Intro #161

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# 161 Juni 2008

Gratis www.intro.de

Danger Mouse Knöpfchen, Bass und deine Mutter

Killing you softly with Diplo

The Ting Tings Die ganze Welt ist dein Schminktisch

Lützenkirchen Dein Schicksal zur Melt!-Hymne gekürt

The Happening Mythen, Mutter Natur und Massensterben

Scarlett Johansson Schöner der Whisky nie klang



Ansage

026 Santogold

ANSAGE NO.161 Gerade gestern erst wieder bei Rainald Goetz in seinem Internetprojekt »Abfall für alle« aus dem Jahr 1997/1998 gelesen, dass man am Ende seiner sozialen Berechtigung angekommen ist, wenn man sich über das Wetter auslässt. Nun ja, wie immer im Leben gilt: Punk ist, wenn man es trotzdem macht. Zumal uns der Eskapismus Wetter ja auch zur Titelgeschichte führen wird. Aber der Reihe nach: Zunächst führt er uns in den Park – denn genau dort können wir, seit die Sonne wieder über uns grinst, unsere Mittagspausen verbringen und über die anstehenden Themen diskutieren; danach ist es, so viel Ehrlichkeit muss sein, ein ganz schöner Kampf, wieder in geschlossene Räume zu gehen. Aber auch das ist Punk – für eine wichtige Sache der Bequemlichkeit trotzen. Unterschreiben würde dies auch Santogold, unser aktueller Titelact. Santogold, die eigentlich Santi White heißt, kommt nämlich aus der guten alten DIY-Schule. Zum einen haben ihr das ihre Eltern als Lebensmotto mitgegeben, wie sie Thomas Venker im Interview zur Titelgeschichte erzählte, weshalb sie heute auch so schlecht delegieren kann, zum anderen verortete sie sich vor ihrem heutigen Cluster-Pop musikalisch erst einmal im Punk/Ska-Umfeld und tourte dabei u. a. mit den Bad Brains. Ihr merkt schon: Die Künstlerin hat einen langen, spannenden und selbstbestimmten Weg hinter sich. Nachzulesen ab Seite 26. Ach so. Mit Eskapismus hat sie nur insofern zu tun, als dass sie ihn verneint. Sie stellt sich den Dingen. Das Wetter treibt einen ja geradezu hinaus. Damit ihr dabei nicht orientierungslos umherrennt, sei euch der Festivalguide ans Herz gelegt, der seit Mitte Mai am Kiosk zu finden ist. So, genug Eigenwerbung. Wir sehen uns auf den Festivals – und im Park.

Foto: Dominik Gigler

Liebe Grüße aus der Kölner Redaktion

003


004 Inhalt

036 Danger Mouse

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MONITOR

006 Aufmacher: Indiana Jones 008 Neulich 010 Monitor mit u. a. Scarlett Johansson, Phantom Planet, Hadouken!, The Fratellis, The Futureheads, ... Boris Yeltsin, Jape, Senior Cocoñut, Schorsch Kamerun, The Herbaliser, Raster Noton: Wolfgang Voigt / GAS, Angelika Express, Born Ruffians 012 Impressum

044 Gustav

026

MUSIK

026 Santogold 030 Booka Shade 032 Indie Dance Fever: The Whip / Infadels / Crystal Castles / Mindless Self Indulgence 036 Danger Mouse / The Shortwave Set 040 The Ting Tings 042 Martha Wainwright / Joan As Police Woman 044 Gustav 046 Lützenkirchen

050

050 Türsteher dieser Welt, wir mögen euch

084

084 087 088 112 118 078 Neue Spiele

120

120 121 124 128 130

PROBEFAHRT Platten vor Gericht Charts / Spalter Neue Alben und DVDs Heimspiel Für dich

DAS GEHT Intro empfiehlt Das geht Festivalguide Da geht’s Katz & Goldt / All The Next

Fotos: Elke Meitzel, Kathrin Spirk, Joachim Zimmermann, Lena Böhm

040 The Ting Tings

WEITER

050 Mode: Türsteher dieser Welt, wir mögen euch 055 Mode Kolumne: Das Band-T-Shirt 056 Mode Monitor: Minimarket, Les Mads, Dress Like ..., Intro-Logstoff-Gitarrentasche 058 Mode Produktpalette: T-Shirts 060 Film: M. Night Shyamalan / The Happening + Zooey Deschanel / She & Him 064 Neue Filme 068 Neue DVDs 072 Literatur: Alan Moore / Lost Girls 074 Neue Literatur 075 Kunst: Art Cuts 076 Spiele: Shigeru Miyamoto / Wii Fit 078 Neue Spiele 082 Neue Technik


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006 Monitor


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Indiana Jones

ROLLING Indiana Jones. Ein Mann, ein Hut, eine Peitsche – willkommen in der 80er-Comeback-Show. Doch Indy war nie nur eine Ikone Hollywoods. Er war ab 1982 auch Held von insgesamt 16 Computerspielen. Passend zum neuen Film feiert er jetzt vollkommen konsequent auch in Pixelform eine begeisternde Rückkehr. Als neues Aushängeschild der pfiffigen Markenkollaboration von Activision und Lego erlebt Indys Steinchen-Avatar alle drei klassischen Filmteile noch einmal und in einem Spiel. Das nennt sich »Lego Indiana Jones – Die legendären Abenteuer« und kommt für alle gängigen Systeme. Süß. Und wenn ein alter Hut sich noch mal neu erfindet, dann wird auch wieder ein Schuh draus. Na ja, selbst wenn das alte Rezept im Kino noch mal aufgewärmt wird, passt das schon. Schließlich gibt es nicht nur eine Menge fanatische Indy-Rocker. Es soll auch Leute geben, die für die Kopfbedeckung des abenteuerlustigen Archäologen schwärmen. Der Titel »Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels« klingt nach dem bewährten Muster. Man kann davon ausgehen, dass bei den Academy Awards wie mit den drei vorangegangenen Teilen der Preis für die besten aus dem Hut gezauberten Spezialeffekte abgeräumt wird. Wäre keine schlechte Leistung für das Eighties-Fossil.


008 Neulich

Kinderzimmer Productions, 26.04., Dortmund, Konzerthaus, Popabo, 21:43 Uhr: Deutscher HipHop erlebt derzeit gelinde gesagt nicht gerade den furiosen Höhepunkt seiner Geschichte. Vor dieser Erkenntnis haben jetzt auch Kinderzimmer Productions kapituliert, sich aufgelöst und beim umjubelten Abschiedskonzert in Dortmund unter Beweis gestellt, was für eine Ausnahme-Crew sie waren. Traurig, dass sie weg sind. Danke für alles! Foto: Markus Hoffmann

NEULICH: Intro Intim goes Timewarp, 04.04., Mannheim, Maimarktclub, 23:45 Uhr: Hey, als wir neben Deichkind, Foals und Hot Chip auch die hier abgelichteten Does It Offend You, Yeah? und Stereo Total für unser Mannheim-Intim verpflichteten, hatten wir eigentlich schon im Sinn, dass die beiden getrennt voneinander auf der Bühne sein würden. Aber bitte, wenn ihr es anders wollt ... Foto: Moritz Vogt


Neulich

009

Gonzales, 16.04., Hamburg, Kampnagel, 23:20 Uhr: Anbei das aktuelle Anzeigen-Motiv zur nächsten Intro-Kampagne featuring Gonzales! Wie bitte? Gleich hagelt es eine Klage? Okay. Wir meinen natürlich: Anbei ein Konzert-Foto von Gonzales, wie er unsere schöne Zeitschrift abfeiert. »Abfeiern? Von wegen, der guckt doch total grimmig«, brüllt jemand? Ach, dann denkt euch halt selbst aus, was hier zu sehen ist, wir waren nicht dabei. Foto: Thomas Victor

Gender Pop Athens, 05.04., GR-Athen, Goethe-Institut, Bios Club, 0:23 Uhr: Athens Gender verkehrt geschüttelt und kurz mal auf den Kopf gestellt – für das dreitägige Gender Pop Festival in Koop mit dem lokalen Goethe-Institut hatten die KuratorInnen Tim Stüttgen und Marga Tsomou hauptsächlich PerformerInnen aus der Berliner Queer-Szene eingeladen. Alles war drin zwischen orthodox-schwuler Klosterperformance, Art-Strip, Drag-Kinging und Electro-Trash live. Im Bild: Joy Gutthardt. Foto: Klaus Taschler

Herr-von-Eden-Modenschau, 17.04., Hamburg, Hansa-Theater, 21:33 Uhr: Im alten Hansa-Theater zu Hamburg lud das dort ansässige Modelabel Herr von Eden zu der von Zauberkünstler Manuel Muerte moderierten Schau. Flanierend auf dem Catwalk sah man dort mit Erstaunen unter anderem Nora Tschirner, Freundin des Hauses, die sich spontan in der Pause zum Laufen entschloss. Stand ihr gut! Die sonst so treuen Kunden Dirk von Lowtzow oder Jan Delay wurden nicht gesichtet, dafür aber Mr Frank Spilker. Natürlich im Anzug. Foto: Katja Ruge


010 Monitor

Scarlett Johansson

CHECKERWISSEN MAL 7

01 Entgegen aller Skepsis: Die Johansson hat mit »Anywhere I Lay My Head« ein faszinierendes Album vorgelegt. Stimmungsvolle, melancholische Songs, getragen von ihrer Whiskyreibeisenstimme. 02 Und das, obwohl das Album nur aus Coverversionen von dem alten Jammerlappen Tom Waits besteht. 03 Allerdings können wir ihr die Credits nicht allein rüberschieben. Da hat David Andrew Sitek von TV On The Radio schon seinen Teil zu beigetragen. Er bastelte einen seiner eigenen Band ähnlichen

Soundkosmos um ihre Stimme herum. Und plötzlich fällt gar nicht mehr auf, dass diese objektiv betrachtet nicht die beste der Welt ist. Aber, hey, sind wir Punk oder nicht? Und als solche interessiert uns bekanntlich nur der Kick. Intro-Lieblingssong: »I Don’t Wanna Grow Up«. 04 Während andere Schauspieler sich das Pendeln zwischen New York und L.A. erst hart antrainieren müssen, wurde es Scarlett in die Wiege gelegt. Die Eltern haben sich nach der Scheidung vorsorgend auf die

beiden Filmmetropolen des Landes verteilt. 05 Scarlett hat einen Zwillingsbruder. Gut, damit wird die Datingchance in diesem herrlichen Genpool realistisch gesehen auch nicht viel größer, aber immerhin mathematisch verdoppelt. 06 Wegen der oben angesprochenen absolut einnehmenden Whiskystimme war sie lange für den Part ihres Co-Schauspielers Bill Murray in »Lost In Translation« im Gespräch, letztlich entschied sich Regisseurin Sofia Coppola dann aber doch für die Beset-


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Promo-Items des Monats Die Parkscheibe: Unsinn meets Sinn. Die Portishead-Parkscheibe ist da. Wir werden den albernen Verantwortlichen, die diesen Gimmick erdachten, sicher nichts vorwerfen. Denn wir stehen auf das Ding. Einige haben sich extra ein Auto aufgebrochen, um die Scheibe im Einsatz zu sehen.

Der Pfeil: Bis sich einer mit dem Ding mal wehtut. Lange schon fliegt der vergiftete Promo-Pfeil hier herum. Er ist sehr schön und eine schöne Holzspielzeug-Variante zur Knarre. Aber wann kommt der Bogen dazu? Merchandise-Mülltonnen-Industrie, wir warten!

Zwischen den Welten Mit Señor Coconut

zung gemäß den gängigen Geschlechterrollen und ließ den alten Mann für Whisky Werbung machen und das junge Mädchen die Sinne verdrehen. Ach so: Stimmt übrigens nicht, klang aber beim Ausdenken einfach zu gut. 07 Wahr dagegen: Die Johansson spielte im Videoclip zu Bob Dylans »When The Deal Goes Down ...« mit. Die Fakten checkte der Tom-Waits-Fucker Thomas Venker / Foto: Brea Souders

Wo bist du geboren / wo lebst du jetzt? Geboren in Frankfurt am Main, seit elf Jahren in Santiago de Chile. Welche Eigenschaften der Chilenen hast du angenommen? Die, in den richtigen Momenten improvisieren zu können. Und was ist das typisch Deutsche an dir, mit dem du in Südamerika immer noch auffällst? Meine blauen Augen. Was könnte sich das Land deiner Wahl von deinem Heimatland abgucken – und umgekehrt? Ich bin ganz ehrlich weit davon entfernt, die Vor- oder Nachteile beider Länder auf selbige reziprok anzuwenden. Der Grund ist der, dass ich glaube, dass jeder positive Aspekt einen negativen mit sich zieht. Ich würde den Chilenen z. B. gerne etwas mehr Strukturiertheit wünschen, weiß aber, dass diese Strukturiertheit eine negative Seite in sich trägt (im weitesten Sinne sind das Neurosen, Verhaltensstörungen usw., auf die ich hier nicht ausführlich eingehen kann). Die deutsche Durchstrukturiertheit der Gesellschaft bringt leider eine gewisse »Lebensunlust« mit sich. Die leider enttäuschende Konsequenz dieser Einsicht ist die, dass es eine perfekte Gesellschaft nicht geben kann. Ganz konkret versuche ich mir, was mein Leben betrifft, so weit wie möglich die positiven Aspekte und persönlichen Charakterzüge zu bewahren und die negativen abzuwerfen und durch bessere zu ersetzen. Dies zu bewerkstelligen bedeutet in letzter Konsequenz, sich als Individuum von sämtlichen »Ländergedanken«, Gesellschaften und der eigenen Position in selbigen zu verabschieden. Eigentlich ist der Erd-Orbit der ultimative Ausweg. Welchen chilenischen, welchen deutschen Künstler kannst du empfehlen? J. S. Bach, Violetta Parra. Señor Coconut And His Orchestra »Around The World With Señor

Scarlett Johansson »Anywhere I Lay My Head« (Warner)

Coconut« (Essay / Pias / Rough Trade)


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Impressum Verlag Intro GmbH & Co. KG, Postfach 19 02 43, 50499 Köln Fon (0221) 9 49 93-0, Fax (0221) 9 49 93 99 Mail verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Thomas Venker (V.i.S.d.P.) Redaktion Peter Flore (Online), Wolfgang Frömberg, Amelie Schneider (Mode & Foto), Felix Scharlau, Linus Volkmann, Kristina Engel (Lektorat) Live-Redaktion Boris Fust (Leitung), Daniel Koch, Thomas Lorber (Termine), Hendryk Martin, Julia Gudzent und Sebastian Siegmund; Büro Berlin, Greifswalder Str. 224, 10405 Berlin, (030) 4 43 18 99-0 Online- & News-Redaktion news@intro.de Terminredaktion termine@intro.de Geschäftsführer Marketing & Online Matthias Fricke Projektmanagement & Personal Rebecca Wast PraktikantInnen Senta Best, Elena Grunwald, Dénes Jäger, Nils Lindenstrauß, Johannes Mihram, Marlene Lucia Rehs, Julian Stetter Programmierung & Datenbanken Jan Plogmann (Leitung), Anna M. Stiefvater, Sandro Boege Artdirection Holger Risse (Jürgen und ich) Layout Jörn Osenberg (osi) Vertrieb Niels Kleimann (-41 / Leitung), Sebastian Siegmund (Berlin, Ost) Abo / Administration Johannes Röder, abo@intro.de Public & Media Relation Dirk Völler Anzeigenleitung & Administration Christian Schlage (-12/ Leitung), Johannes Röder (-14), Fon (0221) 9 49 93-12, Fax (0221) 9 49 93 88, Leonardo (0221) 9 49 93 66 Head of Marketing & Sales Oliver Bresch (-13) Marketing & Sales Martin Lippert (-17), Pete Schiffler (-19), Hendryk Martin (-32), David Winter (-63)

The Futureheads

Tonträger Matthias Fricke (-15), Matthias Hörstmann (-11) Konzertagenturen & Regionale Kunden Sebastian Siegmund (030) 4 43 18 99 17 Aktuelle Anzeigenpreisliste Mediadaten 2008 (Nr. 18 aus 11/’07) Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G. BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 AutorInnen Alex Bechberger, Bernd Begemann, Dirk Böhme, Dana Bönisch, Georg Boskamp, Jochen Brandt, Andreas Brüning, Silke Bücker, Lars Bulnheim, Karolina Burbach, Christoph Büscher, Uwe Buschmann, Martin Büsser, Cay Clasen, Calle Claus, Kerstin Cornils, Lina Dinkla, Jürgen Dobelmann, Henrik Drüner, Sonja Eismann, Rasmus Engler, Marco Fuchs, Boris Fust, Kerstin Grether, Sandra Grether, Andreas Grüter, Lutz Happel, Lee Hollis, Silke Hohmann, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Alexander Jürgs, Jan Kage, Christian Kahrmann, Olaf Karnik, Kai Klintworth, Felix Klopotek, Felix Knoke, Daniel Koch, Christoph Koch, Hendrik Kröz, Mario Lasar, Alexander Lazarek, Nils Lindenstrauß, Aram Lintzel, Hannes Loh, Jasmin Lütz, Thomas Markus, Oliver Minck, Dörte Miosga, Dirk Mönkemöller, Severin Most, Tobias Mull, Wolfgang A. Müller, Felix Mutter, Tobias Nagl, Jasper Nicolaisen, Florian Opitz, Sven Opitz, Rainer Ott, Jan Pehrke, Bernhard Przybilla, Nils Quak, Arno Raffeiner, Andreas Reihse, Anja Reinhardt, T.L. Renzsche, Martin Riemann, Ingo Rieser, Thomas Ritter, Vanessa Romotzky, Gerd Rosenacker, Moritz Sauer, Frank Sawatzki, Joachim Schaake, Max Scharl, Susanne Schmetkamp, Simon Schmitz, Frank Apunkt Schneider, Matthias Schneider, Andreas Schnell, Barbara Schulz, Frank Schuster, Bernd Seidel, Sascha Seiler, Christian Steinbrink, Till Stoppenhagen, Barbara Streidl, Jörg Sundermeier, Klaas Tigchelaar, Markus Tomsche, Thees Uhlmann, Benjamin Walter, Klaus Walter, Matthias Weber, Ralf Weihrauch, Alexandra Welsch, Christian Wessels, Franzi Widenmann, Nils Wiere, Gregor Wildermann, Roland Wilhelm, Meike Wolf, Peter Wolff, Vina Yun FotografInnen Lena Böhm, Sibilla Calzolari, Barbara Donaubauer, Markus Feger, Sibylle Fendt, Jonathan Forsythe, Nathalie Genet, Dominik Gigler, Susanna Goonawardana, Gerrit Hahn, Rainer Holz, Alfred Jansen, Lars Kiss, Christian Knieps, Miriam Lindthaler, Elke Meitzel, Ela Mergels, Gianni Occhipinti, Reiner Pfisterer, Edzard Piltz, Katharina Poblotzki, Nadine Preiß, Nils Rodekamp, Claudia Rorarius, Katja Ruge, Arne Sattler, Lioba Schneider, Marc Seebode, Ansgar Sollmann, Kathrin Spirk, Gerrit Starczewski, Sandra Steh, Sandra Stein, Maxi Uellendahl, Christoph Voy, Marc Weber, Jann Wilken, Justin Winz, Joachim Zimmermann und Pressefotofreigaben Illustrationen Alex Jahn, Elisabeth Moch, Calle Claus Cover Dominik Gigler Termine für Nr. 162 / Juli 2008 Redaktionsschluss 30.05.2008 Termin- & Anzeigenschluss 06.06.2008 Druckunterlagenschluss 12.06.2008 Erscheinungstermin 23.06.2008 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen Geprüfte Auflage & Verbreitung laut ivw-IV. Quartal 2007 Druckauflage: 138.259 Verbreitung: 132.406 Vertrieb an 1.843 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet und Ausland, über diverse Mailorder sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, Inhalt aus 100% Altpapier Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!

SAY THAT AGAIN!

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as sollte man nicht von dir wissen? Barry: Wir sind eigentlich kleine Kakerlaken, aber wenn wir Musik hören, werden wir zu Männern. Welches Gericht kochst du, wenn du ein Date beim ersten Treffen daheim beeindrucken willst? B: Lammfleisch in Rotwein, serviert auf Kartoffelpüree. Vielleicht noch etwas Käse dazu und ein paar Minzblätter. Wann hast du das letzte Mal gekotzt und warum? Ross: Das war in San Francisco. Ich hatte Probleme mit der Lunge und einen kaputten Fuß, also ging ich ins Krankenhaus. Die haben mir da irgendwelche heftigen Valium-Tabletten gegeben, das hauen die in den Staaten einfach so an jeden raus. Ich kannte die nicht und bin danach irgendwie so rumgeschwebt, hab das Konzert barfuß gespielt, was ich niemals wieder tun würde, und habe letztendlich den Rest der Nacht auf der Toilette verbracht. Welches Tier möchtest du gern mal streicheln? B: Einen Hai, weil den kann man normal nicht streicheln. R: Einen kleinen Affen. Mit denen komme ich gut aus. Wir sind da so auf einer Wellenlänge. Welches popkulturelle Phänomen (Film, Platte, Trend ...) findest du langweilig? B: Ich finde New Rave langweilig. Der einzige Grund, weshalb es das gibt, ist, weil das Wort wie New Wave klingt. Welche Stadt nervt? R: Ich fand Tokio ziemlich ätzend. Barry denkt deshalb, ich wäre total gestört. Wenn du für lange Zeit unbedingt wohin willst und vor Ort ist alles ganz anders als erwartet, ist es einfach scheiße. Ich fand es total schwer, mit den Leuten dort klarzukommen, und das Essen dort ist grauenhaft. Besonders für mich als Vegetarier. Dann musste ich da auch noch die ganze Zeit mit unserem Tourmanager rumhängen, der nicht unbedingt zu meinen Favourites unserer Gruppe gehört. B: Bei mir war es Edmonton in Kanada. Dort gibt es die welt-

weit größte Einkaufsmall, und wir haben darin gespielt. Das war total deprimierend, weil es einem einfach als falsch erscheint, an einem solchen Ort zu spielen. Welchem Fußballspieler würdest du gern vor Bewunderung die Stollen lecken? R: Ich bin gar nicht so scharf darauf, irgendjemandem die Stollen zu lecken. Wenn es aber sein müsste, dann Éric Cantona. Er ist wie ein Vater und ein Gott für mich. In welche SchauspielerIn warst du als Bub verliebt? B: Ich bin total auf eine Sendung namens »Twin Peaks« abgefahren. Audrey Horne (gespielt von Sherilyn Fenn) war so eine verzogene Göre, deren Vater der Großteil der Stadt gehörte und die von einem Chauffeur zur Schule gefahren wurde. Wow, die fand ich absolut umwerfend. R: Als ich ein Kind war, habe ich »Caspar, der freundliche Geist« gesehen. Ich fuhr total auf Christina Ricci ab. Und für eine Nacht mit welchem Prominenten würdest du heute deine Beziehung aufgeben, wenn du müsstest? B: Das Opfer kann ich nicht bringen, sorry. Ich heirate demnächst. Wir sind alle liiert. R: Na ja, aber Amy Winehouse finde ich doch ziemlich scharf. Was ist die schlimmste Zwangshandlung, unter der du leidest? R: Daheim habe ich einen totalen Sauberkeits-Wahn. B: Ich habe allgemein ein sehr zwanghaftes Verhalten, was mich wirklich manchmal in Schwierigkeiten bringt. Ich mache dann Sachen wie plötzliche Bauchtänze auf offener Straße, oder ich tue so, als wäre ich ein Clown. Manchmal spreche ich einfach in irgendwelchen fremden Akzenten. So die üblichen Sachen eben. Die Fragen stellte Daniel Koch

The Futureheads »This Is Not The World« (Rough Trade) Live in Deutschland am 06.+07.06.


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BITTE BLEIBEN SIE GESUND! MIT INTERPOL Was war die übelste Krankheit, die du jemals hattest? Sam Fogarino: In Marokko hatte ich eine bakterielle Infektion. Das bekommt man schnell, wenn man als jemand aus dem Westen das Wasser dort trinkt. Ich war dort noch eine Woche, nachdem es losging. Ich konnte nichts zu mir nehmen, was meinen Körper in normalen Bahnen wieder verließ. Wie wurde das behandelt? Mein Arzt nennt es die »bread method«. Nur Brot, Reis, Äpfel und Zwieback. Für fast einen Monat. Welche Krankheit ist dagegen überschätzt? Herpes. So viele Leute tragen den Erreger ohnehin in sich. Aber wenn jemand die Bläschen dann mal bekommt, muss er sich von menschlichen Gruppen fernhalten wie ein Ausgestoßener. Übertrieben! Was ist euer Lieblingsmedikament,

auch wenn du nicht krank bist? Liquid Codein. Wenn du es einnimmst, auch ohne krank zu sein, fühlst du dich danach besser. Ich habe meine Krankheiten beim Arzt öfter mal übertrieben geschildert, um mehr verschrieben zu bekommen. Für schlechte Zeiten ... Wie kuriert ihr den berüchtigten, unvermeidlichen Tourschnupfen bei Konzertreisen in Herbst und Winter? Daniel schwört dann auf organische Produkte wie Ingwer, Zitrone und Honig. Paul ist der chronische Vitamin-C-Typ, und ich trinke dagegen Kaffee und rauche Zigaretten. Die Fragen stellte Philipp Jedicke Sehr geehrter Herr Fogarino, die Erreger einer bakteriellen Infektion sind vielsei-

tig. Daneben gibt es noch durch Viren, Pilze und Protozoen verursachte Diarrhö (Durchfall). Die wichtigsten Komplikationen dieser Reisekrankheit sind der berühmte Elektrolytverlust und die Dehydration (Flüssigkeitsverlust). Ein Antibiotikum ist zur Behandlung leichterer Reisediarrhö aus medizinischer Sicht nicht induziert, und auch Motilitätshemmer (z. B. die aus der Ballonfahrtwerbung) verzögern nur die Ausscheidung des Erregers und sollten daher – wenn – nur kurzfristig zur Bekämpfung der Symptome eingenommen werden. Viel bedeutender ist die Substitution von Elektrolyten und Flüssigkeit. Dafür gibt es Elektrolytpülverchen, die mit einer bestimmten Menge sauberem (!) Wasser angerührt werden. Solch eine Lösung lässt sich jedoch auch recht einfach selbst herstellen:

Kochen Sie dafür einen halben Liter Wasser ab, den Sie anschließend mit einem halben TL Salz, fünf TL Traubenzucker versetzen und mit ca. 300 ml Orangensaft oder schwarzem Tee auffüllen. Davon 2-4 Liter am Tag trinken. Die ersten 24 Stunden der Krankheit sollte man keine Nahrung zu sich nehmen. Danach empfehlen sich Äpfel, Brot, Reis und Zwieback als relativ darmschonende Nahrungsmittel. Das im (mit Schale geriebenen) Apfel enthaltene Pektin dickt z. B. den Stuhl ein. Da die Reisediarrhö fast immer durch verunreinigtes Wasser oder Essen übertragen wird, gilt in allen tropischen Ländern der wohl jedem Backpacker bekannte Merksatz: »Cook it, peel it or leave it!« Ihr Doc Intro / Volker Wittkamp Interpol »Our Love To Admire« (Capitol / Emi)

Fantasie-Welten Heute: Geheime Watermarked-CDs

Promo-Foto romo-Foto des Monats Electric President Seid ihr wirklich beim Longboarding aktiv, oder ist das nur Show? Ben [der Junge mit dem Bart]: Früher sind wir damit wirklich rumgefahren, jetzt nur noch selten, es war eher eine lustige Idee fürs Foto. Und seid ihr auch wirklich in der Schweißband-Szene aktiv? Hahaha. Nee, das ist nun wirklich keiner von uns, das war nur für den Look, und ich möchte auch sagen: Normalerweise trage ich nicht so lange Hosen. Gibt es eine Anekdote zu dem Shooting, die ihr teilen wollt? Nun, wir mögen die gängigen Pressebilder von Bands nicht. Meistens sieht man vier bis fünf Twenty-Somethings vor einer Mauerwand stehen, die bemüht sind, cool und wichtig zu gucken. Mit all ihren guten Frisuren und ausgesuchten Klamotten. Die Abneigung dagegen war die Inspiration für diese Bilder. Electric President »Sleep Well« (Morr / Indigo / VÖ 06.06.)

Wasserzeichen kennt man ja konkret und sichtbar von Geldscheinen. Dasselbe gibt es auch für Soundfiles. Um etwaige trübe Journalisten-Tassen zu überführen, die im Voraus einer Veröffentlichung verschickte Promo-Exemplare eines Albums unerlaubt ins Netz stellen, gibt es sogenannte Watermarked-CDs. Sie sind individuell codiert und auf jeden einzelnen Empfänger zurückzuführen. Tod-

sicheres System. Nur eine Lücke: Was, wenn auf dem Postwege jemand der heißen Ware habhaft wird? Jetzt wird’s fantasievoll: Die Plattenfirmen etikettieren diese Watermarkeds mitunter falsch, damit kein zufälliger Empfänger merkt, welche »Schätze« er da besitzt. Folge: Auch Journalisten wissen kaum noch, was gerade vorliegt. Die pfiffigsten Auswüchse an dieser Stelle: »Atlantis« – Hä? Michael Cretu, bist du es? In echt: die aktuelle KT Tunstall. »E.T.« – Der Außerirdische? In echt: » »E Empty Trash, die Band von »DSDS«-Abbrecher Max Buskohl. »Smart Talk« – Immerhin der Albumtitel bringt es unverballhornt an den Tag. In echt: »Elect The Dead« von System Of A Downs Serj Tankian. Regretful »No Regrets« – Eine echte Alternative, der Bandname und Albumtitel. In echt: Kaiser Chiefs »Yours Truly, Angry Mob«.


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Top 7 Heiß, heiß, Baby 01 02 03 04 05 06 07

Nelly Hot In Herre Kante Die Hitze dauert an Inner Circle Sweat Nina Hagen Band Heiß The Cure Hot Hot Hot Kiss Hotter Than Hell dEUS Gimme The Heat

Gesammelt wurden diese und noch weit mehr HotSongs von den Logintros auf intro.de – mehr unter www.intro.de/spezial/communitynews

Say that again! Reloaded

MIT JAPE Richie Egan von der Ein-Mann-Computer-Band Jape aus Dublin hat mit seinem Debütalbum »Ritual« ganz schön viel bewiesen. Mal sehen, ob er auch durch unsere Terror-Beauty von einem Fragebogen kommt.

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as sollte man besser nicht von dir wissen? Meine dunklen Seiten sollen bitte auch im Dunkeln bleiben. Es ist besser für eure Gesundheit, dass ihr einiges von mir nicht wisst. Was kochst du für ein Date, wenn sie das erste Mal bei dir zu Hause vorbeischaut? Hühnchen und Barley Soup – eine italienische Suppe, die aus Parmesan, Tomaten, Rotwein, Zitrone und saisonalen Kräutern besteht. Wann hast du zuletzt gekotzt und warum? Nach den Spagetti Bolognese, die meine Freundin für mich gekocht hat. Ich wunder mich noch heute, warum sie trotzdem ganz gut geschmeckt haben. Aber ich hatte einen Orangensaft dazu, ich denke mal, an dem lag es, er hat eine seltsame chemische Reaktion im Magen ausgelöst. Welches Tier würdest du gerne mal streicheln? Ein freundliches. Hast du mal gestohlen? Ja, Software. Aber heute kaufe ich sie und lasse sie registrieren.

Welches popkulturelle Phänomen findest du langweilig? Das Internet. Welche Stadt, in der du mal warst, mochtest du so gar nicht? Und warum? Ich war noch nie in einer Stadt, die ich nicht mochte. Welchen Fußballer verehrst du so sehr, dass du seine Schuhe ablecken würdest? Packie Bonner. Ein irischer Torhüter aus der Goldenen Ära der Iren. Ich sage nur Italien 1990. Er hatte Hände aus Gold, sagt man. Aber seine Schuhe ablecken, nee, so weit geht das dann doch nicht ... Für eine Nacht mit wem würdest du deine aktuelle Beziehung riskieren? Johnny Depp. Was ist das schlimmste Vorurteil, das du mal langsam aufgeben musst? Dass die meisten Leute gut sind. An welcher negativen Eigenschaft leidest du? Reden. Welche radikale Haltung vertrittst du? Dass Geld abgeschafft werden sollte. Jape »Ritual« (V2 / Coop / Universal)

Angelika Express Vor dem Aus ist nach dem Aus Angelika Express waren Anfang des Jahrzehnts – passend zum aufwallenden Deutsch-Sing-Hype – sehr aktiv. Hyperaktiv. Viele Songs, kleine und große Alben und vor allem Live-Auftritte bis zum Kollaps. Der kam dann auch. Zu viel vom Zuviel, der Schlussstrich folgte. Die Nachfolge-Acts blieben weit unter dem Express-Level - und nun steht Robert (allerdings ohne seine Ex-Kollegen) mit der alten Dame Angelika wieder auf der Matte. Na gern doch. Auf dem Laufenden über www.myspace.com/angelikaexpress.


Coca-Cola, Coke, die Konturflasche und die dynamische Welle sind eingetragene Schutzmarken der The Coca-Cola Company. Coca-Cola ist koffeinhaltig.

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The Fratellis

ERFOLG DURCH BEWEGUNG Das Debüt der Schotten wurde zum Hit. Nun kommt das Trio mit seinem Nachfolger »Here We Stand« zurück. Christian Steinbrink fragte bei Sänger Jon nach, wie wichtig Videoclips, iTunes und Fußball für den Erfolg der Fratellis sind.

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hr hattet zur ersten Platte ja zwei Clips gemacht, die sich ziemlich ähnlich sind und beide Frauen in einem ziemlich entblößten, burlesken Stil zeigen. Ja, diese Sache mit dem Stil der Videos ist uns ein bisschen aus dem Ruder gelaufen. Wir haben uns nicht besonders dafür interessiert. In einigen der Songs des letzten Albums wurden burleske Tänzerinnen aus Glasgow erwähnt. Deshalb kamen die Videoregisseure auf diese Idee, und wir hätten sie wohl nicht so frei entscheiden lassen sollen. Mit dem neuen Album versuchen wir, davon so weit wie möglich wegzukommen. Ein Grund für unsere Zustimmung zu den Clipideen lag wohl auch darin, dass es sich für uns komfortabel anfühlte, sich hinter den Frauen zu verstecken. Wir sind halt nicht besonders kameratauglich. Ein Grund für euren Erfolg lag sicher in dem iTunesSpot, für den eure Musik genutzt wurde. Was tut man, um den Eindruck zu vermeiden, dass man »nur« die Band aus der TV-Werbung ist? Na ja, manche Leute werden das wohl immer so sehen, ganz egal, was man tut. Wir sehen das so: Durch diesen Spot hatten wir die Gelegenheit, in Japan und den USA zu touren, mit viel kom-

fortableren Umständen, als es sonst möglich gewesen wäre. Angesichts dessen war die Entscheidung, diesen Song herzugeben, einfach. Wir waren letztes Jahr vier oder fünf Mal in Amerika. Und beim letzten Mal haben wir jeden Abend vor 2000 bis 3000 Leuten gespielt. Das ist gut – und für uns ein guter Deal als Entschädigung für die Leute, die uns für immer für die iTunes-Band halten werden. Was soll man sonst dazu sagen? Jeder, der Ohren hat, hört, dass auf dieser Platte viele tolle Songs waren, nicht bloß der eine. Hast du dir vielleicht Sorgen gemacht darüber, dass der Song durch den Spot eine neue, falsche Bedeutung bekommen könnte? Nein, gar nicht. Um ehrlich zu sein: Kein Song der ersten Platte hatte irgendeine besonders hintergründige Bedeutung. Es waren einfach Rock’n’RollSongs. Keiner der besten Rock’n’Roll-Songs in der Geschichte hatte eine besondere Bedeutung. Rock’n’Roll bedeutet nichts, »Twist & Shout« bedeutet nichts. Jeder kann unsere Songs nach seinem Gusto interpretieren, ich bin mit jeder Definition zufrieden. Die Stücke haben auch für mich keine gesonderte Bedeutung, deshalb kann ich mit jeder Definition, die du mir vorlegst, leben.

Ein anderes besonderes Ereignis dürfte das UEFA-CupFinale gewesen sein, bei dessen Siegerehrung »Chelsea Dagger« gespielt wurde. Hat euch das stolz gemacht? Seid ihr Fußball-Fans? Wollt ihr das nächste »Three Lions« schreiben? Haha, nein, nein. Ich freue mich, dass Celtic Glasgow den Song nutzen. Sie spielen ihn nach jedem ihrer Tore. Über all die anderen Clubs, die den Song spielen, bin ich nicht so glücklich. Da fühlt es sich tatsächlich ein bisschen so an, als ob sie den Song gestohlen hätten. Wir mögen den Song weiterhin und spielen ihn immer live. Aber er wirkt auf mich verbraucht. Manchmal ärgert es mich wirklich, dass man keine Kontrolle über die Nutzung eines Songs behalten kann. Der Song ist auch sicher nicht der beste Song der Platte. Aus irgendwelchen Gründen sind sehr viele Leute auf ihn aufmerksam geworden, ich weiß nicht, warum. Aber wir sind ja auch nicht nur durch dieses Stück erfolgreich. In den USA und Japan ist »Flathead« unser bekanntester Song. Es gab also nie »diesen einen Song«, der überall auf der Welt funktioniert und Grund unseres Erfolges ist. The Fratellis »Costello Music« (Universal)


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Drei Screenshots aus dem Videoclip und die Band. Nicht im Bild, die Jungs tragen unter'm Tisch auch Strapse. Fair enough.

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018 Monitor

Intro vor elf Jahren Ausgabe #45: Juni 1997 Titel: Wu-Tang Clan / Ol’ Dirty Bastard Interviews mit: Faith No More, Die Sterne, Roey Marquis, Scanner, Sparks, Melvins Erster bei Platten vor Gericht: Foo Fighters »The Colour And The Shape« Letzter bei Platten vor Gericht: Boo Yaa T.R.I.B.E. »Angry Samoans« Aus den Charts: Faith No More »Album Of The Year«, Snapcase »Progression Through Unlearning«, Wu-Tang Clan »Forever« Zitat: »New Order waren gestern – die Zukunft ist Monaco! Monaco, die neue Band von Peter Hook.« – Tja, wer wüsste nicht, wie sich diese Prophezeiung bewahrheitete? Denn wer kennt noch New Order? Dafür bis heute in aller Munde die Monaco-Platte »Music For Pleasures«. Spektakel: Bentley Rhythm Ace »Bentley Rhythm Ace«, Skrupel »Edit«, Foo Fighters »The Colour And The Shape«. Besondere Vorkommnisse: Im InRegioNordteil taucht ein Act namens Rummelfuchs auf. Recherchen ergaben, dass keine Überschneidungen mit dem Rummelsnuff der Jetztzeit bestehen. Zudem findet sich in der Ausgabe ein Wien-Special, hier gibt es sehr wohl eine Schnittmenge zum vorletztmonatigen Spezial: Kruder und Dorfmeister. Darüber hinaus schmückten das classic Wien-Special: Hans Platzgumer, Patrick Pulsinger, Susanne Brokesch und Ilsa Goldt.

SO SAH ICH DOCH NIE AUS MIT STEMMI (EX-TOMTE) V.l.n.r.: Timo, Thees und Stemmi

K

annst du dich an den Tag erinnern, an dem das Foto gemacht wurde? Ja, ungefähr. Ist ja schon ein bisschen her. Das ist bei Thees im Garten; wir waren bei ihm, um, na ja, Bandfo-

tos zu machen. Richtig Lust dazu hatten wir offensichtlich nicht, nur Timo hat das kurz für das Foto überspielen können. Ich glaube, die Zeit drängte, und deshalb mussten wir als Promo ein Foto von dieser Nummer nehmen. Und das hier war

das einzige einigermaßen brauchbare. Was würdest du deinem Alter Ego von einst mit dem Wissen von heute raten? Andere Frisur, andere Klamotten, anderer Gesichtsausdruck! Wobei ich mir bei allen drei Punkten nicht sicher bin, ob

das für heute nicht noch genauso gilt ... In welchem Verhältnis steht dein neues Projekt zu den hier abgebildeten Tomte? Ca. 1:3. St.Emmi »Weiß: Der Himmel« (Tummetott)


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020 Monitor

Im Theater mit Schorsch Kamerun Liebe Theaterfreaks. Hier eine weitere schlechte Nachricht für alle Puristen der darstellenden Bühnenkünste: Im Hamburger Schauspielhaus gibt es einen Abend, der ist gar kein richtiges Stück! Sondern behauptet von sich, ein »bourgeoises Ballerlebnis« zu sein. Was soll die Scheiße? Ach so, »Dorfpunks«. Na gut, Punks dürfen alles und auch sehr viel Bier trinken. Sie mussten sich früher faul nennen lassen und begannen dann sehr viel zu arbeiten, als letzte Strafe und größter Spott gegen die Spießer. Sie schuften sich also richtig ab, gehen dann in vollster Verkrampfung zum Psychoklempner, alles, um noch weiter weg zu kommen von ihren ehemaligen Autoritäten und Vorgesetzten in den Schulen, Lehrwerkstätten und Zuhausen und von HSV- und AC/DC-Fans, die ihnen mal auf Schnauze hauen wollten. Jetzt haben sie selbst ordentlich zu sagen! Sichtbar durchgekommen sind dabei nur die geilen Painpunks, also die mit Schmerz und Angst im Kragen. Angst macht keinen Lärm, aber schafft feinste Sensibilität zur Ausdrücklichkeit. Bei allen Vätern, Opas und Urgroßopas – immer derselbe Vorgang. Jäger machen Beute, und Beute machen Leute. Und deshalb könnten sich die verlängerten Punker der Stunde auch ein bisschen frei machen von ihrer Handystechuhr, auf die sie ständig schielen. Na ja. Die ist aber leider eine Automatik. Ich möchte mich von hier aus erstens zum Alltag bekennen und zweitens meinen zahlreichen Freunden aus dem Ensemble von »Dorfpunks« eine spitzen Zeit wünschen, parallel zu ihrem Vorhaben, und gleichzeitig alle Potenziellen auffordern, sich anzuschauen, wie edle, alte Landjugendliche in der Stadt schillernde Kreise ziehen und dabei in wachen Momenten die Orientierung und Oberhand behalten. Ein guter Plan, mein lieber Maus – hoffentlich wird was draus! i. A. Schorsch Kamerun »Dorfpunks – Die Blüten der Gewalt«, ein Stück von Studio Braun (Aufführungen im Juni und Juli siehe www.schauspiel.de)

The Herbaliser

FORMED A BAND! Das Londoner Produzenten-Duo Ollie Teeba und Jake Wherry will nicht mehr allein auf der stillen Treppe werkeln: The Herbaliser 2008 sind jetzt so etwas wie eine richtige Band. Den souligen HipHop-Roots sind sie trotzdem treu geblieben.

S

ame As It Never Was« – der Albumtitel klingt so, als ob ihr euch nicht ganz sicher wärt: Neuanfang oder nur eine neue Verpackung? Wir versuchen schon, in eine neue Richtung zu stoßen. Musikalisch, aber auch was die Band-Philosophie angeht. Wir haben ein völlig neues Team: neuer Manager, neues Label [!K7], neue Musiker. Wir versuchen, das Bild, das die Leute möglicherweise von The Herbaliser haben, zu erneuern. Die meisten denken doch: »Two white guys from London, djing a bit.« Und dieses Bild ist nicht sehr interessant. In Wirklichkeit sind wir jetzt eine richtige Band, mit sieben bis neun Mitgliedern und einer festen Sängerin mit dem schönen Namen Jessica Darling. Das heißt, ihr seid jetzt eine richtige Band, die probt und Shows spielt? Wir haben im Vorfeld der Albumproduktion schon einige Shows mit Jess gespielt. Da war schon klar, dass das Ganze eine völlig neue Sache für uns werden wür-

de. Wir würden also wirklich gerne ein weiteres Album in dieser Konstellation machen, um das Ganze jetzt auch zu festigen. Wir freuen uns auf einige Headliner-Slots bei größeren Festivals. ... und deswegen orientiert ihr euch jetzt auch an Bands wie Pink Floyd? Euer finaler Albumtrack »Stranded On Earth« klingt jedenfalls nach den Psychedelic-Heroen ... Der Song klingt wirklich ein bisschen Prog-mäßig. [lacht] Es war so ein Gefühl, das wir hatten. Tatsächlich begann alles mit einem Jazz-Sample, einem Double-Bass-Loop, daraus wurde dann ein größeres orchestrales Arrangement, sehr layered, sehr vielschichtig. Der Arbeitstitel war übrigens »Dark Side Of The Moon Sequence« [in Anlehnung an einen früheren Herbaliser-Track namens »Moon Sequence«]. Die Fragen stellte Peter Flore The Herbaliser »Same As It Never Was« (!K7 / xxx)

Zitat

»It’s a good thing that women seem to indulge in nail fixation. It’s pretty easy to go anywhere in any city and get a professional strong nail.« José Gonzáles Solche und andere nagelnde wie überraschende Wahrheiten finden sich auf www.99matters.com. In dem Video-Blog äußern sich unzählige Indie-Stars zu immer der einen gleichen Frage: »What matters to you?«



022 Monitor

THC, LSD ETC. PP. Auf intro.de: Die besten psychedelischen Musikvideos Albert Hoffmann ist tot, der Schweizer Chemiker und Entdecker von Lysergsäurediethylamid, euren Kindern möglicherweise eher unter dem Kürzel LSD bekannt. Damit muss Hoffmann auch posthum noch die Ehre als Förderer von Hunter S. Thompson, Pink Floyd, Sponge Bob und (Nu)Rave zuteil werden – wir tun das in Form einer Top 7 der besten bewusstseinserweiternden Musikvideos von The Orbital über Iron Butterfly bis hin zu The Future Sound Of London. Aber wo das ist, ist doch noch viel mehr: Welche Video-Trips kennt ihr? Jetzt mitmachen auf intro.de!

Auf der Überholspur

MIT HADOUKEN!

E

uer Debüt tritt ja schon mit dem Titel ziemlich aufs Gas: »Music For An Accelerated Culture«. Erklär doch mal die Philosophie. James Smith: Der Titel ist von Couplands »Generation X« inspiriert, das ja im Untertitel »Tales For An Accelerated Culture« heißt. Die Kids von heute müssen sich in einer wahnsinnig schnelllebigen Zeit zurechtfinden – und stellen sich dabei ziemlich gewitzt an, was man allein an ihrem Umgang mit dem Internet erkennen kann. Wir sehen uns gleichzeitig als Reaktion und Produkt dieser Entwicklung. Wir nutzen die modernen Kommunikationswege, um unsere Fans zu erreichen, und liefern gleichzeitig einen Soundtrack, der zu ihrem Leben passt. Weil wir dasselbe Leben leben. Ist da ein klassisches Albumrelease nicht schon fast ein Tritt auf die Bremse? Schon, aber nur, weil Zeit und Technik voranschreiten, muss man ja nicht alles »Alte« über Bord

werfen. Obwohl ich viel Musik im Internet höre und die Geschwindigkeit schätze, mit der ich neue Musik darüber erwerben kann, liebe ich den Gang in den Plattenladen. Vielleicht gibt’s Kids, die das anders sehen. Unser Album gibt’s natürlich auch als Download – und sogar als limitierten USBStick. Jeder, wie er mag. Ich habe euch im letzten Jahr auf dem Reading gesehen und mich erschrocken, dass eine Band, die nicht mal eine Handvoll Singles draußen hat, schon Tausende Fans unterhalten musste. Geht euch das nicht manchmal alles zu schnell? Wir haben nicht mit dieser Reisegeschwindigkeit gerechnet. In England ging wirklich alles rasendschnell. Aber wir freuen uns drüber. Jetzt muss sich zeigen, ob wir auch in anderen Ländern gleich auf die Überholspur geraten. Die Fragen stellte Daniel Koch Hadouken! »Music For An Accelerated Culture« (Warner / VÖ 27.06.)

BON IVER

For Emma, Forever Ago

„Vernon gives a soulful performance full of intuitive swells and fades, his phrasing and pronunciation making his voice as much a purely sonic instrument as his guitar.“ Pitchfork „...rustic, beautiful folkiness.“ Village Voice

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THE NATIONAL A SKIN, A NIGHT

A FILM BY VINCENT MOON Einfühlsame 60-minütige Dokumentation plus EP mit B-Seiten und Live-Material

17.07. Dachau, Dachauer Musiksommer 08 09.08. Rees/Haldern, Haldern Pop Festival

www.beggarsgroup.de


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IMMER DIESES KIND MIT SOMEONE STILL LOVES YOU BORIS YELTSIN Jonas Freitag, 11 Jahre alt, ist Intros jüngster Mitarbeiter. Er bekam Ende 2007 von uns seinen persönlichen Interview-Slot geschenkt, als er im IntroHeadquarter klingelte und nach Flickzeug für sein kaputtes Fahrrad fragte. Achja, und das Flickzeug. Euer Name ist ziemlich lang. Können sich den denn die Leute überhaupt merken? Meine Eltern merken ihn sich auf jeden Fall immer falsch. Viele nennen uns auch einfach nur The Yeltsins. Du kannst uns auch The Shitty Beatles nennen, Jonas. Papa hat gesagt, dass Boris Jelzin sehr viel Schnaps trank und danach immer verrückt wurde. Warum mögt ihr ihn denn dann? War er ein Freund von euch? Wir haben auch gehört, dass er sehr viele Medikamente genommen hat. Das machen ältere Leute, wenn sie langsam konfus werden. Wir haben Boris nie geliebt. Er tat uns eher leid. Getroffen haben wir ihn nie. Als Hansi [Jonas’ Hamster] starb, war ich wochenlang sehr traurig. Habt ihr weinen müssen, als Boris starb? Unser Mitleid galt damals seiner Familie. Und es tat uns leid, dass wir seinen Namen für die Popularität unserer Band ausbeuten. Aber geweint haben wir nicht, nur ein paar Wodka getrunken. Und sorry wegen Hansi. Wir werden auch auf ihn ein paar Wodkas heben heute Abend. Und mein Papa sagt auch, dass Boris aus einem Land kam, in dem die Leute alles miteinander geteilt haben. In Amerika sei es ganz anders, sagt er. Würdet ihr gerne in dem Land von Boris leben? Teilt ihr gern? Das ist keine leichte Frage, Jonas. Amerikaner mögen Teilen auch. Außer, es geht um corporate wealth, medizinische Grundversorgung und andere Benefits für die working class. Aber letztlich mag ich es hier, und ich bin definitiv aus der lower class. Ich bin immer noch optimistisch, dass die Dinge besser werden, also politisch, ökonomisch und sozial. Ich bin richtig aufgeregt, dass wir dieses Jahr einen neuen Präsidenten bekommen

werden. Ich denke, das geht deinem Vater genauso. In dem Land von Boris ist alles viel komplizierter. Wenn du Interesse hast, mehr darüber zu erfahren, solltest du das »Kommunistische Manifest« von Karl Marx lesen. Der Gemeinschaftssinn des Kommunismus ist nun mal und definitiv verlockend im Vergleich zu Amerikas Geschichte von Prestigekonsum und Raubtierkapitalismus. Aber als die kommunistischen Führer anfingen, die Menschen wie Roboter zu behandeln, und all ihre Kunst und Kultur unterbanden, war Teilen nicht mehr ganz so toll wie noch am Anfang der Idee. Gerade, als es nicht mehr viel zu teilen gab. Die nettesten Leute, die ich je traf, kamen aus Russland. Mit ihnen über ihre Erfahrungen mit ihrem Land und ihrer Geschichte zu diskutieren war ein faszinierendes Erlebnis. Wir hoffen nur, dass die derzeitigen Führer des Landes den Menschen die Freiheit und Gerechtigkeit zukommen lassen, die das Volk verdient. Außerdem hoffen wir für uns, mehr Shows in St. Petersburg und Moskau spielen zu können. Das sind tolle Städte. Eure neue Platte klingt, als wärt ihr sehr relaxte ältere Männer, aber wenn ich Fotos von euch sehe, seht ihr sehr jung aus. Was ist denn nun die Wahrheit? Wir sind in unseren 20ern. Die meisten Acts, die wir mögen, sind allerdings viel älter als wir. Also die Beatles, Beach Boys, Bob Dylan. Wahrscheinlich wirken wir deshalb selbst so alt. Wenn ihr auf Tour seid, spielt ihr euch dann auch immer mal Streiche? Ich würde es machen! Es muss toll sein, auf Musikfreizeit mit seinen Freunden zu fahren. Klar! Wir spielen word games und schreiben Geschichten, wenn uns langweilig ist im Tourbus. In Deutschland haben wir uns letztes Jahr einen Fußball gekauft und vor den Shows immer fleißig geübt. Aber wir waren ziemlich mies. Ich bin sicher, du und deine kleinen Freunde würden uns schlagen. Someone Still Loves You Boris Yeltsin »Pershing« (Polyvinyl / Cargo)

Achtung: Verwechslungsgefahr!

Band Of Horses Haarig abgehangene, hart tätowierte Band aus dem aktuellen Seattle

Horse The Band Hektischer Nintendo-Death-Metal aus Kalifornien zwischen Post-Counterstrike-Amok und Enter Shikari

Band Of Horses »Cease To Begin« (Sub Pop / Cargo)

Horse The Band »A Natural Death« (Ferret / Soulfood)

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024 Monitor

Phantom Planet Checkerwissen – the saga continues 01 Phantom Planet, die gute alte Schauspielerband, die 20 Seconds To Mars für ältere Geschwister, sind keine Schauspielerband mehr: Jason Schwartzmann, Coppola-Neffe und bekannt für seine Rollen in »The Darjeeling Limited«, »Spun« und »I Love Huckabees«, hat die Band während der Aufnahmen zum aktuellen Album »Raise The Dead« verlassen. Und da er nicht nur Schlagzeug gespielt, sondern auch die Songs geschrieben hat, ist dies kein kleiner Verlust. Vom Celebrity-Fame-Crash mal ganz abgesehen. 02 Das hat sich wohl auch Gitarrist Jacques Brautbar gedacht und ebenfalls die Segel gestrichen. Er will sich nun als Fotograf versuchen. 03 Und die Konsequenz? Ein mäßiges Album, auf dem man vergebens Momente des Esprits vom Kaliber des »The O.C.«-TV-Hits »California« sucht. Ohne Starreferenz mit Crossmarketing-Potenzial wurde das dem Label der Band, Epic, auch zu heiß, sie droppten die Band. Zwar haben Phantom Planet mittlerweile bei Fueled By Ramen unterschrieben, aber ob sie sich dort durchsetzen werden? Prüft es selbst.

Phantom Planet »Raise The Dead« (Fueled By Ramen / Warner / VÖ 13.06.)

Checkliste

BORN RUFFIANS SPRECHEN ÜBER ... ... ihre Heimat Toronto: Steve: Wir haben den großen Buzz um die Toronto-Szene wohl verpasst. Wir sind große Fans von Broken Social Scene und den anderen, sind aber deutlich jünger und kommen einfach eine Generation nach ihnen. Es gibt aber auch in unserem Alter ein paar gute Bands hier. Neben uns sind das vor allem The Bicycles (myspace.com/thebicycles) und We’re Marching On (myspace.com/weremarchingon). Wir mögen beide sehr. Die junge Toronto-Szene ist immer noch sehr lebendig und aktiv. Es gibt viele Initiativen für Konzerte in kleinen Clubs, regelmäßige Reihen mit Resident-Bands, die zusätzlich befreundete Bands für Konzerte einladen. Außerdem Hauspartys, auf denen Bands spielen. Wir können das zwar nicht vergleichen, weil wir nie woanders gelebt haben, aber wir genießen das schon sehr. ... Blogs: Steve: Ich habe das Gefühl, dass Blogeinträge deutlich meinungsbildender wirken als Magazinartikel. Du liest Artikel, wenn du eine Band schon kennst und gerne mehr über sie erfahren möchtest. Dann freust du dich, wenn sie als gute Band irgendwo erwähnt wird. Aber die meisten Leute, die wir kennen, bilden sich ihre Meinungen eher über Blogs.

Ich glaube, dass Blogs als viel aktueller wahrgenommen werden und dass Fans das Gefühl haben, Bloggern eher vertrauen zu können, weil sie ihresgleichen sind und keine Journalisten. Mitch: Blogs repräsentieren einen sehr persönlichen Blickwinkel, allein schon dadurch, dass meistens nur ein Autor für den Blog aktiv ist. Magazine sind zwangsläufig viel abstrakter gelenkt. Es gibt eine Redaktion und dazu noch eine Menge Autoren. Du weißt kaum, wie welcher Autor über dich denkt, das ist auch gar nicht wichtig, die Wahrnehmung läuft darauf hinaus, dass Magazin xy das und das über dich geschrieben hat, obwohl ein Teil der Leute dort es womöglich ganz anders sieht. Da ist die Meinung lange nicht so deutlich. Blogs wirken da viel ungeschminkter, und das hat auch Folgen: Sie treffen dich viel unmittelbarer, als es ein Magazin könnte. Es ist viel schmeichelhafter, wenn sie dich mögen, und viel härter, wenn nicht. Auch intro.de macht in Blogs: Die Videoblogs direkt aus der Redaktion unter www.intro.de/spezial/videoblog. Born Ruffians »Red, Yellow & Blue« (Rough Trade) Live in Deutschland vom 05.-08.06.

Wolfgang Voigt: Mehr GAS GAS ist vielleicht das vielschichtigste, romantischste, verstörendste Projekt des Kölner Kompakt-Betreibers Wolfgang Voigt gewesen. Aber wieso eigentlich gewesen? Zusammen mit Jörg Burger überarbeitete er gerade die Alben der Ikone

und gibt sie in einer 4CD-Box heraus, die man limitiert mit vier kleinen Kunstdrucken erwerben kann. Darüber hinaus eröffnet eine Buchveröffentlichung die visuelle Seite der Geschichte und zeigt den düster waldigen Blick Voigts in hochäs-

thetisierter Form. Mit dem Buch kommt auch eine weitere GAS-CD voller Raritäten der ganz frühen Nächte. Wolfgang Voigt »GAS« (BUCH/CD / Raster Noton) / GAS »Nah und fern« (4CD / Kompakt) Burger/Voigt live beim diesjährigen Melt!


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026 Musik

Santogold

ALCHEMIE IN POP Fake an Santi White ist nur der Name. Also Santogold. Denn das steht für falschen Goldschmuck. Ihr Cluster-Pop-Sound hingegen ist pures Gold, geschaffen unter Mithilfe so heißer Player wie Diplo, Switch und Spank Rock. Thomas Venker begab sich in Palm Springs auf die Suche nach dem Geheimrezept. Dominik Gigler fotografierte sie in London.

