Intro #215

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MGMT  ICONA POP  KING KRULE  KLOTZ & DABELER  REPORTAGE: MALLORCA ROCKS HOTEL

# 215 September 2013 Gratis www.intro.de C

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JETZT #215 LIEBE LESERINNEN UND LESER, im Sommer 2011 traf Linus Volkmann in einem Berliner Hinterhofbüro auf einen jungen Mann namens Benjamin Griffey. Anlass war die Titelgeschichte für Heft #194. Griffey, genannt Casper, hatte zu diesem Zeitpunkt schon das, was man heute im modernen Mediensprech eine große Internetfollowerschaft nennt. Außerdem ein Debütalbum in der Tasche, das die Geschichte des deutschen HipHop umschreiben sollte: Emo-Rap war das neue Ding.

Foto: Paula Winkler und Alexander Gehring

Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen, und Philip Fassing traf im gleichen Hinterhofbüro für die zweite Titelgeschichte einen gereiften Musiker, der die Bielefelder Provinz hinter sich gelassen hat, um sich für das neue Album »Hinterland« im ländlichen Amerika auf die Suche nach seinen familiären Wurzeln zu machen. Die Geschichte dazu findet sich auf Seite 48. Ein Tipp noch: Casper präsentiert am 07.09. seine neuen Songs erstmals live beim Berlin Festival. Etwas komplizierter gestaltete sich die Produktion eines Großteils unserer Glasgow-Geschichte für diese Ausgabe. Daniel Koch und Michael Obenland wurden auf dem Weg zu Franz Ferdinand wieder aus dem Flugzeug geholt. Als sie nach der Reparatur mit einigen Stunden Verspätung endlich in Glasgow ankamen, ging das Drama weiter: Der irgendwann von Obenland als gestohlen gemeldete Ausweis wurde den beiden zum Hindernis. Er musste sich einen temporären Pass beim deutschen Generalkonsulat in Edinburgh besorgen. Und das bei einem Zeitplan, der regulär in knapp 48 Stunden schon kaum einzuhalten war: Neben einer Homestory mit Franz Ferdinand drehten die beiden ein Label-Spezial zu Chemikal Underground, machten ein Interview mit den Amazing Snakeheads, trafen Glasgows TechnoVäter Optimo und absolvierten eine Tour an die Lieblingsorte unserer zweiten Coverband Chvrches. Alles mit dem Satz von deren Bandmitglied Martin Doherty im Ohr: »Wenn man auf Glasgows Straßen einen Stein in die Menge wirft, trifft man wahrscheinlich einen Musiker.« Das alles und noch mehr gedruckt in dieser Ausgabe und in bewegten Bildern in unseren iPad-Ausgaben 76 (23.08.) und 77 (30.08.). Einen schönen Spätsommer wünscht euch, Die Redaktion


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INHALT

GESTERN HEUTE WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN

WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT

013 Andrew W.K.: Die Weltrekord-Drum-Machine

025 Washed Out: Wuschel-Chillwave

014 Melt!: Woodkid, Thom Yorke, Pete Doherty, Ekstase

026 Lawrence: Der 360-Grad-Musiker

016 Macklemore: Das splash! unter sich

028 King Krule: Das Sams im Glück

018 Sziget: Farben der Freiheit

030 Frankie Muniz: Malcolm endlich draußen

020 Mein Song und seine Geschichte: Travis »Why Does It Always Rain On Me?«

032 Introducing: Unsere Newcomer-Tour mit Charity Children, Temples und Ruen Brothers 034 Auftakt mit MC Fitti-Bodycheck, John Legend, Phoenix, Janelle Monáe, We Butter The Bread With Butter, Trentemøller, Das Bo, Slut, The 1975 und Weiteren 048 Titelgeschichte I: Casper 053 Titelgeschichte II: Chvrches 058 Franz Ferdinand: Buckie und Lachsfisch 062 Glasgow: Die Indie-Metropole als Stadtplan 064 Glasgow: Die besten 30 Alben aus 50 Jahren 066 Cover-Welten: Chucks

004 Intro empfiehlt / Aboseite

068 Reportage: Hotel Mallorca Rocks – Indie-Spring-Break am Mittelmeer

009 Impressum

074 Icona Pop: I Fuck It

010 Dein Intro

076 MGMT: Kinder mit verstellten Stimmen

130 Katz & Goldt / Demnächst

078 Klotz & Dabeler: Pärchen mit Soul


INHALT

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IMPRESSUM VERLAG Intro GmbH & Co. KG, Venloer Str. 241—245, 50823 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de

HERAUSGEBER & GESCHÄFTSFÜHRER Matthias Hörstmann CHEFREDAKTEUR Thomas Venker (V.i.S.d.P.) STELLV. CHEFREDAKTEUR Linus Volkmann ARTDIRECTOR Holger Risse (und ich) TEXTCHEF Felix Scharlau PROJEKTLEITUNG Martin Lippert REDAKTION Wolfgang Frömberg, Felix Scharlau, Kristina Engel (Lektorat), Alexandra Heckel (Mode), Frederike Wetzels (Foto)

LIVE-REDAKTION Carsten Schumacher, Christian Steinbrink, Thomas Lorber, Jenny Weser

LAYOUT Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber ONLINE- & NEWS-REDAKTION(news@intro.de) Philip Fassing, Bastian Küllenberg

TERMINREDAKTION termine@intro.de TEXTE Aida Baghernejad, Jan Bojaryn, Dana Bönisch, Andreas Brüning, Franz Joachim Büchner, Christoph Büscher, Cay Clasen, Manuel Czauderna, Alexander Dahas, Doc Intro, Henrik Drüner, Leo Fischer, Lars Fleischmann, Jens Friebe, Marco Fuchs, Frank Geber, Claudius Grigat, Julian Gupta, Markus Hablizel, Moritz Honert, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Thomas Klein, Felix Klopotek, Dennis Kogel, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger, Astrid Kusser, Mario Lasar, Christian Meyer, Oliver Minck, Denise Oemcke, Katja Peglow, Katharina Poblotzki, Verena Reygers, Martin Riemann, Andreas Schnell, Nina Scholz, David Schumann, Frank Schuster, Inga Selck, Roman Sobota, Hanno Stecher, Till Stoppenhagen, Tim Stüttgen, Gabriele Summen, Christin Sydow, Klaas Tigchelaar, Nisaar Ulama, Benjamin Walter, Michael Weiland, Holger Wendt, Christian Werthschulte, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff

MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT

FOTOS Marco Bühl, Carmen Catuti, Alice Epp, Alexander Gehring, Rüdiger Glatz, Dan Gleiter, Timmy Hargesheimer, Javier Izquierdo, Peter Kaaden, Jan Kapitän, Bartosz Ludwinski, Katharina Poblotzki, Johanna Ruebel, Jamie Stoker, Paula Winkler, Geordie Wood, fotolia, Getty Images und Pressebildfreigaben

COVERFOTO Paula Winkler und Alexander Gehring (Casper), Carmen Catuti (Chvrches)

ILLUSTRATIONEN Steebz / Khuan + Ktron PERSONAL & ORGANISATION Rebecca Wast (Leitung), Denise Schynol, Christina Deutsch

PRAKTIKANTINNEN Niclas Aigner, Greta Galla, Sabine Haydl, Joscha Kollascheck, Nadja Neqqache, Dennis Oertel, Alexandra Ruppert

081 Cover des Monats: Andy Kaufman »Andy And His Grandmother« 082 Platten vor Gericht: Zehn Prominente & zehn Alben 085 Spalter: Eine Platte & zwei Meinungen 085 Charts: Unsere & eure Lieblinge

VERTRIEB Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41) ABO Eva Sieger, Florian Schuster (abo@intro.de) BRANDMANAGEMENT Eike Wohlgemuth PUBLIC & MEDIA RELATION Michael Mlinski (Leitung), Claudia Trede (claudia. trede@gemeinsame-sache.net), Sarah Gulinski (sarah.gulinski@gemeinsame-sache.net), Julian Lüngen (julian.luengen@gemeinsame-sache.net), Michael Gwiozdzik

086 Neue Platten: Musik & Hörspiele

ANZEIGEN & ADMINISTRATION Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12,

104 Heimspiel: Neue Demos & deine Band

Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster

106 Neue Filme: Im Kino & zu Hause 114 Neue Spiele: Video- & Brettspiele 116 Neue Produkte: Gadgets, Mode & Gewinne

DIRECTOR MARKETING & SALES Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) MARKETING & SALES Marketing & Sales Martin Lippert (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken – Fon +49 221 94993-17), Peter Stark (Mode, Games, Marken – Fon +49 221 94993-19), David Winter (Head of Digital Sales – Marken, Media – Fon +49 221 94993-63), Sebastian Siegmund (Konzertagenturen & regionale Kunden – Fon +49 30 6003460-11), Sonja Reitemeier, Sabrina Esser, Laura Heinrichs

118 Neue Tourdaten: Präsentationen & Termine

AKTUELLE ANZEIGENPREISLISTE Mediadaten 2013 (Nr. 23 aus 10/12) BANKVERBINDUNG Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 TERMINE für Nr. 216 / Oktober 2013. Redaktionsschluss: 06.09.2013; Termin- & Anzeigen-

INTRO IM NETZ

schluss: 13.09.2013; Druckunterlagenschluss: 17.09.2013; EVT: 30.09.2013

Mittwoch ist Kolumnen-Tag: Jede Woche neu und exklusiv auf intro.de/kolumne Charmant dilettantische Schnappschüsse aus dem Redaktionsalltag auf instagram.com/intromagazin Die Redaktions-Playlist der Woche, jeden Dienstag neu unter intro.de/redaktionsplaylist

DRUCK Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-GEPRÜFTE AUFLAGE & VERBREITUNG 1. Quartal 2013: Druckauflage: 125.535 / verbreitete Auflage: 123.593 (Durchschnittszahlen)

BEZUGSQUELLEN Erhältlich an 1.502 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! Proud Member of Hōrstmann Unternehmensgruppe (HUG). www.hoerstmann.de


MITARBEITER DES MONATS EDDI Eddi ist bereits der zweite Hund (nach HTML-Programmierer Paul), auf den diese Wahl hier fällt. Als Rasse gibt sein Betreiber Julian Lüngen (ebenfalls eine Spitzenkraft) das interessante Genre Bullmops an. Und warum auch nicht? Gibt ja auch Schlager-Metal. Eddis Leistung innerhalb unseres Empires ist dabei die, das diesjährige Berlin Festival (6.-7. September) mit hinreißenden Clips im Netz beworben zu haben. Sein darstellerisches Potenzial wurde dabei während seines Hauptjobs als Bürohund entdeckt. Konservativen Schätzungen nach hat Eddi allein den Kartenverkauf verdoppelt. Wir haben noch große Pläne mit ihm. Wenn der wüsste!

DEIN INTRO FEEDBACK Betreff: 10 Sätze, die man auf Festivals garantiert nie hören wird. Intro #214

Betreff: Das Schwestern-Trio Haim rückt nach gefühlten Jahren die erste Single raus.

»Mensch, wie gut es in meinem Schlafsack riecht!«

Natürlich ein fantastischer Song, aber die Live/Demo-Version war leider viel viel besser. Thomas Diefenbach via Facebook

Also, diesen Satz habe ich dieses Jahr in der Tat genau so gesagt. Ich war nämlich so schlau und habe meinen Schlafsack letztes Jahr gewaschen (!) und mich dann sehr gefreut beim Aus­ packen. Sabrina Stolz

Was wäre der Hype ohne die Reaktion jener, die mitunter bereits vor dem ersten Album schon am Absang feilen? Gerade mal gar nix. Grüße aus der Redaktion

MEIN STAR

MEIN TIER

Zugegeben: Bei einem Fan-Foto mit Deichkind erwartet man keine seriösen Posen – von beiden Seiten. Aber Kinder, müsst ihr denn gleich so aussehen? Zum Piepen. So viel Halbtot und so viel Kinn auf einem Bild. Danke, Katharina, für dieses Souvenir des Mannheim-Konzerts!

Unsere Großeltern schwärmten einst von Mister Ed, dem Pferd, das sprechen konnte. Kein Vergleich zu den aktuellen Animal-Skills: Oskar, der Hund, vertreibt sich die Zeit schon mit Scratchen. Danke an Anja, die den Chihuahua unterhält, wenn er nicht an den Turntables steht.

Mitmachen! Du hast auch ein poppiges Tier oder zuletzt einen Star belästigt? Schick das jpg an bilderflut@intro.de. Bei Abdruck winkt das Intro-Hörbuch. Und Leserbriefe an feedback@intro.de

Schlagzeilen des Monats +++ Schweden spricht sich per Volksentscheid gegen den Euro aus +++ Johnny Cash stirbt +++ Kopftuchstreit vor Gericht +++ Russland verweigert Kyoto-Protokoll +++ Schlagzeilen des Monats

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UND WO WARST DU?

IM SEPTEMBER 2003 INTRO #109

COVERGESCHICHTE Autor Hannes Loh zeichnet zunächst mal ein düsteres Bild der Beginner. Die hätten eigentlich mit dem AggroBoom spätestens zu Anfang des neuen Jahrtausends hinwerfen wollen. Die Band zeigt sich im Interview nicht viel optimistischer und beklagt die Politikfähigkeit der eigenen Szene und die fortschreitende Beliebigkeit durch das Internet. Überraschend gut gelaunt klingt aber ihr Album »Blast Action Hereos« beim Wiederhören.

STORYS Erase Errata, Five

Deez, The Weakerthans, Ween, The Cooper Temple Clause, OutKast, Audio Bullys, Peaches

WICHTIGE ALBEN Kings Of

Leon »Youth And Young Manhood«, Alexander Kowalski »Response«, The Raveonettes »Chain Gang Of Love«, Blumfeld »Jenseits von jedem«, Kraftwerk »Tour De France – OST«, Scout Niblett »I Am«, M83 »Dead Cities, Red Seas & Lost Ghosts«

PLATTEN VOR GERICHT

Erster: Frank Black »Show Me Your Tears«; Letzter: Heather Nova »Storm«

BESONDERE VORKOMMNISSE Unsere sogenannte Kul-

turstrecke schickt sich an, das Feuilleton links und überhaupt zu überholen. So werden Storys zu 100 Jahre Adorno genau wie über 75 Jahre Stockhausen gesportet.


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Festival Award 2013 – verliehen von Festivalguide und Reeperbahn Festival. Vote jetzt für das Beste Festival 2013 unter www.festivalguide.de/derhelga DER HELGA® wird am 26.09.2013 auf dem Reeperbahn Festival im Imperial Theater Hamburg verliehen. Unter allen Voting-Teilnehmern verlosen wir 3x2 Tickets für das komplette Reeperbahn Festival sowie weitere Preise wie Jahresabos des Intro Magazins und und und. Ein Award von:

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GESTERN

K R Ö J B × BLUR P BOYS O H S T E P . A I M × R E P S A C

* ) T E -S J D ( E C STI U J × E L L I T S S E A I L B E × T I R E H N W N × E Y R O * B B K FRITZ KAL DING × BOYS NOIZE × LEFT × KLAXONS ELLIE GOULY VALENTINE × THE SOUNDS CITIES MY BLOOD K × TURBOSTAAT × CAPITAL INCE TOMAHAWBOT (LIVE) × PANTHA DU PR PP (DJ-SET)* YKSO JOHN TALA -SET (THE PRODIGY)*× RO MAXIM DJ S × HOODIE ALLEN × S O H N × DUMME JUNGS DIE ORSONE)*× DILLON × GET WELL SOODNIE SINFONIE DER GROSSSTADBT OT (LIVE)*

R: BERLIN – EBASTIAN (DJ-SET)* × BREAK TS E MISS KITTIN (LGIV M H T O B N O V F RA )*× DELPHIC × STZKIDS MVT. × PARQUET COUR VILLAGERS × N IX M A G E M R E G LI BUSY P (ED BATROPICAL × LE1F*× OK KID × BLE EN BROTHERS NTST, AUDIONITE, PILO* U R × R O IS -S × H S C E E G SAVA C × FEN TEVE, SC P S Y IP N R × T S S , W PTONE, IC O N B O IN R A T BOSNIAN R XBERG FEATURING: DJEDJO TABLE KNIGHTS, SHIR KHAN, CLBALACK DELTA BNR @ CLUB OWCASE FEATURING: ROUNDO & THE DISTRICT UNION × BIGRITY SAYS EXPLOITED S*H PARA ONE*× MATIAS AGUAY* × MIGHTY OAKS × THE MAJOLK × STILL PARADE COCOLORES × *× MAN WITHOUT COUNTRY JØRN × POOL × THE MOUSE FO GORGON CITYRODKA × SAY YES DOG × ASB NTIL 02.00 H) U S T N E CARACOL × B V -E T N E IL S RT O P R I (LEISE-DISCO/ A F O H L E P 12.30 – 00.00 H TEM × 3 1 0 2 R E B M E T 6+7 SEP D UPDATES WWW.BERLINFESTIVAL.DE 0 – 06.30 H .0 N 3 A 2 S T E K IC T , O F IN 2013 ENA BERLIN R A #BERLINFESTIVAL HOP.DE -S L A IV T S E F IN L R E B

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GESTERN

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GESTERN WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN

— Weltrekordversuch von Andrew W.K., Oakley Store, New York, 20. Juni 2013, 23:03 Uhr: Noch neun Sekunden, dann ist es vollbracht: Party-Hard-Hair-Rocker Andrew W.K. bricht den Weltrekord im Dauer-Drumming – 24 Stunden am Stück. Pro Stunde standen W.K. fünf Minuten Pause zu. Fit blieb er durch Tacos und Protein-Riegel. Foto: Stephen Lovekin / Getty Images


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GESTERN


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— Melt!, Ferropolis, Gräfenhainichen, 18.-21. Juli 2013: Pete Doherty, Kraftklub, Azealia Banks, Rudimental, Atoms For Peace, Woodkid ... Eine Doppelseite ist zu wenig, um all die tollen Melt!Momente 2013 zu zeigen. Für alle, die mehr sehen wollen: Auf intro.de/melt finden sich zahlreiche Foto­galerien. Fotos: Marco Bühl, Timmy Hargesheimer, Jan Kapitän, Bartosz Lud­ winski und Frederike Wetzels

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— splash!, Ferropolis, Gräfenhainichen, 15. Juli 2013, 00:07 Uhr: Dass Macklemore der Shooting-Star der diesjährigen HipHop-Saison ist, beweist auch sein Auftritt auf dem splash! Viele Hände und noch mehr Schweiß steigen zum Himmel. Foto: Rüdiger Glatz

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— Sziget, Budapest, 10. August 2013, 17:58 Uhr: Ein Festival auf einer Insel mitten in der Donau – genau an der Stelle, wo diese durch die ungarische Hauptstadt fließt. Das ist das Sziget. Viel Grün, viel Lust am Kollektiv, enorm spaßtreibende Konzerte sind die diesjährige Bilanz. Foto: Alice Epp


ON TOUR SINCE 1866.

ROCK MIT LEIDENSCHAFT. GENIESSE MIT VERSTAND. ©2013 JACK DANIEL’S, JACK DANIEL’S is a registered trademark. All rights reserved.


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GESTERN

MEIN SONG UND SEINE GESCHICHTE

TRAVIS »WHY DOES IT ALWAYS RAIN ON ME?« Die schottische Britpop-Band Travis erschuf 1999 ein Monster von einer Ballade. Es wurde so groß, dass es mittlerweile fast scheint, als habe es in der Richtung alles außer Oasis unter sich zermalmt. Songwriter und Sänger Fran Healy über seinen Song, der Travis weltweit berühmt machte, und über Türen, die es zu finden gilt.

» Why Does It Always Rain On Me? I can’t sleep tonight Everybody’s saying everything is alright Still I can’t close my eyes I’m seeing a tunnel at the end of all these lights Sunny days Where have you gone? I get the strangest feeling you belong Why does it always rain on me? Is it because I lied when I was seventeen? Why does it always rain on me? Even when the sun is shining I can’t avoid the lightning I can’t stand myself I’m being held up by invisible men Still life on a shelf when I got my mind on something else Sunny days Oh where have you gone? I get the strangest feeling you belong Oh where did the blue sky go? Why is it raining so? It’s so cold Why does it always rain on me? Is it because I lied when I was seventeen? Why does it always rain on me? Even when the sun is shining I can’t avoid the lightning Why does it always rain on me? Why does it always rain on

Es gibt eine schöne Geschichte, die sehr gut beschreibt, was der Song für mich bedeutet. Vor einigen Wochen spielten wir eine kleine Akustik-Session für einen Londoner Radiosender. Andy und ich waren Studiogäste und machten das, was wir immer machen: Wir spielten einen neuen Song und einen alten. Die Moderatorin war eine Frau um die 50, ein altgedienter Profi. An dem Tag regnete es, und ich hörte, wie sie kurz vor unserem Auftritt über das Wetter sprach. Also spielte ich ›Why Does It Always Rain On Me?‹. Manchmal, wenn man einen Song spielt, hat man das Gefühl, irgendwas sei anders. Als hätte der Song dieses Mal mehr Kraft. So war es auch hier. Ich hatte die Augen geschlossen, und als ich sie wieder öffnete, sah ich, wie die Moderatorin weinte. Live. On air. Sie rieb sich die Augen und sagte: ›Sorry, das ist mir noch nie passiert.‹ Drei Stunden später saß ich im Taxi bei einem polnischen Fahrer. Er fragte mich gelangweilt, mit einem starken Akzent: ›Was machst du so?‹ Ich antwortete: ›Ich singe in einer Band.‹ Er: ›Lass mich was hören.‹ Ich hatte mein iPhone

dabei und dachte mir, auch weil ich den Song gerade gespielt hatte, dass er den am ehesten kennen würde. Also suchte ich ein Video davon, gab ihm meine Kopfhörer und spielte es ab. Der Taxifahrer hörte sich den Song an, schaute weiter gelangweilt und sagte nichts. ›Und?‹ fragte ich ihn. Stille. Dann: ›Wer singt das?‹ – ›Äh, ich.‹ ›Guter Gesang‹, sagte er. ›Wer hat das geschrieben?‹ – ›Äh, auch ich.‹ Pause. Dann sagte er mit tadelnder Stimme: ›Ich gebe dir mal einen Rat: Wenn du besser werden willst,

DER SONG IST NICHT GUT. ES IST NARZISSTISCH, ALLES SELBST MACHEN ZU WOLLEN.‹ solltest du mit anderen Leuten arbeiten.

Da musste ich einfach lachen. Ich meine, da ist dieses Lied, das eine Frau zum Weinen bringt – und nur ein paar Stunden später diesen Taxifahrer die Nase rümpfen lässt. Aber genau so ist es in der Popmusik: Du erreichst mit einem Song vielleicht 100 Türen. Hinter 99 von ihnen steht dieser Typ – und hinter der einen diese Frau. Genau diese Tür musst du finden. Aber das ist und bleibt sauschwer. Es gibt über diesen Song natürlich auch noch eine andere Geschichte: Als wir 1999 auf dem Glastonbury spielten, war es erst sonnig. Wir kamen zu ›Why Does It Always Rain On Me?‹, und plötzlich regnete es. Kaum waren wir fertig, kam die Sonne wieder. Das war der Moment, der aus der gewöhnlichen schottischen Band Travis dieses andere große Ding machte. Es war aber auch zu seltsam: Da war nur diese eine Wolke am Himmel! Entweder habe ich die zum Weinen gebracht – oder Jesus wollte mir sagen: ›Wenn du besser werden willst, solltest du mit anderen Leuten arbeiten. Der Song ist nicht gut. Es ist narzisstisch, alles selbst machen zu wollen.‹« Aufgezeichnet von Daniel Koch — TRAVIS »WHERE YOU STAND« (RED TELEPHONE BOX / KOBALT / ROUGH TRADE / VÖ 16.08.13)


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FIRsT WE TaKE BeRLIN DAS SHOWCASE FESTIVAL DER BERLIN MUSIC WEEK Die Orsons S O H N Balthazar Babylon Circus NYPC Fenech-Soler London Grammar Jagwar Ma Charity Children MC Fitti OK KID Kid Simius live Roosevelt Matias Aguayo & The District Union Claire FUCK ART, LET’S DANCE Alec Benjamin Alin Coen Alise Joste Aroma Pitch Asbjørn Basement Funk Orchestra Benjamin Kissi Big Black Delta Big Sixes Bipolar Sunshine Blondino Braids Broda Brodka Cleveland Claudius Jupiter Caracol Chlöe Howl Coma live Crack Ignaz Daco Junior Dirty Honkers DJ Click Emma Longard eRRdeKa Eva Be George Maple Gorgon City Hjaltalín Holy Esque Ice Cream Cathedral I Heart Sharks DJ-Set Jannis Hannover Jondo Josef Salvat Julius Gale Kadie Elder Kid Karate Linkoban Marla Blumenblatt Marvin Horsch Mehawk Mighty Oaks Moko M O N E Y Monophona Melissmell Nörd Oliver Marquardt Parquet Courts Paskal & Urban Absolutes Pool Rejjie Snow Ruen Brothers Samaris Say Yes Dog Seams Simian Ghost Schwarz Dont Crack Sebastian Lind Still Parade mit 2 Tage berlin Simon Hein Stojche Teesy The/Das Thea festival 80 Acts 10 Venues ticket Hjelmeland The Majority Says Tourist Truls 15 Euro gratis Tangowerk Théodore, Paul & Gabriel Yalta Club

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HEUTE

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HEUTE WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT

— Washed Out Okay, eigentlich steht es auf dem Hipster-Schulhof unter Strafe, Bon Jovi zu zitieren, aber fuck off: »Ernest Greene, you give chillwave a really nice name!« Stimmt einfach zu sehr. Der amerikanische Supernerd hat seinen feingeistigen Electro-Poprock für das neue Album »Paracosm« aufs nächste Level gehoben. Listening, dancing oder einfach staunen. Foto: Dan Wilton


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HEUTE

»DINGE NICHT ZU MACHEN IST KEINE OPTION«

LAWRENCE

Ob als Labelchef von Dial, als Betreiber der Berliner Galerie Mathew oder als DJ und Produzent unter dem Imprint Lawrence: Alles, was Pete Kersten anfasst, macht er mit Leidenschaft, Detailliebe und neuerdings auch mit Terminkalender.

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er Schritt hin zur eigenen Galerie war kein weiter für Pete Kersten und seinen Freund David Lieske. Schon ihr in Hamburg beheimatetes Label Dial wird wegen der größtenteils von Künstlern gestalteten Cover oft mit Kunst assoziiert. »Dennoch haben uns genug Leute den Vogel gezeigt, als wir vor zwei Jahren und auch noch im finanzgebeutelten Berlin die Galerie eröffneten«, erinnert sich Kersten an die Anfangszeit. »Aber ich denke nicht groß an die Zukunft, das schüchtert nur ein. Dinge nicht zu machen ist ja keine Option.« Schließlich ist eine mit Risiko behaftete Freiheit immer noch um so vieles besser als die Unfreiheit, die einem sonst winkt. Dieser Freiheitsdrang hat Dial über die Jahre mit Musikern wie Pantha Du Prince, Turner und Efdemin ein beachtliches Roster geschenkt. Auch die Galerie Mathew kann trotz der kurzen Existenzzeit bereits auf namhafte Zusammenarbeiten mit Künstlern wie Viola Klein, Ken Okiishi, Zoe Leonard und Nick Mauss zurückblicken. Das Cover zu Kerstens neuem Lawrence-Album »Films & Windows«, dessen Titel auf einer Ausstellungsreihe in der Galerie basiert, stammt von der Hamburger Künstlerin

Monika Michalko, die auch schon bei Mathew ausgestellt hat. »Auf banale Art und Weise ist das Album auch darüber hinaus von der Galerie beeinflusst«, leitet Kersten zur Musik über: »Viele Stücke entstanden auf der Pendelstrecke zwischen Hamburg und Berlin.« »Films & Windows« greift die aktuelle Tendenz zu live klingenden Sounds auf. Statt wie viele HipHopund Elektronik-Acts mit Liveschlagzeuger oder gar weiteren Instrumenten zu arbeiten, geht Kersten anders vor: Er bricht seinen klassisch geprägten Techno Detroiter Spielart an vielen Stellen mit roh anmutenden Sounds und Field Recordings, die auf seinen Reisen entstanden sind und die dem Album viel räumliche Tiefe mitgeben. »Meine Improvisationsband Skywalking mit Christian Naujoks und Richard von der Schulenburg wirkt sich hier aus«, erläutert Kersten. »Sie lehrt mich, intuitiver mit Sounds und Grooves zu arbeiten, mich spielerischer an Klänge heranzutasten und so direktere Ergebnisse zu erzielen. Als ich das neue LawrenceAlbum anderen Leuten vorgespielt habe, war ich selbst überrascht von dem Ungreifbaren, Außerirdischen, das dabei um die Ecke kommt.« Die Dreifachbelastung Labelarbeit, Musik-

produzent und Galeriebetreiber sieht Kersten – entgegen vielen Freunden, die oft besorgt nachfragen, ob ihm das alles denn nicht zu viel werde – geradezu als Erleichterung: »Das eine Feld befruchtet und entspannt das andere«, erklärt er. Allerdings auch nur, da er gelernt habe, sich Tage zu blocken. »Früher habe ich es nie hinbekommen, einen Kalender zu führen. Aber jetzt ist es absolut notwendig.« Nun könnte man denken, dass die Etablierung der Galerie perspektivisch gesehen für Kersten den Schritt heraus aus dem Nachtleben bedeuten könnte. Eine Interpretation, die er umgehend verneint: »Klar denke ich über ein Weniger immer wieder nach, aber letztlich zieht mich der 4/4-Rhythmus und alles, was dem anhängt, immer wieder unwiderstehlich an.« Auf dem Album verweist darauf das Stück »Angels At Night«. Kersten hat es jenen Tänzern gewidmet, »die Engeln gleich gewisse Stunden und Orte mit einer magischen Stimmung aufladen«. Wer so spricht, der ist noch lange nicht am Ende seiner Reise mit Techno angelangt. Text: Thomas Venker / Foto: Johanna Ruebel — LAWRENCE »FILMS & WINDOWS« (DIAL / ROUGH TRADE / VÖ 13.09.13)



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HEUTE

WER IST EIGENTLICH …

KING KRULE Er entstammt der englischen Arbeiterklasse, begeistert sich für Geschichte und Politik und hat trotz seines jungen Alters ein Popwissen wie ein 100-Jähriger. Die Rede ist von Archie Samuel Marshall a.k.a. King Krule und seiner schwer nach Whisky und verrauchtem Nachtclub klingenden Stimme.

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eine gerade mal 19 Jahre sieht man Archie Samuel Marshall zwar sofort an, damit hat es sich aber auch schon mit dem Gefühl, einem Teenager zu begegnen. Der Junge aus dem armen und von Klassenkonflikten geprägten Londoner Stadtteil Forrest Hill spricht reflektiert, schnörkellos und ehrlich. »Ich bin froh, dass ich endlich meine Mutter finanziell unterstützen kann«, eröffnet er unserer Gespräch, das kurz vor seinem Auftritt beim Melt! Festival stattfindet. Marshall stammt aus einer klassischen Arbeiterklasse-Familie, auch wenn sich das auf dem Papier erst mal anders liest: Seine Eltern, die schon seit frühen Kindheitstagen getrennt leben, arbeiten nämlich als Künstlerin und ArtDirector. Bis heute heißt das aber vor allem, dass kaum genug Geld für Essen im Haus war. So waren Archie und sein Bruder George, der das Cover zum anstehenden Debütalbum »Six Feet Beneath The Moon« gestaltet hat, früh gezwungen, Geld dazuzuverdienen. »Mit 15 hatte ich deswegen eine Zeit lang viel Ärger an den Backen«, berichtet er, ohne das jedoch weiter ausführen zu wollen. Genauso wenig, wie er sich beklagen will. Das Elternhaus bot ihm zwar keine finanzielle Sicherheit, dafür aber viel

Liebe und künstlerische Inspiration. »Kultur war sehr wichtig bei uns«, erzählt Marshall. »Zuerst in Form von bildender Kunst, später kam dann die Musik dazu. Meinen ersten Song, über Lampenfieber, schrieb ich bereits mit zwölf Jahren und performte ihn vor meiner Familie.« Die Eltern haben ihn allerdings nicht nur früh darin bestätigt, es als Musiker zu versuchen, sondern ihm auch deutlich gemacht, wie schwer es sei, mit der künstlerischen Leidenschaft eine Existenz aufzubauen. Die Zwischenbilanz könnte bislang jedoch nicht positiver ausfallen: Als King Krule hat sich Marshall, der zuvor bereits unter dem Pseu­ donym Zoo Kid veröffentlichte, letztes Jahr in die BBC-»Sound Of 2013«-Liste gespielt, die in England als eine Art Garant für ein erfolgreiches Debüt gilt. Unerwartet dunkel, melancholisch und sentimental ist das Album, das er derzeit weltweit vorstellt: »In der Musik spiegelt sich der Schmerz wider, den mir das Leben beschert«, schnauft Marshall raus. »Es ist ein Gefühl von Verlorensein im Kampf gegen das System, in das man gesteckt werden soll.« Natürlich sei er froh, dass er sich erst mal freigeschwommen habe, er nicht für andere arbeiten gehen müsse, wie es seine Freunde tun. Aber das hieße

noch lange nicht, dass er nicht mit ihnen leide: »Wir Jugendlichen in England haben keine Ausbildung mehr. Wir müssen zum Job-Center gehen und nehmen, was wir kriegen.« Seine vage gehaltenen Texte sowie die düstere Musik sieht er hierbei als Möglichkeit, Diskussionen anzustoßen. Der Sound von King Krule ist ein für die heutige Zeit geradezu typisches altkluges Monster aus vielen Stilen. »Es geht darum, alles, was man liebt, in eine Sache einzubringen und das eigene Ding daraus zu machen«, fasst er seine Vorgehensweise zusammen: »Die Basslines sind von Reggae und Dub inspiriert, die Gitarre kommt vom Funk, die Keyboardsounds vom Jazz und mein Gesang von Rockabilly und Punk.« Das kann man so stehen lassen. Ergänzt um den Hinweis für jeden, der Marshall noch nicht hat singen hören, dass der 19-Jährige sich wie ein versoffener Single-Malt-Trinker von 50 Jahren anhört, dessen kratzig-tiefe Stimme einem eine permanente Gänsehaut bereitet. Und das, ohne ein großer Trinker zu sein, was nur von der Musik ablenken würde. Text: Thomas Venker / Foto: Jan Kapitän — KING KRULE »SIX FEET BENEATH THE MOON« (XL / BEGGARS / INDIGO)



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WAS WURDE EIGENTLICH AUS MALCOLM?

FRANKIE MUNIZ

Wer zu Beginn des Jahrtausends Privatfernsehen geschaut hat, kennt das Gesicht von Frankie Muniz. Von 2000 bis 2006 verkörperte er in 151 Episoden den Titelhelden der Sitcom »Malcolm mittendrin«. Und dann?

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eit fünf Jahren ist Frankie Muniz im Ruhestand. Zumindest als Schauspieler. Der Sohn eines Restaurators und einer Krankenschwester, der mittlerweile 27 Jahre alt ist, hat vorerst mit der Schauspielerei abgeschlossen. Dennoch von Frührente keine Spur. »Ich mag es nicht, still zu sitzen«, berichtet Muniz. »Ich möchte immer aktiv sein und meine Zeit nicht verschwenden.« Sein neuer Arbeitsplatz befindet sich hinter dem Schlagzeug der Indie-Rock-Band Kingsfoil, die mit »A Beating Heart Is A Bleeding Heart« gerade ihr zweites Album veröffentlicht hat. Mit der Band ist er längst im Tourleben angekommen: Seit seinem Beitritt Mitte 2012 wurden in den USA rund 200 selbst organisierte Shows gespielt. »Wir treten jeden Abend auf und schlafen auf Couchen oder Fußböden«, schildert der Musik-Neuling das Tourleben und betont, Blut geleckt zu haben. Vor der Musik brachte ihn die Suche nach neuen Herausforderungen im Leben zunächst hinter das Lenkrad eines Rennwagens: »Schon als Kind hatte ich Spaß an Autos, aber hätte mir nie träumen lassen, jemals professionell Rennen zu fahren«, erinnert er sich an seine Karriere

im Motorsport-Sektor, die immerhin vier Jahre andauerte, bis ein Unfall zum vorzeitigen Ende führte: »2009 verletzte ich mich schwer am Handgelenk. Die Heilung des komplizierten Bruchs dauerte ein Jahr, danach war es hart, wieder in den Rennsport einzusteigen«, erläutert Muniz und ergänzt: »Zumal ich auch nicht jünger werde.« Obwohl er gerne weiter Rennen gefahren wäre, fällt sein Blick zurück trotz dieser negativen Episode positiv aus: »Alles, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe, waren Jobs, von denen viele Menschen als Kinder träumen.« Womit wir wieder bei der Band wären, ein echter Kindheitstraum von Muniz. Auch wenn sich seine Aufgaben innerhalb der Band sehr erwachsen lesen: »Bei Kingsfoil kümmere ich mich um viele geschäftliche Belange, bestelle das Merchandise, organisiere die Unterbringung auf Tour. Dieser Business-Aspekt gefällt mir sehr. Das alles muss erst mal passieren, damit auch musikalisch etwas passiert! Aber deswegen ist die Band ein Fulltime-Job.« Der ehemalige Serienheld ist sich des zweifelhaften Rufs bewusst, den musizierende Schau-

spieler genießen. »Es ist eine bekannte Tatsache, dass ich im Fernsehen war, daher verschweigen wir das nicht«, antwortet er offensiv. »Allerdings betreiben wir damit auch keine Werbung, um Vorurteilen aus dem Weg zu gehen. Ich bin davon überzeugt, dass die Musik für sich alleine spricht und stark genug ist, um Aufmerksamkeit zu generieren.« Muniz stieß erst nach den Aufnahmen zu »A Beating Heart Is A Bleeding Heart« zur Band. Insofern freut er sich besonders, dass derzeit bereits wieder an neuen Songs geschrieben wird und er sich nun mit in den Prozess des Musikmachens einbringen kann. Das gefällt auch seinem ehemaligen Serien-Vater Bryan Cranston (»Breaking Bad«), den Muniz privat als väterlichen Freund bezeichnet und regelmäßig für Ratschläge konsultiert. »Bryan unterstützt uns super. Er steht auf Kingsfoil und erzählt allen, die nach mir fragen, dass ich jetzt in dieser coolen Band spiele.« Text: Bastian Küllenberg Foto: Dan Gleiter / The Patriot-News / Pennlive — KINGSFOIL »A BEATING HEART IS A BLEEDING HEART« (STARGAZER / BROKEN SILENCE / VÖ 13.09.13) — AUF TOUR VOM 27.09. BIS 03.10.


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UNSERE GEMEINSAMEN NÄCHTE

Im August sind wir mit dem Introducing zum dritten Mal in diesem Jahr auf großer Deutschlandtournee. Mit dabei Ruen Brothers, Charity Children und Temples – gebrochener Südstaaten-Bluesrock, IndieFolk und psychedelischer Beat-Pop. Wie immer gilt auch diesmal: auf www.introducing.de registrieren und gratis in Köln, Frankfurt, München, Berlin oder Hamburg dabei sein.

MEIN ZUHAUSE

CHARITY CHILDREN INTRODUCING MIT TEMPLES, RUEN BROTHERS, CHARITY CHILDREN 24.09. KÖLN, GEBÄUDE 9 25.09. FRANKFURT, ZOOM 26.09. MÜNCHEN, AMPERE 27.09. BERLIN, LIDO 28.09. HAMBURG, MOLOTOW INTRODUCING ON TOUR GRATIS FÜR DIE GÄSTELISTE ANMELDEN: WWW.INTRODUCING.DE

Mit den Songs ihres Debütalbums »The Autumn Came« hat sich die ursprünglich aus Neuseeland stammende Band in die Herzen der Berliner Indieszene gespielt. Chloë Lewer, Elliott McKee, Dave Sills und Shooresh Fezoni entwerfen mit Ukulele, Harmonika, Cello und Perkussions-Instrumenten eine folkige Eskapismuswelt, die ein bisschen an eine mit Ketamin betäubte Version der Cold War Kids erinnert. Die Texte der Band haben es ebenso in sich. So singen sie auf ihrer Single »Elizabeth«, mit der sie den Berlin Music Video Award gewannen, über ein Mädchen, das von seinen Eltern wegen eines neugeborenen Geschwisterchens vernachlässigt wird. Für uns haben sie ihre Reise aus der neuseeländischen Heimat in ihr neues Zuhause Berlin mit Leben gefüllt:

Chloë & Elliott: »In unserer Heimat haben wir auch noch nicht zusammen Musik gemacht, das ging erst im Exil los. Wir kannten in Berlin ja niemanden, haben uns dort aber in den letzten zweieinhalb Jahren ein begeistertes Publikum für unseren Indie-Folk erspielt. Unsere Musik passt als Soundtrack zu dieser verwundeten Stadt. Die rohe Energie, die vielen Instrumente und die wundersamen Stimmen legen sich geradezu heilend über die Stadt. Mittlerweile spielen wir je nach Auftritt mit vier bis dreizehn Bandmitgliedern. Unsere Mission ist eine integrative Reise, die uns alle vom Elend und der Ausgestoßenheit in eine Welt der Freunde und der Wunder führen soll. Wir sprechen gerne von einer hoffnungslosen Hoffnung, die unsere Musik transportieren soll.«


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DREI FAKTEN ÜBER …

TEMPLES

Dass Temples aus dem England unserer Tage stammen, will man nicht so recht glauben: Die Musik des Quartetts aus Kettering könnte auch gut schon im »Beatclub« der 60erJahre gelaufen sein. James Bagshaw, Thomas Warmsley, Sam Toms und Adam Smith mögen eben psychedelische Drogen und wissen diese in einen leicht halluzinogenen Beatsound zu überführen. Mit ihrem für den Spätherbst angekündigten Debütalbum wollen die vier nun in England an den Erfolg ihrer Single »Shelter Song« anknüpfen. Uns haben sie zudem drei geheime Fakten verraten. 01 Alternativer Bandname – Als es darum ging, 03 Edwyn Collins – Temples besuchten Collins einen Bandnamen zu finden, stand lange Druids vor den Aufnahmen zu ihrem Debütalbum in im Raum. dessen Studio. Der schottische Musiker gab ihnen als Geschenk ein original Reslo-Mikrofon 02 Aufnahmeort – Aufgenommen wurde in aus den 60er-Jahren mit. Seitdem schwören sie einem gerade mal vier Quadratmeter großen auf den Sound des Mikros – das passt bestens Raum im Haus von James Bagshaw. zu ihren sonstigen Vintage-Vorlieben.

DREI FRAGEN AN DEUTSCHLAND

RUEN BROTHERS Die beiden Brüder Rupert und Henry Ruen stammen aus dem britischen Nest Scunthorpe, das östlich von Sheffield im Niemandsland vor der Nordseeküste liegt. Ihre gemeinsam mit Henry Stansall produzierte Musik klingt vielleicht gerade wegen dieser Isoliertheit sehr unbritisch und speist sich aus dem großen Archiv US-amerikanischer Country- und Rockabilly-Musik. Aber auch dem Stadionrock heutiger Prägung sind sie in den Momenten des Ausbruchs nicht abgeneigt. Ihre Gesten sind rotzig frech, ganz so, als sei vor ihnen niemand da gewesen und als würde nach ihnen auch niemand mehr kommen. Um der Welt dies zu beweisen, sind sie vor Kurzem nach London gezogen. Wir sind Vegetarier, deswegen sind wir ein bisschen vom deutschen Würstchenwahn irritiert. Was hat es damit auf sich? Gute Frage. Die Mehrheit der Intro-Redaktion besteht aus Vegetariern, ein Redakteur ist gar Veganer. Aber ihr habt recht: Selbst sie lieben Würstchen – es gibt doch nichts Besseres im Sommer als ein schönes Tofu-BBQ. Grillt einfach mit uns, und ihr wisst, warum das so ist. Warum ist Deutschland so gut im Fußball? Ach, wenn man uns mit den Spaniern vergleicht,

dann waren wir zuletzt doch gar nicht so gut. Aber eigentlich wollt ihr doch eher fragen, warum England immer gegen Deutschland verliert, nicht wahr? Das habt ihr euch mit dem Wembley-Tor selbst eingebrockt. Seitdem hängt ein Fluch von Stephen-King’schem Ausmaß über euch. Karma, Baby. Mögt ihr Rock’n’Roll? Yes, Ma’m. Wir lieben Rock’n’Roll.

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BODYCHECK

MC FITTI Auf das Internet-Phänomen folgte der Sommerhit »30 Grad«, auf den Rock-am-Ring-Auftritt das Debütalbum »#geilon«. Der Wolfgang Thierse von Rap-ZZ-Top ist längst kein Gag mehr. Er ist real existierender HipHop-Styler. Zeit, ihm via Bodycheck die letzten Geheimnisse zu entlocken, bevor Markus Lanz auf die Idee kommt, nachzufragen.

Nicht nur musikalisch, auch modisch verschmilzt bei Fitti Trash-Erbe mit Gegenwarts­ style. Konkret: rotes 80er»Miami Vice«-Sakko mit kontemporärem Rap-Shirt. Das Teil von Wemoto (circa 20 Euro) ziert bei genauerem Hinsehen kein Geringerer als der US-Fitti mit großer Klappe, aber ohne Bartwuchs – Tyler, The Creator.

Vollbart, der Tarnanzug für uns einfache Männer. Oder wie MC Fitti es in einem Interview erklärte: »Ich kenne Leute mit Vollbart, die angesprochen werden, ob sie MC Fitti wären. Werde ich angesprochen, brauche ich dann immer nur zu sagen: ›Nee, bin ich nicht.‹« Praktisch.

Na, wenn sich hinter dieser Ausbeulung mal nicht das Smartphone von MC Fitti versteckt. Ohne das kann der Berliner keine drei Minuten überleben. Zwei Wochen, nachdem er sich »WhatsApp« darauf installiert hatte, soll er bereits 1000 Nachrichten gesendet und über 30.000 empfangen haben. Der Grund: Der Kommunikationssüchtige hatte seine Handynummer offen bei Facebook gepostet. Wer braucht da noch NSA-Spionage?

Text: Felix Scharlau Foto: Oliver Rath

MC Fitti war früher Kulissenbauer bei Film und Fernsehen. Von ihm stammen unter anderem Teile der Kulisse für »Das Leben der Anderen«.

Apropos »Friends«: Anfang 2013 machte MC Fitti mit seiner Model-Freundin Skiurlaub. Gut, er spielte diese Rolle nur als Darsteller im Video zu »Wie ein Komet« von DJ Ötzi. Am Ende spannt ihm DJ Ötzi die Film-Freundin aus. Okay, der Plot ist nicht zu 100 Prozent glaubwürdig. Aber Fittis Almöhi-Look passt perfekt in die Alpen-Fantasy-Neo-Schlager-Welt.

Es wurden in Intro-Redaktionskonferenzen schon KickboxingKämpfe ausgetragen um die eine Frage, die die Welt spaltet: Heißt es nun »Emm Cie« Fitti oder »Mäc« Fitti? Es heißt »Emm Cie«. Begründung des Meisters: Er sei ja schließlich Mitglied eines Motorrad-Clubs.

— MC FITTI »#GEILON« (STYLEHEADS / GROOVE ATTACK) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR: VOM 03.10. BIS 02.11.


