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bis Jetzt. Eric Blum: Eishockeyspieler

ERIC RAY BLUM

13. Juni 1986

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Beim SCB 2014/15 738 Spiele/76 Tore/214 Assists

dreifacher Schweizer Meister Swiss Cup-Sieger WM Silbermedallien-Gewinner

«JEDER HAT DEN KOPF AM RICHTIGEN ORT»

Eric Blum steht in seiner sechsten Saison beim SCB. Der 33-jährige Verteidiger war schon dabei, als der SCB in der Saison 2015/16 bis am Schluss um die PlayoffQualifikation kämpfen musste. Im Interview sagt er, die jetzige Situation bedeute in jedem Spiel Stress total.

Inwiefern bist du ein typischer Eishockeyspieler? Keine Ahnung, was ein typischer Eishockeyspieler ist. Nun, ich interessiere mich auch, wie die meisten, für die NHL und bin angetan, wenn die grossen Superstars ihre Kunststücke vollbringen. Und wenn ich beispielsweise Interviews in den Medien gebe, bin ich auch ein typischer Eishockeyspieler.

Inwiefern nicht? Ich bin sehr schlecht in Sachen Selbstreflexion. Ich lasse mir aber gern sagen, wer ich bin. Ich komme nicht mit den üblichen Baseball-Caps in die Garderobe. Ich habe halt eine Schiebermütze. Wir hatten gestern frei, heute sprach ich mit Calle Andersson und fragte ihn, was er gemacht habe. Er sagte, er sei in der PostFinance-Arena gewesen und habe ein Eistraining absolviert. Ich habe hingegen das schöne Wetter genossen. Ist Calle Andersson deshalb ein typischer Eishockeyspieler und ich nicht? Comedians machen Witze über Stereotype. Das habe ich auch schon gemacht: über Japaner, die gut rechnen können.

«We And The Bulls»: Das sind Eric Blum zusammen mit Roman Wick (ZSC Lions), Romano Lemm (EHC Kloten) und Tim Ramholt (mittlerweile zurückgetreten) und Schlagzeuger Fabian Gass (einziger Nicht-Hockeyspieler).

Welchen Witz würde man über dich machen? Genau darüber: Ich bin ein typischer Japaner, ich war in der Schule tatsächlich gut in Mathematik.

Rechnen wir uns mal durch die Saison. Nach mässigem Start lief es immer schlechter. Vor Weihnachten schien sich das Team gefangen zu haben. Dann gab es wieder Rückschläge. Wie erklärst du den bisherigen Saisonverlauf? Oh, das ist schwer. Es sind so viele Faktoren, die im Sport – besonders im Mannschaftssport – zusammenkommen. Einige Sachen sind schiefgelaufen. Es haben sich Negativsynergien ergeben, die uns runtergezogen haben. Sicher war auch eine Spur Zufriedenheit dabei, wir waren etwas weniger gefrässig als auch schon. Und wie es halt so ist: Wenn man einen schlechten Start erwischt, läuft man später den Punkten hinterher. Holt man früh Punkte, hat man im Januar und Februar ein unbeschwertes Leben. Wir sind jetzt aber in der Situation, dass wir den verlorenen Punkten hinterherlaufen. Alle haben ihren Anteil daran, dass es so gekommen ist. Auch in Phasen, in denen wir wenig Punkte gewonnen haben, haben wir teilweise sehr gut gespielt. Und plötzlich ist dann wieder einer reingefallen, und schon wieder stand es 1:3 für den Gegner. Wir fühlten uns oft auch im falschen Film. Aber wir hatten tatsächlich schlechte Spiele. In der letzten Saison haben wir solche Spiele trotzdem gewonnen. Und wenn wir doch mal verloren haben, spielte es keine Rolle. Trotzdem: So richtig desolat waren wir aus meiner Sicht in dieser Saison nie.

