juli 2015
Auch als APP für Smartphones & Tablets
zukunft digitaler handel Neue Wachstumsfelder
Synergien Handel der Zukunft Seite 3 Potenziale Online-Versand von Lebensmitteln Seite 6 Evolution Multimediale Webshops Seite 8
»zukunft digitaler handel« ist eine unabhängige Publikation des in|pact media Verlags und liegt der Gesamtauflage des Handelsblatts bei.
GRUSSWORT
in|pact media Verlag
Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Digitalisierung revolutioniert in einem disruptiven Prozess Wirtschaft und Gesellschaft. Nach der Transformation des Dienstleistungssektors erleben wir derzeit den Wandel zur Industrie 4.0. Das nächste große digitale Innovationsfeld ist die Mobilität. Pionier dieser historischen Innovationsphase war der Handel. Hier wurde frühzeitig erlebbar, wie die Digitalisierung Wertschöpfungsketten auseinandergerissen und neu zusammengesetzt hat. Davon können wir jetzt profitieren. Der Handel kann zu einem Treiber des digitalen Wirtschaftswunders werAlexander Dobrindt MdB den und als Digital Native der ersten Stunde wichtige Impulse geben auf dem Weg Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur zur Innovationsgesellschaft 4.0. Vier digitale Best Practices gilt es dafür in anderen Branchen umzusetzen: 1. Individualisierung: Die Industrialisierung war bestimmt durch die Massenproduktion, die Digitalisierung ist es durch die Individualisierung von Waren und Dienstleistungen. Der Handel hat diese Entwicklung durch seine Nähe zum Kunden von Anfang an gestaltet. 2. Optimierung von Kundenbeziehung und Service: Der boomende Online-Handel verändert die Interaktion mit den Konsumenten und geht intensiver auf ihre ganz persönlichen Wünsche ein. 3. Effizienzsteigerung: Die Logistik 4.0 vernetzt Infrastruktur, Produktion, Transport und Vertrieb entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sie optimiert und koordiniert die Lieferung des richtigen Produkts zur richtigen Zeit am richtigen Ort in der richtigen Qualität. 4. Innovatives Gründergeschehen: In kaum einer anderen Branche beleben Start-ups den Wettbewerb so sehr wie im Handel, der frühzeitig erkannt hat, dass junge Unternehmen als wichtige Impulsgeber bei Innovation und Wertschöpfung wirken können. Der deutsche Handel gehört zur internationalen Spitze – und soll es bleiben. Um die Potenziale der Digitalisierung zu heben und die Erfahrungen des Handels in anderen Branchen zu nutzen, muss die Politik den richtigen Rahmen setzen: Wir brauchen flächendeckend superschnelles Internet und haben uns deshalb das Breitbandziel einer Grundversorgung von mindestens 50 Mbit/s bis 2018 gesetzt. Wir brauchen eine sozial-digitale Marktwirtschaft, die den Wettbewerb belebt und das Gründungsgeschehen aktiviert. Und wir müssen Big Data als Chance begreifen und die Vernetzung von Daten ermöglichen. Ich bin überzeugt: Der Handel bleibt Garant für Wachstum und Wohlstand und treibt Deutschland auf dem Sprung in die Innovationsgesellschaft 4.0 weiter voran.
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INHALT
Seite 3 Handel der Zukunft
Seite 6 Wenn der Markt abhebt
Seite 10 Strategieforum
Neue Synergien im E-Commerce
Online-Versand von Lebensmitteln
Wie sehen Sie die Zukunft des Handels?
Seite 8 Die E-Commerce Evolution
Seite 4 Forum der Akteure
Webshops werden zu multimedialen Erlebnisplattformen
Neue Trends im Online-Handel
Seite 10 Unternehmen unter Druck
Seite 6 Termine
Hinweis: Alle nicht mit dem Zusatz »Redaktion« gekennzeichneten Beiträge sind Auftragspublikationen und damit Anzeigen.
Die Digitale Transformation erreicht den Handel
I m p r e ss u m in|pact media GmbH Dircksenstraße 40 D-10178 Berlin T +49 (0) 30 802086 -530 F +49 (0) 30 802086 -539 E redaktion@inpactmedia.com www.inpactmedia.com
Chefredaktion Mirko Heinemann stellv. Chefredaktion Klaus Lüber (V.i.S.d.P.)
Autoren Mark Falter Mirko Heinemann Klaus Lüber Axel Novak
PROJEKTLEITUNG Lars Hügemeier
LEKTORAT Agnieszka Kaczmarek
Art Direktion & Layout Denis Held
IllustrationEN Wenran XU be.net/wenran_xu Druck Axel Springer Druckhaus Berlin-Spandau
HERAUSGEBER Edi Karayusuf Geschäftsführung Sara Karayusuf-Isfahani Edi Karayusuf
zukunft digitaler handel
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Handel der Zukunft Kaum eine Branche entwickelt sich dynamischer als der digitale Handel. Der Online-Handel boomt, der stationäre Handel gerät unter Druck. Doch schon entstehen neue, spannende Synergien.
Klaus Lüber / Redaktion
E
igentlich müsste die Münchner Innenstadt rund um den Marienplatz so etwas sein wie das Eldorado des Handels. Zumindest, wenn man sich unter Handel jene Tätigkeit vorstellt, die Menschen schon seit tausenden von Jahren praktizieren: Man trifft sich und tauscht Waren. Doch etwas ist anders. Immer noch schieben sich Massen von kauflustigen Menschen an Geschäften vorbei. Sie stöbern, schauen hier, schauen da. Aber wenn sie einen Laden verlassen, dann immer seltener mit einer Einkaufstüte in der Hand. Warum auch? Schließlich kann man später zuhause und in Ruhe genau dasselbe online bestellen. Schon heute wird, mit Ausnahme von Lebensmitteln, fast jeder fünfte Euro im Internethandel gemacht. Der Handelsverband Deutschland (HDE) spricht von einer zunehmenden Normalität in der Nutzung von E-Commerce-Angeboten. Für den Kunden, so drückte es HDE-Geschäftsführer Stefan Genth auf dem Branchentreffen Internet World Anfang des Jahres aus, sei es mittlerweile genauso selbstverständlich, im Netz wie im Laden um die Ecke einzukaufen. Wenn damit, wie Experten schon seit Jahren sagen, das Sterben des Einzelhandels eingeläutet ist – Kombination aus Online und Offline aus einer am Münchner Marienplatz möchte man sich noch Hand. Zum Beispiel, indem man es möglich macht, nicht so schnell geschlagen geben. Vier Traditionsmittels einer sogenannten Click & Collect Funktion häuser vor Ort sind nun in die Offensive gegangen Waren im Netz zu reservieren und sie dann vor Ort und möchten mit eigenen Webshops wieder mehr anzuprobieren und abzuholen. Kunden in die Läden locken. „Local Commercial Cross-Channel nennt sich dieses Springen zwiOffensive“ nennt sich die Aktion, zu der sich das schen verschiedenen Handelskanälen. Bei der EBetten-Fachgeschäft Bettenrid, das Fashion- und Commerce-Offensive am Münchner Marienplatz Trachtenhaus Lodenfrey, Sporthaus Schuster und spielt dies eine wichtige Rolle. Lodenfrey und Sportdas Kaufhaus Beck am Rathauseck bekennen. haus Schuster experimentieren mit einer Click & Nun könnte man sich natürlich die Frage stellen, Collect-Option, Bettenrid und Beck nutzen mittlerwie man ausgerechnet mit der Programmierung weile das Internet als parallelen Vertriebskanal für eines Webshops, also der Möglichkeit, eben nicht vor zumindest für einen Teil ihres Angebotes, im BranOrt einkaufen zu müssen, dafür sorgen will, dass chen-Jargon Multi-Channel genannt. Gegenüber der wieder mehr Menschen Süddeutschen Zeitung in die Läden strömen. zeigt sich Peter Schön, Die Antwort liegt in den Leiter des Bereiches E»Der Investitionsbedarf interessanten MechanisCommerce bei Sporthaus men einer KaufentscheiSchuster, durchaus zufriefür eine Internetplattform dung begründet. den: „Wir haben schon ist immens.