S

anti Gold kriegt sich gar nicht mehr ein. Obwohl schon zwei Wochen seit dem Vorfall vergangen sind, hat sich die temperamentvolle Amerikanerin noch nicht beruhigt. Und so erzählt sie unter heftigstem Einsatz ihrer Hände und rekordverdächtig häufiger Integration des Wortes »Fuck«, wie ein älterer weißer Mann im Zug von New York nach Philadelphia auf sie losgegangen sei, nur weil sie eben mal im Ruhewagon telefoniert habe – was ihn bei den beiden weißen Frauen, die es ihr gleichtaten, keineswegs gestört habe. »Er hat sich rassistisch, sexistisch und altersdiskriminierend mir gegenüber verhalten. Was für eine Frechheit, dass er erstens so tut, als ob er mich kenne, und mich zweitens wie ein Kind behandelt. Er schrie mich wie ein Kind an. Das hätte er sich nie erlaubt, wenn ich ein Mann gewesen wäre.« Man weiß gar nicht, was man schlimmer finden soll, die Kerngeschichte oder dass sie am Ende doch tatsächlich vom Kontrolleur aus dem Wagen geschmissen wurde. GenderRassismus in Hochpotenz – oder, wie sie es ausdrückt: der ganz normale Wahnsinn in einem Land, das trotz des ersten schwarzen Präsidentschaftskandidaten noch immer sehr weit von Egalität und Normalität im Umgang der Menschen miteinander entfernt ist. Santi schnauft erst mal durch und trinkt etwas von ihrem giftgrün aussehenden Gebräu, das verspricht, gleichzeitig durstlöschend und ernährend zu sein. So was nimmt man wohl zu sich, wenn es schnell gehen muss – und das muss es bei ihr so gut wie immer, seit sie seit knapp ei-

nem halben Jahr unterwegs ist, um ihr Album »Santogold« zu promoten. Heute hat sie allerdings keinen Grund zur Hektik. Erst nachmittags stehen weitere Interviews mit der US-Presse an, jetzt können wir ganz entspannt im Outdoor-Bereich ihres Hotels in Palm Springs sitzen und uns unterhalten. Zu besprechen gibt es einiges, ganz aktuell beispielsweise den Auftritt am gestrigen Abend beim hier stattfindenden Coachella Festival. Dieser hatte es, wie eigentlich immer, wenn die Anfangdreißigerin wo auftaucht, in sich, auch wenn sie derzeit nur die »billige Version« abliefern kann, die neben ihr nur aus einem DJ und zwei Tänzerinnen besteht. Sobald die Platte »funktioniert, soll es aber wieder eine Bandgeschichte werden«, gibt sie den Plan vor. Eine Bandgeschichte ist es derzeit nicht, da es schlichtweg zu teuer wäre, zu all den Promogigs eine Band mit einzufliegen. Auch die Supportshows der Björk-Tour im letzten Jahr, zu denen sie – Karriere-strategisch gesprochen – viel zu früh und von Björk direkt (dank, einmal mehr: MySpace) eingeladen wurde, musste sie minimiert absolvieren. Merken tut man das als Zuschauer aber nicht, es passiert auch so genug. Im Zentrum der Performance steht natürlich Santi selbst, sehr unaufgeregt in ihren Bewegungen kreist sie auf recht kleinem Raum in einer Mischung aus Tribaldance und Hypnose, ein Lächeln im Gesicht und das Publikum immer flirtend im Visier, flankiert von zwei in Army-Outfits gekleideten Tänzerinnen – was nicht nur zufällig an Public Enemy erinnert, allerdings ≥

Switch (DJ Dave Taylor) »Er ist so speziell. Ich habe noch nie jemanden mit einer so eigenen Soundästhetik getroffen. Er ist wie ein Wissenschaftler. Jeder Sound muss für ihn so klingen, wie es noch nie zuvor jemand gemacht hat – und gleichzeitig emotional sein. Er sieht das große Bild. Er mochte es, mit mir zu arbeiten, da ich Songs schreibe. Er ist dann gut im Aufbauen der Songs – wobei er das mit mir endlich mal machen konnte, bei der House/Clubmusik, die er sonst produziert, kann er das gar nicht in der Form machen. Das ist bei Diplo ganz genauso. Das war der Reiz unserer gemeinsamen Arbeit: Wir alle haben unsere bequemen Zonen verlassen.«


Musik

From Philly to: New York – Stand Up For Your Rights

027


028 Musik

≥ mit Augenzwinkern und deutlich erotisch aufgeladen; im Hintergrund agiert der DJ. Bei besonderen Anlässen und als angenehmer Nebeneffekt eines Freundeskreises aus Künstlern, die sich ebenfalls auf der Überholspur befinden und deswegen bei all den gleichen Branchen-Happenings around sind, springt dann schon mal Diplo an den Turntables ein. So geschehen beispielsweise beim Auftritt für das amerikanische FaderMagazin auf dem SXSW-Festival im März – ein Nachmittag, der es in sich hatte mit weiteren Performances von Spank Rock, Amanda Black, Kid Sister – Santis ganzem Mob eben. Darauf angesprochen, wird ihr sowieso schon stetes Grinsen noch fetter. Das sei der Idealfall gewesen, man habe sich quasi das Mikro in die Hand gegeben, und niemand hätte um irgendwas auf der Welt den Auftritt des anderen verpassen wollen. Schon lange wirkte HipHop nicht mehr so frisch, von der spaßigen Präsentationsattitüde mal ganz abgesehen. Und auch wenn Santogold natürlich keinen HipHop macht, so gibt es in ihrem Sound schon offensichtliche Anleihen, die sie bei einem solchen Kontext andocken lassen. Beim Coachella ist die Clique, ergänzt um M.I.A., wieder vereint, nur auf verschiedene Bühnen verteilt, dem jeweiligen Erfolgsranking entsprechend – so ist ihre Freundin M.I.A. bereits im größten Zelt angekommen und hat dieses dann auch dermaßen zum Kochen gebracht, dass die Bühne gestürmt wurde – mit der Konsequenz, dass am nächsten Abend für Justice und Simian Mobile Disco die Sicherheitsvorkehrungen erhöht werden mussten. Aber reden wir nicht von den anderen, sondern von Santogold. Schließlich hat sie ja lange genug warten müssen auf das Albumrelease. Angst, dass es durch den Rost fallen könnte, dass man es mit dem Spannungsaufbau übertrieben haben könnte, hat sie keine, dazu ist das Feedback zu gut, zumal es »immer besser und umwerfender wird. Das bestärkt einen.« Und außerdem, erzählt sie, habe ihr die ausgedehnte Promo-Performancetour geholfen, das Material zu formen und zu finden: »Durch das Live-Spielen weiß man genauer, was man mit dem Material machen soll. Es ist aber vor allem so, dass neue Songs entstehen. So war es ein sehr organischer Prozess.« Talkin’ bout Feminismus Wie waren wir eigentlich auf diese absurde Einstiegsgeschichte im Zug gekommen? Wir hatten über die Rolle von Frauen im Musikbusiness gesprochen. Santi selbst sagt von sich, dass sie nicht dem gängigen Bild in selbigem entspräche. Darum müsse es auch gehen. Zu viele würden sich anpassen lassen. Gerade deshalb sei es ihr so wichtig, klar Position zu beziehen: »Ich sehe mich als Feministin. Ich tue nichts, was mich nicht repräsentiert. Ich geh da nicht predigend mit um, aber es ärgert mich sehr, wenn ich nicht fair behandelt werde. Und das passiert andauernd. Ich kann es beispielsweise nicht leiden, wenn mir Leute mit Vorschlägen kommen, was ich auf der Bühne tragen soll. Wenn ich anziehen würde, was sich die Leute so für mich vorstellen, dann wär das einfach sau unbequem. Es ist nicht so, dass ich mich nicht gern sexy anziehe, nimm nur mein Outfit heute – die Strumpfhose, die Schuhe [siehe Fotos] –, und ich liebe es auch, aber auf der Bühne würde ich das nie anziehen, da ich mich da frei bewegen will, und das geht nun mal in Joggingklamotten besser. Ich will nicht darüber nachdenken müssen, ob meine Titten rausfallen oder mein Arsch zu sehen ist.« Das alles sei aber leider kein singuläres Problem der Musikbranche, erzählt sie weiter, sondern ein grundsätzli-

ches des amerikanischen Sozialsystems: »Frauen werden ganz anders erzogen, nicht dazu, aufzustehen und Stellung zu beziehen. Klar, dass sich das später auswirkt. Im College waren es immer die Männer, die lospolterten, die Frauen kamen da kaum zum Zuge, da man sich durchsetzen muss. Das hat uns keiner so beigebracht.« Insofern seien sie und alle anderen Künstlerinnen gefordert, die Dinge, die falsch laufen, zu artikulieren. Wenn das bedeute, dass sie in einen Topf mit ihr musikalisch nicht so nah stehenden Musikerinnen geworfen werde – wie beispielsweise Ende Januar in einem großen Artikel in der New York Times, der von einer neuen fruchtbaren Bewegung kontroverser, fordernder Frauen in Pop sprach, mit u. a. Yo Majesty, M.I.A., Kid Sister und Amanda Black –, so störe es sie nicht. »All den Gelisteten geht es darum, Grenzen niederzureißen. Yo Majesty [muss lachen] sind der Wahnsinn. Es kommt so selten vor, dass sich Frauen so selbstverständlich wie Männer verhalten und ihre TShirts ausziehen. Und weißt du was? Ich habe es selbst gesehen, wie Männer zu ihnen kamen und sie aufforderten, wieder Shirts anzuziehen. Warum? Alle auf der Liste stehen für einen neuen, frischen Sound und sind zufälligerweise alle Frauen. Sie werfen die Regeln aus dem Fenster, wollen Neues einbringen.« Rewind: Santogold, wer bist du? Wer wie der Autor seine Jugend in abgedunkelten Kinderzimmern mit Bergen von Horror- und Trashfilmen verbracht hat, der denkt beim Namen Santogold zunächst einmal an mexikanische Wrestlingfilme mit Charakteren namens Santo. Die Internet-Recherche zum Auffrischen fördert dann auch gleich einen echten Wrestler mit demselben Namen zutage, nur dass dieser sich auseinander schreibt: Santo Gold. Was aber auch egal ist, da das Genre im Leben von Santi White schlichtweg keine Rolle gespielt hat – sie hat ihren Spitznamen von einem Dealer, der gefakete Goldprodukte verkaufte: »Irgendwann begannen meine Freunde, mich so zu nennen, da ich mir den Trash gerne umhänge. Da war ich zwölf.« So kunterbunt, wie das nun anmutet, war ihre Kindheit allerdings nicht. Santi, die in Philadelphia geboren ist, ging auf eine Privatschule. Wo andere gegen die Schule rebellierten, empfand sie sie immer als Geschenk, kann rückblickend selbst den Jahren auf der strengen und harten Quäkerschule, auf die ihre Eltern sie schickten, etwas abgewinnen. Im Anschluss an die Schule studierte sie auf dem College Kunst, Kulturwissenschaften, Jazz und kubanische/haitianische und west-afrikanische Drumsounds und noch einiges mehr, schließlich sei »eine umfassende Ausbildung das Beste, was dir passieren kann. Das zählt sich bei allem, was du später machen wirst, aus.« Diese Dankbarkeit für die eigene Bildungschance hat sicher auch mit dem Lebenslauf ihrer Eltern zu tun. Diese stehen für jene afroamerikanische Mittelschicht Amerikas, die sich die Zugehörigkeit hart erarbeitet hat. Ihr Vater, der vor einigen Jahren verstorben ist und der ihr sehr viel bedeutete, kam aus den Projects, ist von der Schule geflogen und hat sich anschließend alles selbst erackert: »Er war ein Anwalt und arbeitete in der Stadtplanung sehr eng mit dem Bürgermeister zusammen, sammelte auch Spenden für gemeinnützige Einrichtungen.« Die Mutter ist Psychologin. »Sie kommt aus Mississippi, ging zu einer der ersten Schulen, auf die schwarze und weiße Kids durften und wo der Ku-Klux-Klan noch wütete.« Man merkt, es bedeutet Santi sehr viel, was ihre Folks geleistet haben. Genauso wichtig wie eine solide Basisbildung sei für sie

Baltimore-Connection um Blaqstarr, Spank Rock (Naeen) »Naeen ist einer meiner besten Freunde, er ist schlichtweg der Wahnsinn. Ich war so lange nicht auf einer Show, die mich wirklich überrascht und überzeugt hat, aber als ich ihn das erste Mal sah, hat es mich unheimlich inspiriert. Ich bin da nicht allein. Wenn du dir die aktuelle HipHopSzene anschaust, dann sieht man die Einflüsse seines Rapstils und der Auftritte, bei denen er ja während des Rappens richtig tanzt, sich wild im Kreis dreht. Er hat wieder die Türen von HipHop geöffnet, die Perspektiven des Genres gezeigt. Sein HipHop ist so viel mehr. Er bringt so viele verschiedene Genres mit ein – und am Ende ist es doch Rap.«

M.I.A. »Eine sehr gute Freundin von mir. Sie ist eine der Frauen, die mich sehr inspirieren, so kreativ, so kraftvoll in ihrer Präsenz. Sie hat eine Vision, und niemand wird sie aufhalten. Das mag ich. Es lag nahe, dass wir uns mögen werden. Ihr Haus in Brooklyn ist um die Ecke meiner Wohnung.«

Diplo - Der Globetrotter Wesley Pentz nennt sich Diplo, weil ihn als Kind der »Diplodocus«-Dinosaurier faszinierte. Diplo könnte aber auch für die Kurzform von »Diplomat« stehen, denn Pentz ist der inoffizielle UN-Sonderbeauftragte für das Auffinden, Vermitteln und Veredeln von Dope-Beats aus allen Ecken der Welt. Sein »Favela On Blast«-Mixtape kontextualisierte 2004 die rauen BollerGrooves des Baile-Funk aus den Armenvierteln von Rio de Janeiro als südamerikanische Mash-up-Variante. Im gleichen Jahr veröffentlichte er das »Piracy Funds Terrorism«-Mixtape für M.I.A. – darin mixte Diplo Songs aus M.I.A.s Debütalbum mit Pop-Heulern und Ghetto-Funk kongenial zusammen – schnell folgten offizielle Remix-Aufträge u. a. von Gwen Stefani, KanYe West, Beck, Hot Chip, Yeah Yeah Yeahs, Justice. Seine partyrockenden DJ-Künste ließen ihn in Parallelzeit zum Globetrotter avancieren. Bei einer Brasilien-Tour entdeckte er 2006 in einem Vorort von São Paulo eine dreiköpfige Studenten-Band, die Coverversionen von Hardrock-Songs und Pop-Balladen über Baile-Funk-BollerBeats sangen. Mit Bonde Do Rolê gab Diplo dem diffusen Hype um Baile-Funk ein für nicht brasilianische Ohren und Augen konsumierbares Gesicht. Sein letzter Genie-Streich war die Ko-Produktion von M.I.A.s »Kala«-Album. Seitdem ging er mit »Kala«-Ko-Produzent Dave »Switch« Taylor nach Jamaika, um ein DancehallProjekt aufzunehmen, und pendelte währenddessen immer wieder nach Rio, um seinen Dokumentarfilm »Favela On Blast« fertigzustellen. »Creator« von Santogold ko-produzierte er en passant. Für Herbst 2008 ist das Release seines zweiten Albums geplant. (Daniel Haaksmann)


Musik

Wie krieg ich nur die Skepsis aus meinem Kopf?

Brooklyn Santo Gold wohnt seit drei Jahren in Brooklyn, in einem Block, wie er typisch für die Gegend ist, auf dem Album beschrieben in dem Stück »Unstoppable«: »Ich mag es sehr, auch wenn die Gegend einen schon manchmal runterzieht, da sie so rough ist. Der Vermieter lebt im gleichen Haus – es ist sehr familiär. Gegenüber ist eine Schule. Es gibt alle Arten von Essen. Der Block ist also gut. Aber zwei Blöcke weiter wird es unangenehm, da gehen die Schießereien los. Wenn ich zur Subway laufe, muss ich immer an einer Gruppe Jungs vorbei, die einen blöd anhaut. Und als Feministin, die ich nun mal bin, schreie ich sie natürlich an: ›Shut up. Was denkt ihr, wie ich mich fühle?‹«

John Hill »Er ist so wichtig für das Album. Er ist ein brillanter Songwriter. Dadurch, dass wir uns so lange kennen, arbeiten wir ganz natürlich zusammen. Diplo und Switch sahen ihn erst nur als Livemusiker, als sehr genialen zwar, aber eben nur als Livemusiker. Erst im Studio, wo John den Großteil von ›Anne‹ und ›Shove It‹ produziert hat, haben sie bemerkt, dass er auch all das digitale Zeug draufhat, das sie so machen.«

Missverständnis Santogold = Baile-Funk »Das liegt an den Leuten, mit denen ich zusammengearbeitet habe: Diplo, Disco D. Ach, falsch wär das doch gar nicht. Meine Musik hat so viele Elemente, da kann man eigentlich gar nicht danebenliegen ... Mein Einfluss war nicht Baile-Funk, aber diese Musik und meine kommen wiederum aus ähnlichen Einflüssen. In der Tat ist es so, dass die brasilianischen Drum-Rhythmen des Baile-Sounds den afrikanischen sehr ähnlich sind. Es sind nicht die gleichen Beats, aber synkopische – das Offbeatige, das ist ähnlich.«

eine normale Nachbarschaft, führt Santi weiter aus. So sei sichergestellt, dass man nicht die Bezüge zum Alltag, zum normalen Leben verliere. Sie lebt in derzeit in Brooklyn. Let the music play Im Vorlauftext wird es Cluster-Pop genannt, der Tatsache geschuldet, dass in der Musik von Santogold so vieles zusammenkommt: Neben zeitgemäßen Einflüssen aus Grime, Synthiepop, Indie, Dub, Reggae, Dancehall und NeoNew-Wave lässt sich auch noch die Langzeitwirkung ihres ersten Bandprojektes Stiffed ausmachen, was sich leicht dadurch erklären lässt, dass ihr damaliger musikalischer Partner John Hill es auch heute noch ist. Die Band konnte zwar bei uns nie etwas reißen, hat aber in ihrem Lebenslauf u. a. eine Tour mit den Bad Brains stehen, für Hardcore-Romantiker wie mich nicht wenig auf der Habenseite. Auch Santi sieht den heutigen Sound als »Ergebnis meines Entwicklungsprozesses von der Band bis heute. Stiffed war minimaler. Simpler, einfacher Postpunk / New Wave. Was das Songwriting angeht und die Stimme, kommt die Musik vom gleichen Hintergrund, nur dass ich für Santogold den Horizont erweitert habe. Ich war nicht mehr limitiert auf die Möglichkeiten einer 4-Mann-Band und die Repräsentation eines gewissen Sounds, ich wollte ein Projekt machen, in das ich mich voll einbringen konnte, ohne Grenzen.« Diese Grenzenlosigkeit ist auch das Ergebnis der – heute ja so typischen – Mitarbeit gleich mehrerer Produzenten. Neben der großen und wichtigen Konstante John Hill waren dies auf »Santogold« Spank Rock, Diplo, Switch und Disco D. Sie alle haben für ein abwechslungsreiches Album gesorgt, eines, das auch Pausen zum Durchschnaufen lässt, dringend nötige angesichts der hohen Gangzahl der vielen Smash-Hits des Albums (allen voran das M.I.A.’eske »Creator«, die New-Wave-Indiehymne »L.E.S. Artistes« und das Kaugummi-Vocals-Stück »Say Aha«), des rhythmischen Karnevals, dem uns die Songs aussetzen, dieser ansteckenden Happiness. Auf die Frage, was für Santi selbst das Zentrum ihres Sounds ausmache, kommt sie zunächst einmal ins Stocken. Klar seien die Beats prägnant, aber bei einigen Stücken stehe doch eher die Melodie im Vordergrund: »Wenn du Songs wie ›L.E.S. Artistes‹, ›My Superman‹ oder ›Anne‹ nimmst, dann steht bei diesen ein Gefühl, eine Toughness,

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die rüberkommt, im Zentrum.« Ansonsten sei es die Energie, die alle Songs verbinde, egal, welcher Einfluss nun gerade dominiere – nicht zuletzt wegen der Texte: »Ein Song wie ›I’m A Lady‹ klingt so anders als beispielsweise ›Unstoppable‹, aber wenn du die Texte durchliest und dir die Haltung, die dahinter steht, klarmachst, dann ist es das Gleiche.« Aber was ist das für eine Haltung, für die Santogold steht? Santi singt von der Schwierigkeit, individuell zu bleiben in einer globalisierten Welt, aber auch von »Alienation«, dem großen afroamerikanischen EskapismusThema, allerdings geht es ihr nicht, wie beispielsweise Sun Ra, dem alten Jazz-Eskapisten, darum, sich ein Asyl zu schaffen, sondern, ihrem Punkrock-Background und der damit verbundenen Do-It-Yourself-Haltung geschuldet, um den konkreten Schritt dahin, »selbst zu denken, die eigene Stimme zu finden, den Mut zu schöpfen, Stellung zu beziehen, psychologische Hemmschwellen zu überwinden« und so die Dinge zu verändern. Sie sieht ihre Position auf dem Mikrolevel und nicht auf der großen politischen Bühne. Klar, wie eigentlich alle, die man dieser Tage fragt, hoffe sie, dass Obama einen Paradigmenwechsel bewirken werde, einfach, da »er den Leuten ein Gefühl von Aufregung besorgt – genau dazu sollte ein Politiker doch in der Lage sein: die Leute begeistern, sie abholen, zum Mitmachen bekommen.« Am wichtigsten ist ihr aber das individuelle Verhalten: »Wenn man sich gewissenhaft und ehrlich begegnet, dann ist schon viel erreicht. Wenn wir Stellung beziehen, wenn uns etwas falsch vorkommt ... Wir sind davon gerade sehr weit entfernt.« Das Gespräch kreist im Folgenden wieder um die Vielschichtigkeit ihrer Musik, ja, von so viel Musik unserer Tage. Für Santi ist diese Entwicklung hin zu einem Sound mit weichen Zäunen ein Befreiungsschlag, gerade als schwarze Künstlerin. Aus erster Hand – sie arbeitete im BlackMusic-Department von Sony/Epic – weiß sie zu berichten, dass schwarze Künstler »zwar in die Entwicklung vieler Styles involviert waren«, dass das aber oft ausgeblendet worden sei, da »die Industrie nie daran interessiert war, diese Sicht zu ändern. Sie schätzen die klare Soundzuweisung: R’n’B, Soul und HipHop. Doch Schwarze haben auch gerockt, denk doch nur an Chuck Berry und Jimi Hendrix oder eben an die Rolle der Bad Brains und von Bands wie XRay Spex in der Punkbewegung. Unglücklicherweise haben die Plattenfirmen mit Abteilungen wie ›Urban‹ Ghettos geschaffen, abseits derer man als schwarzer Künstler lange nicht existieren konnte.« Doch nun, da die Musikindustrie zusammenbreche, zeige es sich glücklicherweise endlich, dass diese »Strukturen nicht passen«. Durch das Internet habe das Publikum, das »die Ghettoisierung nie interessiert hat«, die Chance des direkten Kontakts zum Künstler. Die Konsequenz: »Die Musiker brauchen die Labels nicht mehr, um zu wachsen. Und jetzt, wo sie groß werden, wollen auch die Labels mitmischen. Nimm Leute wie Gnarls Barkley, Spank Rock, M.I.A., TV On The Radio, alles Künstler, die die Stile mischen und damit erfolgreich sind – und plötzlich wollen alle Labels genau das.« Ein perfektes Schlusswort. Zumal auch noch Amanda Black von ihrem Balkon runterwinkt. Sie gibt Entwarnung: Spank Rock, der gestern beim Auftritt krank zusammengebrochen ist, geht es wieder besser. Der Rest geht im Gekreische unter, als sie Santis Lochstrumpfhose entdeckt ... Intro empfiehlt

Santogold Santogold CD // Rough Trade


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Sie sind die Sound-Philosophen des neuen Konsens’ von Dancefloor bis Festivalbühne. Auf ihrem dritten Album klingen Booka Shade traumwandlerisch sicher und von Emotionen berauscht. Arno Raffeiner fragte nach den Konstanten ihrer Historie, Arne Sattler setzte sie ins Bild.

Booka Shade

NOCH MEHR BLOCKBUSTER


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ier Schnappschüsse hinter Glas, alle mit ähnlichen Motiven. Ein schmaler Jüngling steht am Mikrofon hinter einem riesigen Keyboard, in seinem Rücken bearbeitet ein etwas bärig wirkender Typ sein Schlagzeug. Auf einer großen, bunt beleuchteten Bühne wirken die beiden ein wenig verloren, doch in ihrer Schlichtheit erscheint die simple Zweierkonstellation absolut zwingend. Die Fotos, die Walter Merziger und Arno Kammermeier alias Booka Shade während eines Gesprächs in ihrem Studio rüberreichen, wurden vor über zwanzig Jahren geschossen. Ihre Synthie-Pop-Band Planet Claire gab es damals noch nicht, die Frankfurter Techno-Szene noch weniger und erst recht keine TV-Formate wie »Star Search« oder »Big Brother«. Mit all dem sollten Merziger und Kammermeier in ihrer Rolle als Hitproduzenten erst Jahre später zu tun bekommen. Heute blicken sie auf eine gemeinsame Karriere mit mehreren Umbrüchen zurück, und doch hat sich für sie seit diesen vier Schnappschüssen im Grunde kaum etwas verändert. Bis auf das Format: Ihr Sound hat massiv an Volumen zugelegt, die Keyboards wurden noch größer und zahlreicher, und die Live-Show von Booka Shade ist gigantisch und füllt heute rund um die Welt Konzerthallen ebenso wie die Wiesen vor Festivalbühnen. Aber von ihren ersten Bands bis zur Gegenwart gilt stets dasselbe Grundprinzip: Ein Mann am Schlagzeug und ein Mann an den Keyboards machen elektronische Musik, die so vielfältig ist, dass man sie am ehesten noch mit dem schwammigen Wörtchen Pop zu fassen kriegt. Da Booka Shade mit diesem Sound eben ihr drittes Studioalbum in fünf Jahren produziert haben, laden Merziger und Kammermeier zum Gespräch in ihr Studio in Berlin Prenzlauer Berg, drei Etagen unterhalb des Büros ihres Labels Get Physical. Die beiden sind in bester Plauderlaune, schließlich dürfen sie die Pflichtübung namens Interviewmarathon endlich auch mal in ihrer Muttersprache absolvieren. Denn während sich das Publikum von Australien bis in die – für Dance Music notorisch schwierigen

Lieblingsgeräte vs. Routine Walter Merziger: »Zufälle sind immer das, was am meisten Spaß macht. Und deswegen haben wir beim Produzieren auch keine gezielte Herangehensweise an Musik. Die Frage nach unseren Lieblingsgeräten ist deshalb auch so schwierig zu beantworten. Denn wenn wir ein Lieblingsgerät haben, kannst du davon ausgehen, dass wir es beim nächsten Song garantiert nicht einsetzen, weil wir immer der Routine entkommen wollen. Aber ich bin nach wie vor ein großer Freund von unseren Analoggerätchen, speziell vom Korg MS-20. Das Original ist immer noch ungeschlagen.«

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– USA auf Konzerten, bei College-Radios und auch in den Charts begeistert zeigte, lief die Booka-Shade-Erfolgsmaschinerie in Deutschland eher langsam an. »Wir waren hier einfach nicht so präsent und haben erst mal das Ausland abgedeckt. Wenn du Angebote aus Leipzig und aus Los Angeles hast, sagst du natürlich: Dann mach ich erst eine Amerika-Tour«, erzählt Walter Merziger, während er auf einem Sofa an trockenen Croissants knabbert, links und rechts von sich zwei enorme Boxen, hinter denen Goldene Schallplatten verschimmeln. Für einen »Barbie Girl«-Remix, Hits der No Angels und ähnliches Zeug habe man die bekommen, heißt es auf Nachfrage. Einige der Trophäen seien auch auf dem Postweg verloren gegangen, aber wen kümmere das schon heutzutage, im Zeitalter von Musik als »Wegwerfgeschichte« (O-Ton Merziger). Ihr eigenes Projekt Booka Shade war (gemeinsam mit den Freunden und Get-Physical-Mitbetreibern M.A.N.D.Y.) für einen Konsenshit der Clubmusik in genau dieser Umbruchphase verantwortlich: »Body Language«. Alle Welt kennt den auf und ab hopsenden, hochgestimmten Basslauf des Tracks: »Da kannst du im Gazastreifen fragen, die Leute werden’s erkennen, obwohl das Stück nie irgendwo auf Nummer eins war.« Man könnte den Track durchaus als das Ursprungsmoment einer Renaissance elektronischer Musik bezeichnen. Die Charts-Erfahrung von Merziger und Kammermeier paarte sich darin mit dem slickfunktionalen Club-Sound von Get Physical und schuf einen neuen tanzbaren Mainstream, der in den Discos von Ibiza und auf japanischen Festivals genauso ankam wie als prominentes Sample in einem Hit von Will.I.Am von den Black Eyed Peas. Mit ihrem dritten Album »The Sun & The Neon Light« vertonen Booka Shade nun den Widerstreit von apollinischem Tag und dionysischer Nacht. Zugleich verwahren sie sich aufs Schärfste dagegen, einfach eine Neuversion ihres letzten, allseits gefeierten Albums »Movements« abgeliefert zu haben. Recht haben sie. Ein zweiter »Body Language«-Aufguss oder auch ein weiteres »Mandarine Girl« sind darauf nicht zu finden. Booka Shade setzen auf Atmosphäre statt Ohrwurm, mehr Songs, weniger Track und viel »Organik«, wie sie sagen. Das meint eine Abkehr von rein digitalen Produktionsmethoden und ein Aufbrechen des Klangbildes. Booka Shade 2008 sind so voluminös, dass neben den gewohnt verspielten Rhythmen und Basslines auch Gitarre und echte Percussion, ja, sogar die ganze Streichersektion des Filmorchesters Babelsberg Platz finden. Und nicht zu vergessen das Dröhnen und Hauchen genau jenes Schifferklaviers, das im Video zu Samims »Heater« um die Welt ging. »Keine Blockbuster mehr«, stand in dieser Zeitschrift über dem letzten Booka-Shade-Artikel von Jan Kedves – ein Hinweis auf die Vergangenheit von Merziger und Kammermeier als Hitlieferanten für No Angels & Co. Und doch müsste es ab sofort heißen: Noch mehr Blockbuster. Nach den Jahren der Fremdbestimmung haben sich Booka Shade nun mit ihrem eigenen Drehbuch durchgesetzt, das die beiden inzwischen seit über zwanzig Jahren für die ganz breite Electro-Leinwand immer neu umschreiben: cinematisch, pathetisch, großes Gefühlskino for the masses. Booka Shade live beim Melt! Intro empfiehlt

Booka Shade The Sun And The Neon Light CD // Get Physical / Rough Trade


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The Whip / Infadels / Crystal Castles / Mindless Self Indulgence

DIE LEUTE WOL LEN TANZEN! Rave-Fever vs. Indie-Rock? Die vermeintliche Trennlinie zwischen Body und Mind ist l채ngst futsch. Christine K채ppeler fragte die Indie-Raver The Whip, die Electronic-Rock-Darlings Infadels, die Techno-Frickler Crystal Castles und die ElectroPunk-Freaks Mindless Self Indulgence: How does it make you feel?

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John Peel Session Ins Studio des legendären BBC-DJs (*1939 †2004) kamen sie alle: Nirvana, Pulp, The Wedding Present, The White Stripes und (geschlagene 32 Mal) The Fall. Peels Auswahlkriterium: »I just want to hear something I haven’t heard before.«

Norman Cook Der ehemalige Bassist der Housemartins wurde Ende der 90er unter dem Pseudonym Fatboy Slim mit Tracks wie »Rockafeller Skank«, »Praise You« und »Right Here, Right Now« bekannt. Seit 1994 betreibt Cook das Label Southern Fried.

The Whip legen gerne auf: Crookers: Italienisches House-Duo, das bereits Remixe für Chromeo und die Chemical Brothers gemacht hat. The Bloody Beetroots: Auch sie haben sich mit Remixen für The Kills, Goose und Timba hervorgetan. Late Of The Pier: Sturm-und-DrangVocals und herrlich rohe ElectroSounds zeichnen die Lieblinge der britischen Underage-Szene aus. The Chaps: Ein feinmaschig gestricktes Netz aus kühlen, frickeligen Electrosounds, Gitarren und warmen Vocals. Does It Offend You Yeah?: Punk-Synthie-Mayhem mit einer klaren Ansage: »Dance!«

he Whip aus Manchester sitzen in Hamburg in einem Herbstwald aus Achtziger-Jahre-Tapete-Wänden und freuen sich einen Ast. »Ain’t we lucky?« fragt Sänger Bruce Carter mit theatralischem Unterton. »Oh, ain’t we lucky!« Nathan Sudders, der Bassist der Band, grinst zustimmend. Dabei sind The Whip seit 18 Monaten unterwegs – aber genau das macht ihnen ja so Spaß. Für ihren Soundmix aus Electronic-Rock und Disco-House ist die klassische Trennung in »Clubs« und »Venues« – Partylocations und Konzertbühnen – dabei irrelevant geworden. Sie spielen an allen Orten: um zwei Uhr morgens vor einer euphorisierten Techno-Crowd und am frühen Abend vor einem bierseligen Indie-Publikum, das erst nach ein, zwei Songs richtig in die Gänge kommt. Ihr Fazit hier wie dort: »Die Leute wollen tanzen«, meint Lil Fee, die mit der Präzision einer Drummachine am Schlagzeug den Beat der Band bestimmt: »Sie wollen Spaß haben. There’s a lot of love flying around right now.« Auch die Herzen des Pariser Labels Kitsuné flogen ihnen entgegen. Für Disco-affine Indie-Bands bedeutet ein Track auf einer der »Maison«-Compilations einen ähnlichen Ritterschlag, wie es einst für Indie-Rock-Bands die Aufnahme in die legendären »John Peel Sessions« war. Kitsuné veröffentlichte »Divebomb« auf der »Maison 4« und als 12-Inch mit einem Remix des Duos Crystal Castles aus Toronto auf der B-Seite. Ihre Platte veröffentlichten The Whip dann allerdings bei einer anderen Adresse: bei Norman Cooks Label Southern Fried. Manchester, Paris, Toronto, Brighton: Trifft man sich zwischen all diesen Orten überhaupt? »Mit Gildas Loaëc von Kitsuné haben wir bei Label-Nights in London und Paris Sets gespielt«, erzählt Bruce. »Und letztens in Japan haben die beiden Labelmacher einen Abend für uns eröffnet, danach hatten wir zusammen ein koreanisches Barbecue.« Und Crystal Castles? »Wir sind uns ein Mal zufällig begegnet. Im Aufzug in einem Hotel in Japan, sie kamen allerdings von einer anderen Show als wir.« Klingt ziemlich lost, dieser internationale Band-Jetset. Nathan Sudders widerspricht, sie fühlen sich in dem globalen Wirrwarr zu Haus: »Daheim in Manchester, im Warehouse, wo wir schon in unseren Teenie-Tagen gefeiert haben, spielen wir heute mit denselben Leuten wie in Paris.« Bruce Carter versucht sich an einer Definition: »Im Prinzip ist es wie der ›Eurovision Song Contest‹. Nur ohne Regeln, das Punktesystem und mit besserer Musik.« Infadels – Mit Justice und AC/DC in Singapur 2003, als The Whip noch Jungspunde und im Warehouse Teil der Crowd vor der Bühne waren, war »Can’t Get Enough« von den Infadels so etwas wie die Hymne dieses globalen »Indievision Song Contest«. »Can’t Get Enough« war ein herrlich spontaner Wurf im Gegensatz zu den glatten Tracks, die die Londoner Electroclash-Szene goutierte. Die Infadels selbst hatten sich ein paar Jahre in dieser Szene unter dem Namen Balboa versucht und waren – mit einem viel zu perfektionistischen Ansatz, wie Bassist Wag Marshall-Page rückblickend meint – grandios gescheitert: »Balboa fehlte der Soul.« Soul, das meint dieses Gefühl von »Wow« und »Now«, das der dreckige, treibende Sound der Infadels fortan auf den Tanzflächen verbreitete. Den Londoner Szene-Verbindlichkeiten waren sie damit entronnen. Während Wag Marshall-Page und Infadels-Drummer Alex Bruford in Hamburg über die neue Platte »Universe In Reserve« sprechen, schläft der Rest der Band in London aus. Jetlag – bis gestern waren die drei in Hongkong ≥

Infadels

The Whip X Marks Destination CD // Southern Fried / Pias

Auf intro.de: Verlosung Intro empfiehlt

Infadels Universe In Reserve CD // Rough Trade / VÖ 13.06.

Live in Deutschland am 07.+08.06. Auf intro.de: Verlosung Crystal Castles Crystal Castles CD // Pias / Rough Trade / VÖ 30.05.

Auf intro.de: Verlosung Mindless Self Indulgence If CD // The End

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Crystal Castles (Foto: Richmond Lam)

Erol Alkan Der Londoner DJ gilt als Seismograf der britischen Musikszene. »Was Erol gut findet, wird ein Hit« (The Whip). So auch sein eigener Mix aus Kylie Minogues »Can’t Get You Out Of My Head« und »Blue Monday« von New Order.

Hair-Metal Van Halen, Guns N’ Roses, Mötley Crüe: So bombastisch wie ihre Frisuren, so Pathosgeladen waren auch ihre Songs. Grunge begrub in den Neunzigern den Hair-Metal, doch unlängst buddelten The Darkness ihn wieder aus.

≥ und Singapur und haben Platten von Justice, AC/DC und Infadels-Remixe aufgelegt. Bekannte Gesichter treffen auch die Infadels vor allem auf Tour. Marshall-Page lacht und serviert eine besonders schöne Anekdote: »Letzten Sommer spielten wir bei einem Festival in Irland, und unser Gitarrist Matt hatte sich verletzt und lief mit einer Augenklappe rum. Er hat nicht so super gesehen. So meinte er dann, Erol Alkan zu begegnen, dem DJ der legendären Trash-Partys in London. Erst im Laufe des Gesprächs bemerkte Matt, dass er nicht mit Erol, sondern mit Dave Grohl sprach.« Auch das ist wohl symptomatisch für diese Szene: Zwischen einem Londoner Electro-DJ und einem amerikanischen Rockstar gibt es keine augenscheinlichen Unterschiede mehr. Crystal Castles – Hate is in the air Bam-Bam-Bam-Bam. Soundcheck in Belfast. Über die Telefonleitung ist kaum ein Wort zu verstehen. Nur so viel: Crystal-Castles-Mastermind Ethan Kath ist schlecht gelaunt. »Why do you have to fucking ...?« Eine Frau, die mit ihm in dem Schlagzeug-Gewitter steht, scheint ihm gehörig auf die Nerven zu gehen. »Hello?« Ja, also: »Hello

again.« Mit einem höflichen »Sorry« wechselt Ethan Kath den Raum. Zweiter Versuch: Dieser Remix, den er für diese Band aus Manchester gemacht hat, The Whip ... »Right«, Kath unterbricht mich: »Kitsuné haben das veranlasst. Sie wollten eine Crystal-Castles-Single haben, aber wir hatten keine Zeit dafür. Also haben sie gesagt: ›Könnt ihr wenigstens eine unserer Bands remixen?‹ Ich habe ihnen erklärt, dass ich auch dafür keine Zeit habe. Dann haben sie gesagt: ›Was, auch nicht, wenn wir dich dafür bezahlen?‹ Und ich brauchte das Geld. Wir waren zu der Zeit auf Tour, und wir konnten uns noch nicht mal was zu essen leisten. Alice hatte Hunger. Sie wollte Pommes haben. Und ich musste ihr sagen: ›Sorry, ich kann dir noch nicht mal Pommes kaufen. Die kosten einen Dollar, und den habe ich nicht.‹ Dann haben Kitsuné gesagt: ›Wir bezahlen dich dafür, dass du diese Band remixt, The Whip. Ist uns egal, ob du die gut findest, mach einfach den Remix, und wir bezahlen dich dafür.‹ So konnten wir uns dann etwas zu essen kaufen.« Ihre erste eigene Single veröffentlichten Crystal Castles bereits 2006 bei Merok, einer kleinen Live-and-WorkKlitsche in Londons hippem Osten. Was im Vorfeld dieser Single geschah, klingt ziemlich obskur: Bis 2005, so erzählt Kath, sei er Bassist einer Torontoer Heavy-Metal-Band gewesen. Jakarta soll sie geheißen haben, im Netz gibt es allerdings keinen zuverlässigen Hinweis auf diese Band. Dafür ein Feature eines Rockzines namens sugarbuzzmagazine.com, in dem ein schlecht gelaunter Ethan Kath (alias Ethan Deth) mit überstylter Haarmatte über seine Band Kill Cheerleaders plaudert, die Lemmy Kilmister einst für »die beste Band seit Guns N’ Roses« befunden haben soll. Von Kill Cheerleaders gibt es eine Platte namens »All Hail«, und die wartet in der Tat mit Hair-Metal in fiesester 80er-Manier auf. Kath jedenfalls ging und fand sein Heil in Computer-Frickeleien und Atari-Tunes und die geeignete Stimme für sein Projekt in Alice Glass, der Frontfrau einer lokalen Noise-Punk-Band. Was sich seither verändert hat? »Es war plötzlich überall dasselbe: Die Leute wollten tanzen. Das war für mich neu: Früher standen sie bei meinen Konzerten rum und tranken Bier.« Die Single »Alice Practice«, die »nur« ein Mikrofon-Test war, wie Kath betont, war innerhalb kürzester Zeit bei Merok ausverkauft. 4,5 Millionen MySpace-Freunde später sind Ethan Kath und Alice Glass auf dem Cover des NME. Hat der NME in Web-Hype-Zeiten für eine Band wie Crystal Castles noch eine Bedeutung? »Das interessiert uns beides nicht«, schnappt Kath noch kurz, dann zieht er sich in das Soundcheckgewitter zurück. Bam. Mindless Self Indulgence – There’s lots of work lying around »Privat habe ich nicht viel für Musik übrig. Musik heißt für mich: Arbeit.« Eigentlich hatte ich gehofft, von Jimmy Urine, Sänger und Programmierer der New Yorker Band Mindless Self Indulgence, etwas über seine musikalische Sozialisation zu erfahren. Denn Mindless Self Indulgence paaren das, was Ethan Kath sukzessive betrieben hat: Metal und Techno. Die beiden Stilrichtungen, die sich immer spinnefeind gewesen sind. So erfahre ich nur, dass Punk und eine »Rocky Horror«-Liveshow der Kitt sind, der beides zusammenhalten soll. Aber was ist das nun genau, was sie so machen? Atari-Geblubber für Metalheads? Metalriffs für Raver? »Wir wurden noch nie für diesen oder jenen Song geliebt«, erklärt Jimmy. »Ich mag das. Ich will niemanden langweilen.«



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Danger Mouse

IM AUFTRAG VON THE SHORTWAVE SET Danger Mouse, die dünnere Hälfte von Gnarls Barkley, gibt eines seiner raren Interviews in London, weigert sich aber konsequent, über seine Großprojekte zu sprechen. Der medienumschwärmte Produzent ganz im Dienste der (noch) unbekannten, kleinen PsychpopBand The Shortwave Set? Eine Annäherung von Heiko Behr. Fotos machte Elke Meitzel.

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rian Burton, wie Danger Mouse von seiner Mutter gerufen wird, weiß, wie die Mechanismen im Pop funktionieren. Wie zugespitzt wird, vereinfacht und vernachlässigt – alles im Sinne des Aufmerksamkeitspotenzials natürlich. Und er weiß, wie er in diesem Prozess die Kontrolle verlieren kann. Er ist in diese Maschinerie vor vier Jahren reingerutscht: Damals veröffentlichte er das bekannteste Mash-up-Album der Welt, auf dem er einzelne Sounds des sogenannten »White Album« der Beatles mit den A-cappella-Versionen von JayZs »Black Album« zum »Grey Album« gekreuzt hatte. Das illegale Ergebnis schlug ordentlich Wellen, woraufhin die Emi Danger Mouse abmahnte – die Beatles-Samples waren selbstredend nicht freigegeben. Daraufhin wurde der 24. Februar 2004 von einigen Netzaktivisten zum »Grey Tuesday« ausgerufen, sie boten das Album auf zahlreichen Internetseiten umsonst zum Download an. So befand sich ein höchstens Insidern bekannter HipHop-Produzent plötzlich mittendrin in einem Politikum: ein weltbekanntes illegales Album, eine Riesenplattenfirma zum Feind, das Netz auf seiner Seite. Und die Aufmerksamkeit. So kam es nämlich, dass der alte Berufshipster Damon Albarn (Blur, Gorrilaz) auf ihn aufmerksam wurde; prompt durfte Danger Mouse das zweite Album der Cartoon-Megaband Gorillaz betreuen, was ihm dann eine Grammy-Nominierung als »Producer of the Year« einbrachte. Was sich wie ein genialischer Coup liest, ein grandioser Karriereplan, lief natürlich eigentlich ganz anders: Zwei Wochen habe er an dem Mash-up-Projekt geschraubt, erzählte Brian im Nachhinein. Immer in der Angst, jemand könne ihm zuvorkommen, weil die Idee doch so offensicht-

Ike Turner Der Ex-Ehemann von Tina ist vielen nur noch aufgrund übler Missbrauchsgeschichten im Gedächtnis. Seine musikalische Karriere dauerte aber tatsächlich fast 50 Jahre an. Kurz vor seinem Tod im letzten Jahr hatte Danger Mouse eine Kollaboration zwischen den Bluesrockern The Black Keys und dem Soulsänger angeregt.

Beck Jawohl, richtig gelesen. DM wird das nächste Album von Beck Hansen produzieren. Das ist vom Management bestätigt.

lich sei. Im Grunde sei nämlich allein die Farbgebung der beiden Ursprungsplatten der Auslöser gewesen. Das Ziel seiner Handvoll Kopien, die er an Freunde verschickte: in Spezialistenkreisen Anerkennung zu bekommen für eine anstrengende Frickelarbeit. Als dann jemand die Platte ins Netz stellte, wurde Brian die Kontrolle über sein Leben entzogen. Man könnte sagen: Obwohl er weiterkämpft, hat er sie bis heute nicht zurückbekommen. Als ich ihn in einem Hotel in Londons Stadtteil Soho mit den drei Mitgliedern von The Shortwave Set treffe, habe ich viele Fragen im Gepäck: Was zeichnete die Zusammenarbeit mit Damon Albarn für The Good, The Bad & The Queen aus? Gefällt er sich in der Rolle des Quentin-Tarantino-für-Musiknerds, der gefallene Helden wie Ike Turner zurück ins Rampenlicht bugsieren will? Wie schätzt er die Überpräsenz von »Crazy«, seinem Gnarls-Barkley-Überhit, heute ein? Was erwartet er von der Zusammenarbeit mit Beck an dessen nächstem Album? Noch vor dem Interview werde ich allerdings in letzter Minute gewarnt: Brian breche sofort ab, sollte ich mich abseits des hiermit festgelegten Rahmens bewegen. Und dieser Rahmen besagt: Danger Mouse hat »Replica Sun Machine«, das zweite, eigenwillig-schöne Album des Psychpop-Trios The Shortwave Set, produziert, voller Sixties-Sounds, abgehangener Effekte, sämiger Melodien. Andrew Pettitt (Stimme, Gitarre), David Farrell (Samples) und Ulrika Bjorsne (ebenfalls Stimme, Gitarre) haben mit ihrem Debüt »The Debt Collection« zwar viele Kritikerherzen bewegt, aber wenig verkauft, selbst in ihrem Heimatland England war die Platte kaum erhältlich. Nun schaut die gesamte Musikwelt auf ihre kleine Band. ≥


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»Sind sie sauer, dass sie nicht mehr mit Vanessa Paradis zusammen sind?« – »Ich bin nicht Lenny Kravitz!«


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≥ Plötzlich habt ihr ja einen berühmten Mann an Bord, auf den die Medien sofort anspringen – was auch immer er tut. Das ist doch sicher eine große Umstellung für euch. Die Aufmerksamkeit, die Medienpräsenz ... AP: So arbeiten die Medien eben. Natürlich gefällt mir der Gedanke, dass es aufgrund der Qualität der Platte an sich ist und nicht nur aufgrund des Profils von Brian. Aber wir fühlen uns wohl mit der Situation. Wie würdet ihr denn die Beziehung zwischen euch als Band und Danger Mouse beschreiben? AP: Brian arbeitet ja nicht wie ein klassischer Produzent, der Mikrofone platziert und Hi-Hats genau auspegelt. Es war eher ein natürlicher Prozess, bei dem jeder Ideen beisteuert. Wir haben kollaboriert. Brian, ist das dein genereller Ansatz, für eine gewisse Zeit das Mitglied eines Projektes zu werden? DM: Bevor es richtig losgeht, weiß man nie, wie sich das im Gefüge letztlich auswirkt. Ich war ja Fan ihrer ersten Platte. Und das betrifft die Musik, aber eben auch die Produktion. Ich wollte nur Teil von etwas sein, das sowieso schon toll war. Wie kam es denn überhaupt zu der Zusammenarbeit? AP: Wir hatten erfahren, dass er unsere Platte mochte. Als Gnarls Barkley für Konzerte nach England kamen, fragten sie uns, ob wir nicht in London als Vorband spielen wollten. So hingen wir zum ersten Mal rum, sprachen über Musik, lernten uns kennen. Der Rest ergab sich dann, das war ein natürlicher Prozess. Brian entscheidet ja nicht: »So, jetzt produzier ich mal diese Band.«

Johnny Depp mit Band

Wie entscheidest du, ob du ein bloßer Fan einer Band bist oder ob du tatsächlich in den Prozess eingreifen willst? Wonach gehst du da? DM: Die Songs, die heute auf dem Album zu hören sind, waren noch Demos, als ich sie zum ersten Mal hörte, sie waren noch nicht fertig. Und da überlegte ich, inwieweit ich ihnen helfen könnte, das weiter auszuformulieren. Ich weiß noch genau, wie ich da saß, als die Band reinkam, und dachte: »Was werde ich jetzt mit dem Material anfangen? Mir gefällt es ja so schon.« Wir haben dann eine Atmosphäre für uns alle geschaffen, um kreativ zu sein, und wir sind alle richtig eingetaucht in den Prozess. Deswegen kann man das auch kaum aufdröseln, wer was gemacht hat. Die Rollen verschwimmen da. Sozialisation Mit 20 durfte Danger Mouse im Rahmen eines Talentwettbewerbs der University of Georgia Shows für OutKast und Goodie Mob eröffnen. Dort übergab er einem gewissen Cee-Lo Demotapes. Erst Jahre später fanden die beiden als Gnarls Barkley wieder zusammen.

Schüchternheit Mit diesem Problem geht Brian als Gnarls Barkley recht offensiv um: Zusammen mit Cee-Lo stellt er bei Promoaufnahmen gern Filmcharaktere dar (»A Clockwork Orange«, »Wayne’s World«). »Angenehmer, als ich selbst zu sein«, wie er dazu mal sagte.

In der Interviewsituation zeigt es sich ganz deutlich: Brian Burton, der weltweit erfolgreiche Produzent, das Wunderkind, reiht sich ins Glied ein. Er will nur Teil des Kollektivs sein. Es bleibt ein aussichtsloser Kampf. Dass er sich für dieses Trio ins Klein-Klein des Interviewmarathons begibt, sich bei den Fotoshootings zwar zurückhält, aber eben doch bewusst anwesend ist – all das unterstreicht es: Er hat die Medienökonomie genau verstanden, er will sie zugunsten des Projektes einsetzen. Er ist sich seiner Position als Medienmagnet bewusst. Ohne sich darin sonderlich wohl zu fühlen. Der 30-Jährige hat einen weichen Händedruck, ist eher schlaksig und scheint mit seinem Afro, dem gestutzten Vollbart und den Baggypants die Insignien seiner Sozialisation eher zu zitieren als zu leben. Seine ganze Körpersprache vereint einen Gestus, dem man immer wieder begegnet in Künstlerkreisen, der mich aber dennoch überrascht: Zunächst verweigert er sich dem Augenkontakt, taut erst langsam auf, setzt auf Coolnesscodes, die die Schüchternheit und Unsicherheiten des hochsensiblen, ehemals zurückgezogenen Nerds jedoch nicht ganz überdecken können. Ein sympathischer Typ also, der noch nach seiner Rolle sucht, kein Medienvollprofi. Inzwischen neigt sich das Interview dem Ende entgegen. Ich wage den Sprung aus dem vorgeschriebenen Rahmen. Ob du jetzt mit einer kleinen, noch unbekannten Band wie The Shortwave Set zusammenarbeitest oder mit einem Beck – ist das für dich der gleiche Ansatz? DM: Man versucht halt, das Beste draus zu machen. Aber es ist nicht so eine gute Idee, da jetzt zu sehr drauf einzugehen. Wie meinst du das? DM: Es gibt Dinge, über die würde ich gern mit dir reden als Musikfan. Aber du bist in einer anderen Rolle hier. Das darf man nie vergessen. Er hat es nicht vergessen, und irgendwie passt das auch. Er ist der begabteste, universalste Produzent, den es im Moment gibt. Ein Garant für Aufmerksamkeit für jeden, mit dem er sich umgibt. Klar, dass er da auf der Hut sein muss, zumal er weiß, wie schnell alles außer Kontrolle geraten kann. Er ist jetzt eben nicht mehr nur Brian Burton. Er ist Danger Mouse.

The Shortwave Set Replica Sun Machine CD // Rough Trade


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The Ting Tings

POP ALS NOTWEHR Blumen bedeuten nicht per se gleich Lebensfreude


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Kein Ausblick auf die größten Pop-Hoffnungen für 2008 kam ohne The Ting Tings und ihren Lo-Fi-Pop aus. Katie White und ihr Band-Partner Jules De Martino treffen sich irgendwo zwischen Kunsthochschule, Einkaufszentrum und Jugendhaus. Peter Flore sprach mit ihnen in Manchester und Berlin. Foto: Joachim Zimmermann.

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ules De Martino hat gerade eine Mail bekommen und hantiert mit seinem BlackBerry herum. Seine Band-Partnerin Katie White betritt den sonnigen Berliner Balkon und klärt nach kurzem Austausch mit ihm über das beidseitige Kopfschütteln auf: »The Courteneers, eine junge Band aus Manchester, wollen, dass wir in ihrem neuen Video mitspielen. Dabei kennen wir sie nicht mal persönlich. That’s weird.« Eine Situation, die verdeutlicht, wie es um das Manchester-LoFi-Pop-Duo The Ting Tings derzeit bestellt ist: Alle wollen etwas von ihnen. All die Magazine, die sie schon zur Jahreswende als tollsten neuen Pop-Act 2008 feierten, und zu guter Letzt auch jener Computer-Gigant, der diese tragbaren weißen MP3-Player herstellt: Ein Track ihres Debütalbums ziert die neueste TV-Werbung, passenderweise heißt er »Shut Up And Let Me Go«. De Martino, Drummer, Produzent und die männliche Hälfte des Duos, rückt seine Sonnenbrille zurecht, die er offensichtlich niemals absetzt: »Aber natürlich wollen wir uns nicht beschweren. Es ist toll, diese Aufmerksamkeit zu bekommen.« Die ganzen Vorschusslorbeeren habe man bisher gar nicht so wahrgenommen: »Um ehrlich zu sein: Wir haben die Magazine nicht gelesen. Als es losging, haben wir getourt und in einem Bus gesessen. Einem kalten Bus.« Es scheint so, als habe sich die ganze Arbeit gelohnt: Das Debütalbum »We Started Nothing« ist ein herrlich unbekümmert wirkendes Stück Pop, spärlich instrumentiert (neben De Martino bedient Sängerin White auch noch Gitarre und Keyboard) und letztlich so simpel und zugänglich strukturiert, dass man meint, das wacklige Gerüst müsse unter dem Refrain zusammenbrechen. Der Albumtitel scheint indes aus Notwehr gegenüber einer schon im Vorfeld über den Kopf wachsenden Erwartungshaltung geboren zu sein. »Es war gegen Ende der Produktion, als wir das erste Mal mit der Presse und der wohlmeinenden Kritik der Journalisten konfrontiert wurden. Zuvor hatten wir ja nur mit uns selbst gesprochen [lacht], jetzt sprachen wir mit Menschen, die uns offensichtlich für das next big thing hielten. Ich glaube, [der Song] »We Started Nothing« war eine unterbewusste Reaktion auf den ganzen beginnenden Buzz um uns herum. Wir machen nichts Neues! Alles, was wir machen, hat es schon vorher einmal gegeben. Wir machen die Musik immer noch für uns selbst und tragen keine neue Idee in die Welt. We are not a scene. This is about us.« In der Tat: Das Album haben die beiden komplett selbst produziert, in einem Probe-und-Werkraum-Komplex für ortsansässige Künstler in ihrer Heimatstadt Salford, einem Vorort von Manchester, in einer von außen unscheinbaren stillgelegten Mühle, Islington Mill – genannt »The Mill«. Hier entstanden nicht nur Band und Debütalbum,

hier bastelten die zwei auch die Cover und Sleeves für ihre ersten Vinylsingles, entwarfen Poster, T-Shirts, sponnen Ideen um ihr kleines gemeinsames Baby. Jules De Martino kommt von der Kunsthochschule, Katie White ist ein typisch britisches It-Girl, mit aufwendigem Make-up und einer Liebe für Glamour und Plastik-Pop: The Smiths, die großen Söhne der Stadt, kannte sie nicht, als sie das erste Mal The Mill betrat, sie mochte stattdessen die Spice Girls. So unterschiedlich die Charaktere, so zwangsläufig klingen The Ting Tings: »Art school meets shopping mall«, lautet einer von vielen gleichlautenden Claims der britischen Hype-Presse. »That’s Not My Name«, bellte indes die erste Single, eine Riot-Grrrl-mäßige Abrechnung mit den Rollenklischees, mit denen sich Katie White anfangs konfrontiert sah. Die B-Seite: eine wahllose Aneinanderreihung von Namen, eingesandt von Fans, die sich so auf der Single verewigen konnten. Pop 2.0, the Ting Tings way. »Wir lieben es einfach, derlei Dinge zu machen«, sprudelt es aus White heraus. »Es vergeht kein Tag, wo wir nicht irgendwelche Aktionen planen. Dieses DIY-Ding und die Interaktion mit dem Publikum sind uns unheimlich wichtig.« Die Nachfolge-Single »Fruit Machine« gab es in limitierter Form nur auf einer Reihe von Gigs in Manchester, London, Berlin und New York: Ursprünglich als White Labels in Umlauf gebracht, konnten die Zuschauer auf den Gigs die Cover selbst gestalten. Buntstifte und Farben lagen aus, die individuellen Cover wurden dann auf dem jeweiligen Folgegig unter die Leute gebracht. Das soll auch trotz Major-Deal so bleiben, selbst wenn »We Started Nothing« Millionen verkauft. Nein, beschweren würden sie sich nicht über ein Maximum an Erfolg. Sie fühlen sich wohl in der Rolle der extrovertierten Pop-Band, sie wollen Pop sein und im Zentrum des Interesses stehen. Nur eben auf ihre Art: »Kunst ist für uns kein Job, Kunst ist ein Hobby. Das Tolle an Kunst ist ja, dass sie aus dem Nichts, oftmals aus schierer Not oder einem inneren Drang geboren wird. Wir hatten damals kein Geld, haben bei den Gigs in The Mill an der Bar gestanden und Getränke verkauft, um das Equipment zahlen zu können. Kreativität braucht wohl eine gewisse Notsituation und den unmittelbaren Drang, etwas für dich tun zu ›müssen‹. Wir können nicht anders! Wir tun es, weil wir es tun wollen, und nicht, um damit Geld zu verdienen.« Sagt der Kunststudent De Martino. Und Katie White nickt.

Auf intro.de: Verlosung Intro empfiehlt

The Ting Tings We Started Nothing CD // SonyBMG / VÖ 30.05.

Pop-Town Manchester Von Joy Division, Morrissey und seinen Smiths über den Madchester-Rave um die Happy Mondays bis hin zu Oasis: In der Industriemetropole im Westen Englands schlägt das Herz der britischen Popkultur, neben der Hauptstadt London, immer noch am lautesten.

Riot Grrrl Aus der US-Hardcore-Punk-Kultur Mitte der Achtziger hervorgegangene feministische Bewegung, die sich gegen die breitbeinige Attitüde und Dominanz der Männer im Rrrock formierte und die (Rock-) Musik mit explizit feministischen Inhalten füllte. Bekannteste VertreterInnen: Le Tigre, L7 oder Sleater-Kinney.


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ämtliche Umstände meines Treffens mit Martha Wainwright signalisieren, dass diese Frau für Unprofessionalität keine Zeit hat: konspirative Anrufe aus höchsten Redaktionskreisen und ominöse Kontakte, die Fahrradkuriere mit der neuen Platte entsenden. Fahrradkuriere, die mich rügen, weil ich im Hinterhaus wohne. Falls es gewünscht war, dann ging die Taktik auf: Ich fühle mich klein und unbedeutend und entschuldige mich demütig. Auch der kleine Hoffnungsschimmer, um mein Ego wieder hochzufahren – vielleicht ist ja wenigstens die Platte schlecht –, stellt sich als Illusion heraus. Sie ist sehr gut und klingt, als ob die Dixie Chicks plötzlich tolle Songs hätten, mit Texten über Sachen, die wehtun. So bringt man Professionalität und Gefühl zusammen. Oder so: Sichtlich nervös stehe ich vor der Künstlerin. Die Gedanken rotieren im Kopf. Jetzt bloß nicht nach ihrem älteren, berühmteren, schwulen Bruder fragen. Das mag sie bestimmt nicht. Generell und da ihn die meisten wahrscheinlich ihr erst mal – und natürlich unberechtigterweise – als Gesprächspartner vorziehen. Vielleicht sollte ich »Martha« sagen, einfach so. »Nice to meet you, Martha.« Puh. Ich mache es nicht und gestehe ihr stattdessen meine Nervosität – und ernte ein entwaffnendes »Hey, dann lass uns ein großartiges Interview für das große Magazin machen!« Und dann hält sie mir die Hand hin – ich schlage begeistert ein. Auch wenn das nicht gemeint war, wie sie grinsend kommentiert: »Ich wollte eigentlich die Wasserflasche.« Na ja, wenigstens ist das Eis gebrochen. Zeit für richtige Fragen. Im Vorfeld zur Platte war zu vernehmen, dass sie endlich ganz bei sich und ihrem neuen Selbstbewusstsein angekommen sei. War sie vorher unsicher und schüchtern? Sie gibt zu verstehen, dass ja die ganze Familie aus Musikern bestehe, erfolgreichen zudem. Sie also unter dem

Martha Wainwright

SINN UND SINNLICHKEIT Martha Wainwright hat Gefühle. Und ganz schön vertrackte, das sagt ihre neue Platte schon im Titel aus: »I Know You’re Married But I’ve Got Feelings«. Mehr dazu und wie man mit Groupies und britischen Puppenshows trotzdem das Beste aus dem Leben macht, erfuhr Jasper Nicolaisen bei einer eindringlichen Begegnung in Berlin.


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typischen Stigma der kleinen Schwester mit dem großen Namen zu leiden hatte. Als solche gab es für sie statt eines Plattenvertrags zunächst die Ochsentour und kleine Brötchen, bis sich der große Indieerfolg als Ergebnis ihrer harten Arbeit einstellen sollte. Womit sie aber ihre Familie nicht verteufeln will – denn bei allen Schwierigkeiten ist sie doch immer auch hilfreich. Beispielsweise fordert sie sie permanent heraus. Vor allem für Rufus würde das gelten. Aber auch abseits der Familie empfindet sie tolle Musik als Anregung und Herausforderung, es besser zu machen, allen voran die traditionelle Musik der Americana. Stichwort Tradition. In diesem Singer/Songwriter-Ding, ist’s da nicht für Frauen besonders schwer? Gerade als sensibles Mädchen mit Gitarre, und wenn man schon über 30 ist? Martha zuckt die Achseln und setzt zum zweiten Antwortmonolog des Gesprächs an: »Wenn mir ein Typ im Musikladen eine kleine Yamaha andrehen will, geb ich meine 5000 Dollar für die wunderschöne Gibson eben woanders aus. So was passiert schon, aber ich kann mich da durchsetzen. Ich bin auch nicht sehr geeky, was die traditionelle Musik angeht, nicht so wie manche Jungs, die eine Neil-Young-Biografie nach der anderen verschlingen oder die Besetzungslisten auswendig lernen. Ich wasche halt ab und gehe einkaufen und irgendwann schreibe ich mal wieder einen Song. Ich mache nicht aus meinem ganzen Leben Kunst. Blöd als Frau auf der Bühne ist natürlich, dass man schwieriger jemanden ins Bett bekommt. Ehrlich, die Jungs aus der Band werden angehimmelt, weil sie auf einer Bühne stehen, ich sehe die andauernd irgendwen abschleppen. Die meisten Männer scheint das eher einzuschüchtern, wenn ich von da oben auf sie runtergucke. Na, ich bin ja verheiratet, ich sollte das nicht sagen.« Nur ganz dumme Interviewer hätten jetzt peinliche Fantasien über einsame Rockstars. Vielleicht versagen aber

auch nur ganz blöde Interviewer weiblichen Rockstars Groupiegelüste bzw. erkennen den Wink mit dem Zaunpfahl gar nicht erst? Oh, wie verwirrend. Dann doch lieber die restlichen Fragen von meiner kleinen Liste stellen: Ob Martha religiös sei, wegen der religiösen Bezüge in der Musik – nein, aber sie ist interessiert und hat Bindungen mit religiösen Menschen. Ob sie mit ihren vielen Kollaborations-Partnern, allesamt aus Kanada und New York, eigentlich etwas ganz Spezifisches verbinde – »Rufus, Joan As Police Woman, Lou Reed, Leonard Cohen ... Bei all diesen Künstlern geht es um eine alte Vorstellung von Musik, die mit Songs verbunden ist, so wie Bob Dylan oder Joni Mitchell sie gemacht haben.« Und ob es eigentlich stimme, dass sie ein großer Fan der britischen Weirdo-Comedyserie »The Mighty Boosh« sei – »Ja! Das wird in Deutschland nicht gezeigt? Müsst ihr euch unbedingt im Netz angucken, das wird noch ganz groß!« Marthas anschließender Presse-Showcase findet in einer Western-Bar statt. In der ersten Reihe stehe ich beim letzten Lied allerdings nur ganz zufällig, auch wenn ich mir sofort einrede, dass sich unsere Augen treffen. Ach, zum Teufel mit der Professionalität. Ich will, dass Martha jetzt von der Bühne geritten kommt und mich hinter sich aufs Pferd hebt. Am Horizont soll immer ein Lagerfeuer auf uns warten, wo sie nur für mich ihre Lieder singt, und eine kleine Farm, wo ich auf sie warte, wenn sie vom Touren nach Hause kommt. Stattdessen bringe ich aber nur ein schüchternes »Thank you for the show« heraus. Sie ist verheiratet. Ich auch.

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Ganze Familie aus Musikern Ihr Vater ist Loudon Wainwright III, gerne verschrien als kleiner Diktator, die Mutter Kate McGarrigle, der Bruder Rufus – alle drei sind allesamt erfolgreiche Folkmusiker. Mit Mutter und Bruder hat Martha schon zusammengearbeitet. Mit dem Diktator nicht.

The Mighty Boosh BBC-Puppenshow der gleichnamigen Truppe um die Comedians Julian Barratt und Noel Fielding. Skurrile Charaktere, einige von ihnen Tiere, bewegen sich in einem surreal-kindlichen Universum, in dem viel gesungen wird. Marthas Lieblingsfigur ist der Affe Bollo. www.bbc.co.uk/comedy/ mightyboosh/

Auf intro.de: Verlosung Martha Wainwright I Know You’re Married But I’ve Got Feelings CD // Universal / VÖ 30.05.

Joan As Police Woman

Foto: Erica Beckmann

ZIEHT DURCH Artwork und Texte deiner neuen Platte sehen ziemlich düster aus, der Sound ist aber sehr klar und eingängig. Ist das ein bewusster Kontrast, ganz im Sinne des Albumtitels »To Survive«? [lacht ungefähr eine Minute] Whoa, die tiefsinnigen Fragen kommen gleich am Anfang, was? Ja, aber du hast schon recht. So ist doch das Leben, oder? Man muss aus den guten und schlechten Sachen, die einem passieren, das Beste machen. Das gehört zum Erwachsenwerden. Und Erwachsenwerden heißt für dich was? Weißt du, das hab ich, glaub ich, erst kapiert, als ich begriffen habe, wie sexy es ist, Verantwortung zu übernehmen. Ich denke oft zu viel nach, anstatt etwas Notwendiges einfach zu tun. Das ist aber auch eine Flucht, damit man etwas nicht in Angriff nehmen muss. Jetzt ziehe ich Sachen einfach durch, weil ich weiß, dass es sein muss, und ich es auch machen will. Ehrlich zu sich und anderen zu sein,

wirklich das zu tun, was für einen selbst nötig ist, das ist erwachsen. Und da will ich auch mit meiner Musik hin. Ich habe neulich mit Martha Wainwright über Frauen im Musikbiz gesprochen. Wie geht es dir damit? Es gibt immer mal blöde Erlebnisse, aber ich versuche grundsätzlich davon auszugehen, dass nichts persönlich gemeint ist. Ich setze mich dann durch – spätestens, wenn ich anfange zu spielen, erkennen die Leute meine Kompetenz sehr schnell. Es kann auch nerven, so was immer wieder geduldig auszufechten, anstatt einfach auszuflippen, aber das gehört wohl auch zum Erwachsensein. Live in Deutschland am 09.06. Joan As Police Woman To Survive CD // Reveal / VÖ 09.06.


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Gustav

RETTET DIE WARE Nicht im Bild: Trachtenband, normale Band, Wal


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Subversion durch Affirmation! Die androgyne Tanzfläche! Der systemkritische Rave! Alles TopStrategien der 90er-Pop-Linken. Die Postulierer von einst schreiben dieser Tage als »Medienarbeiter« allerdings bloß noch Texte übers (eigene) Prekariat. Doch mit Gustav bekommen jene Forderungen Brisanz zurück, findet Linus Volkmann. Foto: Kathrin Spirk

G Mitgeschraubt Gustav ist kein hundertprozentiger Solo-Act. Besonders live (und – nicht durchgehend – bei den Aufnahmen) finden sich an ihrer Seite die Musiker Elise Mory und Oliver Stotz. Im Interview mit dem Wiener Organ Der Standard erfährt man aber, dass Eva für Flugreisen-entfernte Einzelgigs auch mal nur den Laptop statt die Kollegen zum Konzertort schleppt. Um die Kosten gering zu halten.

Auf Tour / Melt! Auch ohne die gewandete Bläser-Armada bockt es voll 1000, Gustav auf der Bühne zu sehen. Na dann wohl dem, der das diesjährige Melt! besucht. Dort trifft man nämlich auf sie.

