MÄRZ 2014
Auch als APP für Smartphones & Tablets
ZUKUNFT MEDIZIN Forschung, Therapien, Innovationen
Teurer Fortschritt
Starkes Herz
Krebstherapien
Warum mehr Effizienz nötig ist Seite 3
Risiko ungesunder Lebensstil Seite 4
Erfolge durch Individualisierung Seite 16
» ZUKUN F T M E D IZIN « i s t e i n e u n a b h ä n g i g e P u b l i k a t i o n d e s i n|p a c t m e d i a Ve r l a g s u n d e r s c h e i n t a l s B e i l a g e i n d e r ZEI T.
GRUSSWORT
in|pact media Verlag
Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Medizin macht derzeit einen Paradigmenwandel durch. Statt den Körper als Modell anzusehen, als Prototyp mit einheitlichen Mechanismen, wird die Sicht auf die Funktionen immer individueller – und damit immer komplexer. Wurde etwa einst stillschweigend angenommen, dass Symptome von Krankheiten bei Männern und Frauen sich gleichen, weiß man inzwischen: Nicht nur die Physis der Geschlechter unterscheidet sich grundlegend. Symptome können bei gleichen Leiden komplette andere sein, auch in der Therapie werden inzwischen die Unterschiede der Geschlechter immer wichtiger. Besonders stark ausgeprägt ist dieser Ansatz in der Krebstherapie. Hier setzt die Medizin mehr und mehr auf personalisierte Therapien, welche die jeweilige MIRKO HEINEMANN Chefredakteur Ausprägung der Krankheit beim einzelnen Patienten in den Fokus nimmt. Das ist inpact media Verlag erfolgversprechend – aber teuer. Die Gesundheitspolitik hat bislang keine schlüssige Antwort auf die Frage gefunden, wie die personalisierte Therapie in der breiten Versorgung etabliert werden kann. Insofern blicken alle derzeit gespannt auf die Große Koalition und auf den neuen Minister im Gesundheitsressort. Auf seiner Website beschreibt Hermann Gröhe seine Ziele so: „Die hohe Qualität unseres Gesundheitssystems zu erhalten, ja noch zu verbessern, ist mein großes Ziel als Bundesminister für Gesundheit.“ Dass tiefergehende Bekenntnisse bislang fehlen, ist sicherlich der Orientierungsphase geschuldet, in der sich der Minister noch befindet. Der ehemalige CDU-Generalsekretär hat sich in der Gesundheitspolitik bislang noch nicht hervorgetan. Das muss man ihm nicht als Makel auslegen: Eine gewisse Distanz zur Gesundheitswirtschaft und zu ihren starken Lobbygruppen kann ein Vorteil sein. Die Herausforderungen, die auf den neuen Minister zukommen, sind immens: Der demografische Wandel führt dazu, dass sich gesundheitspolitische Fragen zuspitzen, etwa die Notwendigkeit von langfristigen Konzepten für die Pflege der wachsenden Zahlen älterer Menschen oder die Auswirkungen des Ärztemangels auf die flächendeckende medizinische Versorgung. Dazu kommen Begehrlichkeiten in der Forschungsförderung. Schließlich hat Deutschland einen Spitzenplatz in der pharmazeutischen und medizintechnischen Forschung zu verteidigen. Mit der vorliegenden Publikation möchten wir einige dieser Faktoren beleuchten – und aufzeigen, welche Chancen in ihnen stecken.
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INHALT
Seite 3 Immer besser, immer teurer? Herausforderungen für die Politik
Seite 4 Starkes Herz Wie wichtig der Lebensstil ist
Seite 4 Schluss mit dem Rauchen! Nichtraucherschutz
Seite 6 Forum der Akteure Mathias Hevert, BAH Birgit Fischer, vfa Joachim M. Schmitt, BVMed
Seite 8 Geschwindigkeit ist Trumpf
Seite 14 Wenn der Filter ausfällt
Wachstumsbranche Medizintechnik
Chronisches Nierenversagen
Seite 10 Männer, treibt mehr Sport!
Seite 14 Hilfe aus der Natur
Vorsorge gegen Potenzprobleme
Komplementäre Medizin
Seite 10 Sichere Verhütungsmethoden
Seite 16 Innovationen gegen Krebs
Moderne Familienplanung
Personalisierte Therapie
Seite 12 Da blüht dir was
Hinweis: Alle nicht mit dem Zusatz
Kolumne
»Redaktion« gekennzeichneten
Seite 12 Erodierende Infrastruktur
Beiträge sind Auftragspublikationen und damit Anzeigen.
Lösungen für Ärztemangel gesucht
Impressum in|pact media GmbH Dircksenstraße 40 D-10178 Berlin T +49 (0) 30 80 20 86 – 530 F +49 (0) 30 80 20 86 – 539 E redaktion@inpactmedia.com www.inpactmedia.com
Chefredaktion Mirko Heinemann (V.i.S.d.P) REDAKTIONSLEITUNG Christina Jäger Art DireKtion / Layout Katharina van der Mee
Autoren Marie Fink, Philipp Grätzel von Grätz, Mirko Heinemann, Jürgen W. Heidtmann, Katharina Münster, Axel Novak, Sabine Philipp, Yvonne Schuck, Dr. Ulrike Schupp, Julia Thiem wissenschaft aktuell
PROJEKTLEITUNG / SALES Thomas Krause
Joachim Czichos, Jan Oliver Löfken, Cornelia Dick-Pfaff, Nicole Sagener
LEKTORAT Agnieszka Kaczmarek
HERAUSGEBERIN Sara Karayusuf Isfahani
IllustrationEN Marta Slawinska www.martha.pl
Geschäftsführung Edi Karayusuf Sara Karayusuf Isfahani
Druck Axel Springer Druckhaus Berlin-Spandau
SALES ASSISTANT Abby Weinz
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ZUKUNFT MEDIZIN
Immer besser, immer teurer? Personalisierung, Miniaturisierung, Digitalisierung: Drei Megatrends definieren derzeit den medizinischen Fortschritt. Die Politik muss auf die kommenden Herausforderungen reagieren. Philipp Grätzel von Grätz / Redaktion
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ie Finanzsituation der Sozialsysteme ist derzeit erfreulich. Die Beitragseinnahmen sind hoch, die Versicherungsträger machen Überschüsse. Krise im Gesundheitswesen? War da was? Der Ökonom Boris Augurzky vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung warnte beim 31. Deutschen Krebskongress Mitte Februar vor Übermut. Denn wenn etwa ab dem Jahr 2025 die ersten Babyboomer in Rente gehen, erreicht der demografische Wandel das Gesundheitswesen: „Dafür sind wir bisher nicht nachhaltig aufgestellt“, so Augurzky. Nun sind mit demografischen Veränderungsprozessen auch andere Gesellschaften klar gekommen. In der Medizin kommt jedoch ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf hinzu, der auf den medizinischen Fortschritt zurückgeht. Die Erkrankung Krebs ist das beste Beispiel. Eine moderne Krebstherapie kann heute ohne weiteres 30.000 Euro pro Jahr kosten. Auch Jahrestherapiekosten im sechsstelligen Bereich sind durchaus drin. Das bleibt nicht ohne Einfluss: Fast zehn Prozent der Gesundheitsausgaben in Deutschland gehen mittlerweile in die Krebsversorgung. Zwischen 2002 und 2008 nahmen die Kosten für die ambulante Krebsmedizin in Deutschland um 52 Prozent zu, für die stationäre Krebsmedizin um 31 Prozent. Warum ist das so? Die Entwicklung moderner, molekular hergestellter Medikamente ist teuer. Und sie ist schwer kalkulierbar. Das Stichwort lautet Personalisierung: Immer mehr Medikamente werden nur noch für bestimmte, molekular definierte Untergruppen von Patienten zugelassen. Nicht selten stellt sich erst im Laufe der Zeit heraus, wie groß die Zielgruppe für ein Krebsmedikament ist. Auch bei anderen Erkrankungsgruppen stellen sich durch den Fortschritt Finanzierungsfragen. Rheumatische Erkrankungen gehörten lange zu den kostengünstigsten chronischen Erkrankungen: Weder konventionelle Schmerzmittel noch Kortisonpräparate sind besonders teuer. Seit einigen Jahren freilich haben diverse Antikörper in die Therapie Einzug gehalten. Ergebnis: Vielen Patienten geht es sehr viel besser. Aber plötzlich sind drei der fünf für die Krankenkassen teuersten Medikamenten Rheumamittel. Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist ein etwas anderer Trend zu beobachten, nämlich eine immer stärkere Miniaturisierung von Therapieverfahren. So kann heute bei Patienten mit Vorhofflimmern, einem häufigen Problem bei älteren Menschen mit Bluthochdruck, per Herzkatheter das Reizleitungsgewebe im Herzen verändert werden. Vor ein paar Jahren waren das seltene Eingriffe. Mittlerweile wird es in Deutschland rund 60.000 Mal im Jahr gemacht. Das kostet. Ein anderes Beispiel ist der Austausch verkalkter Herzklappen, vor allem der Aortenklappe. Das geht mittlerweile ebenfalls per Katheter. In-
nerhalb von vier Jahren stieg die Zahl dieser EinEin anderer Ansatzpunkt für Einsparungen griffe, von denen jeder rund 30.000 Euro kostet, sind Projekte, die darauf abzielen, die Effizienz in Deutschland von nahezu null auf jetzt rund des Gesundheitswesens zu erhöhen. In diesem 12.000 pro Jahr. Unterm Strich ist die Situation in Bereich geht es viel um die Einführung von ITder Herz-Kreislauf-Medizin damit ähnlich wie in Systemen. Derzeit laufen die Vorbereitungen für der Krebsmedizin: Neue Verfahren sind vielleicht die Tests der Online-Funktionen der elektronischen Gesundheitskarte. Es geht um den Aufnicht zwangsläufig, aber doch häufig sehr segenspendend. Der Preis ist eine kaum kontrollierbare bau einer deutschlandweiten IT-Infrastruktur, Kostensteigerung. über die viele administrative und medizinische Stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten es Kommunikationsprozesse schneller, besser und – mit Blick auf die demografisch problematischen so die Hoffnung – langfristig billiger abgewickelt Jahrzehnte nach 2025 gibt, die Finanzierung des werden können. Allerdings: Schon einmal, vor Gesundheitswesens aufrecht zu erhalten, ohne sechs Jahren, wurde mit einer sehr teuren, letztlich misslungenen Testphase für diese Infrastrukden Fortschritt auszubremsen. Ein Patentrezept tur viel Geld in den Sand gesetzt. hat niemand. Aber politisch herrscht doch weitgehend Einigkeit darüber, dass zumindest versucht Sowohl um Qualität als auch um Effizienz werden sollte, durch Qualitätsprogramme dafür geht es bei der Telemedizin. Hier zielen die Bemühungen vor allem auf eine bessere zu sorgen, dass nur wirksame Therapien erstattet Anbindung von Patienten werden und das nur jene Patienten eine teure Therapie in ländlichen Regionen. »Die Effizienz im Dort kommt es derzeit aus bekommen, die auch wirklich etwas davon haben. demografischen, aber auch Gesundheitswesen muss aus soziokulturellen GrünEin wichtiger Schritt war den zu einer Ausdünhier die Einführung der erhöht werden.« nung der medizinischen Nutzenbewertung neuer Vesorgung. Bundeskanzlerin Verfahren. Es kann einfach Angela Merkel hat in ihrer Regierungserklänicht mehr alles erstattet werden, nur weil irgendjemand behauptet, dass es funktioniert. Die Zertirung vom 29. Januar 2014 eine Lanze für die Tefizierung der Anbieter medizinischer Leistungen lemedizin gebrochen. Das geschah nicht ohne ist das zweite Standbein der politischen QualiGrund: Krankenkassen und niedergelassene tätsbemühungen. Die Deutsche Krebsgesellschaft Ärzte hätten sich laut Gesetzgeber eigentlich ist hierbei einer der Vorreiter: Sie hat schon über schon vor über einem Jahr auf eine Finanzierung telemedizinischer Leistungen einigen müs800 Zentren zertifiziert, die eine lange Latte an sen. Bisher ist nichts geschehen. Was lehrt das? Qualitätskriterien einhalten müssen. Die Deutsche Zu den Herausforderungen, vor denen das deutGesellschaft für Kardiologie plant Ähnliches für sche Gesundheitswesen steht, gehört auch eine die per Katheter eingesetzten Aortenklappen. Die Überwindung der vielfältigen PartikularinteIdee ist letztlich, dass die Kostenträger sich bei der ressen. Erstattung an den Zertifikaten orientieren.