« Es mag so sein, dass jetzt nurmehr 25 Prozent immer mehr Handel rein stationäre Käufer – online stattfindet. Doch alle anderen kaufen bewas genau hat sich in die Virtualität verlagert? Es ist reits kanalübergreifend.“ Und auch Christiane Hossvor allem der Bezahlvorgang, der berühmte Klick, Nurminen von Bettenrid hat Positives zu berichten: mit dem man ein Produkt schließlich erwirbt. Doch „Unsere Sortimentsumstellung im Online-Shop hat bis es dazu kommt, spielen reale Produkte in realen eine Warenkorbsteigerung von 36 Prozent gebracht.“ Läden sehr wohl eine wichtige Rolle. Zwar sucht So vielversprechend das klingt, daraus nun die und vergleicht man auch im Netz. Doch nach wie erfolgreiche Rettung des deutschen Einzelhandels vor ist es vielen Kunden wichtig, das, was man kauft, abzuleiten, wäre allerdings etwas verfrüht. Laut vorher einmal nicht nur virtuell, sondern ganz anaeiner aktuellen Studie des HDE sind immer noch log im Laden zu begutachten. zwei Drittel der deutschen Händler nicht mit einem Im Augenblick geht diese Entwicklung zu Laeigenen Shop im Internet präsent. Viele Firmen, sten des klassischen Ladengeschäfts, das oftmals so Verbandschef Genth, seien schlicht überfordert. nur noch die Rolle einer Anprobehalle für Produkte „Der Investitionsbedarf für eine Internetplattform spielt, die man sich dann beim Online-Anbieter beist immens.“ Hinzu kommt: Was die Schnelligkeit, stellt. Wer allerdings selbst einen Webshop betreibt, den Komfort und die Qualität des Internetauftritts bietet dem Kunden die mittlerweile so beliebte angeht, wird ein deutscher Mittelständler immer
öfter mit der internationalen Konkurrenz, zum Beispiel aus den USA verglichen. „Ein kleiner Händler ist gar nicht in der Lage, da mitzuhalten“, so Grenth. Die Einschätzung des HDE-Chefs deckt sich auch mit anderen aktuellen Studien. Laut einer Verbraucherstudie der Beratungsfirma Accenture unter 23.000 Konsumenten weltweit, zeichnen sich gerade deutsche Kunden durch besonders hohe Ansprüche und eine vergleichsweise niedrige Frustrationstoleranz aus. Anbieter, die nicht mit einer einfachen Geschäftsabwicklung, kompetenten Beratung, schnellen Problemlösungen und günstigen Preisen aufwarten können, sind schnell aus dem Rennen. Mehr als jeder Zweite (54 Prozent) hat im letzten Jahr in Deutschland mindestens einem Anbieter den Rücken gekehrt. Am stärksten betroffen waren der Einzelhandel sowie die Mobilfunk- und Telekommunikationsbranche, gefolgt von den Banken. Wie reagieren die Unternehmen auf diese neue Herausforderung? Noch nicht konsequent genug, findet Sven Drinkuth, Geschäftsführer in der Strategieberatung bei Accenture und Leiter des Bereichs Vertrieb und Kundenservice: „Angesichts der großen Anzahl unzufriedener Kunden könnte man meinen, die Marktteilnehmer würden sich um diese reißen. Allerdings verschlafen viele Unternehmen die Chance, die Bedürfnisse dieses neuen Verbrauchertypus, der ständig online ist, zu bedienen und bestärken durch Untätigkeit deren Wechselbereitschaft noch zusätzlich.“ Die Traditionshäuser am Münchner Marienplatz sind im Augenblick wohl eher die Ausnahme von der Regel. Auf der Messe Internet World im Frühjahr teilten sie ihre Erfahrungen auf einem Diskussionspanel mit der Branche. Dokumentiert wurde das Gespräch leider nicht. Der SZ sagte Rolf Mager von Lodenfrey im Vorfeld: „Ein Blick in die Glaskugel ist schwierig. Wir wissen nicht, wo es hingeht.“
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Forum DER AKTEURE
E-Commerce ist überall Die Redaktion befragt Akteure zu neuen Trends im Online-Handel.
Achim Berg
Martin Groß-Albenhausen
I
n der landläufigen Betrachtung steht E-Commerce für den Einzelhandel im Internet. Doch E-Commerce berührt die gesamte Wertschöpfungskette – „End-to-End-Commerce“, an dem Hersteller, Importeure und Großhändler ebenso teilhaben. Der Handel zwischen Unternehmen über Websites erreichte nach Schätzung des Kölner Instituts für Handelsforschung schon 2013 ein Volumen von 136 Mrd. Euro. Und das, obwohl die Unternehmen in vielen Fällen noch ganz traditionell per Katalog und Außendienst, Fax und Telefon verkaufen.
»Die Mechanismen des E-Commerce werden im professionellen Einkauf mit Macht Einzug halten.« Der Erdrutsch wird für die nächsten zwei bis fünf Jahre erwartet. In den USA hat Amazon jetzt mit „AmazonBusiness“ ein auf die Bedürfnisse von Firmenkunden ausgerichtetes Geschäftsmodell unter die bekannte Marketplace-Struktur gezogen. Der chinesische Konzern Alibaba wiederum hat im Segment „International Wholesale“ im vergangenen Geschäftsjahr aus Händlerbeiträgen umgerechnet 695 Mio. Euro erlöst. Das sind zwar nur sechs Prozent des Gesamtumsatzes – aber im Schnitt erhält Alibaba gerade einmal 3,12 Prozent des Bruttohandelsvolumens aller auf der Plattform vermittelten Umsätze als Einkünfte. Damit läge der internationale Großhandel über Alibaba bei einem Volumen von über 22 Mrd. Euro. Die nüchternen, zahlenbasierten Mechanismen des E-Commerce werden im professionellen Einkauf mit Macht Einzug halten. Sicher ist, dass vormals abgeschottete Märkte transparent werden und mehrstufige Vertriebsmodelle samt teuren Außendienst-Strukturen unter Druck geraten. Umgekehrt bietet E-Commerce die Chance auf eine Demokratisierung des B2B-Handels, weil über intermediäre Plattformen kleine Unternehmen mit hoher Produktkompetenz an große Unternehmen mit hoher IT-Anforderung liefern können. So entsteht eine moderne Wertschöpfungskette, in der Aufgaben (etwa in der Produktdatenoptimierung) und Geschäftsprozesse (etwa in der Supplychain) effizienter und mit mehr Nutzen für Firmen- und Endkunden verteilt werden. www.bevh.org
Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann
Vizepräsident des High-Tech Verbands Bitkom
Leiter der Kompetenzgruppe E-Commerce, im eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V.
ie Digitalisierung des Handels ist in vollem Gange. Fast alle Internetnutzer shoppen heute auch online. Neben Kleidung, Büchern oder Elektrogeräten werden auch immer häufiger Lebensmittel, Blumen oder Drogerieartikel per Mausklick gekauft, also Produkte, die bis vor kurzem noch quasi als letzte Bastionen des stationären Handels galten – eine Entwicklung, die vielen stationären Händlern Sorge bereitet. Doch auch für sie bedeutet die Digitalisierung mehr Chance als Bedrohung – wenn sie sich darauf einlassen und den Wandel aktiv gestalten. Der Aufbau eines Online-Shops ist hierfür nur ein erster Schritt. Denn Verbraucher fordern heute weit mehr als das. Die rasante Verbreitung von Smartphones hat dazu geführt, dass sie je nach Bedarf zwischen analogen und digitalen Shoppingkanälen hin- und herwechseln. Der Kunde, der ins Geschäft kommt, hat sich schon online die Laufschuhe ausgesucht oder vergleicht im Geschäft per Smartphone Preise. Kurzum: Der Einkaufsprozess verläuft kreuz und quer über digitale und analoge Kanäle hinweg. Darauf sollten sich Händler einstellen.
