Idea Spektrum Schweiz 29-30/2013

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17. Juli 2013 | 29/30

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Immer wieder frischer Wind

Warum die Adonia-Musikcamps seit 34 Jahren Kinder und Teenager begeistern. Im Gespr채ch mit Markus Hottiger. Seite 4 7 Aktiv-Urlaub Diese Ferien werden anders sein | 9 Portr채t Was ein Biobauern-Ehepaar von seinen Pferden lernt | 11 Welttheater Ungeheuerliches wird auf Auswegloses get체rmt 20 Leitbilder Welche Werte bestimmen unsere Gesellschaft? www.ideaschweiz.ch


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1./2. Mai 2013

Nachrichten

und Meinungen

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e di t or i a l

Leer oder erfüllt? Neulich in einem Gottesdienst. Die Moderatorin fragt die Kinder, worauf sie sich in den Ferien besonders freuen. Die Antworten kamen spärlich und waren wenig überzeugend. Hatten die Kinder Hemmungen oder wussten sie es nicht? Dann die nächste Frage: «Macht Gott auch Ferien?» Äh... irgendwie nicht und irgendwie schon, so man an den siebten Tag denkt, an dem Gott ruhte (1. Mose 2,3). Was macht man, wenn man nichts tun muss? Wie geht eigentlich «ruhen»? Eine afrikanische Fabel schildert eine tierische Begebenheit. Die Bewohner der Steppe versammeln sich unter dem grossen Baum, weil sie – den Menschen gleich – einen Sonntag haben wollen. Jedes Tier begründet sein Sonntags-Motiv. Der Löwe beginnt: «Ganz einfach – wenn ich eine Gazelle fresse, dann ist für mich Sonntag.» Das Pferd wiehert: «Mir genügt eine weite Koppel, damit ich stundenlang traben kann; dann ist für mich Sonntag.» Das Schwein grunzt: «Eine Wassermulde und Eicheln müssen her, dann ist Sonntag.» Das Faultier gähnt: «Ich brauche einen bequemen Ast, um zu schlafen, so wird es für mich Sonntag.» Der Pfau schreit: «Mir genügt ein neuer Satz Schwanzfedern, dann ist Sonntag.» So tauschen die Tiere während Stunden ihre Wünsche aus. Aber es wird nicht Sonntag! Da kommen Menschen vorbei. Sie wundern sich über die Tiere: «Wisst ihr denn nicht, dass es nur Sonntag wird, wenn man mit Gott wie mit einem Freund spricht?» Und genau hier liegt der springende Punkt: Zeiten der Ruhe bleiben leer, wenn wir auf uns selbst fixiert sind. Gott hat für unsere Seele einen Ruhetag vorgesehen, und zwar mit einer Absicht. Es liegt nun an uns, dem Ruhetag «eine Seele zu geben», nämlich durch das Gespräch mit Gott. Immer mehr Menschen merken, dass sogar ein lange ersehnter Ur Urlaub leer bleibt, wenn «die Seele fehlt». Wir haben einige Personen befragt, die ihre Urlaubstage bewusst alternativ planen und nicht Ferien von, sondern mit Gott machen (Seite 7). Apropos – auch «idea Spektrum» macht Urlaub. Aus diesem Grund erscheint die nächste Ausgabe erst wieder am 8. August. Von Herzen wünsche ich Ihnen schöne Sommertage, erfüllt mit allem, was die Seele braucht. Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser (Stellvertreter), Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz, Christof Bauernfeind Erweitertes Team: Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler

ideaSpektrum 29.2013

Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Bilder: Adonia, Christian Bachmann (Titelseite); zvg (Seite 3)

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BiBLiSch Ein Lieblingsbibelwort von Karin Demuth, Tanzlehrerin bei «enter2dance» und Jugendarbeiterin beim Blauen Kreuz für das Streetdance-Angebot «roundabout», Frauenfeld:

«Wenn ihr für ihn lebt und das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen macht, wird er euch jeden Tag geben, was ihr braucht.» Matthäus 6,33 «Diese Wahrheit muss ich immer wieder mal lesen. Und jedes Mal gibt sie mir Frieden ins Herz. Ich werde wieder darauf fokussiert, was wirklich wichtig ist im Leben und Sinn ergibt. Es geht ja nicht darum, möglichst viele Träume zu verwirklichen und Erfolg zu haben. Obwohl das auch schön klingt. Aber wenn mir Gott jeden Tag das gibt, was ich brauche, dann klingt das noch viel besser! Er hat nämlich den Überblick über meine Freuden und Sorgen und kennt mich genau. Wahrscheinlich hab ich ab und zu eine andere Vorstellung davon, was ich grad brauche, aber er weiss es immer besser! Schön zu wissen, dass, wenn ich Vollgas gebe für Gottes Reich, Gott für den Rest sorgt!»

WöRTLich «Wir wollen nicht, koste es, was es wolle, mehr Leute. Sonst könnten wir ja sonntags in der Kirche Freibier ausschenken. Vielmehr besinnen wir uns auf unsere Werte. Wenn es etwas besonders Starkes gibt bei den Protestanten, dann ist es eine gute Predigt, theologisch, aber auch handwerklich und sprachlich gut.» So antwortete Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds, in einem Tagi-Interview auf die Frage «Wie bringen Sie wieder mehr Leute in die Kirche?»

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«Immer wieder frischer Wind» adonia Der erste Adonia-Chor führte 1979 das Musical «Paulus» auf. Seither haben Zehntausende Kinder

und Teenager ein Camp besucht. Adonia-Gründer Markus Hottiger verrät, wie man Kinder für eine Sache begeistert, warum das Konzept heute noch funktioniert und welche Projekte in Zukunft Potenzial haben. Markus Hottiger, Sie schreiben seit 35 Jahren Musicals. Wie viele Werke haben Sie bisher zu Papier gebracht? Das sind vermutlich gegen 50 Musicals, inklusive Mini-Musicals, Weihnachtsmusicals und Schulmusicals. 35 bis 40 davon sind christliche Musicals, die wir in den Adonia-Camps aufführen. Ich führe keine genaue Statistik. Sind Sie ein «Hansdampf in allen Gassen», jemand, der einfach alles kann? Ich kann nicht alles, bin aber tatsächlich in vielen Bereichen tätig. Ich bin nirgends der absolute Perfektionist, kann aber viele verschiedene Segmente einer Aufgabe zusammenbringen. Daraus entsteht am Schluss das, was wir heute als Adonia kennen. Als junger Primarlehrer schrieben sie Musicals für Schulklassen. Hätten Sie damals damit gerechnet, dass dereinst eine christliche Jugendorganisation daraus entsteht, die jährlich 3000 Kinder und Teenager anzieht? Nein, damit habe ich am Anfang natürlich nicht gerechnet. Die Arbeit ist mit der Zeit gewachsen. Es zeigte sich einfach, dass das Konzept gut ist und funktioniert, und weil wir immer treu an diesem Konzept festgehalten haben in diesen 35 Jahren, besteht Adonia heute noch.

Adonia startete mit einem Teens-Chor und wuchs danach sehr schnell. Heute werden pro Jahr rund 20 Junior-Camps, 17 Teens-Camps und 7 Sport-Camps durchgeführt. Worin liegt das Geheimnis der Adonia-Camps? Es gibt verschiedene Punkte, auf die wir achten. Bei den MusicalCamps achten wir darauf, dass unsere Musik eine breite Spannweite umfasst, sodass eine Grossmutter oder ein Grossvater die Lieder geniessen können, die Kinder und Teens am Konzert singen. Das ist ein Spannungsfeld. Wir probieren vor allem, sehr eingängige Lieder zu machen, die von einem breiten Publikum geschätzt werden. Der zweite Punkt liegt darin, dass sich die Chöre jedes Mal neu formieren. Es gibt jedes Jahr neue Teilnehmer. Das führt dazu, dass sich die Chöre nicht totlaufen oder zur Tradition werden. So kommt immer wieder frischer Wind hinein. Ein Vorteil ist auch, dass die Kinder aus ihrem Umfeld, ihrer Kirche, herauskommen, in der sie bereits «gestempelt» sind und ihre Rolle spielen. In einem neuen Umfeld können sie so sein, wie sie sind. Das ist das Spezielle: Die Gemeinschaft untereinander macht sehr schnell sehr stark. Das gemeinsame Projekt, in kurzer Zeit etwas Grosses einzustudieren, fördert die Gemeinschaft zusätzlich.

«1988 wurde ich schwer krank. dass ich von Polyarthritis ganz geheilt worden bin, ist mein grösstes Erlebnis mit Gott.»

Wie ist denn Adonia entstanden? Während meiner Lehrerausbildung leitete ich eine Sonntagsschulklasse. Damals gab es nur alte Choräle. Man kannte die neueren Lobpreislieder noch nicht, auch in den Gemeinden nicht. Ich begann dann, für die Sonntagsschule Kinderlieder zu schreiben, vor allem in Mundart und ein bisschen peppig. Es kam dann sehr schnell zu einem Durchbruch. Das erste Musical «Paulus», das 1979 als Schallplatte erschien, verbreitete sich in der ganzen Schweiz. Es war wirklich eine Marktlücke, etwas, das man vorher nicht kannte. Das führte dazu, dass sich Teilnehmer aus der ganzen Schweiz für diesen Chor anmelden wollten.

Ein gemeinsames Ziel beflügelt … Der Höhepunkt der Camps ist der Auftritt auf der Bühne vor Publikum. Kinder und Teenager stehen gerne auf der Bühne und geniessen den Applaus. Sie kommen aber nicht wegen der Aufführung wieder in die Camps, sondern wegen der Gemeinschaft.

Seit wann widmen Sie sich vollzeitlich der Adonia-Arbeit? Früher machte ich alles noch selber in meiner Freizeit, war Chorleiter, Pianist, Lagerleiter, kaufte sogar selber für die Küche ein. Ich leitete ein oder zwei Camps pro Jahr neben dem Schulbetrieb. Erst 1992 begann ich diese Arbeit vollzeitlich zu machen. Das führte überall zu einer Multiplikation. Sehr bald danach entstand das Weihnachtsmusical «Uf em Wäg nach Bethlehem», ebenfalls als Schallplatte, und das öffnete den Weg in die Schulen. Es wurde in den Achtzigerjahren von Tausenden von Schulen aufgeführt. Damals war die Weihnachtsgeschichte in der Schule noch akzeptiert.

An die Konzerte kommen vor allem Freunde und Verwandte, die Kids sind unter ihresgleichen und werden von der «Welt» abgeschirmt. Ist Adonia ein Club für Insider? Für die Teilnehmer ist es sicher ein Stückweit heile Welt, in der sie ihr Christsein üben und trainieren können. Sie bekommen viele Inputs, neue Kraft für den Alltag, geben dann aber auch Konzerte. Und dort ist die Zielgruppe viel, viel weiter gefasst. Sie laden auch ihre Schulkollegen dazu ein und Verwandte, die ja nicht alle gläubig sind und vielleicht nicht in die Kirche gehen. Aber ans Konzert kommen sie, und so haben wir dort jeweils ein sehr durchmischtes Publikum.

Zur Person

Markus Hottiger (55) ist verheiratet mit Vroni und hat vier erwachsene Söhne. Er wohnt in Oftringen AG. Der Gründer von Adonia arbeitet seit 1992 vollzeitlich mit, vorher war er zwölf Jahre lang als Primarlehrer tätig. Schon in den Achtzigerjahren schrieb er zahlreiche Schul- und Weihnachtsmusicals wie auch biblische Musicals. Heute ist er als Musikproduzent, Komponist, Autor und Texter tätig und macht Öffentlichkeitsarbeit. Er leitet den Adonia-Verlag und ist Präsident des Vereins Adonia. In seiner Freizeit spielt er Tennis, hört Musik und reist gerne. Bild: Christian Bachmann

Was braucht es neben einem gemeinsamen Ziel, um Kinder für eine Sache zu begeistern? Es braucht ein Programm, das die Kinder und Teenager akzeptieren, sonst geht es natürlich nicht. Es braucht eine gute Organisation, damit sich die Teilnehmer zurechtfinden. Jedes Camp ist genau gleich aufgebaut. So wissen die Teilnehmer im nächsten Jahr, wenn sie wieder dabei sind, wie es läuft. Das gibt ihnen eine gewisse Sicherheit. Sicher Sicherheit ist wichtig, damit sie sich wohlfühlen. Auch unsere Anforderung, dass die Kinder die Lieder schon vor dem Camp auswendig lernen – sie bekommen eine Übungs-CD mit allen Liedern –, führt dazu, dass sie sich schon zu Hause mit dem Camp befassen und sich darauf freuen. idea Spektrum 29.2013


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Was hat sich in den letzten 20 Jahren in der Arbeit mit Kindern und Teenagern verändert? Kinder und Teenager sind viel kritischer geworden. Sie nehmen nicht mehr einfach diskussionslos biblische Wahrheiten an, sondern hinter hinterfragen diese sehr, sehr kritisch, ganz im Sinne des Zeitgeistes. Früher wurde nicht so stark hinterfragt, so ist mein Eindruck. Was sich ebenfalls verändert hat, ist, dass es den Kindern je länger je schwerer fällt, sich in der straffen Organisation der Adonia-Camps einzuordnen. Das ist auch eine grössere Herausforderung für die Leiter. Es zeigt sich, dass wir in der Leiterschulung viel mehr Energie brauchen, um die Leiter von unserem Konzept zu überzeugen. Adonia wurde über all die Jahre nie von einem «Skandal» – einem Missbrauchsfall – erschüttert. Worauf führen Sie das zurück? Ich kann nicht garantieren, dass es so etwas bei Adonia nie geben wird. Wir beugen dem vor, indem wir bei der Leiterschulung viel Wert auf die Prävention legen. Unsere Leiter wählen wir so gut wie möglich aus. Sie müssen uns Referenzen angeben und eine Schulung besuchen, in der wir sie kennenlernen. Wir haben einen strengen Kodex, was den Umgang mit dem anderen Geschlecht betrifft, und sind der Fachstelle «Mira» angeschlossen, die für das Thema «sexuelle Ausbeutung» sensibilisiert. So sind wir nach jeder Tournee dankbar, wenn unsere Prävention funktioniert hat und nichts passiert ist. Hat die Adonia-Arbeit auch Durststrecken erlebt, wo Sie dachten, Sie müssten aufgeben? Durststrecken gab es immer wieder, besonders wenn wir grosse finanzielle Herausforderungen hatten. Wir haben ja zwei Lagerhäuser – eines gekauft und das andere gebaut. Momentan müssen wir beim Lagerhaus in Vordemwald ein neues Abwartshaus bauen. Für unseren kleinen Verein ist das eine grosse Herausforderung, wenn wir in kurzer Zeit eine Million Franken auftreiben müssen. Wir haben inzwischen einen grossen Freundeskreis, und trotzdem sind wir diesem gegenüber verantwortlich, wie wir mit unseren finanziellen Mitteln umgehen. Es gibt manchmal schon Situationen, in denen wir kämpfen müssen. Was war die grösste Enttäuschung für Sie persönlich? Was mich immer wieder enttäuscht sind Menschen, die sich bei Adonia investieren wollten, dann aber unsere Prinzipien nicht mehr unterstützen konnten und sogar gegen uns gearbeitet haben. Einfach, weil sie Mühe hatten, sich in unsere Strukturen hineinzugeben. Es enttäuscht mich, wenn es uns nicht gelingt, unsere Motivation und unsere Vision herüberzubringen. So bekommen Nebensächlichkeiten ein grosses Gewicht und die betroffenen Leiter verlieren die Sicht für das Wesentliche, für die Kinder und für das, was wir ihnen weiter weitergeben wollen. Bei einer so grossen Arbeit lässt sich das nicht immer vermeiden. Welche Werte wollen Sie in den Camps vermitteln? Wir sind nicht eine Kirche, die für spezielle Werte einsteht. Wir beschränken uns auf biblische Grundwerte. Diese geben wir auf ver verschiedene Arten weiter: einerseits durch die gemeinsame Bibellese in den Camps, durch die Andachten, dann auch während den evangelistischen Abenden, die in jedem Camp zweimal durchgeführt werden. Auch das Musical nimmt diese Werte auf. Lernen die Teilnehmer auch, diese Werte anzuwenden, zum Beispiel in den Camps aufeinander Rücksicht zu nehmen? Das ist natürlich das Ziel. Unser Hauptziel ist aber, dass diese Werte nicht nur während dieser Woche gelebt werden, sondern dass die Kinder und Teens motiviert werden, in ihrem Alltag weiterzufahren und diese Werte anzuwenden. Einerseits hat es in jedem Camp Teilnehmer dabei, die noch nicht gläubig sind und die wir zum Glauben führen möchten, und andererseits wünschen wir uns, dass die gläubigen Kinder und Teens den Glauben und das Vertrauen in Gott vertiefen können. idea Spektrum 29.2013

adonia – von 1979 bis 2013

Seitdem der erste Adonia-Teens-Chor 1979 das Musical «Paulus» aufführte, hat sich Adonia stetig weiterentwickelt. Die folgende Auflistung zeigt die wichtigsten Eckdaten. 1989: Erstmals gibt es einen Junior-Chor 1992: Gründung des Trägervereins Adonia 1994: Bezug des Adonia-Sekretariats in Brittnau AG 1999: Bau des Adonia-Zentrums in Vordemwald AG mit 83 Schlafplätzen 2002: Adonia expandiert nach Deutschland 2004: Adonia startet in Portugal 2006: Der Sport-Camp-Cup wird Teil von Adonia 2010: Adonia übernimmt das Lagerhaus «Bärgsunne» in Schwanden BE 2011: Adonia beginnt Arbeit in Brasilien 2013: Die erste KidsParty wird im Oktober stattfinden


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BR E N N P U N K T

In welchem Bereich haben Sie Gottes Eingreifen am stärksten erlebt? 1988 wurde ich schwer krank. Ich bekam eine Polyarthritis, die vielleicht auf die grosse zeitliche Belastung zurückgeht, die ich durch meinen Einsatz als Lehrer und für Adonia hatte. Dass ich davon wieder ganz geheilt worden bin, ist mein grösstes Erlebnis mit Gott. Polyarthritis, eine schwere Entzündung der Gelenke, ist eigentlich eine unheilbare Krankheit. Bei Adonia begeistert es mich jedes Mal, zu sehen, wie der Chor auf der Bühne steht und ein Musical, das ich mir zuerst im Kopf ausgedacht habe, aufführt. Es ist für mich immer ein sehr grosses Highlight, ein Musical und seine Wirkung zum ersten Mal live zu sehen.

