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Berner Hymnen
Foto PD
Hymnen sind, laut Wikipedia, «Ausdruck hoher Begeisterung und Verehrung». Wir Berner*innen lieben unsere Stadt und deshalb mögen wir auch alles Musikalische, was sich im weitesten Sinn um Bern dreht. Wenn beispielsweise der Berner Marsch erklingt, bekommen sogar hartgesottene Rockfans feuchte Augen und es gibt kaum jemanden aus Bern, der die «W. Nuss» nicht Wort für Wort mitsingen kann …
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Text Michèle Freiburghaus
Berner Marsch
«Träm, träm, träridiri …» | Der Berner Marsch gilt als inoffizielle Hymne des Kantons Bern, er wird immer noch an vielen Anlässen gespielt. Die älteste Dokumentation der Melodie des Berner Marsches stammt aus dem Musikbuch des Samuel Joneli von Boltigen aus dem Jahre 1791. In dieser Handschrift ist die Melodie noch als «Marche de Soleure» aufgezeichnet. Das Stück wurde 1798 als militärischer Marsch beim bernischen Widerstand gegen den Einfall der Franzosen anlässlich der Schlacht von Neuenegg gespielt und danach zum Symbol für den Widerstand. In Noten gedruckt hat den Marsch erstmals 1854 der Verleger Johann Georg Krompholz.
Anlass zu kritischen Stimmen gab und gibt auch heute noch der kriegsverherrlichende Text, dessen Urheber unbekannt ist. Das Berner Kantonsparlament verwarf am 3. Februar 2000 mit 118 zu 10 Stimmen einen Vorstoss der damaligen Grossrätin Elisabeth Gilgen (SP), in dem sie dessen Änderung forderte. YouTube, Berner Marsch / Berner Symphonieorchester unter der Leitung von Mario Venzago. Bild PD
W. Nuss
«D W. Nuss vo Bümpliz isch schön wi nes Füür i
der Nacht …» | Die «W. Nuss» gilt allgemein als die Berner Hymne, 20 000 Menschen sangen den Song 2019 am Gurtenfestival mit, an jedem Berner Konzert ist er das absolute High-
Patent Ochsner
«Mini Stadt sit Jahr u Tag, di Bach, mini Loube, i dinä Gasse – du bisch mis eis und aus» Wurzel 5
Wurzel 5, Foto Janosch Abel
light. Aber wer ist diese «W. Nuss vo Bumpliz»? Die meisten haben wahrscheinlich das Bild einer ganz besonderen Frau im Kopf. Gerätselt wird aber allenthalben. Büne Huber, der Leadsänger von Patent Ochsner, verrät es partout nicht. Die W. Nuss soll ein Geheimnis bleiben, jede und jeder dürfe in ihr sehen, was er oder sie wolle, das sei doch wunderbar. Obwohl der Song ein absoluter Publikumsliebling ist, schaffte er es übrigens, ebenso wie «Scharlachrot», nicht, Gold-Status zu erreichen. Das ist den Ochsners jetzt mit «Für immer uf Di» gelungen. YouTube, Patent Ochsner / W. Nuss vo Bümpliz (Live am Gurtenfestival 2019) Bild PD
Hie
«Hie ghöri häre, hie isch mis deheime» | «Hie» wurde
2006 auf dem «Teamgeist»-Album von Wurzel 5, einer Berner HipHop-Gruppe und Mitgliedern von «Chlyklass», Diens, Serej, Tiersch und DJ Link, veröffentlicht.
Die Ode an die Stadt Bern, mit ihren durchaus auch kritischen Zeilen, wurde von Vertreter*innen der YB-Fans ausgewählt und 2018 den Young Boys als Einlaufsong vorgeschlagen. Die Mannschaft und der Verein waren begeistert – in Zusammenarbeit mit YB und den Fans funktionierten Wurzel 5 den Song so um, dass er seither als Stimmungsmacher dient, wenn die Spieler den Rasen betreten. Kaum ein Song weckt heute in Bern so lokalpatriotische Gefühle wie dieser. YouTube Wurzel 5 – Hie / YB Einlaufsong
079
«Tüt tüt tüt het si gseit» | Welcher Berner*in kennt ihn nicht, den Text des Überhits «079» von Lo & Leduc? Geschrieben wurde der Song von Lorenz Häberli (Lo), Luc Oggier (Leduc) und dem Berner Komponisten, DJ und Performer Maurice Könz, besser bekannt als Dr. Mo. Letzterer schrieb die Melodie, zu der Lo & Leduc den Text beisteuerten. Das Fernsehpublikum kürte den Song von Lo & Leduc zum «grössten Schweizer Hit 2019». SRF3 dokumentierte 2018 in einem Live-Video, wie Besucher*innen des Gurtenfestivals den Song interpretierten: YouTube, «Lo & Leduc / Der ganze Gurten singt 079»
Lo & Leduc, Foto Maximilian Lederer