12. März 2014 | 11
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Während Exit den Alterrsffreitodd propagiert, forccieren Kircchenn eine gannzheitliiche Pallliattive Caree.
5 Wycliffe Viel Dank und Gotteslob an der Jubiläumsfeier | 7 SEA Weiterhin eine Stimme in der Gesellschaft sein | 13 Porträt Adrian Hofmann als Sportseelsorger an den Paralympics 22 Parzany Über Evangelisation und soziale Verantwortung www.ideaschweiz.ch
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Gemeinsam helfen , Leben verändern ! idea Spektrum 11.2014
E DI T OR I A L
Politik und die Lebensthemen Liebe Leserin, lieber Leser Werfen wir einen Blick ins Sessions-Programm der National- und Ständeräte. Da geht es um erneuerte Freihandelsabkommen, die Evaluation der Kostendeckung von Ausnüchterungszellen, die Auslegeordnung zur Planung hochspezialisierter Medizin, die Umsetzung der nationalen Strategie zum Schutz der Schweiz vor Cyber-Risiken, die Abschaffung der Ehestrafe bei den AHV-Renten bis hin zur Wahl eines Bundesrichters. Dies sind einige wahllos herausgepickte Themen. Aber es gibt Themen, die sind grundlegender als andere. Sie tangieren den gesellschaftlichen Wertekonsens. Ich nenne sie „Lebensthemen“. Sie haben einen ethisch-moralischen Bezug. Zum Beispiel die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik. PID ist ein Testverfahren an Embryonen im Reagenzglas. Es geht dabei nicht um Heilung, sondern um Selektion. Der Bundesrat möchte die Anwendung nur stark eingeschränkt erlauben – für Paare mit erblicher Belastung. Die Wissenschaftskommission will das Screening aber ausweiten und die Zahl der Labor-Embryonen nach oben öffnen. Das freut die Fortpflanzungsmedizin. Embryonen ausserhalb des Mutterleibs sind schutzlos. Je mehr es davon gibt, desto grösser wird die Versuchung, sie als Rohstoff für Forschungszwecke zu betrachten. Durch die wachsenden Möglichkeiten der Fortpflanzungsmedizin steigt der Druck auf werdende Eltern. Müssen sie alles technisch Machbare unternehmen, um ihr Kind genetisch zu optimieren? In dieser Session bisher am meisten zu reden gab die Lockerung der Regeln für Kriegsmaterialexporte. Das Verbot soll nur gelten, wenn ein „hohes Risiko besteht, dass das auszuführende Kriegsmaterial für die Begehung von schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen eingesetzt wird“. Die Neuformulierung freut die Rüstungsindustrie. Ihre Unterstützung wurde höher gewichtet als die Bedenken, repressive Regierungen im arabischen Raum oder in Pakistan mit Waffen zu stärken. In der SRF-Arena wurde darüber diskutiert. Ich blieb mit einer grossen Frage zurück: Kann ich mich für das Recht auf Leben von Anfang bis zum Ende einsetzen und gleichzeitig Waffen in Länder exportieren, in denen Regime sich mit Gewalt an der Macht halten und Christen unterdrückt werden? Rolf Höneisen
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch
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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch
Bildnachweis: Dreamstime/Robert Kneschke (Titelseite); zvg (Seite 3)
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bibLisch Siehe, Kinder sind eine Gabe Gottes! Psalm 127,3 Welch ein Vertrauen von Gott an uns Menschen, dass er uns ein so kostbares Gut anvertraut! Aber lassen wir uns nicht täuschen, wir werden Gott einmal Rechenschaft darüber abgeben müssen, wie wir mit unseren Kindern umgegangen sind. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, dass wir das Beste für die nächste Generation erreichen wollen. Ob das Beste in der bewussten Tötung von Ungeborenen, der Selektion von Föten im Mutterleib, dem Verabreichen von Psychopharmaka zur Ruhigstellung oder in sexueller Ausbeutung besteht, bezweifle ich allerdings. Lassen wir weiterhin solches Unrecht an den Schwächsten unserer Gesellschaft zu, dann werden wir dies dereinst vor Gott teuer bezahlen müssen.
Ein Lieblingsbibelwort von Rolf Haller, Vater von vier Kindern, EDU-Grossrat, Zetzwil AG.
Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX
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PARDON Es war vor 45 Jahren. Wir sitzen als Brautpaar beim Traugespräch. Der Pfarrer ist freundlich, väterlich, kurz vor der Pensionierung. Vom Gespräch weiss ich nichts mehr. Bis auf eine Bemerkung. Sie war an meinen zukünftigen Ehemann (knapp 22 Jahre jung!) gerichtet: „Sie sollen Ihre Frau auch noch lieben, wenn sie einmal Krampfadern hat!“ Wie bitte? Selbstverständlich werden wir uns bis ans Ende aller Tage lieben, und Krampfadern, pardon ... was sind denn das? – Warum ich mich gerade jetzt an den Satz des weisen Pfarrers erinnere? Aus der damals 22-Jährigen ist eine 67-Jährige geworden, und was Krampfadern sind, weiss ich spätestens seit der Geburt unseres dritten Kindes. Vor kurzem war bei mir eine Venen-Operation angesagt. Vor dem Eingriff wurde mit dickem blauem Filzstift der Verlauf der kranken Venen eingezeichnet. An sie hatte der Pfarrer einst gedacht! Übrigens, Krampfadern allein, das ginge ja noch. Was ist aus der Pfirsichhaut, der Traumfigur, den vollen Haaren geworden? Und trotzdem noch geliebt! Mein Mann zeigt es mir immer wieder. Nicht selbstverständlich! Das hatte der Pfarrer gewusst. Und Gott? Wie oft bezeugt er mir seine Liebe. Trotz „Krampfadern“ der Schuld, des Versagens, des Ungehorsams. Wenn Gott mit einem Filzstift alles ankreiden würde, was nicht gut gelaufen ist in meinem Leben ... Dennoch sagt er: „Ich habe dich je und je geliebt, darum zog ich dich zu mir aus lauter Güte.“ (Jeremia 31,3) Nicht selbstverständlich. Gnade! Ich bin weiterhin auf die Trotzdem-Liebe meines Mannes und meines Gottes angewiesen! Marianne Vonlanthen war Lehrerin und Katechetin und schreibt gelegentlich Kolumnen.
Der Freundschaft auf der Spur MÄNNERFORUM Wie werden aus Kollegen echte Freunde? Diesem Thema widmet sich das kommende Männerwochenende.
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änner brauchen Freundschaft – mit dem eigenen Herzen, mit Gott und mit anderen Männern. Davon sind Volker Dehn und Christian Schürmann, Referenten am Männerwochenende im Seminarzentrum Ländli, überzeugt. Freunde seien entscheidend für unsere Lebensqualität. Deshalb beschäftige man sich am Wochenende mit den drei „Best Friends“ (besten Freunden): – Bist du der Freund deines Herzens? Kennst du seine Wünsche, Gefühle, Träume? – Kennst du das Herz Gottes, als Freund, wie es für dich schlägt? – Teilst du dein Herz mit Freunden und lebst mit ihnen in einer verbindlichen Gemeinschaft? Diese drei Dimensionen von Freundschaft gehörten zusammen, meint Dehn: „Nur im Gegenüber mit Gott und anderen Männern werden die ‚Balken in meinem Auge‘ sichtbar, werde ich zur Veränderung herausgefordert.“ Jede Veränderung geschehe letztlich durch Begegnung, durch ein Gegenüber.
Erwartungen Was verstehen Dehn und Schürmann unter Freundschaft mit dem eigenen Herzen? Männer hätten mit Erwartungen zu kämpfen, die schon in der Kindheit auf sie gelegt worden seien. Diese verhinderten,
„dass sie überhaupt bei sich selbst ankommen“. Zudem projizierten Männer diese Erwartungen dann auf Gott und meinten, sie erfüllen zu müssen. „Besonders herausfordernd ist es für Männer, ein Ja zu sich selbst zu finden, unabhängig von ihrer Leistung, ihrem Erfolg, ihrem Status, ihrer Rolle.“ Hätten sie ein volles Ja zu sich selbst, dann könnten sie, so Dehn, Grosses bewegen. „Dann kennen sie ihre Leidenschaft und können in ihrer Berufung ihr Potential von Gott her voll entfalten.“
Alles im Griff? Beziehungen unter Männern bleiben häufig auf der Hobby- und Freizeitebene. Für Dehn und Schürmann, die im Berater- und Seelsorgeteam Josua-Dienst e.V. im Südschwarzwald arbeiten, hat der Mann die Fassade aufzugeben, die vorgibt, er habe alles im Griff. So könne er sich „auch in seiner Bedürftigkeit und Schwachheit mitteilen und sich auf einen Austausch von Herz zu Herz einlassen“. Das sei der Weg zu einem authentischen Mann-Sein, einem tief gegründeten Selbstbewusstsein. Als grösste Herausforderung in der Beziehung zu Gott sieht Volker Dehn das Vertrauen.
Eine Entdeckungsreise Dieses Wochenende für Männer soll eine Entdeckungsreise werden. Weil wir es nicht nur mit Gaben und Fähigkeiten zu tun haben, sondern auch mit unserem Charakter, mit Gefühlen und dem geistlichen Stand vor Gott. (psc) • Das Männerwochenende „Best Friends“ findet vom 21. bis 23. März im Seminarzentrum Ländli in Oberägeri statt. Infos: www.maennerforum.ch; Anmeldung: seminare@laendli.ch
Entdeckungsreise am Männerwochenende: Wie aus Kollegen echte Freunde werden.
Fotos: Dreamstime/Gabriel Blaj; zvg
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N ac h r ic h t e N sc h w e i z
Von der besten aller Übersetzungen 50 JAHRE WYCLIFFE Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich ein weltweit tätiges Werk. Am Samstag wurde in Biel gedankt und gefeiert.
Freude herrscht! 41 Übersetzungen der Heiligen Schrift – vereinigt zur „Bibelparade“.
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audate, omnes gentes, laudate dominum!“ Der Gesang von rund 500 Gästen aus aller Welt füllte die Christuskirche der Landeskirchlichen Gemeinschaft Jahu in Biel. Eine „Bibelparade“ machte den Einsatz von Schweizer Bibelübersetzerinnen und Bibelübersetzern an über 40 Projekten sichtbar. Und der bekannte Mime Carlos Martinez überraschte mit deutlichen Worten zur Lektüre der Bibel.
Foto: idea/Thomas Feuz
Schweizer von Anfang an dabei „Jubiläum kommt von Jubeljahr. Die vergangenen Jahre geben vielfachen Grund zum Jubeln!“ Frank Lautenschlager, Europaleiter der „Wycliffe Global Alliance“, überbrachte nicht nur die Segenswünsche der 120 Mitglieder umfassenden Allianz der Bibelübersetzer. Sein Präsent an Wycliffe Schweiz: eine künstlerische Illustration von 2. Thessalonicher 3,1 („die Botschaft verbreiten“). „750 Mal konnte in den vergangenen Jahrzehnten gejubelt werden, wenn die Übersetzung einer Bibel oder eines Neuen Testaments abgeschlossen war. Wie in den Anfangsjahren stellen wir uns der grossen Herausforderung, die Bibel oder Bibelteile in weitere 2000 Sprachen zu übersetzen.“ Grund dafür sei das Bekanntwerden neuer Sprachgruppen. Wycliffe setzte sich das Ziel, bis 2025 ein Übersetzungsprojekt für jede Volksgruppe zu starten, „die das Wort Gottes nötig hat“. Wycliffe Schweiz bleibt ein guter Partner: An der Gründung von Wycliffe Deutschland waren zwei Schweizer massgeblich beteiligt. Lautenschlager lobte diesen 11.2014
Pioniergeist, „damit jeder Mensch Gottes Reden in seiner Sprache verstehen kann“.
Vielseitige Weltveränderer In Videobeiträgen orientierten Thomas Wiesmann und Eric Hirschi über die Anfangszeiten und die Entwicklung des Werks. Hirschi erläuterte, dass sich die Leitung nie in Fragen der Arbeit vor Ort eingemischt, sondern Verantwortung und Kompetenzen delegiert habe. Wiesmann wünschte dem Werk, dass die Mitarbeitenden „Pioniere“ bleiben möchten. Nicht selten dauert es 20 Jahre, bis eine Übersetzung übergeben werden kann. 41 Personen verdeutlichten mit einer „Bibelparade“, welch grossen Einsatz Mitarbeitende aus der Schweiz bei der Übersetzungsarbeit leisten. Das bleibe nicht ohne Auswirkungen: „Die Bibel verändert ihre Leser, aber auch deren Umfeld.“
Alle sollen die Bibel „übersetzen“ Mit den Beiträgen „Geschenk“, „Gefangen“ und „Berufung“ untermalte der Mime Carlos Martinez die verschiedenen Wortbeiträge. Und wünschte dann, dass die Bibellektüre ein Lächeln bewirken möge – „denn sie gibt uns Hoffnung!“ In seiner Ansprache ermunterte Hannes Wiesmann, Direktor von Wycliffe Schweiz, das Werk mit Gebet, Ermutigung und Unterstützung zu begleiten. Denn: „Sie alle haben Teil an unserem grossen Auftrag. Die beste Bibelübersetzung ist jene in den persönlichen Lebensalltag.“ (tf) • www.wycliffe.ch b
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NOtIERt Feier mit viel Dank und Lob: 20 Jahre Camp Rock Am Sonntag wurde im Jugendlagerhaus Camp Rock bei Bischofszell TG gefeiert. Seit der Eröffnung am 1. Juli 1994 durfte das Team um Andy und Esther Salathé bereits 250 Kinder- und Teenager-Camps durchführen und dabei rund 17 700 Campern eine erlebnisreiche Lagerwoche bieten. Camp Rock ist ein Jugendlagerhaus mit 97 Betten, das in romantische Natur eingebettet ist und direkt am Fluss liegt. (idea) b www.camprock.ch Das erste Babyfenster im Grossraum Zürich Das Spital Zollikerberg wird in den nächsten zwei Monaten ein Babyfenster einrichten. Dort können Mütter in Not ihr Neugeborenes anonym abgeben. Vor drei Jahren brachte Spitaldirektorin Orsola Vettori die Idee des Fensters erstmals auf den Tisch. Letzten Herbst forderte EDU-Kantonsrat Erich Vontobel in einem Postulat, die Regierung möge sich für das Anliegen einsetzen. Für Spitaldirektorin Orsola Vettori ist das Babyfenster ein logischer Schritt in der Tradition des Hauses mit einer grossen Geburtsklinik. (idea) b www.spitalzollikerberg.ch FEG-Pastorenkonferenz: Spontane Einladung in die Stille Die diesjährige Pastorenkonferenz der Freien Evangelischen Gemeinden (FEG) fand vom 3. bis 5. März in Emmetten statt. Viele wurden von den Aussagen des Referenten Klaus Eickhoff angesprochen, auch der FEG-Vorsitzende Peter Schneeberger. Ihm blieb ein Satz besonders hängen: „Unsere Agenda ist der Ort der grössten Gottlosigkeit. Wir brauchen Inseln der Stille. Im Gehetze vergeht uns die Sehnsucht nach Gott.“ Schneeberger reagierte. Noch während der Konferenz lud er zehn Pastoren für eine Woche Auszeit ins „Haus der Stille“ b www.feg.ch in Amden ein. (idea)
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idea Spektrum 11.2014
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Die SEA will eine Stimme in der Gesellschaft sein AbStimmunGSpArolEn Dass die SEA hier Abstimmungsempfehlungen macht und dort nicht, gibt zu reden. Aufgeben will die Allianz ihre bisherige Praxis aber nicht. Christsein habe eine politische Dimension.