«Kinder und Teenager sind viel kritischer geworden. Früher wurden biblische Wahrheiten nicht so stark hinterfragt.» Adonia ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Die Arbeit dehnte sich nach Deutschland und ins Welschland aus und zu den Musical-Camps kamen Sport-Camps. Heute bietet Adonia Leiterkurse, Kurse rund ums Singen und Musizieren, Gospelweekends und vieles mehr. In welche Richtung wird sich Adonia in Zukunft entwickeln? Wir wissen nicht, wie es in zehn Jahren aussieht und ob Kinder und Teenager immer noch Adonia-Camps besuchen. Das hätte man vor 35 Jahren auch nie gedacht, dass wir diese Camps so lange anbieten können. Von dem her ist unsere Strategie sicher nicht, etwas zu ändern, das noch funktioniert. «Never change a running system», heisst es ja. Wir haben ein paar Projekte mit Potenzial. Mit rund 40 Adonia-Camps pro Jahr ist die Schweiz gut abgedeckt und wir rechnen nicht damit, dass es in zehn Jahren 80 Camps geben wird. Das wäre nicht realistisch. Aber wir bieten schon seit einigen Jahren Gospelchöre für Erwachsene an. Jetzt haben wir in diesem November zum ersten Mal vier Gospelchöre geplant und diese sind inzwischen schon ausgebucht. Dort ist sicher noch Potenzial, um mehr anzubieten. In diesem Jahr machen wir zum ersten Mal eine «KidsParty». Das ist ein Event für Familien, wo wir Worship, Geschichten und Bühnenproduktionen für die Kinder anbieten. Es geht in die Richtung der Kinderkonzerte von «Das Zelt», einfach auf christlicher Basis. Die Adonia-KidsParty ist wie ein Kinderfest, das für einmal in etwas grösserem Rahmen stattfindet. Wir haben in diesem Jahr zwei Daten ausgeschrieben und bereits 400 Anmeldungen erhalten. Das könnte etwas sein, das auch in Zukunft guten Anklang finden wird. Neben den Neuerungen halten Sie also am bisherigen Konzept fest und planen keine Veränderungen bei den Musical- und Sport-Camps?

Natürlich überprüfen und überdenken wir das Grundkonzept jedes Jahr. Wir machen immer kleine Anpassungen, aber es muss etwas sein, das sinnvoll ist und das eine echte Verbesserung bringt. Ein AdoniaCamp war vor 35 Jahren sicher ganz anders als heute. Adonia ist also nicht immer genau gleich geblieben, sondern es gab immer wieder Veränderungen. Was haben Sie persönlich für Wünsche an die Zukunft? Mein Wunsch ist, dass unser Konzept noch lange funktioniert und dass noch viele Kinder und Teens ein Adonia-Camp besuchen und dort Gott kennenlernen. Für mich ist nicht eine bestimmte Grösse das Ziel, sondern die Qualität. Interview: CHRISTIAN BACHMANN

Beliebte Musical-Camps

Junior-Camps: Die Junior-Musicalcamps werden seit 1990 während der Sommer- und Herbstferien angeboten. Das Konzept ist auf 9- bis 13-jährige Kinder abgestimmt. Als Grundlage der Camps dient ein ganzheitliches Wochenprogramm, das auf einer biblischen Geschichte aufbaut. Das Einstudieren der Lieder wird in das Tagesprogramm integriert. Ziel der JuniorArbeit ist es, den Kindern die Liebe und Grösse Gottes nahezubringen. Als Abschluss des Muscialcamps geben die Junior-Chöre zwei Konzerte. Während der diesjährigen Tour wird das Musical «Ruth» aufgeführt. Sämtliche Termine sind auf der Adonia-Website zu finden. Die Junior-Tournee dauert noch bis zum 10. August. Teens-Camps: Der bekannteste Zweig der Adonia-Arbeit sind die TeensMusicalcamps für Teenager zwischen 13 und 20 Jahren. Sie finden jeweils im April und im Mai statt. Neben dem Konzertprogramm erhalten die Teilnehmer Anleitungen zu Glaubens- und Lebensfragen. Das ganzheitliche Angebot und die zielorientierte Gemeinschaft unter Gleichaltrigen finden bei jungen Leuten grossen Anklang. In der zweiten Wochenhälfte geben die Adonia-Teens vier Konzerte. Family-Camps: Als Familie das gleiche Ziel zu verfolgen und etwas miteinander zu erleben ist das Geheimnis der Family-Musicalcamps. Diese finden jeweils im Oktober während der Herbstferien statt. Teilnehmen können Familien mit Kindern ab 6 Jahren, Alleinerziehende, Ehepaare und Singles ab 18 Jahren. Als Abschluss des Musicalcamps geben die Family-Chöre zwei Konzerte. – www.adonia.ch

Small Talk – Rhetorik – Konflikte Für Kommunikation: Die Kunst der Kommunikation

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dieses Jahr werden es Ferien mit einer mission urlaub einmal anders Längst nicht alle machen Strandurlaub. Immer mehr Menschen jeglichen Alters nutzen

ihre Ferien, um sich aus erster Hand über Hilfsprojekte zu informieren oder um Arbeitseinsätze zu leisten. James und Marguerite Ladner – er pensioniert, sie demnächst – reisen Ende August für zehn Tage nach Ruanda. Natürlich nicht auf eigene Faust und auch nicht, um in Afrika Wellness-Urlaub zu machen. Sie sind Teil einer zwölfköpfigen Gruppe unter der Leitung von Jürg und Bänzli Opprecht von Business Professionals Network (BPN).

mit bPn nach ruanda

In Ruanda fördert BPN Kleinunternehmer mit Coaching und fairen Krediten und schafft so nachhaltige Arbeitsplätze. Das Ehepaar Ladner steht nicht auf Badeferien: «Wir können nicht einfach daliegen und warten, bis es Abend wird», sagt Marguerite Ladner. Sie würden Bewegung lieben und Abwechslung. Schon seit Langem unterstützen sie die Arbeit des BPN und waren mehr mehrfach auf entsprechenden Infor Informationsreisen dabei. Marguerite Ladner erwähnt ein weiteres Plus: «Solche Reisen erlauben uns Land und Leute ganz anders kennenzulernen, als wir es als Touristen könnten!»

Urlaub mit Mehrwert: Matthias Schöni fährt mit Familien nach Rumänien (li.), Margrit und Hans Sprenger (r.o.) helfen philippinischen Strassenkindern, Marguerite und James Ladner fliegen nach Ruanda.

einsatz mit ganzen Familien

Am 13. Juli fuhr Matthias Schöni, der Leiter von Licht im Osten (LiO), mit 49 Teilnehmenden ins Familien-Einsatzcamp nach Rumänien. Ganze Familien gehen mit, um im Kinder- und Jugendheim «Casa Luminii» mitzuarbeiten, Kinderprogramme zu gestalten und Armenhilfe in der Region Maramures zu leisten. Nach dieser Arbeitswoche heisst es dann aber doch noch entspannen. Der Bus fährt weiter nach Ungarn, wo in einem familienfreundlichen Hotel relaxen an-

gesagt ist. Matthias Schöni über seine Erwartungen: «Ich hoffe auf ein spannendes Abenteuer – mit hoffentlich nachhaltigen Auswirkungen.»

mit einer Gruppe der Gemeinde Margrit und Hansjörg Sprenger reisten Ende April für drei Wochen auf die Philippinen. «Bereits vor fünf Jahren besuchten wir dort unsere Freunde in der Mission», erklärt Hansjörg Sprenger. «Das war damals noch auf rein privater Basis.» In diesem Jahr ging es mit einer sechsköp-

figen Gruppe der Gemeinde und im offiziellen Auftrag von OM-Schweiz wieder an den gleichen Ort. In Cebu besuchte die Gruppe ein Teenager-Camp von OM und nahm an einem Einsatz unter Strassenkindern teil. Sie übernachteten bei Einheimischen und waren am Programm mit Spielen, Pantomime und Ähnlichem beteiligt. «Wir waren die Helfer im Hintergrund», erzählt Hansjörg Sprenger. Im Anschluss blieben sogar noch einige Tage übrig für Strandferien. Besonders die Erfahrung, mit einer kleinen Gruppe unterwegs zu sein, habe sich gelohnt und sei auch die Hauptmotivation für sie gewesen: «Man kommt sich bei so einem Einsatz sehr nahe und lernt sich besser kennen. Das kommt dem, was Jesus mit seinen Jüngern gemacht hat, am nächsten.» Geplant sei noch nichts, aber die Sprengers, die auch schon auf Einsätzen in Kirgisien und Brasilien waren, können sich vorstellen, auch ihre nächsten Ferien in ähnlicher Weise zu ver verbringen. (chb, rh)

das Grosse brummen in luGano – 60 000 TeilneHmende am Harley-davidson-TreFFen – GosPelriders miTTendrin

die Gospelriders verteilen bibeln an Harley-Fahrer Die «Swiss Harley Days» in Lugano erfreuten sich grosser Beliebtheit. Über das Wochenende kamen bei bestem Wetter 60 000 Besucher. Alleine an einem Ride-Out nahmen 4500 Biker teil. Mittendrin in dem grossen Brummen war der christliche Motorradclub «Gospelriders» bereits zum vierten Mal mit einem «Biker-Bibel-Stand» vertreten. In diesem Jahr konnten während der drei Tage über 500 Gratis-Bibeln verteilt werden. Die «Bikerbibel» enthält neben dem Bibeltext auch Zeugnisse aus der Bikerszene. «Der Stand erfreut sich wachsender Beliebtheit», so der Präsident des Clubs, Thomas Hächler. Die Reaktionen würden unterschiedlich ausfallen, seien aber überwiegend positiv. idea Spektrum 29.2013

«Wir konnten viele gute Gespräche über den Glauben führen.» Die Organisatoren fragten im Vorfeld extra nach, ob der Bibelstand wieder dabei ist. Bibel und Biker – das passt offenbar besser zusammen als man denkt. Das zeigen Reaktionen aus früheren Jahren: Ein Interessierter genierte sich, persönlich am Stand eine Bibel entgegenzunehmen. Dafür meldete er sich hinterher per EMail und holte das Versäumte nach. Ein anderer hatte weniger Berührungsängste, nahm eine Bibel mit und bestellte später einen ganzen Schwung für seinen Töff-Club. Das Ziel und die Vision der Gospelriders ist es, Biker mit dem Evangelium zu erreichen. Christof Bauernfeind Bilder: zvg


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I nse r at e | s t e lle n

Wycliffe Schweiz ist eine christliche Nonprofit-Organisation. Die rund 100 Mitarbeitenden engagieren sich weltweit in der Bibelübersetzungsbewegung. – Infolge altersbedingtem Austritt suchen wir ab sofort oder per Vereinbarung eine

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WycliffePoststr. 162504 Biel

Unsere Kirchgemeinde mit rund 1600 Mitgliedern ist eine mittelgrosse, verkehrsmässig gut erschlossene Gemeinde im südlichen Thurgau.

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Christian Aeschlimann E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch idea Spektrum 29/30.2013


P OR T R ÄT/ KOLU M N E

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an den Pferden Gottes Wesen erkennen ÄXGÜSI vertrauen fördern Landwirte sind von Gott neben der Bewahrung der Schöpfung

auch mit priesterlichen Aufgaben betraut. Dieses Wissen ermutigt Andreas und Regula Frischknecht beim Führen ihres Bio-Betriebes in Tann im Zürcher Oberland.

Der Duft von Lindenblüten und frisch geschnittenem Gras erfüllt die Luft. Der Lindenhof ist ein vielseitiger Bio-Betrieb mit Direktverkauf im Hofladen. Hier werden frische Milch, Süssmost, selbstgemachter Ziegenkäse, Eier, Fleisch, Kartoffeln, Weizenmehl und vieles mehr aus eigenem Anbau, verkauft. Neben der 6-köpfigen Familie leben und arbeiten die Eltern von Res, die hochbetagte Mutter von Regula, ein Lehrling und eine Frau mit Lernbehinderung auf dem Hof. Dazu kommen 24 Milchkühe, 10 Pferde, 15 Mutterschafe, 10 Ziegen, 50 Hühner und ein Hängebauch-Schweinchen. Regula führt die Pferde, wenn MS-Patienten zur Hippotherapie herkommen, Res verarbeitet mit drei weiteren Bauern aus der Nachbarschaft 1000 Tonnen Kompost jährlich und führt Fahrten durch mit Hochzeitskutsche oder Pferdewagen. Mit einer Grösse von 24 Hektaren gehört ihr Hof zu den mittelgrossen Betrieben. Standbeine sind Milchwirtschaft, Direktverkauf, Pferdehaltung und Kompostver Kompostverarbeitung.

Pferdefutter statt Brotgetreide

«Seit letzten September ist das

vvertrauen statt angst Res Frischknecht lässt den Freiberger Wallach in der Koppel an einer lockeren Leine traben. Mit leisen Worten und sanften Stupsern mit der Gerte zeigt er ihm, was jetzt dran ist. «Pferde sind Fluchttiere. Sie erkennen den Menschen als Raubtier und müssen geduldig dazu gebracht werden, ihm als Führer zu vertrauen.» Erst dann, wenn ein Pferd seinen Eigenwillen dem seines Führers unterwerfe, könne dieser so mit ihm arbeiten, dass das Tier keine Angst mehr haben müsse. Res Frischknecht zieht eine Parallele: «Gleich ist es doch mit unserer Beziehung zu Gott. Er überblickt die Situation, wir können ihm vertrauen!» idea Spektrum 29.2013

Wer seinem Führer vertraut, kann Angst abbauen: Die Bio-Bauern Andreas und Regula Frischknecht aus Tann lieben Pferde.

Wetter vorwiegend regnerisch. Wir konnten erst spät heuen, und den Weizen habe ich gemäht. Den bekommen jetzt unsere Pferde anstelle der Kunden.» Res Frischknecht hat noch nie so lange anhaltend nasses Wetter erlebt wie in den letzten Monaten. Auch die Agrarpolitik verheisst nichts Gutes. Wenn noch mehr Importe von landwirtschaftlichen Gütern erlaubt werden, wird es sehr eng für die Schweizer Bauern. Dazu werden die Konditionen für Direktzahlungen alle vier Jahre ver verändert. «Es war noch nie so viel ungewiss wie heute», stellt Res Frischknecht nachdenklich fest. Dies fordere ihn heraus, in der Abhängigkeit von Gott zu wachsen und mit dessen Möglichkeiten zu rechnen, anstatt selbständig für einen Nebenerwerb zu sorgen. Er bildet seine Pferde jeweils selber aus und erkennt dabei viele Parallelen zu seinem Leben als Christ.

Welche Werte zählen bei uns?

Durch die Bauernkonferenz und andere Anlässe der Stiftung Schleife in Winterthur lernte Res Frischknecht immer mehr auch seinen priesterlichen Auftrag kennen. Ohne jemandem davon zu erzählen, ging er damals von Zimmer zu Zimmer, um für die darin Wohnenden zu beten. Das Re-

sultat des «geistlichen Frühlingsputzes» liess nicht lange auf sich warten. Spannungen zwischen Schwiegermutter und -tochter legten sich, ein Sohn wurde frei von seinem ungewöhnlichen Essverhalten. «Nicht alle Probleme erledigen sich einfach durch Gebete, aber wir müssen bestimmen, welchen Werten wir folgen wollen», sagt der 48-Jährige. Immer wieder nimmt er sich Zeit, sich bewusst an seinen Tieren oder der schönen Aussicht zu freuen. Und er engagiert sich im Leitungsteam der Methodistenkirche seines Dorfes. Regula schätzt sehr, dass sie als Bauernfamilie viel Gemeinschaft erleben. «Davon habe ich immer geträumt», erzählt die Bauerntochter. Sie ist ebenfalls gelernte Landwirtin und ist sich mit Res einig, dass eigentlich Gott der Eigentümer und sie seine Pächter sind. Sie dürfen erleben, dass nicht alles an ihrem Können liegt, sondern Gott sie mit neuen Erwerbszweigen überrascht, die sie selber nicht zustande gebracht hätten. Daher möchten sie durch ihre Ar Arbeitsweise nicht nur Gesundheit und Vitalität fördern, sondern der nächsten Generation auch ein geistliches Erbe weitergeben. mirjam fisch-köhler Bild: Mirjam Fisch-Köhler

Grosse Pläne Über 7 Milliarden Menschen bevölkern die Erde. Rund 10 Prozent davon wohnen in Europa, gut 1 Promille der Welt lebt in der Schweiz. Meine Agglomeration macht etwa 1 Prozent der Schwei Schweizer Bevölkerung aus, und unsere Familie macht etwa 0,001 Prozent unserer Stadt aus. Wenn ich als Vater meine vier Kinder beeinflusse, habe ich rechnerisch einen direkten Einfluss auf 0,000000057 Prozent der Weltbevölkerung. ‹Gott sei Dank nicht mehr!›, werden die einen sagen. ‹Was ist das schon›, denken andere. Sich selber als wirksam erleben: Dieses Bedürfnis wächst schon im kleinen Kind. «Freude am Effekt» ist wahrscheinlich die erste Bezeichnung, die man in der Entwicklungspsychologie dafür gefunden hat. Ich bin überzeugt, dass dieser Effekt – etwas in der Welt bewegen zu wollen – von Gott in den Menschen hineingelegt wurde. Gott hat mit jedem Menschen etwas ganz Persönliches und Individuelles vor. Für ihn sind wir nicht nur eine Nummer. Er kennt nicht nur die Anzahl der Haare auf meinem Kopf, er weiss auch, was er alles an Gaben in mein Leben gelegt hat. Und Gott möchte, dass meine Mitmenschen etwas davon zu spüren bekommen. Dabei ist es Gott wahrscheinlich weniger wichtig, wie gross die Zahl der Menschen ist, die du durch deine Gaben bereicherst, sondern dass du es dort tust, wo du gerade bist und wo er dir die Möglichkeit dazu gibt.Was immer du über dein Leben denkst, Gott hat grosse Pläne mit dir. Es mag sein, dass sie dir klein erscheinen oder dass du sie noch gar nicht kennst. Aber es lohnt sich zu vertrauen, dass Gott zu dir reden möchte und dir zeigen will, wo gerade du einen grossen Unterschied machen kannst; und sei es auch nur im Leben eines der 7 Milliar Milliarden Menschen. marc jost

Der Autor ist Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz (Bereich Gesellschaft) und Grossrat der EVP.