Auch nicht am 3. Januar beim Spiel in Rapperswil? Es ist einfach so, dass man nicht über 50 Spiele seine Bestleistung abrufen kann. Beim Auswärtsspiel in Rapperswil hatten wir die Ausgangslage eines guten Spiels am Abend zuvor gegen Biel. Wir dachten, wenn wir so spielen wie gegen Biel, sollten wir besser sein als die Lakers. Diese Gedanken waren schon der erste Fehler, aber man bringt sie aus dem Hinterkopf fast nicht weg. Rapperswil begann das Spiel stark und biss sich an uns fest wie ein Pitbull. Wir glaubten, dass den Lakers irgendwann die Luft ausgehen würde. Das war dann eben nicht so. Es ist fast nicht zu glauben, dass uns nach 30 Runden einer Saison noch so ein Auftritt passiert. Aber es passiert eben doch, auch wenn wir Profis sind.

Steckt da auch ein bisschen Überheblichkeit einer erfolgsverwöhnten Mannschaft drin? Ja, wir müssen selbstkritisch sein. Aber es ist extrem schwierig. Einerseits fühlte es sich manchmal an, als liefe alles gegen uns. Anderseits gab es eben auch diese Spiele, die wir mit falscher Sicherheit angegangen sind. Wir sind wohl schon das eine oder andere Mal zu oft auf die Seite der Arroganz gekippt.

Im Team stehen noch zehn Spieler aus der ersten Meistersaison 2016/17. Ist es ein Vorteil, dass der Kern immer noch der gleiche ist wie damals? Es ist immer gut, viele Spieler in der Mannschaft zu haben, die wissen, was Erfolg ist. Erfolg ist kein Zufall. Es gibt Sportler, die haben ihn und können ihn wiederholen. Anderseits gibt es auch solche, die sind sehr gut und haben nie etwas gewonnen. Es geht um das gewisse Extra. An die Spitze kommen ist einfach, dort bleiben sehr schwierig. Deshalb ist Roger Federer ein so grosses Vorbild. So gesehen lässt sich die Frage mit einem klaren Ja beantworten.

Vor allem ist es im Rennen um die Playoff-Qualifikation nach wie vor eine Zitterpartie wie 2015/16. Erinnerst du dich an damals? Ich weiss noch, dass ich mich damals im Januar am Fuss verletzt hatte und erst im Halbfinal gegen Davos zurück ins Team kam. Es war eine Riesenqual, zuschauen zu müssen. Aber es war auch schon vor meiner

«ICH MERKE KEINEN UNTERSCHIED...»

Wann wirst du unangenehm? Ausser meiner Partnerin erleben das nur wenige. Es hat mich jeweils sehr gestresst, wenn jemand etwas anders gemacht hat als ich. Aber nur weil ich etwas so mache, müssen andere das nicht auch so machen. Das musste ich lernen. My way ist halt eben nicht immer the best way.

Welche Prinzipien hast du? Muss man Prinzipien haben? Ich habe sicher welche. Aber es kommt mir spontan nichts in den Sinn. Oder vielleicht ein kleines Beispiel: Nachdem der Öltanker im Golf von Mexiko ausgelaufen war, habe ich nicht mehr BP getankt, sondern jeweils andere Marken gewählt. Obwohl ich weiss, dass die vermutlich nicht besser sind.

Wann schläfst du schlecht? Wenn ich Streit mit meiner Partnerin habe... Aber manchmal ist es besser, eine Nacht über etwas zu schlafen und eine Sache abkühlen zu lassen, auch wenn man dabei eher schlecht schläft.

Verletzung eine Qual. Vermutlich habe ich es deshalb etwas aus meinem Gedächtnis verdrängt und erinnere mich viel besser an die Playoffs, die nachher kamen. Diese Saison zeigt, dass alles möglich ist. Das ist doch schön.

