6. August 2014 | 32/33
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Das Bartim채us-Projekt Pfarrer Bernard Huber sah die Not indischer Bettler und handelte.
5 Gebet f체r die Schweiz 200 F체rbitter auf dem Chasseral | 13 BAG-Kampagne Die SEA bringt eine Alternative | 16 Sommerprojekte Zwei WGs laden ein zum grossen Gartenfest 28 Bibel und Glaube Schliessen sich Wissenschaft und Bibel aus? www.ideaschweiz.ch
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idea Spektrum 32.2014
E DI T OR I A L
Mut fassen, jetzt erst recht! Liebe Leserin, lieber Leser Wir erhalten beinahe stündlich Meldungen, die apokalyptische Ahnungen wecken: Der Vormarsch der IS-Horden in Syrien, Irak und ansatzweise sogar im Libanon, wo Christen und andere Minderheiten vertrieben oder getötet werden. Aufkeimender Antisemitismus in westeuropäischen Staaten wie Frankreich oder Deutschland. Der blutige Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen, der viele zivile Opfer fordert. Der Bürgerkrieg in der Ukraine mit Abschuss eines Zivilflugzeugs und dem Potential, die Westmächte und Russland in eine neue Art des kalten Krieges zurückzuwerfen. Der Ausbruch der Ebola-Seuche in Afrika, die auch westliche Helferinnen und Helfer und Missionare nicht verschont. In vielen Weltgegenden ist die Not riesig. Die Angst geht um. In Indien stehen Hochhäuser neben Slums, neuer Reichtum neben Millionen von Hungernden. Noch immer ist ein grösserer Teil der Bevölkerung unterernährt als in Nordkorea oder Bangladesch. 65 Millionen Kinder unter fünf Jahren leiden an Wachstumsstörungen; 1,7 Millionen Kleinkinder sterben jährlich an Mangelernährung. Millionen von Menschen leben auf der Strasse und betteln. Die Lage scheint aussichtslos. Doch man muss sich von unüberwindbar scheinenden Umständen nicht in die Resignation drängen lassen. Das zeigt das Beispiel des Degersheimer Pfarrers Bernard Huber. Gemeinsam mit einem indischen Kollegen baute er in den vergangenen Jahren das Bartimäus-Projekt auf, um der Not der Bettler in Indien zu begegnen. Heute erreicht das Projekt 10 000 Bettler. Sie erfahren ganzheitliche Hilfe und blühen innerlich und äusserlich auf. Was uns Bernard Huber im idea-Interview (ab S. 7) erzählte, macht Mut, den Bergen, die uns im Wege stehen, voll Glaubens entgegenzutreten. Und zu allen, die angesichts der düsteren Weltlage die apokalyptischen Reiter galoppieren hören, zu denen sagt Jesus: „Wenn diese Dinge zu geschehen beginnen, richtet euch auf und fasst Mut, denn dann ist eure Erlösung nahe“ (Lukas 21,28 NGÜ). Rolf Höneisen Hinweis für unsere Leserschaft: Das nächste „ideaSpektrum“ erscheint am Donnerstag, 28. August 2014. Nutzen Sie die Gelegenheit und besuchen Sie das neue idea-Internetportal www.ideaschweiz.ch.
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch
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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch
Bildnachweis: Bartimäus-Projekt; idea/Rolf Höneisen (Titelseite); zvg (Seite 3)
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BIBLISCH Wir haben diesen Schatz in irdenen Gefässen, damit die Überfülle der Kraft Gott gehört und nicht von uns stammt. 2. Korintherbrief 4,7 Das Bild vom irdenen Gefäss begleitet mich jeden Tag. Auf unserem Medaillon, welches wir Berner Diakonissen an einer Kette tragen, sind Gefässe abgebildet, die Geschichte aus dem 2. Buch Könige, Kapitel 4. Unser Leben, unser Sein ist vergleichbar mit einem irdenen Gefäss, in dem die frohe Botschaft des Evangeliums wohnt. Dieses will sichtbar werden in unserer Welt und Zeit. In meinem Alltag soll dies durchscheinen in der Liebe, Geduld, Freundlichkeit gegenüber denen, mit welchen ich zusammenarbeite. Die Gefässe – Ihr und mein Leben – sind zerbrechlich. Ich vertraue einfach auf Jesu Wirken, durch Sie, durch mich. Er kann auch zerbrochene Gefässe brauchen. Überlassen wir sie ihm!
Sr. Lydia Schranz, Oberin der Berner Diakonissen und Leiterin von Angeboten der Stille. www.diaconis.ch
Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX
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PARDON Es gibt Begegnungen, Gespräche, aber auch Diskussionen, die eine Wohltat für die Beteiligten sind. Selbst wenn man nicht gleicher Meinung ist, kann der Austausch zu einer Bereicherung für alle werden. Man kann sich gegenseitig inspirieren, zum Nachdenken anregen oder auch hinterfragen. Nach der Begegnung hat man das Gefühl, einen Gewinn daraus gezogen zu haben. Es wird oft unterschätzt, wie stark der Ton die Musik macht! Inhaltliche Differenzen gibt es und die sollen auch nicht in falsch verstandener Toleranz ausgebügelt werden. Häufig sind es aber nur zwischenmenschliche Spannungen und unsachliche Äusserungen, die das eigentliche Problem darstellen. Richtig ungemütlich wird der Meinungsaustausch leider oft in der Anonymität des Internets. Hier hat sich teilweise eine Gesprächskultur eingebürgert, die mit dem Wort „Kultur“ nichts mehr zu tun hat. Personen, die sich nicht einmal kennen und im realen Leben freundlich auf der Strasse grüssen würden, werfen sich die haarsträubendsten Dinge an den Kopf. Wahllos werden Behauptungen aufgestellt, die keiner überprüfen kann. Was man in Foren, sozialen Netzwerken und Kommentaren alles zu lesen bekommt, ist nicht nur erbaulich und führt auch nirgendwohin. Am Schluss bleibt doch jeder bei seiner Meinung. Vielleicht sollten wir uns auch im virtuellen Raum öfter mal an das Pauluswort erinnern: „Kein böses Wort darf über eure Lippen kommen. Vielmehr soll das, was ihr sagt, gut, angemessen und hilfreich sein; dann werden eure Worte denen, an die sie gerichtet sind, wohltun“ (Epheser 4,29). Christof Bauernfeind ist Redaktor bei „ideaSpektrum“ und „Gebet für die Schweiz“.
Verstärkung der Sportlerarbeit SPORT UND GLAUBE „Empowering Lives - Stiftung für den Sportler“ heisst eine weitere Initiative innerhalb der christlichen Sportlerarbeit.
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eben „SRS - für Menschen im Sport“ und „AIA – Athletes in Action“ gibt es mit „Empowering Lives – Stiftung für den Sportler“ eine weitere Kraft in der christlichen Sportlerarbeit. Entstanden aus der Erfahrung der seit 20 Jahren durchgeführten Eishockey-Camps auf der Lenzerheide, bietet die Stiftung Empowering Lives persönliches Coaching an mit ganzheitlicher Förderung, Beratung, Begleitung und Prägung des Leistungssportlers von Karrierebeginn bis über das Karriereende hinweg. Seit August ist Daniel Hornecker, diplomierter Sport Mental Coach, Geschäftsführer mit einem Teilzeitpensum.
Von SRS zu Empowering Lives Das Hockey-Camp wird künftig von Empowering Lives geführt werden. Bei der Stabübergabe meinte Simon Holdener von SRS Schweiz: „Ich übergebe das Eishockey-Camp mit einem weinenden und einem lachenden Auge.“ Das weinende Auge betreffe die Tatsache, damit ein über Jahre bewährtes Angebot zu verlieren. Das
lachende Auge betreffe die Verstärkung der Sportlerarbeit durch die Stiftung Empowering Lives, mit deren Unterstützung die SRS-Camps auf der Lenzerheide erst möglich wurden. Holdener freut sich über die neuen Möglichkeiten in der Sportlerbetreuung. Die Stiftung strebt eine enge Zusammenarbeit mit den christlichen Partnern in der Sportwelt an. Das Eishockey-Camp für Kids im Alter von 8 bis 17 Jahren auf der Lenzerheide geniesst einen guten Ruf in der Hockeyszene. Nicht zuletzt deshalb, weil sich rund 40 ehrenamtlich Mitarbeitende inklusive Trainer mit Herzblut um die Förderung und Betreuung der Kinder kümmern. Mittels Inputs zu Filmen und in „Time-Outs“ wird auch das Evangelium in gut verständlicher Form vorgestellt. Verschiedene ehemalige Campteilnehmer spielen mittlerweile in Nationalligaclubs. Das dieses Jahr erstmals durchgeführte Saisonvorbereitungs-Camp richtet sich an Spitzeneishockeyaner und dient dazu, die Sportler mental und bezüglich Persönlichkeitsentwicklung optimal auf die kommende Saison vorzubereiten. (mm) • b www.srs-camp.ch, www.elives.ch Übergabe der Leitungsverantwortung mittels einem speziellen „Staffelstab“ durch Simon Holdener (SRS, ganz links) an Daniel Hornecker und sein Team von Empowering Lives.
Ganzheitliches Coaching: Das Hockeycamp auf der Lenzerheide geniesst einen guten Ruf.
Fotos: zvg
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NOTIERT Pro-Israel-Kundgebung in Zürich Fürbitte unter dem Gipfelkreuz: Beterinnen und Beter auf dem Chasseral.
Fürbitte-Treffen auf dem Chasseral GEBET FÜR DIE SCHWEIZ Am 2. August versammelten sich rund 200 Personen aus der ganzen Schweiz zu einem Gebetstreffen.
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er Gipfel des Chasseral liegt 1607 Meter über dem Meeresspiegel. Die Aussicht umfasst im Süden einen grossen Teil der Schweiz, im Norden die angrenzenden Regionen aus Frankreich und sogar aus Deutschland. Mitten im regionalen Naturpark gelegen, lädt der Berg zu Lobpreis und Gebet förmlich ein.
Das Ziel im Auge behalten Am Anlass, der von „Gebet für die Schweiz“ organisiert worden ist, betonte Pastor Ernest Geiser, Fürbitter seien aufgerufen, das Ziel in der Ferne im Auge zu behalten und den bedrohlichen Stürmen zu widerstehen, um „die Schweiz von morgen vorzubereiten“, so wie es Bundespräsident Didier Burkhalter in seiner Rede zum Nationalfeiertag ausgedrückt hatte. Geiser, ein akkreditierter Bundeshausbeter, forderte die Versammelten auf, in der Fürbitte für die Schweiz durchzuhalten: „Wenn mein Berner Sennenhund seinen Knochen im Maul hält, dann lässt er nicht mehr los, es sei denn, ich befehle es ihm.“ Dann zählte er einige Gebetsanliegen auf: die Beziehungen zu Europa nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative, die Rolle des Militärs, das Gesundheitswesen, die Finanz- und die Agrarpolitik. Er ermutigte auch dazu, sich von Gott im Geist und Sinn erneuern zu lassen (nach Epheser 4,23), um gemäss der Pläne Gottes für die Schweiz zu beten.
anz auf die HIV-Kampagne des BAG, die ein grenzenloses Sexleben banalisiere. Die Allianz antwortete mit einer konstruktiven Alternativ-Kampagne mit Ehepaaren und dem Slogan „Treue schützt vor Reue“.
Fürbitte als Schutzwände Hans-Peter Lang, Leiter von „Gebet für die Schweiz“, rief die Christen auf, zu den hebräischen Wurzeln ihres Glaubens zurückzukehren. Er erwähnte insbesondere die Haltung des römischen Kaisers Konstantin. Dieser habe die christliche Gemeinschaft von ihren jüdischen Wurzeln abgeschnitten, „indem er das Christentum als römische Staatsreligion aufgenommen und die Kirche zu einer Institution gemacht hat“. Auch der Reformator Martin Luther habe durch seine antisemitischen Schriften dem Nationalsozialismus Vorschub geleistet. Am Beispiel des Nehemia, der weinte, fastete und betete, weil die Mauern um Jerusalem in Trümmern lagen, forderte er dazu auf, durch die Fürbitte Schutzwände rund um die verschiedenen Bereiche unserer Gesellschaft zu errichten. Im Anschluss wurde in Gruppen fürbittend gebetet, bevor das Treffen mit einer mitreissenden Interpretation des „Schweizerpsalms“ zu Ende ging. (sam) •
Fotos: zvg
Innovativ sein: SEA als Beispiel Schliesslich ermahnte Geiser die anwesenden Fürbitterinnen und Fürbitter, nicht nur Neinsager zu sein, sondern innovative Kräfte. Als Beispiel nannte er die Reaktion der Schweizerischen Evangelischen Alli32/33.2014
Hans-Peter Lang, Ernest Geiser
Mit dringlichen Appellen gegen Antisemitismus, Gewalt und den Terror der Hamas und für das Einstehen und die Solidarität mit Israel fand am Vorabend des 1. August auf der Zürcher Gemüsebrücke eine Kundgebung statt. FDPNationalrätin Doris Fiala verurteilte das „lange Schweigen der Schweiz“ zum aktuellen Krieg in Gaza und forderte, dass nun Klartext gegen die Hamas gesprochen werde. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort.
Parteispitzen zur Menschenrechtssituation im Nahen Osten Christian Solidarity International CSI (Binz ZH) befragte die Parteispitzen von SVP, FDP, SP, CVP, EVP, BDP, GLP und der Grünen nach ihrer Einschätzung der Menschenrechtssituation im Nahen Osten. Nicht befragt wurde die EDU. Die Antworten zeigen, dass diese untragbare Situation nun auch in den Parteileitungen wahrgenommen wird. Die GLP (Martin Bäumle) und die BDP lehnten eine Teilnahme an der Umfrage ab. Die ausführlichen Antworten aller anderen sind auf der Internetseite von CSI aufgeschaltet. CSI startete eine Unterschriftensammlung, um auf die Bedrohung religiöser Minderheiten im Nahen Osten aufmerksam zu machen und den Bundesrat zum Handeln auf aufzufordern. b www.csi-schweiz.ch Jakobsleiter und Aronstab: Bibelgarten bei der Kirche Laufen Ein Ausflugstipp: Wer den Rheinfall besucht und noch etwas Zeit hat oder die Ruhe sucht, kann den Bibelgarten bei der Kirche Laufen ZH geniessen. Auf einem Flyer beschrieben und mit Schildern bezeichnet, wachsen hier Pflanzen, die schon in der Bibel erwähnt sind. In einer im Kircheninneren aufliegenden Bibel können die entsprechenden Berichte und Stellen nachgelesen werden. b www.ref.ch/kirchelaufenamrhf
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30. April 2014 | 18
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idea Spektrum 32.2014
BR E N N P U N K T
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Ein Stück Himmel in den Slums UNTER BETTLERN Sie gehen zu Menschen, die andere für Dreck halten. Was die Mitarbeitenden des Bartimäus-Projekts unter Bettlern in den Slums indischer Metropolen erleben, bewegt. Pfarrer Bernard Huber über Barmherzigkeit, Bettler-Kirchen und das Gebet der Stille. Von Rolf Höneisen Bernard Huber, Sie sind Pfarrer in Degersheim und Mitgründer des Hilfswerks Bartimäus, das sich um die Ärmsten in Indien kümmert. Warum gerade Indien, was verbindet Sie mit diesem Land? Das kam so: Auf der Weltkonferenz für Mission und Evangelisation in Pretoria 1996 lernte ich den Inder Martin Luther kennen. Er ist leider inzwischen verstorben. Martin war Evangelist mit Leib und Seele. Er war in den Hügeln von Andhra Pradesh unterwegs, ging während Wochen von Dorf zu Dorf und brachte den Menschen die Gute Nachricht. An sehr vielen Orten entstanden Gemeinden. Ich war begeistert vom Engagement dieses Mannes und begann, seinen Dienst zu unterstützen.
