Intro #212

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VA M P I R E W E E K E N D  P H I L C O L L I N S  S T E V E N S O D E R B E R G H  W E S T B A M  S AVA G E S

# 212 MAI 2013 Gratis www.intro.de


LEBE DEINEN TRAUM … FEHLER FÜR FEHLER.

„Erfrischend realistisch“ – gala.de „Das radikale Gegenprogramm zu Sex and the City “ – sueddeutsche.de D I E KO M P L E T T E E R ST E STA F F E L .

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ng gehen, »Und im nächsten Heft wird es um die Musikrichtu , Deutschgenau : halten te chöns allers die für die viele zu Recht e entEinig aum. renzr punk!« Pause. Absolute Stille im Konfe gleich wird ge Aussa dieser h, ichtlic offens setzte Gesichter hoffen ben. escho rherg hinte ung Brech che ironis ihre ochmorgen in Passiert aber nicht. Es ist Info-Meeting und Mittw Divisionen senen Köln, die Redaktion verkündet den angeschlos gewesen Irrtum ein alles doch Sollte a. das aktuelle Spitzenthem ig Jahren dreiß vor wer n, wisse nicht chen Mens die n sein? Wolle so los war und wadie Chaostage erfunden hat, was in der APPD scharfe neue ratten lauter ich plötzl staat Turbo rum im Zuge von Fischfilet Sahne Acts wie Die Nerven, Messer, Frau Potz, Feine ndung Verkü der nach en Stund e wenig nachziehen? Doch schon ewig bei schon wie rein Mails e intern viele so ich rollen plötzl TV!«, »Ich kenn’ keinem Thema mehr: »Vergesst nicht Novotny Geschichten euch kann der Sohn, sein Slime dem Mischer von »Es wurde erzählen« bis hin zu Nachrichten von Externen: kommen?«, bei geflüstert: Deutschpunk-Ausgabe. Wann soll ich schon davon jetzt denn die haben r Wohe : fragte sich denen man gehört? hätten wir fast Ha, zündet also doch. Und wie. Zu guter Letzt n. Für dieses könne iben schre schon »Deutschpunk – Das Buch« ziöser und kapri evoll Händ ere mehr auf uns wir Heft hier haben t. dosenpunkiger Geschichten konzentrier

Foto: Tim Bruening

Oi, Saufen, Prost, Intro! Eure Redaktion

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präsentiert von

Atoms For Peace, Alt-J, Archive, Austra, Azealia Banks, Ben UFO, Bicep, James Blake, Chvrches, Daniel Bortz, Dan Deacon, Daughter, Marcel Dettmann, Diiv, Disclosure, DJ Koze, Django Django, Ellen Allien, Everything Everything, Flying Lotus, Function, Get Physical Special feat. Wankelmut, M.A.N.D.Y., Catz ’N Dogz u.a., Henrik Schwarz & Band, James Holden, Iamamiwhoami, Jets, Joy Orbison, Julio Bashmore, Karenn, Kettcar, King Krule, Ben Klock, The Knife, Laing, Local Natives, Maceo Plex, Mark Ronson vs. Riton DJ-Set, Metro Area (Live), Miss Kittin (Live), Modeselektor & Apparat (DJ-Set), Mount Kimbie, MS MR, Mykki Blanco, Markus Kavka, Oliver Koletzki, Otto von Schirach, Owen Pallett, Purity Ring, Rebel Rave feat. Jamie Jones, Art Department, Damian Lazarus u.a., Rhye, Rudimental, Ry X Frank Wiedemann present The Howling, SBTRKT (DJ-Set), Schwarzmann (Live), Scuba, Simian Mobile Disco (DJ-Set), Sizarr, Solomun, Soulwax, SUOL special feat. Daniel Bortz, Trickski u.a., Swim Deep, Amon Tobin presents Two Fingers (DJ-Set), Todd Terje & Lindstrøm (Live), Trentemøller (Live), Trümmer, Pre-Pahrtetyrs, Hans Unstern, Woodkid, Zebra Katz, 20 Jahre Kompakt feat. ig Crystal F (LIVE), s Michael Mayer, Barnt, Tobias Thomas, Roosevelt u.a., Kid Simiu d more ol an Abby, Po The 1975 and many more ly 2013 18 Ju

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MARATHONMANN »HOLZSCHWERT«

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DON COSCARELLI »JOHN DIES AT THE END«

SYSTEMFEHLER »WENN INGE TANZT (EP)«

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FRENCH FILMS »WHITE ORCHID«

TURBOSTAAT »STADT DER ANGST«

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GHOSTPOET »SOME SAY I SO I SAY LIGHT« CD – Pias / Rough Trade

HELLO GRAVITY »THE GOLDEN KIND« CD – Dienje / Rough Trade

JOE & TONY GAYTON »HELL ON WHEELS – SEASON 1 « DVD/BD – WVG

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Das Kleingedruckte Abo-Preise: Inland € 25 (inkl. Prämie), Ausland € 30 (exkl. Prämie), Ausland € 37 (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, keine automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis zehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo.


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INHALT

GESTERN HEUTE WO WI R WA REN & WA S WI R SA

HEN

011 Justin Bieber: Affenstark 012 Vampire Weekend & Steve Busc emi: Bei der Easter Parade 014 Hobbitcon: Willkommen im Auen rheinland 016 Yeah Yeah Yeahs: Endlich meh r Lametta 018 Mike Kelley: Supermans Heim at 020 Tyler, The Creator: Zu Gast bei Letterman 022 Mein Song und seine Geschich te: Deichkind »Leider geil«

005 Intro empfiehlt / Aboseite 007 Impressum 008 Leserbriefe 130 Katz & Goldt / Demnächst

Was uns bewegt & WER DAF ÜR STEHT 025 Justin Timberlake & Jay-Z: Kussmund bereit 026 Ghostpoet: Grime & Grummel 028 Wer zum Teufel ist eigentlich: Aaron Dessner Galaxy, Claire 030 Die Introducing-Tour: Chvrches, Mighty Oaks, Young 032 Bodycheck: Mit Westbam r, CocoRosie, 033 Aufta kt mit Urban Cone, Child Of Lov, Mike Skinne n weitere und French Films, Frank Spilker 044 Titelgeschichte: Turbostaat 048 Slime: Deutschland muss immer noch sterben Pascow, ZSK, 050 Deutschpunk heute: Mit Koeter, Frau Potz, Messer, Die Nerven und weiteren 054 Wer zum Teufel ist eigentlich: Alex Schwers Chaostage 056 Interview mit Ute Wieners und Karl Nagel: 30 Jahre Herrenmagazin 060 Das große Deutschpunk-Tutorial: Mit Tocotronic und 062 Cover-Welten: I Predict A Riot 064 Steven Soderbergh: Letzter Film vor der Rente 066 Vampire Weekend: Die Rätselheiligen und Coma 070 Checkt das, neue Bands: Survive, Savages, Sun Araw Namen großem mit Kunst 076 Der andere Phil Collins: Große 080 Kurt Vile: Auf dem Weg zum Rockstar


INHALT

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Impressum VerlaG

Intro GmbH & Co. KG, Venloer Str. 241—245, 50823 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de

HerausGeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Thomas Venker (V.i.S.d.P.) Stellv. Chefredakteur Linus Volkmann Artdirector Holger Risse (und ich) Textchef Felix Scharlau Projektleitung Martin Lippert Redaktion Wolfgang Frömberg, Julian Gupta, Felix Scharlau, Kristina Engel (Lektorat), Alexandra Heckel (Mode), Frederike Wetzels (Foto)

Live-Redaktion Carsten Schumacher, Christian Steinbrink, Thomas Lorber, Jenny Weser

Layout Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber Online- & News-Redaktion Philip Fassing, Bastian Küllenberg Terminredaktion termine@intro.de Texte Aida Baghernejad, Jan Bojaryn, Dana Bönisch, Andreas Brüning, Franz Joachim Büchner, Christoph Büscher, Cay Clasen, Manuel Czauderna, Alexander Dahas, Doc Intro, Henrik Drüner, Rasmus Engler, Jens Friebe, Marco Fuchs, Frank Geber, Claudius Grigat, Julian Gupta, Markus Hablizel, Moritz Honert, Philipp Hülsenbeck, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Thomas Klein, Felix Klopotek, Dennis Kogel, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger, Astrid Kusser, Mario Lasar, Christian Meyer, Oliver Minck, Jan Müller, Denise Oemcke, Katja Peglow, Katharina Poblotzki, Verena Reygers, Martin Riemann, Andreas Schnell, Nina Scholz, David Schumann, Frank Schuster, Inga Selck, Roman Sobota, Hanno Stecher, Tim Stüttgen, Gabriele Summen, Christin Sydow, Klaas Tigchelaar, Nisaar Ulama, Benjamin Walter, Michael Weiland, Holger Wendt, Christian Werthschulte, Anke van der Weyer, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff

MORGEN Was uns erwarte t & was es taugt 083 Cover der Ausgabe: Major Lazer »Free The Universe« 084 Platten vor Gericht: Zehn Prominente & zehn Alben 087 Spalter: Eine Platte & zwei Meinungen 087 Charts: Unsere & eure Lieblinge 088 Neue Platten: Musik & Hörspiele 102 Heimspiel: Neue Demos & deine Band 104 Neue Filme: Im Kino & zu Hause 112 Neue Spiele: Video- & Brettspiele 116 Neue Produkte: Gadgets, Mode & Gewinne 120 Neue Tourdaten: Präsentationen & Termine

Fotos

Johanna Ahlert, Tim Bruening, Dorothy Hong, laif, Julie Lansom, Christian Lehner, Katharina Poblotzki, Gert-Jan van Rooij, Jamie Stoker, Nathanael Turner, Barry Wetcher, Nico Wöhrle, Punkfoto.de, Getty Images und Pressebildfreigaben

Coverfoto Tim Bruening Illustrationen Alex Ruppert Personal & OrGanisation Rebecca Wast (Leitung), Denise Schynol, Christina Deutsch

PraktikantInnen Greta Galla, Sabine Haydl, Joscha Kollascheck, Nadja Neqqache, Dennis Oertel, Alexandra Ruppert, Marius Wurth

Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41) Abo Eva Sieger, Florian Schuster (abo@intro.de) BrandmanaGement Eike Wohlgemuth Public & Media Relation Claudia Trede (claudia.trede@gemeinsame-sache. net), Sarah Gulinski (sarah.gulinski@gemeinsame-sache.net), Julian Lüngen (julian.luengen@gemeinsame-sache.net), Michael Gwiozdzik

AnzeiGen & Administration Eva Lohmeyer (Leitung – Fon +49 221 94993-12, Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster

director MarketinG & Sales Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) MarketinG & Sales Martin Lippert (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken – Fon +49 221 94993-17), Peter Stark (Mode, Games, Marken – Fon +49 221 94993-19), David Winter (Head of Digital Sales – Marken, Media – Fon +49 221 94993-63), Sebastian Siegmund (Konzertagenturen & regionale Kunden – Fon +49 30 6003460-11), Sonja Reitemeier, Sabrina Esser

Aktuelle AnzeiGenpreisliste Mediadaten 2013 (Nr. 23 aus 10/12) BankverbindunG Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 Termine für Nr. 213 / Juni 2013. Redaktionsschluss: 03.05.2013; Termin- & Anzeigenschluss: 10.05.2013; Druckunterlagenschluss: 14.05.2013; Erscheinungstermin: 27.05.2013

intro im netz Ladet eure abseitigsten, ungewöhnlichsten oder verrücktesten Konzertfotos unter den Hashtags #intromagazin #kontrollverlust bei Instagram hoch – die besten Bilder schaffen es in unsere wöchentliche iPad-Ausgabe.

Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-Geprüfte AuflaGe & VerbreitunG 3. Quartal 2012: Druckauflage: 128.581 / verbreitete Auflage: 126.286 (Durchschnittszahlen)

Bezugsquellen Erhältlich an 1.502 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!

Proud Member of Hōrstmann Unternehmensgruppe (HUG). www.hoerstmann.de


Mitarbeiter des Monats Michael Gwiozdzik Den um üppige Zisch- und Knacklaute hochgejazzten Nachnamen bezieht Michael aus Polen. Sein Heimatort dazu heißt Tichy, liegt nahe Kattowitz und Krakau. Deutschland bespielt der aufgeweckte Zwilling (Aszendent Deutschpop) indes schon ewig, und bei Intro bekleidet er seit geraumer Zeit die Stelle des Azubis in PR und Marketing. Wer regelmäßig die Intro-Releasepartys in der Arty-Farty-Galerie in Köln besucht, hat ihn sicher bereits bemerkt: Er ist unter anderem das Orga-Genie hinter dem Jour fixe und verteilt an guten Tagen gratis Wodka mit Brausetütchen. Tablettweise, versteht sich. Prost, Micha!

Dein intro Feedback Betreff Intro #211 / Platten vor Gericht Liebe Intro-Redaktion, könnt ihr vielleicht in Zukunft in der Rubrik »Platten vor Gericht« nur noch Leute zu Wort kommen lassen, die wirklich etwas zu den Platten zu sagen haben und sich mit ihren Ausführungen nicht einfach nur profilieren wollen? (Beispiel: Sven Piayda zu Concrete Knives ... Ich wette, er hält sich selbst für den größten Hipster von allen.) Das nervt! PS: Wo grabt ihr solche Vögel eigentlich aus? Heiko Keil per Mail

Lieber Heiko, die völlige Unkontrollierbarkeit dessen, was die Juroren zu den Alben zu sagen haben, ist doch der Reiz der Sache. Mitunter haben die unzurechnungsfähigsten Vögel die seriösesten, geschmackssichersten Kommentare abgelassen – und im Umkehrschluss hat manche Platten-Instanz mit völligem Gaga-Urteil überrascht. Außerdem: Beide Extreme haben doch auch ihren Wert. Dein Intro

Mein Star

Mein Tier

Alter Trick: Stell dich neben Dicke, und du wirkst dünn; stell dich neben Hässliche, du wirkst hübsch. Florian aus Ahlen hat es diesem Prinzip zufolge wirklich sehr gut gemeint – und schmiegte sich an Lordi.

Der Traum eines jeden Musikfans: bei seiner Lieblingsband auf den Verstärker haaren. Lui aus Kiel hat sich diesen Traum erfüllt. Und jeder gönnt es ihm. Danke an Lisa, die Betreiberin des kleinen Kerls.

Mitmachen! Du hast auch ein poppiges Tier oder zuletzt einen Star belästigt? Schick das jpg an bilderflut@intro.de. Bei Abdruck winkt das Intro-Hörbuch. Und Leserbriefe an feedback@intro.de

Schlagzeilen des Monats +++ Alle Kampfhandlungen ruhen, George W. Bush triumphiert, Irak-Krieg beendet, Sadam Hussein untergetaucht. +++ Schlagzeilen des Monats +++ Alle Kampfhandlungen ruhen, George W.

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Und wo warst du?

im mai 2003 Intro #105

Covergeschichte Claudia Rorarius bebildert die große Review-Themenausgabe mit ihrer eigenen Pinnwand. In dem Wimmelbild findet man daher auch drei Bilder von ihr sowie erstmalig auf einem Intro-Cover einen nackten Penis. Hätten wir das also auch geschafft!

Wichtige Platten Martin L. Gore »Counterfeit 2«, The Donnas »Spend The Night«, Gonzales »Z«, Madonna »American Life«, Ghost Cauldron »Invent Modest Fires«, Yeah Yeah Yeahs »Fever To Tell«, Blur »Think Tank«, Goldfrapp »Black Cherry«, (Smog) »Supper«

Sieger bei »Platten vor Gericht« Tomte »Hinter all diesen Fenstern«

Besondere Vorkomm­ nisse Die ganze Ausgabe ist mit Verlaub ein besonderes Vorkommnis. Noch heute weiß jeder im Verlag, was gemeint ist, wenn auf die legendäre »Review-Ausgabe« Bezug genommen wird. Auffällig dabei auch die Bebilderung: Fotografen vermachten uns ihre schönsten Schnappschüsse, kein einziges Bandfoto indes ziert das Heft. Dafür aber Gastautoren wie Diedrich Diederichsen (über Matthew Herbert) oder Dietmar Dath (über Marilyn Manson und HIM).



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GESTERN

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GESTERN Wo wir waren & was wir sahen

— Maly, Justin Biebers Affe, München, Tierheim, 2. April, 14:32 Uhr: Das hatte sich Justin Bieber für seine sechs Deutschland-Dates auch anders vorgestellt: Am Münchner Flughafen wurde sein Kapuzineraffe Maly konfisziert und vorübergehend im Tierheim geparkt. Grund: Justin Bieber konnte die notwendigen Gesundheitsdokumente nicht vorlegen. Foto: Christof Stache / Getty Images


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GESTERN


GESTERN

— Steve Buscemi und Vampire Weekend, New York, Easter Parade, 5th Avenue, 31. März, 18:22 Uhr: Seit über 100 Jahren ist die Easter Parade ein New Yorker GesellschaftsEvent. Dieses Jahr traf dort unter anderem Schauspieler Steve Buscemi, derzeit Schnapskönig in »Boardwalk Empire«, auf Vampire Weekend, derzeit Kings of Avant-Indie-Rock. Foto: David Handschuh / Getty Images

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GESTERN


GESTERN

— Hobbitcon, Bonn, Maritim Hotel, 30. März, 13:49 Uhr: Das Auenland materialisierte sich im Rheinland – und die halbe Welt kam. Egal, ob wie hier Hobbit-Gruppen, Nazgûls, Deutsche Tolkien-Gesell­ schaft oder amerikanische MittelerdeIkonenmaler. Unser Intro.de-Bericht »20 Dinge, die ich auf der Hobbitcon gelernt habe« findet sich unter dem QRCode. Foto: Nico Wöhrle

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GESTERN GESTERN

— Yeah Yeah Yeahs, Austin, NPR-Showcase, 13. März, 20:19 Uhr: Beim SXSW Festival präsentierten die New Yorker Noise-Rocker Yeah Yeah Yeahs ihr neues Album »Mosquito«. Wie immer hingen alle Blicke an Karen O, die zu einem gewagten bananengelben Hosenanzug von Designer Christian Joy ein silbernes Pailletten-Top und einen glitzernden Hut trug. Foto: Tim Mosenfelder / Getty Images


GESTERN

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d Barcelona un IVE«-Events in R r: D te 2 ei Y w JO es »EN eht en, im Mai g sind die ersten ng l a ri p eg g A , rt d ne fu un üh nk B Im März über die llte, hat in Fra großen Er folg scheinversuchen wo er hr fa st Te München mit . Jeder Führer ls a zu l a a d m it er he m en n im DRIVE«Geleg Wer sich scho T »ENJOY 2 tzt die beste je EA S ln ö en K d d ei un b lin ren zu mmt Hamburg, Ber Herz und Nie dschaft beko uf lie a itg A M PR ko U o C b ce Ibiza n Motor Besitzer mit Fa ausgestattete elneuen SEAT g PS na 0 en 18 d it e, m nc em ngsstarke Events die Cha werden bei d en. Der leistu te m m er st ko ei en eg st b o rt K po estet ihre testen. Motors tremen ausget Ibiza voll auf Ex T n EA lle S a es in d s e ant hkeitsparcour portprofis. der Sportvari m Geschicklic e von Motors ne ilf ei H uf d a un nn ng ka tu Motor t ihr Anlei tzlich erhalte Fahrerlebnis! werden. Zusä n einmaliges ei en m m sa Alles zu NOCH: OMMT ERST K U LO EAT V.E.P.« C E H IC n spezielle »S ne in DER EIGENTL ew g t d en ! Die exklusiv hrer jeder Sta ntiertesten Fa Rock am Ring und rs e fü g s un et o ck -L Ti IP )Die zwei tale V People ng zur a le b ug ya Z jo n En lte a y b sich eim al beinh (meint : Ver em kann man rkauf te Festiv d ve er us uß a A s a y. d rt r w-Pa n SEAT Ibiza Karten fü l in den neue ellen Aftersho a zi m ffi o ch a ihre r no zu g d in rbrechen extr nt am R te ve -Tribüne un un se us TS hl O sc N b O D RIVE«-A begleiten und egleitung: Die »ENJOY 2 D Gewinner zu rominenter B ie p d in um – , S en G tz O CUPRA se AKE THE D ehen! zum Album W rcours anzug Pa Welt-Tournee en d A PR U iza C edacht. mit ihnen im Ib onderes ausg es B s a w et s und haben un tro Deal« an. gerne dabei n »Special In ne ei ch eu Wir sind hier ir w it SEAT bieten Zusammen m thält: Unser Deal en -EVENT JOY 2 DRIVE« EN » OTEL EN N EI S FÜR GESAGTEN H D N R A A C EM D IL N EI W 1X2 CHTUNG IN NE ÜBERNA ANREISE & EI HRESABO EIN INTRO-JA OLLER CDS TADT HUHFACH V WEILIGEN S EIN HANDSC JE ER D IN TY EINE PAR .de/intro TICKETS FÜR w.enjoy2drive w w r te un h kannst du dic in ist natürlich l zu buchen, er Führersche ea en D g n ei re n se ei , un en Um Jahr ilnahme ab 18 bewerben. Te ! ck lü g. Viel G Voraussetzun

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GESTERN

— Mike Kelley, Amsterdam, Stedelijk Museum, 27. März, 15:15 Uhr: Der Tod des Künstlers und Musikers Mike Kelley 2012 war ein Schock für die Kunstwelt. Sie verlor einen Akteur, der die scheinbar heilen Welten der Vorstädte, Kirchen und Bildungsinstitutionen hinterfragte. Hier seine Installation Kandor, die sich auf den Heimatplaneten von Superman bezieht. Foto: Gert-Jan van Rooij


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— Tyler, The Creator, New York, Ed Sullivan Theater, 4. April, 16:47 Uhr: Gemeinsam mit seinen Kumpels Earl Sweatshirt (links) und Domo Genesis (Rechts) schaute Tyler in der Letterman-Show vorbei. In weiser Voraussicht war Tyler, bekannt für politisch unkorrekten Auslassungen, nicht als Talkgast, sondern als Musikgast geladen. Siehe den Spalter zu »Wolf« auf Seite 87. Foto: Donna Ward / Getty Images


2013 TOURNEEN & KONZERTE APRIL – NOVEMBER ROLLING STONE präsentiert

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NICK CAVE & THE BAD SEEDS 10.11. 12.11. 13.11. 21.11.

HAMBURG Sporthalle Hamburg DÜSSELDORF Mitsubishi Electric Halle OFFENBACH Stadthalle MÜNCHEN Zenith Ticket EUR 40,– bis 45,– www.nickcave.com

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Die angegebenen Ticketpreise gelten für den Vorverkauf zzgl. Gebühren. Tickets ebenfalls erhältlich an allen bekannten Vertragsvorverkaufsstellen. Weitere Konzerte anderer Künstler in Vorbereitung. Änderungen vorbehalten. Infos unter www.mct-agentur.com und www.facebook.com/MCTAgenturGmbH Veranstalter: MCT Agentur GmbH

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THOM YORKE · FLEA · JOEY WARONKER · MAURO REFOSCO · NIGEL GODRICH Special Guest: OWINY SIGOMA BAND

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GESTERN

M ein S on G un d seine G es c hi c hte

Deichkind »Leider Geil« Dass »Leider geil« 2012 nur bis Platz 6 der deutschen Single-Charts vorstieß, gleicht einem Rätsel. Gefühlt war der pointierte Slogan-Track der Hamburger Sauf-Performance-Rap-Könige Deichkind überall. Dabei war »Leider geil« nur der spontan zusammengebastelte letzte Album-Track kurz vor der Deadline. Die noch immer etwas fassungslos wirkenden Deichkind in eigenen Worten darüber, wie es sich anfühlt, vom eigenen Song regelrecht »zerfickt« zu werden.

» Leider Geil Es tut mir Leid, doch ich muss leider gestehen: Es gibt Dinge auf der Welt die sind – leider geil. Autos machen Dreck, Umwelt geht kaputt doch 'ne fette neue Karre ist – leider geil. Ich knabber an 'nem Buntstift, Mama sagt: »Lass das!«, doch es entspannt mich – leider geil. Diagnose Psychose, mir doch egal wenn man hibbelt vor dem Aufstehen – leider geil. »Weg mit dem Atom!«, hörst du sie schreien, ich lade mein Smartphone – leider geil … — Den kompletten Songtext und mehr Beiträge zu »Mein Song und seine Geschichte« gibt es auf www.intro.de/spezial/meinsong

Momentan machen wir uns ein bisschen rar, was auch an dem Megajahr um ›Leider geil‹ liegt. Es ist nicht so, dass wir uns rechtfertigen müssten. Eher ist es ein Gefühl von: ›Ey, wir sind auch noch da. HALLO, hier sind wir – unsere Band heißt Deichkind und nicht ›Leider geil‹.‹ Es gab schon mal einen Deichkind-Track, der sich selbstständig gemacht hat und auf Nimmerwiedersehen abgehauen ist. Ein bisschen so wie ›Hänschen klein‹, nur dass ›Remmidemmi‹ immer noch nicht wieder da ist. Hänschen kommt ja nach sieben Jahren braun gebrannt zurück, und keiner erkennt ihn. Der hat einige Zustände überlebt von ›Nu is mal gut‹ bis ›Alter, wenn ich das noch einmal höre, laufe ich Amok!‹. Solche Stücke zeigen dir deine Vergänglichkeit auf. Sie sind ein persönliches Zeitdokument von dem, wo du mal warst. Diese Songs setzen sich über alles hinweg, was du tust. Sie zeigen dir den Mittelfinger und laden dich gleichzeitig ein, auf ihrer Welle zu surfen, bis sie dich völlig zerfickt an einem Strand voller Selbstzweifel wieder abstoßen. Eigentlich willst du als Künstler noch ein bisschen weitermachen, aber der Megahype sagt dir: ›Das schaffst du nicht noch mal. So genial bist du nicht. Das war nur Glück.‹ Bei ›Leider geil‹ lief es ähnlich: Das Album war schon fertig, aber irgendwie fehlte noch was. Nur ein bisschen was Rapmäßiges, das einen Kontrast bildet zum Rest. Das Ding wurde mehr oder weniger zusammengeklatscht, nachdem wir mit Gereon Klug auf eine letzte Themensuche gegangen waren. Keine Ahnung, wer auf den Slogan kam. ›Bück dich hoch‹ und so standen schon. Wir krochen auf dem Zahnfleisch. Wenn ich ›Leider geil‹ Freunden vorspielte, war deren Reaktion immer recht verhalten. Deswegen hatte den Track auch niemand auf dem Zettel. Dieses Mal waren es die Journalisten, die uns einen Vorgeschmack verliehen auf das, was kommen sollte. Nahezu jeder, der uns interviewte, sprach uns auf ›Leider

wieder ein Album-Track, dessen Potenzial wir nicht begeil‹ an.

merkten? Shit, was nun? Das Video-Budget war schon verballert für ›Bück dich hoch‹ und ›Illegale Fans‹. Timo Schierhorn und Katharina Duve bastelten uns das ›Leider geil‹-Video daher aus YouTubeSchnipseln zusammen, und das Ding war nicht mehr aufzuhalten: Eine Million Views waren nach einer Woche erreicht – mittlerweile sind es 17 Millionen. Unsere beschissenen ›Leider geil‹-T-Shirts sind der beste Beweis dafür, dass wir völlig überrumpelt waren von dem Hype. Was dann folgte, ist bekannt: Überall alles voll mit ›Leider geil‹. Der Song machte sich nicht nur selbstständig – er infiltrierte alles und jeden. Die Goldenen Schallplatten und Traum-Verkaufszahlen wirkten wie: ›So, hier nimm. Und jetzt halt’ endlich die Fresse, Papa. Du hast mich erschaffen, aber ich habe keine Verwendung mehr für dich, du blöder alter Sack.‹ Wir sahen ›Leider geil‹-Arschgeweihe. Lebkuchenherzen mit ›Leider geil‹ auf Jahrmärkten, anstatt ›Ich hab dich lieb‹. Heckscheiben-Aufkleber. Dritt-meist-eingegebene Suche bei Google 2012 – und die ersten Styler, die sich zu Wort meldeten, dass das langsam überhandnehme. Als das YouTube-Video gesperrt wurde, haben wir uns wirklich geärgert. Denn eins fehlte uns – ein fetter Viewhit. Wir wissen bis heute nicht, wer das Ding wieder freigeschaltet hat. Wahrscheinlich war es der Song selber. Unser berühmtes Facebook-Mecker-Post gegen die GEMA ist mittlerweile mit das meist gelikete mit knapp hunderttausend ›Gefällt mir‹. Ich glaube nicht, dass ›Leider geil‹ den Zeitgeist getroffen hat. Ich glaube, ›Leider geil‹ hat auf uns und den Zeitgeist geschissen, um zu beweisen, was geht. So sehr mich Facebook und diese ganze Posting-Kultur mittlerweile nerven, hat ›Leider geil‹ doch alles in Frage gestellt, was sich unser Business-Umfeld und wir im Vorfeld auszumalen versucht hatten. Wo ›Leider geil‹ jetzt ist? Im Mainstream? Was soll das sein? Keine Ahnung! Ich hoffe, der Song ist gütig und lässt mich in Ruhe das machen, was ich am besten kann. Was das ist? Keine Ahnung.«




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H eute Was uns bewegt & wer dafür steht

— Justin Timberlake Der gereifte Boyband-Schönling hatte sich zuletzt mehr im Film-Biz (Schwerpunkt Romantic Comedy) denn auf Popbühnen aufgehalten. Nun brachte ihn sein überzeugendes Album »The 20/20 Experience« wieder in die Charts. Eine besondere RomCom findet sich dabei auf dem Stück »Suite And Tie« mit Jay-Z als Counterpart. Zum Knutschen! Foto: Kevin Mazur / Getty Images


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Der Murmler

GhOstpoet Der Londoner Pop-GrimeMusiker Obaro Ejimiwe musste erst arbeitslos werden, bevor es mit dem Plattenvertrag klappte. Kurz darauf wurde er mit seinem Debüt »Peanut Butter Blues & Melancholy Jam« auch gleich für den Mercury Prize nominiert.

E

s wäre das perfekte Happy End gewesen, wenn Obaro Ejimiwe mit seinem Projekt Ghostpoet nicht nur 2011 für den Mercury Prize nominiert gewesen wäre, sondern die Trophäe für sein Debütalbum »Peanut Butter Blues & Melancholy Jam« auch hätte mit nach Hause nehmen dürfen. Den Preis hat ihm dann zwar PJ Harvey mit »Let England Shake« weggeschnappt, aber Ejimiwe kann seither dank der Aufmerksamkeit, die mit der Nominierung einherging, immerhin gut von seiner Musik leben. Vor seiner Musikkarriere habe er neben seinen 9to5-Jobs in Callcentern und Versicherungsagenturen nur in seiner Freizeit Musik machen können, erzählt er Ende März, als er anlässlich seines neuen, zweiten Albums »Some Say I So I Say Light« in Berlin Interviews gibt. »Ich hatte bei der Arbeit immer heimlich einen

kleinen Kopfhörer mit Musik im Ohr. Abends habe ich die so gesammelten Ideen umgesetzt und an meiner eigenen Musik gearbeitet. Obwohl Musik schon immer der wichtigste Teil meines Lebens gewesen ist, traute ich mich lange nicht, sie professionell zu betreiben.« Auf dem Weg zum ersten Plattenvertrag musste Ejimiwe lernen, dass das Schicksal gerne ausgefallen komponiert: So unterschrieb er nach jahrelangen vergeblichen Versuchen just in der Woche seinen Vertrag für das Debütalbum, als er seinen Bürojob verlor. Obaro Ejimiwes Musik wirkt mit ihrer Mischung aus trockenen, dem Genre Grime entlehnten Beats und dem mit starkem Londoner Akzent vorgetragenen Sprechgesang sehr britisch. Ghostpoet rappt nicht, aber er singt auch nicht – er selbst bezeichnet es als Murmeln, was er da an Alltagsbeobachtungen über seine Musik legt. »Ich wollte nicht als Rapper rüberkommen, und deshalb habe ich mich als Poeten bezeichnet. Aber ich hätte mich nie so genannt, wenn ich geahnt hätte, dass ich das später mal erklären muss. Ich bin kein Poet im wörtlichen Sinne.« Aber ein Geist sei er schon, gibt der mit feinem Humor gesegnete, sehr bescheiden wirkende Musiker zu. Das Bild des Geistes passt zu der Art, wie der Brite mit nigerianischen Wurzeln seine Geschichten findet: Er sitze gerne unbemerkt mit Kopfhörern in belebten Räumen

und beobachte Leute. »Ich sehe dann nur ihre Körperhaltung, ihre Emotionen, und erfinde die Worte, die sie vielleicht gerade sagen.« Bevor er zu diesen Recherchen aufbreche, müsse die Musik aber immer schon stehen. Das war auch bei »Some Say I So I Say Light« nicht anders. Zwar merkt man dem Album noch an, dass Ejimiwe einst im College – wie so ziemlich jeder britische Zwanzigjährige mit Musikambitionen abseits von Indie-Rock in den frühen Nullerjahren – vom Grime-Sound künstlerisch erweckt wurde, doch spürt man vor allem, dass ihm die Genregrenzen schnell zu restriktiv wurden. Das Dreckige des Grime überführte er deshalb in reizvoll schmutzig produzierte Popmusik. »Ich habe eine Schwäche für Melodien, das ist meine Achillesferse, wenn man so will. Ich liebe zwar den elektronischen Underground, aber dessen Begrenztheit hat mich irgendwann zu sehr gelangweilt. Zugänglichkeit und textliche Offenheit sind mir sehr wichtig.« Da sich diese Entwicklung für den bald Dreißigjährigen gerade im Grime-Mutterland England schon ausgezahlt hat, sollte es mit dem neuen Ghostpoet-Album auch außerhalb der Heimat gelingen. Text: Henje Richter Foto: Katharina Poblotzki — Ghostpoet »Some Say I So I Say Light« (Pias / Rough Trade / VÖ 03.05.13) — Auf Tour vom 04. bis 14.05.


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Wer ist eiGentlich ...

Aaron Dessner Aaron Dessner gilt als die treibende musikalische Kraft hinter The National. Seine Songwriter-Skills bilden die Arbeitsgrundlage für den charismatischen Texter und Sänger Matt Berninger.

D

ie Wahrnehmung einer Band beginnt zumeist bei ihrem Sänger. Um die Genese der Musik zu verstehen, muss man aber tiefer blicken. Das ist bei The National nicht anders, wo zunächst alle über Matt Berninger reden, den Mann der brummend vorgetragenen nihilistischen Gedanken, die er auch auf dem neuen Album »Trouble Will Find Me« wieder poetisch ausbreitet. So singt er beispielsweise im Song »Don’t Swallow The Cap«: »I have only two emotions, careful fear and dead devotion.« Ein klassischer Berninger könnte man sagen. Wo aber wäre er ohne die Gebrüder Scott und Bryan Devendorf sowie die Zwillinge Scott und Aaron Dessner? Vor allem Aaron Dessner, der mit seinem Bruder Scott seit Kindertagen gemeinsam musiziert, ist essenziell für den melancholischen Folk der Band. Den Anfang nehmen alle TheNational-Songs in seinem Haus in Brooklyn, genauer im Hinterhof, wo er sich ein Studio gebaut hat. Hier, in Laufweite zu seinem Bruder, begann der just Vater gewordene Aaron bereits vor Sonnenaufgang an den Kompositionen für das neue Album der Band zu arbeiten: »Ich war

wegen unserer Kleinen ständig auf den Beinen, konnte kaum schlafen. Ich bin dann immer ins Studio geschlurft, um an Songideen zu arbeiten. Die habe ich anschließend mit Scott ein wenig ausgearbeitet und Matt geschickt.« Das ist seit jeher die bevorzugte Arbeitsweise der Band: »Matt ist kein ausgebildeter Musiker, sein Zugang ist eher von Leidenschaft geprägt. Er ist echter Fan, hört ständig Musik. Er schickt mir Lieder, die ihn inspirieren, und ich lasse sie in meine Ideen einfließen. Diesmal war viel von Dylan, Bowie und Roy Orbison dabei. Mit dem Texten kann er erst anfangen, wenn ihm etwas gefällt. Wir haben da mit den Jahren ein gutes Gefühl füreinander entwickelt.« Auch außerhalb des Bandkosmos’ ist Aaron Dessner umtriebig: So produzierte er das letzte Album der wundervollen Sharon van Etten (»Tramp«) und die aktuelle Veröffentlichung der Local Natives (»Hummingbird«). Außerdem verdanken wir ihm und seinem Bruder Scott den Aids-Benefizsampler »Dark Was The Night«, auf dem er zum Beispiel gemeinsam mit Justin Vernon den Song »Big Red Machine« beisteuerte. Außerdem vertreten auf der Doppel-CD:

Feist mit Ben Gibbard, Yeasayer, Spoon, Beirut, Arcade Fire. Und dann gibt es da noch das Independent-Label Brassland, das Scott mit Aaron und Alec Hanley Bemis im Jahr 2001 gegründet hat. Eines der ersten Releases war das Debüt von The National, deren Backkatalog auch heute noch eine verlässliche Einnahmequelle ist. Andere Künstler wie der Songwriter Doveman, die neueren Signings Buke And Gass und This Is A Kit sind zumindest keine Verlustgeschäfte. »Wir wollten anfangs eigentlich gar nicht so viele Künstler unter Vertrag nehmen«, berichtet Aaron aus dem Labelalltag, »aber dann haben wir gemerkt, dass es funktioniert, obwohl wir nur die Musik herausbringen, die uns gefällt. Wir hätten nie gedacht, dass das ein Geschäftsmodell ist – aber andererseits hätte ich auch nie gedacht, dass The National mal im Radio gespielt werden und den Hollywood Bowl in L.A. ausverkaufen.« Text: Daniel Koch / Foto: Christian Lehner — The National »Trouble Will Find Me« (4AD / Beggars / Indigo / VÖ 17.05.13) — Am 21. bis 23.06. auf dem Hurricane und Southside, auf Tour vom 04. bis 05.11.


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4 Bands, 5 Nächte Die zweite von vier Introducing-Tourneen des Jahres steht an. Auch diesmal sprengt das Line-up mit Chvrches, Mighty Oaks, Young Galaxy und Claire die Genregrenzen. Die Sound-Spanne reicht von sentimentalem House-Pop über Indie-Folk und Indie-Dreampop bis zu Synthie-Pop. Also schnell auf www.introducing.de registrieren und in Köln, München, Hamburg, Berlin oder Frankfurt gratis dabei sein.

Drei Fragen an Deutschland

Chvrches Introducing 11.05. Köln, Gebäude 9 12.05. München, Ampere 14.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich 15.05. Berlin, Lido 16.05. Frankfurt, Zoom

INTRODUCING on Tour Gratis für die Gästeliste anmelden: www.introducing.de

Im Sommer erscheint das Debütalbum des Glasgower Trios, das sich aus ehemaligen Mitgliedern von Aereogramme, The Unwinding Hours und The Twilight Sad speist. Statt wundervoll sentimentaler House-Pop-Tracks gibt es hier aber zunächst drei Fragen an Deutschland, die der Band vor ihren Gigs bei uns auf den Nägeln brannten. Warum, Intro, hat euer Land eine so reiche Tradition an elektronischer Musik? Die klassische und Neue Musik in Deutschland sorgte unter deutschen Nachkriegskomponisten für ein avantgardistisch interessiertes Klima, in dem später so etwas wie die Band Kraftwerk selbstbewusst gedeihen konnte. Die haben

dann wiederum Tausende anderer deutscher Elektronik-Musiker inspiriert. Außerdem mögen wir dem Klischee nach ja alles, was mit Technik, Erfindergeist, beamtischen Abläufen und Gefühlskälte zu tun hat. Willkommen in Deutschland! Mögt ihr David Hasselhoff wirklich so sehr, wie die Leute immer sagen? Ganz ehrlich? Ja. Welche deutsche Band würdet ihr als euren Nationalschatz bezeichnen? Bitte sagt Rammstein! Rammstein! Beziehungsweise, wenn man sich hier in der Redaktion umhört, wohl eher so was wie: Die Regierung, Trio, Dackelblut, Tocotronic, The Notwist, Blumfeld.


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Zwei Fakten über ...

Deezer ist der offizielle Audio-Streamingpartner von »Introducing«. Hier könnt ihr alle Acts der kommenden und bisherigen Gigs hören. Die aktuelle Playlist findet sich stets auf deezer.com und introducing.de – oder einfach den QR-Code unten abfotografieren und direkt reinhören!

01 »Wir sind als Mighty Oaks nie in unseren Heimatländern aufgetreten. Aber wir sind ja auch erst am Anfang – und leben in Deutschland. Das macht es leider etwas schwierig, vor unseren Freunden und Familien zu spielen.«

02 »Unsere Geschmäcker für Unterwäsche sind so bunt gemischt wie unsere Herkunftsländer. Einer von uns trägt Schlüpfer. Der andere Boxershorts. Der dritte gar nichts.«

Unser Zuhause

YounG Galaxy »Montreal ist ein Schlaraffenland für Musiker. Die Stadt ist günstig und mit ihren sehr unterschiedlichen Stadtteilen charmant dörflich. Unsere Gegend heißt Mile End, liegt zentral und ist derzeit sehr populär für Musiker. Innerhalb Montreals stellen die englischen Bands die Minderheit, haben aber weltweit mehr Potenzial. Die französischen haben dafür den Vorteil, dass die Kulturförderung, die in Kanada generell sehr gut ist, bei ihnen noch etwas opulenter ausfällt. Diese Förderung schlägt sich auch in der sehr guten Clublandschaft nieder. Durch Von wegen Newcomer, die Kanadier mit dem den Erfolg von Bands wie Arcade Fire, Godspeed wunderschönen Indie-Dreampop in den Boxen You! Black Emperor und Stars schaut die ganze veröffentlichen zur Introducing-Tour bereits Welt hierher. Für uns sind diese erfolgreichen ihr viertes Album, heißt »Ultramarine«. Bands ein Ansporn.«

Neben den Introducing-Acts bietet Deezer eine Auswahl aus 20 Millionen Tracks – im Browser und natürlich auf Smartphones und Tablets. Und mit dem neuen »Free Service« können Nutzer in Deutschland ab jetzt 12 Monate lang mit einem kostenlosen Zugang das Angebot ohne Einschränkung nutzen – erst nach einem Jahr erfolgt eine Einschränkung auf zwei Stunden monatlich. Alle Infos und die Registrierung gibt’s auf deezer.com Diese beiden »Introducing«-Acts sind jetzt schon auf deezer.com zu hören:

YOUNG GALAXY - »ULTRAMARINE«

Wo anders als in Berlin kann sich zurzeit eine multikulturelle Band aus einem Amerikaner, einem Italiener und einem Engländer bilden? Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders haben sich im Zeichen des Indie-Folk zusammengefunden. Dem Trio geht es um Ehrlichkeit und Direktheit – nicht dass wir das immer brauchen, aber wenn man hört, was für einen träumerischen Sound sie aus diesem bodenständigen Ansatz entwickeln, dann hat das unseren Segen.

CHVRCHES - »RECOVER EP«

MiGhty Oaks

Unser Ort in München

Claire

Was ist das Gegenteil einer künstlich konstruierten Band? Claire aus München. Die drei Produzenten Matthias Hauck, Nepomuk Heller und Florian Kiermaier wollten eigentlich nur ein Stück mit Sängerin Josie-Claire Bürkle für den Film von Freunden produzieren. Doch der Synthie-Pop ging ihnen so natürlich Augustiner Biergarten: »Weil das Bier von den Händen, dass sie sich zur festen Band schmeckt, es dort einfach gemütlich ist und zusammenfanden. man immer mal wieder auch Freunde antrifft.« W W W . D E E Z E R . C O M


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Bodycheck

Westbam Westfalia Bambaataa a.k.a. Westbam a.k.a. Maximilian Lenz ist Pionier. Er gehörte 1983 in Deutschland zu den ersten DJs, die ihre Plattenspieler als Musikinstrument begriffen, war Mitbegründer der Love Parade und der Mayday. Da kostete es ihn nur ein paar Anrufe, um für sein neues Album »Götterstrasse« Leute wie Iggy Pop, Lil Wayne, Kanye West, Richard Butler und Bernard Sumner vor das Mikro zu kriegen. Martin Riemann unterzog ihm dem Bodycheck. Foto: Katja Hoffmann / laif

Westbam war nicht nur in Sachen DJ-ing und Techno ganz vorne. Er war in seiner Heimatstadt Münster auch einer der ersten Punks – Fotodokumente, was das hinsichtlich Haarstyling bedeutet, ließen sich leider nicht auftreiben. Damals nannte er sich noch Frank Xerox und spielte Bass und Gitarre in Punkbands mit schönen Namen wie Anormal Null und Kriegsschauplatz. Erstere spielten sogar mal einen Gig mit den Einstürzenden Neubauten.

Westbam zeigt sich selten ohne seine charakteristische Baseballcap. Sonst würde man ihn wahrscheinlich auch gar nicht erkennen.

Westbam sieht sich gern als Intellektueller unter den DJs. Tatsächlich ist er stets für ein Bonmot gut. Beispiel? Gerne: »Früher wurden internationale DJs eingeflogen und spielten für ein Berliner Publikum – heute leben 10.000 DJs in Berlin, und das Publikum wird eingeflogen.« Bei der ersten Love Parade brauchte Westbam nur einen Finger zum Auflegen. Die Musik kam damals noch von einer Kassette, die er vorher aufgenommen hatte.

Westbam schiebt seinen Hintern nur noch selten auf die Tanzfläche. Im berühmten Technoclub Berghain war er gar nur ein einziges Mal. Den hippen Stadtteil Neukölln hat er sich gar erst 2013 zum ersten Mal angeschaut.

Westbam raucht nicht, trinkt nur während der Arbeit und fährt gern mit dem Fahrrad. Deswegen habe er nach 30 Jahren Party noch »Leberwerte wie eine 15-jährige Jungfrau«.

Westbams Stil ist eher casual. Zu Zeiten seines Hits »Beatbox Rocker« bewies der »Technopapst« allerdings, wie gut ihm eine Soutane (besser bekannt als das Gewand der Mönche) steht. Schade, dass sich der Style in der Szene nicht durchsetzen konnte.

Westbams Herz schlägt immer noch für Punk. So gab er kürzlich auf die Frage, welches Lied er im Falle eines Weltuntergangs gerne hören würde, ausgerechnet »Arthur The Gardener« von den Television Personalities an.


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Im Bett mit Urban Cone Die jugendlich anmutenden, insgesamt sehr haarigen Schweden Urban Cone sind keine großen Redner im Bett. Umso vielsagender indes ihre Version des Stücks »We Should Go To France«. Zerbrechlicher Akustik-Indie of love. — Urban Cone »Our Youth« (Universal / VÖ 05.04.13)

»Im Dorf gibt es keinen Brunnen. Nur ein türkises Wasserloch. Aber nicht in Traumstrandtürkis, eher so Kloreinigertürkis. Drum herum liegen Äste, damit die Tiere nicht so viel reinscheißen. Zwei Kilometer ist die Wasserquelle vom Dorf entfernt. Für das deutsche Fernsehen schleppen wir 20-Liter-Kanister ins Dorf.« Alfa Romeo

Maeckes von der Rap-Crew Die Orsons hat einiges erlebt und zu berichten von seiner Afrikareise. Als Botschafter Viva Con Aquas bereiste er Uganda, sein unterhaltsames Tourtagebuch handelt dementsprechend auch von neuen Brunnen und altem Wassermangel. Nachzulesen auf www.intro.de. Anz: Mito 1/4 Träger: Intro Format: 210 x 74,5 + 3 DU: 10.04.2012

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Bitte bleiben Sie Mit Gesund! Mike Skinner Köln E-WErk 16.05.2013

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Was war die übelste Krankheit, die du jemals hattest? Epilepsie. Vornehmlich ausgelöst durch psychische, nicht durch physische Probleme. Welche Symptome gibt es da? Krampfanfälle – und, wie schon angedeutet, vor allem auch die Panik vor Krampfanfällen. Wie wurde das behandelt? Ich bekam Medikamente, die halfen auch, machten mich allerdings ziemlich müde. Ich erhielt einen Schulverweis, weil einer meiner Freunde versucht hatte, meine Pille als Ecstasy zu verticken. Letztlich bin ich der Krankheit im Alter entwachsen. Echt Glück, denn ich kenne einige, die sind dann erst richtig reingewachsen. Welche Krankheit ist dagegen überschätzt? Viel Einfluss darauf, ob eine Krankheit schlimm oder weniger schlimm ist, hat die Art, wie man ihr mental begegnet. Also mal abgesehen von wirklich schlimmen oder tödlichen Sachen. Es gibt keine objektive Gewichtung von Schmerz. Okay, abseits von dem Typen, über den ich letztens las. Der zog durch die Welt und ließ sich von allem stechen, was es gab, um das in Verhältnis zu einem Bienenstich zu setzen. Was ist dein Lieblingsmedikament? Ich mag Opiate und Benzodiazepines [Angstlöser, Muskelrelaxanzien]. Und wie gesagt: Schmerzen sind in letzter Konsequenz auch nicht objektiv. Im Zweiten Weltkrieg fand man heraus, dass Soldaten weniger Schmerzen bei einer Verletzung empfanden, wenn klar wurde, dass sie deshalb nach Hause verschickt werden. Wie gehst du mit dem unvermeidlichen Tourschnupfen gerade in Herbst und Winter um? Ich bemühe mich, alle vier Tage einen kompletten Tag zu schlafen. — The D.O.T. »Diary« (Cooking Vinyl / Indigo / VÖ 03.05.13) Am 26.07. Greenville

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Sehr geehrter Herr Skinner, mein Ärzte-Kompendium bezeichnet einen epileptischen Anfall als eine Folge anfallartiger synchroner Entladungen von Nervengruppen im Gehirn, die zu plötzlichen unwillkürlichen stereotypen Verhaltens- oder Befindensstörungen führen. Wir hier im Rheinland nennen das auch Karneval. Von Epilepsie spricht man beim Auftreten mindestens eines solchen Anfalls ohne vorausgegangenes Ereignis wie zum Beispiel Stromschlag oder akute Infektion. Die Folge sind Krampfanfälle und unkontrolliertes Benehmen sämtlicher Muskulatur. Vom Atem- bis zum Schließmuskel. Unangenehm. Im Gegensatz zum Karneval endet solch ein Krampfanfall glücklicherweise in der Regel nach ein paar Minuten von selbst. In dieser Zeit ist es jedoch wichtig, betroffene Personen vor sich selbst zu schützen und einen Notarzt zu rufen, der den Anfall gegebenenfalls medikamentös beenden kann. Die Ursachen einer Epilepsie sind vielfältig und übersteigen fast noch die Anzahl an »Harlem Shake«-Videos auf YouTube. Behandelt wird die Erkrankung meist mit Medikamenten, welche die Reizschwelle im Gehirn erhöhen, sprich, unsere Schaltzentrale lässt sich nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen. In schlimmeren Fällen hilft die Epilepsie-Chirurgie, im extremsten Fall bis hin zur Entfernung einer kompletten Gehirnhälfte. Da Katzen zurzeit recht gut ankommen, widme ich diesen Artikel unserer Katze Pussy. Das arme Ding war nicht nur durch ihren Namen gestraft, sondern musste aufgrund epileptischer Anfälle eingeschläfert werden. Mit besten Grüße, Doc Intro


Kratzen und BeiSSen Marco Fuchs GeGen Deutschpunk Was soll denn in dieser Ausgabe der ganze Kult um diesen abartigen Kacksound von Bierdosen mit Gitarren? Spinnen denn alle bei Intro?! Marco Fuchs meint: Ja! Seit 35 Jahren irrt er auf der Suche nach seinem oder irgendeinem Platz umher und findet leider nur Fußballhymnen und nachmittägliche Auftritte auf sonnengefluteten Festivalbühnen irgendwo auf dem Land: der D eut schpu n k , Heimstatt simpler Akkorde und Gemüter, musikalisches Auffangbecken kompromissloser Rechthaber. Die starken Momente – Slime, »Schlachtrufe BRD« – sind schon Opa-erzähltvom-Krieg-Erinnerungen und in der Rückschau auch mit leidlich plumpem Antiamerikanismus unterfüttert. Fand man damals egal, war aber trotzdem schlimm. Seitdem haben dann mal Metal, mal Crossover die Bierdosen gekreuzt, doch der Weg führte zielgerichtet ins Stadion (DTH), in den elterlichen Sanitätsbetrieb (Normahl) oder in die Vergessenheit (der Rest). Es verwundert nicht, dass mit EA80 die

größte Band des Genres niemals als solche gelistet wurde. Eine Ironie, die weit über das Grundbedürfnis der allermeisten Deutschpunk-Bands hinausgeht: einen möglichst witzigen Bandnamen zu finden, der Distinktionsgewinn durch Abstand zum witzigen Raab-Mainstream versprechen soll – der dadurch gewonnene Raum beziffert aber leider nur die Entfernung von Kopf bis Brett. Wie cool sahen die Punks aus dem UK aus, wie kernig und blitzgescheit die aus den Staaten? Hierzulande liegt die Betonung leider immer auf der ersten Silbe: mehr Deutsch als Punk, selbst 2013er-Bands klingen wie eine Mixtur aus Grönemeyer und Bioladen. Schrecklich. Und »Deutschland muss sterben« gibt’s dann als K.o.-Schlag im Karaoke-Knödelsound beim »Welt-Astra-Tag« serviert. Bockwurst und Schunkelei werden mit dem Geruch von Dagegen aufgewertet. Einmal Nostalgieverwertung bitte, mehr ist im Kennzeichen D leider nicht drin.

AUSLISTEN Gute Tipps von unserem besten Freund »Alkohol« Ich würde noch einen nehmen. Bewerbungsgespräche kommen und gehen. Diese Nacht hingegen ist einzigartig. Zeit zum Knuuuutschen! Zusammengestellt von Peter Wittkamp

Einfach ansprechen! Was du genau sagst, kannst du dir währenddessen überlegen! Sing dein Lieblingslied. Sing es laut! Und ignoriere die anderen Gäste in der U-Bahn!

Ruhig mit nach Hause nehmen! Am nächsten Tag ist noch genug Zeit, herauszufinden, ob man sich wirklich mag. Du konntest nicht tanzen. BIS JETZT!

Vier Uhr nachts ist die PERFEKTE Zeit, eine SMS zu senden und deine Liebe zu gestehen! Na los! Vergiss, was ich über SMS gesagt habe: Anrufen ist noch viel persönlicher!