HEUTE

AUS DEM TEAM VON KANYE WEST

JOHN LEGEND 2013 zeigt sich R’n’B modern. Doch zwischen den Innovatoren Marke The Weeknd und Frank Ocean ist noch Platz für klassische SoulEntwürfe. John Legend ist trotz seines jungen Alters von 34 Jahren ein Vertreter der wertkonservativen Schule. »Love In The Future« ist bereits das siebte Album des aus Ohio stammenden Songwriters.

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u hast Kanye West kennengelernt, als er noch nicht so populär war. Wie habt ihr euch gegenseitig beeinflusst? Wir arbeiten schon so lange zusammen, haben füreinander Songs geschrieben, miteinander performt und uns immer gegenseitig Feedback auf aktuelle Projekte gegeben. Der gegenseitige Einfluss ist also sehr groß. Wie nimmt Kanye deine Kommentare zu seiner Musik auf? Er kommt für viele wie eine sehr unabhängige Person mit einem starken Willen rüber, die sich wenig reinreden lässt. Aber er ist generell sehr offen für Feedback und hört aufmerksam zu. Du veröffentlichst auf GOOD Music, Kanyes Label. Wie ist er denn so als Labelboss? Wenn du beim Label von jemandem unter Vertrag bist, ist er nicht wirklich dein Boss. Wir sind Geschäftspartner, wollen gute Musik machen und davon eine Menge verkaufen. So

behandle zumindest ich die Leute auf meinem Label Home School Records, und so werde ich von Kanye und seinem Team behandelt. Niemand kommandiert den anderen herum, es geht immer um die Frage: Was ist das Beste für das Projekt? Wie verhält sich dein neues Album »Love In The Future« zu »Yeezus« von Kanye? Lustigerweise ist mein Album zeitgleich mit »Yeezus« entstanden. Kanye hatte ohne Zweifel einen großen Einfluss auf die Entstehung von »Love In The Future«. Gleichzeitig hat er aber nie versucht, mir seinen Sound aufzuzwingen. Das Ziel war immer, das bestmögliche JohnLegend-Album zu machen. Der Sound davon ist einfach fresh, soulful und sexy. Text: Axel Genz Foto: Matthew Simmons / Getty Images — JOHN LEGEND »LOVE IN THE FUTURE« (SMI COL / SONY)

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»Verständliche Frage, vor allem, da ich nicht mehr 17 bin, sondern schon 22. Aber François Truffaut und Jean-Luc Godard haben auch erst für die Cahiers du Cinéma geschrieben, bevor sie ArtRock-Platten aufnahmen.« Musikjournalist Eric Pfeil, der schon »Fast Forward« mit Charlotte Roche und »Sarah Kuttner – Die Show« produzierte, hat alle überrascht. Flatterte doch plötzlich seine Single »Süden« (Trikont / Indigo) ins Haus. Der singt auch? Warum wechselt er nach all den Jahren hinter den Kulissen und vor den Bühnen noch mal das Ufer? Wir haben nachgefragt. Seine Antwort steht oben, die Wahrheit aber steckt in der Musik selbst. Feinste musica leggera, leichte Kost im besten Adriano-Celentano-Sinne. Am 27.09. erscheint das Debütalbum »Ich hab mir noch nie viel aus dem Tag gemacht«.

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RED BULL MUSIC ACADEMY RADIO

INTRO ON AIR

Auf Einladung des Red Bull Music Academy Radios gestaltet die Intro-Redaktion im September vier Radiosendungen. Mit dabei unsere Freunde von Melt! Booking, dem splash Mag! und dem Berliner Stadtmagazin Greatest. Einen Monat lang begibt sich das Internetradio der Red Bull Music Academy von Köln nach Berlin in ein eigens dafür im Wrangelkiez eingerichtetes und von Chris Rehberger gestaltetes Studio. Das Programm wird im Turnus von einem Kollektiv aus Musikern wie Mode­ selektor, Labels wie Young Turks und Medien wie Intro bespielt. Unsere Sendung findet jeweils mittwochs von 16 bis 18 Uhr auf rbmaradio.com/berlin statt. Dort wird im Anschluss an die Liveshow der Stream weiter abrufbar sein. Los geht es für uns am 4. September mit Melt! Booking als CoHost und Kid Simius als Gast. In der Woche darauf schaut Armin von Milch bei uns vorbei, um über das legendäre Berliner Nachtleben der 90er-Jahre zu sprechen und es im Gespräch mit dem Heute abzugleichen. Am 18.09. battlen wir uns mit den Kollegen vom splash! Mag und einem noch geheimen Gast. Und am 25.09. flanieren wir zum Abschluss der Reihe mit der Redaktion von Greatest durch Berlin. Am 31. August startet der Berliner Radiomonat mit einer Party im Stattbad Wedding, bei der unter anderem Tiger& Woods, Robag Wruhme und James Ruskin auftreten. Zum Abschluss spielen am 29. September im Watergate FaltyDL, Koze und Moodymann auf. Foto: Dan Talson / fotolia

BITTE BLEIBEN SIE MIT GESUND! PHOENIX Was war die schlimmste Krankheit, die du jemals hattest, und welche Symptome gab es? Christian Mazzalai: Keine Ahnung, wie die Krankheit heißt, ich hoffe, euer Arzt kann uns da helfen: Die Symptome waren jedenfalls massive Taubheit in Händen und Füßen. Kein Scheiß! Wie wurde das behandelt? Thomas Mars: Die Wurzel allen Übels ist Stress und Angst, seine Mission nicht zu erfüllen. Gelingt einem das jedoch, fühlt man sich besser. Sobald wir unseren ersten richtig guten Song hatten, verschwanden die Symptome. Welche Krankheit ist dagegen überschätzt? CM: Verkatert zu sein. Manche Leute zählen das tatsächlich als Krankheit. Was ist euer Lieblingsmedikament? CM: Crack. Ab und zu. Nein, mal ehrlich: Der japanische Reiswein Sake ist super gegen Einsamkeit, Herzschmerz und Schreibblockaden. Also unsere Antwort ist: Alkohol! Wie kuriert ihr den unvermeidlichen Tourschnupfen bei Konzertreisen in Herbst und Winter? TM: Wünschte, wir hätten eine Antwort darauf. Hast du sie? Auch wir werden natürlich krank und sind da keine Ausnahme. Aber wir haben da so unsere geheimen Gegenmittel, die sind allerdings nicht weltlicher Natur. — PHOENIX »BANKRUPT!« (WARNER / VÖ 19.04.13) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR: VOM 18.11. BIS 22.11.

Liebe Franzosen, liebe Gruppe Phoenix, im Grunde diagnostizieren und heilen Sie sich außerordentlich gut selbst. Am Anfang steht das Symptom. In Ihrem Fall: die Taubheit. Zur Verdeutlichung der Dringlichkeit und Schwere versieht man dieses noch mit einem Adjektiv. Hier: massiv. Das bedeutet nicht gleich, den Notarzt zu rufen, aber auch nicht versuchen, auf eigene Faust mithilfe der Apotheken-Umschau oder Intro zu kurieren. Jetzt sind wir schon beim nächsten Schritt: dem Finden der Wurzel allen Übels, sprich: unsere gesuchte Krankheit und Ursache. Hier: Stress und Angst. Nicht zu unterschätzende Faktoren, leicht sitzt man auch als Band der Diagnose Burn-out auf. Hinzu kommen vielleicht auch eine kleine Mangelernährung im harten Studioalltag, langes Stehen und an Instrumenten Rumzupfen und natürlich der GratisAlkohol im Backstage. Die Behandlung gestaltet sich manchmal tatsächlich recht simpel: einfach einen geilen Song raushauen. Selbstheilungskraftaktivator: das (zurückgekehrte) Vertrauen in die eigene Stärke. Klingt banal, ist aber ein Pfund und oft auch nicht so leicht aufzurufen. Insofern gratuliere ich zur Genesung aus dem Proberaum, dem Sanatorium des Musikers. Und das mit dem Sake werde ich mir auch merken, vielen Dank. Ihr Doc Intro


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STIL, ARBEITSKLEIDUNG UND DIE FIRST LADY

JANELLE MONÁE Janelle Monáe Robinsons inszeniert sich als Kunstfigur. Für ihr Debüt nahm sie die Rolle einer Androidin mit perfekt sitzender Haartolle und schmal geschnittenem Anzug ein. Wir sprachen mit ihr über Stil, Arbeitskleidung und den Einfluss der First Lady.

DIE ELTERN

MICHELLE OBAMA

CINDY MAYWEATHER

Geprägt wurde Janelle Monáes Look von ihren Eltern, die die Familie mit Jobs als Hausmeister, bei der Müllabfuhr oder der Post durchbringen mussten. Monáes schwarz-weißen Outfits, die sie explizit ihren Eltern widmet, sind ihre Art von Arbeitsuniform. Da sie keine Grenze zwischen Privatleben und Arbeit zieht, legte sie ihre Uniform Tuxedo nie ab. »Selbst beim Schlafen und Schwimmen habe ich den Anzug schon getragen. Ich würde kein anderes Kleidungsstück dafür eintauschen, höchstens die Nacktheit. Hinter verschlossenen Türen bin ich auf jeden Fall eine kleine Exhibitionistin.«

Michelle Obama ist für Janelle Monáe eine beeindruckende Stilikone, denn egal, ob in Schale geschmissen oder ganz leger, tut sie dies ganz selbstverständlich und ohne aufgesetzt zu sein. »Als First Lady hat sie damit nicht unbedingt den konventionellen Weg eingeschlagen. Sie hebt sich von ihren Vorgängerinnen ab, obwohl sie sicherlich mit gewissen Grenzen und Stereotypen konfrontiert wurde, wie sie als Frau des US-Präsidenten auszusehen hat. Aber sie hat es geschafft, sich ihre Persönlichkeit auch im Weißen Haus zu bewahren, das finde ich ziemlich cool.«

»Cindy Mayweather und ich teilen dieselbe DNA. Ihre künstlerische Entwicklung und ihr Sinn für Ästhetik sind auch meine.« Cindy wer? Mayweather ist eine von Janelle Monáe erschaffene Kunstfigur, deren Geschichte auf dem Debütalbum »The Archandroid«, von Fritz Langs »Metropolis« inspiriert, erzählt wird. Im 28. Jahrhundert geboren, verliebt sich der weibliche Erzandroid in einen Menschen und bewahrt damit die Welt vor ihrem Untergang. Text: Jenny Weser / Foto: Katharina Poblotzki — JANELLE MONÁE »THE ELECTRIC LADY« (ATLANTIC / UNIVERSAL / VÖ 06.09.13)

TOP 7 HIRSCH Auch abseits der Schonzeit genießt der Hirsch Hochsaison. Speziell in Hipsterkreisen. Hier die sieben flauschigsten Bands, deren Namen sich auf Deer, also Hirsch, besinnen.

ANDRE LUX aus München kann nicht zeichnen. Überraschenderweise schwang er sich mit seiner Egon-Reihe dennoch zum Cartoonisten auf – und noch überraschender: Es glückt wie sonst kaum etwas in der Welt. 40 neue Abenteuer können nun in »Egon Forever! 2« (Engelsdorfer Verlag) bestaunt werden. Wer da nicht lacht, sollte seinen Puls fühlen. Vielleicht ja unbemerkt verstorben?

01 Deerhoof 02 Deerhunter 03 Deer Tick 04 The Deer Tracks 05 Broken Deer 06 The Deer Children 07 The Hirsch Effekt


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ILLUSTRATOR DES MONATS STEEBZ / KHUAN + KTRON

MUSIK IST SCHEISSE

WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER Diesen Namen kann man sich schlecht merken – aber noch schlechter wieder vergessen. Die Postemo-Deathcore-Band aus Brandenburg fasziniert durch Stilbrüche und atemlosen Crossover. Irgendwo zwischen Heaven Shall Burn, Kraftklub, Enter Shikari und Emil Bulls. In ihrem Genre längst Kult, nun endlich bei Tante Intro.

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elches ist die schlechteste Platte, die du trotzdem in deinem Plattenschrank hast? Marcel Neumann: Captain Jack »Greatest Hits« Warum hast du sie noch nicht entsorgt? Es war die erste CD, die mir als Kind geschenkt wurde, weil man dachte, die sei »hip«! Welchen Song schaltest du sofort ab, wenn er auftaucht? Die Liste ist unglaublich lang. Eigentlich so ziemlich jede Radio-Ich-bezahl-meine-Villaab-Produzenten-Musik. Welches Plattencover findest du hässlich? Unser eigenes – und zwar das zu »Das Monster aus dem Schrank«. Welche große Platte der Musikgeschichte gefällt dir gar nicht? Ich kam leider nie so richtig an Sachen von Bob Marley ran. Reggae macht mich irgendwie aggressiv. Welcher deiner eigenen Songs gefällt dir nicht mehr? »3008« – dieser Song macht leider gar keinen Sinn! Das können andere besser als wir.

Wenn du kein Musiker wärst, welchen Beruf würdest du dann ausüben? Höchstwahrscheinlich etwas im Bereich Tierschutz. Auf jeden Fall nichts in Deutschland und nichts, wobei es hauptsächlich um Geldverdienen geht. — WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER »GOLDKINDER« (BMG RIGHTS / ROUGH TRADE) — AUF TOUR VOM 20. BIS 31.10.

IN DER ZITATHÖLLE

Pet Shop Boys »Electric«

Me Succeeds »Rongorongo Remixed«

Wimmelbild besessen? Landkartenfetisch? Einen Grafikkünstler mit diesem Spleen wollten wir uns anlässlich unseres GlasgowSpezials unbedingt angeln. Und vermelden stolz Vollzug! Steebz könnte die Welt neu vermessen, und keiner hätte Nachteile, allein schon, weil die Atlanten plötzlich so geil aussehen. Steebz kommt aus und arbeitet in der belgischen Provinz. Mit Freunden unterhält er eine eigene Agentur. Mehr unter http://khuan-ktron.com.

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LOVE & HATE

Nenne fünf Dinge, die du hasst – alle anderen aber lieben

DAS BO Das vermeintliche Neutrum aus Hamburg heißt eigentlich Mirko Alexander Bogojević und hatte schon alles: Charts-Hits mit Fünf Sterne Deluxe und solo (»Türlich, türlich«), CastingJurorenschaft (»X Factor«), einen Testimonialjob für die Bundesagentur für Arbeit, diverse Flops und Comebacks, legendäre Minipli-Frisur und so weiter. Nun wieder ein Album – sowie hier die Klärung seiner Vorlieben und Abneigungen.

01 iPhones 02 Geld 03 Internet 04 Dubstep 05 Lenny Kravitz

Nenne fünf Dinge, die du liebst – alle anderen aber hassen

— DAS BO & HÄNGERGÄNG »FUMBANANANA EP« (FUMBANANANA RECORDS)

01 Montag 02 Ehrlichkeit 03 Freiheit 04 Einen im Verhältnis Alkohol/ Nicht-Alkohol übertrieben stark eingeschenkten Drink 05 HipHop

DREI LIKES

TRENTE­MØLLER Eine wall of sound aus Synthies, Gitarren und Schlagzeug – Trentemøller geht mit seinem neuen, dritten Album den Weg in Richtung ätherischer Breitwandpop konsequent weiter. Dafür hat sich der Däne prominente Gäste ins Studio geladen, darunter Low, Blonde Redhead und The Raveonettes. Sebastian Ingenhoff erklärt er, warum die drei zu seinen absoluten Lieblingsbands gehören.

LOW

BLONDE REDHEAD

THE RAVEONETTES

»Viele sagen, dass meine Musik melancholisch klänge, aber im Vergleich zu Low mache ich totale Partymusik. Ich habe immer schon davon geträumt, mit Mimi Parker [Gesang und Drums bei Low] zu arbeiten. Als ich mit ›Lost‹ anfing, gab es diesen einen Track, bei dem ich sofort ihre Stimme im Ohr hatte. Ich versuchte, mit ihr Kontakt aufzunehmen, was leider ziemlich schwer war, denn sie benutzt kein Mobiltelefon und ist kaum online. Dann antwortete sie aber doch und signalisierte Lust. Ich schickte ihr also Spuren, sie schrieb den Text, gemeinsam haben wir dann noch an der Melodie gearbeitet.«

»Ihr Album ›Misery Is A Butterfly‹ ist für mich ein Meilenstein und hat mich sehr beeinflusst. Vor zwei Jahren haben wir zusammen auf mehreren Festivals gespielt. Da gab es erste Pläne für eine Zusammenarbeit. Kazu Makino, die Sängerin von Blonde Redhead, hat eine erste Demoversion in ihrem Badezimmer aufgenommen – einfach, um zu testen, ob sich ihre Stimme und mein Track überhaupt zusammenfügen lassen. Ich mochte diese Lo-Fi-Qualität aber sofort und wollte den Song unbedingt so lassen.«

»The Raveonettes kommen aus Kopenhagen und sind langjährige Freunde von mir. Kopenhagen ist eine relativ kleine Stadt, in der jeder jeden kennt. Eigentlich sollte Sune Rose Wagner schon auf meinem letzten Album gesungen haben, aber das Resultat klang mir damals zu vorhersehbar. Ich wollte ihn nun ein bisschen fordern und aus seiner Komfortzone herausreißen. Also hab ich ihm ein Stück gegeben, das auf den ersten Blick überhaupt nicht passt – um zu schauen, was er draus macht. Und war beeindruckt.«

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In welchen Schauspieler warst du in der Jugend mal bisschen verliebt? Heather Locklear beziehungsweise Heather Thomas. Möglicherweise heißt die Dame auch völlig anders. Jedenfalls die, die im Vorspann von »Ein Colt für alle Fälle« in Bikini und Cowboystiefeln durch die Saloontür kommt. Und für eine Nacht mit welchem Prominenten würdest du heute deine Beziehung aufgeben, wenn du müsstest? Heather Locklear beziehungsweise Heather Thomas. Hauptsache Bikini und Cowboystiefel. Was ist das schlimmste Vorurteil, das du immer noch nicht aufgegeben hast? Dass Heidi Klum ein kapitaler Kotzbrocken ist und Fußball früher schöner war. Was ist die schlimmste Zwangshandlung, unter der du leidest? Rauchen und Trinken. Das Leiden hält sich jedoch in Grenzen. Welche radikale Position vertrittst du? Ich plädiere mit Nachdruck für einen Basiswissen-Test für Wahlwillige. Wer mitbestimmen will, sollte wissen, auf welchem Kontinent Deutschland liegt.

„Der Kultfilm des Jahres!“

W

as sollte man besser nicht über dich wissen? Also Folgendes ... Moment! Ihr Schlitzohren, wäre euch beinahe auf den Leim gegangen. Wann hast du das letzte Mal gekotzt und warum? Vor sechs Wochen. Gin, Rotwein und eine Packung Haribo Colorado. Welches Tier möchtest du gern mal streicheln? Ein Kamel. Oder einen Esel. Wofür in deiner Biografie schämst du dich? Für die hohe Anzahl an Momenten der Faul-, Feig- und Dummheit. Was hast du schon mal geklaut? Meine kriminelle Energie konzentriert sich auf Zechprellerei und üble Nachrede. Welches popkulturelle Phänomen findest du langweilig? »Breaking Bad«. Welche Stadt, die du mal bereist hast, hat dir nicht gefallen? Jede Stadt hat hübsche Ecken und eine spezielle Atmosphäre. Leverkusen hat beides geschickt vor uns verborgen. Gibt es einen Gegenstand, den du besitzt, der nicht viel wert ist, den du aber nicht für 1000 Euro hergeben würdest? Mein Gerd-Müller-Autogramm, das ich von den Bandkollegen zum 30. Geburtstag bekommen habe.

Diese Seite bitte zur Innenteil des Heftes

Wirklich weg waren sie nicht, machten sich nur rarer und Theater. Aber die neue Platte fühlt sich dennoch schwer nach Comeback an. Wir feiern die Rückkehr der verschollenen Ingolstädter Jungs und stellen Affen-Fan und Bassist Gerd Rosenacker Fragen, mit denen er so sicher auch nicht gerechnet hat.


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KRATZEN & BEISSEN WOLFGANG FRÖMBERG GEGEN RATGEBER Trotziger Reflex oder gerechter Zorn? Wolfgang Frömberg vs. Ratgeber-Kult. Eine ganze in Merksätze geronnene Kultur behauptet, dass wir nur diese oder jene Empfehlungen befolgen müssen, um endlich reich, schön, begehrt, gesund, berühmt zu werden. Was soll der Scheiß!

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as hier wird ein recht unvermittelter Anfall gegen ein Phänomen, das nicht prinzipiell scheiße ist. Ich selbst habe »So werde ich Heribert Fassbender« lange studiert. Größter Vorzug des Ratgeber-Genres: Es ermöglicht den unbeschwerten Genuss und die unaufdringliche Formulierung des im Alltag oft mit erhobenem Zeigefinger erteilten und deshalb als unpassend empfundenen guten Rats. Der soll angeblich teuer sein. In Buchform kommt er mir aber oft recht billig vor. Wie Klopapier von »Ja!«, nur selten so nützlich. Ein Fass an Themen fiele mir ein, die auf den Grabbeltischen der Thalia-Welt verwurstet werden könnten. Zum Beispiel: »Wie ich die Tagesschau davon überzeuge zu vermelden, dass nicht nur Regierungen außerhalb von Deutschland Gewalt anwenden, sondern auch schon harmlose Stuttgart-21- oder Blockupy-Frankfurt-Demonstranten von deutschen Polizisten halbtot geschlagen werden«. Doch was stapelt sich in den Schaufenstern? Esoterikgeschwafel, Erziehungsmärchen, Beau-

tylügen – und Partnervermittlungsküchenpsychologie. Ich zitiere wahllos »Sei du selbst, er wird sich in dich verlieben«: »Er, der Auserwählte, ist einer von den vielen Männern, die auf dieser Welt überall anzutreffen sind«, erklärt der Autor seinen zu verkuppelnden Opfern. Und fährt fort: »Meist beobachte ich nach diesen Worten bei meinen Patientinnen eine ablehnende Körperhaltung und beharrliches Schweigen. Wenn ich aber unbeirrt weiterrede und erkläre, dass genau dieser Mann auf genau den Augenblick wartet, an dem er sie, ja, genau sie, trifft, dann ernte ich meist große erstaunte Augen ...« Sein Erntedankfest inklusive der Erkenntnis »Männer stecken, genauso wie Frauen, von Kopf bis Fuß voller Gefühle« folgt ebenjener Geschäftsidee: unbeirrt weiterreden, was ohne einen Verlag, der das beharrlich weiterdruckt, natürlich halb so schlimm wäre. Dem bleibt nichts hinzuzufügen außer meiner Körperhaltung.

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Ich bin der Tourist von Mallorca

Immer wieder montags

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Hey Boss, ich brauch mehr ... – oh, Entschuldigung, wollte nicht stören

Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n ... nachts betrunken anrufen

Ich war noch niemals in Wanne-Eickel

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HEUTE

WER WIR SIND IN THE VALLEY THE HJALTALÍN BELOW AMPLIFETES

Genre Indietronic Herkunft Reykjavík Mitglieder 7 Besondere Vorkommnisse Sänger Högni Egilsson singt auch für die isländische Dance-Formation GusGus und war beim ATP-Festival so nervös, direkt nach Nick Cave zu spielen, dass er Backstage einen Halb-Marathon absolvierte. Aktuelles Album »Enter 4« (Sleepdrunk / Cargo) Eure Texte erinnern an »Alice im Wunderland«. Egilsson: Die stammen von mir. Die Inspiration und Energie für die Songs wie auch die Storys haben viel mit meiner Bipolarität zu tun. Ich habe Visionen von verborgenen Orten, an denen seltsame Wesen leben – diese Reisen versuche ich so zu verarbeiten. Wirkt sich Island auf die Musik eurer Band aus? Ich dachte immer, das Land hätte keinen Effekt auf mich und meine Musik, aber letztlich ist doch was dran. Ich liebe es, auf einen Berg zu steigen und auf das Tal hinunterzuschauen. Sowas kann man auch auf dem Album mit seinen Höhen und Tiefen wiederfinden. Wo habt ihr »Enter 4« denn aufgenommen? An verschiedenen Orten auf Island. Sehr viel wurde in einer idyllischen Stadt im Nordwesten aufgenommen. Es gibt einen wunderschönen Leuchtturm, und die Leute sind gastfreundlich: Der Bürgermeister aß mit uns eine Fischsuppe.

THE 1975

Genre Sex-Prog Herkunft Echo Park, Kalifornien Mitglieder 2 Besondere Vorkommnisse Den etwas irritierenden Bandnamen haben die beiden einem Song von Bob Dylan entliehen. Akt. Album »The Belt« (Embassy Of Music / Warner)

Genre Elektrifizierter Prog-Pop Herkunft Stockholm Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Diese Band kann mehr. Die Mitglieder haben als Songwriter und Produzenten schon für unter anderem Kelis, Britney, Kylie, Madonna und Grandmaster Flash gearbeitet. Kein Scheiß! Akt. Album »Where Is The Light« (Deag Music / Die Genre-Zuweisungen, die ihr bezüglich eu- Sony) rer Musik macht, sind sehr unterhaltsam: PostGhost, Sex-Prog ... Ist das auch ein Kommentar Dürfen wir eure Musik als »Turbonegro spielen auf den Schubladisierungseifer allerorts? Hot Chip« bezeichnen, oder geht das zu weit? Ja, außerdem fühlen wir uns von den beste- Klingt doch wie eine wirklich interessante Komhenden Kategorien einfach nicht genug ver- bination. Ich sage auch gern, wir sind eine vertreten. Wir schwanken eher so zwischen den vielfachte Version der jammenden Steve Miller Musikrichtungen Dusk Duet, Witch Collins Band in der 1975er-Phase. mit einer Prise Drug Machine und Hope Wave. Ihr tragt ja diesen eindrucksvollen Bart mit Der Clip zum Stück »Preachers« hatte im euch herum. Wie pflegt man den auf Tour? WWW ja auf einer deutschen Abspielplattform Ich mache nichts damit, was nicht jeder eurer Premiere. Wie kam es? bärtigen Leser auch täte. Also manchmal waDeutschland war das erste Land, das uns mit schen, gelegentlich trimmen. offenen Armen empfing und an uns glaubte. Auf der neuen Platte erkennt man Referenzen Insofern haben wir einen speziellen Platz im auf Big Beat. Unterschreibt ihr uns das? Herzen für euch. Bis jetzt haben wir lediglich Das war der top Stoff, der damals produziert in Köln und Berlin gespielt – das hat aber ge- wurde. Der Einfluss auf die Clubmusik war reicht, um sich schwindelig zu spielen und einige immens. Wenn man in der Disco ein Stück von ziemliche Kater aufzurufen. Daher ist es kein Fatboy Slim hört, dann ist man sofort erfasst von Wunder, dass wir uns total freuen, wiederzu- der Energie und Cleverness, die das in sich trägt. kommen.

Genre Art-Pop mit Eighties-Touch Herkunft Manchester Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Sänger Matthew Healy vergöttert den Teenager-Komödien-Regisseur John Hughes (»Breakfast Club«, »Ferris macht blau«). Sogar seine derzeitige Freundin sieht so aus wie Kelly LeBrock aus Hughes’ »L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn«. Aktuelles Album »The 1975« (Universal)

Healy: Wenn du um die 18 bist und mit Freunden in einer Band spielst, denkst du doch nicht: »Was soll mal aus uns werden?«, sondern: »Lass uns Spaß haben!« Wir waren faul und Kiffer. Kiffer, die jetzt schon als Vorband der Rolling Stones aufgetreten sind. Irgendeine Idee, warum das so schnell ging? Mein Ego hat sich nie nach Bestätigung gesehnt, weil ich mir immer sicher war, dass ich sie sowieso bekomme. Ich weiß noch, wie ich als Siebenjähriger mitkriegte, wie sich mein Vater Ihr macht schon seit über zehn Jahren Musik, und seine Freunde darüber unterhielten, wie habt aber erst letztes Jahr angefangen, unter einzigartig Michael Jackson sei. Und ich dachte: The 1975 zu veröffentlichen. Wie kommt's? »Ich bin viel eher wie der als wie ihr.«


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Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich alles um den deutschen Rapper Casper. Los geht’s…

1

Wo wurde Benjamin Griffey aka Casper geboren?

2

Sein wahrscheinlich größter Hit?

A Stockton-on-tees

A So nett

X Extertal bei Lemgo

D So adrett

T Bielefeld, Massachusetts

O So perfekt

3

Wer war sein Überraschungsgast beim splash! 2013?

4

Was zeigt das Cover seines neuen Albums?

R Cro

O Taufe

O Marteria

T Metallica

X Kollegah

U Tod

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Die Ziffern der richtigen Antworten ergeben die Lösung, die ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Bitte Wunschgewinn angeben! Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 27. September. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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CASPER

»ICH HAB JA SONST NICHTS« Nach zwei Jahren unbeschwerter Leichtigkeit zwischen MC Fittis Konfetti-Regen und Cros Burger-Endorsement-Elend macht wieder ein deutscher HipHopper Ernst: Benjamin Griffey alias Casper fordert mit dem Nachfolger zu seinem 2011 veröffentlichten Überraschungserfolg »XOXO« erneut die Aufmerksamkeit seiner Gefolgschaft – und darüber hinaus – ein. Warum der ganze Hustle um Beziehungskrisen, Verluste und Adoleszenz auf »Hinterland« plötzlich relaxter klingt, weiß Philip Fassing, der einen tiefenentspannten Casper in Berlin traf. Foto: Paula Winkler und Alexander Gehring


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E

in Typ schert plötzlich von der Rap-Bundesstraße aus und nimmt ohne Blinker oder Schulterblick die nächstbeste Autobahnauffahrt. Er gibt nicht viel auf Vorfahrtsregeln, zieht rüber und drängelt mit Lichthupe hinter Lady Gaga und Adele. Denen bleibt angesichts dieser Beschleunigung zumindest vorübergehend nur der Blick in den Auspuff. Das Vehikel für diesen überraschenden wie rasanten Spurwechsel hörte auf das schnittige Akronym »XOXO«, besagter Typ sollte im Jahr 2011 unter dem Namen Casper die Titel und Aufmacher nicht weniger Automobil-Fachzeitschriften, pardon, Pop-Blätter und Feuilletons schmücken. Intro inklusive. Während »XOXO« in der ersten Woche seiner Veröffentlichung auf Platz 1 der deutschen Albumcharts kletterte, dabei besagte Adele und Lady Gaga überholte, rieb man sich auf der anderen Seite des Meinungspluralismus’, im Internet, an den vermeintlichen Gegensätzen, die Casper produzierte. Getreu dem Mantra der Goldenen Zitronen, »Immer diese Widersprüche!«, verstellte Caspers Erscheinungsbild, das irgendwo zwischen Indie-Sophistication und Street-WearAficionado liegt, oft den Blick auf das Wesentliche: die Musik. Dem durchschlagenden Erfolg des jungen Rappers konnten die polarisierenden Reaktionen indes keinen Abbruch tun. Im Gegenteil: »XOXO« hat mittlerweile Gold-Status, und besagten Haarschnitt kennt dank »TV total«, »Inas Nacht« und »Bauerfeind« das ganze Land. Konsens-Stütze können bitte die anderen beantragen. Die Könige im Hinterland Zwei Jahre sind vergangen, Schlagring und S-Klasse sind vielerorts Mops (Muso), Indianer-Schmuck (Die Orsons) oder Pandamaske (Cro) gewichen. Identifikationsmaschinen wie das Stuttgarter Label Chimperator sind vom charmanten Indie-Dasein zur tonangebenden Pop-Instanz geworden. Beste Voraussetzungen für ein neues Album von Casper, würde man meinen. Ein Album, das auch ohne weit ausholende Rekonstruktionen einer nicht ungewöhnlichen musikalischen Sozialisation und ohne hilflose Neologismen wie »Rap-Gaze« oder »Post-Hop« auskommt, wie man sie vielerorts lesen konnte. Denn mal ehrlich: Das Phänomen Casper bot von Anfang weitaus mehr als die schwer auseinanderzudividierende Summe aus Pathos und Punchlines. Zum Beispiel einen Typen, der immer noch bis zur Schmerzgrenze persönlich in dem drin hängt, was er da für die Millionen produziert. Casper wagt sich mit dem außergewöhnlichen Produzenten-Duo Konstantin Gropper (Get Well Soon) und Markus Ganter, der bereits für Künstler wie Sizarr, Dagobert oder Muso tätig gewesen ist, auf neues Terrain: Folk und Blues sind die Könige im »Hinterland«, wie das neue Album heißt. Da dürfen dann sogar mal ganz unpeinlich Bläser und Bar-Piano bemüht werden, die Credibility-Krone gibt’s ohnehin im zweiten Teil des Albums mit dem technisch unfassbar versierten Battle-Stück »Jambalaya« oder Cloud-Rap-inspirierten Songs wie »Ariel« und »Endlich angekommen« zurück. Step ans Diktiergerät Um sich dem Hinterland zu nähern, muss man erst mal in den Hinterhof. Jenen Kreuzberger Hinterhof von Caspers Management, um genau zu sein. Der Mann der Stunde tritt leicht verspätet, dafür mit einer freundlichen Entschuldigung auf den Lippen durch die Tür. Kupferdiebstahl – für

Kunden der Berliner Verkehrsbetriebe ein sensibles Thema und der abenteuerliche Anlass für den Zeitverzug. Da es drinnen wie draußen gleichermaßen unerträglich schwül ist, entscheiden wir uns träge bis passiv für die Terrasse im Hinterhof und feiern zunächst den jüngsten Merch-Coup im Hause Casper: neue Shirts, Batik, alle weg. Die Maschine läuft runder denn je, und das, wo Casper im Intro-Gespräch vor zwei Jahren doch noch Sachen sagte wie: »Wenn alles schiefgeht, arbeite ich halt wieder irgendwo an der Theke und ziehe in die Gegend von Bielefeld zurück.« War das falsche Bescheidenheit mit der Skepsis, ob das mit dem Erfolg hinhaut, oder bist du heute wirklich überrascht, dass der Durchbruch so plötzlich kam? Ich bin echt noch sehr überrascht. 2011, das Jahr, in dem ich das gesagt habe, ist gefühlt wie eine Minute verflogen. Seitdem ist es ein einziger turbulenter Ritt. Mein Gefühl dabei war, dass man in dieser Grauzone zwischen Untergrund und Kommerz jetzt eben seine Zeit hat, aber dass es derart explodieren würde ... Würde Casper ohne Goldene Schallplatte und Chartsplatzierung heute tatsächlich wieder in Bielefeld Pils zapfen? Das war kein Witz, auch wenn es immer ein wenig nach Sympathie-Hascherei klingt. Ich habe nach wie vor einen guten Kontakt zu dem Laden, in dem ich damals gearbeitet habe. Wenn ich denen dann erzähle, dass die Platte fertig ist und ich wieder zurückkomme, wenn es nichts wird, sagt meine ehemalige Chefin nur: »Klar, kannst du machen, alles safe.« Ich hab ja sonst nichts. Keine Ausbildung, nur ein fürchterliches Abi. Wie hat sich der ganze Rummel um »XOXO« auf die Produktion des neuen Albums niedergeschlagen? Sahst du da eher die große Hürde, noch einen draufsetzen zu müssen, oder hast du den Erfolg als Chance begriffen, es noch besser zu machen? Wir haben sehr unbefangen mit der Arbeit begonnen und wollten einfach nur das machen, worauf wir Lust hatten. Erst mittendrin ist uns bewusst geworden, dass wir gerade an dem Nachfolger eines sehr erfolgreichen Albums arbeiten. Dann stand ich an dem Scheideweg: wieder zurück zu den HipHop-lastigeren Wurzeln oder doch den vorher eingeschlagenen Weg weitergehen? Zeitgleich merkte ich, dass das Booking schon mit dem Gedanken spielte, große Hallen für die Tour zu buchen. Also dachte ich mir, wieso nicht auch eine Hallen-Platte machen? Womit du dir auch diesmal nicht nur Freunde machen wirst, richtig? Klar, aber wieso soll ich mich künstlich cool und untergrundig geben? Ich habe eine Zeit lang viele Kommentare in den sozialen Netzwerken gelesen, wo es immer nur hieß: »Früher war der cooler!« Ich habe ein gewisses Selbstverständnis von mir, das sich daraus speist, was für Musik ich höre, welche Zeitschriften ich lese, welche Künstler ich verfolge und so weiter. Aber es gibt eben auch dieses Außenbild. Natürlich müssen mich die coolen Leute uncool finden. Ebenso wie die sophisticated Blogs. Fühlt sich dieser Gegensatz nicht schizophren an? Es ist auf jeden Fall ein bisschen schizophren, aber die Auseinandersetzung mit dem Thema war ein langer Prozess, und ich habe mittlerweile meinen Frieden damit geschlossen. Eine Zeit lang habe ich mich gefragt, wieso mich denn auf einmal alle so uncool finden, das war echt schwierig. Irgendwann habe ich es aber akzeptiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass sich die Musik eben auch nicht so schnell verändern würde, wenn es nicht so wäre, wie es ist. Dement-

Cloud-Rap Ein produktionstechnisch maßgeblich von USHipHop-Produzent Clams Casino (A$AP Rocky, Lil’ B) geprägtes Sub-Genre, das sich neben seiner alternativen inhaltlichen Ausrichtung weitgehend über die Produktion definiert. Diese ist häufig übersteuert und hart, zugleich aber auch sehr ätherisch und melancholisch.


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sprechend haben wir uns zurückgelehnt und beschlossen, eine Platte zu machen, die einerseits leise und im Kleinen funktioniert, aber auch im großen Maßstab passt, wenn wir sowieso schon Hallen bespielen werden. Wir hätten auch eine experimentelle, beatbasierte Weirdo-Platte machen können, da kommt der Produzent Markus Ganter ja her. Stand ein experimentelleres Album denn zu irgendeinem Zeitpunkt wirklich zur Debatte? Mit »Ariel« oder »Endlich angekommen« gibt es tatsächlich zwei Stücke in dieser Richtung auf dem Album. Die aber witzigerweise ein bisschen auf Konstantins Rechnung gehen! Der hat während des Arbeitsprozesses A$AP Rocky für sich entdeckt. Wir sind irgendwann zu ihm ins Auto gestiegen, ich habe die CDs durchgewühlt, und da gab es erwartungsgemäß jede Menge Musik von seinem Label City Slang, Wichita Records und Conor Oberst – sowie auf einmal: A$AP Rocky. Und er nur so: »Ey jo, das hör’ ich halt!« Und ich meinte nur, dass ich genau so einen Beat wie »LVL« oder »Fashion Killa« brauchen würde, genau so! Im Zuge von »XOXO« wurde sehr viel über deine musikalische Sozialisation gesprochen. Hat es etwas Befreiendes, sich mit dem neuen Album in der Hinsicht nun nicht mehr so erschöpfend erklären zu müssen? Ich fand es überhaupt nicht schwierig, das alles zu erklären, weil ich sehr gerne über Musik rede. Ich würde jetzt viel lieber mit dir das Album hören und dir genau erklären, woher dieses oder jenes Element stammt, wie wir darauf

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souveräner als noch vor einigen Jahren. Ich wollte musikalisch leichtfüßiger werden, aber textlich ist es trotzdem das Düsterste, was ich bisher gemacht habe. Es geht zu neunzig Prozent um Saufen und Drogen-Nehmen, zumindest zwischen den Zeilen. Die baptistische Taufe auf dem Cover von »Hinterland« löst auf den ersten Blick eher ambivalente Assoziationen aus. Einerseits kommt einem religiöser Fanatismus und damit auch eine gewisse Rückständigkeit in den Sinn. Andererseits könnte man auch eine gewisse Spiritualität und Bodenständigkeit anführen. Was hat es mit dieser Intro-Cover #194 Juli & August 2011 Metapher auf sich? Dabei handelt es sich um eine rein ästhetische Wahl, weniger um irgendeine inhaltliche Botschaft. Das Cover ist von der Tauf-Szene in dem Film »Oh Brother, Where Art Thou« inspiriert. Ich saß mit einer Freundin zusammen, wir schauten den Film. Sie fand die Szene mit der Taufe im Sumpf total schön, ich hingegen fand das ziemlich beängstigend! Dieser Gegensatz gefiel mir. Diese Suche nach einer Metapher dahinter ist ein extrem deutsches Ding. Als wir das Cover veröffentlichten, wollte es wirklich jeder erklärt haben. Wenn Vampire Weekend ein Album rausbringen, auf dem einfach nur ein Kronleuchter ist, fragt da doch auch niemand nach. Dann sind alle nur so: »Boa, nice. Sieht geil aus.« Man nimmt eben direkt diesen Bruch wahr: Das Cover scheint auf deine Kindheit in den USA anzuspielen, inhaltlich geht es dann aber vor allem um deine Zeit in Bielefeld.

»ES GEHT ZU NEUNZIG PROZENT UM SAUFEN UND DROGEN-NEHMEN, ZUMINDEST ZWISCHEN DEN ZEILEN.« gekommen sind und so weiter. Was gerade viel schwieriger ist: Die halbe Welt hat aus irgendeinem Grund erwartet, dass jetzt wieder eine straighte Rap-Platte kommt! Im Gegensatz zur auch von dir geschätzten Hamburger Schule bringst du dich meistens sehr direkt in deine Texte ein, da findet man selten verklausulierende Poesie-Schleier oder Ähnliches. Wie oft fragt man sich da, ob man etwas wirklich schreiben soll oder es vielleicht doch besser für sich behält? Ich hatte in den letzten Jahren super oft dieses Feedback, dass ich zu hemmungslosen Seelenstriptease betreiben würde. Ich sehe das komplett anders. Als ich mir damals die »Background Music« von American Nightmare gekauft, sie in meinem WG-Zimmer in Bielefeld angemacht und dabei die Texte gelesen habe, hatte ich das Gefühl, diese Musik spricht zu mir! Ich sehe Musik in erster Linie als Dialog zwischen dem Künstler und dem Hörer. Ein Song meiner neuen Platte handelt von einer Halbschwester, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Wenn mich jemand privat danach fragt, dann rede ich auch drüber. Den unbeschwerten Casper kennt man von den Festivals, musikalisch hielt das bisher weniger Einzug in deine Musik. Mit »Hinterland« gibst du dich da schon etwas relaxter. Songs wie »Ganz schön okay« oder »Alles endet« möchte man fast als gut gelaunte Sommermusik bezeichnen. Das spiegelt ein wenig den Wandel der letzten Jahre wider. Ich bin immer noch unsicher und angespannt, aber trotzdem

Mein Vater lebt ziemlich weit draußen in den Südstaaten. Ich habe ihn in letzter Zeit wieder öfter besucht und finde das ganze Leben dort sehr faszinierend. Die Menschen sind sehr freundlich und offen, aber hinter verschlossenen Türen schwingt oft ein bedrohlicher Unterton mit. Trotzdem fühle ich mich dort sehr zu Hause. Das Artwork ist eine Mischung aus diesen Einflüssen: die Szene aus dem Film und meine eigenen Eindrücke. Hierzulande pflegt man einen romantisch verklärten Blick auf das US-Hinterland, während die hiesige Peripherie viel nüchterner betrachtet wird. Worin unterscheidet sich deiner Meinung nach das Aufwachsen in der hiesigen Provinz von dem in Nordamerika? Irgendwie ist es dasselbe. Die Ecke, in der mein Vater lebt, ist auf gewisse Art und Weise genauso Hinterland wie Extertal. Da ist auch nicht viel los außer irgendwelchen Schützenfesten. Darum geht es letztlich auch auf der Platte: um meine Jugend in dieser Peripherie. Auf dem Album verschwimmt für mich diese Bruce-Springsteen’sche amerikanische Vorstellung von Hinterland mit der hiesigen Provinz. Wenn man mich nach einem Heimatgefühl fragen würde, wäre es wohl eine Mischung aus all diesen Orten: Augusta, Alabama, Extertal, Bielefeld. — CASPER »HINTERLAND« (FOUR MUSIC / SONY / VÖ 27.09.13) — AUF TOUR VOM 24.10. BIS 09.11. — CASPER PRÄSENTIERT AM 07.09. AUF DEM BERLIN FESTIVAL ERSTMALS DIE SONGS SEINES NEUEN ALBUMS

American Nightmare »Background Music« Eine in Szene-Kreisen kultisch verehrte USHardcore-Band, deren Debütalbum (in den frühen Pressungen) mittlerweile für dreistellige Summen auf den entsprechenden Portalen gehandelt wird. Ähnlich wie das mindestens genauso verehrte Vorgänger-Projekt Some Girls vereint die Band (später in Give Up The Ghost umbenannt) um Sänger Wesley Eisold den für das damalige San Diego typischen chaotischen Hardcore-Sound mit der inhaltlichen Radikalität früher Emo-Core-Veröffentlichungen.


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REAGENZGLAS GLASGOW

Foto: Andrea Pistolesi / Getty Images

Was eint Simple Minds, Hudson Mohawke, Amy Macdonald, Mogwai und Belle & Sebastian? Was verbindet Chvrches mit Franz Ferdinand? Sie und Dutzende anderer Bands, deren Alben unsere Schr채nke f체llen, stammen aus Glasgow. Einer Stadt, deren Kern weniger Einwohner hat als Frankfurt am Main. Wir waren vor Ort, sprachen mit Chvrches und Franz Ferdinand 체ber ihre neuen Alben und versuchten, den schottischen Pop-Mythos zu knacken.


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CHVRCHES BEFEHL VON GANZ UNTEN Auf Fotos sieht die schottische Synthiepop-Band Chvrches zunächst aus wie wahllos an der Bushaltestelle gecastet. Doch die drei lebenserfahrenen Musiker eint eine Menge. Allem voran der unbedingte Wille, trotz steiler Karriere in drei Jahren noch in den Spiegel sehen zu können, ohne kotzen zu müssen. Vor Felix Scharlau sinnierte die Band über unlautere PlattenfirmenVerträge, den Mühlstein Indie-Rock und das Erbe von Fugazi. Foto: Carmen Catuti


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Foto: Michael Obenland

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s ist so schlimm! Neuerdings kann keiner mehr von der Musik leben! So ein Quatsch. Richtig ist: Die allermeisten Musiker lebten entgegen anderslautender Behauptungen schon immer prekär. Gerade solche, denen es zunächst um den Zauber ihrer Musik und erst im zweiten Schritt darum ging, diesen Zauber auch zwingend in ein stetig fließendes Einkommen ummünzen zu wollen. Neu und in hohem Maße frustrierend scheint 2013 nur die sich immer weiter verdichtende Komplexität des Berufs Musiker. Um das bisschen Geld, das sich heutzutage noch verdienen lässt, auch einzustreichen, bedarf es vieler, oft aufreibender, zum Teil sogar ziemlich würdeloser Anstrengungen. Ständige Selbstpromotion auf allen Kanälen. Ewige Tourneen bis an den Rand des Burn-outs. Schnell veröffentlichte Songs, Alben oder EPs, für die sich die Bands oft gerne mehr Zeit gelassen hätten – wenn sie sich jene denn hätten leisten können. Heute, das ist mal sicher, sollte man als Band besser keine falsche strategische Entscheidung treffen. Sonst ist man schnell raus, ausgebrannt, pleite oder aufgelöst. Von dieser 2013 omnipräsenten Endzeit-Musikwirtschaftsstimmung auf die federnden Synthie-Pop-Tracks der sympathischen Band Chvrches überzuleiten mutet vielleicht zynisch, mindestens aber hölzern an. Doch das Glasgower Trio existierte nicht zufällig Anfang 2012 noch als Kellerprojekt ohne Namen auf einer Festplatte, um im Sommer 2013 für einige Auftritte mit Depeche Mode auf Stadiontour zu gehen. Die Mitglieder von Chvrches kamen nur deshalb so schnell so weit, weil sie vieles anders handhaben, was andere Bands tagaus, tagein irgendwo auf der Welt zerstört: den miesen Touralltag, den kilometerlangen Stau auf der Einbahnstraße Indie-Rock und den Druck eines Erfolgs, der sich nie einstellt. Letzterer ist übrigens noch viel schlimmer als der Druck eines Erfolgs, der schon da ist und von dem entsprechend immer nur die großen Stars reden – die paar, die noch übrig sind. Willkommen in einer Welt der richtigen Entscheidungen. Willkommen bei Chvrches.