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Die SEA enthielt sich einer Empfehlung: Riss durch die evangelikale Welt?
sei unklar, in welchen Fällen die SEA Abstimmungsparolen fasse und in welchen nicht: „Welches Gremium verabschiedet die Parole – der Generalsekretär, der Zentralvorstand, die Delegierten?“ Er habe den Eindruck, dass die Abstimmungsparolen der SEA „eher zufällig zustande kommen“. Das politische Vorgehen der SEA-Spitze spalte die Allianz, anstatt das Gemeinsame zu fördern. Daniel Suter empfiehlt der SEA anstelle von Parolen, Pro- und Kontra-Stellungnahmen aus christlicher Sicht zu veröffentlichen und den Stimmbürger selbst entscheiden zu lassen.
Vorstand trägt die Verantwortung Die Allianz ist statutarisch nicht verpflichtet, Abstimmungsparolen herauszugeben. Warum tut sie dies trotzdem? SEA-Präsident Wilf Gasser: „Christsein hat immer eine politische Dimension.“ Die Evangelische Allianz wolle eine Stimme in der Gesellschaft sein. Aktuell zum Ausdruck gekommen sei dies in der Medienmitteilung zur Ständerats-Motion für einen Religionsartikel in der Verfassung. Dieser tangiere die Religionsfreiheit. Die SEA greife aber auch „gegen innen gerichtete Themen auf“, erklärt Gasser. Es sei möglich, dass Arbeitsgemeinschaften einen
Antrag stellten für eine Stellungnahme vor Abstimmungen. So geschehen im Fall der FABI-Vorlage. Hier habe sich die Arbeitsgemeinschaft Energie, Klima und Umwelt zur umweltschonenden Verkehrsentwicklung geäussert. Letztlich sei es aber der SEAVorstand, der die Verantwortung bei Abstimmungsparolen trage, „auch wenn die Anstösse von Arbeitsgemeinschaften oder den Generalsekretären kommen“, hält der SEA-Präsident fest. Ebenfalls möglich seien Resolutionen aus der Delegiertenversammlung. Die von Daniel Suter im „EDU-Standpunkt“ geäusserte Vermutung, dass SEA-Empfehlungen „zufällige Meinungsäusserungen von nicht näher bestimmten Personenkreisen innerhalb der SEA“ sind, weist Wilf Gasser zurück. Je nachdem werde im Vorstand „sehr darum gerungen“. Zufällig komme kein Entschluss zustande. Dass zur Initiative bezüglich Abtreibungsfinanzierung kein Orientierungspapier publiziert wurde, hänge auch damit zusammen, dass momentan keine SEA-Arbeitsgemeinschaft zum Lebensschutz bestehe. Man habe im Zentralvorstand die Praxis bei Abstimmungen diskutiert und beschlossen, weiterhin mit Stellungnahmen und Dokumentationen zur Meinungsbildung beizutragen. Dabei werde man auch gerne mit den vorgeschlagenen Pro- und Kontra-Darstellungen arbeiten. Und man wolle Klarheit schaffen, sagt SEA-Präsident Gasser: „Wo wir eine Abstimmungsparole äussern, werden wir in Zukunft präziser zum Ausdruck bringen, dass der Vorstand diese gefasst hat.“ (rh) •
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m 17. Januar schreckte eine Schlagzeile im „Landboten“ auf: „Abtreibungsvorlage spaltet Evangelikale“. Im Artikel ging es um die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA): Dass diese keine Empfehlung abgebe zur Initiative „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“, stosse bei manchen Christen auf Unverständnis. Namentlich genannt wird EDU-Präsident Hans Moser. Für ihn war die neutrale Haltung der SEA „total fehl am Platz“. Auch René Winkler, Direktor der Pilgermission St. Chrischona, zeigte sich gemäss der Zeitung überrascht. Eine Ja-Empfehlung der SEA wäre ein wichtiges Zeichen gewesen, sagte Winkler. Die SEA hatte ihren Entscheid allerdings bewusst so gefällt. Ähnlich wie die Bischofskonferenz, sah sie in dieser Vorlage kein wirksames Mittel, die Zahl der Abtreibungen zu senken. Die Allianz ist ein Netzwerk evangelischer Christen. Sie verbindet rund 560 lokale landes- und freikirchliche Gemeinden, organisiert in 80 Sektionen. Gemeinsam mit rund 160 christlichen Organisationen bilden sie eine Basis von geschätzten 250 000 Christinnen und Christen in der Schweiz. Unter dem Stichwort „Gesellschaft verändern“ heisst es auf der SEA-Webseite: „Wir nehmen Stellung zu aktuellen Fragen und sind bestrebt, der Gesellschaft die Vorzüge biblischer Ethik näherzubringen.“ Stellung zu nehmen, indem Themen für die Meinungsbildung kontrovers dargestellt werden, erachte er durchaus als eine Aufgabe der SEA, meint Daniel Suter, Geschäftsführer der EDU Zürich. Er fordert aber, die SEA solle sich nicht wie eine politische Partei gebärden und keine Abstimmungsparolen herausgeben. Viele SEAMitglieder seien in einer politischen Partei, unter anderem in der EVP und der EDU. Und deren Parolenfassung könne sich durchaus widersprechen. Suter fragt: „Für wen spricht die SEA?“ Unter dem Titel „Die SEA spaltet die Evangelikalen“ kritisiert Suter im EDU-Parteiblatt „Standpunkt“, es
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Fotos: Screenshots „Der Landbote“, „EDU-Standpunkt“
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Lebenshilfe für Sterbende STERBEN Wie gehen wir mit alten und sterbenden Menschen um? Die Gesundheitskosten steigen weiter, der Lebensschutz wird aufgeweicht. Exit propagiert bereits den Altersfreitod. Nun forcieren die Kirchen den Ausbau der Palliative Care. Von Christof Bauernfeind Jahr 2010 auf 28 Prozent im Jahr 2060 an. Das bedeutet, der Pflegebedarf am Lebensende wird quantitativ, aber auch qualitativ weiter massiv zunehmen. Angesichts solcher Aussichten kommen Fragen auf: Kann eine Gesellschaft das tragen? Wie kann die Qualität in der Versorgung und Pflege gesichert werden? Und natürlich: Was darf das alles kosten? Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass der steigende Kostendruck mit einem schleichenden Wertewandel einhergeht, mit einer Aufweichung des Lebensschutzes und einer Verschiebung dessen, was man als lebenswert oder würdevoll erachtet.
Der Druck auf Betagte steigt „Ich möchte nicht als Pflegefall enden, der von anderen gewaschen, frisiert und abgeputzt wird. Ich möchte mir nicht den Nahrungsersatz mit Kanülen oben einfüllen und die Exkremente mit Gummihandschuhen unten wieder herausholen lassen. Ich möchte nicht vertrotteln und als freundlicher oder bösartiger Idiot vor mich hindämmern. Und ich möchte ganz allein entscheiden, wann es so weit ist und ich nicht mehr will, ohne Bevormundung durch einen Bischof, Ärztepräsidenten oder Bundestagsabgeordneten.“ So ein Auszug aus dem Plädoyer für aktive Sterbehilfe in Deutschland, verfasst vom ehemaligen Fernsehintendanten Udo Reiter. Der querschnittsgelähmte Reiter drückte damit die nicht unberechtigte Sorge vieler Menschen aus, in einem kalten, unpersönlichen Pfle-
Foto: Dreamstime/Spotmatik
Haben Sie Vorstellungen, wie Sie sterben wollen, Herr Schawinski?“, fragte das „Das Magazin“ im Interview. „Ich hoffe, ich kann ohne Bitterkeit gehen. Dann hat sich alles gelohnt. Ich bin Mitglied bei Exit und habe eine Patientenverfügung“, antwortete der 68-jährige Moderator. Erst kürzlich gab auch der katholische Theologe Hans Küng (85) seine Mitgliedschaft bei der Sterbehilfeorganisation bekannt. Der an Parkinson erkrankte Kirchenkritiker veröffentlichte den letzten Teil seiner Memoiren und erklärte, er sei „nicht lebensmüde, aber lebenssatt“. Schawinski und Küng stehen keineswegs alleine da. Immer mehr Menschen wollen die Umstände und den Zeitpunkt ihres Ablebens nicht mehr dem Zufall, einer höheren Macht oder gar dem Gesundheitssystem überlassen. Dass man es mit Letzterem am eigenen Lebensende ausgiebig zu tun bekommen wird, ist immer wahrscheinlicher. Der Grund dafür ist, dass wir immer älter werden. Bereits heute scheiden nur etwa 10 Prozent der Menschen, die jährlich in der Schweiz sterben, plötzlich und unerwartet aus dem Leben. Für die grosse Mehrheit geht der letzte Weg durch eine mehr oder weniger ausgedehnte Krankheits- und Pflegephase. Doch nicht nur das. Die Menschen werden nicht nur immer älter, die „Alten“ werden auch immer mehr. Gemäss dem mittleren Szenario des Bundesamtes für Statistik (BFS) steigt der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung von 17 Prozent im
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geapparat parkiert zu werden und hilflos auf den eigenen Tod warten zu müssen. SPD-Politiker Franz Müntefering denkt in einer öffentlichen Antwort auf Reiter aber noch einen Schritt weiter: „Wenn Altsein wirklich so trottelig und wertlos ist und ausserdem in seiner Massenhaftigkeit auch recht kostenträchtig – muss man dann den Menschen nicht rechtzeitig abraten davon und ihnen zum runden Geburtstag einen kostenlosen süssen Auf-immerEinschlaftrunk andienen? Win-win? Die Erbenkonten werden nicht für Trotteligkeiten verplempert.“ Niemand wird ernsthaft wollen, dass die beiden Aspekte „Kostenfaktor“ und „Lebensrecht“ jemals etwas miteinander zu tun bekommen und doch fahren sie auch in der Schweiz auf unheilvollem Kollisionskurs. Je schwächer der Status des pflegebedürftigen Lebens in der Gesellschaft wird, desto weniger finanziellen Druck verträgt es. Oder konkret: „Wenn die Schwelle für Sterbehilfe für gesunde alte Menschen sehr tief liegt, erhöht das meines Erachtens ohne Zweifel den Druck auf Betagte. Alte Menschen werden heute schnell als Belastungsfaktor wahrgenommen – und sie sehen sich zum Teil selber so. Wir haben hier ein gesellschaftliches Problem der Wahrnehmung respektive Wertschätzung unserer alten Menschen“, so Daniel Grob, Mitglied der zentralen Ethikkommission der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) in der Zeitung „Der Bund“. „Man kann und darf das Problem nicht mit schnellen, billigen Suiziden lösen.“ Mit seinen Aussagen reagierte der Zürcher Chefarzt für Geriatrie auf die Absicht von „Exit“, sich vermehrt dafür einzusetzen, dass betagte Menschen leichter an Sterbemittel kommen. Die Sterbehilfeorganisation lancierte im Herbst eine entsprechende Umfrage unter ihren Mitgliedern. Es geht dabei
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nicht etwa um die Verkürzung von körperlichen Leiden oder einer unerträglichen Situation am Lebensende, sondern um den sogenannten Altersfreitod, dem man auch gerne den wohlklingenden Namen „Bilanzsuizid“ verleiht. Definition: „Ein betagter Mensch entscheidet sich nach gelebtem Leben für das selbstbestimmte Sterben, unabhängig vom Gesundheitszustand.“ Exit-Präsidentin Saskia Frei: „Gerade angesichts steigender Lebenserwartung, verbunden mit Hochleistungsmedizin und immer individueller geprägter Lebensgestaltung, muss sich Exit offen mit der Thematik des Altersfreitods auseinandersetzen und sich der Entscheidungsfreiheit betagter Ster-
„Man kann und darf das Problem nicht mit schnellen, billigen Suiziden lösen.“ Daniel Grob bewilliger stellen.“ Rechtlich wäre dieser „begleitete“ Altersfreitod in der Schweiz möglich. Strafbar ist hierzulande die Beihilfe zum Suizid nur, wenn „selbstsüchtige Beweggründe“ vorliegen. Allerdings verschreiben Ärzte, sofern sie sich an die Richtlinien der SAMW halten, das dafür nötige Schlafmittel Pentobarbital nur dann, wenn der Patient tatsächlich dem Tode nahe ist. „Exit begibt sich nun auf einen Weg, wo bei jeder Art von Lebensmüdigkeit und Todeswünschen die ärztliche Mithilfe beim Suizid gerechtfertigt sein soll. Da bin ich sehr skeptisch. Denn ich bin im Alltag sehr häufig mit Sterbewünschen konfrontiert. In den meisten Fällen heisst das aber nicht, ‚ich will mich umbringen‘“, entgegnet Daniel Grob. „In dieser Situation vorschnell den Barbiturat-Rezeptblock zu zücken, wäre höchst unkorrekt. Das kann so nicht sein.“
Palliative Care
Bei einem Sterbewunsch genau hinhören
Unter Palliative Care versteht man Massnahmen, die das Leiden eines unheilbar kranken Menschen lindern und ihm so eine bestmögliche Lebensqualität bis zum Ende verschaffen. Sie schliesst nicht nur medizinische und pflegerische Behandlungen ein, sondern auch psychologische, soziale und spirituelle Unterstützung. Auch die nahestehenden Angehörigen werden in den Prozess mit einbezogen. In der Palliative Care ist man bestrebt, die kranken oder sterbenden Menschen soweit wie möglich an einem von ihnen gewünschten Ort zu begleiten. Vernetzte Strukturen sollen eine Kontinuität bei der Behandlung und der Betreuung ermöglichen. Mit der „Nationalen Strategie Palliative Care 2010–2012“ und der Verlängerung bis 2015 zielen Bund und Kantone darauf ab, ein flächendeckendes Palliative-Care-Angebot zu etablieren und Palliative Care im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in Bildung und Forschung zu verankern. Dazu will auch die Reformierte Landeskirche einen wichtigen Beitrag leisten.
Daniel Grob ist nicht der einzige, der befürchtet, dass bei einer weiteren Senkung der Schwelle zum Selbstmord wichtige Fragen nicht mehr gestellt werden. Würde Patientin X auch sterben wollen, wenn sie schmerzfrei wäre? Hätte Patient Y sich auch das Leben genommen, wenn er zu Hause gepflegt worden wäre? Bekäme Frau Z wieder Freude am Leben, wenn sie täglich besucht würde? Welchen Einfluss haben die persönlichen Werte, das soziale Umfeld, die Familiensituation oder eben die Haltung der Gesellschaft? Der individuelle Lebenswille ist nicht in Stein gemeisselt, sondern lässt sich sowohl bestärken als auch entmutigen, das bestätigen gerade die Personen, die in der Palliative Care und der Pflege mit Alten und Sterbenden zu tun haben. So etwa Susanna Meyer Kunz. Die ehemalige Onkologiefachfrau studierte auf dem zweiten Bildungsweg Theologie und ist heute Pfarrerin und Spitalseelsorgerin. Im Kantonsspital Graubünden half sie mit, eine ei-
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Von Sterbenden das Leben lernen Auf Einladung der Reformierte Landeskirche Aargau hielt Gian Domenico Borasio, Chefarzt für Palliativmedizin am Universitätsspital Lausanne, einen Vortrag. Borasio ist der bisher einzige Inhaber eines Lehrstuhls für palliative Medizin in der Schweiz. Das Echo war unerwartet gross. Viele der über 500 Interessierten im Kongresszentrum Aarau mussten stehen. Die Veranstaltung fand letztes Jahr im Rahmen der interdisziplinären Lehrgänge in „Palliative und Spiritual Care“ der aargauischen Landeskirche statt.
