2. Oktober 2013 | 40
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
HP, Vreni & Campus
Nach 30 Jahren legen Hanspeter und Vreni Nüesch die Leitung von Campus für Christus in jüngere Hände. Seite 4
7 Sky Angels Club Lautlos durch die Lüfte gleiten | 9 idea-Serie Schon im Studium eine Familie gegründet | 11 Bibelgarten Warum in Gossau alle Pflanzen der Bibel wachsen 24 Geborgenheit Ein Ehepaar bietet gefährdeten Kindern Schutz www.ideaschweiz.ch
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Verschleiert
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Letzte Woche in einem Restaurant. Am Nebentisch treffen sich zwei pensionierte Ehepaare zum Mittagessen. Sie reden übers Wetter, erzählen vom letzten Urlaub, vom tragischen Zwangsumzug eines Bekannten ins Altersheim – und dann, ziemlich heftig, von verschleierten Frauen («Sauerei sowas!»). Stammtisch-Thema ist das von der Tessiner Bevölkerung angenommene Verhüllungsverbot. Auf öffentlichen Strassen und Plätzen soll niemand sein Gesicht verbergen. Wer verhüllt sich denn? Zum Beispiel gewaltbereite Demonstranten. Sie verdecken das Gesicht, um sich einer Fahndung zu entziehen. Und muslimische Frauen, die einen Gesichtsschleier (Nikab) oder eine Burka tragen, mit der die Trägerin ihre Umgebung nur noch durch ein Netz hindurch wahrnehmen kann. In einer offenen Gesellschaft deckt niemand das Gesicht zu. Schon gar nicht in der direkten Begegnung. Mir würde jedenfalls keiner für ein Interview zur Verfügung stehen, wenn ich ihm mit einer Gesichtsmaske gegenüberstünde! Das geht nicht. Man redet miteinander von Angesicht zu Angesicht. Wer sein Gesicht verhüllt, der versteckt sich – oder er schützt sich: Mit Helm beim Motorradfahren, mit Mundschutz gegen Infektionen, mit Gesichtsstrumpf gegen Kälte. Aber was ist, wenn eine Frau behauptet, sie verhülle ihr Gesicht aus freien Stücken, im Einvernehmen mit Allah und niemand anderem? So jedenfalls argumentiert die Schweizerin Nora Illi. Sie ist konvertiert, arbeitet für den Islamischen Zentralrat der Schweiz und trägt einen Gesichtsschleier. Tritt sie in der Öffentlichkeit auf – und das geschieht häufig – sieht man nur ihre Augen. Das war auch in der Sendung «Arena» so. Das Thema hiess «Burkaverbot – nötig oder diskriminierend?». SVP-Kreise wollen nächsten Frühling eine Initiative für ein Verhüllungsverbot starten. Es geht in erster Linie ums Verbieten von Nikab und Burka. Diese «Symbole des antidemokratischen Polit-Islams» wolle man in der Schweiz nicht. Das ist nachvollziehbar. Dennoch – Persönlichkeitsrechte und Religionsfreiheit sind zu wichtige Werte, um sie mit einem Fausthieb auf den Stammtisch einzuschränken. Wollen wir Kleidervorschriften in der Verfassung? Hier ist Weisheit gefragt. Die Diskussion ist eröffnet. Rolf Höneisen
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser (Stellvertreter), Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz, Christof Bauernfeind Erweitertes Team: Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler
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Ein Lieblingsbibelwort von Cornelia Amstutz, Landeskoordinatorin von «Moms in Prayer» Schweiz (Gebet für Kinder und Schulen) Reichenbach BE:
«Das Gebet eines Menschen, der unbeirrt glaubt, hat grosse Kraft.» Jakobus 5,16
«Dieses Bibelwort ermutigt mich, für die Kinder und Schulen zu beten. Wenn ich glaubensvoll im Gebet für meine Kinder einstehe, wird alles möglich! Denn das Gebet hat grosse Kraft, es vermag Menschen und Situationen zu verändern. Es ist ein Privileg, dass ich mich als Mutter immer wieder an meinen himmlischen Vater wenden und ihm all meine Sorgen um meine Kinder anvertrauen darf, in der Gewissheit, dass er viel mehr tun kann, als ich je von ihm erbitten oder mir auch nur vorstellen kann. Weil ich an einen starken, souveränen und allmächtigen Gott glaube, der keine Grenzen kennt und bei dem es kein Unmöglich gibt, erwarte ich Grosses für meine Kinder, für die junge Generation und für das ganze Schulwesen in unserem Land!»
WörtLicH «Gott hat den Menschen Waffen für den Kampf gegen das Böse gegeben: den Glauben, die Liebe und die Hoffnung. Und für den alltäglichen Nahkampf den Humor.» Dies sagte der in Indien lebende Schweizer Kabarettist Andreas Thiel am Rande eines Auftritts in Müllheim TG gegenüber der «Thurgauer Zeitung».
Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–
Bilder: Campus für Christus (Titelseite); zvg (Seite 3)
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BR E N N P U N K T
HP, Vreni & Campus CAmpUS für ChriStUS Am 2. November geben Hanspeter und Vreni Nüesch nach 30 Jahren die Leitung des Missionswerks Campus für Christus in jüngere Hände. «idea Spektrum» sprach mit ihnen über Leiterschaft und Finanzlöcher, über Gesang unter der Dusche, über Vergangenheit und Zukunft und über die erfahrene Gnade Gottes. Sie lieben es, an den verschiedensten Orten und selbst auf frisch gepflügten Äckern nach Fossilien zu suchen. Beim letzten Mal hatten Hanspeter und Vreni Nüesch ein ganzes Feld abgeschritten und so auch etliche Funde gemacht. Doch HP (so nennt ihn auch seine Frau) blieb unruhig. Anderntags wollte er zurück zum Acker. Und tatsächlich – sie fanden noch viel schönere Stücke! Leiter handeln selbst dann noch zielorientiert, wenn der Durchschnitt aufgegeben hat. Auch beim Strahlen, der Suche nach Kristallen, hat Hanspeter Nüesch, der Leiter von Campus für Christus, regelmässig Erfolg. «Oft empfand ich, Gott habe die Schmuckobjekte eigens für uns hingelegt.» Der 64-Jährige hat das kindliche Staunen nicht verlernt. In einem Kellerabteil in seinem Haus in Boppelsen ZH zerschlägt HP Kalksteine. Versteinertes soll auftauchen, Schmutziges leuchten, Totes leben. Fossilien, Kristalle und Menschen sollen von der Finsternis ans Licht kommen. Dafür setzt er sein Leben ein. Der HSG-Ökonom tauschte eine Business-Karriere gegen ein Leben als Missionar. Am 1. Juli 1976 begannen Hanspeter und Vreni Nüesch ihren Dienst bei Campus für Christus. HPs Eltern, Stickereifabrikanten im St.Galler Rheintal, bekundeten Mühe damit, dass ihr Sohn fortan finanziell von Spenden abhängig war. Vreni hingegen, die gelernte Kinderkrankenschwester, freute sich auf die neue Herausforderung. Drei Jahre lang arbeiteten sie gemeinsam. Seither schlägt ihr Herz im Gleichtakt für Campus. Am 1. Juli 1983 wurden Hanspeter und Vreni Nüesch als Missionsleiter berufen. Sie folgten auf das Gründerehepaar Ben und Barbara Jakob. Campus war ein Werk mit 21 Personen, die Ehepartner mitgezählt. Sie arbeiteten unter Studenten, führten Glaubens-Grundkurse durch und zwei Mitarbeitende dienten im Ausland. 1983 starteten die ersten Frühstücks-Treffen für Frauen. Wie gelangt das Evangelium unter die Menschen? Diese Frage trieb die Arbeit an. In den USA lief gerade die Aktion «Here is Life». Hanspeter Nüesch wurde nach Übersee geschickt. Er kam inspiriert zurück, wollte aber mehr Nachhaltigkeit – das Konzept sollte in Bibelgesprächskreise münden. Damit war die Aktion Neues Leben geboren. Viele Christen liessen sich dadurch mobilisieren. Sie griffen zum Telefon, um ganze Strassenzüge zu informieren. Sie gingen auf die Strassen, um ein Taschenbuch mit Lebensberichten abzugeben und zu Bibel-Gesprächskreisen einzuladen. In 860 Gemeinden wurden Gebetsseminare und die Kurse «Vom
40 Jahre Campus für Christus Am 2. November begeht eine der grössten kirchenübergreifenden christlichen Organisationen der Schweiz ihr 40-Jahr-Jubiläum. Seit 1973 hat Campus für Christus die geistliche Entwicklung in der Schweiz mitgeprägt. International verantwortet das Werk karitative Projekte in mehr als 40 Ländern, darunter Kuba, Bolivien, Nepal, Französisch-Afrika, Japan und im abgeschotteten Nordkorea. Zeitgleich mit dem Jubiläum setzt Campus für Christus ein neues Leiterehepaar ein. Nach etwas mehr als 30 Jahren an der Spitze des Werkes geben Hanspeter und Vreni Nüesch die Leitung an Andreas ‹Boppi› und Tamara Boppart ab. Jubiläum und Leiterwechsel werden an einem Festanlass am 2. November 2013 in der Eulachhalle in Winterthur gefeiert. www.cfc.ch
Bilder: Campus für Christus; idea/rh
Glauben reden lernen» durchgeführt. Kanton um Kanton wurde «beackert». Zwischen 1979 und 1989 entstanden durch die Aktion Neues Leben 4200 Bibelgesprächskreise im Land. Das Evangelium wurde zum öffentlichen Thema. Die Frage, ob die Aktion Neues Leben wiederholt werden sollte, trieb die Campus-Verantwortlichen während Jahren um. Solange, bis die Idee der Alphalive-Kurse von England in die Schweiz kam. HP: «Da wusste ich: Das ist es!» Zurzeit laufen in der Schweiz über 400 Alphalive-Kurse. 40 Jahre nach der Gründung zählt Campus für Christus zu den grössten kirchenübergreifenden christlichen Organisationen der Schweiz. Was mit einer Handvoll Mitarbeiter begann, ist heute ein weit verzweigtes Werk mit einem Jahresumsatz von mehr als 12 Millionen Franken. In 25 Arbeitsfeldern sind an die 100 voll- und teilzeitliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. In mehr als 40 Ländern werden weitere 800 Mitarbeitende vor Ort unterstützt. Im Fokus steht nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe. So beispielsweise beim Aufbau von zehn Modellfarmen und einem Windfarm-Projekt in Nordkorea, beim Einrichten von Bäckereien in Russland oder in einem Bildungsund Dorfentwicklungsprojekt in Bolivien.
Seit 40 Jahren die geistliche Entwicklung mitprägend
Ein siebenköpfiges Leitungsteam begleitet die Arbeitszweige. «Die meisten dieser Zweige wurden nicht von uns erfunden. Sie sind einfach passiert!», freut sich HP und schnippt mit dem Finger. «Ausser ‹Athletes in Action›, das habe ich geplant.» Vreni ergänzt: «Man kann zwar vieles, das man auf dem Herzen trägt, planen. Aber sowohl ‹Athletes in Action› als auch ‹FamilyLife› konnten erst dann starten, als uns Gott die richtigen Personen dafür schickte.» Umgekehrt wurden verschiedene Arbeiten nicht unter das Campus-Dach genommen, weil kein Auftrag dafür gesehen wurde. «Wir packen nur Themen an, die uns Gott aufs Herz legt», lautet ein Campus-Credo. Und auch Unmögliches wurde möglich. Zum Beispiel die Tatsache, dass über ein Fernsehnetzwerk das Evangelium in ganz Russland verbreitet werden konnte. Campus mobilisiert. Seit 40 Jahren ist das Werk mitprägend, was die geistliche Entwicklung in der Schweiz betrifft. So beispielsweise durch sechs EXPLO-Konferenzen mit einigen 10 000 Teilnehmern oder mit der Koordination von bisher mehreren Tausend Alphalive-Glaubensgrundkursen. Hanspeter Nüesch war auch Programmverantwortlicher der Christustage 2004 im Basler St. Jakobs-Park und 2010 im Stade de Suisse in Bern mit insgesamt über 70 000 Besuchern. Die letzte EXPLO fand 2004 in Basel statt. Heute wird an der Josefstrasse ernsthaft darüber nachgedacht, ab 2015 wieder solche Gross-Kongresse durchzuführen. Die unregelmässigen Abstände der EXPLOs führen HP und Vreni auf den Umstand zurück, dass immer zuerst ein Auftrag von Gott kommen müsse. «Wir müssen unser Herz nahe am Herzen Gottes haben, um zu spüren, wann etwas dran ist. Wir müssen aber auch nahe bei den Menschen sein, damit unser Dienst relevant ist.» HP unterstreicht: «Wenn man von Gott her den inneren Drang verspürt, etwas zu tun – egal, wie unmöglich es scheint – sollte man es einfach tun.» Er selbst lebe in dieser Haltung: «Tue gehorsam, was Gott dir aufs Herz legt und lass dich von Gott überraschen.»
Zeiten des Umbruchs und der Gnade Gottes
HP übt Selbstkritik. Die Zeit von 1991 bis 1994 sei eine Phase der idea Spektrum 40.2013
br e n n P u n k t Veränderung gewesen. Campus sei «zur Maschine verkommen», habe das Feuer verloren, man habe nur noch «gemacht». Aber dann sei das ganze Werk «ans Vaterherz Gottes» zurückgerufen worden. Er erzählt von einer Mitarbeiter-Retraite, in der das vorbereitete Programm komplett gestrichen wurde, um allein Gott ins Zentrum zu stellen und nur auf ihn zu hören. Dann kam die EXPLO 2000. Sie war als Event zwar erfolgreich, doch das finanzielle Desaster führte Campus für Christus an den Rand des Zusammenbruchs. Das Finanzloch betrug fast 400 000 Franken. Schuld war die Fehlbuchung eines riesigen Betrages. Auch Nüesch hatte den Fehler nicht bemerkt. Aber es kam noch dicker. Entgegen der mündlichen Zusage seitens des Stadtpräsidenten berechnete die Stadt Lausanne 14 Prozent Vergnügungssteuer auf alle Eintritte und auf die sehr grosse Kollekte. Was war passiert? Die Regierung hatte gewechselt. Der neue Stadtpräsident monierte, sein Vorgänger habe falsche Versprechungen gemacht. Campus sah sich getäuscht und zog den Fall vors Bundesgericht – ohne Erfolg. Die Rechnung aus Lausanne wurde fällig. Exakt in jenen Tagen ging ein Legat ein – 350 000 Franken – ziemlich genau der offene Rechnungsbetrag. Und die 400 000 Franken Defizit konnten ebenfalls durch ausserordentliche Einnahmen gedeckt werden, und zwar aus dem Verkauf des Sonderheftes «Esoterik II». Dieses war 100 000-mal nachbestellt worden. «Gott hat für uns gesorgt. Anders kann ich das nicht sagen!» HP klatscht in die Hände. «Wir haben so viel Gnade erlebt. Gott ist Spezialist im Ausbügeln menschlicher Fehler.»
Die kritischen Stimmen sind weitgehend verstummt
Für seinen Ansatz, über den Denominationen und bis hinein in die katholische Kirche zu arbeiten, erntete das Werk in den 1990-er Jahren viel Kritik. Es gab Gemeinden, die sich von CfC distanzierten. Sie werteten die Zusammenarbeit mit Katholiken als falsches ökumenisches Signal. Am stärksten waren die kritischen Stimmen während der Aktion Neues Leben, wo auch katholische Pfarreien eingeladen waren. Warum geht Campus diesen Weg? HP hält fest, dass man in Bezug auf das Evangelium keine Abstriche mache. Das von Campus verantwortete Material sei eindeutig. «Wenn jemand Kompromisse macht, dann sind es die andern.» Und das aber sei deren Verantwortung. Man arbeite mit allen zusammen, «die den Kern des Evangeliums hochhalten, die persönliche Umkehr betonen und Menschen in die Nachfolge Jesu rufen». Er sei froh, hätten sie diese Linie damals durchgehalten. Inzwischen sei diese Kritik verstummt. Campus vertritt eine «JesusÖkumene» und zieht die Grenze zwischen dem Ja und dem Nein zu Jesus und nicht zwischen dem Ja und dem Nein zu einer Kirche. «Folgen wir Jesus nach? Nehmen wir das Wort Gottes ernst?», das seien die entscheidenden Fragen. Auch die EXPLO-Kongresse riefen teils harsche Kritik hervor. Es ging um die Teilnahme von Evangelikalen aus dem charismatischen Flügel. «Aber», sagt der CfC-Leiter, «geisterfüllten Glauben und wiedergeborene Menschen gibt es in allen Kirchen.» Es sei an der Zeit, dies zu erkennen. Zusammen mit Vreni besucht HP eine Chrischona-Gemeinde. Sich selbst bezeichnet er als denominellen Grenzgänger. Er habe auch lange in der evangelischen Kirche mitgearbeitet und tue dies von Zeit zu Zeit immer noch. Er erlebe in allen Kreisen echten Glauben, genauso wie oberflächlichen Glauben. So seine Beobachtung. Mit Begriffen wie «erzkonservativ» oder «extrem charismatisch» arbeitet HP nicht. Er kenne keine Berührungsängste. Hier liegt die Wurzel der theologischen Weite von Campus. Ohne alles übernehmen zu wollen, werden starke Betonungen oder kontrovers diskutierte Phänomene
stehen gelassen. Man sucht in ihnen das, was von Gott kommt. Es gehe nicht darum, ob ein Mensch umfalle, sondern wie er wieder aufstehe, erklärt HP. Die Frucht des Geistes sei das Entscheidende, die Liebe zu Jesus und zu den Nächsten.
