8. August 2013 | 31/32
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Ihr Kinderlein kommet zur Krippe?
Was dient Kindern am meisten? Andrea Geissbühler (SVP) und Margret Kiener Nellen (SP) im Gespräch Seite 4 7 Konferenz Glaube mit Händen und Füssen | 9 Porträt Marianne Waldvogel findet ihre Mutter und vergibt ihr | 10 Freikirchen Sie stellen einen Drittel aller Gottesdienstbesucher 23 Generationen Wie die Jugendlichen von heute ticken www.ideaschweiz.ch
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Die Sache mit der Leiter Am 26. März 2012 war Carsten Schloter zu Gast im TV-Talk von Roger Schawinski. Der Swisscom-CEO beantwortete die Fragen ohne Umschweife. Als Schawinski nach seiner grössten Niederlage fragte, meinte ich schon, Schloter werde jetzt von der Übernahme der italienischen Firma Fastweb reden. Falsch. Er sagte: «Sehen Sie, ich habe drei kleine Kinder. Und ich lebe getrennt, sehe die Kinder alle zwei Wochen. Das vermittelt mir immer wieder Schuldgefühle. Ich habe das Gefühl, hier etwas gemacht zu machen, was nicht richtig ist.» Plötzlich war ich ganz Ohr. Das war so was von echt. Voller Ernst, voller Gefühl. Da sass kein verhandlungssicherer Top-Manager vor der Kamera, sondern ein tief bewegter Vater, ein Mensch, der sich in aller Öffentlichkeit als schuldig bekennt. Brühwarm erzählte ich meiner Frau von diesem in der Welt der Starken fast unwirklichen Moment im Schawinski-Interview. Carsten Schloter, beruflich erfolgreich, zäher Ausdauersportler, hart gegenüber sich selber. Ein Macher, der Niederlagen nutzt, um stärker zu werden. Die Firma Fastweb betrachtete er als lösbare Hausaufgabe («Wenn wir es richtig machen, werden wir in zwei, drei Jahren deutlich besser dastehen.»); doch für seine Familie sah er keinen Lösungsweg («Die familiäre Niederlage ist eine definitive. Das kann ich nicht reparieren.»). Vor drei Wochen nahm sich Carsten Schloter das Leben. Während die Swisscom-Aktionäre fallende Kurse befürchteten, erinnerte ich mich an den Schawinski-Talk. Schloters damalige Aussagen hallten nach und ich ging in mich. Wie viel Zeit habe ich unseren vier Kindern gewidmet? Unser Jüngster ist inzwischen 18. Offen gesagt: Beruf und Gemeinde waren mir häufig wichtiger gewesen als seine Bedürfnisse. Hatte auch ich eine Leiter erklommen, nur um oben festzustellen, dass sie am falschen Gebäude angelehnt war? Familienfragen sollten uns – auch die Väter! – beschäftigen. Die Politik tut es bereits (siehe Diskussion ab Seite 4). Aber verantwortlich für unsere Ehe und unsere Kinder sind wir und nicht der Staat. Im Grunde wissen wir alle: Es gibt nichts Schöneres als die Familie – und nichts, das mehr unter Druck steht. Rolf Höneisen
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser (Stellvertreter), Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz, Christof Bauernfeind Erweitertes Team: Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler
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Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–
Bilder: Andrea Vonlanthen, Dreamstime/Acedubai (Titelseite); zvg (Seite 3)
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BiBLiSch Ein Lieblingsbibelwort von Alex Mörgeli. Er ist sozialdiakonischer Mitarbeiter der Reformierten Kirche Gossau ZH, Radio-Moderator, Autor und Produzent vieler Hörspiele.
«Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, und durch ihn rufen wir, wenn wir beten: Abba, Vater!» Römer 8,15
«Jeder weiss, wie hinderlich Ängste sein können. Angst raubt uns den Mut und lässt uns zweifeln, lässt die Liebe erkalten, Freude erstarren, schnürt den Hals zu, bis wir zu ersticken drohen. Letztendlich verfolgt die Angst nur ein einziges Ziel: uns von der Liebe Gottes zu trennen. Gerade wenn wir zum x-ten Male an derselben Stelle gestrauchelt sind und versagt haben, will die Angst in uns das Trugbild erstehen lassen: ‹Gott hat nun endgültig genug von mir. Einen Versager wie mich kann er bestimmt nicht gebrauchen! Es ist besser, wenn ich aufgebe.› Kinder sind mir da ein grosses Vorbild. Oft wagen sie die Flucht nach vorn, wenn sie Fehler begangen haben oder ertappt wurden. Sie flüchten in die Arme und ans liebende Herz der Eltern in der Gewissheit: ‹Ich bin trotz allem geliebt!› – Machen wir es ihnen gleich und flüchten ans liebende Vaterherz.»
WörTLich «Für mich ist Pfarrer sein kein Job, sondern eine Berufung.» Das sagte Beat Laffer (64) gegenüber der «Aargauer Zeitung», die ihn aufgrund seiner Pensionierung als Pfarrer von Zetzwil AG interviewte. Laffer studierte zuerst ein Jahr Architektur an der ETH, dann wechselte er zur Theologie. Dies, obwohl ihm bewusst gewesen sei, dass man «auch in einem weltlichen Beruf Christus dienen kann».
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BR E N N P U N K T
Ihr Kinderlein kommet zur Krippe? DISKUSSION ZUR FAMILIENPOLITIK Für SP-Nationalrätin Margret Kiener Nellen ist klar: Die familienexterne
Kinderbetreuung ab Geburt muss gefördert werden. SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler widerspricht: Kinder sollten zu Hause betreut werden. Einigkeit herrscht, wie Kinder glücklich werden können.
Was bedeutet es für Sie, Mutter zu sein? Andrea Geissbühler, Mutter einer neun Monate alten Tochter: Das ist für mich das grösste und schönste Geschenk überhaupt! Die Familie und meine kleine Tochter haben für mich die höchste Priorität. Es war immer mein Wunsch, einmal eine Familie mit Kindern haben zu dürfen. Margret Kiener Nellen, Mutter von zwei erwachsenen Söhnen: Kinder bedeuten für mich eine riesige Erweiterung des Lebens. Es ist eine vollkommen andere Dimension, wenn man Kinder als Geschenk Gottes entgegennehmen darf. Mein erster Sohn wurde geboren, als ich mitten im zweijährigen Anwaltspraktikum war. Muttersein und Beruf waren damals nur mit «Chnorz» vereinbar. Mit dem Kinderwagen unterwegs habe ich auch direkte Diskriminierung erlebt, etwa schäbige Bemerkungen, ich sei nur Mutter und Hausfrau. Ich dachte mir: Mein Gott, was müsste ich alles hören, wenn ich nicht noch Anwältin wäre! Warum gilt die Mutter in unserer Gesellschaft so wenig? Kiener Nellen: Das bürgerliche Rollenbild wertete sie ab. Ich denke jedoch, dass die Wertschätzung gegenüber den Müttern und Vätern in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist. Der Stellenwert von Eltern und Kindern muss in der Schweiz aber noch vermehrt geschützt und gestärkt werden. Geissbühler: Heute heisst es immer gleich: «Was machst du beruflich?» Hausfrau und Mutter sein gilt für viele nicht als Beruf. Oft hört man die Meinung, Mütter würden den ganzen Tag daheim «pläuschle». Doch das können nur diejenigen sagen, die selber keine Kinder haben und diese Aufgabe deshalb so unterschätzen. Man übersieht auch gerne, was Mütter für unser Land und unsere Gesellschaft leisten. Die Erziehung der Kinder ist eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt. In Deutschland haben jetzt alle Kinder ab einem Jahr das Recht auf einen Krippenplatz. Ein empfehlenswertes Modell auch für die Schweiz? Geissbühler: Genau dieses Modell führt zur Diskriminierung jener Mütter, die ihre Kinder selber betreuen möchten. Jede Familie muss selber ohne jeglichen Druck entscheiden können, wie ihre Kinder betreut werden sollen. Hier wird ein Modell extrem gefördert, was unweigerlich dazu führt, dass das andere Modell zurückgesetzt wird. Dieses Modell führt auch zu höheren Kosten, die über die Steuern wieder von allen Eltern finanziert werden müssen. Kiener Nellen: Das aktuelle Initiativprojekt der SP-Frauen strebt ein bedarfsgerechtes, freiwilliges Angebot für Familien und für schulergän-
Zu den Personen Andrea Geissbühler, 37, verheiratet, ein Töchterchen (Zoe Stefanie, 9 Monate), wohnhaft in Bäriswil BE. Ausgebildet als Kindergärtnerin, Reitpädagogin und Polizistin. Seit 2007 für die SVP im Nationalrat. Seither noch zu 50 Prozent bei der Polizei. Konzentriert sich jetzt auf die Aufgabe als Mutter und Nationalrätin. Co-Präsidentin des Dachverbandes Drogenabstinenz Schweiz. Margret Kiener Nellen, 60, verheiratet, zwei Söhne (Dominic Olivier, 28, und Daniel Alain, 26), wohnhaft in Bolligen BE. Rechtsanwältin und Mitinhaberin der Anwaltskanzlei Kiener & Nellen in Bern und Bolligen. Diplomierte Übersetzerin ETI. 1990-2003 Berner Grossrätin, 2001-2008 Gemeindepräsidentin von Bolligen. Seit 2003 für die SP im Nationalrat.
Bild: Andrea Vonlanthen
«Wenn Eltern ihre Kinder bewusst betreuen und sie fördern, ist es immer noch das Beste.» Andrea Geissbühler, Nationalrätin SVP zende Tagesstrukturen an. Andrea Geissbühler sieht das übertrieben. Es muss doch so sein, dass Plätze zur Verfügung stehen für jene Kinder, deren Vater und Mutter erwerbstätig sein müssen und wollen. Wie lösten und lösen Sie selber die Kinderbetreuung? Kiener Nellen: Mein erster Sohn ist 1984 geboren. Wir kamen gerade aus dem Ausland zurück, ich hochschwanger. Da ich mitten im Anwaltspraktikum war, meldeten wir uns in Genf sofort bei der städtischen Krippe. Auf der Warteliste standen 500 Kinder – keine Chance. Wir haben das dann mit der Spielgruppe der Pro Juventute und privater Betreuung gelöst. Der zweite Sohn ist 1987 in Bolligen bei Bern geboren. Da half ich selber mit, Spielgruppenverein, Zwei-JahresKindergarten und die Tagesschule aufzuziehen. Beim zweiten Sohn habe ich in der Regel am Morgen in meiner Anwaltskanzlei gearbeitet und am Nachmittag die Kinder betreut. War ich ganztags im Einsatz, halfen beide Grossmütter mit. Geissbühler: Ich habe jetzt meinen Beruf als Polizistin aufgegeben. Wenn ich als Nationalrätin an einer Session oder Kommissionssitzung bin, übernimmt mein Mann die Betreuung. Er reduziert seine idea Spektrum 31/32.2013
BR E N N P U N K T berufliche Tätigkeit entsprechend, denn die Kinderbetreuung ist ihm sehr wichtig. Zwischendurch springen auch einmal meine Eltern ein. Wie erklären Sie sich den enormen Aufschwung der familienexternen Kinderbetreuung auch bei uns? Geissbühler: Immer mehr Mütter wollen auch berufstätig sein. Dazu lobt man die Krippenbetreuung und die Vorteile für die Sozialisierung extrem. Doch es ist völlig falsch, wenn man die Sozialisierung so hi-
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gen Rückstand. Das erklärt das riesige Nachholbedürfnis. Das kommt vorab von den Eineltern-Familien, aber auch den Patchwork-Familien. Auch in Kleinfamilien mit einem oder zwei Kindern ist das Bedürfnis gewachsen, Kinder in einer Gruppe betreuen zu lassen. Inwiefern haben die zunehmenden gesellschaftlichen Probleme mit dem Verlust von Familie zu tun? Kiener Nellen: Ich meine nicht, dass wir zunehmende gesellschaftliche Probleme haben. Die Jungen meistern heute den Umgang mit Drogen besser als zu meiner Zeit. Es gibt weniger Drogenabhängigkeit. Aber es gibt mehr Alkoholkonsum. Doch das Schnapstrinken von 14-Jährigen gab es in den Bauerndörfern schon immer. Neu ist das Rauschtrinken. Vergessen wir nicht: Die jungen Menschen sind immer das Spiegelbild unserer Gesellschaft. Die Familienformen sind vielfältiger geworden. Viele können es sich fast nicht mehr leisten, Kinder zu haben. Das ist das grösste gesellschaftliche Problem: die Kinderkosten mit der zunehmenden Einkommens- und Vermögensschere. Geissbühler: Viele unserer heutigen Probleme haben mit der antiautoritären Erziehung begonnen. Viele Kinder sind ohne Grenzen aufgewachsen. Kleinkinder sind völlig überfordert, wenn sie schon früh alles selber entscheiden sollen. Heute wollen viele Eltern alles unter einen Hut bringen und eben beide berufstätig sein. Sie sind am Abend völlig kaputt, und wenn das Kind dann noch «zwängelet», haben sie keine Kraft mehr, um konsequent Grenzen zu setzen. Hätten Eltern mehr Zeit für ihre Kinder, könnten sie ihnen auch die Schönheit der Natur oder den Umgang mit Tieren vermehrt nahe bringen. Wo das nicht geschieht, wird auch die Ich-Gesellschaft enorm gefördert. Was ist für Sie überhaupt eine Familie? Kiener Nellen: Familie ist, sobald Kinder mit Erwachsenen zusammenleben. Geissbühler: Familie ist für mich Mutter, Vater und Kind. Nur mit Mutter und Vater gibt es überhaupt ein Kind. Noch schöner ist es, wenn Mutter und Vater mehrere Kinder haben.