Orlanding The Dominant/Orlando Virginia Woolfs Roman »Orlando« datiert auf 1929. Im Zentrum steht jener Erzähler Orlando, der sein Geschlecht von Mann zu Frau wechselt. An der halbnackigen, kontrovers diskutierten Burlesken-Version der Geschichte waren neben Eva auch die Sissy Boyz und SV Damenkraft beteiligt.

ustav empfängt in einem Wiener Kaffeehaus nahe einer großen Einkaufsprachtstraße. Es ist später Vormittag, der Ober höflich und förmlich wie in einem Theaterstück von vor hundert Jahren. Als verrohter Autor wartet man ständig, dass diese Inszenierung kippt und die selbstverständlich vermutete Ironie hinter der servilen Perfektion sichtbar wird. Passiert aber nicht. Hier drinnen wird noch gemeint, was präsentiert wird. An sich kein schlechtes Omen für ein Interview ... Gustav hat eine junge Frau geschickt. In dem Fall sich selbst. Denn Gustav, so wäre Gustavs Name nur geworden, wäre sie ein Junge, da das aber nicht eintrat, sitzt nun Eva hier. Der Gustav wurde Bühnenname und nimmt bereits ihre Lust an der Geschlechterthematik und deren Erschütterung vorweg. Eva bestellt sich Eier im Glas. Für ungeübte Augen ein zweifelhaftes glibberiges Vergnügen, für Eva offenbar ein Genuss. Sie steht am Tag des Gesprächs kurz vor Abschluss der Aufnahmen zu ihrer zweiten Platte, dem Nachfolger des growing Überraschungserfolgs »Rettet die Wale« von vor zwei Jahren. Darauf entdeckte man sehr vergleichsbefreiten Electro-Chanson, der sich im Titelstück der Appellhaftigkeit nicht schämte, nein, diese sogar zur eigentlichen Kunst machte. »Die neuen Texte wollte ich diesmal noch etwas düsterer haben, also zumindest sind sie es geworden. Das Album entstand ja auch über einen sehr langen Zeitraum, jetzt erst beim Zusammenstellen habe ich gemerkt, wie das als Ganzes wirkt.« Wenn man wollte, könnte man Eva hier weiter schön aufs Glatteis folgen. Seht her, so ist sie: die Sprunghafte, die Zufällige, mit einem Hang zum genialisch Absichtslosen. So ist es aber nämlich genau nicht! Gerade die Texte der neuen Platte sezieren hinter dem schwelgerisch-melancholischen Schönklang messerscharf. Die vordergründige Poesie lässt die Schnitte bloß weicher erscheinen. In Wahrheit geht’s hier um alles. Schon der erste Song »Abgesang« knüpft an zwei bekannte Posen des ausgehenden Diskurs-Pop an: die Kapitulation und die Hinwendung zur Natur. Toco und Blumo also. Nur ist es bei Gustav bemerkenswert unprätentiös in Szene gesetzt und gelangt zudem zu anderen Schlüssen: Die Resignation gegenüber dem monolithisch regressiven Status quo mündet ins Einstimmen in den Gesang der Vögel. Tschilp, tschilp. Wie kann ein Song, ach, ein Gesamtkunstwerk nur gleichzeitig so wunderschön und so morbide sein? »Verlass die Stadt« ist Fin de Siècle am Anfang eines neuen Jahrhunderts. Im Gespräch nah an der Pressung des Albums weiß Gustav noch nicht, wie sie die Platte nennen wird. Ahnt es aber

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schon. »Es wird auf jeden Fall etwas sein, was anhält zu gehen. So was wie ›Hau ab‹ oder ›Verlass die Stadt‹. Mir ist wichtig, dass es eine Bewegung nach draußen formuliert. Wenn es ›Verlass die Stadt‹ wird, soll aber nicht gemeint sein, dass es auf dem Land besser ist – auf keinen Fall.« So fühlt sich das auf Platte dann auch an: Es gibt zwar Wege, aber sicher keine Auswege. Denn das Land hat Eva auch schon gesehen – und macht immerhin mit ihm gemeinsame Sache bei dem Stück »Alles renkt sich wieder ein«. Ein ganzes Blasorchester, die Trachtenkapelle Dürnstein, reißt den ohnehin schon breiten Panaromablick der warmen Electronica noch weiter auf. Obwohl Gustav für die neue Platte von einigen Labels umworben wurde (Zuschlag erhielten Chicks On Speed Records), hätte sich dieser rustikal-orchestrale Traum ohne die österreichische Kulturförderung nicht realisieren lassen. Diese brachte die Welten zusammen. »Ein Grundmisstrauen ist dabei aber stets geblieben, von beiden Seiten«, beschreibt sie die zumindest künstlerisch erfolgreiche unheilige Allianz. Die skeptizistische Eva und die Trachtenfolkloristen. Kein Wunder, dass Letzteren in dem Projekt wohl einfach auch der Feelgood-Moment abging. Eröffnet der Text doch gleich nach den ersten glucksenden Tuba-Tönen: »Ich habe eine Sehnsucht nach der nächsten Katastrophe / Denn wenn wir gemeinsam leiden, fällt dieses Unbehagen ab.« Dann Unheilsahnung, Tränen, Trauermarsch und die Behauptung »alles renkt sich wieder ein«. Doch die musikalische Kombination wäre zu schade, um nicht noch ein wenig weiter zu gehen. Auf dem diesjährigen Donau-Festival standen daher neben Eva nicht nur ihre zwei Mitschrauber, sondern auch jene Blasmusikanten. Und dann geht’s flugs auf Tour. Ein tightes Programm bei Evas ohnehin schon stets ausgelasteten Planer: Neben der Album-Fertigstellung gab es Anfang des Jahres diverse Aufführungen der Virginia-Woolf-angelehnten Genderfuck-Burleske »Orlanding The Dominant«. Eva komponierte dafür die Musik, die manchmal nach Gustav, mitunter auch nach schmierigen Disco-Shanties klingt. Warum auch nicht? Schließlich geht es um Sexiness außerhalb von Körpernormierung, um beschädigte Geschlechtergrenzen und überhaupt um »viva queer!« All dieser Themen nimmt sich Eva mit ihrem Gustav auf weit subtilere Weise an – aber dennoch nicht minder nachhaltig. Zur persönlichen wie allgemeinen Apokalypse konnte man jedenfalls selten besser tanzen und träumen. »Verlass die Stadt« macht es möglich, und Eva tut weiterhin so, als wäre viel Zufall im Spiel. Mann, was für ein bescheidener Sack. Den muss man sich unbedingt warmhalten.

Live in Deutschland vom 22.-27.05. 7.05. Gustav Verlass die Stadt CD // Indigo


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L端tzenkirchen

PANIERT UND DING DONG DING DONG

3 Tage wach? Wohl kaum und Deine Mudder. Aber f端r's Foto reichts.


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Nie ins Bett müssen. Ein uralter Menschheitstraum. Es sei denn, man sitzt in Guantanamo Bay. Mit Folter hat Tobias Lützenkirchens Überhit »3 Tage wach« allerdings eher wenig zu tun. Martin Riemann checkt die Genese des erstaunlichen Selbstläufers und lässt sich von der After-Hour-Szene berichten. Foto: Arne Sattler.

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der war es sogar die After-After-Hour-Szene? Schwierig zu sagen. Die Grenzen zerfließen, wenn man sich über einen längeren Zeitraum von 130 bpm im 4/4-Takt hypnotisieren lässt. Denn Techno ist nichts anderes als eine Form der Hypnose, und die funktioniert natürlich am besten mit kurzen suggestiven Phrasen. Wie wäre es mit dieser: »Pille Palle, alle pralle; druff druff druff druff druff.« Konkret, oder? Wie bei so vielen simplen Ideen ist das Erstaunen über die Attraktivität dieser Zeilen, die im Song mit Orff’schem Kirchenchor-Pathos zur Wirkung gebracht werden, riesengroß. Lützenkirchen hat hier offenbar als Erster den Wald vor lauter Bäumen gesehen und die Szene, die er jahrelang von seinem DJ-Pult aus beobachten konnte, so treffend skizziert, dass der waschechte Novelty-Song momentan Pflichtprogramm für viele Clubs ist, jedenfalls, wenn man den Dance-Charts glaubt, die »3 Tage wach« seit geraumer Zeit anführt. Komm mal mit, ich muss dir was vorspielen! Der Lützenkirchen oder Lütze, wie man ihn hier nennt, der mir in Berlin gegenübersitzt, ist immer noch völlig weggeblasen von seinem ungewollten Aufstieg zum Hit-Produzenten. Das Stück hatte er ja schließlich nur zum Spaß aufgenommen und zunächst niemandem vorgespielt. Schon gar keinem Publikum. »Das hab ich mich nicht getraut«, gesteht er. »Ich weiß selbst nie so genau, ob das jetzt geil ist oder totale Scheiße, was ich produziere. Als ich den Song fertig hatte, war das noch extremer so, da habe ich mich nicht mal getraut, den irgendjemandem beim Label vorzuspielen. Ich hab mir dann einen Typ von der Filmcrew, die auch in unseren Räumlichkeiten arbeitet, gegriffen und es ihm vorgespielt.« Die Reaktion tendierte offenbar eher Richtung geil, denn sie ermutigte Lütze, die somnambule Hymne an seinen Kollegen Oliver »Sie nannten ihn Mückenschwarm« Koletzki und dessen Label Stil Vor Talent zu schicken. Der wollte das Teil nicht nur sofort als Single rausbringen, sondern hatte auch noch die Idee zu einem Billigvideo voller abgestürzter Riesenplüschtiere, das sich binnen Kürze Abertausende von YouTube-Junkies reinzogen. »Und da ist uns das erste Mal bewusst geworden, dass da was geht. Von dem eigentlichen Vinyl wurden dann in der ersten Woche schon ca. 8000 Stück verkauft.« Der Rest der Geschichte geht so: Anruf vom Major, Chartbreaker und Klingelton. Gut, dass Lütze da auch schon ein ganzes Album namens »Pandora Electronica« in der Tasche hatte, das er jetzt effektvoll auf den Markt bringen kann. Ähnliche Gassenhauer wie »3 Tage wach« wird man darauf aber nicht finden. »Kein Ausverkauf«, bringt es Lützenkirchen auf den Punkt. Dafür einen nonchalanten Mix aus Minimal-Techno, House und Trance. Musik von einem Mann, der beim Produzieren eben im-

mer den erweiterten Bewusstseinszustand seines Publikums berücksichtigen muss.

Berghain Der Nachfolger des legendären Ostgut ist bekannt für seine ausschweifende Partykultur. In einem ehemaligen Heizwerk gelegen, bietet der Club den Besuchern ein riesiges Areal inklusive Darkrooms, Unisextoiletten und der allseits beliebten Panorama Bar, in der die Gäste sporadisch zur allgemeinen Begeisterung mit Tageslicht bestrahlt werden. Das Berghain verfolgt eine strenge Türpolitik und tut gut daran, sich durch ein totales Kameraverbot eine Aura des Geheimnisvollen zu bewahren.

Novelty-Song Ein Song mit humorvollem Inhalt oder extravaganter Instrumentierung. NoveltySongs orientieren sich fast immer an aktuellen Trends und verdanken ihren Erfolg eher ihren komischen oder absurden Elementen als der eigentlichen Musik. Oft ziehen sie eine Reihe von Epigonen nach sich.

Bunte Pillen-Fete, Puls wie ’ne Rakete Diese Leute wollen stilsicher bei Laune gehalten werden, bis das Übermorgen kommt. Vor allem Berlin, Heimat ganzer Legionen begabter Taugenichtse, ist international berüchtigt für eine Partycrowd, die partout nicht in die Heia möchte. »Wir wollen nie wieder nach Hause!« lärmen sie fröhlich, wenn sie um drei Uhr morgens Clubs wie das Berghain, das Watergate oder das Beatstreet aufsuchen. Laut einschlägiger Internet-Foren gibt es eigentlich nur wenige Stunden am Dienstagnachmittag, an denen man in Berlin wirklich beruhigt schlafen kann, ohne schon wieder was zu verpassen. Der Höhepunkt der Woche bleibt jedoch der Sonntag, der den Bettflüchtigen immer zahlreichere Möglichkeiten bietet, sich bei Tageslicht wegzuballern. Dass bei so einem anstrengenden Programm Aufputschmittel eine bedeutende Rolle spielen, dürfte kaum jemanden überraschen. Ebenso klar ist, dass Lütze dieses Thema mit Glacéhandschuhen anfassen muss. Freunde haben ihn davor gewarnt, hier mehr ins Detail zu gehen. Die Gefahr, zum Sündenbock auserkoren zu werden, ist groß. Er trinkt auf seinen DJ-Sets also unheimlich gerne Cuba Libre, den berühmten Wachmacher, aber natürlich ist auch ihm klar: »Wenn man drei Tage lang richtig Gas gibt, hat man keine Chance, ohne sich da irgendwas einzuschmeißen.« Neugierige mögen sich bitte die Schnappschüsse auf Lützes MySpace-Seite anschauen, die sagen mehr als 1000 Lippenbekenntnisse. Viel interessanter ist, wie viel von dem exzessiven Feiern eigentlich hängen bleibt. Hier hat ausgerechnet der Schöpfer von »3 Tage wach« eine wertvolle Beobachtung bezüglich der Bedeutung von Schlaf gemacht: »Da gibt’s immer nur so gewisse Sachen, an die man sich erinnert. Vor allen Dingen, weil man in der nächsten Woche nach dem zweiten Mal Pennen schon so wahnsinnig viel wieder vergessen hat, weil der Zeitraum, in dem man Eindrücke bekommt, ohne darüber zu schlafen, einfach so groß ist, als dass man die alle mitnehmen könnte. Da hat man unheimlich viel automatisch vergessen. Aber gut, ansonsten – ja, mein Gott ...« Genau, man muss sich ja auch nicht an jeden erinnern, dem man auf der Tanzfläche seine Zunge ins Ohr gesteckt hat. In diesem Sinne: Weitermachen! Lützenkirchen live beim Melt! »3 Tage wach« ist die offizielle Melt!-Hymne Intro empfiehlt

Lützenkirchen Pandora Electronica CD // Groove Attack / VÖ 30.05.


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DR. STAY DRY Was bedeutet dir die Farbe Grün? Die Farbe ist für mich ein Lebensstil. Sie drückt meine Persönlichkeit aus und steht für positive Energie, Coolness und Entspanntheit. Grün symbolisiert auch die Natur - die größte Kreation überhaupt. Grün hat aber auch eine Konnotation zum Geld und Wohlstand, es ist nicht zufällig die Farbe des amerikanischen Geldes. Du siehst, wie man es dreht und wendet: Jeder findet einen Grund, die Farbe zu lieben. Wie wichtig ist André 3000 von OutKast als modisches RoleModel für dich? Ich habe keine Idole. Es ist einfach so, dass kreative Köpfe oft zur gleichen Zeit auf ähnliche Ideen kommen. Mein aktueller Stil ist auch nicht neu für mich – ich laufe schon länger so rum. Aber mal gucken, was ich als Nächstes aushecke, vielleicht wirst du mich das nächste Mal schon in einem komplett anderen Outfit treffen. Wyclef Jean hat ja dein Album produziert. Wie kam es zur Zusammenarbeit? Nein, nein, er hat meine erste Single »Don’t Sweat That« produziert, nicht ein ganzes Album. Ich traf ihn in New York, das ist schon einige Zeit her, und da mein Label sowieso mit ihm zusammen arbeitet, war es nicht schwer, zusammenzukommen. Die Zusammenarbeit selbst lief wie von selbst. Ich hoffe sehr, dass wir auch in Zukunft wieder zusammen was machen können. Regisseur Jörn Heitmann hat den Clip zu deiner Single gedreht. Wie waren die Dreharbeiten für dich? Er ist ein sehr aufregender Typ – und dabei offen für all meine Ideen zum Projekt. Aber auch er hatte tolle Ideen, wie wir den Song visualisieren konnten. Er hat ja zuvor u. a. für Rammstein gearbeitet – er ist ein Profi, was die Zusammenarbeit immer besser macht. Fotos: Paul Ripke Dr.Stay Dry Feat.Lumidee Don't Sweat That (Whistle Song) (Voodoo Music / Universal) www.axe.de


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TÜRSTEHER DIESER WELT, WIR MÖGEN EUCH Produktion + Fotos: Lena Böhm _ Styling: Lisa Spengler, Ho-Kyung Chang Interviews: Lena Böhm _ Mitarbeit: Julian Stetter

SARAH & IVAN – SELEKTOREN DES TAPE Wie selektiert ihr? Wir sagen nicht: »Du siehst scheiße aus, du kommst hier nicht rein.« Wir sind vielmehr so ein bisschen die Entertainer. Wenn jemand kommt und total steif dasteht und auch unpassend angezogen ist, fragen wir nach dem Namen, sagen, dass dies und das an ihm nicht so ins Tape passt, und fragen, ob er verspricht, es innen auszuziehen und sich ein bisschen zu bewegen. So checkt man, ob die Leute auch entspannt werden können, und darum geht’s. Das ist ein psychologisches Spiel. Es hängt nun mal von uns ab, wie gut die Party ist, weil das Publikum die Party bestimmt. Lassen wir mal jemanden nicht rein, sind wir aber auch immer bemüht, ihn nicht dumm dastehen zu lassen. Wie sieht’s mit dem Modebewusstsein im Tape aus? Jemand, der total toll aussieht, ist schon im Vorteil, wir sind hier aber auch nicht in Paris oder in New York. Die Leute wollen ja auch ein bisschen bequem sein. Wie steht’s um euer Styling? Ivan: Wir müssen natürlich total aufgestylt sein, um den Vibe und den Style von dem Club zu vermitteln. Ich bin Performancekünstler und habe Kunst studiert. Ich muss ein Image von mir geben, drücke mich durch meine Kleider aus. Ich bin kein Fashion-Victim; was ich trage, muss zum Tag und meiner Stimmung passen. Ich meine, Kleidung ist einfach wichtig, um verschiedene Typen zu unterscheiden. Habt ihr Ikonen in der Modebranche? John Galliano! Der ist zwar das Gegenteil von uns, macht aber Kunst, und die passt einfach. Wo ist die Verbindung zwischen Mode und Musik? An manchen Abenden kommen hier Leute her, die das mit der Musik echt ernst nehmen und auch danach aussehen. Mittlerweile ist das alles aber nicht mehr so intensiv wie früher, und es gibt nicht mehr so konkrete Richtungen. Allgemein wurde das Modebewusstsein durch Musikvideos total kommerzialisiert. Da wird einem so ein Denken vermittelt, dass man es sowieso nie schaffen wird, so auszusehen. Ich denke, deshalb kämpfen auch viele Leute dagegen und wollen bewusst nicht so aussehen.

Sarah _ Jacke: By Malene Birger _ Hose: Levi’s _ Oberteil, als Schal getragen: Anntian – Beck’s Fashion Experience 2008 Ivan _ Jacke: Mads Nørgaard Copenhagen _ Hose: Robert Huth – Beck’s Fashion Experience 2008


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HEINZ – SELEKTOR DES WHITE TRASH Wen lässt du rein? Da gibt’s keine festen Kriterien, an denen ich mich orientiere. Es geht um die Interaktion an der Tür und darum zu checken, ob die Leute einigermaßen nüchtern sind. Die Klamotten sind egal, ich achte auf die Person, die sich damit bekleidet. Wie sehen die Leute im White Trash aus? Die meisten Leute hier sind Rockabillys. Es gibt außerdem viele Langhaar-Rocker, Punks und Psychobillys. Hier hängen auch oft Leute mit Berlin-Mitte-Style rum – aber auch im Anzug ist hier jeder willkommen. Von meinen alten Jobs weiß ich, dass HipHopper oft stress machen, weshalb ich die nicht so gern im White Trash habe. Das klingt vielleicht nach einem Vorurteil, aber nicht Kleider machen Leute, sondern Leute machen Kleider. Sofern sie sich benehmen, kommen aber auch die rein. Wie trittst du den Leuten, die hier herkommen, gegenüber? »Füge niemals einem anderen zu, was du nicht willst, dass man es dir antut.« Das hat man mir als Kind beigebracht, und nach diesem Grundsatz behandle ich die Leute. Wenn die Menschen freundlich und respektvoll sind, geht alles. Kommt jemand zu mir und sagt: »Ich hab nur noch fünf Euro, würde aber so gerne noch zwei Bier trinken«, geht das klar. Man kann hier mit mir reden, es geht nur darum, ehrlich zu sein. Hemd: Tiger of Sweden _ Lederhose: Robert Huth – Beck’s Fashion Experience 2008

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VIRON – TÜRSTEHER IM BERGHAIN Was für Leute kommen ins Berghain? Die sind extrem unterschiedlich, das passt in keine Schublade. Das ist hier eine Spielwiese, auf der jeder alles machen kann. Was ich aber verdammt oft sehe, sind Leute mit diesen goldenen und silbernen Leggins. Vor allem bei Männern. Die tragen dann auch immer Perlenketten, total bunte Shirts und sind total übertrieben geschminkt. Auf was für einen Style fährst du ab? Mir persönlich ist Kleidung nicht wichtig. Obwohl ich selbst Mode studiert habe, bin ich bei mir selbst sehr unleidenschaftlich. Was für einen Zusammenhang siehst du zwischen Mode und Musik? Da gibt es immer solche Phasen. Auf Techno bezogen, waren das vor zehn Jahren zum Beispiel Bomberjacken und Camouflagehosen, dann gab es diese punkige Zeit mit Strähnen in den Haaren und so, und jetzt tragen alle Leggins und Schals dazu. Was, denkst du, spielt Berlin als Stadt für eine Rolle im deutschen Modegeschehen? Berlin ist auf jeden Fall tonangebend. Trotzdem kann hier aber jeder so sein, wie er sein will, und sich aus allen Styles seinen persönlichen zusammenwürfeln. Was ist für dich derzeit die schlimmste Geschmacksverirrung in der Mode? Diese bunten Revivalshirts mit Schulterpolstern und ganz bunten Mustern darauf. So etwas hat meine Mutter immer getragen, und jetzt haben das auch die Typen mit den Plastikperlenketten. Das könnte ich nicht und finde es auch einfach ultra langweilig.

Kappe: RAF by raf simons _ Sonnenbrille: Linda Farrow collaboration with Raf Simons


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STEFFI – SELEKTORIN DER BAR 25 Wieso bist du Selektorin? Wir haben den Laden hier komplett selbst aufgebaut. Früher haben wir nie Eintritt verlangt, und jeder konnte kommen. Da kamen dann Leute, die nicht wussten, wie man sich verhält, haben zum Beispiel unser Klo in die Spree geworfen. Da dachte ich mir, ich selektier hier mal ein bisschen. Wie wählst du die Leute aus? Es kann eigentlich jeder kommen. Klar, manchen Leuten sieht man schon an ihrer Kleidung an, dass sie sich bei uns nicht wohlfühlen würden, und denen sag ich das auch. Zum Beispiel, wenn jemand wie in einer Eierschale herkommt. Ist er aber letztendlich cool, lass ich ihn auch rein. Gibt’s hier so was wie einen Grundstyle? Die meisten Leute hier gehören zu dem Hippie-Zigeunertum mit Strohhüten, bunten Hemden, Glitzer und Puscheln und so. Das ist aber echt und nicht aufgesetzt. Hier leben sogar zwölf Leute 365 Tage im Jahr. Dann gibt’s auch noch viele Neo-Raver, also der 80er-Leggins-Style, nur noch bunter und noch trashiger. Jeden Sonntag haben wir noch unsere Verkleidungspartys. Klamotten sind dir wichtig? Auf jeden! Ich sammle Klamotten, habe irgendwann sogar die Lotterkiste, meinen eigenen Klamottenverleih, aufgemacht, weil ich dachte, ich muss irgendwas mit all den Sachen anfangen. Ich fühle mich wohl, wenn ich anders aussehe als die anderen.

trägt ihr eigenes Outfit


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Was sind die absoluten »No Goes« im Maria? Marken wie Thor Steinar – von Rechts für Rechts. Ansonsten sollte es einfach nicht zu bunt und auch nicht zu prollig sein. Nicht zu viele Gold- und Silberkettchen, ... aber wir sind da total relaxt. Das Puristische gefällt uns am besten. Auf welche Styles trifft man hier am häufigsten? Das ist total unterschiedlich. Über Leder und Latex bei EBMVeranstaltungen bis hin zu ganz locker-lässigen Jeans und T-Shirt. Wir haben hier keinen speziellen Trend, und die Mode ist auch nicht ausschlaggebend. Ich würde nie jemanden nach seiner Kleidung beurteilen. Es fällt aber auch hier auf, dass die 80er zurückkommen. Irgendwie wiederholt sich eben alles immer wieder und vermischt sich mit neuen Sachen. Da gibt’s nicht mehr so den einen Stil. Du siehst jeden Abend so viele verschiedene Leute, auf was für Klamotten fährst du ab? Ich habe mich auf so ein paar Marken eingefahren, die trage ich seit zwanzig Jahren, und das wird sich auch nicht mehr ändern.

Tattoo: Jiraiya Tattoo – www.jiraiya-tattoo.de _ Jeans: G-Star

RAF by raf simons, über: agentur V, Berlin, www.agenturv.de _ Robert Huth – Beck’s Fashion Experience 2008 _ Anntian - Beck’s Fashion Experience 2008 _Tiger of Sweden, über Silk Relations GmbH, Berlin. www.silk-relations.com Levi’s über: Häberlein & Mauerer, München. www.haebmau.de _ By Malene Birger _ Mads Nørgaard Copenhagen _ Linda Farrow über: FakePR, Berlin, www.fakepr.de

SVEN – TÜRKOORDINATOR IM MARIA


Mode

DAS BAND-T-SHIRT Schon seit Ewigkeiten in Mode. Karolina Burbach über das musikalischste aller Kleidungsstücke. Illustration: Elisabeth Moch

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ach einem Konzertbesuch ein Band-T-Shirt als Erinnerung mit nach Hause zu nehmen, das ist schön. Die eigene Erinnerung wird, am Körper getragen, für andere sichtbar und damit auch teilbar. In Konzerthallen schafft es ein Gemeinschaftsgefühl, auf der Straße oder in der Bar taugt es auch schon mal zum Gesprächseinstieg. Wer seine Lieblingsband stolz auf der Brust trägt, gibt der Welt etwas von sich preis. Mit kaum einem Kleidungsstück kann man so unmissverständlich zeigen, in welches musikalische Lager man gehört. Das Band-Shirt ist das Wappen der Pop-Ära: Nach außen dient es der Abgrenzung, nach innen bekundet es Stammeszugehörigkeit. Solche klaren Codes werden bedroht, wenn das Teil in Mode kommt und einer breiteren Masse zugänglich wird. Alle paar Jahre entdecken Prominente wie Kate Moss oder Jessica Simpson den Authentizitäts-Faktor der Klamotte und machen die T-Shirts damit auch für Mode-interessierte Musik-Outsider begehrlich. H&M griff den Trend 2004 auf und verkaufte Shirts mit Sex-Pistols-, Iron-Maiden- und Motörhead-Prints. Plötzlich liefen Leute in Metaller-Shirts herum, die keinen einzigen Song der Band kannten, mit der sie sich schmückten. Das Rock-T-Shirt wurde vom Mainstream vereinnahmt und zum bloßen Fashion-Item ästhetisiert. Die archaischen Erkennungszeichen unter Musikfans gerieten in Verwirrung. Wer sich vom Mainstream abgrenzen wollte, brauchte nun neue Individuationsstrategien. Ein paar schlaue Hipster drehten daraufhin den Spieß um und trugen T-Shirts von uncoolen Mainstream-Bands. Die Ge-

fahr bei Ironie besteht aber immer darin, dass es keine Sau kapiert. Wer zum dritten Mal auf der Straße darauf angesprochen wird, ob er die Backstreet Boys denn auch so toll fände, gibt das ironische Tragen resigniert auf. Ein anderer Versuch, sich vor Vereinnahmung zu schützen, ist, auf die Shirts nur noch Zeilen aus Songtexten zu drucken, ohne Hinweis auf die dazugehörige Band. Im Musikvideo zu ihrem Hit »D.A.N.C.E.« ließ die französische Band Justice Teile des Songtextes in bunten Neonfarben über die Shirts laufen. Das Video wurde im Zuge des New-Rave-Hypes 2007 populär, und schon im selben Jahr brachte H&M Oberteile mit dem Songtitel »It’s Not Over Yet« der Rave-Band Klaxons in 80er-GroßbuchstabenOptik auf den Markt. Vor der Mode gibt es kein Entkommen. Klar darf man FashionVictims dafür verachten, dass sie die Zeichen anderer klauen, um cool zu wirken. Aber auch innerhalb der Musikszene werden Statusspiele ausgetragen: Träger besonders seltener, unbekannter oder obskurer Band-Shirts tun sich als Kenner hervor und steigen damit in der Hierarchie. Wer das T-Shirt-Spiel mitspielt, dem geht es im Prinzip um dasselbe wie den H&M-Mädchen: um einen Distinktionsgewinn. Die überzogene Anfeindung von Uneingeweihten zeigt dabei immer auch eine gewisse Unsicherheit bezüglich der eigenen Identität. Sarah Kuttner fragte 2004 in ihrer Show den Schweinerocker Lemmy Kilmister, was er von den Motörhead-Shirts bei H&M halte. »Ich BIN Rock’n’Roll«, antwortete der, »mir ist das scheißegal!« Das ist die richtige Einstellung! Denn letztlich gilt: Jede Mode geht irgendwann vorbei, doch das Band-T-Shirt, das bleibt.

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Minimarket

EXALTIERTE SCHWESTERN Text: Susanne Pospischil

Schneestürme verändern in Schweden über Nacht das Land. Mit Vehemenz und weißen Unmengen bringen sie den Winter aus Lappland mit. Genau in diesen Momenten haben sich die Designerinnen Sofie, Pernilla und Jennifer Elvestedt als Kind immer einen großen Bruder gewünscht. Er hätte so manche Schneeballschlacht gegen die Nachbarskinder sicher anders ausgehen lassen.

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aison-unabhängig wissen sich die drei jedoch sehr gut selbst zu helfen, damals wie heute. Mit Minimarket, ihrem eigenen Modelabel, verleihen sie ihrer schwesterlichen Verbundenheit nun ganz offiziell einen Namen – und der wird mit jeder neuen Kollektion von Jahr zu Jahr bedeutender. »Ich bin sieben Jahre älter als Pernilla und Jennifer und habe Minimarket schon als ein eigenes Ladengeschäft betrieben, während die Zwillinge noch zur Schule gingen. Nach ihrem Abschluss haben wir zum Glück bald begriffen, wie gut wir zusammen arbeiten können. Die Sachen, die wir selbst ausprobierten und an uns durch Stockholm trugen, wurden immer bekannter. Irgendwann haben uns Einkäufer anderer Shops danach gefragt, und wir konnten unseren eigenen kleinen Laden in Södermalm wieder schließen, um uns voll und ganz auf das Label zu konzentrieren. Das war vor zwei Jahren, seitdem ging alles sehr schnell«, erklärt Sofie. Kann man wohl sagen, ihre erste Kollektion 2006 war nach drei Wochen ausverkauft. Margareta van den Bosch, die Design-Direktorin bei H&M, bekundet Minimarket einen ungewöhnlich persönlichen Stil mit hohem Marktpotenzial. Entsprechend aller Unterschiedlichkeiten verbinden sie in ihren Kollektionen Sachlichkeit mit Humor und Anmut oder, wie sie es selbst beschreiben: »Wir machen eigensinnig maskuline Power-Women-Wear für jede Frau, die gesehen werden will.« Diese entsteht in einem Altstadthaus in Stockholm auf zwei Etagen. Viele Auf-

gaben sind klar verteilt, die Entwürfe aber entwickeln alle zusammen an einem Tisch, an dem durchaus auch mal die Designerfetzen fliegen. So leicht kann die Familienbande aber bestimmt nichts erschüttern. Beide Eltern sind Geschäftsleute und stehen bei Bedarf mit (ökonomischem) Rat zur Seite, während die Großmutter einst Schneiderin lernte und ihre kleinen Enkelinnen schon früh mit Selbstgenähtem dekorierte. Den Kinderkleidchen längst entwachsen, steht nun Tokio ganz oben auf der Minimarket-Eroberungsliste, das PressOffice in London ist eingerichtet, und die guten Kontakte nach Berlin und Kopenhagen sind geknüpft. Was sollte dem ein großer Bruder noch hinzufügen?

Les Mads unterwegs in Mode Julia und Jessie aus Köln betreiben mit LesMads.de ein never sleeping Online-Magazin und berichten ab sofort an dieser Stelle von den aktuellen Mode-Highlights. Diesen Monat waren sie unermüdlich unterwegs in u. a. Hyères, München und San Francisco: Ende April traf sich in Südfrankreich die Modeund Fotografiebranche, um das 23. Hyères Festival International de Mode et de Photographie zu feiern. Es präsentierten sich neue Designer und wurden Kollektionen vorgestellt. Der Streetstyle-Fotograf The Sartorialist bekam seine eigene Ausstellung und großer Gewinner war Matthew Cunnington, der mit seiner Kollektion »Hail Mary« den mit 15.000 Euro dotierten »Grand Prix« erhielt. Die schönsten Bilder des Festivals gibt es bei Garance Doré zu sehen. (www.garancedore.fr) Ohne Blumenprints auf Kleidern, Tops und Röcken geht diesen Sommer gar nichts. Vorreiter war da wohl Miu Miu mit ihren herrlich schwingenden kurzen Röcken. Unser liebster Schwede H&M ließ die Kopierschutzrechte links liegen und nahm sich der Prints an. Das Resultat, hier an Jessie: ein wenig kurz, aber durchaus tragbar! Lange Blazer mit umgekrempelten Ärmeln ersetzen bei wärmeren Temperaturen von nun an die Lederjacken. In San Francisco kombiniert man dazu schöne Vintage-Shirts und enge Jeans, wie hier Julia während ihrer USA-Reise ... Den Stil der Münchener Bohème fängt Gunnar, der Styleclicker, regelmäßig mit gelungenen Fotos ein. Er präsentiert seine besten 99 Werke in der Ausstellung »Ich bin selber ich« noch bis Ende Juni im Rocket Store (Reichenbachstr. 41) in München. Streetstyle vom Feinsten! (www.styleclicker.net) Viele gruselten sich, als sich das britische Topmodel Agyness Deyn auch als Sängerin versuchte. Gemeinsam mit den Five O’Clock Heroes bringt sie nun die Single »Who« heraus. Unser Fazit: Gar nicht mal so schlecht, außerdem sieht sie in dem Video umwerfend aus!


Mode

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Cat Power Hemd: Wrangler, Modell Suzy McQueen, 99,95 Euro _ Jeans: Wrangler, Modell Megan, 99,95 Euro _ Riemchensandale mit Punkten: Camper, 140 Euro _ Cat Power wurde fotografiert von Edzard Piltz in Paris.

DRESS LIKE … Nach dem Pete-Doherty-Hut gab´s das Dillon-Stirnband. Aber was tragen eigentlich gerade die Jeansmädchen? Das Cat-Power-Hemd. Jeanshemd? Ja,getragen à la Chan ein Stilmittel sondergleichen. Pony schneiden nicht vergessen! Zu Schweden-Heldin Jenny, sonst berühmt für ihre güldene Ponybrosche, passt jeansmäßig toll die derzeit so angesagte Schlaghose. Ist was für Klassefrauen! Und besonders edel in Hellblau.

Jenny Wilson Jeans: Wrangler, Modell Joni, 79,95 Euro Sonnenbrille mit Schmetterlingen: H&M, ca. 9 Euro Jenny Wilson wurde fotografiert von Edzard Piltz in Berlin.

Intro-Logstoff-Gitarrentasche Das ausgewachsene Bekenntnis zur Musik können sich jetzt alle Beuteltiere über die Schulter statt nur um den Hals hängen. Die schicke Logstoff-Tasche im Gitarren-Design wurde – so viel Lob der eigenen kreativen Klientel muss sein – von Intro-Leserin Hilka Rösner im Zuge des Logstoff-Intro-Design-Wettbewerbs entworfen und kommt wie versprochen in den Handel. (www.intro.de/shop) Text: Walter Fröhlich


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HEREINSPAZIERT ... ... ins Paradies der Motive! Ihr seht: 30 bunte Tees und Polos mit funkelnagelneuen Prints, alle irgendwie fruchtig und lecker, von lustigen Lieblings-Labels aus Hamburg und alten Kumpels aus der Riege der Streetwear-Brands. Für Skate-Jungs und FlummiMädchen. Mund auf und Eis schlecken! Fotos: Lioba Schneider _ Produktion: Amelie Schneider

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01 graues Cleptomanicx Tee, Motiv Fruits, 35,90 € _ 02 sandfarbenes Stüssy Tee, Motiv London Jungle, 37 € _ 03 hellblaues Stüssy Tee, Motiv Tokyo Jungle, 37 € _ 04 zitronengelbes Stüssy Tee, Motiv Chop, 48 € _ 05 purpurnes Stüssy Tee, Motiv Pop Art Cloud, 37 € _ 06 braunes Human Empire Tee, Motiv 80s On Brown, 25 € _ 07 blaues WeSC Tee, 32,99 € _ 08 dunkelblaues Atticus Tee, Motiv Negative, 29,99 € _ 09 schwarzes Etnies Toucan Seed Project Tee, 40 € _ 10 gestreiftes VSCT Polo, 49,95 € _ 11 weißes Human Empire Tee, Motiv Spirals On White, 25 € _ 12 rotes Fred Perry Polo, für Jungs, 80 € _ 13 weißes Etnies Bubblegum Punk Tee, Motiv Tango, 35 € _ 14 dunkelblaues Dickies Tee, Motiv By Night, 25 € _ 15 graues Levi’s Tee, Motiv Face Of Fear, 39,99 € _ 16 beiges Etnies Acai Seed Project Tee, 40 € _ 17 gemusterte Cleptomanicx Boxer, Motiv Housycity, 9,90 € 18 aprikosenfarbenes Fenchurch Tee, Motiv Splicers, 30 € _ 19 weißes Fenchurch Tee, Motiv Mic Arch, 30 € _ 20 limonengrünes Fenchurch Tee, Motiv Disco, 29,99 € _ 21 lilafarbenes Fenchurch Tee, Motiv Mouth, designt von: Cat Johnston, 29,99 € _ 22 dunkelgraues Emily The Strange Tee, mit neongelber Knopfleiste, 39,90 € _ 23 hellgraues Fred Perry Polo, für Mädchen, 70 € _ 24 geringeltes Cleptomanicx Tee, Motiv Square Gull, 35,90 € _ 25 kirschrotes Human Empire Tee, Motiv Tee, 15 € _ 26 geringeltes VSCT Tee, 35,95 € _ 27 beiges Worn By Tee, getragen von: Simon Le Bon (Duran Duran), 55 € _ 28 türkisfarbenes Cleptomanicx Tee, Motiv Melone, 29,90 € _ 29 brombeerfarbenes Cleptomanicx Tee, Motiv Möwe, 29,90 € _ 30 blaues Cleptomanicx Tee, Motiv Grinsekatze, 29,90 €


060 Film M. Night Shyamalan / The Happening

DER MANN, DER UNS ANGST MACHT

Allein auf weiter Flur: Mark Wahlberg und das Grauen


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M. Night Shyamalans Charaktere wirken blass, seine Storys zäh, ihre Wendungen willkürlich. Und dennoch ist der Regisseur des neuen Mysteryund Katastrophen-Hammers »The Happening« erfolgreich. Nicht ganz zu Unrecht, findet Alexander Dahas, und erklärt warum. Er war außerdem in New York dabei, als »The Happening«Hauptdarstellerin Zooey Deschanel mit Matt Ward als She & Him das Publikum in ihren Bann zog.

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it einem Happening assoziiert man spätestens seit den 60er-Jahren eine Freiform-Performance, deren künstlerischer Wert, wenn nicht in ihrem revolutionären Gebaren, dann zumindest in der Interaktion der Beteiligten liegt. Das Publikum ist sowohl Rezipient als auch Gestalter der Veranstaltung, was allemal spannender zu sein verspricht als das traditionelle Bestaunen der Künstler, der verrückten. Alle müden Konnotationen des Wortes sind hingegen ebenfalls wohlverdient: Jedes Ereignis, bei dem die bloße Anwesenheit die maßgebliche Eigenschaft ist, verschwindet schnell hinter der Masche. Wenn die aktuelle Kinolandschaft beizeiten an diese Verhältnisse erinnert, liegt das allerdings weniger am kreativen Output der Filmschaffenden als vielmehr an einer Vermarktung, die Originalität als Risiko einstuft. Im Kino ist das Happening zum Event geworden, zur Materialschlacht, für die man keinen Eintritt, sondern einen Unkostenbeitrag entrichtet. Filme wie »Iron Man« oder »Speed Racer« protzen mit ihren Budgets und gerieren sich in ihrem dumpfen Radau wie Feiertage, die man zwar hassen, aber nicht verpassen darf. Der Anspruch, auch jenseits der Programmkino-Umlaufbahn mit visionären Bildern bedacht zu werden, hat am ehesten gelitten. Unvoreingenommen in die Multiplexe zu gehen, ohne in die herbeiinszenierten Partisanenrollen von entweder Popcornfresser oder Filmnerd zu verfallen, wird immer schwieriger. Eine der augenfälligsten Gelegenheiten, die vermeintliche Schnittstelle zwischen »gut« und »erfolgreich« in Augenschein zu nehmen, bildet die überraschende Popularität von Manoj Nelliyattu Shyamalan, der unter seinem Künstlernamen M. Night publikumswirksame Filme mit teilweise demonstrativ zur Schau gestelltem künstlerischen Anspruch dreht. Shyamalan gilt als mindestens egozentrischer, wenn nicht schlichtweg unausstehlicher Typ. In Interviews vergleicht er sich gerne mit den großen Gefallsüchtigen von Steven Spielberg bis Bob Dylan. Genau wie sein Idol Alfred Hitchcock träumt er davon, den

eigenen Namen auf den Filmplakaten noch über denen der Stars zu lesen. Aber Shyamalan ist nicht nur ausgesprochen gläubig und ein wahrer Dickkopf, wenn es um sein Talent als Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler geht, er ist auch ausgesprochen erfolgreich. Seine ersten vier großen Studioproduktionen gehören allesamt zu den Top-Einspielern des jungen Jahrhunderts, und der Name des Regisseurs selbst gilt inzwischen als Ein-MannShow, als Markenzeichen – einigen Kritikern zufolge sogar als eigenes Genre. Diese Filme zeichneten sich in der Vergangenheit fast alle durch jene überraschenden Wendungen – Killer Twists – aus, die manche Zuschauer mit einem gewissen Mehrwert assoziieren. Nun ist der plötzliche Perspektivwechsel nicht das Einzige, was Shyamalans Werke erkennbar über das Gros der zeitgenössischen Horrorproduktionen heraushebt. Seine Handschrift fängt bei der einzigartigen Produktionsästhetik an, die ein Faible für das Gegenständliche hat: Shyamalans Kamera ist wesentlich zärtlicher zur Natur, zum Licht und sogar zu den Innenräumen der Gebäude als zu den Figuren, die diese Welten bewohnen. Für sich genommen wirken viele seiner Charaktere blass, das Tempo der Geschichten zäh und die Schlenker des Drehbuchs irritierend willkürlich. Der Regisseur steht dabei einerseits in der Tradition der Autodidakten der ersten Horror-Renaissance, denen die ominöse Atmosphäre im Zweifel mehr galt als der knisternde Dialog. Gleichzeitig beruft sich Shyamalan aber auch auf die Traditionen eines Steven Spielberg, dessen »Believe in your dreams«-Parolen sich zeitweise eher wie Drohungen anhörten: Glauben hilft. Heute, wo die diffuse Bedrohung und mit ihr das ebenso diffuse Bedürfnis nach Zugehörigkeit Konjunktur haben, ist Glauben gefragt und der Regisseur einer wie Xavier Naidoo. In »The Happening« geht es um eine Art Seuche, die sich in Windeseile ausbreitet und allem Anschein nach das Nervensystem ihrer Opfer verändert – die »Körperfresser« lassen grüßen. Menschen werden stumm, unan- ≥

Dickkopf In seinem Buch »The Man Who Heard Voices« schreibt Michael Bamberger über Shyamalans Machtkampf mit dem Disney-Konzern. Der wollte seinen letzten Film »Das Mädchen aus dem Wasser« nicht realisieren, weshalb Shyamalan zu Warner abwanderte. Der selbstherrlich inszenierte Film mit seiner schwülstigen Story erwies sich allerdings als Flop bei Kritik und Publikum – und zog einen erneuten Verleihwechsel und den Ruf als Risikofaktor nach sich. Disney blieb die Schadenfreude, Shyamalan dem Vernehmen nach Finanziers aus Bollywood, um »The Happening« zu realisieren.


062 Film

≥ sprechbar, unvernünftig und sterben schließlich, Parallelen zu Selbstentmündigung und Bürgerrechtspreisgabe durchaus erwünscht. »The Happening« ist die Art einfacher Katastrophenfilm, der sich praktisch wie von selbst dreht und dabei nicht von ungefähr an Vorbilder wie »Krieg der Welten« oder auch »Outbreak« erinnert. Aber obwohl kaum etwas gezeigt wird, ist der Horror sehr plastisch. Shyamalan fühlt sich wohl in einem solchen Setting von Ohnmacht und Déjà-vu, in dem man mit einem Mindestmaß an menschlichem Mitleid zurechtkommt. Wo sich der Handlungsspielraum seiner Figuren nämlich wieder einmal auf das Rollenklischee vom Wissenschaftler/Helden beschränkt, hat die nackte Atmosphäre das Sagen. Sie kriecht in den Film wie Radon ins Erdgeschoss. Zu behaupten, die Art von Angst, die »The Happening« auszeichnet, sei ein filmisches Zufallsprodukt, wäre in etwa so, als

Shyamalan gilt als Typ, der sich in Interviews gerne mit den großen Gefallsüchtigen von Steven Spielberg bis Bob Dylan vergleicht. Wie sein Idol Alfred Hitchcock träumt er davon, den eigenen Namen auf den Filmplakaten noch über denen der Stars zu lesen.

versteife man sich auf die offensichtlichen Bezüge dieser Werke zur Tagespolitik. »The Village« handelte möglicherweise von den nicht existenten Massenvernichtungswaffen im Wald jenseits der Dorfgrenze. Er handelte aber ganz bestimmt von der atavistischen Ahnung, dass Unwissenheit vielleicht ein Segen ist. Auch »The Happening« watet förmlich in symbolischen Anspielungen: Klimakatastrophe, Politikverdrossenheit, demokratische Führungskrise, you name it. Angst macht daran aber etwas anderes: Shyamalan hat anlässlich seines letzten Films gesagt, er sehe seine Stärke darin, Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen zu einer gemeinsamen Spiritualität zu erziehen, die in seinen Augen etwas Tröstliches und Sinnstiftendes hat. Vielleicht hat er nach dem esoterischen Fiasko mit dem »Mädchen aus dem Wasser« gemerkt, dass die Leute das nicht unbedingt von ihm wollen. In seinem Blick liegt allerdings der Zugang zu einer tiefer sitzenden Angst, die man aus dem Augenwinkel sehen kann. »The Happening« hat jetzt erstmals einen fatalistischen Unterton, einen bösen Zug. Er sieht aus wie Wollust oder Freiheit und macht Spaß. The Happening USA 2008 R: M. Night Shyamalan; D: Mark Wahlberg, Zooey Deschanel; 12.06.

Zooey Deschanel

SIE & ER UND DIE IN-CROWD Die Webster Hall auf der New Yorker East Side erinnert eher an das Innere einer Spieluhr als an einen Konzertsaal. Draußen blüht der Schwarzmarkt anlässlich des immerhin erst zweiten Live-Konzerts von She & Him, der Band mit der eigenwilligen Grammatik im Namen. Him, das ist Matt Ward, der Alt.Country-Beau mit dem Kaminfeuertremolo und der geschmackssicheren Schreibe. She ist Zooey Deschanel, die bildhübsche Actrice mit den musikalischen Ambitionen und der hellen Stimme. Zooey ist an diesem Abend nicht so nach Reden. Sie hält deswegen zwischen den Songs Transparente hoch, auf denen etwa »Hello New York!« oder »You look beautiful tonight! Really!« steht. Der Scherz kommt an. Ihre gewinnende Mischung aus Charme und Koketterie macht auch vor den selbst geschriebenen Songs nicht halt, die lässig naiv hingemalte Melodien mit klassischem Girl-Group-Repertoire paaren. Im weißen Kleidchen sieht sie dabei aus wie eine Mischung aus Hula-Girl und Loretta Lynn – nicht die schlechteste Inkarnation, um ein ausverkauftes Haus zu betören und mal eben eine der letzten Leerstellen in der Image-Garderobe der In-Crowd zu besetzen. Der Wechsel zwischen Film- und Musikfach gelingt ja nur selten, aber hier riecht es mal streng nach Paradigmenwechsel. Deschanel hat die Aura eines Sektenmitglieds oder einer sonst wie Entrückten, für die irgendwie andere Regeln gelten. Ihr Vorname ist von Salinger entlehnt, ihr musikalischer Vortrag überraschend souverän und ihre Filmauswahl mindestens unorthodox. Parts in »Jesse James« und »Per Anhalter durch die Galaxis« legten sie einem Massenpublikum ans Herz, während Indie-Perlen wie »Winter

Passing« oder »The Go-Getter« ein vielseitiges Talent für verschrobenes Erzählkino unter Beweis stellten. Statt der aufdringlichen Omnipräsenz vergleichbarer Crossover-Acts wählt Deschanel allerdings jeweils den verhältnismäßig malochigen Fußweg. So veröffentlichen She & Him bis auf Weiteres auf Merge, dem integren IndieLabel mit dem familiären Ambiente und der DIY-Struktur. Und wenn es Preise für lakonische Plattentitel geben würde, hätte »Volume One« einen im Sack. Die Debüt-LP entstand schnell und spontan, nachdem Ward Wind von Deschanels Songwriter-Hobby bekommen hatte. Das Album ist trotz Minimalaufwand inzwischen ein Chartstitel, und in »The Happening« spielt Deschanel ihre erste große Hauptrolle. Smells like Durchbruch. Jeder mag Sängerinnen in Katastrophenfilmen.

She & Him Volume One CD // Spunk / Import



064 Film

Funny Games

NATURZUSTAND, NEU MÖBLIERT Theo van Gogh galt als nicht gerade zimperlicher Verfechter liberaler Werte. Doch wie sehr er der Freiheit des Individuums im Grunde misstraute, zeigt einmal mehr Steve Buscemi in seinem Remake des Van-Gogh-Films »Interview«.

H

omo homini Arschloch. Thomas Hobbes hat den Naturzustand der Menschheit im 17. Jahrhundert auf eine knackige Formel gebracht. Der niederländische Filmemacher Theo van Gogh hat diesen Zustand im Jahr 2003 mit »Interview« zeitgenössisch und reichlich zynisch bebildert. Auch in Steve Buscemis Remake des Van-GoghFilms – Teil eins einer Trilogie von Neuverfilmungen, mit der Hollywood dem 2004 ermordeten Regisseur ein Denkmal setzen möchte – wollen die Menschen nach Tausenden Jahren Zivilisationsgeschichte einfach nicht nett zueinander sein. Im konkreten Fall ekeln sich der abgehalfterte Journalist Pierre Peders und das Soap-Sternchen Katya anlässlich eines misslungenen Interviews an. Das Urböse in uns allen war lange nicht so nerdig unattraktiv anzusehen wie im Antlitz von Steve Buscemi, der neben der Regie auch die Rolle des Journalisten übernimmt; die Maskerade des Selbstschutzes allerdings ist oft genug so makellos blond und superstarschön wie Sienna Miller als Katya. Einen Plot braucht es für das Kammerspiel dieser beiden Figuren nicht. »Interview« zeigt das Aufeinandertreffen zweier Menschen, die nicht im Geringsten aneinander

interessiert sind, sondern nur danach trachten, das Leben des jeweils anderen auszuschlachten: für eine heiße Story oder als Opfer der eigenen Manipulationskünste. So spielen die beiden also die Schöne und das Biest. Bravourös zwar, doch mehr als Demonstrationen großer Schauspielkunst vor der Kulisse eines riesigen Lofts mit Wein, Whisky und weißem Pulver ist nicht drin. Miller und Buscemi agieren virtuos in ihrem stetigen Wechsel von Annäherung, Abstoßung, vorgespielten Gefühlen und falschen Einverständnissen. Trotzdem trägt die Dramaturgie nicht über eineinhalb Stunden. Die vermeintlichen seelischen Abgründe und doppelten Böden, die sich unter dem blankpolierten Parkett auftun sollten, sind nur Neumöblierungen einer etwas billigen Erkenntnis: Unsere Waffen – Camcorder, Palms, bellende Handys – sind neu, doch garstig sind wir wie in alten Urzeiten. Was bleibt also, nachdem am Ende alles so kaputt ist, wie es am Anfang immer schon war: der Ruf nach einem neuen Leviathan? Arno Raffeiner

»Funny Games« ist nicht lustig. Das weiß, wer vor zehn Jahren bereits die österreichische Variante gesehen hat. Zwei wohlerzogen wirkende Jungs brechen in das Urlaubsidyll einer Kleinfamilie ein und treiben ihr perfides, zynisches Spiel bis zum bitteren Ende. Bis niemand mehr übrig bleibt. Wie es diesen beiden jungen Männern ohne explizite Waffengewalt gelingt, eine Familie vollkommen in Schach zu halten, hat weniger mit physischer Kraftanstrengung zu tun – da gibt es Techniken, Tricks und Gefechte – als mit Vorstellungskraft und dem Versagen, Anzeichen für ein drohendes Massaker lesen zu können. Die Situation einer Lähmung und Ratlosigkeit, die womöglich mehr als nur das Schicksal einer Familie beschreibt. Michael Haneke liebt Medienpädagogik mit den Mitteln des Kinos, und »Funny Games« ist seine Antwort auf »Gewaltvideos«. So verkörpern die beiden smarten, eloquenten Jungs American Psychos, die durch zu viel Konsum virtueller Gewalt zu Abziehbildern ihrer selbst wurden und auch die (Kino-) Realität wie ein Videospiel anwenden. Es mögen nicht nur ökonomische Gründe sein, den Film für ein internationales Publikum noch mal zu drehen. Neue Gesichter und Körper bewirken etwas anderes als bloße Synchronisation. Naomi Watts und Tim Roth stellen viel eher die bürgerlich ideale Kinokleinfamilie dar als Ulrich Mühe und Susanne Lothar, bei denen immer auch das Bedrückende und der Schrecken der Kleinfamilie an sich mitschwingt. Nichts gegen die feinen Differenzen der Wiederholung, doch »Funny Games« scheint sich in den letzten zehn Jahren überholt zu haben. In der Zwischenzeit hat Gus Van Sant mit »Elephant« und nun »Paranoid Park« ähnlich ambitioniert auf reale Gewaltszenarien geantwortet. Allerdings tut er nicht so, als habe er eine Antwort, während man bei Haneke den Eindruck nicht loswird, er habe eine allzu einfache. Annett Busch

Interview (USA 2008; R: Steve Buscemi;

Funny Games (USA 2008; R: Michael Haneke;

D: Steve Buscemi, Sienna Miller; 29.05.)

D: Tim Roth, Naomi Watts; 29.05.)


Film

PUTZIGES KERLCHEN

065

Der Weiße mit dem Schwarzbrot

Hollywood liebt Auftragsmörder. Töten als Meisterhandwerk übt eine nie versiegende Faszination aus. Neo-Noir-Spezialist John Dahl drehte mit »You Kill Me« eine ScrewballKiller-Komödie – und stand Martin Riemann Rede und Antwort.

B

en Kingsley spielt in »You Kill Me« den polnischen Hitman Frank, der wegen seiner Sauferei einen Job versiebt und deswegen nach San Francisco zu den Anonymen Alkoholikern muss. Der in seiner Ehrlichkeit fast putzige Mörder lernt neben einigen skurrilen Gestalten auch die Frau fürs Leben kennen. Doch er macht nie einen Hehl daraus, dass er seinen Beruf liebt und auch in Zukunft plant, weitere Menschen gegen Bezahlung umzubringen. In »You Kill Me« scheint es, als wäre der professionelle Killer ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft, so wie ein Tischler oder ein Handelsvertreter. Warum liebt das Publikum diesen Verbrechertypus eigentlich so sehr? Ich würde so weit gehen zu behaupten, dass der »Hitman« ein eigenes Subgenre bildet. Mord ist ein universelles Tabu. Aber wir alle erleben von Zeit zu Zeit, dass wir von dem Ableben bestimmter Menschen profitieren. Schon immer fühlten wir uns von Charakteren, die für das Schwert leben, besonders angezogen. Vielleicht ist der Killer die modernste Inkarnation dieser Archetype. In »You Kill Me« etablieren Sie einige äußerst liebenswürdige Figuren. Es ist erstaunlich, dass

jemand, der offensichtlich der menschlichen Existenz eine so starke Empathie entgegenbringt, gleichzeitig von einem Genre wie dem Film Noir fasziniert ist, das ausschließlich die Schattenseiten unserer Spezies thematisiert. Ich mag alle Charaktere aus meinen Filmen. Ich kann mir vorstellen, dass, wenn ich ein Jahr mit diesen Leuten verbringen könnte, ich sie gerne schätzen und verstehen lernen würde. Sogar die weniger netten. Manchmal hilft uns das Schlechte, das Gute zu würdigen. Es ist schwierig, Ben Kingsley in Ihrem Film als Frank agieren zu sehen, ohne dabei an seine Rolle des Logan in »Sexy Beast« zu denken. Frank erscheint wie eine leichtfüßige Variation von Logan. Als das Projekt an mich herangetragen wurde, war Ben Kingsley schon für die Rol- le vorgesehen. Ich mag seine Vorstellung in »Sexy Beast« wirklich sehr, und ich glaube, sie hat dabei geholfen, mir Kingsley, der ja eher für seine liebenswerten Rollen bekannt ist, in dieser Rolle vorzustellen. Auf einer bestimmten Ebene ist es eine sehr ähnliche Rolle. Doch die beiden Filme sind, was Stil und Stimmung angeht, komplett verschieden. You Kill Me (USA 2007; R: John Dahl; D: Ben Kingsley, Téa Leoni, Luke Wilson, Bill Pullman; 12.06.)

Falco Falco ist als österreichisches Kind auf die Welt gekommen, fand sich irgendwann in der Rolle eines Popstars wieder und ist bis heute der einzige Interpret, dessen deutschsprachiger Song als Nummer #1 in den amerikanischen Billboard-Charts notiert wurde. Außerdem hatte er Probleme im Privatleben und mit Drogen. »Äh ... hallo!« ruft ihr und legt mir nahe, mich auf diesem beschränkten Raum nicht mit Allgemeinplätzen aufzuhalten und mich doch bitte auf den Film zu konzentrieren. Wenn der Film selbst dies doch auch beherzigt hätte! Dann wäre hier nicht unfreiwilliger Humor im Dialogtext anzuerkennen oder zu loben, dass eine gewisse Geste, ein Ausdruck, den die Figur Falco uns präsentierte, schauspielerisch ganz gut getroffen ist. (Ein Ausdruck, wohlgemerkt, höchstens zwei.) Es müsste auch nicht unbedingt festgestellt werden, dass die Nachbildung der Konzerte und Musikvideos ganz gut funktioniert. Originalschauplätze? Geschenkt. Vielmehr könnte man sich mit Entwicklungen beschäftigen, (Neu-) Interpretationen, Perspektiven. Doch leider spielt da der Film von Thomas Roth nicht mit, er lässt nicht einmal Unschärfen übrig: beschränkt sich in der Darstellung von Hans Hölzels Aufstieg im Musikbusiness auf ein So-müsste-es-gewesen-sein und nimmt diesen viel zu ernst, während die private, tragische Seite seiner Existenz

zu Seifenoper und gesprochener Psychoanalyse in einer Demo-Version transformiert wird. Ob Letzteres vielleicht die notwendige Darstellung eines emotional sehr beschädigten Menschen oder doch eher die Folge erzählerischer Unzulänglichkeit ist, bleibt dabei bestenfalls so offen wie die Türen zu einem Haus, das es nicht gibt. Tobias Ruderer

Der Schauspieler und Autor Christof Wackernagel lebt in Westafrika. In seinem Wohnviertel in Bamako, der Hauptstadt Malis, möchte er auf der Straße geradezu mit allen ins Gespräch kommen. Der Prototyp des aufgeschlossenen Menschen. Etwas zu bemüht, sich der Umgebung anzupassen. Seine Kleidung ist so angepasst, dass sie auffällt, viel »angepasster« als die seines Freundes und Mitbewohners, des Musikers Madou Coulibaly, der in einem ärmlichen Dorf in Mali aufgewachsen ist. Coulibaly attestiert Wackernagel ernsthafte Integrationsbemühungen, bezweifelt jedoch deren Erfolg. Ansonsten redet Coulibaly über die oberprekären Verhältnisse vor Ort, die ihn fertigmachen. Darüber schreibt er Songtexte. Zusammen mit Wackernagel gibt er Konzerte für die Kinder der Nachbarschaft, die dann den Gesangspart übernehmen – beeindruckendste Szene des Films. Während Wackernagel erzählt, dass er dem des Deutschen unkundigen Coulibaly aus Manuskripten vorliest, wird der Originalton aus- und Coulibalys Musik eingeblendet. Wackernagels Gestik ist beredt, seine Spleenigkeit der Verrücktheit der Welt anzulasten, sein ungebrochener Idealismus einnehmend. Er hat vieles versucht. Die Idee, eine Künstlerkarawane quer durch Afrika zu schicken, interessierte zwar den damaligen Wirtschaftsminister Clement, Außenminister Fischer wollte aber lieber »Friedenssoldaten« in den Sudan senden. Wackernagel redet sich an dieser Stelle in Rage. Super locker rekapituliert er dagegen die dramatischen Ereignisse seiner Verhaftung als RAF-Mitglied im November 1977. Im Knast distanzierte er sich aus theoretischen Erwägungen vom gewaltsamen Kampf. In Bamako initiierte er – zu paternalistisch, wie er mittlerweile findet – die Gründung einer Schwarzbrotbäckerei. Leider explodierte der Ofen. Frank Geber Der Weiße mit dem Schwarzbrot (D 2007;

Falco – Verdammt wir leben noch! (A 2007; R: Thomas Roth; 05.06.)

R: Jonas Grosch; D: Christof Wackernagel; 12.06.)


066 Film

The Eye Jessica Alba sieht Tote. Und zwar in dieser saubergeleckten Hollywood-Version des preisgekrönten Hongkong-Geisterfestes »Gin Gwai« der Pang-Brüder aus dem Jahr 2002. Das hatte Filmschaffende bereits zu drei weiteren Folgen und zu einem indischen Remake (»Naina«) inspiriert. Der Aufguss des französischen Regieduos Moreau/Palud (»Them«) ist nun hoffentlich der letzte. Die mit fünf Jahren durch einen Unfall erblindete Sydney Wells (Jessica Alba) ist eine gefeierte Soloviolinisten in L.A., die sich zu einer Hornhauttransplantation entschließt. Dass Sydney die Operation will, ist nachvollziehbar. Nur wer bitte nimmt Jessica Alba (»Sin City«) die traumatisierte Violinistin ab? Möglicherweise die optisch billig herumwabernden Totengeister, die sie nach ihrer erfolgreichen Operation zu sehen beginnt. Nach der zehnten Wiederholung derselben Geste – glücklich geöffneter Mund der wieder sehenden Sydney – drängen sich Assoziationen auf, die nicht konsequenterweise ins Horrorgenre gehören, den Fans, die an Albas Lippen hängen, aber frische Röte ins Gesicht treiben sollte. War wohl eine kalkulierte (Fehl-) Besetzungsentscheidung. Angeblich nahm Alba ein halbes Jahr Geigenunterricht, Schauspielstunden wären die bessere Wahl gewesen. Unfreiwillig komisch in seiner tumben Doktorart spielt Alessandro Nivola den Dr. Paul Faulkner, der Sydney betreut. Er gibt mechanisch medizinische Blödsinnigkeiten von sich, sodass er fast den gutturalen Lauten der Totengeister Konkurrenz machen könnte. Endlich stellt sich ein Hauch von Gruseln qua Grenzverwischung zwischen tot/lebendig ein. Unfreiwillig unheimlich ist das. Es sei denn, die Regie drückte alle vier Augen vor dem »Original« zu. Das ist genauso hanebüchen. Die Franzosen haben sich zwar an die Kraft der Tonspur im Horrorfilm erinnert und in einer Handvoll Sequenzen gekonnt eingesetzt, sind dann aber wieder selig weggedöst. Summa summarum ein Must-See für JessicaAlba-Fans, als Horrorfilm jedoch überflüssig. So gut, wie der x-te Aufguss eines mittelmäßigen Tees eben sein kann. Birgit Binder

The Eye (USA 2007; R: David Moreau, Xavier Palud; D: Jessica Alba, Parker Posey; 29.05.)

SAUBERE ARBEIT? Gelegenheit macht Diebe. Aber nicht jede Gelegenheit macht den Dieb sympathisch. Im Kino kommt es auf die Inszenierung an. In Roger Donaldsons »Bank Job« geht es um eine wahre Begebenheit. Statt auf großes Pathos setzt er auf Authentizität.

