# 157 Februar 2008
0,00 € www.intro.de
Radiohead Das Ende der Plattenindustrie, wie wir sie kennen
Wrestling mit Stil
Kitsuné Pariser Hipster-Geschichten in Kleidung und Sound
Leserpoll 2007 Die Wahl Eurer Lieblinge im Überblick
HO T CHI P
Sons & Daughters Sonntags-Picknick am Hudson River
Bruce LaBruce Neues vom Gott des Queer-Kinos
Š 2008 Nokia.
Press play
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Monitor
Klassentreffen auf der Beerdigung. Irre Idee? Nun, in »Fallen« blicken die Protagonisten just dort der Realität ins Gesicht. Siehe Seite 78.
ANSAGE NO. 157 Willkommen in 2008. Und vielen Dank für all die warmen Worte zu unserem Relaunch. Ganz ehrlich, das hat gutgetan. Wir waren schon ganz schön durch danach – insofern passte es ja auch bestens, dass wir erst mal in die Winterpause durften. So kommen wir jetzt mit mächtig viel Esprit zurück. Danke auch für das rege Abstimmen beim Jahrespoll. 3888 von euch haben mitgemacht, das nennen wir mal empirisch signifikant. Die Ergebnisse findet ihr auf den Seiten 14 bis 17. Und damit genug des Blicks nach hinten. 2008 beginnt gleich mit einem richtigen Knaller: mit »Made In The Dark«, dem neuen Album von Hot Chip. Unser Autor Sebastian Ingenhoff spricht von der derzeit besten Band der Welt – und wer wären wir, dass wir ihm da widersprechen. Stattdessen haben wir ihn nach London geschickt, wo Hot Chip zur Weltpremiere der neuen Songs luden. Statt sich wie wir auszuruhen, haben sie sich übrigens gleich danach an eine Session mit Scritti Politti gesetzt – Alex Mayor durfte bereits erste Songs hören und hat auch gleich bei SP-Mastermind Green Gartside nachgefragt, was im Studio mit den jungen Hipstern so abging. Vielleicht derzeit nicht mehr die beste Band der Welt, aber noch immer die wichtigste sind Radiohead. Nicht zuletzt wegen des viel diskutierten InternetVorabreleases ihres Albums »In Rainbows«. Christian Steinbrink traf Jonny Greenwood in Paris und bilanzierte mit ihm die Ereignisse seit letztem Oktober – ergänzt wird das Gespräch um eine Reportage zum Thema MP3-Labels. Und auch in den Ressorts Film, Mode, Technik, Literatur und Games gibt es viel Neues zu berichten – aber lest doch selbst.
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MONITOR 004 Neujahrskonzert 006 Neulich 008 Wong Kar-Wai / Christopher Doyle 009 Aufmacher: Wong Kar-Wai / Cat Power 010 Leserpoll 2007 014 Monitor mit u. a. F.S.K., The Hoosiers, Lightspeed Champion, Robert Owens, Superpunk, The Brunettes, Nada Surf, Slut, Takashi Wada, Tocotronic 014 Impressum 014 Leserbriefe
MUSIK Sons & Daughters bummeln mit uns auf Seite 50 durch Brooklyn. Seid dabei.
030 Hot Chip 036 Eurosonic 2008: neue Bands 040 Radiohead 048 The Magnetic Fields 050 Sons & Daughters 052 Get Well Soon 054 Kitsuné 058 Film: Clipland 2008
WEITER Hip und französisch – das geht sehr gut zusammen wie Arno Raffeiner bei seinem Besuch bei Kitsuné in Paris erleben durfte. Siehe Seite 58.
Herzliche Grüße aus der Kölner Redaktion
064 Mode: Jawoll, meine Herrn 068 Mode: V-Ausschnitt 069 Mode: Skunkfunk 070 Mode: G-Struktur 071 Mode: Airside 072 Film: Bruce LaBruce / Berlinale 2008 076 Neue Filme 080 Neue DVDs 086 Literatur: Litcologne / William Gibson / Cory Doctorow 088 Neue Literatur 090 Neue Spiele 094 Technik: Hammacher Schlemmer 095 Neue Technik
PROBEFAHRT 099 Charts / Spalter 100 Platten vor Gericht 102 Neue Alben und DVDs 118 Heimspiel
DAS GEHT 121 124 124 130 Oh weh, wer hat Flocke denn eingefärbt? Wir nicht. Das ist unser ganz eigener Bär, den wir für die Modestrecke auf Seite 59 adoptiert haben.
Da geht’s Intro empfiehlt Das geht Textmarker / All The Next
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Monitor
NEULICH: Foto: Christoph Voy
Neujahrskonzert 2008, 01.01.08, Berlin, Volksbühne, 23:12 Uhr: Traditionen sind dazu da, sie fortzuführen. Besonders, wenn es so schöne sind wie das Neujahrskonzert in der Berliner Volksbühne. Wer durfte hier nicht schon alles spielen? U. a. Tocotronic und Throbbing Gristle. Dieses Jahr wurde gleich eine ganze Rasselbande auf die Bühne gelassen: Warren Suicide, Yaneq, Soffy O., Elke Brauweiler, Jovanka von Willsdorf, Gods Of Blitz, Pitchtuner, Band Deutscher Mädels, Demba und Viktoriapark. Gemeinsam führten sie eine Revue namens »Berlin String Theory« auf. Die Idee dahinter: Highlights des jeweiligen Katalogs werden gemeinsam mit einem Streichquartett aufgewertet. Das hätten wir in Köln auch gern gesehen ...
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Ennio Morricone, 12.12.07, A-Wien, Stadthalle, 20:01 Uhr: Die italienische Score-Über-Legende (79) dirigiert erstmals seit gefühlten Dekaden wieder eigene Stücke im deutschsprachigen Raum. Auf der Bühne: 200 veritable RömerInnen. Vor der Bühne: Romantiker (»Die Legende vom Ozeanpianisten«), Cowboys (»Zwei glorreiche Halunken«, »Spiel mir das Lied vom Tod«) und Sozialisten (»Die Arbeiterklasse geht ins Paradies«) vergießen gemeinsam Freudentränen und tauschen bestickte Taschentücher. Famos. Foto: Arne Sattler
Boyz Noize, 09.12.2007, F-Rennes, Trans Musicales 2007, 01.12 Uhr: Als Kid Alex mit neuem Pseudonym seinen Justice-Remix von »Phantom« zelebriert, lauschen auch Brillen-Raver gespannt. Foto: Heiko Behr
Queens Of The Stone Age, 20.11.07, nahe Erfurt, 20:38 Uhr: Schattenspiele 700 Meter unter der Erde: Josh Homme spielt den »most underground gig ever« im Erlebnisbergwerk Sondershausen. Foto: Reiner Pfisterer
Neulich
007
Empires Of Tin / Vic Chesnutt, 01.11.07, A-Wien, Gartenbau Kino, 20:47 Uhr: Erhabenes Kino! Als Abschluss-Gala des Viennale-Festivals spielte RollstuhlBarde Vic Chesnutt zusammen mit den kanadischen New Instrumentalism-Göttern A Silver Mount Zion und dem Fugazi-Gitarristen Guy Picciotto zu einem Experimental-Film von Jem Cohen. Joseph Roths Radetzkymarsch als große Bush-Verhauhe mit Wackelkamera. Ein magischer Abend.
Brett Anderson unplugged, 12.12.07, Dortmund, Konzerthaus, Pop Abo, 21:30 Uhr: In Dortmund betritt Pop die klassische Bühne. In dieser Ausgabe des Pop Abo endlich auch mal der britische in Form des Ex-Suede-Sängers Brett Anderson. Und er macht, nur von einer Cellistin begleitet, seine Sache sehr gut. Zeitgemäßer können auch ganz alte Suede-Songs nicht klingen.