as Internet ist in den letzten Jahren nicht nur für die gesamte deutsche Wirtschaft, sondern auch für den Handel ein zentraler Produktionsfaktor geworden. Im Bereich E-Commerce beobachten wir gerade drei Haupttrends, die die strukturelle Entwicklung des digitalen Handels
Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh)
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»Der Einkaufsprozess verläuft über digitale und analoge Kanäle hinweg.« Ziel muss es sein, dem Kunden ein möglichst nahtloses Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Dazu gehören natürlich ein einheitlicher Auftritt on- und offline oder auch die Möglichkeit, online bestellte Ware im Geschäft abzuholen bzw. umzutauschen. Immer wichtiger wird zudem die digitale Erweiterung des Ladenkonzepts – zum Beispiel mit mobilen Smartphone-Guides, die den Kunden dorthin lotsen, wo die Beutel zum gerade gekauften Staubsauger liegen. Und umgekehrt ist es für manche Online-Händler sinnvoll, einen Showroom einzurichten, in dem die Ware angeschaut und getestet werden kann, auch wenn sie dann per Post zum Kunden kommt. Der Einsatz moderner Technologien ist dabei ein notwendiger, aber kein hinreichender Erfolgsfaktor. Entscheidend ist, dass der Kunde ein größtmögliches Maß an Komfort und Transparenz erlebt, und zwar ohne Brüche zwischen den Kanälen. www.bitkom.org
D
»Im Jahr 2015 zeichnen sich neue Strukturen ab, die die Märkte in den nächsten Jahre prägen werden.« in den nächsten Jahren prägen werden. E-Commerce ist überall: Man kann den OnlineHandel in Anbieten, Bestellen, Bezahlen, Liefern und weitere Prozessteile untergliedern. In Deutschland findet kaum noch ein Kauf eines Produkts oder einer Dienstleistung im Konsumentenbereich statt, ohne dass einer dieser Schritte Internet-unterstützt abgewickelt wird. Zudem suchen fast alle Deutschen im Netz nach Angeboten und Preisen: Anno 2015 wird Commerce synonym zu E-Commerce. Es macht daher keinen Sinn mehr, von Online-Anteilen im Handel zu reden. Kontext-sensitiver Einkauf positioniert sich: Produktbereiche werden im „Kontext-sensitiven E-Commerce“ erweitert. Die Vermittlung von haptischen und olfaktorischen Produktinformation ist für Pflegemittel, Kosmetik, auch Kontaktlinsen und sogar Lebensmittel erforderlich. Hat sich aber der Kunde nach einer ausführlichen Beratung und einem multisensuellen Einkaufserlebnis für ein Produkt entschieden, gibt es keinen Grund mehr, das Produkt nicht von nun an auch online zu bestellen. Diese Arten der „Ersatzbeschaffungen“ werden zum Standard und neue Kombinationen stationärer und Internet-basierter Angebote entwickeln sich. Neue Formen der Delivery entstehen: Kundennahe Lagerungen, Lieferketten und entsprechende Kühlung von im Netz bestellten Produkten beim Stationären Händler macht den Internet-basierten Vertrieb von verderblichen Produkten – auch Lebensmitteln – möglich. Die individuelle und „shared delivery“ erlaubt die spontane Lieferung von Mitnehmwaren – das „Uber der Dinge“ entsteht, wie Konzepte wie das von Postmates zeigen. Der Stationäre Handel wird dabei proaktiv integriert. e-commerce.eco.de
zukunft digitaler handel
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— Beitrag Bünting E-Commerce GmbH & Co. KG —
Koexistenz statt Konkurrenz Das Online-Geschäft mit Lebensmitteln in Deutschland steckt noch in einer Ni-
Prozent unserer Erstkäufer werden zu Stammkunden.
sche, warum?
Die Deutschen sind Traditionalisten beim Einkaufen. Zudem fehlt es den Verbrauchern noch an Vertrauen in den Lebensmittel-Onlinehandel. Insbesondere gegenüber FrischeProdukten aus dem Netz herrscht noch große Skepsis. Die Inhalte der Warenkörbe zeigen, dass sich die Kunden langsam an den Onlinekauf von Lebensmitteln herantasten. Hier gilt es, Überzeugungsarbeit zu leisten und mit Qualität, Frische und Service zu glänzen. myTime.de ist hier auf einem sehr guten Weg. Mehr als 50
die Möglichkeit zu entscheiden, an welchem Tag und in welchen Zeitfenstern die Ware geliefert werden soll.
Was macht das Modell von myTime.de so erfolgreich?
Online oder stationär: Wohin wird sich
myTime.de bietet eine Sortimentsvielfalt von über 34.000 Artikeln, inklusive Frischwaren wie Obst, Gemüse, Fleisch und Tiefkühlprodukten. Im Sortiment finden sich nicht nur Lebensmittel, sondern auch z.B. Haushaltswaren oder ergänzende Sortimente wie Spielwaren. Dank des Konzeptes, das Logistikpartner einbezieht, können wir in ganz Deutschland – auch im ländlichen Bereich – ausliefern. Außerdem haben Kunden
der Lebensmittelmarkt entwickeln?
Der Markt des Lebensmittel-Onlinehandels hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. Auch bei myTime.de wachsen die Kundenzahl und die durchschnittlichen Warenkörbe stetig. Langfristig wird aber Koexistenz statt Konkurrenz zwischen stationärem Handel und Onlinegeschäft der Schlüssel sein. Sowohl im stationären wie auch im Online-Handel werden sich die Anbieter durchsetzen, die
mit einem individuellen und kundenorientierten Ansatz überzeugen. Im Idealfall werden online und stationäre Modelle parallel und vernetzt funktionieren und gleichsam von den Kunden genutzt werden. www.myTime.de
Joosten Brüggemann Geschäftsführer der Bünting E-Commerce, ist seit 2012 mit dem Lebensmittel-Onlineshop myTime.de am Netz.
— Beitrag Soloplan GmbH —
CarLo® exCHANGE: Logistikkosten senken, Qualität steigern Es ist eine Meisterleistung, die Logistiker täglich vollbringen und so zur Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und der Wirtschaft allgeWolfgang Heidl mein beitragen. Geschäftsführender Gesellschafter, Vieles steht und Soloplan GmbH fällt mit der Qualität und den Kosten der Logistikdienstleistungen. Die Anforderungen an die Effizienz bei der Verteilung und Koordination steigen kontinuierlich: Logistik- und Transportunter-
nehmen müssen immer wieder nach neuen Wegen suchen, Prozesse zu optimieren, um dem Kostendruck am Markt standzuhalten. Die auf Logistikund Speditionssoftware spezialisierte Soloplan GmbH hat diese Herausforderungen erkannt und mit CarLo® exCHANGE nun eine völlig neue Logistik-Plattform auf den Markt gebracht, die die ‚Industrie 4.0’ aktiv lebt. Denn wer Kosten senken und die Qualität steigern will, für den heißt es künftig: Kooperation durch Integration. Mit CarLo® exCHANGE hat die Soloplan GmbH eine „Schnittstelle“ zu allen Kunden und Partnern entwickelt, die so einfach wie ein soziales
Netzwerk funktioniert: Unternehmen können sich gegenseitig einladen, miteinander kommunizieren, Geschäftsbeziehungen aufbauen und nachhaltig pflegen. Wer vernetzt ist, kann Daten austauschen oder Aufträge vergeben. „Die Idee hinter CarLo® exCHANGE war, eine Möglichkeit für unsere Kunden zu schaffen, sich in Echtzeit auszutauschen – quasi gemeinsam in einem System zu arbeiten – unabhängig von den jeweiligen Transportmanagement- oder ERP-Lösungen. Das führt natürlich zu erheblichen Zeitersparnissen und weniger Fehlern bei der Auftragserfassung. Alle Beteiligten kennen immer genau den Status
Quo eines Transports – ohne ständige E-Mails oder Telefonate. Allein diese Faktoren steigern die Servicequalität erheblich und senken nebenbei noch interne Kosten“, erklärt Wolfgang Heidl, Gründer und Geschäftsführer der Soloplan GmbH, das neue Konzept. CarLo® exCHANGE bietet darüber hinaus viele weitere wichtige Tools. Natürlich kann auch die Logistiksoftware CarLo®, mit der bereits über 850 Kunden in ganz Europa arbeiten, bequem in die neue LogisitkPlattform integriert werden. www.carloexchange.de www.soloplan.de
— Beitrag SHIFT GmbH —
Marken digital erlebbar machen Herr Kirchhofer, was macht ein Unternehmen digital erfolgreich?
Wer mit seinen Aktivitäten im Netz erfolgreich sein will, braucht eine präzise Strategie und gute Ideen. Das heißt, konkrete Ziele definieren und passgenau kreativ sein. Diese Kombination ermöglicht bahnbrechende Ergebnisse und Erfolg, der messbar ist. Außerdem müssen Unternehmen digitale Kompetenzen selbst erlernen und weiter integrieren. Das erfordert Agilität – ein Lernen unterwegs. Wie gut sind deutsche Unternehmen online?
Gut geführte Marken investieren viel in die digitale Transformation und erzielen bereits vielversprechende Ergebnisse. Wir sehen jedoch
insgesamt noch sehr viel Nachholund Entwicklungspotenzial. Das Potenzial, das in der strategischen und kreativen Arbeit in den digitalen Kanälen zu heben wäre, wird bei weitem nicht ausgeschöpft. Gerade auch in den Branchen, die aktuell von einer starken Disruption betroffen sind. Woran liegt das?
