NOVEMBER 2011
Leben mit Diabetes Risiken, Vorbeugung, Behandlung
Forschung
Diabetes 2.0
Prävention
Aktuelle Erkenntnisse
Zukunft E-Patient
Kinder & Diabetes
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»Leben mit Diabetes« ist eine unabhängige Publikation des in|pact media Verlags und erscheint als Beilage in der ZEIT.
2.–4. MÄRZ 2012, MÜNSTER Zertifizierter Fachkongress, Ausstellung und angeschlossener Patiententag Neurologentag, Samstag, 3. März 2012
www.diabetes-messe.com
· Diabetes mellitus und zentrales/peripheres Nervensystem Vorsitz: Herr Prof. Dr. Ringelstein, Münster
Therapien des Diabetes mellitus im demographischen Wandel · Prävention des Diabetes · Nationale Perspektive Diabetes mellitus · Adipositas · Diabetes Colloquium · Update Folgekrankheiten · Diabetologie 2020
Wissenschaftliche Leitung Prof. Dr. med. Karin Hengst, Dr. med. Reinhold Gellner Universitätsklinikum Münster Prof. Dr. med. Peter E. H. Schwarz Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden
Referenten (u. a.) Herr Prof. Dr. Mehnert, München Frau Prof. Dr. Eter, Münster Herr Prof. Dr. Ringelstein, Münster
Veranstalter Messe und Congress Centrum Halle Münsterland GmbH Albersloher Weg 32 48155 Münster
Sponsoren und zertifizierende Partner
ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE
DEUTSCHER DIABETIKER BUND Landesverband Nordrhein- Westfalen e.V.
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GRUSSWORT
Liebe Leserinnen, liebe Leser, Diabetes mellitus ist aufgrund seiner Häufigkeit und kostenintensiven Akut- und Folgekomplikationen eine bevölkerungsmedizinisch und volkswirtschaftlich bedeutsame Volkskrankheit. Sie stellt unser Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. In Deutschland leben derzeit etwa 6 Millionen Erwachsene mit einer diagnostizierten Zuckerkrankheit. Mit steigender Tendenz. Diese Entwicklung lässt sich nicht durch genetische Veranlagung und nicht ausschließlich durch die »Alterung« der Bevölkerung erklären. Vielmehr spielt die zunehmende Verbreitung der klassischen Risikofaktoren wie Übergewicht, Fehlernährung und Bewegungsmangel, für einen Typ 2-Diabetes eine maßgebliche Rolle. Daniel Bahr Bundesminister für In einem gewissen Maße dürfte die Zunahme des Diabetes aber auch auf verbesserte BehandlungsGesundheit möglichkeiten und Überlebenschancen zurückzuführen sein. So hat sich die Versorgungssituation von Diabetikern, angefangen bei der Diagnostik über die Therapie bis hin zur Einführung innovativer Behandlungsoptionen und -strategien, in den letzten Jahren deutlich verbessert. Einen besonderen Handlungsbedarf sehe ich bei der Prävention des Diabetes. Wir wissen heute, dass der Typ 2Diabetes für eine wirksame Prävention geradezu prädestiniert ist. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichender Bewegung und ausgewogener Ernährung ist die beste Vorbeugung. Damit kann nicht nur die Zahl der Neuerkrankungen gesenkt und der Krankheitsverlauf verbessert werden. Gesundheitsbewusstes Verhalten kann die Gefahr von diabetischen Folgekomplikationen verringern oder zumindest verzögern. Erfolgreiche Prävention erfordert zuverlässige Informationen, ein qualitativ hochwertiges Versorgungssystem und ein gesundes Maß an Eigenverantwortung und Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung. Aus diesen Gründen plant die Bundesregierung, die gesundheitliche Prävention mit neuen Schwerpunkten zu intensivieren. Durch eine stringente Steuerung der eingesetzten Ressourcen sollen Menschen aller Altersgruppen hierfür gewonnen werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine effiziente Prävention die Basis für den dauerhaften Erhalt der bevölkerungsbezogenen Gesundheit, unserer volkswirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und vor allem der individuellen Lebensqualität ist. Ihr Daniel Bahr
INHALT
Seite 4 Die neue Bedrohung
Seite 8 Diabetes 2.0
Seite 12 Stichwort: Diabetes
Seite 14 Genuss ohne Reue
Wichtige Anlaufstellen
Ernährung
Diabetes auf dem Vormarsch
Modernes Krankheitsmanagement mit ITK
Seite 6 Nobelpreise zu gewinnen
Seite 10 Gesund trotz Diabetes?
Seite 14 »Kein Honigschlecken«
Seite 15 Nicht mehr, richtig essen
Interview mit Dr. Viktor Jörgens
Folgekrankheiten vermeiden
Kolumne von Marie Fink
Typ 2-Diabetes bei Kindern
Seite 7 Lebensqualität trotz Diabetes
Seite 11 Mit der Pflicht kommt die Kür
Gutes Essen, Sport, Gemeinschaft
Patientenverantwortung steigt
Hinweis: Alle nicht mit dem Zusatz »Redaktion« gekennzeichneten Beiträge sind Auftragspublikationen und damit Anzeigen.
Impressum
in|pact media GmbH Torstraße 227 D-10115 Berlin T +49 (0) 30 250 40 -830 F +49 (0) 30 250 40 -839 E redaktion@inpactmedia.com www.inpactmedia.com
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PROJEKTLEITUNG Katharina Rennert
Chefredaktion Mirko Heinemann (V.i.S.d.P)
IllustrationEN Beatriz Morales www.beatrizmorales.com
Art Direction Christian Schneider
Layout Katharina van der Mee
AUTOREN Marie Fink, Philipp Grätzel von Grätz, Jürgen W. Heidtmann, Mirko Heinemann, Klaus Lüber, Dr. Ulrike Schupp, Sabine Philipp
ANZEIGENVERKAUF Katharina Rennert Druck Axel Springer Druckhaus Essen-Kettwig Geschäftsführung Edi Karayusuf, Sara Habibi Isfahani
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in|pact media Verlag
Die neue Bedrohung Diabetes mellitus ist weltweit auf dem Vormarsch. Eine Mitschuld tragen die veränderten Lebensgewohnheiten
Klaus Lüber / Redaktion
G
äbe es einen – zugegeben etwas makabren – Preis zu verleihen an die wahrscheinlich gefährlichste und zugleich am meisten unterschätzte Krankheit der modernen Welt, man müsste nicht lange nach einem Kandidaten suchen: 347 Millionen Menschen weltweit, allein sechs Millionen in Deutschland, leiden mittlerweile am Diabetes mellitus, Tendenz steigend. Gene könnten eine Rolle spielen, Viren auch, die Art, wie wir uns ernähren. Es kann junge Menschen treffen, alte Menschen, dicke oder dünne. Die Krankheit kann plötzlich kommen oder sich über Jahre schleichend entwickeln. Der Diabetes, so sagen Experten, ist oftmals ein stiller Killer. Diabetes mellitus (lat./gr. »honigsüßer Durchfluss«), auch Zuckerkrankheit, ist eine variantenreiche chronische Stoffwechselstörung, deren am weitesten verbreitete Ausprägung, der sogenannte Diabetes mellitus Typ 2, sich in der zunehmenden Unfähigkeit des Körpers zeigt, Nahrung effizient zu verwerten. Traubenzucker (Glukose), einer der Haupt-Energielieferanten, wird nicht mehr korrekt abgebaut und verbleibt im Blut. Auslöser dieser Fehlfunktion ist eine Unempfindlichkeit des Organismus gegenüber Insulin, einem Hormon der Bauchspeicheldrüse, das den Zuckerabbau auslöst. Zum Problem wird diese oft angeborene Insulinresistenz sehr oft in Kombination mit bestimmten Risikofaktoren, allen voran eine kalorien- und zuckerlastige Ernährung und massiver Bewegungsmangel. Denn dann beginnt ein Teufelskreis aus stetig hohem Blutzuckerspiegel, steigendem Insulinpegel, zunehmender Resistenz und unverhältnismäßigem Nahrungsnachschub. Bis ein inzwischen übergewichtiger bis fettleibiger Körper schließlich erschöpft die Insulinproduktion herunterfährt und der Glukosegehalt im Organismus kontinuierlich ansteigt. Das Blut verwandelt sich in eine zuckrige Pampe, der Urin buchstäblich in einen »honigsüßen Durchfluss«, der Stoffwechsel in den eines DiabetesKranken. Es ist die Zivilisationsfolge Übergewicht, so könnten man auch sagen, die den Typ 2-Diabetes zu einer gefährlichen Zivilisationskrankheit werden lässt. Denn bislang war ein Rückgang des Insulinlevels vor allem eine Alterserscheinung und die resultierende Stoffwechselstö-
rung als »Alterszucker« bekannt – ein lästiges, aber kontrollierbares Phänomen. Diese Situation hat sich mit der massiven Zunahme von Fettleibigkeit in der Bevölkerung grundlegend geändert. Allein hier in Deutschland sind nicht nur mittlerweile erschreckende 66 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen übergewichtig bis fettleibig (adipös) – vor allem der Anteil an Jugendlichen unter 18 Jahren steigt rasant: laut Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE) in den letzten zehn Jahren um acht Prozent. Besonders perfide: Übergewicht scheint vor allem ein Problem der Geringverdiener zu sein. Mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen, so die Statistik des GBE, sinkt auch der Anteil der übergewichtigen beziehungsweise adipösen Männer und Frauen. Genau dies macht den Diabetes mittlerweile auch zu einem ernst zu nehmenden globalen Gesundheitsproblem. Erst Ende September tagte ein High-LevelMeeting der UN, um unter anderem die Auswirkungen der vermeintlich westlichen Seuche Zuckerkrankheit auf Entwicklungs- und Schwellenländer zu diskutieren. Die erschreckende Erkenntnis: Die Zahl der Krankheitsfälle steigt weltweit rapide an und trifft vor allem ärmere Bevölkerungsschichten. Bis 2030, so die Prognose der UN-Experten, wird sich die Zahl der Diabetes-Patienten allein im Mittleren Osten, in Indien und Afrika mehr als verdoppeln. Die WHO warnt vor einer neuen Welle der Armut, jedes Jahr würden schätzungsweise 100 Millionen Menschen durch die teure Behandlung in den Ruin getrieben und die labilen Gesundheitssysteme der Schwellenländer extrem belastet. Das liegt vor allem im Mechanismus der Krankheit selbst begründet. Denn so schleichend und unauffällig die Stoffwechselstörung zunächst beginnt – ein leicht erhöhter Blutzuckergehalt bewirkt keine unmittelbaren körperlichen Symptome – so gravierend können die Langzeitfolgen der Diabetes sein. Das überzuckerte Blut verstopft die Adern und führt zu Schlaganfällen, Herzinfarkten, Nierenversagen und Blindheit. Auch das Nervensystem wird geschädigt, selbst kleinste Beinverletzungen können zu Wundbrand und Fäulnis führen, weil der Betroffene nichts spürt. Im Extremfall droht Amputation. Damit es nicht soweit kommt, müssen die Betroffenen behandelt werden, und die Kosten einer professi-
onellen Diabetes-Therapie sind enorm. Auf gigantische eine Trillion US-Dollar hat sie das Weltwirtschaftsforum für das Jahr 2009 jüngst geschätzt – für Entwicklungsund Schwellenländer ein ökonomisches Desaster. An Möglichkeiten der medizinischen Versorgung von Diabetes mangelt es uns hierzulande zwar nicht. Wohl aber an Aufklärung über die Mechanismen der Krankheit. Da die Stoffwechselstörung relativ problemlos über die Gabe von Insulin zu kontrollieren ist, entweder in Tablettenform oder als Injektion, wissen immer noch viel zu wenige Betroffene über die Ursachen und Folgen ihrer Erkrankung Bescheid. Hinzu kommt, dass Diabetes in der öffentlichen Wahrnehmung oft überrepräsentiert ist durch die eigentlich wesentlich seltenere aber weitaus spektakulärere Typ 1-Variante, einem Autoimmundefekt, der die Produktion von Insulin in der Bauchspeicheldrüse stoppt. Dieser tritt vor allem bei jungen gesunden Erwachsenen auf und dort relativ spontan. Weder haben die Betroffenen irgendetwas »falsch gemacht«, noch kann man von einer massiven erblichen Vorbelastung sprechen. Es kann, so Experten, »buchstäblich jeden treffen«. Ganz anders jedoch im Falle des Typ 2-Diabetes. Nach allem, was man heute weiß, ist die Krankheit zu einem gewissen Maß vom Erkrankten selbst verschuldet und hätte bei vielen Betroffenen schon im Vorfeld vermieden werden können. Etwa durch die Abkehr von jener fatalen Mischung aus zu fetter und zu süßer, Nahrung, Alkohol und Zigaretten gepaart mit Bewegungsmangel, einer mittlerweile als »westlicher Lebensstil« berüchtigten Kombination von krank machenden Verhaltensweisen. Und nicht nur das: Selbst viele an Diabetes Erkrankte können sich noch erfolgreich selbst therapieren, indem sie ihre Ernährung radikal umstellen und beginnen, Sport zu treiben. Trotz allem bleiben noch viele Fragen offen: Warum erkranken auch dünne Menschen an Typ 2 Diabetes? Welche Rolle spielen dabei die Gene? Und welche Mechanismen genau stecken hinter Typ 1, der junge Erwachsene von einem Tag zum andern zum lebenslangen Insulinspritzen verurteilt? Der medizinische Fortschritt, bleibt zu hoffen, wird hier bald neue, wichtige Erkenntnisse bringen.