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TAG E SSC H AU

«Nöd jede Higg i dr Bire isch grad ä Chranked» WELTTHEATER IN EINSIEDELN Die Menschen strecken sich vergeblich nach dem Heil aus. Die Verheissungen

der Alleskönner-Medizin fallen in sich zusammen. Der Traum der Gen-Perfektionierung kehrt sich zum Albtraum. Wie der Mensch der technisch ermöglichten Masslosigkeit entgehen kann, wird hingegen nur angedeutet. Auf dem weiten Platz vor dem Kloster wird nicht mehr das barocke Mysterienspiel des Spaniers Calderon de la Barca (1655) gezeigt. Tim Krohn, der für diese Spielzeit sein eigenes Welttheater verfassen konnte, entfernt sich weit von Calderons klassischer Vorlage, in der Gott den Rahmen fürs gesamte Tun und Denken des Menschen setzte.

Der erfolgreiche Unternehmer lässt sich testen und blickt dann in den AlzheimerAbgrund: «Händ Sie nuch keis Mittel gfunde?»

Schöpfer in der Kritik

Doch geht es auch 2013 um Schöpfung – um das, was Menschen damit machen. Die Heerschar der Mediziner und Pharmazeuten tritt auf mit der Verheissung, mit der Ausmerzung der genetischen Fehler den Menschen zu reinigen und das Ebenbild Gottes wieder hinzukriegen. Darauf reagieren die Einheimischen mit der Frage, warum sie denn so zerbrechlich und hinfällig sind: «So schlufig würd mä keis Auto buuä.» Da kein Sündenfall geschehen ist, wird die Pannenanfälligkeit der Menschen dem Schöpfer direkt angelastet – an einen solchen Gott mag man nicht glauben. Der Politiker will die Gen-Manipulation per Gesetz ermöglichen und alle Hindernisse aus dem Weg räumen. Wie ihm das Herz versagt und er auf dem weiten Platz elend stirbt, bezeichnet er die Schöpfung als Fehlzündung, als «Werk eines Stümpers».

Welttheater Das Mysterienspiel des spanischen Barockdichters Calderon wurde 1924-92 auf dem Klosterplatz in Einsiedeln aufgeführt. In ihm verteilt Gott die Rollen, die je einen Aspekt des Lebens darstellen (Weisheit, Schönheit, Armut, Erbsünde). Thomas Hürlimann schrieb eine Gottlose Neufassung (2000 und 2007). Tim Krohn konzentriert die Handlung auf die von der Medizin geschürte Erlösungshoffnung. Insgesamt 40 Aufführungen bis am 7. September, Beginn jeweils um 20.45 Uhr. www.welttheater.ch

Aufbruch ohne Mass

Von den gentechnischen Verheissungen der Götter in Weiss überflutet, verlangen die Menschen nach dem Spitzen-Leben. Die Spitzensportlerin will um jeden Preis aufs Podest; sie würde ihrer Kollegin, die mit einem Superathleten zusammenlebt, einen (abgetriebenen) Embryo abkaufen, um sich selbst mit dessen Stammzellen aufzupeppen. Unter diesen Vorzeichen gerät auch die stürmische Liebe von Leni und Luki aus den Fugen. Ihre Verliebtheit droht an der von Gentests geschürten Angst zu zerbrechen, schon das erste von 1000 Wunschkindern könnte krank sein. Denn Leni will als die Schönste, der das Glück in den Schoss fällt, auch die schönsten Kinder kriegen, aber: «Es isch alles so gfürchig wordä.» Später im Stück, nachdem die beiden das Kind in der Bautoilette gezeugt haben, treten Lenis Ahnen auf. Sie schildern, worunter sie gelitten – und dass sie dabei doch gelebt haben. Leni lässt nicht abtreiben.

makellos sii.» Seine Schwächen im Griff haben, über sie siegen solle der Mensch, um rechtschaffen zu sein. Und überhaupt: «Nöd jede Higg i dr Bire isch ä Chranked. Äs Gsicht ohni Narbä isch käs mänschlichs Gsicht.» Leiden gehöre zum Leben in der aktuellen Welt, die der Pater – nach Maya-Legende – nach vier untergegangenen Weltzeiten als die fünfte bezeichnet. Inszeniert hat das Welttheater Version 2013 Beat Fäh; sehenswert ist es allein schon wegen des Einsatzes von 500 Menschen aus Einsiedeln und der Region, vor und hinter den Kulissen. Sie gestalten in rascher Folge Bilder, die zu entschlüsseln den Zuschauern in der eindreiviertel Stunden dauernden Aufführung einiges abverlangt. Der einzigartige Platz vor der Barockkirche wird mit Betonmischern und Kränen bespielt – was verdeutlichen soll, dass der Mensch sich selbst zur Baustelle gemacht hat. Endlich gerät sogar die majestätisch ruhige Klosterfassade ins Wanken.

Überforderte Geistliche

Postmodernes Mosaik

Die Kirche ist hoffnungslos überfordert; die Geistlichen gestehen sich ein, dass sie das Volk langweilen. Der fortschrittlichste Pater hat immerhin eine Lösung für den Umgang mit genetischen Schäden: «Gsund sii heisst nöd, Bild: © Judith Schlosser, Gockhausen

Was für Freiheiten sich Krohn gegenüber der 350-jährigen Vorlage genommen hat, zeigt sich auch in den Worten des Paters, dass in der Schöpfung die Fetzen fliegen würden, dass sie das Gegenteil von Ordnung sei. Der

Bauer läuft nach dem Herztod des Präsidenten mit einer geschlachteten halben Sau auf dem Buckel über den Platz: für Krohn Beispiel dafür, «was Menschen in verschiedenen Regionen der Erde den Hinterbliebenen und den Geistern der Toten so schenken». Aus der Region stammt dagegen die währschafte Sprache, urchige und deftige Worte für Glück und Leid, Sehnsucht und Schmerz.

Armer Milliardär

Hübsch überzeichnet und doch etwas wohlfeil ist die Kritik an der Renditejagd der Menschenoptimierer in Weiss. Krohn lässt den Milliardär aussprechen, was viele Neureiche an Zürich- und Zugersee heute denken mögen. Er zerbricht an der Ansage von Alzheimer, klagt über die «himmeltruurigi Ineffiziänz»: Für was zahlt er denn, wenn seine Demenz fortschreitet? «Händ Sie nuch keis Mittel gfunde?» Der Penner soll aufgeschnitten werden, wenn dies der Forschung hilft! Das Lachen, von schrägen Zwischenbemerkungen provoziert, bleibt einem im Hals stecken. Tim Krohn unterhält, indem er Ungeheuerliches auf Auswegloses türmt. So viele Probleme sollen gentherapeutisch einer Lösung zugeführt werden – da bleibt die Erlösung freilich aus. PETER SCHMID idea Spektrum 29.2013


tag e ssc h au

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Vom armenviertel zur Touristenmeile Journal sTad T Tmission zürich Ein Rundgang zeigt, wie stark sich das Ober- und Niederdorf Tad

im Laufe der Zeit verändert haben – und welche sozialen Probleme geblieben sind. Die Altstadt von Zürich ist heute ein Anziehungspunkt für Touristen. Kaum zu glauben, dass es sich früher um eine Problemzone gehandelt hat. Regula Rother, Leiterin der Zürcher Stadtmission, schildert in der Krebsgasse die Zustände im 19. Jahrhundert: Wo heute ein kleiner lauschiger Hinterhof existiert, sollen damals übervölkerte, nasse Gassen gewesen sein. Kein Sonnenstrahl drang in die nah aneinander gebauten Häuserreihen. Dafür lag ein ständiger Gestank von Unrat in der Luft.

lebenshilfe statt bekehrung

In diesem Umfeld wurde 1862 die Stadtmission als Arbeitszweig der Evangelischen Gesellschaft des Kantons Zürich gegründet. Nebst Versammlungen machten die Stadtmissionare vor allem Hausbesuche. Dabei leisteten sie materielle und seelsorgerliche Hilfe. Die Hausbesuche dienten aber auch der Kontrolle: Waren Ehepaare kirchlich verheiratet? Gingen die Leute in die Kirche? Solche Fragen spielen bei der heutigen Arbeit der Stadtmission keine Rolle mehr. Obwohl sich das diakonische Werk wei-

Kein leichtes Pflaster: Die Leiterin der Zürcher Stadtmission, Regula Rother, gibt Einblick in die Vergangenheit der Zürcher Altstadt.

terhin auf christliche Werte beruft, ist das Missionieren gegenüber der Lebenshilfe in den Hintergrund getreten. «Erst das Fressen, dann die Moral», bringt Regula Rother die heutige Einstellung der Stadtmission auf den Punkt.

hilfe für randständige

Dieses Motto lebt die Zürcher Stadtmission heute im Café «Yucca» an der Häringstrasse. Es wird von arbeitslosen, einsamen und psychisch angeschlagenen Menschen besucht, denen es nicht möglich ist, soziale Kontakte in ihrer Wohnung zu

pflegen. Das Café wird auch immer mehr von Wanderarbeitern aus dem EU-Raum aufgesucht. Nebst dem «Yucca» betreibt die Stadtmission ausserdem die «Isla Victoria», eine Anlauf- und Beratungsstelle für Frauen, die im Sexgewerbe arbeiten. Wer mehr über die Arbeit der Zürcher Stadtmission erfahren oder an einer zum 150-Jahr-Jubiläum der «Stami» gestalteten Führung durch die Zürcher Altstadt teilnehmen möchte, findet Informationen dazu im Internet. simone PflÜger www.stadtmission.ch

idea-WeTTbeWerb: aus 261 Teilnehmenden Wurden elF GeWinner GezoGen

Für sie hat sich die Teilnahme gelohnt Wer bis zum 3. Juli entweder ein ideaAbonnement bestellte oder einen Fragebogen ausfüllte, nahm gleichzeitig an einem Wettbewerb teil. Mitgemacht wurde brieflich, über die idea-Webseite oder via facebook. Diejenigen Teilnehmenden, die sich noch nicht für ein idea-Abo entschliessen konnten, beantworteten sechs Fragen rund um das Magazin «idea Spektrum». Das Einsenden des Fragebogens berechtigte auch sie zur Teilnahme am Wettbewerb. Insgesamt erreichten uns 261 Einsendungen. Unter diesen wurde unter den prüfenden Blicken von Verlagsmanager Roland Rösti und Christian Aeschlimann vom Markeidea Spektrum 29.2013

ting und Verkauf die Gewinner gezogen, und zwar durch Franziska Schüller vom idea-Abodienst (Bild). 1. Preis (iPad mini mit ideaOnline-Abo): Werner Müller-Bertschi, Kölliken 2. Preis (VCH-Gutschein 300 Franken): Hansueli Gujer, Uster 3. Preis (idea-Jahresabo): Maria Schilling, Gutenswil 4. bis 11. Preis (Bibelpanorama Büchergutschein 30 Franken): Martin Fässler, Kempten; Stephan Leuenberg, Grosshöchstetten; Evelyne Baumberger, Suhr; Dayo

hilfe für gläubige Flüchtlinge

Kathrin Anliker aus Thun wird in Teilzeit neue Koordinatorin der Beratungsstelle für Integrations- und Religionsfragen (BIR). Die gelernte Kauffrau ersetzt den Theologen Andreas Maurer, der die Stelle seit letztem Jahr aufgebaut und nun infolge anderweitiger Verpflichtungen demissioniert hat. Die BIR wurde von der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit (AGR) der Schweizerischen Evangelischen Allianz geschaffen. Sie steht Flüchtlingen, Kirchgemeinden, Freikirchen, christlichen Organisationen und Betreuern zur Verfügung. (idea)

erfolg für sea-Gütesiegel

Der Berner Lotteriefonds hat erstmals Gelder an drei evangelische Hilfsorganisationen ausbezahlt, die Mitglied der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) sind. Je 100 000 Franken erhalten die Organisationen AVC, Hoffnungsnetz und Hilfe für Mensch und Kirche (HMK). Alle drei verfügen über das SEA-Gütesiegel «Ehrenkodex».

Kopftuch erlaubt

Das Bundesgericht fällte den Entscheid einstimmig: Zwei Mädchen in Bürglen TG dürfen weiterhin mit einer Kopfbedeckung zur Schule gehen. Die Beschwerde der Schulgemeinde wurde abgewiesen. Auf der Basis einer Schulordnung sei ein Kopftuchverbot nicht zulässig. Die grundsätzliche Frage, ob das Tragen des Kopftuchs in den Schulen verboten werden darf, ist damit aber immer noch nicht beantwortet. Diese Frage müsste in einem Gesetz geregelt und damit vom kantonalen Gesetzgeber beschlossen werden. Ob ein solches Gesetz verfassungsgemäss wäre, müsste letztlich wiederum das Bundesgericht beurteilen. (idea)

hFs zizers: 21 diplome

Ogunsola, Au; Michael Brunschweiler, Abtwil; Regula Schwab-Jaggi, Küttigen; Daniel Engler, Sevelen; Monika Pellet, Oberwil bei Büren. – Wir gratulieren! www.ideaschweiz.ch www.facebook.com/IdeaSpektrumSchweiz

An der Höheren Fachschule für Sozialpädagogik in Zizers schlossen 21 Studierende ihre Ausbildung als Sozialpädagogin/Sozialpädagoge HF erfolgreich ab. Aktuell führt die HFS Zizers sieben Kurse mit insgesamt 76 Studierenden. Der kompetenzorientierte und wissenschaftlich abgestützte Studiengang ist von Bund und Kantonen anerkannt. (idea) – www.hoeherefachschule-sozialpaedagogik.ch Bilder: Simone Pflüger; Jordi Medienhaus


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SYNERGIE Krisen bewältigen Ich werde am Tag nach dem Nationalfeiertag 63-jährig. Man attestiert mir noch immer geistige und körperliche Frische. Nach gut fünf Kilo Gewichtsreduktion (dazu später mehr) würde ich wohl auch ganz gut als Model durchgehen. Nun gut, nach Sixpack sieht es noch nicht aus, aber nach Sevenpack schon. Aber eigentlich will ich über etwas ganz anderes schreiben, ernster und selbstkritischer. Also los: Als selbständig erwerbender Notar bin ich in der privilegierten Lage, die Dauer meiner Erwerbstätigkeit, bzw. den Zeitpunkt meiner Pensionierung, selbst zu bestimmen. Soweit so gut. Ich habe denn auch vor zwei Jahren einen Entschluss gefasst und Verträge so abgeschlossen, dass sie alle im Juli 2015 ablaufen. So endet zum Beispiel der Mietvertrag und der Vertrag mit meiner Lehrtochter auf diesen Termin. Ich habe mich also vorbereitet, manches überlegt und zwar seriös, wie es sich für einen erfahrenen Juristen gehört.