«Niemand lässt ein Kind fremdbetreuen, höchstens drittbetreuen durch Vertrauenspersonen.» Margret Kiener Nellen, Nationalrätin SP naufstilisiert. Es ist unmöglich, ein Kleinkind schon zu sozialisieren. Das ist frühestens ab fünf Jahren möglich. Ich war acht Jahre Kindergärtnerin und kann das beurteilen. In manchen Fällen kann es besser sein, Kinder fremdzubetreuen, als nur vor den Fernseher oder den «Compi» zu setzen. Doch wenn Eltern ihre Kinder bewusst betreuen und fördern, ist es immer noch das Beste. Viele Eltern, die ihr Kind eigentlich selber betreuen möchten, sind enorm verunsichert, weil die Krippenbetreuung heute so einseitig gelobt wird. In der Wissenschaft gibt es zunehmend kritische Stimmen gegen eine sehr frühe Fremdbetreuung. Ab wann halten Sie die externe Betreuung für sinnvoll? Kiener Nellen: Fremdbetreuung gibt es ja nicht – ein völlig falsches Wort. Keine Eltern lassen ihr Kind fremdbetreuen, höchstens drittbetreuen durch Vertrauenspersonen. In der Wissenschaft gibt es zu jedem Thema verschiedene Meinungen. Es gibt genügend Beispiele aus allen Kulturen, wo Bébés ab Geburt von Dritten aufgezogen oder mitbetreut werden und dadurch keine Nachteile erleiden. Was die externe Kinderbetreuung betrifft, hatte die Schweiz einen jahrzehntelanidea Spektrum 31/32.2013
Wie weit soll der Staat für die Betreuung und die Erziehung unserer Kinder verantwortlich sein? Geissbühler: Ab Kindergarten und Schule soll der Staat Verantwortung übernehmen für die Förderung der Kinder. Alles andere ist nicht Aufgabe des Staates. Kiener Nellen: Es ist eine gesetzliche Aufgabe des Staates, dort, wo das Elterngefüge nicht genügt, für den Schutz der Kinder zu sorgen (ZGB). Freiwillige Kita-Plätze nach Bedarf ab Mutterschafts- oder Vaterschaftsurlaub braucht es. Wenn einheimische Eltern Familie und Beruf nicht vereinbaren können, fördert das direkt die Zuwanderung. Die Familien-Initiative der SVP, die nächstens zur Abstimmung kommt, will die Familie stärken. Sie verlangt, dass für die Kinderbetreuung in der Familie die gleichen Steuerabzüge gewährt werden wie für die familienexterne Betreuung. Was spricht für diese Initiative? Geissbühler: Es braucht eine klare Gleichberechtigung der verschiedenen Betreuungsmodelle. Darum soll es pro Kind einen Abzug geben, unabhängig davon, ob das Kind von den Eltern oder extern betreut wird. Wenn der Staat schon bei den Kitas massiv eingreift, soll er das auch für die Familie tun. Die Diskriminierung der Familie muss ein Ende haben. Kiener Nellen: Steuerabzüge sind das ungerechteste Mittel, um Familien zu unterstützen. Das bringt den reichsten Familien am meisten. Allen Familien, die mit tiefen Einkommen auskommen müssen, bringen sie keinen Rappen Entlastung. Hinter der Initiative steckt auch ein Denken, das die Frauen zurück an den Herd binden will. Geissbühler: Welches sind denn die Familien, bei denen die Mütter zu Hause bleiben? Das sind Leute wie ich, eine Kindergärtnerin oder eine Polizistin. Das sind Leute aus dem Mittelstand. Solche Leute betreuen die Kinder oft zu Hause. Meistens sind es die oberste und
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die unterste Schicht, welche die Kinder in die Kita geben und heute profitieren. Unsere Initiative dient zuerst dem Mittelstand. Die SP macht sich Gedanken über eine Volksinitiative mit dem Titel «Familienpolitik für alle». Was will Ihre Partei besser machen als die SVP, Frau Kiener Nellen? Kiener Nellen: Wir wollen alle Familienformen einbeziehen, denn nur noch ein Drittel der Eltern leben in der traditionellen Kernfamilie. Der Bund soll in der Verfassung eine umfassende Kompetenz zum Schutz und zur Stärkung der Familien erhalten, zusammen mit den Kantonen. Die Kinder- und Ausbildungszulage soll mindestens einem Drittel der einfachen AHV-Mindestrente entsprechen, also rund 400 Franken. Dazu sollen Familien in Armut auf Ergänzungsleistungen statt auf Sozialhilfe Anspruch haben. Auch die Rahmenbedingungen für Personen, die ihre Angehörigen pflegen, sollen verbessert werden. Geissbühler: Das sind ganz andere Aspekte der staatlichen Eingriffe. Steuerabzüge für die familiäre Betreuung, wie sie die SVP fordert, sind viel gerechter. Wir wollen einfach einen Abzug pro Kind gewähren, unabhängig davon, welche Betreuungsform die Eltern wählen. Was sagt Ihnen als Familienpolitikerin und Christin die Bibel Wesentliches zum Thema Familie? Geissbühler: Die Werte der Bibel wie die Zehn Gebote sind wichtig, und deshalb sollten wir sie den Kindern weitergeben. Die Liebe zu den Menschen und die Achtung vor der Schöpfung sollten uns zentral sein. Aus dieser Haltung heraus sollten wir uns auch fragen, was wir Gutes tun können für die Gesellschaft. Doch das muss in der Familie beginnen und gelebt werden. Kiener Nellen: Die Bibel hat mir immer sehr gefallen, weil sie die Familie mit Onkeln, Tanten, Cousinen viel weiter fasst als die Kernfamilie. In Matthäus 12,46-50 geht Jesus noch weiter und zeigt auf, inwiefern wir alle Brüder und Schwestern sind. Ich gebe mir Mühe, das zu leben. Mein Kind ist ja auch nicht mein Kind. Die Bibel sagt deutlich, dass wir Kinder nicht als unseren Besitz betrachten dürfen, sondern als Geschenk Gottes. Zu diesem Geschenk haben wir sehr gut zu schauen. Wie kann es gelingen, das Urvertrauen eines Kindes zu entwickeln und auch Gottvertrauen zu vermitteln? Geissbühler: Gerade für kleine Kinder ist es ganz wichtig, dass sie möglichst wenige und immer die gleichen Bezugspersonen haben. Das Kind soll schon beim Erwachen sehen und spüren, dass jemand da ist, der sich um es bemüht. Das ist ganz wichtig für das Grundvertrauen. Und Gottvertrauen kann ein Kind gewinnen, wenn ihm dieses Vertrauen vorgelebt wird. Viele Kinder haben gar kein Urvertrauen, weil sie stets hin und her gereicht werden. Kiener Nellen: Zum Urvertrauen kann Andrea als erfahrene Kindergärtnerin mehr sagen als ich. Und Gottvertrauen? Das ist schwierig, weil
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Gott etwas Abstraktes ist. Man kann das Kind in die Sonntagsschule oder den Gottesdienst mitnehmen, man kann zusammen beten vor dem Einschlafen, man kann ihm biblische Geschichten erzählen. Es gibt wunderschöne Kinderbibeln. Wir haben unsern Kindern sehr gerne solche Geschichten erzählt und als Eltern dabei selber viel gelernt. Frau Geissbühler, haben Sie schon eine Kinderbibel für Ihre Tochter? Geissbühler: Im Blick auf die Taufe am 18. August haben wir vom Pfarrer schon eine Kinderbibel «Starker Gott» mit vielen schönen Sprüchlein bekommen. Wie wurden Sie zum Glauben an Gott herangeführt? Kiener Nellen: Meine Mutter war religiös und nahm mich regelmässig mit in den Gottesdienst. Ich hatte als Jugendliche eine kritische Haltung zum Glauben, aber ich las viel in der Bibel. Mit zwanzig war ich Atheistin, weil ich fand, die Religionen hätten in der Welt nicht gerade das Wahre bewirkt. Als ich dann als junge Juristin während der Militärdiktatur drei Jahre auf den Philippinen arbeitete, erlebte ich das starke Engagement der Kirchen und der Befreiungstheologie. Das beeindruckte mich sehr und führte mich letztlich zurück zum Glauben. Das war 1984. Seither lebe ich als Christin. Geissbühler: Mein Mami war sehr religiös und hat uns den Glauben vorgelebt. Es hat uns viele biblische Geschichten erzählt. Bei uns wurde auch am Mittag und am Abend gebetet. Das hat mich schon geprägt. Warum kann dieser Glaube gerade Kindern eine Hilfe sein? Geissbühler: Ein Kind kann durch den Glauben einen Halt und eine innere Sicherheit bekommen. Das ist ganz wichtig in dieser Welt. Es kann auch dankbarer werden. In meinen Gebeten spielt die Dankbarkeit eine zentrale Rolle. Kiener Nellen: Kinder können durch den Glauben Respekt gewinnen für den Mitmenschen und für die Schöpfung. Es ist wichtig, dass ein Kind weiss, dass es einen weltumspannenden Gott gibt, der ihm in vielen Lebenssituationen eine Hilfe sein kann. Wenn das Kind an Gott glauben kann, erlebt es eine ganz andere Dimension als das, was ihm globale Konzerne bieten können! Wie können Kinder glücklich werden? Kiener Nellen: Was ich dazu beitragen kann, ist bedingungslose Liebe. Liebe auch dann, wenn die Situation ganz schwierig ist. Auch Geborgenheit und klare Regeln braucht es dazu. Geissbühler: Bedingungslose Liebe ist ganz wichtig, dazu eine nahe Begleitung auf dem ganzen Lebensweg. Das Kind soll wissen, dass die Eltern immer für es da sind. Sie sollen dem Kind in einem gesunden Mass auch Freiraum geben, damit es sich entfalten kann. Gesprächsleitung: ANDREA VONLANTHEN
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arbeiten heisst am werk des schöpfers teilnehmen GlauBe im allTaG Die «Konferenz für Geistliche Erneuerung» auf Chrischona befasste sich letzte Woche mit
den Auswirkungen des Christseins im Alltag. Am 1. August hielt René Winkler eine Bibelarbeit über das biblische Verständnis von Arbeit. Diese löste unter den Teilnehmenden eine angeregte Diskussion aus. «Wer Gott bei der Arbeit aus dem Spiel lässt, der gerät leicht unter die Herrschaft der Arbeit», erklärte René Winkler am 1. August auf St. Chrischona. In seiner Bibelarbeit mit dem Thema «Arbeit ist ohne Gott nur krumm denkbar» betonte der Direktor der Pilgermission, dass Arbeit im Grunde Teilnahme am Werk des Schöpfers sei. «Nicht meine Schule, meine Uni, mein Chef, mein Mann oder meine Frau geben mir den Auftrag zur Arbeit, sondern Christus», so Winkler. Arbeit sei darum in erster Linie Gottesdienst. «Dadurch entsteht eine grosse Freiheit, da mich nicht mehr meine eigenen oder die Erwartungen anderer ziehen.» Leider würde heute der Wert der Tätigkeit hauptsächlich über das Gehalt definiert. So seien viele «krumme» Ansichten über die Arbeit verbreitet: sie sei lediglich ein notwendiges Übel, nur bezahlte Arbeit sei wertvoll oder Arbeit hindere uns am Leben.
Gott ist der auftraggeber
Wenn jedoch Gott selbst der Auftraggeber sei, dann könne man auch mit schwierigen Situationen besser umgehen. René Winkler: «Freiheit entsteht, weil
praktische Tipps parat: Christen sollten am Arbeitsplatz immer zuerst das direkte Gespräch suchen und sich nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Kollegen einsetzen. Natürlich müsse man manchmal auch Konsequenzen ziehen: «Ich kann als Christ nicht für einen Drogendealer arbeiten.» In der Gesellschaft sollten sich Christen für gerechte Arbeitsverhältnisse einsetzen.
Glaube mit händen und füssen
«Arbeit ist ohne Gott nur krumm denkbar», René Winkler (links) mit Mitarbeitern während eines Anspiels zum Thema Arbeit.
man eine andere Einstellung zu Dingen bekommt, die man nicht verändern kann.» So habe Paulus sogar Sklaven dazu aufgerufen, ihrem Herrn zu dienen als wäre es Christus. Dass dieses Thema in der Lebenswirklichkeit viele Fragen aufwirft, zeigte sich in der anschliessenden Diskussionsrunde: «Muss ich meine Gefühle am Arbeitsplatz unterdrücken?», «Was, wenn ich
unsinnige Vorgaben bekomme?», «Ich wünsche mir mehr Anerkennung für meine ehrenamtliche Arbeit», «Mein Chef ist Christ, handelt aber auch nicht immer gerecht», «Was ist, wenn die Arbeit mich kaputt macht? Wann muss ich mich für mehr Gerechtigkeit einsetzen?» Es wurden bewusst keine pauschalen Antworten gegeben. René Winkler hatte aber einige
Die Konferenz für geistliche Erneuerung ist in erster Linie eine «sehr kreative Urlaubswoche», bei der auch geistliche Themen angesprochen werden. Die Freizeitmöglichkeiten reichen von Ausflügen über Sport und Kreativworkshops bis zu Stille und Einkehr. Das Thema in diesem Jahr lautete «Die anderen sechs Tage. Glauben im Alltag entdecken.» «Uns ist wichtig, dass der Glaube Hände und Füsse bekommt und wir nicht nur ein Sonntagschristentum leben», beschrieb Winkler die Motivation. Oft würden die Lebenswelten getrennt. «Wir wollen fördern, dass das wieder ein Ganzes wird und wir als Christen in die Gesellschaft wirken.» chRistof baueRnfeind
BerGGoTTesDiensT auf Der schwäGalp miT BeaT anTenen – «Gschöll» erseTzTe Die KirchenGlocKen
Den Glauben wieder zu einem Thema machen Bei schönstem Wetter und mit mehreren hundert Teilnehmenden fand der 25. Berggottesdienst auf der Schwägalp unterhalb des Säntis statt. Organisatoren waren die Reformierte Kirchgemeinde Hundwil und die Säntisbahn. Ist Gott heute ein Tabu? Wie um dies zu verneinen, wurde das Lied «Grosser Gott wir loben dich» angestimmt. In seiner Predigt griff der Theologe und Moderator Beat Antenen diese Frage auf. In einer ansonsten enttabuisierten Welt sei ausgerechnet der Glaube zum Tabu geworden. «Ich bin der Gott, an den idea Spektrum 31/32.2013
niemand mehr glaubt», müsste Gott dazu sagen. «Glaube wurde an Alte und Einsame oder Anlässe wie Konfirmation und Abdankung delegiert», so Antenen weiter. Andererseits werde der Glaube zu etwas Mystischem, Unumstösslichem gemacht, Nebenschauplätze verdrängten den Glauben. «So wird der Glaube von innen ausgehöhlt!», bedauerte er. Der Redner rief dazu auf, über den Glauben zu reden. Wo über diese Kraft geredet werde, könne neues Vertrauen, könne Frieden wachsen. «Wichtig ist: Da ist einer, der dich kennt und dich führt», machte Antenen Mut. Der
Männerchor Hundwil und die Alphorngruppe Bodensee bereicherten den Gottesdienst musikalisch. Rolf fRey Bilder: idea/Christof Bauernfeind; Rolf Frey
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nicht leicht st sich als eine Toleranz erwei tag in Bern n? | 10 SEA ahme am Sport Gesund trotz Leide weiz.ch Eine Rekordteiln 7 Fachtagung tliche Schulen tet www.ideasch Christus bedeu d | 11 Chris Jesus Tugen von t tzbare umse die Höllenfahr ekenntnis Was ensb Glaub 28 Ihre Bewerbung senden Sie bitte an unseren Heimleiter, Herrn Andreas Für nähere Auskünfte Jenzer. steht ihnen die Verfügung. Leiterin Pflege, K. Blatter, unter Tel. 061 606 67
Diakonissen-Mutte rhaus St. Chrischona Chrischonarain 135 4126 Bettingen
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Ihr Verantwortungsbereich
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Ihr Profil - Kaufmännische Ausbildung - Erfahrung in Personalführung - Erfahrung in Marketing/Öffentlichkeitsarbeit - Fähigkeit, Projekte eigenständig zu planen und durchzuführen - Sicherer Umgang mit der deutschen Sprache in Wort und Schrift hässig sustech gmbh Ingenieurbüro - Identifikation mit-dem Anliegen der STH Basel (siehe www.sthbasel.ch/leitbild) Beratung – Plan Weiherallee 11a, CH-8610 Uster 044 940 74 15 alle MI info@sustech.ch nachhaltige Ge Wir bieten www.sustech.ch Es erwartet Sie eine abwechslungsreiche und verantwortungsvolle Tätigkeit an einer privaten theologischen Hochschule, die sich in einer dynamischen Entwicklung befindet. In Ihrer Funktion erhalten Sie die Möglichkeit, die Weiterentwicklung der Hochschule im administrativen Bereich aktiv mitzugestalten. Die Höhe des Anstellungspensums richtet sich nach dem Umfang der Aufgaben, welche im operativen Bereich übernommen werden. Interessiert? Für weitere Informationen stehen Ihnen Dr. Stefan Schweyer (jetziger Stelleninhaber), stefan.schweyer@sthbasel.ch, 061 646 80 84 oder Prof. Dr. Jacob Thiessen (Rektor, direkter Vorgesetzter), jacob.thiessen@sthbasel.ch, 061 646 80 81, gerne zur Verfügung. Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel, Mühlestiegrain 50, 4125 Riehen BS
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Die Mutter gefunden und ihr vergeben ÄXGÜSi ADoptiVkinDEr «Wie sehen meine leiblichen Eltern aus? Stimmt mein Nachname? Von
wem habe ich mein Musiktalent?» Diese Fragen bewegten Marianne Waldvogel. Sie ist 43, als sie ihre leibliche Mutter zum ersten Mal trifft. Alles ist anders als erwartet. Marianne wird 1962 in Zürich geboren. Sie kommt mit Gelenkdeformationen zur Welt, liegt fast zwei Jahre lang im Gipsbett – eine Tortur für das quirlige Kind. Es wird weder sprachlich noch geistig gefördert. Kein Wunder, dass das junge Mädchen erst mit vier Jahren reden lernt.
Ein schwieriger Start
Die kleine Marianne wird von einem Heim zum nächsten geschoben. Durch eine Heimleiterin erfährt sie zum ersten Mal etwas Liebe und Geborgenheit. Und dann sagt sie ihr erstes Wort: «Halleluja!» Das Erstaunen ist gross. Jemand wünschte Marianne Waldvogel viele Jahre später, dass das auch einmal ihr letztes Wort sein möge. Mit fünf Jahren kommt Marianne zu Pflegeeltern. Hier erlebt sie einige frohe Jahre. Doch das Glück ist nicht von Dauer: Als 12-Jährige wird Marianne wegen «Verhaltensauffälligkeiten» erneut in ein Kinderheim eingewiesen. Psychische und schulische Defizite erschweren die Entwicklung. «So heimatlos, wie ich äusserlich war, fühlte ich mich auch innerlich», schaut Marianne heute zurück. Immer wieder fragte sie sich damals: «Wollte meine Mutter mich wegen meinen Behinderungen nicht? Wollte sie mich vielleicht sogar abtreiben?» Mit 20 Jahren entscheidet sich Marianne für Jesus Christus. Für sie war damals klar: «Ich wollte mein Leben nach biblischen Richtlinien führen. Und ich wollte lernen, dass Gott mich so will, wie ich bin.»
Schwierigkeiten im Beruf
Die Invalidenversicherung rät zu einer Bürolehre, die Marianne als Beste ihrer Gruppe abschliesst. Doch das Büro ist nicht ihre Welt. Ihr Wunschberuf Krankenschwester lässt sich aber leider nicht verwirklichen. So arbeitet sie während 15 Jahren als Hauspflegerin in der Spitex, bis die Schmerzen wieder zu gross werden. Erneut wird sie sich ihidea Spektrum 31/32.2013
Marianne Waldvogel an ihrem 50. Geburtstag: Sie hat ihrer Mutter vergeben und sich mit ihrer persönlichen Geschichte versöhnt.
rer Unvollkommenheit bewusst. Bekannte raten Marianne, ihre leiblichen Eltern zu suchen. Sie fürchtet sich vor diesem Schritt.
Auf der Suche nach der Mutter
Während der nächsten Wochen muss sie verstärkt an ihre Mutter denken und nimmt das als Fingerzeig Gottes auf. «Weiss sie überhaupt, dass ihre Tochter noch lebt? Denkt sie vielleicht ab und zu an mich?» Erste Antworten erhält Marianne erst nach zahlreichen Behördengängen und viel Aktenstudium. Sie findet heraus, dass ihre Mutter in Genf wohnt. Am Telefon erfährt Marianne, dass sie bereits im siebten Monat zur Welt kam und die Freigabe zur Adoption ihre Mutter damals sehr belastet hatte. Die Frauen vereinbaren, sich ein Foto zuzusenden. Bald darauf treffen sie sich zum ersten Mal. Sie reden lange und bestellen sich ein Essen: Curry-Geschnetzeltes – das (gemeinsame) Lieblingsessen. Marianne erfährt, dass ihre Mutter aus mehreren Kinderheimen ausriss und von verschiedenen Männern Kinder geboren hat.
Die letzte grosse Frage
So intensiv der Kontakt am Anfang ist, so rasch verebbt er auch wieder. Die Mutter verstrickt sich in den folgenden Telefongesprächen in Widersprüche. Und
sie gibt Marianne zu verstehen, dass ihre Schuldgefühle wachsen. Zwei Jahre nach dem ersten Kontakt mit ihrer Tochter stirbt Mariannes Mutter am Postschalter an einem Herzversagen. Die Suche nach Mariannes Vater verläuft ergebnislos. Zwei DNATests sind negativ. Wer aber war denn nun ihr Vater? Lebt er noch und wenn ja, wo? «Ich kann dieses Rätsel nicht lösen. Aber das bin ich mich ja gewohnt», musste sie sich damals eingestehen. In dieser Zeit wird ihr der Glaube an einen persönlichen Schöpfer umso wertvoller. Sie weiss um einen himmlischen Vater und erfährt dessen Begleitung.
Versöhnt leben
Die inzwischen etwas über 50-jährige Marianne Waldvogel lebt immer noch mit Defiziten. Doch sie ist Gott dankbar, dass sie diese nun einordnen und mit ihrem Freundeskreis teilen kann. Ihrer Mutter hat sie vergeben. «Denn», so sagt sie, «alle haben ein Schicksal. Die Frage ist, was wir daraus machen.» Marianne Waldvogel will das befreiende Erlebnis der Versöhnung weitergeben, unter anderem mit einem Büchlein (wagner-verlag. de). Sie ist überzeugt, dass sie auf ihre letzte grosse Frage im richtigen Moment eine Antwort erhalten wird. thomas feuz Bild: zvg
Männer Männer. Obwohl in Beruf, Familie und Beziehungen oft überfordert, macht das «starke» Geschlecht meist auf cool. Man(n) ist stark, erfolgreich, kompetent, souverän. Anderes wird unterdrückt oder versteckt. Schwächen, Gefühle oder gar Tränen zu zeigen, macht man(n) doch nicht. Gerne reden wir über berufliche Erfolge, Sport, die gelungene Finanzierung eines Eigenheims. Vielleicht auch über die guten Schulnoten der Kinder. Politik, Wetter und die schlechte Wirtschaftslage sind weitere Themen. Aber Persönliches ...? Ich erinnere mich an eine Begegnung mit einem Gast. Er trägt einen gefährlichen, zerstörenden Tumor in sich. Grosse Schmerzen. Die Zukunft ist ungewiss. Karriereplanung kein Thema mehr. Wenn er von Schmerzen geplagt am Boden kauert und über seine Ängste spricht, bin ich betroffen. Da wird eine Seite in mir angerührt, die wir Männer gerne zudecken. Da fehlen mir die Worte. Tränen. Ich musste sie nicht verstecken. Er hatte sie auch. Wir befanden uns schliesslich nicht in der gespielten Männerwelt, sondern in der wirklichen ... Die Frage stelle ich mir: Warum müssen wir Männer erst mit solchen Dingen konfrontiert werden, damit wir ehrlich werden? Warum fällt es uns so schwer, Gefühle zu zeigen? Was spielen wir eigentlich? Wann ist man ein Mann? Wenn er im Beruf ein Ass ist? Wenn er sich sexuell als Casanova fühlt? Wenn er bewundert wird, keine Schwächen zeigt, immer weiss, was zu tun ist? David – einer der grössten Politiker, ein Mann in enormer Verantwortung, ein kulturell und musisch begabter Mann – war ehrlich, konnte weinen, offen seine Schwächen bekennen. Ich möchte lernen von ihm. Nicht Macho spielen. Ehrlich sein. Echt Mann sein. Christoph Gysel
Der Autor ist Pastor und Tourismusfachmann in Saas-Grund.