Wie würdest du die beiden Situationen vergleichen? Da kann man Statistiken hervornehmen und wird entsprechendes finden. Das Feeling, die Leichtigkeit des Seins, ist jetzt definitiv nicht da, genau wie damals. Jeder will unbedingt, dass wir zum Erfolg zurückfinden. Und wenn man zu viel will, macht der eine oder andere mitunter Sachen, die man nicht machen sollte. Abgesehen davon stehen ja auch immer noch Gegner im Weg. Es fühlt sich an, als hätten die Playoffs schon vor Monaten angefangen. Die Wochenenden sind zurzeit der totale Stress. Man ist angespannt bis an die Grenze. Mental ist das eine grosse Herausforderung. Aber auch physisch. Das Gefühl, mal 3:0 oder 4:0 zu führen und ein Spiel sicher nach Hause zu bringen, hatten wir in meiner Erinnerung in dieser Saison noch nie. Doch eigentlich bräuchten wir genau das, Lockerheit. Die kindliche Freude am Spiel, an die mich meine Mutter ab und zu erinnert, würde vieles erleichtern. Aber die ist in solchen Situationen enorm schwer zu finden.

Wer ist dein Lieblingsspieler in der Liga? Ich kann nicht einen herausheben. (Überlegt lange). Aber wer mich immer wieder jeden Tag mit seinen Offensivqualitäten beeindruckt, ist Mark Arcobello. Das gilt auch für die Entschlossenheit von Simon Moser, ich schaue auch Ramon Untersander gerne zu. Oder wenn Toni Rajala den Puck aus einiger Entfernung wie kein Zweiter ins Netz hämmert, bin ich schon ziemlich beeindruckt! Das gilt auch für die Ruhe von Leonardo Genoni, oder wenn Reto Berra vier Beine zu haben scheint. Es gibt viele unglaublich gute Spieler.

Wer ist der Schnellste im Team? Auf Kurzstrecken ist es Inti Pestoni, sonst natürlich Tristan Scherwey und auch Marc Kämpf. Und wenn er mal das Tempo hat, gehört auch Vincent Praplan dazu.

Wer ist der Härteste? Simon Moser.

Wer ist am schwierigsten vom Puck zu trennen? Mark Arcobello.

Was ist der grösste Unterschied zwischen Regular Season und Playoffs? Ich merke in dieser Saison keinen Unterschied...

Was nimmst du ausserhalb des Spielgeschehens während eines Shifts wahr? Es gibt Mitspieler, die punktuell sogar einzelne Personen wahrnehmen. Bei mir ist es eher schwammig. Die Extremsituationen, wenn es sehr laut oder umgekehrt sehr leise ist, bekomme ich mit. In dieser Saison hört man leider auch Ausrufe negativen Staunens, das ist aber verständlich. (dk)

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Auf Weiterbildung verzichten? Das nennt man ein klassisches Eigengoal.» «

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Erfahrung und Gelassenheit: Eric Blum lässt sich selten aus der Ruhe bringen.

Ich glaube, wir hatten zuletzt ein gutes Fundament in unserem Spiel, auch wenn das eine oder andere wie beispielsweise das Powerplay nicht so gut lief wie gewünscht. Jeder hat den Kopf am richtigen Ort. Daran dürfen wir nichts ändern. Bei uns interessiert sich keiner mehr für den persönlichen Erfolg. Es zählt nur, in jedem Spiel als Team den Weg zum Sieg zu finden.

Du bist nun bereits in deiner sechsten Saison beim SCB. Was hat sich im Team und auf dem Eis verändert? Als ich nach Bern kam, war noch die alte Generation mit Ryan Gardner, Byron Ritchie, Philippe Furrer und Marco Bührer da. Auch Martin Plüss, David Jobin und Marc Reichert gehörten dazu, aber die spielten ja dann noch zwei Jahre. Doch langsam kam ein frischer Wind mit Spielern wie Simon Bodenmann, Gaëtan Haas und Leonardo Genoni. In den letzten Jahren haben wir dann punktuell Spieler verloren, die sehr gut zu uns gepasst haben. Das soll aber nicht als Vorwurf verstanden sein. Es wirkt sich sehr schön aus – gerade jetzt, wo wir mit dem SCB schwierige Zeiten erleben. Ich komme nach Hause und alles ist anders. Meinen Sohn kümmert es nicht im Geringsten, ob wir nun gewonnen oder verloren haben. Es ist eine andere Welt. Ich weiss, dass es Leute gibt, die denken, ich sollte mich 24 Stunden mit Hockey beschäftigen. Aber das funktioniert bei mir nicht. Und jetzt mit unserem Sohn sowieso nicht. Das zeigt, wie relativ alles ist.