Frühe Parolenfassung «idea Spektrum» Nr. 26 – «EVP: Nein, Nein, Ja» Die EVP-Delegierten-Versammlung beschloss schon am 22. Juni die Parolen für den 22. September und die SP und die Grünliberale Partei taten dies am 29. Juni, wobei alle dem Epidemiengesetz (EpG) zustimmten. Finden Parteiversammlungen lange vor der Zustellung der Abstimmungsunterlagen statt, können sich die Delegierten oft nur aufgrund kurzer Statements ihre Meinung bilden. Wie ich mich überzeugen konnte, erhielten jedenfalls die Delegierten der EVP in vorbildlicher Weise umfangreiche Informationen. Obwohl die von der EVP als Referentin eingeladene SVP-Nationalrätin Yvette Estermann darauf aufmerksam machte, dass das neue Gesetz eine inhaltlich fragwürdige Zwangs-Sexualaufklärung in der Schule möglich mache, die Arzneimittelindustrie vor Haftung schone und die bisherigen Kompetenzen der Kantone missachte, wurde das von EVP-Nationalrätin Maja Ingold vertretene Gesetz mit 65 zu 15 Stimmen angenommen. Die von mir nach der Versammlung telefoideaSpektrum 29.2013

Vor rund 6 Monaten begannen aber ernsthafte Zweifel an mir zu nagen. Ist es denn schon so weit, hört die von mir geliebte Arbeit jetzt einfach auf, endet damit auch meine Berufung schon bald? Ich begann mir vorzustellen, wie ich als Rentner mit dem Staubsauger durch die Wohnung flitze, das Präsidium des örtlichen Gango-Clubs übernehme, meine geliebte Ehefrau dauernd von der Hausarbeit abhalte, jeden Morgen sehnsüchtig auf die Zeitung warte, oder noch schlimmer, erste geriatrische Schritte im SeniorenTurnverein unternehme, Mahlzeiten verteile (ich finde das echt toll, aber bitte noch nicht jetzt) ... Bei diesen Gedanken wurde ich missmutig, manchmal unerträglich. Das Leben erschien mir grau, um nicht zu sagen grauschwarz. Wahr Wahrscheinlich war Gott wohl schon noch mit mir, ich aber nicht mit ihm. Eine Einweg-Beziehung sozusagen. Irgendwann, es hat damit zu tun, dass ich endlich ernsthaft meine stille Zeit «machte», bekam ich Energie, rappelte mich auf, konnte mich vom Grund abstossen. Ich begann nach Lösungen zu suchen, die es mir erlauben würden, in beweglicher Art und Weise meine berufliche

Der Autor ist Notar mit Büro in Oberhofen am Thunersee; er wohnt in Lyss.

nisch angesprochene Nationalrätin Estermann erklärte, dass sie an der Veranstaltung auch auf eine Episode in Basel hingewiesen habe. Die Post habe dort einen Petitionsbogen «Schutz vor Sexualisierung im Kindergarten» mit kritischem Hinweis auf Illustrationen aus einem empfohlenen Lehrbuch für Sexualaufklärung für 4-jährige Kinder als Pornographie eingestuft und nicht verteilt. Darauf verweist auch die christliche EDU in ihrer Stellungnahme zum EpG und vermerkt, dass unter dem Vorwand der Prävention diverse Bildungsinstitutionen ausführlich von Massnahmen Gebrauch machen werden. Deshalb hat mich das Abstimmungsresultat der EVP überrascht. Der Zeitgeist wird bestimmen, wie die Kann-Formulierungen von Gesetzen ausgelegt werden, wenn keine Grenzen gesetzt sind.

schaft von Tumi Chucua in Bolivien angetan wurde, unsäglich das Leid, das ihnen widerfahren ist. Aber auch vorbildlich wie die WycliffeOrganisation bei Bekanntwerden der Vorfälle im Jahre 2003 reagiert, die Missbrauchsfälle untersucht und die entsprechenden Massnahmen getroffen hat. Christina Krüsi sagt, sie habe sich mit ihrer Vergangenheit versöhnt, das wirkt glaubhaft. Warum geht sie nun aber, zehn Jahre nach der Aufdeckung der schlimmen Vorfälle, noch an die Öffentlichkeit? Damit spielt sie doch den Gegnern der Bibelübersetzung und des Evangeliums bewusst oder unbewusst in die Hände. Es ist Christina Krüsi herzlich zu wünschen, dass der Verarbeitungsprozess weitergeht und dass ihr Buch tatsächlich bewirkt, was sie sich erhofft: einen besseren Kinderschutz.

Emil rahm, Hallau SH

sam mosEr, Belp BE

Warum jetzt?

Hinweis: idea verabschiedet sich in die Sommerpause. Das nächste «idea Spektrum» erscheint am 8. August. Wir wünschen Ihnen schöne Sommer Sommertage. Mit freundlichen Grüssen und Segenswünschen! Die idea-Redaktion

«idea Spektrum» Nr. 28 – «Nachhall eines Verbrechens im Naturparadies» Es ist schrecklich, was den Kindern in der Lebens- und Arbeitsgemein-

Tätigkeit fortzuführen. Ich fand einen jüngeren Kollegen, mit dem ich eine entsprechende Vereinbarung abschliessen konnte. Die Erfahrung des Älteren, gepaart mit dem aktuelleren Wissen des Jünge Jüngeren, ergibt die richtige Mischung. Das war der Beginn eines neuen Lebensgefühls, ich startete durch. Und damit zurück zu den fünf Kilos: Ich bekam den Elan, mein – allerdings nicht übermässiges – Körpergewicht zu reduzieren. Nach diesem Artikel werde ich nochmals so zwei Kilo abnehmen, in Richtung Sixpack. Ich habe gelernt, dass es gerade in Krisen besonders schwierig ist, an den guten Plan, den Gott mit unserem Leben hat, zu glauben. Dabei wäre es speziell dann so wichtig! Als relativ junger Christ fehlt mir zuweilen noch die nötige Standfestigkeit. Kann man auch im Glauben durchstarten? christoph wirz

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PodIum Vakanzen Französisch: Vacances. Ferien! Ich wünsche allen, die nun ausspannen können, frohe und erholsame Ferien! Entgegen meinem Bestreben, beim Reden und Schreiben möglichst ohne Fremdwörter auszukommen, hat mich der frühere Begriff für Ferien «Vakanzen» kurz für sich einge eingenommen. Vakanzen stammt aus dem lateinischen «vacans» und bedeutet leer, unbesetzt. Das Wort Ferien, lateinisch «ferior», meint: frei sein, der Arbeit müssig, feiernd. Erholsames Loslassen vom Alltag, vom Produzieren, Arbeiten und Geld verdienen. Atempausen zum Erholen und Feiern sind Chancen zu schöpferischem Neuanfang im Gewohnten. Das Neue Testament in der Bibel zeigt uns, dass das Feiern von Festen und ein heiliger arbeitsfreier Tage pro Woche für Jesus selbstverständlich und ganz wichtig war. Auch wir sollen den Sonntag heiligen. Ich nehme ihn als Geschenk dankbar an und bin (leider nicht immer erfolgreich) bestrebt, dass er für mich und meine Familie das ist, was er sein soll: ein Tag der Ruhe und Erholung, ein Tag der Familie, der Begegnung und der Gemeinschaft, ein Tag der religiösen und spirituellen Besinnung und ein Tag des Gottesdienstes. (Allzu) liberale, wirtschaftspolitische Kräfte sind sehr aktiv daran, eine weitere Libe Liberalisierung der Ladenöffnungszei Ladenöffnungszeiten für Detailhändler gesetzlich zu verankern. Viele Angestellte lehnen Nacht- und Sonntagsarbeit ab, müssen sich aber anpassen, weil sie auf die Jobs angewiesen sind. Der Staat steht in der Verantwortung, für die Schwächeren einzustehen und dem Schutz der Arbeitnehmenden Priorität einzuräumen. Der Staat, das sind auch Sie und ich. Im September haben wir die Chance, zum Einläuten der 24-Std.-Ladenöffnungszeiten Nein zu sagen – im Interesse der uns heiligen «Vakanzen». mariannE strEiff

Die Autorin ist Nationalrätin der EVP.


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N AC H R IC H T E N

Italien: Behörden kontra Protestanten RELIGIONSFREIHEIT In katholisch geprägten Italien klagen evangelische Gemeinden über massive Diskriminierungen durch die Behörden.

N

ach Angaben des Pastors der Freien evangelischen Gemeinden in Cuneo bei Turin, Alberto Romussi, handelt es sich um ein systematisches Vorgehen der Behörden. Seit dem vergangenen Herbst seien in der Provinz Lombardei zwei Dutzend evangelische Gemeindesäle geschlossen worden, so dass rund 40 Gemeinden keine Versammlungsräume mehr hätten. Zahlreichen weiteren Gemeinden in Italien sei es verboten worden, neue Säle zu eröffnen. Die Beamten beriefen sich Das Gemeindehaus in Cuneo bei Turin auf ein Landesgesetz und eine Ministerialverordnung. Danach erkenne das Innenministerium Pastoren „nicht-katholischer“ darunter die evangelischen Freikirchen Glaubensgemeinschaften nur noch dann der Waldenser und Adventisten sowie an, wenn ihre Gemeinde mindestens 500 pfingstkirchliche Gemeinden. Laut Pastor Gemeindemitglieder habe – was bei den Romussi könnte sich die Situation ändern, meisten nicht der Fall sei. Ohne die offizi- wenn ausländische Regierungen in Rom elle Anerkennung sei es den Benach der Handhabung der Menhörden möglich, einer Gemein- Italien schenrechte fragten. Der Pastor de das Anmieten von Räumen appellierte deshalb an evange60 Millionen Bürger zu verbieten. Nur etwa 10 % lische Christen in Deutschland, katholisch 80,0 % gehörten jedoch zu einem Gedie Bundesregierung zu bitten, muslimisch 2,5 % meindebund mit einer pauschaDruck auf die italienische Regieevangelisch 1,0 % len staatlichen Anerkennung, rung auszuüben. P

NOTIERT Schlesien: Brandanschlag auf die berühmte Friedenskirche Zwei Jugendliche haben einen Brandanschlag auf die evangelische Friedenskirche in Jauer (im polnischen Teil Schlesiens) verübt. Die beiden 17-Jährigen haben – so Radio Breslau – in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli Farbe an die Eingangstür gesprüht und sie in Brand gesteckt. Wie der örtliche Pfarrer dem Sender sagte, hat sich das Feuer zum Glück nicht ausgebreitet. Nur an der Tür finde man Brandspuren. Die Polizei nahm die beiden mutmaßlichen Täter fest. Über deren Motive wurde bisher nichts bekannt. Die Friedenskirche in Jauer gehört zu den bedeutendsten Sakralgebäuden in Schlesien. Sie wurde 2001 in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen. Zum geschichtlichen Hintergrund: Nach den Beschlüssen des Westfälischen Friedens von 1648 durften die schlesischen Protestanten drei Friedenskirchen bauen: in Glogau, Jauer und Schweidnitz. Allerdings waren als Materialien nur Holz, Lehm und Stroh erlaubt. Türme und Glocken waren ebenfalls nicht gestattet. Die Kirche in Jauer wurde 1654/55 erbaut. Sie bietet bis zu 6.000 Personen Platz.

Todkranken Babys den „Gnadentod“ geben? NIEDERLANDE Aktive Sterbehilfe wird auch bei todkranken Babys geübt.

D

a diese jahrelange Praxis unter Kinderärzten und Juristen zu kontroversen Diskussionen führte, hat die Ärzteorganisation KNMG jetzt verbindliche Richtlinien herausgegeben. Laut „Deutschem Ärzteblatt“ (Köln) ist es im Nachbarland künftig legal, die Behandlung Neugeborener mit geringer Lebenserwartung nicht nur einzustellen, sondern auch den Tod durch Medikamente herbeizuführen. Dadurch sollen den Kindern unnötige Qualen erspart bleiben. Entsprechende Fälle müssten einer eigens dafür eingerichteten Kommission gemeldet werden. Von den jährlich rund 175.000 Neugeborenen in den Niederlanden sterben etwa 650. 2002 hatten die Niederlande als

erstes Land die Euthanasie legalisiert. Dem niederländischen Statistikamt zufolge steigt die Zahl der Fälle von aktiver Sterbehilfe. Im Jahr 2010 waren 3.800 Personen betroffen (2,8 % aller Todesfälle). 5 Jahre zuvor lag der Anteil bei 1,7 %. Der Geschäftsführer der Lebensrechtsorganisation KALEB, Gerhard Steier (Berlin), bezeichnete es als Skandal, dass die Sterbehilfe an todkranken Babys seit Jahren im Nachbarland geduldet wird, ohne dass es bisher zu großen Protesten gekommen sei. Steier hofft, dass sich viele Christen am 21. September am „Marsch für das Leben“ in Berlin beteiligen, um für das uneingeschränkte Lebensrecht aller Menschen einzutreten. P

Die Besatzung des Missionsschiffes „Logos Hope“ hat den dreimillionsten Besucher begrüßt. Die 20-jährige Studentin Cyrille Fernando kam am 3. Juli in Puerto Princesa auf den Philippinen an Bord. Sie wurde von Kapitän Dirk Colenbrander und der Mannschaft willkommen geheißen. Die „Logos Hope“ lief drei Häfen auf den Philippinen an. Teams der Mannschaft gingen an Land, um christliche Gemeinden zu unterstützen. Zur Besatzung des Schiffes des evangelikalen Missionswerkes Operation Mobilisation (OM) gehören rund 400 Christen aus 45 Ländern. Sie sind auf Spendenbasis angestellt. Markenzeichen des Schiffes ist die Buchausstellung mit rund 5.000 Titeln. Seit Februar 2009 hat die „Logos Hope“ 70 Häfen angelaufen. Seit 1970 haben über 42 Millionen die vier OM-Schiffe in über 1.400 Hafenstädten in 151 Ländern besucht. b www.omships.org

Foto: Alberto Romussi

Logos Hope: Dreimillionster Besucher

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Christen, in Königsberg könnt ihr was erleben! NORDOSTPREUSSEN Für engere kirchliche Beziehungen zwischen Deutschland und dem ehemaligen Nordostpreußen wurde auf einer idea-Podiumsdiskussion in Königsberg/Kaliningrad geworben.

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ie Stadt mit rund 500.000 Einwohnern gehört seit dem Einmarsch der Roten Armee 1945 zu Russland und ist in Kaliningrad umbenannt worden. Die ganze Region ist etwa so groß wie Schleswig-Holstein und zählt knapp eine Million Bürger, darunter etwa 15.000 Russlanddeutsche. Bis zum Ende der Sowjetunion 1991 ist sie wie kein Gebiet sonst in Europa hermetisch abgeschlossen gewesen. Während der kommunistischen Zeit war jedes kirchliche Leben untersagt. Bei der Diskussion im Deutsch-Russischen Haus sagte der Fraktionsvorsitzende der CDU in Hessen, Christean Wagner (Marburg), ihn als gebürtigen Königsberger bewege sehr, dass dort russische Intellektuelle mehr an der deutschen Geschichte des Gebietes interessiert seien als viele deutsche Politiker. Er empfinde die Stadt bis heute als seine Heimat und wünsche sich auch stärkere kulturelle Beziehungen mit Deutschland. Wagner gehört auch zum Vorstand der Stadtgemeinschaft der Königsberger, von denen noch 30.000 in Deutschland leben. Sie bemüht sich intensiv um die Unterstützung für das jetzige Kaliningrad.

Fotos: PR,PR,PR, idea

Nach jahrzehntelangem Atheismus wieder Gemeinden Der frühere Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), Pastor Eckhard Schaefer (Bremen), berichtete davon, dass der Baptismus vor 1945 in Ostpreußen sehr verbreitet gewesen sei. Heute gebe es wieder etwa 10 Baptistengemeinden, zu denen er enge Verbindungen habe. Mittlerweile habe sich auch eine staatlich anerkannte Bibelschule etabliert. Schaefer ist 1936 in Pillau bei Königsberg geboren. Der Pfarrer der (deutsch-russischen) Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Kaliningrad/Königsberg, Thomas Vieweg, wünschte sich, dass mehr Christen aus Deutschland den Kontakt suchen (thomasvieweg@me.com). Königsberg sei nicht nur historisch eine der bedeutendsten europäischen Städte. Auch die Umgebung – die Kurische Nehrung mit ihren Sanddünen und anderen Naturereignissen – sei touristisch einmalig. Nach Angaben von Vizekonsul Daniel Lissner stoßen die Angebote des deut-

Christean Wagner

Thomas Vieweg

Eckhard Schaefer

schen Generalkonsulats in der Stadt – besonders was kulturelle Veranstaltungen anbetrifft – auf großes Interesse.

„In Deutschland ist schon alles fertig“ Das bestätigte Andrej Portnjagin, Direktor des Deutsch-Russischen Hauses, das die deutsche Sprache und Kultur fördert. Ein 1995 aus Deutschland zugezogener Unternehmer, der auch eine Informationsagentur (www.kaliningrad-domizil.ru) betreibt, Uwe Niemeier, machte Mut, sich in Kaliningrad zu engagieren: „In Deutschland war es für mich eigentlich langweilig, weil dort alles schon fertig ist. Hier kann man noch ungewöhnlich viel auf die Beine stellen.“ Die Podiumsdiskussion fand im Rahmen einer ideaFreundeskreisreise mit 90 Abonnenten statt. idea bietet Der Dom zu denen, die sich dieser Nach- Königsberg richtenagentur in besonderer Weise (als Spender) verbunden fühlen, zweimal im Jahr eine drei- bis viertägige Reise an – stets in Richtung Osten aus Freude über den Fall des Eisernen Vorhangs. P Zwei weitere Berichte über Königsberg können kostenlos bei idea angefordert werden: 06441 9150

Fast 100 idea-Freunde besuchten gemeinsam Nordostpreußen (hier vor dem Königsberger Dom)


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N AC H R IC H T E N

25.000 bei türkischer Großdemo: „Verflucht sei Israel!“ DÜSSELDORF Türkische Nationalisten haben bei einer Demonstration anti-israelische Parolen gerufen.

D

ie Menge habe „Verflucht sei Israel, verflucht sei Israel!“ skandiert, berichtete das ARD-Magazin „Report München“ am 9. Juli. Veranstalter der Demonstration am 7. Juli war die Union

Vor 25.000 in deutscher Landeshauptstadt: „Unser Vaterland ist die Türkei“

europäisch-türkischer Demokraten. Nach Polizeiangaben nahmen daran 25.000 Personen teil. Die israel-feindlichen Rufe erschallten während der Ansprache eines Abgeordneten der türkischen Regierungspartei AKP. Laut „Report München“ widersprach der Politiker Mevlüt Cavusoglu den Parolen nicht. Den in Deutschland lebenden Türken rief er zu: „Unser Vaterland ist die Türkei.“ Während der Rede gab es laut „Report“ auch Pro-Mursi-Rufe. Der von den Muslimbrüdern in Ägypten unterstützte Mohammed Mursi war am 3. Juli als Staatspräsident abgesetzt worden. Der ägyptische Politologe und Historiker Hamel Abdel-Samad sagte in dem Beitrag, sowohl Anhänger von Mursi als auch des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan glaubten, dass es eine Weltverschwörung gegen den Islam gebe, die es zu bekämpfen gelte. In der AKP – deren Vorsitzender Erdogan ist – bestünden drei Feindbilder: der Westen, die USA und Israel. Unterdessen bezeichnete es die Direktorin des Amerikanisch-Jüdischen Komitees, Deidre Berger (Berlin), als bedenklich, wenn die türkische Regierung mit anti-israelischer Propaganda und Antisemitismus Politik mache. Das Komitee forderte von den zuständigen Behörden in Nordrhein-Westfalen eine Untersuchung der Vorfälle. P

INTERNET

Nutzt Suchmaschinen, die nicht alles verraten! GOOGLE Geheimdienste in aller Welt werten systematisch Daten von Suchmaschinen oder Sozialen Netzwerken aus. Besonders kritisch ist das beim Marktführer Google, der über Milliarden Nutzerdaten verfügt.