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Starkes Herz Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen lässt sich mit einem gesunden Lebensstil stark verringern. Ulrike Schupp / Redaktion
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ie Zahlen sind erschreckend: Allein 2011 starben dem Deutschem Herzbericht 2013 zufolge 127.101 Menschen an koronarer Herzkrankheit (KHK). Bei KHK sind die Koronargefäße aufgrund von Ablagerungen aus Blutfetten, Bindegewebe und Kalk so verengt, dass sie den Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgen können. Infolgedessen entstehen weitere Probleme: Durch Blutgerinnsel oder abgelöste Teile der Plaques kann es zu einem Herzinfarkt kommen, einem kompletten Gefäßverschluss. Dieser ist lebensbedrohlich und muss sofort notärztlich und stationär behandelt werden. Durch KHK und das Absterben des Herzmuskelgewebes beim Herzinfarkt kann später die Pumpkraft des Herzmuskels nachlassen und eine Herzschwäche entsteht. Organe wie Gehirn, Nieren oder Muskeln erhalten dann durch mangelnde Durchblutung zu wenig Sauerstoff und zu wenig Nährstoffe. Der gesamte Körper wird in Mitleidenschaft gezogen. Herzschwäche ist weit verbreitet. Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen, über 52.000 starben 2011 an einem akuten Herzinfarkt, 45.428 an Herzschwäche. Diese beginnt oft unauffällig mit eher unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit und eingeschränkter Leistungs-
fähigkeit. Atemnot tritt anfangs nur bei körperlicher Belastung, später aber auch bei Ruhe auf. Da Herz-Kreislauf-Erkrankungen zunächst oft gar nicht bemerkt werden, sollten die Ursachen von Dauermüdigkeit und Atemnot unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Wichtig sind darüber hinaus die Früherkennung und die regelmäßige Kontrolle von Bluthochdruck, weil dieser das Gefäßsystem belastet. Die Behandlung einer Herzschwäche reicht von der medikamentösen Einstellung des Blutdrucks bis hin zu Eingriffen wie Bypass-Operationen. Im Endstadium bleibt nur die Herztransplantation. Assist-Systeme, künstliche Herzen, können die Zeit überbrücken, bis ein passendes Herz gefunden ist. Aufgrund der Tatsache, dass viele der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen eng mit den Gewohnheiten der Menschen in den westlichen Industrienationen verknüpft sind, zählen diese zu den so genannten „Lebensstil-Erkrankungen“. Einer Studie des World Economic Forum und der Universität Harvard zufolge werden sie in den nächsten 20 Jahren drastisch zunehmen und das Gesundheitssystem erheblich belasten. Zu den Risikofaktoren zählen Alter, Übergewicht, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Rauchen, Dauerstress, Bewegungsmangel und zu hoher Alkoholkonsum. Doch auch Erkrankungen des Fettstoffwechsels und genetische Veranlagung können eine Rolle spielen.
Mediziner gehen davon aus, dass sich das Krankheitsrisiko durch einen gesunden Lebensstil mit fettarmer Ernährung, Bewegung und Nikotinverzicht um bis zu 80 Prozent senken lässt. Umso alarmierender sind die Ergebnisse des jüngsten Herzberichts. In Deutschland sind etwa 30 Prozent der Erwachsenen körperlich inaktiv. Dabei ist die vorbeugende Wirkung regelmäßiger Bewegung längst erwiesen. Anders als früher ist sogar bei der Behandlung einer Herzschwäche nicht mehr Schonung angesagt, sondern Bewegung wie Wandern, Nordic Walking, Radfahren als wichtiger Teil der Therapie. Allein dadurch lassen sich Leistungsfähigkeit und Prognose verbessern.
Schluss mit dem Rauchen! Bekannt ist, dass Passivrauchen extrem schädlich ist. Dennoch wird Nichtraucherschutz in Deutschland noch nicht flächendeckend praktiziert. Jürgen W. Heidtmann / Redaktion
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ängst ist es wissenschaftlich erwiesen: Seit Rauchen in der Öffentlichkeit gesetzlich eingeschränkt wurde, sind die Deutschen gesünder. So hat sich laut einer Bremer Studie nach der Einführung der Nichtrauchergesetze in den Jahren 2008 bis 2010 bei Nicht- beziehungsweise Passivrauchern der Anteil dieser Herzinfarkt-Vorkommen um 26 Prozent reduziert, bei Rauchern um vier Prozent. Damit wurden die Ergebnisse einer zweiten Studie bestätigt, bei der 3,7 Millionen Versicherte der Deutschen Angestellten Krankenkasse fünf Jahre lang beobachtet wurden. Nach Einführung der Nichtrauchergesetze war ein Rückgang der stationären Krankenhausaufnahmen aufgrund von Angina Pectoris um 13,3 Prozent und aufgrund von akuten Herzinfarkten um 8,6 Prozent registriert worden. „Aus kardiologischer Sicht sollte also der Weg der Rauchverbote und des Nichtraucherschutzes in öffentlich zugänglichen
Orten konsequent weiter gegangen werden“, erklärte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Georg Ertl, bereits 2012 auf dem Europäischen Kardiologenkongress. Zwar ist inzwischen in ganz Deutschland das Rauchen in öffentlichen Gebäuden untersagt, seit 2008 gelten zudem Rauchverbote in der Gastronomie. Die werden allerdings von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausgestaltet. Während etwa in Bayern seit 2010 und in Nordrhein-Westfalen seit 2013 ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie gilt, darf in Berlin etwa in so genannten „Einraumgaststätten“ bis 75 Quadratmeter Größe geraucht werden, wenn dort nicht „vor Ort zubereitete Speisen“ verkauft werden. Eine solche Rauchergaststätte muss beim Ordnungsamt angemeldet und von außen sichtbar gekennzeichnet werden. Jugendlichen bis zu 18 Jahren ist der Zutritt untersagt. Nichtraucherschutzorganisationen kritisieren die Ausnahmen in der Berliner Gesetzgebung. Johannes Spatz, Sprecher des Forum Rauchfrei: „Durch die Vielfalt der Ausnahmeregelungen entzieht sich das Gesetz einer Kontrolle.
Berlin braucht ein wirksames Nichtraucherschutzgesetz wie in NRW.“ Die Gefährlichkeit der im Tabakrauch enthaltenen Giftstoffe für die Gesundheit ist unumstritten. Am häufigsten erkranken die Raucher sowie die Passivraucher im Bereich des Herz-KreislaufSystems, an Lungenkrebs und chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen. Aber auch andere bösartige Erkrankungen sowie der plötzliche Kindstod werden zum Teil dem Rauchen angelastet. Schätzungen gehen in Deutschland von jährlich mehr als 3.300 Todesfällen von Nichtraucherinnen und -rauchern durch die Auswirkungen dieser Gifte aus. Über 260 nicht rauchende Personen sterben jährlich an passivrauchbedingtem Lungenkrebs, die Zahl der so bedingten Todesfälle durch koronare Herzkrankheiten liegt bei über 2.140, über 770 nicht rauchende Personen versterben pro Jahr an einem passivrauchbedingten Schlaganfall. Insgesamt liegt die Zahl der Todesfälle, die ihre Ursache im Tabakrauch haben, in Deutschland bei etwa 140.000 Menschen jährlich.
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ZUKUNFT MEDIZIN
— Beitrag zur Privaten Krankenversicherung von AXA —
Rundum-Service in Sachen Gesundheit Mit dem gesundheitsservice360° bietet AXA Unterstützung und Orientierung bei allen Gesundheitsfragen Individuelle Unterstützung bei allen Gesundheitsfragen – das wünschen sich viele Patienten. In Zusammenarbeit mit Gesundheitsexperten aus verschiedensten Bereichen hat AXA für seine Kunden eines der umfangreichsten Servicepakete für eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in Deutschland geschnürt: den gesundheitsservice360°.
Orientierung, Versorgung und Betreuung. Es richtet sich an Gesunde, Versicherte im Krankheitsfall, an chronisch oder schwersterkrankte Kunden sowie auch an ihre Angehörigen. Sie erhalten eine individuelle Begleitung bei allen Gesundheitsthemen, beispielsweise Präventionsangebote für mehr Bewegung,
Tipps zur gesunden Ernährung oder zur Raucherentwöhnung, Impfschutzprogramme oder die Zahnprophylaxe. Das Gesundheitstelefon bietet rund um die Uhr fundierte Beratung und die Spezialisten-Suche auf der AXA Internetseite sowie die Gesundheits-App stellen praktische Unterstützung bei der Wahl von Ärzten und Kliniken dar.
PRÄVENTIONSANGEBOTE UND TIPPS
BEGLEITUNG DURCH PARTNERNETZWERKE
Das kostenfreie Angebot für alle Krankenvollversicherten von AXA beinhaltet umfangreiche Gesundheitsleistungen in den Dimensionen Vorsorge,
Herzstück des gesundheitsservice360° sind interdisziplinäre Partnernetzwerke mit hochqualifizierten Haus- und Fachärzten, Kliniken, Rehabilitations-
Der gesundheitsservice360° von AXA bietet individuelle Begleitung bei allen Gesundheitsthemen.
einrichtungen, Arzneimittelherstellern, Apotheken und weiteren Partnern. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Patientenbegleitung für chronisch Kranke, beispielsweise mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, Asthma, Rückenschmerzen, Depression oder COPD. Der enge Informationsaustausch vermeidet Brüche in der Versorgung und fördert so schnelle Behandlungserfolge. Die freie Arztwahl bleibt ebenso bestehen wie die Therapiefreiheit der beteiligten Ärzte. Focus Money hat das Angebot 2013 als „besten Gesundheitsservice“ ausgezeichnet. www.AXA.de/gesundheitsservice360
— Beitrag ABBOTT —
Mehr Lebensqualität bei Herzinsuffizienz Interview mit Kay Rohnke, Country Manager Structural Heart Germany bei Abbott Herr Rohnke, was ist das Besondere am MitraClip?
Mit dem MitraClip ist es uns gelungen, ein minimalinvasives Kay Rohnke Verfahren zur Country Manager Structural Heart Germany bei Abbott Behandlung von Herzinsuffizienz zu entwickeln. Für viele Patienten ist das Risiko einer Opera-
tion am offenen Herzen mit Öffnung des Brustkorbs und Anschluss an eine Herz-Lungen-Maschine zu groß. Gleichzeitig haben diese Menschen kaum noch Lebensqualität, weil selbst einfache Tätigkeiten sofort zu Atemnot führen. Ihnen eröffnen sich mit dem MitraClip neue Chancen. Wie genau funktioniert er?
Vereinfacht ausgedrückt schließt der MitraClip die Segel der Mitralklappe. Er wird mittels eines Katheters über die Leistenvene platziert. Weltweit sind bereits mehrere Tau-
send Patienten mit dem Verfahren behandelt worden – seit 2008 auch in Deutschland. In der Regel können Patienten schon nach zwei bis drei Tagen aufstehen und laufen – ohne Atemnot. Wie kam es zur Entwicklung?
Forschung spielt für uns eine große Rolle. Grundsätzlich gibt es zwei Wege: Wir forschen selber oder wir unterstützen ein Start-up mit einer vielversprechenden Entdeckung. Denn ab einer bestimmten Stufe braucht es die Strukturen und
Ressourcen eines großen Unternehmens, um eine Entwicklung zur Marktreife zu führen – etwa wenn es um Studien geht, oder um eine stabile und hochwertige Produktion gewährleisten zu können. So war es im Fall des MitraClips. Mittlerweile haben wir die Sicherheit des Verfahrens nachgewiesen und befinden uns aktuell in mehreren Studien, um auch die in der Medizin so entscheidende Evidenz zu belegen. www.abbott.de
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in|pact media Verlag
Forum DER AKTEURE
Fokus: Gesundheit Die Redaktion befragt Akteure zu den Herausforderungen der Medizin von morgen.
Mathias Hevert
Birgit Fischer
Joachim M. Schmitt
Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH)
Hauptgeschäftsführerin des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen e.V. (vfa)
Geschäftsführer und Mitglied des Vorstands des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed)
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ie Menschen wollen natürliche und nebenwirkungsarme Medizin. Ungefähr zwei Drittel der deutschen Bevölkerung nutzt heute Naturheilmittel – mit steigender Tendenz. Besonders Eltern setzen auf Naturheilmittel, da sie nebenwirkungsarm und daher für Kinder besonders geeignet sind. Auch chronisch Kranke profitieren von der Naturheilkunde. Dies betrifft vor allem die über 65-Jährigen, die etwa 70 bis 80 Prozent der Kosten im Gesundheitssystem ausmachen. Aus finanziellen Gründen wurden die rezeptfreien Arzneimittel und damit faktisch auch alle Naturheilmittel 2004 bis auf wenige Ausnahmen aus der Erstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ausgeschlossen. Daher ist eine Forderung an die neue Regierung, die noch bestehende Erstattungsfähigkeit für Kinder bis 12 Jahre auf 18 Jahre zu erweitern, da sich gerade rezeptfreie natürliche Arzneimittel für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen besonders eignen. Ferner sollten auch bei Patienten ab 65 Jahren rezeptfreie Arzneimittel wieder zu Lasten der GKV verordnungsfähig sein. Mehr als 100.000 Arbeitsplätze hängen in Deutschland direkt und indirekt von Naturheilmitteln ab. Vor allem der Mittelstand, der als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gepriesen wird, ist unter den Naturheilmittelherstellern stark vertreten. Die Politik sollte daher auch die sozioökonomische Bedeutung der Naturheilmittel nicht außer Acht lassen.
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ie Zukunft der Medizin hat längst begonnen! Denn jedes Medikament, jedes medizintechnische Gerät und jedes Diagnoseverfahren braucht, bevor es in die Versorgung eingeführt wird, einen jahrelangen Vorlauf, in dem aus einer Idee eine Erfindung wird, die dann zur Serienreife entwickelt und schließlich rigoros getestet wird.
»Innovative Therapien sollen zügig die Versorgung erreichen.«
Zum Schluss noch ein Wort zur Homöopathie: Ungeachtet der immer wieder geführten Diskussion über ihre Wirksamkeit vertrauen große Teile der deutschen Bevölkerung dieser Therapiemethode. Mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung hat selbst schon einmal Homöopathika verwendet. Durch Grundlagenforschung wird seit Jahren der Wirkmechanismus untersucht. Hierbei wurden zahlreiche positive Resultate erzielt. Auch existieren circa 300 klinische Studien, von denen eine Vielzahl die Wirksamkeit der untersuchten Homöopathika belegen.
