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LITERATUR

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TIPPS FÜR KIDS

TIPPS FÜR KIDS

Löcher im Weltwissen

Sinnfragen werden immer unausweichlicher. Zum Glück versuchen sich diese Seelenklempner an Antworten

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Von der sehr zeitgenössischen, unruhigen Welt, in der Sex und Macht, Liebe und Gewalt dominieren, erzählt Nicole Krauss in ihrem Short-Story-Band „Ein Mann sein“. Die New Yorkerin erforscht die unkartierten Regionen zwischen den Geschlechtern und reißt den Schorf von Wunden. So erfährt man etwa von einer Frau, die in der Wohnung ihres Vaters plötzlich einen sehr manipulativen Unbekannten vorfindet. Oder vom Mann, der seiner jüdischen Geliebten gesteht, dass er früher gerne ein Nazi gewesen wäre. Starker Stoff. (Literaturhaus, 3.6.)

Wie wohltuend, dass Axel Hacke die aus den Fugen drängende Welt immer wieder mit Charme und Humor zusammendrückt. Der „SZ Magazin“Kolumnist stellt Weisheiten aus dem Band „Wozu wir da sind. Walter Wemuts Handreichungen für ein gelungenes Leben“ vor. Da kann nichts schief gehen. (Kleines Theater Haar, 3.6.)

Unheimlich wird’s dagegen beim Zwischenstopp, den die Ausdeuter der Schwarzen Akte in dieser Stadt einlegen. Dahinter verbirgt sich eine TrueCrime-Podcast-Reihe, die ungelöste Verbrechensfälle der beklemmenden Sorte aufzurollen versucht. Die Nackenhaare sträuben sich. (Werk 7, 12.6.)

Manchmal reicht ja auch nur ein Blick an den Nachthimmel – und schon stellt sich Frösteln ein. Wegen der Unermesslichkeit des Universums, von dem so viel nur zu ahnen ist. Ins „dunkle, schwere Herz der Milchstraße“ möchte Odele Straub vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik ihre Zuhörer mitnehmen. Das wird kein bierernster Fach-Vortrag, sondern in der Reihe Café und Kosmos eine Reise in die Schwarzen Löcher unserer Vorstellungskraft. (Muffatwerk, 14.6.)

Ob beim Tasten, Riechen, Schmecken, Hören oder anderer Sinneswahrnehmung: Die Welt des Empfindens ist stets singulär. Das Nachsinnen, Denken und Erkenntnisse haben darüber allerdings wunderbarer- und glücklicherweise hervorragend teilbar. Um genau dies zu tun kommt die Erzählerin, Essayistin und Journalistin Katja Kullmann in den Optimal-Recordstore und liest aus ihrem jüngsten Werk „Die singuläre Frau“. Eine schonungslose Selbsterkundung, Spurensuche und Vision über das Sein und Statusgerangel alleinstehender Frauen. Après Lecture ist mit der großen Musikliebhaberin ein gemeinsames, ungezwungenes DJ-Set geplant. (Optimal Recordstore, 18.6.)

Der Vater ein Phantast, die Großmutter eine Spinnerin, die damit droht, das Erbe einer rechten Partei zu überschreiben. Keine angenehme Ausgangssituation für Jakob, den Held im „Wilderer“-Roman von Reinhard Kaiser- Mühlecker, der kurz davorsteht, den Hof zu übernehmen. Irgendwo in Oberösterreich. Und sicher weitab von den Touristen-Idyllen. (Literaturhaus, 20.6.)

Wie ein modernes „Dekameron“: Die Pandemie zieht auf. Ein russischstämmiger Schriftsteller Sasha, der

Erkundet die Gefechtsfelder der Großstadt: NICOLE KRAUSS

mit dem realen Bestseller-Autor Gary Shteyngart verblüffend viel gemeinsam zu haben scheint, versammelt seine Freunde in einem Landhaus vor New York. Man hält sich fern vom Trubel, gerät aber in neue Kränkungen sowie komplizierte Liebschaften. Und dann blicken alle in Abgründe. (Literaturhaus, 21.6.)

Domenico „Mimmo“ Lucano, Bürgermeister eines kalabrischen Dorfs, wollte nur tun, was sein Herz von ihm verlangte: Er setzte sich als Politiker und Menschenrechtsaktivist für die vielen Flüchtlinge von der Insel Lampedusa ein. Wegen Beihilfe zur illegalen Migration und anderer Verbrechen wurde er 2021 zu 13 Jahren Haft verurteilt. Die Germanistin Elvira Bittner liest aus dem von ihr übersetzten Erfahrungsbericht „Das Dorf des Willkommens“. (Eine-Welt-Haus, 23.6.)

