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MUSIK

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Wenn die Welt wieder vorbeischaut

Fädelt in Harlem Geschäfte ein: COLSON WHITEHEAD

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Diese großen Stars von nah und fern darf man nicht verpassen: Ohren und Augen auf für neue Leseabenteuerreisen.

Kann man mit dem Bösen paktieren, ohne sich selbst die Finger zu beschmutzen? Spannende Frage, die der zweifache Pulitzer-Preisträger Colson Whitehead („The Underground Railroad“) natürlich bildstark auflöst. Schauplatz seines neuen Romans „Harlem Shuffle“ ist die 125. Straße im nicht mehr ganz so glamourösen New York. Eine Gegend, in der die Mafia den Ton angibt. Doch auch Ray könnte ein wenig Extra-Geld gebrauchen, schon allein weil er ein umsichtiger Familienmensch ist. Also lässt er sich auf Geschäfte ein. Heraus kommt eine schräge, sich immer wieder verfinsternde Familienkomödie – und eine Hommage ans wilde Harlem. Für München ist das ebenfalls ein ver-

führerischer Deal: Whitehead kommt höchstpersönlich, was aktuell noch keine Selbstverständlichkeit ist. (Literaturhaus, 12.10.) Ebenfalls einen US-Hauch weht es mit Jonathan Franzen hinein, der mit „Die Korrekturen“ zum globalen Lieblingsintellektuellen wurde. Seine Studienzeiten in München hat er allerdings nie vergessen. Und auch sein Deutsch ist weiterhin exzellent. Für die Lesung und Diskussion zum neuen Familienroman „Crossroads“ ist er allerdings nur virtuell zugeschaltet – per Livestream aus Hamburg. Eine Kooperation der Häuser macht es möglich. (Literaturhaus München, 16.10.) Zum Glück gibt’s die ganz Großen in der gerne wieder weltoffenen Stadt ja auch vor der Haustür. Wenn man sich daran erinnert, in was für einen mönchischen Rückzug sich der mittlerweile hoch betag te, innerlich natürlich jugendliche Ex-Hanser-Verleger Michael Krüger in harten Corona-Zeiten begebenen hatte, ist sein Wiedererscheinen in der Schwabinger Boheme natürlich ein Fest. Mit „Im Wald, im Holzhaus“ stellt er seinen Gedichtband vor, der in der Quarantäne entstand. Und mit Felicitas von Lovenberg spricht er darüber. (Lyrik Kabinett, 12.10.) Nicht allzu weit fahren muss man, um sogar wieder ins Festivaltreiben zu tauchen – bei „Dachau liest“, wo man sich auf Auftritte von Doris Dörrie, Steffen Kopetzky oder eben Judith Hermann freuen darf. Mit „Sommerhaus, später“ trat sie einst ganz nach vorn. Und auch im neuen Roman „Daheim“ kreist sie wieder ums Künstlerinnendasein, ums Erinnern, um die Melancholie und die schönen Schwebezustände. Günter Keil wird ihr als Moderator Geheimnisse entlocken. (Ludwig-Thoma-Haus, 7.10.) Über die Kulturräume hinweg eine Art Verwandte könnte natürlich auch Sally Rooney sein. Mit „Gespräche mit Freunden“ wurde die Irin zu einer der wichtigsten literarischen Stimmen der Zeit und zu einer Ideengeberin für eine großartige Serie. Nun stellt sie – live zuTrifft den leisen Ton: geschaltet – ihren neuen Roman „Schö SALLY ROONEY ne Welt, wo bist du“ vor. (Literaturhaus, 13.10.) Mit „Die Sommer“ sorgte Ronya Othmann beim Ingeborg-BachmannPreis für Aufhorchen und gewann prompt den Publikumspreis. Ihr Romandebüt erzählt vom zerrissenen Leben der Tochter einer Deutschen und eines Kurden. (Pasinger Fabrik, 5.10.)

Das Gefühl, zwischen den Stühlen zu sitzen, hat meist auch der liebenswürdige, latent überforderte und daher leicht trottelige Familienvater, der in den Erfolgsromanen von Jan Weiler gegen „Pubertiere“ antreten muss. Jetzt gibt’s schon einen vierten Band der Saga. (Gleis 1 Unterschleißheim, 7.10.)

Von einer Familie, die man sich nicht aussuchen kann, und vor allem von Zeitumständen, die kaum zu ertragen sind, berichtet der kluge Kopf Jo Lendle im Roman „Eine Art Familie“. Bewegend! (Literaturhaus, 6.10.)

Und zum Schluss ist man dann ganz daheim, wenn man bei Rita Falk die Beine unter den Tisch streckt. Immerhin steht ein „Rehragout-Rendezvous“ mit der erfolgsverwöhnten, verlässlich witzigen Vielschreiberin der „Eberhofer“Provinzkrimis an. Ach ja: Christian Tramitz ist natürlich auch mit dabei! (Circus Krone, verschoben auf Juni 2022)