Psychosoziale, spirituelle und seelsorgliche Begleitung Borasio bedankte sich bei der Kirche dafür, dass sie den in der medizinischen Versorgung eher vernachlässigten Schwerpunkt der psychosozialen und spirituellen Begleitung ernst nimmt. Ein Angebot, das – ohne die Leistung der Medizin zu schmälern – 50 Prozent der Verantwortung am leidenden und sterbenden Menschen ausmache. Der italienische Mediziner forderte die Anwesenden auf, sich den eigenen Tod vorzustellen als sofortiges Totsein, als mittelschnellen Tod (3 Jahre) oder als langsamen Tod bis hin zur Demenz. Die dritte Möglichkeit werde immer realistischer und die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit sei heute offensichtlich. Auch der Wunsch, zu Hause im Kreis der Familie zu sterben, gehe nur noch bei 10 bis 20 Prozent der Menschen in Erfüllung. Die eigenen erwachsenen Kinder seien meist nicht mehr bereit zur Pflege der alten Angehörigen. Wer sich aber dieser Aufgabe stelle, erlebe eine tiefgehende Erfahrung mit der Vergänglichkeit des eigenen Lebens. Borasio betonte aus Erfahrung mit Menschen, die er
begleitet: „Es ist eine einmalige Chance, von den Sterbenden das Leben zu lernen.“ Er schilderte die oft radikalen Veränderungen in der Lebensperspektive von Menschen, die an einer lebensbedrohlichen Krankheit leiden und für die plötzlich die Zeit begrenzt ist.
Gemeinschaft schafft Lebensqualität Anhand einer wissenschaftlichen Studie zeigte Borasio auf, wie die beiden Werte „Gesundheit“ und „liebende Familiengemeinschaft“ Menschen am Lebensende beeinflussen. Von denen, die eigene Gesundheit als oberstes Ziel wählen, erleben nur 53 Prozent erfüllte Lebensqualität in einer schwerkranken Situation oder im Sterben, während Personen, für die Gemeinschaft im Vordergrund steht, die lieben und geliebt werden, zu 100 Prozent Lebensqualität erleben. Christliche Nächstenliebe, so der Palliativmediziner, bedeutet immer eine Verbesserung der Lebensqualität.
Empathisches Zuhören gefragt Die moderne Palliative Care biete viel mehr als „Morphium und Händchen halten“. Sie sei der High Tech auf medizinischem Gebiet gleichwertig, betonte Borasio und müsse daher im Medizinstudium dringend als Pflichtfach eingeführt werden. Unsere Gesellschaft brauche zuhörende, empathische Ärzte und Pflegende, die sich die Frage stellen: „Ist alles sinnvoll, nur weil es machbar ist?“ Allen gelte die Ermahnung aus Psalm 90, die zugleich Hoffnung ist: „Herr lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Wer schwerkranke Kinder begleite, lerne leben im geschenkten Augenblick. Er erlebe den Schmerz, die Angst, den nahen Tod „und im nächsten Augenblick sind Kinder fähig, sich fröhlich ins Spiel zu vertiefen“. Elisabeth Kemmler b www.palliative-begleitung.ch
Palliativ-Mediziner Gian Domenico Borasio spricht vor über 500 Interessierten im Kongresszentrum in Aarau.
Die Zukunft religiöser Minderheiten im Nahen Osten
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11.2014
Viel mehr als Hände halten: Palliative Care verbindet Seelsorge, Medizin und Pflege.
gene Palliativstation aufzubauen, die mit 14 Betten heute die grösste in der Schweiz ist. Der Bereich Seelsorge ist vollständig in das Konzept integriert. Pfarrer, Ärzte und Pfleger arbeiten Hand in Hand. Meyer Kunz betont: „Es ist wichtig, dass wir als Seelsorgende auch den Subtext wahrnehmen, wenn Menschen einen Sterbewunsch ausdrücken. Da schwingt enorm viel mit. Nicht nur die Angst vor dem Leiden, sondern auch Fragen wie: ‚Bin ich nichts mehr wert?‘, ‚Falle ich der Gesellschaft und meinen Kindern zur Last?‘“ Ängste wie diese seien immer häufi-
„Im Nachhinein merken sie, dass es wichtig war, diese Zeit noch gehabt zu haben.“
Foto: Dreamstime/Robert Kneschke
Susanna Meyer Kunz ger zu spüren. „Wir schneiden hier etwas ab, wenn wir uns zunehmend dem Druck der Sterbehilfe beugen“, ist die ausgebildete Krankenschwester überzeugt. Gerade der Prozess des Abschiednehmens sei enorm wichtig, nicht zuletzt für Familie und Freunde. „Viele Angehörige haben Mühe mit der Situation. Sie fragen, wie lange es noch dauert. Sagen, dass es anstrengend sei. Doch im Nachhinein merken sie, dass es wichtig war, die Zeit noch gehabt zu haben.“ Personen hatten noch die Gelegenheit zu Besuch zu kommen, es konnten gewisse Dinge angesprochen werden, vielleicht konnte Versöhnung stattfinden. Die moderne, hochspezialisierte Palliativmedizin macht es zudem möglich, viele Leiden und Schmerzen, die nicht mehr heilbar sind, zumindest zu lindern und erträglich zu machen. Schmerzpumpen geben kontinuierlich fein dosierte Medikamente ab, die es plötzlich zulassen, dass ein Patient noch einmal Raum für das Leben bekommt. „Die Betroffenen können sich wieder freuen, obwohl sie wissen, dass sie sterben werden. Sie können noch einmal nach Hause, um Dinge zu erledigen, Menschen zu treffen, einen bestimmten Ort aufzusuchen“, berichtet Susanna Meyer Kunz.
Viele regionale und kantonale Initiativen In der Pflege und Medizin ist mittlerweile ein richtiger Palliativ-Boom ausgebrochen. Auch der Bund hat angesichts der demografischen Entwicklung die Wichtigkeit der Palliativ Care entdeckt und eine nationale Strategie entwickelt, um den Bereich gezielt zu fördern. „Die Kir11.2014
chen haben etwas geschlafen“, bedauert Susanna Meyer, doch inzwischen haben sich viele regionale und kantonale Initiativen gebildet, gerade auch in der Freiwilligenarbeit. Führend ist dabei die Reformierte Aargauische Landeskirche. Seit 2011 hat sie bereits über 200 Personen für den palliativen Dienst ausgebildet. Dabei geht es nicht einfach um Spitalseelsorge, sondern um die Verbindung verschiedener Disziplinen wie Seelsorge, Medizin, Pflege und Ethik. In den ersten zwei Jahren seien bereits 546 schwer kranke und sterbende Menschen insgesamt 7000 Stunden lang begleitet worden. Die Freiwilligen sind in regionalen Gruppen organisiert und werden von Spitälern oder Heimen angefragt, wenn ein Patient um Begleitung gebeten hat. Aufgrund des grossen Erfolgs soll das Projekt nun weitergeführt werden. In den kommenden drei Jahren investiert die Kirche weitere 120 000 Franken. Auch andere Kantonalkirchen sind dabei, Konzepte zu entwickeln. Im Thurgau hat die Kirche sogar erreicht, dass das Recht auf Palliative Care mit spiritueller Begleitung gesetzlich verankert wurde. „Es geht in der Palliative Care nicht unbedingt nur darum, etwas Neues zu schaffen, sondern sich zu vernetzen,“ ergänzt Susanna Meyer Kunz. Viele Heime, die Heilsarmee oder auch die Diakonissen, leisteten immer schon wertvolle Sterbebegleitung und haben viel Erfahrung darin. Doch sie arbeiteten im Stillen. Wenn in einem Krankenhaus ein Patient im Sterben lag, dann wurde – wenn gar nichts mehr ging – am Schluss noch der Pfarrer geholt. In der Palliative Care hat man mittlerweile erkannt, dass der Mensch mehr ist als eine Nummer im Gesundheitsapparat. Susanna Meyer: „Alle Ebenen des Menschseins sollten achtsam wahrgenommen und begleitet werden.“ Am Ende ist die Palliative Care natürlich auch ein Kostenfaktor und es ist noch viel Aufbauarbeit möglich und nötig. Kann und will sich die Gesellschaft Lebenshilfe anstelle von Sterbehilfe überhaupt leisten? Der Zerbruch verbindlicher Beziehungen und das Verschwinden von Grossfamilien macht die ganze Problematik nicht leichter. Der Schritt zu Exit ist umso schneller getan, wenn niemand mehr da ist, der einen zurückhält. Eine ganzheitliche und würdevolle Fürsorge wird aber kaum möglich sein, wenn man sich die Hilfe ausschliesslich vom Staat und der professionellen Pflege erwartet. Hier können einzelne Christen, Kirchen und Werke gerade mit Freiwilligendiensten oder Lebens- und Dienstgemeinschaften einen wichtigen Beitrag leisten.
P U BL I R E P OR TAG E
Bildquelle: COM
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wir bauen auf durch bildung und Gewerbeförderung
5 INSTRUMENTE FÜR UNTERNEHMER Praxisorientierte Unternehmer brauchen praxisgeprüfte Führungsinstrumente. Aus über tausend Praxisbeispielen haben wir Instrumente für den Führungsalltag entwickelt.
iGewerbeförderunG Die Gewerbeförderung der Christlichen Ostmission COM baut auf die Verheissung, die Jesus im SenfkornGleichnis (Matthäus 13, 31-32) ausspricht. Seit über 20 Jahren fördert die COM den Aufbau von Firmen in Osteuropa und Asien, schafft damit Arbeitsplätze und die Existenzgrundlage für tausende Familien. Das Konzept der COM-Gewerbeförderung ist einfach. Das ZehnSchritte-Programm funktioniert wie folgt: 1 SELEKTION Wir suchen fähige und vertrauenswürdige Partner, die eine eigene Firma aufbauen oder einen bestehenden Betrieb ausbauen wollen. 2 AUSBILDUNG In einem mehrjährigen Lehrgang erlernen sie in Blockkursen die Grundlagen der Unternehmensführung, des Marketings, der Finanz- und Mitarbeitertführung. In allen Kursen befassen sie sich auch mit den Prinzipien der christlichen Geschäftsethik. 3 BERATUNG Spezialisten besuchen die Betriebe und unterstützen die Unternehmer ganz praktisch bei der Lösung von Problemen. Zudem organisieren wir Unternehmer-Clubs. So motivieren wir die Unternehmer, sich auch gegenseitig zu unterstützen. 4 FINANZIERUNG Für die Finanzierung von Betriebseinrichtungen stellt die COM Kredite zur Verfügung. Wenn in einem Land bereits Kreditmöglichkeiten bestehen, helfen Spezialisten den Unternehmern, Zugang zu diesen Krediten zu erhalten.
6 SWISS CREATE AWARD Nur gut geführte Firmen mit Qualitätsprodukten können im internationalen Markt bestehen. Aus diesem Grund legen wir grossen Wert auf dauernde Verbesserungen und Effizienzsteigerung. Herausragende Firmen zeichnen wir mit dem Swiss Create Award aus. 7 TRAIN THE TRAINER Das COM-Gewerbeförderungskonzept soll sich in vielen Ländern multiplizieren. Deshalb bieten wir lokalen Partnern ein dreistufiges «Train the Trainer»-Programm an. 8 BERUFSAUSBILDUNG Anders als die Schweiz kennen die meisten Länder, in denen wir Gewerbeförderung anbieten, keine Berufslehren. Im Rahmen der Möglichkeiten fördern wir in unseren Projekten Initiativen zu einer soliden Berufsausbildung für junge Menschen. 9 ZUSAMMENARBEIT MIT HOCHSCHULEN Die neue Unternehmergeneration in den Projektländern wächst aus Hochschulen heraus. Oft fehlt ihnen der Bezug zur unternehmerischen Praxis. Wir unterstützen Universitäten beim Aufbau von praktisch ausgerichteten Managementfakultäten. Dabei legen wir grossen Wert auf saubere Geschäftsethik, die auf biblischen Werten basiert. 10 SEGEN Was ist eine Firma, wenn sie reines Menschenwerk ist? In unseren Gewerbeförderungsprojekten gehen wir dem Thema Segen und den biblischen Verheissungen dazu auf den Grund. Unsere Unternehmer sollen gesegnet und ein Segen für andere sein.
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idea Spektrum 11.2014
P OR T R ÄT
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Als Sportseelsorger bei den Paralympics in Sotschi SPortSeelSorge Der Druck für Sportler und Betreuer ist auch bei den Paralympics gross. Wer hilft bei der Frustbewältigung? Adrian Hofmann von „Athletes in Action“ hat als Sportseelsorger ein offenes Ohr.
S
ie sind der zweitgrösste Sportanlass der Welt. Erstmals fanden sie 1960 in Rom im olympischen Stil statt. Ursprünglich wurden sie als Rollstuhlspiele für verletzte Kriegsveteranen des Zweiten Weltkriegs ins Leben gerufen. Die Rede ist von den Paralympics, den Olympischen Spielen für Sportler mit einer Körper- oder Sehbehinderung. Im russischen Sotschi messen sich noch bis zum 16. März rund 750 Athleten aus 45 Nationen in fünf Sportarten.
Ein ganz besonderer Guide Zum Schweizer Team, das nur in der Sportart Ski alpin gestartet ist, gehören acht Athleten sowie eine Guide für einen sehbehinderten Sportler. Mit dabei ist aber auch ein anderer „Guide“, der die seelischen Hochs und Tiefs abfangen und für die angespannten Sportler da sein will. Es ist der Sportseelsorger Adrian Hofmann von „Athletes in Action“. Am letzten Freitag ist er nach Rosa Khutor gereist, wo die Schweizer Paralympics-Delegation während den Wettkämpfen residiert. „Sportseelsorge ist ein grosses Bedürfnis“, erklärt Vincenzo Carrillo, Leiter von „Athletes in Action“. Eine Kernaufgabe der christlichen Sportlerorganisation ist die Unterstützung von Athleten im Breiten- und Spitzensport in Lebens- und Glaubensfragen. Die Hürden seien recht gross gewesen, um in Sotschi dabei sein zu können. Doch Carrillo ist überzeugt, dass sich die Investition lohnt. Der Dienst an den Sportlern steht für ihn im Zentrum. Er weiss, wie wichtig jemand ausserhalb des Betreuerstabs ist, der ein offenes Ohr hat, tröstet und ermutigt.
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Viel Fingerspitzengefühl nötig Das bestätigt auch Hofmann: „Während den Olympischen Spielen stehen alle unter Druck: Athleten, Trainer, Ärzte und Physiotherapeuten. Sie sind froh um jemanden, der ihnen gewisse Aufgaben abnimmt.“ Das könne bedeuten, jemanden zum Bahnhof zu fahren oder einen verletzten 11.2014
Sportler im Spital zu besuchen. Für die Sportler sei es gut zu wissen, dass im Notfall jemand für sie da ist. Es brauche aber viel Fingerspitzengefühl, man dürfe sich nicht aufdrängen. „Der Mensch besteht aus Körper, Seele und Geist“, erklärt Carrillo. „Der Körper wird trainiert, für seelische Anliegen gibt es einen Psychologen, aber der Geist wird nicht abgedeckt.“ Diesen Teil übernimmt „Athletes in Action“. Das kann ein Gespräch sein, ein geistlicher Input, ein kurzes Gebet, je nach dem. Der Sportseelsorger ist für alle Situationen gewappnet.
Freundschaften sind wichtig „Ich bereite mich in der Stille vor Gott vor und mache lange Spaziergänge“, sagt der Sportseelsorger aus Nidau bei Biel. Für ihn ist es bereits sein vierter Einsatz an einer Olympiade. 2006 war er bei den Paralympischen Spielen in Turin dabei, 2010 in Vancouver und 2012 in London. Adrian Hofmann hat in jungen Jahren selber intensiv trainiert, war in der Junioren-Nationalmannschaft der Nordischen Kombination mit Skispringen und Langlauf. Mit dem ganzen Rummel in Sotschi kann er allerdings nicht viel anfangen. Viel wichtiger sind ihm die persönlichen Freundschaften, die sich zu den Schweizer Athleten entwickelt haben. Als Sportseelsorger ist er Anlaufstelle bei Problemen und Notfällen und hilft auch bei der Frustbewältigung. „Ich bete aber mit niemandem für den Sieg“, betont Hofmann. „Die Beziehungsarbeit ist das Kernelement der Sportseelsorge“, bestätigt Carrillo. Die Kontakte zu den Sportlern müssten schon lange vor den Olympiaden gepflegt werden, damit ein Vertrauensverhältnis entstehen kann. Nur so könne man vor Ort eine effektive Hilfe sein. Das Gleiche gelte ja auch für den Trainer.