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TAG E SSC H AU
ein drittel aller kirchgänger ist freikirchlich freikirchen in der Schweiz Der Religionssoziologe Olivier Favre hat eine viel beachtete Doktorarbeit über Zahlen,
Eigenschaften und Verteilung von freikirchlichen Christen in der Schweiz geschrieben. «idea Spektrum» wollte von ihm wissen, wie er dabei vorgegangen ist, wie er zu den publizierten Zahlen kam und wie handfest sie sind.
Olivier favre, welche kirchen, Gemeinschaften und Gruppierungen fallen für Sie unter den Begriff «evangelikal» oder «évangélique»? Wir haben definiert, was «évangélique» bzw. «evangelikal» für uns bedeutet. Die fünf Kriterien lauten: Verständnis der Bibel als Wort Gottes, die persönliche Bekehrung, das Engagement für Evangelisation und Mission und Christus im Zentrum. Ausserdem das übergemeindliche Verständnis der christlichen Gemeinschaft als Volk Gottes. Darunter fallen vor allem die Mitglieder von Freikirchen. Wir haben aber auch an die «evangelikalen» Christen in den Landeskirchen gedacht, aber es ist viel schwieriger, diese zu erfassen, auch wenn sie diesen Kriterien entsprechen.
wie deckungsgleich sind die Begriffe «évangélique» und «evangelikal»? Sie sind nicht deckungsgleich. «Evangélique» ist in etwa zwischen «evangelisch» und «evangelikal» positioniert. Auch in der Deutschschweiz lassen sich bekanntlich nicht alle Freikirchler gerne als evangelikal bezeichnen. Aber alle Freikirchenmitglieder in der Westschweiz bezeichnen sich als «évangélique». «Evangélique» ist auch das Adjektiv mehrerer Landeskirchen, zum Beispiel in der Waadt. Der Religionssoziologe Jörg Stolz wollte «évangélique» in der deutschen Ausgabe des neuen Buches* mit «evangelikal» übersetzen. Aber das trifft die Sache nicht genau.
konnten Sie sich mit ihm einigen?
Wir haben viel darüber diskutiert. Ich habe folgende Umschreibung vorgeschlagen: «Im Inneren des evangelisch-freikirchlichen Milieus». Evangélique entspricht in der deutschen Schweiz vornehmlich dem Adjektiv freikirchlich, auch wenn der Begriff in der Westschweiz ein grösseres Spektrum meint. Es geht um Menschen, die sich als «gläubig» betrachten.
Sie haben für das evangelischBilder: Fritz Imhof
Soziologe Olivier Favre: «Die rund 160 000 freikirchlichen Christen stellen einen Drittel der regelmässigen Gottesdienstbesuchenden.»
freikirchliche Spektrum die zahl von 150 000 genannt. wie sind Sie zu dieser Summe gekommen?
Die erste Arbeit war es, alle Verbände zu orten und ihre Zahlen zu erfassen. 80 Prozent der Gemeinden sind gesamtschweizerisch einem Verband angeschlossen. «Focusuisse» leistete dazu gute Vorarbeit und übergab uns die Daten zum Vergleich. Wir erarbeiteten im Lauf der Untersuchung eine Liste von insgesamt rund 1500 Gemeinden in- und ausserhalb von Verbänden. Das war vor zehn Jahren. Dann gab es die National-Church-Survey-Studie (NCS), die vom Observatoire des religions en Suisse in Lausanne erstellt wurde und alle religiösen Gemeinschaften erfasst. Sie kam bezüglich Freikirchenmitglieder zum beinahe gleichen Resultat wie wir.
Beim Erfassen der Zahlen benutzen wir die Mitgliederzahlen von Freikirchen wie den Methodisten oder der Pfingstmission. Wir kamen auch zum Schluss, dass die Angehörigen inklusive Kinder und Gottesdienstbesucher bei mehreren Gemeindeverbänden rund das Doppelte ausmachen. Bestimmend für das Schlussresultat war also nicht die Mitgliederzahl, sondern das eigentliche Milieu der Gemeinden.
Und wenn die Gemeinden keine Mitgliederzahlen führten?
Dann gingen wir von den Kontaktadressen dieser Gemeinden bzw. den Versammlungsorten aus. Eine gewisse Unschärfe ergibt sich bei der Gemeinde für Christus, ehemals Brüderverein. Im Gegensatz dazu kann die Heilsarmee die Zahl ihrer Ange-
zur Person Olivier Favre, 46, ist Doktor der Soziologie. Er leitet als Pastor das Centre de vie de Neuchâtel (Bewegung Plus). Favre ist verheiratet und hat drei Kinder. Die Bücher von Dr. Olivier Favre: «Die Freikirchen der Schweiz» (Dissertation) Favre Olivier: Les Eglises évangéliques de Suisse, Origines et identités, Labor et Fides, Genève, 2006. Stolz Jörg, Favre Olivier, Gachet Caroline, Buchard Emmanuelle: Le phénomène évangélique, Analyses d’un milieu compétitif, Labor et Fides, Genève, 2012. *Stolz Jörg, Favre Olivier, Gachet Caroline, Buchard Emmanuelle: Phänomen Freikirchen, Im Innern des freikirchlichen Milieus, TVZ (erscheint auf Deutsch im Frühjahr 2014).
hörigen genau beziffern. «Focusuisse» hat auch die unabhängigen Gemeinden recht gut erfasst. Und wir haben nachgeschaut, welche davon es noch gibt. Wir haben dabei mit den lokalen Evangelischen Allianzen zusammengearbeitet und dabei auch die Migrantengemeinden erfasst. In Genf machen diese zum Beispiel gut die Hälfte der rund 100 freikirchlichen Gemeinden aus. Das Resultat war eine Gesamtzahl von 150 000 freikirchlichen Christen. Heute sind es wahrscheinlich um die 160 000. Diese Zahl enthält aber die Evangelikalen in den Landeskirchen nicht. Sie sind viel schwieriger zu erfassen. Wir schätzen sie auf mindestens 1 Prozent der Bevölkerung. So kommen wir insgesamt auf rund 240 000 «Evangéliques». Man kann auch von den Gottesdienst-Besucherzahlen ausgehen, die vom Observatoire des réligions zuletzt 2010 berechnet wurden. Demgemäss stellt die katholische Kirche die grösste Zahl der wöchentlichen Gottesdienstbesucher, gefolgt von den Freikirchen.
wenn es um die freikirchen geht, hat das Bundesamt für Statistik aufgrund der Volkszählung sehr verwirrende zahlen genannt. Sind hier korrekturen vorgesehen? Ich habe die Zahlen der Volkszählungen der letzten drei Jahrzehnte, von 1970 bis 2000, verglichen und dabei ein klares Wachstum bei den Freikirchen und evangelischen Gemeinschaften festgestellt. Die Zahlen von 2010 müssen erst noch analysiert werden, da es keine eigentliche Volkszählung mehr gibt und das Bundesamt für Statistik nun mit umfangreichen Stichproben in verschiedenen Regionen arbeitet. Im Jahr 2000 haben sich rund 100 000 Personen als Mitglieder einer Freikirche deklariert. Wir wissen aber von unseren Untersuchungen her, dass immer noch etwa ein Drittel der Freikirchidea Spektrum 31/32.2013
TAG E SSC H AU ler Mitglied einer reformierten Kirchgemeinde sind und sich daher nicht als freikirchlich deklariert. Entscheidend für die Genauigkeit der Zahlen wird sein, wie das Bundesamt für Statistik die Regionen für die Stichproben auswählt. Sobald man mit Stichproben arbeitet, ist es schwieriger, Minderheiten zu erfassen. Wir werden aber bald mehr dazu sagen können, da wir gerade einen Vertrag unterzeichnet haben, der uns den Zugang zu den neuen Daten ermöglicht. Abgesehen davon, zur Zahl von 150 000 bis 160 000 für die freikirchlichen Christen (Evangéliques) kann ich gut stehen.
welche politische oder kirchenpolitische Bedeutung haben diese zahlen? Die errechneten 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung erscheinen zwar als wenig. Wenn man aber die regelmässigen Gottesdienstbesucher (einmal pro Monat) heranzieht, sieht die Sache anders aus. Das sind rund 20 Prozent der Bevölkerung, bzw. 10 Prozent, wenn man an einem bestimmten Wochenende die Gottesdienstbesucher zählt. Dann stellen die Freikirchler immerhin die zweitstärkste Gruppe mit rund einem Drittel der regelmässigen Besucher.
welches ist ihre persönliche Motivation für ihre Studien?
Ich hatte die Vision, soziologisch relevante Fakten zum Leben und zur Zahl der evangelischen Christen in den Freikirchen zusammenzustellen. Ich war der Überzeugung, sie würden sowohl für Insider als auch für aussenstehende Beobachter relevant sein. Zum Beispiel für die Medien. Ich habe daher auch Soziologie studiert, weil diese Wissenschaft die dazu nötigen Instrumente liefert wie die Erstellung und Auswertung von Statistiken. Wir versandten zum Beispiel Fragebögen an rund 1500 Mitglieder in den Freikirchen und erhielten etwa 1100 zurück, sodass wir zu sehr repräsentativen Daten gelangten. Dazu kamen noch 100 neunzigminütige Interviews mit Mitgliedern von Freikirchen. Dieses Material ist wirklich einmalig und ermöglicht uns, fundiert über die freikirchlichen Christen zu reden. Interview: fritz imhof idea Spektrum 31/32.2013
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doppelte herausforderung JOUrnAL VfMG Von Benj zu Benj: Benj Steffen ersetzt Benj Nötzli
als Jugendsekretär der Freien Missionsgemeinden. «Wir bieten Kinderwochen, Ferienlager, Schulungen, Seminare und Konferenzen an und stehen den Mitarbeitern mit Rat und Tat zur Seite», sagt der 32-jährige Benjamin «Benj» Steffen. Der amtierende Kindersekretär der Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG) ist seit dem 1. August ebenfalls neuer VFMGJugendsekretär.
«eine interessante zeit»
Was macht ein Kindersekretär? Benj Steffen: «Während mehrerer Wochen jährlich helfe ich mit, Kinderwochen und Ferienlager durchzuführen. Die restliche Zeit ist gefüllt mit Beratung, Coaching und dem Durchführen von Kindergottesdiensten – das ganze Programm eben.» Einige Aufgaben wurden verbandsübergreifend gelöst. «Die VFMG arbeitet mit anderen Werken und Verbänden zusammen, die ähnliche Zielsetzungen haben. Die Hauptmotivation: Kindern von heute die Botschaft der Bibel näherbringen». Schaut er zurück, so möchte er die vergangenen zwei Jahre nicht missen. «Es waren ausgefüllte Jahre und eine interessante Zeit.»
neu zwei Teilpensen
Die Verknüpfung von Kinder- und Jugendsekretär ist ein Novum in der 45-jährigen Geschichte der VFMG. Was gab den Ausschlag dazu? Benj Steffen: «Die Idee ist, dass die Kinder-
und die Jugendarbeit in unserem Verband mehr ineinanderfliessen und verschiedene Bereiche besser vernetzt werden. Wir wollen auf die Bedürfnisse der verschiedenen Altersstufen eingehen und Synergien nutzen.» Die Kombination ist trotzdem etwas ungewöhnlich. Kann das gut gehen? «Es ist definitiv eine Herausforderung – doch wenn es gelingt, ist es ein grosser Gewinn für alle. Nach den Erfahrungen der nächsten Monate werden wir das besser beurteilen können», ist Steffen überzeugt. Ein Wermutstropfen bleibt für Benj Steffen: Seine Teilzeitstelle als Pastor in der FMG Region Zofingen hat er aufgegeben. Dafür nimmt sein Wirkungsradius in der neuen Funktion zu. Und vergessen wird er «seine» Zofinger sowieso nicht.
freiheit durch christus
Sein Motto? «Ganz klar Galater 5,1: ‹Christus hat uns befreit. Er will, dass wir auch frei bleiben. Steht fest und lasst euch nicht wieder ins Sklavenjoch einspannen!› Kinder und Jugendliche sollen die Freiheit in und durch Jesus kennenlernen und im eigenen Leben erfahren», wünscht sich Benj Steffen. Er bleibt am richtigen Ort – in der früheren wie in der jetzigen Doppelfunktion. thomas feuz www.kinder-forum.ch, www.vfmg.ch
Der neue VFMG-Kinder- und Jugendsekretär Benj Steffen folgt auf Benj Nötzli (Bild rechts), der zur FMG Chur wechselt. Bilder: zvg
keine kirche ohne Gott
«Es gibt keinen Gott.» Mit dieser Aussage in der Radiosendung «Perspektiven» vom 14. Juli sorgte Ella de Groot, evangelisch-reformierte Pfarrerin von Muri-Gümligen, für Aufsehen. Gott sei nicht real existent, sondern ein Ereignis, das sich zwischen Menschen abspiele. «Nur in der Liebe ereignet sich Gott.» Elf junge Berner Pfarrerinnen und Pfarrer reagierten. De Groots Aussagen hätten viele bernische Pfarrerinnen und Pfarrer «betroffen gemacht und herausgefordert», schreiben sie in einer Stellungnahme mit dem Titel «Kirche ohne Gott ist nicht Kirche». Dass eine Kollegin öffentlich verkündige, wir müssten uns von Gott verabschieden, sei für sie undenkbar: «Ohne Gott fehlte uns Kraft und Sinn für unseren seelsorgerlichen Alltag. Ohne Gott stünden wir in Gefahr, uns selber absolut zu setzen.» (idea)
Aargauer hüpfkirche
Die Reformierte Kirche Aargau liess eine aufblasbare Hüpfkirche anfertigen. Sie besteht aus einem Turm (9,5 Meter hoch) mit Rutschbahn und einem Gebäudeteil mit Hüpffläche. Die Einrichtung wird an Kirchgemeinden vermietet. (idea)
werlens kommentar
Mit einem Kommentar in der «Sonntagszeitung» sorgt der Einsiedler Abt Martin Werlen für Aufsehen. Zitat: «Das, was wir normalerweise mit reformiert, römisch-katholisch oder christkatholisch bezeichnen, sind nicht eigentlich Kirchen, sondern Konfessionen. Es gibt verschiedene Konfessionen, aber es gibt nur eine Kirche.» Werlen plädiert dafür, dass man von Kirchen im Plural nur mehr dann konsequent sprechen solle, wenn «die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche» gemeint sei, die sich an verschiedenen konkreten Orten auf der ganzen Welt versammelt habe. Werlen wörtlich: «Wir alle – zu welcher Konfession auch immer wir gehören – müssen heute miteinander das Profil der einen Kirche suchen. Dafür müssen wir alle immer neu reformiert werden. Tragen wir zu dieser unaufschiebbaren Aufgabe bei, indem wir nicht mehr von Kirche schreiben und sprechen, wenn wir eine Konfession meinen!» (idea)
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Jubiläums
P U BL I R E P OR TAG E
Fest
40
samstag, 31. August 2013 ab 10.00, Bodengasse 14, 3076 Worb Das attraktive Jubiläumsfest wird Sie begeistern. Die grosse Projektausstellung informiert Sie über die vielfältige Tätigkeit der Christlichen Ostmission. Kulinarisch werden Sie im Festzelt verwöhnt. Ihre Kinder werden betreut und können sich über ein spannendes Programm freuen. Wir freuen uns auf sie!
10.00 – 17.00
Projektausstellung, Marktstände, Bürobesichtigung und Kinderprogramm
11.30 – 14.00
Mittagessen im Festzelt
14.00 – 16.00
Jubiläumsfeier im Festzelt mit Referenten aus dem In- und Ausland
Wir schützen
Wir bauen auf
Wir helfen direkt
Vor frauen- und
durch Bildung und
in notsituationen
kinderhandel
gewerBeförderung
und katastrophen
Jedes Jahr werden weltweit
Menschen ohne Arbeit leben
In einigen Ländern der ehe-
über zweieinhalb Millionen
in Armut. Gewerbe- und Land-
maligen Sowjetunion lebt die
Menschen Opfer des Men-
wirtschaftsförderung schafft
Hälfte der Menschen unter der
schenhandels. Die Christliche
Arbeitsplätze und hilft vielen,
Armutsgrenze, oft in bitterster
Ostmission kämpft auf ver-
der Armut zu entkommen. Seit
Armut. Die Christliche Ostmis-
schiedenen Ebenen gegen die-
über 20 Jahren wird vielen Tau-
sion kümmert sich um solche
ses Verbrechen: Sie engagiert
send Menschen geholfen, sich
Menschen. Sie unterstützt sie
sich in der Prävention und hilft,
eine Existenz aufzubauen.
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Kinder und Frauen aus den
christliche ostmission Bodengasse 14 ch-3076 worb tel. 031 838 12 12 fax 031 839 63 44 www.ostmission.ch mail@ ostmission.ch pc 30-6880-4
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Fängen von Menschenhändlern zu befreien. idea Spektrum 31/32.2013
F ORU M
SYNERGIE Networking nach Gottes Art «Gott spielt in meinem Leben keine Rolle. Er ist der Regisseur.» – Das ist einer meiner Lieblingssprüche. Kürzlich hat mich der grosse Regisseur wieder einmal so richtig verblüfft. Ausgangspunkt war mein 42. Geburtstag: Mit lediglich einer Woche Vorlaufzeit lud ich Freunde aus Nah und Fern zu einer Männerparty ein. Den Anstoss dafür gab meine Frau; sie spürte, dass Gott etwas vorhat, und ich habe nach 17 Ehejahren zum Glück gelernt, solche Impulse ernst zu nehmen. Da ich saisonbedingt mit Abmeldungen rechnete, war ich gespannt, wer kommt und was der Abend mit sich bringen wird. Rund ein Dutzend Männer im Alter zwischen 15 und knapp 50 Jahren folgte der Einladung, und es wurde schnell klar, dass es sich um eine
Warum nicht jetzt? TAG E SSC H AU
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Nachhall eines Verbrechens im Naturparadies MISSBRAUCH Christina Krüsi war sechs Jahre alt, als sie auf einer Missionsstation in Bolivien brutal misshandelt
und von da an immer wieder missbraucht wurde. Jetzt veröffentlicht sie ihre Kindheitserlebnisse. Mitbetroffen ist die Organisation Wycliffe. Als das Verbrechen ans Licht kam, haben die Bibelübersetzer entschlossen reagiert. Die Idylle auf einer Missionsstation im bolivianischen Urwald hatte für Christina Krüsi und 16 weitere Kinder eine unsäglich düstere Kehrseite. «Es waren drei Täter, manchmal auch mehr. Sie waren so brutal zu uns, und keiner hat’s gemerkt.» Die Täter nutzten das unbekümmerte Vertrauen innerhalb der Gemeinschaft schamlos aus. Im Buch «Das Paradies war meine Hölle» (Droemer Knaur) erzählt die heute 45-Jährige, was sie während fünf Jahren an Schrecklichem erlebt hat, bevor ihre Familie 1979 in die Schweiz zurückkehrte.