»Die Langzeitfolgen des Diabetes können gravierend sein«
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LEBEN MIT DIABETES
— Unternehmensbeitrag HERZ- UND DIABETESZENTRUM NRW, BAD OEYNHAUSEN —
Arteriosklerose: Patienten profitieren von der Zusammenarbeit von Diabetologie und Kardiologie Die Gefahr eines erhöhten Blutzuckerspiegels für die Gesundheit des Herzens wird oft unterschätzt, denn viele Menschen ahnen nicht, dass Diabetes vor allem das Herz und die Gefäße bedroht. Die Erkrankung wird oft trivialisiert und noch immer zu spät erkannt – meist mit verheerenden Folgen. Denn bei Störungen im Zuckerstoffwechsel schreitet die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) beschleunigt voran, da die verschlossenen Arterien in den Beinen oder anderen Körperregionen nicht ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Der Betroffene spürt die Beschwerden der Arteriosklerose kaum, weil Diabetes das Schmerzempfinden beeinträchtigt. Sind aber auch jene Schlagadern betroffen, die das Herz oder Gehirn versorgen, ist die Gefahr, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden um ein Vielfaches erhöht. Nicht selten wird daher
Diabetes oft erst diagnostiziert, wenn eines dieser akuten Ereignisse auftritt. MODERNSTE DIAGNOSETECHNIK RETTET LEBEN Um die Diagnose und den Heilungsprozess bei Gefäßerkrankungen und deren Folgen nachhaltig zu beeinflussen, arbeiten im Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen (HDZ NRW) Diabetologen und Kardiologen eng zusammen. Gemeinsam wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Diethelm Tschöpe, Direktor des Diabeteszentrums und Prof. Dr. Dieter Horstkotte, Direktor der Klinik für Kardiologie, eine spezielle Diagnose- und Behandlungseinheit geschaffen. Für die Diagnose von Arteriosklerose liefert eine Blutdruckmessung an den Fußknöcheln und Armen beispielsweise erste Aussagen darüber,
welche Gefäße betroffen sind. Eine anschließende Angiographie, also ein sogenanntes bildgebendes Verfahren, gibt dann genaue Auskunft über den Grad der Gefäßverengung. Hier kommt im HDZ NRW mordernste Technik zum Einsatz: Mittels einer genauen 3D-Ganzkörper-Darstellung können Verengungen und Verkalkungen aller Gefäße besonders gut sichtbar gemacht werden. Dank einer integrierten Ultraschallund Computertomographietechnik ist eine wesentlich schnellere und besonders schonende Diagnose und Therapie für die Patienten möglich. Durch zeitgleiche Kombinationseingriffe an den Herzkranz-, Arm- und Beingefäßen oder der Halsschlagader bleibt die Belastung durch Kontrastmittel und Röntgenstrahlung sehr gering. Auch eine diagnostische, meist unangenehme, Untersuchung mit dem Herzkatheter ist in vielen Fällen
nicht mehr notwendig. Durch die Kombination von Diabetologie und Kardiologie bei dieser Diagnoseeinrichtung kann bereits unmittelbar im Anschluss an die Untersuchung eine kardiologische Therapie durchgeführt werden: Betroffene Gefäße werden entweder aufgedehnt oder es wird zusätzlich eine Gefäßprothese (Stent) eingesetzt. Sehr stark verkalkte Arterien können im gleichen Arbeitsschritt punktgenau beispielsweise mittels Laserkatheter wieder eröffnet werden. Eine frühzeitige Diagnose kann Leben retten: Wird Arteriosklerose festgestellt und umfassend behandelt, kann einem Herzinfarkt oder Schlaganfall wirkungsvoll vorgebeugt werden. Diabetiker sollten sich also regelmäßig angiologisch untersuchen lassen. www.hdz-nrw.de
Medizinische Kompetenz und menschliche Nähe Das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, ist eine der international führenden Einrichtungen zur Diagnose und Therapie von Herz-, Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Weit über 100.000 erfolgreich durchgeführte herzchirurgische Operationen dokumentieren diese große Erfahrung. Besonders für Diabetiker mit Herz- und Gefäßleiden ist das HDZ NRW eine der ersten Adressen. Das Universitätsklinikum ist bekannt für seine herausragende medizinische Expertise. Es bietet jährlich über 35.000 Patienten eine exzellente Versorgung und außergewöhnlichen Komfort.
Das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Zahlen Herztransplantationen gesamt.............................................. über 1.800 Herzunterstützungssysteme gesamt .................................... über 2.000 Herzschrittmacher/Defibrillatoren p.a. ............................. über 10.500 Herzkatheter-Untersuchungen p.a. ................................... über 5.000 Spezialversorgung für Diabetespatienten • • • •
Behandlung aller Diabetes-Typen und Folgeerkrankungen Integrierte Therapie von Herzkrankheiten und Diabetes Wundheilung/Diabetisches Fußsyndrom Endokrinologie/Gastroenterologie
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen Georgstraße 11 - 32545 Bad Oeynhausen - Tel.: +49 (0) 5731/97-0 E-Mail: info@hdz-nrw.de - www.hdz-nrw.de
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»Zwei Nobelpreise zu gewinnen« Dr. Viktor Jörgens, Executive Director der Europäischen Gesellschaft für Diabetesforschung, über die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft
Interview: Sebastian Schnabel / Redaktion
hineinwirft, und hinten käme die Pathogenese heraus. So einfach ist das leider nicht.
Herr Dr. Jörgens, weiß man inzwischen, was Diabetes auslöst? Was den meisten Menschen kaum klar ist: Weder Typ 1- noch Typ 2-Diabetes sind bislang in ihren Ursachen erforscht. Wir können heute den Blutzucker unter Kontrolle halten und so die Folgeschäden minimieren. Dafür stehen mittlerweile viel mehr Substanzen zur Verfügung als früher, als es nur Insulin und Sulfonylharnstoffe gab. Aber mit diesen Mitteln beeinflussen wir nicht den Krankheitsverlauf selbst.
Welche Rolle spielen Stammzellen? Die überzogenen Hoffnungen, Diabetes in Kürze mit Stammzellen heilen zu können, haben sich nicht erfüllt. Forscher können einzelne Zellen herstellen, aber die Langerhans-Inseln, die Insulin produzieren, sind ein sehr komplexes Organ aus vielen verschiedenen Zelltypen, die miteinander kommunizieren. Es wird sehr schwer sein, sie künstlich herzustellen.
Wie ist der derzeitige Erkenntnisstand? Die Ursachen der verschiedenen Formen des Diabetes sind unbekannt. Daran wird seit Jahren geforscht, und dies ist auch in Zukunft unser großes Ziel. Das ist ein hoch spannender Prozess, bei dem noch zwei Nobelpreise verliehen werden können: für jede Diabetesform mindestens einen. Wobei wir davon ausgehen, dass zumindest Typ 2-Diabetes nicht ein, sondern mehrere verschiedene Krankheitsbilder beinhaltet.
Die Genforschung konnte zumindest neue Sichtweisen eröffnen... ...aber die Krankheit Diabetes ist unglaublich komplex. In Europa haben beispielsweise die Sarden und die Finnen am häufigsten Typ-1-Diabetes. Das sind ganz verschiedene Völker, deren Gene sich sehr stark unterscheiden. Den Europarekord für das Auftreten des Typ2-Diabetes halten die Malteser, den Weltrekord die PimaIndianer in den USA. Nur die Zusammenarbeit in der Forschung zwischen Epidemiologie, Genetik und Stoffwechselforschern wird dies eines Tages erklären können.
Welche Theorien gibt es? Die verschiedenen Einflussfaktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel begünstigen Typ 2-Diabetes, aber die genetische Disposition ist die entscheidende Voraussetzung. Das zeigen die familiären Häufungen des Diabetes. Eineiige Zwillinge bekommen beispielsweise fast immer beide Typ 2-Diabetes. Derzeit gibt es zum Beispiel bezüglich der Ursache des Typ 1-Diabetes vielerlei Hypothesen, etwa Umwelteinflüsse oder ein bestimmter Virusinfekt in Verbindung mit genetischer Disposition. Selbst die These, dass Kuhmilch statt Muttermilch im Säuglingsalter Einfluss hat, konnte bislang nicht wissenschaftlich widerlegt werden und wird immer noch untersucht.
