Schlafzimmerblicke aus Oxford
# 159 April 2008
0,00 € www.intro.de
Wien Special Küsse am Praterstern
Blood Red Shoes Zwischen Grunge und Bristol
Schlafzimmerblicke aus Oxford
Be Kind, Rewind Gondry dreht nach
Carl Craig Endstation: Detroit
Fleisch ist mein Gemüse Heinz Strunk isst fremd
Alle Produkte und Firmennamen sind Handelsmarken ihrer jeweiligen Eigentümer. Sony Ericsson nutzt diese ausschließlich als Lizenznehmer. © 2008 Sony Ericsson Mobile Communications AB. Alle Rechte vorbehalten. Stand: Januar 2008 – Änderungen und Irrtümer vorbehalten. * Die Anzahl der Songs basiert auf der Annahme, dass die Songs im eAAc+-Format vorliegen, ca. 1 MB pro Song.
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Ansage No. 159
008 + 048 Wien Special
ANSAGE NO.159 »Baba! Bei einem Wien-Spezialheft muss man die Leser mit Baba begrüßen«, flötet Mode- und Bildredakteurin Amelie Schneider ins Ohr. »Ja klar, wird gemacht«, bekommt die reizende Mozartkugel zugeraunt, während es in Gedanken bereits heißt: »Auf keinen Fall!« Auf keinen Fall »Baba«, denn auf den nächsten Seiten, ihr werdet es sehen, schmeißen wir uns noch aufwendig genug an die befreundete Kettenraucher-Republik und speziell an Wien ran. Warum auch nicht? Neben den üblichen Klischees von Architektur, Sahne, Berg, Ruhe, Todessehnsucht fand sich so viel Berichtenswertes mehr, dass wir gern einen ganzen Indie-Kultur-Reiseführer herausgegeben hätten. Doch dann hätten wir ja all die Nicht-Ö-Acts wie Foals, den dicken Rummelsnuff oder Carl Craig herauslassen müssen. Wäre ebenfalls zu schade gewesen. Insofern passt schon alles, wie es ist. Und nun also viel Spaß beim hochverdichteten Wien-Special – und dem ganzen tollen Kram drum rum. Und, okay: Baba! Kommando zurück. Eins hätten wir doch glatt vergessen: Am 25.03. geht unsere beliebte Website www.intro.de komplett erneuert an den Start. Liebe Grüße aus der Kölner Redaktion
003
004 Inhalt
028 Mit
006
MONITOR
006 Wien Special: FM4 008 Neulich 010 Monitor mit u. a. Rummelsnuff, Blackmail, Smoke Blow, Kenna, Moby, Tegan And Sara, Motorpsycho, The Kooks 018 Impressum 024
024 Foals
MUSIK
024 Foals 028 Mit / Dillon 032 Blood Red Shoes 036 The Teenagers 038 Navel 040 Calvin Harris 042 Carl Craig 048
WIEN SPECIAL
048 Wien, das geht mit Schoenwetter, Wohnzimmer, Geco Tonwaren & Hoanzl, Klein, Diskokaine, G-Stone / Ja, Panik 052 Essen mit Austrofred, Tex Rubinowitz und Thomas Edlinger 054 Servicestrecke 056 Mode Shortcuts 060 Produktpalette 062 042 Carl Craig
060
068 Falco
MODE
062 Markentreffen 063 Brands4Frieds
WEITER
064 Film: Michel Gondry: Be Kind Rewind / 54. Intern. Kurzfilmtage Oberhausen 068 Film: Falco / Verdammt, wir leben noch 069 Film: Film-ABC für Österreich 070 Film: Heinz Strunk / Fleisch ist mein Gemüse 072 Neue Filme 076 Neue DVDs 080 Neue Literatur 082 Neue Spiele 086 Neue Technik 089
PROBEFAHRT
089 Charts / Spalter 090 Platten vor Gericht 092 Neue Alben und DVDs 128 Festivalguide
113
DAS GEHT
113 Da geht’s 118 Heimspiel 122 Intro Intim 124 Intro empfiehlt 125 Das geht 128 Festivalguide 130 Katz & Goldt / All The Next
Coca-Cola, Coke und die Konturflasche sind eingetragene Schutzmarken der The Coca-Cola Company. Coca-Cola ist koffeinhaltig.
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20 Bands n e t s e b Die ca-Cola o C im e iv l n spiele ent bei T e v a w d Soun
Foto: Holger Risse
006 Wien Special: Monitor
Wien Special: Monitor
FM4
INDIE FUNKT In Deutschland will man ja gleich seinen Therapeuten anrufen, wenn das Wort auf die Radiolandschaft kommt. Zu deprimierend waren zuletzt die News aus dem Äther. Da wird allerorts an Ambitionen nicht nur gegeizt, sondern auch gekürzt. So ist der Zündfunk unter Dauerbeschuss, stellte der Hessische Rundfunk vor zwei Jahren diverse Sendungen ein bzw. gestaltet um, und auch beim Westdeutschen Rundfunk wird nicht auf die Macht des Wortes vertraut, wie ganz aktuell die Diskussionen um die Zukunft von WDR3 zeigen. Ganz anders die Situation in Wien mit FM4. Seit nunmehr 15 Jahren wird hier mit viel Leidenschaft und Fachkompetenz und im Auftrag des ORF ein Programm gestrickt, das in Nischen agiert, dies aber vielseitig und offen tut. Angenehmer Nebeneffekt: Man hört kein Wehklagen wegen Überalterung oder ähnliche Lieblingsthemen der deutschen Senderchefs: Wo bei uns Jugendradio meint, dass alle über 30 gemobbt werden, werden die Promopäckchen in Wien noch mit 60 und einem fetten Grinsen im Gesicht aufgerissen. Diese spürbare Euphorie (auch der jüngeren Moderatoren- und Redakteurschaft) merkt man dem Programm an – und das macht den Sender so wichtig für die österreichische Indieszene: FM4 stärkt das Selbstverständnis der lokalen Szene, ist Meinungsmacher und durch die mannigfaltigen Tätigkeiten der Macher (also Produzenten, DJs, Autoren ...) zugleich auch Teil davon. Also so was wie Intro, nur im Äther. Besonders empfohlen sei noch das “Sumpf”-Format mit seinem John-Peel-Status und den legendären Typen Fritz Ostermayer und Thomas Edlinger (siehe “Essen mit” in dieser Ausgabe). Überhaupt: Unser Wien-Special startet auf Seite 48.
007
008 Neulich
By:Larm, 21.02., N-Oslo, 22:08 Uhr: Alle Osloer Szene-Clubs und -Gänger sind voll – das By:Larm hat in Skandinavien eine Art Völkerwanderung ausgelöst. Typen mit Metal-Mähne dreschen auf Elektrogerätschaften ein, hübsche Mädchen mit Band üben Ausdruckstanz, und es wird auf Norwegisch gerappt. Amüsant? Allemal. Nächstes Mal wieder gerne, Infos unter www.bylarm.no.
NEULICH: Smashing Pumpkins, 22.02., Frankfurt, Jahrhunderthalle, 21:13 Uhr: Großartige Songs werden niemals vergehen. Doch wenn eine der größten Bands der 90er-Jahre plötzlich vor halbleeren Hallen spielt, hat man auch als Besucher das Gefühl, dramatisch gealtert zu sein. Foto: Reiner Pfisterer
Band Of Horses, 02.03., Hamburg, Knust, 22:23 Uhr: »Is there a ghost in my Stromkreis?« fragt sich hinten der Best Boy in Lauerstellung. Offenbar ja, denn kurz nach diesem Foto kam sein großer Auftritt bei der Behebung technischer Bühnenprobleme. Davor und danach: ein souveräner Auftritt von Band Of Horses vor ausverkauftem Haus. Foto: Jann Wilken
Myyy Bitch Club, 23.02., A-Wien, Laderaum im Badeschiff, 03:50 Uhr: Underaged und overdressed: Fancy Footwork ist Geschichte. Den New Rave Dance-Contest bestritten die Einheimischen zu Madonnas »Like A Prayer« und »Short Dick Man« von 20 Fingers. Schön hier. Im Taxi auf der Heimfahrt läuft Mozarts Klavierkonzert Nr. 23. Das Adagio. Einfach gefahren werden. Der perfekte Soundtrack zur erhabenen Kulisse. Foto: Jasmin Baltres
Hobnox Evolution-Party, 28.02., Berlin, Tresor, 23:25 Uhr: Kickoff-Veranstaltung für das interaktive Portal www.hobnox.com. Die Preisverleihung (es gab insgesamt 75.000 Euro in drei Kategorien) war so was wie der Oscar für Raucher, Styler und Post-Slacker. Hysterie inklusive, zudem hatte man auch Calvin Harris auf der Bühne. Mehr Start-up-Stardom an einem Abend? Kaum denkbar. Foto: Arne Sattler
98./99./20. JULI 2008 FERROPOLIS Alter Ego | Battles | Björk | Bonde do Role | Booka Shade Boys Noize | Burger/Voigt | Cobblestone Jazz | The Count & Sinden live | Crookers | Daniel Haaksmann | dEUS | Die Türen Does It Offend You, Yeah? | Editors | Efdemin | Ellen Allien Fotos | Franz Ferdinand | Friendly Fires | Fujiya & Miyagi Gui Boratto | Gus Gus live | Hercules And Love Affair | Hot Chip Jack Penate | Kate Nash | Kissy Sell Out live | Klee | Ladyhawke Len Faki | Mathew Jonson | Miss Platnum | The Mitchell Brothers | Miss Kittin & The Hacker | Modeselektor | Mr. Oizo Operator Please | PeterLicht | Renato Ratier | Sascha Funke Stereo MCs | Supermayer | Róisín Murphy | The Teenagers Tobias Thomas | Tomas Andersson | Turbostaat | Uffie & Feadz The Whitest Boy Alive | The Wombats | Zoot Woman u. v. a.
WWW.MELTFESTIVAL.DE EIN FEST VON
UNTERSTÜTZT VON
010 Monitor
The Kooks
LOVE, LOVE, LOVE!
I
ch habe es nicht nachgezählt, aber das Wort »Love« findet auf eurem Album gefühlte 236 Mal Erwähnung. Und trotzdem heißt es »Konk« – was nach Space-Saga oder Progrock-Album klingt, aber auch der Name eures Studios (das den Kinks bzw. Ray Davies gehört) ist. Wie kamt ihr auf die Idee, diesen Namen so durchzuziehen? Luke Pritchard: Ich mochte die Alliterationen, die das Wort mit sich brachte: Kooks, Konk, Kinks. Wir saßen rum, hatten ein paar Bier (zu viel), diskutierten drüber und plötzlich sagte Hugh: »Lass es uns Konk nennen.« Worauf wir riefen: »Fick dich!« Aber dann spielten wir mit dem Wort rum, gewöhnten uns an den Klang und fanden Gefallen dran. Da steckt natürlich kein wildes Konzept hinter – hat sich also was mit Progrock. Zweites Album nach so einem Karriere-Traumstart
– da redet man eigentlich von Erfolgsdruck. Aber »Konk« klingt so locker aus der Hüfte gespielt, als hättet ihr es von der ersten bis zur letzten Sekunde geliebt, im Studio zu sein. War dem so? Klar, Mann! Ich habe es verdammt noch mal geliebt! Worauf willst du hinaus? Im Studio zu sein, eigene Musik zu machen – das ist doch nicht wirklich harte Arbeit. Das ist die absolut geilste Sache, mit der man sein Geld verdienen kann! Na ja, es gibt Bands, die erzählen das anders ... Da gibt’s schon mal Druck von der Plattenfirma, Erwartungshaltungen der Fachpresse, blablabla ... Hör mal – wir sind nur vier Kids, die es lieben, Musik zu machen. Es ist nicht unser verdammter Job, bei der Emi Arbeitsplätze zu retten. Klar, vielleicht läuft es darauf hinaus – aber das hat uns doch nicht zu interessieren, oder? Ich sagte es schon: Das Wort »Love« ist fast überprä-
sent auf »Konk«. In »Stormy Weather« singst du sogar »It feels like love, love, love« – ist das nicht manchmal ein wenig too much? Nö. Die Liebe ist schließlich eines der großen Themen der Popgeschichte. Es gibt doch schon genug selbstgefälliges Gewimmere, so langweilige Scheiße, bei der man laut schreien möchte. Wobei natürlich auch depressive Songs schön sein können – aber das muss man können, und das können viele Bands heutzutage nicht. Für mich soll Popmusik den Leuten Spaß machen. Sie soll aufmuntern, mitreißen – wie unser Album. Die Leute sollen sich dazu verlieben – ach was, sie sollen es hören, während sie sich lieben! Interview: Daniel Koch The Kooks »Konk« (CD // Virgin / Emi // VÖ 11.04.). Auf intro.de: Verlosung. Live in Deutschland vom 17.-22.06.
Super-Indie-Nerd, dich liebt wer! Oli Ferreira und René Roggmann sind circa die langsamsten Comic’n’Pop-Nerds der Stadt, ihre Stadt ist dabei Hamburg – und nur weil die Bandverweise der ältesten Panels mitunter hoffnungslos datet sind, sind sie noch lange nicht schlecht. In »Daniel & Oleg« (Zwerchfell, EUR 10) haben sie in jedem Fall die Abenteuer von ihren schwindsüchtigen Post-Loser-Typen, die eher Slacker als prekär sind, gesammelt. Der Vorlauf zur abgebildeten Geschichte ist übrigens, dass der lange Typ zu seinem IndieSchrecken erfahren hat, seine Freundin könne sich Sex mit Rollins vorstellen.
Monitor
011
Neu auf intro.de Neue Videos und Audiofiles von Jamie Lidell, Gnarls Barkley, The Kooks, Adam Green, Operator Please, Calvin Harris, Foals, R.E.M., Nada Surf und vielen mehr. Täglich.
CUSTOMIZE MY COVER DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK Zuletzt riefen wir an dieser Stelle auf, Variationen einzusenden, auf denen ihr euch als Teil von PlattencoverArtwork verdingt. Was da alles zustande kam, findet sich seitdem mit regelmäßigen Updates unter www.intro.de. Join the show, klick deine Bilder rein (cover@intro.de). Hier nun noch mal weitere Varianten der fröhlichen Kopisten-Party, diesmal ohne Hüllen im Bild: Daniela Burger stellt in dem Buch »Shramps« (Verbrecher Verlag) das Picknick der Blumfeld-Rückseite nach. Ein Freund des Intro-Chef-Autoren Arno Raffeiner macht einen auf Giorgio Moroder inklusive Schnauzbart, Jens Friebe covert sich selbst, und der Logintro Brotvielfalt war mit seiner Promi-Clique im Streichelzoo – die Beach Boys und die Ziegen haben’s ihm gedankt.
Moby Exklusiv: Moby redet über Politik, den anstehenden Machtwechsel im Weißen Haus und darüber, dass die meisten Amerikaner lieber Popstars im Oval Office sähen als irgendwelche Politiker. Außerdem exklusive Interviews mit Goldfrapp, Los Campesinos!, Mando Diao, Justice, Stephen Malkmus & The Jicks sowie Lang-Versionen der Heft-Interviews. www.intro.de/spezial/onlinexklusiv Black Francis Der ehemalige Pixies-Frontmann Frank Black a.k.a. Black Francis spielte im Rahmen seiner Deutschland-Tour eine Reihe exklusiver Vorab-Gigs in Kneipen, Bars und auf der Straße. Wir waren in Köln dabei. Bildergalerie: Fashion Victims Die größten Mode-Opfer in Pop und anderswo: von Hot Chip bis The White Stripes, von The Polyphonic Spree bis Kriss Kross ... Neues aus der Community Mixtape-Spaß galore, passend zum Österreich-Special: die besten Songs über Wien. Und auch: die besten Songs über Wein. Auch gut: 1001 Songs über Hunde. Wuff wuff. www.intro.de/spezial/communitynews Wien Spezial Noch mehr Österreich. Mit exklusiven Interviews zu Monochrom, Siluh und Soap And Skin.
Mehr Wien, mehr Ö, mehr alles! Passend zum verspäteten Mozartjahr im Intro gibt es auch eine exklusive Download-Zusammenstellung für Euch. Das heißt unter www.intro.de/aman könnt ihr euch Tracks runterladen, die unser Ö-Special noch weit reichender illustrieren. Und das Ganze komplett for free sowie mit Tracks von Monk, Ja, Panik, The Curbs, Son Of The Velvet Rat, Waldeck, Parov Stelar, Texta, Soulchemistry, Rodney Hunter, Karl Moestl, Sally Shapiro, Bunny Lake, Susanna Ridler, Trouble Over Tokyo, Convertible und Russkaja.
Videoblog Wieder da bzw. immer noch: die Kollegen Volkmann und Flore im Kölner Büro mit Neuigkeiten aus der Intro-Redaktion. Die Festivalguide-Redakteure Fust und Koch mit den Platten der Woche. Da schau her!
012 Monitor
Intro Vor Elf Jahren
1 Frage an
MOTORPSYCHO
B
eim Hören des neuen Motorpsycho-Albums fragt man sich unweigerlich: Ist Rock’n’Roll wirklich tot? Von Jason Pierce, Kopf der Band Spiritualized, ist überliefert, dass er Rock’n’Roll als authentische Form seit 1975 als gestorben ansieht. Möglich wären heutzutage nur noch Zitate und Paraphrasierungen. Wie wird das in Norwegen gesehen? Bent Sæther: Das Alphabet hat nur eine begrenzte Anzahl Buchstaben, die Oktave eine begrenzte Anzahl Noten. Ob Dinge funktionieren, hängt davon ab, wie man sie miteinander kombiniert. »Authentischer« Rock’n’Roll wäre für mich Eddie Cochran und Chuck Berry und eher ein kulturanthropologischer oder kulturgeschichtlicher Gegenstand als irgendetwas anderes. Trotzdem läuft es mir den Rücken herunter, wenn ich »Ace Of Spades«, »Hells Bells«, »Freak Scene«, »Negative Creep«, »No One Knows«, »Devils Haircut«, »Main Offender« und wahrscheinlich ein paar Dutzend mehr Songs höre. Genauso wie wenn ich einen großartigen »authentischen« Rock’n’Roll-Song höre. Es wohnt beiden also etwas grundsätzlich Gemeinsames inne. Für mich ist das definitiv eine Energiesache, keine stilistische Angelegenheit. Ich bin einverstanden mit der These, dass
ab ca. 1975 der Blick von Rock’n’Roll eher rückwärts als nach vorn gerichtet war, im Gegensatz zu Punk. Wäre die Alternative die Zukunft, die REO Speedwagon und Styx repräsentierten, würde ich lieber ausschließlich zurückblicken. Impliziert Pierce aber, dass Rock mit dem Geschichtsbewusstsein auch seine Reinheit verloren hätte und damit irgendwie zu einer Meta-Kunstform geworden wäre, hat er sich, wie ich fürchte, vertan: Ich wette, dass alle bekannten Meister jedweder Kunstform ein tief greifendes Wissen über das hatten, was vorausgegangen ist. Das muss so sein, denn nichts kommt von alleine. Sollte Wissen irgendwie in Konflikt mit Authentizität stehen, habe ich wirklich eine Menge Dinge im Leben falsch verstanden. Ich würde wetten, dass das, was z. B. einen Lappländer ausmacht, sein Wissen über alle lappländischen Dinge ist: Dieses Wissen macht ihn zu einem Lappländer. Anders gesagt: Weil man Rock kennt, ist man ein Rocker. Man wird nicht als solcher geboren – auch wenn Bon Scott womöglich anderer Meinung ist! Die Frage stellte Joachim Henn Motorpsycho »Little Lucid Moments« (CD // Stickman / Indigo). Live in Deutschland am 30.+31.05.
Ausgabe #43: April 1997 Titel: Dinosaur Jr + ein unbekannter Hund Interviews mit: Rollins Band, Laurent Garnier, Shihad, Mobylettes, Cake, Trans Am Erster bei »Platten vor Gericht«: James »Whiplash« Letzter bei »Platten vor Gericht«: Sabrina Setlur »Die neue S-Klasse« Aus den Charts: Daft Punk »Homework«, Mary J Blige »Share My World«, Motorpsycho »Angels And Demons At Play«, Stalin »Weißer Müll« Zitat: »Völlig beknackte Musik ist dies, wenig ansprechend und dröge [...] genug gelangweilt.« Tja, so mies kommt im Regionalteil das erste Demo von Kirmes aus Münster weg. Es hieß »Kunststoff und Trivialliteratur«. Dass sich aus der Asche von Kirmes mal Jahre, Jahre später Die Türen zusammensetzen würden – der Rezensent konnte es nicht ahnen. Es wäre ihm wohl auch egal gewesen. Spektakel: David Bowie »Earthling«, Latryx »The Album«, Workshop »Meiguiweisheng Xiang«, Cake »Fashion Nugget« Besondere Vorkommnisse: Als Jurorin bei »Platten vor Gericht« agiert das bayrische Cowgirl Nicki. Sie benutzt Worte wie »flott« oder »Fete«. Zudem taucht eine Proto-Version der heutigen Technik-Rubrik auf. Mit »Studiobegehung« sowie »Warentest« erschließen die Intro-Role-Models Fust und Glietsch visionär jene Schauplätze, die Jahre später zum Standard in Pop-Magazinen werden sollen. Gut, man muss bei allem Selbstlob erwähnen, dass sich diese Urform hier auch ganz schnell wieder eingestampft fand.
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014 Monitor
Grüße aus New York Von Moby Was ist toll an deiner Stadt? Durch die Bürgermeister Guiliani und jetzt Bloomberg hat sich einiges verändert: NY ist ziemlich sicher geworden. In den 70ern und 80ern hattest du gute Chancen, angegriffen zu werden auf offener Straße. Und was ist scheiße? New York ist wahnsinnig teuer. Viele Künstler müssen wegziehen. Früher hast du als Musiker, Künstler, Autor einfach jenseits der 14th Street in Manhattan gelebt. Jetzt ziehen alle nach Queens, Brooklyn oder sogar Jersey. Deprimierende Entwicklung. Welches New-York-Klischee stimmt? New Yorker misstrauen den Amerikanern – Amerikaner misstrauen den New Yorkern. Wegen der Klischees. New York ist multikulturell, voller Homosexueller, voller Schwarzer, voller Latinos, voller Araber. Deswegen liebe ich New York. Der Rest der Amerikaner denkt: Das ist doch seltsam und falsch! In Oklahoma ist jeder weiß, jeder hört Country-Musik und geht am Sonntag in die Kirche. Alles, was anders ist, wirkt auf diese Leute bedrohlich. Deswegen mögen die auch Bush oder McCain – die haben vertraute Gesichter. Die Leute in diesen Staaten haben Angst, dass sich die Welt verändert – und sie ausgeschlossen bleiben. Der beste Club? NY hat Myriaden von Bars und Clubs. Aber: Die Bars sind alle klein, die Clubs sind alle riesig und für Touristen. Deswegen habe ich diese eigene Reihe namens »Degenerates« im Hiro Ballroom im Meatpacking District, in der ich vor allem für New Yorker auflege in einem Laden, der nicht zu klein und nicht zu groß ist. Das schönste Restaurant? Ich weiß schon, worauf das abzielt. Aber ehrlich gesagt hat sich da einiges geändert in den letzten Jahren: Ich trinke – zu oft und zu viel –, ich bin längst kein strikter Veganer mehr, ich nehme manchmal Drogen, date auch die falschen Leute. Ich bin einfach nicht mehr so strikt wie früher. Am besten kauft man sich das Time Out Magazine. Es ändert sich alles so schnell. Ein Club, der heute noch geil ist, kann nächste Woche schon scheiße sein. Welche Künstler aus deiner Stadt bewunderst du? Ich habe während einer Karaoke-Nacht eine Sängerin namens Nabeelah kennengelernt. Ihr Englisch ist schlecht, aber sie hat eine großartige Präsenz, mit ihr habe ich dann einen Song namens »Hyenas« aufgenommen für mein Album. Was hast du sonst so vor? Wenn ich zurückkomme, will ich eine Punkband gründen mit einigen Freunden. Die spielen bei den Bad Brains und den Cro-Mags. Moby »Last Night« (CD // Mute / Emi // VÖ 28.03.)
Mein Plattenladen
MIT MICHELLE RECORDS
S
eit wann gibt es Michelle? Michelle Records wurde 1977 eröffnet. Wer hat bei euch schon alles im Schaufenster Musik gespielt? Es wären einfach zu viele Bands, um sie alle aufzuzählen, hier ein paar Beispiele der bisherigen Gäste: Absolute Beginner, Art Brut, Baggio, Bernd Begemann, Britta, Calexico, CocoRosie, Chuck Ragan, Giant Sand, Go-Betweens, Goldfrapp, Jens Friebe, Kante, Kettcar, Minor Majority, Nada Surf, Peaches, Sonic Youth, Tomte, Weakerthans. Gibt es eine schöne Anekdote zu diesen Schaufensterkonzerten? Unsere beiden »The Original Schaufenster Konzert Series«-Sampler beinhalten tolle musikalische Anekdoten. Nummer #2 ist soeben erschienen, der erste Teil unserer Serie bald ausverkauft. Ansonsten: Das erste Konzert mit Violent Femmes auf selbst gebasteltem Pappkarton-Schlagzeug mit all den verrückten Musikern war ein spaßiges Highlight. Was sind eure aktuellen fünf Topseller? Cat Power, Get Well Soon, Home Of The Lame, Hot Chip, alles von Led Zep-
pelin und Joy Division / Warsaw sowie »The Original Schaufenster Konzert Series Vol. 2«. Wie stellst du dir den Plattenladen 2010 vor? In zwei Jahren wird es immer noch Plattenläden geben, definitiv und auch darüber hinaus. Diejenigen, die nicht nur rumjammern, sondern was anbieten, werden überleben. Es gibt genügend begeisterungsfähige Leute, die einfach gute Musik haben wollen. Bei uns bekommen die genau das, und wir werden weiterhin den Kulturauftrag ernst nehmen und unsere Kunden mit gutem Sound (ohne MP3-Telefon-Quatsch-Sound) und musikalischen Inhalten versorgen. Letztendlich entscheiden es die Leute in der jeweiligen Stadt, ob sie sich den geilen, saubilligen Märkten und der überteuerten Amazon-Krake hingeben oder Strukturen unterstützen wollen, die Musik und Künstler abseits von gekauftem Hype auf- und ausbauen wollen. Das Kartell lauert überall, ihr habt die Wahl, ... noch!! Michelle Records, Gertrudenkirchhof 10, 20095 Hamburg www.michelle-records.de
»Ich finde es eine asoziale Sauerei von Bushido, dass er die Hymne meiner Jungs von Dimmu Borgir, die mich vor dem Selbstmord bewahrt haben, so beklaut und die Band dadurch beleidigt.« Auf Tex Rubinowitz trifft man in unserem Wien-Spezial bei Tisch (Seite 54). Dort erzählt er vom Fernsehen, dem Label und seinem reinkarnierten Schrullo-Elektro-Projekt Mäuse. Aber am bekanntesten ist er vielleicht als Zeichner, seine Miniaturen kann man u.a. aus der Titanic kennen. Und so ungefähr sehen sie aus.
So zu lesen von einer Jessica auf den Leserbrief-Seiten bei den Kollegen vom Metal Hammer (Feb 08). Es geht vordergründig um das von Bushido gerippte Sample auf seinem Song »Mittelfingah«, eigentlich aber um Fan-Wahn und vereitelten Selbstmord. Solche Briefe bekämen wir auch gern mal.
Weitblick beim Start in die Zukunft. Mit dem VR-FinanzPlan.
Austro-Deutsch
„Herausforderungen mit Weitblick meistern. Eigentlich sollten wir das auch bei der Zukunftsvorsorge machen…“
Ach, Österreich. Wer bei unseren Nachbarn nicht immer nur sein Schwarzgeld und die Ski-Hänge besucht, wird bald merken, dass es hier auch die deutsche Sprache gibt – im Detail allerdings oft raffiniert modifiziert.
Sebastian Fischer und Steffi Arndt, Studenten, zwei unserer Mitglieder.
Paradeiser – Tomate Topfen – Quark Ribisl – Johannisbeere Kren – Meerrettich Powidl – Pflaumenmus hackeln – arbeiten Leiwand – Superaffengeil, du Sau! Tschik – Zigarette die Rettung – Sanitäter Mist – Müll (siehe auch rechts: Das Misttelefon) Hausverstand – das gute Gewissen eines Hauseigners (stammt aus der Werbekampagne von Billa) Billa – so was wie Aldi Cordoba – schöne Erinnerung der Österreicher an ein spannendes Fußballspiel 1978
»I drink myself to limits sometimes. I don’t mean to destroy myself, but in those moments I really feel alive.« Kazu Makino / Blonde Redhead Solche und andere menschliche wie schockierende Wahrheiten finden sich auf www.99matters.com. In dem Blog äußern sich unzählige Indie-Stars zu der einen Frage: »What matters to you?«
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016 Monitor
Kenna
KRANK AM KILIMANDSCHARO Der in Äthiopien geborene und in den USA aufgewachsene Sänger und passionierte Bergsteiger Kenna hat mit »Make Sure They See My Face« gerade sein zweites Album veröffentlicht. Musikalisch zeigt er sich inspiriert von The Cure über R'n'B bis HipHop.
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George Dubose I Speak Music
as Album wurde u.a. von Chad Hugo und teilweise auch von Pharrell Williams produziert. Justin Timberlake taucht als Gastsänger auf. Wie kam es dazu? Chad ist seit Jahren schon so etwas wie mein musikalischer Partner und Freund, wir kennen uns noch aus der Schule. Die Neptunes produzieren gewissermaßen das Soundgerüst um den Song herum. Sie schreiben keine Songs für mich, haben aber meistens irgendwelche Ideen, wie man was verbessern könnte. Die Texte sind jedoch ausschließlich von mir. Mit Justin bin ich auch schon länger befreundet. Er kann ja sogar ganz gut Schlagzeug spielen. Ich hatte mal die Idee, ihn als Drummer zu engagieren. Das würde aber wohl nicht nur aus Termingründen schwierig werden. Warum heißt die Platte »Make Sure They See My Face«? In älteren Videos war ich prinzipiell nie zu sehen, das ist jetzt das erste Mal, dass ich als Person visuell wahrnehmbar bin. Im Video zu »Say Goodbye To Love« bin ich zum ersten Mal wirklich präsent, die Leute sehen also endlich den Menschen hinter der Musik. Ist es nur ein Gag, dass du mal den Kilimandscharo bestiegen hast? Nein, kein Witz. Ich habe aber den Gipfel nicht ganz erreicht, weil ich knapp 1000 Fuß davor ziemlich krank wurde. Es war die Hölle, gefühlte minus vierzig Grad, die Bedingungen waren schrecklich. Ich musste dann ein Medikament nehmen, auf das ich allerdings allergisch reagiert habe, wir sind dann wieder umgekehrt. Die anderen hatten mich beim Abstieg also noch im Schlepptau. Text: Sebastian Ingenhoff
Du sollst dir kein Bild von mir machen. Sagt Gott ja immer. Passt auch auf Musik. Aber nicht auf Bands. Die haben Gesichter, enge Hosen, komische Haare, kleine Hüte, Schmuck, Wahn etc. Der Fotograf George Dubose bannte so viele von ihnen in den letzten Jahrzehnten auf Bilder, dass es für ganze Bücher reicht. Gerade erschienen »I Speak Music HipHop – Old School Volume One« sowie »I Speak Music Ramones« (zu beziehen über www. george-dubose.com). Und zuletzt stellte er die classic Bilder der B-52’s für den Artikel in Intro #158.
Kenna »Make Sure They See My Face« (CD // Interscope / Universal).
Mit Neelix (»Raumschiff Voyager«-Koch) und HA Schult (Kölner Aktionskünstler)
Auf intro.de: Verlosung. Live in Deutschland vom 22.03.-01.04.
Zwei wie ihr, die dürfen sich nie verlieren
Monitor
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Fünf Wodka mit Aydo
MIT BLACKMAIL AM TRESEN Im März erscheint das sechste Studioalbum von Blackmail. Nicht nur, aber auch anlässlich dieses Ereignisses traf Senta Best Sänger Aydo Abay im Kölner Proletarierclub HoteLux. Ohne zweites »L«, dafür aber mit 60 verschiedenen Sorten Wodka. Foto: Leonie Altendorf
1. Wodka Chili-Wodka inklusive Pfeffer-Gurke Ist bei der neuen Platte »Tempo Tempo« irgendwas anders als bei den letzten Alben? Na ja, die neue Platte ist ja im totalen Wodka-Wahn entstanden ... Heißt die Platte also »Tempo Tempo«, weil man von Wodka schnell voll wird? Nein, äh, die heißt so, weil wir, hm, jetzt Angst haben, dass wir mit unserer Musik, die ja sehr jugendlich klingt, einfach zu alt aussehen! Zu ALT? Aussehen?? Okay, dazu passt ja direkt das nächste Thema: Warum schneidest du nicht mal deinen ganzen Bandkollegen die Haare? Ach so, ja, ähm, also das hat keinen Sinn! Die Frage oder das mit den Haaren? Das mit den Haaren! Das wächst binnen Sekunden GENAU SO nach. Also vor fünf Jahren hatte ich da auch noch Bedenken, aber mittlerweile denke ich, das ist so eigen, dass es FAST schon Style hat! 2. Wodka Lenins Blut (Aydo), Honig-Wodka (Senta) Du, ich wollte da mal noch was klarstellen: Wir sind ja so als arrogante Band verschrien, sind wir gar nicht! Druck das jetzt, und zwar in der ganzen Auflage! Als arrogant? Wieso denn das? Das liegt an den klingonischen Zügen, die die Band so aufweist! 3. Wodka Wieder Chili-Wodka (weil’s so lecker war) Ihr seid ja eine deutsche Band und könntet es ja eigentlich auch mal mit deutschen Texten versuchen. Zum Test: Kannst du mal einen Reim auf Deutsch machen? Mit den Worten »Pichelsteiner Eintopf« und »Schachbrettmuster«, Vierzeiler vielleicht? »Heute gab es bei mir Pichelsteiner Eintopf ...«
Du bist doch Vegetarier! Ach so, was’n das überhaupt?? Irgendwas mit Fleisch halt! »Heute verweigerte ich einen ganzen Teller Pichelsteiner Eintopf, als im Traum erschienener Vegetarier ging das nicht gut in meinen Kopf, da beschäftigte ich mich lieber mit diesem Schachbrettmuster, denn da kam noch was rum für meinen Gehirnschuster!« Und deswegen singen wir auf Englisch, obwohl: Ich finde diesen Text jetzt schon besser als die Texte vieler vieler anderer Bands, die es auf Deutsch probieren und dann doch keinen Inhalt haben! 4. Wodka Heißt »Oval«, sehr teuer Warum sollen wir auch Deutsch singen, wenn wir ja alle gar nicht aus Deutschland kommen?? Ich bin Türke, und die anderen sind Zigeuner, und die können überall sein, nur Mario ist deutsch. Aber: Es geht ja auch ein bisschen hier um unser neues Album, das ja »Tempo Tempo« heißt. Und wir nehmen grad ‘ne Version von »Goodpart« mit ‘ner richtigen Gipsy-Familie auf! Ich fürchte, das war die einzig sinnvolle Info bisher! So, und damit hätten wir dann das musikalisch-journalistische Dings ja schon mal abgehakt!
5. Wodka Estragon-Flavour Eine Frage geht schon noch, oder? Welche? Die hab ich mir noch nicht ausgedacht!! Ich weiß eine: Warum sind wir eigentlich sooo geil?? Ja, warum eigentlich? Ich WEISS es nicht! Mir ist grad klar geworden, dass ich nicht auf der Welt bin, um glücklich zu werden, sondern zum Arbeiten! Ich denk, du arbeitest gar nicht! Doch, mein Kopf arbeitet die ganze Zeit ... Blackmail »Tempo Tempo« (CD // City Slang // VÖ 28.03.).
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We Are Scientists
MAL GANZ IM ERNST Die New Yorker We Are Scientists, nach dem Weggang von Drummer Michael Tapper nur noch zu zweit, legen mit ihrem neuen Album »Brain Thrust Mastery« nach. Peter Flore traf Sänger und Gitarrist Keith Murray in Berlin und sprach mit ihm unter anderem über gute Witze. Foto: Christoph Voy.
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rain Thrust Mastery« – was ist das denn für ein Albumtitel? Bitte erklär’s mir, als wäre ich acht Jahre alt. Wenn es um eine oberflächliche Definition geht, ist das eine Nonsens-Phrase, die einfach groß und bedeutungsvoll klingt. Es ist bedeutungslos. Ist es schwer, ernst genommen zu werden, wenn man in einer Band wie We Are Scientists ist? Komischerweise ist mein Eindruck, dass es die Journalisten sind, denen es schwerfällt, uns ernst zu nehmen, die Fans nehmen uns ernst. Ich habe aber kein Problem damit, einerseits als entspannte Indie-Rockband wahrgenommen zu werden und andererseits als ein Witz. Auch die, die uns für einen Witz halten, merken, dass wir gute Musik machen. Andererseits: Wenn man nicht ernst genommen wird, hat man natürlich auch das eine oder andere Überraschungsmoment auf seiner Seite ... Wir wollen respektiert werden. Wir sehen uns nicht als Clowns. Wir nehmen alles, was wir machen, ernst, und wenn wir Spaß machen, machen wir das zur Unterhaltung. Wenn wir Interviews geben, wollen wir zeigen, was dahintersteht. Bei den meisten Indie-Rockbands habe ich nicht das Gefühl, dass sie das tun. Was sie
tun, ist, heiße Luft abzulassen, darüber, wie cool sie doch sind. Ich halte das für Bullshit. Ich denke, es gibt einen Unterschied dazwischen, respektiert bzw. verehrt werden zu wollen, Letzteres ist uns egal. Es scheint manche Leute wahnsinnig zu machen, dass wir uns keine Gedanken darüber machen, wie cool wir aussehen. Ich unterhalte lieber jemanden, als von ihm verehrt zu werden. Ich habe mich letztens mit Eddie Argos von Art Brut unterhalten, und er sagte, niemand habe sie ernst nehmen wollen, bis sie Erfolg hatten. Glaubst du, es ist bei euch das Gleiche? Ich denke schon. Der Unterschied ist aber: Eddie möchte ein Star sein. Er verhält sich wie ein Mann aus dem Volke, aber ich denke, er ist derzeit die einzige Person in der Musik, die ich als Popstar bezeichnen würde. Eddie Argos ist, und das meine ich im besten Sinne, einer vom Schlage Madonna oder Prince. Eine starke Persönlichkeit, von der man nicht die Augen lassen kann. Das ganze Interview gibt’s exklusiv auf www.intro.de/ spezial/onlineexklusiv We Are Scientists »Brain Thrust Mastery« (CD // Virgin / Emi). Auf intro.de: Verlosung. Live in Deutschland vom 29.04.-08.05.
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BITTE BLEIBEN SIE GESUND! MIT TEGAN AND SARA Was ist die schlimmste Krankheit, die du je hattest? Sara: Bei mir gibt es jenseits von Grippe nichts Spannendes zu berichten. Tegan hatte aber einmal eine Lungenentzündung gepaart mit Keuchhusten. Was es, nun ja, allerdings noch etwas unangenehmer gemacht hat für sie: Wir waren eineinhalb Monate ohne Day-off auf Tour mit The Killers zu der Zeit. Sie war komplett auf Antibiotika, hatte ständig Fieber, aber wir haben sie dazu genötigt, weiter durchzuhalten. Wie wurde das auskuriert? Ganz einfach: Die Tour war irgendwann zu Ende, und sie konnte sich ausruhen. Sie hat sich dann nicht zu Unrecht beschwert, sie hätte nie eine Chance auf Heilung bekommen, weil sie immer weiter auftreten musste. Meiner Meinung nach haben die Antibiotika Tegan übrigens lediglich davor bewahrt zu sterben. Besserung haben die keine gebracht. Welche Krankheit hältst du für überschätzt? Überschätzt? Was für ein masochistisches Blatt ist Intro eigentlich? Aber eine Erkältung ist natürlich komplett überschätzt, da könnte ich ausrasten, wenn Leute lamentieren. Wie kuriert ihr den berüchtigten, unvermeidlichen Tourschnupfen bei Konzerten im Herbst und Winter? Ich gar nicht. Ich gehöre zu den Leuten, die glauben, dass Medikamente nicht helfen, sondern nur Symptome zutage fördern. Deshalb nehme ich nichts, trinke aber viel Wasser und versuche, so viel wie möglich zu schlafen. Und damit fahre ich besser als die Jungs in meiner Band, die immer Medikamente nehmen und zwei Wochen krank sind, wo es bei mir nach drei Tagen wieder weggeht. Da raste ich dann immer aus: »Wann zur Hölle wird es dir eigentlich endlich mal besser gehen? Sollen wir dir etwa ein Krankenhausbett organisieren?« Insofern mein Ratschlag: Trinkt viel Wasser, schlaft viel, nehmt die Krankheit bereitwillig an. Die Fragen stellte Doktor Felix Scharlau
Immer nur arbeiten und nie feiern: Fotos unterwegs mit Timid Tiger in Benelux und England. Das Tourtagebuch gibt’s auf intro.de.
Achtung! Verwechslung:
Volker Wittkamp war erst nur Indie-Fan und ist mittlerweile zusätzlich angehender Arzt Die Diagnose: »Frau Tegan. Wahrscheinlich hatten Sie sich eine bakterielle Infektion der Lunge durch Pneumokokken eingefangen, auch Lungenentzündung oder Pneumonie genannt. Übrigens die häufigste zum Tod führende Infektionskrankheit in den Industrieländern, jedoch eher bei Kleinkindern, älteren Menschen oder immunsupprimierten Patienten. Der von Ihnen geschilderte Keuchhusten ist eher ein die Pneumonie begleitender Husten mit rotbraunem Sputum (Auswurf). Ich werde Sie noch schnell abhören und Ihnen etwas Blut abnehmen. Dann machen wir noch ein Röntgenbild Ihrer Lunge. Meine Kollegen haben Ihnen ja seinerzeit ein Antibiotikum verschrieben, und gegen das Fieber sollte man in so einem Fall natürlich Paracetamol nehmen. Auch sollten Sie allgemein viel trinken und sich vor allem schonen. Keine Widerrede! Ihr Doc Intro«
Tegan And Sara »The Con« (CD // Sire / Warner)
Neues Album „Mountain Battles“ Kim und Kelley Deal in Hochform!
ab 04.04. im Handel
Duke Special »Songs From The Deep Forest« (V2 / Univ.)
The Duke Spirit: Noise-Grunge-RockQuintett aus Cheltenham, England. Ebenfalls eher Straße als Adel. The Duke Spirit »Neptune« (Pias / Rough Trade)
REALITY CHECK
The Breeders
Duke Special: bürgerlich Peter Wilson. Dreadbelockter Songwriter mit HoboChic aus Belfast. Nicht adelig.
Pop til you drop Music meets Boulevard: Je ein Lied über Nicole Richie und Scarlett Johansson haben The Teenagers schon geschrieben. Popkultig, so darf man annehmen, geht es bei den Franzosen auch in Zukunft weiter. Tonspion.de - CD/LP Out Now -
www.beggarsgroup.de
The Long Blondes
03.05. Osnabrück. Glanz & Gloria 04.05. Hamburg, Knust 05.05. Berlin, Lido 06.05. Köln, Prime Club 07.05. München, Atomic Café CD/LP ab 4.4. im Handel
Frank Spilker Gruppe
ANTIPOPKURS Frank Spilkers Soloalbum ist eine kleine Sensation in diesem Frühjahr! Alleingänge von Band-Künstlern – Die Sterne gibt es natürlich weiterhin – münden ja selten in echte Meisterwerke. Genau ein solches aber ist »Mit all den Leuten« von der Frank Spilker Gruppe geworden. Kein Scheiß. Sandra Grether besuchte ihn zu Hause, bekam zu Antworten auch noch Kaffee.
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ie hat man sich den Weg vorzustellen von den letzten beiden Sterne-Platten zum Soloalbum? Von Anfang an gab ja es bei den Sternen den Kollektivgedanken: Wir machen alles zusammen. D. h., es gibt kein Songwriting, es wird mit Versatzstücken gearbeitet. Und dann bastelt man gemeinsam eine Songstruktur. Und weil das eine bestimmte Beschränkung beinhaltet, die natürlich auch toll sein kann, habe ich gleichzeitig auch immer das Bedürfnis nach so einem eher klassischen Song wie z. B. »Universal Tellerwäscher«. Wie bist du dann vorgegangen, als klar war, du machst das jetzt solo? Ich habe mit »Ich geh gebückt« angefangen. Dazu hatte ich eine Vision von sehr schlichter Rockmusik, die dieses Persönliche beinhaltet. Aber im positiven Sinne, wie vielleicht die White Stripes Blues sind: also vom Aspekt des Erzählens aus betrachtet. Und eben nicht als Liedermacher-Ästhetik. Man muss dann sehen, dass man eine Ästhetik findet, die immer noch rockt. Textlich ist der Song ja eher so ein Blues; mir geht’s scheiße. Und dann am Schluss, woran liegt
das oder woran kann das liegen, und das ist dann die politische Ebene. Das Album beginnt, mehr oder weniger, mit Songs, die aus einer eher isolierten Perspektive verfasst sind, und bewegt sich immer weiter nach außen – bis hin zum hypnotisierenden Ausgehlied »Mit all den Leuten«. Gerade weil die Platte so sehr persönlich ist, ist das Stück »Mit all den Leuten« der Ausgleich. Ich glaube, dass das Bedürfnis, sich in ein Massenerlebnis zu begeben und da mitzuschwingen – sei es ein Rockkonzert, eine Tanzveranstaltung, eine politische Versammlung –, damit zusammenhängt, runterkommen zu wollen von diesem Gedankenzug im Kopf. Groovt das Stück deshalb so schön? Das ist auch Glück gewesen. Ich hab das mit dem Laptop programmiert und dann mit der Band nachgespielt – und das hat dadurch unglaublich gewonnen. Ich bin sowieso der totale Groove-Typ. Ich fange häufig mit der Schlagzeug-Programmierung an. Frank Spilker Gruppe »Mit all den Leuten« (CD // Staatsakt / Indigo). Live in Deutschland vom 01.03.-12.04.
IMMER DIESES KIND MIT SMOKE BLOW Jonas Freitag ist mit zehn Jahren jüngster Intro-Mitarbeiter. Damit er aber nicht wie Britney Spears sein verkorkstes Leben später darauf schieben kann, dass er keine Kindheit hatte, gaben wir ihm letzte Ausgabe frei. Jetzt muss er aber wieder ran. Und trifft auf den Kieler Gangster-Punk der Herren Smoke Blow bzw. auf deren legendären Vortänzer Jack Letten.
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elche Spiele spielt ihr gerne bei langen Autofahrten? Für die meisten Gesellschaftsspiele sind wir schlicht zu blöd. Kürzlich versuchten wir uns im Pokern. Aussichtslos. Wir beschäftigen uns auf langen Autofahrten eher damit, desillusioniert aus dem Fenster zu blicken und uns ab und an Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Einer von euch heißt MC Straßenköter. Woher kommt denn der Name? Ja, der ist in der Tat etwas einfallslos-doof geraten. Der gute MC möchte damit lediglich zum Ausdruck bringen, dass er ein recht abgehalfterter Räuber ist, dem man besser nicht über den Weg trauen sollte. Stichwort Hotzenplotz! Jack, du bist auch Kindergärtner. Singst du Lieder mit den Kindergartenkindern? Wenn ja, welche? Oh ja, das tue ich. Mindestens zweimal die Woche. Am liebsten intoniere ich den guten alten Gassenhauer von Graf Dracula. Und jetzt alle: »Wer hat Angst vor Dracula, wer hat Angst vor Dracula, wenn er erwacht um Mitternacht ...« Gruselige Lieder kommen bei meinen Kids wirklich am besten an. Öde Hits wie »Der Mond ist aufgegangen« interessieren sie hingegen gar nicht. Papa sagt, in der Nähe von da, wo ihr wohnt, haben wir vor zwei Jahren Urlaub gemacht. Da hatten die in einem Zoo so süße Tiger, wo der Papa aber ein Löwe ist und die Mutter ein Tiger. Kennt ihr die? [Gemeint ist offenbar der Zoo in Grömitz mit seinen drei Ligern.] Das, wo du mit dei’m Papa warst, ist ganz weit weg von mich. Ich kicke in einer ganz anderen Liger. Meine Kinder und ich stylen gerne mal lässig im Streichelzoo ab. Ich steh mehr so auf einheimische Tiere, die man noch anfassen kann. Ziegen, Hausschweine, Esel, Ponys und dergleichen. Eine Kreuzung aus Tiger und Löwe ist ja wohl ein bisschen übertrieben. Dachte immer, solch seltsam herangezüchtetes Getier gäbe es nur im Zirkus.
Wenn man schon ein paar CDs gemacht hat, wie hat man dann Ideen für die nächste? Eine sehr gute Frage! Ehrlich. Eigentlich nimmt man sich immer dieselben Ideen zur Brust, verpackt sie hingegen komplett neu und verfeinert somit mehr oder minder seinen Stil. So wie zum Beispiel bei der Zubereitung einer guten Spaghetti Bolo. Hier kann man sich nämlich auch stetig weiterentwickeln. Da denk jetzt erst mal drüber nach, mein junger Freund! Findet ihr Fußball gut? Na logisch, du Knallkopf. Wir wollen ja schließlich wie richtige Männer um die Ecke biegen. Einer von uns steht aber nicht auf Fußball. Der mit dem harten Straßennamen. Du kennst doch sicherlich Torwandschießen. Bei uns läuft das so: MC Straßenköter stellt sich an die Wand, und jeder darf ein paarmal kräftig draufhalten. So doll er kann. Wer die Beine trifft, erhält einen Punkt, der Bauchbereich bringt zwei, und wer ihm die Pille lässig zwischen die Augen zirkelt, knackt den Jackpot. Ihr schreit auf eurer Platte ja sehr. Geht’s euch denn nicht so gut? So kann man das sehen, du bist mir ja ein pfiffiger Kerl. Sei froh, dass du noch so jung bist, denn je älter man wird, desto schlechter wird deine Laune im Allgemeinen. Merkste bald selbst. Werdet ihr bei den schnellen Liedern nicht auch mal müde, wenn ihr die auf der Bühne hintereinander spielt? Abermals eine sehr gute Frage. Dies ist nämlich für alte Männer wie uns ein verdammt großes Problem geworden. Vielleicht sollte man in unserem Alter diese Art von Musik nicht mehr spielen. Da wir jedoch einen kleinen Tick zu böse sind, um schöne Musik zu machen, müssen wir diesen Quatsch jetzt durchziehen, bis wir auf der Bühne umfallen. Siehe auch: Lemmy von Motörhead.
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Smoke Blow »Colossus« (CD // Pias / Rough Trade // VÖ 28.03.) Live in Deutschland vom 18.04.-17.05.
EXTRAS – Staffel 1
Gustav: Irgendwas mit Abhauen Wäre Gustav ein Junge geworden, hätte er Gustav heissen sollen, allerdings wurde sie ein Mädchen und heißt in echt demnach gar nicht Gustav. Aber als Künstlerin. Gustav alias Eva aus Wien mag ohnehin das Spiel mit den Geschlechter-Identitäten: Anfang des Jahres stellte sie die Musik für die an Virginia Woolf angelehnte Genderfuck-Burleske »Orlanding The Dominant«. Bald erscheint der Nachfolger zum Album »Rettet die Wale«. »Irgendwas mit Stadt oder Weg aus der Stadt soll es heißen, aber es soll nicht heißen, dass es auf dem Land besser ist. Es geht um das Motiv des Abhauens«, sagt Eva und trinkt drei fast rohe Eier. Mehr demnächst.
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Im Theater mit Schorsch Kamerun
Rummelsnuff
KOMMINFORM Der Exil-Dresdner Rummelsnuff schreibt zu Post-EBM-Songs Texte übers Ringen, die weite See, über Hunde-Ehre und schwitzige Treue. Wären Laibach Bodybuilder und statt einer Gruppe nur ein Mann, so ungefähr käme man raus. Ach so, und statt den Uniformen gibt es martialischste Homoerotik wie sonst nur bei »300«. Felix Scharlau und Linus Volkmann treffen auf ein muskulöses Feuerwerk der Zeichen.
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ibt es irgendeine Distanz zu der Figur Rummelsnuff? Von außen wirkt sie ja sehr pointiert, sehr erschaffen. Da gibt es keinen Unterschied zu mir selbst, auch wenn das für viele scheinbar schwer zu glauben ist. Wie gehst du mit den Missverständnissen um, die Rummelsnuff produziert? Als Künstler kannst du auch nicht immer von jedem verstanden werden. Das wäre ja auch deprimierend, wenn es so wäre. Ich bin auch nicht empfindlich gegenüber Kritik und sicher, dass das, was nicht polarisiert, einfach auch langweilt. Dadurch, dass du die Electro-Marschmusik im Sound auch brichst, sie nicht so wandmäßig ausformulierst, entsteht noch eine weitere Reflexions-Ebene. Das mag sein, obwohl ich zu dem Produzenten Moses Schneider gegangen bin mit meinen Versionen und ihn gefragt habe, was man da noch machen könnte. Der hörte sich das an und meinte: »Lass das bloß genau so.« Ach, und man muss vielleicht noch sagen, dass er, während er das sagte, am Boden lag und sich kringelte. Später, als er wieder zu sich kam, meinte er aber auch, dass es nur so funktionieren könne – oder ganz minimalistisch, also nur Schlagzeug, Gitarre. Wie bei Trio. Und jetzt mal, wo du in dieser Pracht hier vor uns sitzt und wir bei Intro kaum unsere Handtaschen tragen können: Was muss man machen, um endlich muskulöser zu werden? Die Sportstudio-Mitgliedschaften gibt es bereits. Euch fehlt einfach der Arschtritt!
Nein, wir sind eigentlich total die Streber. Seit wann macht ihr das? Ein paar Jahre. Aber kein Krafttraining? Doch! Aber nur zweimal die Woche. Nee, das kann ich nicht durchgehen lassen, denn es ist gar nicht so entscheidend, wie oft man es macht, sondern was. Bei mir ist es schon so, dass ich auch mal eine Stunde nur Schulter mache. Also, um da was zu formen, muss man sehr spezialisiert vorgehen. Mit dem üblichen Ganzkörperprogramm, das so in Sportstudios herrscht, kommst du nie zu solchen Muskeln. Man kommt halt einfach in Form, und das ist doch auch gut. Was aber auf jeden Fall nötig ist, ist ein guter Trainer. Ich habe selbst einen Trainerlehrgang gemacht. Vor dem Finanzamt bin ich offiziell Fitnesstrainer. Und mal unter uns: Wie sieht es aus, den Körper so ans Limit zu bringen, muss man da nicht nachhelfen? Steroide, Anabolika? Man muss nicht, man kann. Es gibt ja noch moderatere Möglichkeiten, die auch gut funktionieren. LGlutamin, das bekommst du in jedem Sportfachgeschäft im freien Verkauf, kostet zwar ein Heidengeld, ist aber in Zeiten von Stagnation zu empfehlen. Du hast ja optisch auch was sehr Ungetümeskes. Wie steht es denn aus mit »harte Schale, weicher Kern«? Tja, so sieht es wohl auch bei mir aus. Foto: Arne Sattler / Assistenz: Alexander Gusek Rummelsnuff »Halt durch« (CD // ZickZack / What’s So Funny About / Indigo). Auf intro.de: Verlosung. Live in Deutschland vom 29.03.-14.06.
»Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!« Sieg! Finalteilnahme! Die Hauptstadt kann sich auf was gefasst machen... Aber Moment. Das Kampfgeheul entstammt keiner Fangruppe, die ihre Mannschaft zum DFB-Pokalendspiel supporten will. Es sind vielmehr die sektlaunigen Damen einer Stadttheaterabteilung, deren Institution zum Treffen der »besten Produktionen eines Jahres« von einer Kritikerjury nach Berlin eingeladen wurde und die nun die Lorbeeren verbal formulieren. Eine verständliche Freude, selbst in so einer irritierenden Form. Der Triumph planiert eben auch gesetzte Umgebungen. Wie auch immer: Dieses kurze Festival mit der hohen Bedeutung für die Spielbühnen gibt es. Und über die Programmausrichtung wird – natürlich – arg gestritten. In diesem Jahr ist man sich allerdings so weit einig, dass eher bereits etablierte Regisseure mit ihren Inszenierungen eingeladen wurden. Ausnahme: »Die Erscheinungen der Martha Rubin«, ein radikales betretbares Langzeitperformanceprojekt, aufgeführt in der Halle Kalk des Kölner Schauspielhauses. Damit wollte die Jury wohl darauf hinweisen, dass sich in Köln am Theater was tut – was lange nicht so war. Und ja, mit neuer Intendanz ist man dort letzten Sommer bemerkenswert gestartet. Auch ich glaube, dass es sich lohnen könnte, da mal hinzugehen. Zum Beispiel, um den wirklich grandiosen Hamburger Schauspieler und Polizistensohn Fabian Hinrichs in einer Aufführung zu sehen. Und wenn die aus eurer Sicht nicht gut inszeniert sein sollte, könntet ihr durchaus richtig liegen. Denn jedes zweite Theaterstück wird scheiße. Mindestens. Sorry, euer Kamerun Diaz
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Foals
SCHÖNE UND SCHLIMME TELEFONMO MENTE Foals, zu Deutsch Fohlen. Sie sind jung, hektisch und hübsch. Und haben ziemlich viel Hunger. Alles andere ist wenig fohlenhaft an diesen fünf Briten, die zurzeit vergeblich versuchen, der Hypemaschine im eigenen Land zu entkommen. Die wiederum hat zufällig mal etwas für sich entdeckt, das Substanz hat. Und Mathematik. Und Herzschlag. Dana Bönisch traf zunächst die Pat&Patachon-Besetzung Yannis Philippakis (klein, laut, singt) und Jimmy Smith (groß, still, spielt Gitarre) in Berlin, später die ganze Band(e) in Paris. Fotos: Ts74.
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as Foto zeigt eine schmächtige, gräulich-weiße Einbauküche; auf dem Boden zerborstene Spanplatten, Putz, Dreck und einen Haufen nicht weiter identifizierbarer Trümmer, die Wand zu einem dunklen Nebenzimmer fehlt völlig, nur ein Türrahmen steht noch. Die Ikonografie sagt: Bombardement, Gasexplosion, Abrissbirne, Familiendrama. Tatsächlich, so ist vermerkt, hat hier eine Band gespielt – was die genannten Lösungsmöglichkeiten allerdings auf gewisse Weise einschließt. Zumindest in diesem Fall. Yannis Philippakis ist ein wenig stolz auf diese durchbrochene Wand, die eine Art Emblem der Foals-Geschichte geworden ist. Gleichzeitig enttarnt er die legendären Wohnzimmerkonzerte als Mythos der frühen Tage, auf den die britischen Medien allzu sehr abfuhren. Es hatte zwar einige gegeben – wobei »Wohnzimmer« schon fast zu hoch gegriffen ist, tatsächlich handelte es sich eher um College-Doppelzimmer oder schmale Flure –, doch der mediale Vervielfältigungseffekt durch YouTube und Abschreibepraktiken führten zu ein wenig Übertreibung. Jedenfalls, was die Quantität der Flurshows betraf; die
Ur-Erzählung über einen euphorischen Mob und ausgeschlagene Zähne stimmt. »Sieht so aus, als würden wir von der gleichen Maschine aufgefressen, der wir immer sehr skeptisch gegenüberstanden. Man kann nicht dagegen ankämpfen. Je mehr man das tut, desto tiefer steckt man drin«, sagt Philippakis, der in seinem atemlosen Oxford-Englisch genauso gerne über die Unmöglichkeit von Originalität in der Postmoderne wie über Whiskypisse und die Lebenserwartung von Fischen doziert. Die Times schliff die Foals hübsch griffig zu fünf »Oxbridge Drop-outs« ab; tatsächlich waren nur Sänger Yannis und Edwin Congreave, der Mann für die Tasteninstrumente, an der Traditions-Uni eingeschrieben. Turning down the academy / Pop und Elite Es könnte trotzdem eine gute Geschichte sein: Der Talar wird abgenommen und dafür ein Gitarrengurt umgehängt. Wie verhielt es sich wirklich mit der Wissenschaft und dem Pop? »Oxford macht einfach zu viel Arbeit, um nebenbei noch eine Band zu haben«, erzählt Yannis. »Aber es ging nicht nur um ein Zeitproblem: Ich mochte mein Fach, ≥
Oxbridge Obwohl die Unis Oxford und Cambridge traditionell Rivalen sind, was ihre Ruderteams betrifft, hat sich dieses Kofferwort eingebürgert. Noch immer wird Oxbridge dafür kritisiert, zu wenige Studenten aus staatlichen Schulen aufzunehmen. 2007 fragte die Philosophische Fakultät im Auswahlverfahren: »Are you cool?« – und erwartete vermutlich mehr als ein beherztes »Yeah«.