Es gibt bessere Suchmaschinen – z. B. aus Hannover Ein Mittel dagegen ist vor allem, eben nicht Google oder Yahoo zu nutzen. Denn es gibt Alternativen: So wirbt die Suchmachine „ixquick“ aus den Niederlanden damit, die IP-Adresse unseres Rechners nicht zu speichern. Das Rechenzentrum der Universität Hannover hat die Suchmaschine „Metager“ entwickelt, die unsere Daten nur für drei Tage speichert.

… und sie verfolgt keinen kommerziellen Zweck Die Seite verfolgt im übrigen keinen kommerziellen Zweck wie Google oder Yahoo, denn die Universität Hannover betreibt Metager gemeinsam mit dem Verein SUMA, der sich für freien Wissenszugang einsetzt. Sigmar von Blanckenburg P Alternative Suchmaschinen: ixquick.com • metager.com b

Foto: ddp images/Ulrik Eichentopf

Suchmaschinen strukturieren die Weite des Netzes. Es wäre schwierig, sich im Internet zurechtzufinden, wenn es nicht Suchmaschinen wie Google oder Yahoo gäbe. Der Nutzer braucht dort nur einen Begriff einzugeben und bekommt dann Seiten vorgeschlagen, auf denen er weitersuchen kann. Die meisten Suchmaschinen merken sich, wer sucht, und speichern alles, was wir suchen. Aus solchen Daten erstellen sie automatisch Persönlichkeitsprofile, um uns die passende Werbung anzuzeigen. Damit verdienen die Betreiber Geld. Das Problem dabei ist, dass unsere Daten auch in falsche Hände geraten können. Der US-Geheimdienst NSA beispielsweise nutzt sein Programm Prism dazu, um Daten aus verschiedenen Suchmaschinen oder Sozialen Netzwerken zusammenzuführen und so Zugang zu Informationen über einzelne Personen zu bekommen. Das bedeutet, dass uns völlig unbekannte Menschen Zugang zu unseren Daten haben bzw. sie unter Umständen über Jahre abgespeichert haben, nur weil wir beispielsweise das Wort „Terrorismus“ oder „Bin Laden“ in unsere Suchmaschine eingegeben haben. Wie kann man das vermeiden?

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P RO & KON T R A

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Sollte man heutzutage früh heiraten? EHE Das durchschnittliche Heiratsalter in Deutschland und der Schweiz steigt seit Jahren. Bei der letzten Erhebung lag es bei Männern bei 33,3 (D) bzw. 31,4 (CH) und bei Frauen bei 30,5 (D) bzw. 29,1 (CH) Jahren. Statistisch gesehen bekommen Paare, die erst spät heiraten, weniger Kinder. Experten machen deshalb späte Hochzeiten auch für den Bevölkerungsrückgang mitverantwortlich.

Wer früher heiratet, hat länger Spaß miteinander.

PRO

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ (1. Mose 2,18) Diese Feststellung des Schöpfers bringt es auf den Punkt, warum frühes Heiraten grundsätzlich gut ist. Wir sind zur Gemeinschaft geschaffen, auch ganz speziell zur intimen Gemeinschaft als Mann und Frau. Der Zusatz: „Aber bitte nicht zu früh“ ist eine Modeerscheinung unserer Zeit, in der die Prioritäten weg von Gemeinschaft und Familie hin zu Individualismus, Karriere und materieller Sicherheit verschoben wurden. Die Multi-Options-Generation hält sich gerne alle Möglichkeiten offen. Nicht zu früh festlegen – vielleicht kommt ja noch was Besseres? In einem Umfeld, in dem Heiraten ab 30 Standard ist, braucht es Selbstbewusstsein, die Ausnahme zu wagen. Aber warum legen auch Christen heute so großen Wert auf komplette Absicherung von Karriere und Finanzen, bevor sie den Schritt in die Verbindlichkeit gehen? Mit unserem Trauspruch „Alle Eure Sorge werft

Die Gesellschaft selbst hat dafür gesorgt, dass sich alles nach hinten verschiebt.

Fotos: privat, privat

KONTRA

Wir alle erwarten viel von einer gelingenden Ehe. Einfühlungsvermögen beider Partner, eine gesunde Abgrenzung, bei der jeder zu seinem Selbst und seinem Recht kommt. Und Dauer – als Christen sogar „bis dass der Tod euch scheidet“. Und dann die große Zahl der Scheidungen. Das alles lässt heute zu Recht viele junge Menschen zögern, sich früh zu binden. Das Zögern hat aber noch einen anderen, berechtigten Grund. Instinktiv möchte jeder mit einem starken Selbstbewusstsein in eine lebenslang währende Beziehung eintreten. Doch der gesunden Identitätsfindung steht heute vieles im Weg. Frühkindliche Fremdbetreuung erschwert dem Kind oft ein positives und stabiles Selbsterleben. Dann verhindert gutgemeinte „ausgleichende“ Überbehütung durch Eltern eine gesunde Konflikterfahrung. Fremdbestimmung folgt: Durchorganisiertes Studium, anschließend das Urteil „lebenslang“ als 29/30.2013

Susanne Mockler (St. Johann bei Reutlingen) ist Familienberaterin und Autorin. Mit ihrem Mann vertritt sie das Ehe-Paar-Programm „10 große Verabredungen“ in Deutschland. Die beiden sind Eltern von acht Kindern.

auf ihn, denn er sorgt für Euch“ (1. Petrus 5) konnten wir gerade in den frühen Ehejahren die besten Erfahrungen mit einem wunderbar versorgenden Gott machen.

Früh heiraten hat viele große Vorteile Bei Frauen ab 30 lässt übrigens die Fruchtbarkeit deutlich nach und damit die Chance, Kinder zu bekommen. Wenn Paare sich später binden, dann erhöht das leider die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen dieses Glück verwehrt bleibt. Durch eine frühe Heirat haben die Partner die wunderbare Möglichkeit, sich gemeinsam zu entwickeln und einander zu prägen. Viele Ehen scheitern gerade, weil es zwei sehr festgelegten Persönlichkeiten schwer fällt, Kompromisse zu schließen. Unsere Devise heißt: Wer früher heiratet, hat länger Spaß miteinander. Ehezeit ist Segenszeit! Deshalb machen wir auch jungen Paaren begeistert Mut zur Ehe. P

Astrid Bergner (Bad Homburg) ist freie Journalistin mit den Fachgebieten Pädagogik und Frühkindliche Kommunikation. Sie war lange in der gemeindepädagogischen Arbeit tätig und hat vier Kinder zwischen 18 und 26.

Arbeitskraft der effizienzorientierten Gesellschaft. „Und wo bleibe ich?“, fragen sich immer mehr junge Menschen. Zeit zur Suche nach stabiler Identitätsbildung mit dem Zugeständnis von Umwegen: Fehlanzeige! Das Credo „alles muss klappen“ lässt inneres Wachstum nicht zu. Und stabiles Selbstbewusstsein als Grundlage für eine dauerhafte Beziehung ist dann auf Knopfdruck nicht zu haben. Bei ihrer Entscheidung für spätes Heiraten unterstellen wir der jungen Generation immer Egoismus und Materialismus. Das fällt auf uns zurück. Die Gesellschaft selbst hat dafür gesorgt, dass sich alles nach hinten verschiebt. Als Mutter von vier jungen Erwachsenen meine ich, wir sollten die Entscheidung unserer Kinder für einen späteren Ehebeginn akzeptieren. Bis wir denn Mut haben, falsche gesellschaftliche Entwicklungen zu revidieren, gilt: Eine Ehe mit Anfang 30 ist eine richtige Entscheidung. P


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v.l.: Der deutsche Bundespräsident – Joachim Gauck – mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt und der Regierende Bürgermeister von Berlin – Klaus Wowereit (SPD) – mit seinem Lebensgefährten Jörn Kubicki

Nach welchen Werten leben wir? LEITBILDER Je weniger sich die Gesellschaft nach Werten zu richten scheint, umso mehr sind Werte zu dem Thema überhaupt geworden. Viele Firmen möchten sich Werten verpflichtet wissen, viele Menschen sich an Werten orientieren. Das Problem ist nur: Jeder versteht darunter etwas anderes. Schaut man ins Lexikon, dann sind Werte Leitbilder, an denen sich die Bürger orientieren. Dazu ein Beitrag von idea-Leiter Helmut Matthies. Erinnert sich jemand an das Drama des „Hauptmanns von Köpenick“ aus der Endphase des Kaiserreichs? Da kommt ein Häftling wieder in Freiheit. Er bewirbt sich bei einer Schuhfabrik um den Posten eines Hilfsarbeiters. Die erste Frage des Personalchefs lautet: „Wo haben Sie gedient?“ „Bei verschiedenen Meistern des Lederhandwerks.“ „Das meine ich nicht. Wo sind Sie beim Militär gewesen? Wo haben Sie gelegen?“ Darauf antwortet der arme Tropf: „Dazu bin ich erst gar nicht gekommen, ich habe immer nur gesessen.“ Noch vor 95 Jahren wurde man in Berlin als Hilfsarbeiter nicht angestellt, wenn man nicht vorher beim Militär gewesen war. Heute sind die deutschen Soldaten die einzige Berufsgruppe, die man – unter bestimmten Umständen – sogar als Mörder bezeichnen darf.

Wenn der Enkel vier Omas hat Der Kölner Kardinal Joachim Meisner legte sich 1991 mit Kanzler Helmut Kohl an, als er Angela Merkel ins Kabinett holte. Der Grund: Sie lebte damals noch in wilder Ehe. Nur 21 Jahre später – vor Weihnachten 2012 – ging ein Bild (oben) durch die Medien, das den totalen Wandel illust-

riert: Vor dem Brandenburger Tor stehen der verheiratete Bundespräsident mit seiner Lebensgefährtin und daneben der Regierende Bürgermeister von Berlin mit seinem Lebensgefährten. Es stört fast niemanden. Auf einem Familienkongress hieß es kürzlich: „Früher hatte eine Oma mehrere Enkel, heute hat der Enkel mehrere Omas.“ Nehmen wir die 4,5 Millionen muslimischen Mitbürger in Deutschland hinzu, könnte sich die Vielfalt noch mehr vergrößern. In einer der meistgesehenen Fernsehrunden – „Maischberger“ – erklärte eine Vertreterin des Islam: „Der Koran hat recht, wenn ein Mann mit vier Frauen gleichzeitig verheiratet ist. Das kommt einem Bedürfnis nach, das viele Männer haben.“ Kein Muslimverband widersprach!

In wilder Ehe, aber in fair gehandelter Bettwäsche Wir sind also nicht wertelos geworden – aber die Werte haben sich oft völlig gewandelt. Denn trotz seiner Familiensituation ist der deutsche Bundespräsident höchst beliebt, weil eben ein anderer Wert heute für wichtiger gehalten wird: Zivilcourage. Gaucks Mut vor Diktatoren gilt für viele als vorbildlicher als eine normale Ehe. Auch manche junge Christen leben mittlerweile unverheiratet zusammen,

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Welche Werte bestimmen unsere Gesellschaft?

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schlafen aber in fair gehandelter Bettwäsche. Und sie fragen die Älteren: Ist nicht soziale Gerechtigkeit viel wichtiger als eure Sexualmoral? Gibt euch nicht der Irrsinn zu denken: 870 Millionen Menschen weltweit sind krank, weil sie zu wenig zu essen haben, und die doppelte Zahl – 1.500 Millionen – ist krank, weil sie zu viel gegessen hat? Im deutschsprachigen Europa hat sich ethisch vieles umgekehrt: Für Konservative müssen zwar Ehe und Familie nach wie vor vorbildlich sein, aber technisch und wirtschaftlich will man an der Spitze des Fortschritts stehen. So gelten die Grünen als die neuen Konservativen, lautet doch ihr Credo: „Wachstum ist nicht alles. Es muss nicht jeder Bahnhof oder jede Autobahn gebaut werden.“ Aber – und da ist man wieder vermeintlich progressiv – die Familie kann sich jeder so zusammenbasteln, wie er es für richtig hält.

Der Wettbewerb um die wahren Werte Fest steht: Es brodelt und gärt. Die ganze Gesellschaft ist auf der Suche nach Werten. Man fühlt sich an den großen Komödianten Karl Valentin erinnert, der durch Münchens Straßen lief und Passanten fragte: „Können Sie mir bitte sagen, wohin ich will?“ Was für eine Steilvorlage für uns Christen! Aber wir müssen auch kräftig Antwort geben! Und bei den Mitteln darf es kaum ein Tabu geben, wenn wir im großen Wettbewerb um die wahren Werte bestehen wollen! Mittlerweile sind es ja längst nicht mehr Schulen, geschweige denn Kirchen, die entscheidend prägen, sondern die Suchmaschinen und Netzwerke des Internets. Sie bieten auf mehr als einer Trillion Seiten – also 1 Million Billionen – gute wie schlechte Werte an. Das Leben war vermutlich einfacher, als Apple (Apfel) und Blackberry (Brombeere) noch Früchte waren. Und nur wenigen gelingt es, sich den Manipulationen von Google und Wikipedia zu entziehen. Deshalb gilt es auch hier, Flagge zu zeigen. Und selbst wer behauptet, er lebe nach keinen Werten, hat zumindest einen: Er möchte tolerant sein, damit er machen kann, was er will – bis er schließlich einmal auf einer Intensivstation liegt und nur noch hoffen kann, dass es dort jemanden gibt, der sich nicht selbst verwirklichen will und ihn deshalb von seinen vollen Windeln erlöst.

Wie ist der dramatische Wertewandel zu erklären? Wie ist der dramatische Wertewandel zu erklären? Ein entscheidender Grund dürfte sein: Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die 10 Gebote die Leitvorstellung überhaupt, während „Werte“ nur wirtschaftlich verstanden wurden. Da der Begriff Werte jedoch keine jenseitige, göttliche Verankerung hat, wie die 10 Gebote, ändern sich bis heute auch die Leitvorstellungen immer schneller.

Der Unterschied zwischen Heiden und Christen Und wo liegt hier nun der Unterschied zwischen Heiden und Christen? Er wird schon im dritten Kapitel der Bibel benannt. Das erste Menschenpaar lebte glücklich im ParaideaSpektrum 29/30.2013

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dies. Da kommt die Versuchung in Gestalt der Schlange: „Es könnte euch sogar noch bessergehen. Ihr könntet nämlich sein wie Gott“: unabhängig, groß, mächtig, frei. Das Problem: Gott allein gebührt die Ehre. Und er ist ein eifersüchtiger Gott. Jedes Mal, wenn Israel neben Gott anderes verehrte, wurde es schwer bestraft. Und wer meint, er könne bei diesem Thema tolerant sein, verstößt gegen das Erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Der Kern aller Sünde liegt darin: „Ich will nicht, dass Gott die Nummer 1 in meinem Leben ist.“ Ist er es aber, liegt darin der Hauptunterschied zwischen Christen und allen anderen.

Wer die Wertefrage ohne Gott lösen will, geht in die Irre Die ganze Wertefrage ist also letztlich eine Gottesfrage. Davon ist selbst der bekennende Heide und deutsche Linkspolitiker Gregor Gysi überzeugt, sagte er doch: „Eine gottlose Gesellschaft wäre auch eine wertelose Gesellschaft.“ Und jeder, der versucht, die Wertefrage ohne Gott zu lösen, geht in die Irre. Was haben wir nicht in den letzten 80 Jahren erlebt? Da war im Nationalsozialismus der höchste Wert, einen arischen Menschen zu schaffen, und im roten Sozialismus sollte es ein klassenloser sein. Doch die das Paradies auf Erden versprachen, haben die Hölle gebracht. Was sich in den letzten Jahrhunderten ereignet hat, charakterisierte der große russische Dichter Fjodor Dostojewskij in nur acht Worten: „Eine Welt ohne Gott endet immer im Chaos.“ Damit das nicht geschieht, hat Gott die Zehn Gebote gegeben – als Grundwertekatalog der Menschheit. Nur wer Gott anerkennt, weiß auch: „Ich muss einmal vor ihm Rechenschaft ablegen.“

Wenn in der Verfassung das Jüngste Gericht vorkommt Und schon allein deshalb wird er möglichst nicht stehlen, sondern Gutes tun. Wer an diese Verantwortung vor Gott erinnert, ist kein Sektierer, weist er doch auf nichts anderes hin als beispielsweise auf die Präambel des deutschen Grundgesetzes. Denn da kommt sogar das Jüngste Gericht vor, heißt es doch: Das deutsche Volk hat sich das Grundgesetz „im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott“ gegeben.

Kirchliche Appelle bringen wenig Alle kirchlichen Appelle – wie: Heiligt den Sonntag! – bringen wenig, wenn eben nicht die Gottesfrage geklärt ist. Warum sollte denn ein Atheist sonntags nicht sein Auto waschen? Wenn es Gott nicht gibt, gibt es auch keine Sünde. Dann haben wir nur noch Regelverstöße. Doch wer glaubt noch an diesen Gott? Nach dem Neuen Testament ist Christ, wer sein Leben von Christus bestimmen lässt. Und wie viele gibt es davon? Nachprüfbar ist allein, wie viele das Zentrum christlichen Lebens – den Gottesdienst – besuchen. Nach der neuesten Statistik sind es 5 % – also jeder 20. Deutsche (Schweiz: 8,6 %, Österreich: 9 %). Wenn wir also wollen, dass christliche Werte häufiger gelebt werden, müssen wir uns auch darum sorgen, dass mehr Menschen Christen werden. O


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Welche Werte gelten für uns Christen? Hier können wir anknüpfen an all das, was die Mehrheit der Bürger laut Umfragen für wert-voll hält: Ehrlichkeit, Fairness, Gerechtigkeit, Treue, Pflichtbewusstsein, Respekt und Anstand. All das gilt für Christen auch! Und doch gibt es zwei entscheidende Unterschiede: Zum einen: Christen haben eine klare Rangordnung: Das Wertvollste ist nicht irgendeine Tugend, sondern eine Person: Jesus Christus. Zum anderen: Im Unterschied zu allen Religionsführern fordert nun dieser Jesus nicht zuerst etwas, sondern sagt jedem zu: „Du bist kein Zufallsprodukt! Du bist ein Geschöpf Gottes und damit wert-voll! – auch mit Downsyndrom oder Alzheimer!“ Der Kommunismus setzt auf Druck, der Kapitalismus auf Geld, der christliche Glaube auf diese Zusage: „Der Herr dieser Welt will mich!“ Und Jesus stellt nun wichtige Werte dieser Welt auf den Kopf. Ich möchte drei benennen, bei denen Christen alternativ leben sollten: Geld, Zivilcourage und Vergebung.

