Exploring Digital Horizons – Die Publikation zum BITKOM Trendkongress in Berlin

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Exploring Digital Horizons NOVEMBER 2014

Die Publikation zum Bitkom Trendkongress in Berlin

Industrie 4.0 Revolution für die Wertschöpfung Seite 6 Start-ups Ideen für die Digitalisierung Seite 8 Wearables Der siebte Sinn Seite 10

»Exploring digital horizons« ist eine unabhängige Publikation des in|pact media Verlags und liegt der Gesamtauflage des Handelsblatts bei.


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in|pact media Verlag

grussworte

Inhalt Seite 3 Der Rahmen der Digitalisierung Ressource Vertrauen

Seite 4 »Wir brauchen wieder eigene Kompetenzen« Interview mit Gesche Joost

Prof. Dr. Johanna Wanka Bundesministerin für Bildung und Forschung

Prof. Dieter Kempf Präsident, Hightech -Verband BITKOM

Die Digitalisierung ist der bedeutendste Innovationsmotor unserer Zeit. Die Bundesregierung will mit der neuen HightechStrategie die Veränderungsprozesse gestalten und das digitale Potenzial für mehr wirtschaftliche Dynamik nutzen. Deutschland muss Produktionsstandort bleiben. Dazu gehört für mich auch, die Arbeitsbedingungen gemeinsam mit den Sozialpartnern weiterzuentwickeln und den Menschen auch in Zukunft interessante Arbeitsplätze und individuellere Arbeitsmodelle zu bieten. Industrie 4.0 steht für die digitale Fabrik, für individualisierte Massenfertigung, für die Produktion der Zukunft. Wir wollen Deutschlands Position in diesem Wachstumsmarkt stärken und fördern beispielsweise die Entwicklung von Software-Architekturen, neuen Produktions- und Geschäftsprozessen im Rahmen des Programms „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ mit insgesamt einer Milliarde Euro bis 2020 und IT-Sicherheit mit der Gründung von Kompetenzzentren. Die Digitalisierung stellt neue Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten. Für immer mehr Fachkräfte werden Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien zur Schlüsselkompetenz. Das muss in der Ausbildung stärker berücksichtigt werden. Deshalb werden wir mit den Ländern eine gemeinsame Strategie Digitales Lernen erarbeiten, um die Chancen der Digitalisierung für die Bildung zu nutzen. Deutschland hat im internationalen Vergleich eine gute Ausgangsposition. Im Innovationsranking stehen wir immer noch vor den USA. Wir werden die Digitalisierung nutzen.

Digital, disruptiv, dynamisch. Mit diesen drei Worten lässt sich die aktuelle Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft auf den Punkt bringen. Digital, weil die Veränderungen durch Informations- und Kommunikationstechnologien vorangetrieben werden. Das exponentielle Wachstum von Rechenleistung, Speicherplatz und Übertragungsgeschwindigkeiten ermöglicht völlig neue Anwendungen, die in nahezu jeden Lebensbereich vordringen. Disruptiv, weil viele alte Geschäftsmodelle der analogen Welt schrittweise durch digitale Lösungen ersetzt werden. Branchen wie Zeitungs- und Buchverlage, die Musikindustrie oder der Einzelhandel befinden sich schon seit Jahren in diesem Transformationsprozess. Inzwischen erfasst die Digitalisierung immer neue Bereiche. Herausragende wirtschaftliche Bedeutung hat die Vernetzung von Fahrzeugen, Maschinen, Geräten und Gebäuden. Deutsche Anbieter haben hier eine gute Position auf den Weltmärkten. Das gibt ihnen die Möglichkeit, den digitalen Wandel aktiv voranzutreiben. Und schließlich dynamisch, weil die Entwicklung sehr schnell verläuft. Neue Geräte wie Smartphones oder Tablets, Anwendungen wie soziale Netzwerke oder Apps sowie Technologien wie Cloud Computing oder Big Data haben innerhalb kürzester Zeit unseren Alltag verändert. Daher wäre es für die etablierten Branchen fatal, an alten Denkmustern festzuhalten. Der BITKOM Trendkongress ist der richtige Ort, um die aktuellen technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu verstehen und daraus Erkenntnisse für das eigene Handeln zu ziehen. Er bietet das Forum, um mit den Protagonisten der digitalen Welt aus Global Playern, Startups und Wissenschaft ins Gespräch zu kommen. Dabei wünsche ich allen Teilnehmern viel Erfolg.

Impressum

Seite 6 BITKOM Trendkongress Zahlen, Daten, Fakten, Service

Seite 6 Revolution für die Wertschöpfung Potenziale für Industrie 4.0

Seite 6 Wer spricht? Ausgewählte Speaker

Seite 8 Die nächste Generation Start-ups gestalten die Zukunft

Seite 10 Wearables Der siebte Sinn

Seite 11 »Fahr schon mal den Google vor...« IT revolutioniert das Automobil

Hinweis: Alle nicht mit dem Zusatz »Redaktion« gekennzeichneten Beiträge sind Auftragspublikationen und damit Anzeigen.

In Zusammenarbeit mit:


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exploring digital horizons

Der Rahmen der Digitalisierung Die Erschließung der digitalen Welt hat gerade erst begonnen. Wie sie sich weiter entwickeln wird, hängt maßgeblich von einer Ressource ab: Vertrauen.

Mirko Heinemann / Redaktion

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infache Frage: Könnten Sie sich vorstellen, in einer Welt ohne Internet zu leben? Nein, sagen 80 Prozent der Deutschen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren. Sie arbeiten mit Computern, kommunizieren online, kaufen Produkte im Internet, buchen dort Reisen und tätigen Bankgeschäfte. Laut einer aktuellen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach ist das Internet für sie unentbehrlich geworden. Die Umfrage verrät aber noch anderes: Die „Sandwichgeneration“ ist gespalten. Einerseits nutzt sie die Technik zur Vereinfachung ihres Alltags, anderseits herrscht Verunsicherung. Mehr als zwei Drittel der Befragten fürchten sich vor der wachsenden Informationsmenge und dem höheren Tempo in Beruf und Alltag. 77 Prozent haben die Sorge, dass mit dem Internet das eigene Leben immer stärker überwacht wird. Kurios: Gleichzeitig haben über 60 Prozent ihre persönlichen Daten freiwillig an Bonusprogramme oder Kundenkarten übermittelt. Euphorie und Skepsis – wer sich mit den Potenzialen der Digitalisierung beschäftigt, bewegt sich in diesem Spannungsfeld. Während auf dem BITKOM Trendkongress zahlreiche innovative Technologien zur Digitalisierung der Wirtschaft vorgestellt werden, widmen sich gleichzeitig mehrere Panels den Themen Datensicherheit, Ethik und der „Datability“, also der verantwortungsvollen und nachhaltigen Datennutzung. Spätestens mit der NSA-Spionage-Affäre ist ein Weckruf an die Öffentlichkeit ergangen. Um das verspielte Vertrauen im Umgang mit sensiblen Daten wiederherzustellen, sind klare Richtlinien für den Schutz von Personendaten vonnöten. Voraussetzung dafür ist eine breite gesellschaftliche Debatte über die Grundwerte der Digitalisierung. Diese Diskussion ist inzwischen voll entbrannt. Im Feuilleton der FAZ geben sich Politiker, Konzernlenker und Wissenschaftler medial die Klinke in die Hand. Die Sicht auf die Digitalisierung ist kritisch. Es ist von technologischem Totalitarismus, ungezähmtem Datenkapitalismus oder kommerzieller Überwachung die Rede. IT-Apokalypsen in Buchform entwickeln sich ebenfalls zu Bestsellern. In ihrem Roman „Sie wissen alles“ erzählt Yvonne Hofstetter, Betreiberin einer Softwarefirma, in Science Fiction-Manier von künstlicher Intelligenz, die längst die Finanzmärkte beherrscht und selbsttätig Menschen ausspioniert. Auch Dave Eggers entwickelt eine Dystopie der Digitalisierung. Der Erfolgsautor beschreibt in „The Circle“ eine nahe Zukunft, in der es keine Geheimnisse mehr gibt. Folge: eine totale Überwachung,