Der Kampf um die Wahrheit
Viel entscheidender als die Denominationen-Frage sei der Kampf um den Kern des Evangeliums. Da gehe es um die persönliche Umkehr, geleitet vom Heiligen Geist, wiedergeboren zu einem neuen Leben. Die Transformation der Gesellschaft führe über Menschen mit erneuerten Herzen. Auch Freikirchler müssten sich in diesem Punkt prüfen, um nicht in einem sozialen Evangelium «humanistisch abzustumpfen». Sünde müsse Sünde genannt, die Macht des Bösen gebrochen werden. Er warnt vor einem Tausch von Heil und Wohl. Ein Evangelium, das irdischen Wohlstand und Glück verheisse, untergrabe dann die Wahrheit, wenn jemand nicht bereit sei, den Preis zu zahlen, das Kreuz auf sich zu nehmen und anderen im Namen Jesu zu dienen. HP: «Christen werden befreit, um zu dienen. Wir haben einen Auftrag. Es gilt, aus dem Boot zu steigen und anzupacken.» Dann würden sie auch die Kraft des Heiligen Geistes erleben. Dann wird er nachdenklich. «Wir müssen die Menschen auf neuen Wegen erreichen.» Im Bereich der Studierendenarbeit setzt Campus heute bedürfnisorientierte Kurse ein. «Effective Study», effizientes Studium, ist ein Kurs, der aktuell in Zürich von über hundert Teilnehmenden besucht wird und bereits in 21 Ländern zum Einsatz kommt. Am Ende jedes Kurses erzählt der Kursleiter, wo seine Kraft zum Leben und Handeln herkommt. Anschliessend werden Folgekurse zu unterschiedlichen Themen angeboten. «Es ist überraschend, wie in vielen Ländern der Folgekurs ‹Spiritualität› am meisten gewählt wird», freut sich HP. Darin werde das Evangelium deutlich erklärt.
Die richtigen personen zur richtigen Zeit
Bald geben Hanspeter und Vreni Nüesch die Leitung ab, nach 30 Jahren. Am 2. November findet in Winterthur das Jubiläumsfest mit Stabübergabe statt. Warum gerade jetzt? Vreni, sie ist 63: «Der Zeitpunkt stimmt. Gott hat die Nachfolger vorbereitet.» HP meint, es gehe auch darum, jüngeren Menschen den Weg freizumachen, damit sie ihre Begabungen einsetzen können. «Das gibt frischen Wind.» Die Mitarbeitenden stünden voll hinter Andreas und Tamara Boppart. Für seinen Nachfolger findet er nur lobende Worte: «Er hat in den letzten Jahren stark an geistlicher Tiefe gewonnen und ist mit seiner Leidenschaft und Hingabe an Christus und den Missionsauftrag zu einem Vorbild für viele Menschen geworden.» HPs Federführung ist in den Campus-Büros an der Josefstrasse 206 unverkennbar. Bedauern die Nüeschs, dass keines ihrer Kinder die Nachfolge antritt? Die zwei Töchter und die beiden Söhne stehen aktiv im Glauben und arbeiteten teils auch schon bei Campus mit. Aber Campus sei kein Familienunternehmen, betonen beide. Vreni: «Gott soll die Personen einsetzen, die jetzt an der Reihe sind.» Sollten sich ihre Kinder einmal mitbeteiligen, würden sie sich von Herzen freuen. Entscheidend sei aber, dass jeder den von Gott vorgesehenen Platz einnehme. «Zum jetzigen Zeitpunkt liegt Gottes Hand auf Boppi und seiner Frau Tamara. Das ist offensichtlich», ergänzt HP. Im Juli 2014 wird Hanspeter Nüesch 65. Es ist nicht damit zu rechnen, dass er sich bei der AHV anmelden wird. Das Ehepaar Nüesch wirkt vital. Da ist keine Frustration, keine Ermüdung zu erkennen. Was ist das Geheimnis ihrer Fitness? Vreni lacht: «Da müssen wir Gott fragen.»
(v.l.n.r.): 1976 – gemeinsamer Aufbruch ins Abenteuer mit Gott; Christustag 2004 mit Fahnenträgern aus 2786 politischen Gemeinden; evangelistischer Anlass für Studierende während einer Fussball-WM; Bill Bright und Hanspeter Nüesch im Gespräch mit Bundesrat Chevallaz.
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EXPLO 2000 mit Hanspeter Nüesch, Geri Keller, Kurt Spiess, Max Schläpfer, Martin Bühlmann, Karl Albietz, Leo Bigger, Heinz Strupler.
Aktion Neues Leben: Christen am Draht für das Evangelium.
HP beugt sich vor: «Wir erleben das Miteinander im Dienst als Freude, als Kraft. Meine Frau ist weise und bodenständig. Wir ergänzen uns, reden und beten viel miteinander. Das ist sicher ein Geheimnis, aber ein offenes.» Sie würden sich auch die Freiheit nehmen, gemeinsam Bergwanderungen zu machen, Kristalle und Fossilien zu suchen. Es sei wichtig, sich auch an der Schöpfung zu freuen. Und ab und zu das Tanzbein zu schwingen, das tue auch gut. Er persönlich gehe gerne bei anderen «in die Lehre», sagt HP, zu Menschen, die in Teilbereichen besonders stark seien. Dies könne eine konservative Gruppe sein, um mehr über Heiligung zu erfahren oder ein Ort, wo Anbetung stark ist. HP: «Seither singe ich wieder unter der Dusche.» Das sei unüberhörbar, die Duschkabine wirke als Verstärker, bestätigt Vreni und schmunzelt. Worauf sollen christliche Leiter Gewicht legen? «Auf eine dienende Leiterschaft, die Menschen bevollmächtigt», sagt HP. Je länger, desto mehr erkenne er die Wichtigkeit von Leitungsteams. Einzelkämpfer seien gefährdet. Leiter müssten sich auch einmal anderen unterordnen. «Ich hätte nicht leiten können, ohne die Ergänzung durch andere», bekennt er. Jeder habe Gaben und Grenzen. Es sei wichtig, Menschen mit Gottes Augen zu betrachten, «als glänzende Kristalle, nicht als dreckige Steine». Wir alle seien auf Gnade angewiesen. Leiter seien wie Strahler: «Sie suchen Kristalle und bringen sie zum Glänzen.» Vreni Nüesch erzählt von früher. Sie sei mit wenig Selbstwert ausgestattet gewesen, die anderen hätten alles besser gekonnt als sie. HP habe sie mitgenommen, begleitet, mit ihr zusammen Schritte gemacht. Einmal habe er sie ermutigt, neun Wochen nach England in eine Bibelschule zu gehen, obwohl er in dieser Zeit den Haushalt zu schmeissen und die Kinder zu betreuen hatte. Sie vertiefte ihre Beziehung zu Gott und lernte, sich in ihrer Würde und Autorität in Christus zu sehen. Das verlieh ihr innere Freiheit und ein gesundes Selbstbild. Eines Tages sei ihr klar geworden: «Wenn ich in den Himmel komme, kann ich nicht sagen ‹Hallo, ich bin die Frau von HP.› Dort werde ich als Vreni stehen. Das heisst, ich muss mein Leben mit Gott selbst gestalten.» Hanspeter Nüesch wird künftig den Vorstand von Campus für Christus präsidieren, unterstützt vom Vizepräsidenten Werner Kübler, Direktor des Universitätsspitals Basel, und weiteren Exponenten aus Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche. HPs Dienst verschiebt sich mehr auf das internationale Parkett. Als «Global Coach for Church Move-
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EXPLO 2004 in Basel: Motivation für Tausende von Christen.
Kristallsucher Nüesch: Erde und Mensch mit Gottes Augen sehen
ments» wird er für Campus International und für Jesus.net tätig sein. Auch geben Vreni und HP ihre Erfahrungen aus der Leiterschaft gerne an Jüngere weiter. Die Hände in den Schoss legen werden sie nicht. Sie haben immer noch Visionen. Eine davon ist eine Erweckung in Europa. Seit drei Jahren beschäftigt sich Nüesch intensiv mit geistlichen Aufbrüchen. Dazu reist er um die halbe Welt, befragt Menschen in Erweckungsgebieten, beobachtet ihr Umfeld, notiert sich ihr Verhalten. Darüber will er ein Buch schreiben, das den Glauben stärkt. «Beten ist das eine, aber beten in der Erwartungshaltung, dass Gott Erweckung schenken will und dies auch tun kann, das müssen wir neu lernen.» HP richtet sich auf: «Gott möchte, dass in Europa Hunderttausende zum Glauben kommen. Haben wir ein Ja dazu?»
«Gott wird uns einmal fragen: hast du mir vertraut?»
Es gehe im Leben als Christ darum, ein Träger der Gegenwart Gottes zu sein, ein Kanal für sein heilendes Wirken. «Wir müssen nicht aus eigener Kraft leben», sagt HP, «ich sage am Morgen oft: ‹So, heute wieder mit dir, mein Gott! Danke, hast du mir vergeben, was nicht gut war; heute gehen wir wieder gemeinsam vorwärts!›» Man müsse etwas wagen, Gott miteinbeziehen und andere auf diesem Weg ermutigen. Rückblickend sei Vreni und ihm eines gross geworden: «Selbst wenn wir Fehler machten – Gott hat uns nie im Stich gelassen.» Eines Tages werde Gott bei uns nicht nach den begangenen Fehlern suchen, sondern fragen: «Hast du mir vertraut?» ROLF HÖNEISEN
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abheben und dann lautlos durch die lüfte gleiten 10 Jahre sKy anGels club Daniel Hofstetter liess sich zum Gleitschirmpiloten ausbilden und gründete mit Kollegen
einen eigenen Club – die «Sky Angels». Ist Gleitschirmfliegen gefährlich? Es sei sicherer als Motorradfahren, sagt er.
Losgelöst von der Erde durch die Luft zu gleiten und die Schönheit der Schöpfung von oben zu betrachten – ein faszinierendes Gefühl! Daniel Hofstetter kennt und liebt es. «Der Reiz beim Gleitschirmfliegen liegt darin, sich mit thermischen oder dynamischen Winden in die Höhe tragen zu lassen», erklärt der 33-jährige Berufsschullehrer aus Wetzikon ZH begeistert. So könne man die Aussicht länger geniessen. An schönen Tagen mit Kumuluswolken kribbelt es ihn so richtig, in die Luft zu kommen.
Vom brevet zum eigenen club
Vom Flugfieber angesteckt wurde Hofstetter in einem Jungscharlager in Bergün. Ein Leiterkollege hatte ihn zu einem Tandemflug mitgenommen. Wieder zu Hause, suchte er nach einer Flugschule im Zürcher Oberland und liess sich während 18 Monaten zum
An der Generalversammlung im November entscheidet sich, wie es mit den Sky Angels weitergeht. Schön wäre es, wenn zwei weitere «Engel» geflogen kämen, damit der Club weiterbestehen kann.
ein schwerer Verlust Ein unbeschreibliches Gefühl: abheben und in die Lüfte schweben! Roger Graber, Andreas Schläpfer und Daniel Hofstetter (Bild links).
Gleitschirmpiloten ausbilden. Obwohl ihm das Fliegen Spass machte, fehlte ihm das gemeinsame Erleben mit Gleichgesinnten. 2003 wurde Daniel Hofstetter Mitgründer eines christlichen Gleitschirm-Vereins, des «Sky Angels Club». Bei den gemeinsamen Treffen lernen sie zusammen neue Fluggebiete kennen. Am besten gefallen Hofstetter das Engelbergertal, der Zürcher Hausberg Uetliberg und die nahe gelegene Alp Scheidegg bei Wald
sky angels club Der «Sky Angels Club» wurde im Sommer 2003 gegründet. Zu den Mitgliedern zählen acht aktive und neun passive Gleitschirmpiloten aus verschiedenen Freikirchen. Der Club organisiert jährlich zwei Flugwochenenden und drei Treffen. Gemeinsam erleben die «Sky Angels» die Schönheit der Natur und lernen neue Fluggebiete kennen. Im Vordergrund stehen dabei die Geselligkeit und der Austausch von Erlebnissen mit Gott. Zum Vorstand gehören Vereinspräsident Roger Graber, Vizepräsident Andreas Schläpfer und Kassier Daniel Hofstetter. www.skyangelsclub.com
ZH. Gespräche im Club über aktuelle gesellschaftliche Themen und Ereignisse oder über persönliche Fragen sind eine Bereicherung und helfen ihm, im Alltag gute Entscheidungen zu treffen.
Zwei vermisste «engel»
Mitte Juni feierte der «Sky Angels Club» sein 10-Jahres-Jubiläum mit einem Überraschungsausflug in die Höllgrotten bei Muothatal und selbstverständlich einem Flug auf der Rigi. Dennoch steht der Club vor einer ungewissen Zukunft. Der Schweizerische Hängegleiter-Verband, die Dachorganisation für den Gleitschirmsport, setzt bei den angeschlossenen Clubs zehn aktive Mitglieder voraus. Bei den «Himmels-Engeln» sind aber nur noch acht Aktive dabei, die über ein Flugbrevet verfügen. Einige Mitglieder aus den Anfangsjahren haben eine Familie gegründet und keine Zeit mehr für das luftige Hobby.
Und wie schätzt der Vater von zwei kleinen Mädchen das Risiko ein, dass bei seinem Hobby etwas passiert – dass er etwa die Kontrolle über seinen Gleitschirm verliert? Im letzten Jahr verunglückte ein Kollege von Hofstetter beim Ausüben des geliebten Sports tödlich. Er war mit seinem Schirm in einem Transportseil hängen geblieben und abgestürzt. Der Verlust des ihm nahe stehenden Gleitschirmpiloten machte ihm zu schaffen. Hatte er gar mit dem Gedanken gespielt, sein Hobby aufzugeben? Daniel Hofstetter verneint. Nach seiner Einschätzung ist Gleitschirmfliegen sicherer als Motorradfahren. Es zähle auch nicht zu den Risikosportarten. «Wer ein paar einfache Regeln einhält, nicht zu nahe an Felswände fliegt und die Wetterverhältnisse berücksichtigt, kann das Gleitschirmfliegen unbesorgt geniessen», ist er überzeugt. Er freut sich schon auf den nächsten schönen Tag mit Kumuluswolken. Dann kribbelt es ihn wieder in den Fingerspitzen. CHRISTIAN BACHMANN
Über 1000 InteressIerte besuchten VorträGe Über den KonflIKt Im nahen osten
Israel in Geschichte und Prophetie Aseba ist es gelungen, Michal Hoffman, eine ehemalige Mitarbeiterin der israelischen Botschaft in Deutschland, für zehn Vorträge in der Schweiz zu gewinnen. Zusammen mit Aseba-Leiter Daniel Zingg hat sie vor insgesamt über tausend Zuhörerinnen und Zuhörern über den Nahostkonflikt referiert und dabei differenziert und fundiert die komplexen Probleme in und um Israel erklärt. Sie hat eine Sicht dargeidea Spektrum 40.2013
boten, die in den hiesigen Medien kaum vorkommt. Ihre Schwerpunkte hiessen: Wo liegen die Wurzeln des Konfliktes? Welche Bedeutung hat der Nahostkonflikt für die Schweiz? Warum ist der Polit-Islam auch für die Schweiz und nicht nur für Israel eine reale Gefahr? Michal Hoffman ist es gelungen, anhand der Geschichte der letzten 2000 Jahre zu zeigen, dass Israel keinem Staat Land weggenommen hat.
Für Hoffman ist klar: Die Existenz Israels ist nicht nur ein Wunder Gottes, sondern musste auch mit viel Blut und Tränen erkämpft werden. Dass die Namensgebung «Palästina» eine Erfindung der Römer war und nicht im Zusammenhang steht mit den Bewohnern in Gaza und im Westjordanland, war für viele Zuhörer neu. Daniel Zingg machte im zweiten Teil des Vortrages theologische Bezüge zur Existenz Israels Bilder: zvg
Michal Hoffmann und zu 3000-jährigen Aussagen aus der Bibel. Biblische Prophetie, so Zingg, spreche ins 21. Jahrhundert hinein. Eine Sichtweise, die provoziert und herausfordert. (da) www.aseba.ch
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Männer hören wieder zu!
Radio Life Channel interessiert. lifechannel.ch idea Spektrum 40.2013
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schon im studium familie gegründet JOurnAL PfArrerin und HAusmAnn Studien- und Arbeitssituation erforderten eine grosse
Flexibilität. Zu Besuch bei Mirja und Lukas Zimmermann-Oswald in Sumiswald BE. Das politische Engagement hat Mirja und Lukas Zimmermann zusammengebracht. Mirja war von 2004 bis 2006 Mitglied der Projektgruppe «Freie Sicht» der Jungen EVP, die eine Kampagne gegen sexistische Werbung lancierte. Auch Lukas schloss sich der Gruppe an und so lernten sich die beiden kennen. 2007 folgte die Hochzeit. Mirja Oswald aus Rüti ZH war 21 Jahre jung und Theologiestudentin. Lukas, damals 24-jährig, hatte Soziale Arbeit studiert und arbeitete mit geistig behinderten Erwachsenen in einer Institution in Langnau. Das Paar zog in Lukas Heimat, und weil Mirjas Jahr an der Uni Zürich von der theologischen Fakultät Bern nicht anerkannt wurde, standen ihr zwölf weitere Studiensemester, einschliesslich Praktikumsjahr, bevor. Nach einem Jahr beschlossen sie, eine Familie zu gründen – jetzt, nicht erst nach Abschluss des Studiums. «Für uns gab es keinen besseren Zeitpunkt», finden die beiden, «während des Studiums ist man viel freier als im Berufsleben.» Mirja organisierte sich so, dass sie die nötigen Vorlesungen und innerhalb von zwei Tagen absolvieren konnte. Lukas arbeitete 70 Prozent in seinem Beruf als Sozialpädagoge und 20 Prozent als Projektleiter der EVP des Kantons Bern. Er half mit bei Wahlkämpfen und der Gründung neuer Ortsparteien. Sie wohnten in Worb, wo sich beide auch in der Partei und im Gemeindeparlament engagierten. Lukas präsidierte zwei Vereine im Dorf und unterstützte den Gemeindepräsidenten, ebenfalls ein EVP-Mitglied, beim Wahlkampf. Dieser Alltag mit Studi-
Hoch oben: Lukas und Mirja Zimmermann-Oswald mit Jael und Sara.
um, Berufstätigkeit, politischem Engagement und Familienleben war sehr herausfordernd. Es brauchte viele Absprachen, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Einen Tag pro Woche betreute Lukas seine Tochter, einen Tag übernahmen seine Eltern, die restlichen fünf Tage war Mirja als Familienfrau tätig. 23 Monate nach Jael brachte sie die kleine Sara zur Welt.
