5. Februar 2014 | 6
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Religion in der Schule
Der Lehrplan 21 sucht die Neutralität und stellt Weichen für die Gesellschaft
4 MarriageWeek Risiken und Erfolgsfaktoren von Ehen | 7 Politik In Riehen werden die Frommen gerne gewählt | 13 Porträt Angelika Piefer kämpft gegen Vorurteile und Ignoranz 28 Führen Worauf kommt es bei der Leitung einer Gemeinde an? www.ideaschweiz.ch
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Verwirrende Signale Liebe Leserin, lieber Leser Die Empfehlungen sind ausgesprochen, die Positionen bezogen, die Umfragen prophezeien uns schon heute die Ergebnisse. Der Abstimmungssonntag scheint gegessen. Aber ich finde keine Ruhe. Es ist offensichtlich: Der Einfluss der christlichen Überzeugung geht in der Schweiz zurück. Die Stimme der Kirche hat ihre Autorität verloren. Im gleichen Mass gestiegen ist dafür der Einfluss staatlicher Instanzen. Aus der religiösen Vielfalt in der Gesellschaft werden jetzt Konsequenzen für die öffentliche Schule gezogen. Religion ist ausdrücklich als obligatorischer Schulstoff gewollt; sie wird aber anders präsentiert. Alle Religionen finden Platz. Die Glaubensrichtungen werden ausbalanciert, reines Wissen vermittelt und damit Werte verschoben. Jesus ist einer neben anderen. Das Christliche bildet nicht mehr die Basis und ist auch kein formuliertes Lernziel. Im Nationalen Forschungsprogramm NFP 58 wird dies betont: „Die Reformprojekte werden nicht durch anti-religiöse oder anti-kirchliche Interessen bestimmt, sondern sind auf ein kulturell-religiös interessiertes, aber in der religiösen Praxis distanziertes Publikum zugeschnitten.“ Kinder sollen religiöse Kompetenz lernen ohne fundierten Inhalt. Historisch betrachtet ist dies das Aufgeben des Segens der Reformation. Die säkulare Revolution führt weg vom christlichen Bekenntnis und von den Grundwerten unserer Kultur. In der Schule werden Weichen gestellt, die Folgen haben werden. Es ist wichtig, dass die kirchlichen Kreise – von den Katholiken bis hin zu den Freikirchen – hier Haltung zeigen und sich in die Lehrplandiskussion einbringen (siehe unseren Beitrag ab S. 8). Und so lande ich doch wieder bei der Initiative „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“. Klar, sie bringt keine Verbesserung für die nahezu 11 000 Kinder, denen jedes Jahr das Recht auf Leben genommen wird. Aber jetzt das: Der evangelische Kirchenbund empfiehlt ein Nein, ebenso der Katholische Frauenbund und die CVP. Die Bischofskonferenz und die Evangelische Allianz geben Stimmfreigabe, während EVP und EDU ein Ja empfehlen. Sind da Gott und der ungeborene Mensch wirklich in die Meinungsbildung einbezogen worden? Was signalisiert das christliche Meinungschaos? „Christen reden mit gespaltener Zunge.“ Sollte ein aufmerksamer Zeitgenosse zu diesem Schluss kommen, würde ich es ihm nicht verübeln. Rolf Höneisen
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch
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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch
Bilder: Ilka-Erika Szasz-Fabian/Dreamstime.com; idea/Rolf Höneisen (Titelseite); Seite 3: zvg
Freuet euch im Herrn allezeit; nochmals will ich sagen: Freuet euch! Philipper 4,4 ff In schwierigen Situationen hat mich dieses Bibelwort schon enorm ermutigt. Wenn ich die Menschen auf der Bühne auch oft zum Lachen bringen darf, habe ich doch in meinem Inneren – wie viele Künstler – viel Schwermut, Ängste und Zweifel. Momentan bin ich ohne feste Anstellung. Geht es weiter? Wie geht es weiter? Was ist zu tun? Ich lese weiter im Text: „Lasset eure Freundlichkeit allen Menschen kundwerden! Der Herr ist nahe. Sorget euch um Nichts ...“ Um Nichts? „... sondern in Allem lasset im Gebet und Flehen mit Danksagung eure Bitten vor Gott kundwerden! “ Und dann vermag kein moderner Ansatz in der Seelsorge es so auf den Punkt zu bringen, wie dieser letzte Teil: „Und der Friede Gottes, der allen Verstand überragt ... (ich muss es nochmals lesen) ... allen Verstand überragt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.“
Ein Lieblingsbibelwort von Peter Wild, Mime und Schauspieler, Wollerau SZ.
Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX
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PArDON Seit mehr als fünf Jahren arbeite ich Teilzeit. Damit gehöre ich als Mann zu einer kleinen Minderheit. In der Schweiz arbeiten gerade mal 13 Prozent der Männer nicht in einem Vollzeitpensum. Neun von zehn Männern sagen in Umfragen, sie würden gerne reduzieren. Doch in vielen Unternehmen sind Teilzeit arbeitende Männer offenbar noch immer ein Tabu. Dabei gibt es gute Gründe, kürzerzutreten: mehr Zeit für die Familie, eine Weiterbildung, ein interessantes Hobby oder ein freiwilliger Einsatz zum Wohl der Gesellschaft. Teilzeitarbeit hat durchwegs ihre Vorteile. Ich habe neben meinem Beruf als Buchhalter Zeit für meine grosse Leidenschaft, das Schreiben. Ich habe viel Freiraum und kann meine schreiberische Zeit selber einteilen. Keine Woche ist gleich wie die andere. Das finde ich spannend. Am Anfang waren die Reaktionen fast immer dieselben: Kannst du davon leben? Dass ich nebst den Bürotagen noch etwas ganz Anderes, Kreatives mache – und erst noch fürs Reich Gottes – kam den wenigsten in den Sinn. Wie mir scheint, haben viele Männer Angst. Angst vor dem tiefen Fall von der Karriereleiter. Angst, dass die Pension in 20 Jahren nicht reicht. Angst, sie müssten auf die Badeferien auf den Malediven oder wo auch immer verzichten. Wir sollten uns nicht von unserer Angst leiten lassen, sondern vom Geist Gottes. Es ist wahr, wer Teilzeit arbeitet, muss auf gewisse Privilegien verzichten. Doch Gott sorgt immer wieder auf absolut erstaunliche, passgenaue Art. Und das möchte ich auf keinen Fall verpassen. Christian Bachmann ist Buchhalter und freier Journalist für „idea Spektrum“.
risiken und erfolgsfaktoren von ehen MArriAGeWeeK An einer Konferenz in Bern erklärte Pasqualina PerrigChiello, weshalb sich viele langjährige Paare scheiden lassen – und weshalb es anderen gelingt, glücklich zusammen alt zu werden.
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m Jahr 1970 erfolgten 30 Prozent aller Scheidungen zwischen dem 5. und 9. Ehejahr. Heute ist dieser Anteil nach dem 20. Ehejahr mit 28 Prozent fast ebenso hoch, während Scheidungen in den ersten zehn Ehejahren rückläufig sind. Die Scheidungsrate im mittleren Alter hat sich in den letzten 25 Jahren gar verdoppelt. Vor rund 100 Teilnehmenden erklärte Pasqualina Perrig-Chiello, Professorin für Entwicklungspsychologie, weshalb immer weniger Paare den gemeinsamen Weg ins hohe Alter gehen – und ermutigte gleichzeitig dazu, am Ziel, gemeinsam alt zu werden, zu arbeiten.
Verlockende „Neuorientierung“ Dass sich Paare vor 30 Jahren nach 20-jähriger Ehedauer weniger häufig scheiden liessen, liegt nicht nur daran, dass sie glücklicher miteinander waren. Die „Scheidungsbarrieren“ wie gegenseitige finanzielle Abhängigkeit, familiäre Werte und religiöse Überzeugungen waren damals höher als heute. Laut Perrig-Chiello haben die Vorteile einer langjährigen Ehe wie „tiefe Verbundenheit, Gefährtenschaft und geteilte
Erinnerungen“ an Bedeutung verloren. Insbesondere die Frauen seien nicht mehr bereit, in einer unbefriedigenden Ehe „auszuharren“. Sie nehmen eher „die Chance einer biographischen Neuorientierung“ wahr. Bei den Männern ist dies besonders dann der Fall, wenn sich eine Beziehung mit einer anderen Frau anbahnt.
Paarbeziehung erfordert „kontinuierliche Redefinition“ Im mittleren Alter spielen sich grosse Veränderungen ab: der Auszug der Kinder, die Pflegebedürftigkeit der eigenen Eltern, eine berufliche Neuorientierung oder auch gesundheitliche Probleme. Sie zwingen zur eigenen Rollendefinition, die aber auch den Partner stark betrifft. Das kann zu erheblichem Ehestress führen. Ein Drittel der Paare ist in dieser Lebensphase unzufrieden, vor allem die Frauen. Von einer Trennung sind aber die Männer viel stärker betroffen, weil sie abhängiger von der Frau sind als umgekehrt. Auslöser für die Spannungen sind zum einen negative Persönlichkeitseigenschaften. Umgekehrt hat sich gezeigt, dass „Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit, ein
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Vom reagieren zum Mitgestalten So oder so wird über uns geredet. Ob im Netz oder ausserhalb. Wollen wir mitreden? Ja, entschied das Dozentenkollegium des Theologischen Seminars Bienenberg, und verpasste sich unter fachkundiger Leitung eine Social-Media-Schulung. Es sei besser, keine Facebook-Seite zu pflegen als eine schlecht bewirtschaftete, meinte die Referentin Tania Woodhatch, Jungunternehmerin, Politikerin und erfolgreiche Twitterfrau. Während es früher die Zeitungen waren, welche die Themen
bestimmten, könne man nun über Twitter Themen selbst setzen. Twitter sei schneller als Online-Portale und habe ein hohes Verbreitungspotenzial. Während bei Twitter
Bilder: cmccale/Dreamstime.com; Dorothea Gebauer
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NOtiert
Im mittleren Alter schnellt die Scheidungsrate nach oben. Wer es sich zum Ziel setzt, gemeinsam alt zu werden, der muss aktiv an der Beziehung arbeiten.
gutes Selbstwertgefühl, gute Gefühlskontrolle, das Bedürfnis nach Offenheit und Intimität, aber auch die Offenheit für neue Erfahrungen“ zur Qualität der Beziehung beitragen. Kit für eine dauerhafte Beziehung sind die Qualität des Kommunikationsstils, der Umgang mit Problemen, die gegenseitige Unterstützung und gemeinsame Aktivitäten, betonte die Referentin.
Volkswirtschaftliche Kosten An der Konferenz stellte der Ökonom Wolf Wolfram Kägi, Geschäftsführer der B,S,S. Volkswirtschaftliche Beratung AG in Basel, erste Erkenntnisse einer Studie zu den volkswirtschaftlichen Kosten von Scheidungen vor. Zwar sei die Datenbasis in der Schweiz dünn. Konkret beziffern könne man aber zum Beispiel die Höhe der nicht zurückbezahlten Alimentenbevorschussung von jährlich rund 64 Millionen Franken oder die von den Kantonen getragenen Pro-
thematische Infos im Vordergrund stehen, sind es bei Facebook eher private oder subjektiv gefärbte. Neben den Risiken erwähnte Woodhatch den Vorteil, dass man im direkten Dialog, auf gleicher Augenhöhe und ohne Hemmschwelle junge Leute erreichen könne. „Bedenken Sie, die junge Generation ist die Kundschaft von morgen!“ Das jedoch ist auch Fakt: Die digitalen Plattformen kommen und gehen. Wie lange es Facebook noch macht, weiss keiner. Daher ist es wichtig, als Organisation die Datenhoheit zu behalten und eigene Texte, Bilder, Videos zuallererst auf der eigenen Website zu publizieren und von da aus in die gewünschten Netzwerke 06.2014
zesskosten für Scheidungen von 30 Millionen Franken pro Jahr. Ausserdem werde 20 Prozent der Sozialhilfe von geschiedenen Personen bezogen, wobei aus der Statistik nicht hervorgeht, ob die Betrof Betroffenen schon vor der Trennung sozialhilfeabhängig waren. Falls die Studie finanziert werden kann, soll sie von B,S,S. weitergeführt werden. Denkbar ist laut Christoph Monsch, dem Initianten der Studie, auch eine Doktorarbeit zum Thema, oder – gemäss einem Vorschlag von Wolfram Kägi – weiterführende Expertengespräche. Zur MarriageWeek-Konferenz gehörten im Weiteren ein Workshop der Paartherapeuten Daniel und Käthi Zindel, ein Referat über die Verbindlichkeit von Paarbeziehungen aus Sicht der Rechtsgeschichte der Juristin Regina Aebi sowie Gedanken über die Ehe aus biblischer Sicht von Pfarrer Christoph Monsch. (fi) M b www.marriageweek.ch
weiterzuverbreiten. Um herauszufinden, welche Plattform die richtige ist, muss klar sein, wer die Zielgruppe ist und worin Kernbotschaften bestehen. Auch gelte es, personelle Ressourcen zu klären. Denn Social Media seien „kein Billigheim“. Es koste Ausbildung, Zeit fürs Community building und Monitoring. „Wie häufig soll man eigentlich etwas posten?“ fragte ein Teilnehmer. Maximal alle zwei Tage, immer mit Bild, immer mit Ziel, Interaktion zu erreichen, so die Referentin Tania Woodhatch, und wünschte den Theologen viel Spass beim Erkunden der Social-Media-Welt. (dg)
b www.bienenberg.ch
Bern: Arabische Christen fasteten und beteten für Verfolgte Die Evangelische Arabische Gemeinde Bern führte am Samstag einen Gebetsabend für verfolgte Christen durch. Gemeindeleiter Ekramy Awed: „Wir solidarisieren uns mit den unterdrückten und verfolgten Christen weltweit.“ Es sei aber auch für die Politik und Wirtschaft in der Schweiz gebetet worden. Der ägyptische Pfarrer ist mit einer Schweizerin verheiratet und wurde letzten Herbst ordiniert. (idea) Genf: Inspektion in Privatschulen wegen Schöpfungslehre Das Erziehungsdepartement des Kantons Genf will zwei christliche Privatschulen inspizieren, weil dort neben der Evolutionstheorie auch ein Schöpfungsmodell als Erklärung für die Entstehung der Erde gelehrt wird. Dieses wird als nicht-wissenschaftlich eingestuft. (idea) Für Quereinsteiger: Neuer Weg ins reformierte Pfarramt In der evangelisch-reformierten Kirche wird an einem Konzept für einen Studiengang für Quereinsteiger in den Pfarrberuf (Quest) gearbeitet. Ein Entwurf ist gegenwärtig in der Vernehmlassung. Im Juni wird der Konkordatskonferenz ein überarbeitetes Konzept vorliegen. Dann wird über die Einführung von „Quest“ entschieden. Der neue Studiengang kann frühestens ab Herbst 2015 angeboten werden. (idea) Begegnung mit Gott im Internet Plakate, Kinospots, Zeitungsinserate und Strassenaktionen laden die Bündner im Februar mit Steinbock-Sujet und so provokanten Aussagen wie „Häts im Himmel au Platz für stuuri Böck?“ zu einer Begegnung mit Gott auf der Internetseite „Gottkennen.ch“ ein. Getragen wird die Aktion von elf reformierten, katholischen und freien Kirchen der Region Chur. (idea) M www.gottkennen.ch/kampagne-chur
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In Riehen werden die Frommen gerne gewählt GemeIndeRatswahlen Seit 40 Jahren wird Riehen BS von der EVP regiert. Damit ist nun wahrscheinlich Schluss. Doch auch bei den diesjährigen Gemeinderatswahlen landen die christlichen Kandidaten ganz vorne. Was ist in Riehen anders? „idea Spektrum“ hat sich in der grossen Landgemeinde umgehört.