5-12 AUGUST 2013

D E IN B D U R L AU N A R T S T S E P A IN B U D M IT

DIE ÄRZTE BLUR / SEEED DEICHKIND BIFFY CLYRO

ZAZ / AZEALIA BANKS / MIKA SKUNK ANANSIE / ENTER SHIKARI TRIGGERFINGER / HADOUKEN! EDITORS / MICHAEL KIWANUKA BAD RELIGION / BAT FOR LASHES CALEXICO / FLOGGING MOLLY THE CRIBS/ THE JOY FORMIDABLE DONOTS / REGINA SPEKTOR WOODKID / EMPIRE OF THE SUN EVERYTHING EVERYTHING / ALEX CL ARE DIZZEE RASCAL / CHASE & STATUS LIVE TAME IMPALA / WAX TAILOR / AFTERHOURS SKA-P / SKIP&DIE / CHRIS LIEBING PETER BJORN AND JOHN / KATY B / NETSKY LIVE TOTALLY ENORMOUS EXTINCT DINOSAURS SEBASTIAN INGROSSO / LEFT BOY / LITTLE BOOTS NERO / BOOKA SHADE / EROL ALKAN / FELIX CARTAL BLAUDZUN / MONOPHONA / SPLENDID HOFFMAESTRO / RANGLEKLODS / DAILY BREAD RACHID TAHA / LENINGRAD / MOANA AND THE TRIBES MOKOOMBA / FANFARA TIRANA MEETS TRANSGLOBAL UNDERGROUND / TAKO LAKO / SHUTKA ROMA RAP PANNONIA ALLSTARS SKA / DUB FX GESAFFELSTEIN / DOP more bands coming soon... MEETING

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Wie hast du mich Genannt?

CocoRosie CocoRosie sind so ein bisschen die Lisa Simpson der Neo-FolkBewegung. Biestig, liebenswert, feministisch und so komische Haare. Wir haben unsere intimsten Fragen gestellt – und erfuhren von Sierra Casady Abgründiges. So soll es sein. Was sollte man besser nicht über dich wissen? Meine Pussy stinkt. Wann hast du das letzte Mal gekotzt? An der weißen Küste von Dover – es war der letzte Tourtag 2008. Welches Tier würdest du gern mal streicheln? Einen Zitteraal. Was hast du schon mal geklaut? Früher Süßes, später Alkohol. Welches popkulturelle Phänomen findest du öde? Misogynie. Welche Stadt, die du schon mal bereist hast, kannst du nicht leiden, und warum? London – und zwar vornehmlich wegen der Haarschnitte. Welcher Gegenstand in deinem Besitz hat kaum einen materiellen Wert, du würdest ihn aber nicht für Zehntausende Dollar fortgeben?

Den Büstenhalter unseres toten Großvaters. In welche Schauspielerin warst du in deiner Jugend bisschen verknallt? Punky Brewster! [Titelfigur einer amerikanischen Sitcom der 80er] Und für eine Nacht mit welcher berühmten Person würdest du deine Beziehung aufs Spiel setzen, wenn du müsstest? Frida Kahlo [mexikanische Malerin, gest. 1954]. Welches Vorurteil hast du bis heute noch nicht aufgegeben? Raucher stinken. Was ist die schlimmste Zwangshandlung, unter der du leidest? Analspülungen. Welche radikale Position vertrittst du? Gott ist kein Mann! — CocoRosie »Tales Of A GrassWidow« (City Slang / Universal / VÖ 24.05.13) — Auf Tour vom 24.05. bis 21.06.


Fünf mal Drei

French Films Ungeachtet ihres Namens stammen French Films aus Helsinki. Und spielen lupenreinen beziehungsweise sexy angeschlagenen Indie-Pop. Antti Inkiläinen gibt hier einen kleinen Einblick in den frankophilen Kosmos der Finnen. Drei Dinge, mit denen mich meine Band in den Wahnsinn treibt

Drei Dinge, die wir einem Finnlandbesucher unbedingt raten

01 Die wüsten Eskapaden unseres Sängers Joni. 01 Sommer ist die beste Jahreszeit, da 02 Wenn es mal wieder mehr als zehn Shows erwacht Finnland aus der sonstigen Dunam Stück gibt – ohne Off-Day. kelheit und Winterstarre. 03 Allerdings ebenfalls zum Durchdrehen ist, 02 Die beste Pizza gibt es bei Kotipizza – und wenn längere Zeit vergeht, ohne dass wir die beste Sorte heißt: »Berlusconi«. auftreten oder aufnehmen. 03 Wer schon mal da ist, sollte sein Glück versuchen und gucken, ob zwei der großDrei Dinge, warum sich aber alles lohnt artigsten finnischen Bands nicht vielleicht gerade einen Gig haben: Black Lizard und 01 Bezahlt zu werden für etwas, das man liebt. The Casbah. 02 Auf der Bühne zu stehen und zu merken, die Leute haben Bock auf deine Musik. Drei französische Filme, bei denen man 03 Die vielen verschiedenen Charaktere von nicht einpennt Band und Crew. 01 »La Haine« Drei Dinge, die wir gelernt haben während 02 »Slogan« der Aufnahmen zur neuen Platte »White 03 »Week-end«. — Intro empfiehlt: French Films »White Orchid« Orchid« 01 Vertraue niemals Lieferfirmen, wenn sie behaupten, dir ein wichtiges Instrument auf den Tag genau zustellen zu können. Sie können es eben nicht! 02 Ein Lebensretter ist es indes, sich mit einem ortsansässigen Instrumentenladen zusammenzutun. 03 Man muss nicht jede Note eines Albums in der richtigen Reihenfolge aufnehmen.

(Odyssey Music Network / Rough Trade / VÖ 03.05.13) — Intro empfiehlt die Tour: vom 07.05. bis 13.07.

Zwei wie ihr die dürfen sich nie verlieren

MIKHAEL PAsKALEV TRULs HEyERDAHL ERLEBE ALLE INTRODUCING KONZERTE NOCH EINMAL AUF

ARTELIVEWEB.COM Britney Spears (Intouch) Janice (Muppets)


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HEUTE

Musik ist scheiSSe mit

Child Of Lov

— The Child Of Lov »The Child Of Lov« (Domino / GoodToGo / VÖ 03.05.13)

SOROB aisenut laminim ,rengaW annA ©

59. 59. INTERNATIONALE INTERNATIONALE KURZFILMTAGE KURZFILMTAGE OBERHAUSEN OBERHAUSEN 2. —2. 7.—MAI 7. MAI 20132013

Welche große Platte der Musikgeschichte gefällt dir gar nicht? Alles von James Taylor oder Steely Dan. Diesen langweiligen Mist hält doch keiner aus. Welcher deiner eigenen Songs gefällt dir eigentlich nicht (mehr)? Manchmal hasse ich jeden einzelnen, dann wieder liebe ich sie alle. Präziser kann ich mich dieser Frage nicht nähern. Welchen Klang kannst du nicht ab? Den Sound von jemandem, der den Blues spielt – ihn aber nicht hat. Wenn du kein Musiker wärst, welchen Beruf würdest du dann ausüben? Eigentlich egal – solange ich nicht Politiker sein müsste.

BOROS

Welches ist die schlechteste Platte, die du trotzdem in deinem Plattenschrank hast? Joss Stone »Soul Sessions«. Warum hast du sie noch nicht entsorgt? Die Platte erinnert mich an die Zeit, als ich diese Songs noch mochte. Ich war jünger, wuchs gerade erst heran. Ich hielt das wirklich für tiefschürfend. Was zur Hölle habe ich mir dabei nur gedacht? Welchen Song schaltest du sofort ab, wenn er auftaucht? Alles, was mit der Stimme von Bob Dylan zu tun hat. Welches Plattencover findest du hässlich? Gegenfrage: Sind nicht eigentlich alle irgendwie furchtbar? Von den Landschaftsbildern hin zu dem klassischen Schwarz-Weiß-Foto. Alles seelenlos und öde!

© Anna Wagner, minimal tunesia

Maggie Thatcher, britische Premierministerin zwischen 1979 und 1990, war (nicht nur) für die Poplinke stets der Teufel. Sie stand für Homophobie, den Ruin des öffentlichen Sektors, die Entmachtung von Gewerkschaften. Damit sie später nicht medial verklärt werden würde, nahm die Anarcho-PopBand Chumbawamba 2005 eine Jubel-EP zum Tod Thatchers auf, die erscheinen sollte, wenn jener irgendwann einträte. Obwohl die Band seit 2012 nicht mehr existiert, wurde »In Memoriam: Margaret Thatcher« nun an die Besteller von einst verschickt. Darauf jubilieren Chumbawamba: »Read the epitaph, ring the bell, you’ve got a one-way ticket to hell.«

Von diesem Debüt wird man viel hören: stylish, tricky, niederländisch und weltvergessen – das ist Indie auf selbst geschnitzten Instrumenten, mit einem zarten Bärtchen. Seine Musikrichtung nennt er selbst »Ananas-Kamel-Pop«, und er hasst Bob Dylan. So viel zur Blasphemie.

BOROS

Am Ende MAGGIE THATCHER

© Anna Wagner, minimal tunesia

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HEUTE

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Illustratorin des Monats Alex Ruppert »Nennt mich nicht Alexandra, sonst denke ich, meine Eltern sprechen mit mir.« Mit diesen und ähnlich markigen Quotes hat sich die 24-jährige Mainzerin gleich bei Intro beliebt gemacht. Denn die Kommunikationsdesignerin stellt unserem sexy Grafik-Empire ihre gestalterischen Fähigkeiten zur Verfügung. Und das sind so viele und reizende, dass wir ihr mit Kusshand die diesmonatigen Illustrationen überließen. Die erstellte sie stilecht (Punkausgabe!) mithilfe eines mumifizierten Faxgeräts und dessen Thermopapier. Mehr unter www.alexandraruppert.com


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Frank Spilker

RessourcenmanGel Sterne-Sänger und -Songwriter Frank Spilker hat seinen ersten Roman veröffentlicht. Darin flieht der Hamburger Grafikdesigner Thomas Troppelmann vor der Unmöglichkeit, ein zerfallendes Medienbüro und damit auch seine berufliche Zukunft zu retten. Spilker erzählte uns von seinen Erfahrungen mit dem Berufsbild Romanautor.

D

er Hauptfigur aus deinem Buch wächst es über den Kopf, eine Bürogemeinschaft zu organisieren. War dieser Kniff inspiriert von deinem Leben als Familienvater und Songwriter einer Band? Ja, bestimmt. Ich habe mir bewusst Figuren gesucht, deren Situation ich gut kannte. Ich wollte aber gleichzeitig nichts nehmen, das äußerlich sofort auf mich als Autor verweist, weil man dann gleich die Figur mit dem Autor identifiziert. Deshalb wollte ich auch keinen Musiker nehmen. Ich habe mir stattdessen eine Figur gesucht, die nah dran ist. Aber auch die anderen Figuren und ihre Reaktionen kenne ich aus meinem Leben. Menschen, die nur funktionieren, wenn gar keine Reize von außen kommen. Oder solche, die immer die Verantwortung auf andere abschieben. Oder Leute, die fies werden können, sobald Ressourcen knapp werden. Im Buch geht das Gerücht um, Hamburg würde unter akutem Wassermangel leiden, auf den Straßen breite sich Panik aus. Ist das Austrocknen als Kommentar auf die Hamburger Kulturpolitik zu lesen? Ja, das ist das Symbol für die Ressourcenverknappung. Das ist nicht ganz auserzählt, aber der Gedanke, was Ressourcenmangel mit den

Menschen macht, ist sehr wichtig für das Buch. Wobei offen bleibt, ob die Szene überhaupt real ist oder eine Psychose des Protagonisten. Die Medienschaffenden in deinem Buch scheinen alle keine Alternativen zu ihren absteigenden Berufsfeldern zu kennen. Spielt da auch die Angst als Musiker hinein, der mit einer Industrie zu tun hat, die sich radikal wandelt? Die Idee war, dass die Figuren vor allem keine beruflichen Alternativen haben, weil sie in anderen Zusammenhängen nicht funktionieren. Der Protagonist behauptet ja noch für sich, dass das kein Problem sei. Was dann nicht stimmt. Was ja wieder typisch deutsch ist. In den USA haben die Leute ständig neue Jobs. Genau darum geht es mir auch. Dass es hier keinen Bruch gab in der Hinsicht nach 1945 – den preußischen Drill gibt es immer noch. Auf der Arbeit, im Fußballverein. Klar, Drill gibt es auch in den USA, aber beruflich zu scheitern gilt dort als Erfahrung. Wird es auch ein zweites Buch geben? Ganz klares Ja. Ich habe so viel gelernt in diesen zwei Jahren, das würde ich gerne anwenden. Und jetzt habe ich ja auch den Respekt verloren – nicht vor dem Medium Buch, sondern vor dem Bammel, eines zu schreiben. Und wann kann man mit einer neuen SternePlatte rechnen? Man kann davon ausgehen, dass wir im Sommer zwölf Stücke zusammenhaben, die wir im Herbst aufnehmen. Das Album dürfte also frühestens im Januar 2014 erscheinen. Aktuell arbeiten wir alte Entwürfe von mir aus den letzten zehn Jahren auf, die zunächst nicht konsensfähig waren. interview: Felix Scharlau / Thomas Venker — Frank Spilker »Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen« (Hoffmann & Campe, 158 S., € 19,99) — Intro empfiehlt die Tour: vom 01.06. bis 04.09.

7.5. Molotow, Hamburg (GER) 8.5. Glanz & Gloria, Osnabrück (GER) 10.5. Faust, Hannover (GER) 11.5. Postbahnhof, Berlin (GER) 12.5. Groovestation, Dresden (GER) 13.5 Club Stereo, Nuremberg (GER) 14.5. Kulturladen, Konstanz (GER) 16.5. Weekender, Innsbruck (AUT) 20.5. Chelsea, Wien (AUT) 21.5. Mascotte, Zürich (SUI) 22.5. Sedel, Luzern (SUI)

White Orchid out on 3rd May

13.7. Phono Pop Festival, Russelsheim (GER) 2.8. Rocken am Brocken, Elend (GER)

Member Of The Exogenic Music Group

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Schatzparade

DinGe, die dich wollen

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Summe

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OSCAR ® GEWINNER »BESTER DOKUMENTARFILM«


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HEUTE

Wer wir sind My Name Is Hello Gravity Music

BettinG On The Mouse

Genre Bombast-Britpop Herkunft Schrobenhausen / München Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Ebenso wie bei Oasis ist hier mit Sänger Mike Zitzelsberger und Bassist Tom ein Brüderpaar in der Band. Anders als bei den englischen Dauerpöblern herrscht aber tiefe bayrische Brüderharmonie. Akt. Album »The Golden Kind« (Dienje Music / Rough Trade / VÖ 10.05.13)

Genre Lo-Fi-Rock’n’Roll Herkunft Wien Mitglieder 2 Besondere Vorkommnisse Phoebe und Niki sind nicht nur privat als Paar, sondern auch auf der Bühne ein gutes Team. Bei Livekonzerten wird das Schlagzeug einfach von beiden Musikern gleichzeitig bedient. Akt. Album »Super Acceleration« (Las Vegas / Broken Silence / VÖ 10.05.13)

Genre Alternative Bad-Dream-Pop Herkunft Berlin/Kopenhagen Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Betting On The Mouse sind zwar vier Musiker, eindeutiger Kopf der Gruppe ist aber die Sängerin und Komponistin Martha Marie Skou, die das Album auch mitproduziert hat und die Interviews gibt. Akt. Album »Betting On The Mouse« (Questions & Answers / Rough Trade)

Euer Album ist sehr detailverliebt produziert und voller Soundeinfälle. War es eine Herausforderung, dabei immer den Song in den Vordergrund zu stellen? Wir können das eigentlich gut abstrahieren. Meistens arbeiten wir sehr stimmungsorientiert und versuchen in erster Linie die Grundidee eines Songs zu entwickeln. Eine gewisse Soundästhetik ist da hilfreich. Und auch Details wie das Zerreißen eines Papierstücks sind für uns entscheidend. Der Song würde auch ohne die ganzen Sounds funktionieren. Mit hört er sich aber besser an. Ihr kommuniziert auf eurer Facebook-Seite auf Englisch. Warum bzw. why? Wir schreiben englische Songtexte, um von möglichst vielen Leuten verstanden zu werden. Freunde aus anderen Ländern sollen auch wissen, was wir machen – that’s why!

Neben elektronischen Elementen dominiert bei euch ein auf trockenem Schlagzeug und bratziger Gitarre aufgebauter Retro-Sound. Warum mögt ihr es kantig und reduziert? Was hätten Trio wohl auf eine Frage wie diese geantwortet? Weil’s uns gefällt und wir wohl einfach auch nicht anders können. Eckig und kratzbürstig ist unser Ding, so sind wir ja auch selbst. In »Excellent Climber Armstrong« wird Letzterer kräftig gedisst. Seid ihr an Radsport interessiert? Niki war selbst ein guter Rennradfahrer und hat angeblich gedopet. Daher hat er wohl auch nie auf dem Siegerpodest gestanden. Seit der Affäre Armstrong ist ihm der Kragen geplatzt. Das Schreiben des Songs war eine psychohygienische Maßnahme, um nicht in ewige Depression zu verfallen.

Deine Texte behandeln ernsthafte, traurige Themen, aber nach dem ersten Hören fühlt man sich eher entspannt. Wie denkst du darüber? Die Reaktion auf erste Eindrücke kommt ja immer von Herzen und ist intuitiv. Das kann man nicht kontrollieren, also kann ich mich auch nicht beschweren. Die Band lebt teils in Berlin, teils in Kopenhagen. Wie funktioniert das? Ich schreibe die Songs und nehme sie in Berlin skizzenhaft auf. Da die Jungs in Kopenhagen leben, proben wir dann dort. Beide Städte liegen ja letztlich recht nah beieinander, und man kommt mit einer anstrengenden Busfahrt billig hin und zurück. Manchmal bekomme ich es fast hin, die Fahrten auf eine schräge Art poetisch zu finden.

Systemfehler

Genre Punk’n’Roll Herkunft Berlin/Hamburg Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Hier handelt es sich vornehmlich um einen aktuellen Film. Zentraler Bestandteil des Films: Eben jene Band Systemfehler, die vor lauter Bock vielleicht sogar über die Leinwand hinauswachsen wird. Akt. Film »Systemfehler – Wenn Inge tanzt«

Diese Intro-Ausgabe ziert ein DeutschpunkSpezial. Eure drei punkigsten Aspekte? Gitarren mit maximaler Lautstärke, Texte ohne Blatt vor dem Mund, und manchmal zeigen wir auf der Bühne auch unsere nackten Hintern. Eure Band ist aus einem Film entstanden. Was macht den Streifen aus? Das ist ein Film, der in erster Linie Spaß macht, bis zum Anschlag mit unserer Musik vollgepumpt ist und Sommer-Feeling versprüht. Also Ganz schön Deutschpunk-Klischee Euer Name. genau das Richtige nach diesem langen Winter. Klischees interessieren uns nicht, weder deren Unsere Musiker-Freunde von der Band Madsen, Abwesenheit noch deren Existenz. Wir machen, denen wir viel zu verdanken haben, sind übriwas wir für richtig und wichtig halten. gens ebenfalls in dem Film am Start.


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Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich alles um die holsteinischen Punkrocker Turbostaat. Los geht’s…

1

Wie heißt der Titel des Turbostaat-Albums?

2

Wen hätten Turbostaat gern beim Melt! dabei gehabt?

K Stadt der Engel

K Tobert 666

P Stadt der Angst

S Marten 672

D Hannover

U Roland 909

3

Wo findet sich im Psycho Real von Schleswig die Cola?

4

In was verwandelt sich laut Songtext der Kummer?

D Hinter der Blutwurst

A Tofuwürstchen

N Bei der Damenwäsche

C Marinierte Lammkoteletts

L Neben dem Abflussfrei

K Bauchspeck

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Die Ziffern der richtigen Antworten ergeben die Lösung, die ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 27. Mai 2013. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Schlachtrufe BRD An dieser Deutschpunk-CompilationReihe scheiden sich seit jeher die Meinungen. Sie produzierte seit 1990 auf unterschiedlichen Labels bis heute neun Folgen. Die allein schon optische Verkitschung des Bullen bekämpfenden Street-Punks wurde dabei immer seltener als authentisch wahrgenommen, vielmehr lastet der »Marke« heute der Ruch von Peinlichkeit und Kommerz an.


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Turbostaat

Wollte man stilmäßig so richtig unten durch sein, half es bis vor wenige n Jahren noch zu postulieren, man höre gern Deutschpunk. Deutschpunk? Dagegen waren selbst die Affen im Zoo kultiviert, hey, dagegen war sogar Metal cool. Turbostaat aus Flensburg fällt eine Schlüsselrolle in der schleichenden Rehabilitation des Genres zu: krass, souverän, hermetisch, hart, geil. Linus Volkmann fuhr anlässlich des fünften Albums »Stadt der Angst« Richtung Nord, um sich die ganze Geschichte abzuholen, Nadja Mara Brvar machte das Styling, Tim Bruening fotografierte.

I

»Ich fass’ mal zusammen: Letzte Nacht haben wir mein Auto verschlampt, haben gestohlenes Geld von einer Stripper-Transe bekommen, und jetzt jagen uns so ein paar Weltraumspinner. Ich find’ das zwar scheiße, Chester, aber vielleicht sollten wir uns nicht mehr so zuballern.« (»Ey Mann, wo is’ mein Auto?«, USA 2000) Wir fahren sicher schon seit einer Viertelstunde durch Hamburgs abscheulichste Industriegebiete: keine guten Fabriken, nur Autohöfe, Laster, Brachland, Zombies. Am Steuer unserer Familienkutsche mit Kindersicherung sitzt Tobert, der Bassist von Turbostaat. Seine Stimme klingt zart, ich muss mich weit über die Handbremse beugen, um zumindest ein paar Bruchstücke des Gesagten zu verstehen. Tobert und sein ebenfalls im Auto sitzender Bandkollege, Songschreiber und Gitarrist Marten sprechen viel über Essen. Jetzt ist das Thema Frikadellen on, später auf der Rückfahrt wird es um Kroketten gehen. Mein Bejahen der Frage, ob ich etwa fleischlos lebe, stürzt uns umgehend in eine Krise. Mir wird gedroht, den Wagen hier irgendwo im Sankt Nimmerland von Hamburgs Süden verlassen zu müssen. Keine schlechte Drohung, als komischer Brillenträger dürfte man hier sicher keine fünf Minuten überleben. Dann wäre man entweder überfahren, gefickt oder selbst Spediteur für irgendwas mit Import/Export.

Das Interview bestreiten Marten und Tobert allein, der Rest der Band ist bei seinen Leuten in Flensburg oder Schlesw ig. Schwerpunkt: Familie. Der Rest, das sind Roland, Jan, Peter. Gestern war der Videodreh zur neuen Single »Tut es doch weh« mit Windhunden in Superzeitlupe. Heute nun private Talkshow inklusive Sightseeing und viel Fahrtwirren, als wäre man bei »Ey Mann, wo is’ mein Auto?«. Zum Glück und über Umwege kommen wir aber doch noch wo an. In einem sehr speziellen Speiselokal. Die Oldtimer-Tankstelle Brandshof – im Geiste von Punk mit Do-It-Yourself-Gestus betrieben und Hotspot für Szenetypen genau wie für Fernfahrer. Tobert verschwindet Backstage, oder wie das bei einer Küche heißt, und begrüßt den Koch, lässt sich von jenem zum Tagesessen mit Blutwurst überreden. Tobert hat halt einfach Bock auf die Dinge, das spürt man am Esstisch, im Kombi, auf dem neuen Album »Stadt der Angst« und überhaupt.

909 Legendärer Drumcomputer aus dem Hause Roland. 1983 entwickelt, prägten sein analoger Klang und die SamplingMöglichkeiten maßgeblich den Sound der damals aufkommenden Technound House-Bewegung.

Roland, Jan, Peter, Marten, Tobert Das Regime des unerbittlichen IntroTextchefs verlangt Nachnamen der betrachteten Künstler. Ein Unding für uns verkumpelte Deutschpunk-Hallodris. Der Textchef kann froh sein, dass Roland und nicht Rotze geschrieben wurde, wie dessen eigentlicher Punkername ist. Aber für den Betriebsfrieden hier einmal alle Namen komplett: Roland Santos, Jan Windmeier, Peter Carstens, Marten Ebsen, Tobert Knopp.

II

»Vor paar Jahren, als wir beim Melt! waren, standen die Hipster rum und guckten verächtlich, was man ihnen denn da für Kackmusik auf ihr Festival gebucht hat. Für die waren wir paar stumpfe Neandertaler, die auf der Bühne übers Saufen singen. Aber wenn wir ‘ne 909 dazu rausgeholt hätten, wäre es perfekt geil für die gewesen .« (Marten über seine ersten Erfahrungen auf einem Festival mit ausgewiesenen Electro-Wurzeln)

Melt! 2008. An allen Locations Regen, aber die Frisur hält – und die gute Stimmung und der geile Rausch. Um zu der Turbo-Stage zu kommen, muss man eine abartig riesige Pfütze überwinden. Deine schönen Schuhe, deine schönen Strümpfe, vergiss sie. Das trekkende Publikum zieht es dennoch und allem Unge-


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mach zum Trotze ins Venue. Hier spielt mit Turbostaat eine echte Genre-Band. Genre: Punkrock. Selbst für das per Selbstdefinition musikalisch barrierefreie Festival bis dato ein Novum. Die Band bietet keinen Brückenschlag zwischen Elektronik und Gitarre, es gibt kein Angebot an den Zuschauer, geschmeidig zu bleiben, kein Ravesignal, es gibt eher Migräne, falls man auf Pille oder mit Kater einläuft. Dieser Gig von Turbostaat definiert das nächste Level des Melt!-Verständnisses, das bis ins Hier und Jetzt gilt: Gitarrenbands brauchen in ihrer Performance nicht mehr die Ambivalenz aus Beats und Rock zu verkörpern. Gegenüberstellung statt Fusion. Dass dieses Prinzip seinerzeit nicht nur auf offene Herzen traf, erinnert Gitarrist und Songtextschreiber Marten dabei sehr gut. Er weiß zu schätzen, dass es dieser Tage anders ist. Änderungen vorbehalten. Doch das Urvieh Deutschpunk besitzt 2013 eine Kreditwürdigkeit wie sonst nur zur Originalzeit (frühe Achtziger) und (vornehmlich im Osten) nach dem Mauerfall beziehungsweise zu Zeiten der AsylbewerberwohnheimPogrome. Dass Deutschpunk aber vielleicht zum ersten Mal in seiner Geschichte sogar als cool und nicht nur als dringlich, emotional, asozial wahrgenommen wird, ist das Verdienst der Fünf Freunde von Turbostaat.

Asylbewerber­ wohnheim-Pogrome In den frühen Neunzigerjahren wurden im wiedervereinigten Deutschland Asylbewerberunterkünfte vom rechten Mob angegriffen – mitunter unter dem Applaus der Anwohner und mitunter ohne das Einschreiten von Polizeikräften. Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen, Hoyerswerda ...

Die andere Erfolgsstory des Genres stellen dieser Tage die wieder zusammengesetzten Slime. Aber die sind nun wirklich Deutschpunk Classic. Also Musik wie der hässliche große Bruder, für den man sich immer bisschen schämt, wenn man mit ihm in den Supermarkt geht – oder gar zu einer Party will, wo Mädchen dabei sind. Turbostaat indes sehen gut aus, ihr hermetischer, bellender Punk wurde in den Nullern zum Trademark-Sound des Genres. Ein Umstand, der die letzten Jahre einen wahren Epigonen-Tsunami über die AJZ-Bühnen des Landes pumpte. Waren in den Neunzigern die Bands des Jens Rachut das Maß der Dinge (Blumen Am Arsch Der Hölle, Dackelblut, Oma Hans), gehörte diese Plakette danach in jedem Fall an die exzentrisch tätowierte Brust von Turbostaat. Die wirken nun mit »Stadt der Angst«, ihrer fünften Platte, aufgestachelt wie nie. Denn all diesen leicht hysterischen Erfolgsgeschichten zum Trotze lief es für die Holsteiner Familienväter zuletzt nicht nur rund. Das Abenteuer Major-Label war nach der Platte »Das Island Manöver« beendet. Die Band stand ohne Vertrag da, musste selbst in Vorleistung treten. Ausverkaufte Konzerte und eine Fanbindung auf Beziehungsniveau konnten nicht über die für einen Großkonzern letztlich zu limitierten Albenverkaufszahlen hinwegheben. So kam die Trennung nach einer Handvoll guter Jahre im Spannungsfeld zwischen majormäßiger Vollbedienungslust und turbostaatlicher Spröde. Die Unterschrift leistete man nun bei dem eher unbeschriebenen Blatt Clouds Hill, ein Studio mit angeschlossenem Label im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort. Nun sind sie Labelmates von Omar Rodríguez-López’ (Ex-The-Mars-Volta) neuer Band Bosnian Rainbows – und statt Zielgruppenparanoia gibt es Identifikation. Die Band kann sich darüber freuen, endlich nicht mehr diskutieren zu müssen, ob man Songs wirklich »Harm Rochel«, »Phobos Grunt« oder »Fresendelf« nennen sollte. Ein ungeiler Kompromiss aufgrund dieser Unstimmigkeiten stand nämlich einst in den MeetingRäumen schon zur Debatte – alle kryptischen Songtitel von »Das Island Manöver« beim Streamingdienst Spotify um die Nennung der Refrainzeilen in Klammern zu ergänzen. Klar, kann man machen. Aber man kann auch mit Spinat zwischen den Zähnen zum ersten Date. Sollte man aber nicht.

III

»Schocknachricht, state of fear, Titelblätter in Schwarz Weiß Rot, MoPo, Angst, Geld, Scheiße – das hämmert natürlich voll rein.« (Tobert über die herrschende Stimmung, die die Albumtitelvergabe befeuerte)

Der Anstoß, das Album »Stadt der Angst« zu nennen, stammt allerdings von Produzent Moses Schneider. Der konstatierte den aktuellen Texten eine überraschende Abwesenheit von Ostsee, Förde, Watt und Steppe. Stattdessen

Epigonen-Tsunami Krasses Wort, das in seiner negativen Färbung nicht wirklich einer neuen Szene an guten Bands gerecht wird. Dementsprechend haben wir ab den Seiten 50 eine Sammlung der reizvollsten aktuellen Acts des deutschpunkigen Sounds – von Turbostaat inspiriert oder nicht – zusammengestellt.

herrscht urbane Paranoia – die findet sich dann auch im Titel wieder und markiert die Primetime eines jeden Turbostaat-Interviews: Jungs, wir müssen über die Texte reden, ich versteh’ da was nicht. Zum Beispiel das hier: »Der Kummer letzter Jahre Ist jetzt schon fast komplett In Bauchspeck umgewandelt Jetzt lächeln Sie mal mit In der Schublade ganz unten Liegt das neuste Geld Psycho Real! Ein Leben lang Kassenwart! Psycho Real! Eierlikörgefangenschaft!« (»Psycho Real«) Doch entgegen dem weit verbreiteten Volksglauben sperrt sich die Band gar nicht gegen den Rätselnden. Die offizielle Agenda von Songschreiber Marten lautet sogar: »Ich möchte nicht, dass Turbostaat gleichbedeutend ist mit: komische Texte, die man nicht verstehen soll – und heiße Rockmusik.« Er schaut todesmutig und auch ein bisschen gequält. Denn er weiß genau, jetzt ist es wieder an der Zeit. Na, dann los ... Seit ein paar Tagen kriege ich diesen Song nicht aus dem Kopf, »Psycho Real«. Aber es macht echt fertig, sich von einem Stück so peitschen zu lassen, und dann weiß man gar nicht, wer dieser verdammte Psycho Real sein soll. Hilfe! Marten: Also, diesen Psycho Real gibt es wirklich. Da sind wir immer so durchgerannt ... Entschuldige bitte, handelt es sich bei Real etwa um diese Supermarktkette? M: [schaut, als wäre ich ernsthaft zurückgeblieben] Klar. Tobert: [lacht] Und was hat es mit dem auf sich? M: In dem speziellen in Schleswig, wo wir unseren Proberaum haben, stimmt irgendwas vom Aufbau her nicht – so Märkte sind ja alle immer ganz schlüssig konstruiert, damit man sich sofort darin zurechtfindet. Wenn das gut funktioniert, merkt man gar nicht, wie sehr einen solche Orte schon konditioniert haben. Bis eben zu dem Moment, wo du im Psycho Real


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landest – da drinnen bist du ernsthaft verloren. Ich wollte da mal eine Cola, ein Bier und einen Wein. Um das zu kriegen, musste ich an drei völlig verschiedene Ecken: Die Cola fand ich bei der Damenwäsche, ich war so verwirrt, ich wollte mich schon ausrufen lassen. Jedenfalls steht dort ganz zentral auch noch so ein seltsames Kassenhäuschen, da sitzt eine Olle drin rum – Olle ist gut, die ist vermutlich so alt wie ich. Na ja, wie irre das da alles ist, das findet sich also im Text wieder. So viel also zum Psycho Real. Klar, hätte man doch auch selbst drauf kommen können.

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»In der Dämmerung fallen ihre Masken Und das Gewissen ist als Erstes vom Schiff Hallo Echo, heißt sie willkommen Guter Reibach, gutes Gesicht Freie Wilde in euren Hallen Unterm Mantel die alte Idee Sucht man weiter die Erben der Scheiße Ich kann nur hoffen, ihr verendet dabei« (»Pestperle«) Doch Turbostaat 2013 nageln einem nicht nur wohlfeile Hieroglyphen in die Höhle. Wer verstehen will, kann verstehen. Und zwar verdammt gut. Was nun unweigerlich zu dem Stück »Pestperle« führt. M: Das ist für mich nicht unser Text gegen Frei.Wild – auch wenn die es verdient hätten. Mir geht es da noch um was anderes, ich bewege mich über Freundschaften viel in der sogenannten Medienbranche, von Major-, Indie- bis zu selbst verwalteten Zusammenhängen, und alle waren sie gesammelt in den letzten Jahren unterwegs, um die Lücke zu schließen, die die Onkelz hinterlassen haben. Und zwar nicht nur spezielle große Plattenfirmen oder abgefuckte Medienzyniker, sondern auch welche aus den eigenen Reihen. Das hat mich immer so angewidert: dieses Spiel mit dem nationalistischen Teufel. Der sollte rechts sein, aber natürlich nicht so richtig – wie ätzend das ist. Frei.Wild waren ja 2013 nicht zum ersten Mal für den ECHO nominiert, das ist jetzt nur so hochgekocht. Und ich verstehe auch nicht die Diskussionen, die es da im Internet jetzt hunderttausend Mal zu führen gilt, ob die rechts sind oder nicht. Es ärgert einen, dass man da das Gefühl bekommen soll, es gäbe zwei Meinungen. Das soll jetzt nicht arrogant klingen, aber die gibt es nicht! Und wenn sich nun ganz viele Indie- und Majorleute gerade in den Arsch beißen, dass sie die nicht gesignt haben, dann finde ich das nicht okay. Es ist nicht in Ordnung, die rechten Strömungen wieder willkommen zu heißen. Aber in deinem Bekanntenkreis haben doch nicht wirklich Leute nach den Nachfolgern der Onkelz gesucht? M: Doch.

Du liebe Güte. Und Toberts Aussage vermag dem Ekel noch eins draufzusetzen: T: Ich bin damals gefragt worden, ob ich mir für Geld Bands angucken und recherchieren kann, ob die jetzt zu rechts für den Mainstream sind oder es vielleicht noch geht. Da habe ich gesagt: Wollt ihr mich verarschen? Aber das ist kein Einzelfall, für einen Act wie Frei.Wild wurde viel Aufwand betrieben, es gab Showcase-Gigs, um eben das größte gerade noch verwertbare Übel zu casten. M: Man bekam teilweise das Gefühl, Rechtsrock ist für die Medienleute nur ein edgy Thema, an dem sich dann die Presse reiben kann. Aber es ist jetzt an der Zeit, das zu tun, was gerade auch viele tun, und zu sagen: Das ist nicht edgy, nicht witzig, nicht geil, es ist einfach kacke. Keine Geschäfte mit rechten Meinungen. Als besonders perfide stellt sich heraus, wie sehr diese Diskussion auch dem Außenseiter-

ECHO / Frei.Wild Die wegen ihrer rechtslastigen patriotischen Texte in der Kritik stehende Südtiroler Band Frei.Wild war bereits 2011 für den Preis der Deutschen Phonoakademie nominiert. Als dies 2013 erneut geschah, entzündete sich eine verbissen geführte Diskussion zum Thema »Rechte Inhalte im Mainstream-Pop«. Als andere Nominierte ihre ECHO-Teilnahme absagten, wurden Frei.Wild ausgeladen. Bei der Verleihung selbst fiel dann kein Wort zum Thema, was man als Zuschauer nur befremdlich finden konnte.

Gebaren der Band in die Karten spielt. M: Ja, was aber auf die gar nicht zutrifft. Da steckt ein Musikmanager mit haufenweise Kohle dahinter. Das sehen die Leute bloß nicht, dass sie hier keinen Underdog gegen vermeintlich linke Meinungshoheit unterstützen. Jetzt haben wir aber auch genug über den Mist geredet. Stimmt. Sicher ist es gut, sich klarzumachen, bei dieser Geschichte handelt es sich keineswegs um höhere Gewalt aus braunstichigem Patrioten-Sumpf, sondern hier handelt es sich um marktstrategisches Plattenfirmen-Kalkül. Doch damit wirklich genug über die Penner und ihre Schöpfer. Die guten Momente im Moshpit – unter der Hasskappe, am Waldrand oder mit Kopfhörern im Ohr in der U-Bahn – gehören ohnehin Turbostaat. Denn Rechtsrock kann sich auf den Kopf stellen, er wird nie so aufregende intensive Bands hervorbringen wie eben diese fünf Typen. Typen, die Deutschpunk dabei auch nie als Stigma empfunden haben, sondern immer als Tummelplatz für gute Momente, Leute und Einfälle. Oder wie es bei Marten heißt: »Die Idee bei Turbostaat war, wir nennen das Deutschpunk und machen dann einfach, was wir für richtig halten.« So soll es sein. So geht die Nummer auf. Wir sehen uns. Spätestens in der Hölle oder im Psycho Real. Danke Deutschpunk! — Turbostaat »Stadt der Angst« (Clouds Hill / Rough Trade) — Intro empfiehlt die Tour: vom 24.04. bis 12.12. u.a. Live auf dem Berlin Festival am 07.09.


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Slime

1981 reimten Slime »Haut die Bullen platt wie Stullen« und lieferten den Soundtrack zur Straßenschlacht. 2012 vertonten die Hamburger auf ihrem sechsten Studioalbum »Sich fügen heißt lügen« Texte des Anarchisten Erich Mühsam. Ein Buch und ein Dokumentarfilm erzähl en nun von der wechselvollen Bandgeschichte und den sehr unterschiedlichen Charakteren, die sie ausmachen. »Punk’s not dead.« Die Unsterblichkeit des Punk, wie sie dieser berühmte Albumtitel postulierte, stand schon damals im Widerspruch zu etlichen Graffiti, die den Tod der Bewegung verkündeten. Der Slogan des Exploited-Debüts aus dem Jahr 1981 war und ist als Plädoyer für einen fortlaufenden Prozess zu verstehen, an dem auch kommende Generationen teilhaben können. Schließlich waren es Punks der ersten Stunde, die allzu bald Grabreden auf die Musik und den dazugehörigen Lebensstil hielten. Aber was macht ein Original aus? Womit wir bei Slime wären, jener Formation, die den renitenten Geist der ersten deutschen Punkwelle Anfang der 80er-Jahre – mit Demo-Hymnen wie »Bullenschweine« noch dazu aufs Unsubtilste politisiert – erfolgreich verkörperte. Trotz des Ritterschlags staatlicher Zensur sind ihre frühen Hits wie »Deutschland muss sterben« oder »Polizei SA/SS« bis heute nicht totzukriegen. Kein Wunder, dass die Band nach diversen Splits und Reunions 2010 zum 30-jährigen Bandjubiläum vor ausverkauften Häusern spielte und jetzt Thema eines Buches sowie eines Dokumentarfilmes ist.

Für das bei Heyne Hardcore erschienene »Slime: Deutschland muss sterben« hat der Schweizer Autor David Ryser alle Protagonisten der Band sowie eine beachtliche Riege Wegbegleiter und Bewunderer befragt. Er war mit Sänger Dirk Jora saufen und arbeitet neben Bandgeschichte und Diskografie auch gleich noch den FC St. Pauli, eine obskure Rockergang und die Hafenstraße mit ab. Auffällig liegt der Fokus darauf, wer wem die Fresse poliert hat, sodass einem der Hamburger Untergrund im Buch zuweilen erscheint, als wäre er mit Terence Hill und Bud Spencer in Szene gesetzt. Ohnehin regiert bei Ryser die Anekdote. Der Autor bezieht sich stark auf die Eloquenz seiner Interviewpartner – unter anderem kommen Jan Delay, FM Einheit, Rocko Schamoni, Frank Ziegert, Schorsch Kamerun, »Aggressive Rockproduktionen«-Gründer Klaus Walterbach und der wohl unvermeidliche Campino zu Wort. Das Team der Slime-Doku »1,7« von Timo Schierhorn und Mathis Menneking hält sich zwar ebenfalls streng im Hintergrund, wartet allerdings mit dem glücklichen Kniff auf, den Film über die Slime-Jubiläumstour mit tagebuchartigen Kommentaren des langjäh-

rigen Bandfreundes beziehungsweise Roadies Erich »Bully« Berger zu unterlegen. Dessen lakonische, trockene Bemerkungen sind nicht nur teilweise äußerst witzig, sie geben auch Einblicke in die unterschiedlichen Biografien der Akteure und bringen diese dem Publikum durch den klaren, leicht spöttischen und ungeschönten Blick des Freundes deutlich näher als Rysers O-Ton-Vielfalt. So wartet »1,7« eben nicht nur mit den üblichen Konzertfotos aus alten Zeiten auf. Der Film vermittelt durch verblasste Aufnahmen deutscher Wohnhäuser, Vorgärten und Jugendzimmer der frühen 80er auch einen wunderbaren Eindruck der trügerischen Geborgenheit, aus der große Teile der Punkszene damals stammten. Text: Martin Riemann — Daniel Ryser »Slime: Deutschland muss sterben« (Heyne Hardcore, 288 S., € 19,99) — »1,7« (D 2013; R: Timo Schierhorn & Mathis Menneking) — Der Film wird im Rahmen der Hamburger Dokfilmwoche am Samstag, den 13.04., um 20:30 Uhr im Lichtmess als Preview gezeigt. www.dokfilmwoche .com


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WENN WIR NICHT REAL SIND, WER DENN DANN?

WESTBAM Westbam erzählt im Carlsberg-Talk seine ganz persönliche Erfolgsgeschichte und alles über die Schwierigkeiten und Hindernisse auf dem Weg dorthin.

zu schaffen machten. Das insgesamt Obwohl ich das mit26- minütige Interbekommen hatte, view gibt‘s hier. war ich nicht bereit, sie zu verpfeifen. Daraufhin wurde ich rausgeschmissen. Es folgte eine Zeit, in der ich mich schon durchschlagen mussthatcallsforacarlsberg.de te. Ich hatte einen Club am Ku-Damm, der hieß “Chez Conrad”. Das war jetzt nicht die ganz große Nummer. Später habe ich dann meine erste Platte herausgebracht, was wiederum eine neue Zeitrechnung für mich bedeutete. Welche Türen hat dir deine erste eigene Produktion geöffnet? Damals gingen die Helden meiner Jugend, DAF, auf Tournee und suchten einen DJ. Allzu viele Möglichkeiten gab es in Deutschland noch nicht, also haben sie mich angesprochen. Das war eine große Ehre für mich und hat mir für eine Weile über eine finanziell schwere Zeit hinweggeholfen. Den ersten Anflug von einer Szene gab es dann allerdings erst, als die Acidplatten von England nach Deutschland schwappten. Mit dem Acid-Smiley ging die Jugendbewegung los. Zum ersten Mal hatte man das Gefühl, dass es nicht einfach nur um das reine Tanzen ging. Die Kultur war etwas, das man ist: eine Identität. Es gab immer viele Kritiker an deiner Person. Vor allem zu den erfolgreichsten Loveparade- und Mayday-Zeiten. Wie bist du damit umgegangen, wenn jemand sagte, dass sei alles nicht “real”?

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n den Carlsberg-Talks erzählen Stars ihre persönliche Erfolgsgeschichte: Träume, an denen sie festgehalten haben und alles über die Schwierigkeiten und Hindernisse auf dem Weg zum Erfolg. Das Gespräch mit der Moderatorin Visa Vie handelt von glücklichen Zufällen, gesteckten Zielen und der harten Arbeit, die sie zu dem gemacht haben, was sie heute sind. That calls for a Carlsberg. In dem ausführlichen, tiefgreifenden Interviewformat werden die Stars von einer Seite gezeigt, wie sie sonst nur selten zu sehen ist. Zu Gast waren neben weiteren Prominenten aus Sport, Unterhaltung und Literatur auch die DJs Oliver Koletzki und Westbam.

Das Techno-Urgestein erzählte in lockerer Gesprächsatmosphäre bei einem Carlsberg aus dem Ravekästchen und seiner bewegten Karriere. Neben den turbulenten 90ern, in denen Maximilan Lenz aka Westbam Millionen Platten verkaufte und zum Popstar der größten Jugendbewegung wurde, war er auch der erste DJ in Deutschland, der Platten mixte und so eine Kultur schuf, die heute nicht mehr wegzudenken ist. Dabei lief nicht immer alles so reibungslos wie zu den goldenen Ravezeiten mit den Höhepunkten Loveparade und Mayday. Als Tour-DJ der Elektronik-Pioniere DAF ging er in den frühen 80ern auf Tour und etablierte einen Sound, der für viele neu und nicht einzuordnen war.

Im Talk mit Visa Vie redet er über alles, was in seiner Karriere wichtig ist und war. Kannst du dich an deinen ersten Auftritt erinnern? Ja, sehr gut. Meine Karriere hätte damals fast eine Bauchlandung gemacht. Die Halle des Metropols war noch nicht geöffnet und ich spielte schon einige meiner Platten. Alles lief soweit gut, aber als sich dann tatsächlich die Türen öffneten, hatte ich schon fast alle Stücke gespielt. Es ging wirklich sehr zäh los, die Leute wollten nicht anfangen zu tanzen. Es war sehr anstrengend. Ich dachte, dass die mich gleich abräumen. Zur zweiten Hälfte des Abends bekam ich den Dreh etwas raus, alle tanzten und der Geschäftsführer kam zu mir und sagte: “Mensch, das war gut! Du hast ‘nen Job”. Für mich war das eine große Überraschung. Wenn man deine Karriere betrachtet, könnte man meinen, es lief immer alles nach Plan. Gab es denn auch schon früh Rückschläge für dich? Im Metropol bin ich letztendlich dann doch rausgeflogen, aber das hatte keine musikalischen Gründe. Der Geschäftsführer fragte mich eines Tages, ob ich gesehen hätte, wer den Laser kaputt gemacht hat. Der Hintergrund war, dass einige Jugendliche für ihn umsonst arbeiteten und sich wohl eines Morgens an dem Laser

Wenn wir nicht real sind, wer denn dann? Klaus Jankuhn habe ich 1981 in der Projektgruppe für elektronische Musik kennengelernt. Wieviele Leute, die elektronische Musik gemacht haben, gab es damals? Wieviele DJs gab es da? Wieviele Leute gab es da, die ein Label hatten? Wieviele Leute waren damals bei den ersten Raves in England dabei? Da gab es ja keinen außer uns. Von daher hat mich das nie wirklich angefochten und wenn ich zurückblicke kann ich nur sagen: “Hier bin ich im Jahr 2013 und wieviele von den Kritikern gibt es noch?” Für mich ist das immer ein Austausch von einer ganzen Reihe von Leuten, die mich über all die Jahre immer kritisiert haben. Nach 2 Jahren sieht man sie dann nicht mehr wieder. Da frage ich mich dann auch: “Was ist denn jetzt mit eurer Realness?” Das insgesamt 26-minütige Interview mit Westbam ist auf Youtube und der Webseite thatcallsforacarlsberg.de erschienen (über den QRCode zu erreichen). Auch die Carlsberg-Talks mit Oliver Koletzki, Marteria und vielen weiteren Persönlichkeiten kann man hier sehen. Menschen, die ihre Träume verwirklichen konnten, weil sie an ihr Ziel geglaubt haben. That calls for a Carlsberg. thatcallsforacarlsberg.de Text: Daniel Penk Foto: Frank Restle


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»Haste mal 'ne SelbsteinschätzunG?«

Punk’s not dead. Nur ein Spruch auf einem T-Shirt? Oder ist das alles überhaupt nicht wichtig? Lebenseinstellung vs. Stereotyp. Es geht um Distinktion und Musik. Wir haben die Punks von heute mit unserem Deutschpunk-Fragebogen konfrontiert.

Herkunft München Gründung 2011 Stil Post-H ardcore-Komplex-Punk Akt. Album »Holzschwert« (Century Media / EMI) Ist es wichtig, sich 2013 zu »Punk« zu bekennen? Heutzutage ist Punk eher ein Kleidungs-Lifestyle. Es gibt den klassischen Punk doch gar nicht mehr. Oder, es wissen zumindest viele nicht mehr was wahrer Punk ist. Punk ist Widerstand. Eine Einstellung! Jetzt ist es ein Rock-Genre, Nieten, Chucks, gefärbte Haare.

Herkunft Husum /Hamburg Gründung 2007 Stil StraSSenschlacht-Punk Akt. Album »Lehnt dankend ab« (Delikatess Tontr äger / Broken Silence)

Was kommt euch als Erstes in den Sinn beim Reizwort »Deutschpunk«? Schieß doch, Bulle! Was bedeutet euch der Begriff »Punk«? Ist Punk ein Rock-Genre unter vielen, oder besitzt es für euch einen Mehrwert über den Sound hinaus? Punk ist für uns in erster Linie eine Subkultur. Ohne die Sozialisation in dieser Szene hätten wir uns wohl nicht so sehr mit Themen wie Vegetarismus oder DIY beschäftigt. Wie verschleiert ihr vor Freunden und Fremden, dass ihr Deutschpunk macht? Wir verschleiern nichts, sondern ersparen uns nur die Erklärung zu den Genres. Arbeitskollegen googlen das sowieso. Danach sollen sie das nennen, wie sie wollen. Ein Gespräch läuft meistens so ab: »Was macht ihr denn für Musik?« Wir: »Das ist so ein bisschen härter und schneller, mit viel Gebrüll. Kannst du dir ja mal anhören.« Die: »Ach so! So in die Richtung Heavy Metal? Oder Hardrock?« Wir: »Nee, mehr so Punkrock.« Die: »Ach so! Ich hab ja früher auch mal E-Gitarre gespielt ...« Was sind eure aktuellen Projekte als Band? Pfandgeld einsacken.


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Ist es wichtig, sich 2013 zu »Punk« zu bekennen? Mit Mitte dreißig ist man auf Etiketten zur Definition der eigenen Persönlichkeit vielleicht nicht mehr ganz so angewiesen wie mit 17. Sagen wir es so: Die Aufnäher werden wenibeim Sinn den in Erstes als euch ger, die Punk-Platten im Regal aber mehr. Das kommt Was Bekenntnis liegt mehr im eigenen Handeln als Reizwort »Deutschpunk«? »Deutschpunk muss sterben, damit wir leben im Slogan auf der Jacke. können!« So oder so ähnlich lässt sich eine Wie verschleiert ihr vor Freunden und FremHaltung beschreiben, die uns seit Jahren immer den, dass ihr Deutschpunk macht? Wie nennt ihr euer Genre stattdessen? mal wieder begegnet. Welcher Deutschpunk-Song ist euer Sound- Wir hatten zu Anfang mal versucht, dem Genre einen neuen Namen zu geben, aber Musik und track zur Revolution? Legt man die altersbedingte Reflektiertheit mal Inhalte werden dadurch weder besser noch ab, so ging es los mit Slimes »Linke Spießer«, schlechter. Vielleicht kann man es dann beses folgte »Ohnmacht« von ... But Alive und ser vermarkten, oder es wirkt etwas »hipper«, schließlich Dackelblut mit »Serge Bailmann«. aber das sollte einen Deutsch-Punker sowieso Und zwischendurch immer wieder Knochen- nicht jucken. Wer weiß, vielleicht erleben wir gerade den Beginn der »Neuen Deutschen Punk fabriks »Nackter Golfer«. Welle«. Jutetaschen mit Nieten habe ich bereits gesehen, und wenn dann noch Mate-Flaschen mit Benzin befüllt werden, sind wir sicher ganz nah dran.

Herkunft Gimbweiler Gründung 1998 Stil Schlaumeier-Punk-Rock Akt. Album »Alles muss kaputt sein« (Rookie Records / Cargo)

Herkunft Sauerland Gründung 2009 Stil Indie-Geschrammel-Punk Akt. Album »Berg« (Unter Schafen / Al!ve) Was kommt euch als Erstes in den Sinn beim Reizwort »Deutschpunk«? 15-jährige Kids mit schlecht gefärbtem Iro, die des großen Bruders alte Lederjacke mit selbst kreiertem Anarchie-Zeichen auf dem Rücken tragen und, Parolen grölend, an kleinstädtischen Busbahnhöfen herumlungern.

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Herkunft Münster Gründung 2011 Stil No-Fun-Post-H ardcore Akt. Album »Im Schwindel« (This Charming Man / Cargo) Was bedeutet euch der Begriff »Punk«? Ist Punk ein Rock-Genre unter vielen, oder besitzt es für euch einen Mehrwert über den Sound hinaus? Der Schauspieler Max Müller hat als halbes Kind mal in einem vergessenen Essay-Film von Annette Humpe gesagt, dass es das gar nicht mehr gibt: Punk. Als er das gesagt hat, waren wir noch nicht geboren. Was das wirklich war, wissen wir also nicht. Das, was Punk heute repräsentiert, ist langweilig und vorhersehbar. Was sind eure aktuellen Projekte als Band? Absolute Fassungslosigkeit, ein DeutschpunkNebenprojekt von Messer.