wie in George Orwells 1984. Das ist schön schaurig. Aber auch ziemlich hanebüchen. Auf der anderen Seite stehen die riesigen Chancen, die derzeit nicht einmal im Ansatz überblickt werden können. Big Data und Smart Data, Smart Services, mobile Internetnutzung, Cloud Computing und Social Media eröffnen ungeahnte Möglichkeiten. Weltweit, so aktuelle Hochrechnungen, fallen jedes Jahr so viele Daten an wie in der gesamten Menschheitsgeschichte zusammen. Doch derzeit sind die riesigen Datenbestände, über die etwa Google, Facebook oder Youtube verfügen, schlicht nicht zu verwalten. Technologien zur Strukturierung dieser Datenmengen, so ein geflügeltes Wort, sind das Öl des 21. Jahrhunderts. Junge Unternehmen sind auf dem Sprung. Mittels „Big Data“-Technologien optimieren sie Betriebsprozesse und Abläufe in der Logistik, entwickeln integrierte Mobilitätslösungen oder erforschen seltene Krankheiten. Die neuen Technologien sind oftmals „disruptiv“, sie haben das Potenzial, die Marktführer zu verdrängen. So wie der Algorithmus von Google die alten Suchmaschinen überflüssig machte, Transistoren die Röhrenradios, die Schusswaffe Pfeil und Bogen. „Disruptive Technologie“ – der Begriff wird von manchen Unternehmern inzwischen als Bedrohung wahrgenommen. Vor allem im deutschen Mittelstand herrscht Skepsis gegenüber digitalen Innovationen. „In vielen Bereichen ist man kein technologischer First Mover, sondern beäugt mit einiger Zurückhaltung manche Trends und Entwicklungen“, so die Autoren einer Deloitte-Studie zur Digitalisierung im Mittelstand aus dem vergangenen Jahr. Kein Wunder: Der Mittelstand ist zwar extrem erfolgreich, aber gefangen im so genannten „Innovator's Dilemma“, wie es der HarvardProfessor Clayton Christensen formuliert

hat. Danach sind erfolgreiche Unternehmer an ihr Erfolgsprodukt gebunden. Sie können es verbessern, aber ein neues Geschäftsmodell wird nur ein neues Unternehmen hervorbringen. Umso wichtiger wäre es für die Marktführer von heute, das Know-how der jungen Ideenschmieden zu nutzen und es gewinnbringend ins Unternehmen zu implementieren, etwa Lösungen rund um „Industrie 4.0“. Vertrauen in die neuen Technologien ist auch hier entscheidend: Mit der vernetzten Produktion könnten die deutschen Leitbranchen ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit erheblich verbessern. Gerade Deutschland als traditioneller Industriestandort hat alle Voraussetzungen, zum Vorbild in der Kollaboration von traditionellen und digitalen Technologien zu werden. Vorgemacht hat dies der Erfinder des Computers, Konrad Zuse. Wer sich den Nachbau seines Z1 im Berliner Technikmuseum anschaut (Bis Ende Dezember steht dort auch ein Nachbau des legendären Z3), wird das verstehen: Der klappernde Koloss läuft rein mechanisch, ein Bit wurde per Schieber aus Blech dargestellt. Deutsche Fertigungstechnik formte die Vorläufer der digitalen Revolution. Den entscheidenden Innovationsschub erhielt der Computer dann erst in den Vereinigten Staaten, mit dem Kalten Krieg und den komplexen Berechnungsanforderungen von Raumfahrt und Raketentechnik. Was zeigt: Auch die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern sie folgt Bedürfnissen und braucht einen klar ersichtlichen Nutzen. Bei klar vermittelten Risiken. Nur so kann Vertrauen für eine neue Technologie geschaffen werden. An der Digitalisierung wird kein Weg vorbei führen. Jetzt geht es um die Frage, wie die Rahmenbedingungen aussehen.

10 Uhr, Blue Stage: Dr. Dirk Woywod, Bundesdruckerei: Trust Management als Erfolgsfaktor in der der vernetzten Wirtschaft. 11.50 Uhr, Red Stage: Daniel Domscheit-Berg: Denn sie wissen nicht was sie tun – vom Eintritt in das digitale Zeitalter 12.20 Uhr, Red Stage: Future of Security and Privacy, Diskussion 14.30 Uhr, Red Stage: Future of Datability, Diskussion


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in|pact media Verlag

»Wir brauchen wieder eigene Kompetenzen« Gesche Joost ist Deutschlands digitale Botschafterin bei der Europäischen Kommission. Ein Gespräch über Start-ups, Google und den Silicon ValleyKapitalismus – und über die Versprechungen der digitalen Revolution. Interview: Mirko Heinemann & Maurice Shahd / Redaktion

Frau Joost, was tut ein „Digital Champion“ bei der Europäischen Kommission?

Die Digital Champions sind ein Expertenkreis, der von der ehemaligen EU-Kommissarin für die Digitale Agenda, Neelie Kroes, berufen wurde. Wir treffen uns regelmäßig und sprechen über europaweite Maßnahmen wie die Digitale Agenda, Fachkräftemangel oder Start-up Förderung. Die digitalen Botschafter dienen als Übersetzer für ihre jeweiligen Länder. Wir wollen zum Beispiel das europäische Start-up-Manifest bekannter machen und an deutsche Rahmenbedingungen anpassen.

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel will auf der einen Seite Google zerschlagen und gleichzeitig die Digitalisierung fördern. Wie passt das zusammen?

Die Äußerung zur Zerschlagung von Google darf man nicht überbewerten. Sie sollte in erster Linie ein Signal setzen und zeigen: Es gibt politische Instrumente, die Grenzen setzen können. Dem Wirtschaftsminister ist klar, dass die Digitalisierung eines der wichtigsten Wachstumsfelder überhaupt ist und die Gesellschaft verändert. In bestimmten Bereichen stellt sie unsere europäischen Wertvorstellungen und Rechtsnormen auf den Prüfstand. Nehmen Sie Themen wie Datenschutz oder Urheberrecht. Mit der europäischen Datenschutzgrundverordnung zum Beispiel formulieren wir unsere Vorstellungen davon, wie wir den Umgang mit unseren Daten in Zukunft regeln wollen. Dabei muss das Recht auf Privatsphäre gelten sowie ein Recht auf Transparenz, was mit meinen Daten im Netz geschieht – ohne dass wir dadurch innovative Online-Dienste generell abwürgen. Europäische Start-ups sind oft Copycats, Kopien erfolgreicher Modelle aus Übersee. Wie könnte man europäische Innovation fördern?

Wir brauchen wieder eigene Kompetenzen, da wir derzeit komplett abhängig sind zum Beispiel von Hardware aus Asien und den USA. Aber von oben verordnete Industriepolitik funktioniert nur selten; eine Initiative zu einer europäischen Suchmaschine ist gescheitert. So etwas muss von den Unternehmen selbst kommen – im Dialog mit der Politik. Ein Beispiel: sichere Cloud Services mit Servern, die in Europa stehen. Ist denn ein neues „digitales Selbstbewusstsein“ in Sicht?

Prof. Dr. Gesche Joost Mitglied der „Digital Champions“-Expertengruppe der Europäischen Kommission. Leiterin des Design Research Lab an der UdK Berlin

10 Uhr, Red Stage: Prof. Dr. Gesche Joost im Interview

Das Start-up-Manifest wurde von jungen IT-Unternehmern aus ganz Europa entwickelt. Sie fordern, die digitale Wirtschaft müsse mehr in den Fokus der Politik genommen werden.

