpektrum 24.2013


C H R I ST & P OL I T I K

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Das Gebetsfrühstück mit rund 300 Politikern und anderen Führungskräften aus über 40 Ländern in einem Hotel in Berlin. Am Pult: Rita Süssmuth

den Religionen voranbringe. Mit dem Botschafter waren auch zwei Abgeordnete der iranischen Nationalversammlung angereist – Yonathan Beth Kolia, der einen der drei Sitze im Parlament innehat, die für die christliche Minderheit reserviert sind, und Seyamak Merh Sedgh, der für die jüdische Minderheit in der iranischen Nationalversammlung sitzt. Der „Vater“ der Gebetsfrühstücksbewegung in Deutschland, Rudolf Decker (Böblingen), träumt gar schon von einer Gebetsfrühstücksgruppe im iranischen Parlament. Wenn dann vielleicht irgendwann der Präsident des Iran und der Präsident der USA beim Nationalen Gebetsfrühstück in Washington zusammen beten würden, so Decker, „dann wäre das zweifelsohne ein Beitrag für den Weltfrieden“.

Ein schmaler Grat Aber es bleibt ein schmaler Grat zwischen dem löblichen Ziel, politisch vermitteln zu wollen, und der Gefahr, dafür beim interreligiösen Dialog Heilsfragen wie die Gottessohnschaft Jesu zugunsten des kleinsten gemeinsamen Nenners – des Menschen Jesus von Nazareth – auszublenden. „Die Theologie unserer Tagung ist Jesus“, so Decker. „Wir haben zwar unterschiedliche Auffassungen über die Funktion Jesu. Aber seine Person, sein Vorbild und seine Lehre verbinden uns.“

Foto: idea / Pletz

Ein Verleger evangelisiert mit einer Geschichte Aber es gab auch viele wohltuend klare Aussagen und Bekenntnisse, zu Jesus Christus, wie er in der Bibel bezeugt wird. Der Verleger Norman Rentrop (Bad Godesberg) etwa berichtete sehr persönlich von seinem Glauben und sprach den Teilnehmern den biblischen Segen zu. Die traditionelle Geschichte von Verleger Friedrich Hänssler (Holzgerlingen), in der er jedes Mal in die Rolle einer biblischen Figur schlüpft und die er diesmal aus der Sicht des Josef von Arimatäa erzählte, glich wie schon so oft geradezu einer Evangelisation. Der katholische SPD-Abgeordnete Josip Juratovic erklärte mit Blick auf das diesjährige Tagungsthema: „Der Maßstab für Gerechtigkeit ist Gott, der uns in seinem Sohn Jesus Christus Gerechtigkeit vorgelebt hat.“

ideaSpektrum 24.2013

Der „einzige Fließbandarbeiter im Bundestag“ Eine besondere Stärke der Begegnung war die Offenheit der Bundestagsabgeordneten. Viele gewährten einen Blick hinter die Kulissen von Privilegien und Statussymbolen, die ein Großteil der Deutschen mit den Parlamentariern assoziiert. So bezeichnete Juratovic, der sich selbst als „einzigen Fließbandarbeiter im Bundestag“ vorstellte – bevor er Abgeordneter wurde, arbeitete er bei Audi in der Produktion –, die Politik als „knallhartes Geschäft“. Der Gebetsfrühstückskreis des Bundestages sei für ihn da so etwas wie eine Insel oder ein Zufluchtsort. Dazu treffen sich Abgeordnete unterschiedlicher Fraktionen und mit unterschiedlichem geistlichen Hintergrund während der Sitzungswochen jeden Freitag; in der Regel versammeln sich zwischen 20 und 30 Parlamentarier. Verantwortet werden die Treffen von den Bundestagsabgeordneten Patrick Meinhardt (FDP), Dietmar Nietan (SPD) und Anette Hübinger (CDU). Wie Juratovic sagte, lernt man dabei die Kollegen auch von einer ganz anderen Seite kennen. Es sei befreiend, beispielsweise miteinander das Vaterunser zu beten.

„Ich bin in der Opposition. Ich muss die Regierung kritisieren!“ Erstaunlich offen berichtete der aus Kroatien stammende SPD-Abgeordnete weiter, welch paradoxe Situationen sich hin und wieder im politischen Alltag ergäben: „Ich bin in der Opposition. Ich muss die Regierung kritisieren“, bekannte er trocken mit einem Schmunzeln. Oft falle ihm das allerdings schwer, weil er wisse, „dass sie es gut meinen“. Auch erlebe er, dass Abgeordnete der Regierungskoalition ihm zunickten, wenn er vor dem Parlament spreche. „Klatschen dürfen sie natürlich nicht, sonst bekämen sie in ihrer Fraktion Ärger.“ Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) bekannte dann auch, sie halte es für verkehrt, „wenn wir im Parlament einen Antrag ablehnen, nur weil er aus der falschen Fraktion kommt, eigentlich aber richtig ist“.

