oktober 2013
...auch als APP für Smartphones & Tablets
zukunft deutschland Innovationen, Technologien, Chancen
Energiewende Starke Innovationen Seite 4
Mobilität Starke Konzepte Seite 6
Vernetzung Starke Standorte Seite 16
»zukunft deutschland« ist eine unabhängige Publikation des in|pact media Verlags und liegt der Gesamtauflage des Handelsblatts bei.
GRUSSWORT
in|pact media Verlag
Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Energiewende in Deutschland zeigt, wie schnell vieles, was bisher galt, in Zukunft nicht mehr gilt. Dabei sind manche Umbrüche politisch gewünscht, andere ergeben sich durch neue Erfindungen oder durch besondere Ereignisse. Noch fehlen Windparks im Meer, Transportmöglichkeiten, moderne Speichertechnologien sowie eine intelligente Steuerung und Verteilung von Strommengen. Der Wandel betrifft uns alle und damit auch die Frage, wie sich dies auf Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Deutschland auswirkt. Welche technologischen, ökonomischen und sozialen Veränderungen sind zu erwarten? Wie können Chancen zu Geschäftsmodellen werden, wie sind Risiken kontrollierbar? Und wie müssen sich die politischen Rahmenbedingungen daran anpassen? Dieter Schweer Für die meisten tiefgreifenden Veränderungen ist die Forschung der größte Impulsgeber. Der Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der schnelle Wandel muss deshalb auch Konsequenzen für die staatliche Forschungsförderung haben. Deutschen Industrie (BDI) Sie muss vor allem zukunftsoffen, flexibel und unbürokratisch sein. Auch muss sie den vernetzten Forschungsinhalten und Netzwerken von Unternehmen und Wissenschaft entsprechen. Deshalb ist eine themenoffene, allgemeine steuerliche Forschungsförderung – zusätzlich zur bestehenden Projektförderung – eine sinnvolle Antwort auf heute noch nicht erkennbare Umbrüche. Unternehmen, Politik und Gesellschaft müssen sich auf neue Spielregeln vorbereiten. Unser Wohlstand beruht auf Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit. Sie werden nur dann sicher bleiben, wenn Unternehmen Kooperationen mit Partnern auch aus fremden Branchen und Disziplinen eingehen. Erfolgreich wird nur derjenige sein, dem es gelingt, für die Zukunft die passenden Allianzen zu schmieden. Entscheidend ist eine offensive Vernetzung – sowohl innerhalb traditioneller Branchen wie mit neuen Branchen. Hinzu kommen die zunehmende Knappheit von Ressourcen sowie veränderte Wertvorstellungen. Sie führen dazu, dass das Thema Nachhaltigkeit auf allen Märkten Bedeutung gewinnt. Auch für die Politik bringt der schnelle Wandel Konsequenzen mit sich. Sie muss stärker ressortübergreifend koordinieren und Politikfelder miteinander vernetzen. Bei komplexen Projekten wie der Energiewende brauchen wir eine professionelle Organisationsstruktur. Und die Unternehmen müssen die Auflösung klassischer Branchengrenzen nicht als Risiko begreifen – sondern als Chance.
Auch a App für ls iPa & Table d ts
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I NHALT
Seite 3 Wandel ist Stärke
Seite 10 Forum der Akteure
Seite 21 Medizin im Umbruch
Wirtschaftswachstum durch Veränderung
Innovationsland Deutschland
Individualisierte Therapien sind die Zukunft
Seite 4 Innovationstreiber Energiewende
Seite 12 Schließt den Kreis!
Seite 22 Die Köpfe hinter dem Wandel
Chancen für die Industrie
Seite 6 Elektronik sorgt für Effizienz Intelligente Fahrzeuge
Seite 8 Autofahren auf neuen Wegen
Recycling und Umwelttechnik
Fachkräfte gewinnen durch Employer Branding
Seite 14 Galerie
Seite 22 Vorbildlich!
Wandel in Deutschland
Seite 16 Stark im Netzwerk
Kolumne: Der neue Charme der Deutschen
Cluster und Standorte
E-Autos, Hybride, Sparmobile
Seite 18 Sicherheitsrisiko Internet? Der NSA-Skandal und seine Folgen
Seite 8 Krisenfester Mittelstand KMU im Fokus
Seite 20 Vom Dichten und Denken
Hinweis: Alle nicht mit dem Zusatz »Redaktion« gekennzeichneten Beiträge sind Auftragspublikationen und damit Anzeigen.
Innovationsmanagement in Unternehmen Impressum in|pact media GmbH Dircksenstraße 40 D-10178 Berlin T +49 (0) 30 802086 -530 F +49 (0) 30 802086 -539 E redaktion@inpactmedia.com www.inpactmedia.com
Chefredaktion Mirko Heinemann (V.i.S.d.P.) Stellv. Chefredaktion Klaus Lüber
Autoren Marie Fink, Philipp Grätzel von Grätz, Mirko Heinemann, Jürgen W. Heidtmann, Lars Klaaßen, Kai Kolwitz, Klaus Lüber, Julia Thiem
Art Direktion & Layout Denis Held
LEKTORAT Jürgen W. Heidtmann
PROJEKTLEITUNG Sara Habibi Isfahani
IllustrationEN Klaus Meinhardt www.klausmeinhardt.de Druck Axel Springer Druckhaus Berlin-Spandau Projektassistenz Parastu Joneidi
HERAUSGEBER Edi Karayusuf Geschäftsführung Sara Habibi Isfahani Edi Karayusuf
zukunft deutschland
Wandel ist Stärke Die deutsche Wirtschaft ist stark, weil sie kreativ mit Herausforderungen umgeht. Strenge politische Vorgaben treiben den Wandel an.
Jahren erheblich zum weltweiten Wachstum beigetragen“, schreiben die OECD-Experten. „Dieein, ein Wandel war es nicht, was sich se Verlangsamung dürfte deshalb dafür sorgen, da am Wahlsonntag abzeichnete. Die dass die Weltwirtschaft nur im Schneckentempo Bundesbürger wählten Kontinuität in wächst.“ ihrer reinsten Form – und zollten der BundesKein Wunder, dass immer mehr internationale kanzlerin via Votum Beifall für ihre Politik der Wirtschaftskorrespondenten nach Deutschland vergangenen vier Jahre. reisen, um zu erforschen, woraus sich das deutZwar kritisierte die Opposition die Kanzlerin sche Wunder speist. Meist erwähnen sie die poimmer wieder für ihre angebliche Tatenlosigkeit. litischen Reformen Anfang des Jahrtausends, die Dabei passiert der Wandel längst, seine Dynamik Deutschland nicht nur einen ungeheuer flexiblen ist unbestritten. Ehrgeizige Vorgaben zur EnerArbeitsmarkt beschert, sondern auch Arbeitskraft giewende, zur Elektrifizierung der individuellen sehr preiswert gemacht haben – bei gleichbleiMobilität, zur Verbesserung der Ausbildung und bend hohem Qualitätsniveau. Der Wissenschaftzur intensiven Erforler und Chefvolkswirt schung der Volks- und beim ForschungsinstiAlterskrankheiten – sie tut der japanischen Inzeigen erste Erfolge. vestmentbank Nomura, »Forschung und Entwicklung Deutschland brummt Richard Koo, will ersind Kernfelder für den wie ein Motor, sein Treibrechnet haben, dass der stoff ist der Drang nach Einfluss der so genannkünftigen Wohlstand.« Innovation: Dieser Drang ten Hartz-Reformen treibt die Wirtschaft, und auf die gestiegene deutdie Wirtschaft treibt den schen WettbewerbsfäWandel. Selten wurde dies so deutlich wie im verhigkeit bei knapp 50 Prozent liegt. gangenen Jahrzehnt: Deutschland ist stark, weil Internationale Magazine berichten über die unes sich verändert. Strenge politische Vorgaben fassbare Stabilität des deutschen Mittelstands, der schüren den Ehrgeiz von Ingenieuren, Kreativen, in weiten Teilen aus familiengeführten UnternehErfindern und fördern Qualität und Innovation. men besteht. Reporter reisen durch eine idyllische Und der Rest der Welt staunt. Landschaft, wo kleine und mittelgroße Betriebe Die jüngste Konjunkturprognose der Organiein spezialisiertes Produkt hersation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und stellen, das auf dem Entwicklung hat selbst Optimisten überrascht. Weltmarkt extrem Die OECD-Experten erwarten ein weiteres erfolgreich ist. Wachstum für die deutsche Wirtschaft. Danach soll die Wirtschaftsleistung im dritten und vierten Quartal 2013 jeweils um 0,6 Prozent zulegen. Im gesamten Jahr dürfte die deutsche Wirtschaft um 0,7 Prozent wachsen – und damit weit stärker als erwartet. In der vorigen Prognose war noch von einem Wachstum von 0,4 Prozent die Rede. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut zieht in etwa gleich und erwartet ein Wachstum von einem halben Prozent in diesem Jahr. Hier zeigt sich Optimismus auf langer Sicht: Im kommenden Jahr, so das HWWI, könne das deutsche Wirtschaftswachstum auf 1,5 bis zwei Prozent zulegen. Interessant sind auch die europäischen Zahlen: Die Euro-Krise, könnte man aus ihnen schließen, flaut allmählich ab. Der Währungsraum habe seine tiefe und lange Rezession hinter sich gelassen, so die OECD-Fachleute. So wurde etwa der französischen Wirtschaft in der vorigen OECD-Prognose noch ein Negativ-Wachstum prognostiziert. Jetzt aber heißt die Prognose für 2013: 0,3 Prozent plus. Hingegen scheint sich das Wachstum in vielen Schwellenländern abzuschwächen. China hat seine Talfahrt zwar schon hinter sich, aber andere Schwellenländer kämpfen nach Turbulenzen an den Finanzmärkten mit Schwierigkeiten. „Die Schwellenländer haben in den vergangenen Mirko Heinemann / Redaktion
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Es sind Hightech-Schmieden, in denen bestens ausgebildete Köpfe an immer neuen, immer besseren Lösungen feilen – und so die Konkurrenz auf die Plätze verweisen. Sie sind dem Rätsel Wirtschaftswunder auf der Spur, ohne es lösen zu können. Denn der deutsche Erfolg wird durch ein extrem komplexes Geflecht aus ökonomischen, emotionalen und historischen Faktoren bestimmt. Und eine Grunderkenntnis, die stets zum Streben nach Besserem führt: So wie es ist, kann es nicht bleiben. Dazu gehört auch die Fähigkeit, Fehler als solche zu erkennen und aus ihnen zu lernen. Aus Fehlern lernen, liegengebliebene Aufgaben anpacken – das wird die erste Pflicht der neuen Bundesregierung sein. Sebastian Dullien, Senior Policy Fellow beim European Council on Foreign Relations, erklärte kürzlich in der Londoner „Financial Times“, welche Herausforderungen die Deutschen seiner Meinung nach angehen müssen. Er sieht die Basis für eine stabile Wirtschaft schwinden, bemängelt steigende Kosten für die Unternehmen und Einschnitte in den öffentlichen Ausgaben für Bildung, Forschung und Entwicklung. „Diese Trends sind lange Zeit nicht beachtet worden“, so Dullien. Er verweist auf den schlechten Zustand der Infrastruktur, Straßen voller Schlaglöcher, zahlreiche Brücken seien gesperrt, Schwertransporte müssten lange Umwege in Kauf nehmen. Er erwähnt die schlechten BahnVerbindungen, etwa von Berlin nach Westen, aufgrund des Elbehochwassers. Die Zeit, „die hochbezahlte Ingenieure im Verkehrsstau verbringen“, gehe von der Zeit ab, die sie beim Kunden haben, so Dullien. Es besteht die Gefahr, dass im Schatten der großen Umwälzungen Details missachtet werden und sich mittelfristig in ernsthafte Probleme ausweiten. „Disruptionen“, so nennt der Bundesverband der Deutschen Industrie diese Umwälzungen. In seiner Studie „Deutschland 2030“ hat der BDI die Auswirkungen von einer Expertengruppe aus Unternehmen, Wissenschaftlern und Verbänden untersuchen lassen. An die Politik ergehen in diesem Rahmen klare Forderungen, etwa nach einer „themenoffenen, allgemeinen steuerlichen Forschungsförderung“, zusätzlich zur bestehenden Projektförderung. Forschung und Entwicklung sind danach Kernfelder für den künftigen Wohlstand. Nicht umsonst, so der BDI, laute ein geflügeltes Wort in Unternehmen: „The name of the game is change.“
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Innovationstreiber Energiewende
Trotz steigender Strompreise und akutem Reformbedarf – die Energiewende ist nach wie vor auf gutem Kurs. Das zeigt auch die Vielfalt technischer Innovationen.
Klaus Lüber / Redaktion
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räftige Böen fegen über einen OffshoreWindpark in der Nordsee. Gigantische Rotorblätter drehen sich schneller, liefern Leistungsspitzen, pumpen Strom in die Kabel landeinwärts. Sollten sie zumindest. Denn tatsächlich passiert das genaue Gegenteil: Die Kolosse drehen sich aus dem Wind wie verschüchterte Kinder in Erwartung eines Wutausbruchs. Man darf sich natürlich wundern: Da hat man Windräder gebaut, und dann dürfen sie sich nicht drehen? Natürlich, es gibt Gründe. Die Anlagen werden „abgeregelt“, um Material zu schonen. Und mit dem Mehr an grünem Strom kann man ohnehin nichts anfangen. Wohin transportieren, wenn die Leitungen in den Süden noch nicht fertig sind? Wohin speichern, wenn keine Speicherlösung greifbar ist? Doch das ändert natürlich gar nichts an diesem Gefühl leiser Irritation, das sich immer dann einstellt, wenn wir eine Paradoxie, einen Fehler im System, wittern. Und dabei sind die im Wind stehenden Rotorblätter noch gar nichts gegen das, was das Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme (ISE) kürzlich tatsächlich einen „unüberwindbaren Systemkonflikt“ nannte. Gemeint ist die Tatsache, dass die Verbraucherkosten für grünen Strom steigen – und zwar nicht etwa obwohl, sondern gerade weil die Börsenpreise für erneuerbare Energien drastisch sinken. Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) schreibt bislang feste Vergütungssätze für Ökostrom vor. Die Differenz zum Verkaufspreis bezahlen die Bürger über die sogenannte EEG-Umlage. Fallen die Preise am Markt, muss der Verbraucher immer mehr ausgleichen. Obgleich man diesen „Systemkonflikt“ überaus ernst nehmen muss, den eigentlichen Kern des Großprojektes scheint er gar nicht zu berühren. Im Gegenteil: Die Forschung im Bereich erneuerbare Energien läuft weiterhin auf Hochtouren – und führt dazu, dass die Energiewende langfristig nicht etwa mehr Geld kostet, sondern vielmehr enorm viel einspart. So beziffert der Forschungsverbund Erneuerbare Energien die Einsparung der Energiewende gegenüber einer Weiterführung der fossilen Energieversorgung auf beeindruckende 570 Milliarden Euro bis 2050. Welche innovativen Kräfte hier tatsächlich wirken, sieht man am Beispiel der deutschen PhotovoltaikBranche, die nach wie vor wirtschaftlich stark unter Druck steht. Besonders beim Design der Modulzellen selbst machen Forscher Fortschritte. Neben kristallinem Silizium, bei dem immer höhere Leistungsgrade erzielt werden, sind es vor allem die hocheffizienten
Dünnschicht-Solarzellen, die deutsche Ingenieure zur Perfektion bringen. So können Wirkungsgrade erhöht und vor allem Kosten gesenkt werden. Weitere Erfolge sind im Bereich Geothermie zu vermelden. Im Gegensatz zu den fluktuierenden Energiequellen wie Sonne oder Wind steht geothermisch gewonnene Energie kontinuierlich zur Verfügung. Neben der direkten Wärmenutzung bietet sich Erdwärme dabei auch für die Stromproduktion an. Man spricht in diesem Falle von sogenannter tiefer Geothermie. Um besonders gut geeignete Standorte aufzuspüren hat das Forschungszentrum Jülich (PTJ) das sogenannte Geothermisches Informationssystem (GeotIS) entwickelt. Für das Molassebecken in Süddeutschland, den östlichen Teil des Norddeutschen Beckens, Teile des westlichen Norddeutschen Beckens und Teile Hessens lassen sich Verbreitung, Tiefenlage und Temperatur von relevanten geologischen Formationen darstellen. Auch bei Blockheizkraftwerken (BHKW), die auf dem Prinzip der Kraft-Wärmekopplung beruhen, spielt sowohl die Wärme- als auch die Stromerzeugung eine wichtige Rolle. Die Heizungsmodule werden mit Erdgas betrieben und erzeugen neben Wärme auch elektrische Energie. Solche Mini-Kraftwerke lassen sich sogar zu einem virtuellen Großkraftwerk zusammenschalten, das Fluktuationen erneuerbarer Energieproduktion ausgleicht. Der Energiedienstleister Lichtblick hat ein solches Netzwerk aus erdgasbetriebenen Mini-Kraftwerken aufgebaut, SchwarmStrom nennt der Anbieter sein Konzept. Genauso wichtig wie die Erzeugung erneuerbarer Energie sind intelligente Lösungen zur Verteilung und Speicherung des gewonnenen Stroms. Unter dem Label „Smart Grid“ hat dieser Bereich schon lange höchste Priorität unter deutschen Forschungsinstituten. Erst vor wenigen Wochen feierte ein groß angelegtes Projekt
auf der Nordseeinsel Pellworm Eröffnung, an dem auch das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheitsund Energietechnik (UMSICHT) beteiligt ist. Auf Pellworm finden sich neben Windenergie‐, Photovoltaik‐ und einer Biogasanlage, zahlreiche Elektrospeicherheizungen und Wärmepumpen. Hinzu kommen künftig Batteriespeicher sowie intelligente Energiezähler, so genannte Smart Meter, die dem Nutzer seinen tatsächlichen Verbrauch und seine Nutzungszeit offen legen. Eine interessante Speichertechnologie für die Langzeitspeicherung erneuerbarer Energien besteht in der Umwandlung des Stroms in Wasserstoff oder Methan – auch Power-to-Gas genannt. Als Hauptbestandteil von Erdgas kann Methan unbegrenzt in das Erdgasnetz eingespeist und dort gespeichert werden. Das Konzept des dafür notwendigen Verfahrens zur Methanherstellung durch regenerativen Strom stammt vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), der SolarFuel GmbH und dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES). Für das Problem der sich aus dem Wind drehenden Windräder übrigens hat das IWES auch schon eine technische Lösung ausgetüftelt. Seit Anfang des Jahres forscht das Insitut in Zusammenarbeit mit dem deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) an sogenannten Smart Blades. Das sind Rotorblätter, die sich dynamisch und individuell an die jeweiligen Windverhältnisse anpassen können. „Es ist wie beim Segeln“, erläutert Jan Teßmer, Koordinator Windenergieforschung im deutschen Zentrum für Luftund Raumfahrt (DLR). „Sobald der Wind böiger weht, sollte man die Segelfläche flink und sensibel variieren, um die Kräfte, die auf das Boot einwirken, zu reduzieren.“
Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien EE-Stromerzeugung (Terawattstunde / Jahr) 500 400 300
■ Europäischer Verbund ■ Geothermie ■ Photovoltaik ■ Biomasse / biogene Abfälle ■ Windenergie auf See (offshore) ■ Windenergie an Land ■ Wasserkraft
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Quelle: DLR - Langfristszenarien für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland
Energiewende Energieende Es ist Zeit für eine neue Wahl. Erdgas macht’s möglich.