Ich entwickele das Manifest gemeinsam mit deutschen Gründerinnen und Gründern weiter. In Deutschland haben wir die Situation, dass zum Beispiel die allererste, die Seed-Finanzierung, relativ gut abdeckt ist. Es hakt aber an der Wachstumsfinanzierung. Dafür müssen wir Lösungen finden. Auch die spezifischen Interessen der Gründerinnen wollen wir stärker einbinden. Manche haben ganz neue Arbeitsmodelle entwickelt – flexiblere Arbeitszeiten und Optionen auf Home-Office, die Möglichkeiten für Sabbaticals oder Weiterbildungen – davon können andere lernen. Wie ist derzeit in Europa das Klima für Start-ups?

Interessant finde ich, dass europaweit viele nach Deutschland schauen und sagen, dass wir ein sehr gutes Gründerklima geschaffen hätten. Was festzustellen ist: Das Thema Startup-Förderung ist in der europäischen Politik angekommen. Start-ups waren in der Öffentlichkeit stets positiv besetzt. Die kritischen Debatten, etwa um Zalando oder um den Taxi-Konkurrenten Uber zeigen, dass sich etwas ändert. Hat die Digitalwirtschaft ein Akzeptanzproblem?

Auf unsere Gesellschaft und auf die Wirtschaft kommen durch die neuen Modelle großer Herausforderungen zu. Wir Deutschen sind zu Recht stolz auf unseren solide gewachsenen Mittelstand. Jetzt haben wir es plötzlich mit schnell wachsenden Unternehmen zu tun, die womöglich unsere Unternehmenskultur infrage stellen. Ich finde es einerseits richtig, wenn die Politik den Rahmen setzt und zeigt, dass wir nicht alles den Geschäftsmodellen aus dem Silicon Valley unterordnen. Auf der anderen Seite brauchen wir die neue Dynamik, und es ist gut, dass alte, vielleicht überkommene Modelle infrage gestellt werden.

Ich glaube schon. Weltweit ist die Digitalisierung der Produktionsprozesse ein großes Thema, aber die Marke „Industrie 4.0“ kommt aus Deutschland. Das ist ein Beispiel für ein gelungenes Thema, weil es aus unserer Struktur heraus entstanden ist, aus den Erfordernissen und Fähigkeiten der großen Mittelständler. Das zeigt, dass wir nicht immer ins Silicon Valley schauen müssen, sondern auf Grundlage unserer Stärken eigene Technologien entwickeln können. IT-Sicherheit ist ein zweites Thema, mit dem wir aus Deutschland heraus weltweit punkten können. Welche Lehren haben wir aus der NSA-Affäre gezogen?

Das Vertrauen der Menschen in die Sicherheit ihrer Daten im Internet ist erschüttert – auch wenn sie ihr Verhalten kaum ändern. In der politischen Debatte gibt es jetzt ein klares Augenmerk auf die Themen IT-Sicherheit, Datenschutz und Privatsphäre. Negativ ist, dass in öffentlichen Debatten alles vermischt wird: Staatliche Überwachung, Datenschutz von Unternehmen, Big Data. Gerade die Debatte um Big Data ist stark angstbesetzt. Das schadet uns. Wir müssen jetzt aufzeigen, wie wir innovative Datennutzungen ermöglichen und gleichzeitig personenbezogene Informationen schützen können. Der US-Ökonom Jeremy Rifkin prophezeit mit dem Aufkommen der Share-Economy das Ende des „analogen Kapitalismus“, vor allem der Großkonzerne. Wie sehen Sie das?

Ich bin da nicht so kategorisch. Dabei bin ich absolute Anhängerin der Open Source-Bewegung und der Maker-Strukturen. Sie bieten ungeahnte Möglichkeiten. Ein Beispiel: Wir haben hier am Institut eine 23-jährige Modedesignerin, die noch nie programmiert hatte. Mit Hilfe einer Open Source-Hardware hat sie binnen einer Woche eine Strickjacke mit integriertem Notruf hergestellt. In der Jacke ist ein Sender integriert, über den zum Beispiel Senioren schnell Hilfe rufen können. Open Source und Sharing bieten also für Forschung und Entwicklung enorme Vorteile und beschleunigen Innovationszyklen – und in diesem Punkt stimme ich mit Rifkin überein. Mit der Digitalisierung waren große Hoffnungen verbunden: mehr Offenheit, Demokratie, Freiheit, Transparenz. Sind wir heute auf dem Boden der Tatsachen angekommen?

Ich glaube, wir sind erwachsen geworden. In den 1990er Jahren, als ich studiert habe, war die Euphorie sehr groß. Das Visionäre hat – gerade durch die NSA-Affäre – einen starken Dämpfer erfahren. Jetzt müssen wir Chancen und Risiken abwägen. Wirklich schlimm fände ich, wenn eine Angstdebatte das visionäre Potenzial der Digitalisierung verdecken würde. Das hätte einen riesigen Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft zur Folge. Das Ziel einer inklusiven, digitalen Gesellschaft ist ein sehr positives – wir müssen jedoch alle mit ins Boot holen, damit es auch Realität wird.


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Seite 5 ©2014 Cisco und/oder Partnerunternehmen. Alle Rechte vorbehalten.

So kommen Waren richtig ins Rollen.

Denn wenn sich im Internet of Everything Warenlager mit Ampeln verbinden, wird die Lieferkette so schnell wie nie zuvor. Das Internet of Everything verändert alles. Und ein Unternehmen macht es möglich. cisco.de/tomorrowstartshere


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BITKOM Trendkongress: Zahlen, Daten, Fakten, Service Der Kongress

Der BITKOM Trendkongress findet bereits zum dritten Mal statt. Die Veranstaltung im Jahr 2013 zählte rund 900 Teilnehmer. In diesem Jahr haben sich mehr als 1.500 angemeldet. Die Gäste erwarten spannende Keynotes, Panels, Interviews und Workshops parallel auf drei Stages: der Red Stage, der Blue Stage und der Black Stage, wobei letztere Start-ups und jungen Unternehmen vorbehalten ist. Hochkarätige Sprecher und hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Forschung werden erwartet. Gesche Joost, deutsche Internetbotschafterin bei der Europäischen Kommission, stellt sich Fragen zur Zukunft der Digitalisierung. Vordenker wie der OpenLeaks-Gründer Daniel Domscheit-Berg, der Fraunhofer IAIS-Direktor Stefan Wrobel, der Münchner Kognitionsforscher Marcus Spies, der Ex-Fußballstar und Unternehmer Gerald Asamoah oder der BITKOM-Präsident und Datev-Vorstandsvorsitzende Dieter Kempf. Außerdem werden zahlreiche CEOs namhafter Unternehmen mit Statements oder im Rahmen von Diskussionsforen auf den Bühnen vertreten sein.

www.bitkom-trendkongress.de

Revolution für die Wertschöpfung

Die Digitalisierung der Industrie und des Energiemarkts wird alles auf den Kopf stellen. Die neuen Technologien eröffnen bislang ungeahnte Chancen. Klaus Lüber / Redaktion

»Moderne Windkraftanlagen nutzen Big DataSoftware, um Wetterprognosen zu erstellen.«

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Die Start-ups

Auf dem Marketplace werden einige der neuesten digitalen Technologien gezeigt. Hier präsentieren sich Start-ups mitsamt ihren Innovationen in einer eigenen Area. Insgesamt haben sich mehr als 200 Start-ups angemeldet, um sich untereinander und vor allem mit den Großen der Branche zu vernetzen. Außerdem pitchen auf dem Trendkongress die Finalisten des Innovators' Pitch ihr Geschäftsmodell in genau drei Minuten vor dem Kongresspublikum und einer Experten-Jury. Ob Lösungen aus den Bereichen Smart Living, Mobile Payment oder Social Media, ob B2B oder B2C – beim Innovators‘ Pitch sind zukunftsfähige Ideen und disruptive Technologien gefragt. Neben Marktpotenzial und Innovationsgrad des Projekts zählt auch das Talent der Start-ups, Jury und Publikum für sich und ihre Idee zu begeistern. In der Jury sind Ulrike Hinrichs (Geschäftsführerin BVK), Andreas Lenz (Gründer t3n Magazin), Fabian Schlage (Head of Innovation and Ideas Management, Nokia), Dr. Alex von Frankenberg (Geschäftsführer High-Tech Gründerfonds), Oliver Voß (Redakteur WirtschaftsWoche), Bruno Wallraf (Partner, KPMG) und ein Vertreter des Telekom-Inkubators Hub:raum.