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Beim Gemeinderat schnitten die Frommen ebenfalls sehr gut ab. Bisher erreichte nur der CVPler und idea-Kolumnist Daniel
Albietz die erforderliche Stimmenzahl. Der Sohn des ehemaligen Chrischona-Direktors Karl Albietz verwies die beiden EVP-Frauen Christine Kaufmann und Annemarie Pfeifer auf die Plätze zwei und drei. Vor den Wahlen war schon darüber spekuliert worden, ob wieder die Gläubigen den Ausschlag geben werden. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs lässt sich trotzdem nicht einfach mit der religiösen Einstellung der Kandidaten erklären. Hans-Jörg Wilde hatte die bürgerlichen Parteien hinter sich. Daniel Albietz leistete bereits bisher überzeugende Arbeit als Gemeinderat und profitierte ebenfalls von der Allianz der Parteien CVP, SVP und FDP. Dennoch scheinen christliche Überzeugungen in Riehen
Bilder: idea/Christof Bauernfeind
„ein grosser tteil der wähler achtet auf die Religion“
„Ich habe bei den Wahlen nie auf die Religion der Kandidaten geachtet. Mir ist vor allem wichtig, wen ich als Person kenne und für was sie sich einsetzen.“
„In Riehen haben die christlichen Werte Tradition. Das liegt in erster Linie an den Diakonissen. Ein grosser Teil der Wähler achtet auf die religiöse Ausrichtung.“
„In Riehen gibt es eine breite evangelische Wählerschaft, die EVP war immer stark. Ich schaue bei den Wahlen schon auch auf die christliche Ausrichtung der Kandidaten.“
„Es gibt sehr viele christliche Einrichtungen hier. Ist auch gut so, dass sie in der Politik einen Einfluss haben. Ich schaue auf die Werte, aber nicht auf die Religion.“
Pia Celesti, 67
Nina Zelarius, 50
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Jürgen Steinbrunn, 75
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zumindest kein Nachteil zu sein. EVP-Gemeinderätin Annemarie Pfeifer relativiert etwas und verweist auf die allgemeine Liberalisierung der Gesellschaft. Darin hätten auch religiöse Ansichten ihren Platz. Allerdings reiche das allein nicht. „Man muss schon eine gewisse Leistung bringen und nicht besserwisserisch daherkommen.“
Guter Ruf dank christlicher Werke In Riehen habe die evangelische Gesinnung aber Tradition und einen guten Ruf. Das hat mit den vielen christlich-sozialen Werken wie dem Gemeindespital, den Diakonissen oder der Klinik Sonnenhalde zu tun. „Das erzeugt bei den Leuten Vertrauen“, bestätigt eine junge Mutter, die gerade einkaufen geht. „Die Riehener Politik war immer schon christlich geprägt, aber auf eine gemässigte Art“, erklärt sie. Die Menschlichkeit stehe im Vordergrund. Sie persönlich schaue aber weder auf Partei noch Religion, sondern wähle die Personen, die sie kenne und denen man vertrauen könne. (chb) P
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Daniel Albietz wiedergewählt
Viele Christen in der Lokalpolitik: Wahlplakate zu den Gemeinderatswahlen in Riehen.
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ch hatte gehofft, dass das jetzt mal ein Ende hat“, ““, murmelt ein älterer Herr auf der Strasse und meint damit die jahrzehntelange Vorherrschaft der evangelischen Politiker in Riehen. Die Chance dazu ist gegeben. EVP-Gemeindepräsident Willi Fischer ist in diesem Jahr nicht mehr angetreten. Die mit Abstand meisten Stimmen für seine Nachfolge erhielt im ersten Wahlgang der Parteilose Hans-Jörg Wilde. Allerdings ist auch Wilde als Mitglied der Chrischona-Gemeinde kirchlich engagiert. Im Vorfeld machte er keinen Hehl aus seinen religiösen Überzeugungen: „Der Glaube ist für mich ein Teil meiner Person. Er hilft mir und gibt mir Rückhalt in meinem Leben.“ EVP-Kandidatin Christine Kaufmann, die abgeschlagen auf dem zweiten Platz landete, übte dagegen Zurückhaltung. Die Tochter des langjährigen Gemeindepräsidenten Gerhard Kaufmann beantwortete entsprechende Fragen mit: „Das ist Privatsache“.
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religionsunterricht auf der kippe LEHRPLAN 21 Alle wollten nur das beste für die Deutschschweizer Schulkinder – und entwarfen einen Lehrplan von 550 Seiten. parteien, kirchen und die Schweizerische evangelische Allianz fordern, dass die endfassung die christliche tradition berücksichtigt und Inhalte nennt. Von peter Schmid Dass die Zukunft des Religionsunterrichts viele umtreibt, scheint Bildungspolitiker zu überraschen. Am Berner Podium „Wie viel Christentum verträgt die Schule?“ vom 21. Januar zeigte sich die Zürcher Bildungsdirektorin Regine Aeppli erstaunt über den Aufmarsch von 400 Personen. Überrascht sollten die Politiker aber nicht sein, eher hocherfreut, dass so viele Bürger ein Gespür haben für das, was mit einem anderen Religionsunterricht anders wird – nicht nur in der Schule, sondern in Gesellschaft und Staat.
Mentales Rüstzeug Die Debatte um den Religionsunterricht hat viele Ebenen. Hier zeigt sich auch, wie die Schule und der säkulare Staat sich verstehen. Die Brisanz der Debatte steht jenen besonders vor Augen, welche die Gesellschaft in einem Umbruch mit unabsehbarem Ausgang sehen. Die starke Zuwanderung und der multikulturelle Wandel befeuern den Streit: Welches mentale Rüstzeug benötigt die einheimische Bevölkerung, damit Integration gelingt? Der Integration soll auch der Religionsunterricht dienen. Diese Verzweckung stand am Anfang des neuen Zürcher Fachs „Religion und Kultur“, wie Regine Aeppli am Podium in Bern bestätigte. Für das religionskundliche Fach bedeutet dies einen gewissen Erfolgsdruck: Der Unterricht muss in Respekt für Feste, Riten und Texte anderer Religionen resultieren.
Was Geschichten leisten Ein gravierendes Problem der Schule besteht darin, dass Eltern ihre Kinder mit Toys, Games, Phones und Cash versehen, statt ihnen identitätsstiftende Geschichten zu erzählen. Das Manko können Lehrpersonen kaum aus-
Wie viel Religion benötigt die Schule? Dass der Lehrplan-Entwurf bei Freidenkern Applaus und bei Christen Kopfschütteln auslöst, weist auf ein tiefer gehendes Problem hin: Die Vertreter der Religionen führen die Debatte um Säkularität – wenn überhaupt – nicht offensiv. Der Titel des Berner Podiums könnte umgedreht werden: „Wie viel Religion benötigt die Schule?“ In diese Richtung weist der bekannte Satz des deutschen Verfassungsrechtlers Ernst-Wolfgang Böckenförde: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“
gleichen. Doch sollten sie bestärkt werden, das Mögliche zu tun. An biblischen (und einigen anderen) Geschichten bildete sich das Wahrheits- und Gerechtigkeitsempfinden von 50 Generationen. Die moralische und kulturelle Wirkung der Geschichten – mit Jesus in der Mitte – ist kaum zu überschätzen. Nun scheint diese Wirkung entbehrlich, als wollte die säkulare Gesellschaft ohne sie auskommen.
Der Religionsunterricht soll insbesondere auch der Integration dienen. Zwar sieht der Entwurf biblische Geschichten für alle Kinder vor – grundsätzlich ein Gewinn. Doch im zur Verfügung stehenden engen Zeitrahmen bekommen sie massenhaft Konkurrenz.
„Insbesondere Jesus, Mohammed und Buddha“ Laut dem Entwurf zum Lehrplan 21 sollen die Kinder in der Unterstufe „Geschichten aus verschiedenen Religionen nacherzählen und entsprechenden Religionen zuordnen“. Sechstklässler werden „religiöse Sprachformen erkennen (insbesondere Mythen, Legenden, Gleichnisse) und von anderen Sichtweisen unterscheiden“. Darauf aufbauend sollen Oberstufenschüler erläutern können, „wie Texte und Lehren in religiösen und kulturellen Überlieferungen eingebettet sind“. Dazu können sie „die Bedeutung zentraler Gestalten aus den Religionen, insbesondere Jesus, Mohammed und Buddha, anhand von Überlieferung, Darstellung und Verehrung erläutern sowie aus weiteren Perspektiven betrachten“.1 Dieses Beispiel macht deutlich, welche Blüten die Kompetenzorientierung treibt Diese Voraussetzungen sind auch im Religionsunterricht zu schaffen, indem aus religiösen Quellen geschöpft wird. Säkulare Werte allein genügen nicht. Sie taugen namentlich nicht, um stark religiöse Minderheiten einzubinden, wie Erfahrungen im stärker säkularisierten England nahelegen. Dort haben, wie der pakistanisch-stämmige Kirchenmann Michael Nazir-Ali bemerkt, Toleranz und Respekt nicht die Integration muslimischer Gemeinschaften gefördert, sondern zu ihrer Abschottung beigetragen. Notwendig sind christliche Einstellungen wie Freundschaft, Dienst, Ehrfurcht, Barmherzigkeit und Vertrauen (vgl. www.christianvalues4schools.org.uk).
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Zuerst wird über die Stossrichtung der Harmonisierung entschieden; die Erziehungsdirektoren legen im März fest, wie der Entwurf überarbeitet werden soll. Der Entwurf will – das ist einzuräumen – Religionen für alle Kinder zum Thema machen. In der Ausführung kommt er den Vorstellungen der Freidenker entgegen: Religion verschwindet als eigenes Fach, Religiöses ist als kulturelles Phänomen geschichtlich zu betrachten. Die Freidenkerin Reta Caspar brachte am Podium einen Vergleich, der im Saal Heiterkeit und Befremden auslöste: Wie die christliche Geschichte umfasse auch die Geschichte des Alkoholkonsums Jahrtausende und es gebe im Land mehr Restaurants als Kirchen – doch ein Schulfach Trinken führe man nicht ein ...
Das Wie des Unterrichts
und dass sie die meisten Schüler überfordert. Von klein auf sollen Kinder die Religionen miteinander in den Blick nehmen, objektiv-distanziert betrachten und vergleichen.
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In der Primarschule kein Fach Religion? Weitreichend und für Kirchenvertreter bedenklich ist im Deutschschweizer Harmonisierungsprojekt der Vorschlag, für die Primarschule kein Fach Religion mehr vorzusehen: Nach Berner Vorbild fliesst Religion in den grossen Fachbereich „Natur, Mensch, Gesellschaft“ (NMG2) ein. Immerhin gibt der Berner Lehrplan von 1995 die Behandlung biblischer Geschichten vor. Im Rahmen dieser inhaltlichen Vorgaben können die Lehrpersonen der christlichen Tradition angemessen Raum geben. Dies betonte Berns Erziehungsdirektor Bernhard Pulver am Podium. Im Lehrplan-Entwurf sind diese Inhalte weggefallen. Das sei nicht zu Ende gedacht und mutlos, sagte der St. Galler Religionspädagoge und gewählte Kirchenratspräsident Martin Schmidt in Bern. Es gehe nicht darum, wie viel Christentum die Schule vertrage, konterte Schmidt den Titel des Podiums. Die Frage müsse lauten: Was braucht es zur guten religiösen Bildung?
Nach dem Geschmack der Freidenker Die Deutschschweizer Kantone kennen unterschiedliche Formen des Religionsunterrichts. Die Mehrzahl hält bisher an der Partnerschaft mit den Landeskirchen fest, Bern und Zürich haben sie aufgegeben. Die Umsetzung des Lehrplan 21 wird jeder Kanton selbst beschliessen. 06.2014
Geregelt werden kann Religionsunterricht über die Stundentafel, durch inhaltliche Vorgaben und die Art und Weise des Lehrens (Didaktik). Auch bei der Didaktik, massgebend für die Lehrerausbildung, stehen die Zeichen auf Abbruch: Religiöse Themen sollen im NMG-Unterricht behandelt werden wie alle anderen, nämlich unter vier Handlungsaspekten: Die Welt wahrnehmen, sie sich erschliessen, sich in ihr orientieren und in ihr handeln. Dem Religionsunterricht wird keine eigene Didaktik zugestanden: So wie die Kinder Natur, Tiere und Menschen erleben, so soll auch Religion ausgehend von Erlebnissen thematisiert werden. Als Beispiel sprach Regine Aeppli in Bern vom Würstchen, das Fragen aufwirft, weil Muslime es nicht essen.
Es geht um den Kern In der Lebenswelt anzusetzen macht Sinn, genügt aber nicht. Judentum, Christentum und Islam verstehen sich als Offenbarungsreligionen: Der transzendente Gott hat in diese Welt hineingeredet und an Menschen gehandelt. Daraus – nicht aus dem Alltag – ergeben sich die Glaubensvorstellungen, welche den Kern dieser drei Religionen ausmachen. Vom Alltag her, als blosser Teil unserer sozialen und kulturellen Wirklichkeit, sind Religionen nicht angemessen erfasst. Apropos Würstchen: Kinder atheistischer Eltern werden das Nein zu Schweinefleisch im Judentum und Islam eher begreifen, wenn es mit Reinheitsvorstellungen und der Heiligkeit Gottes in Zusammenhang gebracht wird.
Identifikation nicht erwünscht? Der Religionsunterricht, der Sinnfragen aufnimmt, trägt zur ganzheitlichen Bildung, zur Identitätsentwicklung bei. Die für den Lehrplan 21 vorgesehene Didaktik würde dies beschränken und erschweren. In einem Vortrag vor kirchlichen Unterrichtsbeauftragten im September 2013 äusserte Dominik Helbling, einer der Autoren des Entwurfs, dass Kinder religiöse Inhalte nicht in der ers-
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ten Person zum Ausdruck bringen sollten. (So wird die Forderung weltanschaulicher Neutralität der Schule ausgelegt.) Die Reformierten und die SEA bestehen jedenfalls darauf, dass Kinder in der Ich-Form von Religion reden können.
Keine Flugperspektive Die SEA hatte schon 2012 in ihrem Papier „Acht Postulate zum Lehrplan 21“ festgehalten: „Bildung kann ... nur dann erfolgen, wenn die Inhalte auch emotional ergreifen. Kinder sollen sich mit ihrem Glauben identifizieren dürfen.“ Der Basler Bischof Felix Gmür zog auf dem Podium in Bern den Vergleich mit der Muttersprache: „Die Muttersprache lernen wir aus dem Effeff und hinterfragen
Die Information hat so sachlich zu erfolgen, dass Kinder keinen Druck spüren. nichts. Nach und nach eignen wir uns so Kompetenzen, Fähigkeiten zu unterscheiden und zu urteilen an.“ Die Meinung, das Fach könne eine neutrale Position einnehmen, „man stünde von Anfang an über allem und könne sozusagen wie aus dem Flugzeug auf die Religionen hinunterschauen“, bezeichnete Gmür als Märchen.
Zu viel Distanz Ein obligatorischer Unterricht, in dem Vertreter einer Religion deren Inhalte in einer Weise präsentieren, die zu ihrer Übernahme und zum Glauben einlädt (teaching in religion), gilt als nicht vereinbar mit der Religionsfreiheit. Die Information über den Stoff und die Auseinandersetzung mit ihm soll so sachlich erfolgen, dass Kinder kei-
Sie debattierten am Berner Podium über die Inhalte des Lehrplans 21 (v.l.n.r.): Hanspeter Amstutz, Martin Schmidt, Bernhard Pulver, Regine Aeppli, Felix Gmür, Moderator Urs Wiedmer, Reta Caspar.
nen Druck spüren und keine Überzeugung annehmen müssen, also ihre eigene Meinung bilden und behalten bzw. im Unbestimmten bleiben können. Dieses teaching about religion, auch als Religionskunde bezeichnet, ist allerdings der existentiellen Brisanz von Religionen – sie nehmen letzte Zusammenhänge und Sinnfragen auf – nicht angemessen, so dass Fachleute sich mit teaching from religion behelfen: Ergänzend zur Information sollen Begegnungen mit Religionsvertretern und Besuche von religiösen Stätten kommen.
... und Nicht-Religion? Die Religionskunde relativiert die einzelnen Religionen. Dennoch kritisierte Freidenkerin Caspar das neue Zürcher Fach: Es teile die Welt in fünf Weltreligionen ein. Kinder, die keiner von ihnen angehörten, kämen sich ausgeschlossen vor. Unbestreitbar haben sich seit 1990 viele Menschen von verfasster Religion distanziert. Eine tiefe Kluft hat sich zwischen den Lagern aufgetan: Auch ein völlig praxisfreies teaching about religion, das bloss „Wissenskomponenten, Ethik und basale religiöse Aufgeschlossenheit“ vermittelt, ist für Freidenker noch religiöser Unterricht.3 Bei ihrem Entscheid werden die Erzie-
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das Neueste online +++ idea News +++ das Neueste online 06.2014
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Kulturelle Identität – religiöser Kern Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) betont in ihrer Vernehmlassung zum Lehrplan die Bedeutung christlicher Werte und Einstellungen für die multikulturelle Gesellschaft. Auszüge: (...) Religiöse und Sinnfragen gehen näher, sie berühren die Identität der Schülerinnen und Schüler tiefer als andere Themen und können nicht so sachlich und distanziert behandelt werden wie jene. Daher ist der religionskundliche Ansatz, der allein auf Kenntnisse und Kompetenzen zielt, unzureichend. Lernprozesse dürfen nicht allein kognitiv verlaufen, sondern sollen emotional vertieft und gestärkt werden. (...) (...) Wir sind überzeugt, dass die gemeinschaftsfördernden Gehalte und Werte des Christentums für die Förderung der Beziehungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler und ihr soziales Lernen wesentlich sind. (...) (...) Die kulturelle Identität, die gemäss HarmoS-Konkordat zu entwickeln ist, hat einen religiösen Kern. Nur wenn die Schule dies berücksichtigt, befähigt sie die Heranwachsenden zur angstfreien Teilhabe an der multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft und ihrer Gestaltung. (...) (...) Wir begrüssen, dass die Schule mit den Eltern zusammenarbeitet und die Eltern in ihrem Erziehungsauftrag unterstützt. Mit dem elterlichen Erziehungsauftrag ist der Schule zugleich eine Grenze gezogen, die namentlich bei der religiösen Bildung beachtet werden muss. (...) (...) Der Lehrplan 21 hat die kantonalen Eigenheiten zu respektieren, namentlich im Bereich des Religionsunterrichts. Die bewährte, fruchtbare Zusammenarbeit von Schule und Kirche in vielen Kantonen muss fortgeführt werden können. (...)
hungsdirektoren gut daran tun, diesen Argumenten nicht zu folgen. Denn es gibt starke Gründe für eine substantielle Vermittlung christlicher Inhalte gerade in urbanen, multikulturellen Schulhäusern.