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Rockstarleben und evangelisches Jugendcamp: Nah wie 1979 nie
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≥ aber dieses Wissen ist Macht-Ding war mir unheimlich. Edwin ist allerdings der wahre Held: Er war der Drittbeste in English Literature, das in Oxford wirklich viele studieren ...« – »... Ohne je zur Schule gegangen zu sein. Seine Eltern sind Zeugen Jehovas und haben ihn zu Hause unterrichtet«, wirft Jimmy ein. – »... Und dann hat er einfach aufgehört, von einem Tag auf den anderen, ohne irgendjemandem etwas zu erklären.« Es wäre indes schön, aber nicht ganz zutreffend, die beiden jungen Herren als Akademie-Verweigerer aus Prinzip zu betrachten. Immerhin: Die Idee von Pop als anti-elitärem Prinzip zieht sich durch Philippakis’ Monologe: »Popmusik soll die Leute zusammenführen, nicht spalten: Darum geht es. Die meisten Bands in Oxford sind unglaublich Avantgarde. Wir wollten etwas schaffen, für das man nicht irgendwie drinnen sein muss, um es zu kapieren.« Und natürlich bekommt nicht nur die Avantgarde von Philippakis was auf den Deckel: »Es scheint mir ein zyklisches Ding zu sein, und deshalb entsteht auch nichts Progressives mehr: Viele englische Indie-Bands leben in einer Sepia-getönten Modrocker-Postkartenwelt, weil sie auf die Plattensammlung ihrer Eltern geprägt sind. Wir sind nicht mit dieser geistigen Architektur aufgewachsen. Ich habe eher einen Folk-Hintergrund, mein Vater baut traditionelle griechische Instrumente. Und Jimmys Eltern sind Buddhisten.« – Jimmy präzisiert: »Buddhistische Steuerberater.« – »Musikmachen besteht aus so viel mehr als aus dem Recyclen alter Musik. Alles spielt eine Rolle: Naturdokumentationen gucken, Bücher lesen, Filme sehen.« Auch Yannis’ Art, über Musik zu sprechen, bewegt sich weniger auf einer Metaebene als innerhalb der Grenzen des Gesamtkunstwerkes. Der kleine Mann mit der Tolle wirkt, als werde sein Kopf von drei Initialzündungen pro Sekunde gebeutelt, was allerlei verschwurbelte SyntaxAusflüge mit sich bringt. Ständig fallen ihm neue Vergleiche ein, seine Idee eines Sounds oder dessen tatsächliche Umsetzung zu beschreiben: Die Gitarren sollten klingen wie Schwärme von Kolibris oder Insekten, die Songstruktur sei wie eine komplizierte Stickerei mit wiederkehrenden Motiven. Oder wie ein chemisches System, die einzelnen Töne und Muster seien wie Moleküle organisiert. Oder wie ein Bild aus Rasterpunkten: »Wenn du den Song von Nahem betrachtest und auseinandernimmst, scheint alles sehr abstrakt und strukturstreng. Wenn du dann aber ein Stückchen weiter weg gehst und ihn als Ganzes siehst, wird er organisch und lebendig.« Dass davon gesprochen wird, die Musik zu »sehen«, ist symptomatisch für das Foals-Universum; alles ist miteinander verwoben: Musik, Fotos, Illustrationen und Texte stehen in einem engen Bezugssystem. So schickt Songschreiber Yannis regelmäßig eine Liste von Wörtern oder Zeilen, aus denen vielleicht Songs werden sollen, an Grafiker Tinhead; der zeichnet, was ihm dazu einfällt. Tatsächlich lässt sich Yannis’ wilde Metaphorik übrigens immer nachvollziehen, nur der oben genannte Optik-Vergleich humpelt ein wenig: Schwirrende Rasterpunkte, die immer neue Muster konstituieren, würden vielleicht eher passen als ein linearer Zoom-Effekt. In den Songstrukturen, deren Grundsteine Yannis und Jimmy mit GitarrenloopExperimenten an verdrogten Nachmittagen legen, klingt verschlüsselt ihre Vorliebe für Kölner Minimal Techno mit – rückübersetzt von Maschinen in Körper, versteht sich. Natürlich werden Synthesizer benutzt, wird gestückelt und zusammengesetzt. Dabei kreist jedoch alles um die Gitarren, die so clean gespielt werden, dass man Yannis den Kolibri-Vergleich nicht übel nehmen kann – und die
er und Gitarrist Jimmy merkwürdig hoch und eng an der Brust halten. Fast, als wären sie damit verwachsen. Your quiet heartbeat, race runner / Machine and body Ist das nicht eigentlich ein bisschen zu viel Konzept, um im Tanzfieber dazu Mauern einzureißen? »No, it’s strictly gut and heart«, versichert Yannis emphatisch, »sehr intuitiv, zumindest zu Beginn des Entwicklungsprozesses. Später müssen wir es rationalisieren. Wir mögen es, wenn Form in der Musik hörbar gemacht wird, wie zum Beispiel Steve Reich das konnte.« Einerseits. Andererseits arbeitet das Foals-Labor komplett entgegengesetzt, nämlich jenseits aller Musiktheorie. Und wieder Yannis: »Wir konnten zu Beginn ja nicht mal richtig Instrumente spielen. Es ging nur um Sound, um Töne, nicht um Harmonien und Akkorde. Das wollten wir uns bewahren; wir versuchen, unsere ignorante Herangehensweise zu beschützen. Musik sollte irgendwie autistisch sein. Und authentisch – auch wenn das kaum noch möglich scheint. Kennst du die Aufnahmen von Alan Lomax? Was diese Leute singen, kommt direkt aus ihrer Seele. Das ist besser als alles, was Bach je gemacht hat.« Gut, wer mit Foals spricht, sollte vielleicht ein Schwein mit der Aufschrift »Widersprüche und Gegensätze« dabeihaben. Zum Münzen-Reinwerfen natürlich. Oder sich eben darauf einlassen, dass hier so manche Dichotomie stilvoll zertrümmert wird. Immer geht es gleichzeitig um Chaos und Präzision, Riot und Mathematik – und die Suche nach dem Punkt, an dem sich alles trifft: »Wir versuchen, so komplizierte Musik zu machen, dass sie schon wieder simpel ist.« Dass Yannis im Video zu »Hummer« im Achtziger-Wimbledon-Dress einen Robotertanz performt, sieht derweil nach inszeniertem Nerdtum aus, hängt aber angeblich einfach mit Tennis als seiner Lieblingsmetapher zusammen; auch dabei überschneiden sich schließlich Technik und Herzensblut. (Mit »French Open« hat Yannis übrigens seinem persönlichen Tennis-Helden, dem mäßig erfolgreichen Andy Roddick, ein Denkmal gesetzt.) Besser trifft diese Kombination nur noch der Songtitel »Mathletics«, der wiederum genauso gut für die gesamte Musik der Foals in all ihrer schizoiden Großartigkeit stehen könnte. Oder gleich ein neues Genre begründet. Tatsächlich bewegen sich die Oxforder Jungs – und hier ist das Wort einmal angebracht, denn wir sprechen von einem Altersdurchschnitt um die 20 – irgendwo an der Spitze jener Pop-Evolutionslinie, auf der die Tanzmusik gerade ihre elektronische Kälte verliert, ohne dass je ein klassischer Liedaufbau im Spiel wäre. Die Blogger persiflieren gerne den Referenzrahmen, den man der Band aufdrängen will, und nehmen nebenbei den großen und den kleinen Mediendiskurs auseinander. An einem Tag bieten sie Obama großzügig den Trikottausch an, am nächsten berichten sie über die Reaktion von Clinton: »CNN gegenüber bezeichnete sie uns als Indiepunkfunk-Müll, [...] in der BBC als Minus The Bear auf Speed und nicht so gut wie die Battles. Wir möchten uns auf so ein arthropodes [wurmhaftes] Niveau gar nicht erst begeben, Rodham [Mädchenname von Hillary Clinton], und antworten durch das Medium zeitgenössischer Tanzmusik und fleischbasierter Metaphorik.« Dass das ewige »It’s all about the music« kein Mantra für die Journalisten-Mikrofone ist, glaubt man sofort. Beispielsweise nahm die Band ausgerechnet den auf Transgressive veröffentlichten Singlehit »Hummer«, über den NME und Konsorten bereits in hysterisches Gebell verfallen waren, nicht aufs Album. Er war im Rückblick »zu
Alan Lomax Liedjäger, musikalischer Feldforscher. In den 30er-Jahren klapperte Lomax Amerikas Arbeiterviertel, Gefängnisse und Arbeitslager ab und nahm vor Ort Gesänge und Musik auf. Ziel war eine Art alternative Musikgeschichtsschreibung, die eine elitistische Kultur in Frage stellte. Nebenbei forschte Lomax über die Wurzeln des Blues, entdeckte Woody Guthrie und kompilierte eine »World Library Of Folk Music«.
Texte Da die Vocals eher als Klangschicht denn als Gesang zu sehen sind, oft auch in Form hypnoider Shouts, sind Yannis’ Texte entsprechend nicht narrativ und strophenhaft. Umso mehr strahlen die poetisch wirren Bilder, so man sie versteht. Sogar Briten haben Probleme. Yannis singt: »A quiet heartbeat, race runner / you shine like millions / Oh! Come on.« Ein Fan hörte: »Choir of harpies, rice runs through you / Shine my melons / Pokemon.«
Fleischbasierte Metaphorik ... ist nicht grundsätzlich der Interpretationshorizont für Philippakis’ Texte, sondern bezieht sich auf das Video zu »Cassius«. Da bastelt die Band ein Mobile aus Schweineherzen (behauptet Yannis – sieht nach Rouladen aus) und spielt z. B. imaginäre Synthesizer. Könnte ein Kommentar zur Maschinen/Körper-Thematik sein. Oder auch nicht. Anmerkung: Der Regisseur arbeitet in einer Londoner Dönerbude.
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ich ihm sagen musste, dass wir mit diesem Mix nicht leben können und ihn neu machen werden.« Jimmy: »Was er in diesem Moment wohl gerade macht?« Es folgt eine nachdenkliche Stille. Ungefähr so, als wäre ein heimliches sechstes Bandmitglied verloren gegangen. Geblieben sind die von Foals geliebten Bläser, entfernt wurde u. a. der von Sitek allzu sehr geliebte Hall, der wohl tatsächlich dazu beigetragen hätte, die Dialektik von Präzision und Wahnsinn, Schönheit und Mechanik dann doch in einem schnöden Electrodance-Entwurf aufzulösen. Als sich Yannis später wieder in Rage redet, scheint es dann fast, als hätte sich Zyklopen-Sitek noch einmal von ferne eingeloggt: »Unsere Innenwelt ist so viel besser als die Außenwelt! Und deshalb gehen wir nicht aus! Alles ist verknüpft, alles ist verbunden! Es ist wie Alice im Wunderland! Alles, was dich unglücklich macht, ist auf lange Sicht gesehen ziemlich gut! Wir werden alle sterben ... Jetzt!«
eindimensional« (Jimmy) geraten. Auch die Entscheidung, »Antidotes« in New York aufzunehmen, hing damit zusammen. Yannis: »Andere Produzenten wollten dieses Electrodance-Ding aus uns machen, aber Dave Sitek hatte sofort eine progressivere, zeitlosere Vision. Ich hatte das beste Telefongespräch meines Lebens mit ihm. In London hätte es wieder geheißen: Warner will dies, Warner will das ...« Jimmy: »Außerdem ist in NYC immer Musikgeschichte präsent: Sonic Youth, die Talking Heads, TV On The Radio ... Die haben alle gemacht, was sie wollten. So let’s fuck around: Wir wollten Bläser!« Also beorderte Sitek kurzerhand die Antibalas ins Studio, ein 12-köpfiges Afrobeat-Orchester aus Brooklyn. Diese Idee brachte dem Album nicht nur das letzte große Distinktionsmoment, sondern zog eine weitere Ebene ein, auf der sich Elektronisches und dessen größtmöglicher Gegensatz erneut gegenseitig ausleuchten. »Wie Sitek dastand und mit geschlossenen Augen die Bläser der Antibalas dirigierte«, erinnert sich Jimmy, »das war einer der besten Momente meines Lebens.« Und Yannis, inzwischen ein wenig stoned, fährt fort, das Phänomen Sitek einzukreisen: »Er hat eine panoptische Sicht auf die Dinge, er ist wie der Zyklop ganz oben im Turm, dessen Auge rotiert. Er öffnete unsere Köpfe, nahm unsere Gehirne heraus, wusch sie in der Badewanne, tat sie wieder rein, klebte den ganzen Kram zu und schickte uns zurück nach England, um die Musikindustrie von unten aufzumischen. Wir sollten richtig Ärger machen. Er empfahl mir, bei nächster Gelegenheit Thom Yorke zu sagen, dass ich ihn liebe, und ihm dann eine reinzuhauen. Als wir in New York angekommen waren, hatte er seinen Thron direkt mitten in unserer Mitte aufgebaut, wohl wissend, dass wir Grünschnäbel aus Oxford sind: Fucking listen up, boys. Er wurde so eine Art Über-Vaterfigur für uns. Genau deshalb mussten wir uns unser Album auch schließlich zurückholen. Und jetzt reden wir nicht mehr mit ihm. Sitek ist so ein Mensch, der seine eigenen Aufnahmen sabotieren würde, der ein Album zerstören würde, damit alle darüber sprechen. Er ist verdammt großartig, aber er hat es am Ende versaut. Ich korrigiere: Mit Sitek hatte ich nicht nur mein schönstes, sondern auch mein schlimmstes Telefongespräch – als
Air sur la terre / Suchen und zerstören Oder auch jetzt: Die Fohlen sind in der Pariser Maroquinerie zu Gast und zerlegen fleißig Bühne, Zeitgefühl und Publikum. Oh, wie sie schwitzen. Hat eben noch jemand von Mathematik gesprochen? Drummer Jack Bevan, das rothaarige Burberry-Model, überlebt wahrscheinlich nur ohne Herzinfarkt, weil er der Jüngste unter den Jungen ist. Der scheue Jimmy springt unaufhörlich von verschiedenen Gegenständen. Während sich beispielsweise die Battles, um diesen eigentlich unangebrachten Vergleich zu bemühen, mit ihren Instrumenten live zu einer Art Riesenmaschine vereinigen, deren Hebelchen ihre synchron wippenden Oberkörper darstellen, driften Foals geradewegs in Richtung Rockshow. Die New-Rave-Kinder von Paris probieren sich im CrowdSurfen und verlieren ihre beknackten Leuchtstäbchen, die im Abgang noch ein einziges Mal selbstständig über die Menge hüpfen. Später werden sowohl ein paar Kinder als auch Hunderte Stäbchen die Tanzfläche bedecken, zerknickt und verglüht – wie bezeichnend. Der doppelte Retro-Boden der Scheinironie ist durchgetanzt und ward nicht mehr gesehen. Zumindest hier und heute nicht. Es folgt der Teil, der für so manche Band nicht weniger anstrengend ist als das Konzert: vor dem Club rumstehen, Hände schütteln, trinken. Jimmy schaut verloren unter seiner Kapuze hervor, während er vor lauter »Great show, man«-Schulterklopen leicht hin und her gebeutelt wird. »Wir haben gar keine Zeit, irgendetwas zu verarbeiten«, murmelt er, »das hier ist doch ein Film. Oder irgendeine Show. Jedenfalls kein Rock’n’Roll.« Stunden später sitzen einige bei Whisky und Pommes im Tourbus. Andere knutschen in den Seitenstraßen. Die Entourage simuliert mit deformierten Baguettes einen Laserschwertkampf. »Ich habe mich umentschieden«, sagt Jimmy, »es ist doch Rock’n’Roll, und es lohnt sich.« Dann klopft er auf die Flanke des roten Doppeldeckers, der sie in ein paar Minuten, Punkt 4 Uhr 30, nach Reims bringen wird. »Wir haben noch viel vor.« Auf intro.de: Verlosung. Live in Deutschland vom 03.-07.04. Intro Intim goes Timewarp mit Foals: 04.04. Mannheim, Maimarktclub Intro empfiehlt
Foals Antidotes CD // Warner // VÖ 28.03.
Antidotes Das Album habe, so Yannis, eine besondere Laufrichtung: »Es fängt an wie eine Pop-Platte, und dann dehnen sich diese Parameter in der Mitte aus, es wird komplizierter, und mit Big Big Love und Like Swimming zerstört sich das Album quasi selbst.« Und so kann das endlos weitergehen: »Antidotes« sollte auf keinen Fall (nur) in Tanzflächeneinheiten zerlegt rezipiert werden. Denn dafür ist es zu groß komponiert.
Dave Sitek Gitarrist bei TV On The Radio, Fotograf, Maler. Arbeitete u. a. mit den Yeah Yeah Yeahs, den Liars und aktuell mit Scarlett Johansson – und sein Ruf eilt ihm voraus. Philippakis dazu: »Zu sagen, dass Dave viel kifft, wäre maßlos untertrieben. Er existiert nur rauchend. Er ist der beste Produzent, den man sich vorstellen kann – und völlig wahnsinnig.« Über das FoalsAlbum sagte Sitek laut Bassist Walter Gervers, es habe ihn »Stripperinnen ficken und Omas erschießen« lassen wollen.
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Mit / Dillon
Ă„PFEL UND BIRNEN
Mit mit Passanten
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Musik aus Köln oder Düsseldorf steht generell unter Karnevals-, Krautrock- oder schlicht AvantgardeVerdacht. Nur Mit klingen ganz anders, auch wenn sie ihre Herkunft nicht verleugnen können. Wolfgang Frömberg traf Tamer und Edi noch vor dem Hype. Sebastian Ingenhoff huldigt dem Pop-Nesthäkchen Dillon, das sich aus demselben Dunstkreis wie Mit von Köln in die Welt abgesetzt hat. Fotos: Katharina Poblotzki
S
Pop am Rhein Der umfangreiche Katalog zur Ausstellung (herausgegeben vom Kurator Uwe Husslein, 290 S., EUR 24,80) ist im Verlag der Buchhandlung Walther König erschienen. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Can, Mouse On Mars, Fehlfarben, Kraftwerk, Der Plan, S.Y.P.H., Wolfgang Voigt, Superpitcher, Pow Pow Movement ... Check it out.
tockhausen wäre stolz auf die Jungs. Meint jedenfalls ein vollkommen verzückter englischer Schreiber, der Mit im Februar im Camden Barfly erlebte. Was den enthusiastischen Briten auch dazu veranlasst haben mag, den weltberühmten Komponisten als Referenz anzuführen, es könnte damit zusammenhängen, dass der gute Karlheinz zwar nach eigenem Bekunden auf dem lodernden Stern Sirius eine heiße Ausbildungszeit erlebt hatte und offiziellen Unterlagen zufolge neben Schumis Kart-Bahn in Kerpen geboren worden ist – gemeinhin geht er jedoch als Kölscher Jeck durch. Und eben aus dem Provinzkaff Colonia stammen auch jene Jungs, die im Booklet zum Debütalbum »Coda« ihre kompletten Namen angeben, so, als stünden sie auf altmodischen Fahndungsplakaten: Tamer Fahri Özgönenc, Felix Stefan Römer und Edi Danartono Winarni. Wer dauernd nach neuen Verantwortlichen sucht, die den Inhabern gut sortierter Plattensammlungen mal wieder einen Grund geben, ihren reichen Erfahrungsschatz an passender Stelle funkeln zu lassen, darf »Coda« aus dem Raster ziehen und die Schreibschablone auflegen. Mit sind schließlich selbst schuld. Weil sich die Bezeichnungen mythischer Fabelwesen – ob Bläck Fööss, Can oder Kraftwerk – wie von selbst neben Städte wie Köln oder Düsseldorf schreiben, rotiert die popkulturelle Achse des Elektronischen und Experimentösen doch als zweischneidiges Schwert zwischen den beiden Metropolen. Immer ein Thema beim Frühschoppen und letztens auch Grund für die Ausstellung »Pop am Rhein«, das. Und während es den Rest beim Flüggewerden nach Berlin zog, verschlug es Edi ausgerechnet an die Kö. Kein Wunder also, dass ein Nerd von der Insel, in dessen Vokabelheft deutscher Film wie »F-a-s-s-b-i-n-d-e-r« und deutsche Popmusik wie »K-r-a-u-t-r-o-c-k« buchstabiert werden, Mit in der Köln-Düsseldorfer Gesellschaft verortet. Zwar sind die Zeiten vorbei, als Can-Mitglied Holger Czukay auf den Kölner »Cosmic Orgasm«-Partys – mit De:Bug-Herausgeber Sascha Kösch an den Plattentellern – wie ein verirrtes Gespenst herumlungerte. Dafür tauchte der lange verschollene Damo Suzuki, einst von der Straße weg als Sänger von Can engagiert, letztens leibhaftig im Line-up Von Spars auf, die zuvor mit dem inzwischen ausgestiegenen Sänger Thomas Mahmoud einen an die Loops und Cut-ups der Krautrock-Ära gemahnenden Golem namens »Xaxapoya« fabriziert hatten. Die tektonischen Platten des historischen Areals bleiben al-
so in Bewegung, alte Wanderpfade werden neu ausgetreten, das Treffen der Generationen muss nicht erst auf dem Melatenfriedhof stattfinden. Am schönsten klingt so eine Begegnung der besonderen Art aber gewiss im Kopf eines englischen Freundes rheinischen Kulturguts. Kollege Paul Bridgewater im Wortlaut: »Frontman Edi – a facsimile of a wide-eyed suburban kid from a Myazaki animation but with a severe Damo Suzuki fetish – is a gutsy, electric presence. If it weren’t for Mit, he would perhaps be making homemade bombs out of Mickey Mouse alarm clocks and sending them to the Reichstag.« Abgesehen davon, dass es Karlheinz Stockhausen war, der nach 9/11 Kunst mit Mord und Totschlag verwechselte, und eine Zwangsradikalisierung von Mit eh völlig abwegig erscheint, stimmt die Beschreibung genau, wovon ich mich selbst bei Mits Erscheinen auf der Geburtstagsparty der Kölner Stadtrevue sowie bei einem Gig im Raum für Kunst und Musik überzeugen konnte. Mit »Coda« beginnt aber auch ein neuer Abschnitt in der Bandgeschichte. Man wollte diesmal anders klingen als zuvor; die Produktion sollte nicht mehr den Anschein eines Demos haben, die Stimme nicht mehr nach Micky Maus beim G-8-Gipfel klingen. Diese Wünsche haben sich erfüllt. Ein besseres Bild als alle englischen und deutschen Popauskenner zusammen haben Tamer und Edi selbst für den Sound von Mit respektive ihre Performances in petto, wie sich beim Geplauder in einer dieser nach Kaffee und Pasta riechenden Filialen der italienischen Mafia herausstellt. So erzählen sie von den Leiden des Drummers Felix während ihrer Auftritte. Der habe ständig das laute Klicken auf den Kopfhörern, um hinter der Wall-of-Playback nicht aus dem Takt zu geraten. Er merke kaum, wann der eine Song aufhöre und der nächste – klickklickklick – beginne, weshalb sie ihm kurze Signale eingebaut haben. »Es muss die Hölle sein!« schmunzeln die Kollegen. Ich hätte ihnen ja mal davon erzählen können, wie sich das Klacken der Tastatur für einen Schreiber anhört, der einen Gebrauchstext abliefern muss und – klackklackklack – nicht mehr weiß, worüber er überhaupt schreibt. Das wäre aber selbstentlarvend. Deshalb lieber der Hinweis darauf, dass die neue strukturelle Eleganz des Mo-Tucker-meets-Jaki-Liebezeit-meets-Adam-And-The-Ants-Getrommels im Verbund mit den Möglichkeiten des Moog und dem jetzt auch mal ruhigere Töne anschlagenden Gesang darauf zurückzuführen ist, dass man sich bei den Aufnahmen zu »Coda« gegenseitig in Ruhe ließ, ohne es mit der De- ≥
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≥ mokratie zu übertreiben – und in der One-Man-Show Namosh einen kongenialen Produzenten fand, der den Komponenten Luft zum Atmen lässt und trotzdem einen dichten Soundteppich mit minimalem Muster webt, zu dem sich tanzen und denken lässt. Habe ich schon den Hinweis auf die Neue Deutsche Welle, Postpunk und Postrock gebracht – oder die Palais-Schaumburg-Referenz gedroppt? Ich hab’s wohl gelassen, damit kein falscher Eindruck entsteht. Weil es sich bei Mit um eine in der Gegenwart verankerte Band handelt, die sich zeitgemäßer Mittel und Wege bedient. Den Moog, das vierte unverzichtbare Mitglied, haben sie auf eBay ersteigert – und den Schlagzeuger per Kontaktanzeige kennengelernt. Schon beim zweiten Date hat’s gefunkt. Der erste Kandidat, den Tamer und Edi nicht wollten, hatte zu viele Teebeutel in der Tasche. Ein Musiker, der zu viel in der Tasche hat, muss einem ja verdächtig vorkommen. So viel unausgesprochener Realismus ehrt junge Künstler, die weltweit für Aufsehen sorgen: »This could be their year. Stockhausen would be proud of these wonderful boys.« Eine Platte sind sie dem fürsorglichen Label Haute Areal noch schuldig. Wie wär’s mit einer Cover-Illu von Gerhard Richter? Auf intro.de: Verlosung Intro empfiehlt die Mit-Tour vom 04.04.-24.05. Intro empfiehlt
Mit Coda CD // Haute Areal / Cargo
Dillon Ludwig 7-Inch // Combination Records &
C Unseen Sea MP3 // Kitty-Yo
Dillon
KELIS IM WONDERLAND Zusammen mit ihrem besten Freund Tamer Özgönenc, seines Zeichens Keyboarder von Mit, hat Pop-Nesthäkchen Dillon vor Kurzem nach Berlin rübergemacht. Zu ihren Kölner Zeiten nannte sich die 19-Jährige noch Ladybird. Damals hatte sie ein paar Songs, die größtenteils aus Keyboardstandardsounds und Gesang bestanden, auf ihre MySpace-Seite geladen und für Furore gesorgt. Slut buchten sie als Gastsängerin, und Kitty-Yo forderten gleich eine EP (die nun in dem neuen Digitalformat des Labels erscheinen wird). Die Musik changiert zwischen Lo-Fi-HipHop und zerbrechlich-elegischen Kinderliedern. Ein bisschen wie Kelis im Wonderland mit Spielzeuginstrumenten. Die Texte sind ulkig, leidvoll, trotzköpfig dahingemurmelt. Sie hat mal erzählt, sie habe eine Aufmerksamkeitsspanne von vielleicht 15 Minuten, danach müsse sie immer was anderes machen. »In meinem Kopf befindet sich fast keine Stille. Meistens sind es Wörter. Oft sind es Melodien. Manchmal passt Wort auf Melodie. Einmal stand ich im Badezimmer und habe meine Zähne geputzt. Als ich fer-
tig war, war das Stück Your Toothbrush fertig. Little Pigeon zum Beispiel haben mein kleiner Bruder Aragon und ich zusammen ausgebrütet. Wir fanden ein Ei und hatten eines Tages dann eine kleine Taube.« Natürlich ist das niedlich – und vom Ansatz her auch Punk. Nicht im Sinne bierselig-rockistischer Männercombos, die breitbeinig von den Bühnenbrettern dieser Welt herunterbrüllen in der Annahme, sie seien noch irgendwie subversiv. Sondern weil es mit einfachsten Mitteln gemacht und bockig dahintremoliert wird. Auf dem Düsseldorfer Label Combination Records erscheint Anfang Mai die 7-Inch-Single »Ludwig«. Einen Ludwig hat sie nämlich anfangs in Berlin kennengelernt. Seitdem wohnt der bei ihr. Die zusammen mit Tamer neu arrangierten Stücke findet sie »unnormal tanzbar«. Währenddessen trällert und klimpert die Taube weiter und hat wahrscheinlich in der Zeit, in der dieser Text hier entstanden ist, wieder fünf neue Lieder aufgenommen. Nicht nur der Tamer und der Ludwig werden die bald schon unter der Dusche nachpfeifen. Sebastian Ingenhoff
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Blood Red Shoes
GITARRENGÖT TIN IN STÖCKE LSCHUHEN Dem alten Schuhwerk Rockmusik begegnen sie auf Stöckelschuhen und mit extra dreschenden Gitarren. Das sensationelle Brightoner Duo Blood Red Shoes leuchtet uns den Grunge und lässt Bubenwangen rot erglühen. Sandra Grether traf sie gleich zweimal. Fotografiert hat an ihrer Seite Christoph Voy.
Musik
Allein in Berlin Die leuchtenden Gesichter der teils schon grau melierten Männer im Berliner Bang Bang Club, wo die Blood Red Shoes ihren zweiten Berlin-Gig in Folge spielen, sind wie die von kleinen Kindern, die heimlich verbotene Türchen öffnen und vom Adventskalender naschen. Denn die Blood Red Shoes haben tatsächlich eine Frontfrau, die einen wieder an das Weihnachtspersonal glauben lässt, daran, dass alles verziehen wird, alles gut wird. Normalerweise geht die Rock-Crowd ja nicht für Gitarrenheldinnen in die Knie. Aber Laura-Mary Carter hat es ihnen angetan! Die Frauen im Publikum hingegen wirken beleidigt, fast eifersüchtig, angesichts dieses coolen weiblichen RoleModels, fühlen sich damit konfrontiert, dass man auch auf unbürgerlichem Weg – und ohne von führenden Designern verkleidet zu werden – auf einer Bühne bejubelt werden kann. Schlimm, schlimm, wenn darauf die eigenen Jungs abfahren: »Mit der würdest du doch sofort ins Bett gehen, was?« sagt etwa eine Lady säuerlich zu ihrem nach vorne drängenden Freund. Es sind halt nicht nur die Männer daran schuld, dass es Frauen im Rockgeschäft so schwer haben. Die Augen der Girls sind eine einzige Dolchstoßlegende. Wenn es nach ihnen ginge, gäbe es weder das Wahlrecht für Frauen noch die Blood Red Shoes. Dafür aber jede Menge Blut am Schuh.
Deutschland in den 20ern »Die Zwanzigerjahre: Tanz am Rande des Abgrunds und Jahrzehnt der Befreiung. Berlin in den Zeiten der Inflation: rußgeschwärzte Hinterhoftristesse, aber auch das Zentrum der Avantgarde und Eldorado der Frauen, die es in ein neuartiges, aufregendes Leben drängte: Vicki Baum und Gabriele Tergit, Helen Hessel und Dinah Nelken, Anita Berber, Marlene Dietrich oder Claire Waldoff, Hannah Höch, Charlotte Wolff, Valeska Gert, Trude Hesterberg [...] prägten in der Weimarer Republik das Bild der Neuen Frau, die mit Bubikopf, kniekurzem Rock oder Smoking die morderne Metropole eroberte.« (Ute Scheub »Verrückt nach Leben. Berliner Szenen in den 20er-Jahren« Rowohlt, 2000)
Frauenwahlrecht Dem Frauenwahlrecht ging ein langer Kampf der Frauenbewegung voraus, der bereits im 18. Jahrhundert begann. Wyoming (USA) führte 1869 als erster neuzeitlicher Staat das Frauenwahlrecht ein, in Deutschland erlangten Frauen am 19.01.1919 aktives und passives Wahlrecht, in Großbritannien am 02.07.1928.
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Unter vielen in Berlin Am Tag zuvor, beim Soundcheck in der leeren Columbiahalle – später werden die Blood Red Shoes hier als Support von Maximo Park ein furioses Konzert geben –, sind wir Riot Grrrls hingegen unter uns. Laura-Mary schlurft in einem ausgeleierten Shirt mit Madonna-Aufdruck auf die Bühne, Steven trägt einen »Nirvana In Utero«-Pullover und albert mit dem Soundmischer rum – während LauraMary konzentriert an Verzerrern und dem Amp den optimalen Nirvana-Sound einstellt. Beim darauffolgenden Interview stellt sich heraus, dass die Blood Red Shoes eine diskursive, offene, humorvolle Band sind. Laura: »Ich habe mir praktisch noch als Kind Hole- und L7-Platten gekauft. Allen voran liebe ich die Babes In Toyland. Ich hatte selbst eine etwas traumatische Jugend. Wir sind 15 Mal innerhalb von London umgezogen, ich war auf 15 verschiedenen Schulen. Mein Vater hatte Gelegenheitsjobs, und weil wir uns die tägliche Fahrkarte mit der U-Bahn nicht leisten konnten, mussten wir immer dahin ziehen, wo sein aktueller Job war. Damit ich zu Fuß zur Schule gehen konnte.« Und Steven ergänzt: »Wenn ich mit Laura durch London laufe, dann sagt sie andauernd: Hier habe ich mal gewohnt und dort.« [lacht] Der erste Song auf dem vital-aggressiven Debütalbum »Box Of Secrets« heißt »Doesn’t Matter Much« und ist ≥
034 Musik
»Jetzt wird es langsam besser. Früher bin ich dauernd angeschrieen worden, vom Publikum, von den Mischern usw., weil ich als Mädchen auf einer Bühne die Gitarre spiele. Ekelhaft.«
Huggy Bear Englische Riot-Grrrl-Band, gegründet 1991 in Brighton, verweigerte Interviews und Fotosessions mit der MainstreamPresse, veröffentlichte eine legendäre Split-Single mit Bikini Kill, mischte TV-Serien auf und wurde von der englischen Musikpresse mit den Sex Pistols verglichen.
Babes In Toyland Einflussreiche alternative Riot-GrrrlRock-Band aus Minneapolis, die von 1987 bis 1997 fünf Alben veröffentlichte. Bekannt für den sog. »Kinderwhore«-Look: zerrissene Blümchenkleid-Ästhetik bei gleichzeitigem aggressiven, dramatischen, lauten Gitarrenspiel und Gesang. Kat Bjelland ist heute die Leadsängerin und Gitarristin der Band Katastrophy Wife.
≥ einer der wenigen, die der aufgeweckte, blonde, gut aussehende, zarte Steven singt. Oder, so fragt man sich zumindest beim ersten Hören, ist das doch die hochenergetische Stimme der talentierten Sängerin und Gitarristin Laura-Mary? Kennt man die Band, die in England in den letzten drei Jahren fünf Singles auf fünf verschiedenen Homerecording-Labels veröffentlicht hat, noch nicht so gut, ist man zunächst etwas verwirrt. Bis man versteht: Hier agieren Musiker mal jenseits der rockistischen Geschlechterklischees, wonach der Mann hart und locker und die Frau sanft und locker zu sein hat. Und zum Glück für uns alle sind die Blood Red Shoes dabei authentisch und aware ob der gesellschaftlichen Sexismen – und reden nicht lange um den heißen Brei herum. Laura-Mary: »Jetzt wird es langsam besser. Früher bin ich dauernd angeschrieen worden, vom Publikum, von den Mischern usw., weil ich als Mädchen auf einer Bühne die Gitarre spiele. Ekelhaft.« Der Boy gibt sich weiblich; verspielt, in hohen fiebrigen Sequenzen at home, intoniert er stakkatohaft die leider etwas phrasenhafte, aber gut dringliche und vielsagende Songzeile: »Find A Reason Why«. Dann beide im Chor (schreiend): »No no no, no no no.« Es sind optimistische und orgiastische No’s, aber es sind und bleiben No’s, die mehr sind als eine knallige phonetische Abwechslung, wie man das zuletzt bei vielen der aktuellen Rockbands hören konnte. Nein, nein, nein, nein, nein, nein, ein TeenSpirit, der sich mal wieder echt verweigert und dabei einen echten Schmerz rauslässt, statt ihn auszustellen wie eine Trophäe, an der statt Blut ein flüssigkeitsarmes Ersatzpräparat namens Konsens hängt. Als man den Song schon fast am Ende wähnt, legt Laura noch ein Gitarrensolo hin, das sich gewaschen hat, dirty und präzise. Überhaupt spielt Laura-Mary Gitarre wie Gott. Sie malträtiert die hohen Saiten, lässt einzelne Töne wie Teufelchen miteinander ringen, ist sowieso spezialisiert auf schmissige und spröde Riffs. Denn sie verachtet die »jingly jangly chords«, die herkömmlichen offenen Akkorde, und spricht sympathisch-trotzig-abfällig von traditionellem Songwriting als »Folk-Scheiße«. Und für »Folk-Scheiße« ist Laura zu wütend und zu elegant: Sie möchte rocken. »Sie liebt es, die Gitarre hart anzufassen und dann zu schlagen«, sagt ihr Mitmusiker Steven voller Bewunderung für das kleine, dunkelhaarige, leicht depressiv wirkende Mädchen, das Augenbrauen zupfend neben ihm sitzt.
Als könnte man die Rippen eines Rocksongs neu einsalben, mit der dritten Spur beginnen und sich einen Dreck um all das Basics-Fleisch scheren, spielt Laura die erste und einzige Gitarre als tragendes Instrument der Band wie eine zweite Gitarre in einer voll besetzten Rockband und, ja, wie einen Bass. Denn natürlich sind es auch die tiefen Töne, die ihr Spaß machen. Und ganz sicher ohne die White Stripes So gesehen haben die Blood Red Shoes, auch wenn’s albern klingt, die Rockmusik in neue Höhen getrieben, zumal sie zudem auch noch den guten alten Blues verachten. Was im Übrigen mit ein Grund dafür ist, warum sie den Vergleich mit den White Stripes lautstark ablehnen. Steven: »Nur weil wir auch ein Girl/Boy-Duo sind, werden wir andauernd mit den White Stripes verglichen. Könnten sich die Leute bitte mal unsere Musik anhören?« Nun ja. Ist man nicht auch ein bisschen selbst schuld an so einem Vergleich, wenn man, genau wie die White Stripes, ein Farbkonzept im Namen hat und eine Cover-Ästhetik, in der immerzu ein Gegenstand (Torte, Brille usw.) rot zu sein hat (nur nie Schuhe!)? Egal. Denn die Blood Red Shoes lieben, wie gesagt, andere Bands, neben Babes In Toyland sind das vor allem Huggy Bear und Nirvana, so Steven. Und das alte Schuhwerk Rockmusik wollen sie schon gar nicht neu erfinden, ihm aber gern, in Stöckelschuhen und schwarzen Spitzenkleidchen, den unschuldigen Exorzismus der Jugend einhämmern. Laura: »Ich habe bis zu meinem 18. Geburtstag nie eine Hose getragen. Was mich an so Bands wie Babes In Toyland immer fasziniert hat, war diese Mischung aus ausgestellter Weiblichkeit und total aggressivem Auftreten.« Und so verwundert es nicht, dass sie ganz begeistert ist, als ich ihre Art, Gitarre zu spielen, mit der von Kat Bjelland von Babes In Toyland vergleiche: »Danke! Sie ist meine absolute Gitarrenheldin. Ich habe sehr viel von ihr gelernt.« Ich umarme sie flüchtig und gehe endlich mal wieder beschwingt von einem Interview nach Hause. Live in Deutschland vom 26.04.-06.05. Intro empfiehlt
Blood Red Shoes Box Of Secrets CD // Cooperative / Universal // VÖ 11.04.
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The Teenagers
AGE AIN’T NOTHING BUT A NUMBER Knuffiger ist nur noch Schnuffel aus den Klingeltoncharts
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Sie sind 1981 und 82 geboren, kommen aus Paris und leben heute in London. Als Quentin Delafon, Dorian Dumont und Michael Szpiner an einem öden Weihnachtsabend die Band The Teenagers gründeten, waren sie bereits jenseits der Zwanzig. Und ja, sie sind auf dem besten Wege, Stars zu werden. Sagt nicht nur Christine Käppeler. Foto: Katja Ruge
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ie Eckpfeiler des Teenagers-Universums sind die Pop- und Trashkultur der Neunziger- und Nuller-Jahre. Dating-Queen Scarlett »Starlett Johansson« ist die Heldin ihrer ersten Single-Veröffentlichung; die frühe Scarlett wohlgemerkt, die in Sofia Coppolas »Lost In Translation« als Prototyp der »Eigentlich sollten wir erwachsen werden«-Generation schlaflos durch Tokio streift. »Nach ›Lost In Translation‹ wurde sie zu einer Art Institution«, erklärt Quentin, weshalb er kein uneingeschränkter Fan der Scarlett der Louis-Vuitton-Ära mehr ist. »Sie hat jetzt diesen Lookat-me-I’m-famous-Blick. Früher hatte sie so etwas Unschuldiges«, ergänzt Dorian. »Wobei«, wirft Quentin ein, »sie war ein Kinderstar. Die sind nie unschuldig.« In dem Teenagers-Song heißt es dazu: »She started at eight on Broadway.« Während Scarlett mit 13 neben Robert Redford für »Der Pferdeflüsterer« vor der Kamera stand, verfolgten die drei Pariser Vorort-Jungs fasziniert das Leben der Teenager in der Fernsehserie »Beverly Hills 90210«. »Wir dachten, das sei real. Jeder in dieser Serie hatte ein Auto, und in der Schule produzierten sie eine Radioshow. Also dachten wir, in Amerika fährt jeder mit dem Cabrio zur Schule und alle sind DJs. Unser Schulalltag war da vergleichsweise lahm.« Der Ausgangspunkt des Songs »Wheel Of Fortune« ist denn auch die Kultserie aus den 90ern: »If Shannon Doherty stayed in 90210, maybe she would have never met Alyssa Milano?« Die Frage der Fragen, die Quentin und Dorian sich selbst stellen, ist klar: »Was wäre, wenn wir Weihnachten 2005 nicht zusammen verbracht hätten? Gäbe es die Teenagers heute nicht?« – »Oder hätten wir uns einfach zwei Monate später getroffen und einen Song aufgenommen, der Happy Michelle heißt?« – »Oder Fuck Christine?« Manchmal meint es das Schicksal mit allen Beteiligten gut. Am Ende des betrunkenen Weihnachtsabends 2005 stand der Song »Fuck Nicole«, und einen Tag später bastelten Quentin, Dorian und Michael ihren MySpace-Band-Account. Dann passierte allerdings sechs Monate nichts, was u. a. daran lag, dass Quentin zu der Zeit bereits in London lebte und dort für das britischste aller Fashionlabels, Burberry, im Verkauf arbeitete: »Paris ist eine wunderschöne Stadt, aber ich hatte mich dort langsam gelangweilt, für mich gab es dort keine neue Energie mehr.« Also Flucht nach London, genauer: Hackney, Ex-Problem-Viertel im Osten der Stadt, das langsam, aber sicher zu Londons Williamsburg mutiert. In Hackney sitzt auch ihr erstes Label Merok. Für Scenester schon jetzt eine exquisite Adresse: Merok veröffentlichte »Atlantis To Interzone« von den Klaxons und den zugehörigen Remix des Crystal-Castles-Fricklers Ethan Kath sowie die erste Crystal-Castles-Single »Alice Practices«. Als die Teenagers sechs Monate nach der Eröffnung ihres Accounts den Song »Homecoming« aufnahmen und
auf ihre Seite stellten, schickte Merok direkt eine Mail mit dem Angebot, ihn als Single zu veröffentlichen. Beim Klick auf die Homepage von Merok drängt sich jedoch unweigerlich die Frage auf, wovon die Band eigentlich lebt. Hinter jedem ihrer Kleinode steht seit Ewigkeiten »sold out«, auch neben dem tasty Schinkenröllchen-Cover der Single »Homecoming«; allein neben »Starlett Johansson« steht »buy here«. Davon also? Quentin feixt, er werde mal nachfragen, ob Scarlett Johansson ihnen den Unterhalt finanziere, während Dorian mir erklärt, dass Merok inzwischen zu XL Recordings gehöre, die in den 90ern mit The Prodigy groß geworden sind und heute als Label von Radiohead und M.I.A. bekannt sind: »Daher kommt das Geld vermutlich.« Dass »Homecoming« nach wie vor auf Vinyl zu haben ist (auf der »Maison«-Compilation #5), geht auf das Konto des Pariser Labels Kitsuné. Klar empfanden es die erklärten Kitsuné-Fans als große Ehre, vom aktuell stilsichersten Pariser Label ein Angebot für eine »Homecoming«-Maxi plus Remixe zu bekommen. »Wir waren vor allem sehr aufgeregt, weil sie für die Cover der LPs immer Zeichnungen von den Künstlern anfertigen«, erzählt Quentin. Vom Resultat war er allerdings mit Recht enttäuscht. Als kleiner, bärtiger Typ im Profil kommt er neben seinen Bandkollegen auf dem Cover unverhältnismäßig schlecht weg. Was er von der Mode des Labels hält? »Mir sind die Sachen zu schlicht. Ich besitze gerne ein Teil von Kitsuné, aber ich würde mich nie komplett in ihrem Look kleiden.« Auf eine weitere Zusammenarbeit mit dem Label hofft Quentin aber nicht: »Kitsuné haben diese Goldgräber-Mentalität. Wenn sie ein Nugget gefunden haben, dann überlassen sie anderen die weitere Verarbeitung. Na ja, mit Ausnahme von Digitalism, die gehören Kitsuné.« Und deswegen erscheint die nächste Teenagers-Single »No Love« wieder bei Merok, mit einem Remix der spanischen Band Delorean. Wenn die Teenagers umgekehrt andere remixen, dann kommen die Tracks von Dorian. Besonders hübsch ist seine Version des Au-Revoir-SimoneSongs »Fallen Snow«. Von deren Look scheinen auch die Girls im »Homecoming«-Video inspiriert zu sein. Ziemlich Coppola’esk vernaschen sie Cupcakes und schwingen ihre PomPoms zu dem ebenso expliziten wie smashigen Refrain »I fucked my American cunt«. Aus den USA, wo sie im April und Mai auf Tour sein werden, kamen darauf noch keine kritischen Reaktionen, in die amerikanischen Schulradios lädt man sie mit diesem Hit allerdings vermutlich nicht ein. Auf intro.de: Verlosung. Live auf dem Melt! Festival The Teenagers Reality Check CD // XL / Beggars / Indigo
Shannon Doherty ... spielte in der Fernsehserie »Beverly Hills 90210« die Rolle des Landeis Brenda Welsh. Doherty war als Biest verschrien, Shirts mit dem Aufdruck »I hate Brenda« waren damals sehr en vogue. Doherty flog nach der vierten Staffel raus und wurde in der Serie »Charmed« zur zauberhaften Hexe Prue. Auch da flog sie – angeblich wegen anhaltendem Twist mit Alyssa Milano, die noch bis 2006 in der Rolle der magischen Schwester Phoebe Teil der Serie war.
Williamsburg, New York Mutierte dank billiger Mieten in den 90ern vom Arbeiterdistrikt zur Künstlerkolonie. Radio 4 lebten hier, die Liars und die Yeah Yeah Yeahs auch, haben dem Hype allerdings längst den Rücken gekehrt – wie die meisten ehemaligen Bewohner des Viertels, die sich die rasant steigenden Mietpreise nicht mehr leisten konnten.
038 Musik
Navel
VOM FLIESSBAND NACH SEATTLE
Grunge ist doch zu dritt am geilsten
Musik
Navel haben ein unschlagbares Mittel gefunden, ihre Musik fühlbar zu machen. Intensität. Nun liegt ihr Debüt endlich vor. Lutz Happel sprach mit Sänger Jari Altermatt über die Schweizer Provinz, Wut als produktive Kraft und den Blues der Stromgitarre als dem neuen Grunge. Foto: Sibilla Calzolari.
Townes Van Zandt US-amerikanischer Singer/Songwriter. Van Zandt schaffte es über seinen Kultstatus hinaus nie zu größerem kommerziellen Durchbruch. Seit den 90ern haben zunehmend Musiker aus anderen Stilrichtungen – u. a. die Tindersticks, Mudhoney und Norah Jones – Stücke von ihm aufgenommen.
Grunge Englisch für Schmuddel, Dreck. Oft synonym für den Seattle-Sound verwendet. Bezeichnet einen Musikstil. Populärste Referenzen sind Nirvana, Pearl Jam, Alice In Chains, Soundgarden.
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enn Louisville-Labelchef Patrick Wagner (Ex-Surrogat) über das Debüt seiner Schützlinge spricht, merkt man: Da haben sich die Richtigen gefunden, um der endlosen Erzählung Rock eine neue Wendung zu geben – und die geht in der Musik als auch im Reden über Musik eindeutig in Richtung Schnörkellosigkeit: »Das Kaff, aus dem wir kommen, liegt in der Schweiz. Schön, langweilig, Absturz, futsch ... Wir sind jung genug, dass ihr uns glauben werdet. Wir sind gelangweilt genug, dass wir nichts anderes tun außer Rock ... Wir hassen das Scheißperfekte, wir schlafen am liebsten auf der Bühne, und wir haben alle drei dieses unbestimmte Gefühl, nicht sonderlich alt werden zu müssen«, so Jari Altermatt, zuständig für Gitarre, Gesang und Geschrei. Treffender lässt es sich kaum ausdrücken. Ferner als Navel kann man von Zitat, Hipstertum und Imagepflege kaum sein – obwohl die mediale Aufmerksamkeit im Vorfeld der Veröffentlichung für einigen Wirbel sorgte: Der NME beschrieb sie Hype-bewusst als »younger and better looking than the Arctic Monkeys while Pete Doherty is licking their boots for a lesson in Rock«. Zuschreibungen, die das Trio eher kalt lassen: »Ich finde das okay. Das heißt nicht, dass ich die Babyshambles für eine schlechte Band halte. Und das Heft kannte ich vorher gar nicht.« Sitzt man dem ruhigen, bedächtigen jungen Mann mit der Cobain-Gedenkfrisur gegenüber, merkt man schnell, dass es ihm vor allem um Ehrlichkeit geht, um die Musik, um Energie, um Wut, kurz: um schnörkelloses Rocken ohne Inszenierung. Ihre Konzerte sind eher aus der Intensität eines Gefühls heraus spektakulär, weniger durch bewusst geplante Effekte. Sie setzen auf Lautstärke und Kompromisslosigkeit und lassen unweigerlich längst vergessene Nirvana-Shows vor dem inneren Auge auftauchen. Während des Gesprächs erinnert sich Altermatt an einen Gig in Österreich: »Für uns war es ein ganz mieses Konzert. Aber der Booker sagte dann, es sei das Beste gewesen, das er je von uns gesehen habe. Und wir dachten: Na gut, wenn das so ist. Da hat sich wahrscheinlich eine gewisse Wut mit der Energie der Musik hochgespielt, sodass man es gespürt hat.« Zurück zum Grunge Als sich Kurt Cobain 1994 in einer Garage in Seattle ein Loch in den Kopf schoss, steckten die Protagonisten von Navel noch in den Kinderschuhen. Und dennoch ist Grunge, die Anti-Haltung der 90er, wichtiger Einfluss auf ihre Musik. Vielleicht ist es gerade jetzt angesagt für junge Bands, dort anzuknüpfen; gerade, da sie sich nicht mehr direkt auf Grunge als Jetztzeitphänomen beziehen können. Viel-
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leicht ist nun die Zeit gekommen für eine neue Gitarrenrotzigkeit, wie sie sich hierzulande (Jolly Goods), in England (Blood Red Shoes) oder eben in der Schweiz (Navel) jenseits gepflegter Nadelstreifen-Bühnenoutfits andeutet. Und doch muss der Sommer 08 nicht gleich zum großen Grunge-Backlash ausgerufen werden, denn laut Rolf Dieter Brinkmann machen ja zum Glück alle weiter, also auch die Musik. Auf der Suche nach einer möglichen Benennung des passenden Gefühls zur Musik landen wir deswegen und nur konsequent bei einer vermeintlich ganz anderen Bezeichnung als Grunge: dem Blues. »Das ist für mich eher das Gefühl: Blues. Genauso wie der Albumtitel: Frozen Souls. Da hat jeder ein Gefühl dafür, was es bedeutet.« Für Altermatt hängt dieses Gefühl zur Musik auch mit Orten zusammen. Kennengelernt haben sich die drei aus Erschwil bei Basel am Fließband bei Ricola. Was sich wie die Plattitüde einer Musikbiografie anhört, war für Navel Antrieb, herauszukommen aus der Provinz, etwas zu unternehmen gegen diesen Zustand, ihre gesamte Energie, samt des Drecks, der sich dabei ansammelt, in das Aufnahmestudio zu tragen. Für das Debüt ließen sich das Label und dessen junge Band aber trotzdem Zeit: Zunächst wurden über 100 Bühnen bespielt, im Vorprogramm von Queens Of The Stone Age und Wolfmother auch die großen. Was dann nach zwei Jahren Liveerfahrungen binnen acht Tagen in einem abgelegenen Studio in Frankreich mit dem Produzenten Peter Deimel entstand, ist die Essenz dieser Haltung: Wut und Traurigkeit werden für die Musik produktiv genutzt, ohne doppelten Boden, ohne Inszenierung, und gerade diese Intensität, die ganz offensichtlich in ihrer Roh- und Ungeschliffenheit an den amerikanischen Gitarrensound der Neunziger erinnert, wird – wie sehr lange schon nicht mehr – aufs Angenehmste herausgeschrien. Wenn hier von Blues die Rede ist, dann im Sinne von Townes Van Zandt, Led Zeppelin, Black Sabbath, Soundgarden oder eben auch Nirvana; ein Stromgitarrendruck, der in gewaltiger Lautstärke Wut und Melancholie transportiert. Und wenn Navel singen: »I got a bleeding hand, I got a foreign name, I got a frozen soul«, nur um gleich hinterherzuschieben: »I got a loaded gun – we kill you all«, dann ist das, ohne Witz, nicht so gemeint, wie es da steht, sondern wie es sich anfühlt. Live in Deutschland vom 01.-09.05. Intro empfiehlt
Navel Frozen Souls CD // Louisville / Universal
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Calvin Harris
TWO HEARTS
Soft Resistance statt Schottenrock
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Schottland ist musikalisch vor allem für seine Indie-Szene bekannt. Die geriert sich mal zynisch-melancholisch (Arab Strap), mal entrückt-wolkig (Teenage Fanclub) oder gleich beides zusammen (Belle & Sebastian). Grell-aufgetragen wurde bislang woanders. Sebastian Ingenhoff kündet von einem, der das ändern will. Foto: Arne Sattler.
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it Calvin Harris kommt ein quietschbuntes Discotier dahergerauscht und stellt alles auf den Kopf. Er belehrt jene eines Besseren, die meinen, Glasgow und Umgebung böten nur bekümmert daherkommenden Depressivenpop. In seinem Schlafzimmer hat der 24-Jährige haufenweise flippige Electropop-Nummern auf seinem Amiga arrangiert, die nun gebündelt unter dem leicht hybrid anmutenden Titel »I Created Disco« auch in Deutschland veröffentlicht werden. Klar, dass man da als Interviewer erst mal einen Scherzkeks erwartet. Jedenfalls kein Bübchen mit Frisur, das etwas irritiert und verschüchtert durch die Gegend blickt ob der Aufmerksamkeit, die ihm gewidmet wird. I just can’t get you out of my head Später am Abend wird er im Tresorclub auf einer Party des Internetportals Hobnox auftreten, zusammen mit den Puppetmastaz und diversen Nachwuchsbands, die sich für die Endrunde eines internen Förderwettbewerbs qualifiziert haben. Aber erst mal hat er, wie es sich gehört, in Berlin Sightseeing gemacht. Na ja, Sightseeing ist etwas übertrieben. Er hat vornehmlich Bären fotografiert, die er mir auf seinem Fotoapparat stolz präsentiert: Bärenattrappen, einen als Bären verkleideten Menschen und kleine flauschige Souvenirteddys, die es in Berlin an jeder Straßenecke gibt. Die Fotosammlung kommentiert er mit einem flapsigen »You know, Germany is well-known for its bears«. Dann grinst er endlich mal. Das Interview gestaltet sich nämlich schwieriger, als man angesichts des Videos zu »The Girls« erwartet hätte. Dort tanzte er noch salonlöwenhaft vor einer Horde Perückenmädchen herum, gab den lässigen Partyrocker und protzte ein bisschen ironisch, dass er sie alle kriegen würde, die Girls. Im direkten Gespräch ist Harris hingegen zunächst eher wortkarg, was wohl auch damit zu tun hat, dass er heute bereits einen regelrechten Interviewmarathon zu absolvieren hatte. Dass das Interesse an seiner Person so groß ist, ist nicht nur dem Album, sondern auch seiner Produzententätigkeit für Kylie Minogue, Sophie Ellis-Bextor und Róisín Murphy geschuldet. Die Zusammenarbeit mit Kylie fand er erquickend, viel besser als die mit der kapriziösen Róisín. Vor der habe er nämlich einen Heidenrespekt gehabt, und die Kollaboration habe sich auch nicht wirklich fruchtbar gestaltet: »Sie war nicht unfreundlich oder so, aber schon irgendwie einschüchternd für einen Anfangzwanziger, der als Produzent einfach noch nicht besonders viel Erfahrung gesammelt hat. Mit Kylie war es besser, sie war viel lockerer und umgänglicher, auch wenn sie rein vom Namen her ein viel größerer Popstar ist. Wir waren eine Woche zusammen im Studio und sind glänzend miteinander
Mrs Robinson ... wird in dem berühmten Film »The Graduate« (1967) von Anne Bancroft verkörpert. Die verheiratete, mittelalte Frau verführt den Schuljungen Dustin Hoffman, der sich vor lauter Aufregung im Vorfeld schon dermaßen einen zurechtstottert, dass der Zuschauer gar nicht glauben kann, dass da unter der Bettdecke alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
Kylie Minogue Australisches Soapsternchen und Sängerin. Spielte in der Serie »Neighbours« zusammen mit Jason Donovan. Stock Aitken Waterman produzierten für sie Ende der Achtziger Hits wie »Locomotion« oder »I Should Be So Lucky«. Ihr bestes Stück ist nach wie vor das 1994 erschienene TripHop-Brett »Confide In Me«. Kylie Minogue veröffentlicht auch heute noch erfolgreich Platten.
klargekommen.« Róisín Murphy hat letztendlich auch beschlossen, die mit Calvin aufgenommenen Stücke nicht auf ihr Album zu packen. Die Tracks für eigene Produktionen zu nutzen wurde ihm gleichfalls untersagt. »Das war alles schon ein bisschen ärgerlich, aber ich habe beschlossen, nicht mehr drüber nachzudenken und mich auch nicht mehr sonderlich aufzuregen«, resümiert er dieses Intermezzo. Mit Kylie hingegen wurde ihm von Seiten der Tabloid-Press sogar schon eine Affäre angedichtet. Keine Ahnung, ob da wirklich was dran ist, jedenfalls schwärmt der Junge im Interview ziemlich von der smarten Australierin und blüht währenddessen sogar richtig auf. Ist ja gut, Don Juan. Aber wie sollte das denn überhaupt gelaufen sein? Schließlich wohnt Calvin immer noch bei seiner Mutter irgendwo in der schottischen Provinz. Die würde sich sicherlich freuen über einsfünfzig große Enddreißigerdiven, die morgens im Schlafrock Marmeladentoast auf den Familienteppichboden krümeln. (»Mum, darf ich vorstellen: Das ist meine Mrs Robinson.«) Give me just a little more time Jedenfalls darf Calvin weiterhin in seinem Zimmer Musik machen, und das ziemlich erfolgreich. Die Singles »Acceptable In The 80s«, »The Girls« und »Merrymaking At My Place« sind allesamt weit oben in den britischen Charts gelandet, »The Girls« schaffte es gar bis auf Rang #3. Dass der Schotte an seinem Computer leichtfüßig einen ziemlich schmissigen Sound zusammenbastelt, hat sich bis zu Heidi Klum herumgesprochen. Die wollte »Acceptable In The 80s« gleich als Trailermusik für ihr Hungerhakendefilee »Germany’s Next Topmodel« haben. Probleme hat Calvin damit überhaupt nicht. Er habe das Ganze gar nicht mehr richtig verfolgt, sondern einfach nur abgesegnet. Am Abend rockt er dann den Tresor. Live tritt er mit einer richtigen Band auf, auch seine drahtigen Mitmusiker sind gut frisiert. Man merkt allerdings auch, dass er, wenn er mit seinen Jungs auf Tour ist, schon ein bisschen den Napoleon spielt. Anders ginge es leider nicht, er sei halt ein Kontrollfreak. An dem neuen Material arbeitet er deswegen auch wieder komplett alleine; das nächste Album ist schon zu einem guten Viertel fertig. Und vielleicht zieht er dann endlich auch mal von zu Hause aus. Aber bekanntlich kann man Spatzenkinder ja nicht flügge werfen. Auf intro.de: Verlosung. Live in Deutschland am 04.+05.04. Intro Intim Unexplored mit Calvin Harris: 05.04. Berlin, Lido Intro empfiehlt
Calvin Harris I Created Disco CD // Ministry Of Sound / Edel / VÖ 29.04.
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Carl Craig
MYTHEN IN TRÜMMERN Ein Techno-Pionier zieht Bilanz. Nach über 20 Jahren wird es Zeit für einen Abgleich zwischen Aura und Alltag. Jonathan Forsythe fotografierte Carl Craig auf einer Rundfahrt durch seine Heimatstadt Detroit, Arno Raffeiner hat ihn nach den Hintergründen befragt.
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Links: Dieses Gebäude ist um die Ecke von meinem Office. Ich fahre da jeden Tag vorbei. Es ist so groß, dass man es sogar vom Freeway aus sehen kann. Es symbolisiert die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Detroits – wobei die Zukunft, dem exzessiven Kapitalismus und den Uneinigkeiten geschuldet, eher ein stetes Auswischen der Stadt ist. Ich liebe dieses Gebäude dafür, dass es mich immer wieder daran erinnert, was wirklich Realität ist, egal, wie gut es einem geht – das sind die Roots. Oben: Ein Symbol des Scheiterns der drei Großen. Bessere Technologie gleich besseres Produkt.
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opschreibe bedeutet Aufladung. Es geht um das Vermitteln, das Suchen und Finden, manchmal auch das Herbeihalluzinieren von Kontexten, Zusammenhängen und unerwarteten Querverbindungen. Gerade Orte, an denen in Sachen Pop Besonderes passiert, werden so schnell durch eine magische Aura überhöht. Je unspektakulärer oder trister die realen Gegebenheiten vor Ort, umso stärker muss die auratische Verklärung knistern. So schön kaputt alles hier! Der Mythos der Stadt Detroit und ihrer ureigenen Musik Techno wurde genau deshalb schon oft genug erzählt. Nun soll also ausgerechnet Carl Craig auf einer Rundfahrt durch seine Heimatstadt als Zeremonienmeister der Entzauberung herhalten? Sagen wir lieber: als Realist. Zum einen vermittelt sich seine Persönlichkeit nicht durch Mysterium, Militanz oder afro-futuristische Erlösungsutopien. Er präsentiert sich
mit einer vernünftigen Portion Selbstbewusstsein als Techno-Star und Allround-Musiker. Zum anderen hält er sich angesichts der Geschichte und des Stadtbilds Detroits nicht lange mit Glorifizierungen auf, sondern geht lieber auf soziale und ökonomische Bedingungen ein, die diesen Ort genau so haben werden lassen. Trotzdem bleibt da ein Rest an Geheimnis und mythischer Aufladung, nämlich in seiner Musik. Carl Craig nimmt unter den Detroiter Produzenten eine Sonderstellung ein. Die Techno-Pioniere Juan Atkins, Derrick May und Kevin Saunderson – die berühmten Belleville Three – treten kaum noch mit eigenen Produktionen in Erscheinung und bereisen eher als museale Verwalter ihrer eigenen Vergangenheit die Tanzflächen der Welt. Wie die Belleville Three ist Craig ebenfalls seit Ende der 80erJahre dabei, war aber auch in den letzten Jahren sehr produktiv und steht nach einer nicht enden wollenden Se- ≥
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Links: Das ist der Hart Plaza – hier findet das Movement Festival statt (früher hieß es Detroit Electronic Music Festival). Mein Lebenstraum ist wahr geworden, als in diesem Park elektronische Musik gespielt wurde. Ende Mai ist die ganze Gegend hinter mir voll mit Musikfans. Oben: Michigan Central Train Station. Herzlich willkommen in Detroit. In jeder europäischen Stadt wäre das das Stadtzentrum, in Detroit ist es der Anfang vom Ende. Aber genau deswegen liebe ich die Stadt so. Der Zustand dieses Bahnhofs ist das direkte Resultat des Kriegs gegen die Massentransport-Infrastruktur in den USA. Alles, was nicht auf Autos hinausläuft, ist der Feind und wurde systematisch zerstört. Damit es den drei großen amerikanischen Autofirmen gut geht.
≥ rie an Remix-Hits im Zentrum der Aufmerksamkeit. Mit einer Compilation zieht er nun Bilanz, vorläufig. »Sessions« ist eine Retrospektive, die Tracks vom Anfang der 90er mit aktuelleren Produktionen, vor allem aber seinen zahlreichen Remixen verbindet. Diese Mixe fabriziert Craig sozusagen unter dem Vergrößerungsglas. Er sucht die Originale – die wohl bekanntesten stammen von den Junior Boys, Theo Parrish, Delia Gonzales & Gavin Russom – nach ihren kleinsten funktionalen Einheiten ab und baut daraus zunächst nichts anderes als einen Groove. Für Tanzmusik würde das im Grunde ausreichen. Spannend wird es, wenn Craig auf dieser Grundlage richtig episch wird, nicht nur im Sinne einer ewig in die Länge gezogenen Dancefloor-Hypnose, sondern auch im Sinne einer Erzählung, die Craig oft mit nur minimalen Variationen aus den Grooves herausholt. Er erzählt damit auch von der Geschichte Detroits, von
der Stadt, die ihn nach wie vor maßgeblich inspiriert. Im Gespräch könnte er sich wohl stundenlang über Details auslassen: über die Veränderungen der einst so inspirierenden Radiolandschaft mit Charakteren wie The Electrifying Mojo, über Ron Murphy, den kürzlich verstorbenen Soundingenieur des Mastering-Studios NSC, und was man von Murphy alles lernen konnte. Die Ruinen der Stadt sind für Craig Mahnmale, etwa eine verlassene Fabrik in der Nähe seines Büros, bei der keine Fensterscheibe mehr heil ist. »Ich sehe dieses Gebäude jeden Tag. Es stellt für mich die Geschichte von Detroit dar, die Geschichte eines Ortes, der eine blühende Industriestadt war und jetzt eben nicht mehr ist. Solche Ruinen sind Monolithen, aber sie sagen mir in geschichtlicher Hinsicht das Gleiche wie die Trümmer in Rom oder Griechenland: Es geht um das Erinnern einer gewesenen Kultur. Diese Fabrik erzählt von einstiger Größe – und sie ist das Gerippe, das davon übrig ≥
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Ein Bild aus der »Moderne Kunst«Abteilung des Detroiter Institute Of Arts. Ich bin da als Kind immer sehr gerne hingegangen, ein toller Platz, um sich inspirieren zu lassen. Kunst ist eine genauso wichtige Inspiration für mich wie Musik, immer und überall, vor allem dann, wenn man nicht damit rechnet. Ich liebe es, einen Künstler oder ein Kunstwerk zu entdecken, von dem ich vorher nichts wusste.