Du bist Hut-Designer, bastelst und nähst, spielst Gitarre in der Band «We and The Bulls», die kürzlich ihre erste Platte herausgegeben hat, bist Vater und gehörst zu jenen Spielern mit der meisten Eiszeit beim SCB. Haben wir etwas vergessen? Nein. Oder doch, ein bisschen Hausmann bin ich auch noch.

Wie bringst du das alles unter einen Hut? Man braucht zwei, drei Hüte, dann klappt es. Man muss es managen. Der Tag hat 24 Stunden. Zieht man sieben Stunden für den Schlaf ab, bleibt noch relativ viel Zeit, die man sich einteilen kann.

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Wann schreibst du ein Kinderbuch? (lacht). Diese Idee hatte ich tatsächlich schon, zusammen mit einer guten Freundin. Ich bin Götti ihrer Tochter. Das Projekt existiert noch im Hinterkopf. Und es wird jetzt wieder viel aktueller, wenn man selbst vermehrt in Kinderbücher schaut.

Du hast schon öfter gesagt, die etwas gemütlichere Gangart in Bern im Vergleich zu Zürich gefalle dir gut. Das stimmt, aber Bern befindet sich mittlerweile im Wandel. Ich habe den Eindruck, die Pace habe zugenommen. Es herrscht nicht mehr nur im Bahnhof eine gewisse Hektik. Ich glaube, Berner können schon auch zackig sein. Bern ist in den letzten sechs Jahren in meiner Wahrnehmung grösser und schneller geworden. Ich habe auch das Gefühl, es seien überall mehr Leute. Und auffällig erscheint mir auch das Lädeli-Sterben.

Apropos gemütlich: Für viele ist das Sommertraining ein Graus. Wie ist es für dich? Es ist nicht lustig. Aber für mich überwiegt der Sommer beim Sommertraining. Ich erfreue mich dermassen am Sommer, an der Wärme, am Sprung in die Aare, da ertrage ich das Sommertraining problemlos. Die Vorstellung, das Sommertraining würde im Januar oder Februar stattfinden, ist hingegen wirklich schlimm.

Dein Vertrag beim SCB läuft noch zwei Jahre. Kurz danach wirst du 36 Jahre alt sein. Weisst du schon, ob dann Schluss ist mit Eishockey? Und wenn ja, was kommt dann? Das ist noch weit weg, als Neopapi noch viel weiter. Natürlich gibt es ab und zu Gedanken. Aber ich geniesse das Eishockey jetzt noch viel mehr. Es ist ein Privileg, diesen Job ausüben und in einem coolen Club viel Tolles erleben zu dürfen. Aber ich weiss, es geht rasend schnell. Für die Zeit nach meiner Karriere habe ich verschiedene Eisen im Feuer. Das Label «Onkai Heiwa» mit Hüten und Lederwaren, das ich zusammen mit meinem Schwager habe, gehört dazu. Musik wird wohl nicht zum Lebensunterhalt. Aber wer weiss: Vielleicht wird einer unserer Songs mal Titelmusik im sportpanorama. Dann heben wir ab... (lacht) Es kann auch irgendetwas ganz anderes sein wie Kinderbuchautor oder Wirt. Keine Ahnung. Ich wollte ursprünglich ja auch nicht Eishockeyspieler werden. Ich lasse mich beeinflussen, von Dingen, die mich inspirieren und von meinem Drang nach Perfektion, die ich nicht erreiche. (dk)

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