Bild: Peter Schmid
Zeit für Wesentliches Leichter fassbar als die Fachdiskussionen um das Wie des Religionsunterrichts ist das Was: Welche Inhalte werden vermittelt? Wie viel Raum hat die sogenannte jüdischchristliche Tradition4, haben die Gestalten der Bibel und Jesus selbst? Es geht ja um viel mehr, als um Erlaubnis oder Verbot von Krippenspielen. Kommen die wesentlichen Inhalte des Christentums, die für unsere Kultur prägend waren, zur Sprache? Gott und den Nächsten und sich selbst lieben, den Andern höher achten als sich selbst, selbstbewusst, zugleich bescheiden und mutig, wahrhaftig und zum Dienst bereit sein, Vertrauen wagen, Verantwortung für die Gemeinschaft und die Umwelt übernehmen, transparent und gewaltlos handeln, das Böse mit Gutem überwinden: Diese und andere Inhalte des Christentums sind ernsthaft und mit Nachdruck zu vermitteln – wenn denn der Staat haltlosem Egoismus wehren und den sozialen Zusammenhalt stärken will. 06.2014
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In seiner Vernehmlassung fordert der Verband der Freikirchen (VFG), dass im Lehrplan 21 ein Schwerpunkt im Bereich des Christentums vorgegeben wird. Dieser müsse auf der Unterstufe Inhalte der jüdisch-christlichen Überlieferung (Geschichten und Texte aus dem Alten und Neuen Testament) und Kenntnisse der christlichen Festtage (Weihnachten, Ostern, Pfingsten) enthalten. Auf der Oberstufe erachtet der VFG das Modell einer vergleichenden Religionskunde als zulässig, verlangt aber die Akzentsetzung schwergewichtig auf das Christentum.
Nur in säkularer Form? Der Religionsunterricht leidet unter der Meinung, christliche Werte müssten, um in der multikulturellen Gesellschaft annehmbar zu sein, in säkularer Gestalt, ohne ihren religiösen Grund vermittelt werden. Doch wohnt dem
Bei der Werteerziehung sollte die Schule nicht auf religiöse Bezüge verzichten. Konzept der Menschenwürde und Gleichheit eine andere Kraft inne, wenn es mit jüdisch-christlicher Begründung (jeder Mensch im Bild Gottes geschaffen) dargelegt wird. Gerade bei der Werteerziehung sollte die Schule daher nicht auf religiöse Bezüge verzichten. In Bern schilderte der EVP-Bildungspolitiker Hanspeter Amstutz, wie das Neujahrsgedicht Bonhoeffers „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ die Schüler jeder Herkunft tief bewegte.
Diverse Erwartungen Einzuräumen ist, dass der Lehrplan 21 auf stark gestiegene Erwartungen an die Schule reagiert (Medien, Arbeitswelt, Nachhaltigkeit, Sozialverhalten). Doch die Auffächerung in über 5000 Kompetenzen wird das Arbeiten in der Klasse erschweren. Ist der Religionsunterricht besonders gefährdet? In ihm liegt die Chance, staunend des ganz Anderen gewahr zu werden, dessen wir uns nicht bemächtigen können, und Horizonte zu überschreiten. Leistungsdruck schmälert diese Chance, Oberflächlichkeit killt sie. – Bernhard Pulver sagte in Bern zu, bei der Überarbeitung könnten christliche Inhalte eingefügt werden. Ob das genügt? Um bei den Kantonen Akzeptanz zu finden, muss der Lehrplan dem jüdisch-christlichen Erbe als Grundlage unserer Kultur eine vorrangige Stellung einräumen, besonders auf der Primarstufe. M 1 Entwurf zum Lehrplan 21, NMG 12.2.a+f; ERG 5.1 2 „Religionen und Weltsichten begegnen“ ist der letzte von 12 Kompetenzbereichen in NMG 3 NFP 58-Studie „Unterricht zum Thema Religion an der öffentlichen Schule“, Schlussbericht, S. 14 4 Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG fordert, dass sowohl die eigenständige Bedeutung des Judentums in kultureller Hinsicht als auch die „belastete Geschichte“ (christlicher Anti-Judaismus und moderner Antisemitismus) in der Oberstufe zur Sprache kommen.
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Kommunikation vom Feinsten idea Spektrum 06.2013
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Eine Frau kämpft gegen Vorurteile und Ignoranz lEbEn Seit sieben Jahren fährt Angelika Piefer mit dem Motorrad durch den afrikanischen Busch, um Menschen zu helfen. Wegen ihrer Arbeit unter Leprakranken distanzierte sich der Vater von ihr.
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as Stigma ist gross, erklärt die deutsche Ergotherapeutin Angelika Piefer bei ihrem Besuch im Büro der LepraMission Schweiz in Herzogenbuchsee BE. Sie erlebte es selbst. Als sie sich 1989 der Lepra-Mission anschloss und zunächst in Südostasien wirkte, wollte ihr Vater keinen Kontakt mehr mit ihr. Er erlaubte ihr nicht einmal, ihm Briefe zu schreiben, aus Angst, sich über das Briefpapier anzustecken.
Im Kongo und im Niger Seit dem Jahr 2007 arbeitet Angelika in der Demokratischen Republik Kongo und inzwischen auch im Niger. Sie bedauert, dass Lepra vom Gesundheitspersonal und von der Weltöffentlichkeit vernachlässigt wird. „Lepra Lepra bringt kein Geld, deshalb beschäf beschäftigen sich viele lieber mit bekannteren Krankheiten“, ““, vermutet sie und ergänzt, dass das Leben in Gebieten, wo Lepra vorkommt, nicht sehr angenehm ist. Viele zögen deshalb schon bald wieder weiter. Oft sei die Infrastruktur sehr schlecht. Etwa im Kongo. Manche Dörfer erreicht die mutige Frau erst nach einer 300-Kilometer-Fahrt durch den Busch mit einem GeländeMotorrad.
Bild: zvg
Ohne Handschuhe Angelika Piefer erinnert sich an einen Mann im Kongo, der nicht wusste, dass er Lepra hatte: „Ihn plagte eine Wunde an den Füssen, die fürchterlich stank und mit Fliegen übersät war.“ Dorf und Familie hatten ihn vertrieben, weil er untragbar geworden war. „Eines Tages schulten wir unser Gesundheitsteam. Das machen wir immer auch praktisch, indem wir Patienten in diese Schulung mit einbeziehen.“ Der Gesundheitshelfer vom Dorf dachte, dass dieser Mann Lepra haben könnte. Tatsächlich wurde diese Krankheit dann auch diagnostiziert. „Der Kranke war ausser sich, willigte aber schliesslich ein, dass wir seine Wunden versorgen durften.“ Der Arzt behandelte ihn ohne Handschuhe und zeigte den 06.2014
Unerschrocken im Kampf gegen Vorurteile und Ignoranz: Angelika Piefer pflegt eine lepröse Frau in einem abgelegenen kongolesischen Dorf.
Kursteilnehmern, wie man die Wunde sauber macht, wie man mit einem Messer die harte Haut abschneidet und er erklärte, dass diese Wunde wieder heilen kann. „Diese Geste, dass ein Arzt diesen Fuss, der vorher gestunken hat und mit Fliegen übersät war, ohne Handschuhe angefasst hat, hat mehr gesprochen als das ganze Training, das am Laufen war“, ““, sagt Angelika. Sie habe gezeigt, dass keine Gefahr von Lepra ausgeht. Bei einem späteren Besuch war der Mann gesund und wieder im Dorf integriert.
Ausgestossener wird Dorfchef Eine solche Re-Integration ist kein Einzelfall. Im Nachbardorf wurde ein Mann ebenfalls ausgestossen und nach seiner Genesung aber wieder integriert. Später, als ein neuer Dorfchef gewählt werden musste, erhielt er das Amt. Durch seine Erfahrung weiss er, was andere am Rande der Gesellschaft bedürfen. Im Kongo und Niger bildet Angelika Piefer Pfleger und Ärzte für die Lepra-Arbeit aus. „Dazu kommt auch immer wieder Arbeit im Operationssaal, wo ich mit den Ärzten schaue, wohin eine Sehne transplantiert werden kann, um zum Beispiel wieder eine Funktion der Hand zu erhalten.“
Zur ganzheitlichen Beratung gehören in den Dörfern neben der Integration von genesenen Lepra-Patienten auch Verbesserungen in Ackerbau und Viehzucht. Dies verbessert das Leben in den Dörfern. In einem Ort entwickelten die Dorfbewohner dank besserem Miteinander mit der Zeit eine Apotheke, da sie vorher die Medizin aus rund 80 Kilometer Entfernung heranschaffen mussten.
Mit Mut und Medizin „Alle zwei bis fünf Minuten wird eine Person neu angesteckt. Wegen der langsamen Inkubationszeit wird Lepra noch während mehreren Generationen ein Thema sein. Der Bazillus multipliziert sich 'nur' alle 14 Tage“, erklärt Angelika. Je früher die Krankheit behandelt wird, desto geringer sind die Schäden. Die Krankheit kann gestoppt werden. Sobald sich Betroffene nicht mehr verstecken, etwa in der Annahme von einem Fluch getroffen worden zu sein, kann der Bazillus medikamentös bekämpft und abgetötet werden. Angelika Piefer stellt sich dieser Herausforderung – mit Medizin, Mut und Aufklärung. P Daniel Gerber b www.lepramission.ch
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S y N e rg i e | Le Se r br i e f e
SYNERGIE StIllStaNd uNd bEwEGuNG Erinnern Sie sich? Vor kurzem führte ein Baggerunfall auf der A1 zu einer Vollsperrung. Auf der wichtigsten Verkehrsachse ging nichts mehr. Lässt sich das auf unser Leben übertragen? itte Januar 2014 führte ein vor allem, wenn ich freitagnachBaggerunfall auf der A1 mittags im Schweizer Mittelwährend fast sieben Stunland unterwegs bin. Manchmal den zu einer Vollsperrung der nehme ich sogar einen gröswichtigsten Verkehrsachse der seren Umweg in Kauf, um mein Schweiz. „Die Schweiz im StillZiel zu erreichen. Doch nicht stand“, schoss es mir durch den alles lässt sich immer planen! Es Kopf, als ich an diesem Tag die ist eine Tatsache: Die Schweiz hat Urs R. Bärtschi Online-News las. Mir gefallen sich verlangsamt, sie stockt und solche Sprachbilder, werden sie im Inne- behindert sich immer mal wieder selbst! ren doch irgendwie gleich lebendig. Und Sind Sie in Bewegung? Wohin bewegt mal ehrlich – wann ist schon freie Fahrt auf sich Ihr Leben in diesem Jahr? Stehen Sie dieser Autobahn? Wohl höchstens wenn im Stau? Welche Auswege stehen Ihnen ich schlafe. offen? Brauchen Sie hin und wieder eine Im Leben werden wir auch hin und wie- Pause? Wo ist Ihr persönlicher Rastplatz? der aufgehalten oder eingeschränkt. Je- Nach den Weihnachtsferien verbrachte ich doch hoffentlich selten so blockiert wie als „Nicht-mehr-Skifahrer“ einige Tage in an diesem besagten Montag die A1! Geht der Nähe von Marseille. Mein persönlicher es Ihnen auch so, dass Sie sich vor dem Boxenstopp zum Lesen, Nachdenken und Losfahren fragen, welche Strasse Sie denn für das Nichtstun! Ich nenne diese Tage nun nehmen sollen, um das Ziel pünktlich „die produktiven Faulenzertage“. Ein Pazu erreichen? Ich frage mich das oft und radox? Bei weitem ein grosses Nein dazu!
Am Parlament vorbei zu „Pro und Kontra – Masseneinwanderungs-Initiative“, ““, (Nr. 4, S. 13) Befürworter und Gegner der SVP-Initiative verunsichern den Bürger, indem sie Angst säen und Untergangsstimmung schüren. Man muss kein Freund der SVP sein, aber mit der Initiative hat die Partei den Finger auf einen wunden Punkt gelegt. Niemand will, dass wir infrastrukturell auf einen Kollaps zusteuern, aber ebenso will niemand, dass wir unseren Wohlstand massiv zurückschrauben müssen. Und genau da setzen die Gegner der Initiative ein, die versuchen den Bürgern Angst zu machen mit der Drohung, dass die Bilateralen Verträge mit der EU aufgekündigt und die Schweiz vom Wohlstandstopf isoliert würde. Das ist Blödsinn, genau gleich wie die Grafik mit der Extrapolation der Ausländerzahlen bis zum Jahr 2060! Die Frage müsste doch lauten: Wo bleibt die Verantwortung von Bundesrat und Parlament? Gefragt ist eine klare Position, die beide Seiten dieser Initiative frühzeitig abholt und nach Lösungen sucht. Solche Positio-
nierungen sind unpopulär und schaden mit Sicherheit der Wiederwahl oder der Lobbying-Anstrengung von Grosskonzernen. Man muss ja nicht das Kind mit dem Bade ausschütten, aber mit Sicherheit gibt es Lösungen, die eine vernünftige Wohlfahrt sicherstellen, vielleicht auf einem etwas tieferen Niveau. Mit der Annahme der Initiative werden Bundesrat und Parlament gezwungen, sich nachhaltig mit der Thematik auseinanderzusetzen. Deshalb stimme ich der Initiative zu. Andreas Storrer, Lohn SH
Der Kampf ist Gottes Sache zu „Pardon“,““, (Nr. 5, S. 4) Mich hat das Pardon von Verena Birchler sehr angesprochen, in dem sie sich gegen die dauernden Aufrufe zu frommem Aktivismus wendet. Ich stimme ihr vollumfänglich zu. Wir müssen uns tatsächlich hüten, Dinge in Angriff zu nehmen, zu denen uns Gott keinen Auftrag gegeben hat. Auch besteht immer die Gefahr, uns Akzeptanz bei Gott durch fromme
Gerade diese Tage stimulieren mich durch die Pause vom Alltag, dass die Ideen während den ersten Arbeitstagen nur so sprudeln. Es wäre ideenmässig und damit auch wirtschaftlich äusserst unvernünftig, diese „Rastplätze“ nicht anzusteuern. Ich behaupte sogar, dass sie mitverantwortlich sind, dass persönliche Staus gar nicht erst entstehen. Demzufolge auch keine „Umwegsrouten“ nötig sind. Der Satz: „Die Schweiz im Stillstand“ könnte für Sie persönlich in diesem Jahr auch heissen „Die Schweiz in Bewegung“. Im übertragenen Sinne: Eine gute Routenführung, Ziele und genügend Rastplätze in Ihrer Tätigkeit verhelfen zu Klarheit, Ideenvielfalt und staufreier Bewegung. Ich wünsche gute Fahrt! P Der Autor ist Coach und Inhaber und Geschäftsführer der Coachingplus GmbH; www.coachingplus.ch
Übungen und Aktivitäten erwerben zu wollen. Aber ruft der Satz „Be a warrior, not a worrier“ wirklich zu christlichem Aktivismus auf? Auch ich habe dieses Wortspiel schon mehr als einmal gebraucht. Meistens habe ich dann noch beigefügt, dass „Warship mit Worship“ verbunden werden müsse. Wir müssen bestrebt sein, Gott für unsere Sache kämpfen zu lassen, indem wir die Anbetung an die erste Stelle setzen. Ist nicht gerade der, der sich um alles Sorgen macht, gefährdet, sich im frommen Aktivismus um sich selbst zu drehen, statt seine Augen auf Jesus Christus zu richten? Wir dürfen in den Krieg für Gottes Sache ziehen, im Wissen, dass der Kampf Gottes Sache und nicht unsere ist (vgl. 2. Chr. 20). Also doch: Let’s be warriors, not worriers! Die Autorin ist übrigens das beste Beispiel einer Person, die nach diesem Motto lebt. Ich kenne wenige Christen in der Schweiz, die wie Verena Birchler kontroverse Themen ansprechen, ohne sich zu kümmern, was die Meinung der christlichen Mehrheit ist. Gratulation! Hanspeter Nüesch, Boppelsen ZH
Bild: zvg
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N ac h r ic h t e N sc h w e i z
Israel und das Evangelium PrO IsraEl Die Pro-Israel-Tagung in Bern zog die Menschen in Scharen an. Dabei stand die Bedeutung der Evangelisation im Fokus.
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s geht uns darum, möglichst vielen Freunden Israel lieb zu machen.“ Diese Worte des Pro-Israel-Gründers Werner Scherrer blieben nicht ungehört. Rund 1300 Menschen waren der Einladung zur 26. Nationalen Tagung gefolgt, welche am Sonntagnachmittag im Kursaal Bern über die Bühne ging. Tiefgründige Referate standen auf dem Programm. Den Anfang machte wie schon im Jahr zuvor Israels Botschafter Yigal Caspi. In seinen Ausführungen setzte er die Sicherheit seines Staates an die oberste Stelle und ging auf die schwierige politische Situation in der arabischen Region und auf die Konflikte mit den Palästinensern ein. Kritik übte er unter anderem am syrischen Regime, welches das eigene Volk äusserst brutal mit Füssen trete. Caspi würdigte die guten diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und der Schweiz.