Was bedeutet euch der Begriff »Punk«? Ist Punk ein Rock-Genre unter vielen, oder besitzt es für euch einen Mehrwert über den Sound hinaus? Für viele Menschen besitzt »Punk« einen großen Mehrwert, da es eine Lebenseinstellung oder eine politische Grundhaltung darstellt. Für uns ist es jedoch lediglich ein Sound, dessen wir uns bedienen, ohne dabei irgendwelche ideologischen Hintergedanken zu haben.


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Herkunft Berlin Gründung 1997/2011 Stil Skate-Punk Akt. Album »Herz für die Sache« (People Like You Records / EMI) Was kommt euch als Erstes in den Sinn beim Reizwort »Deutschpunk«? Ein echt klobiger Begriff für eine ziemlich gute Musikrichtung, durch die eine halbe Generation cooler Jugendlicher und sehr viele Bands geprägt wurden. Ist es wichtig, sich 2013 zu »Punk« zu bekennen? Macht ihr das? Man sollte die Sachen auch beim Namen nennen. Ein HipHopper sagt auch, dass er HipHop macht. Warum sollten wir nicht sagen, dass wir Punkrock machen? Man muss sich von dem Klischee lösen, dass Punk gleichbedeutend mit »besoffen in der Ecke liegen« ist.

Herkunft Köln/Bonn Gründung 2010 Stil Emo-Deutschpunk Akt. Album »Das ist doch kein Name für ‘ne Band« (EP / Redfield Records / Al!ve)

Herkunft Stuttgart Gründung 2010 Stil Grübel-Post-Punk Akt. Album »Fluidum« (This Charming Man / Cargo) Was kommt euch als Erstes in den Sinn beim Reizwort »Deutschpunk«? Das Wort »Deutschpunk« disqualifiziert sich selbst ziemlich schnell, denn was hält Deutschpunk-Bands zusammen: in erster Linie die deutsche Sprache und dass sie aus Deutschland kommen, oh Gott. Unsere Texte sind nicht deutsch, nur weil wir auch dazugehören wollen. Wir haben uns bewusst für Deutsch entschieden, weil es eben die Sprache ist, mit der wir uns am direktesten ausdrücken können. Wir bevorzugen den Begriff »deutschsprachige Punkband« anstelle von »DeutschpunkBand«. Im Normalfall sind Bands, die sich selbst als Deutschpunk-Band bezeichnen, ziemlich Banane.

Welche deutsche Punkband findet ihr echt groß, welche echt gruselig? Trio, Tocotronic und Die Goldenen Zitronen ab 1993 sind toll. Und ist Frei.Wild eine Punkband? Die würden wir dann als Gegenbeispiel wählen. Ach nee, die sind ja nicht deutsch. Ist es wichtig, sich 2013 zu »Punk« zu bekennen? Macht ihr das? Wir kommen aus dem Hinterland bei Stuttgart, und dort gibt es so unfassbar viele uninteressante Bands, die von Institutionen wie dem Popbüro und anderen zielgruppenorientierten Managementkatastrophen gepusht werden. Das bügelt die Bands glatt und macht sie noch uninteressanter, als sie vorher schon waren. Wir machen viel selbst und vielleicht nicht ganz so professionell, versuchen uns dadurch aber eine Freiheit zu bewahren, damit es für uns selbst auch spannend bleibt. Wir haben Spaß daran, gemeinsam Musik zu machen, ob vor Leuten oder für uns alleine. Alles andere ist erst mal nebensächlich. Aber das »Punk« nennen? Keine Ahnung.

Ist Punk ein Rock-Genre unter vielen, oder besitzt es für euch einen Mehrwert über den Sound hinaus? Die relative musikalische Simplizität sowie Texte und Haltung unterscheiden sich stark von normaler Rockmusik. »It’s more than music«, wie es beim Hardcore immer so schön hieß. Also ja, Mehrwert galore! Wie verschleiert ihr vor Freunden und Fremden, dass ihr Deutschpunk macht? Wie nennt ihr euer Genre stattdessen? Wenn wir gefragt werden, sagen wir der Einfachheit halber meistens »Deutschpunk«, aber wer sich Gitarren, Gesang und Harmonien anhört, der müsste eigentlich auch viel Post-HC und das, was man früher mal Emo genannt hat, darin finden. Wobei Letzteres heutzutage noch schlechter ankommt als »1-2-3-4-Bullenschweine«.


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Herkunft Kiel Gründung 2007 Stil Altherren-Punk Akt. Album »Postsexuell« (Broken Silence Records / Broken Silence)

Was bedeutet euch der Begriff »Punk«? Was Punk ist, wusste man nie so genau. Dazu wurde der Begriff immer zu unterschiedlich gehandhabt. Verbissene Politmenschen sagten, sie seien Punk, oder man traf auf grenzüberschreitende Prolls, die ihr Verhalten als »Punk« bezeichneten. Wenn dich die Musik einer Band berührt, dann ist das Ziel erreicht, egal, aus welchem Genre sie kommt. Punk hat etwas damit zu tun, dass ein Musiker aus begrenzten handwerklich-technischen Fähigkeiten etwas Eigenes erschaffen kann. Insofern empfinden wir auch Maureen Tucker von The Velvet Underground als Punk. Wie verschleiert ihr vor Freunden und Fremden, dass ihr Deutschpunk macht? Die meisten unserer Freunde haben keinen Schimmer von Deutschpunk. Da brauchen wir nichts zu verschleiern. Ein paar wenige haben sehr wohl einen Schimmer, aber die kennen auch unsere Musik. Daher brauchen wir bei denen auch nichts zu verschleiern. Herrlich!

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Herkunft Berlin Gründung 2007 Stil Assel-Punk Akt. Album »Punk bleibt Punk « (Aggressive Punk Produktionen / Edel) Was kommt euch als Erstes in den Sinn beim Reizwort »Deutschpunk«? Eine flotte, dreckige, laute, bunte, bieri ge Party mit Leuten, die das Herz am rech ten beziehungsweise linken Fleck haben. Ist es wichtig, sich 2013 zu »Punk« zu bekennen? Keine Ahnung, ob das wichtig ist. Es ist doch scheißegal, was wichtig ist. Das ist Punk!

Herkunft Düsseldorf/Duisburg Gründung 2011 Stil Post-Emo-Prog-Punk Akt. Album »Raketenwissenschaft« (Pinmusik) Was kommt euch als Erstes in den Sinn beim Reizwort »Deutschpunk«? Es geht um DIY und das Leben seiner Ideale ohne Rücksicht auf die Meinung der Masse, aber eben auch um viel Stereotypie. Außerdem ist Punk eine Geisteshaltung, die – entgegen der öffentlichen Meinung – auf Vernunft, Toleranz und Rücksicht basiert. Wie verschleiert ihr vor Freunden und Fremden, dass ihr Deutschpunk macht? Wie nennt ihr euer Genre stattdessen? Steht es so schlecht um Deutschpunk, dass man sich dieser Begrifflichkeit schämen muss? Schubladendenken ist generell doof, da es einen sehr limitiert. Wir machen lieber einfach. Da die Texte in deutscher Sprache sind und man Einflüsse aus Punk oder Hardcore finden kann, neigen einige dazu, uns auf Deutschpunk herunterzubrechen. Tatsächlich machen wir aber Indieemopostrockhardcoredeutschrockpunk mit Progressiveambient-Elementen.

Weiterschauen:

Interviews: Bastian Küllenberg

Das komplette PunkSpezial mit allen vollständigen Fragebögen gibt es auf intro.de/ spezial/deutschpunk


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Wer zum Teufel ist eigentlich …

der Band Slime, mit Eisenpimmel Schwers’ Schlagzeugspiel befeuert maßgeblich die aktuelle Neuauflage bastelt er an einer Punk-Oper, und zudem organisiert der 40-Jährige mit dem Ruhrpott Rodeo sowie dem Punk im Pott die beiden erfolgreichsten Festivals des Genres. Dieser Mann ist die Zukunft von »No Future«.

Rotorblätter schlagen durch die nächtliche Stille, dann eine aufgeregte Stimme, megafonverzerrt: »Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei! Machen Sie sofort Licht an – am Fahrrad!«

Das dieser schmunzeligen Hubschrauber-Eröffnung folgende Stück trägt den Titel »Another Stein On The Bullenschwein« und mixt die Melodie von Pink Floyds »The Wall« mit dem Slime-Klassiker gegen die Staatsgewalt. Interpret: ein gewisser Alex Schwers. Klingt unspektakulär, fast langweilig. Ob man sich diesen Namen überhaupt wird merken können? Nun, versuchen Sie ihn mal wieder zu vergessen, wenn Sie das alles von ihm erfahren: Alex Schwers ist der gefragteste Schlagzeuger im Deutschpunk, er spielt unter anderem bei den Mimmi’s, Eisenpimmel, Hass (neues Album

dieses Jahr) und in der erstaunlich erfolgreichen Comeback-Besetzung von Slime. Darüber hinaus ist er Macher und Booker der zwei größten Punkfestivals des Landes: Punk im Pott und Ruhrpott Rodeo. Letzteres verbucht seit 2012 fünfstellige Besucherzahlen, 2013 besetzt die einzige Black-Flag-Show in Deutschland den Headliner-Spot des Open Airs. Dennoch: Vom Image des hardest working Punk in business will Schwers nichts wissen: »Das höre ich öfter, aber in der Realität bin ich eher ein fauler Mensch. Der Eindruck, dass ich dauerrotiere, entsteht wohl nach außen hin, aber meine Bands sind nicht dauernd aktiv. Es gibt sicher eine Menge junger Acts, die mehr Zeit in ein Projekt stecken als ich in meine sechs Bands.« Soll man das dem Selfmade-Festivalmogul glauben, der später noch erzählt, durch den sportlichen Beat der unzähligen Slime-Konzerte habe er nun versehentlich Anmutungen eines Sixpack-Bauchs bekommen? Trotz aller Vielseitigkeit – Schwers spielte einst sogar mit in der Band des bei einem Autounfall umgekommenen Schlagersängers Ibo – zieht sich Deutschpunk mehrspurig durch das Schaffen des zweifachen Familienvaters. Was zur Hölle macht den Reiz dieses vielleicht am meisten totgesagten Genres aus? »Gestern auf der Fahrt zum Konzert von The Darkness habe ich mich über musikalisch schlechte Bands unterhalten. Alle im Auto kamen zu dem Schluss: Außer im Deutschpunk ist das unverzeihlich! Es gibt so viele bekannte Indiebands, die nichts auf dem Kasten haben – die sollen ja nicht virtuos sein, aber wenn in dem Segment die eigene Qualität fehlt, kannste es vergessen. Bloß im Deutschpunk ist das egal: Ich habe Bands erlebt, die nichts konnten und die trotzdem geil waren. Das ist kein Genre der schlechten Musiker, aber es ist das Genre mit der niedrigsten Schwelle, auf die Bühne zu gehen – und das macht den Reiz aus.« Text: Linus Volkmann / Foto: Frederike Wetzels — Ruhrpott Rodeo, 18.+19. Mai, Freigelände bei dem Flugplatz Schwarze Heide, Hünxe/Bottrop mit Black Flag, Bad Brains, Die Kassierer , Sondaschule, U.K. Subs, Nothington, Kotzreiz , Ska-P, The Adicts, Dritte Wahl, Das Pack u. v. a.


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Ute Wieners und Karl Nagel über Chaostage und Punk

Ute Wieners

Ute Wieners erzählt in ihren autobiografischen Erzählungen »Zum Glück gab es Punk« von der Hannoveraner Punkszene in den frühen 80er-Jahren. Die wurde sowohl von ihrem Fanzine »Pogogirl« als auch von Karl Nagels Konkurrenzblatt »Hackfleisch« aufgemischt. Ute Wieners und Karl Nagel waren schon 1982 an den ersten Chaostagen (siehe Seite 58) beteiligt und kurz gemeinsam in der Anarchistischen Pogo Partei Deutschlands (APPD) aktiv, deren Galionsfigur Nagel lange Jahre blieb. Karl Nagel, der selbst ernannte »Meister des Chaos«, bereist zurzeit das Land, um alte Punkfotos für sein Online-Archiv einzuscannen, Ute Wieners schreibt an ihrem zweiten Buch. Auf Initiative von Intro setzten sich die beiden in Utes Bauwagen auf dem Gelände der alten Sprengelfabrik noch mal an einen Tisch. Interview: Wolfgang Frömberg. Fotos: Klaus Wilkens / Punkfoto.de und Johanna Ahlert


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Karl Nagel

Ute, Karl, wie lange habt ihr euch nicht mehr gesehen? U: Seit dem Sommer letzten Jahres. Und bevor »Zum Glück gab es Punk« veröffentlicht wurde? U: Da hatten wir uns kurz mal in der Glocksee in Hannover gesehen. K: Und sieben, acht Jahre zuvor mal zufällig. Karl, das heißt, du lebst nicht mehr in Hannover? K: Nein, ich wohne seit 1995 in Hamburg. Wie hast du denn von Utes Buch erfahren? K: Von Ute. Du spielst darin eine große Rolle. Fandest du dich in ihren Beschreibungen gut getroffen? K: Ach, das ist schwer zu sagen. Als Comicaffiner Mensch habe ich immer Spaß daran, Überraschungen zu erleben. Auch andere Sichten. Im Großen und Ganzen habe ich das als authentische Schilderung empfunden. Als Leser hat man den Eindruck, ihr habt eine ganz besondere Beziehung zueinander. K: Hatten wir auch. Wir haben teilweise sogar im gleichen Haus gewohnt. »Zum Glück gab es Punk« handelt von Utes Einstieg in die Punkszene Hannovers. Wie war es für dich, sich über die Lektüre mit den »alten Zeiten« der 80er-Jahre auseinanderzusetzen? K: Eigentlich hab ich das immer mal wieder gemacht. Deshalb traf mich das jetzt nicht wie der Schlag nach 20 oder 25 Jahren Pause. Mitte der 90er hab ich mit Moses Arndt zusammen ein Heft gemacht, »Streetpunk«, darin ging es um die Geschichte der Chaostage. Ich habe auch die Chaostage-Seite ins Netz gestellt, www.chaostage.de. Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist präsent.

Kennt ihr sonst noch viele Leute, die 1982 bei den ersten Chaostagen dabei waren? U: Eigentlich niemanden. K: Ich treffe immer mal kurz Leute. Oder sie begegnen mir durch das Fotoarchiv . Manchmal stellen Leute ihre eigenen Fotos rein, die sie von den Chaostagen haben, und schreiben ein paar Sätze dazu. Aber das ist kein hochphilosophisches Thema, wo man sich jahrelang mit beschäftigen könnte. Das waren für mich – und bestimmt auch für andere – ganz wichtige Ereignisse, die bloß irgendwann vorbei waren. U: Auf die Chaostage 1995 sprechen mich immer wieder Leute an ... Die Chaostage mit der Pennymarkt-Plünderung? U: Genau. K: Manchmal kriege ich Mails von 17-Jährigen, die schreiben: »Wir wollen Chaostage machen in ... Kleinkleckersdorf. Kannst du uns nicht unterstützen?« Dann muss ich denen klarmachen, dass das nicht mein Job ist. Schon komisch, wenn die sich auf jemanden berufen, der dreißig oder mehr Jahre älter ist als sie. Die wollen sich den berufsmäßigen Chaostage-Profi dazuholen. Richteten sich die Chaostage nicht allgemein gegen gesellschaftliche Autoritäten und Hierarchien? K: Das sagt die Theorie! U: Ich glaube, dass jeder unter den Chaostagen was ganz anderes versteht. K: So ist das. U: 1995 hat es hier im ganzen Stadtteil total gekracht. Unter den Nachbarn gab es zwei Sorten: die, die da mitgemacht haben, und die, die voll dagegen waren. Und ‘96 war alles voller Bullen. Wir, die hier gewohnt haben, sind den ganzen Tag kontrolliert worden. Ich ging in der Callinstraße zum Kiosk, der einer Iranerin gehört, einer ganz schicken. Da meinte sie: »Was ist jetzt mit der Party?« Und ich: »Was für eine Party?« Sie: »Die Chaostage!« Ich wieder: »Sind wohl eher Polizeitage.« Sie fand das aber gut, dass die Leute alles kurz und klein schlagen, weil ihnen die Umstände nicht passen.

Moses Arndt Der langjährige Herausgeber des Punk/ Hardcore-Fanzines »Zap« hat 1998 mit »Chaostage« selbst ein Standardwerk zum Thema im Dreieck Verlag veröffentlicht. Zuletzt erschien von ihm »New York City Hardcore« im Ventil Verlag.

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Fotoarchiv Auf Punkfoto.de sind inzwischen nicht nur alte Fotos zu sehen, die Karl Nagel eingescannt und online gestellt hat. Mittlerweile kann man auch selbst Bilder aus dem Zeitraum 1977 bis 2007 hochladen, kommentieren und so »am Punk-Geschichtsbuch mitschreiben«. Das Archiv umfasst momentan knapp 10.000 Fotos.

Was für Leute haben bei den Chaostagen mitgemacht? K: Manche sind einfach gekommen, um sich zu besaufen. Die wollten auch keine Gewalt. Und manche wollten saufen und Gewalt. Manche wollten nur Gewalt und saufen, manche wollten was Politisches rüberbringen. Das Einzige, was klar war: Chaostage sind unorganisiert. Aber alles andere war und ist unklar. Die Polizei fand das scheiße, weil sie nicht wusste, was passiert. Die Politischen fanden es auch scheiße, weil sie nicht wussten, was passiert. Dazwischen gab es Punker, Hooligans, Glatzen – teilweise waren auch türkische Kids aus den Vororten dabei –, die das als Gelegenheit betrachtet haben, ein bisschen die Sau rauszulassen. Wenn die Hormone fließen, dann geht’s ab. Angemeldete Chaostage gibt es bis heute noch nicht? K: Das will ich hoffen. U: Das geht ja nicht! Ute, welche Rolle hat die Sprengelfabrik in den 90ern gespielt? U: Das ehemalige Sprengelgelände, also die Schokoladenfabrik, wurde 1987 besetzt. Wir haben uns ein kleines Stückchen mit Verträgen erkämpft. Hier haben schon immer sehr unterschiedliche Leute auf einem Haufen gewohnt. Es gab von Anfang an verschiedene Arten von Auseinandersetzungen und Konflikten. 1994 und 1995 wurden die Chaostage von außen hierher organisiert. Im ersten Jahr haben wir die Tür zugemacht und die Punker nicht reingelassen, weil wir Angst hatten, dass wir damit nicht klarkommen. Dann haben die Bullen vor unseren Augen auf die am Boden liegenden Punker eingeprügelt. Das konnten viele drinnen nicht ertragen. Im nächsten Jahr haben wir sie reingelassen. Es herrschte dann schon eine ziemliche Feierstimmung. Die Punker waren nicht nur Opfer der bösen Polizeigewalt. Ich hab sie hier singend auf den Barrikaden tanzen gesehen. K: Aber Punks, von ihrer Geschichte her, wollen ja auch keine Opfer sein! U: Sie sind aber oft Opfer oder stellen sich gerne mal als Opfer dar. Erst einen Dicken machen, dann was abkriegen und rumheulen.


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Ist Punk nicht auch eure Lebenseinstellung? U: Ich war in einer bestimmten Situation, und da ist mir der Punk in die Quere gekommen. Das war genau das Richtige in dem Moment. K: Das ist das, was ich auch immer sage, aber ein bisschen anders formuliere: »Punk hat mein Leben gerettet.« U: Ich hab mich zu ziemlich viel Scheiße hinreißen lassen, aber das hätte ich wahrscheinlich auch sonst getan. K: Ich hätte es leider nicht gemacht. Für mich war das mit 20 die einzige Möglichkeit, mein Leben noch mal zu ändern. Ich habe direkt auf die Fresse gekriegt, aber das war auch in Ordnung. Mir ging es nicht ums Opfersein. In dem Augenblick war es cool, nicht mehr so eine in der Wohnung sitzende arme Sau zu sein. Deswegen geht es bei Punk auch mehr um persönliche Erfahrungen, weniger um eine übergeordnete revolutionäre Widerstandsbewegung, die draus gemacht werden sollte. U: Bei den Leuten, die sich stark politisch begründen, fehlt mir das Persönliche: »Warum bin ich dagegen oder dafür? Nicht nur aus der egoistischen Perspektive, sondern aus der Überlegung, was ich für ein Problem mit dieser Gesellschaft habe, in der ich nicht klarkomme und die ich für unmenschlich halte.« Ganz oft werden Motivationen, warum Leute sich für etwas Bestimmtes interessieren oder engagieren, für lächerlich erklärt. Das macht ziemlich viel kaputt. Ute, würdest du sagen, dass der Alltag im Bauwagen Widerstand bedeutet gegen die Gesellschaft, mit der du nicht einverstanden bist? U: Als Widerstand würde ich das nicht mehr bezeichnen. Es ist eher meine Nische. Ich fühle mich in Wohnungen eingesperrt. Da ist man auf eine Parzelle eines Riesenkomplexes begrenzt, hier kann ich das ganze Haus und die Werkstätten nutzen. Ich hab für nichts außer für den Wagen bezahlt. Dafür muss ich mich mit den anderen einigen. K: Ich könnte eben deshalb hier nicht wohnen, weil ich mich mit so vielen Leuten einigen müsste.

Klaus-Jürgen Rattay Rattay starb im Alter von 19 Jahren am 22. September 1981 während einer Demo gegen die Räumung besetzter Häuser in Berlin. Auf der Potsdamer Straße wurde er von einem Bus erfasst. Bis heute erinnert ein Gedenkstein in der Potsdamer Straße Ecke Bülowstraße an ihn.

Wie verhalten sich Chaostage, Sprengelfabrik und Punk für euch zueinander? K: Sprengel ist nicht Punk, und auch Chaostage sind nicht Punk. Es gibt immer nur Schnittmengen. U: Punk war für mich eine gute Gelegenheit, gegen all das zu sein, wovon ich mich terrorisiert fühlte. Punk bot die Möglichkeit, eine Gruppe zu haben, zu der ich gehörte, dabei ein paar Rachegedanken zu hegen und endlich total cool zu sein, während ich vorher eher so ein erbärmliches Licht gewesen bin. Welche Rolle hat die Musik gespielt? U: Bei mir war Musik der Auslöser. Konzerte waren für mich einfach das Größte. Es ist heute noch so, dass ich zu einem Konzert gehe, weil da Punk gespielt wird. K: Ich habe jahrelang gar keine Musik gehört. Mit 16 habe ich alle Platten verkauft oder weggeschmissen. Ich dachte: »Das ist alles nur Betrug. Die wollen nur Geld verdienen!« Auch die linken Protestler à la Bob Dylan gingen mir nur auf den Sack. Alice Cooper, der hat Spaß gemacht. Weil da die Sau ein bisschen abging. Aber sonst nix.

Waren bestimmte deutsche Punkbands wie Slime wichtig? U: Ich war im Mai 1980 auf einem Slime-Konzert. Da habe ich diese Aggression als etwas Positives empfunden. Musik ist eben ein Teil von der Praxis, sich zu wehren. Man hat dann so ein bestimmtes Gefühl, wenn alle bei Slime mitsingen. Vorher hatte ich vor allem Sachen gehör t, die man heute World Music nennt. Und The Dubliners fand ich toll. Von da war der Weg nicht mehr weit zum Punk. Die sind ja fast Punker. Regelmäßig säuft sich einer tot und muss durch einen anderen ersetzt werden. K: 1981 hörte ich das erste Fehlfarben-Album »Monarchie und Alltag« und dachte: »Ich fass es nicht, die wollen mich nicht bescheißen!« Erst ein halbes Jahr später kam die optische Wandlung – mit dem Tod von Klaus-Jürgen Rattay. Der wurde in Berlin von der Polizei auf eine viel befahrene Straße gejagt und vom Bus totgefahren. Da hab ich meinen Job gekündigt, mir eine Jacke besorgt und all die anderen lustigen Dinge. Slime waren mir zu platt. Das war eine Rückkehr zu den alten Demo-Parolen. Habt ihr irgendwann eine Kommerzialisierung der Musik und der Szene festgestellt? U: Eher eine Uniformierung. Plötzlich gab es viele verschiedene Motivationen und einen Look – und Punk war der Begriff dafür. Ich hab mich bemüht, das in einem Kapitel von »Zum Glück gab es Punk« darzustellen. Da beschreibe ich, wie ich schon 1980 das erste Mal die Parole gesehen habe: »Punk ist tot«. Wahrscheinlich gab es die schon viel früher, aber mir geht es bei der Erinnerung daran nicht darum, dass Punk heute tot ist oder damals tot war. Es geht mir darum, dass jeder was völlig anderes darin gesehen hat und heute noch sieht. Es gibt tausend Gruppen und Cliquen, die sich gegenseitig ausschließen. — Ute Wieners »Zum Glück gab es Punk« (Edition Region + Geschichte , 320 S., € 16,80) — Eine Übersicht über alle Aktivit äten von Karl Nagel bietet die Homepage karlnagel .de.

Chaostage Als Chaostage bezeichnet man eine Reihe von Demonstrationen, die sich nicht motivisch gegen ein bestimmtes Ziel richteten wie etwa eine Anti-AKW-Demo. Die Chaostage wollten einfach Chaos. Die ersten Chaostage fanden im Dezember 1982 in Hannover statt. Einen ursprünglichen Grund gab es aber doch: Der Protest richtete sich gegen die Erfassung diverser Personen in einer »Punker-Kartei« der Polizei. Karl Nagel gilt als einer der Initiatoren, auch Dead-Kennedys-Sänger Jello Biafra rief damals spontan zur Teilnahme auf. In den Folgejahren kam es auch zu Auseinandersetzun-

gen zwischen Punks und rechten Skinheads. Nach den für einige Jahre letzten größeren Chaostagen in Hannover 1985 fanden Chaostage auch in anderen Städten statt. 1994 und ‘95 und ‘96 kam es rund um das Gelände der Sprengelfabrik zu neuerlichen Eskalationen. ‘95 sollen bei Straßenschlachten 2000 Demonstranten 3000 Polizisten gegenübergestanden haben. Für großes Aufsehen sorgte die Plünderung einer Pennymarkt-Filiale. Seit 2000 fanden in loser Folge in verschiedenen Städten immer mal wieder Chaostage statt, 2012 zum Beispiel in Karlsruhe.


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Chefdenker, Lokalmatadore, Terrorgruppe

Deutschpunk ist ein ziemliches Typenauffangbecken, und bei der Anwesenheit von derartig vielen Schwänzen ist es kein Wunder, dass einem die von der Bühne teilweise runterwedeln. Drei aktuelle DVDs bekräftigen die damit einhergehende Zumutung.

Chefdenker »Jeder, der uns sieht, findet uns total geil« (Trillerfisch) – Alle und andauernd nackt auf und abseits der Bühne. Die DVD legt ein exhibitionistisches Zeugnis davon ab.

Die Lokalm atadore »Dicke am Damm« (Teenage Rebel) – Besoffen nackt on stage. Der Klassiker.

Terrorgruppe »Sündige Säuglinge hinter Klostermauern zur Lust verdammt« (Destiny / Broken Silence) – Nüchtern nackt on stage. Der schöne Archie MC Motherfucker.

Olli Schulz

Olli Schulz, der sensible, melancholische Songwriter. So die Theorie vieler seiner Songs. Berühmt-berüchtigt ist er indes aber vor allem dafür, ein unterhaltsamer Choleriker zu sein, dessen Anmutung zwischen Genie und Borderline schwankt. Olli Schulz ist das Ass im Ärmel aller Joko-und-Klaas-Shows und ein Deutschpunk-Aficionado.

Du hast 2008 eine Single voller neu interpretierter Razzia-Stücke rausgebracht. Wie ist dein Verhältnis überhaupt zu Deutschpunk? Den Begriff »Deutschpunk« finde ich veraltet und ziemlich übel. Klingt wie ein alter stinkender Dosenbiermann, der bis zur Besinnungslosigkeit ins Mikro rülpst. Diese so benannte Musikrichtung hat aber immer schon hervorragende Bands zum Vorschein gebracht. Als kleine Auswah l wären neben Razzia zu nennen: Neurotic Arseholes, Torpedo Moskau, EA80, Boxhamsters, Leberwohlstand und und und ... Und welche Bands in der Richtung hörst du heute noch? Momentan hör ich gerne Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen, die mit »Postsexuell« eine tolle Platte gemacht haben. Aber auch Turbostaat, Antitainment und natürlich alles, was Jens Rachut macht, höre ich immer wieder. Aber ist das nicht viel mehr als nur Deutschpunk? Darfst/willst du schon was sagen zu deinem Buchprojekt? Kommt es, wann kommt es, worum dreht es sich? Das Buch kommt. Ich hab mich mit meinen ewigen Ankündigungen schon unglaubwürdig genug gemacht und sag nix mehr dazu, bis es draußen ist. Deutschpunk kommt aber auch drin vor.


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09 Toxoplasma »Bunkerparty« (»Mutti’s muntere Melodei«-Sampler, Destiny, 1984)

Musikalisch auf überragendem Niveau, textlich der Zeit angemessen dystopisch. Dergleichen kann wohl nur in einer wahrscheinlich frustrierenden Kleinstadt wie Neuwied entstehen.

Mit Jan und Rasmus

10 Die Heilpraktiker »Zeit für Coca Cola«

Jan Müller (Tocotronic) und Rasmus Engler (Herrenmagazin) verbindet so einiges, unter anderem ihre offene Künstlergruppe Dirty Dishes. Ein weiteres nerdiges Hobby, das die beiden gemeinsam bespielen: Deutschpunk. Dort haben sie enzyklopädisches Wissen angehäuft – und teilen es hier mit uns. 01 Abwärts »Maschinenland« (»Amok Koma«-LP, ZickZack, 1980)

Minimaler Text und ein Song, der nur aus einem Akkord besteht. Der perfekte Popsong, klingt noch heute ungemein elegant und zeitgemäß. 02 Der KFC »Wie lange noch« (»Letzte Hoffnung«-LP, Schallmauer, 1981)

»Ich glaube an nichts, ich glaube nicht an nichts / Die Zeit geht an mir vorbei und wartet nicht auf mich / Ich mag nichts reden, ich mag nichts hören / Ich hasse nichts und kümmere mich um nichts« In den heutigen Tagen allumgreifender Selbstoptimierung wirkt dieser Titel radikaler denn je. Die Musik ballert einem dazu punktgenau die Bedeutung jeder Silbe in den Schädel. 03 Blitzkrieg »Erst mal eins auf die Fresse« (»Ohne Zukunft«-7“-EP, No Nordstadt, 1981)

Rudimentärer Hannover-Sound mit Sängerin Dussel, von der man keine geschallert bekommen möchte. Textlich vorbildlich offensiv: »Die ganzen Wixer in Hannover / Modepunks, Musterhippies / Discoscheißer und Faschisten / Erst mal eins auf die Fresse / Erst schlagen dann fragen / Die können’s gut vertragen ...«

04 Chaos Z »Zukunft« (»Underground Hits«, AGR, 1982)

Es irritiert einen, Musik von gestern zu hören, die behauptet, es gäbe kein Morgen mehr. Bei Chaos Z klingt es dennoch bis heute glaubhaft. Das liegt neben dem fies-nüchternen Text natürlich auch an der wahnsinnig wuchtigen Aufnahme (produziert wurde im legendären Musiclab). Das Transitvisum der Stuttgarter Band durch die DDR zu dem Berliner Aufnahmeort lautete auf »zwei Erwachsene und ein Kind«, denn der Sänger der Band war erst 15 Jahre alt. 05 Schleimkeim »ScheiSS Norm« (als Sau-Kerle auf »DDR von unten«-Split-LP, AGR, 1983)

Es ist nicht nur die DDR-Herkunft, sondern auch das Genie des verstorbenen Otze Ehrlich, welches Schleimkeim so unverwechselbar machte. Verknappte Texte von einer ganz eigenen Poesie, dazu unter widrigsten Umständen aufgenommene ultrabratzige Musik. Die Aufnahmen entstanden illegal und wurden ebenso aus der DDR geschafft – mit Stasi und Haft. Der Titel »Scheiß Norm« über den DDR-Alltag ist vollkommen zeitlos und passt auch wunderbar auf unser System.

06 Hans-A-Plast »Rock’n’Roll Freitag« (»Hans-A-Plast«-LP, Lava, 1979)

Erneut Hannover. Eine der wenigen Bands mit Frauenüberschuss – in Anbetracht der leider immer bubendominierten Punkszene durchaus einer Erwähnung wert. 07 Deutsche Trinker­ jugend »Alkoholsteuer« (Split-Tape, Live im Flöz, 007 Tapes, 1982)

Musikalisch bietet die DTJ recht konventionellen humoristischen Punk, der jedoch bei Live-Auftritten durch die Konstitution der Bandmitglieder stark verfremdet wurde. Insbesondere die Live-Aufnahme aus dem Berliner Flöz ist einzigartig. Versuche, ein Konzert der DTJ live zu besuchen, scheiterten. Meist waren sie nicht mehr spielfähig. Ihr höchst konsequentes Konzept trug dann doch etwas Trauriges in sich. 08 Artless »Mein Bruder is’ en Popper« (»Mein Bruder is’ en Popper«-7“-EP, Knoblauch, 1981)

Punkrock mit deutschen Texten aus Duisburg – stets mit einer angenehm melancholischen Note und im hervorragenden Ruhrpott-Idiom vorgetragen.

(»... machen ScheiSSmusik«-7“-EP, K arnickel, 1985)

Es war eine sehr gute Idee, diesen Titel, welcher zuvor bereits von den Toten Hosen (in der Version »Eisgekühlter Bommerlunder«) adaptiert wurde, in einer völlig hirnverbrannten Fassung erneut auf Schallplatte zu pressen. 11 Cotzbrocken »Massaker« (»Jedem das Seine«-LP, Rock-O-R ama, 1981)

Die über achtminütige Adaption des Instrumental-Klassikers »Peter Gunn« im Cotzbrocken-Soundgewand ist das größte Rätsel dieses ohnehin rätselhaften, unendlich erstaunlichen und unappetitlichen LP-KlassikerKunstwerks. 12 Brutal Verschimmelt »Fette Kinder« (»Brutal verschimmelt«-L P, RockO-R ama, 1983)

Furioser HardcorePunk vom Feinsten, ebenso auf dem Label des Verbrechers Egoldt erschienen. Eine Doppel-LP inklusive rarer Live- und Demo-Songs wurde soeben von der unermüdlich archäologisch tätigen Schallplattenfirma Hoehnie veröffentlicht. 13 Knochenfabrik »Ameisenstaat« (»Ameisenstaat«-LP, Vitaminepillen, 1997)

Die mit Abstand wichtigste und beste deutsche Punk-LP der 90er kam aus Köln. Unerreicht von ihren Adepten – ein Meisterwerk in Ton und Text.


promotion 14 Honkas »Gewalt« (»Lied für Fritz«-7“-EP, Pogar, 1982)

»Mit 13 fängt das Leben 18 OHL »Der Osten« an, mit 20 ist es dann (»Die Deutschen kommen«-LP-Samzu Ende, und 30, 40, 50 pler, Rock-O-R ama, 1982) Noch ein Jahr zuvor werden nur Idioten.« schuf die Band mit Die Band spielt voller Hast und »Deutschland« auf der Zorn in Gewissheit der wenigen ersten LP die antideutbleibenden Zeit. Schön, dass dann doch alles ganz anders kam - trotz- sche Hymne schlechthin. Was sie dem weise Worte des jungen Max in paranoide Aggression gegen den Müller (später Campingsex und Ostblock verfallen ließ, ist unbeMutter), der schon damals genau kannt. War es vielleicht sogar der Einfluss des Rock-O-Rama-Inhawusste, was er wollte. bers Egoldt, dieses Knut Hamsuns des Deutschpunk? Wir werden es 15 Schweine Im Weltall nie erfahren. Zumindest produ»Wuselhaar« (»Varel Hitz«-Tape-Sampler, Trümzierte Egoldt, der spätere Rechtsmer Products, 1983) rock-Bandzüchter, hier eine der In der norddeutschen besten Aufnahmen seines unerOrtschaft Varel gab es reicht krachigen Sounds. eine Flut Punk- und 19 Der Durstige Mann – Avantgarde-Bands. Stücke gegen Langhaarigkeit wa- alles Wohl die außergeren in jenen Tagen wenig originell; wöhnlichste deutsche einen Titel wie »Wuselhaar« zu erPunkgruppe aller Zeidenken entspricht jedoch genau ten – von wüstem HCder Varel’schen Eigenständigkeit. Gekloppe (»Hop-Sing lebt«) über Rumpelpunk zu eloquenten Elo16 Dreckmüll gen aufs Zechwesen (»Ich sauf »Dreckmüll rechnet ab« (»Wir schlagen das Imperium«mich tot«, »Alkohol auf KrankenTape-Sampler, Chainsaw/Fastlife schein«) bis hin zu metaphysischen Tapes, 1984) Lo-Fi-Schlagern (»Keinen Zugang Dreckmüll waren Mit- zu den Geistern«, »Mit den Aute der Achtziger selbst gen der Welt«) schufen die Masterim radikalen Klangbrei minds Eric Hysteric und Markus Monoton ein überaus eigenartiges der Tape-Sampler-SzeGesamtwerk. ne Außenseiter. Atonalität gepaart mit Rohheit und Düsternis lässt sie 20 Blumen Am Arsch Der auch heute noch als bemerkensHölle »1976« wert erscheinen. (»Blumen am Arsch der Hölle«-LP,

17 Donalds Horden »Pattex« (»Jenseits vom Bundestag«-TapeSampler, Hacropobe, 1985)

Eine Band, die sich zunächst einen Namen aus dem Entenhausen-Kosmos (Zündelländer) gibt und sich dann auch noch in »Donalds Horden« umbenennt, hat sofort unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.

Buback, 1992)

Eine nostalgische Absage an die Nostalgie. Blumen Am Arsch Der Hölle, toll wie alle Bands um Jens Rachut, einem der wenigen, dem es gelang, sich immer wieder zu erneuern, ohne das musikalische Terrain des Punk komplett zu verlassen.

Warsteiner Village tage und Warsteiner Backs bei Rock am Ring

e am Ring wieder Monat Natürlich ist das Rock n ue t. 85.000 Fans fre im Voraus ausverkauf rs, e Seeed oder The Kille sich auf Headliner wi auf die Bühne steigen die vom 07. bis 09. Juni dabei, um die Fans werden. Warsteiner ist nen. gebührend zu verwöh es Festival spendiert Für ein unvergesslich g: Rock am Ring-Verlosun Warsteiner eine fette oPakete für je zwei Pers Es gibt exklusive RaRs et ck lti iva enthalten Fest nen zu gewinnen. Sie esg Au Warsteiner Village. mit Übernachtung im rd wi ten und Klimaanlage stattet mit Doppelbet hr. wa gs lin ht Zeltplatz-Flüc hier der Traum jedes ch rli tü Grillplatz und na Sanitäranlagen, einen e. rsteiner sind inklusiv jede Menge kühles Wa ihr Zutritt zum neuen Zusätzlich bekommt Die Area bietet all die Warsteiner Backstage. r die Musiker hinter de Annehmlichkeiten, die Platz zum Chillen und Bühne auch genießen: ltische und Roulette, Zerstreuen, Poker-Spie s rdem exklusive Show Getränke for free. Auße er ckstage-Bühne. Bess auf der Warsteiner Ba geht’s nicht! r exklusiven Pakete! Wir verlosen 1x2 diese ch eine E-Mail Um zu gewinnen einfa steiner rockt« an mit dem Betreff »War hicken. verlosung@intro.de sc Viel Glück!

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Cover-Welten

Viele Alben-Cover, natürlich insbesondere die von Punk- und Hardcore-Bands, zeugen vom StraßenProtest gegen die herrschenden Zustände. Von Unterdrückung, Randale von Demonstranten und den Untaten des ewigen Endgegners, der Polizei. Hier die krassesten visuellen Eindrücke von den internationalen Chaostagen. Bitte Helm aufsetzen oder Beine in die Hand nehmen. Gesammelt von: Felix Scharlau


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Steven SoderberGh über seinen Film »Side Effects«

EiN eNDE miT SchReckEN Steven Soderbergh hält als Regisseur seit Ende der 1980er-Jahre die Balance zwischen Kunstkino und Mainstream. Mit »Erin Brockovich« und »Ocean’s Eleven« feierte er Riesenerfolge. »Side Effects« ist wohl sein letzter Film. Alexander Dahas sprach während der Berlinale mit dem Vorruheständler über Albträume, Perversionen und Roman Polanski. Foto: Barry Wetcher


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ür den Filme verehrenden Amateur ist die Berlinale eine zehntägige Feierorgie, während der man ein paar Dutzend der vierhundert gezeigten Filme für sich entdecken kann. Steven Soderbergh ist im Februar auch mal wieder in der Stadt, um von Festival-Chef Dieter Kosslick geherzt zu werden. Soderbergh hat weniger Zeit und Muße für die Kunst der anderen, er muss seinen eigenen Beitrag promoten, dann reist er gleich weiter zum nächsten PR-Event. Lieber würde er bleiben. »Ich war bereits in der Jury des Sundance und in Cannes. Ich habe es jeweils sehr genossen«, sagt er. »Es war perfekt: Ich konnte mir Filme angucken und durfte nicht darüber reden, außer mit meinen Ko-Juroren. Ich könnte mir vorstellen, das in Zukunft häufiger zu tun. Quasi als professionelles Jury-Mitglied von Festival zu Festival reisen.« Soderbergh gilt als ausgesprochen produktiver und vielseitiger Filmemacher, 1989 wurde er mit »Sex, Lügen und Video« einem größeren Publikum bekannt, seither drehte er über zwanzig Spielfilme. Seine Liebe zum Kino hat mit der Zeit nicht nachgelassen, nur mit der Öffentlichkeitsarbeit hat er es nicht so. »Als Regisseur einen Film im Wettbewerb zu haben ist eine wesentlich angenehmere und sauberere Erfahrung, als um einen Oscar zu kandidieren«, meint er. »Man zeigt seinen Film, und entweder gefällt er der Jury oder eben nicht. Auf jeden Fall muss man nicht auf Partys auftauchen und den Leuten die Hand schütteln, während man mit ihnen spricht und sich mit ihnen fotografieren lässt.« Soderbergh ist vor Kurzem fünfzig Jahre alt geworden. Er verspürt immer noch eine gewisse Lust zu arbeiten:

»Wenn ich einen richtig guten Film sehe, möchte ich sofort nach drauSSen rennen und selber einen drehen.« Schleichend

hat sich bei ihm jedoch in den letzen Jahren eine gewisse Irritation breitgemacht. »Je älter ich werde, desto frustrierter bin ich aber auch, wenn ich einen Film von jemandem sehe, der sich offensichtlich überhaupt nicht mit seinem Metier auseinandergesetzt hat«, sagt er. Nicht von ungefähr kommen also die »Side Effects«-Referenzen, die Werke von Alfred Hitchcock und Roman Polanski heraufbeschwören. Der Film ist von einer altmodischen Gediegenheit, für die man ansonsten eine Zeitmaschine besteigen oder teure DVD-Editionen kaufen muss. Als Inspiration feuert Soderbergh eine ganze Liste klassischer Psychothriller aus der Zeit vor der Einführung des Popcorn-Eimers ins Interview-Mikro: Billy Wilders »Frau ohne Gewissen« (1944), Henri-Georges Clouzots »Die Teuflischen« (1955), Roman Polanskis »Ekel« (1965). Als diese Filme im Kino liefen, verpasste man bei einem Gang zur Toilette zwangsläufig

Handlung statt nur Effekte. »Wenn man sich einen Film wie ›Frau ohne Gewissen‹ anguckt, fällt einem auf, wie muskulös er ist«, erklärt Soderbergh. »Da ist überhaupt kein Fett dran. Bei ›Side Effects‹ habe ich auch versucht, so minimalistisch wie möglich zu arbeiten. Wir haben uns bei jedem Dialog überlegt, ob er wirklich notwendig ist. Es sollte keine Szene geben, die nicht unbedingt drin sein musste.« »Side Effects« handelt von einer psychisch labilen Frau. Deren ehrgeiziger Psychiater verschreibt ihr ein neues Medikament, das durch unangenehme Nebenwirkungen auffällt, von denen Schlafwandeln und Gedächtnisverlust noch die harmlosesten sind. Die Handlung bewegt sich in einer gespenstisch durchlässigen Ebene der Realität, deren Ästhetik tatsächlich Polanskis Horrorvisionen gleicht. »Ich liebe seine Art zu filmen«, sagt Soderbergh. »Polanski hat diesen bestimmten Blickwinkel, aus dem er viel fotografiert, Catherine Deneuve in ›Ekel‹ beispielsweise. Etwas höher als ihre Sichtlinie. Das habe ich jetzt geklaut. Meine Hauptdarstellerin Rooney Mara hat eine großartige Gesichtsform dafür, ich habe sie die ganze Zeit von oben betrachtet. Man guckt sich Polanskis oder Hitchcocks Filme an, und etwas davon bleibt einfach hängen. Dann sucht man nach Stellen, wo man das unterbringen kann.« In »Side Effects« wimmelt es von Szenen, die surreal und nebulös wirken und gleichzeitig einer unerbittlichen Traumlogik folgen. »Es heißt, einer der geläufigsten Albträume handelt davon, dass einem die Zähne ausfallen. In der Regel wird das so gedeutet, dass man keine Kontrolle über sein Leben hat und die Dinge, die einem passieren.« Kontrollverlust ist dann auch das zentrale Thema des Thrillers im Milieu der Pharmaindustrie, der ab einem bestimmten Punkt in eine düstere und gehässig komische Richtung schwenkt. Von da an tritt eine perverse Wollust zutage, die man nicht ohne Weiteres mit dem etablierten Hollywoodkino in Verbindung bringt. »Etwas fühlt sich plötzlich falsch an«, sagt Steven Soderbergh, und das ist natürlich volle Absicht. Weil »Side Effects« gleichzeitig auch noch betörend elegant und schrecklich stylish fotografiert wurde, kann sich Steven Soderbergh getrost auf seinen vorgezogenen Ruhestand freuen. Und er weiß es: »Es passiert selten, dass jemand seine besten Arbeiten am Ende seines Lebens macht«, sagt er. »An Regisseuren fallen mir nicht mal fünf ein. Altman, Buñuel, Huston. Die Liste ist kurz. Ich denke zwar nicht in diesen Kategorien, aber trotzdem würde ich gerne als Künstler erinnert werden, der rechtzeitig aufgehört hat. So wie The Smiths.« — »Side Effects« (USA 2012; R: Steven Soderbergh; D: Rooney Mara, Jude Law, Channing Tatum; VÖ 25.04.13)

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Polanski Steven Soderberghs Affinität zu den Filmen Roman Polanskis führte 2008 dazu, dass er als ausführender Produzent an der Entstehung der Doku »Roman Polanski: Wanted And Desired« von Marina Zenovich beteiligt war. Darin wird Polanskis Werk mit seinem tragischen Leben abgeglichen. Seine Frau Sharon Tate wurde 1969 von der Manson Family bestialisch ermordet, 2009 musste sich der Regisseur diverser Filmklassiker wegen einer 1977 begangenen Vergewaltigung einer Minderjährigen verantworten und wurde in der Schweiz unter Hausarrest gestellt.


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Vampire Weekend

Die RätselheiliGen Das dritte Album von Vampire Weekend heißt »Modern Vampires Of The City«, sprudelt über vor Referenzen und Zitaten – und macht trotzdem ungeheuer Spaß. Daniel Koch sprach mit Sänger Ezra Koenig über Wurstparaden, Ausverkauf und Tom Cruise. Fotos: Julie Lansom


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ampire Weekend stehen schon seit ihrer Bandgründung 2006 im Verdacht, Klugscheißer zu sein. Daran wird sich auch jetzt nichts ändern. Nehmen wir als Beleg dafür die erste Singleauskopplung »Step« vom neuen Album »Modern Vampires Of The City«. Als Inspiration diente eine Songzeile aus den 90er-Jahren von YZ. Vampire Weekend bedienten sich aber nicht direkt und ausschließlich bei dem aus New Jersey stammenden Rapper, sondern über einen langen Umweg, der von der Bay-Area-Crew Souls Of Mischief, die YZ für ihren Song »Step To My Girl« gesampelt hatten, zur Soft-Rock-Band Bread führt, die ihrerseits die Souls Of Mischief für ihre Coverversion des Grover-WashingtonJr.-Hits »Aubrey« aufgegriffen hatten. Alles klar so weit? Diese Zitatkoordinaten geben Vampire Weekend Musikjournalisten im Vorfeld der Gespräche als Infozettel an die Hand. Wer ihnen kritisch gesonnen ist, wird nun denken, man habe es mit Besserwissern zu tun, die damit prahlen wollen, dass sie »Hiero Oldies: Volume One« von den Hieroglyphics, auf dem »Step To My Girl« schließlich veröffentlicht wurde, im Regal stehen haben. Vermutlich auch noch auf Vinyl! Wer sich mit Ezra Koenig aber zu einem ausführlichen Gespräch trifft, kann diese Unterstellung nicht lange aufrechterhalten. Denn, und das merkt man recht schnell: Der Junge hat Humor. Einen sehr cleveren, nerdigen zugegebenermaßen.

Rostam Batmanglij Koenigs Songwriting-Partner, Multiinstrumentalist und zugleich Produzent. Für »MVOTC« arbeitete man zum ersten Mal in der Bandgeschichte mit einem weiteren Produzenten zusammen – dem befreundeten Ariel Rechtshaid.

Imran Ahmed Nicht der Kricketspieler aus Bangladesch ist gemeint, sondern der A&R-Mitarbeiter von XL Recordings, der Vampire Weekend 2007 entdeckte. In einem Radiointerview sagte er, er hätte zwar nicht gedacht, dass sie mal Platz 1 der US-Charts belegen würden, aber sie hätten ihn beeindruckt mit ihrem Stilmix, wie ihn sich 20 Jahre lang keine andere Popband getraut habe.

Das Foto Die Cover-Fotografie stammt von Neal Bonzi und wurde 1966 am versmogtesten Tag in der Geschichte New Yorks aufgenommen. Auftraggeber war die New York Times.

geht, wie man sich präsentiert. Damit grenzt man andere aus. Wenn man sich den Spaß an der Sache bewahrt und das mit seiner Musik transportieren kann, dann vermeidet man automatisch, dass dich jemand für einen Klugscheißer hält, der jemanden belehren will. Kannst du das vielleicht an einem Beispiel verdeutlichen? Nimm »Oxford Comma« von unserem Debüt. Ich hatte Zeit meines Lebens keine Ahnung davon, was ein Oxford Comma ist, und unsere Fans sicher auch nicht – außer vielleicht die Grammatik-Professoren darunter. Aber hat es sie daran gehindert, den Song zu mögen? Nein. Ich bin der Meinung, Kunst sollte verschiedene Ebenen haben, auf die man sich einlassen kann oder eben nicht. Ich habe viele meiner Lieblingssongs noch immer nicht komplett dechiffriert, egal, ob sie nun von Leonard Cohen oder dem Wu-Tang Clan stammen. Wenn du dir unsere Shows ansiehst, dann merkst du, dass die Leute in erster Linie Spaß haben wollen. Die richtig verbissenen Kritiker meinen immer, unsere Fans seien verkopft und hätten einen Stock im Arsch. Aber das ist nicht der Fall. Man braucht kein Geheimwissen, um an Bord zu kommen. Wir können niemanden zwingen, das zu glauben, aber: Wir lieben es, Dinge auszuprobieren, Blödsinn zu machen. Wir haben dabei unseren Spaß. Und wir haben ihn vielleicht gerade, weil uns das viele nicht glauben wollen. Wo du von den »verbissenen Kritikern« sprichst: Eine Metapher, die man oft in Texten über eure Musik liest, ist das »Referenzkarussell«, das sich »munter zu drehen« beginnt. Was hältst du von diesem Wort? »Referenzkarussell«? Ein schönes Wort. Es erinnert mich ein »Wurstparade« wenig an das Mittagessen, das ich heute hatte: die »WurstWenn man den einzelnen Bestandteilen eures Songs »Step« parade«. Das ist ungefähr das Gleiche, oder? nachspürt, landet man zum Beispiel beim YouTube-Stream Jetzt, wo du es sagst. Vielleicht sollte man das öfter in von »Step To My Girl« von den Souls Of Mischief. Darunter Plattenkritiken unterbringen. stehen viele Kommentare im Stile von »Vampire Weekend brought me here«, gekontert von HipHop-Nerds, die zu- My Visions Of Tom Cruise rückgiften: »What the fuck is a vampire weekend?« Ich Vampire Weekend haben Spaß am Spiel. Das zeigt auch die könnte mir vorstellen, so was gefällt euch. Klar. Die Idee eines Songs voller Referenzen, wie wir sie bei Art und Weise, wie sie ihr neues Album »Modern Vampi»Step« hatten, kann das Spannendste auf der ganzen Welt res Of The City« ankündigten. Der Titel und das Veröfsein – wenn man es richtig macht. Viele meiner Lieblings- fentlichungsdatum wurden am 4. Februar zuerst in der Songs oder –Alben funktionieren so. Der Song wird zu Druckausgabe der New York Times preisgegeben – in der einem Text, den man studieren kann, und es macht Spaß, Kleinanzeigenrubrik »Notices & Lost And Found«. Zuvor den Ursprüngen nachzuspüren. Man muss natürlich auf- hatte es ein munteres Rätselraten um einen Teaser samt passen, dass man nicht wahllos einen Haufen Mist zusam- Cover zu einem Album namens »Lemon Sounds« gegeben, menklatscht, aber wenn man es clever anstellt, ist so eine das prompt von zahlreichen Websites für bare Münze geVerweiscollage ein sehr eindrucksvolles Werkzeug, um die nommen worden war. Bedeutung eines Songs noch zu verstärken. Ich glaube, Rostam Batmanglij und ich haben das auf diesem Album Hand aufs Herz: Waren diese Kampagne und der Wirbel ganz gut hinbekommen. Mittlerweile haben wir ein wenig um »Lemon Sounds« Teil des Plans? mehr Kontrolle über unser Songwriting. Wir benutzen Teils, teils. Das mit der Anzeige war Imran Ahmeds Idee. Für unsere Zitate dezenter – und hoffentlich auch weiser als uns passte das perfekt. Das Foto des Albumcovers wurde in zuvor. »Step« ist da vielleicht eine Ausnahme, aber da war den 60er-Jahren für die New York Times geschossen, es zeigt eine ganz ungewöhnliche Perspektive auf die New Yorker es auch Teil des Konzepts. Als ich eure »Bedienungsanleitung« zu dem Song las, wollte Skyline, und in den Texten ist ebenfalls ein Verweis auf die ich ihn erst gar nicht hören. War dann aber geradezu ent- New York Times zu finden. Wir mochten den Gedanken, zückt, was für ein schöner, leichter Popsong »Step« gewor- dieses Symbol für das klassische New York zu benutzen und den ist, der eher spielerisch als überambitioniert klingt. die Platte über ein physisches Medium anzukündigen. Wir Danke, das nehme ich mal als Kompliment. Viele Leute hatten jedoch schon einige Zeit zuvor die Initialen preisgelegen uns diese Arbeitsweise als Überheblichkeit aus. Sie geben, was viele Fans veranlasste, uns ihre Interpretationen sehen den Humor darin nicht, den Spaß, den wir haben. Als zu schicken. Viele davon waren sehr clever. Man wusste zum sei es ein Zeichen für Überheblichkeit, dass man sich gerne Beispiel, dass wir zur Arbeit am Album auf Martha’s Vineyard Wissen aneignet. Ich mag dieses Denken nicht. Es ist nicht waren, deshalb dachten viele, deren Name wäre Teil des Titels. überheblich, sich für Geschichte oder andere Sprachen zu Gab es denn alternative Titelideen? interessieren oder eine gute Bildung genossen zu haben. Ich habe mir Hunderte ausgedacht. Einer davon: »My ViÜberheblichkeit entsteht in der Art, wie man damit um- sions Of Tom Cruise«.