Allzu viel ist ungesund
Die unregelmässigen Arbeitszeiten des Paars liessen sich nicht immer koordinieren. «Es war eine Herausforderung, wenn ich während des 36-Stunden-Dienstes von Lukas mit zwei kleinen Kindern allein war», erinnert sich Mirja. Zudem erlebte sie in einem politischen Gremium offene Anfeindungen und hatte niemanden, der ihr beistand. Das zehrte an den Kräften und schliesslich wurde es zu viel. Sie trat von allen politischen Ämtern zurück und konzentrierte sich auf Ausbildung und Familie. Während dieser äusserst strengen Zeit, in der die heute 27-Jährige zuhause nicht mehr voll einsatzfähig war,
idea-serie: frau und familie Die Rolle der Frau in Gesellschaft und Wirtschaft verändert sich. Familien mit mehr als drei Kindern sind längst die Ausnahme. Nach wie vor gibt es Frauen, die sich aus Überzeugung ganz für die Familienarbeit entscheiden. Doch immer mehr Frauen steigen bald nach der Geburt eines Kindes wieder in den Arbeitsprozess ein. Familienleben, Kindererziehung und Haushalt werden heute sehr unterschiedlich gestaltet. idea porträtiert christliche Frauen und die aktuelle Vielfalt familiärer Konzepte. idea Spektrum 40.2013
erlebten sie viel liebevolle Unterstützung von Familie, Freunden und Gemeindegliedern des EGW (Evangelisches Gemeinschaftswerk) Worb, dem sie angehörten.
Kopftuch: Viele Vorstösse
In mindestens zehn Deutschschweizer Kantonen streben CVPund SVP-Politiker ein Kopftuchverbot an Schulen über die kantonale Gesetzgebung an. Die Vorstösse wurden entweder schon eingereicht oder angekündigt, und zwar in den Kantonen Aargau, BaselLand, Basel-Stadt, Bern, Schwyz, Solothurn, St.Gallen, Thurgau, Wallis und Zürich. Die CVP-Vertreter argumentieren, das Kopftuch sei ein patriarchalisches Machtinstrument und erschwere die Integration muslimischer Mädchen (CVP). Die SVP bringt die religiöse Symbolik ins Spiel. (idea)
Waadt: Homo-segnungen
«Wir wurden oft gefragt, wie wir das finanziell machen», erzählt Mirja. Doch am Anfang ihres Ehe- und Familienlebens war Lukas erwerbstätig. Er wurde erst während der Vikariatszeit hauptamtlicher Hausmann, sodass sie vom 20-Prozent-Job bei der EVP und der kleinen Entschädigung als Vikarin leben mussten. «In diesem Jahr unterstützten uns zudem unsere Eltern. Wir hatten kein Auto und machten nur in der Schweiz Ferien. Solange wir andere finanziell unterstützen können, geht es uns doch gut!», finden beide.
Die reformierte Kirche im Waadtland ermöglicht Segnungs-Zeremonien für gleichgeschlechtliche Paare. Der Entscheid fiel an der Synode vom 21. und 22. September. Der Ritus werde sich deutlich von dem einer Trauung unterscheiden, sagt Marianne Weymann von der «Reformierten Presse». Über die symbolischen Gesten wie Ringwechsel und Bibelübergabe müsse noch entschieden werden. Ausserdem könnten Pfarrer solche Feiern «aus Gewissensgründen» ablehnen. Bereits im November 2012 hatte die Synode entschieden, kirchliche Zeremonien für gleichgeschlechtliche Paare zu erlauben. Daraufhin sammelten Gegner 3000 Unterschriften. Sie erzwangen ein Moratorium. Dieses wird jetzt wieder aufgehoben. Das neue Reglement soll im November definitiv verabschiedet werden. (idea)
Pfarrstelle angetreten
Zürich: Babyfenster-Vorstoss
«Wovon lebt ihr denn?»
Am 1. August 2013 übernahm Mirja in der reformierten Kirche in Sumiswald ein 100-ProzentPfarramt mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendarbeit. Lukas bleibt bei der EVP angestellt und ist hauptsächlich Hausmann. Menschen auf ihrem Lebensund Glaubensweg zu begleiten, ist für sie Privileg und Berufung zugleich. Und für die beiden kleinen Töchter liegt das neue Zuhause nahe am Paradies. Mit blitzenden Augen sausen die zwei Blondschöpfe in den Garten, wo sie ihr Baumhaus vorführen. Ihnen gefällt dieses Leben. MIRJAM FISCH-KÖHLER
Der Zürcher Kantonsrat hat die Regierung beauftragt, eine Babyklappe an einem Spital des Kantons Zürich zu unterstützen. Das Parlament folgte einem Vorstoss von Erich Vontobel (EDU). Um dem Vorstoss grössere Chancen zu geben, hatte er eine Motion in ein Postulat umgewandelt. Dieses wurde von CVP, EVP und BDP unterstützt und mit 96:70 Stimmen angenommen. Auch SVP und FDP unterstützten den Vorstoss. Sie halten eine Babyklappe zwar nicht für eine Aufgabe des Staates, wollten mit ihrem Votum aber die Regierung auffordern, «sich zum Problem ernsthaft Gedanken zu machen». (idea) Bild: Mirjam Fisch-Köhler
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JOUrNAL
Wenn die hilfe übers Wasser kommt
Adonia-musical «ruth»
mercy ships In den letzten 35 Jahren machten die Spitalschiffe von JmeM 67 000
Adonia bringt das Musical «Ruth» zurück auf die Bühne. Fünf verschiedene Chöre führen das Werk vom 4. bis 12. Oktober an zehn Orten in der Schweiz auf. Die biblische Geschichte über die Moabiterin Ruth, die in einem fremden Land einen Neuanfang wagt, wird mit Songs, Theater und Choreografien dargestellt. Zwei Jugend-Chöre zu je 65 Mitgliedern zwischen 9 und 13 Jahren und drei Family-Chöre mit je 90 Mitgliedern zwischen 6 und 66 Jahren sind an der Tour beteiligt. Jeder der fünf Chöre steht für je zwei Auftritte auf der Bühne. (idea) – www.adonia.ch
sonntagsallianz protestiert
Der Nationalrat hat sich für eine weitere Liberalisierung im Detailhandel ausgesprochen. Auch kleine Läden in Randregionen sollen vom Verbot der Sonntagsarbeit ausgenommen werden. Der Nationalrat stimmte am 25. September einer entsprechenden Motion von Yannick Buttet (CVP) zu. Der Bundesrat hatte die Ablehnung der Motion beantragt. Die «Sonntagsallianz», in der auch die Kirchen vertreten sind, fordert nun den Ständerat zu einem «Nein» auf. Die Motion Buttet entspreche nicht nur keinem realen wirtschaftlichen Bedürfnis. Sie gefährde auch den Schutz der Arbeitnehmenden und das Überleben von kleinen Familienbetrieben, die gerade in Randregionen noch gut verankert seien, sich aber einen 7-Tage-Betrieb nicht leisten könnten. (idea)
3,5 mio. für Kirchenhistoriker
Martin Wallraff, Professor für Kirchen- und Theologiegeschichte an der Universität Basel, erhält vom Europäischen Forschungsrat (ERC) umgerechnet rund 3 Mio. Franken für ein Forschungsprojekt. Bislang habe sich die Forschung vor allem dafür interessiert, wie sich die Manuskripte im Hinblick auf den Urtext verhalten. In dem neuen Projekt sollen die Handschriften als eigene Quellen untersucht werden. Häufig gebe es in den Schriften neben den eigentlichen Bibeltexten Einführungen, Gedichte oder Gebete. Diese will Wallraff analysieren und innerhalb von fünf Jahren rund 3000 griechische Handschriften in Teilen herausgeben. (idea)
ärztliche Eingriffe möglich. Das Jubiläum wurde am Freitag in Belp BE gefeiert.
Den Ärmsten Hilfe bringen: Das ist seit 1978 Programm von Mercy Ships. Die Idee dazu hatte der US-Amerikaner Don Stephens (68). Während seines Dienstes bei Jugend mit einer Mission in Lausanne gründete er Mercy Ships. Mit der «Anastasis» begann eine beispiellose Geschichte grenzenloser Nächstenliebe.
hoffnung wecken, Leben teilen
René Lehmann ist seit einem Jahr Geschäftsführer von Mercy Ships Schweiz. Der frühere SwisscomSpezialist ist überzeugt: «Das Leben ist etwas, das wir gemeinsam haben und mit anderen teilen können.» Ihn faszinieren die Möglichkeiten von Mercy Ships, Hilfe in arme Länder zu bringen. «Die Teams an Bord behandeln Menschen, deren Leben wegen einer Krankheit bedroht ist oder die wegen ihrer Krankheit geächtet werden», sagt der 53-Jährige. Aktuell liegt die «Africa Mercy» in Pointe-Noire (Kongo) vor Anker. 7000 Menschen liessen sich an einem einzigen Tag untersuchen. Die Bedürfnisse der Menschen bringen die Crew und ihr Schiff immer wieder ans Limit.
Weites Herz, weiter Horizont: Don Stephens (links) und René Lehmann sowie die «Ehemaligen» Sarah Dennler und Anne Siegenthaler.
eine Vision läuft vom stapel
«Wir begannen sehr klein und waren immer offen für Veränderungen», schaut der Gründer von Mercy Ships zurück. Trotz allem Gottvertrauen hätte Don Stephens es nicht für möglich gehalten, dass aus seiner Idee ein «weltumspannendes Unternehmen» werden würde. Seine Vision, «das 2000 Jahre alte Modell von Jesus Christus zu leben», zog Kreise – in den Herzen vieler Menschen und rund um den Globus. Über 1000 Freiwillige aus 35 Nationen investieren sich pro Jahr in
den Dienst von Mercy Ships. Sie behandeln jährlich 25 000 Menschen an Bord oder mit mobilen Teams im Landesinneren. Über 67 000 medizinische Eingriffe in 35 Jahren: Das ist eine stolze Leistung. «Und dies ist erst der Anfang!», heisst es in der Einladung. Soeben wurde für 100 Millionen Dollar ein zweites Schiff in Auftrag gegeben. Mit dem Stapellauf 2017 multipliziert sich die Vision: «Menschen Gottes Gesicht der Liebe zu zeigen.» tHomAs fEuz www.mercyships.ch
stUdiereNde eNtdecKteN die GeNerAtiON 55pLUs
Generationengrenzen überwinden Unter der Leitung von «Mut zur Gemeinde» fand am Seminar für biblische Theologie Beatenberg eine Schulungswoche statt, welche die Generationen zusammenbrachte. Was die Jungen verblüffte, ist die Intensität, mit der die Generation 55plus lebt. «Mit dem Austausch über das Thema ‹Beziehungen, die uns prägen› wurden mir die Augen für die Lebenswelt der Seniorinnen und Senioren geöffnet», erzählt eine Studentin. Da sei mancher Schmerz über den Verlust eines lieben Menschen zu spüren gewesen. Sie wünschten sich Bilder: idea/Thomas Feuz; zvg
Trost, seien aber auch bereit für neue Begegnungen, in die sie ihre Lebensweisheit einbringen könnten. Begegnungen und Austausch ergaben drei konkrete Impulse für das Miteinander in der Gemeinde: 1. Das Gestalten von Gebets-Partnerschaften. 2. Wer die Predigt hält, kann sich mit den Älteren treffen, um deren Erlebnisse zu integrieren. 3. Gründung einer Theatergruppe für Junge und Alte. Damit ältere Menschen sich öffnen, müssen sie merken, dass sie akzeptiert sind. Dafür brauchen die Jungen Geduld und Interesse.
Die Senioren drängen sich nicht auf. Sie möchten gefragt werden und erwünscht sein. Dann aber engagieren sie sich voll, mit allen Emotionen. Diese Woche habe gezeigt, «dass wir Generationengrenzen überwinden können», bilanziert eine Studentin. REBEKKA RIEHL www.sbt-beatenberg.ch idea Spektrum 40.2013
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biblische Pflanzen mitten in gossau
ÄXgÜSi
bibelgarten Im Garten hinter der katholischen Andreaskirche im sankt-gallischen
Kühlschrank
Gossau werden neben anderen auch 60 in der Bibel erwähnte Pflanzen gezogen. Wer sich auf die Hinterseite der katholischen Andreaskirche in Gossau SG begibt, fühlt sich biblischen Zeiten etwas näher. Acht grosse Gartenbeete mit insgesamt 130 Pflanzen, 60 davon in der Bibel erwähnt, werden hier liebevoll gepflegt. Seien es Unkräuter, Feldfrüchte oder Zedern – jede biblische Pflanze wird botanisch und geschichtlich auf Tafeln beschrieben. «Reben und Feigenbaum sind biblisch betrachtet ein Bild für Frieden; Lotosblüten ein Bild für Regeneration», erklärt Alois Schaller, Mitinitiant des Bibelgartens Gossau. Den Papyrus hat der 64-jährige Theologe und Vater von drei Kindern selber aus Samaria mitgebracht. Der Rizinus, von Jona geschätzt und von Luther mit «Kürbis» übersetzt, wachse schnell und gehe beim ersten Frost kaputt. «Er wird in Israel bis zu vier Meter gross!», so Schaller. Die Tamariske, ein dem Wüstenklima trotzender Baum, weist mit seinem hebräischen Namen «eshel» auf «El», Gott selber, hin. Obwohl sie Mühsal symbolisieren, zählen die Disteln oder Dor-
Im Bibelgarten: Anton Schaller kniet neben einer Rizinuspflanze.
nen zu Schallers Lieblingspflanzen. Sie weisen in der Bibel auf die Vergänglichkeit des Lebens hin. Aber auch auf Schmerz und Strafe. Über 20 Dornengewächse erwähnt die Bibel, über 70 gibt es in Israel. «Die im Bibelgarten gepflanzte Rose wird in Israel ‹lebender Stacheldraht› genannt», erzählt Schaller. Übrigens: Botanisch gesehen, haben Rosen Stacheln und nicht Dornen. Gärten können als Lebensraum und -grundlage für Menschen bezeichnet werden. Sie grenzen von der Wildnis ab, schützen vor Bedrohungen. Der Gossauer
Bibelgarten ist zudem eine Oase der Ruhe und Besinnung. Hier wachsen Nutzpflanzen, Kräuter, Gewürzpflanzen, Disteln, Reben und Feldfrüchte. Dazu kommen in der Bibel erwähnte Bäume und eine Wiese mit «biblischen» Gräsern und Blumen. Der Garten befindet sich im Zentrum von Gossau und ist jederzeit zu besichtigen. Es sei denn, man wolle mehr erfahren. Dann empfiehlt sich ein Treffen mit Alois Schaller. rolf frey www.kathgossau.ch
Die Weisungen gottes ernst nehmen finanzen In Egerkingen fand das 1. Beraterforum für Finanzexperten statt. Es gelte
die Aussagen Gottes auch im Finanzbereich ernst zu nehmen, so der allgemeine Tenor.
Rund 35 Teilnehmende trafen sich letzte Woche für Information und Austausch. Sie kamen aus verschiedenen Regionen der Schweiz sowie aus dem süddeutschen Raum angereist und vertraten ganz unterschiedliche Branchen wie Banken, Versicherungen, Finanzberatung und Treuhand. Zum Thema «Glaube und Finanzen – Ein Widerspruch für Berater?» sprachen vier Finanzberater über ihre persönliche Erfahrung, Aussagen der Bibel ins Leben und in die Beratung zu integrieren. Ergänzt wurden sie durch ein Referat von Attilio Cibien, der Finanzseminare zum Umgang mit Geld und Besitz auf idea Spektrum 40.2013
Beraterforum: Was ist der rechte Umgang mit Geld und Besitz?
biblischer Basis anbietet. Kernbotschaft des Abends war, dass es in Zukunft auch im Finanzbe-
reich eine konsequente Hinwendung zu den Aussagen Gottes bedürfe, und zwar zuerst durch die Christen. Dies treffe insbesondere auch für diejenigen zu, die andere beraten. Anders seien die gegenwärtigen und absehbaren Herausforderungen in der Wirtschaft und Finanzwelt kaum mehr zu bewältigen. Eingeladen hatte das Beraterforum Schweiz, das aus Finanzfachpersonen besteht, die sich in regionalen Gruppen regelmässig austauschen und ihren persönlichen Glauben im praktischen Beratungsalltag integrieren wollen. (bf)
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«Es gibt Tage, da wünscht' ich, ich wär mein Hund.» So singt Reinhard Mey in einem seiner vielen Lieder und begründet dies mit durchaus nachvollziehbaren Argumenten. Doch die Tatsache, dass er als Mensch – im Gegensatz zum Hund – den Kühlschrank öffnen kann, ist für ihn Grund genug, Mensch zu bleiben. Heute beschäftigte mich unser Kühlschrank. Dem vielen Eis, das sich gebildet hatte, musste ich den Garaus machen. Ich liebe es, mir bei solchen Arbeiten Gedanken zu machen. (Das Enteisen alleine macht mir nicht besonders Spass.) Zuerst einmal: Ich war einfach dankbar. Wir haben einen Kühlschrank! «Ist doch völlig normal!» könnte man ob dieser banalen Erkenntnis entgegnen. Nein, das entspricht nicht dem globalen Durchschnitt. Und dass der Kühlschrank auch noch mit Lebensmitteln und Getränken gefüllt ist, sollte den Dank noch um eine Dimension vertiefen. Danke, Gott, für diesen Reichtum! Das viele Eis lässt mich gedanklich weiterspinnen. In vielen Weltgegenden herrscht heute eine Art Eiszeit, der Erderwärmung zum Trotz. Das Ethik-Thermometer verweist auf eine leicht beängstigende Tendenz. Den Zerfall nur auf die Sexualität zu reduzieren, ist zu einseitig. Der Umgang mit Leben, mit materiellen Dingen, Geschäfte durch Waffenlieferungen in fragwürdige Länder, egoistische Lebensweisen usw. tragen zur Erkaltung unserer Welt bei. Als Christen haben wir den Auftrag, der Kälte entgegenzuwirken. Die Botschaft des Evangeliums bringt Licht und Wärme. Das fängt bei mir selber an. Den Kühlschrank habe ich inzwischen abgetaut. Ich habe getan, was in meinen Möglichkeiten stand. Nun habe ich Kapazität, etwas anderes anzupacken. thomas prelicz Der Autor ist Pastor der Evangelischen Gemeinde Bremgarten AG.