Henry Ford Als Autofabrikant hat Ford Anfang des 20. Jahrhunderts maßgeblich moderne industrielle Produktionsweisen sowie den nach ihm benannten Fordismus geprägt. Er machte Detroit zu einer prosperierenden Stadt, die jedoch in hohem Grad von der Autoindustrie abhängig war, was in den Krisen der 70er-Jahre fatale Auswirkungen hatte.
Berry Gordy ... baute im Detroit der 60er-Jahre mit Motown eines der wichtigsten schwarzen Pop-Labels überhaupt auf. 1972 verschwand er nach L.A., passend zum Niedergang der Stadt nach Rassenunruhen und Finanzkrisen. Das seither leer stehende Motown-Bürogebäude wurde im Jahr 2006 abgerissen.
≥ blieb.« Craig ist trotzdem kein Nostalgiker. Auf seiner Rundfahrt durch Detroit besucht er nur solche Orte, die heute für ihn relevant sind. Keine ehemaligen Clubs also, sondern lieber sein Wohnzimmer und sein Studio, Räume, die er als Zufluchtsorte und quasi heilige Bereiche beschreibt. An einer alten Weisheit aber hält er fest: dass Techno nirgendwo anders als hier hätte entstehen können. »Es gibt keine andere Stadt auf der Welt, die wie Detroit ist. Henry Ford hat hier das Fließband erfunden, und dieses Konzept hat Berry Gordy darin beeinflusst, wie er Motown führte. Gordy wollte ohne Unterlass Musik produzieren und sie konstant veröffentlichen, einfach, um immer genug Angebot für die Nachfrage zu haben. Als die Autoproduktion aber zunehmend auf Roboter umstieg, hat das Juan Atkins beeinflusst. Beide waren also im Grunde inspiriert von diesem Ford’schen System. Ich glaube, an einem anderen Ort als Detroit hätte so etwas gar nicht ent-
stehen können: diese Idee, etwas, das im Grunde so kalt ist, durch Musik mit Seele aufzuladen.« So wurde das Motown-System namenloser, im Akkord arbeitender Studiomusiker von kleinen elektronischen Kisten abgelöst, deren Namen und Sounds immer noch von Mythen umrankt sind. TR 808, TB 303, SH 101. Heute gibt es neue Maschinen, und es gibt neue Ruinen. Carl Craig ist einer, der immer wieder von den Spannungsverhältnissen dazwischen erzählt. Auf intro.de: Verlosung
Carl Craig Sessions 2 CD // !K7 / Al!ve (??)
048 Wien Special: Musik
WIEN, DAS GEHT.
Fotos: Holger Risse
Die Indie-Labellandschaft einer Stadt in knapp drei Tagen abzustiefeln mag per se schon ein arg ambitioniertes Ziel sein, konkret auf Wien bezogen stellt es sich natürlich schnell als unmöglich heraus. Zu viel geht hier, im Großen und – gerade durch das merklich weniger prekäre Kultur-Klima – auch im Kleinen. Aber wer will sich beklagen, weil er aus dem Vollen schöpfen kann? Wir sicher nicht. Thomas Venker, Florian Obkircher und Linus Volkmann haben Taxen angeheuert und sind auf Besuchstour gefahren.
Wien Special: Musik
Schoenwetter
Wohnzimmer
Im Netz: http://inkmusic.at Das Wichtigste: Die in Deutschland via Tapete Records bekannten Garish motivierten vor vier Jahren Hannes Tschürtz zur Gründung eines Labels, das in dem Konglomerat Inkmusic mit Aktivitäten wie Booking, Merch, Österreich-Lizenzierungen (die letzte Tom Liwa beispielsweise) etc. aufging. Die Veröffentlichungszahlen der Exil-Burgenländer Clique befinden sich bereits in den 20ern. Die wenigsten sind dabei in Deutschland erschienen; ein Umstand, den es 2008 zu beheben gilt. Vor allem mit den beliebten Locals Ja, Panik, aber auch dem Import Trouble Over Tokyo dürfte sich der Fame des Kleinbetriebs auch in hiesige Gefilde tragen lassen. Nächste Veröffentlichungen: The Jessica Fletchers »You Spider«, Beangrowers »Not In A Million Lovers«, Across The Delta »Dancing To Architecture« In Action: Schoenwetter wohnen etwas draußen, das DIY-Label besitzt dabei ein richtiges Ladengeschäft, in dem Shirts, CDs und Mutters Strudel zu kaufen sind. Über einen ihrer Acts sowie über verwandtschaftliche Verstrickungen von Hannes tun sich im Gespräch plötzlich Beziehungen zum Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft auf. Dennoch werden wir auch nach wiederholtem Nachfragen nicht mit EM-Karten bestochen. Die Spieler, so erfährt man, bekämen selbst nur acht zum freien Gebrauch.
Im Netz: www.wohnzimmer.com Das Wichtigste: Wohnzimmer ist vielleicht das konstanteste Indie-Label der österreichischen Jetztzeit. Finanziell kann man sicher nicht klotzen, aber es ist spürbar, dass hier auf kleinem Level richtig klassisch mit Releases gearbeitet wird. Ein Umstand, der dann natürlich auch insofern zurückstrahlt, dass einige der Wohnzimmer-Acts über den Geheimtipp-Status rausschauen. Also Bands wie z. B. Velojets, The Beautiful Kantine Box, Fuzzman, Shy, The Seesaw. Zudem führt das Label in seinen Reihen Indie-Celebs wie Kreisky (deren Sänger ja als Austrofred fungiert) oder Rotifer (die Band des Musikjournalisten Robert Rotifer, der aus London für die heimische Presse telegrafiert). Nächste Veröffentlichungen: Rotifer »Coach No. 12 Of 11«, Kreisky »Kreisky«, The Artistry »The Artistry« In Action: In einem der vielen Restaurants des Wiener Museumsgeländes treffen wir auf Peter und Lelo, also 2/3 Wohnzimmer. Wobei wir Lelo gleich erkennen: Er spielte mal bei Heinz Aus Wien. Einer Bekenntnis-Jungsband von großer Bekanntheit. Über unsere Textsicherheit von alten halb coolen Hits wie »Ich mag das Mädchen, das trinkt« sieht Lelo großzügig hinweg und erzählt, was vorher nur zu vermuten war: Wohnzimmer läuft auch deshalb so gut und professionell, weil keiner der drei Beteiligten Geld damit verdienen muss. Groschengrab Plattenfirma als amtliches Hobby – so viel Enthusiasmus kann doch gar nicht falsch sein.
Geco Tonwaren & Hoanzl Im Netz: www.hoanzl.at Das Wichtigste: Hinter dem rätselhaften Namen Hoanzl verbirgt sich ein renommierter, langsam gewachsener Indie-Vertrieb in Österreich. Angefangen hat alles mit Kabarett und Filmen, aber mittlerweile (und besonders auch nach der Pleite von Soul Seduction) hat sich die Ausnahmestellung auch für Musikprodukte verfestigt. Jenen Musikbereich betreut Christoph Moser, ein Szene-Urgestein, aktiv seit den 70ern in allen möglichen und unmöglichen Bereichen. Nächste Veröffentlichungen: Netnakisum, [koe:r], Coshiva / Butterfly, Fatima Spar & The Freedom Fries »Remix-EP« In Action: Moser betreibt innerhalb von Hoanzl neben einem Label für Dancehall-Reggae auch eines für HipHop mit dem Namen Geco Tonwaren. Hier erschien zuletzt die aktuelle Platte von Texta, einem bewussten Rap-Act, wie es ihn in Deutschland seit dem Siegeszug von Proll’n’Aggro so gar nicht mehr gibt und der in Österreich mit seinem klassischen Sound immer noch für Furore sorgt. Texta trägt auch die Verantwortung für den Song des Jahres 2007 auf FM4: »So schnö kaust gar net schaun« (featuring Attwenger).
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050 Wien Special: Musik
Diskokaine
Klein Records
Im Netz: www.myspace.com/diskokaine Das Wichtigste: Schaut mal auf Diskokaines MyspaceSeite, und schon dürfte alles klar sein: Wildester TeletexKaputt-Style wird da gefahren. Und genau so ist der Typ hinter dem Label und Produzentennamen auch: Wolfram Eckert repräsentiert den angenehm verwirrten Bohemien, der – obwohl er so verzaust rüberkommt – so viel auf die Reihe bekommt. Den will man nur knubbeln. Dementsprechend hört sich auch seine Reinstolper-Geschichte an. Bisherige Referenzliste: Produktionen auf Clone, Gomma und dem eigenen Label Diskokaine, die Entdeckung und Produktion von Sally Shapiro und Kooperationen mit der New Yorker HipHop-Queen Princess Superstar, dem Wiener Techno-Urgestein Patrick Pulsinger sowie ganz aktuell drei Remixe für Moby (erschienen am 14.03. auf Emi). Nächste Veröffentlichungen: Wolfram feat. Marcus Mixx »America, Fuck Yeah« (Creme / Clone), Sally Shapiro »Disco Romance Remixed« (Paperbag / Permanent Vacation) mit Remixen von u. a. Lindstrm, DFA, Junior Boys und Dntel. Kannst du mal kurz erzählen, wie du so angefangen hast? Ist ja eine gute Geschichte. Wolfram Eckert: Ich bin halt 2001 vom Land nach Wien gezogen und hab dann dem Patrick Pulsinger einen Mix für seine Radiosendung auf FM4 geschickt. Der hat mich dann gleich eingeladen und auch noch nach New York zu einem Booking mitgenommen. Da bin ich dann drei Monate hängen geblieben und hab sauviele Leut kennengelernt, dauernd aufgelegt, mit so ziemlich jedem. Das kam einfach so. Und so lief das auch mit den Zusammenarbeiten. Ich legte beispielsweise auf der !K7-Party auf und lernte Kaos und Princess Superstar kennen. Das ist zumindest die Interviewstory. [lacht] Italo-Disco und Holland-Techno sind ja schon sehr widersprüchliche Soundeinflüsse. Ich vermisch halt alles. Sicher produziere ich, aber ich bin nicht so ein Produzent-Produzent. Meine Sachen klingen ja nie so ausproduziert, so perfekt. Nach ein paar Stunden wird mir das immer zu fad. Und wie sieht es mit einem ersten Album bei dir aus? Ich wollte das vor Weihnachten schon fertig haben, die Gomma-Leute, die das machen wollen, hätten es dann noch vorm Sommer rausbringen können, aber dann ist ein Remixauftrag für Moby dazwischengekommen. Angst, das Material dann zu alt ist, hast du nicht? Ich bin mit allem eh schon 20 Jahre zu spät.
Im Netz: www.kleinrecords.com Das Wichtigste: Wiener Institution, die schon lange nicht mehr nur in Downbeat macht. Das von Christian Candid 1997 gegründete Label ist derzeit das beste Beispiel für den fruchtbaren Boden, auf den die AMAN-Initiative (Austrian Music Ambassador Net) stößt. AMAN ist ein Zusammenschluss diverser österreichischer Labels mit dem Ziel, sich gemeinsam besser für den internationalen Markt aufzustellen. Gemeinsam mit Schoenwetter Rec. kümmert sich Klein Records um die englischen Indie-Popper Trouble Over Tokyo und zusammen mit Diskokaine um die schwedische Neo-Disco-Sensation Sally Shapiro. So richtig bekannt geworden ist das Label mit den Wiener Sofa Surfers. Neben dem Label wird noch die »Pling Plong Klub«-Partyreihe im Wiener Club Fluc (Praterstern 5, 1020 Wien, www.fluc.at) betrieben. Nächste Veröffentlichungen: Neben Trouble Over Tokyo (»Pyramides«) kommt dieser Tage eine Kollaboration von Louie Austen und Seor Coconut – die beiden haben sich des »La Boum«-Klassikers »Reality« von Richard Sanderson angenommen. Für den Herbst stehen Alben von Louie Austen, den Sofa Surfers und Bunny Lake an. EM-Tipp? Christian Candid: Wenn Österreich und die Schweiz fusionieren, holen wir den Titel. Na ja, ich bin immer auf Italien eingeschossen. Österreich schafft ein Tor. Wie positionierst du dich ästhetisch, um der Gefahr der Etikettierung »Wiener Sound« zu entgehen? Ich wollte mich nie auf den Wiener Sound festlegen lassen, deswegen gab es von Anfang an auch roughere, härtere Sachen, Dub-Veröffentlichungen, Clubgeschichten und auch Black Music. Ich habe Acts gesucht und gefunden, die das Label diverser gemacht haben. Wobei ich schon viele Sachen rausbringe, die Downtempo sind – die kommen übrigens eher in südlicheren Ländern gut an, und auch in den USA. Wie wichtig ist Wien sozial für dich? Mal mehr, mal weniger. Es ist nicht einfach, aus Wien heraus etwas in die Welt zu bringen, was auch daran liegt, dass die Medien nicht so stark sind. Auf der anderen Seite kann man von hier aus aber in Ruhe arbeiten, und es geht auch immer mal mehr, derzeit ist beispielsweise die Clubszene wieder sehr gut. Mir ist auch wichtig, dass wir selbst da präsent sind. Wir positionieren uns ja auch durch unsere Bookings hier, holten beispielsweise als Erste Whitest Boy Alive oder Rex The Dog in die Stadt.
Wien Special: Musik
G-Stone
Ja, Panik
Im Netz: www.g-stoned.com Das Wichtigste: Noch so eine Wiener Institution. Und auch wenn sie noch mehr als Klein Rec. für immer und ewig – dem markanten Werk von Kruder & Dorfmeister geschuldet – mit Downbeat assoziiert werden, eint vor allem die extreme Produktionstightness und nicht der eine Sound den Labelkatalog: G-Stone veröffentlicht langsam – und das kommt der Qualität zugute. Weiteres Kennzeichen des Labels: Die Künstler sind alle sehr eng mit dem Label verbandelt, man ist eine Familie. Dazu gehören u. a. Tosca, Peace Orchestra und DJ DSL. Aktuell überzeugt vor allem Makossa & Megablast, der gemeinsame Afrobeat-Hybrid von Sascha Weis und dem FM4-Musikchef Marcus Wagner-Lapierre. Und wer sich fragt, was K&D so machen: Tracks für eine neue EP liegen in den letzten Zügen, nebenbei haben die beiden zuletzt auch andere Produktionen verfolgt und beispielsweise den Sound für die beiden Nokia-Handys 8800 Arte and 8800 Sapphire Arte gebastelt. Nächste Veröffentlichungen: Bereits Ende Januar erschienen, aber noch immer heiß: Rodney Hunter »Hunterville«. Im ersten Halbjahr 2008 kommen das Remix-Album von Voom sowie »The Private Collection 1« von Peter Kruder. EM-Tipp? Stefan Dorfmeister: Österreich wird es nicht werden, und Deutschland auch nicht. Bleiben nur Frankreich und Italien übrig, und die werden es schon hinkriegen. G-Stone ist ein Familienunternehmen... Ja, so ist es. Wir hatten früher mit !K7 einen kompetenten Partner, arbeiten mit ihnen und Compost noch immer eng zusammen, aber machen jetzt eigentlich fast alles aus der Verwertungskette selbst. Lediglich das Booking und das Clearing der Synchronisationsrechte wird von Electric Chair gemacht. Wie sehr trifft euch denn die Pleite des Soul-SeductionVertriebs, an dem ihr ja auch beteiligt war? Wir sind der größte Gläubiger, noch größer als die Banken. Wirklich viel Geld. Zum Schluss, in den letzten Jahren, hat es eine Form von Treue gegeben, wir wollten den letzten auch den Export abdeckenden Indievertrieb im Land stützen. Jetzt machen wir alles direkt mit jedem Land, was ja heute nicht mehr so einfach ist. Wir fahren das gleiche Modell wie das Sonar Kollektiv, das einen externen Export/Sales-Manager hat. Die AMAN-Geschichte geht ja auf eine Initiative von dir zurück. Erzähl doch mal, wie es dazu kam. Ich wollte so ein Netzwerk eigentlich selbst machen, sah aber ein, dass G-Stone nicht genug Releases pro Jahr hat, um so eine Struktur aufzuziehen – und da andere das gleiche Problem haben, kam es zur Kooperation, unterstützt von der öffentlichen Hand. War natürlich eine Art Marktversagen des existierenden Exportbüros. Selbst wenn man noch nicht sagen kann, dass es wirtschaftlich was bringt, so doch allein schon, dass wir alle viel mehr gemeinsam am Tisch sitzen und übers Geschäft reden.
Im Netz: www.ja-panik.com Das Wichtigste: Der Falter-Magazin-Musikchef Gerhard Stöger bezeichnete das burgenländische Quintett unlängst als beste deutschsprachige Rockband, die kaum wer kennt. Doch nicht nur ihm hat es der ungestüme Gitarrenrock dieser jungen Herren angetan, auch Jens Friebe zählt Ja, Panik aktuell zu seinen Favoriten. Und das mit der mangelnden Bekanntheit sollte sich ohnehin bald erledigt haben, scharrt das zweite Album »The Taste And The Money« doch schon in den Startlöchern. Von quirligen Ukulele-Klängen über hymnische Refrains bis zu spitzigen Post-Punk-Salven – musikalisch ist da alles drinnen, was das Indie-Herz begehrt. Obendrein wirken Andreas Spechtls rotzig hingeschmetterte Texte über die Party und den Morgen danach so nah und authentisch, dass man gleich selbst zu Bier und Aspirin greifen möchte. Nächste Zeit: Die Gitarrenkoffer für die große Deutschland-Tour im Frühling sind bereits gepackt, einige »Ja, Panik Manifeste« im knallgelben Reclam-Outfit, gedacht als CD-Gimmick, müssen die Jungs dafür aber noch heften. Rock und Reclam, ist das nicht eine ähnlich seltsame Paarung wie Geld und Geschmack? Andreas Spechtl: Unserer Meinung nach ist Geld und Geschmack zwar eine äußerst seltene Paarung, aber doch eine durchaus zu begrüßende. Ein Blick aus dem Fenster lässt einen das wohl leicht nachvollziehen. Über die Paarung Rock und Reclam haben wir weiter noch nicht nachgedacht. Das Reclam-Heft steht aber vorwiegend für die humoristische Komponente unseres Programms. Es beginnt ja schon mit den Worten »Von der Notwendigkeit des Zitats, ja Plagiats«. Spätestens dann sollte die Form dem Leser ein Lächeln aufsetzen. Recht oft geht’s auf eurem neuen Album um Feuer und ums Brennen. Stehen diese Bilder im Zeichen eurer jugendlichen Exzessbereitschaft oder eher für ein kathartisches Erwachen? Zuallererst möchten wir erwähnen, dass wir uns jeglichen Kurzschluss auf unsere Biografien verbitten, da das ein trügerisches Bild auf die Gruppe Ja, Panik werfen würde. Wir haben einen Helden erschaffen, den wir 40 Minuten lang auf zwölf Stationen schicken. Es ist die Geschichte eines jungen Menschen, den abstrakte Formen beherrschen, der auf der Suche nach Verantwortlichen ist, nach denjenigen, die niedergeschlagen werden sollen. Wir schicken ihn also auf diese Reise und sehen, was mit unserem Helden passiert.
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Weiter rein exklusive Interviews mit Monochrom, Siluh und Soap And Skin auf www.intro.de
052 Musik
ESSEN MIT AUSTROFRED, TEX UND THOMAS Text: Linus Volkmann / Fotos: Thomas Venker
Die allgemein unterstellten Komplexe der Österreicher gegenüber dem fetten Lokalmatador Deutschland werden für uns hier in Wien einfach nicht aufgeboten. Viel eher möchte uns die aufwendige Schönheit der Stadt die Rücklichter zeigen.
S Stephan Rath Im Auftrag des Label-Bündnisses AMAN tatsächlich als Botschafter für österreichische Musik in Deutschland aktiv. Sonst u. a. Manager für Tocotronic mit Hang zu Mod and Soul. Mehr in seinem WikipediaEintrag to come.
Tex Rubinowitz Dem einen sicher auch als Autor oder schräger Comic-Zeichner ein Begriff.
Thomas Edlinger Eine der Stimmen des Radiosenders FM4. Dort unterhält er als Moderator mit dem Alpen-John-Peel Fritz Ostermayer die, man muss es so nennen, Kult-Sendung »Im Sumpf«. Zudem ist er Buchautor, Kurator und Tennisprofi.
chaut in unsere malerischen Gassen, in unsere Melange-geröteten, aber völlig ebenen Gesichter.« Ja, verdammt. Wien ist zauberhaft, Köln hässlich wie ein Troll. Jetzt zufrieden? Oder müssen wir noch jede schmucke Brücke, jede Jugendstilfassade und jede urig bis coole Lebensäußerung einzeln fotografieren? Schaut sich hinterher ja doch wieder niemand an. Tex / Thomas Jetzt haben wir auf jeden Fall Hunger. Die Intro-Reisegruppe findet sich allerdings trotz dieses universalen Bedürfnisses hoffnungslos zerstritten wieder. Eure Durchlaucht, der von AMAN berufene österreichische Musikbotschafter aus Hamburg, Stephan Rath, will so sehr Fleisch, als würde er Part-Time bei Madsen und nicht den Goldenen Zitronen trommeln. Kann er aber vergessen. Denn wir besuchen das Mondscheinstüberl, Ecke Mondscheingasse im siebten Bezirk. Gutbürgerliche Küche, allerdings komplett vegan, was dann so viel bedeutet wie »Serbischer Reis ohne Fleisch« oder »Wiener Weizenschnitzel«. Spitze. Auch wenn der Botschafter Salz im Essen und einer unserer Gäste Alkohol im Bier vermisst. Spalter! Aber was war das? Gäste? Genau. Uns gegenüber sitzen mit Tex Rubinowitz und Thomas Edlinger zwei top Beispiele für Österreichs bzw. speziell Wiens prosperierende
und rauchende Kulturszene, die auch über die Landesgrenzen hinausschwappt. Aktuell verbindet beide vor allem die neue ORF-Late-Night-Show »Willkommen Österreich«, die zuletzt auch in Deutschland als Weblink durch die Postfächer geisterte – und zwar, als darin Ulf Poschardt von der Rapperin Lady Bitch Wasser ins Gesicht bekam, die Sendung verließ und kurz darauf bei Vanity Fair rausflog (keine Kausalitätsgarantie). Rubinowitz konzipierte die Show mit, sitzt dort auch als Sidekick regelmäßig im Schrank, Thomas Edlinger schreibt Einmarschtexte über die Gäste. Ein Job von vielen für beide. Rubinowitz besitzt, das wird bei Tisch schnell deutlich, schwer zu ignorierende exzentrische Züge. Früher, also vor elf Jahren, war er der eine des Selfmade-Elektronik-Duos Mäuse. Ein Projekt, das dieses Jahr eine Wiederauferstehung mit mehr Beteiligten feiern wird. Erscheinen soll die bis dato noch nicht fertige Platte (»ach, die Songs sind aber schnell gemacht«) auf dem Label Angelika Köhlermann, das sich Tex mit wem anders noch teilt. »Das eigene Album auf dem eigenen Label rauszubringen ist ja schon peinlich«, meint er und hat damit natürlich unrecht. Aber viel wichtiger ist ihm ohnehin, mit dem Label Veranstalter der dritten Max-Müller-Soloplatte zu sein. Der schwierige ExMutter-Sänger mit seinem schwierigen Werk – mitunter verhaspelte Miniaturen, Publikumsferne, geringe Verkaufserwartungen. Tex freut sich einen Ast. Nicht trotzdem, son-
Musik
dern gerade deshalb. Zeit, in die Schlafzimmeraugen von Edlinger zu schwenken. Typ: Filou, klassischer Fall eines Mannes, der einen emotional unglücklich machen würde und bei man sich aber dennoch darum reißen würde, dass er einem das ganze Programm antut. Österreichs ewige Geheimwaffe: Romeo-Agenten. Statt Mahlzeiten nimmt Thomas Bier in Halbliter-Intervallen zu sich. Und was die anstehende Fußball-EM angeht, ist er der Erste, auf den wir treffen, der bezüglich des eigenen Teams nicht in depressiven Untergangsmetaphern spricht. Das gefällt uns, es gibt Hoffnung, es gibt Heilung. Auch in Wien. Danach geht’s ins Jenseits [leider bloß in eine rotplüschige Bar, die diesen Sponti-Namen trägt – Nelkengasse 3, 1060 Wien] und danach für den Rest vom Schützenfest in den Futurgarden [Schadekgasse 6, 1060 Wien]. Austro / Fred Tags darauf arbeiten wir den good old Naschmarkt ab, eine Meile feinster Angebote – sieht man mal von dem unausgesprochenen Bizarro-Fakt ab, dass sie sich thematisch ab dem vierten Stand immer nur noch wiederholt: Olive, Obst, Käse, Wurst – eingebettet vorne und hinten noch von gefälschtem Nirvana- und Onkelz-Merchandise. Abends dann wieder Streit ums Essen. Restaurant Goldmarie (Hoffmeistergasse, 12. Bezirk). Es gibt echte Wiener Schnitzel für die einen, lange Gesichter für die anderen. Und es gibt Austrofred. Der Freddie Mercury von Wien, der deren Texte mit Klassikern des Austro-Pop tauscht. Klingt nicht kruder, als es ist. Aus »Another One Bites The Dust« wird zum Beispiel »Eich Doddln gib i Gas«. Die Bierzelt-Travestie mit angeklebtem Bart, Gassenhauern, Volksmusik und Schunkelsuff erfüllt sich in Franz Wenzls Kunstfigur
Austrofred dabei zum Glück nicht. Im regulären Rockzirkus ist er Sänger bei den Indie-Stylern Kreisky, und die Kostüm-Diva ergab sich eher nebenher. Dennoch sind die Verhältnisse klar. Und zwar: »97:3«, das gibt Austrofred auf die Frage zu Protokoll, wie sich denn Geld und Aufmerksamkeit auf seine zwei musikalischen Spielfelder verteilen. Grell sells eben. Und nicht nur Konzertkarten. Austrofred hat neben einem Bootleg (eine »echte« CD wäre wegen der Songrechte zu aufwendig) bereits eine DVD herausgegeben, die elf Folgen seiner Kabel-TV-Serie »Hello Austrofred, Hello Vienna« beinhaltet, zudem gibt es bereits die fiktive Biografie seines Alter Egos: »Alpenkönig und Menschenfreund«. Weitere Bücher sollen folgen. »Eins habe ich schon fertig, das wird heißen Ich rechne noch in Schilling.« Dieser kauende schmale Mann mit dem Bart besitzt viel, das merkt man gleich. Auch die von uns wohlinformierten deutschen Pop-Journos aufgebrachte Tatsache, dass sein Idol Freddie Mercury schwul gewesen sei, kann den überzeugten Heterosexuellen nicht aus der Ruhe bringen. Bleibt noch zu klären, ob er wirklich als Darsteller des anderen Pop-Toten, also von Falco, im Gespräch gewesen sei. »Nee, aber ich habe den Typen, der es spielt, in einer Vorschau gesehen, wie er sagt: Ist des noch mai Wien? Und ich dachte, Falco ist so leicht nachzumachen, aber den Satz allein hätten schon mal zwei Millionen Österreicher besser gekonnt.« Diesen Tiefschlag mit der überlieferten Unfähigkeit des Wieners, gönnen zu können, zu erklären wäre kurzsichtig. Gerade auch angesichts des gestümperten Films. Nein, Wien und seine Leute können fast alles. Und jetzt, ein paar Tage später, schauen wir uns sogar die 240 MB mit Fotos eurer schmucken Brücken an. So scheiße gern haben wir euch nämlich.
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Freddie Mercury ... machte einst in München eine große Motto-Party. Jeder sollte im Look seines Lieblingsstars kommen. Freddie kam dabei ... als er selbst.
Falco Das Biopic zu Falco »Verdammt wir leben noch« lief gerade in Österreich an. Mehr dazu auf den Seiten 68 und 69.
Austro-Pop Mischung aus alpenländischer Volksmusik in Mundart und Rock. Als überregional bekannter Vertreter wird gern Wolfgang Ambros genannt.
054 Wien Special: Musik
WOHIN, WIEN? 22
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Fotos: Holger Risse
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Wien Special: Musik
SHOPPEN Kawaii
RESTAURANTS 01
Noi
Naschmarkt
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Song
Shu
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Maschu Maschu
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Praterstern 5 www.fluc.at
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Club U
Laderaum im Badeschiff
Schikaneder
Café Jelinek
Margaretenstr. 24 www.schikaneder.at
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Otto-Bauer-Gasse 5 Mit gemütlichen Sitzecken. Für Butterbrot und Gugelhupf.
Top Kino
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Mariahilfer Str. 73 Wiener Schmäh in seiner schönsten Form: grantige, aber adrett im Frack gekleidete Kellner.
Elliefant
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www.elliefant.com (s. »Produktpalette«, S. 58)
Lena & Laurenz Essgeschäft
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Neubaugürtel 4a www.hotel-fuerstenhof.at
40
Hollmann Beletage
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Köllnerhofgasse 6 www.hollmann-beletage.at
26 Pension Nossek
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Graben 17 www.pension-nossek.at
Hotel Stadthalle 27
Hackengasse 20 www.hotelstadthalle.at
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MEDIEN
Mariahilferstr. 101/2 www.elektro-g.at
Tanzcafé Jenseits
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Falter 29
Nelkengasse 3 www.tanzcafe-jenseits.com
Stadtzeitung, EUR 2,40 www.falter.at
Unit F büro für mode Donau
Zollergasse 4 www.lenaundlaurenz.at Gesundes to go. Wir empfehlen die vegane Russendisko.
Hotel Fürstenhof
Schadekgasse 6
Elektrogönner Café Ritter
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Rahlgasse 1 www.topkino.at
Futuregarden
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Kirchengasse 4 www.altstadt.at
BARS
Linke Wienzeile 22 www.cafedrechsler.at
Rave Up
Hotel Altstadt
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Stubenring 24 www.prueckel.at
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HOTELS
an der Donaukanallände (s. »Neulich«, S. 8) www.badeschiff.at
CAFÉS
Substance
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Karlsplatz Obj. U26 www.club-u.at
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Hofmühlgasse 3 www.rave-up.at
KINO
Café Drechsler
PLATTENLÄDEN
Westbahnstr. 16 www.substance-store.com Hier gibt’s das neue Intro!
07 Fluc
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Reinprechtsdorfer Str. 60 www.recordshack.org
Donaukanal/Augartenbrücke www.flex.at
Margaretenstr. 39/3+4 www.elfenkleid.com Wiener Damen-Chic
Café Prückel
Schnapsloch
Lehárgasse www.myspace.com/schnapsloch Bar für Schnaps, Dosenbier und Performance
CLUBS Flex
Kirchengasse 26 www.myspace.com/zapateria Sneaker-Boutique
Elfenkleid
Ramien
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Westbahnstr. 11-13/I/3 www.dasweissehaus.at
Record Shack
Neubaugasse 34 www.shu.at Schuhe für Sie und Ihn
Zapateria
Das Weiße Haus
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Rabensteig 8 Beste Falafel der Stadt
Praterstr. 11-13 www.song.at High-Fashion-Labels
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Mondscheinstüberl
Gumpendorfer Str. 9 www.ramien.at Szene-Asiate mit London-Flair
Hofmühlgasse 6 www.polyklamott.at Secondhand und junge Designer
Museumsquartier
Museumsplatz 1 www.mqw.at Riesiger Gebäude-Komplex für moderne Kunst
Zollergasse 24 Veganes Restaurant mit Wiener Küche
Wochenmarkt Mo–Fr 06–18:30 Uhr Flohmarkt Sa 06:30–18 Uhr (s. »Produktpalette«, S. 58)
Polyklamott
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Payergasse 12 (Yppenplatz) www.noi.at.vu Nicht ganz billig, aber sehr edle Kombinationen.
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Zollergasse 2 www.advancedminority.com (s. »Short Cuts«, S. 56)
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Schönbrunnerstr. 61 www.werkzeugh.at
KUNST
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Mondscheingasse 20 www.park.co.at (s. »Short Cuts«, S. 56)
Advanced Minority
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Hoffmeisterstr. 7 www.goldmarie.at (s. »Essen mit«, S. 52)
Lindengasse 25 (s. »Produktpalette«, S. 58)
Park
Gasthaus Goldmarie
Werkzeug H
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Karl-Schweighofer-Str. 10 www.myspace.com/donau
Espresso Burggasse 57 www.wirr.at/espresso
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www.unit-f.at Publikation: Das Modebuch. Mit u.a. Wendy&Jim, Petar Petrov, Fabrics Interseason. 318 Seiten, 48 Euro. Im Leporello-Format.
FM4 Der Radiosender. Auf 104.6 MHz oder als LiveStream auf www.fm4.at
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056 Wien Special: Mode
Ajla Karic
STAUB ZU STAUB Mode von Ajla Karic wirkt streng im Sinne von verbindlich, und verspielt, was die ausufernden Formen betrifft. Symbolik und Werte von inspirierenden Bildern »nicht zu verwaschen«, ist der 26-jährigen Absolventin der Modeklasse an der Angewandten in Wien dabei besonders wichtig. Ihr ästhetisches Vokabular entwickelte sie unter der Ägide der belgischen Stardesigner Raf Simons und Veronique Branquinho, die derzeit Gastprofessuren in Wien haben bzw. hatten. Für die in Sarajewo geborene Karic hat der Start ins harte Designerleben jedoch nicht nur wegen der Belgien-Dependence in Wien gut angefangen. Ihre Abschlusskollektion wurde mit dem Modepreis des österreichischen Bundeskanzleramts ausgezeichnet, anschließend folgte ein Praktikum bei Haider Ackermann. Schmuck designt Karic neuerdings auch. Die erste Kollektion gemeinsam mit einem Freund soll »Staub zu Staub« heißen. Kontakt: ajla.ka@gmail.com
058 Wien Special: Mode
Park
Wilfried Mayer
DAS MODE MUSEUM
SPLEEN UND DEMUT
Park gilt – da sind sich Wiener wie Touristen einig – allgemein als der superste Shop der Stadt. Das liegt zum Teil daran, dass der bis in den letzten Millimeter in kaltem, puristisch-weißem Design durchgestylte Concept Store statt im verstaubten traditionellen EdelboutiquenViertel Wiens im hippen Studentenbezirk Neubau liegt. Die Klientel ist also jung und smart – und deshalb auch nur insofern wohlhabend, andächtig über das exzellente Angebot von Chalayan über Demeulemeester bis Vibskov streicheln und lediglich eines der angebotenen Bücher, Magazine oder eine schwedische Jeans kaufen zu können. Das Kaufen steht bei einem Besuch im Park aber ohnehin nicht im Vordergrund – ein Streifzug durch die fast 500 Quadratmeter auf zwei Ebenen gleicht eher einem Ausflug ins Museum. Das erklärt vielleicht auch, warum sich die Verkäufer dort gerne mal wie die Museumsaufsicht benehmen. Text: Kira Stachowitsch
Ein vererbter finnischer Wollpullover, unendlich oft geflickte Jeans und ein selbst genähtes schwarzes Kleid der Großmutter: Die Rohstoffe seiner Kindheit beflügeln Wilfried Mayer noch heute. Nachdem er bis 2002 Philosophie, Kommunikations- und Politikwissenschaften studiert hatte, kam er schließlich doch dem Ruf seines parallel schlagenden Herzens nach, um an der Universität für angewandte Kunst in Salzburg zu lernen – und in Wien sesshaft zu bleiben. Er begründet das wie folgt: »Klar würden die Standorte Paris, London oder Mailand Vorteile mit sich bringen, in Wien ist der Zugang zu Wissen jedoch demokratisch, und Produktionsstandorte auf gutem Qualitätsniveau befinden sich in Reichweite.« Die aktuelle Herrenkollektion von Mayer setzt auf Details und traditionelle Verarbeitung, garniert mit einem unverkennbaren ironischen Gestus. Das Ausland hat seine charmante Ungeschliffenheit längst erkannt und wird ihn gut im Auge behalten. Text: Susanne Pospischil
Advanced Minority
Les Frotteurs
DIE T-SHIRT GALERIE
WIR STICKEN!
Beim T-Shirt-Label Advanced Minority steht der Designer im Mittelpunkt, nicht die Marke. Weit ab von jeder Form des anonymen Corporate Design, versteht sich das Label, ähnlich wie eine Kunstgalerie, als Plattform für Künstler und Kreative. Maler, Illustratoren, Grafiker, Fotografen und andere talentierte Gestalter nutzen die Shirts als Medium für ihre Arbeiten. Die kurzärmligen Baumwollkunstwerke zum Preis von 39 Euro sind stets mit einem Schildchen versehen, das Auskunft über den Werdegang des jeweiligen Designers gibt. So erfährt man, wer das Motiv gestaltet hat und dank eines Fotos auch, wie derjenige aussieht. Unweit des Museumsquartiers in der Zollergasse 2 im Stadtteil Neubau im 7. Bezirk Wiens betreiben die Advanced-Minority-Initiatoren den Laden Betastore. Dort kann man auf Tuchfühlung mit den T-Shirts gehen. Text: Kay Alexander Plonka
Das kleine Wiener Mode- und Accessoires-Label Les Frotteurs fertigt Shirts mit handgestickten Motiven nach Wunschvorlagen von Fotos oder Zeichnungen. Bei seinen Fahrradausflügen ins unweit von Wien gelegene Bratislava deckte sich Roland Schifferegger, Chefsticker und einer der Protagonisten des Wiener Lo-Fi-Kollektivs Murmel Comics, stets begeistert mit Pixelrätselheften ein. Aus diesem Enthusiasmus für abstrahierte Zeichnungen folgte eine Beschäftigung mit Kreuzstich, der ja nach dem gleichen Nullen/Einsen-Schema funktioniert, was ihn weiter zum Rückstich transportierte, mit dem sich Zeichnungen perfekt in Stickbilder umsetzen lassen. Seine Partnerin Elfi Spießberger, Absolventin der prestigereichen Modeschule Hetzendorf, näht eigenhändig die T-Shirts, und verkauft werden die Unikate für sagenhafte Preise in der 50-Euro-Gegend. www.lesfrotteurs.com Text: Ulrike Löffler
MUSIC NEWS AUSTRIA sterreich, Europa, Frühjahr 2008 – die EURO 08 rollt noch nicht. Noch ist die Luft frisch und lässt Raum für Klänge abseits der Nordkurve. Obgleich jüngst FALCO wieder auferstanden ist. Auf Zelluloid, auf DVD, auf allen erdenklichen Medien. Was soll’s. Die Österreichische Musikszene hat das Mozartjahr überlebt, da wird man auch damit noch fertig. Apropos Mozart! Für den diesjährigen AMADEUS-AWARD (den Austro Grammy) wurden u.a. nominiert: Waldeck mit “Ballroom Stories”, Count Basic mit “Love & Lights” und das Gypsy-Jazz-Nachwuchstalent Diknu Schneeberger mit “Rubina”. Probehören auf www.aman.ag. Hier nun noch ein paar Kostproben die nicht auf’s erste Hören nach Österreich klingen und doch nur von dort kommen können:
Ö
TROUBLE OVER TOKYO Pyramides
JA PANIK The Taste And The Money GENRE: LABEL: WEBSITE:
GENRE: LABEL: WEBSITE:
ALTERNATIVE, ROCK&POP Schoenwetter Schallplatten www.schoenwetterschall.at
Ein Solo-Album im Wortsinn: Die Songs gespielt, gesungen, geschrieben und mit aller Emotion gelebt von der britischen One-Man-Show Christopher „Toph“ Taylor, das Artwork zur Gänze von seiner Hand gezeichnet (inklusive einer Leerseite, die dazu da ist, sie erneut von Hand von ihm bemalen zu lassen, wenn man ihm begegnet). „Pyramides“ umfasst zehn Titel zwischen Melancholie und Tanzboden, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen schüchterner Zerbrechlichkeit und der Macht einer Stimme.
Schon im Herbst vergangenen Jahres erschien mit „The Taste and The Money“ das zweite, schon heiß erwartete Album der in Wien gegründeten Band. Die Stücke spielen in einem Leben fernab wohlbehüteter Indie-Sentimentalität. Gehetzt und mit langem Atem zelebrieren Ja, Panik z.B. ihre obligatorische Hass-Liebe zu Wien und verwandeln sich dabei in die Geister dieser Stadt.
SOULCHEMISTRY Discovery GENRE: LABEL: WEBSITE:
RUSSKAJA Kasatchok Superstar
ELECTRONIC, HIP HOP, DUB DEFusion Records www.defusionrecords.com
GENRE: LABEL: WEBSITE:
Soul Chemistry ist der jüngste Wurf von Karl Moestl – dem Producer-Part des erfolgreichen G-Stone Duos “Walkner Möstl”. Im Team mit MC Coppa (UK), Elle (A) und dem Soul Chemistry Collective Big John (USA), Aminata (A), Yosua (D) und Betty Semper (UK) zielt die innovative Fusion von kühlen, elektronischen Klängen und erdigem, warmen HipHop und Dub sowohl auf den Dancefloor als auch auf den anspruchsvollen Hörer daheim. Zum wirklichen Hörgenuss wird das Ganze vor allem durch die hochkarätigen Soulstimmen von Big John, Aminata und Yosua.
AMBASSADOR KOLLEKTION GRATIS-DOWNLOAD AUF WWW.AMAN.AG/INTRO
LIVE
ALTERNATIVE, ROCK&POP Schoenwetter Schallplatten www.schoenwetterschall.at
WORLD, SKA, ALTERNATIVE chat chapeau www.chatchapeau.com
In der vergangenen 18 Monate schaffte es die RussianBalkan-Ska Formation RUSSKAJA vom Wiener Geheimtipp zur Crossover Kulttruppe aufzusteigen. Ihre Konzerte sind Ereignisse, die vom 100% wie vom Enthusiasmus der wachsenden Fangemeinde getragen werden. Mit ihrem Debut-Album “Kasatchok Superstar” schafften Sie jüngst auf Anhieb den Einstieg in die Top 30 der Österreichischen Albumcharts.
Exquisites aus Österreich ausgewählt für INTRO von den AMAN Ambassadoren Der österreichische Labelverband AMAN – Austrian Music Ambassador Network stellt den INTRO Lesern eine exklusive Auswahl von Releases der AMAN Mitgliedslabels zum gratis Download zur Verfügung. Zusammengestellt wurde die Kollektion, die nirgendwo käuflich zu erwerben ist, von dem deutschen AMAN Ambassadoren.
MONK JA, PANIK THE CURBS PAROV STELAR WALDECK SON OF THE VELVET RAT TEXTA SOULCHEMISTRY RODNEY HUNTER KARL MOESTL SALLY SHAPIRO BUNNY LAKE SUSANNA RIDLER TROUBLE OVER TOKYO CONVERTIBLE RUSSKAJA
JA PANIK
ACROSS THE DELTA
RUSSKAJA
TEXTA
27.03. Kulturlabor Stromboli, Hall in Tirol (A) 04.04. Kapu, Linz (A) 05.04. Carinisaal, Lustenau (A) 12.07. Rock am Hof, St. Agatha (A) 01.08. Palaverama Festival, Gmünd (A)
23.04. Pretty Vacant, Düsseldorf (D) 24.04. Astra Stube, Hamburg (D) 25.04. Schokoladen, Berlin (D) 26.04. Unikum, Halle (D) 27.04. Noch Besser Leben, Leipzig (D) 30.04. Campus Rock, Linz (A) 17.05. K-Festival, Wiesen (A)
27.03. Boogaloo, Pfarrkirchen (D) 28.03. Schlachthof, Kassel (D) 29.03. Kaffee Burger, Berlin (D) 30.03. Hafenklang, Hamburg (D) 03.04. Backstage, München (D) 05.04. KGB, Freiburg (D) 18.04. Sinkkasten, Frankfurt (D) 19.04. Underground, Köln (D)
28.03. Arena, Flims (CH) 29.03. Intersport Nova, Silvretta (A) 11.04. WUK, Wien (A) 18.04. Kufstein (A) 19.04. Kraftwerk, Krummenau (CH) 30.04. Prater, Wien (A) 02.05. Biberach (D)
WALDECK 19.04. Europäische Clubnacht, Berlin (D)
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wientourismus.at
060 Wien Special: Mode
PROD UKT PAL ETTE 1+7 Souvenirs vom Naschmarkt, einem riesigen Wochenmarkt mit kosmopolitischem Flair. Endlos Stände voller frischer Waren und zu Flohmarktzeiten am Samstag Laufsteg und Fundgrube für unsereins. Kleid und Weidenkätzchen, je 2 Euro. 2+10 Diese Streichholz-Schatulle schmücken die Wiener Wahrzeichen: Staatsoper, Schloss Schönbrunn, Stephansdom und das Riesenrad. Hier ins Bild galoppierend: ein Reiter der Spanischen Hofreitschule. 1752 gegründet, ist sie weltweit die letzte, die klassische Reitkunst praktiziert. Im Sommer kann man den wohlerzogenen Lipizzanerhengsten in Vorführungen näher kommen. Die ganz verrückten Ponymädchen unter uns sollten sich aber lieber um eine Fohlenpatenschaft bemühen! Oder sich eine Turnierschleife an die Bluse heften: God Bless You, je 2,50 Euro. 3+5 Der frisch eröffnete Shop Kawaii auf der Lindengasse birgt gleich zwei zauberhafte Labels: selbst genähte Lingerie von Juana De Arco und durchgeknallte Jewellery von Claire Pain. Set mit BH und Höschen: 49 Euro; Minnie-Mouse-Kette: 55 Euro. 4 Aufs Indie ist Verlass: Viermal im Jahr zeigt das Magazin eine gekonnte Mischung aus internationaler Mode und Musik. Betäubend, kreischbunt, kurzsichtig. Neu im Verlag ist die Luxus-Version mit dem Fokus auf Accessoires. Der vielsagende Name: Material Girl. Heft: 5 Euro / 7 Euro.
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6 Diese kleinen Plastik-Viecher warten auf Einsatz: als Wasserpistölchen auf der nächsten New-Rave-Party. Kroko, Schildi und Elefant, aufgelesen im 1-Euro-Shop. 8 Ellie ist Engländerin, in ihrem Café Elliefant auf der Neubaugasse gibt’s Soup, Sandwiches und Süßigkeiten. Was genau sie in ihrem Pickle zusammenbraut, bleibt jedoch ihr Geheimnis. Glas: 6 Euro. 9 Was bei uns die Bionade, ist dem Österreicher sein Almdudler: 30 natürliche Alpenkräuter enthält die schmackhafte Limo. Liebhaber schwören außerdem auf das Almradler, den 50/50-Mix mit Puntigamer Bier. Flasche: 1,95 Euro. 11 Sweet as Gugelhupf: Neben der in Wien hergestellten Waffelschnitte Manner ist das wohl berühmteste Dessert seit 1832 die Original Sacher-Torte, Schokoladentorte mit Aprikosenmarmelade, und so richtig original gibt es sie nur vor Ort. Außer, man gönnt sich eine Prise Dekadenz und bestellt sie sich per Post ins Haus. Die Piccolo-Variante kommt für 19 Euro plus Versand genussfertig im Holzkästchen direkt aus Wien. Passend dazu: ungesüßter Schlagobers, cremige Sahne. www.sacher.com Produktion + Text: Amélie Schneider Foto: Lioba Schneider Wir verlosen das Unterwäsche-Ensemble von Juana De Arco, Größe M. Mail an verlosung@intro.de, Betreff: »Vienna Calling«.
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GEMEINSAME SACHE High-Fashion-Designer, Sportmarke oder Jeanslabel – Kooperationen stehen bei allen hoch im Kurs. Waren es anfangs meist namhafte Künstler oder renommierte Designer, die von den Global Playern der Branche zu exklusiven Projekten gebeten wurden, sind es momentan die Marken selbst, die sich gegenseitig unter die Arme greifen. Eine Momentaufnahme in vier Akten von Kay Alexander Plonka.
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uletzt sorgte die Präsentation der gemeinsamen Jeanshosenlinie »adidas Originals Denim by Diesel« in Berlin für Aufsehen. Der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach und die Fashion-Jeans-Marke aus Molvena ließen ihre Designabteilungen unter der Leitung von Diesels Kreativdirektor Wilbert Das zwei Hosenmodelle für Männer und Frauen in verschiedenen Waschungen entwickeln. Diese sind nun seit Anfang Februar ausschließlich in den Läden von adidas Originals erhältlich. Crosspromotion nennt man diese Art der Zusammenarbeit. Und »adidas Originals Denim by Diesel« ist nur eines von vielen aktuellen Beispielen dafür. Fast zeitgleich hatten in Japan der Jeanshersteller Edwin und die Sportschuhmarke Asics die gleiche Idee. So entwickelten die Edwin-Designer für die Linie »Onitsuka Tiger«, in der historische Turnschuhe aus den Archiven von Asics wieder neu aufgelegt werden, ebenfalls zwei Hosenmodelle. Diese sind aufgrund der geringen Stückzahlen hierzulande nur im markeneigenen Onitsuka-Tiger-Laden in BerlinMitte erhältlich. Berlins Mitte scheint ohnehin das Kollabo-Mekka zu sein, denn auch die vom Label Wood Wood designten NewBalance-Laufschuhe gab es nur 96 Mal in den eigenen Läden der Dänen in Berlin-Mitte und in Kopenhagen sowie im Internetshop. Hintergrund solcher Kooperationen ist oft die gegenseitige Wertschätzung der Design- oder Produktqualität. Im Falle von New Balance und Wood Wood etwa hatte das englische Laufschuhunternehmen das derzeit
wohl bekannteste Street-Couture-Designertrio gebeten, einen Schuh anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums zu gestalten. Beeindruckt von der Herstellung der Turnschuhe im nordenglischen Werk in Flimby, hatten die Dänen zugesagt. Beim amerikanischen Taschen-Spezialisten Eastpak hingegen gehören Kooperationen mit bekannten Persönlichkeiten schon lange zum Konzept. Egal, ob es sich dabei um Rock’n’Roll-Legenden wie z. B. Ex-Guns-N’-RosesGitarrist Slash und Altrocker Ozzy Osbourne handelt, die Klassiker aus der Kollektion für einen guten Zweck mit selbst gemalten Bildern verzieren, oder um Signatur-Serien von Profi-Skateboardern wie die von Steve Caballero. Neu hingegen ist Eastpaks Engagement im absoluten High-Fashion-Bereich: Der belgische Star-Designer Raf Simons hatte für seine Modenschauen in Paris 50 Rucksäcke als Teil des Gesamtoutfits kreiert und in Kooperation mit Eastpak umgesetzt. »Material World«, so das Motto der Kollektion, für die keine bestehenden Eastpak Modelle re-designt, sondern vollkommen neue Muster produziert wurden. Die Top-5 der auf dem Catwalk präsentierten Modelle gingen danach in Produktion und sind nun in streng limitierter Auflage zu Preisen zwischen 200 und 3.000 Euro ausschließlich in Läden, die auch die Kollektionen von Raf Simons verkaufen, erhältlich.
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Verlosung
Fotos: Marlene Lucia Rehs
Wir verlosen je zwei H&M-Kollektionen für Jungen (M) und Mädchen (38), bestehend aus einem Kapuzen-Sweater und einem T-Shirt aus der jüngst veröffentlichten, limitierten »Fashion Against Aids«-Kollektion. In den meisten Läden sind die »Fashion Against Aids«-Produkte schon vergriffen. Hier habt ihr noch mal die Chance, eines abzugreifen. www.intro.de/gewinne
DOLCE & GABBANA FÜR ALLE Shoppingclub? Hm, das klingt irgendwie nach Bertelsmann Club, also nach Konsenskultur für die breite Käuferschicht. Zumindest erinnern wir das so aus den 80ern, als wir noch an der Hand von Mama durch die Innenstadt geschleift wurden. Dass es aber auch ambitionierter geht, zeigt derzeit brands4friends.de. Die Idee dabei ist simpel und nahe liegend: Die Macher kaufen attraktive Posten von Markenklamotten wie Dolce & Gabbana, Calvin Klein, Quicksilver oder Nudie auf und bieten sie in begrenzter Menge im Rahmen von zeitlich begrenzten Sonderaktionen an; bis zu 70 % unter dem regulären Ladenpreis. Kurzum: Hier wird die Modewelt demokratisiert, auch abseits der Spitzenein-
kommen zugänglich gemacht. Bis dato sind seit dem Upload im September 2007 schon 200.000 User registriert, darunter auch einige Player aus der Modewelt. Nicht umsonst wurde brands4friends.de im Jahrespoll des Webportals gruenderszene.de von einer Expertenjury auf Platz #1 in der Kategorie »Wirtschaftlicher Erfolg« gewählt. Allerdings, so viel Exklusivität sollte bei den gedroppten Markennamen doch drin sein, muss man vorher als Mitglied der kostenlosen Community akzeptiert werden – dazu benötigt man eine Einladung eines Mitglieds. Oder aber ihr geht auf intro.de/brands4friends, wo wir 500 Zugänge vergeben. Einfach so. Text: T.L. Renzsche
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www.galileomedien.de
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Michel Gondry / Abgedreht – Be Kind Rewind
RU VERBESSE FILM F
ür immer zwölf Jahre jung sein. »I’ve been twelve forever«, gesteht Musikvideo- und Filmregisseur Michel Gondry in der Dokumentation auf der Directors-Label-DVD über ihn. Zum ersten Mal zwölf war Gondry im Jahr 1975. Damals liefen Filme wie Scorseses »Taxi Driver« und Formans »Einer flog übers Kuckucksnest« in den Kinos. Die werden in »Abgedreht – Be Kind Rewind« leider nicht durch die filmhistorische Wiederaufbereitungsanlage gejagt. Dafür gibt es skurrile Mini-Parodien von »Ghostbusters« bis »Men In Black«. Wie auf einer essbaren Kette aus Süßigkeiten werden sie in rascher Folge aneinandergereiht. We’re afraid of no remake Scheinbar sind alle Protagonisten aus Gondrys viertem Spielfilm auf dem geistigen Niveau von Zwölfjährigen stecken geblieben. Bei Jerry (Jack Black) kann man nicht einmal sicher sein, ob er es überhaupt so weit geschafft hat. Weil der Trailer, in dem er wohnt, neben einem Umspannwerk abgestellt ist, trägt er Tag und Nacht Kopfbedeckungen aus Metall. Dadurch sollen die Mikrowellen abgelenkt werden, mit denen die Regierung – oder wer auch immer – seine Gedanken unter Kontrolle zu bringen versucht. Als ob bei ihm noch was zu retten wäre! Jerrys bester Kumpel Mike (Mos Def) ist ebenfalls keine große Leuchte. Er hat es aber immerhin zur Aushilfskraft der heruntergekommenen Videothek von Mr Fletcher (Danny Glover) geschafft. Fletcher verleiht Filme noch auf VHS und hat seine Kundschaft längst an die protzige DVD-Filiale an der nächsten Ecke verloren. Die entscheidende Wendung: Ein gründlich
verpatzter Sabotageversuch am Stromnetz macht aus Jerry einen wandelnden Magneten. Und sämtliche Bänder der Videothek beinhalten wegen ihm nur noch weißes Rauschen. Als tatsächlich eine Kundin (Mia Farrow) im Laden auftaucht und nach »Ghostbusters« verlangt, droht die Panne aufzufliegen. Was tun? In ihrer Not beschließen Jerry und Mike, den Film in aller Eile nachzudrehen. »Ich bin Bill Murray – du bist alle anderen.« »Ghostbusters« ist nur der Anfang. Mit Hilfe von Mikes Videokamera und Jerrys Erfindungsreichtum als Automechaniker sowie unter Mitwirkung jeder Menge Alufolie, Bindfaden und Pappkartons beginnen die DilettantenFilmer ihr verlorenes Archiv wieder aufzufüllen. Drehorte sind die Bibliothek, der Spielplatz und die Schrotthalde. Letztere muss zugleich als Requisiten-Lager herhalten. Nach und nach wird die gesamte Nachbarschaft in die Selfmade-Produktionen eingespannt. Die Palette ihres Schaffens reicht von »RoboCop« über die MuhammadAli-Doku »When We Were Kings« bis hin zum Südstaa-
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UNGSANSTALTEN Clip-Regisseur Michel Gondry galt als Meister der kurzen Form, bevor er mit Spielfilmen auf sich aufmerksam machte. In Gondrys »Abgedreht – Be Kind Rewind« werden Blockbuster auf ihre Essenz verkürzt. Eine Metapher für die sogenannte Demokratisierung der Bilder im Netz? Auch die Kurzfilmtage in Oberhausen müssen sich mit der Wirkung von YouTube und Co. befassen. Dietmar Kammerer nimmt Gondrys Film und die Planungen für das 54. Festival unter die Lupe.
ten-Melodram »Driving Miss Daisy«. Natürlich darf auch der Lieblingsfilm des Viertels, »Der König der Löwen«, in einer Art Puppentheater-Version nicht fehlen. Als der Erfolg sich einmal eingestellt hat, ist er nicht mehr zu bremsen: Selbst lächerlich hohe Antrags-Hürden für eine Videotheken-Mitgliedschaft – inklusive Telefonrechnungen und Blutprobe – können nicht verhindern, dass die Fangemeinde täglich größer wird. Twenty years of popcorn Es ist nicht das verborgene Genie von Mike und Jerry, das die kollektive Begeisterung für die Low-Tech-Bricolage des Regieduos entfacht. Im unbedingten Durchhaltewille unter widrigsten Bedingungen erinnern ihre Remakes eher an die Camp-Ästhetik der Zwillingsbrüder George und Mike Kuchar. Der vollständige Mangel an Schauspieltalent stellt sogar Ed Woods Kuriositäten-Kinoperle »Plan Nine From Outer Space« in den Schatten. »Abgedreht – Be Kind Rewind« probt das bizarre Aufeinandertreffen von Mainstreamfilm und handgebasteltem Underground-Flair. Das Publikum erfährt ein permanentes »Making-of« und Wiedersehen mit den Evergreens
der letzten zwanzig Jahre Popcorn-Kino. Auch für Insiderwitze ist gesorgt. So darf Jack Black die Seiten wechseln und im neuen »King Kong« das Monster spielen. Die »Ghostbusters«-Heroine Sigourney Weaver bekommt einen Auftritt als herz- und humorlose Rechtsanwältin der Filmindustrie. Sie sieht sich durch das Treiben nämlich in ihren finanziellen Interessen verletzt und schickt die Rechtsvertreter mitsamt Dampfwalze vorbei, welche die selbst gedrehten – im Jargon des Films: »geschwedeten« – Bänder vor den Augen der versammelten Nachbarschaft platt fährt. Könnte man den Kampf der Kulturindustrie vs. die heillos romantisch erscheinende Utopie einer nicht-entfremdeten Produktion schöner inszenieren? Gondrys Helden befördern den Begriff des »Guerilla-Filmmaking« auf neue Höhen. Oder in neue Tiefen. Je nachdem. Hinter dem amüsanten Bekenntnis zum Do-It-Yourself-Prinzip steht aber ein geradezu philosophischer Gedanke: »Unsere Vergangenheit gehört uns. Wir können sie ändern, wenn wir wollen«, wie das Filmteam – natürlich erfolglos – den Granitköpfen der Urheberrechtsindustrie entgegenhält. Der Ort dieser Utopie heißt heute selbstverständlich Internet. Genauer gesagt verheißen ihn Videoportale wie YouTube, Clipfish, MyVideo. Dort wimmelt es nur so von obskuren Remakes, Neuerfindungen, umgeschnittenen Versionen der Lieblingsfilme der User. ≥
George und Mike Kuchar Legendäre Lo-Fi-Twins aus New York City, deren Filme berüchtigt sind für mangelnde Handlungen, Inhalte und das nicht vorhandene Schauspieltalent der involvierten Darsteller. Gesäumt werden ihre Karrieren von Namen wie Andy Warhol, Kenneth Anger, Art Spiegelman und John Waters.
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≥ The path of least resistance Allerdings tritt an diesem Punkt auch schon das Dilemma von »Abgedreht – Be Kind Rewind« deutlich hervor. Unsere Vergangenheit gehört uns? Jeder kann ein Künstler sein? Gemessen an den hohen geäußerten Ansprüchen an demokratische Selbstermächtigung, am zu vernehmenden Ruf nach Aufstand gegen Corporate-BusinessInteressen sowie den Appellen an die Macht der eigenen Fantasie, darf man das fertige Produkt tatsächlich der Vorstellungswelt eines ahnungslosen Teenagers zurechnen. Natürlich schafft Gondry nicht den Sprung hinaus aus den Bedingungen der Kulturindustrie, sondern inszeniert nur deren Kreisen um sich selbst. Und selbstverständlich werden im Abspann sorgfältig sämtliche zitierten Klassiker gelistet, deren »re-enactment rights« sich die federführenden Produktionsfirmen New Line Cinema und Partizan zuvor vertraglich gesichert haben. Das muss nun nicht überraschen, schließlich will niemand mit Klageforderungen der MPAA überhäuft werden. Bedauerlich ist allerdings, dass die »geschwedeten« Versionen ihren Vorbildern außer einer Überdosis Schrulligkeit nichts hinzuzufügen haben. Nur mal zum Vergleich: Als »Star Wars – The Phantom Menace« in die Kinos kam, kursierte einige Zeit später unter der Hand eine Piraten-Version. In dieser war Jar Jar Binks, der trottelige und allseits verhasste Sidekick der stolzen Helden, komplett herausgeschnitten worden. Jene Fassung wurde derart beliebt, dass einer schönen – und ganz bestimmt erfundenen – Legende zufolge George Lucas nicht deshalb wütend wurde, weil er seine Autorenrechte verletzt sah, sondern weil er nicht selbst auf die Idee gekommen war. An derartige Vorstellungen, die tatsächlich dem Credo einer kreativen Aneignung gerecht werden könnten, wagt sich Michel Gondry nicht heran. Stattdessen werden die Szenen mit dem höchsten Wiedererkennungswert der jeweils kopierten Filme abgespult: die Fahrt auf der Tunneldecke in »Men In Black« oder der Schleimangriff des grünen SchwabbelMonsters in »Ghostbusters«. Jack und Mike sind letztlich keine Filmfreaks, sondern Hobbybastler, die sich ständig fragen: Wie wurde das gemacht? Wie können wir diesen Effekt nachmachen? Anstatt: Wie könnten wir diesen Film besser machen? »Sometimes the best movies are the ones we make up.« Gondrys Motto erfüllt sich erst am Schluss: Mit Hilfe der gesamten Community und mit einem eigenen Drehbuch machen sich Jack und Mike an ihr erstes richtiges Filmprojekt: die frei erfundene Geschichte des Viertels als Geburtsort der Jazz-Legende Fats Waller. Das kann den Abriss der Videothek, die einem Stadtsanierungsprogramm weichen muss, jedoch auch nicht mehr aufhalten. So endet der Film als nostalgische Hommage an die Blütezeit des Jazz. Ebenjene Musik, die das freie Improvisieren und Wiederverwenden anderer Melodien zur Kunstform erhoben hat. Wird »Abgedreht – Be Kind Rewind« als VHS erscheinen? Nie im Leben. Wird es erlaubt sein, Remakes davon herzustellen? Ganz sicher nicht. Halt, vielleicht doch. Auf www.youtube.com/user/BeKindMovie hat Gondry eine »geschwedete« Version seines eigenen Trailers hochgeladen. In sämtlichen Rollen: er selbst.