Foto: Bartimäus-Projekt; idea/Rolf Höneisen
Wann reisten Sie zum ersten Mal nach Indien? Das war 1997. Ich wanderte mit Martin über die Berge. Half im Gemeindebau mit in Gegenden, in denen die Menschen ohne Strom oder ärztliche Versorgung leben. Das taten wir während drei Jahren. Dann beschlossen wir, eine grössere Arbeit aufzuziehen. 2001 startete das Bartimäus-Projekt. Als erstes Projekt realisierten Sie ein Waisenheim. Ja, das Waisenhaus in Vizianagaram beherbergt 140 Mädchen und Knaben zwischen 6 und 19 Jahren. Die meisten von ihnen sind Voll- oder Halbwaisen oder wurden von einem Elternteil ins Heim gebracht, weil dieser für Ernährung und Schulbildung nicht aufkommen konnte. Die Kinder gehen im Heim zur Schule. Besonders begabte Jugendliche wechseln mit 16 Jahren an ein auswärtiges College mit anschliessendem Studium. Für die anderen Jugendlichen suchen wir einen Berufsausbildungsplatz. Ein zweites Heim für Kinder von Bettlern kam 2006 dazu. Es bietet 50 Kindern ein Zuhause. Die Eltern bringen 32/33.2014
sie ins Heim, wo sie in einem geregelten Alltag betreut werden. Die Kinder besuchen die öffentliche Schule. Das Bartimäus-Projekt kommt für ihren Lebensunterhalt, für Kleider und Schuluniform auf. Wie kam es zur Arbeit unter Bettlern? Eines Tages sassen Martin und ich im Auto, wir beteten und überlegten, wie wir unseren Dienst ausweiten könnten. Da fiel Martins Blick auf einen Bettler am Strassenrand. Wir schauten uns an und es war klar – die Bettler waren unsere Aufgabe! Zu diesem Zeitpunkt hatten wir weder Geld noch eine Strategie. Es war dann in Visak Visakhapatnam, wo wir zum ersten Mal eine Gruppe von Bettlern einluden. Das war 2001. So hat alles begonnen. Martin Luther reiste dann in die Grossstädte wie Delhi oder Chennai, um die Vision der Bettler-Arbeit unter Christen bekannt zu machen. Und es war, als hätten viele darauf gewartet. Das ist bis heute so geblieben. Wir klopfen an die Kirchentüren, stellen unsere Arbeit vor und dann beginnen einige zu strahlen. Sie sagen: „Darauf haben wir seit Jahren gewartet. Wir wollten schon lange etwas für die Bettler tun, wussten aber nicht wie.“ Dann schulen wir die Leute und setzen sie ein. Es sind häufig Personen, die bereits im Hauptberuf mit Menschen zu tun haben und eine evangelistische Ader besitzen. Mit diesem Projekt versuchen Sie, die zahllosen Bettler in Indien zu erreichen. Ist das ein rein sozialer Dienst? Er ist sehr sozial. Bettler brauchen praktische Hilfe. Sie brauchen aber auch Hilfe für die Seele. Materielle Hilfe allein verändert Menschen nicht. Unsere Sozialarbeiter versuchen mit der Hilfe des Evangeliums, Hoffnung und Selbstvertrauen zu wecken und die Bettler für ein selbst selbstbestimmtes Leben zu ermutigen. Die Christen, die sich
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im Bartimäus-Projekt engagieren, widerspiegeln nicht die allgemeine Haltung der indischen Kirche. Warum nicht? Bei grossen Teilen der Kirche spürt man kein Herz für die Abermillionen von Bettlern im Land. Die Christen sind sehr mit eigenen Problemen beschäftigt. Das Bartimäus-Projekt ist regelrecht explodiert. Inzwischen arbeiten die Mitarbeitenden in 13 Grossstädten. Ja, die Arbeit ist stark gewachsen. Heute stehen 336 Sozialarbeiter im Dienst und 65 freiwillige Mitarbeitende. Sie sind in ganz Indien unterwegs und helfen den Bettlern. Man muss sich das so vorstellen: Die meisten BartimäusMitarbeiter haben einen weiteren Job. Sie besuchen beispielsweise morgens um 5 Uhr die Bettler in den Slums und gehen anschliessend ihrer anderen Tätigkeit nach. Im Laufe des Nachmittags gehen sie dann nochmals zu den Bettlern auf die Strasse. Unser Hilfswerk hat nicht die Mittel, sie voll anzustellen. Die Sozialarbeiter tun diesen Dienst nicht wegen des Geldes? So ist es. Sie tun diesen Dienst im Namen Jesu. Wir könnten ihnen niemals einen vollen Lohn bezahlen. In Indien leben Millionen von Bettlern. Wo fängt man da an, wo hört man auf? Wie arbeitet das Bartimäus-Werk? Unsere Mitarbeiter haben die Fähigkeit, Freundschaften mit Bettlern zu knüpfen und mit ihnen ein Stück ihres Lebens zu teilen. Diejenigen, bei denen ein Interesse geweckt wird, werden in unsere „Open Churches“, die Bettlerkirchen, eingeladen.
Bernard Huber und das Bartimäus-Projekt Bernard Huber (60) ist reformierter Pfarrer in Degersheim SG und Leiter des Bartimäus-Projekts. Er ist mit Barbara verheiratet. Die beiden sind Eltern von vier adoptierten Kindern im Alter von 17, 18, 24 und 25 Jahren. Das Bartimäus-Projekt gründete Huber zusammen mit dem indischen Pfarrer Martin Luther im Jahr 2000. Das konfessionell und politisch unabhängige Hilfswerk führt ein grosses Waisenheim mit Schule und ein Heim für Bettler-Kinder. Es ermöglicht diesen eine Berufsausbildung oder ein Studium und leistet unentgeltliche Nothilfe für Bettler und ihre Familien. Diese in Indien Ärmsten unter den Armen werden ermutigt, durch den Glauben Hoffnung in Christus, Liebe und Selbstvertrauen zu finden. Das schenkt ihnen die Kraft, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und aus dem Bettlerstand auszusteigen. Das Bartimäus-Projekt ist inzwischen in 13 grossen Städten tätig. Bettler erhalten unentgeltlich Reis, Brot und sauberes Trinkwasser sowie Kleider und medizinische Grundversorgung. Zudem werden Alphabetisierungskurse für Kinder und Erwachsene angeboten. Über 330 Sozialarbeiter versuchen mit der Hilfe des Evangeliums, Hoffnung und Selbstvertrauen zu wecken und die Bettler für ein selbstbestimmtes Leben zu ermutigen. Treffpunkte sind
Wie soll ich mir eine Open Church vorstellen? Vielleicht wie einen mehr oder wen iger g rossen Hauskreis, der sich im Slum oder am Fluss unSozialarbeiter, Bernard Huber (re). ter der Brücke trifft. Wir zählen rund 360 solcher Kirchen. Hier wird Leben und Glauben geteilt. Unsere Sozialarbeiter sind dort mit dabei. Sie erfahren, welche Bettler aussteigen und sich eine Arbeit suchen wollen. Ihnen stehen sie dann mit Rat und Tat zur Seite. Man muss wissen: Das Betteln hat auch mit dem Denken der Menschen zu tun. Sie sagen: „Meine Eltern waren schon Bettler. Ich kann nichts anderes.“ Nun, obwohl wir kein klassisches Missionswerk und kirchenunabhängig sind, finden Menschen durch die von Gottes Liebe getragene Hilfe Zugang zum Evangelium. Soziale Hilfe, Gebet und Bibel führen dazu, dass Bettler Christen werden. Dadurch erhalten sie eine neue Sicht auf das Leben. Das äussert sich oft so, dass sie nicht mehr wollen, dass ihre Kinder betteln gehen und auf der Strasse schlafen. In den Open Churches trifft man sich zum Gottesdienst, zum Beten, zum Austausch, zur Schulung im Lesen und Schreiben und in Hygiene sowie zur Beratung in Arbeitsfragen. So erreichen wir über 10 000 der Ärmsten unter den Armen in Indien. Sie verteilen den Bettlern kostenlos Reis, Brot, Trinkwasser, Kleidung und Medikamente. Damit ziehen Sie doch die Menschen regelrecht an. Könnte man meinen. Aber sie kommen, weil sie eine grosse Frage haben: „Warum tut ihr das? In welchem Namen die „Open Churches“. Hier teilen die Bettler Leben und Glauben, erfahren Rat und Hilfe. Auf der Suche nach einem Weg, der indischen Menschen – auch Analphabeten – den Zugang zum christlichen Glauben erschliesst, entdeckte Bernard Huber das meditative „Gebet der Stille“. Ein Mittel, das im hinduistischen Kontext ungeahnte Wirkung zeigt. In seinem neuen Buch „Gib deiner Sehnsucht Raum. Mit dem Herzen glauben“ (Neufeld Verlag) beschreibt Pfarrer Huber, wie das „Glauben mit dem Herzen“ möglich wird und was es bedeutet. Ob als Bettler in den Slums von Kolkata oder als IT-Profi in Zürich – das „Gebet der Stille“ hilft Menschen, die auf der Suche nach Gott sind oder ihre Gottesbeziehung vertiefen möchten. „Denn“, so der Autor, „unser Herz hat eine zentrale Bedeutung für unser Leben. Es ist an allem beteiligt, was wir tun. Trotzdem wird die Rolle des Herzens für unser Leben und unseren Glauben oft vernachlässigt. Wir müssen lernen, Einfluss auf unser Herz zu nehmen und es auf Gott auszurichten.“ Das Bartimäus-Projekt ist ein Zweig der InterMission mit Sitz in Liestal BL. b www.bartimaeus.ch, b www.intermission.ch
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Im Slum von Visakhapatnam.
bringt ihr Hilfe?“ Viele Bettler glauben an keinen Gott mehr. Sie haben trotz aller Rituale und Opfer von den Göttern keine Hilfe erfahren. Deshalb fragen sie: „Wie heisst euer Gott?“ Die Schere zwischen den Allerärmsten und den Reichsten klafft in Indien immer weiter auseinander. Sie ist mitunter auch ein religiös-kulturelles Problem aufgrund des Kastensystems. Dieses lässt sich wohl kaum beeinflussen? In Indien wird man entweder als Bettler geboren oder wird aus wirtschaftlichen Gründen zum Bettler. Das kann sein, wenn der Vater schwer erkrankt und die Mutter die Familie alleine durchbringen muss. Dann bleibt nur noch betteln. Es gibt keine Sozialhilfe. Oder eine Frau verliert ihren Mann, wird Witwe, und ihre Kinder stossen sie aus. Und dann die Kinder, die auf die Strasse geschickt werden … Jeder einzelne Bettler in den Slums hat seine eigene tragische Geschichte. Das Karma sagt: „Du verdienst, was du hast.“ Deshalb braucht es auch niemanden, der hilft. Das ist gnadenlos. Aber Armut ist kein Schicksal.
In Indien war mir von Anfang an klar, dass diese Menschen auch geistliche Hilfe benötigen. Die grosse Not führt zur Flucht in Süchte. Damit sie ihr Leben verändern können, müssen sie in die gesunde Abhängigkeit von Christus finden. Indien ist das Land des Zen und des Yoga und damit bestens geeignet für eine Versenkung in Christus oder – wenn man so will – für christliche Meditation. Dabei geht es darum, innerlich ruhig zu werden und sich mit dem Herzen bewusst auf Jesus zu konzentrieren. Das sogenannte „Gebet der Stille“ wird von den Indern ohne lange Erklärungen verstanden. Sie beginnen zu beten und in ihrem Herzen an Christus zu glauben. Sie kommen weg von der Sucht in die Abhängigkeit von ihm.
„Menschen erleben Wunder, wie wir sie nur aus der Apostelgeschichte kennen.“
Das heisst, Sie könnten noch mehr tun, wenn mehr Geld zur Verfügung stünde? Wie viel beträgt das jetzige Budget? Im letzten Jahr erhielten wir 291 000 Franken an freiwilligen Zuwendungen. Damit bezahlen wir die Sozialarbeiter, die Waisenhäuser, die Schule und auch sämtliche Hilfsdienste.
Sie erleben, dass der Glaube an Jesus im Leben von Bettlern reale Wirkung hat? In meinem Buch bringe ich viele Beispiele, wie Menschen sich verändern. Der Glaube ist ganz verrückt real! Es ist bewegend, wenn die Bettler aus ihrem Leben erzählen und von den Wundern, den Heilungen, die sie aus der Gefangenschaft traumatischer Erlebnisse in die Freiheit geführt haben. Mir läuft es jedes Mal kalt den Rücken runter, oft kommen mir die Tränen. Gerade im total rück rückständigen Hinterland erleben Menschen Wunder, wie wir sie aus der Apostelgeschichte kennen. Es kommt tatsächlich vor, dass Blinde sehend werden und Lahme wieder gehen können. Es gibt viele solcher Berichte und ich habe selbst das übernatürliche Eingreifen Gottes schon erlebt. Zudem machen wir die Erfahrung, dass diese übernatürlichen Erlebnisse zu echtem Glauben führen. Sehr viele, die über unsere Arbeit mit dem Evangelium in Berührung kommen, bleiben Jesus treu. Die herzliche Abhängigkeit von Jesus schenkt ihnen neues Leben. Freundschaften, Gebet, Nächstenliebe – das sind die Schlüssel im Bartimäus-Projekt.
In diesen Tagen erscheint Ihr neues Buch „Gib deiner Sehnsucht Raum. Mit dem Herzen glauben“. Darin erklären Sie das „Gebet der Stille“, das offenbar in Indien als Türöffner zu Gott wirkt.
Wer sind die Allerärmsten unter den Heerscharen von Armen in Indien? Das sind die Bettler. Die haben ausser einigen Stofffetzen gar nichts. Im Gegensatz zu den Armen haben sie keiner-
Wie ist der indische Staat sozial engagiert? In den Grossstädten gibt es Einrichtungen, die den Armen Essen verteilen. Oft macht der Staat, was er kann. Allerdings wird gesagt, dass vom zweckbestimmten Geld nur der kleinere Teile eingesetzt wird. Aufgrund unserer positiven Erfahrungen denke ich manchmal, das Bartimäus-Projekt könnte die Armut in Indien im grossen Stil wirkungsvoll bekämpfen, wenn zum Beispiel unsere Sozialarbeiter mit der Unterstützung von Mikrokrediten zu Kleinunternehmern würden. Unsere Mitarbeiter sind nicht korrupt und sie leisten Überdurchschnittliches, weil sie ihren Dienst als Auftrag sehen.
Fotos: Bartimäus-Projekt, Neufeld Verlag
Zusammenkunft ehemaliger Bettler.