Die Wahl ist vorbei und Deutschland steht vor einer neuen Wahl. Denn mit Erdgas aus Norwegen kann Deutschland die Energiewende schaffen und neben erneuerbaren Energien kosteneffektiver und mit weniger CO2-Emissionen produzieren. Wissen, was Erdgas möglich macht: statoil.de/erdgas
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Elektronik sorgt für Effizienz Autos, die selbstständig fahren und sich gegenseitig vor Gefahren warnen? Als Prototypen sind solche Fahrzeuge bereits auf der Straße. Außerdem hilft Elektronik dabei, die Ressourcen optimal zu nutzen.
als Prototypen im öffentlichen Straßenverkehr unterwegs. BMW etwa gehört zu denjenigen, die solinsteigen, Motor starten, losfahren. Wer che Systeme erproben, natürlich mit einem Fahrer, heute mit dem Auto unterwegs ist, der tut der im Notfall eingreifen kann. Muss er aber nicht, das im Gefühl, ganz Herr des Geschehens berichten die Entwickler der Bayern: Spurwechsel, zu sein. Doch so ganz richtig ist das schon seit einer schnelle Bremsungen, Lenk- und Beschleunigungsganzen Weile nicht mehr – je moderner das Modell, vorgänge, mit Hilfe von Kameras, Radar, Infrarot desto weniger. und Laser erkennen die Rechner im Wagen, was auf Denn eine Fülle von Elektronik sorgt dafür, der Straße rundherum los ist. dass Fahrfehler oder plötzlich eintretende EreigNatürlich soll auch in diesen Konzepten der Mensch die letzte Entscheidung haben. Doch ihm nisse nicht mehr automatisch zum Unfall führen: gegenüber hat die Elektronik einige Vorteile: Sie ist Assistenten warnen vor Objekten im Toten Winkel, niemals müde oder gereizt, sie sucht keinen Sender sie verhindern das Blockieren der Räder bei Vollim Autoradio, sie streitet sich nicht mit dem Beifahbremsungen und halten das Auto so lenkbar, Kameras erkennen Verkehrsschilder, und sie scannen die rer, und sie muss keine heruntergefallene ZigaretFahrbahn auf Hindernisse. tenglut suchen. Trotzdem werden Autos heute noch so gebaut, Erst recht interessant dürfte die Technik werdass sie dem Fahrer zumindest die Illusion lassen, den, wenn etwas anderes in Serie geht, an dem alles unter Kontrolle zu haben. Das allerdings dürfte im Moment praktisch alle Hersteller arbeiten: die sich in den kommenden Jahren gravierend ändern. Kommunikation von Autos untereinander und mit Denn für die nahe Zukunft Relaisstationen in der Inwerden die ersten Systeme frastruktur. Nicht nur erwartet, die den Wagen Positionsdaten anderer »Schon heute sind selbstfahrende zumindest in bestimmten Fahrzeuge könnten dann Fahrsituationen selbsttätig Autos als Prototypen im öffentlichen an unübersichtlichen lenken, beschleunigen und Stellen Unfälle vermeiStraßenverkehr unterwegs.« abbremsen. den, die Systeme könnten Erst einmal wird es das auch Warnungen für die nervige Stop-and-Go im Nachfolgenden absetStau sein, das Assistenzsysteme für den Fahrer erlezen – vor dem Stauende in einer Kurve, vor Nebel oder plötzlich einsetzender Glätte. Einen Feldverdigen, mit Hilfe von Technik, die größtenteils heute schon in Serie eingebaut wird: Ein Abstandsradar such mit 120 Autos und gut 1,6 Millionen gefahrescannt die Entfernung zum Vordermann, Spurnen Kilometern hat die Technik bereits hinter sich gebracht, Mercedes will sie als erster Hersteller bis halteassistenten registrieren anhand der StraßenEnde des Jahres einführen. markierungen, wann die Route in die Kurve geht, Klar ist allerdings: Angesichts solcher rasanten Bremsassistenten reagieren, wenn sich plötzlich jeVeränderungen in der Gestaltung von Mobilität mand dazwischen drängelt. sind Investitionen in die Infrastruktur nötig – geneAlle deutschen Premiumhersteller haben solche Systeme angekündigt. Und als Fernziel ist etwas rell eins der großen Themen der kommenden Jaherkennbar, das für die meisten heutigen Autofahrer re. Denn speziell der Güterverkehr auf der Straße sicher einiges an Gewöhnung bedeuten wird: Ausoll in den kommenden Jahren stark zunehmen. Prognosen gehen von doppelt so vielen Lastwagen tos, die sich völlig autonom im Straßenverkehr bebis zum Jahr 2025 aus, nicht zuletzt dank Amazon, wegen. Schon heute sind selbstfahrende Fahrzeuge Kai Kolwitz / Redaktion
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Ebay und dem stark gestiegenen Anteil von OnlineBestellungen von Waren. Da braucht es nicht nur Sendemasten für die elektronische Kommunikation von Fahrzeugen, sondern es geht auch um viel Grundsätzlicheres – zumal für die Schiene die gleiche Entwicklung gilt. Schon heute berichtet der Verband „Pro Bahn“ von Nadelöhren, vor allem bei der Bahnanbindung der Seehäfen. Organisationen wie „Pro Mobilität“ oder „Pro Bahn“ halten die Summen nicht für ausreichend, die heute in Neubau und Instandhaltung von Verkehrswegen fließen. Sie verweisen auf die immer maroderen Trassen, bis hin zu Sperrungen aufgrund von sanierungsbedürftigen Brücken, wie etwa auf der Autobahn A45 oder auf der A1 bei Leverkusen. Weiteres Geld wird der Aufbau einer LadeInfrastruktur für Elektroautos sowie zusätzliche Tankstellen für Erdgas und Flüssiggas kosten, die als kostengünstige alternative Kraftstoffe immer beliebter werden. Angesichts dieser Aufgaben und der hohen Summen, die für die Verkehrswege aufgewendet werden müssen, gilt es, Mobilität so effizient wie möglich zu organisieren. Sprich: jedes Verkehrsmittel da zum Zuge kommen zu lassen, wo es seine Stärken am besten ausspielen kann. Auch da sollen Elektronik und Computer in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen. Etwa durch Planungstools, die eine Fahrt, sagen wir, zwischen zwei kleinen Orten an entgegengesetzten Enden Deutschlands, so schnell und effizient wie möglich organisieren, mit Bahn, eigenem oder Miet-Auto, als Rädchen, die nahtlos ineinandergreifen, ohne dass es irgendwo zu Verzögerungen kommt. Die Entwicklung der neuen Mobilitätslösungen läuft auf Hochtouren. Die Bahn zum Beispiel bietet Apps, mit denen sich die eigenen Carsharing- und Leihfahrrad-Angebote unterwegs recherchieren und buchen lassen. Man tut viel, um ein integrierter Anbieter von Mobilität zu sein. Auch die Zahl der Leerfahrten von LKW im Güterverkehr ist in den vergangenen Jahren stark gesunken – ebenfalls zumindest zum Teil dank des Einsatzes elektronischer Frachtbörsen und Planungstools.
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zukunft deutschland
— Beitrag TOLL COLLECT GMBH —
Mobilität von morgen sichern Mobilität ist ein Grundbedürfnis. Menschen wollen schnell und pünktlich ihr Ziel erreichen, Güter sollen sicher und „just in time“ ankommen. Langfristige Prognosen zeigen, dass die Straße das Rückgrat der Mobilität bleiben wird. Die Verkehrsnachfrage im wirtschaftlichen und privaten Bereich wird weiter ansteigen. Dieser Nachfrage kann nicht mit immer mehr neuen Straßen begegnet werden. Der Ausweg: das vorhandene Verkehrsnetz erhalten und auf intelligentere Weise nutzen. Entscheidung für Nutzerfinanzierung und Klimaschutz In Deutschland verfügt die Verkehrspolitik mit dem satellitengestützten Mautsystem über ein innovatives Steuerungsinstrument, das zukunftsweisende Lösungen bereithält. Heute trägt es zur Finanzierung der Infrastruktur bei und hilft ökologische Ziele zu erreichen. Zukünftig kann es für ein Verkehrsmanagement eingesetzt werden. Mit der Einführung der streckenbezogenen Lkw-Maut begann ein Wandel hin zur Nutzerfinanzierung von Infrastruktur. Seit 2005 hat Toll Collect insgesamt mehr als 33 Milliarden Euro Maut an den Bundeshaushalt überwiesen. Der Vorteil besteht in der gerechten Anrechnung der Kosten. Die beiden einfachen Grundsätze lauten: Wer viel fährt, zahlt mehr, und ein höherer Schadstoffausstoß führt zu höheren Mautkosten. Zuverlässiger Dienstleister des Bundes
We l t e z n a g . Die Sc h iene e i d f u set z t a Günter Koch
Setzen Sie auf uns. DB International Engineering. System Consulting. Business Consulting. Wir entwickeln weltweit intelligente Verkehrssysteme für dynamische Wirtschaftsregionen. Von der Idee bis zur Realisierung, für Projekte jeder Größenordnung – made by Deutsche Bahn. Für Menschen. Für Märkte. Für morgen. www.db-international.de
Im Bereich der Mauterhebung ist Deutschland mit der Kombination von GPS und Mobilfunk auch heute noch technologischer Vorreiter. Toll Collect steht für zuverlässige Mauterhebung, nicht nur auf Autobahnen.
Der Betrieb läuft seit 2005 sicher und zuverlässig. Toll Collect hat sich in den vergangenen neun Jahren ein weltweit einzigartiges Know-how erarbeitet. Heute sind rund eine Million Fahrzeuge beim deutschen Mautbetreiber registriert, von denen ca. 760.000 mit Fahrzeuggeräten (On-Board Units) ausgerüstet sind. Mehr als 90 Prozent der Mauteinnahmen werden über das automatische Einbuchungsverfahren mit den On-Board Units realisiert. Dabei liegt die vom Auftraggeber gemessene Gesamtqualität bei 99,9 Prozent. Mit anderen Worten: Toll Collect ist zuverlässiger Dienstleister und sichert stabile Mauteinnahmen, die für die Erhaltung der Infrastruktur eingesetzt werden können. Gleichzeitig sanken die Betreiberkosten kontinuierlich und liegen derzeit bei 11 Prozent gerechnet auf die Mauteinnahmen. Für neue Herausforderungen gerüstet Flexibilität und Innovationskraft beweisen Unternehmen und Technik immer wieder. Dafür stehen Projekte wie TOLL2GO, der gemeinsame länder- und systemübergreifende Mautdienst mit Österreich, bei dem für die Mauterhebung in beiden Ländern das Toll Collect-Fahrzeuggerät eingesetzt wird. Über 65.000 mautpflichtige LKW ab 12 Tonnen sind für den Service registriert. Ebenso zeugt die Einbeziehung von 1.100 Kilometer vierspuriger Bundesstraßen im Jahr 2012 von der Innovationskraft des Toll Collect-Systems. Alle Daten und Veränderungen wurden über Software-Updates via Mobilfunk in das System übertragen. Durch umfangreiche Investitionen wird die Technik fortlaufend auf dem neuesten Stand gehalten und weiterentwickelt. www.toll-collect.de
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Autofahren auf neuen Wegen Der Trend geht zu sparsamen Verbrennungsmotoren, Elektroautos und Plug-In-Hybriden – ohne das Vergnügen am Fahren zu schmälern.
Kai Kolwitz / Redaktion
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s fährt fast lautlos, beschleunigt stufenlos, es hat prinzipbedingt satten Durchzug schon aus dem Stand – und bei den Treibstoffkosten ist es Benzinern oder Dieseln hoch überlegen: Argumente gibt es genug für das Elektroauto. Allerdings fahren mit Strom betriebene Fahrzeuge noch in der Nische. Aber das soll sich zügig ändern. Auf der Internationalen Automobilausstellung IAA Pkw in Frankfurt haben Anfang des Monats viele Hersteller neue Modelle vorgestellt: Mercedes zeigte eine elektrisch
angetriebene B-Klasse, VW baut bald in den Up und den Golf E-Motoren ein. Am meisten Aufsehen erregte aber BMW mit seinem i3. Nicht nur, dass auch dieser Wagen mit Strom betrieben wird. Auch in vielen anderen Bereichen haben die bayerischen Ingenieure das Auto noch einmal neu gedacht: Die Karosserie besteht aus leichter Kohlefaser, im Innenraum finden sich umweltfreundliche Materialien wie die Fasern von Malvengewächsen. Sogar Kunststoff aus dem Recycling von PET-Flaschen wurde in den i3 hineinkonstruiert. Dabei ist der BMW mit 170 PS alles andere als ein Verzichtsmobil. Eine Million Elektroautos sollen bis zum Jahr 2020 auf deutschen Straßen rollen. Wissenschaftler halten das Ziel weiterhin für erreichbar, wenn die Rahmenbedingungen passen. So geht das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in seinem Pro-Elektro-Szenario davon aus, dass die Benzinpreise weiter steigen, während Akkus günstiger werden und der Strom sich nur leicht verteuert. Doch selbst im ungünstigsten Szenario prognostizieren die Forscher 150.000 bis 200.000 Autos. Denn bei aller Skepsis gegenüber der neuen Technik könnte die Entscheidung für ein Elektroauto für viele bald zum Rechenexempel werden: Wer zum Beispiel in der Peripherie wohnt und täglich zur Arbeit pendelt, der bleibt in der Regel innerhalb der Reichweiten der jetzt schon verfügbaren elektrischen Antriebe, geladen werden kann abends in der Garage.
Wer gelegentlich weiter fahren muss, der kann sich für Range Extender oder ein Plug-In-Hybrid entscheiden. In beiden Bauarten werden Elektro- mit Verbrennungsmotoren kombiniert – dank Range Extender kommt ein Opel Ampera insgesamt 500 Kilometer weit, ein Plug-In-Hybrid schafft in der Regel Strecken zwischen 30 und 80 Kilometern rein elektrisch. Auf der IAA hat zum Beispiel BMW den X5 eDrive gezeigt, der so funktioniert, Audi hat einen Plug-In-A3 angekündigt, Mercedes bietet die Technik in der S-Klasse. Besitzen wir also in zehn Jahren alle Elektroautos? Vermutlich wird es auch in Zukunft Menschen geben, die mit Benziner, Diesel, Flüssig- oder Erdgasantrieb am besten fahren. Da ist es gut, dass auch in diesem Bereich die Entwicklung weitergeht: Von mehr als neun auf siebeneinhalb Liter je hundert Kilometer hat sich laut Umweltbundesamt der Verbrauch deutscher Autos von 1993 bis 2010 verringert. Und das, obwohl die Durchschnittsleistung deutlich gestiegen ist. Erreicht wurde das vor allem durch Tüfteleien an der Aerodynamik, durch kleine, aufgeladene Motoren, Start-Stopp und eine Fülle weiterer Details, von denen viele bei weitem noch nicht ausgereizt sind. Mercedes baut die S-Klasse mit einem Verbrauch von 5,2 Litern Diesel, bei Kleinwagen werden Werte unter vier Liter zur Regel. Die Kreativität – sie wird den Ingenieuren so bald nicht ausgehen.