Immer mehr Juden für Jesus
Bild: Daniel Wagner
Nach dem Segen für den Botschafter und der Israel-Hymne, eindrücklich vorgetragen von der Brassband Posaunenchor Amriswil, wurde zum Referat „Medien und Beziehungen“ übergeleitet. Eitan Bar ist unter anderem Direktor des Medienzentrums ICB in Netanya. 75 Prozent von Israels Bevölkerung sind Juden, 20 Prozent Araber und fünf Prozent haben eine ande-
re Nationalität. „Im 8-Millionen-Staat leben lediglich 16 000 Menschen, welche ihr Leben Jesus Christus anvertraut haben“, sagte Bar. Dies könnte sich ändern. Bar Eitan zog einen Trumpf aus der Hosentasche: Die neuen Medien. „99 Prozent der Menschen können auf Highspeed-Internet zugreifen, die junge Bevölkerung ist auf Facebook allgegenwärtig.“ Zudem habe Israel hinter Südkorea weltweit die zweitgrösste Dichte an Smartphones. „Es gilt, dieses enorme Potential der elektronischen Medien für die Evangelisation sinnvoll zu nutzen“, ist Eitan Bar überzeugt.
Unbeantwortete Fragen Er gab zu verstehen, dass auch er unbeantwortete Fragen habe. „Wieso hat Gott den Holocaust an den Juden zugelassen?“ Die Vertrauensbildung sei keine einfache Sache. „Viele Juden setzen den christlichen Glauben mit den Katholiken gleich, welche während des zweiten Weltkriegs mit dem Diktator Hitler zusammengearbeitet und so Gottes Wirken missbraucht hatten.“ Lothar Gassmann, Publizist und Buchautor aus Pforzheim strich in seinen Ausführungen die besondere Bedeutung Israels in der Endzeit heraus. (dw) M
b www.proisrael.ch
Volles Haus: Die Israel-Freunde kamen in Scharen an die Israel-Tagung im Berner Kursaal.
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PODIUM Vor einigen Tagen hat mich ein freundliches E-Mail daran erinnert, dass ich einen Beitrag verfassen darf für die Zeitschrift, die Sie gerade in den Händen halten. Eigentlich ist das für mich kein Problem. Eigentlich habe ich schnell eine Idee, ein Anliegen oder ein Erlebnis, das ich Ihnen unbedingt schildern möchte. Doch dieses Mal ist alles ein wenig anders. Worüber soll ich schreiben, was soll ich Ihnen mitteilen? Vielleicht meine Argumente zu den kommenden Abstimmungen? Nein, Sie haben Ihre Meinung sicher schon gemacht und bereits abgestimmt. Vielleicht Erlebnisse aus dem Bundeshaus? Nein, das interessiert die meisten Leute nicht. Vielleicht Erfahrungen aus der Familie? Nein, die machen Sie lieber selber. Vielleicht Eindrücke von den vielen Stunden in Bahn und Bus zwischen Bern und Bichelsee? Nein, davon verschone ich Sie besser. Ein wenig ratlos verlasse ich den Schreibtisch, ziehe meine Laufschuhe an und los gehts auf die Jogging-Tour zum See. Die fast schon frühlingshafte Luft, der sanfte Wind und die Ruhe des späten Nachmittags lassen mich tief durchatmen. Die Muskeln werden warm und der Körper entspannt sich, wird leicht und locker. Die gleichmässigen Bewegungen tun gut. Ich geniesse diese Auszeit von der Schreibtisch-arbeit und vom Aktenstudium sehr. Gott sei Dank für diese Stunde der Erholung! Vielleicht probieren Sie es auch gleich aus? Und der Beitrag fürs Podium ist ja nun auch verfasst.Ich wünsche Ihnen schon mal viel Freude und Entspannung beim Laufen oder Spazieren! Brigitte Häberli ist Thurgauer Ständerätin und stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP.
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P U BL I R E P OR TAG E
Syrien: «Hier ist mein Platz!» FLÜCHTLINGSDRAMA IN SYRIEN Die Lage in Syrien wird laufend dramatischer. Laut Angaben der UNO ist inzwischen mehr als die
Hälfte der Bevölkerung auf Hilfe angewiesen – über 11 Mio. Menschen. Besonders für Kinder sind dauernde Angst, Hunger und Not enorm traumatisierend. Das Hoffnungsnetz hilft den Flüchtlingsfamilien durch bewährte lokale Partner mit Lebensmitteln, Kleidern und anderen wichtigen Gütern des täglichen Bedarfs. Das Hoffnungsnetz ist seit Kriegsausbruch in Syrien dort tätig, wo die Not am grössten ist. Monatlich werden in sechs Regionen Nordsyriens weit über 15‘000 Flüchtlinge versorgt, die praktisch alles verloren haben. Im Libanon werden rund 4´000 syrische Flüchtlinge unterstützt.
Ein Stück Normalität
Mehr als die Hälfte der Kriegsflüchtlinge sind Kinder. Für sie ist der Verlust von Freunden und Verwandten sowie der gewohnten Umgebung besonders traumatisierend. Ihnen soll mit speziellen Programmen ein Stück Normalität zurückgegeben werden. Die Freiwilligenteams der Partnerorganisationen bestehen meist aus jungen Christen, die sich unter der Leitung von ausgebildeten Lehrern, Kinder- und Jugendarbeitern um die Flüchtlingskinder kümmern. Bei Einzel- und Gruppengesprächen können die Flüchtlingskinder das Erlebte thematisieren. Die Jugendteams bieten auch Unterricht als Ersatz für die ausgefallene Schule an und helfen den Flüchtlingskindern durch Spiele und Sport wieder Vertrauen zu fassen und Sozialkompetenz zu erlangen. Das legt die Grundlagen zur Versöhnung und hilft, Gräben religiöser oder ethnischer Herkunft zu überwinden.
HOFFNUNGSNETZ Das HOFFNUNGSNETZ ist eine Kooperation folgender christlicher Hilfswerke: – AVC – Christliche Ostmission – HMK Hilfe für Mensch und Kirche – Inter-Mission – Licht im Osten – TearFund www.hoffnungsnetz.ch www.facebook.com/hoffnungsnetz Das Hoffnungsnetz sammelt Spenden für Syrienflüchtlinge. Spendenkonto: 46-7906-0 Vermerk: Flüchtlinge Syrien
Weihnachtsgeschenke: Ein kleines Stück Lebensfreude für Flüchtlingskinder. Unten: Lebensmittelverteilung im Libanon. (Bilder: AVC)
«Hier ist mein Platz»
Ein engagierter junger Student und Mitarbeiter sagte uns, nachdem er ein Visum für ein Studium im westlichen Ausland abgelehnt hatte: «Warum sollte ich jetzt mein Land verlassen? Ja, es ist gefährlich, aber noch nie haben wir so sehr Gott erlebt, wie er uns täglich hilft, uns beschützt und Kraft gibt. Dank eurer Hilfe können wir unseren Landsleuten in der Not Hilfe und Segen weitergeben. Es gibt keine erfüllendere Aufgabe als die Nothilfe hier und jetzt. Gott ist mit uns und hier ist mein Platz! – Auch dank euch Schweizern!»
Hoffnung bringen
Die Familien spüren diese bedingungslose Liebe, sie kommen nicht nur wegen dem Essen. Die Familien eines Flüchtlingscamps im Nordosten Syriens baten unser Team ausdrücklich: «Bitte kommt wieder, auch wenn ihr keine Hilfsgüter bringt, aber bitte erzählt uns Geschich-
ten, die euch und uns Hoffnung machen, das lieben unsere Kinder, wenn sie mit euch zusammen sind.» In diesem Sinne wollen wir Hoffnung bringen und danken allen, die es uns ermöglichen, die Hilfe an diesen Ärmsten fortzuführen.
Bitte beten Sie – Um Schutz für die Flüchtlinge aber auch für die Mitarbeitenden der Partnerorganisationen. Die Lage ist auch für sie bedrohlich. – Für die Millionen von Kindern, dass sie das Erlebte verarbeiten und auch vergeben können. – Für Frieden und Nächstenliebe unter den Vertriebenen und ein gutes Miteinander der verschiedenen Religionen. – Für baldigen Frieden im Land.
idea Spektrum 06.2013
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N AC H R IC H T E N
Frankreich streicht den „guten Familienvater“ FAMILIENBILD Die französische Nationalversammlung hat den Begriff „guter Familienvater“ aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch gestrichen.
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ie sozialistische Regierung von Präsident François Hollande kam damit einem Wunsch der Grünen nach, die darin „ein überholtes Familienbild“ sehen. Jetzt ist von einem „vernünftigen Familienvater“ die Rede. Die Novelle ist Teil eines Gesetzespakets zur „Gleichheit von Frauen und Männern“, das am 28. Januar in Paris mit großer Mehrheit beschlossen wurde. Angehende Medienschaffende werden verpflichtet, an den Journalistenschulen einen Kurs über die Erkennung und Vermeidung sexistischer Vorurteile zu belegen. Des Weiteren ermuntert das Gesetz
Frankreich Bürger Katholiken Atheisten Muslime Protestanten Juden
65,0 Millionen 32,0 Millionen 20,0 Millionen 5,7 Millionen 1,7 Millionen 0,6 Millionen
Männer, verstärkt Vaterschaftsurlaub in Anspruch zu nehmen und sich noch mehr an der Kindererziehung zu beteiligen.
Protest gegen Gender-Pädagogik Unterdessen verstärkt sich der Widerstand von Eltern gegen die „Gender-Pädagogik“ an französischen Schulen. Das sogenannte „Gender-Mainstreaming“ behauptet, dass jeder Mensch sein Geschlecht und seine sexuelle Identität frei wählen kann. Bereits Ende Dezember rief eine Gruppe mit dem Namen „Gleichheit und Ausgleich“ dazu auf, Kinder aus Protest bis zum Sommer einmal im Monat nicht zur Schule zu schicken. Offenbar folgen besonders muslimische Eltern dem Aufruf. In Gegenden mit hohem Migrantenanteil sollen teilweise bis zu 40 % der Schüler dem Unterricht fernbleiben. Nach Angaben des Bildungsministeriums waren in den vergangenen Tagen rund 100 Schulen im ganzen Land von den Boykotten betroffen. P
Kind mit Downsyndrom ist ein Gottesgeschenk US-POLITIKERIN Eine republikanische (evangelikale) Spitzenpolitikerin hat ihr behindertes Kind als ein „Gottesgeschenk“ bezeichnet.
D
ie republikanische Kongressabgeordnete Cathy McMorris Rodgers sprach Ende Januar in ihrer Erwiderung auf Präsident Barack Obamas Rede zur Lage der Nation über ihre Erfahrungen mit ihrem 6-jährigen Sohn Cole. Bei ihm wurde nach der Geburt Trisomie 21 (Downsyndrom) diagnostiziert. Die Ärzte hätten ihr und ihrem Mann Brian Rodgers gegenüber nur von Problemen gesprochen, die auf sie zukämen. „Doch wir haben nur Chancen gesehen. Wir sahen ihn als Gottes Geschenk an“, sagte die Politikerin vor den Abgeordneten. Heute sei Cole ein Junge, „der zu Bruce Springsteen tanzt, der lesen kann und der beste große Bruder der Welt ist“. McMorris Rodgers hat mit ihrem Mann noch 2 Töchter. Die 44-Jährige ist
Cathy McMorris Rodgers mit Sohn Cole
die einzige Kongressabgeordnete, die während ihrer Amtszeit 3 Kinder zur Welt gebracht hat. P
NOTIERT Nigeria: 70 Christen getötet Im westafrikanischen Nigeria sind bei 2 Terroranschlägen mehr als 70 Christen getötet worden. Nach Angaben der in Lagos erscheinenden Zeitung „The Vanguard News“ stürmten am letzten JanuarWochenende mehr als 50 muslimische Extremisten ein Dorf im nordöstlichen Bundesstaat Borno und erschossen 52 Christen. Anschließend steckten sie mehr als 300 Häuser und Geschäfte in Brand. Im mittelnigerianischen Bundesstaat Adamawa drangen am selben Wochenende bewaffnete Muslime in eine Kirche ein und töteten mindestens 22 Besucher. Als Täter werden Kämpfer der Terrororganisation Boko Haram vermutet, die einen islamischen Gottesstaat errichten will. Die nigerianische Zentralregierung hatte im Mai den Ausnahmezustand über Borno und andere überwiegend muslimische Bundesstaaten im Norden verhängt, um Boko Haram wirksamer bekämpfen zu können. Die Gruppe hat im vorigen Jahr mehr als 1.000 Menschen getötet. Von den 165 Millionen Einwohnern Nigerias bekennt sich etwa die Hälfte zum Islam. Der Anteil der Christen wird auf 40 bis 48 % geschätzt.
Populärer Bibelkurs in den USA: Paulus übertrifft Beyoncé Rund 14.000 Studenten aus 180 Ländern haben sich für einen Internet-Kurs der Harvard-Universität in den USA über die neutestamentlichen Briefe des Apostels Paulus angemeldet. Der Apostel schlage damit in der Popularität des Programms die Popsängerin Beyoncé, freut sich Kursleiterin Laura Nasrallah. Laut der Professorin an der Elite-Universität in Cambridge bei Boston will der Kurs „Frühe Christenheit: Die Briefe des Paulus“ Antworten auf die Fragen geben, wie diese Schreiben in der frühen Christenheit ausgelegt wurden und warum sie heute, fast 2.000 Jahre nach ihrer Niederschrift, noch große Auswirkungen auf aktuelle Debatten haben. Darunter fielen Fragen nach der Frauenordination, dem Umgang mit Homosexualität und dem charismatischen Christentum. Über 22.000 Beiträge habe es bisher zu den Themen in der Kommentarspalte gegeben. Ausdrücklich lobt die Kursleiterin die Qualität sowie den „umsichtigen und respektvollen“ Ton der Wortmeldungen. 6.2014
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Mit der Bibel für Gerechtigkeit BUNDESTAG Die Micha-Initiative schenkt allen Volksvertretern eine besonders gestaltete Bibel.
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n der sogenannten „Gerechtigkeitsbibel” sind über 3.000 Verse zu den Themen Armut und Gerechtigkeit farbig hervorgehoben. Die ersten Exemplare in der Übersetzung „Hoffnung für alle“ übergab die Initiative am 30. Januar in Berlin an Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), Oppositionsführer Gregor Gysi (Linkspartei) sowie an die Abgeordneten Kerstin Griese (SPD) und Frank Heinrich (CDU). Der Katholik Lammert lobte die Bibel als eines der „großen Bücher der Menschheit“. Für Politiker sei die Bibel als Bestandteil ethischer Orientierung schwer verzichtbar.
Gysi schätzt das Neue Testament Gysi machte deutlich, dass er als Atheist besonders das Neue Testament schätze. Außerdem halte er den Einfluss von Kirchen in der Gesellschaft für wichtig, weil sie ein Verständnis für allgemeinverbindliche Normen vermitteln könnten. Griese – auch Mitglied der EKD-Synode – dankte der Micha-Initiative für die Erinnerung, dass es in der Politik darum gehen sollte, „das Leben für die Menschen besser zu machen“. Für sie selbst sei die Bibel ein Kompass, mit dem man arbeiten müsse, um Orientierung zu erhalten.
CDU: Die Bibel ist auch politisch Der ehemalige Heilsarmeeoffizier Heinrich, der dem Hauptvorstand der Deutschen
Bundespräsident Lammert und Micha-Vorsitzender Zwick
Evangelischen Allianz angehört, betonte, dass ihm gerade bei der Arbeit mit den Ärmsten der Gesellschaft der biblische Leitvers der Micha-Initiative aus dem alttestamentlichen Buch Micha 6,8 besonders wichtig geworden sei: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deiWehe denen, die Böses gut und nem Gott.“ Heinrich plädierte dafür, die Bibel Gutes böse nennen! sowohl persönlich als auch politisch zu ver8 Wehe denen, die sich ein Haus nach dem stehen. Der Vorsitzende der Micha-Initiative anderen bauen und ein Grundstück nach in Deutschland, Pfarrer Rolf Zwick (Essen), dem anderen kaufen, bis keines mehr übrig ist! Sie finden erst Ruhe, wenn das hofft, dass die Gerechtigkeitsbibel nachhalganze Land ihnen gehört. 9 Ich habe die tige Wirkung zeigen wird: „Wir glauben, dass Worte des Herrn, des allmächtigen Gotinsbesondere das Thema Gerechtigkeit Maßtes, noch im Ohr. Er schwor: »Die großen und schönen Häuser werden verwüstet stäbe für die Politik im Land und weltweit daliegen, und niemand wird mehr darin setzen muss.“ Die Micha-Initiative ist eine wohnen.… weltweite christliche Kampagne für globa11 Wehe denen, die schon früh am Morle Gerechtigkeit und die Verringerung von gen losziehen, um sich zu betrinken. Bis spät in die Nacht bleiben sie sitzen und Armut. In Deutschland wird die Arbeit von lassen sich mit Wein voll laufen. 12 Gitarder Evangelischen Allianz getragen und von ren und Harfen, Pauken und Flöten und natürlich der Wein fehlen bei ihren Gelaüber 40 weiteren christlichen Verbänden ungen nie! Doch für mich, den Herrn, haterstützt. Koordinator ist Alexander Gentsch ben sie keinen Gedanken übrig; was ich (Leipzig). P Auschnitt aus Jesaja 5 www.micha-initiative.de b
Der Jesus-Film wurde komplett überarbeitet CAMPUS FÜR CHRISTUS Er ist der am meisten gesehene Spielfilm der Welt.