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BR E N N P U N K T
lei Schulbildung. Viele können weder lesen noch schreiben, den Umgang mit Geld kennen sie nicht. Deshalb ist es schwierig, ihnen zu helfen. Man fängt oft bei null an. Doch auch die Bettler sind zu unterscheiden. Es gibt solche, die aus religiösen Gründen betteln, dann gibt es mafiaähnlich organisierte Bettler-Profis und eine dritte Gruppe – das sind die Ärmsten der Armen – die leiden unter ihrem Dasein. Mit ihnen arbeiten wir. In vielen Fällen mit Erfolg, nur was den Umgang mit Geld anbetrifft, sind wir noch nicht dort, wo wir sein möchten. Wie hilft man einem Bettler, der eine Arbeit tun möchte? Unsere Mitarbeiter suchen ihnen kleine Jobs – als Wächter, als Reinigungshilfe und ähnliches. Warum nennt sich das Werk „Bartimäus“? Wir haben überlegt, ob wir es Lazarus oder Bartimäus nennen sollen. Wir entschieden uns für Bartimäus. Er wollte Hilfe, während sein Umfeld ihn überhörte und hinderte. Bartimäus wurde durch Jesu Hilfe vom Blinden zum Sehenden. Das Bartimäus-Projekt ist vollständig von Gott abhängig, jeden Monat wieder. Allein in Kolkata haben wir an die 40 Mitarbeitende. Wir sind in dieser Metropole das grösste Bettler-Hilfswerk überhaupt. In Bangalore wurde unser Projekt mit dem „Mother Theresa Award“ ausgezeichnet. Unsere Vision, dass die Bettler-Arbeit zu einem Anliegen indischer Kirchen und Gemeinden wird, liess sich bis jetzt nicht realisieren. Es sind in einer Gemeinde immer nur einzelne, die ein Herz haben für Bettler. Viele Christen sind selbst arm und haben keine Kraft für andere. Aber es gibt viele Pastoren, die uns unterstützen und als StädteKoordinatoren ihre ganze Freizeit einsetzen. Wenn wir einen Vergleich ziehen müssten: Wer wären die „Bettler“ in der Schweiz? Würden die staatlichen Sozialwerke nicht so gut funktionieren, hätten wir ein ähnliches Problem. Wie würden die Christen darauf reagieren? Diese Frage habe ich mir
Der Bartimäus-Vorstand: B. Rusch, T. Vijayr, W. Luther, G. Sevakar, B. Huber, A. Hunziker, S. Kumar.
schon oft gestellt. Die Kirche würde wohl ein neues Sendungsbewusstsein entwickeln. Ich kann mir vorstellen, dass Christen dann wieder „Gott-hilft“-Häuser bauen würden. Die christliche Überzeugung würde Neues kreieren. Das Evangelium würde relevanter. Wie ist das Bartimäus-Werk organisiert? Wir sind als „Trust „ “ organisiert. Der Stiftungsrat besteht aus drei Schweizern und vier Indern. Wir sind ein Team, arbeiten brüderlich. In Indien liegt die Leitung heute in der Hand von Williams Luther, dem Sohn des Gründers Martin Luther. Der Schweizer Vorstand ist zuständig für alles, was es hier zu regeln gibt. Unsere Tätigkeit – auch im finanziellen Bereich – wird im Übrigen vom indischen Staat Beleg für Beleg genauestens kontrolliert. Wie sieht das Bartimäus-Werk seine Zukunft? Wir sind heute in 13 Städten mit über 330 Mitarbeitenden tätig, die rund 10 000 Bettler erreichen. Unsere indischen Freunde möchten expandieren. Sie haben ein brennendes Herz für Christus. Manchmal müssen wir Schweizer etwas bremsen. Persönlich bin ich für Vertiefung der bestehenden Arbeit und für gemässigtes Wachstum. Dazu benötigen wir die entsprechenden Mittel. Diese haben wir in den vergangenen Jahren bekommen, ohne grosse Werbung. In Indien finden wir bis jetzt kaum finanzielle Unterstützung für die Bettlerarbeit. Es ist ein europäischchristliches Anliegen. Unser Ziel bleibt es, die Welt der indischen Bettler zu erreichen. Herzlichen Dank für das Gespräch.
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Foto: Bartimäus-Projekt
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Albanische Studierende: Deutsch lernen auf der Terrasse, diskutieren über die Bibel.
Eine albanische Freiluftschule mit Meersicht SPRACHCAMP Bibel lesen am Meer, Sprachunterricht auf der Terrasse – das erlebten 15 Schweizerinnen und Schweizer zusammen mit 42 Studierenden in Albanien. Urs und Heidi Wolf leiteten das Sprachcamp.
Foto: Mirjam Fisch-Köhler
Abenteuer Sprachcamp „Deutsch schwer!“, finden die Studenten. Genau gleich geht es den Schweizern mit Albanisch. Doch bereits das Wort Faläminderit (danke) lässt die Gesichter aufleuchten. Zusammen mit Urs und Heidi Wolf, Mitarbeitende von Campus für Christus, und ihren drei Töchtern sind es 15 Freiwillige, die Deutsch für Anfänger und Fortgeschrittene unterrichten. Dazu gehören nach dem nachmittäglichen Strandleben auch Diskussionsrunden über Bibeltexte. Die jungen Leute sollen Jesus begegnen. Sie wussten bei der Anmeldung, dass das 32/33.2014
Camp von Christen angeboten wird und Bibellektionen zum Programm gehören. Offiziell ist Albanien ein muslimisches Land, davon ist aber wenig zu spüren. Kaum jemand praktiziert den Glauben, welcher der Bevölkerung einst durch Eroberungen aufgezwungen worden ist. Ebenso spärlich sind die Kenntnisse der Studierenden über das Christentum. Einige sind zwar katholisch, aber viele wissen nicht, was in der Bibel steht. So hören sie interessiert zu, als gemeinsam die Weihnachtsgeschichte oder der Bericht über die Speisung der Fünftausend gelesen wird.
Hatte Jesus einen Beruf? Auf den Holzbänken des Strandcafés spricht man albanisch, das geht für die Studenten leichter. Sie stellen viele Fragen, zum Beispiel nach dem Beruf von Jesus oder nach unseren Erfahrungen mit ihm. Zum Abschluss des Camps bekommen die Studenten ein neues Testament mit einer Widmung der Schweizer. Und ausgerechnet die junge Frau, die mir am Anfang sehr kritisch vorgekommen ist, hat sich neben zwei weiteren Studenten für ein Leben mit Jesus entschieden.
Keine Perspektive „Ich habe Jura studiert, aber bis ich Arbeit finde, können Jahre vergehen“, hält Lidia resigniert fest. Trotz Uniabschluss fänden viele lange keine Stelle. „Dazu braucht man Beziehungen oder Geld. Die Korruption ist ein grosses Problem bei uns“, erklärt sie. Viele junge Albaner möchten daher ins Ausland, um zu studieren. Darum gibt es auch einige Benimm-Regeln während des Unterrichts. Pünktlichkeit ist eine Schwei-
zer Tugend, in Albanien ist man da grosszügiger. Zudem scheinen die Jugendlichen mit ihrem Handy verwachsen zu sein und empfangen dauernd „dringende“ Anrufe. Dass man es während Veranstaltungen nicht benutzen darf, ist für sie nicht leicht zu akzeptieren. Vielleicht können die jungen Leute ihre Sprach- und Benimmkenntnisse später einmal in der Tourismusbranche des eigenen Landes verwenden? Feriengäste aus dem deutschsprachigen Raum würden dies schätzen.
Sprachcamp auch 2015 Einige der Schweizer Gäste werden die Studentenarbeit in Albanien weiterhin im Gebet und finanziell unterstützen. Seit 1991 herrscht im ehemals atheistischen Staat Religionsfreiheit. Deshalb finden sie: „Diese Chance soll genutzt werden!“ Agape international, das die CfC-Auslandtätigkeit koordiniert, führt das Sprachcamp vom 13. bis 23. Juli 2015 erneut durch. Gesucht sind lehrbegabte Personen zwischen 18und 35 Jahren für den Unterricht. Interessenten melden sich ab 20. August bei Terence Joseph, tjoseph@agape.ch, Telefon 0041 44 857 13 25. • Mirjam Fisch-Köhler b www.agape.ch, www.cfc.ch
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s ist über dreissig Grad heiss und in allen Räumen tropisch schwül. Wenn nicht immer wieder eine leichte Brise Erfrischung bringen würde, wäre auch der Freiluftunterricht unerträglich. Die 42 albanischen Gymnasiasten und Studenten suchen sich einen Platz rund ums Hotel Argeli in Orikum, 175 Kilometer südlich von Tirana. Sie nehmen am albanischschweizerischen Deutschcamp teil, das von Campus für Christus (CfC) organisiert und von Schweizer Freiwilligen personell und finanziell unterstützt wird. Sonst könnten sich die Studenten kaum einen fünftägigen Sprachkurs während einer Ferienwoche am Meer leisten. Der Unterricht findet von 10 bis 13 Uhr im Freien statt. Je eine Schweizer Lehrperson und ein bis zwei Assistentinnen sind im Einsatz. Dazu gehört zu jeder Gruppe einer der albanischen CfC-Mitarbeitenden, um zu übersetzen, sollten die gemeinsamen Englischkenntnisse einmal nicht genügen. Mitarbeiter von Campus Albanien gehören ebenfalls zum Team.
Bild: © Light Impression - Fotolia.com
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I NSE R AT E | S T E LLE N
Pionierarbeit im Aufbau von drei Erlebnisschulen Das Jugendheim Sternen baut im Kanton Bern drei Erlebnisschulen für psychisch beeinträchtigte Kinder und Jugendliche auf. Wir starten im August / September 2014. Dazu suchen wir folgende Personen:
Heilpädagogen
die Klassengrösse umfasst ungefähr 8 – 10 Kinder und Jugendliche
Dipl. Sozialpädagogen
mit Erfahrung in der Psychiatrie und / oder der Erlebnispädagogik
Psychiater oder Psychologe
(kann auch Teilzeit und / oder mit eigener Praxis sein)
Arbeitsagogen mit handwerklichem Hintergrund
wie z. B. Schreiner / Zimmermann, Sanitär-Installateur, Elektriker etc.
Verantwortliche/r für Küche, Haushalt, Garten Praktikanten
Wir legen bei der Personalauswahl Wert auf Professionalität und eine christliche Grundhaltung (basierend auf dem biblischen Menschenbild). Im Moment sind wir auf der Suche nach einer geeigneten Liegenschaft (falls Sie Kenntnis von einer geeigneten Mietliegenschaft haben, sind wir dankbar für Hinweise). Aus diesem Grund ist der Arbeitsort vorerst noch unklar. Rufen Sie uns an oder schicken Sie Ihre Unterlagen per Mail (inkl. Foto) an: be@jugendheimsternenag.ch, Jugendheim Sternen AG, Herr Eichenberger, CH-3700 Spiez, Tel: 033 783 19 73. Weiter Informationen, inkl. Konzeption, finden Sie unter: www.swiss-emp.ch
Unsere Kirchgemeinde im unteren zählt UnsereReusstal Kirchgemeinde im unteren Reus6400 Mitglieder und ist in stal zählt 6400 Mitglieder und ist in drei drei Teilgemeinden mit je Teilgemeinden mit je eigenen Strukturen eigenen Strukturen aufgeteilt. aufgeteilt. Für die Teilgemeinde Rohrdorf Für die Teilgemeinde Rohrdorf suchen 1. November 2014 oder suchen wirwir perper 1. November nachoder Vereinbarung 2014 nach Vereinbarung
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Sie passen zu uns, weil Sie… … der Haltung anderer mit Wertschätzung begegnen … in der Jugendarbeit voll einbringen wollen … sich Ökumene für wichtig halten … Haltungsind anderer begegnen … der fasziniert von mit derWertschätzung Bibel, von Gott, von Jesus Christus … Ökumene für wichtig halten … Ihren Glauben gerne bezeugen … fasziniert sind von der Bibel, von Gott, von Jesus Christus … Ihren Glauben gerne bezeugen
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… den Ausbau und Gestaltung der speziell Jugendarbeit Wir brauchen Sie mitdie Ihren Fähigkeiten für… … den die Ausbau Weiterführung … und die bestehender Gestaltung derdiakonischer Jugendarbeit Projekte … bestehender(Kinderkirche) diakonischer Projekte … die dieWeiterführung Leitung des KiK-Teams … des KiK-Teams … die denLeitung kirchlichen Unterricht(Kinderkirche) an der Oberstufe (PH III und IV) … den kirchlichen Unterricht an der Oberstufe (PH III und IV) Wir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen.
Wir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen. Ihre Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte per Mail an: Ihre Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte per Mail an: vakanz.rohrdorf@ag.ref.ch. Bewerbungsgespräche finden vakanz.rohrdorf@ag.ref.ch. ab September statt. Auskünfte erteilen gerne: finden ab September statt. Auskünfte erteilen gerne: Bewerbungsgespräche Pfarrer 279 46 46 22,22, stefan.mayer@ag.ref.ch PfarrerStefan StefanMayer, Mayer,079 079 279 stefan.mayer@ag.ref.ch Rico Bossard derder Wahlkommission), 079 079 484 23 83, Rico Bossard(Präsident (Präsident Wahlkommission), 484 23 83, rico.bossard@vbg.net
rico.bossard@vbg.net, www.ref-mellingen.ch
WEINKUNST AUS SCHAFFHAUSEN Werke von Schaffhauser Künstlern vereinen sich mit der Kunst der Weinkelterung aus unserer Kellerei.
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Wir sind führende Anbieterin von Sonnenenergieanlagen für nahezu vollständig solar beheizte Häuser in Europa und suchen für die Projektierung, Ausführung und Unterhalt unserer Energiesysteme einen
Ingenieur oder Techniker (m/w) 100 % Ihre Aufgabe Im Kontakt zu Ingenieuren, Heizungsinstallateuren und Endverbrauchern bearbeiten Sie Anfragen und betreuen Projekte von Beginn bis zur Inbetriebnahme. Das Schwergewicht der Aufgabe liegt im Bereich der Steuerungs- und Regeltechnik. Die Mitverantwortung im IT-Bereich ist sehr erwünscht. Ihr Profil Sie verfügen über eine technische Grundausbildung, vorzugsweise Richtung Elektro evtl. Mechanik mit entsprechender Weiterbildung (Fachhochschule oder höhere Fachschule), haben ein Flair für physikalische Zusammenhänge und Interesse an Energiethemen, Solar- und Haustechnik. Analytische und vernetzte Denkweise, zuverlässiges, exaktes und selbstständiges Arbeiten zeichnen Sie als belastbare, teamfähige, flexible Persönlichkeit aus. Wir bieten Ihnen ein vielseitiges, spannendes und abwechslungsreiches Aufgabenfeld in einem lebhaften Betrieb. Für Auskünfte wenden Sie sich an Josef Jenni oder Tabea Bossard. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung:
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idea Spektrum 32.2014
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Treue schützt vor Reue – SEA sucht Ehepaare GEGENKAMPAGNE Die für viele Bürger unverfrorene HIV-Präventionskampagne des Bundesamtes für Gesundheit provoziert Gegenaktionen. Die Evangelische Allianz schreibt „Love Life“ mit einem Ehering.
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ie Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) hat beim Bundesamt für Gesundheit bereits zweimal interveniert mit der Bitte, die HIV-Präventionskampagne mit den Sexbildern zu stoppen. Diese werden von vielen Menschen als anstössig und als Widerspruch zu einem vernünftigen Jugendschutz empfunden. Die SEA befürchtet auch, dass die vom Bundesamt präsentierten Fotos zu Präzedenzfällen für zukünf zukünftige Plakataushänge werden, so dass immer sexistischere Bilder im öffentlichen Raum platziert werden dürfen. Doch alle Bitten und Einsprachen – auch die mitgelieferten über 10 000 Unterschriften – vermochten die Kampagnenmacher in Bern nicht von ihren Ideen abzubringen. Seit dem 28. Juli hängen in der ganzen Schweiz 1900 Plakate mit einschlägigen Szenen, die für viele Passanten pornografischen Charakter haben.
SEA startet Gegenkampagne Die SEA sieht zwei Möglichkeiten, um aktiv zu werden. Erstens: ein Beschwerdebrief ans BAG oder an die Allgemeine Plakatgesellschaft (APG). Beispiele, wie eine solche Kritik auf konstruktive Weise formuliert werden kann, werden geliefert. Zweitens: an einer Gegenkampagne teilnehmen.
Deren Stil lehnt sich an die Love-Life-Kampagne an. Die Einsender müssen ihre Namen angeben und auch, wie viele Jahre sie verheiratet sind. „Die Ehepaare zeigen mit ihrem Bild, dass Sex verbunden mit gegenseitiger Treue schön und zudem die beste Aids-Prävention ist“, sagt Matthias Spiess, Generalsekretär der SEA. Die Fotos werden fürs Erste auf einer Facebookseite veröffentlicht.
BAG soll Plakate bezahlen
Ergänzung zur BAG-Kampagne: Ehepaare bereuen nichts, weil sie sich treu sind.
Dazu ruft die SEA verheiratete Paare auf, ein Foto von sich einzusenden und einen Slogan auszuwählen: „Treu sein ist schön“ oder „Treue schützt vor Reue“. Zur Auswahl stehen aber auch „Wir geniessen unseren Sex“ oder „Unser Sexleben ist zu schön, um es auf Plakaten zu zeigen“. Aus Foto und Slogan werden Plakate gestaltet.