» Geld ist wie Mist. Wenn du es gut verteilst, bringt es viel Frucht. Wenn aber alles auf einem Haufen bleibt, stinkt es.« Ein weiser Mann

1. Der größte Konkurrent Gottes Wer ist eigentlich der größte Konkurrent Gottes? Jesus sagt es: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Um zu sehen, welche Anziehungskraft Geld hat, brauche ich nur an die Schlagzeilen der Presse zu denken – und an meine Gewissensbisse. Wie wäre es sonst möglich, dass Versicherungsbetrug ein Massendelikt ist? Wie wäre sonst zu erklären, dass in vielen Familien der größte Streit um das Erbe entbrennt? In der Bibel ist jedenfalls mehr vom Geld als von der Liebe die Rede! Und trotzdem wird kaum darüber gepredigt! Da haben junge Christen schon recht, die Ältere anklagen: „Beim Sex kann es euch nicht keusch genug zugehen. Aber beim Geld schaut ihr nicht so genau hin. Ihr seht in Homosexuellen den Untergang des Abendlandes, aber ihr legt Aktien an bei Konzernen, die Millionen Menschen ausbeuten. Ihr pflegt euren Garten, als ob ihr das Paradies nachbauen wollt, aber ihr kauft die billigsten Eier und verlängert damit das Elend von Gottes Geschöpfen in Legebatterien.“ Wie wird man frei von Geldgier? Die Psychologie bestätigt hier die Bibel: „Geben macht glücklicher als nehmen.“ Ein weiser Mann drückte es noch konkreter aus:

„Geld ist wie Mist. Wenn du es gut verteilst, bringt es viel Frucht. Wenn aber alles auf einem Haufen bleibt, stinkt es.“

2. Gefragt ist Zivilcourage! Der christliche Glaube ist überall dort anziehend, wo er positiver handelt als seine Umgebung. Als es im römischen Reich üblich war, missgebildete Kinder zu töten und Alte zum Sterben in die Wüste zu schicken, sagten die Christen: „Gebt uns diese Kinder! Überlasst uns eure Alten!“ Das überzeugte derart, dass sich die Gemeinden innerhalb weniger Jahrzehnte in ganz Europa ausbreiteten – und das trotz gnadenloser Verfolgung durch den römischen Staat. Aber wir brauchen gar nicht 2.000 Jahre zurückzuschauen. Weil sich Christen in der DDR vor 25 Jahren anders verhielten, fiel die Mauer. Sie traten mit Gebet, Kerzen und Worten gegen eine brutale Diktatur auf! Heute wird – Gott sei es gedankt – in Europa niemand mehr verfolgt, wenn er den Mund aufmacht. Und trotzdem herrscht weithin gesammeltes Schweigen bei wichtigsten Themen – beispielsweise wenn alle Religionen vermengt werden. Denn damit wird die einzige Berechtigung für unser Christsein geleugnet: Christus! Es ist natürlich einfacher, Bonhoeffer-Biografien zu verschenken, als selbst den Mund aufzumachen.

3. Ein unheimlicher Segen liegt auf der Vergebung Nichts kann Menschen so bitter werden lassen, wie Unrecht, das ihnen widerfährt: Sie werden übers Ohr gehauen, gemobbt, geschlagen. Und sie fragen sich: Muss ich mir das alles gefallen lassen? Um es klar zu sagen: Verbrechen gehören bestraft! Christen sind gegen jedes Vertuschen – beispielsweise von Kindesmissbrauch. Aber hilft hier ein Psychologe oder ein Rachefeldzug? Langfristig sicher nicht. Jesus hat während des schrecklichsten Sterbens, das man sich vorstellen kann – am Kreuz zu verrecken –, um Vergebung für seine Täter gebeten. Kaum etwas anderes fasziniert auch heute Menschen mehr, als wenn wir ihnen vergeben. Als 2007 in der Türkei der deutsche Pastor Tilmann Geske und zwei türkische Protestanten von fünf jungen Muslimen getötet wurden, erklärten die Witwen: „Wir vergeben den Mördern.“ Darauf schrieb eine türkische Zeitung: „Die Mörder wollten die Aktivitäten der Christen verhindern. Aber was diese Frauen durch ihre öffentlichen Aussagen in ein paar Tagen bewirkt haben, das hätten 1.000 Missionare in 1.000 Jahren nicht schaffen können.“ Ein solches Vergeben klingt übermenschlich. Aber wir tun damit nichts Besonderes, denn auch wir leben tagein, tagaus nur von der Vergebung. Und es liegt ein geradezu unheimlicher Segen auf der Bitte des Vaterunsers: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Hören wir die Bedingung? „Wenn ich nicht vergebe, wird auch mir nicht vergeben!“ – Natürlich wäre alles einfacher, wenn alle die gleichen Sünden begingen! Doch die einen fallen über Machtgelüste, andere über Hass, Geldgier, Eitelkeit oder Sex. Und jeder hält die Sünde des Nachbarn für die größere.

Foto: PBNJ Productions

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Die meistgenannte Sünde: 7 minus 1 Besonders wenn es um 7 minus 1 geht (wie es ein besonders Frommer ausdrückte, um besonders keusch zu wirken). Wer beim Sex über die Stränge schlägt, versteht wiederum den nicht, der bei der Steuererklärung schlampt, und umgekehrt! Es wird jedenfalls fast nie darüber gepredigt, was laut Neuem Testament genauso wie Ehebruch von Gott trennt: zum Beispiel Kunden abzocken wie andererseits Handwerk und Firmen betrügen (die Lutherbibel übersetzt das mit Habgier), überbordende Büfetts (Luther: Fressen), mehr als 5 Glas Bier (Luther: Saufen), sich immer mit anderen vergleichen (Neid) oder ständig rummosern (also für schlechte Laune sorgen). Christen verlieren an Glaubwürdigkeit, wenn Sünde unterschiedlich gewertet wird. Da ist ein sehr sozialer Unternehmer, bildet er doch viel mehr junge Leute aus, als er einstellen kann. Seine Gemeinde aber lehnt ihn ab, weil er in wilder Ehe lebt. Ein anderer Unternehmer führt eine vorbildliche Ehe, duldet aber in seiner Firma Sicherheitsmängel, so dass zwei Mitarbeiter tödlich verunglücken. Die Leitung seiner Gemeinde aber meint: „Das ist nicht unser Thema.“

Wer hält jetzt noch einen Vortrag? Der Gründer der McDonald’s-Kette hat einmal erklärt: „Ich glaube an Gott, Familie und McDonald’s. Montags kehre ich die Reihe um.“ Zu viele handeln ähnlich. Und hier liegt das Problem! Und deshalb müssen sich Christen auch immer wieder gegenseitig korrigieren. An einer Anekdote verdeutlicht: Da ist eine Polizeikontrolle um 2 Uhr früh. Ein älterer, leicht angetrunkener Herr wird angehalten und gefragt: „Wo wollen Sie denn um diese Zeit noch hinfahren?“ „Ich bin auf dem Weg zu einem Vortrag über Alkoholmissbrauch.“ Der Polizist: „Wer hält denn jetzt noch einen Vortrag?“ Der Mann: „Meine Frau.“ Doch wir haben als Christen jeden Tag die Chance, es besser zu machen. Martin Luther hat gesagt: Jeder Tag ist Bußtag. Jeden Tag können wir umkehren und Neues wagen. Und was wäre es doch für ein Zeichen, wenn beispielsweise am 21. September in Berlin beim „Marsch für das Leben“ (also gegen Abtreibungen) auch linksorientierte Christen teilnähmen. Und die Konservativen die Anliegen der Linken ernst nähmen. Alles nach dem Motto: für das Recht auf gerechte Bezahlung wie für das Recht auf Leben für alle ungeborenen Kinder.

Foto: idea/ kairospress , privat

Was kann uns helfen, dass wir unsere Werte auch leben? Es geht um zwei Tabus: 1. Sünden haben Folgen. Wer ist eigentlich klug? Die Antwort durchzieht die Bibel: Wer Gott fürchtet. Mittlerweile fürchten viele eher Karies als Gott. Fahre ich bei „Rot“ über die Ampel und werde erwischt, muss ich einiges blechen. Doch auch der Bruch der Gebote Gottes hat Folgen! Selbst wir Christen haben uns ja leider daran gewöhnt, dass jede Woche im reichen Deutschland mindestens 3.000 ungeborene Kinder getötet werden. Seit 1945 sind es mehr als 10 Millionen. Die Folge dieser

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Sie vergab den islamischen Mördern ihres Mannes: Susanne Geske auf dem Friedhof im türkischen Malatya. Das kleine Bild zeigt sie und ihren Ehemann Tilmann mit ihren drei Kindern vor dessen Ermordung 2007.

Missachtung: Deutschland wird bald das älteste Volk der Welt sein. Und dazu sei nur eine Konsequenz erwähnt: In den nächsten 30 Jahren verdreifacht sich fast die Zahl der Pflegefälle. Wer aber soll die dann 5,5 Millionen gebrechlichen und demenzkranken Alten pflegen? Doch nicht nur Abtreibungen haben Folgen: Solange auch christlich geprägte Staaten immer mehr Waffen exportieren, dürfen wir uns nicht wundern, dass es zurzeit 34 Kriege gibt. Bald können viele Waffen von Computern gesteuert werden. Wer aber ist verantwortlich, wenn Drohnen falsche Ziele treffen? Um Schubladen aufzumachen: Beim Thema Werte können Christen politisch mal links und mal rechts stehen.

„Er lebte still und unscheinbar“ Was meint nun Gott fürchten? Dasselbe wie lieben: Gott ernst nehmen und nach seinen Maßstäben leben! In Psalm 90 heißt es: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Wer darüber nachdenkt, dass sein Leben ein Ende hat – und das kann schneller kommen als erwartet –, überdenkt seine Prioritäten: Was bestimmt eigentlich mein Leben? Was wird man einmal auf meiner Beerdigung sagen? Etwa: „Er lebte still und unscheinbar. Er starb, weil es so üblich war.“? Die Heilige Elisabeth – vor 800 Jahren geboren und auf der Wartburg in Thüringen wie in Marburg wirkend – sagte einmal den wunderbaren Satz: „Wer den Himmel ernst nimmt, wird für die Erde tauglich.“

Wo Karl Marx Unrecht hat Deshalb hat Karl Marx unrecht, wenn er sagt: Religion vertröstet auf das Jenseits! Denn der Glaube hilft schon auf Erden wirkungsvoller als viele menschliche Methoden. So ergab eine repräsentative Studie letztes Jahr: „Je religiöser Menschen sind, desto weniger krisenanfällig sind sie.“ Wer seinem Nächsten hilft, ist glücklicher als alle Ich-linge. Wer nicht lügt, hat weniger Blutdruckprobleme als andere. Und da, wo Gottes Werte praktiziert werden, üben sie eine große Faszination aus. Dass christliche Schulen auch unter Atheisten immer beliebter werden, hängt damit zusammen, dass sie sich sagen: Besser die 10 Gebote als gar keine Werte. O


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Das 2. Tabu: Gott belohnt Christen

Sozialistisch & kapitalistisch: Alle sollen laufen!

Kaum ein Wort wird in den evangelischen Kirchen so oft betont wie Freiheit. Wir sind Kirche der Freiheit, sagt die EKD. Doch kaum etwas wurde so missverstanden wie die reformatorische Rede von der Freiheit eines Christenmenschen. Die evangelische Schmalspurtheologie lautet dann: „Wenn der Glaube entscheidend ist, brauche ich ja die Gebote Gottes nicht so ernst nehmen wie die Katholiken.“ Doch im Neuen Testament steht es anders: Von Jesus über Paulus bis Jakobus geht es immer um die Konsequenzen. Die Banken sagen: „Sammelt euch Schätze in unseren Tresoren.“ Jesus sagt: „Sammelt euch Schätze im Himmel.“ Und im Blick auf die größte Gerichtsverhandlung – auf die die Weltgeschichte zuläuft – heißt es: Jeder wird Lohn empfangen, je nachdem, ob er Gutes oder Böses getan hat. Bei Kriegen und anderem Schrecklichen wird stets geklagt: „Warum lässt Gott das zu?“ Gott aber wird uns einmal fragen: „Warum hast du Unrecht zugelassen? Ich will nicht, dass Menschen hungern.“ Die Schlagzeile des „Spiegels“ lautete zum Jahreswechsel: „Der Glaube ist eine nützliche Illusion“. Das Magazin hat recht, wenn nur geglaubt und nicht auch Glaube gelebt wird. Um nicht missverstanden zu werden: Nicht die Taten entscheiden über meinen Platz in der Ewigkeit.

Das Passwort für den Himmel ist allein das Bekenntnis zu Jesus Christus. Das gilt für alle gleich, ist sozusagen sozialistisch. Aber trotzdem ist es überhaupt nicht egal, wie ich lebe! Da ist sogar von hundertfacher Belohnung die Rede, wenn ich christliche Werte verwirkliche. Da geht es also eher kapitalistisch zu. Paulus gebraucht sogar Bilder aus dem Sport, um uns hier zu motivieren: „Alle laufen auf der Rennbahn, aber nur einer bekommt den Siegespreis. Lauft so, dass ihr ihn gewinnt“ (1. Korinther 9,24). Anders ausgedrückt: Ein voller Einsatz für Gottes Werte ist gefragt! Diese Dimension unseres Glaubens ist leider vielfach verloren gegangen. Sonst müsste vieles anders laufen. Was uns da vom Kapitalismus unterscheidet, ist der Wert „Barmherzigkeit“. Er hat in unserer immer mehr von den USA bestimmten, einst sozialen Marktwirtschaft kaum noch Platz. Barmherzigkeit ist aber notwendig, damit jeder eine Chance – auch eine zweite – erhalten kann. Ich fasse zusammen: Wir Christen haben ewig gültige Werte. Wir können sie aber immer nur vorleben, nicht aufzwingen. Wenn wir sie leben, überzeugen wir andere, tun uns selbst Gutes und werden noch im Himmel dafür belohnt. Mehr geht nicht! P

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idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

20. Juli bis 2. August

FERNSEHEN Sonntag, 21. Juli 11.00–12.15 ERF 1 Evangelischer Gottesdienst aus der methodistischen Kirche Hamm

17.30–18.00 Ich habe abgetrieben – Mein Leben mit dem Tabu. Eine Entscheidung und die Folgen

14.00–14.45 Stunde des Höchsten – 20.15–21.15 Fernseh-Gottesdienst zum Johannes Calvin – Gott Thema: „Mit Grenzen leben“ allein die Ehre. Porträt des Schweizer Reformators

Montag, 22. Juli

Dienstag, 23. Juli

Sonntag, 28. Juli

21.50–22.20 Verkaufte Kinderseelen – Zwangsprostitution in unserer Nachbarschaft

22.15–22.45 „Sag bitte ja!“ – Der Antrag meines Lebens

9.30–10.15 Evangelischer Gottesdienst aus Warnemünde

20.15–21.15 ERF 1 Glauben gegen den Trend – Jürgen Werth im Gespräch mit Gästen, die immer noch glauben oder den Glauben neu für sich entdeckt haben.

17.30–18.00 Mein Kind will sterben. Wie eine Familie damit umgeht, dass sich die Tochter das Leben nehmen will. Reportage

Donnerstag, 25. Juli

Freitag, 2. August

20.00–21.00 ERF Plus „Steige nicht im Tunnel aus“ Horst Marquardt und Schwester Cornelia Petschelies im Gespräch. Eine junge Frau leistet Verzicht auf eine eigene Familie und folgt dem Ruf Gottes in die Diakonie.

11.00–11.30 ERF Plus Brennpunkt Nahost – Johannes Gerloff und Horst Marquardt über aktuelle Themen im Nahen Osten

23.00–0.00 Gefährlicher Glaube – 2.000 Jahre Christenverfolgung. Über die weltweite Bedrängnis des Christentums

HÖRFUNK Sonntag, 21. Juli 7.05–7.30 Glaube wächst aus Erinnerung – Zuversicht aus Vergessen

8.35–8.50 Ist das noch unsere Kirche? Von der Urgemeinde zur Großraumpfarrei

11.30–12.00 Hoffnung durch Begegnung: Brasilien vor dem Weltjugendtag

8.30–9.00 Evangelische Perspektiven: Seelentröster – Ein Plädoyer für die Wertschätzung der Puppen

10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Erlöserkirche in Mannheim-Seckenheim

16.30–17.00 Fahndungsoffensive – Bürger im Netz der Überwachungstechnologie

11.30–12.00 ERF Plus Eindrücke: Horst Marquardt im Gespräch mit der Gemeindeschwester Walli

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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Jesus nein, Maria ja VORNAMEN Unsere Vornamen prägen uns stärker als wir denken. Sophie und Alexander haben Glück: Ihre Lehrer halten sie für leistungsstärker als Kinder, die Chantal oder Justin heißen. Eine Studie zeigt, dass besonders Grundschulpädagogen Vorurteile gegen bestimmte Vornamen hegen – und manche Kinder deswegen sogar als besonders verhaltensauffällig einstufen. Über die Namenswahl ein Beitrag von Reiner Pogarell, Leiter des Instituts für Betriebslinguistik in Paderborn. Wenn werdende Eltern den Lebensweg ihres Nachwuchses bis zu dessen Grab sichern und planen könnten, würden sie es wahrscheinlich tun. Zum Glück können Eltern das nicht. Irgendwann geht jeder Mensch seinen Weg eigenständig. Nur in einem Punkt gelingt den Erzeugern eine unwiderrufliche Prägung: durch die Wahl des Vornamens. Ihn kann man nicht oder nur sehr mühevoll abschütteln. Die von Vorfreude bestimmten Überlegungen der Eltern haben lebenslängliche Auswirkungen und können deshalb gar nicht gründlich genug geführt werden. Von welchen Kriterien lassen sich Menschen hier leiten?