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Monitor
WONG KAR-WAI /CAT POWER Kameramann Christopher Doyle, langjähriger Weggefährte von Filmemacher Wong Kar-Wai, hielt bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises eine denkwürdige Lobrede auf den Kollegen Michael Ballhaus: »Wir sind alle nur Huren.« Für sein jüngstes Werk »My Blueberry Nights«, in dem es um das Zu-sich-Kommen der Heldin geht, verzichtete Wong allerdings vorher schon auf Doyles Dienste. Mit dabei ist auf dem Soundtrack Chan Marshalls aka Cat Power. Passt hervorragend. Die Unnachahmliche ist inzwischen auch so weit, sich auf ihrem zweiten Cover-Album »Jukebox« (Matador / Beggars) selbst zu interpretieren. Foto links: Gianni Occhipinti, oben: Action Press / Franziska Krug
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Illustrationen: Gudrun Rau
Monitor
2007
LESERPOLL SONGS
ALBE N
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Die Ärzte »Junge« Justice »D.A.N.C.E.« Maximo Park »Books From Boxes« Kate Nash »Foundations« Babyshambles »Delivery« Beatsteaks »Cut Off The Top« Tocotronic »Kapitulation« Amy Winehouse »Rehab« Digitalism »Pogo« Tocotronic »Imitationen« Arcade Fire »No Cars Go« Foo Fighters »The Pretender« Amy Winehouse »Back To Black« Arctic Monkeys »Fluorescent Adolescent« Deichkind »Remmi Demmi« Bloc Party »The Prayer« Anajo »Wenn du nur wüsstest« Rihanna »Umbrella« Tocotronic »Sag alles ab« Battles »Atlas« Billy Talent »Red Flag« Interpol »The Heinrich Maneuver« Editors »Smokers Outside The Hospital Doors« Beatsteaks »Jane Became Insane« Radiohead »Jigsaw Falling Into Place« Shout Out Louds »Impossible« Kaiser Chiefs »Ruby« Tocotronic »Mein Ruin« Modest Mouse »Dashboard« Klaxons »Golden Skans« The Wombats »Let’s Dance To Joy Division« Art Brut »Direct Hit« Black Rebel Motorcycle Club »Berlin« Arcade Fire »Intervention« Die Fantastischen Vier »Einfach sein« Feist »My Moon, My Man« Interpol »Pioneer To The Falls« Band Of Horses »Is There A Ghost« Black Rebel Motorcycle Club »Weapon Of Choice« The National »Fake Empire« Anajo »Hallo, wer kennt hier eigentlich wen?« Trentemøller »Moan« Bloc Party »Flux« Hot Chip »My Piano« Editors »An End Has A Start« Queens Of The Stone Age »Sick Sick Sick« Shout Out Louds »Tonight I Have To Leave It« The Hives »Tick Tick Boom« Caribou »Melody Day« Jan Delay »Türlich, türlich«
Tocotronic »Kapitulation« Radiohead »In Rainbows« Arcade Fire »Neon Bible« Maximo Park »Our Earthly Pleasures« Anajo »Hallo, wer kennt hier eigentlich wen?« Beatsteaks ».limbo messiah« Die Ärzte »Jazz ist anders« Editors »An End Has A Start« Bloc Party »A Weekend In The City« Amy Winehouse »Back To Black« Interpol »Our Love To Admire« The National »Boxer« Digitalism »Idealism« Arctic Monkeys »Favourite Worst Nighmare« Babyshambles »Shotter’s Nation« Justice »†« Feist »The Reminder« Black Rebel Motorcycle Club »Baby 81« Modest Mouse »We Were Dead Before The Ship Even Sank« Locas In Love »Saurus« Nine Inch Nails »Year Zero« Burial »Untrue« Karpatenhund »#3« Shout Out Louds »Our Ill Wills« Bright Eyes »Cassadaga« !!! »Myth Takes« Klaxons »Myths Of The Near Future« Kings Of Leon »Because Of The Times« M.I.A. »Kala« Battles »Mirrored« Rantanplan »20359« Jamie T »Panic Prevention« Foo Fighters »Echoes, Silence, Patience & Grace« Jan Delay »Mercedes Dance« Queens Of The Stone Age »Era Vulgaris« Justin Timberlake »FutureSex / LoveSound« Polarkreis 18 »Polarkreis 18« The Shins »Wincing The Night Away« Bodi Bill »No More Wars« Die Fantastischen Vier »Fornika« Die Türen »Popo« Kate Nash »Made Of Bricks« PJ Harvey »White Chalk« Friska Viljor »Bravo!« LCD Soundsystem »Sound Of Silver« Stars »In Our Bedroom After The War« Cold War Kids »Robbers & Cowards« Goose »Bring It On« The Hives »The Black And White Album« Band Of Horses »Cease To Begin«
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ACT 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
Tocotronic Radiohead Arcade Fire Anajo Beatsteaks Maximo Park Die Ärzte Interpol Justice Bloc Party
MUSIKER 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
Jamie T Beirut Jan Delay Anders Trentemøller Jens Friebe Morrissey Jens Lekman Conor Oberst Justin Timberlake Bela B.
VIDEOCLIP 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
Justice »D.A.N.C.E.« Die Ärzte »Junge« Feist »1234« Foo Fighters »The Pretender« Kate Nash »Foundations« Tocotronic »Kapitulation« Beatsteaks »Cut Off The Top« Bloc Party »The Prayer« Modest Mouse »Dashboard« Anajo »Wenn du nur wüsstest«
LABEL 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
Grand Hotel Van Cleef Tapete Ed Banger Rough Trade Kitsuné Saddle Creek Domino City Slang Sub Pop Four Music
MUSIKERIN MAGAZIN 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
Amy Winehouse Leslie Feist Kate Nash Björk M.I.A. PJ Harvey Róisín Murphy Nelly Furtado Joanna Newsom Anna Ternheim
DJ 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
DJ Koze 2manydj’s Ricardo Villalobos Chemical Brothers DJ Hell Sven Väth Erlend Øye Boys Noize Justice Michael Mayer
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Intro Neon 11 Freunde Visions Spex Musikexpress Spiegel Vice Titanic De:Bug
WE BSITE 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
Intro.de MySpace.com Spiegel.de Last.fm Wikipedia StudiVZ.de Google.de YouTube.com Amazon.de Festivalguide.de / Gig-Guide.de
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FESTIVAL
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Eins Live, Plan B Bayern 2, Zündfunk Motor FM MDR Sputnik, Intro-Sputnik-Magazin Radio FSK Hamburg, Sunday Service SWR, DASDING Eins Live, Clubbing Eins Live, Domian HR3, Der Ball ist rund Deutschlandradio Kultur, Radiofeuilleton
Melt! Festival Hurricane Festival Haldern Pop Rock Am Ring Southside Festival Immergut Festival Highfield Festival Fusion Rock Im Park Mamallapuram
Schlachthof, Wiesbaden Uebel & Gefährlich, Hamburg Gebäude 9, Köln Gleis 22, Münster Molotow, Hamburg Ilses Erika, Leipzig JZ Kamp, Bielefeld Magnet Club, Berlin Atomic Cafe, München Karlstorbahnhof, Heidelberg
Hot Chip, Melt! Arcade Fire, München Daft Punk, Berlin Beatsteaks, Berlin Rantanplan, Hamburg Anajo, München Black Rebel Motorcycle Club, Hamburg Die Ärzte, Rock am Ring Friska Viljor, Immergut The Ark, Magdeburg
WORST
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Tokio Hotel »Zimmer 123« DJ Ötzi »Best Of ...« Bushido »7« Sportfreunde Stiller »La Bum« alles mit »Aggro« drauf! Die Ärzte »Jazz ist anders« 2raumwohnung »36 Grad« Kaiser Chiefs »Yours Truly, Angry Mob« Linkin Park »Minutes To Midnight« 50 Cent »Curtis«
WORST
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Alex C. »Du hast den schönsten Arsch« DJ Ötzi & Nik P. »Ein Stern« Rihanna »Umbrella« Culcha Candela »Hamma« Nena, Olli & Remmler »Nix passiert« Kaiser Chiefs »Ruby« Ich + Ich »Vom selben Stern« Mark Medlock & Bohlen »You Can Get It« Monrose »Even Heaven Cries« Bushido »alles!«