Fotos: SEA; Printscreen Tagblatt
Herzli auf die nackte Haut Die Herisauer Religionslehrerin Ursula Fröhlich hält die Kampagnen-Plakate des BAG für pornografisch. Sie handelte und überklebte zwei dieser Plakate mit Herzen und Sätzen wie „BAG: Stop Sexting” und Fragen wie „Präventiv oder primitiv?” Das tat sie aber nicht anonym. Sie meldete sich anschliessend beim Lokalblatt. Sie schäme sich für die Schweiz, sagte Ursula Fröhlich gegenüber der „Appenzeller Zeitung”. Unser Rechtssystem würde es verbieten, Pornografie für Kinder zugänglich zu machen. Im öffentlichen Raum könne man den grossen Plakaten nämlich nicht ausweichen. Beim Bundesamt für Gesundheit zeigte man sich auf Anfrage der Zeitung nicht glücklich über die Aktion der Religionslehrerin. In Bern heisst es, die Meinungsfreiheit sollte ohne Sachbeschädigung aufrechterhalten werden. Für die Allgemeine Plakatgesellschaft (APG) steht fest, dass Ursula Fröhlich mit ihrer Klebeaktion fremdes Eigentum beschädigt hat. Noch nicht entschieden ist, ob gegen sie Anzeige erstattet wird. Die Plakate beim Herisauer Bahnhof sind inzwischen wieder im Originalzustand.
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Die SEA kann sich aber durchaus vorstellen, mit den eingesandten Fotos eine Plakataktion zu gestalten. Deshalb beantragte sie beim BAG, Geld zu sprechen, damit auch die Plakate der ergänzenden „Treue-Kampagne“ aufgehängt werden können. Mit der SEA-Plakataktion würde das Anliegen des BAG – die Aidsprävention – sinnvoll in die Bevölkerung getragen, meint man bei der SEA. Laut dem BAG ist lebenslange, gegenseitige Treue tatsächlich der beste Schutz vor HIV, sie werde jedoch nicht immer gelebt. Gerne hätte man die Aussagen der Personen, die sich auf den Aufruf der SEA melden, in die eigene Kampagne mit einbezogen. Dies äusserte eine Sprecherin des BAG gegenüber der NZZ. (rh) P
Love Life – aber anders! Unter dem Motto „Ja zum Slogan ‚Love Life – bereue nichts‘ – aber nein zur Art und Weise, wie die Kampagne dies umsetzt“ schaltete die Organisation „Young and Precious” Inserate in der „Weltwoche”. Darauf gingen mehrere Spenden ein zur Finanzierung weiterer ähnlicher Aktionen. In Planung ist zum Beispiel eine Handzettelaktion in grossen Schweizer Städten. „Young and Precious“ entstand 2011 mit dem Ziel, junge Menschen zu ermutigen, „sich aktiv im persönlichen Leben, in Politik und Gesellschaft für moralische Werte einzusetzen und sich darin gegenseitig zu unterstützen.”
b www.youngandprecious.ch
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S Y N E RG I E | LE SE R BR I E F E
SYNERGIE PENSIONIERUNG Das Arbeiten als Selbstständigerwerbender bringt auch Zwänge mit sich, nur andere. Aber einen Entscheid kann ich mit mehr Freiheit bestimmen: Den Zeitpunkt meiner Pensionierung. it 64 Jahren, da ist man aufgezwungen wird. Ich meine n o ch in S chuss , mi t die Festlegung des Zeitpunkts 64 Jahren, ist lange noch nicht der Pensionierung bzw. jenen Schluss …„ In Anlehnung an Zeitpunkt, an dem ich mit der Udo Jürgens bin ich dankbar, Erwerbstätigkeit aufhöre. Es dass diese Aussage voll und gibt geradezu erschreckende ganz auf mich zutrifft. Wie man Beispiele, wie Menschen mit mir attestiert, bin ich geistig dieser erzwungenen PensionieChristoph Wirz noch rege und auch sonst noch rung nicht umgehen können recht ansehnlich. Nun herrscht die Mei- und bitter und krank werden. Ich gehöre nung vor, als freiberuflich tätiger Notar, zu den glücklichen Leuten, die ihren Beals Selbstständiger, habe man viele Frei- ruf als Berufung sehen. Hingegen gehöre heiten, die ein Angestellter nicht hat. So ich zu den unglücklichen Leuten, die kein könne ich mir beliebig frei geben, Ferien ausgesprochenes Hobby haben. Aber ich machen grad nach Bedarf, zudem würde gehöre wiederum zu den privilegierten ich sicher auch viel mehr verdienen etc. Leuten, die nicht nur den Zeitpunkt ihrer Das ist alles Unsinn, die Zwänge kommen Pensionierung selbst bestimmen, sondern genauso – nur anderswo her. weitgehend auch langsam und schrittweise Es gibt aber einen Bereich, wo der selbst- das Arbeitspensum reduzieren können. Ich ständig Erwerbende einen sehr wichtigen muss nicht am 2. August 2015 aufhören, Entscheid selber fällen kann, der dem un- sondern vielleicht erst in einigen Jahren selbstständig Erwerbenden in der Regel und nicht von hundert auf null reduzieren,
Reisserischer Titel zu: „Antisemitismus wie vor dem zweiten Weltkrieg“ (Nr. 31, S. 7) Dass Hansjörg Bischof im Interview eine Israel freundliche Position vertritt, war zu erwarten. Wäre er kein überdurchschnittlicher Freund des modernen Staates Israel, wäre er nicht Gründer und Leiter vom Schweizer Zweig der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem. – Wie aber kam es zum Titel „Antisemitismus wie vor dem zweiten Weltkrieg“? Man halte einen kurzen Moment lang inne! Damals wurden in Deutschland in einer einzigen Nacht sämtliche Synagogen niedergebrannt und zahllose jüdische Geschäfte zerstört. Die Versicherungsbeträge wurden vom NS-Staat eingezogen. Tausende von jüdischen Mitbewohnern wurden zusammengeschlagen und ins KZ gesteckt. Juden wurden aus allen freien Berufen wie Ärzte, Anwälte und Architekten verbannt und die Schweiz versuchte sich über den obligatorischen Judenstempel im Reisepass vor einer schleichenden Verjudung zu schützen. All das und noch vieles,
vieles mehr geschieht heute Gott sei Dank nicht. Im Gegenteil, zusammen mit allen andern Schweizern esse ich fröhlich Ragusa und Torino von Camille Bloch. Im MANOR wird eingekauft wie anderswo. Der jüdischstämmige Roger Schawinski moderiert so frei und ungezwungen am Schweizer Fernsehen wie die Naomi Nadelmann im Kampf der Chöre gesungen und dirigiert hat. – Und darum sollte eine Zeitschrift mit so reisserischen Überschriften zurückhaltender sein. Ruedi Bertschi, Romanshorn TG Anm. der Redaktion: Wir danken für diesen berechtigten Hinweis. Hansjörg Bischof sprach im Interview lediglich von „Gedanken, wie man sie aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg kennt, kommen wieder auf.“ Den Begriff Antisemitismus verwendete er in einem anderen Zusammenhang.
Ich bin zornig zu: „Erfolgloser Protest gegen die Stop-Aids-Kampagne“, (Nr. 31, S. 5)
sondern darf einen Übergang von mehreren Jahren wählen … Ich nenne das die Gnade der freien Wahl. Noch besser ist es, wenn man in diese Entscheidung die geliebte Ehefrau einbezieht. Gerade ihr Reich wird durch eine plötzliche Pensionierung markant tangiert, um nicht zu sagen erschüttert. Ich habe die Hoffnung nicht auf aufgegeben, dass ich bei einem schrittweisen Abbau des Arbeitspensums ebenso schrittweise eine sinnvolle Beschäftigung im Alter aufbauen kann; das könnte auch ein Dienst in der Gemeinde sein. Bei der Realisierung meiner Pensionsvorstellungen habe ich gute Aussichten, noch länger fit zu bleiben. Ich brauche die Gnade guter Gesundheit, so wie wir alle. Wer meine Dienste als Notar in Anspruch nehmen will, kann das gerne tun. Er braucht sich nicht einmal zu beeilen. P Der Autor ist Notar mit Büro in Oberhofen am Thunersee; er wohnt in Lyss.
Dieser Tage ist die Plakataktion des BAG für die HIV-Prävention angelaufen. Damit bin ich nicht einverstanden. Es geht dabei nicht um meine verletzten Gefühle, es geht um mehr: um die Zerstörung von Grundwerten unseres Zusammenlebens. – Die sexuelle Integrität der Menschen wird zerstört (durch öffentliche Zurschaustellung sexueller Handlungen). – Das Recht, vor sexuellem Exhibitionismus und Voyeurismus geschützt zu werden, wird zerstört. – Treu und Glaube werden zerstört (nämlich, dass Behörden nur das Beste wollen für die Bürger und Bürgerinnen) Ich bin zornig über die Verantwortlichen. Werner Ninck, Bern
Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffent veröffentlichen. Kürzungen unter Wahrung des Sinns behalten wir uns vor. Die Redaktion
Foto: zvg
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I DE A-SOM M E R SE R I E | P ODI U M
IDEA-S
MMERSERIE WIE GEHT ES EIGENTLICH …
Fotos: zvg
... Fredy Peter?
Einst … „Chrigi und Simi“, „Marchstei“, „Gabael“ und andere: In den frühen 1980er-Jahren war Aufbruchstimmung im (frei-)kirchlichen Musikschaffen. „Es war eine gute Zeit, geprägt von Pioniergeist“, schaut der heute 53-jährige Fredy Peter zurück. Eine Schlüsselrolle spielte die Konzertagentur Kir von Musikproduzent Jean-Daniel von Lerber (heute Profile Productions) und Hansruedi Gräf. Fredy Peter war rund zehn Jahre lang als Solist, oft auch mit verschiedenen Formationen unterwegs. Zweimal nahm er am damals angesagten VindonissaFestival teil. Evangelistische Aspekte hatten in seiner Anfangszeit eine zentralere Rolle. 1984 und 1987 nahm er Platten auf, 1989 folgte eine von der Landeskirche des Kantons Zürich unterstützte Produktion über das Vater-Unser-Gebet. Fredy Peter war zuletzt mehr oder weniger hauptberuflich als Sänger unterwegs und verfasste daneben auch journalistische Beiträge für christliche Medien. Anfänglich orientierte er sich an Mark Heard und Bryan Haworth, später auch an James Taylor, Bob Dylan und U2. Auch seine Texte erfuhren eine Veränderung. „Ich fing an, mich nach aussen zu bewegen. Irgendwann war für mich die Unterscheidung zwischen christlicher und weltlicher Szene nicht mehr relevant.“ Seine Produktion „Alles“ erschien 1987 auch in einer schriftdeutschen Version – produziert vom damaligen Bassisten der deutschen Gruppe Damaris Joy. Foto: zirka 1984
… und heute Heute ist Fredy Peter im Sozialversicherungswesen tätig. Der zweifache Vater ist Mitglied der reformierten Kirche Zürich. Im Lauf der Zeit hat sich sein Glaubens- und Gottesbild geändert. Geblieben ist das Suchen: nach dem Wesentlichen, dem Lebenswerten. „Viele Aussagen in der Bibel sind mir nah geblieben oder sind mir im Lauf der Zeit neu oder auf andere Weise zugänglich geworden. Die Bibel ist ein grosses Werk. Sie enthält viel Weisheit, Kraft, Trost und kann dazu beitragen, das Dasein in dieser Welt und was alles passiert, einzuordnen. Und sie ist mitunter auch literarisch ein bedeutendes Werk mit viel Poesie und starker Ausdruckskraft.“ Das Anliegen, etwas anzusprechen und zu bewirken, ist geblieben – „aber nicht im Sinne eines Auftragsbewusstseins, sondern eher aus Freude an dem, was Kunst, gute Musik, berührende Geschichten, das Leben schlechthin ausmacht.“ Was bleibt? „Ich bin dankbar für die Erfahrungen, die ich als junger Liedermacher sammelte, und gleichzeitig für die vielen Kontakte mit Menschen, die mich gefördert und unterstützt haben. Die starken Erlebnisse von damals gehören zu meinen Wurzeln“, sagt Fredy Peter. Er wohnt am Zürichsee, ist nun literarisch tätig und schreibt hauptsächlich Lyrik. Und vielleicht war „Alles“ doch noch nicht der Schlusspunkt? Thomas Feuz Foto: 2014
Früher Mundart-Liedermacher, heute Mann der stilleren Worte: Fredy Peter.
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PODIUM Der Nahostkonflikt und die kriegeriAuseinanderschen Auseinander setzungen zwischen Israel und der Terrororganisation der Hamas haben indirekt auch unser Land erfasst. Unmittelbar bricht da ein Antisemitismus insbesondere in den sozialen Medien auf, den man vergangen glaubte. Aussagen auf Facebook wie „Nur ein toter Jude ist ein guter Jude“ machen einen sprachlos und sind inakzeptabel. Sie richten sich nicht nur gegen Israel, sondern gegen alle Menschen jüdischen Glaubens und damit auch gegen unsere jüdischen Mitbürger in der Schweiz. Die Vergangenheit hat mit aller Deutlichkeit gezeigt, antisemitische Anfeindungen sind dezidiert zu bekämpfen. Letzte Woche wurde dazu in Zürich ein Zeichen gesetzt. Hunderte von Israelfreunden wehrten sich anlässlich einer eindrücklichen Kundgebung gegen die unannehmbaren Anfeindungen. Mit Verweis auf die humanitäre Tradition unseres Landes brachte es FDP-Nationalrätin Doris Fiala auf den Punkt: „Jede Form von Rassismus und Antisemitismus ist inakzeptabel und einem Rechtsstaat sowie einer Demokratie unwürdig, denn diese Ideologien sprechen Menschen ihre Daseinsberechtigung ab und bedrohen sie in ihrer Existenz.“ Nachdem die Politik vorerst schwieg, hat unser Bundespräsident Didier Burkhalter mit deutlichen Worten die besorgniserregende Entwicklung verurteilt. Ebenso mehren sich die Stimmen, die nun auf der Grundlage der Antirassismus-Gesetzgebung die Verurteilung der Täter fordern. Eines ist klar: Es gilt Position zu beziehen und den Anfängen zu wehren. Hans-Ulrich Bigler ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes.
