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MATTHIAS MATSCHKE
SpielwieseDER
ERINNERUNG
EINE KINDHEIT und Jugend in der westdeutschen Provinz – frei nach Matthias Matschkes Erinnerungen: Der Vater ist in der Drei-Dörfer-Gemeinde Pfarrer, die Mutter Pfarrfrau und im unerklärlichen Fernmeldewesen tätig, am Computer, um den der Sohn sie beneidet. 13 ist Matthias im Sommer 1984, als er endlich am Commodore 64 bei den Olympischen Spielen antritt. Der erste Tag am Gymnasium, die erste Liebe, der erste Tod: Ohne große Worte, dafür mit umso intensiverer Wirkung, verhandelt der Fabulierkünstler die existenziellen Fragen. Federleicht erzählt, mit wohldosierter Situationskomik und viel Gefühl!
Matthias Matschke Falschgeld Hoffmann und Campe | 256 S. | 24,– € O P 240 Lesepunkte Auch als eBook | Hörbuch
EXKLUSIV | INTERVIEW
WANDLUNGSFÄHIG WIE KAUM ein anderer, wechselt Matthias Matschke an renommierten Bühnen wie dem Wiener Burgtheater, in Kinofilmen oder im Fernsehen mühelos vom dramatischen ins komödiantische Fach. Ob im „Fall Barschel“ und „Professor T“ in den Titelrollen, als Hagen in „Pastewka“ oder als Goebbels in „Sketch History“: Matschke brilliert. Nun auch als Autor! In seinem autofiktionalen Debütroman schlüpft er in die Rolle eines Heranwachsenden namens Matthias Matschke, der wie er selbst in einem Dorf am Rand des hessischen Odenwalds groß wird.
T Sie haben einmal erzählt:
„Loriot war mein Unterricht.“ Wofür bewundern Sie ihn?
Ich bewundere ihn für seine Beobachtungsgabe. Und habe gelernt, dass jeder Deutsche ein Riesenpotenzial an ungewollter Komik hat.
T Über welchen Erfolg haben
Sie sich am meisten gefreut?
Schwer zu sagen. Manchmal, wenn ich mich nach einer Vorstellung beim Applaus verbeuge, freue ich mich so sehr, dass ich das, was ich zeigen wollte, auch zeigen durfte. Das kann irgendeine Vorstellung irgendwann sein, aber das ist dann ein Erfolg, der ganz mir gehört. Und über den Deutschen Hörbuchpreis 2020 (Anmerkung: Kategorie „Beste Unterhaltung“ als Sprecher des Hörbuchs „Achtsam Morden“ von Karsten Dusse) habe ich mich sehr gefreut!
T Wie haben Ihre Erfahrun-
gen als Schauspieler Sie beim Schreiben beeinflusst?
Ich bin mit meiner Aufgabe als Schauspieler immer am meisten zufrieden, wenn ich einen Moment oder gar eine ganze Szene in ihrer Eigenart mit meinem Spiel durchdringen kann. Das hilft natürlich beim Schreiben.
T Was war der Auslöser
für Ihren Debütroman „Falschgeld“?
Eine befreundete Journalistin kam eines Tages auf mich zu und sagte: „Ich glaube, Du solltest schreiben.“ Das kam unverhofft und dennoch nicht völlig abwegig. Warum es dann genau diese Geschichte als Debüt geworden ist, weiß ich nicht. Aber irgendetwas hat mich diesen Weg entlanggeführt.
T Gleich auf Seite zwei sagt
Ihr junger Held: „Ich bin Matthias Matschke.“ Was haben Sie ihm denn außer dem Namen sonst noch so an wichtigen Gemeinsamkeiten mitgegeben? Würden Sie von einem jungen Alter Ego sprechen?
Sagen wir es so: Der Held behauptet von sich, dass er Matthias Matschke ist, und das behaupte ich seit längerem auch von mir. Ob wir wirklich der sind, der wir behaupten zu sein, dafür kann ich für uns beide nicht garantieren …
T Was hat Sie am Erinnern
und Erzählen besonders interessiert?
Nun, ich halte nicht viel von Vergangenheit. Sie ist ein immer mehr entfernter Verwandter der Gegenwart. Erzählen braucht die Gegenwart, um Geschichten, egal aus welcher Zeit, zu platzieren. Erzählen ist ganz schnell viel größer, reicher, spannender als sich erinnern. Das, genau das, wollte ich auskosten.
Matthias Matschke
T Als Auftakt haben Sie den Sturz vom
Apfelbaum in den Sommerferien 1984 gewählt. Warum?
Ich liebe Apfelbäume, ich liebe die Geschichte von Adam und Eva und dem Baum der Erkenntnis. Und so ist der Sturz vom Apfelbaum eine besondere Form von Sünden-Fall. Ein Sturz hinaus aus der vermeintlichen Unschuld der Achtzigerjahre.
T Wofür steht der Titel „Falsch-
geld“ und was sagt er uns über das Geschichtenerzählen?
Dinge, die uns lange von großem Wert erscheinen, können in einem Lidschlag als wertlos in sich zusammenfallen. Dinge wie Vertrauen, Glaube und Liebe können von einem Moment zum anderen ihre Bedeutung verlieren. Und alles, was uns lieb und teuer war, ist spontan wertlos – so wie ein falscher Fuffziger im Portemonnaie.
T Anders als Sie selbst ist Ihr Roman-
Matthias Sohn des Pfarrers einer DreiDörfer-Gemeinde und einer Mutter, die im Fernmeldewesen arbeitet. Was ist für Sie das Spannende an diesem Elternhaus?
Das Spannende an diesem Elternhaus ist das Langweilige. Soll heißen, warum möchten Menschen gerne so leben, oder wie sind sie zu so einem Leben gekommen?
T Ein häufiges Wort in Ihrem Buch ist
„peinlich“. Wofür ist es typisch?
Für das bürgerliche Leben in den Achtzigern in Westdeutschland. T Verstehen Sie den Blick in den Sternen himmel auf der letzten Seite als Ende © Christian Werner -
oder als Anfang?
Als Anfang und Ausblick in die Ewigkeit.