rupert sommer

HÖRBUCH Gagahood

— Einige Battles auf diesem Planeten erscheinen Außenstehenden so institutionalisiert, dass sie kaum noch hinterfragt werden. In ihrer Betoniertheit erinnern sie eher an ein religiöses Ritual wie Ramadan oder Schabbat als an nicht enden wollende Kriege wie der zwischen Israelis und Palästinensern. Auch die gut gemeinten Auf-einander-zugeh-Versuche beherzter Individuen und Initiativen rütteln eher dekorativ an der Endlos-Loop-Performance – spätestens seit dem Attentat auf Jitzchak Rabin durch einen jüdisch-orthodoxen Faschisten. In Who the Fuck Is Kafka? versuchen Nadim, ein palästinensisch-israelischer Fotograf und Aktivist aus Ost-Jerusalem, und Lizzie, eine jüdisch-israelische Schriftstellerin aus Tel Aviv gemeinsame eine Geschichte zu erzählen. Das Hörspiel nach dem sehr realitätsgemästeten Roman von Lizzie Doron folgt dem universellen „Fuck“-imTitel-sells-Trend. Zugleich punktlandet der Titel das beidseitige Unvermögen, jeweils die eigene „Weh mir!“-Perspektive zu verlassen und sich ebenso als Urheber des Leids der anderen Seite zu verstehen. Auch weil es Vertretern keiner Seite gelingt, den anderen als Individuum zu betrachten statt als Inhalt einer Schublade, in die sämtliche Klischees und Vorurteile gestopft werden. In knackigen Dialogen pinseln Nadim und Lizzie die Absurditäten eines Lebens in diesem Käfig namens Nahostkonflikt. Nadim: „(…) Bevor ich mein Haus betrete, werde ich von Sicherheitsbeamten durchsucht. Ihr habt vermutlich Angst, dass ich mich selber in die Luft sprenge oder, Gott behüte, euren Messias.“ Lizzie: „Ja, in Jerusalem versammeln sich alle Irren.“ Als Hörspiel gewinnt das Buch, verdichtet sich und kontrastiert die Haltungen mit scharfen Schnitten und weil Stimmen in der Lage sind, so viel mehr Gefühlsnuancen zu transportieren als geschriebene Sprache. Lösungen sind hier nicht wirklich das Ding. Mehr so die verzweifelte Good-Will-Demo. Vielleicht, weil die Autorin sich backstage damit abgefunden hat, auf einer ewigen Culture-Clash-Baustelle zu leben. Oder weil sie sich bewusst ist, wie schwer es allen Beteiligten fällt, die eigene Befangenheit zu überwinden. Oder mit Kafka: „Richtiges Auffassen einer Sache und Missverstehen der gleichen Sache schließen einander nicht vollständig aus.“ JONNY RIEDER

WERNER HERZOG

Das Dämmern der Welt

(Hanser) Die Amerikaner sind im Begriff, die strategisch wichtige Insel Lubang zu besetzen. Die kaiserliche Armee zieht sich zurück. Nur Hiroo Onoda und ein paar wenige Soldaten bleiben, um im rechten Moment eine Landungsbrücke und den Flughafen zu zerstören – und dann auf die siegreiche Rückkehr der Japaner zu warten. Dass Japan kapituliert hat, der zweite Weltkrieg zu Ende ist – nichts davon bekommt Onoda mit. Und wenn, hält er die Nachrichten für wenig geschickte Fake News des Gegners, um seiner habhaft zu werden. Erst 29 Jahre später, 1974, gelingt es einem jungen Abenteurer, ihn aus dem Dschungel und der inneren Gefangenschaft seiner Überzeugungen herauszuführen: Über die offizielle Entbindung von seiner Gehorsamspflicht. Wie sich Onada dem Dschungel anpasst, sein Überleben sichert, die Inselbewohner überfällt, um sich mit Lebensmitteln und dem Nötigsten zu versorgen, jedem Hinterhalt entkommt, sich seine eigene, schlüssige Wahrheit zurechtlegt – davon erzählt Werner Herzogs dichter, gekonnter Text, der sich ganz hineindenkt in dieses extreme und zugleich tragisch rudimentäre Dasein – und eine, seine Sprache findet für das Erleben einer derart irrealen Existenz. (Werner Herzog liest aus seinem Buch, am Samstag, 16.10., im Filmmuseum).

HERMANN BARTH

DIRK BERNEMANN

Schützenfest

(Heyne Hardcore) Raus aus der Provinz, nach Berlin. Und dann? Jahre wechselnder Beziehungen, eine konkret komplizierte in der Auflösung und dann die kurzzeitige Rückkehr in die sogenannte Heimat. Bernemann beschreibt seinen Protagonisten Gunnar Bäumer als Suchenden, aber auch als einen Mann, der in der Welt verschwindet: „Ich glaube, es gibt dich gar nicht“, sagt Gunnars Freundin Anne zum endgültigen Abschied, es steht am Anfang des Romans. Gunnar macht sich auf den Weg nach Dörrfeld, er soll in seinem Heimatkaff eine Woche auf das Haus seiner Eltern aufpassen, das heißt „Haus, Garten, Fischteich, Mülltonnen“ – Spießerhölle pur. Schnell wird er mit den Nachbarn konfrontiert, er muss erzählen, was er so macht in Berlin und kann sein Leben, besonders das Scheitern, schlecht in Worte fassen, trotz reichlich Bier. Was folgt, ist ein Trip in die Vergangenheit, kumuliert in dem mehrtägigen Besuch des alljährlichen Schützenfestes: alte Freund*innen und neue Gesichter, da kommt einiges hoch und fährt einiges ein, vor allem der allgegenwärtige Alkohol, der Treibstoff, der die Provinz am Laufen hält, sonst ist ja nicht viel. Zum Soundtrack von 90er Jahre-Pop und besoffen von Bier und Kümmerling-Schnaps torkelt Gunnar durch eine Parallelwelt, vertraut und mittlerweile zu fremd, um sich darin wohl zu fühlen. Dazu kommt ein noch nicht aufgearbeitetes UnfallErlebnis aus Kindheitstagen ... Starkes Buch, hat mit den üblichen „Großstädter*in kehrt ins Dorf zurück“-Schmonzetten, die man auch aus dem Fernsehen kennt, recht wenig zu tun.