Krisenfester Mittelstand Kleine und mittlere Unternehmen sind berühmt für ihre Wirtschaftskraft, geraten aber durch Fachkräftemangel und Globalisierung zusehends unter Druck. Klaus Lüber / Redaktion
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treng genommen zählt das Berliner Entsorgungsunternehmen Alba mit seinen 9.000 Mitarbeitern nicht mehr zum Mittelstand. Trotzdem fühlt sich Geschäftsführer und Miteigentümer Eric Schweitzer, so sagte er jedenfalls kürzlich der Tageszeitung Die Welt, sehr wohl als Mittelständler. Mittelständler zu sein, so Schweitzer, sei eine Geisteshaltung. Der Alba-Chef, der als Präsident auch dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) vorsteht, hat mit seinem Bonmot ein Phänomen gewürdigt, das unter dem Label „German Mittelstand“ bereits auf der ganzen Welt bewundert wird. Und das so tief im deutschen Wirtschaftssystem verankert zu sein scheint, dass es mit Zahlen und Fakten allein nicht zu erklären ist. Diese allerdings sind beeindruckend: Der Mittelstand, zu dem mehr als 99 Prozent aller deutscher Unternehmen gehören, trägt fast 52 Prozent zur gesamten Wirtschaftsleistung des Landes bei, erwirtschaftet rund 37 Prozent des gesamten Umsatzes deutscher Unternehmen und beschäftigt rund 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtiger Arbeitnehmer. Das Geheimnis des Erfolges scheint vor allem an der
Hinzu kommen die spezifischen Herausfordebesonderen Struktur der Unternehmensführung zu liegen. Fast alle deutschen Mittelständler sind Famirungen, die eine zunehmende internationale Verlienunternehmen, oft eignergeführt. Das resultiert netzung mit sich bringt. Plötzlich müssen sich auch in der einer besonders langfristig geführten Unterkleinere Firmen mit klassischen Konzernthemen wie Compliance und IT-Sicherheit befassen. Und selbst nehmenspolitik. Eine hohe Eigenkapitalquote macht das geheime Kraftzentrum des Mittelstandes, die unkrisenfest – und experimentierfreudig: Der „German Mittelstand“ gehört zu den innovativsten Europas. ternehmerische Unabhängigkeit, steht auf dem PrüfÜber die Hälfte aller KMU stand. In vielen Firmen brachten im Zeitraum von findet ein Generations2008 bis 2010 eine Innowechsel in den Geschäftsvation auf den Markt, führungen und Gesell»Eine hohe Eigenkapitalquote heißt es in einem aktuellen schafterkreisen statt, was macht krisenfest – und Factbook des Bundeswirtdazu führt, dass immer häufiger auch Fremdkapischaftsministeriums. experimentierfreudig.« Bei allen Lobeshymtalgeber sich ein Mitspranen muss man aber auch cherecht erkaufen. sehen: Der Mittelstand Ein spezifisches Prosteht unter einem hohen Anpassungsdruck. Gerade blem, insbesondere für kleinere Unternehmen oder im Industriebereich, einem Branchenumfeld, in dem Start-ups, ist das Thema Finanzierung. „Obwohl deutsche KMU besonders aktiv sind – fast ein Viertel sich deutsche Firmen sehr rege im Bereich Innovatialler Beschäftigten arbeiten in diesem Sektor – fehlen on zeigen, wird es für Unternehmen dennoch immer zusehends Fachkräfte. 75 Prozent der in einer aktuschwerer, entsprechende Maßnahmen über Kredite vorzufinanzieren“, so Thomas Heimer, wissenschaftellen Studie der Wirtschaftsberatung Ernst & Young befragten Mittelständler geben an, schon heute nicht licher Leiter der Technopolis Deutschland GmbH, ausreichend geeignete Mitarbeiter zu finden, um frei jüngst auf dem Kongress „Junge IKT-Wirtschaft“ in werdende oder neue Stellen zu besetzen. Berlin.
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zukunft deutschland
— Beitrag Infraserv Höchst —
Nachhaltige Energieversorgung von Industriestandorten Lassen sich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit bei der Energieversorgung von Industriestandorten in Einklang bringen? Die Beantwortung dieser Frage ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland. Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes ist nicht allein aufgrund der gesellschaftlichen und politischen Relevanz längst ein Kernthema für produzierende Unternehmen. Doch da Energiekosten ein wesentlicher Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb sind, benötigen energieintensive Branchen innovative Lösungen, die gleichermaßen nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll sind. Und sie brauchen verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen – aktuell das größte Problem für den Industriestandort Deutschland. Mit ganzheitlichen Konzepten für Produktionsstandorte von energieund entsorgungsintensiven Industrieunternehmen können Kostenvorteile erzielt und Emissionen minimiert werden. Ermöglicht wird dies durch einen technisch anspruchsvollen und hocheffizienten Anlagenverbund. Beispiel Industriepark Höchst in Frankfurt am Main, mit 90 Unternehmen und 22.000
Der Industriepark Höchst in Frankfurt am Main ist einer der größten Forschungs- und Produktionsstandorte der Chemieund Pharmaindustrie in Europa.
Mitarbeitern einer der größten Chemieund Pharmastandorte in Europa. Der Industriepark benötigt viel Energie: 1.800 Gigawattstunden Strom und 2.850 Gigawattstunden Wärme pro Jahr, was dem Jahresbedarf an Strom von rund 600.000 Haushalten und an Wärme von etwa 140.000 entspricht. Das Energiekonzept basiert auf einem Energieträger-Mix. Neben fossilen Brennstoffen wie Kohle und Gas werden auch regenerative Energien wie Ersatzbrennstoffe eingesetzt. Zum Anlagenverbund gehört auch eine der größten Biogasanlagen Deutschlands. Fast ein Fünftel des gesamten Energiebedarfs wird über die Abwärmenutzung gedeckt. Die Abwärme von Produktions- und Verbrennungsanlagen reduziert den Bedarf an fossilen
Brennstoffen und den CO2-Ausstoß. Zudem nutzen die hocheffizienten Energieerzeugungsanlagen die Vorteile der Kraft-Wärme-Kopplung. Durch die Abwärmenutzung und die KraftWärme-Kopplung wird der CO2Ausstoß in Summe im Vergleich zur Energieerzeugung in klassischen Kohlekraftwerken um 445.000 Jahrestonnen reduziert. Damit verbunden sind auch enorme Kostenvorteile für die Unternehmen, die im Industriepark Höchst international wettbewerbsfähige Energiepreise in Anspruch nehmen können. Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit können auch mit der 2012 in Kraft getretenen Zertifizierung des Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001 optimiert werden. Ein leistungsfähiges Energiemanagementsystem hat
eine deutliche Reduzierung der Energiekosten und der CO2-Emissionen zur Folge, wenn der Lösungsansatz neben Beratungs- und Realisierungsleistungen auch Betreibererfahrungen sowie Branchen-Know- how beinhaltet und herstellerunabhängig ist. Es gibt innovative Konzepte, um Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Was jedoch fehlt sind verlässliche politische und regulatorische Grundlagen. Die anstehenden gesetzlichen Änderungen, insbesondere in Bezug auf die EEG-Novellierung, lassen Zusatzbelastungen für produzierende Unternehmen ewarten. Sinnvolle und nachhaltige Lösungen können nicht umgesetzt werden, wenn die Rahmenbedingungen für Industrieunternehmen nicht mehr gegeben sind. www.infraserv.com
dr. roland mohr Geschäftsführer Infraserv GmbH & Co. Höchst KG
WIR BEWEGEN MENSCHEN. WELTWEIT.
Als weltweit führender Anbieter nachhaltiger Verkehrslösungen liefern wir vernetzte Mobilität für die modernen Großstädte von heute – von innovativen Hochgeschwindigkeitszügen zu U- sowie Stadt- und Straßenbahnen; von eleganten Designs für mehr Fahrkomfort zu energie- und kostensparenden Technologien: Maßgeschneiderte Lösungen für weniger Verkehr und mehr Mobilität. Wir lassen Städte wieder atmen.
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Forum DER AKTEURE
Innovationsland Deutschland Die Redaktion befragt Akteure zu Herausforderungen und Chancen für den Standort.
Hildegard Müller
Matthias Wissmann
Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)
Präsident des Verbands der Automobilindustrie VDA
Präsident des Hightech-Verbands BITKOM
ie 65. IAA Pkw hat es eindrucksvoll bewiesen: Elektromobilität ist keine Vision mehr, die Autos kommen jetzt auf die Straße. Die Entwicklung alternativer Antriebsformen steht ganz oben auf der Agenda der deutschen Automobilindustrie. Die Herausforderungen, vor denen Hersteller und Zulieferer stehen, sind vielfältig: Klimawandel und begrenzte Rohölreserven bedingen die Strategie „weg vom Öl“. Insbesondere in den Schwellenländern nimmt die Motorisierung zu, der Pkw-Weltmarkt wächst, auch der Welthandel und damit der Güterverkehr. Benötigt werden alltagstaugliche Lösungen – im privaten und im kommerziellen Bereich. Um diese Lösungen herbeizuführen, setzt die deutsche Automobilindustrie auf eine Fächerstrategie, zu der auch die Elektromobilität gehört. Es geht darum, fossilen Kraftstoff einzusparen, zu ergänzen und zu ersetzen, um die Verbrauchswerte weiter zu senken. Die Fortschritte sind messbar: Seit 1999 ist der CO2-Ausstoß aus dem deutschen Straßenverkehr insgesamt um ein Sechstel rückläufig. Der Weg „weg vom Öl“ wird nicht über eine einzelne Technik führen, sondern eine Vielfalt unterschiedlicher Ansätze beinhalten. Die Elektromobilität ist dabei unverzichtbar. Die deutsche Automobilindustrie investiert in den nächsten drei bis vier Jahren zehn bis 12 Milliarden Euro in die Entwicklung alternativer Antriebe. Ein Großteil davon ist für die Elektromobilität bestimmt. Bis Ende 2014 kommen 16 elektrifizierte Serienmodelle deutscher Hersteller in den Handel, die rein batterieelektrisch betrieben werden oder mit einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor
ehr Erwerbstätige, weniger Arbeitslose: Exemplarisch für diesen Trend steht die IT-Branche. Bis zum Jahresende werden hier voraussichtlich rund 915.000 Menschen beschäftigt sein. Das ist ein neuer Rekord. In den vergangenen fünf Jahren hat die IT-Branche in Deutschland 80.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Neue Jobs entstehen in den verschiedensten Bereichen unserer Branche: Sie reichen von der AppEntwicklung über Game-Design bis zur Implementierung neuer IT-Lösungen in Unternehmen und anderen Organisationen. Gefragt sind bei den Anbietern vor allem Software-Entwickler, aber auch IT-Berater, Cloud-Spezialisten und IT-Sicherheitsexperten. Zu den Mitarbeitern in IT-Unternehmen
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m Windschatten der Elektromobilität erlebt eine alternative Antriebsform einen Aufschwung, den viele bislang nicht im Blick hatten: das Erdgasauto. Zahlreiche Autohersteller setzen verstärkt auf Erdgasantriebe, die Neuzulassungen steigen. Damit dies so bleibt, muss die neue Regierung nach der Bundestagswahl schnell handeln, denn sonst droht der Aufschwung der umweltschonenden Erdgasmobilität jäh abgebremst zu werden. Die Vorteile von Erdgasfahrzeugen liegen auf der Hand. Erdgasfahrzeuge sind heute marktgängig und in der Lage, mit ihrer ausgereiften Technologie einen erheblichen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen im Straßenverkehr zu leisten. Dank der bereits niedrigen CO2-Emissionen von fossilem Erdgas sowie einer möglichen Beimischung mit erneuerbaren Energieträgern kann eine Halbierung der CO2-Emission gegenüber konventionellen Kraftstoffen bei gleichzeitig minimalen Kosten für Staat und Verbraucher erreicht werden. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht jedoch Handlungsbedarf, denn die aktuellen Steuerbegünstigungen für Erdgas als Kraftstoff laufen 2018 aus. Dies fällt in den Nutzungszeitraum von heute neu zugelassenen Erdgasfahrzeugen und beeinflusst nach Einschätzung des
»Das Erdgasauto ist eine umweltfreundliche Alternative.« BDEW bereits heute die Investitionsbereitschaft in Erdgas-Tankstellen. Schon lässt sich eine deutliche Zurückhaltung bei der Erschließung neuer Tankstellenstandorte ausmachen. Damit würde eine erfreuliche Entwicklung der vergangenen Jahre ausgebremst: Die Zahl der Erdgastankstellen ist auf über 900 gestiegen. Erdgaszapfsäulen bilden mittlerweile ein flächendeckendes Netz. Doch der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss weiter vorangetrieben werden. Es muss für die Verbraucher darüber hinaus künftig deutlich einfacher werden, dass Erdgas schlicht und einfach nur halb so teuer wie Benzin oder Diesel ist. Dies wird aber durch die verbraucherfeindliche Preisauszeichnung in Euro pro Kilogramm konterkariert. Erdgas als Kraftstoff ist eine umweltschonende und ausgereifte Alternative zu herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Nutzen wir diese Chance für mehr nachhaltigen Klimaschutz. www.bdew.de
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»Die Elektromobilität kommt auf der Straße an.« ausgestattet sind. Diese Elektrofahrzeuge werden in allen relevanten Marktsegmenten angeboten, vom rein elektrischen Kleinwagen über Mittelklassen-Langstreckenfahrzeuge und leichte Nutzfahrzeuge bis hin zum emotionalen Sportwagen. Wir sind davon überzeugt – und das Fraunhofer-Institut hat diese Einschätzung gerade wissenschaftlich bestätigt: Für viele Autofahrer wird sich Elektromobilität schon sehr bald rechnen. Vor allem für Autofahrer in urbanen Regionen und für Pendler aus dem Umland mittelgroßer und größerer Städte: Die Elektromobilität kommt auf der Straße an. www.vda.de
Prof. Dieter Kempf
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»Die Nachfrage nach IT-Experten wird hoch bleiben.« kommen weitere rund 800.000 IT-Experten in anderen Branchen hinzu. Auch diese Gruppe wächst stark, da die Digitalisierung immer mehr Wirtschaftsbereiche grundlegend verändert. Nach Medien, Einzelhandel oder der Reisebranche steht nun die Industrie im Fokus. Unter dem Stichwort Industrie 4.0 wandeln sich Produktionsbetriebe zur Smart Factory. Maschinen werden über das Internet gewartet oder kommunizieren sogar autonom. Zusätzlich zur Industrie stehen die zentralen Infrastrukturen in den Bereichen Energie, Verkehr, Gesundheit und öffentliche Verwaltung vor einer umfassenden Digitalisierung. Jeden Tag kommen neue Anwendungen auf den Markt, die das Potenzial haben, unser Leben zu verändern. Diese Trends tragen dazu bei, dass die Nachfrage nach gut ausgebildeten IT-Experten hoch bleiben wird. Umso wichtiger ist es, dass ausreichend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Dafür benötigen wir eine breite Bildungsoffensive in Schulen und Hochschulen. Nur so können wir mehr Schülerinnen und Schüler für technische und wirtschaftsnahe Berufe gewinnen. Gleichzeitig müssen wir aktiv um Fachkräfte aus dem Ausland werben. Nutzen die Akteure in Politik und Wirtschaft diese Chancen und treiben die Modernisierung aktiv voran, wird der Boom auf dem Arbeitsmarkt weitergehen. www.bitkom.org
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zukunft deutschland
— Beitrag Zukunft ERDGAS e.V. —
Erdgas bleibt zukunftsfähig Innovative Technologien treiben die Energiewende vor allem im Wärmesektor voran, dank „Power to Gas“ löst Erdgas das Speicherproblem Erneuerbarer Energien.
