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WIGALD BONING

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VINCE EBERT

VINCE EBERT

Stadt, FußLand,

WIGALD BONING

„Was das Hand-, pardon, das Fußwerk des Wanderers mit Philosophie zu tun hat? Das weiß ich zur Stunde selbst noch nicht.“

DAS BESTE, was eingerosteten Sitzmenschen, aber auch sportlichen Naturellen mit Abwechslungsbedürfnis passieren kann: Wigald Boning bringt alle auf Touren. Laufend macht er den Alltag zum Abenteuer und teilt seine Lebensphilosophie als leidenschaftlicher Fußgänger und Wanderer mit ansteckender Begeisterung. Sein neues Buch gleicht einem Rucksack voller besonderer Erlebnisse, praktischer Erfahrungen und Inspirationen: Vom ziellosen Flanieren über Nacht- und Wattwanderungen bis zu den höchsten Gipfeln aller Bundesländer und vom Bayerischen Wald bis Paris und Marrakesch. Schritt für Schritt zum Glück – ganz persönlich, geerdet und beflügelnd, mit Witz und praktischen Tipps.

Wigald Boning Der Fußgänger Gräfe und Unzer Edition | 176 S. | 20,– € O P 200 Lesepunkte

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EXKLUSIV | INTERVIEW

OB KURZ- ODER LANGSTRECKE: Mit Wigald Boning sind wir auf dem richtigen Weg. Bestens bekannt als eines der größten TV-Multitalente, ist er nun auch als höchst unterhaltsamer Autor auf Erfolgskurs: Prompt zum Bestseller wurde „Lauf, Wigald, lauf“ über sein Marathon-Jahr: 52-mal 42 Kilometer. Jetzt schaltet er einen Gang herunter und bringt uns auf Trab – mit seinem neuen Buch „Der Fußgänger. Eine bodenständige Philosophie des Wanderns“.

T Im Prolog sprechen Sie

vom Gehen als „Akt der Liebe“. Wie meinen Sie das?

Auf verschiedenen Ebenen. Eine davon: Partnersuche ist – neben Hunger – für unsere VorVorfahren ein Hauptgrund gewesen, sich von A nach B zu bemühen. Das schwingt heute noch mit.

T Und Sie würdigen die Vorläu-

fer, und zwar erst einmal die historischen in der Romantik. Was waren Antrieb und Verdienst der Dichter und Denker von damals und was bedeuten sie für uns heute?

Sich auf den Weg zu machen, womöglich allein, um Fremd- und Einsamkeit zu erleben, das ist eine kühne Idee, die weiterhin aktuell ist.

T Einen Sonderstatus

schreiben Sie Johann Georg Seume zu. Was imponiert Ihnen an ihm als Wanderer und Reiseliterat?

© Gräfe und Unzer Edition

Wigald Boning Über eigene Wanderungen schreiben ist ja ähnlich wie Schachboxen: Das eine ist der zurückgelegte Weg, die km-Leistung, das andere ist die Disziplin, das Erlebte zu einem interessanten Text zu verarbeiten. Der „Spaziergang nach Syrakus“ ist hierin eine Meisterleistung, der Grundstein der modernen Wanderliteratur, ja, der Reisereportage überhaupt.

T Auch in Ihrer eigenen Bio-

grafie reicht die Wandertradition weit zurück. Was war Familientradition?

Jeden Sonntag wurde mit Papa gewandert, zumeist irgendein Rundkurs im Oldenburger Land. Daneben gab – und gibt – es Wanderurlaube und legendäre Weihnachtswanderungen.

T Sie bezeichnen Ihren Vater

als Ihr Vorbild. Was macht ihn dazu?

Mein Papa war (und ist!) ein Naturbursche in Nadelstreifen. Als Bankkaufmann ging er morgens zur Arbeit, abends zurück – sein gesamtes Berufsleben lang, ohne Ausnahme. Diese Beständigkeit erfüllt mich mit maximalem Respekt – unter anderem.

T Im Alltag scheinen Sie nach der

Devise zu leben: Wo ein Wille ist, ist auch ein Wanderweg. Was haben Sie sich zur Gewohnheit gemacht?

Für mich sind die Wege von und zur Arbeit mitunter Tageshöhepunkte, zumal, wenn sie

D er gepflegte Schaufensterbummel „ durch die Innenstadt wird unterschätzt. “

lang sind und gerne auch ein wenig Naturerlebnis beinhalten. Vom Morgennebel über Schneeregen bis zum Glühwürmchenschwarm ist mir alles willkommen.

T In Ihrem Buch bieten Sie auch Inspi-

rationen für Wanderungen. Was eignet sich besonders für weniger trainierte Naturelle?

Der gepflegte Schaufensterbummel durch die Innenstadt wird unterschätzt – und ist im Zeitalter des Online-Handels womöglich eine aussterbende Kulturtechnik.

T Und welche Herausforderung empfehlen

Sie fortgeschrittenen Wanderfreunden?

Auf das Auto weitestgehend zu verzichten ist schon eine stattliche Aufgabe. Der blanke Versuch ist bereits spannend und lehrreich.

T Unter dem Motto „Wohin wandern“

findet sich auch ein „Rotlicht-Report“. Wie hat der sich denn da reingemogelt beziehungsweise wohin hat es Sie verschlagen?

Nachtwandern kann man mit Stirn- oder Taschenlampe, indoor, etwa im Transitbereich großer Flughäfen oder eben in jenen Stadtvierteln, die die Nacht zum Tage machen. St. Pauli ist diesbezüglich natürlich ganz vorne!

T Ein Kapitel widmen Sie den „Geh-

gedanken“. Wie bekommen Sie am besten den Kopf frei?

Eine repetitive Bewegung im aeroben Bereich entführt mich zuverlässig aus dem Alltag. In der Regel gehe ich eher gedankenlos, was ich als sehr erholsam empfinde. Ab und an kommt mir aber doch ein brauchbarer Gedanke, fast wie aus Versehen – etwa meine Gedichte über deutsche Fließgewässer.

T Wie gelingt Ihnen in Zeiten von „Speed-

Hiking“ dennoch Entschleunigung?

Ach, gemessen am Autoverkehr ist auch der rasanteste „Speed-Hike“ langsam. Das Gefühl der Erholung erwächst eher aus der Bewegungsmeditation: Ich gehe „mein“ Tempo. Ein Akt der Selbstbestimmung.

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