Newcomer des Jahres am Arsch Blickt man in die Gesichter der Enddreißiger Martin Doherty und Iain Cook, wünscht man sich unmittelbar, man hätte dies auch getan, als die beiden um die Jahreswende 2012/2013 von den Vorschusslorbeeren britischer Medien für ihre Band Chvrches erfuhren. Es dürfte sie gefreut, aber auch belustigt haben, nach den beiden ins Internet gestellten Tracks »Lies« (Mai 2012) und »The Mother We Share« (September) für das kommende Jahr als verheißungsvolle Newcomer gehandelt zu werden. »Newcomer« ist nämlich ein ziemlich guter Witz: ­Doherty und Cook eint jahrzehntelange Erfahrungen in Bands. Man kann sie auf Wikipedia und zum Teil auch in ihren Gesichtern ablesen. Diese beiden vermeintlichen Neulinge hatten sich unterschwellig wohl eher schon damit abgefunden, die kommerziellen Karrierechancen längst hinter sich gelassen zu haben. Sofern die jemals bestanden. Dabei spielten Martin Doherty und Iain Cook in der Vergangenheit in einflussreichen, wenn auch nicht übertrieben erfolgreichen Indie-Rock-Bands. Allesamt auch Chvrches bekannt aus diesem Magazin: Cook war Gitarrist Auch clevere Bands sind der von ihren Fans fast kultisch verehrten Band nicht gefeit gegen den Albtraum Aereogramme. Seit deren Auflösung 2007 beNamenssuche. Chvrches waren 2012 streitet er das aus Aereogramme entstandene so verzweifelt, dass sie zunächst alles für Duo Unwinding Hours mit. Doherty spielte einen guten Namen hielten. Beispiel gefällig? zwischen 2008 und 2012 Keyboard bei den Okay: »Table«. Wow. Am Ende schloss man Live-Shows von The Twilight Sad. sich ein und kam mit Churches, später wegen Onkel Google nur noch Chvrches geschrieAls die beiden acht Jahre, nachdem sie ben, hervor. Der Name hat keinerlei sich an der Uni in Glasgow kennengelernt inhaltliche Bedeutung für die Band, hatten, 2011 auf die Idee kamen, nicht nur sieht aber grafisch gut aus. andere Bands aufzunehmen, sondern erstmals Stichwort Hipster-V. auch gemeinsam Musik für ein noch unbenanntes Projekt zu schreiben, hingen ihnen die Erlebnisse als Teil von Indie-Rockbands nach. »Ich spürte«, erinnert sich Martin Doherty, »dass ich einfach keinen Bock mehr hatte, jeden Abend eine 8x10-Zoll-


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Bassbox auf eine Bühne zu wuchten. Diese riesige Backline, Nächtelang Verträge gelesen – und alle abgelehnt die man braucht, um als Rock-Band live zu spielen, damit waren wir fertig.« Mit Lauren Mayberry kamen die Stimme, neues Know-how Teil des Gründungsmythos’ von Chvrches war damit und die meisten Texte zur Band. Zwischen der 1988 geboreder unbedingte Wille zur ästhetischen und personellen nen Sängerin und ihren deutlich älteren Mitmusikern mag Minimierung. Auch aus Kostengründen. es einen optischen Bruch geben – bestimmt aber keinen »Wir wollten endlich Musik machen, mit der man ohne Erfahrungsnachteil. großen Aufwand auf Tour gehen kann. Auch per Flugzeug, Lauren spielte jahrelang Schlagzeug in diversen Bands um so möglichst viele Leute erreichen zu können, ohne und ist laut Martin Doherty in der Lage, die von ihm bei dabei Abertausende von Pfund für den Transport Konzerten auf einem Pad angeschlagenen Samples mit einer ausgeben zu müssen.« Hand präziser zu spielen als er mit zweien. Doch von einer Tour war man noch Netz Sie singt fantastisch. Dort auch leicht zu weit entfernt. Ebenso von fertigen Sie hat vier Jahre Journalismus- und vier Jahre finden: ein von Lauren gefilmtes Songs oder einem Bandnamen. Jura-Studium hinter sich. Handyvideo aus dem ChvrchesOder einer Sängerin. Sie ist ein Glücksfall für eine Band, die sich Kellerstudio. Im Clip spielen Martin DoBis Lauren Mayberry alles verkurz nach Gründung mit einem überraschenden herty und Iain Cook das Titelthema der änderte. Buzz im Internet genauso konfrontiert sah wie TV-Serie »Game Of Thrones« nach – mit mit den unweigerlich darauf folgenden windidem Beat und den Synthesizer-Sounds ihres Songs »Lies«. Das Ergebnis klingt Die Verwandlung gen Geschäftsleuten. Nächtelang las sich Lauren fast interessanter als das orchestrale interessiert durch Verträge. Für ihre BandkolleOriginal des Filmkomponisten Der über viele Monate in Iain Cooks gen markierte sie darin kritische Passagen, über Ramin Djawadi. Kellerstudio in Süd-Glasgow sorgsam die am nächsten Tag diskutiert wurde. durchproduzierte Synthesizer-Pop, den »Es gab frühe Vertragsangebote einiger Plattenfirman nun auf dem Chvrches-Debütalbum »The men«, erinnert sie sich, »die habe ich gelesen und dachte: Bones Of What You Believe« zu hören bekommt, klingt ›Ist das hier wirklich euer Ernst?‹ Niemals hätte ich den einnehmend, präzise und hochemotional. Gleichzeitig rollt Scheiß unterschrieben. Ich spiele gerne in einer Band, aber er wie auf Schienen. Die Tracks wirken leichtgängig, obwohl auch nicht so gerne, dass ich dafür irgendwem meine Seele viel Arbeit in ihnen steckt. verkaufen möchte.« Es scheint schwer vorstellbar, dass diese Band einmal völlig Martin Doherty ergänzt glücklich: »Wenn mir auch nur anders klingen sollte als so, wie sie heute klingt. irgendeiner der Verträge, die uns jetzt angeboten wurden, Ursprünglich hatten Martin Doherty und Iain Cook aber mit 18 vorgelegen hätte, ich hätte ihn unterschrieben. Jeden sogar überlegt, die ersten gemeinsamen Songs anderen zu von ihnen. Und uns wurden ein paar wirklich beschissene geben. Es hätte sie selbst in Frührente geschickt – der Weg Verträge vorgelegt.« von der Bühne herunter und hinein in die klein abgedruckBei Chvrches, das merkt jeder, der das Glück hat, mit ten Song-Credits auf den Alben anderer Musiker. ihnen zu sprechen, trifft Haltung auf Demut. Dann hatten Chvrches 1.0 eine vermeintlich bessere Hier ist niemand bereit, sich zum Affen zu machen für PopIdee: Martin sollte alle Stücke selbst singen. Auch ein paar Pfund mehr. Aber jeder ist glücklich, einmal zu Mythos Glasgow ein seltsamer Gedanke aus heutiger Sicht. Es kam erleben, wie schön es sein kann, als Band nicht ständig um Natürlich sind auch Chvrches bekanntlich anders. jeden Millimeter Strecke kämpfen zu müssen. fest in der Glasgower Szene verwur»Wenn man in Glasgow auf der Straße einen Entsprechend lang zog sich der Prozess, bei einem Label zelt. Etwa durch frühere Bands der Stein in die Menge wirft, trifft man wahrschein- zu unterschreiben, hin. Zu viele »beschissene Leute« habe Beteiligten, aber auch über Iain Cooks lich einen Musiker«, gießt Martin Doherty den man treffen müssen, wie die Band nicht ohne einen gewissen Studioarbeit. Mit Mogwai ist die Band erstaunlichen Pop-Mythos Glasgows in einen Grad an Begeisterung in all dem Ekel erzählt. privat sehr gut befreundet, Franz Fermarkigen Satz. Unbeabsichtigt beschreibt er »Ich war erstaunt«, strahlt Lauren Mayberry, »dieses dinand etwa kennen Cook, Lauren Mayberry und Martin Doherty dabei auch die eigene Bandgeschichte. Plattenfirmen-Heini-Klischee stimmt teilweise wirklich! Der aber nur sehr flüchtig. Lauren Mayberry traf, um beim Bild zu bleiben, Typus sieht zwar nicht mehr so aus wie ein fieser Schleimer der Stein, als sie Ende 2011 mit ihrer eher mittelmäßigen aus den 80ern, aber es ist immer noch das gleiche AlphaFolk-Band Blue Sky Archives Aufnahmen bei Iain Cook männchen, das Sätze sagt wie: ›Darling, ich werde eure machte. Später wurde sie von ihm für die Backing-Aufnah- Träume Wirklichkeit werden lassen.‹ Wow. Denen schüttelt man dann zum Abschied die Hände und rennt zur Toilette, um sie sich zu waschen.« Heute sind men erster Chvrches-Demos eingeladen. Aus »Background« ­Chvr­­­­­ches in komplexe Vertragsgeflechte eingebunden, die wurde sofort »Foreground«. Plötzlich stand man jeden Tag viele Rechte bei ihnen belassen und von Land zu Land zu dritt im Studio. unterschiedliche Partner mit einbeziehen – vom kleinen Der Plan, der bei der jungen alten Band schnell reifte, Indie-Label bis, wie in Deutschland, zum Branchenriesen lautete zunächst: genug Songs produzieren, bevor man Universal. Warum, ist klar. sich an die Öffentlichkeit wagt. Doch aus einer spontanen »Niemand mag die Geschichten über Bands, die mal toll Laune heraus stellten Chvrches dann doch das Stück »Lies« waren und dann von Leuten gesignt wurden, die das Projekt ins Netz. in eine völlig andere Richtung zogen«, sagt Martin Doherty. Es war der 10. Mai 2012. Am wenigsten er selbst. Der Tag, an dem sich alles änderte.

»WENN MAN IN GLASGOW AUF DER STRASSE EINEN STEIN IN DIE MENGE WIRFT, TRIFFT MAN WAHRSCHEINLICH EINEN MUSIKER«


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Fotos: Michael Obenland

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Fugazi statt Depeche Mode

scheint – so oft, wie deren Sänger Ian MacKaye von ihr zitiert wird –, erzählt: »Ich habe mal ein Interview mit Chvrches mögen dank ihres Fuhrparks an alten analogen Fugazi gelesen, da traten die eben nicht so radikal auf, wie Synthesizern klingen wie ein gemeinsames Studioprojekt man das erwarten könnte. Sie betonten vielmehr, dass sie es von New Order und Robyn. Doch die Band denkt nach früher leichter gehabt hätten und es heute viel akzeptierter wie vor in Rock-Kategorien. »Wir sehen uns insgeheim sei, seine Musik für Werbung oder TV-Serien herzugeben. selbst noch als Indie-Band, die mittlerweile auf Synthesizer Sie betonten, wie viel Glück sie gehabt hätten, mit ihrem steht«, sinniert Iain Cook. Martin Doherty ergänzt, das läge Label Dischord früher bei ihrer Haltung überhaupt Geld auch daran, dass die Art aufzunehmen dieselbe sei. »Wenn verdient zu haben. Das hat mich überrascht.« Gitarren-Bands ins Studio gehen, nehmen sie die einzelnen Was das für die eigene Bandgeschichte heißt, die Fugazi Spuren in horizontaler Richtung auf. Erst das Schlagzeug gerade erst beginnt? Darüber sind sich Chvrches Die 1987 in Washington, D.C. gegründete Post-Hardcoreeines Songs, dann den Bass und so weiter. So machen wir einig: »Wir müssen einen Weg finden, mit dem Band stand Zeit ihres Bestehens (seit das auch noch. Produzenten von elektronischer Musik ar- sich unser Statement und die Tatsache, dass 2003 ruhen die Aktivitäten) für das Do-Itbeiten tendenziell eher vertikal. Schichten Spuren, loopen auch etwas Geld reinkommen muss, die WaaYourself-Prinzip. Die Band trat aktiv gegen das Material auf der Stelle.« ge halten«, sinniert Lauren. Dass es eine Band die kommerziellen Prinzipien des MusikgeAuch die Geisteshaltung von Chvrches gleicht der politi- nicht jedem Fan recht machen kann, wissen schäftes ein. So versuchten Fugazi, die Ticketpreise bei fünf Dollar zu halten. Aktionen sierten Undergroundband, die genau auf ihre Umwelt achtet. aber auch Chvrches. Mit spürbarem Schauer wie diese sorgten für ein enormes Standing Das Musikbranchen-Festival South By Southwest in Texas verweist Lauren Mayberry wieder auf Fugazi: im linken Underground und mahnten etwa, von dem jedes Jahr im März so viele Indie-Touristen »In einer Doku über die Band habe ich gesehen, unterschwellig moralische Refleschwärmen, ließ die Band offenbar nur zu gerne hinter sich. wie Fugazi nach der Veröffentlichung von ›The xionen bei nachfolgenden Es sei ein inhaltlich gutes Festival, aber dort würde es nur Argument‹ von einigen Fans vorgeworfen wird, Bands an. um das Geschäft gehen. sie würden sich musikalisch beim Mainstream anStatt das Album »zu promoten«, reden Lauren Mayberry, biedern. Da ist dann tatsächlich von ›Ausverkauf‹ die Rede. Martin Doherty und Iain Cook lieber über Online-Ticket- Da z­ ucke ich als Musikerin zusammen. Wenn man als Fan Firmen. sogar schon Fugazi den Sell-out vorwerfen kann, wie absurd »Die sind uns ein Dorn im Auge«, fährt der eher zuhoch ist denn dann die moralische Messlatte, rückhaltende Doherty regelrecht aus der Haut. »Wir die manche Menschen anlegen?« Texas sind eine kleine Band, aber selbst wir haben schon Chvrches, das scheint sicher, müsDie erste USA-Tour brachte Shows gespielt, wo solche Firmen mehr vom sen die Fan-Nemesis nicht fürchten, neben viel Aufmerksamkeit auch ­Ticketerlös hatten als wir. Das ist einfach unfair. solange sie weiter ihren Erfahrunden Zwischenstand des bandinternen Da wird Musikfans grundlos das Geld aus der gen und ihrer Intuition vertrauProminenten-Spottings durcheinander. Lauren Mayberry ist sich sicher, beim SXSW Tasche gezogen. Aber uns sind da die Hände en, immer nur auf den nächsten kurz mit dem Vater von Beyoncé geredet zu hagebunden.« Schritt achten. Auch wenn die — CHVRCHES ben. The-Smiths-Fan Martin Doherty näherte Verständnis haben Chvrches hingegen für schneller aufeinander folgen »THE BONES OF WHAT sich kurz darauf am San Francisco InternaYOU BELIEVE« Bands, die sich in Maßen der kommerziellen könnten als erwünscht, sobald (VERTIGO / UNIVERSAL / tional Airport begierig dem ein Stückchen VÖ 20.09.13) Verwertung ihrer Musik öffnen. Lauren, deren das Formatradio kapiert hat, wie entfernt sitzenden Morrissey. Ihn stoppte die fleischige Hand eines moralischer Maßstab sich an der Washingtoviele potenzielle Singles »The Bones — INTRO EMPFIEHLT DIE Bodyguards im Gesicht. TOUR: VOM 23.10. BIS 28.10. ner Post-Hardcore-Band Fugazi zu orientieren Of What You Believe« enthält.


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FRANZ FERDINAND BUCKIE UND LACHSFISCH

Foto: Michael Obenland

Franz Ferdinand machen nach einer Regenerationspause wieder alles richtig. Ihr neues Album heißt deshalb »Right Thoughts, Right Words, Right Action«. Daniel Koch besuchte einen Teil der Band in ihrer Heimat Glasgow und traf einen anderen in Berlin. Foto: Jamie Stoker


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Buckie und Burger statt Schampus mit Lachsfisch Ich befinde mich verkatert in Glasgow, und die Playlist zum Trip spielt mir »The First Big Weekend« von Arab Strap ein. Könnte selbst an diesem Donnerstag kaum besser passen. Aidan Moffat grummelt in dem Stück: »It was a good night – everyone was nutted and I ended up dancing with some blonde girl.« Die Blonde blieb zwar aus (hätte auch Ärger gegeben daheim), aber dieser kehlig vorgetragene Bericht eines versoffenen Wochenendes lässt den eigenen Kater gleich viel zahmer aussehen. Denk ich mir so, dicht gefolgt von der Feststellung, wie viel tolle Musik aus dieser Stadt kommt, obwohl Glasgow sehr klein und übersichtlich wirkt. Ich schlendere die Sauchiehall Street entlang, überquere die M8, schleppe mich die leichte Steigung der Woodlands Road

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hoch und sammle mich ein letztes Mal an der Abzweigung zur Eldon Street, als ein kurzer Regenschauer herunterprasselt. So geht das schon die ganze Zeit. Bei der Ankunft am Vortag allein gab es: ein atemberaubendes Sonnenrot, eine schwarze Wolkenwand, einen apokalyptischen Aidan Moffat Regen, mittelschwere Windstöße plus strahlendDer ehemalige Sänger von blauen Himmel – und das alles auf dem Weg von Arab Strap sollte uns an dem Tag der Bushaltestelle des Flughafenshuttles zum noch einmal begegnen: Als wir für Hotel, was einer ungefähren Gehzeit von zehn das Glasgow-Video-Spezial das Label Chemical Underground besuchten, Minuten entspricht. schenkten uns die Mitarbeiter den Paul Thomson und Robert Hardy von Franz »Beer Song« von Moffat samt Ferdinand warten in der Kaffeebar Artisan Roast Abspielgerät. Der ist nur als in der Gibson Street auf mich. Meinen kleinen singender Bieröffner zu Vorabend-Absturz mit der Band The Amazing kriegen. Snakeheads, den neuen Labelkollegen von Franz


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Ferdinand, bereue ich spätestens jetzt. Eigentlich hätte man zur Einstimmung auf Glasgow und Franz Ferdinand die berühmte Kombination »Schampus mit Lachsfisch« zu sich nehmen müssen. Bei mir gab es stattdessen: Buckfast, Buckfast kurz Buckie, im Nice ‘n’ Sleazy und einen mittelprächEin Portwein, der tigen Burger. angeblich in direktem Bezug Der Kaffeeduft im Artisan Roast wirkt zum Glück zur Jugendgewalt steht? So was besser als jedes Konterbier. Die Gesellschaft von können sich nur Mönche ausdenPaul und Robert tut das Übrige. Während Paul, ken. Das sehr süffige und direkt in der Drummer von Franz Ferdinand, einer dieser den Kopf rauschende Getränk hat Menschen ist, in deren Gesellschaft man sich schon einen schlechten Ruf, obwohl es aus einem Kloster in nach ein paar Minuten verbrüdert fühlt, ist Bassist Devon kommt. Robert grimmig und freundlich zugleich – eine Mischung, die mir sehr schottisch vorkommt. Der Plan für heute ist: kurzes Interview zum Wachwerden, dann eine Indie-Sightseeing-Tour durch Glasgow. Plattenkaufen, was Nettes essen und mit Roberts Hyprid-Kleinwagen durch die City cruisen.

Fotos: Michael Obenland

Ich hatte euch zuletzt, wenn auch nicht abgeschrieben, so doch etwas aus den Augen verloren. Bis ihr dann letztes Jahr auf dem Berlin Festival gespielt habt und es so aussah, als hättet ihr wieder richtig Lust auf eure Band. Habe ich mir das eingebildet? P: Nach »Tonight: Franz Ferdinand« hatten wir ein kleines Tief. Nicht zwischenmenschlich, eher konditionell. Wir hatten es mit dem Touren überrissen. R: Die Pause danach tat uns allen gut. Wir haben eine Weile einfach nicht über neue Konzerte oder neue Songs gesprochen. Die Energie kam automatisch zurück, bis man plötzlich wieder zusammensaß und ganz euphorisch ein neues Album anging. So hatte ich das Gefühl, dass ich mich bewusst wieder für die Band entschieden hatte – und nicht die Pflicht.

Weizenbier und freshe Erdbeeren Wenn man sich mit Franz Ferdinand über das Songwriting des vierten Studioalbums »Right Thoughts, Right Words, Right Action« unterhalten will, spricht man besser mit Sänger Alex Kapranos und Gitarrist Nick McCarthy, was ich wenige Wochen später im Ellington Hotel in Berlin tue. Zur Zeit der Glasgow-Reise waren sie außer Landes. Aber sie scheinen gut informiert zu sein. Alex, wie immer smart im Polohemd, begrüßt mich und den Kollegen: »Ah, ihr wart doch mit den Snakeheads Buckie trinken, oder? Die Jungs sind super. Ich habe sie ein paar Tage vor eurem Treffen in London kennengelernt. Live sind sie unfassbar gut. Und feiern können sie!« Das haben wir gemerkt. Sie haben auch von dem Abend mit dir erzählt. Nach ein paar Runden rückte der Bassist William ein Handyfoto raus, wo er angezogen in der Badewanne sitzt – mit einem sehr hübschen, bestrapsten Transvestiten. A: Ja, das ist aus der Nacht, als ich mit ihnen unterwegs war. Wir sind am Ende fürchterlich betrunken in einer »Tranny Bar« gelandet. Irgendwie ist das Trinken in dieser Story durchgehend präsent. Und glücklicherweise nicht nur bei mir. Ich bin heute brav auf Kaffee, während Nick, der lange in Bayern gewohnt hat, vor dem Interview davon schwärmte, dass es an einem solch heißen Sommertag nichts Besseres gäbe als ein kaltes Weizenbier. Er habe auch schon zwei gekippt und sei jetzt ein wenig müde. Zu feiern, sich in der Nacht zu verlieren war ein großes Thema auf »Tonight: Franz Ferdinand«. Das neue Album


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wirkt bisweilen sehr düster, fast philosophisch. Das Stück »Fresh Strawberries« ist ein gutes Beispiel dafür. Bei dem Titel denkt man, da kommt eine Valentinstag-Hymne, und dann geht es in eine ganz andere Richtung. A: Der Titel, die Metapher mit den Erdbeeren und auch die Musik sind sehr optimistisch, dabei geht es um Sterblichkeit. Ich mag diesen Kontrast. Bei »The Universe Expanded« ist es ähnlich: Der Text ist sehr melancholisch und romantisch zugleich. Ich glaube nicht, dass Emotionen immer eindeutig zu benennen sind, dass man immer nur traurig oder nur glücklich ist. Es ist immer ein Kampf aus vielen, auch gegenläufigen Gefühlen in dir, wenn du über eine bestimmte Sache nachdenkst. Du stellst dir Fragen, die wieder zu anderen Fragen führen. Das ist es vielleicht, was wir damit ausdrücken wollten. Aber wir wollten kein Konzeptalbum machen. Lasst uns über eure Heimatstadt Glasgow sprechen. Der Output an guter Musik ist beeindruckend, aber zwischen Bands wie euch, Mogwai, Belle & Sebastian, Aereogramme, Orange Juice und Bis einen »Glasgow Sound« zu finden, schafft man nicht. Gibt es denn so etwas wie eine Szene? N: Szene trifft es ganz gut. Glasgow ist recht klein, und es gibt sehr viele gute Musiker dort. Ich bin damals sogar nach Glasgow gezogen, weil eine Freundin in München mir von all den Bands dort vorgeschwärmt hatte, von denen keine klänge wie die andere. Inzwischen wohne ich aber nicht mehr dort. A: Ich würde auch sagen, dass es an der hohen Dichte an Musikern liegt und der vergleichsweise kleinen Stadt. Jeder kennt jeden. Es ist geradezu freundschaftlich inzestuös. Ich habe zum Beispiel früher mit Mick Cooke von Belle & Sebastian in einer Band gespielt. Als ich noch Konzerte im 13th Note in der King Street buchte, habe ich Mogwai ihren allerersten Gig besorgt. Wir klingen alle unterschiedlich, trinken aber gerne mal ein Bier zusammen. Das ist das Schöne an Glasgow. Anderswo gönnen sich die Bands oft nichts, mögen sich nicht – und alle hecheln dem gleichen Sound hinter.

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an!« Dann cruisen wir am George Square vorbei, und Paul dreht »Dante And Pilgrim« auf: ein Monster von einem Song, der klingt, als würden sich die Cramps und Daft Punk gegenseitig den Hintern versohlen. Passend, dass Paul kurz darauf erzählt, dass »World War Z« hier am George Square gedreht worden sei. Glasgow war sozusagen das Städte-Double für Philadelphia. Robert zeigt derweil auf Pauls Handy und fragt: »›Streets Of Philadelphia‹ hast du da nicht drauf, oder?« Nächster Halt: das Mono am King’s Court. Hier will ich einziehen. Von einem großen, hellen Bar-Bereich geht ein

»ICH WÜRDE AUCH SAGEN, DASS ES AN DER HOHEN DICHTE AN MUSIKERN LIEGT UND DER VERGLEICHSWEISE KLEINEN STADT. JEDER KENNT JEDEN. ES IST GERADEZU FREUNDSCHAFTLICH INZESTUÖS.«

»The Streets Of Philadelphia«

kleiner Kunstbuch- und ein Plattenladen ab, der formidabel sortiert ist. Eine Bühne und beinah tägliche Konzertabende gibt es hier auch. Robert und vor allem Paul werden mit Handschlag begrüßt. Man fachsimpelt – und Paul kauft sich sieben Schallplatten. Beim abschließenden Mittagessen im Stereo in der Renfield Lane – einem Ableger der Macher vom Mono, der Restaurant und Live-Club zugleich ist – werde ich die Frage los, die ich Franz Ferdinand schon immer mal stellen wollte. Glasgow wird oft für seine vielen »Art School Bands« gelobt – ein Begriff, den ich etwas problematisch finde. Ihr werdet zum Beispiel oft so genannt, obwohl doch The Glasgow nur du, Robert, tatsächlich dort studiert hast. Wie School Of Art denkt ihr darüber? Auch wenn die bereits 1845 unter P: Wir haben alle in der Art School getrunken. dem Namen »Glasgow Government Das ist unsere Hauptverbindung. Die Partys School of Design« gegründete Kunsthochdort waren sehr gut und die Drinks billig. Von schule einen guten Ruf in der internatiouns hat tatsächlich nur Robert dort studiert. nalen Kunstwelt besitzt, wird vor allem ihr R: Die Art School war einfach eine gute Locaangeblicher Einfluss auf die Popmusik in tion. Für Partys und Konzerte. Das war alles. Glasgow geschätzt. Wobei es außer Franz Ferdinand und Travis gar nicht so viele P: Aber für die Leute scheint es praktisch zu erfolgreiche Bands mit Anknüpfsein, zu sagen, wir seien eine Art-School-Band. punkt zur Art School gibt. Damit müssen wir wohl leben. R: Eigentlich mag ich es ganz gerne. Das bedeutet, dass alles, was ich mache, immer irgendwie »art school« ist. Ich werde zum Beispiel gleich zum täglichen »Art School Gassigehen« aufbrechen.

Zurück in Glasgow. Paul Thomson und Robert Hardy flanieren mit uns vom Artisan Roast ein Stück durch den gerade — FRANZ FERDINAND »RIGHT THOUGHTS, RIGHT WORDS, RIGHT ACsonnigen Kelvingrove Park, der sich unterhalb der UniverTION« (DOMINO / GOODTOGO) sität ausbreitet. Er passt so gar nicht zum eher rauen Image Das große Glasgow-Video-Spezial gibt es der Stadt. Robert erzählt, dass er hier immer mit Hund und in den iPad-Ausgaben #76 (23.08.) und #77 Kind spazieren gehe. In seinem Hybrid-Kleinwagen muss (30.08.). Oder direkt hier! ich passenderweise dann erst einmal zwei Playmobil- und eine Lego-Figur vom Sitz räumen. Kaum sitzen wir fünf Minuten im Auto, fängt es wieder an zu regnen. Vielleicht nenne ich das April-Wetter im nächsten Jahr einfach Glasgow-Wetter. Robert schlägt Optimo eine kleine Tour durchs Zentrum vor, Records während Paul seinen iPod mit dem Das Electro-Label aus Auto verkabelt. Er ist ganz eindeutig Glasgow ist benannt nach einer der Musikjunkie der Band. Kaum ein Clubnacht, die von 1997 bis 2010 Act, den er nicht kennt – zumindest im Sub Club in der Jamaica Street stattfand. Das Wort »Optimo« finde ich den ganzen Tag keinen. »Ihr wiederum stammt vom gleichtrefft heute noch Keith von Optimo namigen Song von Liquid Records? Ich bin Riesenfan von ihrem Liquid. Signing Golden Teacher. Hör dir das mal


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GLASGOW FÜR INDIE-TOURISTEN 01

CHINASKI’S chinaskis.com / 239 North Street Stilvoll trinken, gut essen – und alles mit dem Segen von Charles Bukowski, dessen Alter Ego der Bar den Namen gab. Ein guter Ort, um den Abend zu starten.

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NICE ‘N’ SLEAZY nicensleazy.com / 421 Sauchiehall Street DIE Location für Absturz und tolle Konzerte. Jede Band aus Glasgow hat dort schon einmal gespielt. John Peel sagte einmal, dort stehe »one of the best juke boxes in Britain«.

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MONO monocafebar.com / 12 King’s Court Kunstbuchhandlung, Bar, Live-Location und ein bestens sortierter Plattenladen, in dem Franz Ferdinand Platten kaufen.

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CHEMIKAL UNDERGROUND chemikal.co.uk / 60 Brook Street Eine roughe, industriell anmutende Gegend. Aber günstig. Vom Büro des CU-Labels aus hat man zwei Fußballstadien im Blick. Das ist wichtig.

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ARTISAN ROAST artisanroast.co.uk / 15-17 Gibson Street Ein schniekes Café, wo man schon für die Bestellung eine Bedienungsanleitung braucht. Franz Ferdinand sagen: der beste Kaffee der Gegend.

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ART SCHOOL MACKINTOSH BUILDING gsa.ac.uk / 167 Renfrew Street Kennt jeder in Glasgow. Nur der Einfluss der Art School sollte mal diskutiert werden. Die meisten Bands sagen: »Die machen gute Partys mit billigen Drinks – deshalb treffen sich dort viele Musiker.«

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NANAKUSA www.nanakusa.co.uk / 441 Sauchiehall Street Das japanische Lieblingsrestaurant von ChvrchesSängerin Lauren Mayberry.

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SUB CLUB subclub.co.uk / 22 Jamaica Street Hier fanden bis April 2010 die wöchentlichen Partys der Optimo-Macher statt. Auch »Trainspotting«Autor Irvine Welsh lobt die Location: »Ich liebe den Sub Club. Hier hatte ich so manche spektakuläre Nacht über die Jahre. Egal, welche Musik gerade läuft, der Club zieht eine Meute von Partytieren an.«

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THE HANOI BIKE SHOP www.thehanoibikeshop.co.uk / Ruthven Lane Im Westend gelegenes vietnamesisches Restaurant. Chvrches-Musiker Iain Cook geht dort ständig hin.

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THE FERRY www.the-ferry.co.uk / 25 Anderston Quay Ein Ort, der aus dem Belle&Sebastian-Song »Nice Day For A Sulk« bekannt ist: Protagonist »Bobby« fällt dabei in den Fluss Clyde und tut das von der Reling der nostalgischen Live-Location The Ferry in der Nähe der Kingston Bridge. Illustration: Steebz / Khuan + Ktron

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GLASGOW-CLASSICS DIE 30 BESTEN ALBEN DER STADT AUS FAST 50 JAHREN BERT JANSCH »BERT JANSCH« (1965)

AEREOGRAMME »A STORY IN WHITE« (2001)

MALCOLM MIDDLETON »A BRIGHTER BEAT« (2007)

PIAS / ROUGH TR ADE

CHEMIK AL UNDERGR. / ROUGH TR ADE

PIAS / ROUGH TR ADE

THE INCREDIBLE STRING BAND »THE 5000 SPIRITS OR THE LAYERS OF THE …« (1967)

FUTURE PILOT AKA »TINY WAVES, MIGHTY SEA« (2001)

GLASVEGAS »GLASVEGAS« (2008)

RHINO / WARNER

GEOGR APHIC / INDIGO

SIMPLE MINDS »NEW GOLD DREAM« (1982)

TRAVIS »THE INVISIBLE BAND« (2001)

SONS AND DAUGHTERS »THIS GIFT« (2008)

BLAST FIRST / EMI

INDIPENDIENTE / SONY

DOMINO / GOODTOGO

DEACON BLUE »WHEN THE WORLD KNOWS YOUR NAME« (1989)

THE DELGADOS »HATE« (2002)

DANANANANAYKROYD »HEY EVERYONE!« (2009)

BEGGARS / INDIGO

BEST BEFORE / NAMSKEIO

COLUMBIA / SONY

PRIMAL SCREAM »SCREAMADELICA« (1991) CREATION / WARNER

COLUMBIA / SONY

DISTRIBUTION

MOGWAI »HAPPY SONGS FOR HAPPY PEOPLE« (2003)

HUDSON MOHAWKE »BUTTER« (2009) WARP / ROUGH TR ADE

PIAS / ROUGH TR ADE

THE PASTELS »MOBILE SAFARI« (1995) DOMINO / GOODTOGO

BELLE & SEBASTIAN »IF YOU’RE FEELING SINISTER« (1996)

SLUTS OF TRUST »WE ARE ALL SLUTS OF TRUST« (2004)

WE WERE PROMISED JETPACKS »THESE FOUR WALLS« (2009)

CHEMIK AL UNDERGR. / ROUGH TR ADE

FATCAT / ROUGH TR ADE

FRANZ FERDINAND »FRANZ FERDINAND« (2004)

THE UNWINDING HOURS »THE UNWINDING HOURS« (2010)

DOMINO / GOODTOGO

JEEPSTER / SOULFOOD

CHEMIKAL UNDERGR. / ROUGH TRADE

ARAB STRAP »PHILOPHOBIA« (1998)

THE FRATELLIS »COSTELLO MUSIC« (2007)

KODE9 »BLACK SUN« (2011)

CHEMIK AL UNDERGROUND / ROUGH

ISLAND / UNIVERSAL

HYPERDUB / CARGO

BIS »SOCIAL DANCING« (1999)

AMY MACDONALD »THIS IS THE LIFE« (2007)

CAMERA OBSCURA »DESIRE LINES« (2013)

WIIIJA / CAPITOL

MERCURY / UNIVERSAL

4AD / BEGGARS / INDIGO

SLAM »ALIEN RADIO« (2001)

BIFFY CLYRO »PUZZLE« (2007)

VITAL DISTRIBUTION / ROUGH TR ADE

WARNER

CHVRCHES »THE BONES OF WHAT YOU BELIEVE« (2013)

TR ADE

VERTIGO / UNIVERSAL


Beck’s wird 140 Jahre jung. Wir gratulieren. Denn Beck’s hat uns in all den Jahren überall hin begleitet. Im Moment bei uns im Kühlschrank: Die grünen Beck‘s-Flaschen im Retro-Design, die es für kurze Zeit im Handel gibt. www.becks.de

Fotos: Geert Schäfer, Marco Bühl, Frederike Wetzels, Oliver Bresch und Beck’s.

OHNE BECK’S LÄUFT HIER NIX – SCHON SEIT 140 JAHREN.


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COVER-WELTEN

CHUCKS Chucks, die korrekt eigentlich Chuck Taylor All Stars heißen, gelten als das erfolgreichste Turnschuhmodell aller Zeiten. Längst sind die 1917 vom Converse-Verkäufer und Basketballspieler Chuck Taylor entwickelten All Stars in allen Lebensbereichen angekommen – Albencover inklusive. Kein Wunder bei so prominenten Fans wie den Ramones oder Kurt Cobain, die in der Öffentlichkeit fast ausschließlich Chucks trugen. Gesammelt von: Felix Scharlau

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REPORTAGE: INDIE-SPRING-BREAK AUF MALLORCA

DAS ROCK’N’ ROLL-HOTEL In Magaluf, dem englischen Ballermann auf Mallorca, existiert ein Hotel, in dem jeden Sommer bekannte Indierock-Bands zur Party spielen, als sei gerade Spring Break. Thorsten Schaar mietete sich ein Zimmer im »Hotel Mallorca Rocks« und besuchte bequem im Innenhof die Konzerte von The Vaccines und Palma Violets. Ein Blick hinter die Kulissen – und in Abgründe. Fotos: Javier Izquierdo, Thorsten Schaar


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as Städtchen Magaluf muss man sich vorstellen wie ein Monster, das nachts zum Leben erwacht: laut, schmutzig und ziemlich nackt. Es liegt verkehrsgünstig nur 15 Kilometer von der Inselhauptstadt Palma entfernt und besteht aus einer Durchgangsstraße, zahlreichen Pubs und austauschbaren Holzklasse-Hotels. Die einzige Sehenswürdigkeit ist der BCM Palace, eine der größten Diskotheken Europas. Für 18- bis 24-Jährige aus Liverpool, Manchester und Wolverhampton ist es das Größte, ihren Jahresurlaub in dem Strandort zu verbringen. »Keep Calm And Party Hard Mallorca« steht auf ihren T-Shirts. Der offizielle Spring Break in den USA ist ein Kindergeburtstag gegen das, was sich in »Magalove« ab Mitternacht in den Bars, Diskotheken und auf den Strandliegen abspielt. Das Zeigen von Geschlechtsteilen gehört zum guten Ton. Das Buch »1001 Möglichkeiten, seine Notdurft zu verrichten«, das vielleicht auch Suhrkamp gerettet hätte, könnte in einer Nacht geschrieben werden. Und die Bürgersteige zieren fossile Würfelhusten-Tattoos, ähnlich den Höhlenmalereien in Porto Cristo. Wenn man morgens durch die Straßen geht, findet es niemand ungewöhnlich, dass junge Menschen irgendwo auf der Straße herumliegen – ein Wirklichkeit gewordener Tumblr. Sie haben es einfach nicht mehr bis ins richtige Hotel geschafft. Die Betonburgen, in denen der Ryan-Air-Jetset für gewöhnlich absteigt, sehen sich zu ähnlich.

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Spring Break So prüde die Obama-Jugend auch sonst erscheint, zur Frühlingszeit hält man es wie die Generationen zuvor mit Gottlieb Wendehals und lässt alle Hemmungen fallen. Immer, wenn es warm wird, verwaisen die Colleges und Universitäten, und halbnackerte Trinker reisen nach Florida und Mexiko. Nacherzählt im Spielfilm »Spring Breakers« von Harmony Korine (siehe Intro #211 und in dieser Ausgabe).

Dienstag, 18. Juni, 9:00 Uhr Eigentlich bräuchte man kein Wort über diesen Ort zu verlieren, wenn es nicht diesen einen Sehnsuchtsort unter der Sonne gäbe: das Hotel Mallorca Rocks. Wer das weiße Gebäude mit dem Flachdach betritt, trifft bereits am Empfangsschalter auf junge Mitarbeiter in knallbunten TShirts. Mit der klassischen Kleiderordnung, die man auf der Internationalen Hotelfachschule beigebracht bekommt, hat das relativ wenig zu tun. Zur Legitimation, dass man im Hotel wohnt, verteilen sie klassische Backstage-Bändchen. Fast überall prangt das Plektrum, das Logo des Hotels, selbst auf den Duschvorhängen. Draußen an der Fassade sind die Bands der Woche annonciert: Palma Violets und The Vaccines. Wenn man in diesem Hotel eincheckt, ist das genauso, als würde man bei einem Festival ankommen – ohne den Zwang, im Zelt zu schlafen. Die Hotelzimmer sind allerdings ähnlich zweckmäßig eingerichtet: Das Pop-Art-Gemälde über dem Bett und der rotierende Ventilator können nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf alles verzichtet wurde, was spätpubertierende Sport-

IMMERHIN, SO DENKT MAN SICH, STEHEN IM BADEZIMMER KEINE DIXI-KLOS. freunde verwirren könnte.

12:00 Uhr Andy McKay, der sich das Prinzip »Rock’n’Roll-Hotel« ausgedacht hat, stammt aus Manchester. In den 90er-Jahren war er erfolgreicher Party-Veranstalter auf Ibiza. Zur »Manumission« kamen bis zu 10.000 Party-People. Später, Mitte der Nullerjahre, spielten bei ihm die Arctic Monkeys und Kaiser Chiefs. Bis heute betreibt er auf Ibiza einen Club und ein Hotel, den großen Bruder des Mallorca Rocks. Wenn man es betriebswirtschaftlich sieht, hat er alles richtig gemacht: Die Bands spielen im Sommer jetzt immer zwei Tage lang für ihn, dienstags auf Mallorca, mittwochs auf Ibiza.

Palma Violets 2013 ist bislang das erfolgreichste Jahr der Palma Violets. Die Londoner gelten in England als die Newcomer dieser Saison. Ihr Debütalbum »180« ist perfekt produziert und enthält Indie-Hits wie »Best Of Friends«. Die Einflüsse reichen von den Libertines über The Clash bis hin zu den Sex Pistols.

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Was Magaluf einzigartig macht, ist, dass die Künstler nur dort im Hotel selbst auftreten und unter freiem Himmel. Das Eröffnungskonzert hat diese Saison Jake Bugg gespielt, der Junge, der sein Lachen verkaufte, um Gitarre spielen zu können – ein vollkommen ernsthafter Musiker. Dass er hier auftritt, ist ungefähr so, als würde Gisbert zu Knyphausen irgendwo auf der Schinkenstraße in El Arenal gastieren. Damit auch immer alles nach Plan läuft, hat McKay einen erfahrenen Mitarbeiter abgeordnet. Phil Saint sitzt in der Empfangshalle des Hotels. Sonst arbeitet er zwischen Palmen und PA. Er ist mit dem Anspruch angetreten, etwas veranstalterische Qualität in den abgerockten Ort zu bringen – und das gelingt ihm ziemlich gut. »Sie kommen inzwischen alle«, sagt er, »egal, ob Bastille nächste Woche, Beady Eye zum dritten Geburtstag oder Franz Ferdinand ganz zum Schluss im September.« Als im vergangenen Jahr Kasabian zum Saisonfinale spielten, war kein Quadratzentimeter mehr frei. Fast 5000 Menschen ließen das Hotel aus allen Nähten platzen. »Es waren sogar alle Balkons besetzt«, erzählt Amanda Barker, die sich in Magaluf um die Bandbetreuung kümmert. »Es ist für alle Bands ein Geschenk, hierhin zu kommen. Das Publikum ist in allerbester Partylaune. Und keiner muss am nächsten Tag arbeiten gehen.«

schaffen es so früh ans Meer – man ist ja schließlich nicht zum Spaß hier. Wer jedoch zu den Frühaufstehern gehört und aus England stammt, findet garantiert sein Lieblingsgericht. Die Speisekarten sind ein Spiegelbild der englischen Dominanz, die Unterschiede zu den englischen Seebädern der Working Class nur marginal. Zum Frühstück werden längst keine Ensaimadas mehr serviert, sondern Toast mit weißen Bohnen in Tomatensauce. Die Pubs heißen wahlweise Prince William, Bollock’s oder Benny Hill. Und statt »muchas gracias« sagt man beiläufig »thanks, mate«. Im Mallorca Rocks, irgendwo zwischen Swimming-Pool und Merchandise-Store, steigt ein Mitarbeiter auf eine Kanzel, um die Hotelgäste zu wecken. Es ist der musikalische Wake-up-Call einer Hotelleitung, die ihren Gästen die Wünsche von den Augenringen abliest. Für die schlimmsten Zecher muss es so sein, als würden sie immer wieder die Snooze-Taste drücken. Der Hotel-DJ spielt alle Hits, die man aus der Indie-Disko kennt: »Drunk« von Ed Sheeran, »ReWired« von Kasabian und »Little Lion Man« von Mumford & Sons. Die Musik ist außerordentlich – laut. Boys und Girls könnten sich, selbst wenn sie wollten, nicht miteinander unterhalten. Ein paar spielen im Pool mit einem Ball, die meisten schlafen einfach auf ihren Liegen weiter. Was den deutschen und englischen Ballermann am deutlichsten unterscheidet? Die Musik. Wenn sich die UK13:00 Uhr Touristen zuschütten, läuft kein britischer Jürgen Drews oder Mickie Krause. Es ist aber auch nicht immer nur Oasis, was Breakfast-Time, isn’t it? In den großen Strandbars gibt es zum Cider-Vertreib einlädt. Wer als echter Magaluf-Ultra bis ein Uhr mittags Frühstücksrabatt. Wer rechtzeitig aus gelten will, sollte die moderne Tanzmusik von David Guetta dem Bett kriecht, zahlt 25 Prozent weniger. Doch nur wenige zu schätzen wissen.


HEUTE 16:00 Uhr The Vaccines, die Headliner des heutigen Hotelkonzerts, sind hinter der Bühne eingetroffen. Für sie ist es bereits das zweite Mal auf Mallorca. Vor zwei Jahren, als sie gerade ihr Debütalbum »What Did You Expect From The Vaccines?« veröffentlichten, haben sie schon einmal hier gespielt – als

»ES WAR DAS ERSTE MAL, DASS WIR UNS WIE ROCKSTARS FÜHLEN DURFTEN«, erinnert sich Gitarrist Freddie Support-Band für den DJ Zane Lowe.

Cowan, so etwas wie der Oliver Bierhoff der Band – etwas zu glatt gebügelt, etwas zu gute Manieren. Die Bands wohnen nicht im Mallorca Rocks, sondern in einem externen Design-Hotel, oben in den Klippen über dem Sündenbabel. Klar, dass die Internatsschüler des Indierock am Mittag bereits an ihrem privaten Badestrand waren. Wegen dieser speziellen Unterbringung fühlt sich der Trip für sie an »wie ein Kurzurlaub inmitten der Tournee« (Freddie Cowan). Was, wenn sie nicht hierhin eingeladen worden wären, um Musik zu machen? Drummer Pete Robertson sagt: »Ich kannte Magaluf vorher nicht und wäre mit Sicherheit nie hierhin gekommen.« 17:00 Uhr Der Soundcheck der Palma Violets, die in ihrer Heimat die besondere Gunst des NME genießen, geht pünktlich über die Bühne. Im letzten Herbst, als sie eigentlich noch im Proberaum steckten, wurden sie erstmals auf das Cover des hypefreudigen Magazins gehoben. Jetzt stehen die »Retter des Indierock« und »beste Rockband Englands« erst mal auf Mallorca – und blicken auf einen leeren Swimmingpool. Ihr Sound ist schon ziemlich laut, und sie malträtieren ihre Instrumente, als wären die 3000 Kids bereits vor der Bühne, aber in Wirklichkeit ist um diese Uhrzeit kaum etwas los auf den Zuschauerterrassen. Zwei Teenager schaukeln einen schlafenden Kumpel waghalsig mit einer Liege durch

EIN GLATZKOPF TRITT VOLLKOMMEN AUTISTISCH IMMER WIEDER EINEN FUSSBALL GEGEN DIE BALKONWAND. Woanders wird schon die Luft,

wieder Bier getrunken. Man wird das Gefühl nicht los, dass es jetzt keine perfektere Band für diesen Ort geben könnte als die Palma Violets: ein paar junge Lads aus London, die einfach Spaß haben wollen. Nach dem Soundcheck erzählen sie, dass sie in der Nacht zuvor selbst in Magaluf unterwegs gewesen sind. Es ist sechs Uhr morgens geworden, sie haben aber noch ihr Hotelbett gefunden. Genaueres weiß man nicht mehr. Immerhin: Die Gästeliste ist etwas länger geworden. Das Bild, das sich hinter der Bühne bietet, ist völlig anders als bei den Vaccines: unstrukturierter, chaotischer, alberner. Schlagzeuger Will Doyle, der für einen Gag seine Grandma verkaufen würde, verspricht spontan, während des Konzerts in den Pool zu springen. Eine nahe liegende Idee – nur geschehen wird es natürlich nicht. Die Schwimmbecken, auf deren Bodenkacheln auch das große Plektrum leuchtet, sind während der Konzerte abgesperrt. Die uniformierten Security-Männer, die an jedem Zugang stehen, zeigen zur Not nachdrücklich auf die »No Diving«-Schilder. 21:00 Uhr Um zwanzig nach neun eröffnen die Palma Violets. Es ist noch taghell im Innenhof des verzweigten Hotelkastens. Optisch wirken sie wie die englischen Tocotronic. Sänger

The Vaccines Die Londoner Band, die in Deutschland alle irgendwie anders aussprechen, war bereits im Jahr 2011 das, was die Palma Violets heute sind: die Retter des Indie-Rock. 2013 spielten sie in Glastonbury, beim Primavera, beim Lollapalooza – und in Deutschland beim Hurricane und Southside. Korrekt ist übrigens: »Wächs-Ziehns«.