Fahrzeuge – mit leistungsfähigen Mini-Computern ausgestattet sind, können sie mit anderen Objekten und Menschen vernetzt werden. „In der vierten Industriellen Revolution entsteht ein cyber-physisches System. Die virtuelle Welt der Daten und die physische Welt der Maschinen werden miteinander verschmelzen“, sagt Oliver Kelkar, Head of Innovation Management bei der Porsche-Tochterfirma MHP und Teilnehmer am Panel „IT meets Industry“ des BITKOM Trendkongresses. Industrieroboter, die heute noch hinter Schutzkäfigen arbeiten, beispielsweise im Karosseriebau, werden mobiler. Kelkar: „Die Maschinen brechen aus ihren Käfigen aus, bewegen sich zunehmend frei in der Fabrikhalle, arbeiten für Menschen und mit Menschen zusammen.“ Kelkar sagt allerdings auch: „Es wäre falsch, diese Effekte bereits in unmittelbarer Zukunft zu erwarten. Wie jede industrielle Revolution vor ihr wird auch diese einige Zeit benötigen, um ihre Potenziale

ie Wertschöpfungskette ist eine Abfolge von Tätigkeiten, durch die ein Unternehmen ein Produkt entwirft, herstellt und vertreibt. Sie bestimmt den Lebenszyklus eines Produktes. Die Wertschöpfungskette, so könnte man auch sagen, bestimmt die Art und Weise, wie wir mit den industriell gefertigten Dingen unseres Alltags interagieren. Wie Über 100 Experten werden ihr Know-how finden wir die Dinge, die wir brauchen? Wo auf dem Trendkongress einbringen. Wir stellen einige von ihnen vor. kaufen wir sie? Was tun wir, wenn wir sie reparieren wollen? Was machen wir, wenn wir Markus Müller, CIO, Deutsche Telekom sie entsorgen müssen? Wohl alle großen Unternehmen denken derzeit über die Migration von der veralteten Festnetz-Telefonie in eine IP-basierte KommunikationsdiensteUnd was wäre, wenn all dies sich grundArchitektur nach. Für die Deutsche Telekom ist die IP-Migration ein Ecklegend ändert? Man stelle sich vor, Produkte pfeiler in der Konzernstrategie mit dem Anspruch, das führende europäkönnten quasi über Nacht verbessert werden, ische Telekommunikationsunternehmen zu werden. Verantwortlich ist der weil Kunden es wünschen. Bevor sie sich daInformatiker Markus Müller, zuvor McKinsey, Allianz, Dresdner Bank und rüber ärgern können, dass die Geräte kaputt europäisches Rechenzentrum. ◼ 9.30 Uhr, Blue Stage gehen, teilen sie ihrem Besitzer mit, dass sie ein neues Ersatzteil brauchen. Oder: Bereits Dr. Dirk Woywod, Head of Full ID Governance, Bundesdruckerei GmbH in der Produktion erfahren Mitarbeiter von Sicherheit und Verlässlichkeit sind entscheidende Faktoren im digitalen den Steuerungsmaschinen, wie die BeschafGeschäftsverkehr. Wie man Vertrauenswürdigkeit bewertet und Missbrauch fenheit der Einzelteile optimiert oder wie vermeidet, erklärt Dirk Woywod am Beispiel der Full ID Governance Lösung eine Schweißnaht noch besser gesetzt werden der Bundesdruckerei. Woywod, seit 2010 Bereichsleiter in der Bundesdruckerei, arbeitete zuvor bei McKinsey & Company und ist Beirat beim könnte. Was wäre also, wenn die gesamte gemeinnützigen Start-up betterplace.org. ◼ 10 Uhr, Blue Stage Wertschöpfungskette über den Lebenszyklus eines Produktes eine neue, nie gekannte Stufe der Organisation und Steuerung erreichen Bas Lansdorp, CEO, Mars One würde? Es wäre eine Revolution. Menschen bis 2025 zum Mars schicken – das ist das umstrittene Projekt Und wir befinden uns, das ist nicht übervon Bas Lansdorp. Umstritten deshalb, weil die Astronauten nicht zurücktrieben, gerade mitten darin. Industrie 4.0, kehren werden. Sie sollen stattdessen eine dauerhafte Kolonie auf dem die vierte industrielle Revolution, beschreibt Nachbarplaneten errichten. 2018 ist eine unbemannte Mission geplant. die Digitalisierung der industriellen ProdukLansdorp promovierte an der Delft University of Technology in Windenergie tion und deren Effekte auf unseren Alltag. und gründete vor Mars One das Windunternehmen Ampyx Power. Wenn Objekte – Geräte, Bauteile, Maschinen, ◼ 11 Uhr, Red Stage

Wer spricht?


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Veranstalter BITKOM

Der Trendkongress wird vom Hightech-Verband BITKOM ausgerichtet. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. vertritt mehr als 2.200 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.400 Direktmitglieder. Sie erzielen mit 700.000 Beschäftigten jährlich Umsätze von 190 Milliarden Euro, darunter 50 Milliarden Euro Exporte. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, mehr als 200 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Hardware oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen Medien oder der Netzwirtschaft tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. Mehr als drei Viertel der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, jeweils knapp zehn Prozent kommen aus sonstigen Ländern der EU und den USA, fünf Prozent aus anderen Regionen. BITKOM setzt sich insbesondere für eine innovative Wirtschaftspolitik, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein.

www.bitkom.org

Effizienzsteigerung führen. Die Unternehmensberatung McKinsey rechnet mit einer Steigerungsrate von 50 Prozent schon in den kommenden Jahren. Der BITKOM Trendkongress findet am 25. November 2014 in der STATION BERLIN Welche Rolle immer intelligentere Computer, neue Softstatt, dem ehemaligen Dresdner Bahnhof nahe dem Potsdamer Platz. Adresse: Luckenwalder Str. 4–6, 10963 Berlin, www.station-berlin.de ware-Architekturen und Sensoren tatsächlich schon heute spieAnbindung: U-Bahnhof Gleisdreieck, U-Bahnlinien U1 und U 2 len, lässt sich im Bereich der Energieeffizienz beobachten. Das Parken: Im Parkhaus Gleisdreieck stehen Parkmöglichkeiten zur Verfügung. US-Unternehmen Nest, das Anfang des Jahres für 3,5 Milliarden Einfahrt über Schöneberger Ufer, Luckenwalder Straße, Köthener Brücke. Eine US-Dollar von Google gekauft wurde, stellt ein intelligentes TherTageskarte kostet zehn Euro, das Parkhaus ist von 6 bis 22 Uhr geöffnet. mostat her, das die Raumtemperatur automatisch an die Gewohnheiten der Bewohner anpasst. Auch das Start-up Tado aus München Ansprechpartner setzt auf den Trend zur intelligenten Heizungssteuerung. Bis 2017, so Christina Ortgies, Bitkom Servicegesellschaft mbH eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Deloitte, werden in Telefon: +49.30.27576-553, c.ortgies@bitkom-service.de Europa allein 1,6 Milliarden Euro in intelligentes Energiemanagement Johanna Wohlgemuth, Bitkom Servicegesellschaft mbH im Smart Home investiert werden. Im Jahr 2012 waren es erst 618 MilTelefon: +49.30.27576-554, j.wohlgemuth@bitkom-service.de lionen Euro. Ein weiteres Beispiel für den intelligenten Einsatz von IT im Energiemarkt liefern moderne Windkraftanlagen, die auf Big-DataSoftware zurückgreifen, um Wetterprognosen zu erstellen. Diese voll zu entfalten.“ Zwar gebe es schon heute erste Anzeichen von VerMöglichkeit der softwaregestützten Vorhersage macht generell die netzung, intelligent seien die Maschinensysteme aber nur in begrenzdezentrale Steuerung von Energieflüssen möglich. Verbraucher und tem Maße. „Maschinen können noch nicht selbstständig für Materiallokale Erzeuger könnten sich in einem so genannten Smart-Micronachschub sorgen und anderen Maschinen sagen, was zu tun ist.“ Bis Grid zusammenschließen und so einen virtuellen Marktplatz für Produkte tatsächlich „sprechen“ lernen, beispielsweise um selbst ein den lokalen Stromhandel aufbauen. Aktuell wird ein solches System, Ersatzteil nachzubestellen, gibt es noch viel zu tun. Im Augenblick PeerEnergyCloud genannt, vom deutschen Forschungszentrum für hapert es noch vor allem an einer fehlenden Standardisierung und künstliche Intelligenz getestet. einer offenen Softwarestruktur. Dass all diese Entwicklungen kommen werden, das steht für ExNicht nur die industrielle Produktion, sondern auch der Energiemarkt ist im Begriff, digitalisiert zu werden. Das ist unbedingt notwenperten wie Oliver Kelkar außer Frage. Aber gerade deshalb sei es so wichtig, einen Diskurs darüber zu führen, wie wir mit diesen neuen dig, will man die Umstellung auf erneuerbare Energien meistern. Glaubt Technologien umgehen. „Die Anforderungen an den Menschen werman Experten, wird die zunehmende Interkonnektivität unserer Energiesysteme, also die Vernetzung von Angebot und Nachfrage, fossile den sich radikal ändern. Deshalb“, so Kelkar, „sollten wir schon heute Energieträger immer bedeutungsloser machen und zu einer massiven unsere zukünftige Arbeitswelt mit gestalten.“