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NOVEMBER 2013 2. November, 40 Jahre Campus für Christus und Leiterwechsel unter dem Motto «Come Help Change the World». Eulachhalle Winterthur, Anmeldung: 40Jahre.cfc.ch 4.–14. November, Israel – Wo alles begann Reise nach Israel, mit Hans Moser. www.abstravel.ch, info@abstravel.ch 8. und 9. November, Die Gemeinde - unsere Chance! mit Michael Kotsch, Lehrer an der Bibelschule Brake, 8.+9.11.2013, 20h, FEG, Spitalstr.41, 3454 Sumiswald 10.11.2013 9.30h, Gottesdienst www.fegsumiswald.ch 12. und 19. November, Piano Einsteiger Adonia Grundlagenkurs CHF 125.– Kontakt: 062 746 86 34 / kurse@adonia.ch, www.adonia.ch/kurse
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f oru m
SYNERGIE Ohne Kampf In dieser Kolumne versuche ich, persönliche Erfahrungen weiterzugeben. Dies in der Hoffnung, anderen Menschen Mut zu machen. Einfach ist das nicht. Bestimmte Rückmeldungen geben allerdings Auftrieb, so weiterzufahren. In der letzten Kolumne beschrieb ich, wie ich meinen permanent gelebten Kampfmodus mit Gottes Hilfe ablegen konnte. Dazu ein weiteres Erlebnis ... Es war an einem Mittwoch. Einer meiner Kaderleute (ohne persönliche Gottesbeziehung) sagte mir, sie hätten im Italien-Verkehr eine prekäre Situation. Am Freitag wären viele LKWs in Italien leer, aber es seien nur gerade acht Ladungen von Italien in die Schweiz vorhanden. Aus Gewohnheit antwortete ich ihm: «Geri, wenn morgen die Situation unverändert ist, sag es mir. Ich starte dann einige Telefonate und schaue, ob ich weitere Ladungen finden kann.» Am Donnerstag in der Frühe (ich lese beim Zähneputzen, so um 5.45 Uhr, die E-Mails, die nach 23 Uhr reinkamen), sehe
ich folgendes Mail: «Kannst du deine Kontakte spielen lassen? Habe immer noch 20 LKWs in Italien und nur 9 Ladungen Import.» Um 6.15 Uhr halten meine Frau und ich eine kurze Zeit der gemeinsamen Andacht. Dabei wird mir klar: Jetzt ist der Moment gekommen, um zu prüfen, ob mein Kampf wirklich zu Ende ist. Ich habe das Gefühl, Gott wolle mich etwas lehren und mir gleichzeitig eine Verheissung schenken. Um 6.30 Uhr schreibe ich Geri folgendes: «Habe Kontakt spielen lassen. Die LKWs werden nicht nur voll sein, sie werden sogar rentabel voll sein!» Darauf kommt keine Reaktion. Am Freitag habe ich Geri an der Strippe. Ganz beiläufig frage ich: «Und – hast du genügend Ladungen für die LKWs in Italien?» Geri platzt heraus: «Du, so etwas habe ich noch nie erlebt: Am Donnerstagmorgen lief unser Fax ununterbrochen, und das Schönste dabei ist – das sind so ziemlich die besten Ladungen, die es gibt!» Dann meint er noch: «Du hast sicher mit dem Chef der Firma, welche diese Aufträge erteilte, gesprochen, oder?» «Habe ich nicht», antworte ich, «ich habe mit meinem Chef geredet.» Geri: «Eben doch, du hast mit dem Chef der Firma dort
Gute Musik verbindet Gemeinsam stärker «idea Spektrum» Nr. 37 – «Erfrischend vielfältige Musik für die Kirche»
«idea Spektrum» Nr. 38 – «Lebensmarsch mit Gegenwind»
Seit Jahrtausenden ist die Freude an Musik tief im Menschen verwurzelt. Die Musik gehört – neben der Religion – zu den ursprünglichsten geistigen Bedürfnissen des Menschen. Gute Musik verbindet Generationen und Völker. Vor einem Monat war ich Zuhörer eines Konzertes mit internationalen Musikern in der Kirche von Saas-Fee. Obschon verschiedene Nationen miteinander musizierten, gab es keine Disharmonie. Was machen wir in unseren Gemeinden mit der Musik? Welchen Stellenwert hat sie? Wie fördern wir sie? Weil Musik eine Wirkung hat, sollten wir uns angemessen mit ihr auseinandersetzen. Dazu ein Hinweis: Am 26. Oktober 2013 findet das 11. Symposium der Schweizerischen Gesellschaft für Musik-Medizin, kurz SMM, in Zusammenarbeit mit dem Konservatorium Zürich und vielen weiteren Musikverbänden statt.
Der Autor wirft eine wichtige Frage auf: Gibt es überhaupt einen Weg, die Schweizer mit der Frage der Abtreibung noch konstruktiv zu erreichen? Ich bin überzeugt, dass es diese Möglichkeit gibt. Aber bevor die Masse der Gesellschaft erreicht werden kann, müssen die Christen erreicht werden. Wenn am Marsch selber 10 000 oder 20 000 Christen teilnehmen, kann er von der Öffentlichkeit nicht mehr ignoriert werden. Wenn dann noch einmal so viele Christen im Gebet dafür einstehen, dann werden Satan und Gefolge ihre Macht verlieren (vgl. Jak. 4,7). Ein Zweites: Wir sollen für die Nichtchristen im Land beten, dass sie zur Erkenntnis der Wahrheit finden (vgl. 1. Tim. 2,4). Ein Drittes: Christen sollten bereits bestehende Lebensrechts-Institutionen aktiv durch Gebet, Mitarbeit und Spenden unterstützen. Der vierte Punkt betrifft die Politik. Hier gibt es immer wieder Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, sodass sich die Bevölkerung mit dieser Thematik beschäftigen muss. Aktuell
Ruedi MesseRli, Gümligen BE ideaSpektrum 40.2013
geredet ...!» «Nein, Geri, ich habe mit meinem Chef geredet ...» «Was heisst, ‹mit deinem Chef›? Du hast ja niemanden mehr über dir!» Ganz ruhig sage ich noch einmal: «Doch, mit meinen Chef im Himmel.» Dann ist es eine Weile still. Schliesslich kommt ein demütiges: «... das ist ziemlich cool, wenn man das kann und es auch noch funktioniert!» Ich konnte ihm dann noch etwas erzählen über meine Veränderung, und dass ich nicht mehr im selben Modus laufe wie früher. Die Lektion war für uns beide echt stark! In der Folge gab es noch einige ähnliche Situationen, in denen mir Gott zeigte, dass ich es nicht mehr nötig habe zu kämpfen. In dem Sinne frage ich dich: «Lebst du schon im Vertrauen oder kämpfst du noch?» Mach dir ernsthaft Gedanken darüber! Warum selber wursteln, wenn ein anderer den Masterplan kennt? Es grüsst euer Ex-Kämpfer. daniel schöni Der Autor ist Inhaber der Schöni.ch Holding in Oberbipp. www.schoeni.ch. E-Mail: daniel.schoeni@schoeni.ch
kommt die Initiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» (www.privatsache.ch) zur Abstimmung. Auch die Unterschriftensammlung für die Volksinitiative «Ja zum Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule» (www.schutzinitiative.ch) ist noch am Laufen. Auch sie hat indirekt mit der Abtreibungsproblematik zu tun. Würden alle Christen in diesem Land diese Unterschriftensammlung unterstützen, wäre sie bereits zustande gekommen. Mein Fazit: In Christus sind wir mächtig und dazu aufgerufen, in diesem Land auf der sichtbaren und der unsichtbaren Ebene Verantwortung zu übernehmen. Durch Gebet und Arbeit können wir etwas verändern. Als Christen sind wir sogar politisch zu Referenden und Initiativen fähig, wenn wir an einem Strick in dieselbe Richtung ziehen. Für mich persönlich ist dies eine ermutigende Perspektive für die Zukunft. Lasst uns zu Tätern des Wortes werden (Jak. 1,22)! MaRkus nann, Zofingen AG Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffentlichen. Die Redaktion
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pOdIuM Übermut «Wenn Erfolg in Übermut und Verderben führt» ist man manchmal versucht zu sagen. – Im Klartext: Unser Land ist ein Erfolgsmodell. Wir haben uns so organisiert, dass wir Vollbeschäftigung und damit quasi für alle Menschen in diesem Land eine Arbeitsstelle haben. Wir können dank sehr tiefer Jugendarbeitslosigkeit den jungen Menschen eine Ausbildung und einen Berufseinstieg mit Perspektiven bieten. Eine weitere wichtige Errungenschaft ist unsere Altersvorsorge AHV, die neben der zweiten und dritten Säule die finanzielle Basis für ein würdiges und abgesichertes Leben im Alter darstellt. Bestes Beispiel für gelebte, gerechte Verteilung der finanziellen Möglichkeiten! Egal, wie viel jemand verdient und einbezahlt, es gibt für alle eine Maximalrente. Die Beiträge hingegen werden auf dem vollen Lohn berechnet. So bezahlen Reiche hohe Solidaritätsbeiträge, von denen viele andere profitieren dürfen. Zu diesem Erfolgsmodell, das im Interesse aller ist, sollten wir Sorge tragen. Unter dem populistischen Slogan «gegen Abzockerei und für gerechte Löhne» greifen die Jungsozialisten genau dieses Erfolgsmodell frontal an. Damit gefährden sie, was sie mit ihrer Initiative eigentlich propagieren, aber nicht erreichen – Solidarität und eine gerechte Verteilung der Mittel. Werden mit der «1:12-Initiative» die hohen Löhne gedeckelt, führt dies bei der AHV zu massiven Ausfällen von jährlich bis zu 2,5 Milliarden Franken. Leidtragende werden all die Menschen sein, die bisher von der funktionierenden Umverteilung, von Arbeitsplätzen und den persönlichen Entwicklungsperspektiven im Erfolgsmodell Schweiz profitiert haben. Darum: Hände weg vom sozialistischen Übermut mit einem «Nein zu 1:12». hans-ulRich bigleR
Der Autor ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes.
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Das Bild der Woche
Die Kirche vor ihrer Erstürmung …
SYRIEN
Selten berichten westliche Medien über die Brutalität, mit der islamische Terroristen im syrischen Bürgerkrieg in ihrem Kampf gegen die Regierung von Präsident Assad auch gegen Christen vorgehen. Diese Fotos zeigen die Schändung der Märtyrerkirche in der Stadt Raqqa. Vermummte Kämpfer des islamischen Terrornetzwerks El Kaida rissen am 26. September das Kreuz auf dem Kirchturm ab und hissten die schwarze Flagge ihrer Organisation. An vielen Orten im Land verfolgen Extremisten Christen bis aufs Blut. Darunter sind in zunehmendem Maße Westeuropäer und Nordamerikaner. Sie lassen sich im Nahen Osten zu Kämpfern im sogenannten „Heiligen Krieg“ (Dschihad) ausbilden. Später könnten sie als potenzielle Terroristen in den Westen zurückkehren. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen (Köln), sagte im Deutschlandfunk, die Zahl der jungen Männer, die von Deutschland nach Syrien gereist seien, um sich am „Heiligen Krieg“ zu beteiligen, sei in wenigen Monaten von 120 auf 170 gestiegen. Insgesamt sollen in Syrien etwa 500 bis 700 Islamisten aus dem Westen kämpfen. Dort lebten vor dem Bürgerkrieg etwa 1,5 Millionen Christen; viele sind inzwischen ins Ausland geflohen.
… während der Entfernung des Kreuzes …
… und jetzt mit der Flagge des islamischen „Heiligen Krieges”
40.2013
N AC H R IC H T E N
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ZITIERT » Als die grünen Frauen- und Fa-
Mahmut Özdemir (SPD)
Karamba Diaby (SPD)
Charles M. Huber (CDU)
Bundestag: Mehr Migranten, mehr Muslime BUNDESTAGSWAHL Dem neuen Bundestag gehören so viele Abgeordnete mit ausländischer Herkunft an wie nie zuvor: 35 gegenüber 21 in der bisherigen Legislaturperiode von 2009 bis September 2013.
E
twa ein Drittel hat einen Berlin-Mitte) als Muslime. muslimischen Hinter- Migranten im Bundestag Einen „säkularen Muslim“ grund. Erstmals sind auch 2009–2013: nennt sich der Vorsitzende 21 35 zwei afrodeutsche Politiker 2013–2017: der Grünen, Cem Özdemir, dabei: der aus dem Senegal der in seinem Wahlkreis stammende konfessionsStuttgart I 27,5 % der Erstlose Chemiker Karamba Muslime bei stimmen erzielte, aber Diaby (SPD) und der katho- Grünen: das Direktmandat nicht 4 3 lische Schauspieler Charles SPD: erringen konnte. Erstes 1 M. Huber (CDU), Sohn eines CDU: muslimisches Mitglied in der CDU/CSU-Bundestagssenegalesischen Vaters und einer deutschen Mutter. Er wurde durch die fraktion ist die türkischstämmige Cemile ZDF-Krimiserie „Der Alte“ bekannt. Giousouf aus Hagen.
3-mal so viele Muslime
11 MdBs sind türkischstämmig
Im Bundestag werden künftig fast dreimal so viele Muslime vertreten sein wie bisher. Danach bezeichnen sich 8 Parlamentarier als Muslime: 4 bei den Grünen, 3 bei der SPD und eine bei der Union. Bisher bekannten sich 3 Abgeordnete zum Islam. Prominente Muslimin in der SPD-Fraktion ist Aydan Özoguz, stellvertretende Parteivorsitzende aus Hamburg. Neu für die SPD im Bundestag sind die Muslime Mahmut Özdemir (Wahlkreis Duisburg II) und Gülistan Yüksel (Wahlkreis Mönchengladbach).
Insgesamt haben 11 Abgeordnete familiäre Bezüge in die Türkei. Aber nicht alle bekennen sich offen zum Islam. So vertritt Sevim Dagdelen (Linke) die Ansicht, dass Religion Privatsache ist. Keine Angaben machten die Abgeordneten Metin Hakverdi, Cansel Kiziltepe (beide SPD) und Azize Tank (Linke). P
Fotos: PR (3)
Jüngster MdB ist ein Muslim Özdemir wird mit 26 Jahren der jüngste Abgeordnete sein. Bei den Grünen bekennen sich die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Ekin Deligöz (Wahlkreis NeuUlm/Bayern), Omid Nouripour (Wahlkreis Frankfurt II) und Özcan Mutlu (Wahlkreis 40.2013
milienpolitiker (zumal -innen) jung waren, als viele Eltern autoritär, viele Hausfrauen deprimiert und die Homosexuellen benachteiligt waren, da schien sich, wenn nur erst die Geschlechterverhältnisse umgekrempelt wären, ein Reich des Guten aufzutun. Jetzt aber genießen die Bürger zwar viele Freiheiten, leiden Kinder aber unter Scheidungen, wollen viele Frauen daheim sein und sehen es die meisten Homosexuellen nicht ein, warum sie auf die Standesämter zur Verpartnerung laufen sollten. « Matthias Kamann in „Die Welt“ (Berlin)
» Nehmen wir den Veggie-Day. Da
wird eine Bevormundung auch noch mit einem Anglizismus ausgedrückt und infantilisiert. Mit so etwas geht man den Leuten auf die Nerven. «
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in „Die Zeit“ zum Wahlkampf seiner Partei.
» Der frühere Fußballbundestrainer
Sepp Herberger hat in seinen Büchern ›schlagend plausible Sätze geschrieben: Der Ball ist rund, und das Spiel dauert 90 Minuten‹ ... So müssten wir Christen reden können, so dass Menschen sagen: Das stimmt, und es war mir nicht bewusst. « Der katholische Bischof Heiner Koch (Dresden) im Nachrichtenbrief des ökumenischen Predigtpreises
» Mein Vater und ich versuchen, unseren christlichen Glauben auch im Unternehmen zu leben. Unser Credo lautet, dass das Unternehmen den Menschen dienen muss. Zunächst den Kunden – schon mein Großvater hatte den Anspruch, bezahlbare Schuhe liefern zu können. Und unsere Mitarbeiter sollen nicht als Kostenfaktor, sondern als Menschen wertgeschätzt werden. Wir bieten hier zahlreiche Leistungen bis hin zu einer Notfallkasse für Mitarbeiter in Schwierigkeiten, die gemeinsam mit dem Betriebsrat verwaltet wird. Aber wir haben Mitarbeiter aus 80 Nationen mit verschiedensten Religionszugehörigkeiten. Auch wenn ich schon einmal in einer freikirchlichen Gemeinde predige – bei Deichmann wird niemand nach seinem Glauben gefragt oder beurteilt, sondern nach der Leistung, die er für das Unternehmen erbringt. «
Deutschlands größter Schuhhändler, Heinrich Deichmann, in der „Welt am Sonntag“
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N AC H R IC H T E N
Orientierungshilfe: Der EKD-Ratsvorsitzende räumt Fehler ein SYMPOSIUM Zurückgenommen werden soll das umstrittene Papier aber nicht, stellte Schneider klar.
N
achdem der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider die Orientierungshilfe kürzlich noch verteidigt hatte, räumte er nun bei einem Theologischen Symposium in Berlin Fehler ein. Nicht nur die Kommunikation sei „zweifellos verbesserungswürdig“ gewesen. Es gebe in dem Papier auch einige inhaltliche Punkte, „die wir deutlicher ausformulieren und theologisch begründen wollen“. Das breite Echo auf das Papier habe den Rat der EKD aber auch darin bestärkt, „dass die Orientierungshilfe in ihrer Analyse der gesellschaftlichen Situation Zutreffendes sagt und dass wir eine Neubesinnung und Fundierung der Arbeit der evangelischen
Frau. Zwar kenne das Alte Testament auch polygame Verhältnisse, die in Israel praktiziert wurden. Es leite diese aber nie aus dem Willen Gottes ab, so Härle.