Die zuvor so schweinsbratengemütliche Welt von Franz Eberhofer steht Kopf: Die Oma will nicht mehr am Herd kochen, sondern nur noch chillen. Susi verweigert dem Franz den Sex. Und dann ist auch noch der Steckenbiller Lenz verschwunden. Nur eine Leiche ist – zunächst – im neuen „Rehragout-Rendezvous“-Krimi von Erfolgsschreiberin Rita Falk nicht in Sicht. (Circus Krone, 22.6.)

Munich’s Biggest Poetry Slam tankt frische Luft: Beim Open Air: Münchner Slam-Sommernächte darf man ordentlich Lärm machen. (Kino am Olympiasee, 23.6.)

Und dann trägt auch noch Jean, von Beruf tragischerweise Zukunfts forscher in der EU-Metropole Brüssel, seine Hoffnungen zu Grabe. Ausgerechnet am Tag des Brexit-Referendums scheitert im psychologisch dichten Roman „Die Gefühle“ des Belgiers Jean-Philippe Toussaint auch noch seine Ehe. Merde! (Literaturhaus, 30.6.) rupert sommer

HÖRBUCH

Nice to meat you

— Für die Platzierung des Homo sapiens als unerreicht widerlichste Spezies, die Old Evolutionbaby jemals auf den Pla neten gekotzt hat, erübrigt sich ein erweis auf all die Grausamkeitsorgien gegenüber seinen Artgenossen (à la Hexenverfolgung, Sklave rei und Holocaust). Es genügt der Blick auf den Umgang mit dem Hausschwein. Schon im Begriff „Nutztier“ steckt die kosmische Anmaßung des Menschen. Wobei Schweine heute nicht einmal mehr „Nutztiere“ sind: „Sie werden nicht genutzt, sondern unter grausamen Bedingungen verbraucht.“ Das Tierporträt, das Kulturforscher Thomas Macho vorlegt, macht die Menschheit ordentlich zur Sau. Es beginnt mit dem Ende von Orwells Animal Farm: „Die Tiere draußen blickten von Schwein zu Mensch und von Mensch zu Schwein und dann wieder von Schwein zu Mensch; doch es war bereits unmöglich zu sagen, wer was war.“ Macho betont immer wieder die großen (biologischen) Ähnlichkeiten: „Dass der Mensch sich zum Schwein hingezogen fühlte und von ihm abgestoßen fühlte, hatte einen anthropomorphen Ursprung. Das Aussehen des Schweines, der Geschmack des Schweines, die Todesschreie des Schweines und die offensichtliche Intelligenz des Schweines erinnerten all zu unangenehm an den Menschen. Die Porcophobie und die Porcophilie hat demnach wahrscheinlich ihren Ursprung in der düsteren Zeit der Menschenopfer und sogar des Kannibalismus (...).“ Der entscheidende Unterschied: Schweine verfügen nicht über Menschen; sie quälen und töten keine Menschen, nur weil sie es können. An die Schlachtfront schickt die tönniesische Ausbeutungsindustrie – analog zum Kriegsgewerbe – konsequenterweise die ärmsten Schweine der menschlichen Sozialhierarchie: „Sie hatten nur die Wahl, entweder selbst zu reißenden Bestien zu werden und sich den Gesetzen des ‚Dschungels’ anzupassen oder zum Fraß der Unternehmer zu werden“, schreibt Upton Sinclair 1905 in Der Dschungel. Die fucking Yankees testeten Atombomben und Maschinengewehre an lebenden Schweinen, um zu beobachten, „wie sie leiden und sterben“. Was Macho auftischt, versaut einem gnadenlos den Appetit, aber es hilft, den desolaten Zustand der Menschheit zu begreifen. Vorgetragen von der meisterhaft unaufgeregten Sachbuchonkelstimme Frank Arnolds fährt einem die Erkenntnis um so tiefer in die Borsten. JONNY RIEDER

Thomas Macho: Schweine. Ein Porträt. Gelesen von Frank Arnold. Der Audio Verlag 2022, 3 CDs, ca. 3,5 Std., www.der-audio-verlag.deHNYWOOD 2022, 1 mp3-CD, ca. 4 Std., pidax-film.de