Abgedreht – Be Kind Rewind USA 2008 R: Michel Gondry; D: Jack Black, Mos Def, Danny Glover, Mia Farrow, Melonie Diaz; 03.04.; Preview in Köln siehe www.intro.de
MPAA Abkürzung für Motion Picture Association of America. Zu diesem Verband gehören die sechs großen Major-Labels Hollywoods: Walt Disney, Sony, Paramount, 20th Century Fox, Universal und Warner. Und um deren Geschäftsinteressen geht es natürlich auch, heutzutage vor allem, wenn es um Copyright-Angelegenheiten geht. Außerdem kontrolliert die MPAA das Film Rating System, das Äquivalent der hiesigen Freiwilligen Selbstkontrolle, die Altersbeschränkungen für Filme festlegt.
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Jack Black und Mos Def schön verpackt. Oder: Wie aus Couch Potatoes und Pantoffelhelden glitzernde Stars werden. Michel Gondry macht's möglich.
Ein Vorausblick auf die 54. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
KLEINE FORM GANZ GROSS
Links: www.kurzfilmtage.de www.bekindmovie.com www.youtube.com/user/BeKindMovie www.youtube.com/watch?v=B0dJQ35rDs
Der Kurzfilm – die kleine Form ganz groß. Das, was jeder machen kann, der in der Lage ist, eine Kamera zu halten. Dafür ist kein teurer High-Definition-Digitalapparat mit Nachtsichtfunktion nötig. Ein Camcorder für den Heimgebrauch tut’s ebenso. Vielleicht auch Vaters alte Super-8. Oder schlicht ein Handy mit Kamerafunktion. Wichtig sind Idee, Inszenierung, Dreh und Schnitt. Dann ins Netz hochladen, verbreiten – und fertig! Plattformen gibt’s reichlich, auch Festivals, die ausschließlich im Internet stattfinden. Dass der Minutenfilm zum Mainstream wird, hat medienökonomische Gründe: Weil sich die Zahl der Kanäle rasant vervielfacht, bleibt pro Augenpaar weniger Aufmerksamkeit übrig. Nur wer seine Botschaft, sein Verkaufsargument, seine Selbstdarstellung schnell und prägnant auf den Punkt bringt, hat eine Chance, wahrgenommen zu werden. Noch hält Hollywood dagegen – kein Film, der ein Blockbuster werden möchte, kommt unter 120 Minuten zum Schluss. Die epische Länge auf der großen Leinwand als letztes Argument für die Kinokarte – und alles andere findet im Netz statt? Auch das Kino kann sich letztendlich dem Trend zum Kurzen nicht verschließen: Michel Gondry hat der YouTube-Bewegung jetzt mit »Abgedreht – Be Kind Rewind« ein Denkmal gesetzt. Die Helden der Videotheken-Komödie produzieren selbst gemachte Filmchen, die in nicht mehr als zwanzig Minuten vorüber sind – und haben unerwartet Erfolg. Regisseur Gondry war schon immer ein Spezialist, große Geschichten in kurzer Zeit abzuhandeln. Als Musikvideofilmer hat er die White Stripes mit Legosteinen animiert, Björk als Truckfahrerin und Bombenlegerin inszeniert. Kylie Minogue schickte er dreimal auf Spaziergang mit sich selbst durchs Viertel. Bereits seit zehn Jahren haben Musikvideos in Oberhausen ein Forum auf der großen Leinwand: Dieses Jubiläum wird im Zuge der dortigen 54. Internationalen Kurzfilmtage vom 01.-06. Mai groß gefeiert – mit einer von Intro präsentierten Party. Weniger spaßbetont wird der Rest des Festivals ablaufen. So geht etwa das von den Filmemachern und Künstlern Sherry Millner und Ernest Larsen ku-
ratierte Programm »Grenzgänger und Unruhestifter« auf die Suche nach Definitionen des Politischen: Wie haben sich die Strategien des politischen Films und Videos entwickelt – aktuell und in ihrer historischen Form? In Begleitung zu den zahlreichen kuratierten Programmen sowie zum internationalen und deutschen Wettbewerb werden sich darüber hinaus ExpertInnen aus verschiedenen Disziplinen in mehreren Panels über das Verhältnis von Gesellschaft und Bildung, von Ästhetik und medialen Inhalten auseinandersetzen. Ein »Gespräch zwischen den Generationen« über den Begriff der »Kritik« unternehmen am 02. Mai die AutorInnen Kerstin Grether und Jörg Heiser, der Filmhistoriker Klaus Kreimeier und die Filmwissenschaftlerin Heide Schlüpmann. Der Dramaturg Carl Hegemann, die Kuratorin Ruth Noack und der Autor Mark Terkessidis (»Mainstream der Minderheiten«) treffen sich am 03. Mai unter dem Titel »Das große Verstehen: Welche Bildung, wessen Bildung?«, um über Kunstproduktion zu reden. In einem Umfeld, wo Kunst als »Kulturelle Bildung« allerorts pädagogisch aufbereitet wird. Denn trotz der Vielfalt der Formen und des Auftriebs, den der Kurzfilm zurzeit erlebt: Ohne den Fokus aufs Politische bleibt die schönste »Demokratisierung« des Filmemachens nicht viel mehr als ein müßiger Zeitvertreib in Bits und Bytes.
Muvi-Gewinner-Clip 2007: Sieht so ein Sieger aus?
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Thomas Roth / Verdammt, wir leben noch
WIENS GROSSER AUSSENSEITER Im letzten Jahr wäre Falco 50 Jahre alt geworden. Vor zehn Jahren ist er bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Das Biopic »Verdammt, wir leben noch« versucht eine Annäherung an die private Person und die öffentliche Figur. Vom »Kommissar« bis zum »Mann mit dem Koks«. Wolfgang Frömberg traf Regisseur Thomas Roth in Wien.
M
it Elvis Presley hat der österreichische Bub Johann Hölzel mehr gemein, als man zunächst glauben mag. Nicht nur die Anzahl der Buchstaben seines Künstlernamens legt Analogien nahe. Auch die Abwesenheit der verstorbenen Geschwister – Elvis war einsamer Zwilling, Falco gar einzig überlebender Drilling – und das Faible für verbotene Substanzen verbindet die beiden Sängerknaben. Bewusste Ernährung geht anders. Elvis starb 1977 im Alter von 42 Jahren, Falco trat 1998 kurz vor seinem 41. Geburtstag ab. Ihr Ruhm wirkt nach. Während jährlich gut eine halbe Million Schwärmer die Pilgerstätte Graceland in Memphis besuchen, um durch Presleys Wohnstube zu tapern, schleichen Falcos Bewunderer auf dem Wiener Zentralfriedhof herum, wo der »erste weiße Rapper« von Mitgliedern der Motorrad-Gang »Outsider Austria« zu jenem
Grabe getragen wurde, auf dem eine Glastafel an seine größten Hits erinnert. Elvis wurde zum Abgott, Falco war immerhin ein Weltstar. Von den Gesichtsprominenten der aufsteigenden Boulevardkultur unterscheidet sich seine glamouröse Figur durch ihre vom Alltag enthobene Künstlichkeit. Nachdem er sein Alter Ego als arroganter Schnösel entworfen hatte, existierte »der Hans« nur mehr für sein privates Umfeld. Dass der Bub sich auch dort ab einem gewissen Punkt arrogant und egozentrisch aufführte – davon handelt unter anderem Thomas Roths Biopic »Verdammt, wir leben noch«. Mit Ian Curtis und Bob Dylan hat der in Wien geborene Falco auch was gemeinsam. Nämlich, dass im Jahr von »Control« und »I’m Not There« zudem eine Verfilmung seines Lebens in die deutschen Kinos kommt. Zwar hat »Verdammt, wir leben noch« hierzulande bislang keinen Ver-
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leih, man kann aber davon ausgehen, dass der kommerziell erfolgreiche Start in Austria mit rund 100.000 Besuchern nach einer Woche dazu beitragen wird, den Film im Jahr des zehnten Todestags von Falco und der Fußballeuropameisterschaft in Österreich auch in der BRD bestens vermarkten zu können. Für die Produzenten wäre das eine Erleichterung. Regisseur und Drehbuchautor Thomas Roth jedenfalls scheint froh, erst mal keine weiteren Landsleute von der Presse vor sich zu haben, deren Kritik schon bei der Besetzung der Hauptrolle anfängt. Das Andenken an Falco ist so was wie ein Heiligtum im kollektiven nationalen Gedächtnis – und der Neidfaktor laut Roth erheblich. Da kann man sich eigentlich nur in die Nesseln setzen. Roth wollte ursprünglich Robert Stadlober. Nachdem der abgesagt hatte, entschied er sich für ein unverbrauchtes Gesicht mit einer äußerlichen Nähe zum Original. Manuel Rubey verkörpert die private Person Hölzel und die öffentliche Figur Falco mit im Handlungsverlauf zunehmender Eindringlichkeit. Wo er in den ersten Szenen hölzern wirkt in seiner Hochnäsigkeit, trifft er den irren Blick beim späteren Auftritt als Kulttype auf dem Donaufestival ganz wunderbar. Während Hölzel sich von seiner ersten Freundin und seiner Ehefrau als dummer Macho verlachen lassen muss, liegen Falco die Massen zu Füßen. Eine Diskrepanz, die sich hier in Rubeys Augen ablesen lässt. Neben dem Telefonat mit der Tochter, die nicht Falcos leibliches Kind ist, einer der stärksten Momente des Films. Mit dem wirklichen Falco hat der von Rubey gespielte vor allem die biografischen Eckdaten gemein. Thomas Roth legte nach eigener Aussage bei der Darstellung seines Filmhelden Wert auf Authentizität. Allerdings kann Authentizität immer nur ein Teil der Inszenierung sein – und die Quellen waren wegen des noch zu Falcos Lebzeiten vertraglich gesicherten Schweigens seiner Ex-Gattin Isabella (im Film Jacqueline) und der Krankheit seiner Mutter nicht alle zugänglich. Anders als Todd Haynes’ »I’m Not There«, dafür ähnlich wie Anton Corbijns »Control« ist Thomas Roths Biopic nichtsdestotrotz mit der Dekonstruktion aller möglichen Mythen rund um das öffentliche Image des Künstlers beschäftigt. Das lässt zwei Schlüsse zu: Entweder bedauert man den Blick durchs Schlüsselloch, der den permanenten menschlichen Niedergang vom »Hans« ins Visier nimmt, oder man erfreut sich an der realistischen Darstellung des freudlosen Vegetierens im kulturindustriellen Sumpf, wo allein gute Verkaufszahlen vorübergehend Glück verheißen. Der Falco aus »Verdammt, wir leben noch« hat sich selbst verwirklicht, indem er sich vollkommen verausgabt hat. Aus dem Bub, der die Schule schwänzte, um ins Kino zu gehen, wurde eine koksende, Videos glotzende Couch-Potato. Letzte Zeugin seines widersprüchlichen Werdegangs ist im Film keine Geringere als Grace Jones. Den Tod durch einen Autounfall hat Falco mit James Dean gemeinsam. Alles weitere über »Verdammt, wir leben noch« auf www.falcoderfilm.at.
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Film-ABC für Österreich lbert, Barbara. Autorin, Produzentin und Filmregisseurin (»Nordrand«, »Böse Zellen«, »Fallen«). Hat gemeinsam mit Jessica Hausner, Antonin Svoboda und Martin Gschlacht die Produktionsfirma Coop99 gegründet.
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heißen Kapuziner, Franziskaner, Kleiner Brauner oder Einspänner. ordrand. Vielfach preisgekrönter Debütfilm von Barbara Albert mit Nina Proll, Edita Malovèiæ und Georg Friedrich über zwei Schulfreundinnen, die sich nach Jahren zufällig in einer Abtreibungsklinik wiedersehen.
N
ussi und Baba. Grußformel auf Österreichisch. Hört man in Austro-Komödien ständig. Heißt ins Hochdeutsche übersetzt: Küsschen und Tschüss.
Ö
oop99. Produktionsfirma im Besitz von Filmschaffenden. Laut Eigenwerbung die »Plattform einer neuen FilmemacherInnen-Generation«. Unter anderem für »Free Rainer«, »Slumming« und »Immer nie am Meer« verantwortlich.
P
iagonale. Festival des österreichischen Films in Graz. Festivalzentrum ist das Kunsthaus, eine Ausstellungshalle in biomorpher Architektur mit aufwendiger Medienkunstfassade.
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B
C D
dition österreichischer Film. Sammlung von 100 ausgewählten Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilmen auf DVD, herausgegeben unter der Schirmherrschaft von der Tageszeitung Der Standard und dem Filmarchiv Austria.
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ilmmuseum Wien. Kein Museum, sondern eine Kinemathek. Epizentrum der österreichischen Cinephilie. Direktor Alexander Horwath war 2007 Filmkurator der documenta 12 und soll zweimal das Angebot abgelehnt haben, ans New Yorker MoMA zu wechseln.
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sterreichischer Dokumentarfilm. Mit Titeln wie »We Feed The World«, »Workingman’s Death«, »Darwin’s Nightmare«, »Unser täglich Brot« nicht nur politisch engagierter als der deutsche, sondern auch um einiges erfolgreicher.
rückel. Wiener Kaffeehaus an der Ringstraße. Beliebter Treffpunkt von Künstlern und Cineasten während der Viennale, die sich dort ihren Nachschub an hausgemachten Mehlspeisen abholen. ualtinger, Helmut (1928-1986). Schauspieler, Kabarettist, Rezitator. Berühmt und berüchtigt geworden als »Der Herr Karl« (1961). Die Entlarvung des Spießbürgers als Mitläufer der NS-Zeit gelang ihm so gut, dass er Morddrohungen erhielt.
uzowitzky, Stefan. Regisseur und frisch gebackener Oscar-Preisträger für »Die Fälscher«. Außerdem verantwortlich für Regie und Drehbuch von »Die Siebtelbauern« und dem Mediziner-Horror »Anatomie«.
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ixpackfilm. Filmverleih und -vermarkter. Vermittelt die aktuelle Film- und Videoproduktion der in- und ausländischen Avantgarde- und Experimental-Szene an internationale Festivals. www.sixpackfilm.com; www.index-dvd.at
S
artenbaukino. Das glanzvollste Kino der Viennale, mit 736 Sitzplätzen das letzte große Nicht-Multiplex in der Wiener Innenstadt. Martin Scorsese hat darüber gesagt, für eine solche Leinwand habe er seine Filme erträumt.
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aneke, Michael. Regisseur. »Für mich sind Hanekes Filme notwendige Filme. Von Zeit zu Zeit sollte man sie sich ansehen. Aber sicher nicht immer« (Juliette Binoche, Hauptdarstellerin in seinem Film »Caché«).
U
G H
ndien. Gefühlte Gegend in Niederösterreich, glaubt man der gleichnamigen Tragikomödie von Alfred Dorfer und Josef Haderer über zwei Gesundheitsbeamte, die in der Provinz Gasthäuser auf die Einhaltung von Hygienebestimmungen überprüfen.
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elinek, Elfriede. Schriftstellerin. Literaturnobelpreisträgerin. Kulturinstitution. Mehrere ihrer Romane wurden verfilmt, zuletzt »Die Klavierspielerin« durch Michael Haneke. Was sie davon hält, steht auf www.elfriedejelinek.com.
J
olik-Film. Halbjährliche Publikation, die Film und Kino als künstlerische, gesellschaftliche und politische Praxis ernst nimmt und dabei von akademischem Jargon genauso entfernt ist wie von marketingdiktierten Hochglanz-Faseleien. www. kolikfilm.at
K
isl Ponger. Filmemacherin, Fotografin, Künstlerin. Beschäftigt sich in Filmen wie »Phantom fremdes Wien« mit Reisen, Tourismus, visueller Kultur, Exotismus, dem Fremden und dem Eigenen. www.lislponger.com
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elange. Kaffee. Wird hergestellt aus (kandierten) Kaffeebohnen, aufgeschäumter Milch und obendrauf Kakaopulver. Andere Wiener Kaffeesorten
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scherkassy, Peter. Kurator und Experimentalfilmer (»L’Arrivée«, »Get Ready«, »Outer Space«, »Dream Work«, »Manufraktur«, »Instructions For A Light And Sound Machine«). Macht mit Found Footage die schönsten Filme ohne Kamera.
ntertitel. Österreichisch ist nicht Deutsch und Vorarlbergerisch ist nicht Wienerisch. Wenn die Figuren keine Hochsprache sprechen, müssen die Filme für den deutschsprachigen Markt mit Untertiteln übersetzt werden. iennale. Internationales Filmfest Wien. Vergibt keine goldenen Statuetten und legt keine Teppiche aus. Führt aber jedes Jahr im Oktober eine Auswahl der interessantesten Spiel- und Dokumentarfilme des aktuellen Weltkinogeschehens vor. www.viennale.at
V
eingartner, Hans. Ist, entgegen hartnäckigen Gerüchten, kein deutscher, sondern ein österreichischer Filmemacher, der in Berlin lebt. Hat Neurowissenschaften studiert und lieferte mit »Das weiße Rauschen« eine filmische Studie über Schizophrenie ab.
W
aver Schwarzenberger. Kameramann und Regisseur aus Wien. Hat für Fassbinder »Berlin, Alexanderplatz« und »Lili Marleen« fotografiert und ist später selbst in den Regiestuhl gewechselt, unter anderem für »Otto – Der Film«.
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ufall. Beliebtes Motiv im neuen österreichischen Film, u. a. in »Spiele Leben« (Antonin Svoboda), »71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls« (Michael Haneke) und »Böse Zellen« (Barbara Albert). Ein Zufall kann das nicht sein.
Z
Dietmar Kammerer
070 Film
Heinz Strunk / Fleisch ist mein Gemüse
DIE EWIGE WURSTELEI
Keine Kulisse für Tragödien: so sieht's bei Strunks zu Hause aus
Film
071
Rechtzeitig vor der Veröffentlichung des neuen Romans »Die Zunge Europas« kommt die Verfilmung von Heinz Strunks Debüt in die Kinos. Eine Komödie zum Weinen? Eine Tragödie zum Lachen? Alter Buck in neuen Schläuchen? Lars Brinkmann traf Herrn Strunk und liefert Erklärungen. Foto: Susanna Goodewardena
D
ie vermeintlich schlechte Nachricht zuerst: Der Hamburger Regisseur und Autor Christian Görlitz (»Freier Fall«, »Das Böse«, »Außer Kontrolle«, »Die Geisel«) hat »Fleisch ist mein Gemüse« verfilmt, das erstaunlich komische Buch von Heinz Strunk. Und sein Film ist gar nicht mal so komisch. Wenn man wollte, könnte man Görlitz also vorwerfen, dass er nicht das leistet, was Strunk auf so eloquente Art mit seinem Buch gelungen ist: der Tragödie mit erzählerischen Mitteln direkt in ihrer Schilderung die komischen Seiten abzuringen – oder besser: sie ihr einzuschreiben. Doch dieser Missstand hat einen guten Grund. Und keine Angst, am Ende dieses Textes ist der Film trotz extremer Untertöne eine Komödie. Warum das so sein muss, erklärte Friedrich Dürrenmatt, der uns schon im Deutschunterricht um den Verstand gelangweilt und seine Theaterstücke durchweg als Komödien bezeichnet hat, in seinem gleichnamigen Aufsatz über »Theaterprobleme« Strunks autobiografisch angelegter Held, im Film sehr eindringlich von Maxim Mehmet dargestellt, pendelt zwischen Verzweiflung und Nichtverzweifeln, zwischen Ohnmacht und Aufbegehren. Er ist ein Loner, ein Freak, gezeichnet von einer schlimmen »Aktentaschen-Akne«, wie Helge Schneider sagen würde. Trotz Star-Ambitionen lebt er vor den Toren der Stadt in einem tristen Reihenhäuschen bei seiner psychisch kranken Mutter. Zunächst wirkt es so, als würde er sich seinem Schicksal ergeben, um bis ans Ende aller Tage gemeinsam mit Rosi, der übergewichtigen Nachbarin ohne Mann, im stinkigen Wohnzimmer dahinzuvegetieren und den Schmerz des Lebens mit Alkohol zu betäuben. Doch dann rafft sich Heinz auf und schickt sich an, gegen alle eigenen und fremden Widerstände seinen Weg als Berufsmusiker zu gehen. Wie die Jungfrau zum Kinde kommt er zu einer Position als Saxofonist in einer Kappelle mit dem schönen Namen Tiffanys. Nicht »The Tiffanys«! Darauf legt Bandleader Gurki gesteigerten Wert, warum auch immer. Es folgt eine Art »Spinal Tap« mit Tanzmusikern in der Rolle von Rockstars. Ihre Welt sind die improvisierten Show-Bühnen, ob auf dem Schützenfest oder im Altersheim. Die Devise lautet: »Abliefern.« Aber in Heinz keimt mehr ... »Ich weiß, was du meinst«, beruhigt mich Heinz. »Ich finde die dramatischen und traurigen Szenen auch besser als die lustigen.« Dennoch, und das bestätigen auch die ausnehmend gut informierten PR-Kräfte, gab es wohl bei den ersten Vorführungen viele Lacher. Schallend laut sollen sie darüber hinaus gewesen sein. Dazu kann ich nichts sagen, ich habe den Film in Begleitung von drei Bodyguards gesehen, die zuvor mein Telefon und meinen Fotoapparat beschlagnahmt hatten. Das mag natürlich auch etwas auf die Stimmung gedrückt haben. Aber später, als wir über den zwar hervorragend von Andreas Schmidt gespielten, aber dennoch etwas zu hysterisch angelegten Gurki sprechen, präzisiert Heinz noch mal das Ding mit der Komik:
»Für mein Empfinden hätte es gereicht, Schmidt sozusagen nur Gurki spielen zu lassen. Aber Görlitz war aus dramaturgischen Gründen der Meinung, dass man die Figur eben so anlegen muss – als Hofnarr und als sehr eindimensionale Quatschfigur. Ich sehe das eigentlich genauso wie du: Wenn der Film komisch sein will, ist das schwächer als die ernsthaft traurigen Sachen. Daran sieht man aber eben auch – das ist ja Görlitz’ erster Kinofilm, und der Mann ist ja bekannt für so härteste Psycho-SozialDramen –, dass das sein eigentliches Anliegen ist. Es ist das, was er seit Jahrzehnten macht.« Ist es das Geheimnis dieses Films, dass der Regisseur gar keine Komödie machen wollte? »Ich habe mich entschieden, neben den komischen Bildern eine realistische Geschichte zu erzählen«, erklärt Christian Görlitz im Presseheft. Etwas weiter unten fügt er noch hinzu: »Einige Filme der letzten Zeit gaukeln Realität vor, bleiben aber dennoch nur aneinandergereihte Sketche, die wie Witze erzählt werden. Aber in dem Moment, wo das wirkliche Leben anfängt, wird es doch erst spannend. Nur: Da gibt es keine Comedy mehr, da beginnt die Tragikomödie!« Das Wort, das ich bisher nicht nur aus Manierismus vermieden habe, trifft es nicht wirklich. Könnte es sein, dass »Fleisch ist mein Gemüse« keine Tragikomödie ist, sondern die erste deutsche Reality-Komödie, seit Detlev Buck keine mehr macht (also seit circa 1993 und »Wir können auch anders ...«)? Wenn der Begriff nicht so fies wäre, könnte er darüber hinaus dazu dienen, noch mal deutlich auf das Wichtigste und Beste dieses Films hinzuweisen: das Casting. Mein Liebling ist die dicke Rosi, während Heinz schon bei der Erinnerung an die schauspielerische Leistung von Susanne Lothar als seine Mutter etwas blass um die Nase wird. Und bei einem seiner seltenen Besuche während der Dreharbeiten konnte Heinz Maxim Mehmet aus den Augenwinkeln beobachten, wie er einfach so in der Gegend rumstand: »Da hatte ich das Empfinden, das bin ich – auch in dieser Grundanmutung von Verlorenheit und von tiefer Melancholie durchdrungen.« Sagt es, grinst fast unmerklich, und bevor es zu kuschelig wird, fügt er noch hinzu: »Man weiß gar nicht, woher die guten Schauspieler das haben, so ein intuitives, ... man kann da auch gar nicht von intellektuell durchdringen sprechen. Viele Schauspieler sind ja auch schon ernsthaft doof und können trotzdem tierisch gut spielen, begreifen gar nicht, was sie da machen, aber sie machen es trotzdem gut.« So oder so – und das ist letztlich die wichtigste Erkenntnis –, diesen Film haben sie in jeder Beziehung gut gemacht. Fleisch ist mein Gemüse D 2008 R: Christian Görlitz; D: Maxim Mehmet, Andreas Schmidt, Susanne Lothar, Heinz Strunk; 17.04.
Theaterprobleme »Die Tragödie setzt Schuld, Not, Maß, Übersicht, Verantwortung voraus. In der Wurstelei unseres Jahrhunderts, in diesem Kehraus der weißen Rasse, gibt es keine Schuldigen und auch keine Verantwortlichen mehr. Alle können nichts dafür und haben es nicht gewollt ... Wir können das Tragische aus der Komödie heraus erzielen, hervorbringen als einen schrecklichen Moment, als einen sich öffnenden Abgrund, so sind ja schon viele Tragödien Shakespeares Komödien, aus denen heraus das Tragische aufsteigt. Nun liegt der Schluß nahe, die Komödie sei der Ausdruck der Verzweiflung, doch ist dieser Schluß nicht zwingend. Gewiß, wer das Sinnlose, das Hoffnungslose dieser Welt sieht, kann verzweifeln, doch ist diese Verzweiflung nicht eine Folge dieser Welt, sondern eine Antwort, die er auf diese Welt gibt, und eine andere Antwort wäre sein Nichtverzweifeln, sein Entschluß etwa, die Welt zu bestehen, in der wir oft leben wie Gulliver unter den Riesen.«
072 Film
Chiko
HAI FIDELITY Flossen aus der Suppe! Eigentlich wollte Rob Stewart, Fotograf, Taucher und Hai-Experte, eine Doku zum besseren Verständnis der gefürchteten Meeresungeheuer drehen, »Sharkwater« aber ist ein Krimi geworden, der von menschlichen Abgründen handelt.
Ein aufgetunter Mercedes, ein fettes Appartement in der Stadt und eine neue Niere für Chikos Mutter. Die beiden Buddys Chiko (Denis Moschitto) und Tibet (Volkan Özcan) wissen genau, was sie wollen – und wie sie es erreichen können. Drogendealer heißt das Zauberwort, das sie zum Glück führen soll. Doch dafür müssen sie sich erst mit dem Hamburger Drogenboss Brownie (Moritz Bleibtreu) kurzschließen. Der gibt den Novizen eine Chance, die der trottelige Tibet jedoch ordentlich in den Sand setzt. Ohne Chikos Wissen unterschlägt er Geld bei ihrem ersten Deal und muss dafür von Brownies Schlägercrew eine ordentliche Tracht Prügel einkassieren. Soll Chiko sich nun aus Loyalität auf die Seite seines Freundes schlagen oder beim Chef, der ziemlich angetan von dem cleveren Kerlchen ist, im Schnellschritt die Karriereleiter erklimmen? Die Handlung von Özgür Yildirims Regiedebüt ist alles andere als neu und ziemlich vorhersehbar. Besonders an »Chiko« ist jedoch die Härte und Brutalität, mit der die Geschichte der beiden Freunde erzählt wird, die aus ihren einfachen Verhältnissen ausbrechen wollen. Dabei orientiert er sich an so großen Vorbildern wie Scorsese und Fatih Akin, der Yildrims Debüt auch produzierte. Durch die klischeehaften Sätze, die der Regisseur seinen Protagonisten in den Mund legt, verdeutlicht er wohl tatsächlich am besten den Zwiespalt zwischen ihrem weichen Kern und harten Äußeren, das sie zum Überleben an den Tag legen müssen. Und das ihre Ärsche schlussendlich doch nicht rettet. Bettina Schuler Chiko (D 2007; R: Özgür Yildirim; D: Moritz
H
aie genießen unter Tierfreunden keine Lobby. Sie sind weder kuschelig noch warm. Sie verzaubern nicht mit großen Kulleraugen und verhalten sich nicht ansatzweise so possierlich wie ihre Konkurrenten, diese ewig grinsenden Tätowiervorlagen. Selbst die Klassifizierung klingt irgendwie eklig: Knorpelfisch. Dennoch können sie einem leid tun. Es sind mal wieder unsere asiatischen Freunde, die einer bedrohten Tierart extrem zusetzen und an ihrer finalen Ausrottung arbeiten. Bis zu zwölf Millionen Haie fallen im Jahr der Fischerei und der Gier nach den Flossen zum Opfer. Haiflossen gelten in China und vielen anderen Teilen Asiens als Delikatesse – für einen Teller der mit ihnen bestückten Suppe muss ein skrupelloser Feinschmecker umgerechnet ca. 150 Dollar hinblättern. Für Menschen, die meinen, alles fressen zu müssen, weil sie an der Spitze der Nahrungskette stehen, scheint das im ersten Moment ein fairer Preis zu sein. Das Problem: Die Begehrlichkeit oder auch Nachfrage bestimmt den Preis auf dem »Rohstoffmarkt«. Das blutige Geschäft mit den Haiflossen brummt – und wie überall, wo viel Geld zu holen ist, herrschen hier mafiöse Strukturen. Das Verbrechen fängt beim sogenannten Finning an. Dem lebenden Hai wird die
Bleibtreu, Denis Moschitto, Volkan Özcan, Fahri
Flosse abgeschnitten, anschließend wirft man ihn zurück ins Wasser, wo er langsam und qualvoll stirbt. Der Rest der Geschichte folgt der Logik und Verwertungskette der Drogenindustrie mit einem entsprechenden Hintergrund von Korruption und Brutalität. Es bedurfte ein paar Sonderlinge, um auf diese Abscheulichkeit hinzuweisen. Allen voran Rob Stewart, Fotograf, Taucher, Hai-Spezialist und Regisseur von »Sharkwater«. Was als Doku über die faszinierenden, oft missverstandenen Ur-Viecher begann, endete in einem Krimireifen Drama, das sich über vier Jahre und 15 Länder erstrecken sollte. Unterstützung erhielt Stewart von Paul Watson, bekannt als einer der Urväter von Greenpeace. Ein Mann, der mehrere Walfänger versenkt hat. Im Gegensatz zu seinen alten Kameraden schreckt Watson mit seiner Sea Shepherd Conservation Society auch nicht vor militanteren Aktionen zurück. Dieser Garant für Action und knapp 20 Auszeichnungen sollten auch dem größten Schisser genug Grund geben, sich mit »Sharkwater« den eigenen Ängsten zu stellen. Wie sagen Bruce, Hammer und Hart in »Findet Nemo«: Fische sind Freunde, kein Futter! Lars Brinkmann Sharkwater – Wenn Haie sterben (USA 2006; R: Rob Stewart; 10.04.)
Ogün Yardim, Reyhan Sahin; 17.04.)
Film
FIDELE ALTE ROCKER
073
Meer is nich
Martin Scorsese gönnt sich einen weiteren Altherren-Triumph. Seine Dokumentation des Rolling-Stones-Gigs bei Bill Clintons Geburtstagsparty ist gar nicht so langweilig wie gedacht. Christian Meyer erklärt, wie und warum »Shine A Light« funktioniert.
B
esser eine Filmkritik oder eine Konzertbesprechung schreiben? Oder beides hintereinander? Martin Scorsese liefert ein kurzes Intro, das die Scharmützel zwischen ihm und der Band – vor allem Jagger – veranschaulicht. Nach einer Stippvisite von Bill Clinton mit Anhang – die beiden Konzerte, die die Basis für die Rolling-Stones-Konzert-Doku »Shine A Light« liefern, fanden am 29. Oktober und 1. November 2006 im Beacon Theatre in New York anlässlich von Clintons 60. Geburtstag statt – geht es dann gleich los: Die Mitt-60er betreten die Bühne. 16 Kameras sind in Position. Die Konzertsituation hat mit der üblichen Stadiongigantomanie der Band nicht viel gemein: Vor relativ kleinem Publikum und auf einer normal proportionierten Bühne spie-
len die vier Stones und ihre Dauergäste ohne Mitgliederstatus, Bassist Darryl Jones und Keyboarder Chuck Leavell. Hinzu kommen Bläser und Sänger. Außerdem treten der ehrfürchtig lächelnde Jack White, der supercoole Bluesveteran Buddy Guy und die peinlich-überkandidelte Christina Aguilera auf. Die Band spielt viel Blues-Rock, sogar ein Country-Stück. Keine Joint Ventures mit VW oder AmEx trüben das wertkonservative Rock’n’Roll-Gefühl. Dennoch ist dieses Reiche-spielen-für-Reiche-Szenario eher strange. Und auch die vor der Bühne stehenden Töchter der Reichen geben ein komisches Bild ab. Trotzdem wird es nie langweilig. Dazu tragen zwar auch die hin und wieder eingestreuten historischen Interview-Sequenzen mit den Stones bei, aber neben der infantil-sportlichen Show von Jagger und dem drolligen Posing von Richards ist das vor allem ein Verdienst der Inszenierung: In schnellen Schnitten wechseln die Kameraeinstellungen, springen zwischen den einzelnen Musikern hin und her und fahren an der Bühne entlang und über den Zuschauersaal hinweg. Seltsamerweise wirkt das nie wie eine betont jugendlich entfesselte Kamera – und es führt auch nicht zu einer rockistischen Geilheit, auf die Fingerfertigkeiten zu zoomen. Scorsese hat nach seinen Elvis- und The-Band-Konzertfilmen, seinem Bluesfilm »Feel Like Going Home« und seiner überlangen Dylan-Doku »No Direction Home« wieder einmal gezeigt, dass er Film und Musik wirkungsvoll zusammenbringen kann. Filmrezension und Konzertbericht kommen zu dem gleichen Schluss: überraschend gelungen. Shine A Light (USA 2008; R: Martin Scorsese; 04.04.) Verlosung: 5 x Soundtrack auf www.intro.de
Vineta Wie ist eine Verbindung von Arbeitssucht mit sozialsystemischer Kritik zu bewerkstelligen? Franziska Stünkel gelingt das Kunststück in intensiven Szenen und dank erstklassiger Ensemblearbeit mit ihrem Spielfilmdebüt »Vineta«. Der Makel einer zu arg strapazierten Ausgangsmetapher sollte ihr verziehen werden. Warum? Weil deutsches Nachwuchskino derzeit zu wenige Stünkels auf die Leinwand lässt. Autorenfilmer also, die sensibel nach der Wunde »Arbeitsgesellschaft« tasten. Nicht, weil sie blindwütig wehtun wollen, sondern um den Schmerz daran sichtbar zu machen. Wer kennt keinen Typen in seiner näheren Umgebung, der so ist wie die Figur des Architekten Sebastian Färber? Begabte Hochleistungsmotivierte gibt es en masse. Sie sind vermehrt in Berufsgruppen der (Zwangs-) Selbstständigen zu finden – medizinisch, lehrend, organisatorisch, künstlerisch und pflegerisch tätiges Personal –, alle für sich ausgestattet mit dem verführerisch schillernden Tröpfchen »Freiheit« in ihrer Arbeitsgestaltung. So ein Leben kann in eine Form der Abhängigkeit führen, in der das Überwältigtwerden und die verinnerlichte Auslieferung wortwörtlich nachgearbeitet werden. So ein Alltag produziert keinen Ekel wie die stoffabhängige Suchtschmuddelecke, sondern wird gefordert und belohnt. Arbeitssucht ist unserem zeitgenössischen Gesellschaftssystem inhärent, das sich durch die eigens angefertigte goldene Hintertür, deren weiterer Ausbau entschieden verweigert werden sollte, selbst in den Schwanz beißt. Birgit Binder
Festivalidylle: feiern, tanzen, mit Freunden den Sommer genießen. Zelt is nich – geschlafen wird gleich unter freiem Himmel. Lena ist es satt, sich von Besoffenen die Jacke vollkotzen zu lassen. Die 17-Jährige hat zwar keine Ahnung, was sie will, das hier ist es aber definitiv nicht. Auch die Ausbildung, die ihren Eltern für sie vorschwebt, ist nicht ihr Ding. Ihr Vater ist ein arbeitsloser Heuchler, und Lena geht die eigene Orientierungslosigkeit selbst auf den Geist. Aber was willst du machen in der ostdeutschen Provinz, wenn die Perspektiven ernüchternd sind? Antwort: Schlagzeug spielen. Oje! Wenn sich Kino an Jugendkultur versucht, dann kann das schnell so formelhaft enden wie zuletzt in »Berlin am Meer«. Man kann sich aber natürlich auch direkt bei der Zielgruppe selbst nach ihren Träumen, Wünschen und Zielen erkundigen, so wie das zuletzt Bettina Blümner mit »Prinzessinnenbad« getan hat. Der Debütfilmer Hagen Keller sieht die Sache ganz ähnlich und nähert sich seiner unwahrscheinlichen Heldin auf Augenhöhe. Ein Indie-Girl trommelt sich den Frust vom Leib – klingt nach Fetischistenkino, ist aber überraschend einfühlsam. Die Nähe zum Subjekt erreicht Keller beiläufig, aber nachhaltig auch durch die Einbindung von Lenas Schrott-Band Sleazy Inc. Operated in die Handlung und verwirklicht damit eine zeitgemäße Idee von Punk. Elinor Lüdde wurde für ihre Hauptrolle mit dem Bayrischen Filmpreis belohnt. Wohl zu Recht. Sie ist zwar mit Mitte zwanzig ein wenig älter als Lena, verkörpert die Ruhelosigkeit Heranwachsender aber glaubhafter als all die Schmollmünder und Rehaugen, die sonst für so etwas bereitstehen. Alexander Dahas Meer is nich (D 2008; R: Hagen Keller; 27.03.)
Vineta (D 2006; R: Franziska Stünkel; D: Peter Lohmeyer, Matthias Brandt; 03.04.)
Verlosung: 5 x T-Shirt und 3 x 2 Tickets auf intro.de
074 Film
Before The Devil Knows You’re Dead Als amerikanischer Autorenfilmer scheint Sidney Lumet auf ein Genre festgelegt zu sein, das in den letzten Jahrzehnten an Prestige verloren hat. Gangsterfilmen wird nur noch ausnahmsweise die Bedeutung zugestanden, auf die sich Werke wie etwa Lumets »Hundstage« in den Siebzigern noch verlassen konnten. Ein Kritikproblem? Der strukturelle Umbruch in den Formen der Gewohnheitskriminalität animierte New Hollywood damals zu neuen (Anti-) Helden, heute regiert der Folterporno als weithin sichtbarster Punkt auf einem unübersichtlichen Feld unterkomplexer Gewalt. »Before The Devil Knows You’re Dead« ist ein beinahe klassizistischer Gegenentwurf im Stile einer muskulösen Erzähltradition und für Lumet eine Rückkehr zur Form. Die Geschichte dreht sich um ein moralisch ziemlich bankrottes Brüderpaar, das einen Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft plant. Und zwar auf das der eigenen Eltern. Fast scheint es, als hätte Lumet damit eine perverse Fortsetzung seines unangenehm kitschigen »Family Business« im Sinn gehabt, die das romantisierte Bild vom Verbrecher als ehrgeizigem Kleinunternehmer revidiert. Denn auch wenn Philip Seymour Hoffman eins von den Gesichtern hat, die immer irgendwie schon Niedertracht suggerieren, sind hier keine grimassierenden Gangstervisagen nötig, um die Gewalttätigkeiten zu vermitteln, aus denen der Film praktisch besteht. Dafür reichen die emotionale Tiefenschärfe und die Erkenntnis, dass sie marode ist, die Kernfamilie als Keimzelle der Gesellschaft. Wenn sie heute lebten, hätte man direkt Angst um die Gangster aus den Dreißigerjahre-Filmen. Alexander Dahas
Before The Devil Knows You’re Dead (USA 2007; R: Sidney Lumet; D: Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke, Albert Finney, Marisa Tomei; 10.04.)
ABSURDE PROBLEME Leben in Sinnkrisenzeiten als Grundlage eines Films für Freunde französischer Kinokultur. Regisseurin Valeria Bruni Tedeschi ist nicht auf der Suche nach einer Moral von der Geschicht’ und schildert die Sorgen und Nöte ihrer »Actrices« mit Leichtigkeit.
D
ie erfolgreiche Schauspielerin Marcelline (Valeria Bruni Tedeschi) befindet sich in einer Sinnkrise: Nicht nur, dass sie kurz vor ihrem 40. Geburtstag steht, sie findet auch keinen Zugang zu ihrer Figur in Andreij Turgenjews Komödie »Ein Monat auf dem Lande«. Ihr ganzes Leben erscheint ihr wie ein böser Traum, aus dem sie aufwacht, um festzustellen, dass sie zugunsten ihrer Karriere auf das Wichtigste verzichtet hat: darauf, eine Familie zu gründen. Panisch beginnt sie die heilige Maria anzuflehen, ihr doch endlich den Mann fürs Leben zu schicken. Begleitet wird sie von den pragmatischen Ratschlägen ihrer nicht altern wollenden Mutter, doch einfach wieder mit dem Ex anzubändeln. Ehefrau hin oder her. »Actrices« trägt ebenso wie Bruni Tedeschis erster Spielfilm »Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr ...« autobiografische Züge. Waren es beim Debüt vor allem die Konflikte mit ihrem reichen Elternhaus, die sie in den Mittelpunkt des Geschehens stellte, so ist es in »Actrices« das Problem, die richtige Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden. Insbesondere Künstler, so Bruni Tedeschis These, können keine wahre Balance zwischen den beiden Polen finden, da sie entweder zu sehr für die Kunst bren-
nen oder zu stark mit den Anforderungen des Alltags beschäftigt sind. Marcelline verkörpert jenen Typ, der sich für die Kunst entschieden hat und plötzlich Angst bekommt, die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Sie flüchtet sich in Tagträume und führt Gespräche mit der Figur aus Turgenjews Komödie. Ihre ehemalige Schauspielkollegin Nathalie, die sie nach Jahren bei den Proben wieder trifft, durchlebt die gegensätzliche Entwicklung: Sie hat sich nach der Schauspielschule für die Familie und wider die Karriere entschieden. Doch jetzt, als sie das Leben der erfolgreichen Kommilitonin sieht, glaubt sie ebenfalls, etwas verpasst zu haben. Glücklichweise will Bruni Tedeschi dem Zuschauer nicht den einen wahren Sinn des Lebens aufdrücken, sondern stellt die beiden möglichen Entwürfe und deren tragikomische Aspekte nebeneinander. Und schafft dadurch mit »Actrices« einen klassischen Ensemblefilm, der letztlich mehr als das komödiantische Porträt zweier knapp 40-Jähriger in der Sinnkrise zu bieten hat. Bettina Schuler Actrices ... oder der Traum aus der Nacht davor (F 2007; R: Valeria Bruni Tedeschi; D: Valeria Bruni Tedeschi, Louis Garrel, Noémie Lvovsky, Valeria Golino, Marisa Borini; 10.04.)
DVD
075
»FÜR MICH DAS
HOROSCOPE Sterne und Filme im April WIDDER 21.03. bis 20.04. Im Moment hörst du »Run, Fatboy, Run« (03.04.) wahrscheinlich ziemlich oft, aber lass dir gesagt sein: Die Highschool dauert nicht für immer, Volker. Deine Peiniger werden eines Tages Müllkutscher sein und du eine Prinzessin! STIER 21.04. bis 21.05. Dimitrij Medwedew, der neue Präsident Russlands, lädt dich diesen Monat zu einem Vergnügungsurlaub in seine malerische Heimat ein. Nimm die »Transsiberian« (17.04.) und hilf mit, Vorurteile abzubauen! ZWILLINGE 22.05. bis 21.06. Die Venus bestimmt zum Wochenende hin wieder dein nonexistentes Liebesleben und lenkt deine Schritte in den Horrorfilm »Shutter« (03.04.). Im Kino wartet dann ein narbengesichtiger Psychiatriepatient darauf, deine Bekanntschaft zu machen. KREBS 22.06. bis 22.07. Wissen ist für dich nächsten Donnerstag Macht. Verblüff den Einpeitscher in deinem Sweat Shop bei der Gelegenheit doch einfach mal mit Spartenwissen zum Thema »Outsourced« (10.04.)! LÖWE 23.07. bis 23.08. Immer noch traurig, dass die Concorde ausgemustert wurde? Bof! Wesentlich schneller nach New York geht’s in »Jumper« (27.03.). JUNGFRAU 24.08. bis 23.09. Vorsicht vor unbezahlten Praktika! Was auf den ersten Blick aussieht wie ein harmloses Bäuerchen im Lebenslauf, entpuppt sich rasch als Sackgasse. Merke: Echte Könner brauchen keine Übung. Wie der Serienkiller in »Untraceable« (03.04.). WAAGE 24.09. bis 23.10. Warum die Zornesfalten? Stress? Anspannung? Frustration? »Schmetterling und Taucherglocke« (27.03.) sorgt für die spirituellen Gegengewichte und hilft dir, den Alltag zu meistern, verdammte Scheiße! SKORPION 24.10. bis 22.11. Obacht! Gruppenzwang kann in ganz seltenen Fällen falsch sein. Dabei erfordern gerade Glücksspiele wie »21« (10.04.) Eigeninitiative. SCHÜTZE 23.11. bis 21.12. Zur Mitte des Monats hin sorgt Uranus für bittersüße Nostalgie. Passend dazu kannst du deine erste Liebe bereuen und in »Sommer« (17.04.) von Jimi Blue Ochsenknecht lernen, wie man’s richtig macht. STEINBOCK 22.12. bis 20.01. Wusstest du, dass Manfred von Richthofens bester Freund einen goldenen Kickbox-Gürtel in seiner Imbissbude hängen hatte? Informationen dieser Art werden dich in »Der Rote Baron« (10.04.) überraschen. WASSERMANN 21.01. bis 19.02. Kinder brauchen viel Zuwendung und Geduld. Verschieb deshalb deinen Scheidungstermin bis nach der Premiere von »Definitely, Maybe« (27.03.) und schenk dem Junior ein neues Killerspiel. FISCHE 20.02. bis 20.03. Ein kühler Kopf ist bei dir diesen Monat besonders gefragt, etwa im Kontext eigenmächtiger Ermittlungen wie in »Street Kings« (17.04.). Da stehen Bullen drauf. Vielleicht lassen sie dich auch mal ihren Gummiknüppel anfassen.
BUCH DES JAHRES!« Bela B., Die Ärzte »Ein großartiger Krimi über die Plattenindustrie!« Hollow Skai +++ »Dank Nivens Antiheld Steven Stelfox ist die literarische Welt um einen bösen Sympathieträger von der Klasse eines Darth Vader, Hannibal Lecter oder Don Corleone reicher!« Thees Uhlmann, Tomte +++ »Ein Hooligan von einem Buch. Und jeder, der noch an das Gute in der Musik glaubt, kriegt’s hier mit einer mit Nägeln versehenen Baseballkeule besorgt! Bela B., Die Ärzte +++ »Wirklich hochamüsant, vor allem der durch und durch hassenwerte Held.« Markus Kavka, MTV +++ »Pop ist virtuelles Kapital und das wurde bisher selten so brüllend komisch auf den Punkt gebracht, wie in KILL YOUR FRIENDS.« Jürgen Ziemer, Musikjournalist +++ »In KILL YOUR FRIENDS zeichnet John Niven die schmutzigsten Seiten des schmutzigen Geschäfts noch schmutziger, als wir es uns in unseren schmutzigsten Träumen vorstellen.« Klaus Walter, taz +++ »Das Buch ist für alle, die jemals etwas mit der Musikbranche zu tun gehabt haben, ein absolutes Muss.« Dietrich Eggert, Musikmanager +++ »Eine Art Patrick Bateman, der sich durch Meetings lügt, seine Mitarbeiter ausbeutet, Konkurrenten aus dem Weg schlachtet und seinen Künstlern deren Träume nimmt.Ein grandioses Buch!« Ingo Heinzmann, A&R-Manager
»Das American Psycho der Musikindustrie.« Tim Renner, Motor Entertainment +++++++
»Schonungslos stellt John Niven in KILL YOUR FRIENDS die Plattenindustrie und ihre üblen Machenschaften bloß. Der Roman ist so abgefahren wie Frank Zappa, so direkt wie AC/DC und so brutal wie Motörhead.« Kai Keup, Playboy +++ »KILL YOUR FRIENDS sollte für jede Frau, die ihr Glück im Popbusiness versuchen will, zur Pflichtlektüre gehören. Denn dieser Roman ist weitaus weniger Satire, als so mancher Kritiker wahrhaben will.« Suzie Kerstgens, Klee +++ »KILL YOUR FRIENDS geht meilenweit hinaus über die ach-so-furchtbar-unheilige Dreifaltigkeit Sex, Drugs & Rock’n’Roll.« Rembert Stiewe, Glitterhouse Records +++ »Ein Buch, das mit der Scheinwelt des Musikbiz gnadenlos aufräumt.« Stefan Kulick, Musiker
6.5. Berlin, Roter Salon · 7.5. München, Substanz · 8.5. Köln, Museum Ludwig
und Promoter. Lesereise:
Roman · 384 Seiten · € 12,– ISBN 978-3-453-67544-5 Leseprobe unter www.heyne-hardcore.de Jetzt überall, wo es Bücher gibt
076 DVD
Takashi Miike
Leroy
Der 1960 in Osaka geborene Takashi Miike ist mit einem Output von mindestens vier Filmen pro Jahr einer der produktivsten Regisseure von Weltrang. Dabei war sein Traumberuf Motorradrennfahrer, als er noch annahm, dass Filmemachen etwas für die Intelligenzija sei. Die von Shohei Imamura gegründete Filmschule besuchte er, weil sie im Gegensatz zur Universität keine Aufnahmetests hatte. Außerdem lag sie im entfernten Yokohama, was seinen Auszug aus dem Elternhaus rechtfertigte: »Es war eine Möglichkeit, Erwachsenwerden und Arbeiten zu vermeiden.« Letzteres hat nicht funktioniert. Bei über sechzig Filmen macht Zählen keinen Spaß mehr. Miike, der sich als »Arrangeur«, nicht Auteur definiert, kann Gejammere über ausbleibendes Kinopublikum nicht nachvollziehen. Wer eh nie einen Hit landet, darf nach seiner Logik wahrhaftig kühndreiste Werke fabrizieren. Und genau das scheint er meist zu beherzigen, selbst wenn mit »Audition« (1999) verspätet die europäische Begeisterung für sein Werk begann und der Film zum Horror-Hit (v)erklärt wurde. Vielleicht hält sich deshalb das Missverständnis, Miike sei »der Horror-Regisseur« made in Japan. Dieser Reduktion kann u. a. mit den Filmen der »Takashi Miike Collector’s Box« widersprochen werden. Neben »Audition« enthält sie »Izo« und »Visitor Q«. »Izo« ist Philosophie-Splatter mit Kitano als Premierminister plus einem Liedermacher, dessen Gesang man nicht vergisst. »Visitor Q« wurde mit einem Budget von umgerechnet 45.000 Euro in einer Woche auf Video abgedreht und setzt schonungslos das Brennglas auf den kleinfamiliären Alltag. Wie Miike selbst bemerkte: »Dadurch, dass ich menschliche Wesen filme, wird es natürlicherweise ein Horrorfilm.« Also doch. Birgit Binder
Der Versuch des Bildhauers Armin Völckers, seinen gelungenen Kurzfilm »Leroy räumt auf« (siehe YouTube) zum komischen Langfilm für Kinder ab zwölf zu strecken, stolpert zwar über manch Plattheit im anvisierten Themenspektrum der Ismus-Evergreens Rassismus, Faschismus und Sexismus, er ist aber insgesamt trotzdem vergnüglich dank des hinreißenden Alain Morel in der Rolle des 17-jährigen Leroy, der sich mit den Faschobrüdern seiner Freundin Anna auseinandersetzen muss. Auch gut: eigens für den Film komponierte Tracks von u. a. Torch, Jan Delay und Blumentopf. Wenn Leroy zusammen mit fünf Neonazi-Skins als funky Boygroup rappt, könnte man sich glatt wünschen, wieder zwölf zu sein. Ed Junge
Verlosung: 3 x auf www.intro.de: Takashi Miike Collector’s Box (J 1999-2004; R: Takashi Miike; Rapid Eye Movies)
Leroy (D 2007; R: Armin Völckers; D: Alain Morel, Anna Hausburg, Constantin von Jascheroff; X-Filme / Warner Home Video)
BENDER, AL GORE UND COOLIO Vor vier Jahren kam das TV-Aus für »Futurama«. Aber die Fangemeinde blieb der Serie treu. Und mit »Bender’s Big Score« kehrt Matt Groenings Sci-Fi-Satire jetzt als DVD-Reihe zurück. So etwas nennt man wohl Demokratie des Marktes.
M
an hat es dem Zigarren rauchenden Roboter nie leicht gemacht: Der US-Sender FOX verschob »Futurama« so oft von Sendeplatz zu Sendeplatz, dass am Ende nicht einmal Groening selbst mehr wusste, wann der Fernseher einzuschalten war. Nach vier Jahren kam das endgültige Aus. »Futurama« wurde abgesetzt und machte Bildungsformaten wie »The Simple Life« mit Paris Hilton Platz. Die letzte Episode strahlte FOX im August 2003 aus. Sie begann mit dem Titel-Screen der drei Hauptdarsteller Bender (hedonistischer Roboter), Leela (Zyklopin) und Fry (Trottel), von den Machern um den Untertitel »See you on some other channel« ergänzt. Und tatsächlich: Auf Sendern wie Cartoon Network und später Comedy Central fanden »Futurama«-Wiederholungen ein treues, stets wachsendes Publikum. Anlass für die FOX-Buchhalter, »Futurama« als DVD-Serie auferstehen zu lassen. »Bender’s Big Score« ist die erste von vier neuen Episoden in Spielfilmlänge, die zusammen eine fünfte Season bilden. Man muss die Vorgeschichte nicht kennen, um an »Bender’s Big Score« Spaß zu haben. Genauso wenig muss man wissen, dass ein Song der Incredible String Band die Idee zur Serie gab (»Robot Blues«, um genau zu sein). Aber weil »Futura-
ma« wie das andere Groening-Vehikel »The Simpsons« eine popreferenzielle Wunderkiste ist, steigert zu viel Nerd-Wissen das Vergnügen. Etwa zu Filmbeginn, wenn der interplanetare Lieferservice Planet Express seine Lizenz zurückerhält, die ihm das ominöse BOX-Network entzogen hatte. Im Unterschied zur richtigen Welt erhalten die BOX-Manager allerdings eine gerechte Strafe: Sie werden gefeuert und zu feinem Pulver gerieben, das als Wundmittel genauso taugt wie als Futter für Köpfe in Formaldehyd. Und »Bender’s Big Score« ist mehr als eine bloße Aneinanderreihung solcher Gags, nämlich eine astreine ScienceFiction-Story, in deren 90 Minuten ein halbes Dutzend Zeitreisen Platz finden, dazu eine Geschichte über unerwiderte Liebe, zwei Musical-Nummern, außerirdische Spam-Betrüger – und Gastauftritte von Al Gore, Sarah Silverman, Mark Hamill und Coolio (nein, wirklich). Nicht zu vergessen ein besonders schönes Feature der DVD-Extras: »Alle lieben die Hypnokröte – Eine faszinierende Episode über das beliebteste Fernsehprogramm der Zukunft«. Jürg Tschirren Futurama: Bender’s Big Score (USA 2007; R: Dwayne Carey-Hill; FOX) Futurama und Family Guy gewinnen? Bender-Sprechblasencontest auf www.intro.de
DVD
Wet Desire
Sunkissed
Die reizende Entkleidungskünstlerin Sayuri Ichijô, Pionierin ihres Fachs, spielt sich in dieser Perle des als »King of Roman[tic] Porn« in die Kinogeschichte eingegangenen Regisseurs Tatsumi Kumashiro selbst. Von Kumashiro ist der Satz überliefert: »Meine Filme handeln von Menschen, nicht Biologie.« So prägte er die zweite Welle des japanischen Softcore-Genres mit, indem er sich das Maximum an künstlerischer Freiheit nahm, das dieses vom Studio Nikkatsu entwickelte Subgenre des romanu poruno zu bieten hatte: Satire und (Geschlechter-) Politik werden geschickt mit den Rahmenvorgaben - u.a einer Sexszene alle zehn Minuten - verwoben. Kumashiro überzeugte nicht nur das Publikum, sondern auch immer wieder die Filmkritik, die ihm für die Geschichte der Sayuri Ichij den »Kinema-Junpô« verlieh. Der Regisseur moralisiert nicht, er zeigt die staatliche Verfolgung unter dem Namen der »Erregung öffentlichen Ärgernisses« als das, was sie ist: eine Repressalie gegenüber den Frauen und nicht gegenüber ihren finanziellen Nutznießern. Birgit Binder
Das Motiv ist simpel und dürfte sich auch jedem erschließen, der nicht mit Klassikern des schwulen IndependentFilms wie »The Fluffer« oder »Get Real« vertraut ist: Verkopfter Durchschnittstyp trifft spröden, vor Testosteron strotzenden und mehr oder minder heterosexuellen Müßiggänger, in dessen bodenständige Erscheinung er sich verguckt – in der Hoffnung, dort irgendwo eine Hintertür für das eigene Begehren zu finden. Für »Sunkissed« verlegt Patrick McGuinn ein solches Tête-à-Tête in die Wüste Kaliforniens, wo sich die beiden hübschen Protagonisten in und vor einem abgetakelten Ferienhaus fleißig – und wohl auch nicht ganz ironiefrei – in knappen Badehöschen mit dem Gartenschlauch abduschen oder sehnsüchtig in die Kamera starren, während sie sich zum (plötzlich gar nicht mehr so asexuell anmutenden) Soundtrack von The Sea And Cake ihrer Shirts entledigen. Das ist hübsch anzusehen und erinnert nicht zuletzt aufgrund der schwülstigen Super-8-Ästhetik an alte Warhol-Filme. Unangenehm wird es allerdings dann, wenn der Regisseur zu viel will, wenn er die beiden Jungs plötzlich aus heiterem Himmel abgedroschenes Coming-out-Geschwafel aufsagen lässt oder uns in der zweiten Hälfte durch dramaturgisch katastrophales Verwirrspiel Marke Lynch allen Ernstes weismachen will, es handle sich bei diesem Indie-Softporno um einen Thril-
Wet Desire (J 1972; R: Tatsumi Kumashiro; D: Sayuri
Im Grunde ist ein Buch wie Kurt Vonneguts »Schlachthof 5« unverfilmbar. Ein offenes Werk, das dem Leser viel Raum für Interpretation lässt. Erstaunlich also, dass George Roy Hill bereits kurze Zeit nach dem Escheinen des Romans eine Kinofassung anging; übrigens eine der ganz wenigen Vonnegut-Verfilmungen überhaupt. Was blieb dem Regisseur übrig, als das Buch auf seine Weise zu lesen und dementsprechend den Film anzulegen? So ist Hills »Schlachthof 5« die Perspektive Hills auf diesen Roman. Das ist deswegen interessant, weil es fanatische Vonnegut-Fans gibt, die sich, ebenso wie die Forschung, in mindestens drei Lager aufteilen, wie denn der Roman zu lesen sei. Natürlich
Ichijô, Hiroko Isayama; Rapid Eye Movie)
077
ler. Dann würde man am liebsten vorspulen oder sich zumindest die Ohren zuhalten – wenn die zwischendurch eingestreute Musik nicht so wunderhübsch wäre. Hanno Stecher Sunkissed (USA 2006; R: Patrick McGuinn; D: John Ort; Edition Salzgeber)
Schlachthof 5 entschied sich Hill für die visuell interessanteste und vernünftigste Sichtweise, was den Film seit jeher polarisieren ließ: Die eine Seite ist begeistert über ein wirklich solides und spannendes Werk; die andere hasst ihn, weil er der komplexen Narration des Buchs nicht unbedingt gerecht wird. Vielleicht der Grund, warum uns eine DVD-Auswertung so lange vorenthalten wurde. Nun endlich kann sich jeder selbst ein Urteil bilden. Sascha Seiler Verlosung: 3 x auf www.intro.de: Schlachthof 5 (USA 1972; R: George Roy Hill; Koch Media)
One-Two LIVE 19.03.2008 30.03.2008 31.03. 2008 01.04.2008 03.04.2008 04.04.2008 05.04.2008 1 1.04.2008 12.04.2008 13.04.2008 15.04.2008 16.04.2008 17.04.2008 19.04.2008 20.04.2008
Hilfiger Live Session in Berlin, Tape Lingen Emslandhalle* Bielefeld Ringlokschuppen* Oldenburg Kongresshalle* Braunschweig Jolly Joker* Rostock MAU Club* Kiel Halle 400* Berlin Magnet Potsdam Waschhaus Arena* Potsdam Waschhaus Arena* Wartenberg Wartenberg Oval* Nürnberg Löwensaal* Trier Europahalle* Augsburg Kongresshalle* Göttingen Stadthalle*
ONE-TWO Das neue Album the story of bob star release 07.03.2008
*Support von WIR SIND HELDEN
www.one-two.info . www.myspace.com /powerpopuptothetop . www.fourmusic.com
078 DVD
Intro empfiehlt 04.08 Jeden Monat neu: hier die Tipps der Redaktion, die den Sticker »empfohlen von Intro« tragen.