In welchen Zeiträumen müssen wir rechnen? Momentan entschlüsselt die Wissenschaft, welche Gene wofür zuständig sind. Das ist ein langwieriger Prozess, aber die Forschung geht voran. Genforschung ist hochkomplex. Man braucht große Patientengruppen. Je homogener deren Gene sind, desto kleiner können die Gruppen sein, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Darum sind beispielsweise Isländer und die Amish-Gemeinde in den USA beliebte Testgruppen, weil sie einen sehr homogenen Genpool haben. Hat man ein verdächtiges Gen identifiziert, kann man heute Mäuse züchten, denen speziell dieses Gen fehlt oder bei denen es vermehrt tätig wird, um so die Funktion des Gens zu untersuchen.
Könnte die Genforschung Antworten liefern? Die übertriebenen Erwartungen, die vor ein paar Jahren an die Genforschung gestellt wurden, hat sie nicht erfüllen können. Man hatte gehofft, dass man jetzt sozusagen eine Maschine besitzt, in die man vorne die Gene
Welche viel versprechende Forschungsansätze gibt es darüber hinaus? Alle bedeutenden Pharmafirmen forschen intensiv, um neue Medikamente zu finden, die den Blutzuckerspiegel noch zuverlässiger normalisieren. Ein gewaltiger
Schritt nach vorn wären Medikamente, die das langsame Versagen der Insulin bildenden Zellen aufhalten. Dies würde den Krankheitsprozess selbst beeinflussen. Wie könnten die Strukturen der Forschung optimiert werden? In der medizinischen Forschung stellen wir einen Trend zur internationalen Vernetzung fest. Das ist notwendig und setzt sich auch immer weiter durch. Es bringt nichts, lokal in mittelmäßige Forschung zu investieren. Nur das Beste vom Besten hilft weiter. Und da setzen sich vermehrt Forschungsverbünde durch – die Konzentration auf Exzellenzen anstelle des Gießkannenprinzips. Welchen Stellenwert hat die Diabetes-Forschung in Deutschland? Wir stehen in Deutschland schon ganz gut dar. In Italien beispielsweise sieht es schon anders aus: Dort können Forscher kaum von ihrem Gehalt leben, viele wandern aus. Aber auch in Deutschland müssen wir mehr tun, was die berufliche Sicherheit von jungen Wissenschaftlern angeht. Was müsste sich ändern? Es darf nicht sein, dass erfolgreiche junge Forscher aus formalen Gründen die Universitäten verlassen müssen, weil sie keine dauerhaften Arbeitsverträge bekommen können. Und wir müssen für junge Ärzte klinische Forschung attraktiv machen. Forschung muss eine interessante Perspektive sein, sonst verlieren wir die jungen Kollegen an die Praxis. Außerdem dürfen wir nicht allzu direktiv sein und vorab bestimmen, was geforscht werden soll. Wir brauchen Chancen für Querdenker, gerade bei so komplexen Krankheitsbildern wie Diabetes. Wo, glauben Sie, wird die Diabetes-Forschung in zehn Jahren sein? Das ist unmöglich zu beantworten. Sicher ist: Die Geschwindigkeit hat zugenommen. Was vor zehn Jahren erforscht wurde, ist heute schon Geschichte. Mein Wunsch ist es, den Tag noch zu erleben, an dem in Stockholm wieder ein Diabetes-Forscher den Medizin-Nobelpreis entgegennimmt.
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LEBEN MIT DIABETES
— Unternehmensbeitrag LifeScan —
Neu: Das OneTouch® Verio®Pro Messsystem von LifeScan Entwickelt für die Bedürfnisse von Insulinpatienten, die regelmäßig eigene Entscheidungen zur Insulinanpassung treffen Messgenauigkeit da, wo es darauf ankommt Das neue codierfreie Blutzuckermesssystem OneTouch® Verio®Pro bietet Diabetespatienten Messgenauigkeit da, wo es darauf ankommt – bei niedrigen und hohen Blutzuckerwerten und überall dazwischen. Zusätzlich hat
es eine Funktion zur Optimierung der Insulintherapie: die Hoch/Niedrig Trenderkennung. Dabei informiert das Messsystem den Patienten automatisch über hohe und niedrige Blutzuckertrends. So kann er erwägen, ob eine Insulinanpassung notwendig ist. Der OneTouch® GlucoFilter® korrigiert den Einfluss bestimmter Substanzen, die gewöhnlich die Genauigkeit von Messergebnissen beeinträchtigen, wenn sie in therapeutischen Konzentrationen auftre-
ten, so wie Paracetamol und Vitamin C. Mit OneTouch® Verio®Pro können Messwerte markiert werden: nüchtern, vor und nach den Mahlzeiten sowie vor der Schlafenszeit. Mittelwerte für 7, 14, 30 und 90 Tage werden übersichtlich dargestellt. Der beleuchtete Teststreifeneinschub und das Display mit Hintergrundbeleuchtung unterstützen eine einfache Blutzuckerselbstkontrolle. www.lifescan.de
Firmenprofil LifeScan – Experte und Partner in der Blutzuckerselbstkontrolle LifeScan, Teil der Johnson & Johnson-Unternehmensgruppe, gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Messsystemen zur Blutzuckerselbstkontrolle. Alle OneTouch®-Messsysteme haben sich im langjährigen Praxiseinsatz mit hoher, geprüfter Messgenauigkeit bewährt und verfügen über eine einheitliche Plasmakalibrierung. Seit März 2011 erweitert das Blutzuckermesssystem OneTouch® Verio®Pro das Produktportfolio von LifeScan. Weitere Informationen zu LifeScan und seinen Produkten gibt es beim LifeScan Service unter der gebührenfreien Rufnummer 0800 - 70 77 007 oder unter www.lifescan.de
Lebensqualität trotz Diabetes Gutes Essen, Sport und eine gute Gemeinschaft helfen im Umgang mit der Krankheit
Dr. Ulrike Schupp / Redaktion
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or allem für Kinder bedeutet Diabetes Stress. Sie müssen lernen, mit ihrer Abhängigkeit von Insulin zu leben und werden von ihrer Umgebung oft anders behandelt als Gleichaltrige, erklärt der Stuttgarter Kinderpsychologe Bela Bartus. Da muss nicht noch ein Gesundheitsprogramm dazu kommen, das Verzicht und Disziplin bedeutet. Zwar weiß jeder, dass es besser ist, Gemüsestreifen anstatt Chips zu knabbern. Oder, dass Outdoor-Training gesünder ist als den ganzen Tag am Computer zu sitzen. Doch erst die Kombination aus Lieblingssport, gutem Essen und Selbstvertrauen motiviert auf Dauer. »Ob jemand reich ist oder arm, gesund oder krank, sagt wenig darüber aus, welche Lebensqualität jemand hat. Viel wichtiger ist es, wie er damit zurecht kommt«, so die Arbeitsgemeinschaft Psychologie und Verhaltensmedizin in der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Danach blicken Menschen, die vergleichsweise gut mit der Krankheit klarkommen, eher auf die Dinge, die trotz Diabetes möglich sind.
Betroffene sollten deshalb ihre Stärken kennen lernen und weiter ausbauen. »Outdoor Challenges«, wie sie das Rehabilitationszentrum des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands (CJD) in Berchtesgaden bietet, helfen Jugendlichen mit Diabetes Typ 1 dabei. 2009 erprobten sich die Teilnehmer beispielsweise in einem slowenischen Zeltlager beim Bergsteigen, Mountain-Biking oder Rafting, beim Canyoning oder beim GPS-Orientierungslauf. Ein Jahr davor bestiegen 35 junge Diabetiker gemeinsam mit ausgebildeten Betreuern den zweithöchsten Berg Deutschlands, den Watzmann. Für die Jugendlichen war dies ein Erfolgserlebnis, das dem Diabetes zum Trotz ihr Selbstbewusstsein und ihr Vertrauen in die Zukunft gestärkt hat. Weniger abenteuerlich, aber dennoch wirkungsvoll sind die Alltags-Tipps der DDG. So oft wie möglich Glücksmomente sammeln, empfiehlt Dr. Bernhard Kulzer, Fachpsychologe vom Diabeteszentrum Mergentheim. Dabei geht es darum, Positives im eigenen Alltag bewusst wahrzunehmen und nicht auf die Erfüllung ganz großer
Träume zu warten. So kann beispielsweise das regelmäßige gemeinsame Kochen mit frischen Zutaten für Kinder und Erwachsene zum Glücksmoment werden. Dabei darf es dann gern etwas exotischer sein. Im Wok garen Gemüse oder Fisch bissfest mit ganz wenig Fett. Sternanis, Chilli oder Bockshornklee machen künstliche Aromen überflüssig. Hoch im Kurs stehen hier Süßkartoffeln, die nicht nur helfen, den Nüchternblutzuckerspiegel von Diabetikern zu senken, sondern auch noch jede Menge Vital- und Nährstoffe enthalten. Kochschulen, Kurse und Bücher für Diabetiker gibt es zuhauf. Auch beim Sport ist das Angebot so groß, dass sich niemand allein zum täglichen Joggen zwingen muss. Die Fitness, die zum Gipfelstürmen nötig ist, kommt allerdings nicht von allein. Auch beim CJD Berchtesgaden fingen die Jugendlichen zunächst klein an, mit wöchentlichen Bergwanderungen, Ski- und Snowboarding im Winter. Neben der Sportart, die Freude machen soll, ist vor allem das Gemeinschaftserlebnis wichtig. Und das regelmäßige Austesten und Erweitern der eigenen Grenzen.
»Betroffene sollten ihre Stärken kennen lernen und weiter ausbauen«
Diabetes mellitus Typ 2 Auf der Suche nach einem Expertenrat, Bewegungsübungen oder einem Quiz?