Wer in einer digitalen Welt Produkte und Services kundenorientiert und schnell an den Markt bringen möchte, braucht multidisziplinäre Teams und muss in der Organisation eine Kultur des Lernens etablieren. Marketing basiert heute schon und in Zukunft ausschließlich auf der kreativen Nutzung von Technologie.
Warum so radikal?
Weil User radikal geworden sind. Die digitale Welt wird immer facettenreicher. Unternehmen und Marken buhlen um die Zeit der Nutzer. Wer hier mithalten möchte, braucht Angebote, die entweder Nutzen bringen oder Spaß machen. Wir nennen das „Enriching Interactions“: Darum geht es. Und dieses Prinzip gilt für jede Interaktion eines Kunden mit der Marke. Wer das versteht und intelligent umsetzt, ist für die Transformation in die mobile, digitale Welt gut aufgestellt.
sprechen gleichzeitig die Sprache der Unternehmen. Wir können gemeinsam im Team mit unseren Change Managern, Strategen, Beratern, Kreativen und Technologen Projekte für die digitale Unternehmenszukunft zum Erfolg führen.
www.shift.agency
Und wie schafft man das?
Zum Beispiel mit einer Agentur wie uns als Partner. Wir verstehen die digitale Welt und ihre Treiber und
Tobias Kirchhofer Geschäftsführer shift GmbH
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Wenn der Markt abhebt
Termine Online Marketing Tag 4. September 2015, Wiesbaden Durch die Digitalisierung sind Erfolgsstrukturen des Marketings transparenter geworden. Diese ist der Ansatz des Online Marketing Tages, der im Rahmen seines Vortrags- und Workshop-Programms Protagonisten aus der Branche versammelt, die präzise über genau diese Erfolgspraxis berichten. Als Schirmherr fungiert Florian Rentsch, Vorsitzender der FDPFraktion im Hessischen Landtag. www.online-marketing-tag.de
Der Online-Versand von Lebensmitteln gilt als neuer Boom-Markt. Noch ist der Anteil am Gesamtumsatz relativ gering, doch das schiere Marktvolumen der Branche birgt ein gewaltiges Wachstumspotenzial.
K5 10. - 11. September 2015, München Als Strategie- und Wachstumskonferenz wendet sich die K5 Konferenz an den fortgeschrittenen Online-Handel und bietet Händlern, Marken und Herstellern wertvolle Denkanstöße und die Möglichkeit zum intensiven Erfahrungsaustausch. Im Vordergrund stehen der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung. Dienstleister und Agenturen sind willkommen, wenn sie der K5 Liga angehören. www.k5.vc contra 11. September 2015, Düsseldorf Zwei wesentliche Faktoren für ein erfolgreiches Online-Business sind die Generierung von mehr Besuchern und Interessenten sowie die Erhöhung der Kaufrate. Diesen Themen widmet sich die sogenannte Conversion und Traffic Konferenz contra. Die Keynotes werden in diesem Jahr unter anderem von dem SEO-Experten Jonas Weber (Ex-Google) gehalten. www.die-contra.de
dmexco 2015 16. - 17. September 2015, Köln Internationale Leitmesse und Konferenz rund um die digitale Wirtschaft. Unter dem Stichwort Digiconomy werden neue Wertschöpfungsketten und disruptive Denkmuster erörtert und in sechs Programmformaten diskutiert. Keynotes unter anderem von Unilever, Amazon, AOL, Bertelsmann, Electronic Arts, Facebook, Google, Handelsblatt, Havas, Mondelez, Twitter und Yahoo!. www.demexo.de NEOCOM 2015 7. - 8. Oktober 2015, Düsseldorf Hochkarätig besetzt mit nationalen und internationalen Referenten aus dem Interaktiven Handel, gilt die NEOCOM als eine der Leitveranstaltungen für E-Commerce und Multichannel-Handel in Deutschland und Europa. Die parallele Fachmesse zählt zu den größten Deutschlands für die gesamte Value Chain und bietet eine Businessplattform für den Interaktiven Handel. www.neocom.de World Usability Day 12. November 2015, weltweit Als weltweiter Aktionstag für die Benutzerfreundlichkeit knüpft der World Usability Day ein Band zwischen Forschungseinrichtungen, Firmen und Benutzern. Insgesamt finden weltweit jährlich am zweiten Donnerstag im November rund 200 Veranstaltungen in mehr als 40 Ländern statt. Betrachtet werden die Auswirkungen von Design auf die Welt, in der wir leben. www.worldusabilityday.de Content World 12. - 13. Oktober 2015, Frankfurt Die Konferenz widmet sich der gesamten Wertschöpfungskette des Content Marketing. Die Bandbreite umfasst Best Practices, Learnings und Tools aus den Bereichen Content Strategy, Creation, Curation, Production, Distribution und Content Monitoring. Als Speaker werden Unternehmensvertreter von Google, Porsche und Zalando erwartet. www.contentworld-forum.com
Mark Falter / Redaktion
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liver Samwer gilt als Pionier in der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle. Mit seiner Berliner Firma Rocket Internet war er zum Beispiel maßgeblich an der Gründung des Online-Versandhauses Zalando beteiligt. Nun hat Samwer den nächsten großen Trend ausgerufen. Nach Mode, Schuhen und Möbeln, so kündigte der Rocket-Chef Anfang des Jahres an, werde sich der Online-Handel mit frischen Lebensmitteln zum nächsten großen BoomMarkt entwickeln. Interessanterweise ist auf dem deutschen Markt für Online-Handel bislang nur wenig zu spüren von Samwers Vision. Die aktuellen Zahlen jedenfalls lassen noch keinerlei Boom erkennen, eher im Gegenteil. Laut einer Studie von Ernst & Young gaben die Deutschen im vergangenen Jahr rund 175 Mrd. Euro für Lebensmittel aus – gerade einmal 0,5 Mrd. Euro davon entfielen auf den Vertriebsweg Internet. Das ist ein Marktanteil von schlappen 0,3 Prozent. Zum Vergleich: Die Marktanteile der Online-Plattformen bei Waren wie Bücher, Musik, Elektronik oder Spielzeug liegen aktuell teils über 50 Prozent. Und selbst diese ansehnlichen Zahlen können nicht über eine für viele OnlineHändler etwas unbequeme Wahrheit hinwegtäuschen: Die meisten Deutschen sind, trotz des immer wieder ausgerufenen E-Commerce-Booms, nach wie vor ausgesprochene Einkaufstraditionalisten. In einer aktuellen internationalen Vergleichsstudie der Nielsen-Marktforschung gaben nur 17 Prozent der Deutschen an, dass sie Waren des täglichen Bedarfs online kaufen. In China, dem aktuellen E-Commerce-Weltmeister, ordern 37 Prozent der Verbraucher regelmäßig Lebensmittel, Tierfutter oder Drogerieartikel per Laptop oder Smartphone. Im europäischen Durchschnitt sind es immerhin 26 Prozent. Der Grund für die Zurückhaltung der Deutschen ist offensichtlich: Fast die Hälfte (47 Prozent) gaben bei der Befragung an, sie empfänden den Gang in den Supermarkt oder zum Discounter als „angenehme“ oder gar „sehr angenehme“ Beschäftigung. Dessen sind sich auch die Online-Anbieter selbst bewusst. Für viele Verbraucher gehöre der Einkauf einfach zum eingefahrenen Tagesablauf, so Conrad Bloser, Mitgründer des Bringdienst-Start-ups Shopwings, gegenüber der WELT. Die meisten Verbraucher wollten die Lebensmittel selbst auswählen, die Paprika oder Mango selbst in der Hand halten. Allerdings gibt es Anzeichen, dass sich diese Einstellung schon bald ändert. Einkaufsverhalten, auch zu diesem Ergebnis kommt die Studie, ist eine Frage der Generationen. Unter den Jüngeren bis 34 Jahre bestellen im internationalen Durchschnitt bereits jetzt 30 Prozent Lebensmittel zur Lieferung nach Hause, weitere knapp 60 Prozent denken darüber nach. Und hier kommt auch wieder Oliver Samwer ins Spiel. Gerade weil der aktuelle Marktanteil noch so gering ist, ist das Steigerungspotenzial im E-FoodMarkt enorm. Bei vielen Unternehmen, nicht nur bei Start-ups, sondern auch bei klassischen Supermarktketten, ist die Prognose des Rocket-Chefs längst Teil der strategischen Planung. Man experimentiert, um dabei zu sein, wenn der Markt abhebt. Aktuelle Beispiele sind Rewe mit seinem Lieferservice, Kaiser's mit Bringmeister oder die zur Bünting-Gruppe gehörende Firma MyTime.
zukunft digitaler handel
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— Beitrag stylefruits GmbH —
Empfehlungsplattform stylefruits auf dem Weg zur Mobile Company Über 1,5 Millionen Downloads: stylefruits startet erfolgreich in die App-Branche
Wie profitieren die Partner-Shops von der Zusammenarbeit?