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»Es ist nicht überheblich, sich für Geschichte oder andere Sprachen zu interessieren oder eine gute Bildung genossen zu haben. Überheblichkeit entsteht in der Art, wie man damit umgeht, wie man sich präsentiert. Damit grenzt man andere aus.« Ezra Koenig, Vampire Weekend Wow. Aber der hätte dich vermutlich verklagt. Da bin ich mir gar nicht so sicher. Du musst wissen: Er war auf derselben Schule wie ich. Ich glaube, er hätte sich vielleicht sogar mit uns getroffen, damit wir die Sache diskutieren können. Außerdem ist er mein Lieblingsschauspieler. »Yuh coulda be a blackman or a wedda whiteman« Wer bei »Modern Vampires Of The City« an moderne literarische Vampirsagen denkt, wie zum Beispiel die in New York spielenden »Joe Pitt Casebooks« von Charlie Huston oder – Gott bewahre! – »Twilight«, der könnte falscher nicht liegen. Auch bei diesem Titel bedienten sich Vampire Weekend eines Zitats, nämlich der ersten Zeile des Junior-ReidSongs »One Blood«, in der es heißt: »Modern vampire of the city / Hunting blood blood blood«. Der Reggae-Klassiker ist eine Hymne auf den Zusammenhalt jenseits von religiösen oder ethnischen Grenzen. »Yuh coulda be a blackman or a wedda whiteman / Coulda be mexican or a wedda pakistan / One blood one blood one blood«, singt Reid – und damit landet man bei einem Thema, das Vampire Weekend noch immer ein wenig zu schaffen macht: ihr Umgang mit originär afrikanischer Musik. Wird euch eigentlich immer noch unterstellt, ihr wärt weiße Snobs, die sich schamlos an schwarzer Musik bedienen? Die Afrobeat abrippen und damit Erfolge feiern, wie sie die Urheber dieser Musik selten hatten? Gelegentlich. Das ist ein schwieriges Thema. Ich verstehe ja, warum viele beim Thema kultureller Austausch so

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sensibel sind. Man muss keinen Doktor in Soziologie oder Geschichte haben, um zu wissen, dass dabei – gerade, wenn ethnische oder wirtschaftliche Grenzen überschritten wurden – schreckliche Verbrechen begangen worden sind, die von Rassismus angetrieben waren. Aber wenn wir über Kunst reden, darf man dabei auch nicht vergessen, dass es auf diesem Feld schon immer ein Geben und Nehmen war. Natürlich ist es dabei für einen Künstler wichtig, den Kunstwerken anderer mit Respekt und Demut zu begegnen, deshalb muss man genau hinschauen. Es gibt, gerade aus der Zeit, als das mit Elvis alles losging, viele Beispiele, wo Künstler regelrecht über den Tisch gezogen wurden. Wo man Songs einfach als »Traditional« deklarierte und die Urheber leer ausgingen. Deshalb ist Skepsis durchaus angebracht. Aber manchmal führt das in die falsche Richtung. Für uns ging es nie darum, ethnische Grenzen zu überschreiten. Wir wollten lieber Parallelen und Verbindungen aufzeigen. Der Grund, warum ich so ein großer Reggae-Fan bin, liegt vor allem darin, dass mein Vater einer ist. Zugleich ist er ein Jude aus der Bronx. Ich erinnere mich, dass wir, als ich zwölf war, den Soundtrack von »The Harder They Come« gehört haben und mein Vater mir bei »The Rivers Of Babylon« die Parallelen zwischen Judaismus und Rastafarismus erklärt hat. Da habe ich erst verstanden, dass sich der Song auf das Alte Testament bezieht. Solche Dinge finde ich interessant. You have both equally whored out your music! Vampire Weekend waren in den letzten Jahren – ähnlich wie die Black Keys – verlässliche Partner der Werbeindustrie, was von Fans und Kollegen gerne mit demonstrativem Naserümpfen quittiert wird. Koenig und die Black Keys traten dem auf sehr amüsante Weise entgegen und trafen sich 2011 in der Satire-Show »The Colbert Report« zum »Sellout Off«, bei dem ermittelt werden sollte, welche Alternative-Band die meisten Songs in Werbespots unterbringen konnte. Toll mit anzusehen, wie sich die Musiker battelten und sich Honda-, Victoria’s-Secret- und Hilfiger-Spots um die Ohren warfen, als wären sie in einer Skat-Partie. Als dich Moderator Colbert in der Show fragte: »Hast du wirklich Honda im Sinn gehabt, als du ›Holiday‹ geschrieben hast?«, lautete deine Antwort: »Nein, ich habe es für Tommy Hilfiger geschrieben.« Colbert kommt zu dem Schluss: »You have both equally whored out your music!« Wie denkst du wirklich über das Thema? Wir entscheiden von Fall zu Fall, ob wir einen Song für eine Werbung freigeben. Es muss natürlich für uns passen. Grundsätzlich finde ich es oft heuchlerisch, wenn man uns das vorwirft. Es ist doch egal, wie man sich entscheidet: Deine Musik wird immer zu Werbezwecken verwendet. Selbst die Website, die sich darüber beklagt, dass du deine Musik verkaufst, verkauft Anzeigen und generiert Traffic mit deiner Musik. Das Magazin, für das du mich gerade interviewst, verkauft mit unserer Musik Anzeigen. Du spielst auf Festivals und stehst auf Bühnen, die nach dem Sponsor benannt sind. Das ist nun mal das Geschäftsmodell. Da finde ich es fast ehrlicher, wenn eine Firma direkt an dich herantritt und du als Künstler entscheidest, ob du das vertreten kannst oder nicht. — Vampire Weekend »Modern Vampires Of The City« (XL / Beggars / Indigo / VÖ 10.05.13)

Sellout Off Da Moderator Stephen Colbert im Vorjahr einen Grammy für sein Weihnachtsalbum gewonnen hatte, war er Teil der Jury. Der Deal des »Sellout Off«: Seine Stimme in der Kategorie »Best Alternative Album« geht an die Band, die mehr Werbespots für sich verbuchen kann.


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SXsw 2013

Checkt das: neue Bands! Das jeden März in Austin, Texas stattfindende South By Southwest Musikfestival gilt als Präsentationsfestival der Plattenfirmen, Managements und Booking-Agenturen. Mehr als tausend Bands treten an fünf Tagen auf – vier davon hat Thomas Venker getroffen: den aus Los Angeles stammenden Sun Araw, die neue Londoner Metal-Hoffnung Savages, die Kölner Techno-Popper Coma sowie die Lokalmatadoren Survive.

Survive Genre: Drone-Psychedelic Herkunft: Austin Mitglieder: 4 Akt. Album: »Survive« (Mannequin Records) Beim SXSW gesehen: Elysium, 16.03. Kyle Dixon und Mark Donica erwarten mich auf dem Kofferraum ihres Autos sitzend, mit Zigaretten im Mund und einem coolen Lächeln auf den Lippen, das auch Steve McQueen gut zu Gesicht gestanden hätte. Die beiden stellen die Hälfte der Drone-Psychedelic-Band Survive dar, deren epischer Synthie-Sound ein Szenario aus Wüstenlandschaften, nächtlichem Sternhimmel und psychedelischen Wahrnehmungsverfärbungen heraufbeschwört. Nach einem kurzen Stopp im SynthesizerLaden Switched On, wo wir die beiden anderen Bandmusiker Michael Stein und Adam Jones treffen, setzen wir uns in ein kleines französisches Bistro in der Nachbarschaft. Adam Jones betont zwar sofort, dass er nur kurz bleiben könne, da er am Abend zusätzlich zu dem angesetzten privaten BBQ mit Survive-Auftritt auch noch ein Showcase seines Electronic- und Psych-Labels Holodeck Records veranstalte, das hält ihn aber in der kommenden Stunde nicht davon ab, sich als der Wortführer in der Band herauszustellen. Und das, obwohl sich sowohl er als auch Mark Donica bescheiden als reine Mitspieler und Zuträger im Survive-Kosmos einordnen und Michael Sten als Produzenten und Mischer sowie Kyle Dixon als Korrespondenten, Grafiker und Booker als viel wichtiger bezeichnen. So ist es auch Adam, der als Erstes auf den gnadenlosen Ausleseprozess zu sprechen kommt, der dieser so natürlich fließend anmutenden Musik von Survive zugrunde liegt. Die Band spricht viel über ihre Musik, bevor sie loslassen kann – Grundstimmung, Energieniveau und Dynamik der Stücke und des Gesamtzusammenhangs müssen stimmen. Daran gemessen würden es viele Aufnahmen eben nicht schaffen, veröffentlicht zu werden. »Es gibt bei uns ein riesiges Schattensammelsurium aus unbeendeten beziehungsweise unveröffentlichten Stücken«, berichtet Adam. »Die Stücke verstauben für immer, wenn Michael sich nicht erinnert und den Bibliothekar gibt.« Auf die daran anschließende Frage, was denn die Musik von Survive für sie selbst auszeichne, kommt erst mal eine lange Liste von Ausschlussmomenten – auch eine Art zu antworten. So müsse auf jeden Fall alles, was fröhlich klingt, rausgefiltert werden, genauso alles Poppige und kindlich Verspielte. Puristischer Ambient hätte auch keine Berechtigung in ihrem System – die Leute würden sie fälschlicherweise ja gerne in das Genre einsortieren, aber das sei natürlich Blödsinn, wie sie kopfschüttelnd mit dem Verweis auf die Drums, die ihre Musik prägen, betonen. Spätestens jetzt dürfte deutlich geworden sein, was Kyle auf den Punkt bringt: »Das Bandbranding ist uns sehr wichtig. Wir machen uns viele Gedanken über unsere Band-Ästhetik und -Identität.« Wofür die Voraussetzungen besser nicht sein könnten, denn während des gesamten Gesprächs wird es keinen Moment geben, an dem die vier nicht einer Meinung sind. »Wir kommen leicht zu einem kollektiven Vertrag, was wir benutzen wollen und was nicht«, bestätigt Adam dann auch umgehend. »Jeder von uns arbeitet noch an Solomaterial, aber das bringen wir bei Survive nicht auf den Tisch, da wir wissen, dass das nicht reinpasst.« Die Seitenprojekte bewegen sich dabei von Krautrock à la Tangerine Dream über Industrial Noise im Geiste der Einstürzenden Neubauten, deren Musik im Auto während der Fahrten durch Austin läuft, bis hin zum eben noch ausgegrenzten Ambient. Aber nochmals nachgehakt und diesmal bitte ohne Negationen: Wie soll sich Survive denn nun für die Schöpfer anhören? »Nach Science-Fiction-Filmen, nach John-Carpenter-Soundtracks, nach Giallo-Spannungsmustern, nach kosmischer Energie, nach Nachtmusik. Drängend. Seriös. Humorlos. Qualitätsbewusst. Tough. Mitreißend. Chillig. Dynamisch.


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Foto: Thomas Venker

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Narrativ. High wie auf Xanax. Nach Noise. Nach Soundscapes.« Nicht schlecht, zumal Michael noch nachlegt, dass sie Nachtmusik machen würden: »Nicht selten wird vampirhaft bis sechs Uhr morgens Musik gemacht. Wir wollen den Crystal Demon aus dem Licht hervorlocken und in der nächsten Seitenstraße sterben lassen.« Ja, solche visuellen Bilder können sie auch noch aufrufen. Kennengelernt haben sich die vier Endzwanziger noch zu Grundschulzeiten in Dallas beim Basketball-Spielen und Skaten. Später verbrachte man seine Nachmittage gemeinsam beim Trippen zu Aphex Twin und Squarepusher und noch später mit ersten gemeinsamen Musikversuchen. Nach dem Umzug nach Austin fühlte es sich für sie zunächst seltsam an, in der Studentenhauptstadt Amerikas, in der vor allem Indie, Blues und Garagenrock die Clublandschaft bestimmen, Synthesizermusik zu machen. Aber nachdem die anfängliche Skepsis der lokalen Szene einem Interesse für den ungewöhnlichen Instrumentenpark, den Survive auf die Bühne stellen, gewichen war, konnte die Band so was wie einen Buzz erwecken. Heute boomt der Sound derart in der Stadt, dass es mit dem Switched On einen Spezialladen für Synthesizer gibt. Während in ebendiesem Switched On Michael noch einem recht nahe liegenden und für die Band funktionalen Job nachgehen kann, fühlen die anderen sich mit ihren Tätigkeiten als App-Designer (Kyle), Restaurantbedienung (Adam) und Kofferbauer (Mark) etwas eingeengt,

was das Musikmachen angeht. Das beschneidet das Proben schon sehr, da es eben nicht so leicht sei wie bei anderen Bands, geben sie zu verstehen. Der Maschinenpark der vier ist in der Tat so aufwendig, dass es einen ganzen Abend dauert, alles in der Garage hinter Kyles Haus, wo sich der Übungsraum von Survive befindet, richtig zu arrangieren. Geprobt werden kann dann erst am kommenden Tag. Das nervt zwar meistens, heute soll es aber von Vorteil sein, da sie das bereits vorarrangierte Equipment nur aus der Garage auf die Wiese stellen müssen, und schon ist alles bereit für den an das BBQ anschließenden Auftritt. Zu Beginn des Konzertes muss ich an Michaels nachmittags gesprochene Worte denken, dass es ihnen um »Stolz gehe«, sie etwas »vorlegen wollen, das für sich steht«. »Ambition gelungen«, kann man angesichts einer Soundwand sagen, deren Lautstärke so immens ist, dass man Angst um sein Gehör hat, deren Tiefenschärfe aber zugleich auch beeindruckt. Über anderthalb Stunden ziehen Survive die anwesenden hundert Zuhörer in ihren Bann. Es ist eine Show ohne große Effekthascherei, passend zu der ernsthaften Art, mit der Survive ihre Drone- und Psychedelic-Soundscapes angehen. Sollen doch die anderen vulgär schreien, sich beim Kotzen samplen oder mit Blut spritzen, Survive lehnen diese neue Welle des performativen Drone ab, für sie und in dieser Austiner Nacht zählt nur der pure endlose Klang.


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Foto: Jamie Stoker

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SavaGes Genre: Post-Metal Herkunft: London Mitglieder: 4 Akt. Album: »Silence Yourself« (Matador / Beggars / Indigo / VÖ 03.05.13) Beim SXSW gesehen: Club de Ville, 15.03. Es war die Brooklyner Indierock-Band DIIV, die als Erste ihre Konsequenzen aus der 2013 merklich vehementer gewordenen Marken- und Brandingpräsenz beim SXSW zog und für die Zukunft keine weitere Teilnahme bekannt gab. Nicht nur, weil von dem so erwirtschafteten Geld nichts bei den Künstlern ankäme, sondern bei den »Industrievampiren«, wie es Frontmann Zachary Cole Smith ausdrückt, »die alles verkoksen und versaufen«, sondern vor allem wegen der fehlenden Soundchecks und der 15-Minuten-Sets: Das alles zeige nur, dass die Musik keine Rolle mehr spiele. Smith spräche ihnen damit aus dem Herzen, eröffnen die vier Savages unser Gespräch. Die Londonerinnen, zum ersten Mal in Austin, hatten im vergangenen Herbst beim CMJ in New York noch sehr gute Erfahrungen mit einem solchen Showcase-Festival gemacht, zeigen sich in Texas jedoch merklich geschockt. Sängerin Camille Berthomier, die sich als Musikerin Jenny Beth nennt, eröffnet unser Gespräch im gut bürgerlichen Driskill Hotel mit einem auf DIIV Bezug nehmenden Monolog: »Lass es mich so sagen: Smith hat recht, es geht hier nicht um Musik. SXSW ist wie Spring Break. Wir denken normalerweise viel darüber nach, wo wir spielen wollen und wo nicht – das hier ist die Antithese von dem, was wir machen wollen.« Gitarristin Gemma

Thompson ergänzt: »Es geht nur um die werbenden Sponsoren und das Saufen.« Zwar teilen Bassistin Ayse Hassan und Schlagzeugerin Fay Milton die daraus resultierende Ableitung, dass auch Savages nicht mehr wiederkommen wollen, aber gemäß der vermittelnden Rolle, die ihnen im Bandgefüge zukommt, wissen sie die positiven Momente hervorzuheben, die es dann doch gibt: »Versteh uns nicht falsch, wir kriegen hier auch von vielen Zuschauern tolles Feedback«, erzählt etwa Milton. »Die Anwesenden sind sehr intensiv dabei. Wir würden ihnen nur so gerne eine noch bessere Show bieten, und das geht hier einfach nicht.« Damit stellen die vier Engländerinnen ihr Können sicherlich etwas zu sehr in den Schatten. Denn die beiden Shows, die ich sehen konnte, ragten meilenweit aus dem sich durchschnittlich verlierenden SXSW-Jahrgang 2013 heraus: Trotz all der beschriebenen Widrigkeiten spielten die vier druckvoll auf, peitschten ihre Songs geradezu heraus und ins Gesicht der nicht schlecht staunenden Zuhörer. Sängerin Jenny Beth fixierte ihr Publikum, ohne mit der Wimper zu zucken, spuckte ihre dunklen, vagen, nihilistischen Texte auf es herunter und tanzte dazu Respekt einflößend auf es zu, während Gemma Thompson die Gitarre durch die Luft schneiden ließ, sodass immer befürchtet werden musste, es könne einen erwischen. Die Savages sind so cool, dass es einen selbst in Texas fröstelt. Es ist an Ayse Hassan und Fay Milton, auch mal versöhnlicher mit dem Publikum zu kommunizieren, ihm ein Lächeln zu entsenden. In England werden die Savages derzeit hoch gehandelt. Im Guardian haben sie es zur »New Band Of The Day« Nummer 1276 geschafft, der NME sieht in ihnen die kühlste Post-Punk-Auferstehung seit den extrem kühlen 80er-Jahren – auch wenn sie das, zu Recht, als viel zu


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Fotos: Thomas Venker

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enge Schublade für sich empfinden. Matador, das New Yorker Label, bei dem sie gerade unterschrieben haben, dürfte dabei eine Gänsehaus bekommen haben, wie einst, als es Sleater-Kinney unter Vertrag nahm. Entstanden sind die Savages aus den letzten Momenten von John & Jehn, der früheren Indierock-Band von Jenny Beth mit dem Produzenten und Musiker Nicolas Congé. Die heutige Savages-Gitarristin Gemma Thompson stieß gegen Ende zu John & Jehn, angeheuert wegen ihres »abstrakten, sehr noisigen Gitarrenspiels« (Beth), das sie aber nur noch begrenzt einbringen konnte. Dafür war sie es, die die Idee von den Savages in den Köpfen platzierte, mit Beth als Sängerin, John als Produzent und deren gemeinsamem Label Pop Noir als erster Heimat für die neu gegründete Band. Im Nachhinein kann man sagen, dass das Konzept voll aufgegangen ist. Die auf Pop Noir erschienene Debütsingle »Flying To Berlin / Husbands« sorgte wie auch die ersten Auftritte im Frühjahr 2012 für reges Interesse seitens Industrie und Hörerschaft an der Band, die sich dank der daraus resultierenden Möglichkeiten mit aller Energie einbringen konnte. Während Beth schon seit sieben Jahren von der Musik (und Schauspielerei – sie spielte in den erfolgreichen Indieproduktionen »Sodium Babies« und »À Travers La Forêt« mit) leben kann, ist es für die anderen ein neuer Schritt. So arbeitete beispielsweise Schlagzeugerin Fay Milton noch vor Kurzem beim Film als Regisseurin, Cutterin und Kamerafrau (Letzteres zum Beispiel beim Berlin Festival 2011). Der Preis, den sie alle für die Existenz als Musikerinnen zahlen müssen, wurde ihnen jedoch schnell bewusst: Die Definitionsmacht dessen, was sie da machen, entglitt ihnen mit jeder Story, denn obwohl

eigentlich jeder, der die Konzerte der Savages besucht und das Debütalbum »Silence Yourself« ernsthaft hört, merken sollte, dass Post-Punk nicht das Ende der Einordnung der Band sein kann, widerfährt ihr doch größtenteils dieses Schicksal. Ja, natürlich muss man nicht nur durch Beths Liveshow an Ian Curtis und seine Band Joy Division denken. Und nochmals ja, auch Public Image Limited und Siouxsie & The Banshees kommen einem in den Kopf angesichts der düsteren, streng monotonen, rhythmisch klopfenden Sounds. Aber es sind vor allem die Metal- und Hardcore-Einflüsse, die auffallen und überraschen. Referenzen wie Iron Maiden, Black Sabbath, Motörhead und Minor Threat lassen die vier auch gleich viel glücklicher dreinschauen. Beth betont, wie wichtig ihnen der aggressive Grundsound sei, den die vier gemeinsam in einem langen Prozess schleifen. Schlagzeugerin Fay Milton führt ergänzend Shoegazing als großen Einfluss an, allerdings als negative Stimulation: »Als wir die Band gegründet haben, war es geradezu ein Ziel, weg vom Shoegazing zu kommen. Die damals lebendige Szene in London hat mich angewidert. Die meisten Bands waren in ihrer Austauschbarkeit so öde.« Die wichtigsten Anfangsaxiome lassen sich also wie folgt zusammenfassen: Die Gitarre von Thompson durfte nicht dronen und Sängerin Beth auf keinen Fall nach unten auf den Boden schauen, sondern immer direkt in die Augen der Leute. »Musik hat die Möglichkeit, Leute emotional zu packen«, führt Beth aus. »Sie kann mit Sound und Texten ihre Leben beeinflussen. Sie kann heilen. Mich hat sie als Teenager in einer beschissenen Kleinstadt gerettet.« Vielleicht sind die Savages in Austin doch nicht so fehl am Platz, denn zu retten gibt es hier viele.


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Foto: Nathanael Turner

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Sun Araw Genre: Psychedelic-Jazz-Dub Herkunft: Los Angeles Mitglieder: 1 Akt. Album: »The Inner Treaty« (Sun Ark / Drag City / Rough Trade) Beim SXSW gesehen: The Hideout, 16.03. Camerons Stallones Projektname leitet sich aus seinem Fantum für den Eskapismus-Jazzer Sun Ra ab, eingemeindet in ein reizvolles Spiel mit dem tagalischen Wort Araw, das sowohl Sonne als auch Tag bedeutet. So entsteht eine Sonne mit doppelter Strahlkraft oder eben ein Verweis auf den Sonntag, den »Tag der heiligen Ruhe, an dem die Knochen sich ablegen dürfen«. Die Musik von Sun Araw führt diesen Bezugskosmos fort: Neben dem freien, an afrikanischen Sounds geschulten Jazz eines Sun Ra finden sich Einflüsse von Krautrockbands wie Can und Cluster, von Psychedelic-Bands wie Pink Floyd, der Weltmusik eines Fela Kuti und des Jazz von Pharoa Sanders. »Es geht mir nicht darum, diese Musikstile nachzukreieren«, führt Cameron aus. »Sie sind ein großer Einfluss dabei, mich von den gewöhnlichen Strukturen und Ideen wegzubewegen, meinen Blick auf freiere Felder zu lenken.« Aufgenommen wird fast alles bei ihm zu Hause, in dem von ihm Sun Ark Studio genannten Wohnzimmer. Das war zunächst keineswegs eine freie Wahl, sondern das Ergebnis finanzieller Beschränkungen. »Eine Grenze zwischen privatem und künstlerischem Leben zu haben ist ein gewisser Luxus, den man sich leisten können muss«, bringt Cameron die ursprüngliche Entscheidung trocken auf den Punkt. »Mit der Zeit habe ich realisiert, dass diese Grenze blödsinnig ist, und bemühe mich

mittlerweile, sie nur noch mehr zu nivellieren. Der Studioname verkörpert dieses Gefühl für mich.« Passend dazu gestaltet sich das Umfeld von Cameron ebenfalls sehr musikalisch. Sowohl seine Frau als auch der enge Freundeskreis sind Musiker und Künstler. Es wird viel über Musik reflektiert und gesprochen im Hause Sun Araw. Eine Tradition, die an sein Lehrerelternhaus anknüpft und die verstärkt wurde, seit er im November 2012 seinen Vollzeitjob im Filmarchiv Los Angeles, wo er für Restauration zuständig war, aufgegeben hat, um sich ganz auf das Musikmachen zu konzentrieren und in dessen Auftrag unterwegs zu sein. »Es hilft mir ungemein, dass sich beim Musikmachen andere einbringen. Ich sehe und höre alles mit den Augen und durch die Ohren der anderen. So bleibt man leichter flexibel in seinem Handeln, ist nicht so festgefahren.« Denn schließlich ist die Quelle, aus der der Multiinstrumentalist (unter anderem Flöte, Keyboard, Gitarre) seine Musik materialisiert, das gemeinsame Spiel. »Ich weiß oft nicht, woher sie kommt, aber im besten Fall entsteht durch die Interaktion mit anderen Musikern, der Natur und unserem eigenen Gefühlskosmos eine neue Umwelt, entlocken wir Dingen einen Groove, die zunächst keinen zu haben scheinen.« Es überrascht kaum, dass in Camerons Universum Texte nicht die größte Bedeutung erlangen. Ihnen kommt die Rolle der gefühlsstützenden Funktion zu. »Sie sollen vom Vibe her funktionieren. Ich bin nicht der beste Texter, das liegt vor allem daran, dass ich auch gar nicht an der Stärkung meiner Performer-Rolle interessiert bin. Es ist der soziale Raum, den ich gestalten will, nicht mein Subjekt darin. Die Gesichtslosigkeit, der die Texte zuarbeiten, schätze ich sehr.«


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BLOOOM Award by Warsteiner Bewerbungsphase angelaufen – junge Künstler aufgerufen

Coma Genre: Pop-Techno Herkunft: Köln Mitglieder: 2 Akt. Album: »In Technicolor« (Kompakt / Rough Trade / VÖ 26.04.13) Beim SXSW gesehen: »Wunderbar Lunch« @ German Haus, 14.03. Marius Bubat und Georg Conrad haben sich langsam an das Format Album herangetastet, seit sie 2007 erstmals im Umfeld des Techno-Labels Kompakt auftauchten. Zunächst wurden sie mit ihren ersten MaxiVeröffentlichungen als weiterer Minimal-Techno-Act empfunden, der sich ambitioniert, aber noch nicht wirklich eigenständig im Genre tummelte. Es sollte aber der Beginn einer Soundreise sein, deren vorläufiges Ende nun das Debütalbum »In Technicolor« markiert. Es ist ein vielfältig und bunt schimmerndes Werk geworden, das seinen Titel nicht umsonst trägt. Nicht unwesentlich tragen dazu zwar die zahlreichen Freunde, die für Kollaborationen eingeladen wurden, bei (Produzentinnen wie Ada, Vimes, Roosevelt und Edi Winarni von MIT), aber es ist vor allem die Handschrift des Duos selbst, das hier den Horizont aufreißt und die zwölf Stücke ein Flair von Unbekümmertheit prägen lässt. Für Intro haben Marius Bubat und Georg Conrad ihre fünf SXSWBand-Entdeckungen kommentiert: Waxahatchee »Katie Crutchfield hat den Schritt von der Singer/Songwriterin zur Pop-Musikerin geschafft.«

Sky Ferreira »Wird die neue Solange. Wird die neue Azealia Banks. Wird die neue Christina Aguilera. Wird die neue Cyndi Lauper. Wird die neue Indians Marilyn Monroe. Vielleicht sogar »... waren der erste Act auf der Britney. Und das alles mit einem Pitchfork-Party. An der einen oder einzigen Song!« anderen Stelle vielleicht etwas over the top, aber der Endloshall und die Disclosure Stimme sind schon ziemlich toll.« »Der Hype-Indikator Nummer eins beim SXSW ist ja die Zahl der AufDauwd tritte. Disclosure könnten den Re»Wir wollten ihn unbedingt live kord geknackt haben. Selbst wenn sehen, da er einen wunderbaren man sie gar nicht sehen wollte (so Remix für unser Stück ›My Orbit‹ wie wir), stand man irgendwann gemacht hat. Das hat aber leider immer bei ihnen vor der Bühne.« nicht geklappt, da er immer parWeiterschauen: allel zu uns gespielt hat. Letztlich Der Film zum haben wir ihn dann aber bei einer SXSW-Festival! Radioshow persönlich getroffen.«

In den vier Jahren seit dem Debüt konnte sich der BLOOOM Award im Rahmen der gleichnamigen Kunstmesse bereits in der internationalen Kunstszene etablieren – 2012 folgten dem Aufruf 800 aufstrebende Künstler aus 29 Nationen. An diesen Erfolg wollen die Veranstalter 2013 anknüpfen und läuten nun offiziell die Bewerbungsphase ein: Bis Ende Juli können sich junge Kreative online mit ihrem Projekt zu bewerben. Egal ob bildende oder darstellende Kunst, Musik, Architektur, Video oder Design werden alle Beiträge von einer Expertenjury begutachtet. Diese ist mit der Galeristin und Kunstjournalistin Yasha Young, der Award-Schirmherrin Catherina Cramer, dem Fotografen und Galeristen Oliver Rath, dem Co-Direktor der ART.FAIR Walter Gehlen und dem Künstler Stefan Strumbel hochkarätig besetzt. Im August werden unter allen Einsendungen zehn Finalisten gewählt, die ihre Arbeiten bei der BLOOOM ausstellen dürfen und dann die Chance auf eine einjährige Mentorenbetreuung, Reisen oder eigene Ausstellungen haben.


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Phil Collins vor der Projektion seiner Videoarbeit »The Return Of The Real«


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Phil Collins

Die EinladunG Der britische Künstler Phil Collins trägt einen popkulturell vorbelasteten Namen. Die Aufmerksamkeit, die er ihm beschert, lenkt er auf seine gesellschaftskritische Kunst, die antielitär den Kontakt zu den normalen Menschen als Ausgangspunkt nimmt. Wolfgang Frömberg und Thomas Venker trafen Phil Collins am Vorabend seiner Kölner Einzelausstellung. Foto: Frederike Wetzels

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leinstädte neigen zum Tratsch. Das ist in Köln nicht anders als in Stuttgart oder Berlin. So erzählte man sich 2012, als der englische Künstler Phil Collins gerade frisch für seinen Lehrauftrag an der Kunsthochschule für Medien an den Rhein gezogen war, von seinem Antrittsbesuch auf dem Köln-Kalker Meldeamt und einem Beamten, der doch tatsächlich dachte, er hätte DEN Phil Collins vor sich, und dementsprechend fast ausflippte. Darauf im März 2013 in einem Irish Pub in Domnähe angesprochen, lacht unser Phil Collins nur. Er hat sich an alle möglichen Anekdoten rund um seinen Namen gewöhnt. Unangenehm wird es zumeist mit Polizisten und anderen exekutiven Gewalten, die denken, er erlaube sich einen Spaß mit ihnen. Bei allen anderen und damit zumeist geht der Witz auf seine Kosten. Damit kann er aber gut

»Es ist ein groSSartiger Name. Ich wollte ihn nie ablegen, er garantiert das Interesse der Leute.« leben.

Diese Aufmerksamkeit ist für den Künstler elementar, speisen sich seine Arbeiten doch aus der unmittelbaren Interaktion mit den Menschen. Aus dieser entwickelt er seine zumeist mit den Kunstformen Video und Foto betriebenen Forschungen über das Zusammelspiel von gesellschaftlicher Öffentlichkeit und dem Individuum. Collins erklärt

»Ich frage mich, wie man Kunst entwickeln kann, die nicht sofort nach Kunst aussieht. Was sie sein kann, wenn es nicht das so:

nur um Gemälde und Skulpturen geht. Meine Antwort: Kunst schafft Plattformen für Begegnungen, bei denen alles möglich erscheint.«

»Das Telefon sagt Du« Von dieser Ambition zeugt auch seine nach einem Song der britischen Popband Roxy Music betitelte Ausstellung »In Every Dream Home A Heartache« im Kölner Museum Ludwig, die Mitte April Eröffnung hatte und für die Collins in Köln die zentrale neue Arbeit realisierte. »My Heart’s In My Hand, And My Hand Is Pierced, And My Hand’s In The Bag, And The Bag Is Shut, And My Heart Is Caught« ist das Ergebnis seiner Zusammenarbeit mit der am Kölner Hauptbahnhof ansässigen Überlebensstation für Obdachlose, Gulliver, bei der Menschen ohne festen Wohnsitz Möglichkeiten des sozialen Austausches, der Lebensberatung und hygienischen Pflege finden. Collins, der in den 90er-Jahren selbst in einer Sozialstation in London gearbeitet hat und der »sehr an den Fragen des Zusammenhangs zwischen wirtschaftlichem Zustand, Wohnungslosigkeit und der Art, wie Gesellschaften Zonen der Unsichtbarkeit entwickeln«, interessiert ist, hat dort ein Gratis-Telefon installiert. Mit diesem durften die Leute überall anrufen. Es gab nur eine Bedingung: Sie mussten einen Vertrag akzeptieren, der besagt, dass alles von Collins mitgeschnitten, anonym ausgewertet und für sein Kunstprojekt benutzt werden darf. Die anfängliche Skepsis verebbte, nachdem Collins den Hintergrund seiner Arbeiten erläutert hatte und so eine Vertrauensbasis entstand. Letztlich nutzten 800 Anrufer das Angebot. »Das Telefon war quasi nonstop im Einsatz«, berichtet uns Collins merklich glücklich darüber. »Oft hatten sich die Leute lange nicht mehr zu Hause gemeldet, da sie es sich nicht leisten konnten, sodass es stundenlange Anrufe nach Rumänien, Polen, Bulgarien gab. Andere dealten am Telefon, stritten, suchten nach einem Job oder alberten einfach nur herum. Wir haben das Material transkribiert, übersetzt und die O-Töne Musikern zur Verfügung gestellt,

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13 Musiker Cologne Tape, Damon & Naomi, Demdike Stare, Elektronische Musik aus: Köln, Heroin In Tahiti, Maria Minerva, Peaking Lights, Planningtorock, Pluramon & Julia Hummer, Pye Corner Audio, Lætitia Sadier, Scritti Politti und David Sylvian

They Don’t Shoot Horses, Don’t They? 1935 veröffentlichtes Buch (Deutsch: »Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss«) von Horace McCoy. Er erzählt die Geschichte eines Tanzwettbewerbs während der großen amerikanischen Depression. Über 879 Stunden konkurrieren in einem New Yorker Tanzsaal desillusionierte Menschen in einem gnadenlos zynischen Wettbewerb mit der Hoffnung auf den großen Jackpot. Natürlich endet alles tragisch. Das Buch wurde 1969 von Sydney Pollack mit Jane Fonda und Michael Sarrazin in den Hauptrollen verfilmt, der Film erhielt acht Oscar-Nominierungen.

die auf Basis der Soundsamples, Textfragmente und Images Stücke entwickelten.« Die 20 Tracks, die sich aus der Zusammenarbeit mit den 13 Musikern ergaben, wurden auf zehn Vinylsingles gepresst, die nun im Rahmen der Ausstellung in Hörkabinen zu vernehmen sind, die mit Blick auf den Hauptbahnhof im Museum aufgestellt wurden.

das System sie unterdrückt, scheinbar Unterhaltung produziert. Wenn man es den Leuten aber näherbringt, dann öffnen sie sich.« So suchte er etwa für seinen Turner-Prize-Wettbewerbsbeitrag »The Return Of The Real« Menschen, deren Leben durch Reality-TV-Shows kaputt gemacht worden ist. Aber eben nicht, um sie auszustellen, indem sie in der Tate Britain »Dance Me To The End Of Time« darüber sprachen, sondern um das Ganze mit ihnen und ihnen zur Verfügung gestellten Medienanwälten journalisPhil Collins interessiert sich seit jeher für das, was soziale tisch und rechtlich aufzubereiten. Prozesse mit uns Menschen anstellen. Das Spektrum reicht von Kriegszuständen bis zum Konsumterror. So begleitete »Take The Skinheads Bowling« er für eine seiner wichtigsten Videoarbeiten, »How To Make A Refugee«, 1999 zwei Flüchtlingsfamilien inmitten der Für Collins, der während seines Drama- und EnglischKosovokrise in Mazedonien. 2002 veranstaltete er mit den Studiums in Manchester auch an der Garderoben-Bar »Baghdad Screen Tests« im Irak ein vorgetäuschtes Casting der Acid-House-Keimzelle Hacienda Club gearbeitet hat, für einen Hollywood-Film in einem Land, das sich unter dem stellt Musik die elementare Basis seiner Arbeiten dar. Für Regime von Saddam Hussein im Kriegszustand mit den USA »The World Won’t Listen« suchte er 2005 per Flyer, Rabefand. Und für »They Shoot Horses« organisierte er 2004 dio- und TV-Werbung in der Türkei, Kolumbien und Ineinen Tanzwettbewerb mit Palästinensern in Ramallah. Die donesien nach Fans der englischen Popband The Smiths, beiden daraus resultierenden siebenstündigen Videoarbeiten die deren Songs vor seiner Kamera Karaoke performten. beziehen sich auf die Novelle »They Shoot Horses, Don’t They« Aus diesem Filmprojekt entwickelte sich 2011 der 16-mmund stellen eine eindringliche Auseinandersetzung mit der Film »The Meaning Of Style«, dessen Titel sich auf das zynischen Vermischung von individuellen Eskapismusstra- gleichnamige Buch des britischen Stil-Soziologen Dick tegien und der fordistischen Disziplinierungsmaschinerie Hebdige bezieht und der ebenfalls in der Kölner Ausstelvon Staaten und Systemen dar. lung gezeigt wird.

Collins’ Werk ist zwingend verbunden mit seinem Interesse an den politischen und sozialen Mechanismen unserer Welt. Er fördert im Rahmen seiner Arbeiten

die Individualität der Menschen, weckt in ihnen den Mut, auffällig zu werden. Kritiker werfen ihm vor, dass er diese Menschen teilweise benutze, übersehen aber, dass der rote Faden, der Collins’ Werk prägt, ein zutiefst humanitärer ist. Collins kann die Vorwürfe nachvollziehen: »Es haftet solchen Projekten immer etwas von Ausbeutung an, wenn man die Fragen nicht klärt. Man muss erläutern, warum man in einem Land, in dem die Leute Waffen haben und

»Ich landete damals über das Smiths-Projekt in Kuala Lumpur in einer Skinhead-Disco. Das warf in mir die Frage auf, was einen malaiischen Skin ausmacht. Einige Jahre später bin ich zurückgekehrt und habe dort drei Kategorien Skinheads getroffen: antifaschistische, faschistische und stylishe – also die gleiche Trennungslinie wie bei uns in den 80ern.« Mit 19 antifaschistischen Skins zusammen entwarf Collins daraufhin einen fantasievollen Reflexionsreigen über den interkulturellen Transfer von subkulturellen Codes im Allgemeinen und das ganz spezielle Definitionsmacht-


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079

verhältnis zwischen dem britischen Empire und seinem ehemaligen Kolonialland. »How To Tell Yourself From A Television« Die dritte in Köln gezeigte Arbeit, »This Unfortunate Thing Between Us«, fußt auf einer zweiteiligen Performance, die Collins 2011 für das Berliner Hebbel am Ufer entworfen hat und die sich auf die britische TV-Show »TUTBU-TV« bezieht. Im Zentrum steht dabei ein Teleshopping-Kanal, in dem die gecasteten Schauspieler, unter anderem Julia Hummer und Sharon Smith von der Theatergruppe Gob Squad, echte Erlebnisse statt reguläre Konsumgüter anbieten. »Ich empfinde Teleshopping nicht als dumm, sondern als sinnvoll«, überrascht uns Collins beim zweiten Bier im Irish Pub. »Ich mag es, wenn Leute Handtücher verkaufen können, wünschte mir aber schon, sie würden stattdessen andere Dinge verkaufen.« Und so gibt es bei ihm beispielsweise ein Verhör durch den Geheimdienst zu erwerben, eine Rolle in einem historischen Porno oder die Chance, in einem Krankenhausbett zu sterben, nachdem man seiner Familie endlich gesagt hat, was man schon immer sagen wollte. Alles zum Einheitspreis von 9,99 Euro, natürlich mit Rabatt für Studenten

»Mir geht es nicht darum, Inszenierungen auf die Bühne zu bringen, sondern einen Beitrag zum Existierenden zu leisten, eine Einladung auszusprechen. Wenn die Leute da mitmachen, und Arbeitslose.

»The Meaning Of Style«

»Diese Bilder sind alle in New York entstanden«, erzählt empfinde ich das als sehr anerkennenswert.« Präsentiert Collins. »Es sind Plakate, die dort an den Wänden hingen. werden die Shows im Museum in zwei Wohnwagen, die Sie sind wunderbar, auch wenn sie nicht alle wirklich schön auf Drehscheiben montiert sind. sind.« Aber das ist glücklicherweise auch nicht das oberste Gebot in der Welt dieses, unseren Phil Collins. Stattdessen »Piece Of Me« geht der Künstler dahin, wo es gesellschaftliche Reibeflächen und blinde Flecken gibt. Den Abschluss der Ausstellung bilden fünf Fotoarbeiten zu — Phil Collins »In Every Dream Home A Heartache« (Ausstellung im Kölner Museum Ludwig; 18.04.-21.07.13) Britney Spears, kurz »Britney 1-5« betitelt, aus dem Jahr 2001.

the new Album 10/05/13


080

HEUTE

Kurt Vile

»Ich will ein cooler Rockstar sein« Neun-Minuten-Songs mit Vier-Minuten-Soli gehen einem gar nicht mehr auf die Nerven, wenn sie nicht von einer Progressive-Metal-Band wie Dream Theater geliefert werden, sondern von der Indie-Folk-Hoffnung Kurt Vile. Daniel Koch traf den Gitarristen aus Philadelphia, der mit seinem fünften Album »Waking On A Pretty Daze« endlich auch in Europa vor dem großen Durchbruch steht, in Berlin. Foto: Dorothy Hong

E

s ist unfair, lange Songs zu verabscheuen. Schließlich gibt es viele gute, ein paar Meisterwerke gar. Und hat man sich nicht erst gestern an den 20 Minuten von »Mladic« der letzten Godspeed You! Black Emperor ergötzt? Daneben lauert jedoch jenes dunkle Kapitel der Jugend, in dem man doch tatsächlich Dream-Theater-Alben besaß und sich durch Acht-Minuten-Songs quälte. Insofern schüttelt es einen, wenn man sich die Tracklist mit Längen wie 9:33, 7:44, 8:06 und sogar 10:28 vergegenwärtigt. Die Angst verfliegt jedoch schnell: Schon bei »Waking On A Pretty Day«, dem titelgebenden Opener des neuen Kurt-Vile-Albums, ertappt man sich bei dem Gedanken: Wow, dieses Solo, das bei Minute 7:21 einsetzt, ist göttlich! »Am Ende wurde es: lang!«

John Agnello Für Vile nicht zuletzt deswegen der optimale Produzent, da Agnello sowohl mit seinen Helden Sonic Youth als auch mit Dinosaur Jr zusammengearbeitet hat.

Kurt Vile lacht, wenn man ihm von ebenjenem Trauma erzählt, und fühlt sich geschmeichelt, dass man seine neuen Songs nicht nur durchsteht, sondern sehr gerne hört. »Ich habe wieder mit John Agnello zusammengearbeitet und ihn vorgewarnt, dass die Songs Luft brauchen. Wir haben viel gejammt, und am Ende wurde es eben: lang!« Es gab Aufnahmesessions, bei denen Vile bis sechs Uhr morgens durchgespielt hat. Das passt zur Selbsteinschätzung des Künstlers als obsessiven Menschen. Im US-Magazin Spin sagte Vile, sein Album »sei wie ›Tusk‹ von Fleetwood Mac, nur ohne Schmock«. Eine catchy Einschätzung, die natürlich gerne zitiert wird. »Das klang

negativer, als es gemeint war. Ich liebe ›Tusk‹! Nimm zum Beispiel ›Sarah‹ – da hörst du im Instrumental-Break auf einmal zwei Drumsets. Fleetwood Mac sind damals mit ihrer Produktion einfach durchgedreht. Sie haben verrückte Dinge ausprobiert – vor allem Lindsay Buckingham. Auf diese Experimentierwut wollte ich eigentlich hinaus. Aber zugegeben: ›Tusk‹ hat auch seine verschmockten Momente. In derselben Spin-Ausgabe war übrigens auch ein großes Interview mit Fleetwood Mac. Ich mag die Vorstellung, dass die Band den Text über mich gelesen hat und dachte: ›Was will dieser kleine Scheißer eigentlich?‹« Wieder schickt er dieses Lachen nach, während er auf seine durchgelatschten Turnschuhe schaut und sich hinter seinen langen Haaren versteckt. Dass der in Philadelphia lebende glücklich verheiratete zweifache Vater inzwischen von seiner Musik leben kann, mag man im direkten Gespräch kaum glauben. Das Outfit, die entwaffnende Euphorie, der Fanboy-Talk, in den man schnell mit ihm verfällt, lassen eher an einen Slacker denken, der lieber von Projekten und Alben redet, als sie aufzunehmen. Vile ist jedoch das genaue Gegenteil und in Sachen Output und Karriere erstaunlich fokussiert. In seinem Heimatland hat ihm das schon zu einem gewissen Star-Ruhm verholfen. Spätestens seit seinem Debüt auf Matador, »Smoke Ring For My Halo«, seinem vierten Album, erwarten seine Fans, Kritiker und Musikerfreunde wie Kim Deal und Ariel Pink den großen Wurf. Dieser könnte ihm mit »Waking On A Pretty Daze« gelungen sein – vor allem, weil er hier seine


HEUTE

beeindruckenden Gitarrenskills und seine schwebende Westcoast-Pop-Stimme in ein angemessenes Verhältnis setzt. Auch Vile ist optimistisch: »Ich denke, dass wir erstmals extra eine Interview-Tour zu einem Album machen, ist ein gutes Zeichen. Ich will ein cooler Rockstar sein, ein großes Publikum erreichen. Die Richtung dahin stimmt. Mittlerweile lebe ich von meiner Musik, und meine Frau muss auch nicht mehr arbeiten – von daher ist schon der jetzige Status ein Erfolg für mich. Als Staplerfahrer hätte ich das nie für möglich gehalten.« Wenn sich Vile an seine Zeit als »blue collar worker« erinnert, wird er kurz ernst: »Die Musik war immer mein Fluchtpunkt. Andererseits habe ich damals gelernt, mich nicht verarschen zu lassen.« Vile hält inne, wischt sich die langen Haare ins Gesicht. Sobald aber eine Fanboy-Frage folgt, kommt er wieder in Schwung und vermittelt einem das Gefühl, 16 zu sein und mit dem Musiknerd-Kumpel aus der Parallelklasse vor der heimischen Anlage zu sitzen. In diesem Sinne also – diese Frage konnte man sich nicht verkneifen: Wie war es denn, mit Jennifer Herrema von den Royal Trux zusammen zu singen? »Wundervoll natürlich. Sie hat einen kleinen Part in ›Too Hard‹ gesungen. Sie ist inzwischen eine Freundin von mir. Ich hab mit ihren Bands RTX und Black Bananas getourt. Wir haben schon vorher einen Song aufgenommen, ein Cover des Stones-Lieds ›Before They Make Me Run‹, das war der Keith-Richards-Song auf ›Some Girls‹. Ich werde jetzt nicht so tun, als hätte ich mir dabei nicht vorgestellt, ich sei Neil und sie Jennifer.«

081

Kurt Vile wird in der bisweilen etwas großspurigen USMusikpresse schon mal als »einer der größten amerikanischen Songwriter« bezeichnet. »Ich weiß, was gemeint

»Ich habe jahrelang Bruce Springsteen, Neil Young, Tom Petty und Bob Dylan studiert, sie regelrecht inhaliert. Das sind natürlich Einflüsse, ist«, sagt er bescheiden.

die man bei mir raushören, und eine Tradition, in die man mich stellen kann. Aber die sind auf einem ganz anderen Level.« Mit Neil Young durfte er einen seiner Helden schon einmal Backstage treffen. »Ich habe ihm meine Verehrung gestanden und ihm gesagt: ›Hey, ich habe nur ein klein wenig von dir geklaut!‹« Da ist er wieder, der bescheidene Fanboy, der noch nicht ganz glauben will, dass er das Zeug hätte, ebenfalls ein ganz Großer zu werden. Die Amis haben das bereits geschnallt – wäre schön, wenn nun auch unser Kontinent nachziehen und ihn endlich aus der Geheimtipp-Schublade befreien würde. Ideen für eine Arena-Show hat er jedenfalls schon mal: »Ich möchte für die Akustiknummern ein riesiges Sofa auf der Bühne haben und daneben einen rauschenden Fernseher. Sonst nichts.« Er lacht, zeigt auf die O2 Arena, die hässlich hinter dem Fenster des Interviewraumes lauert, und sagt: »In zehn Jahren spiele ich dort!« — Kurt Vile »Waking On A Pretty Daze« (Matador / Indigo / VÖ 05.04.13) — Auf Tour vom 28.05. bis 18.06.

Royal Trux Pussy-Galore-Gitarrist Neil Hagerty gründete 1987 mit seiner Freundin Jennifer Herrema die Band Royal Trux. Die Band hielt so lange wie ihre Beziehung (bis 2001) und bescherte uns mit »Twin Infinitives« im Jahr 1990 das zerschossenste, wundervollste, abgefuckteste Doppelalbum, das jemals zwei Lover eingespielt haben.


So n n em o n dSter n e 9/ 10/ 11 AU g 2013 Saalburg beach

S E E E D , C H A S E & S TAT U S , N E R O , K N i f E PA R T y, B OyS N O i Z E L i V E , B L O O Dy B E E T R O O T S L i V E , MiA., fRiTZ KALKBRENNER LiVE , SVEN VÄTH, LExy & K-PAUL, NETSKy LiVE , MODERAT, MODESTEP, MOONBOOTiCA LiVE , MAREK HEMMANN LiVE ,

Modeselektor DJ-Set, Joris Voorn, Seth troxler, Miss Kittin LIVe , Oliver Koletzki, Niconé & Sascha Braemer, Pan-Pot, AKA AKA feat. thalstroem, Wankelmut, Sub Zero feat. Felon, Drumsound & Bassline Smith feat. MC Youngman LIVe , tantrum Desire, DJ Rush, edu Imbernon, Karotte, Gregor tresher, Ilario Alicante, Mathias Kaden, Dirty Doering, Marcus Meinhardt, Britta Arnold, Proxy, Dominik eulberg, Oliver Huntemann, Daniel Stefanik, Martinez, Felix Kröcher, Deetron, the Disco Boys, Bart Skills, Format:B, Optical, Metrik feat. Rascal MC, Ozma, NMe Click, Aelement LIVe , Schluck den Druck, HVOB LIVe , Dapayk LIVe , Markus Kavka, Hometrainer, Captain Capa, Matt John LIVe , Kellerkind, Gunjah, Rampue, Peter Schumann, Jan Blomqvist LIVe , Nu LIVe , Karocel LIVe , Daniel Dreier, Dana Ruh, Julien Bracht LIVe , W!ld, Christian Burkhardt LIVe , Sven Dohse, Ostblockschlampen, Breakfastklub, Marcapasos LIVe … AND MANY MORe S H OwC A S E S : K At e R M u K K e — S t I L VO R tA L e N t — C O C O O N — B R e A K S ‘ N ’ D R u M S — G LO B A L S tAG e — D u S t e D D e C K S — F R e u D e A M tA N Z e N — M u N A — S M S B OAt

S: NE O N f iN . SO D w w ON .DE M NE w ER ST


MORGEN

083

MORGEN Was uns Erwartet & was es Taugt

— Cover der Ausgabe Major Lazer »Free The Universe« – Die Zeichnung von Ferry Gouw zum lang erwarteten zweiten Album von Major Lazer pisst auf kleine Brötchen. Diplo hat sich mit Switch wieder vereint und hier wird der Kampf ums Universum noch ernstgenommen. Erinnert optisch an den furiosen Endkampf des Films »Flash Gordon« (1980). Krasse Party für die Augen!


084

MORGEN

Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser:

Shout Out Louds

Heiko Butscher

Mittippen und via Facebook Juror werden oder mitvoten auf der Intro-App!

Adam, Carl, Ted

Eintracht Frankfurt (Fussballprofi)

Retro Stefson

Fritz Kalkbrenner

Ø 7, 0 5

Ø 4,30

Ø 7,15

Ø 5,50

7

01

Daniel Johnston »Space Ducks« Feraltone / Cargo

10

3

9

02

Justin Timberlake »The 20/20 Experience« RCA / Sony

5

4

8

6

03

Ólafur Arnalds »For Now I Am Winter« Mercury / Universal

8

1

8,5

9

Bis auf den Dubstep-Ausreißer ist alles top.

04

The Thermals »Desperate Ground« Saddle Creek / Cargo

6,5

5

Solider und eingängiger Indie-Rock/Punk aus Portland. Kein Kracher, aber völlig in Ordnung!

Sounds cool. Very lo-fi sound and short songs to scream with.

7,5

3

Frühe Pistols oder doch späte Them? Echt nicht meins.

