juni 2014
Auch als APP für Smartphones & Tablets
leben mit krebs Vorsorge, Behandlung, Heilung
Risiken Bewusster leben Seite 4
Diagnose Häufigste Krebsarten Seite 6
Sport Mehr bewegen Seite 12
» l e b e n m i t k r e b s « i s t e i n e u n a b h ä n g i g e P u b l i k a t i o n d e s i n|p a c t m e d i a Ve r l a g s u n d e r s c h e i n t a l s B e i l a g e i n d e r Z EIT.
GRUSSWORT
in|pact media Verlag
Liebe Leserinnen, liebe Leser, zahlreiche Forschergruppen arbeiten derzeit in Deutschland und anderswo daran, Ansatzpunkte für innovative Krebstherapien zu finden. Mit Erfolg, wie Sie in dieser Ausgabe nachlesen können: Neue Medikamente und Operationstechniken, präzisere Bestrahlungsverfahren – sie alle tragen dazu bei, Krebsbehandlungen besser und schonender zu machen. In vielen Fällen lässt sich durch eine genetische Analyse des Tumorgewebes sogar herausfinden, welche Patienten voraussichtlich besonders gut auf ein bestimmtes Medikament ansprechen. So können Therapien heute wesentlich gezielter als noch vor wenigen Jahren eingesetzt werden. Zu einer qualitativ hochwertigen Krebsversorgung gehört jedoch mehr: Ob sich zum Prof. Dr. Wolff Schmiegel Beispiel ein neues Krebsmedikament auch für ältere Patienten mit Vorerkrankungen eignet, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft geht aus einer Zulassungsstudie meist nicht hervor. Eine schlüssige Antwort darauf können nur anwendungsnahe klinische Studien nach der Arzneimittelzulassung geben. Dasselbe gilt bei der Frage, ob beziehungsweise in welchen Fällen ein bestimmter Behandlungsansatz im Versorgungsalltag besser oder schonender ist als der andere. Schon seit langem setzt sich die Deutsche Krebsgesellschaft gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe für eine unabhängige Finanzierung solcher Studien ein. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung wurde im Koalitionsvertrag der schwarz-roten Bundesregierung festgelegt: die Schaffung eines Innovationsfonds zur industrieunabhängigen Förderung neuer sektorübergreifender Versorgungsformen und für die medizinische Versorgungsforschung. Noch sind die Förderkriterien unklar. Fest steht aber: Komplexe gesundheitliche Probleme wie Krebs erfordern eine komplexe Behandlung. Die isolierte Sicht auf einzelne Therapien oder Strukturmaßnahmen hilft dabei wenig. Stattdessen ist eine konzeptionelle Herangehensweise gefragt, bei der man die vorrangigen Versorgungsprobleme identifiziert, gezielt untersucht und dann angeht. Der Innovationsfonds bietet erstmals die Chance auf einen solchen umfassenden Ansatz, und ich hoffe sehr, dass sie genutzt wird – damit medizinische Innovationen auch versorgungsnah weiterentwickelt werden können.
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INHALT
Seite 3 Herausforderung Krebs
Seite 10 Menschliche Fürsorge
Seite 14 Wenn Kinder Krebs haben...
Onkologen werden gesucht
Eine Charta für Schwerkranke
Schockierende Diagnose
Seite 4 Bewusster leben
Seite 12 Sport gegen den Krebs
Risiken verringern
Bewegung kann helfen
Seite 6 Häufigste Krebsarten
Seite 12 Mit der Angst umgehen
Eine Übersicht
Was Psychoonkologen bieten können
Seite 10 Schmerz als Begleiter
Seite 14 Ernährungsschwindel
Erwartungen spielen eine Rolle
Kolumne von Marie Fink
Hinweis: Alle nicht mit dem Zusatz »Redaktion« gekennzeichneten Beiträge sind Auftragspublikationen und damit Anzeigen.
Impressum in|pact media GmbH Dircksenstraße 40 D-10178 Berlin T +49 (0) 30 80 20 86 – 530 F +49 (0) 30 80 20 86 – 539 E redaktion@inpactmedia.com www.inpactmedia.com
Chefredaktion Mirko Heinemann (V.i.S.d.P), Klaus Lüber (stellv.) PROJEKTLEITUNG Ismail Çirak Art DireKtion / Layout Denis Held
Autoren Marie Fink Philipp Grätzel Mirko Heinemann Jürgen W. Heidtmann Sabine Philipp Dr. Ulrike Schupp Julia Thiem LEKTORAT Paratsu Joneidi
IllustrationEN Carolin Bremer www.black-pony.org Druck Axel Springer Druckhaus Berlin-Spandau
HERAUSGEBER Edi Karayusuf Geschäftsführung Edi Karayusuf Sara Karayusuf Isfahani
leben mit krebs
Krebs als Herausforderung für die Zukunft Die Weltbevölkerung wird immer älter, und sie lebt immer ungesünder. Die Zahl der Krebserkrankungen steigt massiv an. Erforschung und Bekämpfung von Krebs werden für die Menschheit immer dringlicher. Gesucht: Onkologen.
Mirko Heinemann / Redaktion
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ls die Weltgesundheitsorganisation WHO ihren Weltkrebsbericht 2014 vorstellte, lösten die Zahlen bei vielen blankes Entsetzen aus: Bis 2030 soll sich die Zahl der neu an Krebs erkrankten Menschen massiv erhöhen. Während 2012 weltweit 14 Millionen Menschen neu an Tumoren erkrankten, soll ihre Zahl 2030 auf mehr als 21 Millionen steigen. Auch die Zahl der Todesfälle soll stark zunehmen. Derzeit sterben etwa 8,2 Millionen Menschen an der Krankheit, 2030 sollen es 13 Millionen sein. Die Ursachen sind vielschichtig. Der WHOBericht, an dem mehr als 250 Forscher aus 40 Ländern mitgearbeitet haben, sieht zwei wesentliche Entwicklungen als ausschlaggebend für den massiven Anstieg der Zahlen an. Dies sei zum einen die zunehmende Lebenserwartung einer wachsenden Weltbevölkerung. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an Krebs zu erkranken. Dazu komme allerdings eine zunehmend ungesunde Lebensweise in den Schwellenländern. Schädliche Verhaltens- und Lifestyle-Gewohnheiten reicherer Staaten würden kopiert, so die WHO. Die Zahl der Raucher steige massiv an, auch der Konsum von Alkohol nehme zu. Verbreitetste Krebsform war dem Bericht zufolge im Jahr 2012 der Lungenkrebs mit 1,8 Millionen Neuerkrankungen – ein Anteil von 13 Prozent. Auch die meisten Todesfälle entfielen auf den Lungenkrebs: 1,6 Millionen Menschen starben 2012 daran. Am Brustkrebs erkrankten 1,7 Millionen Menschen, das waren knapp 12 ProGesetzgebung kann gesundheitsbewussteres Verzent. 1,4 Millionen oder knapp zehn Prozent erkrankten an Darmkrebs. halten fördern“, sagte Bernard Stewart, Co-Autor Ärmere Länder seien überproportional stark der Studie. Beim Rauchen seien durch höhere betroffen, hieß es. Etwa 70 Prozent aller TodesSteuern, Werbeverbote und andere Maßnahmen bereits Erfolge erzielt worfälle durch Krebs träten in Afrika, Asien, Zentralden. Außerdem müsse die und Südamerika auf. Als »Krebsmediziner werden Vorsorge verbessert und Hauptgrund für die hohe Luftverschmutzung stärker in Zukunft eine Schlüssel- thematisiert werden. Todesrate sehen die WHOExerten die nicht ausreiEbenfalls stark im Fokus rolle einnehmen.« steht das Thema Übergechenden Möglichkeiten für eine frühe Diagnose. Auch wicht. Das Regionalbüro der Zugang zu Behandlung reiche nicht aus. ZuEuropa der WHO verweist auf den Zusammendem fordern die Studienautoren die Regierungen hang zwischen Körper-Masse-Index (BMI) und auf, die Gesetze zum Rauchen und zur Regulietödlich verlaufenden Krebsformen. Danach steigt die Krebsmortalität um 10 Prozent, wenn der rung des Konsums von Alkohol und zuckerhalBMI um 5 kg/m2 zunimmt. Krebserkrankungen tigen Getränken zu verschärfen. „Die richtige
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wie Speiseröhrenkarzinome, Schilddrüsen-, Darm- und Nierenkrebs bei Männern, Krebs an der Gebärmutter, Gallenblase bei Frauen nehme stark zu. „Das Ausmaß des Zusammenhangs zwischen Ernährung und Krebs verdeutlicht die Notwendigkeit, neben Tabak und den anderen bekannten Risikofaktoren auch die übrigen Ursachen von Krebs zu verstehen“, so die WHO. Krebsprävention erfordere „gesellschaftliche und natürliche Umfelder, die gesunder Ernährung und körperlicher Betätigung zuträglich sind“. Fertiggerichte und Getränke, die weniger Zucker, raffinierter Stärke, Fett und Salz enthalten, könnten das Risiko für chronische Erkrankungen wie Krebs wirksam verringern. Um die Volkskrankheit Krebs besser zu verstehen, werden Krebsmediziner und -forscher eine Schlüsselrolle einnehmen – auch in Deutschland. Bis zum Jahr 2020 werden hierzulande die Krebsneuerkrankungen um 14 Prozent steigen, schätzt eine Studie des Instituts für Community Medicine der Universität Greifswald, die von der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie DGHO in Auftrag gegeben wurde. Die Autoren erwarten bei Männern einen Anstieg von 17 Prozent um rund 116.000 auf dann 795.000 Patienten und bei Frauen um neun Prozent, von 60.000 auf dann 725.000 Patientinnen. Das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen sei darauf zurückzuführen, dass es bei Männern eine absehbare Zunahme von Prostata-, und Lungenkrebs geben wird. Die Trendabschätzungen seien auf Basis der demografischen Entwicklung erfolgt. Andere Faktoren seien nur schwer zu kalkulieren. „Insgesamt könnten die genannten Zahlen die tatsächlichen Verhältnisse im Jahr 2020 deutlich unterschätzen.“ In der Studie wurde auch die regionale onkologische Versorgung abgebildet. Danach soll bis zum Jahr 2020 ein zusätzlicher Bedarf an Ärzten mit der Schwerpunktbezeichnung Hämatologie und Onkologie von sechs bis 25 Prozent entstehen – je nach Bundesland. „Mit Sorge beobachten wir zudem, dass von den derzeit tätigen Hämatologen und Onkologen im Jahr 2020 etwa 25 Prozent mindestens 65 Jahre alt sein werden. In der Summe sehen wir einen massiven Bedarf an Krebsspezialisten“, erklärte die DGHO-Vorsitzende Diana Lüftner. Ein großer Teil dieses Bedarfs dürfte im ambulanten Sektor entstehen. Da die Zahl der Patienten mit ambulanten Krebstherapien zwischen 2008 und 2011 stärker zugenommen hat, als dies durch demografische Effekte zu erwarten gewesen wäre, deute dies auf eine Verschiebung von Leistungen aus dem stationären in den ambulanten Bereich hin. Trotzdem wird aufgrund der steigenden Gesamtzahl an Patienten auch im stationären Sektor eine Zunahme der Belegungsund Berechnungstage um 13 Prozent prognostiziert. Die Ergebnisse der Greifswalder Studie unterstreichen aus Sicht der DGHO die wachsende Bedeutung der Medizinischen Onkologie für die Versorgung von Krebspatienten in Deutschland. Die DGHO setzt sich dafür ein, dass das EU-weit etablierte Fach „Medical Oncology“ als „Medizinische Onkologie“ auch in Deutschland einen höheren Stellenwert bekommt. Durch die Einrichtung eigenständiger Lehrstühle für Medizinische Onkologie könne die Sichtbarkeit des Fachs für den akademischen Nachwuchs verbessert und mehr junge Ärzte für eine klinische und wissenschaftliche Tätigkeit in der Onkologie begeistert werden, so die Organisation.