Das Energiekonzept 2050 gibt die Richtung in eine klimaschonende Zukunft vor. Dieses generationsübergreifende Projekt bedeutet einen Paradigmenwechsel in der Energieversorgung und beim Umgang mit Energie. Die Weichen für ein erfolgreiches Gelingen stellen wir heute. Ziel ist es, Deutschland in eine der energieeffizientesten, innovativsten und umweltfreundlichsten Volkswirtschaften der Welt zu wandeln. Die Erdgaswirtschaft kann mit ihren vielfältigen Lösungen dazu beitragen, die Klimaschutzziele der EU und der Bundesregierung bei bezahlbaren Energiepreisen zu erreichen und somit die gesellschaftliche Akzeptanz für die Energiewende zu fördern. Grundlage dafür sind das 477.000 Kilometer lange Erdgasnetz, zahlreiche Speicher, hocheffiziente Gaskraftwerke, innovative Technologien wie „Power to Gas“, moderne Heiztechnik für Haushalte, ein bundesweites Tankstellennetz und eine vielfältige
Palette an Erdgasfahrzeugen. Verbraucher und Politiker übersehen oft, wie viel CO2 sich allein durch die Modernisierung veralteter Heizungsanlagen und den Umstieg auf moderne Erdgas-Brennwerttechnik schnell, wirksam und sozialverträglich einsparen lässt. Immerhin macht die Raumwärme im Schnitt rund 75 Prozent des Energieverbrauchs eines Haushalts aus, auf die Warmwasserbereitung entfallen weitere 11 Prozent. Der Heizungssektor ist damit einer der wirksamsten Hebel, um mit geringen Investitionen zur Energie- und CO2-Einsparung beizutragen. Entsprechend viel kann eine konsequent umgesetzte Wärmewende bewirken. Die Politik kann unterstützen, indem sie etwa Anreize für die energetische Sanierung schafft. Könnten Hausbesitzer Modernisierungen wie den Umstieg auf sparsame Brennwerttechnik steuerlich absetzen, wäre die Bereitschaft dazu sicherlich höher – zumal sich der Heizungstausch über
hohe Energieeinsparungen bereits nach wenigen Jahren rechnet. Erdgas kann die sektorenübergreifende Integration Erneuerbarer Energien voranbringen: So lässt sich Erdgas etwa mit Solarthermie und Umweltwärme ideal kombinieren. Gleichzeitig wird Erdgas durch die zunehmende Erzeugung und Einspeisung von Bio-Erdgas selbst immer regenerativer. Mit dem innovativen Verfahren „Power to Gas“ steht zudem eine vielversprechende Technologie in den Startlöchern, die es ermöglicht, Ökostrom zu regenerativem Erdgas umzuwandeln und in die vorhandene Erdgasinfrastruktur einzuspeisen, wenn gerade kein Bedarf besteht. „Power to Gas“ hat somit das Potenzial, das Speicher- und Verteilungsproblem der Regenerativen Energien zu lösen. Bis Strom- und Wärmemarkt zusammengewachsen sind, gilt es, das Stromnetz auch bei schwankender Einspeisung Erneuerbarer Energien
stabil zu halten. Politisch gewollt ist, dass hocheffiziente Gaskraftwerke als Ausgleichskraftwerke zum Einsatz kommen. Fakt ist aber, dass sich der Betrieb moderner Gaskraftwerke bei den aktuellen Rahmenbedingungen nicht rechnet, während der Anteil der Kohleverstromung in Deutschland 2012 gestiegen ist. Hier besteht dringender Handlungsbedarf – hin zu einem Strommarkt, der das Bereitstellen umweltschonender Reserveenergie belohnt.
www.zukunft-erdgas.info
Dr. Timm Kehler Sprecher des Vorstands Zukunft ERDGAS e. V.
— Beitrag Wintershall —
Ohne Erdgas wird die Energiewende unbezahlbar Deutschland braucht eine sachliche Diskussion über Perspektiven und Herausforderungen von unkonventionellen Gasvorkommen. Die Energiewende ist die wichtigste Stellschraube für eine erfolgreiche wirtschaftliche Zukunft in Deutschland. Sie ist gegenwärtig aber auch die größte Dr. Rainer Seele Vorstandsvorsitzender Baustelle der Wintershall Holding GmbH alten und wohl auch der neuen Bundesregierung. Zu viele Akteure haben sich in den vergangenen Jahren einer Vision hingegeben: von Luft und Sonne zu leben, ohne Nebenwirkungen fürs eigene Portemonnaie und die deutsche Wirtschaft. Dieser Traum ist ausgeträumt. Die Energiewende braucht einen Neustart – auf Basis eines schlüssigen Gesamtkonzepts, mit einem grundlegend überarbeiteten Erneuerbare-Energien-Gesetz. Ohne Reformen droht der ambitionierte Traum der Energiewende zum Albtraum zu werden.
Um es klar zu sagen: Der Umstieg auf Erneuerbare Energien ist beschlossen. Jetzt muss er endlich auch verantwortungsvoll und ohne ideologische Scheuklappen gestaltet werden. Dazu gehört die Erkenntnis, dass selbst bei optimalem Verlauf der Energiewende Erdöl und Erdgas noch auf Jahrzehnte das Herz-Kreislauf-System unserer Gesellschaft bleiben. Speziell an Erdgas knüpfen sich, im parteiübergreifenden Konsens, hohe Erwartungen. Gas ist der Wegbereiter ins Zeitalter der Erneuerbaren. Mehr noch: Gas garantiert Versorgungssicherheit – auch im Zeitalter der Erneuerbaren. Denn Erdgas hat unter allen Fossilen die beste Klimabilanz und steht dauerhaft verlässlich zur Verfügung. Moderne Gaskraftwerke sind bestens geeignet, die Schwankungen von Sonne und Wind flexibel, effizient und auch kostengünstig auszugleichen. Mit anderen Worten: Ohne Erdgas wird die Energiewende unbezahlbar!
Umso wichtiger ist es, dass wir auch in Zukunft unseren Erdgasbedarf unabhängig und sicher decken können. Die Versorgungssicherheit beginnt direkt vor unserer Haustür. Was viele Deutsche nicht wissen: Rund 12 Prozent des nationalen Gasbedarfs werden in Deutschland selbst gefördert. Wintershall ist als international tätiger Erdöl- und Erdgasproduzent seit mehr als 50 Jahren auch in der heimischen Erdgasförderung aktiv. Gerade in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland müssen wir unsere Ressourcen bestmöglich nutzen. Unseren Heimvorteil ausspielen! Hier könnte Schiefergas eine Chance sein, den Förderrückgang auszugleichen und den heutigen Versorgungsanteil durch heimisches Erdgas noch mehr als 100 Jahre weiter zu sichern. Doch statt Chancen abzuwägen beherrschen Ablehnung und Skepsis den Blick auf die Technologie, die bei der Schiefergasförderung eingesetzt wird: Hydraulic Fracturing. Nur
wird übersehen, dass diese Technik in Deutschland bereits seit 30 Jahren bei konventionellem Erdgas im Einsatz ist – ohne dass es dabei Umweltschäden gab. Deutschland soll gewiss kein Land der unbegrenzten Möglichkeiten sein. Es wäre aber fatal, wenn es zum Land des gänzlich Unmöglichen wird. Wir sollten genau prüfen, ob die vermuteten Ressourcen vorhanden sind. Und dann abwägen, ob sie ökonomisch wie ökologisch sinnvoll gefördert werden können. Ein pauschales Hydraulic Fracturing-Moratorium – wie seit 2011 de facto der Fall – wird dem jedoch nicht gerecht. Denn wer Fracking generell und undifferenziert verbietet, schadet dem TechnologieStandort Deutschland. Er schadet zugleich der sicheren Versorgung mit Erdgas. Und damit letztlich einer erfolgreichen Energiewende.
www.wintershall.com
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Schließt den Kreis!
Ressourcen werden in Zukunft mit neuem Know-how gewonnen. Die Potenziale von Recycling sind riesig.
Lars Klaaßen / Redaktion
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as Industri vveland Deutschland benötigt Energie und Rohstoffe. Die steigende Nachfrage nach diesen Ressourcen gehört zu den weltweiten Rahmenbedingungen, die unser Leben und Wirtschaften in den nächsten Jahrzehnten entscheidend prägen werden, so Peter Altmaier, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, noch im Mai: „Wenn wir Rohstoffe und Energie einsparen, wenn wir endliche Ressourcen durch nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien ersetzen, beugen wir ökonomischen Knappheiten und steigenden Kosten vor. Dies betrifft alle Branchen und alle Stufen der Wertschöpfungskette.“ Rohstoffe sind einerseits ein knappes Gut. In der Regel müssen sie mit viel Aufwand in Bergwerken abgebaut werden. Andererseits stehen uns Rohstoffe bereits im Überfluss zur Verfügung, direkt um uns herum. Beispiel Kupfer: Ein großer Teil der weltweit vorhandenen Vorkommen lagert im Gebäudebestand. Statt in der Natur zu schürfen, können solche Metalle
auch beim Abbruch von Immobilien zurückgewonnen werden. Urban Mining heißt dieses Konzept. „Allein die 2,6 Millionen Tonnen Kupfer, die bislang in der Bundesrepublik verbaut worden sind, haben einen Verkehrswert von rund 19 Milliarden Dollar“, so eine Schätzung des Fachgebiets Industrielle Stoffkreisläufe der TU Darmstadt. Ein Team um Professorin Liselotte Schebek macht Rohstoff-Inventur im Rhein-MainGebiet. Das Ziel: Kriterien und Hilfsmittel für den Umbau oder Abriss von Immobilien zu entwickeln. Mit der systematischen Rückgewinnung von Rohstoffen aus abbruchreifen Gebäuden würde Deutschland unabhängiger vom Weltmarkt. Deshalb wird das Forschungsvorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Auch Unternehmen treiben den effizienten Umgang mit natürlichen Ressourcen durch technologische Entwicklungen voran. Besonders innovative Konzepte werden einmal pro Jahr mit dem Deutschen Rohstoffeffizienz-Preis vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ausgezeichnet. Vergangenes Jahr ging der Preis an vier mittelständische
Unternehmen und eine Forschungseinrichtung mit jeweils 10.000 Euro für herausragende praxisnahe Lösungen. Preisträger waren die Firma NANO-X, die Werkstoffe der chemischen Nanotechnologie mit multifunktionellen Eigenschaften entwickelt, RecoPhos Consult, die aus Klärschlamm einen effizienten, mineralischen Phosphat-Dünger herstellt, das Technische Zentrum für Oberflächenveredelung und Hochleistungszerspanungswerkzeugbau SchömbergLangenbrand und in Clauthal das UmwelttechnikInstitut und das Institut für Aufbereitung, Deponietechnik und Geomechanik (IFAD). Ausgezeichnet wurde auch die Accurec Recycling, die gemeinsam mit der RWTH Aachen ein VakuumThermisches Recycling für elektronische Geräte entwickelt, die verschrottet werden. In ihnen befinden sich wertvolle Rohstoffe, die sich dank des neuen Verfahrens energieeffizient und emissionsfrei erschließen lassen. Hier werden etwa Altbatterien im Vakuumofen verdampft, wobei umweltsensible Stoffe während der Verdampfungsphase hermetisch und energiesparend von der Außenwelt getrennt werden.
OHNE NE-METALLE KEINE ENERGIEWENDE! Der Netzausbau, die Steigerung der Kraftwerkskapazitäten, Erneuerbare Energien und Energiespeicher basieren auf NE-Metallen wie Aluminium, Kupfer, Zink, Magnesium, Nickel und Blei. Nichteisen-Metalle: Werkstoffe, die Zukunft gestalten. Mehr unter: www.metalleproklima.de
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zukunft deutschland
— Beitrag Pyrolyx AG —
Reifen als Rohstoff Pyrolyx gelingt es mit einem innovativen Verfahren, den wertvollen Rohstoff Carbon Black aus Altreifen zurückzugewinnen.
Allein in den großen Auto-Absatzmärkten Asien, Europa und USA werden jährlich über zehn Millionen Tonnen Altreifen ausgemustert. Entsprechend werden neue Reifen hergestellt. Und das mit stark steigender Tendenz. Doch wie lange werden die Kohlenstoff-, Metall- und Energiequellen noch reichen? Und: Wie soll die stetig steigende Zahl alter Reifen entsorgt werden? Die Entsorgung von Altreifen ist problematisch. In der EU ist die Deponierung von Altreifen schon seit längerer Zeit verboten. Trotzdem landen noch rund vier Prozent der Altreifen in der EU auf der Deponie oder werden anderswo illegal entsorgt, weltweit ist dieses Problem noch weitaus größer. Auch die bisher vielfach angewandte Praxis, Altreifen als Brennstoff zu verwenden, ist wenig sinnvoll. Die Stoffe, aus denen Reifen hergestellt werden, also Kautschuk und Öl zur Produktion von synthetischem Kautschuk und Industrieruß, das sogenannte Carbon Black, müssen immer wieder neu gewonnen werden. Werden Altreifen als Granulate für Böden oder als Beimischung zu Asphalt verwendet, wird der Ressourcenverbrauch ebenfalls nicht reduziert. Nur echtes Recycling, also Kreislauf-Systeme, in denen Rohstoffe zirkulieren, zurückgewonnen und dem Kreislauf wieder zugeführt werden,
kann den Verbrauch reduzieren. Hier setzt Pyrolyx an: Das Gummigranulat der Altreifen enthält – neben Öl und Gas – Industrieruß, also Carbon Black. Carbon Black dient vielen Industriebereichen als Grundstoff, etwa zur Farbstoff-, Reifen- und Gummiherstellung sowie zur Kunststoffproduktion und ist damit ein wichtiger Rohstoff mit stetig steigender Nachfrage: Experten rechnen mit einem jährlichen Marktwachstum von mindestens vier Prozent. Bisher war die Rückgewinnung von Carbon Black aus dem Produkt, für das es anschließend verwendet wurde, nicht
das Altreifengranulat in industriell nutzbare Rohstoffe zerlegt und ein qualitativ hochwertiges Carbon Black erzeugt. Beim Pyrolyx-Verfahren werden unter Sauerstoffausschluss organische Verbindungen im vulkanisierten Gummigranulat bei Temperaturen zwischen 350 und 700 Grad Celsius gelöst. Neben Öl und reinen Gasen, die zur Energie- und Hitzegewinnung eingesetzt werden können, bleibt Pyrolyx-Carbon-Black zurück, der weltweit erste umweltschonend produzierte Industrieruß. Wenn man bedenkt, dass bei der herkömmlichen Produktion einer Tonne Car-
»Das Marktforschungsinstitut Ceresana erwartet eine dynamische Entwicklung der weltweiten Carbon Black-Nachfrage und rechnet mit einem Zuwachs von über 3,1 Mio. Tonnen bis zum Jahr 2019.« möglich. Viele Entwickler und Ingenieure haben bereits vergeblich versucht, diesen wertvollen Bestandteil aus Altreifen zurückzugewinnen, der Produktion von Gummiprodukten wieder zuzuführen und damit den Kreislauf zu schließen. Alle PyrolyseVerfahren scheiterten daran, dass sie den Industrie-Ruß nicht in ausreichend hoher und gleichbleibender Qualität erzeugen konnten. Pyrolyx ist es gelungen, die weltweit erste und einzige marktreife Technologie für einen geschlossenen Wertstoffkreislauf zu entwickeln, die
bon Black etwa zwei Tonnen fossile Primärenergie aufgewendet werden muss, so wird die Bedeutung des Pyrolyx-Verfahrens klar. Der Reifenhersteller Continental bestätigt, dass die Testreihen mit dem Pyrolyx-Carbon-Black als Beimischung zu einer neuen Reifengeneration, alle vielversprechend abgeschlossen worden sind. Die Ergebnisse der Indoor-Testreihen werden nun in einem großangelegten Feldversuch weitergeführt. Diese breit angelegte Untersuchung des Herstellers soll zu einem späteren Zeitpunkt in eine Serienproduktion von Reifen mit Pyrolyx-Carbon-Black Anteilen führen, erklärt der CEO der Pyrolyx AG, Niels Raeder. Mit dem Pyrolyx-Verfahren, das die verwendeten Rohstoffe aus Altreifengranulat zurückgewinnt, schließt sich zum ersten Mal der Wertstoffkreislauf bei der Reifenherstellung. Der Bedarf an neuem Erdöl und Erdgas sinkt signifikant. Dadurch werden Reifenhersteller von den indirekten Kosten für die fossilen Brennstoffe, die für die Produktion von Carbon Black eingesetzt werden, unabhängiger von den Preisvolatilitäten an den Rohstoffmärkten. In der Konsequenz sinken die Kosten für den Einkauf von Carbon Black und damit für die gesamte Reifenproduktion. Die Pyrolyx AG plant derzeit die Errichtung der ersten kommerziellen Produktionsanlage.
BU:XXXX
www.pyrolyx.com
»Nachhaltiger Kreislauf« Interview mit Guido Veit vom Projektpartner Zeppelin Systems GmbH Warum hat sich Zeppelin Systems schon in einem sehr frühen Stadium für die Pyrolyx Technologie engagiert?
Für mich persönlich ist klar, dass in spätestens zehn Jahren der geschlossene Kreislauf beim Reifenrecycling genauso selbstverständlich sein wird wie er heute für das Papierrecycling oder etwa das Kunststoffrecycling schon ist. Auch die ersten Recyclingpapiere oder die ersten recycelten Kunststoffe wurden anfangs in Frage gestellt, heute denkt darüber niemand mehr nach. Zeppelin ist bereits heute als führender Hersteller von Anlagen zur Reifenproduktion sowie als eine der größten Vertriebs-‐ und Serviceorganisationen für Baumaschinen weltweit ein Insider der Reifenbranche. Hier drängt es sich nahezu auf, mit unserer Präsenz am Markt und unserer Technologie und Wissen aus der Reifenproduktion zu helfen, einen ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Kreislauf zu schließen. Welche Leistungen erbringt Zeppelin Systems bei der Planung und der Errichtung der ersten kommerziellen Anlage?
Zeppelin baut als Generalübernehmer die gesamte Anlage von der Rohstoffannahme bis zur Bereitstellung des verkaufsfertigen Produktes. Wir stellen sicher, dass die Anlage die Anforderungen an eine moderne Prozessanlage genügt und betreuen das Projekt bis zur erfolgreichen Produktion von verkaufsfähigem Produkt. Welchen Entwicklungsanteil hat ihr Unternehmen am Durchbruch des Pyrolyx-Verfahrens?