Adrian Hofmann bei seinem Einsatz 2010 in Vancouver.
Respekt für behinderte Sportler
drei Wochen nach den Olympischen Spielen am gleichen Ort stattfinden? Die Leistungen dieser Athleten würden von der Öffentlichkeit schwach wahrgenommen, meint Carrillo und fügt hinzu: „Athleten mit einem Handicap sollen Zugang zu den gleichen professionellen Dienstleistungen haben wie die Sportler an der Olympiade, die im weitaus grösseren Rampenlicht stehen.“ Er habe grossen Respekt für behinderte Sportler, denn sie müssten physisch und materialtechnisch wesentlich mehr leisten als gesunde Sportler. Das habe auch sein Team im Entschluss bestärkt, an den 11. Winter-Paralympics in Sotschi mit einem Seelsorger dabei zu sein. • Christian Bachmann
Und warum engagiert sich „Athletes in Action“ bei den Paralympics, die jeweils
b www.athletes.ch
| NLe Se r br i e f e 6 14 NSac y Nherrg icihe t e
SYNERGIE ÖffENtlIch uND PRIvat „Beraubt“ ist die ursprüngliche Übersetzung des lateinischen Wortes „privatus“. Privatgrundstücke sind damit der Öffentlichkeit geraubt. Damit stossen wir auf ein uraltes Spannungsfeld. as uralte Spannungsfeld zwischen öffentlich und privat lässt sich aus zwei Perspektiven betrachten:
2. Inwieweit können private Überzeugungen in der Öffentlichkeit zum Ausdruck gebracht werden? Bei religiösen Überzeugungen 1. Inwieweit darf und soll sich gab es immer wieder Tendie Öffentlichkeit in den Privatdenzen, diese in den privaten bereich einmischen? Dass bei Bereich zurückzudrängen. In Dieter Bösser häuslicher Gewalt und MissDaniel 6 lesen wir, dass Daniel brauch von Schwächeren die Öffentlich- sich nicht verbieten liess, zu seinem Gott keit, sprich die Polizei, wahrnimmt, was zu beten. Er betete bei offenem Fenster im Privaten geschieht und interveniert, ist und machte die Missachtung des Verbotes unbestritten. selbst publik. Prompt kam es zum Konflikt. Kritisch wird es, wenn individuelle Verhal- Das haben auch Christen in vergangenen tensweisen mit digitalen Werkzeugen aus- Jahrhunderten erlebt. Ausgehend von der spioniert werden, auch wenn diese Daten Überzeugung, dass man Gott mehr gehorzunächst auf einem Datenfriedhof landen. chen muss als den Menschen (Apg 4,19), Hier ist der legitime individuelle Freiraum haben Christen zu prüfen, in welchem bedroht. Das darf nicht hingenommen Ausmass sie ihren Glauben auch in ihr öfwerden, auch wenn Schlagzeilen über die fentlich wahrnehmbares Leben einfliessen NSA und andere Datenhamsterer wieder lassen: am Arbeitsplatz, in gesellschaftverschwunden sind. lichen und politischen Diskussionen, in der
Beiträge machen Hoffnung zu: „Pardon“, (Nr. 9, S. 4) und „Tretet auf, redet klar!“, (Nr. 9, S. 8) „Leute, jetzt heisst es aufstehen, nicht nur den Kopf schütteln!“ Die Kolumne von Helena Gysin rüttelt auf, zeigt wo der Wurm drin ist. Klaus J. Stöhlker redet dann Klartext, Menschen mit Hoffnung im Glauben an Jesus Christus haben einen Auftrag. Dieser Auftrag wurde aus den Augen verloren bei den Abstimmungen über Lebensfragen wie Sexualstrafrecht, Abtreibung, Drogen, Homosexualität, PDI, Tötung im Alter. Die Stimme der Christen ging in Zerwürfnis, Lauheit und Kompromiss-Suche unter. Diese beiden Beiträge lassen die Hoffnung wieder aufkeimen – Jesus Christus: Weg, Wahrheit, Leben – nichts anderes. Christian Waber, Wasen BE
EDU und EVP sind dringend nötig zu: „Tretet auf, redet klar!", (Nr. 9, S. 8) Klaus Stöhlker hat wertvolle, zum Teil provokative Gedanken veröffentlicht.
Aber an einem Auge scheint er den Überblick nicht zu haben, wenn er einfach behauptet „EDU und EVP braucht es nicht“. Es ist zwar sinnvoll, wenn alle Parteien mit praktizierenden Christen durchsetzt sind. Aber ihre Stimme wird in der Öffentlichkeit nicht als „religiös inspiriert“ wahrgenommen! Dagegen demonstrieren die beiden evangelischen Parteien in unserem mehr und mehr gottlosen Staat die Präsenz von aktiven Gläubigen. Sie vertreten Ansichten der „vielseitigen christlichen Szene“, die von der Welt sonst nicht mehr wahrgenommen wird. Diese Kräfte werden politisch nie von grosser Bedeutung sein. Aber sie haben Einfluss und bekennen die Existenz von biblischen Werten. Fritz Gugger, Uetendorf BE
Demut und Sanftmut leben zu: „Tretet auf, redet klar!", (Nr. 9, S. 8) Klaus J. Stöhlker zeigt Schwächen und Stärken der Kirchen und Gemeinden auf. Am meisten freue ich mich darüber, dass Positives aus verschiedenen Denominationen
Wissenschaft. Dem Grundsatz „Religion ist Privatsache“ im Sinne von „Religiöse Überzeugungen haben im öffentlichen Raum nichts zu suchen“, ist entschieden zu widersprechen. Das führt unausweichlich zu Diskussionen und unter Umständen zu Konflikten. Darauf kann und soll man sich vorbereiten, indem man über das Spannungsfeld „öffentlich – privat“ nachdenkt und eine persönlich verantwortete Vorgehensweise findet. Dazu gehört, dass man seine Haltung und seine Handlungen in diesem Spannungsfeld anderen verständlich machen kann. Ein Hinweis: Das Forum christlicher Führungskräfte vom 28. und 29. März ermutigt Christen, ihren Glauben in ihr Führungshandeln einfliessen zu lassen. M Der Autor ist Studienleiter der Akademie für christliche Führungskräfte und VBG-Geschäftsleiter des Fachkreises Psychologie und Glaube.
erwähnt wird. Es gibt zurzeit gute Predigten, die sind die Voraussetzung für den Glauben in uns. Ich bin einverstanden, dass wir von Jesus lernen sollen, aber nicht nur die Prediger und Pfarrer. Der Satz „lernt von mir“ stammt aus Matthäus 11,29: „Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ‚ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.‘“ Demütig sein ist die Haltung, freundlich zu reagieren, auch wenn mir mein Gegenüber unfreundlich gesinnt ist, und sanftmütig sein ist die Haltung, wenn ich meinem Gegenüber freundlich gesinnt bin, obwohl aus rein menschlicher Sicht die Unfreundlichkeit angebracht ist. Natürlich sollte in Predigt und Lehre das Thema Demut und Sanftmut vermehrt erklärt und verständlich gemacht werden, ob hierfür tatsächlich nur gute Redner erfolgreich unsere Kirchensäle zu füllen vermögen, bezweifle ich. Demütiges und sanftmütiges Handeln wirkt sich positiv auf unsere Mitmenschen aus (vgl. Phil. 4,5). Demütig miteinander umgehen, heisst nicht nur in Wirtschaft und Gesellschaft eine
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Le Se r br i e f e / N ac h r ic h t e N Sc h W e i Z / P ODi U M
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alternative Wege in der Pastorensuche PODIuM INSPIRatIONSMORGEN Wie findet man die passenden Kinder-, Jugendund Gemeindepastoren? In Winterthur wird darüber nachgedacht.
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ohannes Wirth fand in der 25 Anstellungen. Dabei habe GvC Winterthur zu Christus, man neben vielen guten, auch begann dort eine Jugendarschmerzhafte Erfahrungen gebeit aufzubauen und leitete die sammelt, sagt Wirth. Dieses kleine Gemeinde bald ehrenWissen wolle man nun anderen amtlich. Nach etwas über zehn weitergeben und damit PasJahren wurde er dann zum Pastoren und Gemeindeleiter für tor gewählt, als erster Quereinihren eigenen Weg inspirieren. steiger aus den eigenen Reihen. Der erste Inspirationsmorgen Sein Weg wurde innerhalb der Johannes Wirth im Jahr 2013 wurde von rund 70 GVC zum Modell. Pastoren und Leitern besucht. Johannes Wirth: „Seither halten wir Aus- Das zahlreiche Echo hat die GVC ermutigt, schau nach Männern und Frauen, die in ih- in Zusammenarbeit mit ISTL ein zweites rem ehrenamtlichen Dienst in unserer Kir- Treffen durchzuführen. Inhalt sind der che durch ihr Engagement, ihren Charak- GvC-Ansatz zur Leiterförderung – „entter und ihre Liebe zu Gott und der eigenen decken, herausrufen, befähigen“ – sowie Kirche herausragen, um mit ihnen über unterstützende Tools von ISTL. Zusätzlich eine Anstellung ins Gespräch zu kommen.“ werden GvC-Mitarbeitende von ihrem Im Lauf der Jahre hätten sich dabei ver- Weg erzählen. (jw/id) • schiedene Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten herauskristallisiert. In den Anmeldung: info@gvc.ch vergangenen Jahren kam es so zu rund b www.istl.ch
neue Umgangssprache zu reden, nein, auch in unsern Familien und Ehen. Und wenn sich die Zufriedenheit in Gemeinden und Kirchen ausdehnt, gibt es immer mehr Menschen, die diese Ruhe suchen und finden, auch wenn da und dort einmal ein Pfarrer oder ein Prediger über ein schwieriges Wort stolpern sollte. Beat Ledermann, Riehen BS
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Ein anderer Geist zu: „Pro und Kontra, Homöopathie für Christen?“, (Nr. 9, S. 30) Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) und Homöopathie werden fälschlicherweise immer vermischt oder gleichgesetzt. Die beiden Methoden sind aber grundsätzlich verschieden. Es ist richtig, allgemein bekannt und erwiesen, dass viele Pflanzen Wirksubstanzen enthalten, die gegen verschiedenste Krankheiten wirksam sind. Nun ist es aber so, dass in der Homöopathie diese Substanzen dermassen verdünnt werden, dass sie faktisch gar nicht mehr vorhanden sind. Die Wirkung kann also 11.2014
nicht mehr von der pflanzlichen Wirksubstanz kommen. Die Frage ist dann, was ist es, das wirkt? Womit wurde die Wirksubstanz ersetzt? Heilende Wirkung ohne Wirksubstanzen hat eine gewisse Faszination. An diesem Punkt beginnt aus meiner Sicht die Verführung. Die Schulmedizin hat lange nicht für alles eine Antwort, sie hat auch keine Antworten auf Heilungswunder durch den heiligen Geist. Mir wurde bestätigt, dass keine Wirksubstanzen mehr vorhanden sind, nur noch die Schwingungen. Die Homöopathie-Studie, die ich kenne, zeigt eine Heilungsrate von 30 Prozent, das entspricht der Selbstheilungsrate ohne Behandlung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott heilende Wirkstoffe in die Pflanzen setzt und damit einverstanden ist, wenn diese eliminiert und mit Schwingungen ersetzt werden. Der heilige Geist lässt sich nicht mit Schütteln und Verdünnen manipulieren. Demnach muss in der Homöopathie ein anderer Geist wirksam sein. René Wenger, 5033 Buchs AG
Entsetzt und betroffen starrte ich in letzter Zeit auf Bilder und Berichte aus Kiew und der Krim. Europa befinde sich in der schärfsten Krise seit dem Mauerfall, warnte der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier. Der Westen droht Moskau mit Sanktionen. Kann damit Frieden erzwungen werden? Kann man überhaupt jemanden zum Frieden zwingen? Mancher erzwungene Friedenspakt führte in der Vergangenheit zwar – Gott sei Dank – vorweg zu einem Waffenstillstand, wurde jedoch bald brüchig bis wertlos. Christen und Christinnen weltweit ringen, beten und hoffen, inspiriert durch das Beispiel und Vorbild Jesu, für gerechten, nachhaltigen Frieden. Friede ist Gottes Geschenk an eine gebrochene, aber geliebte Welt, heute wie zu Lebzeiten Jesu Christi. Er lehrte uns, unsere Feinde zu lieben, für unsere Verfolger zu beten. Sein irdisches Leben für die Gerechtigkeit endete am Kreuz. Mit seiner Auferstehung jedoch bekräftigt Gott, dass eine solch unerschütterliche Liebe, ein solcher Gehorsam und ein solches Vertrauen zum Leben führen. Das gilt auch für uns. Die bevorstehenden Passions- und Ostertage mögen uns diese Erkenntnis erneuern. Auch jene, dass zum wahren Friedensschluss unter Menschen die Versöhnung gehört. Sie kann weder gefordert noch erzwungen werden. Dazu gehört immer der klare Willen beider Seiten, das Sich-Bekämpfen mit Entschlossenheit hinter sich zu lassen und sich dem anderen wieder – mindestens in Anstand und Respekt und wo möglich in Liebe – zu verbinden. Marianne Streiff ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Urtenen-Schönbühl BE.
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idea Spektrum 11.2014
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„Gesellschaftlich relevante Geschichten erzählen“ medien Warum sind christliche Überzeugungen in den Medien untervertreten? Im idea-Gespräch stutzt Medienwissenschaftler Vinzenz Wyss gewisse Erwartungen und die Proportionen zurecht. Laut einer Nationalfondsstudie stellen Freikirchler 29 Prozent der Menschen in der Schweiz, die wöchentlich eine religiöse Veranstaltung besuchen. Warum kommen sie in der SRF-Berichterstattung nur spärlich vor? Sie gehen davon aus, dass Medien Realitäten abbilden. Dies halte ich für eine falsche Erwartung. Es gelingt ja nicht einmal der Wissenschaft, Realität abzubilden. Medien fokussieren auf Dinge, die irritieren, auf Probleme, die öffentlich zu verhandeln sind. Die Geschichten sind so zu erzählen, dass wir sie lebensnah einordnen können. Das bedingt eine Vereinfachung, eine Reduktion von Komplexität. Und so kann es sein, dass die 29 Prozent in den Geschichten zu wenig vorkommen, weil sie im Rahmen einer grossen Geschichte keine wichtige Stimme darstellen. Den Medien kann man nicht vorwerfen, dass sie die 29 Prozent ungenügend abdecken. Jene, die finden, sie würden zu wenig gehört, haben dafür zu sorgen, dass ihr origineller Beitrag, ihre Position, auch in eine solche grosse Erzählung hineinpasst.