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Bewusster leben Auch eine gesunde Lebensweise kann das Risiko einer Krebserkrankung nicht ausschließen. Aber sie kann es verringern. Ulrike Schupp / Redaktion
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chützt eine gesunde Lebensweise tatsächlich vor Krebs? Ja und nein sagen Experten. Institutionen wie die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Krebsgesellschaft weisen darauf hin, dass vor allem Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel zu den Risikofaktoren zählen, die das Entstehen der Erkrankung begünstigen können. Trotzdem sollte man sich vor dem Umkehrschluss hüten, dass Gesundheitsdisziplin Krebs grundsätzlich verhindern kann. Die Ursachen für die Erkrankung liegen noch zu großen Teilen im Dunklen. Die Anzahl der jährlichen Erstdiagnosen steigt. Im Jahr 2010 sind nach Schätzung des Zentrums für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut Berlin (ZfKD) in Deutschland rund 477.300 Krebserkrankungen erstmalig diagnostiziert worden. Betroffen waren rund 252.400 Männer und 224.900 Frauen. Für 2014 liegt die Prognose sogar bei über 500.000 Neuerkrankungen. Dabei ist Lungenkrebs die dritthäufigste Krebserkrankung sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Tabakrauch enthält gleich eine Fülle krebsauslösender Stoffe wie beispielsweise Koh-
lenmonoxid, Stickstoffoxide, Kadmium oder Blei. Die im Rauch enthaltenen Schadstoffe begünstigen darüber hinaus Herz-Kreislauf- und Atemwegs-Erkrankungen, erhöhen die Anfälligkeit für Infekte und können sogar zu Impotenz oder Unfruchtbarkeit führen. Laut Angaben des Robert Koch-Instituts sind bei Männern neun von zehn und bei Frauen mindestens sechs von zehn Lungenkrebserkrankungen auf das Rauchen zurückzuführen. Noch einmal besonders gefährlich ist die Kombination mit Alkohol. Alkohol wird über die Blutbahnen im gesamten Körper verteilt. Damit erreicht er Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz, gleich
Früherkennungsprogramme Frauen ab 20 Jahren: Untersuchung der inneren und äußeren Geschlechtsorgane ab 30 Jahren: zusätzlich eine Tastuntersuchung der Brust ab 50 Jahren: zusätzlich alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammographie
Männer ab 45 Jahren: Untersuchung der Prostata und des Genitals Männer und Frauen ab 35 Jahren: Hautkrebsvorsorge alle zwei Jahre, Untersuchung der gesamten Körperoberfläche
Darmkrebsvorsorge zwischen 50 und 55 Jahren: jährlich ein Test auf verborgenes Blut im Stuhl ab 55 Jahren: Anspruch auf eine Darmspiegelung
Weiterführende Informationen Deutsche Krebsgesellschaft e. V. Aktuelle Infos und Forschungsergebnisse über alle Krebsarten plus Wegweiser. Tel. 030-322 93 29 00, www.krebsgesellschaft.de
Deutsche Krebshilfe e.V. Die „Blauen Ratgeber“ informieren über die Krebsarten, deren Früherkennung, Diagnose und Therapie sowie über die Nachsorge. Tel. 0228-72 99 00, www.krebshilfe.de
Deutscher Krebskongress Der alle zwei Jahre stattfindende Kongress vernetzt Onkologen und zeigt aktuelle Entwicklungen in der Krebsforschung auf. Link zum 31. Deutschen Krebskongress: www.dkk2014.de
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkologie Die dapo verfolgt das Ziel, die psychosoziale Betreuung und Unterstützung von Krebserkrankten und ihren Angehörigen als Regelleistung zu etablieren. Tel. 0700-20 00 66 66, www.dapo-ev.de
Krebsinformationsdienst Informationen rund um Krebs: Was gibt es Neues aus Krebsforschung und Krebsmedizin? Was ist dran an Meldungen über Krebs in den Medien? Der Informationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums erklärt Fakten, nennt Links und bietet weiterführende Informationen. Hotline: 0800420 30 40 (kostenfrei), www.krebsinformationsdienst.de
Patientenrechte Aktuelle Antworten auf Fragen rund um die Gesundheitspolitik und -rechte von Patienten finden sich auf der Seite des Beauftragten der Bundesregierung. Der Patientenbeauftragte möchte die unabhängige Beratung stärken, damit die Versicherten in die Lage versetzt werden, ihre Rechte gegenüber den Krankenkassen und Leistungserbringern wahrzunehmen. www.patientenbeauftragter.de
eine ganze Fülle von Organen. Der Schadstoff Acetaldehyd erhöht bei regelmäßigem Alkoholkonsum das Risiko, an Mund- und Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren, Brust-, Magen-, Darm- oder Leberkrebs zu erkranken. Weniger Alkohol ist deshalb besser für die Gesundheit. Ein halber Liter Bier oder ein viertel Liter Wein pro Tag gilt für Männer als unbedenklich. Frauen sollten sich auf einen viertel Liter Bier oder ein achtel Liter Wein beschränken. Schrankenloser Genuss gilt dagegen beim Verzehr von Obst und Gemüse als empfehlenswert, auch dann, wenn dessen Schutzfunktionen im Hinblick auf Krebserkrankungen mittlerweile geringer eingeschätzt werden als vor einigen Jahren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät zu mindestens 650 Gramm Obst und Gemüse pro Tag, so bunt und so abwechslungsreich wie möglich. Die enthaltenen Ballaststoffe regen die Darmtätigkeit an. Schadstoffe, die beim Verdauen entstehen, werden so schneller ausgeschieden. Wer Ballaststoffe in ausreichender Menge aufnimmt, verringert das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Rotes Fleisch und Wurst gehören dagegen eher selten auf den Speiseplan, da sie das Risiko erhöhen können. Wird das Fleisch beim Braten oder Grillen zu stark erhitzt, entstehen zusätzlich Schadstoffe, die krebsfördernd sein können. Gesünder ist der Genuss von geschmortem oder gekochtem Geflügel. Besser noch ist Seefisch, der Omega 3Fettsäuren enthält, die ihrerseits dazu beitragen, die Gefäße zu schützen. Um Übergewicht zu vermeiden, sollten Fette sparsam eingesetzt werden. Soweit wie möglich sollten pflanzliche Öle wie Oliven- oder Leinöl tierische Produkte ersetzen. Last but not least ist regelmäßige Bewegung ein Mittel der Prävention. Körperlich aktive Menschen haben ein um 25 Prozent geringeres Darm- und Brustkrebsrisiko. Empfohlen werden fünf Mal wöchentlich 30 bis 60 Minuten Bewegung. Hilfreich sind Ausdauersportarten wie Joggen, Radeln, Schwimmen. Dabei gelten bereits Spaziergänge und Treppensteigen im Alltag als körperliche Aktivität. Wichtig zu wissen: Wer bereits erkrankt ist, kann hoffen, dass sich die Prognose durch moderaten Sport verbessert. Je früher Krebs erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Für Brust-, Gebärmutter-, Darm-, Haut- und Prostatakrebs, bieten die gesetzlichen Krankenversicherungen regelmäßig Früherkennungsuntersuchungen an, die niemand versäumen sollte.
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leben mit krebs
— Beitrag St. Antonius Hospital Gronau —
Erst lokalisieren, dann gezielt behandeln Besonders beim Prostatakarzinom war es bislang besonders schwer, zuverlässige Diagnosen zu stellen. Das ändert sich nun und ebnet den Weg für noch effektivere Behandlungsmethoden.
Prostatakrebs ist heimtückisch – denn besonders im Anfangsstadium treten keine Symptome auf. Deshalb ist die Früherkennung so entscheidend. Es ist jedoch gar nicht so einfach, beim Prostatakarzinom eine verlässliche Diagnose zu stellen. Der PSA-Wert beispielsweise – PSA steht für prostataspezifisches Antigen und ist ein Eiweiß, das als Maßstab für die Aktivität des Prostatagewebes herangezogen wird – ist von vielen Einflussfaktoren abhängig und kann als Einzelwert schwer interpretiert werden. Und selbst bei strengen Selektionskriterien für die transrektale Prostatabiopsie liegen die Nachweisraten selten über 30 Prozent. Deshalb wird versucht, die Nachweisraten mit bildgebenden Verfahren wie etwa der MRT-geführten Biopsie zu erhöhen. In den Händen erfahrener Untersucher gelingt dies auch. Allerdings führen der hohe Zeitund Kostenaufwand dazu, dass häufig auf die systematische Biopsie anderer Bereiche der Prostata verzichtet wird. Die Konsequenz: Eine exakte OP-Planung – etwa um die Gefäßnerven zu erhalten – wird erschwert oder gar unmöglich gemacht. Es gibt jedoch mit der perinealen Fusionsbiopsie eine neue diagnostische Option, die in der Hand eines Urologen eine exakte Biopsie ermöglicht. Hierfür werden die MRT-Ergebnisse mittels einer speziellen Software mit den transrektal gewonnenen Ultraschallbildern zusammengelegt. Auffällige Areale können so gezielt biopsiert werden. Die Nachweisraten liegen wie bei der MRT-geführten Biopsie bei etwa 70 Prozent. Gleichzeitig ermöglicht dieses Verfahren aber eben auch die simultane systematische Biopsie anderer Prostatabereiche. So kann nicht nur die Detektionsrate insgesamt noch einmal verbessert werden, sondern auch die OP-Planung wird optimiert.
tionen kommen die aktive Überwachung und die innere Bestrahlung in Betracht. Alle RisikoproJe besser wir einen Tufile können durch die Bemor einschätzen können, strahlung von außen oder desto gezielter ist auch die operative Entfernung die Behandlung. Dabei der Prostata behandelt ist der Aggressivitätswerden. Unter bestimmgrad des Karzinoms von ten Voraussetzungen ist wesentlicher Bedeutung, Dr. med. Jörn H. Witt auch eine Behandlung der Klinik für Urogenauso wie die An- Chefarzt mittels hochintensiven logie, Kinderurologie und fokussierten Ultraschall zahl der Proben und der Urologische Onkologie, Prostatazentrum Nordwest, (HIFU) möglich. Hierbei Nachweis der Ausdeh- Gronau wird das Tumorgewebe nung von Tumorgewebe mit Ultraschallwellen zerstört, die in ihnen. Zwar wird auch bei der sich in einem Brennpunkt treffen. herkömmlichen Biopsie systematisch Warnen würden wir vor der ProtoGewebe aus Bereichen der Prostata entnommen, die typischerweise tunentherapie. Zwar wird sie in den USA bereits seit Jahrzehnten betriemorbefallen sind, letztendlich handelt es sich dabei aber um eine ‚blinben, ist aufgrund fehlender Daten aber nicht leitlinienkonform. de’ Entnahme. Deshalb ist auch die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, den Tumor nicht zu treffen. Das gilt beSie haben als einer der ersten das sonders dann, wenn die TumorlokaProstatakarzinom mit dem Da Vincilisation untypisch ist. System operiert. Was macht dieses
assistierten Eingriffen, drei Robotersystemen im täglichen Einsatz und einem strengem Qualitätssicherungsprogramm unterscheiden wir uns von den meisten Mitbewerbern.