05

Johnossi »Transitions« Universal

10

8

5

6

06

Cold War Kids »Dear Miss Lonelyhearts« Downtown / Cooperative

6,5

5

8,5

4

07

Vondelpark »Seabed« R&S / Al!ve

7,5

2

7

5

08

Conquering Animal Sound »On Floating Bodies« Chemikal Underground /

6,5

2

7

6 3

Rough Trade

A: I like him a lot. His music is so pure and it is just liberating listening to it. C: I think he is even more than an artist, the music industry needs someone like him. A: I am really tired of that Timberland sound. C: I just think it is polished. It needs more soul even though it is soul. JT is trying too hard.

A: This music seems very good to be heard on headphones. C: I kind of like it, different pictures appear in my head. T: It sounds like a really good soundtrack, I like it. A: I missed listening to them but I like the simplicity in it. C: Very good energy. T: Refreshing, if I had them on my computer I would listen to them, but I don’t do. A: We hate it when friends are successful.

A: It starts very powerful but then loses my attention a bit. It could be a record that grows on me, maybe you have to get into it.

A: The sound is very contemporary, maybe a bit too controlled sometimes. C: I like the connection between dance music and this ordinary stuff. A: The sound is really dramatic. Not really my thing. T: I quite like it. It sounds Icelandic and dramatic, but also a bit experimental I think. That is an exciting mix.

Nirvana-Frontmann Kurt Cobain trug T-Shirts von ihm. Muss also cool sein. Seine Musik kann man hören, muss man aber nicht ...

Meine Frau sagt, er sieht gut aus. Aber nur mit Bart. So auch seine neue Platte: Hört sich ganz okay an, aber mir zu poppig und zu glatt. Mehr Bart bitte!!

Leider überhaupt nicht meins! Sorry!!

»Into The Wild«, der erste Song auf der neuen Platte, hat mich gleich begeistert. Kommt auf jeden Fall in meine CD-Sammlung. Absolut empfehlenswert! Ist das die neue CD der Killers? Solider Indie-Rock mit viel Synthie, ab und an Klavier und ein bisschen Saxofon. Ganz okay ...

Mag ganz toll sein, für mich nicht das Richtige.

Was ist das? Björk? Mir viel zu unruhiger und wirrer Electro-Pop. Mein Sohn hat aufgehört zu essen ... Kein gutes Zeichen.

GREAT!

My weak spot. Very American sound on this record, compared to many modern r’n’b records, pentatonic guitars and gospel vocals. But I’d like more europop next time. Incredible musician and Arnór Dan is a great singer. Good album and I know they work insanely hard.

Not my cup of tea.

Great band. Love the sequenced synths mixed with rock sounds. Good album.

Dreamy. A bit soft and lazy vocals, which doesn’t have to be bad thing.

Cool production, loads of different sounds, but distinct vocals.

08

Turbostaat »Stadt der Angst« Clouds Hill / Rough Trade

4

7

7

10

Mudhoney »Vanishing Point« Sub Pop / Cargo

6,5

6

4

All Time Faves

The Stone Roses »The Stone Roses« Arthur Russel »Another Thought« Neutral Milk Honey »In The Aeroplane …«

Metallica »Master Of Puppets« Nirvana »MTV-Unplug­ ged Live In New York« Biffy Clyro »Only Revolutions«

Guðmundur Ingólfsson »Þjóðlegur fróðleikur« Cesaria Evora »Miss Perfumado« Björk »Medúlla«

A: I think they should listen to The Thermals, they would see how good that kind of sound can be. T: But I think it is a bit difficult to score it when you don’t know what the lyrics are about. A: I like that kind of music with this »I don’t care« sound. C: I didn’t even know they were still around ... T: They must be pretty old now, aren’t they. But it is still good.

Deutsche Bands haben bei mir immer einen Stein im Brett. Spielen am 02.05. in der Batschkapp in Frankfurt. Ich geh hin, das sagt schon alles! Ich find’s gut ... Cooler Grunge mit punkigen Elementen, das gefällt! Wenn ein Album mit so einem DrumIntro anfängt, hat es bei mir schon gewonnen. Ähnelt vom Sound her The Hives.

Don’t understand anything, haha, but I like the guitars a lot.

Don’t like it.

Doof, dass ich jetzt den vertonten Comic nicht kenne. Hat ‘nen leichten Sockenschuss, der Gute. Das mag ich.

Nach der Zeit hatte ich mir mehr erhofft. Die TimboProduktionen klingen seltsam überholt. Schade!

Bin ich jetzt ein Banause, wenn ich sage, dass die klingen wie Kings Of Leon? Alles ganz schön vorhersehbar. Gibt Schlimmeres.

Ich tippe auf eine junge britische Band, die jetzt auch einen Synthie hat.

Klingt wie eine weniger lebensbejahende Variante von Cocaine 80s.

Bewusst sperrig? Fein!

Sind das die mit der Turbojugend? Jaja, die große böse Stadt. Sie ist zu stark, sie ist einfach zu stark.

6

Nicht meine Baustelle, aber die wissen, was sie tun.

J Dilla »Welcome To Detroit« Van Morrison »Veedom Fleece« Marvin Gaye »What’s Going On«


MORGEN

Echo Me

Hello Gravity

Brasstronaut

The Saints

Alex Rosin

Felix Scharlau

Johnny, Edo, Bryan

Chris Bailey

Leser

Intro

085

Ø 6, 4 0

Ø 5, 8 0

Ø 6, 3 5

Ø 8, 3 5

Ø 5,80

Ø 5,50

Ø

9

3

»American Dream« und »Space Ducks Theme Song« sind nicht schlecht. Der Rest plätschert so vor sich hin.

10

E: Original, funky, really good. This guy is still making amazing music.

10

7

6

Sicherlich nicht der Höhepunkt seines Schaffens, aber immer wieder schön, wenn er was Neues macht.

7,40

6

8

8

10

8

7

Der Typ! Vom Tellerwäscher zum Trash-Millionär zum geachteten Künstler. So unwahrscheinlich, als würde Til Schweiger den nächsten »Zauberberg« veröffentlichen.

7,00

6

7

9

6

It’s fucked up in a very good way. He is using certain songwriting-stereotypes in a nice, simple and playful way.

It’s an impressive production. I liked his first two records, but younger r’n’b acts like Frank Ocean are just far better than him right now.

9

Music that makes you slide away. Sounds great!

Unser Gitarrist ist großer JT-Fan. Obwohl es anfangs etwas arg seicht vorkommt, wird das Album besser, je öfter man es hört.

Dramatisch — so was hören wir uns frühestens erst wieder ab Oktober an. Im Moment haben wir keine Lust mehr auf Winter.

E: I like his music, the production is great, but his voice is just too thin. B: »Mirrors« sounds like a remix of Berlin’s »Take My Breath Away« from ‘87.

E: A bit too cheese for my taste. That’s good background music to write university stuff. B: It’s difficult stuff, I think this kind of music should go together with a movie.

8

7

7

8

7

9

Tolles Album! Manchmal aber ein bisschen zu hysterisch.

E: I think their style changed dramatically. They try to be like The Black Keys. But I must confess, it is produced very well! B: I think it sounds as if it is not totally done.

5

It sounds exactly how music like this is supposed to sound. Very authentic. I really like the lyrics. He seems to have something to say.

Well executed pop/rock. The only thing that is not good about it, is that it’s too good. I can’t blame people for wanting to be successful, but I wouldn’t listen to this record much. Very similar to Johnossi. They know exactly how to build up a song. Small interesting details make the songs more than just good pop though.

They are working in an area where it’s difficult to go one step too far and sound cheesy. But it’s an interesting record.

7

Sounds interesting, but still not too weird.

Sounds like the soundtrack of the winter of my soul.

Ich verspüre den spontanen Drang, meine Jugendsünden-CDs von *NSYNC wieder rauszukramen. War der schon immer so gut? Fuck ... Ich muss zugeben, ich find’s mega steil! Klingt nach arty farty Filmmusik. Nett. Fragil. Irgendwie auch schön. Aber stört die Oma nicht beim Bügeln.

Streichquartett-Arpeggios und Analog-Ambient zur Sommersonnenwende. Ganz schön entrückt. Beziehungsweise: Genau das, was mein Sport-Idol Heiko Butscher sagt!

5

6,85

E: It is what it is.

10

7

9

Das letzte Album hatte mich nicht so ganz gekriegt, das hier wird spätestens ab dem dritten Hören plötzlich großartig. Die Ramones von Sub Pop.

6,80

3

B: No.

7,5

9

Hymnisch, melodisch, nach vorne und dicke Eier. Und ... endlich nicht mehr nur zu zweit. Geht ab. Fette Scheiße!

4

Als würde der BeatsteaksSänger ein Album mit Kings Of Leon machen. Aufwendiger Pathos-Rock zum Nickerchen. In der Mitte der Einbahnstraße zu fahren macht noch keinen Stunt.

6,75

6

6

8

7

Fand die Band zuletzt öde, die Platte hier macht aber wieder einiges wett. Echt jetzt.

6,70

5

4

8

8

6

Hinten raus wunderschön. Der Anfang klingt wie GEMA-freie Pathos-Musik, die ein niederbayrischer TVLokalsender über vernebelte Alpenpanorama-Schwenks legt.

5,75

7

6,5

8

5

2

Zur Kunstmusik geprügelte Popmusik von einer Band, deren Kunstgeschmack ich nicht teile. Björk beziehungsweise Kate Bush für emotionalisierte Zauderer.

5,70

8

10

5

9

Rasiermesserscharf, fordernd, haltungsstark plus ständig die Turbostaat-Signature-Sounds. Wenn Punk das immer so gebracht hätte, wäre er heute noch king of the hill.

5,70

5

3

0

4,35

Jimi Hendrix »Axis Bold As Love« John Prine »Bruised Orange« Dave Van Ronk »Van Ronk«

Oasis »Definitely Maybe« Danko Jones »Born A Lion« Jimmy Eat World »Bleed American«

The KLF »Chill Out« Dag Nasty »Can I Say« Johnny Cash »Any Old Wind That Blows«

Man braucht definitiv die richtige Stimmung hierfür. Wir waren zwar noch nie große Johnossi-Fans, das Album ist trotzdem überraschend gut!

Tolle Ideen, leider zu wenig auf den Punkt. Wir warten immer noch auf die Hook.

Schade, dass sich der Knoten das ganze Album über nicht wirklich löst. Versucht etwas zu verkrampft, »anders« zu klingen, hat dennoch sehr schöne Melodieführungen.

E: It feels like they listen a lot to James Blake, Bon Iver and The xx. Sound like super-generic-hipster-stuff from London. I think girls at art school would think these guys are hot. E: It sounds pretty loose, I like these soft samples. J: I don’t like the staccato-style, there is not one single nice lyrical melody in it.

1

3

4

6

Neil Young »Live At Massey Hall« Metallica »Metallica (The Black Album)« Jeff Buckley »Grace«

The Cure »Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me« Death Cab For Cutie »Transatlanticism« Simon & Garfunkel »Bridge Over …«

Peter Gabriel »So« Radiohead »In Rainbows« Michael Jackson »Thriller«

It seems really half-done and pointless. If they want to make drunken and carefree music, than there are better ways.

If I was going to spend a weekend in Las Vegas with a 2.000 $ whore and a huge amount of cocaine, I would probably play this record in the back of the limo.

Ulkiger Soundtrack. Geht Spacey Tracy los und klingt nach Enten-Popmusik auf LSD. Die vermehrt auftretenden psychedelischen Beatles-Momente gefallen gut!

5

Rock-Gitarren. Verzerrte Stimme. Geil!

3

They sound like a stereotype rock band that is all about straight and powerful songs, if you don’t understand the lyrics. Sadly my German isn’t that good.

The first track alone makes it a 10. That’s the type of record I would put on in the morning.

Hmm, nee.

Zu viel Dreck und Punk für unseren Geschmack. Findet aber sicher seine Liebhaber!

B: Interesting. E: I would definitely listen to it. J: Most punk-bands try to sing in English even if they’re German. So I really like that they don’t try to.

E: Well, just sounds like Mudhoney ...

This is the 2nd best record I heard this week! There was one other record by a young band called The Ettes that I didn’t know before that really caught me, but this one comes close. Despite my better judgement, I don’t mind this. But the Swedes will get it. I’m going to give it a 7,5 because they’re from Sweden and I lived in Malmö for almost 20 years. This record sounds like it should be in someone else’s jukebox. It’s close to breaking copyrights.

Vondelpark used to be a really nice park in Amsterdam. This music is like a time travel back to the 80s. But it’s a lovely park and given that I’m a tree hugger I can’t dislike the band. Love Scotland, love the record, love Chemikals.

I really like the melodies and the guitar player. It’s quite tasteful. There’s air in the tracks.

I should like this, but something is wrong. The sound of the recording is a little fake. Does the world really need another Iggy impersonator?

Wild und frisch. Peitscht nach vorne. Dicke, fette RotzKlampfen schieben sich durch dumpfe, aber starke Songs! Fehlt nur ein wenig die letzte Abwechslung. Fetzt!

Starker Nachfolger von »Mine Is Yours«. Die Hitdichte ist geringer. Dafür fällt positiv auf, dass das Pathos und die Stadion-Rock-Attitüde des Vorgängers abgenommen haben. Eine laue Sommernacht mit weingetränkter Melancholie unterm Sternenhimmel. Man möchte angesäuselt auf der Wiese liegen. Schön, das hier. Wenn auch etwas xx-mäßig gewollt. Mir persönlich zu avantgardistisch. Hat schöne Momente, aber wenige. Und die Anstrengung überwiegt. Gefällt bestimmt vielen Menschen mit Jutebeuteln. Ich mochte sie noch nie. Dabei bleibt es auch bei diesem Album. Aber gut produziert und starke Texte. Aber einfach nicht meine Tasse Tee. Trotzdem ein respektables Album. Ach, so klingt Grunge heute? Oder was ist das? Klingt für mich nach Lärm mit einem scheinbar dauerbesoffenen Sänger. Lame.

Schlechter als Grunge ist vielleicht nur noch Barbershop-Gesang gealtert. Von Mudhoney gefielen mir schon ihre »legendären« Alben nicht. Rockismen mit Omi und Opa.


THEES UHLMANN & BAND / LUKAS GRAHAM / AGNES OBEL / MAX PROSA / THE KYTEMAN ORCHESTRA / TORPUS & THE ART DIRECTORS / DIRTY HONKERS / SKIP&DIE / PAPERSTREET EMPIRE

CAT POWER /

COCOROSIE / C2C / TINA DICO & HELGI JONSSON / HIROMI / GET WELL SOON / YOUNG REBEL SET / RETRO STEFSON / HONIG & BAND / MISTEUR VALAIRE / RON DIVA & BAND / PATRICK RICHARDT / KAI SCHUMACHER

21.–23.6.2013

EDITORS /

LANDSCHAFTSPARK DUISBURG NORD

FESTIVAL AM HOCHOFEN

ALEX CLARE /

SHOUT OUT LOUDS / LAING / CHELSEA LIGHT MOVING / RON SEXSMITH / CHARLES BRADLEY / FELIX MEYER / SEBASTIAN LIND / NGYUÊN LÊ / HYPNOTIC BRASS ENSEMBLE / INTERGALACTIC LOVERS / MOBILÉE / FLOWERPORNOES

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INFOS ZU PROGRAMM, TICKETS, CAMPING: WWW.TRAUMZEIT-FESTIVAL.DE WWW.FACEBOOK.COM/TRAUMZEITFESTIVAL

12.|13.|14. JULY 2013

SPLASH! FESTIVAL 16 » FERROPOLIS www.splash-festival.com · facebook.com/wirsindsplash

257ers · A Tribe Called Quest · Action Bronson · A$AP Rocky · Angel Haze Bass‘ em by DJ Special K and DJ Shusta · Betty Ford Boys · Blumentopf · Casper Chakuza · Chefket · Damion Davis · DCVDNS · Dendemann · Die Orsons · Earl Sweatshirt Eskei83 · DJ Stickle & Steddy · Dope D.O.D. · Edgar Wasser · Evian Christ Ferris MC & DJ Stylewarz · Flume · The Gaslamp Killer · Genetikk · Gerard Hiob & Dilemma · Iggy Azalea · John Legend · Kellerkommando · KRS One Lance Butters · Macklemore & Ryan Lewis · Marteria · Megaloh · Muso Nate 57 & Telly Tellz · Phlatline & Friends (DJ Ron, DJ Shusta, DJane Tereza, Tefla) OK KID · Retrogott & Hulk Hodn · Rockstah · Roger Rekless presents „Freestyle Experience“ (Fatoni, Keno, David Pe, Boshi San + Band) · Ronny Trettmann Sepalot · Sorgenkinder Soundsystem · The Underachievers · Thunderbird Gerard Tyler, The Creator · Weekend · u.v.m.

KENDRICK LAMAR LIS DO. 11.07. 2013 IN FERROPO

T TEZ & KAYNBOCK, SICHTEXO SUPPORT: MACHONE, SAM, MON INNER ), VBT SPLASH! EDITION GEW (LUK & FIL, TUFU, ELOQUENT AFTER SHOW PARTY: DJ MAD

www.splash-mag.com

splash! spezial für 10,-€ (nur in Kombination mit einem splash!16 Ticket)

Line Up, Anreise, FAQ www.splash-festival.com


MORGEN

087

Intros Liebste Platten

Tyler, The Creator »Wolf« Col / Sony

Spalter

Mit seiner Crew Odd Future wurde Tyler, The Creator zum ProvoDarling einer neuen Generation. Wu-Tang, das gehört deinen Eltern – Tyler ist dagegen der Untergang aller Erziehungsberechtigten. Die Messer sind gewetzt für die nächste Runde. Was hat er mit seinem Vorgänger»Ich will Tyler, The album »Goblin« genervt. Da wurde Creator umbringen«, gegen Schwule gewettert, Frauen wer kennt diesen sexistisch angeraunzt – und im Gedanken nicht? Die persönlichen Gespräch führte sich der Künstler Betrachtung, die dem latent unwie ein hyperaktives Kind auf Ritalinentzug auf. angenehmen Rapper aus L.A. auch Und im Hier und Jetzt ist er textlich definitiv in unserem Magazin zuteil wurde, noch nicht reifer geworden. Es dauert im melo- war für mich Ausgangspunkt für undramatischen Eröffnungsstück »Wolf« gerade erquickliche Thekengespräche in XL mal 1 Minute 13, bis der erste Schwulen-Diss und im Loop. Über das geifernde »Waaufkommt. Allerdings so verschluckt reinge- rum hat Intro einen Bannfluch über rappt, dass man das Gefühl nicht los wird, K.I.Z ausgesprochen, beschäftigt sich Tyler selbst glaube nicht, hier höre noch jemand dann aber intensiv mit Tyler, The Creaernsthaft hin. Solche platten Provokationen tor?« habe ich mir die Lyrics von dem Alten müssen für Tyler halt Teil des Themenkanons wirklich sehr genau zu Gemüte geführt – sein, genauso wie das Kiffen, der Aufruf zum und konnte kaum selbst eine Antwort finSchwanzlutschen (natürlich nur an die Bitches), den. Gewaltfantasien und sexistischer Slang Ego-Befindlichkeiten und Gewaltandrohungen. konterkarierten die zweifellos vorhandenen Also konzentrieren wir uns doch lieber auf den genialischen Anwandlungen. Thomas Venker Sound: »Wolf« ist ein großes HipHop-Album sprach sich seinerzeit vehement für Tyler aus geworden, repräsentiert Tyler als gewachsenen – und er hat anscheinend noch nicht genug. Produzenten, der souverän alte Kollaborateure Dabei ist Album Nummer drei in seinem patwie Frank Ocean und Hodgy Beats genauso ein- zig gelangweilten Chefgestus auch ästhetisch bettet in ein State-of-the-art-Album wie Gäste nicht mehr der heiße Scheiß. Die Laber-Skits, wie Erykah Badu, Pharrell, Casey Veggies und Barry-White-Persiflagen und runtergepitchten Coco O. Es atmet den hysterischen Charakter Ganja-Darth-Vader-Voices nerven bereits beim eines A$AP Rocky, tanzt den Dancehall-Hop zweiten Hören. Mehr Größenwahn, als 50 Cent einer Santigold, grollt böse und bounct cool, hatte, mit geilen Beats, aber nicht genug geilen hüpft zu Signal-Rave-Hipness und flirtet mit Songs. Ha, das wird’s diesmal nicht mehr wer»Smooth-Operator«-Cheesiness. den! Odd Future, Tyler und MC Venker, back off! Linus Volkmann Thomas Venker

»Stadt der Angst« 01 Turbostaat Daft Punk »Random Memories« 02 AcCess Weekend »Modern Vampires …« 03 Vampire Little Boots 04 »Nocturnes« Timberlake »The 20/20 Experience« 05 Justin »Götterstrasse« 06 Westbam »Tales Of A GrassWidow« 07 CocoRosie Logue »Tales Of Transit City« 08 Okta Of Lov »Child Of Lov« 09 Child »Some Say 10 Ghostpoet I So I Say Light«

Lesers Liebste Platten The xx 01 »Coexist« »Seeed« 02 Seeed »If You Leave« 03 Daughter »Paradies Naiv« 04 Laing »Wie wir leben wollen« 05 Tocotronic »Holy Fire« 06 Foals David Bowie Next Day« 07 »The Woodkid 08 »The Golden Age« Valentine V« 09 My»M BBloody Nick Cave The Sky Away« 10 »Push Schickt eure Top 10 an Intro, Venloer Str. 241245, 50823 Köln oder an charts@intro.de. Verlosungsgewinne winken!


The Black Angels »Indigo Meadow« Blue Horizon / The Orchard / Soulfood

Psych / 60s / Hippie-Shit Längst – das hier ist bereits ihre vierte Platte – haben sich The Black Angels aus Austin, Texas einen der ersten Plätze in der globalen PsychedelicRock-Szene neben Acts wie The Warlocks, Darker My Love oder The Brian Jonestown Massacre erspielt. Grund dafür ist zum einen ihre starke Live-Präsenz sowie die einzigartige düstere, pulsierende Stimmung und der lyrische Gehalt der Texte von Sänger Alex, der in guten Momenten durchaus an die Poesie eines Jim Morrison erinnert. Während sich gerade hippe Psychedelic-Pop-Newcomer wie Foxygen oder Temples eher dem Flowerpop der soften Blumenkinder à la The Byrds, Beach Boys, The Beatles (gähn), Animals oder Kinks hingeben, transzendieren The Black Angels weiter stilsicher und völlig stoisch zwischen den Grenzen von Sixties-Psychedelic, Shoegaze und Drone-Blues herum. Sie scheren sich einen Dreck um Klischee-Vorwürfe und meinen es ernst. »Indigo Meadow« ist in Bezug auf das Arrangement ähnlich wie sein Vorgänger »Phosphene Dream« angelegt, lediglich die sonst so typischen und prägnanten Fuzz-Gitarrenwände wurden etwas zurückgefahren, was einigen Songs sogar ganz guttut. Das hier ist der passende Soundtrack für drogenvernebelte Nächte, und The Black Angels sind unverkennbar gut gemachter »Hippie-Shit«. Benedikt Ruess

James Blake »Overgrown« Polydor / Universal

Plucker / Effekte / Falsett Keine verwischte Silhouette mehr, sondern junger Herr in dunklem Mantel vor karger Kulisse. James Blake zeigt auf »Overgrown« nicht bloß auf dem Cover Gesicht, auch thematisch präsentiert er sich alltagsnäher, singt sogar über seine Fernbeziehung. Tiefe Bässe, Klavier und die Stimme mal in klarem Falsett, dann wieder voller Hall hinter Effektgeräten. Was ihn musikalisch auszeichnet, nimmt Blake auf seinem Zweitwerk mit auf eine neue Ebene. Die Skizzenhaftigkeit des Debüts macht Platz für Experimente anderer Art. Man bekommt den Eindruck, als wisse Blake langsam, wohin es musikalisch für ihn gehen könnte. Blaketypische Pluckerbeats in Stücken wie dem von Brian Eno produzierten »Digital Lion« stehen neben Ausflügen zu House wie in »Voyeur«. Und Hits muss sich James Blake sowieso nicht mehr bei anderen ausborgen. »Retrograde« läuft schließlich schon seit Januar auf Repeat,

und die Kollaboration »Take A Fall For Me« mit Wu-Tang Clans RZA kann man auch einfach die perfekte Kombination nennen. Anke van der Weyer

Blue Hawaii »Untogether« Arbutus / Rough Trade

Ätherisch / Grimes / Kälte Technisch bearbeiteter Frauengesang steht gerade hoch im Kurs. Ob Purity Ring, Majical Cloudz oder eben Blue Hawaii, diese Entwicklung ist vor allem auf Grimes zurückzuführen, die letztes Jahr in vielen Bestenlisten ganz vorne stand und gerade die Musikszene in Montreal stark beeinflusst hat. Und während »Untogether« nicht ganz so druckvoll und poppig ist wie Grimes’ »Oblivion«, steht und fällt mit der Liebe zu gelooptem, geschichtetem und gefiltertem Gesang dieses erste offizielle Album von Blue Hawaii. Es ist das Nebenprojekt von Braids-Frontfrau Raphaelle Standell-Preston und von Alexander »Agor« Cowan. Die beiden sind auch im echten Leben ein Paar, und der Titel des Albums geht zurück auf die Zeit der räumlichen Trennung der beiden zwischen Montreal und Vancouver. Es ist deshalb auch nicht ganz so lieblich ausgefallen wie ihre erste EP »Blooming Summer« von 2010. Die Synthesizer und der Drumcomputer untermauern eher die Kälte und das Verlangen, das die Tracks ausstrahlen. Es ist ein gelungenes, oft experimentelles Beispiel ätherischer Popmusik, doch wie gesagt: Entweder man mag, was sie mit Raphaelles Stimme anstellen – oder man mag es eben nicht. Henje Richter

Chelsea Light Moving »Chelsea Light Moving« Matador / Beggars / Indigo

Rock / Moore / Youth Das geht los wie ... Pavement, dazu etwas Sebadoh und noch ein bisschen Neunziger-Lou-Reed. Aber dann kommen ziemlich schwere Gitarren, Sägezahnsoundzacken und Distortion galore. Klingt wie ... ja, warum um den heißen Brei herum reden? Sonic Youth, circa »Dirty«-Phase, minus Kim Gordon. Und ist es irgendwie ja auch: Chelsea Light Moving heißt jetzt die Band, die Thurston Moore schon bei seinem letzten Soloalbum begleitet hat – nur dass sie nun auch Krach machen darf. Vintage-Subkulturintellektuellenkrach natürlich. Immerhin hat man sich nach dem Umzugsunternehmen benannt, das kurzzeitig von den finanziell klammen Komponisten Steve Reich und Philip Glass betrieben wurde. Und es gibt Songs über William S. Burroughs’


WIZ ARD PROMOTIONS PRESENTS

Die Wahrheit #23 Nirgendwo wird die Wahrheit mehr zurecht­gebogen als im Musikjournalismus. Intro übersetzt typische Phrasen ins wirklich ­Gemeinte. gesagt

Songs aber auch mal an James Brown, Prince, Jai Paul oder frühere N*E*R*D-Produktionen. Die Beats klingen dabei jedoch deutlich fragmentarischer, fast unnatürlich und roboterhaft dissonant. Durch das Album zieht sich neben einer beeindruckenden künstlerischen Ambition diese latente scherzhafte Ironie, die auch seine Erscheinung umgibt. The Child Of Lov: der first next-level Selbstinszenierer? Vielleicht, aber zumindest ein verdammt talentierter. Jenny Weser

8.8. SCHWETZINGEN 23.8. BERLIN 24.8. DRESDEN 25.8. COBURG

»Man nehme eine Packung Nine Inch Nails, verrühre die mit Chuckamuck »Jiles« einer Prise Grönemeyer, gebe Sonne / Macker / Mucke Beim Spielen mit dem noch drei Teile Snoop Dogg Strandgut am Meer der Rock’n’Roll-Geschichte hinzu und schmecke das alles bekommen die Jungs von ab mit einem leckeren Schuss Chuckamuck immer wieder ebenso dicke Augen Eurodance.«

JAMIECULLUM.COM

Staatsakt / Rough Trade

gemeint

»Ich habe von Musik keine Ahnung, aber Hunger.« letzte Worte, den Tod des schwulen New Yorker Dichters Frank O’Hara und den Mord an dem Hippiepärchen »Groovy & Linda«. Und mit »Empires Of Time« gibt es ein Tribute-Stück für Roky Erickson, das, mit Verlaub, einfach geil ist. Einzig das Germs-Cover zum Schluss bringt wohl niemanden weiter. Aber schön, dass der geschiedene Herr Moore doch noch nicht so milde wirkt, wie er alt ist. Claudius Grigat

The Child Of Lov »The Child Of Lov«

wie nasse Hosen ... oder umgekehrt. Egal, die Matschepampe ist angerührt, die neue Sandburg steht, und diesmal fühlt sich alles noch besser an, wenn Brian Wilson beim Psychocandy-Rollenspiel die Black Lips und andere Vögel jauchzend aus der Garage raus quer über die Dünen jagt. Das zweite Album der Berliner Band Chuckamuck, die jetzt auch ganz offiziell nicht mehr als Schülerband bezeichnet werden kann, ist ein schönes geworden. Eines, das zur rechten Zeit mit den richtigen Gitarren und Texten kommt, den tageslichtlampengetrübten Blick Richtung Horizont lenkt und vergangene wie kommende Sommer mit Dosenbier und anderen ulkigen Delikatessen feiert. Und tatsächlich klingt das hier ganz unwahrscheinlich, unbemüht und völlig undoof immer wieder auch nach den goldenen Zeiten der ganz frühen Goldenen Zitronen. Hut ab. Roman Sobota

17.5. FRANKFURT 27.5. MÜNSTER 28.5. HEIDELBERG 29.5. FREIBURG NICKWATERHOUSE.COM 5.6. STUTTGART

17.5. DARMSTADT 21.5. KÖLN 22.5. HAMBURG 23.5. BERLIN OKTALOGUE.COM

13.5. BERLIN 15.5. DRESDEN 16.5. KÖLN 18.5. HAMBURG

Double Six / Domino / GoodToGo / VÖ 03.05.13

Hype / Soul / Ironie »I’m the first next-level hipster« – so die wenig bescheidene Selbsteinschätzung von The Child Of Lov. Der Sänger, Multiinstrumentalist und Produzent lüftete nun nach monatelangem Versteckspiel und dem begleitenden Netz-Hype das Geheimnis um seine Identität: Bürgerlich heißt er Cole Williams, ist 25 und lebt in Amsterdam. Seine Coolness-behaftete Attitüde, der hoch getragene Dutt, die vielen Goldketten und Achtziger-Prints trägt er mit einem Anflug von Ironie, sodass man sich fast unsicher ist, ob sich Williams nur einen großen Scherz erlaubt. Wenn, dann ist es ein unglaublich guter. Einer, an dem Rapper Doom, FlyingLotus-Bassist Thundercat und Damon Albarn teilhaben wollten. Die hybride Vermengung aus modernem Soul, Blues, Funk, Indierock und R’n’B auf dem selbst betitelten Debüt erinnert stark an Gnarls Barkley, je nach Nuance des

The Computers »Love Triangles, Hate Squares« One Little Indian / Rough Trade / VÖ 03.05.13

Indie / Rock / Soul Vermutlich haben The Computers bei mir einen unfairen Wettbewerbsvorteil, weil mich schon der Albumtitel in hysterisches Lachen versetzt: »Love Triangles, Hate Squares«, ein Titel wie gemacht dafür, auf unzählige Jutebeutel gedruckt zu werden. Auch der Name des ersten Songs, »Bring Me The Head Of A Hipster«, lässt nur Bestes erwarten. Und The Computers enttäuschen nicht: Wo Hipster draufsteht, erwartet den Hörer ein angenehm entspannter Mix aus Rock’n’Roll und Soul mit einer Prise Punk, Marke The Hives minus ADHS. Ganz besonders »Nothing To Say« wickelt den Hörer mit Soul-Anleihen um den Finger. Die erste Single »Disco Sucks«

25.4. MÜNCHEN 26.4. MANNHEIM 27.4. BERLIN 29.5. HAMBURG CONCRETEKNIVES.COM

11.10. HAMBURG 20.10. BERLIN ANEBRUN.COM

Eventim Ticket Hotline: 01805 - 57 00 00* · Online: www.eventim.de und an den bekannten VVK-Stellen. *14 Ct./Min. – Mobilfunkpreise max. 42 Ct./Min. www.wizardpromotions.de


090

MORGEN

French Films »White Orchid«

jedoch orientiert sich wieder am schmutzigen Indierock, wie man ihn von den Vorbildern Odyssey Music Network / Rough Trade / VÖ 03.05.13 kennt. Manchmal blitzen die frühen Mando Shoegaze / Pflanzen / Betören Diao auf, manchmal auch die »Rocky Horror Aus der Botaniker-Fibel: Picture Show«. Aber irgendwie funktioniert die Die weiße Orchidee Mischung für The Computers: Sie sind vielleicht stammt aus der Familie keine Band fürs Jetzt, die Haartolle herrscht der finnischen Powerpophier noch über den Undercut, aber die Hochzeit Gewächse. Sie ist eine Ziervon Rock’n’Roll und Soul, sie bleibt so sexy wie de ihrer Art, obwohl dem eh und je. geneigten Botaniker ihre Aida Baghernejad Schönheit erst auf den zweiten Blick auffallen dürfte. Jeder belesene Pflanzenfreund wird mir zustimmen, wenn ich sage, dass sich die weiße Buback / Universal Orchidee in einem musikalischen Haushalt Schweiz / Berlin / Schlager (New Wave, Twee Pop, Power Pop) besonders Nanu, was ist das denn wohlfühlt. Ferner besitzt sie ein sonniges Gemüt noch gleich für ein Akzent? und wird ihren Besitzer stets in fidele Laune verHinter dem schweren Vor- setzen. Besonders wohl fühlt sie sich neben: The hang von Kaffeehauslie- Pains Of Being Pure At Heart, Veronica Falls, dern und gutem Schlager The Smiths. Die weiße Orchidee ist pflegeleicht, verbirgt sich das Debüt und ihr Geruch wirkt betörend. Bei übermäßiger von Dagobert. Fünf Jahre Aufnahme kann dieser den Pflanzenfreund in freiwillige Zurückgezogenheit in den Schweizer einen bewusstseinserweiternden Zustand – woBergen nach einem kurzen und fehlgeschla- möglich sogar in ein oszillatorisches Delirium genen Berlin-Abenteuer machen einsam und – versetzen. Wer hätte gedacht, dass Pflänzchen traurig, erklären aber auch den speziellen Zun- dieser Art in Finnland beheimatet sind? genschlag. Ein Schweizer also. Einmal Berge Holger Wendt und zurück, denn mittlerweile zog es ihn erneut nach Berlin. Die Lieder dieses Debüts drehen sich um die Themen Liebe, Hoffnung und Trotz. Intimität ohne Scham. Zwischen der Traurigkeit entdeckt man die Schönheit und Zerbrechlich- Siluh / Hoanzl / VÖ 03.05.13 keit des Charakters. »Dein Wahnsinn schützt Architektur / Prog / Experiment dich wie ein Schild«, so auch Dagobert. Zweifelt »Ein Trip, eine Journey man einen Moment, umarmt schon das nächste into Sound«, proklamierStück, lässt dich teilhaben an seinem Kosmos. ten Blumfeld einst. Hier entwerfen fünf gefühlvolle Mehr will man in diesem Moment auch nicht. österreichische Klang-InDer 29-Jährige klingt viel älter, als er wirklich genieure ihre Version der ist. Anders als glücklich, aber nie resigniert. ewig reizvollen VermiMichael Gwiozdzik

Dagobert »Dagobert«

Francis International Airport »Cache«

schung von Organischem und Generiertem. Breitwändige Keyboardtexturen, die an englische Synthiepop-Titanen erinnern, treffen auf prominent eingesetzte Bitcrusher. Eben an dieser Schichtung lässt sich erahnen, dass hier ganz modern im Datenaustausch musiziert wird. Die Band erinnert an The Notwist, auch wenn der leicht mystisch anmutende Gesang der Musik nicht immer eine derart zerbrechliche, begnadete Signatur zu geben vermag. Dafür gibt es Instrumentalpassagen, die herrlich funktionieren und in eine fabelhafte Klangwelt entführen, ohne sich in Prog-Gefilden zu verlieren. Die Stücke bleiben poppig trotz ihrer detaillierten Architektur. In gewagten Harmonieübergängen (wie bei dem Stück »March«) offenbart sich außerdem eine bemerkenswerte Experimentierlust. »Great Deeds« ist gemäß dem Titel großer harmonischer Rock-Pop, in dem geisterhafte Gitarren jedoch nur als Rückkopplungen hervortreten. So ist die Musik mehr als nur GenreStilübung. FIA verbinden ideenreich Elemente des Hier und Jetzt mit magischen Momenten aus dem kontemporären Prog-Pop-Cache. Franz Joachim Büchner

Gentleman »New Day Dawn« Vertigo / Universal

Reggae / Hit / Routine Nas hat vor Jahren behauptet, HipHop sei tot. Mittlerweile hat zum Glück aber selbst der letzte Nörgler verstanden, dass er unrecht hatte. Hätte Nas nun allerdings von Reggae gesprochen, müsste man ihm wohl recht geben. Bis auf einige wenige Jah-Sager und Snoop Dogg interessiert sich niemand mehr für Jamaikas populärstes Kulturgut. Tilmann


Otto a.k.a. Gentleman könnte das eigentlich egal sein. Er spielt ohnehin seit Jahren in seiner eigenen Liga. Schon früh hat er es verstanden, Reggae-Authentizität (das halbe Jahr auf Jamaika leben) mit Pop-Appeal (wochenlange Charts-Platzierungen) zu verbinden. Damit ist er jahrelang gut gefahren – allerdings ist damit eigentlich schon fast alles über die Ausrichtung auch der neuen LP gesagt: Gentleman schlägt auf hier die Brücke zwischen erdigem RootsReggae und Sunshine-Reggae-Pop. Bemerkenswert immerhin, dass er die LP selbst produziert hat und ganz ohne Gäste auskommt. Mit »You Remember« hat er überdies einen amtlichen Hit ausgekoppelt. Vielleicht schafft ja ein Deutscher, woran die Jamaikaner derzeit scheitern: Reggae wieder relevant und spannend zu machen. Julian Gupta

Spektakel

Kommando Sonne-Nmilch »You Pay I Fuck« Major Label / Broken Silence / VÖ 10.05.13

etwa eine Punkrockversion des traurigen »Schwesternmilch«-Titellieds, Rachuts unnahbarem WDR-Hörspiel über das Bienensterben. Der stoffelig wirkende alte Mann unter Strom hat seine Haltung (die einen nennen sie antibürgerlich, die anderen schlicht Weltekel) wieder genagelt. Apokalyptische Weltfluchtgewitter, in denen er der kollabierenden Erde hinterherbrüllt: »Der Letzte macht das Licht / Und auch die ganzen Dimmer«, laden nicht ein zum besoffenen Eskapismus-Pogo. Sie beklemmen, wühlen auf. Die paar auffällig melodiösen Hymnen gibt es garantiert nur aus Versehen. Garantiert – alleine für das Wort »Hymne« würde man sicher schon eins aufs Maul kriegen. Felix Scharlau

Kollektiv Barner 16 »Kollektiv Barner 16« 17records / Cargo

Werkstatt / Pop / Hölle Der Bandname sagt bereits: Wir sind gar keine Band. »Kollektiv Barner 16« ist in letzter Konsequenz ein Sampler – von Gruppen mit erheblichen personalen Überschneidungen. War ja, sagen wir mal, bei Hausmusik-Labelcompilations aus Weilheim auch nicht wirklich anders. Über dreißig Leute, mit Behinderungen und ohne, haben diesen Werkstattbericht aus einer Kreativhütte in Hamburg-Altona abgeliefert, heraus gekommen ist ein ungeduldig stromerndes Album, das sich dennoch unter dem Begriff »Pop« fassen lässt. Die Musiker spielen/ sind sonst in ClickClickDecker, Station 17, Das Bierbeben, Schrottgrenze und anderen Bands, die in Hamburg mehr und weniger sichtbar agieren. Kompetente Funkversuche (»Mimimimi«), HipHop (»Flaming Star«), Deutschpop (»Der Elvis Song«), Indierock (»Walls Fell Down«), immer wieder Electro und The-Fall-Nachschneiderei (»Bigo Bigo«) machen ein breites Angebot, aus dem aber nicht alles schmeckt. Die wilde Heterogenität wird als Trumpfkarte ausgespielt, ist aber auch ein Quell der Frustration: Kollektiv Barner 16 sind echt ganz schön gut. Kollektiv Barner 16 nerven wie die Hölle. Michael Weiland

Oma Hans / Weltekel / GroSS Was für eine ungebrochene Wirkung die Musik des bald 60-jährigen Hamburgers Jens Rachut auf deutsche Punkfans ausübt, durften wir letzte Ausgabe wieder erleben: Ein in der »Schatzparade« ausgelobtes Geschirrtuch mit dem Schriftzug der 2006 aufgelösten Rachut-Band Oma Hans brachte uns mehr Fan-Zuschriften ein als die meisten Titelgeschichten. Jetzt auch noch das: Das von Tobias Levin aufgenommene neue Kommando-Sonne-Nmilch-Album ist mal wieder kein verklausuliert-avantgardistischer Punk-Elektronik-Hybrid geworden, und auch kein vielstimmiges Aggressionspatchwork wie das letztjährig aus der Taufe gehobene InsiderAll-Star-Projekt Nuclear Raped Fuck Bomb. Nein, »You Pay I Fuck« erinnert an Rachuts Capitol / EMI Frühphase. Angeschissen, Blumen Am Arsch tragik / Erfüllen / Kronprinz Der Hölle – Wipers-seliger Nervositäts-PunkTalib Kweli ist eine tragirock in 14 Teilen. Doch man missverstünde sche Figur des Rap: Einst Rachuts Kunst, unterstellte man ihm stets galt er als große Verheidasselbe zu machen: Seine zahllosen Theaßung, doch irgendwie ter- und Hörspielarbeiten befeuern inhaltlich scheint das volle Potenzial längst sein nur äußerlich erstarrt wirkendes nie ausgeschöpft worden Punkrock-Oeuvre. »You Pay I Fuck« enthält zu sein. Verantwortlich für

Talib Kweli »Prisoner Of Conscious«

02.05.2013: SO36, Berlin AUSVERKAUFT 03.05.2013: Gloria-Theater, Köln AUSVERKAUFT 04.05.2013: Schloss (Open Air), Mannheim 08.05.2013: Muffathalle, München 27.09.2013: LKA Longhorn, Stuttgart 28.09.2013: Roxy, Ulm 30.09.2013: Der Hirsch, Nürnberg 02.10.2013: Astra Kulturhaus, Berlin 07.10.2013: Kulturzentrum Schlachthof, Bremen 09.10.2013: Die Pumpe, Kiel 10.10.2013: Uebel & Gefährlich, Hamburg 11.10.2013: FZW, Dortmund 12.10.2013: Faust, Hannover 14.10.2013: Zakk, Düsseldorf 16.10.2013: Schlachthof, Wiesbaden


www.crystalfighters.com

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»CAVE RAVE« Das neue Album feat den Singles »Separator«, »Wave«, »You & I«. Hier beginnt der Sommer! CD · LP · DD

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»SOME SAY I SO I SAY LIGHT« Brillantes neues Album feat. Tony Allen, Charles Hayward, u. a. – für Fans von Tricky, Burial und Massive Attack. CD · 2LP · DD

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LIVE 06.05. München • 08.05. Berlin 09.05. Hamburg • 10.05. Köln • 14.05. Frankfurt

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»LATITUDE« Nach seinen Tourneen mit Get Well Soon und Jose Gonzalez jetzt endlich das Debüt. Für Fans von Sufjan Stevens, Junip & Elliott Smith. CD · LP · DD LIVE 01.06. Frankfurt • 02.06. Mannheim • 03.06. Köln 05.06. Erlangen • 06.06. München 08.06. Stuttgart 11.06. Berlin • 12.06. Dresden • 13.07. Rüsselsheim

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die Hoffnungen, die auf ihm ruh(t)en, war und ist neben Alben wie »Reflection Eternal« (mit Hi-Tek) oder »Liberation« (mit Madlib) nicht zuletzt sein Projekt Black Star (mit Mos Def). Allerdings kommt auf jeden herausstechenden kollaborativen Kweli-Track mindestens ein Song, bei dem das Talent vor einer mittelmäßigen Beatkulisse kaum zur Entfaltung kommt. Man merkt, hier kommt es stark auf die Addition passender Bausteine an. Welch ein Glück, dass als Produzenten für »Prisoner Of Conscious« einige sehr kompatible Menschen gefunden wurden. Vor allem Madlibs jüngerer Bruder Oh No beweist ein perfektes Gespür für die Bedürfnisse Kwelis und schneidert ihm soulige Beats zu Hits wie »Human Mic« oder »Hamster Wheel« auf den Leib. Zudem glänzt Altmeister RZA mit dem Backingtrack zum Busta-Rhymes-Feature »Rocket Ships«. Talib Kweli kann wieder zeigen, was er technisch draufhat, und auch inhaltlich spürt man, dass ihn seine Besuche im Occupy-Camp an der Wall Street und die Arbeit als Chef des eigenen Indie-Labels reifer gemacht haben. Der Prinz scheint endlich zur Krönung bereit. Bastian Küllenberg

Little Boots »Nocturnes« On Repeat / Rough Trade / VÖ 10.05.13

Hymnen / Lala / Dancing 2010 herrschte zu Victoria Christina Hesketh erhöhter Gesprächsbedarf: Die Synthesizer-Sammlerin schwamm damals mit anderen Eighties-affinen Sängerinnen wie La Roux oder Ladyhawke höchst erfolgreich auf einer Electro-Retro-Welle, galt jedoch immer als die süßlichere Pop-Variante im Nu-Disco-Teich. Nun bringt die unter dem Pseudonym Little Boots bekannte Britin nach dem Debütalbum »Hands« das bekanntlich schwere zweite Album heraus. Und obwohl Coverartwork und der Titel »Nocturnes« auf Düsteres verweisen, zeigt der erste Track »Motorway« doch bereits klar den Weg in Richtung leichte und lockere La-LaKlänge. Im besten Fall erinnert das dann an die glasklaren 90er-Jahre-Pophymnen von Saint Etienne, im schlimmsten Fall stampft der Beat so dumpf daher wie in einer Großraumdisco, und im lustigsten Fall könnte man sich Little Boots auch gut auf der Bühne von Malmö beim diesjährigen »Eurovision Song Contest« vorstellen – ein Song heißt dann gar »Satellite« und würde sicher auch gerne von Lena interpretiert werden. So verwundert es auch nicht, dass bei dem Song »Confusion« Lady Gagas Hitschreiber mitmischte. Bei der glatten Produktion rührten aber auch noch James Ford von Simian Mobile Disco und Andy Butler von Hercules And Love Affair mit und schützen das Album dank einer gut dosierten Oldschool-House-Prise vor allzu

großer Überzuckerung. Little Boots begibt sich mit ihrem Zweitling weniger in die unwägbaren Tiefen der Nacht, sondern tänzelt leichtfüßig in kleinen, aber standfesten Stiefelchen dem Sonnenaufgang entgegen. Kerstin Kratochwill

Makeshift Innocence »Yours To Keep« Deag Music / Universal

Chill / Folk / Groove Das sieht und hört man auch nicht alle Tage: Ein im feisten Emo-Style tätowierter Kanadier namens Jesse-James Cameron reist nach Berlin, um uns den Reggae näherzubringen. Befähigung für diesen Job zieht er dabei vor allem auch aus drei Jahren Praxiserfahrung (Aufenthalt auf Jamaika). Wem das nicht seine gechillte Seite hervorbringt, der muss schon wirklich gegen jedwede Form von Groove und Offbeat immun sein. Doch Camerons Musik erschöpft sich keinesfalls bloß im Kernfokus des genannten Genres, sondern hat einige Erweiterungsarbeiten an sich vorgenommen. So werden die Reggae- und Ska-Elemente in eine Art E-Gitarren-Folk überführt. Das alles noch getoppt von ansprechenden Chören der Gastsängerinnen Alanna Clarke und Lindsay Ell, ja, und gelegentlich werden sogar die Steeldrums abgefeuert. In Kanada bereits ein Hit, ob die gute Laune hier ebenso zündet, wird man sehen – zu wünschen ist es ihr aber allemal. Ulrike Puth

Marathonmann »Holzschwert« Century Media / EMI

Punk / Bärte / München Die gekreuzten Schwerter auf dem Cover sind aus Holz. Man ist hier ja auch nicht bei »Game Of Thrones«, sondern eher bei so was wie »Zelda«. Also die Geschichte des kleinen Typs ohne Rüstung und mit eher bescheidenen Waffen, den es rauszieht in feindliche Gefilde. In dieser Themen-Ausgabe möchte man den Sound der vier bärtigen München-Boys am liebsten unter Deutschpunk subsumieren, aber die Band hört lieber auf »Posthardcore«. Auch recht. Wie die ganze Platte. An Turbostaat sind Marathonmann sicher nicht vorbeigegangen, das hört man – dennoch zeichnet sie im Rahmen ihres emotionalen Knüppel-aus-dem-Sack eine spürbare Eigenständigkeit aus, auf der sich aufbauen lässt. Macht Druck und Bock. Sollte man sich wirklich merken. Sandra Brosi


Miss Kittin »Calling From The Stars« Wagram / Wsphere / Indigo

Frankreich / Ambient / Pop-Techno Seit eh und je versucht Miss Kittin Pop und Techno zu einem homogenen Ganzen zu fusionieren, und das mit wechselnden Partnern wie The Hacker, Golden Boy oder Felix Da Housecat. »Calling From The Stars« ist ihr drittes Solowerk und zugleich ein hehres Unterfangen, denn es handelt sich um ein Doppelalbum. Das Format ist in diesen Zeiten ungewöhnlich und soll durchaus als Statement verstanden werden. Weniger ungewöhnlich ist dagegen die Aufteilung: CD1 ist Pop, CD2 Ambient. Auf CD1 findet sich leider nichts, was man von der Französin nicht schon viel besser gehört hätte. Die üblichen Poptechno-Bastarde zwischen Anne Clark’scher Kühle und Detroit’scher Funkiness wirken allzu beliebig, auch die Coverversion von R.E.M. kommt eher albern daher. Die AmbientCD weiß dagegen viel mehr zu gefallen. Die Französin liefert tatsächlich ein modernes Update des Genres. Düstere, industrielle Flächen irgendwo zwischen aktuellen UK-Sounds und oldschooligen Drexciya-Zwitschereien, untermalt von dicken verzerrten Basslines und stark in den Hintergrund gemischtem Gesang, ergeben ein konsistentes Popambient-Album. Hätte man durchaus zwei CDs draus machen und die andere dafür weglassen können. Sebastian Ingenhoff

Modeselektor »We Are Modeselektor« DVD / Monkeytown / Rough Trade / VÖ 03.05.13

Wegbegleitern wie Ellen Allien, Apparat und den Müttern der beiden. Auf charmante Weise wird so auch die Vorgeschichte erzählt, wie aus zwei halbstarken Dorflümmeln aus dem Berliner Umland eines der erfolgreichsten und zugleich musikalisch interessantesten Elektronikduos der Welt werden konnte: durch Freundschaft eben. So ähnlich hatte schon Techno in der Belleville High School damals angefangen. Sehr empfehlenswert! Sebastian Ingenhoff

Mudhoney »Vanishing Point« Sub Pop / Cargo

Heizdecke / Kaffeefahrt / Rock Gerade Viel- und Alleshörer mit Fokus auf den immer neuen heißen Scheiß kennen ihn: den Impuls, einer altbekannten Band nur halbherzig zuzuhören und schnell die Karte des Alles-längst-schon-viel-besser-gehört zu ziehen. Mudhoneys neuntes Studioalbum nach einem Vierteljahrhundert Bandgeschichte ist dafür nur allzu prädestiniert. Tausend junge Bands könnten frischer, innovativer und schlicht neuer sein als die Grunge- und Sub-Pop-Gralshüter, denen man schon zu ihrer Majorlabelphase vor 15 Jahren leicht vorwerfen konnte, ihren Stil hinreichend ausdefiniert zu haben. Die zehn Songs auf dem überraschend knapp gehaltenen »Vanishing Point« werfen aber einen ganz anderen, eigentlich so verdammt konservativen und der Hipster-Presse seit jeher fremden Impuls auf: nämlich den, dem Altbekannten gegenüber vergleichbaren jüngeren und frischeren Acts den Vorzug zu geben. Nicht, weil es so gemütlich ist, den Sound der Neunziger wieder aufzukochen, sondern weil diese Songs besser, kerniger und wilder sind als das meiste, was Indierock heutzutage hervorbringt. Natürlich sind die Elemente, aus denen Mudhoney ihren Sound zusammensetzen, im Kern dieselben wie vor 20 Jahren. Ihre Songs sind in ihrer Schlichtheit und Vorhersehbarkeit aber trotzdem stärker als die der meisten ihrer Nachfolger. Mudhoney rocken unbeirrbar, und sie können es immer noch. Sie sind die Großväter des Grunge, aber das allein kann doch nicht schlimm sein? Christian Steinbrink

Party / Schampus / Wahnsinn »Mittlerweile hat es sich ja durchgesetzt, dass die Kids das Leben für YouTube filmen. Die filmen natürlich immer die Highlights, da, wo gedivet wird, wo sich ausgezogen wird, der Schampus fliegt und alles kaputt gemacht wird. Entsprechend verhalten die sich auch auf den Konzerten«, kommentierte Gernot Bronsert vor zwei Jahren den Handy-Wahnsinn bei Modeselektor-Konzerten. »Dann hast du irgendwelche Kids in Texas, die Modeselektor Columbia / Sony noch nie gesehen haben, die wollen das natür- Electro / Punk / Disco lich so wie in den Videos erleben und verhalten »Unser Album ist toll / sich dann eben auch so.« Neues Futter für die Deines ist gestern«: Wer mit solch einer Ansage Kids bietet der siebzigminütige Film »We Are Modeselektor« von Romi Agel und Holger Wick. gleich im zweiten Song Die Slices-Journalisten begleiteten das Duo auf um die Ecke kommt, der Tour und gewähren intime Einblicke in den sollte auch liefern. Doch täglichen Wahnsinn vor, auf und hinter der leider ist das Album der Bühne. Ergänzt wird das Footage durch Inter- drei Jungs aus der Steiermark, die unter Neoviews mit Gernot und Szary sowie langjährigen disco firmieren, very gestern. Es ist nicht so,

»Bildgewaltig« Die Welt »Grandios« Der Tagesspiegel »Unbeschreiblich schön« ORF

Ab 7.5. in einer DVD SpeciAl eDition unD Auf blu-rAy erhältlich.