Zwischen 2001 und 2011 gab es 3,8 Millionen Eheschließungen, aber nur 27.000 Lebenspartnerschaften Der Theologieprofessor Klaus Tanner (Heidelberg) verwies auf Zahlen, die zeigten, dass das Modell der Ehe nach wie vor Leitbild sei. So hätten in den zehn Jahren seit der Verabschiedung des Lebenspartnerschaftsgesetzes 2001 nur 27.000 homosexuelle Paare diese Möglichkeit in Anspruch genommen. Demgegenüber habe es im gleichen Zeitraum 3,8 Millionen Eheschließungen gegeben.
Homo-Paare sind für die Bibel „undenkbar“
Die Theologieprofessoren Gerber, Härle und Horn
Kirche mit den neuen vielfältigen Formen von Familien brauchen“. Allerdings habe man die Kritik ebenfalls wahrgenommen. Deshalb werde der Rat eine Materialsammlung herausgeben, die unter anderem auch die EKD-Synode im November beschäftigen soll.
Was die Bibel zum menschlichen Zusammenleben sagt Drei der vier eingeladenen Referenten plädierten dafür, an der Ehe als Leitbild festzuhalten. Nach Ansicht des Theologieprofessors Wilfried Härle (Heidelberg) sagt die Bibel Wichtiges über den Willen Gottes für das Zusammenleben der Menschen, etwa die Auszeichnung der auf lebenslange Dauer angelegten, umfassenden Lebensgemeinschaft zwischen einem Mann und einer
Der Neutestamentler Prof. Friedrich Wilhelm Horn (Mainz) erkennt in der Orientierungshilfe „nicht wirklich das Bemühen, argumentativ für die Ehe einzutreten“. Auch stimme er der Orientierungshilfe nicht darin zu, dass das Neue Testament andere familiäre Lebensformen als die Ehe kenne. Horn: „Homosexuelle Lebenspartnerschaften mögen vorgekommen sein, sind aber innerhalb der neutestamentlichen Ethik grundsätzlich undenkbar.“
Theologieprofessorin Gerber verteidigt das Papier Allein die Neutestamentlerin Prof. Christine Gerber (Hamburg) verteidigte die Orientierungshilfe. Das Neue Testament spreche nicht von Ehe und Familie „in unserem Sinne“. Ein Äquivalent für den heutigen Begriff von Familie, der die Kernfamilie aus Eltern und Kindern bezeichne, gebe es in der Heiligen Schrift nicht. Maßgeblich für Beziehungen sollten Liebe und Gerechtigkeit sein, so die Theologin. P b www.ekd.de
KOMMENTAR
Was wird die EKD mit der Kritik machen? Das Symposium sollte den Kritikern Wind aus den Segeln nehmen und mehr Sachlichkeit in die emotionale Debatte bringen. Aber ob das gelungen ist, darf bezweifelt werden – nicht nur wegen des zeitlichen Rahmens von gerade einmal dreieinhalb Stunden. Denn auch wenn sich die Theologen darin einig waren, dass es bei der Erarbeitung des Papiers handwerkliche Fehler gegeben hat, und der EKD-Ratsvorsitzende inzwischen Fehler eingesteht, bleibt doch eine Frage: Ist die Ehe zwischen Mann und Frau, aus der Kinder hervorgehen, für die evangelische Kirche im 21. Jahrhundert noch etwas Einzigartiges und deshalb in beson-
derer Weise Schützenswertes – oder ist es lediglich eine mögliche Lebensform unter vielen? Und hier ist die EKD bislang eine klare Antwort schuldig geblieben. Der Spagat zwischen biblischem Befund und heutiger Lebenswirklichkeit will ihr einfach nicht gelingen. Da hat auch das Symposium nur bedingt weitergeholfen – wenngleich sich drei der vier Professoren für ein Festhalten am Leitbild der Ehe aussprachen. Was wird die EKD nun aus diesen Voten machen? Eine Materialsammlung zu erarbeiten und sie – wie angekündigt – während der EKD-Synode in Düsseldorf zu behandeln, dürfte jedenfalls zu wenig sein! P
Fotos: PR, privat, PR
LEBENSFORMEN Welche Folgen hat das Theologische Symposium? Ein Kommentar von Matthias Pankau.
40.2013
F R E I K I RC H E N
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Pfingstgemeinden wollen „Gas geben“ bei der Evangelisation FREIKIRCHE In naher Zukunft soll es in Deutschland 1.000 Gemeinden geben.
D
er Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) will in Mission, Evangelisation und Gemeindegründung „Gas geben“. Das erklärten führende Vertreter der 49.000 Mitglieder zählenden Freikirche gegenüber idea. Mit der Zukunftsausrichtung befassten sich rund 1.000 Delegierte aus 783 Gemeinden auf der Bundeskonferenz des BFP in Willingen (Nordhessen). Wie Präses Johannes Justus (Hannover) erläuterte, wolle man postmodernen, glaubensfernen Menschen in den Formen der Verkündigung – etwa Musik und Gottesdienstgestaltung – entgegenkommen; aber der Inhalt des Evangeliums dürfe nicht verwässert werden. Wie Vizepräses Frank Uphoff (München) ergänzte, gelte es, ein „klares Profil“ zu zeigen und die pfingstkirchlich-charismatische Frömmigkeit zu schärfen. Pfingstler und die ihnen verwandten Charismatiker praktizieren übernatürliche Wirkungen des Heiligen Geistes wie prophetisches Reden, das Beten in menschlich unverständlichen Sprachen und die Krankenheilung. Gerade in der Bibel gegründete, authentische Glaubenserfahrungen seien attraktiv für Menschen in der Postmoderne, so Uphoff.
Neue Gemeinden sollen vor allem im Osten entstehen
Volksmission, Bernhard Röckle (Geislingen/Steige), sagte, man müsse sich immer wieder fragen, was einer Stadt fehlte, wenn es dort keine pfingstkirchliche Gemeinde gäbe. In Geislingen/Steige biete die Volksmission unter anderem jede Woche ein Frühstück an, zu dem etwa 100 Personen kämen. Durch Andachten kämen sie mit dem Evangelium in Kontakt.
Der BFP will durch Motivation und Fortbildung von Gemeindeleitern neue Begeisterung für Mission und Evangelisation entfachen. Dies geschehe heute vor allem durch die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen und münde auf natürliche Weise in die Gründung von Gemeinden, erklärte der Generalsekretär des BFP, Peter Bregy (Erzhausen bei Darmstadt). Die Freikirche will die Gemeindezahl in naher Zukunft auf 1.000 erhöhen, setzt dafür aber keine Frist. Die Gemeinden sollen vor allem dort entstehen, wo es bisher noch keine evangelikale Präsenz gibt, etwa in den östlichen Bundesländern.
Im letzten Jahr 6 % mehr Mitglieder
Jede Woche bietet die Volksmission ein Frühstück an
Nach Angaben der BFP-Leiter ist das Miteinander mit anderen Freikirchen auf der Basis der Evangelischen Allianz freundschaftlich. Laut Uphoff – Vertreter des BFP bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland – trifft man auch bei anderen Konfessionen auf Aufgeschlossenheit. In manchen ethischen Fragen signalisierten sogar Vertreter der römisch-katholischen Kirche Übereinstimmung, etwa im Blick auf die umstrittene Orientierungshilfe der EKD zu Ehe und Familie. Das Papier rückt vom alleinigen Leitbild der Ehe von Mann und Frau ab. BFP-Präses Justus betonte, dass seine Freikirche am biblischen Bild der Ehe festhalte. Das EKD-Papier spiegele den postmodernen Menschen wider, ergänzte Uphoff. P b www.geistbewegt.de
Deutschland sei ein Missionsland, betonte Präses Justus. Die BFPGemeinden wollten auch durch diakonische Aktivitäten relevant für die Gesellschaft sein. Der Vorsitzende der zum BFP gehörenden
Mitglieder der 6 größten Freikirchen in Deutschland
Foto: idea/ Wolfgang Polzer
v. l.: Generalsekretär Peter Bregy, Vizepräses Frank Uphoff, Präses Johannes Justus, Leiter der Volksmission, Bernhard Röckle
2002
2012
Trend in %
1. Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden)
86.700
81.800
- 5,7
2. Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden
37.000
49.000
+ 32,4
3. Bund Freier evangelischer Gemeinden
33.100
40.000
+ 20,8
4. Siebenten-Tags-Adventisten
36.100
35.000
- 3,0
5. Selbständige EvangelischLutherische Kirche
37.500
33.700
- 10,1
6. Evangelisch-methodistische Kirche (mit Angehörigen: 53.800)
38.000
31.800
- 16,3
40.2013
Der BFP ist mit einem Mitgliederplus von rund 6 % im vorigen Jahr eine der wenigen wachsenden Kirchen in Deutschland. Migrantengemeinden machen einen Anteil von 36,4 % aus. Der BFP bemüht sich seit Jahren um Integration und bildet auch Pastoren aus Afrika oder Lateinamerika aus. Im Augenblick befinde man sich in einer 2. Phase der Integration, so Bregy. Die nachwachsende Generation überwinde die kulturellen Barrieren leichter.
Pfingstgemeinden widersprechen dem EKD-Papier
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N AC H R IC H T E N
Vorwurf: Deutschland entwickelt sich zur Meinungsdiktatur DEUTSCHE EVANGELISCHE ALLIANZ Im thüringischen Bad Blankenburg trafen sich rund 100 Vertreter von örtlichen Evangelischen Allianzen zum diesjährigen Allianztag. as Treffen stand unter dem Thema „Akzeptanz, Toleranz oder Meinungsdiktatur“. Tendenzen zu einer Diktatur bestimmter Meinungen beobachtet die Journalistin Birgit Kelle (Kempen/Niederrhein). Die Mutter von vier Kindern, die durch ihr Eintreten für Ehe und Familie in Fernsehgesprächsrunden bekanntgeworden ist, kritisierte unter anderem eine „Diktatur des Feminismus“ in der veröffentlichten Meinung. Danach müsse eine Frau heute erwerbstätig sein, nach Karriere streben, möglichst unabhängig von ihrem Mann sein und ihr Kind nach der Geburt schnell in einer Krippe betreuen lassen. Frauen, die als Hausfrau und Mutter tätig seien, würden als „Heimchen am Herd“ verspottet und als unemanzipiert dargestellt. Diese Diskreditierung führe zu einer Schweigespirale.
„Ich bin Hausfrau & Mutter und finde das großartig“ Viele Frauen trauten sich nicht mehr zu sagen: „Ich bin Hausfrau und Mutter und finde das großartig.“ Kelle kritisierte ferner, dass die Medien den Eindruck erweckten, die Gesellschaft bestehe in erster Linie aus Alleinstehenden, Geschiedenen, Alleinerziehenden und homosexuellen Lebensgemeinschaften. Dabei lebten 80% der minderjährigen Kinder bei ihren verheirateten Eltern. Kelle: „Die Familie mit Vater, Mutter und Kind ist gelebte Realität.“ Allerdings komme sie in der Berichterstattung und in Filmen kaum noch vor. Die Journalistin beklagte ferner eine Intoleranz bei jenen, die selbst Toleranz einforderten. So sei sie selbst massiv beschimpft worden, weil sie in Talkshows gegen die Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften und ein volles Adoptionsrecht für solche Part-
l
Referenten: (v. l.) Carsten Polanz, Birgit Kelle, Allianz-generalsekretär Hartmut Steeb, Präses Michael Diener
nerschaften argumentiert habe. Kritiker hätten sie unter anderem als „Nichte des Teufels“ und „Hexe“ bezeichnet.
„Ich und der liebe Gott sagen euch“ Der Allianzvorsitzende, Präses Michael Diener (Kassel), vertrat die Ansicht, dass der christliche Glaube nicht tolerant sein könne – wenn Toleranz bedeute, es gäbe keine Wahrheit. Christen müssten sich jedoch hüten, den Absolutheitsanspruch Gottes auf sich selbst zu übertragen nach dem Motto „Ich und der liebe Gott sagen euch“. In manchen evangelikalen Gemeinden fehle es an der Bereitschaft und Fähigkeit zu differenzieren, „aber“, so Diener, „das Leben ist komplex.“ Manche Evangelikale lehnten auch jede Pluralität ab: „Wer nicht ihrer Meinung ist, wird als Verführer betrachtet.“ Für Christen gelte aber: „Nicht nur ich habe den Heiligen Geist, sondern auch der andere.“ P
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
5. bis 11. Oktober
FERNSEHEN Sonntag, 6. Oktober 9.30–10.15 Evangelischer Erntedankgottesdienst aus der Pfarrgemeinde Wallern an der Trattnach (Oberösterreich) 11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst aus der Freien Evangelischen Baptistengemeinde Espelkamp
17.45–18.15 Unsichtbare Narben – eine junge Christin erlebt sexuellen Missbrauch 22.00–22.30 Glaube im Krieg – Wie der Kampfeinsatz in Afghanistan Christen bei der Bundeswehr verändert
Dienstag, 8. Oktober
Mittwoch, 9. Oktober
Freitag, 11. Oktober
20.15–21.15 ERF 1 Ulrich Parzany: Werte – Was zählt in meinem Leben?
0.55–1.25 Taliban Kids – Schokolade für den heiligen Krieg. Entführt, bestochen und bedroht
20.15–21.00 Goldgrube Müll – hinter den Kulissen des Recyclingmarktes. Macht Mülltrennung überhaupt Sinn?
22.05–23.50 1973, Jom Kippur. Ein Krieg im Oktober: Dokumentation zum 40. Jahrestag des Ausbruchs des arabischjüdischen Krieges
Donnerstag, 10. Oktober
21.15–21.45 20.15–21.25 Das Kind gehört mir! Eltern Friedrich von Bodelschwingh im Scheidungskrieg. – Vater der Barmherzigkeit. Reportage Dokumentation
HÖRFUNK Sonntag, 6. Oktober
Donnerstag, 10. Oktober
8.05–8.30 Penner in München – die andere Perspektive: Stadtführung mit Obdachlosen
9.04–9.30 Die Erde ist des Herrn … Christliche Kritik an Biopatenten
10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Kreuzkirche in Herne
11.30–12.00 Hilfe gegen die Not des Alltags – Religion der Straßenkinder in Kolumbien
8.40–9.00 Die Herren des Gedeihens – Warum Erntedank kompliziert geworden ist
9.45–10.00 Evangelisch-reformierte Radiopredigt von Pfarrerin Caroline Schröder Field aus Basel
10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus dem Dom St. Marien in Zwickau
Mittwoch, 9. Oktober
20.00–20.30 ERF Plus Brennpunkt Nahost – Johannes Gerloff und Horst Marquardt im Gespräch
20.30–21.00 ERF Plus Die Missionarin Helga Theis 20.00–21.00 berichtet über ihre Arbeit in Findet man den christlichen Japan im Grenzgebiet zu Gott in allen Religionen? Fukushima
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N AC H R IC H T E N
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2.000 Christen aus 70 Nationen marschierten durch Jerusalem LAUBHÜTTENFEST An einem internationalen Marsch durch Jerusalem beteiligten sich über 2.000 Christen.
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er Marsch, an dem jährlich auch Tausende Juden teilnehmen, ist einer der Höhepunkte des Laubhüttenfestes, das in diesem Jahr vom 19. bis 25. September gefeiert wurde. Die christlichen Israelfreunde schwenkten Fahnen ihrer Länder, sangen hebräische Lieder und grüßten die Zuschauer am Straßenrand mit den hebräischen Worten „Chag sameach!“ (Frohen Feiertag!). Dadurch hätten sie Solidarität mit Israel bekundet, teilte die Internationale Christliche Botschaft in Jerusalem (ICEJ) mit. Anlass für den Jerusalem-Marsch ist die biblische Weisung, dass am Laubhüttenfest alle Nationen nach Jerusalem ziehen sollen, um den Gott Israels anzubeten. Das Fest erinnert an die Flucht des Volkes Israel aus der ägyptischen Knechtschaft und die Wüstenwanderung, in der die Israeliten keine festen Wohnhäuser hatten. Die hebräische Bezeichnung des Festes ist Sukkot (Hütten). Bei einer Feier der ICEJ zum Laubhüttenfest dankte der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder (New York), evangeli-
kalen Christen für die Unterstützung Israels. Vor rund 3.000 Besuchern beklagte Lauder, dass Israel in vielen Ländern einseitig und ungerecht beurteilt werde. Evangelikale hingegen stünden „auf der richtigen Seite der Geschichte“, weil sie „auf Gottes Seite und zum jüdischen Volk stehen“. Zugleich versprach Lauder, sich für Christen einzusetzen, die in der arabischen Welt verfolgt, terrorisiert und ermordet würden. Er wolle „nicht schweigen, wenn christliche Araber getötet werden, nur weil sie Christen sind, oder wenn 450.000 Christen allein im letzten Jahr aus Syrien vertrieben wurden“. Der Weltkongress ist die größte Dachorganisation der jüdischen Diaspora. Nach ICEJ-Angaben waren unter den Festteilnehmern 25 Parlamentarier aus 17 Ländern. Die ICEJ wurde 1980 von charismatischen Christen gegründet, um Israels Anspruch auf Jerusalem als seiner unteilbaren und ewigen Hauptstadt zu unterstützen. P b de.icej.org
Das nachchristliche Zeitalter ist angebrochen EVANGELISCHE ALLIANZ Präses Diener: In Deutschland ist das „nachchristliche Zeitalter“ angebrochen.
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ine christlich begründete Grundübereinstimmung in der Gesellschaft gehört weithin der Vergangenheit an. Gleichzeitig wird das „christliche Lager“ äußerst unübersichtlich: Neben den beiden Großkirchen finden sich Freikirchen, Gemeinschaften, Vereine, Hauskreisgemeinden und andere Gemeindeformen. Über die Aufgaben der Deutschen Evangelischen Allianz angesichts dieser Entwicklung sprach deren Vorsitzender, Präses Michael Diener (Kassel), im Zentrum des Dachverbandes der evangelikalen Bewegung, im Allianzhaus in Bad Blankenburg (Thüringen).
