Idea Spektrum Schweiz 07/2014

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12. Februar 2014 | 7

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Für Lukas Niederberger ist die Zeit reif für eine neue Landeshymne

Verstummt der Schweizerpsalm? 5 Chrischona Start eines Fernstudiengangs | 7 Jubiläum Die Zigeunermission besteht seit 100 Jahren | 13 Porträt Firma Elektro Hertig erhält einen Preis für ihre Integrationsarbeit 22 US-Gebetsfrühstück Wie kann man die Welt friedlicher machen? www.ideaschweiz.ch


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Die STH Basel ist eine freie theologische Hochschule für evangelische Landes- und Freikirchen auf universitärem Niveau. Zur Verstärkung des Teams suchen wir ab sofort oder nach Vereinbarung

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

idea Spektrum 07.2013


E DI T OR I A L

bibLiSch

Politik, Sport, Wort Liebe Leserin, lieber Leser Wie hat doch der vergangene Sonntag die Schweiz bewegt! Politik und Sport polarisierten und faszinierten. Bei den Abstimmungen über die Fabi-Vorlage und die Volksinitiative „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“ gab es weder eine Überraschung noch ein Wunder. Wie bei sämtlichen Abstimmungen, die in den letzten Jahren moralischethische Aspekte hatten, zeigte sich bei der Abtreibungsfinanzierung ein Verhältnis von 30 Nein zu 70 Ja. Diese Blöcke scheinen unverrückbar, wie aus Beton. Die Annahme der Initiative „Gegen Masseneinwanderung“ hingegen wird uns noch lange beschäftigen. Das Land ist gespalten. Die Initiative der SVP war innerhalb der Parteienlandschaft nur von der EDU unterstützt worden. Die anderen Parteien, die Wirtschaft und der Bundesrat hatten sie bekämpft. Trotzdem stellte sich die halbe Schweiz dahinter. Dieses eher unerwartete Resultat löst Fragen aus. Zum ersten Mal nach dem EWR-Nein von 1992 wurde gegen die Wirtschaft und gegen eine Öffnung zur EU hin gestimmt. Kommt es zum Wandel in der Aussenpolitik? Bringt der Bundesrat die innere Überzeugung auf, um die Verhandlungen mit der EU nach dem Volkswillen zu führen? Unser Land braucht jetzt innere Stärke. Aber wir haben ja noch den Sport! Der lenkt uns von der Politik ab und eint die Volksseele. Sportler sind die modernen Helden. Das zeigt sich daran, wer in den in den letzten drei Jahren zum „Schweizer des Jahres“ gewählt wurde: Cuche, Cologna, Wawrinka. Wir lieben sie, allen voran den Super-Dario! Bei der Siegerehrung in Sotschi erklang für ihn und für die Schweiz die Landeshymne. Und genau diese soll nun ersetzt werden, warum? Das wollten wir von Lukas Niederberger wissen (ab S. 8). Neben Politik und Sport fanden am Sonntag landauf landab Gottesdienste statt. Menschen versammelten sich, um auf Gottes Wort zu hören und ihn anzubeten. Ich habe mir einen Satz aus der Bibel gemerkt und mitgenommen: „Kämpfe den guten Kampf, der zu einem Leben im Glauben gehört, und gewinne den Siegespreis – das ewige Leben, zu dem Gott dich berufen hat.“ (1. Tim. 6,12) Paulus spricht mit Timotheus, als würde er einen Sportler trainieren. Die Disziplinen sind Gebet, Bibellese und Anbetung. Sie halten uns in der Spur. Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

Bildnachweis: idea/Christian Bauernfeind, Thomas Feuz (Titelseite); zvg (Seite 3)

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Johanes 16,33 Jesus stellt fest, dass wir in einer Welt voller Angst leben, eine schlicht traurige Tatsache. Menschen haben Angst vor Krankheit, vor Ausgrenzung, vor Missbrauch, Folter, Verstümmelung oder vor Hunger. Aber auch die Tiere leben in ständiger Angst, in Todesangst vor dem Gefressenwerden. Ich muss oft daran denken, wenn die Natur so trügerisch schön aussieht. Die Welt ist ein Angst-Ort. Doch Jesus setzt dieser Welt etwas entgegen. Angst gehört zur Welt, nicht zu ihm. Angst und Glaube schliessen sich aus. Jesus tröstet und befreit. Das bedeutet, dass wir sehr darauf achten müssen, angstfrei zu glauben und den Glauben angstfrei weiterzugeben.

Ein Lieblingsbibelwort von Irene Gysel, Vizepräsidentin des Zürcher Kirchenrates und ehemalige Fernsehredaktorin, Kilchberg ZH.

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX


N ac h r ic h t e N sc h w e i z

PARDON Gute Worte tun immer gut. Motivieren. Helfen. Ermutigen. Zugegeben, manche Sprüche, die geschrieben oder geredet werden, sind reine Floskeln. Trotzdem, es gibt auch andere. Und das ist schön. Wir wissen um die positive Wirkung guter Worte. Daphne de Maurier hatte doch so Recht, als sie sagte: „Ein freundliches Wort kostet nichts und ist doch das schönste aller Geschenke.“ Die Frage stellt sich natürlich, warum wir dieses kostenlose Geschenk nicht öfters verteilen? Warum wir, im Gegenteil, einander sogar mit bösen Worten verletzen? Es soll nun keiner sagen, es seien ja bloss Worte, das sei nicht so schlimm. Böse Worte verletzen, blockieren, machen krank, können sogar in den Tod treiben. Wie zerstörerisch Worte sein können, beschreibt uns die Bibel im Jakobusbrief (3,1-12). Das Thema beschäftigt mich. Ich habe in den letzten Wochen selber massivste verbale Attacken erlebt, die mir den Schlaf geraubt, mich in meinem kreativen Arbeiten blockiert und beinahe zur Aufgabe meines öffentlichen Engagements geführt hätten. Wie wichtig waren in dieser Zeit gute Worte von Menschen um mich herum: Wertschätzung, Solidarität, Ermutigung, Freundschaft.

Christoph Gysel ist Pastor und Tourismusfachmann in Saas-Grund. Von ihm liegt ein neues Buch vor mit gesammelten Werken: „Schlusspunkt. Gedanken, Geschichten und Kolumnen aus der spitzen Feder des Oberwalliser Tourismuspfarrers”. Valmedia AG, Visp, ISBN 978-3-906476-06-03

Wenn ein Analphabet die Bibel liest MissiON iN AsieN In Ostasien wirkt Gott übernatürlich. Am „Serve Asia Day“ der ÜMG liessen sich viele Junge davon anstecken. Der „Serve Asia Day“ der Überseeischen Missions-Gemeinschaft (ÜMG) vom Samstag in Uster gehörte vor allem den Jungen. Viele der 80 Teilnehmenden waren zwischen 16 und 25 Jahre alt. Natanja erzählte von ihrem Kurzzeiteinsatz auf den Philippinen, wo sie lernte, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen und von der Herzlichkeit der Menschen tief berührt wurde. Spannend waren auch die Berichte aus Laos. Bei den Tai Dam, einer vom Geisterglauben geprägten Volksgruppe, veränderte Gott das Herz von Priscilla, das nach Rache für ihren ermordeten Vater trachtete. Heute leitet sie ein Schülerheim, damit Tai Dam aus den Bergen die Schule besuchen können, und unterweist sie im christlichen Glauben. Der Maulbeerblättertee der Firma „Laos Swiss Silk“ wird von Tai Dam angebaut und hilft diesen Bergbauern, ihr Einkommen aufzubessern. Gastreferent Sacha Ernst, Projektleiter beim Hilfswerk AVC, berichtete von Gottes übernatürlichem Wirken auf seinen Reisen in asiatische Länder. „Wie können wir Menschen für Jesus gewinnen? Indem wir uns wie Paulus in 1. Korinther 9,19 zu Sklaven machen und den Menschen in unserem Umfeld dienen.“ Die „böse Zeit“ sei

Sacha Ernst kennt tausend Geschichten vom göttlichen Wirken in Asien. für Christen eine gute Zeit, denn noch nie habe es so viele erweckliche Aufbrüche gegeben wie heute. Gottes Geist wirke, wo er wolle, in winzigen Gefängniszellen, in Strohhütten, in Stammesgebieten im Dschungel von Vietnam, unter einfachen Bauern in Kambodscha. Dort habe ein Analphabet eine Bibel erhalten, sie geöff geöffnet – und er konnte Gottes Wort lesen und verstehen. Der „Serve Asia Day“ bot viel Raum zur Begegnung und zum Austausch mit ÜMGMissionaren im Heimataufenthalt. Erstmals konnte das neu erbaute ÜMG-Zentrum an der Neuwiesenstrasse 8 in Uster besichtigt werden. Am Samstag, 15. Februar, von 10 bis 16 Uhr ist Tag der offenen Tür. (cb) M b www.omf.ch

Mit NeueR BiBellesekAMPAgNe DAs Buch DeR BücheR BesseR veRsteheN

Bibel entdecken Die Kirche im Prisma Rapperswil SG startete eine Bibellesekampagne. Der Kurs trägt den Titel „ESSENtiell“ und will einen neuen Zugang zur Heiligen Schrift eröffnen, die zuweilen ja auch als „Buch mit sieben Siegeln“ bezeichnet wird. Die Wortwahl „Essen“ symbolisiert dabei die geistliche Ernährung. Auf dem Programm stehen bis Ende März Schwerpunktgottesdienste, ein sechsteiliger Kurs, die Vertiefung in Kleingruppen und ein Workshop. Angesprochen sind alle Alters- und Inte-

ressensgruppen. Altersgerecht möchte das Prisma auch die jungen Menschen begeistern. Die Kampagne folgt auf die erfolgreiche Schulungsreihe „Abenteuer Gebet“, ““, die mittlerweile auch in anderen Kirchen Eingang gefunden hat. (dw) b www.prisma-online.org, www.abenteuergebet.ch

Bilder: Christian Bachmann; prisma.tv/dw

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N ac h r ic h t e N sc h w e i z

„Wir starten einen Fernstudiengang” chRischONA Sinkende Studentenzahlen fordern das Theologische Seminar St. Chrischona heraus. Im Gespräch mit Horst Schaffenberger. 22 Studenten haben 2013 eine Ausbildung am tsc begonnen – den vierjährigen Bachelorstudiengang Theologie wählten nur sieben Erstsemester. Ist die klassische Pastorenausbildung nicht mehr attraktiv? Ich glaube, dass es viele junge Christen gibt, die etwas fürs Reich Gottes machen möchten. Das Engagement ist da, aber es ist weniger zielgerichtet. Studienanfänger suchen oft einen sanften Einstieg, der ihnen viele Optionen offen lässt. Sie trauen sich den Pastorenberuf gerade am Anfang der Ausbildung kaum zu und sagen sich: Wenn es mir gefällt, kann ich ja später auf die Pastorenausbildung umsteigen.

Bilder: tsc; zvg

Was sind die Trends in der theologischen Ausbildung? Es ist beängstigend, wie wenig Menschen sich zum Pfarrer ausbilden lassen. Das zeigen zum Beispiel die stark rückläufigen Ausbildungszahlen an den Universitäten. Ansonsten nehme ich einen sehr starken Trend in Richtung Soziales wahr: Theologie eher kompakt zu studieren und dann noch etwas Soziales, Diakonisches oder Pädagogisches zu machen. Klafft hier eine Lücke zwischen dem tscAngebot und dem, was die Interessenten vor Augen haben? Der vierjährige Bachelor in Theologie ist eine gründliche Ausbildung, die für den Verkündigungsdienst fit macht – die klassische Pastorenausbildung. Im dreijährigen Gemeindepädagogik-Bachelor geht es weniger darum, für die gesamte Gemeindearbeit verantwortlich zu sein, sondern fachkundig in einem Teilbereich mitzuarbeiten. Zum Beispiel in der Kinderund Jugendarbeit. Generell gibt es sehr viele Umstiegsmöglichkeiten und viele Türen, die den tsc-Absolventen offen stehen – etwa der Dienst als Sozialarbeiter oder Missionar. Das Theologische Seminar St. Chrischona hat 2013 viel Energie in strategische Über Über07.2014

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NOtieRt R Rt GR: Kirchensteuer bleibt 73,6 Prozent der Stimmenden verneinten am Wochenende die Aufhebung der Kirchensteuer für Firmen in Graubünden. Die evangelisch-reformierte und die römisch-katholische Landeskirche werten das Resultat als „Wertschätzung, Anerkennung und Vertrauen“ ihrer Arbeit. Der Bündner Gewerbeverband hatte sich gegen die Initiative der Jungfreisinnigen ausgesprochen. (idea)

Seminarleiter Schaffenberger: „Es sind erschreckend wenige, die sich zum Pfarrer ausbilden lassen wollen."

legungen investiert. Was ist dabei konkret entschieden worden? Wir starten mit dem neuen tsc-Fernstudiengang, der über E-Learning funktioniert. Das wird ein tolles Ausbildungsprogramm für Menschen, die sehr viel Flexibilität benötigen. Die Teilnehmer können das Fernstudium an ihrem Heimatort berufsbegleitend absolvieren und weiter in der Gemeinde aktiv sein. Es gibt Menschen, denen es nicht möglich ist, drei oder mehr Jahre zum Studieren nach St. Chrischona zu kommen. Das tsc-Fernstudium macht ihnen ein attraktives Angebot. Was wird in zehn Jahren Herausforderung Nummer 1 für die theologische Ausbildung sein? Wir arbeiten dann noch stärker mit der Generation der „digital natives“. Diese Generation ist voll digital aufgewachsen und wünscht sich viele Optionen. Möglicherweise haben sie mehr Schwierigkeiten, Dinge wegzulassen. Schon heute haben Studienanfänger wenig fundierte Glaubenspraxis und lediglich bruchstückhaftes Bibelwissen. Das geistliche Leben wieder zu nähren, wird eine Herausforderung. Ausserdem gilt es, sich auf eine noch säkularere Gesellschaft einzustellen: Wie kann man da überhaupt missionarisch arbeiten und Gemeindearbeit machen? M Interview: Markus Dörr b www.tsc.chrischona.ch

Zürich: Teilerfolg für EVP und EDU Dank dem Abkommen mit der EDU sei die EVP weiterhin mit drei Mitgliedern im Zürcher Gemeinderat vertreten, teilt die EDU Stadt Zürich mit. Im Wahlkreis 12 fehlten ihr 1,84 Prozent oder 76 unveränderte Listen, um die Wahlhürde von 5 Prozent zu knacken. Beide Parteien hatten vereinbart, sich in stimmenschwachen Bezirken nicht zu konkurrieren. (idea) Au-Heerbrugg SG: Kopftuchverbot wieder eingeführt Zwei Mädchen aus Somalia dürfen im Unterricht kein Kopftuch tragen: Das beschlossen die Stimmberechtigten mit 990 gegen 506 Stimmen bei einer Stimmbeteiligung von 37,4 Prozent. Nachdem der St. Galler Erziehungsrat letzten Sommer die Schule der beiden Mädchen wegen deren Verweisung gerügt hatte, hob die Schulbehörde das Kopftuchverbot auf. Dagegen hatte die SVP das Referendum ergriffen. (idea) Vor nächster Abtreibungsinitiative Die Unterschriftensammlung für die Initiative „Lebensschutz stopft Milliardenloch“ wird nach Ablehnung der Initiative „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“ wieder aufgenommen. Die Sektion Glarus von „Ja zum Leben“ argumentiert, die seit 2003 abgetriebenen 100 000 Kinder würden der Volkswirtschaft fehlen. Die Frist für das Sammeln der nötigen 100 000 Unterschriften läuft am 26. August ab. (idea)


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N AC H R IC H T E N SC H W E I Z

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Erweckliche Aufbrüche, wachsende Gemeinden 100 JAhrE ziGEUnErmission Die Schweizerische Zigeunermission kämpft um Aufmerksamkeit. Vorurteile herrschen auch unter Christen. Die erwecklichen Aufbrüche unter Sinti und Roma sind kaum bekannt.