SUZA KOLB

Und zwischen uns eine Mauer

(Knesebeck) Luisa fährt in den Ferien drei ganze Wochen lang zur Verwandtschaft nach Posenau, ein Dorf irgendwo im Erzgebirge. Das ist, für die 13- jährige West-Berlinerin, ein mittleres Abenteuer. Die Geschichte spielt 1983 – und so ist es eine Reise ins Ausland. Wo die Menschen zwar scheinbar die gleiche Sprache sprechen, alles übrige aber reichlich fremd und seltsam wirkt. Das geht schon am Grenzübergang Friedrichstraße los, wo dem Zöllner kein Lächeln über die Lippen kommt. Im Zug riecht es streng nach Desinfektionsmittel. Und ihr Micky-Maus-Comic-Heft versteckt Luisa mal lieber hinter der Gardine, bevor es deshalb Ärger mit dem Schaffner gibt … Angekommen, dauert es nicht lange, bis sich Luisa verliebt und das Leben im Dorf gehörig durcheinander bringt, weil sie keine Ahnung von den unausgesprochenen Regeln hat, die hier für jeden und jede gelten – und erst recht nicht, dass die Stasi ein Auge auf sie hat. Suza Kolbs kleiner Roman schildert authentisch und in vielen Details, wie es wirklich war, in einer Diktatur zu leben. Lebensumstände, die man niemandem wünscht und an denen es rein gar nichts zu beschönigen gibt. Für die glücklichen Nachgeborenen gibt’s im Anhang ein paar Daten und Fakten. Ein Jugendbuch, für alle (!), ab 12. HERMANN BARTH ANTONIO MUÑOZ MOLINA

Gehen allein unter Menschen

(Penguin Verlag) Ein Mensch packt seinen Rucksack. Klar, ein Sweater für die kühleren Abendtemperaturen ist dabei. Wollsocken, ein Regencape auch. Und ein geröstetes Roggenbrot, beträufelt mit Olivenöl, Tomaten, Knoblauch. Mehr braucht es nicht. Und eine kleine Flasche Rotwein, in New York unbedingt in einer braunen Papiertüte versteckt. An der Südspitze Manhattans geht es los, auch auf den Spuren von Edgar Allan Poe oder Thomas De Quincey. Immer nordwärts. Da links hat Hannah Arendt gewohnt. Etwas weiter rechts Miles Davis, dort Billie Holiday, John Coltrane. Durch Harlem, die Bronx. Oder er folgt den Spuren Baudelaires, in Paris. Wo er auch auf Rimbaud, Catulle Mendès trifft. Und Walter Benjamin, immer wieder Walter Benjamin. Folgt ihm bei Nacht und Nebel nach Portbou. Was, wenn er sich dort nicht umgebracht hätte und er seinen Transfer von Lissabon nach New York erreicht hätte? Wo ist das letzte, was ihm blieb: die alte abgegriffene Aktentasche aus Leder mit hunderten Notizen? Würde er, der inzwischen mittellose („Ich habe nichts und hänge an nichts.“), bei Hannah Arendt und ihrem Mann wohnen, mit Blick auf den Hudson? Molina streift durch Madrid, Barcelona, Lissabon, Triest – wo Joyce mal gelebt hat – Brüssel, Amsterdam, Berlin. Und macht sich Gedanken. Und erzählt Geschichten. Viele, nachdenkliche, interessante. Auf 536 Seiten. Und das ist gut, richtig gut. MARTIN WELZEL PATRICK FINDEIS

Paradies und Römer

(Liebeskind) „Für einen Wimpernschlag gibt er sich der Sehnsucht hin nach unserer wunderschönen Ellen, mit dem Gang einer Katze und dem Herz aus Stein.“ Ferry ist bereits tot als er das sagt und doch ist es seine Stimme, die in Patrick Findeis‘ neuem Roman von einer Jugend zwischen Gewalt, Alkohol, Drogen und Armut erzählt, praktisch als Geist. Ferry ist zusammen mit Danilo, Frankie und Ellen in Heidenheim aufgewachsen, wer jetzt an die beschauliche Schwäbische Alb denkt, hat schon bald eine Betonsiedlung vor Augen, dort, wo sich Paradies- und Römerstraße kreuzen. Die Freunde haben sich mittlerweile auseinander gelebt: Der gewalttätige Danilo, von Ellen und den Töchtern getrennt, treibt Schulden für die serbische Wettmafia ein, Frankie lebt mit Frau und Sohn in Stuttgart vor sich hin als Zahntechniker. Eines Nachts taucht Danilo dort bei Frankie auf: er hat bei seinen Chefs einen Haufen Geld abgezwackt, das er gerne Ellen und den Mädchen geben möchte, praktisch als Erbe, er hat einen Nierentumor. Frankie soll dafür sorgen, dass Ellen die Kohle vom verhassten Ex auch wirklich nimmt ... und so treffen in einer entscheidenden Nacht die ehemaligen Freunde wieder aufeinander – mit den Serben im Kreuz. Findeis hat acht Jahre an diesem rau und eindringlich erzählten schmalen Buch geschrieben, wahrscheinlich immer wieder gestrichen und verdichtet, die eigene Autobiografie oder die von Bekannten im Blick. Die Arbeit hat sich gelohnt. RAINER GERMANN