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lassen, wo die Zahl der Tattoo-Läden beachtlich ist. Sie werden vielleicht eines Tages einem großen Musikmagazin davon erzählen, was ihr schönstes Urlaubserlebnis war, und das Indierock-Hotel wird eine Hauptrolle spielen. Jetzt müssen sie aber los. The Vaccines betreten die Bühne und spielen ihre Mischung aus Ramones, Joy Division und Beach Boys. Die Menge vor der Bühne tobt vom Start weg, schon lange, bevor sie ihren Hit »Post Break-Up Sex« bringen, der am Nachmittag auch schon am Pool aus der Konserve gelaufen war. Sänger und Gitarrist Justin Young ist ein Freund großer Gesten, hält die Gitarre wie ein Gewehr, damit jeder sein Urlaubsfoto machen kann. Es ist heute auch so etwas wie eine Generalprobe: Zwei Wochen später werden die beiden Bands wieder auf einer Bühne stehen, als lokaler Support der Rolling Stones im Hyde Park. Sie sind in diesen Tagen: Dr. Hotel und Mr. Hyde. 0:00 Uhr

Rough Trade Geschichtsträchtiger Plattenshop und Post-PunkLabel aus England, das die ersten Platten der Smiths veröffentlichte. Nach der Wiederauferstehung in den Nullerjahren fanden hier Bands wie die Libertines, Babyshambles oder Strokes ein Zuhause, aber auch Belle & Sebastian, Adam Green und die Palma Violets.

Samuel Fryer trägt eine Sackhose und ein Blumenhemd. Ihr Pathos ähnelt den Babyshambles. Ganz vorne vor der Bühne stehen Mädchen mit Rough-Trade-Jutebeuteln, in der Mitte warten Unentschlossene zwischen Merch-Shop und Bierstand, und an den Balkons hängt ein einzelnes Banner des Fußballvereins Nottingham Forest, als wäre man im Stadion. Wer zwischendurch mit dem Hotelaufzug ins oberste Stockwerk fährt, hat den besten Blick auf die Bühne – im Hintergrund die Berge und vorne eine Band mit großer Spielfreude. »Best Of Friends« ist der beste Song von allen. Die Palma Violets rotzen die Hookline in die Hotelanlage: »I wanna be your best friend / I don’t want you to be my girl / I wanna be your best friend / I don’t want you to be my ...« Die Mädchen mit den Jutetaschen schreien zurück. Es ist der perfekte Soundtrack zu ihren Sommerferien. 22:30 Uhr Zwischen den beiden Bands wird etwas Pausenmusik aufgelegt. Gerade ist »A Town Called Malice« von The Jam verklungen. Als der Song geschrieben wurde, war hier noch niemand geboren. »Mr. Brightside« von den Killers hatten zuvor noch alle mitgesungen, als wäre es der »König von Mallorca«. Michael Byrne, Chris Karpacz und Lee Brown, drei Jungs um die zwanzig, sind aus Edinburgh angereist. Als sie ihr Zimmer buchten, stand noch nicht fest, welche Bands sie sehen würden. Mit den Vaccines haben sie das große Los gezogen, sagen sie überzeugt. Sie sind schon am späten Nachmittag in voller Indie-Montur um die Bühne herumgestrichen, haben ein paar Bier zur Beruhigung getrunken – aber jetzt spielen die Endorphine verrückt. Sie platzen geradezu vor vorfreudiger Erwartung und baggern erst mal die Mädchen auf dem nächsten Balkon an. Eine sieht aus wie Amy Winehouse. Es fühlt sich an wie auf einer Klassenfahrt, nur dass die Teilnehmer offenbar aus der »Mini Playback Show« entsprungen sind. Die drei Schotten selbst wirken, als wären die Strokes noch einmal zur Welt gekommen. Als sie vorhin um den Pool herumgelaufen waren, hatten viele gestutzt und sich gefragt, ob das wohl die Palma Violets sein könnten. Tatsächlich sind sie – eine Band. Sie nennen sich Last Minute Glory und klingen wie die Libertines. Chris zeigt sein neues Tattoo mit dem Bandlogo: eine schwarze Taschenuhr, in der »Take Time« steht. Er hat es sich in Magaluf stechen

Es ist kurz nach Mitternacht, als The Vaccines ihre letzte Zugabe spielen. Die Schweinwerfer spiegeln sich im Pool. Morgen fliegen die Bands nach Ibiza weiter. Für die Hotelgäste geht es jetzt erst richtig los – auch für die, die während des Konzerts vollkommen unbeeindruckt auf ihrem Zimmer geblieben sind. Es ist unglaublich: Da spielen zwei der heißesten Bands dieses Sommers, man ist nur einen Hotelbalkon entfernt, aber die Körperpflege – von außen wie von innen – ­ ist manchen wichtiger.

ES WARTET DIE NACHT DER NÄCHTE, WIEDER EINMAL. Einer hat sich das Gesicht grün geschminkt und trägt ein Butler-Shirt, als würde Hulk in »Dinner For One« mitspielen. Eine Horde Jungs hat sich blau angemalt wie die Schlümpfe. Während sie sich auf den Weg in die Bars machen, marschieren spanische Zimmermädchen mit Besen und Schaufel auf und sorgen dafür, dass kein Staubkorn übrig bleibt. Ganz nach dem Party-Motto: »What goes on in Magaluf, stays in Magaluf.« 3:00 Uhr

Die Partymeile zwischen Straße und Strand ist zum Bersten gefüllt, extrafette Bässe wummern durch die Nacht. Wer in der großen Open-Air-Strip-Show war, untergebracht in einem alten Boxring und eingepfercht zwischen zwei Hochhäuser, hat ein entsprechendes Shirt übergestreift. Sie muss gut besucht gewesen sein, es sind viele »Endless Summer«-Shirts zu sehen. Vor den Clubs stehen maximal motivierte Promo-Mädchen mit A6-Flyern, etwas zu jung und etwas zu nackt. Ihre Körper zieren schlechte Tattoos, und sie sprechen irgendeinen britischen Dialekt. Ihr täglicher Job ist es, möglichst viele Touristen in ihren Festsaal umzuleiten. Besonders beliebt bei den angetrunkenen Nachtschwärmern: eine Mischung aus Pub-Quiz und Strip-Poker. Während einer der jungen Männer blankzieht, läuft »Barbra Streisand« von Duck Sauce. Was überrascht: In den Gassen herrscht weitestgehend strikte Geschlechtertrennung. Das Bild ändert sich erst im Morgengrauen. Dann gehen die »Magalove«-Hipster, die noch sprechen können, zum schnellen Geschlechtsverkehr einfach an den Strand. Die Sex-Touristen, die weder einen Partner für die Nacht noch ihr Hotel gefunden haben, legen sich zum Schlafen auf die Straße. Während die Sonne langsam wieder aufgeht, beginnt ein weiterer Tag im Hotel Mallorca Rocks, dem einzigen Indierock-Hotel Mallorcas.


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DER FUCK-IT-MODUS Mit dem Song »I Love It« zeigte das schwedische Duo Icona Pop nicht nur den Ex-Partnern, sondern der halben Welt im Sommer 2012 den Mittelfinger – und alle sangen mit. Aino Jawo und Caroline Hjelt erklärten Martin Riemann, wie viel ihnen dieser Song 2013 bedeutet, was »Love it« in Wirklichkeit heißt und wie viel Fuck-it-Songs auf dem nun erscheinenden Debütalbum zu finden sind. Foto: Peter Kaaden

»I CRASHED MY CAR INTO THE BRIDGE. I WATCHED, I LET IT BURN.« Was für eine brillante Zeile für einen Popsong! Vor allem, wenn ihm die Worte »I don’t care, I love it« folgen. Verpackt in einen überdrehten Dance-Party-Pop-Song mit leicht hysterischem Refrain, ist diese Ode an die Verantwortungslosigkeit Gold wert. Der Song läuft vor allem in den USA und Australien ein Jahr nach Veröffentlichung noch auf Rotation und eignet sich gleichsam gut zur imagefördernden Untermalung einer Werbekampagne, zur dramaturgischen Unterfütterung eines modernen TV-Formats wie »Girls« oder zur Vertonung eines Computer-Rennspiels wie »Need For Speed«. I don’t care? Genau, und Zehntausende sind weltweit in die Idee verliebt. Dieses Kabinettstück zuckersüßesten Nihilismus’ ist dabei alles andere als ein Zufallsprodukt. Es stammt aus der Feder des versierten schwedischen Hitproduzenten Patrik Berger und der Engländerin Charlotte Aitchinson, besser bekannt als Charli XCX. Die beiden bastelten gerade für das Charli-XCX-Debütalbum an dem Goth-Pop-Song »You’re The One«, als Aitchinson die Zeilen zu dem Hit einfielen. Aber Berger merkte, dass Aitchinson für diesen Song noch Verstärkung brauchte. Zum Beispiel zwei Sängerinnen, die für ihre Refrains stets gleichzeitig ins Mikrofon singen: Icona Pop. Aino Jawo und Caroline Hjelt machten zu dem Zeitpunkt schon seit knapp vier Jahren unter diesem Namen Musik. Ihr erster größer wahrgenommener Song »Sheriff Came To Town On A Big Black Horse« klang noch nach Spaghettiwestern und handelte vor allem von Sex. Vergangenheit. Jetzt sind die beiden auf Gedeih und Verderb mit ihrem Hit »I Love It« verheiratet. Dank ihm sind die beiden Stars und sitzen mir erschöpft, aber glücklich in einem Berliner Hotelzimmer gegenüber. Jawo, schwarze kurze Haare, mit schwarzer Lederjacke zum knöchellangen schwarzen Rock, ist die Überschwängliche im Team, während die rothaarige Hjelt mit großen blauen Augen unterkühlt, aber stets pointiert Auskunft gibt. Hjelts Lieblingsfarbe ist ebenfalls Schwarz. Sie hat sich den Eiffelturm gleich zweimal aufs Handgelenk stechen lassen, warum auch immer. Jedenfalls passt es gut zu ihrem College-Girl-from-hell-Look. Laut Jawo arbeiten die beiden nun schon seit einigen Monaten ohne Pause. »24/7«, wie sie es ausdrückt. Von New York aus, wo sie derzeit leben, absolvieren sie manchmal bis zu drei Staaten am Tag, fliegen morgens zu einem Radiointerview nach Philadelphia, landen später für ein Konzert in L.A., um von dort aus am nächsten Morgen die

Reise fortzusetzen. Als »Craaaazy« beschreibt Jawo diesen Alltag. So haben sie jetzt schon die halbe Welt bereist. Vor allem in Australien liebt man sie. In Deutschland natürlich auch. Und das, obwohl das Debütalbum, von dem ich acht Songs schon hören durfte, noch gar nicht veröffentlicht ist. Die Songs sind allesamt bis an den Rand der Hysterie mit entgrenzten Gefühlen und euphorischen Chören vollgepfropft – Vorsicht: Bei übermäßigem Genuss dieses Sounds droht der sichere Herzinfarkt! Es sei denn, man ist Mitglied bei Icona Pop, dann fällt man nach einem Konzert nicht etwa selbstbesoffen von der Bühne, sondern eilt zurück ins Hotelzimmer, um sich vom soeben erfahrenen Hochgefühl direkt bei der Arbeit für den nächsten Song inspirieren zu lassen – oder zum Bespielen der Fanbase. In der heutigen Zeit gibt es laut Hjelt dank moderner Medien immer etwas zu tun. Noch herrscht »I Love It« gegenüber keine Hassliebe, sondern ehrliche Dankbarkeit. Nicht nur wegen des Erfolgs, es ist Attitüde, die der Hit automatisch mit sich brachte, die ihnen natürlich auch zusagt. Jawo nennt es den »Fuck it«-Modus, eine Haltung, die – konsequent eingesetzt – das Leben einfach leichter macht. »Love it« bedeutet eben in Wirklichkeit »Fuck it«, und Jawo kann gar nicht genug von diesem Gefühl bekommen: »Man wird high davon«, erläutert sie strahlend. »Wenn du so drauf bist, fühlst du dich einfach großartig. Dieser Fuck-it-Modus wird fast zu einer Besessenheit. Man fragt sich manchmal schon, wie es wäre, wenn man immer so sein könnte.« Das wäre gar nicht schlecht, denke ich, während Jawo mir eröffnet, dass deswegen auf dem neuen Album auch ein weiterer Song im Fuck-it-Modus zu finden ist: »Der Song ›Then We Kissed‹ hat auch so ein Punk-Feeling, aber da geht es nicht um Liebe, sondern darum, dass man Scheiße baut. Du legst dich auf die Fresse oder knutschst mit irgendjemandem herum, und dir ist alles andere egal. Wir sagen immer, dass wir uns wie Rockstars in Körpern von Popsängerinnen fühlen. Darum geht’s in dem Song.« Ob die beiden denn auch das selbstdestruktive Verhalten vieler Rockstars zelebrieren würden, will ich daraufhin wissen. Die Schwedinnen winken ab. »Da sind wir eher Popstars«, scherzt Jawo. Auf Partys geht sie so gut wie nie. Ab und zu ein Bier, mehr ist nicht drin, sonst leidet die Arbeit. Total fleißig im Fuck-it-Modus? Ich bin zutiefst verstört, hoffe aber weiterhin, dass Songs wie »I Love It« dazu beitragen können, unsere abendländische Kultur endlich untergehen zu lassen. Das will ich auf jeden Fall noch mitkriegen. Alles andere ist mir egal. — ICONA POP »THIS IS« (WEA / ATLANTIC / BIG BEAT / VÖ 24.09.13)

Patrik Berger Fleißige Intro-Leser wissen schon aus unserer Reportage über Songwriter (Intro #195), dass der Stockholmer ein Gespür für Hits hat. Berger schrieb mit Robyn unter anderem ihren Nummereins-Hit »Dancing On My Own« und arbeitet gerne mit Peter Bjorn And John zusammen. Weitere prominente Kunden Bergers: Lana Del Rey, Roman Fischer, MNDR und Hilary Duff.

Die Icona-PopAttitüde Es geht Icona Pop darum, keine Angst vor der eigenen Courage zu haben. Wenn du irgendwo arbeitest, wo du nicht hingehörst, aber trotzdem jeden Tag hinmusst, willst du irgendwann einfach nur noch alle erschießen. Aber wenn du kündigst, gibt dir das so ein Gefühl von Unverwundbarkeit, und genau um dieses Gefühl geht es ihnen in solchen Fuck-it-Songs.


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N E T I M M M I R T E S D N N E I T K STELL R E V T M MG

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h te erg T im ünde ... gr Kupferb abarett l K l d i k n T c u t o i r m rt R nkultu ei e ine A als e der Geg ment. B lish rag rt Auft as Estab d-Konze n rd a e l d h i w t sc ein D eu en g e n einem sie der M äsidente r n e h -P t c l S l u e U t B s s ls er d a ein a Schw 1 schrieb Charles r 7 e 9 b 1 n vor. ily« ü on seine Fam en ev »T he und di egangen n b o s 9 n 6 u Ma rn 19 n wohl z e än g e Anh Sie zähl cken der . e Fl de Mor kelsten vollstän dun a«. Der « u d en r o Y pie-Ä ry Fug »Hip el von » al Histo it m e, T r r o e f o g di n In ok st t: »A ye Bo laute Peace E s, T he he res In Of T ck You P culture r u F n e u te « . o Th C S id e , And Fugs wer East Lo e h T


078

HEUTE

KLOTZ & DABELER

PÄRCHEN MIT SOUL Riesenmaschine Berlin-Mitte. Trotz Gentrifizierung, trotz Katja Riemann, die keinen Steinwurf vom Café entfernt aus ihrem Wagen steigt, trotz allem sitzen wir hier in der Hood von Almut Klotz. In den 90ern hat sie mit den Lassie Singers und der Flittchenbar das erweckte Viertel popkulturell geprägt. Und auch unter den veränderten Voraussetzungen des Jetzt ist sie zusammen mit dem Hamburger-Schule-Pionier Reverend Dabeler immer noch eine Institution für smarten Hauptstadt-Pop. Thomas Venker und Linus Volkmann stellten Fragen, Katharina Poblotzki machte die Bilder.

I

n dem Song »Die Pärchenlüge« sangen 1991 die L ­ assie Singers: »Cocktails trinken, Kartoffelchips essen / Händchen halten und die Freunde vergessen / ... / Pärchen verpisst euch / Keiner vermisst euch.« Christiane Rösinger von jener zur Jahrtausendwende aufgelösten Band scheint der trauten Zweisamkeit unversöhnlicher denn je entgegenzustehen und kokettiert mit dem interessanten Expertinnentitel der »Paarkritikerin«. Ein Umstand, der von ihrem jüngsten Sachbuch »Liebe wird oft überbewertet« herrührt. Und Almut Klotz, der andere Stützpfeiler, ach, Monolith der Lassie Singers? Die macht das genaue Gegenteil – und zwar gemeinsame Sache mit ihrem Partner, Lover, Ehemann. Sie schreibt Alben, gar Bücher mit Reverend Dabeler. Pärchenpower auf Champions-League-Level. Und das, wo wir Normalos uns aufgrund ihrer Ex-Band bis heute für öffentliche Küsse, belämmertes Händchenhalten und Petting im Kino zum Filmstart der aktuellsten JenniferAniston-RomCom schämen. Ist das system of love von Klotz & Dabeler nicht also Verrat? Almut, Reverend, ihr Spalter! »Wir haben tatsächlich, als die Platte fertig wurde, gemerkt, das sind schon alles so ›Liebeslieder‹ – und genau da erschien auch Christianes Buch. Und wir waren uns einig, das wird man jetzt als den Gegenentwurf lesen. Aber ich

Lassie Singers Berliner Popband (1988 - 1998) in wechselnder Besetzung. Lediglich die charismatischen ExilBadenserinnen Almut Klotz und Christiane Rösinger blieben Fixsterne. Mitunter an ihrer Seite: Szenedarlings wie Herman Herrmann, Funny van Dannen oder Eff Jott Krüger. Nach der Auflösung befeuerten sie im männlich dominierten Popbiz weibliche Künstlerinnen auf Flittchen Records.

»Liebe wird oft überbewertet« Rösingers Buchtitel führt zurück auf das gleichnamige und vielleicht bekannteste Stück der Lassie Singers. Es stammt von 1996 und der Platte »Hotel Hotel«.


HEUTE

Buch 2005 veröffentlichten Klotz und Dabeler beim Mainzer Ventil Verlag das Buch »Aus dem Leben des Manuel Zorn« – einen Roman, den sie tatsächlich im KoopModus erstellt hatten.

Das DaliahLavi-Stück »Wie, die kennt ihr nicht?« Almut Klotz ist entsetzt ob unserer Nachfrage und erst wieder etwas versöhnt, als klar wird: Wir hatten nur das Stück selbst nicht erkannt. Obwohl ... immer noch peinlich, schließlich war »Oh, wann kommst du?« einer der größten Hits der heute 71-jährigen israelischen Sängerin.

kann nur sagen: War überhaupt nicht in diese Richtung gedacht«, erklärt Almut. Reverend, der eigentlich Christian heißt, nickt. Bei allem unterhaltsamen Pärchenbashing ahnt man, dass es eine große Leistung darstellt, sich als Künstler auf einen Abweg vom Ich, vom vermeintlich unteilbaren eigenen Genie-Ego einzulassen. Denn im Ernst, wie kann man sich lieben und achten – und dabei noch miteinander arbeiten, kreativ sein? Trotz Proberaumöde, Tourterror, Schreibblockaden ... Hey, fuck, daran sind doch selbst ABBA zerbrochen. Die offizielle Klotz&Dabeler-Vita hat aber sogar hierfür eine Antwort parat. Almut sagt: »Es lief alles erst mal gar nicht bei uns – wir haben uns das erste Jahr in der Beziehung nur gestritten. Dann kamen wir auf die gute Idee: Wir könnten doch mal zusammen arbeiten. Das hat dann funktioniert, und seitdem läuft’s auch privat besser!« Das unter Rösinger und den Lassie Singers viel gesteinigte Pärchentum schnurrt richtiggehend, als sie ergänzt: »In Zeiten des Lebensabschnittsgefährten und ›Schatz, bitte nur noch auf dem Balkon rauchen‹ finde ich es bemerkenswert, wenn es wie bei dem Daliah-Lavi-Stück auf der Platte heißt: ›Ich geb mich dir hin, ohne Wenn und Aber – kannst treu sein, dann biste treu, kannst frei sein, dann biste frei.‹ Das ist doch toll!«

079

Die erste Single »Tausendschön« stellt eine weitere Coverversion auf dem Album »Lass die Lady rein« dar. Ursprünglich von der Band Zinoba. »Das Original-Stück hat seinerzeit ein Freund von mir gemischt«, erzählt der Reverend, »und es hat mich nicht mehr losgelassen. Ich wollte daraus unbedingt ein Duett mit Almut haben. Wir haben das dann live ausprobiert und in unser altes Programm reingemogelt, und das zog jedes Mal richtig an. Da war klar, das muss auf die Platte«, er zündet sich eine weitere Zigarette an. Noch zentraler und ebenfalls schon erprobt stellt sich das Eingangsstück dar: »Mylord« fand der gepflegte Klotz&Dabeler-Ultra bereits auf einer Doppel-A-SeitenSingle 2010 an der Seite von dem catchy gurkigen »Möp Möp Möp«. Auch »Mylord« führt sich auf wie der YouTube-Joker, den man zum Höhepunkt der Zimmerparty zieht: »Mylord, ich war immer offen / Doch jetzt bin ich total besoffen / Mylord, wie konnte das passier’n / Ich kann für nichts mehr garantieren.« Dennoch leitet dieser vordergründige Spaß zielsicher auch zur dunklen Seite der Platte über. Auf das Trotz-oder-vor-lauter-Spaß-nicht-mehr-Können folgt, nicht mehr so einfach zu funktionieren. »Könntest du wohl bitte einmal nach mir schauen? / Mylord ... bleib er stehen, nicht mehr weitergehen.« Den Zirkelschluss dieser düsteren Lesart von »Lass die Lady rein« behält sich dann der letzte Song vor, ein DabelerStück namens »Rache + Gerechtigkeit« mit der Zeile »Ich will noch sagen / Wie unser Leben noch besser sein könnte / Ohne dass alle sterben«. Was vor dem Hintergrund, dass sich die beiden in letzter Zeit im engsten Kreis viel der Auseinandersetzung mit Sterben und Krankheit ausgesetzt sahen, existenzieller anzumuten scheint. »Bei der Entstehung der Platte lag darauf überhaupt kein Fokus. Mich hat das Thema Abschied darauf erst erwischt, als ich beim Vorbereiten des Masterings die Songs in Reihenfolge durchhörte. Sind schon so einige Stücke, also auch ›Geh in das Licht‹ oder ›Bald lässt der Sommer uns allein‹«, erzählt Reverend. Almut ergänzt: »Mir ging es beim Durchhören auch so, dass ich überrascht war: ›Hoppla, Vergänglichkeit spielt hier eine viel größere Rolle, als ich gedacht hätte.‹« An Tiefe, Überraschungen, Erkenntnissen mangelt es ihrem zweiten Pärchenalbum wirklich nicht. Selbst wenn man sich auch einfach nur im Humor, der Beschwingtheit und der Pop-Finesse verlieren mag. Hauptsache, man findet sich wieder am Schluss. Das Duo Klotz & Dabeler ist eben eine der magischsten Konstellationen seit Katz & Goldt. Uh ... so viel Pärchenlob. Wenn das die Lassie Singers geahnt hätten! — ALMUT KLOTZ & REVEREND DABELER »LASS DIE LADY REIN« (STAATSAKT / ROUGH TRADE) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR: VOM 21.09. BIS 02.11.


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MORGEN

081

MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT

— Cover des Monats Andy Kaufman »Andy And His Grandmother« — Ein provokativer, visionärer Comedian. Seine Gags überschritten Tabus, vor allem aber die Grenzen der Bühne. Was Spaß, Ernst, echt oder Fake war, blieb mitunter offen. Kaufman starb 1984 mit 35 Jahren, ungehörte Exzerpte seines Stand-up-Programms finden sich nun in einer so ansprechenden Hülle – da muss man einfach mal draufstarren.


082

MORGEN

PLATTEN VOR GERICHT Intro-Leserinnen und -Leser:

CHVRCHES

Mittippen und via Facebook Juror werden oder mitvoten auf der Intro-App!

MARTIN, IAN

ABBY

FRIENDS

CAPTAIN CAPA

SAMANTHA (2. VON LINKS)

HANNES (RECHTS)

Ø 5, 8 5

Ø 7,15

Ø–

Ø 4,80

01

MODERAT »II« MOKEYTOWN / ROUGH TR ADE

7

10

7

02

CLAIRE »THE GREAT ESCAPE« ISLAND / UNIVERSAL

8

8

9

03

DEAFHEAVEN »SUNBATHER« DEATHWISH / INDIGO

8

8

6

04

MÚM »SMILEWOUND« MORR MUSIC / INDIGO / MORR MUSIC

7,5

9

7

05

JULIA HOLTER »LOUD CITY SONG« DOMINO RECORDING /

8,5

6

3

ROUGH TR ADE

I: I like that hooked-up beat, sounds very laid-back. M: It’s that kind of dark electronic thing which is something that I would certainly associate with Apparat.

I: It’s not as energetic as the live show but that’s got a lot to do with the live drums. M: Very nice people, a very good band — reminds me of the band Glass Candy. I: Very nice sounds, some are more acoustic, that’s what I think sounds like postrock. M: I think if I was 20 years old, I’d be pretty excited about that.

I: I like the organic stuff in it, that’s great. M: Cool, very rough, but really interesting.

I: I think I am definitely gonna listen to this record. It’s really good. M: Incredible vocals. This is great, I am fan. That’s the best thing I’ve heard today.

Großartig. Die haben wirklich eine krasse Entwicklung hinter sich. Man bekommt absolut, was man erwartet.

Ist nicht ganz so unsere Stilrichtung, aber was sie machen, ist absolut super. Sauliebe und sympathische Jungs und Mädels.

Das ist so Musik zum Drachensteigen — aber echt Drachen. Klingt nach einer guten Postrock-Band und nach Musik, für die man sich Zeit nehmen muss. Wir lieben diese Band. Großartiges Sound-Design, tolle Entwicklung, und wenn Kristín Anna Valtýsdóttir zu singen anfängt, schmelzen wir eh dahin. Wie eine kleine Meerjungfrau! So wunderschön verspielt. Intelligente Musikfrau.

It reminds me of Maroon 5. This band is definitely cooler than Maroon 5, but I don’t like the vocal style. I don’t hate it and I don’t love it, it’s just okay.

Sounds like a lot of cool stuff from the 80s. I like it. They should get some kind of like early 90s-eurodance-gospel-style women just shredding in vocals in the background. He’s doing the same thing for ten minutes — great! It sounds heavy, so it’s probably cool to see it live.

The girls’ pretty voice with that pretty instrumentation is too much the same tone for me. But it’s beautiful and done well. I would listen to that if I was already crying. This is some soft stuff that I can listen to without feeling depressed. It’s beautiful and it’s sensitive but it doesn’t sound weak.

Spannende Soundlandschaften, da kann man bestimmt beim dritten Hören noch ganz viel entdecken. Ich glaube fast, da wurden Kompressoren verwendet. Die gehen jetzt durch die Decke, ne? Cooler, düsterer Sound, verspielt und trotzdem poppig — da regnet’s sicher Einsen an der Pop-Akademie.

Vor ein paar Jahren hätte ich das richtig übel gefeiert, heute ist mir das etwas zu anstrengend. Trotzdem ziemlich fett und geil episch!

Das bleept und knarzt sehr schön. Ziemlich frickelig! Stellt euch mal vor, das hätten winzige isländische Feen mit Instrumenten aus Zahnstochern aufgenommen ... Das ist Musik, die ich nicht verstehe. Da hat sich jemand beim Songwriting richtig schön ausgetobt, aber ich fürchte, da bin ich zu stumpf für.

06

SURFER BLOOD »PYTHONS« WARNER MUSIC / WARNER

5

5

1

07

MAYER HAWTHORNE »WHERE DOES THIS DOOR GO« REPUBLIC / UNIVERSAL

2

8

9

08

JAY-Z »MAGNA CARTA HOLY GRAIL« DEF JAM / UNIVERSAL

3

9,5

2

09

GOGOL BORDELLO »PURA VIDA CONSPIRACY« ATO / COOP / ROUGH TR ADE

2

5

1

10

EMPIRE OF THE SUN »ICE ON THE DUNE« VIRGIN / UNIVERSAL

7,5

3

3

THE CURE »DISINTEGRATION« RADIOHEAD »OK COMPUTER« JOY DIVISION »UNKNOWN PLEASURES«

LED ZEPPELIN »LED ZEPPELIN II« RADIOHEAD »IN RAINBOWS« THE NOTWIST »NEON GOLDEN«

SMASHING PUMPKINS »ADORE« MICHAEL JACKSON »DANGEROUS« ARIEL PINK »HOUSE ARREST«

JIMMY EAT WORLD »CLARITY« BLOC PARTY »SILENT ALARM« BATHS »CERULEAN«

ALL TIME FAVES

I: Not really my cup of tea, but it sounds okay. M: That reminds me of late-90s-endingmusic. Not really the kind of music we are listening to.

I: He is jumping around genres all over the place. M: Oh my God, that’s horrible. I don’t really know what that is, it sounds like five different albums at the same time. M: I think that this record is amongst the laziest things he has ever done. I really like hiphop music but that is the weakest thing that he has done in a long time. M: Oh my God ... This is not my cup of tea, I am afraid. I never really got that whole traveller-rock-music-thing.

I: Lo-fo, high-fi! The hooks are really good. M: It’s very consistent based on the previous material. Very summery.

Ich mag plane Rockbands. Man muss ja auch nicht jedes Mal das Rad neu erfinden, aber da bleibt nicht wirklich was hängen.

Das schmeckt uns richtig gut! Schön unhip, schön oldschool, schöne Pop-Musik, guter Sänger.

Musikalisch und produktionstechnisch sind das 9 von 10 Punkten, aber das Samsung-Ding ist ein absolutes No-Go. Genau wie die Nummer mit Beyoncé. Eine Band, die auf der Stelle tritt. Aber eines muss man ihnen lassen: Sie haben uns zum Lachen gebracht.

Von »Monkey Island« über Modern Talking bis zum Barry-White-Feature alles dabei. Und das mündet dann irgendwo da bei diesen Mädchen, die sich als Feen verkleiden.

Boring indie-rock — it should be on the background of »Dawson’s Creek«!

I’m so sick of love songs — everybody falls in love and everybody is inspired to write about it, but nobody is challenging himself to take it to the next level. Hiphop used to be punk — made by people being clearly oppressed. It’s sad to me, that people nowadays only want to make money with it.

Usually bands like this one are crazy, with weird parts of their heads shaved, having tattoos and wearing kilts. It’s so silly and so cool.

I feel like the angle of all songs is some sort of »this is how I feel about you«-thing in the lyrics. It doesn’t sound like these people are really into their music.

Bei Band- und Album-Name hab ich mir was Nervenaufreibenderes vorgestellt. Diese Musik haben Weezer vor 20 Jahren aufregender hinbekommen. Trotzdem: Platte des Jahres! Ich steh nicht so auf diesen Funk-Einschlag, aber sonst ist das irre gut! »The Innocent« und »Crime« sind fantastisch. Da waren wohl sehr teure Equalizer im Spiel. Bei Ami-HipHop brauch ich immer fette R’n’B-Hooklines oder größenwahnsinniges Auto-Tune-Gesabbel. An Jay-Zs trockenen, puren Rap komm ich einfach nicht ran. Davon wollten mich meine Eltern immer überzeugen, ich kann damit aber überhaupt nichts anfangen. Zu wirr, zu fröhlich, überhaupt. Dafür bin ich dann vielleicht doch zu emo. Das wird sogar mir irgendwann zu quietschig und zu bunt. Die treiben mir den ganzen Eighties-Pop-Zirkus schon eine Spur zu krass.


MORGEN

CHRISTOPH LETKOWSKI

083

YASHA

ADA

MICHAEL MÜNZ & MIKKO KAT MERTENS STÜBNER-LANKUTTIS LESERIN

Ø 6, 2 5

Ø 5, 3 0

Ø 6, 5 7

Ø 6, 4 0

Ø 5,55

Ø 4,90

Ø

5

9

10

5,5

8,5

7

Durchdacht, dicht, im Tempo gedrosselt, in der Aussagekraft leider bisweilen ebenfalls. Man taucht ein, verschreibt sich dem Sound, erreicht mit ihm so manche Höhen.

7,67

7

8

8,5

5,5

1

Totale Sympathen, Introducing, Melt!, super. Sauber produziertes Electropop-Album, null Fehler. Ich halte das trotzdem nicht aus, bitte an die Werbung verkaufen.

6,89

6

5

7

6

6

9

Epic — hier passt das Wort. Als würden Mogwai mit Immortal spielen, dann wieder Shoegaze, GY!BE, alles aus San Francisco. Das entschädigt mich hier für so manches!!!

6,78

5

7

5

4,5

7

8

Der kleine Roland möchte bitte aus dem Feenland abgeholt werden. Múm kombinieren AD(H)S-Geplucker mit kargeren Song-Strukturen plus üblichen Island-Kitsch.

6,67

4

5

10

7

6,5

9

Gekapselter Nachtschwärze surreales Traumerleben. Wie ein Deeplink in den Kopf der Künstlerin, in dem sich gerade Björk und Rachel Grimes unterhalten. Malkovich, Malkovich.

6,56

9

4

5

6

7

5

Wo ist die Verzerrung, der Hall, das Dramatische? Slicker College-Rock zum Major-Debüt? Lascher Pavementmeets-Weezer-Aufguss? Na, für langweilige Autofahrten okay.

5,22

8

3

5

5

6

1

Wann kommt der Verkehrsfunk? Klingt wie eine Phase des Mainstream-Radios, die ich glücklich hinter uns wähnte. Sorry, meine Lebenszeit verrinnt.

5,22

6

3

4

7,5

3

3

Jay-Z, Dude, warum so ein whacker shit? Hast du mal »Magna Carta« gegoogelt, Bro? Das Zeug hier hättest du mal schön für B-Sides im Keller gelagert.

4,56

7

2

7

5

6

Warten auf den next level. Der Gipsy-Punk hatte schon mal mehr Vitamine. Live werden sie’s trotzdem wieder zum Partyrausch aufblasen, die durchreisenden Schlawiner.

4,38

6

7

7

1

0

4,31

JUDE »NO ONE IS REALLY BEAUTIFUL« JIMMY EAT WORLD »BLEED AMERICAN« KETTCAR »VON SPATZEN UND TAUBEN, …«

SOULS OF MISCHIEF »93 'TIL INFINITY« BOOGIEMONSTERS ­»RIDERS OF THE STORM …« SQUAREPUSHER »HARD NORMAL DADDY«

BOB LIND »THE ELUSIVE BOB LIND« LUSCIOUS JACKSON »FEVER IN FEVER OUT« DJ KOZE »AMYGDALA«

BEGINNER »BAMBULE« DEPECHE MODE »SONGS OF FAITH AND DEVOTION« PET SHOP BOYS »VERY«

PEARL JAM »LOST DOGS« GUNS N’ ROSES »G N’ R LIES« BONJAH »GO GO CHAOS«

SUNN O))) — JEDEN DER BEIDEN AKKORDE THE MOUNTAIN GOATS — JEDE SILBE, JEDES WORT BON IVER — JEDE EINZEL­NE RILLE DES DEBÜTS

SCHAUSPIELER

Ja, Gitarrenwände braucht das Land! »Sunbather« hallt nach. Die Songs haben Weite und eine Kraft, die bewegt.

Der Ideenreichtum hört nicht auf. Mit skurrilen Sounds und Mädchenträumen überraschen alle Tracks die Ohren. Gute Reise.

»Loud City Sound« ist voll von Klangwelten. Mal höre ich die Hitze auf den Straßen, mal die Hektik und mal die Kühle der Nacht.

Heartchord! Wo ist mein Board, und wieso liegt das Meer nicht vor meinem Fenster? Hang loose!

Multitalent Mayer Hawthorne hat’s einfach drauf. Sexy und wunderbar unangestrengt. Er rollt und rollt und rollt und rollt und ...

Jay me, baby, one more time! Die Scheibe läuft durch wie eine junge Rhythmusmaschine. Themenreich und clever.

Was habe ich die nachgespielt. Und sie halten immer noch, was sie mir vor Jahren versprochen haben. Amen.

Wenn dieses Album ein Film wäre, dann ein Party-ActionFantasy-Coming-of-Age-Movie. In 3D. Funktioniert auch ohne Brille.

100SONGS.DE

Hammer Album! Elektronisch absolut zeitgemäß. War auch schon immer ein großer Fan von Modeselektor. Kaufen!

Super interessant und live auch voll überzeugend!

Eigentlich nicht schlecht, aber auch schon öfter mal gehört.

Fand ich super — nicht alles mein Geschmack, aber im Großen und Ganzen ein rundes Album.

Ein schöner Ansatz, der mich stark an Björk erinnerte — wird dem aber nicht gerecht. Leider!

Die Idee gefällt mir, doch die Umsetzung war mir oft zu cheesy.

Gute Stimme, nur wird mir hier zu sehr auf die berühmte Tränendrüse gedrückt.

War noch nie ein wirklich großer Fan. Ein bis zwei gute Beats dabei, aber textmäßig leider unter seiner Würde.

Was soll ich sagen ... Es ist einfach nicht mein Musikgeschmack. Heißt nicht, dass es ein schlechtes Album ist, aber ich kann nichts damit anfangen.

Schade eigentlich! Habe das vorherige Album total gefeiert, muss leider sagen, dass viele Songs mir diesmal zu cheesy waren.

Was, nur Snippets? Ich möchte es doch ganz hören. Dafür gibt es zwei Punkte Abzug. Aber wirklich nur dafür!

Harmlose Pop-Musik, an die ich mich morgen wahrscheinlich nicht mehr erinnern werde.

Das mag ich sehr. Könnte meine neue Lieblingsband werden.

Für mich ist es nichts — es steckt aber vieles in dieser Musik, was andere bestimmt glücklich machen kann. Die Synths finde ich süß.

Manche Sänger verstellen ihre Stimmen bis zur Unkenntlichkeit — muss nicht sein. Oder manchmal vielleicht doch? Holter tut es nicht — danke für dieses wunderbare Album. Mit denen kann man sicher Pferde stehlen.

Zu »Wine Glass Woman« durch den Supermarkt schlendern — warum nicht. Hoffentlich greife ich da nicht aus Versehen zum Süßwein.

Seine Stimme liegt in einem Frequenzbereich, den meine Ohren nur schwer ertragen können. Nur die wunderbare Beyoncé bringt Heilung.

Nein, ich will nichts Böses schreiben — nein, ich will nichts Böses ... deswegen schnell weiter zu ...

Hahaha!

MSL: Lustig, dass man bei deutschem Electro immer Kraftwerk raushört. Etwas zu depri. MM: Finde auch — toll gemacht, stimmungsmäßig aber eher ungemütlich. MM: Großartig. Alles drin, was mir an elektronischer Musik gefällt. MSL: A bisserl nach Schweden geschielt, bisserl Human League — wird large werden. MM: Toller Ansatz, leider nur schwer zugänglich. Hätte gern Gesang statt Gebrüll. MSL: Das legt der Metaller auf, wenn er seine Freundin romantisch verführen will. Rülps.

MM: Nicht Fleisch, nicht Fisch und nicht wirklich berührend. MSL: Yep. Zart und perfektionistisch, aber gedämpft. Typisch isländisch — so wie ihr unendliches Flickr-Profil. MSL: Julia glaubt bestimmt an Wasserelfen. Manchmal klingt sie wie Kate Bush, aber entspannter. MM: Stimmt, ein wenig verhuscht, aber mit schönen Ideen und Refrains. MM: Housemartins im 90sBritpop-Sound? Braucht das noch jemand? Ich nicht. MSL: Mir gefällt dieser harmonische Lad-Sound verdammt gut! Danke fürs Bekanntmachen, Intro! MSL: Erinnert mich an die frühen Backstreet Boys: furchtbar! Da hilft auch kein Kendrick Lamar. MM: BSB? Falls das bedeutet: aufwendiger Pop, dann bin ich d’accord. Like! MSL: Beyoncés Mann liefert soliden Standard, etwas zu viel Kalkül und PseudoBlack-Power. MM: Mir trotz guter Momente oft zu bemüht und anstrengend. MM: Toll, wenn jemand sein Universum erschafft. Hat mit meinem nicht viel gemein. MSL: Ich mag das Lebensbejahende, auch wenn sie deutlich gezähmter geworden sind. MM: Manchmal kitschig und belanglos, meistens aber eine tolle Electropop-Platte. MSL: Brandon Flowers trifft Scissor Sisters und Sandmännchen. Nett, aber etwas zu camp.

CARSTEN SCHUMACHER FESTIVALGUIDE

Das beste IDM-Album des Jahres nach Jon Hopkins’ »Immunity«. Kommt nicht an ihr Debüt heran, aber wie auch. Highlights: »Gita«, »Bad Kingdom«, »Damage Done«. Self-made Indietronic im Stile von Chvrches und vielen anderen, nur ohne (großen) Labelsupport. Nicht schlecht, aber auch keine großen Überraschungen. Wenn man nicht während des ersten Songs aufgibt, erwartet einen ein durchaus interessantes Postrock-Album, das im besten Moment sogar leicht (!) an Godspeed You! erinnert. Wieder einmal wunderschön geworden.

Domino Records kann man immer vertrauen. Wunderschöne Stimme, symphonische Klänge, von mystischdüster bis leichtfüßig-tanzend. Niemals seicht. Cooler Surf-Rock. Bleibt 2013 ein Stück hinter Fidlar zurück (weniger treibend) und braucht einige Durchgänge, um hängen zu bleiben — aber hat Potenzial.

Schön anzuhörende Tapetenmusik. Kann man hören, kann man aber auch lassen. Für Kendrick Lamar ist das Album zu harmlos, daher leider auch kein Tiefgang in den Lyrics dort. Am anderen Ende der BelangSkala aus Sicht von KanYes »Yeezus« oder »Watch The Throne«. Teils unsäglich (»Part II«, »Holy Grail«), Rest Stangenware. Bis auf »Somewhereinamerica«. Würde ich gerne mal live sehen, auf Albumlänge aber etwas anstrengend. Trotzdem unterhaltsam, vermutlich besonders nach einigen Bier.

Versuch die 07/08-NeosynthKuh noch mal zu melken. Ungenießbares Album, säuerlich klingender Sound. Pivot or die! (Vorzugsweise Letzteres.) Erwarte Innovativeres von MGMT.

Nichts gegen AirbrushÄsthetik auf Motorhauben. Aber auf Platte??? Man sollte ihnen ihre Pfauenfeder so tief (...) schieben, bis sie kotzen müssen wie ich. Pardon my French.



MORGEN

085

INTROS LIEBSTE PLATTEN

THEES UHLMANN »#2« GR AND HOTEL VAN CLEEF / INDIGO

Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

SPALTER

Der berühmteste Sohn Hemmoors, der Erneuerer des rockig sensiblen Singer/ Songwritertums schwenkt nun nachhaltiger auf den Solo-Entwurf ein. Lone Star statt Tomte. Uhlmann ist zweifellos der deutsche Bruce Springsteen. Bleibt nur die Frage: in guten oder schlechten Tagen? Der Sturm ist on. Man merkt es an Ach, T hees, du dem digitalen Rauschen im Socialhattest mich doch! Media-Wald. Fans greifen sich Damals im Sommer zwischen die Beine, Haters an ihre 2007. Ich weinte wähMistgabeln. Kann fast nur eines heißen: Thees rend deines Auftritts, und mir kaUhlmann ist zurück. Und was soll ich sagen? Ich men Tränen, als wir alle zusammen mag diese Platte! Und wegen des ganzen Traras »Die Schönheit der Chance« in die drum herum: An wenigen Leuten im deutschen untergehende Sonne hineinschrien. Beinahe-Mainstream perlt doch das Checker- Das ist aber sechs Jahre her – und bei Genöle à la »Tomte fand ich besser« oder »Der mir ist einiges passiert, bei dir leider Alte hält sich für den deutschen Springsteen« nicht. Jetzt müsste ich eigentlich sagen: so bedenkenlos ab wie an dem letzten großen »Es liegt an mir, nicht an dir« – das wär Rockstar der Post-Hosen-Generation. »Die aber gelogen. Immer dieses ewig gleiche Bomben meiner Stadt machen Boom, Boom, Nölen (»Gesiacht« anstatt »Gesicht«) – Boom!«, der stampfende Rhythmus des beinahe allein verbirgt sich hinter dem Ziehen und gleichnamigen Songs frisst sich perfekt ins Zerren der Wörter nicht Liam Gallagher, Ohr. Uhlmann textet wieder sehr direkt und sondern eben bloß nur Thees Uhlmann. das trotzdem auf seine eigene umwegige Art Und vielleicht wäre die Musik drum herum und Weise. Einen großen Schritt nach vorne dabei sogar gern Chanson, doch es ist bloß macht indes das Songwriting beziehungsweise Schlager, Indie-Schlager. Thees, das singende machen die Kompositionen (erneut zusammen Bananenweizen! Und würde mir die Stimme mit Tobias Kuhn umgesetzt). Die wirken aus- nicht schon genügend auf die Nerven gehen, gereifter und lässiger denn je, besitzen dabei sind die Texte zumeist altklug und doof zudurchweg orchestrales Pop-Breitwand-Appeal. gleich, was in der Kombination allerdings Der Gallagher-Verweis ist dadurch nicht nichtig auch schon mal eine Leistung ist. Den Begriff geworden, aber das hier ist einfach mal stärker »Oberstufenlyrik« selbst ins Spiel gebracht, als zum Beispiel Beady Eye. Westernhagen, passt er auf dieser Platte leider zu jedem Lindenberg, Muff Potter ... die kann »#2« auch Zeitpunkt. Wenn ich berührt war, dann nur gleich noch mit beerben. Kumpelkult Uhlmann peinlich. Man hätte Freunde werden können – ist und bleibt der »Hooligan der Herzen«. aber die Zeit scheint wohl endgültig vorbei. Klaas Tigchelaar Lars Fleischmann

»THE BONES 01 CHVRCHES OF WHAT YOU BELIEVE« KRULE »SIX FEET 02 KING BENEATH THE MOON« 03 CASPER »HINTERLAND« FERDINAND 04 FRANZ »RIGHT THOUGHTS, …« WASHED OUT 05 »PARACOSM« DIE GOLDENEN ­ 06 ZITRONEN »WHO’S BAD?« 07 MGMT »MGMT« ARCTIC MONKEYS 08 »AM« »DIE KÄLTE DER 09 ADOLAR NEUEN BIEDERKEIT« & DABELER 10 KLOTZ »LASS DIE LADY REIN«

LESERS LIEBSTE PLATTEN NATIONAL 01 THE»TROUBLE WILL FIND ME« SIGUR RÓS 02 »KVEIKUR« PUNK »RANDOM 03 DAFT ACCESS MEMORIES« »MAGNA CARTA 04 JAY-Z HOLY GRAIL« WHEN SAINTS GO 05 MACHINE »INFINITY POOL« »THE WEIGHT 06 EDITORS OF YOUR LOVE« »TAILS OF A 07 COCOROSIE GRASSWIDOW« LAZER 08 MAJOR »FREE THE UNIVERSE« 09 OK»OKKIDKID« WEEKEND 10 VAMPIRE »MODERN VAMPIRES …« SCHICKT EURE TOP 10 AN INTRO, VENLOER STR. 241245, 50823 KÖLN ODER AN CHARTS@INTRO.DE. VERLOSUNGSGEWINNE WINKEN!