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„Duzis“ und „Dihai“ TREFFPUNKTE Oasen für ungezwungenes Begegnen: Christliche WGs mitten in Zürich und im thurgauischen Oberaach machen ihre Gärten zu lebendigen Begegnungsorten. Seit etwa zwölf Jahren leben zehn junge Menschen in Zürich-Wipkingen in einer Wohngemeinschaft zusammen – in der „alten Trotte“, einem 450 Jahre alten Winzerhaus, das später von Täufern bewohnt wurde und zwischendurch auch mal ein Obdachlosenheim war. Das Haus mit dem riesigen Garten – ein Luxus mitten in Zürich – lädt geradezu ein, das Gelände für Begegnung zu nutzen: eine Oase in der Stadt. Seit dem letzten Jahr öffnet die Wohngemeinschaft viermal im Sommer Haus und Garten für die Nachbarn und das Quartier. Das „Kafi Duzis“ ist ein farbiger Begegnungsort mit Charme. „Im letzten Jahr starteten wir Das Kafi Duzis überrascht jeweils mit viel Kreativität bei Deko und Essen. Inzwischen ist es zum beliebten Quartier-Treff geworden.
mit 6 Leuten, heute sind wir ein Team von 19 Leitern, die viermal im Sommer das Kafi Duzis durchführen“, erzählt Michael Weyrich, WG-Bewohner und Mit-Organisator. „Insgesamt haben den ganzen Sommer lang über 100 Leute mitgeholfen, das alles hier vorzubereiten.“
Als Christen einen Unterschied machen „Wir wollten zunächst bewusst im Quartier leben, Gastfreundschaft üben und mit unseren Nachbarn in Kontakt kommen“, erklärt Michael Weyrich. 600 Einladungen wurden verteilt – mit Gutscheinen für die nächsten Nachbarn, „die ja ab und zu etwas von uns ertragen müssen“. Eine Öffnungszeit Kafi Duzis
24. August, 10 bis 22 Uhr mit Brunch; 21. September, 15 bis 22 Uhr Nordstrasse 331 in Zürich https://de-de.facebook.com/kafiduzis, www.kafiduzis.ch
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SOM M E R P ROJ E K T E SC H W E I Z
Aktion mit grossem Erfolg: jedes Mal strömen mittlerweile 500 bis 700 Personen ins „Kafi Duzis“. Die Organisatoren waren im letzten Jahr fast überrumpelt vom grossen Andrang und Erfolg. Viele Nachbarn sind mittlerweile Stammgäste, darunter die Bewohner eines direkt angrenzenden Seniorenwohnheims, die von den WG-Bewohnern persönlich abgeholt und auch wieder heimgebracht werden. Am „Kafi Duzis“ kann man sich günstig und kreativ verpflegen und drei verschiedene Bands tragen zur Stimmung bei. Man will als Christen einen Unterschied machen, den Menschen mit Liebe begegnen und ihnen Freude bereiten. Die WG will den Ort mitprägen im Glauben, „dass Gott Freude daran hat“. Es sei ihnen wichtig, dass persönliche Begegnungen hergestellt würden in einer Stadt, wo vieles anonym sei und die Leute nebeneinander statt miteinander lebten. „Wir wollten einen Ort schaffen, wo die festen Szenen aufgebrochen werden, wo man sich begrüsst und auch Generationen einander begegnen“, fasst Michael Weyrich zusammen. Der Erfolg bestätigt die Vision. Öffnungszeit Kafi Dihai
Fotos: www.kafiduzis.ch; Kokdamon Lam; idea/Rolf Höneisen
17. August 2014, 15 bis 21 Uhr Kreuzlingerstrasse 88 in Oberaach TG www.facebook.com/KafiDihai
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Das Kafi Dihai ist besonders bei jungen Familien beliebt. Den Lohn für die Live-Bands bestimmt jeweils eine Hutkollekte.
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„Dihai” in Oberaach In Oberaach, einem Vorort der Stadt Amriswil TG, leben Damon und Rahel Lam und Simon und Anja Neuhaus gemeinsam in einem Haus mit grosser Wiese. Dort, wo sonst die Kinder spielen, hat viermal im Jahr das „Kafi Dihai“ geöffnet. Inspiriert vom Zürcher Projekt – Simon Neuhaus ist ein guter Freund von Michael Weyrich – lädt die FamilienWG ein zur Begegnung, zum Verweilen und zum LiveMusik geniessen. Stösst so etwas auch in einer ländlichen Gegend auf Resonanz? Durchaus. Mit rund 200 Gästen zum Auftakt des „Kafi Dihai“ kam das Helferteam an seine Grenzen. Dass bei den darauf folgenden Kafis leicht weniger Leute kamen, war deshalb kein Grund ins Zweifeln zu geraten. Auch an der Kreuzlingerstrasse 88 sollen sich Menschen ungezwungen begegnen, Nachbarn sich kennenlernen, Menschen ein Stück weit ihr Leben miteinander teilen. Simon Neuhaus: „„Wir sind jedes Mal gespannt, was für Gesichter in unserem Garten auftauchen und was für Geschichten sie mitbringen.“ Auffallend ist, dass viele junge Familien mit ihren Kindern ins „Kafi Dihai“ kommen. Auf der Wiese lässt sich entspannt plaudern, essen, einer Band zuhören, während der Nachwuchs herumtollt. • Reinhold Scharnowski/Livenet; Rolf Höneisen
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N AC H R IC H T E N
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118 Kirchen fallen islamischem Terror zum Opfer IRAK IS-Gruppe zerstört allein in Mossul – dem biblischen Ninive – 45 christliche Einrichtungen.
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m Irak sind Christen nicht erst seit dem Vormarsch der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) Anschlägen muslimischer Extremisten ausgesetzt. In den vergangenen zehn Jahren wurden insgesamt 118 katholische, orthodoxe und evangelische Kirchen angegriffen, zerstört oder beschädigt – 45 in Bagdad, 64 in Mossul, 8 in Kirkuk und 1 in Ramadi. Das geht aus einer Liste hervor, die der assyrische Informationsdienst AINA veröffentlicht hat. Die Welle der Gewalt hat sich seit Anfang Juni erheblich verschärft, als die Islamisten mit ihrer Eroberung von Teilen Nordiraks begannen. Bis zum 29. Juli wurden laut AINA 45 Kirchen und christliche Einrichtungen in Mossul (im Alten Testament Ninive genannt) zerstört, besetzt oder in Moscheen sowie IS-Stützpunkte umfunktioniert.
25.000 Christen geflohen In der zweitgrößten irakischen Stadt lebten bis zu 200.000 Christen; sie war seit 1.800 Jahren eine der größten christlichen Ansiedlungen des Landes. Inzwischen sind 25.000 Christen geflohen, nachdem IS sie vor die Wahl gestellt hat, entweder zum Islam überzutreten oder Schutzzölle zu zahlen. Sollten sie beides ablehnen, würden sie umgebracht. IS setzt im Nordirak das islamische Religionsgesetz, die Scharia, mit brutaler Gewalt durch.
Christenheit im gesamten Nahen Osten ist in Gefahr In Deutschland nahmen am ersten Augustwochenende nach Angaben der hiesigen Erzdiözese der Syrisch-Orthodoxen Kirche von
Zerstörte Kirche in Kirkuk (Irak)
Antiochien (Warburg) etwa 100.000 Christen an Gebetsversammlungen und Schweigemärschen für die verfolgten Christen im Nahen Osten und im Irak teil. Der Diözesanratsvorsitzende Raid Gharib mahnte die internationale Gemeinschaft zum Handeln, weil die gesamte Christenheit im Nahen Osten in Gefahr sei. Die Kirche rief auch zur humanitären Unterstützung der Flüchtlinge auf.
CDU/CSU-Fraktionschef: Mossul „christenfreie Zone“ Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder (Berlin), erklärte bei der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz im thüringischen Bad Blankenburg, noch nie sei die Situation der Christen in vielen Teilen der Welt so dramatisch gewesen wie gegenwärtig. Mossul sei inzwischen eine „christenfreie Zone“. P b www.cducsu.de
Entführte Mädchen in Nigeria freikaufen! AFD-SPRECHER LUCKE Auch Geiseln somalischer Piraten und DDR-Regimekritiker kamen so frei.
Fotos: REUTERS, picture alliance / dpa
D
er Sprecher der Partei „Alschlimm, dass die Verbrecher ternative für Deutschland“ dann von ihren Taten profitier(AfD) und EU-Abgeordnete ten, und man müsse alles tun, Bernd Lucke (Winsen/Luhe) hat um ihnen das Handwerk zu legefordert, die über 270 in Nigegen: „Aber was mit diesen Mädria entführten, meist christlichen chen geschieht, ist ein so himSchulmädchen freizukaufen. Sie melschreiendes Unrecht, dass befinden sich seit April in der man unverzüglich dagegen Gewalt der islamischen Terroreinschreiten muss.“ Immerhin organisation Boko Haram. Sie scheine Boko Haram käuflich hat angekündigt, die Mädchen Bernd Lucke zu sein. als Sklavinnen an Muslime zu verkaufen. In einem Interview mit dem Internetmagazin Open Doors: Elf Väter und Mütter kath.net sagte Lucke: „Ja, dann kaufen wir starben aus Kummer sie doch frei!“ Der Politiker erinnerte dar- Wie das Hilfswerk Open Doors berichtet, an, dass man so auch Regimekritiker aus haben einige Eltern der Entführten die DDR-Gefängnissen freibekommen habe seelische Belastung nicht verkraftet und und somalische Piraten Lösegeld für deut- sind gestorben. Die Organisation spricht sche Geiseln erhalten hätten. Zwar sei es von elf Verstorbenen. Bei den meisten sei 32/33.2014
die Todesursache Herzversagen. Open Doors zitiert einen Augenzeugen, der das Sterben eines Vaters von zwei entführten Töchtern erlebte: „Er fiel in eine Art Koma und wiederholte immer wieder die Namen seiner beiden Mädchen, bis er aufhörte zu atmen.“ Das Hilfswerk ruft Christen dazu auf, weiter für die Entführten und ihre Eltern zu beten. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat die Terrorgruppe Boko Haram allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres fast 100 Anschläge verübt. Dabei seien mindestens 2.053 Zivilisten getötet worden. Die Opfer sind meist Christen und gemäßigte Muslime. Von den 169 Millionen Einwohnern Nigerias sind etwa 50 % Muslime und 48 % Kirchenmitglieder. P b www.alternativefuer.de • 030 26558370
N AC H R IC H T E N
Vergebungsbitte des Papstes: Geteiltes Echo ÖKUMENE Während Weltweite und Deutsche Evangelische Allianz die Worte von Papst Franziskus in Caserta gewürdigt haben, zeigte sich der (deutsche) Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden zurückhaltend.
D
ie Bitte um Vergebung für geschehenes Unrecht von Papst Franziskus an die evangelikale Pfingstbewegung hat ein geteiltes Echo hervorgerufen (siehe S. 21).
Lob von der Evangelischen Allianz Der Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Geoff Tunnicliffe, würdigte den Besuch als ein „starkes Signal für die ganze Welt.“ Die Bitte um Vergebung sei „sehr biblisch“ gewesen. In der Geschichte habe es aber auch Situationen gegeben, „in denen protestantische Christen, und darunter auch Evangelikale, Katholiken diskriminiert haben. Wir können theologisch verschiedener Meinung sein, aber das darf niemals zu Diskriminierungen führen oder sogar zur Verfolgung des anderen. Wir müssen alle unsere Sünden anerkennen und uns gegenseitig um Vergebung bitten. Papst Franziskus hat hier ein großartiges Beispiel gesetzt.“ Dieses Zeichen ergänze offiziell geführte Dialoge als das wichtigste Element der Ökumene, so Tunnicliffe. Auch der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), begrüßte die Entschuldigung des Papstes: „Das war ein großartiger Schritt ganz im Sinne der Evangelischen Allianz.“ Mit dieser Bitte um Vergebung habe der Papst die christliche Gemeinschaft betont – unabhängig davon, welcher Konfession jemand angehört. Franziskus habe ein Empfinden dafür, dass es nicht nur die katholische Kirche gebe.
Geoff Tunnicliffe
Johannes Justus
Pfingstler: Dialog ja, aber … Zurückhaltend reagierte hingegen der Präses des deutschen Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), Johannes Justus (Hannover). Nach Justus’ Worten verdient die päpstliche Bitte um Vergebung Respekt. Es gebe freilich keine weltweit einheitliche Pfingstbewegung. Vielmehr müsse man von vielen pfingstkirchlichen und charismatischen Strömungen sprechen, die in Lehrauffassungen und Frömmigkeitsstilen teilweise sehr unterschiedlich ausgeprägt seien. Auch aus diesem Grund werden Themen rund um die Ökumene oder die römisch-katholische Kirche unter Pfingstlern immer Anlass zu Diskussionen geben. Justus: „So richtig und gut ich den Dialog mit anderen Kirchen finde, kann und darf er aus meiner Sicht nicht dazu dienen, die Vereinigung aller Kirchen anzustreben und damit organisatorische und theologische Unterschiede aufzuheben.“ Ein authentischer Dialog lebe von den Differenzen, die einander in gegenseitiger Wertschätzung vorgetragen werden. Dabei sollten aber keine Fronten aufgebaut oder Kampfbegriffe verwendet werden. P
Mitglieder konfessioneller Dachverbände Baptistischer Weltbund Weltrat der Methodistischen Kirchen Lutherischer Weltbund Anglikanische Kirche Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen Welt-Pfingst-Forum insgesamt Zum Vergleich: Orthodoxe Kirchen Römisch-Katholische-Kirche
© l ideaGrafik; ~ 39,6 Mio. Quelle: Die entsprechenden Organisationen ~ 61,6 Mio. ~ 72,3 Mio. ~ 77 Mio. ~ 80 Mio. ~ 250 Mio. ~ 580,5 Mio.
~ 280 Mio. ~ 1.229 Mio.
NOTIERT Mittlerer Osten bald christenfrei? Einen verstärkten Einsatz der Bundesregierung und der EU für verfolgte Christen fordert der Stephanuskreis der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion. Zu der Gruppe, die sich für Religionsfreiheit engagiert, gehören 75 Abgeordnete. Verbrechen wie die Vertreibung der Christen aus der nordirakischen Stadt Mossul dürften nicht stillschweigend hingenommen werden, erklärte der Vorsitzende des Kreises, Heribert Hirte. Die Bundesregierung solle mit allen diplomatischen Mitteln darauf hinwirken, die Schreckensherrschaft der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) zu beenden: „Wir müssen die Länder, die IS nach wie vor mit Waffen versorgen, ermahnen und auf sie einwirken, dass sie diese Unterstützung aufgeben.“ Ferner müsse man die Länder in der Region unterstützen, die irakische Flüchtlinge aufnehmen. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass der Mittlere Osten mit einer 2.000-jährigen christlichen Geschichte christenfrei werde. Der Stephanuskreis ist nach dem Diakon der christlichen Urgemeinde, Stephanus, benannt, der als erster Märtyrer wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus gesteinigt wurde.