JULIA MAY JONAS

Vladimir

(Blessing) Dafür, dass der männliche Vorname auf dem Buchtitel Schockreaktionen auslöst und vermutlich schon bald ähnlich verbrannt wie „Adolf“ sein dürfte, kann die Autorin natürlich wirklich nichts. Es wäre auch eine Assoziation, die in die Irre führte. Sehr zeitgemäß ist die sinnliche, aufwühlende Obsessionsstudie, weil sie von Gier nach Liebe in einem Umfeld erzählt, das dafür wenig Verständnis zeigt. Mit Ende 50 ist das, was man in kitschigeren Romanen, das vermeintlich aufregende Leben nennen würde, an der Ich-Erzählerin, einer Literaturprofessorin einer US-Provinz-Uni, vorbeigezogen. Ihre zwei eigenen Romane wollte kaum jemand lesen. Der Ehemann macht, was er möchte. Und das ist grausam und übergriffig. Gegen ihn läuft ein Verfahren wegen der sexuellen Belästigung junger Studentinnen. Der Shitstorm stürmt, der Mist dampft. Und dann taucht ein 20 Jahre jüngerer Gastdozent auf dem verschlafenen Campus auf: Vladimir Vladinski, ein viriles Versprechen auf zwei Beinen. Und mit ihm bahnt sich eine Ahnung den Weg, dass doch alles ganz anders laufen könnte. Im Leben, im Bett, in einer neuen Realität. Bald wackeln nicht nur die blickdichten Vorhänge. Julia May Jonas erzählt mit viel Lakonie, mit Witz, aber auch mit gebotener Brutalität davon, wie sich eine Katastrophe nicht aufhalten lässt. RUPERT SOMMER LEA YPI

Frei

(Suhrkamp) Albanien. Nicht erst verdächtig, seit sich der entkörperte Voldemort dort versteckte. Der Overnight- Umbruch vom isolierten Strebersozialismus (Motto: „Wir waren von mächtigen Feinden umzingelt, aber wir wussten, wir standen auf der richtigen Seite der Geschichte.“) nach den Vorstellungen des Stalin-Fans Enver Hoxha zum USA-inspirierten Hardcore-Kapitalismus mit Massenentlassungen (Weltbanksprech: „Strukturreformen“), in denen eine Handvoll Geldsäcke absahnt, während der Rest im Müll wühlt. Lea Ypi, 1990 gerade elf Jahre alt, erzählt aus Sicht eines Kindes (und später eines Teenagers) und mit einer skurrilen Familiengeschichte im Rücken. Dieser Backstage-Spaziergang gibt einen tieferen Einblick in die Lebensverhältnisse vorher und nachher, als ein Essay aus Sicht der Professorin, die Lea Ypi heute ist, findet die Autorin „Ich wollte ein Buch schreiben über Freiheit in einer gespaltenen Gesellschaft, in der es keine Einigkeit darüber gibt, was Freiheit ist. (...) Und ich wollte, dass die Leute beim Lesen frei sind, ohne ihnen meine akademische Vorstellung von Freiheit aufzudrängen.“ Eben das macht dieses Buch so faszinierend: Ypis Heranwachsen, ihre Suche nach Wahrheit und Verstehen zwischen Aufbruch und Enttäuschung, sinnbildlich für den Weg Albaniens. JONNY RIEDER

JOACHIM B. SCHMIDT

Tell

(Diogenes) Blut spritzt, Knochen knacken, Wut kocht auf: Dass sich die mehr oder weniger verbohrten Heldengeschichten der Alpenbewohner oft wie brutale Western inszenieren lassen, kennt man aus Romanen und Filmen wie „Das finstere Tal“. Das ist ein besonders finsterer Fall. Joachim B. Schmidt stammt selbst aus Graubünden. Er weiß, wie verquer sich die Holzköpfe seiner Heimat oft verspannen. Auch deswegen hat er die Flucht ergriffen und schreibt von einem anderen Hinterwaldhausen aus: Schmidt lebt ausgerechnet auf Island. Schreiben kann er, es tut ihm und den Lesern gut. Auch wenn seine Neufassung des „Wilhelm Tell“-Stoffs zunächst radikal alle Erwartungen unterläuft. Der kurze, atemlos schnell erzählte Band mit der eigentlich ja so bekannten Geschichte (Gessler-Hut! Apfel-Schuss!) macht es den Lesern nicht leicht. Jedes der hektisch kurzen Kapitel bietet einen PerspektivenWechsel. Man schlüpft in die muffigen Klamotten der Protagonisten und blickt von Mini-Text zu Mini-Text durch ihre verkniffenen Augen. So ergibt sich ein filmischer Effekt von Schuss und Gegen-Schuss. Und Duell-Spannung stellt sich wie von selbst ein. „Tell“ könnte die Drehbuchfassung für einen Alpen-Blockbuster sein, der allerdings von den Zensoren sicher keine Jugendfreigabe bekommen würde. Stark! RUPERT SOMMER