Süssmuth: „Wenn unsere Parlamentskultur so wäre …“ An der Gebetsfrühstücksbewegung schätze sie das Miteinander von Reden und Beten über Parteigrenzen hinweg, O


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C H R I ST & P OL I T I K

so Süssmuth: „Wenn unsere Parlamentskultur so wäre, wie ich sie beim Gebetsfrühstück erlebe – wir hätten ein hohes Ansehen!“ Auch der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Hellmut Königshaus, wies darauf hin, dass vor Gott nicht diejenigen gerecht seien, die sein Wort hören, sondern jene, die auch danach handelten. Die Internationale Berliner Begegnung sei jedes Jahr ein guter Anlass, darüber Rechenschaft abzulegen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich (Chemnitz) sagte, er vermisse im politischen Diskurs – jüngst in der Debatte um die Aufklärungsdrohne „Euro Hawk“ – häufig einen „Geist der Güte“. Christen sollten da einen Unterschied machen.

Ministerpräsidentin kritisiert Abtreibung Bereits zur Eröffnung des dreitägigen Treffens im Reichstagsgebäude hatte sich der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, für weltweite Religionsfreiheit starkgemacht: Wer die Religionsfreiheit beschränke, beschneide die Freiheit als solche. Kauder regte an, das Feld der Religionsfreiheit in den kommenden Jahren auch einmal bei der Internationalen Berliner Begegnung zu thematisieren, und erntete dafür viel Beifall. Die Ministerpräsidentin

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des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), betonte, dass es eine letzte Gerechtigkeit nur bei Gott gebe, nicht bei den Menschen. Als Beispiel führte sie auch das Thema der Abtreibung an: „Ist es gerecht, dass ungeborene Kinder gar nicht erst zur Welt kommen, weil sie das falsche Geschlecht haben oder weil sie nicht perfekt sind?“

Bundeskanzlerin: Ein Beitrag zu Integration & Verständigung Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte das Treffen in einem Grußwort als Initiative, die auf Offenheit und den Dialog zwischen den Kulturen setze. „Deshalb begrüße ich es, dass die Internationale Berliner Begegnung über Ländergrenzen hinweg den Austausch über gemeinsame Werte und Überzeugungen fördert.“ Damit leiste sie einen wesentlichen Beitrag zu Integration und Verständigung nicht nur in Deutschland. Weltweit gibt es die ursprünglich aus den USA stammende Gebetsfrühstücksbewegung inzwischen in mehr als 180 Staaten. Nach Deutschland geholt hat die Idee 1979 der frühere baden-württembergische Landtagsabgeordnete Rudolf Decker zusammen mit dem Verleger Friedrich Hänssler (Holzgerlingen). Mittlerweile gibt es Frühstückstreffen in acht deutschen Landtagen. P

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

15. bis 21. Juni

FERNSEHEN Sonnabend, 15. Juni

Sonntag, 16. Juni

Montag, 17. Juni

15.00–16.30 „Wilhelm Busch und die Kraft des Evangeliums“. Porträt eines Predigers

9.30–10.15 Evangelischer Gottesdienst aus der Autobahnkirche in Zeestow/Brandenburg

11.00–12.15 ERF 1 Evangelischer Gottesdienst aus der Freien ChristenGemeinde Lichtenau

23.45–0.30 Griff nach Freiheit – Doku über den Aufstand am 17. Juni 1953 in der DDR

16.30–17.00 Wenn der Mensch Gott spielt: die Versprechen der Gentests, Gendiagnostik und Gentechnologie

10.15–10.45 Peter Hahne im Gespräch mit Uwe Holmer, dem Pastor, der Honecker 1990 in seinem Haus Asyl gewährte

17.45–18.15 Fenster zum Sonntag – Jonas, ein Autor mit DownSyndrom. Lebensgeschichte voller Hochs und Tiefs

Dienstag, 18. Juni

22.15–22.45 Im Osten billiger: zur Pflege ins polnische Altersheim Freitag, 21. Juni

21.15–21.45 100 Tage Franziskus – Ein Papst verändert die Kirche.

20.15–20.45 ERF 1 Mein tiefer Fall: Jürgen Siech ist alkoholsüchtig. Als er in Lebensgefahr schwebt, findet er zu Jesus.

Mittwoch, 19. Juni

Donnerstag, 20. Juni

10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der St. Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn

8.40–9.00 Pokern gegen Putin – Dokumentation über Russlands Bürgerbewegung

20.04–20.30 „Nimm Deine Organe nicht mit in den Himmel“ – Eine umstrittene Spende

20.00–21.00 Skandal Menschenhandel – Moderne Sklaverei gibt es auch in der Schweiz. Was bedeutet das für Christen?

20.00–21.00 ERF Plus „In der Heimat angekommen“ Horst Marquardt und Rainer Rosenberg im Gespräch. Erst siedelt er vom Westen in den Osten. Nach dem Scheitern des sozialistischen Systems findet der hochdekorierte Arbeiterfunktionär zu Christus.

HÖRFUNK Sonntag, 16. Juni 7.15–7.30 Religionsgemeinschaften: Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten 8.30–9.00 Evangelische Perspektiven: „Da habe ich was Eigenes!“ Welches Eigentum brauchen die Menschen?