Foto: idea/Archiv

1. Lebensprogrammatik In den deutschsprachigen Staaten so gut wie nicht mehr in Gebrauch ist die uralte und weltweit verbreitete Sitte, dem Neugeborenen mit dem Namen quasi eine lebenslange Verhaltensanweisung mit auf den Weg zu geben. Vor der Christianisierung und auch noch eine Weile danach handelten unsere Vorfahren jedoch genau so. Der „Karl“ sollte ein guter Ehemann sein, der „Gunther“ ein guter Heeressoldat. Die „Gerlinde“ sollte sanft mit dem Speer umgehen, also ganz gezielt und ohne Kollateralschaden den Feind erlegen. Die „Sieglinde“ sollte ebenso sauber gar den Sieg erringen. Einige Hundert Namen der germanischen Frühgeschichte sind mit solchen Wünschen an den Lebensweg gebunden. Die Mädchen sollten in der Regel anmutig, aber auch stark sein, die Jungen ebenfalls wehrfähig, dazu noch weise sein. Das Wissen um die Bedeutung dieser deutschen Namen ist inzwischen breitflächig verschwunden.

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Heute weiß überhaupt kaum ein Mensch, was sein eigener Name zu bedeuten hat.

2. Politische und religiöse Bekenntnisse Der bekenntnisorientierte Vorname ist im deutschen Sprachgebiet vor allem eine christliche Angelegenheit. In Abgrenzung zu den heidnischen – also deutschen – Vornamen gaben sich Menschen bereits ab dem 11. Jahrhundert die Namen von Größen der christlichen Literatur. Allerdings beschränkte man sich in aller Regel auf die zweite Reihe: Aaron, Johannes, Elias, Isaak, Samuel, Judith und Elisabeth ersetzten immer häufiger die traditionellen Namen. „Maria“ blieb sehr lange ein Tabu, wurde doch diese Namenswahl als Anmaßung empfunden. Erst als Abgrenzungsname zu den Protestanten wurde „Maria“ quasi zu einer normalen katholischen Benennung – nicht selten auch für Jungen (ein früherer deutscher Bundestagspräsident hieß Rainer Maria Barzel). Weiß man heute meist noch, dass Maria die Mutter von Jesus war, so kennen weder Maja, Maike, Mareike, Myriam, Mia noch Ria die gottesmütterliche Quelle ihres Vornamens.

Vor Jesus schreckt man noch zurück Vor dem Vornamen „Jesus“ scheint man immer noch – obwohl inzwischen amtlich erlaubt – im Gegensatz zu anderen Sprachräumen zurückzuschrecken. Zwar ist die hebräische Variante „Joshua“ zurzeit außerordentlich populär, aber das ist nur ein Beweis für diese Tabuisierung. Den in Deutschland korrekten Namen des Gottessohnes verwendet man nicht, die fremdsprachige Variante schon. Die Protestanten mieden alle Namen mit katholischem Anklang O


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spiel, dass „Aral“ ein schöner Namen sei. Mag sein. Auf der anderen Seite kann man mit Wortungetümen wie Dr. Oetker, Volkswagen, Warsteiner, Kentucky Fried Chicken, Toyota, Skoda und Mitsubishi in Deutschland sehr gut Geschäfte machen. Niemand weiß, wie sich ein schöner Vorname anhört. Man findet einen Namen schön. Anna zum Beispiel, das ist ganz sicher ein schöner Name. Andere Menschen finden ihn unbegreiflicherweise doof. Oder fade. Oder umgekehrt.

5. Internationalität: Klappt nicht!

3. Die Tradition hilft Dass wir heute noch Namen kennen, die unsere Vorfahren so oder so ähnlich vor 2.000 Jahren verwendet haben, liegt an einer alten, weltweit geschätzten Sitte. Man kann und soll Namen vererben. Den Nachnamen sowieso, den Vornamen etwas versetzt. Der neugeborene Junge bekommt den Vornamen des Großvaters väterlicherseits und zusätzlich und zum Ausgleich den des Großonkels mütterlicherseits. Hedwig Elisabeth ist das Ergebnis einer Nutzenabwägung, in der eine wichtige Großtante und eine herrschsüchtige Großmutter kontrovers diskutiert wurden. Erstaunlicherweise sprudelt diese Quelle der Namenswahl mehr oder weniger ununterbrochen weiter. Dünn zuweilen, aber versiegt ist sie nie. Oft als Zweitnamen, mitunter etwas verschämt werden der geachtete Onkel und die geliebte Oma in den Enkeln namentlich gewürdigt.

4. Wohlklang: Was ist schön? Ein hoffungsloses Unterfangen ist es, einen Namen zu wählen, der sich schön anhört. Einige Wissenschaften beschäftigen sich schon lange mit der Frage, was denn zum Beispiel einen schönen von einem hässlichen Produktnamen unterscheidet. Die Wissenschaft meinte zum Bei-

Die Herkunft sollte erkennbar sein Die Frage ist auch, was ein internationaler Name eigentlich nutzen soll? Es gibt ja keine internationalen Menschen. Wenn es hoch kommt, dann hat man zwei Nationalitäten, meistens jedoch nur eine. Und in aller Regel schätzen es die Menschen, wenn sie am Namen den kulturellen Herkunftsraum eines anderen erkennen können. Das vermittelt Sicherheit. Mit einem Günther, der sich als Chinese entpuppt, einem dänischen Chi-Min und einem deutschen Jonny kann man wenig anfangen, weil man die Person nicht richtig einschätzen kann. Es schadet deutschen, österreichischen und helvetischen Abkömmlingen in keiner Weise, wenn man deren Wurzeln auch am Vornamen erkennen kann.

6. Verehrung geht oft daneben Vielleicht gehörte einst auch die Vergabe des Namens Maria in diese Kategorie. Wahrscheinlich dachte man bei den Kindern, die 1939 auf den Namen Adolf getauft wurden, nicht an den schwedischen König Gustav Adolf. Der kaisertreue Deutsche nannte seinen ersten Sohn gerne Wilhelm oder Franz, die 68er-Generation setzte den einen oder anderen Che und Fidel in die Welt. Ist das 1939 geborene Kind ein Nazi? Das 1972 geborene ein Kommunist? Recht harmlos ist diese Mode noch, wenn die Verehrten ihrerseits alltägliche Namen tragen. Wer nach dem Massenmörder Stalin benannt wurde, heißt halt Josef. Nicht schlimm. Aber im Grunde genommen ist das Verehrungswesen eine sehr unfaire Form der Vornamensvergabe. Denn die Verehrten können sehr rasch in Ungnade oder Vergessenheit geraten. In den 60er-Jahren gab es eine bekannte Schlagersängerin mit dem Namen Vivi Bach. Die heutigen Vivis sind über 50 und in steter Erklärungsnot.

Foto: B. Fritsche

wie der Teufel den Konfirmationsunterricht. Opfer wurden vor allem die Heiligennamen. Einen protestantischen „Xaver“ oder „Bonifatius“ dürfte es wohl nie oder selten gegeben haben. Stattdessen prägte man neue Namen, die den direkten Kontakt des Christen zu Gott für jedermann verdeutlichten: „Traugott“, „Gottlieb“, „Fürchtegott“ und „Christian“. Heute gibt es protestantische Marien, katholische Christians und manch einen heidnischen Matthäus, Lukas, Markus und Johannes. Es ist beeindruckend, wie das Wissen um Wert und Bedeutung der Namen so vollständig verloren gehen konnte. Christengegner haben es heute bei der Namensvergabe etwas leichter. Zwar sind „Satan“ und „Belzebub“ als Vornamen immer noch verboten, aber „Judas“ und „Kain“ sind inzwischen erlaubt.

Gelegentlich ganz oben in der gesellschaftlichen Hierarchie, meist aber ziemlich weit unten angesiedelt, ist der Wunsch, einen Namen zu wählen, der überall auf der Welt verstanden und akzeptiert wird. Solche Namen gibt es jedoch nicht. Selbst solche vermeintlichen Internationalismen wie „Paul“ und „Peter“ sind keineswegs international. Sie werden in einigen Kulturräumen gut akzeptiert, in den beiden größten Kulturräumen China und Indien wirken sie wie Fremdkörper.

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C H R IST & NA M EN

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Es gibt gar keinen Grund, dem Kind nur einen Namen zu geben. Zwei oder drei Namen bieten dem Kind später angenehme Wahlmöglichkeiten. Der Name sollte das Kind nicht unter Druck setzen. Also weder Johann Wolfgang noch Wolfgang Amadeus. Auch zeitgenössische Berühmtheiten sollten gemieden werden. Sie sind heute zwar berühmt, der Name aber soll ein Leben lang halten. Keine politischen Vorentscheidungen. Kein Che, kein Osama, kein Barack. Der Name muss weder kurz noch einfach sein. Aber er sollte im deutschen Sprachraum ohne Französisch-, Englisch- oder Russischfertigkeiten zu bewältigen sein. Kurze und einfache Namen werden schnell vergessen. Keine Verniedlichungen. Christel wird einmal groß, Pauli auch, sogar Berti. Keine Namen von Kunstfiguren wie Pippi oder Lilli oder Barbie oder Anakin. Schließlich wird der Name für richtige Menschen gewählt, nicht für Spielzeug. Meiden Sie Namen, die unerwünschte Verbindungen oder gar Scherze möglich machen. Die Rosa Schlüpfer wird es immer schwer haben, der Reiner Unsinn auch. Meiden Sie Extravaganzen wie Jimi Blue oder Dirty Mona. Sie bürden Ihren Kindern eine große Last auf. Meiden Sie Kulturräume, zu denen Sie keinen Zugang haben. Enrico wird es nicht schätzen, dreißigtausend Mal erklären zu müssen, dass er weder Italiener ist, noch italienisch spricht, sondern dass seine Eltern nur so eine Idee hatten.

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Stöbern Sie doch einmal in Ihrer Familiengeschichte. Sie werden staunen, auf welch schöne Name Sie dort stoßen. Ein Endreim ist immer schlecht, weil der Spaß schnell langweilig wird: Willy Tillie, Peter Letha, Freia Meyer. Aber eine Alliteration ist schön, weil einprägsam: Monika Meyer, Leonard Letha, Torsten Tillie.

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Wenn Sie einen Namen in die engere Wahl gezogen haben, dann sprechen Sie ihn mehrmals laut aus. Einschließlich Familiennamen. Hört sich Aime Brüggentor wirklich gut an? Oder Jonny Henkel? Auch nach dem siebten oder elften Versuch?

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Helden kommen und gehen – Namen bleiben Ein Filmheld, der einige Zeit viele Menschen begeisterte, ist keine Quelle der Vornamenswahl. „Kevin“ machte „allein zu Haus“ sicher eine gute Figur, als Vorname setzt er seine Träger unter Druck. Denn diese müssen beweisen, dass sie eben nicht nur das Produkt einer Filmschwärmerei sind. Der Schlagersänger Justin Timberlake mag die einsamen Herzen trösten können. Der Träger desselben Vornamens wird eventuell sein Leben lang damit zu tun haben zu beweisen, dass weder billige Musik noch sonstige Billigkeit ein Teil seines Lebens ist.

7. Individualismus: Kein Kracher Bloß nicht mit der Masse gehen, dieser Wunsch ist Ursprung aberwitziger Namen. Mein Kind soll etwas Besonderes sein. Zunächst einmal muss auf den Umstand hingewiesen werden, dass man mit ausgesprochen popeligen Namen etwas Besonderes werden kann – zum Beispiel Bankenchef, da hatten wir gerade einen Josef Ackermann. Oder Bundeskanzler. Da hatten wir einen Gerhard Schröder, einen Helmut Kohl und sogar einen Helmut Schmidt. Und Angela Merkel ist ja nun wirklich namensmäßig kein Kracher.

Namen können Strafe sein Die Besonderheit gelingt in aller Regel ohnehin nur mit ganz krassen Namen wie Jimmi Blue oder Wilson Gonzalez, die eine schwere Last für die Betroffenen bedeuten. Lebenslängliches Augenbrauenhochziehen bei der Namensnennung erleben zu müssen, ist eine Strafe. Wer seinen Kindern dies ersparen will und trotzdem die Besonderheit anstrebt, wählt sehr seltene und mitunter gar unbekannte Namen aus. Und muss dann Folgendes erleben: Dem Standesamt musste man den Namen noch buchstabieren, bei der Taufe noch häufig rechtfertigen. Bei der Einschulung hat dann der Name den ersten Platz der häufigsten Namen eingenommen. Fünf Jahre später heißt jeder zweite Dackel so. Das ist eine schmerzliche Erfahrung, gegen die es kein Mittel gibt. P Reiner Karl Pogarell ist der Sohn von Traugott Paul und Hildegard Pogarell, Ehemann von Veronika Julia Elisabeth Pogarell, Vater von Sascha Alfred und Jörg Pogarell, Großvater von Paul Samuel und Philipp Ulrich Pogarell. Ansonsten leitet er das Institut für Betriebslinguistik und engagiert sich in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Paderborn. Anzeige

12 Tipps, wie Sie es besser machen können

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DI E I DE A-LE SE G E SC H IC H T E

LEBENSGESCHICHTEN „Freunde sucht man sich aus, Familie hat man“, so lautet ein Sprichwort. Viele Menschen haben es schwer mit ihren Verwandten. Fehltritte und Verfehlungen kommen in den besten Familien vor. Oft geht man aber gerade im Familienverbund nicht ehrlich damit um. Pastorin Luitgardis Parasie (58) aus Northeim bei Göttingen schreibt auf Anfrage von idea ihre Familiengeschichte und wie Gott sie auf den manchmal verworrenen Wegen führte. Sie ist verheiratet mit dem Arzt Jost WetterParasie und hat drei Kinder.

v. l. Halbschwester Hilde, Tochter Nora und ihre Mutter, die Autorin dieses Beitrages: Pastorin Luitgardis Parasie

Meine Mutter lag mit Grippe im Bett. Ich brachte ihr das Essen und setzte mich zu ihr. Damals war ich 17. Beiläufig sagte sie irgendwann: „Du hast eine Schwester, die heißt auch Luitgardis.“ Ich fiel aus allen Wolken. „Wie bitte?“ Noch eine Luitgardis? Wo kam die auf einmal her? Ich hatte zwei jüngere Schwestern und wusste von drei Halbgeschwistern aus der ersten Ehe meines Vaters. Keine hieß Luitgardis. Mit wachsendem Erstaunen erfuhr ich nun, dass mein Vater neben seiner ersten Ehe ein Verhältnis mit seiner Sekretärin gehabt hatte und mit dieser zwischen 1946 und 1952 weitere vier Kinder gezeugt hatte. „Diese Adriana hat er wohl sehr geliebt“, sagte meine Mutter, „aber sie hat ihn verlassen und ist wieder in ihre Heimat, nach Belgien, gegangen.“ Ich fragte: „Aber wie konntest du zulassen, dass ich auch Luitgardis genannt wurde?“ – „Bei deiner Geburt wusste ich das noch nicht“, sagte meine Mutter, „ich hab es erst später erfahren, und es war ein ganz schöner Schock für mich.“

Sohn. Meine Mutter war eine gläubige Frau. Als jedoch mein Mann und ich das erste Mal meine älteste Halbschwester Hilde in Brügge besuchten und von ihr viel über das frühere Leben meines Vaters erfuhren, schrieb meine Mutter ihr einen Brief, in dem sie ihr verbot, über unseren Vater „schlecht zu reden“. Dabei war Hilde drei Jahre älter als meine Mutter! Wieso wird es als verwerflich angesehen, die Geschichte der eigenen Eltern in Erfahrung zu bringen? In der Bibel steht nirgends, dass man die Vergangenheit verschweigen und beschönigen sollte. „Die Wahrheit wird euch frei machen“, sagt Jesus, und das kann man durchaus auch auf die eigene Familie beziehen. Lügen und Geheimnisse sind nämlich oft sehr mächtig, binden Kräfte und Fantasien, wirken zerstörerisch. In der Regel ist es besser, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Dann kann man entscheiden, wie man damit umgehen will. Und die Herausforderung dabei ist, die Eltern zu ehren, obwohl sie fehlerhafte und manchmal schwer schuldbeladene Menschen sind.

Ein Moment der Offenheit

Die Mitschüler lachten

So schnell kann sich die Familie erweitern – auf einmal hatte mein Vater nicht sechs Kinder, sondern zehn. Leider kam so ein Moment der Offenheit nie wieder, meine Mutter wollte nicht mehr über Adriana reden, und meinen Vater traute ich mich damals nicht darauf anzusprechen.