W

enn eine Gelegenheit vom Himmel fällt, dann ergreift man sie. Wenn man diese Gelegenheit aber nicht verdient, sondern ergaunert hat, dann fängt es an, wirklich interessant zu werden. Die meisten Gaunergeschichten lösen dieses Problem der mangelnden Identifikation, indem sie den Gauner zum charmanten Augenzwinkerer mit ein paar Lachfalten und sexy grau meliertem Haar machen. Dieser Weg ist bei »Bank Job« von vornherein verstellt. Der Leader der Gang ist angelegt als Typ von nebenan, hier und da hat er zwar ein paar krumme Dinger laufen, aber egal. Er ist da genauso reingerasselt, wie er auch in den Plot von »Bank Job« reinrasselt. »Bank Job« ist ein vorsichtiger Film. Was ihn auszeichnet und interessant macht, ist dieser Typ, dem unvermutet Reichtum zufällt. Man könnte sich in ihm wiederfinden, wie gesagt, er ist genau wie unser Nachbar. Er wirkt weder schmierig noch glamourös. Das Problem bleibt: Im Grunde seines Herzens gönnt man dem Kerl von nebenan keine Millionen. Man will sie dann doch lieber selbst. »Bank Job« erfüllt ganz bewusst bestimmte Erwartung nicht: Regisseur Roger Donaldson baut keine Traumwelten auf. Er setzt auf Authentizität. Das ist schade, wenn man das Kino als Traumfabrik betrachtet. Man kann sich nicht hinweg-

träumen in den großen Bankraub, den man so eben gerade nicht selbst hinbekommen hätte. Man bleibt unbefriedigt zurück. Vom Gefühl her hat dieser Gauner weniger auf dem Kerbholz und ist keine Spur größer als irgendwer. Warum also sollte man ihm den Coup gönnen? Der Film basiert auf der wahren Geschichte des Baker Street Bank Robbery aus dem Jahr 1971. Die Darsteller – u. a. Jason Stratham und Saffron Burrows – wandeln nicht durch einen Traum. Das lässt den Zuschauer zutiefst unbefriedigt zurück. Es bleibt das unbestimmte Gefühl, betrogen worden zu sein. Einerseits um das Geld, das offenbar jeder normale Typ hätte kriegen können, vor allem aber um einen Helden. Ein Held ist immer jemand, der Grenzen übertritt. Die Hauptfigur in diesem Film ist im Gegensatz dazu aber nicht mehr als eine Hauptfigur. Er zeigt einem nicht, dass man besser sein kann, als man ist, sondern bleibt beharrlich im dumpfen Einerlei. Wenn mir jemals eine solche Gelegenheit zufallen sollte, dann, Traumfabrik, mach mich in der Verfilmung doch bitte zum Helden. Dann hätten alle was davon. Mick Schulz Bank Job (GB 2008; R: Roger Donaldson; D: Jason Stratham, Saffron Burrows; 19.06.)


Dein Entertainmentguide für den Sommer 2008

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22.04.2008 13:27:58 Uhr

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068 DVD Go

KONTROLLIERTE IMAGEPFLEGE Anton Corbijn poliert mit »Control« sein Image als Meister der schwarz-weißen Fotografie auf. Und setzt gleichzeitig der Ikone Ian Curtis – manisch-melancholischer Sonderling! – ein Denkmal. Was Franz Kafkas Bordellbesuche mit der Hommage zu tun haben, erklärt Lars Brinkmann.

D

er epileptische Anfall eines Mädchens inspirierte Ian Curtis zu »She’s Lost Control«, dem Song, der später durch seine eigene Erkrankung eine autobiografische Note bekam. Vergleicht man die frühe Aufnahme auf »Unknown Pleasures« mit der ein Jahr später als B-Seite von »Atmosphere« veröffentlichten Version, fällt auf, dass der Song von Curtis um eine entscheidende, letzte Strophe ergänzt wurde: »I could live a little better with the myths and the lies / When the darkness broke in, I just broke down and cried. / I could live a little in a wider line / When the change is gone, when the urge is gone / To lose control when here we come.« In den vorangegangenen drei Strophen bzw. in der alten Version verliert ausschließlich das Mädchen die Kontrolle ... Fast drei Jahrzehnte später liefert der Song die Inspiration für den Titel einer filmischen Annäherung, die wiederum auf den Erinnerungen von Deborah Curtis basiert, der Witwe des Frontmanns von Joy Division. Auf dem berühmtesten Foto der Band, einem Schuss für die PostPunk-Hall-Of-Fame, sind sie als anonyme Dunkelmänner in einem Tunnel von hinten zu sehen, nur Ian Curtis dreht sich zur Kamera um. Das perfekte Sinnbild für »Control«, nicht zuletzt, weil der Künstler hinter der Kamera derselbe ist: Anton Corbijn.

Und der gebürtige Holländer, bekannt für seine mehr schwarzen als weißen Lichtbilder mit den tiefen Schatten und der groben Körnung, wollte bekanntlich keinen Musikoder Bandfilm machen, sondern einen über das Einzelphänomen Ian Curtis. Das ist ihm so gut gelungen, dass »Control« als ironische Fußnote seiner Vita zweifelsohne als Musikfilm in die Geschichte eingehen wird. Zu deutlich wurden Ian Curtis’ Leben, Schicksal und Freitod von Joy Division antizipiert, geprägt und gespiegelt. Jede seiner Zeilen lädt zu Interpretationen ein, und die sind alles andere als werkimmanent. Daran wird der Film wenig ändern. Wie sonst nur ein Kafka wird uns dieser Ian Curtis als derselbe entrückte Sonderling präsentiert, den seine Fans kennen und lieben. Und so wie bis vor Kurzem die Tatsache, dass Kafka in den Puff gegangen ist, aus Rücksicht auf sein Image als feingeistiger Neurotiker unterschlagen wurde, soll auch »Control« Ian Curtis im fahlen Licht bekannter Bewunderung präsentieren. Das sei ihm und seinem Andenken vergönnt, aber, um es in Anspielung auf einen seiner besonders burlesken Späße zu sagen: Etwas mehr Scheiße auf dem Lichtschalter wäre schon schön gewesen ... Control (GB 2007; R: Anton Corbijn; D: Sam Riley, Samantha Morton, Craig Parkinson, Joe Anderson; Capelight)

Wer diesen Film des 1968 in Kumamoto geborenen Isao Yukisada im Kino verpasst hat, kann und sollte ihn jetzt auf Flach- oder Gewölbtbildschirm sehen. Nicht, weil Yukisada ein paar Jahre Shunji Iwai assistiert hat, z. B. bei »Swallowtail Butterfly«. Auch nicht, weil »Go« unter einem Schwung japanischer Filmpreise derart begraben wurde, dass Menschen an schlechtes Gewissen denken könnten, da die Romanvorlage von Kazuki Kaneshiro stammt, einem in dritter Generation der Zainichi-Koreaner geborenen Autoren. Nach eigenen Angaben will der in Japan geborene Teenager Sugihara (Yosuke Kubozuka), der eine (nord-) koreanische Schule besucht, seine Liebesgeschichte zu Sakurai (Kou Shibasaki aus »Battle Royale«), einer sehr japanischen Schülerin an einer japanischen Schule in Japan, erzählen. So nett und einfach, wie das hier klingen mag, ist’s nicht. Noch heute werden die abfällig als Zainichi bezeichneten Koreaner, also als »in Japan lebende«, diskriminiert. Die größte ethnische Minderheit Japans wird in ihren Rechten eingeschränkt. Die im Zuge der Besetzung Koreas (zwangs-) eingewanderten Koreaner weigern sich oftmals, die japanische Staatsbürgerschaft zu beantragen, da diese u. a. die Annahme eines japanischen Familiennamens voraussetzt. Auf dem Hintergrund dieses Spannungsverhältnisses zwischen den beiden Ländern, das bis in persönliche Beziehungen nachwirken kann, erzählt »Go« die Geschichte Sugiharas und Sakurais nicht nur als Kampf um jugendliche Selbstbestimmung, sondern als den Kampf einer »neuen« Generation, die sich mit der beidseitigen Zementierung dieses Konfliktes nicht mehr abfindet. Birgit Binder Go (J 2001; R: Isao Yukisada; D: Yosuke Kubozuka, Kou Shibasaki; Rapid Eye Movies)


DVD

069

DER LETZTE MACHT DAS LICHT AUS Legenden sterben nicht. »Ich heiße Robert Neville. Ich habe in New York City überlebt. Falls es irgendwo noch jemanden gibt, irgendjemanden. Bitte. Du bist nicht allein.« Nach Vincent Price und Charlton Heston ist es nun an Will Smith zu sagen: »I am legend.«

R

ichard Mathesons Endzeit-Novelle aus den 50er-Jahren wurde schon drei Mal verfilmt: 1964 unter dem Titel »The Last Man On Earth« mit Vincent Price (wird aktuell via Sunfilm auf DVD herausgebracht), 1967 kam der spanische Kurzfilm »Soy Leyenda« und 1971 der »Der OmegaMann« mit Charlton Heston. Nun also darf Will Smith 40 Jahre später den letzten Erdbewohner geben, mit einem nie da gewesenen Megabudget, versteht sich. Klingt vielversprechend, denkt man und hat die monströsen Vampirund Horror-Szenen schon vor Augen. Robert Neville fährt mit einem roten Ford Mustang und seiner Schäferhündin Sam durch ein menschenleeres New York. Verzweifelt sendet er Funksprüche, um weitere Überlebende zu finden.

Ein zur Bekämpfung von Krebs entwickeltes Virus hat den Großteil der Weltbevölkerung dahingerafft, nur wenige sind immun. Die Infizierten zeigen tollwutartige Symptome, reagieren schmerzhaft auf UV-Licht und sind nach Sonnenuntergang als Zombie-Vampire unterwegs. Robert verschanzt sich also nachts in einem Kellerlabor und arbeitet an einem Impfstoff gegen das Virus. Doch dann erkrankt die Hündin, und Robert fährt wütend in eine Gruppe infizierter »Darkseeker«. Was ihn fast das Leben gekostet hätte, wären ihm nicht seine zwei – auch immunen – Retter Anna und der kleine Ethan zu Hilfe gekommen. Sie wollen nach Vermont, wo sie weitere Überlebende in einer Kolonie vermuten. Aber Robert hat jegliche Hoffnung verloren und will bleiben. Eine fatale Entscheidung, denn in der folgenden Nacht kommen die Zombie-Vampire in ihr Haus ... Die erste Stunde des post-apokalyptischen Films ist eigentlich gut gelungen, das atmosphärische Endzeit-NewYork beeindruckt nachhaltig. Leider bleibt der erwartungsfrohe Zuschauer beim Anblick der Zombie-Vampire enttäuscht zurück, hier hätten wirklich kreativere Ideen und weniger konventionelle Animationen entstehen können. Will Smith glänzt in seiner typischen Superhelden-Rolle, was aber der literarischen Vorlage nicht gerecht wird. Ist Neville dort doch eher ein Anti-Held, der nicht klar auf der guten oder der bösen Achse zu verorten ist. Dörte Miosga I Am Legend (USA 2007; R: Francis Lawrence; D: Will Smith, Willow Smith, Dash Mihok, Alice Braga; Warner Home)

Free Rainer Der TV-Produzent Rainer (Moritz Bleibtreu) ist ein echter Arsch mit Macht, Geld und einer schön blöden Freundin. Moral ist ein Fremdwort für den erfolgsverwöhnten Fernsehmacher, der sich bereits morgens die Nase zukokst, um seinen 24-Stunden-Tag zu überstehen. Als er auf die sensible Pegah (Elsa Sophie Gambard) trifft, gerät sein verzerrtes Weltbild ins Wanken. Zusammen mit der Mittzwanzigerin und einer Armada von Langzeitarbeitslosen startet Rainer einen Angriff auf das Trash-Fernsehen, das dem Gesetz der Quote folgt – ohne Rücksicht auf Verluste. Damit knüpft Regisseur Weingartner an das Ende von »Die fetten Jahren sind vorbei« an, wo Jan und seine Freunde eine TV-Sendestation sabotieren, um die Gesellschaft von der Fernsehverdummung zu befreien. Auch Rainer und seine rebellischen Kollegen wollen sich gegen diese Banalisierung der Kultur wehren. Doch statt auf Zerstörung setzen sie auf subversive Manipulation. In akribischer Kleinstarbeit versuchen sie so viele Quotenmessgeräte wie möglich auszuwechseln, um die Programmverantwortlichen zu zwingen, statt billiger Unterhaltung Bildung und Informationen zu senden. Der Plan geht auf, und es scheint, als würde es Rainer und seinen Kumpels gelingen, eine bessere Welt zu kreieren, in der die Menschen, statt Boulevardmagazine und endlose Castingshows zu konsumieren, wie-

der ein ordentliches Buch in die Hand nehmen. Mit »Free Rainer« liefert Hans Weingartner eine recht unterhaltsame Rebellensatire. Seine Idee einer Trash-freien Welt, die viele Rezensenten als naive Träumerei abstempeln, ist natürlich reine Utopie. Maria Klumpp

Todeszug nach Yuma Vor 30 Jahren hätte dieser Film wohl »Zwei Halunken auf dem Gleis zur Hölle« oder »Pass auf Django, der Galgen wartet!« geheißen. Doch seither ist nicht nur der Respekt dem Genre gegenüber gewachsen, der Western selbst hat sich gewandelt: weg vom unbekümmerten Schützenfest, hin zum introspektiven Drama mit Kierkegaard-Gesamtausgabe in der Satteltasche. Das kann altväterlich ausfallen, wie bei Clint Eastwood, oder elegisch, wie beim letztjährigen »The Assassination Of Jesse James«. Und weil jeder weiß, dass »elegisch« bloß ein anderes Wort für »langweilig« ist, freut es umso mehr, wenn Regisseur James Mangold im Remake von »3:10 To Yuma« (1957) weit handfester zur Sache geht: Für Dan Evans (Christian Bale) ist es der letzte Strohalm: Der verarmte Bürgerkriegsveteran will mit einer GefangenenEskorte das Geld verdienen, seine Farm zu retten. Doch Bandit Ben Wade (Russel Crowe) lässt sich nicht wie das Lamm zur Schlachtbank führen – beziehungsweise zum Todeszug: Wortgewandt überzeugt er Evans, den Feind nicht bei den Banditen zu suchen, sondern auf Seiten der eigenen Auftraggeber – raffgierige Viehbarone und Eisenbahnmagnaten. Evans überdenkt seine Rolle als Erfüllungsgehilfe der Macht und bietet dem Kapital zusammen mit Wade in einem furiosen Finale die Stirn. All das zeigt Mangold in actionreichen Einstellungen, während er nebenbei seine großartigen Hauptdarsteller klassische Macho-Typen des amerikanischen Western durchdeklinieren lässt. Und auch wir sollten uns überlegen, ob es nicht an der Zeit ist, wieder einmal eine Postkutsche zu überfallen. Jürg Tschirren

Intro empfiehlt Free Rainer – Dein Fernseher lügt (D/A 2007; R: Hans

Todeszug nach Yuma (USA 2007; R: James Mangold;

Weingartner; D: Moritz Bleibtreu, Elsa Sophie,Gambard; Kinowelt)

D: Christian Bale, Russel Crowe; Sony Pictures)


070 DVD

RAUS AUS DEM KNAST, RAUF AUFS SOFA Warum finden wir Gefängnisfilme und -serien so spannend? Weil wir selbst nicht im Knast sitzen. Cay Clasen über die erfolgreiche Masche von »Prison Break«, die auch nach dem gelungenen Ausbruch fesselnd bleibt. Dazu eine Auswahl KnastfilmKlassiker für Couch-Potatos.

D Eine kleine Knastfilm-Auswahl Der Gefangene von Alcatraz – Burt Lancaster wandelt sich in fünfzigjähriger Haft vom Gewaltverbrecher zum anerkannten Vogelkundler. Der Gefängnisfilm-Klassiker. Cool Hand Luke – Tunichtgut Paul Newman versucht das Beste aus der Haft im schikanösen Südstaaten-Knast zu machen und scheitert tragisch – aber nicht an 50 Eiern! Zwei wahnsinnig starke Typen – Gene Wilder und Richard Pryor stählen beim Knast-Rodeo die Lachmuskeln. Die Verurteilten – Epischer Film, basierend auf einer Kurzgeschichte Stephen Kings über wahre Freundschaft und eine Flucht, der 19 Jahre Arbeit zugrunde liegen. Moderner Klassiker. Zelle R 17 – Realitätsnahes Erzählkino des frühen Hollywood, das einen ernüchternden Blick auf die Zustände und Machtverhältnisse im Gefängnis wirft. Knast Fighter – Trash hinter Gittern: Boxer kommt in den Knast und trifft auf Albino-Gangsterboss, tollwütigen Kampfsport-Zwerg und jede Menge Nasenbeine. So schlecht, dass es Spaß macht. The Longest Yard – Ex-Footballprofi formt aus weiteren Insassen widerwillig ein hartes Team und führt es gegen die Wärter aufs Feld. Selten waren Burt Reynolds und Football cooler als im Rahmen der Mean-Machine-Schlachtrufe. Lock Up – Stallone als Musterhäftling, der vom sadistischen Direktor gequält und drangsaliert wird. Hollywood-Action-Kitsch aus der Goldenen-Himbeere-Retrospektive. Brubaker – Robert Redford, das gute Gewissen Hollywoods, als Einzelkämpfer und Gefängnisdirektor in spe, der sich undercover als Insasse einschleust und skandalöse Zustände aufdeckt. Cay Clasen

as Gefängnis als Institution wird vom Großteil der Bevölkerung, die höchstens mal einen Strafzettel wegen Falschparkens kassiert, nicht bewusst wahrgenommen. Es ist ein Ort, der sich außerhalb der eigenen Realität befindet. Der Knast repräsentiert eine Welt, die nichts mit der eigenen zu tun haben scheint, aber doch zugleich Ausdruck und Manifestation ihrer Werte ist. Wenig erstaunlich, dass sich das (Puschen-) Kino nur zu gerne Geschichten aus dieser uns so fremden, gleichsam faszinierenden Gesellschaft annimmt – schließlich bebildert Hollywood seit jeher unsere Träume, Werte und Ängste. Angeschoben durch den Überraschungserfolg von »24«, wagte sich der Sender FOX im Jahr 2004 an das schon fast zum Ladenhüter avancierte Konzept von »Prison Break«. Und die erste Staffel bot bereits Zündstoff: einen durch Verschwörungen auf höchster Regierungsebene unschuldig zum Tode Verurteilten (Dominic Purcell) sowie einen einsitzenden kaltblütigen Mafiapaten (Peter Stormare). Dazu im Bruder des Todeskandidaten (Wentworth Miller) den mit den Blaupausen des Gefängnisses tätowierten Hauptprotagonisten. Dieser kam nach einem fingierten Banküberfall freiwillig mit einer nicht ganz einfachen Mission an den unwirtlichen Ort: seinen Bruder rausholen, um ihn vor der Exekution zu retten. Ohne allzu viel vorwegzunehmen, gelang der Ausbruch zusammen mit einigen weiteren Insassen. Genrebedingt natürlich erst nach haufenweise Verwicklungen, Plot-Twists und Cliffhangern. Die zweite Staffel nimmt nun sowohl die Fäden als auch Fehden der ersten Staffel auf und knüpft

nahtlos an diese an. Die Flucht der Protagonisten gerät nach dem gelungenen Ausbruch in 22 Episoden – gejagt u. a. von den regierungsnahen Verschwörern aus der sogenannten »Company«, einem FBI-Agenten (William Fichtner), und eingesponnen in ein Netz aus Intrigen, Misstrauen und Geldgier – zu einer wahren Odyssee durch die Vereinigten Staaten. Alles in allem bekommt der Serien-Junkie hier das geboten, wonach er verlangt: einen nervenaufreibenden Couchurlaub.

Prison Break – Die komplette Season 2 (R: Bobby Roth u. a.; D: Wentworth Miller, William Fichtner, Peter Stormare; Fox Home Entertainment)

TRIBUTE: PETER WEIR Relativ am Anfang seiner Karriere drehte der Australier Peter Weir seine spannendsten Filme: z. B. »Die Autos, die Paris auffraßen« (jetzt auf DVD via Kinowelt), einen absurden Thriller über die seltsamen Geschäftspraktiken einer Kleinstadt im Niemandsland; mit »Picnic At Hanging Rock« einen Horrorfilm, der Byron’esken Grusel auf einer neuseeländischen Klassenfahrt zur vorletzten Jahrhundertwende verbreitet. Es dauerte freilich nicht lange, bis Hollywood auf ihn aufmerksam wurde. So begann eine Karriere, die geprägt ist von absurden Genresprüngen und schwankender Qualität des Outputs. Nach »Galipoli« und »The Year Of Living Dangerously«, jeweils mit Mel Gibson, dem er den Weg zu Rollen jenseits des reinen Actionhelden ebnete, drehte er mit Harrison Ford »Der einzige Zeuge«, einen der spannendsten Thriller der 80er, angesiedelt im zeitlos protestantisch-tristen Milieu der Amish. Unglücklicherweise gelang Weir mit »Club der toten Dichter« vier Jahre später die ultimative Blaupause für den Habitus Schultheater spielender Germanistik-Studenten in spe und popularisierte im Vorbeigehen den schlimmsten aller Poesiealbensprüche: Nutze den Tag. Doch auch dieser Ausrutscher sei ihm verziehen. 1990 filmte er – beinahe im Windschatten von »Pretty Woman« – »Green Card« mit Gérard Depardieu, eine Romcom mit dezent politischen Untertönen. Liebe in den Zeiten der Scheinehe. Überhaupt hat Weir ein Händchen dafür, Schaupieler gegen den Strich zu besetzen und ihnen damit neue Karrierewege zu öffnen. Jim Carrey spielte im zeitgeistschwangeren Überwachungsdrama »Truman Show« 1998 seine erste »ernste« Rolle. Den vorläufigen Schlusspunkt seines Schaffens bildet »Master And Commander« mit Russel Crowe, ein Ungeheuer von einem Seefahrerfilm. Nass, modrig, stürmisch und voll knirschender Balken sowie an den Naturgewalten verzweifelnder Kerle. Hias Wrba


JE T Z T A M K IO SK

#12ΩEINE SONDERAUSGABE VON INTROΩWWW.FESTIVALGUIDE.DE

ABE ZUG

36 Livetracks und Videoclips Fettes Brot, Die Fantastischen Vier, Culcha Candela, Editors, Justice, Stereo MC’s, Hot Chip, Franz Ferdinand, Kate Nash, Wir sind Helden, Kettcar, dEUS, Incubus, Madsen, The Notwist u. v. a. Festivalvideos und Interviews Mando Diao, The Hives, HIM, Jimmy Eat World, Frank Black, Markus Kavka, Silbermond u. v. a.

Foo Fighters Grölen mit Grohl

Alle Open Airs und Bands des Sommers


072 Literatur

Alan Moore

PORNOFILME MACHEN EINSAM


Literatur

073

Als Schöpfer von Klassikern wie »From Hell« hat der englische Autor Alan Moore das ComicGenre revolutioniert. Nach einem fast 18 Jahre währenden Schöpfungsprozess stellt er zusammen mit der Künstlerin Melinda Gebbie »Lost Girls« vor – ihre Neuerfindung der Pornografie. Martin Riemann sprach mit Moore über das Für und Wider des Genres.

I

n »Lost Girls« versuchen Sie, Sexualität hauptsächlich aus der weiblichen Perspektive zu schildern. Wie sind Sie als Autor an diese Aufgabe herangetreten? Eines der offensichtlichsten Dinge, die man über Pornografie weiß, ist, dass Frauen sie hassen. Und zwar aus gutem Grund. Der größte Teil der Pornografie ist nicht für Frauen gedacht, sondern für heterosexuelle Männer mit geringer Vorstellungskraft. Deswegen wird man in 99 % der pornografischen Werke nichts finden, das sich eine Frau gerne anschauen würde. Moderne Pornofilme sind zudem meist ausgeleuchtet, als ginge es um eine Gehirnoperation. Wir wollten unser Buch für Frauen so einladend wie möglich machen. Deshalb hat Melinda z. B. intensiv an der Farbgebung, der Gestaltung der Räume, Möbel sowie der Textur der Oberflächen gearbeitet. Das sind Elemente, die bei sexuellen Erlebnissen eine Rolle spielen. Wenn ich mir eine Szene ausdachte, konnte ich sie Melinda vorlegen. Hatte sie einen Einwand, wurde sie so lange modifiziert, bis sie uns beiden gefiel. Das ist einer der Gründe, warum es so lange gedauert hat, bis das Buch fertig war. Meinen Sie mit einladend, dass Sie die Frauen intellektuell ansprechen wollten? Oder wollten Sie sie »antörnen«? Wir beabsichtigten in erster Linie, unser weibliches Publikum auf intellektueller und ästhetischer Ebene in den Stoff hereinzuziehen. Wir hofften aber auch, dass es sie – wenn sie nun schon mal da wären – erregen könnte. Das wäre das wichtigste Ziel unserer Arbeit. Ich glaube, ein Grund für den großen Erfolg des Buchs in den Ländern, wo es bereits erschienen ist, ist die relative Unschuld, mit der Sie das Thema verfolgen. Ihre Vorstellung von Pornografie umweht etwas Nostalgisches, ja, Romantisches. Wir wollten eine Form der Pornografie kreieren, als hätten wir nie vorher davon gehört. Natürlich nicht wirklich, weil wir viele Referenzen zu anderen Künstlern eingebaut haben. Aber wir wollten Pornografie von Grund auf neu erfinden. Haben Sie sich generell mit der Kritik an Pornografie auseinandergesetzt? Als wir unsere Ideen für »Lost Girls« zusammentrugen, fiel uns auf, dass die einzig lesenwerte Literatur bezüglich Pornografie von feministischen Autoren kam. Menschen, die das Genre aus religiösen Gründen ablehnen, können natürlich glauben, was immer sie wollen. Aber man kann nicht wirklich eine vernünftige Debatte mit jemandem führen, dessen Standpunkt ist, dass

der Schöpfer ablehnt, was du tust. Die feministische Kritik ist rational. Und auch wenn wir natürlich nicht mit allen Punkten übereinstimmten, haben wir versucht, mit unserer Arbeit auf Kritikpunkte einzugehen, die aus der feministischen Lesart stammen. Pornografie basiert häufig auf Angst und Macht. Wir wollten sie davon befreien. Angst und Macht spielen auch in »Lost Girls« eine Rolle. Ja, aber nur an zwei sehr speziellen Stellen. Und da sind wir bewusst nicht ins Detail gegangen. Der Rest zeigt ausschließlich einvernehmlichen Sex. Die sexuelle Vorstellungswelt von »Lost Girls« ist eine der Übereinstimmung. Einer unserer Verleger war sehr überrascht, nachdem er sich das Artwork angeschaut hatte, weil niemand in dem Buch ängstlich aussah. Viele Menschen sind scheinbar der Ansicht, dass Pornografie ohne eine Form von Schauder, der mit angedeuteten Vergewaltigungen einhergeht, nicht auskommt. Diese Schiene wollten wir nicht verfolgen. Wir sind natürlich auch nicht zimperlich, haben uns aber in der Hinsicht klare Grenzen gesetzt. Sehen Sie einen großen Unterschied zwischen Pornofilm und pornografischer Literatur? Für »Lost Girls« wurde keine Darstellerin genötigt, Sex zu haben, weil sie vielleicht ihre Kinder ernähren muss. Alles, was echte Menschen involviert, muss in Frage gestellt werden. Es kann und sollte sogar kontrolliert werden, ob der Grund zur Annahme besteht, dass Darsteller ausgebeutet oder entwürdigt werden. Ich meine, wir stehen hier vor einem großen moralischen Problem. Wenn Menschen involviert sind, wirft es einen emotionalen Schatten auf das Werk. Es geht dann nicht mehr ausschließlich um Sex, sondern um Personen, die vielleicht gerade etwas erleben, was ihnen nicht wirklich gefällt. Die Wahrnehmung dieser Form von Pornografie hinterlässt oft Schuldgefühle – und macht einsam. Die reine Vorstellungskraft dagegen ist heilig. Es macht auch keinen Sinn, sie gesetzlich einzuschränken. Die meisten unserer Leser scheinen diesen Unterschied begriffen zu haben. Auch das ist eine Botschaft, die uns immer sehr wichtig war: Man sollte sich niemals für seine Fantasie schämen. Auch wenn sie schmutzig ist, ist das vollkommen in Ordnung.

Alan Moore, Melinda Gebbie Lost Girls Cross Cult, 3 Bände im Schuber, EUR 75

Lost Girls In dem 3-bändigen Comic lässt Moore Charaktere aus der Jugendliteratur als erwachsene Frauen kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in einem Hotel aufeinandertreffen: Alice aus »Alice im Wunderland«, Wendy aus »Peter Pan« und Dorothy aus »Der Zauberer von Oz«. Jenseits von Superhelden und Gewalt widmet sich der Meister hier ausschließlich der Fleischeslust auf mannigfaltige und explizite Weise. »Lost Girls« erweckt von Gestaltung und Jargon her den Eindruck, als handele es sich um ein kostbares Artefakt aus längst vergangenen Zeiten. Es ist nebenbei auch noch die »Mutter« des ähnlich aufgebauten Moore-Hits »League Of Extraordinary Gentlemen«.

League Of Extraordinary Gentlemen Moore schuf, inspiriert von seiner Arbeit an »Lost Girls«, mit diesem Comic ein ultra-referenzielles, viktorianisches Paralleluniversum, in dem berühmte Figuren aus der Literaturgeschichte gemeinsam existieren und im Auftrag des englischen Geheimdienstes die Welt retten. Zu den Mitgliedern gehören u. a. Kapitän Nemo, Jekyll und Hyde, Mina Harker, der Unsichtbare, Professor Moriarty, Fu Manchu und Allan Quatermain. Die HollywoodVerfilmung wird von Alan Moore zu Recht mit Leidenschaft gehasst.


074 Literatur & Kunst

Working Girls

PeterLicht & Christiane Rösinger

DAS LEBEN HAT MEHRERE SEITEN Literatur ist der neue Punkrock? Für die sich diversifizierenden Kreativen aus dem Spektrum der Popmusik ist die Schriftstellerei immerhin eine weitere Chance, (kein) Geld zu verdienen. Christiane Rösinger und PeterLicht erzählen davon. Sebastian Ingenhoff kommentiert.

M

usiker haben ein Leben – das könnt ihr einfachen Leute euch nicht vorstellen! Konzerte spielen, in Bars abhängen, trinken, gute Drogen nehmen, gute Geschichten erleben. Tagein, tagaus. Wer auf zack ist, diversifiziert sich und schreibt neben den Songs auch noch Bücher über das glamouröse Dasein. Christiane Rösingers autobiografischer Roman »Das schöne Leben« berichtet von der vielgerühmten Berliner Lo-Fi-Boheme. Mal wieder, muss man schon sagen. All die finsteren, kaputten, verarmten, putzigen, kantigen Typinnen und Typen, die aus Jens Friebes »52 Wochenenden«, diversen Szenekolumnen und dem realen Nachtleben bekannt sind, tauchen auf und erleben Sachen, die man kaum glaubt, wüsste man nicht, dass sie halbwegs wahr sind. Die Geschichte der späteren Lassie-Singers-, Britta- und Flittchen-Records-Mitgründerin beginnt irgendwo tief in der badischen Provinz. Doch die Farmerstochter träumt von mehr als dem einförmigen Leben auf dem Spargelacker. Es sind die goldenen 80er – und Berlin ruft. Man feiert erste kleine Erfolge mit der Band, merkt aber trotzdem, dass Künstler-Sein auch bedeutet, auf vieles zu verzichten. Zum Beispiel auf Geld, das es nur sporadisch und in kleinen Mengen gibt. Dennoch hangelt man sich brav und heroisch von Auftritt zu Auftritt, von Platte zu Platte und genießt die Leerstellen zwischen-

durch. Die verbringt Christiane Rösinger sympathischerweise gerne auf der Couch beim Zappen durch die Soaps der Öffentlich-Rechtlichen. Gleichfalls gemütlich episodenhaft liest sich »Das schöne Leben«. Rösingers Sprachstil lässt sich im positiven Sinne als schwatzhaft bezeichnen. Wer ihre Songs kennt oder Konzerte erlebt hat, wird wissen, was ich meine. Auch PeterLicht plagt der Mammon. Gleich am Anfang seiner Bachmannpreis-Erzählung vom letzten Jahr, die es nun als Buch mit selbst gezeichneten surrealistischen Illustrationen gibt, kommt der Ich-Erzähler auf seine Schulden zu sprechen, die er mit dem schönen Begriff »Minusgeld« umschreibt. In der knapp 30 Seiten starken Geschichte geht es aber auch um Liebe, ein kaputtes Sofa und Waschmaschinen, die in ein Riesenloch fallen. Und immer wieder grüßt der hochenervierende Kapitalismus: »Am folgenden Morgen dann, erfrischt und in guter Kraft, würde ich dem Tabernakel meines Herzens wieder die Hostie meiner Arbeitskraft entnehmen und sie dem Arbeitsmarkt zur Speise reichen.«

Das Projekt »Working Girls« ist inzwischen über sechs Jahre alt: angefangen als Filmreihe von Dorothy Arzner, Stephanie Rothman bis »Ally McBeal« bei der Feminale im Jahr 2002, fortgesetzt als akademische Konferenz in München 2005 – und jetzt als Buch. Inmitten der gegenwärtigen Aufbruchstimmung eines noch unbestimmt neuen, aufgewärmten oder wiedereroberten Feminismus hat es ein Genre nicht gerade leicht: der Reader aus dem akademischen Umfeld. Was im angloamerikanischen Kontext mühelos mit dem Sexappeal der Cultural Studies ausstaffiert wird, gerät an deutschen Universitäten noch schnell in den Verdacht, dröge, abgehoben und alltagsfremd zu sein. Muss aber nicht. »Working Girls. Zur Ökonomie von Liebe und Arbeit«, herausgegeben von Sabine Biebl, Verena Mund und Heide Volkening, ist eine Art historischer Meta-Roman, der immer wieder an recht gegenwärtige und populäre Spannungsverhältnisse andockt. Wenn Charlotte Roche im Playboy selbstbewusst über »Feuchtgebiete«, ihre Arbeit bei Viva, Porno und Mutterschaft plaudert und es ihr mühelos gelingt, die gesamte Bandbreite zu umreißen von Feminismus, romantischem Treueschwur und erfundener Schönheitsoperation, treibt sie das Verhältnis von Sexualität, Gender, Arbeit und Unterhaltungsindustrie genüsslich auf die Spitze ... »Working Girls« ist ein Buch mit vielen Fußnoten, weniger pointiert, dafür öffnet es sich auf diese Weise in zig Richtungen. Die meisten Autorinnen und Autoren kommen aus dem Umfeld der Germanistik. Und von ihnen lernen heißt: genau lesen als Theorie und eben nicht Theorie inkorporieren. Worum geht es? Um das »Working Girl« als Tippmamsell (T.S. Eliott) oder als »Kunstseidenes Mädchen« (Irmgard Keun), »an der Theke«, auf Postkarten, als Angestellte oder »not working«, auf Urlaub in Italien. Und es geht auch darum, einem Unschärfebereich auf die Spur zu kommen. »Am Working Girl setzen ganz unterschiedliche Kräfteverhältnisse und Ordnungssysteme an: Arbeitsmarkt, Konsumwelt und Freizeitkultur wie Geschlechts-, Alters- und Familienverhältnisse, Sexualitätsdispositiv und Liebessemantik«, so Heide Volkening in der Einführung. Rembert Hüser fragt in seinem »Postscript« nach der Veränderung des »working« und nimmt die Creative Industry unter die Lupe: »Die neue Girl-Avantgarde setzt sich aus Assoziationsspezialistinnen zusammen.« Es geht weiter. Annett Busch

PeterLicht »Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten

Sabine Biebl / Verena Mund / Heide Volkening

Jahrtausends« (Blumenbar, 39 S., EUR 14,90)

(Hg.) »Working Girls. Zur Ökonomie von Liebe und

Christiane Rösinger »Das schöne Leben« (Fischer, 201 S., EUR 8,95)

Arbeit« (Kadmos, 279 S., EUR 22,50)


Literatur & Kunst

075

Art Cuts

WO SPIELT DIE MUSIK IN DER KUNST? Andreas Gursky »Andreas Gursky« MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt, 21.06.-03.08. www.mmk-frankfurt.de Der Becher-Schüler zeigt wieder, wie breit Großbildfotografie wirken kann. Doch wie immer gilt es, aus der Distanz der künstlerischen Perspektive in das Werk einzutauchen. Denn nur so wird aus einem Schöpfer von Schönem auch ein Künstler, der die Moderne hinterfragt. Peter Fischli / David Weiss »Fragen & Blumen« Deichtorhallen, Hamburg, bis 31.08. www.deichtorhallen.de Die Schweizer gelten als humorvolle Betrachter der Welt. Bei ihnen gibt es keine von oben herab transportierten Axiome, sondern kindliche Fragen, mit offenen Augen und Ohren gestellt. Wolfgang Tillmans »Lighter« Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Hamburg, bis 24.08. www.hamburgerbahnhof.de Tillmans, bekannt geworden mit dokumentarischen Arbeiten aus dem Leben

mit der Partyboheme, sucht derzeit seine Motive in der Natur. Das verstört, lohnt aber die Auseinandersetzung. Mark Leckey »Resident« Kölnischer Kunstverein, Köln, bis 08.06. www.koelnischerkunstverein.de Er gilt als popkulturell versierter Dandy. Und auch wenn sein DJ-Set und Auftritt im Kunstverein während der Art Cologne eher eine Liebe zu trashigem Pop und einen kindlichen Reiz an der Provokation offenbarte: Da ist schon was dran. David Shrigley »Photographs With Text Written On Them« Galerie Boetnagel und Quirmbach, Köln, 28.06. Den Glasgower Zeichner mit dem abgründigen Humor muss man nicht mehr groß vorstellen. Durch seine Zusammenarbeit mit Tomlab für »Worried Noodles« hat er den Popkosmos längst erobert. Eija-Liisa Ahtila »Eija-Liisa Ahtila« K21, Kunstsammlung NordrheinWestfalen, Düsseldorf, bis 17.08., www.kunstsammlung.de

Ahtila steht für narrative Videokunst, ein Genre, das heute gängig ist, während ihrer künstlerischen Anfangstage aber noch nicht durchgesetzt war. Neben den prägenden frühen Arbeiten gibt es drei neue Filminstallationen zu sehen. Meuser »Die Frau reitet und das Pferd geht zu Fuß« Kunsthalle Düsseldorf, Düsseldorf, bis 20.07. www.kunsthalle-duesseldorf.de Der Weggefährte von Palermo, Martin Kippenberger und Imi Knoebel schöpft mit seinen Arbeiten aus dem postindustriellen Ruhrpott. Was für andere nur Schrott vergangener Tage darstellt, ist sein Arbeitsmaterial. Matthew Barney »Drawing Restraint« Kunsthalle Wien, A-Wien, bis 08.06. www.kunsthallewien.at Seit er mit Björk, mit der er zuletzt »Drawing Restraint 9« gedreht hat, verheiratet ist, verzeichnet Barney auch in Popkreisen größere Popularität. Obwohl man schon blind gewesen sein muss, um nicht vorher über den epochalen »Cremaster

Cycle« gestolpert zu sein; im dritten der fünf Teile des Cycles treten Murphys Law und Agnostic Front im Guggenheim Museum auf. So viel zur Frage, wer die Musik in Barneys Welt gebracht hat. Art Basel MCH Messe Schweiz, CH-Basel, 04.-08.06., www.artbasel.com Die Muttermesse der mittlerweile viel bunter glitzernden Art Basel Miami Beach (04.-07.12.) geht in die 39. Runde. Wo in Miami der Partyfaktor großgeschrieben wird, steht hier angenehmerweise die Kunst im Mittelpunkt. Art Cologne / Tony Conrad www.intro. de/news/newsfeatures/23048273/art_ cologne__tony_conrad_lernen_von_ den_alten Thomas Venker flanierte über die älteste Kunstmesse der Welt. So richtig spannend wurde es aber erst in der Galerie Daniel Buchholz, wo Tony Conrad gemeinsam mit Diederich Diederichsen und Branden W. Joseph diskutierte und im Anschluss ein Konzert gab.

GENERATION » – – – « Provokation? Ironisches Spiel? Oder zeigt der Kapitalismus sein hässliches, zynisches Gesicht? Wer die Neuauflage von neun Büchern des Suhrkamp Verlages, die 1968 zur Pflichtlektüre der Studentenbewegung zählten, kaufen will, zahlt je Band 19,68 Euro. Erst ward das Jahr der Revolte zur Chiffre, nun zum Preis. Ein teurer noch dazu (40 D-Mark!), der Provos und Spontis früher zu Raubdrucken animiert hätte. Dafür kommen die Bücher auch samt einer technischen Errungenschaft, die es 1968 noch gar nicht gab: mit DVD. »Ihr könnt auch einen Diaabend machen von der Revolution, und da sitzt ihr alle zusammen und erzählt euch untereinander, wie das so war« (PeterLicht »Ihr lieben Achtundsechziger«). Genug gemeckert. Der Kauf lohnt. Ob Ernst Blochs politische Aufsatzsammlung »Widerstand und Friede«, Herbert Marcuses Verteidigung der jungen Protestgeneration in »Versuch über die Befreiung«, Frantz Fanons anklagende Entkolonialisierungsschrift »Die Verdammten dieser Erde« oder »Vietnam – Genesis eines Konflikts« von Jürgen Horlemann und Peter Gäng. Freilich auch die belletristischen Werke: die damals für Skandale sorgenden Theaterstücke »Publikumsbeschimpfung« von Peter Handke und »Die Ermittlung« von Peter Weiss. Die 68er wurden und werden gedisst; Konservative machen sie für so ziemlich alle negativen Auswüchse in der heutigen Gesellschaft verantwortlich. Dabei

wäre unsere Zeit ohne sie um vieles ärmer. »Unstreitig haben die manchmal extremen gesellschaftlichen Experimente der 68er zu einer überfälligen Liberalisierung der zivilen Gesellschaften des Westens geführt«, schrieb Peter Schneider unlängst in der Frankfurter Rundschau zum 40. Jahrestag der Revolte und als Replik auf Götz Alys umstrittenes Buch »Unser Kampf«. Die 68er, so Schneider, eigneten sich »weder für NeidGefühle noch für rachsüchtige Verdammungsurteile«. Apropos Aly: Seine Gleichsetzung mit der 33er-Generation ist eigentlich ein alter Hut. Schon früh erkannten – auch linke – Kritiker totalitäre und antirationale Tendenzen bei den jungen Revoluzzern. Im Juni 1967, kurz nach der Ermordung Benno Ohnesorgs, kam es bei einem Hannoveraner Kongress zu einem Eklat, als Jürgen Habermas angesichts einer Rede von Rudi Dutschke den Begriff »linker Faschismus« gebrauchte. Den genauen Wortlaut seines Einwurfes kann man auf der DVD »Ruhestörung« nachhören, die dem Habermas-Buch »Protestbewegung und Hochschulreform« beiliegt – und darin auch seine Entschuldigungen und Begründungen nachlesen. Mochten die 68er nun eigentlich Pop oder nicht? Bislang gab es noch kein vernünftiges

Buch, das sich mit dem Thema erschöpfend auseinandergesetzt hätte. Leider ist auch »Born To Be Wild. Die 68er und die Musik« (Militzke Verlag) von Daniel Gäsche keines. Es geht von der falschen Voraussetzung aus, dass »die 68er« Popmusik unhinterfragt goutiert hätten. Wie sehr sie jedoch auch in der Kritik der Linken stand, wird kaum erwähnt. Die von Adorno und Horkheimer angestoßene Kulturindustrie-Debatte ist dem Autor, scheint’s, unbekannt – auch der von vielen 68ern bevorzugte Jazz. Stattdessen erzählt Gäsche altbekannte Anekdoten aus der Popwelt der Endsechzigerjahre nach; jedes erwähnte Lied wird bei ihm zur »Hymne« oder zum »Kultsong« der damaligen Zeit, inklusive Schlager wie »San Francisco«. Wie falsch sein Ansatz ist, zeigt schon die Auswahl der Interviewpartner: u. a. Heinz Rudolf Kunze, Reinhard Mey, Roger Willemsen. Ilja Richter wusste übrigens in dem Fragebogen, den ihm der Autor zugeschickt hatte, auf den Satz »Welches Ereignis verbinden Sie aus Ihrer ganz persönlichen 68er-Zeit mit einer bestimmten Musik?« lediglich zu antworten: »– – –«. Noch Fragen? Frank Schuster


076 Spiele Meilensteine der Videospielgeschichte von Shigeru Miyamoto:

1981: Donkey Kong

1981/83: Mario

1986: Zelda

2005: Nintendogs

2008: Wii Fit

Shigeru Miyamoto

SUPER MARIOS VATER ÜBER WII FIT Shigeru Miyamoto (geb. 1952) erfand einst »Donkey Kong«, »Mario«, »Zelda« und »Nintendogs« und ist damit entsprechend unbestritten der einflussreichste VideospielEntwickler der Welt. Ein Idol von Millionen ohnehin. Gregor Wildermann sprach mit dem heutigen Nintendo-Hauptmanager in New York über den neuesten Clou seiner Firma: die Fitness-Software Wii Fit und ihre revolutionäre Hardware, das Balance Board.

A

us dem Wiegen des eigenen Gewichts haben Sie ein Spiel gemacht. Eine solch banale Idee würden ja eigentlich nicht so viele Menschen mit Spielspaß verbinden. Ich selbst habe mir auch große Sorgen darüber gemacht, dass Wii Fit vom Publikum nicht angenommen werden könnte. Aber natürlich ist es ein Unterschied, ob man im Badezimmer nackt auf eine Waage steigt oder ob man im Wohnzimmer mit der ganzen Familie Wii Fit ausprobiert. Wenn ich mir ein Spiel ausdenke und es mir von Anfang an Spaß macht, hat es in der Vergangenheit auch meistens für andere Leute funktioniert. Über Wii Fit werden potenziell viele Menschen das erste Mal überhaupt mit einer Spielkonsole in Kontakt kommen. Was bedeutet das für Nintendo? Wir wollen mit Wii Fit nicht etwa das nachmachen, was andere Firmen im Bereich der Fitnessindustrie bereits gemacht haben. Nintendo interessiert eher, den Bereich der Videospiele für möglichst viele Menschen zu öffnen. Videospiele galten für eine lange Zeit als Kinderspielzeug, das für Erwachsene tabu war. Dabei ist es ja möglich, dass die ganze Familie geschlossen mit einem Videospiel Spaß haben kann. Im Vergleich zur Literatur und dem Kino werden Computerspiele aber immer noch nicht ernst genommen. Videospiele sind ein interaktives Medium und gehorchen ganz anderen Gesetzen als Bücher oder Filme. Der Vergleich ist also eher unfair, denn Videospiele müssen natürlich auch dafür sorgen, dass der Wert ihrer Interaktivität dem Spieler bewusst wird. Erst dann liefern Spiele Erfahrungen, die im Bewusstsein der Menschen ähnlich wie Bücher oder Filme verankert werden. Wird es denn jemals einen animierten Mario-Film geben? Nintendo hat und wird Pläne für Filme haben, aber momentan gibt es da nichts, dass ich ankündigen könnte. Wird es für das Balance Board in Zukunft noch andere Einsatzmöglichkeiten geben? Am Anfang konnten wir an-

dere Entwickler bei dem Balance Board noch nicht einbinden, da noch nicht genau definiert war, wie das Gerät funktionieren würde. Mittlerweile haben wir in Japan schon zwei Millionen Stück verkauft, und es existiert auch schon ein neues Spiel, in dem es um Skispringen geht. Die WiiVersion vom Spiel »Skate« wird das Board auch nutzen. Wir werden wohl in Zukunft bereits bestehende Spiele durch die Möglichkeiten des Boards ergänzen. Man denke nur an das neue »Mario Kart«, das man dann auch mit Gas- und Bremsfunktion über die Füße steuern könnte. Die Wii-Konsole verfügt ja über einen Online-Anschluss. Wie könnte der für Wii Fit genutzt werden? Wir haben schon von diversen Hausärzten und Krankenhäusern Anfragen bekommen, ob Wii Fit in Zukunft auch online einsetzbar wäre. So könnten Patienten bestimmte Übungen unter Anweisung von Ärzten auch zu Hause ausführen. Frühere Spielideen wie die Nintendogs stammen ja direkt aus Ihrem privaten Leben. Ist Ihre Familie ein sehr kritisches Publikum? Meine Familie ist meistens sehr ehrlich. Es gab schon Spiele, wo man ihr angemerkt hat, dass sie nur mäßig begeistert war. Meine Kinder bekommen die Spiele allerdings auch erst dann zu sehen, wenn sie schon fertig sind. Und dann kann ich leider auch nichts mehr ändern. Die meisten Anregungen stammen allerdings von meiner Frau. Die weiß genau, wenn mir ein Spiel gelungen ist! Auf intro.de: das komplette Interview

Das ist Balance Board, das ist Wii Fit Das Balance Board überrascht zunächst als ein vermeintlicher Rückschritt in der Philosophie Nintendos: Statt sich ortsungebunden frei bewegen zu können, soll man beim Spielen plötzlich dauerhaft auf einer Art Waage stehen. Deren Technik ist äußerst simpel: Vier Messpunkte messen das Gewicht an vier Vierteln der Waage, woraus die Wii die aktuelle Körper-Neigung und -Bewegung des Spielers ableitet. Das eigene Mii auf dem Bildschirm macht dann (in der Regel) das Gleiche wie der Spieler. Zusätzlich finden noch Wii-Fernbedienung und -Nunchuk Verwendung. Die Launch-Software Wii Fit begreift sich als körperliches Rundumprogramm, bei dem individuelle Trainingseinheiten und Ziele definiert werden können. Die Disziplinen gehören vier Kategorien an: Yoga, Muskelübungen, Aerobic und Balancespiele. Zu den 50 verschiedenen Übungen gehören unter anderem Skispringen, Liegestütz, Rudern sowie klassische Yoga-Stellungen wie Halbmond.


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2

Abbildung zeigt Sonderausstattung. ESP® ist eine eingetragene Marke der Daimler AG. 2 Leasingbeispiel auf der Basis der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers von 12.500,- EUR zzgl. Überführungs- und Zulassungskosten für einen Swift 1300 Club, 3-Türer*. Mietsonderzahlung: 2.876,54 EUR, Laufzeit: 36 Monate, Restwert: 6.968,75 EUR, jährliche max. Fahrleistung: 10.000 km, effektiver Jahreszins: 0 %. Ein Angebot der Suzuki Finance, Service Center der Santander Consumer Bank AG. 1

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078 Spiele

UEFA Euro 2008

Grand Theft Auto IV

I'M A SERB IN N.Y. Die Erwartungen waren enorm, aber das Fazit könnte nicht deutlicher sein: Der vierte Teil von »GTA« ist das erhoffte Meisterwerk, mit dem die neue Konsolengeneration endlich im dritten Jahrtausend ankommt.

W

as ist: Nicht wenige Fans waren irritiert, als im Vorfeld durchsickerte, dass die Entwickler erstmalig von der bewährten Storyführung abweichen würden. Die bisherige Prämisse, sich zügig vom Kleinganoven zum Mafiaboss zu entwickeln, wich einer Variante, die sich als deutlich subversiver und komplexer erweist: Der serbische Söldner Nico Bellic will in New York ein neues Leben beginnen. Sein vorerst einziger sozialer Kontakt ist sein Cousin, ein Vorstadtgauner, der bis zum Hals in Schwierigkeiten steckt. Bei dem Versuch, seinem Cousin zu helfen, rutscht Bellic zusehends tiefer in die Kriminalität und sieht sich mit moralischen Konflikten konfrontiert, die Entscheidungen erfordern. Welche er trifft, bleibt einem selbst überlassen – was wiederum bedeutet, dass der Spieler noch mehr Freiheit genießt als ohnehin schon und sogar den Storyverlauf kausal beeinflusst.

In diesen Wochen freuen sich gleich mehrere Industriezweige. Fernsehhersteller, Bierbrauer oder eben auch Videospielfirmen liefern zur EM mit Bergkulisse das passende Unterhaltungsbeiwerk. Electronic Arts baut auf die offiziellen FIFALizenzen, somit ist »UEFA Euro 2008«, das abseits von Wii oder DS auf allen gängigen Plattformen erscheint, mit allen 52 Mannschaften auch die einzige Wahl. Mitentwickler war neben einem Team aus Vancouver dieses Mal auch die Kölner Firma Bright Future, die dank »Fussball Manager« aber nicht nur tabellarische Qualitäten besitzt. Das Dribbling wurde maßgeblich verändert, und auch die Ballphysik wurde erneut überarbeitet, womit der digitale Fußball jetzt wieder einen Schritt realistischer wirkt. Neu ist auch ein Punktesystem, das, nach Länderauswahl sortiert, online addiert wird und so auch noch weit nach der EM zeigt, welches Land die besten digitalen Kicker hat. Motivierend dazu auch der »Be A Pro«-Modus, bei dem man ei-

Handling: Bis auf kleinere Updates (Kampftechnik, Zielsystem und die Fahrzeug-Physik wurden deutlich verbessert) bleibt alles, wie es war: über alle Zweifel erhaben. Was bleibt: Selbst wenn man auf die Handlung komplett verzichtet hätte, wäre dieser Titel eine Sensation. Die akribisch konstruierten Kopien von Queens, Brooklyn oder Manhattan präsentieren sich derart ästhetisch und detailreich, dass man die ersten Tage nur im Taxi (mit sechs verschiedenen Perspektiven), in Restaurants, beim Lapdance, mit Bowling, in Bars oder im Kabarett verbringen möchte – ein Blick in den mitgelieferten Reiseführer ist dringend zu empfehlen. Dass man sich gelegentlich dabei ertappt, in der digitalen Butze stundenlang zappend vor dem Fernseher gesessen zu haben, ist schon beinahe beängstigend, aber ein signifikanter Hinweis: »GTA IV« stellt eine Parallelwelt dar, mit der kein Titel der gesamten Videospielhistorie mithalten kann. Addiert man jetzt noch die Myriade von Radiosendern, Waffen, Storybausteinen und Fahrzeugtypen (von Motorrad über Schnellboot bis Helikopter), darf getrost resümiert werden: unglaublich. Glanzlicht: Der Online-Modus, der von großen Teilen der Konkurrenz immer noch stiefmütterlich behandelt wird, kommt hier als Monsterpaket mit zwölf Spielvarianten um die Ecke. Bis zu 15 Mitspieler treten gegeneinander (optional auch miteinander) im klassischen Deathmatch, TeamDeathmatch, Rennmodus (»GTA-Race«) oder bei bewaffneten Verfolgungsjagden an. Ein kostenpflichtiges, aber exklusives Leckerchen setzt es für die Xbox 360: Ab Herbst werden weitere Episoden zum Download angeboten. Gerd Rosenacker

nen eigenen Spieler generiert, der sich dann langsam hocharbeitet. Selbst Engländer sind dann nicht mehr von der EM ausgeschlossen. Erwähnenswert dabei ist, dass PSP-Spieler auf diesen Modus verzichten müssen, dafür aber drei Minispiele in Form von Wandschießen oder Jonglieren als Entschädigung erhalten. Stellenweise immer noch furchtbar hakelig wirken jedoch die Animationen und Nachbildungen der Spieler. Die seelenlosen Augen lassen Klose, Frings und Co. wie eine Zombietruppe wirken, und Jogi Löw nimmt am Spielfeldrand Posen wie »Der Pate« ein. Ganz schlimm sehen fast immer die Haare aus, die wie Sauerkraut von den Köpfen hängen. Erst nach drei geretteten Regenwaldquadratmetern hat man dafür kein Auge mehr. Gregor Wildermann

Grand Theft Auto IV für PS3, Xbox 360 (Rockstar)

UEFA Euro 2008 für fast alle Systeme (Electronic Arts)


VOM AUTOR UND REGISSEUR VON

Geheimakte Tunguska »Geheimakte Tunguska« war das PC-Point’n’Click-Adventure des Jahres 2006. Jetzt erscheint das Spiel endlich auch für Wii – die Fernsehkonsole, die durch ihre Steuerung wie keine andere zuvor das heimische Wohnzimmer für Spiele dieser Art gangbar machen könnte. Die etwas biedere Story im Stile von »Akte X« rund um die Tunguska-Katastrophe 1908 punktet entsprechend auch auf Wii durch ordentliche Grafik, tolle Sprecher und eine intuitive Bedienung. Schönste Innovation: Per zweiter Fernbedienung kann auch der Spielerfreund wahlweise den Bildschirm nach Interaktionspunkten absuchen oder dem Hauptspieler genervt den schnelleren Weg weisen. Das Spiel erschien jetzt parallel auch für Nintendo DS. Felix Scharlau Geheimakte Tunguska für Wii und DS (Keen / Kochmedia)

2-MOVIE-SET Das Doppelpack mit „Donnie Darko“ im hochwertigen Steelbook! Zeitreisen, Terrorismus, abgründiger Humor und das Ende der Welt sind die explosiven Zutaten, aus denen der Autor und Regisseur des Kultfilms Donnie Darko diesen Genre-Mix aus EndzeitThriller, bissiger Sozialsatire und explosivem Actionfilm schuf.

Rock Band – I wanna be adored »Rock Band«, EAs Antwort auf Activisions’ »Guitar Hero«, macht Solisten zu Bands und lässt die Lebenslüge von der eigenen Musikalität noch zarter schmecken – yippieh! Das Spiel umfasst 67 Songs von unter anderem Metallica, R.E.M., Iron Maiden und Weezer, und die Hardware besteht aus zwei Gitarren (von der eine zum Bass werden kann), einem Mikro und einem Schlagzeug. Seit dem US-Launch Ende 2007 entwickelte sich das Spiel, bei dem die Bandmitglieder auch auf der ganzen Welt verstreut sein können, zum Verkaufsschlager. Hierzulande kam das Bundle dieser Tage mit circa 230 Euro leider deutlich teurer als in den USA in den Handel, es lohnt sich aber dennoch. Einen ausführlichen Test bringen wir in der nächsten Ausgabe. Bettina Gutsohn

VIEL SPASS BEIM WELTUNTERGANG JETZT AUF DVD

Rock Band für Xbox 360, ab ca. Herbst: PS3, PS2, Wii (Electronic Arts)

Artwork © 2008 Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten. Film © 2006 MHF Zweite Academy Film GmbH&Co.KG. Alle Rechte vorbehalten.

www.universal-pictures.de


080 Spiele

Mario Kart Wii

NEUES AUS DEM FÜHRERHAUPTQUARTETT Die 32 schlimmsten Despoten seit der Antike bis heute als Quartett? Das dürfte 2008 nur noch für vereinzelte Kontroversen sorgen. Dass Hitler bei dieser Nummer Inhaber der Masterkarte »A1« ist – geschenkt. Wie schmal der Grat bei der Verhitlerung klassischer Standards aber immer noch verläuft, wird hier dennoch deutlich. Denn anstelle der verhandelten langweiligen Karten-Kategorien (Nachkommenanzahl, Todesursache etc.) drängen sich unweigerlich relevantere Vergleichs-Möglichkeiten zwischen »Führern« auf: die Zahl der Internierungslager, getötete Regime-Gegner und besetzte Länder zum Beispiel. Nicht mehr nur lustig? Aber gleichzeitig trotzdem irgendwie egal? Tja, eben.

Im wunderschönen Fotoband über Art Toys der Künstler Daniel & Geo Fuchs ist Hitler hingegen nicht »A1«, sondern nur eine Randfigur im Maul der Paläontologie. »Toygiants« zeigt auf 212 Seiten die schönsten und skurrilsten Stücke einer 10.000 Stück umfassenden Spielzeug-Privatsammlung. Darunter sind Figuren amerikanischer Comic-Helden, japanische Manga-Stars, Barbiepuppen und Vinyl-Figuren zu Filmen oder Serien. Jetzt erschien die erweiterte zweite Auflage des Bandes, die bisher unveröffentlichtes Bildmaterial, ein Poster sowie ein Interview mit den Künstlern und dem Sammler Selim Varol enthält. Wie gesagt: wunderschön. Ganz ohne faden Beigeschmack. Felix Scharlau

Das Führer-Quartett (ca. EUR 9; www.onkelundonkel.de)

Toygiants – Silver Edition (Daniel & Geo Fuchs, Gingko Press, 212 S., EUR 45)

Alte Hölle Angst

Was ist: Die Mutter aller Fun-Racer! Nach dem Run durch alle Konsolen – von Super Nintendo über DS hin zum GameCube – ist das 3-D-Rennspektakel mit einigen Neuerungen endlich auch auf der Wii startklar. Das Spielprinzip ist dabei so einfach wie bewährt: die Ziellinie als Erster überqueren und dabei unterwegs ein bisschen »aufräumen«. Handling: Die größte Game-Play-Neuerung stellt die intuitive Steuerung über das mitgelieferte Wii Wheel dar, das, gekoppelt mit der eingeklinkten Wiimote, für ein Maximum an Renn-Feeling sorgt. Die frei schwebende Steuerung ist anfangs gewöhnungsbedürftig, später kommt man nicht mehr davon los. Alternativ kann man auch mit Nunchuk oder Classic-Controller spielen, seinen Reiz bezieht das Game aber durch das Wii Wheel. Neben über 30 verschiedenen Kursen und neuen Charakteren (inklusive dem eigenen Mii) bilden vor allem die optional wählbaren Motorräder die größte Veränderung. Unterwegs gilt es, Items einzusammeln und gezielt gegen die nervigen Gegner einzusetzen. Wer das Driften in den Kurven oder ausgeklügelte Moves beim Springen beherrscht, ist zudem klar im Vorteil. Via Wi-Fi-Connection kann man online gegen die ganze Welt fahren, über den eigenen »Mario Kart«-Kanal wird man zu Wettkämpfen aufgefordert oder fährt gleich gegen seine WiiFreunde. Was bleibt: Egal, ob Mehrspieler-Modus, Einzelzeitfahren oder Online-Modus, ob Kuhmuh-Weide, Bowsers Festung oder DK Skikane: Man will doch immer nur gewinnen. Notfalls gegen sich selbst im Geistrennen. »Mario Kart« ist leicht zugänglich und bei allem grafischen Durchschnitt nach wie vor ein Heidenspaß. Glanzlicht: Die blöde Qualle. Wer sie auf dem Schirm (also der Windschutzscheibe) kleben hat, sitzt buchstäblich in der Tinte und sieht schwarz. Jetzt hilft nur noch beten. Auf dass man bald das Kugel-Willi-Item einsammle, um wieder mit dem Feld aufzuschließen. Peter Flore

»Origins«, die Vorgeschichte also der Survival-Horror-Reihe »Silent Hill«. Eigentlich möchte man meinen, man könne dem gängelastigen Herumlaufen mit bestenfalls wackeligem Licht und Geisterbahn’esk aufflammenden Monstren mittlerweile ganz gut begegnen. Denn das vom classic Horrorfilm abgeguckte Prinzip ist dort ja eigentlich gar nicht mehr state of the art. Folterfilme wie »Hostel« und die »Saw«-Reihe oder Handkamera-Reality-Movies wie »[Rec]« sind die neuen Bezugspunkte der großen Leinwand. Der Plot zu »Silent Hill Origins« wirkt dagegen eigentlich dated. Aber leider auch nur eigentlich. Denn die Atmosphäre und der professionell klaustrophobische Horror funktionieren als Game weiterhin perfekt. Travis Grady kommt mit seinem Truck in die Stadt, man selbst mit ihm, und irgendwie geht’s nicht mehr raus. Das Gameplay bietet neue Features im Nahkampf und ein größeres Waffenarsenal. Alles natürlich zweitrangig, weil man so viel Angst hat. Irgendwann wird es auch Wackel-Cam- und Folter-Games in der nahe liegenden Filmanalogie geben – bis dahin ist das hier aber immer noch die absolute Hölle. Linus Volkmann Silent Hill Origins für PS2 und seit einigen Monaten auch schon PSP (Konami)

Mario Kart für Wii (Nintendo)



082 Technik

ELECTRIC DREAMS 04 P

02 P

03 P

01 P

01 P Raus aus dem Instrumenten-Wiki Faszinierend, wie hochwertig mittlerweile jeder reale Sound digital simuliert werden kann. Und hervorragend, wenn eine Software-Firma wie IK Multimedia dann ausgerechnet quasi ausgestorbene Klänge verfügbar macht. Mit »Sampletron« lassen sich 17 Instrumententypen digital spielen, die weitestgehend aus unserem Bewusstsein verschwunden sind oder in echt schlicht unbezahlbar wären: mehrere Mellotrone, das Orchestron, das Optigan, mehrere Chamberlins, das Stylophone oder Rolands legendäre Chormaschine VP-330. Das Software-Paket umfasst sowohl eine Standalone- als auch eine Plug-in-Version für alle gängigen Sequenzer. Circa EUR 250; www.ikmultimedia.com.