Foto: picture alliance
Noch nie ist ein Netzwerk engagierter Christen so nötig gewesen In seinem Bericht vor dem Hauptvorstand zeigte er sich überzeugt, dass ein Netzwerk engagierter Christen noch nie so nötig gewesen sei wie heute. Als eine Minderheit werde man die Herausforderungen nicht bestehen, „wenn wir alle nur unsere jeweiligen, mehr oder weniger klei40.2013
nen Brötchen backen“. Die Evangelische Allianz wurde 1846 in London gegründet und ist damit der älteste Zusammenschluss von Protestanten aus unterschiedlichen Kirchen. Heute gelte es, dazu beizutragen, Gemeinden zu stärken und ein gesellschaftsrelevantes Christentum zu leben, sagte Diener. Im Hauptberuf steht er als Präses dem Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband vor.
Attraktive Familie leben Diener appellierte an die Evangelikalen, angesichts einer zunehmenden Vielfalt von Lebensformen attraktive Modelle von Ehe und Familie vorzuleben und zu unterstützen. Die umstrittene Orientierungshilfe des Rats der EKD zu Ehe und Familie, die von der traditionellen Ehe als alleiniger Norm abrückt und ein erweitertes Familienbild einschließlich gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften vertritt, sei ein Teil der Gender-Mainstreaming-Bewegung. Sie propagiert eine Gleichschaltung
der Geschlechter und hat laut Diener einen Siegeszug in großen Teilen der westlichen Welt angetreten. Zwar existierten in evangelikalen Milieus noch weithin klassische Familienvorstellungen; sie würden aber in der nachwachsenden Generation deutlich weniger nachvollzogen.
Kernproblem: Bibelverständnis Die Orientierungshilfe sei jedoch nicht nur Gegenstand ethischer, sondern auch theologischer Kritik. Sie lasse die Frage, wie die Bibel zu verstehen sei, als eigentliches Grundproblem evangelischer Theologie aufleuchten. Das Bibelverständnis, das sich in der Orientierungshilfe zeige, sei von einem historisch-kritischen Umgang mit der Heiligen Schrift bestimmt. Theologische Aussagen würden letztlich nur noch aus Sicht des Menschen und damit auch aus der jeweiligen Zeit getroffen. Biblische Inhalte verlören damit ihre zeitlose Gültigkeit. P b www.ead.de • 036741 2424
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NOTIERT Nigeria: Islamisten töteten Schüler
Brasilien: Hochwasser beendete Mission EVANGELISATION Zu Ulrich Parzany kamen jeweils über 1.000 Besucher.
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arzany war einer Einladung der evangelischen Missionsvereinigung MEUC gefolgt, um in der südbrasilianischen Stadt Blumenau die christliche Botschaft zu verkünden. Zu fünf Vortragsabenden kamen trotz ungewöhnlich niedriger Temperaturen und regnerischen Wetters jeweils mehr als 1.000 Besucher, von denen sich 250 öffentlich für ein Leben als Christ entschieden. Aufgrund anhaltender Regenfälle kam es zu schweren Überschwemmungen. Parzany und seine Frau Regine mussten ihr Hotel verlassen und ins Gästezimmer des Gemeinschaftsleiters Lodemar Schlemper ziehen. Der letzte Evangelisationsabend konnte wegen unpassierbarer Straßen nicht mehr stattfinden. Stattdessen wurde Parzanys Ansprache aufgezeichnet und ins Internet gestellt. Innerhalb von zwei Tagen sahen mehr als 2.100 Menschen diesen Beitrag.
Warum beteiligten sich Lutheraner nicht an der Seelsorge? Evangelisationen sind in der lutherischen Kirche Brasiliens selten. Die MEUC veranstaltete ihre letzte Verkündigungswoche 1999 mit dem damaligen Pfarrer der Stuttgarter Stiftskirche, Konrad Eißler. Die acht lutherischen Gemeinden in Blumenau waren diesmal zwar offizielle Mitveranstalter, beteiligten sich jedoch nicht an der Seelsorge. „Die Mischung aus herzlicher Begegnung und amtskirchlichen Vorbehalten ist mir ein Rätsel geblieben“, berichtete Parzany.
Lutherische Pfarrer sehen die Kindertaufe als ausreichend an Die Pfarrer hätten die Kindertaufe als ausreichend für das Christsein angesehen und Glaubenskurse im Anschluss an die Evangelisation abgelehnt. Die Skepsis mancher Pfarrer gegenüber Gemeinschaften sei wie in Deutschland gewesen. Parzany: „Diese merkwürdige Brasilien Vorstellung, dass die Gemeinschaften und 195 Millionen Bürger freien Werke nur mit Erlaubnis der hochwürdigen kirchlichen Autoritäten die wesentlichen 65 % römisch-katholisch 22 % Protestanten (meist Pfingstler) Dienste für die Menschen tun dürften, grassiert 5 % naturreligiös offensichtlich weltweit wie eine Pest.“ P Die Vereinigung MEUC ging aus der Evangelisation unter deutschen Auswanderern Anfang des 20. Jahrhunderts hervor. Sie ist einer der weltweit am schnellsten wachsenden pietistischen Gemeinschaftsverbände. Sie beschäftigt über 200 Evangelisten, Prediger, Büchermissionare, Religionslehrer und Sozialarbeiter. Zu den Veranstaltungen in mehr als 150 Gemeinschaften kommen rund 14.000 Personen. Über Radiosendungen erreicht die MEUC Hunderttausende. Außerdem betreibt sie eine umfangreiche Sozialarbeit, aus der ständig neue Hauskreise erwachsen. Schwerpunkte sind die Rehabilitation für Alkohol- und Drogenabhängige sowie Heime für Straßenkinder und Kinder alleinerziehender Mütter. In São Bento unterhält die Mission eine Theologische Lutherische Fakultät für 75 Studenten, die zugleich staatlich anerkannte Hochschule und kirchliche Ausbildungsstätte für Pfarrer, Missionare und soziale Berufe ist. Die MEUC ist ein rechtlich eigenständiger Zweig der Gnadauer Brasilien-Mission (GBM, Schwieberdingen bei Stuttgart). b GBM: 07150 3899630 • www.gbm-meuc.org
Homosexualität: Der Westen übt Druck auf Afrika aus Afrikanische Kirchen klagen darüber, dass westliche Länder Druck ausüben, um ihre Moralvorstellungen durchzusetzen, etwa im Blick auf die Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften. Es werde unter anderem mit Finanzierungssperren gedroht, wenn sie sich nicht fügen. Darauf hat der Leiter der Evangelischen Allianz in Malawi, Francis Mkandawire (Lilongwe), den Generalsekretär der deutschen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), hingewiesen. Dies sei ein „beredtes Beispiel für einen neuen, diesmal ethischen Imperialismus“, sagte Steeb vor dem Hauptvorstand dieser Dachorganisation von Evangelikalen aus Landes- und Freikirchen in Bad Blankenburg (Thüringen).
Kampf gegen Korruption Steeb machte ferner auf die Kampagne Exposed (bloßgestellt) aufmerksam, die sich weltweit für die Bekämpfung von Korruption einsetzt. Vom 14. bis 20. Oktober findet eine weltweite Kampagnenwoche statt. „Exposed“ möchte 100 Millionen Christen in 100 Ländern mobilisieren. Sie gehört zur Micha-Initiative, die sich für globale Gerechtigkeit engagiert. Koordinator in Deutschland ist der AllianzReferent Alexander Gentsch (Leipzig).
Fotos: Paulo S. Paganelli (2)
Pfarrer Ulrich Parzany evangelisierte in der südbrasilianischen Stadt Blumenau.
Im westafrikanischen Nigeria hat die islamische Terrororganisation Boko Haram erneut einen tödlichen Anschlag verübt. Etwa 30 Kämpfer überfielen am 29. September eine Landwirtschaftsschule in Gujba im nordöstlichen Bundesstaat Yobe. In einem Schlafsaal erschossen sie bis zu 50 Schüler. Außerdem steckten sie Klassenräume in Brand. Boko Haram will mit Gewalt einen islamischen Gottesstaat in dem gemischtreligiösen Land errichten. Der Terror richtet sich vor allem gegen Christen. Bereits am 26. September wurden ebenfalls im Bundesstaat Yobe ein Pastor und seine beiden Kinder in der Ortschaft Dorawa erschossen. Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) berichtet, steckten die Angreifer ferner die Kirche und 2 Häuser in Brand. Von den 165 Millionen Einwohnern Nigerias bekennt sich mehr als die Hälfte zum Islam.
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Sind Christen in Deutschland kongressmüde? UMFRAGE Es gab vor allem zu wenige Anmeldungen.
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acht sich unter Christen Kongressmüdigkeit breit? Diese Frage stellt sich, nachdem evangelikale Treffen mangels Interesses kurzfristig abgesagt werden mussten. In jüngster Zeit der 2. Kongress für interkulturelle Arbeit unter dem Thema „jesus unites“ (Jesus verbindet) vom 3. bis 5. Oktober in Wuppertal und der Kongress für Evangelisation „100fach“ (19. bis 21. September in Altenkirchen/Westerwald). Auch andere Tagungen sind betroffen. Den Kongress „100fach“ hatten das Forum Wiedenest (Bergneustadt), die sportmissionarische Organisation SRS, das Missions- und Bildungswerk Neues Leben und die Deutsche Zeltmission vorbereitet. Die Veranstalter hatten mit 300 Teilnehmern gerechnet; 3 Wochen vorher hatten sich aber nur 50 angemeldet.
Der Mehrwert muss deutlich sein Zu den Gründen sagte SRS-Leiter HansGünter Schmidts vom Organisationsteam, es sei möglicherweise nicht gelungen, den Mehrwert von „100fach“ auch für kleinere Gemeinden deutlich zu machen. Denn das Treffen sei sehr konkret geplant gewesen: So hätten unter anderem erfolgreiche evangelistische Konzepte auf einem „Marktplatz“ vorgestellt werden sollen. Aus den Erfahrungen wollen die
Partner lernen und „100fach“ fortsetzen. In Zukunft soll der regionale und praxisorientierte Ansatz herausgestellt werden.
Ist Evangelisation nicht gefragt? Schmidts zufolge kann das geringe Interesse auch mit dem Thema zusammenhängen: „Evangelisation brennt vielen Gemeinden nicht unbedingt im Herzen.“ Ein Anbetungskongress hätte wahrscheinlich mehr Personen angesprochen. Der Seminarleiter des Christlichen Gästezentrums Schönblick in Schwäbisch Gmünd, Kuno Kallnbach, sieht eine andere Ursache für den mangelnden Zuspruch: „Willow Creek und ProChrist bieten ein professionelles und umfassendes Kongressangebot im Bereich missionarische Gemeindeentwicklung. Da haben es neue Veranstaltungen mit ähnlicher Thematik grundsätzlich schwer.“
Überangebot an Fachkongressen? Kallnbach beobachtet aber auch, dass Christen sich verstärkt Weiterbildungen im kleinen Kreis wünschen: „Das ermöglicht einen intensiveren Austausch.“ Deswegen habe auch der alle 2 Jahre im Schönblick stattfindende Gesundheitskongress „Mediora“ wegen zurückgehender Teilnehmerzahlen im März zum letzten Mal als
DER GEFANGENE DES MONATS OKTOBER
Anmeldungen immer später Eine andere neue Erscheinung beobachtet der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen und Koordinator des abgesagten Kongresses „jesus unites“, Wolfgang Büsing (Korntal bei Stuttgart): „Die Leute melden sich heute sehr spät und sehr kurzfristig an.“ Die Tendenz gehe dahin, sich möglichst viel möglichst lange offenzuhalten. Doch so seien keine Kongresse zu planen. Das Treffen wollte einheimische und MigrantenGemeinden anregen, bei der Verbreitung der christlichen Botschaft zusammenzuarbeiten. 2012 hatten 500 Personen teilgenommen. 2013 war es für 800 geplant gewesen: 3 Wochen vorher lagen aber erst 100 Anmeldungen vor. P
NORDKOREA „Verbrechen“: Gebet und Evangelisation
Hier kann man um die Freilassung von Kenneth Bae (Foto) bitten: Oberster Führer der Partei, des Staates und der Armee Kim Jong-un via Botschaft der Demokratischen Volksrepublik Korea, Pourtalèsstrasse 43, 3074 Muri b. Bern, Tel.: 031 9516621, Fax: 031 9515704
Zum „Gefangenen des Monats Oktober“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea den in Nordkorea inhaftierten Christen Kenneth Bae benannt und zu seiner Unterstützung aufgerufen. Der 45-jährige US-Bürger wurde am 30. April vom obersten nordkoreanischen Gerichtshof zu 15 Jahren Zwangsarbeit wegen „Aufrufs zum Umsturz“ verurteilt. Dem gebür-
die sofortige Freilassung Baes zu fordern. Die Volksrepublik hat den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte ratifiziert, der unter anderem Religionsfreiheit garantiert. Das 24 Millionen Einwohner zählende Nordkorea gilt als Land mit der schärfsten Christenverfolgung. Beobachter schätzen, dass mindestens 30.000 Christen in Straflagern gefangen gehalten werden. P
15 Jahre Zwangsarbeit
Foto: privat
dreitägige Veranstaltung stattgefunden. Stattdessen habe man beschlossen, auf regionale Halbtages- und Tagesseminare umzusteigen: „Die Ehrenamtlichen sind beruflich stark gefordert, so dass für mehr oft nicht die Zeit bleibt.“
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tigen Südkoreaner wird vorgeworfen, seine Reisen für evangelistische Aktivitäten genutzt und für eine politische Wende in Nordkorea gebetet zu haben – für das kommunistische Regime ein „Aufruf zum Umsturz“. Nach Angaben der Schwester von Bae, Terri Chung, leidet der 45-Jährige an Diabetes sowie Herz- und Lebererkrankungen. Die IGFM und idea rufen dazu auf, in Briefen an Regierungschef Kim Jong-un
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GEBORGENHEIT 50.000 bis 60.000 Pflegekinder gibt es in Deutschland. Ihre Zahl steigt Jahr für Jahr. Das evangelische Ehepaar Hilliger (sie Erzieherin, er Arzt) aus Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern von gewalttätigen oder drogenabhängigen Eltern Schutz zu bieten. Wenn das Jugendamt gefährdete Kinder schnell aus ihren Familien herausholen muss, ist Bettina Hilliger gefragt. ideaRedakteurin Daniela Städter sprach darüber mit der 55-Jährigen. Das Ehepaar Hilliger liebt es, für Kinder da zu sein.
„Eltern“ für 55 meist misshandelte Kinder Für Kinder da zu sein, war schon als Jugendliche mein Wunsch. Damals wollte ich Säuglingsschwester werden. Wenn ich nicht geheiratet hätte, wäre ich sicherlich Kinderdorfmutter geworden. Doch ich habe geheiratet, und dann wollten wir erst mal unsere eigene Kernfamilie aufbauen. Nachdem wir unser fünftes Kind bekamen, lasen wir Ende 1990 in einer Zeitungsanzeige, dass in Berlin Familien gesucht wurden, die Kinder in Not übergangsweise aufnehmen. Wir wussten sofort: Das passt zu uns.
„Ich kann nicht mehr. Nehmen Sie das Kind!“ Wann bekamen Sie das erste Pflegekind? Schon im Mai 1991 haben wir das erste Kind aufgenommen. Die leibliche Mutter war völlig überfordert. Sie kam zum Jugendamt, setzte ihr Kind dort auf den Schreibtisch und sagte nur: „Ich kann nicht mehr. Nehmen Sie es.“ Was haben Ihre Pflegekinder schon erleben müssen? Wir hatten Kinder, die den Mordversuch an ihrer eigenen Mutter miterleben mussten. Wir hatten Kinder, die brutal verprügelt wurden. Wir hatten auch Kinder, die sich beim Mittagessen panisch den Mund vollstopften, weil sie bisher nur sehr unregelmäßig zu essen bekamen und für sich gelernt hatten: „Wer weiß, wann es wieder etwas gibt.“ Wir hatten Kinder, die kaum sprechen konnten, aber die Worte „Pommes“ und „Cola“ kannten, weil es das Einzige war, was sie an der Imbissbude nebenan zu essen erhielten. Wir hatten Kinder, die noch nie ein Bilderbuch in der Hand gehalten hatten. Oder wir hatten ein Mädchen, bei dem das Fußkettchen mit der Haut verwachsen war: Das Kettchen war zu klein geworden und die Mutter hatte es nicht abgenommen.
Foto: privat/Hilligiger
idea: Frau Hilliger, Sie haben in den letzten 22 Jahren 54 Kinder vorübergehend aufgenommen. Gerade wohnt das 55. Pflegekind bei Ihnen. Haben Sie noch die Namen und Geschichten aller Kinder im Kopf? Hilliger: Aber sicher doch! Denn egal, ob ein Kind nur einige Tage bei uns ist oder viele Monate: Eine enge Beziehung zu dem Kind bauen mein Mann und ich trotzdem auf. Und da spielt auch das Alter keine Rolle: Unser jüngstes Pflegekind war 3 Tage, das älteste 12 Jahre alt. Letzteres ist aber die Ausnahme. Meistens nehmen wir Babys oder Kleinkinder bis 6 Jahre auf. Wie kommt es zu einem neuen Pflegekind? Ruft ein Mitarbeiter des Jugendamtes Sie an und sagt: „Frau Hilliger, wir müssen ein Kind unterbringen und kommen jetzt vorbei“? Durchaus. Was wir machen, nennt sich Bereitschaftspflege: Von 9 bis 18 Uhr müssen wir auf eine Anfrage sofort reagieren und das Kind – manchmal auch zwei oder drei Geschwisterkinder – aufnehmen. Anfangs lag unser Schwerpunkt auf der Kurzpflege: Wir haben Kinder aufgenommen, bei denen beispielsweise eine alleinerziehende Mutter kurzfristig ins Krankenhaus musste. Aber das hat sich vor rund zehn Jahren geändert. Seitdem bekommen wir vor allem vernachlässigte und missbrauchte Kinder oder Kinder, deren Mütter einen Drogen- oder Alkoholentzug machen. Der kürzeste Zeitraum, in dem wir ein Kind betreut haben, dauerte nur drei Wochen. Da musste die Mutter ins Krankenhaus. Die längste Zeit waren zwei Jahre. Der Junge kam mit einem Jahr zu uns und ging mit knapp drei Jahren. Er musste aus seiner Familie herausgenommen werden, weil der Vater regelmäßig gewalttätig war. Wann wussten Sie, dass diese Arbeit Ihre Berufung ist?
