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TIMUR VERMES

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VINCE EBERT

VINCE EBERT

Zosch!

Timur Vermes Comicverführer (ab 25.10.) HarperCollins | 272 S. | 25,– € O P 250 Lesepunkte Auch als eBook A LLES IST MÖGLICH in guten Comics: So wagte Art Spiegelman in den 1980er Jahren das Unerhörte und zeichnete den Holocaust mit Katzen, Hunden, Nagetieren – und sensationellem Erfolg seiner „Maus“-Comics, die unter anderem mit dem PulitzerPreis ausgezeichnet wurden. Ein Beispiel von vielen, an denen Timur Vermes zeigt, wie großartig Comics sein 1 DS Comics können. Höchst unterhaltsam und kenntnisreich kombiniert er die Kulturgeschichte und die Favoriten aus seiner eigenen Fan-Biografie: von Klassikern bis zu Graphic Novels, inklusive Fachbegriffe. Profund, pointiert und mit viel Witz – ein besonderes Vergnügen!

EXKLUSIV | INTERVIEW

GENIESTREICHE WIE SEIN Debüt „Er ist wieder da“ und seine anschließende Gesellschaftssatire „Die Hungrigen und die Satten“ machten Timur Vermes einem internationalen Millionenpublikum bekannt. Doch der Bestsellerautor und Journalist kann noch viel mehr. In seinem druckfrischen „Comicverführer“ zeigt der hervorragende Kenner des Genres, was es so faszinierend macht. Eine Einladung in Vermes’ persönliches Comicuniversum – für Anfänger, Wiedereinsteiger und Fortgeschrittene.

T Was erwartet LeserInnen Ihres

„Comicverführers“?

Mit etwas Glück: der Spaß von früher. Die meisten haben ja Comics mal geliebt, doch irgendwann aufgehört. Es gibt aber viele Comics, in denen Erwachsene genauso versinken können wie damals.

T Sie legen sich ins Zeug für das

Image des Comics. Was veranlasst Sie dazu und was möchten Sie ins rechte Licht rücken?

Wenn ich einen guten Film sehe, ein gutes Buch lese, will ich es jemandem empfehlen. Und es ist einfach ein Jammer, wie so viele Leute an so vielen spannenden, lustigen, berührenden Geschichten vorbeigehen, nur weil sie als Text-Bild-Mix erzählt werden.

T Wie würden Sie Ihren Comic-

Geschmack beschreiben?

Wie beim Fernsehen: „Stromberg“, „Simpsons“, „Breaking Bad“ – das ist Mainstream. Die Geschichte darf nicht zu verkopft sein. Bei Zeichnungen bin ich heute offener: Realismus ist schön, aber oft erreichen Bilder mehr, die reduziert sind oder verfremdet.

T Superman weiß: „There is a

Superhero in all of us, we just need the courage to put on the cape“, also: In jedem von uns steckt ein Superheld, wir brauchen nur den Mut, uns den Umhang überzuwerfen. Wann und in welcher Situation haben Sie zuletzt den Superhelden in sich entdeckt?

Ein Held geht dahin, wo er nicht hin will, er macht, was schwerfällt. Er bringt den Müll runter, isst weniger Fleisch, nimmt die Treppe, nicht den Lift, alles ohne zu nölen. Ich war gestern wieder Lift-Held, aber bin es viel zu oft nicht.

T Von Anfang an kommen Sie

immer wieder und jedes Mal mit Begeisterung auf einen gewissen Frank Miller zu sprechen. Welchen Status hat er in der ComicWelt und was zeichnet ihn aus?

Millers Blick für die Zukunft ist oft präzise und erfrischend boshaft. Mit seinem Batman sah ich erstmals, wie jemand den Superhelden-Gedanken ernsthaft durchspielt. Wie reagieren Medien, Leute, was ist Batman für einer? Ein kranker Typ, mit dem die Polizei nicht zusammenarbeiten kann.

T Welche weiteren Künstler-

Innen und / oder HeldInnen hatten oder haben in Ihrer ComicFan-Biografie Schlüsselrollen?

Bastien Vivès gehört dazu: Eine

© Joerg Koch

Timur Vermes

„Ich möchte überrascht werden!“

fantastische Liebesgeschichte aus dem Nichts. Junge soll mehr schwimmen, geht ins Hallenbad, trifft Mädchen. Das Bad ist fad, das Rückenschwimmen öde – dann kommt das Mädchen, und alles ist verzaubert.

T Einen Hype gibt es um Graphic Novels. Was ist für

Sie das Besondere daran und was die Meisterklasse?

Es geht darum, dass Comics mehr als nur Heftchen können. Letztlich ist es dasselbe, das wir grad im TV erleben: Serien können nicht nur 45- oder 90-Minuten-Episoden erzählen, sondern auch über eine ganze Staffel fesseln. Und da hält einer „Breaking Bad“ für meisterlich, der andere „Game of Thrones“.

T Wie ist es im Comic-Genre um Gleichberechti-

gung bestellt? Wer sind für Sie die imponierenden Heldinnen?

Imponierend? Weiß nicht. Aber faszinierend: Aster aus „Mechanica Caelestium“. Riad Sattoufs Esther mit ihren Tagebüchern. Und „Hit-Girl“! Die gehört freilich in eine geschlossene Anstalt. Gleichberechtigung: Wenn Leserinnen ihre Marktmacht ausspielen, werden ihre Wünsche auch berücksichtigt, mit Storys und Charakteren. Die Mangas nutzen das geradezu gespenstisch professionell.

T Welche Ansprüche hat der Schriftsteller

Timur Vermes an die Geschichten und die Sprache in Comics?

Ich möchte überrascht werden. Und es soll zügig losgehen, nicht erst auf Seite 87.

T Hätten Sie selbst mal Lust auf einen Ausflug als

Szenarist ins Comic-Genre? Und vielleicht sogar schon die eine oder andere Idee im Kopf?

Ich freue mich, wenn jemand meine Romane umsetzen will (wollte aber noch niemand). Szenarios wären sicher reizvoll, weil man dann öfter im Team arbeitet.

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