Die mobile Internetnutzung steigt weltweit. (Foto: shutterstock/ Goodluz)
Sechs von zehn Deutschen nutzen ihre mobilen Geräte für den OnlineEinkauf, verstärkt die 18-39-jährigen Nutzer mit rund 74 Prozent. „Die mobile Internetnutzung steigt weltweit. Dasselbe gilt für Mobile Commerce. Für die E-Commerce-Branche bedeutet das: Alles auf Anfang!“, sagt Ingo Heinrich, Gründer und Geschäftsführer von stylefruits. Mit 10 Millionen monatlichen Visits, 8 Millionen Facebook Fans und über 1,5 Millionen AppDownloads ist stylefruits die führende Empfehlungsplattform für Mode und Wohnen in Europa. Seit Ende letzten Jahres können die User über eine Smartphone App auf die Angebote von stylefruits zugreifen. Mittlerweile werden 70 Prozent des Traffics über mobile Endgeräte generiert. „Bis Ende des Jahres erwarten wir 80 Prozent“, so Mathias Ziegler, Gründer und Chief Product Officer bei stylefruits. So funktioniert stylefruits
stylefruits ist der digitale Begleiter für Mode und Wohnen. Aus einer großen Anzahl von Modeartikeln, Accessoires, Möbeln und Dekorationselementen können User mit einem intuitiven Design-Tool, dem StyleDesigner, shopübergreifend Outfits und Wohnstyles zusammenstellen. Dabei ist der Kreativität der Nutzer in Sachen Gestaltung und Detailreichtum keine Grenze gesetzt. Die Styles können kommentiert, bewertet
und in den sozialen Netzwerken geteilt werden. Die von Usern kreierten Outfits und Wohnräume dienen auch als Inspiration für andere User. Mit einem Klick auf ein Produkt, gelangt man direkt zum angeschlossenen PartnerShop und kann die Produkte bequem bestellen. Wer erst später shoppen oder noch weiter stöbern möchte, kann die ausgewählten Einzelteile auf seiner persönlichen Wunschliste speichern. Die stylefruits Smartphone App vereint Inspiration und Shopping, Kreativität und Social Network. User bekommen täglich brandneue Produkte, die besten Style-Kreationen, Geheimtipps und Lieblingsteile der stylefruits Community als ShoppingInspiration direkt aufs Handy und können per intuitive Gestensteuerung wie auf der Website individuelle Styles erstellen. Die große Auswahl an Kleidung & Accessoires und an Möbeln & Dekoration in der stylefruits App ist „prêt-à-shopper“, egal wann, egal wo.
Was bei Büchern, Elektronik und Reisen für viele User beim Kaufentscheidungsprozess schon lange essentiell ist, bietet die Empfehlungsplattform für Mode und Möbel: authentische Empfehlungen von Usern für User. stylefruits User, die zum Online-Shop durchklicken, haben sich bereits intensiv mit dem Produkt beschäftigt und haben eine konkrete Kaufabsicht. Das bedeutet, stylefruits liefert seinen Partner-Shops in erster Linie sehr qualifizierten Traffic. „Für das Zusammenstellen von Outfits und Wohnstyles nehmen sich unsere User im Schnitt 15 bis 30 Minuten Zeit. Da steckt schon viel Liebe zum Detail dahinter“, so Ingo Heinrich. Wer nichts kreieren möchte, kann sich von den mittlerweile 3 Millionen Outfits und Wohnstyles anderer User inspirieren oder sich von der Community in Style-Fragen beraten lassen. „Die Partner-Shops profitieren von der Einbindung in den User Generated Content unserer Community: Die Produkte werden von Usern empfohlen. stylefruits fungiert dabei als neutrale Plattform.“
»Unser MobileTraffic liegt bei 70 Prozent.« Interview mit Ingo Heinrich, CEO stylefruits GmbH Wie wichtig ist eine Mobile-Strategie für den Online-Handel?
M-Commerce ist die Zukunft des E-Commerce. Immer mehr User surfen mobil im Internet und shoppen auch mobil. Eine durchdachte Mobile-Strategie ist daher das A&O, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Rechnung ist einfach. Wir müssen da sein, wo sich unsere User digital aufhalten: auf dem Smartphone. Was meinen Sie konkret?
Wir sprechen eine junge und weibliche Zielgruppe an. Die Hälfte unseres Mobile-Traffics kommt bereits jetzt über unsere App. Der Bedarf ist bei unserer Zielgruppe also da und die App kommt zudem sehr gut an: Seit wir die App gelauncht haben, gestalten unsere Userinnen doppelt so viele Outfits pro Monat und haben mittlerweile Millionen von Produkten auf ihre Wunschlisten gesetzt. Auch generieren wir bereits 65 Prozent unseres Gesamtumsatzes über mobile Endgeräte. Und das ist erst der Anfang. Wir fokussieren im Moment stark auf die Weiterentwicklung unseres mobilen Angebots und bauen stylefruits zu einer Mobile Company aus. Können Sie das User-Erlebnis in der App näher beschreiben?
Die App folgt dem zentralen Inspirations- und Empfehlungsmechanismus von stylefruits: Unsere Userinnen kreieren Styles oder lassen sich von mittlerweile mehr als 3 Millionen Outfits und Wohnstyles anderer User inspirieren, klicken auf die verwendeten Produkte und gelangen bei Kaufabsicht zum Shop. Die App läuft deshalb so gut, weil stylefruits dabei als neutrale Plattform fungiert. Wir verkaufen nichts selbst, sondern zeigen Empfehlungen von Usern für User. Ich vergleiche das gerne mit der Online-Reisebranche. Die Frage ist: Wem glaubt man? Demjenigen, der die Reise anbietet oder den Usern, die die Reise bewerten?
Stylefruits auf einen Blick + Gegründet: 2008 + Gründer: Ingo Heinrich, Michael Vietze, Mathias Ziegler + Mitarbeiter: mehr als 120 + Firmensitz in München + Aktiv in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und Polen + 10 Millionen monatliche Visits, 8 Millionen Facebook-Fans und über 1,5 Millionen App-Downloads + Umsatz 2014: 17 Millionen Euro + Umsatzwachstum von 2013 bis 2014: + 100 % www.stylefruits.de
Ingo Heinrich Gründer & CEO stylefruits GmbH
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Die E-Commerce Evolution Elektronisch gehandelt wurde schon, als es das Internet noch gar nicht gab. Inzwischen entwickeln sich Webshops zu sozialen, multimedialen und personalisierten Erlebnisplattformen.