8.35–8.50 „Ja, mit Gottes Hilfe!“ 26 Ehepaare lassen sich beim 1. Ökumenischen Traufest kirchlich trauen 9.30–10.30 Evangelisch-reformierter Gottesdienst aus der Kirche Bühler AR

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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Armutsflüchtlinge: Wenn Städte überfordert sind MIGRATION Die Zahl der Armutseinwanderer aus Rumänien und Bulgarien nach Deutschland ist in den vergangenen vier Jahren um 130 % auf jährlich rund 150.000 gestiegen. Besonders Großstädte wie Dortmund, Duisburg, Frankfurt am Main oder Mannheim sind betroffen. Dort stehen nun Bürger, Stadtverwaltungen und die Polizei vor großen Herausforderungen. Wie gehen evangelische Kirchengemeinden mit den Problemen vor Ort um? Ein Beitrag von Daniela Städter. Montagmorgen, mitten in Duisburg. Ein weißer Lieferwagen ohne Kennzeichen fährt vor, mehrere Personen steigen ein. Die meisten von ihnen sind Roma aus Rumänien oder Bulgarien. Menschen, für die in Deutschland derzeit noch ein Arbeitsverbot gilt. Trotzdem werden sie an dem Tag für einen Hungerlohn schwarz irgendwo auf dem Bau arbeiten. Knapp 6.000 Verfahren leitet allein das Hauptzollamt Duisburg jedes Jahr wegen solcher Schwarzarbeit ein. Die Roma sind nach Deutschland geflüchtet, weil sie sich hier eine bessere Zukunft erhoffen. Die meisten sind junge Familien mit Kindern. Sie sprechen kein Deutsch und haben oft keine Ausbildung. Ihre Art zu leben ist völlig anders als die der alteingesessenen Bewohner. Eine junge deutsche Mutter von zwei Kindern beispielsweise in Duisburg klagt: „Im Sommer ist es bis spät in die Nacht laut, da die Familien sich meistens im Hof oder auf der Straße aufhalten. Viele Kinder achten dabei überhaupt nicht auf den Straßenverkehr. Zudem zieht der Müll vor dem Haus Ratten an.“ In der Ruhrgebietsstadt prallen zwei völlig unterschiedliche Lebensweisen und Kulturen aufeinander.

Duisburg: die heimatlosen Roma Deutschlandweit ist ein Hochhaus mit rund 400 Roma auf engstem Raum im Stadtteil Rheinhausen durch Fernsehberichte zum Symbol für die Armutseinwanderung geworden. Einer, der die Hintergründe dieser Einwanderer kennt, ist der evangelische Pfarrer Dieter Herberth von der Christuskirchengemeinde Rheinhausen. Denn er hat als Deutscher bis zu seinem 18. Lebensjahr im rumänischen Siebenbürgen gelebt. Er beobachtete die obige Lieferwagenszene schon oft. Herberth: „Die Roma sind Heimatlose. Wenn es ein eigenes Land für sie gäbe, dann wären sie nicht hier. Sie kommen aus Elendsvierteln in Rumänien, in denen es teilweise noch nicht einmal fließendes Wasser gibt.“ Einen dauerhaften Kontakt zu ihnen hat aber auch er nicht, da sie ihn als Vertreter der deutschen Amtskirche sehen und deshalb erst mal auf Distanz ideaSpektrum 24.2013

gehen: „Sie haben über Jahrhunderte negative Erfahrungen mit der rumänisch-orthodoxen Amtskirche gemacht und gehören jetzt einer pfi ngstkirchlichen Freikirche an. Es braucht viel Geduld, um ihnen zu verdeutlichen, dass ich sie nicht von ihrem Glauben abbringen, sondern ihnen helfen will.“

„Runde Tische“ als eine erste Lösung Auf die Initiative eines Kollegen von Herberth – Pfarrer Heiner Augustin von der Friedenskirchengemeinde Rheinhausen – geht der „Runde Tisch offenes Rheinhausen“ zurück, an dem Vertreter der Stadtverwaltung, von Polizei, Kirchen, Parteien und Anwohner sitzen. Augustin: „Wir bringen Gesprächspartner zusammen und weisen auf Missstände hin.“ Abgesandte der Roma sitzen an dem Tisch aber nicht. Ein Grund sind laut Herberth die Sprachbarrieren. Die Einwanderer verstehen kein Deutsch und die Deutschen weder Rumänisch, Bulgarisch noch Romanes, die Sprache der Roma. Mit ihnen ist allein schon deshalb keine Kommunikation möglich. Auch der Abteilungsleiter der Dienststelle Rheinhausen im Diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers, Jürgen Voß, sagt: „Unser größtes Problem ist, dass wir zurzeit keine Sprachkompetenz ha-


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ben.“ Man stehe noch am Anfang, konkrete Maßnahmen seien in der Planung. Von den rund 170 schulpflichtigen Kindern in dem Hochhaus sind laut Augustin bislang nur wenige in Vorbereitungsklassen für die Einschulung untergebracht. Dort arbeite die Stadt mit Muttersprachlern zusammen. Es gebe aber zu wenig Plätze. Augustin: „Unsere Aufgabe ist es, das voranzutreiben.“