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Inzwischen ist Gassmann Baptistenpfarrer in Basel und Präsident der vor gut 100 Jahren gegründeten Schweizerischen Zigeunermission. Trotz ihrer langen Tradition ist diese Organisation wenig bekannt, die heute Missionare und Gemeinden in Indien, Portugal, Serbien und Südungarn unterstützt. „Die Zigeunermission hat etwa 20 ehrenamtliche Mitglieder und 400 Freunde, die den Newsletter bekommen. Wir sind eine kleine Mission, erleben aber immer wieder, wie treu der Herr hilft, unser Budget zu erreichen.“ Hingegen habe man Mühe, neue Mitglieder zu finden, sagt Gassmann. Das führt er zum Teil auf die Vorurteile zurück. Urs Gassmann selbst

hat noch keine negative Erfahrung mit den Roma gemacht. „Es kommt darauf an, wie man mit ihnen redet. Sie werden schnell sehr freundlich und sind liebenswert, wenn man ihnen Vertrauen und Wertschätzung entgegenbringt.“ Beeindruckend sei deren Gastfreundschaft. „Der Gast ist König. Sie würden das letzte Huhn schlachten, damit sie etwas auftischen können.“ Die Roma sind die Hauptbetroffenen der Armut in Osteuropa, weil sie vielfach diskriminiert werden. So sind sie häufig die letzten, die Arbeit bekommen. Die Arbeitslosigkeit liegt zum Teil bei 60 bis 90 Prozent. Auch zu den traditionellen Kirchen sind die Gräben tief. „Es gibt immer wieder Spannungen, weil sich die Zigeuner auch selbst stark abgrenzen. Die Mehrheit will

Bilder: zvg

Die schweizerische zigeunermission (szm) Die SZM wurde im Jahr 1913 gegründet und setzt sich dafür ein, das Evangelium unter den Zigeunern zu verbreiten. Das Werk gebraucht den heute seltenen Begriff „Zigeuner“, da ein besserer Sammelbegriff für die verschiedenen Volksgruppen wie Jenische, Roma, Sinti, Manouches und andere fehlt. In der Regel werden einzelne Personen unterstützt, die im eigenen Land Zigeuner mit dem Evangelium bekannt machen und ihnen auch praktische Hilfe zukommen lassen. Projektgelder flossen in Alphabetisierungsprojekte in Portugal und Indien und in die Anschaffung und den Unterhalt von Fahrzeugen (etwa einen Schulbus), Brunnenbau und Beiträge an Lehrergehälter. Laut der Mission gäbe es noch viele Möglichkeiten unter Zigeunern zu arbeiten, nicht zuletzt auch in der Schweiz (Strassenmusikanten). In Bulgarien, Rumänien und der Slowakei warten viele Zigeuner und -gemeinden auf geistlichen Beistand und materielle Hilfe.

b www.zigeunermission.ch

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unter sich bleiben, Hochzeiten werden untereinander vermittelt“, erläutert Gassmann. Er ist aber überzeugt: „Die Versöhnung muss von den Christen kommen.“

Neues Leben Unter den europäischen Sinti und Roma findet eine Art geistliche Erweckung statt. Es gibt wachsende Gemeinden von bis zu 700 Mitgliedern. „Viele bekehren sich. Das Volk ist bereit. Es braucht mehr Menschen, die ihnen das Evangelium bringen.“ Jedes Jahr besucht Gassmann mit Mitarbeitern die Projekte der Zigeunermission. „In Janoshalma in Südungarn konnten wir die allerersten bekehrten Zigeuner taufen. Dort sind jetzt fünf Hausgemeinden entstanden.“ Das habe starken Einfluss auf die Kultur, beobachtet der Prediger. „Es ist erstaunlich, wie sich diese Menschen durch den Einfluss des Evangeliums völlig verändert haben.“ Die Kriminalität nehme ab und die Roma versuchten, durch Eigeninitiative der Armut zu entrinnen. (chb) M

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Vorurteile sind unberechtigt

Irma und Urs Gassmann. Die Armut macht vielen Sinti und Roma zu schaf schaffen. Gottesdienst im Freien (v.l.n.r).

Bild: © Light Impression - Fotolia.com

rs Gassmann war Methodistenpfarrer im Oberaargau, als er ein Benefizkonzert zugunsten der Roma in Serbien plante. Diese litten damals besonders unter dem Bürgerkrieg. Doch das war schwieriger als gedacht: Ladenbesitzer und Passanten sahen nicht ein, dass „ausgerechnet denen“ geholfen werden sollte. Plakate wurden diskret wieder abgehängt, das Konzert war schlecht besucht. Obwohl dieses Erlebnis über zehn Jahre zurückliegt, steht es exemplarisch für ein Problem, mit dem Gassmann bis heute kämpft: Vorbehalte gegenüber der Volksgruppe der Zigeuner.


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br e n n p u n k t

„Schweizerpsalm“ im Gegenwind LANDESHYMNE Ist die Zeit unserer nationalhymne abgelaufen? Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft meint Ja. Sie unternimmt einen weiteren Anlauf, den „Schweizerpsalm“ abzulösen. „Hocherhabener, Herrlicher, allmächtig Waltender“ – quo vadis? Von thomas Feuz Was kritisiert die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft an unserer Landeshymne? Die SGG kritisiert nicht den text der aktuellen nationalhymne und auch nicht die tatsache, dass er schwer zu merken ist und folglich von vielen nicht auswendig gesungen werden kann. Die SGG will die aktuelle Hymne aus folgendem Grund neu texten lassen: Seit 1999 verfügt die Schweiz über einen eindrücklichen text, der sich für eine nationalhymne besser eignet. Der text des „Schweizerpsalms” war übrigens gar nicht als nationalhymne gedichtet worden, sondern als psalmgesang für religiöse Feierlichkeiten. Die aktuelle Form von Melodie und Text gilt seit 1961 provisorisch, seit 1981 offiziell als Landeshymne. Warum wurde ein damals rund 120-jähriges Lied als Hymne gewählt? Die entscheidung, den „Schweizerpsalm” als nationalhymne zu bestimmen, geschah genau betrachtet „faute de mieux”, ””, also mangels einer besseren Lösung. Die frühere schweizerische Hymne „rufst du, mein Vaterland” mit der britischen Melodie von „God save the king” stiess bei immer mehr Ländern, die sich aus der britischen kolonie befreit hatten, auf unverständnis. neben dem „Schweizerpsalm” gab es zu jener Zeit offenbar kein Lied, das allen Schweizerinnen und Schweizern vertraut war. Gab es eigentlich damals Opposition? Der „Schweizerpsalm” erlebte sowohl politisch als auch künstlerisch wiederholt Opposition. Auf der politischen bühne sprachen sich nach der dreijährigen probezeit von 1961 bis 1963 zwölf kantone zugunsten des „Schweizer-

Lukas Niederberger Der Geschäftsführer der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) hat Jahrgang 1964, ist ledig und wohnt ihn Arth ZG. Bis 2008 war der katholische Theologe in der Leitung des Bildungszentrums Lassalle-Haus Bad Schönbrunn bei Zug tätig. Die 1810 gegründete Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) initiierte die Gründung von Pro Juventute, Pro Senectute, Pro Mente Sana und der ZEWO. 2013 hat sie einen Wettbewerb für eine neue Landeshymne im Sinne der Präambel zur neuen Bundesverfassung ausgeschrieben. Dieser läuft noch bis Ende Juni. b www.ssg-ssup.ch, www.CHymne.ch

psalms” aus, sieben wünschten eine verlängerte probezeit und sechs kantone lehnten ab. Auf der künstlerischen ebene gab es zahlreiche Versuche für eine neue nationalhymne: In den 60er-Jahren „O mein Heimatland”, „Heil dir, mein Schweizerland” und ”Vaterland, hoch und schön”. Später vertonte robert blum den rütlischwur aus Schillers „„Wilhelm tell” und Friedrich Dürrenmatt schrieb eine Hymnen-persiflage. paul burkhardt schuf 1973 zusammen mit dem Autor Herbert Meier und der Zustimmung von

Die Entscheidung für die heutige Nationalhymne geschah „faute de mieux“. bundesrat ernst brugger das „Schweizerlied”. 1979 schrieben Chorvereinigungen landesweit einen Wettbewerb aus. Der beitrag wurde 1983 als CH-Lied uraufgeführt und mit notenblättern allen Schulen zum einüben zugesandt. 1998 gab das unternehmen Villiger & Söhne eine neue Hymne in Auftrag. Die Internet-plattform www.secondos-plus.ch bietet verschiedene adaptierte Hymnen an, vom Gospel über den Walzer bis zu eigenkreationen auf Albanisch, portugiesisch und türkisch. Nun wagt die SGG den sechsten Anlauf. Warum schon wieder? bewusstseinsprozesse brauchen Zeit und oft mehrere Anläufe. Das ist gar nicht so schlecht. Sollte sich eine Veränderung schliesslich als mehrheitsfähig erweisen, kann man zumindest sicher sein, dass der entscheid von der breiten bevölkerung getragen wird und nicht nur von der regierung, wie es in anderen Ländern häufig der Fall ist. Während die Hymnen anderer Länder oft Kampf und Sieg, Fortschritt oder Revolution beschwören, setzt der „Schweizerpsalm“ einen fundamentalen Kontrapunkt ... Das stimmt. Das finde ich im Schweizerpsalm sympathisch. Gleichzeitig muss es in einer nationalen Hymne nicht zwingend um dieses „entweder – oder” gehen zwischen Heldenepos und Gotteshymne. Die künftige Hymne will zentrale Werte unserer Gesellschaft besingen. Erstaunt es Sie, dass auch in der Schweiz wohnhafte Muslime hinter dem aktuellen Text stehen? 07.2014


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präambel der bundesverfassung lesen, dann begegnen Sie manchen Ausdrücken, die den evangelien oder einem paulusbrief entnommen sein könnten: Verantwortung gegenüber der Schöpfung, Friede in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt, rücksichtnahme und Achtung

Die künftige Hymne will zentrale Werte unserer Gesellschaft besingen.

Am Puls der Zeit? Lukas Niederberger, Geschäftsführer der SGG.

Für gläubige Christen, Juden und Muslime sind weder der „Schweizerpsalm” noch die präambel der Verfassung ein problem. Das problem besteht eher für Atheisten, Agnostiker und für Menschen anderer religionen, die sich eine letzte Wirklichkeit nicht als person vorstellen können. Soll oder darf der christliche Glaube in der Schweizer Nationalhymne Platz haben? Selbstverständlich soll in einem Land, das in der christlich-abendländischen tradition wurzelt, der christliche Glaube in der nationalhymne platz haben. Wenn Sie die

gegenüber der Vielfalt in der einheit, Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen sowie Gewissheit, dass die Stärke des Volkes sich am Wohl der Schwachen misst. Selbst wenn das Wort „Gott” in der künftigen Hymne nicht explizit vorkommen sollte, trieft der text geradezu von christlichem Gedankengut. Wie „modern” müsste ein neuer Text denn sein? „Modern” kann kein kriterium sein für eine neue Hymne. Der Liedtext soll verständlich sein und auch noch in 20 bis 30 Jahren den stilistischen und künstlerischen Ansprüchen genügen. er soll aus maximal drei textstrophen bestehen – in einer der vier Schweizer Landessprachen oder auch in einer kombination aus diesen. und dann darf der Liedtext noch nicht veröffentlicht sein. Nach der Jurierung möchten Sie dem Bundesrat Ende 2015 den neuen Text vorlegen. Wer befindet abschliessend?

Bilder: idea/Thomas Feuz; swisspics.ch/Roland Zumbühl

Die Gönnervereinigung Widmer-Zwyssig kämpft für den Erhalt des „Schweizerpsalms” „Die Entstehungsgeschichte des Schweizerpsalms ist einmalig. Das überkonfessionelle Gemeinschaftswerk eines reformierten Dichters und eines katholischen Priesters ist ein Stück Landesgeschichte und strahlt Frieden, Hoffnung, Versöhnung und Zuversicht aus.” Das sagt Hubert Spörri mit Nachdruck. Er ist Präsident der Gönnervereinigung Widmer„Engel” des Bildhauers Zwyssig. Diese hat es sich zum Ziel Hubert Spörri zu Ehren von P. Alberich Zwyssig, gesetzt, die Bedeutung des TextWettingen AG dichters Leonhard Widmer und des Komponisten Pater Alberich Zwyssig als Schöpfer der schweizerischen Nationalhymne „angemessen zu würdigen und vermehrt im Bewusstsein unserer Bevölkerung zu verankern und zu vertiefen”. Die Gönnervereinigung ist der Ansicht, dass die Schweizer Nationalhymne die vielfältigen Erwartungen an eine Landeshymne erfüllt. Sie lehnt Versuche ab, der Hymne einen neuen Text zu unterlegen oder sie gänzlich zu ersetzen. Das Vorhaben der SGG kommentiert sie wie folgt: „Die Gemeinnützige Gesellschaft

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wäre besser beraten, die Schweizer Bevölkerung über die Einzigartigkeit ihrer Hymne und über ihre einmalige Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte zu informieren, statt die Anliegen von Atheisten, Hymnengegnern, Hymnenhassern und Unzufriedenen zu vertreten und Unruhe zu stiften. Die Gönnervereinigung bedauert, dass der heutige Bundesrat In Bauen UR steht eine infolge des Lobbyings durch die Bronzebüste von ZwysSGG offen ist für dieses Zwietracht sig, dem Komponisten des „Schweizerpsalms” verheissende Projekt.” Politik, Kirche und Schule hätten es nicht verstanden, dem Volk die einmalige Bedeutung des „Schweizerpsalms” nahezubringen. Hubert Spörri: „Es ist beinahe zum ‚guten‘ Ton geworden, schlecht über die Hymne zu sprechen! Unsere Landeshymne wird immer mehr instrumental gespielt; das hielt der Bundesrat schon 2004 und 2008 fest.“ Das Nichtbeherrschen des Textes sei ein Scheinargument.

b www.schweizerpsalm.ch


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Der bundesrat. Vielleicht bittet er das bundesamt für kul k tur um eine Stellungnahme oder holt Meinungen in den kantonen und im parlament ein. Vielleicht reagiert er ähnlich wie der bundesrat anno 1894, als ein Genfer Gesangslehrer den „Schweizerpsalm” zur neuen nationalhymne erklärt haben wollte. Der bundesrat schrieb damals, dass „die einführung eines derartigen Gesanges nicht durch beschluss irgendeiner Staatsbehörde angeordnet werden könne, sondern dem Geschmack des singenden Volkes anheimgestellt bleiben müsse”. Die SGG wird dafür sorgen, dass die neue Hymne möglichst oft in der Öffentlich-

keit gesungen und gehört wird. So wird es dem bundesrat leichterfallen, den neuen HymnenHymnen-t text t ext eines t tages für offiziell zu erklären. Der Countdown läuft ... Was sind Ihre Hoffnungen oder Erwartungen für die verbleibenden viereinhalb Monate des Textwettbewerbs? Wir hoffen auf zahlreiche künstlerisch wertvolle Wettbewerbsbeiträge, die den Mitgliedern der Jury die Auswahl nicht leicht machen. •

Schweizer Landeshymne („Schweizerpsalm”) Text: Leonhard Widmer, Melodie: Alberich Zwyssig Erste Strophe Trittst im Morgenrot daher, Seh‘ ich dich im Strahlenmeer, Dich, du Hocherhabener, Herrlicher! Wenn der Alpenfirn sich rötet, Betet, freie Schweizer, betet! Eure fromme Seele ahnt Eure fromme Seele ahnt Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Dritte Strophe Ziehst im Nebelflor daher, Such‘ ich dich im Wolkenmeer, Dich, du Unergründlicher, Ewiger! Aus dem grauen Luftgebilde Tritt die Sonne klar und milde, Und die fromme Seele ahnt Und die fromme Seele ahnt Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Zweite Strophe Kommst im Abendglühn daher, Find‘ ich dich im Sternenheer, Dich, du Menschenfreundlicher, Liebender! In des Himmels lichten Räumen Kann ich froh und selig träumen! Denn die fromme Seele ahnt Denn die fromme Seele ahnt Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Vierte Strophe Fährst im wilden Sturm daher, Bist du selbst uns Hort und Wehr, Du, allmächtig Waltender, Rettender! In Gewitternacht und Grauen Lasst uns kindlich ihm vertrauen! Ja, die fromme Seele ahnt, Ja, die fromme Seele ahnt, Gott im hehren Vaterland, Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Kloster und Klosterkirche Wettingen waren Wirkungsort von P. Alberich Zwyssig.

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N AC H R IC H T E N SC H W E I Z

„In Sotschi gibt es 20 Gemeinden” ruSSland Er rechne nicht mit Terroranschlägen in Sotschi. Ein Gespräch mit dem Open-Doors-Mitarbeiter Sergej (Name geändert).

In Russland dominiert die russisch-orthodoxe Kirche. Für evangelische Gemeinden gilt zwar die verfassungsrechtlich garantierte Glaubens- und Gewissensfreiheit. Doch so richtig akzeptiert sind sie immer noch nicht und mancherorts gelten sie als Sekten.