02 P Luftpolster unlimited Generationen von Psychologen befassten sich mit dem Phänomen: Was fasziniert Menschen jeden Alters und aller Kulturkreise an Luftpolstern? Diesen Mini-Luftkammern auf Plastikfolie, die so beruhigend ploppen, wenn man sie zerdrückt? Sorgt die Praktik für eine pränatale Zeitreise? Oder stellt sie eine klassische Sublimierung im Freud’schen Sinne dar? Wie auch immer, Japan schlägt Kapital aus der Volkssucht: Mit »Puchi Puchi« kann man bei völlig authentischem Sound für immer und ewig weiterploppen. Das Streichholzschachtel-große Ding ist in unterschiedlichen Farben erhältlich und dabei sogar deutlich günstiger als eine Monatsration Opium. Herrlich! Circa EUR 12; www.red5.co.uk.

03 P Funniest Home Videos – in Full HD Yippieh! Langsam, aber sicher nähern sich HD-Camcorder halbwegs finanzierbaren Gefilden. Canons HF10 speichert die Videos erstmals in »echtem« Full HD (Videoauflösung: 1.920 x 1.080 Pixel) auf SD- beziehungsweise SDHC-Karten oder auf den internen Speicher von immerhin 16 GB. Per HDMI-Schnittstelle wird das Film-Ergebnis danach bequem an das HDTV-Gerät, per USB-Kabel oder Speicherkartenleser an PC oder MAC geschickt. Und wer nach seiner ShoppingTour noch etwas Geld übrig hat, kann mit dem passenden mobilen DVD-Brenner DW-100 auch ohne Rechner direkt DVDs erstellen. Circa EUR 1300 (Camcorder) und ca. 200 (DVD-Brenner); www.canon.de.

04 P Die Verbindung ist gestört Es gibt deutliche Signale, die jeder Braut und jedem Bräutigam klarmachen sollten, dass der oder die Auserwählte nicht der/die Richtige fürs Leben sein kann: a) Der Partner legt vor Telefonaten mit anderen nicht selten ein Taschentuch über die Sprechmuschel und redet mit verstellter Stimme. b) Der Partner spricht Sie beim Sex auffallend häufig mit dem intimen Kosenamen eines nahen Verwandten an. c) Der Partner schenkt Ihnen diese hässlichen CAT5-Telefonstecker-Eheringe. Wer all diese Tipps in den Wind schlägt, bitte sehr, wir haben alles versucht: www.etsy.com.


Spiele

DJ MIDI-CONTROLLER

D

Js, die ausschließlich vom Laptop abspielen, werden ja in manchen Kreisen immer noch mit Blicken gestraft wie sonst nur Ballermann-Touristen in der Staatsoper. Andererseits: Dem vom physischen Tonträger losgelösten DJ-ing gehört die Zukunft, zumindest im semi-professionellen Bereich. Schon jetzt ist schließlich längst nicht mehr alles, was man so zu spielen begehrt, auch auf Vinyl erhältlich. Entsprechend wächst der Markt für Endgeräte, die das Plattenspieler- oder CD-Feeling kompensieren sollen. Mit der DJ Console Rmx stellt Hercules nun einen Nachfolger seiner bisherigen MIDI-Controller vor – ein qualitativer Quantensprung, um es kurz zu machen. Das schwere Metallgehäuse macht von Anfang an einen guten Eindruck, das Bedienlayout kommt sehr übersichtlich daher und bietet alles, was auch ein anständiger 2-Kanal-Mixer im Repertoire hat. Inklusive switchbaren Kanälen, sodass auch CD-Player oder Turntables anschließbar sind. Mittels eines Steuerkreuzes ist es möglich, ganz ohne Zugriff auf den Rechner durch die Musiksammlung zu navigieren. Auch

083

Cubase Hardware Controller

das Set-up ist denkbar einfach: Anschluss und Stromversorgung erfolgen über USB, nach Installation der mitgelieferten Software »Virtual DJ« kann man im Prinzip sofort loslegen. Allerdings bringt »Virtual DJ« einen eher sparsamen Funktionsumfang mit sich und ist meilenweit von etablierten Lösungen entfernt. Die Integration der Konsole in Traktor funktioniert dafür problemlos – alle Funktionen können zudem individuell über MIDI programmiert werden. Großes Lob für die Jog-Shuttle-Räder: Die sprechen hervorragend an, die Start/Pause-Buttons könnten dafür etwas reaktiver sein. Ebenfalls angenehm: Auch auf einem Rechner knapp oberhalb der Mindestanforderungen ist ein problemloser Betrieb möglich. Das eigentliche Killer-Argument für die Rmx liegt aber in der integrierten Soundkarte: In der Preisklasse gibt es nichts Vergleichbares, mit einem Anschaffungspreis von ca. 330 Euro ist die Rmx also für den Einsteiger und Semi-Profi vorbehaltlos zu empfehlen. Robert Meissner

Digitale Produktionsumgebungen: gerne. Rein virtuelles Knöpfchengedrehe: auf keinen Fall. So das Credo der Mehrzahl der Computer-MusikerInnen in Bezug auf das gewünschte Musikproduktions-Set-up. Denn jedes Rumgeklicke und Mausgeziehe zu viel nervt, kostet Zeit und bringt nur selten den aus der Nicht-PC-Realität gewohnten Effekt. Von Steinberg kommt daher nun im Spätsommer/Herbst mit dem CC121 ein neuer Hardware-Controller, der es erlaubt, alle zentralen Parameter von Cubase sowie der integrierten Effekte und VST-Instrumente händisch zu steuern. Ein interessantes Gerät, das dem Vernehmen nach zu jeder Cubase-Version kompatibel sein soll.

DJ Console Rmx (ca. EUR 330; Hercules)

CC121 (genauer Preis noch nicht bekannt; Steinberg)

Promotion

ABLETON LIVE TUTORIAL #1 – BAND RECORDING Live ist anders. Die Software aus dem Hause Ableton ermöglicht ein schnelles und intuitives Umsetzen von musikalischen Ideen – auf der Bühne wie im Studio. In dieser und in den kommenden beiden Ausgaben werden wir euch Schritt für Schritt einen Einblick in Live geben und praxisnah demonstrieren, wie Musiker, DJs und Produzenten von Live profitieren können. Tempofeld

Transportfeld

Gitarrenspur Geräte-Browser mit Presets

Info-Ansicht Spur-Ansicht Effekt: Filter Delay

Bei der Aufnahme der eigenen Band bietet Live vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten und Korrekturhilfen. Die Bedienung ist dabei ungewohnt einfach: Dank des One-Window-Konzepts hat man stets alle wichtigen Funktionen im Blick. In unserem Beispiel sehen wir die ArrangementAnsicht von Live. Schlagzeug, Bass, Gitarre und Gesang wurden bereits auf separaten Audiospuren aufgenommen. Nun geht’s an die Bearbeitung.

Die Palette der integrierten Effekte reicht von klassischen Vertretern wie Hall, Kompressor und EQ bis hin zu innovativen Manipulationstools wie dem Grain Delay oder Beat Repeat. Die Gitarre klingt zu unspektakulär? Kein Problem: In Lives GeräteBrowser wählen wir z. B. das Preset »Wanderer« vom Effekt »Filter Delay« aus und ziehen es per Drag & Drop auf die Gitarrenspur. Der Effekt wird unverzüglich angewendet und sorgt für

neue rhythmische Akzente. Die Korrektur von Timingfehlern ist in Live genauso unproblematisch wie die nachträgliche Veränderung des Songtempos. So könnte man z. B. das Tempo kurzzeitig verringern, damit eine schwierige Gitarrenlinie leichter eingespielt werden kann. Nach der Aufnahme zieht man das Tempo einfach wieder hoch, und siehe da: Live passt sämtliche Audiodateien im Handumdrehen an das gewünschte Tempo an.

Die hier gezeigten Beispiele lassen sich problemlos auch mit der günstigen Einsteiger-Version Live 7 LE realisieren. Kostenlose Demoversionen und eine zeitlich begrenzte Trial-Version von Live 7 und Live 7 LE finden sich unter www.ableton.com/downloads bzw. www.ableton.com/ free-trial. Tutorial-Filme gibt es zudem unter www.ableton.com/ movies. Ableton Live 7 Vollversion: ca. EUR 500. In der kommenden Ausgabe wid-

men wir uns der innovativen und äußerst praktischen SessionAnsicht und gehen auf Lives virtuelle Instrumente ein.


084 Probefahrt PLATTEN VOR GERICHT Und jetzt alle: Auf intro.de alle PVG-Alben selbst bewerten!

01

Silver Jews Lookout Mountain, Lookout Sea Drag City / Rough Trade

02

Audrey The Fierce And The Longing Tendervisi / Al!ve

03

R.E.M. Accelerate Warner

04

Udo Lindenberg Stark wie zwei Starwatch / Warner

05

Munk Cloudbuster Gomma / Groove Attack

06

Booka Shade The Sun & The Neon Light Get Physical / Rough Trade

07

The Kooks Konk Emi

08

The Dresden Dolls No, Virginia Roadrunner / Warner

09

The Futureheads This Is Not The World Pias / Rough Trade

10

Panteón Rococó Panteón Rococó Übersee / Al!ve

All Time Faves

Blackmail

Superpunk

Aydo Abay

MySpace-Status: Profilaufrufe: 23.453, 1.095 Freunde

Ø 6,4

MGMT

Scott Matthew

Ø 6,8

Ø 7,6

Ø 5,7

Country ohne Country. Also verträglich. Extrem gute Texte. Tröstlich und zugleich behaart im Gesicht. Typ Bergmensch mit Attitüde. Ich bin begeistert! (10)

Profilaufrufe: 253.406, 15.173 Freunde. »Suffering jukebox, such a sad machine!« singen sie. Was nicht ist, aber sein könnte, wenn, fragen sie. I wish it could. (8)

My kind of music. This is awesome! This is great. Righteous. Can we take this record with us? (10)

[nach zehn Sekunden] I like it! They’ve an honest intention and they’re not trying to be crazy. I love the Nick Cave thing in it. (6)

Vielleicht nicht die beste Musik für den Sommer, aber schön anzuhören. Ich warte, bis der Winter kommt, und werde es dann genießen. Definitiv Wintermenschen. (7)

Profilaufrufe: 90.346, 4.444 Freunde. Sie singen leise, aus Göteborg kommen sie! Sie fahren bald ins Chelsea, Wien. Hoffentlich ist David Bowie nicht in der Stadt. (7)

So far so good. Sounds like this is gonna be a long album (just judging by the intro). It’s pretty. Sounds like the new Radiohead. (7)

The mastering is not so good, the voice is much higher than the rest. But I really like the vocals. (5)

Gefällt mir leider überhaupt nicht. Aber ich mag die Band. Respekt für den Zusammenhalt nach über 20 Jahren und das Image ohne Gesicht. (5)

Profilaufrufe: 2.067.224, 69.365 Freunde. Sie spielen recht verzerrt auf, die alten Haudegen. Der Greis ist heiß? Superserious? I wish it could be 1986 again. (7)

It’s too loud! (7)

I think it continues what R.E.M. are. They go a new way, but at every moment you hear that’s R.E.M. (9)

Die Auferstehung eines nie untergegangenen Meisters. Ich liebe »Ball Pompös«. Hier ist auch sehr viel Gutes dabei. Ein Beispiel von einem Menschen. Sehr gut. (9)

Profilaufrufe: 19.388, 26 Freunde. Wuff, wuff, wuff, wuff, wuff. Wirklich ganz hervorragend, das Stück mit Kommissar Rex. I wish it could be 1973 again. (7)

Judging by the lyrics, I guess it’s a German artist. The melody transcends the language barrier and thrusts me into a world of sadness and cold. (10)

I can take the melody immediately. Track #8 is his Tom Waits song. (5)

Tanzretro aus fernen Zeiten. Die Sounds sind gut. Musik für nette Menschen mit einem Hang zur frivolen Ausschreitung innerhalb einer Zeitbegrenzung. Famos. (7)

Profilaufrufe: 62.559, 4.878 Freunde. Darunter Asia Argento und Klaus Lemke, vereint auf einer Discoplatte? Live fast, die old? I wish it could be 1998 again. (8)

This is awesome! (5)

I like it, the stuff is very 80s. It’s catchy, it’s fun. There’s a sort of rebellion in it that I like, like Sonic Youth. (7)

Sensible Elektronik-LoungeKlassiker. Ding!Ding!Ding! Macht Spaß zu hören. Hoffentlich sind das nette Menschen. (9)

Profilaufrufe: 1.278.643, 63.227 Freunde. Versierte Hände an den Knöpfen, zweifellos! I wish it could be 2003 again. (7)

Sounds like an electronic horse race under water. Feels a little bit like music in a Thai restaurant ... but I like it. They have a cool drum sound. This is cool. (8)

It’s very formulaic. It’s what I call background music, in a shop maybe. I love the vocals, especially from Björk and Antony. (3)

Das erste Lied ist schon mal scheiße. Das zweite geht gut ins Ohr, ist aber auch scheiße. Aber es sind auch nur Menschen. (1)

Profilaufrufe: 4.203.999, 206.159 Freunde. »Das Quartett aus Brighton spielte ausverkaufte Shows auch in Amerika.« I wish it could be 1965 again. (6)

This is making me sad, too. Why is everyone trying to keep us depressed? (8)

I like it already, makes me wanna drink whiskey. It has melodies, singing, soul. There’s nothing wrong with being a rip-off if you do it well. (8)

Wenn ich hinhöre, ist es da. Wenn nicht, ist es weg. Die Sängerin ist sehr nett und zuvorkommend. Beruhigend gute Menschen. (5)

Profilaufrufe: 4.271.454, 222.526 Freunde. Binge-Drinking mit Travestiekünstlern? Why not? I wish it could be 1929 again. (7)

She has a cool voice. It’s very 90s sounding. It’s a shame that they’re from Boston. (7)

It lacks any inspiration, but it sounds like it could be great live. (3)

Sie haben vergessen, die Zukunft aus den Köpfen in die Musik zu packen. Oft okay, aber selten packend. Manchmal sogar schlimm. Egal. Es sind Menschen. (5)

Profilaufrufe: 1.460.936, 65.771 Freunde. »Da ist es. Das zweite Album der futuristischen vier.« Na, dann ist ja alles in Ordnung, oder? A Picture Of Dorian Gray? (6)

What would Bob Marley do? (7,5)

All generations need their rock stars. The kids always need an idol. To me it feels good because I like rock. (7)

Gude Laune mit politischem Ansatz. Wahrscheinlich der Reißer in der Saison mit dem Himmel. Bewusstes Dasein für mitfühlende Menschen. Immer gut. Musik egal! (6)

Profilaufrufe: 540.469, 18.653 Freunde. Tatsächlich erklingt zapatistischer Skapunk. Touren mit den Ärzten. Na, dann ist ja alles ... (5)

I kinda feel like this ... sometimes. I think it’s Ska. (6)

I liked The Specials and Ska when I was younger, but I don’t want listen to this. (4)

Final Fantasy He Poos Clouds Tunng Good Arrows Helge Schneider The Berlin Tapes

The Barracudas Drop Out With The Barracud. Curtis Mayfield Curtis Stau V3

Jacobites Robespierre’s Velvet Basem. Neil Young On The Beach Suicide 2nd Album

Joni Mitchell Blue Low Secret Name The Smiths The World Won’t Listen


Probefahrt

Harald Sack Ziegler

Kollegah

The Young Knives

Christian Reither

Moonsafari

Alex Jahn / USEUSE

Henry, Oliver, House Of Lords

Motor Music

Intro.de-User

Intro-Illustrator

Ø 3,9

085

Ø 4,3

Ø 2,7

Ø ¯4,7

Ø 3,8

Ø 4,1

Wenn sie viel Country gehört haben, dann haben sie das gut verarbeitet. Bei der Ballade muss ich an Nick Cave denken. Den finde ich auch gut, aber langweilig. (4)

Die silbernen Juden. Mann, ist das scheiße, echt nicht meine Musik. Was sind das für Banausen? (1)

O: It’s very R.E.M. HOL: Or Johnny Cash. H: A lot of production on it. Track #3 sounds like Pavement in country. (7,2)

Ziemlich schneidig, sehr ehrlich, sehr wortgewandt als auch sche’ g’schpield. (7)

Happy Hardcore from Nashville, Tennessee: YEAH! Gefällt! (8)

6,72

Der Gesang klingt nach Suzanne Vega, aber die ganze Musik ist mir zu verhalten. Schön, aber ungefährlich. Was Bands wie Arcade Fire haben, fehlt denen ... (3)

Gute Stimme! Für diese melancholische Musik habe ich eine Ader. Ich mag dieses nordische Zeug, stehe auch total auf HIM. Haut mich nicht vom Hocker, ist aber cool. (7)

O: Sometimes she has a Björk voice. H: Really boring standard tracks. (3)

Recht liebreizend, sind sicher irre schüchtern und schauen live nicht ins Publikum. Spielen ihr Ding mit stoischer Ruhe runter, und das ganz gut. (5)

Zart, melodisch, schön! (8)

5,60

Halten ihr Niveau. Mich hat meine Schwester mit 15 schon angesteckt. Sie hat mir eine VHS von denen gegeben. Seitdem sind die nie langweilig geworden. (8)

Was Michael Stipe singt, könnte ich auch. Finden die ihre Alben nicht sogar selbst scheiße? Der sollte lieber was gegen seine Magersucht tun, anstatt Musik zu machen. (1)

H: It’s similar to Nick Cave – old men come back to rock. Track #1 is a shiny version of Bob Mould’s »Sugar«. The folky song now is much more interesting. (6,0)

Newcomer-Entdeckung des Jahres. (2)

Im Westen nix Neues ... langweilig. (1)

5,30

Der altert in Würde. Mit der Schulband haben wir Sachen von ihm gecovert. Gut, dass er sich auch Gäste dazuholt. Ein Humorpunkt extra für das Duett mit Helge. (7)

Musik für ältere Generationen. Ich fühle das nicht. Ich kann zwar nachvollziehen, was er macht, für mich ist er aber nur ein alter Mann mit Alkoholproblem und Hut. (2)

H: He’s terrible! Every song sounds like a cover version. O: He can’t sing. He’s really no. 1 in Germany?? (1,0)

Aufregendstes deutschsprachiges Debütalbum der letzten Jahre. (1)

Den konnte ich schon damals mit seinem Sonderzug nach Pankow nicht leiden, und jetzt im Duett mit der näselnden Nervtöle Jan Delay ... das geht gar nicht! (0)

5,10

Ich mag gerne Funk und Soul, um das hier aber gut zu finden, müsste man es laut in der Disco hören. Als Clubmusik kann das funktionieren. (5)

Das ist nicht mein Style, ist aber auch nicht so nervtötend wie die FutureheadsScheiße. (2)

H: Reminds me of Moloko. A comedy of oldskool. (6,3)

Das entfacht eine gewisse Panik in mir, purzelt so hinweg, kann nix zu äußern. Ehrgeizige Copy/Paste-Musik, die sich mir entzieht. (3,5)

Electronica mit Asia Argento, YEAH! Aber besser wird’s nicht ... (2)

4,88

[nach ein paar Takten] Mag ich auch gar nicht, wenn das so weitergeht. Esoterik-Elektronik. Wenn das läuft, gehe ich sogar von der Tanzfläche. Stört ja eher. (0)

Gute Atmosphäre, gefällt mir. Das kann man sich gut anhören. (7)

H: It’s dinner party music for the new young. All the songs sound the same. (4,6)

Macht ähnlich wenig Spaß, wie jemandem beim Schlafen zuschauen zu müssen. (3)

Electrogedudel ... was für den Club, aber nicht für mich. (2)

4,66

Die haben bestimmt viele Fans. Trotz der glatten Produktion gefällt mir das Rotzige, Schnoddrige ganz gut. Gut zum Aufpeppen. (7)

Die Stimme ist angenehm, und ich mag den britischen Akzent. Bin auch ein großer Fan britischer Gangsterfilme. Die schau ich mir immer im Original an. (4)

O: A lot of ooh-oohs. H: Track #6 is something between Dire Straits and Hanson. (4,5)

Die schenke ich unserem Azubi Tobse, der mag fast alle THEiesige Inselratten gut leiden. (3)

Langweiliger und braver als das Debüt. (3)

4,65

Leute auf der Suche nach ihrem eigenen Stil. Da höre ich Adam Ant, B-52’s und so raus, klingt aber unabsichtlich amateurhaft. Haut mich nicht weg. (2)

Singt da ein Typ oder eine Frau? (1)

O: Oh, The Dresden Dolls! The drummer is great! H: It’s all right, but too much cabaret. The drummer is an 8, the album is a: (5,3)

Hatte mich nie mit denen beschäftigt / beschäftigen wollen, man hat ja auch wenig Zeit. Bin nicht unfroh, diese dadurch gesparte Zeit anderweitig genutzt zu haben. (5)

Der neueste Streich des Punk-Kabaretts: klasse! (7)

4,53

Die Hi-Hat zisselt vor sich hin, der Chor ist merkwürdig. Wenn das wenigstens eine richtige Rockband wäre ... (1)

Gar nicht mein Fall, diese Rock-Richtung. (1)

O: Bad cover! H: It’s very epic and The Futureheads are much better when they’re not epic. Sounds like Maximo Park. Overproduced, no dynamic. (6,1)

Leider, ein weiteres Mal, nur so lala. ... Später im Auto aber besser bis fast geil. (5)

Die neuen Kaiser Parks oder Maximo Chiefs!? Egal ... und weil’s egal ist: (4)

4,36

Live ist das bestimmt Wahnsinn. Hätte ich die auf der Bühne gesehen, würde ich die Platte nachher auch zu Hause anhören. Woher kommen die? Mexiko? (6)

Grausame Stimme. Das ist wie Die Ärzte auf Spanisch, und die sind scheiße! (1)

H: It’s not my genre, but when I saw them live I danced like an idiot to this because I had too much Cuba Libre. (3,3)

Verstehe ich so und auch so nicht, aber sicherlich super Texte. (3)

Rechtzeitig zur kommenden Open-Air-Saison neues SkaMaterial aus Mexiko. (6)

4,13

Blondie Blondie Autumnfair Glaciers And Gods Benjamin Britten War Requiem

50 Cent Get Rich Or Die Tryin’ Three 6 Mafia Da Unbreakables Eminem The Slim Shady

Adam & The Ants Dirk Wears White Sox Frank Black Teenager Of The Year Captain Beefheart Trout Mask Replica

Slowdive Souvlaki Ride Going Blank Again The Field Mice Where’d You Learn To Kiss …

Joy Division Pixies Depeche Mode

Jacques Wolgast alles Todd Purity Pledge Squarepusher Music Is Rotted One Note

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087

Intros liebste Platten 01 02 03 04 05 06 07 08 09

Spalter: Madonna

DAS LETZTE GROSSE BIEST AM HIMMEL Madonna kann alles, ist alles. Wo sie ist, ist oben. Und dabei muss man sich das Bild nicht zurechtdrehen. Dennoch seien die Fragen gestattet: Wie viel ist beim aktuellen Gejohle ums neue Album Reflex-Verbeugung? Und: Taugt eine Madonna-Platte 2008 wirklich noch was?

Madonna hat nun also auch die R’n’B- und HipHop-Produzenten-Checker Timbaland und Pharrell Williams angeheuert. Was auch nur eine Frage der Zeit war, denn mit denen hat ja schon alles gearbeitet, was in Amerikas Charts auf Hochniveauparkett tanzt. Es ist mutig, dass Madonna im Jahr 2008 noch versucht, den Pro’s einen neuen Sound abzuluchsen, schließlich stehen sie eher für die ganz sichere Seite. Aber ... ganz so safety-first klingt das hier alles gar nicht – selbst wenn das Album (natürlich!) schon jetzt einen Superseller darstellt. Man wird das Gefühl nicht los, dass hier Track gegen Song, Produzent gegen Madonna kämpft – und dass der geil losglöckelnde und krass kloppende Drum-Sound sie drastisch zu ihren Möglichkeiten stehen lässt, auch wenn das hin und wieder bedeutet, sich souverän zur Seite zu werfen. Was ihr dann auch die Chance gibt, wirklich Hard und Candy zugleich zu sein, indem sie sich in ihrem schwelgerisch-kickenden Genuss-Pop gegen die Erfolgssound-Stromlinie stemmt. Eine solche Platte erzeugt Respekt vor all den Pop-Stimmen, die eben nicht durch Devianz oder Exzentrik betören dürfen, weil sie sich im Schmelztiegel der Massentauglichkeit aufhalten. Und diesen Ort auch aushalten! Madonna steht noch zentraler als Aguilera oder die achsogescheiterte Britney, macht ihre Sache allerdings gerade in diesem Korsett auf ihre ganz spezielle Weise gut: Sie funktioniert den Timbaland-Sound nämlich um! Ergebnis: Eurodance UND funky akrobatischer Dancefloor. Ja, das hat man in dieser Drastik selten gehört – und das macht Spaß. Für Mädchen über und unter elf. Und für Männer aller Altersstufen – eine reife Leistung für eine Pop-Künstlerin, die sich aufs Coolste weigert, zur Diva zu werden. Disco forever, yeah! Jelenia Gora

Der Letzte, der uns »Candy« geben wollte, war ja 50 Cent. Weiter entfernt kann man auf den ersten Blick von Madonna, der so eloquent durch die Popwelt schreitenden, nicht stehen. Aber wenn man mal näher ranzoomt, dann zeigen sich da einige Parallelen, die über die Nettigkeit einer leicht gemachten Besprechungseinleitung hinausgehen. Wie Madonna kommt er von ganz unten, hat sich selbst durchgeboxt – und das sehr erfolgreich. Gut, Madonna hat ein paar Jahrzehnte mehr auf dem Buckel, aber geschenkt, was ist das angesichts der Unendlichkeit? Und wie bei der Madonna der letzten Dekade steht in seiner Rezeption der Körper im Mittelpunkt. 50s Vorteil: ein vom harten Leben der Straße gepeinigter, durchsiebter Körper. Da hat es Madonna viel schwerer: Ihrer ist (noch) dadurch definiert, dass er, für eine Fünfzigjährige, ja ach so tight und in Form ist – dementsprechend muss sie dranbleiben. Damn. Warum hat ihr denn nur bloß niemand dazu geraten, rechtzeitig auf ein sophisticatetes Alterswerk umzuschwenken? Stattdessen krabbelt sie noch immer zu Aerobicmusik durch Clips und über Bühnen, will uns allen den ewigen »Dorian Gray«-Mythos als wahr verkaufen, von Pianosounds und Streichern Dancefloor-melancholisch ummantelt. Irgendwie will man da nicht mehr mitzappeln, so aus Prinzip schon nicht, aber auch, weil die Stücke einfach nicht mehr diese Qualitätsdichte wie früher haben. (Denn das musste man ihr bei allen sonst kritisierbaren Punkten lassen: Keine lieferte so solide am Zeitgeist entlang ab wie dieses Popchamäleon.) Da sind aktuell Künstlerinnen wie Robyn und Annie auf gleichem Terrain einfach zwingender. Thomas Venker Madonna »Hard Candy« (Warner)

10 11 12 13 14 15

Santogold Santogold Booka Shade The Sun And The Neon Light Gustav Verlass die Stadt! The Fratellis Here We Stand Coldplay Vida La Vida Or Death And All … Lützenkirchen Pandora Electronica Infadels Universe In Reverse Silver Jews Lookout Mountain, Lookout Sea Jape Floating Alexander Marcus Electrolore Scarlett Johansson Anywhere I Lay My Head The Ting Tings We Started Nothing Munk Cloudbuster The Futureheads This Is Not The World El Perro Del Mar The Valley To The Stars

Lesers liebste Platten 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15

Portishead Third Kettcar Sylt Hot Chip Made In The Dark Radiohead In Rainbows MGMT Oracular Spectacular Amy Winehouse Back To Black Foals Antidotes The Kooks Konk Die Ärzte Jazz Ist Anders The Notwist The Devil, You + Me Slut Still No1 The Last Shadow Puppets The Age Of Understatement dEUS Vantage Point Beatsteaks .limbo messiah ¡Forward, Russia! Life Processes

Ende Juli erscheint übrigens »Madonna und wir. Bekenntnisse« (Kerstin und Sandra Grether [hrsg.], 400 S., Suhrkamp, mit Beiträgen von Jens Friebe,

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088 Probefahrt

Ellen Allien Sool BPitch Control / Rough Trade &

Anja Schneider Beyond The Valley Mobilee / Rough Trade Techno ist, wie die meisten anderen Musikrichtungen auch, ein Männerzirkus. Ellen Allien meinte mal, neunzig Prozent aller Demos, die sie für ihr Label BPitch Control zugeschickt bekäme, stammten von männlichen Künstlern. Wie war das damals noch mit den Verheißungen der radikalen neuen Musik? Sollte die Idee des Popstars, egal, ob männlich oder weiblich, nicht gar gekillt werden, während die Crowd sich in ein Utopia aus unendlicher Freiheit und Glückseligkeit tanzte? Waren nicht eh alle geschlechtslose Androide? Doch dann kamen die Neunziger, und die Karawane der Star-DJs rollte durchs Land. Echte (überwiegend männliche) Menschen, die sogar in Fleisch und Blut in Musikvideos auftraten. Und heute? Weibliche erfolgreiche DJs fallen mir spontan einige ein, aber leider auch nicht übermäßig viele: Ada, Dinky, Magda, Jennifer Cardini, Chloé, Shinedoe, Electric Indigo und ihr Female-Pressure-Netzwerk, Kate Wax, Miss Kittin. Weibliche DJs und Produzentinnen, die obendrein auch noch ein Label verwalten, sind deutlich rarer gesät. Ellen Alliens BPitch Control zählt sicherlich zu den wichtigsten Technofirmen, die es hierzulande gibt. Dem Label kommt unter anderem das Verdienst zu, Modeselektor und Feadz groß gemacht zu haben. Ellen Alliens letztes eigenes Album liegt zwei Jahre zurück. Damals veröffentlichte sie zusammen mit Apparat »Orchestra Of The Bubbles«, eine abwechslungsreiche Platte zwischen Poptechno und Electronica. Davor gab es das Vocallastige »Thrills«. Von daher überrascht das neue Album doch: »Sool« ist atmosphärisch dicht und minimal, einige Stücke klingen eher nach Richie Hawtins M_nus als nach BPitch, manche lassen an Chloés letztjähriges »The Waiting Room« denken. Einzig bei dem wundersam esoterischen »Frieda« wird richtig gesungen, oder vielmehr gehaucht. Das Björk’artige Stück bildet die Klimax einer schönen Platte, der man deutlich anhört, dass sie im kalten Berliner Winter entstanden ist. Anja Schneider verdiente sich die Meriten in erster Linie über ihre Radioshow »Dance Under The Blue Moon« bei Radio Fritz und durch das von ihr betriebene Label Mobilee, wo nun auch »Beyond The Valley« erscheint. Ging es Ellen Allien immer schon darum, sich bei den Eigenveröffentlichungen musikalisch von ihren DJSets abzuheben, bekommt man bei Anja Schneider ziemlich genau das, was man

Bon Iver

DURCH DIE BANK Eine Stilart mit derart langer und bedeutungsvoller Tradition wie Folk. Eigentlich ist ihre Darstellungsform so felsenfest determiniert, dass Neues darin schwer vorstellbar und noch schwerer umzusetzen ist. Aber ein bisserl was geht immer noch.

H

elden wie Dylan sind so unwiederbringlich im Kollektivgedächtnis verankert, dass jeder früher oder später über sie stolpert und dem ewig jungen Reiz ihrer Interpretationen erliegt. Nur ganz selten schafft es ein Musiker, diese Bürde der Genreahnen zu überwinden. Bon Iver ist es gelungen und hat damit ein Album der Extraklasse zusammengestellt. Und das kommt völlig unvermittelt, es ist ein Debüt von einer beneidenswerten Souveränität. »For Emma ...« ist ein Lo-Fi-Album mit einem so romantischen Ursprungsmythos, dass ich hier am liebsten das Promoanschreiben abtippen würde. Das überlasse ich aber doch lieber anderen. Nur kurz: Nach dem Ende seiner vormaligen Band hat sich Bon Iver a.k.a. Justin Vernon allein in die Einöde zurückgezogen und mit nur wenigen Instrumenten unter kargen Bedingungen die Demos produziert, die diesem Album zugrunde liegen. Sie können nicht so viel anders geklungen haben als das Endprodukt, denn das Album macht die einsame, aber heimelige Stimmung völliger Zurückgezogenheit mehr als deutlich. Die neun Songs sind durch die Bank wunderschön, mit eher intuitiven als konventionellen Strukturen wie Arrangements und einer subtilen und doch stimmungsvollen Atmosphäre zum Niederknien. Darüber singt Vernon mit einer hohen, flirrenden und doch seltsam artifiziell wirkenden Stimme, die seine Musik noch außergewöhnlicher macht als sowieso schon. Songs wie »Skinny Love« sind von einer Klasse, dass sie auch beim hundertsten Durchlauf nichts von ihrer Kraft verlieren, ich

erwartet: eine solide Technoplatte ohne Experimente und Kompromisse, gerader Beat, ein bisschen Geflirre bei den Höhen. Gut zum Vorglühen, ansonsten eher nichts für zu Hause. Sebastian Ingenhoff

Bratze Waffe EP / Audiolith / Broken Silence Es hat einfach gepasst: Der Tante Renate, Clickclickdecker – die Schrottvögel wollten Hochzeit halten in dem schimmeligen Indie-Club, Fiderallala. Dass das auch noch so gut klingt, so gut klappt, so sehr ankommt, hatten die beiden Hamburger jedoch wohl

kann das sagen, denn so lange läuft der Song hier schon. Die unverständige Emma weiß nicht, was ihr entgangen ist. Dumm von ihr. Denn die ihr gewidmete Platte ist so eigenständig und gut, dass aus den letzten Monaten höchstens noch die letzte José Gonzáles ansatzweise vergleichbar ist. Meisterwerk. Vier Fragen an Bon Iver: Drei gut aussehende Jungs mit Stimmen wie Engel. Wie habt ihr euch gefunden? Justin Vernon: Sean, der jetzige Drummer, kam zu meiner ersten Show als Bon Iver. Ich kannte ihn kaum, aber ich wusste, er ist sehr gut. Er hatte meine Platte auf MySpace gehört und die Songs geübt und bot sich an. Also sagte ich okay. Mikey, der Bariton-Gitarre spielt, ist ein Ex-Student von mir. Ich fragte ihn, ob er nicht lieber das Studium schmeißen und bei mir einstiegen wolle. So machte er es. In welcher Tradition seht ihr euch? Auch wenn es IndieArrangements sind, so verortet euch die Vocallastigkeit und -ausgestaltung im Kontext der Soul-Boygroups. Eine Referenz für dich? Lass es mich so sagen: Ich werde lieber mit Duke Ellington als mit Donovan zusammengebracht. Noch mal zurück zum SXSW, wo ich euch gesehen habe: Welche anderen Bands hast du dort gesehen, die du mochtest und unseren Lesern ans Herz legen willst? Bowerbirds und Land Of Talk. Text: Christian Steinbrink / Interview: Thomas Venker Bon Iver »For Emma, Forever Ago« (Beggars / Indigo)

auch nicht geahnt. Ist aber so. Und nach dem Debüt »Kraft« gibt es daher nun bereits eine Fortsetzung. Drei neue Songs sowie der Rampue-Remix zu »Der Atem des Phoenix«. Der Bretterwald ist neu beschildert. Was soll man sagen? »Super« zum Beispiel. Oder auch: »Die Amsel war der Bräutigam, die Drossel war die Braute. Fiderallala.« Linus Volkmann

Clueso So sehr dabei Four / SonyBMG Vom Rapper zum Singer/ Songwriter, vom HipHopBattle ins Vorprogramm von Herbert Grönemeyer –

so eine Geschichte müsste man eigentlich uncool nennen. Nicht jedoch beim Thüringer Clueso. Von Song zu Song, Album zu Album, Auftritt zu Auftritt scheint seine Entwicklung geradezu zwangsweise logisch zu sein. Wortsport lässt sich nämlich auch in Gesang ausdrücken, und funky-funky sind nicht nur dope Beats, sondern auch akustische Gitarren. Clueso hat sich von allen musikalischen Schubladen längst verabschiedet. Macht lieber anspruchsvolle Popsongs, die die Reise vom bloßen Steely-Dan-Sample rückwärts zur originalen Band angetreten und mit dem neuen Album quasi abgeschlossen haben. Kaum ein deutscher Künstler orchestriert seine Songs wohl


reichhaltiger und abwechslungsreicher als er. Wer sich nicht spätestens jetzt mal mit Clueso ernsthaft beschäftigt, den bestraft das Leben. Oder die UNO. Hoffentlich. Wer keine musikalischen Scheuklappen trägt, den muss das hier ansprechen. Vom HipHopper zur Pop-Universalwaffe – coole Geschichte, coole Platte. Uwe Buschmann

Coldplay Viva La Vida Or Death And All His Friends Parlophone / Emi Kaum nach Bekanntwerden des blasierten Albumtitels brachen die Diskussionen los. Bar jedweden musikalischen Belegs war die Einigkeit im Netz groß: Zweifelsfrei seien sie von allen guten Geistern verlassen – das gänzlich unbescheiden mit dem Weltkulturerbe’esken Gemälde »La Liberté Guidant Le Peuple« von Eugène Delacroix verzierte vierte Coldplay-Album werde ganz gewiss ein abgehobenes Oeuvre d’Art und läute unweigerlich den wie-auch-immer-gearteten Abstieg der Briten ein. Hey Leute, schon mal was von Rufmord gehört? Immerhin hängen da ja auch einige Hundert Arbeitsplätze dran! Zugegeben: Es ist schon ein Dilemma mit der erreichten Größe. Da ist es dann wohl unvermeidlich, dass es bei Coldplay-Berichterstattung stets auch um monströsen Status und die damit einhergehende Verkaufserwartung gehen muss. Möglicherweise auch deswegen überließen sie bei der Wahl des Kreativteams für die Erstellung des kommenden Nummer-1-Albums nichts dem Zufall: Für die euphorisierenden, U2’esken Stadion-Momente nebst monotoner Bassline wurde auf eigenen Wunsch Brian Eno eingekauft, für Indie-Affinität bzw. das Flair desperater Getriebenheit holte man sich Arcade-Fire-Produzent Markus Dravs ins Londoner Bakery-Studio. Martins erklärtes Ziel, ein Album zu schaffen, dass »unterhaltsam« sein und »42 Minuten mit zehn großartigen Songs bieten, die hoffentlich für viele Leute Lieblingsliedcharakter besitzen«, soll, findet auf dem endgültigen Tonträger irgendwie nicht die komplette Entsprechung. Zwar gewährleistet die Band durch die Hinzunahme allerlei dezenter Weltmusik-Elemente und Stil/Tempo-Brüche ein uneingeschränkt hohes Entertainment-Level, doch dürfte die Identifizierung persönlicher Mitsing-Favoriten viele der zu erwartenden etwa zehn Millionen AlbumKäufer vor einige Schwierigkeiten stellen. Gar zu Christo-und-Jeanne-Claude’haft verschleiert Meister Eno die überwiegend wohlig-erhabenen Larger-than-life-Songs mit dem für ihn Trademark’haften KlangKokon. Andererseits: Vielleicht waren’s ja auch nur die Boxen bei meiner ListeningSession. Jürgen Dobelmann

The Death Set Worldwide Counter / Rough Trade Sensationell, mit welcher Beharrlichkeit The Death Set auf Instrumente und Hörer einprügeln. 18 Songs in 26 Minuten – das sind Zahlen mit unerschütterlicher Aussagekraft. Ein doppelköpfiger Tiger auf dem Cover faucht Bandname und Titel des Debütalbums in Sägezahn-Schrift, bereit zum Sprung, so richtig auf Krawall gebürstet. Johnny Siera, Beau Velasco und Peter O’Connell, die ursprünglich aus Sydney stammen und über Brooklyn schließlich in Baltimore landeten, geben auf »Worldwide« von allem reichlich: reichlich Tempo, reichlich Lo-Fi und reichlich Punk. »Devo fürs 21. Jahrhundert« nennen das findige Schablonenschneider, weil deren NewWave-Sound bei The Death Set in doppelter Geschwindigkeit und mit hochgepitchten Stimmen zum schmerzbefreiten Electro-Punk avanciert. »Negative Thinking« und »Intermission«, die beiden EPSongs, hätten uns eine Warnung sein können – aber wir wollten ja nicht hören. Und so stapeln Gitarre, Gesang und Casio einen Koloss aus wilden Strophen, Chaosrefrains und stoischen Dancefloor-Beats, legendäre Liveshows inklusive. Plump, vor allem aber schnurstracks geradeaus und nichts für schwache Nerven. You Say Party? We Say Death Set! Henrik Drüner

Diverse Ed Rec Vol. III Ed Banger / Al!ve Wenn sich unter dem bunten Zirkuszelt der RockRave-Rap-Artisten heute jemand die ganz dicke Hose anziehen darf, dann Busy P. Der Boss von Ed Banger weiß das nach dem laut beklatschten Erfolg seiner RumpelKids-Bande natürlich nur zu gut und lässt sich nicht zweimal bitten. Anlässlich der Fünfjahresfeier seines Labels holt Busy P den Westcoast-Rapper Murs in sein Studio und lässt ihn von all den Partyschweinereien erzählen, die zum Banger-Soundtrack quasi zwangsläufig passieren müssen. Auch sonst gerät die Karachofete der auf Compilation Numero drei versammelten Posse überaus standesgemäß. SebastiAn fördert noch mehr Schwermetall aus seinem Sampler zutage, Uffie hat noch mehr Alkohol im Blut, Justice verbreiten noch mehr »Stress« in der Disco. Die einzige Frage, die am Rande des Tanzbodens aus dem Moshpit purzelt, ist, wie lange man an der Lauter-krasser-verzerrter-unverschämter-Schraube noch drehen kann, bevor das Gewinde ganz durchscheuert. Noch haut das ordentlich rein. Im Disziplinierungswahn, der jeden noch so kleinen privaten Randbereich unseres Alltags erfasst, liegt ≥


090 Probefahrt

≥ der Erfolg von Ed Banger nicht zuletzt in seiner Verheißungskraft. Das Versprechen, dass irgendwo eine Wildheit außer Rand und Band existiert, dass der totale Kontrollverlust denkbar ist, bringt das Label mit ansteckender Authentizität rüber. Man nimmt Busy P in seiner dicken Hose eben absolut ab, dass er den derbsten Spaß daran hat, wenn sein MC über Verbotenes wie Schwänze so groß wie Texas rappt. Wer sich »Ed Rec Vol. III« anschafft, holt sich auch eine Lizenz zur Grenzüberschreitung ins Kinderzimmer oder ins Eigenheim: Beats und Breaks, dicker als die Partypolizei erlaubt. Arno Raffeiner

Diverse Wighnomy Brothers: Metawuffmischfelge Freude Am Tanzen / Kompakt &

100 Traum / Kompakt Bei den Prinzipien DJ-Mix und Label-Compilation geht es beide Male um die Schaffung von Identität in Form eines erkennbaren Gesamtsounds, und doch wird von ganz anderen Voraussetzungen ausgegangen. Fan-

Caesars

HINTEN IM VOLVO Die iPod-Werbung war gestern. Genauer gesagt 2005, also vorgestern. Trotzdem klopft sie immer wieder an: »Caesars? Ah ja, die Schweden mit dem Song aus der Kampagne damals.« Fluch und Segen, na klar. Und jetzt?

J

etzt ist Schluss mit den Stereotypen und einfach mal rein: Auf dem neuen Album dominiert weiterhin ein leicht polierter Garagensound mit Rrrock-Attitüde und Hooklines, von Soundtrack-Of-Our-Lives-Sänger Ebbot Lundberg rund und auf den Punkt produziert. Neu ist, dass nun Dreiviertel der Band singen, was den zwei Dutzend Songs auf Dauer nur guttut, der Beatles-Satz-Gesang fängt etwaige Mängel im Songwriting nämlich ganz gut ab. Z.B. im flotten Handclapper »Down Down Down«. Die Kinks-Byrds-Retroreferenzen sind allgegenwärtig, kommen aber angenehm verkleidet und nicht als plumpes Plagiat daher. Letztlich weiß man aber, gerade durch die Vielzahl an Songs bedingt, nicht so genau, wohin man will: Pop-Zuckerwatte oder doch lieber Rotzrock? Einigen wir uns auf unentschieden. Und fragen zur Sicherheit noch mal bei Gitarrist Joakim Åhlund nach:

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June 5 / Berlin (DE), Lido June 6 / Nürburgring, Adenau, Eifel (DE), Rock am Ring June 7 / Nürnberg (DE), Rock im Park June 28 / Kesselhaus (DE), München June 29 / Neuss / Duesseldorf (DE), Kiesgrube July 18 / Graefenhainichen (DE), Melt Festival www.bookashade.com www.physical-music.com

24 Songs! Wo andere überlegen, nur noch einzelne Songs zu veröffentlichen, haut ihr gleich mal ein Doppelalbum raus ... Alben sind toll, Singles auch. Es steckte gar kein großer Plan dahinter, es ist kein Konzeptalbum oder so ein Dreck. Wir hatten am Ende einfach so viel top Material, dass wir beschlossen, ein Doppelalbum daraus zu machen. Ärgert es euch, wenn euch die Leute immer noch auf den iPod-Werbespot reduzieren? Erinnert sich noch irgendwer daran? Nein, vielmehr ärgert es mich, wenn sich die Leute hässlich anziehen oder ihre verkorksten politischen Ansichten in die Welt posaunen. Der Werbespot hat unserem kleinen Orchester tatsächlich sehr geholfen, also habe ich nur positive Erinnerungen daran. Peter Flore Caesars »Strawberry Weed« (Virgin / Emi)

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gen wir bei den Jubilaren an: Das Kölner Label Traum beschenkt sich zum doppelrunden Geburtstag – zehnjähriges Bestehen und hundert Veröffentlichungen – mit einer Auswahl exklusiver Tracks von ehemaligen Traum-Acts (Broker/Dealer oder Fairmont), altbekannten Helden (Dominik Eulberg) und Neuzugängen (z. B. Moonbeam). Die Compilation beweist, dass niemand Traum mitsamt seinen Sublabels so schnell die Position als MinimalPlatzhirsch mit Sinn für Kitsch und Krawall streitig machen wird. So funktioniert konstante, zielgerichtete Labelarbeit. Die »Metawuffmischfelge« dagegen führt einmal mehr die Qualitäten der DJMixkunst der Wighnomy Brothers vor, beziehungsweise jene von Gabor Schablitzki alias Robag Wruhme, der hier im Alleingang selektiert und elektrogemischt hat. Minimales, Electroides, Sphärisches und auch Jazziges zurrt er zu einem stimmigen Ganzen zusammen, indem er meist drei oder vier Platten parallel laufen lässt, die gewählten Stücke an verschiedenen Stellen im Mix mehrmals einblendet und überdies eigene Samples dazwischenstreut. Viel Aufwand, der sich aber in pure Leichtigkeit verwandelt. Die im Titel angedeutete Metaebene liegt hier sozusagen zuunterst: Der unvergleichlich bouncende

Swing, den Gabor Schablitzki bekanntermaßen aus seinen eigenen Produktionen, aber scheinbar auch aus fast jeder anderen Schallplatte hervorlocken kann, bildet den speziellen Unterbau: massiv, aber zugleich atmosphärisch und grazil. Arno Raffeiner

Fire In The Attic Cum Grano Salis Redfield / Cargo Na, das gab ja mal ein Rausch im Blätterwald: Fire In The Attic legen ihre neue Platte noch vor offizieller Veröffentlichung den geschätzten Kollegen vom Visions-Magazin bei. Diese recht einzigartige Idee dürfte der Bonner Band und auch dem Dortmunder Magazin also jede Menge Publicity und damit auch neue Hörer beschert haben. Verdient hätten es Fire In The Attic allemal, schließlich ist »Cum Grano Salis« ein deutlicher Schritt nach vorne und auch ein Schritt weg vom ach so »gewöhnlichen« EmoCore. Die Zeit im Proberaum, die Zeit beim Schrauben jedenfalls ist spürbar. Fraglich natürlich, ob die Beilage in einem Kioskmagazin tatsächlich auch die »echten« Verkäufe fördert – und nicht schmälert. Dem regulären Käufer wird als Überre-

dungshilfe zugunsten der eigenen Version der Platte ein 48-seitiges Booklet in schniekem Sonderdruck an die Hand gegeben. Das kann den geneigten Fan sicher überzeugen. Nur hätten diese »Cum Grano Salis« wahrscheinlich ohnehin gekauft. Bleibt also zu hoffen, dass sich auch die neu erworbenen Hörer nicht nur mit der Magazin-Version zufriedengeben. Wäre sonst doch auch schade um diese gute Platte und um diese couragierte Idee von Band, Label und Magazin. David Winter

Friska Viljor Tour De Hearts DevilDuck / Indigo Friska Viljors Debüt »Bravo!« war eines der besten Alben des vergangenen Jahres. Leider haben es gar nicht so viele wahrgenommen. Wenn die IntroLeserschaft es auch immerhin im Jahres-Poll auf Platz 44 wählte – knapp hinter PJ Harvey und noch vor LCD Soundsystem. Das schwierige zweite Album hat die kauzige schwedische Band um den fistelstimmigen Sänger Joakim Svenigsson bestens gemeistert. Erneut versetzt in Erstaunen, wie dicht bei ihr Verschrobenheit und Traurigkeit einerseits und Leichtigkeit und Poppigkeit andererseits beieinander-

091

liegen. Ist die Single »Old Man« eine hitverdächtige Abgehnummer, folgt unmittelbar darauf mit »Oh No« ein schwermütiger Weihnachtssong im Walzertakt und mit russischem Einschlag. Bei Friska Viljor trifft ein kindlicher Klangkosmos (Glokkenspiel, Falsettchöre etc.) auf Rockgitarren, britisch orientierter Pop auf WeirdFolk-Elemente, Breitwandformatiges auf Lo-Fi-Minimalismen, große Camp-Gestik auf einen zwergenweltartigen Detailreichtum. Es ist, als ob die Figuren einer russischen Schachtelpuppe sich nach einem gemeinsamen Trip zu den Bergtrollen bei der Hand nähmen, um in einer Londoner Disco tanzen zu gehen. Frank Schuster

Gonzales Soft Power Universal Der Weg zwischen Pop- und Hochkultur, es gibt ihn. Allerdings ist er gepflastert mit extrem viel Ödnis: CDs mit beigefügten Kunstdrucken, MuckerAttitüden, Verspulung in Sprache und Musik bis zur völligen Unkenntlichmachung von Klarheit. Selten kommt es auf diesem Weg zu so selbstironischen Aussprüchen wie einst bei Funny Van Dannen auf »Grooveman«, dort hieß es ≥


092 Probefahrt

≥ seinerzeit: »Das nächste Stück hört sich jazzig an, ist aber Punk.« Denn wer an den Trog Hochkultur will, muss anscheinend allen Humor über Bord werfen. Warum auch immer das so sein mag – es wird danach gehandelt. Zu den Wenigen, die sich über dieses Bedeutungshaftigkeit-Verdikt hinwegsetzen, gehört Gonzales. Wegen seiner archaischen Urviehhaftigkeit, den holperbeatigen Stylersounds und seinem Witz musste man Anfang des Jahrzehnts auf ihn aufmerksam werden. Und während seine Ex-Homebase Kitty-Yo zuletzt weit in den Hintergrund trat, bewegte sich Gonzales lässig und sicher in elegantere Gefilde, in denen guter Wein statt Erbrochenes regiert. Also überspitzt gesagt, schließlich ist Gonzales ja auch selbst überspitzt. Seine Live-Auftritte sind nach wie vor legendäres Entertainment, und wenn er dann noch am Flügel sitzt und das Rampensautum mit klassischer Piano-Versiertheit konterkariert, ist man nur noch beeindruckt. Einzig, und das muss auch gesagt werden, die Alben fallen hinter dieses Erlebnis spürbar zurück. Es fehlt die genialische physische Facette, die Interaktion mit der Band, und es bleibt neben guten Momenten auch sehr viel Gedudel. Die feine musikalische Ironie, die darin

The Dresden Dolls

DO, OR DO NOT! Alles bleibt anders bei den Dresden Dolls. Selbst beim Albumtitel verändern Brian Viglione und Amanda Palmer nur eine Nuance. Auf »Yes, Virginia« folgt »No, Virginia«. Anlass genug für ein paar nuancierte Fragen an Brian. Und wo war Amanda?

D

er Hauptunterschied, so Brian Viglione, zwischen »No, Virginia« und dem vorherigen Album »Yes, Virginia« liege in der würzigen Kürze, mit der The Dresden Dolls die Songs ihres fortlaufenden Brecht’schen Punk-RockMusicals, das zwischen einschmeichelnd bis over the top eine große Bandbreite von Kritikergewäsch zu evozieren vermag, heuer darbieten. Fünf Stücke stammen noch aus den Sessions zu »Yes, Virginia«. Sind auch diesmal wieder Songs übrig geblieben – für die kommende Platte »Maybe, Virginia«? Nein, und es gebe bei den Dolls auch kein »vielleicht«, meint Brian: »Wie der weise Yoda schon sagte: ›Do, or do not.‹« Du hast Amanda auf einer Halloween-Party in Boston kennengelernt. Welche Kostüme habt ihr damals getragen? Amanda hatte sich als Aushilfskraft im Büro verklei-

det. Sie trug einen braunen Rock, eine beige Bluse, ein billiges Armband und hatte das Haar hochgesteckt. Ich trug eine Lederjacke, war im Gesicht weiß geschminkt, und Kunstblut lief mir über die Stirn. Was machst du, während sich Amanda um ihr Solo-Projekt kümmert? Ich habe seit einem Jahr ein paar verschiedene Tour- und Studioprojekte am Laufen und werde bald mit einer umwerfenden Band namens The World/Inferno Friendship Society auf Tour gehen. Neulich habe ich ein paar Songs für das neue Nine-Inch-Nails-Album eingespielt, »Ghosts I-IV«. Es macht mir Spaß, mit unterschiedlichen Leuten zu kooperieren. Wolfgang Frömberg

The Dresden Dolls »No, Virginia« (Roadrunner / Warner)


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steckt, auch mal komplett ironiefrei balladesk verschwurbelte Klavierstücke mit 70er-Look aufzuführen, muss man wirklich mögen. Das wird auf »Softrock« noch mal deutlicher als je zuvor. Live wird man mitgerissen, auf Platte sollte man selbst was dafür tun. Fair warning. Linus Volkmann

Hadouken! Music For An Accelerated Culture Warner Live brechen alle Dämme. Kürzlich auf der Melt!-KlubTour wurde im Deichkind-Stil die Bühne geentert, mit den Neonleuchtstäbchen zwischen den Zähnen. Bei diesem Bastard aus The Streets, Prodigy und Linkin Park – um nur die Besten zu nennen – bleibt auch keine andere Wahl, als ein wenig Randale anzuzetteln. »Declaration Of War« heißt nicht von ungefähr die erste Single des britischen Quintetts, benannt nach einer Spezialbewegung aus dem Computerspiel »Street Figher«. Eine konsequente »Wir-kapitulieren-nicht«-Haltung durchzieht das Album, die Produktion auf Anschlag, immer auf der Überholspur. Sänger James Smith hat einen schweren Stand in diesem Gerangel, strapaziert seine Stimm-

bänder beinahe wie Bill Kaulitz. Man weiß ja, wie das endet. Wabernde Keyboardflächen und ein subsonischer Bass füllen den Hintergrund, davor konkurrieren stachelige Synthie-Melodien und Bratz-Gitarren um die Pole. Apropos: Warum nicht besser gleich Bratze hören? Aber dieser Testosteron-Electroclash von Hadouken! macht mich zu Hause erst Fürchten, dann sinnieren. Selbst eine Ausnahme wie »Driving Nowhere« durchbricht nur kurzzeitig den konstanten Alarmzustand. Henrik Drüner

Herrenmagazin Atzelgift Motor Music / Edel / VÖ 06.06. Aus Hamburg, da, wo sich die Leute am allermeisten darüber freuen, aus Hamburg zu kommen, zu dir »Digger« sagen und die Jungs gern unter sich sind, kommt die kleine Band Herrenmagazin. In bester Deutschpunk-Tradition mit einem besonders bekloppten Namen und nach mehreren EPs jetzt mit dem ersten Album »Atzelgift« am Mann. Label Motor kann zufrieden sein, denn das süße Produzentengenie Tobias Siebert hat die Band so aufgenommen, wie sie an einem guten Tag und mit etwas Hilfe eben klin-

gen mag, und damit das einzig Richtige gemacht. Melancholie und immer noch jugendlicher Unmut brauchen keine Geigen und Pianoforte, und es ist vorbildhaft, wie hier die Punkwurzeln der Band nicht mit Schwulst zugeschmiert werden, sondern die Oberfläche des deutschsprachigen Indie-Rock durchbrechen und aufrauen. Dazu herrliche zweistimmige Refrains. Alles ganz einfach, alles wie vor Jahren, alles schlecht: also gut. »Früher war ich meistens traurig« heißt das erste Stück dieses wunderbar altmodischen, rührenden Albums, und in der Titelanzeige des MP3-Players wird der Satz mit »Heute bin ich nur noch sauer« zu Ende geführt. Simpler und doch treffender wurde Postpubertätserfahrung und was danach noch alles passierte selten in Musik festgehalten. Eine Platte mit (gebrochenem) Herz. Hamburg, da werde ich dann doch schwach. Benjamin Walter

iLiKETRAiNS Elegies To Lessons Learnt DVD / Beggars / Indigo Erinnert sich noch wer an Friedrich und Friedrich, die vergnügten Knetmännchen, die gemeinsam mit Luzie, dem Schrecken der Straße, rumhingen

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und die das Wohnzimmer in eine Schlittschuhbahn verwandeln konnten? Auf der DVD »Elegies To Lessons Learnt« lassen iLiKETRAiNS eine solche Friedrich-Variante in Stop-Motion durch Katastrophenszenarien der letzten Jahrhunderte reisen: die Feuersbrunst in London 1666, ein Suizid im Miami der Gegenwart, die Hexenverfolgung in Salem 1692. Inhaltlich zusammengehalten wird das Ganze durch den verwirrten Verstand eines Unfallopfers, das neun gewaltvolle Tode der Vergangenheit und den eigenen Unfall durchlebt. Ein Lehrstück in Sachen Library-Rock. Konsequent wird in den Credits daher nicht nur der Kostümdesigner und Illustratoren gedacht, sondern auch der neun verstorbenen Männern. »Their bodies may be dust but their names shall liveth on«, lautet das Programm des Projekts. Die liebevoll-pathetischen Animationsfilmchen begleiten die elf Songs des letzten und gleichnamigen Albums, das bisher unveröffentlichte »More Weight« gibt’s noch dazu. »More Weight«, die angeblich letzten Worte eines ertränkten Hexers, der der Verfolgung 1692 zum Opfer fiel – so viel zum Pathos. Eigentlich war ich ja fast schon Fan der Band. Aber das ist von allem ein bisschen zu viel. Armer Friedrich. Meike Wolf

CD / 2XCD / 4XLP / DVD

THE CLASSIC SONGS COLLECTED FOR THE FIRST TIME FEATURING KARMA POLICE, CREEP, PARANOID ANDROID,FAKE PLASTIC TREES AND NO SURPRISES

MAY 30 WWW.RADIOHEAD.DE

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Silver Jews

EINFACH SCHWIERIG Posthedonismus und die Relativierung dringlicher Traurigkeit als Letztbegründung der Existenz – oder auch einfach: die neue Silver-Jews-Platte.

