BR Aktuell 04/2012

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Ausgabe 4/12 · Dezember 2012

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5. Jahres

Erkenntnis der 5. Jahrestagung für Betriebsräte: Liebe Kolleginnen und Kollegen, „Effiziente Betriebsratsarbeit – Interessenvertretung am Puls der Zeit“ lautete der Titel der 5. Jahrestagung, die am 7. und 8. November in Hannover stattfand. In diesem Jahr haben wir Rekorde gebrochen – mit 230 Teilnehmern war die Tagung so gut besucht wie noch nie. Die wachsenden Teilnehmerzahlen dokumentieren das außerordentliche Interesse am Erfahrungsaustausch und an neuen Impulsen. Mit dieser Extraausgabe der BR-aktuell möchten wir die wichtigsten Inhalte mit Euch teilen. Wieder einmal wurde klar, dass die wirtschaftlichen, politischen und demografischen Entwicklungen uns auch in den kommenden Jahren vor Herausforderungen stellen werden. Nur dann, wenn die notwendigen Kompetenzen im BR Gremium gefördert und entwickelt werden, können wir unsere Ziele erreichen. Hierzu bedarf es einer gezielten Qualifizierung. Eine vorausschauende Bildungsplanung ist daher eine unserer zentralen Aufgaben. Es muss nicht jeder alles können, aber die Fähigkeiten der einzelnen Betriebsräte sollten sich gut ergänzen. Dies ist auch in Hinblick auf die Betriebsratswahlen 2014 eine wichtige Botschaft. Natürlich entscheidet auch der Organisationsgrad über die Durchsetzungsfähigkeit unserer Ziele. Denn nur im Gleichklang von Betriebsräten und IG BCE können wir die großen Aufgaben wie die Modernisierung des Betriebsverfassungsgesetzes stemmen.

Euer Ulrich Freese stellvertretender IG-BCE-Vorsitzender

„Wir brauchen ein moderneres Betriebsverfassungsgesetz“ 230 Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus ganz Deutschland trafen sich in diesem Monat in Hannover um aktuelle Aspekte der betrieblichen Interessenvertretung zu diskutieren. Insbesondere ging es dabei um eine mögliche Reform des Gesetzes, das die Grundlage ihrer Arbeit bildet. Auf der 5. Jahrestagung für Betriebsräte der IG BCE BWS, die unter dem Motto „Effiziente Betriebsratsarbeit – Interessenvertretung am Puls der Zeit“ stand, kamen Interessenvertreter aus allen IG-BCE-Branchen zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen.

Das Betriebsverfassungsgesetz gestaltet die Arbeitswelt In der Eröffnungsrede wies der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis darauf hin, dass Gewerkschaften seit der Finanz- und Wirtschaftskrise ein deutlich höheres Ansehen genössen:

„Wir haben erfolgreich für die Menschen gekämpft, für den Erhalt von Arbeitsplätzen. Darauf sind wir zu recht stolz.“ Dabei habe das Betriebsverfassungsgesetz eine wichtige Rolle gespielt, da es zu zahlreichen positiven Veränderungen beigetragen hat, sagte Vassiliadis. „Aber wenn man besonders erfolgreich ist, sollte man sich bereits um den nächsten Tag kümmern.“ Das Betriebsverfassungsgesetz habe 60 Jahre lang „massiv dazu beigetragen, die Arbeitswelt positiv zu gestalten“, betonte Vassiliadis. Für die immer herausfordernder werdenden Arbeitsbedingungen und für Standortsicherung sollten nun aber „neue Instrumente“ geschaffen werden.

Michael Vassiliadis, IG-BCE-Vorsitzender, bei seiner Eröffnungsrede.