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Diabetes 2.0 Der Einsatz von moderner Telekommunikation wird das Krankheitsmanagement massiv verändern
Philipp Grätzel von Grätz / Redaktion
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hristian S. ist ein Mensch, der trotz seiner Zuckerkrankheit mitten im Leben steht. Als er neulich auf dem Flughafen von Shanghai vor der Weiterreise nach Jakarta merkte, dass sein Blutzucker aus dem Ruder lief, blieb er ganz entspannt. Per Handy schickte er seinem Arzt eine kurze Mitteilung mit der Bitte, sich die aktuellen Blutzuckerkurven kurz anzusehen. Das war kein Problem, denn S. nutzt sein Handy für die Zuckermessungen. Es dokumentiert die Werte automatisch in einer App, zu der auch der Arzt Zugang hat. Kaum in Jakarta, war die Antwort des Arztes da. Ein paar zusätzliche Insulininjektionen, und die Sache war wieder im Lot. Zukunftsmusik? Viele Patienten mit Diabetes werden in Deutschland mittlerweile in so genannten Disease Management-Programmen behandelt, meist DMP genannt. Sie zielen darauf ab, Patienten mit chronischen Erkrankungen durch eine strukturierte Betreuung möglichst optimal zu versorgen. Allerdings sind die derzeitigen DMP keineswegs Vorreiter eines elektronisch unterstützten Versorgungsmanagements, im Gegenteil: Es hat Jahre gedauert, bis die Pflichtdokumentation der DMP endlich digital vonstatten ging. Viel weiter ist man seither nicht gekommen. Alle drei Monate zum Arzt, Selbstmessungen mit Papierdokumentation und gelegentlich eine Schulung: So sieht Disease Management in der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts aus. Dabei ließe sich durch moderne Informations- und Kommunikationstechnologie einiges mehr rausholen. »Der Einsatz von modernen telemedizinischen Lösungen kann das Leben für chronisch kranke Menschen wie etwa Diabetiker einfacher und sicherer machen und die Anbindung an das Versorgungssystem verbessern. Weil dadurch Komplikationen und Klinikeinweisungen verhindert werden, lässt sich damit in vielen Fällen sogar Geld sparen«, sagt Wolfgang Loos, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin. Zahlreiche kleine und einige etwas größere Pilotprojekte und Studien deuten darauf hin, dass die digitale
Vernetzung von Diabetespatienten tatsächlich Komplikationen verringern und Kosten senken kann. In einer großen internationalen Studie, der IDEATel-Studie, wurden über 1.600 Patienten über mehrere Jahre begleitet. Die Hälfte wurde so wie immer behandelt. Bei der anderen Hälfte gab es zusätzlich eine telemedizinische Betreuung, bei der aktuelle Messwerte digital übermittelt wurden, um auf Probleme rascher reagieren zu können. Das Ergebnis: Blutdruck, Blutfette und Blutzucker sind bei den telemedizinisch betreuten Patienten signifikant besser eingestellt. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Patienten langfristig weniger Komplikationen entwickeln. Auch aus Deutschland gibt es Daten bei allerdings kleineren Patientengruppen. So haben das Westdeutsche Zentrum für Diabetes und die Katholischen Kliniken Düsseldorf 100 Diabetespatienten in Kooperation mit dem Telemedizinanbieter SHL im Rahmen eines systematischen, IT-gestützten Betreuungsprogramms versorgt. Innerhalb von sechs Monaten verbesserten sich Zuckerstoffwechsel, Körpergewicht und Blutdruck. »Die telemedizinische Betreuung ist für solche Patienten interessant, bei denen eine konventionelle Diabetesbetreuung nicht ausreicht, um eine gute Stoffwechseleinstellung zu gewährleisten«, betont Studienleiter Professor Stephan Martin. Die finanzielle Dimension der telemedizinischen Diabetesbetreuung hat Professor Stefan Willich von der Charité Berlin untersucht. Er konnte zeigen, dass die durchschnittlichen Kosten pro Diabetiker in einer telemedizinisch betreuten Behandlungsgruppe von 11.000 auf 8.000 Euro pro Jahr sanken, während sie in einer Kontrollgruppe von 7.000 auf 13.000 Euro stiegen. Ein Problem bei dieser Art von Studien ist allerdings, dass die Gruppen nur bedingt vergleichbar sind, solange die Studienteilnehmer nicht zufällig in eine der Behandlungsgruppen gelost werden. Interessant kann der Einsatz einer telemedizinischen Betreuung auch bei Menschen mit hohem Risiko für eine Zuckerkrankheit sein. Bei diesen oft übergewichtigen Menschen mit einem so genannten metabolischen Syn-
drom kommt es darauf an, durch vernünftige Ernährung und körperliche Betätigung die Stoffwechselsituation zu verbessern. In einer aktuellen Studie der Universität Magdeburg wurden insgesamt 122 Patienten mit metabolischem Syndrom entweder konventionell oder mit telemedizinischer Unterstützung betreut. Dabei ging es nicht um die Messung des Blutzuckers, sondern um die körperliche Aktivität, die mit einem Bewegungssensor des Unternehmens Aipermon erfasst wurde. Mit dem mobilen Gerät können Nutzer auch ihre Mahlzeiten aufzeichnen. Beides zusammen erlaubt eine relativ präzise Abschätzung von Kalorienaufnahme beziehungsweise -verbrauch. »Nach einem Jahr hatten wir in der telemedizinisch betreuten Gruppe nur einen Patienten mit einem neu aufgetretenen Diabetes, in der Vergleichsgruppe waren es sieben und damit signifikant mehr«, betont Studienleiter Professor Claus Luley. Vorteile der telemedizinischen Betreuung sieht Luley zum einen darin, dass die kontinuierliche Überwachung die Patienten motiviert, dabei zu bleiben: »Die körperliche Aktivität nimmt dauerhaft zu«, so Luley. Zum anderen ist die Betreuung vergleichsweise unaufwändig: Es gibt ein persönliches Gespräch zu Beginn. Die weitere Kommunikation mit dem Patienten erfolgt dann über wöchentliche Briefe beziehungsweise bei Bedarf telefonisch. Klar ist: Die Realität des Disease Managements in Deutschland anno 2011 hat mit iPhone-gestützter Blutzuckerüberwachung oder mobilem Aktivitätsmonitoring bisher wenig zu tun. Wer zum Patienten 2.0 werden möchte, muss sich selbst darum kümmern und meist selbst dafür bezahlen. Hoffnungen setzen viele Akteure in der Telemedizin auf das neue Versorgungsgesetz der Bundesregierung, das gerade die letzten parlamentarischen Hürden nimmt. Es verbessert die Voraussetzungen für eine Erstattung der Telemedizin zumindest in unterversorgten Regionen. Da Edi K. aber in Berlin lebt, hätte er von dem neuen Gesetz wahrscheinlich nichts. Er sitzt ohnehin längst im Flieger nach Kuala Lumpur.
»Wer E-Patient werden will, muss sich selbst darum kümmern«
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LEBEN MIT DIABETES
— Unternehmensbeitrag Telekom —
»Intelligent vernetzen – nicht schreddern« Dr. Axel Wehmeier, Leiter des Konzerngeschäftsfelds Gesundheit bei der Deutschen Telekom, zu Ärzte-iPads, Telemedizin, Gesundheitskarte und Produkten für den zweiten Gesundheitsmarkt
Herr Wehmeier, das Telekom-Geschäftsfeld Gesundheit gibt es jetzt seit einem Jahr. Wie sieht Ihre Bilanz der ersten zwölf Monate aus? dr. AXEL WEHMEIER Wir haben viel Leiter des Konzerngeauf den Weg geschäftsfelds Gesundheit bei der Deutschen Telekom bracht, etwa das Telemedizinprojekt in der Lausitz, ein iPad für Klinikärzte oder ein Mieterservice-Portal für das selbst bestimmte Leben in der T-City Friedrichshafen. Und wir sind über die Blutzucker- oder Temperatur-Messgeräte von Medisana in der breiten Öffentlichkeit als Gesundheitsunternehmen sichtbar geworden. Gesundheitsprodukte ziehen in die T-Shops ein: Wer hätte das gedacht?
sinnvoller als Investitionen in die eigene Gesundheit?
Dann schauen Sie doch einmal in die Glaskugel: Wo will die Telekom mit dem Thema Gesundheit in fünf Jahren stehen? Das ist schnell beantwortet: Wir wollen der zentrale Partner für das gesamte Gesundheitswesen sein, der alle Teilnehmer zusammenbringt. Wir sind am Ziel, wenn sich Ärzte, Kassen, Kliniken, Patienten oder Pflegedienste untereinander hochsicher digital austauschen können.
Die Telekom ist auch beim bundesweit größten Telemedizin-Netz für Hochrisiko-Herzpatienten dabei. Ist dies der erhoffte Durchbruch für die Telemedizin in Deutschland? Mit der Aussage sind bereits andere Projekte angetreten. Ich bin mit Superlativen sparsam. Aber natürlich hoffen wir das. Von den vielen Schritten hin zur Regelversorgung ist dies zweifellos ein größerer gewesen, weil wir das Telemonitoring hier in eine ganze Region bringen. Zudem ist mit der AOK Nordost eine große Kasse an Bord. Was wir jetzt brauchen, ist eine valide Evaluation, wie sie nur ein Projekt dieser Größe erbringen kann. Unabhängig davon bin ich
Die Medisana-Messgeräte haben Sie gerade genannt. Wollen Sie im Sekundärmarkt noch Produkte nachlegen? Der Markt für diese Produkte ist noch sehr jung und hat noch viel Luft nach oben. Und viel Phantasie: Nach Blutdruck, Gewicht, Zucker oder Temperatur gibt es noch viele Körperwerte, die nicht aus dem Ruder laufen sollten. Der Puls etwa oder auch der tägliche Stresspegel. Hier werden die Kunden in naher Zukunft noch eine ganze Reihe frischer Produktideen erleben. Sind die Menschen bereit, für solche Produkte zu zahlen? Nach allen Umfragen ja. Sogar die reiselustigen und ins Auto vernarrten Deutschen sparen eher bei Urlaub oder Pkw als bei der Gesundheit. Viele wollen mehr für ihre Gesundheit tun. Wir erleben zwar, dass durch Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung chronische Krankheiten wie Diabetes zunehmen. Andererseits gibt es auch Menschen, die ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen wollen und dafür bereit sind, Geld auszugeben. Denn was ist noch
Will die Telekom auch Produkte für die Pflege entwickeln? Wir bieten künftig eine Reihe von Lösungen an, die das Leben im Alter komfortabler und sicherer machen: Telefone mit Notruffunktionen, Touchscreens, mit denen Nutzer leicht Medikamente oder Essen auf Rädern bestellen können. Aber auch den Versand von E-Mails oder das Führen von Videotelefonaten machen wir einfacher – der Kontakt zu den Enkelkindern kommt in der Wunschliste fürs Alter schließlich gleich nach dem Gesundbleiben. Darüber hinaus entwickeln wir heute zum Beispiel in Liebenau zusammen mit Partnern wie der Universität Göttingen Technologien für seniorengerechtes Wohnen wie Sturzmonitoring.