Der Zustrom hält an, die Kriminalität steigt In Rheinhausen geht es nur um ein einziges Hochhaus. In anderen Stadtteilen handelt es sich um ganz andere Dimensionen. Seit 2007 gehören Bulgarien und Rumänien zur Europäischen Union – verbunden mit dem Recht auf freie Einreise und Niederlassung. Seitdem hält der Zustrom an. Allein im ersten Vierteljahr kamen fast 800 neu zugezogene Bulgaren und Rumänen nach Duisburg. Insgesamt sind es in der ohnehin von Problemen geplagten Stadt rund 7.400. Ein Ende des Anstiegs ist nicht in Sicht. Parallel ist laut Auskunft der Polizei in Duisburg die Kleinkriminalität stark angestiegen, es gibt vermehrt Einbrüche. Wurden 2009 noch 470 rumänische und bulgarische Tatverdächtige ermittelt, so 2012 schon 1.700. Das sind 28 % aller nichtdeutschen Tatverdächtigen (2009: 9 %).

Probleme am Beispiel der Stadt Duisburg Insgesamt: 7.400 Bulgaren und Rumänien Kriminalitätsrate: Sie stieg seit dem Jahr 2009 unter den Tatverdächtigen aus beiden Ländern von 9 auf 28 %.

Die Slums in deutschen Städten wachsen Im Stadtteil Hochfeld hat eine internationale Initiative mit fi nanzieller Unterstützung der Evangelischen Kirche im Rheinland eine Broschüre herausgegeben, die in der Muttersprache der Zuwanderer Orientierung gibt bei Themen wie Wohnungssuche, Mietvertrag, Gesundheitsversorgung, ausländerrechtliche Fragen, deutsches Schulsystem und Schulpflicht, Integrationskurse oder finanzielle Hilfen für Familien. Für den Kirchenrat im Landeskirchenamt der rheinischen Kirche, Pfarrer Rafael Nikodemus, ist das aber nur eine punktuelle und begrenzte Hilfe. Es gebe Kommunen wie Duisburg, Dortmund, Köln, Gelsenkirchen, die mit der Situation überfordert seien: „Hier haben wir bisher im Gespräch mit Politikerinnen und Politikern des Landes versucht, erst einmal ein Problembewusstsein zu schaffen.“ Die Kirche müsse im politischen Raum Lobbyarbeit betreiben, „damit gegen das Wachsen von Slums hier bei uns wie auch in den Herkunftsländern mehr getan wird“.

Sie überleben dank des Kindergeldes 2014 erhalten auch Bulgaren und Rumänen in der ganzen EU den freien Zugang zum Arbeitsmarkt. Dann dürfte die Zuwanderung erst recht anwachsen. Dass die Rumänen und Bulgaren derzeit ihren Lebensunterhalt überhaupt bestreiten können, hängt oft mit der hohen Anzahl der Kinder zusammen. Wer seinen Wohnsitz in Deutschland angemeldet hat, hat Anspruch auf Kindergeld: „Wenn eine Familie mehrere Kinder hat, kann sie im Vergleich zur Lebensqualität in ihrem Herkunftsland hier besser leben“,

Ein Problemhochhaus im Duisburger Stadteil Rheinhausen vor und nach einer Aufräumaktion durch die Stadtverwaltung und die Anwohner

Fotos: Karsten Vüllings, Andreas Probst

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erklärt Pfarrer Herberth. Auch wenn die Kirchengemeinden nicht überall tätig werden könnten, die Leiterin des Duisburger Referats zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien, Elisabeth Pater, würde sich „mehr tatkräftiges Engagement“ der Kirchen wünschen: „Es könnten beispielsweise Kleiderkammern initiiert und Patenschaften übernommen werden.“

Dortmund: punktuell erfolgreich, aber wenig nachhaltig 60 km weiter östlich in der Stadt Dortmund sieht die Situation ähnlich aus. Der Brennpunkt liegt hier in der Nordstadt. Der Pressesprecher des Diakonischen Werkes Dortmund und Lünen, Reiner Rautenberg, meint resignierend: „Wir werden niemals Herr des Problems werden.“ Denn die Ressourcen seien insgesamt zu begrenzt. Es gebe zwar immer wieder aus unterschiedlichen Fördertöpfen einzelne fi nanzierte Projekte, aber sie reichten nicht aus. Eines trägt den passenden Namen „Schritt-Weise“. Ziel ist es, mit Hilfe von zwei Muttersprachlerinnen rumänische und bulgarische Kinder in das deutsche Schul- und Gesundheitssystem zu integrieren. Über die Kinder komme dann der Kontakt zu den Eltern zustande. Insgesamt rund 100 Familien würden so in Dortmund betreut. Der Leiter des Evangelischen Bildungswerkes Dortmund, Pfarrer Heiner Montanus, beschreibt noch ganz andere Grenzen: Das Bildungswerk sei beispielsweise in Kindertageseinrichtungen integrationsunterstützend tätig. Da aber würden die aus südosteuropäischer Armutseinwanderung stammenden Familien und Kinder derzeit noch gar nicht auftauchen.