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eit der letzten Platte ist David Berman, die zumeist vollbärtige Eminenz hinter den Silver Jews, dazu übergegangen, seinen brillanten Wortschöpfungs-Narzissmus zugunsten einer schlichteren Herangehensweise aufzugeben. Das konkretisiert sich in kohärenteren Texten, die sich einer Form von Storytelling annähern, wie man es aus Country-Texten kennt. War Berman früher eher Meta-Country, könnte er heute zu einem gut bezahlten Ghostwriter für Garth Brooks werden (na ja). »Suffering Jukebox« ist so ein Song, den ich sonst niemanden schreiben sehe. Harry Nilsson hat über seinen Schreibtisch gesungen, aber wer hat jemals das Nachtleben aus der Perspektive einer Jukebox geschildert? Gut, es gibt jetzt nicht mehr diesen abgefüllten AfterhoursExistenzialismus, der einen Jahrhundertsong wie »Horseleg Swastikas« hervorbrachte und Silver Jews wie den bei der Geburt getrennten Zwillingsbruder des posthedonistischen 75er-Neil-Young zu Zeiten des Albums »Tonight’s The Night« aussehen ließ. Dies hier ist eher ausgeglichener Existenzialismus mit skurrilen Geschichten über KleinkriminellenPaare und die kreative Kraft von Träumen. Nur konsequent, dass auch die einstmals brüchigen Songstrukturen in einen stabileren Zustand überführt wurden. Aber wenn David Berman singt, mit dieser verwackelten Stimme, der man unbedingt glauben muss, kommt der Musik doch wieder der Nimbus glorreich abgerissener Erhabenheit zu. Die abstrakte Bewusstseinsstrom-Technik deiner früheren Texte weicht mehr und mehr einem fast schon geradlinigen Storytelling. Als ich auf Tour ging, konnte ich

Infadels Universe In Reserve Wall of Sound / PIAS / Rough Trade Als Infadels noch unter dem Namen Balboa firmierten, beschallten sie halbherzig Modeschauen und ähnliche zwiespältig-interdisziplinäre Veranstaltungen. Aber eigentlich wollten sie doch rocken, auf den Stadionbühnen! So kam die Neuverortung zustande, die uns vor zwei Jahren das Debüt und nun den Nachfolger beschert. Und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die Floskel catchy Refrains eigens für oder von Infadels erschaffen wurde. Die Folge liegt nahe: »Universe In Reserve« verblüfft mit maximaler Eingängigkeit. Ob das jetzt In-

einen genauen Blick auf die Gesichter der Leute werfen. Ich hatte sie mir ganz falsch vorgestellt, ich sah sie als Altersgenossen, aber sie waren viel jünger. Plötzlich realisierte ich, dass ich Wissen übertragen muss, statt es gegen einen Spiegel zu schleudern. Du hast mir mal von deinem Unbehagen bezüglich fiktionaler Literatur und Eskapismus erzählt. Nun könnte man Songs wie »What Is Not, But Could Be If« oder »My Pillow Is The Threshold« ebenfalls eskapistische Tendenzen vorwerfen. Fiktion und Spielfilme haben die Möglichkeit des Unglaubens zu lange unterbunden. Ich finde, sie bedürfen einer gewollten Verzauberung. Ab einem bestimmten Alter Romane zu lesen ist ein unverantwortlicher Akt. Dennoch sehe ich, dass Fabeln und Parabeln, wie non-fiktionale Epigramme, schnelle und schöne Möglichkeiten bieten, jemanden an tiefere Ideen heranzuführen. Drei Minuten sind genau richtig, um die Aufmerksamkeit der Leute zu beanspruchen. Du hast mit »Open Field« eine Coverversion eines Songs der japanischen Naiv-Pop-Band Maher Shalal Hash Baz aufgenommen. Es scheint, als seien häufig Musiker von dieser Band begeistert, Jens Lekman ist ebenfalls ein großer Fan. Wahre Liebhaber des Sports sind daran interessiert, inkonsequente Spiele anzusehen, was eine komplexere Sympathie reflektiert. Der durchschnittliche Fan hingegen verfolgt nur die großen Spiele. So ist es wohl. Mario Lasar Silver Jews »Lookout Mountain, Lookout Sea« (Drag City / Rough Trade / VÖ 13.06.)

die-Electropop ist oder nicht, ob die Songs Tiefgang aufweisen oder lediglich an der Oberfläche kratzen – geschenkt. Ich sehe glückliche Festivalbesucher, sehe gefüllte Indiedisco-Tanzflächen, sehe nicht weniger als zehn potenzielle Single-Auskopplungen. Selbst an die eine Ballade (»Don’t Look Behind You«) haben die fünf Londoner gedacht. Alles erstrahlt in Euphorie. Mission erfüllt. Henrik Drüner

Joan As Police Woman To Survive Pias / Rough Trade »Real Life«, das Solodebüt von Joan Wasser als Joan As Police Woman, gehörte zu den schönsten Veröf-

fentlichungen des Jahres 2006. Die Merkmale, die die Platte damals so besonders machten, zeichnen nun auch den Nachfolger »To Survive« aus: treffende Arrangements, beseelte Tiefe, Joans Anmut und der großartige soulige Backgroundgesang. Die Songs besitzen eine wie destilliert wirkende Dichte, man bekommt das Gefühl, dass sie wirklich alles in einen Song zu legen vermag. Musikalisch hat Joan dabei noch mehr als auf »Real Life« nach dieser Essenz gesucht. Die neuen Stücke sind etwas weniger verspielt, reduzierter und rauer. Den Texten geht es ähnlich: Sie handeln davon, sich den eigenen Gefühlen zu stellen, so aufrichtig wie möglich. Joans Mutter starb letztes Jahr an Krebs, auch das ist der Mu- ≥


Design: Josekdesign.com

alive news // june

LONG WALK HOME Youism Die vier Jungs aus Melbourne & Berlin vereinen schöne Momente von Bands wie Sigur Rós, A Perfect Circle und Muse. Diese Band ist sicher nicht mehr lange ein Geheinmtipp. (DANSE MACABRE)

BODI BILL Next Time LP/CD Zwischen Clubkultur, Indie und Folkästhetik! Eine wunderschöne Elektronikplatte, ein Tanzund Höralbum voller berührender Songs und hitziger Tracks. (SINNBUS)

PANTEÓN ROCOCÓ Panteón Rococó CD Das 4. Album der berühmten Mexikaner ist ein Meisterwerk! Ein musikalisches Feuerwerk zwischen Ska, Punk & Mestizio. Auf Tour mit den ÄRZTEN. (ÜBERSEE RECORDS)

LADYTRON Velocifero Das gestylte Liverpooler Quartett spart weder an Popappeal noch an euphorischen Synthesizersounds. Das ist erste Liga Electro-Rock. Sexy und herzzerreißend schön. (MAJOR RECORDS)

JOEL HARRISON Passing Train Für Fans von Van Morrisson, dem jüngeren. Oder für Fans von modernen amerikanischen Folksongs. Oder für Fans jazzfreier Singer/Songwriter mit Anspruch. (TUITION)

PROFESSOR ZAMORRA Die Quelle des Lebens Nach John Sinclair die wohl kultigste Serie im Mystery-Grusel-Sektor. Erstmals als Hörspiel, erstmals auf CD, begeistern die Hefte seit 1974 alle zwei Wochen viele tausend Leser. (CANORA MEDIA)

LODGER Life is sweet Ein vor Melodien überschäumendes Brit-Pop & Indie Album der Jungs aus UK. Ein MUß für Fans von MORRISSEY oder KOOKS. Auf Tour mit The Long Blondes! (NOISE DELUXE)

ANGELSPIT Blood death ivory Ein wirklich abgedrehtes Punk-Noise Industrial Duo aus Australien. Hier werden Harte Beats und verzerrte Gitarren im Stile von KMFDM, Skinny Puppy oder Atari Teenage Riot geboten. (DANCING FERRET)

SO SO MODERN 15 Tracks CD „So So Modern spielen auf 4 Synthesizern, 2 Gitarren, einem Schlagzeug und einem Vocoder hyperativen, schizophrenen Dance Punk, der klingt, als würden die Futureheads Chic-Songs covern.“ (NME) (UNTER SCHAFEN)

GREIFENKEIL Blood Mystery Leidenschaftlich und pulsierend, beklemmend und entfesselnd, wütend und klagend - eine faszinierende und atemberaubende Reise zur Quelle des Lebens. (GRENTZWERT)

K.C. MC KANZI Hammer & Nails Tief verwurzelt zwischen englischem Folk der 60er und 70er und dem Americana / Acoustic-Sound der Neuzeit. Sehnsüchtig schwebt ihre klare, sanfte Stimme über der Musik, zeigt den Weg durch die musikalischen Landschaften. (T3 RECORDS)

www.alive-ag.de

Corbijn, Anton CONTROL DVD „Packend, wütend, melancholisch - ein absolutes Meisterwerk!“ Der grandiose Film über das legendäre Leben von Ian Curtis (Joy Division) (CAPELIGHT)


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≥ sik anzuhören und sicher auch ein Grund für den Titel des Albums. Und bei dem Stück »To Be Lonely« ist ihre Stimme so nah aufgenommen, dass man meint, das Schmelzen der Töne in ihrem Mund hören zu können, erinnert ein Stück weit an Feist. Andere Songs klingen gar nach Fleetwood Mac (»Hard White Wall«) oder auch wie uralte Funk-angehauchte Protestsongs (»Furious«). Auf »Real Life« gab es mit »I Defy« einen Song mit und über Antony, auf dem neuen Album tritt Rufus Wainwright, in dessen Band Joan lange Zeit festes Mitglied war, als Gastsänger im letzten Song »To America« auf. Es ist ein Stück über negative Entwicklungen in ihrer beider Heimat. Dennoch: Joan sagt selbst über sich: »First and foremost, I’m a lover.« Keine Frage, das hört man. Vanessa Romotzky

Korn Live In Montreux 2004 Edel Korn sind, waren und bleiben eine Ansage. Während andere sich sonst wie im Rockzirkus angekuschelt haben hielten die Vielpfünder stets ihren Konfrontationskurs mit Plattenfir-

Alexander Marcus

DER SCHNITTMENGENKASPER

A

lexander Marcus macht Folklore und Electro und inszeniert sich dabei wie der Breakdance tanzende Bruder von Lothar Matthäus. »Electrolore« umfasst zwölf Lieder, von denen bereits vor Erscheinen dieses Albums fünf Singles zu Hits geworden sind. Über wahnwitzige YouTube-Videos wurde Alexander Marcus im Laufe des letzten Jahres zum gefeierten Web2.0-Star für Pillenraver und Korncola-Trinker gleichermaßen. Aber auch Geschmackspolizisten konnten dem wahnwitzigen Stilmix etwas abgewinnen. Alexander Marcus ist ein Schnittmengenkasper. Selten hat man eine Musik gehört, die gleichermaßen zotig und smart, sexy und dorftrottelig ist. Dabei klingt »Electrolore« in etwa, als hätten Stock Aitken Waterman oder S-Express 1988 eine deutsche Schlagerplatte produziert. Alexander, war dir die Verwirrung, die du gerade mit »Elec-

Falls der Schlager die Soulmusik der Deutschen sein sollte, dann ist Alexander Marcus die deutsche Antwort auf Michael Jackson. So eine Kombination aus Gaudi und Urban hat man bislang weder gehört noch gesehen. trolore« stiftest, vorher bewusst? Nein. Ich habe auch die Aufregung nie ganz verstanden. Auf jeden Fall haben mir viele anfangs den Ratschlag gegeben, das Ganze doch sein zu lassen, das wolle doch keiner hören. Wie unrecht sie hatten! Ich habe einen Song darüber geschrieben, »Spiel, Satz und Sieg«, er ist gleich der erste auf meinem Album. Lützenkirchen, Deichkind, Alexander Marcus: das Beste aus Kirmes, Clubkultur und Schlagerfestival. Siehst du dich als Teil einer neuen Bewegung? Ich mache mir über solche Kategorien und Schubladen wenig Gedanken. Ich gehe kaum abends aus, und in Clubs bin ich auch fast nie. Kann ich also nicht sagen, ob es da eine Bewegung gibt, aber macht gerade den Anschein, als ob die Zeit für die Electrolore und mich nun gekommen ist. Maurice Summen Alexander Marcus »Electrolore« (Kontor / Edel)


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men, Fans, Medien. Wer Glaubwürdigkeit im Buz sucht, kann sie haben, dann allerdings halt auch in die Fresse. In Montreux gaben sie 2004 eins der letzten Konzerte in Originalbesetzung. Es galt stets als Legende, da Korn das sonst eher sophisticatete jazz-erprobte Publikum bis zum Äußersten brachten. In vieläugig gefilmten Bildern und mit einem erstaunlich druckvollen Sound kann man sich diesen Clash nun zuhause nacherzählen lassen. Lohnt sich. Bernd Seidel

Ladytron Velocifero Major Der Velocifero ist ein Roller. Ein Roller, der ein wenig im Retro-Style daherkommt. Allerdings wirkt er (vielleicht auch grade deswegen) ziemlich zeitlos. Irgendwie süß schaut er auf den Fotos im Netz aus. Eine Homepage verrät sogar, dass Leute wie Robbie Williams, die Gallagher-Brüder und Elton John ein solches Gefährt ihr Eigen nennen dürfen. »Velocifero« ist auch der Name des mittlerweile vierten offiziellen LadytronStudioalbums. Die nach einem Song von Roxy Music benannte Liverpooler Band hat sich damit einen passenden Titel für

ihr aktuelles Werk ausgesucht. Denn Ladytron reisen ja musikalisch auch gerne in die Vergangenheit und bringen dabei Erinnerungsstücke mit, die trotz der Deutlichkeit ihrer Zeitbezogenheit eigen und frisch wirken. Auch auf »Velocifero« hört man wieder Bands wie Human League, Soft Cell, Depeche Mode und Visage. Der Opener »Black Cats« wartet dabei mit einer enorm fetten Bassline auf. Die analogen Synths brettern hier so dick produziert wie bisher auf keinem Album von Ladytron. Eigentlich kein Wunder, denn mit Alessandro Cortini (Nine Inch Nails) und Vicarious Bliss von Ed Banger Records hat man sich zwei sehr amtliche Produzenten ins Studio geholt. Das ist aber eigentlich auch schon das einzig Neue. Ansonsten stagnieren Ladytron so ein klein wenig. Macht für den Liebhaber solcher Musik natürlich nix, denn das stets akkurat frisierte und durchgestylte Quartett bewegt sich dabei konstant auf einem hohen Niveau. Komplexe Arrangements und ausgefeiltes Songwriting zeichnen die 13 Tracks des Albums aus. Vielleicht fehlt »Velocifero« der ÜberHit, den bisher jedes Album von Ladytron vorzuweisen hatte. Aber hey, keine Angst, obwohl die Grundstimmung etwas düsterer ist als sonst, bleiben Ladytron

gewohnt catchy und äußerst eingängig. Und die Songs wachsen bei jedem Durchlauf ein wenig mehr. Thomas Bläsen

The Lodger How Vulgar Onomato Pop / Cargo &

Lodger Life Is Sweet Noise Deluxe / Al!ve Als 2005 »Hi-Fi High Lights – Down Low«, das Debütalbum von The Lodger aus Helsinki, erschien, stand der Bassist der Band Hannes Häyhä mehr im Interesse der Berichterstattung – er ist Animationsfilmemacher und gewann zu dem Zeitpunkt gerade massig Preise für seine Strichmännchenvideos und landete einen lukrativen Werbedeal mit einem Kosmetikunternehmen – als die Musik der Band. Das wollen The Lodger jetzt ändern und mit dem neuen Album »How Vulgar« lieber sich selbst und ihre Musik in den Mittelpunkt rücken. Das hätten sie aber auch bleiben lassen können: Obwohl nach dem mysteriösen Londoner Nebel benannt, setzt

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die Band lieber auf Offensichtlichkeiten. Ihr melodischer Rock orientiert sich am längst und zu Recht verdrängten Surfpop der Neunziger, und würde ihre beliebig klingende Auswahl musikalischer Vorbilder (»Beatles, Kinks, Stones«) die Platte zu hören bekommen, sie würden sie sicherlich sogleich wieder ausschalten. Obwohl der etwas zu stark in Richtung Eingängigkeit gestimmte Rockpop so belanglos ist, dass sie vielleicht auch gar nicht merken würden, dass er überhaupt läuft. The Lodger klingen eher wie die talentierte Schülerband, bevor sie zum ersten Mal ins richtige Studio gehen darf, als die alten Hasen, denen vom finnischen Hitproduzenten Jyri Riikonen geholfen wurde. Vielleicht kann ihnen Bassist Hannes jetzt ja mit ein paar Videos unter die Arme greifen. PS: Noch mehr Lodger? Und genau im selben Monat? Königin Zufall hat wohl wieder einen sitzen. Diese Lodger kommen aus UK, sind (bis dato) etwas weniger bekannt als jene aus Skandinavien. Ihr routiniert bis schmeichelnder Britpop-Sound hält dabei die Möglichkeit offen, dass sich das Blatt zu ihren Gunsten wendet. Das Level von The Young Knives, We Are Scientists hält »Life Is Sweet« zumindest locker. Nina Scholz

Das selbstbetitelte Debütalbum der "Queen of all Pop" (NME) ab jetzt im Handel. Inklusive der Hit-Single "L.E.S Artistes". Santogold live 20.07.2008 Melt! Festival (Gräfenhainichen) www.santogold.info www.myspace.com/santogold


Times New Viking

NIEDLICHER LÄRM Das hier ist eine kleine Sensation. Kompromissloser Rumpelpunk mit Spirit und Elan, der sich trotz Mittelfinger und Billo-Attitude nicht so einfach in der drögen Rappelkiste lagern lässt. Hier ist mehr drin.

N

ach zwei Veröffentlichungen auf dem Mini-Label Slitbreeze ist das Trio aus Columbus zu Matador gewechselt, dem Heimathafen von Künstlern wie Yo La Tengo, Cat Power und Mogwai, ohne dabei – und darin besteht die eigentliche Sensation – auch nur ein Milligramm an Kompromisslosigkeit eingebüßt zu haben. So deftig verrauschte, verrumpelte und verzerrte Aufnahmen finden sich heute nur noch selten auf großen Indies. Von sich aus wären Times New Viking auch nie auf die Idee gekommen, ihren knuffigen, aber alle Gesetze der Tontechnik über Bord werfenden Rumpelpunk bei Matador anzubieten. »Die sind Fans von uns«, erzählt die Band, »so ist das zustande gekommen. Anders können wir uns das auch nicht erklären, denn wir sind keine sehr lukrative Band. Der einzige Vorteil: Mit uns eine Platte zu machen ist sehr billig!« Mit Keyboard, Schlagzeug und Gitarre ausgestattet (kein Bass!), dreschen Times New Viking ruppige Post-Punk-Nummern runter, die zwischen allem Rauschen und Brummen unglaublich viel Freundlichkeit und Pop-Appeal erkennen – oder vielleicht besser doch nur: erahnen – lassen. Das Songwriting ist ungemein melodisch, durchsetzt von kindlich anmutenden Elementen, wie wir sie von den Moldy Peaches oder Beat Happening her kennen, doch der Soundmatsch, der da völlig ohne Tiefen durchsickert, verformt alles zu einem trotzigen Akt der Verweigerung. Das hat etwas von Kindern, die eine Fratze schneiden, wenn man sie bittet, beim Fotografieren zu lächeln. »Dieses Miteinander liegt an unserem

Naturell: Wir haben sowohl aggressive wie auch total liebe und knuddelige Charaktere in der Band. Genau diese Reibungen machen es aus.« CD-Bemerkungen wie »contains explicit lyrics« und »please play loud« sind ebenso pubertär wie die von »teen angst« durchsetzten Texte, doch gegen diesen pubertären Gestus ist nicht wirklich etwas einzuwenden, wenn er für derart ungestüme Aufnahmen sorgt. Dabei ist das Prinzip im Grunde altbekannt: männlicher und weiblicher Gesang im Wechsel, eine melodiöse, putzige Melodien aufspielende Orgel, kontrastiert von einer bratzigen, aber nicht viril, sondern eher wie ein durchgeglühter Föhn klingenden Gitarre. Das sorgt für gute Laune und lässt milde darüber hinwegsehen, dass diesem Lo-Fi-Trash-Ansatz selbst längst etwas Standardisiertes anhaftet. Aber wer verlangt, das Rad neu zu erfinden, solange es noch gut rollt? »Vieles an unserer Musik ist Zitat«, gestehen Times New Viking, »direkte Referenz an die gute alte Punk-Zeit. Aber wenn wir zitieren, dann auf humoristische und satirische Weise.« Bleibt nur noch die Frage, was es mit dem Wikinger im Bandnamen und dem obskuren Titel ihres Vorgänger-Albums »The Paisley Reich« auf sich hat. Sind das irgendwelche Nazi-Anspielungen? So etwas schmettern die drei natürlich sofort ab: »No nazis here, just good old art faggery.« Puh, Glück gehabt. Aber das haben wir uns ja sowieso gedacht. Martin Büsser Times New Viking »Ripp It Off” (Matador / Indigo)


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Low You May Need A Murderer DVD / Konkurrent / Indigo Oberflächlich betrachtet ist der Eindruck, dass es sich bei der Slowcore-Familie Low aus dem provinziellen Minnesota um eine ziemlich spirituell angehauchte Hippiegruppe handeln könnte, sicher nicht besonders weit hergeholt. Und dass Alan Sparhawk und Mimi Parker dazu noch praktizierende Mormonen sind, sorgt nur kurzzeitig für Irritation. Natürlich ist die Wirklichkeit viel differenzierter, und diese Wirklichkeit wird undramatisch wie in Bandfilmen selten in diesem Biopic dargestellt. In passend zur Musik ruhigen, wundervoll poetischen Bildern wird das Leben des Vorzeige-Indie-Ehepaars in all seinen mehr und weniger spannenden Facetten von einem holländischen Filmteam inszeniert. Die DVD offenbart, um was für einen kontroversen und doch typisch amerikanischen Charakter es sich vor allem bei Sparhawk handelt. Ungeschminkte Regierungskritik trifft auf praktiziertes Gemeindeleben auf Elternschaft auf den tristen Alltag auf Tour, und in all dem will auch noch eine sichtbar zwanghafte

künstlerische Ambition befriedigt werden. Sogar Sparhawks psychische Probleme, die ihn von drei Jahren temporär aussteigen ließen, werden ohne Ansätze von Obsession zur Sprache gebracht. Schwierig ist höchstens, dass der Fokus auf Sparhawk zulasten seiner BandkollegInnen etwas überhandnimmt. Ansonsten ist »You May Need ...« ein Film, der das Leben Lows als routinierte und halberfolgreiche Indieband über erwartbare Klischees hinaus nahebringt. Stilistisch ist die Dokumentation dem großartigen Südstaaten/Bluegrass-Epos »Searching For The Wrong-Eyed Jesus« ähnlich. Anders als da sollte man sich bei »You May Need ...« jedoch für das Subjekt des Filmes schon ein wenig interessieren. Aber das wird angesichts der Brillanz Lows ja bei jedem der Fall sein. Christian Steinbrink

M83 Saturdays=Youth EMI Was wären M83 wohl ohne ihre Marillion-Keyboards, Synthie-Flächen und LKWLadungen voller Federhall-Racks? Ich vermute: gar nichts.

Stromausfall – und zack. Plötzlich zerfällt, was eben noch magisch wirkte, zu einem Haufen Staub. Die Soundästhetik von M83, die ihre Musik seit jeher bis an die Grenzen des Machbaren überproduzierten, steht in vollster Konsequenz für den absoluten Gegensatz von »ehrlicher«, »handgemachter« Rockmusik. Und das, obwohl M83 mitunter paradoxerweise klingen können wie Pink Floyd. Mit ihrer überbordenden Emotion, Cheesyness und Floskelhaftigkeit bringt die Band auch jetzt wieder mehr frischen Wind auf den MP3-Player als jeder 16-jährige Underage-Insulaner, der seine teure Vintage-Gitarre auf dem Bühnerand zerschmettert. Kurz: Man muss M83, der französischen Band rund um Anthony Gonzalez, die man sechs Monate nach jedem Release wieder vergisst - so herrlich kurzweilig die Musik, so unkenntlich ihre Urheber - wieder einmal sehr für den gelebten Antagonismus danken. Auch »Saturdays=Youth« zeigt sich so verdichtet, flüchtig und trotzdem eingängig, wie man es seit den guten Tagen von Air nicht mehr hören durfte. Okay, einige der wenigen elektronischer ausagierten Tracks (z.B. »Couleurs«) hätte man sich in der Länge sparen können. Aber »Graveyard Girl« oder »Kim & Jessie«

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schocken wieder mal die Hölle. »Schokken wieder mal die Hölle« im Sinne von »zeigen einem eindringlich, dass da in der eigenen Brust doch noch was schlägt«. Felix Scharlau

Madrugada Madrugada Malabar / Rough Trade Schlimm ist es, benötigt man einen Kaktus, ein Auto mit offenem Verdeck, eine Wüste oder wahlweise einen ordentlichen Highway, hat aber leider nichts Derartiges zur Hand. In eine solch defizitäre Lage bringt das Anhören der neuen Madrugada. Immerhin kann man so Wut, Tränen und den ganzen restlichen Scheiß auf die fehlenden Utensilien (Wüste, Auto, Kaktus, geeigneter Highway) und auf keinen Fall auf die zum Heulen schöne Musik schieben. Nicht dass die Männer aus Norwegen auf vorherigen Platten keine ähnlich melancholische Stimmung per eins a Jammergesang, heulender Countrygitarre und Co. erzeugt hätten, doch auf diesem, ihrem siebten Album wird diese Art an neue Höchstwerte herangeführt. Binnen Sekunden ziehen die meisten der neun Songs den Zuhörer in diese ge- ≥


INFADELS Universe In Reverse Die Elektro Rock’n’Roller mit ihrer schon vom Debüt Album bekannten Dance-meets-Pop-meets-BreitbeinrockSymbiose. (CD, LP & Download)

THE FUTUREHEADS This Is Not The World The Futureheads are back! Mitreißender PowerPop im Stil von BLUR, THE CLASH und GANG OF FOUR. (CD, 2 LP & Download)

get free download at www.futureheads.de I AM KLOOT Play Moolah Rouge Das Trio aus Manchester mit einem weiteren Album voller dunkeldichter Melodiewunder der Extraklasse. (CD plus DVD & Download)

GISBERT ZU KNYPHAUSEN Gisbert Zu Knyphausen „Der interessanteste Songwriter der Nation!“ (Süddeutsche Zeitung) · „Authentisch und aufrichtig, die höchsten Attribute für Liedermacher.“ (Intro) (CD, LP & Download)

JOAN AS POLICE WOMAN To Survive American Soul Music – die Symbiose aus dem Soul von AL GREEN, NINA SIMONE und ISAAC HAYES und den rauen Ecken und Kanten des 80er Jahre Waves. (CD, LP & Download)

THE WHIP X Marks Destination Die neue Rave Sensation aus Manchester. The Whip folgen den Spuren von SIMIAN MOBLIE DISCO oder NEW ORDER, hier trifft das minimalistische von KRAFTWERK, den Disco Appeal von DAFT PUNK und den Dreck von JUSTICE. (CD & Download)

www.piasgermany.de www.myspace.com/piasgermany

B-99.de

≥ wisse Stimmung, und der kommt da so schnell und von alleine sowieso nicht mehr raus. Sanfte Backgroundstimmen, unterschwelliges Klaviergetaste, herzzerreißende Geigen und dann auch noch die sowieso schon unverschämt ergreifende Stimme von Sivert Hoyem. Ob die düstere Atmosphäre auch auf den letztjährigen und plötzlichen Tod des Gitarristen Robert Burås zurückzuführen ist? Nein, den Link als Argument zu nutzen wäre geschmacklos. Trotz Extrem-Melancholie schafft es das selbst betitelte Album auch noch, irgendwie zu rocken. Senta Best

The Miserable Rich 12 Ways To Count Hazlewood / Indigo Der Eisbrecher für das Quintett aus Brighton war wohl die im Internet ausgestreute Coverversion von Hot Chips »Over And Over« – kluger Schachzug, um dieses mutige und offensive Instrumentarium mit Cello, Violine und Kontrabass ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Die alte Konsenswurst Wohlfühlpop minus Gitarren bewirkt doch gleich eine ganz andere Stimmung. Die Band setzt mit klassischen Streich- und Zupfinstrumenten nämlich nicht bloß Akzente, sondern konzentriert ihr Sounddesign ganz auf den wohligen Hausmusik-Sound. Was nicht heißen soll, dass nicht auch mal eine Gitarre, eine Maultrommel oder ein Schlagzeug im Klangbild auftauchen. Solch eine akustisch vielfältige Bereicherung wünscht sich wohl mancher Singer/Songwriter anstelle der Begleitmusiker-Bagage aus dem Freundeskreis, die eh immer nur über D-Dur improvisieren will. Klaas Tigchelaar

Munk Cloudbuster Gomma / Groove Attack Neo-Disco ist in Deutschland nicht zuletzt wegen Munk und ihrem Label Gomma populär geworden. Der MunkErstling »Aperitivo« und die vielen anderen hochkarätigen Gomma-Veröffentlichungen brachten eine Welle ins Rollen, die so langsam auf ihren Zenit zusteuert, auf der aber hoffentlich noch ein Weilchen gesurft werden kann, bis sie eines Tages am Balearen-Strand sanft unsere Füße umspült. Mit »Cloudbuster« dreht die Münchener Band, die mittlerweile eigentlich nur noch aus Mathias Modica und ein paar Gästen besteht, die Zeitschraube abermals etwas weiter zurück und bedient sich beim Krautrock, Psychedelic und Beat der 60er – exzessives Geflöte, Mantra-Gesänge und Schweineorgel inklusive. Analog dazu wird Munks Sound mit seinen staubtrokkenen, Sample-basierten Beat-Funda-

menten, den verschwurbelten Lo-Fi-Synthesizern und dem sehr instrumental eingesetzten Gesang immer dreckiger. Fast schon muss man sich das Album »schön hören«, wirken doch die extrem schneidenden, harschen Klänge, die die Band in ihren Tracks zusammenschmeißt, anfangs ziemlich irritierend. Nicht nur der von The-Rapture-Bassist Matty Safer beigesteuerte Bass, auch das Klavier, das sehr sequenzerartig für Begleit- und Bassmelodien genutzt wird, verleihen der Platte einen ausgeprägten Funk-Faktor, der mich oft an Gonzales erinnert – allerdings, ohne dass Modica mit dessen Händchen für Melodieführung mithalten könnte. Insgesamt ist Munk mit »Cloudbuster« nur eine passable Platte gelungen – auch wenn diese mit »Live Fast! Die Old!«, gesungen von Asia Argento, eine eins a Single abwirft und eine interessante Weiterentwicklung nach »Aperitivo« darstellt. Roland Wilhelm

My Uncle The Wolf My Uncle The Wolf &

The Freeks The Freeks Beide Cargo Von ihrer Machart könnten diese beiden Alben unterschiedlicher nicht sein, aber dennoch besitzen sie viele Gemeinsamkeiten. Auf der einen Seite steht der tonnenschwere, dichte und atmosphärische Sound von My Uncle The Wolf. Der Sound der Band wurde vom befreundeten Jimmy Bower (Cowbar) derart herausragend in Szene gesetzt, dass alle Down- und C.O.C.Anhänger vor Verzückung in Begeisterungsstürme ausbrechen werden. Was ein Lebenselixier fürs zuletzt so abgekämpfte Genre! The Freeks erscheinen dagegen wie ein wild zusammengewürfelter Haufen von Szenegrößen. Unter den neun Mitgliedern tummeln sich beispielsweise Scott Reeder (Kyuss), John McBain (Monster Magnet), Ruben Romano (Nebula) und Lorenzo Woodrose (Baby Woodrose). Ihr Sound orientiert sich sehr an der Garage der 60er, Fuzzgitarren und psychedelische Exkurse bringen diese auf den Punkt. Es treffen sich kleine, aber feine Dosen Pink Floyd mit der kantigen Verschrobenheit von Mudhoney. Der Sound transportiert eine oberflächliche Leichtigkeit, ist aber letztlich ebenso dicht gewoben wie der von My Uncle The Wolf. Das Grundgefühl beider Alben zeigt sich tief verwurzelt im zweiten Jahrzehnt des musikalischen Aufbruchs. Lediglich die Ausprägung der Sounds und teilweise das spielerische Element unterscheiden beide. Christian Schlage


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My Morning Jacket Evil Urges Rough Trade / VÖ 06.06. Jede Wette: Langjährige Fans werden sich nach den ersten drei Songs ungläubig die Augen reiben und einen vergewissernden Blick aufs Plattencover werfen. Sind das tatsächlich die Country-Rocker aus Kentucky oder – wie der Rolling Stone zuletzt sinngemäß schrieb – die Radiohead Amerikas? Ja, sie sind’s. Abwechslungsreicher und verspielter denn je. So erkennt man My Morning Jacket im abenteuerlichsten Song »Highly Suspicious« eigentlich nur noch an den prägnanten Gitarrensoli. Scheinbar wie aus dem Nichts fallen dagegen Begriffe wie »Prince«, »FreakFunk«, »HipHop« und »R’n’B«. Aber keine Sorge, die Debatten, die natürlich längst in all den Foren wogen, sind völlig unnötig. Denn die neuen Einflüsse auf ihrem fünften Studioalbum stehen ihnen nicht nur richtig gut, sie bilden auch nur eine Facette dieses musikalischen Rundumschlags. Auf den sonderlichen Beginn folgen intelligent arrangierte Popsongs, die den auf »Z« eingeschlagenen Weg konsequent fortführen. Mit etwas weniger Tiefe, dafür aber deutlich zugänglicher und mit mehr Soul. Erst im letzten Drittel, wenn Songs wie »Aluminum Park« und »Remnants« eher ins plumpe Rockige kippen, lässt das Album stark nach, wird dann aber noch auf der Zielgeraden von »Touch Me I’m Going To Scream Part 2« gerettet, dessen treibender Beat auf die Tanzfläche zieht, dabei aber eine magische Ruhe ausstrahlt. Manuel Czauderna

Nine Inch Nails Ghosts I-IV Halo / Pinnacle / Indigo Trent Reznor dreht mal wieder mächtig auf. Obwohl bereits seit Ende der 80er dabei, seinen Schmerz über Einsamkeit und Selbsthass zu poltriglärmigen Electro-Metal-Opern herauszuschreien, steigert sich das einzige Nine-Inch-Nails-Mitglied allmählich in einen wahren Arbeitswahn hinein: Kein Jahr nach dem letzten Album »Year Zero« veröffentlicht Reznor fast zeitgleich ein neues Song-Album (»The Slip«) und nun »Ghosts I-IV«, ein Doppel-Album mit 36 Instrumentalstücken. Oder sagen wir besser: Skizzen und Soundfragmenten, etwa im Stil der Instrumentalpassagen, mit denen Reznor seine regulären NINAlben gern mal auflockert. Ohne erkennbaren Spannungsbogen fließen die kurzen Tracks ineinander: Klavierakkorde, mal düster-drohend, mal traurigverloren, reihen sich an arabische EthnoKlänge, gequält ächzende Metal-Gitar-

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ren, verzerrte Synthies und derbe Bässe. Das Ganze nervt nicht, strengt nicht an, lässt sich gut als Hintergrundmusik konsumieren – erhebt sich damit aber nicht über eine gewisse Beliebigkeit. Till Stoppenhagen

No Age Nouns Sub Pop / Cargo Dieser Sub-Pop-Neuzugang weiß: Wer an der CDGestaltung spart, der spart am falschen Ende. Und so kommt das zweite Album der Band aus Los Angeles mit dickem Heft, ach was, Buch daher, vollgestopft mit schönen Landschaftsaufnahmen und Tour-Impressionen. Damit soll kein mittelmäßiges Album kaschiert werden, denn die Musik ist auch hervorragend, allerdings schwer zu fassen. Es gibt kurze PunkKracher, die an die großartigen Thermals erinnern, allerdings auch seltsamen Gitarren-Intrumental-Noise, wie ihn Sonic Youth heutzutage nur noch mit einem ihrer Nebenprojekte veröffentlichen würden. Alles in allem also eine zerfahrene Platte, doch dies im Sinne eines mutigen Statements. So etwas passiert wohl, wenn junge Leute sowohl auf die Ramones wie auch auf Throbbing Gristle stehen und sich nicht entscheiden können, ob sie nun griffige Songs oder sperrigen Noise veröffentlichen sollen. Aber gerade dieses unausgegorene Durcheinander zeichnet »Nouns« aus. »No Age« war übrigens auch mal der Titel eines Samplers des SST-Labels (1987), der sich programmatisch gegen die ganze damalige NewAge-Esoterik-Bewegung gerichtet hatte. Ob die Band No Age davon weiß? Zumindest reiht sich ihre Musik perfekt in diese Tradition ein. Martin Büsser

The Pigeon Detectives Emergency Coop / Universal Alarm! Der Patient Britpop liegt bereits am Boden, bäumt sich aber dank der Pigeon Detectives noch einmal auf, fleht gleich zu Beginn des eröffnenden Titelsongs »Don’t Make Me Go Home«. Das Quintett aus Leeds scheint zu ahnen, dass es bald zu Ende gehen wird, denn es hat nur ein knappes Jahr zwischen dem Debüt und seinem Nachfolger vergehen lassen: Zwischen zwei Tourblöcken zog sich die Band für drei Wochen mit Produzent Stephen Street (The Smiths, Blur) ins Studio zurück. Zeit zum Genießen und Begießen des Ergebnisses hatten sie aber nicht: »We haven’t had chance to sit down after completing the album and listen to it together with champagne«, erzählt Sänger Matt, ≥

AB 30. 05. 2008

AUF DVD!

Kinowelt Home Entertainment GmbH – Ein Unternehmen der Kinowelt Gruppe – www.kinowelt.de


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≥ aber so schlimm sei das nicht: »Although we had to listen to it hundreds of times to get changes done.« Große Stiländerungen waren in der kurzen Zeit auch nicht drin, was die Indiegirls und -boys freuen dürfte: Klassischer britischer Sixties-Pop mit einer Prise Punk und einem Quäntchen Ska bleiben die Grundzutaten der Pigeon Detectives, bemerkenswert werden die Songs erst so richtig durch die simplen, dadurch aber auch einprägsamen Melodien und die High-Energy-Refrains, die die Band im Chor mehr grölt als singt. Allerdings leidet das Album am Bohlen-Syndrom: Es kennt allein die Unterscheidung zwischen Uptempo-Nummer und Ballade, innerhalb dieser Gruppierungen sind die Songs größtenteils identisch. Einzeln machen sie durchaus Spaß, am Stück wird es mitunter eher langweilig. Inhaltlich meint man, gewachsene Reflexion wahrzunehmen, wenn Matt etwa in »Everybody Wants Me« singt: »I remember when we were young, things were easy, we had such fun.« Trauert da ein Anfang-Zwanziger schon dem süßen Vogel Jugend nach? »No. It’s not a song describing how old we are and how we’ve grown up, in fact we wrote that song two years ago«, so die ernüchternde Erklärung vom Frontmann.

El Perro Del Mar

HUND, KATZE, HUND Es gibt Platten, die fallen aus der Zeit. Aktuelle Sounds spielen keine Rolle, Referenzbands rücken in den Hintergrund, überhaupt wird das Einordnen in die Musikhistorie zu einer nebensächlichen buchhalterischen Engstirnigkeit.

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in solches Erweckungserlebnis passierte mir bei El Perro Del Mars erstem, selbst betitelten Album. Dort sang eine Stimme von unendlicher, bodenloser Traurigkeit, balancierte dabei jegliche Weinerlichkeit aus, jedes Selbstmitleid. Die spärlichen Arrangements federten die Traurigkeit gekonnt ab - betörend. Auf ihrem zweiten offiziellen Album hat Sarah Assbring, das einzige Mitglied hinter diesem Projekt, angeblich den Göteborger Symphonie Chor in ihr Zimmerchen gelassen. Dank ihrer Präsenz bleibt es aber stets luftig, hier geht es nicht plötzlich darum, mit donnerndem Orchester zu überwältigen. Sowohl textlich als auch musikalisch wird hier immer weiter destilliert, mantraartig werden die nach wie vor tieftraurigen Texte wiederholt, bis sie zu purem Sound werden und ihre Semantik verloren haben. El Perro Del Mar steht für sich allein mit ihrer Intensität. Ganz

allein. Wie geht es Sarah Assbring damit? »From The Valley To The Stars« klingt in den Arrangements sogar noch trauriger und einsamer als die erste Platte ... Findest du? Dann habe ich versagt, weil ich diesmal etwas hoffnungs- und liebevoller in meiner Message sein wollte. Vielleicht liegt es an meiner Melancholie, die ich so tief in mir trage, dass ich sie irgendwie nie ganz loswerde. Traurig wollte ich die Zuhörer eigentlich nicht machen. Viele Texte und Sounds basieren auf Wiederholungen, geht es dir um einen tranceartigen Zustand? So arbeite ich eben. Es ist ein sehr intuitiver, natürlicher Prozess. Aber tatsächlich liebe ich mantraartige, meditative Musik, dazu alten Blues, Folk – wo ja ähnlich gearbeitet wird, das sind eben wichtige Einflüsse für mich. Heiko Behr El Perro Del Mar »From The Valley To The Stars« (Coop / Universal)


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Frühreife Bande. Doch auch solche gehen im Sommer an den Baggersee, und dafür liefern die fünf mit »Emergency« genau den richtigen Soundtrack. Sänger Matt denkt allerdings schon weiter, bis zu einem Musical über die Band: »It would be fast, messy and sexy.« Johannes Mihram

Plemo And Rampue Love Hate Peace Fuck Audiolith / Broken Silence Das hier ist elektronische Tanzmusik. Damit wir uns richtig verstehen: elektronische Tanzmusik im relativ engen Sinne von Neunzigerjahre-Dancefloor. Hornbrillenraver, die nur auf Studio 1, Aphex Twin und Raster Noton können, müssen sofort also einpacken. Den Audiolith-Machern wurde öfter schon vorgeworfen, dass sie wenig bis gar keine Ahnung von Techno hätten. Das mag stimmen. Rampue gibt auf seiner Internetseite erst mal Dune als ganz großen Einfluss an. Dune, die hatten damals ziemlich viele Fans in Deutschland und den Niederlanden mit dem Hit »Hardcore Vibes«. Das Tolle an Audiolith ist natürlich, dass sie den Neunzigerjahre-Dancefloor-Style mit dieser unglaublichen

Punkattitüde neu aufmischen. Okay, Punkattitüde hatte elektronische Tanzmusik in gewissem Maße immer schon, man denke nur an Labels wie Shitkatapult oder die großen Techno-Urväter von Underground Resistance. Kommen wir aber endlich mal zu Plemo und Rampue und ihrem Album, dessen Titel sich eigentlich nur ein Sechzehnjähriger nach fünfmal nacheinander Dosenstechen ausgedacht haben kann. Hier fließt wirklich alles zusammen, was nicht zusammen geht: 2 Unlimited, Beastie Boys und Duran Duran werden innerhalb eines Songs püriert und mit Ed-Banger-Bratzbässen unterlegt. Der Gesang ist etwas weniger maskulin als bei Bratze, was an den hochgepitchten Stimmen liegt, die dem Ganzen eine Art Glamourdisco-Charakter verleihen, welcher der Platte aber gut steht. Die »Droste, hörst du mich«-Version im oktavbassigen »Excess Express« stammt von Bierbebens Jessica und ist zusammen mit dem Zitattrashpop-artigen »Fight For Popcorn« der Knallerhit des Albums. Wären wir jetzt in den Neunzigern, würde man sagen: Das ist die zeitgemäße Version von Funpunk. Heute muss man wohl schreiben: Das ist wie New Rave im Blümchen-Remix. Sebastian Ingenhoff

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Radiohead The Best Of

Santogold Santogold

Parlophone / Emi Radiohead waren in der aktuellen Landschaft der Musikindustrie zuletzt mit jeder Veröffentlichung ein Politikum. Wer hat die Macht, wer die Kontrolle, den längeren Atem? Der Hörer muss sich bei diesen Richtungskämpfen zum Glück nicht final für eine Seite entscheiden, ist ja kein Sorgerechtsfall – er bekommt einfach nur Angebote von allen Beteiligten. Mit der »Best Of« präsentiert die Plattenfirma nun ihre Idee der Band. Das heißt, es gibt eine Einfach-CD mit den »eingängigen« sowie eine Doppel-CD zusätzlich mit den »abseitigeren« Hits (allerdings, bis auf zwei B-Seiten, nur Albumsongs). Auf die sonst so hochgehaltene Albumdramaturgie der Band muss man bei solch einem Format verzichten, aber was soll’s? Für Einsteiger, Langschläfer oder Komplettisten ist das einfach ein aktuelles Angebot, sich Thom Yorkes Gruppe zu nähern. Man kann Radiohead mehr entreißen als nur »Karma Police« und »Creep« sowie das Albumgefühl der mittleren und späten Phase. Diese Zusammenstellung ist der Beweis. Helmar Becker

Lizard King / Rough Trade Zuerst einmal: Santogold ist glücklicherweise weder die neue M.I.A. noch der nächste in die Charts gepushte R’n’B-Darling. Wer so was denkt, hat das gleichnamige Debütalbum der Philadelphierin bestimmt ohnehin links liegen lassen. Als Santogold letztes Jahr für die meisten aus dem Nichts auftauchte, waren die Vergleiche noch schneller zur Hand, als das sonst der Fall ist: Die einen schrieben »die neue Lily Allen« herbei, weil Santogold auch mit Mark Ronson zusammengearbeitet hat; andere winkten sie als x-ten Björk-Klon durch, nur weil sie mit ihr tourte und ebenfalls in keine Schublade passen wollte. Die, die es am allerwenigsten verstanden hatten, schrieen sogar etwas von New Rave, nur weil hier jemand Modisch-Bunt trug statt die üblichen schwarz-weiß-grauen Röhrenuniformen. Santi White, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, plündert aktuelle Popströmungen, mischt diese mit verschiedensten Ethno-Einflüssen und gestaltet dabei einen mehrschichtigen, federleichten sowie tanzbaren Musikentwurf. Konsequent blickt sie ≥


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DU SINGLE! Sie war, sie ist, sie bleibt. Und sieht auf Vinyl auch noch heiß aus: die Single. Kommt zurück, war nie weg, egal, los geht’s: Die heißesten Anwärter auf neue Fanscharen sind sicher Teenagersintokyo, die ihre selbst betitelte Debüt-EP bald auch hier via Back Yard veröffentlichen. Am 80s-infizierten Discopop mit DebbieHarry-Gesang der vier Australierinnen mit Schlagzeuger könnte man zwar noch ein bisschen feilen, verdammt eingängig ist das aber jetzt schon. Außerdem sind die jungen Frauen optisch so perfekt aufeinander abgestimmt, dass man fast geneigt ist, sie zu Stilikonen des Retro-Chics hochzujazzen. Wenn man Ahnung von so was hätte. Mich erinnert dieser Style eigentlich nur an meine Tante, wenn sie morgens auf Arbeit in die Volksbank ging. Das war in den 1980ern, da war ich Kind. Na ja. Zu fast jedem der wenigen TeenagersStücke existiert ein Videoclip, in denen die Band sehr attraktiv in Szene gesetzt wird. Die perfekte Illusion also. Mann, was hat John Niven mit seinem Buch uns alles kaputt gemacht. Bodi Bill hätten solche Aufmerksamkeit sicher auch verdient. Denn ihr zweites Album »Next Time« ist wie schon das Debüt ein außerordentliches und unwahrscheinlich gutes Werk zwischen Electro, Pop und einer anregend theatralischen Performanz. Einen Eindruck ihrer Hits gibt die Doppelsingle »Tip Toe, I Like Holden Caulfield« (Sinnbus), dazu B-Seiten, die kein bisschen abfallen. Richtig neu ist auch Gravenhurst nicht. Trotzdem ist die Kenntnis seiner Musik, aktuell ist das ShoegazerPop mit Simon&Garfunkel-Harmonien, unerlässlich. Vielleicht hilft die 7-Inch »Nightwatchman’s Blues / Farewell, Farewell« (Warp) ja manchen Leuten auf die Sprünge. Wundervoll genug ist sie. Dass die Last Shadow Puppets großartig sind, vielleicht sogar besser als das Mutterschiff Arctic Monkeys, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Wer ihren unwiderstehlichen Breitwandpop noch nicht kennt, sollte die Single »The Age Of Understatement« (Domino) und das bemerkenswert großkotzige Video dazu testen. Die beste Verpackung des Monats hat »People I

Adore« (Altin Village) von Patterns. Dazu mussten die Kölner nur die Löcher in ihrem 7-Inch-Karton asymmetrisch einstanzen. Beeindruckender Effekt. Vielleicht wäre »People ...« mit seiner Mischung aus rasantem NoWave und Post-Punk auch das beste Release des Monats, wenn die 7-Inch nicht schon vor fast einem Jahr veröffentlicht worden wäre. Aber egal, demnächst steht eine Split-LP mit Falcon Five an, da reicht man die alte Platte halt noch mal rein. Hitverdächtig geht zwar anders, ist ja aber auch Underground. Ebenfalls Underground sind die Beestung Lips. Und werden es mit dem Postcore-Geprügel auf ihrer EP »Songs To And From The Iron Gut« (Capsule / Southern) wohl auch bleiben. Das Volk verlangt nach Melodien. Fans der Gallows sollte das aber gut reingehen. Deutlich vielseitiger ist da Burn The Flag auf der »Choir Of Young Believers EP« (Tigerspring), nämlich mal mit opulentem Folk, dann mit halligem Wavepop und einem geschmeidigen Gestus, der an seinen dänischen Landsmann Raz Ohara erinnert. Schön, könnte durchaus einen Buzz in Checkerkreisen auslösen. Falls die das nicht sowieso schon alle kennen. Auch Louisville Records teast munter neuen grandiosen Quatsch an. So zum Beispiel die selbst betitelte Single der gereiften Garage-Band The Nothings und den angeblichen Berliner Szenehit »VerkehrVerkehr« von Kapri als Maxi mit Mix von Koze und Cover vom Jeans Team. Ein schwer nach Achtzigern klingendes Stück zwischen Trio und Malaria. So sehr wir den so sympathisch großspurigen Kollegen aus der Hauptstadt auch einen neuen Hit wünschen – hier in der Provinz, zum Beispiel auf dem platten Kölner Land, kommt das nicht an. Wir sind halt ziemlich konservativ und mögen eher solche Kleinode wie die rosa Single »All I Wanna Do« (Elefant) von The School mit lieblichem Labrador-Pop oder die flirrend-kammermusikalische Cembalofolkmusik auf »See A Sign Defined« (Pickled Egg) von Phosphene And Friends, auch wenn die gegen Ende ziemlich hippiesk ausufert. Christian Steinbrink


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≥ nach vorne, über den Tellerrand von Südafrika, Brooklyn und Berlin-Neukölln hinaus zu einem Ort, an dem in tausend Jahren noch alle zum subtil explodierenden »L.E.S. Artistes«, dem verschleppten Halluzinogen »My Superman« oder zur nervösen Breakmaschine »Creator« tanzen werden. Nina Scholz

The Shortwave Set Replica Sun Machine Wall of Sound / PIAS / Rough Trade Danger Mouse, Hip-HopProduzent und eine Hälfte von Gnarls Barkley, erklärte The Shortwave Set zu seiner Lieblingsband. Das war 2005, zu Zeiten von »The Debt Collection”. Doch das Album litt unter Kassengift – bis auf einige faszinierte Kritiker und sonstige Freaks interessierte sich niemand so recht für das Trio Andrew Pettitt, Ulrika Bjorsne und David Farrell aus dem Londoner Süden. Diesmal wollte Danger Mouse anscheinend nichts dem Zufall überlassen und übernahm kurzerhand selbst die Produktion von »Replica Sun Machine«. Van Dyke Parks steuerte Streicher- und Orchesterarrangements bei, John Cale (The Velvet Underground) weitere Songkniffe. Heraus kommt ein wunderschönes Vintage-Pop-Abenteuer. Mit Songs. Mit Atmosphäre. Mit Charme. Teilweise psychedelisch verhangen kreuzen »Glitches’n’Bugs” oder »Replica« zwischen Flaming Lips, Stereolab oder Metric - je nachdem, ob Pettitt oder Bjorsne so feinsinnig-humorvolle Zeilen singen wie im 60s-Lounge-Groove von »No Social”: »And they look down their nose at these so-and-so’s / Because everyone knows that a dog dressed in clothes is still a dog”. Definitiv eines der Pop-Highlights in diesem Jahr. Henrik Drüner

So So Modern Friendly Fires Unter Schafen / Al!ve So ungefähr muss es klingen, wenn man vier junge Heranwachsende mit Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom zuerst in einem Meer von Kaffee ertränkt und sie dann durch einen Berg von Zucker fressen lässt, um ihnen am Ende dieser Odyssee ihre Instrumente in die Hand zu drücken: vier Synthesizer, einen Vocoder, zwei Gitarren und ein Schlagzeug. Dass dabei trotzdem jeder Ton und jeder Tempowechsel auf den Punkt genau sitzen, ist das eigentlich Bemerkenswerte; und dass die vier Neuseeländer all die aufputschenden Mittel wahrscheinlich gar nicht benötigen, das eigentlich Beängstigende. Wer bereits das Vergnügen hatte, diesen hektischen Post-Punk-New-Rave live zu

erleben – in Deutschland zuletzt mit The Robocop Kraus, aber auch schon mit den Kills und CSS –, weiß, wovon hier die Rede ist. Bands wie The Rapture wirken dagegen wie die greise Variante fürs öffentlichrechtliche Fernsehen oder fürs Altersheim. Schön, dass diese Energie auch auf Platte funktioniert. Habe ich noch etwas vergessen? Den sieben Songs dieser EP folgt bald ein komplettes Album. Ach ja: putziges Cover! Kaufen und live sehen. Manuel Czauderna

Mark Stewart Edit Crippled Dick Hot Wax / SPV Ein schräger Vergleich, aber nicht von der Hand zu weisen: Mark Stewart hatte vor 20, 25 Jahren für die Popmusik die Bedeutung, wie sie heute noch The Melvins für den Rock haben. Stewart verkörperte ein hochgradig idiosynkratisches und hypernervöses Künstler-Ego, das Popmusik ausschließlich als Material für endlose Dekonstruktionsketten verwendete. Dub, Punk, HipHop, Soul, Industrial, Krautrock, die Montagetechnik der Musique Concrète – Stewart bündelte das zu einer absolut schlüssigen Aussage. Wahnsinn! Stewart war damals – zunächst mit der Pop Group, dann als Solokünstler – musician’s musician schlechthin. Er lieferte den Blueprint für TripHop und Drum’n’Bass. Man muss es noch mal erzählen, denn Stewart hat, anders als die Melvins, längst nicht mehr die Präsenz vergangener Tage. Und das nicht erst seit ein paar Jahren. Sein letztes Werk, das wirklich auf der Höhe der Zeit war, erschien 1990! »Edit« hätte ebenfalls vor zwanzig Jahren erscheinen können. So klobig und wuchtig, so bräsig-bratzig klingen die Electro-Sounds. Die Maschinen-Rhythmen sind zackig-ungelenk, Stewarts tiefe Stimme hat immer noch diesen unterkühlten Wave-Touch. Und das Parolenbrüllen zu schrillen Alarm!-Alarm!-Sounds, das kennen wir doch von Public Enemy (in ihrer »klassischen« Phase). Spricht das gegen Stewart? Im Gegenteil. Stewart ist ein Virtuose, ein begnadeter Handwerker, der im entscheidenden Moment seinem Wahnsinn freien Lauf lässt und nicht mehr kühl kalkuliert. Es gibt eine hysterisch implodierende Coverversion eines alten Yardbirds-Hits: »Mr, You’re Better Man Than I«. Man hört, wie sehr Stewart es liebt, über das Ziel hinauszuschießen. Im Gegensatz zu den New- und No-Wave-Klonen aus New York und Berlin merkt man dem Briten (der seine Zeit übrigens in Berlin verbringt) das Blut, den Schweiß und die Tränen an, die seine Musik kosten. Nur: Seine Zeit, das waren die 80er, das muss man akzeptieren. Es ist ja wirklich verwirrend, er, der allen vo0raus ≥

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SCHATTEN Hundsgemeiner, hohlwangiger Kerl. Als vor fünf Jahren »Rounds« erschien, durfte man endlich wieder der ausgedörrten Illusion anhängen, mit Four Tet würde ein legitimer Nachfolger DJ Shadows auf Erden wandeln. Was für ein melancholischer Quark. Seitdem explodiert Kieran Hebden in alle Richtungen, nur nicht in Richtung Instrumental-HipHop. Auf dem Minialbum »Ringer« (Domino / Rough Trade) nun also zäh mäandernde Electronica, ausgeweideter Minimal-Techno. Irgendwie großartig. Aber ich bleibe ein enttäuschter Liebhaber. Auch der Nu Jazz der Marke Jaga Jazzist oder Fila Brazillia hat ja nicht alle Hoffnungen eingelöst. »Live At The Royal Hall« (Ninja Tune) von The Cinematic Orchestra umfließt die Lenor-Sackgasse allerdings gekonnt und schließt an die große 4hero-Zeit an. Perfekt schmiegt sich hier das Sonar Kollektiv Orchester mit »Guaranteed Niceness« (sic!) (Sonar Kollektiv) an: BigBand-Interpretationen des patentierten Sonar-Sounds. Weiter mit Erinnerungen an die seligen 90er und einem heutigen Unwort: Acid Jazz. Die Berliner Sängerin Rye hat jahrelang als Session-Musikerin vor allem der zweiten Liga der Acid-JazzBewegung ihre Stimme geliehen. Zusammen mit dem Jazzgitarristen Lothar Müller veröffentlicht sie nun ihr Debütalbum »My Reality« (Girafe Music). Ernsthafter Erwachsenen-Folk, aus der Zeit gefallen, ein bisschen langweilig. Wäre da nicht mehr drin gewesen? Warum man seine Jazz-Sozialisation niemals verleugnen sollte, zeigen Heaven And mit »Sweeter As The Years Roll By« (Staubgold / Indigo): die entschleunigten psychedelischen Avantgarde-Sounds, die zerhäckselte Percussion, die windschiefen Gitarrenfeedbacks – die vier verdienten Experimentalmusiker loten die Winkel aus, in denen z. B. die Liars immer mal herumstöbern. Ambitioniert gibt sich auch Jori Hulkkonen mit seinem Digital- und Doppel-Vinyl-only-Album »Errare Machinale Est« (F Comm). Die glitzernde Eingängigkeit von »Sunglasses At Night« – diesen Remix produzierte er mit Tiga – erreicht er dabei nicht, die zehn Tracks geizen mit Oberflächenreizen, setzen stattdessen auf flächige Stimmungen und vor allem die Guestspots (Justine Electra, Jerry Valuri, Jimi Tenor). Kein Gastbeitrag dieser Welt rettet hingegen das Album von The Chap. Bei der letzten Platte schrieb irgendein Trottel in diesem Magazin: »der perfekte Soundtrack für träumende Schüler mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom«. Dieser Trottel war ich. Aber ganz ehrlich: »Mega Breakfast« (Lo Re-

cordings) klingt nur noch uninspiriert, zusammengestückelt, furchtbar dünn. Da mögen sie noch so viele Celli in die Produktionslöcher klatschen. Warum die schwedischen Looptroop Rockers nicht einfach Looptroop geblieben sind, interessiert mich leider genauso wenig wie ihr viertes Album »Good Things« (Bad Taste). Die Kombination aus Keyboard-Reggae und stolpernd vorgetragenen Reimen war schon bei Stakka Bo nur kurzfristig erheiternd. Apropos witzisch: Laut Wikipedia sind die Einflüsse der Emo-Heuler The Matches »Punkbands wie Green Day und mainstreamigere Acts wie Elvis Costello und Joe Jackson«. Wer diese Dichotomie so unterschreiben kann, sollte hier (»A Band In Hope«, Epitaph / SPV) begeistert zugreifen. »Don’t Back Down« (Crunchy Frog / Cargo) ist die erste Platte von First Floor Power nach dem Weggang von Jenny Wilson, die ja mit The Knife ihre 15 Minuten Indie-Weltruhm abgreifen durfte. Zwischenzeitlich war dann jeder in Soloprojekte verstrickt, die Band lag auf Eis. Warum man sich wieder zusammenfand, um diesen etwas faden, zahnlosen Schwedenpop zusammenrühren? Sogar der Infozettel erklärt mutlos: »Ziel dieser Band sind nicht die Charts ...« Solchen Quatsch würden Herrenmagazin nie behaupten: Auch auf dem zweiten Appetizer, der schwer limitierten 7-Inch »#2« (Motor), greift der hymnenartige Schraddelrock – irgendwo zwischen Kettcar und Tomte – mit kalter Hand ans heiße Herz. Ähnlich limitiert die beiden Split-Singles über Musical Tragedies: Phillip Boa / Speedway 69 »The Great Houdini / Random Romantic« und The Penetraitors / Der ‘n Rat »Suffragette City / Lady Grinning Soul«. Musikalisch am interessantesten in dieser Reihe ist aber sicherlich das Bowie-Tribute von Rat Scabies und Derwood (bekannt von The Damned bzw. Generation X). Zum Schluss dann für mich die Enttäuschung des Monats: The Von Bondies. Die mussten ja vor einigen Jahren eine öffentliche Demütigung einstecken: Ihr Sänger wurde medienwirksam vom White-StripesPummel verkloppt. Dauerte es deshalb geschlagene vier Jahre bis zum dritten Album? Die EP »We Are Kamikazes« (In The Act / Cargo) soll Appetit machen auf den Sixties-Garagenrock aus Detroit, im Grunde agiert man aber ein wenig auf verlorenem Posten. So wird anderswo zwingender musiziert. Heiko Behr


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PRIMA Electric President »Sleep Well« (Morr Music / Indigo / VÖ 06.06.) – Klingt so gar nicht nach Florida, eher nach ... Transsilvanien? Selten hat aber jemand so schön über Albträume, Gräber und Kreaturen aus dem Wandschrank variiert wie Ben Cooper. The Postal Service goes Gothic. Danny & The Champions Of The World »Danny & The Champions Of The World« (Loose Music / Rough Trade) – Danny George Wilson ist gekommen, um das »Cosmic Yee-haa« über uns zu bringen, und könnte gleich das Zepter von Neil Young übernehmen. Mitglieder von u. a. Electric Soft Parade treiben die Mission mit Banjos und Sitar voran. Mitreißende Folk-Songs mit echten Endorphinen. Rubies »Explode From The Center« (Telle / Soulfood) – Die Mitarbeit von Leslie Feist ist nicht zu überhören in der Melange aus Pop und Dance, und ein dermaßen abgehangener 70er-Jahre-Funk-Bass macht das Ganze rund. Etwas zu glatt geraten, aber passend für den einen oder anderen Sonnenuntergang. Pepi Ginsberg »Red« (Park The Van) – »Red« klingt genau so, wie es entstanden ist: wenig Schlaf, zu viele Zigaretten und in nur drei Wochen eingespielt. Im Vordergrund steht Pepis verstörender und zugleich rührend brüchiger Gesang, in Reichweite von Patti Smith oder Scout Niblett. Uh Huh Her »Common Reaction« (Nettwerk / Soulfood) – Ein Debüt, das sich an Mitte-90er-Acts wie Curve oder Garbage orientiert – die waren damals auch richtig gut. Uh Huh Her dagegen liefern weitgehend uninspirierten Electro-Poprock ab. Dann doch lieber die alten Platten rauskramen. The Charlatans »You Cross My Path« (Cooking Vinyl) – Klingt irgendwie nach ... den Charlatans? Beschwingte Midtempo-Nummern mit Orgel und Schellenkranz sind zwar nicht neu, wirken aber auch nach 20 Jahren Bandgeschichte durchaus noch legitim. A. Human »Third Hand Prophecy« (Wall Of Sound / Pias) – Sich in Ramones-Tradition kollektiv den Nachnamen Human zu geben, ist vielleicht eine Frage des Humors? Fiese Keyboardsounds, manierierter Gesang und der Dark-ElectroBezug legen aber nahe, dass hier nicht viel gelacht und dafür umso mehr gepost wird. Bellavista »Bellavista« (KNTRST / Universal) – Mu-

sikalisch erinnern die Jungs eher an 70erJahre-Drogenrock als an die im Info angeführten »The«-Bands, Titel wie »River Of Lust« und psychedelisch wabernde Gitarren könnten unangenehme Gänsehaut verursachen. The 23s »Bolivia« (Karaoke Kalk / Indigo) – Der neue Stern bei Karaoke Kalk präsentiert sich mit minimalen elektronischen Soundscapes, die von leeren Pools, schwülwarmen Dämmerstunden und wehenden Gardinen zu erzählen scheinen. Beruhigend, sphärisch, schwerelos. Butcher The Bar »Sleep At Your Own Speed« (Morr Music / Indigo) – Der frühe Tod von Akustik-Antiheld Elliott Smith mag durch Debütalben wie dieses erträglicher werden: Joe Nicholson hat dermaßen Wehmut im Blut, dass man ihm sein gesamtes Gefühlsleben anvertrauen möchte. Mit Mundharmonika und Banjo haucht er sich durch 13 intime Bekenntnisse; eine Platte wie eine warme Umarmung. Radioactive Man »Growl« (Control Tower) – Keith Tenniswood ist Radioactive Man, »Growl« sein dritter Versuch, aus dem Schatten von Acidhouse-Altmeister Andrew Weatherall zu treten. Die Abnabelung erfolgt via basslastige Electronica, tanzbar und mit Raum für Spielereien. Adem »Takes« (Domino / Indigo) – Adem möchte man am liebsten ans Herz drücken für dieses Geschenk: »Takes« versammelt zwölf gecoverte Lieblingslieder aus den Jahren 1991 bis 2001, darunter Stücke von Bedhead, dEUS und Aphex Twin. Die Akustikversionen betören durch schlichte Schönheit und tränentreibende Arrangements mit Gitarre, Vibrafon und E-Bow. Ein Mixtape, das man bedenkenlos seiner großen Liebe schenken kann.