H&M American Apparel Carhartt Adidas Cheap Monday Fred Perry Bench Converse Levi’s Blutsgeschwister
Simpsons Dr. House Grey’s Anatomy Scrubs Lost Tracks Dittsche Gilmore Girls Heroes Bauer sucht Frau
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Pro Evolution Soccer 2008 Fifa 08 Sing Star Die Simpsons – Das Spiel Call Of Duty 4: Modern Warfare Crysis Assassin’s Creed Super Mario Galaxy Bioshock Guitar Hero 3
Simpsons Auf der anderen Seite Death Proof Little Miss Sunshine Babel Ratatouille Full Metal Village Persepolis Planet Terror Control
Schamoni »Sternstunden der…« Finn-Ole Heinrich »Räuberhände« Rowling »Harry Potter And The Deathly…« Max Goldt »QQ« Simon Reynolds »Rip It Up And Start Again« Jens Friebe »52 Wochenenden« Nagel »Wo die wilden Maden graben« Nick Hornby »A Long Way Down« Walter Moers »Der Schreckensmeister« John Peel »Memoiren…«
Nu Rave Apple iPhone Klimawandel Eisbär Knut Amy Winehouse Emo ... Röhrenjeans Palästinensertücher Web 2.0 G8-Gipfel
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Impressum
# 956 Dez 2007 / Jan 2008
0,00 € www.intro.de
*Neu
Stuart Price Im Bett mit Madonna
The Wombats Liverpool Boat Party
Urban Exploration Spukhäuser in Deutschland
Die Türen Prekär durch Berlin
Raymond Pettibon Unterwegs in New York
Verlag Intro GmbH & Co. KG, Postfach 19 02 43, 50499 Köln Fon (0221) 9 49 93-0, Fax (0221) 9 49 93 99 Mail intro@intro.de, vorname.nachname@intro.de www.intro.de
Leserbriefe
Herausgeber Matthias Hörstmann Chefredakteur Thomas Venker Redaktion Peter Flore (Online), Wolfgang Frömberg, Matthias Hörstmann, Amelie Schneider (Mode & Foto), Felix Scharlau, Linus Volkmann, Kristina Engel (Lektorat)
JOY DIVISION
Liebesbriefe, Korrekturen, Lob bitte an: Intro, Postfach 19 02 43, 50499 Köln oder via Mail an: leserbriefe@intro.de
»CONTROL«, DER FILM ÜBER IAN CURTIS
Geschäftsführer Marketing & Online Matthias Fricke Projektmanagement & Personal Rebecca Wast
Titel146.indd 1
16.11.2007 3:56:54 Uhr
Events Stefan Lehmkuhl (Leitung), Hendryk Martin, Julia Gudzent, Thomas Lorber (Termine), Sebastian Siegmund – Büro Berlin, Greifswalder Str. 224, 10405 Berlin, (030) 4 43 18 99-0, termine@intro.de PraktikantInnen Senta Best, Elena Grunwald, Nils Lindenstrauß, Johannes Mihram, Michael Noll, Marlene Lucia Rehs News news@intro.de Programmierung & Datenbanken Jan Plogmann (Leitung), Anna M. Stiefvater, Sandro Boege Artdirection Holger Risse (Jürgen und ich) Layout Jörn Osenberg (osi) Vertrieb Niels Kleimann (-41 / Leitung), Sebastian Siegmund (Berlin, Ost) Abo / Administration Johannes Röder, abo@intro.de Public & Media Relation Dirk Völler Anzeigenleitung & Administration Christian Schlage (-12/ Leitung), Johannes Röder (-14), Fon (0221) 9 49 93-12, Fax (0221) 9 49 93 88, Leonardo (0221) 9 49 93 66 Head of Marketing & Sales Oliver Bresch (-13) Marketing & Sales Martin Lippert (-17), Pete Schiffler (-19), Hendryk Martin (-32), David Winter (-63) Tonträger Matthias Fricke (-15), Matthias Hörstmann (-11) Konzertagenturen & Regionale Kunden Sebastian Siegmund (030) 4 43 18 99 17 Aktuelle Anzeigenpreisliste Nr. 14 (10/2003)
Betrifft: Review Dillinger Escape Plan #156 Ich werd mich jetzt nicht davon distanzieren, dass ich deren Album »Calculating Infinity« nach wie vor für ein Meisterwerk halte ... Aber den Satz in der Kritik, dass »nichts als eine Plackerei, die an Pornografie gemahnt« auf dem neuen Tonträger abgeliefert werde, halte ich für eine der besten Einschätzungen, die ich bei Intro je lesen durfte. Ich mag zwar das Wort »Geschepper« in dem Kontext nicht, aber das »unbeseelt« wiederum stimmt wie die Axt im Kopf ... Na ja, irgendwie passt das in die Veröffentlichungspolitik bei Relapse ..., da kickt ja nicht mehr so viel. Aus dem aktuellen Programm gefallen mir nur Gadget und bedingt Coldworker, Pig Destroyer und Agoraphobic Nosebleed. Das nur so am Rande. Retox (via intro.de)
Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G. BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 AutorInnen Alex Bechberger, Bernd Begemann, Dirk Böhme, Dana Bönisch, Georg Boskamp, Jochen Brandt, Andreas Brüning, Silke Bücker, Lars Bulnheim, Christoph Büscher, Uwe Buschmann, Martin Büsser, Cay Clasen, Calle Claus, Kerstin Cornils, Lina Dinkla, Jürgen Dobelmann, Henrik Drüner, Sonja Eismann, Rasmus Engler, Marco Fuchs, Boris Fust, Kerstin Grether, Sandra Grether, Andreas Grüter, Lutz Happel, Lee Hollis, Silke Hohmann, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Alexander Jürgs, Jan Kage, Christian Kahrmann, Arnold Kant, Olaf Karnik, Jan Kedves, Kai Klintworth, Felix Klopotek, Felix Knoke, Daniel Koch, Christoph Koch, Hendrik Kröz, Mario Lasar, Alexander Lazarek, Nils Lindenstrauß, Aram Lintzel, Hannes Loh, Jasmin Lütz, Thomas Markus, Oliver Minck, Dörte Miosga, Dirk Mönkemöller, Severin Most, Tobias Mull, Wolfgang A. Müller, Felix Mutter, Tobias Nagl, Jasper Nicolaisen, Florian Opitz, Sven Opitz, Rainer Ott, Jan Pehrke, Bernhard Przybilla, Nils Quak, Arno Raffeiner, Andreas Reihse, Anja Reinhardt, T.L. Renzsche, Martin Riemann, Ingo Rieser, Thomas Ritter, Vanessa Romotzky, Gerd Rosenacker, Moritz Sauer, Frank Sawatzki, Joachim Schaake, Max Scharl, Susanne Schmetkamp, Simon Schmitz, Frank Apunkt Schneider, Matthias Schneider, Andreas Schnell, Barbara Schulz, Frank Schuster, Bernd Seidel, Sascha Seiler, Christian Steinbrink, Till Stoppenhagen, Barbara Streidl, Jörg Sundermeier, Klaas Tigchelaar, Markus Tomsche, Thees Uhlmann, Benjamin Walter, Klaus Walter, Matthias Weber, Ralf Weihrauch, Alexandra Welsch, Burkhard Welz, Christian Wessels, Christian Werthschulte, Franzi Widenmann, Nils Wiere, Gregor Wildermann, Roland Wilhelm, Meike Wolf, Peter Wolff, Vina Yun, Sascha Ziehn FotografInnen Lena Böhm, Sibilla Calzolari, Barbara Donaubauer, Markus Feger, Sibylle Fendt, Jonathan Forsythe, Nathalie Genet, Dominik Gigler, Gerrit Hahn, Rainer Holz, Alfred Jansen, Lars Kiss, Christian Knieps, Maryse Larivière, Elke Meitzel, Ela Mergels, Gianni Occhipinti, Reiner Pfisterer, Edzard Piltz, Katharina Poblotzki, Nadine Preiß, Nils Rodekamp, Claudia Rorarius, Katja Ruge, Arne Sattler, Lioba Schneider, Marc Seebode, Ansgar Sollmann, Sandra Steh, Sandra Stein, Maxi Uellendahl, Christoph Voy, Jann Wilken, Justin Winz, Joachim Zimmermann und Pressefotofreigaben Illustrationen Alex Jahn, Elisabeth Moch, Calle Claus, Gudrun Rau Coverfoto Dominik Gigler Termine für Nr. 158 / März 2008 Redaktionsschluss 01.02.2008 Termin- & Anzeigenschluss 08.02.2008 Druckunterlagenschluss 12.02.2008 Erscheinungstermin 25.02.2008 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen Geprüfte Verbreitung Intro II. Quartal 07 Druckauflage: 138.690 Verbreitung: 135.566 Vertrieb an 2.019 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet und Ausland, über diverse Mailorder sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, Inhalt aus 100% Altpapier Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!
