Energieeffizienz – Technik, Trends, Innovationen

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JUNI 2015

Auch als APP f체r Smartphones & Tablets

Energieeffizienz Technik, Trends, Innovationen

Smart Stadt der Zukunft Seite 7

Sicher Strom f체r alle Seite 16

Sparsam Effizienter heizen Seite 18

Dies ist eine unabh채ngige Publikation des in|pact media Verlags und liegt der Gesamtauflage der WirtschaftsWoche bei.


Die Atomkraft kehrt zurück – wenn wir es nicht verhindern. Unterstützen Sie jetzt unsere Klage gegen das AKW Hinkley Point C unter www.no-point.de!

THERE IS


I m p r e ss u m

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g r u ss w o r t

Liebe Leserin, lieber Leser,

in|pact media GmbH Dircksenstraße 40 D-10178 Berlin T +49 (0) 30 802086-530 F +49 (0) 30 802086-539 E redaktion@inpactmedia.com www.inpactmedia.com Chefredaktion Mirko Heinemann (V.i.S.d.P.) stellv .Chefredaktion Klaus Lüber PROJEKTLEITUNG / Anzeigenverkauf Stephan Kodura Art Direction Denis Held Layout Katharina van der Mee / Anne Döring Autoren Lena Bulczak, Marie Fink, Mirko Heinemann, Jürgen W. Heidtmann, Lars Klaaßen, Klaus Lüber, Julia Thiem LEKTORAT Agnieszka Kaczmarek IllustrationEN Veronika Winterholler www.winterhollerveronika.de Fotos (S.4) www.istock.com (S. 14) Hersteller, IENA Druck Mohn Media Mohndruck GmbH hERAUSGEBER Edi Karayusuf Geschäftsführung Edi Karayusuf Sara Karayusuf-Isfahani

Hinweis:

die Energiewende ist Deutschlands Weg in eine umweltfreundliche, sichere und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft. Neben dem Ausbau der erneuer­baren Energien spielt der effiziente Einsatz von Energie eine Schlüsselrolle. Um dieses Energiesystem zum ökologischen und ökonomischen Erfolg zu führen, braucht es unter anderem „Smart Grids“, also intelligente Netze und Anlagen, die die schwankende Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen und den Stromverbrauch ausbalancieren. Die Digitalisierung der Bereiche Wirtschaft und Energie ist in vollem Gange. Die Nutzung von „Industrie 4.0“ für innovative Energietechnologien kann Exportschlager hervorbringen. Das Sigmar Gabriel Bundesminister für wird der deutschen Industrie und Energiewirtschaft Chancen für Wachstum Wirtschaft und Energie und Beschäftigung bieten. Unsere zukünftige Energieversorgung ist nicht nur smart, sondern auch nachhaltig. Mit dem Export moderner Energietechnologien leisten unsere Unternehmen einen wichtigen Beitrag zum weltweiten Schutz von Umwelt und Klima. Der Bedarf an innovativen Techniken, die den Energieverbrauch senken, ist groß. „Green Technology“ aus Deutschland genießt dabei einen hervorragenden Ruf. Mit der „Exportinitiative Energieeffizienz“ unterstützt die Bundes­ regierung deutsche Unternehmen, die Wachstumsmärkte im Bereich der Energieeffizienz erfolgreich zu erschließen. Deutschlands Energie- und Stromversorgung zählt zu den sichersten und zuverlässigsten weltweit. Und das soll auch in Zukunft so bleiben. Denn für eine führende Industrienation ist ein stabiles ­Energiesystem unverzichtbar. Die deutsche Wirtschaft hat das Know-how, um mit neuen Produkten und Dienstleistungen Stromschwankungen auszugleichen und für Stabilität im System zu sorgen. Deutschland gilt inzwischen als das Labor für die Entwicklung von Zukunftstechnologien im Energiebereich. Andere Länder blicken gespannt auf das weltweit einzigartige Projekt Energiewende. Die nachfolgenden Beispiele in der Sonderpublikation „Energieeffizienz – smart, nachhaltig, stabil“ zeigen eindrucksvoll, wie diese Herausforderung gelingen kann. Ihr Sigmar Gabriel i n h a lt

Seite 4 Fokus: Energieeffizienz Seite 7 Neue Energie für die Städte Seite 12 Vorteil im Wettbewerb Seite 14 Galerie Seite 16 Stromnetz im Wandel Seite 17 Trends & Termine

Alle nicht mit dem Zusatz

Seite 18 Forum der Akteure

»Redaktion« gekennzeich-

Seite 20 Dampf und dicke Haut

neten Beiträge sind Auftragspublikationen und damit Anzeigen.

Seite 22 Kolumne: Heimspiel Seite 23 Impulse

eMagazine


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aktuelles

Fokus: Energieeffizienz

Boom der Erneuerbaren Energien

Kommuniqué der G7

Jobmaschine Energiewende

Die größten Investitionen in Erneuerbaren Energien werden in Asien getätigt. Weltweit steckten Investoren im vergangenen Jahr 270 Milliarden US-Dollar in diese Branche, davon floss die Hälfte in Projekte in China und Japan. Allein 83,3 Milliarden Dollar wurden in China investiert, also knapp ein Drittel der weltweiten Investitionen. Deutschland liegt mit einem Investitionsvolumen von 11,4 Milliarden US-Dollar nur auf Platz fünf. Auch die USA setzen immer stärker auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien. In den vergangenen sieben Jahren wurden in diesen Bereich 386 Milliarden US-Dollar investiert, so der Energiebericht der Marktbeobachter Bloomberg New Energy Finance. Die US-Wirtschaft sei zudem energieeffizienter geworden: In den letzten sieben Jahren sei die Energieproduktion nicht gestiegen, die Wirtschaft aber um acht Prozent gewachsen. Der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß des US-Energiesektors sei in der gleichen Zeit um neun Prozent zurückgegangen. Der Bloomberg-Bericht geht an den Business Council for Sustainable Energy.

Am 11. und 12. Mai kamen in Hamburg die Energieminister der G7-Staaten zum Weltwirtschaftsgipfel zusammen. In ihrem Kommunique betonen sie auch die Bedeutung der Energieeffizienz. Wir dokumentieren Punkt III im Wortlaut: „Wir betonen, dass Energieeffizienz entscheidend für die Verbesserung einer nachhaltigen Energieversorgungssicherheit ist und zur Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaften beiträgt. Die Energieeffizienz sollte als unser „Energieträger Nummer eins“ und kostengünstigstes Mittel zur Deckung unserer Nachfrage nach Energie betrachtet werden. Wir verpflichten uns dazu, das große ungenutzte Potenzial für Energieeffizienzsteigerungen zu nutzen und verfolgen das Ziel, unsere Volkswirtschaften durch eine Steigerung der Energieproduktivität zu stärken und wettbewerbsfähiger zu machen. Wir rufen weitere Länder auf, sich unseren Anstrengungen anzuschließen und über Möglichkeiten zur Steigerung der Effektivität der Arbeiten im Bereich der Energieeffizienz nachzudenken.“

Wird die Energiewende weiter forciert, entstehen laut einer noch nicht veröffentlichten Untersuchung des Bundeswirtschaftsministeriums in der gesamten Volkswirtschaft bis zum Jahr 2030 rund 100.000 Arbeitsplätze mehr als ohne den Umstieg von den fossilen Ener­ gien zu Sonne, Wind und Biomasse. Bis 2040 soll die Zahl der zusätzlichen Stellen bis zu 190.000 und 2050 auf über 230.000 steigen. Für den Fall, dass sich der Export von deutscher „Green Technology“ noch besser entwickelt, steigen die Zahlen sogar noch höher. Diese Zahlen zitieren die Frankfurter Rundschau und das Fachmagazin „neue energie“ aus der noch nicht veröffentlichten Untersuchung. Das Ausbau-Szenario folgt der „Leitstudie“ für den Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2050, die das Bundesumweltministerium 2012 erstellt hat. Die Studie geht von einem Abbau bei den traditionellen Energieversorgern um 16.000 Stellen bis 2020 aus. Danach würden die Jobchancen im Energiebereich also deutlich steigen – trotz des Rückgangs der Beschäftigung in den Bereichen Atom- und Kohlestrom.


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Beitrag KPMG

Den schlafenden Riesen wecken Energieeffizienz bietet große Einsparpotenziale für Unternehmen Die Energieeffizienz wird oft als der schlafende Riese der Energiewende bezeichnet. Zu Recht?

Dennoch gibt es immer noch eine Reihe von Unternehmen, die sich beim Thema Energieeffizienz schwer tun. Warum ist das so?

Unbedingt! Fakt ist: Es wird immer wichtiger für Unternehmen, Ener­­ gie zu sparen. Einerseits aus ökonomischen Gründen, denn die Strompreise werden in den nächsten Jahren kaum fallen. Andererseits ist schon heute klar, dass die KlimaOlaf Pick Senior Manager schutzziele, die sich die EU bis 2020 KPMG AG Wirtschaftsgegeben hat, ohne Energieeffizienzprüfungsgesellschaft maßnahmen nicht erreich­ bar sind. Die Umstellung auf erneuerbare und dezentrale Energieerzeugung ist dazu alleine nicht in der Lage.

Deutsche Unternehmen stehen durch ihren ExportFokus massiv im internationalen Wettbewerb. Sämtliche Einsatzfaktoren, zu denen auch die Energie zählt, unterliegen einem starken Rationalisierungs- und Effizienzdruck. Investitionen werden in der Regel auf Basis sehr kurzfristiger Amortisationsvorgaben ohne Lebenszykluskosten entschieden. Da sich Effizienzmaßnahmen über die Lebenszeit des eingesetzten Produktes rechnen, haben sie Nachteile durch diese Bewertungssystematik.

Also müsste das Thema Energieeffizienz relativ weit oben auf der politischen Agenda stehen?

Mittlerweile ist das auch so. Der Nationale Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE), den das Bundesumweltministerium im Dezember letzten Jahres vorgelegt hatte, enthält tatsächlich eine Vielzahl wirksamer Ansätze, Energieeffizienz zu fördern und entsprechend günstige Rahmenbedingungen für Investitionen in diesem Bereich zu schaffen. Das hat in der Vergangenheit oft gefehlt. Allerdings gilt es jetzt, für diese Ziele auch die notwendigen Rahmenbedingungen auszugestalten.

Bietet nicht die Einführung von Energiemanagementsystemen eine Möglichkeit, hier regulativ einzugreifen?

Es ist richtig, dass Unternehmen, die in Zukunft Vergünstigungen bei Steuern und Abgaben auf Energie in Anspruch nehmen wollen, verpflichtet sind, sich im Rahmen von Energiemanagementsystemen einen Überblick über ihren spezifischen Energieverbrauch zu verschaffen. Erst dadurch können nachhaltige Maßnahmen ergriffen werden, mit denen man an der einen oder anderen Stelle Energie einsparen kann. Das ist vor allem deshalb sinnvoll, weil so ein einheitlicher Rahmen geschaffen wird, der es ermöglicht, Daten sinnvoll miteinander zu vergleichen. Warum ist ein solcher einheitlicher Rahmen so wichtig?

Welche Einsparpotenziale ergeben sich konkret für Unternehmen?

Aktuelle Zahlen schwanken zwischen 8 und 25 Prozent. Dabei sind die technologischen Möglichkeiten vielfältig und man muss konstatieren, dass die deutsche Industrie hier auf einem guten Weg ist und sich durchaus erfinderisch zeigt. Nehmen Sie die Erzeugung von Druckluft, einer der teuersten Energiequellen in der Produktion. Viele Firmen sparen hier durch neue Konzepte schon große Mengen an Energie ein. Oder die Nutzung der Abwärme: auch hier wird die technologische Implementierung immer besser.

Nur dann haben Sie eine Chance, überhaupt zu überprüfen, ob geplante Effizienzziele am Ende auch erreicht werden. Das spielt für Investitionsentscheidungen ja eine entscheidende Rolle, denn natürlich möchte der Unternehmer möglichst auch messbare Resultate sehen. Eine solche Analyse ist relativ anspruchsvoll. Sie benötigen Personal, das nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich in der Lage ist, Potenziale zu berechnen und sicherzustellen, dass die gewünschten Effekte auch eintreten. www.kpmg.de


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Beitrag BERLIN PARTNER

Smart, Smarter, Berlin Die deutsche Hauptstadt ist Vorreiter auf dem Weg zur nachhaltigen und vernetzten Metropole der Zukunft.

Begrünte Dächer, dezentrale Energieversorgung, ein multimediales Gesundheitsmanagement, elektrifizierter Verkehr – dies sind nur einige Aspekte, die eine „Smart City“ auszeichnen. Um dem Demografie- und Klimawandel zu begegnen, müssen urbane Räume attraktiver werden. Eine „Smart City“ vernetzt Wirtschaft und Wissenschaft, nutzt Ressourcen optimal und nachhaltig und reduziert die Emissionen auf das Nötigste.

Dr. Stefan Franzke Geschäftsführer Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie

„Bis 2030 werden in Berlin weitere rund 250.000 Menschen leben – das ist eine ganze Kleinstadt. Wir brauchen Lösungen, um Berlin als wachsende Stadt fit für die Zukunft zu machen. Da spielt vor allem das Thema Smart City eine Rolle. Lösungen für Berlin kommen aber auch aus Berlin und sie können als weltweite Referenz dienen: Berlin ist mit 3,4 Millionen Einwohnern zwar die einzige große Metropole Deutschlands, die echten Megastädte liegen jedoch in Asien. Wir laden die Industrie ein: In Berlin können sie ihre Erfahrungen im Kleineren sammeln und als Referenz für die ganze Welt nutzen. Die Ansiedlung des Innovationszentrums zum Internet of Everything von Cisco im letzten Jahr in Berlin ist ein sehr gutes Beispiel dafür.“

Berlin Partner / fotostudio-charlottenburg

Berlin übernimmt dabei europaweit eine Vorreiterrolle. Die forcierte Smart City-Strategie ist Leitsatz für die Zukunft und Teil des Stadtentwicklungskonzepts Berlin 2030. Die Hauptstadt ist Praxislabor und Geburtsstätte von intelligenten Infrastrukturen. Dazu zählen die Automatisierung zahlreicher öffentlicher Gebäude, smarte Stromnetze und vor allem Verkehrslösungen. Berlin ist Modellstadt für Elektromobilität, hier werden elektrische Müllfahrzeuge wie auch Elektrobusse getestet, die berührungsfrei per Induktion aufgeladen werden. Die Berliner Verkehrsinformationszentrale (VIZ) versorgt Autofahrer mit

aktuellen Verkehrsmeldungen, damit sie schnell, sicher und umweltschonend ans Ziel kommen. Ein neues sensorgesteuertes Parkmanagementsystem wird den Parksuchverkehr, der innerstädtisch bis zu 30 Prozent des Gesamtverkehrs ausmacht, radikal verringern. Berlin liegt inmitten einer WindenergieRegion und ist Vorreiter bei der Energiewende. Das Berliner Stromnetz ist bereits heute ein „Smart Grid“, mit intelligenter IT, Kooperationen mit Startups und einem modernen Angebot an Bürgerbeteiligungsformaten trägt die Stromnetz Berlin GmbH dazu bei, dass sich Berlin schon heute zu Recht als „Smart City“ bezeichnen darf. Zusätzlichen Schub geben die vielen Forschungseinrichtungen, die innovativen Unternehmen und die Startup-Szene. So hat Biotronik SE & Co. KG das Home Monitoring System entwickelt, mit dessen Hilfe Herzpatienten jederzeit weltweit telemedizinisch betreut werden können. Auf dem EUREF-Campus in Schöneberg werden bald 5.500 Menschen aus Forschung und Entwicklung zusammenarbeiten, zum Teil auch leben – mit nahezu CO2-neutraler Energieversorgung. Und am Berliner Institut für Verkehrsforschung tüftelt man an einem umwelt- und sozialverträglichen Verkehrssystem. Projekte wie die Umrüstung auf Elektro-Lastenräder statt Autos bei Kurierfahrten oder die Entwicklung einer Reiseführer-App in Deutscher Gebärdensprache zeigen, dass sich die Smart City im Kleinen formiert. Aus der technologischen Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft sollen Strukturen für einen modernen, wettbewerbsfähigen Standort Berlin entstehen, der für Bewohner wie Besucher gleichermaßen attraktiver Anziehungspunkt ist. www.berlin-partner.de


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Neue Energie für die Städte

Bevölkerungsexplosion, Urbanisierung, Klimawandel – der globale Wettbewerb um die gleichzeitig energieeffizienteste und lebenswerteste Metropole ist entbrannt. Sie bildet die Basis für ein prosperierendes Wirtschaftswachstum. Deutsche Städte liegen gut im Rennen.


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Lena Bulczak / Redaktion

W

ie das smarte Leben der Zukunft aussehen könnte, das erleben die rund 20.000 Bewohner der südkoreanischen Reißbrettstadt Songdo schon heute. Ob Mangoschale oder Kimbab-Reste – jeglicher Abfall aus dem heimischen Mülleimer wird von einer Art Rohrpostsystem eingesaugt und automatisch zur Biogasgewinnung weitergeleitet. Die Klimaanlagen der überwiegend

mit dem Umweltsiegel LEED zertifizierten Gebäude sorgen automatisch für Wohlfühltemperaturen, und in den Bürotoiletten wird ausschließlich mit Brauchwasser gespült. Die gesamte Stadt ist mit Millionen von Sensoren und Kameras ausgestattet, die laufend Daten über Energieverbrauch, Verkehr und Wetter an das zentrale Gehirn der Stadt melden. Das wiederum kann die Bewohner so in Echtzeit über Busverspätungen oder Staus informieren oder sie daran erinnern, den Regenschirm mitzunehmen. Songdo gilt damit schon heute, fünf Jahre vor der Fertigstellung, als die erste komplett vernetzte Stadt der Welt. Und trotz der vielen Elektronik verbraucht sie laut zuständigem Immobilienentwick-


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„ Die Hightech-Nation Deutschland ist dazu prädestiniert, sich als Leitanbieter zu positionieren.“

ler Gale International rund 40 Prozent weniger Energie als eine durchschnittliche Stadt vergleichbarer Größe. Doch nicht nur in Songdo wird Zukunft gedacht. Ob Berlin oder Kopenhagen, Singapur oder Dubai – die Frage, wie Städte künftig sowohl energieeffizienter als auch lebenswerter werden können, beschäftigt Ingenieure und Stadtentwickler aus aller Welt. Smart Cities sind ihre Antwort auf die urbane Herausforderung des Jahrhunderts: Die rapide wachsende Weltbevölkerung sucht ihr Glück immer öfter in den Metropolen – und das lässt nicht nur die städtischen Infrastrukturen an ihre Grenzen stoßen, es bleibt auch nicht ohne Folgen für den Planeten und sein Klima. Schon heute gehen rund 75 Prozent der weltweit verbrauchten Energie und 80 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen auf das Konto der Städte. Und jede Woche strömen eine Million Menschen mehr in die Metropolen. Seit 2010 leben erstmals mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. Im

Jahr 2050 werden UN-Prognosen zufolge sogar 70 Prozent der Menschen Städter sein. Neue Retortenstädte alleine werden das Dilemma daher nicht lösen können. Gerade auch die historisch gewachsenen Metropolen stehen damit vor der dringlichen Herausforderung, Tradition und Moderne miteinander zu verbinden. „Der Wettlauf um die smarteste City der Welt ist in vollem Gange“, sagt Alexander Holst, Smart City Experte der Unternehmensberatung Accenture. Wer es einmal geschafft hat, ein schlaues Netz aus Verkehr, Energie, Gebäude und Infrastruktur zu spinnen, besitzt eine Blaupause, für die sich viele andere Städte interessieren werden – einen potenziellen Exportschlager. Und nicht nur das: „Smart Cities werden wie von selbst immer mehr Firmen, Investitionen und Talente anziehen, die die Entwicklung hin zu einer immer lebenswerteren Stadt vorantreiben“, so Holst. Gerade die Hightech-Nation Deutschland sei dazu prädestiniert, sich als Leitanbieter zu positionieren, heißt es bei der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Doch dafür müssten die neuen Technologien stärker als bisher in Modellstädten und Quartieren erprobt werden. Das hat auch die Bundesregierung erkannt und widmet das ►


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diesjährige Wissenschaftsjahr der „Zukunftsstadt“. In den kommenden Jahren hat das Bundesforschungsministerium 150 Millionen Euro für Praxisprojekte eingeplant. Berlin macht sich derzeit auch Hoffnungen auf weitere Unterstützung von der EU: Gemeinsam mit den Partnerstädten Paris und Bologna bewirbt sich die deutsche Hauptstadt gerade um 25 Millionen Euro Fördergelder aus dem EU-Forschungsprogramm „Horizont 2020“, das Smart City-Initiativen vorantreiben will. Sprechende Mülltonnen sollen dann in Berlin bald selbst verkünden, wann sie geleert werden müssen, selbstfahrende Autos könnten zeit- und energiesparend Parkplätze suchen und Staus umfahren. Und nicht zuletzt soll eine Achse vorbildlicher Stadtquartiere den Weg in die Zukunft weisen. Sie erstreckt sich ausgehend von einer energetisch sanierten und

„ Die Energieeffizienz der Häuser zu erhöhen, ist eine leichte Übung. Kniffliger wird es, die Bewohner zu motivieren.“ schlau vernetzten Gartenstadt Lichterfelde Süd über den Euref-Campus am Schöneberger Gasometer bis hin zum Flughafen Tegel, auf dem nach dem Ende des Flugbetriebs ein Gewerbepark für grüne urbane Technologien geplant ist. Am Büro- und Wissenschaftscampus Euref zeigen die Forscher, dass sich mit heutiger Technik bereits die Klimaziele der Bundesregierung aus dem Jahr 2050 erreichen lassen. Konzipiert als smarte City im Miniaturformat, versorgt sich der Campus nahezu komplett CO2-neutral. Sein Herzstück ist ein intelligentes Stromnetz, das Smart Grid. Weil die Häuser mit intelligenten Stromzählern ausgestattet sind, die minutengenau den Verbrauch aller Geräte erfassen, weiß das Netz jederzeit, wann und wo Energie benötigt wird. Produzieren Wind und Sonne mal Energie im Überfluss, wird diese in Großbatterien für sonnenarme Flautezeiten zwischengespeichert. Auch Autos sind auf dem Campus zu finden – sie fahren mit Strom und tanken an Straßenlaternen auf. Doch so viel moderne Technik auch möglich macht – ohne Akzeptanz und Unterstützung der Menschen können die ambitionierten Visionen nicht aufgehen. So legt die „Smart City Cologne“ einen Schwerpunkt darauf, ihre Bewohner zu einem CO2-armen Lebensstil zu animieren. Köln hat bereits im vergangenen Jahr den Zuschlag vom „Horizont 2020“ Programm der EU bekommen und will nun die Stegerwald Siedlung im Stadtteil Mülheim, ein 50er-Jahre-Viertel mit einfachen Wohnungen für Geringverdiener, in den kommen-

den fünf Jahren zum smartesten Viertel der Stadt machen. Dabei stellte sich heraus: Die Energieeffizienz der Häuser zu erhöhen, ist eine vergleichsweise leichte Übung. Mit modernen Dämmmaterialien lässt sich der Energieverbrauch der Gebäude leicht um bis zu einem Viertel senken. Weitaus kniffliger wird es jedoch, die Bewohner dazu zu moti­ vieren, ihre schlauen Waschmaschinen so zu programmieren, dass sie nachts anspringen, wenn der Strom günstig und im Überfluss in den Netzen vorhanden ist. Außerdem will die Stadt ihren Bewohnern den Einstieg in die intermodale Mobilität schmackhaft machen. Die Idee dahinter ist, dass eine geschickte Kombination von Fahrrad, Bus und Carsharing der beste Weg zum Ziel sein kann. An Mobilitätshubs in der Nähe von Bus- und Bahnhaltestellen stehen daher künftig Leihfahrräder und Elektroautos im Carsharing zur Verfügung, die dazu animieren sollen, immer öfter oder ganz auf das Auto zu verzichten. Denn gerade der Verkehrssektor hat sich in der Vergangenheit als Klimakiller erwiesen: Während Industrie und Haushalte seit den 90er Jahren deutlich weniger Treibhausgase produzieren, sind die Emissionen des Verkehrs um 28 Prozent gestiegen. Doch je mehr sich Energie, Verkehr und Häuser vernetzen, desto mehr Schutz brauchen sie auch. Denn die Technik macht die Smart City verwundbar. Wie sehr, das hat Raúl Rojas, Professor für Intelligente Systeme und Robotik an der Freien Universität Berlin und ein Experte auf dem Gebiet künstlicher Intelligenz, im eigenen Haus erlebt. Bereits 2008 machte er sein Haus zum Smart Home und Testlabor der aktuellsten Technik. Heizungen und Jalousien ließen sich über eine Smartphone App steuern, jeder Schalter und jede Glühbirne war vernetzt. So geschah es auch, dass es eines Tages einer Glühbirne gelang, das komplette schlaue System lahmzulegen. Programmiert war sie eigentlich darauf, regulär einmal pro Sekunde ein Signal über ihren Zustand – ob an oder aus, defekt oder funktionierend – an das Betriebssystem zu senden. Ein technischer Defekt veranlasste sie jedoch plötzlich dazu, alle zehn Millisekunden ein Signal zu senden. Folge: Alle Leitungen waren blockiert, das komplette System lahmgelegt. Ein Effekt, der zwar als Kinderkrankheit einer neuen Technik gedeutet werden kann. Er zeigt jedoch auch, wie verwundbar die Smart Cities gegenüber Hackerangriffen sind. Die nötige Sicherheit zu schaffen, das ist eine große Hürde, die die Smart Cities in den kommenden Jahren noch nehmen müssen. Doch es ist nicht die einzige: Wenn das Vorhaben gelingen soll, dann müssten sich die Stadtverwaltungen aktiv dafür entscheiden, in IT-Plattformen zu investieren, mit denen aus der Vielzahl der erhobenen Daten auch smarte Dienstleistungen generiert werden können. Denn nur dann werden die Bürger ihre schlaue Stadt auch lieben. ■


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Beitrag 50Hertz

Ist sie schon da, die Energiewende? Es ist zu schaffen, wie der im Norden und Osten aktive Netzbetreiber 50Hertz mit einem Anteil von 42 Prozent erneuerbarer Energien am Verbrauch beweist – Tendenz steigend. Herr Schucht, Sie haben weltweit mit den höchsten Anteil an erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in Ihrem Netzgebiet. Ist das der Beweis, dass die Energiewende machbar ist?

Netzausbau und ohne den ist wiederum die Energiewende nicht zu schaffen. Wir Netzbetreiber wollen diesen Dialog für eine offene und transparente Verständigung nutzen.

Unsere Region, der Nordosten DeutschHat die deutsche Energiewende auch Auswir­ lands, ist eine sehr windreiche, weniger dicht kungen auf den europäischen Markt? besiedelte Region mit vielen SonnenstunDefinitiv. Die Großhandelspreise an der Börse sind in den letzten Jahren hierzulande deutlich den und eignet sich deshalb sehr gut als Boris Schucht gesunken, so dass die Stromnachfrage aus dem ‚Labor’ für das gewaltige Vorhaben Namens Vorsitzender der Geschäftsführung, europäischen Ausland gewachsen ist. Umso Energiewende. Was wir als Netzbetreiber mitt50Hertz wichtiger wäre es, den europäischen Strombinlerweile bewiesen haben: Die Transformation nenmarkt weiter zu stärken, denn in großen Marktgebieten ist nicht nur technisch, sondern auch versorgungslässt es sich schlicht effizienter wirtschaften. Von einer solsicher machbar. chen Vernetzung würden sowohl die Kunden in finanzieller Hinsicht als auch die Versorgungssicherheit profitieren. War das ohne Probleme möglich? Bis hierhin war es ein mehrstufiger Weg. Zunächst haben wir eine Lernphase mit einem Anteil von unter zehn Und wie gelingt die Energiewende technisch? Prozent erneuerbarer Energien durchlaufen. Da war der Mit Innovationen, die sehr viele Bereiche betreffen Grünstrom also ein Nischenprodukt. Das war wichtig, um müssen – etwa die Technik der erneuerbaren Anlagen, zu erkennen, welche Instrumente für eine Einbindung ins aber auch konventioneller Anlagen. Es gilt, neue Prozesse Netz benötigt werden und um aus Fehlern zu lernen. Der zu schaffen, so dass auch mit der zunehmenden Anzahl nächste Schritt war die Erhöhung des Anteils bis etwa an Marktakteuren, die die Einbindung erneuerbarer Ener40 Prozent. Hier ging es darum, die Instrumente für die gien nun mal mit sich bringt, sowohl ein Datenaustausch Einspeisung sowie die Wetter- und Einspeiseprognosen in Echtzeit, als auch die Steuerbarkeit der vielen erneuerzu verfeinern und die Fehlerquote insgesamt deutlich zu baren Anlagen möglich sind. Das kommt den Kunden, der verringern. Entwicklung der Netzinfrastruktur, EchtzeitFlexibilität der Netze und auch dem Zusammenspiel aller Datenaustausch und die Steuerung von volatilen erneuerMarktpartner gleichermaßen zugute. baren Anlagen sind hier weitere wichtige Themen. Aktuell befinden wir uns im Endstadium dieser Phase. Dann wird Was ist Ihre Prognose für die Zukunft? es darum gehen, erneuerbare Energien zur dominierenden Wir glauben fest an die Energiewende und an ihre Energiequelle im Netz zu machen. Bis dahin müssen Akzeptanz. Klar ist aber auch, dass es auf dem Weg zum alle Instrumente perfektioniert und der Markt weiterentGipfel noch einige schmerzliche Etappen geben wird. wickelt sein. Heute sind es das Marktdesign und mögliche Kapazitätsmechanismen, morgen das Verständnis für den notwendigen Ausbau der Infrastruktur und für die Standorte Was braucht es hierfür? der neuen erneuerbaren Anlagen sowie die Frage, wer In aller erster Linie einen schnellen Netzausbau. Und welchen Beitrag leistet. Aber all das sind Fragen, die wir zum Glück tut sich hier in der Praxis etwas. Grundsätzlich gemeinsam lösen werden. tragen alle Bundesländer die Energiewende – auch wenn es hier und da Widerstand gibt. Aber auch dieser Dialog ist ein wichtiger Prozess. Ohne Akzeptanz gibt es keinen www. 50hertz.com


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Vorteil im Wettbewerb Wer sein Unternehmen fit für die Zukunft machen möchte, sollte über eine Energieberatung nachdenken.

Mirko Heinemann / Redaktion

Das Unternehmen Lufttechnik Schmeißer ist über 100 Jahre alt, seit 13 Jahren residiert es in der Wissenschaftsstadt Berlin-Adlershof. Dort, zwischen dem Berliner Zentrum und dem Flughafen Schönefeld, haben sich Hochschulen, Forschungseinrichtungen und innovative Produktionsbetriebe angesiedelt, um gegenseitig von ihrem Know-how zu profitieren. In der Produktionsstätte von Lufttechnik Schmeißer, die sich die Firma mit einem anderem Unternehmen teilt, werden Be- und Entlüftungssysteme und Wärmepumpen für Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Schulen, Sporthallen und andere Gebäude gefertigt. Referenzprojekt ist das firmeneigene Gebäude, das vor anderthalb Jahren bezogen wurde. „Es handelt sich um ein Gebäude im Passivhauscharakter mit Erdwärmeheizung“, erläutert Miteigentümer Thomas Schmeißer. Mehrere Bohrungen in hundert Meter Tiefe liefern stabil Sohle mit einer Wärme von zehn Grad Celsius. Im Winter komprimiert eine Wärmepumpe die Energie aus der Erde und wandelt sie in Heizwärme um. Mit dieser Energie wird die Frischluft geheizt und über Belüftungszugänge in jeden Raum eingespeist. Heizkörper oder Fußbodenheizung sind nicht nötig. Zusätzlich wird der Abluft über eine Wärmerückgewinnungsanlage die Wärme entzogen. Sie wird ebenfalls für die Heizung der Frischluft verwendet. Im Sommer wird die Wärmepumpe einfach ausgeschaltet. Aus der Erde wird zehn Grad kalte Sohle geliefert – es wird also passiv gekühlt. Der Heizenergievebrauch im Gebäude beträgt nur 10 bis 15 Watt pro Quadratmeter. Vergleichbare Gebäude verbrauchen 40 bis 100 Watt oder mehr. Viele Nachbarn haben Interesse angemeldet.

Die Berliner machen es vor: Eine Werkstatt oder ein Büro, das wenig Energie verbraucht, ist zukunftssicher und eine gute Grundlage für die langfristige Planung. Eine Studie der staatlichen KfW-Bank zeigt, dass sich die schnell steigenden Energiepreise negativ auf Firmen mit einem hohen Energiekostenanteil auswirken. Dies gilt vor allem für Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes. Energieeffizienz wird daher zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor – auch für Handwerksbetriebe. Wer ein energieeffizientes Gebäude zur gewerblichen Nutzung errichtet, kann von der KfW einen geförderten Kredit mit bis zu 17 Prozent Tilgungszuschuss erhalten. Energieeffizienzmaßnahmen in bestehenden Gebäuden werden ebenfalls mit günstigen Krediten und langen Laufzeiten gefördert. Als Erstmaßnahme sinnvoll wäre in diesem Fall eine Energieberatung, die wiederum vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert wird. Dort können sich Unternehmen unter bestimmten Umständen 80 Prozent der Beratungskosten erstatten lassen. Wer einen allerersten Check machen will, kann auf ein neues Online-Tool vom TÜV Süd zurückgreifen. Mit einem „Energieeffizienz-Check“ können sich Industrieunternehmen dort einen Überblick über die eigene Energiesituation verschaffen und vorhandene Optimierungspotenziale identifizieren. Die Ergebnisse der bisher teilnehmenden Unternehmen zeigten: Unternehmen können beträchtliche Summen einsparen, wenn sie ihren Energieverbrauch drosseln. Die Einsparpotenziale lagen im Drei-Jahres-Zeitraum zwischen 56.000 und 700.000 Euro. Und es gäbe noch eine Menge mehr Möglichkeiten: Thomas Eisebraun, Executive Consultant bei ILF Beratende Ingenieure, die ebenfalls an der Entwicklung des Tools beteiligt waren: „Die Auswertung hat gezeigt, dass in den Unternehmen noch erhebli­che Potenziale realisiert werden könnten.“


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Beitrag E.ON

»Einsparpotenzial beim Energieverbrauch ist nach wie vor vorhanden« Interview mit Dr. Heinz Rosenbaum, Geschäftsführer E.ON Energie Deutschland

Dr. Heinz Rosenbaum Geschäftsführer E.ON Energie Deutschland und verantwortlich für den Bereich Geschäftskunden

Unternehmen haben ein grundlegendes Interesse daran, die eigenen Ressourcen bestmöglich einzusetzen. Für sie eröffnen sich heute zahlreiche Möglichkeiten, an einer künftig dezentralen Energiewelt zu partizipieren und sich Vorteile zu sichern. Herr Dr. Rosenbaum, wie gut sind kleine und mittlere Betriebe in der Regel beim Energiesparen?

Das Thema steht eindeutig auf der Tagesordnung. Trotzdem zeigen Erfahrungswerte, dass in vielen Betrieben der Energieverbrauch noch um bis zu 15 Prozent gesenkt werden kann. Und das mit überschaubarem Aufwand und meist nur kleineren Investitionen. Gefragt sind zukunftssichere Lösungen – nicht nur, um den Stromsteuer-Spitzenausgleich für das produzierende Gewerbe auch nach 2015 in Anspruch nehmen zu können, sondern um nachhaltig Energie einzusparen. Wo gibt es die größten Einsparpotenziale?

Große Unternehmen mit hohen Energiekosten führen schon heute intensiv Energieeffizienzmaßnahmen durch. Kleine und mittlere Unternehmen scheuen diese Kosten hingen noch häufig – und das, obwohl sie sich binnen weniger Jahre amortisieren. Die wirtschaftlichen Einsparpotenziale sind dabei enorm: Allein bei Druckluft- und Pumpenanwendungen können bis zu 50 Prozent eingespart werden, wenn flächendeckend aktuelle Technik zum Einsatz käme. Das gilt in ähnlicher Größenordnung auch für die Beleuchtung sowie für Informations- und Kommunikationstechnik. Und schließlich birgt der Umbau des Kraftwerkparks hin zu einer verstärkt dezentralen Erzeugung von Wärme und Strom die Möglichkeit, künftig viel mehr aus den Primärenergieträgern herauszuholen.

auf dezentrale Energieerzeugung gerichtet werden. Stichwort: Kraft-Wärme-Kopplung, also die gleichzeitige Erzeugung von Wärme und Strom für den Eigenbedarf, wobei oft ein Teil der Strommenge auch noch selbst oder über Dienstleister wie E.ON vermarktet werden kann. Die Argumente sind vielschichtig: Kraft-Wärme-Kopplung gehört zu den effizientesten Formen der Energieerzeugung. Solche Anlagen können heute praktisch in jeder Dimensionierung und an jedem Ort installiert werden. Neben Strom erzeugen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen vor allem Wärme zum Heizen von Gebäuden, als Prozesswärme in der Produktion oder sogar zur Kälteerzeugung. Dadurch können Unternehmen Energie sparen und nachhaltig CO2-Emissionen reduzieren. Können sinnvolle Energiekonzepte auch den Wirtschaftsstandort stärken?

Künftig werden nicht nur die heutigen Energieunternehmen Energie und Strom erzeugen, sondern auch Unternehmen aus anderen Branchen. Je dezentraler die Erzeugungslandschaft und je intelligenter die Netz- und Messsysteme sind, desto vielfältiger werden die Geschäftsmodelle für Eigenerzeugung, Einspeisung und Verkauf von Strom. Dazu kommen die beiden Megathemen Speicherung und Mobilität, die den Markt weiter für neue Lösungen und Geschäftsmodelle öffnen werden. Nicht nur in der Grundlagenforschung gehört Deutschland auf diesen Gebieten zur Weltspitze. Wenn hier die Umstellung der Energieversorgung auf regenerative Energien gelingt, könnten sich deutsche Unternehmen zu den Technologietreibern auf dem Weltmarkt entwickeln. Was müssen Unternehmen hinsichtlich des Energiedienstleistungsgesetzes beachten?

Was können KMUs tun?

Durch die Novellierung des Gesetzes werden Unternehmen, die nicht der EU-Definition von kleinen und mittelständischen Betrieben unterliegen, dazu verpflichtet, bis zum 5. Dezember 2015 ein erstes Energieaudit durchzuführen. Damit ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht verbunden, sondern es ergeben sich auch deutliche Vorteile: So können große Unternehmen ein Audit als Vorstufe für die Einführung eines komplexen Energiemanagementsystems nutzen.

Hat ein Betrieb – insbesondere mit eigener Produktion – einen kontinuierlich hohen Energiebedarf, sollte der Blick

www.eon.de/gk


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galerie

Innovationen für die Energieeffizienz

Heimischer Stromspeicher

Autarke Kamera

Synthetischer Diesel

Alle reden darüber, so sieht er aus: 3.100 $ soll der 7-kWh-Batteriespeicher des US-Autobauers Tesla und des deutschen Ökostrom-Unternehmens Lichtblick kosten. Mit diesem Akku können etwa Solarstromproduzenten ihre Energie speichern, der Akku kann auch als Teil eines intelligenten Energienetzes fungieren. Hier sorgt er für gleichmäßige Spannung im Netz.

Die Columbia University hat eine Videokamera erfunden, die keinen Akku mehr braucht. Idee: Der Sensor, der das einfallende Licht in digitale Daten umwandelt, kann es wie eine Solarzelle auch in elektrische Energie umwandeln. Noch sind die Pixel sehr groß, und die Ausbeute ist gering. Die Kamera hat nur eine Auflösung von 30 mal 40 Pixel.

Aus Strom, Wasser und CO2 erzeugt eine Pilotanlage in Dresden „e-Diesel“, der fossilen Dieselkraftstoff ergänzen oder sogar ersetzen kann. Die Anlage arbeitet nach dem „Power to Liquid“-Prinzip. Das Wasser wird mit Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der Wasserstoff reagiert mit CO2 und wird so zu flüssigem Kraftstoff.

Plastik-Motor

E-Flieger für Große

Spar-Toaster

Leicht, preiswert, energieeffizient gefertigt: Fraunhofer-Forscher haben gemeinsam mit dem japanischen Unternehmen SBHPP ein Kurbelgehäuse aus Kunststoff gebaut. Solche Bauteile wiegen bis zu 20 Prozent weniger als Konstruktionen aus Aluminium. Als nächstes ist ein Zylinderkurbelgehäuse für einen mehrzylin­ drigen Motor dran.

Elektrisch getriebene Modellflugzeuge sind bereits Standard. Ende 2017 will Airbus das erste elektrisch angetriebene Serienflugzeug für den bemannten Einsatz bauen. Zunächst sollen 100 der so genannten E-Fans hergestellt werden. Platz ist für zwei, die Reisegeschwindigkeit liegt bei 160 Kilometer pro Stunde. Die Batterien reichen für 40 Minuten Flugdauer.

Auch im Kleinen kann Energie gespart werden. Auf der Erfindermesse IENA präsentierten Michael Spies und Florian Regnet einen energiesparenden Toaster. Nach dem Herunterdrücken der Starttaste schließen sich Klappen über den Schlitzen, so dass während und nach dem Toastvorgang keine Hitze entweichen kann. Einfach, genial, spart Zeit und Strom.


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Beitrag steag gmbh

Energiewende in Deutschland – gemeinsam machbar

Das Risiko streuen und gemeinsam in erneuerbare Energien investieren.

Vor allem für Stadtwerke stellt die Energiewende eine wirtschaftliche Herausforderung dar. Doch mit dem richtigen Partner an der Seite sind viele Hürden zu nehmen. Trägt das eigene Geschäftsmodell auch noch in der Zukunft? Wie verfahre ich mit meinem alten Kraftwerk und der angeschlossenen Fernwärme? Wie kann ich meine Risiken streuen, zum Beispiel durch langfristige Investments in Erneuerbaren Energien, wobei mein finanzieller Rahmen und das Projekt Know-how begrenzt sind? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen derzeit nahezu alle Stadtwerker in Deutschland. Die gute Nachricht: Niemand muss die Antworten auf diese Fragen allein finden. Denn einige Energieerzeuger verfügen bereits über langjährige Erfahrung und ein umfassendes Wissen, um Stadtwerken maßgeschneiderte Lösungen für die gesamte Bandbreite der Energieerzeugung anzubieten. Ein Beispiel hierfür ist STEAG. Das in Essen ansässige und international tätige Unternehmen mit seinen sechs Tochtergesellschaften ist einer der größten Energieerzeuger in Deutschland. Es schöpft seine Expertise aus dem Betrieb von großen konventionellen Kraftwerken aber auch aus über 200 dezentral realisierten Projekten im In- und Ausland auf Basis konventioneller sowie Erneuerbarer Energien. Genau deshalb wird STEAG auch als Partner für Ingenieurdienstleistungen geschätzt, wie ein Projekt der Stadtwerke Bochum zeigt. Bei der Modernisierung des Heizkraftwerkes (HKW) Hiltrop wurde STEAG Energy Services mit ingenieurtechnischen und beratenden Aufgaben beauftragt, unter anderem mit der Oberbauleitung. Ziel dieser Modernisierung war es, den Gesamtwirkungsgrad der Anlage von 78 % auf 88 % zu verbessern und für die optimale Ausnutzung der Kraft-Wärme-Kopplung zu sorgen. Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen worden sind, ist das HKW Hiltrop mittlerweile wieder in Betrieb – mit den anvisierten Leistungsoptimierungen. Auch bei Investitionen in und beim Ausbau von dezentralen Anlagen mit erneuerbaren Energien ist STEAG ein verlässlicher Partner für Stadtwerke. Im November 2014 hat die STEAG New Energies beispielsweise den Windpark Ullersdorf in Brandenburg mit 18 Windkraftanlagen und einer Leistung von über 43 MW offiziell in Betrieb

genommen. Im Januar dieses Jahres erwarben dann die Emscher Lippe Energie (ELE) 12,2 % und die Stadtwerke Düren 8,6 % der Anteile an diesem STEAG-Projekt. Mit diesem Engagement erweitern beide Stadtwerke ihren Anteil an regenerativen Energien in ihrem Portfolio. Ein weiterer Schwerpunkt der STEAG ist die Erhöhung der Energieeffizienz, indem zum Beispiel Erneuerbare Energien in die dezentrale Strom- und Wärmeerzeugung integriert werden. In Hattersheim am Main hat die STEAG New Energies im Sommer 2014 einen konventionellen Kessel einer bereits seit 1967 betriebenen Fernwärmeversorgung durch ein Blockheizkraftwerk ersetzt. Dieses wird mit Biomethangas betrieben und erzeugt so in KraftWärme-Kopplung grüne Wärme und grünen Strom. Von diesem Vorstoß der STEAG profitieren beispielsweise die lokalen Wohnungsbaugesellschaften in zweierlei Hinsicht: Sie erhalten Wärme mit einem niedrigen Primärenergiefaktor und können die gesetzliche Vorgabe einhalten, bis zum Jahr 2020 mindestens 14 Prozent des Wärme- und Kälteenergiebedarfs von Gebäuden durch erneuerbare Energien abzudecken. Kurz: Die Herausforderungen, die die Energiewende für Stadtwerke auf den ersten Blick mit sich bringt, sind nicht unüberwindbar. Gemeinsam im Verbund und mit einem starken und erfahrenen Partner an der Seite lässt sich die Zukunft auch mit überschaubaren Investitionen gut gestalten. www.steag.com


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Stromnetz im Wandel Smart Grids und Virtuelle Kraftwerke können die Energieversorgung effizienter machen. Klaus Lüber / Redaktion

U

nsere Waschmaschinen werden wohl bald mit uns sprechen. Nachdem wir auf den Startknopf gedrückt haben, wird das Gerät zurückmelden: „Es wäre besser, das Programm erst in zwei Stunden zu starten, denn da beginnt heute die niedrige Strompreisphase.“ Woher weiß die Maschine das? Ganz einfach: Sie sammelt und vergleicht Strompreisdaten und wählt den jeweils günstigsten Tarif aus. Falls gewünscht sogar automatisch, etwa nachts, wenn der Strom in der Regel am günstigsten ist und die Besitzer des smarten Gerätes schlafen. Das ist nicht nur günstig für den Verbraucher, sondern hat auch einen tieferen Sinn. Der Stromkunde wird motiviert, sein Verbrauchsverhalten an die wetterabhängige Erzeugungslage anzupassen und damit das Stromnetz stabil zu halten. Das Stromnetz, so könnte man auch sagen, reguliert sich selbst, indem es Informationen über seinen Status an die Verbraucher weitergibt. Es ist zum Smart Grid geworden. Dabei umfasst der Begriff wesentlich mehr als nur die Steuerung moderner Haushaltsgeräte. Es geht darum, das gesamte System der Energieerzeugung und des Energieverbrauches neu zu denken. „Resource Revolution“ nennen es die beiden McKinsey Berater Stefan Heck und Matt Rogers in einer aktuellen Publikation des Consulting-Unternehmens. Darin gehen sie davon aus, dass Smart Grids schon sehr bald zu einer 50-prozentigen Effizienzsteigerung der Stromnetze führen werden. Fossile Energieträger spielen dabei eine immer geringere Rolle.

Das ist auch kein Wunder, denn die Anforderungen an Stromnetze haben sich grundlegend geändert. Bislang konnten Energieversorgungsunternehmen das Energieangebot und die -nachfrage basierend auf Prognosen über Bedarf und Verbrauch in ein Gleichgewicht bringen. Anlagen mit geringen Anlaufzeiten, wie etwa Gasturbinenkraftwerke, wurden zu- und abgeschaltet, um Lastspitzen abzufedern. Die Grundlast lieferten oft Kern- und Kohlekraftwerke. Zudem folgte die Stromlieferung immer vom Erzeuger über die Transport- und Verteilnetze zum Verbraucher. Dieses Konzept der Stromverteilung stößt durch die Integration erneuerbarer Energiequellen an seine Grenzen. So fließt etwa der durch Photovoltaik gewonnene Strom entgegen der eigentlich vorgesehenen Richtung durch das Stromnetz. Die Anlagen erzeugen zunehmend an Stellen Strom, wo entweder leistungsstarke Trassen fehlen, zum Beispiel offshore, oder keine Verbraucher angesiedelt sind. Die Energie fließt zwischen Erzeuger, Verbraucher und Speichersystemen in allen erdenklichen Kombinationen und Richtungen. Und in Zukunft wird die Zahl der Versorger noch ansteigen. Denn Strom aus erneuerbaren Quellen gewinnen vor allem die kleinen, dezentralen Anlagen, nämlich Windräder, Wasserkraftwerke, Solarkraftwerke und Biogasanlagen. Dazu kommen die vergleichsweise sauberen, dezentralen Gas-Kraftwerke. Viele davon werden entweder von kleineren Unternehmen oder gar von Privatpersonen betrieben, die bisher eher als Verbraucher in Erscheinung getreten sind. Mittlerweile ist es auch möglich, die einzelnen Erzeuger zu eigenen Verbünden zu vernetzen, sogenannten virtuellen Kraftwerken. Hierbei werden viele unterschiedliche dezentrale Stromerzeugungsanlagen zusammen mit Verbrauchern – derzeit hauptsächlich aus der Industrie und dem gewerblichen Bereich – über Steuerungstechnik in einem Pool miteinander koordiniert, so dass sie als ein Kraftwerk am Stromgroßhandelsmarkt auftreten können. Dies kann helfen, erneuerbare Energien schneller in das Energiesystem und den Strommarkt zu integrieren.


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Beitrag NORDEX

Mehr Effizienz im Binnenland Vor einem guten Jahr hat Nordex sein Produkt-Programm der Delta-Generation durch eine neue IEC-3-Turbine komplettiert. Ein Gespräch mit Vertriebsvorstand Lars Bondo Krogsgaard über die Anlage und ihr Potenzial.

auf unserer Erfahrung haben wir die technischen Systeme, besonders im Hinblick auf die Verfügbarkeit, optimiert.

Herr Krogsgaard, was ist das herausragende Merkmal der Delta-Schwachwindturbine?

Zum einen hat die N131/3000 einen beeindruckend großen Rotor. Im Durchmesser misst er 14 Meter mehr als die N117/2400, was die überstrichene Fläche um fast 26 Prozent steigert. Zum anderen haben wir die Nennleistung um über 25 Prozent auf drei Megawatt angehoben. Beide Faktoren wirken sich positiv auf den Energieertrag aus.

Ganz klar ihre Wirtschaftlichkeit! Bis zu 28,6 Prozent Mehrertrag kann die N131/3000 im Vergleich zu unserer aktuellen Schwachwindanlage herausholen. Das ist ein wichtiger Beitrag, um die Energiegestehungskosten zu senken. Diese Turbine vereint die besten Eigenschaften unserer N117/2400 mit den Stärken der Generation Delta.

Sie haben einen Mehrertrag von bis zu 28,6 Prozent angesprochen. Wie erreicht die Turbine das?

www.nordex-online.com

Worauf genau beziehen Sie sich?

Die Schwachwindturbine unserer Generation Gamma hatte sich dank ihrer Effizienz schnell am Markt etabliert. Auch ihre Schallemissionen sind besonders gering. In beiden Punkten schneidet die N131/3000 noch besser ab. Dabei spielt das „Team Generation Delta“ im Gegensatz zu ihren Vorgängern in der 3-Megawatt-Liga. Aufbauend

Die erste Turbine der N131/300 dreht bereits. Ab Sommer startet die Serie.

Meldungen

Trends & Termine Mirko Heinemann / Redaktion

Effizienz-Preis Unternehmen aus Industrie und produzierendem Gewerbe können sich mit erfolgreich umgesetzten Energieeffizienzprojekten für den Energy Efficiency Award 2015 der Deutschen Energie-Agentur bewerben. Bewerbungsfrist läuft bis zum 15. Juli 2015. www.EnergyEfficiencyAward.de

11. bis 12. Juni / Intersolar München: Die Leitmesse für die Solarwirtschaft konzentriert sich auf die Bereiche Photovoltaik, PV-Produktionstechnik, Energiespeichersysteme und Regenerative Wärme. Beim letzten Mal nahmen über 1.000 Aussteller und über 40.000 Fachbesucher teil. www.intersolar.de

Grüner Apfel Apple betreibt alle seine deutschen Ladengeschäfte, die Apple Retail Stores, ab sofort mit erneuerbaren Energieformen. Der Umstieg auf grünen Strom ist Teil einer weltweiten Kampagne. Damit laufen 87 Prozent der Apple-Ladengeschäfte und Büros mit erneuerbaren Energien. www.apple.com

1. bis 2. September / Energieeffizienz Frankfurt am Main: 350 Experten stellen Lösungen, Beispiele und Trends zum Thema Energieeffizienz vor. Zielgruppe: Indus­trie, Handel, Immobilienwirtschaft, öffentliche Hand sowie Unternehmen mit hohem Energieverbrauch.

Heizen mit Holz Die Zahl der Heizungen, die Sägespäne und andere Holzreste verbrennen, nimmt in Deutschland zu. Laut Landwirtschaftsministerium waren im Winter 358.000 dieser Heizungen in Betrieb (Vorjahr: 322.000). www.bmel.de

15. bis 18. September / Husum Wind Husum: Seit 25 Jahren ist sie das Schaufenster der Windenergie­ branche: Hersteller, Zulieferer, Betreiber, Energieversorger, Kommunen und Investoren aus allen Teilen der Welt kommen hier zusammen. www.husumwind.com

www.energieeffizienz-messe.de


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forum der akteure

Neue Energielösungen Die Redaktion befragt Akteure zu den aktuellen Herausforderungen in ihrer Branche. Hildegard Müller Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung

Prof. Dieter Kempf Präsident Hightech-Verband BITKOM

Marianne Tritz Geschäftsführerin des Gesamtverband Dämmstoffindustrie e. V. GDI

»Energieeffizienz muss stärker in den Fokus«

»Leistungsfähige Netze sind die Basis für Digitale Souveränität«

»Dämmstoffe sind oft oberflächlich kritisiert worden«

Um die Energiewende-Ziele in Deutschland zu erreichen, muss das Thema Energieeffizienz viel stärker in den Fokus. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich der BDEW gemeinsam mit Ministerien und weiteren Verbänden an der Initiative „Energieeffizienz-Netzwerke“. Sie hat zum Ziel, bis zum Jahr 2020 rund 500 Energieeffizienz-Netzwerke zu gründen. Auf diese Weise wollen die beteiligten Unternehmen mit Hilfe eines erfahrenen Energieberaters den eigenen Energieverbrauch optimieren. Dies ist ein wichtiger Schritt – mit Blick auf die Klimaschutzziele der Bundesrepublik muss im Wärmemarkt aber noch viel mehr passieren. Hier werden erhebliche Einsparpotenziale verschenkt: In Wohngebäuden haben Heizungen und die Warmwasserversorgung einen Anteil von etwa 85 Prozent am Endenergieverbrauch. Aber nur rund ein Viertel der Heizungsanlagen sind auf dem Stand der Technik. Ohne steuerliche Förderung - zum Beispiel über ein energetisches Gebäudesanierungsprogramm wird dieser Markt jedoch kaum in die Gänge kommen. Die Politik ist in der Pflicht, endlich Anreize und sichere Rahmenbedingungen zu schaffen.

Die Digitalisierung erfasst alle Branchen, von den Medien über klassische Industrien wie den Automobil- oder Maschinenbau bis hin zum Handwerker. Das gilt aber auch für die Infrastruktur – und ganz besonders für die Energienetze. Die Energiewende tritt nach fast fünf Jahren jetzt in die nächste Phase ein, in der die volatilen Erneuerbaren Energien dem StromMix nicht mehr einfach beigemischt werden können. Vielmehr beginnen ihre besonderen Eigenschaften das Energiesystem als Ganzes zu prägen. Nur mit Vernetzung kann das Stromnetz mit seinem steigenden Anteil schwankender Erneuerbarer Energien stabil und bezahlbar bleiben. Wir müssen die Chance ergreifen, in Deutschland die weltweit leistungsfähigsten und sichersten digitalen Infrastrukturen aufzubauen. Wir können uns so in dieser digitalen Schlüsseltechnologie eigene Fähigkeiten auf internationalem Spitzenniveau sichern und weltweite Standards setzen. Das ist die Basis für unsere Digitale Souveränität in Deutschland und Europa.

In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Heizkosten in Deutschland mehr als verdoppelt. Weitgehend Konsens besteht darüber, dass die Energiepreise, auch wenn sie kurzzeitig sinken, weiterhin mittelfristig steigen werden. Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle können dazu beitragen Heizenergie einzusparen und sorgen zudem für ein behagliches Raumklima sowie den Schutz der Bauteile vor Feuchte und Frost. Weitere Vorteile: Wert­ erhalt und eine optimale Erneuerung. Trotz dieser Fakten sind Dämmstoffe aus ganz unterschiedlichen Gründen in den Medien oft oberflächlich kritisiert worden. Wie wenig faktenorientiert die Kritik ist, wird deutlich an der Behauptung, dass Deutschland in einem Dämmwahn ist. Tatsache ist aber, dass wir zurzeit eine Sanierungsquote von 0,8 Prozent jährlich haben statt der notwendigen 2,5 Prozent. Deutschlands selbstgestecktes Klimaziel – ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand in 2050 – werden wir daher voraussichtlich verfehlen. Es braucht die richtigen politischen Signale und finanziellen Anreize, damit Hausbesitzer sich jetzt tatkräftig für eine energetische Sanierung entscheiden.

www.bdew.de

www.bitkom.org

www.gdi-daemmstoffe.de


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Beitrag Kiwigrid GmbH

Moderne Energieversorgung im Smart Grid Die Energiewende braucht Strategien und Lösungen, die Know-how aus Energie, IT und Kommunikation bündeln. Und die werden derzeit unter anderem in Dresden entwickelt.

Anlagenbauern aus ganz Europa, deren Smart Grids wir entwickeln und betreiben. Ich denke, das spricht für sich. Wir bekommen mittlerweile auch Anfragen aus den USA und Asien, wo sich derzeit für uns ganz neue Märkte entwickeln. Das in Deutschland entwickelte Know-how und unsere Hard- und Software „Made in Germany“ stoßen dort auf großes Interesse.

Herr Dr. Bether, was verbirgt sich hinter Ihrem „Wir machen Energie erreichbar“?

Unsere Vision. Die Energieversorgung wandelt sich, vom Verbrauchs- zum Nutzerfokus, von zentral zu dezentral zu lokal und natürlich zu regenerativ und damit fluktuierender Verfügbarkeit. Kiwigrid bietet die notwendige Erfahrung und eine schlüsselfertige Infrastruktur aus Hardware, Software und dem Betrieb der Plattform, um diese Vision zu verwirklichen.

Dr.-Ing. Carsten Bether Geschäftsführer der Kiwigrid GmbH

Damit sind wir beim Thema „Smart Grid“?

Will man künftig den Einsatz von fossilen Brennstoffen begrenzen, müssen die vielen verteilten Energieerzeuger und Energieverbraucher miteinander in einem Smart Grid kommunizieren. Beim Smart Grid optimiert eine Zelle, damit ist ein Gebäude oder ein Netzabschnitt gemeint, ihre Energiebilanz zuerst selbst, kann aber nach Möglichkeit und Bedarf mit anderen Zellen Energie austauschen. Dieses Konzept ist die Basis für unsere Technologie, wir denken vom Nutzer aus und nicht mehr vom Kraftwerk.

Könnten wir schon heute zu 100 Prozent erneuerbare Energien nutzen?

Nein, dafür sind noch einige Schlüsseltechnologien notwendig. Das wichtige Thema Speicher wird beispielsweise gerade erst adressiert. Ohne Speicherkapazitäten sind Erzeugung und Verbrauch nicht zusammenzubringen. Ein weiteres wichtiges Konzept im Smart Grid sind Flexibilitäten, also die Möglichkeit, verschiedene verschiebbare Erzeuger und Lasten zu modellieren und zu quantifizieren, um sie damit flexibel bei Bedarf einsetzen zu können. Und was braucht Kiwigrid für die Zukunft?

Und welchen Beitrag leisten Kiwigrids Produkte?

Unsere Lösungen bieten wir als Baukasten an, so dass sie zum Beispiel für die lokale Eigenverbrauchsoptimierung genutzt werden können oder aber auch Anlagen zu einem virtuellen Kraftwerk verbinden. Dafür ist unsere Technologie echtzeitfähig sowie hoch skalierbar. Außerdem arbeiten wir mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zusammen, um den höchsten Sicherheitsanforderungen zu genügen. Und das wissen Ihre Kunden zu schätzen?

Wir sind ein recht junges Start-up und seit 2011 als GmbH am Markt aktiv. Dennoch haben wir bereits viele Energieerzeuger angeschlossen und freuen uns über das Vertrauen von über 20 namhaften Energieversorgern und

Große Veränderungen gelingen nur in der Zusammenarbeit, weshalb wir unser Partner- und Kundennetzwerk stetig weiter ausbauen möchten. Außerdem benötigt die Energiewende in erster Linie Macher und Vordenker. Deshalb freuen wir uns natürlich immer über Talente, die gemeinsam mit Kiwigrid hier am Standort Dresden die Energieversorgung der Zukunft aktiv mitgestalten wollen. Für unsere Distributed-Computing-Plattform suchen wir zum Beispiel ständig Java Entwickler mit Erfahrung und Interesse im Energiebereich. Ich möchte Interessierte hiermit gern zu Kaffee und einer Live-Demonstration des Smart Grid in unser Demohaus einladen, welches wir Ende diesen Jahres eröffnen werden. www.kiwigrid.com


Dampf

und dicke Haut Neben Investitionen in den Heizkessel und die Dämmung kann man mit kleineren Maßnahmen am eigenen Haus schon beträchtlich Energie einsparen. Lars Klaaßen / Redaktion

D

ie stetig steigenden Preise fossiler Brennstoffe schlagen mächtig ins Kontor: Rund 87 Prozent der benötigten Energie in Haushalten entfällt auf die Erzeugung von Wärme – davon wiederum 75 Prozent auf die Raumheizung. Eine Erdgas-Heizung etwa lässt sich so weit optimieren, dass der Staat dafür Fördergelder zahlt – wegen der CO2-Reduzierung. Entsprechende Werte erreicht man mit einem Brennwertkessel. Er nutzt die Energie des Wasserdampfes, der bei der Verbrennung von Erdgas entsteht. In herkömmlichen Heizkesseln wird dieser Dampf ungenutzt über die Abgase abgeführt. Die für dessen Erzeugung verheizte Energie geht verloren. Bei der Brennwerttechnologie werden die Abgase dagegen so weit heruntergekühlt, dass das im Dampf enthaltene Wasser kondensiert. Dabei wird die entsprechende Energie wieder freigesetzt. Bei Erdgas liegt der Wirkungsgrad laut Öko-Institut bis zu elf Prozent höher als bei herkömmlichen modernen Heizungssystemen. Gegenüber einer Altanlage kann die Einsparung bei bis zu 40 Prozent liegen. Die Stiftung Warentest rät zum Tausch, wenn der Kessel älter als 15 Jahre ist. Auch kleine, kostengünstige Maßnahmen können das Eigenheim schon deutlich effizienter machen. Das Öko-Institut empfiehlt Hausbesitzern

fünf Schritte, um die größten Schwachstellen auszubügeln: 1. An allen Heizkörpern Thermostatventile anbringen: Damit lässt sich die gewünschte Wärme präzise in jedem Raum separat einstellen, was bis zu 20 Prozent Energieersparnis bringen kann. 2. Die Heizungsrohre dämmen: Bei Verteilungsrohren, die in ungeheizten Räumen liegen, ist das ohnehin gesetzlich vorgeschrieben. Laut Öko-Institut können so „erhebliche Energiemengen“ eingespart werden. 3. Eine witterungsgeführte Regelung einbauen: Die Vorlauftemperatur des Heizkessels passt sich entsprechend an. 4. Den Tagesrhythmus der Heizung an den der Hausbewohner anpassen: Wenn niemand da ist

oder alle schlafen, regelt die Heizung die Temperatur selbstständig herunter. 5. Die Heizung regelmäßig vom Fachmann warten lassen: Dann arbeitet sie effektiver. Bei dieser Gelegenheit gleich die Heizkörper entlüften lassen, auch das spart Energie. Die beste Heinzanlage nutzt aber nur wenig, wenn die Wärme durch die undichte Außenhaut des Eigenheims entschwindet. „Ein sehr gut gedämmtes Haus kann im Winter unter optimalen Bedingungen fast die Hälfte der Heizkosten einsparen“, informiert das gemeinnützige Beratungsportal co2online. de. 15 bis 20 Prozent der Heizenergie gehen durch ein unzureichend gedämmtes Dach. Ein häufig unterschätztes Wärme­

leck ist auch der Keller. Darüber schwinden im Schnitt fünf bis zehn Prozent Heizenergie. Altbauten verlieren über Fenster und Außenwände bis zu 25 Prozent Energie. Wer die Fassaden dämmt, kann 10 bis 20 Pro­ zent einsparen. „Auch wenn eine nach­trägliche Wärmedämmung zum Standardprogramm für Hausbesitzer gehört, die Energie und Kosten sparen wollen – Lösungen von der Stange gibt es nicht“, so co2online. „Denn jedes Gebäude ist anders.“ Deshalb sollten Fachleute konsultiert werden, die beurteilen können, wo welcher Dämmstoff wie angebracht wird. Professionelle Lösungen verhindern, dass es später Ärger mit Schimmel gibt.


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Beitrag Rheingas

Energie-Effizienz dank Flüssiggas Für die Zukunft erweist sich der Energieträger Flüssiggas als eine wirtschaftliche und umwelt­ schonende Lösung für Hauseigentümer und Unternehmen. Über die Vorteile spricht Geschäftsführer der Propan Rheingas GmbH & Co. KG und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Verbandes Flüssiggas e. V. (DVFG) Uwe Thomsen.

Uwe Thomsen Geschäftsführer der Propan Rheingas GmbH & Co. KG und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Verbandes Flüssiggas e. V. (DVFG)

Wann sollte man sich über seine Heizanlage Gedanken machen?

Wenn eine Heizung vor 1985 eingebaut wurde, ist ein Hauseigentümer laut Energieeinsparverordnung zum Handeln verpflichtet. Auch bei ineffizienten Heizanlagen, die danach eingebaut wurden, bietet eine Erneuerung enormes Einsparpotential. Das gilt natürlich nicht nur für private Haushalte, sondern auch für Unternehmen. Wir sind selbst ein mittelständisches Unternehmen und wissen, was eine effiziente Heizanlage an Kosteneinsparungen am Ende des Jahres bedeutet. Daher sollten alte Heizungen generell durch moderne, wirtschaftliche und umweltfreundliche Varianten, wie mit Flüssiggasversorgung, ausgetauscht werden.

Was sind die Vorteile einer neuen Heizung?

Drei Viertel der verbrauchten Energie in einem Haushalt entstehen durch Wärmeerzeugung, also Heizung und Warmwasser. Durch moderne Heiztechnik lässt sich der Energiebedarf um bis zu 40 Prozent senken, während es bei der viel beachteten Wärmedämmung gerade einmal 20 Prozent sind. Darüber hinaus wird die Umstellung auf ein neues Heizsystem vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sowie durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert. Welches Heizsystem bietet sich an und warum?

Rheingas setzt auf flüssiggasbetriebene Heizungen. Zählt man die Kosten für Anschaffung und Betrieb zusammen, ist das die wirtschaftlichste Lösung. Außerdem ist Flüssiggas im Vergleich zu Heizöl weitaus umweltschonender. Es verbrennt sehr sauber – mit deutlich geringerem CO2-Ausstoß – und hat die niedrigsten Emissionswerte. Gasheizungen sind im Vergleich zu Ölheizungen auch günstiger in der Anschaffung. Ein weiterer Vorteil: Die Flüssiggastanks werden außerhalb des Hauses platziert, wodurch man zusätzlichen Raum gewinnt. Insbesondere in ländlichen Gebieten, ohne ErdgasVersorgung, sind Flüssiggasheizungen die beste Alter­native. Für Unternehmen wird das Thema zusätzlich durch ihren meist hohen Energieverbrauch interessant. Über ein mit Flüssiggas betriebenes Blockheizkraftwerk kann durch das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung die unweigerlich anfallende Abwärme bei der Stromproduktion zum Heizen gewonnen werden. Je höher und konstanter der Energiebedarf, desto schneller rentiert sich die Anlage. Wie lange dauert das Umrüsten?

Die Umstellung ist ganz unkompliziert und lässt sich von Rheingas oder vom örtlichen Heiztechnikbetrieb preisgünstig in ein bis zwei Tagen realisieren. Als eines von wenigen Unternehmen können wir die komplette Umstellung mit unserem Know-how realisieren – inklusive der Entsorgung der alten Heizanlage. Die Gastanks lassen sich je nach Wunsch sowohl ober- als auch unterirdisch platzieren. Anschließend spart man nicht nur Geld, sondern schont auch die Umwelt.

Was bedeutet die Umstellung für die Energiewende?

Deutschland ist Vorreiter in Sachen Energie-Effizienz und Nachhaltigkeit. Flüssiggas bietet die Chance, sich an der Energiewende aktiv zu beteiligen. Durch die hohe Verfügbarkeit gewährleistet der Rohstoff eine Versorgungssicherheit, die der klimafreundlichen Zukunft den Weg ebnet. Darüber hinaus lässt sich das System optimal mit regenerativen Energien kombinieren.

www.rheingas.de


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kolumne

Heimspiel Mit unserer Kolumnistin wird Energieeffizienz zum Kuschelfaktor. Marie Fink / Redaktion

S

chön soll es sein, hell und gemütlich: das neue Heim. Natürlich kühl im Sommer und mollig im Winter. Dass der herzerwärmende Kuschelfaktor dabei das phonetisch eher kalte Wort „Energieeffizienz“ ist, wer hätte das gedacht? Bei den Bauherren früherer Generationen standen allein die Finanzierbarkeit und der Komfort im Vordergrund. Heute drücken Umweltprobleme und der Raubbau von natürlichen Ressourcen auf das Gewissen. Wenn man sich dann mit den neuen, energiesparenden Möglichkeiten beschäftigt, wird die Wunschliste groß. Das Gebäude soll durch und durch nachhaltig sein. Chemie in Form von aufwändig abzubauenden Baustoffen? Heute undenkbar. Das ehrenwerte Ziel, ein Bauwerk nun aber komplett aus recycelbaren Baustoffen zu errichten, ist nicht so weit entfernt. Es ist eine Rechenaufgabe. „Ein Ökohaus kostet rund zehn bis 15 Prozent mehr“, sagt der Architekt Günther Ludewig, Mitglied im Bund Architektur und Umwelt. „Aber“, so lautet die Lösung, „auf eine Generation von 30 Jahren bezogen, schneiden Ökohäuser besser ab.“ Warum? Weil der Energieverbrauch niedriger ist. Das ist ein schönes Ergebnis. Ich denke aber, dass der wahre Mehrwert sich noch anders bemerkbar macht: Das Haus fürs Leben bringt dem Bauherrn selbst Energie. Die neuen „alten“ Baustoffe zur Wärmedämmung hören sich herrlich motivierend an: Naturbelassene Holzfasern, reine Schafwolle und Naturharzfarben. Holz wird zudem mit Lärchen- oder Bienenwachs veredelt. Offenbar wird das Wohnen dann sogar zu einem olfaktorischen Vergnügen. Holzhäuser werden dabei immer beliebter. Dämmung ist auch hier das Zauberwort für die hohe Energieeffizienz. Beim Aufbau von mehreren Holzschichten entsteht eine atmungsaktive Hülle, so dass der Raumluft – egal bei welchem Wetter – immer das optimale Maß an Feuchtigkeit entzogen oder zugeführt wird. Es fühlt sich nicht nur gut an, sondern gibt auch ein gutes Gefühl: Holz hat laut dem Deutschen Massiv- und Blockhausverband „als einziger unter allen gängigen Baustoffen eine positive CO2-Bilanz“. My home is my castle, wird gern gewitzelt. Mit Holz zu bauen trägt aber tatsächlich zum Klimaschutz – und damit zum Schutz vieler späterer Generationen bei.


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Beitrag BearingPoint GmbH

Energieversorger: Zurück zur kindlichen Neugier Herr Raschke, die Energiewende stellt Energieversorger vor viele Herausforderungen.

Absolut. Ob groß oder klein, für die meisten Energieversorger gilt: Entweder funktioniert ihr bisheriges Geschäftsmodell überhaupt nicht mehr oder aber nicht mehr reibungslos. Sie suchen deshalb aktuell die berühmte „Silver Bullet“, also die universelle Lösung ihrer Probleme.

diese Daten auch sinnvoll auszuwerten und daraus gezielte Maßnahmen abzuleiten. Das Stichwort lautet „Umgang mit Big Data“. Hier schlummert ein Schatz, den viele noch nicht entdeckt haben. Wie könnten diese Maßnahmen aus­ sehen?

Können Sie das näher erläutern?

Big Data Analysen sind ein wichtiger Jens Raschke Bestandteil von – wie wir es nennen – Segmentleiter Utility Deutschland bei der „digitalen Transformation“. Gemeint BearingPoint ist etwa die Verbesserung des Kundenerlebnisses. Denn mit Hilfe einer gezielten Datenanalyse lassen sich maßgeschneiderte Produkte sogar für einzelne Straßenzüge entwickeln. Außerdem unterstützen mobile Technologien organisatorische Prozesse, so dass diese in Echtzeit abgebildet werden. Denken Sie nur an die Instandhaltung. Und indem man unterschiedliche Produkte – auch jenseits von Strom – bündelt, können ganz neue Geschäftsmodelle aufgebaut werden.

Energieversorger sind technisch weit entwickelt, sammeln Unmengen an Daten ein, sind aber meist nicht in der Lage,

www.bearingpoint.com

Gibt es die?

Sicher gibt es keine allgemeingültige Lösung, die der gesamten Branche mal eben übergestülpt werden könnte. Wir sehen aber insbesondere im Bereich der Digitalisierung und dem Internet der Dinge viele sinnvolle Ansätze, aus denen sich neue Geschäftsmodelle für Energieversorger und Stadtwerke ableiten lassen. Allerdings muss man hierfür eine gewisse Kreativität entwickeln und auch neugierig nach links und rechts schauen, wie es vielleicht in anderen Branchen funktioniert.

STRATEGIEFORUM

Impulse:

Welche Energie werden wir morgen nutzen? Dr. Heinz Rosenbaum, Geschäftsführer E.ON Energie Deutschland

Rund um den Kunden weisen die technologischen Trends eindeutig in eine erneuerbare und dezentrale Energiezukunft. Und doch gilt: Noch brauchen die erneuerbaren Energien das feste Fundament rund um die Uhr verlässlicher konventioneller Kraftwerke. Noch können die vielen dezentralen Lösungen nicht alleine bestehen. Sie brauchen die Einbindung in ein funktionierendes Gesamtsystem. Beide Welten sind inzwischen aber so verschieden, dass sie unterschiedliche unternehmerische Ansätze erfordern. Boris Schucht, Vorsitzender der Geschäftsführung, 50Hertz

Vor einigen Jahren noch undenkbar, doch heute Realität: Im Nordosten Deutschlands werden Verbraucher schon heute mit Strom aus über 42 Prozent erneuerbaren Energien versorgt. Und wenn konsequent weiter an neuen Lösungen gearbeitet wird, um große Mengen regenerativer Energie in die Verbrauchszentren zu bringen, komplementäre Erzeugung zu sichern und den Strommarkt zu entwickeln, ist noch vieles möglich. Im Zusammenspiel mit intelligenten und sicheren Netzen kann die Energiewende trotz aller Herausforderungen eine Erfolgsgeschichte werden.



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