Bei Medikamenten dauert dies beispielsweise so lange, dass heute schon die ersten Arbeitsschritte für die Medikamente von 2027 erfolgen müssen! Und was Grundlagenforscher gerade an molekularen Zusammenhängen aufdecken, dürften die Ausgangspunkte für Medikamente der 2030er Jahren sein. Medizinischer Fortschritt, der hierzulande zur Anwendung kommt, stammt aus zahllosen Ländern. Aber auch Deutschland selbst hat wichtigen Anteil daran: So stammen zum Beispiel ein neues Brustkrebsmedikament und ein Mittel gegen den gefährlichen Lungenhochdruck aus deutschen Pharmalabors. Ein neues Medikament gegen Multiple Sklerose basiert auf Erkenntnissen aus einer deutschen Universitätsklinik. In all diese Medikamente ist die Kompetenz von Forschungs- und Ärzteteams eingegangen. Sie sind aber auch dem unternehmerischen Mut zu verdanken, über Jahre hinweg in sie zu investieren, ohne zu wissen, ob am Ende eine Zulassung steht – und parallel noch weitere Projekte zu finanzieren, die möglicherweise mangels Erfolg niemals Geld zurückverdienen werden. Patientinnen und Patienten wie auch die Firmen haben deshalb das gleichsinnige Anliegen, dass innovative Therapien nach der Zulassung zügig die Versorgung erreichen: damit den Erkrankten besser geholfen wird und damit die Hersteller das Geld einnehmen können, das sie für ihre nächsten Projekte benötigen. Denn Einnahmen aus den Innovationen von heute tragen dazu bei, die Innovationen von morgen zu finanzieren. Das sollte bei allem berechtigten Effizienzstreben im Gesundheitswesen nicht aus dem Blick geraten!
www.bah-bonn.de
www.vfa.de
»Mehr als 100.000 Arbeitsplätze hängen von Naturheilmitteln ab.«
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ie Entwicklung der Medizin und insbesondere der Medizintechnologie ist sehr dynamisch. Einige Trends: Operationsverfahren werden durch moderne medizinisch-technische Verfahren immer schonender. Chirurgen erhalten Unterstützung durch computerassistierte Navigation. Medizintechnik und IT wachsen zusammen. Zukunftsträchtige Technologiefelder wie Bio- und Nanotechnologien sind ebenso in der Medizin auf dem Vormarsch. Die Medizintechnik-Branche ist besonders innovativ. Im Durchschnitt investieren die forschenden MedTech-Unternehmen rund neun Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Klar ist: Moderne Medizintechnologien werden in Zukunft neue Maßstäbe setzen. Aber: Wir müssen dabei die Frage beantworten, wie wir künftig mit begrenzten finanziellen Mitteln sicherstellen wollen, dass die Patienten möglichst schnell vom rasanten medizinischen Fortschritt profitieren können.
»Die forschenden MedTechUnternehmen investieren rund neun Prozent des Umsatzes in F&E.« Eine aktuelle BVMed-Umfrage zeigt: Deutschland verfügt in der Medizintechnik über gut ausgebildete Wissenschaftler und Ingenieure und eine sehr gute klinische Forschung. Das Innovationsklima in Deutschland wird aber durch die eher fortschrittsbehindernd eingestellten Krankenkassen, durch bürokratische Prozesse und die Unsicherheiten über die künftige Nutzenbewertung von Medizinprodukten zunehmend gefährdet. Nach dem Strategieprozess Medizintechnik brauchen wir jetzt eine stärkere gemeinsame Umsetzung der erkannten Defizite. Wir brauchen besser aufeinander abgestimmte und bedarfsorientierte Forschungsförderungsprogramme, neue Wege in der Finanzierung klinischer Studien und sinnvolle Evidenzlevel sowie entsprechende Studiendesigns für die Nutzenbewertung von Medizintechnologien. www.bvmed.de
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ZUKUNFT MEDIZIN
— Beitrag ABBVIE DEUTSCHLAND —
AbbVie geht neue Wege in der Behandlung schwerer Krankheiten Wie das BioPharma-Unternehmen mit Innovationen einen echten Unterschied im Leben von Patienten macht Die Zahlen sind alarmierend: Weltweit sind etwa 160 Millionen Menschen an einer chronischen Hepatitis C erkrankt. Drei bis vier Millionen Personen stecken sich jährlich neu an und mehr als 350.000 von ihnen sterben jedes Jahr an den Folgen der hoch ansteckenden Leberkrankheit. In Europa sind ungefähr 17,5 Millionen Menschen von einer chronischen Hepatitis C betroffen, wobei Genotyp 1 die häufigste Form dieser Erkrankung auf dem europäischen Kontinent ist. In Deutschland ist Hepatitis C längst zu einer „stillen Epidemie“ geworden mit rund einer halben Million Infizierter und jährlich etwa 6.000 Neuinfektionen. HEPATITIS C: HOHER MEDIZINISCHER BEDARF FÜR NEUE THERAPIEN
Die Infektion verläuft bei der Mehrheit der Patienten zunächst ohne entsprechende Symptome. Viele von ihnen erfahren erst in einem fortgeschrittenen Stadium von ihrer Erkrankung. Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, Tagesmüdigkeit oder Konzentrationsstörungen kennzeichnen das Krankheitsbild. Auch die Behandlung von Hepatitis C kann für die Patienten sehr belastend sein: „Die bisherige Versorgung setzt auf eine Behandlung in Kombination mit
Innovationen - made in Ludwigshafen
Interferon. Das Problem: Bei Patienten können starke Nebenwirkungen auftreten, wie etwa Depression, Schlaflosigkeit oder grippeähnliche Symptome“, berichtet Alexander Würfel, Geschäftsführer des BioPharmaUnternehmens AbbVie. „Bislang gab es noch keine Behandlungsalternativen für Patienten, die Interferon nicht nehmen können oder es nicht vertragen. Wir arbeiten daran, dies zu ändern“, so Würfel weiter. Die AbbVie Forscher konzentrieren sich folglich auf die Entwicklung einer Therapie, die Interferon überflüssig macht, Nebenwirkungen reduziert und die virologische Ansprache auf die Behandlung verbessert. Gleichzeitig sollen die Anwendung erleichtert und die Therapiezeit kurz
und sicher gehalten werden. Wir gehen davon aus, dass wir zu Beginn des zweiten Quartals 2014 die Zulassung beantragen werden. FORSCHUNG FÜR PATIENTEN: DER ABBVIE INNOVATIONSSTANDORT DEUTSCHLAND
Der Fokus unserer Forschung liegt in Bereichen mit hohem medizinischen Bedarf. Neben Hepatitis C sind dies Krankeiten des zentralen Nervensystems, Krebs, Nierenerkrankungen und Erkrankungen des Immunsystems. Hier verfügen wir über eine vielversprechende Pipeline mit über 20 Projekten oder neuen Indikationen in Phase II und Phase III.
Deutschland spielt im Forschungsverbund des BioPharmaUnternehmens eine zentrale Rolle. Der Standort Ludwigshafen ist der größte AbbVie Forschungsstandort außerhalb der USA und leistet einen wichtigen Beitrag für zahlreiche globale Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Unternehmens. „Als integrierter Standort können hier alle Schritte der Medikamentenentwicklung und -produktion durchgeführt werden – von der frühen Suchforschung über die Entwicklung hin zur Marktzulassung und Produktion von Arzneimitteln über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg“, so Dr. Friedrich Richter, Geschäftsführer für Produktion und Entwicklung bei AbbVie Deutschland. Dabei entstehen Innovationen, die einen echten Unterschied für das Leben der Patienten machen: So kommt in Ludwigshafen beispielsweise eine Produktionsmethode zum Einsatz, die HIV-Medikamente unempfindlicher gegen Hitze macht und die Lagerung vereinfacht – ideal für den Einsatz in den Ländern, in denen die Krankheit am stärksten verbreitet ist.
www.abbvie.de
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Galerie
Geschwindigkeit ist Trumpf
Medizintechnik aktuell Selbstauflösende Stents Bislang wurden bei Koronaren Herzerkrankungen oftmals Stents implantiert. Sie sollten die Gefäße stützen und eine erneute Verengung verhindern. Innovative, so genannte bioresorbierbare Stents von Abbott Vascular erfüllen den gleichen Zweck und stützen das Gefäß zunächst ab. Das Innovative: Nach bis zu drei Jahren, wenn die Stützfunktion nicht mehr notwendig ist, lösen sie sich auf, und es bleibt kein Implantat im Körper des Patienten zurück.
Effektiver Blutspenden Ein innovatives Blutspendesystem soll zukünftig gewährleisten, dass aus jeder Blutspende das Optimum herausgeholt wird. Damit werden pro Spende gleich zwei Erythrozyten-Einheiten gewonnen, eine Blutspende kann also zwei Menschen das Leben retten. Die neuartige Technologie trennt bereits während der Spende die roten Blutkörperchen von den restlichen Blutbestandteilen und führt die nicht benötigten Anteile dem Spender direkt wieder zu. Damit ist der Flüssigkeitsverlust deutlich geringer.
Neuro-ästhetisches Feedback Ein neues technisches Verfahren ist in der Lage, mentale Zustände und Prozesse visuell darzustellen. Basierend auf EEG-Messungen, können Gehirnzustände erstmals direkt und in Echtzeit gezeigt werden. Derzeit werden mit der Uniklinik Köln Experimente zur sozialen Interaktion durchgeführt. Im Avatar zeigen sich komplexe Muster wie ein Psychogramm, so dass auch individuelle Neuro-Porträts und Training von Zuständen möglich sind. Dadurch sei es besonders geeignet zur Selbstbeobachtung, Identitätsbildung und Wirkungsforschung.
www.neuro-portrait.com Neue Insulin-Nadeln Rund zwei Millionen Menschen mit Diabetes werden mit Insulin behandelt. Die notwendigen täglichen Injektionen werden von den meisten Patienten mit einem Insulin-Pen durchgeführt. Neuartige Nadeln für Insulin-Pens haben lediglich einen Durchmesser von 0,23 Millimetern und sind nur vier Millimeter lang. Sie sind extrem dünn, fünffach geschliffen und verfügen über eine spezielle Oberflächenbeschichtung, die eine sanfte Injektion ermöglicht. Dadurch wird die Insulin-Injektionen einfacher und noch schmerzarmer.
Fotos: Hersteller, Aktion Meditech
Mini-Herzschrittmacher Der Herzschrittmacher Micra von Medtronic kann durch seine geringe Größe minimalinvasiv implantiert werden. Während konventionelle Herzschrittmacher mittels eines chirurgischen Brustschnitts in einer Hauttasche unterhalb des Schlüsselbeins eingebettet werden müssen und ein Elektrodenkabel für die Abgabe der unterstützenden Impulse an das Herz benötigen, vereint der neue Schrittmacher alle Komponenten – Elektroden, Rechner und Batterie – in einem.
Ein Blinder kann wieder sehen. Ein Gehörloser wieder hören. Letzteres ist unter bestimmten Voraussetzungen heute schon möglich - mit Hilfe eines so genannten „Cochlea-Implantats“. Über ein Mikrofon werden in die Gehörschnecke implantierte Elektroden angesteuert. Ist der Gehörnerv noch in Ordnung, kann der Patient wieder hören. Auch künstliche Augen, heute noch Science Fiction, werden in naher Zukunft realisierbar sein. Mirko Heinemann / Redaktion
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ntelligente Implantate“, dazu zählen auch Herzschrittmacher, Defibrillator oder Insulinpumpen, sind ein aussichtsreiches Forschungsfeld der modernen Medizin. Deutsche Unternehmen sind ganz vorne mit dabei. Intelligente Implantate gehören zu den technisch aufwändigsten und risikoreichsten Medizinprodukten und stellen besondere Anforderungen an Forschung, Entwicklung, Zulassung und Erstattung. Doch die komplexe Bürokratie bei der Zulassung von High-Tech-Medizintechnik gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt, so die Kernaussage einer Studie, die der „Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.“ (VDE) im vergangenen Herbst in Berlin vorgestellt hat. Danach müssten High Tech-Medizinprodukte einen Entwicklungsprozess von zehn bis zwölf Jahren durchlaufen. Vor der Markteinführung stehe dann noch die klinische Prüfung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und die Ethikkommission. Seitdem 2010 das Medizinproduktegesetz novelliert wurde, sei dieses Verfahren erheblich verlängert worden, kritisiert die Studie. Speziell der Aufwand für die Dokumentation sei angewachsen. Dieses Beispiel zeigt, wie sehr Innovationen in der Medizintechnikindustrie von staatlichen Vorgaben abhängig sind. Das stellt auch der Schlussbericht des Nationalen Strategieprozess „Innovationen in der Medizintechnik“ fest. Die Medizintechnik wird darin als „höchst innovative und wachstumsstarke Branche“ bezeichnet, mit einem Rückgrat von 1.200 kleinen und mittelständischen Unternehmen. Mit einer Exportquote von 66 Prozent in 2011 seien die deutschen Firmen international gut aufgestellt und gehörten in etlichen Bereichen zur Weltspitze. Basis für den wirtschaftlichen Erfolg der deutschen Medizintechnik seien insbesondere die vielen innovativen Produkte – rund ein Drittel des Umsatzes werde mit Produkten erzielt, die jünger als drei Jahre sind, so der Bericht, in dem mehr Handlungsempfehlungen von mehr als 150 Experten der verschiedenen Akteursgruppen zusammengefasst wurden. Forschungs- und Entwicklungsstrategien müssten sich stärker als bisher am tatsächlichen klinischen und medizinischen Bedarf ausrichten, um die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit der medizintechnischen Forschung am Standort Deutschland langfristig zu erhöhen, so der Tenor. Gleichzeitig sollten Forschungsprozesse innovationsorientierter und vor allem effektiver gestaltet werden. In der Branche sieht man genau hier die größten Probleme. „Wir müssen gigantische Berge von Papier bei vielen Behörden einreichen“, so Hans-Jürgen Wildau, Vice President Health Services Biotronik Berlin und Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (DGBMT). Damit verlängerten sich nicht nur die Zeiträume bis zur Zulassung, auch die Kosten seien immens angewachsen. Speziell für Start Ups oder kleinere Unternehmen seien sie kaum noch zu stemmen. Damit stehe zu befürchten, dass die Innovationsdynamik bei Medizintechnikentwicklungen der höchsten Risikoklassen abnimmt. Diese Entwicklung ginge zu Lasten des gegenwärtigen Standortvorteils Deutschlands, einer breit diversifizierten Landschaft kleinerer und mittlerer, technologieorientierter Unternehmen. Und die Konkurrenz schlafe nicht: China etwa plane eine so genannte „Fast Track-Zulassung“ für Medizintechnik-Produkte – wohlgemerkt für inländische. „Den Chinesen ist längst klar, dass es in der Medizintechnik auf Geschwindigkeit ankommt“, so Wildau. Die Experten fordern daher eine umfassende und langfristige Forschungsförderung der innovativen Medizintechnik-Firmen – etwa im Rahmen eines Verbundes, unter dem sich die Forschungsunternehmen sammeln können. „Die Förderung muss längere Zeiträume als die jetzt üblichen drei Jahre umfassen“, so Wildau. Überdies solle auch die klinische Forschung und Entwicklung gefördert werden, um die Finanzierung aufwendiger Zulassungsverfahren auch für kleinere und mittlere Unternehmen zu gewährleisten.