Lange nicht realisiert
Christinas Eltern waren damals mit der Organisation Wycliffe in Bolivien. Als Sprachforscher übersetzten sie die Bibel in eine der lokalen Sprachen. «Wir sind zutiefst betrübt über dem, was Christina Krüsi und ihrer ganzen Familie an Ungerechtigkeit und Leid widerfahren ist», sagt Hannes Wiesmann, Leiter von Wycliffe Schweiz. Dass die Übergriffe so lange unbemerkt blieben, sei sehr bedauerlich und sei wohl damit zu erklären, dass die Arbeits- und Lebensgemeinschaft in Tumi Chucua sehr familiär und intensiv gewesen sei. Zudem sei man in den 70er-Jahren für das Thema Kindsmissbrauch noch kaum sensibilisiert gewesen. In diesem Kontext hätten allfällige Verdachtsmomente nicht richtig eingeordnet werden können.
Ein Medienthema
Auch wenn inzwischen fast vierzig Jahre vergangen sind – für Boulevard-Medien wie den
Hannes Wiesmann von Wycliffe Schweiz: Weltweiter Einsatz in Sprachforschung, Alphabetisierung, Übersetzung, Ausbildung. idea Spektrum 28.2013
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«Blick» sind Missbrauch im Zusammenhang mit Religion und Mission ein gefundenes Fressen. «Einige der bibelfesten Männer erwiesen sich als Teufel!», wird genüsslich formuliert. Als Titel schreit ein Zitat von Christina Krüsi: «In der Sonntagsschule vergewaltigten sie mich.» Es habe kein Entrinnen gegeben: «Egal wie ich ihnen auswich – sie fanden mich.»
Das Schweigen gebrochen
In der Schweiz war Christina zwar in Sicherheit, aber Ruhe fand sie nicht. Erst mit 35 stellte sie sich den Schatten der Kindheit. Sie begann, darüber zu reden. Auch bildete sie sich weiter im Bildungsmanagement, im Kulturmanagement, als Schulleiterin und als Künstlerin. Sie habe sich versöhnt mit ihrer Vergangenheit. Jetzt gehe es ihr darum, jenen Missbrauchsopfern Mut zu machen, die sich nicht wehren können, sagt sie. In der Tat – Kindsmissbrauch sollte überall dort ein Thema sein, wo Kinder und Jugendliche mit Erwachsenen zu tun haben.
Taten waren bereits verjährt
Zum Inhalt von Christina Krüsis Buch könne und wolle Wycliffe Schweiz nicht Stellung nehmen, erklärt Hannes Wiesmann: «Wir bedauern aber zutiefst, dass es überhaupt eine solche Geschichte zu erzählen gibt. Das Anliegen der Prävention und der Opferhilfe unterstützen wir sehr.» Leider sei es nicht möglich gewesen, die Täter vor Gericht zu bringen, denn bei Bekanntwerden waren die Taten in Bolivien bereits ver-
Grosses Medieninteresse, fette Schlagzeilen: Christina Krüsi bei TeleZüri, BlickOnline.
jährt. Zudem hatten die Täter – allesamt Nicht-Schweizer – ihren Wohnsitz in einem anderen Land als Bolivien. Sie wurden zwar mit den Vorwürfen konfrontiert und ihre Namen und die ihnen vorgeworfenen Taten wurden den zuständigen Behörden in ihrem Heimatland mitgeteilt. Aber mehr liess sich nicht machen.
Wycliffe reagierte umfassend
Für Wycliffe war der Bericht über die Übergriffe im bolivianischen Urwald ein Schock. Leider erwähnen die aktuellen Medienberichte nicht, mit welchem Ernst Wycliffe das Vorgefallene angepackt hat. Als der Missbrauchsskandal anfangs 2003 publik wurde, leitete die Partnerorganisation SIL eine umfassende Untersuchung ein. Alle direkt und indirekt Betroffenen wurden in über 200 Interviews mit einbezogen. Diese Arbeit wurde in den USA geleistet und von externen Fachkräften begleitet. Wiesmann: «Wir sind allen Opfern sehr dankbar, dass sie den Mut und die Kraft zur Mithilfe bei der Aufarbeitung dieser Fälle aufgebracht haben.» In Christina Krüsis Buch wird dies denn auch im Vorwort gewürdigt: «Aufgrund der Aussagen einiger Opfer hat Wycliffe inzwischen ein vorbildliches Kinderschutzprogramm innerhalb der Organisation aufgebaut.»
Massnahmen zum Kinderschutz
Der Missbrauchsskandal erschütterte Wycliffe zutiefst. In der Folge erarbeiteten die Bibelübersetzer und ihre Partnerorganisationen
strenge Massnahmen und Richtlinien zum Schutz von Kindern. In der Schweiz stand die Fachstelle «mira» beratend zur Seite. Sie unterstützt Organisationen in der ganzen Schweiz als Kompetenzzentren zur Prävention sexueller Ausbeutung. Auch international engagierte sich Wycliffe für den Kinderschutz. So 2006 bei der Gründung des «Child Safety and Protection Network», dem sich weitere christliche Organisationen anschlossen, um sich für das Thema des Kindsmissbrauchs zu sensibilisieren. Das hat auf vielen Ebenen Auswirkungen, zum Beispiel bei der Wahl neuer Mitarbeitender. Hannes Wiesmann: «Wir stellen sicher, dass sie diesbezüglich nicht vorbestraft sind. Von uns entsandte Mitarbeitende absolvieren interne Schulungen, die unter anderem auch aufzeigen, wie bei einem Verdachtsfall vorzugehen ist.» Bei begründetem Verdacht auf Kindsmissbrauch werden alle gesetzlichen Auflagen strikt befolgt. Übertreter werden sofort freigestellt und angezeigt. Wiedergutmachen lässt sich das Verbrechen an Christina Krüsi und den anderen Opfern damit nicht. Eine Garantie, dass so etwas nie mehr vorkommt, gibt es auch nicht. Aber alles, was an Aufklärung und Prävention getan werden kann, scheint Wycliffe unternommen zu haben. Davon sollten vergleichbare Organisationen und Verbände lernen. ROLF HÖNEISEN www.wycliffe.ch
Bilder: Droemer Knaur, TeleZüri, BlickOnline, Wycliffe
08.07.13 13:28
«idea Spektrum» Nr. 28, 29/30 – zu «Warum jetzt?» Leserbrief von Samuel Moser und «Nachhall eines Verbrechens im Naturparadies»
Weshalb soll ein so grausames Verbrechen nicht an die Öffentlichkeit? Diese Kinder waren ja unter massivsten Bedrohungen durch die Täter jahrelang, jahrzehntelang zum Schweigen verurteilt gewesen. Was macht denn die Bibel für uns glaubwürdig? Ist es nicht gerade deshalb, weil darin nicht nur die Sonnenseiten unseres menschlichen Lebens aufgezeigt sind, sondern ebenso grosses Unrecht, Missstände, Gräuel? Es ist schwer für uns, diese dunklen Seiten im Leben anzuschauen. Ich habe grosse Achtung vor Frau Krüsi, dass sie den Mut hatte, uns mit dieser erschütternden Vergangenheit zu konfrontieren. Ich glaube, dass wir in Bezug auf Missbrauch, gerade auch in christlichen Gemeinden, dadurch stärker sensibilisiert werden. Als die Gräueltaten aufgedeckt worden waren, war es für Christina Krüsis Eltern ein unvorstellbarer Schock, was ihrem Kind von Menschen, denen sie vertraut hatten, ideaSpektrum 31/32.2013
bunte, aber handverlesene Mischung handelte. Die Gespräche an jenem Abend ergaben sich in völliger Entspanntheit, selber musste ich gar nichts dafür tun, es war mir wie aus der Hand genommen. Eindrücklich war, wie sich Beziehungen zwischen Männern ergaben, die sich je an einer anderen Ecke meines Freundeskreises befinden. So fanden etwa ein Informatiker aus dem Aargau und ein befreundeter Arzt, der nicht weit weg von mir wohnt, heraus, dass sie für denselben Chemiekonzern arbeiten. Der Informatiker wird dort demnächst die lokale Gebetsgruppe verstärken. Im persönlichen Gespräch wurden Männer kraftvoll ermutigt, neu in ihrer Berufung zu laufen. Kurz vor Mitternacht stand die Gruppe im Kreis in unserem Garten, wir beteten füreinander und segneten uns gegenseitig. Ich war platt. Bekanntlich hatte ich nicht zu einem christlichen Kongress eingeladen. Den weitesten Weg hatte ein Freund auf sich genommen, der im Kanton Fribourg eine innovative Bierbrauangetan wurde. Dass Frau Krüsi mit ihren Eltern zusammen eine neue Beziehung in gegenseitiger Annahme und Liebe finden konnte, hat mich beim Lesen dieses Buches am stärksten berührt. MARGRIT VOEGELIN, Bern
Es ist längst Zeit «idea Spektrum» Nr. 28 – Kolumne «Synergie» Hans-Ulrich Rohrbach wird wohl leider nicht nur Zuspruch ernten. Ich hingegen begrüsse, was er geschrieben hat. Es ist längst Zeit, dass Christen jeder Konfession sich auf das Gemeinsame besinnen und von Haarspaltereien Abstand nehmen. Das wirklich Relevante ist das Gemeinsame, zum Beispiel das gemeinsame Interesse, dass Bibelworte in der Gesellschaft stärker wahrgenommen werden oder das Mitleiden mit Glaubensgeschwistern, sprich: der Einsatz gegen die Bedrängung von Christen jeglicher Couleur.
erei aufbaut. Er brachte seine neueste Kreation mit, ein Amber-Bier, das demnächst auf den Markt gelangen wird. Strahlend überreichte er mir die dritte Flasche, die von diesem Bier je abgefüllt wurde und erklärte mir, die ersten beiden Flaschen habe er als Geschenk für zwei Geschäftskontakte reserviert, die ihn seinerzeit abschätzig behandelt hätten. Getreu dem biblischen Prinzip, seine Gegner zu lieben und das Böse mit Gutem zu überwinden (Römer 12,21), setzt er so und anders deutliche Zeichen des Königreichs in seinem Business. Das neue Bier heisst übrigens «La main du Roi», womit wir wieder beim grossen Regisseur wären, der die gute Nachricht sogar auf Bieretiketten verbreiten lässt. Er ist einfach grossartig! DANIEL ALBIETZ Der Autor ist Anwalt und Gemeinderat in Riehen BS – www.albietz.biz
schon so, dass Lehrplanrevisionen weitgehend vom Zeitgeist und von den Sparbemühungen der Kantone geprägt werden. Früher wichtige Fächer wie Religion oder neuerdings Altgriechisch im Kanton Bern, sollen in unverbindliche Orchideenfächer herabgestuft werden und so nur noch wenigen Schülern zugänglich sein. Natürlich können viele Fächer immer noch durch die Persönlichkeit des Lehrers auch für eine ganzheitliche Bildung (und dazu gehört wohl nicht bloss der Wert für eine spätere erfolgreiche und lukrative Berufslaufbahn) mitbestimmt werden. Als ehemaliger Lehrer an einem freien, evangelischen Gymnasium habe ich immer wieder feststellen können, dass gerade unpopuläre Fächer zu einem umfassenden Menschenbild, zu dem eben auch die Schöpfung und Gott der Schöpfer gehören (vgl. David Schneider), hinführen können. ROLF BLATTER, Bolligen BE
ADRIAN HARTMANN, Uster ZH
Opfer des Mainstreams «idea Spektrum» Nr. 28 – Gastkommentar «Bibel ist auch Lehrplan» Mit Interesse habe ich den Gastkommentar von David Schneider zum Lehrplan 21 gelesen. Es ist leider
Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffentlichen. Kürzungen unter Wahrung des Sinns behalten wir uns vor. Die Redaktion
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PODIUM Nach dem 1. August Vor einigen Tagen haben wir unseren Nationalfeiertag gefeiert. Wie jedes Jahr sind zahlreiche Ansprachen gehalten worden und viele helle 1.-August-Feuer, oder Funken wie es bei uns in der Ostschweiz heisst, erhellten die Nacht in den Tälern und auf den Höhen in der Schweiz. Feuerwerk erfreute oder ärgerte die Menschen und viele Kinderaugen strahlten mit ihren bunten Lampions um die Wette. Am Geburtstag unseres Landes haben wir die Gelegenheit, uns über unseren Staat Gedanken zu machen. Frieden, Freiheit und Solidarität als Merkmale schweizerischer Identität sind die immer noch gültigen Werte, an die wir uns stets erinnern sollten. Die Vertreibung der fremden Richter und Beamten und der Entschluss, die Geschicke selbst in die Hand zu nehmen, stehen – in der Tellensage zum nationalen Mythos geworden – für die Selbstbestimmung nach innen und nach aussen. Wir sind der einzige Staat, der sich als Genossenschaft definiert. Und wir nennen uns sogar EID-Genossenschaft. Eine Genossenschaft zu bilden heisst, persönlich füreinander einstehen; und EID-Genossen sind eine verschworene Gemeinschaft. Für mich sind die fünf Staatsgrundsätze von Bruder Klaus immer noch aktuell: 1. Der Staat muss einig sein 2. Der Staat muss frei sein 3. Der Staat muss unabhängig sein 4. Der Staat muss wehrbar sein 5. Der Staat muss christlich sein Zum letztgenannten Grundsatz «Der Staat muss christlich sein» meint Bruder Klaus: «Was die Seele ist für den Leib, ist Gott für den Staat. Wenn die Seele aus dem Körper weicht, dann zerfällt er. Wenn Gott aus dem Staat vertrieben wird, ist der Staat dem Untergang geweiht.» Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen. BRIGITTE HÄBERLI Die Autorin ist Thurgauer Ständerätin und stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP.
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TAG E SSC H AU
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«Dann lachen wir darüber und arbeiten weiter» HolzbAu Simon und Irene Glanzmann sind Optimisten. Das Ehepaar arbeitet gerne zusammen. Sie sind überzeugt, dass das Bauen mit Holz Zukunft hat. Just zum 40-Jahr-Jubiläum haben sie den Holzbaubetrieb von Irenes Vater Heinrich Bösch in Fällanden übernommen. Das bedeutet viel Arbeit. Der Rückzug ins Gebet schafft Ausgleich.
Braungebrannt und muskelbepackt verkörpert Simon Glanzmann das Bild des energiegeladenen Zimmermanns, der gerne anpackt. Seinen ursprünglichen Berufswunsch Landwirt habe er schon als Jugendlicher aufgegeben, erzählt der 33-Jährige. Als Sohn eines Chrischona-Predigers fehlte ihm der eigene Hof, den er hätte bewirtschaften können. Auch die Idee, Berufsoffizier zu werden, verfolgte er nach seiner Zeit im Militär nicht weiter. Aber als Kompaniekommandant lernte er, Menschen zu führen und sich die vier «M» zu verinnerlichen: «Man muss Menschen mögen.» Davon profitiert der Jungunternehmer heute noch.
vertraut sind mit all dessen Anforderungen und ihnen bei Engpässen zur Seite stehen würden, entlastet die jungen Nachfolger.
Die Atmosphäre positiv prägen
Übergabe nach 40 Jahren
Am 1. Juli 2013 überschrieben Heinrich und Heidi Bösch ihren Holzbau-Betrieb an Schwiegersohn Simon und Tochter Irene. 40 Jahre lang hatten sie ihn gemeinsam geführt. Die vergangenen acht Jahre arbeiteten die beiden Ehepaare zusammen. Und nun übernehmen die Jungen. 2008 wurde die Einzelfirma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Seither haben Simon und Irene den Vier-Mann-Betrieb
Mehr als Durchschnitt
Simon Glanzmann genügt es nicht, mit seinem Betrieb einer unter vielen zu sein, er will zu den Besten gehören. Die Firma Bösch-Holzbau AG macht Neuund Umbauten, Aussenterrassen, Renovationen und vieles mehr. Als zusätzliche Dienstleistung bietet sie die Erstellung von Ausschreibungsunterlagen an. Der Architekt gibt ihm die Informationen über einen zukünftigen Bau, Simon Glanzmann beschreibt und berechnet dann den genauen Arbeitsauftrag (Devis). Glanzmanns Credo lautet: «Mit uns zu bauen, soll ein positives Erlebnis sein!» www.boesch-holzbau.ch
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Irene und Simon Glanzmann sind begeistert vom Baustoff Holz.
zu einem Unternehmen mit sieben festangestellten Zimmerleuten und Schreinern, einem Lehrling sowie Teilzeit- und Hilfskräften erweitert. Irene Glanzmann hat sich im Rechnungswesen weitergebildet und arbeitet von zu Hause aus als Buchhalterin für die Firma. Ihre zweijährige Tochter Anna wird jede Woche von Donnerstagnachmittag bis Freitagabend von den Eltern Bösch gehütet. «Zwischen Anna und meinem Vater besteht eine ganz besondere Beziehung», erzählt die junge Mutter. Weil die kleine Tochter so gerne bei ihren Grosseltern ist, sind die werdenden Eltern zuversichtlich, dass sich auch mit bald zwei Kindern eine gute Lösung ergeben wird für die Mitarbeit von Irene im Betrieb. Während er als Zimmermann arbeitete, bildete sich Simon Glanzmann zum Vorarbeiter und Polier weiter. Doch zu schnell bekam er eine Position, die er als junger Berufsmann nicht erfüllen konnte,
und so verliess er seinen Posten nach zwei Jahren. In dieser Krise lud ihn sein Schwiegervater ein, bei ihm zu arbeiten.
Hilfe in Anspruch nehmen
Bald schon kam die Anfrage dazu, ob er und Irene den Betrieb übernehmen wollten, und nach einem Jahr sagten die beiden zu. Die praktische Übergabe gelang aber nicht ganz reibungslos. «Wir haben uns nicht klar genug verständigt.» Erst nachdem beide Ehepaare sich von einem Unternehmensberater coachen liessen, gelangen die nötigen Schritte. Trotz dieses phasenweise harzigen Verlaufs ist Irene und Simon Glanzmann sehr bewusst: «Wir konnten einen gut gehenden Betrieb übernehmen, mussten nicht bei null anfangen.» Heinrich und Heidi Bösch haben während vier Jahrzehnten einen guten Ruf aufgebaut für ihre Zimmerei und Schreinerei. Der Name Bösch Holzbau AG bleibt daher bestehen. Dass die Eltern sehr
«Unsere Beziehung zu Gott soll durch unser Leben und den fairen Umgang mit Mitarbeitern und Kunden zum Ausdruck kommen.» Simon und Irene ist es wichtig, ihren Mitarbeitenden viel Verantwortung zu übergeben. Er kann gut delegieren und verlässt sich aufs Fachwissen seines Teams. «Wenn ich wertschätzend mit den Mitarbeitern umgehe, ihnen das Lob von Kunden weitergebe oder auch selber ein Arbeitsteam in der ganzen Runde lobe, dann liegt auch einmal ein kritisches Wort drin. Wenn jemand nicht gut arbeitet, dann hört er das auch von mir.» Ein positiver Umgangston im Betrieb präge die Atmosphäre. Dass trotzdem mal die Fetzen fliegen, verschweigt der 33-Jährige nicht. «Ich bin impulsiv, da kann es schon mal laut werden. Aber meistens lachen wir zwei Minuten später darüber und dann arbeiten wir weiter.» Wenn es angebracht ist, dann entschuldigt sich Simon Glanzmann bei den Mitarbeitern, und dieses Verhalten legt die Basis für die weitere Zusammenarbeit.