Neodisco »Krawalle und Liebe«

cA. 2 StunDen bonuSmAteriAl www.beastsofthesoutherwild.de


dass ihre Electropunkdisco-Brecher keinen Spaß machen, doch hat man das alles schon in besser gehört. Neodisco dürften wohl die MajorAntwort auf den Audiolith-Trademarksound von Frittenbude, Egotronic und Saalschutz sein. Klingt aber eher so, als hätte jemand die falsche Abfahrt Richtung Money Boy genommen. Die Prise Skrillex, die ein ambitionierter Produzent noch in den Topf gegeben hat, reißt es leider auch nicht raus. Und dass es dann auch noch pubertär-frauenfeindlich zugeht – geschenkt. Vielleicht helfen ein paar Jahre Lebenserfahrung weiter, oder auch nur Kopf einschalten, bevor man abgeht. Selbst wenn die Bandgeschichte durchaus beweisen soll, dass sich die drei von der Pike auf selbst hochgearbeitet haben (selbst gebuchte Gigs und Dorffeste – hört, hört!), zeigen Neodisco leider aufs Neue eindrucksvoll, dass man Authentizität nicht kaufen kann. Aida Baghernejad

Night Works »Urban Heat Island«

YOURS TO KEEP TOUR 21.05.2013 HANNOVER MUSIKZENTRUM 23.05.2013 FLENSBURG DEUTSCHES HAUS 24.05.2013 LÜBECK RIDERS CAFÉ 25.05.2013 BERLIN BI NUU 26.05.2013 HAMBURG ÜBEL & GEFÄHRLICH 27.05.2013 KÖLN CLUB BAHNHOF EHRENFELD 28.05.2013 ASCHAFFENBURG COLOS SAAL 29.05.2013 MANNHEIM ALTE SEILEREI 31.05.2013 FREIBURG SCHMITZ KATZE 03.06.2013 NÜRNBERG HIRSCH 04.06.2013 STUTTGART KELLER KLUB 05.06.2013 MÜNCHEN AMPERE 07.06.2013 DRESDEN BEATPOOL (EX-STAR CLUB) 12.06.2013 DORTMUND FZW

Coop / Universal

Synthpop / Metronomy / Souverän Phil Collins am Schlagzeug, Steve Winwood an der Gitarre. Das könnte man sich zumindest vorstellen, wenn Ex-MetronomyBassist Gabriel Stebbings Solodebüt als Night Works läuft. Seinen Synthpop durchweht etwas von circa 1982, als man die großen und kleinen PopGesten mal so nebenbei machte. Das konnte auch schon mal danebengehen und kann es immer noch, wie Stebbing an manchen Stellen beweist – er hat allerdings die nötige Gelassenheit und das Selbstbewusstsein, es einfach trotzdem zu machen. Das Album dominieren entspannte Bassläufe, doch bedient sich Stebbing einer Vielzahl an weiteren Instrumenten und Stilen – von Saxofon, Piano und Gitarrensoli über Backgroundsängerinnen bis zu einer breiten Mixtur an Synths. Höhepunkt ist die Disco-Synth-Nummer »Share The Weather«, in der er sogar eine kurze, sehr weiße Rap-Einlage unterbringt, aber es zeichnet das »Urban Heat Island« aus, dass man an dieser Stelle mit ihm lacht, nicht über ihn. Und so souverän, wie Stebbing sein leichtes Lispeln zu präsentieren weiß, weiß er auch mit dem Rest seiner Musik umzugehen. Henje Richter

Ausgabe. Aber lassen wir uns durch das quasi­ dogmatisch-affirmative Durchwinken allen Punks in jedweder Ausprägung nicht irritieren. Mögen Okta Logue aus Darmstadt auch gestreifte Hosen mit dünnen Westen und Seidenschals kombinieren, mögen sie durch ihr schwelgendes Grimassenschneiden bei den Gitarrensoli noch so viel Fremdscham hervorrufen, ihr zweites Album »Tales Of Transit City« ist letztlich so gut, das hätte auch Johnny Rotten gekauft. Es ist genau diese Form ironiefreien Retro-Sounds kombiniert mit gutem Songwriting, den früher nur die Schweden konnten. Heute kommt so was von jungen Typen aus der hessischen Provinz. Verrückt! Diese hohe sanfte Stimme über dem lässig dahinswingenden Schlagzeug und der Gitarre mit dem Schlafzimmerblick – wie ein heißer Sommertag, an dem endlich mal wieder Zeit zum Kiffen war. Von Punk aus gesehen ist das wirklich das andere Ende des Flures, aber wem das allein den Spaß versaut, der war eh nie Punk. Carsten Schumacher

Queens »End Times« Dial / Rough Trade

Postapokalypse / Drone / Leere Es ist vorbei mit der Menschheit. Vorbei mit der Geschichte. Vorbei mit der Welt. Nur ein einsamer Mann sitzt mit Gitarre, Bass und vielen Verstärkern in einem leeren, offenen Raum. Strom hat er noch, und weil er den ganz für sich alleine hat, dreht er die Verstärker schön auf. Wir befinden uns in der Postzeit. Das schöne Präfix »Post-«, das sich auch vor anderen Wörtern wie Moderne, Rock oder Apokalypse wiederfinden lässt, will ja sagen, dass am Ende von etwas doch noch was kommt. Und wenn dann immer noch mehr kommt, gibt es noch ein Post- davor. Doch nach Scott Mous Solodebüt als Queens, »End Times«, kommt nichts mehr. Und es passiert auch hier schon verdammt wenig. Mou hat mit Noah Lennox (Panda Bear, Animal Collective) unter dem Alias Jane schon ähnlichen, besseren Drone und Postpostpostrock gemacht. In den leeren Raum, den Mou eröffnet, kann der Zuhörer zwar hineinlegen, was immer er möchte: Erinnerungen, Gefühle, Bilder. Und wenn das passiert, dann kann er ganz bei sich sein und in sein Spiegelbild blicken. Wenn das Publikum allerdings nichts mitbringt, ist auch nichts da – und in der Endzeit hat Mou wohl Columbia / Sony / VÖ 17.05.13 leider keine Zuhörer mehr. Zurück bleiben nur Hippie / Hessen / High Five Raum und Leere. Ist das noch Punk? Au con- Henje Richter traire! Mit ihrer Mischung aus Pink Floyd und Portugal.The Man plus BeatlesZitaten ist diese Band der Nestbeschmutzer dieser Unter Schafen / Al!ve unserer Deutschpunk- Konsens / Indiepop / Single

Okta Logue »Tales Of Transit City«

Scanners »Love Is Symmetry«

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Gefangen im Konsens. Diese Londoner haben in den sieben Jahren ihrer bisherigen Bandgeschichte eigentlich alles richtig gemacht. Kleinformatige Pop-Hymnen geschrieben, sie in diverse angesagte TV-Serien (unter anderem »Shameless«) importiert, den Support für einige angesagte Bands von größerem Kaliber gegeben (The Horrors, Silversun Pickups, The Wedding Present) und sich sonst als sympathische wie ernst zu nehmende Musiker aus dem New-New-Wave-Bereich in den riesigen Indiepop-Teich gepaddelt. Trotzdem bleibt ihr Output durchwachsen – weil überschäumende Emotionen, pochende Kratzer oder sonstige einmalige Charaktereigenschaften tatsächlich fehlen. Auf Albumlänge geht den Scanners leider die Luft aus. Reduziert auf den Status einer Singles-Band, liefern sie jedoch dankbares Gut für alle DJs: Songs wie das schnodderige Folkstück »Mexico«, das melancholisch schwebende »A Smile On Both Your Faces« oder die SynthbassHüpfburg »I Couldn’t Help Myself« bleiben hängen und schütteln den Club gekonnt durch. Klaas Tigchelaar

Sedlmeir »Singularität« Haute Areal / Cargo / VÖ 03.05.13

Ironie / Flashen / Freigeist »Menschen brauchen Rock’n’Roll« ist die These von Sedlmeirs erstem Song auf seinem vierten Album – und das in Zeiten, in denen selbst Noel Gallagher behauptet, Rock sei dead. Doch in der Dauerpräsenz von allen nur möglichen Behauptungen gleichzeitig kann einen kaum noch eine Aussage schocken. Die Wahrheit steckt im Detail, in einzelnen Alben: Und »Singularität« ist eine sympathische Pop-Platte von Format. Ein europäischer Rock-Beat zieht sich schmissig durch liebevoll stilisierte Songs, die Falco und den »Kriminal Tango« melangieren. Die Musik selbst ist dabei so cool, dass sie auf einen Bass verzichten kann. Nur textlich vermag Sedlmeir einem nicht den Atem zu rauben, seine Tongue-in-cheek-Lyrik, die zwischen Romantik und Ironie changiert, seine Beobachtungen zum Sommer in Berlin, zu Touristen, Hipstern und Einen-drauf-Machern sind gekonnt, flashen aber nicht über die Maßen. Das hat die Rösinger bereits konziser vollbracht. Sedlmeir mag ein Freigeist sein, steht aber nach zehnjähriger Karriere auf dem Parkett der Pop-Poesie nicht so solitär da, wie die Veröffentlichung suggeriert. Was bleibt, ist verruchtes, charismatisches Entertainment, das sich selbst überschätzt, aber daraus eben auch seine Energie bezieht. Franz Joachim Büchner

PUNK Spektakel Protest PolitiK The Thermals »Desperate Ground« Saddle Creek / Cargo

1-2-3-4 / Punk / Stabil Schon beim letzten, dem vierten Album von The Thermals schienen sich die Geister der Ramones endgültig im Gitarrenkoffer von Hutch Harris häuslich eingerichtet zu haben. Nicht dass der Thermals-Sänger, der die Band 2002 in Portland gründete, so klänge wie Joey oder so spiele wie Johnny Ramone. Aber Harris hat hart daran gearbeitet, die vielleicht beeindruckendste Errungenschaft der New Yorker Proto-Punks ins neue Jahrtausend zu retten, die jetzt erstmals in allen Songs eines Thermals-Albums anzutreffen ist: die sofortige Wiedererkennbarkeit. Auch ohne »One, two, three, four!« vor jedem Song klingt »Desperate Ground« bereits nach zwei Sekunden zweifelsfrei nach dem sägenden, verwaschenen Thermals-Schepper-Trademark. Die neuen Songs zeigen sich fast manisch von jeglichem Ballast befreit. Keine Passage dauert länger als nötig, alle Instrumente stellen sich in den Dienst der hymnischen Gesangspassagen, die erneut Geschichten über Tod, Gewalt und Krieg erzählen. Die erste Single »Born To Kill« schafft es so, in nicht einmal zwei Minuten eine komplette Killer-Biografie in zwei Strophen, zwei Refrains und einer Bridge auszuerzählen. Das ganze Album, auf dem mindestens vier weitere hervorragende Stücke folgen, bringt es so auf nicht einmal 30 Minuten. Im Zeitalter des pathetisch-zerfaserten Corporate-Rock eine viel zu kurze Zeit für ein Album. In der gehetzten Welt von The Thermals mehr als genug, um den Hörer schnell verdreckt, aber glücklich in die Sessel sinken zu lassen. Felix Scharlau

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288 Seiten, gebundenes Buch g 19,99 [D] · ISBN 978-3-453-67653-4

Die offizielle BiograPhie

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ber 30 Jahre Punkrock und Revolte: Die legendäre Hamburger Band Slime erzählt ihre Geschichte, ungeschönt und aus erster Hand. Wegbegleiter und Bewunderer wie Campino, Jan Delay und Rocko Schamoni kommen mit persönlichen Anekdoten zu Wort. Ergänzt um bislang unveröffentlichtes Archivmaterial, entsteht das Porträt einer außergewöhnlichen Band und ihrer Zeit.

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MORGEN

Spektakel

lich mit Brian Wilson auf »Orange Crate Art« veröffentlicht) und skurrile Coversongs wie »Wedding In Madagascar«, ein traditioneller Acappella-Song, enthalten. Als Gastsängerinnen in der überdrehten »West Side Story«-Kulisse werden Gaby Moreno und Irana George begrüßt. Klar, das ist definitiv nichts für Menschen mit Musical-Allergie, die schon beim Anblick eines blütenweißen Tutus kräftig durchdrehen. Klaas Tigchelaar

The Virgins »Strike Gently« Cult / Al!ve

The Uncluded »Hokey Fright« Rhymesayers / Groove Attack / VÖ 10.05.13

Demokratie / Wolle / Supergroup A Perfect Circle, Audioslave, Fantômas, Hertel und Mross und zuletzt die Atoms For Peace – egal, ob wild mutiert oder laborgezüchtet: Die Supergroup lebt und schockbegeistert immer wieder mit zuvor undenkbaren Verbindungen und neuen musikalischen Aggregatzuständen im bunten Gesamtspektrum von Schönheit und Wahnsinn. Trotz gegenseitiger Gastauftritte auf den jeweils letzten Soloalben waren auch The Uncluded nicht vorhersehbar. Um es gleich klarzumachen: Rap-Irrwisch Aesop Rock und Folk-Songtress Kimya Dawson haben mit »Hokey Fright« gemeinsam ein Monster gezüchtet, das Schönheit UND Wahnsinn beider Solowerke in 16 Tracks auf die nur logischste und demokratischste Weise verbindet. Aus dunklen, stark reduzierten Beats (Aesop), Akustikgitarren (Kimya), beschleunigtem Word-Play (Rock) und akzentuierter Verzögerung (Dawson) ist dabei ein Sound entstanden, der in seiner Dichte und Rhythmik tatsächlich bisher noch nicht zu hören war. Rapalbum des Monats. Folkalbum des Jahres. Roman Sobota

Van Dyke Parks »Song Cycles« Bella Union / Coop / Universal / VÖ 03.05.13

Musical / Narziss / Glöckchen Das erste Album des exzentrischen amerikanischen Komponisten erschien 1968 und hieß »Song Cycle«. Womit dies nach unzähligen Kollaborationen als Komponist und Arrangeur (unter anderem mit Brian Wilson und für Größen wie U2, Fiona Apple, Sheryl Crow, Joanna Newsom) quasi der Nachfolger sein müsste. Faktisch enthält das aktuelle Werk des Mannes mit Vorliebe für grotesk affektierte Lyrik, Musical-Dramaturgie und beinah barockes Pop-Verständnis ein wildes Allerlei: Neben neuen Songs wie »Dreaming Of Paris« sind Re-Recordings (»Hold Back Time«, ursprüng-

Classic / Augenzwinker / Pop Sind The Virgins doch mehr als gelangweilte New Yorker Kids reicher Eltern? Mit ihrem anstrengend gehypeten Debütalbum 2008 konnte sich die Band erfolgreich von dieser Unterstellung freimachen. Nun, fast fünf Jahre später, haben sie sich weit ab von zeitgeistigen Trends und Sounds wiedergefunden. Schon beachtlich, mit was für einer Selbstverständlichkeit hier auf eine humorvolle und unverkrampfte Art Dire Straits, Rick Springfield, Billy Idol oder The J. Geils Band zitiert werden. Da wurde sich mal so richtig schön im Eighties-US-Classic-RockPop umgesehen. Julian Casablancas von The Strokes war derart angetan, dass er die Jungs sofort für sein Label Cult Records signte. Dennoch muss angemerkt werden, dass einige Songs durch diese smoothe, vertraute Melodieführung manchmal altbacken rüberkommen, wie zum Beispiel das stark an Billy Idols »Sweet Sixteen« erinnernde »Wheel Of Fortune«. Doch trotz angeführter Kritikpunkte ist »Strike Gently« in seiner Gesamtheit eine erfrischende augenzwinkernde Classic-Pop-Platte geworden. Benedikt Ruess

Vondelpark »Seabed« R&S / Al!ve

Müde / Nebel / Umkehrformel Der Übertrag von den beseelten Verästelungen der Post-Dubstep-Ära in eine greifbare Band-Konstellation gelang bisher eigentlich nur einer einzigen Band wirklich schlüssig: The xx. So weckte das britische Trio Vondelpark mit seiner bereits 2010 erschienenen »Sauna«EP die vage Hoffnung, den schüchternen Abräumern zumindest ein bisschen Konkurrenz machen zu können. Das nun vorliegende Debüt lässt diese Zuversicht leider etwas schwinden. Wo The xx das Wechselspiel aus Strenge und Intimität fast schon virtuos beherrschen, verlieren sich viele Songs auf »Seabed« in einer beiläufigen Spielart des Letzteren. Will heißen: Mittagsschläfchen statt erotisches Knistern. Dabei war der »Unique Selling Point«, wie es im

Marketingsprech so schön heißt, bei Vondelpark doch eine recht ungewöhnliche Umkehrformel: Die Einflüsse aus R’n’B und britischer Electronica wurden schlichtweg in die Texturen einer klassischen Indie-Band gekleidet. Fällt Ersteres weg, bleibt vor allem: noch eine klassische Indie-Band. Und davon gibt es mittlerweile doch genug, oder? Philip Fassing

Westbam »Götterstrasse« Vertigo / Universal

Technopop / Tribute / Gäste Westbam hat immer schon Pop gemacht. Er hatte früh verstanden, dass man zur Pop(ularisierung) gradlinig, eingängig und wandelbar sein muss. Vom Westberlin der Achtziger führte sein Weg über Love Parade und Mayday-Raves bis in die Charts und in den »Eurovision«-Vorentscheid. Die Szene mochte die Nase rümpfen, aber die Masse der Gelegenheitsraver hatte er meist auf seiner Seite. Nun hat er sich zum 30-jährigen Jubiläum selbst ein Tribute-Album mit Gastsängern auf jedem Track produziert, und gemessen an Popstandards funktioniert das erstaunlich gut. Meist schafft er es, sich auf die verschiedenen Stile und Stimmen einzustellen, von Iggy Pop über Bernard Sumner (New Order), Brian Molko (Placebo), Inga Humpe (2raumwohnung) bis hin zu Lil Wayne und Kanye West. Als Grundregel gilt hier: je älter die Sänger, umso besser die Tracks. Zusammengehalten wird das Ganze durch Beats und Synths der eher düsteren Spielart, doch man darf nicht zu viel Tiefe erwarten, weder in der gradlinigen Entwicklung der Songs noch in den Texten, die sich meist um Liebe, (Nacht-)Leben und Musik drehen. Das Album ist weniger ein Rückblick auf Westbams Schaffen als auf dreißig Jahre elektronische Popmusik im Allgemeinen. Henje Richter

Wrongkong »Kill The Should And Make A Do« ADP / Al!ve

Discopop / Fabrik / Autowerbung Hey, waren die nicht gestern schon hier? Fast, denn 15 Monate brauchte die Band aus Nürnberg, um nach »So Electric« ein neues, mit unorthodoxen Tanzhits gespicktes Album rauszuhauen. Woran ja nichts falsch ist, solange nicht der Vorwurf »Songfabrik« fällt – aber da waren Wronkong wohl grade in der Mittagspause, bei Energydrinks und Schneeballschlacht. Schrammelige Synthesizer, flutschige Schlagzeugbeats und ein schmales Produktionsbudget sind hier zudem kein prätentiöser Anti-Charme,


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sondern schlicht Mittel zum Zweck. Viel wichtiger ist da schon die charmant-laszive Stimme von Sängerin (und Tänzerin!) Cyrene Dunbar. Ihr wird der 80er-Jahre-Dancefloor im besten Sinne zu Füßen gelegt. Klar erinnert das auch ein wenig an La Roux, Metric oder sogar Blondie, kann aber mit feinfühligem Songwriting und vielen Hitmomenten längst eigenständig punkten. Und fürs Protokoll: Einen Song für Automobilwerbung, Remixes von Bloodgroup und I’m Not A Band und einen Kulturförderpreis haben sie auch schon. Klaas Tigchelaar

Andrew Wyatt »Descender« Downtown / Coop / Universal

Pop / Krampflos / Geigenhaft Ein Anflug von Größenwahn bei Sänger/Songwriter/Produzent Andrew Wyatt, der zuletzt vor allem als Stimme für die Indie-Hitgranate ­M iike Snow in Erscheinung getreten ist? Möglich. Aber für uns, die wir keinen musikwissenschaftlichen Studiengang absolviert haben, muss sich alles, was mit einem 75-köpfigen Orchester und der Komposition und Orchestrierung des zugehörigen Materials zu tun hat, wie Übermut anfühlen. Der Output von Wyatt und dem Prager Philharmonie Orchester klingt deutlich verträglicher, es ist ein galanter Mittelweg zwischen schwelgenden Ambientpop-Klanglandschaften und klassischem Geigen-Stakkato. Wyatt singt obendrein recht sympathische Zeilen dazu, während die Gästeliste mit Anthony Rossomando (The Libertines), Brad Traux (Ex-Interpol) und John

»Das Musikgeschäft ist eine grausame und hirnlose Geldkloake. Ein langer Korridor aus Plastik, in dem Diebe und Zuhälter tun und lassen, was sie wollen, und gute Menschen vor die Hunde gehen. Im Übrigen hat es auch eine negative Seite.« Schöne Zitate Teil 1. Heute: Hunter S. Thompson

Herndon (Tortoise) E-Musik-Partykompetenz beweist. »Descender« zählt zu den wenigen Veröffentlichungen, die es schaffen, Klassik und Pop in völlig unverkrampfter und ansprechender Darbietungsform in einen Topf zu bringen. Dafür: Hut ab! Klaas Tigchelaar

Yast »Yast« Adrian / Double Sun / Broken Silence

Frühling / Himmelbett / Baumhaus Hat hier jemand Frühlingsmusik bestellt? Auch wenn Liedtitel wie »Rock’n’Roll Dreams« oder »Heart Of Steel« an eine bierbäuchige Hardrock-Combo gemahnen, können und möchten Yast nicht verbergen, dass sie clevere Softies sind. Der Hang zur Romantik wird hier nur dann hinter dunklen Sonnenbrillen verborgen, wenn die Augäpfel bereits in Flammen stehen. Die Band aus Malmö erinnert mit musikalischen Beziehungsgeschichten daran, dass schwedischer Indie-Pop Anfang dieses Jahrtausends einen Großteil unserer Mixtapes füllte: im Winter zum Wärmen; im Sommer, weil Sommer war. Als flauschige, melodieverliebte Melange aus Twee-, Dream- und Lo-Fi-Pop präsentiert sich das Debütalbum von Yast und wäre zu Zeiten der Bandgründung 2007 vermutlich noch neben Acts wie The Radio Dept. oder Club 8 auf Labrador Records erschienen. Doch auch fünf Jahre später haben die Schweden gute Chancen, ihre Nische zu finden. Wie heißt es doch so passend in »Rock’n’Roll Dreams«? »Don’t you worry / I’ll be fine.« Bastian Küllenberg

Kurzer Prozess »Warum Plattenreviews

lesen, wenn man sie auch glotzen kann?«

Dieser QR-Code führt zu den neuesten Beiträgen der Rubrik »Kurzer Prozess« (www.intro.de/spezial/kurzerprozess). Vor dem unterhaltsamen Schnellgericht wird diese Woche unter anderem Westbam rangenommen.

JUNE 21-22-23 2013

FESTIVAL BEEKSE BERGEN HILVARENBEEK

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The Bevis Frond »White Numbers« Das ungefähr 100. Album des britischen Psychedelic-, Indieund Gitarrensolo-Fans Nick Saloman. Analog zu seinem vagen Vorbild Neil Young und seinen Epigonen Dinosaur Jr wirkt die Doppel-CD stilistisch wertkonservativ bis zum Abwinken. Oder, anders formuliert: so geil wie immer.

Die Aeronauten »Live!« Die Aeronauten sind nun seit einigen Jahren schon auf Extratour, auf der ausgedehnten Ehrenrunde. Von dem Schweizer Hamburger-Schule-Hype und dem Wunsch, von der Band leben zu können, befreit, spielt man befreit auf. Live, Best-of, Kuss drauf. Virtuos, entspannt und mit viel Alt- Jello Biafra And The Guantanamo School Of herrenbock. Medicine »White People Akron/Family »Sub Verses« And The Damage Done« Zu kontrolliert, um Zehn neue Songs vom komplett geistesgestört Ex-Dead-Kennedyszu sein, aber doch recht Mastermind mit einem wüst geht es auf dem so dicken Textheft, nun siebten Album von Akron/Fa- dass man es kaum in die CD-Hülle mily zu. Wunderbare Wahnsinns- gequetscht bekommt. Biafras harmusik, deren Folkeinflüsse fast ter Punk’n’Roll mit Nervgesang ist komplett verschwunden sind hin- leicht antiquiert, sein kompromisster all dem Geräusch. Was für Fans loses Gepöbel gegen Spießer und – aber keine Sekunde langweilig. Großkapital so verkürzt wie richtig und wichtig. Johannes Albert »Hotel Novalis« Bosnian Rainbows Wer von euch Arsch- »Bosnian Rainbows« löchern hat eigentlich Aus der »Nicht hudHouse ruiniert? Wie deln, schön machen!«gefickt das Genre ist, Schmiede um das Lafällt sofort wieder auf, wenn man bel und Studio Clouds doch noch mal eine warme groß- Hill kommt mit dieser 10-Inch ein artige Veröffentlichung des Gen- Vorbote auf das Album, Bosnian res im Arm hält. Der junge Produ- Rainbows ist die neue Band von cer kommt aus dem Spessart. Wir Omar Rodriguez-Lopez (Mars Volta). Immer noch spröde, genialisch lieben ihn. und sprunghaft – statt psychedelischer Härte gibt’s hier nun aber The Amplifetes dreidimensionalen sphärischen »Where Is The Light« Leicht aufgekratzter Psycho-Pop. Pop, der gute Stimmung macht. Das ist British Sea Power wie ein Freund, den »Machineries Of Joy« man anruft, wenn man schlecht Pompös bis psychedrauf ist, und danach sieht’s schon delisch und dabei erwieder besser aus. Tiefgang gibt’s staunlich gut gelaunt. Die experimentierfreuim Ozean, hier läuft Gitarrenpop. dige Indie-Rock-Institution BriArt Brut »Top Of The Pops« tish Sea Power featuret Geigen und Eddie Argos ist Gott. Trompeten und gibt sich angenehm Mit dieser Meinung zugänglich. Es bleibt aber Musik für scheint man in Zei- Erwachsene, Kids! ten der jüngsten, in Deutschland gefloppten Album- The Burning Hell VÖs von Art Brut ziemlich alleine »People« dazustehen. Nichtsdestotrotz ist Rumpel-Indie-Stadisie wahr. Songwriting, Sound, Atonrock und Schokokuss-Armageddon aus titüde der Band sind der ultimative Genuss. Die Best-of gibt Zeugnis Neufundland, Kanada. davon. Art Brut sind die britische Früher nannte das die Regierung Schröder noch Antifolk. In jedem Popband der Nuller. Punkt!


MORGEN

Chvrches »Recover EP« Nach zwei Singles nun die erste Digital-EP (auch als Vinyl auf 300 Stück limitiert) des verhaltensauffällig gewordenen Trios aus Glasgow. Die beiden »Recover«Remixe kann man getrost vergessen. Originalversion und zwei weitere Songs machen aber Bock auf das Debüt und die IntroducingTour – siehe S.30. Civil Twilight »Holy Weather« Geschmeidiger Afrobeat – realisiert mit dem geschulten Auge des Indie-Nerd. Südafrika und Nashville treffen in dieser Band aufeinander. Klingt gut, kann einiges.

Egotronic / Frittenbude »Abschaffen / Nüchtern bleiben – Die Tocotronic-Remixe« Der Reiz dieser Remix-Single ist ihre Versuchsanordnung. Die über dem schnöden Jetzt stehenden Indie-Gandalfs Tocotronic interpretiert von Audioliths unmittelbaren Beatpushern. Toco plötzlich als Pogo-Dance­floor? Nee. Frittenbude singen selbst und schaffen ein aufregend dubbiges Monster – knallt. Egotronic unterlaufen alle Erwartung und machen auf Minimal – stylish, aber nicht wirklich nachhaltig.

Intergalactic Lovers »Greetings And Salutions« Es ist dem Label GHVC hoch anzurechnen, dass neben den beliebten Zugpferden immer wieder in Deutschland unbekannte Bands veröffentlicht werden. Intergalactic Lovers kommen aus Dead Can Dance Bel­gien, spielen melancholischen »In Concert« Nenn 1000 Dinge, die Indiepop, und zwar sehr guten. du lieber hättest als 2013 eine Live-CD von Lo! DCD ... Okay, außer »Monstrorum Historia« vielleicht, Verwandte von dir sind Dieses Urviech von in der Band oder du selbst wirst Band mit dem blöden bald 60. Doch Intro-Lektorin und Namen kommt aus -Herausgeber sind Connaisseure Australien und spielt der Band – mit denen können wir düsteren Doom-Metal mit Hardes uns nicht verscherzen. Zudem ist core-Einflüssen. Der Sänger kann das hier schon großes Dark-Wave- sehr gekonnt grunzen und schreiKino. Viel Fummel-Pathos. en. 95% der Intro-Leser sind raus, den Rest wird’s tierisch freuen. The Dope »Hinterlandia« Wirklich toller, ab- Daniel Maloso wechslungsreicher und »In And Out« teilweise richtig krachiDie mexikanische Vager und wüster Hinterriante von DAF. Daniel wäldler-Indie von zwei strubbeMaloso liefert eine geligen Bayern auf Augenhöhe mit lungene Reanimation ihren amerikanischen Vorbildern. des in den 80ern populären BodyMusic-Genres: treibende ElectroDouble Dagger »333« Beats, Hi-NRG, das richtige Maß Farewell-EP des be- Cheesiness und der markige Shoutreits 2011 aufgelösten Gesang rollen den Club auf. Post-Hardcore-Trios aus Baltimore. Ener- The Mary Onettes getisch-melodische, vielschichti- »Hit The Waves« ge Knüppelhymnen, wie immer Verträumt, Balearic ganz ohne E-Gitarre. Den Insiderund tief in den 80ern. status von Double Dagger beendet Zehn durchgängig gute hoffentlich eine ebenfalls neue, seSongs, zu denen man, henswerte Tour-Doku zur Band na- mit einem weißen Hemd bekleidet, mens »If We Shout Loud Enough«. einen Strand entlangrennen möchMacht’s gut! te. Natürlich in Zeitlupe.

SNOOP LION ★ GENTLEMAN ★ PATRICE ALBOROSIE ★ MAJOR LAZER ★ BUSY SIGNAL MORGAN HERITAGE ★ TARRUS RILEY MATISYAHU ★ FAT FREDDY‘S DROP PROTOJE ★ POPCAAN ★ KEN BOOTHE ALOE BLACC ★ CHRONIXX ★ JUNIOR KELLY RICHIE STEPHENS ★ ROMAIN VIRGO BIGA★ RANX ★ RAGGASONIC ★ BLUMENTOPF THE BLACK SEEDS ★ WARRIOR KING TURBULENCE ★ DENDEMANN ★ BROUSSAÏ THE AGGROLITES ★ TSCHEBBERWOOKY ROCKY DAWUNI ★ EES ★ SAM ★ FURASOUL CHIMA ★ UWE BANTON ★ MARTIN ZOBEL OHRBOOTEN ★ GANJAMAN DANCEHALL ARENA

DIPLO ★ SENTINEL ★ POW POW ★ JUGGLERZ AND MORE

5. - 7. JULI 2013 ★ KÖLN • FÜHLINGER SEE TICKETS & INFO: SUMMERJAM.DE 14.07.13

22.08.13

BIETIGHEIM– BISSINGEN

COBURG 24.08.13

07.08.13

SZIGET FESTIVAL

(HU)

09.08.13

TAUBERTAL FESTIVAL

15.06.13

KÖLN

10.08.13 AUSVERKAUFT

21.06.13

GRÄFENHAINICHEN 23.06.13

KASSEL

11.08.13

BERLIN–TEMPELHOF

(A)

OPEN AIR ST. GALLEN

(CH)

12.07.13

BOCHOLT

LOSHEIM AM SEE

DAS COMEBACK IST NOCH NICHT VORBEI 11.06.13 AUSVERKAUFT

FLENSBURG

17.08.13

ROSTOCK

16.–18.08.13

WARSCHAU

21.08.13

PRAG

12.06.13 AUSVERKAUFT

UELZEN

27.–30.06.13

31.08.13

16.08.13

ROCK ’N‘ HEIM

29.06.13

WIEN

BERLIN–TEMPELHOF

BREMEN

26.06.13

HIGHFIELD FESTIVAL

(PL)

TICKETS UNTER WWW.BADEMEISTER.COM

Fall hat man es hier mit einer fantasievollen Haus-Party zu tun, die vom Geist der beteiligten Künstler, Spinner, Freaks sehr gut lebt.

099

27.06.13

(CZ)

CHIEMSEE ROCKS!

WARRIORS TOUR 2013 06.06.13

SUMMER TOUR 2013

PADERBORN 07.06.13

ROCK IM PARK 28.08.13

04.09.13

31.08.13

05.09.13

HAMBURG STUTTGART MINDEN

MÜNCHEN

08.06.13

ROCK AM RING 18.-21.07.13

01.09.13

06.09.13

DEICHBRAND FESTIVAL

03.09.13

07.09.13

21.07.13

KÖLN

BERLIN

BAYREUTH MANNHEIM

SERENGETI FESTIVAL

WWW.THELIVINGEND.COM

04.08.13

09.09.13

HORST FESTIVAL

REUTLINGEN 10.09.13

SAARBRÜCKEN

16.–18.08.13

HIGHFIELD FESTIVAL

11.09.13

DÜSSELDORF

04.09.13

12.09.13

BERLIN

LINGEN

05.09.13

13.09.13

DRESDEN

BREMEN

06.09.13

14.09.13

BAYREUTH

HAMBURG

07.09.13

MANNHEIM WWW.DISCOENSEMBLE.COM

AUSSERDEM AUF TOUR DEINE FREUNDE · DEINE L AKAIEN · DESORDEN PÚBLICO · DJ EXEL.PAULY · DIE TOTEN HOSEN DŸSE · THE DURANGO RIOT · TRIGGERFINGER · DONOT S · FETTES BROT · KOPEK · L A VEL A PUERC A · MOUSE ON MARS OHRBOOTEN · PASCOW · PATRICE · ROYAL REPUBLIC · TURBOSTAAT · WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER

KIKIS KLEINER TOURNEESERVICE KK T GmbH WWW.KK TLIVE.DE

PHONE +49.30.695.80.880 PORTOKASSE@KK TLIVE.DE


100

MORGEN

RAUF

www.fastforward-magazine.de

Klaus Bönisch für KBK GmbH präsentiert:

19.08. Bonn // 20.08. Hanau 21.08. Berlin // 23.08. Leipzig 24.08. München

04.06. Köln, Lanxess Arena 06.06. Berlin, O2 World

Blue OctOBer

LOU HAYTER & JEAN-BENOÎT DUNCKEL of the french band

12.11. München // 13.11. Mannheim 14.11. Frankfurt // 15.11. Berlin 16.11. Köln

20.05. Berlin, Magnet 21.05. Köln, Kantine 22.05. Aschaffenburg, Colos Saal

„AIR“

Infos & Tickets unter: www.ticketmaster.de / www.kb-k.com

The Rockingbirds »The Return Of The ­Rockingbirds« Sympathisch abgelebte, grauhaarige Herren veröffentlichen 17 Jahre nach ihrem letzten Album wieder ein großartiges Alternative-Country-Album. Ein Comeback zum Knutschen.

Flea »Helen Burns« Diese EP des Red-HotChili-Peppers-Bassisten Flea lag erst mal fünf Jahre im Hinterzimmer rum. Die Ambient- und Jazz-inspirierten Instrumentaltracks hätten eine VÖ auch nicht She & Him »Volume 3« unbedingt gerechtfertigt – um das She & Him, das ist die berührende, von Patti Smith gesunBand von der als Schaugene Titelstück wäre es aber wirkspielerin bekannteren Zooey Deschanel und lich schade gewesen. dem Gitarristen M. Ward. Gegen dieses unaufgeregte poppige FolMaston »Shadows« Verträumter analoger kalbum könnte man nun kleinlich Retro-Wahnsinn aus abhassen, aber es sind einfach gute Kalifornien komplett Songs, die gute Laune machen. Damit Schellenkranz, ran ist nichts verkehrt, merkt euch verhallten Chören und psychede- das, ihr Penner! lischen Gitarren. Maston hat sich seinen Supersound bei Phil Spector, Marnie Stern »The Brian Wilson, Burt Bacharach und Chronicles Of Marnia« Ennio Morricone ausgeliehen und Das vierte Album der Sängerin und Super­ geht damit pfleglich um. gitarristin Marnie Stern ist etwas weniThe Old Wind ger verquer als die Vorgänger, aber »Feast On Your Gone« In Nordschweden wird immer noch zappeliger Indiepop mal wieder die einsame voller lustiger Mathrock-ElemenWaldhütte zusammen- te. Ein Musik gewordenes Restlessgebrüllt. Tomas Lilje- Legs-Syndrom. dahl von der einflussreichen PostHardcore-Band Breach spielte diese Still Corners sechs bösartigen, rohen Songs kom- »Strange Pleasure« plett im Alleingang ein. Ein Fanal Ein schöngeistiger Popgegen all die glatt gelutschten ProHauch, der dem Kadaduktionen in den härteren Musikver von Human League entfleucht sein könnte. genres. Die guten 80er aus coolem Samt, Pulp »After You« Style Council, Cocteau Twins. Die Danke Record Store Revolution fällt aus. Egal – HauptDay! Ihr habt Pulp ei- sache, klingt gut. nen neuen Song entrissen – und ganz ohne ZSK »Herz für die Sache« Emotionen: Ich liebe ihn mehr als Stockkonservativer Skatepunk mit eher meine Eltern! Jarvis Cockers sexy Blasiertheit und ein echt gutes simplen Antifa-TexStück Post-Disco, produziert von ten – da kotzt sich der James Murphy – aufgebrezelt hier Musik- und Politikschlaumeier naunter anderem noch durch einen türlich direkt auf die Sneaker. ZSK Soulwax-Remix. ist das mehr als egal, die Gründer der niedrigschwelligen Kampagne Retox »YPLL« »Kein Bock Auf Nazis« sind nach Angestochener 80er- jahrelanger Bandpause wieder mit Positive-Hardcore der viel Herz und Engagement bei der Façon Spermbirds ge- richtigen Sache. mixt mit Cali-Punk der frühen Ära Fat Wreck. Retox knallen ganz schön. Das könnte Ihrem Neffen gefallen, bevor er Heroin entdeckt.


RUNTER

Glasperlenspiel »Grenzenlos« Das Duo aus dem »Popbundesland« BadenWürttemberg arbeitet im Artwork zu seinem zweiten Album mit den momentan allgegenwärtigen Dreiecken und liefert souverän produzierten, 80er-inspirierten Dancepop ab. Mit ihren hilflosen Texten bleiben sie aber weiter in der seelenlosen Gebrauchsecke stehen.

Dungeonesse »Dive You Crazy« Die Sängerin der Indie-Band Wye Oak und ein bärtiger Produzent machen zarten, perfekt ausproduzierten Charts-Pop mit R’n’B-Elementen. Was erst mal wie ein Hipster-Gag klingt, ist wirklich liebevoll gemeint und gemacht, bloß wollen die Songs leider nicht The Pigeon Detectives zünden. »We Met At See« Wegen ihres engagiert eingespielten PartyFayzen »Meer« Der Rapper und SänBritpop mit Zappelger Fayzen ist sicher ein HiHat kann man der wirklich netter, talen- Band nicht viel vorwerfen. Origitierter Typ mit viel Ta- nell ist es aber auch nicht, wie hier lent und eher unpeinlichen, deepen Stück für Stück ohne retardierenTexten, bekam seinen Plattenver- de Momente (Autor hat Abitur!) von trag aber höchstwahrscheinlich im tanzbarer Strophe zum Mitsing-ReZuge des Erfolgs von Philipp Poisel, frain und zurück gesteuert wird. mit dem er die gequälte Intonation gemein hat. Auf Albumlänge leider Max Prosa »Rangoon« nicht zu ertragen. Manege frei: Max Prosas kunstvoll, aber anThe Shanes gestrengt instrumentiertes Album beginnt »Road Worrier« Herrlich wäre es, an doch tatsächlich mit Zirkus- und dieser Stelle zum allge- Clown-Metaphern. Und bedeumeinen Entsetzen ein tungsschwanger geht es weiter von Polka-Punk-Album ab- plattem Reim zu plattem Reim. Das zufeiern. The Shanes klingen leider ist keine lyrische Tiefe, das ist das eher wie eine Irish-Folk-Band, die bodenlose Nichts. The BossHoss covert. Also furchtRantanplan »Pauli« bar! Bierzelt-Indie wird natürlich besonders dann Timo Maas offensichtlich, wenn »Rockets & Ponies« Timo Maas ist seit 30 die Schunkelbläser wie Jahren DJ, nicht ganz hier gleich mitgeliefert werden. Wir so lang auch Techno- sind so Hamburg, wir hassen GenProduzent und schwer trification ... Ein Klischee, das man erfolgreicher Remixer, sein vier- mit der Band verbindet, das hier tes Soloalbum zeigt seine zahlrei- nicht komplett ausgeleuchtet wird? chen (Pop)einflüsse und ist doch ein Fehlanzeige. Gefällig, aber viel zu ziemlich ödes Geblubber ohne Hö- berechenbar. hen und Tiefen. Muss man sich mal vorstellen, bei all der Erfahrung! Wampire »Curiosity« Kombination aus VamNeo Rodeo »Mein junges pir und Wampe? Ist und sorgloses Herz« etwa schon eine neue Der Titel des Albums The-Cure-Platte da – »verspr icht« neue und ich trage nichts am Leib als deutsche Songwri- zwei Schweinehälften? Kommanter-Befindlichkeit, der do zurück, dieses Duo aus Portland Bandname indes grellen Fritten- backt kleinere Brötchen, schmebuden-Zauber. Richtig liegt erstere cken auch, aber dafür wechsle ich Zuschreibung. Die Freiburger sit- jetzt nicht den Bäcker! Abgehangezen mit alle Mann auf einem toten ner Classic-Poprock. Gaul. Nicht hinschauen!

Massive Attack v Adam Curtis

Konzert, Film, Performance 29. 30. 31. August 2013 Kraftzentrale, Landschaftspark Duisburg-Nord

Eine Koproduktion der Ruhrtriennale mit dem Manchester International Festival und der Park Avenue Armory, New York.


HEIMSPIEL

Ninamarie »Feuer in der Nachbarschaft« 12-Inch-LP / Rookie / Cargo / VÖ 15.03.13

Artwon Artown Artnow »White Noise Romance« BluNoise / Al!ve / VÖ 2012

BLOODHOUND GANG FALL OUT BOY JUPITER JONES MILLENCOLIN

THEES UHLMANN & BAND THE JOY FORMIDABLE BONAPARTE ∙ HADOUKEN!

JAPANDROIDS ∙ HERRENMAGAZIN THE LOVE BÜLOW ∙ EGOTRONIC SUPERSHIRT ∙ MC FITTI ∙ SAM BLAUDZUN ∙ TORCHE ∙ ABBY HEISSKALT ∙ JOHN COFFEY MAYBESHEWILL ∙ DEATH LETTERS FINDUS ∙ CAPTAIN PLANET ∙ TUSQ TIM VANTOL ∙ DE FOFFTIG PENNS LOVE A ∙ RAZZ ∙ AVERAGE ENGINES UND NOCH VIELE MEHR ...

WWW.OMAS-TEICH.DE

25.-27. JULI 2013 GROSSEFEHN OSTFRIESLAND / NIEDERSACHSEN TICKETS UNTER: WWW.TICKETMASTER.DE

Liebhaberei / DIY / Prog-Pop Du hast einen Text, den es zu singen lohnt? Prima, ich habe die Melodie dazu! So oder ähnlich dürften die ersten Minuten im Leben von Ninamarie abgelaufen sein. Hinter dem doppelten Mädchen stehen mit Marten Ebsen, Gitarrist von Turbostaat, und Beatsteaks-Schlagzeuger Thomas Götz zwei gestandene Herren. Die beiden entdeckten 2005 den Spaß am gemeinsamen Musizieren und haben seither einige Songs zusammen geschrieben, die sie jetzt ohne Eile oder Erwartungsdruck in Form der 12-Inch-LP rausgeben. Dabei geht es vorrangig um Liebhaberei und den DIY-Gedanken. Da muss auch niemand die Punkrock-Polizei befürchten, wenn »Das Hochzeitsgeschenk« eingangs ungeniert Lo-Fi-Pop tanzt und euphorisch, aber völlig ohne Randale fordert: »Alles hört beim Schweigen zu.« Selbst die Querflöte beim Instrumental-Track »Süßafrika« erscheint ob der Qualität des Gesamtzusammenhangs mit Hits wie »33 Runden« und der 7-MinutenWalze »Der fucking Kommander« vollkommen unangreifbar. Mehr Prog-Pop war Punk selten. Bastian Küllenberg

Unabhängig / Krach / Schallplatte Dass sich Artwon Artown Artnow für die Veröffentlichung des neuen Albums mit BluNoise einen Labelpartner gesucht haben, ist vor allem dem Umstand geschuldet, Vinyl in schickem Gatefold-Cover auf diesem Wege finanziell stemmbar zu machen. Grundsätzlich bleiben die Düsseldorfer ihrer Überzeugung treu, dass wahre künstlerische Qualität nur entstehen kann, wenn man unbeeindruckt von Zeitproblemen, Marktzwängen und Anlageberatern produziert. Daher kann man »White Noise Romance« in Gänze kostenlos auf der Homepage des bandeigenen DIY-Labels Fuckyousilence.com hören und sollte danach schleunigst die Vinyl-Variante bestellen. Denn was das Düsseldorfer Trio hier auf die Beine gestellt hat, lässt sich mit Alternative Rock nur lückenhaft beschreiben. Ideen von Placebo oder Blackmail schweben durch den Raum, doch ebenso präsent sind SonicYouth-Attitüde, Laut/Leise-Gegensätze und Gitarrenwände aus dem Postrock-Atelier. Ein Klang, der nicht erst zeitlos genannt werden muss, um zu erkennen, wie kühn hier Mode und Pingipung / Rough Trade / VÖ 12.04.13 Trend eines Besseren belehrt werden. Cello / Konfus / Stegreif Bastian Küllenberg Springintgut heißt eigentlich Andi Otto und hat für sein drittes Album ein www.soundcloud.com/ccccolorist modifiziertes Cello entwiKassette / Aufsparen / Erlösen ckelt, dessen Bogen über Bezüglich Vinyl schon seit diverse Bewegungssengeraumer Zeit bekannt: soren eine dazugehörige In seiner konservativen Musiksoftware ansteuert. Klingt interessant, Wertbeständigkeit wird sorgt in der Hörpraxis aber eher für Orienes allen verfrühten Beitierungslosigkeit. Bereits der Albumtitel lässt leidsbekundungen zum erahnen, dass Form und Destination der Stücke Trotz die CD überleben. eher nebensächlich sind. Improvisation ist King. Erst seit Neuestem indes schwingt sich auch Das Dilemma: Viele Stücke sind einerseits zu das Medium Kassette auf, eine Renaissance melodisch und konform, um mit einer gewissen über den Kult- und Liebhaberfaktor zu feiern. Radikalität überzeugen zu können, andererseits So wundert es auch nicht, dass die drei freundaber auch wieder zu sperrig, um als »catchy« lichen Kölner Wunderkinder von Colorist in durchzugehen. Dennoch gibt es reizvolle Modiesem Format bei Camp Inc. abliefern (Artmente. Etwa, wenn auf »Bangalore Kids« die work: Sarah Szczesny). Das hier verewigte Set Feldaufnahme eines singenden indischen Schulstellt dabei die Stärken des Trios aus. Es geht um jungen von einem kosmischen House-Beat in Spannung und Ekstase. Es handelt sich um reungeahnte Höhen getragen wird. Auch der verpetitive Tanzmusik, die auf überschwänglichen beulte Drum-Loop von »Dizzy Heights« kann Variantenreichtum trifft. Und daraus wird im mit dem Cello-Spiel eine spannende Variation besten Fall ein aufregender wie geschmeidiger des Album-Konzepts anbieten. »Where We Need Trip. Und die zwei Jungs und ihre Magenta, die No Map« letztlich aber doch etwas unbeholfen sind nun mal der beste Fall. zwischen den Stühlen klemmen. Linus Volkmann Philip Fassing

Springintgut »Where We Need No Map«

Colorist »Tanzmusik«


Morgen

Casanovas Schwule Seite »Der Mann mit dem goldenen Knie« Trillerfisch

The/Das »Speak Your Mind Speak« Sinnbus / Rough Trade

Bodi Bill sind zwar nicht Geschichte, dennoch widmen sich 2/3 der Berliner ElectroHelden aktuell einem neuen Projekt. Auf ihrer zweiten EP führen The/Das den aufregenden Stil Bodi Bills sehr schön fort, sind maximal etwas schlanker und gradliniger. Mehr als nur ein Seitenprojekt.

Der komische Klaus (Knochenfabrik und Chefdenker) befehligt streng genommen ja nur Kultbands, aber CSS sind sicher die kultigste. Oder sagen wir Midlife-Crisis-Punks gar nicht mehr »kultig«? Egal. Vier Stücke – am markigsten vielleicht »Überall Krieg« – und ein Extra-Booklet mit Ken-Puppen-Foto-Lovestory. Zau- Transzendieren Exzess Pop »#3« berhafter Quatsch. tepinteresse@googlemail.com

Kill Everyone »Change Everything« Endless Grind Records

Ex-Mitglieder von unter anderem Free Yourself? Wow! Die Emo-Punks (als es diesen Namen noch nicht mal gab), wie alt müssen die jetzt sein? Hundert? Nee, fast vierzig reicht wohl auch. Dafür verklappen sie aber noch sehr rüstige vier Stücke an der Schwelle von Eruptions-HC und Keyboardmelodie. Okay, Sound oder Mastering wurden vermutlich übers Telefon abgenommen, aber die »Something To Write Home About« von Get Up Kids wurde selten besser paraphrasiert. Norah Noizzze & Band »Songs We Can Sell« www.unrecords.me

Three piece LadyfestElectro-Rock aus Wien. Quietschig, dringlich, grell. Aber bei aller Bereitschaft, sich hierauf einzulassen: Der Gesang ist schief. Out of tune. Und es steht zu befürchten, dass das nicht beabsichtigt ist. Auch wenn’s nervt: Noch mehr üben, bitte!

103

Backstage PRO Tourboost POWERED BY SENNHEISER

20.04. Frankfurt, Nachtleben 26.04. Osnabrück, Rosenhof „Music Calling Festival 2013“ 03.05. Freiburg, Waldsee Bühne 10.05. Bremen, Litfass 11.05. Hannover, Lux 15.05. Münster, Hot Jazz Club 17.05. Köln, MTC 18.05. Schweich, Synagoge 21.05. Kiel, Prinz Willy 22.05. Hamburg, Pooca Bar 23.05. Schneverdingen, Kulturstellmacherei 24.05. Hude, Bistro Zirkel 30.05. Oldenburg, Polyester 29.06. Völksen, Rock am Deister 13.07. Marburg, 3 Tage Marburg 31.08. Fürstenau,, Schloss Fürstenau Open Air r. Bewerbt euch unter Wir präsentieren eure Tou tourboost 17.10. Halle (Saale), www.backstage-pro.de/ Turm Moritzburg

FABIAN VON WEGEN

Ein herrlich hermetisches Fanzine, vermutlich aus Hamburg. Hermetisch deshalb, da man erst mal weder schnallt, was im Großen, noch was im Kleinen eigentlich abgeht. Schnell fallen einem zwei schlecht befestigte hässliche CDs entgegen, und langsam diggt man, dass es hier um eine Art Booklet dazu geht, das sich zu einem Heftchen hochgerüstet hat. Der Eindruck kann auch falsch sein. Aber wer den Konsumenten nicht abholen will oder muss, hat sicher Bock auf Missverständnisse und Leer195432 Anz Tourboost_FABIAN_VON_WEGEN_RZ.indd stellen. Die Doppel-CD bietet dabei sogar recht eindeutig steile Thesen und gute Acts. Wie Daniel Decker, den Katzenkönig, Mikrofisch oder Bürgermeister Der Nacht.

LIVE 2013

1

02.04.13 15:42

H E I M AT

The Wind-Up Robots Killed My Cat »Tomorrow Could Be Yours« Miyagi

Vergangenes Jahr veröffentlichte die Würzburger Postrock-Band mit »Whiskers And Guts« ein großartiges Album, das das Genre vorantrieb, ohne seine Grenzen zu verlassen. Jetzt folgt der Sicker Man Nachschlag als Akustik-EP. Die vier neuen Versionen sind zunächst ge»Zu Gegen« / »Timeliner« www.sicker-man.com wöhnungsbedürftig, entfalten mit Vor zehn Jahren spiel- ihren unorthodoxen Arrangements te er bei Blainbieter, aber nach und nach eine unerwarmittlerweile macht tete warm-folkige Klasse. Tobias Vethake als Sicker Man nur noch in Solo und was ihm gefällt. Und ihm gefällt so einiges im verwitterten Wandschrank der Sounds, Improvisationen und Klangcollagen. Mitunter abgeho- Intro (Redaktion Heimspiel) benes Zeug, aber nie unkonzen- Venloer Straße 241-245 triert in seinen Abschweifungen. 50823 Köln Kiffer im Vorteil. heimspiel@intro.de

Intro bist du! Sendet Eure Musik an:

13.07.2013

Hofwiesenpark Gera

SÖHNE MANNHEIMS

SELIG • FRIDA GOLD FELIX MEYER • ALIN COEN MIA DIEKOW • PHRASENMÄHER FREDDY FISCHER • U.A.