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ZUKUNFT MEDIZIN
— Beitrag LIFTA —
Erprobtes Hilfsmittel für Gegenwart und Zukunft
Smarte Pflege
Der Geschäftsführer von Lifta, Harald Seick, spricht im Experteninterview über die steigende Akzeptanz von Treppenliften und smartes selbstständiges Wohnen. Gibt es etwas, worauf ich bei der Anschaffung achten sollte?
Was genau passiert im inHaus-Innovationszentrum?
Der Anbieter sollte bewusst ausgewählt werden. Wie gut erreichbar ist der Kundendienst, stammen die Monteure vom gleichen Unternehmen, wie schnell sind sie im Zweifelsfall vor Ort? Ein guter Berater beantwortet alle Fragen und gibt dem Kunden eine klare Kostenaufstellung. Wohlgemerkt nachdem er die Rahmenbedingungen kennt, denn der Preis eines Treppenlifts ist immer von dem Treppenverlauf bei Ihnen Zuhause abhängig. Eine frühzeitige Preisangabe ist unseriös.
Interviewpartner: Das FraunhoferinHaus-Zentrum ist eine einmalige Innovationswerkstatt für neuartige Systemlösungen in Räumen und Gebäuden. Zusammen mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung konzipieren und entwickeln wir intelligente Produkte, die im SmartHome und SmartBuilding-Bereich eingesetzt werden können. Aktuell arbeiten wir u.a. in dem Forschungsprojekt „Hospital Engineering“ am Krankenhaus der Zukunft.
Mit einem Treppenlift länger selbstständig Zuhause wohnen bleiben.
Sie sprachen von ständigen Verbesserungen – wie innovativ ist Lifta? Zukunft Medizin: Wie passt ein Treppenlift ins Bild?
Tatsache ist, dass wir immer älter werden, parallel aber immer weniger medizinisches Pflegepersonal zur Verfügung steht. Ein langes und selbstständiges Wohnen im Eigenheim entlastet da die Gesellschaft. Genau das entspricht auch dem Wunsch der Best Ager: Sie wollen in der vertrauten Umgebung wohnen, mobil und unabhängig bleiben. Mit Hilfsmitteln, die im Alltag unterstützen, kann genau das realisiert werden. Bevor man seine heimische Treppe als Barriere wahrnimmt, kann man rechtzeitig dafür sorgen, dass das eigene Haus smart genug ist, die nachlassende Mobilität aufzufangen. Zum Beispiel mit einem Treppenlift. Wie ist es um das Image des Treppenlifts bestellt?
Man darf nicht vergessen, dass jedes Hilfsmittel einmal klein angefangen hat. Die Brille hat z. B. über 100 Jahre gebraucht bevor sie sich vom Nasenfahrrad zu einem modischen Accessoire gemausert hat. Da war der Treppenlift schneller. Die Gesellschaft verändert sich und damit auch die Akzeptanz technischer Hilfsmittel. Der Treppenlift ist von einem belächelten Randobjekt in den Mittelpunkt einer älter gewordenen Gesellschaft gerückt. Denn Tatsache ist: Er hilft! Kann man die Akzeptanz im Alltag bemerken?
Ja, und zwar besonders was die staatliche Förderung betrifft. Zahl-
reiche Institutionen gewähren in vielen Fällen – egal, ob bei neuen, gebrauchten oder gemieteten Treppenliften – beträchtliche Zuschüsse. Die Pflegeversicherung übernimmt bei Personen mit Pflegestufe 0-3 häufig bis zu € 2.557,-. Dabei kann sich die Unterstützung vervielfachen, wenn mehrere Pflegebedürftige zusammen wohnen. Wichtig ist nur, den Antrag vor dem Kauf des Lifts zu stellen. Die KfW Bank bietet Eigentümern, Vermietern und Mietern im Rahmen des Programms „159 – Altersgerecht Umbauen“ ein Darlehen mit einem effektiven Zinssatz ab 1,00 % p. a. an. Und noch ein Tipp für alle: Der Einbau eines Treppenlifts kann als außergewöhnliche Belastung von der Steuer abgesetzt werden. Das bedeutet, die Kunden kommen inzwischen offensiv auf Sie zu?
Es wird spürbar mehr, aber in der Regel kommt der Impuls zum Kauf immer noch von außen. Häufig bemerken Kinder oder Bekannte, wie die Treppennutzung des Betroffenen nachlässt und machen ihn darauf aufmerksam. Es gibt aber auch Ehepaare, die gesund sind, mitten im Leben stehen und sich sagen: „Jetzt kann ich mich noch vernünftig darum kümmern, jetzt mache ich meine Wohnung fit für später!“ Dieser proaktive Ansatz ist wünschenswert, denn die Realität zeigt, dass sich viele Betroffene erst dann einen Lift holen, wenn es schon fast zu spät ist. Aktuell sind nur etwa 1 % der Wohnflächen barrierefrei gestaltet.
Das Fraunhofer-inHaus-Zentrum unterstützt mit intelligenten Produkten das immer knapper werdende medizinische Personal. Ein Interview mit dem Leiter Volkmar Keuter.
Wir arbeiten eng mit verschiedenen Instituten zusammen und unterstützen wissenschaftliche Studien wie der INSA Studie 50+, um unsere Kunden und ihre Bedürfnisse besser kennenzulernen. Gemeinsam mit dem KIT, dem Karlsruher Institut für Technologie, untersuchen wir gerade den Einfluss von Treppenliften auf die Lebensqualität älterer Menschen. Auch im InHausInnovationszentrum für intelligente Raum- und Gebäudesysteme der Fraunhofer-Gesellschaft steht ein Lifta Avantgarde. Hier werden neue Lösungen für smarte Räume und Gebäude partnerschaftlich entwickelt, getestet und demonstriert. Das ist die Zukunft! Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass die Menschen angesichts des Älterwerdens und der nachlassenden Gesundheit und Mobilität nicht resignieren, sondern sich frühzeitig für eine höhere Lebensqualität im Alter einzusetzen trauen. Kostenloses Infotelefon: 0800-20 33 133 www.lifta.de
Harald Seick Geschäftsführer Lifta Lift und Antrieb GmbH
Welche Themenfelder werden hier behandelt?
Interviewpartner: Demografische Veränderungen zeigen einen kontinuierlichen Anstieg der Lebenserwartung, eine konstant niedrige Geburtenrate und eine zunehmende Singularisierung der Gesellschaft. Das hat zur Folge, dass die Pflegebedürftigkeit zunimmt, gleichzeitig aber auch weniger pflegerisches und medizinisches Personal zur Verfügung steht. Ein wichtiger Punkt für die Zukunft sind deshalb Assistenzsysteme für die Selbstständigkeit älterer Bewohner, die wir im Themenfeld „Health and Senior Care“ aktiv angehen.
Das Fraunhofer-inHaus-Zentrum in Duisburg
Wie kann so eine „Smarte Pflege“ aussehen?
Interviewpartner: Von Hub- und Liftsystemen wie herabsenkbaren Küchenschränken, Hebesysteme für die Pflege oder Treppenliften über eine Duschwanne, die Stürze erkennt und automatisch den Notdienst ruft bis zum Badezimmerspiegel, der an das Zähneputzen und die Medikamenteneinnahme erinnert, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Mit solchen Technologien soll die Eigenständigkeit pflegebedürftiger Menschen erhöht und ihnen ein längeres Leben in ihrer gewohnten Umgebung ermöglicht werden. Genau das, was sich viele Menschen im Alter wünschen.
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Sichere Verhütungsmethoden gesucht Familienplanung ist keine Erfindung der Neuzeit. Moderne Kontrazeptiva helfen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Katharina Münster / Redaktion
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ach Studium oder Ausbildung wollen viele erst einmal an ihrer Karriere arbeiten. Kein Problem, denn an Möglichkeiten zur Verhütung herrscht heutzutage kein Mangel. Doch welche ist wirklich verlässlich? Acht bis zehn Kinder in einer Familie waren lange Zeit keine Seltenheit. Erst seit etwa 1900 ist die Zahl der Geburten in Deutschland rückläufig. Das hat zum einen gesellschaftliche Gründe, zum anderen wurden immer bessere Verhütungsmethoden entwickelt. Schon aus dem Altertum liegen Schriftstücke vor, die pflanzliche Wirkstoffe empfehlen. Olivenöl, Bleisalbe und Weihrauch sollen bei vaginaler Anwendung die Spermien abtöten. Soranus von Ephesus beschrieb etwa 100 n. Chr., die Frau solle sich nach der Ejakulation des Mannes zurückziehen, sich hinhocken und kräftig niesen. Zudem helfe ein Auswischen der Scheide, den Samen des Mannes zu entfernen. Bereits um 1800 gab es die ersten Kondome aus Schafdarm. Diese waren jedoch teuer und nicht für jedermann erhältlich. Daher wurden sie mehrfach benutzt, bis sie sich auflösten. Anfang des 20. Jahrhunderts versuchten Frauen mit Scheidenspülungen
einer Schwangerschaft vorzubeugen. In den 1930er Jahren kam schließlich die erste Spirale auf den Markt. Revolutioniert wurde die Verhütungsbranche in Deutschland 1961 mit der Einführung der Antibabypille. Zunächst verschrieben sie Ärzte nur verheirateten Frauen zur Behandlung von Menstruationsproblemen. Erst in den 70er Jahren stand sie schließlich allen Frauen als Verhütungsmittel zur Verfügung. Die Pille verhütet mit Hormonen. Sie enthält meist Östrogene und Gestagen und steuert so den Monatszyklus. Die Anti-Baby-Pille gilt als eines der sichersten Verhütungsmittel auf dem Markt. Andere moderne Methoden, die hormonell verhüten, sind Verhütungspflaster und -stäbchen, Hormonspiralen und Drei-Monats-Spritzen. Fast so sicher
wie die Pille ist auch der Verhütungsring. Den flexiblen Ring können sich Frauen selbst in die Vagina einführen. Nach 21 Tagen wird er für eine Woche entfernt, bevor ein neuer Ring eingesetzt wird. Der Ring gibt kontinuierlich Hormone ab. Da diese viel niedriger dosiert sind als bei der Pille, gilt er als nebenwirkungsärmere Alternative. Schutz vor Empfängnis und Geschlechtskrankheiten bieten Kondome. Diese bestehen in der Regel aus dünnem Latex, für Allergiker aus Polyurethan. Frauen, die auf Hormone und andere Hilfsmittel verzichten möchten, können die Temperatur-Methode ausprobieren. Dabei können sie ihren Eisprung und ihre fruchtbaren Tage errechnen. Diese Variante ist nur dann sicher, wenn die Frauen sehr diszipliniert und genau messen. Um eine sichere Verhütungsmethode zu finden, lohnt sich ein Blick auf den Pearl-Index. Dieser gibt an, wie viele Frauen trotz Verwendung der gewählten Verhütungsmethode schwanger werden. Je niedriger der Pearl-Index, desto sicherer die Methode. Generell gilt: Welche Verhütungsmethode für wen geeignet ist, hängt von vielen Faktoren, wie Sicherheit, Schutz vor Krankheiten und Spontaneität beim Geschlechtsverkehr ab. Wer unsicher ist, sollte sich von einem Gynäkologen beraten lassen.