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nOtIert SEA: An Russlands Christen denken Im Zusammenhang mit der Winterolympiade in Sotschi ruft die Schweizerische Evangelische Allianz dazu auf, an die Tausenden evangelischer Gemeinden in Russland zu denken, die ihren Alltag unter teilweise sehr schwierigen Umständen gestalten müssen. Obwohl heute die Gewissens- und Religionsfreiheit gesetzlich garantiert werden, seien sie in der praktischen Umsetzung noch längst nicht überall Selbstverständlichkeit. Oft hätten evangelische Gemeinden auch damit zu kämpfen, nicht als Sekten angesehen zu werden. (idea) Solothurn: Bettag vors Volk

Sergej, eine Schweizer Zeitung schrieb, Sotschi sei das Heimatland der Märtyrer. Stimmt das? Nein, diese Aussage reflektiert die Realität in Sotschi nicht – auch wenn die Region Krasnodar, in der Sotschi liegt, an den Nordkaukasus grenzt. Unsere Zeit ist generell gefährlich, ob man sich nun in New York, Europa, Moskau oder Sotschi aufhält. Kürzlich besuchte ich den islamischen Teil Russlands. Es war eine wunderbare Zeit.

Bilder: Open Doors

Islamisten drohen aber, die Winterspiele mit Gewalt zu verhindern. Was haben wir zu er erwarten? Doku Umarow, Führer der tschetschenischen Islamisten, kündigte schon Jahre vor den Spielen Terrorakte an. Deshalb räumen die russischen Sicherheitskräfte der Olympiade höchste Priorität ein. Wenn Terroristen in Russland in Erscheinung treten, dann nicht im Süden, wo sich die Sicherheitsdienste stark konzentrieren. Gibt es für Christen in Sotschi Glaubensfreiheit? Die Lage in Sotschi ist für Gläubige friedlich und ruhig. Die russisch-orthodoxe Kirche dominiert. Ich weiss von zwanzig sehr aktiven evangelischen Gemeinden aller Denominationen allein in der Stadt Sotschi. Druck durch die Regierung kennen sie kaum. Ich schätze, dass insgesamt 07.2014

rund 5000 evangelische Christen in der Stadt leben. Auch wenn ich keine sicheren Informationen habe, bin ich ziemlich überzeugt, dass die lokalen Gemeinden die Gelegenheit der olympischen Spiele für evangelistische Einsätze nutzen werden. Existieren auch ausserhalb von Sotschi christliche Gemeinden? In Russland sind die Gläubigen mehrheitlich nominelle, russisch-orthodoxe Christen, das gilt auch für die Sotschi-Region. Die Protestanten sind in der Minderheit. Aus Tschetschenien und Inguschetien habe ich noch von keiner Gemeinde gehört. Es gibt aber welche in Dagestan, Kabardino-Balkarien und Nordossetien; auch in Krasnodar, Stawropol und Wolgograd. Wie ist die Lage in Tschetschenien heute? Russland war deswegen im Weltverfolgungsindex. Russland ist nicht mehr auf dem Index, doch das Land könnte immer noch auf der Liste sein. Und zwar nicht nur wegen Tschetschenien, sondern auch wegen Dagestan und Kabardino-Balkarien. Die Lage in Dagestan hat sich verschlechtert. Viele kriminelle und radikal-islamische Bewegungen sind aufgekommen. In ganz Tschetschenien weiss ich von keiner einzigen evangelischen Gemeinde. M Interview: Daniel Gerber

Gegen die Herabstufung des Dank-, Buss- und Bettags zum gewöhnlichen Feiertag wird im Kanton Solothurn das Referendum ergriffen. Vertreter von CVP, EVP und Gewerkschaftsbund wehren sich damit gegen die Revision des Ruhetagsgesetzes. Das Kantonsparlament hatte am 29. Januar beschlossen, den Bettag herabzustufen. (idea)

Bern: „Up to faith“ zum Dritten Am 17. Mai findet zum dritten Mal ein Tanz-Event auf dem Bundesplatz statt. Die christlich motivierte Idee stammt aus Ungarn und wurde erfolgreich in die Schweiz übertragen. „Up to Faith“ verbindet das Tanzen mit der Möglichkeit, den Glauben an Jesus Christus kreativ auszudrücken. Erklärtes Ziel: „Auf der ganzen Welt tanzen gleichzeitig Millionen von Christen vor ihrem Herrn und proklamieren seine Güte und Treue.“ (idea) – bwww.uptofaith.ch

VCH an Ferienmessen präsent Der Verband Christlicher Hotels (VCH) nimmt an der Ferienmesse vom nächsten Wochenende in Basel teil. Zuvor präsentierte sich die Vereinigung den rund 70 000 Gästen an der Fespo in den Messehallen Zürich. Zum VCH gehören 50 Hotels in der Schweiz und rund 300 im Ausland. (idea) – b www.vch.ch


Kirche im Seminarzentrum: Wie geht das? KARRIERE Seit bald 10 Jahren ist Willy Graf Hotelier im grössten Seminarzentrum der Schweiz, dem CAMPUS SURSEE. Wir haben nachgefragt, warum der CAMPUS SURSEE mit Grossveranstaltungen im kirchlichen Bereich soviel Erfolg hat.

Willy Graf, Sie haben eine aussergewöhnliche Berufslaufbahn hinter sich. Warum der Wechsel von der Theologie in die Hotellerie? Theologie und Hotellerie lassen sich sehr gut kombinieren. Vor allem in der Herausforderung, wo sich Menschen begegnen – ob Gäste oder Mitarbeitende, ob in der Freizeit, während eines Seminars oder an der Arbeit. Da braucht’s Grundwerte, die ausserhalb von uns Menschen verankert sind, damit ein möglichst positives Miteinander möglich wird. Warum ist der CAMPUS SURSEE perfekt für christliche Veranstaltungen? Bei uns ist die Durchführung von Pastoren- und Missionskonferenzen, Mitarbeiterschulungen und Gemeindewochenenden einfacher als anderswo. Als professionelle Dienstleister im Schulungs- und Konferenzbereich übernehmen wir für Sie alle logistischen Funktionen und ermöglichen Ihnen die Konzentration auf Ihre Veranstaltung und Ihre Teilnehmenden. Ist auch ein Besuch im Sommer möglich? Die Sommerferien sind perfekt für kirchliche Veranstaltungen. Es hat genügend Raum – auch für Unihockeylager oder abenteuerliche Sommercamps, für Pfingst- oder

Sommerlager mit Kindern und Jugendlichen. Bei uns begegnet man ganz unterschiedlichen Menschen. Oder Gott. Fühlen sich denn auch kleine Gruppen wohl bei Ihnen? Ja. Wir haben auch kleine Räume für bis zu 12 Personen. Allerdings liegt unser Fokus ganz klar bei den Grossevents. Denn wo finden Sie schon 54 Seminarräume, ein grosser Konferenzsaal für 500 Personen, 550 Hotelzimmer und über 800 Parkplätze? Sind Sie selber auch involviert bei den Veranstaltungen? Ja. Wenn möglich betreue ich alle christlichen Veranstaltungen aufgrund meiner Erfahrung selber, sowohl im Vorfeld wie auch am Anlass. Das gibt dem Veranstalter

noch mehr Vertrauen in unsere Dienstleistung. Die Gäste schätzen es, von einem vertrauten Gesicht begleitet zu werden. Sie legen besonderen Wert auf die Gästebetreuung. Wie begeistern Sie die Gäste? In dem wir immer etwas mehr bieten als Standard. Die begeisternde Betreuung beginnt bereits im Vorfeld. Jeder Veranstalter hat bei uns immer die gleiche Ansprechperson. Das erspart viel mühsame Koordinationsarbeit. Aufgrund der zahlreichen positiven Rückmeldungen wissen wir, dass alle unsere Mitarbeitenden überaus dienstleistungsorientiert und freundlich zu den Gästen sind. Ein Lächeln am Morgen erleichtert doch allen den Start in den Tag.

Porträt CAMPUS SURSEE Mit 54 vielseitig ausgerüsteten Seminarräumen, einem grossen Konferenzsaal für 500 Gäste, rund 550 Hotelzimmern in drei Kategorien sowie drei Restaurants, Sporthalle und Hallenbad ist der CAMPUS SURSEE einer der grössten und leistungsfähigsten Veranstaltungsorte der Schweiz. Im Herzen der Zentralschweiz gelegen, ist der CAMPUS SURSEE von Bern, Basel und Zürich in weniger als einer Stunde erreichbar. Die Dienstleistungen und Angebote stehen in einem gesunden PreisLeistungs-Verhältnis, Vollpension mit Übernachtung ist bereits ab 88 Franken möglich. CAMPUS SURSEE Seminarzentrum Postfach 487 6210 Sursee Tel. +41 41 926 26 26 seminarzentrum@campus-sursee.ch seminarzentrum.campus-sursee.ch idea Spektrum 07.2013


p or t r ät

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„Mitarbeiter mit einem Handicap sind loyaler“ soziales engageMent Weil sie Menschen mit Handicap vorbildlich integriert, gewann Elektro Hertig den „This-Priis“ 2014. Ruedi Hertig erklärt, was Beeinträchtigte brauchen und wie die Firma von ihnen profitiert.

V

on aussen deutet nichts auf eine Preisträgerin hin. Elektro Hertig in Tann-Rüti ZH ist ein Fachgeschäft wie viele andere auch. Im geräumigen Verkaufslokal stehen Hunderte Haushaltgeräte der neusten Generation. Zwei bunte Sibir-Kühlschränke im Retro-Design bringen etwas Farbe in den von Weiss dominierten Ausstellungsraum. Seit 26 Jahren beschäftigt Inhaber Ruedi Hertig (59) Menschen mit einem Handicap. Von den 13 Angestellten haben fünf eine körperliche oder psychische Behinderung. Sie arbeiten in der Buchhaltung, im Verkauf und in der Auslieferung und Montage. Ein Mitarbeiter ist auf einem Auge blind und hat ein eingeschränktes Hörvermögen. Ein anderer bezog wegen psychischer Probleme mehr als zehn Jahre lang eine 100-prozentige IV-Rente. Und da ist Fedele. Er hatte seit 28 Jahren keine Festanstellung mehr, nahm Alkohol und Drogen, bevor er zu Elektro Hertig kam.

Klare Vorgaben nötig „Wir sind keine geschützte Werkstatt“, betont Ruedi Hertig, ehrenamtlicher Gemeindeleiter der EMK Rüti ZH. „Auch von unseren Angestellten mit einer Behinderung fordern wir Leistung.“ Klare Vorgaben

Bild: Christian Bachmann

Der „„this-Priis“ Mit dem jährlich verliehenen „ThisPriis“ zeichnen die Initianten Unternehmen aus, die Menschen mit einem Handicap in den beruflichen Alltag eingliedern. Der privat lancierte Preis ist nach Matthias „This“ Widmer benannt, der mit zerebraler Lähmung geboren wurde. Einen Teil des Preisgeldes von 12 500 Franken spendet Elektro Hertig an „insieme“, eine Organisation für Menschen mit geistiger Behinderung, sowie an den Skaterpark Fägtory in Dürnten. Zudem sind zwei MitarbeiterEvents mit Riverrafting und Gokart fahren geplant.

b www.this-priis.ch

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Ruedi Hertig: „Nicht die Sozialhilfe, sondern erst das im Rahmen des persönlich Möglichen erarbeitete Geld ist eine Bestätigung und ermöglicht selbstbestimmtes Leben.”

wie Pünktlichkeit und Sauberkeit, die auch kontrolliert würden, seien nötig. „Fedele mussten wir hart anfassen und ihm klare Leitlinien setzen.“ Auch Jesus sei oft hart geblieben, habe Menschen einfach stehen lassen, die mit seinem Angebot nicht einverstanden waren. Fedele jedenfalls hielt durch, obwohl er zwei Jahre lang den über dem Existenzminimum gelegenen Teil des Lohnes ans Sozialamt zurückzahlen musste. Heute ist der Monteur schuldenfrei, zuvorkommend und pünktlich und nicht mehr auf Sozialhilfe angewiesen.

Eigene Leistung gibt Bestätigung Elektro Hertig zahlt marktübliche Löhne und einen Bonus. „Wir beschäftigen bei uns keine ,Sozialfälle‘, sondern gewinnbringende Personen“, erklärt der Inhaber pragmatisch. „Ich verdiene Geld mit ihnen.“ Menschen mit schwieriger Vorgeschichte zu integrieren, lohne sich nur, wenn beide Parteien davon profitieren könnten. Das schweizerische Sozialsystem empfindet Hertig als ethisch unsozial gegenüber den Gesunden. Arbeiten sollte sich mehr rentieren als Sozialhilfe zu beziehen. „Es sollte wieder schwieriger werden, arm und krank zu sein“, meint Hertig. Dass Menschen mit Geld abgespiesen werden, die in der Lage seien, etwas zu arbeiten, sei keine gute Lösung. Geld alleine gebe dem Menschen keine Würde. Erst durch ei-

gene Leistung erworbenes Einkommen – natürlich im Rahmen der eigenen Möglichkeiten – gebe Bestätigung und ermögliche ein selbstbestimmtes Leben.

Jeder Mensch hat Potenzial „Ein Mitarbeiter verhält sich loyaler gegenüber der Firma, wenn er die Möglichkeit erhält, sich trotz seines Handicaps zu entwickeln“, erklärt Hertig. Durch den gemeinsamen Weg entstehe eine emotionale Bindung unter den Mitarbeitern. Das wirke sich positiv auf das Betriebsklima aus. Eine langjährige Belegschaft sei gerade im Verkauf ein grosser Vorteil, bewirke sie doch eine gewisse Kundenbindung. Ruedi Hertig will Menschen eine Chance geben, weil er glaubt, dass jeder Mensch Potenzial hat, zu deren Entfaltung er beitragen will. Er will Menschen mit einem Handicap eine Plattform bieten, um sich zu entwickeln. Ob sie diese Möglichkeit nutzen, müssen sie selber entscheiden. „Dass wir uns um Benachteiligte kümmern, bedeutet aber nicht, dass Gott unsere Firma automatisch segnet“, stellt Hertig klar. „Normalerweise haben wir nicht mehr als einen Tag Arbeit im Voraus. Doch bis heute ist es immer aufgegangen. Unser Geschäft funktioniert seit Jahren so.“ M Christian Bachmann b www.elektrohertig.ch


S y n e rg i e | Le Se r br i e f e

mENSCHEN

SYNERGIE

Schweizer am Gebetsfrühstück in Washington

EmotIoNEN Geschäftsleute sind eher zurückhaltend im Zeigen von Emotionen. Mir geht es auch so und manchmal denke ich im Gottesdienst: „Ich möchte auch so winken können.“

Der Einsatz für die Glaubensfreiheit von Anhängern aller Religionen gehöre zum Kern der US-Aussenpolitik. US-Präsident Barack Obama sagte der weltweiten religiösen Verfolgung und Diskriminierung beim Nationalen Gebetsfrühstück in Washington den Kampf an. Zu diesem traditionellen Anlass versammeln sich seit über 60 Jahren immer Anfang Februar Führungspersonen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Religion, um über politische, nationale und kulturelle Grenzen hinweg zu beten und auf Worte aus der Heiligen Schrift zu hören.