RAINER GERMANN

HARI KUNZRU

Red Pill

(Liebeskind) Praise liberty / The freedom to obey / It’s the song that strangles me / Well, don’t cross the line (Green Day: 21st Century Breakdown) Ein Menschenleben ist zu lang, um es ohne psychische Deformationen zu überstehen, ohne Ängste und Aversionen. Doch das mediale Gepimpe abstruser Ängste, sei es vor einem Virus oder vor kultureller Marginalisierung, hat die Zahl der Paranoiker gefühlt ver-x-facht. Dazu passt Hari Kunzrus Ich-Erzähler. Als Stipendiat logiert der Schreiberling mit Hang zu Kleistiger Romantik und obsessiver Selbstbeobachtung in einer Villa am Wannsee, fühlt sich dort aber eingeengt und überwacht. Er flüchtet sich in die Cop-Gewalt-bejubelnde US-TV-Serie Blue Lives (klarer Mind-Link zur faschistischen BlueLives-Matter-Bewegung), während sich zu Hause dumpy Donald Richtung Weißes Dixi faketwittert. Als der Held dem Serien-Autor zufällig begegnet, konfrontiert er ihn mit dessen tribalistischem Weltbild. Ihn intellektuell zur Strecke zu bringen, wird zur Kamikaze-Mission. Wer Kunzrus Red Pill einwirft, sollte besser die Nebelbrille des Helden tragen. Dann offenbart sich hier die wenig erbauliche, aber seltsam faszinierende Selbstzerstörung der Hauptfigur als Parabel auf den Zerfall demokratischer Ideale und das globale Anschwellen des als überwunden erhofften world wide Despotismus.

JONNY RIEDER

ANGELA LEHNER

„2001“

(Hanser Berlin) Wer von sich selbst und seinen Freunden als „Restmüll“ spricht, dürfte keine besonders hohe Meinung von elaborierter Wortwahl, aber leider auch von sich selbst haben. Wurscht, würde Julia sagen. Sie schlurft durchs Leben und folgt dabei einem ganz eigenen Kompass. Musik, Rap, satte Beats und ebenso wuchtige Lyrics sind ihr Norden. Und mit pappigem Alkohol (notfalls nicht nur aus der Dose, sondern auch aus dem Sangria-Eimer) kann man sich den tristen Alltag ja auch ein wenig aufhellen. Was Julia allerdings nicht toleriert, ist Niedertracht. Und sie wird fuchsig, wenn man sie und Ihresgleichen als „Klumpert“ bezeichnet, wie das die vermeintlich etwas feineren Bewohner im Tal tun, die auf die weitgehend sich selbst überlassene Sozialwohnungsjugend herabblickt. Angela Lehner hat nach ihrem furiosen, fiesen Psycho-Debüt „Vater unser“ wieder nachgelegt. Und das mit einer angenehm unbetulichen Studie über die jungen Abgehängten in der österreichischen Bergprovinz. Einmal im Jahr fallen hier die Piefkes mit den teueren Skianzügen ein. Ansonsten folgt das Schuljahr – gelegentlich schleppt sich auch Julia in die Hauptschule, die ihr keine Hoffnung bietet – den saisonalen Wechselbewegungen von kalt über arschkalt zu trostlos und ganz kurz annehmbar warm. Mangels echter Alternativen hängt man im Freien ab. Und diskutiert die Single-Charts aus dem Musikfernsehen. Das jedenfalls gab es 2001. Ein kleines wär-

mendes Licht hinein in die Trostlosigkeit. Was sich erhalten hat: Wie wichtig Freundschaft und echter Zusammenhalt sind. Gerade wenn es darum geht, nicht nur mit aufrechtem Haupt, sondern auch mit rausgetrecktem Hintern durchs Leben zu gehen. Starker Tobak. Aber gut.

RUPERT SOMMER

YVAN GOLL

Sodom und Berlin

(Manesse) „Land des göttlichen Hölderlin, der sich in seinem Wahn die Ader aufschnitt, um einen Rosenstock zu gießen, und des Massenmörders Haarmann, der seinen blonden Liebhabern an der zartesten Stelle des Halses das Blut aussaugte. Land der Antithesen und der schönsten Träume. Land der Unterengel und der Unteroffiziere, der Urin ausschwitzenden Kasernen und der glyziniengeschmückten Sanatorien …“ So klingt der Auftakt zu Yvan Golls sagenhafter 20er-Jahre-Berlin-Satire. An der Seite von Dr. Odemar Müller, dem Wandelbaren. Salonbolschewist, Spekulant, prinzipienlos aus Prinzip, ein zugereister Provinzteutone, einer von Tausenden, die mitmischen im Weltpuff Berlin, wo, in einem der Salons am Ku’damm, schon mal die Statue eines russischen Bildhauers steht, der „Mannfraugott, die vervollkommnete Synthese all unserer Leidenschaften, Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen, das zugleich dreifaltige und einzige Geschöpf, das wir sind.“ Ein tolles Sitten- und Gesellschaftspanorama, 1929 auf Französisch geschrieben, von einem intimen Kenner des Berliner wie Pariser Lebens und Erfinder des Surrealismus. Kongenial neu übersetzt von Gerhard Meier. Mit einem Nachwort von Hanns Zischler. Typisch Manesse: Eine Entdeckung! Ein Must Have!

HERMANN BARTH

WIR VERLOSEN 3 BÜCHER UNTER WWW.IN-MUENCHEN.DE

VERLOSUNG: Cassius X – Die Legende Muhammad Ali

Am 16. Oktober, 19 Uhr, im Boxwerk

Anlässlich der Buchveröffentlichung „Cassius X – Die Legende Muhammad Ali“ von Stuart Cosgrove, laden das Boxwerk München und Heyne Hardcore zu einem Abend voller Soul, spannender Zeitgeschichte und Boxsport ein. „Cassius X“ handelt von der Verbindung zwischen Malcolm X, Soulsänger Sam Cooke und Cassius Clay, der kurz darauf zum Islam konvertierte und als Muhammad Ali in die Geschichte eingehen wird. Im Jahre 1963 trafen sie sich in Miami, als Cassius dort trainierte, wo er ein Jahr darauf seinen legendären Kampf gegen Sonny Liston führen wird. Schauspieler Klaus Wolf spricht mit Stuart Cosgrove und David Mayonga aka Roger Rekless über Soul, Rassismus und das Boxen. Dazu gibt es Showkämpfe und Soulmusik.