Zeppelin hat mit seiner Erfahrung im Anlagenbau geholfen, die Technologie im Pilotmaßstab in ein großtechnisches Verfahren weiterzuentwickeln. Anschließend wurde mit der Pilotanlage in Holland im originalen Maßstab die Skalierbarkeit des Verfahrens und die Qualität des Rußes nachgewiesen. Diese erfolgreichen Schritte haben das Vertrauen und die Erfahrung geschaffen, nun eine erste kommerzielle Anlage zu planen und demnächst zu errichten.
Guido Veit Sales Director Plastic Processors & Rubber Systems, Zeppelin Systems GmbH
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Wandel in Deutschland
Lausitzer Seenland
IT-Startups
Grüne Fabrik
Hidden Champions
München und Berlin sind die Hauptstädte der ITGründungen, so eine Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung. Danach belegt München in der Rangfolge Platz Eins, Berlin folgt dicht dahinter. Platz drei geht an das Rhein-Main-Gebiet mit Frankfurt, auf dem vierten Rang steht Hamburg. Die „Expertenkommission Forschung und Innovation“ hebt in ihrem jüngsten Bericht hervor, dass besonders in der Hauptstadt Risikokapitalgeber nach Erfolg versprechenden Geschäftsideen fahnden. Danach haben sich die Investitionen von Wagniskapitalgebern seit 2009 in Berlin verdoppelt, 2011 wurden 116,8 Millionen Euro in junge Berliner Unternehmen investiert: „Keine andere Metropole konnte so viel Kapital für Frühphaseninvestitionen anlocken“, so die Kommission.
Ziel vieler Betriebe ist eine energieeffiziente, umweltfreundliche Produktion. Große Unternehmen setzen auf die „Grüne Fabrik“, indem sie ihren Energieverbrauch senken. So deckt etwa das Freiburger Werk des Pharmaherstellers Pfizer mehr als 90 Prozent seiner Energie aus regenerativen Quellen. Und mit der Initiative „Think Blue. Factory.“ will Volkswagen die Produktion in allen 21 Fabriken umweltfreundlicher gestalten. Neben der Reduktion von CO2-Emissionen sollen auch Abfall, Energieund Wasserverbrauch gesenkt werden. Auch in Bayern wird intensiv an der Grünen Fabrik geforscht: Der Forschungsverbund „Green Factory Bavaria“ will im Rahmen einer Kooperation zwischen verschiedenen Hochschulen Konzepte für eine möglichst sparsame Energienutzung in Produktion, Logistik und Verwaltung entwickeln.
Sie sind weithin unbekannt, aber in ihrer Branche, in ihrem Segment sind sie Marktführer: Hidden Champions sind echte Geheimtipps für eine erfolgreiche Karriere. Rund 1.200 Weltmarktführer soll es in Deutschland geben, in 27 von 51 industriellen Sektoren sind deutsche Unternehmen führend. Ein Beispiel für hochwertige Ingenieurkunst Made in Germany ist die AutoGyro GmbH Weltmarktführer in der Entwicklung, Produktion und im Vertrieb von Tragschraubern. Die Firma aus Hildesheim stellt in kompletter Eigenarbeit verschiedene Modelle von Tragschraubern her. Dabei kommt es auf exakte Bearbeitung und Feinarbeit an. Eine kostengünstige Alternative zum Kleinflugzeug oder Hubschrauber, die in wenig erschlossenen Flächenländern wie Australien oder Südafrika wichtige Aufgaben übernehmen.
Offshore-Windkraft
Ruhrgebiet
E-Mobilität
„Riffgat“ ist der erste kommerzielle Windpark in der deutschen Nordsee. Das moderne Windkraftwerk hat eine Gesamtkapazität von 108 Megawatt Leistung und kann rund 120.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen. In nur 14 Monaten Bauzeit sind die insgesamt 30 Windkraftanlagen der 3.6 Megawatt-Klasse 15 Kilometer vor der Nordseeinsel Borkum errichtet worden. Der Rotordurchmesser der Anlagen beträgt 120 Meter, die Nabenhöhe 90 Meter; das entspricht der Höhe des Bremer Doms. Insgesamt sind die Anlagen von der Wasseroberfläche bis zur oberen Rotorblattspitze 150 Meter hoch. Gegründet sind sie auf 70 Meter lange Stahlfundamente, die 40 Meter tief im Meeresgrund stecken. Die Wassertiefe im Windpark beträgt zwischen 18 und 23 Metern.
Vom Kohlenpott zur grünen Metropole. Das Ruhrgebiet hat in den letzten Jahrzehnten eine starke Wandlung durchlaufen. Aus einer Industrieregion, geprägt durch Stahlwerke, Zechen und eine starke Verschmutzung von Luft und Wasser, wurde die Ruhr-Metropole. Die Industriekultur ist nach wie vor lebendig, Fabriken wurden zu Denkmäler und umgenutzt zu kulturellen Zwecken, so wie die Zeche Zollverein in Essen, die neben der Völklinger Hütte zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Wie die nahe gelegene Kokerei wurde auch das Gasometer in Oberhausen zu einem Ausstellungsort umgestaltet. Haldenprojekte wie der Tetraeder in Bottrop sind zu Wahrzeichen dieser Veränderungen geworden. Das Ruhrgebiet ist heute von einem kreativen Nebeneinander von Altem und Neuem geprägt.
Bis 2020 sollen eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs sein. Auch wenn sich der Trend erst allmählich entwickelt: Elektrisch betriebene Autos sind nach Meinung vieler Experten die Zukunft der individuellen Mobilität. Das Autoland Deutschland hat in der Entwicklung die Nase vorn, emissionsfreie und leise Fahrzeuge hat inzwischen jeder Autobauer im Programm. Auch der deutsche Premium-Hersteller BMW setzt auf urbane, elektrische Mobilität. Der neue BMW i3 verfügt über eine atemberaubende Beschleunigung und eine Reichweite von bis zu 160 Kilometern, die alle Ziele selbst im erweiterten Einzugsgebiet einer Metropole abdeckt. Und gleichzeitig komfortable Überlandfahrten ohne Sorge um die Reichweite ermöglicht.
Bildnachweis Tourismusverband Lausitzer Seenland, Foto: Nada Quenzel anzugeben und das Lausitzer Seenland zu erwähnen.
Wo einst Braunkohle im Tagebau gewonnen wurde, entsteht eine der größten Urlaubsregionen Deutschlands. Aus den gefluteten Gruben werden Badeseen mit hohem Freizeitwert, an deren Ufern entstehen Hotels und Ferienwohnungen. Beispielhaft steht die Lausitzer Seenlandschaft für den Wandel Deutschlands zum Standort mit höchster Lebensqualität.
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zukunft deutschland
— Beitrag infosys Lodestone —
Neue Chancen durch Vernetzung
»Es geht darum, ganzheitlich zu beraten.«
Die steigende Vernetzung und Verbreitung mobiler Devices stellt nicht nur eine Herausforderung dar. Sie bietet Unternehmen auch die Möglichkeit, neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Norbert Kettner, Vorsitzender der Geschäftsführung von Infosys Lodestone Deutschland, erklärt, wie man Unternehmen fit für die Zukunft machen kann.
Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen heute?
Die zentrale Herausforderung ist es, die Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext zu erhalten. Sie sehen das zum Beispiel am aktuellen sogenannten „Billig-iPhone“, mit dem Apple den asiatischen Markt bedienen will. Für einen Global Player reicht es nicht mehr, nur in Amerika und Europa erfolgreich zu sein. Aber nicht nur an die Geschäftsmodelle, auch an die Produkte werden immer höhere Anforderungen gestellt. Auf welche Weise kann man Unternehmen hierbei unterstützen?
Infosys Lodestone macht global agierende Unternehmen fit für die Herausforderungen einer zunehmend vernetzten Welt.
Jede Technologie ist ein Ermöglicher von Erfahrung. Und auch wenn uns die Digitalisierung vollkommen neue Welten erschließt, wollen wir online oft genau das erleben, was wir uns offline wünschen - und leider immer weniger bekommen: Individualität und Emotionalität. Besonders für große, global agierende Unternehmen ist das elementar. Wer heutzutage ein Produkt erwirbt, sucht nach einem besonderen Erlebnis, nach persönlicher Ansprache, nach einem Mehrwert. Die Digitalisierung bietet hier fantastische Möglichkeiten. Aber man muss wissen, wie man sie nutzt. Unsere Telefone entwickeln sich zusehends zu Smart Devices, zu kleinen, leistungsfähigen Minicomputern, die wir ständig mit uns tragen. Bereits vier von fünf verkauften Handys in Deutschland sind Smartphones. Über die Geräte wäre es beispielsweise möglich, das Einkaufserlebnis beginnen zu lassen, noch bevor man einen Laden betritt. Über sogenannte Travel Assisstant Apps kann man sich schon während der Reise über Produkte informieren und dann zum Beispiel vom Hotel aus mit dem Personal Kontakt aufnehmen. Ein Kleidungsstück oder Schmuck kann virtuell über sogenannte Augmented Reality Apps „anprobiert“ werden. Ein Blick durch die Kamera des Smartphones zeigt die Uhr direkt am Handgelenk. Oder Sie sehen ein Produkt in einem anderen Kontext, zum
Beispiel auf einem Plakat. Ihr Smart Device wird es erkennen und Ihnen verraten, um was es sich handelt und wo Sie es kaufen können. Im Laden angekommen, wird der Kunde von einem Verkäufer mit Tablet empfangen, der ihn schnell durch eine Vielfalt an Produkten navigieren lässt. Ein großer Screen an der Wand verwandelt sich nach Bedarf in einen Spiegel, der, wenn gewünscht, noch weitere Details einblendet. Ein sogenannter „Intelligent Desk“ zeigt während des Anprobierens Informationen zum Produkt. Benötigt man Entscheidungshilfe, ist es möglich, sich diese über Skype einzuholen. Oder man fotografiert ein Outfit mit seiner Smartphone-Kamera und postet es an eine Auswahl professioneller Blogger, die eine Bewertung zurückschicken. Über ein System namens „Social Share Hangers“ ist es sogar möglich, die positiven Bewertungen eines Klei-
dungsstücks direkt auf ein Display abzubilden, das in den Kleiderbügel eingearbeitet ist. Nach dem Kauf hält der Kunde weiterhin Kontakt zum Unternehmen. Es ist möglich, das Produkt digital zu „begleiten“, seinen „Lifecycle“ mithilfe einer App zu überwachen. Das Kundenprofil wird weiter verfeinert, über eine Clubmitgliedschaft bieten sich noch weitere Möglichkeiten der individuellen Anpassung. Das alles klingt nach Zukunftsmusik. Doch die Technologien für alle genannten Services stehen bereit und wurden für diverse Firmen schon realisiert. Unsere Mobile Phones werden zu Mobile Devices. Schon heute lassen sich viele Dinge direkt über das Smartphone steuern, wie zum Beispiel das Boarding am Flughafen. Dieser Trend wird noch weiter zunehmen. Wer dies erkennt, kann sich wichtige Marktvorteile verschaffen.
INFOSYS LODESTONE Infosys Lodestone, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Infosys, ist ein Beratungsunternehmen, das global ausgerichtete Unternehmen im Bereich der Strategie- und Prozessoptimierung sowie bei IT-getriebenen Transformationen berät. Infosys Lodestone zeichnet sich durch ein hochwertiges, spezialisiertes Leistungsangebot auf Basis eines kundenzentrierten Beratungsansatzes aus, welcher fest in der Unternehmenskultur verankert ist. Ein Spezialgebiet ist der Bereich „Value-Integration“, eine Kombination von Management- und IT-Beratung. Hier wird die Professionalität und Kompetenz großer, globaler Unternehmensberatung mit der Flexibilität von Spezialisten verknüpft. 2005 gegründet, ist Infosys Lodestone mit über 2000 Mitarbeitern in 18 Ländern auf fünf Kontinenten aktiv. www.infosyslodestone.com
Es geht darum, Kunden wirklich ganzheitlich zu beraten. Denn die Entscheidungen werden immer komplexer. Viele CIOs stellen sich die Frage, welchen Prozess man auf welchem Endgerät implementieren sollte. Die Dynamik der technologischen Entwicklung ist mittlerweile so hoch, dass man auch aufseiten des Projektmanagements umdenken muss. Mit welchen Trends werden Unternehmen in Zukunft konfrontiert?
Immer wichtiger wird das Thema Gesundheit. Im Zuge des demografischen Wandels werden auch die Anforderungen an die medizinischen Möglichkeiten immer weiter steigen, vor allem im Bereich der Telemedizin und der präventiven Überwachung, zum Beispiel Sensoren im Auto oder in der Kleidung. Marktbestimmend wird auch der Wunsch der Kunden nach Individualisierung sein: Man möchte sich sein Gerät und sein Arbeits- und Privatumfeld in Zukunft stärker auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Dies führt auch zu einer „Business Consumerization“, in der die Mitarbeiter Einfluss auf ihre Arbeitswelt nehmen werden. Bald werden es Mitarbeiter beispielsweise nicht mehr akzeptieren, zwei Handys zu nutzen, nur weil Firmengeräte mit dem Standard der privaten Smartphones nicht mithalten können.
Norbert Kettner Vorsitzender der Geschäftsführung, Infosys Lodestone Deutschland
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Stark im Netzwerk Unternehmen profitieren von ihren Standorten – und umgekehrt. Die Organisation in Clustern hat viele Vorteile.
Jürgen W. Heidtmann / Redaktion
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utofahrer kennen die Slogans: „Willkommen im Land der Frühaufsteher“, grüßt ein Schild an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. „Be Berlin“, also „sei Berlin“ lautet die Aufforderung in der Hauptstadt. „An Hessen führt kein Weg vorbei“ liest man an der Autobahn A7, und wer die Landesgrenze Thüringens überquert, hat „Deutschlands starke Mitte“ erreicht. Allen Slogans gemein ist ihr Bestreben, einen Standort, in diesem Fall das Bundesland, zu einer Marke zu erklären. Und es funktioniert. Einprägsame Slogans hinterlassen einen bleibenden Eindruck, manche genießen sogar Kultstatus, wie man an zahlreichen Einträgen im Internet ablesen kann. Das Standortmarketing funktioniert also.
Auch für die Wirtschaft wird das Standortmarketing zunehmend wichtiger. Im Netzwerk ist man stärker als allein, und so tun sich Betriebe zusammen und bilden gemeinsam ein „Cluster“, eine Ansammlung von meist mittelständischen Unternehmen, die in verwandten Branchen arbeiten und sich gegenseitig unterstützen – sei es mit gemeinsamen Forschungseinrichtungen, der Nähe zu Hochschulen, den Austausch von Know-how oder mit Aufträgen, etwa als spezialisierte Zulieferer von Einzelteilen. Die räumliche und inhaltliche Nähe schafft Vertrauen, das eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Nutzung vorhandener Potenziale ist. Es werden Ideen geboren, weiterentwickelt und gemeinsam umgesetzt. So entstehen nicht nur neue Partnerschaften und ein schnellerer Wissensaustausch, sondern auch eine Wettbewerbssituation, die ein positives Gründungsklima schafft. Vorbild dieser Cluster zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist das kalifornische Silicon Valley. Dort hat sich ein weltweit einzigartiges Spitzencluster in den Bereichen Software und IT gebildet. In Anlehnung daran haben sich auch in Deutschland Verbünde benannt, etwa „Silicon Saxony“, wie sich der Branchenverband der Halbleiterproduzenten rund um Dresden getauft hat oder „Silicon Alley“, wie Medien derzeit gerne die Rosenthaler Straße in BerlinMitte nennen, weil sich hier ein starker Verbund von Internet-Start-ups gebildet hat. International bekannt ist das IT-Cluster RheinMain-Neckar, eines der weltweit leistungsstärksten und größten Netzwerke der Branche. Große Software-Unternehmen wie T-Systems, SAP und die Software AG haben ihren Sitz in der Region. Laut einer Studie der Risikokapital-Firma Truffle Capital vereint die Region Rhein-Main-Neckar 50 Prozent des weltweiten Umsatzes der hundert größten europäischen Softwareanbieter auf sich. Das Cluster umfasst die Zentren Darmstadt, Kaiserslautern, Karlsruhe, Saarbrücken und Walldorf. Schaut man nach Mitteldeutschland, findet man in der Region 700 ITUnternehmen, die über 25.000 Mitarbeiter beschäftigen. Vor allem in den regionalen Oberzentren arbei-
— Beitrag Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH —
Seit einigen Jahren wächst die Berliner Wirtschaft schneller als der Bundesdurchschnitt. Dies liegt daran, dass es gelungen ist, die Forschungslandschaft vor Ort mit der Wirtschaft zu vernetzen. Das zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes aus: Die Berliner Unternehmen, vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen, die für Berlin so typisch sind, machen einen größeren Anteil ihres Umsatzes mit neuen oder verbesserten Produkten als die Unternehmen im übrigen Bundesgebiet – ein Indikator für die Innovationsfähigkeit der Stadt. Und: Alle 12 Minuten wird hier ein Unternehmen gegründet – das sind rund 44.000 Gründungen pro Jahr. Damit ist Berlin die Hauptstadt der Gründer. Diese Zahl gibt eine Ahnung von der Dynamik, die in der Stadt herrscht. Auffallend viele Berliner Gründer sind Hochschulabsolventen. Sie sind jung, gut ausgebildet und voller Ideen. Ihre Unternehmen arbeiten zu einem erheblichen Teil im Bereich der technologieorientierten Dienstleistung. Die Startup-Szene der deutschen Hauptstadt ist mittlerweile berühmt.