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er auf dem Lukas-Evangelium basierende und 1979 an Originalschauplätzen in Israel gedrehte Streifen kommt in einer Version in hoher Auflösung (HD) und mit neuer Musik ab 1. April in den USA als DVD und Blu-Ray-Disc auf den Markt. Er ist darauf in acht Sprachen zu sehen: Englisch, Spanisch, Mandarin, Französisch, Vietnamesisch, Koreanisch, Arabisch und Deutsch. Seit der Film vor 35 Jahren herauskam, haben ihn mehr als 6 Milliarden Menschen in annähernd 1.200 Sprachen erlebt; mindestens 200 Millionen sind nach Angaben des „Jesus-Film-Projekts“ Christen geworden. Der Streifen wurde zunächst von Warner Bro6.2014
thers vertrieben. Später übernahm ihn das internationale evangelikale Missionswerk „Campus für Christus“ (Orlando/Florida).
Ein frisches Bild von Jesus Der Direktor des Jesus-Film-Projekts, Erick Schenkel, sagte, durch die Überarbeitung solle der Zuschauer ein frisches Bild von Jesus sowie der Bedeutung für seine Nachfolger bekommen. Das Projekt ist eine Unterorganisation des Missionswerks Cru, wie sich „Campus für Christus“ in den USA seit 2011 nennt. In Deutschland wird der Jesus-Film vom hiesigen Zweig des Missionswerkes mit Sitz in Gießen (Mittelhessen) verbreitet. P
b www.campus-d.de 0641 975180
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Indien: Wo Christen täglich verfolgt werden HINDUISMUS Die vielen Vergewaltigungen in Indien erschüttern die Welt. Unbeachtet bleiben die Übergriffe insbesondere auf Christen. 2013 wurden mehr als 4.000 Fälle anti- 20.000 Vergewaltigungen pro Jahr christlicher Gewalt registriert. Bei rund 200 Die Zahl der Vergewaltigungen von Mädvon ihnen handelt es sich um schwere Ver- chen und Frauen in Indien wird auf weit folgung. 7 Christen wurden ermordet und mehr als 20.000 pro Jahr geschätzt. Entrund 1.000 Frauen, 500 Kinder und etwa setzen erregte vor einem Jahr der Fall 400 Geistliche verschiedener Konfessionen einer jungen Frau, die in Neu Delhi von missbraucht oder misshandelt. Hinzu ka- 5 Männern vergewaltigt wurde und ihmen Übergriffe auf mehr als 100 Kirchen ren schweren Verletzungen erlag. Vor und andere christliche Versammlungsstät- wenigen Tagen wurde die Massenvergeten. Meist kommen die Urheber aus natio- waltigung einer 20-Jährigen auf Anordnalistisch-hinduistischen Kreisen. Das geht nung eines Dorfrates in West-Bengalen aus einem Bericht zur Verfolgung im Jahr bekannt. Das Verbrechen hatte auch reli2013 hervor, der von einem giöse Ursachen: Die hinduForum christlicher Fachor- Indien istische Frau hatte sich in ganisationen herausgegeeinen Muslim verliebt. Der ben wird. Dazu gehören die 1.210 Millionen Einwohner Dorfrat ordnete an, dass sie Hindus 80 % Indische Evangelische Allizur Strafe von einem DutMoslems 12 % anz und der Weltweite Rat zend Männern vergewalChristen 3–8 % Indischer Christen. tigt werden sollte.
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idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
Eine 2013 zerstörte Kirche in indischen Kandhamal
Viele Mädchen abgetrieben … Die Indische Evangelische Allianz hat solche Übergriffe scharf verurteilt. Sie seien ein Ausdruck für die Geringschätzung der Frau in der indischen Gesellschaft. Alle dreieinhalb Minuten werde eine Straftat an Frauen verübt. Der Allianz zufolge beginnt die Diskriminierung bereits vor der Geburt. Weil Mädchen unerwünscht seien, würden viele abgetrieben, nachdem man bei einer Ultraschalluntersuchung das Geschlecht festgestellt hat. Die Allianz verurteilt die „träge“ Strafverfolgung und appelliert an Regierung und Justiz, für die Sicherheit aller Bürger, insbesondere von Frauen, zu sorgen. P
8. bis 14. Februar
FERNSEHEN Sonntag, 9. Februar
Dienstag, 11. Februar
Mittwoch, 12. Februar
Freitag, 14. Februar 20.15–21.00 Wem gehört das Wasser? Für Großkonzerne ist das Trinkwasser ein Milliardengeschäft, für die UNO ein Menschenrecht.
10.00–11.00 Hat das Christentum eine Zukunft? Immer mehr Schweizer sind konfessionslos. Was bedeutet das?
17.30–18.00 „Christen in China“: In dem asiatischen Land wächst die Zahl der Christen rasant. Reportage
21.40–22.00 Still geboren – Seelsorger der Initiative „Still geboren“ begleiten trauernde Eltern nach einer Totgeburt
20.45–21.15 Billig und gefährlich – Die Spur der Horrordroge Crystal Meth. Reportage über die zerstörerische Modedroge
11.00–12.15 ERF 1 Evangelischer Gottesdienst aus der Kirchengemeinde Falkenstein-Grünbach
20.15–22.20 „Billy Graham – Botschafter Gottes“. Porträt des USEvangelisten
22.45–0.10 Preis des Goldes – Wie der Rohstoffreichtum in der Mongolei zur Gefahr wird
21.15–21.45 ERF 1 Wert(h)e Gäste – Heute zu Gast bei Jürgen Werth: Samuel Koch
21.15–21.45 Auf der Flucht vor Armut – Roma in Hamburg. Reportage
HÖRFUNK Sonntag, 9. Februar 7.05–7.30 Feiertag – Fürbitte heißt: Jemandem einen Engel senden 8.30–9.00 Kallistos Ware und das Herzensgebet – Ein orthodoxer Bischof lehrt Protestanten beten
Donnerstag, 13. Februar 8.30–9.00 SRF 2 Berner Münsterpfarrer mit Täuferwurzeln – ein Porträt des neuen Berner Münsterpfarrers Beat Allemand 10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Paul-GerhardtKirche in Eisenach
10.00–11.00 Gottesdienst aus der Evangelisch-Freikirchlichen Kreuzgemeinde in Bremen
12.05–12.30 So ein Zufall! Von einer Macht, die unser Leben lenkt
10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Pauluskirche in Marl (bei Recklinghausen)
Mittwoch, 12. Februar 20.00–21.00 Religiöse Symbole in der Öffentlichkeit: verbieten oder verordnen?
20.00–21.00 ERF Plus Bischofsamt statt Ruhestand – Horst Marquardt und Otto Schaude im Gespräch. Schaude ist Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Ural, in Sibirien und dem Fernen Osten, der geografisch größten lutherischen Kirche der Welt.
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
6.2014
net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
Die idea-Volontärin Julia Bergner
Hilfe, ich kann nicht mehr ohne! SOZIALE NETZWERKE Panik! Facebook, das diese Woche sein 10-jähriges Jubiläum feiert, wird sterben! Denn Forscher der Universität Princeton (USA) haben jetzt dem sozialen Netzwerk einen Verlust von 80 % seiner Mitglieder bis zum Jahr 2017 prognostiziert. Wenn das wahr wird: Woher soll ich dann wissen, wer wann Geburtstag hat oder wo sich die Tanzgruppe trifft? Wollen wir zurück in die Steinzeit? Wie soll ein Leben ohne Facebook aussehen? Vielleicht sollte ich es ausprobieren – als Vorbereitung auf den schlimmsten Fall.
E
in Leben ohne Facebook kann ich mir nicht mehr vorstellen. Ich brauche das Netzwerk zum Arbeiten, zum Informieren, zum Erinnern, zum Mitteilen – kurzum: zum Leben. Gerade sagt mir mein Profil, dass heute meine Cousine Geburtstag hat. Ohne Marc Zuckerberg hätte ich es vergessen. Ich bin dankbar. Derzeit habe ich 270 Freunde. Wenn 80 % von ihnen ihr Profil löschen würden, dann würde sich meine Freundesanzahl auf nur noch 45 reduzieren. Was soll ich dann machen? Ich halte kurz inne: Bin ich etwa schon abhängig? Ich beschließe: Es muss ohne gehen. Wenigstens eine Woche. Damit ich für den Fall der Fälle geübt bin.
Das Leben ohne beginnt Gleich zu Beginn meiner abstinenten Woche muss ich feststellen: Wäre ich auf der Arbeit, wäre mein Selbstversuch völlig ausgeschlossen. Als Journalistin für idealisten.net brauche ich die Sozialen Medien. Wir besitzen eine Facebook-Seite und ein Twitter-Konto, die bespielt werden müssen. Zurzeit bin ich aber im Volontärskurs – Fortbildung für angehende Journalisten. Von 9 bis 18 Uhr werde ich von Dozenten unterhalten. Es fällt mir am ersten Tag nicht sonderlich schwer, Facebook zu widerstehen. Nur abends beim Zubettgehen gucke ich kurz auf das blaue „F“. Hoffentlich hat sich niemand Wichtiges gemeldet. Wegen meines Facebook-Verzichts versuche ich, über den Nachrichtendienst „WhatsApp“ mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Leider arbeiten die meisten. Ich bekomme nur sporadisch Antworten. Es wäre schon nett, jetzt auf den FacebookProfilen anderer Leute stöbern zu können.
B e su cht uns au ch au f
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Der Rückfall Als der dritte Tag fast vorbei ist, bin ich schon ein wenig stolz auf mich. Ich beschließe, mich zu belohnen, und fahre in die Innenstadt. In einem Café bemerke ich plötzlich einen mir bekannten Uni-Dozenten aus Marburg. Wie lustig! Das muss sofort mit der Außenwelt geteilt werden. Ich darf nicht. Aber ich will so gerne. Es ist ja auch wirklich mitteilenswert. Ehe ich mich versehe, habe ich das Handy in der Hand und poste das Treffen auf Facebook. Ich bin rückfällig geworden. Ich muss mit einem anderen Betroffenen reden. Ich brauche Hilfe, damit ich abstinent weitermachen kann. In unserem Kurs gibt es ihn tatsächlich – den Verweigerer. Er erklärt mir, dass er auch ohne Facebook ein gutes Leben führt. Alles, was wichtig ist, bekommt er über E-Mail oder SMS mitgeteilt. „Wenn jemand wirklich etwas Lebensnotwendiges von dir will, wird er dich erreichen. Alles andere, was sich in Facebook abspielt, kannst du als unwichtig abtun.“
Eigentlich habe ich nichts verpasst Ich überstehe die letzten Tage unbeschadet. Ich unterhalte mich abends viel mit den anderen, versuche, nicht mehr alleine zu sein. Wenn ich etwas Mitteilenswertes habe, erzähle ich es am Telefon meinem Freund. Das muss reichen. Am Ende der Woche denke ich schon gar nicht mehr an Facebook. Ab ins Auto und nach Hause. Am Abend hänge ich 2 Stunden im Netzwerk rum. Ich habe nichts Wesentliches verpasst. Aber Gott sei Dank hatte ja die Woche über keine wichtige Person Geburtstag, und die Tanzgruppe hat sich auch nicht getroffen. P
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v. l.: Patricia Kelly, Paddy Kelly, Kathy Kelly und Paul Kelly; Konzert „Stille-Nacht-Tournee 2011“. Rechts: Patricia Kelly singt im Hamburger Congress Centrum.
Hütte, Hausboot, Himmel GROSSFAMILIE Seit über 30 Jahren ist Patricia Kelly als Musikerin erfolgreich. Sie gehört zur wohl bekanntesten Großfamilie: der Kelly-Familie. In den 90er Jahren erlebte sie mit ihren Geschwistern zahlreiche Erfolge. Die christliche Erziehung ihrer Eltern begleitete sie – auch durch die Schattenseiten des Ruhms und eine schwere Krankheit. Christof Hüls sprach mit ihr.
Lernen in der Schule des Lebens Jahreszahlen nennt Patricia Kelly im Gespräch immer in englischer Sprache. Daneben spricht sie auch fließend Deutsch, Spanisch und Französisch. Dabei hat die Sängerin nie eine Schule besucht. Der Vater, der Anfang der 60er Jahre aus den USA nach Spanien auswandert, möchte lieber reisen und unabhängig sein. Er will sich und seine Kinder nicht in ein staatliches Korsett zwängen. Der ehemalige Gymnasiallehrer unterrichtet die 12 Jungen und Mädchen im Bus oder auf dem Hausboot. Und die Schule des Lebens lehrt die Kinder. „Ich habe unterwegs viel über Menschen unterschiedlicher Kulturen, Denkweisen und Lebensstile gelernt“, ist Patricia heute stolz auf ihre Ausbildung.
Zu Patricia Kellys frühesten Kindheitserinnerungen gehören die Winterabende vor dem Kamin: Sie sieht sich noch heute als 4-Jährige am Feuer stehen und in den Gesang der Eltern und ihrer älteren Geschwister einstimmen. Mit spanischen Rhythmus-Instrumenten begleiteten sie sich selbst. Damals lebte die Familie in der Nähe der Hauptstadt Madrid. In dieser Zeit muss Vater Daniel auf die Idee mit dem Familienchor gekommen sein. Ab 1974 treten sie regelmäßig auf der Straße auf. Zunächst in Spanien, später in ganz Europa. Zu ihrem Repertoire gehören ebenso fröhliche wie auch melancholische Folklore-Weisen. 3 Jahre später dann der Durchbruch: Mit dem Klassiker „Jingle Bells“ berühren sie zur besten Sendezeit das Fernsehpublikum in Irland, ausgerechnet in der Heimat ihrer Urgroßeltern.
Lieder voll Wehmut, Sehnsucht, Hoffnung und Liebe Die schlichte Kleidung der „Kellys“, die der Familie zunächst den Ruf als „singende Altkleidersammlung“ einbringt, entwickelt sich bald zum Markenzeichen der Band. Genauso wie ihre Lieder voll Wehmut und Sehnsucht, Hoffnung und Liebe. Mit der Zahl der Kinder wächst auch ihre Popularität. 1979 singt die inzwischen 10-köpfige Familie in der „Aktuellen Schaubude“ des Norddeutschen Rundfunks die irische Ballade „Danny Boy“, die von Abschied und Wiederkunft eines geliebten Menschen handelt. Von solchen TV-Auftritten sei ihre Kindheit geprägt gewesen. Bis zu 40 pro Jahr, erinnert Patricia sich.
Vater Kelly: „Einfach singen, singen, singen“ In dieser Zeit entstehen auch die ersten eigenen Lieder der Band. „Who’ll come with me?“ („Wer wird mit mir kom-
Fotos: picture alliance (2)
„Ich würde mein Leben auf keine Art ändern wollen“, erklärt Patricia Kelly gleich zu Beginn des Gesprächs. Die 44-Jährige hat viel erlebt, hat Höhen und Tiefen erfahren müssen. Aber zurückblickend empfindet sie eine große Dankbarkeit. Ende der 70er Jahre eroberte sie zusammen mit Vater Daniel, Mutter Barbara Ann und den 11 Geschwistern die Bühnen Europas und Nordamerikas. Mitte der 90er füllten sie Stadien mit bis zu 280.000 Fans. Über 1.000 Lieder haben sie veröffentlicht – vor allem Folklore, aber auch Pop- und Rock-Songs. 48 Gold- und Platinplatten gingen an die bekannte musikalische Großfamilie. Die Wohnorte änderten sich ständig: ein ärmliches Haus in Spanien, ein roter Doppeldecker-Bus, ein Hausboot auf dem Rhein, später Zimmer in Nobelhotels, eine Suite auf Schloss Gymnich bei Erftstadt – dem ehemaligen Gästehaus der Bundesregierung, das die KellyFamilie bis 2012 besaß.
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men?“) wird 1980 zu einem Nummer-1-Hit in den Beneluxstaaten. Auch in Deutschland hält sich der Song 20 Wochen lang in den Charts. Darin heißt es unter anderem: „We searched the way to find your star“ (Wir haben den Weg gesucht, um deinen Stern zu finden). Leider habe sie ihren Vater nie nach der Bedeutung des Sterns gefragt, bedauert Patricia heute. Doch sie hat eine Vermutung: Als Katholik war er für ihren Vater Zeichen des Erlösers und der Hoffnung. Er hatte 4 Jahre lang in Rom Philosophie und Theologie studiert, bevor er eine Familie gründete. „Mein Vater war ein großer Optimist. Er wollte immer Hoffnung verbreiten.“ „Einfach singen, singen, singen“, lautete sein Rezept. Gesangsunterricht gab es keinen für die Kinder. „Ich hatte eine ganz, ganz schreckliche Piepsstimme“, erinnert sich Patricia. Aber im Alter von 8 Jahren entwickelte sie einen enormen Ehrgeiz, mit ihren Geschwistern mitzuhalten.