Zeit / Ort

10.20 Uhr, Blue Stage: Industrie 4.0 und Smart Service Welt. Frank Riemensperger, Accenture 11 Uhr, Blue Stage: IT meets Industry, Diskussionsrunde 15.15 Uhr, Blue Stage: IT meets Energy, Diskussionsrunde

Marc Moebius, Geschäftsführer, Nagual Sounds Jeder Mensch ist Musiker – darauf läuft die Idee von Mark Moebius hinaus. Er hat eine Software entwickelt, die Musik aus Bewegungsdaten oder anderen Sensordaten generiert. Neben seiner Arbeit als Komponist erarbeitete Moebius eine Systematik zur Steuerung und Generation tonaler Musikstrukturen. Seine Software wandelt die Sensordaten in Midi-Informationen um, mit denen sich digitale Musikinstrumente ansteuern lassen. ◼ 11.20 Uhr, Red Stage

Prof. Dr. Stefan Wrobel, Direktor, Fraunhofer IAIS Er ist einer der wichtigsten deutschen Experten für Big Data. Der Professor für Informatik an der Universität Bonn, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS und Sprecher der „Fraunhofer-Allianz Big Data“ forscht im Bereich intelligenter Algorithmen, Systemen zur Analyse großer Datenmengen und dem Einfluss von Big Data/ Smart Data auf die Nutzung von Informationen in Unternehmen und der Gesellschaft. ◼ 14.30 Uhr, Red Stage

Daniel Domscheit-Berg, Gründer, OpenLeaks Er baute mit Julian Assange die WikiLeaks-Plattform auf und war unter dem Pseudonym Daniel Schmitt auch ihr Sprecher. Sein Buch „Inside WikiLeaks“ wurde in 23 Sprachen übersetzt. Derzeit arbeitet er an einer eigenen Plattform für Whistleblower: OpenLeaks. Domscheit-Berg ist ein Verfechter von Transparenz und dem gleichberechtigten Zugang zu Information und Wissen in einer komplexen globalisierten Welt. ◼ 11.50 Uhr, Red Stage

Thomas de Buhr, Managing Director, Twitter Deutschland Was hat Twitter in der Pipeline? Thomas de Buhr ist vor kurzem angetreten, um das Deutschlandgeschäft des in den USA sehr erfolgreichen Kurznachrichtendienstes anzukurbeln. Er war zuvor im Management Team von Google, wo er zunächst die Vermarktung von YouTube und des Google Display Netzwerks leitete, später die Zusammenarbeit zwischen Google und Markenartiklern. Seine Keynote wird mit Spannung erwartet. ◼ 16 Uhr, Red Stage

Greta Kreuzer, CFO, Cosinuss GmbH Wearables im Ohr sind das Spezialgebiet des von Greta Kreuzer mitgegründeten Start-ups Cosinuss°. Mit einem derartigen Gerät lassen sich kontinuierlich und angenehm etwa Herzfrequenz, Herzratenvariabilität, Körperkerntemperatur sowie Sauerstoffsättigung des Blutes erfassen und an ein mobiles Gerät weiterleiten. Anwendungen in Sport, Fitness, Medizin und im Arbeitsschutz sind denkbar. Greta Kreuzer war für Bosch, Yahoo! und Schreiner Group tätig. ◼ 12.20 Uhr, Black Stage

Johanna Lehmann, Director RocketX EMEA, RocketSpace Johanna Lehmann vertritt in München RocketX, die Open Innovation Abteilung von RocketSpace, San Franciscos größtem Technologiecampus mit mehr als 175 Tech-Startups. Lehmann wurde in Berlin geboren. Sie studierte Business Administration am Institut Européen d'Administration des Affaires und der Katholischen Universität Eichstätt und arbeitet seitdem international. Sie wird erläutern, warum Unternehmen unbedingt mit Start-ups zusammenarbeiten sollten. ◼ 16 Uhr, Black Stage


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Die nächste Generation Die deutschen IT Start-ups verfügen über vergleichsweise wenig Kapital. An Ideen mangelt es ihnen aber nicht.

Osia Katsidou / Redaktion

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as Bremer Jungunternehmen Ubimax entwickelt tragbare Technologien und Hardware für Augmented Reality. Besonders Smart Glasses werden laut Geschäftsführer Hendrik Witt den industriellen Alltag umfassend verändern: „Arbeiter werden relevante Informationen direkt vor dem Auge angezeigt bekommen und beide Hände für die eigentliche Arbeit frei bleiben.” Als einziger zertifizierter deutscher Partner von Google Glass wird Ubimax auf dem BITKOM Trendkongress seine tragbaren Gadgets zum Ausprobieren bereitstellen und selbst entwickelte, interaktive 3D-Hologramme präsentieren. Ubimax ist nur eines von mehr als 200 Start-ups, die beim BITKOM Trendkongress dabei sind. Unter ihnen sind auch Gründer, die auf der CeBIT im Frühjahr mit ihrem Geschäftsmodell überzeugten und so den Innovators’ Pitch gewonnen haben. Und mehr als 30 Start-ups präsentieren ihre Innovationen während der Veranstaltung auf der Black Stage den Besuchern. Dazu gehören Wearables, Produkte rund ums Smart Home oder Social-Reading-Lösungen. Eine weitere Technologie, von der sich die Besucher ein Bild machen können, ist der boomende 3D-Druck, der es ermöglicht, ganz auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene Produkte schnell selbst herzustellen. Das junge Unternehmen 3YOURMIND ist eine Ausgründung der Technischen Universität Berlin. Es erstellt mit Hilfe von Daten aus Scans oder Zeichnungen mittels 3DDruck Modelle für Kunden aus Industrie, Architektur und Städtebau. Das schnelle Aufgreifen von Trends und unternehmerische Flexibilität sind besondere Merkmale von Start-ups. „Learn fast, break things“ ist das Leitmotto der Community. Anders als der traditionelle Mittelstand entstehen Unternehmen heute nicht mehr über Familienbeziehungen, sondern rekrutieren sich aus dem Freundeskreis oder als universitäre Ausgründungen von Kommilitonen. Und sie sind mehr denn je international orientiert, suchen und finden ihre Mitarbeiter in der ganzen Welt und werden so zu wirklich globalen Unternehmen. Diese neuartigen unternehmerischen Strukturen müssen sich im Geschäftsalltag erst behaupten. Umso wichtiger ist, dass neue Ideen im IT-Bereich ausreichend gefördert und mit Kapital versorgt werden.