Wir verlosen 2 x 2 Tickets und 5 Bücher

Rufen Sie bis Montag, 11.10., unter der Tel.-Nr.: 0 13 78 - 80 14 03* an und nennen Sie das Stichwort cassius plus Ihren Namen, Anschrift und Tel.-Nummer. Sie können auch eine SMS schicken mit dem Text IM WIN cassius**, Ihrem Namen und Ihrer Anschrift an die Nummer 32223***

* 0,50 € pro Anruf aus dem dt. Festnetz, ggf. abweichende Preise aus dem Mobilfunknetz ** Bitte Groß- und Kleinschreibung beachten! *** 0,49 €/SMS; T-Mobile inkl. 0,12 € Transport- kosten pro SMS WILLY VLAUTIN

Nacht wird es immer

(Berlin Verlag) Er ist ein Chronist der Verlierer*innen des amerikanischen Traums in Wort und Ton: Willy Vlautin ist bekannt als Singer/Songwriter der Bands Richmond Fontaine und The Delines und als Autor der zum Teil bereits verfilmten Romane wie „Motel Life“, „Lean On Pete“, „Northline“ und „Die Freien“. Nun hat er mit seiner Protagonistin Lynette erneut eine Frauenfigur geschaffen, die die Leser*innen nicht mehr loslässt. Die Dreißigjährige lebt in Portland, arbeitet in zwei Jobs, um für den Kauf eines heruntergekommenen Eigenheims zu sparen, das sie mit ihrem geistig behinderten Bruder und ihrer vom Leben frustrierten, lethargisch vor dem Fernseher kettenrauchenden Mutter bewohnt. Um das Geld aufzutreiben, begibt sie sich in die Hölle ihrer Vergangenheit, trifft Ex-Männer und Freier, wird fast umgebracht und bringt fast um – fasziniert und wie im Rausch folgt man ihr durch eine Nacht, die wie ein Film Noir vorbeizieht. Trotz aller Brutalität hat Vlautin immer ein großes Herz für seine gestrauchelten Protagonist*innen – auch diesmal wünscht man sich nichts mehr, als dass Lynette rechtzeitig die Kurve kriegen würde, um ihre reellen und imaginären Dämonen zu besiegen. Kürzlich hat Willy Vlautin im Heppel & Ettlich gelesen und gesungen, die Gespräche danach an der Bar haben ihn als einen empathischen Menschen gezeigt, der sich ernsthafte Sorgen um den abgehängten Teil der amerikanischen Gesellschaft macht, der auch seine Romane bevölkert. RAINER GERMANN

ANDREAS PFLÜGER

Ritchie Girl

(Suhrkamp) Der Krieg gegen die fucking Krauts war noch nicht zu Ende, da definierten die Yankees schon ihren nächsten Feind. Die Wodka-Boys. Schneller als man KZ sagen konnte, wurden brauchbare Nazis recycelt. „Grob gesagt fahnden wir nach Kriegsverbrechern und vernehmen sie. Die eigentliche Mission (...): Wir müssen uns ein Bild von der Roten Armee verschaffen, der Bewaffnung, der Kampfmoral und der Nachschublage. Das hat wie ein offenes Buch für uns zu sein. Dafür sind sämtliche Mittel recht.“ Deshalb blieb Spanien nach dem Krieg faschistisch ebenso wie die BRD hinter ihrer demokratisch lächelnden Verfassungsfassade. Für sein Anliegen schickt Recherche-Meister Andreas Pflüger die junge Paula Bloom als Dolmetscherin des Women’s Army Corps ins kollabierende Krautgebiet, die Heimat ihrer Kindheit und Jugend. Pflüger belässt es nicht beim Öffnen einer XXLDose Whoop-Ass für die große Opportunisten-Party. Er tritt ganzheitlich in Macho-Ärsche, wie sie auch bei den US-Helmis kultiviert wurden und werden – à la Yoko Onos „woman is the nigger of the world“: „Auch die Betonung, dass es ihre patriotische Pflicht sei, die Moral der männlichen Soldaten zu stärken, fühlte sich wie eine Hand auf dem Hintern an.“ JONNY RIEDER

SVEN REGENER

Glitterschnitter

(Galiani Berlin) Willkommen zurück in der wilden Westberliner Wiener Straße. Ein Ort des Siffs, des Suffs und der charmanten Sinnlosigkeit. Einmal abgesehen vom schwäbischen Kneipenbesitzer Erwin: Der will nämlich im HausbesetzerMauerschatten nicht nur vor sich hinvegetieren, sondern ab und an auch mal Geld verdienen. Notfalls darf dafür in seiner Hängenbleibwirtschaft Café Einfall sogar Milchkaffee geschäumt werden. Oder es wird wegen einer Schwangerengruppe zeitweise das Qualmen eingestellt. Hauptsache: Es wird gezahlt. Die Herren Karl Schmidt, Ferdi und Raimund haben dagegen hehre Ziele: Sie träumen mit ihrer titelgebenden Band Glitterschnitter fest von einem Auftritt auf dem legendären Festival Wall City Noise. Und dafür legen sie sich ab und an sogar ins Zeug – mit viel zu lautem Getrommel, mit fahrigem Synthiegeklimper und mit dem großen stummen Mann an der Schlagbohrmaschine. Wird schon klappen. Devise: „Wer übt, ist feige.“ Und hinter dem Tresen wieselt der junge Lehmann aus Bremen. Man sieht schon: Sven Regener musste sein längst über gleich mehrere Kiezromane berühmt gewordene Personal – darunter auch die herrlich g’spinnerten Ösi-Aktivisten vom „Arsch Art“Künstlerkollektiv, die resolute Schwabentochter Chrissie, einen kettenrauchenden Kontaktbeamten – nicht lange wachrütteln, um mit dem neuesten Werk einfach weiterzuschreiben. Im Gegenteil: Regener hat vermutlich nur in sich reingehört und die Bande einfach quasseln lassen. Es ist ein 450-Seiter, in dem fast nichts passiert. Dafür aber herrlich verrückt diskutiert, schwadroniert, gewitztelt und wortgeklaubt wird. Man hört gerne zu. Und vor dem inneren Auge läuft schon der Film. Flaschenbier her! RUPERT SOMMER