„Betriebsräte brauchen ein Initiativrecht, damit sie bei wichtigen Themen gehört werden“, sagte der IG-BCE-Vorsitzende. Vor allem brauche es wieder die Kraft, neue Impulse in die Gestaltung des Betriebsverfassungsgesetzes zu setzen. Der Bedarf dafür sei vorhanden, so Vassiliadis: „Wir können nicht akzeptieren, dass Leiharbeit täglich missbraucht wird. Es gibt Geschäftsmodelle, die als Grundlage die Ausbeutung von Menschen haben. Dagegen müssen wir uns wehren.“ Als Negativbeispiel nannte der Gewerkschaftsvorsitzende die Situation bei dem Verpackungshersteller Neupack in Hamburg und Rotenburg/Wümme, wo IG BCE und Beschäftigte gerade für einen Tarifvertrag kämpfen und vom Unternehmen dabei massiv behindert werden. „Wir werden dort ein Exempel statuieren, koste es, was es wolle“, erklärte Vassiliadis kämpferisch.

Qualifizierung wichtig Der Vorsitzende richtete den Blick zudem in die Zukunft und erklärte, >>> Fortsetzung siehe Seite 2 >>>

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Fortsetzung von Seite 1:

dass die gewerkschaftliche Interessenvertretung weit darüber hinaus ginge, nur auf die Herausforderungen der Gegenwart zu reagieren: „Unsere Strategie verfolgt einen ganz klaren Fokus – die IG BCE will die positive Gestaltung der Arbeitswelt voranbringen. Deswegen investieren wir massiv in Bildung, Qualifizierung und Nachwuchsförderung.“ Ziel sei es, eine Kongruenz zwischen den wirtschaftlich notwendigen Erfolgsfaktoren und sozialen Aspekten zu schaffen. Dieses könnte jedoch nur dann erreicht werden, wenn die Betriebsräte in den Betrieben bei der Gestaltung der Zukunft beitragen. Schließlich betonte Vassiliadis, seien Betriebsräte und Gewerkschaft füreinander gleichermaßen wichtig: „Wir zählen am Ende auf Euch und ihr auf uns“.

Deutschland braucht Bildung und Innovation „Gute Bildung ist eine der zentralen Aufgaben in Deutschland“, betonte Edeltraud Glänzer, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes der IG BCE. Aus Sicht der Gewerkschaften sei eine strenge Haushaltsdisziplin jedoch nicht das richtige Instrument, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in den EU-Staaten zu stärken. Für unsere Zukunft sei vielmehr entscheidend, dass in Innovation und Bildung investiert werde. Nur so könne man langfristig im globalen Wettbewerb bestehen. Glänzer: „Sparen und Dumping allein können keine Antwort für die soziale Zukunft Europas sein. Wir sind dafür verantwortlich, dass es für diejenigen

Edeltraud Glänzer, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE

Möglichkeiten gibt, die geringe Chancen haben.“ Hier gäbe es nicht nur in den Familien und Schulen, sondern auch in den Betrieben viel zu tun.

Wie man dem demografischen Wandel begegnen kann – Gewinner des Deutschen Betriebsrätepreises berichteten Applaus und Respekt erntete das Engagement von Projekten zweier BR-Gremien, die mit dem Deutschen Betriebsrätepreis 2011 ausgezeichnet wurden. Vertreter der beiden Unternehmen berichteten, wie sie sich auf den demografischen Wandel vorbereiten. „Schon heute sehen wir, was auf uns zukommt. Wenn wir da nichts Gravierendes ändern, wird es spätestens 2030 ganz schön eng.“

Wolfgang Heinrich Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Schott AG

„Teilzeit für Schichtarbeiter – das war unser größter Wurf. Die Mädels und Jungs in der Schicht brauchen Auszeiten.“

Wolfgang Heinrich, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Schott AG, beschrieb ein ganzes Bündel an Maßnahmen, mit denen sich der Glasproduzent auf den demografischen Wandel vorbereitet. Die Initiative wurde bereits 2010 vom Gesamtbetriebsrat angestoßen, um die Herausforderungen von alternder Belegschaft und Fachkräftemangel anzugehen. Zunächst hatte der Betriebsrat umfangreiche Analysen gestartet und Konsequenzen daraus abgeleitet. So passte er zum Beispiel Arbeitsplätze und Schichtpläne auf die Bedürfnisse älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an und führte zudem für Schichtarbeiter optional eine Teilzeit ein. Zudem wurden regelmäßige Gesundheitschecks für Beschäftigte über 45 eingeführt sowie für eine verbesserte Ergonomie an den Arbeitsplätzen gesorgt. Auf Anregung des Betriebsrates gab es zudem einige Maßnahmen für die Qualifizierung junger Leute: Vom neuen Ausbildungsberuf für gesellschaftlich Benachteiligte bis hin zu einer internationalen dualen Ausbildung.