Die Herausforderungen bei der Finanzierung von Start-ups sind in Deutschland nach wie vor groß. Eine Start-up-Gründung benötigt laut der BITKOMGründerstudie rund 700.000 Euro. Geld, das immer noch sehr oft durch das eigene Sparbuch oder Unterstützung von Familie und Freunden aufgebracht werden muss. Gemessen am BIP wird in den USA zehnmal mehr Wagniskapital investiert als in Deutschland. So wurden im vergangenen Jahr gerade einmal 255 Millionen Euro Venture Capital in Start-ups aus der IT- und Internetbranche investiert. Und gerade bei der Wachstumsfinanzierung, also etwa dann, wenn ein erfolgreiches Start-up versucht, den Sprung zur Internationalisierung zu machen, fehlt es hierzulande noch zu oft an den dafür notwendigen höheren Beteiligungssummen. Öffentliche Förderprogramme versuchen hier anzusetzen: 2013 wurde vom Bundeswirtschaftsministerium der so genannte Invest-Zuschuss eingeführt. Er erstattet Investoren 20 Prozent ihrer Investition, wenn sie sich über drei Jahre mit mindestens 10.000 Euro an Start-ups beteiligten. Zusätzlich stehen öffentliche Gelder für die finanzielle Unterstützung von Gründungen im TechnologieBereich zur Verfügung: Speziell europäische Fördertöpfe in Form von Krediten oder öffentlichem Risikokapital, die aus insgesamt 850 Millionen Euro bestehen, werden immer größer und wichtiger. Öffentlich-private Partnerschaften wie der Hightech-Gründerfonds sind eine weitere bedeutsame Finanzierungsquelle. Der Fonds investiert 304 Millionen Euro Risikokapital in erfolgversprechende Neuunternehmen der Technologie-Branche. In den vergangenen sechs Jahren wurden so 250 Unternehmen aus der High-Tech-Branche unterstützt. Immer mehr junge Unternehmer versuchen die Erstfinanzierung ihrer Geschäftsidee via Crowdinvesting zu stemmen. Plattformen wie Companisto, Seedmatch oder Bergfürst verzeichnen ein steigendes Interesse - sowohl von Ideengebern wie von interessierten Investoren. Allerdings warnen die Anbieter, dass durch neue gesetzliche Regelungen im Zuge eines besseren Kleinanlegerschutzes diese Finanzierungsquelle für Start-ups deutlich bürokratischer und teurer werden könnte. Bis Deutschland zu einer wirklichen Start-up-Nation wird, könnte es noch ein weiter Weg sein. An fehlenden innovativen Ideen liegt das allerdings nicht.

◼ Beitrag Deutsche Telekom Kundenservice

Kunden begeistern – mit dem digitalen Service der Telekom

Gero Niemeyer Geschäftsführer Kundenservice Telekom, Deutschland

Telekommunikationskunden wünschen exzellenten Service über alle Kontaktkanäle – sei es digital oder analog, mit Berater oder in Selbstadministration. Auf jeden Fall aber nahtlos zwischen diesen Kanälen. Mit jährlich 83 Millionen Kundenkontakten macht sich mit der Telekom einer der größten Kundenservices Europas seit einigen Jahren fit für die steigenden Ansprüche in der digitalen Welt. Als erster Telekommunikationsanbieter in Deutschland hat die Telekom in 2010 mit „Telekom_hilft“ auf Twitter und Facebook den Kundenservice im Social Web eröffnet. Mit einem der größten Social-Media-Teams mit 120 Beratern bieten wir täglich allein auf Facebook über 67.000 Fans Hilfe an. Das begeistert unsere Kunden und andere Nutzer – an diese Erfolge knüpfen wir nun mit unserer Strategie „Einfacher, Besser, Integrierter“ an. Einfacher. Wie zum Beispiel die Telekom_hilft Community im Web für Privat- und Geschäftskunden. Sie kreiert mit klarer Struktur und effizienten Abläufen ein optimales Serviceerlebnis mit anderen Nutzern

und Telekom-Beratern und schafft so schnelle Lösungen für Kundenanliegen. Besser, indem wir proaktiv auf Kundenanliegen eingehen. Unsere Berater der Telekom_hilft Teams greifen Posts mit Serviceanliegen in externen Foren wie zum Beispiel gutefrage.net auf und bieten Unterstützung an. Integrierter durch die intelligente Verknüpfung aller analogen und digitalen Kundenkanäle zur optimalen Lösung eines spezifischen Kundenanliegens. Hierfür hat die Telekom z.B. in diesem November als erster Anbieter mit der Telekom_hilft App einen Service gestartet, der es erlaubt, auf dem Smartphone Text- und Videochats mit unseren Beratern zu führen. Mit „Einfacher, Besser, Integrierter“ wollen wir auch in Zukunft im Kundenservice die Standards im Markt setzen. www.telekom.com


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exploring digital horizons

◼ Beitrag KPMG

»Auch mit Rohöl könnten die wenigsten etwas anfangen« Daten sind das neue Öl – doch müssen deshalb alle Unternehmen den Rohstoff selber gewinnen? Hier liegt einer der häufigsten Fehler bei der Annäherung an Big Data, weiß man bei KPMG.

Herr Dr. Erwin, wie sehen Sie Big Data: ein Hype oder der Beginn einer nachhaltigen Entwicklung?

Dr. Thomas Erwin Partner und Leiter der Data & Analytics-Initiative, KPMG

Wir haben vor gut einem Jahr eine Studie zum Thema veröffentlicht. Danach halten 99 Prozent der befragten Entscheider weltweit das Thema ‚Data & Analytics’ für relevant. Allerdings gaben auch 97 Prozent an, hier noch nicht so weit zu sein, wie sie eigentlich sollten. Das zeigt deutlich, dass wir es mit einer nachhaltigen Entwicklung zu tun haben, die sich in den kommenden Jahren als Bestandteil der Unternehmensführung weiter etablieren wird, die aber noch ganz am Anfang steht. Zwar ist die Aufmerksamkeit für das Thema hoch, die Unsicherheit allerdings auch. Woher kommt das?

Aus unserer Sicht liegt es in erster Linie an der enormen Dynamik, die mit dem Thema einhergeht. Die technologischen Möglichkeiten, große Datenmengen in einer bisher nicht gekannten Tiefe auszuwerten, haben sich rasant weiterentwickelt. Und auch die Kosten werden immer überschaubarer: Was vor wenigen Jahren noch Investitionen in Millionenhöhe erfordert hätte, kann heute schon für niedrige sechsstellige Beträge umgesetzt werden. Das macht es für viele Unternehmen schwer, sich für einen Ansatz oder Hersteller zu entscheiden – zumal eben sehr häufig die Erfahrungswerte fehlen. Zudem wächst auch die Menge der nutzbaren Daten im eigenen Unternehmen exponentiell. Daher ist oft nicht klar, welche Daten gewinnbringend ausgewertet werden können. Wie lautet die Lösung?

Unternehmen müssen aufhören, Big Data als reine Datenmenge zu betrachten, aus der sie krampfhaft etwas ziehen wollen – frei nach dem Motto: Alle machen es, also müssen auch wir Big Data umsetzen. Vielmehr sollte sich jedes Unternehmen zunächst ganz genau überlegen, welche Fragestellungen beantwortet werden sollen und wie die Datenauswertung dabei unterstützen kann. Können Sie das etwas konkretisieren?

Ich finde hierfür die Analogie zum Öl sehr einleuchtend, da Big Data oftmals auch

als das ‚neue Öl’ angepriesen wird. Kaum jemand würde auf die Idee kommen, Rohöl zu gewinnen und zu verfeinern, nur weil der Energiebedarf im Unternehmen hoch ist. Entsprechend sollte man als Unternehmen die Bearbeitung des Rohstoffs ‚Daten’ eben auch den Unternehmen überlassen, deren Geschäftsmodell darauf beruht – beispielsweise Google, Amazon, aber auch viele kleinere Anbieter. Einen echten Mehrwert und schnelle Ergebnisse lassen sich für Unternehmen dann erzielen, wenn klar ist, bei welchen Fragestellungen die Auswertung von großen Datenmengen unterstützen soll. Welche Fragestellungen sind das?