Auswahl mit einfließen lässt. Und wir denken nicht nur, sondern wissen, dass bei Kompakt eben die wichtigste elektronische Musik unserer Zeit erscheint. So einfach ist das. Markus Tomsche
Betrifft: Verlosung Heijheij liebstes Intro!!! Ich würd ja gern zwei Tickets gewinnen – alle von euch präsentierten Touren sind exquisitestens ausgesucht! (Ich würd ja gern zu Scout Niblett.) Bestechungsversuch in jpg-Form im Anhang! Beste Grüße, Britta
Betrifft: Neuer Comic »Die Mädchen« seit #156 Betrifft: Relaunch #156 Liebe Intro-Redaktion, der Comic »Die Mädchen«, den Sie da auf Seite 34 veröffentlichen, waren diese Parallelen zur RAF wirklich gewollt? Gudrun (Ensslin), Brigitte (Mohnhaupt), Ulrike (Meinhof) und dann noch der Hl. Christopherus? Macht’s klick? War das so gewollt? Soll ich das gut finden? Ich tue es! Eine gelungene Ausgabe. Gerrit Neu Hallo Gerrit, tja, wenn das nicht letztlich auf eine alte Kernfrage zurückführt: Wer lenkt unser aller Geschicke – die Verschwörungstheorie oder Kommissar Zufall? Wem traut man hinsichtlich Fädenziehen mehr zu? Ja, und nur weil bei Intro im Keller ein komischer Typ mit flimmerndem Blick versteckt wird, der von sich behauptet, Links-Terrorist zu sein, feuert man deshalb gleich auch Sympathisanten-Comic-Kunst ab? Rätsel, Rätsel. Viel Spaß in jedem Fall beim Verfolgen der »Die Mädchen«Strips. Vielleicht klärt sich alles von selbst auf, bevor der Fahndungsdruck zu groß wird. Gruß, Linus Volkmann
Gratulation zum neuen Cover und zu der Titelgeschichte! Es sieht für mich ein bisschen aus wie alte Trust-Ausgaben von vor zehn Jahren, das aber dann auf neu getrimmt. Gefällt mir super. Viele Grüße, Klemens Wiese Glückwunsch zum neuen Layout. Uns gefällt besonders das »Kapitulations«-Grün. Eine schöne Hommage an das Nr.-1-Album von Tocotronic! Stephan Rath
Betrifft: Review Bratze »Kraft« mit dem Titel »Power, du Sau« und Bud-Spencer- und TerenceHill-Vergleichen hinsichtlich des Duos #156 Hey Linus, vielen Dank für die gute Rezi ... Besonders gefällt mir die Stelle mit dem Karneval und unseren Ärschen! Die Überschrift hat mich zu folgenden Untaten inspiriert. Gruß, Kevin (a.k.a. ClickClickDecker und eine Hälfte des Bratze-Start-ups)
Betrifft: Tanzen-Kolumne mit Tomsche & Venker Gibt’s da eigentlich eine Klausel, dass 3/4 aller besprochenen Platten von Kompakt sein müssen bzw. in deren Vertrieb? Mehrteuerer (via intro.de) Hallo Mehrteuerer, sag mal, was für ein Name ist das eigentlich? Das geht doch nicht mal als Nickname in Ordnung. Ach so, ich wurde ja von der Redaktion gebrieft, nett und abholend zu antworten. Also in diesem Sinne: Nun, wir stehen damit in der Tradition des bekennenden Musikjournalismus, der sich dadurch auszeichnet, dass man eigene Überzeugung und Geschmack als Einflussgröße bei der
Hallo Linus, Frohes Neues! Hab kürzlich deine »Platte des Jahres« gehört. Bratze. Hörst du eigentlich viel Musik? Nö, oder? Martin Riemann
Promotion
Bit Music Contest »a Bit more exciting!« Wie sangen Tocotronic einst? »Jetzt geht wieder alles von vorne los!« Was bei den drei Herren aus Hamburg allerdings nach trister Monotonie klang, ist im Falle des Bit Music Contests durch und durch positiv gemeint. Denn: Die Zweitauflage bietet nicht nur allen heimischen Bands, Künstlern oder DJs wieder die gleichen Startchancen – sie kommt auch mit einem neuen Konzept daher.
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er letzte Bit Music Contest ermöglichte der Gewinnerband Pristine die ultimative Feuertaufe: einen Auftritt bei Rock am Ring. Für die Neuauflage geht Bit nun noch einen Schritt weiter: Nachhaltigkeit ist das Stichwort – und das bedeutet: Der Fokus des Bit Music Contest 2008 liegt auf der systematischen Aufbauarbeit. Natürlich müssen die teilnehmenden Künstler wieder beweisen, dass sie Songwriting, Instrumente und Live-Performance beherrschen. Aber der Bit Music Contest 2008 gibt ihnen das Rüstzeug an die Hand, um in der Musikwelt auch nachhaltig zu bestehen. Wer also »a Bit more exciting« rüberkommt als die Konkurrenz, steht vielleicht schon bald vor den ersten großen Schritten in Richtung Musikerkarriere.
Profis an Bord Um dieses Ziel zu erreichen, holte man sich aus allen Bereichen des Musikschaffens die nötigen Profis an Bord. So werden die erfolgreichen wie sympathischen Virginia Jetzt! samt Management ihre Erfahrungen einbringen. Der Gitarrenhersteller Gibson ist nur zu gerne bereit, den Künstlern von morgen das passende Instrument zu reichen. Das Intro unterstützt den Contest natürlich ebenfalls wieder. Auch die Jury setzt auf Fachleute: Markus Kavka (MTV), Jochen Naaf (Produzent von z. B. PeterLicht, Polarkreis 18), die Band Virginia Jetzt! und Peter Wölpl, Gitarren-Dozent der renom-
mierten Popakademie Baden-Württemberg, werden die Teilnehmer auf Herz, Nieren, Performance und Songwriting prüfen.
Teilnahme und Ablauf Teilnehmende deutsche MusikerInnen, Bands und DJs aus den Bereichen Rock, Pop und Electro können sich vom 15. Dezember bis zum 1. März online mit einem selbst komponierten Song auf www.bitworld.de bewerben. Einfach Song und Bandfoto hochladen, Bandprofil ausfüllen – und schon ist man im Rennen. Die Jury wird dann zunächst eine National Shortlist mit den zehn besten Acts erstellen. In einer zweiten Listening-Session werden dann die drei besten ausgerungen, die schließlich gemeinsam für drei Konzerte auf Tour gehen. Die Jury wird bei allen Konzerten zugegen sein und beim großen Finale den Gewinner verkünden.