Sudanesische Christin in den USA Die christliche Ärztin Mariam Yahia Ibrahim Ishag, die im Sudan zum Tode verurteilt war, ist in den USA angekommen. Zusammen mit ihrem Ehemann Daniel Wani und ihren beiden Kindern landete sie am 31. Juli in Manchester im Bundesstaat New Hamsphire. Ihr Mann besitzt neben der südsudanesischen auch die US-Staatsbürgerschaft. Am Flughafen von Manchester wurden sie von einer großen Menschenmenge begrüßt. Der Ort gilt als Hochburg sudanesischer Exilanten. Die republikanische Senatorin des Bundesstaates, Kelly Ayotte, schickte ein Empfangskomitee zum Flughafen mit einer Grußbotschaft an die Familie. Ishag habe die Welt mit ihrem außergewöhnlichen Mut und ihrer Beharrlichkeit inspiriert. (Siehe ideaSpektrum 31, Seite 12)
Fotos: idea/ Wolfgang Polzer, kairospress, picture alliance / AP Photo
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IN T ERV IEW
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„Gottes Traum ist die Einheit aller Christen“ ÖKUMENE Es war ein historischer Besuch: Vergangene Woche besuchte Papst Franziskus die evangeli-
Foto: PR
kal-pfingstkirchliche Versöhnungsgemeinde in Caserta bei Neapel. In einem Gottesdienst mit Pastor Giovanni Traettino, den er aus seiner Zeit in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires kennt, bat der Papst um Vergebung für die Fehler, die Katholiken gegenüber der Pfingstbewegung begangen haben. Matthias Pankau sprach mit Traettino über die Bedeutung des außergewöhnlichen Treffens. bleibende Unterschiede zwischen römischidea: Herr Pastor Traettino, inwiekatholischer Kirche und Pfingstbewegung? fern steht der Besuch von Papst Franziskus bei Ihnen für einen Neuanfang Zunächst: Papst Franziskus ist ein Hoffnungsim Verhältnis der römisch-katholischen Kirche träger, weil er die Verkündigung Christi und zur Pfingstbewegung? die Notwendigkeit der Erneuerung der Kirche wieder zum zentralen Thema der kathoTraettino: Meiner Ansicht nach markiert er lischen Predigt gemacht hat. Er betont, dass einen Wendepunkt. Und es wird kein Dahinjeder eine persönliche Begegnung mit Jesus terzurück geben – und zwar aus drei Grünbraucht. Er engagiert sich für die Überwinden: 1. Weil die katholische Kirche, also der dung des traditionellen und absolutistischen Papst selbst, den in der Vergangenheit häufig Verständnisses des Papsttums. Sein privates gegen die Pfingstbewegung verwendeten BePapst Franziskus und PfingstLeben und sein öffentliches Verhalten bezeugriff der Sekte abgelegt hat. 2. Weil Papst pastor Giovanni Traettino gen klar, dass er ein Nachfolger Jesu Christi Franziskus explizit um Vergebung für die Verfolgungen der Vergangenheit gebeten hat. 3. Weil er die ist und eine tiefe Beziehung zu ihm hat. In einer immer stärker säkularisierten und heidnischen Welt stellt er sich gegen Pfingstler öffentlich als Brüder anerkennt. Der Vatikan hat sich beeilt zu betonen, dass es sich bei diesem den Mammon. Und er hat ein Herz für die Armen und BeBesuch um ein „strikt privates Treffen“ handelte. Relativiert nachteiligten. Natürlich bleiben Unterschiede in der theolodas die Entschuldigung von Papst Franziskus? gischen Lehre, die bis zur Reformation zurückreichen. Wenn Das glaube ich nicht. Schließlich hat der Papst höchstper- wir aber auf den Heiligen Geist schauen – und darin liegt ein sönlich öffentlich um Vergebung gebeten. Es ist absolut kein entscheidender Beitrag der Pfingstbewegung –, dann kann Zufall, dass er eine evangelische Pfingstgemeinde besucht die unsichtbare Einheit des Leibes Christi wachsen. hat. Wer einen Blick in die angesehene katholische Presse wie „Osservatore romano“ oder „Avvenire“ wirft, erkennt „Die Mehrheit der Christen will die Einheit“ die Bedeutung dieses Besuchs. Was aber ist mit Unterschieden wie der Unfehlbarkeit des Papstes in bestimmten Lehrfragen und unter bestimmten BedingunAuch Pfingstler bezeichneten „Rom“ als „Sekte“ gen oder der für Protestanten schwierigen Marienverehrung? Der Papst hat sich unter anderem dafür entschuldigt, dass Tei- Sie sind immer noch ein wichtiges Hindernis zur vollen le der römisch-katholischen Kirche die Pfingstler lange Zeit als und sichtbaren Kirchengemeinschaft. Das soll aber uns Sekte abgetan haben. Um der Wahrhaftigkeit willen muss man nicht daran hindern, die bereits erwähnte unsichtbare Einsagen: Umgekehrt war das nicht anders … heit zu leben, die in der persönlichen Lebensübergabe und Sie haben recht! Allerdings darf man weder auf der einen der Taufe mit Wasser und Geist begründet liegt. noch auf der anderen Seite verallgemeinern. Wir haben kei- Kann Papst Franziskus die katholische Kirche grundlegend erne Autorität, die die gesamte Kirche repräsentiert. Aber fest neuern? Welche Anzeichen dafür sehen Sie? steht, dass der antikatholische Aspekt im gesamten evange- Ich bin davon überzeugt, dass wir uns inmitten eines lischen Spektrum wie auch in der Pfingstbewegung immer Wandlungsprozesses befinden, der mit dem Zweiten Vatistärker in den Hintergrund tritt. Dafür haben auch Persön- kanischen Konzil begonnen hat. Ich meine aber, derzeit eilichkeiten gesorgt wie John Stott, Billy Graham, Loren Cun- nen Mentalitätswandel zu beobachten. Die Mehrheit der nigham oder – um einige jüngere zu nennen – Nicky Gum- Christen will die Einheit. Der Besuch von Papst Franziskus ble, Rick Warren oder Tim Keller. Ein Beispiel für den guten kann diese Veränderung verstärken. Dennoch bleibt dieser Weg, auf dem römisch-katholische Kirche und evangelikale Wandlungsprozess eine schrittweise Entwicklung, innerBewegung sind, ist das jüngste Treffen des Papstes mit Ver- halb derer jede Generation ihren Beitrag in Richtung tretern der Weltweiten Evangelischen Allianz am 19. Juni. „Traum Gottes“ leisten muss. Dieser Traum ist die Einheit Sie haben während des Papstbesuchs erklärt, mit Männern wie aller Christen, die Einheit der Kirche! Franziskus gebe es Hoffnung für die Christen. Wo sehen Sie Vielen Dank für das Gespräch! P 32/33.2014
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KOM M E N TA R
Gehen „Rom“ und Evangelikale zusammen? Ein jüdischer Reiseleiter in Israel beeindruckte durch seine Kenntnis des Neuen Testamentes so sehr, dass man ihn fragte: „Wenn Sie sich dort besser als viele Christen auskennen, warum werden Sie eigentlich kein Christ?“ Und seine Antwort: „Was sollte ich denn werden? Es gibt über 500 verschiedene christliche Konfessionen, die sich teilweise auch noch bekämpfen, indem sie sich gegenseitig absprechen, die Wahrheit über Jesus zu verkünden!“ Damit hat der Jude eines der wesentlichsten Hindernisse beschrieben, warum nicht mehr Menschen Christen werden. Jesus hat gebetet, dass seine Nachfolger „eins“ sein sollen (Johannes 17,21). Die Ökumene ist also Christenpflicht. Die einen versuchen, sie zu erfüllen, indem sie die Wahrheitsfrage ganz ausklammern – nach dem Motto, es sei letztlich nicht wichtig, was Christen im Einzelnen glauben. Andere (vor allem im evangelikalen Bereich) erheben Themen zur Heilsfrage, die keine sind (wie Taufe, Amtsverständnis, Maria), und verhindern damit Ökumene. Beides ist einseitig.
Ökumene und biblische Wahrheit gehören zusammen Denn Ökumene und Wahrheit gehören natürlich zusammen. Was ist nun Wahrheit? Der Herr der Kirche hat es selbst gesagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14,6). Wo Christus als das alleinige Heil in Wort und (!) Tat im Mittelpunkt steht, ist Ökumene möglich. Und genau hier geschieht kirchenge-
schichtlich Bedeutsames: Die mit 1.200 Millionen Mitgliedern größte Kirche, die katholische, ist auf den stärksten protestantischen Block zugegangen, die rund 400 Millionen Mitglieder von Pfingstkirchen. Papst Franziskus bat letzte Woche beim Besuch einer Pfingstgemeinde nahe Neapel als „Hirte der Katholiken“ für jene unter seinen „Schafen“, die Pfingstler verurteilt haben, öffentlich um Vergebung. Die Bitte erfolgte, obwohl ja nicht nur große Teile „Roms“ noch vor kurzem die Pfi ngstler als Sektierer bezeichneten, sondern umgekehrt für viele Pfingstkreise der Vatikan bis heute ein Sektenzentrum darstellt.
Der Papst hat die Evangelikalen im Blick Doch es geht offensichtlich nicht nur um den größten Teil der evangelikalen Bewegung, den die erst vor über 100 Jahren entstandene Pfingstbewegung bildet, sondern um die etwa 600 Millionen Evangelikalen insgesamt. Entsprechend titelte Radio Vatikan: „Vergebungsbitte des Papstes an Evangelikale“. Fest steht, dass sich theologisch konservative Protestanten (also Evangelikale) und „Rom“ in Gestalt der letzten beiden Päpste noch nie so nahestanden. Dazu beigetragen hat vor allem Papst Benedikt XVI., dessen drei Jesus-Bücher von evangelikalen Theologen als rundweg bibeltreu bezeichnet wurden. Könnten sich nun die beiden größten Ströme der Weltchristenheit – Katholiken und Evangelikale – zusammentun? Das wäre weder praktikabel
noch im Augenblick theologisch möglich. Denn so wie es unbiblische Erscheinungen innerhalb der Pfingstbewegung gibt (besonders in Brasilien mit einem Wohlstandsevangelium mit geradezu antichristlichen Folgen), so gibt es Teile der katholischen Lehre und Kirche, die ebenso dem biblischen Zeugnis diametral entgegenstehen (wie beispielsweise der Heiligen- und Marienkult in südlichen Ländern).
Der bewundernde Blick nach Rom Neu jedoch ist, dass Benedikt XVI. und Franziskus, wie selten Päpste zuvor, betonen, dass der gekreuzigte, auferstandene und wiederkommende Christus das alleinige Zentrum der Kirche ist. Und hier ist die groteske Situation für Evangelikale in den deutschen Landeskirchen entstanden, dass ihnen in der entscheidenden Lehre – der von Christus – diese beiden Päpste näherstehen als leider viele evangelische Kirchenleiter, die ja nicht nur die leibliche Auferstehung Jesu leugnen, sondern auch den Sühnetod Christi oder gar erklären, die Bibel sei ein Buch wie jedes andere. Dank der zurzeit in Deutschland über alle Maßen fließenden Kirchensteuer bewegt es bislang weder Bischöfe noch Synoden, dass die Treuesten der Treuen in der Volkskirche theologisch immer mehr bewundernd nach „Rom“ blicken – was sie in ethischen Fragen (wie Abtreibung) schon lange tun. Das alles aber könnte gravierende Folgen haben. P Helmut Matthies (Wetzlar), idea-Leiter Deutschland
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CREDO In 31 Teilen hat Pastor Klaus Jürgen Diehl (Wetter/Ruhr) die Inhalte des Apostolischen Glaubensbekenntnisses exklusiv für idea erklärt. Doch das Wissen um die Glaubensinhalte bleibt zwecklos, wenn Christen es nicht auch umsetzen. Im letzten Teil der Serie gibt Pastor Diehl Anregungen, wie wir authentisch unseren Glauben leben können.
Fotos: Thomas Plaßmann, kairospress
Wie wir unseren Glauben besser leben können
Klaus Jürgen Diehl
Sonntag für Sonntag bekennen Christen im Gottesdienst mit den Worten des Apostolikums ihren christlichen Glauben. Wir haben uns mit den Beiträgen dieser Serie in ideaSpektrum neu darin vergewissert, was die zentralen Inhalte unseres Glaubens sind und was sie für unser Leben bedeuten. Auch wenn wir im Bekenntnis des Glaubens mit Millionen anderer Christen in der ganzen Welt verbunden sind, so bleibt das Bekenntnis doch immer eine ganz persönliche Angelegenheit, zu der sich jeder individuell entscheiden muss und nicht hinter andern verstecken kann. Darum heißt es am Anfang des Glaubensbekenntnisses ausdrücklich „Ich glaube an Gott …“ Im Blick auf das Bekenntnis ihres Glaubens stehen Christen zu allen Zeiten besonders zwei Gefährdungen gegenüber. Davon, und wie man ihnen erfolgreich begegnen kann, soll in diesem letzten Beitrag die Rede sein.
frommer Klartext erscheint uns in diesem Moment unangemessen, und so entscheiden wir uns lieber für eine nichtssagende Variante. Oder ein anderes Beispiel: Zu Hause ist das Tischgebet eine Selbstverständlichkeit. Aber ist es das auch bei einem Arbeitsessen mit Kollegen in einem Restaurant? „Das passt da nicht hin!“, denken Sie vielleicht. Aber wann ist der passende Moment für ein persönliches Glaubensbekenntnis? Wenn man uns als Christen danach fragt oder dazu auffordert? Dann können wir lange warten und werden unser Leben lang womöglich bequem mit unserem Christsein „auf Tauchstation“ bleiben können. Denn in einer immer säkularer gewordenen Gesellschaft, die Religion zur Privatsache erklärt und aus dem öffentlichen Gespräch verbannt hat, ist es an uns Christen, den Glauben wieder ins Gespräch zu bringen und uns offen zu dem dreieinigen Gott zu bekennen.
Stumm wie ein Fisch
Erzählen, was man mit Gott erlebt
Ist es noch leicht, im sonntäglichen Gottesdienst im Chor mit Gleichgesinnten seinen Glauben zu bekennen, so sieht im Alltag die Situation schon ganz anders aus. Da fällt das Bekenntnis in der Begegnung mit andern Menschen oft unter den Tisch. Zu Zeugen des Evangeliums berufen, verweigern wir den Zeugenstand – und es fällt uns womöglich gar nicht einmal auf. Der Nachbarin, die uns besorgt von ihrer bevorstehenden Krebsoperation berichtet, sagen wir teilnahmsvoll: „Ich werde an Sie denken!“ Eigentlich wollen wir ja sagen: „Ich werde für Sie beten!“ Aber solch
Dabei geht es ja nicht um ein möglichst vollständiges und dogmatisch korrektes Bekenntnis unseres Glaubens, sondern um ein einfühlsames Anteilgeben an den eigenen Glaubenserfahrungen, die offengebliebene Fragen und Zweifel nicht ausblenden. An der Institution Kirche und ihren Dogmen haben unsere Zeitgenossen nur mäßiges Interesse. Aber aufmerksam und gespannt sind sie besonders da, wo wir Christen davon erzählen, wie wir in Grenzsituationen unseres Lebens angesichts von Krankheit, Leid und Scheitern die Hilfe Gottes erfahren haben. Für klare O
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T H E OLO GI E
Botschaften von einem Gott, der sich unsere Not zu Herzen gehen lässt, sind die Menschen um uns herum empfänglich. Einen, der sie versteht, dem sie vertrauen können und der sie auch im Scheitern nicht im Stich lässt – den suchen sie. Einen guten Hirten, bei dem sie satt werden, der ihnen im Leben Gutes gönnt und sie im „finstern Tal“ nicht im Regen stehenlässt. Einen liebenden, geduldig wartenden Vater, der seinem verlorenen Sohn bei der Rückkehr keine Standpauke hält, sondern ihn zärtlich in seine Arme schließt – nach einem solchen Hirten und Vater sehnen sich auch heute viele Menschen.
Das Herz, nicht nur den Kopf erreichen
Was die Bibel dazu sagt Was nennt ihr mich aber Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage? (Lukas 6,46) Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. (Matthäus 7,24) Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. (Römerbrief 10,10) Dies Volk naht mir mit seinem Munde und ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir und sie fürchten mich nur nach Menschengeboten, die man sie lehrt. (Jesaja 29,13) Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. (Amos 5,21–24) Gutes zu tun und mit andern zu teilen, vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott. (Hebräerbrief 13,16) Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein. Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.
(Jakobus 1,22) (1. Johannes 4,19)
Christus zu setzen, sondern wenn wir mit unserm persönlichen Zeugnis und der Unterstützung des Heiligen Geistes ihr Herz – und nicht nur ihren Kopf – erreichen.
Das Bekenntnis muss Folgen haben Vor einer anderen Gefährdung derer, die sich zwar mit ihren Worten zu Gott bekennen, hat schon Jesus in aller Deutlichkeit gewarnt: „Was nennt ihr mich aber Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage?“ (Lukas 6,46). Ein folgenloser Glaube ist mindestens genauso schlimm wie ein Glaube, der stumm bleibt. Jesus sieht die Gefahr, sich am Sonntag zwar mit frommen Worten zu ihm zu bekennen, im Alltag dagegen lieber sein eigener Herr zu bleiben. Diese Inkonsequenz wird nur noch dadurch übertroffen, dass Christen im Alltag zu Heuchlern werden, die das Gegenteil von dem tun, was sie im Gottesdienst mit hehren Worten als ihren Glauben bekennen. So haben schon im Alten Testament Propheten wie Amos im Namen Gottes den äußerlichen Religionsbetrieb mit feierlichen Gesängen und ausgiebig zelebrierten Opferhandlungen angeprangert und stattdessen Recht und Gerechtigkeit gegenüber den Armen im Land eingefordert: „Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“ (Amos 5,21–24). Gott will nicht nur mit unsern Lippen geehrt werden, sondern auch mit handfesten Taten. Wer sich am Sonntag zum dreieinigen Gott bekennt, der soll auch im Alltag sein Leben an diesem Bekenntnis orientieren.