Dieses Mal nahmen rund 3000 Gäste aus mehr als 130 Ländern teil, darunter die Präsidenten von Albanien und Haiti, Bujar Nishani (Tirana) und Michel Martelly (Port-au-Prince). Aus der Schweiz angereist waren Heiri Minder, Karin und Philipp Hadorn, Wilf Gasser und Joel Blunier. (idea)

Marc Jost siegte Beim Skirennen des Berner Grossen Rates am vergangenen Samstag auf der Elsigenalp siegte Marc Jost (40) in der Kategorie „Herren 1“. Jost ist zweiter Vizepräsident im Grossen Rat und lebt mit seiner Familie in Thun. Beruflich ist er für die Schweizerische Evangelische Allianz als Co-Generalsekretär tätig und leitet deren Hilfswerkeverband „Interaction“. Ob er auch auf politischer Ebene einen Sieg einfährt, wird sich am 30. März weisen. Marc Jost kandidiert für den Regierungsrat. Sein Leitspruch: „Eine starke Mitte für einen starken Kanton.“ (idea)

K

aum hat die Lobpreisband eines: Learning by doing. Ich zu spielen begonnen, fanwerde es so machen: Vielleicht gen die ersten an zu winken. Es an einem Abend-Gottesdienst, gibt die verschiedensten Arten wenn es dunkel ist, bewege ich und Formen des Winkens. Einimeinen kleinen Finger im Takt ge strecken einfach beide Arhin und her, das wird niemand me gegen den Himmel, andere sehen. Dann werde ich mich Christoph Wirz winken einarmig – hin und her, steigern, zuerst zwei Finger, nach vorne, und nach hinten, manchmal dann die ganze Hand etc. Wenn der Moeinem Erstklässler gleichend, der sich zu ment kommt, da dies jemand sieht, werde Wort meldet. Manchmal wird die ganze ich sofort eine Sonnenbrille montieren. Gemeinde aufgefordert, sich im Kreis zu Nach meinem ersten Winken (mit angedrehen, zu hüpfen. Das sieht dann jeweils winkeltem Arm) hoffe ich darauf, dass die lustig aus, wenn Erwachsene jeden Alters, ganze Gemeinde innehält und mir applaujeder Grösse, jeder Gewichtsklasse, he- diert. So könnte verhindert werden, dass rauszufinden versuchen, wo die individu- ich schamrot im Boden versinke. elle vertikale Achse ist. Doch, ich möchte winken können, ehrlich. Wer jetzt meint, ich mache mich lustig Könnte ich nur einen Bruchteil meiner über Leute, die Emotionen zeigen, die ih- manchmal faulen Sprüche in Emotionsausre Nähe zu Gott spüren können und wol- brüche umwandeln, wäre ich glücklicher. len, liegt falsch. Im Gegenteil, ich möchte Ich möchte Emotionen zeigen können, auch winken können, aber ich kann nicht! möchte winken, trotz oder gerade wegen Introvertiert? „Wüe i Hemmige ha“ – ja, Geschäftsverbindungen. – Ich weiss es: ich durfte Mani Matter noch live erleben. Eines Tages werde ich winken und nieScham? Standesdünkel? Sicher aber die mand wird mich auslachen. Übrigens: Wer Angst, Klienten, Kunden, Bankdirektoren meint, er hätte an der Erfindung des Winetc. könnten das sehen und unliebsame kens mitgewirkt, liegt falsch. Wohl unter Schlüsse ziehen. vielen Stellen hier nur Psalm 28,2: „Höre, Wie kann ich das Winken lernen? Gibt es ich flehe dich an, ich schreie zu dir und hean der Theologischen Fakultät in Freiburg be die Hände zum Gebet empor ...“ P einen Lehrstuhl dafür? Ich gehe davon aus, dass in christlichen Familien das richtige Der Autor ist Notar mit Büro in Oberhofen Winken gelehrt wird. Für mich gibt es nur am Thunersee; er wohnt in Lyss.

Das ist sehr einseitig zu: „Genderismus als grosse Herausforderung“, ““, (Nr. 5, S. 17) Wenn in „idea Spektrum“ das Thema Homosexualität zur Sprache kommt, dann ist das immer sehr einseitig und ausschliesslich im Zusammenhang mit homophoben Theologen oder Umpolungstherapien. Es gibt je länger desto mehr Christen, die sich nicht mehr an der kirchlich organisierten Homophobie beteiligen. In letzter Zeit hätte es genügend Ereignisse für

eine positive Berichterstattung gegeben, darunter das 30-jährige Jubiläum der Zürcher homosexuellen Christenbewegung oder die Tagung des Europäischen Forums der christlichen LGBT-Gruppen in Zug. Marcel Schmidt, Zürich

Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffent veröffentlichen. Kürzungen unter Wahrung des Sinns behalten wir uns vor. Die Redaktion

Bilder: facebook; zvg

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N ac h r ic h t e N sc h w e i z

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Gemeinsam Bodenschätze ausgraben PODIUM aDs-aDhs Hannes Geiges informierte über die Besonderheiten von Kindern mit einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom.

D

er Kinderarzt und Spezialist für Kinder und Jugendliche mit ADS, Dr. Hannes Geiges aus Rüti ZH, informierte in Wila Eltern und Lehrer über die Besonderheiten der Kinder mit einem AufmerksamkeitsDefizit-Syndrom (ADS). „In den ADS-Kindern verborgen ist so viel Schönes und Wertvolles! Graben Sie die Bodenschätze aus“, forderte der Arzt die Anwesenden auf. Selber von ADS betroffen kennt er den Alltag, die Anforderungen und die Ausdauer, welche den Umgang mit diesen Kindern und jungen Erwachsenen prägen. Geiges spricht nicht von einer Krankheit, sondern von einer Anpassungsstörung: Die Gesellschaft verlange etwas, das ADSoder ADHS-Kinder nicht leisten könnten. Aber Geiges ist überzeugt, dass sie auch Ressourcen in sich tragen, auf welche die Gesellschaft nicht verzichten kann. Wenn der Fokus vor allem auf Teilleistungsschwächen wie Legasthenie, mangelnde Impulskontrolle, Hyperaktivität oder Vergesslichkeit gelegt werde, wirke dies entmutigend und führe nicht selten zu Depressionen, in Süchte oder Kriminalität und könne Sozialhilfe nötig machen.

Eine Seilschaft ist nötig „Wenn Sie einen Achttausender besteigen wollen, braucht es dazu eine adäquate Vorbereitung und Ausrüstung, einen Bergführer, hohe Motivation, Kraft und Durchhaltewillen. Das Gleiche gilt beim ADS-

Bild: Mirjam Fisch-Köhler; zvg

aufmerksamkeits-Defizit-störung ADS: Aufmerksamkeits-Defizit-Störung mit oder ohne Hyperaktivität (ADHS). Betroffene können dann ihre Aufmerksamkeit konzentrieren, wenn sie sich mit einem Themenfeld beschäftigen, das sie fesselt. Wenn sie nicht interessiert sind, schweifen ihre Gedanken ab. Informationen für ADS-Kinder: www.elpos.ch, für Erwachsene mit ADS: www.igads.ch

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Dr. Hannes Geiges: „ADHS ist keine Krank Krankheit, sondern eine Anpassungsstörung.“

Betroffenen. Es braucht Eltern, Geschwister, Lehrer, Kameraden, Therapeuten, Wertschätzung, gegenseitige Akzeptanz, Toleranz und eine gute Portion Humor. Alle gehören zusammen, und wie am Seil gilt auch hier, dass der Schwächste das Tempo angibt. Aber dieser muss sich auch helfen lassen.“ Bei Integration denke man immer an Ausländer oder Minderbegabte, an Hör- oder Sehschwache, selten an ADSler. Die Integration der ADS-Kinder lasse zu wünschen übrig, hier bestehe Handlungsbedarf. „Wir verschleudern Ressourcen, wenn wir diesen Kindern nicht Sorge tragen. Sie verfügen über Hartnäckigkeit, Ideenreichtum, Durchsetzungsvermögen, Hilfsbereitschaft und Ausdauer, wenn wir sie in ihren Begabungen fördern“, so der engagierte „Anwalt“ der ADS-Betroffenen. „Unser Engagement hat einen gesunden Selbstwert und eine normale Persönlichkeitsentwicklung zum Ziel, sowie einen Beruf, der ihren Talenten entspricht und nicht unter ihrem Niveau liegt“, sagte der Spezialist, der selbst keine neuen Patienten mehr behandelt. Die wohlwollende Beziehung, das stress- und druckarme Umfeld seien dabei die wichtigsten Faktoren. Zudem betonte der Arzt, dass sich Eltern Sorge tragen sollen, vor allem die Mütter. „Gehen sie auch mal ohne die Kinder in die Ferien, lassen sie sich helfen und entlasten, sonst halten sie nicht durch!“ (mf) P

Der Beitritt der Schweiz in die EU wäre ein grosser Fehler. Was will die kleine Schweiz in diesem riesigen Gebilde mitbestimmen? Die EU hat schwere gesundheitliche Probleme und befindet sich seit Längerem auf der Intensivstation. Sie hängt an Maschinen und wird mit Notprogrammen und Rettungsfallschirmen am Leben erhalten. Sollten die Pumpen und die Euro-Druckmaschinen abgestellt werden, würde die EU unweigerlich auseinanderfallen und der Euro sterben. Ein Beitritt der Schweiz zu dieser maroden Staatengemeinschaft würde die Vermögenswerte der Schweiz verdampfen lassen wie einen Tropfen auf der heissen Herdplatte. Heute steht die Schweiz kerngesund und wie ein Leuchtturm inmitten der Brandung des Sturms. Leider wird das Rezept, das zu diesem Erfolg führt, von der EU in den Wind geschlagen. Im Gegenteil, sie ist bestrebt, uns ihre ganz offensichtlich untauglichen Gesetze aufzuzwingen. Im Namen der Solidarität versucht die Schweiz, mit grosszügigen Zahlungen und der Übernahme von finanziellen Verpflichtungen im Rahmen des Währungsfonds (IWF) zu helfen. Um den Eurokurs zu stützen, hortet die Nationalbank grosse Eurobestände im Keller. Das Sprichwort „mitgegangen – mitgefangen“ wird für die EU-Staatengemeinschaft langsam, aber sicher zum grossen Stolperstein. Die EU-Länder ziehen sich gegenseitig in die Tiefe. Unabhängig, selbstständig und eigenverantwortlich, das ist der Weg der Schweiz. Dieser Weg hat nichts mit Abschottung oder Unbarmherzigkeit zu tun. Er entspricht zudem den Aussagen der Bibel. Andreas Brönnimann ist alt Nationalrat der EDU und Unternehmer.


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IHR BUCHEN AUCH SIE T MARKTINSERA idea Spektrum 07.2013


N AC H R IC H T E N

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Musik prägt schon im Mutterleib STUDIE Rund 40 Millionen Kinder werden weltweit pro Jahr im Mutterleib getötet, vielfach, weil man meint, es handele sich um einen winzigen Fleischklumpen, der nichts empfinde. Doch genau das stimmt nicht.

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eue Studien belegen, dass ungeborene Kinder im Mutterleib stärker geprägt werden als weithin angenommen. So fanden Forscher der Universität Helsinki heraus, dass Kinder sich nach der Geburt an die Musik erinnern können, die sie im Bauch der Mutter hörten. Auch könne man davon ausgehen, dass so die Vorliebe für eine bestimmte Musik geprägt werde. „Wir sind schon im Mutterleib erlebende, fühlende Wesen und fähig, Sinnesreize aus unserer Umgebung aufzunehmen und zu verarbeiten“, so dazu der Heidelberger Psychotherapeut Ludwig Janus in der Sächsischen Zeitung.

Ungeborene können schon Wut und Freude empfinden Nach seinen Worten besteht eine enge Verbindung zwischen Mutter und Baby, über die das Kind „mit einer ganzen Reihe von Gefühlen konfrontiert wird und sie mitfühlt“. So könne das Baby schon im Mutterleib wütend sein oder Angst haben, aber auch Freude und Zufriedenheit empfinden.

Weiter heißt es, dass bei Ungeborenen – ab der achten Schwangerschaftswoche – zuerst der Tastsinn erwacht. So spürten sie ein Entlangstreifen der Nabelschnur an ihrer Haut und ertasteten ihre Umgebung, wie man im Ultraschall sehen könne. Auf den Tast- folge der Geschmackssinn. Er beginne zu reifen, sobald ab der 13. Woche erste Schmeckknospen im Mund des Babys entstehen und es anfange, Fruchtwasser zu trinken. Das Aroma der Flüssigkeit hänge davon ab, was die Mutter zu sich nehme. Studien belegen, dass Essgewohnheiten der Mutter das Kind schon vor der Geburt prägen. So wurde festgestellt, dass Menschen, deren Mütter in der Schwangerschaft viel Knoblauch essen, das Gewürz bereits von klein auf sehr mögen.

Sie hören ab der 17. Woche Hören können Ungeborene etwa ab der 17. Woche – zunächst den Herzschlag der Mutter, das Rauschen ihres Blutes und das Rumoren von Magen und Darm. Später nehme das Kind zunächst die mütter-

Ein Kind im Mutterleib bekommt sehr viel mehr von der Außenwelt mit, als man bisher annahm.

liche Stimme wahr, dann andere Stimmen, Musik und Alltagsklänge. Im Blick auf das Sehen wird der Nürnberger Perinatalmediziner Franz Kainer zitiert: „In der 16. Woche sind die Augen ausgebildet und beginnen sich zu bewegen. Etwa ab der 25. sind sie voll funktionsfähig, und das Baby öffnet sie in Wachzeiten.“ Der Geruchssinn komme im Mutterleib noch nicht zum Einsatz, da er in flüssiger Umgebung nicht funktioniere. Er sei aber gleich nach der Geburt von großer Bedeutung, da er dem Neugeborenen helfe, die Mutter zu erkennen und den Weg zu ihren Brustwarzen zu finden. P

Heiliges Land: Überreste einer 1.500 Jahre alten Kirche gefunden ISRAEL Bei Bauarbeiten sind die Überreste einer byzantinischen Kirche mit Inschriften gefunden worden.

Fotos: picture alliance / ASSOCIATED PR, Xinhua/Photoshot

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ach Auskunft der Israelischen Behörde für Altertümer ist das Bauwerk etwa 1.500 Jahre alt. Es befindet sich im Ort Moshav Aduma an der Straße zwischen Ashdod und Jerusalem. Die Basilika war demnach 22 Meter lang und 12 Meter breit. Sie bestand aus einer Haupthalle, einem weiten Atrium mit einer Zisterne und einer Vorhalle. Auf dem Boden befinden sich griechische Inschriften, die unter anderem die Namen „Jesus“ und „Maria“ enthalten sowie den Namen des Mannes, der das Mosaik gespendet hatte. An der Stelle der einstigen Haupthalle wurde ein mit Rebstöcken verzierter Mosaikfußboden gefunden, der aus 40 Medaillons besteht. Sie bilden verschiedene Tiere ab, außerdem geometrische und botanische Formen. Drei dieser Medaillons ehren hohe Würdenträger der damaligen Kirche. Nach Angaben des Wissenschaftspublizisten und Fachmanns für alte Bibel- und Handschriftenfunde, Alexander Schick (Westerland/ Sylt), handelt es sich um eines der am besten erhaltenen Mo-

saike aus byzantinischer Zeit im Heiligen Land. Nur ein im Jahr 2005 bei Ausgrabungen im nordisraelischen Meggido gefundenes Mosaik sei ähnlich gut erhalten. P

Nahe Jerusalem wurde eine 1.500 Jahre alte byzantinische Kirche bei Bauarbeiten entdeckt. 7.2014


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N AC H R IC H T E N

Warum Jesus die wichtigste Person der Weltgeschichte ist Lobpreis beim Leitungskongress der evangelikalen Willow-Creek-Bewegung in Leipzig

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esus ist die wichtigste Person der Menschheitsgeschichte und er hatte den größten Einfluss auf das Weltgeschehen. Das erklärte der Pastor und Bestsellerautor John Ortberg (Menlo Park bei San Francisco) beim Willow-Creek-Leitungskongress in Leipzig. Jesu Geburt sei die am meisten gefeierte Geburt der Welt. Die Zeitrechnung der meisten Völker orientiere sich an seiner Geburt. Das Kreuz, an dem Jesus hingerichtet wurde, sei das Symbol mit dem weltweit stärksten Wiedererkennungswert. „Hätte man zu Jesu Lebzeiten wetten sollen, wessen Einfluss länger überdauern würde – der Jesu oder der des Römischen Reiches –, hätte wohl niemand

WILLOW-CREEK-KONGRESS Keine andere Person hat bis in die Gegenwart so viel Einfluss wie der Gottessohn.

auf Jesus gesetzt. Aber heute nennen wir unsere Kinder Peter, Maria oder Johannes und unsere Hunde Cäsar und Nero.“

Christen revolutionierten das Sozial- und Bildungswesen Vor Jesus habe es keine Bewegung gegeben, die versuchte, jeden Menschen unabhängig von seinem gesellschaftlichen und sozialen Status einzubinden, betonte Ortberg. Arme und Schwache hätten in der Antike keinen Wert gehabt. Durch Jesu Vorbild hätten Christen durch die Jahrhunderte ein umfangreiches Sozialwesen aufgebaut. Nach Ortbergs Worten haben fast alle Bewegungen, die sich heute um Kranke und Benachteiligte

kümmern, ihre Wurzeln in der christlichen Bewegung und tragen die Handschrift Jesu. Nicht zuletzt habe Jesus durch seine Aufforderung im Missionsbefehl (Matthäus 28), alle zu lehren, die Erziehung und Bildung revolutioniert. So hätten die Missionare Kyrill und Method das kyrillische Alphabet entwickelt. Auch stammten die ersten Wörterbücher und Grammatiken von Missionaren. Die Evangelien seien bislang in 2.200 Sprachen übersetzt worden – in so viele wie kein anderes Buch auch nur annähernd. Angesichts dieser enormen Wirkungsgeschichte Jesu kritisierte Ortberg, dass Christen sich häufig über konfessionelle Unterschiede stritten, anstatt „über Jesus zu staunen“. P

„Ihr baut die besten Autos – warum nicht auch die besten Kirchen?“

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m Ende des Kongresses stand der Appell, sich in den örtlichen Gemeinden zu engagieren und dafür Opfer zu bringen. Der Gründer und Hauptpastor der WillowCreek-Gemeinde in South Barrington (bei Chicago), Bill Hybels, erklärte, bei jedem Besuch in Deutschland sei er fasziniert von der Bildung, Technologie und Industrie hierzulande. Hybels: „Ihr baut die besten Autos der Welt. Warum baut ihr nicht auch die besten Kirchen? Das würde Gott Ehre machen.“

Ich gebe dir heute mein Leben Nach seinen Worten sollte jedes Morgengebet so lauten: „An diesem neuen Tag gebe ich mich dir neu hin. Fröhlich akzeptiere ich

die Rolle, die du mir zugewiesen hast. Ich gebe dir heute mein Leben, mein Herz, meine Talente, meine Kreativität und Ressourcen.“ Wenn die rund zwei Milliarden Kirchenmitglieder täglich so beteten, wäre die Welt eine andere, zeigte sich Hybels überzeugt.