Termine und Teilnahme Bewerbungsstart: ab sofort Bewerbungsende: 01. März Bewerbungen ausschließlich über www.bit-world.de
Der Contest wird unterstützt von:
Gewinne: 1. Platz: »Get ready to tour!« Management/Coaching-Paket mit Alex Hettler (Manager von Virginia Jetzt!) + Komplettes Band-Equipment von Gibson (2 Gitarren, 2 Gitarrenverstärker, 1 Bass und Zubehör) + 2-tägiger-Studio-Workshop im Gibson Showroom + Konzert-DVD mit den Auftritten der »Bit Music Contest 08«-Tour 2. Platz: »Get studio experience!« 2-tägiger Studio-Workshop im Gibson Showroom + 1 Epiphone-Gitarre »a Bit more exciting« Limited Edition + Konzert-DVD 3. Platz: »Get a studio taste!« 1-tägiger Studio-Workshop im Gibson Showroom + 1 Epiphone-Gitarre »a Bit more exciting« Limited Edition + Konzert-DVD 4.-10. Platz: »Get a guitar!« 1 Epiphone-Gitarre »a Bit more exciting« Limited Edition 1.-10. Platz: »Fill your Proberaum!« 10 Kästen Bit nach Wahl für die nächste Proberaumparty
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STUDIENBERATUNG MIT THE HOOSIERS
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s heißt, dass zwei von euch in den USA studierten, als ihr die Entscheidung traft, das mit der Band ernsthaft anzugehen. Wie war das genau? Irwin Sparkes: Zu dieser Zeit hatten Al und ich ein Fußballstipendium der Universität von Indianapolis. Es war eine sehr harte Entscheidung zurückzugehen, denn wir hatten unsere Musik dort fast verdrängt. Wir hatten uns in einem kleinen, einfachen Leben eingerichtet. Dann schrieb Al einen Song, der uns daran erinnerte, dass es da noch etwas zu tun gibt. Wir wussten, dass wir schlechte Jobs machen und Schulden anhäufen würden. Jetzt sagen wir natürlich: Gut, dass wir es gemacht haben. Damals war es eine harte Entscheidung. Ich habe gelesen, dass jede Mannschaft an der Universität von Indianapolis »Hoosiers« genannt wird. War es da nicht ein bisschen zu offensichtlich, diesen Namen zu wählen? I: Ursprünglich hießen wir Hoosier Complex. Das sollte eine Art Verweis sein auf das Aufwachsen in den Vorstädten, in denen man das Gefühl bekommt, dass die weite Welt nahezu unerreichbar ist. Aus solchen Orten kommen auch wir. Im UK hatte noch niemand von diesem Wort gehört. Und der Gedanke, irgendwann einmal in den USA Fuß zu fassen, schien uns utopisch. Im Info werdet ihr damit zitiert, dass ihr jede Form des Rennens hasst. Aber wie habt ihr dann euer Stipendium bekommen? I: Na ja, um das Stipendium zu bekommen, haben wir die Wahrheit ein bisschen dehnen müssen. Al gab an, in der Jugend für
Verrücktes UK: Wann immer man einen Blick auf die Albumcharts des Landes wirft, steht dort auf Platz #1 eine Band, von der man vorher noch nichts gehört hat. Neuestes Beispiel: The Hoosiers aus London. Neu ist, dass die Mitglieder dem Teenageralter schon lange entwachsen sind. So viel Lebenserfahrung bringt sicher auch viele Tricks bei der kostengünstigen Gestaltung des Hochschulstudiums mit sich, »The Trick To Life« eben, wie das Album heißt.
einen Profiverein gespielt zu haben, Crystal Palace, das Arsenal des kleinen Mannes. Damit es ein bisschen glaubwürdiger klang. Und auf dem Video, das ich ihnen schickte, waren Szenen eines wirklich guten Spielers aus meinem Team, der in der Saison 90 Tore geschossen hatte. Resultat war, dass die Verantwortlichen etwas enttäuscht waren, als wir schließlich vor ihnen standen. Ziemlich bald danach hatten wir auch aufgrund unserer Gebrechen Spitznamen weg: Al hat sehr empfindliche Knochen, ich habe Asthma, deshalb hießen wir Mr Bones und Mr Lungs. Ja, und seitdem sind wir quasi allergisch gegen Fußball. Habt ihr denn den Sprung ins Team geschafft? I: Nicht wirklich. Ich wärmte meistens die Ersatzbank auf. Aber das konnte ich gut. Gab es in Indiana denn eine Art Musikszene oder Möglichkeiten, aufzutreten? I: Nein, nicht im Mittleren Westen der Staaten. Die Musikszene in Indiana war sehr überschaubar, ganz anders, als wir es aus unserer Heimatstadt Reading kannten. Wenn überhaupt, dann waren da Acts wie Nickelback und Limp Bizkit groß, und Platz
für etwas andere Musik bestand nicht. Ist es wichtig für euch, in den USA gelebt zu haben und nicht erst 18 zu sein? I: Die Zeit in Amerika war für uns sehr bedeutsam. Wichtig für die Entwicklung unserer Persönlichkeit war aber auch unser Versagen in dem Fußballteam. Ich meine, natürlich hatten wir Spaß, sind viel ausgegangen, aber es hat an mir genagt, im Fußball der Schlechteste zu sein, obwohl wir dieses Stipendium hatten. Das hat mich viel lernen lassen und unser Album auch stark beeinflusst. Text: Christian Steinbrink Foto: Maxi Uellendahl Akt. Album »The Trick To Life« (CD // SonyBMG). Auf intro.de: Verlosung signierter Promo-Singles und des aktuellen Albums
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Neu auf intro.de Neue Videos und Audiofiles von Radiohead, M.I.A., Lightspeed Champion, The Kills, Hot Chip, Björk, Tocotronic, Zoot Woman, Okkervil River, MGMT, Get Well Soon und vielen mehr!
CUSTOMIZE MY COVER
Exklusive Interviews mit The Mars Volta, Hush Puppies, Die Türen, Interpol, Frank Spilker, Robyn in Wort und Bild sowie Lang-Versionen der Heft-Interviews. intro.de/spezial/onlinexklusiv
Selbst gemacht ist besser. Zündet man nichts an, kommt man von der Straße weg, ist einem allgemein auch weniger schlecht. Aber seit die Eisenbahn im Keller und das Lego-Raumfahrtzentrum ausgedient haben, muss man sich andere Themen beim Basteln suchen. Wir hätten da eins: Klassisches Cover-Artwork behelligen. Okay, CD-Cover sind mini, MP3s haben gar keins mehr, und dennoch weiß nicht nur jeder, wie »Smells Like Teen Spirit« klingt, sondern auch, wie es aussieht. Auf der Seite http://yadogg. com/pictures/vinyl-sleeve-heads/ tauscht man seinen Kopf mit dem auf einer LP. Oder auch die Finger oder sogar seine Bikini-Zone. Kann doch jeder? Eben! Wer selbst eine Version dazu fotografiert, möge sie uns schicken. Die Schönsten drucken wir hier und feuern sie natürlich auf www.intro.de ab.
Platten vor Gericht Jetzt mitmachen und als Intro-User Teil der Jury dieser geschmäcklerischen Justiz werden. Per Mail an peter.flore@intro.de. Bildergalerie Auf Tour mit Die Türen, ATP Festival mit Portishead, unter der Erde mit Queens Of The Stone Age und täglich mehr. Tourtagebücher Intro international: Unterwegs mit Woog Riots in Finnland, den Kölner Aufsteigertypen MIT in Griechenland und (der Band) Fotos in England, Frankreich, Benelux: Berichte aus erster Hand unter www. intro.de/blog. Listenwesen Die Intro-Community lebt und fragt sich: Welche Neujahrsvorsätze für 2008 sind jetzt schon wieder hinfällig? Wer kennt Songs mit Städtenamen? Und: die besten Indie-Coverversionen von MainstreamHits. Schön übersichtlich und ständig erweiterbar. www.intro.de/forum.
Aber das ist noch längst nicht alles. Wir haben uns covermäßig im Thinktank ebenfalls nicht lumpen lassen. Und bekannte Cover der Musikgeschichte mit Endzeitstudenten nachgestellt. Toco ist klar. Aber was muss in das Fragezeichen? Wer es weiß, gewinnt ein Melt-Ticket 2008 (18.–20. Juli). Lösungen und eigene Bilder bitte an cover@intro.de.
Intime Fragen Wir stellen den Besuchern und Künstlern auf dem Intro Intim die gleiche Frage, sie antworten höchst unterschiedlich. Verrückt, aber so sind die Menschen. Alle intimen Details auf www.intro.de/spezial/ intimefragen.
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Mundpropaganda Die Festivalguide-Redakteure Fust und Koch über neue Lieblingsplatten und verschwendetes Plastik. Jede Woche neu! Und bald auf intro.de: Klick, klick, lecker – Alles neu, alles besser.