2RAUMWOHNUNG »ACHTUNG FERTIG« 2RMW / VERTIGO / UNIVERSAL / VÖ 06.09.13

Dunstkreis von Adolar ist solch ein Unterfangen aber eben auch nur eine Haltestelle auf dem Kreuzzug gegen die Spießbürgerlichkeit, an die sich der oberflächliche Privatsender-Zombie nur allzu gern klammert. Sänger und Bassist Tom kleidet sein Außenseitertum nicht etwa in klare Parolen, sondern erzählt mit außergewöhnlich scharfer Beobachtungsgabe in kleinen Anekdoten und Situationen, wie ihn die Kälte der Leistungsgesellschaft zermürbt. Das klingt mal rotzig (»Halleluja«), mal melancholisch (»Kanüle«), gar hymnisch (»Raketen«), aber immer authentisch. Wer Angst hatte, dass auf die so charakteristisch-verspielten Gitarrenlinien diesmal zugunsten poppiger Strukturen verzichtet würde, darf also beruhigt sein. Angereichert wird der hier zelebrierte Pomp, den man bereits im ersten Album schmecken konnte, nun endlich auch mit Streichern, Bläsern und Chören. Marc Braun

POP / SCHLAGER / HÖLLE Das Spätwerk der Schwesternschaft Humpe hat seine Zeit fast ebenso zu prägen verstanden wie die frühen 80er-Sachen mit Ideal. Letztere waren vielleicht markanter und alleinstehender – doch zweifelsohne haben sowohl Annette (Ich + Ich) als auch Inga (2raumwohnung) den kontemporären deutschen PopSchlager ebenso zu definieren gewusst wie einst die NDW. Das Gute an dieser Sache: Zwei PopEpochen gestalten, wem gelingt so was schon? Respekt ohne Ende! Die bittere Pille dabei allerdings: Die Musik. Zum Davonlaufen wie bereits beim Vorgänger »Lasso«. Denn die Harm- und Nutzlosigkeit jenes kontemporären deutschen Pop-Schlagers ist nichts, auf was man nicht gern mal draufschlagen würde. Doppelte Verneinung? Ja, vor allem gegen diesen Sound und DOMINO / GOODTOGO / VÖ 06.09.13 diese affektierte schicke Wohlfühlness mit Herz HAARTOLLEN / FLATLINE / ROCKSOLID und Berlin. Da hilft auch der Zirkelschluss zur Stilistisch hat sich einiges NDW nicht, wenn Tommi Eckart bei »Sie geht getan im Arctic-Monkeyslos« Beats auffährt, die klingen, als wäre wieder Camp: Die Parka-ModDAF und »Als wär’s das letzte Mal«. Denn dem Zeit ist lange vorbei, auch egalen, belämmerten Einverstandensein von die langen Haare der »Achtung Fertig« fehlt einfach der Nihilismus Desert-Rock-Ära sind abvergangener Tage. Auch Zuckerwatte kann geschnitten – wie frische wehtun. Wie dieses Album. Rockabilly-Buben mit Tolle sehen die Jungs Linus Volkmann um Alex Turner nun aus. Doch bei aller äußerlichen Veränderung ist musikalisch Stillstand im Affenhaus zu vermelden. »AM«, das schlicht betitelte fünfte Album, schließt direkt an die Vorläuferplatte »Suck It & See« an: trockene Riffs, gewohnt überzeugend platzierte Drums und durchaus kompetentes Songwriting. Wie »Suck It & See« ist aber auch »AM« ohne jeden Überraschungseffekt – nimmt man einmal den Ausflug in Richtung Funkiness inklusive Falsettgesang in »You Only Call Me When You Are High« aus – und im Gegensatz zu den Vorgängerwerken ohne eine Killer-Single, ohne den einen Übersong, den die Arctic Monkeys bisher noch immer aus dem Handgelenk geschüttelt haben. Nur der ruhigste Moment des Albums, »Party Anthem No. 1«, sticht heraus und erinnert daran, dass Alex Turner mit seiner Solo-EP zum Film »Submarine« vor gut zwei Jahren erfolgreich einen anderen Weg eingeschlagen hatte. Für die Hauptband aber wird es wohl dabei bleiben, dass sich ihre Auftritte weiterhin aus dem ZEITSTR AFE / INDIGO / VÖ 06.09.13 ersten Album speisen und alle danach geschrieVERSPIELT / MELANCHOLIE / POMP benen Lieder nur wie Füllstoff im Vergleich zu Ein Quäntchen Skepsis darf immer erlaubt sein, jenem Hitfeuerwerk zu Beginn der Karriere wenn sich eine geschätzte Band auf einmal in wirken. Natürlich ist es ein hartes Los, so früh ein normgerechtes Korsett wie Stefan Raabs so gut zu sein – aber auch die Arctic Monkeys »Bundesvision Song Contest« zwängt. Gerade wissen als Antwort nur solide Rockplatten und wenn sich diese Band bislang durch ausgespro- neue Frisuren abzuliefern. chene Unangepasstheit ausgezeichnet hat. Im Christian Ihle

ARCTIC MONKEYS »AM«

SPEKTAKEL

ADOLAR »DIE KÄLTE DER NEUEN BIEDERKEIT«


To u r d a t e s

BABYSHAMBLES »SEQUEL TO THE PREQUEL« PARLOPHONE / WARNER

MONTREAL / ATMO / VIELSCHICHTIG Dem Trio Braids aus der Nachbarschaft des Montrealer Labels Arbutus und von Künstlerinnen wie Grimes gelang mit dem Debütalbum »Native Speaker« 2011 im Windschatten der Art-Rock-Welle und des ShoegazerComebacks ein echter Überraschungserfolg. Das provozierte nicht selten Vergleiche zu Animal Collective oder Broken Social Scene. Für die neue LP »Flourish // Perish« orientiert man sich an einem deutlich elektronischeren Ansatz, der sich vielschichtig über die Basis aus poppigem Indie legt – ohne jedoch an ätherischer und organischer Leichtigkeit zu verlieren. Den Flicken­

BAVARIA / VOLLBART / DREIECKE Der Druck, jetzt gefälligst das nächste dicke Ding sein zu müssen, war Claire bei ihrem Introducing-Gig Anfang des Jahres wohl auch nicht so geheuer. Der Auftritt fiel unter die Kategorie »charmant, aber«. Ein wenig unbeholfen. Kann alles noch werden, denn die Songideen der verträumten Münchner und Münchnerinnen stellen die anderen schicken Beat-getriebenen Hipster-Bands mitunter deutlich in den Schatten. Und dass die Band mehr zu bieten hat als Geometrie im Logo, Vollbärte und Attitüde, macht »The Great Escape« ebenfalls klar. Claire sind nice to have – und können, wenn’s klickt, sogar noch mehr werden. Ulrike Puth

06.11. Muffathalle Munchen

07.11. Hirsch Nurnberg

08.11. LKA Longhorn Stuttgart

24.10. BERLIN 25.10. SPECIAL CRYSTAL GUEST EYE CLUB SEA I (EST) HAMBURG HEADCRASH 26.10. DESSAU BEATCLUB 27.10. KASSEL MUSIKTHEATER 31.10. NÜRNBERG ROCKFABRIK 01.11. KÖLN UNDERGROUND 02.11. KOBLENZ DREAMS 08.11. WIESBADEN SCHLACHTHOF 09.11. HANNOVER BÉI CHÉZ HEINZ 15.11. STUTTGART ZWÖLFZEHN 16.11. WIEN ARENA 23.11. SAARBRÜCKEN JUZ FÖRSTER WWW.HISSTATUEFALLS.COM

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W W W . S PA R T A - B O O K I N G . C O M

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09.11. Schlachthof Wiesbaden

10.11.

FZW Dortmund

13.11.

Capitol Hannover

14.11.

Alter Schlachthof

15.11.

Huxleys neue Welt

Dresden Berlin

16.11.

Garage

:

FULL TIME HOBBY / ROUGH TR ADE

ISLAND / UNIVERSAL / VÖ 13.09.13

SPECIAL GUEST: EYE SEA I (EST)

:

BRAIDS »FLOURISH // PERISH«

CLAIRE »THE GREAT ESCAPE«

OFF THE CHAIN TOUR 2013

HIS STATUE FALLS :

MITTELMASS / HEROIN / COUNTRY Keine Class-A-DrogenGeschichten in der neuen InTouch – dafür gibt’s ein neues Album zu hören. Pete Doherty und seine Out-of-bed-Boys wollen zur Abwechslung mal wieder musikalisch auffallen. Was nicht heißen soll, dass Pete Doherty abstinent lebt, im Gegenteil. Angeblich feiert er gerade sein Zehnjähriges. Nicht mit Kate Moss, sondern mit Crack und Heroin. Leider erreicht das von Stephen Street sehr glatt produzierte Album mit dem merkwürdigen Titel nicht die romantische Kaputtheit, die beide Babyshambles-Vorgängeralben zu wahren Meisterwerken machte. Wo früher die Schönheit des Unfertigen regierte, stört hier ein Drang nach Ordnung, der für diesen Künstler fehl am Platze scheint. Zudem ist Bassist Drew McConnell kein Carl Barât, und die Band hat sich keinen Gefallen damit getan, ihn bei jedem Song mitfingern zu lassen, um letztlich Dohertys geniales Songwriting zu nivellieren. Wären doch mehr Songs so kurz und prägnant wie das clashige Punk-Intro »Fireman«. Stattdessen macht Doherty den Dylan (»Fall From Grace« und »Farmer’s Daughter«) oder lässt seine Gang of Gin eine bräsige Oasis-Gedächtnis-wallof-sound runterleiern (»Penguins«). Astrein sind dagegen noch die Ska-Nummer »08 – Dr. No«, die Mitsing-Hymne »Nothing Comes To Nothing« und eine Libertines-Referenz namens »Maybeline«, ein ordentlicher Neuzugang in der endlosen Liste von Doherty-Mädchensongs. So bleibt ein Werk, das sich nett anhören lässt, im Plattenregal für die Ewigkeit aber leider keinen Platz finden wird. Annette Walter

teppich aus teilweise in Jam-artige Passagen ausufernden Songs hält Frontfrau Raphaelle Standell-Preston mit ihrer eindringlichen Stimme zusammen, die atmosphärisch mal schneidend klar, dann wieder träumerisch verschleiert und zerbrechlich klingt. Album-Highlights: die erste Single »Amends« und »In Kind«. Braids kreieren im Grunde aber durchweg einen Sound, der zwar komplex ist, sich dennoch nicht aufdrängt, sondern eher auf subtile Weise wie von selbst die verdiente Aufmerksamkeit einfordert. Man muss gar nicht viel machen, nur zuhören. Jenny Weser

Saarbrucken

20.11. Jazzhaus Freiburg

TOUR

21.11.

21.9. Jülich Rock City 18.10. Zwölfzehn Stuttgart 19.10. KFZ Marburg 24.10. Weststadthalle Essen 25.10. Kulturkneipe Delmenhorst

31.8. 6.9. 7.9. 14.9. 21.9. 27.9. 11.10. 12.10. 16.10. 17.10. 18.10. 19.10. 20.10. 21.10. 25.10. 30.10. 31.10.

TEIL

*Mit unseren Freunden von

22.11. Grosse Freiheit 36 Hamburg

II

Jübek Open Air Soundgarden Bad Nauheim Trossekult Open Air Rheine Ramasuri Festival Warendorf Donaubeben Ulm Lindenpark Potsdam MAU Rostock Einbecker Eulenfest Kleiner Klub Saarbrücken* Schlachthof Wiesbaden* Weststadthalle Essen* Rockfabrik Nürnberg* Club Bebel Cottbus* Béi Chéz Heinz Hannover* Kantine Augsburg* Café Central Weinheim Oberschwabenklub Ravensburg

Ringlokschuppen Bielefeld

31.08. Green Juice Festival, Bonn 01.09. Portside Open Air, Münster 12.10. Rock im Herbst, Feldschlößchen 25.10. franz.K, Reutlingen 26.10. Roxy, Ulm 31.10. MuK, Giessen 02.11. Tower, Bremen 03.11. Nachtleben, Frankfurt am Main 07.11. zakk, Düsseldorf 09.11. Kleine Freiheit, Osnabrück

Special Guest: Vanupié 3.9. Köln, Live Music Hall 4.9. Hamburg, Markthalle 5.9. Nürnberg, Hirsch

THOMAS DYBDAHL »WHAT’S LEFT IS FOREVER« UNIVERSAL / VÖ 13.09.13

GEGENLICHT / FALSETT / FOLK Instagram-Nostalgie-Filter-Fotos sind ganz schön affig. Wenn dann aber solch eine Aufnahme von einem Strand im Gegenlicht einer tief stehenden Spätnachmittagssonne dabei ist, sieht’s meistens doch ziemlich gut aus. So verhält es sich auch mit dem neuesten Werk von Thomas Dybdahl: Eigentlich ist die Produktion von Larry Klein (unter anderem Joni Mitchell, Herbie Hancock, Till Brönner) ganz schön manieriert und trotzdem mittig, dennoch kann sie den umwerfenden Songs des Norwegers in der äußerst unwahrscheinlichen Schnittmenge von Retro-Soul und skandinavischem Melancho-Folk nicht wirklich etwas anhaben. Die klingen bei allem digitalen Knispern auch hier so retro wie zeitgemäß, mit schimmernden Gitarren, Feedback-Schlieren und verhalltem Piano – und über allem das immer wie kurz vor dem Versagen wirkende Falsett von Dybdahl

DAS NEUE ALBUM AB 06.09.!

6.9. KASSEL CLUB A.R.M. • 18.10. HANNOVER BÉI CHÉZ HEINZ 24.10. BERLIN CASSIOPEIA • 25.10. ERFURT MUSEUMSKELLER 26.10. MÜNSTER GLEIS 22 • 27.10. KÖLN UNDERGROUND 30.10. MAGDEBURG CAFÉ CENTRAL • 31.10. DÜSSELDORF FFT 1.11. BREMEN TOWER • 2.11. BIELEFELD KAPITÄN PLATTE FEST 3.11. COTTBUS CLUB BEBEL • 7.11. ESSEN WESTSTADTHALLE 8.11. KIEL SCHAUBUDE • 15.11. HAMBURG MOLOTOW 21.11. LEIPZIG WERK 2 • 23.11. AACHEN MUSIKBUNKER 1.12. WIEN B72 • 11.12. OSNABRÜCK KLEINE FREIHEIT 12.12. DORTMUND FZW • 13.12. MANNHEIM ALTE SEILEREI 14.12. AUGSBURG KANTINE • 15.12. WIESBADEN SCHLACHTHOF 18.12. MARBURG KFZ • 20.12. SAARBRÜCKEN KLEINER KLUB 21.12. DRESDEN BEATPOL

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(nahe an Kurt Wagners zu seltenen MarvinGaye-Imitationen). Es bleibt mit offenen Augen zu erkennen: Das hier ist sentimentaler Kitsch – und doch kann man sich ihm gerade deshalb nicht entziehen. Claudius Grigat 28.08.13 WIESEN 30.08.13 TWO DAYS A WEEK (A)

(A)

31.08.13 LOSHEIM AM SEE 01.09.13 ZÜRICH OPENAIR

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WARRIORS TOUR 2013

04.09.13 05.09.13 06.09.13 07.09.13 09.09.13

BERLIN DRESDEN BAYREUTH MANNHEIM REUTLINGEN

10.09.13 11.09.13 12.09.13 13.09.13 14.09.13

SAARBRÜCKEN DÜSSELDORF LINGEN BREMEN HAMBURG

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SUMMER TOUR 2013

28.08.13 31.08.13 01.09.13 03.09.13

HAMBURG MINDEN KÖLN BERLIN

04.09.13 05.09.13 06.09.13 07.09.13

STUTTGART MÜNCHEN BAYREUTH MANNHEIM

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SAVE THE NATION TOUR 2013

14.11.13 ROSTOCK 16.11.13 MANNHEIM 17.11.13 WIESBADEN 19.11.13 HANNOVER 20.11.13 DORTMUND

23.11.13 25.11.13 26.11.13 28.11.13 30.11.13

STUTTGART SAARBRÜCKEN DÜSSELDORF HAMBURG FLENSBURG

WWW.ROYALREPUBLIC.DE

FUCK BUTTONS »SLOW FOCUS« ATP / INDIGO

ELECTRONIC / NOISE / TEKTONIK Mit dem Namen Fuck Buttons hat man es nicht immer leicht: Als das britische Duo letztes Jahr zwei Songs zu der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in London beisteuern durfte, wurden sie nur als »F Buttons« erwähnt. Und dass sie im Radio gespielt werden, kommt höchstens mal des Nachts bei der BBC vor. Aber zugegeben, sie machen es dem Hörer ihrerseits auch nicht immer leicht, denn neben dem unartigen Namen etablieren sie zudem auch recht unartige Musik. Benjamin John Power und Andrew Hung schichten dichte elektronische Klänge zu zehnminütigen Tracks übereinander, bis die Ohren klingeln. Da ist nicht viel Menschliches, nicht viel Zugängliches – Musik wie eine tektonische Plattenverschiebung: »Wir erschaffen gerne unsere eigenen Landschaften, und dies ist eine sehr fremdartige geworden«, sagen sie selbst über »Slow Focus«. Was dabei an Melodieentwicklung, Einfallsreichtum und, ja, auch Emotionen aufscheint, ist erstaunlich: Im Electronic-Noise-Bereich können ihnen wohl nur wenige das Wasser reichen. »Slow Focus« steht ihrem letzten großen Wurf »Tarot Sport« von 2009 in keinster Weise nach. Henje Richter

GHOSTFACE KILLAH »TWELVE REASONS TO DIE« SOUL TEMPLE / ROUGH TR ADE

20.10.13 21.10.13 22.10.13 24.10.13 25.10.13

BOCHUM MÜNCHEN STUTTGART BULLE (CH) ZÜRICH (CH)

26.09. KÖLN 27.09. BERLIN

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26.10.13 27.10.13 29.10.13 30.10.13 31.10.13

FRANKFURT HAMBURG DRESDEN LEIPZIG BERLIN

28.09. REEPERBAHNFESTIVAL 29.09. STUTTGART WWW.ANTLEREDMAN.CO.UK

AUSSERDEM AUF TOUR CJ RAMONE · DEINE FREUNDE · DEINE L AKAIEN DJ EXEL.PAULY · DIE TOTEN HOSEN · DŸSE · DONOT S · FETTES BROT MOUSE ON MARS · OHRBOOTEN · PASCOW · PATRICE · TURBOSTAAT

KIKIS KLEINER TOURNEESERVICE KK T GmbH WWW.KK TLIVE.DE

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RAP / WU-TANG / RACHEGEIST Storytelling Rap ist nicht tot. Während KanYe und Jay-Z mit holprigen Selbstreflexionen ihren eigenen Ruhm zur Debatte stellen, kommt jemand wie Ghostface Killah aus einem anderen Universum. Bei ihm ist alles »Bulletproof«, vor allem natürlich seine Raps. Zu der atmosphärischen, teilweise von GialloSoundtracks beeinflussten Produktion von Adrian Young erzählt Tony Starks hier eine haarsträubende Horrorstory von Mafiakrieg, in Vinyl gepressten Leichenteilen und Rachegeistern. Das dabei glücklicherweise alles an den großen Wu-Tang Clan erinnert, liegt an dem dynamischen Einsatz der Kollegen Masta Killah, U-God, Inspectah Deck und Capadonna.

Alle Beteiligten laufen zu Hochform auf, haben aber dann doch keinen Bock, die halbe Stunde mehr zu investieren, die es zum Meisterwerk bräuchte. Strictly Business eben. Martin Riemann

GOGOL BORDELLO »PURA VIDA CONSPIRACY« COOP / PIAS / ROUGH TR ADE

MULTI-KULTI / ETHNO-SCHLOCK / FOLK Auf den Straßen fließt der Eiter, der Verkehr kann nicht mehr weiter – die 50er-Jahre der alten Bundesrepublik waren populärmusikalisch geprägt von einem erwachenden Interesse am Fremdländischen: Aufstand in Kuba, ganz Paris träumte von der Liebe, und vor dem Gelsenkirchener Barock hieß es: Gib mir den Wodka, Annuschka! Wie gut Gogol Bordello in jene Zeit gepasst hätten, zeigt »Pura Vida Conspiracy«. Das Album enthält die üblichen Vagabundenlieder, die auf musikalischen Idiomen mit unklarem Migrationshintergrund fußen, denen man mittels einer zur Pose geronnenen Punk-Attitüde sämtliches Sentiment ausgetrieben hat. Der Umgang mit dem folkloristischen Material – leicht nachzuhören auf dem Feger »Malandrino« – besitzt ungefähr die Reflexionstiefe von »Griechischer Wein«, muss aber natürlich ohne die Finesse der Arrangements eines Udo Jürgens’ auskommen. Derlei mag gewiss für einige Beschwingtheit am Stand von »Pizza Mario« auf dem Hurricane sorgen, muss aber aufgrund der Verhohnepipelung des ehrwürdigen ethnischen Inventars aus musikologischer Sicht als wenig satisfaktionsfähig klassifiziert werden. Boris Fust

HJALTALÍN »ENTER 4« SLEEPDRUNK / CARGO

TIEFKÜHL / TRIP / HOP Wie vermeidet man Klischees? Am besten mit Broken Beats. Und Reduktion. Wenn man nämlich aus Island kommt, ohnehin schon sieben ordentliche Bandmitglieder zählt, die überwiegend langhaarig und/oder vollbärtig und schwarz gekleidet sind, sich dazu auch noch ein ganzes Orchester ins Studio holt und alles in allem ziemlich kühle Sounds und Stimmungen produziert, dann tappt man schnell in die SeeEis-Björk-Troll-Sigur-Düsternis-Bear-Falle. Am besten macht man deshalb vielleicht Folgendes: Man fabriziere mit seinem Riesenbesteck überwiegend geradezu minimalistische Stücke, lasse seinen Sänger und vor allem seine Sängerin so viel Soul (!) wie möglich in ihre Gesangslinien legen und Bass und Drumcomputer regelmäßig


MORGEN

gebrochen grooven. Was dabei herauskommt, ist so etwas wie Tiefkühl-TripHop, Morcheeba gefriergetrocknet vielleicht. Im Falle von »Enter 4« auf jeden Fall: überraschend, ein bisschen beliebig, aber auch dramatisch-schön und vor allem ziemlich spannend. Aber bestimmt kein Klischee! Claudius Grigat

JACKSON AND HIS COMPUTERBAND »GLOW« WARP / ROUGH TR ADE

HOT MESS / HEIDENSPASS / COMEBACK »Ich kann nichts zu der Platte sagen. Ich habe nur die Teile drin gelassen, die zustande kamen, wenn ich den Überblick verlor«, sagt Jackson Fourgeaud über »Glow«. Dem Rezensenten geht es ähnlich: »Glow« ist ein einziges Durcheinander von Synthieklängen, 4/4- und HipHopBeats, Rockstrukturen und Popideen. Zudem wirkt vieles halbfertig und unterproduziert, teils an der Grenze zum Kitsch, teils unzugänglich – doch verdammt noch mal, die Platte ist ein

Heidenspaß! Wie bei seinen musikalischen und lokalen Pariser Nachbarn Ed Banger ist es die große Stärke von Jackson, alles auf einmal und viel zu viel zeitgleich zu machen. Und so atmet »Glow« eine fantastische Mischung aus Anarchie und Genie, die fast jedes Stück hörenswert macht. Ein Synthpop-Lied über G.I. Jane? Eine Noise-Orgie? Ambient-Bombast mit Klavierbegleitung? Egal, immer her damit. Jackson nimmt sich selbst nicht wichtig und legt einfach los. Wo war dieser Mann nur die letzten acht Jahre seit seinem Debüt »Smash«? Thank god he is back. Henje Richter

KISSAWAY TRAIL »BREACH«

089

gelobten Zweitwerk war Ende 2010 erst mal Schluss mit Touren und Weiterentwicklung. Auf Eis gelegt, nennt man so was. Mit »Breach« folgt nun die Schneeschmelze. Mittlerweile auf ein Trio geschrumpft, zeigt die Band aus Odense über zwölf Songs, dass die schlimmen Jahre endgültig vorbei sind. Stücke wie die Single »Norrebro« leben von eingängigen Melodien, Synthesizer-Flächen und der Gemütlichkeit eines sonnigen Vormittags in den Ferien. So ist »Breach« vermutlich nicht das trendigste, hipste oder meistbesprochene Album des Sommers, jedoch ein sehr solides Stück dänischer Shoegazer-Wertarbeit. Für Menschen, die Bands nur ungern nach 140 Zeichen und drei Likes wieder wegsortieren. Bastian Küllenberg

YEP ROC / REDEYE / CARGO

HYPE / VERSENKUNG / WERTARBEIT In schnelllebigen Tagen können drei Jahre eine VERTIGO / UNIVERSAL Ewigkeit bedeuten. Zwar ZYANKALI / MIXTAPE / RAP genügt diese Zeit kaum, Nach dem Bannfluch ist um vom Grund- zum Revor der Krise. Zur Erinnealschüler zu werden, der rung: Beginn ihrer KarriMusikwelt aber reicht sie ere schworen wir den vier aus, um Bands für vergessen oder tot zu erkläsupersmarten Berlinern ren. So geschehen auch im Falle der dänischen ab. Grund: Ihre ProvokaIndie-Combo Kissaway Trail. Nach dem hochtion diene nicht nur dem

K.I.Z »GANZ OBEN«


090

MORGEN

derben Styler-Entertainment, sondern sei – wenn man die textliche Ironie ausblendet – auch flüssiger Eiter auf all die Mühlen der schlechten Nirgendwo wird die WahrMenschen und der damaligen Aggro-Trends. heit mehr zurecht­gebogen Diese Absage an den Diskurs bescherte uns auf als im Musikjournalismus. intro.de ironischerweise (schon wieder Ironie!) Intro übersetzt typische den längsten Diskussionsstrang zum Thema Phrasen ins wirklich ever. Seit der letzten Platte »Urlaub fürs Gehirn« ­Gemeinte. ist unser Boykott off – weil mittlerweile einfach haltlos. Zu offensichtlich ist, auf welcher Seite gesagt die Band steht. Doch aus diesem Eierkuchen kann man sich als Riot-Rap-Act nun auch nicht wirklich was backen. Wie sieht das denn viel eher aus? »Selbst die Gutmenschen-Hirnis der Intro haben’s gediggt, wir sind geliefert!« Tja, entweder Zyankalikapsel oder mit einem sogenannten Mixtape noch mal richtig der Katze in den Schwanz scheißen. Letzteres it is. Lyrics am gemeint Rande des Nervenzusammenbruchs vom Sozialkundelehrer, dazu ein Massenselbstmordcover, Songs wie »Du-hast-auf-deinem-Kokaturndeine-geistig-behinderte-Schwester-geficktMucke« und ein Video über Hartz-IV-Hitler. Der Aufwall an Schockeffekten ist wahrlich groß, der Spaß der Stücke, die unmittelbarer wirken als die letzten Albentracks, ebenfalls. Insofern schießt die pc-Polizei sich nicht mal selbst ins Knie, wenn sie verlautbart: Dieser verbale Sexploitation-Horrorfilm ist so krass und gut wie Ali G in seiner besten Zeit. postulierte »Pleasure To Kill« nachweislich eher Linus Volkmann Schauspielerei zum Schmunzeln. Doch was für eine Pose außer die des Ruhrpott-Dämonenfürsts würde auch sonst zu dieser Urgewalt an Speed’n’Thrash-Metal passen? Linus Volkmann DVD / NUCLEAR BLAST / WARNER

DIE WAHRHEIT #26

»Diesen energetischen Mix aus Folk und Ska kann man sicher auch gut nach drei Bieren auflegen.«

»Diesen hirnverbrannt stumpfen Bierzeltbeziehungsweise SkihüttenIndie kann man vor allem nicht ohne drei Bier ertragen. Minimum, versteht sich!«

MAKTHAVERSKAN »MAKTHAVERSKAN II« POPUP / CARGO

FUCK / GÖTEBORG / LOVE Den Preis für den unaussprechlichsten Bandnamen kann man getrost an Makthaverskan vermachen. Dieses unaussprechliche Wort stammt vom schwedischen Begriff für »Machthaberin« ab, was passt: Die Zügel hält hier eine Frauenstimme in der Hand, die gleich im Opener »Antabus« die Richtung vorgibt: »Fuck you! Fuck you! Fuck you!« Wie auch auf dem Debüt der Göteborger geht es um Liebe, eigentlich durch die Bank unglückliche. Die Texte sind zerrissen und inkohärent, aber dafür herrlich vor Wut triefend, gesungen mit abwechselnd engelsgleicher und furienhaft kraftvoller Stimme. Der Sound dazu klingt so, als wäre im Kinderzimmer eigentlich nur Joy Division und The Cure gehört worden, garniert mit ein paar Shoegaze-Einflüssen. Was ja nicht das Verkehrteste ist. An »Makthaverskan II« stimmt nicht alles, was aber charmant und angenehm unperfekt klingt. Aida Baghernejad

SPEKTAKEL

KREATOR »DYING ALIVE«

GEWALT / THRASH / PRÄZISION Ihr Album »Terrible Certainty« aus den Achtzigern veränderte mein Leben. Kein Scheiß. Diese Gewalt, diese eiskalte Härte, das Keifen und die Geschwindigkeit. Das hatte ich bei The Cure und der Gruppe Wind also immer so schmerzlich vermisst. Seitdem sind, fuck!, 25 Jahre vergangen, aber Kreator ist es gelungen, mit ihren letzten beiden Platten stilistisch an diese Phase anzuknüpfen. Das sage ich nicht fahrlässig, so wie man über seine Lieblingsband verlauten lässt, sie sei heute besser denn je, obwohl man es letztlich selbst nicht glaubt. Nein, die Wucht und den Willen zum Extremen haben Mille und Co. sich bewahrt beziehungsweise zurückerkämpft. Und das Filmmaterial von »Dying Alive« ist fest entschlossen, das zu untermauern. Die Kamera schmeißt sich in den Moshpit oder zuckt am Hals der Gitarre. Eindrucksvoller und intensiver kann man die Power der Band kaum abbilden. Einziger Kritikpunkt, damit es auch nicht nur nach Fanboy klingt: Die zwei aktuellen VideoClips wirken in ihrer dargestellten Bosheit teilweise albern, 2.-Liga-Torture-Porn-Movies. Schließlich ist Mille mittlerweile Veganer – das

ALMUT KLOTZ & REVEREND DABELER »LASS DIE LADY REIN« STA ATSAKT / ROUGH TR ADE

SOUL / CHANSON / ORGELPOP Lass die Lady rein und den Typ dazu, denn er gehört zu ihr. Almut Klotz und Christian Dabeler klopfen mit ihrem zweiten gemeinsamen Album beim Türsteher. Ihren Soul verstecken sie zwischen abwechslungsreichem Pop und berührendem Chanson – und klingen dabei herrlich eingespielt. Von komplexen Texten halten sie Abstand, unaufdringlich und voller Soul wird hier Zwischenmenschliches thematisiert. Wie großartig und simpel klingt zum Beispiel die Daliah-Lavi-Coverversion »Oh, wann kommst du?«. Zwei Konstanten geben dem Album einen Rahmen: Almuts Stimme, die natürlich immer noch an gute Lassie-SingersZeiten erinnert und trotz ihrer mittlerweile 50 Jahre jugendlich und naiv wirkt, und der warme Orgelsound des Reverend. Lass die Lady also rein und lass sie nie wieder gehen. Michael Gwiozdzik

MÄUSE »DAS JUDASEVANGELIUM« VIENNA WILDSTYLE / ANGELIK A KÖHLERMANN / ROUGH TR ADE

HUMOR / GARAGEN-POSTROCK / THEKE Die besten Alben sind jene, die einen umgehend verwirren. »Das Judasevangelium« erfüllt diese Prämisse, denn mit Indie-schrammeligem Garagenrock und postpunkiger Monotonie hatte bei den Mäusen nun wirklich niemand gerechnet. Obwohl doch die Unberechenbarkeit eine der großen Konstanten im Werk des Wahl-Wieners Tex Rubinowitz ist, der zwischen Kunst, Schreiben, Thekenterror, Fernsehmachen und Songs-Komponieren zuletzt auch noch so viel Zeit in das humorvolle Bespielen der Social-Media-Welt investierte. So viel Zeit,


HAIM

DEBUT ALBUM

DAYS ARE GONE OUT 27 SEPT.


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MORGEN

dass man sich zu fragen begann, ob hier jemand die verlorene Zeit von Marcel Proust gefunden und für sich beansprucht hat. Das Album, dessen Titel an die ebenfalls auffällig benannten Werke »John Lennon beim Betreten einer Bar in New York«, »Teen Riot Günther Strackture« und »Made in Japan« anschließt, gibt sich provokant diskursiv: Es thematisiert die Geschichte von Judas Ischariot, der Jesus laut Neuem Testament für ein paar Taler an die Römer verscherbelt hat. Im Gegensatz zu den anderen Evangelien (Johannes, Matthäus, Markus und Lukas) aber sieht das Judasevangelium die Rolle seiner Titelfigur ganz anders: Es transportiert ihn als engen Vertrauten Jesu, der diesem durch den vereinbarten Verrat erst ermöglicht, seine Mission zu erfüllen. Warum Rubinowitz diesen aufgeladenen Titel für das erste Mäuse-Album seit 1997 – zu Letzterem war die Band, merklich beeinflusst vom elektronischen Zeitgeist, damals mit den Goldenen Zitronen getourt – gewählt hat, lässt Platz für Spekulationen. Die einfachste und immer gültige: Sichte alle Quellen, bevor du eine Meinung hast. Rubinowitz hat auf »Das Judasevangelium« passenderweise derer zwölf versammelt, gespeist mit Soundverweisen auf Neil Young und Einstürzende Neubauten, auf Krautrock und die kratzige Seite der Neuen Deutschen Welle / Hamburger Schule. In den Momenten, wo er das Tempo herauszunehmen weiß, also den rumpelnden Punkrock-Approach ausbremst und sich so das Feld der Einflüsse überschaubarer gestaltet, erinnern die Mäuse ein bisschen an Workshop, das KrautrockWeirdo-Disco-Außenseiter-Folk-Projekt des Kölner Künstlers Kai Althoff. Stop the press: Höre gerade, dass es vor zwei Jahren eine Comeback-EP der Mäuse gab, die auch schon so angeschrammelt klang. Na, dann macht die ganze Einleitung ja mal wieder gar keinen Sinn. Bäh. Und jetzt weiterdrucken. Thomas Venker

NILS PETTER MOLVAER + MORITZ VON OSWALD »1/1« EMARCY / UNIVERSAL / VÖ 04.10.13

ECHTZEIT / JAZZ / KLANGRAUM Nur zwei Monate, nachdem mit »Borderline« seine historisch bedeutsame Zusammenarbeit mit dem Detroiter Technoproduzenten Juan Atkins erschienen ist, legt das Techno-Urgestein Moritz von Oswald erneut das Artefakt einer Kooperation vor. Gemeinsam mit dem norwegischen Trompeter Nils Petter Molvaer gleitet der Berliner durch einen behutsam ausdefinierten Klangraum. Die elektronischen Komponenten sind darin zurückhaltend angelegt und geben der Trompete die ideale Grundierungsfläche. Diese wurde wiederum so aufgenommen, dass die Grenzen des Raumes

jederzeit spürbar sind – und sich eben nicht der Sound in der Endlosigkeit des Dubs verflüchtigen kann. Man spürt die Klangwände um sich herum, fühlt sich dank der fließenden Form der Musik, die mehr Assoziationen an den Orient als an den Norden weckt, interessanterweise aber nie eingeengt. Dem Album wohnt vielmehr die faszinierende Möglichkeit einer absoluten Freiheit inne, maßgeblich zustande gekommen durch den Aufnahmeprozess in Echtzeit. »1/1« eben. Thomas Venker

MÚM »SMILEWOUND« MORR / INDIGO / VÖ 06.09.13

WIDERSPRUCH / WUNDE / WHISTLE Kein zweiter Autor hat das Entsetzliche am Lachen so pointiert aufgespießt wie Elias Canetti. Den Ursprung des Grinsens sieht er in der »Freude an einer Beute oder Speise, die einem als sicher erscheint«. Wie zwiespältig die kleine Schwester des Lachens – das Lächeln – sein kann, besingt das isländische Kollektiv Múm auf seinem mittlerweile sechsten Album »Smilewound«. Das Cover zeigt passend dazu einzelne Zähne, die in Smiley-Form erstrahlen, durch ihre Skelettierung aber zugleich raubtierhaft und bedrohlich wirken. Widersprüchliches aneinanderzureihen war schon immer die große Stärke der Isländer. Und für den letzten Track »Whistle« konnten Múm als Gastsängerin die erstaunlich wandelbare Kylie Minogue – bekanntermaßen stets für ungewöhnliche Kollaborationen zugänglich – gewinnen. Múm holen mit diesem Konzeptalbum alles aus der menschlichen Atemöffnung heraus, was diese ausspuckt: Grinsen, Gemeinheiten und auch den Genuss. Kerstin Kratochwill

THE NATIONAL JAZZ TRIO OF SCOTLAND »STANDARDS VOL. II« K AR AOKE K ALK / MORR / INDIGO / VÖ 06.09.13

2012 aufhorchen. »Standards Vol. II« wird sie nicht weniger verzücken und eignet sich besonders für diejenigen, denen das Genre durch seine Konventionalität so langsam auf den Geist geht. »Standards Vol. II« ist bewusst untertourig gehalten und verabschiedet sich fast komplett vom Jazz. Was bleibt, sind Wells’ versiertes Klavierspiel und eine Truhe voller Samples und Loops, die er sparsam einzusetzen weiß. Und wo seine Jazz-Kollegen vermutlich versierte Sänger für die Vocal-Performance engagieren würden, begnügt sich Wells mit »stimmlichen Laien«, die dem vielstimmigen Ganzen ein gewisses Maß an Ehrlichkeit und Fragilität abverlangen. Holger Wendt

OKKERVIL RIVER »THE SILVER GYMNASIUM« ATO / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE / VÖ 03.09.13

SCHÖNKLANG / TRADITION / FOLK In puncto Popularität befinden sich Okkervil River aus Austin auch mit ihrem siebten Album »The Silver Gymnasium« noch mit ziemlicher Sicherheit auf dem aufsteigenden Ast. Schließlich haben sie es mit jeder der drei vorangegangenen Platten ein Stück höher in die US-Albumcharts geschafft. Ob man das von Will Sheffs Big Band auch künstlerisch behaupten kann, ist zumindest zweifelhaft. Zweifelsfrei ist, dass die Band ihren Stil mittlerweile gefunden und um alle verschrobenen Kanten bereinigt hat. Okkervil River spielen einen Folkrock, der sich bemüht, so hitzig wie Arcade Fire oder so bedeutungsschwanger wie Bruce Springsteen zu klingen – tatsächlich kriegt die Band aber zu oft nur noch Stangenware hin. Musikalität und Songwriting sind unumstritten, allerdings klingen die Stücke zu einförmig, als dass innerhalb der knapp 50 Minuten nicht doch hin und wieder Langeweile aufkäme. Zu selten steigern sich Okkervil River zu einer schwülstigen Ekstase wie in »Walking Without Frankie«, zu oft klingt das einfach nur schön gespielt, ohne die zündende Albumidee. Gerade in der Schaffensphase Mitte des letzten Jahrzehnts gab es Alben wie »Black Sheep Boy« oder »The Stage Names«, auf denen man dieser zweifellos guten Band lieber zuhörte. Christian Steinbrink

UNTERTOURIG / FRAGIL / VIELSTIMMIG Welcher PR-Mensch hat sich das bloß ausgedacht: ein Trio, das kein Trio ist? Jazz-Standards, die keine sind, und ein Multiinstrumentalist, der Entspannung vertont. Der schotti- SUPPOW / GROOVE ATTACK sche Multiinstrumentalist Bill Wells tingelt als KUSCHLIG / FEELGOOD / ROUTINE Jazz-Chamäleon durch wechselnde BesetzunPatrice hat vor 13 Jahgen und Genres. Sein Output ist hochfrequent. ren mit seinem DebütUnter drei Alben im Jahr macht er’s eigentlich album »Ancient Spirit« gar nicht mehr. Eines dieser Projekte ist The den Grundstein für eine National Jazz Trio Of Scotland. Dessen Debüt Karriere gelegt, die uns – ein völlig verspulter Weihnachts-Sampler in und ihm dieser Tage sein Nouvelle-Vague-Manier – ließ die Jazz-Szene sechstes Soloalbum be-

PATRICE »THE RISING OF THE SON«



schert. Mittlerweile hat der gebürtige Kerpener so ziemlich alles ausprobiert, was zwischen Dub, Roots-Reggae und Singer/Songwritertum möglich ist. Inhaltlich bewegt er sich seit jeher zwischen kuschliger Sozialkritik, zwischenmenschlichem Allerlei, und hier und da gab es auch ein biografisches Moment. Auf seiner neuen Platte bleibt er dieser Formel treu, und soundästhetisch wagt er sich nur dreimal aus der Deckung. Dabei beginnt die Platte richtig stark: Auf »Alive« mit Busy Signal poltert Patrice angenehm bassig-modern los, und auch der Auto-Tune-Einsatz stört nicht. Im Gegenteil. Leider ebbt die anfängliche Innovationsfreude schnell ab. Patrice macht, was er auf den letzten Alben schon gemacht hat: Er packt die Gitarre aus, hier und da dürfen ein paar Strings für die passende Wohlfühl-Atmosphäre sorgen. Nur Ecken und Kanten gibt es nicht. Mit »God Bless You La La La« und vor allem mit dem roughen »1 In 7« wagt er dann noch mal Ausbrüche aus den bekannten Klanggebieten. Die restlichen Songs klingen wie schon mal gehört. Seine Fans wird Gutmensch-Patrice mit dieser LP sicher zufriedenstellen – wer etwas Anderes, Neues hören will, sollte sich eher anderen Dingen zuwenden. Julian Gupta

POWER TRIP »MANIFEST DECIMATION« SOUTHERN / SOULFOOD

MOSH / THRASH / BANG Als mir via Social Media aus der Intro-Redaktion die Frage zugestellt wird: »Ey, magst du eigentlich Metal?«, kläre ich auf: »Ich HASSE Metal!«, und halte das Gespräch für beendet. Bis ich kurz darauf mit »Manifest Decimation« offenbar völlig zermürbt werden soll. Mit Songtiteln wie »Conditioned To Death« und »Murderer’s Row« machen Power Trip aus Texas definitiv klar, dass sie sich nicht anschicken, die nächsten The Smiths zu werden. Aber das ist eigentlich auch ganz gut so. Ein Morrissey reicht ja im Prinzip. Power Trip hingegen schielen gewitzt in Richtung früher Metal-Core – Marke Leeway und Nuclear Assault –, als dieses Genre noch von langhaarigen Schulabbrechern bespielt wurde und nicht von geschminkten College-Kids. Man bekommt hier fast das Gefühl, die letzten 20 Jahre Musikgeschichte hätten nicht stattgefunden. Außerdem hat der Gitarrist ein Cro-Mags-Shirt an, was prinzipiell schon geil ist. Manchmal mag ich Metal scheinbar doch. Verdammt. David Schumann

PHILIPP POISEL »PROJEKT SEEROSENTEICH« DVD / GRÖNLAND / ROUGH TR ADE

TABALUGA / INTIM / SCHOOLBOY

Philipp Poisel tat sehr gut daran, seinem DurchbruchAlbum »Bis nach Toulouse« nicht unmittelbar ein neues hinterherzuschalten. Emotionen gehen eben nicht am Fließband. Aber ganz ohne Öl ins Feuer geht es dann auch beim dreamy Twentysomething-Schulboy Poisel nicht. Und so erschien 2012 bereits das Live-Album »Projekt Seerosenteich«, und jetzt, ja, jetzt ist die DVD-Variante dessen dran. Live kommt dabei der – mit Verlaub – S-Fehler des unglaublich intensiven Künstlers viel stärker rüber als auf jedem Studioalbum. Das wiederum erzeugt nichts anderes als Intimität und Nähe – zwei unverrückbare Aspekte, auf denen sich die Faszination Poisels gründet. Diese Unmittelbarkeit von Musiker und Event machen aus der DVD dann auch ein lohnenswertes Unterfangen. Manches mag schon an der Grenze zu »Tabaluga« und ähnlichem Kindertheater sein, aber die Pappkulisse, das naive Pathos, der kindliche, ja, heilige Ernst sind einfach so unverstellt, dass man doch nur gerührt sein kann. Die Eltern Poisel müssen platzen vor Stolz. Und wir sehen das alles mit Vergnügen. Linus Volkmann

ROBERT POLLARD »HONEY LOCUST HONKY TONK« FIRE / CARGO

UNFRISIERT / INDIE / BÜRGERMEISTER Es gibt ein paar Stellen auf dem neuen Soloalbum von Guided-By-Voices-Mastermind Robert Pollard, da klingt er stimmlich haargenau wie David Gedge: leidenschaftlich beiläufig und leicht daneben. Und irgendwie passt das ja auch. Achtung, steile These: GBV waren schon immer die amerikanische Variante von The Wedding Present: ein unfrisierter Frontmann, der früher die Bandmitglieder wechselte wie die Baumwollsocken, genreprägend und schon immer dabei – und so was von Indie-konservativ ...! Im Falle von Robert Pollard wird das »immer so weiter« untermauert durch einen wahnwitzigen Output: In dem einen Jahr, seit der Bürgermeister von Dayton den Juli 2012 als »Guided By Voices Month« ausgerufen hat, gab es allein zwei GBV- und zwei Soloalben. Der Mann, der nach eigenen Angaben über 4000 Songs geschrieben hat (mehr als 1600 sind zumindest auf seinen Namen bei den Rechteverwertern vom BMI registriert), packt einfach genau eine Idee in einen Song. Solange die aber so gut sind wie die Mehrzahl der 17 neuen wieder, kann er ruhig immer weitermachen. Claudius Grigat