Auch Peter Hohmann, Betriebsratsvorsitzender der B. Braun Melsungen AG, präsentierte die preisgekrönte Arbeit seines Gremiums. Bei dem Hersteller von Medizinprodukten ging es ebenfalls um die Bewältigung von Alterung der Belegschaft und Fachkräftemangel. Unter anderem wurde ein Teilzeitmodell für über 60-Jährige geschaffen, bei dem diese ihre Arbeitszeit um 50 Prozent reduzieren und dennoch 80 Prozent ihres Gehalts beziehen. Finanziert wird das Modell durch einen Fonds, der auch aus dem DemografieTarifvertrag der IG BCE gespeist wird.

„Wir sind stolz darauf, dass wir die Herausforderungen, die der demograPeter Hohmann fische Wandel mit sich Betriebsratsvorsitzender der B. Braun Melsungen AG bringen wird, schon so früh zu erkannt haben. Der Tarifvertrag ›Lebensarbeitszeit und Demografie‹ wurde schon 2008 abgeschlossen – zwei Jahre bevor Angela Merkel erklärt hat, wie wichtig dieses Thema ist.“

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Die eindeutige Antwort, ob eine Reform der Betriebsverfassung ein Fluch oder Segen ist, blieb uns Dr. Gerd Engels, schuldig: „Ja, wenn man das vorher wüsste!“, sagte er. Der Ministerialdirigent a.D. im BMAS und Kommentator des Betriebsverfassungs- gesetzes erklärte zudem, dass er sich sehr sicher sei: „Die größten Gefahren erwachsen aus den Versuchen der Arbeitgeber, die drei tragenden Begrifflichkeiten der Betriebsverfassung: also Betrieb, Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch geschickte Manipulationen auszuhebeln, um die Mitbestimmung zurückzudrängen.“ In seinem Vortrag führte er zahlreiche Beispiele auf, was Betriebsräte gegen den Einsatz von Fremdpersonal tun können. Engels: „Betriebsräte stehen dem Einsatz von Fremdpersonal nicht hilflos gegenüber.“ Allerdings müssten sie das Gesetz gut kennen und nutzen.

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Betriebsverfassungsreform – Fluch oder Segen?

Dr. Gerd Engels: Was BR gegen den Einsatz von Fremdpersonal tun können – Beispiele Eine frühe Gegenwehr gegen Fremd-personal-Einsatz kann über die Mitwirkungsrechte des Betriebsrats bei der Personalplanung (§ 92 BetrVG) organisiert werden. Der Betriebsrat kann sich auch über die Schiene Beschäftigungssicherung (§ 92a BetrVG) einbringen. Hier kann er seinen Vorschlägen zur Vermeidung der Fremdvergabe von Arbeit oder zu deren Rückführung dadurch Gewicht verleihen, dass er z. B. Maßnahmen zur Optimierung der Kapazitätsauslastung oder die Änderung von Arbeitsverfahren und –abläufen anregt.

„Qualifizierung wird wichtiger“ – Ein Gespräch mit Peter Wind Redaktion:

Peter, wie sieht dein ganz persönlicher Rückblick auf die Tagung aus? Peter Wind: Ich bin begeistert darüber, dass mehr Betriebsräte denn je zu unserer Jahrestagung nach Hannover gekommen sind. Gleichzeitig beschäftigt mich die Tatsache, dass wir an unsere räumlichen Grenzen stoßen. Im nächsten Jahr müssen wir die Teilnehmerzahl voraussichtlich begrenzen – also am besten sichert sich jeder, gleich jetzt schon seinen Platz. (lacht) Redaktion:

Was waren für dich Highlights der Tagung? Peter Wind: Die beiden Beiträge der Gewinner des Deutschen BR-Preises 2011, Wolfgang Heinrich von der Schott AG und Peter Hohmann von B. Braun Melsungen. Es ist toll zu sehen, mit welchem Engagement und mit welcher Innovationskraft BR Gremien Projekte in den Betrieben angehen. Was hast du als Geschäftsführer der BWS für Erkenntnisse gehabt? Peter Wind: Eigentlich hat es Edeltraud Glänzer auf den Punkte gebracht: Für die Herausforderungen in den Betrieben braucht es in den Gremien facettenreiche Kompetenzen. Nicht jeder muss alles wissen. Wichtig ist nur, dass die Weiterbildung so organi-

Eva-Maria Stoppkotte Erfolgsfaktor Betriebsratsarbeit 2011 Beispiele erfolgreicher Interessenvertretung 192 Seiten, gebunden, 3. Auflage ISBN: 978-3-7663-6139-4

Peter Wind, Geschäftsführer IG BCE BWS

siert wird, dass sich das Team optimal ergänzt. Hier sind wir gefragt, Hilfestellungen zu geben. Redaktion:

Aus aktuellem Anlass hast du auf der Tagung der Belegschaft von Neupack Verpackungen deine Solidarität ausgesprochen. Warum? Peter Wind: Na klar, die Kolleginnen und Kollegen in Hamburg und Rotenburg brauchten aktuell unsere Unterstützung. Seit rund einem Jahr kämpfen sie vergeblich um einen Haustarif. Redaktion:

Redaktion:

Fachliteratur

Peter, nach der Jahrestagung ist vor der Jahrestagung. Was passiert 2013? Peter Wind: Nicht so schnell, wir haben doch gerade erst die Bühnen der alten Tagung abgebaut und stehen in den Anfängen der Planung für 2013. Alles Weitere müssen wir schauen.

Der Deutsche Betriebsräte-Preis 2011 steht unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Dr. Ursula von der Leyen. Ausgeschrieben von der Zeitschrift „Arbeitsrecht im Betrieb“, wird er im Oktober im Rahmen des Deutschen BetriebsräteTages in Bonn verliehen. Das Buch dokumentiert die Projekte der Preisträger, Nominierten und Teilnehmer und liefert damit einen beeindruckenden Überblick der ganzen Vielfalt erfolgreicher Betriebsrat.

BWS-Fachverlag Den BWS-Fachverlag erreicht ihr über die folgende neue Webseite: www.bws-fachverlag.de Bestellungen unter der E-Mail-Adresse: shop@bws-fachverlag.de, per Telefon: 0511 7631-591 oder per Fax: 0511 7631-881774