The Foals Antidotes
Calvin Harris I Created Disco
AMAN Download Sampler
Girls In Hawaii Plan Your Escape
Joy Division The Best of
MIT Coda
Wolke Teil 3
Blood Red Shoes Box of Secrets
Warner
Naive / Indigo
Navel Frozen Souls
Louisville Records/Universal
Ministry of Sound
Rhino / Warner
Tapete/Indigo
Infos unter www.intro.de/aman
Haute Areal/Cargo Records
Cooperative/Universal
Tolle Plattenläden,
BARBET SCHROEDER Barbet Schroeder – maskulines Charisma pur, Produzent, Regisseur, Gelegenheitsakteur. Letzthin bescherte er Wes Andersons solipsistischer Nichtigkeit »The Darjeeling Limited« (2007) als exzentrischer Mechaniker ihren einzigen erinnerungswürdigeren Moment. Der Mann ist eine der eigenartigsten und eigensinnigsten Gestalten der Nouvelle Vague. Vielleicht gar ihre eingebaute Antithese. Sex, Drogen und politische Experimente stehen im Zentrum seines Frühwerks, aus dem via Red Planet nun zwei Perlen – beide mit Pink-Floyd-Psychedelic-Teppichen unterlegt – erscheinen: »More« (1969) und »La Vallée« (1972). In »More« werden Drogen weggehauen und dann rumgepimpert, dass sich das Universum auflöst. In »La Vallée« wird eine Reise zu den Mapuga zur Verdeutlichung zivilisatorischer Verluste – am Ende stehen Schroeders Lebenssinnsucher stets dumm da. Aber auch klüger, weil um eine Enttäuschung reicher. Der Weg ist das Ziel, so wie Schroeders Filme nur den Grund zur Verwirklichung eigener Fantasien liefern: »La Vallée« drehte Schroeder nur für die Expedition zu den Mapuga und »More« halt für den Kollektivabschuss. Nicht uninteressant ist, dass Schroeder eigentlich ein absoluter Kontrollfanatiker ist – siehe auch seine wenig verhohlen autobiografische S&MAbhandlung »Maitresse« (1975) mit der Frau Gemahlin in der Titelrolle. Andererseits weiß er auch um die Abgründe fanatischer Kontrolle, was sein Versuch über »General Idi Amin Dada« von 1974 demonstriert. Gemeinsam ist allen Werken eine sehr beunruhigende Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm. Olaf Möller
bei denen es auch das aktuelle Intro gibt. Aachen: Giftland Music, Plattenbau, Plattenbörse, Tam Tam Tonträger Aalen: Günthers Plattenladen Ahrensburg: Musiccorner Andernach: Musikladen Arnsberg: Score Aschaffenburg: Disco Shop, Echobeat Augsburg: Musicland, Nirvana, SchallPlattenzentrale, Tonträger, Ungawa! Records Bad Kreuznach: Engelmayer Aktiv Musik Bad Neuenahr-Ahrweiler: Amm Plattenkiste Bad Salzungen: Elkes Musikbox Bad Segeberg: Sound-Eck Bamberg: Musicland, Rex Melodica Bautzen: Beathouse Bensheim: Musikgarage Berlin: Best Shop Berlin, Bis Aufs Messer, Checkpoint , Club Sound Records, Comeback Records, Core Tex Records, Cover Music, Das Drehmoment, Dense Records, Dig A Little Deeper, Dj Equipment Und Vinyl, Dns Recordstore, Doctor Beat, Franz & Josef, Freak Out, Freizeitglauben, Groove Records, Halb 7 Records, Hiphopvinyl, Hurricane, Leila M Recordstore, Look 54 Records, Melting Point Records, Mitte Musik, Mr Dead & Mrs Free, Musicland, Musik Unter Den Gleisen, Noisy Store, Oye Records, Piatto Forte Record Store, Puke Music, Risi Bisi Popshop, Rock Steady Records, Rotation, Schönes Hören, Scratch Records, Silver Disc Records, Soultrade, Sound & Drumland, Space Hall, Space Honda, Station B, Vopo Records, Yellow Dog Records, Yorck Records Biberach: G-Point Records Bielefeld: Audio Art, Greed Records, Hört Sich Gut An, Sounds Bochum: Aktiv Music Point, Alveran Records, Discover, ELPI, Traffic Sound Bonn: Mr. Music, Unity Records Brandenburg: D & D Records, Kunstkabinett Braunschweig: Riptide Bremen: Deejays, Ear Rockphon, Lonely Planet Boy, Zoff Records Bremerhaven: 33 Rpm Store, Recordbar Buchholz: Smile Records Büdingen: Ram Tam Aktiv Musik Chemnitz: Musikhaus Chemnitz, Underworld Records Coburg: Tontopf, Toxic-Toast Crimmitschau: Biggys Music Shop Dachau: Sc-Discy Darmstadt: City-CD, Pentagon, Uli’s Musikland Dessau: Halb 7 Records Detmold: X-Inch Dorsten: Pop Shop Dortmund: Chimp Records, Idiots Records, Last Chance, Wax Poetics, Wozz Dresden: Black Sheep, Der Plattenladen, Drop-Out-Records, Fat Fenders, Laconic Records, S-Elect Records, Sweetwater Recordstore, Zentralohrgan Duisburg: Garageland, Red Rose Records Düsseldorf: A+O Medien, Enterprise, Flipside, Hitsville Eitorf: CD & Music Corner Emden: 96records Emsdetten: Music & Video Erding: Musicworld Erfurt: Dixon-Store, Woodstock Erlangen: Der SchallPlattenmann, Musicland Erlangen: Zitelmann‘s Musikland Essen: Important Records 1, New Lifeshark, Rockstore Finsterwalde: Aktiv Discover, Top Skin Records Flensburg: Musikpalast Frankfurt/Main: Boy Records, Delirium Records, Freebase, Musikladen, Pro Vinyl Frankfurt/Oder: Vinylline Records Freiburg: Compact Disc Center, Ddd Music, Flight 13, Mono Freudenstadt: Record In Fulda: Marleen Fürth: Kioski, Monoton Geisenheim: Plattenstuebchen Gera: Schwarzmarkt Giessen: Music Attack, Pentatonik Schallwaren Görlitz: Schallhaus Plattenladen Göttingen: Dis Records, JPC Greifswald: Hook Recordstore Halle: New Sound Hamburg: Anders Hören, Burnout, Championship Records, Checkpoint Charly, Cuepoint, Groove City, Hanseplatte, Ingos Plattenkiste, Lado, Michelle Records, Otaku, Pop-Musik Und Mode, Rekord, Rock’N’Roll Warehouse, Ruff Trade Records, Scratch Records, Smallville Records, Soundwind, Starpoint Records, Text + Töne, Vannauer, Zardoz Hanau: Music-Arts-Aktiv Hannover: 25 Music, Hot Shot Records, Mint Music, Vinyl Welt Heidelberg: Crazy Diamond, Down Town Records, Humpty Records, Vinyl Only Heilbronn: Dreamworld Records Hennef: Music Adventure Husum: Disco Express Ingelheim: Ohrwurm Records Iserlohn: Cashbox Itzehoe: Amm Itzehoe GmbH Jena: Fatplastics, M:Bass:Y, Mr. Music Kaiserslautern: Pop-Shop, Proton Karlsruhe: Discover, Plattentasche Kassel: Studio 26 Kaufbeuren: Die SchallPlatte Kehl: City-CD/Aktiv Music Kiel: Blitz Records, Hört Sich Gut An Kleve: CD-Line Koblenz: True Love Store Köln: A-Musik, Groove Attack, Kompakt, Music Point, Normal Records, Nunk Music, Parallel Records, Schallhandel, Underdog Records Konstanz: Cha Cha Store, Studio 1 Korbach: City Music GmbH Krefeld: Rille Landsberg Am Lech: Sc-Discy Lauterach: Surround Records Leipzig: Freezone, Freezone, Mad Flava, Ohrakel, Philter Music, Saba Record Store, Schall & Rausch, Seemannsglück, Syntax Lingen: Bernhard Van Lengerich Lippstadt: Stone Free Music Lörrach: Indiepunk Records Lübeck: Pressezentrum, Studio 1 Ludwigsburg: Interpool Lüneburg: Musiksalon Wordundton, Samowar Records, Sito Music Magdeburg: Beat Boutique Hot Rats, Unique Mainz: Discover SchallPlatten, Lautstark, Overdrive Records, Punkshop.com, Rockpile SchallPlatten, Teenage Wasteland Mannheim: CDpost.de, Lautstark Records, Liquid Sound Dynamics, Monoton Marburg: Die Scheibe, Music Attack München: Connection, Exun, Hausmusik, Musicland, Neutronic, Optimal, Play Records, Resonanz SchallPlatten, Spielbar Tragbar Münster: ELPI, Green Hell Records, Jörgs CD-Forum Neu-Ulm: Musicline Nordhorn: Georgie‘s LP&CD Laden Nürnberg: CD-Paradies Nürnberg: Musicandbooks Offenbach: Main Records, Recordstation Öhringen: Music Store Oldenburg: Mts-City-Sound, Scheibenkleister Osnabrück: JPC, Kuhhandel, Shock Records, Zukunftsmusik Paderborn: Unger Sound&Vision Passau: Back To Back Pforzheim: Headshop Pinneberg: City Of Music Potsdam: Halb 7 Records, Silverspeedrecords Rastede: CD-Corner Regensburg: Eldorado Records Rheine: Ohrwurm Rosenheim: Bebop SchallPlatten Rostock: Karate Beats, Plattform, Pressezentrum, Pressezentrum, Vinylasyl Rottweil: Musikbox Saarbrücken: CD-Grünewald, Fine Music&Art, Rex Rotari Saarlouis: Chamäleon, Phonac Music Schwerin: Audiopheel, Easy Traxx Siegen: Kratzer Sinzig: Klangwelt Straußberg: Abspielbar Records Stuttgart: Humpty Records, Paul‘s Musique, Ratzer Records, Record Express, Second Hand Records, Sound Shop Trier: Lübke Sounds Tübingen: Rimpo Ulm: Record Express, Sound Circus, Syndrome Records Velbert: Musik Schallowetz Waldbrunn-Ellar: Apollon 3 Waren/Müritz: Amm Top 10 Wedemark: Lost & Found Records Weiterstadt: Subsonic - Ein Musikzimmer Wien: Black Market, Substance Wiesbaden: Lautstark Wilhelmshaven: Triangel Winterberg: Die SchallPlatte Wismar: Xl Music & Fashion Witten : Bus Stop Records Worms: Heaven Records Wuppertal: Beatz Und Kekse, ELPI, Pop Art Würzburg: H2o, X-Dream Zeitz: Best Of Music Zittau: CD Studio Zwickau: ALPha Tec, Madhouse, SchallPlatte
Dies ist nur eine kleine Auswahl. Alle ca. 2.400 Auslagestellen finden sich unter: www.intro.de/auslagestellen
Serien Diesen Monat erreicht uns ein Remake der besonderen Art, und zwar vom SciFi-Klassiker »Star Wars«: Die Besetzung der animierten Sitcom »Family Guy« spielt genau diesen nach, mit den beliebten Figuren aus der Serie in den Rollen des »Star Wars«-Personals, und natürlich mit Stevie als Darth Vader. Das läuft unter dem Namen »Blue Harvest«, seinerzeit der Arbeitstitel für den Originalfilm. Superhelden anderer Machart treiben in »Heroes« ihr Unwesen; der Überraschungshit des letzten Jahres läuft im zweiten Teil auf ein spektakuläres und überraschendes Finale zu. Auch »Psych«, die Serie um einen mit übersinnlichen Kräften hantierenden Detektiv, gilt als Überraschungshit der Saison. Die kanadische Serie »Re-Genesis« geht in ihre zweite Staffel; beliebt ist sie vor allem wegen ihrer recht realistischen Darstellung wissenschaftlicher Abnormitäten und ihrer angenehmen Anti-Hollywood-Ästhetik. Natürlich geht es auch mit der Veröffentlichung von Fernsehklassikern weiter: Dabei scheint man auf die Fünf und die Sechs zu setzen, denn auf dem Pro-
gramm stehen die fünfte Season von »Miami Vice« und der »Golden Girls« sowie von »Hör mal, wer da hämmert«. Sechste Staffeln gibt es von »McLeods Töchtern« und der »Lindenstraße« (3 x zu gewinnen auf www.intro.de) sowie von der durchgeknallten Ärzte-Serie »Scrubs – Die Anfänger«. Endlich auf DVD erscheint indes die in den 90er-Jahren äußerst beliebte SciFi/Mystery-Serie »The Outer Limits«, die seinerzeit ja immer im Doppelpack mit »Akte X« im deutschen Fernsehen lief und die den Geist der legendären »Twilight Zone« wieder aufleben ließ. Ein vergessenes Juwel, gerade aufgrund der Trash-Ästhetik. Apropos: Wie viel Staffeln gab es eigentlich von »Dallas«? Schwer zu sagen, doch hier kommt bereits die achte Season in die DVD-Regale, ebenso wie die zweite des dynamischen Detektivs »Rockford«. Abgerundet wird der Monat durch eine Gesamtausgabe der britischen Comedyreihe »Absolutely Fabulous« sowie die erste Staffel des hervorragenden amerikanischen Dramas »Brothers And Sisters«. Sascha Seiler
HERBST IM FRÜHLING
Filme zur RAF-Geschichte mit Frank Schuster Die RAF ist heute längst zum Popmythos geworden. Ihr Emblem ziert T-Shirts, die Zeitschrift Tussi Deluxe druckte eine Modestrecke mit nachgestellten Baader- und Ensslin-Fotos, und der um wenig Authentizität bemühte Film »Baader« (2002) verklärte das Terroristenduo quasi zu bundesrepublikanischen »Bonnie & Clyde«. In einer Zeit, als die RAF noch existierte und bombte, war solche Mythosbildung undenkbar. Filmemachern der 70er- und 80er-Jahre ging es eher darum, zu entmythologisieren, die verhetzte und aufgeheizte Stimmung abzukühlen, sich in die politische Debatte einzuschalten. »Wir haben versucht, mit anderen als mit polizeistaatlichen Methoden die Situation zu entschärfen«, sagt Regisseur Volker Schlöndorff im Interview, das der DVD-Fassung von »Die verlorene Ehre der Katharina Blum« (1975) als Bonusmaterial anhängt, einem der ersten Filme überhaupt, der sich mit dem RAFThema beschäftigte. Man kann dem Schlöndorff-Film, wie vielen seiner Werke, einen Hang zum Dickauftragen vorwerfen. Doch zugegebenermaßen wirkt er auch nach über 30 Jahren wenig angestaubt, was man nicht von allen deutschen Autorenfilmen jener Zeit sagen kann. Gleiches gilt erstaunlicherweise auch für die fünf anderen Filme, die in der mit »Deutscher Herbst« (Kinowelt) betitelten Box stecken. Es ist, als motivierte der Terror zu filmemacherischen Höhenflügen. Was RAF-Filme einmal auslösen konnten, zeigen die Reaktionen auf Reinhard Hauffs »Stammheim« (1986). Überall im Land gab es bei Vorführungen Sabotageakte aus der Sympathisantenszene; in den Kinos wurden Kerosinspuren gelegt, Filmvorführer eingesperrt, Kopien geklaut. Der Vorwurf der Linken lautete, der Film nähre die Selbstmordthese, die bürgerliche Interpretation der Todesnacht im Hochsicherheitsgefängnis Stammheim. Stärken des Gerichtsfilms sind die »Die zwölf Geschworenen«-artige Reduktion auf den Verhandlungssaal sowie das authentische Wortmaterial, das Drehbuchschreiber Stefan Aust in den über hundert Akten zu den RAF-Prozessen vorfand. Während Margaretha von Trotta mit »Die bleierne Zeit« (1981) ein sensibles Porträt zweier an die Ensslin-Schwestern angelehnten Frauen schuf, begleitet »Das Messer im Kopf« (1978), ebenfalls von Hauff, einen von einem Polizisten angeschossenen Sympathisanten auf seinem Weg der Genesung (und Entfremdung), zu atmosphärischer Musik von Can-Keyboarder Irmin Schmidt. Rainer Werner Fassbinders bittere Verschwörungstheorie-Farce »Die dritte Generation« fällt dagegen völlig aus dem Rahmen. Terroristen werden hier von einem Industriellen eingesetzt, um neue Absatzmärkte für seine Computer zu schaffen. Fassbinder war auch mit einer wütenden Episode an »Deutschland im Herbst« (1978) beteiligt, einem Gemeinschaftswerk damals führender deutscher Autorenfilmer. Der Streifen war unmittelbare Reaktion auf die Schleyer-Ermordung und Stammheim-Tode; Ereignisse, die eine große Desillusionierung unter den Linken auslösten. »Die Scharen Langmähniger, die jetzt die Kinokasse umlagern, nicht vom Staate weg in die gedankliche und tätliche Verzweiflung zu treiben, sondern sie an ein Staatswesen zu binden, das auch für kritische Geister Platz hat, darum ist dieser Film bemüht«, schrieb die FAZ zum Filmstart. Heute mag die RAF Mythos sein, damals war sie Realität.
080 Literatur
Zehn Wahrheiten
BIO STATT GUERILLA Deutschland ehrt seine Terroristen: Jutta Ditfurth über Ulrike Meinhof. Angesichts der radikale Einsichten versprechenden Kombination ist unser Rasterfahnder Linus Volkmann letztlich etwas enttäuscht von der betulichen Genügsamkeit des Werks.
W
ie sauer Status quo, Gesellschaft, Medienarbeiter und andere Loser immer noch auf die RAF sind, bemerkt man, wenn man die mittlerweile konsensfähige Lesart zum deutschen Terrorismus betrachtet, die sich alle gemeinsam zusammengepuzzelt haben und derer sich in immer scherenschnittigerer Art und Weise stets aufs Neue versichert werden muss. Motive der seinerzeit Handelnden dürfen somit offiziell und unbedingt nur persönliche Deformation oder Pathologisches widerspiegeln, bei Meinhof kommt gern noch der zum Hirntumor des Bösen gehypte Blutschwamm hinzu, der ihr während der Schwangerschaft 1962 entnommen worden ist. Emanzipatorische Real-Utopien wie zum Beispiel der große Anteil von Frauen in Führungsrollen der Gruppe wurden im öffentlichen Display längst zugunsten von »der verruchte Chauvi-Gangster-Baader und seine abhängigen Groupies bzw. Schlampen« umgeschrieben. Bei so viel geglückter Verzerrung wundert man sich allerdings, warum Dinge rund um die RAF dennoch weiterhin derart aufgeladen rezipiert werden. Dahingehend durfte man sich nun auch von Jutta Ditfurths epischer MeinhofBiografie einiges versprechen. Immerhin kehrte Ditfurth den Grünen Anfang der 90er den Rücken wegen deren Rechtsentwicklung a.k.a. dem Einflussgewinn der RealoFraktion und gründete mit der Ökolinx eine weit weniger
konsensträchtige Linkspartei. Im Vorfeld der Buchveröffentlichung reflexartig die jeweilige Gesinnungslyrik an – so empörten sich konservative Blätter über die fehlende Dämonisierung, Antiimp-Blogs über zu viel Distanz, und die antideutsche Position in der Jungle World peitschte sich gar auf Ausfalls-Polemik gegen Meinhof wie Ditfurth hoch. Tja, und ganz zum Schluss steht dann das Buch. Ein Buch, das all die Aufregung in seinen 34 chronologischen Kapiteln nicht nötig hätte. Die Sprache betulich, und es ergießt sich (»Fremd-Biografie«-typisch) immerfort diese Kaskade an zusammengetragenen uninteressanten KleinKlein-Informationen. Und die droht jegliche Erkenntnisse zu ersticken. Denn solche blinken hier und da schon mal auf: Ditfurth liefert immer auch den gesellschaftlichen Kontext mit, um die Beweggründe ihrer Protagonistin nicht nur über das Private zu erzählen. Viel weiter gerade auch in die Motive der RAF reicht das alles aber nicht. Unaufgeregt, realistisch, wohlmeinend spulen sich die Stationen von den Großeltern bis zum Tod in Stammheim ab. Aufschlussreicher und irgendwie auch lebendiger sind da doch die gesammelten Meinhof-Essays in »Die Würde des Menschen ist antastbar« (Wagenbach, 1980). Linus Volkmann
Im Klappentext von Miranda Julys Kurzgeschichtenband »Zehn Wahrheiten« heißt es, bei der Autorin werde »das Alltägliche wieder zum Wunder«. Ist es etwa alltäglich oder ein Wunder, wenn drei 80-Jährige Schwimmunterricht auf dem Küchenfußboden nehmen? Wenn eine Erdbebenschutzfachfrau, die sich für den Tod hält, eine Obsession für Prinz William entwickelt? Oder ein Teenager eine Affäre mit einer Art Schatten hat, der jede Nacht in ihr Bett kommt? »Unsere Gespräche führten wir in meinem Blut, oder ich drückte, wenn ich seine Stimme hören wollte, auf meinem Plastik-Casio die Tasten für Fis und das eingestrichene C, und unter diesen Noten war eine weit entfernte, knisternde Stimme zu hören.« Miranda July zählt zu jener Art von Autoren, die unerklärlich gut darin sind, Momente zu schaffen. Ähnlich wie Jeffrey Eugenides und Dave Eggers, beides US-Short-Story-Helden, die sich auch im July-Netzwerk bewegen – mit dem Unterschied, dass »Zehn Wahrheiten« im Grunde ausschließlich aus solchen leuchtenden Augenblicken besteht. (Wer von so viel Schönheit genervt ist, sollte zwischendurch eine deutsche Kurzgeschichte lesen. So als neutralisierenden Zwischengang. Danach gefallen Julys Figuren umso mehr.) Dass man beim Lesen dazu neigt, die Grundregel des Nicht-Eins-Seins von Autor und Ich-Erzähler zu missachten, mag an Miranda Julys sonstigem Output als Performance-Künstlerin und Regisseurin (»You And Me And Everyone We Know«) liegen; immer nimmt sie im eigenen Werk eine zentrale Rolle ein. Weil sich das »Ich« auch hier so omnipräsent auf die verschiedensten Charaktere zersplittert, scheint es fast selbstverständlich, auch den alten Angestellten einer Handtaschenfirma, der schließlich in einem traurig-rauschhaften Akt mit seinem Kollegen schläft, als Teil von ihr zu betrachten. Gender Trouble, so gelesen. Viele der 16 Geschichten sind ein wenig unheimlich, sowohl im Sinne von »spooky« als auch im Sinne Freuds; auch das rührt von Uneindeutigkeiten her. Ist da vielleicht eine »andere« Art von Liebe zwischen Adoptivtochter und Mutter? Liegt da so was wie Sex in der Luft, wenn der kleine Junge von gegenüber die Mittdreißigerin besucht? Immer geht es um Beziehungen, die sich in Randbereichen und Zwischenräumen bewegen – bis dahin, wohin Sprache im Normalfall nicht reicht. Dana Bönisch Miranda July »Zehn Wahrheiten«
Jutta Ditfurth »Ulrike Meinhof – Die Biografie« (Ullstein, 482 S., EUR 22,90)
(Diogenes, 252 S., EUR 18,90)
Literatur
FICK DAS SYSTEM Im lahmarschigen Deutschland kommt es selten genug vor, dass man sagen kann: »Es geht was.« Aber gerade ist es so: Die Interventionen queer-feministischer Subkulturen und die Debatten über Kunst, Politik und Gender Studies tragen Früchte im bürgerlichen Milieu. Das Thema Sexualität erfährt derzeit geradezu einen Hype. Wie der einigermaßen reflektierte Popkonsument weiß, sind Hypes weder vollblöd noch supergeil. Sie sind warenförmig und aufdringlich. Manchmal sind sie förderlich, um Begehren zu politisieren und soziale Alternativen vorstellbar zu machen. Immer wieder lustig zu beobachten, wie sich durch die zunehmende Sexualisierung des Mainstreams gearbeitet wird, als hätte es irgendwann Formen gesellschaftlicher Produktion gegeben, in denen Arbeit nicht vergeschlechtlicht gewesen wäre – und das Verhältnis von Lust/Mobilisierung oder Körpern/Begehren neben der Repression von »anderen« Körpern tatsächlich mal abwesend. Nimmt man dazu Gayatri Spivaks Beobachtung, dass die Ehe die älteste Institution der Weltgeschichte ist, wird klar, dass in Deutschland der Feminismus noch mehr an platten Ressentiments als an einer neokonservativ verbrämten Alice Schwarzer leidet. Apropos: Mit dem bald erscheinenden Magazin Missy gibt es zukünftig eine postfeministische Alternative sowohl zu Oma Alice als auch zur Masse an männlich geprägten Pop-Magazinen. Chapeau! Die »Testcard« (Ventil Verlag, 288 S., EUR 14,50), eine der beliebtesten nicht-universitären Reader-Reihen zur Popgeschichte, probiert sich mit ihrer 17. Nummer ebenfalls am Thema »Sex«. In einer irren Mischung fliegen dabei Perspektiven durcheinander, bis einem im positiven Sinne schwindlig wird: Kapitalismuskritik und alternativer Porno, TransgenderBeziehungen und sexuelle Arbeit,
queere Underground-Praktiken und feministisches Autorenkino. Der Umstand, dass das pluralistische Rumgedoktere an tausend Ecken und Enden auch verdeckt, wie weit viele Diskussionen noch in den Kinderschuhen stecken, ist eher normal. Und Texte von queeren Theoretikern und Aktivisten über eine Revolution ohne gemeinsamen Kampf gegen alltägliches Ich-AG-Dasein sind zwar ähnlich limitiert wie eine universalistische Linke ohne Erfahrung mit queeren Lebensformen und dafür »objektivem« Gerede über die Verhältnisse und deren Überwindung, aber 95 Prozent aller monatlichen Publikationen sind trotzdem sinnloser. Das hat auch seine Gründe. Inwieweit es zum Beispiel alle – der Mainstream, der konservative Feminismus und die linken Magazine – verpennt haben, mit proletarischen Frauen zu sprechen, anstatt von oben herab über sie zu urteilen, macht Virginie Despentes’ jüngstes Buch klar. Die Roman-Schriftstellerin und Regisseurin von »BaiseMoi – Fick mich« hat ihre erste Essay-Sammlung veröffentlicht. Darin bezieht sie eine konsequente ProSex-Feminismus-Position, die sich gewaschen hat. Ihre »King Kong Theorie« (Berlin Verlag, 160 S., EUR 18) rockt in Punk-Speech und ohne elitäres Uni-Gehabe durch Debatten zu Pornografie, Sexarbeit und Vergewaltigung. Sie postuliert einen Feminismus, mit und bei dem Männer viel zu tun haben. Despentes’ radikale Textsammlung ist nicht nur in Sachen Balance zwischen Form und Inhalt, Persönlichem und Politischem außerordentlich gelungen, sie führt nachdrücklich eine Stimme ein, die sich nicht nur von Eva Herman und Alice Schwarzer, sondern auch von Ariadne von Schirach und Charlotte Roche unterscheidet. »King Kong Theorie« ist schlicht eines der allerwichtigsten Bücher seit Judith Butlers »Gender Trouble« zur Frage, was Frau ist – und wer davon zu berichten hat. Tim Stüttgen
Wir Alphamädchen Charlotte Roche hat mit ihrem Roman »Feuchtgebiete« das Feuilleton aufgemischt. So viel Aufmerksamkeit werden Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl für »Wir Alphamädchen« nicht einheimsen. Die Aussage ist unterm Strich aber dieselbe: Warum Feminismus das Leben schöner macht. Warum die Schönheitsindustrie Frauen einredet, dass sie angeblich nie schön genug sind. »Wir Alphamädchen« ist populärwissenschaftliche Erklärung, dass die Frauenbewegung gemeinhin drei Phasen hatte: den Kampf um das Wahl- und Bildungsrecht für Frauen im 19. Jahrhundert, das Pochen auf ein Abtreibungsrecht und sexuelle Befreiung in den 60er-Jahren sowie den heutigen ThirdWave-Feminismus mit popkulturellem Bezug. Es geht um Verhütung und Pornos, Frauen in Sprache, Politik und Medien. Durchaus eine vielseitige Analyse des Ist-Zustandes – mit allen Errungenschaften, aber auch Defiziten Etwa, dass in Deutschland Frauen im Schnitt immer noch 20 Prozent weniger verdienen als Männer. Positiv ist das deutliche Benennen der verängstigten »Altherrenriege der Journalisten« im Spiegel oder in der FAZ, die in engagierten Vätern die »wahre Männlichkeit« bedroht sehen. Teilweise nerven die Autorinnen etwas mit ihrem übertriebenen Girlie-Stil à la »gründen wir eine Mädchenmannschaft«. Inhaltlich bin ich aber mit im Team – und Charlotte Roche bestimmt auch. Dörte Miosga Meredith Haaf, Susanne Klingner, Barbara Streidl »Wir Alphamädchen« (Hoffmann und Campe, 253 S., EUR 19,95)
('% DlM`$Gi\`j ;Xj Y\jk\ [\lkjZ_\ Dlj`bm`[\f *% DX` )''/ ,+% @ek\ie X C`Z_kYli^ k`feXc\ BliqÔcdkX^ =`cdgXcXj \ k nnn%bl FY\i_Xlj\e (% Æ iqÔcdkX^ % DX` )'' \%[\ /
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081
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082 Spiele
Perry Rhodan
Devil May Cry 4
UNAUFGEREGTER GENERATIONSWECHSEL »Devil May Cry« zählt zu den meistverkauften Titeln der PS2-Geschichte: ein Spiel, in dem beinahe alles passte. Jetzt wagte die prachtvoll inszenierte Dämonenhatz den Sprung auf die neuen Plattformen – wir haben nachgesehen, ob sie ihn schadlos überstanden hat.
M
it der Potenz der neuen Konsolen sind auch die Ansprüche gestiegen: Der Konsument erwartet Revolutionen, konzeptuell wie im Detail. Die Schonzeit für Software-Hersteller ist mittlerweile verstrichen, aber Verbraucher und Fachpresse sind sich weiterhin einig: Die großspurig angekündigte Revolution lässt auf sich warten. Bilanziert man das bisherige Sortiment, konnten nur wenige Titel die Erwartungen erfüllen: Das optisch beeindruckende »Burnout« oder das elegant erzählte Meuchelepos »Assassin’s Creed« gehören vielleicht in jene Kategorie; den Hammer, der eine neue Ära markiert, sucht man aber immer noch vergebens. Ein Spiel, das stilprägend wirkt wie einst »GTA« oder »Devil May Cry« für die letzte Generation. Weswegen man vielerorts mit den Hufen scharrte, als der Branchenriese Capcom eine Fortsetzung von »Devil May Cry« für die neuen Plattformen ankündigte. Der vierte Teil des Hack&Slay-Klassikers erscheint jetzt erstmalig auch auf PC und Xbox 360. Eine pankompatible Großoffensive also, und die Expansion beginnt reichlich unorthodox: nämlich mit dem Rauswurf des Hauptdarstellers. In der Startsequenz wird Dämonenjäger Dante, der
inzwischen beinahe Rockstar-Status (mit eigener Zeichentrickserie und veritablem Fankult) genießt, zum Bösewicht erklärt. Stattdessen agiert man nun als Nero, der von seinem Vorgänger äußerlich kaum zu unterscheiden ist, charakterlich aber komplexer zu sein scheint – so sehr man die abgeklärte Arroganz von Dante mochte, so dumpf geriet meist die Story. Ansonsten bleibt vieles beim Alten: mit anachronistisch linear verlaufenden Levels, sporadischen Rätselpassagen und gigantischen Bossgegnern, die es mit dem erwartungsgemäß drallen Move- und Waffenarsenal zu bezwingen gilt. Was vielleicht obsolet klingen mag, sich in der Praxis aber ziemlich gut anfühlt: Logischer, intuitiver und ästhetischer lassen sich Polygonen selten steuern. Hinzu kommen abwechslungsreiche Levels (vom üppigen Dschungel über postapokalyptische Straßenzüge hin zu antiken Tempelanlagen) und ein optischer Standard, der den neuen Erwartungen großteils gerecht wird. Weshalb guten Gewissens resümiert wird: sicher keine Revolution, aber eine bodenständige, wohl geratene Fortsetzung eines Klassikers der Videospiel-Historie. Gerd Rosenacker Devil May Cry 4 (PS3, Xbox 360, PC; Capcom)
Illuminati SIE sind uns allen ja bekanntlich auf den Fersen – per Handymasten, Testbildflimmern und diesen Nummern auf den Euroscheinen. Wie alles mit allem zusammenhängt, darum geht’s im wahrsten Sinne des Wortes in diesem Spiel. Jeder Spieler übernimmt einen der Geheimbünde, die um die Weltherrschaft ringen, und versucht im Lauf des Spiels, ein stetig wucherndes Karten-Netzwerk aus Unterorganisationen vor sich auszulegen. Um die Übernahmeversuche der anderen Spieler abzublocken, müssen die Karten möglichst geschlossen aneinandergelegt werden. Zudem heißt es, mit den anderen Global Playern die richtigen (temporären) Bündnisse einzugehen, um allzu forsch expandierende Konkurrenten
Seit dem ersten Erscheinen 1961 hat es die Romanheftreihe »Perry Rhodan« auf stolze 2400 Ausgaben geschafft. Nach einem rundenbasierten Strategiespiel »Perry Rhodan – Operation Eastside« von 1998 und dem Abenteuerspiel »Die verbotene Stadt« aus dem Jahre 1999 ist das schlicht mit »Perry Rhodan – The Adventure« betitelte Point&Click-Adventure eine endlich ernst zu nehmende der größten Science-Fiction-Serie der Welt.Chefautor Robert Feldhoff höchstpersönlich zeichnet für die komplett neue Story verantwortlich: Wir schreiben das Jahr 1346 neuer galaktischer Zeitrechnung: Perry Rhodan sieht sich nach einem Angriff auf die solare Residenz, Zentrum der terranischen Macht, und der Entführung seiner Vertrauten Mondra Diamond durch außerirdische Kampfroboter plötzlich von einem gewaltigen Netz aus Intrigen und Lügen umgeben. Schloss, Prinzessin, Entführung – na, klingelt da was? Wie dem auch sei: In beeindruckenden Szenarien der fünf unterschiedlichen Welten warten unzählige Logik- und Kombinationsrätsel, durch deren Lösung man etwas Licht in die Angelegenheit bringen kann. Die Symbiose aus dem Detailreichtum der 2-D-Hintergründe und den atmo-
in die Schranken zu weisen. »Illuminati« kombiniert also mehrere Spielinhalte: etwas Legespiel, etwas Taktik bei Angriff und Übernahme fremder Unterorganisationen und ein bisschen Gefühl von Gruppendynamik und Verhandlungsgeschick. Das Highlight des Spiels sind sicherlich die absurden Netzwerke, die sich entspannen, wenn etwa die Jünger Cthulhus die Post kontrollieren, die wiederum die Leichenbestatter in ihrem Würgegriff hält, von denen die Ölmultis abhängen, die die Kindergärten unterwandert haben, die ihrerseits die Sozialdemokraten kontrollieren und so weiter. Schnell erlernter Spaß also, der mit einfachem Grundprinzip immer neue Spielverläufe ermöglicht. Dass in den Medienhinweisen Daniel Kullas Klassiker »Entschwörungstheorie« fehlt – tja, das haben wohl der BND und die Delfine zusammen gedeichselt. Jasper Nicolaisen
sphärischen Licht- und Schatteneffekten sowie den weichen Animationen der 3-D-Charaktere lässt das Spiel zu einem authentischen und im höchsten Maße spannenden Abenteuer werden. Unterstützt wird die äußerst dichte Atmosphäre durch einen stimmungsvollen Soundtrack und 3-D-Soundeffekte, die zusätzliche Spannungsbögen zu erzeugen wissen. Alles in allem ist »Perry Rhodan – The Adventure« nicht zuletzt durch ein modernes und benutzerfreundliches Interface ein liebevoll umgesetztes Abenteuer aus dem »Perryversum«, das Lust auf mehr macht. Marc Seebode Perry Rhodan – The Adventure (PC; Deep Silver)
Illuminati (Brettspiel von Steve Jackson für 2-6 Spieler, Pegasus Spiele, ca. EUR 24,95)
Wir verlosen drei Exemplare des Spiels. verlosung@intro.de
Spiele
SPORTY PIXEL-SPICE Pro Evolution Soccer 2008 für PSP (Konami) Eine kurze Meldung vom Breitensport, bevor es in die sportliche Peripherie geht: Endlich kommt der aktuelle »PES«-Teil auch fürs Handheld. Und eigentlich ist alles wie bei Konsole oder PC: Eine eigene Mannschaftskarriere ist per Meisterliga möglich, Gegner machen beim Stand von 0:5 vor lauter Verunsicherung nur noch Fehlpässe, und die Ballphysik ist, wenn auch einfacher, so doch auch hier von beeindruckender Natur. Grafisch das beste Fußballspiel, das es je für unterwegs gab. Das merkt man unter anderem auch an den exorbitant langen Ladezeiten – vor dem Spiel. Im Spiel selbst läuft aber alles angenehm flüssig. King Of Clubs für Wii (Oxygen) Minimilk, Ministeck, Minigolf. Mythen mit Mini- vorne sind ja eigentlich unkaputtbar. Denkt man. Will man dem Familienspaß aus Gummibällen, Golfschlägern und Eis am Stiel aber doch an den Kragen, verlege man das Setting des Minigolf-Spiels, das man programmieren will, einfach in die Wüste von Nevada, wo degenerierte Rednecks dann zwischen Rost, Staub und neun Farben Grau auf Bahnen voller Trash-Prähistorik und schönster PS1-Grafik ihr Bestes geben sollen. Dazu läuft dann noch entmenschter GitarrenBlues. Schade, es hätte so schön sein können. EA Playground für Wii (EA) Grell, aber auch niedlich, dieses Spiel. Mediale Ironie: Anstatt mit Nintendo DS oder Handy vertreiben sich die zu spielenden Kinder aus »EA Playground« ihre Zeit am liebsten mit Analogem: Papierflieger steigen lassen, Völkerball
spielen oder Carrerabahn fahren. Keine der genannten und weiteren Disziplinen dauert dabei länger als drei Minuten, Spaß machen sie aber alle – für eine kurze Zeit. Balls Of Fury für Wii und DS (Zoo) Ob der Underground-Tischtennis-Spielfilm »Balls Of Fury« mit Christopher Walken, der erst Mitte des Jahres bei uns in die Kinos kommt, sein bester Film ist, weiß ich nicht. Bezweifelt werden darf es aber, wenn man sich den Trailer anschaut. Egal: In den USA lief er schon, und jetzt kriegen wir eben mal vor dem Film das dazugehörige Digital-Merc h a n d ise. Darin ist alles ähnlich, wenn auch weniger vereinsmeierig als bei Rockstars »Tischtennis«. Die Bedienung ist gleich intuitiv, dafür sind die Settings der einzelnen Spiele schöner – und man kann Walken in einem Kimono spielen. Besonders bizarr: Im Story-Modus durchspielt man tatsächlich den ganzen Film. Nach erklärenden Standbildern und Textsequenzen wird dann jedes im Film auftauchende Match bestritten. Felix Scharlau
083
FIFA Street 3 Raus aus den Stadien, zurück zu den Wurzeln: Die Idee der »FIFA Street«-Serie, in der Ronaldinho und Konsorten in Fünfer-Teams auf Hinterhöfen gegeneinander antreten, ist durchaus lobenswert. Doch selbst geneigte Konsumenten werden einräumen müssen, dass dieses Mätzchenmassaker mit Straßenfußball bisher wenig zu tun hatte – Sportskameraden, die schon mal einen Fallrückzieher auf Asphalt versucht haben, wissen genau, wovon die Rede ist. Und »FIFA Street 3«, der nun dritte Versuch, macht bedauerlicherweise genau da weiter, wo die Vorgänger aufgehört haben. Positiv zu vermerken ist das neue grafische, karikative Konzept – ansonsten aber begegnen einem bekannte Ä r g e rnisse: wenig Langzeitmotivation wegen abstruser Mannschaftsund Ligakonstellationen, reichlich irritierende Füllbalken und eine Inflation von ziemlich beliebig wirkenden Manövern, bei deren Performance man auf Hinterhöfen nur ein Wort zugeraunt bekäme: Poser. Gerd Rosenacker FIFA Street 3 (PS3, Xbox 360, DS; EA Sports)
084 Spiele
Digitale Paradiese Andreas Rosenfelders Essaysammlung mit dem etwas schwülstigen Titel »Digitale Paradiese« beleuchtet die großen innovativen Spieletitel der letzten 30 Jahre. Das Buch stellt deren Erzähltechniken und spielerische Innovationen in einen Sinnzusammenhang (und dadurch auf die gleiche Stufe) mit arrivierter Hochkultur. Killerspieldebatte, Spielsucht und bildungsbürgerliche Ressentiments gegen das Genre bleiben weitestgehend vor der Tür. Das Buch liefert vielmehr vermeintlich proaktiv eine zum Teil intelligente Games-Beweihräucherung, über deren zwischenzeitliche Pointiertheit sich Spiele-Fans freuen dürften. Beispielsweise dort, wo es um das absurde Zusammenfallen von Arbeit und Freizeit beim Computerspielen geht. Augenzwinkernd wird hier die Perversität dargelegt, die dazugehört, sich freiwillig dem protestantischen Leistungsprinzip zu unterwerfen, indem man bei »GTA« zum zwanzigsten Mal versucht, die schwierige Gabelstapler-Mission zu schaffen, obwohl man doch nur einen virtuellen bzw. absurden emotionalen Gewinn davonträgt. Mitunter wirkt genau dieser laterale Referenz-Gestus aber auch zu bemüht – nicht alle erwähnten Spielelemente lassen sich so stichhaltig in die Tradition des klassischen Bildungsromans oder
There will be blood
GEWALT IM SPIEL, TEIL 3205 Nur ein Bruchteil der veröffentlichten Computerspiele wird indiziert oder bekommt eine Freigabe für Spieler über 18 Jahren. Und doch sorgen einige wenige Titel immer wieder für Schlagzeilen und rufen Videospielgegner auf den Plan. Berechtigt oder übertrieben? Ein Blick in einige aktuelle Titel zeigt die Notwendigkeit der Differenzierung ...
D
ie Meldung kam nicht überraschend: Der Shooter »Call Of Duty 4: Modern Warfare« war mit sieben Millionen verkauften Exemplaren neben »Halo 3« der erfolgreichste Konsolentitel des Jahres. Dabei sieht »COD 4« so erschreckend realistisch aus, dass beim Spielen tatsächlich ein übler Kriegtreiber-Nachgeschmack bleibt. Während in anderen europäischen Ländern nur in Extremfällen wie »Manhunt 2« Zensur gefordert oder ausgeübt wird, hört der Spaß in Deutschland schneller auf. Zum Beispiel dann, wenn Töten im Spiel zum reinen Selbstzweck inszeniert oder mit einem Belohnungssystem kombiniert wird. Aktuellstes Beispiel ist »The Club« vom englischen Entwickler Bizarre Creations, bei dem die Grundprämisse des Spiels tatsächlich abstoßend klingt: An Schauplätzen wie einem alten deutschen Stahlwerk oder inmitten von Venedig geht man auf Menschenjagd. Kopfschüsse und besonders gelungene Trefferkombinationen bringen Highscore-Punkte ein. Abstoßend? Verwerflich? In den ersten Spielminuten des in Deutschland nicht beworbenen oder erhältlichen Spieles ist man über den wah-
ren Spielzweck irritiert. Abseits der menschlichen Treffer gibt es pro Level jedoch auch Dutzend andere Herausforderungen, die klar zeigen, wie sehr die Spielmechanik über dem Inhalt steht. In »The Club« wird Geschicklichkeit in einem übersteuerten Testosteron-Umfeld inszeniert, das weitaus mehr an Filme wie »Crank« oder »Shoot Em Up« erinnert. Stellenweise greifen Computerspiele durchaus auch aktuelle Problematiken auf, verhandeln diese jedoch in der Regel gerade mal auf dem Niveau des miesen Klappentextes: In »Frontlines – Fuel Of War« wird Ölknappheit zum Motiv eines Shooters, der inhaltlich dann doch purer technischer Show-off ist. Erst wer vergleichbare Spiele kennt, sieht den wirklichen Hintergrund solcher Shooter, die oft nur den erreichten technischen Spielstandard verfeinern und verbessern wollen. Fazit: Leider wird zu selten versucht, die Inhalte einen Schritt weiter zu denken. Aber: Auch die Spieler verstehen im Regelfall, dass diese Spiele eben nur die erwähnten Ziele erreichen wollen. Leider nicht mehr und oft eher weniger. Gregor Wildermann
Patapon der Thesen von Platon bis Adorno stellen, wie Rosenfelder es gerne hätte. So ergibt sich das Buch mitunter eben doch ohne Not einer hochtrabenden Rechtfertigungsrolle gegenüber den unsichtbaren Gegnern des Genres. Für Gamer birgt das Buch aber interessante Ansätze, auch wenn es bei der konkreten Abhandlung einzelner Titel bisweilen zu oberflächlich vorgeht. Nichtgamern hingegen wird Toleranz gelehrt - sofern sie in der Kürze die Argumentation und das Wesen der erwähnten Spiele überhaupt zu erfassen vermögen. Felix Scharlau Andreas Rosenfelder »Digitale Paradiese. Von der schrecklichen Schönheit der Computerspiele« (KiWi, 191 S., EUR 8,95)
Vielleicht mag einen bei Bildern von Mark Rothko oder bei Filmen von Luis Buñuel schon mal ein ähnlicher Effekt heimgesucht haben: Da sieht man etwas, kann es aber in Worten und Metaphern nur schlecht erfassen. So in etwa erging es mir bei »Patapon«, einem der aktuell schlichtweg ungewöhnlichsten Handheldspiele. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Sonys PSP in puncto Spielauswahl bisher doch eher stiefmütterlich behandelt wurde und abseits von »LocoRoco« wirklich originelle Spiele Mangelware waren. Vom gleichen Entwickler kommt nun der nächste böse Streich. Die Handlung klingt zunächst simpel: Die Patapons sind winzige tapfere Krieger, die nur auf den Befehl von Trommeln in den Kampf ziehen. Ebendiese Trommeln betätigt der Spieler in persona einer Gottheit mit den vier rechten Buttons, sodass aus der Abfolge von einzel-
nen Befehlen schnell ein Rhythmus wird. Klingt auf dem Papier nicht ganz so töfte, lässt einen aber so schnell nicht mehr los. Insgesamt 30 verschiedene Arten von Abenteuern in Form von Monsterjagden, Rettungsaktionen und chaotischen Schlachten werden im Trommelfeuer angeleitet. Auch wenn nicht immer ersichtlich ist, was wirklich auf dem Plan steht, sucht »Patapon« wahrlich seinesgleichen. Und wem das alles zu anstrengend ist, der kann sich auch noch bei acht Minispielen verlustigen. Und allein für die Grafik vom französischen Designer Rolito, den Freunde von Designer-Toys bestens kennen werden, hätte dieses Spiel einen Platz im Museum verdient. Gregor Wildermann Patapon (PSP; Sony)
086 Technik
01 P Die Mega Drive Comeback-Show Der Sega Mega Drive gehört zu den 90erKronjuwelen wie »Beverly Hills 90210« und Dr. Alban. Leider verlor Sega aber bald den globalen Hardware-Kampf und produziert heute nur noch Software. Die 2,4-Zoll-TFT-Spielkonsole von Millennium beinhaltet nun 20 Spieleklassiker des Mega Drive für unterwegs. Darunter auch »Ecco The Dolphin« und »Sonic & Knuckles«. Der Clou: Das mitgelieferte Video-Kabel dockt das Handheld auch an den Fernseher an – und dann wird dort weitergespielt mit exakt der Auflösung von einst. Circa EUR 50. www.megadrive-portable.de
02 P Nokia Disco JBL, Technik-Laien auch bekannt als Hersteller »dieser kleinen Kneipen-Lautsprecher«, macht das Nokia 5310 zum Soundsystem. Passgenau wird das Handy in die »JBL on call«-Box eingeklinkt und so zum kompakten Audio-Begleiter bei Picknick’n’Schwimmbad. Der Sound der Box (2x3 Watt) ist schlicht hervorragend zu nennen. Auch bei enorm lauter Benutzung ist kaum eine Verzerrung auszumachen. Blöd nur, wenn Mama während der Disco-Time anruft. Circa EUR 90 (Box) / EUR 220 (Handy ohne Vertrag). www.jbl.com / www.nokia.de
03 P Ashhole Ob Ukraine oder USA, ob Fürstenhaus oder 5er-WG – am Tag nach der Party herrscht Gleichheit zwischen Kulturen und Klassen: Überall stehen vollgeaschte Bierflaschen, die nur 30 Prozent ihrer geplanten Zigaretten-Befüllung beinhalten – der Rest ist auf dem Boden gelandet und hat dort Hermelin- bzw. Ikea-Teppich ruiniert. Das kann durch diesen Flaschenaufsatz verhindert werden – sogar sehr kostensparend. Völlig kostenlos ist hingegen dieser Tipp: Stellen Sie einfach mehr Aschenbecher auf, bevor die Gäste kommen. Circa EUR 10. www.gadgets. dk/ashhole.html
04 P Flexibler Multitouch-Controller Tastatur und Maus sind wenig komfortabel bei der Musikproduktion. Die französische Firma Jazzmutant schafft Abhilfe. »Dexter« ist eine touch-sensitive Fernsteuerung für Cubase, Nuendo, Logic und Sonar. Das 12-Zoll-Display erkennt beliebig viele Finger gleichzeitig und erlaubt einen schnellen Zugriff auf die wichtigsten Parameter des jeweiligen Sequenzers. Das kostenlos erhältliche Lemur-Upgrade ermöglicht zudem das Gestalten von eigenen Bedienoberflächen sowie das Steuern von VJ- und 3-D-Programmen. Teuer, aber geil. Circa EUR 2600. www.jazzmutant.com
WELT, DEINE VST-PLUG-INS Heute: mit De La Mancha
L
a Mancha – in jener spanischen Landschaft kämpft der von seiner blühenden Fantasie getriebene Don Quijote gegen imaginäre Windmühlen. Und auch die Effekt- und Instrumenten-Plug-ins des gleichnamigen Londoner Musiksoftware-Tüftlers entführen den Nutzer in ferne Klangwelten. Innerhalb nur eines Jahres sind sechzehn VST-Effekte und neun VST-Instrumente für Windows entstanden, die sich auf einer Skala von »krank« bis »inspirierend« bewegen und unterm Strich einfach nur Spaß machen. Und das Beste: Mit Ausnahme des komplexen Pitch-Shifters »Octav8r«, der für schlappe 15 Dollar erhältlich ist, stehen alle Plug-ins zunächst einmal zum kostenfreien Download bereit! Da es sich um sogenannte Donationware handelt, entscheidet jeder selbst, ob er den Entwickler mit einer Spende, die vor allem für die anfallenden Serverkosten verwendet wird, unterstützen möchte. Dafür findet man auf www. delamancha.co.uk unter anderem den C64-Lo-Fi-Synth »basic64«, den Drumsampler »erratic« oder den spacigen Multieffekt »truc«, der mit ausgefeilten MorphingFunktionen aufwartet. Nicht nur beim Effekt »br0xx3n«, der dem Signal schlicht »brokenness« hinzufügt, wird klar, dass hier weniger Alltägliches geboten wird und die Plug-ins eine wahre Fundgrube für experimentierfreudige Sound-Frickler sind. Zweckentfremdung ausdrücklich erwünscht! Drei neue Synthesizer sowie zwei Effekte sind derzeit übrigens in Arbeit – ein regelmäßiger Besuch lohnt sich somit. Nils Wiere www.delamancha.co.uk
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Probefahrt
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Intros liebste Platten 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
Supergrass
SPALTER: EIN LEBEN NACH DEM ZENIT Supergrass, das waren diese kleinen niedlichen druggy Äffchen aus den Britpop-Neunzigern – mit den vielen kleinen bis ziemlich großen Hits für den geschmackssicheren MTV-Zuschauer. Aber was heißt eigentlich waren?
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Lesers liebste Platten 01
Z
uletzt noch erfreuten sich die nun auch etwas älteren Jungs großer Lebendigkeit und uns mit einem Best-of-Album, das ein unbestreitbares Vermächtnis ihrer Größe darstellt. Aber die Bandgeschichte wird weiter geschrieben. Gibt es ein Leben nach dem Zenit? Natürlich, das wissen unzählige Bands, kann es auch außerhalb des Gipfels schön sein. Wer hielte denn auch eine Existenz auf konstanter Aussichts-Plateau-Höhe aus? Okay, außer vielleicht die Ecuadorianer mit ihren Stätten 2000 Meter über Normalnull. Na, keiner. Und dennoch gibt es solche und solche Fade-outKarrieren. Die einen gedeihen unter der offiziellen Wahrnehmungsgrenze dank treuer Fans noch richtig gut, andere haben überraschende Alters-Highlights in petto, und wieder andere werden zynische Selbstkopisten an der Schwelle zur Scham. Supergrass hängen bei all dem irgendwo dazwischen. Sind zwar nicht ihre eigene Coverband geworden, versuchen aber so angestrengt, noch ins längst an ihnen vorbeigezogene Geschehen einzugreifen, dass es auch dem Zuhörer den Schweiß auf die Stirn treibt. Aktuell bemühte man sich, den eigenen Sound mit schweinerockigem Glam aufzuplustern, aber kurz bevor ein Riff mal wirklich aufgeht, fällt Steigerung doch wieder in sich zusammen. Man kennt es von sich selbst vielleicht: Wenn man denkt, man müsste niesen, und es dann aber doch nichts wird. Die Erlösung des Moments fehlt und frustriert. So geht es eben auch »Diamond Hoo Ha«. Das Mühen um juvenilen Drive und Rotz ist spürbar und verkehrt damit das Ergebnis in etwas Standstreifiges, etwas Biederes. So blöd es klingen
Foals Antidotes Navel Frozen Souls Blood Red Shoes Box Of Secrets Operator Please Yes Yes Vindictive Girls In Hawaii Plan Your Escape Isobel Campbell & Mark Lanegan Sunday At Devil Dirt Trouble Over Tokyo Pyramides Jason Collet Here’s To Being Here Motorpsycho Little Lucid Moments Headman Catch Me Wolke Teil 3 Johnossi All They Ever Wanted Mark Stewart Edit The Black Keys Attack & Release The Long Blondes Couples
mag: Etwas weniger Ambition hätte dem Album gutgetan. Es könnte alles lockerer sein. Ist es aber nicht. Bernd Seidel
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Nach ein paar Hör-Durchläufen der sechsten SupergrassPlatte hatte sich die Review quasi von selbst geschrieben. Ungefähr so sollte das klingen: »Nach knackigem, ungestümem Anfang (I Should Coco, 1995) und frühem, ungemein druckvollem Karrierehöhepunkt (In It For The Money, 1997) schleicht sich die Karriere der Ex-Britpopper langsam aus ...« Na ja, in diese Richtung sollte es gehen, das war schnell klar. Doch im Grunde läuft es mit »Diamond Hoo Ha« wie bei jeder neuen Platte von Supergrass: Sie wächst. Woran liegt das eigentlich? Im Grunde hat die Band tatsächlich spätestens seit dem selbst betitelten Album von 1999 alle Pfade ihrer Musik ausgelotet: Ausgelassenheit, Dynamik, Melancholie. Seitdem pendeln sie sich ein mit leicht beschleunigten Midtempo-Songs, mehr oder weniger eingängigen Refrains, hier und da Boogie-Woogie-Elementen, einem Schellenkranz, einer Orgel. Aber: Wer Supergrass live beobachten konnte, wird übereinstimmen: Die Leidenschaft, mit der sich die Band durch ihre urbritischen Songs spielt, macht auch im schlimmsten Falle mittelmäßiges Songwriting wieder wett. Und dieses nur schwer gezügelte Temperament, diese kaum gebändigten Ausbruchsversuche – sie sind immer noch da. Man muss nur genau hinhören. Heiko Behr
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Radiohead In Rainbows Amy Winehouse Back To Black Die Ärzte Jazz ist Anders Hot Chip Made In The Dark Slut Still No1 Nada Surf Lucky Foo Fighters Echoes, Silence, Patience & … Arcade Fire Neon Bible Beatsteaks .limbo messiah Feist The Reminder Interpol Our Love To Admire Vampire Weekend Vampire Weekend Miss Kittin Batbox Get Well Soon Rest Now Weary Head! You … Editors An End Has A Start Eure Top 10 an Intro, PF 19 02 43, 50499 Köln oder
Supergrass »Diamond Hoo Ha« (Emi)
an charts@intro.de. Verlosungsgewinne winken.
090 Probefahrt
PLATTEN VOR GERICHT 01
Isobel Campbell & Mark Lanegan Sunday At Devil Dirt
Justice
Goldfrapp
Yeasayer
Blood Red Shoes
Xavier de Rosnay, Gaspard Augé
Alison Goldfrapp, Will Gregory
Chris
Laura-Mary Carter, Stephen Ansell
Ø 6,1
Ø 3,57
Ø 5,3
X: I can picture a guy, like singing and falling asleep on stage. (6)
A: Reminds me of Lee Hazlewood and Nancy Sinatra. W: I like the western style. (6)
Very Leonard Cohen. It’s nicely cinematic. Sounds not as good as Cohen, I’m a big fan of Cohen. A little repetitive for me. (5)
S: I like it. It’s really cinematic. Reminds me of Leonard Cohen. LM: You need to be in the mood and have a place to listen to it. (7)
G: Yeah, why not? X: Sounds like Hot Chip. I don’t really like it. It’s harmless music. (6)
A: [schaut auf den Boden und streicht ihre Haare ins Gesicht] I’ve heard people do this well, he’s a bad copy. (2)
Very polka. Sounds playful like French electropop. Now it sounds like En Vogue. (7)
S: I can’t take it seriously. Sounds as if you crossed Teletubbies with LCD Soundsystem. I think it’s a joke. LM: Yeah, must be. Four points for laughing. (4)
Sounds like he’s singing with his mouth full. This is really boring. (4)
LM: I really like the guitar sounds, it’s quite cool. The rest bored me a little bit. S: Interesting, weird stuff. But nothing that gets your attention. (4,5)
V2 / Universal / VÖ 07.05.
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Neoangin The Happy Hobo & The Return Of The Freaks www.neoangin.info
03
Clinic Do It
G: Trying too hard to sound lo-fi. (6) –
Domino / Indigo
04
Firewater The Golden Hour
G: It’s like a gipsy band. X: It’s not touching us, no it’s not our style. (6)
A: I like this traditional sound, but I don’t like the vocals. (4)
I like the percussions. It reminds me of Tom Waits. Wow, the lyrics are very direct. The guy’s voice is almost annoying, but not really. I like that it’s a political album too. (8)
LM: I would never buy this. I find it a little bit dull. I just can’t make any sense of it. S: Sounds just like a freaky cheap version of Gogol Bordello. (4)
X: It’s okay. It sounds very English. (6)
W: I don’t like it. A: I don’t want to hear three more shit fucking records. [Steht auf, geht raus und bestellt einen Eiswein.] (4)
This band sounds like a lot of people shaking tambourines and stuff. I really don’t like the production. The tambourine is so high and this band loves the tambourine. (6)
LM: I find it quite boring. It doesn’t get to anything and when it does it’s pretty obvious. S: Predictable, dull, emotionless, pedestrian piece of shit. Nothing happened. (2)
Interesting graphic design. Based on the song titles and the spelling, I would give four points. If they’re from Germany, why do they sing in English? (4)
S: Really rock. The singing gets on my nerves. Sounds like they’re from the West Coast. LM: The melodies aren’t as cool as they could be. (6)
Nois-o-lution / Indigo
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White Rabbits Fort Nightly Fierce Panda / Cargo
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Blackmail Tempo Tempo City Slang / Universal
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Calvin Harris I Created Disco Ministry Of Sound / Edel / VÖ 25.04.
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The Long Blondes Couples
X: It sounds like 90s rock and Foo Fighters. It’s cool for some people but not for us. (6)
Johnossi All They Ever Wanted Universal
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Lichter Lichter
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X: It’s something you have heard ten thousand times before. Lyrics are not interesting but I know people who would like this. G: It’s very flat, homemade electronic pop. (6)
It doesn’t really make me dance, neither do I find it stimulating. (4)
It’s cool, reminds me of Junior Senior. It’s catchy dance music for a party. (7)
S: He is dumb as fuck, kind of fun. There’s nothing to it, no substance. But I can’t pretend that it doesn’t make me smile. He makes you dance and that’s his job, isn’t it? (1)
G: Sounds like Blondie, each song is different. (7)
A: [mit dem Kopf auf den verschränkten Armen, Blick weiterhin gen Boden] It’s a taste thing, but not our cup of tea. (4)
I like the voice and the voice and the production. The voice sounds like Dido. ... First I liked it, than I get bored of it. Her singing is the whole show. (5)
LM: It might take a few listens to understand it, because it’s quite different from their last one. I’m a bit undecided, but it sounds a bit weak. S: I can’t stand it. (2,5)
X: Sounds like the French band Indochine. One song reminds me of »Lump« by Presidents Of The USA. (6)
W: [verzieht das Gesicht] They need a bass player. Bad version of The White Stripes. (1)
The voice is a bit like Frank Black. Seems they’re trying to sound like The Presidents Of The USA. I never thought someone would try that. Wow, this is really bad. (2)
S: They fucking suck. I hate this band even more because someone just told me that we sound like this band. We’re really offended. Are they retarded? LM: Just a: (0)
I like the packaging. Sounds like Linkin Park, this one line. It’s a really bad and cheap keyboard. (5)
S: I think it’s cool that they sing in their native language. It seems they found some interesting notes on the piano and the guitar. But not majorly exciting. (6)
Brian Eno & David Byrne My Life In The Bush Of Ghosts Dr. Octagon Dr. Octagon The Beatles Abbey Road
Sonic Youth Dirty Nirvana In Utero Q And Not U No Kill No Beep Beep
Beggars / Rough Trade
09
Ø 3,7
X: It’s all music from 1992 or 1994. It doesn’t sound new. (6)
Loob Musik / Universal
All Time Faves –
–
The Beatles Abbey Road Beach Boys Pet Sounds Burt Bacharach Casino Royale
Probefahrt
091
Eight Legs
Panic At The Disco
Gummikuh
Intro-Praktis
Ryan
Tilman Rossmy Quartett
Tomlab
Sam, Jack, Adam, Will, Jack G.