Literatur Wochen programm

Alle Termine unter Vorbehalt, aktuelle Informationen und Besuchsregeln beim jeweiligen Veranstalter. Weitere Veranstaltungen & Lesungen unter www.in-muenchen.de BÜRGERHAUS ECHING

Roßbergerstr. 6 · T. 379 792 62 Fr 22.10. 20:00 Miroslav Nemec »Kroatisches Roulette«. Musikalisch gespickte Lesung: In seinem zweiten »Fall«, der größtenteils in Kroatien spielt, gelingt dem Schauspieler, Sänger und Münchner »Tatort«-Kommissar ein raffinierter Psychothriller, in dem er selbst unter Mordverdacht gerät.

CAFÉ LUITPOLD

Brienner Str. 11 · T. 242 87 50 Di 26.10. 19:00 Salon Luitpold

Es spukt. Von Geistern und Gespen-

stern in der Literatur Christian Begemann, Mario Grizelj und Nicolas Freund (angefragt) beleuchten ein Phänomen, an das doch eigentlich längst niemand mehr glaubt in Werken von Goethe, Storm, Fontane oder Thomas Mann. Mod.: Christian Gohlke. (LIVE & STREAM, nach Anmeldung)

EINEWELTHAUS

Schwanthalerstr. 80, Rgb. · T. 856 37 50 Do 21.10. 19:30 Johanna Lier »Amori. Die Inseln«. Lesung der Dichterin und Journalistin aus ihrer Mischung zwischen Roman, Sachbuch und Bericht über neun Männer und Frauen aus dem Lager Moria auf der Insel Lesbos, und dem, was es braucht, um dort zu überleben.

GASTEIG HP8

Hans-Preißinger-Str. 4-8 · T. 480 980 Mi 13.10. 20:00 Natalie Schorr: Goethe »Keine Ferne macht dich schwierig« – Die Schauspielerin widmet sich dem Stirb und werde! in Goethes Dichtung, dem Erleben des Augenblicks, der Verbundenheit mit den Elementen. Lesung von »Zueignung«, »Prometheus«, »Harzreise im Winter«, »Elegie« u.a. (SAAL X)

GLEIS 1 UNTERSCHLEISSHEIM

Hollerner Weg 1 · T. 310 53 89 Do 7.10. 20:00 Jan Weiler »Die Ältern«. Der Journalist und Autor liest aus dem vierten Teil seiner humorvollen »Pubertier«Saga über die ungewisse Zukunft jenseits von Erziehungsaufgaben und Lastschriftaufträgen: wenn der Nachwuchs flügge wird.

GRUNDSCHULE NEUBIBERG

Rathausplatz 9 · T. 232 495 50 Mi 27.10. 19:30 Lorenz Wagner »Zusammen ist man weniger alt«. Der Autor des SZ Magazins verbindet eine berührende Familiengeschichte mit Einblicken in ein Mehrgenerationenhaus mit einer faszinierenden Wissensreise in die Medizin, Genetik und Altersforschung. (Info-T. 600 129 22; AULA).

INTERNET

Fr 15.10. - So 17.10. 20:00

BOOKSTOCK – Das Hugendubel

Fantasy Festival Buchfestival mit den beliebtesten (inter)nationalen Stars der Fantasy Literatur. Mit spannenden Gesprächen und Fragemöglichkeit an Lieblingsautor*innen sowie Austausch mit Gleichgesinnten. Mod.: Daniele Rizzo. (Kostenlos über den Hugendubel YouTube oder Instagram Kanal). Zusätzlich buchbare Specials: So 17.10. 18:00 Schreibworkshop mit exklusiven Tipps & Tricks von Bernhard Hennen (via Zoom) & das limitierte BOOKSTOCK Festival Kit. Fr 15.10. 20:00 10 Jahre dichterlesen.net Ein digitaler Empfang zum Jubiläum des Audio-Archivs, das faszinierende Einblicke in das gegenwärtige Literaturpanorama bietet. Mit Kurzlesungen der Hörrraum-Autor*innen Marica Bodrožić, Lann Hornscheidt, Kristof Magnusson, Julia Schoch und Deniz Utlu (Anmeld. bis 12.10.: mail©lcb.de). Erinnerungen von und an Marlene. Die Schauspielerin Michelsen liest aus dem bewegten Leben der Film-Ikone Dietrich (1901-1992), die widersprüchlicher, moderner und kompromissloser war als jeder andere Hollywoodstar.