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Interessenvertretung am Puls der Zeit – Workshop Blitzlichter In zehn Workshops wurden viele Impulse für die Praxis gegeben. Wir haben die wichtigsten Inhalte für Euch zusammengefasst. Betriebsratsarbeit zwischen Ehrenamt und Verantwortung Laut § 37 Abs. 1 BetrVG führen die Mitglieder des Betriebsrats ihr Amt unentgeltlich als Ehrenamt. Sie dürfen wegen ihrer Tätigkeit nicht benachteiligt oder begünstigt werden; dies gilt auch für ihre berufliche Entwicklung (§ 78 S. 2 BetrVG). Ihre Unabhängigkeit ist eine wichtige Voraussetzung für die Ausübung ihres Amtes. Laut Thorsten Beck, Vorsitzender Richter am Landesarbeitsgericht Hamburg, sei ein Abschied vom strengen Ehrenamtsprinzip wünschenswert, da dieses den heutigen Bedingungen nicht mehr gerecht würde. So würden z. B. im BR-Amt erworbene Kenntnisse nach gegenwärtiger Rechtslage ignoriert. Beck: „Hier ist der Gesetzgeber ist gefordert!“ Finanzielle Mitarbeiterbeteiligung wagen? Erfahrungen aus der Unternehmenspraxis zeigen, dass eine finanzielle Mitarbeiterbeteiligung vielfältige Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen mit sich bringen kann: Sie kann die Motivation der Mitarbeiter und ihre Identifikation mit dem Unternehmen stärken, und somit die Arbeitsergebnisse zu verbessern. Aus gesellschaftspolitischer Sicht kann die Beteiligung von Mitarbeitern der zunehmenden Ungleichverteilung von Vermögen entgegenwirken. Gleichzeitig birgt eine Beteiligung am Unternehmenskapital ein Anlagerisiko: Im Insolvenzfall können die Beschäftigten neben den investierten Einlagen auch den Arbeitsplatz verlieren. Marion Weckes, Referatsleiterin bei der Hans-Böcker-Stiftung informierte über die wichtigsten Regelungsinhalte einer entsprechenden Betriebsvereinbarung. Brauchen wir einen Wirtschaftsausschuss? Arno Prangenberg, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei der Korthäuer & Partner GmbH, zeigte fünf Gründe auf, warum ein Unternehmen nicht auf einen Wirtschaftsausschuss verzichten kann – weil: 1. das Gesetz einen Wirtschaftsausschuss in Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten vorschreibt. 2. er wirtschaftliche Angelegenheiten mit dem Unternehmer zu beraten hat. 3. sich hier auch die Auswirkungen wirtschaftlicher Aspekte auf die Personalplanung darstellen. 4. dem BR durch den Wirtschaftsausschuss Informationen über wirtschaftliche Fakten zur Verfügung stehen. 5. der Wirtschaftsausschuss im Zusammenspiel mit (Gesamt-)BR und ArbeitnehmervertreterInnen im Aufsichtsrat einen „Mehrwert“ bedeutet. Die Zukunft der Betriebsratsarbeit: Eigenmarketing als Erfolgsfaktor Einen Blick in die Zukunft der BR-Arbeit wagte Kathrin Behrens, Inhaberin der kb2 Kommunikationsberatung. Unter dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ werde es immer wichtiger, die eigenen Erfolge auch in die Belegschaft und bei Bedarf auch in die Öffentlichkeit zu transportieren. Zudem würden absehbar verstärkt Social Media Kanäle wie Facebook, Youtube und Twitter für die Betriebsratsarbeit genutzt. Die gegenwärtigen Aktivitäten der streikenden Belegschaft Neupack Verpackungen GmbH seien Beispiele dafür, was die Zukunft mit sich bringt. Tarifpolitik und Betriebsverfassung – Zwei Seiten einer Medaille Für eine beteiligungsorientierte und strategische Interessensvertretung sind laut Dr. Thomas Haipeter von der Universität Essen einige Voraussetzungen notwendig: So müssten zunächst die wirtschaftlichen Kompetenzen der Betriebsräte stimmen. Ebenso sei es wichtig, die eigenen Ressourcen strategisch zu entwickeln und gewerkschaftsnahe Berater einzubeziehen. Entscheidend jedoch sei eine aktive Betriebspolitik – hierzu gehörten eine gezielte Qualifizierung, Kampagnen mit Workshops und Initiativen, die Erarbeitung gemeinsamer Inhalte sowie solide Verhandlungskompetenzen.