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Top 7: 2008, was machst du mit mir? So viele Bands im Netz, so viel zu hören. Aber wer blickt noch durch? Dein Hausmeister, die große Schwester, der PopBeauftragte der SPD? Checkt lieber das hier mal aus: Bands, die man 2008 kennenlernen sollte:
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SoKo myspace.com/mysoko Hercules And Love Affair myspace.com/herculesandloveaffair Ebony Bones myspace.com/ebonybones Vampire Weekend myspace.com/vampireweekend MIT myspace.com/mitmitmit Ida Maria myspace.com/idamaria Hello, Blue Roses myspace.com/helloblueroses
Hier geht immer was: www.myspace.com/intromagazin
BITTE BLEIBEN SIE GESUND MIT SLUT
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as war die übelste Krankheit, die einer von euch jemals hatte, und welche Symptome gab es dabei? Rainer: Entzündung in beiden Gehörgängen. Das fing an mit einer Mittelohrentzündung und hat sich bei mir über zwei Jahre hingezogen. Die Schmerzen waren’s gar nicht, aber spiel mal ein Konzert, während dir Eiter aus dem Ohr läuft! Chris: Ich hatte noch nie eine schlimme Krankheit, aber ich konnte irgendwann, so vor drei Jahren, einfach nichts mehr essen, weil ich nichts mehr verdauen konnte. Wie wurde das behandelt? Chris: Das Einzige, was geholfen hat, war eine Rosskur bei einem ayurvedischen Arzt. Es wurden alle Körperöffnungen benutzt und bespielt. Sehr anstrengend, wirklich. Aber der hat mich in einen Zustand versetzt, dass ich mich von morgens bis abends von Döner und Currywurst mit Bierchen hätte ernähren können. Welche Krankheit ist dagegen überschätzt? Chris: Ich finde es z. B. unglaublich überschätzt, die Leute gegen solche Sachen wie Grippe zu impfen. Was ist euer Lieblingsmedikament? Chris: Warmes Bier! Hilft gegen alles! Rainer: Meine Oma hat alle Krankheiten mit warmem Bier geheilt. Das habe ich schon seit frühester Kindheit bekommen.
Wie kuriert ihr den berüchtigten, unvermeidlichen Tourschnupfen bei Konzerten im Herbst und Winter? Chris: Ich bin sehr immunstark, ich hab den selten. Aber auch da hilft sowohl warmes als auch kaltes Bier. Weil erstens schläft man besser und länger, und zweitens vergisst man den Umstand, krank zu sein. Außerdem muss man, wenn man krank ist, viel trinken. Die Fragen stellte Martin Riemann / Foto: J. Dillworth Akt. Album »Still #1« (Virgin / Emi)
Zwei wie ihr, die dürfen sich nie verlieren
Bill Kaulitz und Björk. Zwei wunderbare Frauen des kontemporären Hard Rock.
UND MIT CHRISTIAN ULMEN Was war die schlimmste Krankheit, die du je hattest? Speicheldrüsenstein. Welche Symptome hat das? Geschwollene Lymphknoten. Schmerzen unter der Zunge, gestrahlter Schmerz in die HalsRegion, leicht zu verwechseln mit Zahnschmerzen. Kopfschmerzen. Blässe. Wie hast du das kuriert? Die Steine wurden aus der Speicheldrüse entfernt. Welche Krankheit findest du überschätzt? Gürtelrose. Keine andere Krankheit ist so klar zu diagnostizieren und zeigt so unmissverständlich, wie lange es dauert, bis der Tod eintritt. Daher völlig leicht zu behandeln. Schwieriger wird es bei so tückischen Geschichten wie Lupus. Was ist dein Lieblingsmedikament? Aspirin. Akt. 2-DVD »Der frühe Ulmen – Versunkene Werke der Periode MTV« (Universal)
GRÜSSE AUS LONDON VON ROBERT OWENS
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er Mann ist die Stimme der House Music. Punkt. In den 80er-Jahren hat Robert Owens dem gerade erst entstehenden neuen Sound aus Chicago eine ungeahnte emotionale Tiefe verliehen und gemeinsam mit Larry Heard als Fingers Inc. das Genre maßgeblich geprägt. Auch 20 Jahre später ist Owens’ Gesang immer noch pure Magie. Nach 1001 Kollaborationen mit Produzenten wie Frankie Knuckles, Photek oder Coldcut kehrt er nun mit einem eigenen neuen Album zurück. Seit Anfang der 90er lebt er in London.
Was findest du richtig klasse an deiner Stadt? Die Mentalität der Leute. Ich habe in London so viele bodenständige und ehrliche Leute getroffen. In Amerika hingegen viel zu oft welche, die mich entmutigt haben. Daher war es leicht für michzu sagen: Forget America! Und was ziemlich mies? Den Regen. Es regnet einfach viel zu oft. In Chicago hingegen war’s zu kalt, die Winter dort sind nicht auszuhalten. Welches existierende Klischee über London stimmt? Die stiff upper lip! Du siehst wirklich viele Leute mit dieser unerschütterlichen arroganten Haltung. Wenn du dich zu normalen Tageszeiten durch London bewegst, wirken die Leute ziemlich kalt. Umgekehrt sind sie abends, abseits von ihrer normalen Arbeitsroutine, ausgelassen , glücklich und liebenswert. Hast du eine persönliche No-Go-Area? Die wirklich rauen Gegenden , da kriegt mich niemand hin. Manche werden das für hochnäsig halten , aber ich bin lieber da unterwegs, wo ich nicht ausgeraubt werde. Ich bin selbst in urbanen Ghettos aufgewachsen , ich habe gesehen , wie Leute direkt vor mir erschossen wurden , und fühle mich glücklich, diesen Gegenden entkommenzu sein.
Weitblick beim Start in die Zukunft. Mit dem VR-FinanzPlan. „Herausforderungen mit Weitblick meistern. Eigentlich sollten wir das auch bei der Zukunftsvorsorge machen…“ Sebastian Fischer und Steffi Arndt, Studenten, zwei unserer Mitglieder.
Der beste Club? Es gibt die 24-hour drinking license in London , du kannst rund um die Uhr von einem Club zum nächsten gehen – wenn du die Energie hast und nie schlafen musst. Wie könnte man diese riesige Auswahl auf einen einzigen Club reduzieren? Ich glaube, es gibt keine andere Stadt der Welt, die so ein vielfältiges Nachtleben hat. Das netteste Restaurant? Auch da kann ich mich nicht entscheiden. Wenn ich essen gehe, lasse ich meistens meine Freunde entscheiden. Ich mag es, angenehm überraschtzu werden. Was ist die beste Shopping-Gegend? Ich bin ein Shopaholic! Ich liebe Mode und habe so viele Kleider, es ist fast schon lächerlich. Nightsbridge ist eine gute Gegend zum Einkaufen , auch rund um die Oxford Street gibt’s viele nette Geschäfte. Was gibt es über den Fußballverein deiner Stadt zu sagen? Ich bin echt nicht für Sport gemacht. Einige Freunde von mir, die Arsenal supporten, haben mal bei mir zu Hause ein Spiel angesehen, und ich so: »Na toll, die kicken doch nur einen Ball von einer Seite auf die andere!« Da sind die ziemlich sauer geworden. Ich dachte, ich werde gleich verprügelt. Welchen Künstler aus deiner Stadt findest du richtig gut? Ich bewundere viele der Großen , die uns den Weg geebnet haben: Miles Davis, Bessie Smith, Billie Holiday, Patti Labelle, Stevie Wonder...Menschen , die immer etwas von ihrer Seele gegeben haben , das konntest du spüren. In London respektiere ich Coldcut sehr, Artificial Intelligence, Photek. Ich schätze mich glücklich, dass ich mit diesen Leutenzusammenarbeiten konnte. Arno Raffeiner Akt. Album »Night-Time Stories« (CD // Compost / Groove Attack). Auf intro.de: Verlosung vom aktuellen Album und 12-Inch-Vinyl
»We suppose our record just came out in Germany, right? Well, it’s ... pretty ... mediocre I’d say. So ... you’ll probably better download it for free.« Diesen »ad-hoc-Radiohead« bauten Yeasayer bei ihrem Konzert diesen Winter im Kölner Gebäude 9. Danach legten sie auf der Intro-Pegel-Party noch bis morgens auf und schliefen in der Wohnung unserer neuen Moderedakteurin, in deren Abwesenheit. Machten das Bett und hinterließen eine hübsche Note (s.u.). Tolle Typen. Live noch mal am 25.02. in Köln und am 26.02. in Berlin.