Gordon
Intro.de-User (Postings: 56)
Elena, Senta, Thomas, Johannes, Nils, Marlene, Dénes
Ø 6,7
Ø 7,2
Ø 5,2
Ø 5,3
Ø 3,8
Ø 6,0
Ø
Hut ab! Ganz enorm. (10)
Wunderschön. Musik zum Zuhören und Weintrinken. Erinnert manchmal an Kylie M. und Nick C. (8)
Erste Platte, die ich von ihm höre. Gefällt mir schon allein wegen der schönen sonoren Herrenstimme. (8)
D: Der hat diese Großer-Böser-Wolf-Nummer einfach drauf. T: Klingt genau wie Nick Cave und Kylie Minogue, nur dass Isobel hier nur ein bisschen hauchen darf. (6,2)
7,24
J: His first record was great. This one is also cool. Great contrast, the beauty and the beast. J: He’s so masculine and he’s lost his voice. (9)
–
J: Very eastern and also reminds me a bit of Hot Chip. JG: Yeah, Hot Chip. I like it. S: It doesn’t sound very organic. (5)
Ha, sounds like a Nintendo. Like the background music of a game. Very electronic. (-)
Eine Welt zwischen Autoscooterdiskothek und Jahrmarktsgassenhauer. Fraglich, wie lang man das aushält, aber der Akzent ist echt. (7)
Ist das die neue Band von James di Salvio von BranVan3000? Klingt ein bisschen so. Am besten gefällt mir die Coverversion »See You« von Depeche Mode. (6)
Allein schon 10 Punkte für: »Make copys for everyone you like.« Niedlich! (10)
E: Klingt, wie es aussieht. T: Fröhliches Lo-Fi-Zeug. Erinnert an Stereo Total. J: Nur schade, dass er immer das Gleiche macht. M: Schrill und dabei stur. (6,8)
5,98
S: Can I keep it? A bit like Thom Yorke. J: Sounds like underground stuff. A: Like it’s been recorded in a garage. (9)
Oh, I like it. It’s real rock’n’roll. Reminds me of The Stones and The Doors. Can we go on listening to it? (7,5)
Eine Haschrockretrospektive. Dieser topfige Gesangssound ist gut. (7)
Ist halt einfach ein ClinicAlbum. Nicht besser oder schlechter als die Alben davor. Leider keine große Überraschung, die ich mir erhofft habe. (5,5)
Die wievielte Platte ist das von denen? Keine Ahnung, aber eine hätte gereicht. (3)
N: Klingt wie Frank Zappa. T: Boah, ist das super! N: Ich sehe gerade einen Zirkusdirektor vor mir. D: Unnötiges Album, find ich. M: Kann ich die CD bitte haben? (6,7)
5,91
A: Can we also give eleven points? Eleven points for them moving to Asia. This cheers me up. (10)
Haha, that’s interesting. Sounds like a mixture of Bollywood and Gogol Bordello. I like it. We don’t have that kind of music in the States. (7)
Die haben Bärte ... (2)
Ein bisschen super, ein bisschen merkwürdig. (5)
Viel zu pathetische und politische Weltverbessererkacke! (2)
T: Erinnert mich an Nick Cave und die Violent Femmes. S: Mich an Ali Baba und die 40 Räuber. D: In der Dönerbude kann man das gut hören. (8,4)
5,64
S: It’s very genuine and has no drive, but it’s very Smithslike. A: It’s cool. J: Can we go on listening to it? (7,5)
I already have this record. It’s one of the best I bought this year. Cool vibes and an Egyptian touch. I like the production and everything about this record. (8,5)
... hoppeln in den Sonnenuntergang. Alles gut, Cowboy. (6)
Nichts Besonderes, einfach nett gemachte Musik ohne viel Mut zu Außergewöhnlichem. (4,5)
Calypso-Indie? Brauch ich nicht. (2)
D: Das Klavier bringt LatinoStyle rein. S: Abwechslungsreiche Beats. M: Geil schrullig! (7,8)
5,43
J: It’s classic rock and rocks more than our stuff. S: Doesn’t sound very warm but he has a great voice. A: Foo Fighters. (5)
Cool sound. Where do they come from? These bands from Europe have a very proper style. They sound like a real band. A rock’n’roll band! (7)
Andere Baustelle, aber gut gemacht. (5)
Meine BM-Lieblingsalben: »Friend Or Foe« und »Science Fiction«. Das hier ist großartig, viele Überraschungsmomente, fetter Sound und perfektes Songwriting. Top! (9,5)
Iiiiiihhhhh, Indierock! Möchte ich nie wieder hören! Habe ich keine Punkte für über. (0)
T: Total die Monster-Magnet-Kopie – nur nicht so geil. J: Das hat nichts Markantes, eine sehr durchschnittliche Alternative-Band. M: Fortbewegungsmusik. (6,3)
5,42
JG: Welcome to the 80s party. J: It’s a laptop sound, but it’s interesting to listen to such music. We always listen to the same stuff. S: Is he serious? (4)
I don’t like it, it’s not my sound. Can you skip it? (-)
Die 80er-Jahre sind mittlerweile passé, das macht aber nichts. Er mag Mädchen, und am Schluss wird’s doch noch romantisch. (8)
Das klingt super! Coole Drums, lässiger Bass. Bee Gees treffen auf Beck. Aber auch nur bei Lied #1, der Rest plätschert so dahin. (3,5)
»I Created Disco«? Hätte ich jetzt mehr von erwartet bei dem Titel. Hat den Mund ein bisschen zu voll genommen. (4)
D: Klingt wie ein schwuler Prince. T: Nee, dafür hat er zu wenig Soul. S: Ich steh nicht auf solchen Disco-Scheiß. Das ist eine Dauer-Schleife. M: Gekauft! (4,7)
4,69
J: We should give them ten because they’re so hot. One of them worked with us in the studio. A: Can we keep this CD? Cool flow. S: In my eyes it’s too electronic. (6,5)
Skip it. (-)
Dieser Damengesang ist aber anstrengend. Vielleicht eher was für Teenager mit besseren Nerven. (2)
Zum Wegrennen ... (2)
Man hört die Erol-Akan-Produktion: Long Blondes goes to the club! (7)
D: Eunuchen-Chor! T: Erinnert mich total an Bis. S: Fürchterlich! D: Verdammt langweilig. J: Die Songs beginnen immer anders, und im Refrain wird’s dann die gleiche Soße. (4,7)
4,52
J: It doesn’t grab me really, but he has a cool and aggressive voice. (7,5)
I like his voice. It’s very similar to Blackmail, but it also sounds a bit like Bruce Springsteen. (6)
Stadionrock – Achselzucken. (2)
Was hat eine bekannte Hamburger Band gesungen: Es ist einfach Rockmusik. (6)
Ich weiß nicht, wozu ich so etwas hören sollte. (1)
S: Man würde nicht denken, dass die nur zu zweit sind. Tolle Stimme! N: Schöne Musik zum Reisen. S: Das erste Album war viel besser. (5,7)
3,72
W: Good lyrics. J: And Bloc Party guitars. A: No. (3,5)
Oh yeah, it’s cool. Good voice and interesting sound. What do they talk about? (-)
Zu clever. (3)
Oh Gott, gar nicht meine Baustelle. Wird bestimmt einige Rose-Club-Indie-Girls geben, die das mögen. Für mich ist das ÜBERHAUPT nichts. Raus damit! (3)
So hört es sich wohl an, wenn man als Kind alles hatte. Ganz schlimme Texte. (1)
S: Die Stimme ist grausam, und die Texte gehen überhaupt nicht. D: Das ist ja derart langweilig. N: Musik als Selbsttherapie? (2,2)
3,71
The Beatles The White Album Bob Dylan Blonde On Blonde Tom Waits Alice
Bob Dylan Blonde On Blonde John Cale Fragments Of A Rainy Season The Allman Brothers Band Brothers And Sisters
Smashing Pumpkins Siamese Dream Depeche Mode Violator Quicksand Slip
International Pony We Love Music Moloko Things To Make And Do Greens Keepers The Ziggy Franklin Radio …
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092 Probefahrt
Be Your Own Pet Get Awkward XL / Beggars / Indigo Wenn man noch nicht zwanzig Jahre alt ist, dann ist die Geschichte des Rock’n’Roll ein schier endlos weites Feld und eine vollgestopfte Fundgrube, in der es sich fabelhaft stöbern lässt. Zumindest versucht man sich als Vertreter der Ü30-Fraktion diese Illusion im Zuge verblassender Erinnerungen vorzugaukeln. Be Your Own Pet aus Nashville, durch das Debüt zur Teen-Punk-Sensation auserkoren, setzen mit »Get Awkward« im Grunde an der Stelle an, wo »Be Your Own Pet« endete. Neben jeder Menge mitreißendem Lärm finden sich auch auf dem Nachfolger fulminante Songideen, mit denen den Yeah Yeah Yeahs und Blood Brothers dieser Welt Paroli geboten wird. Früher wäre ein solches Album bei Crypt Records veröffentlicht worden: Scharfkantige Breaks, Heavy-Metal-Riffs und räudige SST-Punk-Attitüde sorgen in den oftmals skizzenhaft angerissenen Songs für den brodelnden Unterbau. Darüber wütet Sängerin Jemina Pearl Abegg, ein keineswegs affektiert wirkendes Riot Grrrl mit dem Look einer jungen Debbie Harry und dem Bühnengestus der Marke Beth Ditto, Karen O. oder Juliette Lewis. Bezeichnend der Titel »Blow Yr Mind«: 42 Sekunden voll in die Fresse. Der Verhoeven-Klassiker »RoboCop« diente als Inspirationsquelle für »Bitches Leave«, insbesondere die Szene, in der Kurtwood Smith ein KokainKränzchen abrupt beendet, indem er mit vorgehaltener Pistole die nackten Frauen mit ebenjenen Worten unverblümt zum Verlassen der Party drängt. »The Kelly Affair« bringt die unverwüstlichen Sonics auf den Plan, während der rare Melodiegesang bei »Becky« an Little Evas »The Loco-Motion« erinnert. Nach 35 Minuten geballter, wild scheppernder Kraftmeierei sollte man wieder unbeschadet vom Kronleuchter runterkommen. An die frische Luft. Am besten in den Streichelzoo. Henrik Drüner
The Black Crowes Warpaint Essential / Indigo Sieben lange Jahre nach ihrem letzten Studioalbum melden sich die Gebrüder Robinson endlich wieder mit neuem Album auf der Bildfläche zurück. Die Unstimmigkeiten des Brüderpaars scheinen also vorerst beigelegt, die reformierte Band (hinzugekommen sind Gitarrist Luther Dickinson und Keyboarder Adam MacDougall) trägt den Sound – wie zu ihren besten Zeiten eine dreckige Mischung aus Rock, Blues, Country – mit sehr viel Seele vor. Mit »Warpaint« erfinden sich die alten Krähen natürlich weder neu, noch erweitern sie jenen ≥
Girls In Hawaii
FLUCHTPLAN Naturverliebte Melancholie eines belgischen Künstlerkollektivs – und dennoch geht’s nur ums Abhauen. Dabei ist »Plan Your Escape« eigentlich viel zu schön, um Eskapismus zu predigen.
H
ört man die Folk-Popmelodien von Girls In Hawaii, ziehen sofort wunderbare Landschaften vor dem inneren Auge vorbei. Geht gar nicht anders. 2004 traten die Belgier mit ihrem Debüt »From Here To There« zum ersten Mal in unser virtuelles Bewusstsein. Nach einer ausgiebigen Konzertreise quer durch Europa kehrten sie erschöpft nach Brüssel zurück und brauchten erst einmal eine kleine Auszeit, um sich klarzumachen, was genau sie wollten. Fast ein Jahr dauerte es, bis sie sich entschieden, eine neue Platte aufzunehmen und den Weg als Vollzeitmusiker einzuschlagen. Osteuropäische Einflüsse, einsame Mandolinen und Kinderreim-Gesang (»Couples On TV«) machen dabei auch das zweite Album zu etwas ganz Besonderem. Unterwasser-Glockenspiele (»Coral«), jede Menge Geräuschelemente und zufällige Begebenheiten wie Regen, Hundegebell, das Läuten der Kirchturmuhr (»Plan Your Escape«) oder Radiofrequenzen aus dem Verstärker (»Road To Luna«) erschaffen eine traumhafte Akustik-Kulisse, schwerelos und energisch zugleich. Die Band war schon immer sehr naturverbunden, Blumenkinder inklusive Verzerrer. Und vom eigenen Fluchtplan kann sie auch noch einiges erzählen: Also, Parole: abhauen. Aber wie? Antoine: Für mich persönlich ist die Musik mein Fluchtplan. Nach anstrengenden Monaten der Arbeit ist es gut, das Gefühl zu haben, man ist frei, um machen zu können, was man will. »Plan Your Escape« steht für die Freiheit innerhalb der Band. Daniel: Als wir von unserer ersten Tour zurückkamen, war ich froh, wieder zu Hause zu sein. Das war meine ganz persönliche Flucht. Ich wohne in einem kleinen Dorf 100 Kilometer von Brüssel entfernt, und es war so schön, wieder zurück in meine Heimat zu kommen. Als wir zur Tour aufbra-
chen, war es andersherum. Da wollte ich aus meinem Dorf flüchten und für längere Zeit mit der Band unterwegs sein. Also ist man so gesehen ständig auf der Flucht. Auf »Plan Your Escape« fallen viele verschiedene Soundund Geräuschelemente auf. Habt ihr diese Extras alle eher zufällig eingebaut? A: Ja, im Grunde genommen waren das alles kleine Unfälle, die wir letztendlich spontan in die Songs eingebaut haben. In der Regel ist in einem Studio alles sehr steril. Da gibt es keine Unterbrechungen oder Störungen. Diese Radiostimmen auf »Luna« haben wir direkt aus unserem Verstärker aufgenommen, als die plötzlich auftauchten, während wir was ganz anderes machen wollten. Das passiert schon mal, dass man plötzlich irgendeine Radiofrequenz über die Verstärker empfängt. Normalerweise nervt das eher, aber in dem Moment war es ideal, und unser Produzent sagte sofort: »Kommt, das nehmen wir auf.« Und somit klingen die Tracks organischer und weniger steril. Das erste Album habt ihr ja komplett alleine produziert. Jetzt hattet ihr aber Unterstützung von Jean Lamoot. A: Ja, wir wollten für »Plan Your Escape« einen Außenstehenden dabeihaben. Jean hat schon viele französische und afrikanische Bands produziert (Alain Bashung, Noir Désir). Wir konnten uns ganz auf unsere Songs konzentrieren, während er sich um das Equipment und die Technik gekümmert hat. Manchmal hat er auch was zu den einzelnen Stücken gesagt, das war hilfreich. Er hat uns aber nie seine Meinung aufgeschwatzt, sondern war einfach ein guter Begleiter, ein neutrales Mitglied, außerhalb der Band. Jasmin Lütz
Girls In Hawaii »Plan Your Escape« (Naive / Indigo)
Sound, der zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Die Band ist einfach ganz sie selbst – und genau das macht das neue Album stark. Ein finales Urteil über ein Black-Crowes-Album zu fällen funktioniert nicht nach nur einem Durchlauf. Ihre Stücke muss man atmen lassen wie guten Wein oder anderen Käse. Denn nur, wenn man sie wirklich an sich ranlässt, dringen sie zum Kern vor und entfalten ihre ganze Schönheit. Irgendwann will man gar nicht mehr abschalten. Ich werde dann noch mal einen guten Jahrgang entkorken ... Christian Schlage
Blues. Zusammengehalten wird das Album letztlich durch das Songwriting Dan Auerbachs. »Ursprünglich hatte ich die Idee, ein Soloalbum aufzunehmen, Singer/Songwriter-Musik.« Dann wurden die Songs Ike Turner gewidmet, jetzt gehören sie ganz den Black Keys. Die Entstehungsgeschichte des Albums scheint Auerbach selbst nicht sonderlich zu hinterfragen: The Black Keys bleiben für ihn auf ewig die Garagenband aus Akron, selbst wenn sie demnächst mit Steve Albini in Chansons machen sollten. Felix Klopotek
The Black Keys Attack & Release
Clinic Do It
Coop / Universal Auf dieser Platte hätte man beinahe Ike Turner singen hören, denn die Black Keys waren vom Schicksal und vor allem vom Produzenten als dessen kongeniale Projektpartner auserkoren. Dann kam aber, wie man weiß, alles anders. Wenn man als cooler Produzent große Erfolge feiert, kann es einem schon mal durch den Kopf zucken: Dieser alte, gescheiterte Held, den man als Kind ganz großartig fand, der bräuchte doch einfach nur den richtigen Produzenten! Danger Mouse (Gnarls Barkley, Gorillaz) hatte wohl so einen Anfall von Allmachtswahn. Jedenfalls wollte er das neue Album von Ike Turner produzieren. Das sollte aber nicht irgendein Aufguss werden: Ike hätte Gitarre gespielt und gesungen, unterstützen sollten ihn als Begleitband The Black Keys, das Garagenduo aus der tiefsten Ohio-Provinz. »Danger Mouse hat uns für das Album mit Ike das gesamte Songwriting überlassen«, erzählt Dan Auerbach, Gitarrist der Black Keys. »Es wäre eine ziemlich roughe Angelegenheit geworden.« Danger Mouse, Auerbach und Schlagzeuger Patrick Carney waren von dem Material so überzeugt, dass sie es auch nach Turners Ableben vor drei Monaten unbedingt verwenden wollten. So wurde Danger Mouse der erste Produzent der Black Keys, bislang hatten sie ihre Alben in Eigenregie aufgenommen und abgemischt. Jetzt also alles anders? »Nein«, wiegelt Auerbach lakonisch ab. »Wir sind immer noch die Alten. Wenn wir im Studio sind, überlassen wir uns ganz unserem Flow, wir haben keinen Masterplan.« De facto ist aber doch alles anders: The Black Keys haben das Konzept des Garagenrock – ausgesparte Arrangements, unbehauener Blues, Live-Atmosphäre – gänzlich hinter sich gelassen. Die Songs klingen verspielter, variieren stark (um das zu demonstrieren, packen sie sogar zwei grundverschiedene Varianten eines Songs auf das Album). Eine Heerschar von Gastmusikern und komisch-fiepsigen Instrumenten (Querflöten!) umspülen den knochigen
Domino / Rough Trade / VÖ 04.04. »Do It« ist mittlerweile das sechste Album von Clinic. Die Band – sowohl vom NME als auch von John Peel geadelt – weiß auch 2008 einmal mehr, wie man konstant geil abliefert, ohne sich zu wiederholen. Schon der erste Track »Memories« bläst dich um in seiner kruden Mischung aus 70er-Rockriffs und seltsamer Beatles-Wendung. Eigentlich verschmelzen bei jedem Song die pophistorischen Zeiten zu einem spannungsreichen Durcheinander. Egal, ob Spaghetti-Western, Orgelspiel, plötzliche Synth-Attakken, (Post)Punk- oder Rockabilly-Anleihen – irgendwie fühlt man sich bei Clinic immer ein bisschen wie auf dem Rummelplatz, und im Hintergrund spielen irgendwo die Violent Femmes oder Wire. Sicherlich bleibt dabei für die Nicht-Eingeweihten erst mal jede Menge Verstörung und Adrenalin zurück. Vielleicht auch die Frage nach dem Warum. An dieser Stelle soll die Band sich doch am besten mal selbst erklären: »Memories are all we own.« Eben. Wenn man sonst nichts hat, Erinnerungen wird man selten ganz los. Clinic kontextualisieren Stilrichtungen neu, gekonnt und überraschend. Wem das immer noch Rätsel aufgibt, der sei kurz auf das Cover verwiesen, auf dem die Sphinx abgebildet ist mit einer Sprechblase, in der steht: »Do it!« Eine sich selbst erklärende Metapher an der Schwelle zum Verweiswahn – wie das ganze Album. Thomas Bläsen
Jason Collett Here’s To Being Here Arts & Crafts / Al!ve Hört sich an wie ein Sampler, auf den es nur die ganz Großen der Sechziger und vor allem Siebziger geschafft haben: Dylan, Lennon, Springsteen, Bowie. Und am Ende, der besseren Hälfte dieser Platte, Tim Hardin und Brian Ferry. Mit Unterstützung von Kevin Drew und Musikern von Apostle Of Hustle, also dem ganzen Rattenschwanz von Broken Social Scene, hat Collett ein Tribute an jene Zeit aufgenommen, als an- ≥
KLEE INFADELS
DILLON | LADYHAWKE* U. A. 15.05. BErLIN | MArIA 16.05. HAMBUrg* UEBEL & gEFäHrLIcH 17.05. KöLN | gLOrIA* SUpErMAYEr* | HADOUKEN (*MIcHAEL MAYEr & SUpErpItcHEr LIvE & DJ SEt )
26.03. Frankfurt, Cookies (nur Hadouken + Les Yper sound DJs) 27.03. Berlin, Maria (+ DJ supermarkt, Jack tennis) 28.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich (+ shir Khan, DJ supermarkt)
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ein Fest von
eMPFoPHLen von
094 Probefahrt
≥ spruchsvolles Songwriting noch die Chance hatte, bis in den Mainstream vorzudringen (was heute ja teilweise wieder möglich geworden ist). Es ist schon dreist, wie sehr sich z. B. »Somehow« nach Brian Ferry anhört ... Ähnliche Analogien zu anderen großen Namen könnte man bei fast jeder anderen Nummer ziehen. Und doch handelt es sich bei »Here’s To Being Here« um eine eigenständige Leistung, die sich vom Indie-Einerlei gerade dadurch unterscheidet, dass sie auf Namen, Songstrukturen und Arrangements setzt, die gerne als »zeitlos« beschrieben werden. Dass hier eine Platte gelungen ist, die Großeltern und Enkel gleichermaßen zufrieden stellt, bricht dieser Konsens-Musik keinen Zacken aus der Krone, auch wenn einige argumentieren könnten, dass genau solche Platten den Wunsch nach einer mit Punk vergleichbaren Musik-Rebellion vorantreiben. Martin Büsser
Diverse Computerincarnations For World Peace 2 Sonar Kollektiv / Groove Attack Der für elegante House-Sets bekannte DJ und Groove/ Spex-Autor Gerd Janson widmet sich auf dem zwei-
ten Teil der »Computerincarnations For World Peace« ganz der Balearic Disco. Die Compilation liefert einen guten Überblick über das Genre. Janson bringt in erster Linie Obskuritäten und Unveröffentlichtes zusammen, man findet Stücke von Prins Thomas & Todd Terrje, Chateau Flight (neben ihren Discoproduktionen auch Protagonisten des ewigen House-Revivals) und Lexx. Alles natürlich im unteren bpm-Bereich. Es gibt rare Remixe von Mu-Mastermind Maurice Fulton und Daniel Wang + Brennan Green, und unschlagbar sind das sanft vor sich hin scheppernde »To And Fro« von Ray Mang sowie das fast new wavige »Tyrant« von San Serac. Die Stücke werden strikt nacheinander abgespielt und nicht ineinander gemischt. Dabei ist Disco ja eigentlich nicht schwer zu mischen. Das kriegen selbst Grobmotoriker hinter den Plattentellern einigermaßen hin. Gut, Janson wird seine Gründe haben. Schließlich ist er nicht nur ein sehr guter DJ, sondern vor allem auch ein echter Stöberer. Auf effekthascherische Hits wird größtenteils verzichtet, Lindstrm-Produktionen sucht man zum Beispiel vergeblich. Stattdessen sind hier schon jene Stücke versammelt, die in einem halben Jahr die Tanzflächen regieren werden. Sebastian Ingenhoff
Foals Antidotes Transgressive / Warner Gerede von Krisen ist immer griffiger als Affirmation, trotzdem muss auch dieses einmal gesagt werden: Der Start des Popmusikjahres 2008 ist mit Hercules And Love Affair, Vampire Weekend und (kurz davor) Yeasayer ungemein aufregend und übertrifft für viele sogar das Jahr 2001, als Strokes und Konsorten wie aus dem Nichts auf den Plan traten. Mit Foals aus Oxford ist auch schon die nächste Band in den Startlöchern, die ohne größeren Vorlauf mit einem von vorne bis hinten überzeugenden Debüt auffährt. Wobei ihr Album »Antidotes« nicht mit einem ähnlich unerhörten Stilmix aufwarten kann wie Erstgenannte. Das macht die Platte aber kein bisschen schlechter. Denn was zunächst wie eine Mischung aus Rapture und Bloc Party mit gehörigem Devo-Einschlag wirkt, entpuppt sich mit der Zeit als eine ungeheuer komplexe, ausdauernd ravende und doch nicht in billige New-Rave-Muster verfallende Angelegenheit. Die Band selbst betont gerne ihre Math-Rock-Sozialisation, und aufgrund der teilweise sogar verschrobenen Schemata ihrer Songs
glaubt man ihnen das auch. Natürlich haben Foals, ganz Briten, auch den Style für sich gepachtet, ähnlich wie bei Bloc Party erhebt sich Glam hier aber nicht zum Selbstzweck. Stattdessen unterfüttern sie ihren atmosphärisch variablen, aber immer unmittelbaren Gesang mit Gitarrenarrangements, die sich bei allem von Electropop über New Wave bis Postrock bedienen, hypnotischen Grooves und anregenden Soundeskapaden. Klassische Singalongs hat »Antidotes« nicht, das stört aber kein bisschen. Die Platte vermittelt eher den Eindruck eines äußerst hybriden, sich im steten Fluss befindlichen Projektes, das ahnen lässt, dass Anfang und Ende der Darbietung Foals nicht leichtfertig gesetzt werden können. Nicht nur das zeigt die Substanz, die diese Platte hat. Christian Steinbrink
Robert Forster The Evangelist Tuition / BB*Island / Indigo / VÖ 04.04. Es soll nicht sicher gewesen sein, ob Robert Forster nach dem Tod seines Partners Grant McLennan und dem damit verbundenen Ende der GoBetweens überhaupt noch ein Album ma-
Probefahrt
chen würde. Die Entscheidung war letztendlich wohl keine bewusste. Sein im Info zitierter Satz »this summer it just materialized« bezieht sich darauf. Forster hat seine Songs zusammen mit den letzten Go-Betweens Glenn Thompson und Adele Pickvance aufgenommen, und es ist leicht vorstellbar, dass gerade der Songwritingprozess, also das, was ihn und McLennan am engsten verband, zehrend gewesen sein dürfte. Auf »The Evangelist« finden sich drei Songs, die noch zusammen mit McLennan entstanden sind, und in mindestens zweien, nämlich »Demon Days« und »It Ain’t Easy«, finden sich direkte lyrische Links auf den Schmerz, die der Verlust McLennans bei Forster ausgelöst hat. Musikalisch wirkt »The Evangelist« selbst in Relationen der Go-Betweens gesetzt, die Platte ist eindeutig bedeutungsvoll und gut, aber genauso deutlich wird, dass etwas fehlt. Wie schon bei den früheren Soloplatten von Forster und auch McLennan fehlt das songwriterische Korrektiv, es fehlt der kongeniale Partner, das Zwiegespräch, das die Songs beider auf Go-Betweens-Alben immer so zwingend machte. Forster braucht McLennan, um die bestmöglichen Songs zu produzieren, so wie McLennan Forster brauchte. Das wird nicht mehr geschehen, so sehr
sich Forster auch anstrengen mag. Jemand ist nicht mehr da. Er fehlt. Nicht nur auf dieser Platte. Christian Steinbrink
Fotos Nach dem Goldrausch Labels / Emi Vernachlässigen wir mal den Neil Young-Titelverweis. Interessanter ist, ob Fotos tatsächlich so etwas wie einem Goldrausch verfielen, als sie vor zwei Jahren ihr Debüt veröffentlichten. Ich schätze sie eher so ein, dass sie die Ochsentour über jede noch so kleine Bühne, die auf das Release folgte, durchaus erahnen konnten. Anderthalb Jahre später war damit jedenfalls Schluss, Zeit, eine neue Platte aufzunehmen. Und was nach 150 Auftritten mit immer denselben Songs folgerichtig scheint, ereilte auch diese Band: Sie hatten nicht mehr so recht Lust, den von Brit-Rave geprägten Sound der letzten Platte zu spielen. Es folgte eine Neuorientierung, und die hat zum Resultat, dass die Verzerrer nun etwas zurückgedreht werden. Fotos haben einen von Funk angehauchten Pop entwickelt, der mehr auf ausgefeilte Rhythmen setzt und oft an Phoenix und seltener an
die Sterne erinnert. Ihre neuen Songs klingen schlanker und eingängiger und sind vor allem in ihrer Tanzbarkeit stark. Ihr neuer Stil steht Fotos gut, auch die große Variabilität der Songs zwischen Pophits wie »Ein Versprechen« und eher vertrackten Stücken wie »Ich häng an dir und du hängst an mir« gefällt. Sicher ist nicht jeder der neuen Songs unverzichtbar, sicher sind manche der Texte nicht besonders markant, trotzdem: Fotos haben sich weiter verbessert, ihr Album ist amtlich. Und ich sehe keinen Grund, warum es mit »Nach dem Goldrausch« nicht mit dem Durchbruch klappen könnte. Christian Steinbrink
Get Cape. Wear Cape. Fly Searching For The Hows And Whys Atlantic / Warner Die UK-Festival-Auftritte des 21-jährigen Sam Duckworth gerieten im letzten Jahr mitunter zu seltsamen Angelegenheiten: War sein Laptop-meetsAkustikklampfen-Sound eher melancholischer Natur, hingen überall auf der Bühne Slogans, die nach Revolution und Punkrock schrieen. Fight Rascism! Kill Poverty! Solche Sachen. Diese poli-
095
tische Mitteilungsfreude ehrt ihn natürlich – befremdete aber ein wenig im Zusammenspiel mit seiner Musik. Dieses Empfinden hat sich auch mit dem neuen Album nicht geändert. Aber man sieht so langsam, wohin die Reise führen soll. Duckworth versteht sich als politischer Künstler und zeigt das auf Album Nummer zwei konsequenter als auf seinem Debüt. »The Children Are (The Consumers Of) The Future« ist dafür ein gutes Beispiel: Pluckerbeats, Streicher im Hintergrund, dezentes Gitarrenspiel und ein Text, der persönliche Beobachtungen auf einer Londoner Einkaufsstraße mit dem großen Ganzen in Verbindung bringt. »You could be the children of the revolution«, hält er den shoppenden Kids vor – aber er tut das eher betrübt als anklagend. Keine schlechte Idee, seine Message unters Volk zu bringen. Man muss ja nicht immer schreien. Die Musik dazu ist wohlklingender denn je, was vor allem dem massiven Streicheransatz zu verdanken ist. So ist dieses Album genau das, was der Titel verspricht: eine Sinnsuche im Privaten wie im Politischen, sehr persönlich, aber mit genug Andockpunkten für den Hörer. Und damit es nicht zu bedeutungsschwanger wird, findet man auch noch Überraschungen wie den ≥
INTERNATIONAL MOUNTAINBIKE & BMX CONTEST PRO RIDERS
MTB SLOPESTYLE PHIL SUNDBAUM (USA) LANCE MCDERMOTT (GB) TIMO PRITZEL (GER)
BMX DIRT BEN WALLACE (GB) ALEJANDRO CARO (COL) TOBIAS WICKE (GER)
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ICKET
!
096 Probefahrt
≥ Track »Better Things«, in dem Duckworth charmant im Duett mit Kate Nash von nervigen Tourbegegnungen erzählt. Daniel Koch
Gutter Twins Saturnalia Sub Pop / Cargo Greg Dulli (Afghan Whigs, Twilight Singers) und Mark Lanegan (Screaming Trees) sind: Gutter Twins. Wow. Wahnsinn. Hätte man wohl noch vor wenigen Jahren gesagt. Was für eine Supergroup des Alternative-Rock. Heute gilt diese Stilart ja als komplett unmodern, Opamusik, da gerät niemand mehr so leicht in Wallung. Sollte er/sie aber. Denn dieses Album ist ein Meilenstein. Es hat das Zeug, zusammen mit dem unlängst erschienenen Black-Mountain-Album eine Art Heavyrock-Revival einzuläuten. Wenn man in solchen Kategorien denken mag. Die Zusammenkunft dieser beiden Charismaten, immerhin zwei der besten Stimmen des Rock ever, ist in vielerlei Hinsicht überraschend, wenn nicht sensationell. Zum einen hatte man nicht unbedingt erwarten können, dass diese als durchaus schwierig geltenden Charaktere einen zweiten Frontmann neben sich auf Albumlänge dulden können. Zum anderen hatten sowohl Dulli als auch Lanegan in den letzten Jahren aufgrund von Suchtproblemen genug mit sich selbst zu tun. Trotzdem verstanden sich die beiden immer gut, und als Lanegan in einem Journalistengespräch ins Blaue hinein ein gemeinsames Album ankündigte, schien Dulli, obwohl ungefragt, nicht abgeneigt. Das Ergebnis »Saturnalia« beweist zunächst einmal die Akribie, mit der ≥
Johnossi
GLÜCKLICH, NEIN, DOCH NICHT Konzerte bis zum Abwinken, Arcade Fire fast so toll wie sie selbst und jetzt die zweite Platte. Johnossi wollen, sollen und können damit vom Mini-Hype des Debüts aufs nächste Plateau kommen. Der Berg ruft.
D
er Titel dreht sich um das Phänomen, dass Menschen immer unzufrieden sind und Sehnsüchte haben. Wenn sie es geschafft haben, diese Sehnsüchte zu befriedigen, merken sie, dass sie doch nicht so glücklich sind, wie sie eigentlich dachten, sondern etwas ganz anderes wollen.« Das sagt John Engelbert, Sänger von Johnossi. Sind die beiden Schweden jetzt etwa auf die Idee gekommen, mit ihrem zweiten Album die großen gesellschaftlichen Themen anzupacken? Wohl eher nicht. Denn John schiebt noch seinen persönlichen Bezug nach: »Die Texte der ersten Platte drehten sich stark um den Wunsch, verliebt zu sein, eine Freundin zu haben. Als das aber eintrat, war ich gar nicht so glücklich, wie ich zu sein meinte, und hatte das Gefühl, doch etwas anderes zu wollen.« Überhaupt ist das erste, noch stark an White Stripes erinnernde Album heute gar nicht mehr zeitgemäß. Der Sound von John und Ossi hat sich vor allem durch die 250 Livegigs seitdem stark verändert, ist massiver und voller geworden. Dem trägt »All They Ever Wanted« Rechnung. »Wir sind mit dem Vorsatz ins Studio gegangen, un-
seren Livesound einzufangen, und haben deshalb nicht mehr sechs Monate an dem Album gearbeitet, sondern es in zehn Tagen fertiggestellt. Wir haben nahezu alles live eingespielt. Wir haben uns voll auf die Aufnahmen konzentriert, mit niemandem außer unserem Produzenten gesprochen. Beim ersten Mal hatten wir über Monate hinweg nur zwei Tage die Woche aufgenommen.« Das Ergebnis ist ein Rock’n’Roll-Album der überzeugenden Sorte, kraftvoll und durch seine Energie frisch, trotz des ausgelatschten Genres. Was übrigens John ähnlich sieht: »Ich habe im Rock schon lange nichts mehr gehört, was mich wirklich begeistert hat. Die beste Band der letzten Jahre war für mich Arcade Fire. Aber unser Album ist auch gut. Ich höre es oft über Kopfhörer, wenn ich nachts betrunken nach Hause gehe. Ich mag es in diesen Situationen, und das nimmt mir die letzten Zweifel. Denn betrunken bin ich am objektivsten.« Christian Steinbrink
Johnossi »All They Ever Wanted« (Universal)
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URBAN SKILLS CLUB - CCER-EVENTSERIE NIKE STARTET STREETSO Der Fußballsommer beginnt und Nike startet den „Urban Skills Club“ – ein Streetsoccer-Battle, das HipHop mit Straßenfußball vereint und eine Hommage an den legendären Nike-Sneaker DUNK ist. Gekickt wird in fünf Großstädten, das große Finale des „Nike Urban Skills Club“ findet am 24. Mai 2008 in Zürich mit einem Konzert aller beteiligten Künstler statt. Mit dabei: K.I.Z. aus Berlin, Deichkind aus Hamburg, Afrob aus Stuttgart, Waxolutionists live & special guest MAdoppelT aus Wien und OBK für Zürich.
ALLE URBAN SKILLS CLUB TURNIER-TERMINE IM ÜBERBLICK HAMBURG Sa. 26.04. 2008 – Arrival: 10.00 Uhr, Kick-Off 11.00 Uhr FC St. Pauli/Location: Sportplatz an der Feldstrasse, am Millerntorstadion, 20359 Hamburg Anmeldeschluss: 12.04.2008 BERLIN So. 04.05. 2008 – Arrival: 10.00 Uhr, Kick-Off 11.00 Uhr 1.FC Union/Location: An der alten Försterei, An der Wuhlheide 252-256, 12555 Berlin Anmeldeschluss: 20.04.2008 WIEN Sa. 17.05. 2008 – Arrival: 10.00 Uhr, Kick-Off 11.00 Uhr 1.FC Vienna/Location: Stadion Hohe Warte, Klabundgasse, 1194 Wien Anmeldeschluss: 03.05.2008
SPIELMODUS:
Zwölf ausgewählte Teams aus jeder Stadt treten auf einem Fußball-Kleinfeld gegeneinander an. Eine Mannschaft besteht aus fünf Spielern (inkl. zwei Ersatzspielern), gespielt wird drei gegen drei. Die besten Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für das Viertelfinale, es folgen Halbfinale, Spiel um Platz Drei und das Finale des jeweiligen Vorrundenturniers. Die einzelnen Siegerteams treten dann als Vertreter ihrer Stadt in Zürich beim großen Final-Battle am 24. Mai 2008 gegeneinander an und beweisen, wer die besten Skills hat.
STUTTGART So. 11.05. 2008 – Arrival: 10.00 Uhr, Kick-Off 11.00 Uhr Stuttgarter Kickers/Location: Vereinsgelände Stuttgarter Kickers, Königssträssle 56, 70574 Stuttgart/Degerloch Anmeldeschluss: 27.04.2008 ZÜRICH Fr. 23.05. 2008 – Arrival: 15.30 Uhr, Kick-Off 16.30 Uhr FC Zürich/Location: SBB Parkplatz, Hohlstrasse Ecke Duttweiler Brücke, 8048 Zürich Anmeldeschluss: 09.05.2008 FINALE ZÜRICH Sa. 24.05. 2008 – Arrival: 14.00 Uhr, Kick-Off 15.00 Uhr, Konzert: 20.00 Uhr Location: MAAG Event Hall, Hardstrasse 219, 8005 Zürich
BEWERBUNG UND REGISTRIERUNG:
Mitmachen kann jeder ab 18 Jahren, der Streetsoccer und Hip Hop liebt und sich rechtzeitig anmeldet. Die Bewerbung und Registrierung für die limitierten Turnierplätze sowie weitere Infos rund um den „Nike Urban Skills Club“ sind ab Mitte März 2008 unter www.myspace.com/urbanskillsclub zu finden.
HAUPTPREIS:
ein exklusives VIP-Wochenende zum Fußballereignis des Jahres in Wien.
Pass the mic – pass the ball: HipHop und Streetsoccer verbindet viel mehr als nur die urbane Umgebung. Ohne Kreativität und Teamgeist geht hier wie dort nichts. Und deshalb sind HipHop und Fußball auch in der Popkultur eng miteinander verzahnt. Was zählt, sind die Skills des Einzelnen und die Fähigkeit, diese in der Gruppe zu entfalten. Wir suchen deshalb für den „Nike Urban Skills Club“ die besten Streetsoccerteams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und damit nicht genug: Der »Nike Urban Skills Club« feiert zugleich eine Nike Ikone, die wie keine andere die Akzeptanz der Straße erfahren hat: Den NIKE DUNK. 1985 ursprünglich als Basketballschuh auf den Markt gekommen, ist er heute ein Kult-Schuh in der HipHop-Szene. Ausgetragen wird der „Nike Urban Skills Club“ in fünf Städten mit langer Fußballtradition, leidenschaftlichen Fans und einer starken Straßenkultur-Szene. Die Paten der Vorrundenspiele sind folgende Kult-Clubs: Hamburg mit dem FC St. Pauli, Berlin mit dem 1. FC Union, Stuttgart mit den Stuttgarter Kickers, Zürich mit dem FC Zürich und Wien mit dem 1. FC Vienna. Jedem dieser Clubs widmen lokale Künstler ein spezielles Dunk-Artwork.
098 Probefahrt
≥ die beiden an dem Projekt arbeiteten. Grundlegend ist die Platte der soulbasierten Dynamik der Afghan Whigs näher als Lanegans Soloarbeiten. Sie ist aber auch deutlich dichter und atmosphärisch substanzvoller als alles, was Dulli auf seinen letzten Arbeiten vollbrachte. Die Stilart der beiden ist Rock, daran wagte niemand zu rütteln, sie haben sich aber die Freiheit genommen, Arrangements anzulegen, die in ihrer Epik durchaus etwas von experimentellen Rockbands wie Silver Mt. Zion oder auch Bohren & The Club Of Gore haben. Trotzdem ist es gerade die fast alle Songs durchsetzende Dynamik, die »Saturnalia« unwiderstehlich macht. Diese langsam wabernde, raue, aber nie brachiale Gewalt, die sich durch die Harmonien rollt und von den erstaunlich gut zueinander passenden Stimmen Dullis und Lanegans gleichzeitig gekrönt und unterfüttert wird. Die Stimmung der Platte ist düster, sie ist durchtränkt von der beseelten Spiritualität ihrer Protagonisten, Gottesfurcht und Gottvertrauen durch die Erfahrung vieler dunkler Lebensphasen sind eng ineinander verschränkt nicht nur in Stücken wie »Who Will Lead Us?« hörbar. Ganz klar: »Saturnalia« ist die komplexeste und beste Rock’n’Roll-Platte seit Langem. Man muss sicher viel gelebt haben, um so ein Album machen zu können. Und selbst dann schaffen es höchstens solche Koryphäen wie diese beiden ehrenhaft zerfurchten Alten. Christian Steinbrink
Headman Catch Me Gomma / Groove Attack Nicht nur das Münchener Gomma-Label ist in den letzten Jahren fulminant zum Global Player auf- ≥
Wolke
SPRING RUNTER Zuerst war da ein halbgares Demo, dann kam »Susenky«, das erste richtige Album, und ab dem Zeitpunkt waren Wolke im Kollektivgedächtnis von deutschem Pop präsent, beneidenswert souverän, eigenständig und gut.
D
och wie fing das eigentlich an mit Oliver Minck und Benedikt Filleböck, den androgynen Wahlkölnern vom Bodensee? Minck antwortet: »Wir haben jahrelang, schon als Schüler, in Rockbands gespielt. Wir hießen Weltmeister. In etwa zu der Zeit, als wir nach Köln kamen, hatten wir keine rechte Lust mehr auf dieses Bandprinzip. Folge war, dass wir unseren Sound bewusst reduziert und auf die Basis vom Computer gestellt haben.« Resultat war »Susenky«, ein Album mit Songs, die zum Teil schon lange vorher in ganz anderen Versionen existierten. Danach manifestierten die beiden mit »Möbelstück« und dem unwiderstehlichen Hit »Second Hand Gefühl« die Auswahl der Mittel, um nun, mit ihrem dritten Album »Teil 3«, zumindest ein Stück weit aus den selbst gesetzten Limitierungen auszubrechen. »Wir hatten das Gefühl, dass beim dritten Album etwas passieren muss. Wir haben versucht, ein echtes Schlagzeug zu nutzen und dadurch eine richtige Band zu werden, haben uns von diesem Weg dann aber wieder ziemlich schnell verabschiedet. Stattdessen haben wir die elektronische Komponente unseres Sounds geöffnet, haben uns gegönnt, die Arrangements gegebenenfalls breiter zu
machen als zuvor.« Tatsächlich trägt »Teil 3« einen Spagat zwischen Evolution und Werterhaltung in sich. Das Album enthält schönste Popsongs mit warmen Melodien und feinen Texten, die weiterhin kategorisch auf Gitarren verzichten und nie überladen sind, im Einzelfall aber doch dichtere Arrangements bekommen haben. Optisch haben Wolke ihr umwerfendes Stilbewusstsein etwas gelockert, ihr Cover von der einheitlichen Codierung, die noch die ersten beiden Platten prägte, befreit und mit Schreibmaschinentypografie und Geheimagentenmotiv eine anschlussfähigere Ästhetik gewählt. Textlich versucht Minck weiterhin mit seiner ganz eigenen Lyrik, »Melancholie als konstruktive Option« darzustellen und sie nicht zwangsläufig in Resignation enden zu lassen. Und als besonderes Bonbon zeigen Wolke mit ihrer eingedeutschten Version von Van Halens »Jump« auf, was für einen todtraurigen und doch schönen Text dieser eigentlich so schrecklich sportive Song in Wirklichkeit hat. Das ist nur das offensichtlichste Merkmal einer wieder wundervollen Platte von einer der besten Bands des Landes. Christian Steinbrink Wolke »Teil 3« (Tapete / Indigo)
06.04. Hamburg, CCH1 07.04. Berlin, Gastspiel 07.04. im Friedrichstadtpalast 15.04. FRANKFURT, Alte Oper Tickets EUR 40,-- bis EUR 75,-im Vorverkauf zzgl. VVK-Gebühren www.jeanmicheljarre.com
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Jean Michel Jarre In Concert
Konzerte e März - Juli 2008 Musikexpress präsentiert
Patrick Watson
Special Guest: Miracle Fortress 27.03. München, 59:1 29.03. Berlin, Admiralspalast Studio 30.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich Tickets EUR 15,-- im Vorverkauf zzgl. VVK-Gebühren www.patrickwatson.net Kulturnews präsentiert
Lizz Wright
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Catherine Ringer
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** Tickets jeweils EUR 115,-- im Vorverkauf inkl. VVK-Gebühren ** Tickets EUR 60,-- im Vorverkauf zzgl. VVK-Gebühren Tickets erhältlich an allen Vertragsvorverkaufsstellen. Änderungen vorbehalten. Weitere Konzerte anderer Künstler in Vorbereitung. Infos unter www.tickets.de Tourneeveranstalter: MCT Agentur GmbH Online Tickets für alle Konzerte unter www.tickets.de
with special guests G Love & Special Sauce
100 Probefahrt
≥ gestiegen, auch das Schweizer Labelzugpferd Headman kann sich mittlerweile A-Certain-Ratio-Sänger Jez Kerr als Gastsänger leisten. Für alle zu spät Geborenen: A Certain Ratio gehörten neben Gang Of Four und E.S.G. zu den wohl einflussreichsten Postpunkbands der Endsiebziger und frühen Achtziger und waren ebenfalls für die Manchester-Ravebewegung mehr als nur wichtig. Headman heißt im wahren Leben Robi Insinna und ist ein verhältnismäßig junger Spund; ob er A Certain Ratio noch aktiv miterlebt hat, darf also bezweifelt werden. Aber wir leben in einer Zeit, in der Achtzehnjährige wieder zu »Damaged Goods« über die Tanzflächen fegen und Songs über Joy Division schreiben. Headman hatte Anfang der Nullerjahre mit »It Rough« mal einen kleinen Discohit. Na ja, streng genommen war der eigentliche Hit der Chicken-Lips-Remix: Das Stück mit der sich überschlagenden Basslinie und dem entrückt monotonen Gesang war eine der Blaupausen für jenen Sound, den James Murphy später mit seinem Label DFA perfektionieren sollte. Disco und House wurden wieder in den Hipsterkanon integriert, man nahm Elemente aus Postpunk und Funk hinzu und hatte den Salat. Noch später kamen Labels wie Kitsuné und Ed Banger auf und brachten noch eine Spur mehr Rock in die
Chose. Mit seinem neuen Album »Catch Me« folgt der Schweizer nun dem Weg, den die Franzosen ihm vorgegeben haben. Nicht umsonst war er zuletzt unter anderem mit Justice, den Klaxons und Soulwax auf Tour. Ob das Stück »Dreampieces« mit Jez Kerr ein veritabler »It Rough«-Nachfolgehit ist, wird sich zeigen. Fest steht: Zu dieser Platte wird wieder viel Schweiß fließen. Sebastian Ingenhoff
The Indelicates American Demo Weekender / Indigo Wer kann schon ernsthaft glauben, im Retro-WaveStyler-Artsy-Raucherzimmer der Jetztzeit gäbe es noch wirklich was oder wen zu schocken? Der größte denkbare Skandal einer saucoolen NME-erprobten Band dürfte höchstens noch sein, wenn der Sänger nicht mehr in seine Cheap-Monday-Hose passte. The Indelicates mit ihrem mitunter Toy-Dolls’esken bzw. Mann/Frau-Gesang machen sich dennoch gerechtfertigte Hoffnungen, dass die Stücke ihres neuen Albums ein wenig mehr sind als nur ein weiterer Liter Wasser im Sturzbach der funktionierenden neuen BritBands. Ihr Thema nämlich: »We hate the kids.« Arschtritt statt Affirmation für die sonst so umschwärmte Underage-Sze-
ne. Auf dem vielleicht schönsten Song des Albums explizieren sie ihre Pose noch mal genüsslich: »It’s the last significant statement to be made in rock’n’roll: we are old!« So alt sind sie zwar gar nicht, aber das unumstößliche Diktat von Jugend und Pop derart zu fronten bleibt natürlich hängen. Gerade auch, wenn es musikalisch so griffig ausformuliert wird. Erinnert nämlich besonders mit der abgestoppten Gitarre sehr an 80er-PopRock wie Starship oder auch an »Take Me Home Tonight« von Eddie Money. In der Tat recht selten verwandte Opa-Referenzen, die durch ihre Seltenheit natürlich heller glänzen als die ewige Gang-OfFour-Addicted-Huberei. Nur Pulp hatten Alter (»Help The Aged«) seinerzeit noch glanzvoller und koketter in Pop gepresst. Mit diesem Ranking dürften The Indelicates sicher auch einverstanden sein; Hauptsache, abseits der um sich greifenden Schulhof-Herrlichkeit mal ein aufregendes Basis-Lager aufgeschlagen. Linus Volkmann
Janet Jackson Discipline Island / Def Jam / Universal Das Album »Control«, mit dem Janet Jackson 1986 vorpreschte, las sich quasi als künstlerische wie auch persönliche Unabhängigkeitserklärung der damals 20-jährigen Sängerin: »My name ain’t baby, it’s Janet, Ms. Jackson, if you’re nasty.« Diese Subjektwerdung markierte Jackson einst mit dem Satz »My last name is control«, heute erscheint »Kontrolle« bei Janet Jackson in ihrer verinnerlichten Form, die sich »Disziplin« nennt und auf deren sexuellen Charakter man nur allzu deutlich hingewiesen wird: Bondage-Chic auf dem Albumcover und gehauchte SM-Fantasien sollen das sexuelle Befreiungsstadium von Ms. Jackson unterstreichen, denn »yeah, that’s sexy, sexy, sexy« und »so come and get it babe«. Gleichwohl wurde unter dem Einsatz wummernder Dance-Beats die pornoreife Stöhnerei der letzten Jahre, die zwischen naiver Zelebrierung der eigenen Sexualität und der Bedienung übelster Klischees pendelte, zurückgedreht. Erstmals ließ Jackson ihr langjähriges Produzenten-Team Jimmy Jam und Terry Lewis hinter sich und nahm ihr zehntes Album mit u. a. Jermaine Dupri, Ne-Yo, Tricky Stewart und Rodney Jerkins auf. Auch wenn der aufwendig modernisierte Pop-Funk-Sound stellenweise etwas Britney’esk anmutet und in der neu gezündeten Club-Affinität allerlei VocalFilter-Spielereien zum Einsatz kommen, ist doch unüberhörbar, dass Janet Jacksons klassische Performance noch immer der alten Schule geschuldet ist. Glücklicherweise, wie man sagen möchte. Vina Yun
Joy Division The Best Of Warner Es ist selten, dass die Veröffentlichung einer »Best Of« derartig right on time ist. Und zwar nicht nur on time, weil sie sich gut verkaufen wird, sondern weil dieser Tage dringend eine gute Übersicht zu den traurigen Jungs aus Manchester in den Regalen stehen sollte. Schließlich haben sich diverse Faktoren der Popkultur des Moments gerade auf diese Band fokussiert. Der kontemporäre Retro-Brit-Wave-Sound wäre nicht denkbar ohne das Wissen um und das Verehren von Joy Division, Acts wie The Wombats explizierten ihre Referenzen sogar so weit, dass ihre bis dato erfolgreichste Single »Let’s Dance To Joy Division« hieß – und dann natürlich der Film. Selbst mit einem guten Soundtrack ausgestattet, konzentriert sich dieser allerdings eher auf das musikalische Umfeld der Zeit. Was fehlt, sind demnach die Originale. Und die gibt es nun hier. Die paar Dutzend Songs der Band schmilzt CD1 geschmackssicher auf 14 zusammen, und auf CD2 gibt es die (ebenfalls sehr intim produzierten) Peel-Sessions. Bisschen Gänsehaut kommt dann ganz zum Schluss noch auf, wenn über ein geplaudertes Radio-Interview mit Stephen Morris und vor allem Ian Curtis diese so distanzierte, fremde Welt plötzlich ganz nah erscheint. Als Einsteiger, aber auch Komplettist kommt man an diesem Album eigentlich nicht vorbei. Sandra Brosi
The Long Blondes Couples Rough Trade / Beggars / Indigo Die Rezeption der Long Blondes war zunächst mal reichlich eingeschränkt: Sängerin Kate Jackson tauchte in der »New Cool List« des NME auf, der Guardian befragte sie artig nach ihrem Style (»Glamorous Punk!«). Überhaupt: der reine Wahnsinn! Eine Frau singt in einer Rockband! Und die ist stylish! Und dann gibt’s da sogar noch zwei andere Frauen! Auch stylish! Plus zwei Männer! Die Band aus Sheffield war schnell genervt und hofft nun, dass die Medien nach Kate Nash, Amy Winehouse oder Beth Ditto von The Gossip endlich von diesem Reflex abrücken, Rock-Stylertum mit weiblicher Beteiligung wie einen Yeti zu begrüßen. Warum der Umstand einer weiblichen Sängerin tatsächlich immer noch derart explizit verhandelt werden muss, das mögen mir andere erklären – es bleibt ein ödes Ärgernis. Zur Platte. Verpflichtete man für den Vorgänger »Someone To Drive You Home« noch Pulps Steve Mackey, hat heuer Erol Alkan die Regler bedient. Der Londo- ≥
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≥ ner konnte sich zwar durch seine elektronische Remix-Arbeit für Bloc Party oder Franz Ferdinand einen Namen machen – Auswirkungen auf den Sound des zweiten Albums der Long Blondes kann ich jedoch beim besten Willen nicht ausmachen. Natürlich klingen Songs wie die erste Single »Century« nach Giorgio Moroder und schwülem Discosound. Doch so klangen Blondie eben auch schon mal, an deren Sängerin Debbie Harry Kate Jackson immer noch stark erinnert. Keine schlechte Referenz, sicher, aber die hektisch herbeigeredeten »unterschiedlichen Soundansätze«, sie bleiben mir verborgen. Aufgehübschter, flotter, Sixties-orientierter Sound mit cleveren Texten. Da machen die wohl ironisch eingesetzten Film-Zitate, die einige Songs zieren, plötzlich Sinn: »Not the most original sentiment I heard. So what’s new?« Eben. Heiko Behr
Merz Moi Et Mon Camion Grönland / Cargo Conrad Lambert, der Multiinstrumentalist hinter Merz, scheint es nach wie vor nicht lange an einem Ort auszuhalten. So ist es nur konsequent, dass
dieses dritte Album nach der Speditionsfirma benannt ist, die seine ständigen Umzüge durchführt, und mit dem Geräusch eines wegfahrenden Transporters eröffnet wird. Während er für die ersten beiden Alben vieles im Alleingang erledigte, hat er diesmal noch mehr Reisebekanntschaften und neue Nachbarn eingeladen. Der Bass kommt wie gewohnt von Charlie Jones (Goldfrapp, Robert Plant), die Drums liefert Clive Deamer (Portishead, Roni Size), neben den Backing-Vocals von den Tourmates The Earlies (»Call Me«) ist aber vor allem die Verpflichtung eines alten, arbeitslosen Schauspielers aus Bath für ein paar Tom-Waits-mäßige Gesangsphrasen schön verschroben Lambert-mäßig. Der Sound wurde dabei weiter verfeinert, somnambul verspielte Band-Arrangements im unteren Tempobereich treffen auf teilweise fast optimistische Singer/Songwriter-Nummern. Electronica sucht man diesmal ziemlich vergeblich, dafür gibt es kleine, schräge Flöten und Glöckchen, Vogelgezwitscher und eine allumfassende herzerweichende Empfindsamkeit, die auch den härtesten Seemann zu Freudentränen rühren wird. Klaas Tigchelaar
Moby Last Night Emi Fast jeder lässt »Play« irgendwo im Ikea-Regal vor sich hin stauben. Oder hat es zumindest eine Zeit lang ziemlich oft hören müssen. Irgendwo müssen die neun Millionen verkauften Platten ja schließlich rumstehen heute. Aber warum eigentlich war die Platte so allgegenwärtig? Weil »Honey« so eingängig war? Weil »Porcelain« so geil abging? Na ja, vielleicht. Vor allem aber hat Moby damals einen neuen Trend angestoßen: Er hat seinen Output en masse lizenzieren lassen. Sodass seine Songs plötzlich in allen möglichen Werbespots gesichtslosen Produkten eine gewisse popkulturelle Aura verliehen. Und im Gegenzug auch Werbung für sich selbst machten. Wenn man sich dann mal seine Veröffentlichungen seit 1999 anschaut, merkt man: Der berühmteste Veganer der Welt überarbeitet sich nicht gerade. »Last Night« ist erst die dritte komplette Platte seit »Play«. Dazwischen zwei B-Seiten-Alben, eine Best-of und eine Bestof-Remixed! Große Inspirationen sind dann auch auf »Last Night« nicht zu erwarten, im Gegenteil scheinen ihm die
eingängigen Blues-Samples auszugehen. Das pluckert alles vor sich hin, und selbst die dramatischen Pianoflächen gehen ins emotionale Nichts. Mit den Lizenzierungsdeals wird es wohl nichts mehr werden für Moby. Mal nachfragen: Dir ist ja sicher bewusst, dass über dich sehr viele Vorurteile kursieren ... 1991 habe ich einige Interviews in der britischen Presse gemacht. Und das ist scheinbar bis heute haften geblieben: Damals trank ich nicht, war ein etwas schräger Christ, Veganer – ich habe die Welt damals etwas vereinfacht gesehen. Heute halte ich die Welt eher für zu kompliziert. Aber irgendwie bleibt das Image haften. Fünfzehn Jahre lang ... Stört dich das denn, dass viele Leute zu wissen glauben, wer du bist und wie du so tickst? Ehrlich gesagt ist da was pervers Unterhaltendes für mich dabei. Ich kann mich darum aber auch nicht wirklich kümmern. Letztlich ist es ja auch für die Presse so: Schau dir Thom Yorke an oder Kate Bush, sehr zurückgezogene Menschen. Die Journalisten beklagen sich dann, dass sie keine vernünftigen Interviews führen können, andererseits fahren sie total drauf ab – und schreiben die besten Dinge über diese Leute. Wenn ich schlau wäre, würde ich mich in
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eine Hütte in Finnland zurückziehen und der Plattenfirma ab und an eine Kassette schicken. Denkst du manchmal: Mein Gott, wann ist mir dieses Moby-Ding eigentlich aus dem Ruder gelaufen? Ich hab ja nicht an meinem Image gefeilt oder so. Mein Gott, ich hätte komplett versagt, wenn das hier dabei rausgekommen wäre. Leute wie Jon Bon Jovi arbeiten hart an ihrem Image. Ich bin nur der glatzköpfige Typ, der in seinem Schlafzimmer Platten macht. Ich wär ja gern glamouröser, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie das gehen soll ... Heiko Behr
Mondo Fumatore The Hand Rewika / Al!ve / VÖ 18.04. Nachdem das ständige Knöpfchendrücken am Drumcomputer für das Kreuzberger Duo anscheinend doch zu anstrengend war, holten Mondomarc und Gwendolin für Album Nummer vier den Trommler O. Love (Hip Young Things, Jens Friebe) zur Verstärkung und öffneten das Tor zur Referenzhölle: Friebe schrieb das Bandinfo, J Mascis spielte Gastgitarre (»Yeah, Yeah, Yeah«), Krite (Sharon Stoned, Floor) hat
produziert, und tja, wie das dann klingt, kann jeder an seinen zehn feingliedrigen Fingerchen abzählen. Die Schnittmenge aus oben genannten Klassikern mit einem tüchtigen Schuss »just do it« ergibt herrlich unhysterischen Gitarrenpop, der weder rundgelutscht noch aufdringlich daherkommt und immer von einem leichten Hauch Proberaum-Authentizität umweht wird. Und dafür, den (vermutlich?) spanischen Text von »Butterfly« so klingen zu lassen, als ob es rückwärts gesungenes Englisch wäre, gibt es extra Applaus. Klaas Tigchelaar
My Little Airport Zoo Is Sad, People Are Cruel Elefant / Rough Trade Natürlich geht man dem Coverbild, das zwei Schulmädchen im soften Gegenlicht zeigt, erst mal auf den Leim. Logo, so sieht ein Duo aus Hongkong aus, das fluffigen StreichelzooPop spielt. Teils Englisch, teils im südchinesischen Dialekt Kantonesisch singt eine glockenhelle Stimme über transparenten Electro-Blubberbläschen, Computer-Game-Sounds und Gitarrenlärm. Die Teenie-Girls in den pastellgrünen Uniformröckchen passen da eins a ins Bild.