KULTURZENTRUM TRUDERING

Wasserburger Landstr. 32 · T. 420 189 11 Mo 4.10. 20:00 Decamerone 2020 Literarische Reise mit Verve und szenischem Witz durch die immer wieder von Seuchen geplagten Jahrhunderte. Mit Antje Hobucher und Josef Mittermayer (Schauspiel) und Konrad Huber (Gitarre). Reservierung: decamerone2020@web.de Mi 27.10. 19:00 Petra Frey »Sterbemund tut Wahrheit kund«. Die Hospizbegleiterin und Schauspielerin erzählt mit Charme und Humor von ihren Begegnungen während der Sterbebegleitung. Geschichten vom Tod, wie sie nur das Leben schreiben kann – berührend und unterhaltsam zugleich.

LINDENKELLER FREISING

Veitsmüllerweg 2 · T. 08161 509 30 Sa 16.10. 20:00

Mörderinnen und Mörder – Krimi-

lesung von Veikko Bartel »Echte Fälle eines Strafverteidigers«. Tiefe, nicht selten erschreckende Einblicke in spektakuläre, anrührende oder grausame Tötungsdelikte sowie biographische Tragödien, diee sich hinter den Taten verbergen – abstoßend und faszinierend zugleich.

LITERATURHAUS

Salvatorplatz 1 · T. 291 93 40 Mo 4.10. 17:00 Die Gegenwart der Geschichte Das Historische Quintett Ute Daniel (TU Braunschweig), Andreas Wirsching (Institut für Zeitgeschichte), Martin Schulze Wessel (LMU) und ihre Gäste, der israelische Antisemitismusforscher Moshe Zimmermann und Prof. Christopher Clark (St. Catharine’s College, Cambridge) diskutieren und bewerten aktuelle historische Sachbücher: Dan Diner »Ein anderer Krieg. Das jüdische Palästina und der Zweite Weltkrieg 1935–1942«, Benjamin Dürr »Erzberger, Der gehasste Versöhner. Biografie eines Weimarer Politikers«, Marita Krauss »Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen. Das Leben der Lola Montez«. (SAAL & (LIVE)STREAM, nach Reservierung) Di 5.10. 20:00 Für die Freiheit des Wortes »100 Jahre PEN International. Meinungsfreiheit ist Menschenrecht«. Der Jubiläumsband erzählt erstmals die Geschichte des PEN-Clubs sowie seines weltweiten Kampfes um Meinungs- und Redefreiheit. Dazu sprechen die belarussische Autorin / Übersetzerin Volha Hapeyava und Politologe Johano Strasser. Lesung: August Zirner. (SAAL & (LIVE)STREAM, nach Reservierung) Mi 6.10. 20:00 Jo Lendle »Eine Art Familie«. Lesung aus dem außergewöhnlichen Porträt einer Familie – seiner Familie. Angefangen vom Kaiserreich über den Nationalsozialismus bis in die Bundesrepublik der Nachkriegszeit. Mod.: Knut Cordsen (BR). SAAL & (LIVE)STREAM, nach Reservierung. Di 12.10. 20:00 Colson Whitehead »Harlem Shuffle«. Lesung (engl./dt.) mit dem zweifachen Pulitzer-Preisträger und seinem mitreißenden Liebesbrief an New Yorks berühmtestes Viertel – Familiensaga, Kriminalroman und zugleich urkomisches Moralstück. Dt. Stimme: Benito Bause (Residenztheater). Mod.: Thomas Böhm. (SAAL & (LIVE)STREAM, nach Reservierung) Mi 13.10. 20:00 Sally Rooney »Schöne Welt, wo bist du«. Engl.-dt. Lesung mit der Bestsellerautorin (live zugeschaltet) und ihrer subtil wie ambivalent erzählten universellen Geschichte über den Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit. Dt. Lesung: Katharina Bach (Kammerspiele). SAAL & (LIVE)STREAM, nach Reservierung. Fr 15.10. 20:00 Aka Mortschiladse »Liebe und Tod in Tiflis«. Lesung mit Georgiens meistgelesenem Gegenwartsautor. Als virtuoser Fabulierer und präziser Historiograph verbindet er eine surreale Krimihandlung mit kaukasischer Realität. Mod. & Lesung: Rachel Gratzfeld. Dolmetscherin: Maja Badridse. (BIBLIOTHEK) Sa 16.10. 20:00

Live-Stream: Jonathan Franzen

»Crossroads«. Lesung im Literaturhaus Hamburg aus dem Auftakt zum Opus magnum des Bestsellerautors (engl./dt.). Mod.: Jan Ehlert (NDR). Mo 18.10. 20:00 Colm Tóibín »Der Zauberer«. Lesung (engl./dt.) des irischen Autors aus dem brillanten Künstlerroman über Thomas Mann – vorurteilslos, kenntnisreich und mit hinreißender Leichtigkeit. Lesung: René Dumont. Mod.: Tobias Döring (LMU). SAAL & (LIVE)STREAM, nach Reservierung. Di 19.10. 20:00 Kent Nagano »10 Lessons of my Life. Was wirklich zählt«. Der internationale Stardirigent präsentiert sein weises und zugleich heiteres Buch über Begegnungen (u.a. mit Leonard Bernstein, Frank Zappa und Björk), die ihn weit über seinen künstlerischen Weg hinaus prägten. Gespräch: Inge Klöpfer. (SAAL & (LIVE)STREAM, nach Reservierung) Mo 25.10. 20:00 Sarah Biasini »Die Schönheit des Himmels«. Romy Schneiders Tochter präsentiert ihr literarisches Debüt (franz./dt.). In einem langen Brief erzählt sie ihrer neu geborenen Tochter von der eigenen Mutter und gewährt dabei poetische, intime und berührende Einblicke in ihr Leben. Dt. Lesung: Rosalie Thomass. Mod.: Judith Heitkamp (BR). SAAL & (LIVE)STREAM, nach Reservierung. Di 26.10. 20:00 Swiss Made Lesung der Nominierten für den Schweizer Buchpreis 2021, der am So 7.11. im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals BuchBasel geplant ist. Mit Martina Clavadetscher, Thomas Duarte, Michael Hugentobler, Christian Kracht und Veronika Sutter. (Eintritt frei, nach Reservierung; SAAL & (LIVE)STREAM; www.schweizerbuchpreis.ch) Mi 27.10. 20:00 Benjamin & Andreas Lebert »Mit Dir. Vater und Sohn auf den Straßen des Lebens«. Der renommierte Journalist und Gründer des SZ Magazins und sein berühmter Sohn (Autor u.a. von »Crazy«) erzählen erstmals gemeinsam: Von unterschiedlichsten Erinnerungen, Krisen und gemeinsamen Erlebnissen. Über die Brücken zwischen den Generationen – und trennende Schluchten. (SAAL & (LIVE)STREAM, nach Reservierung). Fr 29.10. 20:00