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Berlin: Technologie- und Innovationsstandort
Auch die anderen wachsenden Branchen, die Gesundheitswirtschaft, die Optik und der Bereich Verkehr, Mobilität und Logistik, sind technologiegetrieben und eng mit der Forschung und Entwicklung in der Stadt verbunden. Jung, kreativ, dynamisch: Berlin hat den Strukturwandel endgültig geschafft. Nach der Wende hatte die Stadt konsequent darauf gesetzt, anwendungsorientierte Forschung zu unterstützen und mit der Wirtschaft zu vernetzen. Mit dem Land Branden-
burg zusammen entstand eine Innovationsstrategie. Die Strategie unterstützt vor allem die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft – zweier Bereiche, die nicht immer die gleiche Sprache sprechen und unterschiedliche Ziele verfolgen. Während es in der Wissenschaft das Bedürfnis gibt, möglichst schnell neue Erkenntnisse zu veröffentlichen, haben Unternehmer häufig bis zum Markteintritt kein Interesse an einer größeren Publizität. Und das ist nur ein Beispiel für die Mentalitätsunterschiede. Berlin arbeitet konsequent daran, das Wissenschaftler und Unternehmer sich kennen, regelmäßig austauschen und gemeinsam Projekte entwickeln. Besondere Informationsdienste, Fachveranstaltungen und die Förderung auch kleiner Verbundvorhaben unterstützen die Vernetzung. Am 1. September wurde ein weiterer Schritt gemacht, der zeigt, welche wirtschaftliche Bedeutung Berlin der Forschung und Entwicklung beimisst. Zu diesem Stichtag wurden die Wirt-
schafts- und die Technologieförderung zusammengelegt, die in der Vergangenheit in zwei Gesellschaften organisiert war. Die Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH bietet alle Leistungen aus einer Hand. „Junge Forscher, die sich selbstständig machen wollen, sind uns genauso willkommen wie Unternehmer, die einen Partner aus der Wissenschaft suchen. Gleichzeitig betreiben wir weiterhin die klassische Wirtschaftsförderung, vom Unternehmensservice bis zum Gemeinschaftsstand auf wichtigen Messen“, erläutert Geschäftsführerin Melanie Bähr das Angebot.
Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH Fasanenstraße 85, 10623 Berlin E-Mail: info@berlin-partner.de www.berlin-partner.de www.businesslocationcenter.de
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ten viele, zumeist kleine und junge Unternehmen an Einzellösungen, Webservices für Unternehmensnetzwerke oder bieten Dienstleistungen an. Vor Ort wird interessierten Unternehmen aus allen Branchen vielfach Unterstützung gewährt. Das reicht von der Standortsuche bis zur Unterstützung bei der Anwerbung von Fachkräften. So können sich zum Beispiel Unternehmen, die sich in Thüringen ansiedeln wollen, direkt an die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen wenden. Neben ihrem Auftrag, Marketing für Thüringen zu betreiben, forciert sie den Technologie- und Innovationstransfer, unterstützt die Fachkräfterekrutierung und gewinnt Investoren mit einem Full Service. Neu ist die Idee des Clusters aber nicht. So ist etwa Velbert in Nordrhein-Westfalen, eine Stadt mit 84.000 Einwohnern, bereits seit 1700 als Herkunftsort von Schlössern und Beschlägen bekannt. In einer Balance zwischen Konkurrenz und Kooperation entstand dort mittlerweile eine weltweit einmalige Konzentration von Unternehmen, Institutionen und Forschungseinrichtungen rund um Sicherungs- und Beschlagtechnik, die 15.000 Menschen beschäftigen. Cluster haben den Vorteil, dass sie wie Leucht-
Der Spitzencluster-Wettbewerb Ziel des Wettbewerbs ist es, die besten Cluster zu stärken, um eine international bekannte Marke zu generieren – ähnlich wie das kalifornische Silicon Valley. Ausgewählt wurden 15 Cluster aus ganz verschiedenen Branchen, an ganz verschiedenen Orten. Erstaunlich stark präsentieren sich Cluster in Mitteldeutschland, das als aufstrebende Region derzeit stark im Fokus liegt. Dazu zählt etwa das Solarvalley Mitteldeutschland (Eisenach), das Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen der Photovoltaik-Branche in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vernetzt. Rund um Leuna liegt das BioEconomy-Cluster mit Unternehmen, die sich für die Nutzung nachwachsender Rohstoffe aus dem Non-Food Bereich, etwa Holz, engagieren. „Cool Silicon“ heißt der Ansprechpartner für die Chiphersteller in Dresden. Süddeutschland punktet mit Medizin-Clustern, Mikrosystemtechnik, Software, aber auch dem Augsburger „Carbon Composite“, das die Wertschöpfungskette der Hochleistungs-Faserverbundwerkstoffe abdeckt. Die Metropolregion Hamburg mit ihrem Airbus-Werk, Lufthansa und Zulieferern ist Luftfahrtcluster, und für Elektromobilität steht die Region rund um Stuttgart. Mühlheim an der Ruhr ist stark in der Logistik, und Ostwestfalen Lippe wirbt mit der eingängigen Abkürzung „it's OWL“ für sein Cluster „Intelligente Technische Systeme“.
türme weit strahlen und und weitere Unternehmen anziehen. Dies hat auch die Bundesregierung erkannt, die als einen wesentlichen Baustein der „Hightech-Strategie“ für Deutschland den SpitzenclusterWettbewerb ins Leben gerufen hat. Deutschland als Innovationsstandort soll als Standort für internationale Unternehmen attraktiver werden. In drei Wettbewerbsrunden wählte eine hochrangig besetzte, un-
abhängige Jury in einem zeitlichen Abstand von ein bis zwei Jahren jeweils bis zu fünf Spitzencluster aus. Die 15 Gewinner der drei Wettbewerbsrunden werden über fünf Jahre jeweils mit 40 Millionen Euro bei der Realisierung ihrer Strategien durch das BMBF gefördert. Mit der dritten Runde wurde der Wettbewerb vergangenes Jahr erfolgreich abgeschlossen, die Sieger stehen fest.
— Beitrag LEG Thüringen —
»Ein Standortvorteil für Thüringen« Seit 2011 besteht an der Technischen Universität Ilmenau das „Thüringer Innovationszentrum Mobilität“ (ThIMo). Ein enger Partner des ThIMo ist die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH (LEG Thüringen). Ein Gespräch mit LEG-Geschäftsführer Andreas Krey und mit Dr. Carsten Schauer, Forschungsreferent des ThIMo, über die Innovationspotenziale des Zentrums und ihre positiven Effekte auf den Technologiestandort Thüringen.
Herr Dr. Schauer, welche Aufgaben hat das Thüringer Innovationszentrum Mobilität (ThIMo)?
Dr. Carsten Schauer: Es geht um Nachhaltigkeit in der Mobilität und darum, wie sich diese in technischen Lösungen und in der Wertschöpfungskette zeigt. Wir begleiten die Entwicklung der Fahrzeugtechnik nahezu in ihrer ganzen Breite und wollen in Schlüsselfeldern Impulse geben. In den Forschungsschwerpunkten Elektromobilität, Leichtbau, Antriebsstrang und Optimierter Verbrennungsmotor führen wir das Know-how der Universität mit der konkreten Innovationsnachfrage der Branche zusammen. Wie sieht eine solche Zusammenarbeit des ThIMo mit der Industrie aus?
Dr. Carsten Schauer: Ein gutes Beispiel ist unsere Kooperation mit dem Zulieferer IHI Charging Systems International GmbH (ICSI). Das Joint Venture der japanischen IHI-Gruppe und der Daimler AG produziert Turbolader. Das ThIMo stellt einerseits Prüfstände zur Verfügung und entwickelt andererseits Simulationsmodelle und Optimierungsmethoden, was in dieser Form
nur im hochqualifizierten, interdisziplinären Umfeld der Universität möglich ist. ICSI wiederum nutzt uns nicht nur als Forschungsdienstleister, sondern fördert eine Stiftungsprofessur – eine vorbildhafte Synergie.
ThIMo ist dafür ein hervorragendes Beispiel.
vationsmodell, und das spricht sich herum. Unsere Ansiedlungsbilanz der letzten Jahre war vorzüglich.
Welche Rolle spielt die LEG Thüringen in diesem
Herr Dr. Schauer, wo geht die Reise
Prozess?
für das ThIMo in den kommenden Jah-
Andreas Krey: Die LEG ist die Wirtschaftsfördergesellschaft für Thürinandreas krey gen; wir siedeln neue FirGeschäftsführer LEG Herr Krey, was bedeuten men in Thüringen an, wir betreuen Unternehmen Zentren wie ThIMo für die bei ihren Erweiterungen, Thüringer Wirtschaft? bei der Fachkräftesuche Andreas Krey: Der und im InnovationsmaWettbewerb für unsere Unternehmen wird imnagement. Vor diesem Hintergrund waren wir mer schärfer. Wechselnde einer der Initiatoren für Kundenwünsche, verdie Gründung des ThIkürzte Lebenszyklen von Produkten und InternaMo, wir vermieten künftionalisierung erfordern tig an das Innovationsständige Innovationen. zentrum eine Immobilie Dr. carsten schauer Vor diesem Hintergrund Forschungsreferent für Prüfstände, und wir Innovationsist die enge Kooperation Thüringer begleiten das Zusammenzentrum Mobilität zwischen Unternehmen wirken des ThIMo mit und Forschern wichtig, den Unternehmen aktiv. um am Markt zu bestehen. In ThüDas tun wir aus gutem Grund: Nicht zuletzt sind „Innovationsmotoren“ ringen verfügen wir über ein lebenwie das ThIMo ein echter Standortdiges Miteinander von meist mittelständischen, flexiblen Unternehmen faktor für eine Technologieregion mit Hochschulen und Forschungswie Thüringen. Hiesige Firmen proeinrichtungen – die Projektarbeit des fitieren deutlich von unserem Inno-
ren hin?
Dr. Carsten Schauer: Die nächsten Jahre sind enorm wichtig, weil wir mit zwei weiteren Laborgebäuden eine Infrastruktur mit Alleinstellungsmerkmalen aufbauen. Wir komplettieren unsere Ausstattung im Bereich Verbrennungsmotorund Heißgas-Analyse und schaffen eine „Virtuelle Straße“, mit der wir Antriebskomponenten, Elektronik und Kommunikationstechnik im fahrenden Auto testen. Gerade das Engagement in den Schlüsselfeldern Fahrzeug-IT und elektromagnetische Verträglichkeit wird uns als Forschungsstandort mit einem umfassenden Themenportfolio noch attraktiver machen.
www.leg-thueringen.de www.mobilitaet-thueringen.de
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Sicherheitsrisiko Internet? Der NSA-Abhörskandal stellt die IT-Branche auf den Prüfstand.
Klaus Lüber / Redaktion
D
ie Geschäfte der Firma Secusmart laufen schon seit Jahren sehr gut. Aber vor ein paar Monaten hat der Umsatz noch einmal deutlich angezogen. „Unser Vertrieb spürt ein zunehmendes Interesse, vor allem von Seiten des Mittelstandes“, sagt Pressesprecherin Swenja Kremer. Das ist auch kein Wunder. Secusmart gehört weltweit zu den führenden Unternehmen im Bereich der sicheren Sprach- und Datenkommunikation für Smartphones. Und hochwertige Verschlüsselungstechnologie ist nach den Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden gefragt wie nie. Kein Thema prägt die IT-Branche gerade stärker als der so genannte Abhörskandal, also das Bekanntwerden groß angelegter Spionageprogramme des amerikanischen und britischen Geheimdienstes, in dessen Rahmen auch deutsche Bürger ausgehorcht wurden. Und auch wenn Sicherheitsspezialisten wie Secusmart bereits Profit aus der veränderten Lage ziehen, herrscht doch eine gewisse Verunsicherung darüber, welche Konsequenzen sich daraus in der Breite ergeben. Dabei präsentiert sich die Branche eigentlich nach wie vor in sehr guter Verfassung. Nach Zahlen des Branchenverbandes Bitkom erwarten auch vor dem
aktuellen Hintergrund mehr als zwei Drittel der ITK-Unternehmen im Jahr 2013 insgesamt steigende Umsätze, nur rund jedes fünfte befürchtet geringere Einnahmen. Zudem wollen mehr als die Hälfte aller ITK-Unternehmen neue Mitarbeiter einstellen. „Am Ende des Jahres werden wir unserer Prognose zufolge 907.000 Beschäftigte bei den ITK-Unternehmen zählen. Damit ist unsere Branche neben dem Maschinenbau der einzige Industriesektor, der hierzulande mehr als 900.000 Menschen beschäftigt“, so Bitkom-Präsident Dieter Kempf. „IT ist nicht nur eine Wachstumsbranche. IT ist auch ein Jobmotor.“ Allerdings ist nicht zu leugnen, dass der Abhörskandal die Branche an einem ihrer empfindlichsten Punkte trifft. Fast alle großen Zukunftstrends, sei es Cloud Computing, Mobile Computing, Big Data oder Social
Business, basieren auf der Notwendigkeit, Daten zu sammeln und auszuwerten. Und viele Firmen profitieren zusehends von dieser größeren Transparenz. Besondes sensibel könnte das Marktsegment Cloud Computing reagieren. Derzeit sei es unklar, ob man das zu Jahresbeginn prognostizierte Plus von 50 Prozent auf fast acht Milliarden Euro in diesem Jahr noch erreichen werde, heißt es beim Bitkom. „Tatsächlich besteht die Gefahr, dass das Vertrauen von Privatnutzern und Unternehmen beschädigt wird“, so Pressesprecher Maurice Shahd. Auch für den Sektor Mobile Computing gewinnt das Thema Datensicherheit eine immer größere Bedeutung. Besitzer des neuen iPhones von Apple melden sich über eine Fingerabdruck-Scanner an ihrem Gerät an. Das ist, zumindest theoretisch, praktischer und sicherer als ein Passwort. Gleichwohl warnen Experten vor eine Preisgabe biometrischer Daten. Denn wer könne garantieren, dass die Daten, anders als von Apple versprochen, nicht doch auf einem Server gespeichert werden. Die Firma Secusmart immerhin hat es geschafft, mit ihrer Verschlüsselungslösung das Vertrauen allerhöchster Stellen zu erlangen. Bundeskanzlerin Angela Merkel nutzt schon seit 2009 Mobiltelefone, die mit einem Spezialchip der Düsseldorfer Firma abhörsicher gemacht wurden.
— Beitrag Messe München International —
Das beste Social Network: internationale Fachmessen Branchenplattformen sind Wegbereiter in neue Märkte und Innovationstreiber. Im April fand in München die größte Messe der Welt statt. Auf 570.000 m2 zeigte die bauma alles, was weltweit an neuen Baumaschinen klaus dittrich auf den Markt Vorsitzender der Geschäftsführung Messe München kommt: Bagger, Kräne, Tunnelfräsen, Bergbau-Kipper. 530.000 Besucher aus 200 Ländern kamen zur Messe, die Aussteller bahnten viele neue Aufträge an und die sprunghaft angestiegene Zahl der chinesischen Aussteller spiegelte die Wettbewerbssituation im Weltmarkt wider. Im Oktober ist in München die EXPO REAL: Die erwarteten 40.000 Messeteilnehmer bilden die gesamte Wertschöpfungskette der Immobilienwirtschaft ab. Gezeigt werden lediglich Pläne, 3D-Animationen oder Projektbeschreibungen, entscheidend ist gerade bei dieser Messe nicht das ausgestellte Produkt, sondern ergebnisorientiertes und internationales Networking zwischen Entscheidern.
Hier treffen sich Angebot und Nachfrage. Das Ergebnis wird erst in ein paar Jahren zu sehen sein: neue Hochhäuser, Shopping-Malls, Bürogebäude und Logistikzentren. Für große, aber vor allem auch für kleinere Unternehmen sind Messen der ideale Türöffner in neue Märkte. Ob Mittelstand oder Konzern – Messen sind für sie wichtig, um sich international zu präsentieren und ihre Stellung im weltweiten Wettbewerb zu behaupten. Deshalb stehen wir unseren Kunden bei der Internationalisierung als Partner zur Seite, indem wir unsere
Größte Messe der Welt: bauma 2013 in München
starken Messemarken in die dynamischen Wachstumsmärkte rund um den Globus exportieren. Unsere Strategie: die Weltleitmesse in München, ergänzt durch Spin-offs in den wichtigsten regionalen Märkten. Die bauma war hier bereits 2002 Pionier – und nach zehn Jahren ist die bauma China unsere wichtigste Messe im Ausland sowie die zweitgrößte Veranstaltung in unserem gesamten Portfolio. 2011 kam eine Baumaschinenmesse in Indien dazu – und im September 2013 die bauma Africa in Johannesburg.