Wir bieten den Echtheitsbeweis Ein Glaube, der allenfalls als „religiöses Sahnehäubchen“ zur Verzierung unserer Feiertage taugt, ist so überflüssig wie ein Kropf. Gott sei Dank sind die Menschen heute nicht
Foto: Thomas Plaßmann
Nein, mit steilen Glaubenssätzen in der Sprache Kanaans können sie nichts anfangen. Für dogmatische Richtigkeiten, die mit dem Brustton unbeirrbarer Überzeugung vorgetragen werden, haben sie weder ein offenes Ohr noch ein offenes Herz. Aber wenn wir Christen glaubwürdig und ohne Scheu und Scham von dem erzählen, der Zerbrochenes heilt und uns in seiner Kraft einen neuen Anfang ermöglicht, dann erreichen wir ihr Herz. Und darauf kommt es an. Nichts gegen kluge Argumente, die wir für unsern Glauben ins Feld führen können! Nichts gegen vernünftige Gründe, mit denen wir anderen die Wahrheit des christlichen Glaubens plausibel machen möchten! All das kann im besten Fall dazu beitragen, kritische Einwände und Vorurteile gegenüber dem Glauben aus dem Weg zu räumen. Doch nicht mit besseren Argumenten werden wir Menschen dazu veranlassen können, ihr Vertrauen auf Jesus
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Nachdenkenswerte Zitate „Es gibt zwei großartige Tage im Leben eines Menschen: den Tag, an dem wir geboren wurden – und den Tag, an dem wir entdecken, wofür.“ William Barclay (1907–1978), schottischer Theologieprofessor „Habe niemals Angst, etwas Neues zu versuchen. Denke immer daran: Ein Amateur baute die Arche Noah und Profis die Titanic!“ Sigrid Pelzer „Wenn keiner Ja sagt, sollt ihr´s sagen. Wenn keiner Nein sagt, sagt doch Nein. Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben. Wenn alle mittun, steht allein.“ Lothar Zenetti, katholischer Theologe und Schriftsteller „Jesus will Nachfolger, keine Trittbrettfahrer.“ Peter Hahne, TV-Moderator und Publizist „Jesus Christus befähigt uns, in dieser Welt zu leben, wie sie wirklich ist, und nicht, wie wir sie haben wollen.“ Hans Peter Royer (1962–2013), österreichischer Evangelist „Jesus will in deinem Leben eine ganz kleine Nummer sein: die Nummer 1.“ Arno Backhaus, Evangelist und Liedermacher „Wer Gott folgt, riskiert seine Träume, setzt eigene Pläne aufs Spiel. Auch als Verlierer kommt ihr nicht zu kurz. Gott bringt euch an sein gutes Ziel.“ Aus dem Lied „Wer Gott folgt, riskiert seine Träume“ von Jörg Swoboda und Theo Lehmann „Seid fröhlich in der Hoffnung, beharrlich im Gebet, standhaft in aller Bedrängnis. Macht einander Mut, ladet gerne Gäste ein. Zeigt allen, dass Jesus sie liebt.“ Aus dem Lied „Seid fröhlich in der Hoffnung“ von Diethelm Strauch
mehr so leichtgläubig und autoritätshörig wie in früheren Zeiten. Sie haben eine Sensibilität für echtes Leben entwickelt, bei dem Sein und Schein nicht mehr auseinanderfallen. Sie haben ein feines Gespür dafür, ob unser Glaube auch unseren Alltag als Christen prägt – oder nur äußere Fassade ist. Gefragt sind darum mehr denn je Glaubwürdigkeit und Authentizität, gerade weil man genau dies bei Politikern und Prominenten, die im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen, so oft vermisst. Tragen wir Christen mit dazu bei, dass die Glaubwürdigkeitslücke immer größer wird – oder liefern wir den Echtheitsbeweis, weil Glauben und Leben bei uns eine Einheit bilden? Ist Letzteres der Fall und schätzen unsere Zeitgenossen unsern Glauben als echt ein, dann wächst auch ihre Bereitschaft, sich näher darauf einzulassen. Geben wir ihnen dagegen berechtigten Anlass, in uns auch nur Heuchler oder Frommschwätzer zu sehen, dann haben wir bereits verspielt, bevor wir überhaupt unsern Mund aufmachen. Es ist eine Tragik, wenn wir Christen durch unser Verhalten anderen Menschen den Zugang zum Glauben erschweren.
Christen als ein offener Brief Der Apostel Paulus schreibt im 2. Korintherbrief über die Christen: „Ihr seid ein Brief Christi“ (3,3). Damit will er sagen: Andere Menschen sollen an unserem Leben ablesen können, was es heißt, von Jesus geliebt und erlöst zu sein. ideaSpektrum 32/33.2014
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Aber können andere Menschen in unserem Leben wirklich die Handschrift Jesu Christi entdecken? „Geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes“, wie Paulus formuliert? Man muss nicht unbedingt „erlöster aussehen“, was der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900) an uns Christen vermisste. Aber ständig mit Dackelfalten auf der Stirn herumzulaufen und sich in der Rolle des moralisierenden Bedenkenträgers zu gefallen, spricht nicht gerade für uns als befreite Kinder Gottes. Wir sollten uns klarmachen: Wir Christen sind die erste und oft einzige Bibel, die die Menschen heute noch lesen. Wir müssen deswegen in unserem Leben nicht immer alles richtig machen und auf Perfektion aus sein. Entscheidend ist, dass wir nicht selbstgerecht oder gar überheblich daherkommen, sondern eigene Fehler und Schuld offen zugeben, um Verzeihung bitten und Vergebung in Anspruch nehmen. Wenn andere Menschen an unsern Worten und Taten erkennen können, dass wir tatsächlich aus der Barmherzigkeit Gottes leben, werden sie dadurch vielleicht angestoßen, diese Barmherzigkeit auch für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Dann aber wäre unser Bekenntnis des Glaubens nicht umsonst gewesen. P
Die idea-Serie jetzt als Buch Vor genau zwei Jahren hat Pastor Klaus Jürgen Diehl in ideaSpektrum begonnen, das Apostolische Glaubensbekenntnis als die älteste und bekannteste Glaubenszusammenfassung der Christenheit auszulegen. Sie soll in ihrem Kern auf das Bekenntnis bei der Taufe in den ersten Jahrhunderten der Christenheit zurückgehen. Die heutige Form wird zumindest in vielen landeskirchlichen Gottesdiensten Sonntag für Sonntag gebetet. Diese Serie rief ein ungewöhnlich positives Echo hervor, hat sie doch sowohl unsern Glauben begründet als auch zum Bekenntnis ermutigt. idea dankt Klaus Jürgen Diehl – bis 2008 Leiter des Amtes für Missionarische Dienste der westfälischen Kirche – herzlich für die große Leistung, in 32 Teilen verständlich und spannend zu erklären, was Christen glauben. Wir freuen uns, dass der Brunnen Verlag Gießen diese Serie jetzt als Buch herausgegeben hat. Ich empfehle allen ideaSpektrumLesern, es sich zu besorgen, da es n nicht nur dem eigenen Glauben et guttut, sondern sich auch eignet erfür Jugend-, Frauen- wie Männerund Bibelstunden sowie für denn Konfirmandenunterricht, Glaubensabende, ja Glaubenskurse. Helmut Matthies (Wetzlar), idea-Leiter Deutschland Klaus Jürgen Diehl: Vater, Sohn und Heiliger Geist Das Glaubensbekenntnis neu erklärt, Brunnen Verlag, 256 Seiten, Paperback, ISBN: 978-3-7655-2018-1, 14,99 EUR/22.50 SFr.
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Das Schlussbild der Sandskulpturen-Ausstellung auf Usedom zeigt Christi Himmelfahrt: Der Gottessohn kehrt zu seinem Vater zurück.
Die Bibel – aus Sand gebaut Spezialsand formten Künstler 37 biblische Bildszenen nach – von der Schöpfung bis zur Auferstehung Christi. Karsten Huhn hat sich die Ausstellung in Ahlbeck auf der Ostseeinsel Usedom angesehen.
Die Bibel in Bildern
bis 9. November
Diese Ausstellung ist so gelungen, dass man nach dem ersten Rundgang gleich ein zweites Mal die 37 Bildszenen bestaunen will. Gezeigt wird ein wunderbares, detailverliebtes Sandfigurenkabinett: Gott erschafft Himmel und Erde, Adam und Eva naschen vom Baum der Erkenntnis und gehen vor Gottes Bann in Deckung. Kain würgt seinen Bruder Abel. Mitten im Raum erhebt sich ein mächtiger Turm, sieben Meter ragt er in die Höhe. Es ist der Turm zu Babel, schief steht er, die Ruine bricht und bröckelt, als sei gerade jemand mit Anlauf in die Skulptur gesprungen.
36 Künstler aus 16 Ländern
· 37 Bild Szenen · bis zu 7 Meter hoch · aus ca. 9.000 m3 Sand nd · auf 4.000 m2 Flächee · von 36 Künstlern aus 16 Ländern
Täglich ab 10 Uhr geöffnet
HERZLICH LICH WILLKOMMEN WILLKO
Bibelkundige Besucher erkennen die Bilder meist sofort, weniger Geübte können in einer Begleitbroschüre nachlesen, welche Geschichte hier gezeigt wird. Drei Wochen lang arbeiteten 36 Künstler aus 16 Ländern an den Werken, darunter Architekten und Bildhauer aus der Schweiz, England, Russland und der Ukraine. Künstlerischer Leiter ist der Niederländer Martin de Zoete von der Sculptura Projects GmbH.
Fotos: www.sandskulpturen-usedom.de/PR (2)
SANDSKULPTUREN Aus 9.000 Kubikmeter
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Im Hintergrund: Der tote Körper von Christus im Arm seiner Mutter; vorne: Moses bringt seinem Volk die Steintafeln mit den Zehn Geboten.
Da schläft jemand Pssst! Bitte nicht stören, da schläft jemand! Es ist Josef, der gerade von einer mächtigen Himmelsleiter träumt. Neben ihm kämpft der Prophet Jona vergeblich gegen die Wellen an. Er scheint in den Sandfluten zu ertrinken – doch da wird er schon von einem gewaltigen Wal verschluckt. Abraham zückt sein Messer, zum Glück tötet er nicht seinen geliebten Sohn, sondern nur den Sündenbock. Und neugierig linsen Elefant, Löwe und Tiger von der Arche Noah herab.
Foto: www.sandskulpturen-usedom.de/PR
Anfeuchten, Stampfen, Pressen Sand ist ein freundliches Material, bei Holz oder Stein muss der Künstler mehr Kraft und Zeit einsetzen. Die Skulpturen werden nur aus Sand und Wasser geformt – durch Anfeuchten, Schneiden, Stampfen und Pressen. Gebaut wird von oben nach unten. Zwar können die Skulpturen Regen und Wind und sogar Wintermonate überstehen. Sicherheitshalber stehen sie dennoch geschützt in drei 4.000 Quadratmeter großen Hallen. Weiter geht’s. Gedankenversunken hängt der Pharao auf seinem Thron und lauscht, wie Josef den rätselhaften Traum von den fetten und den mageren Kühen deutet. In einer weiteren Szene sieht man einen Nachfahren des Pharao, angeekelt angesichts von Frosch- und Heuschrecken-
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plage. Allein der Schild von Goliath ist größer als sein Gegner David. Macht aber nichts, Stein und Schleuder reichen aus, um den tumben Giganten zu besiegen. Schicksalsergeben kniet und betet Daniel in der Löwengrube. Die Mauern der Stadt Jericho werden von Posaunen erschüttert, und Samson bekommt im Schlafe von seiner Geliebten eine neue Frisur verpasst. Wer mehr zu den Geschichten wissen will, kann natürlich in der Bibel nachlesen. Oder er bucht eine Führung beim Pastor i. R. der Baptistengemeinde Ahlbeck, Hellmut Koch. Schon biegen wir in die Zielgerade ein: Maria wird von einem Engel mit einer sonderbaren Botschaft überrascht. Jesus von Nazareth heilt einen blinden Mann. Mit seinen Nachfolgern sitzt er an einem zehn Meter langen Tisch, vor sich Brot und eine Flasche Wein. Jesus Christus trägt sein Kreuz, Maria betrauert ihren Sohn. Das Schlussbild zeigt Christi Himmelfahrt: Der Gottessohn strebt gen Himmel und kehrt zu seinem Vater zurück. Und nun? Weil es so schön war: Am besten gleich noch mal von vorn! P b www.sandskulpturen-usedom.de info@sandskulpturen-usedom.de Die Ausstellung ist bis 9. November täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eintrittspreise: Erwachsene: 7,50 Euro, Kinder 4,50 Euro, Familienkarte: 20,50 Euro
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Noch nie konnte unser Universum so genau gezeigt werden wie mit diesem Foto, das den gesamten Himmel als 360-Grad-Rundumansicht darstellt. Zu sehen ist unsere Milchstraße als heller Streifen in der Mitte. Dort, wo der Pfeil ist, ist die Erde. Möglich macht dieses Bild das europäische Weltraumteleskop Planck (benannt nach dem berühmten deutschen Physiker Max Planck, 1858-1947).
mit der Bibel unvereinbar? SCHÖPFUNG UND EVOLUTION Vielen Menschen erscheinen christlicher Glaube und
Ich werde öfter gefragt, wieso ich als Physiker Christ sein kann. Viele Menschen denken, dass Naturwissenschaft und Glaube in Konkurrenz zueinander stehen. Das wird meist mit einer Reihe von Widersprüchen zwischen Bibel und Wissenschaft begründet. Im Folgenden sollen die vermeintlichen Gegensätze behandelt werden. Die Antworten sollen vor allem naturwissenschaftlich orientierten Lesern Denkanstöße geben.
1. Widerspruch: Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass die Welt zufällig per Urknall aus dem Nichts entstanden ist. Ein Schöpfer ist dazu nicht nötig.
Auflösung: Was auf Grund der Arbeit Albert Einsteins (1879–1955) und der modernen Astrophysik – im krassen Gegensatz zu der naturwissenschaftlichen Meinung bis dahin – mit dem Urknall ent-
Albrecht Kellner
deckt wurde, weiß die Bibel schon seit Jahrtausenden: Es gibt einen Anfang. Schon der erste Satz der Bibel besagt: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (1. Mose 1,1). Und dass alles aus dem Nichts entstand – wie auch durch das Urknall-Modell nahegelegt – lesen wir z. B. im Hebräerbrief: „Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, so dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist“ (Hebräer 11,3).
Fotos: idea/Archiv, Chris Hofer
ein naturwissenschaftliches Weltbild unvereinbar. Vermeintliche Widersprüche scheinen den Menschen vor die Frage zu stellen, glaube ich an Gott oder Darwin? Und doch gibt es viele Christen unter den Naturwissenschaftlern. Einer davon ist der promovierte Physiker Albrecht Kellner (Bremen). Für ihn – der lange für ein Raumfahrtunternehmen tätig war – bestehen die Widersprüche nur auf den ersten Blick. Sein Beitrag hat eine etwas andere Sicht als der Artikel in ideaSpektrum Nr. 10 vom 6. März, in der sich die Studiengemeinschaft Wort und Wissen für die Schöpfung in nur sechs Tagen aussprach.
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Und dass der Urknall ein Beweis eines zufälligen Entstehens des Weltalls sein soll, ist naturwissenschaftlich nicht haltbar. Der Begriff „Zufall“ macht nur Sinn in Bezug auf bereits Vorhandenes. Erst wo etwas vorhanden ist (z. B. Atome oder Moleküle), kann man sagen, dass diese Dinge nach festen Gesetzen interagieren oder eben ohne erkennbare Gesetzmäßigkeit, d. h. zufällig. „Vor“ dem Urknall gab es aber nichts – weder Gegenstände noch Raum oder Zeit. Der Begriff Zufall ist daher unzulässig für eine Beschreibung einer Entstehung aus dem Nichts!
2. Widerspruch: Die heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse widersprechen dem biblischen Schöpfungsbericht. Wir nehmen an, dass die Erde erst in Milliarden von Jahren zu dem wurde, was sie heute ist. Die Bibel spricht dagegen von nur 6 Tagen. Und laut Bibel soll es schon Licht gegeben haben, bevor die Sonne erschaffen wurde.