360grad-heimat.de

H E I M AT


104

Morgen

Neu im Kino Fünf Jahre Leben Kurz nach den Anschlägen des 11. September fliegt ein 19-jähriger deutsch-türkischer Junge auf den Spuren seiner muslimischen Religion nach Pakistan. Er wird im Rahmen der »Operation Enduring Freedom« unter Terrorverdacht festgenommen und in Guantanamo ohne Verhandlung festgehalten. Murat Kurnaz muss mehr als vier Jahre lang Folter, Isolationshaft und Verhöre über sich ergehen lassen, bis er wegen Mangel an Beweisen entlassen wird. Stefan Schaller hat Kurnaz’ Geschichte in seinem Debüt »Fünf Jahre Leben« verarbeitet. Kurnaz’ Martyrium wird in Hollywood-Ästhetik über 93 Minuten mühsam ausagiert und bringt nichts als Betroffenheit hervor. Dahinter steht die Produktionsfirma teamworx, selbst ernannter »Marktführer im Bereich EventProduktionen«, die auch schon den ZDF-Nazi-Mehrteiler »Unsere Mütter, unsere Väter« verbrochen hat. Wohl eher Marktführer im Bereich Pathos und Geschichtsrelativismus. Fatih Akin hat für seinen Kurzfilm »Der Name Murat Kurnaz« in »Deutschland 09« ein Interview der Süddeutschen Zeitung mit ihm über gut zehn Minuten nüchtern nachspielen lassen, das mehr über seine Geschichte erzählt als »Fünf Jahre Leben« in Spielfilmlänge. Kinostart: 23.05. Inga Selck

Jason Schwartzman über sein Hollywood Charlie Sheen spielt Charles Swan III. In einer verrückten Reise durch die Zeit und durch die Welt von Regisseur Roman Coppola. Mit dabei: Jason Schwartzman. Illustration: Alexandra Ruppert

J

ason, der Regisseur von »Charlies Welt« ist dein Cousin Roman Coppola. Muss der überhaupt anfragen für eine Rolle? Wir sind ja nicht nur verwandt, sondern auch verdammt gut befreundet. Wir arbeiten fast synergetisch zusammen, jeder bringt im anderen die verrücktesten Ideen zum Vorschein. Deswegen gibt es nie diesen Moment, wo er sagt: »Hier, mein neues Skript!« Es fängt viel früher an. An »Charlies Welt« hat er über zehn Jahre lang geschrieben, und wir haben uns immer wieder dazu ausgetauscht. Das ist letztlich eine Diskussion, aus der sich dann auch meine Mitarbeit vor der Kamera ergeben hat. Ist die Arbeit mit Wes Anderson ähnlich kollaborativ? Einerseits ja, aber letztlich läuft die Sache doch ein wenig anders. Schon, weil sie als Regisseure einen anderen Stil haben. Wo Romans Filme eher an Träume und Collagen erinnern, sind die von Wes etwas strukturierter. Trotzdem lässt auch Wes mich stark teilhaben und meine Rolle mitgestalten. Ich stelle dann immer eine lange Liste merkwürdiger Fragen zu meiner Figur, von ihrer Gesichtsbehaarung angefangen

bis zur Überlegung, ob sie vielleicht humpeln sollte. Für mich ist diese Phase eine Art Spiel, das mir unglaublich viel Spaß macht. Wie schafft man es, sich in Hollywood von Peinlichkeiten fernzuhalten? Na ja, da gibt es ganz andere Kollegen, bei denen ich das noch viel auffälliger finde. Casey Affleck, Sam Rockwell – wie kommen die an all diese tollen Filme?! Ich selbst habe kein Erfolgsgeheimnis – außer mein Bauchgefühl. Filme zu drehen ist so eine verdammte Glückssache. Eigentlich ist das wie mit dem Kinderkriegen: Man weiß nicht, ob und wie es klappt. Vielleicht wird man gar nicht erst schwanger, vielleicht wird’s eine Fehlgeburt. Vielleicht ist das Baby gesund und niedlich, vielleicht werden es sogar Zwillinge. Letztlich freue ich mich über jeden Film, der überhaupt das Licht der Welt erblickt. Selbst wenn ich im Kino einen Film sehe, der mir nicht besonders gefällt, bin ich trotzdem froh, dass er überhaupt gedreht wurde. Denn ich weiß, wie schwierig der Weg dahin ist. Interview: Patrick Heidmann — »Charlies Welt« (USA 2012; R: Roman Coppola; D: Charlie Sheen, Bill Murray; Kinostart: 02.05.)


Melt! Booking

Kurzfilmtage Oberhausen / MuVi Award Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen finden dieses Jahr zum 59. Mal statt. In Oberhausen, dem ehemaligen »Fenster zum Osten«, begannen nicht nur etliche prestigeträchtige Karrieren, sondern ganze künstlerische Bewegungen mit neuen Inhalten und eigener Formensprache. Im Kino eher stiefmütterlich behandelt, bietet das knackige Rock’n’Roll-Format des Kurzfilms nicht nur reichlich Platz für neue Ideen und gewagte Experimente, sondern liefert auch schon die richtige Reiz-ReaktionsPortionierung mit. In Oberhausen ist traditionell nichts unmöglich, und das Festival ist vor allem gründlich: Rund 140 Filmbeiträge aus aller Welt konkurrieren in mehreren Programmsparten um Preise und Preisgelder. Flankiert wird diese Fülle von Podiumsdiskussionen, Archivsichtungen, Buchvorstellungen, Poetry Slam und vielem mehr. Das begleitende Jugendfilmprogramm genießt schon seit Jahrzehnten einen exzellenten internationalen Ruf, und

auch der von Intro mitpräsentierte MuVi Award wird jetzt schon zum 15. Mal in die Spur geschickt. Unter den Nominierten für den besten deutschen Videoclip befinden sich diesmal unter anderem Hans Unstern, CocoRosie, Liars und Brandt Brauer Frick. Das dazugehörige Kreativvolk lümmelt sich nicht nur auf dem roten Teppich, sondern auch an der Bar. Als typisches Publikumsfestival ist Oberhausen nämlich trotz seines etablierten Standings eine familiäre Angelegenheit geblieben, ein Spektakel der kurzen Wege und nebenbei eine Motivationshilfe für junge Slacker, die »vielleicht was mit Medien« machen wollen. Mit ein wenig Fantasie und ein paar originellen Ideen seid ihr schon 2014 selber dabei und bringt mit eurem Kurzfilm Til Schweiger endlich zum Schweigen. Alexander Dahas — 59. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen vom 02.-07. Mai. Präsentation und Verleihung des MuViPreises am 04.05. ab 22:30 Uhr in der Lichtburg. Mehr Infos unter www. kurzfilmtage.de.

09.05. Köln, Gebäude 9 | 10.05. Berlin, Haus Ungarn (ex. hbc)

CHET FAKER 25.05. Hamburg, Uebel & Gefahrlich SOLD OUT! | 26.05. Berlin, Roter Salon (verlegt vom FluxBau) | 27.05. Köln, Luxor I 28.05. Heidelberg, Karlstorbahnhof 29.05.München, Kesselhaus Garten

DEATH GRIPS 06.05. Berlin, Berghain | 07.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich

Passion Der ermüdende Retro-Loop ist längst auch im Medium Film angekommen. Ein Paradebeispiel für dieses Phänomen ist der Erotikthriller »Passion« von Brian de Palma, wirkt die Geschichte um Obsessionen, Voyeurismus und Gewalt doch wie ein – womöglich augenzwinkerndes – Worst-of von Brian-de-Palma-Filmen: Es tauchen Doppelgängerinnen wie in »Sisters« auf, die zentrale Mordszene nutzt das von de Palma hochgeschätzte Split-Screen-Verfahren wie bereits in »Femme Fatale« – selbst Carries Geist scheint aus dem Grab wieder aufzuerstehen: Lisbeth-Salander-Darstellerin Noomi Rapace und die wie ein Echo auf »Basic Instinct«-Darstellerin Sharon Stone wirkende Rachel McAdams

ON AN ON

!!! (CHK CHK CHK) 04.05. Berlin, Gretchen

THE KNIFE

26.04. Bremen, Pier 2 | 27.04. Hamburg, Docks SOLD OUT! | 01.05. München, Muwffathalle SOLD OUT! | 02.05. Köln, E-Werk SOLD OUT! | 11.05. Berlin, Columbiahalle SOLD OUT!

MAJOR LAZER

24.04. Hamburg, Converse Get Dirty @ Uebel & Gefährlich | 10.05. München, Kesselhaus I 16.05. Astra Kulturhaus (verlegt vom Berghain)

sind dabei Wachs in den Händen ihres selbstbezüglichen Regisseurs. Der bekennende Hitchcock-Fan serviert uns ein Remake des erst zwei Jahre jungen französischen Films »Crime D’Amour«, das in so viele Wendungen mündet, dass man sich zuweilen wie in einer absurden Zeitschleife gefangen fühlt. Gabriele Summen — »Passion« (USA 2013, R: Brian De Palma, Kinostart: 02.05.)

ALUNAGEORGE 10.05. Berlin, Berghain Kantine

MYKKI BLANCO 21.05. Nürnberg, K4

CERTAIN PEOPLE

Berlin, Berghain 02.05. MOUNT KIMBIE, HOW TO DRESS WELL, ON + BRR 22.05.TRICKY, MYKKI BLANCO I 05.06. HEALTH, GLASS ANIMALS

HEALTH

06.06. München, Kong WWW.MELTBOOKING.COM


106

Morgen

— Intro Preview

Wir zeigen das Dialogspektakel (F/B/D 2012; Kinostart: 02.05.) bereits am 01.05. Infos unter intro.de/previews

Der TaG wird kOmmen Einmal Punk, immer Punk. Einmal Masse, immer Masse. So die Ausgangslage der Kontrahenten Individuum und Spießbürgergesellschaft in Gustave Kerverns und Benoît Delépines Komödie um den alternden Außenseiter NOT. Den spielt der aus »Mammuth« sowie »Kill Me Please« bekannte Benoît Poelvoorde. NOT fragt sich unter anderem: Wohin mit dem Hund, wohin mit dem Hass?

G GÄSTREATIS L WWW.IN TRODU ISTE: CING.DE

11.05. KÖLN, GEBÄUDE 9 12.05. MÜNCHEN, AMPERE 14.05. HAMBURG, UEBEL & GEFÄHRLICH 15.05. BERLIN, LIDO 16.05. FRANKFURT, ZOOM


Morgen

Freier Fall Eigentlich besteht in jedem Leben und jedem Heim permanente Einsturzgefahr. Eine homosexuelle Liebesaffäre bringt in Stephan Lacants Film mehrere Grundfesten ins Wanken.

I

n die kleinstädtische Atmosphäre zwischen Eigenheim, Ikea-Einrichtung und Kinderkriegen passen bisexuelle Erweckungsmomente vermeintlich ebenso wenig wie ein Schwuler in die Polizei. Marc (Hanno Koffler), der mit seiner schwangeren Freundin Bettina (Katharina Schüttler) gerade in das Haus neben seinen Eltern gezogen ist, lernt auf einer Fortbildung mit Jugendherbergsstimmung den unangepassten Kay (Max Riemelt) kennen. Nach längeren inneren Selbstgesprächen bemerkt Marc endlich, dass er sich in Kay verliebt hat. Es beginnt eine wilde Affäre, die sich durch Anziehung und Entziehung in guter »Brokeback Mountain«-Manier geradewegs auf das Unglück aller drei Beteiligten zubewegt. Hin und her gerissen zwischen Schwangerschaftsvorbereitungskursen und Waldläufen mit Kay, die immer im Bett enden, kann Marc kaum einen klaren Gedanken fassen. Die Lügen türmen sich auf. Erschwert wird die Situation, als Kay sich in Marcs Abteilung versetzen lässt und geoutet wird. Im konservativ-sexistischen Gefüge Polizei läuft die Realität den offiziellen Verlautbarungen hinterher, Mobbing und Prügel der Kollegen lassen nicht lange auf sich warten.

So genau Koffler und Riemelt die Körperlichkeit ihrer Rollen ausarbeiten, so langweilig kommt das Drehbuch immer wieder auf die Entweder-oder-Dichotomie der rauschhaften homosexuellen Beziehung auf der einen und der eintönigen Kleinfamilienhölle auf der anderen Seite zurück. Den Konflikt und die Möglichkeiten, wie beides zusammengehen könnte, verschluckt der Film. Und so kann Katharina Schüttler gegen ihre naiv-nervige Rolle nicht anspielen. Sie könne nicht mal richtig eifersüchtig sein, schreit sie unter Tränen. Ach so, warum denn nicht? Und ob Marc es von hinten haben wolle? Ohne diese Klischees kommt der kinofähige Queerfilm wohl hierzulande immer noch nicht aus. Dabei wollte doch auch sie nicht in das Haus neben den Eltern ziehen und dieses Leben führen. Trotz der Inkonsequenz ist »Freier Fall« von Stephan Lacant ein wunderbar sinnlicher Film über das Einstürzen dessen, was man immer über sich selbst gedacht hat. Das hat er aber vor allem seinen beiden Hauptdarstellern zu verdanken. Inga Selck — »Freier Fall« (D 2013; R: Stephan Lacant; D: Hanno Koffler, Max Riemelt, Katharina Schüttler; Kinostart: 23.05.)

SCHUHE. LEUTE. GESCHICHTEN. UND SCHUHE.

FREAKER SNEAKER IPAD. M AUF DE rz im S e it M ä to re iT u n e s S . ch e rh ä lt li

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Morgen

NEU AUF BLU-RAY &

DVD Caprica – Die komplette Serie Prequels sind eine schöne Erfindung für alle Fans von Serien, deren Story auserzählt ist. Hier kommt also die Vorgeschichte zu »Battlestar Galactica«. 18 Folgen in einer Staffel. John Dies At The End Eine Droge, mit der man ga n ze Di men sionen durchqueren kann – und zwei Loser, die die Welt retten müssen. Don Coscarelli zieht viele Register. Egal welche, sie sind unterhaltsam!

Hell On Wheels Eine Western-Show mit den gleichen Ambitionen wie »Deadwood«. Die amerikanische Geschichte der Landnahme und Vertreibung der Ureinwohner geht plastisch, spannend und blutig in Serie.

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er Eisenbahn zu reisen gilt als komfortabel und elegant. Eine Eisenbahn durch den wilden Westen zu bauen muss dagegen die Hölle gewesen sein. Auf Rädern. Dank Kevin Costner und »Der mit dem Wolf tanzt« regiert in der Bebilderung von Landnahme und Indianerkrieg inzwischen der ungeschönte Realismus. Weil man ihm neben historischer Genauigkeit letztlich auch filmreife Spannung abgewinnen kann. Im Fernsehen setzte die Serie »Deadwood« Maßstäbe. »Hell On Wheels« schlägt in dieselbe blutige Kerbe. Die Geschichte handelt von einem demissionierten Südstaatensoldaten namens Bohannon (Anson Mount), den es auf der Suche nach den Mördern seiner Familie ins Konstruktionscamp der interkontinentalen Eisenbahntrasse verschlägt. Bohannon ist genau der richtige Typ Mann für das lebensgefährliche Klima der mobilen Kleinstadt: zynisch, brutal und gesetzlos. Und mit genug Wut im Bauch, um sich zwischen den Revolverhelden, Glücksrittern und Menschenschindern

durchzusetzen. »Hell On Wheels« bietet ein ganzes Panoptikum unangenehmer Typen, einen unzivilisierten Mikrokosmos mit Zivilisationsauftrag und eine schmutzige Seite in jedem Geschichtsbuch. Gleichzeitig sind die unappetitlichen Charaktere so plastisch dargestellt und so gekonnt miteinander verbandelt, dass jede Konfrontation ein dramatisches Highlight ist. Und Konfrontationen gibt es viele. Bürgerkrieg, Sklavenbefreiung, Indianerüberfälle, Eisenbahnbarone – vor dem historischen Hintergrund der Reconstruction spannt sich ein ganzes amerikanisches Panorama auf, hastig gemalt in Blut und Blei. »Hell On Wheels« wäre nicht die erste Serie, die aus einer moralischen Wüste heraus in die gute Fernsehstube reitet, um mehr als spannende Unterhaltung zu bieten. Staffel eins gibt es jetzt auf DVD, in den USA ist man zwei Seasons voraus. Alexander Dahas — Intro empfiehlt: »Hell On Wheels – Die komplette erste Staffel« (USA 2011; C: Joe & Tony Gayton; D: Anson Mount, Colm Meaney; WVG)

Life Of Pi – Schiffbruch mit Tiger Der Roman war ein Bestseller und der Film ein Blockbuster. Wenn eine Geschichte so gut funktioniert, muss man gar nicht mehr viel dazu sagen. Ang Lees Hollywood-Meisterstück! House Of Lies Management-Berater, die reichen Typen helfen, noch reicher zu werden? Da können wir es uns auf dem Sofa gemütlich machen. Solche Probleme haben wir nicht, dafür ein Herz für (Selbst-)Ironie. Modern Family – Season 2 Wer geglaubt hatte, dass Thema Familie sei in Sitcoms endgültig ausgelutscht, wird von der eher postmodernen Sippschaft um Ed »Al Bundy« O’Neil eines Besseren belehrt. Selten so gelacht! Texte: Paula Fuchs


SearchinG For SuGar Man Eigentlich sollte hier ein Interview mit Sixto Rodriguez stehen. Schon vor der Kamera des Dokumentarfilmers Malik Bendjelloul hatte man das Gefühl gehabt, der begnadete Musiker erzähle ungern seine Geschichte. Seit der Film nun den Oscar gewann, macht Rodriguez sich erst recht (wieder) rar.

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rzählt man Digital Natives die Geschichte des amerikanischen Folk-Musikers Sixto Rodriguez, ist man geneigt, diese in der Grimm’schen Tradition mit den Worten »Es war einmal ...« einzuleiten. Irgendwie aus der Zeit gefallen muss sie jenen erscheinen, die mit dem Internet und seinen stets verfügbaren Informationen aufgewachsen sind. Ein bisschen hat sich auch Filmemacher Malik Bendjelloul von den märchenhaften Aspekten der Story inspirieren lassen. Ein spannender Film ist ihm so gelungen, eine Dokumentation im strengen Sinn weniger. Auch wenn »Searching For Sugar Man« in ebendieser Rubrik den Oscar gewann.

Für alle, die noch nichts davon mitbekommen haben: Rodriguez wuchs in Detroit auf und veröffentlichte bis 1971 zwei Alben, die in der Erinnerung des Labelchefs in den USA ganze sechs Exemplare verkauften. Sein Label ließ ihn fallen, und Rodriguez’ Karriere als Singer/ Songwriter war beendet, bevor sie wirklich angefangen hatte. Im Apartheid-Regime Südafrika war Rodriguez, ohne es zu wissen, die Stimme einer Generation. Was der Film verschweigt: In Australien tourte er Ende der Siebziger auch recht erfolgreich. Dass nach seinem zweiten Album kein neues Material erschien, nährte zumindest in Südafrika aber wohl die Legendenbildung eines Selbstmords auf der Bühne – und brachte die Fans Stephen Segerman und Craig Strydom ab 1996 schließlich dazu, nach dem »Sugar Man« zu suchen. Ab Ende Mai dieses Jahres nun wird Rodriguez durch Europa touren und Gelegenheit bieten, ihn noch mal und noch mal zu entdecken. Cay Clasen / Paula Fuchs

rt von

Produzie

N M ORGA CK S PURLO

„SUPER

” SIZE ME

— Intro empfiehlt: »Searching For Sugar Man« (S/ GB 2012; R: Malik Bendjelloul; D: Sixto Rodriguez, Stephen Segerman, Craig Strydom; Rapid Eye Movies)

“Unglaublich witzig! Laut, aufschlussreich und unerwartet vernünftig.” VARIETY

„Eine unterhaltsame Dokumentation über Rebellen in der Krise.“ THE VILLAGE VOICE

»Ich möchte mit meinen Filmen zeigen, wie gefährlich der Einfluss von Geld ist, das meiner Meinung nach der Grund für viele Selbstmorde im Land ist. Ich will darstellen, zu welch Furcht einflößender Gesellschaft es in Korea geführt hat.« Regisseur Kim Ki-duk über seinen Film »Pieta«, der die Motive Gier, Rache und Hass auf gnadenlose Weise durchdekliniert. Auch wenn der in Europa hochgeschätzte Filmemacher betont, er wolle sein Publikum nicht quälen. Aber politische und moralische Aufklärung schmerzt halt manchmal. — Intro empfiehlt die DVD und Blu-ray mit vielen Extras via MFA.

Mit der Musik von THE ADOLESCENTS | AGAINST ME! | BAD RELIGION BLACK FLAG | CIRCLE JERKS | BLINK-182 | BOUNCING SOULS DEAD KENNEDYS | EVERCLEAR | FEAR | GOOD GUYS IN BLACK THE BLACK PACIFIC | NOFX | JOSH FREESE | PENNYWISE RANCID | RISE AGAINST | US BOMBS

Auf DVD, Blu-ray und als Video on Demand erhältlich! WWW.THEOTHERFWORD.STUDIOCANAL.DE


Girls Lena Dunhams Indie-Version von »Sex And The City« erobert die Welt. Größte Selbstentblößungskunst zwischen Sitcom und Drama.... Die jungen Frauen sind Mitte 20, leben und arbeiten im Big Apple und kämpfen sich sowohl im Privat- als auch im Berufsleben von einer Niederlage zur nächsten. Getreu dem Untertitel zur Serie »One mistake at a time«. Nur selten ist ein Serienauftakt im Vorfeld medial so befeuert worden wie die amerikanische Comedyserie »Girls«. Zu unlustig, zu weiß, zu privilegiert. Vor allem letzteres Argument zielt auf die Herkunft von Serienerfinderin Dunham ab, die ihre Karriere im Loft ihrer Eltern in Tribeca begann und Hauptdarstellerin/Autorin/Regisseurin der Serie zugleich ist. Noch dazu in fast jeder Folge bis auf die unschönen Tattoos entblößt! Für ihren Mut,

mit den Sehgewohnheiten der Zuschauer radikal zu brechen, wurde die zehn Episoden umfassende erste Staffel bei der letztjährigen Verleihung mit zwei Golden Globes belohnt. Im Heimatland der Girls liefen die modernen Überlebenskämpfe beim Qualitätssender HBO, während sich hierzulande ironischerweise der Bezahlsender glitz die Rechte an der ungeschminkten Wirklichkeit sicherte. Katja Peglow — Intro empfiehlt: »Girls – Season 1« (USA 2012; C: Lena Dunham; D: Allison Williams, Jemima Kirke; Warner)

»›Blank City‹ muss ich mir unbedingt ansehen!« Diese Aussage stammt von niemand Geringerem als Chris Frantz, Schlagzeuger der Talking Heads und des Tom Tom Club. Auf der letzten EP des Tom Tom Club war der New Yorker Musikszene der 70er das Stück »Downtown Rockers« gewidmet. Wie sehr Punk auch Einfluss auf Filmkünstler hatte, erzählt Celine Danhiers Doku. — Intro empfiehlt die DVD mit vielen Extras via Rapid Eye Movies.


N AC H

MAD MEN, BREAKING BAD & THE WALKING DEAD

»Ein Film wie ein Song von John Lennon oder einem anderen furchtlosen Träumer«

E I NE W E I T ERE

MUST SEE SERIE AU S D E M HAU SE

Die komplette 1. Staffel

Jetzt auf Blu-ray, DVD & VOD

Das schrieb Intro-Rezensentin Gabriele Summen zum Kinostart über »Beasts Of The Southern Wild«, Benh Zeitlins surrealistischen Trip für Popcorn-Liebhaber und Cineasten. Dass die neunjährige Hauptdarstellerin Quvenzhané Wallis als jüngste Nominierte aller Zeiten den Oscar 2013 nicht gewann – geschenkt! Sie hat noch eine lange Karriere vor sich. Man muss kein Träumer sein, um das vorauszusehen. — Intro empfiehlt die DVD und Blu-ray mit vielen Extras via MFA.

The Other F Word Wer nicht jung stirbt, wird älter und kann oder will nicht mehr ganz so schnell leben, auch wenn die Zeit immer rascher wegflutscht. Eine Doku über Punkrocker aus L.A., die Familienväter wurden, schaut, ohne sonderlich neue Erkenntnisse zu gewinnen oder es überhaupt zu wollen, dem alten Problem der Anpassung zu. Kinder müssen versorgt werden, das engt Spielräume ein. Punk ist ein Job. Ein reiseintensiver. Von Tonträgerverkäufen kann man heutzutage nicht mehr leben, es muss unaufhörlich getourt werden. Die Kids vermissen den Daddy. Dem ist seine Rolle als Berufsjugendlicher ins Gesicht tätowiert, oder sie hängt ihm zum Hals raus.

Erstaunlich, wie alles Politische oder Gesellschaftskritische – wie vage oder hitzig gefühlt es auch womöglich nur zum Ausdruck gebracht wurde, damals, als diese Typen von Pennywise, NoFX oder Adolescents oder Black Flag als junge Outcasts loslegten mit ihrer Musik – verpufft im Kleinfamiliendenken. Wenn Männer, die selber als Kinder vernachlässigt oder gar misshandelt wurden, ihrem Nachwuchs ein besseres Leben ermöglichen wollen, ist das allerdings so normal wie verständlich. Und ergibt rührende Szenen. Friedhelm Krieg — »The Other F Word« (USA 2011; R: Andrea Blaugrund Nevins; StudioCanal)

2011 Entertainment One UK Ltd. All Rights Reserved.


Spiele 112

Morgen

BioShock Infinite

Die nächste Utopie wird ausgetrieben. Rechnete der verstörende Egoshooter »BioShock« bisher am Grund des Meeres mit liberalen Selbstverwirklichungsträumen ab, steigt im dritten Teil nun ein Antiheld hoch in die Wolken. Doch die Sünde ist längst im Himmel angekommen.

H

och über uns braut sich eine Katastrophe zusammen. Ein religiöser Fanatiker hat mit Columbia ein Paradies über den Wolken errichtet. Der zähneknirschende Hartarsch Booker DeWitt, Veteran mit dunkler Vergangenheit, wird hinaufgeschossen, um dort eine besonders gut bewachte junge Dame zu retten. Hat man sich mit der haarsträubenden Fantasie einer kompletten Heißluftballonstadt angefreundet, kann man alles Mögliche schlucken. Zum Beispiel Zaubertränke, die einen befähigen, Feuer, Blitze und Krähen zu schleudern. Dass man den massiven Stuss in »BioShock Infinite« kaum bemerkt,

Diese alternative Welt aus dem Jahr 1912 ist glaubwürdiger als praktisch jeder Shooter der letzten Jahre. Die seltsamen liegt vor allem an einer Meisterleistung:

politischen Hetzkampagnen, Widerständler, Prediger, die Straßenzüge, Verkaufsautomaten und Statuen Columbias sitzen fest im Sattel amerikanischer Geschichte und bedienen präsente Erlösungsfantasien. Der Kampf durch die schwebenden Straßen ist nicht einfach Selbstzweck. Zwar windet sich die Story etwas konstruiert durch die obligatorischen Kampfarenen, in denen immer neue Gegnerwellen rollen, aber die Himmelsstadt wird von zwei Charakteren

geerdet. DeWitt ist ein Protagonist, dem man die verbissene Routine im Massenmord abkauft. Entsprechend ist er völlig deformiert, knurrt zynische Kommentare vor sich hin. Die meiste Zeit wird er von Elisabeth begleitet, die angemessen auf die Schlachtplatte reagiert: mit Entsetzen. Sie hockt grimmig in Deckung, während Booker armen Irren den Kopf wegschießt, die Augen aussticht, sie bei lebendigem Leibe verbrennt. Elisabeth ist eine technische Errungenschaft: keine hilflose Rapunzel, sondern mit aberwitzigen Zauberkräften und eigenen Zielen ausgestattet. Sie wirft dem Spieler Munition, Gesundheit und Münzen zu, bleibt gedankenverloren vor Plakaten stehen und lehnt gelangweilt an der Wand, wenn Booker Truhen und Hosentaschen nach Nahrung durchstöbert. Dass so ein Charakter funktioniert, ohne allzu deutlich an die engen Grenzen künstlicher Intelligenz zu stoßen, ist unerhört. Als sympathischer Mensch unter Karikaturen ist sie interessanter als das Monster, in dessen Haut die Spieler stecken. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der Egoshooter oft militaristischer Scheißdreck zwischen Gewaltverherrlichung und Hurra-Patriotismus sind, wirft »BioShock Infinite« einen wachen Blick auf die Bedingungen, unter denen Fanatismus gedeiht – endlich ein politisches Spiel ohne Angst vor der eigenen Bedeutung. Jan Bojaryn — »BioShock Infinite« für PC, PS3 und Xbox 360 (2K)

Army Of Two: The Devil’s Cartel Crocket und Tubbs, Tango und Cash, Boerne und Thiel. Kino und Fernsehen wissen um die Dynamik, die im Buddy-Format liegen kann – selbst der dünnste Plot kann durch den richtigen Spruch gerettet werden. Warum sollten ausgerechnet Videospiele die Chance für sinnentleerte Koop-Ballerei auslassen? Die beiden früheren Teile von »Army Of Two« (2008 und 2010) bestachen durch ebendiesen Buddy-Humor, eine spektakuläre Inszenierung und ein Deckungssystem, das solide funktionierte. Der dritte Titel wurde nun von Visceral Games (»Dead Space«) umgesetzt. Schon nach kurzer Spielzeit innerhalb des DrogenMexiko-Plots sucht man mühsam die Eigenmotivation, die vom Gamedesign ständig ein Bein gestellt bekommt. Warum funktioniert die Coversuche plötzlich so schlecht? Warum laufen die Figuren in der gebückten Haltung so, als hätten sie eine üble Parese? Und wie lange dauerte die Brainstorming-Session bei der Namensfindung der beiden Hauptfiguren Alpha und Bravo? Die Inszenierung der Zerstörung hingegen ist dank Frostbite-2-Engine noch beeindruckender geworden. Bei aufgefüllter OverkillAnzeige verwandeln sich die Level in Zeitlupenorgien physikalischer Zertrümmerung. Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel. Crash und Bang. Doch wer stumpf in der Gegend herumsteht und glaubt, selbst mit bester Bewaffnung gegen schier endlos eintropfende Halunken bestehen zu können, sieht schnell den Game-over-Screen. Dieser ewige Murmeltier-Tag macht im Splitscreen-Modus für zwei Spieler beziehungsweise im Online-Koop-Modus nur ganz bedingt Spaß. Selbst detailverliebten Spielern dürfte die Möglichkeit zur Selbstgestaltung der Sturmmasken oder die große Auswahl an Tattoos und Kostümen nicht den ganzen Tag versüßen. Gregor Wildermann — »Army Of Two: The Devil’s Cartel« für Xbox 360 und PS3 (EA)


Morgen

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Sly Cooper: Jagd durch die Zeit Sly Cooper war vor zehn Jahren der coolste Waschbär weit und breit. Heute wirkt der Meisterdieb in Zeichentrick wie ein Relikt aus alten Tagen. Da ist es ebenso abgedroschen wie passend, dass er durch die Zeit reisen muss, um sein wichtiges Familienbuch zu retten, das durch andere Parteien magisch leer gelutscht wird. Comebacks sehen anders aus. Alles an der »Jagd durch die Zeit« ist ein wenig brav, ordnet sich einer Spieltradition unter, die es heute kaum noch gibt. Aber der Eintopf aus Schleichen, Springen, Minispielchen riecht auch tröstlich. So, als könnte man Kindheitserinnerungen noch einmal spielen. Jeden Augenblick könnte Mutti reinkommen und fragen, ob die Hausaufgaben schon fertig sind. Jan Bojaryn

Kentucky Route Zero Nachts, in der Einöde hinter den Städten, verliert die Welt ihre Verbindlichkeit. Ein Lieferwagenfahrer sucht einen Highway, den es nicht ohne Weiteres gibt.

— »Sly Cooper: Jagd durch die Zeit« für PS3 und PS Vita (Sony)

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ie erste Episode des Download-Mehrteilers »Kentucky Route Zero« ist der Beginn einer magischen Odyssee. Man könnte ihn als Adventure bezeichnen. Besser verstehen kann man das Spiel, wenn man weniger erwartet – keine großen Rätsel, keine langen Gespräche, eher ein schamanistisches Roadmovie in Zeitlupe. Aufreizend langsam werden Ungeheuerlichkeiten enthüllt, dicht an der Grenze des Möglichen platziert. Personen sind da, oder auch nicht, Orte können sich durch einen einfachen Kame-

razoom in andere Orte verwandeln, und wenn sich der Fahrer unterhält, kann er mit seinen Antworten die Welt definieren. Die Suche nach der Zero entwickelt einen schleichenden Sog. Als Filmzuschauer könnte man schnell sagen: Was soll dieser David-Lynch-Fiebertraum schon wieder? Als Spieler steht man dagegen mit einem Bein auf der Straße und verheddert sich im Straßennetz. Jan Bojaryn — »Kentucky Route Zero« als Download für PC und Mac (Cardboard Computer)

Gears Of War: Judgment Es ist nicht leicht, sich über Nacht selbst neu zu erfinden. Wenn eine Shooter-Spielserie bei Teil vier angekommen ist und dabei die Nummerierung auslässt, ahnt selbst der Laie, dass nun etwas Neues, eine Art Reset ausprobiert werden soll. »Judgement« spielt 15 Jahre vor dem ersten Teil und erzählt die Geschichte der vierköpfigen Kilo-Squad, die sich für ihre Taten vor einem Kriegsgericht verantworten muss. Am Style der Truppe und Auseinandersetzungen mit den Locust-Aliens hat sich dabei wenig geändert. Noch immer wirkt »Gears Of War« wie eine Merchandising-Idee zu einer Tour von Manowar. Noch immer sieht Feuer und Zerstörung nir-

gendwo so gut aus wie in diesem Spiel. Und immer noch bekommt man eine Gänsehaut, wenn Wellen von Gegnern deine Mannschaft angreifen und erst mit der vorletzten Patrone der Gong zum Levelende ertönt. Um aber doch noch Neuerungen zu liefern, erdachten die Entwickler das »Declassified Mission System«, bei dem der Spieler selbst entscheiden kann, ob die Mission unter anderen Bedingungen abläuft: weniger Munition, eingeschränkte Sicht, aggressivere Gegner. Durch diese Abwechslung ist es möglich, die Stadt Halvo Bay als Hauptschauplatz immer wieder neu zu erfahren und seine eigenen Skills zu verbessern. Anfänger dürften in der von Tom Bissell

(»Avatar«) geschriebenen Story die lichen Erzählstil mit dem Gameplay vielen Anspielungen auf Plots und in Einklang zu bringen. Hintergründe irritieren, denn sie Gregor Wildermann werden primär damit beschäftigt — »Gears Of War: Judgment« sein, zu versuchen, den ungewöhn- für Xbox 360 (Microsoft)


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Morgen

RotemitAuGen Scharlau & Volkmann Großer Streit um »Giana Sisters«, Linus erzählt ungefragt »The Walking Dead« nach und eine überraschende Push-Meldung von Facebook. Wieder viel Aufregung bei Intros monatlichem Videospielabend.

The Walking Dead: Survival Instinct

Giana Sisters: Twisted Dreams

Für PS3, Xbox 360, PC und WiiU (Activision)

Als Download für Xbox 360 (bitComposer)

Linus: So, ich werde jetzt erst mal alles aus der TV-Serie spoilern, was dort je passiert ist. Habe Staffel #3 schon bei kinox.to, äh, bei einem PayTV-Channel geschaut. Felix: Na, danke, dabei basiert das Spiel ja auf einer eigenen Geschichte, rund um die Rednecks Daryl und Merle Dixon. Und du weißt, ich hasse Spoiler so sehr, dass ich es eigentlich noch nicht mal ertragen kann, wenn ich etwas in Echtzeit sehe. L: Du seifst ja auch die Kacheln beim Duschen ein, um nicht deiner eigenen Blöße gewahr zu werden. F: Woher weißt du das denn schon wieder? L: Konzentrier dich lieber mal auf die Zombies. F: Ach, das Spiel steuert sich doch praktisch von selbst – durch seine totale Geskriptetheit. Wie auf einer Rutsche. Bloß halt auf einer Rutsche des Todes. L: Oh, glaube, ich habe ein seltenes Easter Egg gefunden. F: Will dich nicht enttäuschen, aber das ist einfach die Ausrüstung, die direkt neben dem Startpunkt liegt. L: Don’t piss on my bonfire. Und überhaupt, bei »Left 4 Dead« fallen die Zombies in sehr viel verschiedeneren Moves um, und bei »Dead Island« sieht die Kulisse weit spektakulärer aus. F: So habe ich mir die Post-Apokalypse wirklich nicht vorgestellt, nur Spiele-Klischees und Begrenzungen. L: Ich wünschte, ich wäre untot. F: Off topic, habe den Bringdienst gleich am Rohr. Wie viel Bier willst du? Es geht wohl nur in Fünferschritten. Moment, da ist er schon: Ja, ich bin’s, der Felix, ein großer Fan der italienischen Küche. Können Sie mir bringen einen kleinen gemischten Salat und 18 Bier? Danke! Und zum Spiel: Wir empfehlen eher das »Walking Dead«-Adventure der Konkurrenz Telltale. Erscheint dieser Tage endlich auf Deutsch. Pizzatelefon: Was reden Sie denn da?

F: Der Vorspann ist ja voller Rechtschreibfehler und fehlender Kommata. L: Ja, das sind Infos, die die Kids interessieren ... F: Lass mich doch in Ruhe. Ottografie ist das Wichtigste überhaupt. L: Hey, nicht alle unsere Leser sind der Textchef. F: Ja, ja, und wie gefällt’s dir im Vergleich zu früher? L: Keine Ahnung, ich habe das früher nie gespielt. F: Du hast früher nie »Great Giana Sisters« gespielt?! Bist du dumm, oder was? L: Dafür hast du nie »Star Wars« gesehen. Wer ist jetzt der Freak? F: Hier, guck mal, man kann zwischen den Welten wechseln. In der einen ist die Tür zu, in der anderen offen. L: So was hasse ich! Der Entwickler gehört in den Knast. F: Das Spiel ist zu leicht. Aber wenn man wie ich genervt ist von der ewig gleich aussehenden Mario-Welt, ist der geremixte Klon aus alten Tagen erlösend. Bis auf die schreckliche Musik, die die Originalmelodie als Hardrock neu interpretiert. L: Ich bin so wütend, wie sehr das von Mario geklaut ist! F: Ja, und deine Kollegen hatten diese Wut bereits in den Achtzigern auf den Lippen. L: Vielleicht in den 1880ern, da wäre das hier noch als innovativ durchgegangen. F: Ich find’s gut.

Lego City Undercover Für WiiU (Nintendo)

F: Ich verstehe nicht, jetzt spielt man kein Film-Franchise mehr, sondern einfach ganz normale Lego-Figuren? L: Und wo sind überhaupt die 18 Bier, von denen mal die Rede war? Immerhin liegt dem Spiel mit Chase McCain der Hauptdarsteller als echte Legofigur bei. F: Nicht dass ich die aber aus Übermut einatme.

Kennst mich ja! Aber das lädt ja ewig! Kommt bei meiner Amazon-Kritik gleich bei Minus hin. L: Was ist das bloß? Eine Art »GTA« auf Lego? F: Ich google es mal. Ah, hier eine Kritik von Bild.de, ich zitiere: »›Lego City Undercover‹ ist endlich mal wieder ein Grund, die Daddel-Kiste anzuwerfen. BILD.de hat beim Testen Bauklötze gestaunt.« Oje, für diesen Journalismus ist Benno Ohnesorg aber nicht gestorben. L: Spielt sich wirklich genau wie »GTA« – das war doch so eine Art »Romeo und Julia«? F: Ja, nur mit Prostituierten. L: Okay, also das ist 70er-JahreCrime-Comedy auf Lego. F: Grafik ist sehr gut, hatte Bild also doch recht. Aber warum gibt es denn mal wieder überhaupt keinen Spielfortschritt, sobald du den Controller hast? L: Mann, ich hätte nur in ein Polizeiauto steigen müssen, aber dann glänzten überall Steine, und jetzt habe ich mich verlaufen. F: Gib mal ... Ha, super. Wenn ich der Müllabfuhr hinten reinfahre, dann sitze ich in deren Wagen und immer so weiter. L: Ein echter Albtraum für die Aktion »Runter vom Gas«! Kann ich nur ablehnen. F: Immerhin moralischer als »GTA«. Zwar fährt man auch hier alles kaputt – aber als Bulle!

Tiger Woods PGA Tour 14 Für PS3 und Xbox 360 (EA)

F: »Tiger Woods« ist wieder da! Ist ja auch wieder Platz #1 der Welt und hat Turniere gewonnen. L: Ja, das – und er hatte vor allem viel mehr Sex als ich. F: In den 90ern hat mein Bruder so gerne PC-Golf gespielt. L: Sorry, was? Ich kann nur noch an die Sexsache denken. F: Ach, und Ladezeiten, bei denen man wieder anständig über sich und sein Leben reflektieren kann. Oder halt aufs Handy starren ... Moment, ich sehe gerade, dass Armin Veh meine Freundschaftsanfrage auf Facebook angenommen hat! Ha, ich lege lieber »Celebration« von den Commodores auf als »Tiger Woods«.


Morgen

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K R Ö J B BLUR × P BOYS R E N O N E H R B S K L T A K E P OODY VALENTINE × FRITZ OIZE

N S Y O B MY BL × ) T E S JD ( E C I T T S A U A J T × S . O A B I R M U T × K AW H W A O M D O A T H × S S J D N O × X N O L KLA L I D × ) E V I L ( T JOHN TALABO E C N I TIN (LIVE) IT R K P S IS U M D × A H N T IE PAN S× VILLAGERS× ELLEN ALL NGER MEGAMIX)

DIE ORSON (DJ-SET) × BUSY P (ED BA (LIVE) × ALUNAGEORGE BOOKA SHADE STIAN (DJ-SET) × BREAKBOT BROTHERS DELPHIC× SEBAAVAGES × TALE OF US × RUEN OUNCED CHARLI XCX× S × AND MANY MORE TO BE ANN T R O P BEN PEARCE R I A F O H L E P 0 H) M E T × 3 1 0 2 R E B 02.0 TEM IL T N U A N E R 6+70 S–E0P0.0 A T N 0 H (SILE 12.3 – 06.30 H 0 .0 3 2 HANGAR 2 00.00 – 06.30 H ARENA INFESTIVAL.DE

RL E B . W W W S E T A D D UP INFO, TFIECSKTIVEATLS2A01N3 #BERLIN


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MORGEN

STEIL Lacoste L!ve x Tezuka Capsule Kollektion

Kette: Black Sanctuary

Blazer: Vintage

Shirt: http://pumpkin.spreadshirt.de Uhr: Casio

www.lacoste.com/live

Lacoste L!ve ist im JapanFieber: Neben einer im Land des Lächelns geshooteten Kampagne wird nun auch die exklusive Capsule-Kollektion mit Manga-Motiven gelauncht. Gemeinsam mit dem Designer Hiroaki Ohya und dem Tezuka-Team greifen die T-Shirts und Polo-Shirts Szenen aus Kult-Mangas (»Astro Boy«, »The Mysterious Underground Man«, »Black Jack«) des 1989 verstorbenen Altmeisters Osamu Tezuka auf. Der Clou: Die Prints ergeben mit abgedruckten Szenen auf der Verpackung der Shirts kleine Geschichten.

Tasche: Boy

Intro Leser Outfit

Burton

Texte: Leila Benameur und Jenny Weser

»Back to the woods« – so könnte das Stichwort für die aktuelle Burton-Kollektion lauten. Mit einem deutlichen Blick auf die Ursprungsjahre der Snowboardmarke präsentiert das Lookbook für Frühjahr/ Sommer 2013 kernige, an Workwear erinnernde Teile mit Retro-Flair in einer erdigen Colour Range von ocker über dunkelrot bis hin zu klassischem Camouflage. Was besonders gut gefällt: Die Rangeley Jacket in beige mit weißen Kordelzügen an der Kapuze.

Foto: Leila Benameur

www.burton.com

Leggings: H&M

Alicia Shantala Chibb Köln / Kreativ Beauftragte Pumpkin e.V. & KunstgeschichteStudentin

Schuhe: Bronx

www.pumpkinhouse.de

Dein aktueller Lieblingssong? Rangleklods »Empty« Dein letztes Konzert? Foals Dein Lieblings-Fashion-Item? Mein Boy-Beutel. Wo kaufst du am liebsten ein? Bei der Heilsarmee und in Vintage-Shops. Wo trifft man dich am Wochenende? Im Tanzcafé, Dortmund, samstags auf dem Uniflohmarkt.

Wemoto

Altamont x Panda Bear

Carhartt x UDG

www.wemotoclothing.com

www.altamontapparel.com

www.carhartt-wip.com; www.udggear.com

Wemoto darf sich als eines der wenigen deutschen Streetwear-Labels dafür auf die Schulter klopfen, auch auf internationaler Ebene Beachtung zu finden. Das neue Lookbook für Frühjahr/ Sommer 2013 zeigt ein weiteres Mal, warum: eine Skate-inspirierte Kollektion, die qualitativ hochwertig ist und dank cleaner Coolness den schwierigen Spagat zwischen Klassik und Streetwear meistert. Highlights sind der Parka, das Hemd und die Chinos in HunterCamouflage-Print.

Seit der Gründung 2006 ist Altamont Apparel nicht einfach nur Textilhersteller, sondern auch Schnittstelle zwischen Skateboarding, Streetwear, Jugendkultur und Musik. Das verkörpert auch die neueste Kollabo mit Noah Lennox, Gründungsmitglied der Band Animal Collective und besser bekannt unter seinem Künstlernamen Panda Bear. Produkt der Zusammenarbeit von Altamont, Panda Bear und dessen Frau Fernanda Pereira sind Shirts, deren illustrierte Prints eine Hommage an die Stadt Lissabon darstellen.

DJ-Equipment-Luggage mit Streetwear-Appeal – so simpel und doch treffend die Idee hinter der Zusammenarbeit zwischen Carhartt WIP und UDG. Zum wiederholten Male bastelten die Labels gemeinsam an neuen Produkten und präsentieren 2013 eine ganze Reihe an Taschen für DJ-Equipment. Neben der klassischen Slingbag gibt es den Slingbag-Trolley nun auch in zwei weiteren Größen (S und L) in typischem Carhartt-Braun, -Schwarz und Camo-Island-Print.


Drei Köpfe, drei Geschmäcker …

Stefanie Schmidt Stylistin / Düsseldorf/ Hamburg

Vitali Gelwich Fotograf / Berlin http://vitaligelwich.com

David Wise Professioneller Freeskier / Reno, Nevada, USA

»Bomberjacken-Tanktop-Combo. www.david-wise.com »Ich kann im Mai nicht auf meine Mit dem Kopf durch die Wand im »Ich mag es gern bequem und lässig Armbänder von FOVE Jewellery Zinedin-Zidane-Style.« wie die meisten Freeskier. Das heißt natürlich nicht, dass ich jeden Tag verzichten! Durch das außergein Jogginghosen rumlaufe. Schöne wöhnliche Material sind sie ein absoluter Hingucker, und die schön Jeans und ein cooler Hoodie zuleuchtenden Farben wie Gelb und sammen mit meiner LieblingssonRot locken den Frühling hoffentlich nenbrille und meinen Kopfhörern, endlich aus der Reserve!« die mich immer begleiten, sind mein ultimativer Style.« www.stefanieschmidt.net

Foto: Sony Music

Top 5 LänGsstreifen

An gestreiften Teilen kommen wir dieses Frühjahr nicht vorbei. Wollen wir auch nicht, denn Stripes sind ein Statement: Aufgepasst, hier komme ich!

Owlle 02 ONLY

03 ACNE

04 Urban Outfitters

01 Monki

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Foto: William Gignac

Foto: Mathäus Jagielski

Nicht ohne meine …

Foto: Magdalena Lawniczak

MORGEN

05 ACNE

Owlles Debüt-EP »Ticky Ticky« bezaubert durch lieblichen Gesang und minimalistische Beats. Man denkt an Bat For Lashes und Lykke Li. Auch mit ihrem »Heaven«-Remix für Depeche Mode machte sie von sich reden. Welchen modischen Stilmix bevorzugt die Französin? Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Ein bisschen grenzwertig, edgy und sowohl klassisch als auch punkig. Wie wählst du deine BühnenOutfits aus? Mit großer Sorgfalt. Einerseits zu meinem eigenen Vergnügen, aber auch in Hinblick auf ihre optische Wirkung. Ich liebe dramatische und faszinierende Outfits, denn eine Show zu planen ist ja auch eine Form des Dramas, nicht wahr? Wo kaufst du am liebsten ein? Ein Shop, den ich sehr mag, der ursprünglich in London eröffnet hat und den es jetzt auch in Paris gibt, ist: Kokon Tu Zai. Deren Auswahl an neuen, noch teilweise unbekannten Designern ist immer großartig und eine ständige Inspiration für mich.


FREITAG

KAZ JAMES · THIRD PARTY SAMSTAG

DIE FANTASTISCHEN VIER ICH+ICH KLEE · OMD SONNTAG

DIE TOTEN HOSEN BOOMTOWN RATS

5. – 7. JULI 2013 PARTWITZER SEE BEI HOYERSWERDA Tagestickets ab 39,95 Euro Festivaltickets ab 99,95 Euro Die Bands spielen volle Konzert-Längen, keine verkürzten Festival-Sets!

Infos und Tickets: www.seenlandfestival.de

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www.facebook.com/seenlandfestival Jetzt Fan werden und immer die neusten Infos vom Festival erfahren!

Prinz Pi

Der richtiGe Kompass Der Veröffentlichungskatalog von Friedrich Kautz ist beachtlich. Das neueste, mit einem Dylan zitierenden Paradoxon betitelte Album »Kompass ohne Norden« ist bereits das fünfzehnte Album des Berliners – Best-ofs, Akustik- und Live-Releases genauso mitgezählt wie den politisch fragwürdigen Backkatalog als Prinz Porno. Von diesem Pseudonym hat sich Kautz mit seinem Künstlernamen Prinz Pi freigerappt. Im Hier und Jetzt steht er, so splash.de-Autor Michael Obenland, für gut beobachtete dokumentarische Texte. Spätestens, seit er vor vier Jahren mit dem Song »Sneakerking« seine Sneaker-Leidenschaft manifestiert hat, weiß jeder HipHop-Fan, was für ein Turnschuh-Liebhaber hinter dem Berliner Rapper Friedrich Kautz steckt. Mehr als 350 Paare zählt seine stetig wachsende Sammlung aktuell, mit Schwerpunkt auf seiner Lieblingsmarke Nike. Auch an eigenen Schuhdesigns hat sich Kautz in der Vergangenheit schon versucht, beispielsweise zur Veröffentlichung seines »Neopunk«-Albums, das er mit einer Sneaker-Ausstellung promotete. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen Prinz Porno bereits abgelegt. Und doch hat der Titel des neuen Albums »Kompass ohne Norden« etwas von einem verspäteten Schuldeingeständnis: Der Mann, der sich selbst – wie originell – gern als bester deutscher Rapper tituliert, sagt damit subtil aus, dass er in der Vergangenheit vielleicht nicht immer wusste, wo es langgeht, einfach, da er nicht mit dem richtigen Kompass ausgestattet war. Der Berliner, ein Kind der sogenannten desillusionierten Generation Y, befindet sich nun

endgültig jenseits von Eden – und wendet den Blick zurück in eine Zeit, die voller Irrungen, aber auch Perspektiven war. Prinz Pi ist keiner von diesen Rappern, die nicht wissen, was sie tun, die ignorieren, wenn ihnen ein logischer Schiffbruch den Weg zum rettenden Doppelreim gewiesen hat. Oder die plötzlich ihr eigenes Versagen als roten Faden im Lebenslauf entdecken und sich ebenso maßlos dem neuesten Trend Befindlichkeitsrap hingeben. Der produktive Musiker und Grafikdesigner Kautz hat einerseits etwas von dem WoodyAllen-Charakter Leonard Zelig aus dem Film »Zelig«: Aus dem Wunsch heraus, es allen recht zu machen, imitiert er als Prinz Pi andere starke Persönlichkeiten. Andererseits ist diese Strategie bei ihm aber auch Günter-Wallraff’esk geprägt, wenn der blasse Computerpunk mit der Stachelfrisur sich plötzlich die Mähne aus der Stirn streicht und auf der Vespa in Richtung sinnlose Rebellion düst, um von dort melancholisch, mit Pick-up und im Holzfällerhemd zurückzukehren. Immer scheint er dabei ein wenig allein am Rand zu stehen, statt voll mitzumischen: Es hieß: »Lebe deinen Traum« – doch was ist sein Traum? Anders als die Artgenossen, die ihren einen Typen spielen, bis der nicht mehr interessant ist – und oft weit darüber hinaus –, und dann abtreten, schlüpft Prinz Pantomime mit stoischer Miene in immer neue Rollen. Aus dem Spieler, der gerne provoziert, ist ein Beobachter und Chronist geworden. »Wir wünschen uns so sehr, dass wir im Gestern wär’n, leben nach der Formel: je retro, desto neu. Alles ist ironisch.« Mit »Kompass ohne Norden« hat Prince Pi seinen Platz gefunden.