Mutter hat Krebs – alle ziehen sich zurück Mitten in das idyllische und erfolgreiche Vagabundenleben bricht 1981 ein schwerer Schicksalsschlag. Mutter Barbara Ann erkrankt mit nur 36 Jahren an Brustkrebs. Die Krankheit wird zu spät entdeckt. Eine Heilung ist ausgeschlossen. Bis heute verbindet Patricia ihren 12. Geburtstag mit dem Beginn der tödlichen Krankheit der Mutter. Die Familie gibt ihr Reiseleben auf und zieht sich nach Nordspanien zurück, um der Mutter ein paar letzte schöne Monate zu bereiten. Die gerade neuproduzierte Schallplatte „Christmas All Year“ (Weihnachten das ganze Jahr über) wurde zwar gepresst, ging aber aufgrund des Trauerfalls in der Familie nie in den regulären Handel. Noch bevor Barbara Ann Kelly im November 1982 den Kampf gegen den Krebs verliert, lässt sie ein Video zur letzten Platte aufnehmen. „Mama bestand darauf. Sie wollte sagen: ,Verliert nie die Hoffnung!‘“ Patricia meint: Diese Scheibe „war die beste, die die Familie je gemacht hat“. Sie stehe für das, was die Kelly-Familie immer ausmachte: „Eine Verbindung zu schaffen zwischen dem ehrlichen Glauben der Eltern und dem beruflichen Können.“ Nach dem Tod der Mutter ist das Geld der erfolgreichen Zeiten aufgebraucht. Bald sieht man die Kelly-Geschwister und ihren Vater wieder dort, wo alles begonnen hatte: singend auf der Straße. Zunächst 3 Jahre in Frankreich, dann in den USA. Sie leben von dem, was die Passanten springen lassen. Der Vater sagt: „Der Hut lügt nicht.“ Wenn man gut sei, dann überlebe man. Einigermaßen. 1988 dann wieder die Rückkehr auf die Bühne: Bei Auftritten in Deutschland sind die Philipshalle in Düsseldorf und die Grugahalle in Essen bis auf den letzten Platz besetzt.
Das war meine Bekehrung Eingefleischte Fans reiben sich 1994 die Ohren. Ballade war gestern: Das Album „Over the Hump“ (Über den Berg) rockt richtig – auch in der Kasse: endlich der kommerzielle DurchideaSpektrum 6.2014
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bruch. Doch diese Phase ihres Lebens ist für Patricia erneut mit Trübsal verbunden: Eine schwere Rückenmarksentzündung bereitet der damals 24-Jährigen massive Schmerzen bis hin zu Lähmungen. Bis heute muss sie mit den Folgen der Krankheit leben. Im Rückblick ist sie jedoch regelrecht dankbar für diese Zeit, denn durch ihr Leiden findet sie zu Jesus. Die zarte Pflanze des Glaubens, die die Eltern früh gepflanzt hatten, erblüht. „Das war meine Bekehrung“, sagt sie heute. Sie liest ein Buch über die Nonne Thérèse von Lisieux (1873–1897). Die Geschichte der gottesfürchtigen jungen Frau, die mit 24 Jahren an Tuberkulose verstarb, setzt Patricia „in Brand für Jesus“. Auch äußerlich beginnt sich ihr Lebensstil zu verändern. 1995 erlebt Patricia mit „First Time“ (das erste Mal) ihren Durchbruch als Song-Schreiberin. Das Liebeslied mit Gänsehautfaktor hält sich zwei Jahre in der Hitliste der Jugendzeitschrift „Bravo“. Die Familie produziert für eine rekordverdächtige Summe von einer halben Million Mark ein Musik-Video mit Patricia.
Dankbar, die Wahrheit gefunden zu haben 2002 stirbt der Vater, der die Familie immer zusammenhielt, an den Folgen einer Hirnblutung. Doch die Geschwister halten weiter zusammen; auch dank des starken Glaubens an Jesus, der sie verbindet. Natürlich gebe es auch Streit unter ihnen, bemüht sich Patricia, ein allzu verklärendes Bild der Familie zurechtzurücken. 8 Jahre später ist es erneut ihr Glaube, der sie durch eine weitere schwere Prüfung in ihrem Leben trägt. 2010 wird bei Patricia eine aggressive Vorstufe von Brustkrebs diagnostiziert. Dieselbe Krankheit, an der schon ihre Mutter starb. Doch sie sagt der Krankheit den Kampf an. „Ich habe dem Tod ins Gesicht geschaut und gesagt: ‚Ich werde nicht auf dem Boden kriechen vor dir.’“ Die rechte Brust wird amputiert.
Comeback mit einem Album voll christlicher Inhalte Musikalisch ist es zu diesem Zeitpunkt schon lange ruhig geworden um die Gruppe. Bis Patricias Bruder Paddy mit ihr und 3 weiteren Geschwistern im Winter 2011 eine Tournee durch Deutschland startet: „Stille Nacht – eine musikalische Weihnachtsgeschichte“. Heute stehen bis zu 60 Auftritte jährlich auf Patricias Terminplan. 2012 startet sie eine erfolgreiche Solo-Konzert reihe unter dem Motto „Songs und Storys“: Mit diesen Liedern verbindet sie sehr persönliche Geschichten. Auch der Glaube wird auf der Platte ein wichtige Rolle spielen. Genauso wie in ihrem neuesten Lied „New Room“ (Neues Zimmer): Darin geht es um die Hoffnung auf die Wohnungen im Himmel, die Gott seinen Kindern bereitet. Auch ihre irdische Wohnung heute hat mit dem Vagabundenleben ihrer Eltern nichts mehr gemein: Mit ihrem Ehemann und 2 Kindern (10 und 12) lebt die Künstlerin in einem Einfamilienhaus. „Wir beten immer zu jeder Mahlzeit und abends vor dem Schlafen.“ Die Bibel sei für sie „unverzichtbar und mein Lieblingsbuch“, sagt sie. „Das ist die Wahrheit, dafür bin ich dankbar.“ P
Der Klassiker „Mensch ärgere dich nicht“ ist 100 Jahre alt – hier mit der neuen Variante „Mauerhüpfer“.
Womit unsere Kinder morgen spielen FREIZEIT Wohin gehen die Trends in der Spielwarenbranche? Nirgendwo kann man das so gut beobachten wie auf der Spielwarenmesse in Nürnberg – der weltweit größten Schau für Freizeitgestaltung. Ein wichtiger Trend: Altbewährtes ist wieder gefragt. Ein Beitrag von Matthias Pankau.
Spielerisch fürs Leben lernen 1. Zunächst ist da der Trend zu Spielwaren, die Fähigkeiten fördern und mit denen die Kleinen fürs Leben lernen; das Komitee nennt das „fit4life“. Beim Gärtnern, Nähen oder Handwerken können und sollen die Kinder Fähigkeiten erlernen, die ihnen auch im späteren Leben helfen. Der Experten-Rat: „Lassen Sie Ihr Kind neue Welten erforschen!“ Dabei kommt eine ganze Reihe altbewährter Spielideen, wie Kneten oder Formen, in einem neuen und zeitgemäßen Gewand daher. So waren unter den Neuentwicklungen einige, die nicht nur die Fingerfertigkeit der Kinder
fördern, sondern auch deren Sinne stimulieren, etwa eine „kluge“ Knete, die auf Druck hin härter wird, bei Wärmeeinfluss die Farbe wechselt oder auf Magneten reagiert. Oder da wurde „lebender Sand“ vorgestellt, mit dem künftig auch in der Wohnung Burgen gebaut werden können, ohne dass hernach gefegt oder gesaugt werden müsste. Das Geheimnis: Kalkstein lässt die Körner aneinanderkleben.
Kinder mögen, was schon die Eltern liebten 2. Ein weiterer Trend ist überschrieben mit dem Schlagwort „Retromania“, was so viel bedeuten soll wie eine Rückbesinnung auf solche Spiele, mit denen schon die Eltern früher gern spielten und mit denen sie positive Erinnerungen verbinden. Damit wollen sie nun auch ihren eigenen Kindern etwas Gutes tun. Die Palette reicht von Plüschtieren über die Modelleisenbahn für den Sohn (eine ganze Messehalle!) bzw. die Käthe-Kruse-Puppe für die Tochter bis hin zu Klassikern der Brettspiele, wie „Mensch ärgere dich nicht“ (Schmidt-Spiele), das in diesem Jahr 100. Geburtstag feiert und aus diesem Anlass nicht nur in altbewährter Weise, sondern in ganz unterschiedlichen Varianten in die Geschäfte kommt, natürlich auch als App.
Foto: www.lukasbarth.com
Die Spielwarenmesse in Nürnberg ist eine Schau der Superlative. Mehr als eine Million Produkte erwarten den interessierten Fachbesucher diesmal, davon allein 70.000 Neuheiten. 2.748 Aussteller aus 61 Ländern präsentierten vom 29. Januar bis 3. Februar auf 170.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ihre Waren – eine Fülle, die kaum zu überblicken ist. Da war es gut, dass die Veranstalter erstmals eine „Trend-Gallery“ eingerichtet hatten, die komprimiert über aktuelle Entwicklungen informierte. Das Trendkomitee sieht die 4 folgenden Trends:
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Lego ist bei Kindern so beliebt wie eh und je. Das dänische Unternehmen rechnet für Deutschland, Österreich und die Schweiz mit einem Umsatzplus von 3 bis 5 %.
Spielzeuge werden immer kleiner 3. Der dritte große Trend der diesjährigen Spielwarenmesse ist der zur Verkleinerung der Spielsachen. Damit trägt die Branche dem gesellschaftlichen Trend Rechnung, dass immer mehr Menschen in Städte und Ballungsgebiete ziehen. Dort haben die meisten Familien weniger Wohnraum zur Verfügung und müssen gleichzeitig mobiler sein. Deshalb müssten heute auch Spiele mobiler und transportabler sein als noch in der Vergangenheit, so die Begründung der Fachleute. Eines dieser Mini-Spielzeuge ist der nur 4,5 mal 4,5 cm große Flieger „Nano Quad“ (Revell). Es macht Freude, das 11 Gramm leichte Fluggerät durch die Luft zu steuern. Weshalb die Jury es nun aber ausgerechnet in der Kategorie „Teenager & Familie“ mit dem Toy-Award (Spielepreis) 2014 auszeichnete, bleibt ihr Geheimnis. Das Gemeinschaftsgefühl in der Familie stärkt der kleine Flieger jedenfalls nur begrenzt – kann ihn doch immer nur einer bedienen.
Foto: Christian Horn / Spielwarenmesse eG
Wenn das Lernen wie ein Spiel erscheint 4. Und schließlich ist da der Trend, der wohl am ehesten zu erwarten war, nämlich der zur weiteren Technologisierung der Kinderzimmer. Laut Statistischem Bundesamt besaßen im vergangenen Jahr 61 % der rund 6,8 Millionen Haushalte mit minderjährigen Kindern mindestens eine Spielkonsole; 5 Jahre zuvor waren es nur 44 %. Technisches Spielzeug steht nach wie vor ganz oben auf den Bestseller-Listen der Branche: „Egal, ob Kindercomputer oder Kindertablet, interaktiver Roboter oder interaktive Kuscheltiere oder Spielzeuge, die im wahrsten Sinne des Wortes durch ein Computerspiel zum Leben erweckt werden – es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Nachfrage an diesen Produkten nachlassen könnte“, heißt es vonseiten des Trend-Komitees. Besonders bei sogenanntem „Bildungsspielzeug“ habe sich der Einsatz von Technik für zahlreiche Hersteller als äußerst lohnend erwiesen. Die besten Produkte sorgen nämlich dafür, dass Kindern das Lernen so viel Spaß macht, dass sie gar nicht merken, dass sie lernen. Beispiel: „Tiptoi“ von Ravensburger. Mit dem audiodigitalen Lernsystem für Bücher, Spiele und Spielzeug entdecken Kinder die Welt spielerisch. Tippt ein Kind etwa auf dem Globus ein beliebiges Land an, erklingen die wichtigsten Informationen zu diesem Land, wie Sprache, Einwohnerzahl und Hauptstadt. Auch aus mit dem System kompatiblen Büchern können die Kleinen mit dem Stift zusätzliche Informationen abrufen. Die Ravensburger Gruppe hat ihren Umsatz auch dank dieser Technologie im vergangenen Geschäftsjahr um 8,7 % auf 358,6 Millionen Euro gesteigert.
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Erst bewegen, dann spielen Eine Idee davon, dass die Möglichkeiten der Spielwarenbranche damit noch lange nicht ausgeschöpft sind, bekam man in verschiedenen Vorträgen. So sprach die US-Spielzeug-Spezialistin Reyne Rice über Innovationen, die in den nächsten 12 Monaten aktuell werden könnten. Manches klingt verrückt, anderes interessant. Etwa der Ansatz, computerverliebte Stubenhocker zu mehr Bewegung zu animieren. Dafür wurden Spiele entwickelt (ibitz), die zusammen mit einer intelligenten Uhr funktionieren. Sie zählt unter anderem die Schritte, die ihr Träger täglich macht. Dafür wiederum gibt es Punkte – je mehr Schritte, desto mehr Punkte, die man für das Spiel braucht. Reichen die Punkte nicht aus, schaltet sich das Spiel auf Tablet oder Smartphone einfach ab. An Bedeutung gewinnen wird nach Rices Worten auch das sogenannte „Cloud-Gaming“. Damit werden Computerspiele bezeichnet, die nicht mehr auf einem bestimmten Rechner installiert sind, sondern die in einer Datenwolke („cloud“) abgelegt sind. Der Vorteil: Man hat von verschiedenen Orten darauf Zugriff. Rice: „Wenn Vater und Sohn beispielsweise den Brauch haben, zweimal pro Woche miteinander zu spielen, so müssen sie auch dann nicht darauf verzichten, wenn der Vater auf Dienstreise ist. Die beiden können von ihren jeweiligen Rechnern auf das Spiel zugreifen und miteinander spielen.“
Das wichtigste „Spielzeug“ für Kinder sind ihre Eltern Wer sich jetzt fragt, was es eigentlich an Spielen mit genuin christlichen Inhalten gab in Nürnberg, der wird enttäuscht sein. Nichts! Auf der weltgrößten Spieleschau spielen christliche Inhalte keine Rolle. Da gibt es noch Potenzial. Allerdings stimmt auch das: Gute Spiele müssen nicht unbedingt einen christlichen Inhalt haben. Die Auszeichnung „Spiel des Jahres“ ist und bleibt ein verlässliches Gütesiegel, an dem sich Familien orientieren können. Und dass Spielsachen ohnehin nicht heilsnotwendig für eine gesunde Entwicklung unserer Kinder sind, weiß bei aller Begeisterung sogar das Trend-Komitee der Spielwarenmesse: „Wenn Ihnen die Entwicklung und die Zukunft Ihres Sohns oder Ihrer Tochter wirklich am Herzen liegen, müssen Sie ein Grundprinzip verstehen: Das wichtigste Spielzeug, das Ihrem Kind hilft, dieses Ziel zu erreichen, sind Sie selbst.“ Dem ist nichts hinzuzufügen! P b www.spielwarenmesse.de
Den Spielepreis 2014 in der Kategorie „Teenager & Familie“ erhielt dieser Flieger.
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Mit dem Taxi in den Schabbat ISRAEL Steuert das Heilige Land auf eine Zerreißprobe zu? 1948 wurde die „Heimstatt der Juden“ als säkularer Staat gegründet. Doch seit etwa zwei Jahrzehnten steigt der Einfluss religiöser Kräfte. Das sorgt für Spannungen. Von Thorsten Brückner. Von der Jerusalemer Klagemauer bis zum „Homosexuellen-Strand“ an der Küstenpromenade von Tel Aviv sind es rund 80 km. Eine Autostunde, die zwei Welten trennt. Zwei Welten, die ein Land bilden. Tel Aviv und Jerusalem – beide Städte stehen sinnbildlich für einen Konflikt, den das Land seit der Staatsgründung austrägt, der aber in den letzten zwei Jahrzehnten an Intensität zugenommen hat. Laut der letzten Erhebung des Zentralen Israelischen Statistikamtes bezeichnen sich 42 % der jüdischen Einwohner Israels als säkular. 20 % sind religiös. Die verbleibenden 38 % verteilen sich auf Juden, die sich als traditionell bezeichnen. Diese Gruppe setzt sich aus einer breiten Vielfalt an religiösen Überzeugungen und Lebensweisen zusammen. Hierin finden sich sowohl solche, die am Schabbat ihr Auto in der Garage stehen lassen und stets Koscher essen, als auch jene, die lediglich am Freitagabend die Schabbat-Kerzen anzünden und auf Schweinefleisch verzichten.
doxe meist glühende israelische Nationalisten (Zionisten) sind, die sich überproportional oft für Eliteeinheiten der Armee verpflichten, weigern sich viele Ultraorthodoxe bis heute, Wehrdienst zu leisten. Selbst das Hebräische ist bei ihnen verpönt. Stattdessen setzen sie für Konversationen unter ihresgleichen auf das in ihren Augen weniger heilige Jiddisch.
