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Das Berner Symphonieorchester
EINE ERFOLGSGESCHICHTE MIT ANFÄNGLICHEN MISSTÖNEN
Das BSO gehört heute zu den bedeutendsten und grössten Orchestern der Schweiz. Dem war nicht immer so. Zu Beginn liess die Qualität der Musiker so manche am Erfolg zweifeln. Die Kritikerinnen und Kritiker behielten Unrecht.
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Text Pascal Krauthammer, Foto zvg
Anfängliche Misstöne
Mit viel Enthusiasmus und weniger Können beginnt 1815 die Geschichte des heutigen Berner Symphonieorchesters. Liebhaber der Musik schlossen sich zur «Bernischen Musikgesellschaft» zusammen. Singend und musizierend gründeten sie ein Orchester, über das der berühmte Geiger Louis Spohr sagte, dieses sei «noch schlechter als in Basel und Zürich, und das Publikum noch ungebildeter, mit Ausnahme sehr Weniger».
Hin zur Professionalität
Während das Laienorchester zu Beginn seinen Zweck noch erfüllte, genügte es den Anforderungen ein halbes Jahrhundert später nicht mehr. Nicht nur in Zürich und Basel, auch in Bern sollte man Kultur auf hohem Niveau geniessen können. Im Jahr 1877 war es so weit: Mit rund 30 fundiert ausgebildeten Musikern startete der «Bernische Orchesterverein».
Auf einer historischen Fotografie sieht man diese «ständige Kapelle»: alles dunkel gekleidete Männer mit Schnauz oder Bart und, links aussen hinter einer Harfe, eine einzige Frau in einem weissen Kleid. So aufgestellt unterhielt man das Berner Publikum mit einem musikalischen Potpourri. Das Orchester spielte fürs Stadttheater, an der Landesausstellung, fürs beliebte Radioprogramm. Die eigentliche Passion jedoch waren die Symphoniekonzerte, dargeboten ab 1909 im neu erbauten «Casino».
Das glanzvolle Konzerthaus machte die Hauptstadt zu einer Konzertstadt, doch der spezifische Berner Klang musste erst noch gefunden werden. Aus Spargründen bestand das Berner Orchester kurz nach dem Zweiten Weltkrieg lediglich aus etwa 50 Musikerinnen und Musikern. Erst Paul Klecki, ein Dirigent von internationalem Ruf, brachte in den 1960er-Jahren die Wende. Er, der eine eigene Vorstellung von Klang hatte, bestand bei seiner Berufung auf Grösse. Der künstlerische Aufschwung nahm mit dem erweiterten Orchester seinen Lauf. Eine Hochblüte erreichte das Berner Symphonieorchester, als Charles Dutoit, der viel später im Zuge der #MeToo-Debatte unter Druck geraten sollte, 1967 zum Chefdirigenten des Berner Symphonieorchesters ernannt wurde. Dutoit, der von Herbert von Karajan gefördert worden war, brachte klingende Namen nach Bern, darunter Yehudi Menuhin, Pinchas Zukerman oder Martha Argerich, mit der er auch liiert war.
Grösse und Klang
Das BSO hat bis heute ein treues Publikum. Wer mit älteren Konzertbesuchenden ins Gespräch kommt, erfährt von den grossen Auftritten eines Zubin Metha, Nello Santi oder Eliahu Inbal. Man erfährt von der Ära Peter Maag in den 1980er-Jahren. Wie der damalige Chefdirigent des Berner Symphonieorchesters eine neue Konzertform mit Musik, Wort, Speis und Trank, die Casinotte, nach Bern brachte. Dafür erst gefeiert und später kritisiert wurde. Sie berichten, wie die Zürcher Kulturszene vor Neid erblasste, als Dmitrij Kitajenko, der Leiter der Moskauer Philharmoniker, kurz nach der Wende ausgerechnet den Weg in die Aarestadt fand. Und so manche schwärmen noch immer von Andrey Boreyko, diesem äusserst beliebten Publikumsdirigenten.
Zeit der Stille
Viele haben den Klang des Berner Symphonieorchesters in diesen Jahren gestaltet. Kenner hören unter Mario Venzago die vielen französischen Anteile, man bemerkt das Duftige im Spiel der Geige oder Flöte, man hört die Pauken mitsingen. Seit Jahren. Und dann plötzlich Stille. Kurz nach der Wiedereröffnung des renovierten «Casino» liess die weltweite Pandemie auch das Berner Symphonieorchester verstummen. Man musste sich neu erfinden. Auch das ist gelungen – es wird nicht die letzte Herausforderung bleiben.
Blick in die Zukunft
Heute muss sich das Berner Symphonieorchester seine Gäste erobern. Auch mit neuen Formaten. Während die Sitzkissenkonzerte die Kleinsten ansprechen, die in die Welt der klassischen Musik eintauchen, spricht das Format «über ds Chrütz» die nächste Generation von Konzertbesuchenden an. Dabei wird der klassischen Musik ein populäres Element zur Seite gestellt. Den Anfang machte 2019 das Berner Erfolgsgespann Lo & Leduc mit drei ausverkauften Konzerten. In dieser Saison wird die Zusammenarbeit mit dem Berner Bluesmusiker Philipp Fankhauser erfolgen. Orchester müssen sich öffnen. Das ist die Zukunft – auch für das Berner Symphonieorchester.
www.konzerttheaterbern.ch