De facto sind My Little Airport die Studienfreunde Nicole und P – sie singt, er strickt die Sounds. Da »Zoo Is Sad, People Are Cruel« ein Mix ihrer beiden Alben »Because I Was Too Nervous At The Time« und »The Okay Thing To Do On A Sunny Afternoon Is To Toddle In The Zoo« für den internationalen Markt ist, kann man wohl von einem augenzwinkernden Zugeständnis an europäische HongkongKlischeevorstellungen bei der Covergestaltung ausgehen. Dabei funktioniert ihr Text/Sound-Verhältnis quasi nach dem Belle&Sebastian-Prinzip: je freundlicher die Melodien, desto unverblümter die Message. »I don’t know how to download good AV like Iris does« etwa, ein Song über Porno-Tausch unter Freundinnen. Lovely und ein wenig bizarr ist diese Platte. Womit sie allen globalen Klischees von zuckersüßer Popmusik entspricht. Christine Käppeler
Navel Frozen Souls Louisville / Universal Der stinkneutrale Nummernkonten- und Schokistaat. Der Nabel der Schweiz. Nach den Jolly Goods schon das zweite Louisville-Signing aus der exo-
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tischen Provinz, diesmal hieß das erste Basislager Erschwil im Kanton Solothurn. Ein roher, gezackter Brocken Musik in psychedelischen Farben, herausgeschlagen aus den Berghängen des Faltenjuras. Rock, ganz klar. Gehörnte Biester, die sich am Verstärker die Köpfe blutig stoßen. Wie wild und archaisch das klingt. Wer Navel nun aber Redundanz und mangelnde Eigenständigkeit unterstellen möchte, weil die Gitarre wieder richtig verzerrt und der Gesang heiser und rau ist, hat sich für diesen Trip die falschen Schuhe angezogen. »Frozen Souls« ist ein brutales, aber immer smartes Bekenntnis zur Kaputtheit, zum Schmerz, zum Jungsein. Und das sind universelle Themen – immer aktuell, niemals aus der Mode. Ein paar der 13 Stücke tun erst fast weh und nerven beim Hausputz, doch dann prügeln dich Navel unterm Kopfhörer zurück ins Juz, und du merkst, wie sehr du den Krach und das Gebrüll vermisst hast. Nur ist es diesmal deutlich besser gemacht. »Neogrunge!« wird mir über den Tresen ins Ohr geschrieen. Mag sein. Blues? Mit Sicherheit. Das alles lässt sich über Navel sagen, auch ohne den Namen der Überreferenz Nirvana überhaupt zu erwähnen. Und jetzt ist es doch passiert. Benjamin Walter
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24.03.08 München - Muffathalle 29.03.08 Köln - Theater am Tanzbrunnen 30.03.08 Hamburg - Gr. Freiheit 36
Brille / Pias / Rough Trade The kids are alright, das steht fest: In England veranstaltet ein Teenager das spannendste Festival des letzten Jahres, in Hamburg organisieren die 14-jährigen Kids vom DJ-Team I Used To Dance With My Daddy ihre eigene Indie-Clubnight, und allerorts werden Bands abseits von Cover- und Casting-Trash gegründet. Neueste Protagonisten der Underage-Szene sind Operator Please aus Australien. Dass sich die fünf Kids angeblich für eine Packung Doughnuts (dem Hauptgewinn eines Schulbandwettbewerbs) zusammengetan haben sollen und die Bandmitglieder den Tourvan noch nicht selbst fahren dürfen – all das vergisst man sofort wieder, wenn Amandah Wilkinson, diese Teenage-Personalunion von Karen O und Beth Ditto, zum ersten Mal den Refrain von »Get What You Want« durch die Boxen jagt. Ähnlich amused war auch Englands Indie-Papst Zane Lowe von der BBC, der den Song zur »hottest record in the world« erklärt hat. Und dieses Etikett hätte auch ihre Tischtennis-Hymne »Just A Song About Ping Pong« verdient. Denn eigentlich wussten wir es schon damals, auf der Konfirmanden-Freizeit im Naturfreundehaus: Tischtennis ist ziemlich Rock’n’Roll. Christine Franz
Paramount Styles Failure American Style Cycle / Konkurrent Es passiert nicht selten, dass ein gereifter Rocker, der sich nach dem – zumindest vorläufigen – Ende einer gefeierten Bandkarriere mit einem Soloprojekt zurückmeldet, irgendwas von »strip things down« und »back to the roots« knurrt und ein Album auf den Nischenmarkt für DieHard-Fans wirft, das mit seinem bisherigen Schaffen möglichst wenig zu tun hat. Selten wird so etwas großartig (John Frusciante), oft anstrengend bis schwer zu ertragen (Jimmy Chamberlin). Und manchmal lässt einen das Ergebnis auch ratlos zurück. So wie »Failure American Style«, das Debüt von Paramount Styles, McLouds neuer Band nach dem Quasi-Ende der Post-Punk-Helden Girls Against Boys. Dass der Mann für einige der strahlendsten und schnodderigsten Lärmrock-Dreiminüter der 90er verantwortlich ist, erscheint angesichts dieser Musik wie die vage Erinnerung an einen bizarren Traum. Das Album eröffnet mit einem flotten AOR-Riff, auf den Bryan Adams stolz gewesen wäre. »These Starry Nights« erinnert mit Synthiestreichern und zum geheimnisvollen Raunen zerbröckelnder Stimme an darken 80er-Edelkitsch à la Fields Of The Nephilim oder The Mission. »I Keep Losing You« entwickelt sich zur witzigen RockabillyTravestie mit Acid-Sounds und U2-Refrain. Seine besten Momente hat das Album bei den akustischen Stücken, wenn sich McLoud in die Nähe von Mike Ness’ Soloalben aufschwingt. Doch die können diesen etwas verqueren Selbstfindungstrip auch nicht retten. Interessant missraten, das Ganze. Till Stoppenhagen
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Karten an den bekannten Vorverkaufsstellen Bundesweite Tickethotline: 01805 - 9 69 00
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Weekender / Indigo / VÖ 11.04. Kristoffer Ragnstam ist ein smarter Typ. Er verbrachte seine Kindheit in der Nähe von Göteborg, spielte Fußball und aß Kekse. Mit 15 Jahren versprach er seiner Mutter, ein Jahr auf sämtliche Süßigkeiten zu verzichten. Da Mama offensichtlich wusste, was das für ein Opfer bedeute-
te, kaufte sie ihm ein Schlagzeug. Das nahm Kristoffer, erfüllt von jugendlichem Entdeckungsgeist, erst einmal auseinander. Um es anschließend wieder zusammenzusetzen. Bald baute er sein erstes eigenes Drumset, Schwedens Jazzer wollten alle eins kaufen ... Und auf einmal war 2003 sein erstes Album fertig. Seitdem hat er ein wenig Gitarre geübt, Songs geschrieben, ein Heimstudio eingerichtet und weiß doch selbst nicht so genau, wie ihm geschehen ist. Er arbeitete ein wenig als Toningenieur in Hamburg, komponierte in Japan Film-Soundtracks – und außerdem ein neues Album: »Sweet Bills« bedient Referenzen aus etwa drei Jahrzehnten Popmusik. Die Stücke sind meistens beschwingt und aus der Hüfte tanzbar, mit einem angenehm melancholischen Unterton. Kristoffer singt hübsche Melodien und lustige Texte: »My girl wants to be an astronaut, my boss wants to be a talent scout.« Dazu spielt seine Band funky Gitarren, gelegentlich ein paar Bläser, hier einen Rückwärtsloop und dort ein Sound-Gimmick ... Das ist nett, sympathisch, manchmal vielleicht aber auch ein bisschen beliebig. Christian Wessels
Robots In Disguise We’re In The Music Biz President / Cargo »Cheer up, Luv!« Mein peinlichster KonzertMoment geht auf das Konto von Robots-InDisguise-Gitarristin und -Sängerin Sue Denim. 2005 im mittlerweile geschlossenen Schick und Schön im Mainzer Südbahnhof muss ihr mein gelangweiltes Gesicht in der zweiten Reihe aufgefallen sein. Die Menge der Anwesenden war zu klein, um Massenanonymität zu garantieren, und so sprach sie mich von der Bühne aus direkt an, mit diesem phänomenalen Akzent, der bei aller Riot-Grrrlishness immer auch ein wenig wie Her Majesty, The Queen of England, klingt: »Cheer up, Love!« Dabei war ich cheerful hingekommen – die letzte Performance der beiden Superheroinen im Spacekostüm als Support von Interpol noch bestens in Erinnerung –, fantasielos aber waren die Visuals, und die Songs des damals aktuellen Albums »Get Rid!« kamen ans Debüt »Robots In Disguise« auch nicht ran. Sue Denim und Plume Dee bleiben nun – entgegen der abschließenden Zeile ihres neuen Titeltracks – zwar weit davon entfernt, »The most unsuccessful duo the UK has ever known« zu sein, aber so hundertprozentig ins Fleisch dringt ihre Gender-Rollen-Business-Kritik auch dieses Mal nicht mehr. Die Robots verlieren sich in Phrasen und Themen, die man allzu auswendig kennt: »Give our disc a quick flick and sigh / I can’t hear the hits« zum Beispiel. Und auch die Produktion ist weder richtig arty self-made noch richtig deep. Gewöhnlich und schade und auch dieses Mal weit hinter den einst geweckten Erwartungen. PS: Für die Faktenchecker: Das Schick und Schön hat in Mainz an anderer Stelle zuletzt wieder aufgemacht. Christine Käppeler
Tilman Rossmy Quartett In einem fremden Land Popappeal / Broken Silence Tilman Rossmy strahlt mit jeder Zeile, mit jedem Akkord, mit jeder Geste aus, dass er niemandem mehr auch nur irgendetwas beweisen muss. Er hat mit seiner Band Die Regierung und als Solokünstler seine Fußspuren hinterlassen, und reich werden wird er mit seiner Musik auch nicht mehr. Also kann er sich voll und ganz darauf konzentrieren, dieses Leben auf seine wunderbar nö- ≥
INTRO INTIM GOES TIMEWARP
DEICHKIND/FOALS/HOT CHIP (DJ-SET) DOES IT OFFEND YOU, YEAH?/STEREO TOTAL 04.04. MANNHEIM, MAIMARKTCLUB
CALVIN HARRIS/DOES IT OFFEND YOU, YEAH? 05.04. BERLIN, LIDO
BLONDE REDHEAD/DEVASTATIONS/SMOOSH 08.04. BERLIN, MARIA
dEUS
09.04. SAARBRÜCKEN, ROXY/10.04. MANNHEIM, ALTE FEUERWACHE 14.04. KÖLN, KULTURKIRCHE/07.05. MÜNCHEN, KLEINE ELSERHALLE
DOES IT OFFEND YOU, YEAH? 01.04. MÜNCHEN, 59:1/02.04. KÖLN, STADTGARTEN 03.04. HAMBURG, MOLOTOW/04.04. MANNHEIM, MAIMARKTCLUB 05.04. BERLIN, LIDO (MIT CALVIN HARRIS)
THE WHIP 16.04. HAMBURG, MOLOTOW 17.04. BERLIN, MAGNET 18.04. MÜNCHEN, ATOMIC CAFE UNEXPLORED UK
THE TING TINGS/LATE OF THE PIER/XX TEENS 23.04. KÖLN, GEBÄUDE 9/24.04. BERLIN, MARIA 25.04. OSNABRÜCK, KLEINE FREIHEIT (NUR LATE OF THE PIER) LESUNG
»KILL YOUR FRIENDS« JOHN NIVEN – BERND BEGEMANN 06.05. BERLIN, ROTER SALON/07.05. MÜNCHEN, SUBSTANZ/08.05. KÖLN, MUSEUM LUDWIG
BATTLES/FUCK BUTTONS 12.05. BERLIN, MARIA/13.05. KÖLN, GEBÄUDE 9
Kevin Devine & The Goddamn Band/Jenny Owen Youngs 07.05. NÜRNBERG, MUZ-CLUB/08.05. MÜNSTER, AMP/18.05. FREIBURG, WHITE RABBIT 19.05. FRANKFURT, BROTFABRIK/23.05. FULDA, KULTURKELLER 24.05. LEIPZIG, MORITZBASTEI/25.05. BERLIN, LIDO/26.05. HAMBURG, FUNDBUREAU 27.05. DRESDEN, BEATPOL/28.05. JENA, ROSENKELLER/29.05. MÜNCHEN, FEIERWERK 30.05. KÖLN, BLUE SHELL/31.05. BREMEN, LAGERHAUS
Alle Infos, Tickets und Updates: www.intro.de/intim
European Jazz Orchestra musikFabrik Ttukunak John Zorn
STILLER VISUELLE KOMMUNIKATION Foto: Helmut Berns
Pfingsten 9. – 12. Mai 2008
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Campbell Brothers
Free Tallinn Trio Samúel J. Samúelsson Big Band Battles Punkt – live remix Jason Moran „In my Mind“ Caito Marcondes Connecting Orchestra The Peter Evans Quartet Theo Bleckmann Frode Gjerstads Circulasione Totale Orchestra Dälek The Either/Orchestra & Mulatu Astatke Angelika Niescier TYFT Avishai Cohen Roots Project Cecil Taylor & Tony Oxley Supersilent
www.moers-festival.de
Crossroads
Ö? Ö! Österreich über Österreich Von seinen Synthesizern hat sich der Wahlberliner Florian Horwath, Ex-Hälfte der Electro-Clashieros Grom, mittlerweile ganz verabschiedet. Mehr noch als auf seinem Debütalbum »We Are All Gold« liebäugelt der Beau neuerdings mit der Form des verträumten Folksongs. Die 13 Stücke auf »Sleepyhead« (Roof / Indigo) weisen dabei Spuren seiner großen Liebe, den Flaming Lips, auf, wie ebenso Einflüsse aus dem Kalifornien der frühen Siebzigerjahre. Aber keine Angst: Verhallte Steel-Gitarren, blumige Pianoriffs und eine sanfte Männerstimme machen noch lange keinen Hippie. Oder doch? Egal, denn spätestens beim ergreifend schönen Duett mit Nina Persson dürfte sogar jedem hartgesottenen Punk das Piercing respektive Herzerl aufgehen. Mit ähnlich geschliffenem Songwriting wartet Paperbirds neues Album »Cryptozoology« (Sea You) auf. Das Zweitlingswerk der Wiener Musikerin ist allerdings weitaus intimer als Horwaths FolkpopEntwurf. Lediglich mit Gitarre, Glockenspiel und Mundharmonika ausgestattet, entführt uns Paperbird in ihre im wahrsten Sinne des Wortes fabel-hafte Welt zwischenmenschlichen Beziehungskrams. Kennt vielleicht noch wer Mirah von K-Records? In eine ähnliche Kerbe schlägt Paperbird. Erhaben über allzu rührselige Larmoyanz und zu gut, um von jedem seitengescheitelten SaddleCreek-Fan verstanden zu werden. Letzteres trifft wohl auch auf Marilies Jagschs Debütalbum »Obituary For A Lost Mind« (Asinella / Broken Silence) zu. Sicher sind die Cat-Power-Platten der gebürtigen Oberösterreicherin schon recht abgespielt, dennoch bergen ihre Songs durch die zerbrechliche Intensität und die düstere Wucht eine sehr eigenständige Note. Ähnlich ihrer Kollegin Paperbird hat übrigens auch Jagsch ihren Freundeskreis als Mitmusiker rekrutiert: vom neuen Wiener Indie-Schwarm A Life, A Song, A Cigarette über den Berufs-Grantler Ernst Molden bis hin zu B. Fleischmann, der in einigen Songs den Beat verlegt hat. Und wo wir gerade beim alten FrickelGuru sind: Der hat sein trautes Heim bei Morr Music unlängst verlassen, um einen Seitensprung mit seinem Projekt Duo 505 zu wagen. Gemeinsam mit Herbert Weixelbaum stellt Bernhard
Fleischmann seine neue Scheibe »Another Illusion« (Konkord) abermals unter die Schirmherrschaft der Roland Groovebox. Will heißen: Obwohl die elektronischen Popsongs des Duos etwas fiepsiger und Gameboy-esker ausfallen als Fleischmanns letzte Soloreleases, die Tracks klingen dennoch charmant cheap und knistern wie eh und je. Und wer obendrein so überschwängliche Coverversionen von Dinosaur Jr und Imagination aus dem Elektronikkasten zaubert, kann kein Schlechter sein. In Gefilden jenseits von Gut und Böse treibt der FM4-Radiomacher und Musiker Fritz Ostermayer sein Unwesen. Dieser Tage macht sich der selbst ernannte Dilettant wieder einmal als Kompilateur verdient. Nach seinem TrauermarschSampler »Dead & Gone« ließ er sich von der Münchner Qualitätsschmiede Trikont diesmal zu einer Zusammenstellung seiner Mariachi-Top-Twenty hinreißen. Und alle, die an Calexico schon immer vornehmlich die kitschigen Streicher und Trompeten liebten, werden an »Mariachi – The Sound Of Hysteria And Heartache« (Trikont) ihre Freude haben. Von jeglichem Authentizitätsanspruch bewusst weit entfernt, findet hier mexikanische Folklore mit HipHop, House und Herzschmerzballaden unter einem Sombrero zusammen. Muchos grandiosos! Fast humorlos kommt da im Vergleich die Neue von Smacs & Patrick Kong. Aber gut, Electro-House spielt halt mit anderen Parametern. Und in Sachen Tanzbarkeit kann man dem Wiener Duo wirklich nichts vorwerfen. Auf ihrer neuen EP »Coming From« (Flex Schallplatten / Neuton) vermählen sie ravig flirrende Synths mit oldschooligen Drumsounds und klingen dabei ein wenig wie Marc Romboy mit leichter Italo-Fahne oder Trick & Kubic auf Diät. Für den Einstand der beiden aber ein recht gelungenes und tightes Release, das seinen Weg sicher in die DJSets von oben Genannten finden wird. Florian Obkircher ist Musiker bei TNT Jackson und Autor unter anderem für Falter, The Gap und TBA
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≥ lige Art und Weise in Songs zu fassen. Oder absurd schöne Coverversionen wie »Sonnige Seite der Straße« (Van Morrison) und »Fragezeichen« (Nena!) in neue Höhen zu katapultieren. Dieses countryeske Geschwurbel hebt sich so wohltuend erwachsen von dem ganzen bemühten und bedeutungsschwangeren Dreck ab, der einem sonst die Ohren und Augen zu verstopfen und verkleben sucht. Und selbst diejenigen, die seit »Willkommen zuhause« einen Bogen um T. Rossmy machen, sollten vier Minuten und vierundvierzig Sekunden vorbeischauen: »Eins« ist die perfekte Symbiose aus dem wissenden Jetzt-Rossmy und dem unterschwellig brutalen Rossmy der Zeit, als Die Regierung noch deutschsprachige Blaupause für alles Pop-Relevante nach 1994 und einen ganzen Sack voll Musikjournalisten war. Wieder mal unten mit Tilman. Ach so, was ich noch loswerden wollte: Danke! Marco Fuchs
Guilty Simpson Ode To The Ghetto Stones Throw / Groove Attack Guilty Simpson hat natürlich nichts mit dem Springfield zu tun, sondern mit seinem Album mal eben so
einen kontemporären HipHop-Klassiker des US-Underground veröffentlicht. Polternde Beats von Madlib, J Dilla (R.I.P.) oder Mr Porter ebneten dabei den Weg. Darüber räuspert Guilty Simpson mit prägnanter Stimmlage wuchtige Verse. Das ist einfach Schmirgelpapier, um sich mal wieder die vom allzu slicken MainstreamHipHop verstopften Gehörgänge aufzukratzen. Nieder mit dem Status quo. Uwe Buschmann
Soul Chemistry Discovery Defusion / Groove Attack In Krisenzeiten muss man sich zwecks Evolution halt umschauen ..., das gilt natürlich auch für namhafte Producer mit Wiener Background. Aufbruch zu anderen Ufern bedeutet zwar nicht unbedingt immer die ultimative Lösung, zumindest aber doch einen Neuanfang. Den wagt der etablierte Beatschrauber Karl Moestl (vormals als 50 % von Walkner.Moestl Teil des imposanten G-StoneImperiums) zusammen mit MC Coppa (u. a. bekannt durch Kollabos mit Stereotyp oder Roni Size) und einer gewissen Elle ... Plus zusätzliche Vokaleinlagen von Big John, Aminata, Yosua und Betty Semper.
Ziel ist dabei vor allem, wie schon der Projektname unmissverständlich klarmacht, die Mehrung dieses gewissen Soul-Faktors in Sachen Tanzboden. Gerade Coppa kann sich im Verlauf von »Discovery« durch seinen ganz eigenen Flow und kluge Lyrics hervortun. Alles dabei recht funky, nur das angestrebte Gleichgewicht zwischen »kühl-elektronisch« und »warmsoulful« kippt oft in erstere Richtung. Was eigentlich schade ist. Gemessen an den Möglichkeiten der Beteiligten, kann »Discovery« nicht jeden wirklich glücklich machen. Insbesondere nicht, nachdem etwa Stereotyps Soul-Ansatz aus dem letzten Jahr die Messlatte zum Thema doch extrem hoch gelegt hatte. Georg Boskamp
Tapes ‘n Tapes Walk It Off XL / Beggars / Indigo / VÖ 04.04. Tapes ‘n Tapes gelten heute als eine der ersten Bands Amerikas, die ihren Aufstieg den bloggenden Musiknerds verdanken. Das ist erst ein Jahr her – so jung ist dieses Phänomen also, fühlt sich dabei aber so an, als seien die Stones anno dunnemals bereits vom »Gorilla vs. Bear«-Blogspot gehypt worden. Und wie reagieren die Blogs heute, die TnT da-
mals gepusht haben? Beschweren sich darüber, dass die Band ihre Webseite zu selten pflegt, dass man ewig aufs VÖ-Datum warten muss, dass man nüscht über die neuen Songs erfährt. Ach, all die heiße Leidenschaft, mancher reagiert da wie ein enttäuschter Liebhaber. Für »Walk It Off« ist die Band aus Minneapolis nun in ein richtiges Studio gezogen, hat mit David Fridmann (Weezer, Sleater-Kinney, Mogwai) einen richtigen Produzenten engagiert. Und hebt den Up-Beat-PostPixies-Sound folgerichtig auf eine neue Stufe: die Drums druckvoller, differenzierter, der Bass bedrohlicher, der Gesang präsenter. Im Gegensatz zum Vorgänger »The Loon« finden sich hier allerdings weniger offensichtliche Hits – abgesehen von der ersten Single-Auskopplung »Hang Them All«. »Walk It Off« scheint ein klassisches Durchgangs-Album zu sein: einerseits inklusive der erwähnten Weiterentwicklung, andererseits aber auch etwas richtungs- und orientierungslos. Tapes ‘n Tapes sind sehr schnell ins Rampenlicht gezerrt worden, und eben dort findet nun auch ihr Selbstfindungsprozess statt, der bei vergleichbaren Bands eher im Stillen vonstatten geht. Der ganze große Wurf – er könnte noch kommen. Das hier ist er nicht. Heiko Behr
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Teitur The Singer Edel Quo vadis, Teitur? Mit »The Singer« bewegt sich der (ehemals auf den FäröerInseln heimische) Londoner weiter durch ein Territorium, das er mit »Poetry And Aeroplanes« und »Stay Under The Stars« schon sehr für sich eingenommen hat: Teitur ist ein Singer/Songwriter alter Schule, der mit viel Charme und Talent aufhorchen lässt. Seine neue Platte ist schlicht und klassisch instrumentiert, an manchen Stellen wird er nur von einem brummelnden Cello begleitet, und konzentriert sich komplett auf die mehr oder weniger traurigen Geschichten in seinem Notizbuch. Immer dann, wenn Euphorie und das große Fanal einsetzen könnten, kommt alles anders, die Stimme bleibt gebrochen. Ausnahmen bilden Teiturs Ode an »Catherine The Waitress«, die McCartneys »Lovely Rita Meter Maid« ganz schön schmierig klingen lässt, und die Drake-Hommage »The Girl I Don’t Know«: tolle Songs, die hoffentlich bald im Radio landen. Im Ganzen betrachtet, wandert »The Singer« über den schmalen Grat zwischen Folk, Chanson und Musical und muss in Anbetracht der jungen
Jahre natürlich scheitern. Die Bestimmtheit, mit der das passiert, und wie sich Teitur zwischen Schablone und Selbstironie verirrt, das macht ihn aber – wieder mal – ziemlich sympathisch. Hendrik Kröz
Trouble Over Tokyo Pyramides Schoenwetter / Broken Silence Es gibt jetzt Trouble Over Tokyo, und damit ist eine der letzten festen Grenzen der Popmusik gebrochen: nämlich die zwischen kleinen Gitarrenindie-Labels auf der einen und effektheischendem R’n’B auf der anderen Seite. Die kleine österreichische Firma Schoenwetter hat, nachdem sie zuvor eher Gitarrenacts wie Garish oder Ja, Panik veröffentlichte, diesen Grenzübertritt ins ehemalig feindliche Land geschafft. Das ist zunächst mal lobenswert, macht aber auch eine Neuorientierung nötig. Also: Trouble Over Tokyo ist vor allem ein einzelner Brite namens Toph, der offensichtlich auf jede Musik steht, die auf die große Geste setzt. Ob nun schwelgerischer Pop à la Muse oder Tiger Lou, R’n’B wie von Timberlake oder Pet-ShopBoys-Electropop – nichts ist zu weit weg,
um es zu vereinnahmen. Das macht »Pyramides« zwar nicht automatisch zu einer Platte voller Hits, zumindest aber ist dieser Brückenschlag beeindruckend. Die Stücke von Toph strotzen zwar von grenzwertigen Synthiesounds und flachen Drum-Programmings, seine behände Kopfstimme ist aber durchaus kraftvoll und in der Lage, manche Halbheit zu überdecken. Und auch das überall hervortriefende Pathos passt gut ins Bild. »Pyramids« ist keine umfassend überzeugende Platte, aber die durchgehend zur Schau gestellte Egozentrik und Exaltiertheit lässt sie zumindest nicht so schnell vergessen. Christian Steinbrink
Yakuzi Red Thin Line &
Keegan Looking Out For No. 1 Beide Rookie / Cargo Punk aus der Provinz. Eine nicht enden wollende Liebe. Ähnlich wie »Bauer sucht Frau«. Aus der Yakuzi-Ecke nahe Pforzheim kennt der eine oder die andere vielleicht noch Across The Border. Die hatten Folk in ih-
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rem Logo, bei Yakuzi ist es die Trompete. Berührungsängste und Stilmittelverknappung sind ja eher was für Großstädte. Die Band wäre vielleicht auf dem Stapel der Gitarren-Newcomer untergegangen, wenn sie nicht gewollt oder ungewollt auch in das nächste Retro-Phänomen, das von Früh-90s-Rock, voll mit reinspielen würden. Navel machen diesen Monat Grunge wieder Salon- bzw. Juz-fähig, bei Yakuzi ist es der offensive Rückgriff auf alte NoFX-Alben, auf Snuff, No User For A Name und Ähnliche. Jene machen eine Historisierung zwar dadurch schwer, weil sie sich teilweise bis heute noch selbst covern, äh, weiterschleppen. Aber um wirklich frisch nach einst zu klingen, brauchte es offenbar einfach auch frische Kräfte. Wie eben Yakuzi. Keegan aus Köln sind mit ihrem Powerpop weitaus zeitgemäßer, haben deshalb aber auch mehr Konkurrenz. Instant-Erfolg wird sich da außerhalb des erweiterten Freundeskreises wohl kaum durchsetzen – ab in die Live-Mühle, hundert Konzerte später sieht man, wer noch kann und was wirklich geht. Linus Volkmann
KLAUS BÖNISCH FÜR KBK GMBH PRÄSENTIERT: Frozen Souls Tour
01.05.08 02.05.08 03.05.08 04.05.08 06.05.08 07.05.08 22.05.08 24.05.08 26.05.08 27.05.08 28.05.08
HAMBURG Grüner Jäger BOCHUM Matrix KÖLN Underground FRANKFURT Nachtleben BERLIN Magnet MÜNCHEN 59:1 CHEMNITZ Subway to Peter LEIPZIG Louisville Records Show STUTTGART Kellerclub NÜRNBERG Hirsch WÜRZBURG AKW
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HANNOVER Capitol FRANKFURT Batschkapp KÖLN E-Werk MANNHEIM Alte Feuerwache MÜNCHEN Backstage Werk DRESDEN Alter Schlachthof BERLIN Postbahnhof HAMBURG Uebel & Gefährlich
24.04.08 25.04.08 26.04.08 28.04.08 29.04.08 01.05.08 02.05.08 04.05.08 05.05.08
NÜRNBERG MEISTERSINGERHALLE KARLSRUHE KONZERTHAUS FÜSSEN FESTSPIELHAUS LUDWIGSBURG FORUM FRANKFURT ALTE OPER MÜNCHEN PHILHARMONIE LANDSHUT SPARKASSENARENA BERLIN ADMIRALSPALAST HAMBURG CCH 2
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07.05.08 DRESDEN KULTURPALAST 08.05.08 BONN BEETHOVENHALLE 09.05.08 FRIEDRICHSHAFEN GRAF-ZEPPELIN-HAUS 10.05.08 BOCHUM JAHRHUNDERHALLE S O M M E R S H OW S 24.05.08 DILLINGEN LOKSCHUPPEN 28.05.08 GRIESSTÄTT Open Air 20.05.08 KÜNZELSAU Würth Open Air
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Motorpsycho
MONSTER Vier Songs, 59 Minuten. Das ist freilich nicht der einzige Grund, warum es sich bei »Little Lucid Moments« nicht einfach nur um »ein weiteres« Motorpsycho-Album handelt. Handeln kann.
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erstärkt durch den zehn Jahre jüngeren Drummer Kenneth Kapstad sind Motorpsycho wieder ein Trio. Und die gewonnene Spielfreude trieft aus jeder (Halluci)fuge. Allein das Titelstück, eine Suite mit vier Teilen, ist ein Monster. Zwei Powerrock-Stücke, eine RiesenJam, die scheinbar alle Spielarten von Rock durchdekliniert, immer wieder zu straighten Parts zurückfindet, und dann die Auflösung: erhaben und abgehangen ... Soulfood. Alles scheint ineinander verwoben, auch auf der textlichen Ebene, den Prozess von Übergängen und der einhergehenden Desorientierung beschreibend. Man kann Spaß haben an den wieder reichlich vorhandenen Zitaten, auch überraschenden (Bent nennt für den zweiten Teil von »She Left On The Sun Ship« Steve Reich), man kann sich suhlen im dynamischen Wechselspiel und mit jedem Hören neue Verbindungen innerhalb des Werks entdecken. Oder diese Einblicke genießen, an denen uns die Band teilhaben lässt, und sich einfach mitnehmen lassen, wenn Snah in »Year Zero (A Damage Report)« herzergreifend singt: »We turn our backs on what we knew ...« Viele Teile scheinen ziemlich improvisiert zu sein, es gibt wenige einfache und durchgängige Songstrukturen. Ihr habt Spaß gehabt zu jammen? Bent: Nach den Aufnahmen zum letzten Album haben wir einen festen neuen Drummer dazubekommen und sind wieder eine voll funktionsfähige Band. Das ändert die Dinge radikal. Im Gegensatz zu den letzten paar haben wir dieses Album alle gleichzeitig live im Studio aufgenommen. Diese Herangehensweise befreit die Arrangements, und alles
wird organischer und freier. Und macht tatsächlich eine Menge Spaß. Wir haben die »wirklichen« MP noch nicht auf einer Studio-Platte festgehalten. Diese kommt unseren Konzerten sehr nahe. Die Songs bluten (sic!) ineinander, Teile oder Übergänge zwischen den Songs sind improvisiert, und bei dem Ganzen geht’s weniger darum, die Songs »perfekt« zu spielen, als vielmehr darum, einen übergangslosen Fluss herzustellen; eine alles umfassende Erfahrung für alle Beteiligten, die hoffentlich über eine »normale« Hörerfahrung hinausgeht. In Anlehnung an den Titel hast du selbst das Album beschrieben als kleine klare Momente, umgeben von einem »Haufen Kacke«. Ist diese »Kacke« ein (notwendiger) Weg zur Weisheit? Die Konzentration, die nötig ist, um sich an so lange Stücke zu erinnern und sie spielen zu können, zwingt dich als Performer dazu, dich total dem Moment hinzugeben. Das ist der Kick: Wenn du so damit beschäftigt bist, zu spielen, vergisst du den Rest des Universums, und nichts anderes ist mehr von Bedeutung. Auf jeden Fall: ein Mittel, um Klarheit zu finden. Vielleicht nicht unbedingt notwendig, aber sicher eine großartige Möglichkeit, sich Zen aufzuzwingen! ... und dazu trippy as fuck! Rosenborg Trondheim mischt bei jeder Teilnahme richtig gut mit. Werden wir den Tag erleben, an dem sie die Champions League gewinnen? Nein. Nicht in absehbarer Zukunft. Es kommt jetzt aber eine neue Generation an den Start, und ich habe große Hoffnungen! Joachim Henn Motorpsycho »Little Lucid Moments« (Stickman / Indigo)
12 KURZE We The They »The Shabby Road Sessions« (Siluh) – Der Begriff des »Gute Laune«-Songs hat oft einen negativen Touch. Völlig zu Unrecht. Die von Roger Greenawalt (Ben Kweller) produzierte EP besteht zu 100 % aus »Gute Laune«Songs. New Yorker Indie-Songs irgendwo zwischen surfenden Pilzköpfen und den Beach Boys. Und um die gute Laune von euch knauserigen Studenten und Hartz-IV-Empfängern noch zu steigern: Die EP gibt’s als freien Download auf siluh.com. Cerys Matthews »Awyren = Aeroplane« (My Kung Fu / Rough Trade) – Eigentlich müsste sie von Grund auf unsympathisch sein: Cerys Matthews (Ex-Catatonia) posierte für FHM und das englische Dschungelcamp. Und doch kann man sich ihrer zerbrechlichen Stimme spätestens beim folkigen »Y Corryn Ar Pry’« kaum entziehen – selbst wenn man kein Wort Walisisch versteht. Idaho »The Forbidden EP & Alas – Special Edition« (Talitres / Rough Trade) – Großartige Neuveröffentlichung zweier vergriffener Platten von Jeff Martin. Leiser Singer/Songwriter-Pop für verregnete Frühlingsabende. Craig David »6 Of 1 Thing« (Warner) – Laut Promotext ist diese Single ein »durch und durch groovendes Stück Musik, das mit Funk-Bass und upliftenden Bläsersätzen besetzt ist«. Meiner Meinung nach sieht das etwas anders aus: Es ist ein dreister Euphemismus für belanglosen R’n’B, der kein einziges Vorstadt-Kind in die Großraumdisko locken wird. Heidi Mortenson »Diamonds & Underwear« (Wired / Broken Silence) – Eigentlich hasse ich nervige Samples aus der Welt der Telekommunikation. Zu belegt sind beispielsweise die Assoziationen von besetzten Telefonleitungen. Der spielerische Umgang mit Modem- und ICQSounds auf »Stronger Than This« ist aber großartig. Und auch der Rest: Electrosoul vom Feinsten. DAS groovt wirklich. Nein Nein Nein »Endstation Bullshit« (Twisted Chords / Broken Silence) – Apropos schlechte Promotexte: Die Verweigerer Nein Nein Nein werden uns erwartungsvoll als eine Band mit der Rohheit und Wut der frühen 80erJahre-Deutschpunks angekündigt. Leider klingt ihre Veröffentlichung einfach nur nach schlechtem JuZMelodycore. Schade. Herrenmagazin »#1« (Motor Music) – »Du kaufst dein Bier jetzt bei der Bank und Deutschland stinkt für alle«, singen die Hanseaten von
Herrenmagazin und beweisen, dass Indie-Pop der neue Punkrock ist. Mit Kettcar’haftigem Gesang zwar um einiges sanfter, aber auch bissiger und intelligent. Sehr schön. Karate Disco »I Killed Bambi« (Heroin / Kidnap Music) – Ironie haben sie auf jeden Fall. Die Genre-Beschreibung auf ihrer Website: »Deutsch-LK-Punk«. Lustig gemeinte Sätze wie »Dein Freundeskreis hat sich dramatisch extendiert« und »was du so treibst, interessiert mich peripher« wirken aber leider doch zu verkrampft witzig. The Horror The Horror »Yes (I’m Coming Out)« (Tapete / Indigo) – Die schwedischen Maximo Park machen mit ihrer Single zum zweiten Album nichts falsch: sehr schöne Bassläufe und alles noch markanter als auf dem Debüt. Nichts für die Ewigkeit, aber angenehm kurzweilig. Television Personalities »The Good Anarchist« (Elefant / Rough Trade) – Schon wieder ein Lebenszeichen der KultBand um Dan Tracey: eine zerbrechlich schöne Single à la Velvet Underground mit Gastsängerin und eine northern-soulige b-Seite. Mehr als nur Parttime-Punks. Simian Mobile Disco »Clock EP« (Wichita / Coop / Universal) – Vergangenen Sommer brachten sie noch sämtliche Dancefloors zum Beben. Nun sind SMD mit einer neuen EP am Start: ganz ohne Vocals, mit weniger 80er-Einflüssen, im Opener auch mal krautrockig und im besten Track »Simple« tatsächlich einfach nur minimalistisch. Deutlich unaufgeregter, aber im positiven Sinne: nichts für die Konsensdisko (»Never Be Alone«) oder den New-Rave-Floor (»It’s The Beat«), sondern schlicht für den Club. Stereo Total »Plastico EP« (Elefant / Rough Trade) – Mit Lo-Fi in gewohnter High-Quality geben die Multilinguisten Stereo Total ihr grand debut auf dem spanischen Label Elefant Records. Hierfür interpretieren sie ihren Paris/ Berlin-Song »Plastic« auf Spanisch und covern sich munter durch den Elefant-Backkatalog. Muy bien. Manuel Czauderna
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SLAMPOETRY Ă&#x160;Â&#x2021;Ă&#x160; Â&#x2C6;iĂ&#x160;LiĂ&#x192;Ă&#x152;iÂ&#x2DC;Ă&#x160;xĂ&#x160;>Ă&#x2022;Ă&#x192;Ă&#x160;Ă&#x2DC;LiĂ&#x20AC;Ă&#x160;Ă&#x201C;ääĂ&#x160; iĂ&#x153;iĂ&#x20AC;LiĂ&#x20AC;Â&#x2DC;
SPRUNGBRETT â&#x20AC;&#x17E;â&#x20AC;&#x17E;Dâ&#x20AC;&#x153; FINALE Ă&#x160;Â&#x2021;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x201C;xĂ&#x160; i>Ă&#x20AC;Ă&#x192;Ă&#x160; * ÂźĂ&#x192;Ă&#x160;7Â&#x153;Ă&#x20AC;Â?`Ă&#x152;Â&#x153;Ă&#x2022;Ă&#x20AC;
THE LEGENDARY
PINK DOTS Ă&#x160;Â&#x2021;Ă&#x160;Ă&#x160;1-Â&#x2021;,Â&#x153;VÂ&#x17D;Ă&#x160;Ă&#x2030;Ă&#x160; Ă?Ă&#x160;š Â&#x153;ÂŤĂ&#x160;Ă&#x192;Â&#x2026;Â&#x153;Â&#x153;Ă&#x152;Ă&#x160;VÂ&#x153;ÂŤÂş
FIREWATER Ă&#x160;Â&#x2021;Ă&#x160; Â&#x2C6;Â&#x2DC;Â&#x2DC;Â&#x2C6;Ă&#x192;VÂ&#x2026;iĂ&#x20AC;Ă&#x160; Â&#x2C6;Ă?Ă&#x160;>Ă&#x2022;Ă&#x192;Ă&#x160;*Ă&#x2022;Â&#x2DC;Â&#x17D;]Ă&#x160; Â?Ă&#x2022;iĂ&#x192;]Ă&#x160;,Â&#x153;VÂ&#x17D;Ă&#x160;Ă&#x2022;Â&#x2DC;`Ă&#x160; Â?iÂ&#x17D;Ă&#x152;Ă&#x20AC;Â&#x153;Â&#x2DC;Â&#x2C6;Â&#x17D;
22 PISTEPIRRKO +Abrissbirne(D)
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DEMENTED ARE GO Ă&#x160;Â&#x2021;Ă&#x160; >Ă&#x20AC;>}iÂ&#x2DC;Ă&#x20AC;Â&#x153;VÂ&#x17D;Ă&#x2030;,E Ă&#x160; i}iÂ&#x2DC;`iĂ&#x160;>Ă&#x2022;Ă&#x192;Ă&#x160; Â&#x2021;9Ă&#x160; Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Â&#x201C;Â&#x2C6;Ă&#x152;Ă&#x160; Â&#x153;Â&#x2DC;`Â&#x153;Â&#x2DC;iĂ&#x20AC;Ă&#x160; Â?iÂ&#x17D;Ă&#x152;Ă&#x20AC;Â&#x153;}Â?>Â&#x201C;Ă&#x160; Â&#x2DC;Ă&#x152;`iVÂ&#x17D;Ă&#x2022;Â&#x2DC;}
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FORUM FĂ&#x153;R KULTUR UND POLITIK
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KULTURSCHOCK
113
Pfingsten, 9.-12. Mai 2008, Zitadelle Mainz
APRIL 08 MI 02 JUTTA DITFURTH LIEST AUS: ULRIKE MEINHOF â&#x20AC;&#x201C; DIE BIOGRAFIE FR 04 SOAP&SKIN (A)
Auszug aus dem Programm: Asian Dub Foundation Doris Ahnen | Claus von Wagner | Zimmertheater TĂźbingen Ohrbooten | Miss Barbie | Turbostaat | Claus Grabke Guts Pie Earshot | Kleingeldprinzessin | Jess Jochimsen 10 rue de la Madeleine | Rockbuster | Kurzfilm-Poetry-Slam Figurentheater Ambrella | Workshops | Kinderprogramm
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Electric Disco Shitdisco, Mstrkrft, Punks Jump Up
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Clubbing Highlights: 04.04. Balkan Express special guest Stefano Miele (Italien) 12.04.
Basswerk Session Drum â&#x20AC;&#x2122;nâ&#x20AC;&#x2122; Bass ÂťMovementÂŤ-Special
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Mo. 12.05. • Luxor • Köln D er M on at
st ip p!
In der Festhalle Durlach! Veranstalter: Substage e. V. und WiV Entertainment GmbH
Do. 01.05.
EMIL BULLS Alternative Metal | Support: SILENT DECAY & GRANTIG Fr. 02.05.
19:00 Uhr
SCHANDMAUL Support: THE SEER | Mittelalter Rock In der Festhalle Durlach! Preview: 08.05. 16.05. 22.05. 23.05. 28.05. 30.07.
HOT WATER MUSIC TANGENT, RITUAL & BEARDFISH KATE MOSH A TRIBUTE TO JOHNNY CASH: HANK CASH HATE ETERNAL, CEPHALIC CARNAGE, DEADBORN & SKELETONWITCH CONVERGE
Einlass: 20 Uhr (falls nicht anders vermerkt) Tel. 0721/377274 · www.substage.de E-Mail: info@substage.de
SUMO
Do. 15.05. • Luxor • Köln
ROGUE WAVE plusspecial guests Fr. 16.05. • Luxor • Köln
WIRTZ
Do. 22.05. • Stollwerck • Köln
WEDNESDAY13 Fr. 23.05. • Kulturkirche • Köln
YAEL NAIM TICKET HOTLINE 01805 - 96 22 22 (0,14 €/min, Mobilfunkpreise können abweichen)
Da geht’s
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118 Heimspiel empfiehlt
Das Band-Voting beginnt: Ihr habt die Wahl! Am 05. April startet die Voting-Phase der Coca-Cola Soundwave Discovery Tour 2008. Das heißt: Ihr habt es in der Hand und im Clickfinger, welche Acts in diesem Sommer auf die Festivals dürfen. Hunderte Bands nutzten ab Anfang März die Chance, an Europas größtem Newcomer-Wettbewerb teilzunehmen. Kein Wunder, hatte wohl jeder noch die Bilder des großen Finales im letzten Jahr vor Augen. Da dachte so mancher: »Das will ich auch!« Die zahlreichen Songbeiträge, die seit dem 05. März auf www. coke.de hochgeladen wurden, zeigen bereits, dass es ein harter Wettbewerb wird. Denn das Niveau ist beachtlich! Auch in diesem Jahr streifen die Beiträge wieder durch alle Genres: Melodischer Punk misst sich mit knackigem HipHop, aggressiver Rock legt sich mit elegischen Popsongs an. Also für jeden etwas dabei. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl traf diesmal eine Expertenrunde eine Vorauswahl. Die Jury aus Musikjournalisten und Musikschaffenden brütete lange über die Entscheidung, welche 50 Acts in die Votingphase einziehen. Keine leichte Aufgabe: Augen- und Ohrenzeugen berichten von harten Verhandlungen, in denen es auch schon mal laut werden konnte. Jetzt seid endlich ihr am Zug: Auf www.coke.de könnt ihr euch mühelos durch die einzelnen Songs hören, für euren Favoriten voten, Bands an Freunde empfehlen – und so eine ganze Fan-Army mobilisieren. Euer Click zählt! Hier seid ihr die A&Rs, die Talentsucher, die Trendsetter - oder aber die Fanbeauftragten eurer Lieblingsband. Das Heimspiel wird ab der nächsten Ausgabe regelmäßig einige Favoriten vorstellen. Nach Abschluss der Online-VotingPhase am 21.04. gilt bei der Coca-Cola Soundwave auch in diesem Jahr: »Was zählt, ist auf der Bühne.« Die 20 Bands mit den meisten Stimmen werden vom 06. bis zum 08. Juni auf dem Rock am Ring im
großen Band-Clash gegeneinander antreten. Zuvor erhalten sie noch ein professionelles Coaching mit nützlichen Praxistipps in Sachen Live-Performance. Wer in dieser Runde besteht, reitet schließlich auf der Soundwave über die Top-Festivals wie Hurricane und Highfield. Zehn Acts werden so die Chance bekommen, sich vor dem härtesten Juror zu bewähren – dem Publikum. Euch.
AC Vibes Plastic Bitch CD // Vervetone In ihrer Kurzinfo bezeichnen sich die AC Vibes selbst als »guitar’n’beat thing«. Die Bezeichnung greift: Beat haben sie definitiv, Gitarre auch. Das Erfolgsrezept ist einfach: In ihren Songs wird ein simpler Schlagzeugbeat mit einem Brett-Gitarrenriff und der nölig-lethargischen Stimme von Sänger Michael Gabriel kombiniert. Und das ist auch vollkommen okay so. Trotz der minimalistischen Instrumentierung schafft es das Duo, catchy Songs mit Rock’n’Roll-Arschlochattitüde und den richtigen Akzenten an genau den richtigen Stellen zu schreiben. Back-up-Vocals und Keyboards werden gewollt nur pointiert eingesetzt – Beat und Gitarre herrschen immer vor. Das »thing« funktioniert: Die Mischung aus The-Black-Crowes-Countryversion, Nick-Cave-Düsterdenken und No-Future-Punkattitüde brachte ihnen Ende letzten Jahres schon eine Mini-Tour mit Phillip Boa & The Voodoo Club ein. Julia Gudzent
Audio88 Ein besserer Mensch CD // Himalaya Pop »Selbst ich bin mir nicht sicher, ob ich alle meine Gedanken laut aussprechen sollte«, erklärt Audio88 im Titelstück seiner EP »Ein besserer Mensch«. Es scheint irgendwie darum zu gehen, dass man täglich viel korrektes Potenzial verschwendet und meist doch nur im Konjunktiv lebt: »Ich wäre so gern ein besserer Mensch.« Dazu dräut recht ansprechend ein elektronisch brummender Nebel, dessen Harmonien ein bisschen klingen, als habe jemand »Fade To Grey« als Doom-Hop re-imaginiert. Hier nun also das andere HipHop-Neukölln, garantiert un-gangsta und anti-rütli, weshalb es auf Audio88s Website auch kämpferische Querverweise zu Protesten gegen Studiengebühren gibt. Die Stimme rhythmisiert, ohne zu reimen oder besondere Nähe zum Rapformalen zu suchen. Stattdessen reiht sie eher parolenhaft Gedanken und Ideen aneinander, die gern ein wenig paradox formuliert darauf hinweisen, dass die Welt eher ungefähr und mehrdeutig ist, auch wenn überall Vorschriften
und Gebote lauern. »Wir sind ganz Feuer und Flamme für alles, was auch nur ansatzweise brennt«, heißt es typisch doppeldeutig in einem Titel, der ansonsten ständig die Hoffnung sterben lässt. Wogegen oder wofür die strenge Pose am Ende posiert, bleibt freilich dunkel. Was andererseits ja nicht schlecht zum zeitlupenhaft tragischen Wischen und Knirschen und den traurigen Keyboardlines passt, die auch die vier Remixe in unterschiedlichen Abstraktionsformaten vorführen. Markus Schneider
Tristan Brusch My Ivory Mind CD // Timezone / Rough Trade So etwas kommt wohl dabei raus, wenn man als Sohn professioneller Musiker und Weltenbummler in Belfast, Virginia und später in Deutschland aufwächst, seit dem dritten Geburtstag Geigenunterricht vom Vater bekommt, sich später Klavier und Gitarre draufschafft, dazwischen Klassik und das weiße Album der Beatles hört, nebenbei für’s Abi paukt und sich in der Freizeit Dostojewski und Dogma reinzieht – da kann man doch wirklich nur so was machen wie »My Ivory Mind«. Der 19jährige Tristan Brusch ist damit nun schon beim zweiten Album angelangt und suhlt sich nach seinem etwas elektronischeren Debüt in schwelgerischen Banjo-, Geigen- und Gitarrenmelodien, die ein wenig an Sufjan Stevens erinnern. Aber Brusch macht’s einem nicht so leicht, wie das Harmoniedauerfeuer des Herrn Stevens. Vor allem sein seltsamer Gesang, ein melodisch-näselndes Quietschen, macht seine Musik wahrlich besonders. Wohlklang mit eigener Note – in Perfektion vertont z. B. in »Funny Man« und »Sad Clown«. Angeblich werkelt Brusch übrigens schon wieder an neuem Material – diesmal an einem Radiohead-inspirierten ElektronikAlbum. Himmel hilf, wo soll das noch hinführen? Michael Schütz
Charlotte Küsschen links Küsschen rechts CD // Auf die Plätze / Samsonido Die Indie-Revolution aus der Provinz geht weiter: Das Bamberger Trio Charlotte singt auf seiner aktuellen EP »Küsschen links Küsschen rechts« naiv-forsche Reime wie »Wir kommen an / Alles läuft nach Plan«. Die Songs erinnern nicht nur aufgrund der bewusst einfach gehaltenen Texte über Liebesleid und Tatendrang an die frühen Ärzte. Genau wie jene möchte man die selbst ernannten Dreiakkordsportler erst mal in die Fun-Punk-Ecke stecken, aber eigentlich haben sie damit musikalisch so gar nichts am Hut. Bei Charlotte hört man eher die Britpop-Einflüsse
und bei den krachigeren Sachen auch ein bisschen Postpunk raus, den aber in erträglichen Dosen. Hier wird nicht krampfhaft versucht, das nächste große NewRave-Ding zu werden, sondern frisch und unbeschwert aufgespielt. Dabei dürfen die Reime auch gerne mal vorhersehbar sein oder holpern. Highlight auf der EP ist die Ballade »Fieber«, ein rundum gelungenes Liebeslied zwischen Sehnsucht und Übermut. Die Renaissance von IndieBayern ist dank junger Bands wie Charlotte in vollem Gange, der Song »Ready To Go« gibt die Parole aus: »Wer jetzt nicht mitkommt, kommt zu spät.« Richtig. Philipp Jedicke
Deathspirit Deathspirit CD // Let It Burn »Talent borrows, genuis steals«, hieß es schon bei Oscar Wilde. Und so hält es auch die bayrische Hardcore-Band Deathspirit um Sänger Marco Walzel. Im Jahr 2000 veröffentlichten die damaligen Hoffnungsträger der europäischen Musikszene My Hero Died Today das Album »The City Will Pay For This« und lösten sich kurz danach auf. Auf dem Mini-EP-Erstling von Deathspirit findet sich nun ein gleichnamiger Song. Und bei genauerer Betrachtung merkt man: Auch die Lyrics sind dieselben wie damals. Jetzt könnte es dem Walzel gehen wie den verklagten Fall Out Boy – wird es aber nicht. Denn seltsamerweise hält er sich an sich selbst: Der Shouter war auch Kopf hinter My Hero Died Today und schrieb die Lyrics schon damals. Ob dies nun billiges Eigenplagiat ist oder das zeitsparende Werk eines Genies, sei dahingestellt. Fest steht nur eins: Zeter und Mordio schreien kann der Walzel allemal. Mit viel Fuck-you-Attitüde und Metal-Brett spuckten Deathspirit ihre dreschige Gesellschaftskritik voller Arbeiterklasse-Ideologie und Straßenkampfszenerie nach nur zwei Bandproben und zwei Tagen im Aufnahmestudio aus. Da blieb wohl nicht genug Zeit, um neue Texte zu schreiben. Julia Gudzent
Diverse Bunte Bezüge LP // E-Klageto Ein Zwischenstandsbericht aus dem solide vor sich hin alternden deutschen PostKassetten-Untergrund. Und in dem regiert eiserne Traditionsverbundenheit und das stalkistische Reenactment ihrer wenigen, doch umso glamouröseren NDW-Sternstündchen. Verlässlich gibt es auf dieser Compilation: kleinteiligen Humorbierernst, in mühevoller Kleinarbeit zusammen geschraubte Schwachsinnsnamen, Darbietungs-Angstfreiheit an der grünen Grenze zur sozialen Auf-
Heimspiel empfiehlt
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eifern oder sich in »At Last« im reinen Songwriterfolk verträumen, der an Nina Perssons »A Camp« erinnert. GOMD haben übrigens überaus freundlich angefragt, ob man denn ohne Plattenvertrag eine Chance hätte, im Intro zu landen. Da kann man nur antworten: Mit so einem Album – gerne doch! Daniel Koch
Benevolent
Henk Jr. Heavy Mellow
WEICHE SCHALE, WEICHER KERN
EP // www.henk-o-rama.de Henk Jr. sind nicht mehr jung. Das hört man ihrer Debüt-EP an, und das ist auch völlig okay so. Sie haben schon zu viele Moden erlebt, um darauf noch etwas zu geben, sie müssen auch keine künstliche Euphorie mehr entfachen oder Tanzflächen in Discos stürmen. Sie spielen gesetzten und auf dezente Harmonien setzenden Gitarrenpop, mellow eben, jedenfalls im Sinne von »ausgereift«. Sie klingen so, wie man sich als Ungereister ihre Heimatstadt Aachen vorstellt: heimelig und freundlich, leicht melancholisch, leicht romantisch. Zu verorten irgendwo zwischen Dirk Darmstaedter und John Mayer. Alles gut so weit. Nur schade, dass sie ihren einprägsamsten Song nur auf ihrer Homepage zum (immerhin freien) Download anbieten: »Alle Mann sind Alemannia« heißt das Schmuckstück, und dessen Klasse in den Relationen landläufiger Fußballsongs muss man sogar als Anhänger der wahren Schwarz-Gelben im Westen anerkennen. Christian Steinbrink
Muss man als Musiker denn immer so verdammt cool sein? Nö. Das sagen auch Benevolent, die kein Problem damit haben, sich selbst als harmoniesüchtig und sensibel zu bezeichnen.
D
en Bandnamen darf man eins zu eins nehmen: Benevolent sind wirklich so wohlwollend. Weichere Musik kann man kaum machen, alles strebt hier nach Einklang: Die getupften Gitarren, das perlige Klavier, der grummelnde Kontrabass, das federnde, perkussive Schlagzeug, und natürlich der dezent melodramatische, zurückgenommene Harmoniegesang. Hauptsänger Stefan Honig gesteht es ganz unverblümt ein: »Wir sind einfach alles relativ sensible Typen und haben Lust auf harmonische Töne. Sowohl musikalisch als auch sozial.« Coolness muss man also woanders suchen. Das Problem, das die Band hat, ist natürlich die Herkunft. Fünf Typen aus Krefeld, Köln und Düsseldorf spielen englischsprachigen Singer-/Songwriterpop, der in einer verwandtschaftlichen Linie steht mit Cat Stevens, Suzanne Vega, Elliott Smith und Sufjan Stevens. Darf das sein? Unbedingt. Benevolent sind ja keine wandelnden Abziehbildchen, sondern eine Band mit Profil, die seit Jahren an ihrer Folk-Pop-Vision feilt. Dazu gehört das Beharren auf ein im autorengeprägten Folk-Kontext ungewöhnlich kreativen Bandprinzip: Die Lieder entstehen im Verbund. Was sich bemerkbar macht in komplexen Songstrukturen, verschlungenen Melodieführungen und überraschenden Wen-
fälligkeit usw. Geändert hat sich dort also annäherungsweise nichts seit – sagen wir – 1987, obwohl es natürlich immer weiter geht, wenn auch nicht voran. (Wie eigentlich überall…) Der in sich selbst stehen gebliebene/gestrandete Bewegungsdrang noch-abtrünniger End-Dreißiger auf dem langen Marsch durch die Möbiusschleife der Selbstbezüglichkeit und der ArtefaktTauschkreislauf-Intimität mit vier bis dreiundzwanzig Gleichgesinnten klingt in gut der Hälfte der Beiträge sogar noch halbwegs spannend oder zumindest: berechtigt, die andere sackt in erprobter Untergrundmanier so durch – aber ein Unentschieden ist da ja kein schlechtes Ergebnis, wo die aktuelle Titelstory es vermutlich mal wieder nur auf anderthalb erträgliche Stücke gebracht haben wird. Eine sichere Bank stellen die beteiligten Gruppen aus dem Umfeld des legendären Clubs und Überlebenszusammenhangs
dungen. Weichheit schützt vor Kunstfertigkeit nicht- und so ist zu erahnen, dass die Bandmitglieder sicher auch die ein oder andere frühe Genesis im Regal stehen haben. Ganz ohne Labelunterstützung ist es Benevolent nun also gelungen, mit »The Rain and the Sea« ein Album auf die Reihe zu bekommen, das musikalisch, klanglich und visuell ein unglaubliche Wertigkeit ausstrahlt. Ein großer logistischer und menschlicher Aufwand, bedenkt man, dass es sich hier nicht um günstig zu produzierende Rechnermusik handelt, sondern um orchestral arrangierten Akustiksound, der mithilfe vieler Gäste an Streich- und Blasinstrumenten inszeniert wurde. »Keiner hat irgendwie Geld gewollt oder gesehen«, berichtet Honig, »als alles fertig war, haben wir alle gemeinsam zum Essen eingeladen und einen tollen Abend verbracht.« So ist es also allein der Idealismus und die Freude an der Musik, der die Musiker treibt: »Es scheint uns sehr unwahrscheinlich, mit so einer Musik Geld zu verdienen, aber es wäre schon sehr schön, wenn sich die ganze Sache selber finanziert.« Eigentlich ein Minimum an Gegenleistung, das ein talentierter und inspirierter Musiker für seinen Einsatz erwarten dürfte. Oliver Minck Benevolent »The Rain And The Sea« (CD / www.benevolent.de)
»Silke Arp bricht« in Hannover. »Bunte Bezüge« hat einen blöden Namen, aber durchaus dichte und unvermittelte Momente qua hingebungsvollen Schwachsinnshits auf Autopilot (Ordnungsamt) oder elaborierter Soundart (Yangwelle, die ein Fieldrecording von John Cages Halberstadt-Orgelkonzert zu einem massiv-filigranen Dubstep-Hänger umfälschen). Mit ein paar Gramm Selbstgenügsamkeit weniger könnte derlei sogar irgendwann noch mal richtig angreifen. Und das vielleicht sogar schon in der übernächsten Generation. Frank Apunkt Schneider
GOMD Alter Ego CD // Space Bee / www.gomd.de Da hat doch sicher schon mal eine große Plattenfirma geklopft, ob sich GOMD nicht auch das Singen in
deutscher Sprache vorstellen könnten. Wahrscheinlich ungefähr im Juli zur Silbermondphase, als der Klee so schön blühte. Jedenfalls stellen die vier Nordlichter gleich klar, dass es sie nur in Englisch gibt – und zwar, »um vermeintlichen Assoziationen à la Silbermond gleich dem Erdboden gleichzumachen«. Hat man das geklärt, hat man ein wirklich gelungenes Popdebüt vor sich, das zwar musikalisch an einigen Stellen die Silbermond-Assoziationen nicht loswird, aber nicht deren Pathosschmock aufnimmt, sondern eher auf Understatement setzt. In den wirklich guten Momenten – z. B. im Song »Outland« – erinnern sie dank Sängerin Dorit Jakobs fast an die seligen Belly. Ein Kompliment, das man ja nicht so ohne Weiteres ausspielen sollte. Positive Referenzen fallen einem noch an anderen Stellen ein, z. B., wenn sie in »Cows & Dogs« einem frühen R.E.M.-Song nach-
Julius Leise, zusammen CD // Urbanprovince Der Julius hat eine schöne Platte gemacht. Das Artwork ist dezent, das Booklet auf teurem, dickem Papier gedruckt und die Songtitel in Deutsch wie in Englisch machen sich gelesen ausgesprochen gut: »Writing A Name« z. B. oder dazu sehr passend »In großen Buchstaben.« Alles sehr schön anzuschauen. Leider ist der akustische Eindruck von »Leise, zusammen« dann stellenweise eher durchwachsen. Der Wahlbremer Julius ist zwar ein solider Leisetreter, und braucht wenig mehr als seine Gitarre, um es heimelig werden zu lassen, nur leider verhebt er sich bei den deutschen Songs oft an der Metapherndrechselei (vgl. »dein Lächeln glänzt im Feierabenddämmerlicht, als wir in großen Buchstaben auf die Wagen schrieben: Wasch mich, ich bin dreckig heut Nacht.«), während man den englischen Stücke einfach anhört, dass ein Norddeutscher zwanghaft die Aussprache treffen will, die ihm der Englischlehrer in der 8a eingetrichtert hat. Und das ist ja immer der schlechteste Weg, die Sache mit dem Englischsingen anzugehen. Aber Julius soll an dieser ≥
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≥ Stelle natürlich nicht runtergeputzt werden. Sehen wir es lieber so: Da ist noch Luft nach oben. Michael Schütz
Performance-Kunst denken lässt – hörbar ist das jedenfalls auf Langstrecke nur bedingt. Paula Bongartz
Kollision Kollision
Playfellow Penumbra
myspace.com / Kollisionsmusik Neulich las ich in einem amerikanischen HipHopBlog von Kollision und ihrem selbst betitelten Demo, das schwer empfohlen wurde. Ich ging von einer Ami-Truppe aus. Tatsächlich kommen Kollision aber aus München, sie rappen auf Deutsch. Warum ich diese öde Geschichte erzähle? Es zeigt, dass die 17 selbst produzierten Songs tatsächlich auf einem gewissen internationalen Level funktionieren - für deutschen HipHop immer noch ein Ritterschlag. Tatsächlich sind die oft abgebremsten Beats durchaus durchschlagskräftig, wenn auch auf die lange Distanz etwas ähnlich geraten. Die Sounds kreieren oft dramatische Stimmungen, nutzen filmartige Scores und Sprachsamples, kleistern dabei nicht alles zu, lassen Luft zum Atmen. Kommen wir also zum Knackpunkt: die deutschen Texte. Die MCs Fay-B und Zen-Siar mühen sich mal mit dystopischen, vage futuristischen Themen (Raumschiffe und so), mal wird studentisch philosophiert, gern auch mit leicht altmodischem, etwas artifiziellem Vokabular. Das klingt manchmal etwas überambitioniert, der Flow holpert dann arg. Aber man muss den Willen, hier etwas ganz Eigenständiges zu erschaffen, bewundern in einem Klima, das nicht gerade für derlei HipHop-Entwürfe geschaffen ist. Heiko Behr
CD // Sweet Home / Poor Dog Ist Chemnitz das neue Oxford? Wenn man der Band Playfellow so zuhört, könnte man glatt meinen, in der sächsischen Stadt hätten sich vor einigen Jahren die deutschen Radiohead gegründet. Der erste Höreindruck sagt untrüglich: Thom Yorke. Der zweite Höreindruck bestätigt das, aber er differenziert ein wenig: Thom Yorke singt heute in Chemnitz empfindsame Indie-Folk-Songs, hat in früheren Jahren gerne Jane’s Addiction gehört und steht heimlich auf Element Of Crime. Bloß kann er deren deutsche Texte nicht so recht leiden, wegen des gewissen Peinlichkeitsfaktors und weil das zum verwischten, schwärmerischen Gitarrensound von Playfellow einfach zu hart und direkt kommen würde. Große Emotionen lassen sich eben am einfachsten in komplett vernuschelten englischen Textzeilen verpacken. Der sächsische Thom Yorke, der in echt Toni Niemeier heißt, gibt dabei alles, expressiv bis hin zum Kopfstand seiner Stimme. Die anderen vier Bandmitglieder halten dazu, in den ganz leisen Momenten ebenso wie bei lärmigen Ausbrüchen, immer die nötige Spannung aufrecht. Einmal von den großen Vorbildern freigestrampelt, kann das noch was Tolles werden. Arno Raffeiner
David Lipp & Die Liebe Die einsamen Häuser
CD // Sopot / Al!ve Auswendig lernen mal anders: Das Berliner Trio The Space Songs hat mit dem Konzeptalbum »Ballads For The Age Of Science« einen regelrechten Coup in Sachen Pädagogen-Pop gelandet. Die Idee dahinter ist so simpel wie schrullig und hat wohl mit regelmäßigen Flohmarktbesuchen zu tun. Die MusikerInnen Künstler Treu, Chloé Leloup und Miss LaLa Vox haben auf jeden Fall einige »educational children’s records« aus den zukunftsvernarrten USA der 1950er ausgegraben und in ein putziges EasyListening-Mäntelchen gesteckt. Ihre Interpretationen von Schulbuchtexten über ferne Galaxien, das atomkraftgetriebene Sonnenlicht und sinnlich-physikalische Phänomene wie Reibungsenergie überbieten einander geradezu in abgespacter Kitschvergötterung. Treu schmeißt seine schönsten Fieps- und Quietschmaschinen an, und die Stimmen von Leloup und LaLa Vox tanzen dazu im Paarlauf durch unendliche glitzernde Weiten zwischen den Sternennebeln ... Hoppla, ich kome-
CD // www.davidlipp.com / www.tronrecords.com Nach »In Immer: Love« ist »Die einsamen Häuser« das zweite Album des Österreichers David Lipp. Lipp & Die Liebe, das klingt ja dem Namen nach fast wie Begemann & Die Befreiung. Was namentlich so hübsch anmutet, macht beim Anhören der Platte aber Schwierigkeiten. In den Songs werden Gitarrenpickings und Computer bzw. Keyboardsounds, die an Supermario erinnern, mit Boy/Girl-Gesang kombiniert. So weit, so gut. Allerdings wirkt das Songwriting vor allem wegen der abstrakt-absurden, bedeutungsschwangeren Lyrics dermaßen um den Eindruck von Kunst oder Dekonstruktion bemüht, dass die Songs darüber einfach unangenehm werden. Vielleicht ist das ja in einem Brecht’schen Sinne gewollt, so nach dem Motto: »Ich mach’s dem Rezipienten nicht zu bequem!« Wer weiß. Oder Lipp & Die Liebe haben einfach Spaß an einer Art Musik, die einen die ganze Zeit an
The Space Songs Ballads For The Age Of Science
tenschweife ab! Muss an der Schwerelosigkeit liegen. Ganz erdig besehen ist das alles wirklich schön gedacht. Doch leider gilt es, bei der Haltungsnote Abzüge zu machen. In der Ausführung ist das einfach nicht glatt und bombastisch und cheesy genug. Ach, hätten The Space Songs doch genug Kleingeld oder wahlweise Sternenstaub zusammenkratzen können, um einen James Last als Captain Kirk für ihre Produktion zu engagieren! Dann würden The Space Songs vermutlich hoch oben am Kitscho-ChartsFirmament erstrahlen. Malte Carli
Stars Play Music Distance Is Necessary CD // Skycap / Rough Trade Eine Fotoserie in der Zeit, Tobias Levin (Kante, Tocotronic) hat produziert und einige Jahre Erfahrung in verschiedenen Bandprojekten. So ungefähr lesen sich die Eckdaten des Bandinfos zu Stars Play Music. Würde unter dem Strich eine solide deutsche Gitarren-Platte ergeben, ist in diesem Fall jedoch nicht ganz so. Deutsch wird nicht gesungen, und es ist der Gitarren-Pop, der bei den Münsteranern groß geschrieben wird. An einigen Stellen zu groß. Songs wie »Waiting By The Flags« oder »Horizon« wirken im ersten Hördurchgang zu seicht, zu weichgespült. Dagegen stehen Songs wie »Distance« oder »Propeller«. Beides sind ausgereifte, gut arrangierte GitarrenpopNummern, die in ihrer nur vordergründigen Einfachheit und Unbeschwertheit zeitweise an Whitest Boy Alive erinnern. Die Stimme von Alexandra Romary manövriert das Quintett in eine Ecke mit Mina oder Contriva, beides Bands, mit denen Levin bereits gearbeitet hat. Schon befinden sich Stars Play Music in guter Gesellschaft von Bands mit einem feinen Sinn für Popmusik. Da sind sie goldrichtig. Thomas Markus
Supershirt Du bist super CD // Kasabi Tunez / Broken Silence An Superlativen, musikalischen Ambitionen und Selbstbewusstsein mangelt es Supershirt auf ihrem Album »Du bist super« so gar nicht: »Hallo Deutschland! Wir sind’s wieder, lassen was von uns hören und machen uns noch viel beliebter. Supershirt: mit Lizenz zum auf die Kacke hauen. Supershirt: und nicht mehr hat dieses Land gebraucht«, meinen die Herren aus Berlin und Rostock. Es wird genäselt, als wäre man gerne Jan Delay, gepluckert, als möchte man lieber mit der Mediengruppe Telekommander die Regler tauschen, und unbeschwert über das Ende des Kapitalismus getextet, als hätte ein Wanna-
Be-PeterLicht sein Notizbuch in St. Oberholz vergessen. Inhaltlich geht es Supershirt um den abendlichen Einkauf an der »Tanke«, um Punk und was man draus macht und - ja, richtig - um Konsumkritik: »Kauf weniger ein. Dann brauchst du weniger Geld. Dann musst du weniger arbeiten gehen.« Vor ein paar Jahren hätte man ähnlich gewagte Textkonstrukte wohl eher im Fun-Punk, etwas später vielleicht auch im deutschen HipHop verortet. Spätestens seit »Remmidemmi« finden infantile Blödsinns-Lyrics aber immer öfter auch den Weg auf die Tanzflächen. Das geht charmant wie bei Deichkind oder eben so: »Dancen [sic!] ist das, was euch interessiert – dancen und dancen, bis hier mal etwas passiert.« Auch schön: »Komm jetzt nicht mit digital. Uns wird der Döner kalt.« Hin und wieder fragt man sich, wie ernst meinen die das jetzt mit dem Musikmachen? »Du bist super« ist ein bunter Strauß tanzbarer Superquatsch, was hier eher nicht als Kompliment gemeint ist. Zwei Argumente gibt’s dann aber doch für diese Platte: ein herausnehmbarer Mini-Glowstick im Album-Cover für die NewRave-Sause zu Hause und die Erkenntnis, dass sich Klopapier (in etwa) auf Dosenbier reimt. Christine Franz
Ton Wir haben die Zeit sie uns zu nehmen CD // BonnBoomMusic Auf dem Cover Landschaftsaufnahmen mit weiten Feldern und einsamen Gestalten, die modische Denkerhüte tragen. Auf ihrer Website ein flimmernd gefilmtes Video, das die Band auf der Walz bestreitet – passt ja auch, denn der Song heißt »Von hier bis in die Welt«. Und dann dieser gesetzte Albumtitel. Ist ja gut, man hat’s verstanden: Junge Leute mit Fernweh und Folk in den Adern melancholieren in der Provinz und machen ein Album. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Denn hinter Ton verbirgt sich in erster Linie Ex-WohlstandskinderSänger Tobias Röger, der hier nun ganz unverblümt und unpeinlich seine persönliche Songwritervision umsetzt – die man ihm in dieser Form nicht unbedingt zugetraut hätte. Musikalisch ist das auf Langstrecke vielleicht manchmal etwas zu relaxt und abgehangen, dafür sind die Texte durchweg gelungen, in den pathosanfälligen Songs (»Sommer« oder »Am Ende«) ebenso wie in den launigen Alltagsbeobachtungen über »Lieder, in denen Berlin vorkommt« oder »Ü-30 Parties«. »Wir benahmen uns fast erwachsen / Und wir lachten über Ottifanten. Da geht mein Leben hin / Vom Überraschungsei zu Ü-30 Parties« – tja, so niederschmetternd und tragikomisch kann die Wahrheit sein. Daniel Koch
POP IM KONZERTHAUS Mit Kinderzimmer Productions – unplugged am 26.04.08. Alle Infos unter www.pop-abo.de
Präsentiert und unterstützt von
122 Intro Intim
INTRO INTIM UK Auf welchem Stand wäre die Musikgeschichte ohne das Vereinigte Königreich? Eine Frage, die trotz der Rückkehr des US-Indies und des Abflauens oder Über-Habens der Britwelle immer noch aktuell ist. Man muss sich einfach mal vor Augen führen, wie regelmäßig dieses nicht wirklich große Land weltweit für musikalischen Wirbel sorgt: Beatlemania, Punk, Rave, Britpop, Britrock, New Rave – you name it. Deshalb setzt die kommende Intim-Offensive auch verstärkt auf Newcomer aus dem UK. Es ist einfach immer noch so verdammt spannend.