Als Kind habe ich den Namen Luitgardis gehasst. Jedem Lehrer musste ich ihn buchstabieren, und die Mitschüler lachten. Luitgardis ist die Schutzpatronin der Flamen, hatte mir mein Vater erklärt: Luit ist das flämische Wort für Leute, und gardis leitet sich ab von garder, beschützen. Leutebeschützerin also, nun ja. Nomen est omen? Mein Vater – Firmin-Peter Parasie – hätte sich jedenfalls nie träumen lassen, dass ich mal Pastorin werde, denn mit der Kirche hatte er nichts am Hut. Sein Herz schlug für Flandern, nicht für Gott. 1897 im belgischen Gent geboren, wurde er von flämischen Lehrern geprägt und hielt nichts von dem belgischen Staat, der im Norden von Niederländisch spre-

Vieles wird totgeschwiegen Warum wird eigentlich in Familien so viel unter den Teppich gekehrt und totgeschwiegen, auch von Christen? Die Bibel tut das nicht. Offen wird von Abrahams oder Davids Frauengeschichten berichtet. Man erfährt, dass der Priester Eli ein miserabler Vater war und Absalom ein missratener

Foto: privat

„Du hast eine Schwester, die heißt auch Luitgardis“

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chenden Flamen und im Süden von Französisch sprechenden Wallonen bewohnt wird. Das Miteinander verlief seit der Staatsgründung 1830 nicht reibungslos, die Flamen, obschon die Mehrheit, fühlten sich von den regierenden Wallonen unterdrückt. Als mein Vater studierte, spitzte sich der flämisch-wallonische Konflikt für ihn persönlich zu: 1916 schrieb er sich an der Universität Gent ein. Voller Enthusiasmus, denn gerade war sie von einer wallonischen in eine flämische Universität umgewandelt worden. Zwei Jahre später jedoch die Katastrophe für die Flamen: Alle seit 1916 eingeschriebenen Studenten wurden zwangsexmatrikuliert und ein Studienverbot über sie verhängt. Die Universität Gent wurde wieder wallonisch.

Der sarkastische Fuchs Kein Wunder, dass die Ex-Gandavenses, wie sich die Exmatrikulierten nannten, nun die schärfsten Kritiker der belgischen Regierung wurden. Mein Vater wurde Journalist, arbeitete für die Rheinisch-Westfälische Zeitung und das Deutsche Nachrichtenbüro und gründete 1930 sein eigenes flämisches Blatt, die 14-tägig erscheinende Zeitschrift „Reinaert“ (Fuchs). Darin griff er die belgische Politik mit beißendem Sarkasmus an.

Lass doch die alten Sachen! Von alledem hatte ich als Kind nur vage Ahnungen. Vieles weiß ich bis heute nicht. Mein Vater starb 1976, da war ich 22, ich kann ihn leider nicht mehr fragen. Und meine Mutter wollte nie darüber sprechen. „Lass doch diese alten Sachen“, sagte sie immer. Ich glaube, vieles wollte sie gar nicht so genau wissen. Denn mit ihrer übereilten Eheschließung hatte sie sich in etwas hineingestürzt, dessen Ausmaße sie nicht im Entferntesten ahnte.

In Belgien zum Tode verurteilt Sie lernte meinen Vater im April 1953 kennen. Drei Monate später heiratete sie den 27 Jahre Älteren. Sie wusste damals: Er war aus Belgien geflohen, am Ende des 2. Weltkriegs. Zuerst nach Prag, dann nach München. Alles hatte er zurücklassen müssen, seine Bücher, und – das Schmerzlichste für den passionierten Klavierspieler – seine Noten. In Prag hatte er über „Die Presse in Belgien“ promoviert. In sein geliebtes Flandern konnte er nie mehr zurück: Todesurteil. Das hatte der belgische Staat über ihn und andere politisch Gleichgesinnte verhängt. Dabei hatte er sich doch immer nur mit Leib und Seele für die Flamen eingesetzt. Nun arbeitete er in Deutschland als Lehrer für Latein, Französisch, Gemeinschaftskunde. So stellte es sich der 28-jährigen Ruth dar. Der Mann faszinierte sie, und seine tragische Geschichte erschütterte sie. Er umwarb sie stürmisch, sie hatte jedoch zwei Probleme mit seinem Heiratsantrag: Firmin-Peter war von seiner ersten Frau geschieden, die in Gent lebte. Einen geschiedenen Mann zu heiraten, kam für die fromme Christin Ruth nicht infrage. ideaSpektrum 29/30.2013

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Doch eines Tages kam eine Postkarte. Ein Freund schrieb Firmin-Peter, seine erste Frau sei gestorben. Was für ein überaus passender Zeitpunkt. Ruth jedoch wurde nicht misstrauisch oder wollte es nicht werden.

Sie wollte keinen ungläubigen Ehepartner Aber es gab noch ein zweites Problem: Peter war aus der katholischen Kirche ausgetreten. Für den Glauben hatte er nur Spott übrig. Sie hingegen stammte aus einer christlichen Familie. Die Eltern waren nie in der NSDAP gewesen, die Kinder nicht in den nationalsozialistischen Jugendorganisationen. Ruth hatte deshalb nicht ihren Traumberuf Lehrerin erlernen dürfen. Sie teilte den Glauben ihrer Eltern und wollte keinen ungläubigen Ehepartner. Was also tun mit dem Heiratsantrag dieses interessanten, aber irgendwie auch gebrochenen Bewerbers? Ruth fragte ihren Pastor. Der sagte: „Ach, ein so verbitterter Mann, dem muss man doch helfen.“ Ehe als Seelentherapie, was für ein christliches Motiv! Ruth war sofort überzeugt. „Der braucht mich“ – das fühlte sich richtig an. Es würde schon gut gehen. Ein Jahr später wurde ich geboren, bald kamen noch zwei jüngere Schwestern dazu.

Die Altlasten unterschätzt Aber es ging nicht alles gut. Ruth hatte die Altlasten ihres Mannes vollkommen unterschätzt. Bald stellte sich heraus, dass seine erste Frau noch lebte, tatsächlich starb sie sogar erst zwei Jahre nach ihm. Sie hoffte bis an ihr Lebensende, dass er zu ihr zurückkehren würde. So sagt es jedenfalls Hilde, meine 91-jährige Halbschwester in Brügge. Sie ist nicht gut auf unseren Vater zu sprechen, fand ihn tyrannisch und jähzornig. Und hat ihm nie verziehen, dass er damals ihre Mutter mit seiner Sekretärin betrogen hat.

Die Bratpfanne flog durchs Treppenhaus Der Jähzorn war geblieben, „das ging gleich im ersten Ehejahr los“, erinnert sich meine Tante. „Da flog schon mal die Bratpfanne durchs Treppenhaus“. Als Kinder haben wir erlebt, wie unser Vater, laut auf flämisch fluchend, Tische und Stühle im Wohnzimmer umwarf und meine Mutter an den Haaren riss. Sie flüchtete sich weinend ins Schlafzimmer, wir rannten verängstigt hinterher und sagten: „Mutti, lass dich doch scheiden.“ Bei einem dieser Wutanfälle ging mein Vater mit dem Brotmesser auf mich los. Ich floh in eine Ecke, hielt schützend den Arm über den Kopf, er schlug zu – die Narbe an meinem Ellenbogen sah man über Jahre.

Zeiten der Fürsorge und Zärtlichkeit Allerdings, meine Mutter war auch nicht gerade ein Muster an Diplomatie. Sie stand ihm in puncto Eigensinn nicht viel nach. Als mein Vater älter wurde, kränker, mehr von ihr abhängig, wurde es besser. Ihr Lehrerinnengehalt bildete bald den Grundstock des Familieneinkommens. Sie sah es als Fügung: Was die Nationalsozialisten ihr verwehrt hatten, machte Gott möglich. Ihren Wunschberuf O


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Der Vater von Luitgardis Parasie – Firmin Peter – mit ihr (l. stehend) und ihren Schwestern; r.: Mutter Ruth Parasie mit ihren 3 Töchtern (2. v. r. Luitgardis)

Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten Ich weiß nicht, ob meine Mutter je den wahren Grund für das Todesurteil über meinen Vater in Belgien erfahren hat. Und falls ja, wie hat sie, die von den Nationalsozialisten Benachteiligte, das verkraftet? Ich selber fand es erst heraus, als ich nach ihrem Tod die Papiere meiner Eltern sortierte: Kollaboration mit den Nationalsozialisten, las ich da. Mein Vater hatte wohl darauf gesetzt, dass sie die flämische Sache unterstützen würden. Aber, noch schlimmer, 1941 hatte er für die SS als Übersetzer gearbeitet. Ein Münchener Gericht erklärte das belgische Urteil später für in Deutschland nicht rechtskräftig: Es sei gefällt worden, ohne die Verurteilten anzuhören, und habe nicht berücksichtigt, dass sie zu ihrer Tätigkeit gezwungen wurden. Nach Belgien zu reisen wagte mein Vater jedoch bis an sein Lebensende nicht mehr.

Wenn die Wege dem Herrn gefallen

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Als ich anfing, Romanistik und Soziologie zu studieren, freute mein Vater sich. Umso weniger verstand er, als ich

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zur Theologie wechseln wollte. Zu dieser Zeit las ich den Bibelspruch: „Wenn jemandes Wege dem Herrn wohl gefallen, macht er auch seine Feinde mit ihm zufrieden.“ Ich war gespannt, wie Gott diese Zusage einlösen wollte. Kurze Zeit später erklärte sich mein Vater aus heiterem Himmel damit einverstanden, dass ich mit Theologie begann. Ich habe keine Ahnung, wie dieser Meinungsumschwung zustande kam. Pastorin ist meine Berufung, bis heute. Luitgardis, Leutebeschützerin? Kommt der Bedeutung von Pastor = Hirte doch ziemlich nahe. Leider ist meine Namens- und Halbschwester Luitgardis 2012 gestorben. Ich habe sie nie kennengelernt.

„Unser Gott wandte den Fluch in Segen“ Letzten Sommer habe ich zwei meiner Halbgeschwister in Belgien besucht. Da bin ich noch mal tief eingestiegen in ihre Schicksale und die ihrer Mütter. Ich war erschüttert und bedrückt. Doch dann lasen wir am Morgen, bevor wir den Halbbruder besuchten, die Losung: „Unser Gott wandte den Fluch in Segen.“ (Nehemia 13,2). Das traf den Nagel auf den Kopf, ging mir direkt ins Herz. Gott kann Schuld und schlimme Verstrickungen in Segen verwandeln. Das änderte die Perspektive. Ich frage mich jetzt: Wo sind Gottes Spuren in der Geschichte meiner Familie? Und was ist Gottes Aufgabe für mich, um diese Geschichte vielleicht anders und besser fortzuführen?

Bald auch ein geistlicher Bruder? Ich erfuhr übrigens auch, dass der älteste Sohn von Adriana – der Geliebten meines Vaters – Prädikant in seiner Brüsseler Kirchengemeinde ist. Irgendwann, so hoffe ich, werde ich ihn kennenlernen und in diesem Halbbruder auch einen geistlichen Bruder finden. Und dann können wir gemeinsam entdecken, wie Gott in unserer Familie die Fäden gespannt hat. P

Fotos: privat (2)

Lehrerin konnte sie mit 40 Jahren doch noch erlernen und bis zu ihrer Pensionierung ausüben. Da gab es dann mehr und mehr friedliche Zeiten, Fürsorge, ja auch Zärtlichkeit. Man konnte sich mit ihm über so vieles unterhalten, Politik, Musik. Opernmelodien spielte er auswendig auf dem Klavier und gab uns Klavierstunden. Er besaß und kannte alle Shakespeare-Dramen, die klassische und die einschlägige modernere Literatur, Fallada, Ibsen, George Bernard Shaw. Und er trauerte oft darüber, dass er in dem Dorf in der Lüneburger Heide, wo sie lebten, so wenig Zugang hatte zu Opern, Konzerten, Theater. Sie machten Urlaub in Holland, da konnte er Niederländisch sprechen. Und in Südfrankreich jedes Frühjahr – auch Französisch sprach er gerne. Seltsam eigentlich, wo er doch früher so gegen die französische Vorherrschaft in Belgien gekämpft hatte.

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DI E K LE I N E K A NZ E L zum kirchlichen Israel-Sonntag am 4. August

» Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist «

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Peter Fischer ist Pfarrer i. R. aus Schönebeck an der Elbe bei Magdeburg (Sachsen-Anhalt).

Aus dem Psalm 33,12

Foto: privat

Sieh dein Volk in Gnaden an! Er stand auf und sagte in gebrochenem Deutsch: „Wenn ich einen Freund gefunden habe, dann trinke ich mit ihm einen Wodka.“ Er holte den russischen Schnaps und zwei Gläser aus der Schrankwand: Ein Jude mit schlohweißem Haar, der nach dem Ende der Sowjetunion 1991 mit seiner Familie aus der Ukraine kam und hier in Schönebeck heimisch geworden ist. So tranken wir auf unsere neue Freundschaft. Als mir der scharfe Schluck in die Kehle biss, musste ich denken: Früher hätte man diesen Mann ins Konzentrationslager gebracht. Das ist jetzt erst 70 Jahre her. Im KZ wartete der Erstickungstod in der Gaskammer oder der Hungertod im Arbeitslager. Und das alles nur, weil er Jude war. Dabei ist ihre Kultur einzigartig. Ihre Geschichte ist älter als unsere. Sie geht zurück auf Abraham, Isaak und Jakob, auf die Erzväter im Alten Testament. Gott

hat – laut Bibel – konkrete Pläne mit dem jüdischen Volk. Die wollte Hitler mit aller Macht verhindern und plante die Vernichtung der jüdischen Rasse. Das Gegenteil ist eingetreten. Die UNO gab 1948 den Juden ihr angestammtes Land an der Ostküste des Mittelmeers zurück. Dort leben sie unter der Feindschaft vieler Völker, aber unter dem Segen Gottes. Das alles kann uns nicht gleichgültig sein. In der evangelischen Kirche jedenfalls wird jedes Jahr am Israelsonntag an die Wege Gottes mit den Juden erinnert. Am 4. August ist es wieder so weit. Werden Sie dabei sein? Auf jeden Fall sollten Sie im Blick auf das Volk Israel mit dieser alten Liedstrophe zu Gott beten: „Sieh dein Volk in Gnaden an; hilf ihm, segne, Herr, dein Erbe. Leit es auf der rechten Bahn, dass der Feind es nicht verderbe. Wart und pfleg es in der Zeit, heb es hoch in Ewigkeit.“ P

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PORTRÄT

Ein Schwabe aus Marokko LEBENSWENDE Mustapha Hamrita (26) war kriminell. Der Ex-Moslem handelte mit Drogen. Doch das ist vorbei, seit er Christ ist, sagte er idea-Redakteur Klaus Rösler.

Und plötzlich war er getauft Die Großeltern stecken den Jungen schließlich in ein christliches Kinderheim. Eines Sonntags steht eine Taufe an. Als alle Kinder im Gottesdienst nach vorne gehen, stellt er sich einfach mit in die Reihe. Da ist er 10 – und plötzlich getauft. Im Heim hält er es nicht lange aus. Er findet es ekelig, dass sich viele dort in seelischer Not ihre

Haut aufritzen. Auch die zahlreichen Schläge der Erzieher gefallen ihm natürlich nicht. Immer wieder haut der Junge ab, lebt im Wald oder bei Freunden, kommt dann aber doch zurück – und wird verprügelt. Gleichzeitig ist er auch Anführer einer Jugendbande. Die jungen Leute verkaufen Drogen und sorgen für Angst und Schrecken.

Vom Heim in eine christliche Familie Als sie aber einen Jungen grundlos verprügeln wollen, verhindert er die Tat. Die beiden Teenager werden sogar Freunde. Und schließlich nimmt die Familie des Freundes – alle sind überzeugte Christen – ihn als Pflegekind auf. Vier Jahre lebt er bei ihnen – bis er 18 ist. In dieser Zeit schafft er mit 14 die Sonderschule und macht dann gleich zwei Lehren: als Bauelektriker und Dachdecker. Bei einer ProChrist-Veranstaltung entscheidet er sich für das Christsein. Doch zu einer tiefgreifenden Lebenswende kommt es noch nicht. Denn er bleibt weiter kriminell. Mit fast 16 wird er verhaftet und zu einem halben Jahr Jugendstrafe verurteilt. Mit 21 muss er erneut ins Gefängnis – für eineinhalb Jahre. Dort liest er in der Bibel und entdeckt, dass Gott durch den Text zu ihm spricht. Vor allem Hiob liebt er: „Der bleibt standhaft. Das ist cool.“

Therapie statt Strafe Noch einmal kommt er mit dem Gesetz in Konfl ikt. Bei einer Routinekontrolle durch die Polizei packt ihn ein Beamter an. Mustapha bittet ihn, das nicht zu tun. Als der Polizist deshalb wütend wird, schlägt er ihn zusammen. Der Polizist hat keine Chance gegen den Thaiboxer. Mustapha wird zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. In der Revision sagen Zeugen für ihn aus. Deshalb wird die Strafe auf 9 Monate reduziert. Und statt ins Gefängnis kommt er in die von der Evangelischen Allianz getragene Drogenhilfe „Lebenswende“ in Frankfurt am Main. Das konsequent geregelte Leben unter Christen hilft ihm, endgültig einen Schlussstrich unter sein früheres Leben zu ziehen. Jetzt arbeitet er sogar bei der „Lebenswende“. P b www.lebenswende-drogenhilfe.de

Foto: privat

Mustapha wird in Marokko geboren. Doch er meint: „I bin oa Schwoab.“ Denn mit fünf holen ihn seine bei Stuttgart lebenden Großeltern zu sich – weil der Enkel es im reichen Deutschland besser haben soll als in der armen Heimat. Doch der kleine Junge vermisst seine Mutter sehr. Weil er nur schlecht Deutsch spricht, kommt er auf eine Sonderschule. Zwar erlernt er die Sprache dann doch schnell, aber die Großeltern sind überfordert, den Antrag auf den Wechsel in eine Realschule auszufüllen. Auch die Erziehung überfordert sie. Zweimal nimmt der Opa ihn mit in die Moschee. Es wird ein Fiasko. Der Junge turnt an der Kanzel herum, so dass sie schließlich kaputt geht. Beim nächsten Mal spielt er auf dem Innenhof Fußball – und zerschießt eine Scheibe. Beide Male wird er vom Großvater verprügelt.

DAS WORT DER WOCHE

» Bleiben Sie ein Stachel im Fleisch! « Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Rede am 12. Juni vor theologisch konservativen Protestanten – den Pietisten bzw. den Evangelikalen – im Christlichen Gästezentrum Württemberg in Schwäbisch Gmünd. 29/30.2013


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