Long Walk Home »Youism« (Danse Macabre / Al!ve) – Der lokale Down-Under-Ruhm reichte den Melbourne-Jungs nicht mehr, so zogen sie in guter Tradition von Nick Cave, den Devastations und deinem Nachbarn nach Berlin. Krach-Rock und ätherischer Emo – schön smart und depressiv. Tina Mamczur


≥ schien, kommt halt auch nicht aus seiner Haut. Dass er zehn Jahre nach seinem schlechten Album »Control Data« wieder zurück ist, unbeirrt!, ist schon die beste Nachricht. Felix Klopotek

Tocotronic Für immer jung 7-Inch / Ritchie &

NinaMarie Hotel am Park 7-Inch / Same Same But Different / Warner / VÖ 20.06. &

Olli Schulz & Der Hund Marie Ausflug mit Razzia 7-Inch / Audiolith / Broken Silence Also ... Eine bekannte Platte von Razzia hieß dereinst »Ausflug mit Franziska«, ach nee, muss man noch kleinteiliger eröffnen: Eine der wichtigsten Hamburger 80er-Punk-Acts heißt Razzia. Ihr Debüt von ‘83 gehört ganz klar in die Top 3 der deutschen Punk-Alben überhaupt. Name: »Tag ohne Schatten« (einst auch von den Tocos zitiert in Form eines Songtitels auf der »K.O.O.K.«). Die nölige Super-Bratpfanne der Entertainment-Gitarre Schulzinger geht noch weiter: Er covert vier Songs. Sehr zurückgenommen lässt er die Worte der Band wirken, deren harsche Hermetik und aufregende Kälte es ihm danken. Spitzenidee, Spitzenergebnis. Und war nicht eben auch noch von den Tocodings die Rede? Klar, ich seh’s doch. Jene pressen »Für immer jung«, einen Non-Album-Track aus der Phase »Kapitulation«, auf festen Tonträger (digital schon erhältlich gewesen). Bzw. lassen pressen von der alten Badenser Seilschaft zu Flight13 respektive Ritchie Records. Es singt im Hintergrund für sie Julia Wilton von den Poptarts, Bierbeben und von der Maria-am-PostbahnhofTheke. Rückseitig findet sich das Ergebnis des Kunsthappenings »Berlin String Theory« – zu erklären, was außer Party und Alk in diesem Projekt noch geflossen ist, ist Außenstehenden schlicht gesagt nicht möglich. Muss man dabei gewesen sein, ist stark zu vermuten. Für alle anderen stellt der Song »Explosion« zumindest eine Postkarte aus der Nummer dar. Mit NinaMarie kommt man auf Thomas (Beatsteaks) und Marten (Turbostaat) und deren Projekt für Kleinformate. Was rauskommt, ist Glückssache. Mal Beatbaracke, mal Prost Albert Hammond Jr. Die beiden müssen sich nicht festlegen, Bockfenster auf Kipp und los. Die zwei aktuellen Songs erinnern an die lasziven Momente des Boxhamsters-Punk und handeln vom Abhauen. Alles raus und Schluss. Linus Volkmann

Valina A Tempo A Tempo Trost / Cargo Na, das fängt ja gut an. Die ersten Takte des dritten Albums von Valina sind ein einziges Bassdrum-Gewitter und lassen keinen Zweifel daran, dass Don Caballero und Shellac für diesen Soundentwurf Pate gestanden haben. Hat am Ende auch noch Albini himself auf »Aufnahme« gedrückt? Klar doch, dafür sind die drei aus Linz in Österreich schon zum wiederholten Male extra nach Chicago gejettet. Auf die vertrackten Instrumental-Ausbrüche mit gelegentlichem Trompeteneinsatz legen Valina jedoch im Unterschied zu den Erstgenannten einen recht anschmiegsamen Gesang, der von monoton bis Emo reicht und zunächst mal verstörend wirkt. Klar, dass man mit rein instrumentaler Musik noch mehr in die Nische kriecht, nach anfänglicher Abneigung ist die Verschmelzung scheinbarer Gegensätze dann aber doch ganz pfiffig angelegt, erweitert die potenzielle Hörerschaft und kann mit dem authentischen Albini-Sound gleichzeitig auch die Mathrock-Fraktion glücklich machen. Klaas Tigchelaar

Vetiver Things Of The Past FatCat / Pias / Rough Trade / VÖ 20.06. In den Neunzigern hatte es bereits ein kleines FolkRevival gegeben. Das ging nicht von New York mit seinen Wuselbärten und Antifolkies aus, sondern von San Francisco, unter anderem manifestiert auf dem Trocadero-Sampler »San Francisco – A Music City Compilation 1998«. Die meisten der darauf vertretenen Künstler sind heute vergessen. Charakteristisch für den SanFrancisco-Sound dieser Zeit war ein traditionsbewusster, weicher und zugleich professioneller Sound, kein Folk-Dilettantismus auf zerschrammten Gitarren, sondern zutiefst kalifornischer Optimismus und Wohlklang. All das findet sich nun auch bei Vetiver aus San Francisco wieder, benannt nach dem gleichnamigen ätherischen Öl. Hier ist alles Balsam, weich und abgefedert. Und auch Traditionsbewusstsein wird großgeschrieben. »Thing Of The Past« besteht ausschließlich aus Coverversionen – unter anderem von Townes Van Zandt, Hawkwind, Ian Matthews und Michael Hurley. So unterschiedlich die Originale auch sein mögen, sie alle sind in einem geschmeidigen Country-Stil gecovert worden, vergleichbar mit Grateful Dead zur Phase von »American Beauty«. Um die Schönheit von Americana geht es dabei, nicht in Form von Hurra-Patriotismus, sondern in Form eines nos- ≥


110 Probefahrt

≥ talgischen Schwelgens, das besserer Zeiten gedenkt, die es vielleicht nie in der Wirklichkeit, sehr wohl aber im Pop-Mythos Amerika gegeben hat. Ein anachronistisch schönes Album. Martin Büsser

Rainer Von Vielen Kauz Motor / Edel Alles geht, alles muss. Rainer Von Vielen macht das alles schon sehr lange – und langsam. Sein cooler Gagname tauchte bereits letztes Jahrzehnt immer mal auf, mittlerweile will er es endlich oder wieder wissen. Beim Hören staunt man wie schon früher und denkt: Das traut er sich jetzt bestimmt nicht. Und doch passiert es: Es wechseln sich eine bretternde Gitarre und eine bouncende Tuba als Rhythmusgeber ab, und nur drei Minuten später geben sich die Red Hot Chili Peppers und eine blubbernde AcidLine wie selbstverständlich die Klinke in die Hand. Und dieser Spaß wiederholt sich quasi im Dreiviertel-Wechsel: Western-Maultrommel trifft auf alpines Akkordeon trifft auf Beatbox trifft auf Jodeleinlage. Rainer Von Vielen macht Musik ohne Grenzen. Eine musikalische Reise nach Jerusalem über Australien, Las Vegas und Berlin, bis auch der letzte Style mal besetzt wurde. Darüber wird gereimt, geschrieen oder in hohem ElfenFalsett gesungen. Völlig bewusst setzt sich dieses Album damit zwischen alle Genre-Stühle und Fan-Gruppierungen, weil dieser Platz häufig eben doch der schönste und ergiebigste ist. Uwe Buschmann

Steve Von Till A Grave Is A Grim Horse &

Scott Kelly The Wake Beide Neurot / Cargo Auch der ruppigste Rocker muss dann und wann den Knüppel aus der Hand legen und sich in der Introspektive ergehen, damit die wilde Seele vor lauter Schwärze und Bitterkeit nicht ganz schrumpelig wird. So geben sich die Lennon/McCartneys der Noise-Esoteriker Neurosis auf ihren jeweiligen aktuellen Solo-Outings erneut dezidiert zurückgenommen. Was nicht heißt, dass hier zu sachten Lautenklängen Besinnliches gemurmelt wird. Während sich Scott Kelly auf seinem zweiten Alleingang als klassischer Finster-Folker inszeniert, der mit sparsamsten Mitteln, nämlich selten mehr als einer einsam klagenden Akustikgitarre, das Maximum an ewigem Herbst generiert, gibt sich sein Seelenverwandter Steve Von Till ungleich

vielseitiger. Dessen drittes Soloalbum ist eine fast schon üppig instrumentierte, dabei jederzeit brummelig spröde Tour de Force durch so ziemlich sämtliche Höhen und Tiefen von Folk, Country und Blues, inklusive Pathos, Geheimniskrämerei und mystischem Überbau. Dazu eine Faust voll Cover-Verneigungen gen Nick Drake, Townes Van Zandt, Mickey Newberry und Lyle Lovett, und fertig ist das Wohlfühlpaket für alle, denen sich die Hauptband dieser beiden Klampfen-Schamanen vor allem in ihren immer ausgedehnteren ruhigen Passagen erschließt. Schade nur, dass sowohl bei Kelly (mehr) als auch bei Von Till (weniger) die evozierte Atmosphäre mitunter fesselnder ist als die Qualität des Songwritings selbst. Aber so ist das eben mit der Mystik. Manchmal ist das Fühlen wichtiger als das Verstehen. Ulf Imwiehe

Wild Beasts Limbo, Panto Domino / Rough Trade / VÖ 20.06. Um es gleich vorwegzusagen: Ich liebe die Falsettstimme von Antony And The Johnsons. Aber warum klingt diese Art von Gesang bei den Wild Beasts so extrem gewöhnungsbedürftig und beginnt auf Dauer sogar zu nerven? Die Stücke der »magischen, exzentrischen« Briten (NME) hören sich so an, als hätten Bronski Beat als Rockband ein Comeback gestartet. Die Rede ist jedoch nicht von kernigem Poser-Rock, auch nicht von filigranem Post-Rock, sondern von Vaudeville-Rock mit Theater-, Revue- und Cabaret-Einschlag. Eine Mischung aus Adam Green und Dresden Dolls auf tuntig – und tuntig meint in diesem Fall: eben nicht auf zeitgemäße und verführerische Weise schwul bzw. queer, sondern lediglich mit den schlimmsten Klischees aufgeladen, die Federboa und Melone nur hergeben. Dass hier nichts zusammenpasst, soll sicher progressives Programm sein, doch wenn Musik sich so anhört, als würde gleich ein Clown mit riesigen Schuhen um die Ecke kommen, bleiben nicht nur, um Alexander Kluge zu zitieren, die Artisten in der Zirkuskuppel, sondern auch der Rezensent: ratlos. Martin Büsser

Witch Paralyzed Tee Pee / Cargo Dead Kennedys und Black Flag lieben, aber Celtic Frost und Voivod doof finden? Das muss nicht sein. Denn knarzender, scheppernder Punkrock und grantig polternder Steinzeit-Metal haben zumindest musikalisch genug gemeinsam, dass sie nicht nur auf den Kutten dieser Welt zueinander finden können. Witch, jene Indie-Metaller um den in Würden er-

grauten Exil-Grunger J Mascis (hier übrigens als verdammt furioser Schlagzeuger an den Pedalen), feiern diese Kompatibilität mit Gusto und anständig Bier im Wanst. Sämige Twin-Guitars huldigen für eine Sekunde Iron Maiden, schmettern dann Bizarro-Chords raus, die auch bei No Means No nicht fehl am Platze wären, und kulminieren in furiosen Proto-Core-Passagen, die den Hauch von Geschichte atmen, ohne nach Vergreisung und Re-Enactment zu müffeln. Dabei gibt sich die Band deutlich vehementer und maliziöser denn je und verströmt eine Energie, wie man sie beim zeitgenössischen Designer-Metal aus der Kompressorenund Pro-Tools-Hölle vergeblich sucht. Was den Fremdscham-Faktor, der ja für viele besonders hoch ist, wenn es um Metal geht, erheblich reduziert. Aber derlei gesellschaftliche Zwänge sind der Zielgruppe eh schnuppe. Ulf Imwiehe

Wolf Parade At Mount Zoomer Sub Pop / Cargo / VÖ 17.06. Die Ansage ist deutlich: »Nach ›Apologies ...‹ schrieben wir noch vier bis fünf Songs, jedoch schmissen wir sie raus. Sie hörten sich an, als wenn wir schon längst fertig wären. Wir hätten es uns wirklich einfach machen können, aber das war nicht der Punkt.« Mit diesen Worten wird WP-Sänger Dan Boeckner im Info zitiert, und sie machen noch nicht mal in vollem Umfang ihre auf dem Zweitwerk »At Mount Zoomer« hörbaren Konsequenzen klar. Bei manchen Bands hält man es für ratsam, wenn sie einen Stilwechsel vornehmen. Bei Wolf Parade ist es, ganz konservativ gedacht, schade, denn vollständig ausformuliert war ihr energisch-schroffer Indierock noch nicht. Die Band selbst sah das anders; und das auf der neuen Platte hörbare Resultat lässt sich wie folgt zusammenfassen: weniger punkige Dynamik, weniger IndieHarmonie, kaum noch schlanke Melodien. Stattdessen Rock der deutlich komplexeren Sorte. In gewisser Weise ist das der Fortgang wie bei den Blutsbrüdern Modest Mouse, doch Wolf Parade vollziehen den Schritt radikaler. Ihre Songs sind, ähnlich denen der späten Beatles, aus kreuzverschiedenen Teilen anspruchsvoll zusammengesetzt. Die Stimmung ist insgesamt viel undurchsichtiger, der Gesamteindruck deutlich musikalischer als beim Debüt. Einflüsse von Talking Heads bis hin zu Genesis und Doors lassen sich zumindest nicht komplett von der Hand weisen. »At Mount Zoomer« ist eine Platte, die herausfordert, keine, die man gleich ins Herz schließt. Vielleicht gelingt das mit der Zeit. Bis dahin ist man gut beraten, die Herausforderung anzunehmen. Christian Steinbrink


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MUSIC NEWS

Intro empfiehlt 06.08 Jeden Monat neu: hier die Tipps der Redaktion, die den Sticker »empfohlen von Intro« tragen.

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AUSTRIA

un ist es also soweit: die EURO 08 rollt – Punkt. In Österreich wird daher jetzt ansehnlich und erfolgreich - Musik gemacht! Das wurde es davor auch schon und danach auch wieder, aber nun bietet sich die günstige Gelegenheit, das Angenehme mit dem Unvermeidbaren zu verbinden. Wer eventuell gerade dieses entzückende kleine Land zwischen Berchtesgaden, Bozen, Bratislava und Ljubljana auf der Landkarte entdeckt hat– zum Beispiel anlässlich des besagten Ballspiel-Turnieres – oder wer sich sogar auf dem Weg ins Sissireich befindet, dem seien u.a. die folgenden Künstler und Veranstaltungen empfohlen:

N Santogold Santogold

The Ting Tings We Started Nothing

Booka Shade The Sun & The Neon Light

Lizard King Records/Rough Trade

RedInk

Get Physical/Roughtrade

Infadels Universe In Reserve

Lützenkirchen Pandora Electronica

Jamie Lidell Jim

PIAS

Great Stuff/Groove Attack

Warp/Roughtrade

B-SEITEN SOUND Du kannst nicht tanzen

Free Rainer Kinowelt Home Entertainment

GENRE:

REGGAE

LABEL:

DHF Record www.hoanzl.at Groove Attack

WEBSITE: VERTRIEB:

Auf „Du kannst nicht tanzen“ lassen sich die Einflüsse aus DIY-Manier, musikalischer Dub- und Jazz-Sozialisation und Reggae-Verbundenheit ebenso lesen, wie inhaltliche Unabhängigkeitsmanifeste und raptechnische Versiertheit. Ein 10-köpfiges Kreativkollektiv aus Wien, das auch live auf allen Ebenen überzeugt.

Tolle Plattenläden,

JUST BANKS Under the Influence

bei denen es auch das aktuelle Intro gibt. Aachen: Giftland Music, Plattenbau, Plattenbörse, Tam Tam Tonträger Aalen: Günthers Plattenladen Ahrensburg: Musiccorner Andernach: Musikladen Arnsberg: Score Aschaffenburg: Disco Shop, Echobeat Augsburg: Musicland, Nirvana, SchallPlattenzentrale, Tonträger, Ungawa! Records Bad Kreuznach: Engelmayer Aktiv Musik Bad Neuenahr-Ahrweiler: Amm Plattenkiste Bad Salzungen: Elkes Musikbox Bad Segeberg: Sound-Eck Bamberg: Musicland, Rex Melodica Bautzen: Beathouse Bensheim: Musikgarage Berlin: Best Shop Berlin, Bis Aufs Messer, Checkpoint , Club Sound Records, Comeback Records, Core Tex Records, Cover Music, Das Drehmoment, Dense Records, Dig A Little Deeper, Dj Equipment Und Vinyl, Dns Recordstore, Doctor Beat, Franz & Josef, Freak Out, Freizeitglauben, Groove Records, Halb 7 Records, Hiphopvinyl, Hurricane, Leila M Recordstore, Look 54 Records, Melting Point Records, Mitte Musik, Mr Dead & Mrs Free, Musicland, Musik Unter Den Gleisen, Noisy Store, Oye Records, Piatto Forte Record Store, Puke Music, Risi Bisi Popshop, Rock Steady Records, Rotation, Schönes Hören, Scratch Records, Silver Disc Records, Soultrade, Sound & Drumland, Space Hall, Space Honda, Station B, Vopo Records, Yellow Dog Records, Yorck Records Biberach: G-Point Records Bielefeld: Audio Art, Greed Records, Hört Sich Gut An, Sounds Bochum: Aktiv Music Point, Alveran Records, Discover, ELPI, Traffic Sound Bonn: Mr. Music, Unity Records Brandenburg: D & D Records, Kunstkabinett Braunschweig: Riptide Bremen: Deejays, Ear Rockphon, Lonely Planet Boy, Zoff Records Bremerhaven: 33 Rpm Store, Recordbar Buchholz: Smile Records Büdingen: Ram Tam Aktiv Musik Chemnitz: Musikhaus Chemnitz, Underworld Records Coburg: Tontopf, Toxic-Toast Crimmitschau: Biggys Music Shop Dachau: Sc-Discy Darmstadt: City-CD, Pentagon, Uli’s Musikland Dessau: Halb 7 Records Detmold: X-Inch Dorsten: Pop Shop Dortmund: Chimp Records, Idiots Records, Last Chance, Wax Poetics, Wozz Dresden: Black Sheep, Der Plattenladen, Drop-Out-Records, Fat Fenders, Laconic Records, S-Elect Records, Sweetwater Recordstore, Zentralohrgan Duisburg: Garageland, Red Rose Records Düsseldorf: A+O Medien, Enterprise, Flipside, Hitsville Eitorf: CD & Music Corner Emden: 96records Emsdetten: Music & Video Erding: Musicworld Erfurt: Dixon-Store, Woodstock Erlangen: Der SchallPlattenmann, Musicland Erlangen: Zitelmann‘s Musikland Essen: Important Records 1, New Lifeshark, Rockstore Finsterwalde: Aktiv Discover, Top Skin Records Flensburg: Musikpalast Frankfurt/Main: Boy Records, Delirium Records, Freebase, Musikladen, Pro Vinyl Frankfurt/Oder: Vinylline Records Freiburg: Compact Disc Center, Ddd Music, Flight 13, Mono Freudenstadt: Record In Fulda: Marleen Fürth: Kioski, Monoton Geisenheim: Plattenstuebchen Gera: Schwarzmarkt Giessen: Music Attack, Pentatonik Schallwaren Görlitz: Schallhaus Plattenladen Göttingen: Dis Records, JPC Greifswald: Hook Recordstore Halle: New Sound Hamburg: Anders Hören, Burnout, Championship Records, Checkpoint Charly, Cuepoint, Groove City, Hanseplatte, Ingos Plattenkiste, Lado, Michelle Records, Otaku, Pop-Musik Und Mode, Rekord, Rock’N’Roll Warehouse, Ruff Trade Records, Scratch Records, Smallville Records, Soundwind, Starpoint Records, Text + Töne, Vannauer, Zardoz Hanau: Music-Arts-Aktiv Hannover: 25 Music, Hot Shot Records, Mint Music, Vinyl Welt Heidelberg: Crazy Diamond, Down Town Records, Humpty Records, Vinyl Only Heilbronn: Dreamworld Records Hennef: Music Adventure Husum: Disco Express Ingelheim: Ohrwurm Records Iserlohn: Cashbox Itzehoe: Amm Itzehoe GmbH Jena: Fatplastics, M:Bass:Y, Mr. Music Kaiserslautern: Pop-Shop, Proton Karlsruhe: Discover, Plattentasche Kassel: Studio 26 Kaufbeuren: Die SchallPlatte Kehl: City-CD/Aktiv Music Kiel: Blitz Records, Hört Sich Gut An Kleve: CD-Line Koblenz: True Love Store Köln: A-Musik, Groove Attack, Kompakt, Music Point, Normal Records, Nunk Music, Parallel Records, Schallhandel, Underdog Records Konstanz: Cha Cha Store, Studio 1 Korbach: City Music GmbH Krefeld: Rille Landsberg Am Lech: Sc-Discy Lauterach: Surround Records Leipzig: Freezone, Freezone, Mad Flava, Ohrakel, Philter Music, Saba Record Store, Schall & Rausch, Seemannsglück, Syntax Lingen: Bernhard Van Lengerich Lippstadt: Stone Free Music Lörrach: Indiepunk Records Lübeck: Pressezentrum, Studio 1 Ludwigsburg: Interpool Lüneburg: Musiksalon Wordundton, Samowar Records, Sito Music Magdeburg: Beat Boutique Hot Rats, Unique Mainz: Discover SchallPlatten, Lautstark, Overdrive Records, Punkshop.com, Rockpile SchallPlatten, Teenage Wasteland Mannheim: CDpost.de, Lautstark Records, Liquid Sound Dynamics, Monoton Marburg: Die Scheibe, Music Attack München: Connection, Exun, Hausmusik, Musicland, Neutronic, Optimal, Play Records, Resonanz SchallPlatten, Spielbar Tragbar Münster: ELPI, Green Hell Records, Jörgs CD-Forum Neu-Ulm: Musicline Nordhorn: Georgie‘s LP&CD Laden Nürnberg: CD-Paradies Nürnberg: Musicandbooks Offenbach: Main Records, Recordstation Öhringen: Music Store Oldenburg: Mts-City-Sound, Scheibenkleister Osnabrück: JPC, Kuhhandel, Shock Records, Zukunftsmusik Paderborn: Unger Sound&Vision Passau: Back To Back Pforzheim: Headshop Pinneberg: City Of Music Potsdam: Halb 7 Records, Silverspeedrecords Rastede: CD-Corner Regensburg: Eldorado Records Rheine: Ohrwurm Rosenheim: Bebop SchallPlatten Rostock: Karate Beats, Plattform, Pressezentrum, Pressezentrum, Vinylasyl Rottweil: Musikbox Saarbrücken: CD-Grünewald, Fine Music&Art, Rex Rotari Saarlouis: Chamäleon, Phonac Music Schwerin: Audiopheel, Easy Traxx Siegen: Kratzer Sinzig: Klangwelt Straußberg: Abspielbar Records Stuttgart: Humpty Records, Paul‘s Musique, Ratzer Records, Record Express, Second Hand Records, Sound Shop Trier: Lübke Sounds Tübingen: Rimpo Ulm: Record Express, Sound Circus, Syndrome Records Velbert: Musik Schallowetz Waldbrunn-Ellar: Apollon 3 Waren/Müritz: Amm Top 10 Wedemark: Lost & Found Records Weiterstadt: Subsonic - Ein Musikzimmer Wien: Black Market, Substance Wiesbaden: Lautstark Wilhelmshaven: Triangel Winterberg: Die SchallPlatte Wismar: Xl Music & Fashion Witten : Bus Stop Records Worms: Heaven Records Wuppertal: Beatz Und Kekse, ELPI, Pop Art Würzburg: H2o, X-Dream Zeitz: Best Of Music Zittau: CD Studio Zwickau: ALPha Tec, Madhouse, SchallPlatte

GENRE:

ELECTRONICA

LABEL:

Etage Noir www.etagenoir.com Soulfood

WEBSITE: VERTRIEB:

Mit seinem Debut-Album „Under The Influence“ stellt JUST BANKS seine musikalische Vielseitigkeit unter Beweis: Den relaxten Stew aus Downbeat, Midtempo-Breaks und gediegener Electronica würzt der Künstler mit Vocals von den Blaktroniks, BluRum13 (bekannt von Dj Vadim & Ninjatune), Coppa, Kristina Lindberg (Laine) und anderen.

MANUEL NORMAL Frontal GENRE:

ALTERNATIVE

LABEL:

Manuel Normal Records www.manuelnormal.at Broken Silence

WEBSITE: VERTRIEB:

Nach dem im Keller aufgenommenen Radio Chartstürmer „Sicher ned du“, der fünf Wochen in den FM4-Charts war, hat der AllroundMusiker nun seine Werke professionell aufgenommen. Der Tonträger vereint Individuelle, authentische Nach- und Umdenk-Musik und liefert ohrwurmtaugliche, „Wer sie nicht hört, ist selber schuld“ Tracks.

RUSSKAJA More (mit Video “Russkaja sucht den Kasatchok Superstar”) GENRE:

WORLD, SKA, ALTERNATIVE

LABEL:

chat chapeau www.mypsace.com/russkaja Soulfood

WEBSITE: VERTRIEB:

“Russkaja sucht den Kasatchok Superstar” - erstmals erreicht in subversiver Zusammenarbeit mit MySpace die transsibirische Casting-Show auch ein Publikum jenseits des Ural. Der Titeltrack “More” begeistert derweil schon zig-tausende in Clubs und auf Festivals in Ost- wie West-Europa!

LIVE · LIVE · LIVE · LIVE · LIVE MANUEL NORMAL 11.05. Pfingst Open AIR PASSAU (D) 28.06. Salzk.gut Jugendt. Pinsdorf (A) 04.07. Jugendz. Bauhof Pettenbach (A) 19.07. Mighty Sounds Fest. Tabor (SLO)

RUSSKAJA

17.05. Kaffee Burger Berlin (D) 22.05. StuStaCulum München (D) B-SEITEN SOUND 30.05. Schlossgrabenf.Darmstadt (D) 17.05. K-Festival Wiesen (A) 07.06. SORF Bad Aibling (D) 23.05. H.o.Ridd. Festival St. Pölten (A) 14.06. Im Gr. Fest. Kirchanschöring (D) 24.05. Böllerbauer Stadt Haag (A) 28.06. Summern. Festival Laupheim (D) 07.06. Reedrockfestival St.Andrä (A) 29.06. EURO 08 Finale PV Bregenz (A) 02.08. Shout Out Fest. Mannersdorf (A) 18.07. Lörrach (D)

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Dies ist nur eine kleine Auswahl. Alle ca. 2.400 Auslagestellen finden sich unter: www.intro.de/auslagestellen Mit freundlicher Unterstützung von

wientourismus.at


112 Heimspiel empfiehlt

Es geht los: Aus 1200 teilnehmenden Acts sind nun per Juryentscheid und Online-Voting 20 geworden. Beim großen Band Clash der Coca-Cola Soundwave Discovery Tour 2008 müssen die Gewinner der ersten Etappe nun zeigen, was sie live draufhaben. Im Mai ließen sie sich in individuellen Coachings noch mal auf das große Ereignis vorbereiten. Schauplatz des Entscheidungskampfs am 07. Juni ist das Coca-Cola Soundwave Tent, eine der drei Bühnen beim Rock am Ring. Die Jury – allesamt hochkarätige Musikexperten – entscheidet, welche zehn Bands die beste Show hinlegen. Die Gewinner dürfen dann auch noch Hurricane, Highfield und Area 4 rocken. Unter www.coke.de finden sich alle 20 Bands mit ihren Wettbewerbs-Tracks.

Angry Teng Nich zu fassen CD // Sabotage Concept Bei Angry Teng hängt der Haussegen schief. Hört man seinen Texten zu, muss man sich doch immer wieder wundern, wie es kommt, dass dieser Typ HipHop macht. Was da in seinen Stücken Ausdruck findet, hat so gar nichts mit den üblichen Sujets des Genres zu tun. Hie und da denkt man, ein Hörspiel zu hören, das jemand frei nach Lovecraft in Reime gefasst hat. Seltsame, meist fantastische Welten errichtet Teng mit seinen Worten – und klingt dabei nur selten »angry«, eher verträumt in düstere Fantasien verstiegen. Dabei driftet Angry Teng, was die Sujets anbetrifft, zwischen Hawkwind und Manowar, und sein Bücherregal dürfte sich biegen vor Poe, Science-Fiction und vielleicht auch einem Bändchen Anton LaVey. Obwohl das wenig nach HipHop klingt, funktioniert es großartig, vor allem weil die dunkel-verspulten Gedanken ganz vorzüglich durch die Instrumentalsounds geerdet werden. Am schönsten in dieser Hinsicht ist der Song »Salamander«: mit viel Steel Drum, einem isländischen Flüsterpart und einem Sample, das ziemlich

nach Bohren & Der Club Of Gore klingt, schlägt der Track die weite Brücke zwischen Mystik und HipHop. Da bleibt man erfreut und leicht ratlos zurück. Dass so was auch zusammengeht ... Mick Schulz

Astrid’s Farm Cyclist CD // Labelship / Popup / Cargo Thomas Lebioda, Bassist bei Ich Jetzt Täglich, fügt seiner reichen Diskografie einen weiteren Eintrag hinzu. Aus seinem einstigen Soloprojekt Astrid’s Farm hat er ein vollwertiges Quartett gemacht. Hier singt er auch und gibt die musikalische Richtung maßgeblich vor. Das Ergebnis? Englischsprachiger Folk-Pop mit klassischem Songwriting und einer Menge anregendem Ornament. Die arglose Klangforschung hört man »Cyclist« ebenso deutlich an wie die entspannte Atmosphäre beim Entstehungsprozess. Die Stimmung wirkt auf der ganzen Strecke zurückgelehnt und träumerisch, die grundlegenden Arrangements sind klassisch beatlesk, hin und wieder scheint der Hamburger Patron Dirk Darmstaedter durch. Überraschungen sind auf der Platte allerdings selten, im instrumentalen Titelstück kommt es aber immerhin zu einem Gastauftritt von Walter Welke, der einst als Walter Thielsch bei Palais Schaumburg wirkte. Richtig zwingend ist »Cyclist« sicher nicht, man muss schon genau zuhören, um die schönen Momente und Prefab-Sprout-Anleihen des Albums genießen zu können – zumal Lebiodas Stimme eher leise und dünn klingt. Man hört auch heraus, dass diese Platte einem Feierabendprojekt entsprungen ist, aber das macht nichts, denn zumindest Freunde von Ich Jetzt Täglich werden ihre Freude haben. Henrik Hamelmann

Boy Android Boy Android EP // www.myspace.com/boyandroid Ein beachtliches Debüt legen die vier Münchner von Boy Android vor, auf dem mehr als nur einer der sechs Songs das Zeug zur Indiepop-Hymne hätte. Das ganze Album besticht durch Sorgfalt und Klarheit der Songs und einen tollen Sound. An allen Ecken wurde mit Hingabe gearbeitet: von Songstruktur und Sound über die Lyrics und die dezenten elektronischen Einsprengsel bis hin zum Artwork. Die Produktion ist ausgefeilt und klar, wie man es zum Beispiel von Death Cab For Cutie kennt. Überhaupt klingt die Münchner Runde im besten Sinne nach Death Cab, Weakerthans, Miles, Maritime oder Snow Patrol. »Thommy« ist ein strahlender Popsong, der zwischen Notwist und – wieder – Death Cab sicher die Hürde nimmt, eingängig und elegant, aber nicht zu poliert. Die Songs verlieren

nie an Spannung, die Gitarrensounds sind abwechslungsreich, verbinden sensible oder fluffig treibende Pickings mit verzerrt flächigen Ausbrüchen. Der klare und meist sanfte Gesang bildet zu den manchmal reflexartigen Gitarrenanfällen einen schönen Kontrast. Wer so gut zu seinen Songs ist, kann sich auch getrost auf sie verlassen. Vanessa Romotzky

The Breathalyzers

Warum eigentlich heißt das aktuelle Album der Berliner Pop-Punker »Don’t Wanna Hear It«? Gut, das Genre mag seit dem Ableben von Blink 182 und deren Epigonen nicht mehr in den obersten Chartsregionen zu finden sein, aber die Breathalyzers-Mischung aus Arschtritt und Melodie, »Hey ho! Let’s go!«-Drums und einer Stimme, die jedem Green-Day-Freund gefallen wird, dürfte eher eine »I wanna hear it!«-Reaktion auslösen. Tommy, Tom und Ace bringen ihr Publikum live jedenfalls locker von Null auf Pogo. Mit ihrem Song »Did I« schafften es The Breathalyzers beim Online-Voting zur Coca-Cola Soundwave Discovery Tour auf die vorderen Plätze und werden nun beim Rock am Ring ihre Livequalitäten unter Beweis stellen. Was ihnen zweifelsohne gelingen sollte – denn wer bei Songs wie »People« und »Stay In Line« keinen Bewegungsdrang verspürt, merkt auch sonst nichts mehr. So lässt man sich Punk-Pop gefallen. Aber Vorsicht: Balladen können sie auch. Wenn sie denn wollen. Michael Schütz

Combineharvester Mow Grass, Slit Throats, The Like CD // www.atreeinafiledrecords.com Diese Platte mit Verwandten beim Tee anzuhören wäre vielleicht so, wie mit selbigen statt auf der geplanten Monet- auf einer Matthew-Barney-Ausstellung zu landen. Auf »Mow Grass ...« wird einiges wild zusammengemixt, sodass man nie weiß, ob nach einem sanften Melodica-Pfeifen nicht vielleicht die nächste Attacke lauert. Mit dabei: Electrosounds, Störgeräusche, Gitarren, auch warm waberndes, kehliges Schreien, sanftes Intonieren und überhaupt – von brachial über gruselig bis hin zu purem Wohlklang findet man hier alles. Ein Sammelsurium von Stilen, Sounds und Stimmungsschwankungen. Songs, denen man die Vergan-

genheit des Masterminds in einer Grindcore-Band namens Speck anhört, aber auch andere, die dies nun gar nicht vermuten lassen würden. Zum Beispiel der letzte Track: ein zartmonotoner Song mit sanfter Stimme, feiner Gitarre und MiniElektronik. Der Mann hinter all der Musik heißt Marlon McNeill und sagt selbst: »Ein Song kann als fünfzehnminütige DroneEskapade enden oder als dreißigsekündiges A-cappella-Stück.« Er ist alleiniger Songwriter und spielt auch die meisten Instrumente selbst. Die Lo-Fi-Unmittelbarkeit des Sounds ist charmant, füttert aber auch zusätzlich das Bild des wahnsinnigen Bastlers. Vielleicht ist das alles ein bedingungsloses Folgen der inneren Stimmen, vielleicht Kalkül. Sicherheit gibt es eben nicht. Vanessa Romotzky

Dadajugend Polyform Sellout CD // Auf die Plätze Records Das Duracell-Häschen der Nullerjahre hört auf den Namen Electropunk. Man mag es kaum glauben, aber jedes Mal, wenn man wieder kurz hinguckt, klopft das süß-rosa-plüschige Kuschelmonster in seiner Ecke immer noch auf der Trommel rum. Frisch, knackig und untot wie in den besten Tagen der 80er-Jahre. Eigentlich könnte das Häschen heute aber genauso gut auch auf den Namen Dadajugend Polyform hören. Denn analog zum Duracell-Wunder kann man auch bei jenem Trio aus dem Fränkischen kaum fassen, wie es einen mit seiner electropunkigen Energie einfach mitreißt und umbläst – obwohl das altbekannte Rezept, nach dem die Dadajugend Polyform ihre Knaller zusammenschraubt, doch inzwischen schon von Oma mit ihren Dritten vollkommen durchgekaut wurde: Wave, Punk und Rave in lustiger bis dadaesk sinnfreier Maskerade. Oktavbässe beim Stelldichein mit crisper Verzerrung. Melodien und dicke Refrains wie direkt aus den 80er-Charts zwischen a-ha und Duran Duran. Aber wie gesagt: Die süßen Häschen der Dadajugend bringen das ungemein frisch, clever und ungestüm rüber. Wenn man ihre »Sellout«-EP so anhört, glaubt man sofort, dass die auch live mit dem Trommeln nicht mehr aufhören wollen. Und siehe da: Die Dadajugendbewegung wählte ihre Helden im Intro-Jahrespoll 2007 tatsächlich auf Platz 33 in der Kategorie »beste Liveband«. Malte Carli

Erik & Me Hundertsechzig Zeichen CD // Revolver / Soulfood Endlich mal wieder eine deutschsprachige Band, die sich aus dem Fenster lehnt. Denn eins ist klar: Die Mehrheit der hiesigen Indiehörerschaft wird Erik & Me zum Würgen finden. Ehr-


Heimspiel empfiehlt

The Cicada Piece

STUDIOBESUCH MIT BLINDEN HÜHNERN

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lich-mannhafte Sangesinbrunst à la Kettcar? Nein. Bajuwarisches Spitzbubentum wie bei den Sporties? Weit gefehlt. Dann wenigstens ein bisschen tocotronischer Bildungsbürger-Rock? Auch nicht. Zu dumm, da muss man wohl tatsächlich eine neue Schublade aufmachen für dieses Berliner Quartett. Die in Deutschland so viel beschworene und immer wieder eingeforderte Authentizität ist nämlich das Letzte, worum es der Band geht. Hier zählt allein die Inszenierung. Deswegen gibt es haufenweise Melodrama, Pathos und Manierismus – was auf Deutsch eben ziemlich ungewöhnlich klingt. Und das ist gut so. Sänger Erik Lautenschläger orientiert sich stimmlich eher an BritpopKönigen wie Brett Anderson; mit seinem so gestelzten wie beeindruckenden Falsett wird er noch zur echten Gefahr für Maxi Hecker. Musikalisch zieht die Band zwischen intimem Kammerpop und mit Bläsern und Streichern bombastisch inszeniertem Kunstpop alle Register. Mit »Niemand« ist sogar ein potenzieller Hit an Bord. Dass man aufgrund der Melodienseligkeit die Texte nur bruchstückhaft versteht, macht nichts. Bei Radiohead ist man ohne Booklet schließlich auch aufgeschmissen. Zu befürchten bleibt allein, dass es hierzulande kein Publikum gibt für eine solch unkonventionelle musikalische Haltung. Oder gibt es doch noch Hoffnung? Oliver Minck

Everblame

Wenn Alex Hacke berlinert, ist alles wieder offen. Die Braunschweiger verstanden nur Bahnhof, brachten den Zug aber ins Rollen.

B

erlin, im alten Westen. Zwischen Weddinger Dönerbuden und Elektro-An- und -Verkauf geht es auf den Hinterhof. Einzige Hinweise darauf, dass man sich im Studio der Einstürzenden Neubauten befindet: das Poster mit Fotos von Fan-Tattoos und das stählerne Instrumenten-Ungetüm mit Kreissägenmotor in der Studiomitte. Es war purer Zufall, dass es The Cicada Piece aus Braunschweig für die Aufnahmen ihres Debüts »Blinde Hühner« in diese heiligen Hallen verschlagen hat. Eine befreundete Band stellte den Kontakt zum Techniker Rocco Weise her, der bereits mit den Neubauten zusammengearbeitet hat. Claus Telge, Mastermind von The Cicada Piece, erzählt: »Roccos eigenes Studio wurde gerade dicht gemacht. Und so bekam ich am Neujahrstag die SMS, dass wir stattdessen im Neubauten-Studio aufnehmen können. Wir hatten erst mal ein bisschen Bedenken, denn die Neubauten sind nicht gerade das, was man normalerweise mit unserer Musik assoziiert.« Stimmt. Denn statt NeubautenVerbindungen zeichnen sich beim Erstling »Blinde Hühner« eher Koordinaten wie Kante, Blumfeld und die Flowerpornoes ab, die frühen jeweils. Klassisches Klavier trifft auf Orgel, Glockenspiel und Harmonia. Stücke wie »Ein Verzeichnis von dir« und der Titeltrack »Blinde Hühner« schlagen unerwartete musikalische Haken, während einen »Kannibalen« auf der immerwährenden Suche nach dem perfekten Popsong ein gutes Stück weiterführt. Claus Telges Vocals erinnern oft an den Sprechgesang Tom Liwas oder

das Distelmeyer’sche Rezitieren. Textlich spielt der gelernte Übersetzer und Literaturwissenschaftler dabei mit morbiden Alltagsbeobachtungen, mitnotierten Gesprächsfetzen und Popkulturzitaten: »Und du versprichst mir die Hütte am Strand / Gleich bei der blauen Lagune / Brooke Shields vermählt uns / Nach altem Brauch / Du flüsterst, dass du mich liebst / Fernab von Konsum und Tristesse.« Der Opener »Orlando« wiederum ist ein fieser Ohrwurm, bei dem man sich genötigt sieht, den Rest des Tages »... ein Arschloch« zu singen – so melodisch, wie es Claus Telge in dem Song tut. »Blinde Hühner« von The Cicada Piece erinnert daran, was deutsche Popmusik einst so spannend gemacht hat: das Zusammenspiel von intelligenten Texten und ebenso intelligentem Pop. Und auch wenn der Neubauten-Spirit auf »Blinde Hühner« kaum Spuren hinterlassen hat, hohen Studiobesuch gab’s trotzdem während der Aufnahmen: »Alexander Hacke war mal da. Hat für zehn Minuten durch die Tür geguckt und stark berlinert. Man hat nicht wirklich verstanden, was er gesagt hat. Aber his Majesty himself, Blixa, ist nicht durchs Gebäude gegeistert. Wahrscheinlich schlummerte sein Geist aber eh die ganze Zeit in den rumstehenden Instrumenten.« Gebraucht haben sie ihn indes nicht. »Blinde Hühner« ist auch ohne Blixa-Aura ein wunderbares, eigenständiges Debütalbum, das ein großes Publikum verdient. Christine Franz The Cicada Piece »Blinde Hühner« (CD // Eigenvertrieb)

Der Metal Hammer war begeistert. Und das lag nicht daran, dass der Longplayer »Sina« durch tighte, harte Drums und ein amtlich aufgebohrtes Gitarrenbrett besticht. Denn Everblame, so das Urteil, eigne sich vor allem für Leute, denen ein einziger Style zu langweilig sei. In der Tat kann man sich Raphael Isenhuth (Gitarre und Gesang), Florian Rohlf (Bass) und Tobias Heidinger (Schlagzeug) ebenso im Radio, wo ihre poppigen Midtempo-Stücke gespielt werden, vorstellen wie auf einer Clubbühne weit nach Mitternacht, wo dann eher gepflegtes Ausrasten angesagt ist. Everblame pendeln zwischen den Polen brutal und emotional, sie geben sich mal einfühlsam, mal brachial. Was die Songs verbindet, ist die jeweils ausgezeichnete Darbietung, wie sie auch beim Coca-Cola Soundwave Clash bei Rock am Ring zu erleben sein wird. ≥ Sabine Große-Hambrinker


114 Heimspiel empfiehlt

Motosushi

zu singen an die wunderbaren Hidalgo aus Nürnberg. Man könnte einwenden, dass die Produktion eine Spur zu sauber ist, um als hundertprozentig amtlich cool durchzugehen – aber das sind ja nun wirklich Luxusprobleme. Oliver Minck

Please. Me Souvenirs EP Rocken, so stand es einst in diesem Heft geschrieben, könne jeder – »aber Motosushi ganz besonders!« Das hat einen einfachen Grund: Motosushi können deshalb rocken, weil sie es nicht ausschließlich tun. Ihren Noise-Pop-Core setzten sie erstmalig 1997 ins Werk. Seitdem haben sie ihn angefüttert mit Loops, schrägen Sounds – und einer enormen Live-Erfahrung. Sie bespielten nicht nur die Bühnen rund um ihre Homebase Bochum, sondern unternahmen auch eine Konzertreise durch Russland. Motosushi, das Quartett um die charismatische Sängerin Donata Sommer, kennen so ziemlich jede Autobahnraststätte: Drei PKW haben sie während ihrer nimmermüden Touraktivitäten bereits verbraucht. Kein Wunder, dass sie auch beim Coca-Cola Soundwave Online-Voting den Weg zum Rock am Ring spielend fanden. Denn ihr Mix aus eingängigen Melodien, sirenenhaften Vocals und gesunder Gitarrenhärte überzeugt auf ganzer Linie. Michael Schütz

Monk The Man Who Sleeps On His Breath CD // Sevenahalf Records / Broken Silence Mal ehrlich: Wenn auf dem Infozettel gestanden hätte: »neuester Kanada-Hype aus dem Broken-Social-SceneUmfeld« – man hätte es bestimmt erst mal geschluckt. Ist aber nicht so, denn dieses Trio kommt aus Österreich, genauer gesagt aus Graz, und veröffentlicht heuer sein zweites Album, ohne dass in Deutschland bislang irgendjemand groß Notiz davon genommen hätte. Das könnte sich ändern, denn die drei Monks machen Musik, die weltweit goutiert werden könnte und sollte. Eklektisch und modern zugleich. Pop mit Widerhaken: Flockiger Sixties-Flair wird gebrochen von störrischen Gitarren, manchmal einigt man sich auf eine Hitmelodie, dann wieder nehmen die Gesangslinien von Susanna Sawoff komische Wendungen. So bleibt alles gefällig und spannend zugleich. Hier wird mit nichts gegeizt: Obwohl die Grundbesetzung ein Trio ist, werden die Songs ausstaffiert mit Bläserarrangements, Glockenspiel und feinen Chorsätzen. Manchmal denkt man aufgrund der verschrobenen Poppigkeit und der Art

EP // Popup Records Zum Glück verzichtet dieses Quartett darauf, sich als die »Beatles aus Buxtehude« zu verkaufen. Naheliegend wäre es, findet sich ihr Bandname immerhin auch im Debüttitel der Fab Four. Und auch die buxtehüdische Herkunft ließe diese schön alliterierende Bezeichnung zu. Aber man stapelt eher mittelhoch im Hause Please. Me und kontert auf den unter den Fans kursierenden Vergleich, man solle das nicht zu wörtlich nehmen mit den Beatles-Referenzen. Aktueller empfehlen sich da zum Beispiel eher die Herren von Phoenix oder in den rockigen Momenten Maritime und Konsorten. Please. Me legen mit ihrer zweiten EP sechs Songs hin, die begeistern und ausloten, was diese Band kann: Sonnigen und melodischen Power-Pop in »Gentleman With Scars«, der im Refrain recht deutlich den Franz-Ferdinand’schen New-WaveKosmos streift; Mitspringbares gibt’s in den »Houses Of Glass«; während in »Dictionary« sehr gekonnt versucht wird, einen Popsong ins Unhörbare zu überdrehen. Sänger Malte Hadeler zieht hier zu furzenden Keyboards seine Stimme in die höchsten Tonlagen, was in diesem Fall Spaß macht, da sich der Song im Refrain wieder im Normalen fängt. Ein ganzes Album soll übrigens bald folgen. Gutes Gelingen! Michael Schütz

Science Fiction Army

Mal mit, mal ohne selbst gemachte Roboteranzüge. Mal laut, mal leise. Mal in der Besetzung Baddo (Gesang/Gitarre), Raabi (Drums), Hansolo (Bass) – dann mal wieder ganz anders. Bei diesen Offenbachern weiß man nie, was einen erwartet. Sie tauschen wild die Instrumente, sind mal die seriöse Rockband, mal ein Haufen Irrer, der auf seiner Bühne die »Gast-Aliens« Atomic Robot Man, Kink Könk und Gregoria Samsa

begrüßt. Ihr Sound? Garage Punk, der in den Weltraum will, oder, wie sie selbst meinen: »R2D2 meets AC/DC oder C3PO meets Black Sabbath.« Oder klingen sie nicht eher, als würden die Hives die Ewoks pimpern? Oder die Stooges Jah Jah Binks köpfen? Oder Turbonegro mit Chewbacca duschen? Das wird sich live bei Coca-Cola Soundwave Clash auf dem Rock am Ring erweisen. Aber eins steht bereits im Vorfeld fest: Es wird ein Kampf gegen Stille und schlechte Laune. Denn die Science Fiction Army ist angetreten, um Liebe und Krach in der Welt zu verbreiten. Sabine Große-Hambrinker

Tapete Die Ewigkeit des Vergänglichen CD // www.myspace.com/tapeteberlin Auf dem Tisch liegt das aktuelle Album des Rappers Tapete, aufgenommen und produziert in Eigenregie und im heimischen Studio. Das muss kein Manko sein und ist es auch nicht; Transparenz und Druck hat das gute Stück. Tapetes handwerklich souveräner Rap beweist Flow und unterhält angenehm. Erfreulicherweise werden textliche Klischees vermieden, auch wenn Tapete weniger provoziert als behauptet. Der Berliner kümmert sich um seine Stadt, ihre Geschichten, die Gesellschaft und ihre Auswüchse. Was eine Nabelschau befürchten lässt, zeigt erfreulich kritische Töne und ist dabei höchst variantenreich. Hier ist ein aufmerksamer Beobachter am Werk, der von den Strukturen gescheiterter zwischenmenschlicher Beziehungen wie auch den Mechanismen urkapitalistischer Ausbeutung zu künden weiß und sich darauf einen melancholisch grundierten Reim macht. Als Haupteinflüsse müssen Zivilkontrolleure und die netten Mitarbeiter vom Ordnungsamt herhalten. Flotte Rhythmen, die manchmal an osteuropäische Folklore erinnern, wechseln sich mit gedämpftem, lässigem Material ab. Aufgrund eines offenbar vorschnell unterschriebenen Künstlerexklusivvertrags wurde Tapete eine Zeit lang daran gehindert, mit seinen Werken an die Öffentlichkeit zu gehen. Was lehrt uns das? Leute, nicht immer gleich der bösen Industrie auf den Leim gehen! Wie von ihm zu erfahren ist, soll Tapete übrigens kein Gangsta, Spaßrapper oder Student sein, sondern vielmehr conscious, feelgood, gutaussehend und Hartz IV. Benjamin Cries

This Drowning Man Big Faint Lane CD // www.myspace.com/ theillusionfailed Ohne despektierlich sein zu wollen – wenn man sich This Drowning Man so vorstellt, hat man sofort ein wandeln-

des Klischee vor Augen. Man denkt an gestandene, etwas blässliche Männer mit Jobs, die sie ausfüllen, weil sie es müssen, und an eine alte Liebe zu Musik, die auf den Tanzflächen der Alternativ-Discos der Achtziger erwachte. Die Hamburger sind deutlich beeinflusst von Wave und Postpunk, von New Order, Pulp und Cure, aber auch von Fury In The Slaughterhouse, U2 und den Sisters Of Mercy. Die Umsetzung ist stilsicher und düsterromantisch, zeugt von intensiver Auseinandersetzung und aufrichtiger Liebe. Die Stimme schwadroniert effektbesetzt und stimmungsvoll, die Arrangements sind treffend und gönnen sich hin und wieder sogar kleinere, anregende Umwege. Die Keyboards sind denen der alten Helden stilecht nachempfunden. »Big Faint Lane« könnte traditionsbewussten schwarzen Seelen sogar ein wirkungsvolles Déjà-vu verpassen. Nur – hören die überhaupt noch neue Musik? Christian Steinbrink

Xrfarflight The Early Bird Catches The Worm, So Clever Worms Get Up Late CD // www.myspace.com/xrfarflight Aufbauen und zerlegen, Konstruktion und Dekonstruktion – das Prinzip wird schon im Titel deutlich. Der frühe Vogel fängt den Wurm, so so – Floskelalarm lässt grüßen. Und prompt geht der Spruch andersrum. Songtitel wie »Mad Bedicine« oder »Messy Lane« tun ihr Übriges. Hier spielt und verdreht jemand wohl gerne. Gut so, schön so – doch das schürt natürlich Erwartungen, die von den zwei Hamburgern auch musikalisch nicht enttäuscht werden. Mit Orgel, Bass, Schlagzeug, Gitarre, ein wenig Electronica und zweistimmigem Gesang wirbelt das Duo so ziemlich alle erdenklichen Sounds durcheinander. Ohne Vorwarnung flanschen sie Dios »Holy Diver«Winde als Zwischenpart im Opener in einen Rogue-Wave-Song. Im Song »Dream Theater« frickeln sich die beiden in bester Prog-Metal-Manier mit Lo-Fi-Sound durch den Song. Und das überhaupt nicht ungekonnt. The Knacks »My Sharona« brät in Picking-Gitarren, und krumme Rhythmen und Nirvana-Riffs enden in Klingelton-Breaks. Klingt unhörbar? Zu viel des Guten? Keineswegs. Xrfarflight lehnen sich weit aus dem Fenster, haben keinen Bammel vor dem freien Fall und punkten damit auf ganzer Linie. Thomas Markus

Schickt eure Demos und CDs an Intro »Redaktion Heimspiel« Greifswalder Str. 224, 10405 Berlin Mail: heimspiel@intro.de



116 Heimspiel empfiehlt

Aktion

COCA-COLA SOUNDWAVE CLASH DAS SIND DIE BESTEN 20 NEWCOMER-BANDS Über 1.200 Acts hatten sich beworben. Nach Juryentscheid und Online-Voting steht jetzt fest: Diese 20 Bands spielen beim Rock am Ring.

Syqem, Hamburg Emo

The Breathalyzers, Berlin Pop-Punk

Piazumanju, Hamburg Surf / Reggae

Stereo Inn, Köln Indie

Science Fiction Army, Offenbach Alternative

Everblame, Ludwigshafen Rock

Soma, Ludwigshafen Alternative

Kamikazekid, Bonn Rock

No Way To Use, Langenfeld Rock / Punk

Reimstoff, Stuttgart HipHop

Motosushi, Bochum Indie

Anthony Zaro, Stuttgart Pop

Twanger, Düsseldorf Pop

C For Caroline, Hannover Punk

Samavayo, Berlin Rock

Mr Virgin And His Love Army, Worms Rock

My Enemies.XII.Mistakes, Oldenburg Emocore

Cellard’or, Frankfurt / Main HipHop

Alfred E. Neumann, Darmstadt Indie

Alle Infos aus www.coke.de

Marnie, Berlin Pop


98./99./20. JULI 2008 FERROPOLIS Alter Ego | Tomas Andersson | Battles | Björk | Blackmail | Blood Red Shoes | Bonde do Role | Booka Shade | Gui Boratto Boys Noize | Steve Bug | Burger/Voigt | Caspa | Cobblestone Jazz | The Cheapers | Commix | The Count & Sinden live | Crookers dEUS | Dillon | DJ Supermarkt | Doc Scott | Does It Offend You, Yeah? | Dúné | Editors | Edu K | Efdemin | Ellen Allien | Empro Len Faki | Fotos | Franz Ferdinand | Friendly Fires | Fujiya & Miyagi | Sascha Funke | Get Well Soon | Goldie | Adam Green Gus Gus live | Daniel Haaksman | Hercules And Love Affair | Hot Chip | The (International) Noise Conspiracy | Mathew Jonson Mathias Kaden | Markus Kavka | Kissy Sell Out live | Klee | Oliver Koletzki | Ladyhawke | Late Of The Pier | Lightspeed Champion Los Campensinos | Luna City Express | Lützenkirchen | M.A.N.D.Y. | Philipp Maiburg | Alexander Marcus | MC Gringo MC Lowqui | MEN Le Tigre DJs | The Mitchell Brothers | Miss Platnum | Miss Kittin & The Hacker | Modeselektor | Møenster Mr. Oizo | Róisín Murphy | Kate Nash | Navel | Neon Neon | The Notwist | Operator Please | PeterLicht | Robyn | Rummelsnuff Henrik Schwarz | Shir Khan | Sick Girls | Skream | Stereo MCs | Storm | Supermayer | Superpunk | The Teenagers Tobias Thomas | Turbostaat | Die Türen | Uffie & Feadz feat. Technotronic | Markus Welby | The Whitest Boy Alive | Why? The Wombats | Zoot Woman | und viele andere

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118 Für Dich

FÜR DICH Gewinnen wollen? Dann die richtige Antwort auf die Frage rechts einfach per E-Mail an verlosung@intro.de schicken. Alle Preise finden sich auch noch mal unter intro.de/gewinne. Viel Glück.

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BlackBerry® Pearl™ 8110, Bluetooth Stereo Lautsprecher M-Tube und BlackBerry® Remote Stereo Gateway BlackBerry Smartphones – das ideale Business-Tool? Diese Einschränkung war einmal. Heute können BlackBerry-Geräte weitaus mehr, als nur Geschäftsleute zu verzücken. E-Mails empfangen und versenden? Durch das Internet surfen? Termine verwalten? Filme ansehen und selbst drehen? Fotos schießen? Musikhören? Egal worum’s geht: Das in Schwarz, Titanium und Pink erhältliche BlackBerry Pearl 8110 ist ein medialer Alleskönner und daher auch genau das Richtige für jeden Musikfan. Der integrierte Media-Player macht das Hören, Übertragen und Verwalten von Musik ganz easy. Und dank des BlackBerry Remote Stereo Gateways kann jedes BlackBerry Smartphone zu Hause mit der Stereoanlage verbunden werden. Einfach das Remote Stereo Gateway an den Verstärker anschließen und schon wird die Musik per Bluetooth aus der Playlist an die Anlage übertragen. Unterwegs machen portable Boxen jedes BlackBerry zum Ghettoblaster. BlackBerry Smartphones bieten somit besten Musikgenuss - zu Hause und unterwegs. Wir verlosen ein BlackBerry Pearl 8110, ein Remote Stereo Gateway und ein Paar Bluetooth Stereo Lautsprecher M-Tube.

SoCo Limelight Nicht dabei sein, sondern mitmachen! Verwirklicht euch selbst, steht mit eurer Arbeit im Rampenlicht und gebt gleichzeitig eurer Karriere als Event-Manager einen Schub. Southern Comfort, kurz SoCo, sucht drei junge Menschen ab 18 Jahre, die in Hamburg, Köln und Frankfurt für jeweils einen Monat die Bar der Stadt schmeißen. In einer außergewöhnlichen Location sollt ihr dafür sorgen, dass der Laden einen Monat als Café, Bar, Club und Konzerthaus zum Stadtgespräch wird. Die SoCo Limelight Bars gehen im Oktober, November und Dezember an den Start, und für einen reibungslosen Ablauf soll das bereits bestehende Team um drei angehende Event-Manager erweitert werden. Genauere Details zu den Stellenausschreibungen gibt’s auf www.SoCo-Limelight.de. Neben bisherigen Erfahrungen im Veranstaltungsbereich geht es vor allem auch um Interesse, im Team zu arbeiten, Motivation, das Gespür für Trends und Musik und das untrügliche Feeling für die perfekte Party. Hast du also von Juli bis Dezember Zeit für den flexiblen Einsatz rund um die SoCo Limelight Bars: nichts wie raus mit deiner Bewerbung. Zusätzlich gibt’s auf www.SoCo-limelight.de auch noch fünf Reisen für jeweils fünf Personen zu einer SoCo Limelight Bar-Eröffnung zu gewinnen.

Die Frage des Monats: Welchen Beruf übt der schnurrbärtige Bassist der SST-Punk-Legende Hüsker Dü, Greg Norton, heute aus? a) Er betreibt mit seiner Frau ein preisgekröntes Restaurant. b) Er managt Green Day.

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Für Dich

„Zwei Daumen hoch! Macht einfach wahnsinnig Spaß!“

01 CD-Sampler »Sixty Radio Summer 08« Miss Sixty und Energie haben mit »Sixty Radio« ein eigenes Store- und Radioprogramm, bestehend aus Techno-DJ-Mixen. Jetzt erscheint der zweite daraus resultierende Sampler als Doppel-CD. Mit dabei sind u. a. Booka Shade, GusGus, Moonbootica feat. Jan Delay und Lützenkirchen. Verlosen wir 5x.

EBERT & ROEPER

EINE KILLERKOMÖDIE VON JOHN DAHL

BEN KINGSLEY TÉA LEONI LUKE WILSON

02 Blue Note Downloadshop Das Jazz-Traditionshaus Blue Note macht sich auf in die digitale Welt: Unter www.bluenoteshop.de eröffnet das Traditionshaus einen Download-Store mit z. T. nicht mehr physisch erhältlichen Tracks in feinster DRM-freier 320kbpsQualität. Wir verlosen fünf Download-Gutscheine und eine Blue-Note-Vollausstattung, bestehend aus Sweatshirt, Trainingsjacke, T-Shirt, Mousepad, Kuli, Wasserball, Turnbeutel und Slipmats. Und on top gibt es noch Alben von Traincha, The Wood Brothers und einen Blue-Note-Sampler auf CD. 03 SingStar Vol. 2 für PS3 Der zweite Teil der »SingStar«-Reihe für die Playstation3. Und wem die Songs hier nicht mehr reichen, der hat über den SingStore die Möglichkeit, neue herunterzuladen. Wir verlosen 5x die Software (Sony Computer Entertainment).

SCHWÄRZER KANN EINE KOMÖDIE NICHT SEIN

04 Durex EM-Package Die Kondommarke gibt sich zur EM ganz sportlich und verlost fünf »FreistoßPackages«, bestehend aus der passenden Fußball-Bettwäsche und vielen tollen Sachen zum Spielen wie Durex Performa-Präservativen, dem Vibrationsring Play Vibration, dem Massage- & Gleitgel Play 2in1 und dem neuen Play Gleitgel+Pflege mit Aloe Vera. CODE ENTERTAINMENT / BAUM ECHO LAKE ROSENMAN / BIPOLAR PRODUKTION EIN FILM VON JOHN DAHL BEN KINGSLEY TÉA LEONI LUKE WILSON “YOU KILL ME” DENNIS FARINA PHILIP BAKER HALL BILLL PULLMAN MARCUS THOMAS CASTING CAROL LEWIS MUSIC SUPERVISOR JOHN BISSELL MUSIK MARCELO ZARVOS KOSTÜME LINDA MADDEN SCHNITT SCOTT CHESTNUT AUSSTATTUNG JOHN DONDERTMAN KAMERA JEFFREY JUR, A.S.C. KOPRODUZENT KIM OLSEN AUSFÜHRENDE PRODUZENTEN TÉA LEONI JONATHAN DANA PRODUZENTEN CAROL BAUM MIKE MARCUS ZVI HOWARD ROSENMAN PRODUZENTEN AL CORLEY BART ROSENBLATT EUGENE MUSSO DREHBUCH CHRISTOPHER MARKUS & STEPHEN MCFEELY REGIE JOHN DAHL © 2007 DILLINGER PRODUCTIONS, LLC. ALL RIGHTS RESERVED INTERNATIONAL SALES BY C APITOL FILMS

EINE

05 My Baby Wants To Eat Your Pussy Die Mannheimer mit dem nicht ganz unkontroversen Namen veröffentlichen dieser Tage ihr Debütalbum »Ignorance And Vision« – wir verlosen dieses 3x auf CD und dazu noch zwei T-Shirts.

FESTIVAL 13. -- 17. AUGUST 08 COLOGNE ON POP MIT GERMANWINGS ZUR C/O POP! FESTIVALTICKET + GERMANWINGS FLUGGUTSCHEIN IM WERT VON 50 € *

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120 Das geht

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Intro empfiehlt Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir 3x2 Tickets. Alle Touren, alle Acts, alle Clubs, alle Tickets, alle Locations: www.intro.de P

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01 P Amanda Rogers

06 P Mugison

Nach Amanda Rogers’ Live-Auftritten denkt man irgendwie immer, in ein kitschig-christliches Hollywood-Weihnachtsmärchen geraten zu sein, in dem plötzlich Engel auf die Erde steigen und alles wieder gut machen. Amanda braucht dazu kaum mehr als Klavier und Stimme, fast schüchtern versinkt sie in ihrer Musik, singt in engelsgleichen Tönen vom Leben und Lieben und covert auch schon mal ganz locker aus dem Handgelenk »Creep«.

Mugison? Kennt man noch nicht? Sollte man ändern! Er kommt aus Island und ist dort bekannt wie ein bunter Hund. Wenn man jetzt an Landsmänner und -frauen wie Björk, Sigur Rós und Co. denkt, wundert man sich, warum Mugison auch mal – wie kürzlich – mit den Queens Of The Stone Age tourt. Der spleenige Soundtüftler kommt demnächst mit dem neuen Genre »Mugiboogie« zurück und hat konsequenterweise auch das Album dazu so benannt.

03.06. A-Wien, Arena » 05.06. Höchst, Quo Vadis Stadel » 06.06. Freiburg, White Rabbit » 07.06. Wiesbaden, Schlachthof » 11.06. Gießen, MuK » 12.06. Hof, Zur Grünen Haidt » 13.06. Dortmund, FZW » 14.06. Stuttgart, Jugendhaus West

02 P Beck Man muss sich ja heutzutage schon fast damit zufriedengeben, dass Künstler mit Weltstar-Rang nur noch exklusiv irgendwo auftreten. Frau Morissette nur in Frankfurt, Björk exklusiv nur auf dem Melt!-Festival undsoweiter. Und jetzt auch unser Lieblings-Loser Beck: Nach dreijähriger Tourpause kündigt sich dieser nun wenigstens für ein exklusives Deutschland-Konzert im Sommer in Berlin an. Da freuen wir uns doch schon mal vor.

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02.06. Berlin, Admiralspalast » 30.06. Köln, Studio 672 » 01.07. Heidelberg, Karlstorbahnhof » 02.07. Münster, Gleis 22 » 03.07. Hamburg, Astra-Stube » 05.07. Berlin, Admiralspalast » 07.07. Dresden, Beatpol » 08.07. Duisburg, Steinbruch

07 P The Duke Spirit

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Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Wir haben es hier nicht mit dem Klavier spielenden Barden Duke Special zu tun, sondern mit der UK-Band The Duke Spirit. Und die hat es auch auf ihrem neuen Album »Neptune« eher mit sphärisch flirrenden Gitarren und atmosphärischen Keyboardflächen. Die düstere Anziehungskraft des Duke Spirit aber entspringt eher der dunkel-verruchten und dennoch zutiefst melodischen Stimme von Sängerin Liela Moss.

05 P

27.06. Berlin, Columbiahalle

28.05. Köln, Gebäude 9 » 29.05. München, Atomic Café » 04.06. Hamburg, Molotow » 05.06. Berlin, Magnet Club

03 P Bob Mould Band

08 P The Mae Shi

Muss man Bob Mould noch vorstellen? Hüsker Dü, anyone? Oder Sugar? Keine Frage, dieser Mann hat Musikgeschichte geschrieben und einen Sound mitgeprägt, ohne den die Musikgeschichte in vielen Schubladen anders geklungen hätte. Nach diversen elektronischen Soloalben kommt Mould jetzt indierockig und eingängig zurück. Er selbst nennt sein Neues das »loud Bob Album« und freut sich sicher schon wie hulle, es live zu bringen.

Auf ihrem aktuellen Album »HLLLYH« hat die inzwischen sechsköpfige Band The Mae Shi aus L.A. eine knallbunte Plastiktüte voll grandiosem Schnickschnack und apokalyptischem Frohsinn zusammengepackt. Musikalisch passen die Kalifornier mit ihrer überbordenden Jugendlichkeit gut zu neuen Moshi-Moshi-Labelkollegen wie Tilly And The Wall und Mates Of State. Hardcore-Anleihen und House-Exkurse machen das Chaos komplett.

02.06. Frankfurt/Main, Batschkapp » 03.06. Köln, Luxor » 04.06. Hamburg, Uebel & Gefährlich » 07.06. Berlin, Postbahnhof

28.05. Hamburg, Molotow » 29.05. Berlin, West Germany

06 P

09 P Woog Riots 04 P Haute Areal Labelnight Unterschiedlicher könnte das Portfolio dieses kleinfeinen Indielabels nicht sein. Ko-Labelchef Frederik Fröse sagte in einem Interview dazu: »Wir wollten einfach keine Band unter Vertrag nehmen, die einer unserer Bands ähnlich ist. Von ihrer Art ist jede unserer Bands die beste. Es gibt keine Konkurrenz innerhalb der Familie.« Was die »Familie« so alles auf die Bühne bringt, kann man auf der exklusiven Labelnight in Berlin sehen. » 31.05. Berlin, 103 Club (mit Mit, The Aim Of Design Is To Define Space, Werle & Stankowski, Coma DJs, A Different Jimi)

Das Indie-Electro-Folk-Garage-Pop-Duo Woog Riots veröffentlicht nach dem Debüt »Strangelove TV« im Jahr 2006 nun endlich sein zweites Album »Pasp«, das die Italienerin Silvana Battisti und ihr deutscher Bandkollege Marc Herbert gleich mit ein paar Livegigs betouren werden. Auf »Pasp« geht es wieder herrlich bunt zu, da kann schon mal eine Banjomelodie mit einem Finsterbass und laszivem Frauengesang gekreuzt werden. 07.06. Göttingen, Universität » 17.06. Berlin, Intersoup » 18.06. Berlin, Schokoladen » 19.06. Hamburg, Frau Hedi

07 P

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10 P Write4Gold 05 P Melt! Klub Die Aufwärmübungen für das Melt!-Festival können endlich auch offiziell im Kreise Gleichgesinnter vorgenommen werden. Der Melt!-Klub lädt ab sofort wieder zum gemeinschaftlichen Ein-, Warm- und Abtanzen, um an ausgewählten Spielorten Stimmung zu machen. Fürs Melt! und überhaupt. Schließlich kann man ja kaum verlangen, dass man einen beatsüchtigen Melt!-Fan mit einem einzigen Wochenende im Juli durchs Jahr bringt. 13.06. Leipzig, Sweat Club (mit So So Modern, Les Gillettes, Saint Pauli und Sick Sinus)

Mittlerweile zum sechsten Mal steigt in diesem Jahr der größte Graffiti-Battle der Welt. Crews aus allen HipHopinfizierten Teilen der Erde treten beim Write4Gold gegeneinander an, um sich in den vier Kategorien »Concept Painting« sowie »Freestyle Tagging«, »Freestyle Throw Ups« und »Freestyle Sketching« zu messen. Für den passenden Soundtrack sorgen diesmal die schwedischen Looptroop Rockers mit ihrem Crossover aus Electro, Pop und HipHop.