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Ich stand über Monate nachts an seinem Bett
Der Junge musste zusammengeflickt werden
Bekommen Sie Wut, wenn Sie dieses Leid miterleben? Eher Mitleid. Die Eltern sind oft selbst misshandelt worden. Das heißt nicht, dass ich die Taten beschönige! Aber ich will und ich darf sie nicht verurteilen. Gott liebt auch diese Menschen. Über das, was sie getan haben, muss natürlich geredet werden. Aber ich glaube, dass insbesondere junge, alleinerziehende und dann oft überforderte Mütter noch viel mehr unterstützt werden müssten. Wie geben Sie traumatisierten Kindern Halt? Die Kinder haben Geborgenheit, Liebe, Anerkennung oder oft auch regelmäßiges Essen nicht kennengelernt. Ganz wichtig sind deswegen Rituale. Wir zeigen ihnen, dass es jeden Tag verlässlich ein Mittagessen gibt. Dass sie ein eigenes Bett mit Kuscheltieren haben – einen geschützten Raum, der immer mit Ruhe und Geborgenheit verbunden ist. Und natürlich spielen wir regelmäßig mit ihnen und nehmen sie in den Arm. Zu uns kam ein Junge, der schlimme Verlassenheitsängste hatte. Über Monate habe ich nachts in seinem Zimmer neben seinem Bett gestanden und seine Hand gehalten, wenn die Ängste wiederkamen.
Da gibt es so viele! Nur ein Beispiel: Wir haben einmal einen zweieinhalbjährigen schwer misshandelten Jungen bekommen. Er war zuvor drei Wochen im Krankenhaus „zusammengeflickt“ worden. Er hatte schlimmste Blutergüsse, einen Arterienriss und andere Trittfolgen. Dieses Kind hatte überhaupt kein Vertrauen mehr zu Erwachsenen. Wenn ich ihn streicheln wollte, hat er sofort die Hände schützend an seinen Kopf gelegt. Er befürchtete den nächsten Schlag. Aber als er uns nach einem Jahr wieder verließ, war er ein ganz normaler Dreieinhalbjähriger. Er zeigte wieder Vertrauen. Das war eine Sternstunde unserer Arbeit. Wie schwer fällt es Ihnen, die Kinder wieder abzugeben? Sehr schwer! Wenn ein Kind uns wieder verlässt, gibt es auch mal Tränen. Ich habe mir für die traurigen Momente ein kleines Schatzkästchen angeschafft. Dort bewahre ich Fotos von jedem Kind auf. Ich habe seine persönliche Geschichte aufgeschrieben und was wir miteinander erlebt haben. Wenn es mir schlechtgeht, greife ich zu dem Kästchen und lasse die Kinder vor meinem Auge vorbeiziehen. Wohin kommen die Kinder anschließend? Die meisten Kinder gehen danach in eine Dauerpflegefamilie. Während sie bei uns sind, prüft das Jugendamt, welche Familie für das Kind am besten geeignet ist. Dann kommen die „neuen Eltern“ zu uns. Sie bauen die Beziehung auf und wir lockern unsere enge Bindung. Der Abnabelungsprozess kann über Wochen gehen. Den Takt gibt dabei das Kind vor. Sobald es bereit für die neue Familie ist, lassen wir komplett los. Für das Kind ist es die bestmögliche Lösung. Die Alternative wäre, dass die Kinder übergangsweise im Kinderheim landen, bevor die Dauerpflegefamilie gefunden ist. Da gäbe es dann keine Eins-zueins-Betreuung. Das wäre für das Kind in seiner seelischen Ausnahmesituation ganz sicher nicht besser. In wenigen Fällen kamen die misshandelten und traumatisierten Kinder wieder zurück zu ihren Eltern. Ist es sinnvoll, die Kinder diesen seelischen Achterbahnfahrten auszusetzen? In solchen Situationen kommt einem tatsächlich manchmal der Gedanke: War unsere ganze Liebe nicht in den Wind O
Wenn ausländische Väter beleidigt sind
Foto: privat/Hilligiger
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Was war Ihre bisher schwierigste Situation? Das war 2007. Wir – unser Pflegekind und ich – hatten uns mit seinem leiblichen, ausländischen Vater an einem „neutralen Ort“ getroffen. Das sind Orte, die das Jugendamt vorschlägt, wenn die Eltern nicht wissen sollen, wo die Pflegeeltern wohnen. Das Jugendamt hatte schon öfters die Erfahrung gemacht, dass sich ausländische Väter beleidigt und angegriffen fühlen, wenn ihnen der Sohn weggenommen wird. Deswegen diese Vorsichtsmaßnahme. Auf der Rückfahrt bemerkte ich, dass er uns in seinem Auto verfolgte. Ich hatte Angst, dass er meiner jüngsten Tochter nach der Schule vor unserem Haus auflauern und sie entführen könnte, um dann die Herausgabe seines Sohnes zu erpressen. Aber es ging alles gut: Ich konnte ihm „entkommen“. Er hat niemals herausgefunden, wo wir wohnen. Haben Sie sich einmal gefragt, warum Sie sich das antun? Nein. Ich fürchte mich stattdessen vor dem Tag, an dem mir die Kräfte fehlen. Die Arbeit passt so gut in unser Leben: Wir haben ein großes Haus und einen großen Garten. Wir sind von den Nachbarn akzeptiert. Keiner beschwert sich, im Gegenteil! Wir erleben überall nur Wertschätzung. Das Jugendamt braucht dringend Leute, die spontan reagieren und direkt von einer Minute auf die andere ein Kind in Not aufnehmen können. Wir wollen unsere Kraft und unsere Liebe für diese Kinder einsetzen. Haben Sie viele ausländische Kinder aufgenommen? Ja, rund die Hälfte. Berlin hat einen hohen Ausländeranteil. Wir hatten schon türkische, rumänische, bulgarische, arabische und russische Kinder. Was war denn Ihre schönste Erfahrung?
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Misshandelte Kinder werden bei Hilligers wieder fröhlich.
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organisiert. 10 „unserer“ ehemaligen Kinder kamen, viele haben ihre Geschwister mitgebracht. Es war für alle eine spannende Erfahrung. Denn die meisten kannten sich ja untereinander nicht.
Unsere Erfahrung ist: Gott überfordert uns nicht
geblasen? Leider werden öfters richterliche Entscheidungen gegen die Empfehlung des Jugendamtes getroffen. Aber umsonst wird unsere Arbeit auch hier nicht gewesen sein. Eine Mitarbeiterin des Kinderschutzbundes hat uns einmal gesagt: „Sie haben einen Stein der Verlässlichkeit gehoben. Der ist jetzt tief in den Seelen der Kinder verankert und kann ihnen nicht mehr genommen werden.“ Wie haben Ihre eigenen Kinder auf die Pflegekinder reagiert? Wir haben natürlich mit unseren Kindern gesprochen, ob sie sich immer mal wieder ein Geschwisterchen auf Zeit vorstellen könnten. Sie waren einverstanden und es hat sie tiefgehend geprägt: Unsere älteste Tochter (32) ist Erzieherin geworden und hat im Kinderheim gearbeitet. Die zweite (29) ist selbst schon geprüfte Pflegemutter. Und unsere jüngste Tochter (19) will beruflich auch in Richtung Pädagogik und Erziehung gehen. Sie hat einmal den schönen Satz gesagt: „Wir dürfen niemals aufhören, Pflegekinder aufzunehmen.“ Auch unsere 3 Söhne (28, 26 und 23 Jahre alt) haben unsere Arbeit immer mitgetragen. Was war die höchste Kinderzahl, die Sie zeitgleich hatten? 2013 hatten wir kurzzeitig 7 Kinder. 2 unserer Kinder waren noch im Haus sowie 2 Pflegekinder. Dann kam der Anruf vom Jugendamt: 3 Geschwisterkinder mussten ganz schnell untergebracht werden. Werden Sie vom Jugendamt für Ihre Arbeit bezahlt? Wir bekommen einen Betrag, um den Unterhalt des Kindes decken zu können. Und es gibt eine Art Erziehungsgeld. Aber die Bezahlung ist niemals unser Antrieb gewesen. Wissen Sie, was aus den Kindern geworden ist? Einen direkten Austausch haben wir mit 10 Kindern, bei weiteren 10 Kindern wissen wir, was aus ihnen geworden ist. Vor 2 Jahren haben wir eine Art „Ehemaligentreffen“
Bettina Hilliger wuchs mit 3 Geschwistern in der DDR auf. 1979 durfte die Erzieherin mit 21 Jahren zwecks Familienzusammenführung nach Westberlin ausreisen. Dort heiratete sie den späteren Arzt Gerhard Hilliger. Das Ehepaar hat 6 Kinder und 3 Enkel. Pflegekinder nehmen die beiden seit 1991 auf. Um sie bei der Arbeit zu unterstützen, ging ihr Ehemann 2011 in den Vorruhestand. Das Ehepaar ist Mitglied einer Brüdergemeinde in der Nähe von Berlin. Wer Kontakt zu Hilligers aufnehmen möchte, kann dies über idea (Tel. 06441 915115) tun.
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Dies ist eine von 20 m Geschichten aus dem neuen idea-Sonder-mmagazin „Spektrumen Leben“. Auf 80 Seiten erzählen Menschen,, wie Gott in ihrem Leben wirkt. Das Magazin ist für 8 Eu-ro ab sofort bei ideaa erhältlich: 06441 915141, Fax 915220 (für Bestellungen siehe auch den Umschlag)
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Foto: privat/Hilligiger
Familie Hilliger mit ihren Kindern, Schwiegerkindern und Enkeln (v. l.): Niklas, Bernhard, Mirjam Zeier, Matthias, Damaris, Reinhard mit Hanna Grauer auf dem Arm, Friedrich, Tanja, Charlotte, Bettina, Gerhard, Samuel Grauer, Corinna Grauer mit Rebekka Grauer auf dem Arm
Welche Rolle spielt der christliche Glaube für Sie? Ohne meinen Glauben an Gott könnte ich diese Aufgabe nicht erfüllen. So können wir auch die Mütter der betroffenen Kinder betrachten: Gott hat jeden Menschen lieb. Und wir wissen, dass Gott uns niemals überfordert. Wir hatten ein Kind, das bis zur Geburt die Drogen der Mutter mitkonsumiert hat. Kaum war es geboren, blieb es für 4 Wochen zum Entzug im Krankenhaus. Es bekam Morphium und hatte unglaubliche Angstzustände. Dann kam es zu uns. Dieses Kind kam in den ersten Wochen nicht zur Ruhe. Länger als eine halbe Stunde hat es selten geschlafen. Der Schlafentzug ging tatsächlich an unsere Reserven. Aber es ging nie darüber hinaus. Gott gibt uns nie eine Aufgabe, die zu schwer für uns ist. Daran glaube ich felsenfest. Er hat uns auch noch nie mit einem Kind überfordert. Und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Ich kann aus voller Überzeugung sagen: Wir möchten mit keinem anderen Menschen tauschen. Vielen Dank für das Gespräch! P
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Ist die Zeit der frommen Kongresse vorbei? GROSSVERANSTALTUNGEN In den letzten Wochen sind mehrere evangelikale Tagungen in Deutschland abgesagt worden. Der Grund: Es gab viel zu wenige Anmeldungen. Andere Veranstalter wollen nun von mehrtägigen Konferenzen auf ganz- oder halbtägige Tagesseminare umsteigen. Ist also die Zeit vieler frommer Kongresse vorbei?
Wir müssen näher dran sein an den Bedürfnissen vor Ort.
PRO
Als Veranstalter eines gerade durchgeführten Sportmissionarischen Kongresses und Mitveranstalter des gerade abgesagten Kongresses für Evangelisation „100fach“ denke ich, dass wir umdenken müssen. Kongresse müssen noch bedürfnisorientierter, pragmatischer und auch kostengünstiger werden. Dazu kommt, dass manche Gemeindeglieder kongressmüde sind. Damit spreche ich in keinster Weise den durchgeführten und auch geplanten Kongressen die hohe Qualität ab. In der Auswertung des abgesagten Kongresses für Evangelisation „100fach“ kommen wir allerdings zu folgendem Ergebnis: Viele Christen suchen zwar nach Wegen und Modellen für Evangelisation – das Format eines großen Kongresses mit Vorträgen, Seminaren und Angeboten kompetenter Dienstleister scheint aber nicht nahe genug „dran“ an den Bedürfnissen vor Ort.
Die brennenden Fragen der Christenheit können wir nicht nur in den Gemeinden diskutieren.
Fotos: PascalFunk, privat
KONTRA
Der Begriff Kongress kommt von lateinisch congressus = Zusammenkunft von Personen, die in einem speziellen Themenbereich arbeiten; Tagung für Wissenschaftler, Entwickler und Ingenieure – mir gefällt diese Defi nition. Wir brauchen Kongresse, wo Christen über den Tellerrand der eigenen Gemeinde schauen können und an speziellen Themenbereichen arbeiten. Wo christliche „Wissenschaftler, Entwickler und Ingenieure“ in Vorträgen, Seminaren und Arbeitsgruppen analysieren, weiterentwickeln, Neues vorstellen und motivieren. Das kann groß und damit weitreichend sein, wie beim Willow-Creek-Leitungskongress im Februar 2014 in Leipzig, wo über 7.000 zusammenkommen. Es braucht ein solches Format, weil man einen der weltbesten Prediger (John Ortberg), eine moderne Mutter Teresa (Parnitha Timothy) oder den Schweizer Ratspräsi40.2013
Hans Günter Schmidts (Altenkirchen/Westerwald) ist Leiter der sportmissionarischen Organisation SRS (früher Sportler ruft Sportler).
Mit den Worten „Evangelisation“ und „Kongress“ sind zu sehr Schubladen bedient, die anderes assoziieren, als wir geplant und gedacht hatten. Dazu kommt, dass Evangelisation nicht das primäre Thema in unserem Land ist – und doch so bitter nötig. Wir müssen näher an die Gemeinden, Gemeindeleitungen wie Allianz-Kreise und sie schon früh mit einbinden in Planungen sowie die Auswahl der Angebote. Die Veranstalter von „100fach“ (Deutsche Zeltmission, Forum Wiedenest, Neues Leben und SRS ) stellen sich dieser Herausforderung mit der Initiative „100fach“ – hin zu den Gemeinden in der Region Siegerland, Westerwald, Bergisches Land. Bei SRS erlebe ich sehr konkret, dass Gemeinden immer da, wo sie eine konkrete Hilfe, ein passendes Angebot für ihre Fragen, ihre örtliche Situation und ihre Gemeinde bekommen, gerne „mitanpacken“ und Christus verkündigen. P
Pfarrer Stefan Pahl (Hannover) ist Geschäftsführer von mc² (Marburger Kreis) und 2. Vorsitzender von Willow Creek Deutschland.
denten (Gottfried Locher) nicht einfach mal in seine Gemeinde einladen kann. Selbstverständlich brauchen wir für Seelsorge, Verkündigung und Evangelisation auch ganz andere Formate. Selbstverständlich müssen sich Kongressformate weiterentwickeln, wird es Flops geben, scheint der Markt manchmal gesättigt. Aber die brennenden Fragen der heutigen Christenheit können wir nicht nur in unseren Gemeinden und Verbänden thematisieren – wir brauchen das Know-how der anderen, wir brauchen das Ringen und Arbeiten, wir brauchen manchmal die besonders Begabten aus Theologie und Praxis. Übrigens: Der erste christliche Kongress mit Willow-Creek-Größe hatte einen begnadeten Redner und ein Catering-Problem. Er ist als „die Speisung der 5.000“ in die Geschichte der Christenheit eingegangen. P
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Die Krone beim Oktoberfest MÜNCHEN 6 Millionen Menschen besuchen jedes Jahr das größte Volksfest der Welt: das Oktoberfest, das vom 21. September bis 6. Oktober stattfindet. idea-Reporter Christof Hüls besuchte die bekanntesten Wirte des Festes, die engagierten Christen Margot und Günter Steinberg.
Das Königskind und der Karnevalsprinz Rückblende in die Sechziger Jahre der Münchener Schickeria. Hähnchenkönig Friedrich Jahn bugsiert seine 19-jährige Tochter Margot auf den Thron der Münchener Faschingsgesellschaft. Der Herr über weltweit bis zu 1.600 Wienerwald-Restaurants lockt mit Sprüchen wie „Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald“. Günter Steinberg, Fotoverkäufer, Ex-Karnevalsprinz und Kavalier, bietet seine Beratungsdienste an. Die Faschingsprinzessin fasziniert ihn mit ihrem Lächeln, er umgarnt sie mit Charme. Zum Rendezvous fliegt er nach Paris, wo seine Angebetete den neu eröffneten Wienerwald ma-
nagt. Statt händchenhaltend am Fuße des Eiffel-Turms zu flanieren, packt der Schwiegersohn in spe mit an im Restaurant. 1970 geben sich Margot und Günter das Jawort. Im selben Jahr kommt Sohn Friedrich zur Welt, zwei Jahre später Tochter Silja. Margot Steinberg verzichtet auf eine Karriere, um für ihre Kinder da zu sein. Karriere macht stattdessen ihr Mann als Leiter der 600 Wienerwald-Restaurants im Ausland. Dabei findet er kein Maß. Im Schnitt einmal in der Woche kehrt er zu Hause ein. Seit 1980 betreibt das Ehepaar auch noch das zweitgrößte Festzelt auf dem Oktoberfest.