überzeugt: Ohne Telemedizin ist unser Gesundheitswesen grundsätzlich nicht mehr finanzierbar. Viele haben Angst vor elektronischen Gesundheitsdaten, sie fürchten den gläsernen Patienten. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens führt nicht zu einem schlechteren, sondern zu einem besseren Datenschutz. Im Moment ist es doch so, dass manche Arztberichte ohne besonderen Datenschutz per Post oder Fax versendet werden. Künftig entscheidet der Patient zunehmend mit, wer auf welche Daten Zugriff hat. Hier wird die neue elektronische Gesundheitskarte den Patienten mehr Autonomie bringen. Im Übrigen hat der Beauftragte des Bundes, Peter Schaar, den Datenschutz bei der elektronischen Gesundheitskarte Karte gelobt. Gut, dass Herr Schaar der Karte traut. Aber glauben Sie, die Kunden trauen der Telekom Datenschutz zu? Gerade wegen der Skandale ist kaum ein Unternehmen heute so sensibilisiert für Datenschutz. Die Telekom ist der erste Dax-Konzern, der den Datenschutz auf Vorstandsebene verankert hat. Wir bauen den Schutz und die Sicherheit der Kundendaten zu einem Wettbewerbsvorteil aus. Zurück zur elektronischen Gesundheitskarte: Wie steht die Deutsche Telekom hierzu? Wir wollen, dass die Karten schnell online gehen. Erst mit der intelligenten Vernetzung können Patienten, Ärzte
In der T-City Friedrichshafen nutzen Diabetiker ein Online-Tagebuch
und Krankenkassen die Vorteile der Karte wirklich ausschöpfen, zum Beispiele Notfalldaten schnell ans Krankenhaus übertragen, Arztbriefe elektronisch austauschen, Versichertenstammdaten online aktualisieren. Und das ohne jährlich Millionen Karten in den Schredder zu geben. Wie schnell ließe sich denn die Online-Anbindung schaffen? Ein bis zwei Jahre bei straffem Zeitplan, schätzt unsere Branche. Voraussetzung: Man setzt auf Industriestandards, die es heute bereits am Markt gibt. Was können Krankenhäuser neben klassischem Outsourcing noch tun? Sie können Ärzten zu jeder Zeit an jedem Ort im Krankenhaus die Informationen bereitstellen, die sie für die Behandlung benötigen. Das Evangelische Waldkrankenhaus in Spandau hat dazu ein spezielles Ärzte-iPad erprobt, das die Mediziner des Hauses begeistert hat, weil sie zum ersten Mal im Alltag einen schnellen Zugriff auf digitale Patientendaten haben. Sie können Daten einsehen, Befunde abzeichnen, Röntgenbilder laden. Das iPad beschleunigt den Arbeitsprozess. Die Folge ist, Ärzte haben wieder mehr Zeit für ihre Patienten. Das heißt mit einem einzigen intelligent vernetzten Gerät können Kliniken nicht nur ihre Kosten reduzieren, sondern auch ihren Service verbessern. Solche iPad-Lösungen für Ärzte wird auch die Telekom anbieten. www.telekom.com
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Gesund bleiben trotz Diabetes... ...das muss kein Widerspruch sein: Diabetes-Patienten, die sich einmal jährlich durchchecken lassen und auf ihre Werte achten, müssen keine Angst vor Folgeerkrankungen haben
Sabine Philipp / Redaktion
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in zu hoher Blutzuckerspiegel tut nicht weh. Ebenso wenig wie Bluthochdruck oder zu hohe Blutfettwerte. »Die drei Risikofaktoren können aber die Innenhaut der Gefäße beschädigen. Sie wird dann instabil und verliert schließlich ihre Funktionsfähigkeit, was in letzter Konsequenz zu den gefürchteten DiabetesFolgeerkrankungen führt«, warnt Professor Thomas Haak, Chefarzt des Diabetes Zentrum Mergentheim und Vorstand der Organisation diabetesDE. Betroffen sind vor allem die großen und die ganz kleinen Blutgefäße. Die Schädigung letzterer können Krankheitsbilder zur Folge haben wie die Retinopathie, die zur Erblindung, und die Nephropathie, die zu Nierenversagen führen kann. Schädigungen der großen Blutgefäße können einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen der Beine auslösen. Das diabetische Fußsyndrom, das im schlimmsten Fall mit einer Amputation endet, kann neben einer Verengung der Blutgefäße im Bein durch eine Polyneuropathie ausgelöst werden. Haak: »Bei der Polyneuropathie handelt es sich vereinfacht gesagt um eine Vergiftung der Nerven durch den erhöhten Blutzucker. Sie kann einen Ausfall der Nervenfunktion hervorrufen. Der Patient spürt keine Wärme, Kälte, oder Schmerz und verliert dadurch die Warnfunktion.« Oder aber die Nerven reagieren über. »Sie leiten dann Informationen weiter, die nicht vorhanden sind, was sich durch Schmerzen oder Missempfindungen wie Brennen oder einem Taubheitsgefühl bemerkbar macht«, erläutert der Mediziner. Im Anfangsstadium sind diese Krankheiten gut therapierbar. »Bei Herzerkrankungen kann der Arzt über einen Herzkatheter die Gefäße weiten, an den Beinen können Bypässe gelegt und in den das Gehirn versorgenden Blutgefäßen Ablagerungen operativ entfernt werden. Wenn die Augen betroffen sind, besteht die Möglichkeit einer Laserbehandlung, der so genannten Laserkoagulation«, so der Experte. Die Erkrankungen müssen allerdings rechtzeitig erkannt werden. Damit dies geschieht, rät der Experte,
die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen für Diabetespatienten durch den Hausarzt oder den Diabetologen wahrzunehmen. Dazu gehören neben einer augenärztlichen Untersuchung unter anderem ein Urintest, der kontrolliert, ob die Niere bestimmte Substanzen wie das Protein Albumin ausscheidet und eine Untersuchung der Füße. Um nicht den Überblick zu verlieren, sollten Vorsorgeuntersuchungen und Ergebnisse dokumentiert werden. Professor Haak empfiehlt den Gesundheitspass Diabetes, der von vielen Praxen und Kassen ausgegeben wird, und der im Internet unter anderem bei www.diabetesde.org heruntergeladen oder für 2,60 Euro bestellt werden kann. Daneben hält Haak die Teilnahme an den DiseaseManagement-Programmen (DMP) Diabetes der Krankenkassen für sinnvoll. »Die Programme geben Patienten und Arzt bestimmte Leitlinien und Behandlungspfade an die Hand und sehen die richtigen Vorsorgeuntersuchungen gleich mit vor.« Die Teilnahme an dem Programm ist freiwillig. Gleichzeitig werden Patienten im Umgang mit ihrer Krankheit besonders geschult. Und das kann bei einer so komplexen Erkrankung essentiell sein. Denn neben den bekannten Folgeerkrankungen haben Diabetespatienten auch ein erhöhtes Risiko für weitere Krankheiten. Thomas Haak: »Ein zu hoher Blutzuckerspiegel hat offenbar einen Einfluss auf die körpereigene Abwehr. Das kann Infektionen wie zum Beispiel Pilzerkrankungen an der Haut oder grippale Infekte begünstigen.« Daneben sind Menschen mit Diabetes häufig anfälliger für Osteoporose. »Diabetespatienten leiden oft an einem Mangel des Vitamins D, das für den Kalziumeinbau in die Knochen verantwortlich ist. Hinzu kommt, dass eine Insulinresistenz und ein zu hoher Blutzuckerspiegel den Knochenaufbau stören können«, erklärt Haak, der betroffenen Patienten in diesem Zusammenhang zu einer regelmäßigen Knochendichteuntersuchung, zu einer kalzium- und Vitamin-D-reichen Ernährung und zu Bewegung rät. »Das stärkt die Knochen und wirkt sich außerdem positiv auf die Blutdruck-
und fettwerte aus. Außerdem kann es den Blutzuckerspiegel senken«. Diabetes Typ 2-Patienten haben darüber hinaus unter Umständen noch ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. Hier spielt ein zu hoher Insulinspiegel im Blut eine entscheidende Rolle. »Da der Körper zunehmend schwächer auf das Hormon reagiert, schüttet die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin aus. Das führt zu einer ständigen Überkonzentration im Blut. Werden diese Patienten zusätzlich mit Insulin behandelt, sind wegen der Insulinresistenz häufig erhöhte Dosen nötig.« Das Dilemma besteht darin, dass Insulin auch wachstumsfördernde Eigenschaften hat. Dadurch wachsen auch Tumorzellen schneller. »Die Entstehung von Darmkrebs wird nicht nur gefördert. Der Tumor wächst aggressiver und bildet schneller Rezidive, Rückfälle«, gibt Professor Haak zu bedenken. Auch hier können regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen das Schlimmste oft verhindern. Insbesondere, wenn zusätzlich eine familiäre Vorbelastung besteht. Zurück zu den klassischen Folgeerkrankungen wie Retinopathie, Nephropathie und diabetischer Fuß: Professor Thomas Haak ist sich sicher, dass sie vermeidbar sind, wenn man bestimmte Regeln einhält. Dazu gehört unter anderem ein gut eingestellter Zucker, was an dem Anteil des verzuckerten roten Blutfarbstoffs (glykiertes Hämoglobin) gemessen wird. Wie anfangs erwähnt, reicht es aber nicht aus, nur auf den Blutzucker zu achten. Auch der Blutdruck und die Blutfettwerte sollten sich im grünen Bereich befinden. Das A und O ist aber die regelmäßige Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen und – falls eine Erkrankung doch auftreten sollte – eine konsequente Therapie. »Ich kenne viele Menschen, die seit zehn, 20 und teilweise auch seit 40 Jahren an Diabetes erkrankt sind und die nicht an Folgeschäden leiden«, so Haak. »Gerade in den letzten 20 Jahren haben sich die Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten deutlich verbessert.« Eine Chance, die man nutzen sollte.
»In den DMPs werden Patienten im Umgang mit Diabetes geschult«
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LEBEN MIT DIABETES
— Unternehmensbeitrag TU DRESDEN —
Diabetes individuell behandeln – auf neuestem Forschungsstand Die Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden gehört zu den führenden Diabeteszentren Deutschlands. Sie hat das bundesweit zurzeit einzige aktive InselzelltransplantationsProgramm und den europaweit ersten Lehrstuhl zur Prävention des Diabetes. Im Forschungsverbund mit dem PaulLangerhans-Institut am Dresdner Uniklinikum - einem der Partnerstandorte des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) – sind die Dresdner neuen Therapieansätzen auf der Spur.
Im Fokus der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Dresden stehen neben Hormon- und Stoffwechselstörungen, Nieren-, Gefäß- und Rheumaerkrankungen die Behandlung und Erforschung der Volkskrankheit Diabetes. »Um dem drastischen Anstieg von Diabetes entgegenzuwirken, bietet die Medizinische Klinik und Poliklinik III Betroffenen individuelle
Behandlungsstrategien«, so Klinikdirektor Professor Dr. Stefan R. Bornstein. Geleistet wird dieser medizinische Service von mehr als 200 Mitarbeitern im ärztlichen, pflegerischen, technischen und administrativen Dienst. Hinzu kommen über 50 in der Forschung tätige Mitarbeiter. Diese Fachkompetenz nutzen jährlich rund 30.000 Patientinnen und Patienten. Das Dresdner Uniklinikum gehört in der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 sowie seiner Folgekrankheiten - wie dem diabetischen Fußsyndrom, Gefäßerkrankungen und Nierenversagen - zu den führenden Zentren Europas. So ging 2008 das Dresdner Inselzelltransplantations-Programm an den Start. Die Transplantation stellt für Menschen mit Typ 1 Diabetes, die trotz medikamentöser Behandlung an starken Schwankungen ihres Zuckerhaushalts leiden, eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität dar. Dabei werden Insulin-produzierende Zellen aus einem Spenderorgan (Bauchspeicheldrüse) entnommen, aufbereitet und anschließend dem Empfänger in die Leber gespritzt. Die Zellen siedeln sich in der Leber an und nehmen nach kurzer Zeit die Insulin-Produktion auf. Das Dresdner Uniklinikum ist zurzeit bundesweit das einzige aktive Zentrum, das diese
Behandlung anbietet. Auch in der Diabetes-Prävention ist das Uniklinikum Dresden zukunftsweisend. So verfügt die Medizinische Klinik und Poliklinik III über den europaweit ersten Lehrstuhl zur Prävention und Versorgung des Diabetes und bietet Menschen mit erhöhtem DiabetesRisiko spezielle Programme und Behandlungen zur gezielten Früherkennung und einer möglichen Vermeidung der Krankheit. Zum internationalen Forschungsverbund der Klinik gehört auch das Paul-LangerhansInstitut Dresden (PLID), das Partnerstandort des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung ist. Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung gehört zu den von der Bundesregierung gegründeten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. »Wir folgen der Vision, in Dresden Entwicklungen voranzutreiben, die weltweit einmalig sind«, so Professor Bornstein. So wird in Dresden gerade ein von einem israelischen Unternehmen entwickelter BioReaktor erforscht, der die Form einer kleinen Dose hat und mit Inselzellen befüllt ist. Dieser Bio-Reaktor soll zukünftig im Körper von Typ-1-Diabetikern die Insulinproduktion übernehmen. www.uniklinikum-dresden.de/mk3
Das Uniklinikum Dresden ist das zurzeit einzige aktive Diabeteszentrum in Deutschland, das die Inselzelltransplantation anbietet. Im Bild: Inselzellen
Für Klinikdirektor Prof. Dr. Stefan R. Bornstein (links) und sein Team ist es Aufgabe und Verpflichtung, Heilen und Forschen miteinander zu verknüpfen. Vorn: Forscherin und Medizinerin Dr. Valéria Lamounier-Zepter
Mit der Pflicht kommt auch die Kür Diabetes-Patienten mussten in den vergangenen 20 Jahren immer mehr Verantwortung übernehmen Sabine Philipp / Redaktion
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uckerkranke konnten lange Zeit von einem eigenständigen Umgang mit der Krankheit nur träumen. »Wer vor 30 Jahren erkrankte, für den wurde in der Regel ein ausgeklügelter Diätplan erstellt. In dem stand, wie viel Gramm von welchen Nahrungsmitteln er essen durfte und welche Medikamente er brauchte. Oder auch, wie viel Insulin er sich spritzen musste«, erklärt Professor Ulrich Alfons Müller vom Universitätsklinikum Jena. In der Praxis hat dieser Plan oft nicht funktioniert. »Der Blutzuckerwert hängt noch von anderen Parametern ab, wie zum Beispiel von körperlicher Betätigung, Krankheit oder Stress. Gerade bei Patienten mit Diabetes Typ-1 kann er sich im Minutenbereich ändern«, so Müller. Für eine erfolgreiche Therapie war es also notwendig, dass der Patient sein Insulin anpasst. Aber viele Ärzte hätten Mitbestimmung des Patienten nicht unterstützt, ein Bewusstseinswandel habe sich erst langsam entwickelt. Flächendeckende Patientenschulungen kamen durch die Disease-Management-Programme (DMP) der
Krankenkassen auf, Informations-, Schulungs- und Behandlungsprogramme, an denen Patienten und Ärzte freiwillig teilnehmen können. Mit der höheren Eigenverantwortung wächst auch der Mehraufwand für Patienten, selbst wenn sie nicht an einem DMP teilnehmen. Ernährungspläne gibt es nicht mehr. »Heute lernt der Patient, dass er gezuckerte Getränke und Instant-Produkte meiden sollte und welche Mengen welcher Nahrungsmittel und Getränke er zu sich nehmen darf«, erläutert Müller. Diabetes-Patienten, die kein Insulin spritzen, müssen die Wirkung der Mahlzeit selbst testen. »Ist der Harnzuckerstreifen negativ oder liegt der Blutzucker im Toleranzbereich, hat alles geklappt«, so Müller. Wenn die Regeln beim Essen nicht mehr helfen, werden im nächsten Schritt Blutzucker senkende Tabletten verschrieben. Patienten, die Insulin spritzen, müssen noch besser informiert sein. Überfordert so viel Eigenverantwortung die Menschen nicht? Ulrich Alfons Müller kann das für seine Pa-
tienten nicht bestätigen, auch wenn es anfangs mitunter Schwierigkeiten gab. Seit über 20 Jahren untersucht er mit Kollegen den Stand und die Qualität der Diabetesbehandlung in Jena. Mitte der 1990er Jahre habe es einen Einbruch gegeben: »Die Werte unserer Patienten haben sich verschlechtert, trotz der Einführung von Humaninsulin und der Blutglukoseselbstkontrolle. Das hing mit der Auflösung der Diabetikerzentralen zusammen.« Hausärzte seien damals mit der Behandlung von Patienten mit Typ 1-Diabetes überfordert gewesen. »Auch mussten sich die Patienten erst an die größere Eigenverantwortung gewöhnen.« Ab 1995 wurden die ersten Diabetes-Schwerpunktpraxen gegründet. Die Behandlungsergebnisse haben sich im Vergleich zu 1989 inzwischen verbessert, bei der Nachuntersuchung im Jahr 2010 seien alle Patienten gut geschult gewesen. Das Resümee des Professors zur gestiegenen Eigenverantwortung: »Die Patienten haben stark an Lebensqualität gewonnen.«
»Patienten, die Insulin spritzen, müssen noch besser informiert sein«
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Stichwort: Diabetes Ein Überblick über wichtige Informationsportale und Anlaufstellen für Betroffene, Ärzte, Interessierte
V er a n s ta lt u n g en Welt-Diabetes-Tag Über 30 Fachexperten halten Vorträge rund um den Diabetes Typ 1 und 2, die Veranstaltung findet im Anschluss an die DDG-Herbsttagung statt (siehe unten). Das Rahmenprogramm bestreiten die Sängerin Maite Kelly, erwartet wird auch Showlegende Joachim Fuchsberger für einen Talk und eine Signierstunde. 13. November, ab 9.30 Uhr, Internationales Congress Centrum (ICC) Berlin, www.welt-diabetes-tag.de Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft Die DDG-Tagung ist eine Fortbildungsveranstaltung auf höchstem Niveau, um die zunehmende Zahl von Patienten mit Diabetes nach neuesten Erkenntnissen behandeln zu können. Eines der Hauptthemen in diesem Jahr ist die Individualisierung der Therapie des Typ 2-Diabetes. 11. und 12. November 2011, Internationales Congress Centrum (ICC) Berlin, www.herbsttagung-ddg.de Deutscher Diabetiker Tag Am 20. November findet in Nürnberg ein großer Diabetes-Informationstag statt. Besuchern wird eine Koch-Show für gesunden Genuss geboten, mit einem begehbaren Darmmodell werden Diabetes-Folgekrankheiten anschaulich dargestellt, eine große Industrieausstellung und zahlreiche Workshops rund um den Diabetes bieten Informationen auf dem neuesten Stand. 20.November 2011, Messezentrum Nürnberg (CCN Ost), www.diabetestour.de
V erb ä nde u nd V ereine Deutscher Diabetiker Bund e. V. Der DDB ist die größte und älteste Selbsthilfeorganisation für Diabetikerinnen und Diabetiker in Deutschland. Der DDB ist Ansprechpartner für Betroffene und deren Angehörige bei allen Problemen rund um den Diabetes. Goethestr. 27, 34119 Kassel, Tel. 0561 703 477 0 www.diabetikerbund.de Deutsche Diabetes Gesellschaft Die DDG ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft, die sich der Erforschung und Behandlung des Diabetes mellitus widmet. Hier sind vor allem Wissenschaftler und praktische Ärzte vernetzt. Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel. 0234 97 88 9-0 www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de Deutsche Diabetikerhilfe e. V. Der gemeinnützige Verein verfolgt das Ziel, die Lebensqualität von Menschen mit Diabetes zu verbessern und bietet Informationen, neue Erkenntnisse aus der Forschung und Entwicklung. Volkartstraße 26, 80634 München. Tel. 089 12 11 00 79 www.deutsche-diabetikerhilfe.de Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V. Im DZD werden die Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Diabetesforschung gebündelt und Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung verzahnt. Ingolstädter Landstrasse 1, 85764 Neuherberg, Tel. 089-3187-1619 www.dzd-ev.de
F ortbild u n g Diabetes-Spezialisierungen für medizinische Berufsgruppen Die Deutsche Diabetes Gesellschaft bietet diverse Fortbildungskurse an, die zur Spezialisierung im Bereich Diabetes führen. Darunter etwa eine Weiterbildung für praktische Ärzte zum Diabetologen, auch für andere medizinische Berufsgruppen gibt es Angebote www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
Diabetes-Fortbildung für Apotheker Wer sich als Apotheker auf Diabetes spezialisieren will, kann den Fortbildungskurs »Pharmazeutische Betreuung diabetischer Patienten« absolvieren. Er wurde von der Bundesapothekerkammer und der Deutschen Diabetes Gesellschaft entwickelt und wird von den Landesapothekerkammern angeboten und durchgeführt. Kontakte unter www.apothekerkammern.de
I N F O R M AT I O N S P O R TA L E diabetesDE Aktuell gehaltenes Portal für Patienten, Mediziner und Forscherin Sachen Information und Weiterbildung. In diversen Foren können sich Betroffene austauschen, eine Charity-Gala wird ausgerichtet, außerdem leistet DiabetesDE Medienbeobachtung und verfügt über einen Pressedienst mit aktuellen Informationen rund um das Thema. www.diabetesde.org Diabetes-Netzwerk Deutschland Niedergelassene Diabetologen aus ganz Deutschland betreiben ein gemeinsames Internetportal zum Thema Diabetes mellitus. Das Portal ist offen für alle qualifizierten Leistungserbringer in der Diabetologie. www.diabetes-news.de American Diabetes Association Der US-amerikanische Verband ADA bietet mit seinem englischsprachigen Informationsportal eine umfassende Diabetes-Aufklärung. Von der Prävention über Behandlung bis zu den neuesten Forschungsergebnissen werden Leser durch ein ansprechend aufbereitetes Online-Magazin geführt. www.diabetes.org
B e h a ndl u n g s zentren Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen Medizinische Spitzenkompetenz mit einem großen Erfahrungsschatz und menschliche Nähe verspricht das Klinikum in Bad Oeynhausen. Mit 37.000 Patienten pro Jahr und über 100.000 herzchirurgischen Operationen zählt es zu den größten Einrichtungen zur Behandlung von Herz-, Stoffwechsel- und Kreislauferkrankungen in Europa. Georgstr. 11, 32545 Bad Oeynhausen, Tel. 05731/97-0, www.hdz-nrw.de Diabeteszentrum Bad Mergentheim Seit 1983 werden hier Menschen mit Zuckerkrankheit behandelt. Das Zentrum ist eine der größten Fachkliniken in Deutschland, neben dem Krankenhaus für die stationäre Versorgung umfasst es die Diabetes-Akademie Bad Mergentheim und ein Forschungsinstitut. Theodor-Klotzbücher-Str. 12, 97980 Bad Mergentheim, Tel. 07931 594-0, www.diabetes-zentrum.de Diabeteszentrum Bad Lauterberg im Harz Die Domäne des Zentrums ist die Behandlung von Patienten mit einem so genannten »Problem-Diabetes« und von Patienten mit diabetischen Folgeschäden. In der Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten werden pro Jahr mehr als 2.200 Patienten mit Diabetes mellitus stationär behandelt. Kirchberg 21, 37431 Bad Lauterberg, Tel. 05524 / 81-1, www.diabeteszentrum.de Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden Die Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden hat das bundesweit einzige aktive Inselzelltransplantations-Programm und den europaweit ersten Lehrstuhl zur Diabetes-Prävention. Schwerpunkte: Prävention, Behandlung und Entwicklung neuer Therapien. Fetscherstraße 74, 01307 Dresden, Tel. 0351 / 458 - 0, www.uniklinikum-dresden.de
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LEBEN MIT DIABETES
— Gastbeitrag Bitkom
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Hightech für mehr Lebensqualität Telemedizin kann Diabetes-Patienten helfen und Kosten sparen
VOLKER SMID, BITKOM-Vizepräsident
Diabetes mellitus hat sich zu einem Massenphänomen entwickelt. Allein in Deutschland sind 6,5 Millionen Menschen erkrankt, Tendenz stark steigend. Dabei hängt der Verlauf einer Diabetes-Erkrankung ganz wesentlich vom Verhalten des Patienten und einer gut abgestimmten, kon-
sequenten Versorgung ab. Gesamtwirtschaftlich gesehen verursachen schlecht »eingestellte« Diabetiker laut Statistischem Bundesamt rund zehn Mal so hohe Kosten wie gut »eingestellte«. Was kann die Informations- und Telekommunikationstechnologie (ITK) zur gezielten Behandlung und zur Reduzierung der volkswirtschaftlichen Kosten beitragen? Grundsätzlich gilt: Wir brauchen eine stärkere Vernetzung der Leistungserbringer im Gesundheitssystem. Krankenhäuser, Hausund Fachärzte, Diätberater und Physiotherapeuten müssen enger zusammenarbeiten, um gerade bei chronischen Erkrankungen eine
nachhaltig gesundheitsfördernde Lebensweise zu unterstützen, zugeschnitten auf die Situation des einzelnen Patienten. Das geht nur über eine moderne IT-Infrastruktur und telemedizinische Verfahren. Insbesondere bei Diabetes unterstützt die Telemedizin die Patienten und die behandelnden Therapeuten. Messgeräte erfassen Parameter wie Blutdruck, Blutzuckergehalt, Puls, Herzfrequenz, Gewicht oder Körperfettgehalt und senden diese Daten an ein telemedizinisches Zentrum, das den Patienten permanent betreuen kann. Beim Über- oder Unterschreiten von Grenzwerten können telemedizinische Systeme Alarm auslösen,
der Langzeitverlauf der Erkrankung wird kontinuierlich erfasst. Die Patienten können entsprechend besser beraten und mit individuellen Therapieplänen behandelt werden. Damit werden schwerere Folgeerkrankungen und Klinikeinweisungen vermieden. Die Telemedizin hilft so dem Patienten und spart gleichzeitig noch Geld. Sie muss nur konsequent eingeführt und angewendet werden. Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V., www.bitkom.org
— Unternehmensbeitrag LINDA —
Die Patienten haben es selbst in der Hand Auch bei nichtinsulinpflichtigem Diabetes sind regelmäßige Blutzuckerselbstmessungen entscheidend für Krankheitsverlauf und Wohlbefinden Von Apotheker Peter Fink, Finken Apotheke, 59227 Ahlen Typ-2-Diabetes ist eine Erkrankung, die sich unmerklich in das Leben der Betroffenen einschleicht. In der Regel brauchen die Patienten zu Anfang kein Insulin zu spritzen. Dennoch empfehlen Diabetesexperten heute, auch bei nichtinsulinpflichtigem Diabetes regelmäßig den Blutzucker selbst zu kontrollieren. Jüngste klinische Studien zeigen, dass die sogenannte strukturierte Blutzuckerselbstmessung die Kontrolle des Blutzuckers eindeutig verbessert und die ärztliche Therapie sinnvoll ergänzt. Die Gefahr von
Messung der Blutglukose: Patienten haben es buchstäblich selbst in der Hand, ob sich ihre Lebensqualität wieder bessert.
schweren diabetischen Folgeerkrankungen an Augen, Nieren, Herz, Blutgefäßen und Nerven wird so deutlich verringert. Gleichzeitig bessert sich das allgemeine Wohlbefinden, diabetesbedingte psychische Belastungen und klinische Depressionen
gehen zurück. Auf diesen Zusammenhang weist auch die neueste Aufklärungsaktion der LINDA Apotheken hin. Unter dem Motto »Den ‚Zucker‘ im Griff« führen die LINDA Apotheken im Rahmen ihrer »diabeteslife«-Initiative bis zum 10. Dezember 2011 Beratungswochen durch, die sich besonders an nichtinsulinpflichtige Diabetiker wenden. SELBSTVERANTWORTUNG DES PATIENTEN Entscheidend für eine erfolgreiche Diabetestherapie ist ein gesundheitsbewusster Lebensstil. Diabetiker, die ihren Blutzucker
selbst kontrollieren, können jederzeit überprüfen, welche Nahrungs- und Genussmittel sich günstig oder ungünstig auf ihren Blutzuckerspiegel auswirken. Insofern ist die Selbstkontrolle nicht nur ein diagnostisches Mittel, sondern sie schärft auch das Bewusstsein für die Wechselwirkung zwischen eigenem Verhalten und Krankheitsbild. Auf diese Weise erkennen die Patienten ihren persönlichen Einfluss auf die Stoffwechselsteuerung und wachsen allmählich in die Selbstverantwortung hinein. Belohnt wird die Mühe langfristig durch ein Mehr an Lebensqualität. www.linda.de
— Unternehmensbeitrag Messe und Congress Centrum Halle Münsterland —
DIABETES MESSE in Münster: Leben ohne die Krankheit ist möglich Diabetes-Tsunami nach Adipositas-Flut Deutschland ist das adipöseste Land Europas: Jeder fünfte Deutsche ist mit einem Body Mass Index von über 30 fettsüchtig. Heimtückische Folge ist bei entsprechender Veranlagung der schleichend eintretende Diabetes mellitus. Prävention und Behandlung der Adipositas ist daher Schwerpunkt auf der DIABETES MESSE vom 2. bis 4. März 2012 in Münster, Messe und Congress Centrum Halle Münsterland.
anschließt. Wissenschaftliche Leiter sind Prof. Karin Hengst und Dr. Reinhold Gellner vom Universitätsklinikum Münster sowie Prof. Peter Schwarz vom Universitätsklinikum Dresden. Sie rücken das in beängstigendem Ausmaß weltweit wachsende Phänomen des Übergewichts in den Fokus. »Denn auf die Adipositas-Flut folgt der Diabetes-Tsunami«, befürchtet Dr. Gellner.
2.200 Fachbesucher werden zum Kongress erwartet, dem sich ein Patiententag
Dabei könne heute der Diabetes mellitus nicht nur optimal behandelt, sondern
oft sogar zum Verschwinden gebracht werden. Welche therapeutischen und präventivmedizinischen Strategien diesen hohen Anspruch verfolgen, diskutieren auf der DIABETES MESSE bundesweit renommierte Experten sowohl mit Ärzten, Diabetesberatern, Diätassistenten und Präventionsmanagern als auch mit Betroffenen und Interessierten.
wissenschaftlichen Kontext internationaler Studienergebnisse. In Vorträgen und Workshops erfolgt ein Update der medikamentösen Diabetestherapie. Hier setzen sich neue inkretin-basierte Therapieverfahren mehr und mehr durch. Diabetologen versprechen sich davon eine sichere Stoffwechselkontrolle ohne Unterzuckerungen und ohne weiteren Gewichtszuwachs.
Höhepunkt wird das Line-up der bekanntesten Diäten sein, vorgestellt von ihren Verfechtern und kritisch diskutiert im
www.diabetes-messe.com
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Genuss ohne Reue
KOLUMNE
Gut und viel essen, auch als Diabetes-Patient – geht das?
»Kein Honigschlecken« Unsere Autorin Marie Fink appelliert an den Humor Einer der vielseitigsten Künstler der Literatur,- Theater-, und Filmwelt des 20. Jahrhunderts ist Sir Peter Ustinov. Schwer vom Diabetes mellitus und dem oft daraus hervorgehenden Fußsyndrom getroffen, hielt den Weltföderalisten nichts davon ab, mit seinem berühmten schwarzen Humor darüber zu referieren: »I developed a big hole in the bottom of my foot, but since I’m not a horse I don’t look under my foot very often.« So forderte er beispielsweise die Strumpfindustrie auf, die Nähte von Strümpfen nach außen zu verlegen, innen seien sie schlichtweg unbequem. Eine sehr sympathische Idee für die arg Getroffenen, deren Krankheit aus dem Griechischen übersetzt eine so schöne Beschreibung wie »honigsüßer Durchfluss« hat. Bei dem klassischen - meist angeborenen - Insulinmangel-Diabetes hilft nur Insulin und, wie Ustinov uns zeigt, sicherlich eine humorvolle Lebenseinstellung. Anders sieht es bei dem Typ 2-Diabetes aus, dem Wohlstandsleiden, das immerhin 90 Prozent der Erkrankungen in Deutschland ausmacht. Da gibt es leider nichts zu lachen. Ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung ist dringlichste Therapie-Basis und damit eine sofort lebensverlängernde Maßnahme, vor allem für die »Dicken Kinder«. Bei den betroffenen Heranwachsenden entwickelt sich leicht das ganze Geschwindigkeitsdrama der Resorption: Je nach Lebensmittelgruppe – Süßigkeiten, Weißmehl, Kartoffeln oder Milch – schießt, strömt, fließt oder sickert der Zucker ins Blut. Eine feine Ausnahme ist heute wieder erlaubt: Das Stückchen Schokolade. Ausgerechnet bei der leckersten Versuchung wird die Resorption des Zuckers durch den hohen Fettgehalt verlangsamt. Trotzdem gilt: Ab dem Zeitpunkt einer Diagnose müssen Eltern über das Essverhalten ihrer Kinder wachen und sie lehren, welch großer Zusammenhang zwischen höllischem Aufpassen und himmlischer Lebensqualität besteht. Peter Ustinov ist trotz seiner Krankheit beachtlich alt geworden. Er war ein Mensch, der seinen Geist als unbezwingbar beschrieb und immer bestrebt war, sich weiter zu entwickeln. Einer seiner Lieblingssätze hat womöglich Gültigkeit für viele Erkrankte: »Wer auf der Stelle tritt, kann nur Sauerkraut fabrizieren.«
Jürgen W. Heidtmann / Redaktion
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iabetes-Patienten müssen auf Genuss verzichten? Dieses Vorurteil ist überholt. Stattdessen zeigen Kliniken und Diabetes-Zentren auf, wie man trotz »Zuckerkrankheit« nicht auf Geschmackserlebnisse verzichten muss. Das Frankfurter Krankenhaus Sachsenhausen etwa führt am 13. November den »1. Kulinarischen Patiententag« durch. Neben einem Informationsprogramm zu diabetesgerechter Ernährung werden dort chinesische Meisterköche demonstrieren, dass auch eine diabetesgerechte Ernährung zum Schlemmen verführen kann. Der Alltag ist für Menschen mit Diabetes in der Regel anstrengend: Beim Geschäftsessen darf der BE-Rechner nicht fehlen, der von der Fluggesellschaft bereitgestellte Snack wandert in die Sitzablage, das Stück Kuchen bei der Nachbarin muss man ablehnen. Bei Speisen im Ausland kennt man oftmals die Inhaltsstoffe nicht: Wer weiß schon, wie viel Mehl, Zucker oder Honig der Kuchen in Spanien oder die Süßspeise in der Türkei enthält? Der Alltag zu Hause muss nach festen Regeln gestaltet werden. Wer ein festes BE-Gerüst hat, kann nur im Rahmen der festgelegten Kohlenhydratmengen variieren. Sollen es 50 Gramm Weingummi sein oder eine Tafel Schokolade? Oder 320 Gramm Kartoffeln? Und was, wenn man trotz festgelegter BE-Mengen noch Hunger hat? Allgemein gilt, dass Menschen mit Diabetes drei Mahlzeiten einnehmen sollen, die sie jeweils bis zum nächsten Essen satt machen. Das Aufteilen auf fünf oder sechs Mahlzeiten täglich, das früher oft empfohlen wurde, gilt dank moderner Arzneimittel mit einer geringen Gefahr für Unterzuckerung als überholt. Mehr Mahlzeiten verführen eher dazu, zu viel zu essen, sie begünstigen Übergewicht. Die Mahlzeiten sollten fettarm und reich an Ballaststoffen sein sowie viel frisches Gemüse und Obst enthalten. In der Praxis kann dies bedeuten, lieber zwei Scheiben fettarm belegtes Vollkornbrot zu essen anstatt Weißbrot mit Streich- oder Mettwurst. Wichtig sind möglichst viele Kohlenhydrate
mit niedrigem glykämischen Index, etwa Vollkornnudeln, Vollkornbrot, Bohnen, Erbsen, Äpfel, Birnen, Orangen und Produkte mit hohem wasserlöslichen Ballaststoffanteil, etwa Weizen, Reis, Bohnen, Zitrus-früchte, um Blutzucker und Blutfette niedrig zu halten. Sowohl die Deutsche Diabetes-Gesellschaft als auch das Bundesinstitut für Risikobewertung raten von Schokolade, Kekse oder Limonaden ab, die als Diät-Lebensmittel gekennzeichnet sind. Die Produkte seien oftmals zu fett, zu kalorienreich und zu teuer. Ein hoher Anteil an ungünstigen Fetten soll darüber hinaus die Gewichtsprobleme Übergewichtiger verstärken. Ersatz für Zuckeraustauschmittel wie Fruchtzucker, Sorbit, Xylit, Mannit oder Isomalt, die bei vielen Patienten Unwohlsein, Blähungen oder Durchfall verursachen, verspricht eine Pflanze aus Südamerika: Stevia rebaudiana, auch Süßkraut genannt, könnte die Stoffwechselsituation von Diabetikern verbessern. Stevia süßt etwa 30-fach stärker als Zucker und ist praktisch kalorienfrei. In den EU-Ländern steht der Süßstoff kurz vor der Zulassung, einzelne Produkte sind schon im Handel. Auch der Umstieg auf andere Kochgewohnheiten verspricht neuen Genuss, wie das Krankenhaus Sachsenhausen demonstriert. So gilt die traditionelle chinesische Küche als besonders gesund, abwechslungsreich und vielseitig. Diabetes ist auf dem asiatischen Kontinent erst mit der Abkehr von den traditionellen Kochgewohnheiten auf dem Vormarsch. Eine Studie der US-amerikanischen Cornell Universität und der britischen Oxford-Universität ergab, dass die ursprüngliche chinesische Ernährung das Vorkommen von Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen maßgeblich senkt. Laut Studie entspreche das Verhältnis von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweiß sowie Ballaststoffen nahezu ideal den Vorstellungen der Ernährungswissenschaft. Schwierig bleibt allerdings der Genuss von Alkohol. Alkoholische Getränke, die Kohlenhydrate enthalten, sollte man sicherheitshalber nicht auf die Kohlenhydratmenge anrechnen, da Alkohol Unterzuckerungen hervorrufen kann. Hier wird empfohlen, auf Alkohol möglichst zu verzichten, wenn überhaupt, nur geringe Mengen zu sich zu nehmen.
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LEBEN MIT DIABETES
— Gastbeitrag Deutsches Zentrum für Diabetesforschung —
Diabetes: Eine gesellschaftliche Herausforderung Diabetes mellitus ist eine chronische Krankheit, weltweit sind über 350 Millionen Menschen betroffen. Bis 2030 soll die Anzahl der Betroffenen auf über 550 Millionen Patienten zunehmen. Die Vereinten Nationen haben angesichts dieser Zahlen Diabetes zur internationalen Bedrohung und als erste nicht übertragbare Krankheit zur Epidemie erklärt.
einer Typ 2 Diabetes-Erkrankung erhöhen, allen voran Übergewicht, sind zwar bekannt, aber welche Faktoren wann und wie zusammenkommen müssen, damit die Krankheit entsteht, ist unklar.
HANDLUNGSBEDARF FÜR FORSCHUNG UND MEDIZIN
Angesichts der stark ansteigenden Fallzahlen von Diabetespatienten hat die Bundesregierung das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) gegründet.
Unterschieden werden hauptsächlich zwei Formen des Diabetes: Typ 1, bei dem durch eine Autoimmunerkrankung kein oder zu wenig Insulin vom Körper produziert wird und der weitaus häufigere Typ 2, vom dem etwa 90% der Erkrankten betroffen sind und bei dem Insulin seine Wirkung im Körper verliert. Von den Betroffenen wird Diabetes oft unterschätzt, weil mit der Diagnose keine unmittelbare Lebensgefahr verbunden ist. Doch Diabetes und seine Folgeerkrankungen können zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen und lebensgefährdend sein. Einige Faktoren, die das Risiko
DAS DEUTSCHE ZENTRUM FÜR DIABETESFORSCHUNG NIMMT DIE HERAUSFORDERUNG AN
Das DZD ist ein Verbund aus fünf starken Partnern: das Helmholtz Zentrum München, das Deutsche Diabetes-Zentrum in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam und die Paul-Langerhans-Institute der Universitäten Dresden und Tübingen. Die Geschäftsstelle ist am Helmholtz Zentrum München angesiedelt. MEHRWERT IM NETZWERK Das DZD baut interdisziplinäre Forschungsstrukturen auf, die eine ge-
meinsame Nutzung von Wissen und Technologie- sowie Studienplattformen ermöglicht, um wissenschaftliche Fragen global, schneller und kostengünstiger beantworten zu können. So erzielt die Partnerschaft im DZD einen echten Mehrwert. Ebenso wie das Helmholtz Zentrum München verfolgt das DZD einen integrierten Forschungsansatz, der die komplexe Erkrankung Diabetes als System begreift. Das DZD verzahnt gezielt Grundlagen- und klinische Forschung, um die Krankheit besser zu verstehen und schneller neue Ansätze zur Prävention und Therapie zu finden. In der Deutschen Diabetes-Studie untersuchen Wissenschaftler am DZD z. B. wie sich Diabetes im Laufe der Zeit verändert und wie sich der Krankheitsverlauf bei Personen mit frisch manifestiertem Diabetes positiv beeinflussen lässt. In der Deutschen Prädiabetes-Interventions-Studie wiederum wird untersucht, wie sich Diabetes vorhersagen und verhindern lässt.
www.dzd-ev.de
Jeder 13. Deutsche leidet an Diabetes.
Nicht mehr, sondern richtig essen Diabetes schlägt bei Kindern zu. Immer mehr sind mangelernährt
Dr. Ulrike Schupp / Redaktion
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uatsch mich an«, steht auf den leuchtend roten T-Shirts. Wer so eines trägt, ist im »Camp D« entweder ein Diabetologe, Psychologe oder Diabetesberater. Alljährlich kommen etwa 600 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren hierher nach Bad Segeberg. Der Ton ist locker, das Programm bunt, nicht selten spektakulär. Gemeinsam wollen alle hier beim Beachvolleyball, mit Yoga, beim Chillen oder in einem der vielen Themenworkshops »Diabetes verändern«. Das Besondere am »Camp D«: Es berücksichtigt gleich eine Vielzahl der Therapieansätze, die sich derzeit beim Kampf gegen den Diabetes mellitus bewähren. Vor allem geht es dabei um Bewegung, um Abnehmen durch gesunde Ernährung und um eine langfristige Umstellung der Lebensgewohnheiten. Diabetes ist auch bei jungen Menschen auf dem Vormarsch. Jährlich erkranken in Deutschland laut
Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS) etwa 200 Kinder und Jugendliche neu an Diabetes mellitus Typ 2. Was früher »Altersdiabetes« hieß, ist längst nicht mehr allein auf das Alter beschränkt. Betroffen sind besonders übergewichtige Kinder. Ihre Erkrankung beginnt fast immer unauffällig. Weder trinken diese Kinder viel oder rennen ständig zur Toilette, noch versagen sie plötzlich in der Schule. Festgestellt wird der Diabetes meist erst bei einer Blutuntersuchung und oder einem Harntest. Die Probleme mit Diabetes Typ 2 hängen mit dem überdurchschnittlichen Gewicht der deutschen Bevölkerung zusammen. Derzeit sind etwa neun Prozent der Kinder in Deutschland übergewichtig, weitere sechs Prozent sogar fettleibig. Allen Warnungen zum Trotz verbringen zu viele Jugendliche ihre Zeit vorwiegend vor dem Fernseher oder am Computer. Ein Bewegungsmangel, der Konsequenzen hat. »Die Fitness der Zehnjährigen hat zwischen 1980 und 2000 um zehn bis zwanzig Prozent abgenommen«, berichtete Professor Christine Graf von der Deutschen Sporthochschule
in Köln anlässlich der 45. Jahrestagung des Deutschen Diabetes Gesellschaft. Sportmediziner seien schon froh, wenn Kinder sich eine Stunde am Tag bewegten. Nehmen die Kinder ab, verschwindet häufig sogar die Krankheit. Steigt aber das Gewicht erneut, kommt meist auch der Diabetes wieder. Gerade deshalb spielt die nachhaltige Veränderung der Lebensgewohnheiten eine wichtige Rolle. Die Prävention sollte möglichst schon in der Vorschule beginnen und das gesamte soziale Umfeld mit einschließen. Unwissenheit und Armut erhöhen das Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken; gesunde Lebensmittel sind oft teurer als Industrieprodukte mit vielen Kalorien. Naturbelassene Lebensmittel gelten vielfach als fad. Zu sehr haben Zucker und Kunstaromen die Geschmäcker bereits geprägt. Cola, Chips und Schokoriegel machen zwar satt, enthalten aber kaum Nährstoffe. Eine halbe Million Kinder in Deutschland sind fehl-oder mangelernährt, warnte jüngst der Bundesverband der Kinderund Jugendärzte – nicht weil sie zu wenig, sondern weil sie falsch essen.
Jetzt bis 10. Dezember beraten lassen!
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