Druck abgeben im Gebet
Den Druck im Baugewerbe spüre er manchmal auch körperlich, dann schlafe er nicht mehr gut oder habe Magenschmerzen, sagt Simon Glanzmann. Trotzdem – Ziel bleibt es, durch die Qualität der Arbeit und den guten Umgang mit Menschen zu überzeugen. Irene und Simon Glanzmann gehören der FEG Fällanden an, lange hat Irene Glanzmann sich dort aktiv in der Jugendarbeit engagiert. Über die Verbundenheit des Glaubens können sie offen miteinander reden – und auch beten. So bleiben sie gemeinsam unterwegs und Simons Freude an der Arbeit überwiegt die Anstrengungen. mirjam fisch-kÖhler Bild: Mirjam Fisch-Köhler
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er diesen verstanden haben möchte. Auf die Bibel angewandt bedeutet dies, dass wir die Bibel wörtlich nehmen und nicht frei übertragen. Ein Beispiel zeigt, dass es manchmal auf scheinbar Nebensächliches ankommt: In Gal 3,16 bezieht sich der Apostel Paulus auf die grammatikalische Einzahlform eines hebräischen Wortes in 1Mose 22,18, um seine Aussage zu belegen. Solche Details können wir nur durch die Kenntnis der biblischen Ursprachen zweifelsfrei eruieren.
Vom biblischen Grundtext her arbeiten
AKADEMISCHES THEOLOGIESTUDIUM – WOZU? Wozu überhaupt eine gründliche theologische Ausbildung mit Hebräisch und Griechisch? Es sollen doch Menschen zum Glauben geführt und in die Gemeinde integriert werden. Ist dazu das Erlernen der biblischen Sprache nötig? «Selbstverständlich!», ist Florian Sondheimer, akademischer Leiter des Martin Bucer Seminars (MBS) in der Schweiz überzeugt. «Eine gesunde Gemeinde braucht ein solides Fundament, in der man das Wort Gottes hört und tut. Vor dem Tun kommt also das Hören. Gottes Stimme auch aus dem
hebräischen und griechischen Grundtext der Bibel zu hören, stellt eine Gemeinde langfristig auf einen soliden Grund. Darum legt das Martin Bucer Seminar grossen Wert auf die biblischen Ursprachen.». Wie sieht das Theologiestudium am MBS aus? Klassischerweise wird ein volles Theologiestudium (mit Abschluss MTh) in vier Themenbereiche unterteilt: Exegetische Theologie Der Student arbeitet mit der schriftlichen Offenbarung Gottes, der Bibel. Damit er versteht, was die Bibel wirklich sagt – und was nicht – müssen die
Sprachen Hebräisch und Griechisch erlernt werden. Der biblische Text wird zudem durch die Archäologie erhellt. Im Fach Hermeneutik werden Auslegungsprinzipien erarbeitet, die eine sachgerechte Auslegung ermöglichen. Auch die Einleitungsfragen, wer wann wo warum welches Buch geschrieben
hat, helfen, den Bibeltext zu erschliessen. Damit sind die Voraussetzungen gegeben, sich der eigentlichen Exegese, also der Auslegung der einzelnen Verse, zu widmen. Historische Theologie In der historischen Theologie lernen wir von denen, die vor uns die Bibel ausgelegt und angewandt haben. Dazu gehören Fächer wie Kirchen- und Dogmengeschichte, Bekenntnisse, Missions- und Philosophiegeschichte. Systematische Theologie In der systematischen Theologie lernen die Studenten wie die exegetische und die historische Theologie thema-
tisch zur Dogmatik geordnet werden. Dazu gehören die grossen Themen wie Bibliologie, eigentl. Theologie, Christologie, Pneumatologie, Soteriologie etc. Praktische Theologie In diesem Fachbereich geht es um die praktische Anwendung des Gelernten. Wie begründen wir unseren Glauben Andersdenkenden gegenüber (Apologetik)? Wie sollen wir handeln (Ethik)? Wie dienen wir den Menschen (Evangelisation, Seelsorge, Gemeindebau, Homiletik, Katechetik, Kasualien usw.)? Wo liegt der praktische Nutzen der biblischen Sprachen? «Wer die biblischen Ursprachen versteht, kann die vielen theologischen Ansichten und Praktiken kritisch prüfen und das Gute behalten. Er findet sich unaufgeregter zurecht und führt seine Gemeinde zum Wesentlichen», betont Sondheimer den praktischen Wert des biblischen Sprachunterrichts am Martin Bucer Seminar. «Darum ist das MBS auch für gestandene Pastoren, die sich mehr biblische Grundlagen aneignen wollen, die richtige Adresse. Sie können zum Beispiel ihre frühere Ausbildung zu einem MTh upgraden.» Vom Literalsinn ausgehen Ein Autor schreibt seinen Text so, wie
«Wörtlich bedeutet aber nicht zwangsläufig buchstäblich», hebt der akademische Leiter des MBS hervor. «Kann innerbiblisch gezeigt werden, dass eine Aussage im übertragenen Sinne verstanden werden will, sollen wir dem folgen. Ein Beispiel: Jesaja prophezeit, dass alle Täler erhöht und alle Berge erniedrigt werden sollen (Jes 40,4). Diese Vorhersage bezieht sich laut Lk 3,5 auf Johannes den Täufer, der geistliche Hindernisse aus dem Weg räumt, so dass man ebenen Weges zu Gott finden kann. Darum ist für das Martin Bucer Seminar das hermeneutisch korrekte, textnahe Arbeiten am Wort wichtig. Die beiden Hermeneutikbände unsres Dekans Thomas Kinker ‹Die Bibel verstehen und auslegen› (VKW, Bonn 2003) Drs. Florian geben eine Fülle von Sondheimer, akademischer praktischen Hilfestel- Leiter des MBS lungen. Schweiz
Weitere Informationen zu den theologischen Studiengängen MTh und BTh finden Sie im Internet: www.bucer.ch info@bucer.ch, Tel. 032 513 75 35 idea Spektrum 31/32.2013
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N AC H R IC H T E N
SYRIEN Radikale Muslime bekämpfen im Bürgerkrieg Christen.
R
adikale Muslime der Bewegung AlNusra-Front, die gegen die Regierung Assad in der Hauptstadt Damaskus kämpfen, haben christliche Flüchtlinge in Syrien vor die Wahl gestellt: Entweder sie konvertierten zum Islam, oder sie werden umgebracht. Das berichtet der assyrische Informationsdienst AINA. Al Nusra steht in Verbindung mit dem islamischen Terrornetzwerk Al Kaida. Die bedrohten Christen stammen aus dem 70.000 Einwohner zählenden Al Thawra und arbeiteten zusammen mit Muslimen an der Tabqa-Talsperre. Im Februar brachten Aufständische die Stadt und die Sperrmauer im Zuge ihres Kampfes gegen die Regierung unter ihre
Mittelmeer
TÜRKEI SYRIEN
IRAK
Al Thawra
LIBANON DAMASKUS
ISRAEL
(Hauptstadt)
JORDANIEN
Kontrolle. Die syrisch-orthodoxen Christen wurden vertrieben. Ihre Häuser wurden besetzt, ihr Besitz beschlagnahmt und auf dem schwarzen Markt verkauft. Mit dem Erlös erwarben die Aufständischen Waffen und Munition.
Über 5 Millionen Flüchtlinge Christen, die unter der Herrschaft des sozialistischen, gemäßigt islamischen Diktators Assad relative Glaubensfreiheit genossen, werden von den Rebellen als seine Verbündeten verfolgt. Mehrfach ist es bereits zu Entführungen gekommen. So wurden am 22. April in Aleppo der syrischorthodoxe Erzbischof Mor Gregorios Yohanna Ibrahim und sein griechisch-orthodoxer Amtskollege Boulos Yazigi in einem von Rebellen kontrollierten Gebiet verschleppt. Von beiden fehlt jede Spur. Nach Schätzungen sollen im syrischen Bürgerkrieg in zweieinhalb Jahren mindestens 100.000 Menschen umgekommen sein. 1,3 Millionen sind ins Ausland geflohen; etwa 4,2 Millionen sind innerhalb des Landes auf der Flucht. P
USA: Eine „Hass-Seite“ auf Facebook INTERNET Christen in den USA versuchen, eine Seite im InternetNetzwerk Facebook mit dem Titel „Mary Should’ve Aborted“ (Maria hätte abtreiben sollen) sperren zu lassen.
D
ie Seite wird von zwei 24-jährigen Studentinnen betreut, die anonym bleiben wollen. Die Seite solle erklären, was wirklich in biblischen Zeiten passiert sei, denn die Bibel stecke voller Lügen. Ferner solle über Abtreibung, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und Religion diskutiert werden. In Deutschland benutzen Atheisten und Abtreibungsgegner einen ähnlich christenfeindlichen Spruch: „Hätt’ Maria abgetrieben, wär’ uns das erspart geblieben.“ Auf der US-Facebookseite wird die Jungfrau Maria mit einem Joint gezeigt – als Drogenkonsumentin. Die Proteste gegen diese Seite werden vor
allem auf der katholischen Internetseite „America needs Fatima“ (Amerika braucht Fatima) gebündelt. Dort können Nutzer eine Petition an Facebook-Gründer Mark Zuckerberg senden. Darin steht, dass die Seite „Maria hätte abtreiben sollen“ die Geschäftsbedingungen von Facebook verletze, weil ihr Hauptziel sei, Hass auf den katholischen Glauben zu fördern. Die Petition wurde von bisher mehr als 15.000 Menschen unterzeichnet. Auch auf der Webseite Causes.com kann man eine solche Petition unterschreiben. Am 2. August hatte die Seite „Maria hätte abtreiben sollen“ mehr als 4.000 Fans. P
NOTIERT Neuer Heilsarmee-General: Cox Die Heilsarmee hat einen neuen General: Der 59-jährige Kommandeur André Cox (London) wurde am 3. August vom „Hohen Rat“ der weltweit evangelistisch und sozial tätigen Freikirche zum Nachfolger von Linda Bond ge- André Cox wählt. Die 66-jährige Kanadierin hatte am 13. Juni überraschend ihren Rücktritt erklärt. Cox, der bisher als „Stabschef“ das zweithöchste Amt in der Heilsarmee bekleidete, hat die Schweizer und die britische Staatsbürgerschaft. Cox ist der 20. General der Heilsarmee, die rund drei Millionen Mitglieder und Anhänger in 126 Ländern hat. Sie wurde 1865 von dem englischen Methodistenpastor William Booth (1829–1912) ins Leben gerufen. Um schnell und wirksam an sozialen Brennpunkten nach dem Motto „Suppe, Seife, Seelenheil“ handeln zu können, strukturierte er die Freikirche nach militärischem Vorbild.
Ein US-Ehemann vergibt seiner Frau: Sie wollte ihn töten lassen Ein US-Ehemann hat seiner Frau vergeben, die ihn umbringen wollte. Die 21-jährige Julia Merfeld steht in Muskegon wegen versuchten Mordes vor Gericht. Sie hatte ihren 27-jährigen Ehemann Jacob töten lassen wollen, weil ihr dies „leichter als eine Scheidung“ gefallen sei, sagte sie aus. Sie hätte die emotionalen Folgen einer Scheidung nicht verkraftet. Deshalb hatte sie einen Detektiv beauftragt, ihren Mann zu töten. Außerdem wollte sie mehr als 300.000 Euro aus seiner Lebensversicherung kassieren. Doch der Plan kam ans Tageslicht. Jacob Merfeld bezeichnete seine Frau vor Gericht als eine „fromme Person“. Sie bereue ihre Sünde sehr, und er habe ihr vergeben. Doch der Psychologe Richard Rauboldt glaubt ihr nicht. Sie ziehe nur eine Schau ab, um das Gericht und ihren Mann zu manipulieren. Er glaube auch nicht, dass ihre Ehe noch zu retten sei. Julia Merfeld droht eine 5-jährige Haftstrafe.
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Wirst du nicht Muslim, wirst du getötet
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Papst hat keine Probleme mit Evangelikalen
Immer mehr Protestanten
WELTJUGENDTAG Papst Franziskus zeigt gegenüber den theologisch konservativen Protestanten – den Evangelikalen – keine Berührungsängste.
92 %
eim Besuch eines Elendsviertels von Rio de Janeiro (Brasilien) während des katholischen Weltjugendtags begegnete das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche auch dem Pastor einer Pfingstgemeinde, als er der Favela Varginha bei Rio de Janeiro einen Besuch abstattete. Dort leben etwa 1.000 arme Familien in
Brasilien gesamt (194 Mio. Einw.)
Jahrzehnten stark verändert. Zwar ist es immer noch das Land mit den meisten Katholiken, doch ihre Zahl sinkt kontinuierlich. Gleichzeitig legen Protestanten, NichtReligiöse und Anhänger anderer Religionen zu (siehe Grafik).
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22 % 5% 1970 2013 Katholiken
1970 2013 Protestanten
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Papst: Warum laufen uns die Gläubigen davon?
Der Papst segnet ein Kind in den Slums von Rio de Janeiro.
selbst gebauten, meist primitiven Behausungen. Religiös hält sich etwa die Hälfte der Bewohner der Favela zur katholischen Pfarrei, die andere Hälfte zählt zur evangelikalen Pfingstgemeinde „Versammlung Gottes“. Vor dem Gemeindehaus schüttelte der 76-jährige Papst die Hand von Pastor Eliel da Silva und unterhielt sich mit dem 33-Jährigen.
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Kritik am Wohlstands- und Gesundheitsevangelium Papst Franziskus herzte und segnete in der Favela auch den zwei Monate alten Säugling der 18-jährigen Rayana Mayare, die die Pfingstgemeinde besucht. Die Beziehungen zwischen Evangelikalen und der katholischen Kirche sind in Brasilien gespannt, weil sich in den letzten Jahren immer mehr Katholiken den Pfingstgemeinden zugewandt haben. Pfingstkirchen betonen konkrete Auswirkungen des Heiligen Geistes wie übernatürliche Heilungen und Prophetien. In Brasilien bei Pfingstgemeinden häufig extreme Formen der Verkündigung wie die Verbreitung eines Wohlstands- und Gesundheitsevangeliums stoßen allerdings nicht nur in der katholischen, sondern auch in anderen evangelischen Kirchen sowie bei evangelikalen Dachverbänden auf scharfe Kritik. Dies sei nicht mit der Botschaft Jesu Christi zu vereinbaren, erklärt etwa die Weltweite Evangelische Allianz.
Religiöse Landschaft hat sich stark verändert Am katholischen Weltjugendtag vom 23. bis 28. Juli in Rio de Janeiro nahmen drei Millionen Jugendliche aus aller Welt teil. In Brasilien hat sich die religiöse Landschaft in den vergangenen vier 31/32.2013
Vor seiner Rückkehr vom Weltjugendtag nach Rom äußerte der Papst selbstkritisch, die katholische Kirche müsse in den Spiegel schauen und sich fragen, warum so viele Katholiken in Lateinamerika den Glauben ihrer Väter aufgäben und den evangelikalen Kirchen zuströmten. Offenbar biete ihnen die katholische Kirche nichts Bedeutendes mehr an. Deshalb sollten die katholischen Pfarrer ihre Pfarrhäuser bzw. Sakristeien verlassen, um auf die der katholischen Kirche entfremdeten Gläubigen zuzugehen. Der nächste katholische Weltjugendtag ist 2016 im polnischen Krakau. P Anzeigen
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Russisch-Orthodoxe Kirche sieht „Zeichen der Endzeit“ im Westen OST KONTRA WEST Kritik an der Verweltlichung und den Niedergang moralischer Autoritäten
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u den Anzeichen zählten eine als Demokratisierung getarnte Säkularisierung, der Niedergang moralischer Autoritäten und der Weg in den Überwachungsstaat. Auch die „Trauung“ gleichgeschlechtlicher Partner in evangelischen Kirchen sei ein „apokalyptisches Symptom“, erklärten hohe Kirchenrepräsentanten. Für den höchs ten – Patriarch Kyrill I. (Moskau) – ist Homosexualität „Sünde“, und seine Kirche werde alles tun, dass sie in Russland niemals durch staatliche Gesetze sanktioniert werde. Das russische Parlament hatte vor kurzem die Verbreitung homosexueller Schriften an Kinder und die Adoption von Kindern durch Schwule oder Lesben verboten.
Russland: 143 Mio. Bürger 35 Millionen (Rund 100 Millionen Einwohner bezeichnen sich jedoch als orthodox.)
Katholiken Lutheraner Baptisten Charismatiker Pfingstler Adventisten
Der Außenamtsleiter des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, sieht westliche Staaten auf dem Weg in eine politische „Diktatur“, die sich über die Volksmeinung hinwegsetze. In der Zeitschrift Pravoslavnaya Beseda (Orthodoxe Gespräche) führt er die Legalisierung der „Homo-Ehe“ in Großbritannien und Frankreich an. Obwohl „Millionen“ aufgebrachter Bürger dagegen auf die Straße gegangen seien, habe der Staat seinen Willen durchgesetzt und die entsprechenden Gesetze verabschiedet. Zudem werde im Westen unbewusst Bestrebungen zur Einführung einer Diktatur Vorschub geleistet, die völlige Kontrolle über jedermann ausüben wolle.
Immer mehr Überwachung
Insgesamt 25 % Kirchenmitglieder Orthodoxe
Westliche Staaten setzten sich über die Volksmeinung hinweg
500.000 250.000 150.000 150.000 120.000 70.000
Aus Gründen der Sicherheit seien bereits Pässe mit elektronischen Fingerabdrücken eingeführt worden. Überwachungskameras stünden an fast jeder Straßenecke. Das alles könne dazu dienen, den Weg in eine neue „Weltherrschaft“ zu ebnen, heißt es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax über Hilarions Artikel.
Der Chef der Orthodoxen: Patriarch Kyrill I.