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Mein Plattenladen A&O aus Düsseldorf Wann wurde der Laden gegründet? Wie viele Leute leben davon bzw. damit? Wir, also Marc Meyer und Carsten Wien, haben den Laden im Dezember 2004 gegründet. Plus einige freie Mitarbeiter. Bestverkaufte fünf Alben ever (gefühlt) und aktuelle fünf Top-Seller? Ever: Amy Winehouse »Back To Black«, Ayo »Joyful«, Franz Ferdinand »You Could Have It So Much Better«, Charlotte Gainsbourg »5:55«, Katie Melua »Piece By Piece«. Aktuell: Ärzte »Jazz ist anders«, Kate Nash »Made Of Bricks«, Robert Plant & Alison Krauss »Raising Sand«, Wombats »Proudly Present ...«, Phoneheads »Live At Tonhalle«. Wie erreicht euch die und wie reagiert ihr auf die Krise des Tonträgerhandels? Als wir beschlossen haben, A&O zu eröffnen, war überall in der Branche Totengräberstimmung angesagt, die Krise ist daher unser Normalzustand. Um trotzdem erfolgreich zu sein, haben wir von Anfang an sehr hohen Aufwand betrieben. Dies beginnt mit der Sortimentsauswahl,
ICH LIEBE F.S.K.! F.S.K. ist die wichtigste deutsche Band. Ohne F.S.K. keine Hamburger Schule, ohne F.S.K. keine eigene deutsche Popsprache. Ganz einfach: Ohne F.S.K. kein Diskurspop in der Bundesrepublik. Eine Ode von Türen-Frontbollerwagen Maurice Summen
I die ergänzt wird durch weltweite Importe aller Formate (CD, LP, Single, DVD). Wir legen viel Wert auf ein gutes »anderes« Filmsortiment zwischen Kult und Kultur. Das alles verbunden mit einer authentischen Ansprache und kompetenten, engagierten Mitarbeitern. Und natürlich mit viel Humor und Spaß. Welche anderen Plattenläden deiner Stadt kannst du noch empfehlen? Erst mal Hitsville, da habe ich sieben Jahre hinter der Theke verbracht. Generell aber alle überlebenden Unabhängigen, die was Besonderes versuchen, also z. B. Voices & Flipside. Die Antworten gab Carsten Wien Anschrift: A&O : Medien, Schadow Arkaden 1. Etage, Schadowstr. 11, 40212 Düsseldorf, www.aundo-medien.de
ch traf Thomas Meinecke anlässlich des neuen Albums »Freiwillige Selbstkontrolle« in München. Unser Gespräch habe ich nicht aufgezeichnet. Thomas Meinecke mag keine bemühte Authentizität. Den Block, auf dem ich mir mit dem Kugelschreiber Notizen gemacht hatte, hab ich später einfach in den Altpapiercontainer geworfen. Alles eine Typfrage. Das Angenehme an Meinecke ist seine Pop-besessene, akademisch-künstlerische Einstellung – gepaart mit seiner gutbürgerlichen »Hier vorne gibt es ausgezeichneten Schweinebraten!«-Art. Ich sitze also keinem Mystiker gegenüber, sondern jemandem, der durch das genaue Beobachten und Vermitteln von Pop-Phänomenen immer wieder neue Höhepunkte der Musikgeschichte schafft. In ihrer ersten Phase, Anfang der 80er-Jahre, produzierten F.S.K. etwas, das man retrospektiv mit dem »Collosal Youth«-Album der Band Young Marble Giants vergleichen kann: Die zu Drumcomputer-Geplocker gespielten Songs, angesiedelt irgendwo zwischen Heroin-Blues-Chic (Velvet Underground) sowie dem ersten geschliffenen Diamanten der Popgeschichte (Roxy Music) und BierbauchFolklore (Bayern), passten in keine Schublade. Im Secondhand-Popland Deutschland verstand das damals so gut wie niemand. Auf den Konzerten, bei denen F.S.K. mit anderen NDW-Bands spielten, empörten sich alle: Was soll das denn sein? »So mitreißend wie angebrannte Kohlrabi«, haben Drechsler und Shunt mal schön in einer uralten Spex-Ausgabe geschrieben. Längst wühlt die Proto-Indie-Band von einst, die so hübsch verzweifelte Songs wie »Eingeschlagene Schaufenster« oder »Was kostet die Welt?« hervorgebracht hat, in der DJ-Kiste und sucht nach schwarzen House-, 2Stepoder Techno-Perlen. Thomas Meinecke ist nämlich nicht nur Autor und Musiker, sondern auch DJ. Wenn er auf Lesereise unterwegs ist, lässt er sich gerne später noch von
einem Club buchen. Lesereise und DJ-Set: In diesem nur scheinbar widersprüchlichen Tätigkeitsspektrum finden seit einigen Jahren auch die Alben der Freiwilligen Selbstkontrolle statt. So wurde Discomusik nach einer ausgedehnten Americana-Phase zum zentralen Thema im F.S.K.-Diskurspop. Das Ganze fand seinen Höhepunkt auf dem 2004er-Album »First Take Than Shake«. Eine tanzbare Doktorarbeit der Technomusik: In ihr swingt die Geschichte von Düsseldorf und Detroit, von Kraftwerk und Techno, von Bebob zu HipHop. Das aktuelle Album »Freiwillige Selbstkontrolle« wurde im von Mense Reents und Ted Gaier gemeinsam betriebenen »Art Blakey«-Studio in Hamburg aufgenommen. Es ist nicht nur ein Album für eingefleischte F.S.K.-Fans, sondern für jeden Popliebhaber, der sich im Jahr 2007 im Spannungsfeld von »Kapitulation« und Justice aufgehalten hat. F.S.K. bringen eine Art Loriot-Humor in die kühle, hedonistische Club-Szene. Mit dem Besten, was die Generation Opa/Oma im Reclam-Reimlexikon hinterlassen hat, texten sie spitzbübisch. Das Ergebnis: stampfender WaveFunk für die lakonische »Wo schleifst du mich heute hin?«Generation im Opener »Nokturn«, Stadtautobahnfunk für die Yuppie-Privatfahrt im Firmenwagen von Club zu Club in »Coupe« oder der Discostampfer »Vogue Vogue«, in dem namhafte Modelabels zu den Königshäusern der Jetztzeit ernannt werden. Seit Kraftwerk hat sich keine Band in Deutschland mehr so kühl mit dem Reiz der Schönheit, dem Glamour von Pop auseinandergesetzt, wie F.S.K. es auf diesem Album tun. Danke Justin, Michaela, Wilfried, Carl und Thomas! Text: Maurice Summen Foto: Katja Ruge Der Autor ist Musiker bei der Berliner Band Die Türen! Akt. Album F.S.K. »Freiwillige Selbstkontrolle« (CD // Buback / Indigo)
loser Kosten
„Do It“
Im Theater mit Schorsch Kamerun
von Remixmand DJ Ar elden van H Mobile in der x! o Jukeb ELLY N SendeMS S per 444.* an 44
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erdet ihr noch bemerkbar genug »gegensteuern« können mit eurer Band, wenn das Licht gleich ausgeht im Zuschauerraum? Die haben alle Bier getrunken da unten, und euch baumelt immer noch dieselbe alte Gitarrengruppe um den Hals. Okay, es gab sogar mal den Moment, wo alle gesagt haben, ihr braucht die schrabbeligen Teile sowieso nie wieder aus den quietschenden Koffern zu holen, weil der Krach, den ihr damit macht, Vergangenheitslärm ist und von nun an und für immer aus Maschinenkästen kommen wird. Doch zu früh gefreut, Motorenanbeter! So lebendig wie aktuell war das klassische Modell selten. Und trotzdem, auch wenn der Weg in die physische Rückkopplung ein wieder zulässiger ist, was seid ihr denn nun, wenn ihr da rausgeht? Am allerliebsten und im Allgemeinen: Künstler. Wie bitte? Das ist ja wohl ein lächerlicher Gedanke. Einer von euch war es doch, der damals und dabei so richtig frei »Runter mit der Kunst!« auf ein Stück Sperrholz geschmiert hat – und das gab dann ein super Antibild über der Spüle unten in der FischmarktWG, da, wo heute »HafenCity Hamburg« entsteht und »Start-up-Lofts« feilgeboten werden. Nur war da unten eben nicht Mittelpunkt und der Moment tatsächlich echt, und das lässt sich nicht konservieren. »Glotz nicht so authentisch«, schreibt René Pollesch, der Theaterautor und -regisseur. Das trifft präzise das Problem von aktueller äußerer Radikalhaltung, nicht nur im Theater oder im Museum, sondern eigentlich noch direkter in der Umgebung der ehemaligen Urheber der künstlich überhöhten Authentizität: der Popkultur. An dieser Stelle wollen wir in Zukunft versuchen, ein paar Spots auf die Dinge zu richten, die auf den unterschiedlichsten Bühnen (vornehmlich im Theater) parallel zu den IntroStammgenres stattfinden und die im besten Fall Wirkung zeigen in Inhalt und Ausdruck beim »Anderssein«. Lesson one: Schauen Sie mal nach, wo so ein PolleschTheaterstück aufgeführt wird. Normalerweise rockt das gewaltig im Oberstübchen. Superservus. Schorsch Kamerun
Bonus: Zwei wie ihr, die dürfen sich nie verlieren
Mehr Infos: www.your-music-is-calling.de Zwei Künstlernamen, zwei markante Gesichter des deutschsprachigen Polit-Schlagers: G.G. Anderson und Schorsch Schorsch Kamerun
SGH-F330
SGH-F210 * Es fallen die im jeweiligen Tarif üblichen Kosten für das Surfen im WAP-Portal und die SMS-Preise an. Ob Dein Handy Mobile Jukebox-fähig ist, erfährst Du unter der T-Mobile Kurzwahl 2202.