09 P

14.06. Münster, Skater’s Palace (mit Looptroop Rockers)

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Das Geht P Empfohlen von Intro:

10 Jahre Tomlab mit Thee Oh Sees, No Kids, Von Spar 27.05. Köln, Gebäude 9

Bernd Begemann

Cavalera Conspiracy

mit Die Befreiung* 02.06. Frankfurt/Main, Das Bett 03.06. Frankfurt/Main, Das Bett 06.06. Hamburg, Knust* Geht weiter!

03.06. Osnabrück, Hyde Park 23.06. Hamburg, D-Club Geht weiter!

P Empfohlen von Intro:

Comeback Kid 20.06. Leipzig, Conne Island

Bishop Allen 26.05. Münster, Gleis 22 27.05. Köln, Die Werkstatt

Contre Le Racisme mit Anajo, ImGrundeKnut, Pale 04.06. Köln, Albertus-Magnus-Pl.

Black Mountain 11-FreundeEM-Quartier 07.-29.06. Berlin, Fuhrpark an der Arena Berlin

Die Ärzte 27.05. Münster, Halle Münsterland 28.05. Cottbus, Messehalle 30.05. Berlin, Kindl-Bühne Wuhlheide (ausverkauft) 31.05. Berlin, Kindl-Bühne Wuhlheide (Zusatztermin) 01.06. Berlin, Kindl-Bühne Wuhlheide 04.06. Rostock, Stadthalle 05.06. Hannover, TUI-Arena 06.06. Kiel, Ostseehalle 08.06. Bielefeld, Seidensticker-Halle 09.06. Saarbrücken, Saarlandhalle 10.06. L-Esch-Alzette, Rockhal 15.06. Homberg, Hessentagsarena 18.06. A-Dornbirn, Messestadion 19.06. Bamberg, Jako-Arena 21.06. Gräfenhainichen, Ferropolis 22.06. Würzburg, S.Oliver-Arena 23.06. Koblenz, Sporthalle Oberwerth 24.06. Ingolstadt, Saturn-Arena 27.06. Braunschweig, Volkswagen-Halle 28.06. Bremerhaven, Stadthalle 30.06. Bielefeld, Seidensticker-Halle Geht weiter!

Afrob

30.05. München, 59to1 31.05. Berlin, Festsaal Kreuzberg 01.06. Leipzig, UT Connewitz 02.06. Bielefeld, Forum

Black Rebel Motorcycle Club

Chris Cornell 01.06. Köln, Live Music Hall

Jonathan Davis 03.06. Leipzig, Werk 2 04.06. Hamburg, Grünspan 05.06. Bochum, Zeche

16.06. Essen, Weststadthalle

Deerhunter Mary J Blige

05.06. München, Feierwerk

26.05. Hamburg, Stadtpark 29.05. Berlin, Zitadelle Spandau 30.05. Düsseldorf, Philipshalle

Neil Diamond

Phillip Boa & The Voodooclub

27.05. München, Olympiahalle 31.05. Köln, Kölnarena 02.06. Hamburg, Color Line Arena

27.06. Magdeburg, Blow Up

Duffy

Bodi Bill

09.06. Köln, Kulturkirche www.tickets.de

14.06. Greifswald, Uni P Empfohlen von Intro:

Bon Jovi mit Gianna Nannini 28.05. Hamburg, HSHNordbank-Arena 29.05. Stuttgart, GottliebDaimler-Stadion 03.06. Frankfurt/Main, Waldstadion

Born Ruffians 05.06. Hamburg, Molotow 06.06. München, Atomic Café 07.06. Münster, Gleis 22 08.06. Berlin, Bang Bang Club P Empfohlen von Intro:

Eagle*Seagull 27.05. Stuttgart, Schocken 29.05. München, 59to1 31.05. Dresden, Beatpol 01.06. Berlin, Magnet Club

Eagles Of Death Metal 03.06. Berlin, Zitadelle Spandau 05.06. Hamburg, Markthalle

Bratze Escapado

Olafur Arnalds

28.05. Bielefeld, Kulturkombinat Kamp 29.05. Düsseldorf, Pretty Vacant 30.05. Künzelsau, Kokolores 31.05. Cottbus, Glad-House 03.06. Marburg, Trauma 04.06. Kassel, Arm 05.06. München, Rote Sonne 07.06. Halle, Klub Drushba

31.05. Osnabrück, Glanz & Gloria 11.06. Berlin, Bassy Cowboy Club

Bubonix

Flash! 06.06. Köln, Luxor

Atomic

04.06. München, Sunny Red 05.06. Koblenz, Circus Maximus

07.06. Neuwied, Heimathaus

Anti-Flag 19.06. Lindau, Club Vaudeville 24.06. Rostock, Mau-Club Geht weiter!

13.06. Hamburg, Molotow 14.06. Berlin, Magnet Club

29.05. Osnabrück, Kleine Freiheit 31.05. Bad Oldesloe, Inihaus Geht weiter!

Feist 01.06. Frankfurt/Main, Jahrhunderthalle P Empfohlen von Intro:

Flogging Molly Bullet For My Valentine

21.06. Saarbrücken, Garage P Empfohlen von Intro:

06.06. Köln, Blue Shell 14.06. Mannheim, Lagerhaus

09.06. Hamburg, Große Freiheit 36 10.06. Berlin, Columbiahalle 24.06. Lingen, Alter Schlachthof

A Wilhelm Scream

Camille

26.05. Hannover, Béi Chéz Heinz 27.05. Köln, Underground Geht weiter!

03.06. Berlin, Postbahnhof 04.06. Hamburg, Fabrik www.tickets.de

Bad Religion

Isobel Campbell & Mark Lanegan

Audrey

02.06. Bochum, Zeche 03.06. Hamburg, D-Club 04.06. Berlin, Kesselhaus 10.06. Leipzig, Werk 2

03.06. Frankfurt/Main, Mousonturm

Cartridge P Empfohlen von Intro:

Beck

06.06. Bielefeld, Forum 07.06. Dortmund, Live Station

27.06. Alle Infos siehe S. 120

Bedouin Soundclash 04.06. Berlin, Magnet Club

Flowin Immo & Les Freaqz 26.05. Stuttgart, Rocker 33 27.05. Lottstetten, Freddis 28.05. München, Feierwerk 29.05. Darmstadt, Innenstadt 30.05. Pfarrkirchen, Club Bogaloo 31.05. Schwäbisch Gmünd, Esperanza 06.06. Jena, Schleichersee

Cat Power 04.06. Köln, Live Music Hall 05.06. Berlin, Postbahnhof 06.06. Hamburg, Laeiszhalle

Ben Folds 30.06. Hamburg, Grünspan Geht weiter!


122 Das geht

Das Intro-Sputnik Magazin

Das Geht im Juni Foo Fighters

P Empfohlen von Intro:

17.06. Berlin, Kindl-Bühne Wuhlheide 18.06. Düsseldorf, ISS-Dome

Fotos 06.06. Bielefeld, Forum 07.06. Dortmund, Live Station

Kat Frankie 29.05. Berlin, Bang Bang Club 30.05. Bielefeld, Movie 31.05. Hamburg, Mobile Blues Club

Ace Frehley 09.06. Köln, Live Music Hall

F.S.K.

Intro Intim mit Kevin Devine mit Jenny Owen Youngs, The New Amsterdams* 26.05. Hamburg, Fundbureau 27.05. Dresden, Beatpol 28.05. Jena, Rosenkeller 29.05. München, Feierwerk 30.05. Köln, Blue Shell 31.05. Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus*

31.05. München, Muffathalle

Jaguar Love Get Well Soon 29.05. Karlsruhe, Jubez 30.05. Halle, Objekt Geht weiter!

U

nsere Radioheimat, das Intro-Sputnik Magazin, startet dieser Tage in das verflixte eineinhalbte Jahr – verflixt geil voraussichtlich. Der unrunde Geburtstag wird (natürlich) auch gefeiert mit einem großen Feature über den aktuellen Titelact Santogold aus Brooklyn, New York. Das große EM-Special hingegen findet bei den vielen qualitativ hochwertigen Alben dieser Tage voraussichtlich keinen Platz in unseren heiligen Ätherhallen – abgesehen von einem EM-Auftakt-Battle. Apropos Battle: Der Song, der beim Voting auf intro.de gewinnt, wird wie immer in der folgenden Sendung gespielt. Und hier sind die Juni-Battles zur Gänze: 05.06. EM-Start! Österreich vs. Schweiz – Toni Polster »Der Letzte macht das Flutlicht aus« vs. Die Aeronauten »Der Tag, an dem ich Weltmeister wurde« 12.06. Tom Waits vs. Hollywood – Tom Waits »I Don’t Want To Grow Up« vs. Scarlett Johansson »I Don’t Want To Grow Up« 19.06. Ja, ja – Ja, Panik »Marathon« vs. Ja König Ja »Ach, Golgatha!« 26.06. Sonne rauf vs. Sonne runter – Kashmir »The Dusk Hour« vs. Madrugada »Honey Bee« Das Intro-Sputnik Magazin: jeden Donnerstag und Sonntag 21h bis 22h auf MDR Sputnik. Unter www.intro.de/sputnik auch als Podcast abonnierbar und via Player im Stream zu hören.

17.06. Wiesbaden, Schlachthof 18.06. Köln, Luxor 23.06. Berlin, Lido

Ja, Panik Max Goldt (Lesung) 30.05. Bremerhaven, Capitol 31.05. Moers, Schlosstheater 01.06. Düsseldorf, Zakk 02.06. München, Volkstheater 03.06. Landshut, Salzstadl Geht weiter!

Grand Island 26.05. Hamburg, Hafenklang 26.05. Hamburg, Frau Hedi 27.05. Berlin, Festsaal Kreuzberg

Grether-Crossover (Konzert mit Lesung) mit Sandra Grether, Kerstin Grether 05.06. Frankfurt/Main, Das Bett 06.06. Bonn, Kult 41

Herbert Grönemeyer mit Dendemann 30.05. Aalen, Waldstadion 31.05. Düren, Annakirmesplatz 01.06. Bielefeld, Schüco-Arena 03.06. Ralswiek, Naturbühne 04.06. Flensburg, Dom 06.06. Mönchengladbach, Borussia-Park 08.06. Homberg, Hessentagsarena 19.06. Freiburg, Messe 22.06. Berlin, Waldbühne

04.06. Berlin, Lido (mit Britta, Mondo Fumatore) 06.06. Hamburg, Grüner Jäger Geht weiter!

Avril Lavigne

Kate Nash

17.06. München, Zenith 18.06. Düsseldorf, Philipshalle 22.06. Mannheim, Rosengarten 23.06. Dresden, Freilichtbühne Junge Garde 24.06. Berlin, Columbiahalle Geht weiter!

03.06. Berlin, Kesselhaus 04.06. Dresden, Alter Schlachthof 10.06. Hamburg, Große Freiheit 36

Lenny Kravitz 02.06. München, Olympiahalle 03.06. Köln, Palladium www.tickets.de

Navel Les Robespierres 31.05. München, Muffathalle

26.05. Stuttgart, Keller Klub 28.05. Würzburg, AKW

Linkin Park

Patrice

21.06. München, OlympiaReitanlage 27.06. Berlin, Waldbühne 28.06. Düsseldorf, LTU-Arena

mit Bedouin Soundclash* 26.05. Darmstadt, Centralstation* 27.05. Köln, Gloria* 28.05. Hamburg, Grünspan* 29.05. Erlangen, E-Werk* 31.05. Essen, Weststadthalle* 21.06. Neuhausen ob Eck, Flugplatz 28.06. Jena, Schleichersee Geht weiter!

Stephen Malkmus & The Jicks 12.06. Hamburg, Knust

Mazy Fields

Jennifer Rostock

13.06. Düsseldorf, Pretty Vacant 14.06. Hamburg, Grüner Jäger 27.06. Berlin, NBI 28.06. Leipzig, Ilses Erika

06.06. Duisburg, Hundertmeister Geht weiter!

Melt Banana

Jimmy Eat World 05.06. Stuttgart, LKA-Longhorn 09.06. Osnabrück, Hyde Park 10.06. Leipzig, Clara-ZetkinParkbühne

31.05. Schorndorf, Manufaktur 01.06. Mannheim, A. Feuerwache 28.06. Bremen, Spedition

Melt! Klub Juni

23.06. Düsseldorf, Philipshalle 24.06. München, Zenith

MGMT

Kate Mosh

M.I.A.

26.05. Köln, Sonic Ballroom 27.05. Duisburg, Steinbruch 29.05. Berlin, Festsaal Kreuzberg 30.05. Nürnberg, Club Stereo 31.05. Leipzig, Ilses Erika

05.06. A-Wien, Rathausplatz

Kettcar mit Computer*, Sport** 13.06. Regensburg, Kulturspeicher* 15.06. Aschaffenburg, Colos-Saal* 18.06. Krefeld, Kulturfabrik** 19.06. Alsdorf, Stadthalle**

26.05. München, 59to1

Red Bull Tourbus Ministry 28.06. Saarbrücken, Roxy

27.05. Köln, Kölnarena 29.05. München, Olympiahalle 07.06. Hamburg, Color Line Arena 22.06. Berlin, Velodrom

26.06. Augsburg, Kantine

Hey Willpower

P Empfohlen von Intro:

Helmet

07.06. Darmstadt, 603 qm 14.06. Essen, Hotel Shanghai

Ich + Ich 31.05. Hannover, Expo Plaza 14.06. Torgelow, Stadthalle 21.06. Heidenheim, Volksbank-Arena 22.06. Bonn, Museumsplatz 23.06. Bochum, Freilichtbühne Wattenscheid 27.06. Berlin, Zitadelle Spandau Geht weiter!

P Empfohlen von Intro:

Mondo Fumatore

05.06. Frankfurt/Main, Alte Oper

Kilians

mit Ghost Of Tom Joad 05.-20.06. Alle Termine und Infos auf www.redbulltourbus.com

Kylie Minogue

Alanis Morissette

31.05. Alle Infos siehe S. 120

P Empfohlen von Intro:

13.06. Alle Infos siehe S. 120

04.06. Hamburg, Color Line Arena 09.06. Berlin, Velodrom 10.06. Mannheim, SAP-Arena 11.06. Oberhausen, KönigPilsener-Arena 18.06. Stuttgart, Hanns-MartinSchleyer-Halle 27.06. Nürnberg, Arena

Haute Areal Labelnight

Queens Of The Stone Age

Judas Priest

Kiss

P Empfohlen von Intro:

mit Electric Eel Shock, Kid Carpet 03.06. Krefeld, Kulturfabrik 05.06. Hamburg, Logo 07.06. Berlin, Kato

03.06. Berlin, Zitadelle Spandau

13.06. Aachen, Musikbunker Geht weiter!

26.05. Berlin, Festsaal Kreuzberg 27.05. Düsseldorf, Zakk 28.05. Schorndorf, Manufaktur 30.05. A-Innsbruck, PMKBogen 19

Presidents Of The USA

P Empfohlen von Intro:

30.05. Nürnberg, Muz-Club 31.05. A-Wien, Arena 04.06. Berlin, Lido 05.06. Hamburg, Astra-Stube 06.06. Leipzig, Ilses Erika 07.06. Offenbach, Hafen 2

Gustav

P Empfohlen von Intro:

Red Bull Tourbus Festival mit Thees Uhlmann (Tomte), Donots, Kilians, Tent, Ghost Of Tom Joad, Maximilian Hecker 21.06. Berlin, Fête de la Musique im Mauerpark

Bob Mould Band

Rage Against The Machine

02.-07.06. Alle Infos siehe S. 120

10.06. Berlin, Zitadelle Spandau

Motorpsycho

Rantanplan

30.05. Bremen, Schlachthof 31.05. Hamburg, Fabrik

30.05. Braunschweig, Nexus 31.05. Erlangen, E-Werk Geht weiter!

P Empfohlen von Intro:

Kleinstadthelden

Jason Mraz

26.05. Saarbrücken, Garage 07.06. Osnabrück, Schloss Geht weiter!

23.06. München, Ampere 24.06. Berlin, Frannz Geht weiter!

Kool Savas

P Empfohlen von Intro:

27.05. Mainz, Frankfurter Hof 28.05. Heidelberg, Halle 02 29.05. Aschaffenburg, Colos-Saal 30.05. Düsseldorf, Stahlwerk 31.05. Lingen, Alter Schlachthof 01.06. Oldenburg, Kulturetage 02.06. Kiel, Max

Mugison 02.06.-08.07. Infos siehe S. 120

Rival Schools 03.06. Hamburg, Grünspan 04.06. Berlin, Kato 07.06. Köln, Luxor 09.06. Köln, Luxor P Empfohlen von Intro:

Amanda Rogers Napalm Death

03.-14.06. Alle Infos siehe S. 120

27.05. Saarbrücken, Roxy 03.06. Hannover, Musikzentrum 04.06. Leipzig, Conne Island

Gavin Rossdale 10.06. Berlin, Lido


Schiller

The Dodos

Turntablerocker

27.05. Stuttgart, Liederhalle 28.05. München, Tonhalle 29.05. Berlin, Columbiahalle 01.06. Hamburg, D-Club 02.06. Hamburg, D-Club Geht weiter!

08.06. Berlin, Magnet Club 09.06. Köln, Luxor

30.05. Stuttgart, Rocker 33 20.06. Berlin, Watergate 28.06. Bremen, Pier 2 Geht weiter!

Schneller Autos Organisation 04.06. Köln, Tsunami Club

P Empfohlen von Intro:

The Duke Spirit 28.05.-05.06. Alle Infos siehe S. 120

P Empfohlen von Intro:

The Fratellis 27.05. Hamburg, Logo 03.06. Berlin, Lido

Olli Schulz 02.06. Berlin, Babylon

The Grand Opening

26.05. Frankfurt/Main, Batschkapp 30.05. Nürnberg, K 4 Geht weiter!

26.05. Aachen, Raststätte 27.05. Karlsruhe, Nun 28.05. Krefeld, Kulturrampe 29.05. L-Luxemburg, D:Qliq 30.05. Dortmund, Subrosa 31.05. Leipzig, Horns Erben

Shout Out Louds

The Kooks

05.06. Saarbrücken, Roxy

mit The Holloways 17.06. Köln, Palladium (ausverkauft) 18.06. Berlin, Columbiahalle

Señor Coconut

Alina Simone 28.05. Lübeck, Cafe Brazil 29.05. Oldenburg, Polyester Klub 30.05. Bielefeld, Movie (mit Kat Frankie)

Vampire Weekend 28.05. München, Atomic Café

Wednesday 13 26.05. Hamburg, Knust 27.05. Berlin, Kato 28.05. Stuttgart, Die Röhre 29.05. Frankfurt/Main, Nachtleben 30.05. Erfurt, Centrum Club 31.05. Saarbrücken, Roxy P Empfohlen von Intro:

The Mae Shi

Das geht u.a. auf folgenden Festivals:

28.-29.05. Alle Infos siehe S. 120

The Miserable Rich 27.05. Kiel, Prinz Willy 28.05. Hamburg, Grüner Jäger 29.05. Hannover, Feinkost Lampe 30.05. Duisburg, Steinbruch 31.05. Saarbrücken, Sparte 4 01.06. Freiburg, KTS

01 Splash! » Pouch b. Leipzig » 11.07.–13.07. Why? P Empfohlen von Intro:

Woog Riots P Empfohlen von Intro:

P Empfohlen von Intro:

Write4Gold

Bruce Springsteen & The E-Street Band

Yazoo

24.06. Stuttgart, Wagenhalle 27.06. Leipzig, Werk 2 28.06. Essen, Weststadthalle

27.05. Oldenburg, Kulturetage 28.05. Lüneburg, VamosKulturhalle

The New Amsterdams 27.05. München, Orangehouse 28.05. A-Wien, B 72 30.05. Dresden, Beatpol 31.05. Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus

05.06. Mannheim, SAP-Arena 08.06. Düsseldorf, LTU-Arena 28.06. Leipzig, Zentralstadion

The Swell Season P Empfohlen von Intro:

28.05. Berlin, Passionskirche 29.05. Hamburg, Schauspielhaus

The Used

mit Maximo Park 29.05. Nürnberg, Kaiserburg

21.06. München, OlympiaReitanlage 22.06. Berlin, Columbia Club 23.06. Wiesbaden, Schlachthof 24.06. Hamburg, Uebel & Gefährlich 28.06. Düsseldorf, LTU-Arena

Tapes ‘n Tapes

The Weakerthans

07.06. Berlin, Bang Bang Club 09.06. Hamburg, Logo 10.06. Köln, Gebäude 9

19.06. Berlin, Zitadelle Spandau

07.06. Düsseldorf, Zakk 09.06. Frankfurt/Main, Batschkapp 10.06. Saarbrücken, Roxy 11.06. Nürnberg, Hirsch 13.06. Freiburg, Jazzhaus 20.06. Dresden, Scheune

The Damned

Die Toten Hosen

17.06. Bochum, Zwischenfall 18.06. Bochum, Zwischenfall

27.05. Hamburg, Markthalle 28.05. Berlin, Columbiahalle Geht weiter!

T-Mobile Street Gigs

The Chemical Brothers

The Dillinger Escape Plan 17.06. Stuttgart, Die Röhre 18.06. Aschaffenburg, Colos-Saal

Acts: Bjørk, Franz Ferdinand, Hot Chip, Editors, The Notwist etc.

03 Omas Teich » Großefehn » 25.07.–27.07. Acts: Kettcar, Goose, Tomte, Kaizers Orchestra, Blackmail etc.

14.06. Alle Infos siehe S. 120

The Police Studio Braun

02 MELT! » Gräfenhainichen » 18.07.–20.07.

07.-19.06. Alle Infos siehe S. 120

05.06. Heidelberg, Karlstorbahnhof

Stereophonics

Acts: Jay-Z, Ice Cube, Culcha Candela, Dynamite Deluxe etc.

02.06. Dortmund, FZW

Sportfreunde Stiller

16.06. Düsseldorf, LTU-Arena 21.06. Hamburg, Volksparkstadion

Komm vorbei! PlayStation und Festivalguide laden ein zum Spielen und Chillen. Am Festivalguide-Stand findest Du nicht nur tolle Magazine, das SurvivalKit und alle Infos zum Festival, sondern auch die neuesten Spiele aus dem Hause PlayStation. Und Go!Explore, das GPS-Navigationssystem für deine PlayStation Portable, zeigt dir den Weg dorthin.

P Empfohlen von Intro:

So So Modern 11.06. Erfurt, Fachhochschule 12.06. Leipzig, Sweat Club 14.06. Neubrandenburg, Club Zebra 16.06. Hamburg, Hafenklang 18.06. Köln, Tsunami Club 19.06. Osnabrück, Kleine Freiheit 20.06. Hannover, Cafe Glocksee 21.06. Weinheim, Café Central

MIT GO!EXPLORE UND FESTIVALGUIDE UNTERWEGS

P Empfohlen von Intro:

Die Türen 13.06. Schorndorf, Manufaktur

28.05. Hamburg, Stadtpark Freilichtbühne 30.05. Berlin, Columbiahalle

04 Obstwiesen » Dornstadt » 10.07.–12.07. Acts: TBA. / Umsonst & Draussen!

05 Populario » Hoyerswerda » 15.08.–16.08. Acts: Madsen, Goose, PeterLicht, Tomte, Jeans Team etc.

Die kommen, die Touren Sonne, Wind & Wir Klimatour ab 27.06. div. Städte

T-Mobile Streetgig mit Clueso 10.07. Solingen

Magnetic Fields geplant für Mitte Juli

Video Games Live (Konzert)

06 Prima Leben und Stereo » Freising » 01.08.–02.08. Acts: Anajo, Polarkreis 18, Frank Spilker Gruppe etc.

07 Appletreegarden » Diepholz » 08.08.–09.08. Acts: Kilians, The Robocop Kraus, Werle & Stankowski etc.

08 La Pampa » Hagenwerder » 04.07.–06.07. Acts: Polarkreis 18, The Fashion, Urlaub In Polen, Bodi Bill etc.

09 Back2Beatz » Münster / Hawerkamp » 27.06. Acts: Atmosphere, Blumentopf, Dynamite Deluxe, DJ Vadim etc.

10 Vainstream Rock » Münster / Hawerkamp » 28.06. Acts: Sick Of It All Anti-Flag, Flogging Molly, Tiger Army etc.

20.08. Leipzig, Arena (Gams Convention)

Heather Nova 15.-24.10.

Tickets? Tickets! www.intro.de/tickets

Mit Festivalguide und Go!Explore, dem GPS-Navigationssystem für deine PlayStation Portable, findest Du immer den richtigen Weg durch den Festivalsommer.


124 Festivalguide

Saubere Sache: Die AXEFestivalaktionen

SPLASH! Es bleibt ein kleines Wunder bzw. ein großer Kraftakt, dass das Splash! die Kurve gekriegt hat und auch diesen Sommer wieder in Pouch stattfindet. Festivalguide-Redakteur Daniel Koch sprach mit Splash!-Mitmacher Mirko Roßner über alles und den Rest.

Dry Zone: Die Dry Zone von AXE ist eine moderne High-Tech-Lösung, wie man nach feucht-fröhlichem Spaß wieder sauber und trocken wird. In der 18 Meter langen AXE Dry Zone schrubben erst Waschbürsten den Body, dann duscht man sich ab, ehe einen Luftdüsen wieder trocken föhnen. Die AXE Dry Zone gibt es auf dem Hurricane, dem Splash!, dem FM4 Frequency und dem GurtenFestival. AXE Zeltareal: Ebenfalls auf dem Hurricane, dem Splash!, dem FM4 Frequency und dem Gurten-Festival baut AXE insgesamt 600 Zelte auf, die einen bezugsfertig erwarten. 666 Tickets zu gewinnen: Da muss man nicht viel erklären. AXE verlost 666 Festivaltickets für 15 Events zwischen Rock am Ring und SonneMondSterne. Teilnahme und Infos zu allen Aktionen unter www.axe.de/festivals.

B

ei der Pouch-Premiere musste man es ja sicher erst mal pragmatischer angehen lassen. Ist jetzt das Feintuning angesagt? Genau. Wir wollen diesmal das Gelände als Gesamtkunstwerk inszenieren, nachts mit speziellen Lichtshows, tagsüber mit Installationen und Sonderkonstruktionen. Außerdem haben wir das Amphitheater mit 4.000 Sitzplätzen einbezogen. Da wird drei Tage lang das Finale des Graffiti-Battles Write4Gold ausgetragen, nachts gibt’s dort ein Kino. Das Funsport- und Chill-Angebot ist ebenfalls erweitert und besser verteilt. Und wem das alles zu viel wird: Der kann einfach den Strand genießen. Gibt’s Gerüchte, was man vom Jay-Z-Auftritt erwarten kann? Auf dem Glastonbury ist er ja auch, und da munkelt man sogar, er bringe seine Gattin mit ... An Gerüchten beteiligen wir uns nicht. Was man jetzt schon sagen kann, ist, dass er mit großer Liveband kommen wird und es in puncto Lichtshow einer der spektakulärsten Auftritte überhaupt sein wird. Wenn man sich euer Line-up anschaut, muss man echt

die Mütze ziehen, weil ihr das Genre HipHop inzwischen schon recht weit fasst. Welche Musikstile kommen diesmal noch zu ihrem Recht? Danke! Wir haben uns ja schon immer als Festival verstanden, das über den Tellerrand schaut. Mit euch in Kooperation haben wir diesmal wieder das Grenada Tent, in dem man von Grime über Electro bis hin zu HipHop alles findet. Im Aruba Zelt gibt’s zudem Unplugged-Sessions mit Funk-, Dub- und Reggae-Elementen – eindimensional wird’s also auf keinen Fall. 11.-13.07. Pouch, Halbinsel Pouch Jay-Z, Ice Cube, Kool Savas, Shaggy, Azad, Blumentopf, Blumio & Habesha, Ce’cile, Culcha Candela, D.I.T.C., Damion Davis, Das Bo, Dynamite Deluxe, Franky Kubrick, Gentleman, Huss und Hodn, Irie Révoltés, J-Live, Jan Delay & Disko No. 1, Little Brother, Looptroop Rockers, M.O.P., Marteria, Mädness & Baggefudda, Mono & Nikitaman, Nefew, Ohrbooten, Pete Philly & Perquisite, Saigon, Sean P., Sefyu, Sera Finale, Stress, Swollen Members, The Black Seeds; Intro Intim Tent mit M.I.A., Le Peuple De L’Herbe, Nouvel R., Afrikanboy, The Tape, RQM, Elle P, Jahcoozi, Face A Face, Missill, CLP, Sick Girls, Round Table Knights; VVK: EUR 74; www.splash-festival.com

Festivals am Hawerkamp in Münster Das Gelände am Hawerkamp im Münsteraner Hansaviertel hat schon an der Geschichte diverser Musiksubkulturen mitgeschrieben. Egal, ob Exzesstechno, ultrapolitischer 80er-Hardcore, autonomer Punk oder schwarz gewandeter Gruftisound – alle Richtungen fanden und finden dort ein buntes Zuhause. Da ist es nur konsequent, an einem Wochenende im Juni gleich zwei Musikrichtungen im großen Stil hereinzubitten – und zwar jeweils mit einem eigenen Festival. Der HipHop kommt beim Back to Beatz zu seinem Recht, die gute alte Tante Punk und der Rüpelonkel Hardcore dürfen dann beim Vainstream Rockfest ran. Back to Beatz » 27.06. Münster, Festivalgelände (Am Hawerkamp) Dynamite Deluxe, Blumentopf, Atmosphere, Pharoahe Monch, DJ Vadim; VVK: EUR 25; www.back2beatz.de

Vainstream Rockfest » 28.06. Münster, Festivalgelände (Am Hawerkamp) All Shall Perish, Anti-Flag, Bring Me The Horizon, Broilers, Caliban, Callejón, Coheed And Cambria, Comeback Kid, Flogging Molly, The Grit, Long Distance Calling, Madball, Mad Caddies, Neaera, Negative Approach, Shai Hulud, Sick Of It All, Tiger Army; VVK: EUR 29,90; www.vainstream.com/rockfest

Jack Daniel’s: Werde Roadie beim Southside! Ein Blick von der Hauptbühne des Southside: ein Menschenmeer. Jubelschreie, Freudenfpiffe, ausgestreckte Arme – 50.000 Gesichter, die einen erwartungsvoll anblicken. Was für ein Gefühl, wenn man abends auf der Hauptbühne steht! Klar, die wollen natürlich nicht in erster Linie die Roadies sehen, aber auch das Publikum weiß: ohne diese Leute keine Foo Fighters. Kein Billy Talent. Keine Radiohead. Dank Jack Daniel’s hat man auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit, als Roadie auf einem von Deutschlands größten Rockfestivals mitzuhelfen. Backstage bei den Stars, für die Stars. Interessiert und volljährig? Dann ab sofort bewerben unter www.jack-lives-here.de.


Festivalguide

125

Benicàssim: Eis am Sti(e)l Vorhersage: sonnig. Zumindest für das spanische Badeörtchen Benicàssim. Festivalguide-Redakteur Boris Fust traf sich mit der Festivalbeauftragten Katinka Brundiers, um sich bei einem Tütchen Eis ordentlich vorzufreuen.

FANPERSPEKTIVE: MELT! Markus Womer (24) fährt jedes Jahr von Köln nach Gräfenhainichen bei Dessau. Der Grund hat vier Buchstaben und ein Ausrufezeichen. Hier erzählt er, warum ihm das Melt! die Reise wert ist.

S

onntagmorgen, halb sechs. Ich stehe unter einem seltsamen Metallarm, der Teil eines riesigen Baggers ist. Meine Füße, Beine, Arme zucken zum Beat. Ich starre wie gebannt auf eine kleine Discokugel, die an den Streben hängt und sich behäbig dreht, während fünf Lichtstrahlen sie von allen Seiten ins Visier nehmen. Ich weiß, dass ich morgen Mittag bereits wieder fahren muss – deshalb bin ich stocknüchtern –, trotzdem will ich nicht schlafen, will diesen Rausch zu Ende tanzen. Wer braucht bei so einer Kulisse noch Drogen? Das Melt! ist für mich jedes Jahr wieder eine bewusstseinserweiternde Erfahrung. Das Ferropolis-Gelände mit diesen bizarren Stahlmonstern, die nachts in den irrsten Farben bestrahlt werden, und diesem Line-up, das in Sachen Electro und Indie dermaßen tief gräbt, dass ich nach jedem Jahr ein paar neue Acts auf meinem Fave-Zettel habe, und als Kontrast dazu die Frische des Baggersees, die einem zwischendurch die Sinne kühlt, wenn man berauscht vom Beat hineinspringt oder sich morgens zum Runterchillen an seinem Ufer trifft. In Sachen Wetter ist

das letzte Jahr wohl nicht zu toppen, in Sachen Line-up haben es die Melt!-Macher schon jetzt geschafft: ein ExtraTag mit Björk und Hot Chip, dann noch die Editors, Notwist, Hercules & Love Affair. Wow! Das Melt! kann gerne kommen. Ich werde da sein! 18.-20.07. Gräfenhainichen, Ferropolis Björk, Editors, Hot Chip, Franz Ferdinand, Kate Nash, Adam Green, dEUS, Zoot Woman, Robyn, Hercules And Love Affair, The (International) Noise Conspiracy, Dúné, GusGus, Miss Kittin & The Hacker, Booka Shade, Alter Ego, Ellen Allien, Supermayer, Modeselektor, Blackmail,

Nichts gegen eine Eiswaffel – aber beim Festival Internacional de Benicàssim hat man es mehr mit Eis am Stiel, oder? Gewiss. Und hätten Benny, Johnny und Momo aus dem gleichnamigen Film ein bisschen mehr Ahnung von Musik gehabt, wäre Benicàssim für die die Steigerung des Himmels: Partys (wild), Mädels (schön), Männerfreundschaft (echt), Beachflair (heiß), alkoholische Getränke (kalt), Eis am Stiel (heißkalt). Und natürlich das sagenumwobene Musikprogramm (erfrischend). Verhält es sich mit dem Benicàssim so wie mit Chili-Schoko-Sorbet – köstlich, wenn man Kenner ist? Nö. Wer in der ersten Jahreshälfte keine Zeit für HeißeScheiße-Partys, müßige Musikmagazin-Lektüre und Forenforstungen hatte, kann trotzdem mitsingen. Freunde von traditionellen Geschmacksrichtungen wie Fürst Pückler und Malaga haben aber keine Chance? Doch, durchaus: Neben den allerneusten Chili-Omas-Apfelkuchen-Eis-Acts erwarten den sonnengeflashten Festivalbesucher Klassiker, auf die man sich verlassen kann – wie auf Capri und den braunen Bären.

Why?, Turbostaat, The Teenagers, Does It Offend You, Yeah?, Late Of 17.-20.07. E-Benicàssim, Festivalgelände

Ferdinand, Róisín Murphy, The Notwist, Stereo MC’s, The Wombats, Mr.

American Music Club, Babyshambles, Battles, Death

Oizo, Uffie & Feadz feat. Technotronic, Alexander Marcus, Boys Noize,

Cab For Cutie, Eef Barzeley, Erol Alkan, Gnarls Barkley,

The Whitest Boy Alive, PeterLicht, Lightspeed Champion, Goldie vs. Doc

Hot Chip, José Gonzáles, Justice, Kills, Leonard Cohen,

Scott, Operator Please, Cobblestone Jazz, Miss Platnum, The Mitchell

Mika, My Bloody Valentine, Nada Surf, The National,

Brothers, Bonde Do Rolê, Friendly Fires, Rummelsnuff, MEN (Le Tigre

Róisín Murphy, Raconteurs, Sigur Rós, Siouxsie,

DJs), Battles, Get Well Soon, Los Campesinos, Santogold u. v. a.; VVK:

Spiritualized, Supermayer, Ting Tings, Morrissey,

EUR 85; www.meltfestival.de

Tricky, Calvin Harris; VVK: EUR 170; fiberfib.de

Popdeurope: Internationalst!

Ab sofort am Kiosk! P

The Pier, Navel, Sascha Funke, Tobias Thomas, Markus Kavka, Franz

R E M IU M E D IT IO N

#12ΩEINE SONDERAUSGABE VON INTROΩWWW.FESTIVALGUIDE.DE

Wer sich in der Hauptstadt ruhigen Gewissens als »internationalstes Festival der Stadt« tituliert, muss schon gut vorlegen. Zum Beispiel einen Mix aus Gipsy-Swing, Musette, Latin Cumbias und Tango von Rupa (Foto), einer in Südfrankreich aufgewachsenen Künstlerin, die es nun nach San Francisco verschlagen hat. Oder wie wär’s mit BalkanSpeed-Brass aus Rumänien? Oder mit einer okzitanischen Reggaeband? Oder Mestizo-Sound aus Barcelona? 26.07.-09.08. Berlin, Arena Berlin (Eichenstraße 4) Balkan Witches, Fanfara Kalashnikov, Massilia Sound System, Rupa & The April Fishes, Amparanoia, Ohrbooten, Dendemann, Bomberos De Monte Cruz, La Regla DJs u. v. a.; VVK: ab EUR 22; www.popdeurope.de

36 Livetracks und Videoclips Fettes Brot, Die Fantastischen Vier, Culcha Candela, Editors, Justice, Stereo MC’s, Hot Chip, Franz Ferdinand, Kate Nash, Wir sind Helden, Kettcar, dEUS, Incubus, Madsen, The Notwist u. v. a. Festivalvideos und Interviews Mando Diao, The Hives, HIM, Jimmy Eat World, Frank Black, Markus Kavka, Silbermond u. v. a.

Foo Fighters Grölen mit Grohl

NUR 4,50 € A: 4,80 € NL: 5,00 €

Alle Open Airs und Bands des Sommers Rock am Ring / im Park Ω Metallica Ω Ω Hurricane / Southside Ω Radiohead Ω Ω Summerjam Ω Marley Ω Ω Splash! Ω Jay-Z Ω Ω Melt! Ω Björk Nature One Ω Sven Väth Ω Ω Haldern Pop Ω The Flaming Lips Ω Ω Taubertal Ω The Hives Ω Ω SMS Ω Massive Attack Ω Ω Highfield Ω Die Ärzte

Festivalguide – Premium Edition Alle Open-Airs, alle Bands plus vierstündige DVD mit 36 Live- und Videoclips


DIE FEINEN KLEINEN Festivals müssen nicht unbedingt eine Riesensache sein. Die kleinen Festivals mit weniger Publikum, aber mehr Herz werden immer beliebter. Hier eine kleine Auswahl: 1. Der Newcomer: La Pampa Im deutsch-polnisch-tschechischen Grenzgebiet – genauer: im Freibad Hagenwerder bei Görlitz – erwächst in diesem Jahr zum ersten Mal das La Pampa. Und die »Pampanauten«, wie man sich nennt, machen vieles richtig: tolles Line-up, eine Location mit Freibad-Erfrischung und eine schmucke Website. Die Premiere kann also nur gut werden.

4. Das Indie-Apfelmus: Appletree Garden Bereits zum achten Mal werden hier die prallsten Äpfel der Indie-Szene in einen großen Line-up-Topf geworfen und zu einem schmackhaften Mus verkocht. Im malerischen Bürgerpark in Diepholz-Lüdersbusch kommen rund 2.000 Musikgourmets zusammen, um sich im Schatten des Appletree die Ohren vollzuschlagen. Mahlzeit!

04.-06.07. Hagenwerder, Freibad (Straße an

08.-09.08. Diepholz-Lüdersbusch, Bürgerpark

der alten F99) Chikinki, Polarkreis 18, Girls In

(Triftweg) Beeline, Eight Legs, Gloria Swanson,

Hawaii, Grand Island, The Fashion, Urlaub In Polen,

John Goldtrain, Kilians, Mintzkov, The Robocop

Mintzkov, Bodi Bill, Justine Electra, Jens Friebe,

Kraus, Werle & Stankowski; VVK: EUR 15;

The Car Is On Fire, I Might Be Wrong, Cats And Cats

www.appletreegarden.de

And Cats, Monotekktoni, Siva, Might Sink Ships, The Friendliness Is Going Happy, Popo, Herr Holle, Villa Lada, Karrera Klub, Knäcke Kollektief; VVK: EUR 24; www.lapampafestival.de

2. Die Festung: Phono-Pop Mit der Festung Rüsselsheim und ihren historischen Mauern hat man nicht nur eine einzigartige Location, auch der weitläufige Campingplatz, eigentlich bloß ein paar malerische Waldlichtungen, sucht seinesgleichen. Kein Gepferche – reine Idylle. Als Headliner spielen all die tollen Indie-Acts, die bei den Großen zum Mittag verheizt werden. 11.-12.07. Rüsselsheim, Festung (HauptmannScheuermann-Weg 4) Slut, Mardi Gras.bb, Jeans Team, Fotos, Die Türen, The World/Inferno Friendship Society, Sir Simon, Jonas Goldbaum, The Fountains, The Heart Of Horror, Mazy Fields, Paper Industry, Psycho Jones, Les Yper Sound; Openair-Kino: »Heima« (ein Film von Sigur Rós);

Volkswagen Sound Foundation: Jetzt bewerben!

VVK: EUR 18; www.phono-pop.de

3. Die Verliebten: Prima leben und Stereo »Wir sind kulturbeflissen, musikverliebt und ein bisschen verrückt«, so die Selbsteinschätzung der Festivalmacher. Am Vöttinger Weiher treffen sich jährlich bis zu 3.500 junge Menschen, die dem Veranstalter-Verein gar nicht so unähnlich sind. Das sieht man dem Festival eindeutig an, wobei die Liebe sicher am deutlichsten zutage tritt. 01.-02.08. Freising, Festivalgelände (Bachstraße) Frank Spilker Gruppe, My New Zoo, Anajo, Jonas Goldbaum, Winterkids, Monostars, Polarkreis 18, Attwenger; VVK: EUR 17; prima-leben-und-stereo.de

Die Initiative des Wolfsburger Autoherstellers fördert unter dem Banner der Sound Foundation bereits seit elf Jahren die heimische Musikszene. Vor allem der engagierte Musikernachwuchs steht hoch im Kurs. Neu ist das »Pate-PatePrinzip«: Drei Topacts aus drei Musikgenres übernehmen die Patenschaft für ausgewählte Newcomer, diese Newcomer wiederum unterstützen die Talentbands. Das passiert in Form von Profischulungen oder durch gemeinsame Auftritte. Hochkarätige Topacts wie u. a. die Fantastischen Vier (Foto) stehen als Paten bereit. Infos finden sich online auf www.volkswagen-soundfoundation.de. Dort können sich auch interessierte Acts ab sofort bewerben.


Festivalguide

Die Festivals im Juni Citadel Music Festival Rage Against The Machine, Queens Of The Stone Age, The Chemical Brothers u. a. 29.05.-01.09. Berlin

Pinkpop Foo Fighters, Rage Against The Machine, Metallica u. a. 30.05.-01.06. NL-Landgraaf

Immergut The Lemonheads, The Notwist, The Weakerthans, Slut, Louie Austen, PeterLicht u. a. 30.-31.05. Neustrelitz

Contre le Racisme Pale, Anajo, ImGrundeKnut u. a. 04.06. Köln

AStA-Sommerfestival Wir Sind Helden, Clueso u. a. 05.06. Paderborn

Campus-HamburgOpenair Anajo, Wolke, Winterkids u. a. 05.-07.06. Hamburg

Rock the Race Herbert Grönemeyer, Die Fantastischen Vier u. a. 06.-08.06. Oschersleben

Rock am Ring / Rock im Park Metallica, Die Toten Hosen, Bullet For My Valentine, Rage Against The Machine, Bad Religion, Incubus, The Prodigy u. a. 06.-08.06. Nürburg / Nürnberg

Wilwarin Danko Jones, Boxhamsters u. a. 06.-07.06. Ellerdorf

Lunatic

Nova Rock

Bang your Head

Abifestival

Lokpop Spezial

Dockville

Rage Against The Machine, Die Ärzte, The Verve, Sex Pistols, Judas Priest u. a. 13.-15.06. A-Nickelsdorf

Judas Priest, Saxon u. a. 27.-28.06. Balingen

04.-05.07. Lingen

02.08. Osnabrück

15.-17.08. Hamburg

Summerjam

Juicy Beats

Populario

Openair St. Gallen

04.-06.07. Köln

02.08. Dortmund

15.-16.08. Hoyerswerda

Lenny Kravitz, Manic Street Preachers, Justice, Beck u. a. 27.-29.06. CH-St. Gallen

TFF Rudolstadt

Øya

Stemweder Openair

04.-06.07. Rudolstadt

05.-09.08. N-Oslo

15.-16.08. Stemwede

Mach 1

Rheinkultur

Haldern Pop

Motor im Grünen

Umsonst & Draußen Würzburg

Sick Of It all, Madball u. a. 27.-28.06. Montabaur

05.07. Bonn

07.-09.08. Rees-Haldern

16.08. Berlin

Olafur Arnalds, Get Well Soon u. a. 13.-15.06. Würzburg

Exit

Mamallapuram

Serengeti

10.-13.07. YU-Novi Sad

08.-09.08. Storkow

Chiemsee Reggae Summer

Mia., Helmet u. a. 27.-28.06. Schloss HolteStukenbrock

Obstwiesen-Festival

Taubertal

10.-12.07. Dornstadt

08.-10.08. Rothenburg ob der Tauber

Mini-Rock-Festival

Gauklerfest Attendorn

Splash!

Miss Platnum u. a. 27.-29.06. Attendorn

11.-13.07. Pouch

Berlin-Festival

Deichbrand

08.-09.08. Berlin

22.-24.08. Cuxhaven

Open Flair

Rocco del Schlacko

08.-10.08. Eschwege

22.-23.08. Püttlingen

SonneMondSterne 08.-10.08. Saalburg

T-Mobile Extreme Playgrounds The Summer Session

Olgas Rock

23.-24.08. Pinneberg

Synch Róisín Murphy, Yo La Tengo u. a. 13.-15.06. GR-Athen

Berlin 08 Wir sind Helden, Culcha Candela, Madsen, Miss Platnum, Panteón Rococó, Boundzound, Home Of The Lame u. a. 13.-15.06. Berlin

127

22.-24.08. Übersee

22.-23.08. Horb / Neckar

Rock am Bach (Merzig) Viva la Natur

Unifest Marburg

11.-12.07. Merzig

Art Brut, Turbostaat u. a. 13.-14.06. Köln

Madsen, H-Blockx u. a. 27.06. Marburg

Nuke 18.-19.07. A-St. Pölten

Uni-Openair

MTV Campus Invasions

Eight Legs, Die Türen u. a. 14.06. Bayreuth

28.06. Jena, Patrice, Nada Surf 12.07. Tübingen, Fettes Brot, Clueso, Simple Plan 19.07. Kiel, Sportfreunde Stiller, Mia., The Subways, K.I.Z. u. a.

Sunday-AdventureClub-Openair

Amphi 19.-20.07. Köln

08.-09.08. Oberhausen

Loveparade 19.07. Dortmund

Richie Hawtin u. a. 15.06. Berlin

Ruhr in Love

MTV HipHop Open

Chris Liebing, Moonbootica u. a. 28.06. Oberhausen

19.07. Stuttgart

Campusparty Wir sind Helden, Paula u. a. 18.06. Dresden

In-die-Musik-Openair

25.-27.07. Großefehn

Sónar

Turbostaat u. a. 28.06. Hof

Fest van Cleef

Goldfrapp, M.I.A., Justice u. a. 19.-21.06. E-Barcelona

Hurricane / Southside Radiohead, Foo Fighters, Billy Talent, Tocotronic, Jan Delay, Kaiser Chiefs, Deichkind u. a. 20.-22.06. Scheeßel / Neuhausen ob Eck

Open Source M’Era Luna

23.08. Düsseldorf

09.-10.08. Hildesheim

Rock am Fluss (Dresden) Sziget

23.08. Dresden

12.-18.08. H-Budapest

Omas Teich

Die kommen, die Festivals

Stattgeflüster-Openair c/o pop

23.08. Gelsenkirchen

13.-17.08. Köln

Area 4

25.07. Mannheim, 26.07. Köln, 27.07. Großefehn

FM4 Frequency

Eier mit Speck

La Route du Rock

25.-27.07. Viersen

14.-16.08. F-Saint Malo

Wacken-Openair

Summer Breeze

31.07.-02.08. Wacken

14.-16.08. Dinkelsbühl

Nachtdigital

Afrika-KaribikFestival

25.-27.09. Hamburg

14.-17.08. Aschaffenburg

Popkomm-Festival

29.-31.08. Lüdinghausen

14.-16.08. A-Hof

Summer Spirit 29.-31.08. Niedergörsdorf

Rock am See Rock Werchter

30.08. Konstanz

Reeperbahn-Festival

03.-06.07. B-Werchter

Fête de la Musique

Roskilde

Maximillian Hecker, Killians, Donots, Thees Uhlmann u. a. 21.06. Berlin

03.-06.07. DK-Roskilde

01.-03.08. Cavertitz

Nature One Bochum Total

01.-03.08. Kastellaun

08.-11.10. Berlin

Pukkelpop

Mia., Shout Out Louds u. a. 07.06. Lüneburg

Kieler Woche

Greenfield

Bad Religion, Wise Guys u. a. 21.-29.06. Kiel

Poolbar

Die Ärzte, Linkin Park, The Offspring, NoFX, Beatsteaks u. a. 13.-15.06. CH-Interlaken

Fusion

With Full Force

Prima Leben und Stereo

Lowlands

26.-29.06. Lärz

04.-06.07. Löbnitz

01.-02.08. Freising

15.-17.08. NL-Biddinghuizen

03.-06.07. Bochum

Introducing-Festival

14.-16.08. B-Hasselt

Sonnenrot 01.-02.08. Geretsried

04.07.-17.08. A-Feldkirch

14.10. Berlin

Highfield 15.-17.08. Hohenfelden

Alle Festivals, alle Acts: www.festivalguide.de

Promotion

Suzuki BMXMASTERS Früher wurde man gelegentlich belächelt, wenn man auf einem viel zu kleinen Fahrrad ohne Schutzbleche durch die Gegend fuhr. Heute weiß man: Das machen nur die ganz coolen Typen. BMX ist den Kinderschuhen entwachsen, etabliert und ernstzunehmender Wettkampf. Auf den 4. Suzuki BMXMASTERS zeigen über 400 Teilnehmer aus aller Welt an drei Wettkampftagen ihr Können in fünf Freestyle-Disziplinen. Unter den Fahrern ist die absolute Weltklasse vertreten: Ryan Nyquist, Mike Aitken, Shootingstar Dennis Enarson und Suzuki Teamri-

der Markus Hampl. Sie kämpfen um ein Preisgeld von insgesamt 30.000 Euro. Als einziger BMX-Event weltweit tragen die Suzuki BMXMASTERS übrigens die fünf Herausforderungen Flatland, Street, Miniramp, Dirt und Halfpipe aus – aufgeteilt in die Leistungsklassen Expert, Master, Amateur und Pro. Am Rande der Veranstaltung gibt es Gelegenheit zum Relaxen am Suzuki Beach, Staub schlucken auf dem Suzuki »Dirt Quad Parcours« zum Selberfahren – und jede Menge Spaß und Action. Direkt neben

dem Gelände ist der Zeltplatz, auf dem an allen Wettkampftagen zwischendurch die verdiente Mütze, äh ... Radkappe Schlaf zu holen ist. Was schwierig genug wird – denn hier ist ordentlich was los. www.bmxmasters.com www.suzuki-way-of-life.de


128 Da geht’s

05-07/ 2008 Club Konzerte Theater Film Konzerte:

PATRICE Do 22.05

Melt Banana Mintzkov Fr 23.05 Mo 26.05 Man Man Do 29.05

Olli Schulz

Fr 30.05

Assmatix u.a.

Mo 02.06

Why?

Fr 13.06

Amanda Rogers

Fr 27.06

Gaslight Anthem

Do 10.07

Parts And Labor

Fr 18.07

Griswalds, Go-Katz u.a.

Sa 19.07

World/Inferno Friendship Society

Do 18.09

The Freeks

Club 30 jeden Mi. ab 19 Uhr, 2 floors Stadt Dortmund Jugendamt

Freizeitzentrum West www.fzw.de Neuer Graben 167 - 44137 Dortmund fon 0231-17 78 20

04.06. Cat Power präs. von concert team nrw in Kooperation mit Gebäude 9 in der Live Music Hall

27.05.08 · Köln, Gloria 31.05.08 · Essen, Weststadthalle

THE DUKE SPIRIT

10.06.

28.05.08 · Köln, Gebäude 9

& Land of Talk

MARLANGO

28.05.08 · Köln, Stadtgarten

WIR SIND HELDEN 1LIVE Klubbing - Die Lesung 02.06.08 · Düsseldorf, Zakk 03.06.08 · Essen, Weststadthalle 04.06.08 · Köln, Kulturkirche 07.06.08 · Münster, Aula am Aasee

HAMBURG - SCHULTERBLATT 104 + BAHRENFELDERSTR. 98 ANKAUF + VERKAUF VON SCHALLPL ATTEN + CDs + DVDs Tel. 040 - 430 20 93 od. 3990 3990 mail@slamrecords.de

DYNAMITE DELUXE 21.10.08 · Köln, E-Werk

SVEN REGENER

Der kleine Bruder - Lesung 16.11.08 · Köln, Live Music Hall 17.11.08 · Bochum, Zeche

SCHLACHTHOF WIESBADEN GARTENFELDSTR. 57 65189 WIESBADEN

THE NOTWIST

07.06. SATUR DAY

LOOKS GOOD TO ME / AMANDA ROGERS 15.06. ÓLAFUR ARNALDS 17.06. JAGUAR LOVE

THE NOTWIST / TOCOTRONIC /SPECIAL GUEST

20.06.

23.06. THE USED 03.07. GENGHIS TRON 07.07. CONVERGE / INTEGR ITY /

COLISEUM

15.07. WILLY DEVILLE 17.07. REAL MCKENZIES 12.08. SIGUR RÓS 13.08. KILLSWITCH ENGAGE 20.08. PLAIN WHITE T´S

29.-31.08. FOLKLORE 008 FESTIVAL KILLIANS / SPORTFREUNDE STILLER / GET WELL SOON / BLACKMAIL / MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER u.a. 02.09. MESHUGGAH 10.09. PORTUGAL. THE MAN 11.09. MINOR MAJORITY 02.10. THE WOMBATS 05.10. IN FLAMES 13.10. SUPERPUNK 30.10. DYNAMITE DELUXE 10.11. TOMTE 23.11. ALTER BRIDGE

schlachthof-wiesbaden.de

Fiesta Lucha Amada

14.06.

Basswerk Session

21.06.

Gogo Crazy 60s to 80s Pop & Party Punk

02.07.08 · Bochum, Zeche

04.10.08 · Köln, Live Music Hall

13.06.

Drum ’n’ Bass

BEN FOLDS

THE WOMBATS

Miau! Indie-Pop, Indietronic, Punk

20.06. Bettie’s Favorites 50s & 60s Trash R’n’R

24.06.08 · Köln, Die Werkstatt

11.08.08 · Köln, Palladium

Clubbing: 07.06.

a latinreggaehiphoptrip

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SIGUR RÓS

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Global Midsummer Festival 27.06. Lucha Amada: Musica sin Fronteras y Guerrilla Musical

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Du wirkst beim Melt!-Festival mit und betreust eigenständig verschiedene Events.

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3O &RANK 3PILKER 'RUPPE ;EX $IE 3TERNE= -I #UT /FF 9OUR (ANDS .: 4HE 2OCKS 5+

17.08. JAZZ IM MUSEUM 11.00 NIK Bร RTSCHยดS RONIN

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19.08. PALMENGARTEN 19.00 THE IDAN RAICHEL PROJECT

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26.08. PALMENGARTEN 19.00 TAKSIM TRIO

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Konzert / Klub / Theater Literatur / Kleinkunst Politik / Kino

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THE WEDNESDAY IS BACK!

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Mi. 04.

DISCO /OPEN AIR: INDEPENDENT MUSIC BLUE FISH: GOTHIC ยท DARK WAVE LIVE CLUB:

MONDO GUZZI BIRTHDAY BITCH

Gustav

Do. 05. Fr. 06.

DISCO / OPEN AIR:

STUDI-PARTY*

Sa. 07.

DISCO /OPEN AIR: DANCEFLOOR BLUE FISH: BLACK MUSIC LIVE CLUB: DEPECHE MODE PARTY

Do. 12.

DISCO / OPEN AIR:

DISCO /OPEN AIR: PARTYHITS BLUE FISH: BLACK MUSIC

STUDI-PARTY*

Fr. 13.

DISCO /OPEN AIR: PARTYHITS BLUE FISH: BLACK MUSIC

Sa. 14.

DISCO /OPEN AIR: PARTYHITS BLUE FISH: BLACK MUSIC LIVE CLUB: LABELPARTY

Do. 19.

DISCO / OPEN AIR:

IROCCO ยท THE FRIENDS MARC VASQUEZ

Fr. 20.

Sommerfest des Hochschulsports BLUE FISH: BLACK MUSIC

Sa. 21.

DISCO /OPEN AIR: DANCEFLOOR BLUE FISH: BLACK MUSIC

Do. 26.

DISCO / OPEN AIR:

LIVE CLUB:

M0 02.06. ร LAFUR ARNALDS

SPORT DIES

SKANKINโ

STUDI-PARTY*

Sa. 31.05. โ ข Stadtgarten โ ข Kรถln

GAVIN DeGRAW

Mi. 04.06. โ ข Live Music Hall โ ข Kรถln

Fr. 06.06. โ ข MTC โ ข Kรถln

Sa. 07.06. โ ข Luxor โ ข Kรถln

Mo. 09.06. โ ข Live Music Hall โ ข Kรถln

Mo. 09.06. โ ข Luxor โ ข Kรถln

Di. 10.06. โ ข Gebรคude 9 โ ข Kรถln

Sa. 14.06. โ ข Luxor โ ข Kรถln

Mo. 16.06. โ ข Weststadthalle โ ข Essen

Mi. 18.06. โ ข Luxor โ ข Kรถln

Do. 19.06. โ ข Zeche โ ข Bochum

Mi. 25.06. โ ข Weststadthalle โ ข Essen

BOB MOULD

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ROSE TATTOO

plus special guest

JAGUAR LOVE XAVIER RUDD

Sa. 28.06. โ ข Weststadthalle โ ข Essen

Mi. 02.07. โ ข Luxor โ ข Kรถln

Mo. 07.07. โ ข Luxor โ ข Kรถln

Mi. 09.07. โ ข Live Music Hall โ ข Kรถln

Di. 02.09. โ ข E-Werk โ ข Kรถln

Sa. 27.09. โ ข Live Music Hall โ ข Kรถln

STRAY CATS

THE HELLACOPTERS

Mo. 29.09. โ ข E-Werk โ ข Kรถln

Di. 30.09. โ ข Gloria โ ข Kรถln

So. 05.10. โ ข Gloria โ ข Kรถln

Fr. 24.10. โ ข E-Werk โ ข Kรถln

Sa. 15.11. โ ข E-Werk โ ข Kรถln

Di. 18.11. โ ข Gloria โ ข Kรถln

STEREOPHONICS MY MORNING JACKET THE BRIAN JONESTOWN MASSACRE

BILLY BRAGG

DEATH CAB FOR CUTIE

SOPHIE ZELMANI

ROBERT FORSTER HEATHER NOVA ALTER BRIDGE ANNE CLARK

05.09. MOUSONTURM 21.00 PETER LICHT

Di. 08.07. โ ข E-Werk โ ข Kรถln

16.09. BROTFABRIK 20.00 11 FREUNDE LESEREISE

DUFFY JOHN BUTLER TRIO verlegt vom E-Werk

Sa. 12.07. โ ข Freilichtbรผhne Loreley โ ข St. Goarshausen special guest: G LOVE & SPECIAL SAUCE

28.09. MOUSONTURM 21.00 SOPHIE ZELMANI 30.09. MOUSONTURM 21.00 ROBERT FORSTER 30.09. BROTFABRIK 20.00 KING NAAT VELIOV & THE ORIGINAL ORKESTAR 16.10. MOUSONTURM 21.00 SVEN REGENER 17.11. CAPITOL OFFENBACH 19.00 CLUESO

special guest: HAYLEY SALES

Di. 03.06. โ ข Luxor โ ข Kรถln

Mo. 09.06. โ ข Palladium โ ข Kรถln

THE ROCK CLUB

LIVE CLUB: UPTOWN

THE RED JUMPSUIT APPARATUS special guest: SHERWOOD

02.09. PALMENGARTEN 19.00 BOBAN I MARKO MARKOVIC ORKESTER

STUDI-PARTY*

DISCO /OPEN AIR:

Do. 29.05. โ ข Luxor โ ข Kรถln

Di. 22.07. โ ข Museumsplatz โ ข Bonn

KRIS KRISTOFFERSON Sa. 26.07. โ ข Odonien โ Open Air โ ข Kรถln FEST VAN CLEEF 2008

KETTCAR โ ข VOXTROT โ ข GHOST OF TOMplus JOAD special guest TOMTE โ ข NIELS FREVERT โ ข ROBOCOP KRAUS Mo. 08.09. โ ข Kรถlnarena โ ข Kรถln special plus guest: STAIND special guest

DISCO /OPEN AIR: PARTYHITS BLUE FISH: BLACK MUSIC

Fr. 27.

D0 05.06. SPORTFREUNDE STILLER FR 13.06. CHIWONISO

LIVE CLUB:

HIMMELSSTร RMER BAXTER ยท HESSLERS SCHULZEMEIERLEHMANN

ร 30-PARTY Sa. 28.

DISCO/OPEN AIR/BLUE FISH: BEST OF MUSIC LIVE CLUB:

GOOD TIMES BAD TIMES Rock-Covers

FR 27.06. WLADIMIR KAMINER

15. โ MOUSONTURM 20.00 17.12. MAX GOLDT 18.12. MOUSONTURM 20.00 ROCKO SCHAMONI 19.12. MOUSONTURM 20.00 JAN WEILER

OPENAIR DISCO

M0 30.06. GUSTAV

BEI SCHร NEM WETTER

GEร FFNET !

DI 01.07. MUGISON D0 03.07. THE MAGNETIC FIELDS D0 24.07. WOVEN HAND u.v.m.

Konzertbeginn wochentags 21 h Wochenende 22 h Einlass Do., Fr. & Sa. 21 h Sonderevents 20 h Telefon 0 62 21 โ 47 02 01

Heidelberg โ Nรคhe Zoo

TICKETS MOUSONTURM:

Sa. 04.10. โ ข Palladium โ ข Kรถln

IN FLAMES TOMTE

Do. 06.11. E-Werk Kรถln โ ข Fr. 07.11. Weststadthalle Essen

Do. 20.11. Philipshalle Dรผsseldorf โ ข Fr. 21.11. Palladium Kรถln

TEL 069.405.895-20 WWW.MOUSONTURM.DE INFOS BROTFABRIK: WWW.BROTFABRIK.INFO WEITERE VERANSTALTUNGEN: WWW.MARKUSGARDIAN.DE

TICKET HOTLINE 01805 - 96 22 22 (0,14 โ ฌ/min, Mobilfunkpreise kรถnnen abweichen)

129


130 All the next

Katz & Goldt

All The Next No. 162 ≥ 23.06.08

SIGUR RÓS, TRICKY + MARTINA TOPLEY BAND, SPIRITUALIZED, MAX MÜLLER, MELT!, BURIAL, SILVER JEWS, WEEZER, PORT O’BRIEN, KLEE, COLDPLAY


Du machst Berlin 08! e Politik. Das Festival für jung

Wir sind Helden

Culcha Candela Miss Platnum en s d a M B oundzound

Panteón Rococó

Workshops Filme Aktionen Vorträge

Diskussionen u.v.m. 13. - 15. Juni 08 FEZ-Berlin

M a c h m it !

des FEZ-Berlin. 08 auf dem Gelände m 13. bis 15. Juni 20 Vo . litik gefragt – zeig uns, Po ng ge inu jun val für tionen ist deine Me Ak ren de Berlin 08 – Das Festi an len vie und ht egal sind. diumsdiskussionen und Klimawandel nic Bei Workshops, Po wie Studiengebühren en em großen Headlinern! Th zu dir hin ss bis da d n Nachwuchsbands was dich bewegt un de en reb fst au n unde gleich mit. vo tte Sounds gibt’s Freundinnen und Fre Fette Beats und sa d bringe alle deine un e t.d hs ac u-m unter ⁄ www.d g“, Melde dich jetzt an hr Jugendbeteiligun sprogramms für me on kti „A s de t rkt. nk stä pu he gendlichen Berlin 08 ist ein Hö von Kindern und Ju nt me ge ga En es ch litis das gesellschaftspo Eine Initiative von:


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