Innsbruck informiert (Juni 2020)

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Stadtgeschichte

„Als in Innsbruck die Sirenen verstummten“ von Michael Svehla

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it den letzten drei Bombardements im April 1945 endete für die leidgeplagte Innsbrucker Bevölkerung die sechsmonatige Periode von täglichen Fliegeralarmen und insgesamt 19 Luftangriffen. Dabei hinterließ der Nachtangriff vom 10. April bei den meisten BewohnerInnen durch die abgeworfenen Leuchtmittel, den sogenannten „Christbäumen“, welche die Stadt in ein unheimlich anmutendes Licht tauchte, einen bleibenden Eindruck. Als eines der letzten Wohnhäuser wurde in dieser Nacht das Haus Kirschentalgasse 33 schwer getroffen: Die Hälfte des Gebäudes war eine Bombenruine, im Garten wurden insgesamt 13 Einschläge gezählt.

© MICHA

EL SVEHLA

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Innsbruck wurde während des Zweiten Weltkriegs von 22 Luftangriffen schwer getroffen. Etwa 500 Menschen starben infolge der Bombardierungen aus der Luft.

Erschreckende Bilanz Am Ende der 22 Luftangriffe ergab sich für die Landeshauptstadt folgende traurige Bilanz: Mit einem Anteil von 60 Prozent zerstörter und beschädigter Wohnungen am damaligen Gesamtbestand lag Innsbruck österreichweit nach Wiener Neustadt, Villach und Klagenfurt an vierter Stelle. In Innsbruck litten vor allem die Stadtviertel rund um die beiden Bahnhöfe am stärksten unter den Bombenschlägen. So waren in Pradl fast 79 Prozent aller Gebäude zumindest leicht beschädigt, in Wilten sogar fast 92 Prozent. Bei den Straßenzügen, welche die meisten Totalschäden an Gebäuden aufwiesen, steht die Leopoldstraße mit unvorstellbaren

Am Eckhaus Fürstenweg 15 – Hutterweg sind die noch immer zugemauerten LuftschutzKellerfenster gut zu erkennen.

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24 Totaltreffern an erster Stelle. Überdies blieb in diesem Straßenzug kein einziges weiteres Gebäude ohne Schaden. Innrain, Maria-Theresien-Straße und Speckbacherstraße folgen in dieser Aufzählung mit 14 bzw. 10 Totaltreffern. In Pradl wies die Amraser Straße mit insgesamt acht die höchste Zahl an Totaltreffern auf.

Zerstörungen und Neubeginn Trotz dieser Verluste kam Innsbruck im Vergleich zu einigen anderen österreichischen Städten noch relativ glimpflich davon: So wurde kein einziger Kirchturm komplett zerstört, allerdings erhielten Dom, Jesuitenkirche, Servitenkloster und Stift Wilten schwere Treffer. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Stadtgebiet wie Goldenes Dachl, Stadtturm, Hofburg, Maximiliangrab, Annasäule und Triumphpforte blieben wie durch ein Wunder verschont – trotz Bombeneinschlägen in nächster Nähe. Demgegenüber musste die Stadt aber herbe Verluste an infrastrukturellen Einrichtungen in Kauf nehmen: Das Damen- und Männerschwimmbad am Ende der Museumstraße, im Bereich des heutigen Sillpark, wurde komplett zerstört. Schwere Treffer erhielten das Hallenbad Amraser Straße, das EWI-Hochhaus in der Salurner Straße


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