Wo sich Orthodoxe und Ultraorthodoxe unterscheiden
Bis heute gilt, dass die Ultraorthodoxen dem Siedlungsbau im Westjordanland pragmatischer gegenüberstehen als die Orthodoxen. Siedeln, damit der Messias bald kommt (Orthodoxe), und Siedeln, erst wenn der Messias kommt (Ultraorthodoxe), sind die beiden gegensätzlichen Philosophien. Säkulare beäugen eine solche Debatte mit Argwohn. Siedlungen haben für sie entweder nur sicherheitspolitischen Wert oder sind für manche gar Hindernisse auf dem Weg zu einer Verständigung mit den Palästinensern. In Tel Aviv fristen Ultraorthodoxe ein Schattendasein. Nur selten Das Verhältnis zum Staat entzweit religiöse Juden begegnen sie einem im Straßenbild. Anders in der HauptLetzte Klarheit über die Zusammensetzung des Landes stadt Jerusalem: Wer sich am Schabbat mit seinem Auto in geben diese Zahlen nicht. Es ist vor allem eine Frage der eines der ultraorthodoxen Viertel verirrt, muss schon mal Selbstbezeichnung, welcher Gruppe man sich zugehörig damit rechnen, dass einem die Hüter der Schabbat-Ruhe fühlt. Schon klarer sind die Trennlinien innerhalb des re- einen Stein aufs Auto werfen. Manche Stadtteile, in denen die Haredim die Mehrheit stellen, werligiösen Judentums. Auf der einen Seite den von der Polizei zwischen Freitagdie Ultraorthodoxen (8 % der jüdischen Israel und Samstagabend ohnehin vorsorglich Bevölkerung), die vor allem in Jerusalem 8,1 Millionen Bürger abgesperrt. Trotz einer Entscheidung des mit ihren schwarzen Hüten und Mänteln Juden Obersten Israelischen Gerichtshofs aus das Stadtbild prägen. Auf der anderen 6,1 Millionen 1,7 Millionen Araber (meist Muslime) dem Jahr 2011, der die GeschlechtertrenSeite jene, nur die Kippa, das jüdische 158.000 Christen (zu 80 % Araber) nung in Stadtbussen verboten hat, sieht Gebetskäppchen, tragenden Orthodoxen die Realität weiterhin so aus, dass auf be(12 %), die das Gros der in den Medien Von der jüdischen Bevölkerung sind: 42 % säkulare (nicht religiöse) Juden stimmten Linien Männer vorne und viel kritisierten Siedlerbewegung aus38 % traditionelle Juden Frauen hinten im Bus Platz nehmen. Eine machen. Sie versuchen, das Befolgen der 12 % orthodoxe Juden säkulare Jerusalemerin, die von ihrem jüdischen Regeln mit dem Leben im sä8% ultraorthodoxe Juden Recht Gebrauch machen möchte, vorne kularen Staat Israel in Einklang zu brinzu sitzen, kann im besten Fall mit bösen gen. Die Gleichberechtigung der Frau ist für sie selbstverständlich. Zudem arbeiten sie in denselben Kommentaren, im schlimmsten Fall aber damit rechnen, Berufen wie säkulare Israelis. Anders ultraorthodoxe angespuckt oder gar geschlagen zu werden. Männer. Sie schicken häufig ihre Frauen zum Betteln, während sie ihren Tag damit verbringen, in der Yeshiva- Mit der Thora zur Frauenquote in Jerusalem Schule die 5 Bücher Mose (Thora) zu studieren. Der tren- In Jerusalem sind die Ultraorthodoxen die stärkste gesellnende Faktor zwischen Orthodoxen und Ultraorthodoxen schaftliche Gruppe: Über 30 % der erwachsenen jüdischen (hebräisch: Haredim) war in der Vergangenheit vornehm- Einwohner der Hauptstadt sind Haredim. Deren Parteien lich das Verhältnis zum jüdischen Staat. Während Ortho- kommen im Stadtparlament auf 42 % der Sitze. Zwischen ideaSpektrum 6.2014
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Das Jerusalemer Stadtviertel Me’a She’arim, das hauptsächlich von ultraorthodoxen Juden bewohnt wird. Rechts: Ultraorthodoxe Juden beim Gebet
2003 und 2008 hatte die Stadt mit Uri Lupoljanski sogar einen ultraorthodoxen Bürgermeister. Der hohe Anteil der vollzeitlich Bibel studierenden Haredim sorgt darüber hinaus für skurrile ökonomische Besonderheiten. Mit einer höheren Frauen- als Männererwerbsquote unter der jüdischen Bevölkerung (50 zu 47 %) nimmt ausgerechnet die Heilige Stadt eine emanzipatorische Vorreiterrolle ein. Gleichzeitig fühlen sich die Haredim landesweit verraten: Seit den Knessetwahlen von 2013 ist erstmals seit über 25 Jahren keine ultraorthodoxe Partei mehr an der Regierung beteiligt. Yair Lapid, der säkulare Hardliner, der im Wahlkampf gegen die Ausnahmeregelungen für Ultraorthodoxe beim Militärdienst mobil gemacht hatte und nun Chef des Finanzministeriums ist, hat Ernst gemacht: Ab 2016 sollen mindestens 70 % der Haredim zwischen 18 und 21 Jahren in der Armee dienen. Nur bis zu 1.800 von ihnen sollen dann noch für ihre Thora-Studien eine Freistellung erhalten. Derzeit tun nur wenige von ihnen in der Armee Dienst. Die Wahlen 2013 können daher auch als Unmutsbekundung der Israelis ihren Thora-studierenden Landsleuten gegenüber gewertet werden. Die Begründung der Haredim – während andere Dienst an der Waffe täten und bei Einsätzen in den Palästinensergebieten für den Staat ihr Leben ließen, würden sie im Gebet für das jüdische Volk einstehen – überzeugte eine Mehrheit der Israelis offenbar nicht.
Fotos: Julia Bergner, REUTERS
Am Samstag fahren keine Busse Fragt man einen säkularen Juden aus Tel Aviv, halten die Ultraorthodoxen mit ihren Steinzeitbräuchen das Land gefangen. Wer am Samstag von einem Ort zum anderen kommen will, kann dafür – außer in Haifa – in keiner israelischen Großstadt auf öffentliche Busse zurückgreifen. So glauben die Ultraorthodoxen das Verbot, am Schabbat Feuer zu machen (Exodus 35,3), auf die Welt des 21. Jahrhunderts zu übertragen. Taxis sind aber merkwürdigerweise nicht verboten. Wen wundert es da, dass es sich bei den in der Regel säkularen Taxifahrern um die größten Fans der Thora-Gelehrten handelt. Für das Jahr 2059 erwarten Demografen, dass die geburtenstarken Ultraorthodoxen etwa die Hälfte der jüdischen Einwohner des Staates stellen werden. Ihnen prognostiziert das Zentrale Israelische Statistik-
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büro einen Zuwachs um bis zu 686 %. Der oft radikale Atheismus vieler säkularer Israelis kann nur als Abwehrhaltung gegenüber der ultraorthodoxen Frömmigkeit verstanden werden. Säkulare definieren ihr Jüdischsein vor allem über ihre Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und den Dienst in der Armee. Zudem bietet ihnen der vom Österreicher Theodor Herzl (1860–1904) Ende des 19. Jahrhunderts begründete Zionismus eine Art weltliche Ersatzreligion.
An einem Tag rückt die Nation zusammen „Der Zionismus hat jemand wie mir erlaubt, meinen Glauben an die Souveränität des Menschen über sein Schicksal zu bewahren und gleichzeitig eine tiefe und anhaltende Verpflichtung zum jüdischen Volk und dessen Zukunft herzustellen“, beschreibt die ehemalige Knessetabgeordnete Einat Wilf, warum für sie Zionismus und Atheismus zusammengehören, und fährt fort: „Durch die Neudefinition des Judentums als einer Kultur und einer Zivilisation“, die sich auf das antike Land und die Geschichte der Juden gründe, habe es der Zionismus den Juden erlaubt, „den Gedanken der Aufklärung treu zu bleiben und gleichzeitig zu einem wieder aufblühenden jüdischen Leben beizutragen“. Besser als Wilf kann man die geistige Grundlage des säkularen Judentums im heutigen Israel kaum zusammenfassen. An einem einzigen Tag im Jahr scheint es für den Beobachter dann aber so, als sei der Graben zwischen Ultraorthodoxen und Säkularen doch nicht so breit, die Kollision der beiden Welten doch nicht unausweichlich. Wenn am Vorabend des jüdischen Versöhnungsfestes (Yom Kippur) auch jeder säkulare Israeli sein Auto stehen lässt, alle Geschäfte und Restaurants schließen, die TV-Programme auf Standbild schalten und das öffentliche Leben für 24 Stunden zum Erliegen kommt, scheint es, als gäben sich Theodor Herzl und Moses die Hand. Die starke Proklamation nach außen lautet an diesem Tag: Seht her, das jüdische Volk, säkular und religiös, ist nach Hause zurückgekehrt. P Thorsten Brückner (28) ist Journalist aus Berlin. Er ist diplomierter Politikwissenschaftler und hat einen Master-Abschluss in Internationaler Sicherheit und Diplomatie von der Universität Tel Aviv. Brückner besucht eine Baptistengemeinde.
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Die Kunst der Menschenführung LEITUNGSKONGRESS Worauf kommt es in der Gemeindeleitung an? Wie geht man mit Konflikten um? Ein Kongress für Leiter und verantwortliche Mitarbeiter in der Gemeindearbeit findet vom 6. bis 8. Februar in Leipzig statt. Über 7.000 haben sich dazu angemeldet. Veranstalter ist die Bewegung Willow Creek Deutschland e. V. Aus diesem Anlass ein Interview zum Thema. Mit Pfarrer Swen Schönheit, der 25 Jahre Erfahrung mit Gemeindeleitung gesammelt hat, sprach Karsten Huhn.
idea: Herr Schönheit, welche Fähigkeiten sind für einen Gemeindeleiter unverzichtbar? Schönheit: Er sollte ein Hirte nach dem Herzen Gottes sein, er sollte also Gott und die Menschen lieben. Er braucht einen genauen Blick für seine Umgebung, er sollte den Ort lieben, an dem er arbeitet, und er muss ein Mensch des Gebets sein. Gute Leiter sind Menschen, die sich selbst von Gott leiten lassen. Managementfähigkeiten oder Fundraising gehören nicht dazu? Organisation, Mitarbeiterentwicklung oder die Leitung von Sitzungen sind sicher wichtige, hilfreiche Werkzeuge. Aber sie können geistliche Leitung nicht ersetzen. Beim Management geht es darum, wie wir die Dinge tun, bei geistlicher Leitung um die Grundsatzfrage, ob wir den Willen Gottes tun. Was unterscheidet die Leitung einer Gemeinde von der eines mittelständischen Betriebes? Auch eine Gemeinde ist ein Betrieb mit weltlicher Struktur, Finanzen und Rechtsfragen. Allerdings hat eine Gemeinde ein anderes Ziel als ein Unternehmen. Wir sind nicht profitorientiert, wir sehen Menschen nicht als Kunden und wir vertreiben kein Produkt. Was wir weitergeben, ist mit Geld nicht zu bezahlen. Denn die Gnade Gottes ist buchstäblich unverdient, gratis. Zudem muss eine Gemeinde immer einen absichtslosen Charakter haben, das heißt: Wir wollen Menschen nicht für unsere Zwecke gebrauchen, sondern ihnen dienen und ihnen helfen, das zu werden, was Gott sich für ihr Leben vorgestellt hat.
„Die Gemeinde ist kein Freundeskreis“ Das hört sich ganz idyllisch an. In der Praxis kommt es jedoch oft zu Komplikationen. Wir Menschen sind eben vielschichtig, oder wie es beim Propheten Jeremia 17,9 heißt: „Abgründig ist das menschliche Herz, beispiellos und unverbesserlich. Wer kann es durchschauen?“. Deshalb benötigen Leiter die Kunst der Menschenführung. In Konfliktsituationen lohnt es sich oft, Beratung von außerhalb der Gemeinde einzuholen. Worüber geraten Gemeinden am häufigsten in Streit? Ganz einfach: Wenn zwei Menschen miteinander nicht können. Die Gemeinde ist eben kein großer Freundeskreis. Christen sind doch „Brüder und Schwestern“.
Auch unter Geschwistern kommt es gelegentlich zu Konflikten. Und wir haben uns nicht einander freiwillig ausgesucht, sondern sind von Gott, dem Vater, zusammengerufen worden. Unsere Gemeinde ist eine bunte Gesellschaft. Und nicht jeder würde mit jedem in den Urlaub fahren wollen. Dass wir uns dennoch vertragen und ehrlich und liebevoll miteinander kommunizieren, muss erst auf dem gemeinsamen Weg gelernt werden.
Wie lernt man zu leiten? Haben Sie ein paar Tipps, wie man das macht? Ein wichtiger Schlüssel ist Vergebung. Hier haben wir als Christen einen entscheidenden Vorteil, den wir allerdings nutzen müssen: Ich muss mich immer wieder neu entscheiden, den anderen „mit Gottes Augen“ zu sehen! Es lohnt sich, gezielt in Beziehungen zu investieren. Gerade eine missionarisch aktive Gemeinde läuft immer Gefahr, zu arbeitsorientiert zu werden und die Beziehungen zu vernachlässigen. Das rächt sich irgendwann. Ein gutes Gegenmittel sind gemeinsame Zeiten des Gebets und das Einüben von offener und ehrlicher Kommunikation. Ist Leiterschaft eine Begabung, oder muss man sie erst lernen? Sie ist oft beides. Es gibt Menschen, bei denen sich schon in jungen Jahren eine Leiterpersönlichkeit zeigt. Wir sollten nur nicht den Fehler machen, nur die zu fördern, die das Naturell eines Leiters mitbringen. Ich denke nicht, dass die zwölf Jünger Jesu allesamt geborene Leiter waren. Die Heilsgeschichte des Alten und Neuen Testaments ist voll von Menschen, die Gott gebrauchte, obwohl wir nicht wissen, ob jeder von ihnen die „Gabe der Leitung“ hatte. In jedem Fall waren es Menschen, die „mit Gott wandelten“ und ihm vertrauten. Natürlich sollten wir Menschen nicht völlig quer zu ihren Gaben einsetzen. Entscheidend ist aber, wie sich der Charakter eines Menschen entwickelt. Die Leiter in der Bibel entstammten einem Nomadenvolk, das vor 2.000, 3.000 Jahren in einer antiken Agrarkultur lebte. Wie lässt sich aus diesen uralten Geschichten für heute Honig saugen? Zumindest Jesus lebte und arbeitete „in Städten und Dörfern“ (Matthäus 9,35). Ich glaube, dass wir gerade von ihm lernen können, wie man aus einer kleinen Gruppe eine Bewegung ins Leben rufen kann, die viele Menschen erreicht und ihr Leben nachhaltig verändert. 6.2014
Swen Schönheit (55) arbeitet seit 1989 als Pfarrer an der evangelischen Apostel-PetrusGemeinde in BerlinReinickendorf. Er ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Seit 2012 ist er zusätzlich als theologischer Referent bei der Geistlichen GemeindeErneuerung Deutschland tätig. 2013 veröffentlichte er das Buch „Menschen mit Format. Leiten lernen bei Jesus“ (Asaph Verlag).
Die Jüngerschaftsschule von Jesus war zunächst ein Flop: Seine Schüler verstanden nicht, worum es ihm eigentlich ging. Richtig ist, dass die Jünger bis zum letzten Abendmahl sein Anliegen immer noch nicht verstanden hatten. Ihr Bild vom Messias war noch nicht korrigiert, und sie waren beschäftigt mit Machtfragen. Jesus hatte jedoch alles in sie investiert, was ein Lehrer seinen Schülern geben konnte. Und langfristig war die Ausbildung ein Erfolg: Bis auf Judas machten alle Jünger im Sinne Gottes Karriere. Sie trugen das Evangelium bis an die damaligen Enden der Welt – bis nach Indien und Afrika – und waren bereit, um Jesu willen ihr Leben zu geben. Bis auf Johannes starben vermutlich alle den Märtyrertod. Sie waren befähigte Leiter – und keine Bewegung der Menschheitsgeschichte hat mehr Menschen verändert wie die Jesus-Bewegung. Welchen Grund sehen Sie dafür? Paulus drückte es so aus „Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“ (Galater 2,22). Hauptziel des Apostels war, „dass Christus in euch Gestalt gewinnt“ (Galater 4,19). Ein Mensch, in dem Jesus Christus lebt, wird charakterlich so verändert, dass Gott selbst in ihm in gewisser Weise immer wieder neu zur Welt kommt.