Aber warum eigentlich?
The Whip (Manchester) Bruce Carter: »Keine Ahnung, ob es an der Wirkung der britischen Musikpresse liegt oder ob das Publikum einfach leidenschaftlicher ist. Jedenfalls kann man auf der Insel schnell in so einen Hype reingeraten, der unheimlich viele Leute mitreißt und oft für wirklich geile, ausverkaufte, verschwitzte Shows sorgt. Dann braucht man wahrscheinlich nur noch einen fickrigen A&R dahin schleppen, und die Sache läuft.« Live beim Intro Intim (16.-19.04.); www.myspace.com/thewhipmanchester
Late Of The Pier (Castle Donington) Samuel Eastgate: »Es sind die Fans. Hat man sich erst mal in ihr Herz gespielt, wird eine unheimliche Euphorie freigesetzt. Sie pushen dich so, dass man irgendwann denkt, man kann auch außerhalb der Insel alles erreichen.« Live beim Intro Intim Unexplored UK (23.-25.04.) www.myspace.com/lateofthepier
The Ting Tings (Salford) Katie White: »Die öffentliche Akzeptanz von Musik und Musikmachen war in England und speziell in unserem Umfeld immer schon sehr ausgeprägt. Interessanterweise haben uns die Leute immer ernst genommen, es gab kein: »Wovon lebt ihr?« Wenn man sich allein über das Musikmachen definierte, war das Aussage genug. Niemand hat nach deinem »Beruf« gefragt.« Live beim Intro Intim Unexplored UK (23.-25.04.) www.myspace.com/thetingtings
Foals (Oxford) Yannis Phillippakis (Vocals): »Hier ist immer alles gleich Hype. Fürchterlich. Auch wir werden dermaßen gehypt. Es fühlt sich an, als wären wir da in die Maschinerie geraten, die wir immer umgehen wollten.« Live beim Intro Intim Goes Timewarp (04.04. Mannheim, Maimarkth.) www.myspace.com/foals
XX-Teens (London) Ben Rymer (Manager): »Es ist ganz einfach. Es gibt viele Bands. Viele gute Bands. Heißt im Klartext: große Konkurrenz – das belebt die Szene ungemein.« Live beim Intro Intim Unexplored UK (23.-25.04.) www.myspace.com/xxteens
Fuck Buttons (London) Andrew Hung: »Es gibt so viele Bands bei uns, die völlig verschiedene Dinge machen. Es ist meiner Meinung nach eher so, dass man raushört, in welcher Stadt eine Band ihren Sound geprägt hat. Aber es besteht schon ein generelles Interesse an neuer Musik auf der Insel – und es gibt viele große Radiostationen und Magazine, die das transportieren. Das mag helfen.« Live: Intro Intim mit Battles (12.-13.05.); myspace.com/fuckbuttons
Intro Intim
Intro Intim goes Time Warp
Intro Intim goes Time Warp mit Deichkind, Foals, Stereo Total, Hot Chip DJs, Does It Offend You, Yeah? 04.04. Mannheim, Maimarktclub
Vergessen wir mal die Söhne Mannheims. Laith Al-Deen. Xavier Naidoo. Davon ab ist Mannheim eine verdammt coole Stadt. Gibt sich wie keine andere Mühe, die Popmusik nach vorne zu bringen (Stichwort: Popakademie), hat mit dem Milk!-Club Techno-Geschichte geschrieben und hat vor allem: die Time Warp. Und mittendrin wieder das Intro Intim. Diesmal allerdings nicht mehr in der Feuerwache, sondern im größeren Maimarktclub. Aber dieses Line-up braucht halt ein wenig mehr Platz. Mit dabei sind Deichkind, Foals, Stereo Total, Does It Offend You, Yeah? und Hot Chip (DJ-Set).
Intro Intim Blonde Redhead mit Devastations, Smoosh 08.04. Berlin, Maria am Ostbahnhof Intro Intim dEUS 09.04. Saarbrücken, Roxy » 10.04. Mannheim, Alte Feuerwache » 14.04. Köln, Kulturkirche » 07.05. München, Georg-Elser-Halle Intro Intim Does It Offend You, Yeah? 01.04. München, 59to1 » 02.04. Köln, Stadtgarten » 03.04. Hamburg, Molotow » 05.04. Berlin, Lido Intro Intim Calvin Harris mit Does It Offend You, Yeah? 05.04. Berlin, Lido
04.04. Intro Intim goes Time Warp, Mannheim, Maimarktclub
Intro Intim The Whip mit Intro-DJs 16.04. Hamburg, Molotow » 17.04. Berlin, Magnet Club » 18.04. München, Atomic Café
Alle Infos, Tickets und Termine auf www.intro.de/intim
Intro Intim Kevin Devine mit Jenny Owen Youngs 07.05. Nürnberg, Muz-Club » 08.05. Münster, Amp » 19.05. Frankfurt/ Main, Brotfabrik » 20.05. A-Wien, B 72 » 22.05. L-Luxemburg, D:Qliq » 23.05. Fulda, Kulturzentrum Kreuz » 24.05. Leipzig, Moritzbastei » 25.05. Berlin, Lido » 26.05. Hamburg, Fundbureau » 27.05. Dresden, Beatpol » 28.05. Jena, Rosenkeller » 29.05. München, Feierwerk » 30.05. Köln, Blue Shell » 31.05. Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus Intro Intim Battles mit Fuck Buttons 12.05. Berlin, Maria am Ostbahnhof » 13.05. Köln, Gebäude 9 Intro Intim Kill Your Friends Lesung mit John Niven und Bernd Begemann 06.05. Berlin, Roter Salon » 07.05. München, Substanz » 08.05. Köln, Museum Ludwig Intro Intim @ Splash mit M.I.A., Sick Girls, Birdy Nam Nam, Le Peuple de L'Herbe u. a. 11.-13.07. Pouch, Halbinsel
BLONDE REDHEAD Foto: Arne Sattler
Intro Intim Unexplored UK mit Late Of The Pier, The Ting Tings, XX-Teens 23.04. Köln, Gebäude 9 » 24.04. Berlin, Maria am Ostbahnhof » 25.04. Osnabrück, Kleine Freiheit (Late Of The Pier, Disco Punx)
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Auch wenn man es beim Anblick dieses Fotos nicht glauben mag: Das NY-Trio um Kazu Makino funktioniert auch bei geschlossenen Augen. Sphärische Gitarrenflächen, elektronische Verzierungen, entrückter Gesang – ein Kopfkino-Score par excellence. Mit dabei: Devastations und Smoosh. 08.04. Berlin, Maria am Ostbahnhof (einzige Deutschlandshow!)
Backstage-Schnack mit Does It Offend You, Yeah? Belauscht auf dem Intro Intim Januar in Berlin, ca. 37 Sekunden nach ihrem Auftritt: James: Wir waren beschissen. Morgan: Nein, die Leute waren beschissen. James: Stimmt. So still. So faul. So verdammt träge. 01.04. München, 59to1 » 02.04. Köln, Stadtgarten » 03.04. Hamburg, Molotow » 05.04. Berlin, Lido www.myspace.com/doesitoffendyou
Reingehört und vorgefreut auf dEUS »Vantage Point« »When She Comes Down« ist ein sperriger Opener, nervös funky, melodisch im Refrain, verwirrend grandios. »Oh Your God« stampft und stottert mit lauten Gitarren und knallenden Drums, während Barman den Grantler gibt. »Eternal Woman« ist ein Streicher-verziertes Durchatmen. »Favourite Game« und »Slow« wiederum setzen auf den dunklen Groove, den man als Grundton des Albums ausmachen könnte. »Is A Robot« und »The Architect« – die mutige Single – fügen sich da gut ein. Die letzten drei Songs sind dann der elegische Abgang, »so melodisch, wie man uns noch nie gehört hat«, sagen dEUS selbst. Stimmt. Vor allem der Rausschmeißer »Popular Culture« zeigt das. Release ist am 18.04., zuvor sind sie live bei uns: 09.04. Saarbrücken, Roxy » 10.04. Mannheim, Alte Feuerwache » 14.04. Köln, Kulturkirche » 07.05. München, Georg-Elser-Halle
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124 Das geht
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Intro empfiehlt 01 P Electronic Beats Live Special
04 P Gus Black
07 P José Gonzáles
11 P Kristofer Aström
Die Konzert-Serie der Electronic Beats – nicht zu verwechseln mit dem Festival Electronic Beats – gastierte zum letzten Mal im Jahr 2004 im Bonner T-Mobile-Forum. Nach diversen europäischen Abstechern nach Wien, Prag, Budapest oder Bratislava schaut man am 19. April nun wieder in der Bonner Homebase vorbei. Diesmal werden Mia. auf der Bühne den »Zirkus« veranstalten, der schon das gleichnamige Album auf Platz #2 der Charts brachte. Außerdem werden es sich die altgedienten Pioniere des alternativen HipHop, die Stereo MC’s, wohl nicht verkneifen können, Songs des in Kürze erscheinenden neuen Albums zu präsentieren. Dritter Act im Bunde sind Klee aus der Nachbarstadt Kölle, die ein neues Album für Mai in der Pipeline haben.
Schwarzer Anzug, Akustikgitarre, umwerfende Backgroundsängerin – und dann diese dunkel croonende Stimme: »Today is not the day ... to fuck with me.« Geht klar, solange er noch ein paar dieser Düster-Folk-Songs raus haut.
»José Gonzáles heißt Gitarre und Gesang. Nicht mehr und nicht weniger.« So sagte Gonzáles einst im Interview. Das ist auch live so – und hat trotzdem wenig mit Schnarchnasen-Songwriter-Geklampfe zu tun.
Der Schwede macht noch einen zweiten Tourschlenker zu seinem aktuellen Album »Rainaway Town«. Im Intro-Magazin erklärte er damals: »Ich habe mich bewusst in Richtung Pop bewegt, weil ich so direkt wie möglich sein wollte.«
19.04. Offenburg, Spitalkeller » 20.04. Zürich, Hafenkneipe » 21.04. Ulm, Roxy » 23.04. Stuttgart, Die Röhre » 24.04. München, 59to1 » 25.04. Wuppertal, Live Club Barmen » 26.04. Münster, Gleis 22 » 27.04. Hamburg, Logo » 29.04. Dresden, Beatpol » 30.04. Berlin, Lido » 01.05. Osnabrück, Kleine Freiheit » 02.05. Halle, Objekt 5 » 03.05. Köln, Blue Shell
16.04. Alsdorf, Stadthalle » 17.04. Berlin, Admiralspalast » 18.04. Ludwigshafen, BASF Feierabendhaus » 20.04. Dachau, St. Jakob » 21.04. Wien, Flex
09.04. Bremen, Römer » 10.04. Bielefeld, Forum » 11.04. Hannover, Cafe Glocksee » 12.04. Bonn, Harmonie » 13.04. Karlsruhe, Jubez » 14.04. Wiesbaden, Schlachthof » 16.04. Heidelberg, Karlstorbahnhof » 17.04. Freiburg, Mensabar » 19.04. Solothurn, Kofmehl » 21.04. Wien, Chelsea » 22.04. München, Atomic Café » 23.04. St. Pölten, Cinema Paradiso » 24.04. Dresden, Beatpol » 25.04. Marburg, Kfz » 26.04. Magdeburg, Projekt 7 » 27.04. Berlin, Babylon » 29.04. Hamburg, Knust » 30.04. Kiel, Weltruf
19.04. Bonn, T-Mobile-Forum (mit Mia., Stereo MC’s, Klee)
02 P Blood Red Shoes »It’s getting boring by the sea«, sang das Brighton-Duo auf seiner Debüt-EP. Was dagegen hilft? Die Langeweile rausspielen! Nachzuhören auf dem Album »Box Of Secrets«. Kate Nash liebt es. Wir auch. 26.04. Hamburg, Molotow (Club NME) » 28.04. Köln, Gebäude 9 » 29.04. Dortmund, FZW » 30.04. München, Atomic Café » 06.05. Berlin, Maria am Ostbahnhof
05 P Helsinki In Berlin Die spinnen, die Finnen. Denkt man sich schnell, wenn man sich den musikalischen Output des kleinen Landes so anschaut. Ihr hausgemachter Metal à la Nightwish erobert gleich die ganze Welt, ihr Indie ist sogar schräger als der kanadische (22-Pistepirkko), Lordi gibt’s nicht nur auf Platte, sondern auch als Weingummi, und der finnische Electro pluckert, bratzt und beept wie kein anderer (Op:l Bastards). Im April präsentiert sich Helsinki all over Berlin – und wir präsentieren die spannendsten Abende. 25.04. Berlin, 103 Club (Op:l Bastards) » 26.04. Berlin, Magnet Club (22-Pistepirkko, Judge Bone, Anssi) » 29.04. Berlin, Quasimodo (M.A. Numminen, Sväng, Marko Haavisto, Poutahaukat)
Die Girls In Hawaii betreiben natürlich Etikettenschwindel, weil sie erstens aus Belgien stammen und zweitens ein komplettes Jungsding sind. Aber kann man das ihnen und ihrem Weltflucht-Pop übel nehmen? 22.04. Heidelberg, Karlstorbahnhof » 23.04. Hamburg, Uebel & Gefährlich » 25.04. Berlin, Lido » 26.04. Dresden, Beatpol » 28.04. Wien, Chelsea » 29.04. München, Ampere » 30.04. Leipzig, Nato
Devonte Hynes, damals mal bei den Schreihälsen Test Icicles, ist der Lightspeed Champion. Als solcher schreibt er wunderbare Singer/Songwriter-Tunes wie z.B. »Fucksucker«, die sich streichzart in die Gehörgänge schmeicheln. 01.04. Hamburg, Molotow » 02.04. Berlin, Bang Bang Club » 03.04. Stuttgart, Schocken
09 P Morcheeba Zu dritt war gestern. Die Gebrüder Godfrey arbeiten auf dem neuen Album »Dive Deep« nun mit spannenden Gastsängern wie dem Norweger Thomas Dybdahl, der französischen Sängerin Marta oder dem Avantgarde-Rapper Cool Calm Pete. 23.04. Zürich, Volkshaus » 24.04. Ludwigshafen, Das Haus » 05.05. Hamburg, Grünspan » 06.05. Berlin, Passionskirche » 09.05. Köln, Gloria » 10.05. Luxemburg, Den Atelier
10 P Wolke 06 P MIT
03 P Girls In Hawaii
08 P Lightspeed Champion
Bei ihrer Gründung hatten MIT einen relativ genauen Plan: kurz auftauchen, kurz spielen und dann wieder verschwinden. Das ging zum Glück in die Hose. Nun sind sie mit ihrem Debüt »Coda« unterwegs.
Das Kölner Duo hat auf»Teil 3« zum dritten Mal Knöpfe gedreht, in die Klaviertasten gehauen und poetische Worte kombiniert. Nach ihren Pop-DolmetscherTätigkeiten auf EinsLive zelebrieren sie endlich wieder das eigene Liedgut.
04.04. Köln, Bogen 2 » 05.04. Darmstadt, 603 qm » 11.04. Dortmund, Suite 023 » 12.04. Hamburg, Hafenklang » 18.04. Leipzig, Sweat Club » 19.04. Berlin, Scala » 24.04. Paderborn, Cube » 25.04. Heidelberg, Zum Teufel » 26.04. München, Feierwerk » 23.05. Bayreuth, Glashaus » 24.05. Augsburg, Schwarzes Schaf
16.04. Hamburg, Nachtasyl im Thalia » 17.04. Dessau, Beat Club » 18.04. Berlin, Roter Salon » 19.04. Münster, Amp » 23.04. Frankfurt/Main, Das Bett » 24.04. Karlsruhe, Kohi » 25.04. Dortmund, Subrosa » 26.04. Aachen, Raststätte » 03.05. Köln, Tsunami Club » 10.05. Duisburg, Buschbrand » 24.06. Dresden, Societätstheater
12 P The National Bank In ihrem Heimatland Norwegen sind sie so eine Art Vorzeigeband: eine Supergroup, zusammengezimmert aus den Helden der nationalen Indie-Szene von Jaga Jazzist, BigBang und dann noch Thomas Dybdahl, ein mit Preisen überhäuftes Wunderkind. 31.03. Hamburg, Knust » 01.04. München, Atomic Café » 03.04. Köln, Luxor » 04.04. Berlin, Lido
13 P The Pigeon Detectives Die Band aus Leeds hat sich hohe Ziele gesteckt: Am liebsten wäre sie nicht weniger als der offizielle Beatles-Nachfolger. Dabei hat ihr herrlich mitrölkompatibler UK-New-Wave-Schrammelpunk nicht viel mit den Fab Four gemein. 08.04. München, Atomic Café » 09.04. Berlin, Lido
Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir 3x2 Tickets
Alle Touren, alle Clubs, alle Locations: www.intro.de
Das geht
22 Pistepirkko 28.03. Marburg, Kfz 29.03. Münster, Gleis 22 30.03. Stuttgart, Laboratorium 03.04. A-Wien, B 72 05.04. Dresden, Puschkin 06.04. Leipzig, Moritzbastei 08.04. Erlangen, E-Werk 09.04. Jena, Rosenkeller 10.04. München, 59to1 11.04. Bielefeld, Forum 12.04. Cottbus, Glad-House 13.04. Hamburg, Knust Geht weiter! P Empfohlen von Intro:
Kristofer Aström 09.-30.04. Alle Infos siehe S. 124
Bernd Begemann & Die Befreiung 24.03. A-Wien, Chelsea 25.03. Erfurt, Museumskeller 26.03. Berlin, Frannz 04.04. Hamburg, Knust Geht weiter!
Belasco 27.03. Viersen, Conny’s Come In 28.03. Bielefeld, Forum 29.03. Hagen, Kultopia
Be Your Own Pet 07.04. Hamburg, Molotow P Empfohlen von Intro:
Gus Black 19.-30.04. Alle Infos siehe S. 124
Blackmail 28.04. Frankfurt / Main, Batschkapp 29.04. Köln, Luxor 30.04. Bochum, Zeche Geht weiter!
P Empfohlen von Intro:
Chikinki 24.03. Frankfurt / Main, Batschkapp 25.03. Konstanz, Kulturladen 26.03. Köln, Underground 27.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich 28.03. Osnabrück, Kleine Freiheit
Coheed And Cambria mit Oceansize 07.04. Köln, Live Music Hall 13.04. Berlin, Huxley’s 15.04. München, Georg-Elser-H. 16.04. Stuttgart, LKA-Longhorn 17.04. Hamburg, Markthalle
Coke DJ-Culture! mit Robert Owens, Theo Parrish, Omar S, Quarion 11.04. Berlin, Engelbrot 12.04. Hamburg, Click 17.04. München, Die Registratur 18.04. Köln, Triple A 19.04. Erfurt, Joue Joue Club
mit Christiane Rösinger, Andreas Spechtl, DJ Forestopper 28.03. Berlin, Festsaal Kreuzberg 10.04. Potsdam, Spartacus 11.04. Hamburg, Golden Pudel 12.04. Bremen, Stauerei 14.04. Düsseldorf, Zakk 15.04. Stuttgart, Schocken 17.04. A-Wien, Wuk 18.04. München, Kranhalle Geht weiter! P Empfohlen von Intro:
Blood Red Shoes
Dead Meadow
15.04. Hamburg, Markthalle P Empfohlen von Intro:
Deichkind
Bratze 11.04. Kiel, Weltruf 18.04. Osnabrück, Glanz & Gloria 19.04. Erfurt, Besetztes Haus 20.04. Hamburg, Molotow 24.04. Berlin, ZMF 25.04. Greifswald, Geographenkeller 26.04. Neubrandenburg, Zebra Geht weiter!
03.04. Krefeld, Kulturfabrik 04.04. Mannheim, Maimarkthalle 05.04. Marburg, Kfz 17.04. Kassel, Musiktheater 18.04. Heidelberg, Karlstorbahnhof 19.04. Eisenach, Spitz 24.04. Fulda, Kulturzentr. Kreuz 25.04. Frankfurt / Main, St. Petersgemeinde
Delbo
30.04. Köln, Underground Geht weiter!
02.04. Jena, Rosenkeller 03.04. Bielefeld, Falkendom 04.04. Wiesbaden, Kulturpalast 05.04. Leipzig, Panam 06.04. Hamburg, Prinzenbar 08.04. Braunschweig, Nexus 09.04. Bielefeld, Falkendom 10.04. Magdeburg, Projekt 7 11.04. Rostock, Mau-Club 12.04. Dresden, Scheune 14.04. Köln, Kulturbunker Mülheim 15.04. Siegen, Vortex 16.04. Frankfurt / Main, Elfer-Music-Club 18.04. Stuttgart, Keller Klub 20.04. A-Wien, Fluc 21.04. München, Sunny Red 22.04. Hamburg, D-Club (mit Kettcar)
Chumbawamba
DeVotchKa
17.04. Hamburg, Lola Kulturzentrum
17.04. Berlin, Tacheles 18.04. Köln, Underground
Ian Brown 15.04. München, Atomic Café (ausverkauft)
Buback Tonträger präsentiert und feiert Jubiläum mit Freiwillige Selbstkontrolle, Adolf Noise 28.03. Berlin, Volksbühne 29.03. Hamburg, Hafenklang
Keith Caputo
Electronic Beats Live Special
07.04. Köln, Gebäude 9 08.04. Stuttgart, Keller Klub 09.04. Frankfurt / M., Sinkkasten 10.04. Essen, Grend 11.04. Berlin, Roter Salon 12.04. HH, Uebel & Gefährlich
19.04. Bonn, T-Mobile-Forum Alle Infos siehe S. 124
F.S.K.
P Empfohlen von Intro:
Alec Empire mit The Hellish Vortex 01.04. Stuttgart, Die Röhre 02.04. München, Ampere 03.04. Nürnberg, Hirsch 04.04. Köln, Luxor 05.04. HH, Uebel & Gefährlich 08.04. Bochum, Riff 09.04. Münster, Café Sputnik 10.04. Berlin, Festsaal Kreuzberg 12.04. Bremen, Tower Geht weiter!
Intro-Sputnik Magazin
26.03. München, Rote Sonne 27.03. Frankf. / M., Mousonturm 28.03. Berlin, Volksbühne 29.03. Hamburg, Hafenklang 30.03. Köln, Stadtgarten 01.04. Leipzig, Conne Island 02.04. Stuttgart, Schocken 03.04. Weinheim, Café Central
Get Cape. Wear Cape. Fly 19.04. Berlin, Lido 20.04. Hamburg, Prinzenbar 21.04. Köln, Blue Shell 23.04. München, 59to1
P Empfohlen von Intro:
Get Well Soon
Fancy Footwork Party Tour mit Yelle, Trash Fashion 26.03. Berlin, 103 Club 27.03. Frankfurt / Main, O25 28.03. Dortmund, FZW 29.03. Köln, Die Werkstatt
Fettes Brot 22.04. Flensb., Deutsches Haus 23.04. Dortmund, Westfalenhalle 24.04. Trier, Europahalle 25.04. Köln, Palladium 27.04. Stuttgart, LKA-Longhorn 29.04. Wiesbaden, Schlachthof 30.04. München, Georg-Elser-H. Geht weiter!
12.04. Heidelberg, Karlstorbahnhof 15.04. Frankfurt / M., Brotfabrik 17.04. HH, Mandarin Kasino 19.04. Münster, Gleis 22 24.04. Biberach, Kulturh. Abdera 25.04. Konstanz, Kulturladen P Empfohlen von Intro:
Girls In Hawaii 22.-30.04. Alle Infos siehe S. 124
Gogol Bordello 04.04. Berlin, Postbahnhof 06.04. Leipzig, Conne Island
Max Goldt (Lesung)
04.04. Köln, Luxor
27.03. Stuttgart, Theaterhaus 28.03. Karlsruhe, Tollhaus 29.03. Heilbronn, Komödienh. 30.03. Mannheim, Alte Feuerw. 05.04. Weinböhla, Zentralgasth. 22.04. Bielefeld, Theater am Alten Markt 23.04. Köln, Comedia 24.04. Würzburg, Saalb. Luiseng. Geht weiter!
Foals
Gravenhurst
03.04. München, 59to1 04.04. Mannheim, Maimarkthalle (Intro Intim) 05.04. Köln, Die Werkstatt 06.04. Hamburg, Molotow 07.04. Berlin, Postbahnhof www.tickets.de
22.04. Nürnberg, K 4 23.04. Dresden, Puschkin 24.04. Wiesbaden, Schlachthof 25.04. Weinheim, Café Central 26.04. Hannover, Cafe Glocksee 27.04. Bielefeld, Forum
P Empfohlen von Intro:
24.03. A-Wien, Arena 26.03. München, Ampere 27.03. Berlin, Lido 28.03. Hamburg, Molotow
Billy Bragg
Niels Frevert
05.04. Mannheim, Maimarkthalle Geht weiter!
Das Schöne Leben (Konzert & Lesung)
P Empfohlen von Intro: 26.04. Hamburg, Molotow (+ NME DJs) 28.04. Köln, Gebäude 9 29.04. Dortmund, FZW 30.04. München, Atomic Café Geht weiter!
Digitalism
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Flash! (Party)
Adam Green Fotos 28.03. Lüneburg, AStA-Wohnz. 29.03. Neubrandenburg, Zebra 02.04. Berlin, Postbahnhof 03.04. HH, Uebel & Gefährlich 04.04. Köln, Gebäude 9 05.04. Münster, Gleis 22 09.04. Dresden, Beatpol 10.04. Erlangen, E-Werk 11.04. Augsburg, Ostwerk 14.04. A-Wien, Flex 15.04. München, 59to1 17.04. Stuttgart, Schocken 18.04. Frankfurt / Main, Cooky’s 19.04. Hannover, Cafe Glocksee 25.04. Rostock, Mau-Club 26.04. Bremen, Tower
Frank Spilker Gruppe 28.03. Kiel, Weltruf 29.03. Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus 30.03. Hamburg, Golden Pudel 31.03. Hannover, Indiego Glocks. 01.04. Düsseldorf, Zakk 02.04. Köln, Luxor 03.04. Bielefeld, Kamp 04.04. Berlin, Festsaal Kreuzberg 05.04. Leipzig, Conne Island 09.04. Schorndorf, Manufaktur 10.04. München, Rote Sonne 12.04. Dresden, Groove Station
13.04. Köln, Live Music Hall 21.04. HH, Große Freiheit 36 22.04. Berlin, Huxley’s 23.04. Frankf. / M., Mousonturm 24.04. München, Georg-Elser-H. P Empfohlen von Intro:
Helsinki Week 25.-29.04. Alle Infos siehe S. 124
Home Of The Lame 26.03. Bielefeld, Falkendom 27.03. Frankfurt / M., Das Bett 28.03. Regensburg, Heimat 29.03. Stuttgart, Schocken 31.03. A-Wien, B 72 01.04. München, Feierwerk 02.04. Siegen, Vortex 03.04. Köln, Blue Shell 04.04. Hannover, Korn 05.04. Mannheim, Lagerhaus
Hush Puppies 08.04. Ulm, Roxy 09.04. Karlsruhe, Substage 10.04. Berlin, Bang Bang Club 11.04. Bremen, Kulturz. Lagerh. 12.04. Bonn, Harmonie 13.04. Dresden, Beatpol 24.04. Hannover, Musikzentrum 25.04. Lingen, Alter Schlachthof 26.04. Hamburg, Molotow 27.04. Dortmund, FZW
C
heckt das, neue Bands!« heißt eins der beliebtesten Formate in unserem Heft. Darin tauchten jüngst auch Foals als kleiner Tipp für 2008 auf. Nächster Stopp in dieser Ausgabe: Titelgeschichte. So schnell kann’s gehen. Warum die fünf Jungs aus UK das mehr als verdient haben – hört es im April Ton für Ton nach, wenn in unserer Radiosendung der Beweis geführt wird. Diesmal und überhaupt immer mit dabei: die Song-Battles des Monats. Der Song, der beim Voting auf intro.de gewinnt, wird in der folgenden Sendung gespielt. Und hier sind sie: 03.04. Sind wir nicht alle Seefahrer? Rummelsnuff »Halt durch!« vs. Tocotronic »Sailorman« 10.04. In Rankings leider weit hinten 18th Dye »Song For Helen« vs. Eleventh Dream Day »Coercion«
17.04. Jetzt hilft nur noch Wein The Cardigans »I Need Some Fine Wine And You, You Need To Be Nicer« vs. The National »All The Wine« 24.04. Ex-Arab-Strap vs. Ex-Arab-Strap Malcolm Middleton »Loneliness Shines« vs. Aidan John Moffat »Nothing In Common« Das Intro-Sputnik Magazin: jeden Donnerstag und Sonntag 21h bis 22h auf MDR Sputnik. Unter www.intro.de/sputnik auch als Podcast abonnierbar und via Player im Stream zu hören.
126 Das geht
ILiKETRAiNS 14.04. Stuttgart, Schocken 15.04. Frankfurt / Main, Brotfabrik (mit Get Well Soon) 16.04. Münster, Gleis 22 P Empfohlen von Intro:
Intro DJ-Team: Schlank Und Beliebt Durch Voodoo 29.03. Köln, Pegel P Empfohlen von Intro:
P Empfohlen von Intro:
Lightspeed Champion 01.-03.04. Alle Infos siehe S. 124
Madsen 09.04. A-Wien, Arena 11.04. Magdeburg, Factory 12.04. Dresden, Strasse E 14.04. HH, Uebel & Gefährlich 15.04. Bochum, Zeche 16.04. Köln, Live Music Hall 18.04. München, Georg-Elser-H. 19.04. Heidelberg, Halle 02 20.04. Berlin, Postbahnhof
Portishead 02.04. München, Tonhalle 03.04. Berlin, Columbiahalle 06.04. Köln, Palladium www.tickets.de
Kristoffer Ragnstam 17.04. Rostock, MS Stubnitz 18.04. Hamburg, Prinzenbar 20.04. Dresden, Beatpol 29.04. Berlin, Admiralspalast P Empfohlen von Intro:
Marah 25.03. Hamburg, Knust
Scott Matthew Intro Intim Alle Infos und Termine siehe S. 123
Isis 22.04. A-Wien, Arena
12.04. Leipzig, Schaubühne Lindenfels 13.04. Hamburg, Kampnagel 15.04. Berlin, Babylon 17.04. Dresden, Scheune Geht weiter!
Charlotte Roche 26.03. Wolfsburg, Hallenbad 27.03. Münster, Prinzipalsaal 31.03. Würzburg, Saalbau Luisengarten
25.03. Berlin, Postbahnhof
Meine Mutter Hat Ihren Pudel Erschossen!
Jägermeister Rockliga Saison 2007/08 Gruppe D
mit Richard Von Der Schulenburg, Knarf Rellöm, Pascal Fuhlbrügge 19.04. Hannover, Indiego Glocksee
mit Good Charlotte, Jolly Goods, The Futureheads, The Hives, Velvet Revolver 29.03. Köln, Palladium
P Empfohlen von Intro:
Rooney
I Am Kloot
mit The Electric Soft Parade, Mediengruppe Telekommander, Zoot Woman 24.03. Essen, Zeche Carl 25.03. München, Backstage 26.03. Stuttgart, Die Röhre 27.03. Leipzig, Werk 2 28.03. Dresden, Beatpol
Johnossi mit Sibling Sense 11.04. Hamburg, Grünspan 12.04. Bremen, Kulturz. Lagerhaus 13.04. Bochum, Zeche 14.04. Köln, Gloria 15.04. Heidelberg, Karlstorbahnh. 16.04. Bielefeld, Kamp 18.04. Erfurt, Stadtgarten 19.04. Freiburg, Jazzhaus 20.04. Dresden, Beatpol 20.04. Stuttgart, LKA-Longhorn 21.04. Frankfurt / Main, Brotfabrik P Empfohlen von Intro:
José González
Melt! Klub 26.03. Frankfurt / Main, Cooky’s (Hadouken) 27.03. Berlin, Maria am Ostbahnh. (Supermayer, Hadouken, DJ Supermarkt, Jack Tennis) 28.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich (Supermayer, Hadouken, Shir Khan) Geht weiter!
Miss Platnum 25.03. Hamburg, Mandarin Kasino 26.03. Bonn, Harmonie 27.03. Ulm, Roxy P Empfohlen von Intro:
MIT 04.-24.05. Alle Infos siehe S. 124
Moonbootica 28.03. Nürnberg, Rakete 29.03. Stuttgart, Romy S.
16.-21.04. Alle Infos siehe S. 124 P Empfohlen von Intro:
Kante
Morcheeba
08.04. Hamburg, Knust
23.04.-10.05. Infos siehe S. 124
Karpatenhund
Oceansize
18.04. Chemnitz, Atomino 19.04. Frankfurt / Main, Das Bett 26.04. Lüdenscheid, Alte Druckerei 30.04. Viersen, Conny’s Come In
03.04. Duisburg, Steinbruch 04.04. Osnabrück, Glanz & Gloria 05.04. Dresden, Beatpol
Kettcar
26.03. Köln, Gebäude 9 27.03. München, 59to1 29.03. Berlin, Admiralspalast 30.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich www.tickets.de
18.04. Hamburg, Hafenklang 19.04. HH, Uebel & Gefährlich 20.04. Hamburg, Molotow 21.04. Hamburg, Knust 22.04. Hamburg, D-Club 23.04. Hamburg, Fabrik 30.04. Rostock, Mau-Club
Patrick Watson
Paula
28.03. Leer, Juz 29.03. Hannover, Béi Chéz Heinz 18.04. Erlangen, E-Werk 19.04. Schwabmünchen, U-Turn 20.04. Leipzig, Moritzbastei
24.04. Bielefeld, Falkendom 25.04. Essen, Grend 26.04. Karlsruhe, Tempel 27.04. Heidelberg, Karlstorbahnhof 30.04. Osnabrück, Rosenhof Geht weiter!
Lichter
P Empfohlen von Intro:
Kilians
mit Monotektoni**, Fotos* 03.04. Hamburg, Grüner Jäger 05.04. Rostock, Jaz** 06.04. Berlin, Bang Bang Club 09.04. Dresden, Beatpol* 10.04. Erlangen, E-Werk* 11.04. Augsburg, Ostwerk* 12.04. Stuttgart, Manufaktur 13.04. Weinheim, Café Central 15.04. München, 59to1* 23.04. Frankfurt / Main, Das Bett 26.04. Bonn, Kult 41
Rocknacht
01.04. Stuttgart, Zapata 02.04. Berlin, Frannz 17.04. Köln, Luxor
Olli Schulz 24.03. Hannover, Musikzentrum 25.03. Magdeburg, Projekt 7 26.03. Rostock, Mau-Club 27.03. Flensburg, Volksbad 29.03. Osnabrück, Glanz & Gloria 31.03. Düsseldorf, Zakk 01.04. Krefeld, Kulturfabrik 02.04. Weinheim, Café Central 03.04. Trier, Tuchfabrik 07.04. Stuttgart, Schocken 08.04. Freiburg, Jazzhaus 09.04. Gießen, MuK 10.04. Koblenz, Circus Maximus 11.04. Heidelberg, Karlstorbahnh. 12.04. Bischofswerda, Eastclub 17.04. Leipzig, Conne Island 18.04. Hannoversch Münden, Kurbelkasten 19.04. Bad Oeynhausen, Druckerei 20.04. Oldenburg, Amadeus
Sit Down And Sing mit Rosie Thomas, Nicolai Dunger, Josh Ottum 14.04. Hamburg, Knust 15.04. Münster, Gleis 22 16.04. Bremen, Moments 17.04. Ludwigshafen, Das Haus 22.04. Frankfurt / Main, Das Bett 24.04. Leipzig, Panam 25.04. Magdeburg, Oli-Lichtspiele 26.04. Berlin, Maschinenhaus
Sternbuschweg 28.03. Leipzig, Noch Besser Leben 29.03. Dresden, Groove Station 31.03. Berlin, Bang Bang Club 01.04. Kiel, Schaubude 03.04. Köln, Tsunami Club 05.04. Duisburg, Buschbrand 10.04. Augsburg, Schwarzes Schaf 12.04. Reichenau, Bütezettel 18.04. Frankfurt / Main, Das Bett 19.04. Paderborn, Cube 26.04. Lüdenscheid, Alte Druckerei 30.04. Viersen, Conny’s Come In P Empfohlen von Intro:
Pop-Abo 29.03. Dortmund, Konzerthaus (Polarkreis 18 unplugged) 26.04. Dortmund, Konzerthaus (Kinderzimmer Productions)
Red Bull Tourbus 20.-27.04. Puppetmastaz Infos: www.redbulltourbus.com
Teitur mit Brisa Roche* 25.03. Hamburg, Prinzenbar* 26.03. Münster, Gleis 22* 27.03. Heidelberg, Karlstorbahnhof 28.03. München, Ampere 30.03. Berlin, Roter Salon* 31.03. Bielefeld, Kamp* 01.04. Köln, Luxor*
Tele mit Wagner Love* 17.04. Regensburg, Suite 15 18.04. Tübingen, Sudhaus 19.04. Bonn, Harmonie 20.04. Dortmund, FZW* 21.04. Hannover, Indiego Glocksee* 22.04. Frankfurt / Main, Nachtleben* 23.04. Fulda, Kulturkeller* 24.04. Freiburg, Waldsee* 26.04. Bischofswerda, Eastclub*
P Empfohlen von Intro:
The Levi’s Electric Disco mit Shitdisco, MSTRKRFT, Punks Jump Up 03.04. A-Wien, Fluc 04.04. Offenbach, Hafen 2 05.04. Köln, Gebäude 9 09.04. CH-Zürich, Mascotte 10.04. Berlin, Lido 11.04. München, Die Registratur 12.04. Hamburg, Mandarin Kasino P Empfohlen von Intro:
The National Bank 31.03.-04.04. Infos siehe S. 124
The Notwist 28.04. A-Wien, Radiokulturhaus
These New Puritans 09.04. Berlin, Magnet Club 12.04. München, Babalu
P Empfohlen von Intro:
The Pigeon Detectives 08.-09.04. Alle Infos siehe S. 124
The Aim Of Design Is To Define Space 28.03. Berlin, Magnet Club P Empfohlen von Intro:
The Rifles 02.04. Köln, Live Music Hall 03.04. Berlin, Postbahnhof 04.04. München, Backstage 05.04. Wiesbaden, Schlachthof 06.04. Hamburg, Markthalle
The Tellers
The Boxer Rebellion 27.04. Berlin, Tacheles 28.04. Hamburg, Molotow 29.04. Köln, Underground 30.04. München, 59to1
25.03. Ludwigshafen, Das Haus 26.03. Marburg, Trauma 27.03. Berlin, Roter Salon 28.03. Düsseldorf, Pretty Vacant
The Whitest Boy Alive 25.03. Jena, Kassablanca Gleis 1 27.03. A-Wien, Fluc
The Breeders
The Wombats
22.04. Köln, Luxor 23.04. Berlin, Columbia Club (abgesagt)
29.03. Köln, Gebäude 9 30.03. Berlin, Lido 31.03. Hamburg, Molotow 06.04. München, Atomic Café
The Electric Soft Parade
Visions Spring Tour mit The Rifles, Die Mannequin, The Futureheads, Trashmonkeys 02.04. Köln, Live Music Hall 03.04. Berlin, Postbahnhof 04.04. München, Backstage 05.04. Wiesbaden, Schlachthof 06.04. Hamburg, Markthalle
We Are Scientists 24.03. Köln, Gloria 25.03. Hamburg, Uebel & Gefährl. 26.03. Dresden, Beatpol 29.03. München, Georg-Elser-H. 30.03. Frankfurt / M., Mousonturm 29.04. Heidelberg, Karlstorbahnh. Geht weiter!
Wir Sind Helden 26.03. Mannheim, Maimarktclub 27.03. Stuttgart, Liederhalle 28.03. Bochum, Jahrhunderthalle 30.03. Lingen, Emslandhalle 31.03. Bielefeld, Ringlokschuppen 01.04. Oldenburg, Weser-Ems-H. 03.04. Braunschweig, Jolly Joker 04.04. Rostock, Mau-Club 05.04. Kiel, Halle 400 12.04. Potsdam, Waschhaus (ausverkauft) 13.04. Potsdam, Waschhaus 15.04. Wartenberg, Oval 16.04. Nürnberg, Löwensaal 17.04. Trier, Europahalle 19.04. Augsburg, Kongresshalle 20.04. Göttingen, Stadthalle Geht weiter! P Empfohlen von Intro:
Wolke 16.04.-24.06. Infos siehe S. 124
Woog Riots 19.04. Offenbach, Rotari
Lizz Wright 02.04. Schorndorf, Manufaktur 04.04. München, Georg-Elser-H. 05.04. Köln, Gloria 07.04. Hamburg, Grünspan 08.04. Berlin, Postbahnhof www.tickets.de
The Futureheads
T-Mobile Extreme Playgrounds The Dirt Session
03.04. Berlin, Postbahnhof 04.04. München, Backstage 05.04. Wiesbaden, Schlachthof 06.04. Hamburg, Markthalle
mit Millencolin, Sportfreunde Stiller 20.04. Duisburg, Kraftzentrale (Emscherstr. 71)
The Gutter Twins
Tocotronic
Zoot Woman
18.04. Hamburg, Logo 19.04. Berlin, Postbahnhof
16.04. Münster, Skater’s Palace 17.04. Bochum, Schauspielhaus 19.04. Karlsruhe, Festh. Durlach 20.04. Darmstadt, Centralstation 22.04. Ulm, Roxy 23.04. Jena, Kassablanca Gleis 1 24.04. Braunschweig, Meier M. H. 25.04. Potsdam, Waschhaus (mit 18th Dye)
29.03. Hamburg, Uebel & Gefährl. 31.03. Köln, Luxor 01.04. Frankfurt / Main, Batschkapp
Turbonegro
Xiu Xiu (01.-12.05.) Navel (01.-07.05.) Flowin’ Immo (ab 03.05.) Why? (06.05.-01.06) Scout Niblett (13.-16.05.) Amanda Rogers (15.05.-13.06.) Leipzig (Pop Up (22.-25.05.) New Amsterdams (22.-23.05.) Eagle*Seagull (24.05.-01.06.) Bob Mould (ab Juni) Tegan And Sara (22.-24.06.) The Gossip (ab 01.07.) Video Games Live (20.08.)
24.03. Bochum, Zeche
The Hidden Cameras & Der Münchener Fußballchor 28.04. München, Freiheizhalle 29.04. Köln, Gloria
The Hives 27.03. Saarbrücken, Mechanische Werkstatt 28.03. Bremen, Pier 2 29.03. Köln, Palladium 02.04. A-Wien, Gasometer 03.04. München, Tonhalle
The Horror The Horror 28.03. Hannover, Faust 29.03. Leipzig, Ilses Erika 30.03. Düsseldorf, Pretty Vacant 31.03. Aachen, Raststätte 01.04. Frankfurt / Main, Das Bett 02.04. Halle, Objekt 5 03.04. Bayreuth, Glashaus 04.04. Berlin, Roter Salon 05.04. Hamburg, Knust 25.04. Erlangen, E-Werk 26.04. Stuttgart, Schocken
mit Year Long Disaster, Valient Thorr 25.03. Essen, Weststadthalle 26.03. Stuttgart, LKA-Longhorn 30.03. Leipzig, Werk 2 01.04. Wiesbaden, Schlachthof 02.04. Bremen, Schlachthof
Turbostaat 27.03. Erlangen, E-Werk 28.03. München, Backstage 29.03. Chemnitz, Bunker 05.04. Göttingen, Musa 06.04. Münster, Halle Münsterland 07.04. Dortmund, Westfalenhalle 17.04. Erfurt, Thüringenhalle 18.04. Darmstadt, Oetinger Villa 19.04. Hannover, Korn
The Kills
Urlaub In Polen
25.03. Köln, Gebäude 9 02.04. Hamburg, Logo 03.04. Berlin, Maria am Ostbahnh.
16.04. Nürnberg, Muz-Club 17.04. Dresden, Puschkin 18.04. Göttingen, Lumière
P Empfohlen von Intro:
Die kommen, die Touren:
Tickets? Tickets! www.intro.de/ ticketshop
Ticketmaster/Kartenhaus empfiehlt:
128 Festivalguide
Fanperspektive: Immergut
FESTIVALSAISON 2008!
Susann Kobs (21): »Seit ich 13 bin, geh’ ich zum Immergut. Ohne Scheiß, ich bin dem Festival verfallen. Die Leute sind so locker, die Musik ist so anders – so neu. Ich wohne inzwischen in London und komme trotzdem.«
Huch! Ist ja schon bald wieder Festivalsaison. Was man auf keinen Fall vergessen sollte: 1. Obama wählen (lassen), sonst schmollen Rage Against The Machine und spielen ihre Gigs nicht. 2. Kutte waschen, weil wegen Wacken. 3. braune Chucks kaufen (die »verschwinden« so schön in den Haldern-Kuhfladen). 4. Dosenpfand stürzen (damit man nicht wieder überall in diese verf… Scherben rennt). 5. »Druff, druff, druff, drei Tage wach!« Deshalb für’s Melt! besorgen: Kaffee! Kaffee! Kaffee! 6. Immer brav den Teller leer essen (sonst kriegt man wieder den ganzen Sommer den Arsch nass …). 7. Schlamm vom letzten Jahr aus Schlafsack, Unterwäsche und Iso-Matte kämmen. 8. Und natürlich: Immer gut rocken!
30.-31. Mai, Festivalgelände Bürgerseeweg 29, 17235 Neustrelitz; The Notwist, The Weakerthans Get Well Soon, iLiKETRAiNS, Olafur Arnalds, Slut, Studio Braun, The Audience u. a.; VVK: 42,- Euro;
Alte Hasen: Passauer Pfingst Open Air
vs. junge Hüpfer: Sputnik Spring Break
Ihr macht jetzt schon seit 1980 mit kleinen Pausen ein Festival zu Pfingsten. Wird das nicht fürchterlich langweilig? Kathi Rauecker: Das Passauer Pfingst Open Air gibt’s tatsächlich schon seit 1980. Aber 2001 begann die Reanimierung auf neuem Platz und mit neuem, jungem Team. Wir versuchen uns regelmäßig Neues einfallen zu lassen, sei es bei der Auswahl der Bands oder bei verrückten Ideen wie unserem Weltrekordversuch der längsten Polonaise der Welt ... So wollen wir die Traditionen eines wunderbaren alt(ernativ)en Festivals beibehalten und gleichzeitig stetig weiterdenken. Was habt ihr den jungen Festivalhüpfern voraus? Wir sind etabliert, wir müssen nicht mit den neuesten Pseudo-Trends Schritt halten, um als hip zu gelten. Das entstresst die Atmosphäre ungemein. Bei uns gibt’s gelebten Chill – und das glaubwürdig.
Angeblich gibt’s eh zu viele Festivals. Ihr macht trotzdem ein neues. Seid ihr verrückt? Markus Ohm: Ein bisschen Wahnsinn wohnt ja wohl jeder Live-Veranstaltung inne. Aber im Ernst: So absolut neu ist das Festival nicht. Sputnik Spring Break ist sozusagen die Weiterentwicklung der Turntable Days, nur eben anders und woanders. Das Konzept unterscheidet sich auch von dem der meisten Festivals, da hier der Spaß im Vordergrund steht, der sich aus der Mischung von Musik und all den anderen Angeboten auf dem Platz ergibt. Unter anderem gibt’s ‘nen Dirt Bike Cup, Motocross und unseren berüchtigten Foampit. Was habt ihr den alten Hasen voraus? Na, so ganz taufrisch sind wir ja auch nicht mehr. Ich denke mal, dass gerade der neue Ansatz ein ganzes Stück weit weg ist vom alten Hasenstall und sich damit beides nicht wirklich wehtut.
09.-11. Mai, Festplatz, Hauzenberg bei Passau; Madsen, Asian
10.-12. Mai, Halbinsel Pouch, 06749 Pouch
Dub Foundation, Shantel & Bucovina Club Orkestar, Agnostic Front,
Wir Sind Helden, Deichkind, Digitalism, Moonbootica, Klee, Northern Lite,
Nosliw, Turbostaat, Attwenger, Ohrbooten, Fotos u. a.; VVK: EUR 35
Klee, Lexy & K Paul, Moguai, Wighnomy Brothers, Karotte, Troy Pierce,
(3-Tagesticket), EUR 22 (Tagesticket Fr), EUR 25 (jeweils Tagesticket Sa &
Disco Boys, The Sonic Boom Foundation u. a.; kostenlos;
So), alle Preise zzgl. EUR 5 Müllpfand; www.pfingstopenair.de
www.sputnik-springbreak.de
AK: 54,-Euro; www.immergutrocken.de
Ihr habt ja wohl ein Ohr Open! Open Ohr - der Name hat Programm. Ein offenes Ohr ist hier nicht nur bei den Musikbeiträgen gewünscht, es soll auch lautstark diskutiert werden – diesmal über »Konsum« und seine Abarten. 09.-12. Mai, Zitadelle in 55131 Mainz Asian Dub Foundation, Bernadette LaHengst, Ohrbooten, PinksNotRed, Turbostaat u. a.; VVK: 28,- Euro; AK: 33,- Euro; Tagesticket: 18,- Euro www.openohr.de
Alle Festivals, alle Acts, alle Infos: www.festivalguide.de
Festivalguide
Festivals im April
Leipzig Pop Up
Hurricane / Southside
Obstwiesen
Sonnenrot
Highfield
22.-25.05. Leipzig
NoFX, Beatsteaks, Radiohead, Foo Fighters, Maximo Park, Billy Talent, The Chemical Brothers, Sigur Rós u. a. 20.-22.06. Scheeßel / Neuhausen ob Eck
10.-12.07. Dornstadt
Chikinki, Donots u. a. 01.-02.08. Gelting
Die Ärzte, Sportfreunde Stiller, The Hives u. a. 15.-17.08. Hohenfelden
iXS Dirt Masters
Phaenomenale
Peter Pan Speedrock u. a. 23.-25.05. Winterberg
Die Türen u. a. 22.03.-20.04. Wolfsburg
Urban Art Forms
Time Warp
DJ Hell, Roni Size, Moonbootica, 2raumwohnung, Groove Armada, GusGus, Digitalism u. a. 29.-31.05. A-Wiesen
MTV Campus Invasion
Jazzopen Lenny Kravitz, Chicago u. a. 11.-19.07. Stuttgart
Palaverama
Festival Internacional De Benicàssim
Øya 05.-09.08. N-Oslo
Eupen Arena
Haldern Pop
Die Ärzte u. a. 17.08. B-Eupen
The Flaming Lips, The National, Foals, Yeasayer u. a. 07.-09.08. Rees-Haldern
Chiemsee Reggae Summer
The Waterboys, Motorpsycho u. a. 17.-20.07. Breitenbach
Olgas Rock
Shaggy, Culcha Candela u. a. 22.-24.08. Übersee
Melt!
Taubertal
22.-23.08. Horb / Neckar
Björk, Franz Ferdinand, Editors, Róisín Murphy, Kate Nash, dEUS, Zoot Woman, Stereo MC’s u. a. 18.-20.07. Gräfenhainichen
Die Ärzte, Die Fantastischen Vier, The Hives, Fettes Brot u. a. 08.-10.08. Rothenburg o. d. Tauber
Deichbrand
17.-20.07. E-Benicàssim
Portishead, Public Enemy u. a. 29.-31.05. E-Barcelona
Rock Werchter
Burg Herzberg Festival
03.-06.07. B-Werchter
Snowbombing
Citadel Music Festival
Rototom Sunsplash
Madness, The Pigeon Detectives, Dirty Pretty Things, Calvin Harris, Foals, Courteeners, Lightspeed Champion u. a. 31.03.-06.04. A-Mayrhofen
Rage Against The Machine, The Chemical Brothers u. a. 30.05.-31.08. Berlin
03.-12.07. I-Osoppo
WDR Crossroads Festival Kristofer Åström & The Rainaways, The Bellrays, Hush Puppies, Beasts Of Bourbon u. a. 09.-12.04. Bonn
Mayday Paul Van Dyk, Sven Väth, Westbam, Chris Liebing, Dominik Eulberg, Moonbootica u. a. 30.04. Dortmund
Die kommen, die Festivals Orange Blossom Special Girls In Hawaii, Scout Niblett, The Audience u. a. 08.-11.05. Beverungen
Stadtpark Open R Fettes Brot, Ich + Ich u. a. 09.05.-14.09. Hamburg
Wave Gotik Treffen Samsas Traum, Chamber, Covenant, London After Midnight, Welle:Erdball, Unheilig u. a. 09.-12.05. Leipzig
Pinkpop Foo Fighters, Rage Against The Machine, Metallica, The Hives, Counting Crows, The Verve u. a. 30.05.-01.06. NL-Landgraaf
Zita-Rock Subway To Sally, Unheilig u. a. 31.05. Berlin
FIBERFIB.COM
myspace.com/fibheineken
17.-20.07. CH-Wabern
Radiohead, The Chemical Brothers, Slayer, Neil Young u. a. 03.-06.07. DK-Roskilde
Mini Rock
Open Flair Nuke
With Full Force Machine Head, In Flames, Agnostic Front, The Cavalera Conspiracy, Ministry u. a. 04.-06.07. Löbnitz
08.-09.08. Oberhausen
Lenny Kravitz, The Chemical Brothers, Gentleman u. a. 18.-19.07. A-St. Pölten
The Hives, Die Fantastischen Vier, Fettes Brot, Blackmail u. a. 08.-10.08. Eschwege
Rock The Race Herbert Grönemeyer, Die Fantastischen Vier, 2raumwohnung u. a. 06.-08.06. Oschersleben
Rock im Park / Rock am Ring Metallica, Die Toten Hosen, Bullet For My Valentine, Rage Against The Machine, Bad Religion, Incubus, The Prodigy u. a. 06.-08.06. Nürnberg / Nürburg
The Chemical Brothers u. a. 04.-06.07. PL-Gdingen
La Pampa
Oomph!, Die Happy, Grand Avenue, Empty Trash, 4Lyn, Jennifer Rostock, Kilians u. a. 22.-24.08. Cuxhaven
Rocco Del Schlacko
SonneMondSterne
Madsen, Deichkind u. a. 22.-23.08. Köllerbach
18.-19.07. E-Madrid/Barcelona
Moby, Massive Attack u. a. 08.-10.08. Saalburg
Rock For Nature
Amphi
M’era Luna
And One, Oomph!, Deine Lakaien, Project Pitchfork, Covenant u. a. 19.-20.07. Köln
VNV Nation, Unheilig u. a. 09.-10.08. Hildesheim
Summercase
Open’er
Loveparade
Summerjam Shaggy, Clueso, Culcha Candela, Common u. a. 04.-06.07. Köln
Nena, Scorpions, Wir Sind Helden u. a. 22.-24.08. Wolpertshausen
Feuertal Festival Sziget
Polarkreis 18, The Fashion, Urlaub In Polen, Grand Island u. a. 04.-06.07. Hagenwerder
19.07. Dortmund
Iron Maiden, R.E.M. u. a. 12.-18.08. H-Budapest
Subway To Sally, Fiddler’s Green, Schelmish, Rabenschrey u. a. 23.08. Wuppertal
MTV HipHop Open
c/o pop
Open Source
19.07. Stuttgart
13.-17.08. Köln
23.08. Düsseldorf
Berlin Festival
FM4 Frequency
Area 4
25.-26.07. Berlin
Die Ärzte u. a. 29.-31.08. Lüdinghausen
Greenfield
05.07. Bonn
Omas Teich
R.E.M., Die Fantastischen Vier u. a. 14.-16.08. A-Hof
Die Ärzte, NoFX, Beatsteaks, Linkin Park u. a. 13.-15.06. CH-Interlaken
Wacken Rocks Seaside
Goose, Turbostaat u. a. 25.-26.07. Großefehn
Summer Breeze
29.-31.08. Niedergörsdorf
Wacken Open Air
Helloween, Exodus u. a. 14.-16.08. Dinkelsbühl
SWR3 New Pop Festival
Iron Maiden, Nightwish u. a. 31.07.-02.08. Wacken
Afrika Karibik Festival
Rheinkultur
Nova Rock Rage Against The Machine, Die Ärzte, Sex Pistols, Incubus, Beatsteaks, Motörhead u. a. 13.-15.06. A-Nickelsdorf
Motörhead, Machine Head, Saxon, Torfrock u. a. 05.07. Aurich
Dour Gogol Bordello, Woven Hand, The Fall, Blitzen Trapper u. a. 17.-20.07. B-Dour
Open Air St. Gallen
Summer Spirit
18.-20.09. Baden-Baden
01.-03.08. Cavertitz
Jan Delay & Disko No. 1, Shaggy, Gentleman, Ohrbooten u. a. 14.-17.08. Aschaffenburg
Nature One
Pukkelpop
Nachtdigital
Reeperbahn Festival 25.-27.09. Hamburg
Enjoy Jazz
27.-29.06. CH-St. Gallen
Splash!
01.-03.08. Kastellaun
14.-16.08. B-Hasselt
04.10.-15.11. Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen
Glastonbury
Shaggy, Dynamite Deluxe, Culcha Candela, Jan Delay u. a. 11.-13.07. Pouch
Prima Leben Und Stereo
Dockville
Popkomm Festival
01.-02.08. Freising
15.-17.08. Hamburg
08.-11.10. Berlin
Pfingst Open Air Werden Line-up tbc. 12.05. Essen
Gurten
Primavera Sound
Roskilde
Populario 15.-16.08. Hoyerswerda
Sportfreunde Stiller, Fettes Brot, Clueso u. a. 28.06. Jena, 12.07. Tübingen, 19.07. Kiel
Sven Väth, Richie Hawtin, Turntablerocker, Alter Ego, Moonbootica, Digitalism, Ricardo Villalobos, Tiefschwarz, Laurent Garnier u. a. 29.03.-05.04. Mannheim
01.-02.08. A-Gmünd
129
27.-29.06. GB-Pilton
130 All the next
Katz & Goldt
All The Next No. 160 ≥ 21.04.08
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