Erst Glücksstein, dann Glaube an Jesus Christus Wenn er nach Hause kommt, hat er nur seine Arbeit im Kopf. Lebensfreude und -sinn sucht seine Frau stattdessen in allen möglichen Heilslehren. Sie verschlingt Horoskope, nutzt Glückssteine, besucht Bachblüten-Seminare, liest viel über Esoterik. Alles kommt ihr so leer vor. Sie vermisst das Gespräch mit dem Ehemann. Dann wird sie 1989 zu einem Vortrag der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG) eingeladen. Ausnahmsweise kommt ihr Mann mit. Der christliche Glaube fasziniert dort beide so, dass sie sich zu einem Wochenendseminar „Jesus besser kennenlernen“ anmelden. Dieses Wochenende markierte für Margot einen Wendepunkt. „Ich habe erkannt, dass Jesus eine richtige Person ist, mit der man reden kann.“ Beide Ehepartner entschieden sich, Christen zu werden. Heute erinnert sich Günter Steinberg: „Ich habe es auch ernst gemeint. Aber meine Frau war total verändert.“ So verändert, dass es ihm und den Freunden des Paares schon negativ auffiel. Sie lacht
Foto: Christof Hüls/Idea
Über dem zweitgrößten Zelt des Münchener Oktoberfestes schwebt in 13 Metern Höhe eine drei Meter hohe Krone mit den blauen Initialen HB. Das Logo ziert als Markenzeichen der Hofbräu-Brauerei unzählige Wirtshäuser. Doch Hofbräu-Festzelt-Wirtin Margot Steinberg legt das Zeichen noch auf andere Weise aus: „Die Krone gehört unserm Herrn. Jesus ist mein König“, sagt sie strahlend. Das lassen sie und ihr Mann Günter jeden wissen. In 16 Tagen Oktoberfest fließen allein aus den Zapfhähnen des Riesenzeltes von Steinbergs 780.000 Maß Bier. An diesem Nachmittag sitzen sie beide im ruhigen privaten „Stüberl“ im Zelt. Ein Auge im Sturm, wenn rundherum und auf den Außenflächen 10.000 Menschen feiern. Auf der Eckbank liegen Bibel und Andachtsbücher. Nur sehr gedämpft klingen die Schlager aus dem Inneren des Saales. „Du hast mich tausendmal belogen …“ Für Steinbergs selbst war „das Maß“ voll, als ihre Ehe zu scheitern drohte.
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und greift ihrem Günter auf den Unterarm: „Ich wollte am liebsten alle mit der Bibel erschlagen.“ Ihr Mann wollte zwar Christ sein, aber den Preis nicht zahlen. Er hing an seinem Leben, an Anerkennung und Macht. Auseinandergelebt hatten sie sich schon vorher; aber plötzlich stand Jesus regelrecht zwischen ihnen. Der einflussreiche Mann rang mit sich und der Welt. Seine Ehe wollte er um keinen Preis aufs Spiel setzen. Also holte er den Rat eines befreundeten Missionars ein. Einen Tag verbrachte er mit ihm, rollte sein Leben auf und bereute. „Auf dem Rückweg habe ich nur gebetet: ‚Hoffentlich kann mir auch Margot verzeihen.‘“ Die Eheleute sprachen über (Not-) Lügen und Vertrauensbrüche. Bei einem Eheseminar gaben sie sich vor Gott und der Welt ein neues Ehegelübte.
Jetzt erst Jesus Christus, dann der Ehepartner Margot Steinberg: „Mein Mann war früher mein Götze. Jetzt weiß er, dass für mich zuerst Jesus kommt und dann mein Ehepartner.“ Auch sein Leben ändert sich. Er wird ehrlich: Statt sich z. B. am Telefon verleugnen zu lassen, ruft er zurück. Beten und Bibellese gehören selbstverständlich zum Alltag. Sein verändertes Wesen brachte auch die Tochter ins Nachdenken, so dass sie ihrem Vater nachzog. 2002 ließen sich die Steinbergs im Pool ihrer Villa taufen. Heute gehören sie zur Gospel-Church, einer evangelikal-charismatischen Gemeinde im Osten der Isar-Metropole. Der Glaube der Familie blieb auch den Freunden und Geschäftspartnern nicht verborgen.
Erst Gebet, dann Fassanstich
Foto: Christof Hüls/Idea
Von ihnen treffen die Steinbergs viele auf dem Oktoberfest. So richtig los geht’s auf der Wiesn am Samstagmorgen mit Festzug und Fassanstich. Für die Steinbergs gehören diese Stunden immer noch zu den schönsten im Jahr. Zur Tradition gehört aber auch die Gebetsgemeinschaft am Freitagabend mit allen 15 leitenden Mitarbeitern im „Stüberl“. Nicht alle sind Christen, aber alle beten mit. Und der Anteil der Christen unter ihnen steigt. „Das bleibt nicht ohne Wirkung auf alle Mitarbeiter“, staunen die Steinbergs. Dass Prominente aus aller Welt bei ihm aus- und eingehen, erwähnt er gar nicht. Aber: „Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendein Mitarbeiter auf uns zukommt und sagt, dass es bei uns anders sei.“ Natürlich geht es im Zelt hoch her und der Alkohol enthemmt. Jeder sei für sich selbst verantwortlich, sagen die Wirte. Doch die 430 Mitarbeiter wissen: Die Steinbergs wollen keine Sturzbetrunkenen im Zelt. Dazu passt auch die frühe Sperrstunde: Um 22.30 Uhr gibt’s die letzte Maß; eine Stunde später ist Schicht. Das reicht.
sich mal aussprechen. 600 Plätze hat der „Keller“, Bedarf wäre an 2.000. Die Münchener „Tafel“ – die sich unter Obdachlosen auskennt – verteilt die begehrten Karten. Mit Erschrecken stellten die Steinbergs fest, dass immer mehr Kinder unter den obdachlosen Gästen sitzen. Steinbergs haben ein Herz für verwahrloste Kinder. Sie statteten die „‘s Münchner Herz-Stiftung“ mit einem hohen Stiftungskapital aus. In diesem Herbst wird eine ehemalige Werkstatt in Neuperlach zur neuen Heimat für Jugendliche. Sie werden dort auch mit dem christlichen Glauben bekanntgemacht – ein „solides Werkzeug, mit dem sie ihr Leben … sicher meistern können“. So steht es auf der Internet-Seite des Vereins zu lesen. Die Jugendlichen können Sport treiben, bekommen Hausaufgabenhilfe und warmes Essen sowie bei Bedarf Kleidung. Eine pädagogische Vollzeitkraft ist bereits gefunden; Ehrenamtliche aus einer Freien evangelischen Gemeinde wollen mit anpacken. Zur Finanzierung mit beitragen soll eine große Benefizveranstaltung: Am 24. Oktober gibt es Klassik und Kabarett im Prinzregententheater. Steinbergs „gute Freundin“ – Carolin Reiber – moderiert den Abend mit dem jungen Symphonieorchester, Chris Boettcher und anderen. Steinbergs laufen bis zum Ende der Wiesn am Sonntag durch die Reihen ihres Zeltes. Ein Foto mit den Senior-Wirten gilt als Trophäe. So gehen sie in ihrer Lieblingsrolle als Gastgeber voll auf. Sie plaudern gern und viel – auch immer wieder über ihren wahren Herrn und König. P b Hofbräu-Festzelt: www.hb-festzelt.de • ‘s Münchner Herz-Stiftung: http://www.smuenchnerherz.de Baiersbrunner Str. 25, 81379 München, 089 7806060-30 Benefizveranstaltung: www.stars-im-prinze.de, Kartenverkauf 089 54818181
An Silvester: Die Speisung der 600 Obdachlosen Die Bibel hat sie auch gelehrt, etwas für die Armen zu tun. Seit 1999 laden sie alle Jahre wieder zu Silvester die armen Schlucker der Stadt zum 3-Gänge-Menü ein. Fünf Stunden können die sich bedienen lassen im „Hofbräu-Keller“ und
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Das Ehepaar Steinberg mit einer Angestellten im Festzelt
net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
Ein Leben in 2 Welten ALS JUNGER CHRIST IN DER DDR „Hätte das DDR-Regime verkündet: Der Schnee ist schwarz, hätten wir zu Hause gelacht, aber offiziell hätten wir wohl alle gesagt: Ja, er ist schwarz.“ Harald Krille (57) ist Harald Krille zur DDR-Zeit und heute in der DDR aufgewachsen. Der Redakteur bei den Mitteldeutschen Kirchenzeitungen (Weimar) erzählt, was es heißt, in einem Staat zu leben, in dem jeder in einem Zwiespalt zwischen offizieller Wahrheit und persönlichem Empfinden gefangen war. Am 3. Oktober feiern die Deutschen ihre Wiedervereinigung.
1. Lektion: Was das „Richtige” ist So viel privater Einsatz für den Frieden war einem zufällig – oder auch nicht – vorbeikommenden Vertreter der „zuständigen Organe“ suspekt. Kurze Zeit später kreuzte jemand bei meinen Eltern auf. Ich wurde ermahnt, solche Aktionen künftig zu unterlassen. Dafür seien die Massenorganisationen unter der Leitung der Abteilungen für Agitation und Propaganda der SED zuständig. Ich lernte meine erste Lektion: Es kommt in der DDR nicht darauf an, ob man etwas „Richtiges“ macht, sondern dass es mit der B e su cht uns au ch au f
Billigung der dafür „Zuständigen“ geschieht.
2. Lektion: „Offizielle Wahrheit“ Meine zweite Lektion lernte ich wenig später. Im Abspann eines Propagandastreifens gegen die Kapitalisten und Nazis in Westdeutschland sagte eine schneidende Stimme: „Wer nach Westdeutschland fährt – und sei es auch nur zu Oma und Opa oder Onkel und Tante –, der fährt zum Feind!“ Ich hatte Onkel und Tante in Westdeutschland. Hinfahren konnten wir seit dem Mauerbau nicht mehr, aber auf ihre vorweihnachtlichen Päckchen mit Kaffee, Kakao und Schokolade freute sich jeder in der Familie. Und auch wenn sie gelegentlich zu Besuch in die „Ostzone“ kamen, traten sie alles andere als „feindlich“ auf. Doch ich lernte: Die offizielle „Wahrheit“ und das persönliche Erleben sind in der DDR zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
Die Lösung: 1 Leben in 2 Welten Das war normal in der DDR: Leben und Glauben standen im unversöhnlichen Gegensatz zur offiziellen Meinung. Eine Lösung war der Kompromiss: Man lebte in zwei Welten. Fast jeder ist ihn eingegangen, musste ihn eingehen. Ich war Pionier
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und ging in die Christenlehre. Ich machte die sozialistische Jugendweihe mit und die Konfirmation. Ich wurde Mitglied der „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ) und engagierte mich in der Jungen Gemeinde.
Ich bekam Mut Die Spannung führte aber zum inneren Wachstum. Die bewusste Begegnung mit anderen Vorstellungen – ob aus der Bibel oder anderen Quellen – öffnete neue Horizonte. Ich bekam Mut. Den Mut, die Haare lang wachsen zu lassen. Den Mut, das Zeichen der Jungen Gemeinde – das Kugelkreuz – als 16-Jähriger offen am Anorak zu tragen. Den Mut, irgendwann den Austritt aus der FDJ zu erklären. Den Mut, dem Werben der Armeeoffiziere zu widerstehen und sogar den Waffendienst zu verweigern. Mit all den damit verbundenen Drohungen und schier endlosen Diskussionen. Aber der Zwang zur Lüge zehrte an den Nerven. Unter diesen Lügen litten nicht nur Christen, sondern jeder, der sich noch nicht selbst aufgegeben hatte. Dass dieses System zugrunde gegangen ist, freut mich immer noch. Selbst wenn der Mut zur Wahrheit gelegentlich auch heute wieder gefordert ist. P
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Fotos: privat, Harald Krille (2)
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eine Mutter war Christ, mein Vater Genosse – das heißt, Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die Spannung zwischen Glauben und realsozialistischer Diktatur gehörte von Anfang an zu meinem Leben. Die ersten praktischen Erfahrungen damit machte ich in frühesten Schulzeiten. Irgendwie begeistert von der Vorstellung, dass die DDR für den Frieden war, die ehemaligen Nazis und Kapitalisten in Westdeutschland aber den Krieg wollten, trieb es mich – bewaffnet mit Tafelkreide – auf die Straße. Ich versah Fußwege mit dem Aufruf: „Nazis raus aus Westdeutschland!“.
DI E K LE I N E K A NZ E L
» Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde «
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Max Schläpfer (Bolligen bei Bern) ist Präsident des Verbandes evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz sowie der Schweizerischen Pfingstmission.
Aus dem Buch Prediger 3,1
Ohne Wenn & Aber: Wir haben für alles Zeit! Ein entspanntes Verhältnis zu der Zeit kennen heute immer weniger Menschen. Stress gehört zum Alltag und „keine Zeit haben“ fast zum guten Ton. Nicht selten hetzt man durchs Leben und überfordert sich mit vielen zeitlichen Verpflichtungen. Die Bibel gibt uns aber einige wichtige Hinweise zu einem gesunden Umgang mit der Zeit.
Foto: privat
Wir müssen unsere Zeit gut verwalten Von Anfang an hat Gott uns Menschen in der Schöpfungsordnung einen Ruhetag gegeben. Ihn sollen wir genießen und als besondere Zeit für unseren Herrn nutzen. Im Gegensatz zu den Arbeitstagen soll der Sonntag ein Tag der Entspannung sein, ein Tag ohne Hast, zu dem auch die Priorität des Gottesdienstbesuchs gehört. Außerdem heißt es
in Prediger 3,1–8, dass es genügend Zeit gibt für die verschiedenen Phasen des Lebens – wie entspannend! Psalm 31,16 macht klar, dass unsere Zeit in Gottes Händen steht. Dieser Gedanke wird von Jesus in Matthäus 6,27 verstärkt.
Wie unsere Zeit nicht verlängert wird Er sagt dort, dass wir unsere Zeit hier auf Erden auch dadurch nicht verlängern können, wenn wir uns viele Sorgen darüber machen. Das Vertrauen auf Gott, der unsere Zeit in seinen Händen hält, die klare Hingabe an unsere Berufung als Christen und biblische Prioritäten führen zu einem entspannten Verhältnis mit diesem kostbaren Gut, das wir Zeit nennen. Gleichzeitig bleibt uns dabei immer bewusst, dass all unser Tun auf dieser Welt von den Werten der Ewigkeit bestimmt sein soll. P
Ja, auch ich abonniere idea Spektrum Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)
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«Mein Beruf fordert mich. Da brauche ich auch ‹good news›. Deshalb lese ich ‹idea Spektrum ›.» 40.2013
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PORTRÄT
Ihre Segensspuren sind heute noch zu sehen KINDERHÖRSPIELE Der Bestseller «Spuren im Schnee» prägte Generationen. Die Segensspur der 1993 verstorbenen Autorin Patricia St. John geht mit einer Hörspielproduktion weiter. Dafür sorgt Barbara Gradwell. Ein Porträt von Thomas Feuz.
Auf den Spuren des Vorbilds «Patricia St. John hat mich schon als Kind fasziniert», sagt Barbara Gradwell. Patricias Vater, ein «Reisender in Sachen Gott» (Buchtitel), gründete Bibelschulen im damaligen britischen Empire. 1926 verbrachte die Mutter mit fünf Kindern und der Grossmutter über ein Jahr in Rossinières VD. «Patricia St. John wirkte 30 Jahre lang als Krankenschwester in Marokko. Sie verfasste 26 Bücher», weiss Gradwell. «Mit ihrem Erstling ‹Das Geheimnis vom Wildenwald› gewann sie den 1. Preis bei einem Wettbewerb des Englischen Bibellesebundes.» Die Autorin verstarb vor 20 Jahren. Barbara Gradwell engagiert sich in der Arbeit mit Kindern ihrer christlichen Gemeinde. Irgendwann hatte sie die Idee, Hörspiele zu machen. Die Gelegenheit dazu kam in der Heimat ihrer Lieblingsautorin: «Seit vielen Jahren verbringen wir unsere Ferien in North Wales, im Ferien-
häuschen meiner Schwiegereltern. Hier begann ich zu schreiben – mit Blick auf die Irische See.» Bald realisierte Gradwell, dass sie einen Partner brauchte. Im Gespräch mit dem Bibellesebund wurde klar: «Schweizerdeutsche Kinder-Hörspiele sind eine Marktlücke.» Trotzdem musste erst viel Knowhow erarbeitet werden. Im August standen die Laiensprecher im Studio. Die 19-jährige Tochter Joy entwarf die Cover-Illustration. Die Produktion erscheint Ende Oktober.
Ohr und Herz ansprechen Die weit verbreiteten Fantasy-Produktionen empfindet Barbara Gradwell als «teils grenzgängig». Ihr Ziel: «Ich möchte Kindern Geschichten nahebringen, die faszinieren und Sinn haben. Und empfängergerecht vermitteln, dass Glaube nicht eine Religion, sondern eine Herzensbeziehung mit Gott ist.» In den Herbstferien in Spanien begann sie mit der Hörspielversion von «Der verschlossene Garten». Die Geschichte spielt in der Heimat ihres Mannes, einige tausend Seemeilen weiter nördlich. Wenn Barbara Gradwell Ende Jahr aus dem Gemeindeparlament Spiez zurücktreten wird, dürfte zum «feu sacré» ein weiterer Faktor hinzukommen: etwas mehr Zeit für die weitere «Spurensuche». P b www.bibellesebund.ch
Foto: Joy Gradwell
Während sich ihre Familie im Wasser tummelt, geniesst Barbara Gradwell die Inspiration: «Am Meer sitzen, den Laptop auf dem Schoss und schreibend eintauchen in eine andere Welt.» Wie ihre Lieblingsautorin Patricia St. John möchte Gradwell Kinder mit Geschichten faszinieren. In Zusammenarbeit mit dem Bibellesebund wird das nun möglich.
DAS WORT DER WOCHE »Außerhalb von Gott ist kein Friede möglich. Er kann nur in Gott und von Gott her verwirklicht werden, da wahrer Friede nie menschliches Werk ist. « Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki Ende September vor der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Der 57-Jährige ist als neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz im Gespräch.
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