Mirko Heinemann / Redaktion
Es war im April 1984, als eine revolutionäre Ankündigung in der Kundenzeitschrift „Online today“ des Unternehmens CompuServe erschien. Das Wohnzimmer werde zur „Shopping Mall“, hieß es darin. Bequem könne man ab sofort vom heimischen Computer aus Produkte bestellen, die dann per Paketpost zugestellt würden. „Die Electronic Mall wird CompuServe-Abonnenten ermöglichen, bei Händlern wie American Express, Record World, Sears and Waldenbooks einzukaufen, ohne ihr Haus zu verlassen.“ Das Internet war also noch gar nicht erfunden, als es bereits die ersten elektronischen Webshops gab. Das Unternehmen CompuServe hatte ein eigenes Netzwerk für Geschäftskunden aufgebaut, in den 1980er Jahren wurde ein Privatkundenbereich eingerichtet, mit E-Mail und eben einem der ersten Online-Shops überhaupt. Um einen Artikel zu bestellen, musste der Buchstabe „O“ gedrückt werden, für „Order“. Die Computermaus war noch nicht erfunden. Elektronischer Handel, Internet-Shopping, E-Commerce – diese Begriffe stehen für die digitale Transformation des globalen Handelssystems. Einzelhändler, die früher eine Anlaufstelle, also physisch existierende Geschäftsräume, bereit stellen mussten, können ihre Produkte heute über das Internet vertreiben und ihre Kunden im virtuellen Raum empfangen. Wie dies am besten funktioniert, darüber debattieren die Akteure eifrig – und experimentieren mit immer neuen Formen der Kundenansprache und der Shop-Präsentation. Während der stationäre Handel seit vielen Jahrtausenden existiert, hat die Geschichte des virtuellen Shoppings gerade erst begonnen. Nachdem die USA Mitte der 1990er Jahre das Internet für die Wirtschaft öffneten, explodierte die Zahl der Shopping-Angebote. Zahlreiche Internethändler gründeten sich neu, darunter schon in der Frühzeit die heute großen Player Amazon und eBay. Das kommerzielle Web wurde von einem beispiellosen weltweiten Börsenboom befeuert. Internetaktien galten gegen Ende der 1990er Jahre als Geschäft der Zukunft, man investierte in OnlineHändler mit schillernden Namen wie Intershop oder Boo.com, die nach Platzen der Dotcom-Blase in sich zusammenfielen. Die Überlebenden wurden stärker und professioneller. Heute gibt es Online-Shops für jedes Spezialgebiet, Geschäftskunden wie Privatkäufer. Und fast alle deutschen Internetnutzer über 14 Jahren haben schon online eingekauft, nämlich 94 Prozent. Das entspricht laut Hightech-Verband Bitkom 51 Millionen Bundesbürgern. Besonders der Anteil älterer
situation“ – keiner muss sich vor den Überredungskünsten des Händlers fürchten. Preistransparenz und Käufer-Bewertungen geben dem Käufer mehr Selbstbewusstsein („Empowered Consumer“). Es folgt das Erfolgserlebnis, ein Produkt zum besten Preis zu erwerben, was die große Stärke der Auktionsplattform eBay ausmacht. Schließlich seien der Moment der Lieferung und des Auspackens „emotional klar positiv besetzt“. Diese Aspekte auszubauen, ist das Ziel moderner Webshops. Es geht ihnen nicht darum, die Erfolgsfaktoren des stationären Handels zu imitieren, sondern originäre Einkaufserlebnisse zu schaffen. Alle Register des Internets, etwa das der multimedialen Präsentation von Produkten, werden dabei gezogen. Modelabels etwa nutzen das Internet nicht mehr nur als Vertriebskanal, sondern bauen es zur Inspirationsquelle für die Kunden um. Hier wird kein Produktangebot ins Netz gestellt, sondern ein Erlebnisportal geschaffen, das alle Beteiligten zusammenbringt: Brands, Trendsetter und Kunden, die Mode als Lebensgefühl sichtbar machen sollen. Dazu gehört auch ein stark personalisiertes Einkaufen sowie die Nutzung der sozialen Medien, Facebook, Twitter, Youtube. Dass diese Strategie erfolgreich ist, bestätigt eine Online-Shopper ist gestiegen. 88 Prozent der Interaktuelle Studie der Marketing-Agentur DigitasLBi netnutzer ab 65 Jahren kaufen mittlerweile online in ausgewählten Industrieländern. Danach geben 62 ein, vor zwei Jahren waren es noch 79 Prozent. Bis Prozent der Befragten an, mehr von Online-Shops 2020 soll der Umsatz der Online-Händler laut Hanzu kaufen, die ihnen ein personalisiertes Einkaufserdelsverband Deutschland (HDE) rund 20 Prozent lebnis bieten. 65 Prozent empfinden Empfehlungen, des Einzelhandels in Deutschland ausmachen. die auf vorherigen Einkäufen basieren, wichtig. 52 Doch wer sind die Online-Shopper? Eine Studie Prozent der Facebook-Nutzer gaben an, dass ihr der Deutschen Post teilt sie in vier Gruppen ein: „EntKaufverhalten durch das soziale Netzwerk beeindecker“, die lustvoll durch flusst würde. Direkt das Internet streifen, „Souüber soziale Netzwerke veräne“, die dort vor allem kaufen derzeit aber vor »Die Geschichte des wegen der Zeitersparnis allem Konsumenten in virtuellen Shoppings hat kaufen, „Berechnende“, den USA und Asien. die Preise vergleichen und In Europa ist Socialgerade erst begonnen.« den günstigsten Kanal Shopping noch eher eine wählen, und schließlich Randerscheinung. die „Traditionalisten“, für Ein weiteres Zudie der stationäre Handel nach wie vor Anlaufstelle kunftsfeld ist das Einkaufen über mobile Geräte Nummer Eins ist. Sie wollen die Haptik des realen wie Smartphones oder Tablets. Erstaunlicherweise Einkaufs, den direkten Kontakt mit dem Händler und ist selbst 2015 das Einkaufsverhalten in der Onlineseine persönliche Beratung. Welt noch immer nicht mobil. Laut DigitasLBi werUm auch die Skeptiker für sich zu gewinnen, reden die meisten Internet-Einkäufe nach wie vor am agieren Händler, indem sie Off- und Online-Shop Notebook oder am Desktop-Rechner getätigt, obverknüpfen und so mehrere Verkaufskanäle nutzen wohl die meisten Online-Shopper auch über Smart(„Multichannel-Vertrieb“). Die Stärke der Onlinephones und Tablets verfügen. Während in den USA Kanäle liegt laut Post-Studie zum einen in der rie44 Prozent der Befragten angaben, innerhalb der sigen Vielfalt des Angebots, die kein Einzelhändler letzten dreißig Tage einen Kauf per Smartphone gebieten kann. Emotionale Vorteile bietet zudem die tätigt zu haben, liegt dieser Wert in Deutschland bei „selbstbestimmte und flexibel zu gestaltende Kaufnur etwa 20 Prozent.
zukunft digitaler handel
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— Beitrag limango GmbH —
Fokus Zielgruppe: limango auf Erfolgskurs
»limango kann kleine Marken groß machen«
Der Spezialist für Family-Shopping setzt auf Mütter und junge Familien als hochattraktives Segment im eCommerce.
Interview mit Sven van den Bergh, Gründer und Geschäftsführer der limango GmbH.
In Zeiten fortschreitender Konsolidierung des eCommerce-Marktes wird die Frage nach der richtigen Positionierung und Strategie immer wichtiger, um sich gegen die Marktmacht von Amazon & Co. zu behaupten. Die meisten Business-Modelle konzentrieren sich dabei auf das Sortiment. Anzusprechende Zielgruppen werden möglichst breit gefasst, um keine Umsatzpotenziale zu verschenken. Ganz anders macht es der Spezialist für Family-Shopping limango aus München. Statt sich in generalisierten Produktpaletten zu verzetteln, stellt das Unternehmen seit Ende 2007 die kaufkräftige und konsumfreudige Zielgruppe der Mütter und jungen Familien in den Fokus seiner Geschäftsentwicklung. Mit Erfolg: Die klare Positionierung und die Relevanz des Angebots für diese Zielgruppe haben sich als wichtiger Wachstumstreiber erwiesen. Europaweit verfügt limango inzwischen über mehr als sechs Millionen registrierte Mitglieder in vier Ländern. Mit mehr als zwei Millionen Bestellungen in 2014 und einer jährlichen Umsatz-Wachstumsrate von über 30 Prozent war das Unternehmen im ersten Quartal 2015 profitabel. Seine Position als Europas Nummer eins unter den Shopping Clubs im Familiensegment konnte sich limango so systematisch erarbeiten. Zielgruppe Familien: Was macht sie so attraktiv?
limango hat frühzeitig erkannt: Familien und junge Frauen sind eine hochattraktive, weil kaufstarke Zielgruppe. Gerade Mütter mit kleinen Kindern zeigen sich extrem onlineshopping-affin. Sie bestellen regelmäßig im Internet, weil die Zeit für einen Besuch im stationären Handel oft nicht reicht. Bei limango besuchen die aktiven Mitglieder den Shop
Warum sind Shopping Clubs so erfolgreich?