Ab 2014 werden jedes Jahr bis zu 180.000 Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien erwartet Der Chef der Arbeitsagentur, Frank-Jürgen Weise (Nürnberg), rechnet ab 2014 mit bis zu 180.000 Zuwanderern aus Rumänien und Bulgarien nach Deutschland pro Jahr. Darunter werden zahlreiche Armutsflüchtlinge sein, vermutet Pressesprecher Rautenberg. Darauf müssten diakonische Einrichtungen reagieren: „Aber die Gesamtheit der Probleme kriegt man nicht in den Griff.“ Für Jürgen Voß werden sich durch die weitere Zuwanderung die Probleme in Duisburg von den drei bis vier bislang betroffenen Stadtteilen auf weitere ausweiten. Wie aber könnten Lösungen aussehen? Die lokalen Verwaltungen und Politiker fühlen sich mit dem Problem vom Bund und von der Europäischen Union alleingelassen. Die Dortmunder Verwaltung schlägt als Lösungsansatz vor, dass der Bund sich „ausdrücklich für die Verbesserung der Lage der Menschen in den Herkunftsländern“ einsetzen müsse: „Es müssen ,Integrationskommissare – ähnlich einem Haushaltskommissar – von der EU in die Herkunftsländer entsandt werden, die gemeinsam mit den betroffenen Menschen Strategien entwickeln und umsetzen, um den Verbleib in den Herkunftsländern zu bewirken.“ ideaSpektrum 24.2013

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Der Deutsche Städtetag: Wir sind überfordert! Der Deutsche Städtetag hat sich eindeutig positioniert: Er warnt davor, dass die Kommunen mit der Zuwanderung überfordert würden: „Die Zuwanderung von bulgarischen und rumänischen Staatsangehörigen ohne Sprachkenntnisse, soziale Absicherung und berufliche Perspektive, die vielfach in verwahrloste Immobilien ziehen oder sich als Obdachlose in den Städten aufhalten, hat erhebliche Auswirkungen auf das kommunale Bildungs-, Sozial- und Gesundheitssystem, den Arbeits- und den Wohnungsmarkt, aber auch das Gemeinwesen insgesamt. (...) Eine solche europäische Armutszuwanderung hat es in diesem Maße und in dieser Konstellation schwieriger Begleitbedingungen noch nicht gegeben.“ b www.Staedtetag.de

Hilfen ja – aber in Rumänien selbst Der Duisburger CDU-Fraktionsvorsitzende, Rainer Enzweiler, beklagt die verfehlte EU-Erweiterungspolitik und fordert: „Bund und EU müssen Rahmenbedingungen schaffen, die zur Unterbindung der Armutswanderung beitragen helfen.“ Die Menschen sollten stattdessen „eine Chance auf ein gutes Leben in ihrer Heimat haben. Dabei sind die Herkunftsländer selber an erster Stelle gefordert, die soziale Lage vor Ort zu verbessern und sich ihrer Verantwortung für ihre Bevölkerungsgruppen endlich angemessen zu stellen.“ Währenddessen schlägt die Sozialdezernentin der Stadt Dortmund, Birgit Zoerner (SPD), vor, die Freizügigkeit einzuschränken. Die EU müsse die Frage klären, wie man Zuzug steuern und verteilen könne. Die derzeitige Regelung aber führe zu „ungeordneten Verhältnissen in den Kommunen“. P Anzeige

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Wir sind gerecht & Sünder – Gott sei Dank! DIAMANTENE HOCHZEIT Wer kann von sich behaupten, dass er bisher in seinem Leben ohne die kleinste Sünde durchgekommen ist? Ich nicht. Vielleicht war sogar mal die ein oder andere größere Sünde dabei? Mit Sicherheit. Aber wer kann schon sagen, dass er alle diese kleinen und großen Verfehlungen seiner gesamten Familie brühwarm aufgetischt bekommen hat? Die Geschichte eines interessanten Abends … iamantene Hochzeit – 60 Jahre Ehe. Meine Großeltern haben es geschafft. Und wir sind alle da, um zu feiern: meine Eltern und Geschwister, Tanten und Onkel, Cousinen und Cousins. Dass wir als Familie zusammenkommen, passiert nicht mehr so häufig. Berlin, Köln, Freiburg, Jena, Marburg – unsere Lebensmittelpunkte liegen weit auseinander. Aber meine Großeltern geben sich bei allen sich bietenden Möglichkeiten Mühe, um uns zu überzeugen, die weiten Wege zu fahren. Wir tun es dann auch immer wieder gerne. Zu einer ordentlichen Feier gehört auch ein ordentliches Programm. Neben musikalisch und dichterisch schönen und schrägen Beiträgen sind wir mit zunehmendem Alter dazu übergegangen, Spiele zu spielen. Wenn das Essen schwer im Magen liegt und der Abend immer später wird, dann ist eigentlich

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die beste Zeit, um spannungsreiche Familien-Wettkämpfe auszutragen. Am Abend der feierlichen Begehung der Diamantenen Hochzeit hatte sich meine Cousine ein besonderes Spiel ausgedacht: Liebe Großeltern, wie gut kennt ihr uns eigentlich?