Foto: Peter Schmid
Die Schweiz ist säkular gestimmt; grosse Medienorganisationen geben jenen Raum, die die Säkularisierung weitertreiben möchten. Wenn sich an einem heissen Sommertag mehrere Tausend Menschen im Gebet auf Gott ausrichten, sind sie kein Thema. Beten scheint nicht interessant. Es ist in einem gewissen Sinn zu erwarten. Da motiviert eine Organisation Menschen, sich zu engagieren. Man kann erwarten, dass solche Leute das tun. In dem Sinn ist ein Gebetstag kein grosses Ereignis ... ... kein Ereignis wie der Rücktritt des Papstes. Ja. Wann haben wir das zum letzten Mal gehabt? Das vom Normalen und Gewohnten Abweichende interessiert die Medien. Aber in der säkularen Gesellschaft sind Menschen, die sich auf Gott, auf die Transzendenz 11.2014
ausrichten, gerade nicht mehr normal ... ... insofern sie die Ausnahme sind, ja. In der säkularen Gesellschaft ist die Transzendenz-Diskussion von der Öffentlichkeit weggezogen worden. Sie findet zwar statt, da das Transzendente uns Menschen interessiert, aber vor allem im Privaten. Unter diesen Umständen sind jene, die ihren Glauben zeigen und zelebrieren, aufs Ganze gesehen zwar eine Ausnahme. Da wird ein Gottesdienst unheimlich intensiv zelebriert und Leute werfen gar ihre Krücken weg – früher habe ich als Radiojournalist auch derartige Veranstaltungen besucht und gedacht: interessant, eine eigene Welt. Dann kam ich in die Redaktion zurück und musste sagen: Das ist typisch, das läuft dort so. Christen, die in der säkularen Gesellschaft etwas anderes zelebrieren, sind gleichsam eine zu erwartende Ausnahme. Viel eher gehört werden sie, wenn sie originell in säkulare Debatten eingreifen. Gewisse Atheisten zielen darauf ab, Glaubensäusserungen aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Es wird unterstellt, dass Gesellschaften mit mehr religiösen Äusserungen mehr Konflikte haben, dass unser Zusammenleben ohne religiös verursachten Ärger einfacher wäre. Das ist bedenklich. Ich nehme hier eine grosse Verwechslung wahr. Als Beispiel fällt mir ein Beitrag der SRF-Rundschau ein, in dem Hugo Stamm interviewt wurde. Der Sektenexperte will beobachtet haben, dass es, wo Religion ein Thema ist, oft zu Konflikten und Machtmissbrauch kommt. Wenn es um eine Machtgeschichte geht, trifft dies wohl zu; da laufen unschöne Dinge ab. Aber es ist unfair, aus aller religiösen Praxis und dem Zelebrieren religiöser Überzeugungen einen Machtanspruch abzuleiten. Das macht Stamm in dem – von der Ombudsstelle übrigens kritisierten – Beitrag. Und Journalisten fallen darauf herein und sehen Gläubige als Leute, die andere gegen ihren Willen
Medienwissenschaftler Vinzenz Wyss: „Um gehört zu werden gilt es, originell in säkulare Debatten einzugreifen.“
überzeugen wollen. Das Thema ist dann gar nicht Religion, sondern Macht. Hier brauchen wir eine Zäsur; wir müssen uns fragen: Wovon reden wir eigentlich? Es gilt zu unterscheiden und nicht alles in einen Topf zu werfen. Aber der Journalist geht gern darauf ein, weil er damit den Bösen und den Guten in der Geschichte hat. Und wenn Leute mit religiösem Anspruch nicht hinterfragbar sind? Hugo Stamm sagte in dem Beitrag, dass es Leute gibt, die die Bibel über alles stellen – und dass das nicht in unsere Welt passe. Wie kann er eine solche Aussage machen? Wer ist legitimiert, eine solche Aussage zu machen? Warum sind denn jene mehr legitimiert, für die der freie Markt die alles bestimmende Logik vorgibt? Das ist ja genauso eine fundamentalistische Aussage. Ich glaube, es muss für alles Platz haben. Ein wichtiger Teil der Gesellschaft hält an Glaubenssätzen fest und vertritt sie. Das muss legitim sein. • Interview: Peter Schmid Prof. Dr. Vinzenz Wyss lehrt Journalistik am Institut für angewandte Medienwissenschaft der ZHAW Winterthur.
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IHR BUCHEN AUCH SIE T RA SE IN MARKT idea Spektrum 11.2014
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Nordkorea: Ein Tyrann lässt sich wie ein Gott verehren KOMMUNISMUS 33 Christen wurden hingerichtet, weil sie Kontakt zu einem Missionar hatten.
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er nordkoreanische Diktator Kim Jong Un hat sich bei Scheinwahlen zur Volksversammlung am 9. März angeblich der 100-prozentigen Unterstützung des Volkes für seine Schreckensherrschaft versichert. In jedem der 687 Wahlkreise gab es nur einen Kandidaten des kommunistischen Regimes. Der seit 2011 regierende 30-Jährige lässt sich als gottähnlicher Führer verehren wie bereits sein Vater Kim Jong Il (1941–2011) und sein Großvater Kim Il Sung (1912–1994). Das Regime ist laut einem UN-Bericht für
Gräueltaten verantwortlich, die von Mord, Folter, sexueller Gewalt bis zur Sklaverei reichen. Christen gelten als Staatsfeinde, weil sie Gott anbeten und nicht die Herrscher-Dynastie. Menschenrechtlern zufolge befinden sich mindestens 30.000 Christen in Straflagern. Gleichwohl wachsen die Untergrundgemeinden, in denen sich schätzungsweise 100.000 Christen versammeln. Offiziellen Angaben zufolge sind von den 24 Millionen Einwohnern etwa 12.000 Protestanten und 800 Katholiken.
„Unerträgliches Ausmaß der Christenverfolgung“
Gefangene und Soldaten in einem nordkoreanischen Straflager.
Weil sie Kontakt zu einem im Oktober festgenommenen südkoreanischen Missionar hatten, ließ das Regime jetzt 33 Nordkoreaner hinrichten. Der 50 Jahre alte Baptist Kim Jung Wook legte am 27. Februar vor der Presse ein „Geständnis“ ab, wonach er im Auftrag des südkoreanischen Geheimdienstes Hausgemeinden im Norden aufgebaut habe, um Spione anzuwerben. Beobachtern zufolge werden ausländische Häftlinge zu öffentlichen Geständnissen gezwungen; man verspreche ihnen eine zügigere Freilassung. Die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Erika Steinbach, hat die jüngsten Hinrichtungen scharf verurteilt. Sie seien ein Beleg für das „unerträgliche Ausmaß der Christenverfolgung“. P
Bei der größten deutschen Medienmission steht ein Wechsel an ERF MEDIEN Jörg Dechert soll Jürgen Werth ablösen.
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Fotos: privat, PR, privat
ei ERF Medien (früher EvangeliumsRundfunk) steht ein Leitungswechsel bevor. Als Nachfolger für den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Werth schlägt der Aufsichtsrat Jörg Dechert vor. Der 43-Jährige ist bei ERF Medien Bereichsleiter „Content“ und damit für die strategische Entwicklung und Verknüpfung der Inhalte in Radio, Fernsehen und Internet verantwortlich. Wie der Aufsichtsratsvorsitzende, Prof. Jürgen von Hagen (Bonn), den Mitgliedern des ERF-Trägervereins mitteilt, hat sich das Gremium einstimmig für Dechert ausgesprochen. Endgültig entscheidet die Mitgliederversammlung am 12. Mai in Wetzlar über Werths Nachfolge.
Werth ist seit 41 Jahren beim ERF Der 62-jährige Journalist hatte vor zwei Jahren angekündigt, Ende September aus dem Amt als Vorstandsvorsitzender aus11.2014
scheiden zu wollen. Er ist seit 1973 beim ERF tätig. Zuerst war er Rundfunkredakteur und leitete den Jugendfunk „junge welle“. 1986 wurde er Chefredakteur des Hörfunks. Die Leitung des gesamten Medienwerks hat er seit 1994 inne. Werth, der sich auch als Liedermacher einen Namen gemacht hat, amtierte von 2006 bis 2011 ferner als ehrenamtlicher Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. Er gehört zum Vorstand der evangelistischen Veranstaltungsreihe „ProChrist“, wo er wiederholt als Moderator fungierte. Außerdem ist er Mitglied der EKD-Kammer für weltweite Ökumene.
Der vermutlich Neue ist Physiker Dechert hat Physik studiert und arbeitete ab 1997 zunächst als Projektleiter für die Christliche Internet-Arbeitsgemeinschaft CINA. Sie gehört seit 2002 zum ERF. Von
Jürgen Werth
Jörg Dechert
2007 bis 2012 führte er den Arbeitszweig ERF Online; seither ist er Bereichsleiter. ERF Medien mit Sitz in Wetzlar (Mittelhessen) ist eines der größten christlichen Medienunternehmen in Deutschland. Es verbreitet die Radioprogramme ERF Plus und ERF Pop sowie den Fernsehkanal ERF 1 unter anderem über Satellit, Kabel, Internet und die digitale Hörfunkausstrahlung DAB+. Hinzu kommen zahlreiche Online-Angebote. In der ERF-Zentrale sind rund 180 Mitarbeiter angestellt. Der Jahreshaushalt von etwa 14,5 Millionen Euro wird zu 95 % aus Spenden finanziert. P b 06441 9570 • www.erf.de
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Christliche Eltern lassen ihre Kinder sterben USA Vater und Mutter verurteilt. Sie vertrauten auf Glaubensheilung.
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atherine und Herbert Schaible lehnten jede medizinische Hilfe für ihre Kinder ab, weil sie an Heilung durch Gebet glaubten. 2 Kinder kostete diese Haltung das Leben. Ein Gericht in Philadelphia verurteilte die Eltern jetzt zu dreieinhalb Jahren Haft wegen fahrlässiger Tötung. Sie standen bereits unter Bewährung, weil im Jahr 2009 ihr 2-jähriger Sohn Kent an den
Eltern haben 7 weitere Kinder Schon vor 3 Jahren war ihnen per Gerichtsbeschluss auferlegt worden, ihre Kinder jedes Jahr untersuchen zu lassen und einen Arzt zu rufen, wenn sie krank sein sollten. Daran hatten sich der 45 Jahre alte Herbert und die 44-jährige Catherine Schaible nicht gehalten. Sie haben 7 weitere Kinder, von denen sich inzwischen 6 bei Pflegeeltern befinden. Die älteste Tochter ist 18 Jahre alt und damit volljährig.
Glaubensüberzeugung geändert
Die Eltern Herbert und Catherine Schaible
Folgen einer unbehandelten bakteriellen Lungenentzündung gestorben war. Im vorigen Jahr endete die gleiche Erkrankung bei dem 8 Monate alten Brandon ebenfalls tödlich. In beiden Fällen hatten die Eltern, die einer Pfingstgemeinde angehören, um Heilung gebetet, aber jede medizinische Behandlung verweigert.
Bei der Urteilsverkündung am 19. Februar ermahnte Richter Benjamin Lerner das Ehepaar: „Sie haben 2 ihrer Kinder getötet – nicht Gott, nicht ihre Gemeinde, nicht ihr Glaube, sondern Sie.“ Die Eltern akzeptierten die Strafe. Catherine Schaible sagte, sie habe geglaubt, dass man bei Krankheit beten und auf Heilung durch Gott vertrauen solle. Inzwischen habe sich ihre Glaubensüberzeugung geändert. Die Eltern gehören der „Evangeliumsgemeinde des ersten Jahrhunderts“ an. Sie lehrt, dass es ein Zeichen mangelnden Glaubens ist, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. P
Bibel rettet einem Busfahrer das Leben USA Eine Bibel hat dem US-Busfahrer Rickey Wagoner das Leben gerettet.
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agoner wurde am frühen Morgen des 24. Februar in Dayton (Bundesstaat Ohio) von Jugendlichen angegriffen. Sie feuerten 3 Schüsse aus einer Pistole auf ihn ab. 2 Geschosse blieben in einem Neuen Testament stecken, das der 49-Jährige in seiner Jackentasche trug; das dritte traf ihn an der Hüfte. Für den Polizisten Michael Pauley war es ein „göttliches Eingreifen“. Die Täter konnten bisher nicht festgenommen werden. Wagoner wurde in ein Krankenhaus eingeliefert, aber bereits am folgenden Tag wieder entlassen. Bei dem Neuen Testament, das er bei sich trug, handelt es sich um eine Ausgabe in modernem Englisch mit dem Titel „The Message“ (Die Botschaft). P Die Bibel von Rickey Wagoner mit den Schusslöchern.
NOTIERT Litauische Lutheraner nehmen syrische Flüchtlinge auf Angesichts der Not der syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge hört man viele kirchliche Appelle. Die rund 20.000 Mitglieder zählende Evangelisch-Lutherische Kirche in Litauen wird selbst aktiv und nimmt 40 christliche Familien auf. Sie wurden in litauischen Familien und Pfarrhäusern untergebracht. Laut Bischof Mindaugas Sabutis (Wilna) sind Christen im syrischen Bürgerkrieg immer wieder Zielscheibe muslimisch-extremistischer Rebellen. Sie dürfen in Litauen so lange bleiben, bis der Krieg zu Ende ist. Die Motivation für die Hilfe entspringe Erfahrungen, die Christen im ehemals kommunistisch besetzten Baltikum gemacht hätten: „Litauische Lutheraner haben nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und den USA Zuflucht vor den sowjetischen Besatzern gefunden.“ Litauer hingegen, die nach Schweden flohen, seien zurück in die Sowjetunion geschickt worden. Sabutis: „Wir wissen um den Schmerz, verfolgt und auf der Flucht zu sein und keine Zuflucht zu finden.“ 1944 begann für die lutherische Kirche in Litauen eine Zeit der Verfolgung durch die sowjetischen Machthaber – bis zum Ende der Sowjetunion 1991.
Missionswerk hat 3.000 offene Stellen in 78 Ländern Die Nachfrage nach Missionaren ist ungebrochen groß. Allein die evangelikale Deutsche Missionsgemeinschaft (DMG) in Sinsheim bei Heidelberg meldet rund 3.000 offene Stellen in 78 Ländern. Gefragt ist praktisch jeder Beruf. Die im Internet veröffentlichte Bedarfsliste reicht vom Aids-Berater über die Frauenreferentin bis zum Zahnarzt, teilte die DMGPersonalleiterin, Monika Mench, mit. Die DMG vermittelt Interessenten an rund 105 Partnerorganisationen. Mench zufolge sollten Bewerber außer beruflichen Qualifikationen Freude an der Weitergabe der christlichen Botschaft und die Bereitschaft mitbringen, fremde Kulturen kennenzulernen. Für die Finanzierung eines mindestens zwei Jahre dauernden Einsatzes brauche jeder Missionar eine sendende Gemeinde und einen persönlichen Spenderkreis. b www.dmgint.de • 07265 9590
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Deutschen Hausschuleltern steht kein Asyl in den USA zu RECHTSSTREIT Oberstes Gericht: Die Schulpflicht in Deutschland ist kein Verfolgungsgrund.
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ltern, die ihre Kinder nicht zur Schule schicken, sondern zu Hause unterrichten, können in den USA nicht mit Asyl rechnen. Sie fühlen sich in Deutschland verfolgt, denn wenn sie sich beharrlich weigern, ihre Kinder auf eine öffentliche Schule zu schicken, kann ihren das Sorgerecht entzogen werden. Die aus Bissingen/Teck bei Stuttgart stammende christliche Familie Romeike mit 5 schulpflichtigen Kindern hat jetzt einen juristischen Kampf um das Asylrecht verloren. Der Oberste Gerichtshof in Washington lehnte die Annahme ihres Revisionsantrags ab. Nach Ansicht der Eltern Hannelore und Uwe Romeike werden in deutschen Schulen Inhalte gelehrt, die im Widerspruch zur Bibel stehen. Der Hausunterricht verstößt aber in Deutschland gegen die Schulpflicht. Hingegen ist er in den USA, Großbritannien, Österreich, Frankreich und anderen Staaten legal. Bereits 2008 waren die Romeikes nach Morristown gezogen. Zuvor hatten die deutschen Behörden die Eltern wegen Verletzung der Schulpflicht mit Bußgeldern in einer Gesamthöhe von 7.000 Euro belegt. Aus Furcht, das Sorgerecht zu verlieren, floh die Familie in die USA. Sie beantragte Asyl mit der Begründung, dass ihnen in Deutschland das Menschenrecht auf elterliche Erziehung versagt werde. 2010 gab ein US-Gericht ihrem Antrag zunächst statt. 2 Jahre später nahm die Einwanderungsbehörde den Beschluss zurück. Trotz der Ablehnung des Asylantrags wird die Familie nicht abgeschoben, sondern weiter in den USA geduldet. Die deutschen Schulbehörden gehen strikt gegen Hausschuleltern vor. Jedes Jahr werden Fälle bekannt, in denen Christen mit Bußgeldern belegt werden.