Messen sind zudem Innovationstreiber, denn hier werden oftmals Weltneuheiten zum ersten Mal präsentiert. Wer investiert, will genau wissen, was er kauft und vor allem, ob es nicht bessere Alternativen gibt. Nur eine internationale Leitmesse mit den neuesten Produkten und persönlichen Gesprächen kann dem Besucher in wenigen Tagen vermitteln, was derzeit weltweit State-of-the-Art ist, wo die Trends hingehen und ob es spannende Innovatoren oder Nischenanbieter gibt, auf die man sonst nie stoßen würde. All das macht deutlich, warum Messen im Marketing-Mix deutscher Unternehmen das zweitwichtigste Werkzeug nach der eigenen UnternehmensWebsite und vor dem Vertrieb sind. Sie beanspruchen im Schnitt 40 Prozent des Marketing-Budgets. Das persönliche Gespräch bleibt der größte Erfolgsfaktor. Mit ihrem breiten Portfolio an Leitmessen rund um den Globus ist die Messe München International für Unternehmen der perfekte Partner.
www.messe-muenchen.de
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— Beitrag BUNDESDRUCKEREI —
»Sichere Identitäten sind unser Markenzeichen« Herr Hamann, wenn man an Innova-
Was ist das Ziel Ihrer Innovations-
tionen denkt, dann fällt einem nicht
arbeit?
unbedingt als erstes die Bundes-
Meiner Meinung nach bietet nur der zweifelsfreie Nachweis von Identitäten einen effektiven Schutz vor Betrug in der Online-Welt. Damit sich Anbieter und Kunden in unserer mobilen Gesellschaft gegenseitig zuverlässig identifizieren können, bedarf es sicherer Lösungen für elektronische Identitäten. Die Bundesdruckerei sieht sich hier als Vorreiter. Viele unserer Erfindungen sind bereits Bestandteil unserer Systeme und Produkte – wie beispielsweise „Innosec Fusion“: eine Technologie, um Lichtbilder in Farbe auf dem Personalausweis darzustellen. Wir haben sie innerhalb von nur 40 Monaten von der Idee bis zur Großserientauglichkeit
druckerei ein…
Dann kennen Sie unser Haus nicht besonders gut. Wir sind seit vielen Jahren weltweit anerkannter Impulsgeber in der „Secure ID“Branche und treiben Innovationen durch rund ein Dutzend vielseitiger Kooperationen mit wissenschaftlichen Institutionen. Wir investieren auf sehr hohem Niveau in die eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit und beschäftigen auf Basis unseres interdisziplinären Ansatzes z. B. Chemiker, Physiker, Informatiker, Kryptologen, Druckingenieure, Prozessingenieure und Nachrichtentechniker.
entwickelt. Ein neues Beispiel ist unser dynamisches One-Time-Passwort, dessen Kombination von fester PIN und immer neu konfigurierter PINErgänzung zu einem sicheren Schlüssel in der Online-Welt wird.
öffentlichen Auftraggebern alle Lösungen aus einer Hand.
www.bundesdruckerei.de
Welchen Themen widmen Sie sich in der Zukunft?
Durch die steigende Anzahl mobiler Endgeräte im Internet vollzieht sich ein Wandel von Lifestyle und Mobilität. All die stationären und mobilen Webschnittstellen, Onlinetransaktionen und sämtliche Identitäten von Personen und Dingen müssen geschützt werden. Unser Ansatz dafür heißt Full-ID-Management und bietet Unternehmen, Privatpersonen und
Ulrich Hamann Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesdruckerei (CEO)
— Beitrag BIO.NRW —
Biotechnologie: Innovationen »made in NRW« Herr Dr. Garthoff, Biotechnologie
Verfahrenstechnik Biotechnologie eine wichtige Rolle spielt.
ist ein sehr weites Feld. Wie kann
Und NRW ist Vorreiter im Bereich Bio-
man es greifen?
technologie?
In der Tat ist Biotechnologie viel weiter verbreitet, als wir dr. Bernward denken. Selbst Garthoff die Statistiken Landesclustermanger BIO.NRW der OECD erfassen in vielen Aspekten nur die „reinen“, sogenannten dedizierten Biotech-Unternehmen und lassen globale Player wie etwa Evonik außen vor. Tatsache ist, dass von der Medizin über die Pharma- und Energiebranche bis hin zur
Auf jeden Fall. Bei uns beschäftigen sich bereits 100 Unternehmen mit Biotechnologie, davon 84 dedizierte. Damit Sie eine Vorstellung vom wirtschaftlichen Gewicht der Branche bekommen: Allein die dedizierten Biotech-Unternehmen haben in 2012 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet – rund die Hälfte davon in unserem Bundesland.
Konsequenz aus der ohnehin starken Präsenz von Chemie und Pharma. Zum anderen ziehen große Player natürlich Zulieferer an und schaffen Raum für Start-ups. Auch die Wissenschaft ist in NRW stark und sehr breit aufgestellt. Den Unternehmen steht also qualifizierter Nachwuchs zur Verfügung, und sie profitieren von der Forschung im Bundesland. So ist QIAGEN eine Ausgründung der Düsseldorfer HeinrichHeine Universität – ebenso wie evocatal, die unter anderem für Henkel forschen. Wie schätzen Sie die Zukunft der
Potenzial der Branche. Denn gerade die Finanzierung von Start-ups ist schwierig. Als Cluster versuchen wir viel Hilfestellung zu leisten. Ein Beispiel ist neben unserem BusinessAngel-Zirkel auch ein dazugehöriger Kongress. So soll die Innovationskraft des Landes mit dem entsprechenden Kapital zusammengebracht werden. Hier liegt sicherlich die größte Herausforderung für die Zukunft. Aber schon heute ist Biotechnologie aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken, und dies wird in Zukunft noch zunehmen.
Branche ein? Wie erklärt sich die Stärke NRWs in diesem Bereich?
Zum einen ist es eine logische
Im letzten Jahr gab es allein in NRW sieben Neugründungen im Bereich Biotechnologie. Das zeigt das große
www.bio.nrw.de
— Beitrag SOLVING EFESO —
Gezielter Fachkräfteeinsatz wird wichtiger Aus der VDI-Studie „Produktion und Logistik in Deutschland 2025“1 geht hervor, dass Unternehmen in Deutschland für den internationalen Wettbewerb mittelfristig gut gerüstet sind. Neben der wachsenden Nachfrage nach Rohstoffen und steigenden Energiepreisen, stellen Fachkräfte einen entscheidenden Aspekt dar. Die Zugänglichkeit, Vermittlung und der Austausch von Wissen innerhalb des Unternehmens gewinnt an Bedeutung. Vermehrt auftretende kurzfristige Schwankungen der Nachfrage zwingen Unternehmen zu mehr Flexibilität in der Produktion und Logistik. Um sich dauerhaft erfolgreich auf dem Markt zu etablieren, müssen Produktionsunternehmen deshalb zunehmend schneller und flexibler auf Kundenanforderungen reagieren. Die Unternehmensberatung Solving Efeso entwickelte das
„World Class Operations Management (WCOM)“-Konzept, das auf den Ansätzen wie TPS, Lean, Kaizen, TPM, Six Sigma basiert. WCOM hilft Unternehmen dabei, ihre Abläufe und Prozesse durch den gezielten Einsatz von Ressourcen und die sukzessive Einbeziehung aller Mitarbeiter, entsprechend den strategischen Zielen des Unternehmens zu optimieren. Ziel der WCOM-Methode ist es, die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit des Unternehmens unter systematischer Beseitigung aller Prozessverluste zu maximieren. Nur so lässt sich die Marktposition festigen. Als Bestandteil des WCOM-Konzepts trägt die Säule „Schulung und Training“ zur bedarfsgerechten Qualifizierung der Mitarbeiter bei. Dabei werden notwendige Kenntnisse und Fähigkeiten für Führungskräfte und Mitarbeiter als Basis
der Prozessoptimierung vermittelt. Hierbei hilft ein ganzheitliches Qualifizierungsmanagement. Eindeutige Abläufe und Strukturen dienen der zielgerichteten Beseitigung von Verlusten, die aufgrund von Qualifikationsmängeln in der Belegschaft entstehen. Zur Steigerung der Flexibilität und Absicherung von Basisschulungen werden dabei auch Wissenslücken geschlossen. Die Mitarbeiterflexibilität wird gesteigert und schafft eine lernende Organisation, die der Herausforderung und Komplexität immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen gewachsen ist. Neben der Kostenersparnis bewältigt diese Organisation die zunehmende Dynamik im Wettbewerbsumfeld. Messbare und sichtbare Erfolge überwinden Skepsis. Dabei wird der Wandel effektiv in der gesamten Organisation etabliert. Die richtige Kombi-
nation aus Methode und Technik in der Umsetzung, konsequentem Projektmanagement sowie Change Management garantiert Produktionsunternehmen somit den nachhaltigen Erfolg. 1 Studie: Produktion und Logistik in Deutschland 2025 – Trends, Tendenzen, Schlussforlgerungen; VDI-Gesellschaft Produktion und Logistik; März 2012
www.solvingefeso.com
Sebastian Diers Experte für World Class Operations Management bei der Unternehmensberatung Solving Efeso
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in|pact media Verlag
Vom Dichten und Denken Wie entstehen Innovationen? Deutsche Unternehmen suchen nach kreativen Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft.
Mirko Heinemann, Redaktion
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er Rohstoff der Zukunft heißt Innovation, sprich: Kreativität. Viele Branchen befinden sich im Wandel, Geschäftsmodelle müssen stets neu überdacht werden. Den neuen Herausforderungen, die durch das Internet, die Globalisierung oder den demographischen Wandel entstehen, kann nur mit guten Ideen begegnet werden. Wie schön wäre es doch, wenn man Innovation einfach verordnen und auf Knopfdruck neuartige Produkte erfinden oder neue Geschäftsmodelle entwickeln könnte. Wie aber kann innovatives Denken in die DNA eines Unternehmens implementiert werden? Für die Verhaltensforschung ist klar: Intelligenz und Kreativität stehen in keinem direkten Zusammenhang. Auch die Fähigkeit, Probleme etwa im Beruf kreativ zu lösen, ist keine Frage von Talent oder Genen. „Kreativität ist eine Kompetenz, die man entwickeln kann“, sagt Dr. Angela Carell vom Institut für Arbeitswissenschaft der Ruhr Universität Bochum. „Techniken zum kreativen Problemlösen kann man lernen.“ Carell ist im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts „Da Vinci“ der Frage nachgegangen, wie man kreative Prozesse durch verschiedene Tools unterstützen oder gar hervorrufen kann. Dabei stützt sie sich auf bekannte Denkschulen wie die von Edward de Bono. Der britische Kognitionswissenschaftler hat die Techniken AMA und PMI weiterentwickelt und mit Hintergrundinformationen über die Arbeitsweisen unseres Gehirns verknüpft. AMA, abgekürzt für „Alternativen – Möglichkeiten – Auswahl“, trainiert die Überwindung von Denkbarrieren. Hier geht es darum, nicht die erste geeignete Lösung für ein Problem zu übernehmen, sondern weiterzudenken. In einem klar strukturierten Prozess machen Ideenskizzen die Runde und werden vom Gruppennachbarn
jeweils präzisiert oder korrigiert. So lassen sich in sehr und -verwertung Verluste verhindern könnte, von den kurzer Zeit sehr viele Ideen generieren. Unternehmen häufig nicht mit der gebotenen KonseAus der Welt der Designer hat die US-ameriquenz verfolgt. kanische Innovationsagentur IDEO ihre Methode Dazu kommt: Selbst wenn neue Ideen entstehen werden, stoßen sie oftmals auf Widerstand. Jede Er„Design-Thinking“ entlehnt. Ähnlich wie Produktfindung – ob Computer, das Handy oder die Geschirrdesigner arbeiten, orientiert sich „Design Thinspülmaschine – stand stets unter massiver Kritik, beking“ am Nutzwert einer Idee. In vier aufeinander vor sie ihren Siegeszug antreten konnte. „Innovatoren aufbauenden Modulen wird dabei ein bestehendes werden oft ausgelacht“, erklärt der ehemalige IBMProblem gelöst. In einem klar strukturieren Prozess Manager und Querdenker Gunter Dueck, „solange sie wird hierbei mit Hilfe von Recherche und Feldbedarüber nur reden - und bekämpft, wenn sie Hand anobachtung zunächst das Problem eingegrenzt und legen.“ Diese bittere Erkenntnis entspringt seiner Erdie Rahmenbedingungen des Status Quo definiert. fahrung: Dueck hat 25 JahEin prototypischer Nutzer re lang bei IBM gearbeitet, wird definiert und des»Die Hauptwährungen der wo er unter anderem das sen Bedürfnisse umrissen. neue Geschäftsfeld Cloud Die Weiterentwicklung Innovation sind Herzblut, Energie Computing erschlossen von Ideen wird mithilfe und Beharrlichkeit.« hat. Sein Themenfeld: von Methoden wie BrainUnternehmens-optimiestorming, Visualisierung rung. Davor war er Mathematikprofessor. von Konzepten, Testen und Veranschaulichen von Auch Dueck glaubt, dass Innovationsgeist erIdeen praktiziert. Bekannt geworden ist die von lernbar ist – in gewissem Maß: „Man kann alles IDEO ins Leben gerufene Interpretation durch den irgendwie lernen, Meisterschaft braucht aber HinSAP-Gründer Hasso Plattner. Er ist ein Förderer gabe und Neigung, wahrscheinlich auch Talent.“ dieser Methode in Deutschland, so wird sie etwa In seinem philosophischen Buch „Das Neue und an seiner „School of Design Thinking“ in Potsdam seine Feinde“ zeichnet Dueck den Weg einer Idee praktisch angewandt. von ihrem Ursprung zum Erfolg nach. Er analysiert Innovation – bei knapp drei Vierteln der kleinen die Bedingungen, unter denen Innovationen entsteund mittleren Unternehmen und gut der Hälfte der hen – oder eben verhindert werden. Leider, so DuUnternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern besteht eck, gibt es gegen jedwede Neuerung Widerstände hier Nachholbedarf, konstatiert der Innovationsreport von Leuten, oft Kollegen, die das Althergebrachte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages bewahren wollen: „Die meisten Leute lieben den DIHK. Danach werde ein innerbetriebWandel im Betrieb überhaupt nicht.“ liches Innovationsmanagement, das Zudem ersticke vielerorts Innovationsmanageschon bei der Ideengewinnung ment mit seiner speziellen Struktur und Verordnungswut jede Innovation im Keim. „Management ist der Ansatz, Dinge, die immer wieder getan werden, in Prozessen zusammenzufassen, besser zu machen und in dieser Art der 'Massenabfertigung' viel effizienter und kostengünstiger zum Ziel zu führen“, so Dueck. „Innovation aber bedeutet, etwas zum ersten Mal zu tun.“ Ein Widerspruch, der schwer aufzulösen sei. Denn andererseits geht es auch nicht ohne Innovationsmanagement: Der Innovator ist ohne Manager verloren, ohne Marketing wird die Idee untergehen. Erst wenn Innovatoren, Manager und Macher in einer richtigen Konstellation zusammenkommen, so Dueck, hat Innovation eine Chance. Dieses, wie Dueck die Konstellation nennt, „omnisophe Dreieck“ bündelt Kräfte und verwandelt Ideen erst in Innovationen. Wenn man dann noch den richtigen, „goldenen“ Zeitpunkt erwischt und die Chance beim Schopf ergreift, so ist man mit Dueck auf dem richtigen Weg. Erfolge hängen dabei an ganz persönlichen Eigenschaften wie Risikobereitschaft, Unternehmungsgeist, Willen. Ideen müsse man zulassen und sie mit aller Kraft verfolgen. Denn, so Gunter Dueck: „Die Hauptwährungen der Innovation sind Herzblut, Energie und Beharrlichkeit.“
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Medizin im Umbruch Das Zeitalter der Individualisierten Medizin bricht an. Neue Therapiekonzepte vereinen synthetische Medikamente, Naturmedizin und andere Maßnahmen. Philipp Grätzel von Grätz / Redaktion
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ie werden sich Medizin und Gesundheitsversorgung in den nächsten Jahren entwickeln? Viele beantworten das so: Die Bevölkerung wird älter. Die Zahl chronischer Erkrankungen nimmt zu. Gleichzeitig werden die medizinischen Therapien dank stetiger Fortschritte zwar immer besser, aber auch immer teurer. Alles zusammen wird früher oder später dazu führen, dass die bisherige Finanzierung des Gesundheitswesens kollabiert – wenn sich nichts ändert. Die Lösungen, die für dieses scheinbare oder tatsächliche Dilemma angeboten werden, variieren. Mehr Prävention. Mehr Effizienz. Mehr Staat. Mehr Forschung. Tatsache ist, dass weltweit nicht zuletzt als Konsequenz aus der eingangs skizzierten „Rahmenerzählung“ die medizinische Forschung zu den so genannten Volksund Alterskrankheiten massiv ausgebaut wird. Neurodegenerative Erkrankungen, Krebs, Zuckerkrankheit, Herz-Kreislauf-Leiden, das sind die großen Themen. In Deutschland wurde um diese Themen herum in den letzten Jahren ein allein bis zum Jahr 2015 rund 700 Millionen Euro schweres Förderprogramm vom Bundesforschungsministerium aufgelegt, die „Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung“ – sechs virtuelle Zusammenschlüsse von Forschungseinrichtungen, die sich jeweils um eine der genannten
Volkskrankheiten(gruppen) kümmern sollen. Dieses Konzept findet auch international Beachtung. Nun gibt es allerdings einen gewissen Widerspruch. Zwar werden die Forschungsanstrengungen im Bereich der Volks- und Alterserkrankungen gerne mit dem demographischen Wandel begründet. Nüchtern betrachtet gab es allerdings noch nie so viele gesunde oder zumindest einigermaßen gesunde alte Menschen wie heute. Vielleicht ist der Grund für den großen Forschungsbedarf ja ein anderer: Die biomedizinische Forschung der letzten zwanzig Jahre hat so viel tradiertes Wissen über den Haufen geworfen, dass es selbst bei den lange Zeit wissenschaftlich als eher langweilig geltenden Volkskrankheiten plötzlich wieder erhebliche Erkenntnisdefizite gibt. Und das führt zu der eigentlichen Herausforderung, vor der die Medizin steht, der Individualisierung. Individualisierte Medizin bedeutet, dass die Zeit der Standardtherapien vorbei ist. Sie werden Therapiekonzepten weichen, bei denen synthetische Medikamente, naturmedizinische Therapien und/oder nicht-medikamentöse Maßnahmen Hand in Hand gehen, nicht irgendwie, sondern genau abgestimmt auf die individuellen Anlagen des jeweiligen Patienten. Es wird auch einen Schub für die Prävention geben, weil endlich Präventionskonzepte denkbar werden, die sich nicht am statistischen Mittel, sondern am Individuum, seiner genetischen Ausstattung, seinen
Lebensbedingungen, seinen Darmbakterien orientieren. Kurz gesagt: Medizin wird mehr sein als jene angewandte Statistik, die sie heute in weiten Teilen ist. Mit „Alter“ und „Volk“ hat das allerdings wenig zu tun. Stärker als auf die Forschung sind die Auswirkungen der Demographie auf das Versorgungssystem. Wenn der Anteil an weniger mobilen Menschen steigt, wird sich die Medizin darauf einstellen müssen. In Zeiten allgegenwärtiger elektronischer Vernetzung kann das nur bedeuten, dass die Patienten sehr viel mehr in den eigenen vier Wänden versorgt werden als bisher. Die Herausforderung ist, diese Erkenntnis umzusetzen. Wer ernsthaft erreichen möchte, dass (alte) Menschen ein Krankenhaus nur noch dann von innen sehen, wenn es unbedingt nötig ist, der braucht keine telemedizinischen Lifestyle-Infrastrukturen, sondern echte, datentransparente Versorgungsnetze, die auch mit Menschen umgehen können, denen es wirklich nicht gut geht. Ob sich so etwas in Deutschland ohne größere politische Systemeingriffe entwickeln kann, ist eine offene Frage ist. Bisher macht das deutsche Gesundheitswesen nicht den Eindruck, als ob es zu den nötigen Weichenstellungen aus sich selbst heraus in der Lage ist. Im Frühjahr ließen Ärzte und Krankenkassen wieder einmal eine Frist verstreichen, die zumindest einen Einstieg in die Finanzierung der Telemedizin hätte bringen sollen. Geeinigt haben sie sich bis heute nicht.