Tarifverträge: Wenn aus der Theorie Praxis werden soll Tarifpolitik zählt zu den Kernbereichen der gewerkschaftlichen Arbeit. In vielen Bereichen hat die IG BCE mit ihren insgesamt 2.861 verhandelten Tarifverträgen Maßstäbe gesetzt. Dazu zählen in der jüngeren Vergangenheit der Vertrag „Zukunft durch Ausbildung“ oder das Förderprogramm „Start in den Beruf“ für benachteiligte Jugendliche. Werner Haß aus der Abteilung Tarifpolitik der IG BCE berichtete auch von der Tarifrunde Chemie 2012 und vom Vertragswerk „Lebensarbeitszeit und Demografie“, mit dem die IG BCE einen sozialpolitischen Meilenstein gesetzt hat. Bildungsarbeit: Erfolgsbasis der Betriebsratsarbeit Markus Römer, Leiter der Abteilung Bildung/Wissenschaft der IG BCE stellte eine repräsentative Befragung von Betriebsräten im Organisationsbereich der IG BCE vor. Demnach ist für 73,7 Prozent der Befragten die Dauer eines Seminars ein wichtiges Entscheidungskriterium, wobei mehrtägige Seminare gegenüber kürzeren bevorzugt werden. 75,9 Prozent bewerten eine gute Seminarbeschreibung im Infomaterial als „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“. Das allerwichtigste Entscheidungskriterium sei jedoch eine gute Meinung über den Veranstalter. 81,2 Prozent der Befragten bewerteten die Bildungsberatung der IG BCE als „ gut“ bis „sehr gut“, 62,2 Prozent wünschten sich mehr Inhouse-Seminare. Römer informierte über die neue „Bildungslandschaft“ der BWS im Zentralen Seminarplan 2013. Dieser gibt konkrete Hilfestellung bei der Bildungsplanung. Nachwuchsförderung: Den Kontakt nicht verlieren Betriebrats-Nachwuchsförderung ist ein wichtiger Baustein des Zukunftsprozesses 2020 der IG BCE. Dabei geht es vor allem darum, den demografischen Wandel nicht auch in den Betriebrats-Gremien zu gestalten. Hans-Dieter Brand, Leiter der Abteilung Betriebspolitik der IG BCE, stellte in seinem Workshop ein Handbuch vor, mit dem die Gremien in den Betrieben eine Bedarfsanalyse erstellen und die erforderlichen Maßnahmen einleiten können. Mit Hilfe der zugehörigen Tools, welche die IG BCE entwikkelt hat, können die verantwortlichen Personen vor Ort zielgerichtet ihren Nachwuchs finden und aufbauen. Unterstützt wird der Prozess von den Landesbezirken und –bezirken. Weitere Infos unter http://www.igbce.de/download/14580/4/profilegesucht.pdf. Betriebsverfassungsgesetz – Wir kümmern uns um Euch Isabel Eder und Jan Grüneberg aus der Abteilung Betriebsverfassung der IG BCE stellten ihre Aktivitäten zur Unterstützung der betrieblichen Interessenvertretung. Schwerpunkte sind Hilfestellungen bei Betriebsratswahlen, bei Fragen zum BetrVG, EBRG: BR, GBR, KBR und EBR, bei der Verhandlung von Tarifverträge nach § 3 BetrVG sowie bei Betriebsvereinbarungen und Vereinbarung zu EBRs und SE-BRs. Bei Bedarf sollten Gremien unbedingt Kontakt mit der Abteilung aufnehmen! Leistungsverdichtung – Gestaltungsmöglichkeiten für Betriebsräte Nicht selten prägen Angst, Druck und Erschöpfung den Arbeitsalltag von Beschäftigten, berichtete Yasmin Fahimi, Ressortleiterin Politische Planung bei der IG BCE. Dies ist die Folge eines steigenden Leistungsdrucks, der zudem mit der Ausdehnung beruflicher Aktivitäten ins Private einhergeht. Daraus folgend nehmen psychische und physische Erkrankungen drastisch zu. Fahimi stellte konkrete Gestaltungsansätze vor, z. B. : Stärkere Systematisierung von Prozessen, frühzeitige Identifikation von Gefahrenquellen, flexible Arbeitszeit-Wahlbausteine, echte Altersteilzeiten, Einführung einer „fünften Schicht“ für Sonderaufgaben, ein Neubewertung der Leistungen von Führungskräften sowie ein betriebliches Vorschlagwesen zu Verbesserung der Arbeitsorganisation und des Informationsflusses.

Achtung – nicht vergessen: 6. Jahrestagung für Betriebsrätinnen und Betriebsräte am 10. + 11.12.2013 in Hannover Sichert euch am besten jetzt schon Plätze! BWS-000-090601-13 Anmeldung unter: www.igbce-bws.de oder 0511 7631-336

Impressum Herausgeber Gesellschaft für Bildung, Wissen, Seminar der IG BCE mbH, Königsworther Platz 6 · 30167 Hannover Verantwortlich Edeltraud Glänzer, Peter Wind Redaktion Günter Schölzel | IG BCE, Kathrin Behrens | kb², Berlin Gestaltung & DTP Syskom Werbeagentur GmbH, Mönchengladbach Druck BWH GmbH – Die Publishing Company, Hannover


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