Wir sind toll In der Regel geht man davon aus, das meiste über seine Familie zu wissen. Über den Buschfunk wird ja auch so einiges mitgeteilt: neuer Job, gute Noten in einer Klausur, Wettbewerbsauszeichnung usw. Alles richtig gut. Wir sind doch toll. Nur hin und wieder sickert mal durch, dass kleinere Missgeschicke die positive Statistik trüben. Aber die sind eigentlich nicht der Rede wert. Doch es gibt auch kleine Fehltritte, die man nie zu hören bekommt.

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Was keiner wusste ... Das Spiel ging folgendermaßen: Meine Großeltern saßen mit dem Rücken zur Wand. Hinter ihnen erschienen Fragen, die nur das restliche Publikum sehen konnte. Wer diese Fragen beantworten konnte, durfte aufstehen. Meine Großeltern mussten raten, was die stehenden Verwandten gemeinsam hatten, um so darauf zu kommen, welche Frage hinter ihnen an der Wand stand.

Wir sind echt übel Das Spiel begann: Wer spielt Geige? Vier standen auf. Meine Omi wusste schnell, dass diese vier eine Affinität zum Streichinstrument aufweisen. Wer ist schon mehr als dreimal geblitzt worden? Na, das sind aber wenige. Vielleicht haben einige einfach aufgehört zu zählen? Dafür erinnerten sich erstaunlich viele an Vergehen

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gläubigen aus der Schulzeit. Der Besuch beim Direktor scheint in unserer Familie Tradition zu haben. Die letzte Frage lautete: Wer hat schon einmal geklaut? Und da stand plĂśtzlich die ganze Familie. Es dauerte eine Weile, bis meine GroĂ&#x;eltern die bĂśse Tat entlarvt hatten. Reihum musste jeder erzählen, was er entwendet hatte: Schokolade stand an oberster Stelle. Jeder von uns war groĂ&#x; darin, seinen kleinen Diebstahl auf die damaligen Freunde zu schieben. Handelte es sich hierbei doch immerhin um einen VerstoĂ&#x; gegen eines der Zehn Gebote – das ziemt sich fĂźr eine Pfarrersfamilie wenig. Da wollte man in keinem Fall alleine verantwortlich gemacht werden.

Dank der Barmherzigkeit Gottes Wenn wir ganz ehrlich sind: Uns allen sind schon mal mehr oder weniger grĂśĂ&#x;ere Fehler im Leben passiert – nichts läuft immer glatt, keiner ist immer perfekt. Aber wir haben GlĂźck: „Simul justus et peccator“ (Zugleich gerecht und SĂźnder) hat der Reformator Martin Luther in seiner Rechtfertigungslehre geschrieben. Gott ist so barmherzig und nachsichtig mit uns, dass er uns trotz dieser SĂźnden gerecht spricht – wenn wir denn bereuen. Offen gesagt: Das Leben wäre auch wesentlich uninteressanter – und die Diamantene Hochzeit meiner GroĂ&#x;eltern weniger unvergesslich gewesen –, wenn es nicht diese Geschichten zu erzählen gäbe, die uns geprägt haben. Auch die Ehe meiner GroĂ&#x;eltern hätte nicht so lange gehalten und wäre nicht so erfĂźllt gewesen, wenn Gott nicht immer wieder barmherzig gewesen wäre, alle diese kleinen und groĂ&#x;en SĂźnden von uns zu nehmen und uns gerecht zu sprechen. Zugleich gerecht und SĂźnder – Gott sei Dank! P Anzeige Seit

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P RO & KON T R A

Brauchen die Evangelischen weniger „Päpste“? KIRCHE In der römisch-katholischen Kirche hat der Papst das letzte Wort, in den evangelischen Kirchen haben es „Millionen von Ersatzpäpsten“, kritisierte kürzlich der Vizepräsident der Lutherischen Generalsynode, Pfarrer Carsten Rentzing. Viele legten die Bibel nach eigenem Gutdünken aus, so dass ständig neue Lehren entstünden. Sollte das ein Ende haben?

PRO

Pfarrer Carsten Rentzing (Markneukirchen/ Vogtland in Sachsen) ist Vizepräsident der Generalsynode der Vereinigten EvangelischLutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

Unbedingt sollten wir dem „Ersatzpapsttum“ in der evangelischen Kirche ein Ende bereiten. „Lehrpredigten“ werden zwar schnell zu „Leerpredigten“, wenn sie nur überkommene Lehren wiedergeben. Gefährlich wird die Sache aber dann, wenn man die erforderliche Individualität der Verkündigung dafür nutzt, ganz neue Lehren aufzustellen. Die Dreistigkeit, mit der dies an manchen Orten geschieht, lässt einem den Atem stocken. So als wäre das verbindliche Lehramt des Papstes in der evangelischen Welt auf den einzelnen Pfarrer oder Gläubigen übergegangen, wird jede Lehre, die bisher gegolten hat, auf den Kopf gestellt. So ist Jesus „nicht für mich gestorben“, sondern „er hat für mich gelebt“. Jesus „ist nicht auferstanden“, sondern „den Jüngern erschienen“. Nun mag man über dies im theologischen Universitätsbetrieb diskutieren. Auch Provokationen können ja anregend sein.