Keine Kirchenkontakte mehr Ferner kündigte der Metropolit an, dass die Russisch-Orthodoxe Kirche ihre Beziehungen zu jenen lutherischen Kirchen einstellen werde, die die „Homo-Ehe“ eingeführt haben. Dazu zählt beispielsweise die schwedische Volkskirche. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erwähnte Hilarion nicht, obwohl sie homosexuelle Partnerschaften erlaubt. P
GEFANGENER DES MONATS AUGUST
Als „Gefangenen des Monats August“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea den pakistanischen Christen Sajjad Masih Gill benannt und zur Unterstützung für ihn aufgerufen. Ein Gericht in Gojra (Provinz Punjab) hatte den 28-Jährigen am 13. Juli wegen angeblicher Blasphemie zu lebenslanger Haft verurteilt. Er gehört zur evangelischen Freikirche der Siebenten-TagsAdventisten. Mehrere islamische Religionsvertreter beschuldigen ihn, blasphemische, antiislamische Inhalte per SMS von seinem Mobiltelefon verschickt zu haben. Der in Gojra wohnhafte muslimische Stoffhändler Tariq Saleem will am 18. Dezember 2011 mehrere erhalten haben. Er erstattete Anzeige. Daraufhin wurde der Adventist am Tag darauf festgenommen. Sajjid Masih beteuert seine Unschuld: Er habe solche SMS nicht abgesandt. Laut IGFM gibt es keine Beweise dafür, dass von dem beschlagnahmten Mobiltelefon
Sajjad Masih Gill ist zu lebenslanger Haft verurteilt.
lästerliche Botschaften verschickt wurden. Ein Berufungsverfahren gegen das Urteil beim Hohen Gerichtshof ist angekündigt. Nach Angaben von Menschenrechtlern werden die Gesetze in Pakistan, die sich gegen die Beleidigung des Islam und seines Propheten Mohammed richten, immer wieder dazu missbraucht, um gegen religiöse Minderheiten vorzugehen. Die IGFM und idea rufen dazu auf, beim neuen pakistanischen Staatspräsidenten Mamnoon Hussain gegen das offenkundig haltlose Urteil zu protestieren. Von den 174 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 % Muslime, 2 % Christen sowie 2 % Hindus und der Rest Sikhs, Buddhisten und Anhänger anderer Religionen. P Hier kann man um die Freilassung bitten: Seine Exzellenz Mamnoon Hussain, Präsident der Islamischen Republik von Pakistan, via Botschaft der Islamischen Republik Pakistan, Bernastrasse 47, 3005 Bern, Fax: 031 350 1799.
Fotos: PR, Walter Flick
Urteil: „Lebenslänglich“
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Eine Auszeichnung für eine Predigt über ein ungeborenes behindertes Kind PREDIGTPREIS Drei evangelische Theologen erhalten in diesem Jahr den Predigtpreis des Verlages für die Deutsche Wirtschaft AG (Bonn). 1. Die fränkische Pfarrerin Andrea Schmolke (32, Lauf an der Pegnitz) erhält die Auszeichnung für eine Predigt, in der sie die Perspektive eines ungeborenen behinderten Kindes mit der Berufungsgeschichte des alttestamentlichen Propheten Jeremia verknüpft. Die elfköpfige Jury bezeichnete ihre Kanzelrede als mutig. 2. Der Domprediger Jörg Coburger (Freiberg/Sachsen) wird ausgezeichnet, weil er die Geschichte des Zöllners Zachäus sensibel in die Gegenwart übersetzt und die heutige Umgebung des Pfarrers mit dem Hintergrund der DDR-Geschichte einbezogen habe. 3. Der frühere Klinikpfarrer Helmut Herberg (Ulm) wird in der Sonderkategorie „Predigt zur
Jahreslosung“ geehrt. Seine in der Justizvollzugsanstalt Ulm gehaltene Ansprache sei „das Musterbeispiel einer erzählenden Predigt“ gewesen. Die Jahreslosung lautet „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ (Hebräer 13,14). Mit dem im Jahr 2000 erstmals vergebenen Predigtpreis will der Verlag für die Deutsche Wirtschaft die Redekunst in den Kirchen fördern. Vorsitzender der ökumenisch besetzten Jury ist der Journalist und freikirchliche Pastor Wolfgang Thielmann (Bonn). Die Preisverleihung findet am 20. November (Buß- und Bettag) in der Bonner Schlosskirche (Universitätskirche) statt. P b www.predigtpreis.de • 0228 82057308
Pastor erschossen: Ihn störte Party-Lärm USA Ein anderer Geistlicher vergibt mutmaßlichen Mördern.
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er 46-jährige Gemeindegründer Tim Kirby aus Detroit (Bundesstaat Michigan) hatte sich am 29. Juli gegen Mitternacht gestört gefühlt, weil im Nachbarhaus eine lautstarke Feier im Gang war. Er bat die Männer, die Musik leiser zu stellen, doch diese beschimpfen ihn zunächst. Schließlich schoss ein wütender Mann drei Mal auf den Pastor, der in der Autostadt eine Gemeinde gründen wollte.
Fotos: PR, PR
Täter zerstören ihr eigenes Leben Unterdessen hat ein anderer Pastor in Atlanta den mutmaßlichen Mördern seines Bruders öffentlich vergeben. Wiley Jackson, der die Evangeliums-Stiftshütte leitet, teilte seiner Gemeinde am 4. August mit, dass er den Jugendlichen vergebe, die im Verdacht stehen, seinen Bruder Jerry (47) getötet zu haben. Mehrere Männer hatten ihm und seiner Verlobten am 7. Mai aufgelauert, sie ausgeraubt und erschossen. Am 1. August wurde der 18-jährige Alejandro Pitts festgenommen. Am nächs31/32.2013
Tim Kirby †
Wiley Jackson
ten Tag stellte sich sein Komplize, der 19 Jahre alte Geno Lewos, der Polizei. Beide sollen wegen Raubmords angeklagt werden. Wie Pastor Jackson sagte, tun ihm die mutmaßlichen Täter leid. Sie hätten angesichts der zu erwartenden Freiheitsstrafe auch ihr eigenes Leben zerstört. P
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ZITIERT » Wer noch keine Reise gebucht hat,
dem empfehle ich einen Besuch in den (von dem Hochwasser geschädigten) Regionen. Das wird bestimmt nicht nur ein schöner Urlaub, sondern ist zugleich gelebte Solidarität. «
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) in seiner Empfehlung, Ferien in der Region um Passau, in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg zu machen.
» Hat das Losungsbuch auf Ihrem
Schreibtisch eine Bedeutung? « Woidke: » Nicht täglich, aber ab und zu nutze ich es. Ich bin ein fröhlicher Evangele. Wie viele evangelische Christen gebe ich zu: Ich freue mich nicht immer an meiner Kirche, aber jeden Tag an meinem Glauben. « Der designierte Ministerpräsident von Brandenburg, Dietmar Woidke (Potsdam), in der Lausitzer Rundschau. Er ist Nachfolger von Matthias Platzeck, der aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten ist.
» Es gibt keinen Runden Tisch, an
den die Opfer geholt würden und an dem die heutigen Grünen für die damaligen einstehen würden, wie es (katholischerseits) Pater Mertes seinerzeit im Berliner Canisius-Kolleg getan hat. Es gibt auch keinen Aufruf des Vorstandes (der Partei) an mögliche Opfer, sich anonym zu melden. Es gibt eigentlich gar nichts außer Worten. Man sieht: Die Grünen können mit dem Bösen nichts anfangen, zumindest nicht mit dem Bösen in den Grünen. « Bernd Ulrich auf „Zeit online“ zum Umgang der Grünen mit dem Pädophilieskandal
» Optimistisch mache (den katholischen Theologen) Zulehner
auch die Bestrebung von Papst Franziskus nach einer Rückkehr zur ‚Einfachheit des Anfangs’: So habe der Papst einem Kardinal, der ihn mit ‚Heiliger Vater’ ansprach, gesagt: ‚Glaubst du, dass Johannes Petrus auch mit Heiliger Vater angeredet hätte?’ Und so denke ich, er wird eine sehr starke Vereinfachung herbeiführen. « Der Theologe Paul Zulehner (Wien) in der Katholischen Presseagentur Österreichs
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Kauder: Natürlich will ich nicht abgehört werden, aber … ALLIANZ Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, setzte sich auf der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz dafür ein, verfolgten Christen beizustehen.
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och er nahm im thüringischen Bad Blankenburg, wo sich die Zentrale der Evangelischen Allianz befindet, auch zur Debatte um den US-Geheimdienst NSA
wusst etwas zerstören wollen, alle Kommunikationsmittel nutzen können, weil sie wissen, dass niemand etwas mitbekommt.“ Freiheit könne eben auch bedeuten, Eingrenzungen zu akzeptieren. Der US-Geheimdienst hört ab, liest Mails usw., um Terroristen auf die Spur zu kommen.
So wurden Anschläge verhindert
CDU/CSU-Fraktionschef bei Evangelischer Allianz
Stellung, der auch Telefonate in Deutschland abhört. Kauder: „Natürlich will ich nicht abgehört werden, aber ich will auch nicht, dass Leute, die in Deutschland be-
Nach Worten Kauders ist etwa die sogenannte (islamistische) Sauerland-Gruppe, die 2007 Anschläge in Deutschland geplant hatte, nur durch Hinweise des US-Geheimdienstes entdeckt worden. Auch wenn Deutsche im Ausland entführt würden, sei man dankbar, wenn man Hinweise von anderen Geheimdiensten bekomme. Trotzdem gelte, dass in Deutschland niemand gegen Gesetze verstoßen darf – „auch die USA nicht“. Deswegen dürften Telefonate hierzulande nur mit Genehmigung abgehört werden. Viele Telefongespräche würden heutzutage allerdings über andere
Länder umgeleitet. Wenn dort etwas aufgezeichnet oder abgehört werde, habe die deutsche Regierung keine Handhabe.
Für das Betreuungsgeld Wie Kauder weiter sagte, verpflichtet Freiheit auch, denen beizustehen, die es schwerer haben. Das gelte sowohl im eigenen Land als auch weltweit. Der CDUSpitzenmann verteidigte in diesem Zusammenhang sowohl das Betreuungsgeld für Eltern als auch Investitionen in die Ganztagsbetreuung von Kindern. Aufgabe der Politik sei es, Voraussetzungen zu schaffen, dass Menschen ihr Leben in eigener Verantwortung gestalten könnten. Dazu brauchten sie Wahlfreiheit. Auch bei der sozialen Unterstützung von Menschen müsse es aus seiner Sicht das Ziel sein, dass der einzelne wieder aus eigener Kraft vorankomme. Eine dauerhafte staatliche Alimentierung habe nichts mit Würde und auch nichts mit Freiheit zu tun. P
Was bringen Porno-Sperren im Internet? SEXUALETHIK Ein Jugendschutzexperte will den Zugang für Minderjährige erschweren. ie Forderung nach Porno-Sperren im Internet findet auch in Deutschland Anklang. Der britische Premierminister David Cameron will Internetunternehmen zwingen, entsprechende Filter einzubauen, die nur Erwachsene auf Wunsch abmelden können. Nun verlangt auch der Jugendschutzexperte und CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis verbindliche Altersbeschränkungen und die Sperrung von Porno-Seiten. Wer sie nutzen wolle, sollte sich persönlich schriftlich anmelden müssen, sagte er „Bild”. Jugendschützer beklagen seit langem, dass Minderjährige ungehinderten Zugang zum Netz haben. Zudem gälten im Internet andere Regeln als im sonstigen Leben, wo Pornografie beispielsweise als jugendgefährdend gilt und Kindern nicht verkauft werden darf.
Wie schädlich ist Pornografie? Der Leiter des evangelischen Fachverbandes für Sexualethik und Seelsorge „Weißes Kreuz“, Rolf Trauernicht (Ahnatal bei Kassel), erklärte auf idea-Anfrage, Netzsperren könnten vielen Porno-Betroffenen helfen, denen es nicht gelinge, sich selbst davor zu schützen. Aber das Blockieren im Netz sei nicht die alleinige Lösung. Wer Pornografie suche, könne sie auch auf anderen Wegen finden. Zum Schutz von Kindern und Jugendlichen gebe es bereits Programme, die Eltern installieren können. Doch durch die zunehmende Zahl von Mobilgeräten wie Smartphones oder Tablet-Computer werde ihr Einsatz immer schwieriger. Auch könne man Kindern und Jugendlichen nicht alles verbieten, sondern müsse sie an eine eigenverant-
Trauernicht unterstützt Geis
wortliche Nutzung der Medien heranführen. Das größere Problem sei, dass in der Bevölkerung weitgehend ein Bewusstsein dafür fehle, dass Pornografie schädlich sei. Sie beeinflusse die Sexualität sowie die Beziehungsfähigkeit negativ und berge ein erhebliches Suchtpotenzial. P www.norbert-geis.de b www.weisses-kreuz.de
Fotos: idea/ Thomas Kretschel (2), PR
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Wie Jugendliche heute ticken
Fotos: picture-alliance / ANP, privat
Die 30-Jährigen verstehen heute oft die 20-Jährigen schon nicht mehr – so schnell ändern sich Ansichten – ja die Sprache. Wie tickt die Jugend heute? Einer, der es weiß, ist Pfarrer Alexander Garth, der die Gemeinde „Junge Kirche Berlin“ gründete und bis Ende Juli leitete. Sie gehört zur Stadtmission in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Seit 1. August ist Garth für die evangelikal-charismatische Bewegung Vineyard (auf Deutsch: Weinberg) tätig, die missionarische Gemeinschaften in den Kiezen Berlins gründet. Wer heute mit Jugendlichen arbeitet, sieht sich mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert. Junge Leute sind gestresst und besetzt. Facebook, Partys, Events, Freunde, Schule, Studium, Beruf, Sport, Shoppen, Fernsehen nehmen sie so in Beschlag, dass kaum noch Luft bleibt für Glaube und Kirche. Was unterscheidet diese Generation von der vorherigen? Auf diese Frage gibt es keine simple Antwort. Es ist fast unmöglich, das Phänomen Jugendgeneration überhaupt zu beschreiben. Es gibt nicht die Jugendszene, den Jugendlichen, den Jugendtrend. Das Leben und die Identität von jungen Leuten ist so vielfältig, widersprüchlich und komplex wie die Einflüsse, Ideologien, Modetrends, Lebensentwürfe, die das Leben von jungen Menschen prägen. Als ich Teenager war – das war in den
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70ern –, da hörten wir alle irgendwie die gleiche Musik (Deep Purple und alles, was sich auf dem Woodstock-Festival herumtrieb), fanden die gleichen Klamotten toll (Jeans mit Schlag, bunte Hemden), hatten die gleichen Idole, trugen alle eine Frisur, bei der die Haare möglichst lang waren. Uns verbanden ähnliche Ideen und oft gleiche Feindbilder. Der Unterschied bestand vor allem in der Intensität, mit der wir uns den Ideen und Dingen hingaben. Heute findet man bei Jugendlichen eine unübersichtliche Vielfalt an Lebensstilen, Ideologien, Religionen, Subkulturen, Musikstilen, Szenen und Milieus. Selbst Insider finden sich da kaum zurecht: Ökos, Gothics (Bewegung, die fasziniert ist von Tod und Vergänglichkeit. Ihre Anhänger tragen Schwarz), Pazifisten, Veganer (sie essen nur Pflanzliches – im Gegensatz zu den O
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Vegetariern, die auch tierische Produkte wie Eier oder Milch konsumieren), Emos (steht für Emotionen: Die Emos lassen ihren Gefühlen freien Lauf), Metaller (Anhänger der MetalMusik, die „metallisch“ klingt), Hip-Hopper (Fans dieser afroamerikanischen Musikrichtung) usw. und natürlich die unzähligen Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Bei aller Vielfalt lassen sich dennoch einige Faktoren ausmachen, von denen junge Menschen geformt werden und die das Lebensgefühl beeinflussen.
Auswahl unter mehr als 13 Millionen Musiktiteln Für die meisten jungen Leute ist alles im Übermaß vorhanden: Informationen, Reize, Menschen, Bilder, Lebenskonzepte, Konsumartikel, Weltanschauungen, Lebensmittel, Religionen, Musik, Klamotten, kulturelle Angebote, Lebensperspektiven, Fernsehprogramme, Kulturen. Tausend Dinge stürzen auf sie ein. Via Internet sind Bilder in bester Qualität jederzeit zugänglich. Mehr als 13 Millionen Musiktitel stehen zum Runterladen bereit. Mit einem Mausklick kann man die neuesten Filme sehen (meist illegal), die Lieblingsklamotte bei Ebay erwerben, die schönsten Frauen anstarren, die Tickets für das Konzert der angesagtesten Band reservieren, seinen Lieblingssong downloaden, einen Videoclip anschauen. Freunde sagen, was heutzutage alles ein Muss ist. Und so machen sie sich „Must-do-Listen“, die sie dann mühsam abarbeiten. Das Leben wird zum Amüsierbetrieb, zur Rundumversorgung mit Zerstreuung.
Die Suche nach dem Kick Junge Menschen in unserer Kultur sind meistens gut versorgt mit dem, was man unbedingt zum Leben braucht. Man kann es sich leisten, sein Leben zu genießen und sein Ego zu polieren. Die Erlebnisorientierung wird zur Suche nach dem Glück und steigert sich zur Sucht nach dem Kick, nach Aktion, nach Performance, nach immer neuen Reizen. Das Erleben tritt in das Zentrum der Lebensgestaltung. Unter dem Aspekt, das Leben zu genießen, wandelt sich die gesamte Alltagskultur zur Spaßgesellschaft. Das Leben
Beliebt bei einem Teil der Jugend: Metal-Musik, hier HammerFall
wird zum Wettlauf nach dem schnellen Glück oder dem ultimativen Kick. Etwas wehmütig erinnere ich mich an die heißen Diskussionen in den 80ern. Heftig prallten die Argumente der unterschiedlichen Ideologien aufeinander. Da wurde hart gekämpft. Jugendliche heute bemühen sich um Verständnis und Harmonie. Wo junge Leute früher aggressiv wegen ihres Glaubens angegriffen wurden, kann man heute nette Worte hören: „Das finde ich ganz toll, dass du da etwas gefunden hast, das dir hilft und woran du glauben kannst.“ Junge Leute haben ein Verständnis von Toleranz entwickelt, in der verschiedene, sich widersprechende Überzeugungen gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Es gibt viele Wahrheiten. Aggressiv wird der Ton nur, wenn jemand seine Überzeugung als absolut und verbindlich für andere hinstellt. Das hält man für engstirnig, anmaßend und arrogant. Verbindliche Überzeugungen gelten als gefährlich, da sie offensichtlich in der Welt zu Gewalt führen.
Nur was ich fühle, ist real Jugendliche tun sich schwer mit Dogmen, die Verbindlichkeit beanspruchen. Ihr Zugang zu Religion ist rein subjektiv, pragmatisch und emotional. Wahr ist, was einem unter die Haut geht. Junge Menschen suchen Gefühle. Der Glaube muss nicht mehr das Nadelöhr der Rationalität passieren, sondern kann auf anderen Wegen zu den Menschen gelangen. Gefühlsbetonter Lobpreis oder bewusst eingebaute packende Momente in einem Gottesdienst („moments“) haben große Überzeugungskraft. Überhaupt sind Gottesdienste vor allem Entfaltungsräume von Erfahrung der eigenen Spiritualität, der Kreativität, der Suche nach Glück.