Verfahren auch heute noch revolutionär?
Wir haben uns vor einigen Jahren entschieden, den Weg der Subspezialisierung zu gehen. Wir glauben, die Materie ist mittlerweile schlicht zu komplex, als dass ein Chefarzt alleine alle Erkrankungen im Fachgebiet Urologie abdecken und behandeln könnte. Deshalb spezialisieren sich unsere Abteilungsärzte etwa auf die Behandlung gutartiger Prostatavergrößerungen, die endoskopische Chirurgie, die Kinderurologie oder die Inkontinenztherapie. Das ist ein Konzept, dass der Patient sofort versteht. Deshalb kommen viele überregionale und internationale Patienten mit dem Prostatakarzinom und anderen urologischen Erkrankungen zu uns.
Herr Dr. Witt, warum ist eine exakte Diagnose für die Therapie des Prostatakarzinoms so wichtig?
Und die perineale Fusionsbiopsie gleicht diese Defizite aus?
Sie ermöglicht ein ‚3D-Mapping’ der Prostata. Das heißt, wir können die Tumorlokalisation noch genauer bestimmen. Oft finden sich Karzinome auch an verschiedenen Stellen der Drüse. Mit diesem und dem Wissen über die unterschiedlichen Aggressivitätsstufen ist bereits heute eine bessere OP-Planung möglich – mit einem deutlichen Vorteil für die Patienten. So wird es noch einfacher, auch Gefäßnerven und damit die Potenz der Patienten zu erhalten. Außerdem arbeiten wir derzeit an einer softwareunterstützen Auswertung der MRT-Bilder, von der wir uns nochmals eine verbesserte Diagnostik versprechen. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für das Prostatakarzinom?
Für wenig aggressive Tumorsitua-
Die roboterassistierte radikale Prostatektomie bringt zwei Welten zusammen: den minimalinvasiven Zugang ohne Hautschnitt, mit geringeren Schmerzen, geringerem Blutverlust und schnellerer Rekonvaleszenz sowie die wesentlichen Aspekte der offenen Chirurgie. 3DSicht und intuitive Bewegungen ermöglichen dem Operateur zudem optimales Arbeiten. Hinzu kommen eigene Vorteile der Technik wie die 20-fache Vergrößerung, die Möglichkeit, die Prostata von allen Seiten zu erreichen, und erweiterte Optionen wie Bild-in-Bild-Technik und Fluoreszenz. Wesentlich für gute Ergebnisse ist allerdings die Erfahrung des Operateurs und des Teams. Der Roboter ist letztlich nur ein Werkzeug. Wir haben im Prostatazentrum Nordwest die größte Erfahrung in Europa. Mit mehr als 7.000 roboter-
Gibt es neue Entwicklungen bei der Therapie des Prostatakarzinoms?
Da wir die Lokalisation der Erkrankung immer besser einschätzen können, ergeben sich natürlich neue Möglichkeiten. Hierfür steht mit einer neuen HIFU-Technik seit diesem Jahr auch erstmals die Option für eine gezielte Teilbehandlung der Prostata zur Verfügung. Sie ähnelt der Vorgehensweise beim Brustkrebs der Frau oder der bei einem Nierenzellkarzinom und ermöglicht es, gezielt tumorbefallene Teile der Prostata zu behandeln. Wir bieten diese Behandlung als eine von wenigen Kliniken in Deutschland bereits an. Und wie bleiben Sie als Ärzte auf dem neusten Stand?
www.pznw.de
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Die häufigsten Krebsarten Brustkrebs
Welche Krebsart ist besonders aggressiv, welche Bevölkerungsgruppe ist besonders häufig betroffen? Eine Übersicht über die häufigsten Erkrankungen unter Berücksichtigung aktueller Studien. Einige wurden auf dem diesjährigen Deutschen Krebskongress vorgestellt.
Prozentualer Anteil an allen Krebssterbefällen bei männern
36
Quelle: Robert Koch-Institut
männer 30
24,9% lunge
18
24
24,9
12
11,4
10,8
6,4 4,1
3,3
3,3
leukämien
speiseröhre
0
6
4,9
lunge
darm
prostata
bauch- magen speicheldrüse
leber
Mit rund 70.000 Neuerkrankungen jährlich ist der Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung der Frau. Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Etwa jede vierte betroffene Frau ist bei Diagnosestellung jünger als 55 Jahre, jede zehnte unter 45 Jahre alt. Bei frühzeitiger Diagnose kann Brustkrebs heute oftmals erfolgreich behandelt werden. Brustkrebspatientinnen sind im Schnitt 64 Jahre alt und damit jünger als alle anderen Krebspatienten. Frauen, die Kinder bekommen und diese gestillt haben, haben ein geringeres Brustkrebsrisiko als kinderlose. Allerdings gilt dies vor allem dann, wenn sie bei der Geburt ihres ersten Babys noch unter 30 waren. Zur Früherkennung sollten Frauen ab 30 die jährliche Tastuntersuchung beim Frauenarzt wahrnehmen, ab 50 wird empfohlen, alles zwei Jahre eine Mammographie, eine Röntgenuntersuchung der Brust vornehmen zu lassen. Zu den Risikofaktoren gehören frühes, langjähriges Rauchen, eine falsche Ernährung mit viel tierischen Fetten, die Einnahme bestimmter Medikamente, beispielsweise die jahrelange Einnahme der Pille, Hormonersatztherapien in den Wechseljahren oder auch Übergewicht. Auch hoher Alkoholkonsum lässt das Risiko deutlich ansteigen. Eine aktuelle Studie aus den USA zählt als Risikofaktoren für Brustkrebs Chemikalien aus Autoabgasen auf, Tabakrauch, verkohltem Essen, in Lösungs-, Abbeiz- und Feuerschutzmitteln, Polyurethanschaum, fleckenabweisenden Textilien. Lediglich in fünf bis zehn Prozent aller Fälle sollen die Gene eine entscheidende Rolle spielen. Eine Operation wird heute wesentlich schonender durchgeführt als früher. In über zwei Dritteln aller Fälle bleibt die Brust erhalten. Doch auch komplette Rekonstruktionen durch plastische Chirurgen sind möglich. Bei jeder Operation geht es darum, den Tumor ganz aus dem Gewebe zu entfernen. Manchmal kommt vorab eine Strahlentherapie zum Einsatz, um diesen zu verkleinern. Um die Ausbreitung der Krebszellen zu verhindern, entfernt der Operateur zugleich auch die Lymphknoten in der Achselhöhle. Medikamentöse und strahlentherapeutische Behandlungen schließen sich in der Regel an die Operation an. Zur Nachsorge gehören dann regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Die behandelnden Ärzte behalten dabei auch die Nebenwirkung der Medikamente im Auge und versuchen, die seelische Situation der Frau zu berücksichtigen.
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leben mit krebs
Lungenkrebs
Rund 17.000 Frauen und 35.000 Männer erkranken pro Jahr an bösartigen Tumoren der Lunge, 2010 starben 13.600 Frauen und 29.400 Männer daran. Somit ist Lungenkrebs in Deutschland mit einem Anteil von 25 Prozent weiterhin mit Abstand die häufigste Krebstodesursache bei Männern und die dritthäufigste bei Frauen. Eine der wichtigsten Ursachen für Lungenkrebs ist das Rauchen. Zigarettenrauch enthält zahlreiche krebserzeugende Substanzen. Ein erhöhtes Risiko haben auch Passivraucher. Bei Männern sind bis zu neun von zehn, bei Frauen mindestens sechs von zehn Lungenkrebserkrankungen auf das aktive Rauchen zurückzuführen. Dass weniger Frauen betroffen sind, liegt an den bisherigen Rauchergewohnheiten: Frauen haben weniger geraucht. Doch inzwischen steigen die Krebszahlen auch bei ihnen deutlich. Substanzen wie Asbest, so genannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und ionisierende Strahlung können die Entstehung von Lungenkrebs ebenfalls begünstigen. Symptome sind langanhaltender Husten, Atemnot, eine Bronchitis, die sich trotz Antibiotika-Behandlung nicht bessert, Bluthusten, Schmerzen im Brustkorb, starker Gewichtsverlust. Die Diagnose erfolgt durch Röntgenaufnahmen, einer Untersuchung der Zellen im Auswurf oder einer Lungenspiegelung. Die Therapie des Tumors hängt von der Art der Krebszellen ab: Schnell wachsende, kleinzellige Formen werden mit Chemotherapie oder Strahlen behandelt. Nicht kleinzellige Tumoren werden chirurgisch entfernt, wenn die Krebszellen noch nicht im Körper gestreut haben.
Darmkrebs
Als Darmkrebs werden Krebserkrankungen des Dickdarms (Kolon), des Enddarms (Mastdarm/Rektum) und des Darmausgang (Anus) bezeichnet. 38.300 Männer und 31.100 Frauen erkranken jedes Jahr neu daran. Der Enddarm ist am häufigsten betroffen. Als Risikofaktoren gelten chronischentzündliche Darmkrankheiten und Darmpolypen. Auch die Lebensweise spielt eine Rolle: Eine ballaststoffarme, fett- und fleischreiche Ernährung, regelmäßiger Alkoholkonsum, wenig Bewegung und Übergewicht erhöhen das Risiko. In den meisten Fällen wird der Tumor operiert. Bei manchen Patienten wird der chirurgische Eingriff mit einer Chemo- oder Strahlentherapie kombiniert. Rund 26.000 Menschen sterben jährlich an Darmkrebs.