Wo Gott am größten war Gemeindeleiter ermutigte er, in jede Predigt einen Moment einzuflechten, der die Hörer überrasche und den sie mit in den Alltag nehmen könnten. Als Beispiel nannte er eine Kanzelrede, die er gehört habe zu der Frage, wann Gott am besten war. Der Prediger habe mit der Schöpfung von Himmel und Erde begonnen und diese ein-

drücklich geschildert, so dass jeder Zuhörer den Eindruck hatte, die Schöpfung sei Gottes größte Leistung gewesen. Das habe der Pastor jedoch verneint, um mit der Rettung Israels aus Ägypten, der Menschwerdung Gottes sowie Kreuzigung und Auferstehung Jesu fortzufahren. Jedes Mal erwarteten die Hörer, dass das die größte Tat Gottes gewesen sei. Am Ende der Predigt überraschte der Pastor die Gemeinde aber mit dem Satz: „Nein, am größten war Gott, als er mich armen, schwarzen Jungen im Alter von 12 Jahren anrührte.“ Dieser Moment sei so eindrücklich gewesen, dass ihn wohl kein einziger Gottesdienstbesucher vergessen habe, so Hybels. P

Foto: Claudia Börner / Thorsten Indra/ Willow Creek

WILLOW CREEK Rund 8.000 Christen trafen sich in Leipzig zum dreitägigen Leitungskongress der Bewegung.

7.2014


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Überraschender projüdischer Kurswechsel im Iran? WENDE Bislang galt der radikal-islamische Iran als der gefährlichste Gegner Israels. Das scheint sich zu ändern.

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er jüngste Hinweis dafür ist, dass der iranische Präsident Hassan Ruhani dem jüdischen Krankenhaus in der Hauptstadt Teheran knapp 150.000 Euro gespendet hat. Laut Ruhanis Berater Hossein Fereidun will der Präsident damit ein Zeichen gegen religiöse Diskriminierung in seinem Land setzen. Zwar ist auch Ruhani noch gegen eine Anerkennung des Staates Israel, aber er hat sich seit seinem Amtsantritt im August 2013 immer wieder von den anti-israelischen Äußerungen seines Vorgängers Mahmud Ahmadinedschad distanziert. Der hatte den Holocaust geleugnet und zur Auslöschung Israels aufgerufen. Dagegen hat Außenminister Mohammed D. Zarif zum Holocaust im deutschen Fernsehsender Phoenix gesagt: „Eine entsetzliche Tragödie ist da passiert, und das darf nie wieder passieren.“ Der Iran hat mit 25.000 bis 28.000 Mitgliedern die größte jüdische Gemeinschaft im Nahen Osten außerhalb Israels.

Die Christen werden weiter schwer diskriminiert Während die iranische Regierung die einheimischen Juden trotz Spannungen mit Israel nicht unter Druck setzt, werden Christen weiterhin schwer diskriminiert. Über Weihnachten und Neujahr wurden sechs Christen festgenommen, die zuvor Muslime waren. Auch zahlreiche Pastoren sitzen hinter Gittern. Die Gesamt-

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Präsident Ruhani ist nicht mehr der Feind Israels.

zahl der Konvertiten zum christlichen Glauben im Iran wird auf 250.000 geschätzt. Von den insgesamt 76,4 Millionen Einwohnern sind 99 % Muslime. P

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

15. bis 21. Februar

FERNSEHEN Samstag, 15. Februar

Sonntag, 16. Februar

16.30–17.00 Sterben, wie ich will – Der Streit um die Sterbehilfe. Gesprächsrunde u. a. mit Bischof Martin Hein

9.25–10.00 „Fenster zum Sonntag“ – Mit Schmerzen leben. Wie Chronischkranke mit ihren Leiden umgehen

21.15–21.45 ERF 1 Nicht nur Ja und Amen – Margot Käßmann im Gespräch über ihr Leben

11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst aus der Freien evangelischen Gemeinde in Erfurt

Dienstag, 18. Februar 14.00–14.45 „Stunde des Höchsten“ – Das Herz vor Gott ausschütten Montag, 17. Februar 22.00–22.45 Der niederträchtige Krieg – Wie Frauen beim US-Militär vergewaltigt werden.

Donnerstag, 20. Februar

19.30–20.00 22.35–23.05 „Wie ein Schlag ins Gesicht“ „Das Kind gehört mir!“ – Wie der todkranke Sportler Eltern im Scheidungskrieg Paul Beßler zu Jesus fand. Freitag, 21. Februar Mittwoch, 19. Februar 20.15–22.10 20.15–21.00 „Briefe an Gott“ – Spielfilm. Sanfte Medizin und satte Der 8-jährige Tyler ist todGewinne – Das Geschäft mit krank. In Gott findet er einen „natürlichen“ Heilmitteln Gesprächspartner.

HÖRFUNK

Foto: picture alliance

Sonntag, 16. Februar

Donnerstag, 20. Februar

7.05–7.30 Kein Licht ohne Schatten: Selbst-Verwirklichung durch Christus-Nachfolge

8.35–8.50 Die Theologie des Witzes – Religiöse Witze und ihre Pointe

9.45–10.00 SRF 2 Evangelisch-reformierte Radiopredigt von Pfarrerin Caroline Schröder Field, Basel

12.05–12.30 Berg zu verkaufen – Misereor, Peru und die deutsche Verantwortung

8.30–9.00 Mythos Pfarrhaus – Eine legendäre Institution im Wandel der Zeit

9.04–9.30 Als ob sich eine Tür öffnet – Erwachsene entdecken den Glauben

10.00–11.00 Gottesdienst aus der Evangelisch-reformierten Kirche in Hamburg

Mittwoch, 19. Februar 20.00–21.00 Seelsorge im Schweizer Hochsicherheitsgefängnis

20.00–21.00 ERF Plus Das Apfelsinen- und andere Wunder. Horst Marquardt im Gespräch mit Werner Beyer. Kaum jemand kennt sich in der Geschichte der Evangelischen Allianz so gut aus wie Beyer, der ein riesiges Archiv in Bad Blankenburg verwaltet.

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

7.2014


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N AC H R IC H T E N

Nigeria: 5.000 Tote durch islamischen Terror WESTAFRIKA In Nigeria starben bei Gewaltakten der islamischen Terrororganisation Boko Haram (auf Deutsch: Westliche Bildung ist Sünde) in den vergangenen drei Jahren mindestens 5.000 Menschen.

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as teilte der Afrikareferent der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Emmanuel Franklyne Ogbunwezeh (Frankfurt am Main), mit. Die meisten Opfer seien Christen. Aber auch gemäßigte Muslime und Einrichtungen der Zentralregierung – etwa Polizeistationen und Schulen – würden angegriffen. Alles, was dem Ziel von Boko Haram im Wege stehe, eine islamische Republik zu errichten, sei gefährdet. Seit

Anfang dieses Jahres drehe sich die Gewaltspirale immer schneller. In Shonong im Bundesstaat Plateau seien 50 Christen ermordet worden, in Chakawa (Bundesstaat Adamawa) 40 und in Kawuri (Bundesstaat Borno) 85. Der Terror habe im Dezember 2011 begonnen, als Boko Haram allen Christen im Norden Nigerias ein dreitägiges Ultimatum stellte, entweder den Norden zu verlassen oder „die Konsequenzen zu tragen“. Über die Zahl der Mitglieder der radikalen Bewegung gibt es laut Ogbunwezeh keine Angaben.

Saudi-Arabien unterstützt die Christenverfolger

Ein schwerverletzter Junge nach einem Angriff der islamistischen Bewegung „Boko Haram”

NIGER

TSCHAD

BENIN

N IGERI A ABUJA HAUPTSTADT

Bundesstaat Borno

Bundesstaat Plateau Bundesstaat Adamawa

Lagos

KAMERUN

Nigeria Einwohner: 158 Millionen Muslime: Kirchenmitglieder: Anhänger von Naturreligionen:

50 % 40 % 6%

Boko Haram trete in der Öffentlichkeit nur durch einige Sprecher auf. Sie bekomme finanzielle Unterstützung vor allem aus Saudi-Arabien. Nach Ansicht des nigerianischen Friedensforschers Yakubu Joseph sind die staatlichen Institutionen nicht fähig, den Terrorismus wirksam zu bekämpfen. Die Islamisten genössen viel Sympathie, weil sie sich für einen sehr sozialen Staat einsetzten. Als Gegenmaßnahmen empfiehlt Joseph der Regierung, sie sollte die Korruption im Land direkt angehen, die ungerechte Verteilung des Reichtums verringern und die Wirtschaft beleben, damit die Ursachen für die weit verbreitete Unzufriedenheit verschwinden. Dabei sollten westliche Länder helfen. Allerdings seien westliche Firmen zum Teil an der Korruption beteiligt. Der Sprecher des IGFM-Vorstandes, Martin Lessenthin, vertrat die Ansicht, dass es in Nigeria auch unabhängig von Boko Haram Menschenrechtsverletzungen gebe. Dazu gehöre die Einführung der islamischen Gesetzgebung (Scharia) in zwölf nördlichen Bundesstaaten. Sie schließe barbarische Strafen wie Amputation von Gliedmaßen und Steinigung sowie die Unterdrückung von Frauen und Homosexuellen ein. P b www.igfm.de • 069 4201080

NOTIERT USA: Fernsehprediger schwer verletzt Bei einem Freizeitunfall hat sich der US-Fernsehprediger Bayless Conley schwer verletzt. Der 58-Jährige, dessen Bibelarbeiten in mehr als 100 Ländern ausgestrahlt werden, verunglückte vor der Insel Catalina (Kalifornien). Er befand sich mit 2 Freunden in Bayless Conley einem Motorboot. Der 7 Meter lange Katamaran lief mit voller Geschwindigkeit auf Klippen auf. Conley sowie seine Begleiter Keith Johnson und Pastor Jeff Perry erlitten schwere Verletzungen. Conley musste zweimal an Hals und Genick operiert werden. Beide Eingriffe sind gut verlaufen. Johnson erlitt Gesichtsverletzungen und Perry einen Bruch des Brustbeins. Der Pfingstpastor Conley erreicht mit seiner Fernseh-Bibelstunde „Antworten mit Bayless Conley“ jede Woche ein Millionenpublikum – auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Uganda: Tod während der Taufe In Uganda sind ein Pastor und ein Täufling während einer Taufe in einem Stausee ertrunken. Das Unglück ereignete sich am Mugoya-Stausee in Iganga im Osten des Landes vor den Augen von mehr als 200 Gemeindegliedern. Bei den Toten soll es sich um einen pfingstkirchlichen Pastor handeln, bei dem ertrunkenen Täufling um eine Frau. Augenzeugenberichten zufolge soll der Pastor ausgerutscht sein und das Gleichgewicht verloren haben, als er die Frau das dritte Mal untertauchte. Beide konnten den Angaben zufolge nicht schwimmen. Das Unglück ist nicht das erste seiner Art. Laut Medienberichten soll es in demselben Stausee allein in den vergangenen beiden Jahren sieben weitere Todesfälle gegeben haben – allesamt bei Taufen. Dennoch sei der See für Taufen äußerst beliebt, hieß es.

7.2014


P RO & KON T R A

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Haben sich die friedensbewegten Pastoren geirrt? ETHIK „Nur wer die Bibel missversteht, lehnt den ‚Einsatz des Schwertes‘ grundsätzlich ab“, so Peter Hahne zur Debatte um Auslandseinsätze der deutschen Bundeswehr. Laut Hahne hätte es die Wiedervereinigung Deutschlands ohne den Doppelbeschluss der NATO gegen die Aufrüstung der Sowjetunion nicht gegeben. Haben sich die friedensbewegten Pastoren also geirrt?

Christen müssen sich einbringen, notfalls auch fernab, wo „die Völker aufeinanderschlagen“.

PRO

Zunächst dies: Kein seriöser Theologe bestreitet, dass Krieg dem Schöpferwillen Gottes zuwiderläuft und somit eine Frucht der Ursünde ist. Das Gleiche gilt aber auch für Kriminalität. Daraus zu schließen, dass der Soldaten- oder Polizistenstand unchristlich wären, macht weder weltlichen noch geistlichen Sinn. Im Rechtsstaat ist das Kriegshandwerk laut Luther „wichtig und göttlich“, weil es „die Gerechten beschützt, Frau und Kind, Haus und Hof (…) Ehre und Frieden erhält und bewahrt“. Es wegen seines unerfreulichen Arbeitsgeräts zu verwerfen, wäre so töricht wie die Verschmähung des Chirurgenberufs, weil wir Skalpells nicht mögen. Nun gut, aber müssen wir die Bundeswehr in fremde Kontinente schicken? Ja! Denn es wäre philisterhaft anzunehmen, dass die „Gerechten“ ausschließlich innerhalb unserer Grenzen lebten. Unter „Nächste“ versteht die Bibel nicht nur die Piepenbrinks nebenan, sondern auch Schwarze

Der Mauerfall und das Ende des Kalten Krieges sind auch den friedensbewegten Pastoren zu verdanken.

KONTRA

Die „friedensbewegten Pastoren“ waren sehr oft Pazifisten. Mit ihrer Haltung, den Wehrdienst zu verweigern und vielfältig für den Frieden aktiv zu sein, haben sie sich nicht geirrt. Sie lebten nach der Ethik Jesu, die in Zukunft herrschen muss, wenn wir überleben wollen. „Mauerfall“ und Ende des „Kalten Krieges“ sind auch ihnen zu danken.

Fotos: privat, kairospress

Was zur Friedlichen Revolution führte Peter Hahne hat recht, dass Pazifisten keine besseren Menschen sind. Aber es stimmt nur zur Hälfte, dass der NATODoppelbeschluss maßgeblich zur Wiedervereinigung geführt hat. Die Friedliche Revolution belegt: „Buße“ und die Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“ der Friedensdekade, Friedensgebete und gewaltlose Montagsdemonstrationen bildeten die geistig-geistliche Grundlage zur Strategie ei7.2014

Uwe Siemon-Netto ist Gründer des Zentrums für Lutherische Theologie und Öffentliches Leben in Capistrano Beach in Kalifornien. Seine Memoiren als Kriegsreporter erscheinen Ende Februar beim Brunnen-Verlag.

in Afrika. Wenn sie vom Völkermord bedroht sind und über Organisationen wie UNO, EU oder NATO Hilfe erheischen, dann wäre es ein Hohn, Malariapillen zu schicken, während Franzosen und andere ihre Haut zu Markte tragen.