Trendreligion Buddhismus Der Glaube wird zum coolen life-act hochgestylt. Es geht um den spirituellen Kick, holy vibrations, Gefühle von Liebe und Annahme. Religionssoziologen sprechen von postmoderner Event-Spiritualität. Auf Kirchentagen, TaizéTreffen, Jugendgottesdiensten sucht man das religiöse Erleben. Glaube ist von Bedeutung, sofern er das Leben leichter, interessanter und peppiger macht. Predigten müssen soft und dogmatikfrei sein und Antworten auf Fragen geben, die sich mit der Optimierung des Lebens befassen. Biblische Texte und Lehraussagen des Christentums sind nur von Bedeutung, wenn sie direkt zum Erleben und zur Bewältigung von Existenzproblemen führen. Die Trendreligion unter jungen Leuten ist der Buddhismus. Er kommt friedfertig im exotischen Gewand daher, ist hilfreich gegen Stress, kennt keine Dogmen, erteilt keine Vorschriften und äußert sich nicht zur Frage nach Gott: Religion light, gut verdaulich für das Ego, Genuss statt Muss. Kaum eine Revolution hat unser Leben so stark verändert, und zwar in allen Bereichen, wie die digitale. Junge Leute sind mit PCs, Handys, Computerspielen, sozialen Netzwerken wie Facebook aufgewachsen. Das formt eine ganze Generation und prägt alle Bereiche des Lebens: Lebensgefühl,
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login Sherry Turkle warnt in ihrem Buch „Verloren unter 100 Freunden: Wie wir in der digitalen Welt seelisch verkümmern“ vor den Folgen des Lebens im Internet: Einsamkeit durch Verlust der Kontakte zu „realen“ Menschen, Wirklichkeitsverlust durch das Abtauchen in Scheinwelten, Verlust der eigenen Identität, weil man den Absprung in die Wirklichkeit des eigenen Lebens nicht mehr schafft. Wieder ein anderer Teil liebt Gothic: hier die Band Dommin
Kommunikation, Freizeitgestaltung, Medien, Kultur, Wirtschaft, Umwelttechnologie, Handel, Forschung, Verkehr.
Zugeschüttet mit Informationen Junge Leute werden zugeschüttet mit Informationen: EMails, TV-Nachrichten, Reklame, Handy, Neuigkeiten von digitalen Freunden in den sozialen Netzwerken. Es piept, klingelt, blinkt den ganzen Tag. Das E-Mail-Postfach quillt über: Meldungen, Infobriefe, Werbung, Angebote, Aufforderungen. Auch (der junge Berliner Popstar) Tim Bendzko muss noch schnell, bevor er kurz die Welt retten kann, 143 Mails checken. Erst dann kann er zu ihr fliegen. (James Bond hatte es früher leichter.) Man kann sich mit jungen Menschen kaum ungestört unterhalten. Ständig fingern sie an ihrem Smartphone herum, um mit der Welt zu interagieren.
Der Alles-gleichzeitig-Effekt Ein Teenager sitzt zu Hause vor dem Computer. Er zieht sich die neuesten Bilder von (Schauspieler in Vampirsaga Twilight) Robert Pattison rein. Gleichzeitig chattet er mit Freunden bei Facebook. Er hat sich Ohrhörer übergestülpt und hört per MP3-Player die Lieblingssongs eines Freundes. Nebenbei macht er auch noch Hausaufgaben. Er tut vier Dinge gleichzeitig. Man nennt das Multitasking.
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Digitale Parallelwelten Viele Jugendliche leben mindestens zwei Leben: eines in der realen Welt, ein anderes in der virtuellen Welt. Seit den 90ern werden Computer zu Portalen in virtuellen Parallelwelten. Es sind vor allem die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter, die als Plattformen genutzt werden, um Kontakte zu knüpfen, oder Computerspiele, in denen die reale Welt immer perfekter nachgebaut wird. Das Smartphone macht es möglich, sich fast jederzeit an virtuellen Orten aufzuhalten. Viele verbringen ihre gesamte Freizeit dort, manche sind tagelang nonstop dort anzutreffen. Es macht Spaß, sich via Internet über interessante Dinge auszutauschen oder sein Reaktionsvermögen in Spielen zu trainieren. Nicht wenige kreieren für sich im World Wide Web eine völlig neue Identität. Hier können sie endlich der sein, der sie im realen Leben gern wären. Viele kompensieren den Frust des normalen Lebens dadurch, dass sie im Internet die großen Helden sind, viele Freunde haben und Hindernisse siegreich überwinden. Die Psychologin und Sozio-
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Immer schneller und schneller Junge Leute fahren auf der Überholspur. Alles muss immer schneller gehen: Arbeiten, Essen, Reisen, Fernsehen, Bücherlesen. Eine Fast-Food-Mahlzeit dauert zwei bis vier Minuten. Viele nehmen sich überhaupt keine Zeit mehr zum Essen, sondern vertilgen ihr Junkfood beim Gehen, U-Bahnfahren, Arbeiten. Lange Spannungsbögen ertragen sie kaum. Alles muss sofort faszinieren, fesseln, interessieren, begeistern. Die Bilder im Musikclip wechseln im Sekundentakt. Kaum hat man die Schönheit einer Frau auch nur ansatzweise wahrgenommen, springt die nächste ins Bild. Filme, die langsam Emotionen aufbauen, finden sie langweilig. Was nicht sofort interessiert, wird weggezappt: Filme, Bücher, Lehrer, Freunde, Kollegen, Musiker, Prediger. Und am Abend zappen sie sich mit der Fernbedienung in der Hand durch die Programme. Junge Leute in Berlin betreiben am Samstagabend Party-Hopping. Man hat mehrere Einladungen. Zuerst geht es zur Geburtstagparty, dann folgt die WGEinweihung und nach eins geht es noch zum Abtanzen in den Club. Für echte „Nachtschwärmer“ gibt’s in Berlin Clubs, die erst am Sonntagmorgen hip sind. Viele wollen heute nichts mehr verpassen und hetzen von Event zu Event, von Attraktion zu Attraktion.
Mehr, mehr, mehr Viele Jugendliche leben im Überfluss und haben eine überbordende Anspruchshaltung an das Leben entwickelt. Sie wollen immer mehr: mehr Klamotten, mehr TV, mehr Reisen, mehr Party, mehr Kneipe, mehr Sport, mehr Abenteuer, mehr Kick. Suchtartig stürzen sich viele ins Leben, um zu konsumieren, zu erleben, zu horten – bis zur Übersättigung. Der Erlebnis-Konsument lebt nach dem Motto: „Ich will es haben. Ich muss es haben. Jetzt!“ Dabei geht es gar nicht mehr darum, dass sie etwas wirklich benötigen. Die treibende Motivation ist nicht die Not, sondern einfach nur die Gier nach Erleben und nach Sich-verwöhnen-Wollen. Alles muss immer besser, effizienter, schneller, weiter, begeisternder, großartiger, leistungsfähiger sein – eine Steigerungsspirale.
Über 200 Religionen in Berlin Junge Menschen heute werden durch Medien, Bekanntschaften und Reisen mit einer unglaublichen Fülle von Religionen, Lebenskonzepten, Weltanschauungen, Heilslehren, Philosophien konfrontiert. Allein in Berlin gibt es über 200 verschiedene Religionen zusätzlich zu unzähligen säkularen, atheistischen und esoterischen Ideologien. Junge O
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Leute mögen es, sich ihre eigene Privatreligion samt dazugehörigem Lifestyle patchworkartig aus dem reichlichen Angebot zu sampeln (zusammenzustellen). Es ist, als ob sie mit dem Einkaufswagen durch den Supermarkt der Religionen und Lebensphilosophien fahren und sich aus dem Regal nehmen, was ihnen für ihr Leben brauchbar erscheint: Ein bisschen Buddhismus, der ist so schön friedfertig; ein bisschen vom alten Christentum, das hat schließlich Weihnachten erfunden und beinhaltet eine Reihe von Werten für die Gesellschaft; ein bisschen Marxismus für soziale Veränderungen; ein bisschen Esoterik für die spirituellen Vibrationen, ein bisschen Greenpeace für das Umweltgewissen.
Wer Gemeinschaft bietet, bietet Zukunft Junge Menschen heute sind Individualisten, aber sie sind es in Gemeinschaft. Beziehungen sind von entscheidender Bedeutung. Wenn sich Teenager einer christlichen Jugendgruppe anschließen, so tun sie es nach meiner Berliner Erfahrung meistens nicht aus religiösen Gründen, sondern weil ihre Freunde dort sind oder weil sie Freunde suchen, mit denen sie reden, Musik hören oder ins Kino gehen können. Junge Menschen sehnen sich nach guter Gemeinschaft, in der sie sein können, wie sie sind, Annahme erfahren und mit Gleichaltrigen Dinge erleben können, die einfach Spaß machen. Gerade bei Teenagern wird die Clique zum Familienersatz. Gute Gemeinschaft ist der Hauptwachstumsfaktor für die Jugendarbeit der Zukunft. Durch die neuen Medien sind junge Menschen ständig umgeben von den Bildern einer neuen Ästhetik: Videoclips, Filme, Musik,
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Texte. Apple ist unter jungen Leuten zu einer Kultmarke geworden, weil ihr Gründer Steve Jobs ein Design-Genie war. Er hat die Sehnsucht der jungen Leute nach Schönheit intuitiv erfasst und eine neue Formsprache entwickelt: eine charmante Synthese aus Funktion und Design. Die neuen Medien haben das Sehen einer ganzen Generation geformt. Jugendliche scannen ihre Umgebung nach schön oder hässlich, cool oder uncool, stylisch oder spießig: Menschen, Klamotten, Flyer, Plakate, Gemeinderäume, alles. Wer erlebt, mit wie viel Kreativität und Hingabe Jugendliche das Design eines Gottesdienstes oder einer Party gestalten, der bekommt einen lebendigen Eindruck dafür, wie relevant diese neue Ästhetik für Jugendliche ist. Künstlerische Beiträge wie audiovisuelle Medien, Musik, Theater, Tanz, Malerei, Slam Poetry (Dichterwettstreit), Performance (Darbietungen) ziehen junge Leute in ihren Bann. Auf dieser Ebene sind sie besonders empfänglich für die christliche Botschaft.
Fazit: Die Herausforderung annehmen Jugendliche ticken anders als die Generation davor. Jugendarbeit heute funktioniert anders als noch in den 90ern. Man kann die Veränderungen beklagen und den Trends entgegenwirken, die junge Leute prägen. Oder aber man begreift die Wandlungen als Chance, die Relevanz des Evangeliums für diese Generation neu zu artikulieren. Es ist wie mit dem Wetter. Man kann es beklagen und bekämpfen. Das ist sinnlos und dumm. Oder aber man nimmt es als Herausforderung an. P Kontakt zum Autor: ag@junge-kirche-berlin.de b
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
10. bis 16. August
FERNSEHEN Samstag, 10. August
Sonntag, 11. August
12.00–12.45 Leben mit dem DownSyndrom, Reportage
10.00–11.00 Sollen Kinder religiös erzogen werden? Oder sollen sie selbst entscheiden?
21.30–22.30 Patricia St. John – Frau des Glaubens. Dokumentation über die englische Missionskrankenschwester und Kinderbuchautorin
11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst von der 118. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg mit Michael Diener
15.15–16.00 7 Tage … unter Muslimen – Dokumentation über eines der ältesten islamischen Zentren Europas: der ImamAli-Moschee in Hamburg
Montag, 12. August
Mittwoch, 14. August
22.45–23.30 Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort – Lüge und Wahrheit in der Politik
20.15–21.00 Flucht aus der Polygamie – drei Jugendliche fliehen aus der Kirche der Mormonen
Dienstag, 13. August
Donnerstag, 15. August
20.15–21.00 17.30–18.00 Macht Mensch Merkel – Machtkampf im Vatikan – Dokumentation über die was Papst Franziskus bewegt Bundeskanzlerin
21.45–22.15 ERF 1 Was bin ich wert? Dany Will strebt nach Glück und Bestätigung.
HÖRFUNK Sonntag, 11. August 7.05–7.30 Barmherzigkeit und nochmals Barmherzigkeit! Was bedeutet das Wort heute noch? 8.30–9.00 Allverbundenheit – Das große Ganze aus religiöser Perspektive
Donnerstag, 15. August 8.35–8.50 Martin Luther – nicht ohne seine Käthe! Dokumentation über Katharina von Bora
10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Christuskirche in Wetzlar
17.05–17.30 Gesegnete Siege? Die Kirchen entdecken ihre Liebe zum Fußball
9.30–10.00 Ökumenische Radiopredigt von Adrienne Hochuli Stillhard und Alke de Groot
14.00–15.00 ERF Plus Evangelischer Gottesdienst aus der Jesus-lebt-Kirche in Essen-Burgaltendorf
Mittwoch, 14. August 20.00–21.00 Lohnfrage zwischen Gerechtigkeit und Anspruch
20.00–21.00 ERF Plus Überraschende Führungen: Horst Marquardt im Gespräch mit Schwester Regina Benecke über die Stationen und Umwege auf dem Weg einer Diakonisse aus Berlin.
ideaSpektrum 31/32.2013
G A S T KOM M E N TA R
» Wer Jesus Christus als Herrn und Erlöser erlebt hat, wird nicht mit Muslimen zum selben Gott beten können. « Carmen Matussek (Tübingen) ist Islamwissenschaftlerin, Buchautorin und freie Journalistin.
Was können Christen & Muslime gemeinsam tun? Liebe Leserin, lieber Leser, zu Beginn (9. Juli) und Ende (7. August) des islamischen Fastenmonats Ramadan senden US-Präsident Obama, Israels Ministerpräsident Netanyahu und der Papst ihre besten Glückwünsche an die Muslime. Papst Franziskus beteuerte dabei in diesem Jahr seine „Wertschätzung und Freundschaft zu allen Muslimen“. Ähnliches ist von evangelischen Kirchenleitern zu lesen. Der EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider, meinte in seinem Grußwort, es sei viel gewonnen, wenn Menschen, ob Christ oder Muslim, „im gemeinsamen Gespräch zu der Erkenntnis gelangen, dass es derselbe Durst nach Leben und derselbe Hunger nach Gerechtigkeit ist, der sie verbindet“. In Deutschland haben einige islamische Gemeinden die Kirchen zum gemeinsamen Fest am Ende des Ramadan eingeladen. Angesichts des weltweiten islamistischen Terrors und bedrohter amerikanischer Botschaften halten manche solche Gesten für unangebracht und kritisieren einen solchen interreligiösen Dialog.
Wer Jesus Christus erlebt hat, wird nicht mit Muslimen beten können Eine berechtigte Frage ist, ob gemeinsame Gebete und Gottesdienste von Christen und Muslimen grundsätzlich abzulehnen sind. Das Problem wird hierbei in den antichristlichen Kernbestandteilen etablierter islamischer Theologie ausgemacht. Zu Recht! Aber eigentlich liegt das Problem noch ganz woanders: Eine Kirche, die die zentrale Heilsbotschaft der Bibel leugnet und Jesus Christus nicht als den auferstandenen Sohn und alleinigen Weg zum Vater bekennt, hat in der Tat mit dem Islam viel gemeinsam. Aber wer Jesus als persönlichen Herrn und Erlöser erlebt hat, wird nicht mit Muslimen zum selben Gott beten können. Umgekehrt 31/32.2013
geht es übrigens auch nicht. Beide Seiten müssen Wesentliches ihres Glaubens verleugnen, um auf einen gemeinsamen Nenner kommen zu können.
Der Dialog ist eine lohnende Erfahrung … Aber Dialog setzt kein gemeinsames Glaubensfundament voraus und kann nicht nur auf der Basis aufgeweichter Werte und Gleichmacherei geführt werden. Außerdem gibt es liberale, „säkularisierte“ und sogar zionistische Muslime, die von allen Seiten beargwöhnt werden, mal als Abtrünnige, mal als „Wölfe im Schafspelz“. Es ist eine lohnende Erfahrung, solche Menschen kennenzulernen.