Prostata-Krebs
Die häufigste Krebsart beim Mann. Laut Robert Koch-Institut lag die Zahl der Neuerkrankungen 2010 bei etwa 65.800. Die Dunkelziffer aber ist hoch. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie sieht bei etwa 40 Prozent der männlichen Bevölkerung das Risiko, im Laufe ihres Lebens an Prostatakrebs zu erkranken. Davon haben nur etwa zehn Prozent Symptome. Die Erkrankung verläuft in der Regel zunächst schmerzfrei. Aber hat der Tumor einmal Metastasen gebildet, ist es meist zu spät. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Diagnose. Männer ab 45 sollten sich einmal im Jahr vom Urologen untersuchen lassen. Viele Ärzte empfehlen überdies eine Blutabnahme zur Durchführung eines so genannten PSA-Tests. Er misst die Konzentration des in der Vorsteherdrüse gebildeten Prostata-spezifischen Antigens (PSA). Der Test kostet zwischen 25 bis 40 Euro und wird von den Krankenkassen nicht übernommen, da sein Nutzen in der Früherkennung noch nicht ausreichend belegt ist. Gegner des PSA-Tests führen an, dass er in rund einem Viertel der Fälle zur Fehldiagnose – und Verunsicherung des Patienten bis zur vollständigen Abklärung – führt. Dennoch sind viele Ärzte weiterhin vom Wert der PSA-Untersuchung überzeugt. Wichtig ist, dass der Test regelmäßig durchgeführt wird. Denn es gibt keine absoluten Referenzzahlen, bei jedem Patienten kann der Grundwert ein anderer sein. Stattdessen muss die Entwicklung der Werte über Jahre beobachtet werden. Die Deutsche Krebshilfe untersucht derzeit im Rahmen einer Studie unter 50.000 Mittvierzigern den Stellenwert des PSA-Screenings bei der Prostatakrebsfrüherkennung. Die so genannte PROBASE-Studie untersucht, ob mithilfe eines Basis-PSA-Werts eine Optimierung des ProstatakrebsScreenings möglich ist. So könnten eine oder wenige PSA-Bestimmungen in den Vierzigern eines Mannes eventuell helfen, das weitere Risiko für die Entwicklung eines Prostatakarzinoms abzuschätzen und damit auch die Intervalle der PSA-Messungen zu bestimmen.
Gebärmutterhalskrebs
Jedes Jahr erkranken etwa 4.600 Frauen in Deutschland neu am so genannten Zervixkarzinom; rund 1.500 sterben daran. Der Tumor bildet sich am unteren Ende der Gebärmutter, dem Gebärmutterhals (Zervix). Hauptverursacher sind so genannte Humane Papillomviren (HPV). Wird Gebärmutterhalskrebs rechtzeitig erkannt, sind die Heilungschancen meist gut. Als Therapiemöglichkeiten stehen Operation, Strahlenbehandlung, Chemound Hormontherapie oder eine Kombination daraus zur Verfügung.
Leukämie
Der so genannte „Blutkrebs“ zeichnet sich dadurch aus, dass die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) stark erhöht ist. Ursache ist eine Fehlschaltung bestimmter Kontrollgene, wodurch unausgereifte weiße Blutkörperchen gebildet werden, die sich unkontrolliert vermehren. Sie verdrängen die normale Blutbildung im Knochenmark. Unterschieden wird nach so genannten myeloischen und lymphatischen Leukämien, je nach Art der weißen Blutkörperchen, aus denen die Leukämiezellen hervorgehen. Vier Leukämiearten werden unterschieden: die Akute myeloische Leukämie (AML), die akute lymphatische Leukämie (ALL), die chronisch myeloische Leukämie (CML) und die chronisch lymphatische Leukämie (CLL). Letztere wird zwar aufgrund ihres Verlaufs zu den Leukämien gezählt. Doch eigentlich handelt es sich um Sonderformen der „malignen Lymphome“, Krebserkrankungen des lymphatischen Systems, die als ein Hauptmerkmal Lymphknotenschwellungen (Lymphome) hervorrufen können. In der Bundesrepublik Deutschland machen Leukämien etwa 2,4 Prozent aller Tumorerkrankungen aus. Pro Jahr erkranken in Deutschland etwas mehr als 11.400 Menschen an Leukämien, davon etwa 15 Prozent an einer CML, etwa doppelt so viele an einer CLL und ungefähr 50 Prozent an den akuten Formen ALL und AML. Mit rund 600 Neuerkrankungen im Jahr sind Leukämien die häufigsten Krebserkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Auf dem Deutschen Krebskongress wurde eine neue Studie der
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Uniklinik Köln vorgestellt. Danach können Patienten mit einer chronisch lymphatischen Leukämie und Mutation im IGHV-Gen mit Hilfe einer Kombinationstherapie aus Chemotherapie und Antikörper länger überleben als CLL-Patienten ohne mutiertem IGHV-Gen. Patienten mit einer fortgeschrittenen chronisch lymphatischen Leukämie leben heute mehr als doppelt so lang als noch vor zehn Jahren, erläuterte Barbara Eichhorst von der Uniklinik Köln. „Auf der Basis unserer Daten können wir nun bestimmten Patientengruppen sagen, dass sie gute Chancen haben, nach einer Standard-Chemoimmunotherapie für viele Jahre krankheitsfrei zu leben.“
Magenkrebs
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von Sonne oder aus dem Solarium. Sie können das Erbgut in den Hautzellen schädigen. Kommt die Haut mit der Reparatur nicht nach, können die veränderten Zellen zu Krebszellen werden. Am so genannten Weißen Hautkrebs oder Basalzell- und Stachelzellkrebs erkranken 198.000 Menschen pro Jahr neu. Der Basalzellkrebs zerstört Haut und Knochen, wenn er nicht rechtzeitig behandelt wird. Am häufigsten tritt er an Körperstellen auf, die besonders intensiv der UV-Strahlung ausgesetzt sind: Nase, Ohren, Unterlippen, Nacken und Hände. Da er Jahrzehnte braucht, bis er sich entwickelt, erkranken vor allem Menschen zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr daran. Vorstufe ist die so genannte aktinische Keratose. Auch sie tritt an Körperstellen auf, die häufig der Sonne ausgesetzt sind. Typisch
Magenkrebs ist die achthäufigste Krebserkrankung bei Frauen und die fünfthäufigste bei Männern; 10.620 Männer und 7.230 Frauen erkranken jährlich neu daran. Risikofaktoren sind ein Mangel an frischem Obst und Gemüse und der häufige Verzehr stark gesalzener, gegrillter, gepökelter oder geräucherter Speisen. Dazu kommen Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum.
für die aktinische Keratose ist eine schuppige oder krustige Erhebung auf der Hautoberfläche, die sich wie Sandpapier anfühlt.
Hodenkrebs
Wird auch als „Krebs der jungen Männer“ bezeichnet. Er tritt zwar eher selten auf, dann aber meist in jungen Jahren. Von 100.000 Männern sind etwa drei bis sechs pro Jahr betroffen, in der Altersgruppe zwischen 25 und 45 Jahren ist Hodenkrebs der häufigste bösartige Tumor. Üblicherweise wird der befallene Hoden entfernt, die Überlebenschancen betragen über 95 Prozent. Seine Ausbreitung nimmt zu: In Deutschland und Europa steigen seit Jahrzehnten die Neuerkrankungsraten, der Grund ist unbekannt.
Prozentualer Anteil an allen Krebssterbefällen bei frauen Quelle: Robert Koch-Institut
Bauchspeicheldrüsenkrebs
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Das Pankreaskarzinom kommt zwar selten vor, aber Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die Krebsart mit schlechtester Prognose. Rund 13.000 Menschen erkranken im Jahr neu daran. Nur drei bis acht Prozent überleben ihn. Auf dem Deutschen Krebskongress wurde eine neue Therapie mit Hilfe von Nanopartikeln vorgestellt. Tumorzellen beim Pankreaskarzinom sind von verhärtetem Gewebe umgeben, das den Zugang für Medikamente zu den Tumorzellen erschwert. Durch den Wirkstoff Nab-Paclitaxel, einer in der Pazifischen Eibe vorkommende Substanz, und einem Biomarker werde das Gewebe ein Stück weit aufgebrochen.
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Jedes Jahr erkranken in Deutschland 224.000 Menschen neu an Hautkrebs. Grund für die steigenden Zahlen ist nach Ansicht von Experten aber auch die UV-Strahlung – ob beim Sonnenbad im Freien oder in Solarien. Der Vorstandschef der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, warnte, noch hätten viele Deutsche das falsche Ideal „von der gesunden Bräune“. Von dem besonders gefährlichen schwarzen Hautkrebs (Malignes Melanom) werden jährlich 26.000 Menschen neu befallen; rund 3.000 sterben daran pro Jahr. Bei Verdacht werden auffällige Pigmentmale vom Hautarzt entfernt und feingeweblich untersucht. Menschen mit mehr als 40 Pigmentmalen oder atypischen Pigmentmalen tragen ein vielfach höheres Risiko, am malignen Melanom zu erkranken. Sonnenbrände in der Kindheit und Jugend erhöhen das Risiko um das Zwei- bis Dreifache. In den letzten Jahren hat die Zahl der Neuerkrankungen drastisch zugenommen, derzeit befinden sich nach Expertenschätzung über 875.000 Patienten aufgrund einer Hautkrebserkrankung in Behandlung. Laut Barmer GEK hat es in den vergangenen sieben Jahren einen Anstieg von bis zu 80 Prozent gegeben. Hauptursache sind UV-Strahlen
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Hautkrebs
brustdrüse
lunge
darm
bauchspeicheldrüse
eierstöcke
magen
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leben mit krebs
— Beitrag Pfizer —
Lungenkrebs – Neue Diagnostik bietet Chancen In der Wissenschaft ist seit längerem bekannt, dass der Schlüssel für eine wirksame Krebstherapie in vielen Fällen im Erbgut der jeweiligen Tumorzellen liegt. Dieser Ansatz der sogenannten „stratifizierten“ oder „personalisierten Krebstherapie“ spielt mittlerweile auch in der Praxis eine wichtige Rolle. So setzt die moderne Medizin verstärkt auf Behandlungsansätze, die auf die genetischen Profile von Tumoren ausgerichtet sind. Personalisierte Medizin
Auch in der Behandlung des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms, der
Diagnostische Testung und Wahl des richtigen Medikaments
Genetisch veränderte Krebszellen wuchern. Krebs kann entstehen.
Tumor
Behandlung mit Medikament, das auf das genetische Profil des Tumors ausgerichtet ist.
Genetische Tumortestung in der modernen Krebsmedizin
häufigsten Form von Lungenkrebs, wurden mit personalisierten Therapien in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt. Heute gibt es in Deutschland bereits vier Medikamente, die im fortgeschrittenen Krankheitsstadium bei bestimmten
Genveränderungen im Tumor zum Einsatz kommen können. Heilung kann damit in der Regel zwar nicht erreicht werden, jedoch steigen für einige Patienten die Chancen auf eine wirksame Therapie bei guter Lebensqualität um ein Vielfaches.