In der Verkündigung der Kirche aber hat dies nichts zu suchen. Diese Verkündigung ist nämlich auf Gemeinschaft angelegt. Die Kirche als Glaubensgemeinschaft braucht gemeinsame Prinzipien und Inhalte, die geteilt werden. Die Reformatoren wollten nicht, dass diese Inhalte an der Autorität einer Person hängen. Sie wollten allerdings auch nicht, dass jeder Einzelne für sich selbst über die Glaubensinhalte entscheidet. Letzteres bezeichnete Martin Luther als „Schwarmgeisterei“, die letztlich zur Auflösung der Kirche führt. Auch evangelische Verkündigung ist kirchliche Verkündigung. Sie braucht die in der Heiligen Schrift gegebenen und durch die Bekenntnisse der Kirche ausgelegten Inhalte. Die Vielfalt, die darin immer noch zum Vorschein kommt, ist der Schatz der evangelischen Kirche. Die Einheit aber, die darin liegt, ist ihr Schutz vor der Arroganz und dem Hochmut aller „Ersatzpäpste“. P

Jeder evangelische Christ ist Papst. Beim Lesen der Bibel gilt das allgemeine Priestertum.

Pastor Michael Borkowski ist Geschäftsführer des Diakoniewerks Kirchröder Turm e. V. und Leiter der Evangelisch-Freikirchlichen Gesamtgemeinde Hannover (Baptisten).

KONTRA

Allgemeines Priestertum – eine entscheidende Wiederentdeckung der Reformatoren in Wittenberg, Genf, Zürich. Vor allem heißt das: Jeder Christ ist berufen und autorisiert, die Bibel zu lesen und zu verstehen. Der Sitz im Leben, in dem das geschieht, ist die Gruppe der Glaubenden vor Ort. Sie lesen miteinander die Bibel. Sie entdecken Christus als die Mitte der Schrift. Bei ihnen liegt die Deutungshoheit. Jede Kirchenleitung täte gut daran, dieses Geheimnis der Reformation zu achten und das eigenständige Bibellesen an der Basis zu fördern. Wir brauchen Kirchenleitungen, die Mut haben, Erkenntnisse und Erfahrungen, die Christen vor Ort mit dem Evangelium machen, aufzugreifen und umzusetzen. So kann auch die oft beschriebene Entfremdung zwischen Ortsgemeinden und Leitungsgremien in Kirchen und Freikirchen überwunden und das

Leben in Parallelwelten vermieden werden. „Maßstab ist, was Christum treibet“ (Martin Luther). ER ist der hermeneutische Schlüssel zum Verstehen der Heiligen Schrift. Aber dieser hermeneutische Zugang gilt für beide Seiten: für den Bibelleser vor Ort und für eine Kirchenleitung. Lesen Christen vor Ort die Bibel, dann gelten drei Spielregeln: 1. Die ganze Schrift: Von Genesis bis zur Offenbarung des Johannes – ein Aussortieren findet nicht statt. 2. Das ganze Leben: Beruf, Kindererziehung, Krankheit, Politik, Sexualität – alles kommt vor. 3. Die ganze Breite der Geistesgaben: Lehre, Prophetie, Weisheit, Ermahnung, Barmherzigkeit, Dienen – jede Gabe ist wichtig. Allgemeines Priestertum beim Lesen der Bibel – jeder evangelische Christ ist Papst. Der Geist weht, wo ER will. Wir sind Papst! P

Fotos: idea / kairospress, Stefan Simonsen

Es ist gefährlich, wenn jeder jede Lehre, die bisher gegolten hat, auf den Kopf stellt.

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Ich aber, Herr, hoffe auf dich «

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Kurt Scherer (Braunfels bei Wetzlar) ist Pastor der Evangelischmethodistischen Kirche.

Aus dem Psalm 31,15

Wer zu glauben wagt, wird nicht enttäuscht!

Foto: privat

Wenn es mir, was öfters vorkommt, aufgrund von Schmerzen nicht gutgeht, sage ich zu meiner Frau: „Ich muss wieder die Hoffnung aus der Garage fahren.“ Dann weiß sie um meine Verfassung und begegnet mir entsprechend verständnisvoll. Ich erlebe dann: Hoffnung lässt nicht zuschanden werden! Diese Tatsache bringt David in seinem Gebet zum Ausdruck. Auch wenn seine Gedanken und Gefühle durcheinandergehen, für ihn steht fest: „Herr, auf dich traue ich!“ (Vers 2).