Auflösung: Erstens ist es geradezu verblüffend, dass die Bibel schon seit Jahrtausenden weiß, was bis vor ca. 300 Jahren der Naturwissenschaft noch völlig unbekannt war: dass die Entwicklung der Erde in Etappen geschah. Bis dahin hatte die Wissenschaft angenommen, dass alles weitestgehend immer so war wie heute! Der erste Satz der Bibel besagt, dass Universum und Erde aus einem Schöpfungsakt entstanden sind. Das weiß die Naturwissenschaft mittlerweile auch, wie oben erwähnt, aber erst seit ca. 100 Jahren. Nach dieser grundsätzlichen Feststellung fährt die Bibel direkt fort mit der Beschreibung der Vorgänge auf der Erde. Die Zeit zwischen Urknall und Entstehung der Erde, mit den gewaltigen Entstehungs- und Vernichtungsprozessen von Sternen und der Bildung von Asteroiden, Kometen und Planeten, ist hier offensichtlich übersprungen. ideaSpektrum 32/33.2014
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Ein chaotischer Zustand
Flora und Fauna – Fische und Vögel
Zunächst heißt es: Auf der Erde herrschte Chaos, und es war finster – klar im Widerspruch zu den genannten naturwissenschaftlichen Vorstellungen bis vor ca. 300 Jahren, wo man glaubte, dass die Erde im Wesentlichen immer schon so war, wie sie heute ist. Erst heute stimmt die Naturwissenschaft mit dieser biblischen Aussage überein und weiß sehr gut um diesen chaotischen Zustand!
Erst danach, also in der korrekten kausalen Reihenfolge, entstanden laut Bibel die Pflanzen (Flora) auf dem Land, aber Tiere (Fauna) gab es noch nicht. Die Sequenz: erst Flora, dann Fauna, ist seit wenigen Jahrhunderten auch Erkenntnis der Naturwissenschaft! In der vierten Phase sprach Gott, „Es werden Lichter an der Feste des Himmels“: Sonne, Mond und Sterne. Das naturwissenschaftliche Pendant hierzu ist, dass die Atmosphäre sich durch weitere Niederschläge immer weiter ausdünnte, bis sie für die Gestirne transparent wurde. Erst jetzt waren sie von der Erde aus sichtbar. In einer fünften Phase schuf Gott laut Bibel erst die Fische und dann die Vögel (also noch vor den anderen Landtieren!). Dass es zuerst Lebewesen im Meer gab und dann erst auf dem Land, ist heute auch naturwissenschaftliche Erkenntnis. Selbst das bemerkenswerte Detail, dass Vögel schon vor den Landtieren existierten, stimmt überein, wenn man einmal die heute nicht mehr vorhandenen Arten der Saurier ausklammert, die noch vor den Vögeln existiert haben sollen.
Diffuses Licht In einer ersten Phase nach diesem fi nsteren Chaos wurde es laut Bibel hell, abwechselnd mit Dunkelheit; aber die Sonne war noch nicht zu sehen. Dem entspricht die heutige naturwissenschaftliche Erkenntnis, der zufolge die Erde zunächst mit einer extrem dichten Atmosphäre aus Kohlendioxid, Stickstoff, Schwefelverbindungen und Wasserdampf umgeben war. Ähnlich wie bei sehr dichter Bewölkung war es dann zwar diffus hell, aber Sonne, Mond und Sterne waren nicht zu sehen. Durch die Erdrotation wechselte sich diese diffuse Helligkeit natürlich mit der Dunkelheit ab.
Die Entstehung des Ur-Ozeans Laut Bibel wurde dann das Wasser in zwei Anteile geschieden: ein Teil des Wasserdampfes kondensierte und regnete auf die Erde; ein Teil blieb in der Atmosphäre. Auch das ist erst seit einiger Zeit Erkenntnis der Naturwissenschaft (begründet mit der allmählichen Abkühlung der Erde), und man weiß, dass damals fast der ganze Globus mit einem tiefen UrOzean bedeckt und also noch kein Land zu sehen war, entsprechend der biblischen Aussage. Erst in einer dritten Phase erschien laut Bibel inmitten des Wassers Land. Auch diese Reihenfolge ist mittlerweile naturwissenschaftlich-geologische Erkenntnis. Durch vulkanische und tektonische Prozesse (Verschiebung der Erdkruste) hob sich allmählich das Land aus dem Ur-Ozean.
Nicht die Bibel musste sich korrigieren, sondern die Wissenschaft Erst in einer letzten Phase wurden laut Bibel die Landtiere und danach der Mensch geschaffen. Diese jahrtausendealte biblische Aussage – die ja keineswegs trivial ist und noch vor 300 Jahren auch von Naturwissenschaftlern nicht akzeptiert worden wäre – entspricht den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen der Neuzeit. Also nicht die Bibel musste sich korrigieren, sondern die Naturwissenschaft!
Es gibt noch offene Fragen Bleibt das Thema der zeitlichen Dimension: Die Bibel spricht von sechs Tagen der Entwicklung auf der Erde, die Naturwissenschaft von mehreren Zeitaltern mit jeweils mehreren Millionen Jahren Dauer. Meine persönliche Meinung ist, dass hier die Naturwis- O
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senschaft richtigliegt und man die biblischen Aussagen genauer unter die Lupe nehmen muss. Zum Beispiel ist das hebräische Wort für „Tag“ das gleiche wie für „Zeitalter“ oder „Äon“, was eine erste Relativierung der vermeintlichen Widersprüche nahelegt. Allerdings ist laut Bibel der Ankündigung jedes neuen Tages die Aussage „Es wurde Abend, es wurde Morgen“ vorangestellt, die als Hinweis auf einen 24-Stunden-Tag gedeutet werden kann. Andererseits ist die umgekehrte Reihenfolge – erst Abend, dann Morgen – bemerkenswert. Sollten hiermit lediglich der Abschluss eines Zeitalters und der Beginn des neuen angedeutet sein? Gleichwohl ist hier die Frage einer Übereinstimmung noch offen. So stellte sich der Schweizer Kupferstecher Matthäus Merian (1593-1650) die Schöpfung vor.
Auflösung Die Evolutionslehre ist lediglich eine Hypothese; entscheidende Nachweise fehlen, nämlich: • der konkrete, experimentelle Nachweis der Entstehung von Leben aus unbelebter (toter) Materie • der konkrete Nachweis von echten Artensprüngen, etwa durch den Fund eines fossilen, genetisch oder anderweitig als solches nachweisbaren Babys der Art B in der Nähe einer Mutter der Art A, wobei B eindeutig eine andere Art ist als A und komplexer als diese. Aber selbst wenn die Evolutionslehre wahr wäre, wäre die Folgerung vollkommen unsinnig, dass es keinen Schöpfer gäbe: • Woher kämen denn die Protonen, Neutronen, Elektronen usw., die die erstaunliche Eigenschaft haben sollen, durch lange zufällige Wechselwirkung miteinander schließlich solch komplexe Wesen wie Tiere und Menschen bilden zu können?
• Wäre das nicht eine noch größere Leistung eines Schöpfers, derartige Bausteine zu erdenken? Das Unbegreiflichste daran ist aber, • dass man aus dem (vermeintlichen) Verständnis des Entstehungsmechanismus eines Systems folgert, dass es keinen Urheber dieses Systems gibt. • Für jedes vom Menschen gemachte System würde man eine derartige Folgerung als unsinnig abtun. Beispiel: Man hat die Funktionsweise eines Laptops verstanden und folgert nun daraus, dass es keine Ingenieure gibt, die das Gerät entwickelt haben. Ebenso unsinnig bleibt diese Folgerung natürlich auch im Falle des „Systems“ Mensch oder Weltall.
4. Widerspruch: In der Naturwissenschaft geht es um konkretes Erkennen. Christsein beruht dagegen auf Glauben, auf einem Fürwahrhalten von Aussagen, die man nicht überprüfen kann.
Auflösung Dieser Einwurf beruht auf einem falschen Verständnis des Christseins. Der Glaube ist nur die Funktion, mit der man geistige Wahrheiten erfasst. Entscheidend ist, dass man vom Glauben zum Erkennen, zu einer inneren
Gewissheit kommt. Erst dann hat das Christsein überhaupt begonnen. Anbei eine Auswahl aus der überwältigenden Menge der entsprechenden Bibelstellen: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen“ (Johannesevangelium 17,3) „… und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8,32). „… und wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Johannes 6,69).
Fazit Die Schwierigkeiten vieler Sinnsuchender mit vermeintlichen Widersprüchen zwischen Bibel und Naturwissenschaft sind unbegründet. Wir müssen nicht glauben trotz naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Im Gegenteil: Die fortschreitende moderne Naturwissenschaft entkräftet nicht nur selbst vermeintliche Widersprüche, sondern öffnet den Blick für den geradezu unglaublichen Umstand, dass die Bibel in wenigen Sätzen naturwissenschaftliche Aussagen macht, die erst mehrere Tausend Jahre später auch wissenschaftliche Erkenntnis wurden. P
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3. Widerspruch: Alles Leben ist gemäß Evolutionslehre aus unbelebter Materie entstanden. Tierarten und Mensch sind durch Mutation und Selektion auseinander hervorgegangen: Gott ist demzufolge überflüssig!
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» Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. «
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Frankjörn Pack ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde in Niederbiel (bei Wetzlar).
Aus dem Evangelium des Matthäus 25,45
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Jesus begegnet uns im Leid der Flüchtlinge Die Flüchtlinge werden kommen. Sie werden in unsere Dörfer einziehen. Sie werden unter uns wohnen, und sie werden etwas mitbringen: ihre Sprache, ihre Religion, ihre Tradition, ihre Konflikte, ihre Not. Und wir? Was tun wir? Jesus sagt: Was ihr tut oder versäumt an diesen Geringsten, das habt ihr an mir getan oder versäumt. Jesus legt einen einfachen Maßstab an: Gebt den Hungrigen zu essen und Durstigen zu trinken. Kleidet die Nackten. Besucht die Kranken und die Gefangenen. Nehmt die Fremden auf. Der Weltenrichter erwartet nicht viel. Sein Maßstab ist so bescheiden, dass jeder ihn erfüllen kann. Das Wenige jedoch sollen wir tun. Wir tun es für Jesus. Mehr noch. Wir tun es an Jesus. In der Not der Menschen begegnet ER uns. Das öffnet uns die Augen dafür, dass es nicht „die Flüchtlinge“ sind, nicht „die Asylanten“,
die zu uns kommen, sondern Jesus. In den Menschen kommt Jesus an. In dem jungen Mann aus Afrika, der seinen Unterarm bei einem Überfall von Milizen auf sein Dorf verlor. In der jungen Mutter mit dem Kind aus Syrien, die ihren Ehemann und Vater durch eine Granate verloren haben. In dem Mann aus dem Sudan, der wegen seines Glaubens getötet werden sollte. In diesen Menschen schaut uns Jesus an. Und er fragt jeden von uns: Was willst du jetzt tun? Zögere nicht. Tu, was jetzt dran ist. Es ist vielleicht nur ein freundlicher Blick, ein kurzer Besuch oder eine Geste der Zuwendung. Nicht viel. Und doch genug für den Weltenrichter. Lassen Sie uns die Worte Jesu nicht als Drohung, sondern als liebevolle Erinnerung unseres Herrn hören, in seinem Namen zu tun, was dran ist. P
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PORTRÄT
Ein Leben für andere EBOLA Über 800 Tote hat die Ebola-Epidemie in Westafrika bisher gefordert. Experten halten eine Ausbreitung in westliche Länder für nicht ausgeschlossen. Wer erkrankt, hat nur geringe Chancen zu überleben – bis zu 90 % sterben qualvoll. Der amerikanische Arzt und Missionar Kent Brantly half in Liberia Ebola-Kranken und infizierte sich selbst. Nun ist der 33-Jährige zurück in den USA. idea-Redakteur Thorsten Brückner stellt ihn vor. Krankenhaus zu gehen.“ Vor drei Wochen hatte sie zusammen mit den beiden Kindern Liberia verlassen, wo sich ihr Mann für die christliche Hilfsorganisation Samaritan’s Purse (Geldbeutel des Samariters) um EbolaKranke kümmert. Sie flog zu einer Hochzeit in ihre Heimat.
Sein Glaube hält ihn aufrecht Als sie abreist, ist ihr Mann noch gesund. Sie und die Kinder haben sich nicht angesteckt. „Seine Liebe zu Jesus ist stark, friedvoll und voller Zuversicht. Das ist, was ihn jetzt aufrechterhält“, sagt sie nach Ausbruch der Erkrankung ihres Mannes. Im November 2013 ging Brantly, der zusammen mit seiner Familie zuletzt eine evangelikale Gemeinde in Fort Worth (Texas) besuchte, nach Liberia. Er habe es auf dem Herzen gehabt, Missionar zu werden, noch bevor er Arzt wurde, sagen Gemeindemitglieder von ihm. Als sich im Frühjahr die Ebola-Epidemie ausbreitet, bleibt Brantly im Land.
Der jetzt schwer erkrankte Missionar und Arzt Kent Brantly rechts im Einsatz in Liberia und links mit seiner Frau Amber
Selbstlos im Angesicht des Todes Selbst in der Stunde der größten Not, als er vom Virus gezeichnet, abgeschottet in einem isolierten Raum in Liberia liegt, denkt er zunächst an andere: Die einzige verfügbare Dosis eines neu entwickelten Serums, das sich noch in der Testphase befindet, überlässt er seiner ebenfalls in Liberia an Ebola erkrankten amerikanischen Landsmännin, der Krankenschwester Nancy Writebol. Ihm spendet ein 14-jähriger Junge Blut – aus Dankbarkeit. Wegen Brantlys Behandlung hatte er zuvor überlebt. Sein Blut enthält möglicherweise wertvolle Antikörper. Es gebe keinen Unterschied zwischen ihm und den Hunderten Afrikanern, die sich mit Ebola infiziert hätten, versucht er noch vom Krankenbett aus die Aufmerksamkeit weg von sich zu lenken. P
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Ein Krankenwagen in Begleitung von Polizei und FBI fährt vor dem Emory Krankenhaus in Atlanta vor. Ein Mann in einem weißen Schutzanzug springt heraus. Dann das Wunder: Wenige Sekunden später steigt der seit zwei Wochen an Ebola erkrankte Arzt Kent Brantly aus, kann selbstständig den Weg vom Krankenwagen zur Isolationsstation des Krankenhauses zurücklegen. Seine Frau Amber, die mit den beiden Kindern im Fernsehen die Bilder sieht, bricht in Tränen aus. Niemand hätte das für möglich gehalten. Vor wenigen Tagen hatte es noch geheißen, Brantlys Zustand habe sich verschlechtert. Am 2. August wurde er schließlich mit einem Spezialflugzeug aus dem westafrikanischen Liberia zurück in die USA geflogen. Nur wenige Stunden später kann seine Frau im Krankenhaus hinter einer Glasscheibe das erste Mal wieder mit ihm sprechen. „Er ist guten Mutes und froh, wieder in den USA zu sein. Ich danke Gott für den sicheren Rücktransport und dafür, dass er ihm die Kraft gegeben hat, selbstständig ins
DAS WORT DER WOCHE » Der Vormarsch der barbarischen Kämpfer des Islamischen Staats (IS) im syrischen und irakischen Raum droht sich zu verschärfen … In der vom IS besetzten Stadt Mossul und Umgebung findet eine Christenverfolgung statt. Zehntausende Christen werden bedroht mit Kreuzigungen, Köpfungen oder zumindest vollkommener Enteignung und Vertreibung. Wird Papst Franziskus das Weltgewissen und die christliche Jugend mit dem ‚heiligen Feuer’ des Glaubens zum Kampf gegen den wahren Antichrist bewegen? « Lord Weidenfeld – britischer Verleger und Mitglied des Oberhauses – in der Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin) 32/33.2014