… aber er braucht auch klare Grenzen Verstecken Sie sich nicht hinter Ihren (begründeten) Ängsten vor dem Islam, wenn es darum geht, Muslimen im Alltag offen und herzlich zu begegnen. Wenn Sie noch nie mit Ihren muslimischen Nachbarn Tee getrunken haben, gehen Sie am besten gleich rüber. Der Papst forderte in seinen Ramadangrüßen zu einem respektvollen Denken und Sprechen über die Anhänger anderer Religionen auf, „ohne deren Überzeugungen und deren Praxis lächerlich zu machen oder herabzusetzen“, und ich füge hinzu: ohne sie teilen oder gutheißen zu müssen. Auch und gerade mit klaren Aussagen und Grenzen ist Dialog und sogar Freundschaft möglich. Für Christen, die dabei nach Anleitung suchen, empfehle ich das Buch des Schweizer Theologen Andreas Maurer, „Basiswissen Islam“. Ein gutes Ziel von Dialog kann sein, durch den persönlichen Kontakt falsche Vorstellungen über den anderen auszuräumen. Und solche Vorurteile gibt es zuhauf – auf beiden Seiten. Es grüßt Sie herzlich Ihre
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BI BL I SC H E S N E U E R Z Ä H LT
Warum sind sie nicht verbrannt? CHRISTEN IM WIDERSTAND Der babylonische König Nebukadnezar II. (um 640–562 v. Chr.) war Herrscher über ein riesiges Imperium: Es erstreckte sich vom Persischen Golf bis zum Mittelmeer. Er raubte alle Schätze des Tempels, den Salomo, der König von Israel, bauen ließ. Ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung wurde nach Babylon (heute eine Ruinenstadt 80 km südlich von Bagdad) verschleppt. Unter anderem ließ Nebukadnezar eine fast 30 Meter hohe goldene Statue zu Ehren seines „Gottes“ Marduk bauen und zwang alle Bürger aus den von ihm besetzten Staaten, vor ihr niederzufallen. Wer sich weigerte, wurde verbrannt. Drei jüdische Freunde des Propheten Daniel entschieden sich zum Widerstand. Sie blieben stehen. Als sie hingerichtet werden sollten, half ihnen Gott – aber erst in letzter Sekunde. Bestseller-Autor Titus Müller (München) erzählt die Geschichte aus Daniel 3 exklusiv für idea nach. Marduks Göttergesicht aus Gold blickte ehrfurchtgebietend über die Dura-Ebene, in der Tausende Zelte aufgeschlagen waren. Zu Füßen des babylonischen Gottes trugen Diener Platten mit Früchten und geröstetem Fleisch von Zelt zu Zelt. Mischaël sagte: „Daniel hätte das nicht verkraftet.“ Asarja sah zur Statue hin. „Findet ihr auch, dass das Gesicht Nebukadnezar ähnelt? Wer soll hier eigentlich angebetet werden, Marduk oder der König?“ „Ich glaube, Nebukadnezar sieht da keinen großen Unterschied.“ Mischaël grinste. Ehrerbietig näherte sich ein Diener und fragte, ob er ihnen frisches Quellwasser nachfüllen dürfe. „Nein. Bring das fort, es geht gleich los.“ Mischaël gab ihm den silbernen Becher, und seine beiden Freunde taten es ihm nach. Sie schlenderten zum Vorplatz der riesigen Statue hinüber. Mischaël stutzte. „Ist das nicht Zedekia?“ Die anderen folgten seinem Blick. „Du meine Güte“, sagte Asarja, „zuletzt hab ich ihn gesehen, da wuchs ihm gerade erst der Bart! Und jetzt schaut euch diesen prächtigen jungen Mann an. Nebukadnezar ruft, und der König von Juda erscheint folgsam zur Zeremonie.“ „Freunde, ich muss euch etwas sagen.“ Hananja blieb stehen. Mischaël sah das ernste Gesicht und wusste sofort, was folgen würde. Schon in ihrer Kindheit im jüdischen Königspalast hatte Hananja keinen Streich mitgespielt. Er besaß ein überaus strenges Gewissen. „Sag nicht“, bat Mischaël, „du bist ins Zweifeln geraten, ob wir das Richtige tun. Sag das nicht!“ „Doch, bin ich.“ „Wenn du dich nicht in den Staub wirfst, wird Nebukadnezar einen Tobsuchtsanfall bekommen. Gott weiß doch, dass wir ihm treu sind, er sieht uns ins Herz! Wir beten im Stillen zu ihm. Was macht es für einen Unterschied, ob wir hier am Boden liegen oder in unserer Kammer oder ob wir
nach Osten oder Westen oder eben zu dieser Statue hingewandt beten! Hauptsache, wir beten zu Gott!“ „Gott sieht ins Herz. Aber Zedekia kann das nicht. Er sieht uns niederfallen vor Marduk. Und all die Lyder, Griechen, Syrer, Araber, die Nebukadnezar versammelt hat, die Fürsten und Satrapen und wichtigen Männer, sie sehen, dass wir diesem fremden Gott huldigen.“ Jemand rief: „Hananja! Mischaël! Asarja!“ Sie drehten sich um. Zedekia kam mit einem breiten Lächeln auf sie zu. „Ist das schön, euch wiederzusehen. Ich hätte euch beinahe nicht wiedererkannt, so babylonisch seht ihr aus. Dieser Nebukadnezar weiß, wie man das Volk beeindruckt. Das Ischtar-Tor, die Prozessionsstraße, die Kanäle – ich wollte schon immer mal nach Babylon. Ist Daniel auch hier?“ „Es gab Streit. Nebukadnezar und er hatten Differenzen, Daniel ist verreist.“ Vielleicht bleibt er deshalb am Leben, dachte Mischaël mit Grausen. Hornstöße hallten über die Ebene. Der Herold rief laut: „König Nabu-kudurri-ussur herrscht weise und mächtig. Er ist erhaben unter allen Königen. Dankt Marduk! Ihr Völker, Nationen und Sprachen, fallt nieder vor dem Gott, der euch Nabu-kudurri-ussur schenkte!“ Jetzt war es so weit. Mischaël blickte auf Hananjas Rücken. Fall nieder, Freund! Die Hörner, die Rohrpfeifen, die Dudelsäcke aus Hundehäuten spielten. Tausende Menschen streckten sich in den Staub. Auch Zedekia sank gehorsam nieder. Aber Hananjas Rücken war starr, aufrecht. Ich stehe genauso, dachte Mischaël angsterfüllt. Und Asarja steht. Sie warfen sich einen Blick zu. Schmerz und Stolz mischten sich in Asarjas Zügen. Sterndeuter beugten sich zum Thron und flüsterten mit Nebukadnezar. Sie zeigten auf die Widerspenstigen. Seit Daniel des Königs Traum gedeutet hatte, waren sie den Wahrsagepriestern und Sterndeutern ein Dorn im Auge. Jetzt rächen sie sich, dachte Mischaël. ideaSpektrum 31/32.2013
Foto: akg-images
So stellte sich der Schweizer Künstler Matthäus Merian (1593-1650) „Die drei Männer im Feuerofen” vor:
Der Herrscher winkte sie streng heran. „Wie könnt ihr es wagen?“, fragte der König, als sie mit zitternden Knien vor ihm erschienen. „Alle fallen sie nieder, meine babylonischen Untergebenen genauso wie die Fürsten ferner Länder. Und ihr, die ihr meine wichtigste Provinz verwaltet, die ihr an meinem Hof ausgebildet und genährt und weise gemacht wurdet, verweigert euch? Meint ihr, euer Gott ist erhaben über Marduk?“ Mischaëls Mund war plötzlich ausgetrocknet. Die Zunge klebte ihm am Gaumen. „Wenn ihr nicht niederfallt und Marduk ehrt“, donnerte Nebukadnezar, „werde ich euch bei lebendigem Leibe verbrennen lassen!“ „Wir haben dir zehn Jahre gedient und sind dir treu ergeben, erhabener König“, sagte Mischaël leise. „Ich habe euch befohlen, vor dem Bildnis Marduks niederzufallen! Ist euch nicht klar, dass meine Vasallen aus aller Herren Länder zusehen? Sie werden sich sagen: Was ist das für ein schwacher König, der nicht einmal die Verwalter der Provinz Babel bändigen kann! Fallt nieder vor Marduk, oder ihr sterbt.“ Hananja sagte: „Unser Gott verbietet es, fremde Götterbildnisse anzubeten.“ Nebukadnezar wurde vor Zorn weiß im Gesicht. Während die Soldaten ihnen die Hände banden, nahm Mischaël stumm Abschied von seinen Freunden, mit Blicken nur, die ihnen sagen sollten, wie sehr er sie schätzte und wie wichtig ihm die Zeit mit ihnen gewesen war. Nebukadnezar erhob sich, und man trug seinen Thron zu einem der Ziegelöfen, die noch vom Bau des Sockels geblieben waren. Dort nahm er Platz. Er würde höchstpersönlich die Vollstreckung der Strafe überwachen.
ideaSpektrum 31/32.2013
Mischaëls Haut zog sich zusammen, als er zusah, wie der Ziegelofen angeheizt wurde mit Häcksel, das man mit Erdöl getränkt hatte. Immer mehr davon schaufelten die Knechte in den Ofen, obwohl längst die Flammen aus dem Eingangsloch leckten. Die Ziegel glühten weiß. „Das reicht. Stoßt sie hinein!“, befahl Nebukadnezar. Die Hitze wollte ihm den Schädel knacken, nur noch ein halber Schritt, dann der letzte Stoß. Im Ofen wunderte er sich, dass er die Freunde ansehen konnte, dass ihm die Hitze nicht die Tränen in die Augen trieb. Auch atmen konnte er, und seine Kleider brannten nicht. Wer war dieser Mann, der Hananja die Hand auf die Schulter legte? Warum fingen sie nicht allesamt Feuer? Der Mann lächelte und sagte: „Habt keine Angst. Gott hat euren Mut gesehen.“ Nebukadnezar rief nach ihnen. „Geht“, sagte der Mann, „wir werden uns wiedersehen.“ Sie verließen den Ofen. Unversehrt. Mischaël fühlte eine unbändige Freude in sich, er platzte bald vor Glück. Statthalter, Richter und Satrapen umringten sie. Nebukadnezar betastete Mischaëls Haar. „Es ist nicht versengt“, staunte er. Prüfend roch er an Asarjas Kleidung. „Nicht einmal Brandgeruch haben sie an sich.“ Der König sagte: „Euer Gott sei gepriesen! Ihr wart bereit, euer Leben aufzugeben, damit ihr keinem anderen dient. Das muss eurem Gott gefallen haben.“ Er kletterte auf den Thron und verkündete laut: „Ich befehle an alle Völker: Wer über diesen Gott etwas Verächtliches sagt, soll in Stücke gehauen werden und sein Haus wird dem Erdboden gleichgemacht.“ Nebukadnezar stieg wieder hinunter. „Denn es gibt keinen anderen Gott“, sagte er, „der so retten kann.“ P
net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
3.200 Jesus-Verrückte FESTIVAL 3.200 „Jesus-Verrückte“ feierten vom 31. Juli bis 4. August in Borgentreich bei Kassel zum 19. Mal das Freakstock-Festival. Ganz dem diesjährigen Motto „Changed“ (verändert) entsprechend, gab es einiges Neues zu erleben. Nach Jahren des Umbruchs schauten die Jesus Freaks nach vorne und steckten sich neue Ziele – in dem Bewusstsein, dass es bei Jesus keinen Stillstand gibt. Achim Schellenberg (31) war dabei. ichts ist so beständig wie der Wandel.“ Eine Aussage, die auch charakteristisch für die Jesus-Freaks-Bewegung steht, die vor mehr als 20 Jahren vom freikirchlichen Bibelübersetzer Martin Dreyer gegründet wurde. Die Jesus Freaks wollen – angelehnt an die Punk- und Hippie-Bewegung aus den USA – ihren Glauben an Gott auf ungewöhnliche Art schrill und bunt feiern. Seit ihrer Gründung haben sie viele Höhen und Tiefen erlebt. Und sie haben sich verändert und verändern lassen. Vor allem durch den Blick über den eigenen Tellerrand.
Bei Jesus gibt es keinen Stillstand So war das diesjährige Festival-Motto „Changed“ eine Bestätigung der jüngsten Entwicklungen. Ob im „artland“ (Kunstbereich) durch Bilder oder Installationen ausgedrückt oder auch klassisch verarbeitet in den Predigten der Hauptseminare – überall wurde deutlich: Man muss Veränderung anstreben und zulassen. Bei Jesus gibt es keinen Stillstand. Bereits der Eröffnungsgottesdienst auf der Hauptbühne war ein kleines Novum, denn er wurde nicht wie üblich vom Leitungskreis der Jesus Freaks Deutschland, sondern von den benachbarten niederländischen Jesus Freaks aus Utrecht initiiert. Den Bogen, sich als große Familie inklusive aller Generationen zu sehen, schlugen dann am Samstagnachmittag die sehr
B e su cht uns au ch au f
aktiven Teenager der Bewegung, die fast den kompletten Hauptgottesdienst selber gestalteten. Unterstützt wurden sie dabei vom Jesus-Freaks-Gründer Martin Dreyer, der – als „Opa-Freak“ verkleidet – zuerst die „Früher-war-alles-besser-Platte“ auflegte, bevor er „wieder zurückverwandelt“ die junge Generation ermutigte, ihren Glaubensweg zu gehen.
Ein neuer Musiktrend Auch im Workshop-Angebot war dieses Jahr die eine oder andere Premiere dabei. Der interessanteste „Newcomer“ war das „Speed-Dating“ am Samstagvormittag. Die begrenzte Anzahl der Anmeldebögen war in kürzester Zeit vergriffen. Jeweils 15 Single-Frauen und -Männer konnten in 3-Minuten-Zeitfenstern versuchen, einen ersten knisternden Kontakt zu knüpfen. Beschäftigten sich früher die Workshops zum größten Teil mit dem eigenen Christen- und Glaubensleben, findet man inzwischen eine Bandbreite vor, die kaum vielfältiger sein könnte. Von Kaffeeanbau, über 3D-Drucker bis zum prophetischen Malen ist alles dabei. Auffallend sind auch die vielen Seminare zu ethischen oder sozialen Fragen. Man scheut sich nicht, sich auch mit sensiblen Themen auseinanderzusetzen, und verschließt auch nicht die Augen vor Problematiken wie „Menschenhandel weltweit“. Verantwortung über-
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nehmen und Stellung beziehen heißt die Devise. So haben die Freaks beschlossen, das Unternehmen „Glimpse Clothing“ zu unterstützen. Die Firma nimmt befreite Zwangsprostituierte als Arbeitnehmerinnen auf und bemüht sich, sie wieder in die reguläre Arbeitswelt zu integrieren. Auch die Musik verzeichnet neue Trends: hin zur elektronischen Musik. Der Punkrock, der in der Bewegung früher einen Großteil der musikalischen Darbietungen ausmachte, ist meist nur noch versteckt zu finden.
Wir und die anderen Die Jesus Freaks streben weiter nach Veränderung. Ihr Fokus hat sich im Laufe der Jahre erweitert und zielt nicht mehr hauptsächlich auf sich selbst, sondern auch auf „die anderen“. Ganz egal, ob Jesus Freak oder nicht. Auch das Freakstock ist längst nicht mehr nur das Festival der JesusFreaks-Mitglieder, sondern versammelt Teilnehmer und Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Gemeinden und christlichen Projekten zu einem Unterhaltungsund Themenmix. Aber die Jesus-FreaksBewegung hat sich ihre Verrücktheit und Kreativität bewahrt, ist dabei trotzdem reifer und erwachsener geworden. Und eine neue Generation von feurigen Teenagern steht bereits in den Startlöchern. Man darf gespannt sein. P www.jesusfreaks.de b
Fo l g t uns au f
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Foto: Christian Schramm
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DI E K LE I N E K A NZ E L
Und Jesus sprach zu ihm: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“
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Otto-Uwe Kramer (Neustadt in Holstein) ist bis vor kurzem Propst im Kirchenkreis Ostholstein gewesen. Mehr als 22 Jahre hatte er das leitende Amt inne.
Aus dem Evangelium des Lukas 23,43
Foto: privat
Ein Mörder im Paradies Mit dem Urteil musste man rechnen. Hass hatte sein Leben bestimmt, und auch vor Mord hatte er nicht haltgemacht. In der brütend heißen Mittagssonne wird er mit zwei anderen auf dem Hügel Golgatha ans Kreuz genagelt. Seltsam aber, dieser Mann dort in der Mitte der drei: Kein Wort der Anklage oder der Empörung kommt über seine Lippen. Und dann, unglaublich, betet er sogar. Und das noch für die, die ihn offensichtlich hassen. „Vater, vergib ihnen!“ Da fällt es dem Mörder wie Schuppen von den Augen. „Dass ich hier sterben muss, das hab ich mir selbst eingebrockt. Dieser da aber, der hat nichts Unrechtes getan.“ Und er äußert seinen letzten Wunsch: „Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Für uns ist das Paradies der Inbegriff des Angenehmen und Schönen. Aber auf einem Hügel, der den Namen „Schädelstätte“ trägt, kann dort vom
Paradies gesprochen werden? Paradies ist in erster Linie die ungebrochene Gemeinschaft mit Jesus. Das ist in der Tat der Himmel. Und hier am Kreuz wagt einer völlig unvermittelt Glauben. Er ergreift seine eigentlich nicht vorhandene Chance. Und er hört das Wort aus dem Mund Jesu: „Heute noch, du mit mir im Paradies.“ Keine Wartezeit im Grab, kein Prozess, der zunächst klärt, ob sein Glaube ausreicht, die Schuld aufzuwiegen. „Halt, nicht so schnell!“, möchte man rufen. „So einfach kommt ein Mörder nicht ins Paradies! Kein Abbüßen der Schuld? Keine Wiedergutmachung?“ Rufen Sie nicht! Vielleicht ist ja gerade das unsere Chance. Das ist im Tiefsten das, was Vergebung meint. Sie schenkt mir bleibende Gemeinschaft mit Jesus und öffnet mir das Paradies. Davon lebe ich, dass der Auferstandene auch zu mir einmal sagt: „Wahrlich, heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ P
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PORTRÄT
Der Heilige Geist auf Sardinien URLAUB In Sardinien als evangelikaler Pfarrer auf
Bereits am ersten Abend in meiner Unterkunft, in der malerisch zwischen Weinstöcken gelegenen „Villa Margherita B&B“ unweit von Castelsardo, werde ich stutzig. Kurz nach Sonnenuntergang ist von draußen ein deutlicher Singsang zu vernehmen. Dabei handelt es sich eindeutig um katholische Lieder, wie ich sie teilweise von Radio Vatikan her kenne. Die Gastgeberin, eine nimmermüde Endsechzigerin, ergeht sich im Garten, eine Rosenkranzkette zwischen ihren Händen und einen klassischen Hymnus auf den Lippen. Des Rätsels Lösung erfahre ich am nächsten Morgen nach einem äußerst reichhaltigen und liebevoll zubereiteten Frühstück mit selbst gemachter Marmelade, Ei, frischen Früchten und selbst gebackenem Kuchen. „Ja, ja, Mama geht noch ganz in den traditionellen Formen der Kirche auf“, so die 35-jährige Tochter des Hauses. „Das hat mir selbst den Zugang zum Herrn Jesus allerdings nicht leichter gemacht.“ Diese sprachliche Wendung klingt evangelikal, also frage ich gezielt nach. Bereitwillig erzählt Andreina Scodina ihre Geschichte. „Als Jugendliche konnte ich mit der Religiosität meiner Mutter gar nichts anfangen. Die katholische Kirche erschien mir nur rückwärtsgewandt, erstarrt und fern von jeder Wirklichkeit.“
Die evangelische Cousine aus Pisa „Durch meine Cousine aus Pisa bin ich dann aber mit dem evangelischen Glauben in Berührung gekommen. Sie und ihre Mutter gehen in eine charismatisch geprägte Brüdergemeinde. Dort habe ich Antwort auf meine Fragen und zum Glauben an Jesus gefunden.“ Auf Sardinien hält sich
Pfarrer Stollwerk und seine Gastgeber auf Sardinien
Andreina nun allerdings zu einer Hausgemeinde der katholischen Geistlichen Gemeindeerneuerung. Zum einen, weil es in der Umgebung kaum evangelische Christen gibt, zum anderen aber auch, weil sie, vermittelt durch die Kapuzinerpatres im nahegelegenen Sorso, ein differenzierteres Bild der katholischen Kirche gewonnen hat. „Für Padre Salvatore zählt vor allem die lebendige Beziehung zu Christus. Er unterstützt uns auch in unserem missionarischen Engagement.“ Wie sehr dies zutrifft, erfahre ich am nächsten Tag, als ich am Mittagsgebet der Kapuziner teilnehme. Denn anschließend erfolgt nicht nur eine Einladung zum Essen, sondern auch zum längeren Verweilen und geistlichen Austausch. Auch hier höre ich Sätze wie: „Die Re-Evangelisation ist die gemeinsame Aufgabe der Kirchen. Papst Benedikt war dies theologisch wichtig und Papst Franziskus wird uns zu einer erneuerten Praxis anleiten.“ Die kleinen evangelikalen Hausgemeinden auf Sardinien haben diesen Impuls bereits aufgenommen. Für sie bedeutet Mission dabei in erster Linie Gebetsdienst, Lobpreis an unterschiedlichen Orten und das persönliche Zeugnis im Alltag.
… und grüßen Sie bitte auch von idea So freuen sich Andreina Scodina und ihre Mutter Margherita auch auf ihre deutschen Gäste, um mit ihnen ein wenig von ihrem Leben und ihrem Glauben teilen zu können. Und falls Sie dort vorbeischauen und einen sonnigen Urlaub verbringen, vergessen Sie nicht, von idea zu grüßen. „Cari saluti della rivista christiana idea.“ P Pfarrer Michael Stollwerk (Wetzlar)
Foto: Michael Stollwerk
gleich gesinnte italienische Christen zu treffen, ist etwa so wahrscheinlich, wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen zu finden. Der Heilige Geist macht’s allerdings möglich. Denn der wirkt sogar durch säkulare Hotelanbieter. So erlebte ich es während meines Sommerurlaubs auf der Lieblingsinsel vieler Italiener.
DAS WORT DER WOCHE » Ich habe kein Gold und kein Silber dabei. Aber das Wertvollste überhaupt: Jesus Christus! – Ruft nicht Franziskus. Ruft Jesus! « Papst Franziskus beim (katholischen) Weltjugendtag im brasilianischen Rio de Janeiro, der über drei Millionen Teilnehmer verzeichnete
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