Familie Romeike vor dem Gericht in Cincinnati
Trotz Verbot: 500 Eltern unterrichten selbst Wenn sie ihre Kinder dennoch nicht zur Schule schicken, können diese zwangsweise in staatliche Obhut genommen werden. Trotzdem erteilen rund 500 Eltern Hausunterricht, so die Initiative Schulunterricht zu Hause (SchuzH) mit Sitz in Dreieich bei Frankfurt am Main. SchuzH hält ein Zerreißen von Familien wegen der Hausbeschulung für grob rechtswidrig. Das Kindeswohl sei nicht gefährdet, weil die Kinder meist gute Schulleistungen nachweisen könnten. P www.schuzh.de b
Wo Ukrainer und Russen zusammenhalten EUROPÄISCHE PFINGSTKONFERENZ Delegierte aus 25 Ländern sollen beten und fasten für eine Konfliktregion.
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er Konflikt zwischen der Ukraine und Russland kann die Pfingstgemeinden in beiden Ländern nicht auseinanderdividieren. Das wurde auf der Leiter-Konferenz der Gemeinschaft Europäischer Pfingstkirchen (PEF) in Hannover deutlich. Der Präses der polnischen Pfingstgemeinden, Marek Kaminski, berichtete vor den 85 Kirchenleitern aus 25 Ländern von seinem Besuch Anfang März auf dem Maidan-Platz in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Dort hatten wochenlang Bürger gegen die Herrschaft von Staatspräsident Viktor Janukowitsch demonstriert. Nach teilweise blutigen Kämpfen war er am 22. Februar vom Parlament abgesetzt worden und nach Russland geflohen, das jetzt die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim beansprucht. Kaminski brachte den bei der Konferenz anwesenden 11.2014
Vertretern der russischen Pfingstbewegung seine Zuneigung zum Ausdruck: „Brüder, wir wollen nichts zwischen uns durch diesen Konflikt kommen lassen, wir schätzen euch.“ Der Vorsitzende von Europas Pfingstkirchen, der Finne Arto Hämäläinen, sprach dem ukrainischen Bischof die Segenswünsche der europäischen Pfingstbewegung aus und forderte die Delegierten zum Beten und Fasten für die Ukraine auf.
Mit „Flashmobs“ evangelisieren Während der Tagung, zu der der Präses des deutschen Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), Pastor Johannes Justus (Hannover), die Teilnehmer willkommen hieß, berichteten Vertreter aus mehreren Ländern über Gemeindegründungen und Wachstum. So gibt es in Russ-
land inzwischen 2.300 Gemeinden mit 300 Rehabilitationseinrichtungen. 3.000 Gemeinden sind in Rumänien entstanden. Die spanischen Pfingstler wollen bis zum Jahr 2020 mindestens 1.000 neue Gottesdienstplätze eröffnen. Dabei werden auch neue Formen der Evangelisation erprobt, etwa „Flashmobs“ – scheinbar spontane Zusammenkünfte in der Öffentlichkeit. Die Gemeinschaft Europäischer Pfingstkirchen repräsentiert etwa 6 Millionen Pfingstler aus 37 europäischen Ländern. Zum deutschen Bund gehören 49.000 Mitglieder in 783 Gemeinden. Pfingstler betonen übernatürliche Wirkungen des Heiligen Geistes wie Krankenheilung, Prophetie und das Beten in „Zungen“, also in menschlich unverständlichen Lauten. P b www.pef.net
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Ulrich Parzany bei der ProChrist-Großevangelisation 2009 von der Chemnitz-Arena aus.
Predigtverbot bekommt EVANGELISATION Er ist Deutschlands bekanntester Evangelist: Ulrich Parzany. Von 1994 bis Frühjahr
In den 1960er Jahren hörte ich, dass Mission und Evangelisation so wichtig sei, dass alles in der Kirche Mission sein müsse. Toll, dachte ich. Aber ich stellte schnell fest, dass mit dieser Behauptung alle bestehenden Aktivitäten vom Sonntagsgottesdienst bis zum Lichtbildervortrag über Sylt als Mission und Evangelisation bezeichnet wurden. Besondere evangelistische Aktivitäten waren damit überflüssig. Mit einem halben Jahrhundert Verzögerung hört man neuerdings die gleichen Argumente mit den gleichen Folgen auch in evangelikalen Gemeinden und Gemeinschaften in Landeskirchen und Freikirchen. Ich wiederhole mich gern, wenn ich betone, dass Wort und Tat zusammengehören, dass soziale Verantwortung bis hinein in politische Arbeit die Aufgabe der christlichen Gemeinde ist – wie auch die evangelistische Verkündigung.
Was ich nicht widerspruchslos hinnehmen will, ist, dass Evangelisation und soziale Verantwortung in der Theorie als zusammengehörig bezeichnet werden, in der Praxis aber die ausdrückliche evangelistische Verkündigung wegfällt. Von meinem Dienst in der Essener Jugendarbeit über mein Engagement für Christival und die Lausanner Bewegung und meinen Dienst im CVJM habe ich die Zusammengehörigkeit von Evangelisation und sozialer Verantwortung nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch vertreten. In meinem Dienst im CVJM habe ich sicher mehr Kraft und Zeit in die Förderung der sozialen Jugendarbeit, der beruflichen Bildung junger Menschen in der Zweidrittelwelt, in Jugendpolitik, in Bildung und Ausbildung von Mitarbeitern und Jugendlichen allgemein gesteckt als in Evangelisationsprogramme.
Foto: kairospress
2013 leitete er die evangelistische Projektarbeit „ProChrist“. Im April erscheint seine Autobiografie: „Dazu stehe ich. Mein Leben“ (SCM Hänssler). idea druckt exklusiv vorab Auszüge.
ideaSpektrum 11.2014
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Wenn alles Mission ist, ist nichts mehr Mission Bedauerlich finde ich, dass die Spitze der Evangelisation oft verloren geht, wenn die Breite des missionarischen Dienstes – Bildung und soziale Verantwortung einschließend – betont wird. Im schlimmsten Fall ist im Laufe der Zeit die ausdrückliche Verkündigung völlig auf der Strecke geblieben. So haben wir zwar heute in Deutschland christliche Sozial- und Bildungskonzerne mit fast einer Million Angestellten, wenn man evangelische Kirche und Diakonie und katholische Kirche und Caritas zusammenrechnet. Die Stellen für Evangelisten bei den Landeskirchen sind jedoch fast alle eingespart worden, nachdem die bekannten Reiseevangelisten in Pension gingen. Begründung: Alles in der Kirche ist Mission und Evangelisation, der Sonderdienst der Evangelisation ist nicht nötig.
Wie wird von Jesus Christus geredet? Nicht dass es an Lippenbekenntnissen zur Wichtigkeit von Mission und Evangelisation fehlte, aber wo sie konkret und zu profiliert geschieht, heißt es: „So geht’s nicht.“ Die Kritik an Evangelisationsveranstaltungen richtet sich angeblich gegen die Formen und Methoden. Bei intensiverer Diskussion stellt sich aber fast immer heraus, dass es in Wirklichkeit um den Inhalt der Verkündigung geht. Wie wird von Jesus geredet? Sind die Wunder, die von ihm berichtet werden, wirklich geschehen? Ist er tatsächlich auferstanden und den Jüngern begegnet? War sein Grab leer? Hat sein Sterben am Kreuz versöhnende Bedeutung? Ist die Bibel Gottes Wort? Soll man Menschen zur Bekehrung einladen, obwohl sie als Kinder getauft wurden? Gibt es ein Gericht Gottes am Ende der Weltgeschichte? Gibt es eine ewige Verdammnis? Geht es bei der Verkündigung des Evangeliums von Jesus um die Rettung des Lebens?
… wurde 2011 in Magdeburg wieder einkassiert Ein gutes Jahrzehnt später hat sich die EKD-Synode in Magdeburg mit dem gleichen Thema beschäftigt. Die Abschlusserklärung dieser Synode sammelte alle Klarheiten in Sachen Mission und Evangelisation, die zehn Jahre zuvor gewonnen zu sein schienen, wieder ein und ließ sie im Nebel verschwommener Formulierungen versinken.
Wie tolerant ist die evangelische Kirche? Wie schwer sich die evangelische Kirche mit Evangelisation tut, erlebte ich beispielsweise im September 2011 in Frankfurt am Main. Dort fand eine ProChrist-Woche statt. Eingeladen hatte die Evangelische Allianz, wobei nur einige Gemeinden davon aktiv mitwirkten. Federführend war Pfarrer Andreas Hannemann von der Nord-Ost-Gemeinde. Sie gehört zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und ist Mitglied im Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband. Sie ist ein Beispiel dafür, dass es in der Evangelischen Kirche Richtungsgemeinden geben kann.
Wenig Freiheit in Frankfurt am Main Die Veranstaltung sollte in der zum Dominikanerkloster gehörenden Heiliggeistkirche stattfinden. Das Dominikanerkloster ist ein Verwaltungs- und Tagungszentrum des evangelischen Regionalverbandes Frankfurt. Einige Monate vor der Veranstaltung machte der Stadtkirchenpfarrer den Vorschlag, ProChrist in der bekannten St.-KatharinenKirche an der Hauptwache im Zentrum von Frankfurt durchzuführen. Wir waren gern einverstanden. Der Stadtkirchenpfarrer wies darauf hin, dass der Kirchenvor- O
Wenn wir über den Inhalt der Botschaft einig sind, können wir gern über die Methoden kontrovers diskutieren. Es gibt viele Methoden, nicht alle sind überall tauglich. Methoden sind nur Wege zu den Herzen der Menschen. Wo Liebe ist, werden wir immer wieder neue Methoden suchen und finden. Wenn wir aber über den Inhalt der Verkündigung nicht einig sind, dann ist der Methodenstreit nur ein Vorwand.
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Weil Parzany nicht in der bekannten Katharinen-Kirche im Zentrum Frankfurts predigen durfte, fand sie in der Heiliggeistkirche statt.
Ulrich über verstän Parzany spricht dli Gottes ersta che Zweifel und unliche An twort. Mit Musik, Interviews un d Ge Heiliggeistkir che, Dominik sprächen. Nähe Konstab anergasse 1 lerwache
in Frankfurt
ideaSpektrum 11.2014
die nicht ze rbricht. Pfarrer
che Allianz
Ich hatte die Möglichkeit, an der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 1999 in Leipzig teilzunehmen, die zum Thema Mission und Evangelisation arbeitete und eine erfreuliche, sogenannte „Kundgebung“ dazu verabschiedete. Wir
Die Evangelis
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Was 1999 positiv in Leipzig war …
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Veranstalter:
Es gibt viele Methoden
haben das und die folgenden Maßnahmen der EKD als einen hoffnungsvollen Aufbruch angesehen.
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Ulrich Parzany (72) wurde in Essen geboren und ist seit 1967 verheiratet mit Regine. Die beiden haben 3 Kinder und 5 Enkelkinder. 1955 kam er durch die Jugendarbeit der evangelischen Jugendstätte Weigle-Haus in Essen zum Glauben an Jesus Christus. Er studierte Theologie und verbrachte seine Vikariatszeit in der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Jordanien. Von 1967 bis 1984 wirkte er als Jugendpfarrer des Weigle-Hauses. Von 1984 bis 2005 war er in Kassel Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland, bevor er dann hauptamtlich ProChrist leitete.
Evangelisation in Kassel 1984
stand der Katharinen-Gemeinde zustimmen müsse, das sei aber nur eine Formsache.
Warum ich in der Katharinen-Kirche nicht predigen durfte Der Vorstand sah das wohl anders und lehnte ab. Er hatte dafür drei Gründe: meine Einstellung zur Homosexualität, zur Judenmission und zum Islam. Ich habe selten erlebt, dass ein kirchliches Gremium seine Begründungen so offen inhaltlich formuliert, meist werden solche Absagen mit irgendwelchen organisatorischen Vorwänden kaschiert. Hier wurde Klartext gesprochen, was ich nur begrüße. Es zeigt, was die viel beschworene Offenheit und Toleranz in dieser evangelischen Kirchengemeinde bedeutet – uns gegenüber gab es sie jedenfalls nicht.
Manchen in der Landeskirche war es peinlich
Parzany als CVJMGeneralsekretär
2013 bei ProChrist von Stuttgart aus
2010 beim ideaJubiläum in Wetzlar
Meine Antwort darauf war und ist bis heute: Ich habe mein Ordinationsgelübde abgelegt und versprochen, das Evangelium gemäß der Heiligen Schrift und den Bekenntnissen der evangelischen Kirche zu verkündigen. Die Bibel, die altkirchlichen Bekenntnisse und die reformatorischen Bekenntnisschriften sowie in meiner Rheinischen Kirche auch die Barmer Theologische Erklärung der Bekennenden Kirche sind bis heute die Grundlagen der evangelischen Kirchen. Ich bin entschlossen, mich an mein Versprechen zu halten. Wenn andere das lockerer sehen, sollen die bitte die Konsequenzen ziehen und austreten. Ich sehe keinen Grund dazu.
Am Abend kam doch noch ein freundliches Grußwort Die ProChrist-Woche in Frankfurt am Main fand wie ursprünglich geplant in der Heiliggeistkirche am Dominikanerkloster statt. Die Pröpstin sprach am ersten Abend ein
Die Sache war manchen auch in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau unangenehm. Die Pröpstin für Rhein-Main schrieb mir einen freundlichen Brief, in dem sie mich in Frankfurt begrüßte und „Gottes Segen und Geleit für ProChrist in unserer Stadt“ wünschte. Sie schrieb: „Da mir sehr daran liegt, dass in der EKHN unterschiedliche Frömmigkeitsausprägungen eine Heimat haben, solange sie sich nicht gegenseitig das Heil absprechen, begrüße ich die Initiative der Nord-Ost-Gemeinde mit ProChrist.“ Die Pröpstin lud zu einem Gespräch über „die Irritationen und möglichen Vorbehalte“ ein, zu dem wir uns dann während der ProChrist-Woche trafen: die Pröpstin, die Dekanin, der Stadtkirchenpfarrer, der Vorsitzende des Kirchenvorstandes der Katharinen-Gemeinde und eine Gemeindepfarrerin, der Pfarrer der Nord-Ost-Gemeinde und ich.
Wenn eine Pröpstin fragt, warum ich nicht austrete Wir sprachen offen und höflich über die drei kontroversen Themen und stellten fest, dass wir völlig gegensätzliche Ansichten hatten. Es ging vor allem um die Frage nach der biblischen Beurteilung praktizierter Homosexualität. Die Pröpstin erklärte mir, was die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau in dieser Sache beschlossen hätte, und fragte mich schließlich, warum ich nicht aus der evangelischen Kirche austräte, wenn ich doch anderer Meinung wäre.
Ulrich Parzany vor der berühmten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, in der er von 2006 bis 2009 einmal im Monat auf Wunsch von Bischof Wolfgang Huber predigte.
Fotos: privat , CVJM, ProChrist/martinweinbrenner.de, kairospress, idea/Archiv/ ProChrist
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freundliches Grußwort und versicherte mir nach der Veranstaltung, dass sie meine Verkündigung bejahen könne. Ich beneide Menschen in kirchenleitender Verantwortung nicht um ihre Ämter. Meiner Meinung nach besteht erheblicher Klärungsbedarf in grundlegenden Fragen des Glaubens und Lebens.
Wenn ein Superintendent nicht die Wahrheit sagt An der Frage nach der Beurteilung der Homosexualität entzünden sich oft Kontroversen. In Berlin protestierte der Lesben-und-Schwulen-Verband bei der Evangelischen Kirche, dass ProChrist 2013 auch in Berlin und Brandenburg in einigen Gemeinden übertragen wurde. Der Superintendent von Berlin-Mitte unterstützte die Kritik des Verbandes, bedauerte, dass ich immer noch irgendwo zu Worte kommen könnte, und behauptete, ich hätte in der KaiserWilhelm-Gedächtnis-Kirche Predigtverbot. Das war unbeabsichtigte Werbung, weil ich genau am Sonntag nach ProChrist, am 20. März 2013, turnusgemäß im „Gottesdienst als Erlebnisreise“ in dieser Kirche predigte. Der Gottesdienst war gut besucht. Ich habe kein Predigtverbot dort, bis jetzt jedenfalls nicht.