Christen sind in einer paradoxen Lage Nur Schwärmer meinen, dass sich der Mensch aus eigener Kraft ein Privatparadies in Form einer Insel der Seligen schaffen könnte. Christen sind in der paradoxen Lage, zwar aus Gnade durch den Glauben an Jesu Heilswerk erlöst zu sein, sich aber gerade deshalb in der noch unerlösten Welt einbringen zu müssen – nicht durch scheinheiliges Geschwätz, sondern mit dem probaten Werkzeug, dem Bösen zu widerstehen, notfalls auch fernab, wo „die Völker aufeinanderschlagen“. Das Böse ist eine Realität! Dies sollte uns Deutschen klar sein. P

Oberlandeskirchenrat i. R. Harald Bretschneider (Dresden) war in der DDR Gründer der Initiative „Schwerter zu Pflugscharen“, die entscheidend zum Mauerfall beigetragen hat.

nes friedlichen Machtwechsels. Sie trugen zum Wunder der Freiheit und Einheit bei. Bundespräsident Joachim Gauck hat in seiner Rede zur 50. Münchner Sicherheitskonferenz zur verantwortungsvollen Außenpolitik die „aufrichtigen Pazifisten“ gewürdigt. Er hat sie abgehoben von jenen, die Deutschlands historische Schuld benutzen, um zur Zurückhaltung zu mahnen. Das führe zur Selbstprivilegierung. Viele Menschen unseres Volkes leben die „Freiheit eines ungebundenen Lebens“. Insofern lohnt es, die außenpolitischen Überlegungen auch innenpolitisch unter dem Bibelwort zu bedenken: „Wenn dann mein Volk, über das meine Name genannt ist, sich demütigt, dass sie mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören, ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen“ (2. Chronik 7,14). P


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G E BE T SF RÜ H S T ÜC K

Ein Blick in den Saal des Hilton-Hotels in Washington, in dem das Nationale Gebetsfrühstück mit über 3.000 Gästen stattfand.

Die Weltverbesserer NATIONALES GEBETSFRÜHSTÜCK IN WASHINGTON Wie kann man die Welt friedlicher, gerechter und besser machen? Wie lassen sich Kriege und Konflikte verhindern, beilegen oder entschärfen? Verschiedene Welttagungen befassen sich mit diesen Menschheitsfragen, auch das Nationale Gebetsfrühstück in Washington und die dahinterstehende internationale Bewegung. idea-Redaktionsleiter Wolfgang Polzer kommentiert das jüngste Treffen in den USA.

Obama über die Bedeutung der Religionsfreiheit Viel weniger im Licht der Öffentlichkeit steht ein noch älteres Treffen, das solche Ziele mit einem ähnlichen Konzept verfolgt: das Nationale Gebetsfrühstück Anfang Februar in Washington. Es fand jetzt zum 62. Mal statt – mit

über 3.000 Teilnehmern aus mehr als 130 Ländern. Höhepunkt ist immer der Auftritt des amtierenden US-Präsidenten – in ununterbrochener Reihenfolge von Dwight Eisenhower 1953 bis Barack Obama. So auch am 6. Februar, als Obama in Begleitung seiner Frau Michelle und von Vizepräsident Joe Biden eine bemerkenswerte Rede zur Bedeutung der Religionsfreiheit hielt und die Bekämpfung von religiöser Verfolgung und Diskriminierung als einen Kern amerikanischer Außenpolitik beschrieb. Bemerkenswert insofern, als man im Westen jahrzehntelang geneigt war, Religion als Auslöser für Konflikte auszublenden und die Ursachen lediglich in wirtschaftlichen oder ethnischen Interessenkonflikten zu suchen. Spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde die Welt eines Besseren oder vielmehr Schlechteren belehrt.

Gespräche hinter den Kulissen Aber das Nationale Gebetsfrühstück ist viel mehr als die traditionelle Ansprache des US-Präsidenten. Es ist auch mehr als die zahlreichen Frühstücke, Mittag- und Abendessen, Seminare und Zusammenkünfte von Teilnehmern aus verschiedenen Regionen, etwa der rund 20 Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Entscheidende passiert hinter den Kulissen. Zu Recht beschrieb der Thü-

Foto: picture alliance

Zu Beginn jedes Jahres schaut die Welt gespannt auf zwei internationale Konferenzen: das Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos und die Sicherheitskonferenz in München. Zu diesen Tagungen kommen führende Politiker, Wirtschaftsexperten, Militärs und Intellektuelle, um über Lösungen für die großen Probleme der Welt zu beraten: Krieg und Frieden, Armut und Reichtum, Sicherheit und Gerechtigkeit. Kurz: Es geht um die Frage, wie unsere Welt langfristig ein wenig besser werden kann. Das Entscheidende bei diesen Konferenzen sind nicht die öffentlichkeitswirksamen Auftritte der Akteure oder ihre Vorträge vor laufender Kamera, sondern die vertraulichen Gespräche zwischen Freund und Feind hinter den Kulissen. Freilich haben beide – das seit 1971 bestehende Weltwirtschaftsforum und die 1963 als „Wehrkundetagung“ ins Leben gerufene Sicherheitskonferenz – inzwischen ihre Vertraulichkeit aufgrund des Medienandrangs weitgehend eingebüßt.

ideaSpektrum 7.2014


G E BE T SF RÜ H S T ÜC K

ringer Bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski (CDU) das Treffen als „gigantisches Netzwerken“. Wie in Davos und München, so sind auch beim Nationalen Gebetsfrühstück nicht die Vorträge das Wichtigste, sondern die vertraulichen Gespräche hinter den Kulissen. Dazu trägt die ausgesprochen gemischte Zusammensetzung der Gäste bei – zum Beispiel israelische Knesset-Abgeordnete und Araber aus dem Heiligen Land, Politiker und Diplomaten aus Serbien und dem Kosovo, Oppositionelle aus der Ukraine und Anhänger von Staatspräsident Viktor Janukowitsch. Und das geschieht nicht nur Anfang Februar in Washington, sondern das ganze Jahr über in verschiedenen Ländern der Welt.

Eine Bewegung breitet sich aus Wie ist es möglich, Gegenspieler aus Konfliktregionen zusammenzubringen? Die Gebetsfrühstücksbewegung startete schon 1942 durch Treffen christlicher Politiker in den USA, die regelmäßig – etwa einmal pro Woche – über Parteigrenzen hinweg zum Frühstück, zum Austausch persönlicher Erfahrungen, zum Hören auf Bibelworte und zum Beten zusammenkommen. Die Bewegung breitete sich rasch von den Bundesstaaten in den Kongress in Washington aus, wo es Gebetsfrühstücke im Repräsentantenhaus und im Senat gibt. Und weit darüber hinaus in bisher rund 160 Länder der Welt. Auch nach Deutschland, wo vor über 30 Jahren der ehemalige baden-württembergische Landtagsabgeordnete Rudolf Decker zusammen mit dem Verleger Friedrich Hänssler die Idee aufgriff und umsetzte. Inzwischen bestehen Gebetsfrühstückstreffen im Bundestag und in den Landtagen von Hamburg, SchleswigHolstein, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, BadenWürttemberg, Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Immer im Juni gibt es ein Pendant zum US-Gebetsfrühstück – die Internationale Berliner Begegnung –, organisiert von der Stiftung für Grundwerte und Völkerverständigung.

Feindseligkeiten vergessen Wie kommt es, dass bei diesen Treffen Führungspersonen aus unterschiedlichen politischen Lagern, verschiedenen Religionen, verfeindeten Volksgruppen ihre Feindseligkeiten zumindest vorübergehend vergessen können? Eine

Foto: picture alliance / landov

v. l.: Senator Robert Casey, Michelle Obama, Präsident Barack Obama und Janice Hahn

ideaSpektrum 7.2014

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Antwort: Die Gebetsfrühstücksbewegung will das Gemeinsame betonen, nicht das Trennende. Wenn Politiker verschiedener Couleur miteinander beten, können und sollen sie zwar immer noch um den besten Weg ringen, aber sie werden anders miteinander umgehen und die oft schmerzlichen und polemischen Angriffe vermeiden.

Das Konzept lautet ganz einfach: Jesus Hinzu kommt die Einsicht, dass letztlich nicht Gesetze, Ideologien, Wirtschaftskonzepte die Welt verbessern können, sondern eine Veränderung des Menschen in seinem Innersten. Das Konzept der Gebetsbewegung ist simpel; es lautet: Jesus. Immer wieder wird betont, dass diese Person, wie sie in der Bibel, aber auch im Koran beschrieben wird, Menschen vereint. „Religion trennt, aber Jesus verbindet“, ist allenthalben zu hören. Die von Jesus gepredigten Werte wie Nächsten- und Feindesliebe, Vergebung, Barmherzigkeit und Menschenfreundlichkeit leuchteten allen ein. Nein, eine Missionsveranstaltung ist das Gebetsfrühstück nicht. Menschen bekehren könne man ohnehin nicht, das sei Sache des Heiligen Geistes. Aber Brücken bauen, Gemeinsamkeiten statt Unterschiede betonen – danach sehnten sich alle Menschen.

Theologischer Streit findet kein Interesse Über den theologischen Gehalt dieser Philosophie könnte man trefflich streiten. Aber das will man nicht. Kirchenvertreter sind demzufolge beim Nationalen Gebetsfrühstück auffallend rar. Theologischer Streit stößt auf kein Interesse, denn dies würde ja gegen das Ziel verstoßen, die Gemeinsamkeiten zu betonen. Vielfach kann man sich freilich des Eindrucks einer gewissen Naivität und eines überbordenden Idealismus nicht erwehren. Ja, wenn alle Menschen dem Beispiel Jesu folgen würden, wäre die Welt besser. Ja, wenn …

Die Welt ist nicht besser geworden Weder das Weltwirtschaftsforum in Davos noch die Münchner Sicherheitskonferenz haben die Probleme der Welt lösen können – und die Gebetsfrühstücksbewegung auch nicht. Zwar weiß niemand, wie viele Konflikte durch vertrauliche und diskrete Begegnungen verhindert oder wenigstens entschärft wurden. Aber ein Blick in die Zeitung, ins Fernsehen oder das Internet genügt, um festzustellen, dass unsere Welt nicht besser und heiler geworden ist – im Gegenteil. Das entbindet gewiss nicht von der Verpflichtung, der Stadt Bestes zu suchen, wie es der Prophet Jeremia (29,7) so trefflich ausgedrückt hat. Aber gleichzeitig gilt es, politisch, wirtschaftlich und geistlich realistisch zu bleiben. Christen sind überzeugt, dass es den Menschen auch beim besten Willen nicht gelingen wird, die Welt zu retten. Das ist Gott vorbehalten, wenn er bei der Wiederkunft Jesu Christi einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird. Freilich: So lange gilt es, zu beten und zu handeln und den Mut nicht zu verlieren. P


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IN T ERV IEW

Russland: 142 Mio. Bürger Insgesamt 25 % Kirchenmitglieder 35 Millionen Orthodoxe (Rund 100 Millionen Einwohner bezeichnen sich jedoch als orthodox.)

500.000 Katholiken 200.000 Lutheraner 150.000 Baptisten 150.000 Charismatiker 120.000 Pfingstler 70.000 Adventisten

Präsident Putin (oben) im Gottesdienst in der neuen „Olympia-Kirche” in Sotschi. Nicht nur hier sind die orthodoxen Kirchen so prunkvoll.

Sotschi ist nicht Russland RUSSLAND Die Welt blickt in diesen Tagen nach Sotschi, wo die Olympischen Winterspiele stattfinden. Für idea ein Anlass, nach der religiösen Situation in Russland zu fragen. Dazu ein Interview mit Otto Schaude, der im Alter von 66 Jahren vor gut 3 Jahren Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten wurde. Der Pietist aus Schwaben leitet das größte lutherische Bistum der Welt, das sich über 7 Zeitzonen erstreckt. Mit ihm sprach Helmut Matthies. aller Ehen werden geschieden), sondern auch die höchste Abtreibungsrate, die höchste Selbstmordrate unter Kindern sowie unter den Alten. Viele Russen ertränken ihre Hoffnungslosigkeit in Alkohol.

Putin, der Fuchs und der Rabe Aber Putin hat doch die letzten Präsidentschaftswahlen (2012 mit 64 %) haushoch gewonnen … Die Russen haben seit der kommunistischen Oktoberrevolution 1917 drei Generationen Bespitzelung hinter sich, und das hat sich tief eingeprägt. Man sagt und tut öffentlich nie, was man eigentlich denkt. Das macht ein Witz deutlich, der gerade in Russland erzählt wird. Es ist die „aktualisierte“

Fotos: imago/ITAR-TASS, picture alliance

idea: Herr Bischof Schaude, sieht man die Bilder von Sotschi an, ist Russland ein modernes Land. Erleben Sie es auch so? Schaude: Sotschi ist eine Ausnahme, ein Prestigeobjekt Präsident Putins. Die Spiele müssen perfekt sein und alle seitherigen Spiele überstrahlen. Sie sind mit offiziell gut 37 Milliarden Euro die mit Abstand teuersten der Geschichte. Doch das ist nicht Russland. Ich erlebe ein Volk, das nach 70 Jahren Atheismus ohne Perspektive ist. Der stellvertretende Vorsitzende der Liberal-Demokratischen Fraktion im russischen Parlament, Jaroslaw Nilow, traf es auf den Kopf, als er im letzten Jahr sagte, Russland sei eine Gesellschaft mit hohen Preisen und niedrigen Werten. Russland hat nicht nur die höchste Scheidungsrate weltweit (zwei Drittel

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alte Fabel „Der Fuchs und der Rabe“ von Äsop: „Ein Rabe sitzt auf einem Baum und hat im Schnabel ein Stück leckeren Käse. Das sieht ein unten vorbeilaufender Fuchs. Er schmeichelt dem Raben: ‚Lieber Rabe, du bist der intelligenteste Vogel, den es gibt. Sage mir, soll man Putin wählen? Ja oder nein?’ Der Rabe überlegt und denkt sich: Sag ich Nein, ist das zu gefährlich. Sage ich Ja, gibt es nicht meine Meinung wieder. Vorsichtshalber sagt er ‚Ja’. Dabei fällt ihm der Käse aus dem Schnabel. Der Fuchs nimmt ihn und geht befriedigt fort. Der Rabe denkt: Und wenn ich Nein gesagt hätte, was wäre anders?“ Uns begegnet eine stark verbreitete Hoffnungslosigkeit. „Egal, ob oder was ich wähle, es ändert sich sowieso nichts.“ Das Fatale dabei ist: Russland hat gleichzeitig die größten Bodenschätze. Eine wirkliche Demokratie gab es noch nie – bis heute. Aber Gerhard Schröder (SPD) meinte doch 2004 als Bundeskanzler, Putin sei ein „lupenreiner Demokrat“? Vermutlich hat er die wahre Situation Russlands nie kennengelernt. In einem der besten Reiseführer, dem Baedeker, steht zu Recht drin: Wenn man Russland kennenlernen will, muss man hinter den Ural gehen. Das europäische Russland ist entwickelter als das viel größere, das asiatische.

Foto: www.kwerk.eu

Man macht, was der Priester sagt Warum ist es hinter dem Ural schlimmer? Viele Entwicklungen sind dort nicht angekommen oder hatten wenig Einfluss – z. B. die Aufklärung. Die Russen sind seit Jahrhunderten gewohnt, sich den herrschenden Systemen oder Personen unterzuordnen (und das zu tun, was von „oben“ kommt). Das gilt auch in der orthodoxen Kirche. Man macht, was der Priester sagt. Dann müssten doch aber christliche Werte stark verbreitet sein? Der Aberglaube ist leider im asiatischen Teil noch sehr stark wirksam. Bei wirklichen Problemen wie schwerer Krankheit gehen viele Russen zu Wahrsagern oder zu den Schamanen (Zauberpriestern). Auch in unserer lutherischen Kirche erleben wir, dass Menschen zum Pastor gehen und um Gebet wie Segen bitten – und anschließend zum Schamanen gehen. Wie kann es so viel Aberglauben geben? Es heißt doch, die orthodoxen Kirchen seien übervoll. Die Kirchen sind meist gut besucht, aber es fehlt oft die persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Die 4 Grundpfeiler der Reformation (allein Christus – allein die Schrift – allein der Glaube – allein die Gnade) werden nicht gelehrt. Gleichzeitig sehnt sich die orthodoxe Kirche nach Neubelebung und redet von „Wiedergeburt“. Sie versteht dabei „Wiedergeburt“ religiös-politisch im Blick auf den Einfluss der Kirche auf Staat und Gesellschaft. Dasselbe Wort verwendet auch Putin. Er meint es politisch – im Blick auf die russische Nation. Es gibt kaum ein Volk, das so patriotisch ist wie die Russen. Und für die Russisch-Orthodoxe Kirche gilt: Wer Russe ist, der ist orthodox. Andere Religionen und Konfessionen gehören nicht zu Russland – es sind Sekten. Dazu wird dann vielfach auch unsere lutherische Kirche gezählt. 7.2014

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Wir sind keine Kirche – allenfalls eine religiöse Gemeinschaft, freilich staatlich anerkannt und registriert.