Shopping Clubs bieten Markenherstellern einen optimalen Vertriebskanal, um Sortimente, Lagerüberhänge und spezielle Promotions zu vermarkten und dabei neue Kundenpotenziale zu erschließen. Dazu kommt eine außergewöhnlich hohe Kundenloyalität, die sich als echter Erfolgsturbo erweist. Bei limango werden mehr als 80 Prozent aller Bestellungen von Wiederholungskäufern getätigt. Aus Sicht der Konsumenten ist es vor allem die Relevanz des Angebots, die zählt! Anders als klassische eCommerce-Händler bieten Shopping Clubs täglich neue und speziell ausgewählte Angebote, die zum Entdecken und zielgerichteten Einkauf einladen. Ein wichtiger Baustein des limango-Erfolgs: die Zielgruppe Mütter und junge Familien. (Foto: iStock)
in der Regel ein Mal pro Woche und kaufen durchschnittlich mindestens vier Mal pro Jahr mit einem jährlichen Bestellvolumen von mehr als 400 Euro ein. Das Umsatzpotenzial der Shopping-Community ist entsprechend groß: Über 95 Prozent der heutigen limango-Mitglieder sind Frauen, davon haben 85 Prozent Kinder. Überdurchschnittlich hoch ist auch die Loyalität der jungen Mütter zu ihrer bevorzugten Shopping-Destination. Von 100 Neukundinnen des Münchener Online-Händlers ist nach fünf Jahren noch jede vierte Kundin eine aktive Käuferin. Für limango ergibt sich daraus die Möglichkeit, viele seiner Kundinnen ein Familienleben lang zu begleiten. Wie limango das Vertrauen der Mütter gewonnen hat
Familien stehen oft vor dem Dilemma, dass Kindermode und Kinderschuhe ständig neu gekauft werden müssen, da die Kids schnell aus ihnen
limango auf einen Blick + Gegründet: Ende 2007 + Seit Ende 2008 Mitglied der OTTO Group + Ca. 250 Mitarbeiter + Firmenzentrale in München + Aktiv in Deutschland, Österreich, Polen und den Niederlanden + > 6 Millionen Shopping Club-Mitglieder in vier Ländern + Umsatz in 2014: 94 Millionen Euro + Wachstum im 1. Halbjahr 2015: +35% ggü. Vorjahr www.limango.de
herauswachsen. Dieses Problem löst limango: Speziell für Familien hält der Anbieter jedes Jahr rund 3.500 Markenaktionen von mehr als 1.500 Partnern bereit, die das gesamte Einkaufsspektrum von Eltern und Kindern abdecken. Auf vier Online-Plattformen (Shopping Club, Outlet, Deals und Travel) bietet limango Müttern ein umfassendes Shopping-Angebot. Neben dem maßgeschneiderten Produktportfolio weiß das Unternehmen durch eine hohe Glaubwürdigkeit in der Konsumentenansprache zu punkten, die für erhöhtes Vertrauen in der Zielgruppe sorgt und die Kundenbindung zusätzlich stützt. Das Ergebnis ist ein Kunden-Lifecycle von über zehn Jahren, in dem limango einen Gesamtumsatz von mehr als 1.000 Euro pro Kunde erwirtschaftet. limango startet Angriff auf Europas Family-Shopping Markt
In der Zielgruppe der Mütter und Familien ist limango gesetzt. Allein in Deutschland hat bis heute nahezu jede fünfte Familie mit Kindern unter zehn Jahren schon einmal beim Family-Spezialisten eingekauft. Doch damit nicht genug: Neben der Präsenz in Deutschland, Österreich, Polen und den Niederlanden plant das Unternehmen jetzt die Expansion in weitere europäische Märkte. Ziel von limango ist es, nicht nur bei den Shopping Clubs, sondern im gesamten eCommerce Europas Nummer eins für Mütter und junge Familien zu werden.
Versteht sich limango als Online-Shop oder als Marketplace?
Beides. Für unsere Kunden sind wir die optimale Shopping-Destination, wenn es um hochwertige Markenartikel für Frauen und ihre Familien geht. Unseren Retail-Partnern bieten wir eine ideale Plattform für die Umsetzung ihrer Vermarktungs- und Marketingbedürfnisse. Erst kürzlich haben wir einen bekannten Kinderwagenhersteller bei der Markteinführung seines Top-Modells unterstützt. Wie profitieren Marken von limango?
Große Brands profitieren bei uns vor allem vom direkten Zugang in die kaufkräftige und konsumfreudige Zielgruppe der Mütter und jungen Familien. limango kann aber auch kleine Marken groß machen. Denn hier finden sie einen optimalen Marktzugang, um ihre Marke zu präsentieren, Bekanntheit aufzubauen und erfolgreich zu wachsen. So erzielen wir etwa mit Labels aus Skandinavien, den Niederlanden und Spanien, die in Deutschland zuvor nicht aktiv waren, Umsätze im Millionenbereich.
SVEN VAN DEN BERGH Gründer und Geschäftsführer, limango GmbH
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in|pact media Verlag
Unternehmen unter Druck Die Digitale Transformation hat den Handel erreicht. Doch noch sind viele Unternehmen überfordert. Wer die Chancen von E-Commerce nutzen will, braucht professionelle Unterstützung.
Axel Novak / Redaktion
W
er einmal versucht hat, im Berliner Einzelhandel erschwingliche Kinderschuhe außerhalb einer zeitlich eng begrenzten Saison zu finden, der singt fortan das Hohelied des E-Commerce. Auswahl und Beratung funktionieren im Netz oft besser als vor Ort. Und die meist kostenlosen Rücksendungen führen dazu, dass die Bestellhürde sinkt. Der elektronische Handel blüht. Das hat für Unternehmen, die auf den Verkauf ihrer Produkte angewiesen sind, die Folge, über ein entsprechendes Portal verfügen zu müssen, wenn sie via Internet Kunden suchen und bedienen wollen. „Die digitale Ära setzt den Einzelhandel unter Druck, und nur wenige Händler wissen diese Entwicklung bisher zu nutzen“, bestätigt Andreas Harting, Partner bei Deloitte Digital. „Dabei bietet ihnen die Digitalisierung enorme Chancen zur Umsatzsteigerung – wenn sie die zunehmende Diskrepanz zwischen Kundenerwartung und eigener Geschäftsrealität überwinden.“ Noch betreiben sechs von zehn Händlern keinen eigenen Online-Shop, hat eine Studie des E-Commerce-Centers Köln (ECC Köln) im vergangenen Jahr festgestellt. Und sie planten dies auch nicht für die Zukunft! Die befragten Unternehmen sehen
Impulse:
vor allem im zeitlichen Aufwand und bei den Kosten Gründe, um auf einen Shop im Netz zu verzichten. Denn die Integration digitaler Vertriebskanäle ist komplex. Neben der Datensicherheit, der Logistik und den Bezahlvorgängen müssen grundsätzliche strategische Überlegungen zum Shop angestellt werden. Zum Beispiel: Wie kann der Kunde über alle Kanäle hinweg erreicht und motiviert werden? Das Unternehmen sollte also wissen, was es will und dafür benötigt. Das Engagement allerdings lohnt sich trotz anfänglich hoher Kosten: Nicht nur privat, auch im B2B-Bereich greifen Einkäufer immer öfter auf E-Commerce-Lösungen zurück. Die Funktion des Online-Shops hat sich verändert – von der reinen Bestellplattform zu einer Plattform, die eine von mehreren Vertriebskanälen ist. Cross- oder Multichannel heißt diese zukunftsträchtige Verknüpfung von stationärem und digitalem Vertrieb. „In Zukunft wird Handel nahtlos über alle Kanäle stattfinden“, sagt Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes E-Commerce
und Versandhandel Deutschland e.V. Im deutschen Einzelhandel etwa haben sich rund ein Drittel der Käufer vorab über digitale Medien über Produkte informiert, die sie anschließend im stationären Handel erwerben, so eine Studie von Deloitte. Doch der schönste Shop bringt nichts, wenn er keine relevanten Inhalte vermittelt. Kunden erwarten bei Online-Shops ausführliche und sachliche Informationen über die Produkte, die Bezahlmöglichkeiten und die Versandbedingungen. Vor allem bei komplizierten Hightech-Produkten wünschen sich 90 Prozent der Nutzer professionelle Inhalte, so eine Studie des ECC Köln vom Juli 2015. Die Marktforscher haben festgestellt: Je besser die Texte, desto lieber kaufen die Nutzer – und desto weniger senden sie später zurück.
Wie sehen Sie die Zukunft des Handels?
Christian Grötsch Geschäftsführer dotSource GmbH
Ioana Sträte Geschäftsführerin, Management Forum der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH
Manfred K. Wolff Vorsitzender des Bundesverbands der Dienstleister für Online Anbieter BDOA e.V.
In Zukunft wird sich die Denkweise in Bezug auf E-Commerce und den stationären Handel grundlegend wandeln. Internet of Things-Vorstöße wie die Amazon Dash Buttons lassen erahnen, dass sich Onlineshopping vom Webshop-Raster emanzipiert. Wir bei dotSource glauben, dass die Kanäle in Zukunft miteinander verschmelzen und man künftig nur noch von „Handel“ sprechen wird.
Das Schöne ist, dass es die „eine Zukunft“ nicht gibt! Die digitale Transformation ermöglicht es innovativen Start-ups, rasch zu skalieren und erfolgreiche Geschäftsmodelle zu etablieren. Damit fordern sie den klassischen Handel permanent heraus. Die Digitalisierung bietet aber auch traditionellen Händlern Chancen, wenn sie konsequent auf den Multichannel-Vertrieb setzen. Es ist keineswegs sicher, dass die E-Commerce Platzhirsche den Markt unter sich aufteilen – das macht die Zukunft so spannend!