Einsatz mit Risiko. Geschichten

über Geld Lesung drei der im Uniseminar der Bayerischen Akademie des Schreibens entstandenen Texte, die den Tausch- und Erzählwert dieses Mediums neu aushandeln. Mod.: Florian Kessler & Katrin Lange. Sa 30.10. 20:00 Tsitsi Dangarembga »Überleben«. Die Gewinnerin des Friedenspreis des deutschen Buchhandels 2021 präsentiert den Abschluss ihrer Romantrilogie (1. Teil: »Aufbrechen«, 2019), in dem die Autorin und Filmemacherin aus Simbabwe eindrucksvoll und psychologisch aufgeladen die noch immer toxische Kombination von Kolonialismus und Kapitalismus aufzeigt (SAAL & (LIVE)STREAM, Reservierung).

LUDWIG-THOMA-HAUS

Dachau, Augsburger Str. 23 · T. 08131 751 48 Mo 4.10. - Do 7.10./Sa 9.10. 20:00, Do 7.10. 15:00 Dachau liest Literaturfestival mit Lesungen von Doris Dörrie, Steffen Kopetzky, Eva Gruberová & Helmut Zeller, Judith Hermann und Helga Schubert sowie eine Kinderlesung von Alice Pantermüller. (www.dachau.de/dachau-liest) Mo 4.10. 20:00 Dachau liest Doris Dörrie »Leben, schreiben, atmen. Eine Einladung zum Schreiben«. Interaktive Lesung der Filmregisseurin und Autorin über die Bedeutung von (autobiographischem) Schreiben, mit Tipps und kreativen Anleitungen. Dabei erzählt sie selbst offen und ehrlich von ihrem eigenen Leben. Von der Kindheit, unbeschwerten Glücksmomenten, intimen Freundschaftsszenen, aber auch Schicksalsschlägen und Katastrophen. Di 5.10. 20:00 Dachau liest Steffen Kopetzky »Monschau«. (s. KULTURHAUS MILBERTSHOFEN) Mi 6.10. 20:00 Dachau liest

Eva Gruberová & Helmut Zeller

»Diagnose: Judenhass. Die Wiederkehr einer deutschen Krankheit«. Die beiden Journalist*innen präsentieren ihren dicht recherchierten Reportageband voller Fakten und Interviews mit 80 Jüd*innen zwischen Ostsee, Bayern und Wien, der schonungslos zeigt: Antisemitismus ist erstens nach 1945 nie verschwunden und zweitens gesellschaftlich tief verwurzelt. Moderation: Dr. Norbert Göttler. Do 7.10. 15:00 Dachau liest Alice Pantermüller »Mein Lotta-Leben. Je Otter, desto flotter«. Lesung aus dem 17. Band der Kult-BestsellerReihe. In dem Mix aus Text und Comic (Illustration: Daniela Kohl) hält eine 11-Jährige ihren alltäglichen Wahnsinn in einem Tagebuch fest. Do 7.10. 20:00 Dachau liest Judith Hermann »Daheim«. Lesung aus ihrem ebenso stillen wie klugen Roman von einer Frau, die vieles hinter sich lässt und in einer intensiven Küstenlandschaft eine andere wird. Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2021. Moderation: Günter Keil. Sa 9.10. 20:00 Dachau liest Helga Schubert »Vom Aufstehen«. Lesung mit der Überraschungssiegerin des Ingeborg-Bachmann-Preises 2020, den sie im Alter von 80 Jahren erhielt. In poetischen Schlaglichtern erzählt die Schriftstellerin, die Jahre lang unter Beobachtung der Stasi stand, warmherzig-poetisch, berührend und zugleich gedankendicht ein deutsches Jahrhundertleben – ihre Geschichte, Fiktion und Wahrheit zugleich. Moderation: Beate Tröger.

LYRIK KABINETT

Amalienstr. 83 · T. 346 299 Do 7.10. 19:00 Litauisches Kulturjahr in Bayern 2021

Zeitgenössische Dichtung aus Li-

tauen »Für die graue Kardinalin, die Poesie«. Marius Burokas, Aušra Kaziliūnaitė und Giedrė Kazlauskaitė, drei Stimmen der jüngeren lyrischen Generationen Litauens lesen aus ihren Gedichten. Dazu spricht der Grandseigneur der litauischen Lyrik und Petrarca-Preisträger Tomas Venclova (*1937) mit seinem Übersetzer Cornelius Hell und Freund Michael Krüger. Dolmetscherin: Saskia Drude. (Wenig später auch auf Youtube; Anmeld.: info@lyrik-kabinett.de.) Di 12.10. 19:00 Michael Krüger »Im Wald, im Holzhaus«. Der langjährige Leiter des Hanser-Verlages stellt seinen neuen, in Zeiten der Quarantäne entstandenen Gedichtband vor und spricht darüber mit Felicitas von Lovenberg. (Anmeld.: info@lyrik-kabinett.de) Fr 22.10. 19:00 Ulrike Draesner »Doggerland«. Das »enfant flexible der deutschen Gegenwartsliteratur« (WDR Zeichen und Wunder) präsentiert seinen neuen Lyrikband, eine Art experimentelles Epos. Mod.: Frieder von Ammon. (Anmeld.: info@lyrik-kabinett.de)

METROPOLTHEATER

Floriansmühlstr. 5 · T. 321 955 33 Fr 15.10. 19:30 Gerd Lohmeyer »Mein ganz persönliches Theater-Alphabet«. In 57 kurzen Essays unternimmt der Theater- und Filmschauspieler einen pointierten und kurzweiligen Streifzug durch die Gebiete der Schauspielkunst.

