8 minute read

NEWS Shot in South Tyrol / FINAL TOUCH / Top 5 / 3 Fragen an … / Funding News / Innovation

Next Article
SPOTLIGHT

SPOTLIGHT

NEWS SHOT IN SOUTH TYROL Mordach

FINAL TOUCH A noi rimane il mondo

SHOT IN SOUTH TYROL Mord im Tal

Zur gleichen Zeit, in der Laura Brunner (Lea Louisa Wolfram), Tochter des wichtigsten Mannes im Tal, tot aufgefunden wird, befindet sich Cuma Ozan (Mehmet Kurtuluş, l.) in Mordach auf einem Selbstfindungstrip. Er ist nicht nur der Letzte, der Laura Brunner lebend gesehen hat – und damit der Hauptverdächtige –, sondern arbeitet auch seit Jahren als verdeckter Ermittler im Frankfurter Clan-Milieu. Seine Vorgesetzte beauftragt ihn, den Mordfall mit der unerfahrenen Kleinstadtpolizistin Toni Brandner (Sarah Bauerett, r.) aufzuklären. Der TV-Zweiteiler Mordach ist eine Produktion von UFA Fiction und ARD Degeto für die ARD, Regie führte Roland Suso Richter nach einem Drehbuch von Thomas Berger. Gedreht wurde im Juni 2021 in Südtirol (u. a. in Bruneck und Umgebung) und Trient.

ARD Degeto/UFA Fiction/R. S. Richter

Altrove Films

FINAL TOUCH Kunst und Widerstand

Alles, was Menschen tun, hat etwas Gemeinschaftliches – auch das Schreiben. Im Dokumentarfilm A noi rimane il mondo – Wu Ming und die Kunst des radikalen Widerstands betrachtet der Südtiroler Regisseur Armin Ferrari das experimentelle Geschichtenerzählen von Künstlerinnen und Aktivisten aus Bologna. Er zeichnet die Arbeit des Schriftstellerkollektivs „Wu Ming“ („ohne Namen“) nach, das sich dort in den 1990er-Jahren formte, und fängt ihren avantgardistischen, mitunter militanten Blick auf Literatur, Kunst und Politik ein. Dabei weiß das Autorenkollektiv die Kameras eigentlich zu meiden – nach 25 Jahren stellt es sich erstmals einer filmischen Betrachtung. Über Wu Ming hinaus taucht Ferraris Film aber noch tiefer in den künstlerischen und kulturellen Underground Italiens ein. Für das Projekt verantwortlich zeichnet Altrove Films aus Trient. Produzent Roberto Cavallini, in der Südtiroler Filmszene bestens vernetzt, holte die Bozner Albolina Film als Serviceproduzentin ins Boot; die Crew bestand größtenteils aus lokalen Filmschaffenden. Gedreht wurde auch in Südtirol: in der Bibliothek des Klosters Neustift bei Brixen (Bild M.) etwa eine Schlüsselszene mit der Onlinegruppierung, die unter dem Pseudonym „Nicoletta Bourbaki“ Fake News aufdeckt. Oder auf dem Gelände des ehemaligen NS-Durchgangslagers in Bozen, wo der Leidensweg des Partisanen Giorgio Marincola beginnt, bis zu seiner Ermordung im Fleimstal durch eine SS-Einheit. Das außergewöhnliche Projekt ist sowohl für Regisseur Ferrari als auch für Editorin Marina Baldo ein Erstlingswerk, daher holte sich die Produktion im Rahmen von „FINAL TOUCH #6: Intense Feedback from experts“ – einer Initiative von IDM und dem Bolzano Film Festival Bozen – Unterstützung zu Themen wie Schnitt, Postproduktion, Festivals und Vertrieb. „Die Experten lieferten uns zum Rohschnitt sehr nützliches Feedback“, sagt Roberto Cavallini. „Nun haben wir den Schnitt abgeschlossen, gehen in die Postproduktion – und freuen uns auf eine Premiere im Herbst.“

NEWS TOP 5 Suspense #shotinsouthtyrol

TOP 5 Fünf spannungsgeladene Filme

FILM Wild Republic (2021) REGIE Markus Goller PRODUKTION Lailaps Pictures (DE), X Filme (DE), Handwritten Pictures (DE) LOCATIONS Pustertal, Dolomiten HANDLUNG Sieben junge Straftäter nehmen an einem Resozialisierungs-Camp in den Alpen teil. Nach dem mysteriösen Tod des Betreuers fliehen sie in die Berge.