Mutiger Klartext statt leises Murren Ich verstehe, dass den Kirchenleitungen an solchen öffentlichen Konflikten nicht gelegen ist. Wir sollten sie ihnen trotz-
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dem nicht ersparen. Nicht weil wir den Streit lieben, sondern weil in wesentlichen Fragen um Klarheit gerungen werden muss. Ich bin jedenfalls gern zur öffentlichen Auseinandersetzung bereit. Wir können die Gründe für unsere gegensätzlichen Positionen darlegen, und zwar ohne Schaum vor dem Mund. Es geht nicht an, dass Kirchenleitungen ihre Meinungen quasi ex cathedra verkünden und dann großzügig darauf hinweisen, dass für die andersdenkenden Pfarrer ja Gewissensschutz bestünde. Das klingt meist so, als wäre das eine verschwindende Minderheit Unbelehrbarer, die ohnehin bald aussterbe. Wenn die Pfarrer, die zu ihrem Ordinationsgelübde stehen, die Christen an der Basis der Gemeinden das hinnehmen, wenn auch mit leisem Murren, dann fördern sie, was im Gange ist. Ich hoffe, dass sich die Christen, die sich an Bibel und Beekenntnis orientieren, doch noch zum m Widerstand aufraffen und mutiger er Klartext reden. P Ein weiterer Auszug zur Frage „Sollten sich Christen in die Politik einmischen?“ folgt. ISBN: 978-3-7751-5555-7 Verlag: SCM Hänssler, 32.90 SFr.
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
15. bis 21. März
FERNSEHEN Sonntag, 16. März
Montag, 17. März
Mittwoch, 19. März
20.45–21.15 11.30–12.00 Der Alkohol, meine Eltern Manfred Lütz über Gott, und ich – Kindheit zwischen Humor und Psychotherapie Suff und Sorgen. Reportage 20.15–20.45 ERF 1 21.00–21.45 „Die Freimaurerin“: Bettina F. Schicksalsjahr am sucht den Sinn des Lebens Hindukusch – Wie geht es und landet in einer Freimaumit Afghanistan nach dem rerloge. Doch dann findet sie Truppenabzug weiter? zu Gott.
8.30–9.00 Arche – die Fernsehkanzel: hk l Mann und Frau im Gottesdienst
11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst aus der evangelischen Kirche in Niederwetz (Mittelhessen)
20.15–21.00 Heute jung, morgen arm: Wovon im Alter leben? Doku über die Altersarmut
9.00–9.30 „Anders leben“ – Thomas Weißenborn und seine Familie wollen ihren Alltag bewusster gestalten
17.45–18.15 Risiko Verantwortung – Im März findet in Bern das zweite Forum christlicher Führungskräfte statt.
Dienstag, 18. März 21.00–22.05 Heiliges Geld! Die Finanzskandale im Vatikan
Freitag, 21. März
HÖRFUNK Sonntag, 16. März 8.30–9.00 „Das Buch liest mich“ – Vom Abenteuer des Bibellesens 8.35–8.50 Die falsche Lehre verwerfen – 80 Jahre nach der Bekenntnissynode von Barmen
Donnerstag, 20. März 8.40–9.00 Falsche Idole – Welche Vorbilder brauchen wir? Ein Plädoyer der EKD-Kulturbeauftragten, Petra Bahr 9.45–10.00 Evangelisch-reformierte Radiopredigt von Pfarrerin Alke de Groot
10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Thomaskirche in Molfsee bei Kiel 11.30–12.00 Zwischen Verfolgung und Emanzipation – Der schwierige Weg der christlichen Adivasi in Indien
19.30–20.00 ERF Plus Das Uhrwerk des Meisters – Ein historischer Roman über die Gründung von Korntal
20.00–21.00 ERF Plus Als wenn es gestern wär‘ – Horst Marquardt und Wolfgang Nowak im Gespräch. Der Ostdeutsche Nowak, der Mittwoch, 19. März im Westen ausgebildet 20.00–21.00 wurde, kehrt in den Osten Wie Erneuerungsbewegungen zurück und arbeitet als Theomit der Kirche zusammenloge und Krankenpfleger. arbeiten können
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
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Das Firmengelände des großen Fischhändlers in Hamburg vor dem Brand – bis Heiligabend 2012
Auferstanden aus Ruinen CHRIST & UNTERNEHMER Er ist in der Millionenstadt Hamburg der „Fischkönig“: Torsten Oesmann, dessen Firma nach seinem Großvater „Hagenah“ heißt. Wohl jeder in der Hansestadt kennt seinen Fischhandel. Ende 2012 vernichtete ein Brand innerhalb weniger Stunden seine berufliche Existenz. Aber der fromme Unternehmer und seine Frau Henrika wagten den Neuanfang. Demnächst wird das neue Firmengebäude eingeweiht. Ein Beitrag von Matthias Pankau.
Die völlig ausgebrannte Verkaufshalle am Weihnachtsmorgen 2012.
„Es sah aus wie in der Vorhölle“ Dort waren bei ihrem Eintreffen bereits 120 Feuerwehrleute unter Hochdruck im Einsatz. Nicht nur, dass Oesmanns Betriebshalle in Flammen stand – zur Linken und zur Rechten des Gebäudes befanden sich zudem eine Tankstelle und eine Gasproduktionsanlage. Oesmann musste mit ansehen, wie das traditionsreiche Familienunternehmen, das er in vierter Generation führt, ein Raub der Flammen wurde. Als die Feuerwehr den Brand nach mehreren Stunden schließlich unter Kontrolle gebracht hatte, wurde das Ausmaß des Schadens erst richtig sichtbar. „Als mich die
Fotos: Oesmann/privat
Es war die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 2012, als gegen 3 Uhr das Telefon von Fischgroßhändler Torsten Oesmann klingelte. „Bei ihnen brennt eine Halle“, hörte der 56-Jährige die atemlose Stimme am anderen Ende sagen. Oesmann glaubte zunächst an eine Verwechslung: „Ich hatte das Gelände doch erst wenige Stunden zuvor abgenommen.“ Trotzdem machten er und seine Frau Henrika sich sofort auf den Weg in die Schnackenburgallee in Hamburg-Bahrenfeld, wo der nach dem Großvater benannte Fischhandel „Karsten Hagenah“ seit den 70er Jahren zu Hause ist.
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Torsten und Henrika Oesmann vor der abgebrannten Produktionshalle. Mitarbeiterversammlung im Zelt, das bis Mai noch als Verkaufshalle genutzt wird.
Rettungskräfte in die Halle führten, um zu sehen, ob möglicherweise jemand zu Schaden gekommen ist, habe ich am ganzen Leib gezittert“, erinnert sich der Unternehmer. „Es sah aus wie in der Vorhölle – Chaos, Dunkelheit und Zerstörung. Ich dachte: Ich kann nicht mehr! Das war eine komplette Katastrophe für uns.“ Die Höhe des Schadens: 3,5 Millionen Euro.
Eine Welle der Hilfsbereitschaft Aber zunächst musste Oesmann einfach funktionieren. Denn es galt, die unversehrten Tiefkühlwaren mit einem Warenwert von 400.000 Euro zu retten. Mitten in dieser verzweifelten Situation erlebten Oesmann, seine Familie und die rund 150 Mitarbeiter aber eine Welle der Hilfsbereitschaft. Befreundete Unternehmer stellten LKW zur Verfügung, andere Fischhändler – zum Teil sogar Konkurrenten – Kühl- und Lagerräume. „Das war unheimlich beeindruckend“, sagt der Hamburger. Trotzdem fiel er in den darauffolgenden Wochen in ein tiefes Loch: „Ich war 14 Tage nicht ansprechbar und völlig mutlos. Ich wollte nicht noch einmal von vorn anfangen.“ Finanziell wäre die Familie abgesichert gewesen: Weil kein Selbstverschulden vorlag, sondern Funken eines Räucherofens den Brand verursacht hatten, erstattete die Versicherung einen Großteil der Schadensumme. „Davon hätten wir gut leben können“, meint Oesmann.
Fotos: screenshot tipdoo, Oesmann/privat
Verantwortung für 150 Mitarbeiter Aber was sollte aus den Mitarbeitern werden? 80 % von ihnen sind Ausländer. Viele verdienen das Geld für eine ganze Familie. „Für sie haben wir doch auch Verantwortung“, führt Henrika Oesmann an. Das Ehepaar hielt mit den Söhnen Micha (31), Tobias (29) und Jan (23) Familienrat. Schnell wurde klar, dass sie den Neustart schaffen können, wenn sie zusammenhalten und auf Gott vertrauen. So hatte die Familie schon ganz andere Herausforderungen bestanden, etwa die schwere Krebserkrankung von Henrika Oesmann Anfang der 90er Jahre. Damals hatten ihr die Ärzte eine Überlebenschance von einem Prozent gegeben. Aber schon in dieser Zeit begleitete sie der Vers aus dem Hebräerbrief, aus dem sie seit ihrer Bekehrung 1980 Kraft schöpft: „Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht“ (Hebräer 11,1).
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„Das machte uns auch jetzt in dieser schweren Situation Mut“, bekennt sie.
Gebetszeiten für die Mitarbeiter Also beschloss die Familie im Vertrauen auf Gott, den Neuanfang zu wagen. In wenigen Wochen – Ende Mai – soll nach knapp eineinhalbjähriger Bauzeit der 7 Millionen Euro teure Neubau eingeweiht werden. Aus ihrem Glauben macht die Familie übrigens auch im beruflichen Alltag keinen Hehl. So gibt es bei „Hagenah“ unter anderem jede Woche einmal Gebetszeiten in seinem Büro, zu denen alle Mitarbeiter eingeladen sind. Was das Unternehmer-Ehepaar besonders freut: Immer häufiger folgen der Einladung auch Portugiesen oder Türken. „Sie merken, dass sich in ihrem Leben etwas verändert, wenn wir im Namen Jesu zusammen beten.“
Impulstag des Kongress christlicher Führungskräfte: Christen machen keine „krummen“ Geschäfte Auch in seinen Geschäftsbeziehungen bekennt sich der erfolgreiche Fischhändler unmissverständlich zu seinem christlichen Glauben. Deshalb lehnt er jegliche Art von „krummen“ Geschäften ab. Das koste manchen Kunden, zahle sich aber aus, verriet er Ende Februar bei einem Impulstag des Kongresses christlicher Führungskräfte in Hamburg. Dieses Gipfeltreffen zum Thema Wirtschaft und Werte möchte christliche Verantwortungsträger aus unterschiedlichen Bereichen miteinander ins Gespräch bringen. Zu dem Kongress, der vom 26. bis 28. Februar 2015 in der Freien und Hansestadt zu Gast sein wird, werden mehr als 3.000 Teilnehmer erwartet.
Auch beim Geld: Gott hat uns im Blick Bei dem Impulstag berichtete Oesmann von einer Kundengruppe, die ihre Großeinkäufe prinzipiell nur bar und ohne Quittung bezahlen wollte. Weil er das abgelehnt habe, hätten sie sich einen anderen Fischhändler gesucht. Finanziell habe das bei ihm in der Kasse ein Loch hinterlassen. Aber wenige Wochen später habe er einen neuen Großkunden gewonnen, der den finanziellen Ausfall wieder wettgemacht habe. Für den frommen Unternehmer, der seit 34 Jahren dem Christus Centrum Tostedt angehört, ein Beweis dafür, dass Gott treu ist: „Er hat uns im Blick!“ P
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Wollte Jesus eine Kirche? GLAUBENSBEKENNTNIS Weltweit bezeugen Christen im Apostolischen Glaubensbekenntnis ihren Glauben an die „heilige christliche Kirche“. Doch was ist das eigentlich? Wollte Jesus überhaupt eine Kirche? Dazu Pastor Klaus Jürgen Diehl (Wetter/Ruhr) im 25. Teil der idea-Glaubensserie. Mit dem Glauben an den Heiligen Geist verbindet das Apostolikum sogleich das Bekenntnis zur „heiligen christlichen Kirche“. Christlicher Glaube bzw. das Wirken des Heiligen Geistes führt unweigerlich in die Gemeinschaft der Kirche. Darum ist eine bewusst gewählte christliche Solisten-Existenz – „ich bin Christ, aber dazu brauche ich die Kirche nicht!“ – keine wirkliche Alternative.
Ohne Gemeinschaft kein Christentum „Ohne Gemeinschaft statuiere ich kein Christentum!“, lautet dazu die lapidare Feststellung des Gründers der Herrnhuter Brüdergemeine, Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700– 1760). Warum das so ist, wird uns im 2. Kapitel der Apostelgeschichte erzählt. Als der Heilige Geist am Pfingstfest „mit gewaltigem Brausen“ über die in einem Haus versammelten Anhänger Jesu kommt, beginnen sie sogleich, den zahlreichen Festpilgern in
Jerusalem das Evangelium zu verkünden. Vor allem der Apostel Petrus bezeugt den Menschen, dass Jesus der von Gott gesandte Retter ist, den er zum Beweis seiner einzigartigen Berufung nach seiner Kreuzigung vom Tode auferweckt hat. Die Predigt trifft ins Schwarze, so dass die Zuhörer innerlich bewegt zu den Aposteln kommen und fragen: „Was sollen wir denn jetzt tun?“. Die Antwort: „Kehrt um und lasst euch taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr den Heiligen Geist empfangen!“ Am Ende dieses denkwürdigen Tages werden dem bisher doch sehr überschaubaren Jüngerkreis von Jesus 3.000 Menschen „hinzugefügt“. Man achte auf die Formulierung: „sie wurden hinzugefügt“ (Apostelgeschichte 2,41), d. h. es blieb ihnen gar keine Wahl, ob sie nun ihren neuen Glauben für sich leben oder sich der Gemeinschaft der Jesus-Anhänger anschließen wollten.
Was die Bibel dazu sagt Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt (1. Korinther 12,13). Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied (Römer 12,4 und 5). Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave oder Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus (Galater 3,28). Ich bitte aber nicht allein für sie (d. h. die Jünger Jesu), sondern auch für die, die
durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien (Johannes 17,20 und 21). Sie aber blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet (Apostelgeschichte 2,42). Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus … Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft … dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem ewigen Licht (1. Petrus 2,5 und 9).
Was die Gemeinde auszeichnet Pfingsten wird daher zu Recht als der Geburtstag der Kirche gefeiert. Dabei kommt das Wort „Kirche“ in Luthers Bibelübersetzung gar nicht vor, da er das griechische Wort „ecclesia“ (wörtlich für „die Herausgerufenen“) fast stets mit „Gemeinde“ übersetzt. „Heilig“ nennen wir sie im Glaubensbekenntnis nicht wegen ihrer vermeintlich moralischen Überlegenheit, sondern weil sie auf die Seite Gottes gehört bzw. Eigentum ihres Herrn Jesus Christus ist. Das meint übrigens exakt auch das deutsche Wort „Kirche“, das nach landläufiger Meinung dem griechischen Wort „kyriake“ (= „dem Herrn gehörig“) entlehnt ist. Was nun nach Pfingsten die neue Gemeinschaft auszeichnet und zusammenhält, wird in der Apostelgeschichte 2,42 so wiedergegeben: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ Bis heute sind diese 4 Lebensäußerungen wesentlich für die christliche Kirche – egal, ob es sich um die große Volkskirche handelt oder um eine kleine Hausgemeinde, die sich wegen staatlicher Repressionen womöglich nur heimlich treffen kann.
„Die Lehre der Apostel“ Damit wird in der Apostelgeschichte die authentische Jesusüberlieferung bezeichnet, für die die Apostel als Augen- und Ohrenzeugen des irdischen Wirkens Jesu einstehen. Glaube und Gemeinschaft der Christen gründen auf dem in Jesus Christus Gestalt gewordenen Wort Gottes. Das Wort Gottes auf vielfältige Weise in Predigt, Unterweisung, Seelsorge und Lehre den Menschen zu bezeugen, gehört daher zu den vornehmsten Aufgaben ideaSpektrum 11.2014
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der Kirche, wobei dieses Wort immer wieder neu in die gegenwärtige Zeit und ihre Verhältnisse hinein ausgelegt werden muss.