Expertenempfehlung
Experten empfehlen daher, bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs den Tumor molekular zumindest auf EGFR- und ALKGenveränderungen testen zu lassen. Dazu entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe des Tumors, die im Labor untersucht wird. Auf diese Art lässt sich herausfinden, ob ein Patient von der Behandlung mit einem der verfügbaren zielgerichteten Medikamente profitieren kann.
www.lungenkrebs-testen.de
— Beitrag Westdeutsches Prostatazentrum —
Prostatakrebs schonend und sicher behandeln Bessere Heilungsraten, mehr Lebensqualität: Das Westdeutsche Prostatazentrum in Köln behandelt Prostatakrebspatienten mit modernen strahlentherapeutischen Methoden anstatt mit der herkömmlichen OP. „Das Ziel bei der Behandlung von Prostatakrebs-Patienten sollte immer lauten: Bei optimaler Tumorheilung unnötige Nebenwirkungen vermeiden und die Lebensqualität erhalten“, sagt Dr. Derakhshani vom Westdeutschen Prostatazentrum in Köln. Doch noch immer greifen Ärzte in Deutschland vorschnell zum Skalpell und entfernen die Prostata, warnt der Urologe. Die Folge sind zu häufige und unnötige Operationen, wie die ersten Ergebnisse der bislang größten urologischen Versorgungsstudie (Harow-Studie; EAU 2014) zeigen. Hinzu kommt, dass die Männer mitunter schwere Nebenwirkungen in Kauf nehmen müssen: So klagen 70 Prozent der Operierten über Potenzprobleme und rund 16 Prozent über HarnInkontinenz (Barmer GEK, 2012). Auch die viel beworbene roboter-assistierte Da-Vinci-Operation kann die propagierten Vorteile gegenüber den herkömmlichen Operationstechniken nicht erreichen. So zeigt eine aktu-
Bei der Brachytherapie wird die Strahlung direkt in die Prostata gebracht und der Tumor zielgenau zerstört.
elle Vergleichsstudie an über 5.000 Patienten keinerlei Unterschiede im Bezug auf Potenzverlust und Harninkontinenz (Gandaglia et al 2014). Dabei gilt: Ist der Tumor auf die Prostata begrenzt, stehen dem Betroffenen neben der Operation immer auch schonendere Behandlungsoptionen zur Verfügung, die mindestens gleiche Heilungsraten erzielen. Hierzu zählen vor allem die Brachytherapie und die äußere Bestrahlung oder eine aktive Überwachung. So kann es laut Empfehlung der aktuellen Leitlinie, bei Männern deren Prostatakarzinom nur eine geringe Aggressivität aufweist und noch sehr klein ist, sogar ausreichend sein, den Tumor engma-
schig zu kontrollieren. Wird jedoch eine lokale Behandlung notwendig, bietet insbesondere die Brachytherapie als minimal-invasives Verfahren bestmögliche Heilungsraten bei gleichzeitig sehr geringen Nebenwirkungen. Effektiv und schonend
Die Brachytherapie ist eine hochmoderne Bestrahlungstechnik, bei der kleinste Strahlenquellen direkt in die Prostata implantiert (Seeds) oder aber nur tempörär über Hohnadeln in den Tumor eingebracht werden. Durch eine exakte Berechnung der Strahlendosis mittels Computertech-
nik wird die Prostata punktgenau bestrahlt, ohne umliegende Organe zu schädigen. Bei Patienten, deren Tumor bereits weiter fortgeschrittenen ist, setzen die Kölner Spezialisten die temporäre Brachytherapie, das sogenannte Afterloading-Verfahren, in Kombination mit einer äußeren Bestrahlung ein. Damit können bösartige Zellen, die sich bereits außerhalb der Prostatakapsel befinden und daher mit einer Operation nicht erreicht würden, ebenfalls zerstört werden. Dass die Kombination aus Brachytherapie und Bestrahlung neben deutlich geringeren Nebenwirkungen der OP auch in Bezug auf die Heilungsaussichten klar überlegen ist, wurde jüngst von einer der größten internationalen MetaStudien (Grimm et al 2012) belegt. Das Westdeutsche Prostatazentrum setzt dabei ausschließlich modernste und innovative Technik ein, um eine größtmögliche Heilung zu gewähren. www.westdeutschesprostatazentrum.de
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Der Schmerz als Begleiter Bei Tumorschmerzen spielt die Erwartung des Patienten eine Rolle.
Philipp Grätzel / Redaktion
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eim Begriff „Krebs“ denken wir fast automatisch an Tod und Sterben. Gerade für ältere Krebspatienten ist das Sterben aber oft gar nicht das zentrale Thema. Im Vordergrund steht die Lebensqualität, das Leben mit den zunehmend chronisch verlaufenden Erkrankungen. Eine effektive Schmerztherapie ist in diesem Zusammenhang enorm wichtig. Denn Krebs ist (auch) eine chronische Schmerzerkrankung. Ob sich Zellen in unserem Körper krankhaft teilen oder nicht, merken wir erst einmal gar nicht. Was wir spüren, sind überstimulierte Schmerzrezeptoren oder defekte Nervenzellen, die den Schmerz weiterleiten. Schmerzen in den frühen Stadien einer Krebserkrankung sind immer behandelbar. Mittel der Wahl sind bei starken Schmerzen die Opioide, also das Morphin des Schlafmohns und seine Abkömmlinge. Sie können geschluckt, gespritzt, inhaliert oder als Pflaster auf die Haut geklebt werden. Was am besten ist, hängt vom individuellen Patienten und von der Art seiner Schmerzen ab. Schwieriger wird es bei Patienten, die trotz schmerztherapeutischer Versorgung Schmerzen haben. Diese „Durchbruchschmerzen“ können unterschiedliche Ursachen haben. Entsprechend genau gilt es bei diesen Patienten hinzusehen. „In den meisten Fällen ist der Grund für zunehmende Schmerzen unter Therapie ein Fortschreiten der Krebserkrankung“, betont Professor Michael Schäfer von der Charité Berlin. Manche Patienten entwickeln auch eine Opioidtoleranz: Sie „gewöhnen“ sich an die Schmerzmittel, ähnlich wie sich der
Körper an schwarzen Kaffee gewöhnt, dessen belebende Wirkung bei starkem Konsum nachlässt. Eine Erhöhung der Schmerzmitteldosis führt in diesen Konstellationen in aller Regel zum Erfolg. Es gibt aber auch Patienten, die auf Opioide paradox reagieren: Sie werden empfindlicher für Schmerzen. Ärzte sprechen dann von einer Hyperalgesie: „Bei diesen Patienten hilft eher eine Verringerung der Schmerzmitteldosis“, so Schäfer. Verliert eine Schmerztherapie bei Krebspatienten ganz plötzlich ihre Wirkung, und sind die Schmerzen eher diffus, spricht das für eine Hyperalgesie. Dass Schmerzen immer auch im Kopf entstehen, ist eine Binsenweisheit. Trotzdem wird diese Erkenntnis bei der Kommunikation mit Krebspatienten oft vernachlässigt. „Wenn Patienten mit negativen Erwartungen in eine Behandlung hineingehen, wird die Wirksamkeit dieser Therapie stark beeinträchtigt“, betont Privatdozentin Regine Klinger von der Universität Hamburg. Anders ausgedrückt: Ärzte werden bei der Schmerztherapie mehr Erfolg haben, wenn sie das eingesetzte Schmerzmittel ausführlich erläutern und von der Wirksamkeit selbst überzeugt sind. „Extrem hilfreich sind auch positive Erfahrungen von anderen Patienten“, so Klinger. Solche Kontakte können über die behandelnde Einrichtung oder über Selbsthilfegruppen hergestellt werden, die für jenen emotionalen Rückhalt sorgen, der bei Krebserkrankungen unverzichtbar ist. Sprache ist auch ein Medikament: Das gilt nicht zuletzt für die Schmerztherapie, und es wird in vielen Einrichtungen noch längst nicht ausreichend berücksichtigt.
Menschliche Fürsorge Mit einer Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen setzen sich Palliativmediziner für die Würde des Menschen ein.
Dr. Ulrike Schupp / Redaktion
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och immer gibt es große Defizite in der Versorgung sterbender Menschen“, kritisiert Birgit Weihrauch, ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands in einem Interview mit der Redaktion Springer Medizin zum 31. Deutschen Krebskongress im Februar in Berlin. Bereits 2010 wurde deshalb eine Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland verabschiedet. Deren Ziel ist es, die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Tod und Trauer zu fördern sowie die Rahmenbedingungen für eine bessere Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen weiterzuentwickeln. Absolut notwendig ist dies auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der zunehmenden Bedeutung chronischer und unheilbarer Erkrankungen. Die Charta fordert für jeden Menschen das Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedin-
„
gungen, die seinen Wünschen und Werten entsprechen, sowie eine umfassende medizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Begleitung. Sie setzt sich dafür ein „insbesondere den Bestrebungen nach einer Legalisierung der Tötung auf Verlangen durch eine Perspektive der Fürsorge und des menschlichen Miteinanders entgegenzuwirken.“ Die Betreuung soll soweit wie möglich im vertrauten Umfeld stattfinden. Um die Qualität der Versorgung sicherzustellen, müssen Versorgungsangebote gut vernetzt werden. Beschäftigte im Palliativbereich benötigen entsprechende Weiterbildungen, auch der Transfer von Wissen aus der Forschung in die Praxis muss gewährleistet sein. Bislang haben über 850 Institutionen und rund 10.200 Personen das Programm unterzeichnet, an dem etwa 200 Experten und Expertinnen aus gesundheitspolitisch und gesellschaftlich relevanten Institutionen mitgewirkt haben. Träger der Charta sind die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) sowie die
Bundesärztekammer (BÄK). Auch mit Unterstützung der Politik soll die Charta nun Schritt für Schritt umgesetzt und zu einer nationalen Strategie weiterentwickelt werden. „Priorität wird hierbei der notwendige Transfer von Hospizkultur und Palliativversorgung in die Regelversorgung haben, das heißt insbesondere in die allgemeine häusliche Versorgung, die allgemeinen Krankenhäuser und die stationären Pflegeeinrichtungen“, sagt Birgit Weihrauch. Gefördert und unterstützt wird die Nationale Strategie dabei nicht nur durch die Trägerorganisationen, sondern auch durch die Robert Bosch Stiftung, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und die Deutsche Krebshilfe. Das nationale Charta-Projekt entstand vor dem Hintergrund einer internationalen Initiative von 2007, dem sogenannten Budapest Commitment auf dem 10. Kongress der European Association for Palliative Care. Daran beteiligt sind mittlerweile bereits 21 Länder.
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leben mit krebs
— Beitrag Teva gmbh —
Lebensqualität der Krebspatienten im Fokus Das Pharmaunternehmen Teva engagiert sich stark in der Therapie von Krebserkrankungen. Das gilt für die Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe genauso wie für die Herstellung von Generika.