Männer, treibt mehr Sport! Männer müssen mehr auf ihre Gesundheit achten. Vor allem Potenzprobleme können Vorboten für schwere Erkrankungen sein. Sabine Philipp / Redaktion
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ährend es um die Frauengesundheit oft gut bestellt ist, stellt sich die Lage beim starken Geschlecht ganz anders dar – mit Folgen für die Lebenserwartung. Laut Statistischem Bundesamt haben Männer, die heute geboren werden, eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 77 Jahren, bei Frauen beträgt sie 82 Jahre. Dr. Richard Berges, leitender Urologe an der PAN-Klinik zu Köln, sieht die Ursachen unter anderem in einem fehlenden Vorsorgeangebot. „Frauen lernen bereits im Teenageralter den regelmäßigen Arztbesuch. Männer fallen nach den kinderärztlichen Untersuchungen aus dem Intervall heraus“. Der nächste, regelmäßige Untersuchungsblock sei der Gesundheits-Check-up ab 35 Jahren und dann erst die regelmäßige Krebsvorsorge ab 45. In diesem Alter falle es vielen Männern offensichtlich schwer, noch eine Routine hineinzubekommen. Hinzu kommt oft ein ungesünderer Lebensstil, vielfach Bewegungsmangel und ein höherer Alko-
hol- und Nikotinkonsum. Vor allem Übergewicht kann im zunehmenden Alter zu Diabetes Typ2 (Altersdiabetes), Bluthochdruck und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Fettstoffwechselstörungen führen. Krankheitsbilder, die sich laut Berges oft frühzeitig in Potenzstörungen bemerkbar machen. „Es handelt sich um Erkrankungen, die sich auf die Gefäße auswirken. Und bei den sehr kleinen Gefäßen der Schwellkörper im Penis werden diese Veränderungen schneller merkbar“, erklärt das Mitglied im Beirat der Stiftung Männergesundheit. So führt die Ablagerung der Blutfette (Arteriosklerose) zu einer Verringerung des Gefäßdurchmessers. „Bei Schwellkörperarterien reicht bereits eine Reduzierung von 50 Prozent des Gesamtvolumens aus, Gewebeschäden zu erzeugen. Experten gehen davon aus, dass Potenzstörungen beispielsweise einem Herzinfarkt etwa zwei Jahre vorausgehen“, warnt der Mediziner. „Bei Potenzstörungen erfassen wir also häufig ein Frühsymptom einer anderen Grunderkrankung, die dann behandelt werden kann, bevor es zu spät ist“. So wird zum Beispiel bei Diabetikern der Blutzu-
cker und bei Hypertonie-Patienten der Blutdruck richtig eingestellt. Der Mediziner kontrolliert aber auch, welche Medikamente der Patient einnimmt. „Gerade Substanzen gegen Bluthochdruck oder Antidepressiva können zu Potenzstörungen führen.“ Bei jüngeren Patienten führen nach der Erfahrung von Berges stattdessen oft psychische Probleme wie Versagensängste zu Potenzschwäche; häufig wirkt sich auch eine begleitende verstärkte Adrenalinausschüttung negativ aus. Daneben kann auch ein Mangel des männlichen Sexualhormons Testosteron zu Erektionsstörungen und zu einem reduzierten Lustgefühl führen. Laut Berges sind 30 Prozent der Männer im Alter von über 40 Jahren davon betroffen. Der Mangel des körpereigenen Stoffes kann wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen, da das Hormon hier eine schützende Wirkung hat. Bei fortgeschrittenem Testosteronmangel verschreibt der Urologe eine Hormonersatztherapie. Er setzt aber auch auf Sport: „Der erhöht die Testosteronwerte. Außerdem reduziert Sport das Fettgewebe, wo der Erektionskiller Östrogen beim Mann produziert wird“.
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Erodierende Infrastruktur Da blüht dir was!
Mit dem demografischen Wandel wird der Ärztemangel akut, vor allem auf dem Land. Können Gesundheitshäuser Abhilfe schaffen?
Unsere Autorin Marie Fink begibt sich in die Sphären der Komplementärmedizin Ich komme aus einer Familie, wo es schon im Kindesalter bei Erkältung weder Lindenblütentee noch Wadenwickel gab. Meine Mutter rief sofort den Hausarzt an, der brachte gleich die nötigen Pillen mit. Von Angina bis zum Zeckenbiss, die Lösung war immer: „Mund auf! Ist gleich vorbei.“ Alle meine drei Geschwister arbeiten in medizinischen Berufen und schwören auf die Schulmedizin. Das prägt. Uns kann man nichts vormachen. Unser Immunsystem wird mit jeder Banalität fertig, da sich bis heute vorsorglich eine Batterie von drastisch durchgreifenden Präparaten im Hause befindet. Homöopathie oder Akupunktur? Diese Therapieformen galten nie als Alternative für Befunde. Wenn da nur nicht dieser quälende Rückenschmerz wäre. Lange Zeit spreche ich von einer Verspannung im Nacken. Logisch, viele Stunden vor dem Bildschirm arbeiten, hat eine sehr unangenehme Konsequenz: Höllische Schmerzen. Die Medikamente sind schnell zur Hand, die Dosis wächst, eine Lösung ist nicht in Sicht. Kurzum: Ich spiele mit dem Gedanken, die Krankheit doppelt anzugehen! Etliche Studien haben die Effekte homöopathischer Therapien untersucht, eine Wirksamkeit jenseits des Placeboeffektes wurde nie bewiesen. Trotzdem sind die Diskussionen um Heilerfolge der Homöopathie zahlreicher als die Studien. Das ist jetzt erst einmal egal: Ich vereinbare einen Termin bei einer Heilpraktikerin. Nun liege ich auf der Massageliege, während eine stattliche Akupresseurin ausgewählte Punkte, größere Meridianbereiche und auch meine Schmerzpunkte mit bemerkenswerten Fingertechniken massiert und dabei in unterschiedlichem Maße Druck ausübt: Reiben, Kreisen, Streichen, Drehen und Kneten. Ein Aua kommt mir nicht über die Lippen. Das Ergebnis ist eindeutig: Der Schmerz ist nach ein paar Tagen komplett weg. Die Schulmedizin ist womöglich nicht alternativlos. Meine Freundin Regina ruft an: „Probier doch mal die White Chestnut.“ Was? „Die Weißblühende Rosskastanie, die hilft bei Rückenschmerzen.“ Wie denn? „Nicht direkt. Bachblüten sollen der Seele helfen, wenn man sich zu viel aufgeladen hat. Und so wirken sie dann dem Schmerz entgegen. Bei mir hat’s gepasst.“ Hm, gut, ich muss später sowieso in die Apotheke.
Axel Novak / Redaktion
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aum jemand in Deutschland hat höheres Ansehen als der Arzt oder die Ärztin. Zu Recht. Denn es geht uns ja gut. Die Lebenserwartung steigt, wir fühlen uns gesünder – und trotz sinkender Einwohnerzahlen lag die Zahl der Ärztinnen und Ärzte 2012 mit 348.695 um knapp zwei Prozent über der des Vorjahrs, so die Bundesärztekammer. Doch ausgerechnet in Deutschland, einem der reichsten Länder der Erde, droht ein Mangel an Medizinern. Jedes Jahr wandern immer noch tausende Ärzte ins Ausland ab. Bundesweit rund 2.600 Hausarztpraxen und 2.000 Facharztpraxen in der Grundversorgung sind unbesetzt, so die Kassenärztliche Bundesvereinigung KBV. Und weil bis zum Jahr 2021 rund 51.000 Haus- und Fachärzte in den Ruhestand gehen werden, wird die Lücke immer größer. Auf der anderen Seite sinkt die Zahl der Ärzte in den ländlichen Gegenden. Kein junger Mensch möchte mehr rund um die Uhr für weit verstreut lebende Patienten im Dauereinsatz sein. Vor allem nicht in den Regionen in Deutschlands Osten und Westen, aus denen heute schon junge Familien abwandern und in denen auchdie übrige öffentliche Infrastruktur erodiert. Hinzu kommt: Personalmangel ist die Regel im Gesundheitssystem. Der medizinische Fortschritt verlangt nach immer mehr Personal, weil viele Krankheiten und Leiden heute durch mehr Leistungen und Behandlungen behandelbar sind. Und weil die Deutschen immer älter werden, müssen sie immer öfter zum Arzt. Dass in den letzten Jahren viele ausländische Ärzte nach Deutschland kamen – vor allem aus Griechenland und Osteuropa – kann die Lücken vielerorts nur teilweise füllen. Die Arbeitszeiten von Ärzten sind immer noch ein Manko. Rund 55 Stunden arbeiten niedergelassene Ärzte im Schnitt in der Woche und verdienen dafür monatlich rund 5.400 Euro netto, so die KBV. Auch die Vorstellung des Arztberufs hat sich gewandelt. Jüngere Mediziner wollen sich
nicht mehr für Patienten aufopfern, sondern auch ein eigenes Familienleben haben. Sie entscheiden sich häufiger als früher für Teilzeitarbeit oder für einen Job im Krankenhaus. Teure und aufwändige Praxisübernahmen und Neugründungen scheuen sie und suchen lieber den Dienst nach Vorschrift in der größeren Struktur. Und schließlich ist die Arztausbildung zumindest in Teilen reformbedürftig. „Viele Medizinstudierende sind unzufrieden, dass sie zu wenig über den Arbeitsalltag in den Praxen erfahren“, schreibt Dipl.-Med. Regina Feldmann in einem Magazin der KBV. Die ärztliche Ausbildung spiele sich vor allem im Krankenhaus und an der Uni ab und nicht da, wo das ambulante Leben tobe. Mittlerweile will eine ganze Reihe von Initiativen junge Nachwuchsmediziner aufs Land bringen. So legen einige Städte Ärzte und medizinische Betreuung organisatorisch zusammen, zum Beispiel in so genannten Gesundheitshäusern. Jüngst eröffnete etwa ein Gesundheitshaus in Woldegk im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, mit 24 Einwohnern je Quadratkilometer eine sehr ruhige Region. Statt wie nötig sieben gibt es nur zwei Hausärzte im Amtsbereich. Das Gesundheitshaus mit einem medizinischen Bereich und einer Reihe von barrierefreien Wohnungen für das betreute Wohnen soll daher zwei Hausarztpraxen, eine mehrfach nutzbare Facharztpraxis und eine Physiotherapie aufnehmen. Mittlerweile gehören auch eine Schule, Kindergärten und Einkaufsmöglichkeiten zu dem Komplex. Oder in Hessen: Dort starteten die Frankfurter Goethe-Universität und der Landkreis Fulda Ende 2012 ein zweiwöchiges Praktikumsprogramm unter dem Namen „Landpartie“, das Studierenden das Landarztleben schmackhaft machen soll. Ob das Ergebnis beim Nachwuchs eingeschlagen hat, ist noch unklar. Andere Städte jedoch haben das „Landpartie-Modell“ rasch kopiert. Ob Stadt- oder Landarzt – zumindest die jüngere Generation ist vom Beruf angezogen: In den vergangenen sechs Jahren ist die Zahl der Studierenden kontinuierlich angestiegen.
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ZUKUNFT MEDIZIN
— Beitrag DEUTSCHE APOTHEKER- UND ÄRZTEBANK —
Selbstständigkeit ist ein Zukunftsmodell – insbesondere für die Generation Y Eine alternde Gesellschaft trifft auf immer weniger junge Ärzte, Zahnärzte und Apotheker, die in der Versorgung tätig werden wollen. Wie ULRICH SOMMER begegnet man Vorstand der Deutschen Apotheker- und Ärztebank dieser Herausforderung? Und wie lassen sich die jungen Heilberufler für die Versorgung gewinnen? Ein Gespräch mit Ulrich Sommer, Vorstand der Deutschen Apotheker- und Ärztebank.
finanzierten Teil des Gesundheitsmarktes. Und es fehlen immer mehr Fachkräfte – also Ärzte, Apotheker, Zahnärzte; aber auch Pflegekräfte und Therapiepersonal. Stichwort Fachkräftemangel – woran liegt es?
Viele Ärzte und Apotheker sind 55 Jahre und älter und gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Gleichzeitig rücken nicht genügend Junge nach. Plus: Die neue Generation Heilberufler, die so genannte Generation Y, geht nicht mehr in dem Umfang in die Versorgung, wie es früher der Fall war. Ist der Heilberuf nicht mehr attraktiv?
Herr Sommer, als Bank im Gesundheitswesen beobachten Sie die Veränderungen in diesem Markt ganz genau. Welche Herausforderungen sehen Sie für die kommenden Jahre?
Die größte Herausforderung ist der Ressourcenmangel: Das Geld ist knapp, zumindest im solidarisch
Viele junge Heilberufler sind mit Vorurteilen gegenüber der stationären und ambulanten Versorgung groß geworden. Diese Vorurteile müssen wir jetzt aus dem Weg räumen und ihnen stattdessen die Vorteile des Heilberufs nahebringen. Denn die gibt es – ganz unbestritten.
Welche Argumente sehen Sie?
Die Gesundheitsversorgung bietet unzählige Möglichkeiten! Kaum ein anderer Beruf lässt sich so flexibel ausüben wie der des Heilberuflers: Als angestellter Heilberufler kann ich mich entscheiden, ob ich Vollzeit oder Teilzeit arbeiten will. Ich kann den ambulanten oder stationären Sektor wählen. Ich habe die Möglichkeit, in einer Vertragsarztpraxis oder in einem MVZ tätig zu sein. Gleichzeitig kann ich die Anstellung jederzeit als Sprungbrett in die Selbstständigkeit nutzen. Und auch hier habe ich viele Gestaltungsmöglichkeiten: Von der Voll-Zulassung über die Teil-Zulassung bis hin zur Filialpraxis oder Kooperation. Gestaltungsmöglichkeiten sind das eine – aber was ist mit dem Thema Work-Life-Balance, das bei der Generation Y hoch im Kurs steht?