MORGEN

095

HELGE SCHNEIDER »SOMMER, SONNE, KAKTUS!«

Helge Schneider hat immer recht! Selbst wenn Schlafzimmergeklimper erzeugt. Die Platte er im Unrecht ist! passt hervorragend zu faulen Nachmittagen im Lars Fleischmann Park oder begleitet einen durch Katersonntage WE LOVE MUSIC / UNIVERSAL bei offenem Fenster im Bett. Bleibt zu hoffen, STRAFJAZZ / 00 / SONNENSTICH dass dieses Jahr noch oft die Sonne scheint oder Alles, was Helge Schneistets ein Glas Wein zur Hand ist. der macht, ist unheimlich Anke van de Weyer witzig, so die landläufige DR AG CITY / ROUGH TR ADE Meinung. Die Gruppe der INSOMNIA / SPIELUHR / SONNE »Helge-Hasser« bleibt Ty Segall scheint ein Mann, auch weiterhin vernachder niemals schläft. Wie lässigbar klein. So übersonst hat er es geschafft, CARGO zeugt auch der Neuling von »Uns Helge« mit der seit 2008 über sieben (!) Al- ORTLOS / FINESSEN / HERZSCHLAG bekannten Mischung aus kruden Wortspielen, ben zu veröffentlichen und Woher kommen Slut eigentDada-Scat und »so Jazz halt« – live dann auch in verschiedenen Bands lich? Klar, aus Ingolstadt, Strafjazz genannt. Neben Coverversionen von die unterschiedlichsten und sie vertraten 2005 bei »Mr. Bojangles« (feister als Robbie Williams es Instrumente zu spielen? Nun veröffentlicht Raabs »Bundesvision Song tat), »Somewhere Over The Rainbow« (auch der 26-Jährige ein neues Album mit dem Titel Contest« Bayern. Aber das besser als Marushas Version) und »Love For »Sleeper« (Hallo Ironie!). Lautstärketechnisch ist bloß Geografie. Auf Sale« von Cole Porter gibt es hier unter anderem geht es verhaltener zu, als man es von Segall »Alienation« klingt die Originalmusik aus dem heiß erwarteten Lein- bislang kannte. »Sleeper« ist Cowboymusik, Band einmal mehr vollkommen ortlos, wenn wandspektakel »00 Schneider – Im Wendekreis klingt nach Kornfeldern und sengender Mit- auch ein Nachhall aus dem oberbayrischen der Eidechse«. Doch Helge-Schneider-Filme tagshitze, die Instrumentierung ist angenehm Weilheim-Kosmos um den Notwist-Zirkel sind vor allem nach dem Schauen gut, wenn alle zurückgenommen. Gitarre, Drums, bisschen durchaus noch vernehmbar ist. Ist das negativ? Längen, die beim Ansehen echt nerven können, Pedal Steel Guitar. Dazu singt Segall in einer Nein, keineswegs. Im Gegenteil, Slut spielen mit vergessen sind, und nur noch die skurrilsten Art, die stellenweise an Elliott Smith erinnert. Er ihrem nunmehr achten Full-Length-Album, Szenen übrig bleiben (#Blaulicht). So ist es eben hat das Album samt und sonders in Eigenregie ohne Übertreibung, in derselben Liga wie Ramit dieser Platte! Das ist aber natürlich gewollt aufgenommen, was eine Stimmung irgend- diohead, Placebo und wie sie alle heißen mögen – so wie alles, was der Mülheimer anpackt. wo zwischen CocoRosie ohne Spieluhr und – bloß dass es außerhalb von Zentralkonti-

TY SEGALL »SLEEPER«

SLUT »ALIENATION«

·HINTERLAND·

· H I N T E R L A N D

T O U R

2 0 1 4 ·

06/03 S A A R B R Ü C K E N · E-W E R K 11/03 H A N N OV E R · S W I S S L I FE H A L L 13/03 E R F U R T · S TA DTG A R T E N 14/03 M Ü N C H E N · Z E N I T H 15/03 L E I P Z I G · H AU S AU E N S E E 17/03 F Ü R T H · S TA DT H A L L E 18/03 O F F E N B AC H · S TA DT H A L L E 19/03 S T U T TG A R T · S C H L E Y E R H A L L E 21/03 H A M B U R G · S P O R T H A L L E 22/03 D O R TM U N D · W E S T FA L E N H A L L E 04/04 B E R L I N · M A X-S C H M E L I N G -H A L L E WWW.CASPERXO.COM WWW.FOURMUSIC.COM WWW.KRASSERSTOFF.COM

27. S E P T E M B E R 2013


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MORGEN

nentaleuropa vermutlich wieder kaum einer merken wird. »Alienation« ist ein gewaltiges, ein großes Album. Die Produktion, für die gleich fünf Studiotüftler verantwortlich zeichnen – darunter Tobias Levin –, ist ziemlich ausgefeilt: Der molldunkle Indie-Gitarren-Sound wird immer wieder aufgehellt durch kleine Finessen, elektronische Spielereien, dezente Klangfarbentupfer; die Schwere der Akkorde und Melodien lockert sich durch vertrackte, Breakbeat-artige Rhythmen. Songs wie »Anyone Have A Roadmap?«, »Next Big Thing«, »Deadlock« und »Idiot Dancers« gehören mit zu den besten im gesamten Slut-Oeuvre. Herzschlagfrequenzerhöhend schön! Wohin gehen Slut eigentlich? Frank Schuster

SUPERCHUNK »I HATE MUSIC« MERGE / CARGO

VERLÄSSLICHKEIT / INDIE / VERGNÜGEN In der bereits damals komplizierten Welt der frühen 90er gehörte es zu den einfachen Dingen im Leben, die Musik der Band Superchunk aus North Carolina zu lieben. Denn diese drei hemdsärmligen Männer und die wie ein Gummiball herumspringende Bassistin spielten schnellen, mitreißenden, immer melodiösen Indierock, der einfach cool und fröhlich war und niemanden von diesem Vergnügen ausschloss. Über 20 Jahre später hat sich nichts daran geändert. Auf das 2010er-Comeback »Majesty Shredding« folgt nun mit »I Hate Music« auf dem eigenen Label Merge das tatsächlich zehnte Album. Rauer als der Vorgänger und fast etwas zu gut zum Mitklatschen geeignet – oft (wie beim Opener »Me And You And Jackie Mittoo«) aber auch nur einfach grandios. Selbst wenn die Texte mittlerweile Themen und Gefühle von nicht mehr ganz jungen Menschen behandeln, hat die hohe, gellende Stimme Mac McCaughans nichts von ihrer jugendlichen Energie verloren. Die Band lärmt traumhaft, und immer noch ist es ganz leicht, sie einfach nur zu lieben. Benjamin Walter

THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM »MAMA, ICH BLUTE« DESTINY / BROKEN SILENCE

TRASHY / VORWURFSVOLL / FUCKFACE Kann man sich denn nicht mal für fünf Minuten ablegen? Ja, was zur Hölle ist denn hier passiert? Das sprunghafte Girl-Kollektiv mit Boy-Rockband im Rücken hat die Seiten gewechselt. Hier hat doch das Schlimmste Einzug gehalten, was man im Game abkriegen kann: Gesellschaftskritik! Die Songs über Sex, Woh-

nen und Ähnliches besitzen mitunter einen mäkeligen, ja, teilweise vorwurfsvollen Unterton. Teure Mieten und überhaupt! Er ist nicht mehr loszuwerden, der bad vibe, wie Kaugummi klebt er an den Spaß-Songs – und man vermisst die pure bockstarke Post-Electroclash-Entfesselung, die das Dada-Debüt noch so einzigartig sein ließ. Das erinnert ein wenig an Sido, der sich vom Bürgerschreck zu einem Typen morphte, der in »Mama, mach die Augen auf« moralischer klang als das Familienministerium. Na gut, ganz so daneben zielt »Mama, ich blute« doch nicht. Dennoch brauchen die Songs einige Umläufe, und man vermisst diesen Instant-HitAppeal vom Debüt. Zugriff auf jenen bekommt man nur über kostenpflichtige Umwege: In der Deluxe-Version findet sich nämlich eine Bonus-CD »Hier riecht’s nach Lulu!« oder so. Darauf sind ein- bis zweiminütige Miniaturen, die der beschworenen Unmittelbarkeit wieder erfrischend nahekommen – und Vergleiche zu K.I.Z mit Brüsten statt zu den Sozi-Songs von Sido möglich machen. Die größte Provo bei all der Tic-Tac-Toe’isierung des CrackhurenPhänomens bleibt aber, dass sie für ihr Video zum Kick-off-Oralsex-Song »Klaus« in Schulmädchenröcken durch das Stelenlabyrinth des Holocaust-Mahnmals hopsen. Da fällt einem gar nichts mehr zu ein. Linus Volkmann

TRAVIS »WHERE YOU STAND« RED TELEPHONE BOX / KOBALT / ROUGH TR ADE

MELODIEN / BRITPOP / ABWASCHBAR Nun ist es 14 Jahre her, dass vier junge Schotten mit einem Song ihren Durchbruch hatten, der auch der perfekte Soundtrack für große Teile dieses Frühjahrs und Sommers gewesen wäre: »Why Does It Always Rain On Me«. Mit ihrem Trademarksound des radiotauglichen glitzer-rockigen Brit-Indie wurden Travis in der Folge zu Megasellern und Vorbildern von Bands wie Coldplay. Dann wurde es immer ruhiger um die Band, und zuletzt gönnte man sich eine fünfjährige Pause, in der alle vier ihren Vaterpflichten nachgingen. Beim neuen Album jetzt hat man vieles anders gemacht: Die Songs schreibt Fran Healy nun nicht mehr alleine (mehr Demokratie!), sie sind weniger melancholisch (mehr Optimismus!), und beim Aufnehmen hat man sogar Sachen wie Kraftwerk, Neu! oder auch Prince gehört (mehr Einflüsse!). Allein: Davon ist den Songs kaum etwas anzumerken. Sie scheinen nach wie vor feucht abwaschbar. Allerdings haben sie auch nach wie vor immer wieder eines: wirklich große Melodien. Tunes für Hochzeiten, Beerdigungen und Überlandfahrten. Dafür kann man das Radio doch mal einschalten. Claudius Grigat

JAN ST. WERNER »BLAZE COLOUR BURN« THRILL JOCKEY / INDIGO

MOUSE / SOLO / KNISTERN Einstiegsfrage: Welcher dieser beiden Sätze ist falsch? 1. »Jan St. Werner, das ist der Knuffige von Mouse On Mars.« 2. »›Blaze Colour Burn‹ ist sein erstes Soloalbum unter seinem richtigen Namen.« Die Antwort: der zweite. Denn trotz seines einschlägigen Namensgebers ist »Blaze Colour Burn« alles andere als ein Alleingang – im Gegenteil: Wie schon bei seinen anderen Nebenprojekten hat sich der Mäuserich Mitstreiter gesucht, wenngleich nicht sonderlich prominente. Inmitten des elektronischen Effektsammelsuriums, das Werner aus verschiedenen Soundtracks und Installationen zusammengetragen hat, hört man Menschen reden und einen Chor singen. Es ist ein Field Recording, das auf dem Marktplatz einer italienischen Stadt entstanden ist. Und diese Aufnahmen schmiegen sich schön in ihre Umgebung aus beiläufig verspielten Synthesizer-Miniaturen, die immer leicht unsanft ins Nirgendwo entgleiten. »Blaze Colour Burn« ist Ambientmusik für nicht existierende Orte: detailverliebt formuliert, aber niemals verkrampft ernsthaft. Christian Werthschulte

WOOG RIOTS »FROM LO-FI TO DISCO!« FROM LO-FI TO DISCO! / BROKEN SILENCE

POP / DARMSTADT / FEIERN Den schnittigen Albumtitel hielt ich für ganz normalen Etikettenschwindel, für einen Jutebeutel-Claim. Umso überraschter lässt es mich zurück, dass das Duo Woog Riots jene Ansage tatsächlich wahr gemacht hat. Tja, in Darmstadt ist ein Wort noch ein Wort. Respekt dafür schon mal. Aber vor allem den Schwenk, den die neuen Stücke auf Album beschreiten (A-Seite unterhält neues Material, B-Seite Raritäten), gilt es nicht weniger als zu feiern. These: Bands, die vom Gitarren-Indie kommen, sind die besseren Popper. Genau, wie Tegan And Sara zuletzt mit ihrer Synthie-Platte glänzten, klingen auch die Woog Riots unheimlich beseelt, wenn sie plötzlich Beats statt Rumpeldrums im Rücken haben. Augenzwinkernde, niedliche und hittige Songs, die wirken wie der frühe Adam Green in einer Erasure-Phase. Woog Riots veröffentlichen erstmals auf ihrem eigenen Mini-Label – und dann gleich so eine große Platte. Hallo Jahrescharts! Linus Volkmann


Open World als virtuelles Irrenhaus! Änderungen und Irrtümer vorbehalten.

Games Aktuell

Geiler Titel! Sarazar

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Das größte Saints Row aller Zeiten! Ab sofort im Handel! www.saintsrow.com

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HÖRBUCH SEBASTIAN FITZEK »AMOKSPIEL« WWW.AUDIBLE.DE

NEW ALBUM OUT ON 30.08.2013

DAS NEUE ALBUM AB 30.08.2013 IM HANDEL UND ALS DOWNLOAD THE RISING OF THE SON TOUR IM DEZEMBER 2013! SCHAU WANN PATRICE IN DEINER STADT SPIELT UNTER WWW.PATRICE.NET

www.patrice.net www.facebook.com/patriceofficial

Der darbende Tonträgermarkt setzt dem Hörspiel bekanntlich noch stärker zu als seiner Schwester Hörbuch. Studiozeit, Sprecher- und Regiekosten sind hier um ein Vielfaches höher. Kein Wunder, dass zurzeit vermehrt Premium-Hörspiele, die besonders lang oder aufwendig sind, versuchen, potenzielle Hörer vom Kauf zu überzeugen. »Amokspiel« setzt mit seinen sieben Stunden auf das gleiche Prinzip wie zuletzt »Goldagengarden« (dessen zweiter Teil gerade durch Crowdfunding finanziert wurde): Die quasi in Echtzeit erzählte Geiselnahme in einem Berliner Lokal-Radio wird zu einer erschütternden, mehrere Abende füllenden auditiven Tortur, wie man sie lang nicht mehr zu hören bekam. Durchtriebene Geiselnehmer, Hinrichtungen vor laufendem Mikrofon, Hauptfiguren, die eigentlich nur alleine sein wollen, damit sie sich endlich in Ruhe umbringen können – all das sind nur ein paar Eckpfeiler des hochverdichteten Thrillers von Sebastian Fitzek. Die Produktion spart sich dabei glücklicherweise die übertriebenen akustischen Feuerwerke aus den Soundarchiven Hollywoods, die neu aufgelegte Action-Serien wie »Larry Brent« längst zu einer nervigen Parodie von sich selbst gemacht haben. Story und Sprecher sind hier Star genug. Ungewöhnlich auch der mutige Distributionsweg: Das von Oliver Rohrbecks Lauscherlounge-Team produzierte »Amokspiel« gibt es nur als proprietären Download bei audible zu kaufen. Absolut geiles Hörspiel. Man kann und will es nicht anders sagen. Felix Scharlau

MAX BROOKS »WORLD WAR Z: OPERATION ZOMBIE« R ANDOM HOUSE

Das Erfolgsbuch von dem Sohn von Mel Brooks ist sicher so einiges, aber auf keinen Fall ist es verfilmbar. Nun, Brad Pitt sah das anders, und seine Blockbuster-Adaption wird dem Werk noch mal richtig Aufmerksamkeit verschaffen. Zeugnis davon bereits: diese Hörversion der Originalvorlage. Sie stellt sich tapfer dem Dilemma entgegen, dass es keine wiederkehrenden Figuren gibt, sondern sich um eine vielstimmige Cut-up-Geschichte handelt, die lediglich Augenzeugenberichte des Ausbruchs

einer Zombie-Epidemie aneinanderreiht. Die zwei markigen Organe von David Nathan und Michael Pan (unter anderem die Synchro von Data in »Star Trek – Das nächste Jahrhundert«) können diesen explodierenden Pluralismus natürlich kaum simulieren, machen ihre Sache dennoch gut – und führen konzentriert durch diese Mockumentary des Grauens. Linus Volkmann

JULI ZEH »NULLZEIT« SWR2 / DER AUDIO VERLAG

Vom Feuilleton hatte Juli Zeh für ihren Krimi »Nullzeit« vergangenen Sommer ordentlich einen mitbekommen: Weniger schwurbelig als erwartet, aber ansonsten langatmig, unglaubwürdig und flach, lautete das nahezu einhellige Urteil. Anhand der von der Autorin selbst geschriebenen Hörfassung kann man die Aufregung nun jedoch nicht so richtig nachvollziehen. Im Gegenteil. Es mag an der gerafften Handlung liegen, an den hier schneller gegeneinander geschnittenen, sich zunehmend widersprechenden Erzählperspektiven, an Johann von Bülow, Friederike Kempter und den anderen überzeugend agierenden Sprechern: Als Hörspiel funktioniert die Vierecks-Geschichte, die von einer krankhaft ehrgeizigen Schauspielerin, ihrem Freund, ihrem Tauchlehrer und dessen Freundin erzählt, sehr gut. Zwar fühlt man sich bei der Versuchsanordnung über Macht und Intrige das eine oder andere Mal an berühmtere Vertreter des Genres »Mord vor exotischer Kulisse« erinnert, aber langatmig und flach? Nee, wirklich nicht. Moritz Honert

JOHN SINCLAIR »EWIGE SCHREIE #84« LÜBBE AUDIO

Die Einzelfolgen zwischen den Trilogien. Nicht so episch, aber leichter zugänglich natürlich. Hier in Form eines Jahrhundertumspannenden Gruselkriminalfalls. Stichworte: (Selbst-)Justizirrtum, Rache und Reenactment. Die weibliche Erzählerstimme hat, um die Story zusammenzuhalten, einiges zu tun – und stellt unter Beweis, dass ihre Inthronisierung im Zuge des Autoren-Relaunchs ein großer Gewinn war. Ebenfalls ein guter Sprechercoup ist die Verpflichtung von Douglas Welbat (unter anderem »Macabros«). Schade dagegen, dass die handelsübliche Sinclair-Entourage aktuell so gar nicht mehr on ist. Suko, Jane, Bill und die Mordliga scheinen allesamt in Elternzeit. Die Folge, die mit ihrer Henker-Thematik an »Das Kabinett des Grauens« von Larry Brent erinnert, ist letztlich solide, ohne ganz oben anzusetzen. Linus Volkmann


F Y EM

L A V I T S E

ORT P S T WIF EN S 3 N O INN V W N E E G N I EI STIVAL K U Z S U Ü R’S F E D N O U REIS F E D I V Y TP MIT MDEN TICKE ODER

K A M

Die Video-Community MyVideo und der Auto-Hersteller Suzuki geben Euch die Chance auf tolle Gewinne während des gesamten Festivalsommers 2013. Auf der Aktionsplattform www.myvideo.de/makemyfestival können die User ihre Festival-Bilder hochladen – die Bilder mit den meisten Stimmen gewinnen! 13 Wochen lang bekommen so 10 Gewinner pro Woche ihren Ticketpreis von Suzuki und MyVideo zurückerstattet. Welches Festival es war, spielt dabei keine Rolle. Das schont den FestivalGeldbeutel und macht auch noch Spaß. Unterstützt wird die Aktion von der Rockmusikerin Saint Lu, die als Festivalreporterin auf ausgewählten Festivals zahlreiche Bands und Künstler interviewen wird. Diese Videoblogs werden ebenfalls auf der Aktionswebseite zu sehen sein. Und am Ende der Saison kann jeder Teilnehmer der Aktion dann auch noch einen der drei Swift Sport gewinnen, mit denen Saint Lu auf den Festivals unterwegs war. Ständig informiert über alle laufenden Aktionen und die Ereignisse hinter den Kulissen wird über die FacebookPräsenz www.facebook.com/makemyfestival2013. Viel Glück und vor allem: viel Spaß!

Kraftstoffverbrauch: innerorts 8,4 l/100 km, außerorts 5,2 l/100 km, kombinierter Testzyklus 6,4 l/100 km; CO2-Ausstoß: kombinierter Testzyklus 147 g/km (VO EG 715/2007).


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Mo. 16.09.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Di. 05.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Fr. 08.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Mi. 13.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

special guests: Glasvegas, Pegasus Fr. 22.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

So. 08.12.2013 | Palladium, Köln

support: Thao & The Get Down Stay Down Sa. 28.12.2013 | Lanxess Arena, Köln

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Die vergnügt lakonische Charmeoffensive der Berlinale – pures Kino mit gewitzten Dialogen, knallbunten Farben und verspielten Details! TAGESSPIEGEL

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Berlinale 2013

SILBERNER BÄR BESTE REGIE

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EAT LIGHTS BECOME LIGHTS »HEAVY ELECTRICS« Schon die erste wiederkehrende Synthiefigur hätte die aktuelle Kauz-Platte von MGMT retten können oder hätte sich in jedem Fall bei M83 smooth eingepasst. So wie die Band des Londoners Neil Rudd muss Dreampop klingen. Warum ist das nicht auf dem aktuellen Introtitel? Hier müssen Köpfe rollen!

THE BALLET »I BLAME SOCIETY« Die Gesellschaft ist an allem schuld. Und das Trio The Ballet aus New York setzt wunderschöne Popmusik mit deutlichen Magnetic-Fields-Anleihen dagegen und verhandelt dabei queere Themen. Darf man 2013 noch »Ge- MARCEL FENGLER »FOKUS« heimtipp« schreiben, oder fault eiAtmo, Ambient, Hypnem da die Tastatur ab? no. Marcel Fengler hat die total verkiffte BEACH DAY MDMA-After-Hour »TRIP TRAP ATTACK« für seine Kunst entdeckt. An dem Sommermusik gab’s ja schwammigen Feeling sind schon auch noch! Bei Beach andere gescheitert, aber »Fokus« Day scheint den ganzen macht das wirklich gut. Ohne jeTag die Sonne, es wird nen natürlich zu finden. Ehren­ in Oldtimern zum Strand gebraust, sache. ­Ketaminimal! und abends ist es noch bis tief in die Nacht warm. Dieser 60er-Girlband- FRANKIE & THE HEATSTRINGS Beatpop ist der Hit. Lieblingsband »THE DAYS RUN AWAY« für mindestens einen Tag. Leicht angetrunken kann man dieses AlCHARITY CHILDREN bum nur als Sensation »THE AUTUMN CAME« bezeichnen, normal Naiver und herzens- frustriert und nüchtern eigentlich guter Folk-Pop. Mund- immer noch. Junge Briten spielen harmonika-Kitsch und unter der Regie von Bernard Butheiliger Ernst machen ler (Suede) eine Art von Britpop, aus okayem Songwriting mitun- wie ihn vorher eigentlich nur die ter richtig gute Songs. Denn Kitsch Housemartins oder The Smith hinund Ernst wiegen dann schwerer bekommen haben. als Style und Pose. HARMS »BLINDED« ALELA DIANE Double-Bass-Hass aus »ABOUT FAREWELL« Chicago. Sicherlich inBisschen Geige, bissspiriert von Moshcore chen gezupfte Gitaraus den 90ern (Warzore, bisschen Piano und ne, Ignite), und den Rest besorgen Flöte, kaum rhyth- Black Metal und Intensität. Fünf musgebende Geräte – Alela wagt Stücke Untergang. sich mit einem (Achtung Unwort) Trennungsalbum geschmackvoll HAUST »NO« nackt ins Licht zurück. Zwischen Astreine QuatschmuAimee Man und Midnight Choir. sik von norwegischen Sauschön! Irren aus den obligatorischen Wäldern. Eine DODOS Art Punk’n’Roll mit Black-Metal»CARRIER« Kreischstimme, reichlich schlechDem überraschend ver- ter Laune und guten Slogans. »Spit storbenen Tour-Gitar- in my face, because I can’t do it mysristen Reimer (haupt- elf.« amtlich bei Women) gewidmet. Hübscher Psych-Folk LIGHTNING DUST »FANTASY« Statt mit Dreiecken arzwischen konzentriert und versponnen. Zwischen Hund und Katbeiten Lightning Dust ze auf dem Mischpult. Kann Muim Coverartwork mit sik niedlich sein? Diese hier schon. Quadraten und sind

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MORGEN

auch sonst eine recht interessante Band. Minimalistischer, melancholischer Synthie-Pop mit kühlem weiblichem Gesang mit zwei bis drei guten Ideen pro Song. MERIDIAN BROTHERS »DEVOCIÓN (WORKS 2005-2011)« Weltmusik, Folk-Jukebox, der kolumbianische Buena Vista Social Club? Von allem etwas. Endlich mal etwas tiefer diggen als nur bis zum nächsten Britrock-Revival und zurück. Die grauen Styler des Staubgold-Labels öffnen Ohren und Herzen. MIDDLE CLASS RUT »PICK UP YOUR HEAD« Immer wieder erstaunlich, wie viel Krach zwei Menschen mit Schlagzeug und Gitarre machen können. Dieses Duo aus Kalifornien prügelt sich mit hörba-

rem Vergnügen durch zwölf rotzi- Meckergesang überstrahlen jeglige Rocksongs und bietet eine Ebe- ches Techniker-Argument. ne für Soundfetischisten wie für Freunde herzlicher Stumpfheit. RUE ROYALE »REMEDIES AHEAD« MIGHTY OAKS Süßes US-Pärchen on »JUST ONE DAY EP« the road mit zweistimmigem HarmoniegeWarm hands für die Zugezogenen! Die »Wahlsang – Beats und Bleeps berliner« Mighty Oaks sowie Folk und Indie im Herzen. kommen aus den USA, Mehr braucht es doch einfach nicht, Italien und England und spielen um glücklich zu sein. Außer masmelancholischen wie beschwing- sig Geld, gutes Aussehen und hohen ten Folk, der weniger mit weirder sozialen Status natürlich. Hipness als mit guten Songs und mehrstimmigem Gesang punktet. EZECHIEL PAILHÈS »DIVINE« THE MOUNTAIN GOATS Dieser schlecht rasier»ALL HAIL WEST TEXAS« te Franzose tanzt sonst Diese Wiederveröffentals Part des Duos Nôze lichung von über zehn über deine Club-Stage. Jahre alten verrausch- Solo verschreibt er sich dem Zauten Kassettenrecorder- berdoofwort: Entschleunigung. Aufnahmen aus dem Schlafzimmer Klavier, Kammerpop, Minimalist keineswegs »nur was für Fans«. Hausmusik. Couch listening with Das genial simple Songwriting, die a groove. geschrubbte Akustikgitarre, der

eige für INTRO September 2013

ge-Format: 210 X 95 mm (182 X 83 mm) C 100 nformat: CorelDraw / TIFF (600 dpi) M 0 en: CMYK, => nebenstehende Tabelle t(en): Frutiger 55 Roman Y 0 aggeber: mital-U / Postfach 3428 K 0 CH-6002 Luzern 2 / Schweiz Schöne Zitate Teil III akt: indie-music@mital-u.ch Heute: Pete Doherty bei seinem Babyshambles-Auftritt auf dem Melt! Festival, das wohlgemerkt in aktperson: Bruno Waser Gräfenhainichen, also unweit von Dessau stattfindet. Dennoch kommt man nicht umhin, diesen

»Hello . . Dusseldorf!« Irrtum irgendwie als »standesgemäß« zu empfinden.

THE VYLLIES

1983-1988

101

PHARMAKON »ABANDON« Das Cover mit den nackten Mädchenbeinen und den Mehlwürmern ist so trashing und panne, dass man schon wieder alert ist? Alles um die Ecke gepisster Hipster-Wahnsinn? Nein, eher Psycho-Drone-Musik. Die vertonte depressive Episode eines PostGoths. Platte der 1000 Leichen. Zu krass für dich. REMUTE »THEME TUNES FOR 10 GAMES NEVER MADE« Soundtrack zu einem Film, der nie geschrieben wurde ... Verkitschte Metapher, die nur noch Gähnen oder Missfallen auslöst. Imaginäre Games-Sounds kommen da schon besser. Selbst wenn es dafür zu wenig 16-Bit ist. Eher Minimal-Dance-House, originell und gern bisschen cheesy. OWEN

0»L’AMI DE0 PEUPLE«40 100 Streichel-Folk, der an 100 0Don Lennon 0 (nicht 100 zu 0 100 0 mit John0 verwechseln und Mirac-0 0 0natürlich) 100 le Of 86 gemahnt und das Prinzip des Songwriters noch motiviert erfüllt, statt Abwege darin zu suchen. Rührige Tagebuch-Lyrik der Marke »nice guys finish last«.

REMASTERED

THE VYLLIES sind drei eigenwillige Frauen aus der Westschweiz, welche in den 1980er Jahren mit ihrem aussergewöhnlichen Sound und dessen visueller Umsetzung (mital-U TV @YouTube) für Aufsehen sorgten.

GRAUZONE 1980-1982

Die neu veröffentlichte Doppel-CD THE VYLLIES 19831988 REMASTERED enthält alle Aufnahmen (wie bspw. WHISPERS IN THE SHADOW, AHIA, NOW WE FALL) in Originallänge inklusive der 1984 in Athen produzierten 1. EP. Die beiden CDs sind in einem aufklappbaren 3-fach Digipak, sowie einem umfangreichen 24-seitigen Booklet mit exklusiven Band-Fotos sowie Infos und Songtexte zu den einzelnen Stücken, erhältlich.

www.mital-u.ch/the-vyllies

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M I T TA G E I S E N 1 9 8 2 - 1 9 8 6

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RAUF SPECTRALS »SOB STORY« Sympathischer scheppernder Britpop mit leicht versoffener Stimme zwischen Big Star, Nick Lowe und Galaxie 500. Hat »am Markt« vermutlich überhaupt keine Chance, aber das muss es ja auch nicht.

RUNTER DECEMBER PEARLS »COME HELL OR HIGH WATER« Aus den Trümmern der lupenreinen HCChamps Waterdown erwachsen StonerMoves, Rock-Elemente und eine Stimme, die sich zwischen Bruce Dickinson und Nickelback auszupressen scheint. Könnte es bringen, bringt es aber nicht. Fade-outs und Soli liefern Stoff zum Augenrollen.

SURF CITY »WE KNEW IT WAS NOT GOING TO BE LIKE THIS?« Muss die Musikanlage wieder in Repara- THE DROWNING MEN tur? Nein, Surf City »ALL OF THE UNKNOWN« Die »Indie«-Hinteraus Neuseeland wollen freiwillig so scheppernd und vergrundmusik für den nächsten Handy- oder hallt klingen. Mischung aus 70erVersicherungswerbePsychedelic-Rock und Dreampop. spot, zusammengeramscht aus alASMUS TIETCHENS lem, was vermeintlich cool ist. Feige Opportunistenmusik. Oh, was »SPÄT-EUROPA« Avantgarde, Baby. Die- bin ich wütend! se Wiederveröffentlichung eines Albums DRUMCELL aus dem Jahre 1982 »SLEEP COMPLEX« Drumcell denkt Techist wirres Gedröhne mit überno weiter: Die gerade spannten Tracktiteln wie »SchöBassdrum bleibt zwar, ne Dritte Welt« und faszinierende doch die Freiräume Klangkunst gleichermaßen. Allen Freunden experimenteller deut- drum herum werden mit nervigsscher Musik der 70er und 80er sei tem Soundbrei aus der analogen dies empfohlen, alle anderen sind Snythie-Trickkiste aufgefüllt. Keine Idee, was man zu dieser Musik gewarnt. machen soll. Außer sich am Kopf ASMUS TIETCHENS zu kratzen. »BIOTOP« Und noch mehr Prä- THE ECLECTIC MONIKER Techno, Pseudo-Pop »THE ECLECTIC MONIKER« Bei der hohen Expor– Asmus Tietchens lotrate von tollen Künsttet bis heute im Elektlern aus den Ländern ronischen alle Möglichkeiten aus. Skandinaviens ist naFast zeitlos mutet daher das Re-­ Issue seiner ersten Veröffentlichung türlich auch viel Stangenware daauf Sky Records an. Zugängliche bei. Wie dieser auf hip getrimmAvantgarde. te, völlig egale Pop mit Afrobeats und Calypso-Anleihen, der statt abwechslungsreich und originell WAXAHATCHEE einfach nur beliebig ist. »CERULEAN SALT« Untiefen tun dem friedvollen Folkbuddy dieser A GHOST OF FLARE Tage gut. Beweisstück »KODOU« Latent nerviger PathosA: Katie Crutchfields Platte mit dem anstrengenden Metalcore mit himmlischen Glocken und hölBandnamen. Ihre Country-Einflüslischen Growls. Was bei se und der Female-Wohlklang besitzen immer einen Schatten, eine anderen Acts sehr wohl zusammenUnheilsahnung. Und auch wenn geht, wirkt bei den fünf Japanern die Hölle nicht losbricht, ihre Prä- zerfahren und wie eine Abkürzung senz und Pracht befeuert die Songs. ins Land der Migräne.


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HELLSONGS »THESE ARE EVIL TIMES« Wenn man die Frühphase der schwedischen Original-Metalin-Folk-Umwandler zu schätzen wusste, kann man nicht anders, als jetzt zu konstatieren: Der Gag ist mausetot – und Rammsteins »Engel« als Easy-ListeningGassenhauer nur noch ärgerlich. Musik zum Ausmachen. LEMURA »THE DISTANCE IS SO BIG« Wer hat diese völlig durchkratzende Gitarre aufgenommen? Ein sehr tauber oder sehr armer Produzent? Na, an diesem harmlos quäkigen Indierock kann man nicht wirklich zugrunde gehen. Aber so viel uncoole Coolness und aufgesetzte Interessantheit im letztlich banalen Songwriting erträgt man trotzdem nicht. DAVID LYNCH »THE BIG DREAM« Sorry, es muss mal raus: Was zur Hölle sollte »Mullholland Drive«? Ernsthaft, Ihr vor Ehrfurcht erstarrten Urzeithipster. Wer erträgt diesen nonkausalen Stuss heute noch? Vermutlich dieselben in der Altersarmut-Hochkultur Angekommenen, die sich dieses Album zulegen und denken, diese halbfertigen Unsongs hätten eine Bedeutung außer keiner. MIDNIGHT JUGGERNAUTS »UNCANNY VALLY« Die Midnight Juggernauts aus dem fernen Australien erfinden sich neu als düstere 80er-Synthiepop-Band. RetroWeltraumsounds und Giorgio-Moroder-Gedächtnis-Gedudel können diese blutleere Platte aber auch nicht retten. MURCOF & PHILIPPE PETIT »FIRST CHAPTER« Drei Stücke und 40 Minuten Spielzeit. Klingt interessant, ist es aber nicht. Zwei Typen, die minutenlang auf den gleichen Flächensounds hocken, und dazu singt eine Operntante? Ein Fall für die staatliche Kulturförderung.

PINKUNOIZU »THE DROP« Fans der Band Animal Collective und ähnlicher Künstler verstehen diese Musik vielleicht: Erst gehen die Songs ewig nicht los, dann wird jeder schöne Moment zerhackt, Ödes in die Länge gezogen, und wenn man gerade meint, das Stück gediggt zu haben, ist plötzlich alles doch wieder ganz anders. Betrug am einfachen Hörer! PORCELAIN RAFT »PERMANENT SIGNAL« Geschmackshipster aufgepasst! Ästhetisch nach allen Richtungen hin abgesicherte Musik, mit der ihr echt nix falsch machen könnt. Poppig, bisschen verträumt, ein bisschen »Indie«, handwerklich makellos. Nullmusik, zu der man sich große Gefühle einbilden kann. PRINCE KAY ONE »V.I.P.« Geisterbahn-HipHop, der in den Latin-PopEimer gefallen ist. Flashbacks Richtung Mark Medlock (»Mamacita«) und Dante Thomas (»Miss California«) beschreiben nur ungenügend, wie sehr wir bei diesem »Hit« kotzen mussten. »Ich hab’ viel Geld auf der Bank« – kann man sich kaum vorstellen bei der Mucke. JAN ROTH »L.O.W.« Bewundernswert, wenn man so musikalisch ist wie der hauptberufliche Schlagzeuger Jan Roth. Bei seinen rein instrumentalen Songminiaturen aus Drums, Klavier und elektronischen Geräuschen fehlen dann aber doch die letzten zwingenden Ideen. Schnarchgefahr trotz viel Talent. TELONIUS »INTER FACE« Sehr schöne Platte des Gomma-Mitbetreibers und der einen Hälfte des Duos Munk. Funkig warmer House, klassisch- wie modernster Prägung. Warum dann »Runter« damit? Weil man jedes Mal kotzen muss beim Anblick des Covers – und in der Redaktion sieht man viel Elend im Alltag. Aber das hier, das ist echt zu viel.

BLOOOM AwArd By wArsteiner so viele teilnehmer wie noch nie Wieder hat BLOOOM Award seinen eigenen Teilnehmerrekord gebrochen! Es ist aber nicht nur die Zahl von 1.125 Teilnehmern, die das Kuratorium überwältigt, sondern auch die Herkunft der Einsendungen aus allen Teilen der Welt. Aus 55 Ländern erreichte den BLOOM Award Einsendungen, darunter Philippinen, Puerto Rico, Indonesien, Pakistan oder Korea. Mit dem Ende der Bewerbungsfrist geht der interdisziplinäre Kunstwettbewerb rund um bildende oder darstellende Kunst, Musik, Architektur, Video und Design nun in die nächste Phase. Die hochkarätige Jury, bestehend aus Galeristin und Kunstjournalistin Yasha Young, der Award-Schirmherrin Catherina Cramer, dem Fotografen und Galeristen Oliver Rath, dem Co-Direktor der ART.FAIR Walter Gehlen und dem Künstler Stefan Strumbel, wählt zehn Finalisten, die ihre Werke in einer Sonderausstellung auf der BLOOOM vom 31. Oktober bis zum 3. November in Köln ausstellen werden – für die Künstler das bis dato größte Ereignis in ihrer Karriere. Zudem locken fantastische Preise wie eine einjährige Mentorenbetreuung, Reisen zur Art Basel oder eigene Ausstellungen.


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ANKER / POST-MINIMAL / COLOGNE »Hier entsteht ein super Markt!«, damit agitierte uns Schorsch Kamerun via Goldene Zitronen noch in den Neunzigerjahren. Mittlerweile hat der einstige Kampfbegriff gegen Tante Emma aber völlig seinen Schrecken eingebüßt – und findet sich halb stylish, halb ironisch in einem Kölner Projekt wieder, das unter anderem immer wieder kleine und größere DIY-Manufakturen zusammenbringt und Verkaufsevents organisiert. Zuletzt geschehen im Rahmen der c/o pop im Juni. Dort stand zwischen dem Ameisenhaufen aus Anker-Accessoires, gezeichneten Postkarten und »Liebe deine Stadt«-Kitsch natürlich auch ein DJ-Pult. Die Verstrickung aus handmade und Musik bringt nun die erste EP des SuperMarkts heraus. Vimes, Urban Homes, Coma und andere liefern die Stücke und zeigen, was young Cologne gerade soundmäßig zu bieten hat. Und das ist trotz des ausgelaufenen Minimal-Hypes wirklich einiges. Tolle Sache, tolle Platte. Wer’s verpasst, muss weiter Radio hören und seine Sachen bei Weekday kaufen. Arme Sau! Linus Volkmann

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PIRATIN / NABELSCHAU / QQQUIET Der alte Piraten-Traum ist doch möglich: Ohne großes Label hat es Dota Kehr alias die Kleingeldprinzessin geschafft, 70.000 Tonträger zu verkaufen. Alles per Selbstvermarktung und unermüdliches Touren mit und ohne ihre Band Die Stadtpiraten. Große Plattenfirmen stehen längst Schlange, doch auch ihr nunmehr elftes Album bringt die Berlinerin auf eigenem Label heraus. Mit »Wo soll ich suchen« bleibt sie im ihrem Mix aus deutschem Chanson und Folk-Pop treu, wenn auch diverse Gastmusiker, darunter Streichorchester und Blechbläser, in Arrangement und Sound neue Akzente setzen. Man muss schon Dotas Texte mögen, ihre Sinn suchenden Nabelschauen, ihre Naturlyrik-Verliebtheit, und ein Auge zudrücken, dass diesmal Protest weitgehend fehlt – dann kann man »Wo soll ich suchen« schon sehr, sehr schön finden. Rrriot Girl? Qqquiet Girl! Frank Schuster

LUCIA HODINKA »MANNI MÖGLICHS ENTSPANNTE REGELN FÜR EIN RELAXTES LEBEN« 543BOOKS

ANTI-STRESS / PENNEN / ZEICHNEN Die Kölnerin Lucia Hodinka veröffentlicht hier bereits ihr zweites e-Book. Als Debüt fungierte ein Roman unter dem klangvollen Wortspielnamen »Willküra«. Nun ist alles etwas komplizierter, zumindest braucht es ein paar Zeilen der Erklärung: Manni Möglich ist eine Kunstfigur von Hodinka, die diese schon seit Jahren in Comic-Form durch diverse Abenteuer schubst. (Verwechseln darf man jenen Slacker dabei nicht mit der Nichtkunstfigur Manuel Möglich, dem Typen aus »Wildes Deutschland«.) So, und unser Manni nun »schreibt« einem diese Selfmade-Lebenshilfe-Fibel. Es geht in 27 Thesen gegen Stress und das damit einhergehende Alltagsunglück. Einfache Wahrheiten, sprachwitzig umgesetzt und mit der entwaffnenden Ehrlichkeit Manni Möglichs versehen. Dessen verschmitzt kindliches Gemüt besitzt etwas sehr Überzeugendes. Jedes Kapitel hat auch noch eine Zeichnung bekommen. Kann man gut durchschauen, das alles. Ohne Stress. So soll es ja sein. Untertitel: »Wer will schon gern ein Burnaut sein?« Na, niemand, Manni! Linus Volkmann

SOBOTKA »WHO’S THE KING« SOBOTK A-MUSIC.DE

90ER / ORGEL / PFANDFLASCHEN Sobotka aus Berlin gehen der Frage nach, wie man sich eine Schülerband Mitte dreißig vorzustellen hat. Wenn die täglichen Hausaufgaben als Journalist, Theater-Autor und Werbetexter erledigt sind, greift das Trio zu Gitarre, Schlagzeug und Orgel, um Neunzigerjahre-Musik für die Zehner zu komponieren. Der charakteristische Klang der alten Flohmarkt-Orgel, die an einigen Stellen an Tom Waits erinnern mag, ist dabei der alleinigen Tatsache geschult, dass die Knöpfe für alle anderen Klänge nicht mehr funktionieren. Bisher finanziert sich die Gruppe vor allem über die gelegentliche Rückgabe der im Proberaum gesammelten Pfandflaschen. Doch immerhin: Von allen Sobotka-Konzerten (2) wurden nicht weniger als 50 Prozent (1) durch einen Polizeieinsatz wegen exzessiver Lautstärke jäh beendet. Solange sie noch nicht in Hotelzimmern wohnt, die fachgerecht zerlegt werden können, zieht die Band aus diesem Ereignis ihre gesamte Rockstar-Credibility. Karol Hermann


MORGEN

THE VINYL HEART CLUB

drei kleinen Schweinchen umpusten. Aber von wegen. Die Webseite ist der wahre Hinweis: Fuzzmatazz machen Stoner Rock, als wäre Jena bereits eine Wüste. Ultraerdige Genre-Platte, bei der man das Adrenalin der Beteiligten spürt.

Das Dame/Herr-Duo aus Österreich nahm diese vier Stücke in fünf Stunden im Studio auf. Respekt. Es rumpelt stilsicher, als wäre man in der Gara- TROUBLE ORCHESTRA ge von Billy Childish gegen paar »GRAUPAUSEN« Kartons gefallen. Und wenn Ur- AUDIOLITH / BROKEN SILENCE sula Winterauer singt, erinnert der Audiolith erschöpft sein spröde Noiserock mitunter an SleEngagement nicht im ater-Kinney. eigenen Trademarksound oder in den Big FLEISCHDOLLS Sellern. Nein, die Hamburger sind »SO GEHT ES JEDOCH Plattform für viele Sounds, probieNICHT« ren was, bauen auf. Trouble OrMNT MEDIA chestra kommen aus Hamburg, beNa also, da sind sie gleiten sonst den Rapper Johnny nun doch: Die Elect- Mauser und bieten auf dieser Sinro-Punks, die in der gle einen so noch nicht gehörten Disco Pogo tanzen Crossover aus Sprechgesang, Amund nachts beim YouTube-Kara- bient, Agit-Pop. »Halt dein Mund« oke »Opelgang« anmachen. Die (featuring Torsun von Egotronic) Fleischdolls aus Hamburg überzeu- ist ein Hit. gen allerdings in den gängigen Themenfeldern des Genres eher nicht VERRÜCKTE HUNDE (also Krawall, Staat, Emo), nur um »TORK OF THE TOWN« dann bei einigen Gaga-Songs wirk- WWW.CUTCANNIBALZ.COM lich alles abzuräumen: Das UnsinnCover und Backcover stück »Piratenfriseur« hätte »Le der Vinyl-LP wirken in Frisur« von den Ärzten seinerzeit ihrem Schwarz-Weißalle Ehre gemacht. Fazit der VinylBetonghetto-Shot LP: teilweise mittel, teilweise un- ziemlich prätentiös. Die Tracks schlagbar. kommen dann aber angenehm klischeebefreit und bar jeder ICH, ALEXANDER Tough-Guy-Allüreleien rüber. »DAS GEGENTEIL VON DEM Mehr Midtempo, mehr StorytelWAS DU DENKST EP« ling. Von Rhymes und Technik siK&F / BROKEN SILENCE / FINETUNES cher noch nicht erste Liga – aber Der traurige weiße Respekt gibt’s trotzdem. Mann ist zurück. Privilegiert und traurig. YACHTEN Aber bitte keine ver- »7-INCH« schimmelten Unvorschusslorbee- WWW.MYFAVOURITECHORDS.DE ren, denn Alexander Günther zupft Die hipstermäßige Aufsich durch teils ansprechende, teils machung (geometrisch versponnene Lyrik. Ist das Philipp verspielte Buchstaben, Poisel mit mehr Bartwuchs? Mal Dreiecke und Diamanschauen! ten) leitet in die Irre. Musikalisch gibt’s von den Hamburgern viel JIMMY GLITSCHY eher Post-Emo und Rest-Indie. HerDER EINARMIGE renmagazin und Muff Potter seiKARUSSELLBREMSER en als Referenz genannt und die»JIMMY GLITSCHY se Sings hier ausdrücklich gelobt. DER EINARMIGE KARUSSELLBREMSER« WWW.FUZZMATAZZ.COM

Die Vinyl-Platte und vor allem der Bandname lassen es so derbe vermuten: Die nächsten Energy-Wodka-besudelten Electro-Punks wollen das Haus der

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MORGEN

KINO

THE WORLD’S END Was treibt die Nostalgie-Ultras in »World’s End« um? Retromania? Paranoia? Durst? Lars Fleischmann traf ihre Erfinder, die »Shaun Of The Dead«-Macher Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost.