Auch wenn noch viele onkologische Erkrankungen mit Hoffnungslosigkeit und Unheilbarkeit in Verbindung gebracht werden, so hat die Krebstherapie in der letzten Zeit doch Fortschritte erzielt. Das Pharmaunternehmen Teva gehört zu den Großen in der Versorgung mit Krebstherapeutika. Weltweit ist Teva der führende Anbieter von generischen Chemotherapeutika. Gleichzeitig setzt der Pharmakonzern auf neue Wirkstoffe. In der eigenen Forschung und in Kooperation mit anderen Unternehmen konzentriert sich Teva einerseits auf chemische Substanzen zum anderen auf biotechnologische Medikamente für die Behandlung von Krebserkrankungen. Vor kurzem hat das Pharmaunternehmen ein neues Medikament mit einem biotechnologisch hergestellten Wirkstoff zur unterstützenden Behandlung im Rahmen der Krebstherapie auf den deutschen Markt gebracht. Unterstützende Maßnahmen gehören unverzichtbar zum onkologischen Behandlungskonzept. „Teva hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Patienten und seine Bedürfnisse in den Fokus aller unserer Bemühungen zu stellen. Mit dem Wirkstoff Lipegfilgrastim haben wir ein
In der biotechnologischen Produktion der Teva am Deutschlandsitz in Ulm werden bei Temperaturen von minus 196° C erfolgt die Herstellung rekombinanter Zellen. Die genetisch veränderten Zellen
neues biotechnologisch hergestelltes Arzneimittel entwickelt. Krebspatienten können dieses neue Medikament erhalten, wenn sie sich einer Chemotherapie unterziehen müssen, die das Knochenmark schädigt“, so Dr. med. Markus Leyck Dieken, General Manager der Teva Deutschland. Lipegfilgrastim ist zugelassen1 zur Verkürzung der Dauer von Neutropenien und zur Verminderung des Neuauftretens von febriler Neu-
Über Teva International zählt Teva zu den 10 größten Pharmafirmen und ist Weltmarktführer unter den Generikaunternehmen. Der global agierende Konzern, mit Firmensitz in Israel, ist spezialisiert auf die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von innovativen Arzneimitteln, Generika, freiverkäuflichen Medikamenten sowie pharmazeutischen Wirkstoffen. Weltweit in 60 Ländern tätig, beschäftigt Teva circa 45.000 Mitarbeiter und erzielte im Jahr 2013 einen Umsatz von 20,3 Milliarden US-Dollar. In Deutschland ist Teva mit innovativen Arzneimitteln, Markenprodukten, Generika und freiverkäuflichen Medikamenten breit aufgestellt. An den Standorten Ulm und Blaubeuren/Weiler verfügt Teva über eine hochmoderne Produktion sowohl für die chemischen Produkte als auch für die Herstellung von biotechnologischen Arzneimitteln. Rund 3.140 Mitarbeiter verteilen sich auf die Standorte Ulm, Blaubeuren/Weiler und Berlin. Der Deutschlandsitz ist Ulm. Mit innovativen patentgeschützten Arzneimitteln ist das Unternehmen vor allem in den Indikationen Neurologie, Onkologie und Schmerz erfolgreich vertreten. Zu Teva Deutschland gehört mit ratiopharm die meistverwendete und bekannteste Arzneimittelmarke Deutschlands.
tropenie bei erwachsenen Patienten, die wegen einer bösartigen Erkrankung eine zytotoxische Chemotherapie erhalten. Bei der Neutropenie ist die Zahl der neutrophilen weißen Blutkörperchen als Folge der Chemotherapie erniedrigt. Ein weiteres Medikament der Teva mit dem Wirkstoff Doxorubicin in liposomaler Form hat sich in der Therapie von Brustkrebs bewährt. Das liposomale Prinzip reduziert dabei die kardialen Nebenwirkungen einer Chemotherapie bei gleichzeitig hoher therapeutischer Wirksamkeit. Ebenfalls in der aktiven Behandlung von Krebserkrankungen, in diesem Fall einer akuten Form der Leukämie, der akuten Promyelozytenleukämie, kommt das Teva Präparat Arsentrioxid zum Einsatz, wenn eine erste Behandlung nicht erfolgreich war. Die Entwicklung neuer Therapeutika stellt Teva genauso in den Fokus ihrer Forschungsanstrengungen wie das Bemühen, vorhandene Arzneimittel stetig zu verbessern. Dabei ist Teva in der großartigen Lage, über die gesamte Wertschöpfungskette innerhalb des eigenen Konzerns zu verfügen. Über
alle Krankheitsbilder verteilt befinden sich weltweit 18 Entwicklungsprodukte in der Phase der klinischen Prüfung I bis III. Darunter ist auch ein Wirkstoff für die Behandlung des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (CRPC). Neben der Forschung und Entwicklung hat die Sicherheit und Qualität in der Herstellung einen hohen Stellenwert für das Unternehmen. Als Deutschlands absatzstärkster Arzneimittelhersteller blickt Teva auf mehr als 100 Jahre Erfahrung in der Pharmaproduktion. Neben der Produktion der chemischen Arzneimittel wurde in Ulm eine eigene Anlage zur biotechnologischen Herstellung von Arzneimitteln gebaut. Hier wird auch der neue Wirkstoff Lipegfilgrastim hergestellt.
1 Lonquex ist zur Verkürzung der Dauer von Neutropenien und zur Verminderung der Inzidenz von febriler Neutropenie bei erwachsenen Patienten, die wegen einer malignen Erkrankung eine zytotoxische Chemotherapie erhalten (mit Ausnahme von chronisch-myeloischer Leukämie und myelodysplastischen Syndromen), Lonquex® Fachinformation, Stand Juli 2013
www.teva.de
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Sport gegen den Krebs Gezielte Bewegung hilft Krebspatienten, besser durch die Therapie zu kommen. Sabine Philipp / Redaktion
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rüher hieß es: Krebspatienten sollten sich schonen und keinen Sport treiben. Heute sieht man das anders. Denn gezielte körperliche Aktivität steigert die körperliche Leistungsfähigkeit, sie setzt Glückshormone frei, und sie kann Nebenwirkungen der Krebstherapie lindern. Etwa das Erschöpfungssyndrom (Fatigue), unter dem ein großer Teil der Patienten leidet. „Körperliche Aktivität hat einen positiven Einfluss auf körperlicher, psychologischer und sozialer Ebene“, fasst Freerk Baumann vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln zusammen. Dies sei durch mehrere Studien bestätigt worden. Der Sportwissenschaftler empfiehlt, idealerweise mit dem Zeitpunkt der Diagnose mit dem Training zu beginnen; spätestens jedoch während der Therapie oder nach der Operation. So könne man am ehesten profitieren. Aber welcher Sport ist der richtige? „Hier gibt es keine allgemeingültige Aussage“, erklärt Baumann. „Es hängt von Parametern wie der Krebserkrankung, den Nebenwirkungen und dem Ziel ab, das man erreichen möchte.“ Und auf eben dieser Basis wird dann das individuelle
Programm zusammengesetzt. Beispiel Prostatakrebs. Viele Patienten leiden nach der Operation an Harninkontinenz. Hier empfehle sich ein gezieltes Schließmuskel- und Beckenbodentraining. In der Rehabilitation und während der Nachsorge ist ein kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining oft die erste Wahl. Baumann betont, dass es aber auch eine Mannschaftssportart sein könne, die dazu dient, überschüssige Energie abzubauen – etwa Volleyball. „Natürlich sollte man Sportarten, die mit Körperkontakt einhergehen, nicht unmittelbar nach der Operation betreiben.“ Sind die Wunden aber abgeheilt, und liegen keine medizinischen Gründe (Kontraindikation) wie eine starke Osteoporose oder Tochtergeschwülste (Metastasen) in den Knochen vor, spreche nichts dagegen. Aber natürlich hänge das immer vom individuellen Fall ab. Überhaupt darf es durchaus auch ein wenig anstrengender werden. Beim Deutschen Krebskongress wurden die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Deutschen Sporthochschule Köln und der Uniklinik Köln im
Mit der Angst umgehen Eine Krebsdiagnose ist auch ein psychischer Schock. Wer bietet Hilfe? Philipp Grätzel / Redaktion
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ie haben Krebs“: Dieser Satz kann einen Menschen immer noch vollkommen aus der Bahn werfen. Zwar knallen Ärzte ihren Patienten die Diagnose „Krebs“ heute in aller Regel nicht mehr zwischen Tür und Angel vor den Kopf. Psychisch belastend ist sie aber auch dann, wenn sie einfühlsam vermittelt wird. Studien zeigen, dass zwei von drei Krebspatienten zu Beginn ihrer Erkrankung an Ängsten oder Depression leiden. „Bei etwa jedem dritten Patienten muss von einer psychischen Begleiterkrankung gesprochen werden“, betont Susanne Singer von der Abteilung für Medizinische Psychologie der Universitätsmedizin Mainz. Glücklicherweise gibt es für diese Patienten mittlerweile eine ganze Reihe an Hilfsangeboten, die speziell psychische und psychosoziale Probleme einer Krebserkrankung adressieren. An vorderster Front stehen dabei die Psychoonkologen. Das sind psychotherapeutisch geschulte Experten, die an immer mehr Krebszen-
„
tren zur Verfügung stehen. „Eine psychoonkologische Behandlung kann die psychische Belastung nach einer Krebsdiagnose verringern, das ist eindeutig belegt“, so Singer. Entsprechend hat diese Betreuung auch schon vor einiger Zeit Einzug in die deutschen Leitlinien zur Krebstherapie gehalten. Zunächst einmal müssen freilich jene Patienten, die eine psychoonkologische Betreuung benötigen, identifiziert werden. Und das ist gar nicht so einfach: „Ärzte können psychisch belastete Patienten ohne eine gezielte Untersuchung nicht ohne Weiteres erkennen“, betont Professor Peter Herschbach von der TU München. Auch gebe es immer noch Patienten, die den Arzt mit ihren emotionalen Problemen nicht belasten wollen. Ideal wäre, wenn jeder Krebspatient einen Psychoonkologen zur Seite bekäme. Doch das ist derzeit nicht umsetzbar, weil die Betreuung nicht ausreichend vergütet wird. An der Universität Erlangen wurde deswegen
Centrum für Integrierte Onkologie CIO Köln/ Bonn vorgestellt. Danach wirkt sich intensive Ausdauerbelastung bei Krebspatienten positiv auf die körpereigene Tumorabwehr aus. An der Studie nahmen insgesamt 30 Probanden im Alter zwischen 40 und 67 Jahren teil: 15 Patienten mit Brust-, Darm- oder Prostatakrebs, deren Therapie mindestens ein Jahr zurück lag, und 15 gesunde Kontrollpersonen. Sie wurden auf einen Halbmarathon vorbereitet. Sport kann Krebspatienten also helfen, besser mit der Erkrankung fertig zu werden. Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betont: „In der Nutzung der körpereigenen Abwehrkräfte liegt offensichtlich sehr viel Potenzial im Kampf gegen Krebs. Insofern hat das Thema Sport bei Krebs mittlerweile eine erhebliche Bedeutung erlangt auch deshalb, weil Sport und Bewegung wie ein Medikament ohne Nebenwirkungen wirken.“ An der Uniklinik Köln hat man aus dieser Erkenntnis unlängst die Konsequenzen gezogen – und in den Räumen der Frauenklinik eine Trainingsfläche ausschließlich für Krebspatienten eingerichtet.
ein Screening-Modell eingeführt: Patient, Arzt und Krankenschwester werden gefragt, ob ein psychologischer Betreuungsbedarf besteht. Antwortet einer der drei Befragten mit „ja“, wird der Psychoonkologe hinzugezogen. Das funktioniert: Jeder vierte Patient mit einer neu diagnostizierten Krebserkrankung erhält auf diese Weise eine psychoonkologische Betreuung. Allerdings ist nicht nur die Zeit unmittelbar nach der Krebsdiagnose mental schwierig. Auch später stellen sich psychisch belastende Fragen, etwa zu beruflichen oder finanziellen Problemen. Ein guter Ansprechpartner in dieser Situation sind die insgesamt zwanzig von der Deutschen Krebshilfe geförderten Krebsberatungsstellen. Auch Selbsthilfegruppen kennen regionale Ansprechpartner für psychische und psychosoziale Probleme. Insgesamt sehen alle Beteiligten bei der psychischen Betreuung im ambulanten Bereich aber noch deutliche Verbesserungsspielräume. Die Ehrenvorsitzende der Frauenselbsthilfe nach Krebs, Hilde Schulte, bringt es auf den Punkt: „Für Patienten, die nach Diagnose, Therapie und Rehabilitation in den Alltag zurückkehren, gibt es oft gar keine professionelle Unterstützung.“
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leben mit krebs
— Beitrag PASCOE naturmedizin —
Das Allround-Talent Vitamin C Vitamin C, auch Ascorbat genannt, ist an vielen wichtigen Prozessen im Körper beteiligt. Wo wird Vitamin C benötigt?