Gerade Kooperationen bieten im ärztlichen und zahnärztlichen Bereich die Möglichkeit, sich Freiräume zu
schaffen. Die Kooperation bietet nicht nur wirtschaftliche und fachliche Vorteile; auch in puncto Arbeitszeit, Vertretungsregelung etc. ist man deutlich flexibler. Trotzdem wird die Selbstständigkeit von vielen Nachwuchsmedizinern und -apothekern gemieden. Wie beurteilen Sie diese Zurückhaltung?
Ich bin überzeugt, die Selbstständigkeit ist auch weiterhin ein Zukunftsmodell – insbesondere für die Generation Y! Die Selbstständigkeit bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten, die wirtschaftliche Situation ist solide und das finanzielle Risiko der Niederlassung ist absolut beherrschbar. Die Eckdaten stimmen. Es geht also vielmehr darum, mit Vorurteilen aufzuräumen und der Generation Y innovative Wege in die Selbstständigkeit aufzuzeigen.
www.apobank.de
— Beitrag PASCOE —
PASCOE Naturmedizin – ein »Great Place to Work« Das betriebliche Gesundheitsmanagement bei PASCOE Naturmedizin ist beispielhaft. Nicht umsonst zählt das Unternehmen erneut zu Deutschlands besten Arbeitgebern. Am 11. März wurde das Familienunternehmen PASCOE Naturmedizin von der Initiative „Great Place to Work“ als Unternehmen ausgezeichnet, das seinen Mitarbeitern eine besonders vertrauensvolle, wertschätzende und attraktive Arbeitsplatzkultur bietet. PASCOE erhielt die Auszeichnung nun schon zum dritten Mal in Folge. In die Bewertung als „Deutschlands Bester Arbeitgeber“ spielen viele Faktoren hinein. So sind bei PASCOE alle Mitarbeiter von der Produktion bis hin zur Geschäftsführung an der gemeinsamen Entwicklung der Strategie und Zieldefinition des Unternehmens beteiligt. Eine weiterer Faktor ist das beispielhafte Gesundheitsmanagement. „Wir legen größten Wert auf eine gemeinsame Weiterentwicklung und das authentische Leben unserer Unternehmensziele“, erläutert Geschäftsführer Jürgen F. Pascoe. „Als Hersteller von Naturmedizin liegt uns natürlicher Weise die Gesundheit unserer Mitarbeiter sehr am Herzen.“ PASCOE Naturmedizin stellt seinen Mitarbeitern ein Budget von 500
Euro pro Jahr zur Verfügung, das sie eigenverantwortlich für ihr individuelles Gesundheitsprogramm einsetzen können. Die Mitarbeiter erhalten über eine eigens dafür entwickelte elektronische Gesundheitskarte eine taggenaue Transparenz über ihr aktuelles Jahresrest-Budget. Überdies können sich alle Mitarbeiter mit ihrem Gesundheitstagebuch immer wieder selbst an die verschiedenen PASCOE-Gesundheitsangebote erinnern. Dazu gehören Massagen im PASCOE-Haus oder sportliche Aktivitäten wie eine Rückenschule, die über eine Kooperation mit einem
Nah an der Natur: Unternehmenssitz PASCOE
benachbarten Fitness-Studio wahrgenommen werden können. „Gerne nehmen unsere Mitarbeiter auch die Möglichkeit in Anspruch, mit unserem Pascorbin, einer Vitamin-C-Hochdosis Infusion, ihre Abwehrkräfte massiv zu stärken“, so Jürgen F. Pascoe. Das Gesundheitstagebuch soll als persönliche Gedankenstütze dienen und trägt dazu bei, die Angebote von PASCOE regelmäßig zu nutzen. Gleichzeitig enthält das Tagebuch Informationen zu allgemeinen Gesundheitschecks, etwa zur Zahnund Schwangerschaftsvorsorge. Das System ist seit kurzem vollständig
digital und entspricht den aktuellen Datenschutz-Bestimmungen. Die eingegebenen Daten werden verschlüsselt auf dem Server abgespeichert und sind über ein persönliches Kennwort zugänglich. Jeder Nutzer hat die Möglichkeit, seine Daten jederzeit zu löschen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Mitarbeiter deren Leben im Gleichgewicht ist, zufriedener, kreativer und erfolgreicher leben und arbeiten. Das ist eine gute Basis für unsere Zukunft", so Jürgen F. Pascoe. Rund 160 Mitarbeiter arbeiten in dem hessischen Familienunternehmen, das in diesem Jahr 120 Jahre auf dem Feld der Naturmedizin tätig ist. Rund 200 naturmedizinische Arzneimittel zählen zum Portfolio, darunter homöopathische Komplexmittel, pflanzliche Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel bis hin zu den hochdosierten Vitaminpräparaten. PASCOE beliefert Kunden in 30 verschiedenen Ländern und hat Niederlassungen in Wien und Toronto. www.pascoe.de
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Wenn der Filter ausfällt Diabetes und Bluthochdruck sind die häufigsten Ursachen für Nierenversagen
Yvonne Schuck / Redaktion
Die Nieren reinigen das Blut, filtern über den Harn Gift- und Fremdstoffe aus und entwässern den Körper – 24-Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Funktioniert das nicht mehr, zirkulieren diese Schadstoffe im Körper und schädigen die Organe. Zudem bilden sich Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme. Nierenversagen kann plötzlich, etwa als Folge einer schweren Herzkreislauferkrankung oder einer Blutvergiftung, auftreten. Dann übernimmt eine Dialysemaschine die Blutwäsche, bis die Grunderkrankung behandelt ist und die Nieren ihre Funktion wieder aufnehmen. Chronisches Nierenversagen entwickelt sich schleichend. Die Beschwerden sind eher unspezifisch. Unter anderem zählen Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Blutarmut dazu. Darum wird das Problem häufig erst zu spät erkannt und es kommt zum endgültigen Nierenversagen. Das heißt, die Nieren stellen ihre Funktion komplett ein. Laut Deutscher Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) ist in 30 bis 40 Prozent der Fälle Diabetes mellitus die Ursache dafür. Bei jedem Fünften kommt es von Bluthochdruck. Auch Entzündungen an den Nieren können der Auslöser sein. Werden die Grunderkrankungen früh
erkannt und behandelt, lässt sich ein endgültiges Nierenversagen verhindern. Ist das nicht der Fall bleibt nur die Möglichkeit, die Nierenfunktion zu ersetzen, etwa durch eine Organtransplantation. Derzeit warten in der Bundesrepublik rund 8.000 Menschen auf eine neue Niere, so die Zahlen der Deutschen Stiftung Organspende. Während der Wartezeit oder bei Patienten, bei denen eine Transplantation nicht infrage kommt, übernehmen Maschinen die Nierenfunktion. „Die Niere ist bislang das einzige Organ, das dauerhaft – über Jahre und mitunter auch über Jahrzehnte – maschinell ersetzt werden kann“, erklärte Prof. Dr. Jan Galle, Pressesprecher der DGfN, im Vorfeld des Weltnierentags am 13. März. Laut DGfN erhalten zurzeit etwa 70.000 Menschen in Deutschland eine Dialyse. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Verfahren. Die wohl bekanntere Variante ist die maschinelle Hämodialyse. Dabei gelangt das Blut über einen Schlauch in eine Dialysemaschine. Diese filtert Schadstoffe, Abbauprodukte und überflüssiges Wasser aus. Das gereinigte Blut fließt dann zurück in den Körper. Die Dialyse dauert vier bis fünf Stunden und findet meist drei Mal pro Woche ambulant in einem Dialysezentrum statt. Die Peritoneal- oder Bauchfelldialyse können
Patienten zu Hause durchführen. Über einen Katheter leiten sie zwei bis drei Liter einer speziellen Spüllösung in den Bauchraum. Stoffe, die die Nieren sonst ausfiltern würden, gelangen aus dem Blut durch das Bauchfell in die Spülflüssigkeit. Enthält diese zudem Glukose, wird dem Körper auch überflüssiges Wasser entzogen. Da diese Methode den Körper über längere Zeit und langsamer entgiftet, treten in der Regel weniger Nebenwirkungen auf als bei der Hämodialyse. Um Nierenversagen vorzubeugen rät Prof. Galle: „Alles, was die Gefäße schützt, ist aktiver Nierenschutz. Konkret bedeutet das: Nichtrauchen, gesunde Ernährung und die Vermeidung von Übergewicht. Ältere Menschen sollten zudem regelmäßig ihren Blutdruck messen sowie regelmäßig eine Blutzuckerkontrolle durchführen.“
Hilfe aus der Natur Zunehmend wird auch die Naturheilkunde als komplementäre Medizin in die klassische Therapie integriert. Sabine Philipp / Redaktion
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n der Schulmedizin steht man der Naturheilkunde heute offener gegenüber als noch vor 20 Jahren. „Viele Ärzte stellen sich nicht mehr die Frage, ob, sondern wie sie diese Verfahren in die Therapie einbinden können“, erklärt Prof. Andreas Michalsen, Stiftungsprofessor für klinische Naturheilkunde an der Charité Berlin. Man spricht dabei von komplementärer, also ergänzender oder von integrativer Medizin. Die große Popularität erklärt sich Michalsen einerseits mit einer neuen Generation von Medizinern, die diese Verfahren in ihrer Familie kennen und schätzen gelernt haben. Andererseits damit, dass immer mehr Naturheilkundler zu Schulmedizinern werden und vor allem auf wissenschaftlich belegte Verfahren setzen. Davon gibt es auch in der Naturheilkunde immer mehr. Denn mittlerweile führen eine Reihe von Kliniken Studien durch, um Verfahren wie die indische Gesundheitslehre Ayurveda, die chinesische Medizin oder auch das Heilfasten auf ihre Wirksamkeit bei bestimmten Krankheitsbildern zu testen und um sie auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. So wie auch Michalsen und seine Kollegen, die bewährte Methoden – etwa aus der Pflanzenheilkunde – bereits in ihren Klinikalltag integriert haben.
„Integrative Maßnahmen machen vor allem dann Sinn, wenn sie Behandlungslücken in der Schulmedizin schließen“, meint dazu Michalsen, der hier als Beispiel die Blutegeltherapie bei der Behandlung von Kniearthrose nennt. Außerdem seien sie sinnvoll, um eine Medikation und damit ihre Nebenwirkungen zu reduzieren, etwa in der Schmerztherapie. Eine Erkenntnis, die sich langsam auch bei den Krankenkassen niederschlägt. So übernehmen sie unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für eine Akupunktur bei Schmerzen der Lendenwirbelsäule. Bei der Arztsuche selbst empfiehlt Michalsen auf eine Zusatz-Weiterbildung der Ärztekammer im Bereich Naturheilverfahren beziehungsweise Akupunktur zu achten. Gute Ansprechpartner seien in diesem Zusammenhang die medizinischen Fachgesellschaften wie die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. (DÄGfA). Wichtig ist dies auch, um sich vor Scharlatanerie zu schützen. Auch in dieser Branche gibt es Betrüger, die Heilung etwa bei sehr schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs versprechen, die zweifelhafte oder sogar schädliche Methoden offerieren oder sogar von konventioneller Behandlung abraten. „Man kann sie oft daran erkennen, dass sie sich keinen umfassenden Überblick über den Patienten und sein Krankheitsbild verschaffen und ihm stattdessen eine meist sehr
teure Patentlösung verkaufen“, warnt Michalsen. Einen guten Überblick über aktuelle Studien und die Wirksamkeit verschiedener naturheilkundlicher Verfahren geben die Portale der Carstens-Stiftung unter www.carstens-stiftung.de und des Immanuel Krankenhauses Berlin unter naturheilkunde.immanuel.de. Das Institut zur wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren an der Universität zu Köln listet auf www.komplementaermethoden.de Maßnahmen bei der Krebstherapie auf, die die Forscher für bedenklich halten - und geben Tipps, wie Patienten unseriöse Praktiken erkennen können.
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ZUKUNFT MEDIZIN
— Beitrag BAXTER —
Dialyse – vielfältiger als man denkt Bei schweren Nierenerkrankungen kommt nicht nur die bekannte Hämodialyse in Klinik oder Dialysezentrum in Frage – Dialyse funktioniert auch zuhause. Drei Mal in der Woche ins Taxi und vier bis fünf Stunden im Dialysezentrum zur „Blutwäsche“ an die Dialysemaschine. Das ist der Alltag für einen Großteil der mehr als 70.000 Patienten in Deutschland mit fehlender Nierenfunktion. Bei der sogenannten Hämodialyse wird das Blut über Schläuche aus dem Körper in das Dialysegerät geführt und dort von Giftstoffen gereinigt. Bei dieser Dialysemethode ist der Patient während der Behandlung überwacht. Ein Arzt sieht ihn in der Regel drei Mal in der Woche. In Deutschland bisher nur wenig bekannt ist, dass Dialyse auch zuhause durchgeführt werden kann. Es gibt zwei Möglichkeiten: die Bauchfelldialyse und die Heim-Hämodialyse. Bei der Bauchfelldialyse wird das Bauchfell (Peritoneum) als natürlicher Filter genutzt, um Giftstoffe aus dem Blutkreislauf zu entfernen. Dies erfolgt mit Hilfe einer Dialyselösung, die über einen fest implantierten Katheter in die Bauch-
höhle eingeleitet und etwa drei- bis viermal täglich vom Patienten gewechselt wird. Die Bauchfelldialyse kann vom Patienten selbst oder mit Unterstützung eines Angehörigen durchgeführt werden und ermöglicht viel Flexibilität. Berufstätigkeit oder Urlaubsreisen bleiben möglich. Zudem hat sie hat auch medizinische Vorteile: sie wird kontinuierlich durchgeführt und kommt so der natürlichen Nierenfunktion am nächsten. Zudem erfolgt die Entgiftung ohne direkten Eingriff in den Blutkreislauf und ist somit schonender für den Körper. Eine kontinuierliche Entgiftung ohne große Pausen kann auch die Heim-Hämodialyse bieten. Wie bei der Zentrums-Hämodialyse erfolgt die Blutwäsche außerhalb des Körpers über eine Maschine. Manche Patienten führen die Heim-Hämodialyse in der so genannten "Hochdosis"-Form durch, bei der die Intervalle der Blutwäsche kürzer sind.