Fotos: privat (3)
Die zentrale Frage der Gemeindearbeit Der postmoderne Mensch ist damit beschäftigt, Karriere zu machen, Familie zu gründen oder seinen Freizeitvergnügen nachzugehen. Wie motivieren Sie solche Menschen, auch noch ehrenamtlich für die Jesus-Bewegung zu arbeiten? Indem ich Jahr für Jahr durchbuchstabiere, was es bedeutet, Christ zu sein. Viele Menschen kommen mit Brüchen, Krisen, Fragen und Zweifeln. Wenn jemand Christ wird, macht er eine Urerfahrung: Er erkennt, dass er von Gott geliebt und dass sein Leben wertvoll ist. Wie immer das Leben bisher gelaufen ist – durch Gott gewinnen wir eine neue Zukunft! Wer das verstanden hat, führt ein anderes Leben. Zugleich muss die Nachfolge Jesu eingeübt werden. Es reicht nicht, „Halleluja“ zu rufen, wenn ein Mensch sich bekehrt hat. Der Evangelist Billy Graham sagte einmal: „Errettung bekommt man umsonst, doch ein Jünger zu werden, kostet alles.“ Deshalb ist die Frage, wie wir es schaffen, Menschen zu Jüngern Jesu zu machen, zentral für die Gemeindearbeit. 6.2014
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Wie schaffen Sie es? Ich bin seit knapp 25 Jahren Gemeindepfarrer. In all den Jahren habe ich in alle Generationen investiert: bei meinen eigenen Kindern zu Hause, in der Konfirmandenarbeit bis hin zu Bibelstunden für die Senioren. Inzwischen ruht die Gemeinde auf vielen Schultern, und wir haben in allen Generationen sehr selbstständig arbeitende Dienstbereiche. Meine Hauptaufgabe ist es, die Leiter zu fördern und die Vision der Gemeinde zu stärken. Meine Hauptinvestition gilt heute der Leitung der Mitarbeiter. Wie fördern Sie Ihre Leiter? Wir verbringen viel Zeit miteinander, sind oft zu Klausuren oder Tagungen gefahren. Zugleich habe ich mich als Pfarrer von dem Anspruch frei gemacht, für alle da sein zu müssen.
„Ich bin nicht für alle da“ Das sind Sie nicht? Ich bin für das Ganze da, aber nicht für alle. Ich kann nicht für jeden Einzelnen der Seelsorger sein oder Hausbesuche machen. Unsere Gemeindeglieder haben gelernt, dass sie füreinander sorgen müssen. Der Dienst eines Hirten ist nicht allein die Aufgabe des Pfarrers. Viele Menschen haben diese Gabe – sie zu ertüchtigen und zu ermutigen, diese Gabe auch zu leben, sehe ich als die Hauptaufgabe eines leitenden Pastors. Für mich ist deshalb wichtig, dass ich vor allem für die Mitarbeiter unserer Gemeinde schnell erreichbar bin. Den unangenehmen Kleinkram überlassen Sie also anderen? Nein, wenn es etwa Konflikte gibt, mische ich mich ein. Krisenmanagement ist immer Chefsache. Ich glaube, dass unsere Gemeinden umschalten müssen: weg von der Betreuungsgemeinde, in der der Pastor für alles zuständig ist, hin zur Gemeinschaft von Bevollmächtigten, die selbst aktiv wird. Der Pastor als Versorger aller – das ist ein Zerrbild dessen, was das Neue Testament unter Gemeinde versteht. Unsere Reihen sind voll von begabten und motivierten Menschen. Sie zu fördern ist meine primäre Aufgabe. Frühere Generationen von Pfarrern arbeiteten bis zum Burnout. Inzwischen achten Pfarrer auf Überstundenausgleich und delegieren die Arbeit an berufstätige Gemeindeglieder. Diese Einschätzung kann ich nicht teilen. Ich höre notorisch das Seufzen der Pfarrer angesichts ihrer Terminkalender. Die Ansprüche an Pfarrer sind gestiegen.
Unsere Strukturen sind falsch Wie können Gemeindeleiter das Ausbrennen vermeiden? Paulus hat den Leitern der Gemeinde in Ephesus gesagt: „Sorgt für euch und für die Herde“ (Apostelgeschichte 20,28). Ein Leiter muss also lernen, zuerst sich selbst zu leiten und genug Freiräume zu schaffen, um Leitung von Gott zu erfahren: durch Stille und Gebet, Lesen in der Heiligen Schrift und Austausch mit anderen. Wenn mein eigener Tank leer ist, habe ich der Gemeinde nichts zu geben. Sie haben die frommen Übungen angesprochen. Gehören nicht auch ein Feierabendbier oder ein Wellnesstag zur Selbstfürsorge? O
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Was immer dem Einzelnen guttut! Jesus ist gekommen, damit wir „das Leben im Überfluss haben“ (Johannes 10,10). Gott dienen bis zum Umfallen – das wäre eine falsche Arbeitsmoral. Die Lebensfreude, die Jesus schenkt, sollten wir auch an uns selbst erfahren. Viele Pfarrer werden sagen: Vielen Dank für Ihren Rat, aber meine Arbeit muss dennoch getan werden: Predigten, Taufen, Bestattungen, dazu die Verwaltung von Kindergarten usw. Unsere Strukturen sind falsch: Wenn vom Pfarrer an der Spitze die Versorgung der gesamten Gemeinde erwartet wird, bleibt diese unmündig, und der Profi an der Spitze wird überfordert (Klaus Eickhoff). Leider reichen die Selbstheilungskräfte der evangelischen Kirche bisher nicht aus, um aus diesem alten Muster herauszukommen. Deshalb ist die Gefahr des Ausbrennens real. Der Schlüssel ist nicht, unsere Pfarrer noch fitter zu machen, sondern dass Gemeinden ihre Grundstruktur ändern und lernen, die Arbeit selbst zu gestalten.
Wie man eine Gemeinde durch die Krise steuert Gemeinden haben häufig ein großes Beharrungsvermögen. Wie lassen sie sich für Veränderungen gewinnen? Vor 20 Jahren wurden unserer Gemeinde die Mittel gekürzt. Wir mussten umdenken, selbst finanzkräftiger werden und gründeten einen Förderverein. Um die Menschen zu mobilisieren, war viel Überzeugungsarbeit nötig, auch in der Verkündigung. Meine Vision war es, trotz rückläufiger Finanzen auf Wachstumskurs zu gehen – und das habe ich immer wieder vermittelt. Und wie steuert man eine Gemeinde durch eine Krise? Krisen werden häufig ausgelöst durch persönliches Fehlverhalten, durch Sünde oder Konflikte. Häufig entstehen Krisen zudem durch unterschiedliche Vorstellungen über die Gemeindearbeit, manchmal auch durch überhöhte Erwartungen an die Gemeinde. Manchmal liegt die Ursache auch in Eitelkeit, Ehrgeiz und Machtstreben. In all diesen Fällen muss ich eine Balance finden zwischen Gnade und Wahrheit. Daran können Beziehungen wachsen – sie können aber auch zerbrechen. Verbannen Sie Sünder aus Ihrer Gemeinde? Ich kann hier keine seelsorglichen Details preisgeben. Nur so viel: Wir haben alles erlebt: Versöhnung oder Verhärtung, Wachstum durch Krisen, aber auch Trennung. Mit all diesen Möglichkeiten muss man realistischerweise rechnen. Worüber straucheln Gemeindeleiter am Häufigsten? Natürlich die notorischen drei: Sex, Geld und Macht. Das gilt für die Leitung in der Kirche genauso wie für die Leitung in Politik und Wirtschaft. Es gibt in der Kirche allerdings noch subtilere Versuchungen: Mich macht es zum Beispiel stutzig, wenn ein Pastor von „meiner Gemeinde“ redet oder wir von „unseren Leuten“ sprechen. Das kann eine sprachliche Unschärfe sein, dahinter kann sich aber auch eine gefährliche Denkweise verbergen. Die Gemeinde gehört eben nicht dem Pastor!
Sie selbst sind seit knapp 25 Jahren Pastor der Gemeinde. Wer mich näher kennt, weiß, dass ich die Gemeinde nicht auf meinen Namen aufbaue. Ich möchte nicht, dass die Menschen „in die Gemeinde von Swen Schönheit“ gehen, sondern in die Apostel-Petrus-Gemeinde. Wir haben immer im Team gearbeitet und darauf geachtet, dass eine neue Leiter-Generation nachwächst. Die jüngere Generation ist in vielen Gemeinden kaum vertreten. Die meisten Gemeinden denken zu sehr in Sparten: Es gibt Seniorennachmittage, Jugendkreise, Krabbelgruppen usw. Diese Treffen haben ihre Berechtigung. Dennoch ist mein Ideal, dass in der Gemeinde alle Generationen zusammenfi nden. Das fängt an bei der Zentralveranstaltung, dem Gottesdienst, der in Liturgie, Sprache und Liedgut für alle Generationen etwas bieten sollte und in dem auch junge Leute sich zu Hause fühlen. Zudem empfehle ich generationenübergreifende Treffen: gemeinsame Freizeiten oder ein Seniorennachmittag, zu dem auch junge Leute kommen und bei dem man sich gegenseitig aus seinem Leben erzählt. Das alles kann sehr inspirierend sein!
Was hat sich bewährt, was war ein Flop? In den letzten Jahrzehnten haben Gemeinden viel experimentiert. Was hat sich bewährt, was war ein Flop? Glaubensgrundkurse sind in vielen Gemeinden inzwischen Standard. Sie sollten genauso regelmäßig angeboten werden wie der Konfirmandenunterricht. Wir führen sie seit 15 Jahren mit Erfolg durch. Nicht gelungen ist es uns, auf Dauer einen zweiten, niederschwelligen Gottesdienst für Kirchendistanzierte zu etablieren. Stattdessen haben wir erlebt, dass über den regulären Gottesdienst am Sonntagmorgen beides möglich ist: die Vertiefung geistlichen Lebens und das Erreichen kirchenferner Menschen. Wie wird sich die Gemeinde in 20 Jahren verändern? Vor allem in den Städten leben die Menschen viel mobiler. Menschen, die 20 Jahre zur selben Gemeinde gehen, wird es immer seltener geben. Das macht es schwieriger, nachhaltig Gemeinde zu bauen. Es besteht die Gefahr, dass eine Gemeinde nicht mehr als Heimat, sondern nur noch als Angebot in der breiten Palette religiöser Möglichkeiten wahrgenommen wird. Gemeinden, die stark auf Performance, Lifestyle und Zielgruppen aus sind, tragen in dieser Hinsicht eine große Last. Denn sie müssen ständig Topleistungen präsentieren, um im Wettbewerb vorne dranzubleiben. Wird Gemeindebau zum Leistungssport? Die Gefahr besteht. Natürlich soll eine Gemeinde ihre Arbeit möglichst gut machen. Sie soll „schöne Gottesdienste des Herrn“ bieten (Psalm 27). Aber sie ist auch eine Gemeinschaft, in der man schwach sein und Fehler machen darf. Wenn Sie für die Kunst der Leitung nur eine Twitter-Länge von 140 Zeichen zur Verfügung hätten, was wäre die Botschaft? Gib dein Bestes, aber rechne damit, dass Gott das Entscheidende tut. Vielen Dank für das Gespräch! P 6.2014
DI E K LE I N E K A NZ E L
» Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. «
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Richard Mössinger ist Pfarrer der Evangelischen Friedensgemeinde Heilbronn.
Aus dem Evangelium des Matthäus 25,40
Nur Qualitätsmanagement reicht nicht! Der Wechsel der Jahre ist die Zeit für Bilanzen. Je nach Jahr werden Hoffnungen und Befürchtungen laut, die die Zahlen uns geben. Wer die Prognosen über Jahre beobachtet, weiß, dass sie trügerisch sind. Trotzdem drängen sich Zahlen in allen Lebensbereichen vor. Auch in Sachen Mitmenschlichkeit sollen sie die Qualität feststellen. Qualitätsmanagement heißt das Zauberwort. Wer heute mit Menschen zu tun hat, sollte sich zertifizieren lassen. Für die Qualitätsmessung wird möglichst viel festgehalten. Selbst der Gottesdienstbesuch im Pflegeheim gehört in dieses Raster. Er wird im Computer registriert. Nach Möglichkeit soll die Betreuerin auch noch bewerten, wie die Kranke die Andacht erlebt hat. Das System scheint perfekt.
Sonderbar nur, wie in diesem umfassenden Sicherungssystem noch Defizite registriert werden. Immer wieder sagen die Pflegebedürftigen von sich aus: „Ich vermisse die Menschlichkeit“ oder „Das gute Wort fehlt“. Das beste Controlling und die perfekte Organisation haben offensichtlich Probleme mit der Menschlichkeit. Liebe und Hingabe sind nicht berechenbar. Der Satz: „Meine Nachbarin sieht täglich nach mir“, zeigt mehr Zufriedenheit, als es die beste Modellrechung vermag. Jesu Wort „Ich war krank, und ihr habt mich besucht“ sagt mehr über Hilfe aus als eine Pflegedokumentation. Nächstenliebe ist der entscheidende Faktor. Das ist in unserer gut organisierten Welt nicht mehr deutlich. Ob wir im Gerüst der Zahlen von 2014 der Nächstenliebe mehr Raum geben, liegt an uns. P
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PORTRÄT
„Gott will, dass wir nach Afrika gehen!“ GLAUBENSSCHRITT Vermutlich wagen nicht viele Europäer diesen
Die Entscheidung der Impeys steht: Stephen (40) und Marit (43) werden im August mit ihren 4 Kindern Ben (15), Lisa (14), Dan (11) und Ellen (9) im Auftrag der Bibelübersetzungsorganisation „Wycliff“ nach Äthiopien gehen. Zu dem Entschluss kam es so: Die Krankenschwester Marit Reischel lernt den Briten Stephen Impey 1993 im israelischen Tel Aviv kennen. 1997 heiraten sie. Stephen Impey zieht aus dem britischen Nottingham zu seiner Ehefrau nach Hamburg. Er macht nach seinem Studium der Elektrotechnik beim Flugzeughersteller Airbus als Projektmanager Karriere. Das Paar ist glücklich und bald wächst die Familie. In einer charismatischen Vineyard-(Weinberg-)Gemeinde in Hamburg finden sie auch eine gemeinsame geistliche Heimat.
hatten dabei den Eindruck: Gott hat uns dort gefragt, ob wir bereit sind, dahin zu gehen, wo er uns einsetzen will. Wir haben gesagt: ,Ja, Herr, sende uns.’“ Im Herbst 2011 kommt eine Mitarbeiterin von Wycliff Deutschland (Burbach bei Siegen) in die Gemeinde der Impeys. Sie berichtet, dass es in über 1.500 Sprachen noch keine Bibeltexte gäbe. Das Ehepaar fühlt sich angesprochen. Es weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, die Bibel in einer anderen Sprache zu verstehen. Schließlich ist ihre Muttersprache Deutsch und seine Englisch. Die Impeys sind überzeugt: „Gottes Wort kann in einer Fremdsprache nicht zum Herzen vordringen.“ Unterstützt von ihrer Gemeinde und von Freunden lassen sie sich fünf Monate – davon drei in England – von Wycliff intensiv für ihren Einsatz ausbilden.
Was will Gott in Zukunft von uns?
Alles hat seine Zeit
Obwohl beruflich und privat alles gut läuft, fragen sie sich: Will Gott, dass wir unser Leben so weiterführen? Im Sommer 2011 fahren sie zu einer christlichen Familienfreizeit, wo sie viel Zeit haben, um zu beten: „Wir
Im Frühjahr 2013 sind sie überzeugt: „Gott will, dass wir nach Afrika gehen!“. Stephen Impey soll in Äthiopien seine beruflichen Erfahrungen als Leiter von großen Projekten einbringen. Dort gibt es mehr als 80 Sprachen. Mit-
arbeiter von äthiopischen und internationalen Partnerorganisationen von Wycliff arbeiten an Bibelübersetzungen für diese Sprachen. Impey soll für eine bessere Koordination sorgen. Seine Ehefrau wird sich für die Verbreitung der schon übersetzten Bibelteile einsetzen. Im August wollen sie ausreisen. Sie werden in der Hauptstadt Addis Abeba wohnen. Ihre Kinder werden auf eine internationale christliche Schule gehen. Stephen Impey ist bereit, seine Stelle bei Airbus aufzugeben: „Auch wenn mir die Arbeit Spaß macht: Alles hat seine Zeit. Und jetzt ist die Zeit gekommen für Äthiopien.“ Da die Impeys ihren Unterhalt selbst finanzieren müssen, brauchen sie einen großen Spenderkreis. „Gott hat uns aufs Herz gelegt, nach Äthiopien zu gehen. Und so vertrauen wir ihm auch, dass er es anderen Menschen nun aufs Herz legt, uns durch Gebete und Spenden zu unterstützen.“ P
Foto: privat
Schritt: Die 6-köpfige Familie Impey (Foto) wird im Sommer ihre Hamburger Heimat verlassen, um in Afrika mitzuhelfen, die Bibel zu übersetzen. Der Vater gibt dafür eine gut bezahlte Arbeitsstelle auf. In Zukunft wird die Familie auf Spenden angewiesen sein. Ein Porträt von idea-Redakteurin Daniela Städter.
DAS WORT DER WOCHE » Die Bibel ist ein einziges Dokument des Flehens, des Hoffens, des Schreiens nach einem, der da ist und antwortet. Sie gibt ein Resonanzversprechen: Da ist jemand, der hört dich. Deshalb ist Religion für viele – entgegen aller Prognosen – auch weiterhin ein attraktiver Erfahrungsbereich. « Der Soziologe Hartmut Rosa in der „Wirtschaftswoche“ (Düsseldorf)
6.2014