Der Vorhof zum Himmel Was fasziniert denn so viele Russen an der orthodoxen Kirche? Sie erreicht den russischen Menschen wirklich – ganzheitlich. Auch den Leib und seine Sinne und die Seele. Fast alle Städte und Dörfer in Russland sind grau in grau. Dann kommen die Menschen aus dem harten, entbehrungsreichen „grauen“ Alltag in die orthodoxe Kirche und erleben eine andere Welt mit unglaublichem Glanz und Schönheit: sowohl durch die Ikonen als auch durch die Gewänder der Priester. Hier hören sie die altslawischen (nicht russischen!) Gesänge der Priester. Obwohl man sie meist nicht versteht, faszinieren sie offensichtlich. Die Gottesdienstbesucher O

Ein ungewöhnlicher Bischof: Otto Schaude Otto Schaude dürfte der einzige Bischof sein, der kein Theologe mit akademischem Studium ist. Aber der württembergische Altbischof Theo Sorg meinte einmal, dass der Umgang des Lehrers Schaude mit biblischen Texten häufig genauer sei als bei vielen Theologen. Bis 2008 leitete Otto Schaude 17 Jahre lang einen der größten innerkirchlichen Verbände – den württembergischen Altpietistischen Gemeinschaftsverband mit über 500 Gemeinschaften. Als er schon ein Jahr im Ruhestand war, wurde er im Rahmen einer Schulung kirchlicher Mitarbeiter in Sibirien gebeten, vor der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten zu reden. Seine Ansprache beeindruckte derart, dass er gefragt wurde, ob er nicht Bischof werden wollte. Im Oktober 2010 wählte man ihn einstimmig zum Bischof. Seit nunmehr über drei Jahren betreut er (und seine Frau Brigitte begleitet ihn stets) mit nur 15 hauptamtlichen Pastoren 150 Gemeinden. Zu seiner Kirche gehören rund 4.000, oft sehr arme Mitglieder. Wer ihr helfen möchte, kann dies tun über das Sonderkonto „Sibirienhilfe“, Die Apis – Evangelischer Gemeinschaftsverband, EKK Kassel, IBAN DE19520604100000416860, BIC GENODEF1EK1. Als Deutscher braucht Schaude ein Visum. 180 Tage im Jahr darf er in Russland bleiben, die restliche Zeit muss er nach Deutschland zurück. Dieses halbe Jahr nutzt er, um über Russland zu informieren. Wer ihn einladen möchte: otto.schaude@web.de

Bischof Schaude beim Interview in der Wetzlarer idea-Zentrale


selbst singen nicht. Sie sitzen auch nicht, sie stehen. Dazu kommt dann noch der Geruch von Weihrauch und echten Wachskerzen. Kerzen erhält man in Russland ausschließlich in der orthodoxen Kirche. Sie sind eine Haupteinnahmequelle, denn Kirchensteuern kennt man nicht. Im Vergleich zum häufigen Elend des Alltags ist dann ein orthodoxer Gottesdienst für viele so etwas wie der Vorhof zum Himmel. Die Orthodoxie lebt also stark vom äußeren Glanz. Das „Allein Christus“ ist nicht immer im Mittelpunkt, sondern Maria und eine Unzahl von Heiligen. Wenn überhaupt gepredigt wird, dann nur kurz und fast ausschließlich gesetzlich. Was der Priester sagt, gilt als Wille Gottes. Es gibt aber auch Erfreuliches. Kein anderer als der russisch-orthodoxe Kirchenhistoriker Prof. Mitrofanov aus St. Petersburg sagte, Russland wäre eine „Gesellschaft von getauften Gottlosen“ mit magischen und heidnischen Vorstellungen. Deshalb müsse die Botschaft von Christus wieder neu verkündigt werden. Aber Bibeln sind doch heute leicht zu beziehen ... Ja – das stimmt! Aber die orthodoxe Kirche verbreitet kaum Bibeln. Nur wenige orthodoxe Gläubige haben je eine Bibel in der Hand gehabt. Wenn man aber nichts von der Kraft des Wortes Gottes weiß, verändert sich auch nichts. Russland braucht eine Erweckung durch Gottes Geist – nur das schafft eine neue Grundlage – auch in der Ethik. Dafür arbeiten wir und darum beten wir.

Wir bestechen prinzipiell nicht Wo merken Sie im Alltag Korruption? Ein Beispiel: Es gibt eine Führerscheinkontrolle der Polizei. Wer beim Überreichen des Führerscheins gleichzeitig einen Geldschein reinlegt, kann weiterfahren. Wer es nicht tut,

Wir trinken keinen Tropfen Alkohol Worin unterscheiden Sie sich noch? Beispielsweise trinken wir keinen Tropfen Alkohol in einer Welt, wo Alkohol gang und gäbe ist und verheerende Schäden in Russland anrichtet. Wir wollen damit als Christen zeigen: Man kann auch ohne Alkohol fröhlich leben. Haben Sie angesichts der Kontrollen und Korruption keine Angst? Überhaupt nicht. Wir erleben volle Freiheit für unsere Kirche. Gleichzeitig muss man die russische Mentalität kennen, das Volk lieben und sich als Christ seines Auftrags gewiss sein. Ich bin an der Grenze noch nie besonders kontrolliert worden. Wer wird auch schon einen Bischof verhaften wollen … Das gilt nicht nur für Bischöfe. Putin will im Ausland ein gutes Image haben, und da behandelt er westliche Ausländer korrekt. Sie brauchen keine Angst zu haben.

Rentner, auf nach Russland! Sie suchen Christen aus dem deutschsprachigen Raum, die in Ihrer Kirche ehrenamtlich mitarbeiten. Wo können sie helfen? Ich habe das größte lutherische Kirchengebiet auf der ganzen Welt zu verwalten: vom Ural bis zum Pazifik. Das ist fast 40-mal so groß wie Deutschland. Hier gibt es rund 150 lutherische Gemeinden, aber ich habe nur 15 Pastoren. In kleinere Gemeinden kommt höchstens zwei- bis dreimal im Jahr ein Pastor. Trotzdem fällt kein Gottesdienst aus, weil ihn Laien übernehmen. Man singt und betet viel, und ein Gemeindeleiter liest dann meist eine Predigt vor. Aber es fehlt an gründlicher biblischer Lehre und Seelsorge. Von daher wäre es großartig, wenn sich besonders rüstige Rentner bereitfänden, für einige Wochen in unserer Kirche auszuhelfen. Übersetzer gibt es überall. Die Helfer aus Deutschland könnten Bibelwochen und Gottesdienste halten und für die Seelsorge zur Verfügung stehen.

Dann kommt ihr alle in die Hölle! Lehnt die Orthodoxie andere Kirchen prinzipiell ab? Von Ausnahmen abgesehen, ja. Man sieht und behandelt uns nicht als Kirche, sondern als Sekte, die man negiert oder zum Teil auch bekämpft. Ich möchte es an einem Beispiel deutlich machen: In einer weitab gelegenen Region ist die Zahl der lutherischen Christen von 2 auf 10 gewachsen. Ich wurde eingeladen, ihre Gemeinde offiziell zu gründen. Alles wird vorbereitet. Aber als ich komme, sind nur die beiIn Russland gibt es große Unterschiede zwischen Arm und Reich.

Fotos: picture-alliance, Reuters, picture-alliance

Ein typisches sibirisches Dorf

muss warten. Der Grund für die Korruption bei der Polizei und anderen Beamten ist, dass sie nur sehr wenig verdienen, etwa 450 Euro im Monat, wobei die Lebenshaltungskosten in Russland weithin genau so hoch sind wie bei uns. Sie legen also auch einen Schein rein? Nein, wir bestechen prinzipiell nicht und warten notfalls. Wir müssen als Christen auch hier ein Zeichen setzen. Aber wir kommen trotzdem zurecht, weil beispielsweise die Handwerker wissen, dass die Rechnung von lutherischen Gemeinden sofort bezahlt wird, was ansonsten selten ist.

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Fotos: privat (2)

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den Christen aus der Anfangszeit anwesend. Was war passiert? Der orthodoxe Priester ist von Haus zu Haus gegangen und hat erklärt: „Wenn ihr in die lutherische Gemeinde geht, kommt ihr alle in die Hölle!“. Ein Russe muss orthodox sein. Wenn er in eine andere Kirche geht, verrät er Russland. Und was ist mit Baptisten und Pfingstlern? Die werden noch weniger akzeptiert, wie Freikirchen fast generell. Wenn man in Wohnhäusern zusammenkommt und nicht in einer Kirche, ist man eine Sekte. Und warum bauen die Lutheraner keine Kirchen? Weil wir dafür kein Geld haben. Die orthodoxe Kirche baut jedes Jahr viele, teilweise sehr prachtvolle Kirchen.

Alle Kirchen wurden zerstört Wie viele Kirchen gibt es denn in Ihren rund 150 Gemeinden? Alle lutherischen Kirchen sind von den Kommunisten zerstört worden – bis auf eine einzige in der östlichsten Stadt Russlands, in Wladiwostok. Dort waren zeitweise die Amerikaner stationiert, weil hier im 2. Weltkrieg die Rüstungslieferungen aus den USA ankamen. In unserem ganzen, riesigen Bereich wurden seit dem Ende der Sowjetunion 1991 nur fünf Kirchen gebaut: Da ist z. B. das ChristuskirchenZentrum in Omsk, vor allem finanziert durch die damalige Bundesregierung unter Helmut Kohl. Ein weiterer Neubau kam weithin durch das Geld der EKD zustande. Und für noch eine Kirche hat Angela Merkel gesorgt. Als sie als Kanzlerin zum ersten Mal Russland besuchte, traf sie sich

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in Tomsk mit Putin. Es wurde vorher geklärt, was es für ein Gastgeschenk geben soll. Und da hatte Frau Merkel zu Putin gesagt: „Ich möchte, dass man eine lutherische Kirche baut.“ Sie ist tatsächlich vom russischen Staat gebaut worden.

Russen bewundern vieles an Deutschen Wie ist denn das Verhältnis zu Deutschland überhaupt? Ich habe noch nie Benachteiligung erlebt – nur Entgegenkommen. Überraschenderweise haben wir Deutschen ein sehr positives Ansehen. Die Russen bewundern unsere Leistungsfähigkeit, unsere Tatkraft, unsere Wirtschaft. Und sie erkennen an, dass vieles von dem, was in Russland positiv läuft, mit deutscher Hilfe geschehen ist. Angela Merkel ist eine höchst geachtete ausländische Politikerin. Worin bestehen Ihre größten Herausforderungen? Alle 4 fangen mit „A“ an: der Alkoholmissbrauch, der Atheismus, der Aberglaube und das fehlende ABC des Glaubens. Der größte Teil Russlands – der asiatische – hat nie eine Erweckung erlebt, sondern 70 Jahre brutalen Atheismus. Wir sind eine sehr arme Kirche und danken unseren Partnern für die Hilfe: der Partnerkirche (die hannoversche Landeskirche), der Liebenzeller Mission, dem Missionswerk Hermannsburg, der EKD, dem Gustav-Adolf-Werk, dem Lutherischen Weltbund, dem Martin-Luther-Bund, dem Missionsbund Licht im Osten und den vielen Betern und Unterstützern in Deutschland. Wir freuen uns über alle Hilfe. Herzlichen Dank für das Gespräch.

In Omsk mit der Christuskirche (links) befindet sich die Kanzlei von Bischof Schaude mit Besucherunterkünften.


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Warum ich nicht mehr glaube JUNGE EX-CHRISTEN Viele Eltern und Großeltern schmerzt es, wenn ihre Kinder bzw. Enkel nicht mehr Christen sein wollen. Demnächst erscheint dazu ein Buch mit dem Titel „Warum ich nicht mehr glaube“. Alle drei Herausgeber – Tobias Faix, Martin Hofmann und Tobias Künkler – sind am Institut empirica tätig. Es beschäftigt sich mit Jugendkultur und Religion und gehört zum Marburger Bildungs- und Studienzentrum (mbs). Die Herausgeber haben obige Frage jungen Leuten gestellt und schildern deren Geschichte. Zwei davon drucken wir im Folgenden ab.

Der Zweifelnde

stieß sti auf ein Buch des Evolutionsbiologen und Atheisten Richard Dawkins („Der GottesA wahn“). Dieses Buch war der Auslöser, dass w er sich auch mit den Thesen anderer atheistischer Autoren auseinandersetzte. Nicolo ersc hielt den Schein seines christlichen Lebens h nach außen hin weiter aufrecht, während er n sich innerlich immer weiter vom Glauben entfernte. Die Zweifel an der Existenz Gottes wurden immer stärker: „Und dann habe ich gesagt: Ich glaube nicht mehr an Gott.“

De ut sc

hla Sc (Os nd hw t) ed en Isr a Sü el dk or Fra ea nk rei ch Sc h De we i ut sch z ( W lan es d t) US A I nd ien Tü rke i

Nicolo ist 28 Jahre alt, arbeitet in der Flugbranche und stammt ursprünglich aus Italien. Mit Mitte zwanzig zog er nach Deutschland und lebt heute in Dresden. Er stammt aus einer freikirchlichen Familie mit einer sehr konservativen Tradition. Nicolo ist also in den Glauben hineingewachsen und fand in Gott, der Bibell und der Gemeinde seinen Lebenssinn. Einer seiner Charakterzüge ist es, den n Dingen intensiv auf den Grund zu gehen. n. Meine Frau trennte sich „Ich war der Typ, der immer gefragt hat: t: ‚Warum ist das so?’, und deshalb habe ich h Seine Frau, seine Freunde, Geschwister SCM R. R Brockhaus, Brockhaus 17,95 17 95 EUR immer intensiv in der Bibel gelesen und geund Eltern können diesen Schritt bis heute e forscht. Es hat mir nie gereicht zu sagen: ‚Ich ISBN: 978-3-417-26583-5 nicht nachvollziehen. Es begann für ihn ein fühle mich gut’, ich wollte es auch wissen.“ Nicolo war in schmerzhafter Prozess, der vor allem starke Auswirkungen seiner Jugendzeit immer als Mitarbeiter seiner Gemeinde auf seine Ehe hatte. Nach zwei Jahren kam es zur Trennung. aktiv, er predigte, leitete Freizeiten und nahm an Missions- „Nachdem ich mich von Gott abgewandt hatte, hat sich mein einsätzen teil. „Ich habe jeden Tag gebetet, regelmäßig Bi- Leben sehr verändert, und das konnte meine Frau nicht akbel gelesen und eine intensive Beziehung zu Gott gehabt.“ zeptieren. Wir haben viele Gespräche geführt und nach LöNach dem Umzug nach Deutschland suchte Nicolo sich sungen gesucht, aber sie wollte einen gläubigen Mann, und eine evangelikal geprägte Gemeinde und heiratete bald das war ich nicht mehr.“ Es waren mehrere Aspekte, die eine deutsche, ebenfalls bewusst gläubige Frau. Nicolo Nicolo dazu brachten, mit seinem Glauben an Gott zu brechen: 1. Dawkins Argumene für die Evolution. Für Nicolo war es zuvor selbstverständlich, die Bibel wörtlich zu nehDer Anteil der Nichtgläubigen an der Gesamtbevölkerung men. Er ging ganz selbstverständlich von der Richtigkeit % nicht oder wenig religiös des Kreationismus (Glaube, dass Gott der Schöpfer des Uni100 versums ist) aus. Dawkins biologische Argumente erschie80 nen Nicolo jedoch schlüssiger. 2. Das Alte Testament, das Praktiken wie Sklavenverkauf schildert und eine aus seiner 60 Sicht altertümliche Moral enthält. Es wurde ihm immer erklärt, dass er sich an die Bibel halten solle und dass die gan40 ze Bibel Gottes Wort sei. Nicolo stellte aber fest, dass sich bei nüchterner Betrachtung doch jeder nur an die Dinge 20 hielt, die ihm besonders passten. 3. Außerdem störte er sich 0 an manchen theologischen Lehren: „Ich mochte es ungern, wenn zu Kindern gesagt wurde: ‚Wer nicht daran glaubt, kann kein vollkommenes Leben haben. Wer nicht daran glaubt, kommt in die Hölle.’“ Diese Aspekte führten zu dem © l ideaGrafik; Quelle: Bertelsmann Stiftung Entschluss, sich von Gott abzuwenden: „Ich habe einen hoideaSpektrum 7.2014


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hen Preis dafür bezahlt, aber ich würde es heute wieder machen. Und wenn neue Argumente für Gott kommen würden? Klar, dafür wäre ich offen, wobei ich es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann.“