Diese Form der Dialyse kann entweder als kurze tägliche oder als nächtliche Dialyse durchgeführt werden. Ähnlich wie bei der Bauchfelldialyse hat die häufigere Entgiftung positive Effekte auf den Körper. Auch die Menge an Medikamenten, die eingenommen werden muss (z. B. Phosphatbinder), ist geringer als bei der konventionellen Blutwäsche. Für die
Hämodialyse zuhause steht in naher Zukunft ein Gerät zur Verfügung, das ganz im Sinne der Patienten entwickelt wurde und nach einer ausführlichen Schulung selbständig bedient werden kann. Neueste Studien zeigen, dass Patienten mit Hochdosis-Hämodialyse“ gleich gute Überlebensraten haben wie nach einer Transplantation. Die Entscheidung über die Dialysemethode kann also individuell an die jeweiligen Bedürfnisse und Lebensumstände der Patienten angepasst werden. Mehr Informationen über die verschiedenen Dialysemöglichkeiten finden Patienten und Angehörige auf www.dialyse-zuhause.de. Die Seite wurde vom Unternehmen Baxter entwickelt, um Nierenpatienten umfassend zu informieren. Die 70.000 Nierenpatienten in Deutschland haben eine Wahl: Es gibt mehr als nur eine Lösung.
*Manns et al., Kidney Int 2009;75:542-549
www.dialyse-zuhause.de
— Beitrag BKK VOR ORT—
BKK vor Ort setzt auf Nachhaltigkeit „Wir setzen auf zusätzliche Leistungen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Reinhard Brücker, „weil unser Konzept auf Nachhaltigkeit und für die Zukunft ausgelegt ist.“ Das Haushaltsvolumen der Betriebskrankenkasse vor Ort steigt in diesem Jahr auf über 2,4 Milliarden Euro. „Im Paket Reinhard Brücker der aktuellen Vorstandsvorsitzender BKK vor Ort Entscheidungen unseres Verwaltungsrates ist verankert, dass wir als drittgrößte Betriebskrankenkasse Deutschlands auf Grund der guten Vermögenslage auch 2014 und damit im sechsten Jahr in Folge keinen Zusatzbeitrag erheben“, so Brücker weiter. Und dieses Geld setzen wir bestmöglich für unsere Versicherten ein. In unserer täglichen Arbeit sehen wir, dass die Menschen uns vor
allem als kompetenten Ratgeber – als Kümmerer – an ihrer Seite haben möchten. Die BKK vor Ort hilft also im Falle eines Falles, eben dann wenn der Mensch erkrankt. Bei besonders komplexen und unklaren Sachverhalten, kommen wir ins Spiel, wenn viele Seiten beteiligt sind - wie zum Beispiel mehrere Ärzte, das Sozialamt, das Krankenhaus und andere - und nicht genau klar ist, wie der Mensch am besten versorgt werden kann. Das Spezialteam „Versorgung“ kommt dann zum Einsatz. Das bedeutet auch, dass jeder Versicherte seinen festen Ansprechpartner hat. „Das ist besonders wichtig, je akuter die Situation ist.“ Aber wir verstehen uns auch als Lebensbegleiter und möchten unseren Versicherten in ihren verschiedenen Lebensphasen zur Seite stehen. Deshalb bieten wir Leistun-
gen für junge Familien, wie ein erweiterter Zuschuss zur künstlichen Befruchtung, die Rufbereitschaft von Hebammen bei Geburten zu Hause oder in einem Geburtshaus und natürlich auch die Beteiligung an den Kosten der Geburtsvorbereitungskurse für werdende Väter. Ein Zuschuss zu sportmedizinische Vorsorgeuntersuchungen oder ein vollständiger Impfschutz bei Auslandsreisen runden die Angebotspalette ab. Ganz selbstverständlich gehört der Zuschuss für Osteopathie und Homöopathie zum Leistungsangebot. Und auch die Prävention wird bei uns großgeschrieben. Jeder hat bei uns ein Vorsorgekonto von 200 Euro, mit dem er aus knapp 370.000 Präventionsangeboten wählen kann. Deutlich erweitert haben wir auch unser Vorsorgeprogramm. Je-
der Versicherte – egal wie alt – hat einen Anspruch auf einen jährlichen Bonus: Neugeborene im ersten Lebensjahr auf 184 Euro. Kinder bis zum 15. Lebensjahr auf 25 Euro, Jugendliche bis zum 19.Lebensjahr auf 50 Euro und Erwachsene auf bis zu 100 Euro. BKK vor Ort Die BKK vor Ort betreut mit etwa 1.500 Mitarbeitern bundesweit an über 70 Standorten rund 800.000 Versicherte und etwa 100.000 Firmenkunden. Damit ist sie eine der größten Krankenkassen in Deutschland. Sitz der BKK vor Ort ist Bochum in Nordrhein-Westfalen. www.bkkvorort.de
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Innovationen gegen den Krebs Moderne Behandlungsverfahren und personalisierte Therapien erzielen Erfolge im Kampf gegen die Krankheit.
Ulrike Schupp / Redaktion
E
twa 480.000 Menschen erkranken jährlich neu an Krebs. Die Erkrankungen sind zumindest in den Industrienationen die zweithäufigste Todesursache. Ging die Diagnose vor etwa 40 Jahren fast immer mit einer tödlichen Prognose einher, haben sich die Überlebenschancen der Betroffenen bei einigen Krebskranken inzwischen deutlich verbessert. Dies gilt beispielsweise für Leukämie bei Kindern oder auch für die geschlechtsspezifischen Erkrankungen Brust- und Prostatakrebs. Häufiger verläuft Krebs heute auch als chronische Erkrankung, welche die Lebensqualität der Patienten nicht unbedingt stark einschränken muss. Moderne Behandlungsverfahren, individualisierte Therapien, Prävention, frühzeitige Diagnosen und die rechtzeitige Behandlung von Krebsvorstufen können anscheinend die Häufigkeit bestimmter Krebserkrankungen beeinflussen. „Nach aktuellen, zunächst noch vorläufigen Auswertungen von Daten der epidemiologischen
Krebsregister bis 2011 verstärkt sich der Eindruck, dass sich für die vergangenen drei bis vier Jahre eher eine Stagnation der Erkrankungszahlen abzeichnet“, sagte Dr. Klaus Kraywinkel vom Robert Koch-Institut anlässlich des 31. Deutschen Krebskongresses am 19. Februar diesen Jahres in Berlin. Bei Darmkrebs ist sogar ein Rückgang der Erkrankungen zu beobachten. Bemerkenswert sei diese Entwicklung vor allem auch deswegen, weil der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung zunimmt und die Häufigkeit von Krebserkrankungen mit einem höheren Lebensalter korreliert. Die Fortschritte in der Behandlung der Patienten bewirken unter anderem, dass das mittlere Sterbealter der Betroffenen bei vielen Krebsarten seit den Neunzigern um etwa zwei Jahre gestiegen ist. Im Schnitt liegt es jetzt bei 73 Jahren. Wenn es um die Überlebenschancen von Krebspatienten geht, gehört Deutschland in Europa sogar zur Spitzengruppe. Allerdings gibt es einige Erkrankungen, die immer noch vergleichsweise schlecht zu behandeln sind, beispielsweise Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Hirntumoren. Hier besteht erhöhter Forschungsbedarf. Vielfach tragen jedoch Innovationen und Ergebnisse aus der Wissenschaft bereits dazu bei, Lebensqualität und Chancen von Krebspatienten zu erhöhen. Beispielsweise sind einer neuen Studie zufolge bei der Behandlung von Leukämie künftig für bestimmte Patientengruppen Erfolge zu erwarten. Eine Kombinationstherapie aus Chemotherapie und Antikörper kann Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie, die eine Mutation im IGHV-Gen aufweisen, zu einem längeren krankheitsfreien Überleben verhelfen. „Patienten mit einer fortgeschrittenen lymphatischen Leukämie leben heute mehr als doppelt so lang als noch vor zehn Jahren“, sagt Dr. Barbara Eichhorst von der Uniklinik Köln. „Wir arbeiten daran, dass diese Leukämie eines Tages heilbar oder zumindest ein Leben lang kontrollierbar ist.“ Vielversprechend ist außerdem die zunehmende Personalisierung von Therapien in der Onkologie. Durch die differenzierte Diagnostik von Tumoren besonders auch auf molekularer Ebene können Patienten in Zukunft noch individueller behandelt werden. Berücksichtigt werden dabei nicht nur persönliche Faktoren wie die gesamte körperliche und seelische Verfassung der Kranken oder ihre medizinische Vorgeschichte, sondern auch die individuelle Beschaffenheit des Tumors. Eine bahnbrechende Innovation ist sicher auch der Einsatz von Nanokapseln, 70 Mal kleiner als rote Blutkörperchen, in die medizinische Wirkstoffe eingeschlossen werden. Die schweren Nebenwirkungen einer Chemotherapie, zu denen die
Schädigung gesunden Gewebes gehört, lassen sich dadurch vermindern, dass die Kapseln die Medikamente durch die Blutbahn direkt zu den Krebszellen transportieren. Die Therapie beruht auf den Entdeckungen des Belgiers Patrick Couvreur, Professor für Physikalische Chemie, Pharmakotechnologie und Biopharmazie an der Universität Paris Sud. Zu den Herausforderungen in der Praxis zählt der Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse in den medizinischen Alltag. „Vor allem brauchen wir Lösungen dafür, wie wir die hohe Dynamik des Forschungsgeschehens in die klinische Routine transferieren und zwar flächendeckend, schnell, sicher und wirtschaftlich sinnvoll“, forderte Prof. Dr. Michael Hallek, Präsident des Deutschen Krebskongresses. In der Praxis wird auch deshalb die Kooperation multiprofessioneller Teams für die Qualität der Versorgung der Patienten immer wichtiger. Eine optimale Behandlung der Patienten gelingt nur dann, wenn Chirurgen, Experten für medikamentöse Tumortherapie und für Strahlentherapie, Pflegepersonal Psychoonkologen, Sozialarbeiter und Palliativspezialisten eng zusammenarbeiten, und wenn die Seele ebenso wie der Körper dabei berücksichtigt werden. Gewährleistet wird eine solche Zusammenarbeit deutschlandweit in mittlerweile über 870 zertifizierte Zentren, Netzwerken aus stationären und ambulanten Einrichtungen, die in der Regel die Expertise für mehrere Tumorarten unter einem Dach vereinen. Neben Forschung, neuen Behandlungsmethoden, personalisierten Therapien und interdisziplinärer Zusammenarbeit spielen jedoch nach wie vor Prävention und Vorsorge eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Krebs. Hier ist auch der Einzelne gefragt. Präventiv empfehlen Mediziner vor allem auf das Rauchen zu verzichten, auf ausreichend Bewegung und gesunde Ernährung zu achten. Aktuellen Studien zufolge kann Ausdauersport hilfreich sein. „Das menschliche Immunsystem verfügt über Abwehrzellen, sogenannte Natürliche Killerzellen, die in der Lage sind, Tumorzellen zu erkennen und abzutöten“, sagt Professor Dr. Wilhelm Bloch, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln. „Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Patienten mit einer guten Fitness mehr Natürliche Killerzellen haben, um die Krebsabwehr zu verstärken.“ So kann Bewegung unter Berücksichtigung des individuellen Hintergrundes, der Krebsart, der medizinischen Therapie und des allgemeinen Zustands, für Krebspatienten einen gesundheitsfördernden Effekt haben.