F

ünfjähriges, Zehnjähriges, Zwanzigjähriges – überall warten die Jubiläen auf uns, und andauernd sollen wir sie begehen. In »World’s End« treffen sich fünf Schulfreunde nach 20 Jahren wieder, um den Pub-Crawl, den sie beim letzten Mal nicht geschafft haben, noch mal in Angriff zu nehmen. Die Golden Mile, die aus zwölf Pubs besteht, soll endlich gemeistert werden. Das möchte zumindest Gary King, der gar nicht mehr so königlich aussieht. Während die anderen Rechtsanwalt, Immobilienmakler, Neuwagenhändler und Architekt wurden, blieb er im Jahre 1990 hängen, zumindest, was Ziele und Lebensweisen angeht. Wahrscheinlich ohne Job und ohne Frau, dafür aber mit einem Outfit, das Robert Smith und Andrew Eldritch heute nicht besser hinbekommen könnten. »Er ist in dieser Zeit gefangen«, sagt Autor und Darsteller Simon Pegg, der in natura nicht so aufgequollen aussieht, wie man ihn in seiner Rolle als Gary ertragen muss. Und so inszeniert Ko-Autor und Regis-

seur Edgar Wright auch die ersten Minuten von »The World’s End«, die die Schulzeit der fünf erzählen: Instagram-Ästhetik durch das Benutzen alter 16-mm-Filmrollen, und der Soundtrack versetzt einen in die Spätachtziger und Frühneunziger – Primal Scream, Housemartins, Kylie Minogue. Es stellt sich früh die Frage, was hier »Nostalgie« bedeutet. »Wenn man zurückschaut, fragt man sich unweigerlich, ob man alles richtig gemacht hat«, meint Nick Frost. Simon Pegg stört sich eher an den paranoiden Ausmaßen, die das annehmen kann: »Haben sich alle anderen verändert oder ich? Und bin ich eigentlich noch ich selbst?« Auf den Punkt bringt es Edgar Wright: »Na klar gibt es die Roboter, aber der wahre Bösewicht ist im Film die Nostalgie.« Stimmt! Roboter! Die haben das Heimatstädtchen Newton Haven unterwandert und warten an jeder Ecke. Das blaue Blut – oder ist es Tinte? – wird »gesplattert«, und ihre Körperteile hängen wie bei Playmobil aneinander. Der Pub-Crawl gerät ins Stocken. Je

länger die Stadt und ihre »Einwohner« gestört werden, desto unruhiger werden sie. Und wo eine so traurige Figur wie Gary King rumläuft, da lässt Ärger nicht lange auf sich warten. »Es hat großen Spaß gemacht, einen Typ zu spielen – und zu schreiben natürlich –, der so sehr nervt wie Gary«, freut sich Simon Pegg. Die anderen kommen nicht raus aus der Nummer – und wollen es auch nicht. Gary ist wie eine »Jugendliebe«, die einen zwar nervt, aber mit der man auf dem nächsten Jubiläum wieder abhängt und sie anhimmelt. Sein RetroWahn – die Absicht, es besser zu machen als 1990 – treibt die Gruppe in den Schlamassel. Das führt zu toll choreografierten Kämpfen – verantwortlich dafür ist Brad Allan aus Jackie Chans Stuntteam – und zu jeder Menge TinteVergießen. Weil alles auch noch als Parabel auf den Kampf aus der Retrofalle funktioniert, lässt »The World’s End« einen schließlich vor Freude glucksen. — »THE WORLD’S END« (GB 2013; R: EDGAR WRIGHT; D: SIMON PEGG, NICK FROST; KINOSTART: 12.09.13)


FEUCHTGEBIETE »Fast Forward«-Queen und Kumpeltyp Charlotte Roche traf mit ihrer literarisch verkleideten Hasstirade gegen die Hygiene vor fünf Jahren den Geschmack von zweieinhalb Millionen Lesern. Jetzt muss man keine klebrigen Seiten mehr umblättern, um in ihre »Feuchtgebiete« (D 2013; Kinostart: 22.08.13) vorzudringen. Der Film bietet ein paar echte Überraschungen: Dank der schlauen Drehbuchadaption und David Wnendts smarter Regie sind 2,5 Millionen Kinozuschauer sicher keine Utopie. Hauptdarstellerin Carla Juri ist eine charismatische Helen, und ihr Filmlover Robin a.k.a. Christoph Letkowski kann wirklich singen. Seine Band Von Eden steuert mit »Land in Sicht« den besten Songtitel in einem Film über Analfissuren bei. Wir sind ganz sicher: Von allen Beteiligten wird man in Zukunft noch einiges mehr hören. Text: Alexander Dahas

New Sounds of Iran

11. – 13. Oktober 2013

Konzept und Design: Mehmet Alatur/ Breeder Design

Hier geht’s zum Video-Interview mit Charlotte Roche.

Ein Musikfestival mit Mohammad Reza Mortazavi, Ajam, Pedram Derakhshani, Mamak Khadem, Shanbehzadeh Ensemble, Shahrokh Moshkin Ghalam & Barbad Project und den Bands Nioosh und Pallett

Kölner Philharmonie, Stadtgarten und Filmforum Infos/Tickets 0221 280 280 koelner-philharmonie.de Gefördert durch

KölnMusik gemeinsam mit DIWAN e. V., Akademie der Künste der Welt und Elbphilharmonie Konzerte Hamburg


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MORGEN

COLOGNE CONFERENCE In den heißen Tagen dieses Augusts ist man umso glücklicher über jedes Ereignis, das einen kühlen Schatten vorauswirft. Da haben wir was: In Köln findet vom 29. September bis zum 4. Oktober bereits zum 23. Mal ein Festival statt, das die Fernseh- und Kinokultur vortrefflich miteinander verknüpft – und ein immer breiteres Publikum zusammenführt, das die steigende Qualität von Fernsehproduktionen zu schätzen weiß. Das Film- und Fernsehfestival Cologne Conference wird wieder exklusive SerienScreenings, eine Kultnacht, eine Retrospektive und vieles mehr im Angebot haben. Besonders attraktiv sind immer wieder die Gäste. Unvergessen, als mit Jon Hamm und Elisabeth Moss die Stars aus »Mad Men« durch Köln spazierten. So viel ist schon klar: Der wahre Glamour, das wissen die Organisatoren der Cologne Conference schon längst, wird heute abseits von Hollywood versprüht. Text: Paula Fuchs Szene aus »Scenes Of The Suburbs« von Spike Jonze

Brio Films

Romain Duris

Audrey Tautou

UND

— DETAILS ZUM PROGRAMM: WWW.COLOGNE-CONFERENCE.DE

StudioCanal PRÄSENTIEREN

GAD ELMALEH

Omar Sy

Aïssa Maïga

Charlotte Le bon

UNBESCHREIBLICH SCHÖN! LE PARISIEN

EIN film VON

Michel Gondry

AB 3. OKTOBER IM KINO /ARTHAUS www.derschaumdertage.de

NACH DEM roman VON

Boris Vian


MORGEN

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ROOM 237 Rodney Ascher versucht Stanley Kubricks Meisterwerk »The Shining« zu entschlüsseln. Eine schwer unterhaltsame Studie über Obsession und Wahnsinn.

S

tanley Kubricks Filme bieten Interpretationen ideale Projektionsflächen. Seit er sich in den Sechzigern vom System Hollywood abgenabelt hatte, wurde sein Werk zunehmend enigmatischer. Seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte dies mit der Adaption von Arthur C. Clarkes »2001«. Und mit »A Clockwork Orange« verfeinerte er seine Art eigenwilliger Romanadaptionen. Als 1980 »The Shining« erschien, legte sich Kubrick mit einer der größten Ikonen der damaligen Popkultur an: Stephen King hasste die Version des Regisseurs. Vielleicht war es aber auch einfach eitles

Gebaren angesichts der Tatsache, dass Kubrick sich nicht sklavisch an die Vorlage gehalten und ein ihr ebenbürtiges, ganz eigenes Meisterwerk geschaffen hatte. Über die Jahre hinweg hat sich der damals kontrovers diskutierte Horror zu einem Prototypen des Genres entwickelt. Auf unzähligen Websites versuchen Filmfreaks bis heute die vermeintlichen versteckten Botschaften zu dechiffrieren. Kubrick war ein Perfektionist, der scheinbar nichts dem Zufall überließ. Er liebte das Spiel mit visueller Information, eine Leidenschaft, die seine Jünger schier in den Wahn-

sinn treibt. Der US-Dokumentarfilmer Rodney Ascher lässt die cinephilen Spinner zu Wort kommen, verzichtet auf eigene Kommentare und räumt seinen Protagonisten anderthalb Stunden Film ein, um dem Betrachter ihre Theorien zu präsentieren. Kongenial aus Kubrick-Filmszenen zusammengeschnitten. So analysieren die fünf Sprecher »The Shining« Bild für Bild, ziehen externe Quellen und die Filmografie des Meisters hinzu. Für den einen ist »The Shining« eine filmische Auseinandersetzung mit dem Holocaust – immerhin stehe hier eine Schreibmaschine

der Marke »Adler« im Mittelpunkt und all das Blut und die gepackten Koffer –, für einen anderen ist es die Abrechnung der Indianer mit dem weißen Kolonialisten Jack Torrence. Der nächste sieht Hinweise auf Kubricks angebliche Inszenierung der Apollo-Mondlandung. Für den distanzierten Betrachter ein großer Spaß, für Gleichgesinnte ein einziges Nerdfest. Kinobegeisterte finden hier eine Hommage an einen Ausnahmeregisseur und viel Leidenschaft fürs bewegte Bild. Lars Tunçay — »ROOM 237« (USA 2012; R: RODNEY ASCHER; KINOSTART 19.09.13)

AB 30.08.2013 AU F D V D U N D B L U - R AY!

www.splendidfilm.de


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MORGEN

NEU AUF BLU-RAY &

DVD STOKER Brillanter Thriller von Park Chan-wook (»Oldboy«) mit einem Cast zum Verlieben (Mia Wasikowska, Nicole Kidman, Matthew Goode) – und Onkel Charlies düsterem Geheimnis.

SPRING BREAKERS »Spring Breakers« macht klar, wie Erwachsene sich die Jugend vorstellen. Und wie man einen Kinosaal voller Teenager mit Bildern von Partyexzessen zum Schweigen bringen kann.

H

armony Korines »Spring Breakers« ist eine »Girls Gone Wild«-Geschichte gone wild. Vier junge Frauen haben ihre öde Kleinstadt satt und wollen unbedingt nach Florida zum rituellen Spring-Break-Besäufnis. Sie überfallen einen Fast-Food-Laden, um das Reisegeld zusammenzubekommen – und haben in Florida die Zeit ihres Lebens. Nur Faith (Selena Gomez) hat irgendwann genug und fährt zurück zu ihrer Christenfamilie. Die anderen werden bei einer Drogenrazzia verhaftet. Vor Gericht treffen sie auf Angel, der im Nebenjob als Rapper die Teenager am Pool unterhält und sie im Hauptjob mit Drogen versorgt. Er bezahlt die Kaution der jungen Frauen, und die geben danach seine Leibwächter – bewaffnet mit pinken Balaclavas und Maschinengewehren. »Spring Breakers« endet mit einem Shoot-out in der Villa eines anderen Drogendealers. Aber nicht der Plot samt seiner für ein breites Publikum eher verwaschenen Erzählung feministischer Ermächtigung macht »Spring Breakers« zu einem besonderen Film, sondern seine Bilder. In langen Fahrten gleitet die Kamera

über makellose Körper in knappen Bikinis – ein Blick, der sieht, was alle Spring-Break-Touristen sehen wollen. Aber Regisseur Harmony Korine zeigt den Exzess des Spring Breaks in Zeitlupe und arrangiert ihn in Loops, die nicht nur das Besäufnis am Strand, sondern auch die Anrufe im Elternhaus wie die leeren Rituale erscheinen lassen, die sie in Wirklichkeit sind. Und dennoch nimmt er sie ernst. Korine ist vom Spring Break fasziniert, weiß aber, dass er nicht dazugehören kann. Dazu passt das Casting. Alle Schauspieler spielen gegen ihr Image an: James Franco gibt nicht den wuschelig-verkifften Denker, sondern den hyperprolligen Drogenboss Alien, der auf einem weißen Flügel Britney Spears covert. Und die Disneystars Selena Gomez, Vanessa Hudgens und Ashley Benson verabschieden sich zum Soundtrack von Skrillex, Ellie Goulding und Co. von ihrem Image als brave Mädchen. »Spring Breakers« bricht mit Erwartungen, weil er nicht die Illusion des Kinos aufgibt. Christian Werthschulte — »SPRING BREAKERS« (USA 2012; R: HARMONY KORINE; D: SELENA GOMEZ, RACHEL KORINE; UNIVERSUM)

CONVOY Kris Kristofferson und Ali MacGraw in Sam Peckinpahs RoadmovieKlassiker. Der tonnenschwere Marsch auf Washington, auf den sich die Trucker-Kolonne begibt, riecht in HD authentisch nach Auspuff und Gummi. DETACHMENT Adrian Brody und Marcia Gay Harden spielen die tragenden Rollen in Tony Kayes Schuldrama, in dem der Begriff Bildung noch mal anders definiert wird als in den feuilletonistischen Bildungsdebatten. Polarisiert! FAHRENHEIT 451 Auf der Grundlage von Ray Bradburys Klassiker der Science-FictionLiteratur schuf François Truffaut kongenial einen Klassiker der Filmgeschichte. Burner! STAR TREK INTO DARKNESS J.J. Abrams hat das Unmögliche geschafft: In den Möglichkeitswelten Hollywoods hauchte er der verblassten Marke »Star Trek« ganz neues Leben ein und wird mit dem Sequel zum Reboot sogar noch blockbustiger. WORLD INVASION: BATTLE LOS ANGELES Los Angeles als Hort des Widerstands gegen eine außerirdische Invasion. So eine Geschichte kann nur in Hollywood ausgedacht werden. Hauptsache, in der Hölle gibt es Popcorn! Texte: Paula Fuchs


MORGEN beste 0111 „Adrien Brodys Darstellung seit DER PIANIST.“ THE HOLLYWOOD REPORTER

THE ICEMAN

VON DEN PRODUZENTEN VON

Regisseur Ariel Vromen erzählt die wahre Geschichte des vielseitigen Serienkillers Richie Kuklinski, der zwischen 100 und 250 Menschen getötet haben soll.

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ach seiner Verhaftung 1986 verbrachte Richie Kuklinski die letzten 20 Jahre seines Lebens im Knast, wo er redselig Auskunft über sein Wirken als gut funktionierender Serienmörder erteilte, der Opferzahlen im dreistelligen Bereich verbuchte. Ariel Vromens »The Iceman« stützt sich auf eine Roman-Biografie und eine FernsehDoku über Kuklinski. Der stilsichere Spielfilm ist von abgedunkelt bräunlichen Bildern und dezentem Period-Design geprägt. Die Mode der 60er und 70er wird unaufdringlich, aber detailbewusst nachgestellt, mit besonderem Augenmerk auf über die Jahre sich wandelnde Bart-Variationen in Mobstergesichtern. Doch statt ironietriefender Gewaltexzesse oder pseudorealistischer Exploitation zeigt Vromen eine trockene Bestandsaufnahme ohne viel Brimbo-

rium oder Psychologisierung. Eine Rückblende auf Kuklinskis Kindheit weist auf regelmäßige Misshandlungen hin, ansonsten gibt’s keine großen Erklärungsversuche, wie das Monster entstand, dem wir zuschauen. Nach ersten Broterwerbserfahrungen in der PornofilmRaubkopien-Branche findet der fürsorgliche Familienvater aus New Jersey seine wahre Berufung in einer steilen Auftragskiller-Karriere bei der Mafia. Der notorische Ray Liotta glänzt als Kuklinskis »Vorgesetzter« Roy DeMeo. Und Winona Ryder als nichts ahnende (und zunehmend nichts ahnen wollende) Ehefrau und Mutter in der Vorstadtidylle. Gespielt wird der Profikiller von Michael Shannon, der bereits anderswo, etwa in »Boardwalk Empire«, gekonnt den Soziopathen mimte. Im üblicherweise regungslosen Gesicht zuckt es zuweilen vielsagend. Etwa nach einer unbedeutenden Beleidigung von irgendwem, den Kuklinski dann unweigerlich umbringt. Er schneidet Kehlen auf wie andere Leute Pappkartons. Als Mordhandwerker ist er so vielseitig, dass die Polizei die Opfer nicht mit einem einzigen Täter in Verbindung bringt: erschießen, erstechen, erschlagen, in die Luft sprengen, vergiften ... Zudem friert er – neben seiner immensen Kaltblütigkeit der zweite Grund für den Spitznamen »Iceman« – Leichen vor der »Entsorgung« eine Weile ein, um den Todeszeitpunkt zu verschleiern. Friedhelm Krieg

THE HURT LOCKER UND DEM REGISSEUR VON

AMERICAN HISTORY X CHRISTINA HENDRICKS

BRYAN CRANSTON

LUCY LIU

MARCIA GAY HARDEN

JAMES CAAN

ADRIEN BRODY

EIN FILM VON TONY KAYE

— »THE ICEMAN« (USA 2012; R: ARIEL VROMEN; D: RAY LIOTTA, WINONA RYDER, MICHAEL SHANNON; SPLENDID)

AB 30.08. AUF DVD, BLU-RAY UND ALS VIDEO ON DEMAND Im Vertrieb von


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A SILENT ROCKUMENTARY Eine Musikdoku als Stummfilm. Ein Stummfilm als Update der deutschen Indie-Szene. Ist das Experiment gelungen?

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onas Grosch, Bruder und WG-Kumpan der Schauspielerin Katharina Wackernagel, die bei »A Silent Rockumentary« auch als Ko-Produzentin fungiert, dokumentiert die Aufnahmesession zum zehnten Mardi-Gras.bb-Album »Crime Story Tapes«. Ursprünglich hatte dieser Film mit Tonspur und in zeitgemäßen Bildern entstehen sollen, entwickelte sich jedoch im Verlauf zu dem, was er jetzt ist. Und so ignoriert Grosch konsequent, dass der Stummfilm ein Medium mit eigenen Regeln ist. Zu oft beschränkt

sich die Darstellung auf Sepia-Filter und den verstärkten Einsatz von Texttafeln, sodass der gut gemeinte Ansatz leider zum leeren Effekt verkommt. Dennoch, trotz seiner formellen Schwächen ist der Film ein erhellender Beitrag zum Stand der deutschen Independent-Szene im Jahr 2013. Es drängen sich Fragen auf, wenn etwa Uli Krug, der das sonderbare Sousafon bedient, mit leichter Verstimmung angibt: »Von unserem ersten Album haben wir 30.000 Exemplare verkauft, vom letzten waren es noch ca. 4.000.« Es darf indes bezweifelt werden, ob dies ein-

zig mit der Entkörperlichung der Musik durch MP3s und die damit einhergehenden illegalen Downloads zu erklären ist, wie es Bandleader Jochen Wenz streckenweise versucht. Vor allem in den Konzertaufnahmen der Doku zeigt sich: Eine Band wie Mardi Gras.bb muss man live sehen, um ihre Klasse zu erkennen. Man kann daher nur hoffen, dass steigende Gagen die ausbleibenden CD-Verkäufe kompensieren. Bastian Küllenberg — »A SILENT ROCKUMENTARY« (D 2012; R: JONAS GROSCH; LIGHTHOUSE HOME ENTERTAINMENT)


SKULLCANDY.COM/CRUSHER | @SKULLCANDY

WALE

SIC ANDYMU #SKULLC


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SPIELE

PIKMIN 3

MY EX-BOYFRIEND THE SPACE TYRANT Viele Spiele sind »schwul« – in Pausenhofgesprächen. Wirklich schwul ist dieses altmodische Adventure: Der heldenhafte Raumschiffkapitän schlüpft ins knappe Uniförmchen. Und ist so charmant, dass Schutzschilde fallen.

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ehr ernste Diskussionen setzen sich mit dem allgegenwärtigen Sexismus in Videospielen auseinander. Eine aufkeimende queere Gamingszene treibt die Diskussion an. Was hat »My Ex-Boyfriend The Space Tyrant« dem beizusteuern? Einen schönen Ständer. Das Spiel greift klassische Space Operas auf und lässt uns die Galaxie retten; aber die Galaxie ist schwul. Bei jedem Beamversuch wird der Held von seinem Uniförmchen getrennt. Auf jedem Planeten tummeln sich durchtrainierte Pin-ups.

Selbst der Fahrstuhl im Raumschiff bebt vor Lust. Zu dieser Gagrevue passt die Form eines technisch biederen, etwas anspruchslosen Adventures ganz gut. Das kann jeder spielen. Nicht dass man dabei etwas Brillantes erleben würde. Aber immerhin fallen ein paar unverkrampfte schwule Witze – statt Schwulenwitze. Jan Bojaryn — »MY EX-BOYFRIEND THE SPACE TYRANT« ALS DOWNLOAD UNTER WWW.UM.COM.AU FÜR PC (UP MULTIMEDIA)

STATE OF DECAY Wenn die Zombieplage kommt, bricht alles zusammen. Auch Videospiele gelegentlich. Das Xbox-Phänomen »State Of Decay« hat keine guten Ausreden für seine technischen Mängel. Aber es ist zu gut, um es zu ignorieren. »Videospiel« und »Zombieangriff« sind heute praktisch Synonyme. Aber »State Of Decay« findet einen Weg, den Angriff der Hirntoten unverbraucht wirken zu lassen. Nicht schlecht für ein ruckeliges Downloadspiel. Diese Prämisse hat so ähnlich schon das große Flash- und iPadSpiel »Rebuild« als Strategietitel umgesetzt: Die Zombieapokalypse ist der Dauerzustand. Jetzt

kann man nicht ewig mit der abgesägten Schrotflinte durch Malls und Herrenhäuser pflügen, jetzt muss es auch irgendwie weitergehen. Also gründet man eine kleine Community und macht kleine Runs in die umliegenden Straßenzüge, plündert Apotheken und Wohnhäuser. Mit der Zeit kann man sogar Selbstversorger werden. Doch schnell geht es bergab. Einmal verschätzt, schon ist ein Charakter tot. Dann fließen Tränen. Und dann muss es ohne ihn weitergehen. Jan Bojaryn — »STATE OF DECAY« ALS DOWNLOAD FÜR XBOX 360 (UNDEAD LABS / MICROSOFT)

Endlich sind sie wieder da: Aliens, die auf erdähnlichen Planeten bruchlanden und mit freundlichen Zwiebelhelfern ihr Raumschiff reparieren. Aber wer schaut heute noch geduldig zu, wenn Zwiebeln sprießen? Echtzeitstrategiespiele sind auf dem PC ganz groß. Auf den Konsolen aber will kein Mensch kleine Armeen kommandieren, weil die Bedienung viel zu frickelig ist. Oder doch nicht? Nintendo hat längst gezeigt, wie man die Spielelemente auf das Wesentliche reduziert. »Pikmin« schickt putzige Astronauten in den Garten, wo sie kleine Zwiebelmännchen kommandieren und dabei selbst Hand anlegen. Das lässt sich gut steuern, aber das Mauerblümchen kann man neben röhrenden Blockbustern schnell übersehen. Knuddelige Miniaturschlachten ziehen vielleicht nur wenige Menschen an. Wer aber viel Zwiebel mag, der bekommt mit »Pikmin 3« den trotzig weltabgewandten Beweis für Nintendos Größe in den Garten geliefert. Erdbeeren abtransportieren, Käfer bekämpfen und das Raumschiff zusammenflicken, das macht stille Freude. Jan Bojaryn — »PIKMIN 3« FÜR WIIU (NINTENDO)


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ROTEMITAUGEN SCHARLAU & VOLKMANN Premiere bei Intros monatlichem Spielabend: Endlich muss eine Videospielfigur mal auf Toilette – groß! Derweil sucht Intro-Redakteur Felix Scharlau auf einem Rennstreckenkurs erfolglos den Rastplatz. Und Linus Volkmann überlegt, welche Nintendo-Figuren der Konzern endlich mal ins Tierheim geben sollte.

GAME & WARIO

DEADPOOL

FÜR WIIU (NINTENDO)

Felix: Letztes Mal gab es Beschwerdepost, weil ich einen Publisher mit einem SpieleEntwickler verwechselt habe. Wenn ich mir noch einen Fehler erlaube, musst du die Kolumne und meine Familie alleine weiterführen. Linus: Als wäre das nicht eh besser. Spiele ich eigentlich schon, oder ist das das längste und langweiligste Intro der Welt? F: Und jedes Stück des Soundtracks besteht aus einem einzigen Loop von nicht mehr als zwei Sekunden Länge. Da wirst du nach zehn Minuten verrückt. Ein Stückchen Guantanamo für 40 Euro. L: Wario wirkt für mich dabei immer wie einer von den Ludolfs. Die dunkle Seite des moralisch integren Mario. Der darf dann auch mal Welpen verprügeln, oder so. F: Wie Werkel – die böse Bundeskanzlerin? L: Boah, wir dürfen hier doch kein politisches Kabarett machen, Felix. Wir sind doch nicht bei den Wühlmäusen. F: Ganz vergessen. Ah, Minispiel »Heimlich Leute fotografieren«, das ist ja doch ganz geil. L: Genau. Und daher mein Fazit: klotzige Kinderbuchgrafik, alibilustig, komplett entbehrlich. F: Dieser Mann spricht nicht für uns beide! Ich fotografiere begeistert Strulli, die schöne Nachbarin. L: Das Spiel ist doch schon aus. F: Ich weiß.

NEW SUPER LUIGI U FÜR WIIU (NINTENDO)

L: Der nächste Sidekick im Rampenlicht. Luigi, der alte Klotz am Bein im Nintendo-Sanatorium. F: Ungewöhnlicher Spieleanfang: Man wird in eine fremde Welt katapultiert und muss sich von dort zurückkämpfen. Gab es sicher erst 90 Mal. Plus: Für mich hat Mario und Co. viel von seinem Charme verloren, seit es nicht mehr pixelt. L: Und ich sehe auf der Karte

FÜR PS3 UND XBOX 360 (ACTIVISION)

schon das fliegende Piratenschiff als Station. Die C.I. des ewig Gleichen. Wenn man bedenkt, dass man viele Mario-Spiele zuletzt doch eh schon mit Luigi noch mal spielen konnte, was ist dann hier so besonders? F: Und die Musik ist auch komplett die alte. Puh. L: Tja, Luigi, fick meine Mutter. Waldorf und Statler, die Balkon-Opis aus der »Muppet Show«, sind immun gegen deine Gute-Laune-Pilze. Wir zählen nur deine dunklen Stunden! F: Ich erzähle dir lieber mal die eine lustige Sex-Szene aus der neuen Staffel »Arrested Development«. L: Gerne, ich dreh das Mikro aus. Denn die Leute sollen sich weiter das ewig gleiche Super-Luigi-Setting vorstellen. F: Ich bewundere dich sehr!

F: Der Typ lässt sich nichts befehlen, sondern bringt alle um. Das imponiert mir. L: Ich halte mich für einigermaßen superheldensicher, aber der Alte hier sagt mir gar nichts. F: Du bist echt der schlechteste Nerd der Welt. L: Das Spiel verhandelt sich auf einer Meta-Ebene selbst. Der Charakter weiß, dass er eine Videospielfigur ist. Wie bei der »Simpsons«-SpielAdaption. F: Ruhe, meine erste Amtshandlung heißt scheinbar: »Mache eine Stinkwurst.« L: In dieser Deutlichkeit haben uns die ebenfalls kotenden Sims das immer vorenthalten. F: »What’s better than getting hit? – Hitting back!« L: Das kratzt mit seiner Kommentarhaftigkeit auf Gaming ganz schön an ADHS-Comedy, aber der Humor stimmt. Bin schon Fan. F: Und du kannst unterwegs Geld einsammeln, wie bei FÜR PS3, PC UND XBOX 360 (UBISOFT) Mario. Um dir dann neue Knarren zu kaufen. F: »Splinter Cell« war einst total Ein ausnahmsweise mal wirklich witziges Spiel. modern, hat sich dann nie mehr groß geändert und wirkte zuletzt wie nicht eingelöste Sci-Fi. Siehe Drum’n’Bass. L: Erst mal ein Lob: FÜR PS3, PC, XBOX 360 UND PS VITA (NAMCO BANDAI) Länger hat eine Debug-Version F: Statt eines Tutorials sollte man noch nie installiert. Oder hast am Anfang gefragt werden, ob du wieder ein Back-up von youporn gemacht? man überhaupt einen MotorF: Spinnst du, oder was? Mein Doktorvater und radführerschein hat. L: Ja, dann der Milchmann lesen hier mit. L: Für die Grafik wären Sonntagsfahrer wie du hat sich das Warten aber gelohnt. F: »GTA 5« zumindest nicht auf der Bahn. wird garantiert schlechter aussehen. Obwohl Fahr doch mal zur Abwechslung sich zu viel HD-Capturing irgendwann an der auf der Strecke statt daneben. F: Ich will halt an Wirklichkeit messen lassen muss und da dann die Box. Einen heben! L: Was ist das eigentlich leichter verliert als eben »GTA« mit seinem für ein Belag neben dem Asphalt? Kleintierstreu? latenten Comic-Look. L: Die Cut-Scenes se- Also, wenn ich für diesen mediokren Quark 400 hen allerdings schon mal besser aus als Filme Euro hingelegt hätte, wäre ich enttäuscht. F: Du wie »Wing Commander« oder »Findet Nemo«. musst dir mal merken, was Sachen wirklich koF: Das Spiel suggeriert Offenheit, aber ich fühle sten. L: Letztens sagte Butler Alfred: ein Pfund mich wie im Wachkoma an einer Schnur gezo- Butter 50 Euro, oder so. Ich bin einer von euch. gen ... Oops, ich habe mir erst mal eine Kugel F: Alter, hör dir doch mal selbst zu. Ich fahre gefangen. L: Das tut mir leid, Felix. Du hattest gleich gegen den Brückenpfeiler. L: Als ob du noch so viel vor. in dem Spiel schon je was anderes getan hättest.

TOM CLANCY’S SPLINTER CELL: BLACKLIST

MOTO GP 2013


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STEIL

Beenie und Sonnenbrille: H&M Rucksack: Primark

Acid Washed Crop Top: Urban Outfitters

Hose: Levis, secondhand

Strickjacke: von Oma selbst gestrickt

CONVERSE ROCK CRAFTMANSHIP WWW.CONVERSE.DE

Foto: Florian Schüppel

Ein Klassiker, der kaum wegzudenken ist und sich trotzdem immer wieder neu erfindet: Converse zeigt den Chuck Taylor All Star jetzt mal von seiner rockigen Seite. Die Rock-Craftmanship-Sneaker sind mit auffälligen Details wie Zippern, Nieten oder Animal-Prints versehen und bieten mit ihrem Canvas-, Leder- oder Textil-Obermaterial neben Style auch noch die entsprechende Qualität.

IRIEDAILY X MUSCHI KREUZBERG WWW.IRIEDAILY.DE; WWW.MUSCHIKREUZBERG.DE

Nach einem ersten »Ghettogether« kollaborieren, für eine Kollektion, die sich seit Wochen nicht gewaschen hat. Hinter der besten Pressemitteilung seit Langem stecken Iriedaily und Muschi Kreuzberg: Die beiden Berliner Labels bringen unter dem Namen »Lorem Ipsum Brotherhood« ab Mitte August gemeinsam eine feine Kollektion an Streetwear Clothing raus.

Schuhe: Adidas Superstars

ULRIKE AMES, 20 BEIM MELT! 2013 Tipps für die perfekte Festivalgarderobe? Schaut euch die Wetterprognose an! Das Allerwichtigste ist, dass man auf das Wetter vorbereitet ist. Außerdem hilft es mir, nach Outfit zu packen: Man nimmt nur das mit, was man wirklich braucht, und muss morgens nicht 20 Minuten überlegen, was man jetzt wie kombiniert. Priorität auf Festivals: praktisch oder schön angezogen sein? Praktisch UND schön! Hauptsache, man friert nicht, fühlt sich wohl und mag sein Outfit. Festival- und Band-Merch: ja oder nein? Klar, wieso nicht? Ich selbst habe auch einen Pulli vom Melt! 2011. Einfach, weil es überragend war und eine bleibende Erinnerung ist.

ADIDAS ORIGINALS X RUN DMC X A-TRAK CARHARTT WIP X UNIFORM EXPERIMENT Der Song »My Adidas« aus dem Jahr 1986 bringt WWW.CARHARTT.COM; WWW.UNIFORMEXPERIMENT.JP ziemlich auf den Punkt: Der Drei-Streifen- Uniform Experiment, 2008 als experimentelles Tracksuit und der Superstar-Sneaker gehören Menswear-Label in Japan gegründet, hat sich zu Run DMC und umgekehrt. Kein Wunder also, für die Capsule Collection mit Carhartt WIP dass die zwei MCs auch nach drei Jahrzehnten zusammengetan. Dabei ist eine schöne, von für die kommende Herbst/Winter-Kampagne Arbeitskleidung inspirierte Linie aus Blazer, zu haben sind, wo Oldschool auf Newschool Hoodie, T-Shirts, Beenie und Tote-Tasche in trifft: A-Trak ist auch mit von der Partie. den Farben Navy, Grau und Khaki entstanden. WWW.ADIDAS.DE

Texte: Jenny Weser

INTRO LESER OUTFIT

INCASE WWW.GOINCASE.COM

Incase hat es sich zur Aufgabe gemacht, in erster Linie Produkte wie Taschen und andere Accessoires herzustellen, die dem Digital Native von heute den Umgang mit seinem Fuhrpark an elektronischen Geräten vereinfachen – mit Funktionalität und schön cleanem Design. Ganz neu ist der Cosmos Campus Pack mit einem »intergalac-tech« Look.


»Authentisch, liebenswert und frei von Klischees.« Programmkino.de

LYLE&SCOTT WWW.LYLESCOTT.EU

140 Jahre Erfahrung in der Herstellung, seit den 60ern Ausstattung professioneller Golfspieler sowie eine wachsende Beliebtheit bei der jungen britischen Subkultur. 1874 im Süden von Schottland gegründet, zieht Lyle&Scott in puncto Design bis heute seine Inspiration aus der Geschichte und den eigenen Archiven. Das Ergebnis sind klassisch geprägte und dennoch modern umgesetzte V-Neck-Pullis aus schottischer Lammwolle oder Cardigans mit Fair-IsleMustern. Auf das Label mit dem goldenen Adler schwören sogar britische Musiker wie Kasabian, die Arctic Monkeys oder Pete Doherty.

»Frederick Lau ist einer der spannendsten jungen deutschen Schauspieler.« Filmreporter.de

SNEAKER FREAKER X PRINZ PI X INFLAMMABLE WWW.SNEAKERFREAKER.DE; WWW.INFLAMMABLE.COM

Dass Prinz Pi der »Sneaker King« ist, beweist er mit der Veröffentlichung des bereits dritten gleichnamigen Tracks. Und was liegt bei einer solch ausgeprägten Leidenschaft für Turnschuhe näher, als mit Deutschlands führendem Sneaker-Magazin gemeinsame Sache zu machen? Zeitgleich zum Release kann man ab Ende August exklusiv eine der Kollabo-Boxen, bestehend aus Vinyl, einem von Prinz Pi de­ signten Shirt und anderen Goodies, gewinnen.

TOP 4: SCHOTTLAND

FREDERICK LAU KIDA KHODR RAMADAN

Was wäre ein Glasgow-Spezial ohne ein paar Karomuster?

Ein CÜNEYT KAYA Film

01 Wood Wood 02 Stutterheim

03 The Guns Of Brixton 1979

04 Barbour

AB 12. SEPTEMBER IM KINO! WWW.UMMAH.SENATOR.DE


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A PLACE TO BURY ALMUT KLOTZ & STRANGERS REVEREND DABELER

Von all den NeoShoegazer-Bands sind APTBS sicher die konsequenteste, wenn nicht gar die beste. Wer wissen will, wie sich The Jesus And Mary Chain anfühlten, als sie frisch waren – hier ist ein Update von vergleichbarer Qualität.

Almut Klotz leitete einst den Berliner Popchor und prägte die Lassie Singers mit. Reverend Dabeler instrumentierte für den frühen Schamoni. Zusammen haben sie die ergreifendsten und abgründigsten Duette der Jetztzeit.

16.09. KÖLN — 18.09. MÜ NST ER — 23.09. BERLIN

21.09. KÖLN — 25.09. BERLIN — 28.09. HAMBURG — 26.10. FR ANKFURT A. M. — 28.10. MÜNCHEN — 30.10. A-WIEN

ANNA VON CSS HAUSSWOLFF

Anna von Hausswolff darf sich dank ihres entrückten Kirchengeorgels eines lobenden Vergleichs mit der großen Kate Bush sicher sein. 24.09. FR ANKFURT A. M. — 26.09. BERLIN — 27.09. HAMBURG — 28.09. KIEL — 30.09. KÖLN — 01.10. LEIPZIG — 02.10. NÜRNBERG — 03.10. HEIDELBERG — 07.10. FREIBURG — 10.10. A-WIEN — 11.10. MÜNCHEN

FRANK SPILKER

Frank Spilker hat seine Gitarre dieses Jahr gegen die Schreibmaschine eingetauscht und seinen Debütroman »Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen« fertiggestellt, aus dem er auf Tour vorlesen wird.

INTRO PRÄSENTIERT Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3x2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter www.intro.de/live/empfehlungen

Einst als recht kompromisslose Noise-Experimentalisten bekannt, schwingen die Fuck Buttons mittlerweile zwischen krautigen Rhythmus-Meditationen, kosmischen Disco-Fragmenten und psychedelischer Electronica. 01.10. BER LIN — 02.10. H A MBURG — 03.10. KÖLN

KAKKMADDAFAKKA MC FITTI

02 .10. DR E SDEN — 03.10. U L M — 04.10. K ARLSRUHE — 05.10. BIELEFELD — 06.10. BOCHUM — 07.10. FR ANKFURT A. M. — 09.10. KÖLN — 11.10. MÜNCHEN — 12.10. STUTTGART — 13.10. ERLANGEN — 14.10. MANNHEIM — 16.10. OLDENBURG — 17.+18.10. HAMBURG — 19.10. BERLIN

26.09. BER LIN — 28.09. H A MBURG — 04.10. MÜNCHEN

FUCK BUTTONS

04.09. HAMBURG — 08.09. INGOLSTADT — 28.09. HAMBURG

Die Shows dieser Big Band sind ein wilder Ausbruch aus Rave und Rock, Tanz und Tierkostümen, Loops und Luftballons!

Grell, rhythmusbetont und eklektisch, aber dennoch alles andere als ein Karnevalsverein: Die brasilianischen Dance-Punks um Sängerin Luísa »Lovefoxxx« Hanaê Matsushita geben sich auf den Bühnen catchy und bissig zugleich.

PRINZ PI URBAN CONE

Der Typ kann alles: R auschebart, »rosanes Sakko im Cabriolet« und den wohl höchsten Einsatz des Hashtags #yolo im gesamten Instagram-Universum.

Pi macht es einem dank Post-Adoleszenz und Gegenwartsreflexionmusikalisch nicht mehr so leicht wie einst. Gitarren, Samples und Poesie im zeitgeistigen Dreiklang.

03.10. H A MBURG — 04.10. LÜBECK — 05.10. FLENSBURG — 06.10. KIEL — 07.10. HANNOVER — 09.10. OSNABRÜCK — 10.10. PADERBORN — 11.10. BIELEFELD — 12.10. MÜNSTER — 14.10. DORTMUND — 15.10. HEIDELBERG — GEHT WEITER!

03.+04.10. MÜNCHEN — 05.10. LEIPZIG — 11.10. HAMBURG — 12.10. LEER — 13.10. OSNABRÜCK — 18.10. BREMEN — 19.10. KÖLN — 20.10. SA ARBRÜCKEN — 25.10. WIESBADEN — 26.10. WÜRZBURG — 27.10. NÜRNBERG — GEHT WEITER!

File under: Schweden. Aber weit gefehlt, wer nun an die üblichen Verdächtigen denkt – Urban Cones elektrisierender Mix aus galantem Synthie-Pop und Indie-Rock-Understatement hat Potenzial. 19.09. WIESBADEN — 23.09. DORTMUND — 24.09. NÜRNBERG — 26.09. HANNOVER — 27.09. HAMBURG — 28.09. BERLIN


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BARBAROSSA 24.09. KÖLN 25.09. STUTTGART 26.09. FRANKFURT A. M. 27.09. HAMBURG 28.09. BERLIN

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BERLIN INDEPENDENT NIGHT MIT URBAN CONE, NO CERMONY, HERRENMAGAZIN, WE INVENTED PARIS, THEE ATTACKS, KETTCAR, SHOUT OUT LOUDS, BARBAROSSA, ADOLAR U.V.A. 28.09. BERLIN

PRÄSENTIERT VON INTRO

BERND BEGEMANN MIT DIE BEFREIUNG* 04.09. WINSEN* 15.09. HAMBURG* 19.09. KÖLN 20.09. AACHEN 21.09. DARMSTADT

BLACKMAIL 31.08. BONN 01.09. MÜNSTER Geht weiter!

BLACK YAYA 16.09. MÜNCHEN 18.09. HAMBURG 19.09. BERLIN 19.09. KÖLN 20.09. DRESDEN 21.09. FREIBURG 22.09. SAARBRÜCKEN

BLAKE SCHWARZENBACH

PRÄSENTIERT VON INTRO 28.09. HAMBURG 29.09. BREMEN Geht weiter!

28.08. HAMBURG 31.08. BONN-GRONAU 01.09. BOCHUM

PRÄSENTIERT VON INTRO

DELOREAN DIE NERVEN

BORN RUFFIANS

PRÄSENTIERT VON INTRO

THE BOXER REBELLION 17.09. KÖLN 19.09. BERLIN 25.09. LEIPZIG 26.09. HAMBURG 27.09. FRANKFURT A. M. 29.09. MÜNCHEN

BUILT TO SPILL 17.09. MÜNCHEN 18.09. FRANKFURT A. M. 19.09. SCHORNDORF 26.09. KÖLN 27.09. BERLIN 28.09. HAMBURG

CAPITAL CITIES 05.09. HAMBURG 09.09. FRANKFURT A. M. 10.09. MÜNCHEN 17.09. KÖLN

PRÄSENTIERT VON INTRO

CAPTAIN CAPA

30.08. POTSDAM 31.08. BRAUNSCHWEIG 06.09. TROISDORF 07.09. WOLFRAMS-ESCHE. 14.09. BALTRUM

14.09. KÖLN 18.09. FRANKFURT A. M. 20.09. BERLIN

03.09. BERLIN 05.09. DRESDEN 06.09. BAYREUTH 07.09. MANNHEIM 09.09. REUTLINGEN 10.09. SAARBRÜCKEN 11.09. DÜSSELDORF 12.09. LINGEN 13.09. BREMEN 14.09. HAMBURG

COCOROSIE 02.09. BREMEN 07.09. DRESDEN 13.09. STUTTGART 19.-20.09. FRANKFURT 21.09. KÖLN

10.11.2013 Köln 11.11.2013 Hamburg 13.11.2013 Berlin

01.09. DRESDEN 14.09. LEIPZIG

Lukas Graham

EAST CAMERON FOLKCORE 19.09. BIELEFELD 20.09. OBERHAUSEN 21.09. BREMEN 22.09. WIESBADEN 23.09. DÜSSELDORF 24.09. DRESDEN 26.09. BERLIN 27.09. HAMBURG 28.09. HANNOVER 29.09. GÖTTINGEN 30.09. JENA

20.09.2013 Schweinfurt 23.09.2013 Darmstadt 25.09.2013 Berlin 27.09.2013 Viersen 28.09.2013 Dortmund

EELS

Morcheeba with Sky

27.08. STUTTGART

EGOTRONIC

FEINE SAHNE FISCHFILET

08.09. BERLIN

Panic! At The Disco

DJ KOZE

31.08. NEUENKIRCHEN 13.09. OSNABRÜCK 14.09. KÖLN

CLICK2CONCERT MIT DAVID GUETTA, DIE FANTASTISCHEN VIER, CHRISTINA STÜRMER U.A.

27.10.2013 Hamburg 28.10.2013 Köln

DISCO ENSEMBLE

CAPTAIN PLANET

27.09. DRESDEN 28.09. MÜNSTER 29.09. HAMBURG 30.09. KÖLN Geht weiter!

Jay Z

28.09. KÖLN 29.09. ESSEN 30.09. HAMBURG

30.08. DÜSSELDORF 21.09. KUMMERFELD

CHEFKET

15.11.2013 Leipzig 20.11.2013 Hannover 07.12.2013 München

DEICHKIND

30.08. NÜRNBERG 31.08. WIESBADEN 01.09. BRAUNSCHWEIG 02.09. LEIPZIG 03.09. BERLIN 04.09. HANNOVER 06.09. BONN 07.09. MÜNSTER

24.09. BERLIN 26.09. HAMBURG 27.09. KÖLN

Gentleman

DAGOBERT

28.10.2013 München 29.10.2013 Frankfurt 30.10.2013 Berlin 01.11.2013 Hamburg 02.11.2013 Köln

30.08. DÜSSELDORF 31.08. FISCHBACHTAL 06.09. WITTEN 20.09. BIELEFELD 21.09. KUMMERFELD

FILTER 30.08. FRANKFURT A. M.

Itchy Poopzkid

FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS 05.09. DORTMUND 06.09. BREMEN 08.09. BERLIN 09.09. HAMBURG 10.09. HANNOVER 11.09. WIESBADEN 12.09. MÜNCHEN 14.09. LINDAU 19.09. STUTTGART 20.09. KÖLN

Deutschland Tour 28.11.2013 bis 08.03.2014

Ticket-Hotline: 01806-999 00 00

0,20 €/Anruf aus dem dt. Festnetz/max. 0,60 €/Anruf aus dt. Mobilfunknetzen

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120

MORGEN

TOURDATEN PRÄSENTIERT VON INTRO

FRENCH FILMS

13.09. STUTTGART 14.09. WASSERBURG

FRIDA HYVÖNEN 26.09. MARBURG 27.09. BERLIN 28.09. HAMBURG 29.09. DRESDEN 30.09. HEIDELBERG Geht weiter!

FRISKA VILJOR 06.09. KIEL 07.09. NEUBRANDENBURG 08.09. MAGDEBURG 09.09. LEIPZIG 10.09. POTSDAM 11.09. HANNOVER 12.09. BREMEN Geht weiter!

FUCK ART, LET‘S DANCE! 30.08. POTSDAM 04.09. BERLIN 13.09. PÜTNITZ 14.09. RENDSBURG

GENETIKK 11.09. FRANKFURT A. M. 12.09. KÖLN 13.09. HAMBURG 14.09. DRESDEN 15.09. BERLIN 16.09. NÜRNBERG 18.09. MÜNCHEN 22.09. SAARBRÜCKEN Geht weiter!

PRÄSENTIERT VON INTRO

HEINZ STRUNK 31.08. BERLIN 04.09. KÖLN 12.09. BIELEFELD 13.09. HAMBURG 14.09. LEER 16.09. BRAUNSCHWEIG 18.09. ECKERNFÖRDE 19.09. HUSUM 20.09. BAD SEGEBERG 21.09. BREMERHAVEN Geht weiter!

HELGE SCHNEIDER 30.08. HAMBURG 31.08. KIEL 01.09. ROSTOCK

HELLSONGS MIT NEO RODEO 18.09. KIEL 19.09. HAMBURG 20.09. BREMEN 21.09. HANNOVER 22.09. BERLIN 24.09. FRANKFURT A. M. 25.09. NÜRNBERG 26.09. ESSEN 27.09. BIELEFELD

HERRENMAGAZIN 30.08. POTSDAM 31.08. BONN 21.09. HAMBURG

PRÄSENTIERT VON INTRO

HIGHASAKITE 24.09. BERLIN 26.09. HAMBURG 27.09. STUTTGART 28.09. KÖLN

HOODED FANG 08.09. KÖLN 11.09. HAMBURG 12.09. HANNOVER 13.09. BERLIN 14.09. MÜNCHEN

HOODIE ALLEN 07.09. BERLIN 08.09. HAMBURG 09.09. KÖLN

HOUNDMOUTH 15.09. KÖLN 16.09. BERLIN 17.09. HAMBURG

HUNDREDS 04.09. OSNABRÜCK 05.09. REES-HALDERN 07.09. DARMSTADT

IRA ATARI 06.09. BERLIN 07.09. BREMEN 14.09. PLAUEN Geht weiter!