Handel ist Wandel, egal ob analog oder digital. Omnicommerce soll den Kunden jederzeit und überall informieren, begeistern und zum Kauf anregen – per Smartphone, Desktop oder beim Shoppingerlebnis in der City. Das wird für Vollsortimenter zum Problem. Spezialisierte Fachgeschäfte haben, wenn sie die Klaviatur der kombinierten digitalen Wege beherrschen, aber durchaus eine Chance. Auch eigentümergeführte Unternehmen mit Nähe zur Ware werden sich weiter durchsetzen können, weil auch der Kunde Service und Peripherieprodukte weiter schätzen wird.
zukunft digitaler handel
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— Beitrag Valtech GmbH —
»Digitalisierung ist immer auch Evolution« Die digitale Welt entwickelt sich rasant. Wer hier erfolgreich sein will, muss Strategie und Produkte jederzeit anpassen können. Herr Tüben, was ist die ‚digitale Transformation’?
Gemeint ist der Wandel, den die gesamte Geschäftswelt länder- und branchenübergreifend derzeit vollUwe Tüben Geschäftsführer zieht. Produkte, Valtech GmbH Kommunikation, Transaktionen und ganze Geschäftsprozesse werden digitalisiert. Doch viele Unternehmen tun sich nach wie vor schwer mit diesem Wandel. Ihre Konzernprozesse sind schlicht nicht auf die digitale Welt mit ihrer rasanten Geschwindigkeit ausgerichtet. Hier setzen wir an, wollen helfen, neue Möglichkeiten und Wege aufzeigen.
Geschäftsfelder digitalisiert werden können und wo ein Mehrwert liegt. Auf der anderen Seite entwickeln und betreiben wir auch die dafür nötige Software für unsere Kunden.
back der Kunden kontinuierlich verbessert. Sorgen um die Marke oder das Image des Konzerns gibt es nicht – das ist Evolution. Nicht eher ‚try and error’?
Zum einen finden Sie heute in den Führungsetagen generationsbedingt nicht unbedingt die berühmten ‚Digital Natives’. Dabei wäre es wichtig, sich proaktiv mit der digitalen Transformation auseinander zu setzen. Zum anderen herrscht in Deutschland der Irrglaube, dass ein Projekt oder Produkt nur in Vollendung an den Markt gebracht werden kann, was überhaupt nicht zur Geschwindigkeit und zur Dynamik der Kundenbedürfnisse der digitalen Welt passt.
Eher ‚inspect and adapt’. Doch wie Sie es auch nennen, es ist die Strategie, die online zum Erfolg führt. Denn sie eröffnet Chancen, Angebote anzupassen, zu erweitern und damit letztendlich mehr zu verkaufen. Manche Unternehmen wie der US-Vermittler für Fahrdienstleistungen Uber gehen sogar einen Schritt weiter: Hier wird versucht, von beiden Seiten – Fahrer und Kunde – immer auch eine Bewertung der Fahrt zu bekommen. So schaffen Sie ein kontrolliertes Ventil für die Kunden, fördern eher die Feedback- als die Beschwerdekultur.
Inwiefern?
Was können Unternehmen außerdem
Nehmen Sie die Apple-Watch als aktuelles Beispiel: Sie ist trotz vieler Kinderkrankheiten bereits auf dem Markt und wird jetzt mit dem Feed-
tun?
Warum ist die Digitalisierung für viele so schwer?
Wie genau?
Wie man so schön sagt, sind wir eine Fullservice-Digitalagentur. Das heißt, wir sind auf der einen Seite der Berater, der Konzepte und Strategien entwickelt, aufzeigt, welche
Zunächst braucht es die Erkenntnis, dass Handlungsbedarf besteht. Denn langfristig führt an der digi-
talen Welt kein Weg vorbei. Dieser Tatsache mögen nur noch nicht alle so direkt ins Auge sehen. Ist das Bewusstsein jedoch vorhanden, gilt es, ein Gespür für die Chancen und Möglichkeiten zu bekommen. Nicht alles, was möglich ist, macht auch immer Sinn. Und ein Gespür bekommt man wie?
Wir haben gerade ein interessantes „Buddy-Konzept“ für einen Kunden entwickelt. Dabei wurde dem Top-Management für eine Wissensreise in die USA mit vielen Treffen und Vorträgen jeweils ein ‚Digital Native’ zwischen 22 und 25 Jahren aus dem Unternehmen zur Seite gestellt. Und: Die Partnerschaft bleibt auch für die anschließende Umsetzung der digitalen Projekte bestehen – nur ein Weg, wie man Brücken bauen kann.
www.valtech.de
— Beitrag dotSource GmbH —
»Agile Unternehmen haben die Nase vorn.« Christian Grötsch, Geschäftsführer der Full-Service-Digitalagentur dotSource, kennt die Herausforderungen der Digitalisierung und bereitet Unternehmen gezielt darauf vor. Dies zwingt Unternehmen dazu, ihre technische und organisatorische ternehmen mit sich? Infrastruktur zu hinterfragen. HäuDie Zahl digitaler Touchpoints fig sind Kontaktpunkte über Markezwischen Kunden und Unternehmen ting, Vertrieb, IT und Service hinweg wächst stetig – und mit ihnen die Anverstreut, Kundendaten liegen in gesprüche der Kunden. Onlineshops trennten Silos. Für ein optimales Kunsind im B2B wie B2C inzwischen denerlebnis müssen sich diese Bereiche Hygienefaktoren, auf allen Kanälen miteinander vernetzen. Das bedeutet erwarten Kunden ein zeitgemäßes, mitunter auch Reorganisation und hohe mobiles Nutzererlebnis. Investitionen in IT-Systeme, um Big Data und Automatisierung nutzen zu können. Vorstellung dotSource Für diese schwieDie dotSource GmbH unterstützt Unternehmen aus Deutschrige Aufgabe gibt land, Österreich und der Schweiz bei der digitalen Transfores jedoch keinen mation und der Inszenierung ihrer Marken im Internet. Königsweg: Jede Branche: E-Commerce Organisation hat Unternehmensgründung: 2006 ihre eigene CustoGeschäftsführer: Christian Grötsch, Christian Malik mer Journey und Mitarbeiter: 115 (Juli 2015) baut individuelle Schwerpunkte: E-Strategy, Online Marketing, E-Commerce Leistungen: Beratung, Umsetzung, Betrieb und VermarkInteraktionskanäle tung innovativer digitaler Marketing- und Vertriebskonzepte zwischen Kunden Ausgewählte Referenzen: Swarovski, Cornelsen, und UnternehGrohe, 4Care, Huber Packaging, Würth, hagebau men auf. Herr Grötsch, welche Herausforderungen bringt die Digitalisierung für Un-
Wer online handelt, konkurriert zudem automatisch in einem internationalen Wettbewerbsumfeld, in dem sich mitunter wagniskapitalfinanzierte, schnell wachsende Angreifer tummeln und profitable Nischen identifizieren. Das hohe Tempo der Veränderung fordert Unternehmen mehr Agilität ab.
Prototypen mit unmittelbarem K u n d e n feedback, haben hingegen die Nase vorn. Welche digitalen Lösungen sollten Unternemen ih-
Christian Grötsch Geschäftsführer dotSource GmbH
Wie gut sind deutsche Unternehmen di-
ren Kunden mit-
gital aufgestellt?
telfristig bieten?
Der Innovationsdruck durch die immer weiter zunehmende Automatisierung und Digitalisierung ist mittlerweile in allen Branchen in Deutschland zu spüren. Big Data, E-Commerce, Cloud Computing und Social Media stehen selbst in der konservativen B2BBranche auf der Agenda. Doch bei der Umsetzung hapert es. Unternehmen in Deutschland sind häufig zu zögerlich, ihr Geschäftsmodell an neue digitale Entwicklungen anzupassen. Unternehmen mit agilen Silicon-ValleyMethoden, wie Design Thinking und
Alle Kontaktpunkte müssen im Sinne des Kunden neu gedacht und Produkte auf ihren digitalen Zusatznutzen überprüft werden, um letztendlich den Kundennutzen zu erhöhen und ein digitales Interface aufzubauen. Das entsprechende Mindset erwerben Unternehmen durch Innovationsprojekte, direkte Tests an Pilotkunden und Beteiligungen an Startups.
www.dotsource.de/whitepaper-digitale-transformation
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in|pact media Verlag