In den Nervenzellen ist die Vitamin-C-Konzentration mit Abstand am höchsten. Eine hohe Konzentration lässt sich auch in den Immunzellen finden, außerdem in Organen wie Leber, Bauchspeicheldrüse und Milz. Auch die Wände der Blutgefäße, Herz, Muskeln und Knochen enthalten viel Vitamin C – der Mikronährstoff ist also essentiell für den menschlichen Organismus. Infekte erhöhen den Verbrauch an Vitamin C in den Immunzellen. Außerdem wird Vitamin C an vielen anderen Stellen im Körper benötigt, um gegen so genannte Freie Radikale vorzugehen. Was sind Freie Radikale?
Freie Radikale sind chemische (Sauerstoff-)Verbindungen, die das Bestreben haben, mit anderen Verbindungen Reaktionen einzugehen. Sie sind also hoch aggressiv. Freie Radikale werden durch Atmungsvorgänge, entzündliche oder Abwehrprozesse und erhöhte körperliche oder geistige Belastungen gebildet. Äußere Ursachen sind Zigaretten-
rauch, Strahlenbelastung, Luftverunreinigung, außerdem diverse Arzneimittel und Chemikalien. Eine hoch aktuelle Theorie besagt, dass Freie Radikale für die Zellalterung verantwortlich sind. Danach führt ein Ungleichgewicht zwischen reaktiven Sauerstoff-Spezies (ROS) und Antioxidanzien/Radikalfängern zu oxidativem Stress, der ein Faktor in der Entstehung zahlreicher Krankheiten sein kann. Kann der Mensch Vitamin C selbst produzieren?
Der menschliche Körper hat verlernt, Vitamin C selbst zu produzieren. Fast alle Tiere können Vitamin C nach wie selbst im Körper herstellen. Bei den meisten Tieren liegt die Vitamin-C-Produktion weit über dem 20-fachen dessen, was einem gesunden Erwachsenen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) täglich empfohlen wird. Wie kommt das Vitamin C in die Zellen?
Besonders viel Vitamin C steckt bekanntlich in Obst und Gemüse.
Über den Verdauungstrakt und spezielle Transportmoleküle gelangt der Mikronährstoff ins Blut. Allerdings ist die Anzahl der Transporter begrenzt, so dass immer nur ein Teil des Vitamins ins Blut gelangt. Der Rest wird ausgeschieden. 200 mg gelten als die effizienteste Menge, wenn es um das Gleichgewicht zwischen Aufnahmefähigkeit und Ausscheidung geht. Wird der Vitamin-C-Anteil erhöht, kommt nicht automatisch mehr ins Blut, im Gegenteil: Prozentual gesehen wird sogar mehr ausgeschieden.
Was, wenn der Bedarf an Vitamin C höher ist?
Der Tagesbedarf an Vitamin C lässt sich oft nicht allein über die Ernährung decken. Kommt es, zum Beispiel durch schwere Erkrankungen, zu Vitamin-C-Mangelzuständen, kann es passieren, dass durch Ernährung nicht mehr genügend Vitamin C ins Blut gelangt. Hier können Vitamin-CInfusionen mit PASCORBIN® 7,5 g helfen, starke Mangelzustände zu beheben.
PASCORBIN® (Wirkstoff: Ascorbinsäure 150 mg pro ml Injektionslösung.) Anwendungsgebiete Zur Therapie von klinischen Vitamin C-Mangelzuständen, die ernährungsmäßig nicht behoben oder oral substituiert werden können. Methämoglobinämie im Kindesalter. Enthält Natriumhydrogencarbonat. Stand: Januar 2014 Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. PASCOE pharmazeutische Präparate GmbH, D-35383 Giessen, info@pascoe.de www.pascoe.de
Neues aus der Krebsforschung Jürgen W. Heidtmann / Redaktion
Gefährliches Molekül entdeckt
Pflanzlicher Wirkstoff schützt gesunde Zellen
Zahlreiche Krebsarten haben laut gängiger Theorie ihren Ursprung in entarteten Stammzellen. Nun haben Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ in bösartigen Hirntumoren von Mäusen das Molekül entdeckt, das den Tumorstammzellen ihre gefährlichen Eigenschaften verleiht. Schalteten sie diesen Stammzellmarker aus, so überlebten die krebskranken Mäuse länger. Bislang hatte es noch keine überzeugenden Belege dafür gegeben, dass man das Krebswachstum tatsächlich aufhalten kann, indem man die Tumorstammzellen ausschaltet.
Chemotherapeutika greifen nicht nur Krebszellen, sondern generell sich schnell teilende Gewebe an. Nebenwirkungen wie Haarausfall oder Übelkeit bis hin zu tödlichen Infektionen können die Folge sein. Am DKFZ wurde herausgefunden, dass der pflanzliche Wirkstoff Rocaglamid gesunde Zellen vor der toxischen Wirkung der Chemotherapeutika schützt. Diese Erkenntnis könnte die Krebstherapie in Zukunft verträglicher machen.
Schwachstelle der Leukämie
Ein neuer Ansatz für die Behandlung der akuten myeloischen Leukämie (AML), einem aggressiven Blutkrebs, ist gefunden: Wissenschaftler vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und vom DKFZ haben entdeckt, dass ein besonders aggressiver und schwierig zu behandelnder Typ dieser Erkrankung von der Aktivität eines Enzyms abhängig ist, das die Zellteilung kontrolliert. Da Medikamente, die dieses Enzym hemmen, bereits bei anderen Krebsarten getestet werden, könnten sich die Ergebnisse rasch in die klinische Anwendung übertragen lassen. Krebsviren schützen sich gegen Tumortherapien
Chemotherapeutika und Bestrahlungen schädigen die DNA von Krebszellen. Dadurch wird der sogenannte programmierte Zelltod aktiviert und die Tumorzellen sterben ab. Humane Papillomviren (HPV), die Verursacher für den Gebärmutterhalskrebs, schützen ihre Wirtszellen vor diesem Schicksal. DKFZ-Wissenschaftler haben nun einen Mechanismus entdeckt, mit dem HPV die Tumorzellen vor DNA-Schäden durch Krebstherapien und damit vor dem Absterben schützen.
Impfstoff gegen Papillomviren
Nicht nur UV-Strahlung allein, sondern auch eine gleichzeitige Infektion mit bestimmten Typen humaner Papillomviren (HPV) steht im Verdacht, bei Empfängern von Organtransplantaten weißen Hautkrebs hervorzurufen. Für Frank Rösl. Leiter einer Studie des DKFZ und der Charité Berlin, war der Zusammenhang offensichtlich: Die Forscher haben erstmals Mäuse mit einem Impfstoff vor solchen Hauttumoren geschützt. Der Impfschutz wirkt selbst dann, wenn die Tiere bereits mit Papillomviren infiziert waren. Krebsüberleben hängt vom Wohnort ab
Krebsüberleben hängt von den sozioökonomischen Bedingungen des Wohnorts ab. Das DKFZ ermittelte diesen Zusammenhang für Deutschland erstmals anhand der Daten von einer Million Krebspatienten. Patienten aus den wirtschaftlich schwächsten Landkreisen haben schlechtere Überlebenschancen, vor allem in den ersten drei Monaten nach der Diagnose. Die Ergebnisse könnten Merkmale der jeweiligen Region widerspiegeln. So könnten in den sozioökonomisch schwächeren Landkreisen spezialisierte Behandlungszentren schlechter erreichbar sein oder weniger Plätze bieten. Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg
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Wenn Kinder Krebs haben... Ernährungsschwindel
Unsere Autorin Marie Fink empört sich über manche Ratgeber Möchte man sich im Buchhandel über Krebs informieren, so gibt es zu diesem Thema über 9.000 Titel. Von beschämend banal bis betrügerisch ist alles dabei. Es ist kaum zu glauben, dass Autoren gerade bei der Ernährung mit ganz dünnen Thesen ganz breite Schlussfolgerungen aufrufen, die jeder wissenschaftlichen Erkenntnis entbehren. Vielfach wird propagiert, wie durch bestimmte Wirkstoffe in der Ernährung das Immunsystem wirksam unterstützt werden kann – gleich ob vor oder nach der Erkrankung. Vor allem die Krebszellen sind wie alte Bekannte. In einem Bestseller wird behauptet, dass sie keine Himbeeren mögen. Ein Kochbuch, gleich nach der erfolgreichen Ausgabe aufgelegt, hilft, die guten Speisen von den bösen zu trennen. Die Frage nach der richtigen Ernährung bei Krebspatienten ist angesichts von über 500.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland natürlich höchst relevant – allerdings auch ebenso umstritten. Mit der Diagnose Krebs konfrontiert, suchen viele Menschen nach Möglichkeiten, wie sie selbst aktiv den Verlauf ihrer Krankheit positiv beeinflussen können. Kann ich meine Abwehrkräfte durch „richtige“ Ernährung verbessern? Stecken in Brokkoli, Heidelbeeren oder Zitronen nicht ungeahnte Heilkräfte? Fest steht: Mit Ernährung, mag sie noch so gesund munden, lässt sich kein Tumor bezwingen. Einen kleinen Erfolg konnten Wissenschaftler allerdings mit der ketogenen Diät, bei der grundsätzlich auf Kohlenhydrate verzichtet wird, verbuchen. Es scheint einen Zusammenhang zwischen verringerter Aufnahme von Kohlenhydraten und verbesserten Überlebensraten zu geben. Doch gibt es bis heute nur wenige Studien direkt am Patienten. Und ein statistischer Zusammenhang allein belegt leider noch keine ursächliche Verbindung. Professor Marc Sütterlin, Direktor der Frauenklinik des Universitätsklinikums Mannheim, hält es sogar für unethisch, einem an Krebs erkrankten Menschen zu sagen, er solle sich auf eine Ernährung ohne Kohlenhydrate einstellen. Die Wissenschaft hat eben noch nicht eindeutig definiert, welche Kost bei einer Krebserkrankung nützlich ist oder nicht. Einen Autoren-Preis für die unzähligen „Ernährungsratgeber“ bei Krebs wird es deshalb nicht geben.