EIN FEST VON INTRO

INTRODUCING MIT NEW YOUNG PONY CLUB, LONDON GRAMMAR, NÖRD, POOL, JULIUS GALE 04.09. BERLIN

INTERGALACTIC LOVERS 21.09. BERLIN 22.09. HANNOVER 23.09. HAMBURG 25.09. FRANKFURT A. M. 26.09. SAARBRÜCKEN 27.09. ERLANGEN 28.09. STUTTGART Geht weiter!

EIN FEST VON INTRO

INTRODUCING MIT TEMPLES, RUEN ­B ROTHERS, CHARITY CHILDREN

24.09. KÖLN 25.09. FRANKFURT A. M. 26.09. MÜNCHEN 27.09. BERLIN 28.09. HAMBURG

I HEART SHARKS 30.08. FISCHBACHTAL 31.08. PLAUEN 05.09. BERLIN 06.09. BIELEFELD 08.09. MÜNSTER

JACQUES PALMINGER 27.09. HANNOVER 28.09. OELDE

JEFFREY LEWIS & THE RAIN 26.08. KÖLN 28.08. HAMBURG 29.08. WETZLAR 31.08. DRESDEN 02.09. BERLIN 03.09. NÜRNBERG 04.09. A-WIEN

JOHNOSSI 20.09. HAMBURG 21.09. DORTMUND 26.09. STUTTGART 29.09. SAARBRÜCKEN 30.09. DRESDEN Geht weiter!

JUNIP 21.09. DÜSSELDORF 22.09. WIESBADEN 23.09. STUTTGART

JUPITER JONES 30.08. GOSLAR 31.08. MÜNSTER

KÄPTN PENG 25.09. BREMEN 26.09. MAGDEBURG 27.09. LEIPZIG 28.09. HAMBURG 30.09. BOCHUM

KATE NASH 26.09. HAMBURG 28.09. BERLIN 29.09. KÖLN 30.09. MÜNCHEN

KING ROCKO SCHAMONI 05.09. DÜSSELDORF 07.09. STADE 11.09. KIEL 20.09. POTSDAM 21.09. ROSTOCK Geht weiter!

PRÄSENTIERT VON INTRO

K.I.Z.

30.08. BREMEN 31.08. DRESDEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

KMPFSPRT

30.08. OBERERBACH 31.08. BAD DÜRKHEIM 07.09. HÜRTH 20.09. LINGEN 21.09. HAMBURG

KOMMANDO SONNE-NMILCH 19.09. WÜRZBURG 20.09. LEIPZIG 21.09. BIELEFELD 25.09. NÜRNBERG 26.09. KARLSRUHE 27.09. TRIER 28.09. KÖLN

KREATOR 13.09. BERLIN

PRÄSENTIERT VON INTRO

LAING

31.08. HANNOVER 06.09. INGOLSTADT 07.09. BERLIN 26.09. HAMBURG 28.09. MAGDEBURG

MEGALOH 27.09. DRESDEN 28.09. MÜNSTER 29.09. HAMBURG 30.09. KÖLN Geht weiter!

MODERAT

17.09. HAMBURG 18.09. BERLIN 19.09. KÖLN

11.09. A-WIEN 20.09. WIESBADEN 21.09. KÖLN 29.09. BERLIN Geht weiter!

LETLIVE

MÚM

20.09. STUTTGART 21.09. SCHWEINFURT 22.09. MÜNCHEN 26.09. WIESBADEN 27.09. LEIPZIG 28.09. BERLIN 30.09. HAMBURG Geht weiter!

23.09. KÖLN 24.09. FRANKFURT A. M. 25.09. MÜNCHEN 26.09. LEIPZIG 27.09. BERLIN 28.09. HAMBURG

LAURA MARLING

LISTENER 27.08. DORTMUND 28.08. STUTTGART 29.08. FRANKFURT A. M. 30.08. BERLIN 31.08. DRESDEN 03.09. TRIER

PRÄSENTIERT VON INTRO

MUSO

20.09. SCHWEINFURT 23.09. DARMSTADT 25.09. BERLIN 27.09. VIERSEN 28.09. DORTMUND

05.09. STUTTGART 06.09. KAISERSLAUTERN 07.09. MANNHEIM 10.09. KÖLN 11.09. MÜNSTER 12.09. BERLIN 13.09. ERFURT 16.09. AUGSBURG 17.09. MÜNCHEN 20.09. KARLSRUHE 26.09. FRANKFURT A. M. 27.09. HAMBURG 28.09. HEIDELBERG

PRÄSENTIERT VON INTRO

MY BLOODY VALENTINE

LUKAS GRAHAM

MACKLEMORE & RYAN LEWIS 25.09. BERLIN 26.09. STUTTGART 28.09. DORTMUND 29.09. FRANKFURT A. M. 30.09. HAMBURG

PRÄSENTIERT VON INTRO

05.09. KÖLN 06.09. BERLIN 08.09. MÜNCHEN

MONEY 04.09. BERLIN 05.09. HAMBURG

N.R.F.B. 04.09. WIESBADEN 05.09. KÖLN 06.09. HAMBURG 07.09. HANNOVER

KVELERTAK

MASSIVE ­ATTACK V PRÄSENTIERT VON INTRO ADAM CURTIS NO CEREMONY MGMT

29.09. KARLSRUHE 30.09. FRANKFURT A. M.

26.09. KÖLN Geht weiter!

KREISKY 25.09. HAMBURG 26.09. BERLIN 28.09. KAISERSLAUTERN 30.09. FRANKFURT A. M. Geht weiter!

29.08.–01.09. DUISBURG

27.09. HAMBURG 28.09. BERLIN Geht weiter!

DA GEHEN WIR HIN – TIPPS DER REDAKTION

POP-ABO MIT LUKAS GRAHAM

Und wo geht ihr hin? — www.intro.de/forum/konzerte

Das Konzerthaus Dortmund startet in seine neue Pop-Saison

JULIAN GUPTA

BASTIAN JÖRN C. KÜLLENBERG OSENBERG

FIRST WE TAKE BERLIN BERLIN FESTIVAL DADDY KEV & KUTMAH MACKLEMORE & RYAN LEWIS KID SIMIUS

WU-TANG CLAN MUSO BLACK YAYA BERLIN FESTIVAL 25 JAHRE UNIQUE RECORDS

BERLIN FESTIVAL INTRODUCING TOUR JUNIP KING ROCKO SCHAMONI REEPERBAHN FESTIVAL

Den ganzen Sommer lang musste Dortmund ohne sein liebstes Konzertkind Pop-Abo auskommen. Pünktlich zum Jahreszeitenwechsel startet die klassische Spielstätte aber wieder mit ihrer populären Reihe, und das mit einem Künstler, der an der Schwelle zum Durchbruch zu stehen scheint: Das ganze letzte Jahr hindurch war der Däne Lukas Graham auf Tournee Lukas Graham und spielte in so ziemlich jedem Ort, in dem man heutzutage ein Popkonzert stattfinden lassen kann. Sein selbst betiteltes Debütalbum kraxelte derweil in Deutschland immer höher in die Charts, nachdem es in seinem skandinavischen Heimatland schon längst Platz 1 eingenommen hatte. Er ist eben einfach ein großartiger Songwriter und Entertainer, dem es auch nichts ausmachen sollte, in Dortmund unverstärkt auf die Bühne zu treten. 28.09. DORTMUND — LUK AS GR AHAM


MORGEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

SUPERSHIRT

PHILIPP POISEL

30.08. SCHWABMÜNCHEN 31.08. BRAUNSCHWEIG 06.09. MOERS 14.09. BALTRUM

04.09. HAMBURG 06.09. BERLIN

THEE ATTACKS

PORTUGAL. THE MAN 18.09. KÖLN 19.09. HAMBURG 20.09. BERLIN 21.09. MÜNCHEN

RAMPUE 12.09. PÜTNITZ 15.09. ERFURT 21.09. AUGSBURG 27.09. TÜBINGEN 28.09. BERLIN

RUE ROYALE 16.09. DÜSSELDORF 17.09. FRANKFURT A. M. 19.09. HAMBURG 20.09. BERLIN 23.09. NÜRNBERG

PRÄSENTIERT VON INTRO

SEA + AIR

07.09. MÜNCHEN 08.09. NEUNKIRCHEN 09.09. OFFENBACH 10.09. KÖLN 11.09. DORTMUND 12.09. DUISBURG 14.09. OSNABRÜCK 17.09. BERLIN 18.09. JENA 20.09. PLAUEN 21.09. POTSDAM 22.09. LEIPZIG 23.09. MELDORF 24.09. BREMEN 26.09. ROSTOCK 27.09. HAMBURG 29.09. MÜNSTER Geht weiter!

SEX JAMS 17.09. GIESSEN 18.09. HAMBURG 19.09. BIELEFELD 21.09. HILDESHEIM

SHOUT OUT LOUDS 25.09. OSNABRÜCK 26.09. HAMBURG 27.09. DRESDEN 28.09. BERLIN 29.09. HANNOVER 30.09. DÜSSELDORF

SLIME & DANIEL RYSER 12.09. SIEGEN 13.09. ERLANGEN 14.09. REGENSBURG

SOUNDGARDEN MIT GRAVEYARD 10.09. BERLIN

12.09. AACHEN 13.09. OFFENBACH 14.09. WASSERBURG 17.09. MÜNCHEN 19.09. ROSENHEIM 20.09. OFFENBACH 21.09. KÖLN 27.09. LÜBECK 28.09. BERLIN

PRÄSENTIERT VON INTRO

19.09. DARMSTADT 20.09. FRANKFURT A. M. 21.09. BERLIN 22.09. MÜNCHEN 24.09. DÜSSELDORF 26.09. BRAUNSCHWEIG 27.09. HAMBURG

WOOG RIOTS

WU-TANG CLAN 27.08. HAMBURG 28.08. KÖLN

28.09. HANNOVER 29.09. BERLIN 30.09. MAGDEBURG

TOCOTRONIC 15.09. BONN-GRONAU Geht weiter!

TOM LIWA 18.09. GIESSEN 19.09. POTSDAM 20.09. ZWICKAU 21.09. HANNOVER 22.09. LOCHWITZ 27.09. KÖLN

TUNNG 28.09. HAMBURG 30.09. BERLIN

PRÄSENTIERT VON INTRO

TURBOSTAAT 01.09. NEUENKIRCHEN 06.09. BAD NAUHEIM 07.09. BERLIN Geht weiter!

TTNG

! a: and ndel d B a h h dlic ite ch En r zwem Bu de tzt i ter e! Je d un itty.d un op.z sh

18.10.–21.12. 09.–15.10.

ANE BRUN 11.–20.10.

AUSTRA 23.10.–03.11.

CHVRCHES 23.–28.10.

FOALS 17.10.–08.11.

FRANK SPILKER 16.10.–02.11.

FUCK BUTTONS 01.–03.10.

HERRENMAGAZIN 17.10.–19.12.

KAKKMADDAFAKKA 02.–19.10.

LAING 18.10.–14.11.

LINGBY 17.–28.10.

MIGHTY OAKS 21.10.–08.11.

MORCHEEBA FEAT. SKYE 28.10.–02.11.

THE WEDDING PRESENT

25.–28.10.

25.09. BERLIN 27.09. HAMBURG

d

un r e n aup ld r G . f S üstefe l U n vo scha W Sa

THE AIRBOURNE TOXIC E.

PRINZ PI

WILLIS EARL BEAL

Ba

ADOLAR

03.09. BOCHUM 04.09. KÖLN 05.09. HAMBURG 06.09. CHEMNITZ

19.09. HAMBURG 24.09. BERLIN 25.09. MÜNSTER 26.09. DÜSSELDORF 27.09. FRANKFURT A. M. 29.09. SCHORNDORF Geht weiter!

nd

PRÄSENTIERT VON INTRO

YOUNG REBEL SET TIERE STREICHELN MENSCHEN DIE KOMMEN, DIE TOUREN 04.09. LUCKENWALDE 12.09. DRESDEN 13.09. HALLE 14.09. LEIPZIG 15.–17.09. BERLIN

2. Onde IInC pe de

26.09. BERLIN 27.09. HAMBURG 28.09. MÜNCHEN

eis

THE STAVES

31.08. NEUENKIRCHEN 21.09. KAISERSLAUTERN 22.09. TRIER 23.09. WIESBADEN 25.09. REGENSBURG 26.09. AMBERG 27.09. TÜBINGEN 28.09. HEIDELBERG Geht weiter!

03.09. LEIPZIG 10.09. HEIDELBERG 11.09. FREIBURG 12.09. STUTTGART 13.09. MÜNCHEN 15.09. DARMSTADT 17.09. KÖLN 18.09. BOCHUM 19.09. OSNABRÜCK 21.09. HANNOVER 22.09. BREMEN 23.09. HAMBURG 24.09. BERLIN

Pr

PATRICK RICHARDT

TV NOIR MIT KASHMIR, CHAPEAU CLAQUE

c mi Co nt

14.09. BRAUNSCHWEIG 18.09. LINGEN 19.09. WILHELMSHAVEN 20.09. CELLE 21.09. OELDE

★★M

SOPHIE HUNGER

31.08. DRESDEN 01.09. BERLIN 03.09. HAMBURG 04.09. LEIPZIG 05.09. HANNOVER

O EMPEROR

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03.10.–02.11.

THE STEPKIDS 01.–11.10.

WHEN SAINTS GO MACHINE

DIE KOMMEN, DIE FESTIVALS AMSTERDAM DANCE EVENT 16.–20.10.

BÖSE MUSIK 24.–27.10.

NEW SOUNDS OF IRAN 11.–13.10.

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MORGEN

FESTIVALS

POP ÜBER BERLIN Im September dreht sich in Berlin eine Woche lang alles um Popmusik. Gleich drei ineinander verzahnte Festivals präsentieren die Kulturhauptstadt als multimedialen Streichelzoo, bei dem man extranah ran darf.

S

chon seit einigen Jahren kümmert sich das Berlin Festival um die Perfektionierung der Idee, die OpenAir- und Festival-Kultur in der Hauptstadt zu etablieren. Damit ist es nicht allein. Flankiert von weiteren hochkarätigen über die Stadt verteilten Events, findet auch in diesem Jahr wieder die Berlin Music Week statt, um Kreative und deren Publikum möglichst lauffaul und niederschwellig zusammenzubringen. Damit die moderne Popkultur nicht länger wie ein buntes amorphes Etwas wirkt, das nur noch die Kids und ihre Gerätehersteller verstehen. Den Anfang machen zwei Kreuzberger Nächte unter dem schönen Namen First We Take Berlin. Das Newcomerfestival versammelt

mehr als 80 internationale Bands, von denen bis jetzt nur wenige Menschen Tattoos tragen, auf zehn Bühnen in Spreenähe. Praktisch alle etablierten Clubs öffnen am 4. und 5. September ihre Türen zum Preis von einem. Auch auf den Metern dazwischen lebt das berühmte urbane Ambiente samt romantischer Zigarettenpausen und liebestoller Spanier. Am 6. und 7. September übernimmt dann das Berlin Festival den Vorsitz im Parlament eurer Herzen. Knapp 40 Acts treten auf dem Gelände des ehemaligen Tempelhofer Flughafens auf und verwandeln die historische Kulisse in ein Gipfeltreffen des guten Geschmacks. Für Headliner wie Blur, Björk oder die Pet Shop Boys muss man normalerweise weit

reisen, hier reichen eine U-BahnFahrt und ein Kombiticket. Dass man in Berlin nicht ausschließlich an Sound interessiert ist, beweist überdies das Art Village, das auf dem Festivalgelände eine Heimstatt finden wird. Dieses Jahr sogar buchstäblich, denn die Ausstellungen und Installationen sind in einen Kontext von Kirchen und Dorfkneipen umgewidmet. Wenn die Festivitäten auf dem Flugfeld enden, warten schon die Shuttlebusse zum Club X-Berg. Die feierwütige kleine Schwester des Berlin Festivals hat etwas gegen frühes Schlafengehen und flirtet stattdessen lieber mit den frischen Beats elektronischer Tanzmusik. Auch hier warten Highlights: Zu seinem zehnten Geburtstag lässt das stilprägende französische

House-Label Ed Banger mit SebastiAn, Busy P und Justice seine größten Stars auf euch los, während der nahe gelegene Treptower Park zum anschließenden Chill-out verführt. Neben den verschiedenen Großveranstaltungen glänzt die Berlin Music Week natürlich auch mit Programmtiefe. Außer diversen Länder-Showcases aus exotischen Regionen (Frankreich, Skandinavien, Brandenburg) gibt es mindestens drei prestigeträchtige Award-Shows, eine musikalische Sightseeingtour und mehrere Start-up-Präsentationen, um die Besucher sachte auf die mediale Zukunft vorzubereiten. Apropos: Wer sich rechtzeitig bei der Telekom für deren neuen De-Mail-Service registrieren lässt, schwebt am 8. September für lau zum Click2Concert ein. Für die große Abschlussparty stehen unter anderem David Guetta, Die Fantastischen Vier, Frida Gold und Christina Stürmer auf der Landebahn. Parallel zur Internationalen Funkausstellung darf der Tempelhofer Flughafen nämlich noch einmal sein ganzes kosmopolitisches Flair ausspielen und zeigen, dass Berlin trotz anders lautender Meldungen alle schrecklich lieb hat. Zumindest für ein paar Tage pro Jahr. Alexander Dahas BERLIN MUSIC WEEK 04.-08.09. BERLIN FIRST WE TAKE BERLIN 04.-05.09. BERLIN — ASBJØRN, BABYLON CIRCUS, BALTHAZAR, CHARITY CHILDREN, COMA, DIE ORSONS, FENECH-SOLER, JAGWAR MA, KID SIMIUS, LONDON GR AMMAR, MATIAS AGUAYO, MC FITTI, MIGHTY OAKS, M O N E Y, NEW YOUNG PONY CLUB, OK KID, ROOSEVELT, S O H N, THE/DAS, TRULS, YALTA CLUB U. V. A. BERLIN FESTIVAL & CLUB XBERG 06.-07.09. BERLIN — BASTILLE, BEN PEARCE, BJÖRK, BLUR, BOOK A SHADE, BOSNIAN R AINBOWS, BREAKBOT, BUSY P, CAPITAL CITIES, CHARLI XCX, CLAPTONE, COCOLORES, DELPHIC, DIE ORSONS, DILLON, DJEDJOTRONIC, DUMME JUNGS, ELLEN ALLIEN, ELLIE GOULDING, FRITZ K ALKBRENNER, GET WELL SOON, GR AF VON BOTHMER, IS TROPICAL, JOHN TALABOT, JUSTICE, KLAXONS, LE1F, LEFT BOY, MAXIM, MIA., MISS KITTIN, MY BLOODY VALENTINE, OK KID, PANTHA DU PRINCE, PARQUET COURTS, PET SHOP BOYS, POOL, ROUND TABLE KNIGHTS, RÖYKSOPP, RUEN BROTHERS, S O H N, SAVAGES, SCNTST, SEBASTIAN, SHIR KHAN, STRIP STEVE, TALE OF US, THE SOUNDS, TOMAHAWK, TURBOSTA AT, VILLAGERS, WHITE LIES CLICK2CONCERT 08.09. BERLIN — DAVID GUETTA, DIE FANTASTISCHEN VIER, FRIDA GOLD, CHRISTINA STÜRMER


SWR 3 NEW POP FESTIVAL Auftritte wie der von Jake Bugg im historischen Theater Baden-Badens dürften, von den noblen Logen aus betrachtet, ein hochinteressanter Anblick sein.

W

enn man im SWR3-Land aufwächst, ist die Popwelle des Südwestrundfunks allgegenwärtig. Weil der Sender gefühlt aus wirklich jedem Radio erklingt, werden sowohl der Vorschüler als auch die Putzhilfe, die sich zu ihrer Rente noch etwas dazuverdient, auf das New Pop F ­ estival eingestimmt. Sobald sich das Jahr wieder gen September neigt, geizt die Musikredaktion nämlich nicht mit den Hits der aufstrebenden Künstler, die sich alljährlich in Baden-Baden

15 JAHRE UNTER SCHAFEN RECORDS FESTIVAL

versammeln. 2013 dürfte somit ein Großteil der im Südwesten der Republik beheimateten Bundesbürger schon einmal eine Single von Jake Bugg, Maxim, Tom Odell, Imagine Dragons, Biffy Clyro oder den Crystal Fighters gehört haben. Spielte man vor einigen Jahren noch so manches Konzert in den Montagehallen des Mercedes-Werks im benachbarten Rastatt, ist das New Pop inzwischen ein Fest der kurzen Wege geworden und findet ausschließlich in der beschaulichen Kurstadt statt. Die Hauptbühnen,

Seit anderthalb Jahrzehnten veröffentlicht das unverwüstliche Kölner Indie-Label Unter Schafen nun schon mehr oder weniger regelmäßig Platten aus unterschiedlichsten Genres von gleichbleibend hoher Qualität. Zuletzt widmete es seine ganze Liebe etwa der Punkband Mikrokosmos23 und deren neuer EP. Die und mehrere andere spielen nun auch auf einer kleinen Geburtstagssause, die Anfang Oktober im Kölner Gebäude 9 steigen wird. Eine Geburtstags-Compilation gibt es obendrauf. Eine Labelparty wie ein Geburtstag guter Freunde! 05.10. KÖLN — BLACKMAIL, VIERK ANTTRETLAGER, MIKROKOSMOS23, KING KONG KICKS

nur wenige Fußminuten voneinander entfernt. Die Kurstadt, sonst nicht unbedingt ein Hort wilder Feierkultur, bietet ein ansprechendes Rahmenprogramm mit PartyNächten, öffentlichen Interviews und mehr. Einen Zeltplatz sucht man hier vergebens, dafür gibt es aber ausreichend Hotels der Kategorie 5 Sterne Plus. Karol Herrmann 12.-14.09. BADEN-BADEN — BASTILLE, BIFFY CLYRO, BIRDY, CRYSTAL FIGHTERS, IMAGINE DR AGONS, JAKE BUGG, MAXIM, PASSENGER, TOM ODELL U. A.

DENOVALI SWINGFEST Mit sechs Jahren setzte er sich ans Klavier, mit 16 spielte er Schlagzeug in einer Hardcore-Band. Jetzt veröffentlicht Carlos Cipa sein Debütalbum bei Denovali Records und tritt beim labeleigenen Swingfest in Essen auf.

D BLACKMAIL

wenn man sie denn so nennen will, bestehen seit Jahrhunderten und bilden zweifelsohne das Herzstück des Festivals. Besonders die Kulisse des historischen Theaters mit seinen hochgezogenen Logen und dem überdimensionierten Kronleuchter dürfte bei manchem Künstler nachhaltig Eindruck hinterlassen. Aber auch das Kurhaus mit dem weltberühmten Casino (Achtung: Einlass nur mit Krawatte!) und das Festspielhaus (größte Oper Deutschlands) können sich sehen lassen. Alle Locations sind

u bist klassisch ausgebildeter Musiker, gleichzeitig aber auch in der Subkultur unterwegs. Wie passt das zusammen? Es wundert mich tatsächlich immer wieder, dass sich kaum klassische Musiker in der Subkultur auskennen. Die meisten wachsen in einer eigenen Klassik-Welt auf. Von dort den Weg nach außen zu finden ist schwer. Gerade in Deutschland, wo es kein etabliertes Ausbildungsangebot im subkulturellen Bereich gibt. Du studierst klassische Komposition. Inwiefern hat das dein Verständnis von Musik verändert? Ich habe die

Möglichkeit, kompositorische Fähigkeiten zu erlernen, zu denen man abseits der Hochschule kaum Zugang hat. Die größte Herausforderung stellt für mich aber die Tatsache dar, dass meine persönliche Einstellung zur Musik nicht mit der allgemeinen Mentalität übereinstimmt, die in der »Neuen Musik« vorherrscht. Insbesondere in Deutschland hat sich diese Musik in ihren Elfenbeinturm zurückgezogen, was ein breites Publikum weitestgehend ausschließt. Für mich ist es aber essenziell, mit meiner Musik Menschen zu erreichen. Du hast bei verschiedenen Swingfests gespielt. Wie empfindest du die Atmosphäre auf den Festivals? Sowohl Berlin als auch London und letztes Jahr Essen waren fantastische Konzerte. Es herrscht absolute Stille, man spürt, dass das Publikum dabei ist und jede einzelne Note genießt. Was Denovali mit den Swingfesten auf die Beine gestellt hat, ist schlicht beeindruckend. Anke van de Weyer 03.-07.10. ESSEN — AUN, BARN OWL, BIOSPHERE, CARLOS CIPA & SOCELESTE, EMIK A, FIELD ROTATION, FLOEX, NADJA, NILS FR AHM, OMEGA MASSIF, POPPY ACKROYD, THE DALE COOPER QUARTET, THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE, TIM HECKER, TROUM U.V.A.


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MORGEN

REEPERBAHN FESTIVAL Das beste und schönste Newcomer- und Club-Festival Deutschlands – das sind die vier Tage im September auf und um die Hamburger Reeperbahn. Deshalb sind wir dieses Jahr auch gleich dreimal auf dem Festival vertreten: Intro Intim in der Superbude (siehe S. 39), Festivalguide Award (siehe S. 11) und Introducing (siehe S. 32) im Molotow!

Indie-Pop mit philosophischen Referenzen und ironischen Analysen der Gegenwart. Mitte 2012 gegründet, hat das Duo die ersten Kinderkrankheiten überstanden und ist bereit, mit seiner Debüt-EP durchzustarten. REJJIE SNOW Der Vergleich zu Tyler, The Creator liegt im Fall von Rejjie Snow auf der Hand, schließlich kann der junge Ire ähnliche Attribute wie der OddFuture-Wolf-Gang-Kill-Them-All-Rudelführer für sich in Anspruch nehmen: frisch, innovativ und fernab typischer HipHop-Klischees. Mit den ungewöhnlich ruhigen und schleppenden Raps über reduzierten Electro-Beats kämpft er sich zielstrebig in Richtung Spitze der europäischen Rap-Szene. SMALL BLACK Small Blacks Debütalbum »New Chain« von 2010 war eines der unentdeckten Meisterwerke des damals eigentlich so angesagten ChillwaveGenres. Die Band öffnete psychedelisch wabernden Electro schon früh für den sinnlichfreudvollen Klangkosmos, den nach und nach auch Bands wie Mount Kimbie oder Washed Out besetzten. Ihr aktuelles Zweitwerk »Limits Of Desire« unterstreicht dieses besondere Talent der New Yorker.

F

ür ein Festival wie dieses ist ein wenig Vorarbeit ratsam: Vor der Reise auf die Reeperbahn tut man gut daran, sich durch den Wust der kleinen und größeren Bands zu hören, die an vier Tagen in den unzähligen Clubs, Kneipen, Bars und Kirchen St. Paulis auftreten werden. Wir haben fünf Tipps aus dem riesigen Programm gefiltert, die noch nicht jeder kennen dürfte – bis jetzt: BROKEN TWIN Anfang 2012 trat Broken Twin erstmals auf den Plan. Mittlerweile war sie mit Tindersticks-Produzent Ian Caple im Studio, um an ihrem Debütalbum zu arbeiten. Nach Support-Shows für Cat Power und Jens Lekman scheint die Zeit für die 24-Jährige reif, um mit ihrer einnehmenden Stimme in den Headliner-Status aufzusteigen.

ANNA VON HAUSSWOLFF Die meisten Singer/Songwriter, die besinnlich vor sich hin klimpern, klingen, als müssten sie sich das Pathos vorher aus dem Kaugummiautomaten ziehen. Wenn die Schwedin Anna von Hausswolff hingegen ihre digitale Kirchenorgel anwirft, tönt es, als wäre man auf einer Beerdigung. Würdevoller Sakral-Pop, der klingt, als hätten Mazzy Star und Johann Sebastian Bach monatelang in einer Höhle gehaust. Empfehlenswert. JUNIOR Ian Fisher und Fabian Kalker haben sich nicht gesucht, aber gefunden. Der eine reisender Songwriter aus Missouri, der andere studierter Musiker und Produzent aus Berlin. Zusammen bilden sie Junior und verbinden tanzbaren

25.-28.09. HAMBURG — -M-, 65DAYSOFSTATIC, ABBY, ALIN COEN BAND, ALMUT KLOTZ & REVEREND DABELER, ANNA CALVI, ANNA VON HAUSSWOLFF, ANTLERED MAN, APOLOGIES, I HAVE NONE, BARBAROSSA, BIRTH OF JOY, BORN RUFFIANS, BRNS, BUILT TO SPILL, C.J. R AMONE, CAYUCAS, CHAKUZA, CHUCKAMUCK, CSS, D E N A, DAGOBERT, DAVID LEMAITRE, DRENGE, EFTERKLANG, ELIZA AND THE BEAR, ELLIPHANT, FENECH-SOLER, FRIDA HY VÖNEN, FUCK ART, LET’S DANCE!, FUNER AL SUITS, FYFE, GHOSTPOET, GIRLS IN HAWAII, HEISSK ALT, HIGHASAKITE, HUNDREDS, JACCO GARDNER, JACK BEAUREGARD, JAMES VINCENT MCMORROW, JEANS TEAM, JOHNNY FLYNN, JON DEROSA, JOSH KUMR A, K ÄPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI, K ATE NASH, KETTCAR, KREISKY, KVELERTAK, LAING, LILLY WOOD & THE PRICK, LINKOBAN, MARLA BLUMENBLATT, ME AND MY DRUMMER, MOZES AND THE FIRSTBORN, MÚM, MUSO, NEW FOUND LAND, NO CEREMONY, NONONO, OK KID, R AH R AH, SATELLITE STORIES, SAY YES DOG, SEA + AIR, SHOUT OUT LOUDS, SLUT, SMITH WESTERNS, SOAK, SOLANDER, SPECTOR, STEALING SHEEP, STEAMING SATELLITES, TEMPLES, THE BOXER REBELLION, THE ELWINS, THE STANFIELDS, TO KILL A KING, TOBIAS THOMAS, TORPUS & THE ART DIRECTORS, TUBBE, TUNNG, TURBOWEEKEND, URBAN CONE, WE INVENTED PARIS, WILLIS EARL BEAL, WOOG RIOTS, XUL ZOLAR, YESTERDAY SHOP, YOUNG REBEL SET U. V. A.

EUROBLAST FESTIVAL Es kann ja mal vorkommen, dass man von all den musikalischen Spielarten, die hier sonst so abgebildet werden, komplett angeödet ist. Wem so ist, der kann mit dem Euroblast Festival in Köln eine willkommene Abwechselung erfahren. Denn hier geht es – sehr spannend – um all die innovativen Spielarten, die das altehrwürdige Metal-Genre zu bieten hat. Viel Unerhörtes an drei Tagen in der Essigfabrik direkt am Rhein – das sollte eigentlich eine Entdeckung wert sein. MESHUGGAH

11.-13.10. KÖLN — MESHUGGAH, TEXTURES, THE OCEAN, THE AGONIST, THREAT SIGNAL, MONUMENTS, EVER FORTHRIGHT, CIRCLES, TWELVE FOOT NINJA, THE ALGORITHM U. V. A.


ham 2013 Gra ptember s a e Luk g, 28. S ta 013 Sams beL ovember 2 O s e N aGn stag, 14. er n n nt o e D nc s Vi w e 4 m O Ja r 201 Orr brua mcm g, 8. Fe ta e Sams win and n O ir eitere und w

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Aktion

MORGEN

NEULICH BEIM HURRICANE

GRILLEN MIT AUDIOLITH Das Hurricane Festival hat eine Menge Attraktionen zu bieten. Auf der Bühne genauso wie in fast allen Winkeln des Geländes. Der Jack Daniel’s Lynchburg Square gehört mit seinem BBQ und den gemütlichen Sitzecken dazu. Gerade dann, wenn man sich mit einem so unterhaltsamen Charakter wie Lars Lewerenz von Audiolith zum Grillen mit Interview verabredet.

L

ars Lewerenz ist Vollprofi, auch vor der Kamera. Ganz anders als manch anderer Labelchef. Geschliffenes Posing vor den Fotografen fällt dem Gründer des Audiolith-Labels (Heimat von unter anderem Frittenbude, Egotronic und Supershirt) nicht schwer, und auch am Grill zeigt er sich als Chef de Cuisine. Gemeinsam mit ihm haben wir vom Festivalguide es uns am Lynchburg Square gemütlich gemacht. Der Grill in der kleinen Jack-Daniel’s-Arena mitten auf dem Festivalgelände läuft auf Hochtouren und treibt uns trotz Schietwetter die Hitzeröte ins Gesicht. Nachdem uns der Grillmeister eine kleine Einführung gegeben hat, versuchen wir uns selbst am Grill. Ist viel komplizierter als das kleine Einweg-Ding, das wir immer für den Campingplatz dabeihaben. Die Resultate unserer Bemühungen an Rost und Grillzange können sich aber trotzdem sehen lassen und schmecken sogar einigen anderen Gästen. Trotz des Exkurses in professionelle Grillerei ist es angenehmer, sich mit den Früchten unserer Arbeit einfach in eine gemütliche Ecken des Lynchburg Square zu fläzen und zu essen. »Früchte« ist dabei wörtlich zu nehmen, denn

Lewerenz ernährt sich vegetarisch. Glücklicherweise bietet ein modernes BBQ auch für diesen Geschmack vieles: gefüllte Riesenchampignons, Zucchini, Lauch, Tofu-Würste und -Schnitzel. Alles verdammt lecker, auch vom Grill. Schon während des Essens fangen wir mit dem anberaumten Interview an. Schließlich gibt es viel zu besprechen. Auch Anja, die Gewinnerin des gemeinsamen Grillinterviews und Fan diverser Audiolith-Bands, hat einige Fragen. Lewerenz erzählt bereitwillig, schließlich ist bei ihm gerade sowieso Rückschau angesagt: Zehn Jahre wird sein Label dieses Jahr alt, und die Planungen für die Feierlichkeiten sind schon weit fortgeschritten. Im Herbst wird es eine größere Geburtstagstournee geben. Außerdem hat Lewerenz schon wieder neue Bands in der

Pipeline, von denen er sichtlich begeistert ist und sich viel verspricht. Der Sommer fing mit neuer Musik von Ira Atari, dem Trouble Orchestra und Brazed an, und der Plan für weitere Veröffentlichungen reicht schon weit bis ins nächste Jahr. Ja, Audiolith habe über die Jahre viel dazugelernt und Verantwortung hinzugewonnen, wundert sich Lewerenz selbst. Kaum zu glauben, dass das wirklich alles passiert ist. Kaum zu glauben auch, dass Lewerenz von sich selbst behauptet, ruhiger geworden zu sein und kaum noch Festivals wie das Hurricane besucht. Obwohl er – noch eine seiner zahlreichen Geschichten – auch schon mal auf der Hauptbühne eines Open Airs während eines Gigs geschlafen hat, aus Trunkenheitsgründen. Aber nun ist er älter und Familienvater. Auch da kommt dann die Sache mit der Verantwortung für andere. Der ist sich Lewerenz sehr bewusst. Dazu gehört auch, dass die Sache mit der eigenen Musik ebenfalls passé ist. Früher stand er ja selbst noch auf der Bühne, etwa bei ClickClickDecker am Bass. Schade, dabei macht er immer so eine gute Figur – auf der Festivalbühne genauso wie vor der Fotokamera.

Hier das Geheim-Rezept: Stillhouse Barbecue Sauce Zutaten: 2 Esslöffel Öl, ½ Tasse geriebene Zwiebel, 1 Tasse Ketchup, ½ Tasse Jack Daniel’s Old No. 7, 1 Tasse Apfel­ essig, 1 Tasse brauner Zucker, 2 Esslöffel Worcestershire Sauce, 2 Esslöffel Hot Pepper Sauce, Salz und Pfeffer Zubereitung: Öl in einem Topf bei mittlerer Hitze erwärmen. Geriebene Zwiebel dazu tun und braten, bis sie weich sind. Alle anderen Zutaten hinein geben, zum Kochen bringen und Hitze reduzieren. Die Sauce ca. 30 Minuten köcheln lassen bis sie gebunden ist. Zum Abkühlen in den Kühlschrank stellen. www.massvoll-geniessen.de / www.jackdaniels.de



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MORGEN

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DI. 03.09. The Hex Dispensers (USA) + The Skeptics (BEL/FR) SA. 07.09. Blake Schwarzenbach [ex- Jawbreaker, Jets To Brazil] (US) + Andalucia SO. 08.09. Ken Stringfellow (US) + Tim Neuhaus + The Late Call @ Fachwerk MI. 11.09.

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DI. 24.09. Shannon & The Clams (USA) + The Jim Ben Band (FR) MI. 25.09. The Wedding Present (UK)

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DO. 26.09. Motorama (RUS) + Cody (DK)

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SO 08

SO. 29.09. Mélissa Laveaux (FR) @ Fachwerk

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DI. 01.10.

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THE WINERY DOGS 30.09.2013 / MO

Käptn Peng & die Tentakel von Delphi

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19:00 Uhr

So. 29.09.

19:00 Uhr

Mo. 30.09.

19:00 Uhr

Megaloh

COLOUR HAZE & MY SLEEPING KARMA

09.10.2013 / MI

KVELERTAK

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Steaming Satellites Retro Rock Sensation

21.10.2013 / MO

Kat Frankie

AUGUST BURNS RED

Singer/Songwriter aus Australien

Mit: BLESS THE FALL, COUNTERPARTS

22.10.2013 / DI

Mi. 02.10.

19:00 Uhr

The Thermals

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THE DILLINGER ESCAPE PLAN

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Fr. 04.10.

20:00 Uhr

Sa. 05.10.

20:00 Uhr

Do. 17.10.

19:00 Uhr

Sa. 19.10.

20:00 Uhr

Hoffmaestro

Ska-a-tronic Punkadelica

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Jamaram

Reggae-Rock'n'Roll-Zirkus

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MORGEN

U 12.09. BrotfaBrik 20.00 gabby young & oThEr animaLs 16.09. mousonturm 21.00 supErsiLEnT

TERMINE HERBST 2013

19.09. mousonturm 21.00 CoCorosiE

Live

20.09. mousonturm 21.00 CoCorosiE

Mo.02/09

GUAIA GUAIA Mi.04/09

FZW POETRY JAM Do.05/09

24.09. mousonturm/ studio 21.00 anna von hasswoLff

Mi. 04.09.2013 | Gloria, Köln (Nachholtermin vom 25.05.)

HEINZ STRUNK Do. 05.09.2013 | Live Music Hall, Köln

money

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strand of oaks

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milky chance

MY BLOODY VALENTINE

Do. 05.09.2013 | Underground, Köln

ALLAH-LAS

Fr. 06.09.2013 | Luxor, Köln

LENKA support: Cayucas

P

D

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A

T

Di. 01.10.2013 | Gebäude 9, Köln

NO CEREMONY/// Mi. 02.10.2013 | Luxor, Köln

RUDIMENTAL LIVE Mi. 02.10.2013 | Underground, Köln

LETLIVE. special guests:

Night Verses, The American Scene Do. 03.10.2013 | Gebäude 9, Köln

CJ RAMONE feat. Jonny 2 Bags & David Hidalgo, Jr. from Social Distortion

Mo. 09.09.2013 | Studio 672, Köln

Fr. 04.10.2013 | Gebäude 9, Köln

Di. 10.09.2013 | Luxor, Köln

Sa. 05.10.2013 | Live Music Hall, Köln

MAN WITHOUT COUNTRY

YOUNG REBEL SET

THE BLACK ANGELS support: Elephant Stone

TROMBONE SHORTY

17.09.13 frankfurt, ponyhof club

Di. 10.09.2013 | Stadtgarten, Köln

JAMES BLAKE

EMMA 6

01.10. BrotfaBrik 20.00 frida hyvönEn

misteur valaire

So. 15.09.2013 | Studio 672, Köln

23.09.13 köln, studio 672

JOHNOSSI

11.10. Batschkapp 20.00 iCona pop

HOUNDMOUTH

motorama

Di. 17.09.2013 | E-Werk, Köln

FRANK TURNER Mi.11/09

SEA + AIR Do.12/09

Sa.21/09 Mo.23/09

URBAN CONE Mi.25/09

THE GAZETTE

03/10 - 05/10

WESTEND FESTIVAL

EDITORS,BOYSETSFIRE, BARONESS,THE OCEAN, KVELERTAK, U.V.A. Do 10/10

DEADLOCK Fr 11/10

IRIE REVOLTES Sa 12/10

TROMBONE SHORTY So 13/10

MARTIN AND JAMES

30.09. mousonturm/ studio 21.00 krEisky

24.10. BrotfaBrik 20.00 kaT frankiE 26.10. mousonturm 21.00 frighT nighT Emika, aLmuT kLoTz & dabELEr, biffy, bEaTris, mr diETErmann

12.09.13 bochum, zeche

rue royale

the elwins 25.09.13 köln, blue shell +

nonono

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DRENGE 25.09.13 Berlin, Comet Club 26.09.13 hamburg, reeperbahnfest.

eliza

&

the bear

26.09.13 frankfurt, ponyhof

SEA + AIR

CAPITAL CITIES Do. 19.09.2013 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

LAURA MARLING Sa. 21.09.2013 | E-Werk, Köln

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Di. 24.09.2013 | Blue Shell, Köln

STU LARSEN & NATSUKI KURAI Di. 24.09.2013 | Studio 672, Köln

Fr 18/10

06.10.13 bochum, zeche

JAY BRANNAN

07.10.13 frankfurt, sankt peter

Do. 26.09.2013 | Underground, Köln

Do 24/10

THE DILLINGER ESCAPE PLAN Fr 25/10

WEEKEND VORSCHAU 27.10. TAMIKREST / 02.11.BLACK STAR RIDERS / 08.11. PRINZ PI / 10.11.JUPITER JONES / 20.11.ROYAL REPUBLIC/ 22.11.JACCO GARDNER / 23.11.ZSK / 12.12. ADOLAR / 02.02. KNORKATOR INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE / WWW.FACEBOOK.DE/FZWEVENT

17.11. Zoom 21.00 aLunagEorgE 19.11. capitol offenBach 20.00 La brass banda 19.11. mousonturm 21.00 ThEsE nEw puriTans 21.11. BrotfaBrik 20.00 moop mama 23.11. BrotfaBrik 20.00 maTThEw E. whiTE 10.12. mousonturm 21.00 LiTTLE booTs 15.12. mousonturm 21.00 dagobErT

Bundesliga und CL live im FZW erleben! Infos zu den Spieltagen immer frisch auf www.fzw.de FZW | RITTERSTR. 20 | 44137 DORTMUND

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Weitere Veranstaltungen: www.markusgardian.dE

EDITORS special guest: Balthazar

So. 03.11.2013 | Gloria, Köln

DAUGHTER

Di. 05.11.2013 | Gloria, Köln

EMILIANA TORRINI

DISCLOSURE

MGMT

Do. 26.09.2013 | Luxor, Köln

13.11. Zoom 21.00 goLd panda

So. 03.11.2013 | E-Werk, Köln

Do. 26.09.2013 | Live Music Hall, Köln

29.09.13 köln, studio 672

kakkmaddafakka

TARJA

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Mi. 30.10.2013 | Gloria, Köln

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Mo 14/10

DEAFHEAVEN

SEASICK STEVE

Fr. 08.11.2013 | E-Werk, Köln

29.10. mousonturm 21.00 ThE souL rEbELs brass band

04.11. mousonturm/ studio 21.00 JosEph arThur

Mo. 28.10.2013 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

GOD IS AN ASTRONAUT

26.09.13 münchen, feierwerk

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Di 22/10

ICONA POP

Mi. 25.09.2013 | Gebäude 9, Köln

stealing sheep

Do. 26.09.2013 | Gloria, Köln

TYLER WARD

Sa. 12.10.2013 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

Mi. 06.11.2013 | Live Music Hall, Köln

29.10. BrotfaBrik 21.00 TrixiE whiTLEy

MC FITTI

Do. 10.10.2013 | E-Werk, Köln

BARBAROSSA

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27.09.13 hamburg, reeperbahnfest. 28.09.13 berlin, ind. music night

28.09.13 köln, studio 672

09.10.13 köln, live music hall

factory floor

11.10.13 berlin, kantine berghain 12.10.13 hamburg, uebel & gefährlich

fat freddy's drop 16.10.13 köln, live music hall

majical cloudz

18.10.13 berlin, kantine berghain 19.10.13 hamburg, prinzenbar

HALF MOON RUN

28.10.13 köln, gebäude 9

agnes obel

31.10.13 frankfurt, heiliggeistk. 13.11.13 köln, kulturkirche 03.01.14 berlin, philharmonie

crystal fighters

05.11.13 frankfurt, sankt peter

yasmin hamdan 19.11.13 berlin, privatclub

20.11.13 köln, stadtgarten

biffy clyro

E

BETTENS Formerly K´s Choice

THE CULT

FOALS special guest: Everything Everything Fr. 08.11.2013 | Gloria, Köln

Sa. 09.11.2013 | Live Music Hall, Köln

WHITE LIES

So. 10.11.2013 | Live Music Hall, Köln

TONIGHT ALIVE special guest: Set It Off Do. 26.09.2013 | MTC, Köln

ANTLERED MAN Fr. 27.09.2013 | MTC, Köln

KINGSFOIL

Fr. 27.09.2013 | Studio 672, Köln

CHRIS PUREKA Sa. 28.09.2013 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

BARONESS special guest: Royal Thunder So. 29.09.2013 | Luxor, Köln

LILLY WOOD AND THE PRICK So. 29.09.2013 | Gebäude 9, Köln

KATE NASH

Mo. 30.09.2013 | Blue Shell, Köln

MS MR

Mi. 13.11.2013 | E-Werk, Köln

THEES UHLMANN & BAND

Fr. 15.11.2013 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

SUBLIME WITH ROME Sa. 16.11.2013 | Die Kantine, Köln

PRIMAL SCREAM So. 17.11.2013 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

SKILLET

Mo. 18.11.2013 | E-Werk, Köln

LABRASSBANDA Mo. 18.11.2013 | Live Music Hall, Köln

THE NAKED AND FAMOUS Do. 21.11.2013 | E-Werk, Köln

SUEDE special guest: Teleman

BEN KENNEY

Di. 26.11.2013 | Essigfabrik, Köln

of Incubus

TOM ODELL

Mo. 30.09.2013 | Luxor, Köln

Do. 28.11.2013 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

65DAYSOFSTATIC

THE SOUNDS

Di. 01.10.2013 | Underground, Köln

Sa. 07.12.2013 | E-Werk, Köln Fr. 13.12.2013 | FZW, Dortmund

ABBY special guest: Children

PATRICE

01.12.13 düsseldorf, m. e. halle

parov stelar band 10.12.13 köln, palladium

prime entertainment www.prime-entertainment.de


130

DEMNÄCHST

DEMNÄCHST // INTRO NO. 216 — 30.09.2013 Moby, Jupiter Jones, Helge Schneider, Michel Gondry, Metallica, Sven Regener, Polly Scattergood, Messer, Pins, Yuck, Darkside, Grand Theft Auto V …


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0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf

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9. NOVEMBER 2013 BERLIN ARENA

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