— Beitrag pascoe gmbh —
»Der Mensch steht im Mittelpunkt« Naturmedizin wird als Bestandteil moderner Therapien immer wichtiger. Ein Interview mit Jürgen F. Pascoe, Geschäftsführer der Pascoe Naturmedizin. Herr Pascoe, die
Sie haben kürzlich die Auszeichnung
Wertschätzung der
„Gesundes Unternehmen in Hessen“
alternativen Medi-
erhalten. Was machen Sie besser als
zin unter Patien-
die anderen?
ten steigt. Spüren
Als Hersteller von Naturmedizin ist es für uns selbstverständlich, nachhaltig zu handeln, sowohl ökologisch als auch sozial. Daher gehört es zu unserem Selbstverständnis, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Belegschaft zu fördern. Außerdem ist die Gesundheitsförderung ein wichtiges Instrument, um unternehmerische Anforderungen der Zukunft, wie Fachkräftemangel und demografischen Wandel zu meistern.
Sie dies?
Ja, dadurch erfahren wir eine erfreuliche posiJürgen F. Pascoe tive GeschäftsentGeschäftsführer Pascoe Naturmedizin wicklung. Denn immerhin bevorzugen 80 Prozent der deutschen Bevölkerung die Naturmedizin als ihre Primärmedizin. Dies ist ein Ergebnis einer PASCOE-Studie. Sehen Sie sich in Konkurrenz zu der klassischen Medizin?
Außerdem sind Sie schon zweimal
Ganz im Gegenteil, wir sehen uns als sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin. Die Ergebnisse aus unseren repräsentativen PASCOE Studien belegen den eindeutigen Wunsch der deutschen Bevölkerung nach einer komplementären Naturmedizin. Leider ist dies in der klassischen Medizin, sowohl in der Ausbildung als auch in der Praxis, noch nicht ausreichend berücksichtigt.
im bundesweiten Wettbewerb „Great Place to Work“ zu Deutschlands bestem Arbeitgeber gewählt worden. Weshalb?
Weil wir unsere Arbeitsplatz- und Unternehmenskultur bewerten lassen wollten. Mit den Ergebnissen erhalten wir wichtige Einblicke in die Sicht unserer Mitarbeiter auf die Arbeitsplatzkultur unseres Unternehmens. Dies gibt uns die Möglichkeit, unsere
Qualität und Attraktivität als Arbeitgeber systematisch zu überprüfen, zu vergleichen und weiterzuentwickeln. Hat das gute Arbeitsplatzklima etwas damit zu tun, dass Pascoe Naturmedizin ein alt eingesessenes Familienunternehmen ist?
Jedes Unternehmen ist nur so gut wie seine Mitarbeiter. Dieser Grundsatz gilt für alle Unternehmen, ob Konzerne oder Familienunternehmen. Die gegenseitige Wertschätzung in einer gesunden Arbeitsatmosphäre ist uns ein großes Anliegen. Hier investieren wir sehr viel, etwa in höhenverstellbare Schreibtische, Massageangebote, Bio-Obst, sportliche Aktivitäten, familienfreundliche Arbeitsmodelle oder auch hochdosierte Vitamin-C-Infusionen. Außerdem hat bei uns jeder Mitarbeiter die Möglichkeit, sich aktiv an der Formulierung der Unternehmenswerte und -ziele zu beteiligen.
aus denen wir unsere Arzneimittel herstellen. Deswegen ist es für uns selbstverständlich, alles zu tun, um unsere Umwelt zu schützen. Als Familienunternehmen in dritter Generation produzieren wir schon aus ganz eigenen Interessen nachhaltig. Wir denken auch an unsere Kinder. Bei allem was wir tun, steht immer der Mensch und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur im Mittelpunkt. Woher stammen Ihre Rohstoffe?
Wenn möglich, werden unsere verwendeten Pflanzen immer kontrolliert biologisch angebaut. Gemäß dem Motto, dass ein Produkt nur so gut sein kann wie sein Ausgangsstoff, stammt eine Vielzahl der verarbeiteten Frisch-Pflanzen unmittelbar aus der Region Gießen.
Was bedeutet das für Ihr Engagement für Umwelt und Gesellschaft?
Die Natur liefert uns alle Rohstoffe,
www.pascoe.de
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in|pact media Verlag
Die Köpfe hinter dem Wandel
Die Suche nach Fachkräften wird immer anspruchsvoller. Die Instrumente heißen Employer Branding, Talent Management, Recruiting 2.0.
Bereits heute müssen sich Unternehmer um qualifizierte Mitarbeiter bemühen. Experten mancher Fachrichtungen können sich heute schon aussuchen, ie Unternehmen, der Mittelstand, die Politik – diese Begriffe verwo und unter welchen Bedingungen sie arbeiten wollen. Bevor sie sich bewerwischen den Umstand, dass der Motor, der die Wirtschaft bewegt, ben, vergleichen sie: Was kann mir mein künftiger Arbeitgeber bieten? Welche von Menschen angetrieben wird. Sie treffen die Entscheidungen, sie Aufstiegsmöglichkeiten habe ich? Wie werde ich gefördert? Die besten Köpfe entwickeln die Produkte, sie stellen sie her – und sie schließen den Kreislauf, wählen für ihre Karriere dasjenige Unternehmen, das die besten Zukunftschanindem sie die Erzeugnisse verbrauchen. cen bietet, faire Arbeitsbedingungen und ein positives Die deutsche Wirtschaft lebt nur von denjenigen, die Betriebsklima. »Die Ansprüche an Jobsuchende sie auf Touren bringen: den Arbeitskräften. Das ProLange galt das Gehalt als entscheidender Faktor bei blem: Die Deutschen werden älter, Arbeitskräfte knapper. der Anwerbung von Mitarbeitern. Doch längst hat sich wachsen, denn Abstriche beim Längst habe sich die Verhältnisse verschoben: Aus dem gezeigt, dass diejenigen Unternehmen im Vorteil sind, Personal können sich die Bewerbermarkt ist ein Anbietermarkt geworden. Für die unter Arbeitnehmern zur begehrten Marke geworAbsolventen und Berufswechsler sind die Chancen auf den sind. Frank M. Scheelen, Experte für UnternehUnternehmen nicht leisten.« dem Karrieremarkt derzeit hervorragend. Aber auch die mensführung: „Dass Apple keine Probleme hat, neue Ansprüche an die Jobsuchenden wachsen, denn die UnterMitarbeiter zu finden, liegt auf der Hand.“ So gilt heute nehmen können sich Abstriche beim Personal nicht leisten. Um sich im internationa„Employer Branding“ als Dreh- und Angelpunkt eines erfolgreichen Recruiting. len Wettbewerb zu behaupten, sind sie auf die besten Köpfe angewiesen. Sie zu gewinImagekampagnen wie „Be Lufthansa“ oder der Claim „Passion Wanted!“ von nen – und sie im Unternehmen dauerhaft zu halten – das ist derzeit eine der größten McKinsey haben für Furore unter Absolventen gesorgt. Dabei gibt es keinen KönigsHerausforderungen für die Unternehmen. Der „War for Talents“ ist entbrannt. weg für ein Unternehmen, das Image als attraktiver Arbeitgeber zu erwerben. Jürgen W. Heidtmann / Redaktion
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KOLUMNE
Vorbildlich! Unsere Autorin Marie Fink über den neuen Charme der Deutschen
Nach einer Umfrage des TV-Senders BBC rangiert Deutschland in diesem Jahr als beliebtestes Land der Welt auf Platz eins. Dieser Umstand war der BBC sogar eine Dokumentation wert – mit einem ungewöhnlichen Zitat aus einer Rede des Britischen Premier David Cameron: „Wir müssen mehr wie die Deutschen werden!“ „Wie machen die das nur?“, war die Frage der Autoren. Für die Sendung „Make me a German“ schickten sie eine englische Kleinfamilie nach Nürnberg, um mal zu gucken, was bei uns so geht. Abgesehen vom Blick über den Ärmelkanal auf unsere Erfolge im
Fußball, möchten die Engländer wissen, warum wir die Finanzkrise so gut überstanden haben. Fakt ist: seit in Europa Staaten und Banken wanken, zieht Deutschland wie ein Magnet Kapital aus aller Welt an. Die Bundesrepublik gilt unter Investoren als einer der wenigen Orte, an denen das Ersparte sicher ist. Dieses Kapital füllt die Staatskassen und treibt die Konjunktur an. Für das Wirtschaftsforschungsinstitut Kiel Economics ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Im Gegenteil: Deutschland stünden noch fette Jahre bevor.
Der Charme von Deutschland ist und bleibt die Industrie. Der deutsche Maschinenbau verkauft 75 Prozent seiner Produktionen ins Ausland. In vielen Ländern galt der Bau von Autos und Maschinen bedauerlicherweise als Auslaufmodell. Mit Blick auf die Verschlechterung der Wirtschaftskraft – vor allem in Frankreich – gilt Deutschland nun wirklich als Vorzeigemodell. Ökonomen weltweit besinnen sich auf die gute Basis. Obama hat die Stärkung der Industrie zu seinem persönlichen Programm gemacht. Und auch die EU peilt einen Anteil der Industrie an der Wirtschaftsleistung von 16 auf 20 Prozent an.
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zukunft deutschland
Eine Vielzahl von Maßnahmen ist notwendig, um gezielt eine Arbeitgebermarke zu steuern. Dabei ist eine erfolgreiche Arbeitsgebermarke längst nicht mehr ausreichend, um die besten Nachwuchskräfte zu gewinnen. Aktives Recruiting sei gefragt, mahnen Experten. Vor allem die neuen Möglichkeiten, die sich durch die Sozialen Medien im Internet eröffnen, sollten verstärkt im Fokus stehen. Dieses so genannte Recruiting 2.0 ist derzeit auf allen Kongressen von Human Resource Managern ein heißes, nicht unumstrittenes Thema. Nicht umsonst warnt etwa Katharina Heuer vor dieser „sehr schnellen, sehr interaktiven Art des Kontakts“. Zwar müssten Unternehmen sich auf diese neue Art des Austausches einstellen. Doch so zukunftsweisend der virtuelle Austausch auch sein möge: Eines kann er nach wie vor nicht bieten: den persönlichen Kontakt. „Um wirklich herauszufinden, ob Unternehmen und Bewerber zueinander passen, geht nichts über das klassische Face-to-Face-Kennenlernen“, so Heuer. Für Wolfgang Jäger, DJM Consulting, ist „Employer und Employee Communication“ das Gebot der Stunde, so erklärte der Professor gegenüber dem Personalportal Haufe. So sei der klassische Vorgehensprozess im Recruiting – Vakanz, Stellenausschreibung, Auswahl und Besetzung zu statisch, zu langwierig und immer weniger effektiv bei der Stellenbesetzung. Jägers Empfehlung: „Wesentlich mehr Vorfeldmarketing ist nötig.“ Die Suche beginne bereits mit dem Aufspüren von passenden Talenten oder Profilen – auch in den sozialen Medien. Ist der Kontakt hergestellt, muss er auch gehalten werden. Erst später erfolgen – abhängig vom aktuellen
Das Fazit der Protagonisten der BBC-Sendung lautete, trotz erbarmungsloser Bekanntschaft mit deutscher Disziplin: „Tatsächlich kann man sich an vielen Dingen ein Beispiel nehmen“. Der ungarische Schriftsteller Péter Zilahy hält eine wunderbare Metapher für den Fortschritt in Deutschland bereit: „Es ist wie die geschwindigkeitsbegrenzungsfreie deutsche Autobahn, auf der jeder so solide ausgebremst wird, dass er sicher ans Ziel kommt“. Womöglich ist das auch das Geheimnis für die Zukunft Europas.
Bedarf im Unternehmen – das konkrete Job-angebot und die Einleitung des Auswahlprozesses. Voraussetzung dafür ist ein modernes Bewerbermanagementsystem, in dem alle Kontakte, Interessenten und Bewerber, die über die Vielzahl der unterschiedlichen Kanäle ein Unternehmen erreichen, intern sinnvoll verwaltet und weiterbearbeitet werden. Dabei geht es in erster Linie darum, zunächst Ordnung zu schaffen. Nur so gelingt es, einen guten Überblick über die vorhandenen Potenziale zu schaffen. Ein umfassendes Talent Management bündelt Strategien, Methoden und Maßnahmen, mit denen ein Unternehmen sicherstellt, dass die für
den Geschäftserfolg wichtigen Positionen dauerhaft mit den richtigen Mitarbeitern besetzt sind. Und, dass die Mitarbeiter sich in das Unternehmen einfügen. Personalentscheidungen haben weitreichende Konsequenzen. Mitarbeiter, die nicht in das Unternehmen oder auf die ausgeschriebene Stelle passen, können die Stimmung im Team beeinträchtigen, ihre Kollegen belasten, die Leistungsfähigkeit herabsetzen. Wie nachhaltig sich etwa die Auswahl der Führungskraft auswirken kann, betont Unternehmensberater Frank M. Scheelen: Der wichtigste Grund, warum Mitarbeiter sich bei einem Unternehmen bewerben, sei das Image, die Reputation. „Aber warum
gehen sie wieder weg?“ Grund Nummer Eins sei der Vorgesetzte. „Führungskräfte müssen sich ihrer eigenen Stärken und Schwächen bewusst sein. Sie müssen den Führungsstil an die Menschen anpassen, nicht an Zahlen.“ Führungskräfteprogramme sind daher wichtiges Tool in einem nachhaltigen Talent Management Programm. Bekommt der Vorgesetzte regelmäßig Feedback von seinen Mitarbeitern, kann er seine eigene Stärken und Schwächen besser erkennen. Zudem stärken solche Strukturen auch das Mitspracherecht der Angestellten. Sie fühlen sich vom Arbeitgeber ernst genommen und in ihren Kompetenzen bestärkt.
Sie können Kritik als Instrument nutzen? Dann kämpfen Sie sich mal unter fachlichem Dauerbeschuss von der ersten Hypothese zur tragfähigen Lösung eines IT-Zielsystems vor. Und das bitte, ohne den Humor zu verlieren. sich e i S n rbe
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