Mein Leben steht in Gottes Hand In Stunden der Bedrängnis den Glauben zu bewahren, ist oftmals schwieriger, als im Glauben Taten zu tun. Vertrau-

en und Hoffen gehören zusammen. David stellt sich im Glauben mit seinem Gebet an das Ziel seiner Hoffnung: „Meine Zeit, mein Leben, steht in deinen Händen!“ (Vers 16). Er denkt dann von diesem Ziel her! Und immer wieder lenkt er seine Gedanken, wenn sie von diesem Ziel abweichen wollen, zu dieser Gewissheit: „ Mein Leben steht in Gottes Hand.“ Das gibt ihm auch den Freiraum, seinen Jammer bis ins Einzelne vor Gott auszusprechen. Er schüttet bei ihm sein Herz aus. Das ist gut und heilsam. Da entsteht Platz für neue Zuversicht und Hoffnung. David vertraut seinem Gott – gegen den Augenschein. Er wagt Glauben und wird nicht enttäuscht. Ich erlebe es seit vielen Jahren ähnlich! P

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PORTRÄT

„Gott hilft uns auch hier heraus“ FLUTKATASTROPHE Teile Bayerns, Brandenburgs, Sachsens, Sachsen-Anhalts und Niedersachsens ächzen unter der Hochwasserflut. Wie geht eine Kirchengemeinde in jener Stadt damit um, die in Sachsen am stärksten betroffen ist? wird um 12 Uhr in der Kirche zum Gebet gerufen. Im Unterschied zur katholischen Kirche, die überflutet ist, ist diesmal „nur“ der Keller der lutherischen Kirche samt Heizung vollgelaufen. Viele Bürger haben nicht einmal die Kredite abbezahlt, die sie für die Beseitigung der Flut 2002 aufgenommen haben. Danach wurden Maßnahmen gegen Hochwasser getroffen. Doch es reichte nicht. Wird Grimma je wieder eine schöne Stadt werden? 9. Juni (Sonntag), 10 Uhr. Überall in der Stadt wird aufgeräumt. Feuerwehr, Polizei und zahlreiche Freiwillige helfen, den entsetzlichen Schlamm aus den Häusern zu entfernen. Die große Stadtkirche ist gut gefüllt. Viele junge Familien sind gekommen. Alle beten laut Psalm 69: „Das Wasser steht uns bis zur Kehle.“ Pastor Merkel: „Viele haben einiges, vieles oder alles verloren. Herr, erbarme dich der Menschen, die nach all dem nicht mehr neu anfangen können und wollen.“ In seiner Predigt macht er Verzweifelten Mut: „Gott hat uns nicht verlassen. Er achtet besonders auf uns Schwache.“ Gegen Ende wird der Wochenspruch vorgelesen, der wie geschaffen für diese Situation ist: „Christus spricht: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“ (Mat-

Die verbarrikadierte Stadtkirche; oben: Pastor Torsten Merkel

thäus 11,28). Die Kollekte ist – wie in der ganzen sächsischen Landeskirche – für die Flutopfer bestimmt. Die Not schweißt Kirche, Gemeinde und Stadt zusammen. Alte Konflikte spielen plötzlich keine Rolle mehr, wird im Gottesdienst gesagt. Die Frau des Küsters meint mutig am Ausgang: „Gott hilft uns auch hier heraus.“ Als ich die Altstadt verlasse, kommen mir 50 junge, fröhliche Leute in Arbeitskleidung entgegen. Sie sind aus Leipzig und wollen einfach nur helfen. Es sind Mormonen. Helmut Matthies P

b Wer der Kirchengemeinde helfen möchte: Flutspende, Kirchengemeinde Grimma, Konto-Nummer 16 7040 9054, Bank für Kirche und Diakonie Sachsen, BLZ 350 601 90

Fotos: Torsten Merkel, PR

1. Juni (Sonnabend). In der sächsischen, knapp 30.000 Einwohner zählenden Stadt Grimma bei Leipzig herrscht bei vielen Euphorie: Das Hochwasser der Mulde wird die Altstadt nicht überfluten, heißt es allenthalben. 2. Juni (Sonntag), 6.30 Uhr. Die Bewohner der Altstadt werden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen, denn die Flut komme. Doch erst wird gebetet. Der Pastor der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde, Torsten Merkel, hält wie immer Gottesdienst. Die Gemeinde fleht Gott an, sie vor einer Katastrophe wie 2002 zu verschonen, als die völlig unter Wasser stehende Stadt zum Symbol der Jahrhundertflut – wie sie damals hieß – wurde. 20.30 Uhr. Das Wasser überschwemmt die Altstadt und viele Vororte. Rund 5.000 Bürger müssen schnellstens evakuiert werden. Pastor Merkel hilft den Bewohnern des Altenheims. Erst im November ist er nach Grimma gekommen. Nun sind sein Pfarrhaus, das kirchliche Verwaltungsgebäude, das Kirchgemeindehaus und die Elisabethkapelle seiner 1.700 Mitglieder zählenden Gemeinde vollgelaufen. Zwei Meter hoch steht die Schlammbrühe in seinem Amtszimmer. Erst am Dienstagnachmittag geht die Flut zurück. Jeden Mittag

DAS WORT DER WOCHE » Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen … Errette mich aus dem Schlamm, dass ich nicht versinke. « Dieser Psalm (69) wurde am Sonntag im lutherischen Gottesdienst der überfluteten (2 m hoch) Stadt Grimma bei Leipzig gebetet. 24.2013


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