MUFFATWERK

Zellstr. 4 · T. 458 750 10 Di 19.10. 20:00 Isar Slam Hochkarätig besetztes Slam-Poeten-Wettstreiten und drei Interessierten (Mail an isarslam@yahoo.com). Mod.: Pierre Jarawan und Ko Bylanzky.

MÜNCHNER KÜNSTLERHAUS

Lenbachplatz 8 · T. 599 18 40 Mo 25.10. 19:30 Seerosenkreis Jeder schreibt für sich allein Anatol Regnier berichtet im Gespräch mit Schriftsteller Johano Strasser über seine mehrjährigen Studien und das daraus resultierende Buch »Jeder schreibt für sich allein. Schriftsteller im Nationalsozialismus«. Ein neuer Blick auf ein unvermindert virulentes Thema. Mit musikalischen Einschüben von Julia von Miller (Gesang) und Frederic Hollay (Klavier). (Reservierung: T. 0170 323 16 34 oder seerosenkreis@gmail.com)

MÜNCHNER LITERATURBÜRO

Milchstr. 4 Fr 15.10. 19:30 2025. Lesung Christian Dörr »Buddha in Nachbars Garten«. Der Münchner Lyriker stellt seinen neuen Gedichtband vor.

PASINGER FABRIK WAGENHALLE

August-Exter-Str. 1 · T. 829 290 79 Di 5.10. 19:30 Ronya Othmann »Die Sommer«. Die Publikumspreis-Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs 2019 liest aus ihrem ergreifenden Romandebüt über das Leben als Tochter einer Deutschen und eines jesidischen Kurden in einer zerrissenen Welt.

PATHOS MÜNCHEN

Dachauer Str. 110 D · T. 121 110 75 Fr 8.10. 19:00 Solmaz Khorsand »Pathos (übermorgen)«. Die Journalistin stellt ihr Erstlingswerk vor, ein scharf und pointiert sezierender Essayband, der sich leidenschaftlich mit dem Pathos auseinandersetzt.

PELKOVENSCHLÖSSL

Moosacher St.-Martins-Pl. 2 · T. 143 381 821 So 10.10. 17:00

Aus Liebesbriefen berühmter

Paare Schauspielerin Franziska Bronnen liest aus der amourösen Korrespondenz mehrerer Jahrhunderte, Lebenswelten und gesellschaftlicher Schichten. Ein Literarischer Nachmittag des Kulturvereins DIE LINIE 1.

PUCHHEIMER KULTURCENTR.

Oskar-Maria-Graf-Str. 2 · T. 890 25 40 Fr 29.10. 20:00 Miroslav Nemec »Kroatisches Roulette« (siehe BÜRGERH. ECHING)

RESIDENZTHEATER

Max-Joseph-Platz 1 · T. 218 519 40 Do 7.10. 20:00 C. Bernd Sucher »Mamsi und ich. Die Geschichte einer Befreiung«. Der renommierte Theater- und Musikkritiker zeigt sich in seinem Buch über eine schwierige Mutter-Sohn-Beziehung von einer sehr privaten Seite. Eine Spurensuche zur Frage: Wie wurde die Nachkriegsgeneration durch die Erfahrungen ihrer Eltern geprägt?

SCHLACHTHOF

Zenettistr. 9 · T. 720 182 64 Sa 9.10. 20:00 Andreas Föhr »Unterm Schinder«. Der ehemalige Jurist und erfolgreiche (Drehbuch-)Autor präsentiert den 9., mit schwarzem Humor und Lokalkolorit gespickten Fall für das ungleiche Ermittler-Duo Wallner und Kreuthner von der Kripo Miesbach. Mo 11.10. 20:00 Sarah Straub »Wie meine Großmutter ihr Ich verlor«. Konzertlesung der promovierten Diplom-Psychologin und Musikerin aus ihrem einfühlsamen, konkret beschreibenden Buch darüber, was passiert, wenn aus Vergesslichkeit Demenz wird.

SEIDLVILLA

Nikolaiplatz 1b · T. 333 139 Fr 29.10. 19:00

»In allem Beginnen ist ein Vergehen, in allem Vergehen ein An-

fang« Zum Gedenken an den Münchner Schriftsteller Klaus Konjetzky zum zweiten Todestag. Mit Arwed Vogel, Vera Botterbusch, Laura Konjetzky (Klavier), Carlos Collado Seidel, Leander Sukov u.a. (Reservierung: verabotterbusch@t-online.de)

STADTBIBL. NEUHAUSEN

Nymphenburger Str. 171a · T. 233 824 50 Do 21.10. 18:00 Älter werden – neugierig bleiben Corinne Rufli »Seit dieser Nacht war ich wie verzaubert. Frauenliebende Frauen über siebzig erzählen«. Die Schweizer Historikerin (41) liest aus ihrer berührenden Dokumentation über mutige Schweizer Seniorinnen, die sich gegen das bürgerliche Ideal entschieden und spricht mit Karin Rüegg (83) und Eva Schweizer (80) über deren Leben als Paar.

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