In der Regel erhält man durch die richtige Anwendung von Analyseansätzen lohnenswerte Einblicke und damit einen Mehrwert bei Themen wie Wachstum, Risiko und Kosten. Also beispielsweise, wie sich Kosten innerhalb bestehender Prozesse reduzieren lassen oder wie der Umsatz pro Kunde gesteigert werden kann. Wer diese Fragen nicht selbst für sich definieren will, kann natürlich auch ergänzend schauen, welche Fragen andere schon stellen. Es existieren ja bereits einige Ansätze im Markt, beispielsweise bei der Kundenanalyse oder auch im Umfeld der steuerlichen Compliance. Wer potenzielles Neuland betreten möchte, kann natürlich in einem ersten Schritt auch schon mal mit Data Mining-Ansätzen auf Rohdaten nach Mustern suchen und damit möglicherweise auf Fragen stoßen, an die man sonst gar nicht denken würde – das berühmte ‚Wir wissen nicht, was wir nicht wissen’. Wie auch immer die Menge der ‚richtigen’ Fragen zu Stande kommt – ausgehend von der jeweiligen Fragestellung kann man dann entscheiden, welche Auswertungsverfahren geeignet sind. Auf diese Weise wird schnell klar, welche Daten benötigt werden und auf einmal ist der Zugang zu Big Data einfach und systematisch. Vorher hat man schlicht den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Dieser einfache Zugang zum Thema ist deshalb wichtig, da man die eigentlichen Herausforderungen erst sieht, wenn man ausprobiert, in welcher Weise die Erkenntnisse, die man aus der Analyse von Big Data erhält, im Unternehmen umgesetzt werden können.

Was sind das für Herausforderungen?

Es gilt, die enormen Datenmengen nicht nur zu verwertbaren Erkenntnissen zu verdichten, sondern diese anschließend in bestehende Unternehmensabläufe zu integrieren. So einfach das in der Theorie klingen mag – in der Umsetzung ist es mit Abstand der schwierigste Teil. Denn die Mitarbeiter müssen mit den neuen Informationen umgehen können. Inwiefern?

Nehmen Sie die Überwachung von Risiken als Beispiel: Ein monatlicher Report kann leicht ignoriert werden. Wenn es einem Unternehmen allerdings gelingt, ein System aufzubauen, das den Mitarbeiter nicht nur zeitnah über kritische Themen informiert, sondern diese auch mit einem konkreten Workflow verbindet, ist er auf einmal persönlich aufgefordert, zu agieren – und zwar für alle im Unternehmen transparent nachvollziehbar. Hierfür bedarf es neben Training für die Mitarbeiter auch angepasste Prozesse, sonst erleben Sie schnell Überforderung oder sogar Ablehnung. Da dies bekanntlich kein einfaches Thema ist, sehen wir, wie sich zunehmend ein Markt für Outsourcing entwickelt. Welche Prozesse werden ausgelagert?

Interessanterweise sind es mehr als die Analysen. Viele unserer Mandanten lassen sich nicht nur quartalweise, monatlich oder sogar wöchentlich Analysen von spezialisierten Anbietern liefern, sondern die entsprechenden Handlungsempfehlungen gleich mit. Unter Umständen wird auch die Umsetzung dieser Empfehlungen ebenfalls fremdvergeben. Ist das nicht eine originäre Aufgabe des Managements?

Nicht zwangläufig. In bestimmten Bereichen kann es durchaus Sinn machen – etwa in den klassischen Führungs- und Unterstützungsprozessen wie Einkauf, Personal, IT oder auch Finanzen. Hier sehen wir aktuell eine Vielzahl von denkbaren Szenarien, die aber natürlich individuell für jedes Unternehmen hinterfragt werden müssen. www.kpmg.de


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in|pact media Verlag

◼ Beitrag SAP SE

Industrie 4.0 – Herausforderung und Chance für die deutsche Wirtschaft

Michael Kleinemeier President Middle and Eastern Europe, SAP SE

Im Privatleben ist diese Tatsache schon seit vielen Jahren allgegenwärtig: Durch das Internet verschmelzen reale und virtuelle Welt. Neu ist, dass diese Entwicklung zusehends auch Einzug in industrielle Prozesse hält. Hier bahnt sich der nächste technologische Quantensprung an. Das Stichwort lautet Industrie 4.0. Diese vierte industrielle Revolution verknüpft Fertigung und Informationstechnologie, indem zum Beispiel auf der vertikalen Ebene Maschinen, Produktionsanlagen und Lagersysteme zunehmend Informationen untereinander austauschen, Aktionen initiieren oder sich selbst steuern. Und das ist nur der Anfang: Horizontal lassen sich diese Systeme nahtlos zur Lieferkettensteuerung oder für verbesserte Wertschöpfungsketten nutzen. Möglich macht dies alleine die stetig fortschreitende Vernetzung. Die Erwartungshaltung an Industrie 4.0 ist enorm. Experten versprechen sich spürbare volkswirtschaftliche Effekte, sie erwarten für Deutschland ein zusätzliches Wertschöpfungspotenzial von rund 78 Milliarden Euro bis zum Jahr 2025. Keine Frage, Industrie 4.0 verändert das gesamte Ökosystem aus Mensch, Technik und Organisation. Als Fabrik der Zukunft stellt etwa eine Smart Factory eine Produktionsumgebung zur Verfügung, in der sich Fertigungsanlagen und Logistiksysteme auf Basis so genannter cyber-physischer Systeme weitgehend selbst organisieren. Geschäftsprozesse werden dadurch insgesamt flexibler, und Fertigungsketten lassen sich als kooperierende Wertschöpfungsketten über mehrere Unternehmen hinweg optimieren.

Der Wandel erstreckt sich auch auf das Verständnis von Produkten: Sie werden „hybrid“. Automobilhersteller bieten dann nicht mehr nur Fahrzeuge, sondern Mobilität als Service an. Autos melden Störungen und Wartungsbedarf selbst, Reparaturaufträge laufen automatisiert ab. Möglich macht das die Verknüpfung von Herstellern, Fahrern und Werkstätten mit dem Ziel eines gemeinsamen Service-Managements. Industrie 4.0 braucht qualifiziertes Personal Neben der Technologie steht aber auch der Mensch stets im Fokus: Gebraucht werden qualifizierte Ingenieure und IT-Spezialisten. Für sie sind einerseits entsprechende Aus- und Weiterbildungsangebote zu schaffen, andererseits aber auch Karrierewege und Jobprofile neu zu definieren. Denn in der Qualifizierung liegt der Schlüssel zum erfolgreichen Aufbruch in die Industrie 4.0. Die wohl größte Chance durch die vierte industrielle Revolution liegt aber wohl darin, dass sich mit ihr der Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig stärken lässt – damit dieser auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt. Diese Chance sollten wir nicht ungenutzt verstreichen lassen.

www.sap.de

Der siebte Sinn

12.20, Black Stage: „Rethink Wearables“, Diskussionsrunde

Mit den so genannten Wearables erreicht die Digitalisierung eine neue Evolutionsstufe.