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ZUKUNFT MEDIZIN
— Beitrag BARMENIA —
Zwei im Schulterschluss Gesetzliche und Private Krankenversicherung engagieren sich im Aktionsbündnis gegen Darmkrebs Darmkrebs ist die häufigste Krebsart in Deutschland, an der jährlich rund 70.000 Menschen erkranken und 27.000 Betroffene sterben. Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen sowohl bei den gesetzlichen als auch bei den privaten Krankenversicherern Teil des Leistungskatalogs. Das Aktionsbündnis – eine Initiative des BKK Dachverbands, der BKK Landesverbände NORDWEST und Bayern, derzeit 61 Betriebskrankenkassen, der Felix Burda Stiftung sowie des Berufsverbands der niedergelassenen Gastroenterologen Deutschland e. V. und nun auch der Barmenia Krankenversicherung a. G. – wirbt für mehr Inanspruchnahme der Vorsorgeangebote. Unter Schirmherrschaft des neuen Bundesgesundheitsministers, Hermann Gröhe (CDU), ergreifen die Aktionsbündnispartner die Initiative und schreiben ihre potenziellen Versicherten persönlich an, um sie zu einem Test zu motivieren. „Wir sind Vorreiter, noch bevor die Politik reagiert hat! Joachim Wolf Vorstand E.ON BKK Noch zu schaffen ist ein
klarer politischer Rahmen, der regelt, welche personenbezogenen Daten für die Einladung der Versicherten sowie für die Qualitätssicherung und Erfolgskontrolle der organisierten Krebsfrüherkennungsprogramme verwendet werden dürfen“, so Joachim Wolf, Vorstand der E.ON BKK. DARMSPIEGELUNG IST DIE BESTE VORSORGE
Darmkrebs ist heilbar, wenn er rechtzeitig erkannt wird! Dies erspart viel Leid bei den positiv Getesteten und minimiert auch die Behandlungskosten. Eine gezielte Früherkennung hilft, den Darmkrebs schon im Frühstadium zu heilen. Dabei bietet die Vorsorge-Koloskopie (Darmspiegelung) die größten Chancen. Aber auch Menschen, die die Koloskopie ablehnen, erhalten eine Alternative: den immunologischen Test. Das Einzigartige dieses Aktionsbündnisses ist, dass den ab 55-jährigen Versicherten im Einladungsschreiben alternativ ein kostenloser immunologischer Stuhltest angeboten wird, falls sie sich nicht zur Darmspiegelung entschließen können. „Unsere Betriebskrankenkassen haben seit fast zwei Jahren gute Erfahrungen mit einem erweiterten Einladungsmanagement zur Darmkrebs-Prophylaxe, ähnlich dem des Mammografie-Scree-
nings, machen können. Das zeigt das positive Feedback unserer Ve r s i c h e rten“, so Franz Knieps, Vorstand des BKK DachFranz Knieps verbands e. V. Vorstand BKK Dachverband e. V. „Solange unsere Forderungen nach verbindlichen Regelungen für die Kassen nicht umgesetzt sind, werden wir Betriebskrankenkassen unsere Versicherten weiterhin zur Darmkrebsvorsorge persönlich einladen. Der Gemeinsame Bundesausschuss sollte jedoch möglichst bald ein Einladungsverfahren beschließen, das dann als Versorgungsroutine allen gesetzlich Versicherten zugutekommt.“
fest: „Das Aktionsbündnis Darmkrebs ist ein Erfolg. Wissenschaftlich begleitet durch die Universität Essen zeigten die ersten Auswertungen im Oktober 2013, dass sich der Aufwand lohnt. Deshalb schließen wir uns als erster privater Krankenversicherer – auch diesem Bündnis an. In den kommenden Monaten werden wir unsere krankenvollversicherten Kunden ab 55 Jahre gezielt über das Thema Darmkrebs informieren und hoffen, dass möglichst viele der potenziell Betroffenen die Möglichkeit nutzen und sich im Rahmen der Vorsorge zu einer Darmspiegelung bzw. zu einem immunologischen Test entscheiden.“ „Vorsorgemuffel“ sollten die Gelegenheit nutzen und sich einem Test unterziehen. Denn ein Leben ohne Darmkrebs ist lebenswert und vor allem möglich! www.barmenia-mediline.de
AKTIONSBÜNDNIS ERFOLGREICH
Das Aktionsbündnis gegen Darmkrebs versucht mit seiner großangelegten Initiative, die Zahl der Darmkrebserkrankungen und Darmkrebstoten in Deutschland deutlich zu reduzieren. Dr. Andreas Eurich, Vorsitzender der Vorstände der Barmenia Versicherungen, stellt
Dr. Andreas Eurich Vorsitzender der Vorstände der Barmenia Versicherungen
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Themen und Trends Aktuelle Meldungen aus der Medizinforschung
Arthrose: Knorpelgewebe aus genetisch veränderten Stammzellen
Erblindung: Sport kann Netzhaut schützen
Toxisch: Wie gefährlich sind Nanoteilchen aus Metalloxiden?
Eine Arthrosetherapie soll zerstörtes Knorpelgewebe im Gelenk regenerieren. Dazu wird eine abbaubare Gerüstsubstanz mit Stammzellen des Patienten beschichtet und implantiert. Dies konnten amerikanische Mediziner jetzt wesentlich verbessern: Sie hefteten an die Gerüstsubstanz Viren an, die das Gen für einen Wachstumsfaktor auf die Stammzellen übertrugen und so die Umwandlung in Knorpelzellen beschleunigten. Die Eigenschaften des neuen Gewebes entsprachen weitgehend denen natürlichen Knorpelgewebes, so die Forscher im Fachjournal PNAS. (czi)
Bei schweren degenerativen Augenerkrankungen wie Makuladegeneration kann Sport den Verlauf womöglich bremsen. Das legt eine Studie mit Mäusen nahe, deren Netzhaut durch helles Licht geschädigt worden war. Wenn Nager täglich eine Stunde bei moderatem Tempo auf einem Laufband liefen, blieben Struktur und Funktion ihrer Retina besser erhalten als bei weniger aktiven Artgenossen. Sogenanntes aerobes Ausdauertraining könne demnach einen Schutzeffekt bei der Degeneration der Netzhaut ausüben, berichten amerikanische Mediziner im Journal of Neuroscience. (cop)
Nanoteilchen aus Metalloxiden werden bereits in knapp 3.000 Produkten – Katalysatoren, Kosmetika oder digitalen Datenträgern – verwendet. Jetzt zeigten Versuche mit Kulturen menschlicher Leberzellen, dass Nanoteilchen auf Basis von Titan, Chrom und Eisen relativ ungefährlich sind. Dagegen töteten Metalloxide aus Mangan und Nickel etwa die Hälfte der Zellen, Kupfer und Zink sogar bis zu 80 Prozent ab. Offenbar beruht dies darauf, heißt es im Fachblatt Chemico-Biological Interactions, ob die Partikel durch die Membran in eine Zelle gelangen können. (jol)
Neuer Wirkstoff greift ruhende Krebszellen an
Gegen Allergien: Probiotische Bakterien aus der Muttermilch
Der Kaffee danach für das Langzeitgedächtnis
Viele Krebstherapien töten nur schnell wachsende Zellen ab. Aber einige schlecht mit Sauerstoff versorgte Krebszellen im Tumor-Inneren können Chemo- oder Strahlentherapien in einem Ruhestadium überleben. Schwedische Mediziner fanden nun einen Hemmstoff, der speziell ruhende Krebszellen angreift. Er blockiert die Energieproduktion in diesen Zellen so stark, dass sie verhungern. Bei Mäusen machte das die übliche Behandlung wirksamer, berichten die Forscher im Fachblatt Nature Communications. (czi)
Mit der Muttermilch nimmt das Baby erstmals Bakterien auf, die sich in seinem Darm vermehren und bei der Entwicklung des Immunsystems helfen. Welche Keimarten dabei von größter Bedeutung sind, haben jetzt Forscher aus Taiwan entdeckt. Drei Stämme der Gattung Bifidobacterium zeigten einen besonders starken entzündungshemmenden Effekt auf Immunzellen. Präparate mit solchen probiotischen Bakterien könnten gegen allergische Erkrankungen von Kleinkindern wirksam sein, schreiben die Wissenschaftler im Journal of Functional Foods. (czi)
Koffein kann das Erinnerungsvermögen fördern. Wie eine Studie amerikanischer Forscher erstmals zeigt, vertreibt der Wirkstoff in Kaffee und Tee nicht nur die Müdigkeit und steigert die Konzentration. Eine moderate Dosis von zwei bis drei Tassen Kaffee oder Espresso direkt nach dem Lernen unterstützt offenbar auch das Langzeitgedächtnis. Wie Koffein genau auf das Gehirn wirkt, sei jedoch noch nicht geklärt, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt Nature Neuroscience. (nic)
Nikotin doch kein Balsam für die Seele
Antioxidantien fördern Lungenkrebs bei Mäusen
Warum Dunkelhäutige seltener von Altersblindheit betroffen sind
Viele Raucher sind überzeugt, dass Tabakkonsum ihr psychisches Befinden verbessert. Doch eine zusammenfassende Auswertung mehrerer Studien kommt nun zum gegenteiligen Ergebnis: Ex-Raucher waren psychisch gesünder als die, die weiter rauchten, berichten britische Forscher im British Medical Journal. Wer mit dem Rauchen aufhörte, verringerte innerhalb weniger Wochen sein Risiko, unter Depressionen, Angststörungen und Stress zu leiden. Der Effekt war ähnlich stark wie bei einem Antidepressivum. (czi)
Die Vitamine A, C und E und andere Antioxidantien schützen die Zellen vor reaktiven Sauerstoffverbindungen. Daher können sie auch verhindern, dass Krebszellen entstehen. Doch nun berichten schwedische Forscher im Fachjournal Science Translational Medicine, dass Vitamin E das Wachstum vorhandener Lungentumoren im Frühstadium sogar beschleunigen kann. Insbesondere Rauchern sei daher vorerst abzuraten, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen oder antioxidative Medikamente zu nutzen. (czi)
Eine stark pigmentierte Haut verringert das Risiko von Altersblindheit und anderen Krankheiten, die mit übermäßigem Wachstum von Blutgefäßen verbunden sind. Die Ursache: Wenn die Pigmentzellen von Haut und Augen nur wenig Melanin produzieren, setzen sie verstärkt das Protein Fibromodulin frei, das die Bildung neuer Blutgefäße fördert. Hemmstoffe dieses Proteins könnten daher gegen Altersblindheit, die sogenannte Makuladegeneration, oder gegen den schwarzen Hautkrebs wirksam sein, schreiben amerikanische Mediziner im Journal of Clinical Investigation. (czi)
(Texte: Wissenschaft aktuell)
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ZUKUNFT MEDIZIN
— Beitrag HEVERT-ARZNEIMITTEL —
Familienunternehmen mit Tradition und Weitsicht Natur - Kompetenz - Werteorientierung – dies sind die Säulen des Erfolgs von Hevert-Arzneimittel seit Gründung 1956. „Hevert bringt Gesundheit“ – getreu dieser Mission blickt Hevert-Arzneimittel auf mehr als 55 Jahre Kompetenz in der Naturheilkunde zurück. Heute zählt das Familienunternehmen nach eigenen Angaben zu den führenden deutschen Herstellern von homöopathischen und pflanzlichen Arzneimitteln sowie hochdosierten Vitaminpräparaten. Weltweit gehört Hevert zu den zehn bedeutendsten Homöopathie-Herstellern. Mit etwa 100 zugelassenen Arzneimitteln bietet Hevert bei vielen Erkrankungen eine natürliche Behandlungsalternative.
Arzneimittel liegt beim Unternehmen Hevert alles in einer Hand. Durch vertraglich gesicherten Anbau und gezielten Pflanzeneinkauf in Verbindung mit strengster Qualitätskontrolle wird ein Höchstmaß an Reinheit und Wirkstoffgehalt garantiert. Über 95 Prozent der HevertArzneimittel wird an den Standorten Nussbaum und Bad Sobernheim selbst hergestellt.
Nach Leitung durch Dr. Wolfgang Hevert wird das Unternehmen heute in dritter Generation von Marcus und Mathias Hevert geführt. Getreu der Unternehmensmission ist es das Ziel, die natürlichen, nebenwirkungsarmen Naturheilmittel Therapeuten, Apotheken und Patienten weltweit verfügbar zu machen.
Der Erfolg vieler homöopathischer Arzneimittel wie Sinusitis Hevert SL und Calmvalera Hevert stützt sich auf die von Ärzten und Heilpraktikern entwickelte Hevertoplex-Reihe. Anders als homöopathische Einzelmittel enthalten die Komplexmittel mehrere homöopathisch aufbereitete Wirkstoffe. Vorteil: Die Anwendung der Komplexmittel ist einfach, da sie ein breites Wirkspektrum aufweisen und klar auf einzelne Erkrankungen zugeschnitten sind. Der berühmte Naturheilkundler
ALLES AUS EINER HAND
Von der Einsaat der Pflanze auf dem Feld bis zum fertig verpackten
Pastor Emanuel Felke gilt als Vater der Komplexmittel-Homöopathie. Jahrelang praktizierte er in Bad Sobernheim unweit des heutigen Hevert-Firmensitzes. Noch heute beruht eine große Anzahl der Rezepturen, die den Hevert-Arzneimitteln zugrunde liegen, auf der Zusammenarbeit mit Schülern Felkes.
setzt sich das Unternehmen aktiv für Naturheilkunde, Umweltschutz, nachhaltiges Wirtschaften und den verantwortungsvollen Umgang mit Mitarbeitern und Gesellschaft ein. Besonders am Herzen liegt dem Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Schulbauprojekt „Schulbausteine für Gando“ in Burkina Faso.
UNTERNEHMENSVERANTWORTUNG ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG
GESUND DURCH HOMÖOPATHIE
Für Hevert ist Nachhaltigkeit Kern der Firmenphilosophie. Als naturverbundenes Familienunternehmen
www.hevert.de
Die Hevert-Gesellschafter, Sarah, Mathias und Marcus Hevert, vor dem Firmensitz in Nussbaum bei Bad Sobernheim.
THEMENSPECIALS des in|pact media Verlags Der in|pact media Verlag veröffentlicht in regelmäßigen Abständen Sonderpublikationen als Beilagen in überregional erscheinenden Printmedien (Handelsblatt, DIE ZEIT, Capital, WirtschaftsWoche, Die Welt). Folgende Titel sind u.a. für 2014 geplant:
• Männergesundheit • Kinderwunsch • Herz & Kreislauf • Leben mit Krebs • Glücklich im Alter • Zukunft Medizin Gerne beraten wir Sie, wie Sie Ihr Unternehmen in unseren Themenspecials optimal platzieren können. Fordern Sie unsere Mediadaten an: • Tel. +49 (0)30 / 80 20 86 - 530 • kontakt@inpactmedia.com • www.inpactmedia.com
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