FILM The Girl in the Fog (2017) REGIE Donato Carrisi PRODUKTION Colorado Film Production (IT) LOCATIONS Karersee, Kaltern, Meran, Welschnofen, Sarntal, Bozen HANDLUNG Sonderermittler Vogel soll in einem abgelegenen Bergdorf das Verschwinden eines Mädchens aufklären.

FILM Endabrechnung (2016) REGIE Umut Dağ PRODUKTION Allegro Film (AT) LOCATIONS Meran, Marling, Tscherms, Nals, Ultental, Passeier HANDLUNG Kommissar Höllbacher zieht sich nach einem Burnout in seine Heimatstadt Meran zurück, doch dann wird dort ein Liebespaar erschossen.

FILM House of Shadows (2012) REGIE Rossella De Venuto PRODUKTION Interlinea Film (IT) LOCATIONS Missian, Brixen, Oberbozen, Bozen HANDLUNG Megans Ehemann Leo erbt den alten italienischen Palazzo seiner Familie, in dem die finsteren Schatten der Vergangenheit wieder auftauchen.

FILM Der Mann aus dem Eis (2016) REGIE Felix Randau PRODUKTION Port Au Prince Films (DE), Echo Film (IT) LOCATIONS Moos im Passeier, Pfitschtal, St. Jakob, Schnals HANDLUNG Vor 5.000 Jahren: Als Kelab von der Jagd zurückkehrt, ist seine ganze Sippe tot. Angetrieben von Rache bahnt er sich seinen Weg durch die Ötztaler Alpen.

NEWS 3 FRAGEN AN ... Peter Brunner

3 FRAGEN AN … Peter Brunner, Regisseur und Drehbuchautor

Ewald Grum

Luzifer, der außergewöhnliche Horrorfilm des österreichischen Regisseurs, feierte seine Premiere im Wettbewerb des Locarno Film Festival.

1. Sie haben an idyllischen Orten bei Brixen in Südtirol gedreht – welche Rolle spielt Landschaft in Ihrem Film? PB Landschaften und Szenenbilder sind in meinen Filmen wie eine Verlängerung der Figuren selbst, ich wähle sie ähnlich intuitiv aus wie die Darstellerinnen. Im Tauferertal fanden wir die großartige Monika Hinterhuber, sie spielt eine Tierärztin und Vertraute der Hauptfigur – und ist auch im echten Leben Tierärztin. Wir haben gemeinsam Kälber auf die Welt gebracht und Stiere enthornt.

2. An welchen Locations gelingen Horrorfilme also am besten? PB Die Beziehung zum Drehort ist eine sehr persönliche; sie ist inspirierend für die Stimmung am Set und im Film. Manche Orte tragen infinite Geheimnisse in sich, haben ein Eigenleben, das man für die eigenen Ideen nutzen und von dem man lernen kann. Luzifer ist kein klassischer Horrorfilm: Die Menschen, ihre Beziehungen und die Inspiration der wahren Geschichte einer Teufelsaustreibung stehen im Mittelpunkt. Wie lautet Ihre persönliche Formel für einen gelungenen Horrorfilm? PB Mit dreizehn ließ ich mir Michael Myers tätowieren, während meine Mitschüler Mathe-Schularbeit schrieben. Extreme, kontroverse Filme und das Motiv des Außenseiters waren mir immer nah. Ein gelungener Film schafft es, eine Erfahrung erlebbar zu machen, die einen verändern kann und Trost spendet. Weil sie wahrhaftig ist, das Publikum also ernst nimmt. Kino ist ein gemeinsamer Prozess, wir brauchen Publikum, das aktiv sein will. Ich wünsche mir von Zuseherinnen den Mut, im Rätsel verweilen zu wollen.

3.

► LUZIFER (Ulrich Seidl Filmproduktion) erhielt von der Südtiroler Filmförderung eine Produktionsförderung in Höhe von 295.000 Euro.

