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Bad Luck Banging or Loony Porn Berlinale-Gewinner
Realismus, Wahnsinn und eine unbändige Wut auf geschichtsvergessene, rechtsradikale, sich selbst für die anständige Mitte haltende Dummbürger und -bürgerinnen geben sich in Radu Judes Berlinale-Gewinner die Hand. Es gibt drei Teile, die von fröhlichen pinkfarbenen Zwischentafeln und Kirmesmusik ebenso beschwingt wie schäbig eingeleitet werden. Der erste begleitet die Lehrerin Emi durch Bukarest, Emi ist gestresst. Ein privat gedrehtes Sexvideo von ihr ist im
Realism, madness, and an unbridled anger towards those who ignore history, right-wing radicals, and stupid citizens who regard themselves as decent converge in Radu Jude’s three-part farce.
D 12
D JULI 2021
Internet aufgetaucht und hat einen Shitstorm ausgelöst. Eltern und Schulleitung haben sie vorgeladen. Ebenso gestresst wie Emi ist auch die ganze Stadt, ständig bricht Streit aus und fette SUVs parken bräsig die Fußgängerüberwege zu. Eine beobachtende Kamera folgt Emi auf Distanz und schaut sich dabei in den Straßen um: Menschen mit Masken, kaputte Fassaden, billige Werbung. Pandemie-Alltag im Spielfilm, unglaublich erleichternd zu sehen nach den Monaten, in denen Kino sich nur noch in fantastischen Parallelwelten zu bewegen schien, völlig abgekoppelt von dem, was eigentlich gerade in der Welt passiert. Bei Jude ist die Pandemie nicht groß Thema, aber sie ist da – in den Masken am Arm, im Abstand zwischen den Menschen oder in der Szene, in der die kleine alte Dame zum Gespräch in der Apotheke die Maske runterzieht und daraus, natürlich, wieder ein Streit entsteht. Rumänien/Luxemburg/Kroatien/Tschechische Republik 2021 D 106 min D R: Radu Jude D B: Radu Jude D K: Marius Panduru D S: Cătălin Cristuțiu D M: Jura Ferina, Pavao Miholjevi D D: Katia Pascariu, Claudia Ieremia, Olimpia Mălai, Nicodim Ungureanu, Alexandru Potocean, Andi Vasluianu D V: Neue Visionen Filmverleih