Die Diagnose ist ein Schock. Anlass zur Hoffnung können nur die relativ hohen Überlebensraten bieten. Sabine Philipp / Redaktion
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aut Kinderkrebsregister erkranken jährlich etwa 1.800 Patienten unter 15 Jahren an Krebs. Zumeist an Leukämien (33,8 Prozent), Tumoren des Zentralnervensystems wie Hirntumoren (24 Prozent) und an Tumoren des lymphatischen Systems (11,1 Prozent). Warum gerade diese Erkrankungen besonders häufig bei Kindern auftreten, weiß man noch nicht. „Umwelteinflüsse spielen aber nach bisherigen Untersuchungen offenbar keine Rolle“, erklärt Thorsten Simon, Leiter der Kinderonkologie und -hämatologie am Universitätsklinikum Köln. Immerhin: Nach den Daten des Kinderkrebsregisters überleben 81 Prozent der kleinen Patienten derzeit eine Krebserkrankung um mindestens 15 Jahre. „Ein Grund dürfte darin liegen, dass wir sehr intensive komplexe Therapien durchführen können. Diese hohe Therapieintensität ist möglich, weil die Patienten ansonsten gesund sind und nicht an Begleiterkrankungen leiden, wie sie bei älteren Patienten vorkommen können, wie etwa Herz-Kreislauferkrankungen“, kommentiert der Mediziner. Wichtig sei, dass Kinder und Jugendliche mit Krebserkrankungen nicht in der Erwachsenenmedizin behandelt werden, wo die Krankheitsbilder und die komplexen Therapiekonzepte der Kinderonkologie meist unbekannt sind. Die Patienten müssten in Zentren behandelt werden, die auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen spezialisiert sind. In der Regel sind das Universitätskinderkliniken. „Die Behandlung in diesen Zentren erfolgt schon seit mehr als 30 Jahren im Rahmen von nationalen und internationalen klinischen Studien – mit schrittweisen systematischen Abwandlungen der Therapie. So ist der Einfluss von Therapieänderungen exakt messbar, und Verbesserungen können dauerhaft integriert werden“, so Simon. „Diese Protokolle halten unter anderem fest, welche Therapie bei welcher Erkrankung eingesetzt wird. Das bedeutet auch, dass es praktisch keine Rolle spielt, ob das Kind in Hamburg, Köln oder Dresden behandelt wird.“
Wichtig in diesem Netzwerk sind die so genannten Referenzeinrichtungen. „In diesen Einrichtungen beurteilen Spezialisten die Bilder aus der Magnetresonanztomographie (MRT), Knochenmarkausstriche, Liquorpräparate und Gewebeschnitte noch einmal. Damit können wir eine maximale diagnostische Qualität sicherstellen. Für die Patienten hat das System den Vorteil, dass die Qualität der Diagnostik in jeder spezialisierten Klinik Deutschlands auf gleich hohem Niveau liegt.“ Die exzellente Vernetzung der Kliniken und Referenzeinrichtungen seien weitere Gründe, warum die Überlebenschancen so gut sind. „Ein anderer Grund könnte möglicherweise die Biologie der Erkrankungen selbst sein, das heißt, dass die Tumore, die häufig bei Kindern auftreten, besser auf eine Behandlung ansprechen als beispielsweise etwa Lungenkrebs bei Erwachsenen“, erklärt Simon. Für die Eltern bedeutet die Diagnose eine hohe Belastung. Simon: „Ein Kind durch die intensive und manchmal riskante Therapie zu begleiten, kann sehr belastend sind. Zuerst ist da immer die Angst, das Kind zu verlieren.“ Hinzu kommt der hohe zeitliche Aufwand, um das Kind zu betreuen: Meist dauert die Behandlung mehrere Monate, was die beruflichen Pläne durchkreuzen und manchmal sogar den Arbeitsplatz gefährden kann – bis hin zur Vernachlässigung der gesunden Geschwister, die für die intensive Betreuung des erkrankten Kindes zurücktreten müssen. Weitere Herausforderungen stellen nach der Erfahrung des Onkologen die medizinische Betreuung der Kinder zwischen den stationären Aufenthalten sowie die schlechte Vorhersagbarkeit des zeitlichen Ablaufs einer Behandlung dar. Denn diese hänge von der individuellen Reaktion des Kindes ab. „Eine staatliche Struktur wie einen zentralen nationalen Fond zur finanziellen Regelung für solche Situationen gibt es leider nicht“, bedauert der Kinderkrebsspezialist. An den meisten Standorten gebe es jedoch einen von betroffenen Eltern initiierten Förderverein, der oft auch Unterkunftsmöglichkeiten und zusätzliche Betreuungsangebote für Patienten und Geschwister anbietet.
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leben mit krebs
— Beitrag Deutsches CyberKnife-Zentrum —
CyberKnife: Schonend und präzise zugleich Schmerzfrei, nicht-invasiv, ohne Narkose – die Liste der Vorteile einer Präzisionsstrahlentherapie mit dem CyberKnife ist lang. Kein Wunder also, dass alleine im Deutschen CyberKnife-Zentrum in Soest seit Inbetriebnahme des robotergesteuerten Radiochirurgiesystems 2010 knapp 1.700 Behandlungen mit dem CyberKnife stattgefunden haben. Vor allem für inoperable oder schwer zu operierende Tumore, aber auch für Patienten, für die eine Operation aufgrund von Vorerkrankungen zu riskant wäre, bietet das CyberKnifeSystem eine vielversprechende Alternative. Die Methode eignet sich vor allem für Tumore, die gut vom gesunden Gewebe abgrenzbar sind
Das CyberKnife-System im Einsatz
und auch für operativ schwerer zugängliche Stellen – etwa bei Tumoren im Kopf, an der Wirbelsäule oder der Lunge. Bei gutartigen, im Kopf gelegenen Prozessen wie dem Meningeom kann eine ausgedehnte neurochirurgische Operation entfallen und allein mit dem CyberKnife eine Rückbildung und Heilung erzielt werden.
Möglich macht es die Kombination aus computergesteuerter Robotik und präziser Bildführung. Zunächst werden vor der Behandlung Größe, Form und Position des Tumors bestimmt. Die mit Hilfe von hochauflösenden Computer-TomografieScannern und anderen bildgebenden Verfahren gemachten Aufnahmen werden dann digital an das CyberKnife-System übermittelt und der behandelnde Arzt kann einen auf Größe und Position des Tumors ausgerichteten Behandlungsplan mit der benötigten Strahlendosis festlegen. Für die Behandlung selbst liegt der Patient bequem auf dem Behandlungstisch. Die richtige Positionierung übernimmt das CyberKnife-
System, wobei es darauf ausgelegt ist, Tumore in jeder Körperregion submillimetergenau zu bestrahlen. Es ortet den Tumor und die Patientenbewegung und korrigiert automatisch die Strahlenabgabe. Umliegendes gesundes Gewebe wird somit geschont.
Senator-Schwartz-Ring 8 59494 Soest Tel.: 02921 902020 Fax: 02921 901725
www.deutsches-cyberknife-zentrum.de
— Beitrag Zentrum für Strahlentherapie Freiburg —
Kompetenz, Hightech und Vertrauen Herr Dr. Weißenberger, welche Vorteile bietet Ihr eigenständiges Zentrum für Strahlentherapie den Patienten?
Der Praxisfokus auf die Strahlentherapie sorgt natürlich dafür, dass wir beim Thema HightechMedizin immer auf dem neuesten Stand sind. Bei der Auswahl unserer technischen Ausstattung haben wir etwa völlig freie Hand und verfügen somit über genau die Geräte, die wir brauchen, um moderne Strahlentherapie auf höchstem Niveau anbieten zu können. Zum anderen – und das zeichnet unser Zentrum hier in Freiburg aus – sorgt eine überschaubare Praxis eben auch für eine familiäre Atmosphäre. Wir können unsere
Patienten individuell betreuen und schaffen so eine vertrauensvolle Basis zwischen Arzt und Patient. Ohne die ist nämlich auch die beste Technik letztlich nichts wert.
Würzburg. Also haben wir uns zusammengesetzt und in den Behandlungsdetails die jeweils besten Therapieansätze vereint.
Patienten von uns erfahren, dass auch wir die ihnen empfohlene Therapie befürworten, ist dies nicht selten der erste Schritt für eine erfolgreiche Behandlung.
Was planen Sie für die Zukunft? Wie hebt sich Ihr Behandlungskonzept von dem anderer Einrichtungen außerdem ab?
Auch wir arbeiten natürlich auf Basis aktueller Leitlinien und sind in zertifizierte Tumorzentren eingebunden. Den Unterschied machen viel mehr die ‚kleinen Dinge’: Vor Praxisgründung war ich als Oberarzt an den Universitätskliniken in Freiburg, Heidelberg und Tübingen tätig, meine Kollegen in Ulm und
Wir wollen vor allem unsere Zweitmeinungskompetenz weiter ausbauen. So können wir den erwähnten, breiten universitären Hintergrund möglichst vielen Patienten zugänglich machen. Viele dieser Patienten werden heimatnah und nicht bei uns bestrahlt. Dennoch liegt uns am Herzen, ihnen mit unserer Beratung in Fragen der Strahlentherapie Sicherheit und Vertrauen zu geben. Denn wenn Patientinnen oder
www.stz-fr.de
PD Dr. med. Christian WeiSSenberger Leiter des Zentrums für Strahlentherapie Freiburg
— Beitrag sigma-tau gmbh —
Spezialist für seltene Krebserkrankungen Es ist ein Schock, wenn Patienten zum ersten Mal die Diagnose Krebs hören. Handelt es sich dann noch um eine seltene Erkrankung, entsteht schnell eine gewisse Hoffnungslosigkeit. Doch ‚selten’ muss nicht automatisch unheilbar bedeuten. Denn es gibt Pharmaunternehmen wie die 1957 in Italien gegründete sigma-tau, die sich gezielt auf die Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln für seltene Erkrankungen spezialisiert haben. sigma-tau ist damit zu einem der führenden Pharmaunternehmen in Italien mit internationalem Einfluss gewachsen. Vor allem für Krebsarten im blutbildenden System hat sigma-tau wirkungsvolle Medikamente entwickelt.
sigma-tau forscht vor allem nach Lösungen für seltene Erkrankungen
Ein Beispiel hierfür ist die akute lymphatische Leukämie – eine Blutkrebserkrankung, von der besonders Kinder betroffen sind. Hier hat das Unternehmen ein Medikament entwickelt, das als einziges auf dem deutschen Markt erhältliches eine pegylierte Asparaginase enthält. PEG im Wort ‚pegyliert’ steht für Polyethylenglycol und wird zur
Verbindung von biopharmazeutischen Wirkstoffen verwendet. So werden die Diagnostika quasi umhüllt und gegen den vorzeitigen Abbau von Antikörpern geschützt. Eine weitere seltene onkologische Erkrankung, für die sich sigma-tau in der Forschung und Entwicklung einsetzt, ist Morbus Hodgkin – ebenfalls eine bösartige Erkrankung des lymphatischen
Systems. Der Wirkstoff Procarbazin des sigma-tau-Produkts wird im Rahmen der Chemotherapie verwendet. Procarbazin wird ebenfalls zur Therapie von anaplastischen oligodendroglialen Tumoren bei Erwachsenen eingesetzt – häufig in Kombination mit einer Radiotherapie. Medikamente für seltene Erkrankungen zu finden, ist für sigma-tau als forschendes Pharmaunternehmen eine wichtige Aufgabe. Neben Tochterunternehmen in Europa, Indien und den USA ist sigma-tau in nahezu 70 weiteren Ländern aktiv – in Deutschland seit 1996, seit Juni 2014 mit Sitz in München. www.sigma-tau.de
we care communications
Diagnose: Krebs. Behandlung: noch lange nicht zu Ende.
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Reha hilft schwerkranken Menschen nach einem Klinikaufenthalt zurück ins Leben. Doch nur ein Drittel aller Krebspatienten nimmt Reha überhaupt in Anspruch – das Antragsverfahren ist zu kompliziert.
Für einen einfachen Zugang zur Reha Gegen Bürokratie und Sparzwang www. meinereha-meinleben.de