Die christliche Gemeinschaft – später Gemeinde oder Kirche Der Heilige Geist befreit Menschen aus der Vereinzelung und verbindet sie zu einer geschwisterlichen Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft beruht nicht auf wechselseitiger Sympathie oder gemeinsamen Interessen, sondern auf der Verbundenheit durch denselben gemeinsamen Herrn Jesus Christus. Dietrich Bonhoeffer (1906– 1945) hat daher in seinem nach wie vor sehr lesenswerten Buch „Gemeinsames Leben“ die christliche Gemeinschaft von jeder anderen sonst denkbaren Form menschlicher Gemeinschaft unterschieden: „Weil die christliche Gemeinschaft allein auf Jesus Christus begründet ist, darum ist sie eine pneumatische und nicht eine psychische Wirklichkeit … Pneumatisch – d. h. geistlich – nennt die Heilige Schrift, was allein der Heilige Geist schafft, der uns Jesus Christus als Herrn und Heiland ins Herz gibt. Psychisch – d. h. seelisch – nennt die Schrift, was aus den natürlichen Trieben, Kräften und Anlagen der menschlichen Seele kommt.“
Foto: SuperStock
Das Brotbrechen – unser heutiges Heiliges Abendmahl Diese Formulierung erinnert uns an die Geste Jesu, der bei der Einsetzung des Abendmahls am Abend, als er von Judas verraten wurde, „das Brot nahm, dankte und brach's, es den Jüngern gab und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib“ (Matthäus 26,26). In der Feier des Abendmahls erinnern Christen sich an das Leiden und Sterben Jesu (Gedächtnismahl); sie werden im Schmecken von Brot und Wein der Vergebung ihrer Schuld neu vergewissert (Vergebungsmahl), und sie erleben sich als Blutsverwandte Jesu, der sie durch sein Leiden und Sterben zu Schwestern und Brüdern gemacht hat (Gemeinschaftsmahl).
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So stellte sich der spanische Maler Vicente Juan Masip (1500–1579) das Abendmahl vor. Judas tauchte mit Jesus die Hand in die Schüssel und war der Verräter, so wie Jesus es gesagt hatte.
Das Gebet Da, wo sich Christen im Namen Jesu versammeln, suchen sie im Gebet das Gespräch mit ihrem himmlischen Vater. Sosehr jeder einzelne Christ die Freiheit zum persönlichen Gebet „im stillen Kämmerlein“ hat, so ist es zugleich ein großes Vorrecht, dass Christen Gott gemeinsam für erfahrene Wohltaten danken, in der Fürbitte für andere Menschen eintreten und ihn in seiner Einzigartigkeit und Majestät loben und preisen. Dass sich dabei das gemeinsame Gebet der Christen nicht auf das „Vaterunser“ beschränken sollte, wird allein schon durch die Pluralform des griechischen Urtextes deutlich: So heißt es in Apostelgeschichte 2,42 wörtlich: „Sie blieben … in den Gebeten.“
Eine lebendige Vielfalt Auch wenn in dem Zitat aus der Apostelgeschichte wesentliche Grundzüge von Kirche benannt werden, so findet sich im Neuen Testament keine ausführlich entfaltete Lehre von der Kir-
che. Dafür war wohl in der Zeit, in der die neutestamentlichen Schriften entstanden, im Blick auf die Gemeindeentwicklung noch zu viel im Fluss. Ausgesprochen bunt und vielfältig sind dagegen die Bilder und Vergleiche, mit denen im Neuen Testament Wesen und Wirken der christlichen Gemeinde anschaulich gemacht werden. So ist das Bild vom Körper mit seinen unterschiedlichen Organen und Gliedmaßen ausgesprochen erhellend. Der Apostel Paulus macht damit deutlich, dass Gemeinde ein lebendiger Organismus ist, keine in sich gefügte, statische Organisation. Die einzelnen Organe und Gliedmaße symbolisieren die Christen in ihrer jeweiligen Originalität und den je verschiedenen Gaben und Fähigkeiten, mit denen sie sich für den Aufbau der Gemeinde einsetzen. Niemand ist dabei überflüssig, jeder bleibt auf die Ergänzung durch andere angewiesen. In der Gemeinde Jesu gilt keine gleichmacherische Uniformität, angestrebt ist eine lebendige Vielfalt unterschiedlichs- O
Die Zahl der unterschiedlichen Kirchen wächst und wächst … 30
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orthodox
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katholisch
34.200
evangelisch
18.800
1 33 n.Chr.
500 1800
1.600 1900
1970
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© l ideaGrafik; Fotos: pixelio/Katharina Wieland Müller/Andrea Damm/Thomas Max Müller; Quelle: Zentrum f. Studien der Weltchristenheit am theologischen Gordon-Conwell-Seminar
ter Gaben und Talente, die in ihrer Verbundenheit zugleich ein Abbild gelebter Einheit sein soll. Damit diese Vielfalt wirklich als Einheit erlebt wird und nicht in einen Konkurrenzkampf ausartet, müssen alle Gemeindeglieder sich gemeinsam an Jesus als ihrem Haupt orientieren und von ihm leiten lassen (nachzulesen vor allem in 1. Korinther 12 und Epheser 4,12–16).
Das allgemeine Priestertum Von anderer zentraler Bedeutung ist die Rede von der Gemeinde als heiliger bzw. königlicher Priesterschaft, die in der Reformationszeit und später im Pietismus zur Wiederentdeckung des allgemeinen Priestertums als Wesensmerkmal christlicher Gemeinde ge-
Nachdenkenswerte Zitate „Jesus hat das Reich Gottes verkündet, aber gekommen ist die Kirche.“ Alfred Loisy (1857–1940), französischer, katholischer Theologe „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie Kirche für andere ist.“ Dietrich Bonhoeffer (1906–1945), lutherischer Theologe und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus „Es ist aber die Kirche die Versammlung der Heiligen, in der das Evangelium rein gelehrt wird und die Sakramente richtig verwaltet werden.“ Confessio Augustana (bis heute die grundlegende lutherische Bekenntnisschrift von 1530)
führt hat. So lesen wir im 1. Petrusbrief 2,5 und 9: „Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Haus und zur heiligen Priesterschaft … Ihr aber seid das ausgewählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ Wenn alle Gemeindeglieder hier als Priester angesprochen werden, dann ist damit in der christlichen Gemeinde die Trennmauer zwischen den Laien, dem einfachen Volk Gottes, und den Klerikern als den herausgehobenen geistlichen Amtsträgern aufgehoben. Leider hat die Kirche – nicht nur die katholische! – diese revolutionäre Neuerung der christlichen Gemeinde im Laufe ihrer Geschichte nicht ansatzweise durchgehalten. Wenn wir in weiten Teilen heute immer noch zu Recht von der „Amtskirche“ reden, dann bringen wir damit zum Ausdruck, dass die Verwirklichung des allgemeinen Priestertums – d. h. die umfassende Wahrnehmung geistlicher Aufgaben und Verantwortung durch die sogenannten „Laien“ – bis jetzt auf ihre umfassende Realisierung wartet.
Jesus ging es um das Reich Gottes Manche mahnen heute in der Kirche in ihrer durchaus unterschiedlichen Gestalt längst überfällige Reformen an. Andere gehen weiter und stellen grundsätzlich infrage, ob Jesus wirk-
lich die Kirche gewollt hat. Bekannt ist jene ironisch klingende Bemerkung des französischen Theologen Alfred Loisy (1857–1940): „Jesus verkündete das Reich Gottes, aber gekommen ist die Kirche.“ In der Tat: Jesus ging es um das Kommen des Reiches Gottes; die Entwicklung der Kirche mit ihren zahlreichen Regeln und Ordnungen, ihren Ämtern und Gebäuden hat er dabei nicht im Blick gehabt. So wenig darum die Kirche mit dem Reich Gottes in eins gesetzt werden darf, sosehr hat sie dennoch dem Reich Gottes und seinem Wachstum in unserer Welt zu dienen. Weil dem Reich Gottes eine stetige Dynamik innewohnt, ist die Kirche immer wieder herausgefordert, mit dieser Dynamik Schritt zu halten. Das wird ihr umso eher gelingen, wie sie nicht zur bloßen Institution erstarrt und sich auf die Stabilität verkrusteter Strukturen verlässt, sondern ständig neu aus ihren liebgewordenen Gewohnheiten und Traditionen aufbricht und sich in Bewegung setzen lässt. Dabei wird dies immer eine Bewegung hin zu Gott und zu den Menschen sein, die Jesus Christus bisher noch nicht kennen. Wo die Kirche durch ihre Boten Menschen das Evangelium verkündet, sie in Wort und Tat die Liebe Gottes erfahren lässt, sie zum Glauben anstiftet und ihnen Hoffnung auf die Zukunft in Gottes neuer Welt macht: Da ist mitten in ihrer sonstigen Armseligkeit und Zwiespältigkeit das Reich Gottes lebendig – so wie es Jesus gewollt hat. P ideaSpektrum 11.2014
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» Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. «
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Martin Scheuermann (Schwäbisch Gmünd) ist Direktor vom Schönblick, dem Christlichen Gästezentrum Württemberg.
Aus dem Evangelium des Matthäus 6,33
Foto: privat
Alles Entscheidende fällt uns zu Mit viel Elan und Einsatz geht es ans Werk. Als christlicher Unternehmer und Gemeindepastor gilt es, innovativ und visionär nach vorn zu schauen. Es macht mir Freude, gemeinsam mit einem Team zu planen, missionarische Strategien zu entwickeln und neue Projekte durchzuführen. Und doch – je länger ich nachdenke, umso deutlicher zeigt sich mir: Letztlich leben wir von dem, was uns zufällt. Alles Entscheidende fällt uns zu! Mein Leben habe ich mir nicht selber ausgedacht. Gott hat es mir geschenkt. Meine Gaben und Talente sind mir vom Schöpfer in die Wiege gelegt worden. Wir alle leben von göttlichen Zufällen! In diesem Jahr ist uns auf dem Schönblick eine missionarische Jahrhundert-Chance zugefallen. Niemand von uns hatte sie geplant. Keiner konnte sich so etwas ausden-
ken. Vor 100 Jahren haben unsere Gründerväter das Schönblick-Gelände gekauft. Zum 100. Geburtstag macht Gott uns ein besonderes Geburtstagsgeschenk. In Schwäbisch Gmünd und auf unserem Gelände findet die Landesgartenschau statt. Wir rechnen mit mehr als 1 Million Besucher während der 166 Tage vom 30. April bis 12. Oktober. Wenn Gott Geschenke macht, möchte er, dass diese Geschenke ausgepackt und gebraucht werden. Deshalb haben wir ein missionarisches Programm erarbeitet: In einem Großzelt, das uns die Deutsche Zeltmission zur Verfügung stellt, werden wir mehr als 1.500 Führungen durch den Bibelparcours „Menschen begegnen Jesus“ anbieten. Wir beten dafür, dass viele Besucher Jesus kennenlernen. Ich möchte immer sensibler werden für die vielen Zufälle Gottes in meinem Leben. P
Ja, auch ich abonniere idea Spektrum Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)
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PORTRÄT
Die Mutter Teresa von Kairo ÄGYPTEN Die Kinder in den Elendsvierteln der ägyptischen Hauptstadt Kairo nennen sie liebevoll „Mama Maggie“. Die koptische Christin Maggie Gobran bildete einst als Informatikprofessorin die Elite ihres Landes aus. Ende der 1980er Jahre bekam ihr Leben eine dramatische Wende. Seither widmet sie sich den Ärmsten der Armen in dem islamisch beherrschten Land. Ein Porträt von Christian Starke. Gott: „Du bist voller Gnade. Wie kannst du es zulassen, dass es Kindern so schlechtgeht?“ Beim Bibelstudium stieß sie auf den Beginn des 61. Kapitels bei Jesaja, wo es heißt: „Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden ...“. Darin erkannte die damalige Dozentin ihre Berufung, ganz für die Armen da zu sein und ihnen die christliche Botschaft zu bringen.
Täglich Hilfe für 30.000 Familien 1989 gründete sie die Hilfsorganisation „Stephen's Children“, die sich um Kinder aus christlichen und muslimischen Familien kümmert. Das Werk, das etwa 1.500 Mitarbeiter beschäftigt, unterhält Bildungs- und Gesundheitszentren. Dort bekommen täglich rund 30.000 Familien Ausbildung, medizinische Hilfe und Lebensmittel. Finanziert wird die Arbeit vor allem durch Partnerorganisationen im Ausland, darunter die Hilfsaktion Märtyrerkirche (Uhldingen/Bodensee). Gobran ist es wichtig, Menschen an Leib, Seele und Geist zu helfen: „Wir
ermutigen die Menschen, Jesus Christus als ihren persönlichen Retter anzunehmen.“
Das hässliche Gesicht des Feindes Die mutige Bekennerin des Glaubens ist dankbar für die Umwälzungen in ihrem Land. Zur „2. Revolution“ im Juni 2013, als 30 Millionen Ägypter gegen das Regime von Mohammed Mursi auf die Straße gingen, sagt Gobran: „So etwas hat es vorher in der Geschichte noch nie gegeben.“ Die einjährige Herrschaft Mursis bezeichnet sie als „Alptraum für das ganze Volk“: „Gott ließ es zu, um zu zeigen, wie das hässliche Gesicht des Feindes aussieht.“ Und damit meint sie auch das Wirken des Teufels: „Er ist aber nicht nur in Ägypten am Werk, sondern auf der ganzen Welt, auch in Deutschland.“ Gobran gehörte zu den Referenten der „Tage der verfolgten Gemeinde“ in Braunfels (Mittelhessen). Sie wird auch beim „Christustag“ am 19. Juni in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena sprechen. Zu Deutschlands größtem Gottesdienst in diesem Jahr werden rund 20.000 Besucher erwartet. P
Foto: idea / Christian Starke
Maggie Gobran wird auch „Mutter Teresa von Kairo“ genannt. Wiederholt schlug man sie für den Friedensnobelpreis vor. Auch wenn sie Mutter Teresa (1910–1997) persönlich nie begegnet ist, fühlt sie sich mit deren Anliegen verbunden, „den Ungeliebten die Liebe Jesu“ zu bringen. Auch äußerlich ähnelt Gobran der Friedensnobelpreisträgerin; sie ist aber keine Ordensschwester. Die zierliche Frau, die mit leiser Stimme spricht, trägt immer ein weißes Gewand und ein gut sichtbares Holzkreuz. Sie entstammt einer wohlhabenden Arztfamilie in Oberägypten. Dort erlebte sie, wie ihr Vater mittellose Patienten kostenlos behandelte. Geprägt wurde sie auch durch eine Tante, die Kindern biblische Geschichten erzählte. 1985 besuchte Gobran erstmals die Slums von Kairo, wo bis zu 70.000 Bewohner vom Sammeln und Sortieren des Mülls leben – fast durchweg koptische Christen. „Ich war schockiert“, bekennt sie angesichts von Dreck und Gestank. Besonders rührte sie das Leid der Kinder an, die unter Hunger litten und keine Schule besuchen konnten. Daraufhin fragte sie
DAS WORT DER WOCHE » Mein größtes Glück ist, dass ich mich von Gott geliebt weiß … Im christlichen Leben ist der erfolgreich und glücklich, der anderen hilft, insofern bin ich ein sehr zufriedener Mensch. « Die 70-jährige katholische Ordensschwester Carina aus der Oberpfalz auf die Frage der „Bild am Sonntag“ (Berlin), ob Erfolg glücklich macht. Carina wirkte 40 Jahre lang als Missionsschwester in Simbabwe im südlichen Afrika. Sie hat dort als Hebamme Tausenden von Babys auf die Welt geholfen. Heute pflegt sie ältere Ordensschwestern. 11.2014