MORGEN

TECHNIK

01 Parrot Zikmu Solo Eine schicke, 75 Zentimeter hohe All-in-oneSoundlösung fürs Wohnzimmer. Der Zikmu Solo-Lautsprecher erlaubt den Betrieb als Docking-Station für iPhones und iPods ebenso wie den Player-Anschluss per Kabel. Viel wichtiger: Das Gerät lässt sich zudem kabellos mit allen Bluetooth-Geräten verbinden und nistet sich bei Bedarf auch im heimischen WLAN ein. PC, Fernseher, Grammofon (okay, das nicht) – der in insgesamt vier Richtungen aussendende Lautsprecher lässt sich mit praktisch allem verbinden, das Musik abspielen kann. — Für ca. € 790 bei www.parrot.com

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02 Hyperkin RetroN5 Die Geschichte von neuen Konsolen für alte Videospiele ist lang. Zwischen überteuerten Modifikationen und obskuren Eigenkreationen konnte vor allem der kalifornische Hersteller Hyperkin bei der von Nostalgie geplagten Gamer-Generation punkten. So auch mit dem neuen Ableger der »Schweizer Taschenmesser«Konsole RetroN. Kompatibel mit (Super) Nintendo-, Sega-Genesis- und Game-Boy-(Advance/ Color)-Modulen, HDMI-Output, BluetoothGamepads und Steckplätzen für die eigenen Controller der klassischen Konsolen lässt RetroN5 kaum noch Wünsche offen. Neu ist die Unterstützung der japanischen Nintendo-Module. — Für ca. € 100 bei www.hyperkin.com

03 Yellofier App Unter Mitwirkung von Boris Blank (Yello) entstandene iPad- und iPhone-Sequenzer-App. Das Besondere ist das mühelose Samplen von Umweltgeräuschen, die dann mithilfe von zahlreichen Effekten und Editierungsmöglichkeiten zu genuinen Sounds verarbeitet werden können. Nach fünf Minuten hat man die halbe Küche, das Bad und den Hund in einem House-Stück untergebracht, das seinen Namen endlich auch mal verdient. Musique concrète als App. Mitgelieferte Beispiel-Tracks von Trentemøller, Orbital oder Booka Shade zeigen, was gehen könnte. Bockt! — Gratis im iTunes-Store

04 Sonos Playbar Neun einzelne Lautsprecher sind in der ein Meter breiten Playbar verbaut. Unter dem TVGerät liegend oder an der Wand aufgehängt ersetzt der Lautsprecher das klassische TVSoundsystem. Kabellos wird die Playbar nicht nur vom TV-Gerät, dem Bluray-Player und der Konsole gespeist, auch Musikdienste wie Spotify oder die lokale Musikbibliothek können wireless über die Playbar abgespielt werden. Dank einer App kann die Playbar dann auch via iPhone, iPad, Android-Gerät, Mac oder PC fernbedient werden. 02

— Für ca. € 700 bei www.sonos.com

Texte: Felix Scharlau & Philip Fassing


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Beach Crystal Fossils FiGhters

Mit seinem zweiten Album »Clash The Truth« hat sich das Quartett aus Brooklyn im Kontext der aufblühenden Shoegazer- und Dreampop-Szene ganz vorne platziert. Wer Deerhunter oder die Pains Of Being Pure At Heart schätzt, findet hier frisches Futter. 20.05. Berlin — 24.05. Hamburg

Erst ein Album hat die spanisch-britische Band veröffentlicht. Doch dieses Album »Star Of Love« reicht, um die Crystal Fighters weit oben unter den von Folklore beeinflussten Dance-Bands einzuordnen. 24.05. Berlin — 17.08. Hamburg — 03.11. Hamburg — 04.11. Köln — 05.11. Frankfurt a. M. — 08.11. München — 09.11. Berlin — 15.11. A-Wien

DaGobert EfterklanG

Dagobert frönt einer Schlager-Interpretation, deren Nährboden mit Leonard Cohen und Hank Williams beginnt und verstörend mit den Scorpions und Flippers endet. 11.05. Chemnitz — 12.05. Leipzig — 13.05. Frankfurt a. M. — 14.05. Stuttgart — 15.05. Freiburg — 16.05. Tübingen — 21.05. München — 22.05. Augsburg — 24.05. Berlin — 31.05. Würzburg — 24.06. Hannover

intro präsentiert Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3x2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter www.intro.de/live/empfehlungen

12.05. Köln — 15.05. Berlin — 16.05. München — 07.-09.06. Rock am Ring / Rock im Park

Makeshift MC Innocence Fitti

Mit ihrer Mischung aus Reggae und Rock haben Makeshift Innocence Amerika bereits erobert – nun ist Europa an der Reihe. 21.05. Hannover — 23.05. Flensburg — 25.05. Berlin — 26.05. Hamburg — 27.05. Köln — 28.05. Aschaffenburg — 29.05. Mannheim — 31.05. Freiburg — 03.06. Nürnberg — 04.06. Stuttgart — 05.06. München — 07.06. Dresden — 12.06. Dortmund

08.05. München — 11.05. Dresden — 12.05. Berlin — 30.05. Nürnberg — 31.05. Immergut — 01.06. Maifeld Derby — 21.06. Leipzig

French Films

Ellie GouldinG

S c h on 2 010 konnte sich Ellie Goulding bei den Brit Awards gegen Delphic durchsetzen. Mit ihrem zweiten Album »Halcyon« ergründet sie neben gewohnten Indieund Synthiepop-Sounds die Tiefen von Drum’n’Bass und Dubstep.

Mit ihrem Album »Piramida« ist den Dänen Efterklang ein echtes Meisterwerk gelungen. Ihre aktuellen Konzerte haben ein variables und auf eine spannende Art opulentes Set-up.

Der Typ kann alles: R auschebart, »rosanes Sakko im Cabriolé« und den wohl höchsten Einsatz des Hashtags #yolo im gesamten Instagram-Universum – und das als Whatsapper. 04.05. Bremen — 05.05. Hannover — 07.05. Köln — 09.05. Frankfurt a. M. — 11.05. München — 12.05. A-Wien — 13.05. Stuttgart

Die French Films schreiben P!O!P! noch groß und mit Ausrufezeichen! Neben den Sixties und Postpunk der Achtziger stehen bei ihnen immer Song und Melodie im Mittelpunkt. 07.05. Hamburg — 08.05. Osnabrück — 10.05. Hannover — 11.05. Berlin — 12.05. Dresden — 13.05. Nürnberg — 14.05. Konstanz — 20.05. A-Wien — 13.07. Phono-Pop

TeGan Veronica And Sara Falls

Nicht ohne meine Schwester. Tegan Rain und Sara Kiersten Quin sind die Lieblingszwillinge der IndieGemeinde. Die Hits der Kanadierinnen haben seit Beginn des Jahrtausends so manchen Herzschmerz geheilt.

An Begriffe wie »C86« oder »Sarah Records« erinnern sich heute nur noch wenige – die aber voller Verzückung. Veronica Falls beleben den mit diesen Worten umschriebenen Sound wieder: Indie-Pop, wie er lieblicher kaum sein könnte.

17.06. Offenbach — 18.06. Berlin — 20.06. Köln

02.05. A-Wien — 03.05. München — 04.05. Stuttgart — 05.05. Dresden — 06.05. Berlin — 07.05. Kiel — 08.05. Hamburg


Ticketmaster.de

Präsentiert von Intro

!!!

04.05. Berlin

10 Jahre c/o pop mit Coma, Kamp!, Justus Köhnke, Tobias Thomas, Sascha Funke 25.04. Berlin

40 Jahre Juz Friedrich Dürr Mannheim mit Kerretta, Dead ­I nstrument, Request, Love A, No Weather Talks, Orbit The Earth u.v.a. 18.–19.05. Mannheim

About Songs Festival mit Rocky Votolato, Talking To Turtles, River Giant, Dangers Of The Sea, Towns Of Saints, Denison Witmer u.a. 19.05. Hamburg

Präsentiert von Intro

Alin Coen Band 21.05. München 22.05. Tübingen 23.05. Köln 25.05. Hamburg 28.05. Berlin

AlunaGeorge 10.05. Berlin

Art Brut 03.05. Köln 04.05. Hamburg 06.05. Berlin 07.05. Stuttgart 08.05. München 24.05. Erfurt

Asaf Avidan & Band

Bernhard Eder 14.05. Kiel 15.05. Lübeck 16.05. Oldenburg 17.05. Aachen 18.05. Münster 19.05. Jena

Borko 23.04. Frankfurt a. M. 27.04. Nürnberg 28.04. Hamburg 29.04. Dresden 30.04. Osnabrück

Bruce Springsteen 26.05. München 28.05. Hannover

Buke And Gase 22.04. Berlin 23.04. Hamburg 24.04. Dresden 26.04. München 27.04. Köln

Chet Faker 25.05. Hamburg 26.05. Berlin 27.05. Köln 28.05. Heidelberg 29.05. München

Chilly Gonzales 10.05. München 13.05. Berlin

Chris Cohen

Dark Dark Dark mit North America

Dear Reader 08.05. Hannover 09.05. Magdeburg 10.05. Dresden 13.05. Stuttgart 16.05. München 17.05. Leipzig 18.05. Würzburg 19.05. Saarbrücken 21.05. Freiburg 24.05. Köln 26.05. Münster 27.05. Hamburg 28.05. Berlin Geht weiter!

24.04. Stuttgart 25.04. Freiburg 26.04. München 27.04. Dresden 28.04. A-Wien 23.05. Köln Geht weiter!

Chuckamuck

DIIV

17.05. Hamburg 18.05. Frankfurt a. M. 19.05. München 24.05. Leipzig 26.05. Cottbus 30.05. Berlin

19.05. Berlin 20.05. Köln

Balthazar

Cold War Kids

Präsentiert von Intro

22.04. Frankfurt a. M. 23.04. Heidelberg 24.04. München 25.04. Dresden 26.04. Stuttgart 27.04. Osnabrück

30.04. Berlin 02.05. Köln 07.05. Hamburg

Bernd Begemann 23.04. Kamen 24.04. Paderborn 25.04. Bochum 26.04. Marburg 27.04. Göttingen 03.05. Leer 04.05. Flensburg 08.05. Mülheim / Ruhr

Billy Talent mit Donots 30.04. Fürth 01.05. Bochum

Converse Get Dirty mit Major Lazer*, Hudson Mohawke*, Gorilla Biscuits**, H20**, Your Demise** 24.04. Hamburg* 25.04. Köln**

The Courteeners 23.04. München 24.04. Berlin 26.04. Köln

12.11.2013 München 13.11.2013 Mannheim 14.11.2013 Frankfurt a. M. 15.11.2013 Berlin 16.11.2013 Köln

Portland Open Air

Boy, Madsen, Cäthe, Moonbootica, Digitalism und viele mehr! Großmarkt - Hamburg vom 09.08.2013 bis 10.08.2013

The Dope mit River Giant

24.05. Berlin 25.05. Hamburg

25.04. Freiburg 27.04. Stuttgart 28.04. Düsseldorf 29.04. Berlin 04.05. Greifswald

GoldenTickets

30.04. Leipzig Geht weiter!

CocoRosie

13.05. Hamburg 14.05. Berlin

Blue October

DJ Koze

21.05. Jena 22.05. Dresden 24.05. Landshut 26.05. Rees-Haldern 29.05. Lübeck 30.05. Hamburg

Colt Präsentiert von Intro The Beards Silvers

19.06.2013 Berlin

24.05. Erfurt

03.05. Frankfurt a. M. 08.05. Stuttgart 09.05. München 27.05. Hamburg 28.05. Berlin 30.05. Bielefeld

Präsentiert von Intro

Jimmey Eat World

Die Liga Der Gewöhn­ lichen Gentlemen

Die Sterne

08.05. Dresden 09.05. Berlin 10.05. Leipzig

HardTickets

04.11.2013 Berlin 05.11.2013 Düsseldorf

Präsentiert von Intro

27.05. Berlin 28.05. Offenbach

Clara Luzia

The National

14.05. Wiesbaden 15.05. München

Credit: Hinrich Carstensen

The Veils

EveninG Hymns mit New Found Land*

11.06.2013 Köln 12.06.2013 Berlin 13.06.2013 Hamburg 14.06.2013 Frankfurt a. M. 15.06.2013 München

25.04. Bremen 26.04. Greifswald 27.04. Münster 28.04. Bernburg 30.04. Hamburg 02.05. Karlsruhe 08.05. Nürnberg* 14.05. Dresden 15.05. Berlin 16.05. Esslingen

Feels Like Home 17.07.2013 Köln 18.07.2013 München 20.07.2013 Hamburg 21.07.2013 Berlin

Ewert And The Two Dragons 02.05. Rostock

Feine Sahne Fischfilet 26.04. München 27.04. Pforzheim 03.05. Berlin 04.05. Borna 10.05. Dortmund 11.05. Dresden

Ticket-Hotline: 01805-969 00 00

0,14 €/Min aus dem dt. Festnetz/max. 0,42 €/Min aus dt. Mobilfunknetzen


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MORGEN

Tourdaten Präsentiert von Intro

Präsentiert von Intro

Präsentiert von Intro

IntroducinG Tour mit Chvrches, Claire,

Ferienbande Heinz Strunk

Young Galaxy, Mighty Oaks

22.04. Berlin 24.04. Marburg 25.04. Fulda 27.04. Frankfurt a. M. 28.04. Köln

11.05. Köln 12.05. München 14.05. Hamburg 15.05. Berlin 16.05. Frankfurt a. M.

Präsentiert von Intro

Francis International Airport 14.05. A-Wien 22.05. Leipzig 23.05. Berlin 24.05. Hamburg

Frank Turner & The Sleeping Souls

22.04. Würzburg 23.04. Erlangen 24.04. Dresden 29.04. Berlin 30.04. Hannover 02.05. Flensburg 03.05. Lübeck 04.05. Oldenburg 07.05. Kiel 08.05. Rostock 13.05. Hamburg 14.05. Hamburg 22.05. Osnabrück 23.05. Dortmund 24.05. Lingen 25.05. Köln 26.05. Stuttgart 27.05. Darmstadt 28.05. Düsseldorf

Irie Révoltés 30.04. Berlin 02.05. Berlin 03.05. Köln 04.05. Mannheim 08.05. München 25.05. Hannover Geht weiter!

Präsentiert von Intro

Isbells

27.04. Münster 28.04. Berlin 29.04. Frankfurt a. M. 30.04. Hamburg

29.04. Köln 04.05. München 06.05. Berlin 07.05. Hamburg

Präsentiert von Intro

Frittenbude

22.04. Nürnberg 23.04. Frankfurt a. M. 24.04. GieSSen 25.04. Hannover 26.04. Hamburg 27.04. Husum 09.05. Osnabrück 10.05. Rostock 11.05. Bremen 12.05. Hamburg Geht weiter!

Jägermeister Wirtshaus »Feierabend« Tour mit Shir Kahn, Nico Schwind*

Hgich.T

Jamie N Commons

26.04. Berlin 03.05. Bayreuth 04.05. München

08.05. Berlin

28.04. München 30.04. A-Dornbirn 01.05. A-Innsbruck 01.05. A-Graz

Fritz Kalkbrenner 27.04. Stuttgart 04.05. München

Fuck Art, Let‘s Dance! 26.04. Berlin 27.04. Augsburg 28.04. München 11.05. Hamburg 25.05. Graal-Müritz

Ghostpoet mit Cloud Boat 05.05. Erlangen 06.05. München 08.05. Berlin 09.05. Hamburg 10.05. Köln 14.05. Frankfurt a. M.

Haim 01.05. Köln 02.05. Berlin

Herren­ maGazin

Präsentiert von Intro

HiGhasakite 20.05. Köln 21.05. Stuttgart 22.05. Hamburg 23.05. Berlin

I‘m Not A Band 15.05. Ilmenau 25.05. Leipzig 31.05. Dresden

Jacco Gardner 23.04. München 25.04. Weinheim 25.04. Köln 26.04. Hamburg

25.04. Hamburg 09.05. München 16.05. Berlin*

Präsentiert von Intro

The Jon Spencer Blues Explosion 22.04. Hamburg 01.05. Berlin 02.05. Frankfurt a. M.

Junip 03.05. Heidelberg 04.05. München 05.05. Berlin 06.05. Hamburg 10.05. Köln

K&F Labeltour mit Garda, The Green Apple Sea, The Dropout Patrol 08.05. Leipzig 09.05. Hamburg 10.05. Offenbach 11.05. Stuttgart 12.05. München

Kevin Devine 18.05. Bremen 19.05. Kiel 20.05. Berlin 21.05. Wiesbaden 24.05. A-Wien 25.05. München 26.05. Leipzig 28.05. Oberhausen 29.05. Münster 30.05. Trier 31.05. Göttingen

King Rocko Schamoni 23.05. Mainz 24.05. Karlsruhe 25.05. Weinheim

Präsentiert von Intro

The Knife 26.04. Bremen 27.04. Hamburg 01.05. München 02.05. Köln 11.05. Berlin

Jeans Team

Kurt Vile & The Violators

30.04. Frankfurt a. M.

28.05. Hamburg

Jesse Boykins III

Präsentiert von Intro

16.05. München

Johnossi 22.04. Karlsruhe 23.04. Wiesbaden 24.04. Köln 26.04. Münster 27.04. Berlin

Da Gehen wir hin – Tipps der Redaktion Und wo geht ihr hin? — www.intro.de/forum/konzerte

LainG

22.04. Hamburg 24.04. Kiel 25.04. Rostock 26.04. Berlin 30.04. Hettenrodt

The Late Call 23.05. Hamburg 24.05. Hannover 25.05. Kiel 26.05. Oberhausen 27.05. Berlin 28.05. Regensburg 29.05. Darmstadt 30.05. Trier 31.05. Frankfurt a. M.

Leslie Clio

WolfGanG Jenny FrömberG Weser

Eike WohlGemuth

Jörg-Uwe Albig (Lesung) Dan Deacon Heinz Strunk (Lesung) c/o pop Art Brut

The Knife Nicolas Jaar Introducing-Tour Dan Deacon Primavera Sound

Nicolas Jaar Ghostpoet Introducing-Tour Beyoncé Jesse Boykins III

Präsentiert von Intro

Love A

24.04. GieSSen 01.05. Freiburg 02.05. Frankfurt a. M. 07.05. Köln 08.05. Braunschweig 09.05. Osnabrück 10.05. Hamburg 11.05. Berlin 17.05. Stuttgart 18.05. Mannheim

12.05. Hamburg 13.05. Berlin 14.05. Leipzig 17.05. Köln

Mudhoney mit The Treatment 21.05. Düsseldorf 23.05. Bielefeld 25.05. Leipzig 26.05. Berlin 27.05. Hamburg

Lusotronics Festival Newton Faulkner mit Bonde Do Role, 27.04. Berlin Batida, Gang Do Eletro, 28.04. München João Brasil Feat. Cibelle, 29.04. Köln Titica, Edu K, Dama Do Bling u.a. New Found Land 18.–19.05. Berlin

Mac DeMarco 02.05. München 09.05. Berlin 10.05. Köln

Major Lazer 24.04. Hamburg 10.05. München 16.05. Berlin

Max Goldt 23.-24.04. Rostock 14.05. Traunstein 15.05. München 16.05. Regensburg 17.05. Rudolstadt 18.05. Gera 23.05. Hamburg 24.05. Brunsbüttel 31.05. Kleinmachnow Geht weiter!

Melvins 28.04. Schorndorf 07.–08.05. Berlin

Messer

29.04. Köln 30.04. Rees-Haldern 01.05. Offenbach 02.05. Krefeld 03.05. Berlin 04.05. Hamburg 07.05. Dresden 08.05. Nürnberg 09.05. Hannover 17.05. Stuttgart 18.05. München

Night + Day mit The xx, Jessie Ware, Chromatics, Mount Kimbie, Kindness, Mykki Blanco 18.05. Berlin

Ólafur Arnalds 12.05. Schweich 21.05. München 22.05. Wiesbaden 23.05. Köln 25.05. Hamburg 26.05. Leipzig 29.05. A-Wien 31.05. Nürnberg

03.05. Aachen 11.05. Bielefeld

Präsentiert von Intro

Präsentiert von Intro

09.05. Köln 10.05. Berlin 12.05. A-Wien

Mikro­ kosmos23 22.04. Köln 23.04. Osnabrück 24.04. Saarbrücken 25.04. Münster 26.04. Mühlhausen 27.04. Chemnitz 28.04. A-Wien 29.04. München 10.05. Mainz 11.05. Köwerich 24.05. Nürnberg 25.05. Torgau 26.05. Berlin 28.05. Freiburg 29.05. Frankfurt a. M. 31.05. Kassel

22.04. Dortmund 23.04. Münster 25.04. Leipzig 26.04. Hamburg 27.04. Berlin

Mire Kay

Levellers mit Gaz Brookfield

28.04. Berlin 29.04. Köln 03.05. Darmstadt 10.05. München 11.05. Dresden 12.05. Hamburg

07.05. Aschaffenburg 08.05. Bochum 09.05. Weinheim 10.05. Osnabrück

Mount Eerie

05.05. Hamburg 05.05. Köln 13.05. Frankfurt a. M.

Motorpsycho

On An On

Parenthetical Girls 30.04. Köln 01.05. Chemnitz 02.05. Hamburg 03.05. Berlin 07.05. Wetzlar 08.05. Karlsruhe 11.05. Nürnberg 14.05. Leipzig

Pascal Finkenauer 04.05. Rees-Haldern 05.05. Köln 06.05. Stuttgart 07.05. München 08.05. Wiesbaden 11.05. Berlin 12.05. Hamburg

Peace 10.05. Duisburg 11.05. Offenbach 12.05. München 14.05. Dresden 15.05. Hannover 16.05. Stuttgart

Phosphorescent 11.05. Berlin 12.05. Köln


MORGEN

Präsentiert von Intro

Splash! Präsentiert Fantastic Vol. 1 mit Weekend

Präsentiert von Intro

01.05. Hamburg 03.05. Berlin 04.05. Hannover 06.05. Düsseldorf 07.05. Frankfurt a. M. 12.05. Leipzig 13.05. Dortmund 15.05. Oberhausen 16.05. Mannheim 18.–19.05. München 22.05. Stuttgart

26.04. Berlin

Stereo Total

30.04. Hammelburg 04.05. Reutlingen 19.05. Bochum

24.05. Leipzig 26.05. Cottbus

Präsentiert von Intro

P!nk

Pass!on Victim mit Benjamin, Woodlands, The Kissaway Trail, Steve Blame, The Earwigs Path 10.05. Hamburg

Suuns 04.05. München 05.05. Berlin 06.05. Köln

Swans 23.05. Schorndorf 27.05. Frankfurt a. M. 28.05. Berlin 29.05. Dresden 30.05. München

The Pigeon Detectives

Swim Deep mit The 1975

15.05. Hamburg 16.05. Köln 17.05. Frankfurt a. M. 21.05. Berlin

07.05. Köln 08.05. Berlin 09.05. Hamburg 10.05. München

Pttrns

Präsentiert von Intro

08.05. Hamburg 11.05. Bielefeld Geht weiter!

Puppetmastaz 26.05. Erlangen 27.05. München 29.05. Hamburg Geht weiter!

The Rumour Said Fire 23.04. Köln 24.04. Hamburg 25.04. Osnabrück

Samiam mit Mikrokosmos23*, Walter Schreifels** 23.04. Osnabrück* 24.04. Saarbrücken* 26.04. Düsseldorf** 28.04. Frankfurt a. M.** 29.04. München** 30.04. Stuttgart

Satellite Stories 20.05. Köln 28.05. Hamburg

Savages 16.05. Köln 17.05. Berlin 19.05. Frankfurt a. M.

Shellac 26.05. Frankfurt a. M. 27.05. Leipzig 28.05. Hamburg 29.05. Berlin

Skip&Die 08.05. Berlin 09.05. Düsseldorf 10.05. Wiesbaden 11.05. Heidelberg Geht weiter!

Skip The Use 30.05. Berlin 31.05. Hamburg Geht weiter!

Sóley 11.05. Heidelberg 12.05. Hamburg 13.05. Köln 19.05. Berlin

Tubbe

Turbostaat 24.04. Marburg 25.04. Dresden 27.04. A-Wien 29.04. München 02.05. Frankfurt a. M. 04.05. Köln

Tusq 24.04. Münster 27.04. Husum 30.04. Oberhausen

Two Gallants 13.05. Düsseldorf 14.05. Heidelberg 20.05. Nürnberg 21.05. Dresden 22.05. Hamburg

Team Ghost

Unknown Mortal Orchestra

22.04. Berlin 23.04. Hamburg 24.04. Köln

12.05. Frankfurt a. M. 13.05. München 14.05. Köln 20.05. Hamburg

Team Me 29.05. Ulm 30.05. Duisburg 31.05. Immergut

We Have Band

Präsentiert von Intro

Wolf People

18.05. Regensburg 19.05. Töging

Tiere Streicheln Präsentiert von Intro Menschen mit Martin Gotti GottWronGkonG schild & Sven Van Thom 27.05. Köln 28.05. Berlin 29.05. Hamburg

22.04. Berlin 02.05. Nürnberg 03.05. Osnabrück 09.05. Bonn 10.05. Köln 11.05. Rostock 12.05. Hamburg

Tim Burgess 19.05. Köln 20.05. München 22.05. Berlin 23.05. Hamburg

Title Fight mit Dead End Path, Whirr 22.04. Hamburg 23.04. Köln 24.04. Münster 25.04. Wiesbaden 29.04. Würzburg

Toby Goodshank mit Alp Baku 22.04. A-Wien 26.04. Chemnitz 27.04. Leipzig 28.04. Berlin

Präsentiert von Intro

Tomorrow‘s World 20.05. Berlin 21.05. Köln 22.05. Aschaffenburg

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22.04. Köln 29.04. Rostock

Yeah Yeah Yeahs 06.05. Berlin

Young Dreams 26.04. München

Die kommen, die touren Alin Coen Band (21.05.–06.09.) British Sea Power Macklemore & Ryan Lewis Tegan And Sara (17.–20.06.) Vampire Weekend

Die kommen, die Festivals Best Kept Secret Festival (21.–23.06.) Hurricane / Southside (21.–23.06.) Open Source (29.06.) Ruhr-in-Love (29.06.) Traumzeit-Festival (21.–23.06.)

DJ Claptone

JäGermeister WirtshausFestivals Im Sommer wechselt die Jägermeister Wirtshaustour Holzvertäfelung und Hirschgeweihe gegen die freie Wildnis. Uriges Wirtshaus trifft auf heiße Acts aus der Electro- und Indie-Szene – seit ihrem Debüt 2010 hat die Jägermeister Wirtshaustour längst Kultstatus erreicht. Zwischen Holzvertäfelung, Kneipenspielen und dem einen oder anderen Kräuterlikör feierte die Crowd bereits mit Skrillex, A-Trak oder Boys Noize. Dieses Jahr setzen die Veranstalter sogar noch einen drauf und laden mit den sonntäglichen Jägermeister Wirtshaus-Festivals erstmalig zum Feiern ins Freie ein. In Hamburg, Berlin und München sind bei den Ein-Tages-Events unter anderem die schwäbischen Turntablerocker, das Duo Adana Twins, das nicht nur die Vorliebe für türkisches Essen, sondern vor allem für gute HouseMusik verbindet, der in Berlin residierende Shir Khan und DJ Claptone dabei. Tickets gibt es im VVK für schlappe acht Euro und zwölf Euro an der Tageskasse. Jägermeister Wirtshaus »Feierabend« Tour mit Shir Khan, DJ Claptone, Doctor Dru, Davidé 02.06. Hamburg, Landhaus Walter (+ Turntablerocker, Adana Twins) 09.06. Berlin, Arena Berlin inkl. Badeschiff (+ Sascha Braemer, Adana Twins) 16.06. München, Kesselhaus (+ Turntablerocker, Der Brane, Cocolores)


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MORGEN

Festivals

ImmerGut Festival Frank Spilker gehört zu den Veteranen des Immergut, des zusammen mit dem Haldern Pop bekanntesten IndieFestivals des Landes. Nach Konzerten mit den Sternen und als Solokünstler tritt er dort dieses Jahr erstmals als Lesender auf. Das macht ihn zum perfekten Kandidaten, um den besonderen Charakter des Immergut zu erklären.

Sizarr

Maifeld Derby Das Maifeld Derby im badenwürttembergischen Mannheim findet 2013 erst zum dritten Mal statt. Das junge Festival konnte sich mit seiner Bandbreite an lokalen und internationalen Indie- und Dance-Acts bereits einen Namen machen – und ist ausverkauft. Zum zweiten Mal sind die Kurpfälzer Sizarr dabei, für die das Mannheimer Maifeld Derby eine Art Heimspiel ist. Bandmitglied Philipp erinnert sich an das letzte Jahr und verrät uns, auf was sich das Trio diesmal freut. »Komischerweise hatten wir kaum mehr in der Umgebung von Mann ­heim/Heidelberg gespielt, seit Marc, Fabian und ich hier wohnen. Das Maifeld Derby 2012 in Mannheim sollte also nach längerer Zeit mal wieder ein Heimspiel für uns werden. Eigentlich schien auch alles ganz geil: Wenn man den Himmel und die Leute anschaute, sah alles nach ultimativer Festival-Experience aus, mit Sonnenstrahlen und willigen Musicloverz, die angemessen in Hotpants, Stiefeln und Sonnenbrillen zu Muso bounceten. Plötzlich kam dann die Unwetterwarnung. Den halben Tag haben wir gehofft, dass es vorbeizieht, wir hatten hinter der Bühne schon unser Instrumentarium aufgebaut, als das Gewitter und Regengeballer losging und

unser Slot aus Sicherheitsgründen abgesagt werden musste. Wir also wieder eingepackt und den Bands im unwetterbeständigen Zirkus­ zelt und im überdachten Parcours D’Amour zugehört. Dafür sind wir dieses Jahr – egal, bei welchem Wetter – da und spielen. Außerdem spielen hier viele andere interessante Künstler – derbe Bands wie The Notwist, CocoRosie und Daughter, aber auch solche, von denen man noch nichts gehört hat, denen man aber schon bald nicht mehr entkommt, wie unserem Freund Dagobert. Wer keinen Bock mehr hat auf Musik, kann sich auch noch Filme oder Literatur reinziehen, und somit wird das Ganze zur audiovisuellen Experience. Und das alles in der Stadt, in der zumindest zwei Drittel unserer Formation ihren Wohnsitz haben. WOHOOO!« 31.05.-02.06. Mannheim — Caroline Keating, CocoRosie, Dagobert, Daughter, David Lemaitre, Dry The River, Efterklang, Enno Bunger, Fuck Art Let’s Dance!, Garda, Herrenmagazin, Hurricane Dean, Immanu El, Intergalactic Lovers, Is Tropical, Jack Beauregard, K adavar, K at Frankie, Kevin Devine, Leslie Clio, Reptile Youth, Rocky Votolato, Royal Canoe, Schnaak, Sea+Air, Sizarr, Sophie Hunger, Steaming Satellites, The Hirsch Effekt, The Notwist, The Tidal Sleep, Thees Uhlmann, Toy, Wallis Bird, We Were Promised Jetpacks, When Saints Go Machine, Young Dreams, Young Rival u. v. a.

Du hast mit den Sternen und der Frank Spilker Gruppe mehrere Male beim Immergut gespielt. Was für Erinnerungen hast du daran? Merkwürdigerweise habe ich an das Immergut kaum Wetter­ erinnerungen. Obwohl es in den Backstage bereitgestellten Wohnwagen abhängig von der Temperatur durchaus unterschiedlich riecht. Wie es ja auch in einem Zelt der Fall ist. Es war nie richtig heiß und nie richtig kalt, wenn ich dort war, aber immer schön. Einer der letzten Höhepunkte war der gemeinsame Auftritt mit The Whitest Boy Alive. Deren Keyboarder Daniel Nentwig hatte für ein Konzert ausgeholfen, nachdem Richard von der Schulenburg bei den Sternen ausgestiegen war. Wir haben dann sehr nervös angefangen, weil wir all dieses neue Material hatten. Das Ganze ist dann in einer Art Orgie geendet, wie es eigentlich auch geplant war. Aber auch mein Soloauftritt bei einsetzendem Regen am Nachmittag hat mir viel Spaß gemacht. Das ist so ein magischer Moment auf Festivals: Die Besucher versuchen die Stimmung aufzubessern, wenn das Wetter schlechter wird. Das Immergut steht seit Langem in dem Ruf, im Kontext der deutschen Festivals eine besondere Veranstaltung zu sein. Was macht den besonderen Charakter des Festivals aus? Das Festival ist für Besucher und auch Musiker deshalb sehr angenehm, weil es sich in einer Nische eingerichtet hat, die abseits der alljährlichen Bieterschlacht um die gerade angesagten Bands funktioniert. Bei einem Festival interessieren mich die Neuentdeckungen immer mehr als die Stars, die die Massen anlocken sollen. Natürlich muss es trotzdem ein paar Headliner geben. Aber das Immergut findet allein schon durch seine Besucherbeschränkung das richtige Maß. Die ganzen Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass das Festivalpublikum aus Musikinteressierten besteht und nicht in der Mehrheit aus sensationshungrigen, gelangweilten, Entschuldigung, Provinzlern. Interview: Christian Steinbrink 31.05.-01.06. Neustrelitz — Die Heiterkeit, Dry The River, Efterklang, Fenster, Fraktus, Frank Spilker, Gold Panda, Honig, Leslie Clio, Mischa-Sarim Verollet, Roosevelt, Team Me, The Notwist, Toy, We Were Promised Jetpacks, When Saints Go Machine, White Fence, Young Dreams, Jens Lekman, Beach Fossils, David Jonathan, La Boum Fatale, Thomalla, Xul Zolar u. v. a.

Frank Spilker


MORGEN

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Electronic Beats Festival Auch bei der diesjährigen Ausgabe der Festivalreihe ­Electronic Beats trifft sich mit James Blake, Dan Deacon und weiteren Acts ein namhaftes Who’s who der internationalen Electro-Szene.

My Bloody Valentine

Primavera Sound / Optimus Primavera Sound Intro liebt das Primavera. Sowohl die Ausgabe in Barcelona als auch die kleine Schwester in Porto. Viele Redaktionsmitglieder haben das an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden stattfindende Zwillingsfestival schon öfter besucht. Hier erinnern sich drei von ihnen an besondere Momente unter der iberischen Sonne.

ist ein Festival, das von Qualität überzeugt ist und mit dieser Einstellung auch noch durchkommt. Das diesjährige Line-up ist das beste, das jemals für ein einziges Festival angekündigt wurde. Shellac sind natürlich auch dabei. Ich werde sie mir anschauen, wie jedes Jahr.«

Thomas Venker Codeine / Wolves In The Throne Room, Porto, 2012: »Das e­ rste Primavera in Porto war ein nachhaltiges Ereignis – nicht nur für mich, sondern sicher für alle 15.000 Besucher. Die charmante Übersichtlichkeit des Geländes erinnerte an die ersten Jahre des Mutterfestivals in Barcelona, die Lage mit Meerblick und Anbindung an eine gastfreundliche Stadt sowieso, und das kleinere Line-up sollte sich als Plus herausstellen, da es der Intensität der Auftritte zuträglich war. Besonders toll war die Waldbühne, auf der zuerst Codeine einen Reunion-Auftritt spielten, bevor die großen amerikanischen Metal-Dramatiker Wolves In The Throne Room unsere Herzen in Wallung brachten.«

Wolfgang Frömberg Pulp, Barcelona, 2011: »Auf dem Primavera habe ich schon einige Bands gesehen, zu deren besten Zeiten ich noch zu jung war, um sie live erleben zu können: Public Image Ltd, Wire, Suicide, Einstürzende Neubauten... Daneben sah ich haufenweise tolle Gigs von zeitgenössischen Künstlern wie Kurt Vile oder Scout Niblett. Und dann noch die Neunzigerjahre-Helden, die ich damals nicht mitbekam, weil ich in dem Jahrzehnt prinzipiell nicht vor die Tür gegangen bin. Ob die Headliner von 2010, Pixies, oder ein Jahr später Pulp, deren ›Common People‹ von der an diversen Orten in der Stadt gegen die Finanzpolitik demonstrierenden katalanischen Jugend mal eben ›umpolitisiert‹ wurde: Der Besuch in Barcelona hat sich noch immer gelohnt.«

Christian Steinbrink Shellac, Barcelona und Porto, jedes Jahr: »Bevor ich das erste Mal zum Primavera fuhr, stellte sich mir vor allem eine Frage: Was muss das für ein Festival sein, das von einer störrischen Legende wie Shellac jedes Jahr für ihren Sommerurlaub ausgesucht wird? Als ich dort war, bekam ich eine ungefähre Ahnung von einer Antwort. Das Primavera

22.-26.05. E-Barcelona — Adam Green & Binki Shapiro, Animal Collective, Apparat, Band Of Horses, Blur, Bob Mould, Daniel Johnston, Daughter, Dead Can Dance, Deerhunter, Dinosaur Jr, Do Make Say Think, Grizzly Bear, Hot Chip, James Blake, Jessie Ware, Kurt Vile & The Violators, My Bloody Valentine, Neurosis, Nick Cave And The Bad Seeds, Phoenix, Shellac, Solange Knowles, The Breeders, The Jesus And Mary Chain, The Knife, The Postal Service, Wu-Tang Clan, Django Django, DJ Koze u. v. a.

Seit nunmehr zwölf Jahren steht das Electronic Beats Festival der Telekom nicht nur für einzigartige Beat-Offensiven, sondern auch für frische und innovative Bookings. In der Vergangenheit spielten dort schon Acts wie Kele, Miike Snow, Animal Collective, Fever Ray oder Phoenix gefeierte Auftritte. Das Festival bemüht sich, ähnlich wie auch das begleitende Magazin, um Innovationen im Bereich der elektronischen Musik. Auch am 16. Mai, wenn das Festival auf seiner Tour nach Stationen in Prag, Bratislava, Posen und Graz ab 20 Uhr wieder einmal im Kölner E-Werk halt macht, wartet das Ein-Tages-Event mit einem spannenden Line-up auf: allen voran Londons gefeierter Post-DubstepKünstler, der einstmalige Intro-Titelheld James Blake, der jüngst sein zweites Album »Overgrown« veröffentlichte und auch damit Kritikern wie Fans bewies, dass sein Talent über das eines One-Hit-Wonders hinaus reicht. Ebenfalls vertreten ist der Synthie-Pop-Künstler Dan Deacon, der mit zehn veröffentlichten Studioalben schon so etwas wie eine Institution der Electronic Music ist und seine Kunst immer wieder in neue Richtungen zu lenken vermochte. Im vergangenen Jahr engagierte sich Deacon zudem politisch, als er die Demonstranten der »Occupy Wall Street«-Bewegung in New York mit einigen Gigs unterstützte. Zudem werden das kanadische Duo Trust, das seinem Debütalbum »TRST« zuletzt die EP »Heaven« nachschob und bereits mit internationalen Größen wie Hercules and Love Affair zusammenarbeitete. Auch Reptile Youth aus Dänemark, bekannt unter anderem durch ihren Hit »Speed Dance«, werden dem E-Werk im Mai einen Besuch abstatten. Die Band verbindet Electro höchst erfolgreich mit Elementen aus Pop, Punk und Rock. Komplettiert wird das Programm von Kompakt-Künstler Popnoname alias Jens-Uwe Beyer, der im Jahr 2000 von seiner Heimat Fehmarn nach Köln zog und mit Platten wie dem »White Album« nicht mehr aus der rheinischen Szene wegzudenken ist. Mit diesem Line-up schafft das Electronic Beats wieder den eigentlich so schwierigen Spagat zwischen die Party antreibender Dance Music und ambitionierter und neuer elektronischer Musik. Eine Leistung, die nicht viele Electro-Festivals hinbekommen. Jenny Weser 16.05. Köln — James Blake, Dan Deacon, Trust, Reptile Youth, Popnoname

James Blake


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MORGEN

Festivals

Redbox Festival In ehrenamtlicher Arbeit stellt der gemeinnützige Verein »Kulturini e.V.« seit 2008 in der bayrischen Weltstadt Dingolfing das Redbox Festival mit einem schmackhaften musikalischen Allerlei auf die Beine. Die Macher protzen am BMW-Produktionsstandort keineswegs mit Angeber-Limos, sondern mit Angeber-Location: Das Redbox Festival findet nicht etwa auf einem gelenkunverträglichen Kuhacker oder in einem renovierungsbedürftigen Jugendzentrum statt, sondern in der ortsansässigen Eissporthalle. Die wird pünktlich im Mai enteist und mit Tuchbahnen in eine dunkelrote und damit die namensgebende »rote Box« verwandelt.

Food For Your Senses Für Musikinteressierte aus dem Südwesten Deutschlands hat es sich schon immer gelohnt, einen Blick auf das kleine Nachbarland Luxemburg zu werfen. Hier gibt es eine ganze Reihe toller Clubs mit Shows, die es nicht zwingend auch nach Trier, Saarbrücken oder Wiesbaden schaffen. Auch festivalseitig hat das Land etwas zu bieten: Das Food For Your Senses ist ein angenehmes Festival der 10.000-Besucher-Kategorie mit einem kenntnisreich zusammengestellten vielseitigen Line-up und dem Anspruch, seinen Gästen mehr zu bieten als »nur« Livemusik. Das »Food«, wie es seine Fans liebevoll

nennen, vereint Ausstellungen mit Workshops und Themengärten und belässt es auch kulinarisch nicht beim reinen Standard. 2013 wird das Festival erstmals nicht in Tuntange, sondern in seiner neuen Heimat im zehn Kilometer entfernten Bissen ausgetragen. Trotzdem sollten auch Deutsche ohne Ortskenntnis keine Mühe haben, das Festival zu finden. Christian Steinbrink 17.-19.05. L-Bissen — Daniel Norgren, Dry The River, Ewert And The Two Dragons, Jacco Gardner, Kid Simius, Marteria, On An On, R angleklods, S O H N, SAM, Sizarr, Slow Magic, The Computers, Vierkanttretlager, xxyyxx u. v. a.

John Zorn

Millerntor Gallery Die in Hamburg aus der Taufe gehobene Hilfsorganisation Viva con Agua hat sich in den letzten Jahren durch viele lebendige Aktionen einen sehr guten Ruf erworben. Nicht nur durch Becherpfand auf Festivals sammelt der Verein Geld für Wasser- und Bildungsprojekte, sondern seit drei Jahren auch in Zusammenarbeit mit dem FC St. Pauli in der Millerntor Gallery. Zur neuesten Vernissage in der 2.500 qm² umfassenden Kunstausstellungsfläche in den Katakomben des Millerntor-Stadions im Herzen von St. Pauli lädt Viva con Agua nicht nur angesehene und aufstrebende Künstler aus Street-Art, Malerei und Fotografie, sondern auch musikalische Gäste aus HipHop und Reggae. 23.05. Hamburg

BASSart Festival

Moers Festival »We are ugly, but we have the music« – das ist der Titel eines Standardwerks über jüdische Identität und Subkultur. Auf nur wenige Musiker passt das besser als auf John Zorn. Stylepunkte gewinnt der Saxofonist auf jeden Fall keine, wenn er im charakteristischen orangenen Labberpulli mit Tarnhose auf die Bühne kommt. Aber sobald er sein Instrument spielt, ist

10.-11.05. Dingolfing — Simeon Soul Charger, Kellerkommando, The Excitements, The Heavy, A.G. Trio, Tecnosaurus Rex, Me And My Drummer, Mardi Gras.bb, I Heart Sharks, Duke Albert u. v. a.

alles vergessen. Es gibt kaum einen Musiker, der den Sound New Yorks so gut festgehalten hat wie John Zorn, egal, ob es sich dabei um die diasporische »Radical Jewish Music« seines Labels Tzadik oder den eklektischen Surround-Sound von Naked City handelt, der im 30-Sekunden-Takt von Surf zu Calypso zu Hardcore wechselt. »Reizüberflutung ist für John Zorn keine Bedrohung, sondern eine Form von künstlerischer Stimulation«, meint Rainer Michalke, Leiter des Moers Festival. Dort wird Zorn am 17. Mai, dem »Zorntag«, auf seiner Geburtstagstournee haltmachen. Christian Werthschulte 17.-20.05. Moers — John Zorn, Illuminations, Holy Visions, The Alchemist, Moonchild, Dreamers, Electric Masada, The Dorf, Sidsel Endresen & Stian Westerhus, Dafnis Prieto, Caravaggio, Nohome, Evelyn Glennie & Fred Frith, Mark de Clive-Lowe, Terri Lyne Carrington, Local Heroes, Bassekou Kouyaté & Ngoni Ba u. v. a.

Die Verknüpfung von hochkulturellen Spielstätten mit subkultureller Kunst und Musik greift auch in Bayern um sich. Das BASSart Festival macht nach zwei Jahren der konzeptuellen Neuausrichtung einen Restart und will dabei eine grenzüberschreitende Plattform für seine Künstler sein. Im Kulturzentrum Gasteig wird jegliche Form von urbaner und audiovisueller Kunst, Performances bis hin zu Bassmusik und andere Spielarten elektronischer Musik abgebildet. 24.-25.05. München — Alex Bau, Misuk, Neosignal, Schluck Den Druck, SCNTST u. v. a.

Open Ohr Festival Das Open Ohr hat seit knapp 40 Jahren ein – Entschuldigung! – offenes Ohr für gesellschaftliche Themen. Unter der Leitung der Freien Projektgruppe widmet man sich 2013 unter dem Motto »So jung kommen wir nicht mehr zusammen« dem Altern in einer alternden Gesellschaft. Neben vielen Konzerten werden die Podiumsdiskussionen und Aktionen von zahlreichen Veranstaltungen aus Kunst, Kabarett und Film flankiert. 17.-30.05. Mainz — Textor, Fuji Kureta, Marianne Sägebrecht & Josef Brustmann, Feindrehstar, Umse, Wallis Bird, Bauchklang, Strom & Wasser feat. The Refugees, Lingua Loca, Touchy Mob, Donati Swing Ensemble, Jamaram, Sea+Air, Vierkanttretlager u. v. a.

Texte: Marius Wurth


MORGEN

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0513 kArlStorBAhnhof

Mi. 01.05. Nikki Corvette & The Romeos (USA) Do. 02.05. Joey Cape´s Bad Loud + Scorpios [Tribute to Tony Sly] + Armchair Martian + Russ Rankin [Good Riddance] @ Sputnikhalle Do. 02.05. Milky Chance (D) Sa. 04.05. Wintersleep (CAN) SA 11.05. Sóley

Do 02.05 Set it off: XXYYXX BlackBird BlackBird Slow Magic giraffage dreaM koala fr 03.05. Junip So 05.05. ruSconi fr 10.05. Anthony B NeUer TerMiN SA 11.05. Sóley SA 11.05. Skip&Die klUBK Di 14.05. two GAllAntS Di 28.05. chet fAker Di 28.05. nick wAterhouSe klUBK So 09.06. tweAkBirD Di 11.06. clutch

Auf dem Weg zum Melt!: Runter vOm Gas! Der Weg auf ein Festival und vom Festival weg ist für die meisten Besucher weit. Da ist besondere Aufmerksamkeit gefragt, auch und gerade am Steuer eines Pkw. Damit kollidieren auf dem Hinweg hitzige Vorfreude und manchmal auch ein Getränk zum »Vorglühen«, auf dem Rückweg Müdigkeit oder Restalkohol. Deshalb ist hier die richtige Vorbereitung wichtiger denn je! Wer fährt, trinkt nicht. Und wer trinkt, fährt nicht. Soviel sollte klar sein. Denn unter jungen Leuten, die das Gros des Festivalpublikums ausmachen, ist die Gefahr von Unfällen mit tragischem Ausgang am größten: Fast alle fünf Minuten verunglückt ein 18- bis 25-Jähriger in Deutschland. Am besten ist es jedoch, sich für die Festivalreise gar nicht erst hinter das Steuer zu setzen. Viele Festivals bieten mittlerweile Alternativen. Auf nahezu jeder Festival-Homepage gibt es Tipps, etwa in Foren, in denen Mitfahrgelegenheiten angeboten werden. Zum Melt! kann man beispielsweise mit dem Melt! Hotelzug anreisen. Der Zug fährt von Köln und München aus, hält in vielen weiteren Städten und steht das ganze Festival über als Hotel auf Schienen direkt am Festivalgelände. Komfortabler geht es kaum. Zusätzlich gibt es diverse Bustouren zum Melt!, bequem und bezahlbar. Ähnliches bieten auch andere Festivals an. Soviel sollte jedem seine Sicherheit wert sein. Wir freuen uns auf einen euphorisierenden Festivalsommer! Weitere Infos: runtervomgas.de + meltfestival.de/info/anfahrt.html

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Mit: DESTINY UNKNOWN, VELLOCET, THE TAPE RIDERS, THE WIPES, HOW TO SIT, STANDING BESIDE

Do. 23.05. 20:00 Uhr

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06.05.13 köln, studio 672

27.05. BrotfaBrik 20.00 ThE LEisurE sociETy

DI-RECT

theesatisfaction

08.06. Zoom 21.00 dirTy bEachEs 16.06. sankt Peter 20.00 xaviEr rudd 03.07. Zoom 21.00 chELsEa LighT moving 09.07. mouosnturm 21.00 dEvEndra banharT 07.09. Zoom 21.00 LEnka 12.09. BrotfaBrik 20.00 gabby young & oThEr animaLs 16.09. mousonturm 21.00 supErsiLEnT 18.09. Zoom 21.00 buiLT To spiLL

Di.28/05 Fr.31/05

MUK.E 13 Di.04/06

A$AP ROCKY Di.11/06

BAD RELIGION Mi.12/06

14.05.13 berlin, kantine berghain

STREETLIGHT MANIFESTO Do. 02.05.2013 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

WE ARE THE IN CROWD + NEVER SHOUT NEVER

So. 05.05.2013 | Luxor, Köln

Sa. 25.05.2013 | Gloria, Köln

Mo. 06.05.2013 | MTC, Köln

Mo. 27.05.2013 | Luxor, Köln

Di. 07.05.2013 | Luxor, Köln (Nachholtermin vom 09.04.)

ROLLER TRIO

HEINZ STRUNK CHET FAKER Di. 28.05.2013 | Luxor, Köln

WEITER

ANTHONY B

Mi. 05.06.2013 | Luxor, Köln (Nachholtermin vom 10.04.)

& HOUSE OF RIDDIM BAND

GABRIELLE APLIN

Mi. 08.05.2013 | Luxor, Köln

Do. 13.06.2013 | Luxor, Köln

PERIPHERY supports: Tesseract / Syqem Mi. 08.05.2013 | MTC, Köln

MILES KANE Di. 18.06.2013 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

ATTACK! ATTACK!

MODEST MOUSE special guest: Frightened Rabbit

lowlakes

Do. 12.05.2013 | MTC, Köln

Mo. 24.06.2013 | Luxor, Köln

20.05.13 köln, wohngemeinschaft 22.05.13 stuttgart, cafe galao 23.05.13 dresden, ostpol

THE HISTORY OF APPLE PIE So. 12.05.2013 | Blue Shell, Köln

PHOSPHORESCENT Sa. 15.06.2013 | RheinEnergieStadion, Köln

highasakite

BRITISH SEA POWER Mi. 26.06.2013 | Luxor, Köln

RON POPE

Do. 05.09.2013 | Live Music Hall, Köln

MY BLOODY VALENTINE

20.05.13 köln, studio 672

olafur arnalds 23.05.13 köln, kulturkirche

special guests: Labrassbanda, Triggerfinger, The Damned Do. 20.06.2013 | Lanxess Arena, Köln (Verlegt vom 18.06.)

rdgldgrn

23.05.13 köln, gebäude 9

dream syndicate 26.05.13 köln, stadtgarten

wolf people

Sa. 29.06.2013 | RheinEnergieStadion, Köln

27.05.13 köln, gebäude 9

wallis bird

01.06.13 düsseldorf, zakk

kurt vile

& the violators

07.06.13 köln, gebäude 9

Gäste: Bad Religion, Thees Uhlmann

tegan and sara

Mi. 16.10.2013 | Ruhrcongress, Bochum

20.06.13 köln, e-werk

dead can dance 21.06.13 gelsenkirchen, amphith. 25.06.13 frankfurt, jahrhunderth.

tame impala 01.07.13 köln, gloria

08.11. BrotfaBrik 20.00 hgich.T

Mo. 20.05.2013 | Luxor, Köln

Fr. 24.05.2013 | Studio 672, Köln

20.05.13 köln, gebäude 9

INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE / WWW.FACEBOOK. DE/FZWEVENT

SAVAGES

OKTA LOGUE

THE IDIOTS

VORSCHAU 07.07. DIE „DREI ???“ RECORD RELEASE PARTY / 29.07. BAD RELIGION / 02.08. ...AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD / 20.08. OF MONSTERS AND MEN / 21.08. SDP / 25.09. THE GAZETTE / 11.10. IRIE REVOLTES / 23.10. TARJA / 01.11. THEES UHLMANN & BAND / 08.11. PRINZ PI / 10.11. JUPITER JONES / 14.11. GENTLEMAN / 17.11. TONBANDGERÄT / 23.11. ZSK

Do. 16.05.2013 | Gebäude 9, Köln

DANKO JONES special guest: Bombus

SÒLEY

THE DILLINGER ESCAPE PLAN

THE PIGEON DETECTIVES

Di. 21.05.2013 | Studio 672, Köln

19.05.13 berlin, bi nuu

Mi.26/06

WE ARE THE OCEAN

So. 05.05.2013 | Live Music Hall, Köln

Mo. 13.05.2013 | Kulturkirche, Köln

EVERY TIME I DIE

Mi. 15.05.2013 | Luxor, Köln

MICK FLANNERY

ART BRUT

diiv

Di.18/06

UNKNOWN MORTAL ORCHESTRA

15.05.13 köln, studio 672

18.05.13 darmstadt, bedroomdisco

the lumineers

Di. 05.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

THE NATIONAL Mi. 13.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

19.08.13 hanau, amphitheater

19.11. caPitol 20.00 La brass banda

crystal fighters

05.11.13 frankfurt, sankt peter

tickets mousonturm: TEL 069.405.895-20 www.mousonTurm.dE infos BrotfaBrik: www.broTfabrik.info

Weitere Veranstaltungen: www.markusgardian.dE

agnes obel ORIGINALKARTEN FÜR DAS JUICY BEATS UND TICKETS FÜR AUSGEWÄHLTE VERANSTALTUNGEN GIBT ES AUCH DIREKT IM FZW-BÜRO - IMMER MO.-FR. ZWISCHEN 10.30 - 17.30 UHR FZW | RITTERSTR. 20 | 44137 DORTMUND

E

TREETOP FLYERS

Fr. 03.05.2013 | Luxor, Köln

MAKESHIFT INNOCENCE Fr.14/06

T

Do. 16.05.2013 | Luxor, Köln

Mi. 01.05.2013 | Luxor, Köln

ghostpoet

09.05.13 köln, gebäude 9

10.05.13 köln, gebäude 9 14.05.13 frankfurt, nachtleben

03.06. Zoom 21.00 mudhonEy

CHIMA

on an on

JONAS & THE MASSIVE ATTRACTION

03.06. BrotfaBrik 20.00 campEr van bEEThovEn

Mo. 29.04.2013 | Stadtgarten, Köln

READY,SET,FALL! Mo.27/05

28.05. Zoom 21.00 baLkan bEaT box

Di. 14.05.2013 | Luxor, Köln

NEWTON FAULKNER special guest: Sam Brookes

SMOKE MOHAWK & GRANDE ROSES

So.19/05

07.05.13 köln, gebäude 9

26.05. BrotfaBrik 20.00 hELgE TimmErbErg

27.05. BrotfaBrik 21.00 swans

Mo. 29.04.2013 | Luxor, Köln

WINTERSLEEP

JJ GREY & MOFRO

A

Mo. 13.05.2013 | Blue Shell, Köln

swim deep

Fr.17/05

D

Mo. 29.04.2013 | Gloria, Köln

MOTORPSYCHO

10.05. Zoom 21.00 Low

P

129

03.01.14 berlin, philharmonie

prime entertainment www.prime-entertainment.de


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Demnächst

Demnächst // Intro No. 213 — 27.05.2013 Daft Punk, Austra, Disclosure, Little Boots, Polly Scattergood, Youth Kills, Crystal Fighters, Fabian Harloff, The Last Of Us (Videospiel), Wong Kar-Wai …


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