FUNDING Förder-Updates

good friends Filmproduktion/Martin Rattini

Dreharbeiten in Südtirol: Andreas Prochaskas TV-Zweiteiler Im Netz der Camorra (2021)

FÖRDER-UPDATES Seit zehn Jahren fördert IDM Südtirol Film- und Fernsehprojekte in der Produktion und der Produktionsvorbereitung – und hat die Erfahrungswerte genutzt, um die Anwendungsrichtlinien der Förderung mit 2021 zu aktualisieren und anzupassen. Neben dem Zertifikat „Green Shooting“ für nachhaltige Dreharbeiten (► S. 53) enthalten die neuen Anwendungsrichtlinien zwei weitere zentrale Neuerungen. Zum einen wurde das Gender Mainstreaming als Richtlinie verankert – ein Schritt in Richtung Diversität in Produktionen. Ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen unter den beteiligten Filmschaffenden einer Produktion stellt nun ein Auswahlkriterium für zu fördernde Filmprojekte dar, insbesondere in leitenden Positionen der Bereiche Produktion, Drehbuch, Regie, Schauspiel, Bildgestaltung, Schnitt, Szenenbild und Musik. Um junge Filmschaffende künftig noch stärker zu fördern und auf allen Ebenen der Filmherstellung zu unterstützen, hat IDM als dritte zentrale Änderung der Richtlinien eine neue Förderschiene für Kurzfilme und Kurzform-Serien beschlossen, die auch Webserien und künstlerisch anspruchsvolle Filme mit einschließt. Mehr Infos: film.idm-suedtirol.com

NEWS INNOVATION Film in the Alps

INNOVATION Film in the Alps

Südtirol hat eine tolle Filmszene, „die bekannter

werden sollte“, sagt Martine De Biasi. Diese Überzeugung hat sie mit der Kollegin Lisa Maria Kerschbaumer zusammengeführt – entstanden ist aus zwei Projektideen der Südtiroler Regisseurinnen die Plattform „Film in the Alps“. Das Portal bringt lokale Kinos und Filmliebhaber zusammen und bietet Blicke hinter die Kulissen der Filmproduktion am Standort. Zum einen durch Kerschbaumers Filmreviews lokaler und internationaler Produktionen, zum anderen durch einen Podcast, in dem De Biasi einmal im Monat auf Deutsch, Italienisch oder Englisch Menschen aus der Branche interviewt. Den Anfang machen Gespräche mit der Regisseurin Evi Romen, der Direktorin der Filmschule ZeLIG Heidi Gronauer, dem Nachhaltigkeitsexperten Philip Gassmann zum Thema „grünes Drehen“ sowie mit der Filmkritikerin und Autorin Chiara Zanini, die in Italien unter dem Hashtag #tuttimaschi („alles Männer“) auf rein männlich besetzte Festivals aufmerksam macht. Dazu kommt auf filminthealps.com ein südtirolweiter Kinokalender – ein praktisches Feature in dieser Region, in der sich die Kinolandschaft nicht nur auf größere, zentrale Ortschaften beschränkt, sondern auch in kleinen Dörfern und Seitentälern sehr lebendig ist. Das ist schön, aber organisatorisch nicht ganz einfach: „Ich kann zum Beispiel in Klausen, Brixen, Bozen oder Bruneck ins Kino gehen – und bis ich die Websites und Programme aller Spielstätten durchgeschaut habe, ist es mir zu anstrengend und ich schalte Netflix ein“, so Kerschbaumer schmunzelnd. Der Kalender von filminthealps.com behebt dieses Manko und zeigt gesammelt, was lokal läuft, vom Blockbuster bis zum kleinen Festival. Filme lassen sich nach Kategorien filtern, bewerten, kommentieren und auf eine Merkliste setzen, um daran erinnert zu werden, sobald sie in den Kinos anlaufen. „Auf die Funktion freue ich mich wohl selber am meisten!“, lacht De Biasi.

www.filminthealps.com

Gründerinnen Kerschbaumer (l.) und De Biasi, Plattform „Film in the Alps“: Onlinetreffpunkt für Südtiroler Filmfans

DIE INITIATORINNEN

Lisa Maria Kerschbaumer fand über Umwege zum Film und war zunächst an größeren Filmsets wie Terrence Malicks A Hidden Life tätig. Ihr eigener Kurzfilm Kleiner Cowboy gewann beim Festival Dolomitale den Award für den besten Kurzfilm. Martine De Biasi studierte Filmschnitt an der Dokumentarfilmschule ZeLIG, wollte aber immer schon in die Regie. Ihr Debüt Becoming me gewann beim 33. Bolzano Film Festival Bozen den Publikums- sowie den Jurypreis für den besten Dokumentarfilm.

Manuela Tessaro

This article is from: