oktober 2014
Auch als APP für Smartphones & Tablets
leben mit krebs Vorsorge, Behandlung, Heilung
Risiken
Diagnose
Hoffnung
Bewusster leben Seite 4
Häufigste Krebsarten Seite 7
Forschung für Kinder Seite 14
»leben mit kreb s« ist eine unabhängige P ublikation des in|pact media Verlags und liegt der G esamta uflage der Weltwoche bei.
grusswort
in|pact media Verlag
Liebe Leserinnen, liebe Leser, es ist dem Fortschritt in der Krebserkennung und -behandlung zu verdanken, dass in den letzten 30 Jahren in der Schweiz immer weniger Menschen an Krebs sterben. Das ist die gute Nachricht. Im gleichen Zeitraum hat indes die Zahl der neu diagnostizierten Krebsfälle zugenommen: heute sind es schweizweit 37‘000 pro Jahr. Dies die weniger gute Nachricht. Die Tendenz ist klar: Die Gruppe von Personen, die im Laufe ihres Lebens an Krebs erkranken, wächst schnell an. Diese so genannten „Cancer Survivors“ haben ganz vielfältige Betreuungsbedürfnisse: Die einen haben den Krebs Dr. Kathrin Kramis-Aebischer vielleicht bewältigt und wünschen eher Anregungen für einen gesunden Lebensstil; Geschäftsführerin Krebsliga Schweiz andere wiederum kämpfen zuweilen jahrelang mit ihrer Krankheit und haben unter den Nebenwirkungen der Behandlung zu leiden. Ihnen allen ist jedoch gemein, dass sie einen erhöhten Bedarf an gesundheitlicher Betreuung und Behandlung haben. Ganz besonders gilt dies für die Langzeitüberlebenden, also diejenigen Menschen, die schon viele Jahre seit der Krebsdiagnose überlebt haben und deren Gruppe das grösste Wachstum aufzeigt. Die Krebsbehandlung kann bei Langzeitüberlebenden Spätfolgen wie emotionale Belastungen oder eine Vielfalt von physischen Problemen zeitigen – Prof. Dr. med. Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Zweittumore sind nur einige davon. Jakob R. Passweg Vorstandspräsident Langzeitüberlebende können ausserdem an einer allgemein schlechteren gesundheitKrebsliga Schweiz lichen Verfassung und stärkeren Einschränkungen im Alltag leiden. Momentan leben in der Schweiz rund 300‘000 Personen mit der Diagnose Krebs. Deshalb brauchen wir zusätzliches spezialisiertes Gesundheitspersonal und Aus- und Weiterbildungen in der medizinischen Versorgung. Und wir benötigen Angebote, die den physischen, sozialen und emotionalen Bedürfnissen der „Cancer Survivors“ gerecht werden – wie dies die 2013 vom Bund und den Kantonen verabschiedete Nationale Strategie gegen Krebs vorsieht. Die Krebsliga hat sich deshalb den Fachsupport für Langzeitüberlebende zur Schlüsselaufgabe gemacht. Zentral scheint uns auch, dass sich Menschen mit Krebs in der Gesellschaft getragen fühlen. Deshalb mobilisiert die Krebsliga im Oktober erneut die ganze Schweiz für die Solidarität mit Brustkrebsbetroffenen. Höhepunkt der Aktion ist der 23. Oktober: Die ganze Schweiz wird sich aus Solidarität in Pink präsentieren. Machen Sie mit – bekennen auch Sie Farbe!
eMagazine
Hinweis: Alle nicht mit dem Zusatz »Redaktion« gekennzeichneten Beiträge sind Auftragspublikationen und damit Anzeigen.
INHALT
Seite 3 Herausforderung Krebs
Seite 8 Galerie
Seite 12 Die Würde des Menschen
Die Zahl der Erkrankungen steigt
Behandlungsmethoden
Für eine bessere Palliativmedizin
Seite 4 Vorsorge ist Pflicht
Seite 10 Hoffnung für Viele
Seite 14 Wenn Kinder Krebs haben
Risiken minimieren
Individualisierte Therapien
Unterstützung für Familien
Seite 7 Die häufigsten Krebsarten
Seite 12 Ernährungsschwindel
Seite 13, 15 Forum der Akteure
Ein Überblick
Kolumne von Marie Fink
Prof. Dr. Beat Thürlimann, Prof. Dr. Felix Niggli
Impressum in|pact media GmbH Dircksenstraße 40 D-10178 Berlin T +49 (0) 30 80 20 86 – 530 F +49 (0) 30 80 20 86 – 539 E redaktion@inpactmedia.com www.inpactmedia.com
Chefredaktion Mirko Heinemann (V.i.S.d.P) Stellv. Chefredaktion Klaus Lüber PROJEKTLEITUNG Ismail Cirak Art DireKtion / Layout Denis Held
Autoren MarieFink Mirko Heinemann Jürgen W. Heidtmann Sabine Philipp Dr. Ulrike Schupp LEKTORAT Anja Vatter
IllustrationEN Maria Corbi www.mariacorbi.com Druck Swissprinters AG Zofingen
country manager (ch) Ismail Cirak HERAUSGEBER Edi Karayusuf Geschäftsführung Edi Karayusuf Sara Karayusuf Isfahani
Seite 3
leben mit krebs
Mirko Heinemann / Redaktion
A
ls die Weltgesundheitsorganisation WHO ihren Weltkrebsbericht 2014 vorstellte, lösten die Zahlen bei vielen blankes Entsetzen aus. 2012 erkrankten demnach weltweit 14 Millionen Menschen neu an Tumoren. Bis 2030 soll sich diese Zahl laut WHO massiv erhöhen, auf mehr als 21 Millionen. Auch die Zahl der Todesfälle werde steigen: Derzeit sterben etwa 8,2 Millionen Menschen an der Krankheit, bis dahin sollen es 13 Millionen sein. Die Ursachen sind vielschichtig. Zwei wesentliche Entwicklungen aber sieht der WHOBericht als ausschlaggebend für den massiven Anstieg der Zahlen. Dies sei zum einen die zunehmende Lebenserwartung der wachsenden Weltbevölkerung, womit die Wahrscheinlichkeit steigt, im Laufe des Lebens an Krebs zu erkranken. Dazu komme jedoch die zunehmend ungesunde Lebensweise in den Schwellenländern. Schädliche Verhaltensweisen und Lebensgewohnheiten reicherer Staaten würden kopiert, so die WHO. Die Zahl der Raucher steige massiv an, auch der Konsum von Alkohol nehme zu. Die am meisten verbreitete Krebsform war dem Bericht zufolge im Jahr 2012 der Lungenkrebs mit 1,8 Millionen Neuerkrankungen – ein Anteil von 13 Prozent. Auch die meisten Todesfälle sind Opfer des Lungenkrebs: 1,6 Millionen Menschen starben 2012 daran. Am Brustkrebs
Krebs als Herausforderung Die Weltbevölkerung wird immer älter und sie lebt immer ungesünder. Die Zahl der Krebserkrankungen steigt massiv an. erkrankten 1,7 Millionen Menschen, das waren knapp 12 Prozent, 1,4 Millionen oder knapp zehn Prozent erkrankten an Darmkrebs. Ärmere Länder seien überproportional stark betroffen, hiess es. Etwa 70 Prozent aller Todesfälle durch Krebs träten in Afrika, Asien, Zentral- und Südamerika auf. Grund dafür seien vor allem die mangelnden Möglichkeiten für eine frühzeitige Diagnose. Auch der Zugang zu Behandlung sei nicht ausreichend. Die Studienautoren fordern die Regierungen auf, die Gesetze zum Rauchen und zur Regulierung des Konsums von Alkohol und zuckerhaltigen Getränken zu verschärfen. Ebenfalls stark im Fokus steht das Thema Übergewicht. Das Regionalbüro Europa der WHO verweist auf den Zusammenhang zwischen Körper-Masse-Index (BMI) und tödlich verlaufenden Krebsformen. Danach steigt die Krebsmortalität um 10 Prozent, wenn der BMI um 5 kg/m2 zunimmt. Krebserkrankungen wie
Speiseröhrenkarzinome, Schilddrüsen-, Darmund Nierenkrebs bei Männern, Krebs an der Gebärmutter und Gallenblase bei Frauen nehme stark zu. „Das Ausmass des Zusammenhangs zwischen Ernährung und Krebs verdeutlicht die Notwendigkeit, neben Tabak und den anderen bekannten Risikofaktoren auch die übrigen Ursachen von Krebs zu verstehen“, so die WHO. Krebsprävention erfordere „gesellschaftliche und natürliche Umfelder, die gesunder Ernährung und körperlicher Betätigung zuträglich sind“. Fertiggerichte und Getränke, die wenig Zucker, raffinierte Stärke, Fett und Salz enthalten, können das Risiko für chronische Erkrankungen wie Krebs wirksam verringern. Um die Volkskrankheit Krebs besser zu verstehen, werden Krebsmediziner und -forscher eine Schlüsselrolle einnehmen – auch in der Schweiz. Die klinische Forschung zu intensivieren, das ist das Anlieger vieler Mediziner und engagierter Patienten. Motivierend hierbei sind die Forschungspreise, wie sie etwa die Krebsliga Schweiz jedes Jahr vergibt. Ein Forschungspreis bedeutet einerseits Ehre und andererseits finanzielle Unterstützung. Das Preisgeld muss zum grössten Teil wieder in die Forschung investiert werden. Robert Wenner, ein 1979 verstorbener Basler Gynäkologe, stiftete einen Preis zur Unterstützung von unter 45-jährigen Krebsforscherinnen und -forschern. Der Preis in der Höhe von 100’000 Franken wurde erstmals 1983 verliehen. Die Preisträger erhalten 80’000 Franken als Beitrag an ein laufendes Forschungsprojekt und 20’000 Franken zur freien Verfügung. Mit dem Krebspreis der Krebsliga Schweiz werden Persönlichkeiten gewürdigt, die sich mit herausragenden Forschungsarbeiten oder durch die engagierte Förderung wissenschaftlicher Tätigkeiten zur Prävention, Früherkennung sowie Bekämpfung von Krebs ausgezeichnet haben. Der Preis ist mit 10’000 Franken dotiert und wird in der Regel jedes Jahr verliehen. Unterstützung erhält die Forschung auch von der Swiss Cancer Foundation. Sie unterstützt die Stiftung Krebsforschung Schweiz, die Krebsliga Schweiz und die Kantonalen Krebsligen und finanziert ausgewählte Projekte dieser Organisationen in der Forschung, in der Prävention und in der Betreuung von Krebspatienten und ihren Angehörigen. Engagiert im Kampf gegen Krebs ist ebenfalls die Organisation Swiss Bridge, gegründet vor einem ehemaligen Bankier.
Seite 4
in|pact media Verlag
Prävention ist Pflicht Wie kann man das Risiko, an Krebs zu erkranken, effektiv verringern?
Risiko erhöht, an Mund- und Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Brust-, Magen-, Darm- oder Leberkrebs zu erkranken. Weniger ist deshalb mehr für die Gesundheit. Ein halber Liter Bier oder ein Vierediziner weisen seit Jahren darauf hin, dass vor allem Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel zu den Risikotel Wein pro Tag gilt für Männer als unbedenklich. Frauen sollten sich auf einen viertel Liter Bier oder einen Achtel Wein beschränken. faktoren zählen, die das Entstehen einer Krebserkrankung Genuss ohne Grenzen ist dagegen beim Verzehr von Früchten und begünstigen können. Der Umkehrschluss, dass Gesundheitsdisziplin Gemüse angesagt. Die enthaltenen Ballaststoffe regen die Darmtätigkeit grundsätzlich Krebs verhindern kann, greift leider trotzdem nicht. Oban. Schadstoffe, die beim Verdauen entstehen, werden schneller ausgewohl Prävention dazu beiträgt, Erkrankungsrisiken zu verringern, liegen die Ursachen von Krebs noch zu grossen Teilen im Dunkeln. schieden. Das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, verkleinert sich. Gemäss aktuellen Zahlen von Interpharma, dem Verband der forRotes Fleisch und Wurst gehören dagegen selten auf den Speiseplan, da sie das Erkrankungsrisiko erhöhen können. Wird das Fleisch beim schenden pharmazeutischen Firmen in der Schweiz, erkranken MänBraten oder Grillieren zu stark ner in der Schweiz am häufigsten erhitzt, entstehen noch einmal an Prostatakrebs, gefolgt von zusätzliche Schadstoffe, die krebsLungenkrebs und Dickdarm-/ Krebs-Vorsorge Enddarmkrebs. Frauen erkranfördernd sein können. Gesünder Empfohlene Untersuchungen zur Früherkennung und ist der Genuss von geschmortem ken an Brustkrebs, DickdarmPräventionsmassnahmen im Überblick oder gekochtem Geflügel. Besser beziehungsweise Enddarmkrebs noch ist Seefisch, der Omega3und Lungenkrebs (siehe auch die Fettsäuren enthält, die ihrerseits folgenden Seiten). Gebärmutterhalskrebs (Bei Frauen) wieder dazu beitragen die GefäsLungenkrebs ist bei beiden GeLassen Sie durch Ihre Ärztin regelmässig einen Krebsabstrich machen. schlechtern eine der häufigsten se zu schützen. Um Übergewicht Brustkrebs (Bei Frauen) Krebserkrankungen. Gerade hier zu vermeiden, sollten besonders Lassen Sie Ihre Brust regelmässig durch Ihre Ärztin untersuchen. Frauen lässt sich allein schon durch den Fette sparsam eingesetzt werden. ab 50 Jahren wird ausserdem die Mammografie, wenn immer möglich Verzicht auf Nikotin viel für die Soweit wie möglich sollten pflanzim Rahmen eines Brustkrebs-Früherkennungsprogramms, empfohlen. Gesundheit tun. Tabakrauch entliche Öle wie Oliven- oder Leinöl Wohnen Sie in einem Kanton ohne Programm, lassen Sie sich am besten tierische Produkte ersetzen. hält krebsauslösende Stoffe wie von Ihrer Ärztin beraten. Last but not least ist regelKohlenmonoxid, Stickstoffoxide, Prostatakrebs (Bei Männern) Kadmium oder Blei. Die Schadmässige Bewegung ein Mittel Eine systematische Früherkennung von Prostatakrebs bei Männern ohne der Prävention. Körperlich akstoffe aus dem Rauch begünstigen familiär erhöhtes Risiko wird nicht empfohlen. Männer ab 50 Jahren, die ausserdem Herz-Kreislauf- und tive Menschen haben ein um 25 sich über die Früherkennung von Prostatakrebs informieren möchten, Atemwegs-Erkrankungen. Der Prozent geringeres Darm- und sollten sich mit ihrem Arzt besprechen. Krebsliga Schweiz zufolge, werBrustkrebsrisiko. Empfohlen werden fünf Mal wöchentlich den jährlich mehr als 9’000 TodesKrebserkrankungen in der Familie 30 bis 60 Minuten Bewegung. fälle dem Rauchen zugeschrieben. Ist ein enges Familienmitglied (Eltern, Geschwister oder eigene Kinder) an Brust-, Prostata-, Darm-, Eierstockkrebs oder an einem Melanom Hilfreich sind AusdauersportarBesonders gefährlich ist die erkrankt, kann Ihr Krebsrisiko erhöht sein. Besprechen Sie Ihre Situation Kombination von Nikotin und ten wie Joggen, Velofahren oder und das weitere Vorgehen mit Ihrem Arzt. Alkohol. Letzterer wird über die Schwimmen. Dabei gelten bereits Blutbahnen im gesamten Körper Spaziergänge und TreppensteiLebensstil verteilt. Damit erreicht er Leber, gen im Alltag als körperliche AkEtwa ein Drittel der Krebs-Erkrankungen könnte durch VerhaltensändeBauchspeicheldrüse und Herz. tivität. Wichtig zu wissen: Wer rungen und Vermeiden bestimmter Risiken verhindert werden. Zu einem Dort wird er bei regelmässigem bereits erkrankt ist, kann hoffen, gesunden Lebensstil gehören Nichtrauchen, eine ausgewogene Ernährung, regelmässige Bewegung sowie konsequenter Sonnenschutz. Konsum in den Schadstoff Acetdass sich die Prognose durch moaldehyd umgewandelt, der das deraten Sport verbessert. Dr. Ulrike Schupp / Redaktion
M
Seite 5
leben mit krebs
— Beitrag Uroviva —
Diagnose Krebs Uroviva lässt Sie nicht allein Uroviva hat sich mit seinem Erfolgs-Konzept zu einem führenden Anbieter für urologische Leistungen im Kanton Zürich entwickelt. Nebst eigener Klinik hat sie den Auftrag von mehreren Spitälern zur Versorgung ihrer urologischen Patienten.
Die Diagnose Krebs ist für die meisten Menschen traumatisch, verunsichernd und mit grossen Ängsten verbunden. In dieser Situation ist menschliche Zuwendung umso wichtiger. Uroviva steht insbesondere für eine Philosophie der Behandlung, in der dem betroffenen Patienten bewusst überdurchschnittlich viel Zeit beim Arztbesuch eingeräumt wird. Somit können alle Fragen beantwortet und Ängste abgebaut werden. Mehr Zeit für Sie – Kein leeres Versprechen
Für den Betroffenen ist es spürbar, dass er von Beginn an durch ein ganzes Team von Experten behandelt und betreut wird. Die komplexen Krankheitsfälle werden diskutiert und dem Patienten verschiedene Therapieoptionen vom jeweils erfahrensten Kollegen vorgestellt. Dazu arbeitet das Netzwerk Uroviva eng mit weiteren Spezialisten wie Uro-Onkologen, Uro-Pathologen, Strahlentherapeuten, Internisten und manchmal auch Alternativmedizinern zusammen. Der zuweisende Hausarzt, welcher den Patienten am besten kennt, hat eine zentrale Funktion und wird einbezogen. Das Kollegium hinterfragt die Behandlungen regelmässig und modifiziert diese, sofern sich die Situation des Patienten ändert oder neueste wissenschaftliche Erkenntnisse hinzukommen.
gnostik auch über alle High-Tech Therapieoptionen wie Da VinciRoboterchirurgie, Laser oder lokale Strahlenbehandlung wie die Brachytherapie. Besonders bei Prostatakrebs ist es wichtig, über alle Optionen mit grosser Fachkompetenz zu verfügen und mit dem Patienten zu diskutieren.
Eine weitere Herausforderung für das Ärzteteam besteht darin, der heutigen, oft übermässig technisierten Medizin ein menschliches Antlitz zu geben und es für den Patienten näher zu bringen. Nach erfolgter Behandlung wird der Betroffene durch seinen vertrauten Hausarzt in Zusam-
menarbeit mit dem behandelnden Team weiterbetreut.
www.uroviva.ch
Uroviva Was ist urologie? Urologie befasst sich mit Krankheiten der Nieren, Blase, Harnleiter und Harnröhre, Prostata und dem männlichen Genital. Störungen der Blasenfunktion (Kontinenz) sowie der Zeugungsfähigkeit beim Mann gehören ebenso dazu. Wer und was ist Uroviva? Uroviva ist eine interessenspolitisch und wirtschaftlich unabhängige und in der Schweiz einmalige ärztliche Organisationsform. Das System der fachlichen Subspezialisierungen verfolgt das Ziel, dem Patienten die für ihn bestmögliche Therapie in höchster Kompetenz zukommen zu lassen. Uroviva ist für alle Versicherungsklassen da. Das Team betreibt mehrere Praxen/Kooperationen in Bülach, Zürich, Spital Zollikerberg, Spital Männedorf, Paracelsus-Spital Richterswil und dem Flughafen. Weitere Standorte in Horgen und in Zürich-Stadelhofen werden in Kürze eröffnet. Die Spezialisten von Uroviva
Dr. med. Ali Al Rifai
Dr. med. Astrid Bagot (ab 01.02.2015)
PD Dr. med. Jochen Binder
Dr. med. (RO) Christian Buchwald
Dr. med. Alexey Chyhrai
Dr. med. Aron Cohen
Dr. med. Amir Daneshpour
Dr. med. Roger Gablinger
Dr. med. Angelika Groos
Dr. med. Michael Krause
Dr. med. Thomas Meisel
Dr. med. Ladislav Prikler
Dr.med. Scott Putman
Dr. med. Susanne Reichert
Dr. med. Isabel Reilly
Dr. med. Christian Schulz
Dr. med. Maren Werther
Dr. med. Andrea Zoelly
Kein einzelner Arzt kann Alles gut – Auf das Team kommt es an
Die Uroviva verfügt nebst modernster und innovativer Dia-
Seite 6
in|pact media Verlag
— Beitrag Klinik Schützen Rheinfelden —
»Kampf dem Krebs« – wie? Strategien zur psychischen Verarbeitung einer Krebserkrankung Vier von zehn Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Krebs. Bösartige Tumorerkrankungen sind häufig und trotzdem wird immer noch viel zu wenig darüber gesprochen. Der Umgang damit fällt schwer. Die Diagnose Krebs bedeutet für jeden Betroffenen eine Ausnahmesituation. Meist bleibt für eine psychische Verarbeitung der neuen Situation und der daraus entstehenden Ängste lange keine Zeit, da die nötigen Behandlungen möglichst rasch erfolgen. Viele Betroffene erleben sich in dieser Zeit der medizinischen Therapien als „wie neben sich stehend“. Sie versuchen durchzuhalten und gelangen dabei oftmals an ihre Belastungsgrenzen oder darüber hinaus – lange ohne die daraus resultierenden Folgen zu spüren. Häufig bekommen Betroffene
den gut gemeinten Ratschlag zu hören, sie sollten gegen den Krebs ankämpfen. Doch was bedeutet dies? Die Patienten setzen sich damit unter einen zusätzlichen psychischen Druck: Sie versuchen, stets zu hoffen und „positiv zu denken“. Doch das kann einen paradoxen Effekt haben. Es kann dadurch nämlich noch schwieriger werden, mit belastenden Empfindungen wie Zweifel, Enttäuschung, Angst oder Unsicherheit umzugehen oder Rückschläge, ja Niederlagen zu verarbeiten. Doch in jedem Kampf kann es auch Verlierer geben. Aus diesen psychischen Belastungen können depressive Reaktionen entstehen, massive Ängste vor einem Rückfall, vor dem Sterben oder ein Erschöpfungssyndrom, die sogenannte „Cancer Related Fatigue“, unter der bis zu
einem Drittel der Krebspatienten leidet. Es ist deshalb wichtig, dass die Betroffenen die Möglichkeit haben, über ihre Ängste und Befürchtungen in einem frühen Zeitpunkt offen sprechen zu können. Die Psychoonkologie bietet gezieltes Wissen und eine breite Palette von Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten an. Psychoonkologen helfen Betroffenen bei der Krankheitsverarbeitung, behandeln psychische Krankheiten und Symptome. Wenn eine ambulante Begleitung nicht ausreicht, ist eine stationäre Therapie hilfreich. In einer auf Psychoonkologie spezialisierten Klinik, wie zum Beispiel der Klinik Schützen Rheinfelden, werden die ärztlich-körperlichen Behandlungen mit Einzel- und Gruppenpsychotherapie, Körpertherapie sowie Spezialtherapien
kombiniert. Zudem besteht die Möglichkeit von Angehörigengesprächen, so dass auch die mit belasteten Bezugspersonen die nötige Unterstützung erhalten. Mit einer psychoonkologischen Behandlung kann in jeder Krankheitsphase eine nachhaltige Verbesserung der psychischen und körperlichen Situation erreicht werden.
www.klinikschuetzen.ch
Dr. med. Christine Szinnai
Oberärztin Abteilung für körperzentrierte Psychosomatik und Psychoonkologie, Klinik Schützen Rheinfelden
— Beitrag Pierre Fabre —
Kleine Wohltaten im Therapiealltag Pierre Fabre will, dass sich Frauen – und Männer – auch während der Krebstherapie wohl in ihrer Haut fühlen. Frau Dr. Häfele, was meinen Sie als Med. Direktorin von Pierre Fabre Schweiz: ist die Optik während einer Krebstherapie wirklich wichtig?
In erster Linie geht es bei einer Krebserkrankung natürlich um die Heilung. Das wissen wir auch in der Pierre Fabre Gruppe und haben deshalb mit dem ‚Oncopôle Toulouse’ das grösste Krebsforschungszentrum Frankreichs gegründet, wo wir uns ganz der Krebsforschung verschrieben haben. Doch es gibt noch einen anderen Aspekt, nämlich die Lebensqualität. Die Nebenwirkungen einer Krebstherapie haben meist Einfluss auf Körper und Geist. Wir wollen Betroffenen mit unserem Ratgeber und unseren Produkten helfen, ihr Wohlbefinden wieder zu steigern. Wie sieht das konkret aus?
Vordergründig möchten wir anhand von Informationen und
Anregungen die Nebenwirkungen für die Haut und die Mundhöhle der Patienten verbessern und so ihre Lebensqualität während der Behandlung steigern. Besonders die Haut – die wichtigste Schutzbarriere unseres Körpers – wird als Folge der Behandlung sehr empfindlich. Nebenwirkungen reichen von einem Dünnerwerden der Haut, über Rötungen, Irritationen, Veränderungen der Hautfarbe, Haarausfall, Erkrankung der Nägel bis hin zu Schleimhautentzündungen. All das belastet natürlich die Psyche und kann deshalb für eine rasche Genesung hinderlich sein. Und Ihre Produkte leisten da Abhilfe?
Eine empfindliche Haut reagiert stärker auf bestimmte Inhaltsstoffe. Viele Patienten sind daher sehr empfindlich auf Duftstoffe, aber auch auf Alkohol, was häufig in Deodorants enthalten ist, und
Sie sprachen ausserdem das Thema Mundhygiene an?
Zahn trägt, Zahnfleisch, Kiefer und Speiseröhre werden mit einer Strahlen- oder Chemotherapie empfindlicher. Damit steigen sowohl Entzündungswahrscheinlichkeit als auch Infektionsrisiko, im schlimmsten Fall droht sogar Zahnverlust. Hier ist es wichtig, die Nebenwirkungen auf ein Minimum zu reduzieren. Das gelingt zum einen natürlich wieder mit besonders milden Wirkstoffen. Zum anderen setzen wir mit unseren Produkten ELGYDIUM-Zahnpasta und ELUDRIL-Mundspüllösung auf ein spezielles organisches Fluorid, das eine intensivere Remineralisierung bewirkt und so den Zahnschmelz stärkt. Wir glauben, all diese Massnahmen erhöhen nicht nur das Wohlbefinden, sondern können auch den Heilungsprozess positiv unterstützen.
Auch die Mundschleimhaut, die Zähne, das Gewebe, das den
www.eau-thermale-avene.ch
Bestellen Sie jetzt Ihr Exemplar unter: info@avene.ch
ätherische Öle. Wichtig ist, dass etwa zur Reinigung milde Produkte verwendet werden und die Haut insgesamt genügend Feuchtigkeit bekommt. Unsere Marke Eau thermale Avène berücksichtigt diese speziellen Bedürfnisse. Die tägliche Gesichtspflege Tolérance extrême beispielsweise enthält weder Konservierungsstoffe noch Parabene, Duftstoffe oder Emulgatoren und spendet zugleich genügend Feuchtigkeit.
Seite 7
leben mit krebs
Die häufigsten Krebsarten Welche Krebsart ist besonders aggressiv, wie viele Frauen und Männer sind betroffen? Eine Übersicht über die häufigsten Erkrankungen unter Berücksichtigung aktueller Studien.
Brustkrebs
Prostata-Krebs
Mit rund 5’500 Neuerkrankungen in der Schweiz pro Jahr ist der Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung der Frau. Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Bei frühzeitiger Diagnose kann Brustkrebs heute in vielen Fällen erfolgreich behandelt werden. Brustkrebspatientinnen sind im Schnitt 64 Jahre alt und damit jünger als alle anderen Krebspatienten. Frauen, die Kinder bekommen und diese gestillt haben, haben ein geringeres Brustkrebsrisiko als kinderlose. Allerdings gilt dies vor allem dann, wenn sie bei der Geburt ihres ersten Babys noch jünger als 30 waren. Zur Früherkennung sollten Frauen eine regelmässige Tastuntersuchung beim Frauenarzt wahrnehmen, ab 50 wird empfohlen, alle zwei Jahre eine Mammographie, also eine Röntgenuntersuchung der Brust, vornehmen zu lassen. Zu den Risikofaktoren gehören frühes, langjähriges Rauchen, eine Ernährung mit viel tierischen Fetten, die Einnahme bestimmter Medikamente, beispielsweise die jahrelange Einnahme der Pille, Hormonersatztherapien in den Wechseljahren oder auch Übergewicht. Auch hoher Alkoholkonsum führt zu einem erhöhten Risiko für Brustkrebs. Eine neue Studie des US-Instituts „Silent Spring“ zählt als Risikofaktoren für Brustkrebs Chemikalien aus Autoabgasen auf, Tabakrauch, verkohltes Essen, Lösungs-, Abbeiz- und Feuerschutzmittel, Polyurethanschaum, fleckenabweisende Textilien. Lediglich in fünf bis zehn Prozent aller Fälle sollen die Gene eine entscheidende Rolle spielen. Eine Operation wird heute wesentlich schonender durchgeführt als früher. In über zwei Dritteln aller Fälle bleibt die Brust erhalten. Doch auch komplette Rekonstruktionen durch plastische Chirurgie sind möglich. Bei jeder Operation geht es darum, den Tumor ganz aus dem Gewebe zu entfernen.
Die häufigste Krebsart beim Mann. Die Zahl der Neuerkrankungen liegt bei 6’000 pro Jahr. Die Erkrankung verläuft in der Regel zunächst schmerzfrei. Hat der Tumor jedoch einmal Metastasen gebildet, ist es meist zu spät. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Diagnose. Viele Ärzte empfehlen zur Früherkennung einen so genannten PSA-Test. Er misst im Blut die Konzentration des in der Vorsteherdrüse gebildeten Prostataspezifischen Antigens (PSA). Gegner des PSA-Tests führen an, dass er in rund einem Viertel der Fälle zu einer Fehldiagnose – und damit zu Verunsicherung des Patienten bis zur vollständigen Abklärung – führt. Dennoch sind viele Ärzte weiterhin vom Wert der PSA-Untersuchung überzeugt. Wichtig ist, dass der Test regelmässig durchgeführt wird, denn es gibt keine absoluten Referenzzahlen. Bei jedem Patienten kann der Grundwert ein anderer sein, daher muss die Entwicklung der Werte über Jahre beobachtet werden. Darmkrebs
Als Darmkrebs oder „Kolonkarzinom“ werden Krebserkrankungen des Dickdarms (Kolon), des Enddarms (Mastdarm/Rektum) und des Darmausgangs (Anus) bezeichnet. 2’300 Männer und 1’800 Frauen erkranken jedes Jahr neu daran. Der Enddarm ist am häufigsten betroffen. Als Risikofaktoren gelten chronisch-entzündliche Darmkrankheiten und Darmpolypen. Auch die Lebensweise spielt eine Rolle: Eine ballaststoffarme, fett- und fleischreiche Ernährung, regelmässiger Alkoholkonsum, wenig Bewegung und Übergewicht erhöhen das Risiko. In den meisten Fällen wird der Tumor operiert. Bei manchen Patienten wird der chirurgische Eingriff mit einer Chemo- oder Strahlentherapie kombiniert. Rund 1’600 Menschen sterben jährlich an Darmkrebs. ►
MORGENTHALER COIFFURE POSTICHE AG IN BERN
Seit über 65 Jahren, sind wir spezialisiert auf Perücken und Haarteile, und wir setzen alles daran, Sie in der schwierigen Zeit des Haarverlustes infolge Chemotherapie optimal zu begleiten. Dank unserer langjährigen Erfahrung, können wir Ihnen individuelle Lösungen in Bezug auf Perücken und Haarteile bieten. Gerne beraten wir Sie auf Voranmeldung persönlich, selbstverständlich kostenlos und unverbindlich.
www.morgenthalercoiffure.ch / 031 371 41 54
Seite 8
in|pact media Verlag
Non-Hodgkin-Lymphom
1’500 Schweizer erkranken jedes Jahr neu am Non-Hodgkin-Lymphom. Mediziner verstehen darunter verschiedene Krebserkrankungen. Sie haben gemeinsam, dass sie in bestimmten Zellen im lymphatischen System ihren Ursprung haben – den Lymphozyten. Das lymphatische System besteht aus den Lymphbahnen und den lymphatischen Organen, wie etwa den Lymphknoten. Da dieses über den gesamten Körper verteilt ist, kann ein Non-Hodgkin-Lymphom überall im Körper auftreten. Wichtigstes Anzeichen ist die schmerzlose Lymphknotenschwellung. Blasenkrebs
Lungenkrebs
Rund 3’800 Menschen erkranken pro Jahr in der Schweiz an bösartigen Tumoren der Lunge, 3’000 sterben daran. Somit ist Lungenkrebs die häufigste Krebstodesursache. Eine der wichtigsten Ursachen für Lungenkrebs ist das Rauchen. Zigarettenrauch enthält zahlreiche krebserzeugende Substanzen. Ein erhöhtes Risiko haben auch Passivraucher. Substanzen wie Asbest, so genannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und ionisierende Strahlung können die Entstehung von Lungenkrebs ebenfalls begünstigen. Symptome sind langanhaltender Husten, Atemnot, eine Bronchitis, die sich trotz Antibiotika-Behandlung nicht bessert, Bluthusten, Schmerzen im Brustkorb, starker Gewichtsverlust. Die Diagnose erfolgt durch Röntgenaufnahmen, mittels Untersuchung der Zellen im Auswurf oder durch eine Lungenspiegelung. Die Therapie des Tumors hängt von der Art der Krebszellen ab: Schnell wachsende, kleinzellige Formen werden mit Chemotherapie oder Strahlen behandelt. Nicht kleinzellige Tumoren werden chirurgisch entfernt, wenn die Krebszellen noch nicht im Körper gestreut haben. Hautkrebs
Jedes Jahr erkranken in der Schweiz 2’100 Menschen neu am Schwarzen Hautkrebs (Melanom). Ein Grund für die steigenden Zahlen ist nach Ansicht von Experten die UV-Strahlung – ob beim Sonnenbad im Freien oder in Solarien. Bei Verdacht werden auffällige Pigmentmale vom Hautarzt entfernt und feingeweblich untersucht. Menschen mit mehr als 40 Pigmentmalen oder atypischen Pigmentmalen tragen ein vielfach höheres Risiko, am malignen Melanom zu erkranken. Sonnenbrände in der Kindheit und Jugend erhöhen das Risiko.
Etwa 1’200 Menschen erkranken in der Schweiz pro Jahr an Blasenkrebs, das sind etwa drei Prozent aller Krebserkrankungen. Drei Viertel der Betroffenen sind Männer. Fast zwei Drittel der Patienten sind zum Zeitpunkt der Diagnose 70 Jahre alt oder älter. Blasenkrebs verursacht oft kaum Beschwerden. Blut im Urin kann ein erstes Anzeichen sein. Blasenkrebs wird häufig durch eine Blasenspiegelung diagnostiziert: Der Arzt führt eine Mini-Kamera durch die Harnröhre in die Blase ein und kann so das Innere der Blase untersuchen. Behandelt wird Blasenkrebs fast immer mit einem Eingriff oder einer Operation. Bauchspeicheldrüsenkrebs
Das Pankreaskarzinom kommt zwar selten vor, aber Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die Krebsart mit der schlechtesten Prognose. Rund 1’100 Menschen erkranken im Jahr neu daran. Nur drei bis acht Prozent überleben ihn. Auf dem Deutschen Krebskongress wurde Anfang des Jahres eine neue Therapie mit Hilfe von Nanopartikeln vorgestellt. Tumorzellen beim Pankreaskarzinom sind von verhärtetem Gewebe umgeben, das den Zugang für Medikamente zu den Tumorzellen erschwert. Durch den Wirkstoff Nab-Paclitaxel, einer in der Pazifischen Eibe vorkommende Substanz, und einen Biomarker kann das Gewebe ein Stück weit aufgebrochen werden. Krebs von Mundhöhle und Rachen
Jährlich erkranken in der Schweiz rund 1’100 Menschen an Krebs der Mundhöhle oder des Rachens. 70 Prozent der Patienten sind Männer, 30 Prozent sind Frauen. Mundhöhlenkrebs kann auch jüngere Menschen treffen: 16 Prozent der Patienten sind zum Zeitpunkt der Diagnose unter 50, 57 Prozent zwischen 50 und 70 Jahre alt. Risikofaktoren sind Rauchen und Alkohol. Krebs der Lippen oder der Mundschleimhaut macht sich als Geschwür bemerkbar, das nicht heilen will. ■ Quelle: NICER/ Krebsliga. Da Krebs ist in der Schweiz keine meldepflichtige Krankheit ist, sind die Zahlen Hochrechnungen auf Basis der 2005 bis 2009 erhobenen Daten der existierenden Krebsregister und decken etwa 70 Prozent der Bevölkerung ab.
Galerie
Behandlungsmethoden Operation Häufigste Methode in der Krebstherapie. Der Tumor wird per Skalpell oder Endoskop herausoperiert. Minimalinvasive, robotergestützte Verfahren erleichtern den Chirurgen die Arbeit. Hier wird ein dünnes Endoskop in den Körper eingeführt.
Chemotherapie 70 Prozent der Kinder, die Leukämie haben, werden dadurch geheilt. Eine Chemotherapie soll mittels Zellgiften das Tumorwachstum hemmen. Wird sonst vor allem dann eingesetzt, wenn sich bereits Metastasen gebildet haben.
Bestrahlung Krebszellen werden gezielt mit Röntgenstrahlen beschossen und zerstört. Zusammen mit anderen Verfahren, wie der Chemotherapie, hat die Bestrahlung eine Erfolgsquote von 50 Prozent. Nachteil: Umliegendes Gewebe wird ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.
Hormontherapie Hemmt das Tumorwachstum. Bei Prostatakrebs etwa regt das männliche Hormon Testosteron den Tumor zum Wachsen an, bei Frauen mit Brustkrebs ist es oftmals Östrogen. Durch bestimmte Substanzen wird die Wirkung dieser Hormone unterdrückt.
Angiogenesehemmer Unter Angiogenese versteht man, wenn Tumore eigene Blutgefäße bilden. Wird dies unterbunden, kann der Tumor nicht mehr weiter wachsen. Neueren Erkenntnissen zufolge aber scheinen Krebszellen auf Angiogenesehemmer mit verstärkter Metastasenbildung zu reagieren. (Illustrationen: Fotolia)
Seite 9
leben mit krebs
— Beitrag Brust-Zentrum Zürich —
Die schwierige Zeit nach der Brustkrebstherapie Dr. med. Teelke Beck und Breast-Care-Nurse Irene Brenneisen stellen ein neues Buch vor. Die Diagnose Brustkrebs verändert das Leben einer Frau: Es beginnt eine Phase der intensiven Auseinandersetzung mit dem Kranksein, mit sich selber und den Optionen der Behandlung. Diese Zeit ist gekennzeichnet durch eine engmaschige Betreuung: Ärztinnen, Ärzte, Pflegepersonal, Therapeutinnen, Familie
und Freunde – viele unterstützen die Frauen während der schwierigen Therapiezeit. Sind Chemo- und Strahlentherapie vorbei, fallen Betroffene oft in ein „Loch“. Viele empfinden eine grosse emotionale Leere – denn nach Abschluss der Therapie nimmt die intensive Betreuung ein Ende. Das Gefühl, sicher
einladung zur Buchvernissage Montag, 20.10.2014, 18.30 Uhr, Konkordiastrasse 20, 8032 Zürich (Römerhof) ab 18.30 Uhr: Apéro ca. 19.00 Uhr: Vorstellung des Buches mit Teelke Beck und Irene Brenneisen, Gespräch mit Betroffenen mit anschliessender Suppe und Beisammensein. Um Anmeldung wird gebeten unter Email: info@ruefferundrub.ch oder Telefon: 044 381 77 30 Vom Anfangen und Weitermachen – Frauen erzählen von ihrem Leben nach Brustkrebs erschienen im rüffer & rub Sachbuchverlag, mit s/w-Abbildungen von Felix Eidenbenz, 208 Seiten, ISBN 978-3-907625-75-0 / CHF 32,00 / EUR 26,90
und eingebunden zu sein, hört plötzlich auf. Nach der Therapie erhalten die Frauen oft den Rat, „ganz normal weiterzuleben“. Diese Aussage erfüllt viele eher mit Skepsis und Unbehagen. Für sie ist die Erkrankung nicht einfach vorbei. Denn während der Therapie haben die Frauen unter Umständen neue Werte für sich entdeckt und sich auch sonst verändert. Beziehungen und Freundschaften haben sich gewandelt und sind eventuell sogar in die Brüche gegangen. Das Buch „Vom Anfangen und Weitermachen – Frauen erzählen von ihrem Leben nach Brustkrebs“ ist ein schönes Nachschlagewerk und Hilfsmittel, das den Betroffenen moralische Unterstützung bietet. Dr. med. Teelke Beck, 1967, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, und
die Pflegefachfrau und BreastCare-Nurse Irene Brenneisen, 1965, beschreiben die Phase nach Abschluss der Brustkrebstherapie aus ihrer Sicht als Fachpersonen. Beide arbeiten im Brustzentrum Zürich und kennen die Sorgen und Bedürfnisse von Frauen mit der Diagnose Brustkrebs. Im Buch werden 18 betroffene Frauen porträtiert. Sie zeigen individuelle Wege, Ideen und Gedanken für die Zeit nach der Brustkrebstherapie auf. Und sie machen Mut, sich den Veränderungen zu stellen. Wichtig ist die Erkenntnis: Ein Patentrezept für diese herausfordernde Phase existiert nicht. Der Weg ist eine Herausforderung und individuell. Dabei ist das Buch eine äusserst nützliche Unterstützung. Rolf Zenklusen
Das Brust-Zentrum Unser Zentrum ist eine Gemeinschaftspraxis von Gynäkologen, Onkologen, Radiologen, plastischen Chirurgen, einer Psychoonkologin, Breast Care Nurses und in genetischer Beratung geschulten Ärztinnen sowie anderen Spezialisten, deren Ziel es ist, eine ganzheitliche Betreuung, Beratung, Begleitung und medizinische Versorgung in allen Abschnitten rund um die Gesundung der Brust anzubieten. Auch in diesem Jahr organisieren unsere Breast-Care Nurses zusammen mit Ärzten und Fachpersonen verschiedene spannende Informationsveranstaltungen rund um das Thema Brustkrebs für Patienten, Angehörige und Interessierte. Die Kurse finden jeweils am 1. Dienstag im Monat abends an der Hardturmstrasse 135, 8005 Zürich statt. www.brust-zentrum.ch
www.brust-zentrum.ch | Tel + 41 (0)44 380 76 60
PD Dr. med. Christoph Rageth
Dr. med. univ. (A) Christoph Tausch
Team
Dr. med. Urs Breitenstein
Seite 10
in|pact media Verlag
— Beitrag roche —
Über 50 Jahre Forschung für Krebspatienten Roche gehört weltweit zu den Pionieren in der Krebstherapie – dank intensiver Forschung.
Herr Prof. Dr. Berger, wo steht die Krebsforschung heute?
Wir haben in den letzten 15 Jahren viel dazugelernt. Lange Zeit war die Krebstherapie wenig zielgerichtet. Es galt schlicht, das Wachstum der Krebszellen zu hemmen – mit entsprechend breiten Nebenwirkungen. Heute verstehen wir die Tumorbiologie deutlich besser und haben gute Anhaltspunkte dafür, was in den Tumorzellen passiert und wie sie wachsen. Das macht die Therapie nun wesentlich zielgerichteter und individueller. Stichwort personalisierte Medizin?
Genau. Es gibt nicht nur eine Art von Krebs, deshalb kann es auch nicht nur eine Art von Behandlung geben. Darauf konzentrieren wir uns in unserer Forschung. Eine Kombination aus Tumorbiologie und Diagnostik hilft uns dabei, die grundlegenden Veränderungen beim einzelnen Patienten zu verstehen und somit den Tumor gezielt angreifen zu können. Im Ergebnis gelingt es uns so, eine individuelle, auf den jeweiligen Tumor zugeschnittene Therapie zu entwickeln. Das können auch so genannte Kombinationstherapien sein, bei denen mehrere Wirkstoffe den Tumor gleichzeitig an verschiedenen Stellen angreifen. Bei einigen Krebsarten gelingt uns das schon sehr gut. Bei anderen nicht?
Das hängt stark vom Zugang zu Tumormaterial ab. Ist der gut, ist die Forschung weiter, wie bei
manchen Arten von Brustkrebs oder Lymphomen. Bei soliden Tumoren sind sowohl dieser Zugang als auch die Behandlung schwerer – etwa bei Bronchialtumoren oder solchen, die den Magen-Darm-Trakt betreffen. Gerade beim Lungenkarzinom gibt es sehr viele verschiedene Typen und nur bei etwa 50 Prozent verstehen wir die molekularen Treiber. Über die restlichen fünfzig Prozent wissen wir noch zu wenig. Deshalb ist hier auch noch intensive Forschung notwendig. Doch die Fortschritte, die wir in den letzten Jahren in anderen Bereichen erzielt haben, spornen uns natürlich an. Was waren die bisher die grössten Meilensteine?
Zum einen sicherlich die Entwicklung zielgerichteter The-
rapien, da sie nicht nur die Heilungsraten signifikant verbessert haben, sondern auch die Lebensqualität nach erfolgreicher Behandlung. Nehmen Sie das HER2 positive Mammakarzinom – eine besonders aggressive Form von Brustkrebs. HER2 ist ein Eiweissmolekül an der Oberfläche von Zellen, das vereinfacht ausgedrückt wie eine Antenne Signale ins Zellinnere sendet. Viele HER2-Rezeptoren sorgen für viele Wachstumssignale, was entsprechend das Tumorwachstum beschleunigt. Hier ist es uns gelungen, ein Medikament zu entwickeln – ein so genanntes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat – das die HER2-Rezeptoren blockiert und gleichzeitig eine zellabtötende Wirkung hat. Somit konnten wir nicht nur die Überlebensrate steigern, sondern auch
die Nebenwirkungen deutlich verringern. Und zum anderen?
Ist es sicherlich das bessere Verständnis des körpereigenen Immunsystems und wie wir es gezielt für den Kampf gegen Krebs einsetzen können. Aufgrund seiner Komplexität hat es lange gedauert, bis wir hier die Ansatzpunkte richtig verstanden haben. Doch heute kennen wir die wichtigsten Schaltstellen und können sie nutzen. So ist es uns gelungen, gleich eine ganze Palette neuer Behandlungsverfahren zu entwickeln, bei denen immuntherapeutische Moleküle zum Einsatz kommen. Auf beiden Gebieten zählt Roche übrigens zu den Pionieren. Auch die Kombination von verschiedenen Wirkstoffen, die an unterschiedlichen Schritten eines Signalwegs
Verbesserung der Überlebenszeiten von Krebspatienten in den vergangenen Jahrzehnten Beobachtete Fünfjahres-Überlebensraten für ausgewählte metastasierende Krebskrankheiten Brust Gebärmutterhals* 1973 - 1978 2004 - 2010
Dickdarm Enddarm Niere Lunge* Melanom Non-Hodgkin-Lymphom Eierstock Magen 0%
10%
20%
*Daten von 1973–78 für diese Krebserkrankungen nicht verfügbar National Cancer Institute. SEER cancer fact sheets
30%
40%
50%
60%
70%
Seite 11
leben mit krebs
Hoffnung für Viele Mediziner setzen auf individualisierte Therapien zur Behandlung von Krebs
ansetzen, werden immer mehr an Bedeutung gewinnen.
wird, Krebs komplett zu heilen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir die Trends von heute in den nächsten Und woran arbeiten Sie Jahren ausbauen und heute? weiterentwickeln könRoche ist heute vor allem bei der Entwicknen. Wir werden also immer individueller lung neuer zielgerichund immer schonender teter Therapien ganz Prof. Dr. Dietmar Berger behandeln können vorn mit dabei. Auch Leiter klinische und damit HeilungsKombinationstheraForschung/Onkologie, Roche pien und die Anregung raten und Überlebensdes Immunsystems qualität kontinuierlich werden die Behandlung von Paweiter steigern – vor allem auch in den Bereichen, in denen die tienten wesentlich verbessern. Forschung heute noch nicht so Dabei werden wir von unserer weit ist. aktiven Diagnostikaentwicklung ganz entscheidend unterstützt. Sie bildet eine wichtige Grundlage Was braucht es, um diese Ziele zu für die weitere Forschung in der erreichen? Onkologie. Zum anderen wollen Natürlich auch weiterhin inwir aber nicht nur die Heilungstensives Engagement und nicht zuletzt auch hohe Investitionen raten steigern, sondern auch die in die Forschung. Roche inveschon angesprochene Qualität des Überlebens. Krebs ist eine lebensstiert jedes Jahr mehrere Millibedrohliche Krankheit. Daher ist arden Schweizer Franken in die es natürlich immer das oberste Forschung und Entwicklung im Ziel, das Überleben zu sichern – Bereich Krebs. Aber auch ein Umdenken ist wichtig, wenn wir ein Grund, warum die vielen und die personalisierte Medizin in teils schwerwiegenden Nebender Onkologie weiter ausbauen wirkungen so lange akzeptiert wollen. Damit meine ich etwa die wurden. Doch mit dem heutigen klinische Praxis, in die DiagnosFortschritt weg von der reinen Chemotherapie hin zu individutik, Früherkennung und neue Behandlungsverfahren stärker ellen Behandlungsverfahren ist es einbezogen werden müssen. In uns gelungen, auch die Lebensjedem Fall werden wir bei Roche qualität der Patienten zu verbesweiter forschen und fühlen uns sern. Allerdings gibt es auch hier für die Zukunft der Onkologie noch viel zu tun. gut aufgestellt. Wo sehen Sie die Krebsforschung in zehn Jahren?
Ich glaube nicht, dass es uns bis dahin schon gelungen sein
www.roche.com
Dr. Ulrike Schupp / Redaktion
K
rebserkrankungen sind so verschieden wie die Menschen, die davon betroffen sind“, sagt Professor Dr. Günther Gastl, Direktor der Klinik für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie an der Medizinischen Universität Innsbruck. „Moderne Diagnoseverfahren ermöglichen heute die Erkennung individueller Merkmale von Krebs. Dies ist die Basis für die Entwicklung neuer Krebsmedikamente und Behandlungsmethoden.“ Die „personalisierte Therapie“ beginnt mit einer genauen Untersuchung des Tumorgewebes beim jeweiligen Patienten. Dadurch kann das Biomarkerprofil, die Zusammensetzung individueller biologischer Krebsmerkmale, eines bösartigen Tumors analysiert und später bei der Behandlung berücksichtigt werden. Krebspatienten werden nicht länger ausschliesslich nach einheitlichen Richtlinien therapiert. Ärzte definieren stattdessen kleinere Gruppen, bei denen das Tumorgewebe ähnliche Eigenschaften aufweist, so dass die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass sie auf bestimmte hochspezialisierte Medikamente ansprechen. Auch die körperliche, soziale und seelische Situation der Betroffenen rückt noch stärker in den Vordergrund. Alter, Gewicht, Nieren- und Leberfunktion spielen ebenso eine Rolle wie bereits vorhandene andere Erkrankungen. „Ziel der personalisierten Krebsmedizin ist eine für jeden Patienten optimal wirksame und gleichzeitig wenig belastende Krebstherapie“, sagt Gastl. Oft sind Genveränderungen der Körperzellen Ursache für die Entwicklung von Tumoren, die mit speziell abgestimmten Medikamenten behandelt werden können, so dass sich zumindest die Lebenserwartung der Betroffenen erhöht. Bestenfalls steht am Ende einer personalisierten Therapie die Heilung. Bewährt hat sich die individualisierte Krebsbehandlung bereits bei Patienten mit Haut-, Lungenoder Brustkrebs, bei Darm-, Prostata- oder Lymphdrüsenkrebs. Vor kurzem stellten Wissenschaftler der Uniklinik Köln auf dem Lungenkrebskongress im australischen Sydney eine gross angelegte Studie mit Daten von etwa 5’000 Lungenkrebspatienten vor. Von 2010 bis 2013 hatten die Forscher deren Gewebe untersucht. Daraus ergab sich zum einen eine neue Klassifizierung von Lungenkrebs, derzufolge der „grosszellige Lungenkrebs“ fortan anderen Untergruppen zugeordnet werden kann, was wiederum neue Therapiemöglichkeiten eröffnet. Zum anderen belegt die Studie erneut die Wirksamkeit der personalisierten Therapie. Patienten, die eine entsprechende individualisierte Behandlung erhalten hatten, lebten im Schnitt bis zu zwei Jahre länger als unter klassischer Chemotherapie.
„
Seite 12
in|pact media Verlag
kolumne
Die Würde des Menschen Eine Nationale Strategie soll Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen verbessern.
Ernährungsschwindel Unsere Autorin Marie Fink ist entsetzt von manchen Thesen in der Ratgeber-Literatur. Möchte man sich im Buchhandel über Krebs informieren, so findet man zu diesem Thema über 9’000 deutschsprachige Titel. Von beschämend banal bis betrügerisch ist alles dabei. Es ist kaum zu glauben, dass Autoren gerade bei der Ernährung mit ganz dünnen Thesen ganz breite Schlussfolgerungen ziehen, die jeder wissenschaftlichen Erkenntnis entbehren. Vielfach wird propagiert, wie durch bestimmte Wirkstoffe in der Ernährung das Immunsystem unterstützt werden kann – gleich ob vor oder nach der Erkrankung. Vor allem die Krebszellen sind wie alte Bekannte. In einem Bestseller wird behauptet, dass sie keine Himbeeren mögen. Ein Kochbuch, gleich nach dem Bestseller aufgelegt, hilft, die guten Speisen von den bösen zu trennen. Die Frage nach der richtigen Ernährung bei Krebspatienten ist angesichts der über 37’000 Neuerkrankungen pro Jahr in der Schweiz natürlich höchst relevant – allerdings auch ebenso umstritten. Mit der Diagnose Krebs konfrontiert, suchen viele Menschen nach Möglichkeiten, wie sie selbst aktiv den Verlauf ihrer Krankheit positiv beeinflussen können. Kann ich meine Abwehrkräfte durch „richtige“ Ernährung verbessern? Stecken in Brokkoli, Heidelbeeren oder Zitronen nicht ungeahnte Heilkräfte? Fest steht: Mit Ernährung, mag sie noch so gesund munden, lässt sich kein Tumor bezwingen. Einen kleinen Erfolg konnten Wissenschaftler allerdings mit der ketogenen Diät, bei der auf Kohlenhydrate verzichtet wird, verbuchen. Es scheint einen Zusammenhang zwischen verringerter Aufnahme von Kohlenhydraten und verbesserten Überlebensraten zu geben. Doch gibt es dazu nur wenige Studien. Und ein statistischer Zusammenhang allein belegt leider noch keine ursächliche Verbindung. Einen Autoren-Preis für die unzähligen „Ernährungsratgeber“ bei Krebs wird es deshalb nicht geben.
Dr. Ulrike Schupp / Redaktion
A
uch in der Schweiz gibt es hinsichtlich der Versorgung sterbender und schwerstkranker Menschen Defizite. Gemeinsam mit Partnern aus dem Gesundheitswesen sowie aus dem Sozial- und Bildungsbereich wollen Bund und Kantone Abhilfe schaffen. Bereits im Oktober 2012 hat der Dialog Nationale Gesundheitspolitik, die gemeinsame Plattform von Bund und Kantonen, die Nationale Strategie Palliative Care bis 2015 verlängert. Damit sollen die vielfältigen Arbeiten im Rahmen der Strategie Palliative Care auf eine gemeinsame Grundlage gestellt werden. Palliative Care soll nun noch besser in die bestehenden Strukturen des Gesundheits- und Bildungswesens integriert werden, um zu gewährleisten, dass schwerstkranke und sterbende Menschen überall in der Schweiz Zugang zu einer bedürfnisgerechten Versorgung erhalten. Hintergrund der Bemühungen um verbesserte Leistungen in der Palliative Care ist nicht zuletzt die demografische Entwicklung. Durch den wachsenden Anteil älterer Menschen innerhalb der Bevölkerung nehmen auch die Sterbefälle zu. 50 bis 60 Prozent der Sterbenden erliegen dem Dialog für Nationale Gesundheit zufolge einer schweren, über Jahre fortschreitenden Krankheit und sind am Ende ihres Lebens auf palliative Pflege angewiesen. Dies kann für Demenzkranke durchaus einen Zeitraum von acht oder zehn Jahren umfassen. Um die Qualität der Betreuung und Pflege sicherzustellen, müssen die Versorgungsangebote gut vernetzt werden. Wer in der Palliativ Care als Lehr- oder Fachperson arbeitet, sollte zudem über die erforderlichen stufengerechten Kompetenzen verfügen. Hier sind entsprechende Weiterbildungen erforderlich. Darüber hinaus muss der Transfer von Wissen aus der Forschung in die Praxis gewährleistet sein. Bei alledem sollen die Würde und die Selbstbestimmung des Menschen im Vordergrund stehen. „Das Bedürfnis nach Selbstbestimmung, auch am Lebensende, entspricht der heutigen Gesellschaft. Indem Entscheidungen
möglichst unbeeinflusst von körperlichen Leiden oder psychischen und sozialen Stressfaktoren gefällt werden können, stärkt Palliative Care die Selbstbestimmung am Lebensende“, heisst es in der Erklärung des Dialogs Nationale Gesundheitspolitik. Hierzu gehört auch, dass die Möglichkeiten von Begleitung und Pflege am Lebensende möglichst frühzeitig bekannt sind und dass die Bevölkerung über existierende Angebote informiert wird. Darüber hinaus erweist sich ein Blick über den Tellerrand unter Umständen als hilfreich. Viele europäische Länder haben in den letzten Jahren angesichts der demografischen Entwicklung verstärkt Massnahmenpläne für Palliative Care entwickelt. Fast alle neueren Strategien und Diskussionen sind durch das so genannte Budapest Commitment auf dem 10. Kongress der European Association for Palliative Care beeinflusst, das vor dem Hintergrund einer internationalen Initiative von 2007 entstanden ist. Neben der Schweiz sind bereits 20 weitere Länder, darunter Finnland, Griechenland, Portugal und Deutschland beteiligt. In Deutschland beispielsweise setzen sich Palliativmediziner mit einer Charta für die Würde des Menschen ein. Deren Ziel ist es, die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Tod und Trauer zu fördern. Auch hier geht es um das Recht eines jeden Menschen auf ein Sterben unter würdigen Bedingungen, die seinen Wünschen und Werten entsprechen, sowie um eine umfassende medizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Begleitung in einem möglichst vertrauten Umfeld. In Europa wächst die Bedeutung einer guten Palliativversorgung für das öffentliche Gesundheitswesen. Beispielhaft ist in diesem Zusammenhang auch ein gemeinsames Projekt der deutschen Robert Bosch Stiftung und verschiedener akademischer Zentren in Polen, Grossbritannien und Rumänien. Eine Europäische Akademie für Palliativversorgung soll künftige Führungskräfte qualifizieren, um die Palliativversorgung im Einklang mit den Zielen der jeweiligen Nationalen Strategien weiterzuentwickeln.
Seite 13
leben mit krebs
in|pact Forum der akteure
»Die Klinische Forschung in der Schweiz muss wettbewerbsfähiger werden.«
D
ie Schweiz hat 2013 weltweit den InnovationsProf. Dr. Beat Thürlimann index angeführt. In Präsident der Schweizerischen vielen technischen und naturwisArbeitsgemeinschaft für Klinische senschaftlichen Bereichen ist die Krebsforschung SAKK Schweiz auf der Publikationsrangliste an erster Stelle und veröffentlicht pro Einwohner die meisten wissenschaftlichen Artikel. Ihren Spitzenplatz in Life Sciences aber verliert sie und fällt in der klinischen Forschung sogar auf Platz Sieben ab. Andere Länder wie Österreich, Belgien und die skandinavischen Länder haben aufgeholt, sind leistungsfähigere und attraktivere Forschungsstandorte geworden. Im Bereich der klinischen Forschung verliert die Schweiz international gesehen also an Attraktivität. Die Gründe dafür sind vielschichtig, einige dieser Faktoren sind aber national steuerbar. Zuvorderst wäre die Politik aufgerufen, die geeigneten Rahmenbedingungen zu schaffen, in dem Bewilligungsprozesse vereinfacht und harmonisiert sowie die Ausrichtung an internationale
Richtlinien, insbesondere den OECD Standards, besser umgesetzt werden. Darüber hinaus müssen aber auch die bereits angedachten, neuen Finanzierungsmodelle für die klinische Forschung weiterentwickelt werden, indem Privatwirtschaft, Staat und Versicherer gemeinsam neue Wege gehen. In den letzten zwanzig Jahren hat der finanzielle und administrative Aufwand in der klinischen Forschung um das fast 40-fache zugenommen – eine Entwicklung, die insbesondere die akademische, nicht gewinnorientierte Forschung bremst. Aber auch neue Arbeits- und Karrieremodelle für forschende Ärzte, insbesondere für Frauen, müssen geschaffen werden. Hier sind auch die Spitalbetreiber und deren Klinken aufgefordert, innovativere Lösungen zu finden. Und nicht zuletzt gilt es, die Aus- und Weiterbildung interdisziplinärer zu gestalten. Denn nur mit diesen Massnahmen und kontinuierlicher internationaler Zusammenarbeit kann die Schweiz dem steigenden internationalen Wettbewerbsdruck standhalten und eine Schwächung bei der patientenbezogenen Forschung verhindern. Die Schweiz hat mit ihrem Netzwerk für akademische klinische Krebsforschung, der SAKK, gezeigt, dass sie seit fast fünfzig Jahren erfolgreich akademische Forschung auf dem nationalen und internationalen Parkett betreiben kann. Jedoch: Ohne innovative, vielleicht auch progressive politische Veränderungen bei Reglementierung und Vollzug respektive bei den finanziellen Ressourcen wird die Schweiz im weltweiten Vergleich weiter verlieren – zu Ungunsten der Menschen in unserem Land, bei denen Krebs diagnostiziert wird. www.sakk.ch
Seite 14
Wenn das Kind Krebs hat … Nach dem Schock heisst es für Eltern, den Alltag neu zu organisieren. Hoffnung geben die heute relativ guten Überlebenschancen.
