Innsbruck informiert (Juli/August 2021)

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Stadtgeschichte

Extravagante Damenmode vom 16. bis 18. Jahrhundert Königin Máxima der Niederlande fällt durch ihre bunten Kleider und verrückten Hüte auf. Laetizia von Spanien bevorzugt spanische TopDesigner. Klatsch aus der Regenbogenpresse, werden Sie denken. von Dr. Thomas Kuster

© KHM-MUSEUMSVERBAND (3)

Ein kurzer Streifzug

Damenschuhe, nach 1666.

A

ber haben Sie sich schon einmal gefragt, ob frühere KönigInnen auch so viel Aufsehen um ihre Kleidung gemacht haben? Ja, das haben sie und damit sind wir auch schon mitten drin in der heurigen Ambraser Sonderausstellung. Im Fokus stehen Meisterwerke der Habsburger Porträtgalerie, die zusammen mit Exponaten nationaler sowie internationaler LeihgeberInnen einen Blick in den fürstlichen Kleiderschrank gewähren. Die Redewendung „Kleider machen Leute“ ist

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INNSBRUCK INFORMIERT

hierbei Programm. Gewänder der Vergangenheit waren einem Regelwerk unterworfen. Besondere Kleider, Stoffe und Farben waren nur FürstInnen und ihrem Gefolge vorbehalten. Warum das so war? Es galt sich abzugrenzen, die wirtschaftliche Potenz und die Position aufzuzeigen. Natürlich putzten sich die Herrscher ebenso heraus, dennoch war es die Frauenkleidung, die mehr faszinierte. Schillernde Stoffe waren unerschwinglich und absolute Statussymbole.

War man bis 1500 mit regionalen Moden vertraut, so dominierte ab der Mitte des 16. Jahrhunderts Spanien nicht nur politisch, sondern auch in Kleiderfragen. Das oberste Gebot dabei „bloß keine Haut zeigen“, brachte es mit sich, dass der Körper unter schweren Stoffen verschwand. Die Schnitte der Damenkleider zeigten die charakteristische A-förmige, in die Vertikale gestreckte Silhouette und unterstrichen damit optisch die hohe Position der Trägerin. Dass damit an Bewegung nicht viele Meter zu machen waren, ist selbsterklärend, und entsprach dem distanzierenden und gezierten Spanischen Hofzeremoniell. Dass Königin-Sein dabei ein durchaus atemraubendes Geschäft war, lässt sich an der durch Schnürleibchen und Mieder flach gedrückten Brust erkennen. Vom spanischen Modediktat unbeeindruckt, waren Frankreich und Oberitalien freizügiger. Trotz kirchlicher Schnappatmung war es chic, das Dekolleté zu instrumentalisieren. Die modebewusste Principessa unterstrich ihren Rang mit exquisiter Weißstickerei und kostbaren Spitzen. Als „Fashionista“ galt bereits zu ihren Lebzeiten Elisabeth I. von England. Warum sie bei ihrem Ableben kolportierte 2000 Kleidungsstücke hinterlassen hat-


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