VERLOSUNG: Rita Falk „RehragoutRendezvous“

Am 22. Juni, 20 Uhr im Circus Krone

Es ist inzwischen der 11. Fall für den bayerischen Dorfpolizisten Eberhofer und seine Welt steht Kopf: Die Oma will nicht mehr kochen und seit die Susi ihre Karriere als stellvertretende Bürgermeistern verfolgt, ist im Bett nix mehr los. Zu allem Übel wird dann auch noch der Steckenbiller Lenz vermisst, die Mooshammer Liesl befürchtet das Schlimmste. Nur: Eine Leiche ist weit und breit nicht in Sicht. Damit steht der Eberhofer vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Rita Falk und Christian Tramitz präsentieren das „Rehragout-Rendezvous“, die Moderation übernimmt Florian Wagner (Bayerisches Fernsehen). Eine Veranstaltung im Rahmen des Krimifestivals München.

Wir verlosen 5 x 2 Tickets

Rufen Sie bis Mittwoch, 15.6., unter der Tel.-Nr.: 0 13 78 - 80 14 02* an und nennen Sie das Stichwort falk plus Ihren Namen, Anschrift, E-Mail-Adresse und Tel.-Nummer. Sie können auch eine SMS schicken mit dem Text IM WIN falk **, Ihrem Namen, E-Mail-Adresse und Ihrer Anschrift an die Nummer 32223***

* 0,50 € pro Anruf aus dem dt. Festnetz, ggf. abweichende Preise aus dem Mobilfunknetz ** Bitte Groß- und Kleinschreibung beachten! *** 0,49 €/SMS; T-Mobile inkl. 0,12 € Transport- kosten pro SMS

COMIC

Eine russische Tragödie

— In der Graphic Novel Surwilo (Avant Verlag) von Olga Lawrentjewa begleiten die Leser ihre Großmutter Walentina Surwilo durch eine russische Familiengeschichte, die einen dramatischen Verlauf nimmt. „Ich lebe für sie alle“, meint sie zu der Tatsache, dass sie das vierte Kind ihrer Eltern war, die beiden ersten sind als Babys gestorben. Sie wächst zusammen mit ihrer älteren Schwester Ljalja in Leningrad und St. Petersburg auf. Ihre glückliche Kindheit findet 1937 ein jähes Ende, als ihr Vater Wikenti Kasimirowitsch Surwilo verhaftet und als Volksfeind beschuldigt wird. Die Ächtung ihres Vaters ist eine Katastrophe für die kleine Familie und nach dem Verlust der Wohnung und einem Umzug ins ferne Baschkortostan wendet sich auch noch die eigene Verwandtschaft ab ... In ihrer biografischen Erzählung beschreibt Olga Lawrentjewa das Trauma einer ganzen Generation von Russinnen und Russen, dass einem durch staatliche Willkür ein geliebter Mensch entrissen werden kann. Ihre Großmutter war wie viele Leidensgenossinnen Opfer des Krieges und des stalinistischen Terrors. In eindrucksvollen schwarzweißen Bildern schildert sie hier auf über 300 Seiten eine menschliche Tragödie – allein die Zeit in der Walentina als Krankenschwester während des Krieges arbeitet und fast stirbt vor Hunger, ist harter Tobak für den Leser. In den 1990er Jahren wurden dann die geheimen NKWD-Archive geöffnet: Ihr Vater, dem sie jahrelang Briefe in sein Internierungslager geschrieben hat, wurde bereits 11 Tage nach seiner Verhaftung erschossen. Olga Lawrentjewa (geb. 1986) ist Künstlerin und Karikaturistin. In Russland gilt „Surwilo“ bereits als moderner Klassiker und wird inzwischen mit Art Spiegelmans „Maus“ verglichen. Dieser erste Pulitzerpreis-Comic wurde übrigens Anfang des Jahres im USBundesstaat Tennessee aus fadenscheinigen Gründen aus dem Schulunterricht entfernt.

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