Klaus Lüber / Redaktion

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in Ingenieur installiert die Elektronik in einem Flugzeugcockpit. Mit beiden Händen tastet er über Kabelstränge und prüft die Verbindungen einzelner Anschlüsse. Ein kurzer Blick nach rechts oben, und er kann mit den Plänen abgleichen, ob alles korrekt verlegt ist. Ein kleiner Bildschirm, eingearbeitet in den Rahmen einer Datenbrille, spielt ihm die Informationen ein. Spätestens seit der Entwicklung von Google Glass ist der Trend klar auszumachen: Die direkte Verknüpfung der menschlichen Sinnesorgane mit der digitalen Welt rückt näher. So genannte „Wearebles“, also direkt am Körper angebrachte Kleinstcomputer und Sensoren, erleichtern die Verbindung mit dem Computer und eröffnen zahlreiche neue Anwendungsbereiche. „Besonders gewinnbringend ist der Einsatz von Datenbrillen schon heute im industriellen Bereich“, erklärt Hendrik Witt, Chef von Ubimax und Teilnehmer des Trendkongress-Panels „Rethinking Wearables“. „Informationen sind erstmals im direkten Zugriff vor dem Auge und beide Hände bleiben frei für die eigentliche Arbeit – ein signifikanter ergonomischer und ökonomischer Mehrwert für Mensch und Unternehmen.“ Doch auch in unserem Alltag sind Wearables längst angekommen. Zwar weniger in Form von Datenbrillen, Google Glass ist bislang noch nicht für den Massenmarkt zugänglich, sondern zum Beispiel in Gestalt stylischer Armbänder und Uhren. Aktuell sammeln die Gadgets

vor allem Körperdaten, zum Beispiel die Herzfrequenz, und tragen dazu bei, die so genannte „Selbstvermessung des Menschen“ voranzutreiben, wie es der Soziologe Stefan Selke ausdrückt, der sich in seinem aktuellen Buch „Lifelogging“ intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. Selke sieht ein enormes Potenzial, sowohl ökonomisch im Sinne einer Vielzahl neuer Dienstleistungen, besonders im Health Care Segment, als auch im Sinne eines Aufbrechens von Deutungshoheiten: etwa, wenn Patienten mit den neuen Geräten die Möglichkeit haben, persönliche Gesundheitsdaten zu sammeln und sich beispielsweise über die Wirkung von Medikamenten auszutauschen statt sich ausschließlich auf die Expertise von Ärzten zu verlassen. Sensoren lassen sich auch in die Kleidung integrieren, etwa als Notfall-App oder um Körpertemperatur, Beschleunigung oder den pH-Wert der Haut, der als Indikator für Dehydrierung gilt, zu messen. Interessant ist das schon jetzt für ältere Menschen. Fast drei Viertel der über 65-Jährigen sind offen für ein aktives Gesundheitsmanagement durch digitale Technologien, so eine Umfrage des Beratungs- und Technologie-Dienstleisters Accenture. In naher Zukunft können Sensoren sogar im Körper selbst aktiv werden. Im Jahr 2012 wurde die erste elektronische Pille des Unternehmens Proteus Digital Health zugelassen. Mittels eines Sensors werden Signale aus dem Mageninneren zu einem Empfänger außerhalb des Körpers gesendet. Auf Basis dieser Rückmeldungen soll die Dosierung von Medikamenten in Zukunft besser überwacht werden können.


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exploring digital horizons

12.20, Blue Stage: „IT meets Automotive“, Diskussionsrunde

»Fahr schon mal den Google vor...« Vernetzte Technik revolutioniert das Automobil. Neuwagen werden sich gegenseitig vor Verkehrsgefahren warnen. Bald werden sie ohne Fahrer auskommen.

Frank Erdle / Redaktion

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ine Ankündigung versetzt die Automobilbranche derzeit in Aufregung: „Deutlich vor 2021“, so verkündete der Google-Europamanager Jens Redmer im Oktober, will der Internetkonzern aus dem Silicon Valley ein serienreifes Automobil auf die Straße bringen. Der Clou: Das Gefährt soll seine Passagiere vollständig autonom ans Ziel bringen. Niemand muss lenken, bremsen oder schalten. Eine spannende Debatte ist garantiert, wenn es auf dem BITKOM Trendkongress heißt: „IT Meets Automotive“. Außer Google werden die Premiummarken BMW und Audi sowie der Elektroauto-Pionier Tesla vertreten sein. Knapp 130 Jahre nach der Erfindung des Automobils steht die Fahrzeugbranche vor einer weiteren Revolution. Die Digitalisierung hält Einzug in die Fahrzeuge und damit auch das Internet mit all seinen Funktionen von Navigationssystemen über aktuelle News aus sozialen Medien bis zu Hotel- und Restauranttipps für das Reiseziel. Gesteuert werden die Dienste komfortabel per Fingerstrich auf dem Smartphone oder über ein Touchpad im Auto. Der Verband der Automobilindustrie VDA erwartet, dass 2016 bereits 80 Prozent aller Neuwagen komplett vernetzt sein werden. Zusätzliche Serviceangebote wie automatische Software-Updates und eine ständige Online-Verbindung mit der Werkstatt verbessern nicht nur die Sicherheit,

sie vermeiden auch unnötige Reparaturkosten und wirken sich positiv auf die Umweltbilanz aus. Schon bald soll die Car-to-Cloud-Kommunikation gewährleisten, dass alle Fahrzeuge über LTEFunk oder WiFi in ständigem Kontakt mit den Leitzentralen und anderen Verkehrsteilnehmern stehen, um Staus zu verhindern, und das Unfallrisiko zu verringern. Vorreiter in Sachen Fahrzeugvernetzung sind deutsche Hersteller wie Audi („Audi connect“) oder BMW („ConnectedDrive“), die bereits vielversprechende Prototypen für das autonome Fahren entwickelt haben. Kein anderes Thema beschäftigt die Branche so intensiv wie das selbstfahrende Auto. Wer dabei technologisch und betriebswirtschaftlich das Steuer übernimmt und wer sich womöglich langfristig mit einem Beifahrersitz bescheiden muss, ist noch keineswegs entschieden. Hinzu kommt, dass sich die erfolgsverwöhnten Autohersteller auf diesem neuen Feld mit selbstbewussten IT-Giganten messen müssen, die an weitaus schnellere Innovationszyklen gewöhnt sind. So drängt neben Google mit seiner Plattform „An-

droid Auto“ auch Apple mit seinem auf iPhone-Nutzer zugeschnittenen Bedienkonzept „Car Play“ ins Cockpit. Die Prognosen für die vernetzte Autozukunft sind mehr als verlockend: Einer aktuellen McKinsey-Studie zufolge wird sich der weltweite Markt für Connectivity-Komponenten und -Dienste bis zum Jahr 2020 mehr als verfünffachen – von aktuell rund 30 Milliarden auf 170 Milliarden Euro. Audi, BMW & Co. tun also gut daran, in ihren Entwicklungsabteilungen Gas zu geben, wenn sie beim Thema Connected Car auf der Überholspur bleiben wollen. Der Innovationsdruck nimmt dabei weiter zu: Da immer weniger Stadtbürger ein eigenes Auto kaufen, müssen neue Erlösquellen gesucht werden. So hat Daimler unlängst das erfolgreiche Hamburger Startup MyTaxi übernommen, und die Stuttgarter sind ähnlich wie BMW („DriveNow“) mit einer eigenen Fahrzeugflotte im Wachstumsmarkt Car-Sharing vertreten. Neben dem vernetzten Auto wird so auch die vernetzte Mobilität für einen weiteren Digitalisierungsschub in der Automobilbranche sorgen.

Ihr Wegweiser für Geschäftschancen im digitalen Zeitalter! Wie bewerte ich digitale Szenarien in meinem Unternehmen und wie plane ich deren Umsetzung? Welche Fähigkeiten werden benötigt, um digitalisierte Strategien und Prozesse realisieren zu können? Der Digital Navigator ist ein Instrument zur Planung und nachhaltigen Umsetzung der digitalen Transformation und unterstützt Unternehmen bei der • Systematischen Bewertung digitaler Szenarien und Handlungsfelder • Schaffung von Transparenz über mögliche Auswirkungen für Geschäftsbereiche und -prozesse • Identifikation von Fähigkeiten, die für die digitale Transformation benötigt werden • Bewertung von Alternativen und die Planung einer Roadmap zur Umsetzung

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„The best way to predict the future is to create IT.“ Alan Kay

Business Intelligence. Mobile Payment. Eine Plattform. Die Revolution startet auf: www.zahlz.com


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