Foto: idea/Archiv

Die Verletzte Ines ist 22, wohnt in Mainz und studiert Biologie. Christlich geprägt wurde sie in freikirchlich-charismatischen Kreisen. Die Familie besuchte viele Konferenzen und Sommerfreizeiten. Auf einer solchen Freizeit hatte Ines (zusammen mit ihrer Familie) ein Bekehrungserlebnis und ließ sich direkt danach taufen. Ines Leben änderte sich schlagartig. Die ganze Familie lebte fortan aktiv ihren Glauben und schloss sich einer freien Gemeinde an. Ines selbst war aktiv im Schülerbibelkreis, Jugendkreis, Lobpreisteam: „Die Konferenzen und Freizeiten waren wahnsinnig wichtig für mich, und ich habe da immer richtig darauf hingefiebert. Da haben wir immer krasse Sachen erlebt: wie Gott Menschen heilt, wie die eigenen Hände kribbeln und wie wir von Gott beschenkt werden.“ Es ging ihr vor allem darum, Gott zu erleben. Und er sprach zu ihr – in unterschiedlichsten Situationen, durch Bilder, Eindrücke, während Gebeten und in alle Entscheidungen hinein. Gott wollte ihr Leben regieren, er sollte die Nummer eins sein. Dies galt sowohl für große Lebensentscheidungen („Wo soll ich mein soziales Jahr machen?“) als auch für die Kleinigkeiten im Alltag („Auf welchen Sitz im Bus soll ich mich jetzt setzen, Gott?“). Zugleich bewegte Ines die Frage, warum sie auf der einen Seite die Gegenwart Gottes so stark erlebte, auf der anderen Seite aber ihr Vater schwerkrank war und seine Beschwerden nicht besser wurden. Sie beruhigte sich damit, dass Gott schon wusste, was er tat. Nach dem Abitur meldete Ines sich für einen Missionseinsatz in Australien an. Sie leistete vor allem Missionsarbeit unter Jugendlichen. Ines musste sechs Tage die Woche

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8 bis 12 Stunden arbeiten und sonntags in den Gottesdienst gehen. Es ging bei ihrer Arbeit vor allem um Zahlen: Wie viele Leute kamen in die Veranstaltung? Wie viele hatten sich bekehrt, und wie viele davon gingen jetzt in den Gottesdienst? Dazu mussten Ines und ihr Team eine Liste anfertigen, auf der die Namen der Jugendlichen, mit denen sie in den Schulen arbeiteten, standen. Auf der Liste gab es zwei Spalten, die eine mit den Namen der Bekehrten und die andere mit den Namen der Noch-nicht-Bekehrten. Dies setzte das ganze Team unter Druck. Jede Person im Team sollte vier Jugendliche bekehren und diese dann wieder vier. Dazu gab es eine Leitungshierarchie. „Mein Teamleiter wollte immer Dinge, die gar nicht machbar waren. Das war schwer zu ertragen, und die Frage war dann, was war denn jetzt Gottes Wille?“ Wenn Ines widersprach, wurde ihr zur Antwort gegeben: „Gott lehrt dich Demut.“ So spürte Ines konstant geistlichen und psychischen Druck.

Gott meldete sich nicht mehr bei mir Nach einem Jahr kehrte Ines nach Deutschland zurück. Doch die negativen Erfahrungen, die sie in Australien gemacht hatte, hatten sie tiefer getroffen, als sie zunächst vermutet hätte. „Als ich dann zu Hause ankam, bin ich total zusammengebrochen.“ Ines ging es so schlecht, dass sie ständig weinen musste und sogar Selbstmordgedanken hatte. „Ich war bei zwei Psychologen, aber die haben mich wieder nach Hause geschickt und gesagt, dass das die Umstellung nach dem Auslandsaufenthalt ist.“ Auch bei ihren Mitchristen fand Ines keine Hilfe: „Ganz viele haben gesagt, ich soll mehr beten, mehr Zeit vor dem Thron Gottes verbringen, dann wird es wieder besser werden.“ Ines wurde immer verzweifelter. Schließlich fand sie eine Psychologin, die eine Depression bei ihr diagnostizierte. In den Gesprächen wurde Ines klar, dass es nicht nur um das Jahr in Australien ging, sondern dass sie schon davor in einer unwirklichen christlichen Welt gelebt hatte. O


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Ihre Fragen und Zweifel wurden eher mehr, statt abzuklingen. Mit ihren Eltern konnte sie über ihre Situation kaum sprechen. Viele ihrer Freunde verstanden sie nicht und schickten ihr Bibelverse und Gebete, die Ines aber nicht weiterhalfen. Einzig ihre Seelsorgerin war für sie eine gute Ansprechpartnerin. Diese ermutigte sie, sich nicht weiter krampfhaft in ihren Glauben zu verbeißen,

sondern loszulassen. „Sie hat mir auch gesagt, dass das geistlicher Missbrauch ist, was ich erlebt habe, und dass viele Reaktionen ganz normal sind.“ Im Laufe der Seelsorgegespräche fing Ines an, ihren Glauben zu hinterfragen und sich von ihm zu lösen. Sie betete, aber bekam keine Antwort mehr: „Ich habe das Gefühl, Gott meldet sich bei mir nicht mehr.“ P

LERNEN AUS DEN ERGEBNISSEN Die Autoren Tobias Faix, Martin Hofmann und Tobias Künkler erklären, was Christen aus den Erfahrungen ihres Buches lernen können.

Niemand verliert leichtfertig seinen Glauben Dekonversion (Glauben verlieren) ist fast immer ein langer und oft auch ein schmerzhafter Prozess. So wie die Bekehrung meist alle Lebensbereiche durchdringt und verändert, führt auch die Entkehrung in der Regel zu existenziellen Krisen und Veränderungen. Dabei war auffällig, dass viele der jungen Erwachsenen, die nicht mehr glauben wollten oder konnten, kaum Hilfe oder Verständnis für ihre Fragen, Zweifel und Lebenssituationen erfahren haben.

Verschiedene Frömmigkeitsstile aushalten Wie gehen wir mit anders denkenden und glaubenden Menschen um? Diese Frage hat viele der Dekonvertiten (einstigen Christen) beschäftigt, und ihre Erfahrungen waren eher negativ. Gesetze und Regeln geben einen bestimmten Frömmigkeitsstil vor. Wer davon abweicht, fühlte sich schnell „außen vor“ oder wurde bewusst abgewertet und ausgegrenzt. Genau dies hat viele verletzt. Besonders wenn von Gnade und Versöhnung gepredigt und gesungen, dies aber kaum praktiziert wird. Es kann auch nicht verschwiegen werden, dass die Befragten verschiedene Formen von geistlichem Machtmissbrauch erfuhren. Eine junge Frau sagte: „Christen sind nicht, was sie singen.“

Auf Zweifel eingehen Wo können junge Menschen ihre Zweifel und Fragen aussprechen? Auch hier haben viele Dekonvertiten schlechte Erfahrungen gemacht. Zu schnell wurden ihre Meinungen vergeistlicht, ihre Anfragen an Gott, die Bibel oder Gottes-

Tobias Faix

Tobias Künkler

Martin Hofmann

dienstformen nicht ernst genommen, oder sie wurden gar als gefährlich gebrandmarkt. Daher brauchen wir in unseren Gemeinden offene Räume für ehrlichen Austausch. Dies gilt in besonderer Weise in der Auseinandersetzung mit dem „neuen Atheismus’“, der einige der Befragten ihren Glauben so hinterfragen ließ, dass dieser für sie nicht mehr plausibel und nachvollziehbar war, so dass sie sich entschlossen, sich vom Glauben abzuwenden.

Die Widerstandsfähigkeit des Glaubens fördern Besonders wichtig ist die Entwicklung eines mündigen Glaubens. Aber ein eigener, selbst durchdachter und gesunder Glaube entsteht nicht allein dadurch, dass man jeden Sonntag im Gottesdienst sitzt. Ein mündiger Glaube braucht Freiraum zum Wachsen und Vorbilder zur Orientierung. Er sollte gezielt gefördert werden. Das Wissen, dass das eigene Gottesbild auch von eigenen Erfahrungen geprägt ist, muss Menschen nicht verunsichern, sondern kann zur Weiterentwicklung des Glaubens in der Beziehung zu Gott, den Menschen und sich selbst führen.

Junge Menschen in Umbruchsituationen begleiten Verstärkende Umstände im Entkehrungsprozess waren oftmals Umzug, Heirat, Auslandsaufenthalt und andere Übergänge. Gerade in diesen hätte der Leib Christi große Möglichkeiten, Menschen über die Ortsgemeinde hinweg zu begleiten. In einer Zeit voller Netzwerke wäre es hilfreich, wenn diese Netzwerke auch zu Auffangnetzen für junge Erwachsene werden. P

Fotos: PR (3)

Für das Buch „Warum ich nicht mehr glaube“ führten wir zuerst eine Online-Erhebung durch, an der 330 ehemalige Christen teilnahmen. Aus dieser Gruppe haben wir 15 junge Erwachsene aus verschiedenen Konfessionen ausgesucht, die ausführlich interviewt wurden. Die Untersuchung konzentriert sich auf Erfahrungen der Entkehrten, die dabei nicht theologisch gewertet werden. Mit dem Buch möchten wir einen Beitrag zu einem in vielen Gemeinden unterbelichteten Thema liefern.

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Pfarrer Hans-Joachim Martens (Woltersdorf bei Berlin) war Vorsitzender des Evangelisch-Kirchlichen Gemeinschaftswerks in der DDR und bis 2001 stellvertretender Vorsitzender des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes.

» Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. « Aus dem Evangelium des Johannes 8,28

Waren wir in der DDR zu vorsichtig? Das muss man dem dänischen Pfarrer Kaj Mund (1898–1944) lassen: Er war ein Mann der klaren Worte. „Die Wahrheit ist nichts für vorsichtige Menschen; die brauchen nicht die Wahrheit, sondern ein Sofa. Waren etwa die Märtyrer vorsichtig?“, sagte er und wurde zum Märtyrer. Wie Paul Schneider, Dietrich Bonhoeffer und andere. Bald nach der Neujahrspredigt 1944 holten ihn SS-Männer ab und erschossen ihn. Heute bewundern wir diese Märtyrer. Wir „schmücken ihre Gräber“ (Matthäus 23,29). Das ist gut. Als ständige Mahnung! Gerade zu DDR-Zeiten habe ich mich oft tief beunruhigt gefragt: Reicht das? Wie steht es um uns heute? Wo Wahrheiten bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und verdreht werden? Macht uns Jesus Christus, der die Wahrheit ist, wirklich frei zum offenen Wort? Zum öffentlichen Bekennen des Evangeliums und zum Eintreten für bedrängte

Menschen? Das hat es gegeben – Gott sei Dank! Aber allzu oft hat uns eher die Vorsicht bestimmt. Leider! Der bequeme Sitzplatz auf dem Sofa einer harmlosen Frömmigkeit war uns lieber und wichtiger als der Stehplatz in der umkämpften Gemeinde. Dieser „Sofa-Glaube“ hat mir sehr zu schaffen gemacht. Jedenfalls mehr als der aggressive Unglaube, der uns unverhohlen von überall entgegenschlug (wenn wir in der DDR den Mund aufmachten!). Diese Sache ist längst nicht ausgestanden. Darüber schweigen noch zu viele. Und andere nehmen sich unserer Vergangenheit an. Wir können doch – nach 25 Jahren Mauerfall! – dazu stehen. Als ehrliche, dankbare und von der Vergebung lebende Christen! Ob es dazu kommen wird? Im „Jubiläumsjahr“ 2014! Ich habe meine Zweifel. Also versuche ich zu beten: „Herr, bewahre uns vor den (frommen) Leuten, die wenig, aber fast alles ganz genau wissen.“ P

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PORTRÄT

13 Monate schiffbrüchig: Der Glaube an Gott half WUNDERSAME RETTUNG So etwas gab es auch noch nie: 13 Monate trieb ein Schiffbrüchiger im Pazifik umher, bis er schließlich auf einer kleinen Südseeinsel landete – mehr als 10.000 Kilometer von seiner Heimat entfernt. Er meint, Gott habe ihn gerettet. idea-Redakteur Dennis Pfeifer erzählt sein Martyrium nach. allem der Mangel an Süßwasser machte dem Schiffbrüchigen zu schaffen. Schließlich trank er Regenwasser, Schildkrötenblut und sogar seinen eigenen Urin.

Immer wieder gebetet Das Zeitgefühl hatte er schnell verloren. Alvaranga nahm nur noch Tag und Nacht wahr. Während seiner Odyssee kamen ihm Selbstmordgedanken. Er hatte ein Messer dabei, wollte sich damit aufschlitzen. Doch dann kam der Lebensmut zurück. „Ich lebe noch wegen meines Glaubens an Gott“, berichtet er Reportern nach seiner Rettung. „Ich habe Gott immer wieder gebeten, mich zu retten.“

Ein Zeichen Gottes Kurz bevor er an Land strandete, habe sich ein Vogel auf den Bug seines Bootes gesetzt. Das habe er für ein Zeichen Gottes gehalten. „Ich weiß, dass Gott mich gerettet hat. Ich bin froh, dass ich an ihn glaube.“ An welchem Tag er Ende Januar genau auf dem Ebon-Atoll der MarshallInseln – rund 4.000 Kilometer nordöstlich von Australien – anlandete, weiß er selbst nicht. Am Leib trug er lediglich noch eine zerrissene Unterhose. 2

Frauen entdeckten ihn schlafend, nachdem er die letzten Meter zum Strand geschwommen war. Außer dem zotteligen Haar und dem dicken Vollbart sah der Fischer nach 13 Monaten Irrfahrt auf dem Meer recht munter aus. Zwar war er dehydriert, klagte über Gelenkschmerzen und bewegte sich etwas wackelig auf den Beinen, doch wirkte er nicht ausgemergelt.

Eine wirklich unglaubliche Geschichte Die Geschichte klingt so unglaublich, dass viele an ihrem Wahrheitsgehalt zweifeln. Doch Bekannte und andere Fischer erklärten, dass sie Alvarenga seit Ende 2012 vermissten. Auch Experten halten eine solche Odyssee für möglich. Im Pazifik gibt es eine starke Westströmung, die ein Boot von Mexiko direkt nach Indonesien bringen kann – genau dazwischen liegen die Marshall-Inseln. Auch seine 15-jährige Erfahrung als Fischer spreche für seine Glaubwürdigkeit. Für Alvarengas Mutter Maria steht jedenfalls fest: „Der Herr hat ihn geschützt, als er auf See war, und jetzt wird der Herr ihn wieder zu mir zurückbringen. Das ist alles, was mir wichtig ist.“ P

Foto: picture alliance / AP Photo

Die Geschichte erinnert an Robinson Crusoe: Ein Schiffbrüchiger irrt 13 Monate über den Pazifischen Ozean und strandet schließlich auf einem winzigen Atoll. Was sich anhört wie eine Romanvorlage, ist José Salvador Alvarenga (Foto) nach eigenen Angaben wirklich passiert. Der 37-jährige Mann – gebürtig aus El Salvador – startete im Dezember 2012 auf einem Fischerboot von der mexikanischen Westküste im Bundesstaat Chiapas. Er wollte zusammen mit seinem Begleiter Ezekiel Haifische jagen. Seit 15 Jahren lebte Alvarenga im mexikanischen Costa Azul, wo er seinen Lebensunterhalt als Fischer verdiente. Auf offenem Meer versagte plötzlich der Bordmotor und die beiden trieben manövrierunfähig auf dem Pazifik. Strömung und Winde steuerten das 7 Meter lange Boot aus Fiberglas auf die offene See. Ohne Proviant mussten sich die beiden von Schildkröten, Vögeln und Fischen ernähren. Alvarengas jüngerer Begleiter hielt nicht lange durch. Er starb nach 4 Wochen. Die Leiche des Jungen musste Alvarenga über Bord werfen. Mit der Zeit entwickelte er einiges Geschick darin, Seevögel anzulocken und mit bloßen Händen einzufangen. Aber vor

DAS WORT DER WOCHE » Geld ist für mich als Christ etwas, was mir anvertraut wurde. Über die Verwendung des Geldes muss ich vor Gott Rechenschaft ablegen. Wenn ich keinen Weg finden würde, andere Menschen an meinem Wohlstand teilhaben zu lassen, hätte ich ein schlechtes Gewissen. « Europas größter Schuhhändler – Heinrich Deichmann (Essen) – im „Handelsblatt“ zur Begründung für sein soziales Engagement 7.2014


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