(23 Prozent) sowie am Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymie haben einen grossen Wunsch: einphom (13 Prozent). Warum Kinder besonders oft an diesen Krebsarten fach nur gesund werden. Zwischen 2002 erkranken, ist weitgehend ungeklärt. und 2011 lautete für 1’941 Kinder bis 14 Ebenso wie die Ursachen. Jahre die Diagnose: Krebs. So die Ergebnisse Glück im Unglück: Die medizinische des Schweizer Kinderkrebsregisters. Am häuVersorgung ist sehr gut. „Die Kinderonkolofigsten erkrankten sie an Leukämien (31 Prozent), an Tumoren im Hirn und Rückenmark gie gehört in der Schweiz in den Bereich der hochspezialisierten Medizin, und die Behandlung darf mit Ausnahme einzelner Therapieschritte nur an den neun auf Kinderonkologie spezialisierten Zentren stattfinden“, erklärt Isabelle Lamontagne-Müller, Managing Director bei der Schweizerischen Pädiatrischen Onkologie Gruppe (SPOG). Diese Zentren sind in den fünf Universitätsspitälern Basel, Bern, Lausanne, Genf und Zürich, sowie in St. Gallen, Luzern, Aarau und Bellinzona lokalisiert. „DaWir engagieren uns durch patientenorientierte Forschung für mit gewährleisten bessere Behandlungsmöglichkeiten und höhere Lebensqualität sie eine mehr oder an Krebs erkrankter Kinder und Jugendlicher. weniger wohnortsnahe Betreuung“, so > SPOG Schweizerische Pädiatrische Onkologie Gruppe | Lamontagne-Müller. SPOG Office | Effingerstrasse 40 | 3008 Bern | „Gewisse TherapieT 031 389 91 89 | F 031 389 92 00 modalitäten, wie zum > SPOG Spendenkonto | PC 60-363619-8 Beispiel Knochenmarkstransplantationen oder spezielle www.spog.ch chirurgische Eingriffe, können zwar Sabine Philipp / Redaktion
S
nur an wenigen Zentren angeboten werden. In solchen Fällen arbeiten jedoch das wohnortsnahe und das spezialisierte Zentrum zusammen, so dass die Patienten nur für diesen speziellen Eingriff weiter weg vom Wohnort behandelt werden müssen.“ Und weiter: „Alle Schweizer Kinderonkologiezentren sind Mitglieder der SPOG und können dadurch Behandlungen im Rahmen klinischer Studien anbieten. Damit ist ein hohes Mass an Qualitätskontrolle und eine Behandlung auf höchstem fachlichen Niveau gewährleistet.“ Bei klinischen Studien werden – vereinfacht gesagt – bewährte Therapien mit neuen, vielversprechenden Ansätzen ergänzt. Die gute Versorgung wirkt sich positiv auf die durchschnittliche Überlebensrate aus. Sie liegt bei 80 Prozent, wobei hier auch andere Faktoren mit hineinspielen. So wie die Tatsache, dass die Kinder – anders als ältere Patienten – in der Regel keine Begleiterkrankungen aufweisen, wie etwa Herz-KreislaufBeschwerden. So können die Mediziner intensivere und damit wirkungsvollere Therapien durchführen. Ein weiterer Faktor könnte die Biologie der Tumore sein. Viele Krebsarten, an denen Kinder erkranken, lassen sich offenbar besser behandeln als jene, an denen ältere Patienten leiden, wie etwa Lungenkrebs. Neben der medizinischen Komponente hat das Thema eine weitere Facette. „Für die Familie stellt die Situation gerade am Anfang eine grosse Herausforderung dar“, erklärt Birgitta Setz, Geschäftsführerin der Kinderkrebshilfe Schweiz und selbst betroffene Mutter. „Sie müssen den Familienalltag komplett neu organisieren.“ Ansprechpartner für die betroffenen Eltern sind die Sozialdienststellen der Kinderspitäler; sie übernehmen die Vorabklärungen und bereiten die Gesuche schriftlich vor. Daneben organisiert die Selbsthilfe-Organisation auch Ferienaktivitäten für die ganze Familie, um zumindest einen Farbtupfer in den oft schwierigen Familienalltag zu bringen.
Seite 15
leben mit krebs
in|pact Forum der akteure
»Wir sollten mehr Kinder heilen können.«
G
erade in der pädiatrischen Onkologie besteht über Jahrzehnte eine starke Tradition in der kliProf. Dr. Felix Niggli nischen Forschung. Seit über 30 Abteilungsleiter Jahren arbeiten Schweizer ForKinderonkologie am scher mit Hilfe von klinischen Kinderspital Zürich Therapiestudien daran, die Behandlung von Krebs bei Kindern stetig zu verbessern. Mit einigem Erfolg: 80 Prozent der Krebserkrankungen bei Kindern sind heute heilbar. Auf diesem Erfolg sollte sich aber niemand ausruhen. Einerseits sind es eben immer noch 20 Prozent aller Krebs erkrankten Kinder, denen wir Mediziner noch immer nicht helfen können. Ausserdem zahlen einige Kinder einen erheblichen Preis für ihre Behandlung. Die Nebenwirkungen aufgrund der Toxizität der Medikamente sind beachtlich: Bis zu 30 Prozent der überlebenden Kinder haben im Laufe ihres Lebens Probleme aufgrund ihrer Krebserkrankung beziehungsweise der Krebsbehandlung.
Für die Medizin bedeutet dies: Wir müssen die klinische Forschung in der pädiatrischen Onkologie vorantreiben! Wir müssen Arzneimittel entwickeln, die weniger toxisch sind, Medikamente, die geringere Nebenwirkungen haben, um noch mehr Kinder heilen zu können. Dutzende neuer Substanzen warten in der Pipeline auf ihre klinischen Tests. Leider haben die Pharmafirmen ein nur bescheidenes Interesse an der Forschung, da der Absatzmarkt aufgrund der verhältnismässig geringen Patientenzahlen relativ klein ist. Kinder machen nur ein Prozent aller Krebserkrankungen aus. In der Schweiz erkranken jedes Jahr 220 Kinder neu an Krebs, die meisten an Leukämien, gefolgt von Hirntumoren. Der kleine Absatzmarkt darf nicht Gradmesser für die klinische Forschung sein. Ist die freie Wirtschaft nicht in der Lage, weiter zu gehen, müssen die akademischen Einrichtungen selbst in die Lage versetzt werden, Studien durchzuführen. Sie benötigen mehr öffentliche Mittel, um die Forschungen in der pädiatrischen Onkologie voranzutreiben. Das ist nicht nur unsere moralische Verpflichtung, sondern auch ein ökonomisches Erfordernis, um die Zukunft unserer Gesellschaft zu sichern. www.spog.ch
— Beitrag Universitäts-Kinderspital beider Basel —
Kinderonkologie: an heute und morgen denken Herr Prof. von der Weid, wo steht die Kinderonkologie heute?
Die Kinderonkologie war lange auf herkömmliche Therapieformen fokussiert. Zum einen, weil Krebserkrankungen zum Glück bei Kindern deutlich seltener sind. Zum anderen werden neue Therapieformen zunächst bei Erwachsenen erforscht und erst wenn es die Toxizität erlaubt, bei Kindern eingesetzt. Doch mittlerweile ist auch in der Kinderonkologie eine zunehmende Tendenz zur Individualisierung, zu einer personalisierten Medizin erkennbar. Was Sie befürworten?
Absolut. Sicherlich ist das primäre Ziel nach einer Krebsdiagnose die Heilung. Das gelingt bei über 80 Prozent der Kinder, was sehr erfreulich ist. Doch auch heute treten noch bei rund zwei Drittel der so genannten ‚Survivors’ –
also bei den Kindern, die eine Krebserkrankung überlebt haben – Spätfolgen auf. Bei etwa einem Drittel sind diese sogar schwerwiegend. Mit individualisierten Therapien liessen sich einige Spätfolgen reduzieren. Was sind das für Spätfolgen?
Spätfolgen können sehr unterschiedlich sein. Besonders schlimm sind natürlich weitere bösartige Tumore oder Herzschäden. Aber auch hormonelle Ausfälle, Kleinwuchs sowie intellektuelle Defizite können etwa nach der Bestrahlung von Hirntumoren auftreten. Unfruchtbarkeit ist ebenfalls kein seltenes Problem. Darüber hinaus haben Survivors ein höheres Risiko, am metabolischen Syndrom zu erkranken – also an Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck – was ein entscheidender Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten ist.
Wie lässt sich diese Situation verbessern?
Spätfolgen sind mittlerweile erforscht und gut bekannt. Was fehlt sind Konsequenzen. Das betrifft natürlich die Krebstherapie selbst, was mit der individualisierten Medizin zunehmend gelingt. Es betrifft aber auch die Nachsorge der Patienten. Und die gestaltet sich schwieriger. Weshalb?
Die grosse Herausforderung ist die Organisation der Nachsorge. Aus den Kindern werden Erwachsene, die Kinderonkologie ist also nicht mehr der richtige Ort. Zudem wünschen sich viele Survivors eine Nachsorge beim Hausarzt. Der ist jedoch kein Krebsspezialist. Hier muss also Fachwissen aufgebaut werden. Wir arbeiten darüber hinaus mit anderen Onkologen auf europäischer Ebene an der Entwicklung einer Software. Dort sol-
len individuelle Daten zu Diagnose und Therapie hinterlegt werden, auf deren Basis dann personifizierte Nachsorge stattfinden kann. Ebenso wichtig ist die Forschung. Am UKBB starten wir nächstes Jahr ein Forschungsprojekt, das von der Stiftung Krebsforschung Schweiz und der Schweizerischen Krebsliga unterstützt wird. Es soll Survivors motivieren, einen gesunden Lebensstil zu führen und ihre körperliche Aktivität zu steigern.
www.ukbb.ch/de/onkologie
Prof. Dr. Nicolas von der Weid
Leiter Pädiatrische HämatologieOnkologie und Stv. Chefarzt Pädiatrie, Universitäts-Kinderspital beider Basel
EVA N.
BEI GUTER TAT ERTAPPT
SAM N I E M E G GEGEN IE LEUKÄM
Wir suchen Lebensretter! Eva N. hat sich gemeldet und als Blutstammzellspenderin registriert. Damit schenkt sie Menschen mit einer lebensbedrohlichen Blutkrankheit wie Leukämie Hoffnung. Für viele ist
die Transplantation von Blutstammzellen die einzige Chance auf Heilung. Die Suche nach dem passenden Spender ist aber sehr schwierig. Deshalb braucht es Sie. Sie könnten ein Leben retten.
JETZT REGISTRIEREN UNTER: LEBENSRETTER-GESUCHT.CH