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Concerto Grosso Toco live In den 90ern lautete in Hamburg die Frage: »Was machen Huah! jetzt?« Ein ausgedehntes Jahrzehnt später müsste es heißen: »Was machen Tocotronic eigentlich nicht?« Ob man da auf so viel käme? Immerhin veröffentlichten sie Teile ihrer alten Platten selbst wieder, brachten mit »Kapitulation« das Album des Jahres 2007 auf und galten mit dem neuen Programm plötzlich sogar als gute Live-Band. Letzterem tragen sie nun offiziell Rechnung: Ihr erstes Live-Album erscheint. Und Rick McPhail teilt seine schönsten Konzertmomente mit uns.
IMMER DIESES KIND! MIT NADA SURF Jonas, wie sieht’s aus in München? Offenbar nicht so gut: Unser Jungjournalist feierte zwar 10. Geburtstag (Alles Gute!), bekam von seinen Eltern aber leider nicht das heiß ersehnte Schlagzeug. Da kann Schlagzeuger Ira Elliot natürlich mitfühlen und überdenkt auch gerne Jonas’ Vorschlag, Tiere mit auf die Bühne zu holen. Was Jonas im EMail-Interview noch so aus Nada Surf herausholte, hier steht es:
Dirty Pretty Things: Die haben wir in Zürich auf dem Open Air gesehen und waren extrem überrascht. Wir kannten alle die Libertines und sind alle Babyshambles-Fans, aber die hatte keiner auf dem Schirm. Herrlich, wie die zusammen musiziert haben. Das Publikum war ihnen egal, und sie haben mit so einer Scheißegal-Lockerheit gespielt, die man sonst nur von Bands wie Pavement kennt. Britta: Die haben eine tolle Gala für sich gemacht, super Idee. Da hab ich selbst sogar bisschen aufgelegt, »Funny Little Love Songs« von den Wings kam sehr gut an, also gutes Publikum. Midlake: Die hab ich leider zu spät entdeckt, um sie in einem Club zu sehen, jetzt bin ich aber großer Fan. Sah sie auf einem Festival – und so eine Musik aufm Rasen sitzend im Sonnenschein zu hören, das ist ein Gedicht. Akt. Album »Kapitulation Live« (Universal)
Knallhartes SteelBook mit 6
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onas: Was mögt ihr besonders an Weihnachten? Mein Papi und ich spielen dann oft Eisenbahn. Und es gibt Lebkuchen, die mag ich. Ira Elliot: Pech für mich: Meine Familie ist jüdisch. Deshalb durften wir an Weihnachten zwar auch Geschenke öffnen, waren aber gleichzeitig gezwungen, uns deshalb schuldig zu fühlen. Aber Lebkuchen – mmmh! Rauft ihr euch in der Band nicht oft? Weil einer gegen zwei ist? Oder seid ihr beste Freunde, wo ihr immer so viel zusammen wegfahrt? Also, wir kämpfen nie, aber streiten manchmal, was etwas völlig anderes ist. Zum Beispiel: Wenn zwei von uns »A« wollen, einer aber »B«, dann entscheiden wir uns meist für »A«. Manchmal ist die »B«Person aber so überzeugend in ihren Argumenten, dass die beiden »A«s ihre Meinung ändern. Gelegentlich haben aber alle drei auch ganz unterschiedliche Meinungen, dann müssen wir das irgendwie anders lösen ... Ich wollte jetzt ein Schlagzeug zum Geburtstag, aber Mami sagt, das ist zu laut, und jetzt bekomme ich keins. Wie hast du eins bekommen? Da hatte ich großes Glück. Als ich in ungefähr deinem Alter war, fand meine Mutter, dass ich ein guter Schlagzeuger sein könnte, weil ich die ganze Zeit auf Töpfen und Dosen im Haus herumgeschlagen habe. Und dann kaufte sie mir zu meinem zehnten Geburtstag eine kleine Trommel. Und das ist in meiner Erinnerung immer noch einer der schönsten Tage meines Lebens. Ich würde dir folgenden Tipp geben: Wünsche dir zunächst ein Instrument, das, gerade bei einem Anfänger, noch schrecklicher klingt als ein Schlagzeug. Also zum Beispiel Klarinette oder noch besser: Posaune. Und wenn deine Mutter sich das ein paar Wochen lang anhören muss, bin ich mir sicher, dass sie sich über ein Schlagzeug freuen würde. Wenn ihr Musik vor Leuten macht, habt ihr da manchmal auch Tiere mit dabei? Wow, das ist mal eine sehr gute Idee. Ich hätte gerne einen Hund, der neben mir sitzt, wenn ich spiele. Das wäre schön. Ich mag Hunde. Andererseits: Wahrscheinlich wäre dem Hund die Musik zu laut, und er wäre aufgebracht, und dann würde ich aufhören zu spielen, um mich um ihn zu kümmern, worüber sich wiederum die Zuschauer ärgern würden. Ich kann ja nicht auf der Bühne sitzen und die ganze Zeit einen Hund streicheln, anstatt
Musik zu spielen. Das würde wahrscheinlich alles in einem Riesenchaos enden. Okay, vielleicht ist das doch keine so gute Idee – außer, ich könnte eine halbtaube Katze auftreiben ... Als was geht ihr an Fasching? Also, in den USA verkleiden wir uns ja an Halloween, Karneval gibt es bei uns nicht. Und da ging ich neulich als Tommy Lee. Der ist Schlagzeuger in einer sehr lächerlichen Metal-Band namens Mötley Crüe. Das war sehr lustig. Ich hatte mir falsche Tätowierungen angeklebt, trug Silberschmuck, enge Hosen und eine schräge Frisur. Na ja, abgesehen von den Tätowierungen sehe ich eigentlich immer so aus. Tut euch die laute Musik jeden Abend nicht auf den Ohren weh? Eine weitere exzellente Frage, die mir zuvor noch nie jemand gestellt hat. Jonas, du hast den Bogen raus! Ja, ich habe mir tatsächlich meine Ohren kaputt gemacht, weil ich jahrelang Schlagzeug in lauten Rock-Bands gespielt habe. In manchen Nächten pfeift es in meinen Ohren noch stundenlang, nachdem eine Show vorbei ist. Und sogar jetzt, in diesem ruhigen Zimmer, höre ich ein leises, hohes Klingeln. Ach Moment, das ist ja mein Handy. Ein Glück, ich hatte mir eben Sorgen gemacht. Aber ich gebe dir einen Tipp: Wenn du mit dem Schlagzeugspielen anfängst – und ich weiß, das wirst du, kleiner Racker –, solltest du unbedingt aufpassen und deine Ohren entsprechend schützen. Und die deiner Mutter auch. Magst du Harry Potter, und weißt du schon das Ende? Ja und nein. Aber ich habe gehört, Dumbledore soll vom, äh, anderen Ufer kommen. Mein Musiklehrer hat mal die Klasse beim Singen aufgenommen. Meine Stimme klang danach total komisch. Findet ihr es auch blöd, eure eigene Stimme auf CD zu hören? Das geht jedem so, der seine Stimme zum ersten Mal auf Band hört. Aber je öfter man es erlebt, desto weniger komisch klingt es. Außer, du heißt Joanna Newsom. In dem Fall musst du dich einfach damit abfinden ... Foto: Autumn De Wilde
Intro empfiehlt das akt. Album »Lucky« (CD // City Slang / Universal)
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Buttgereit Geisterstunden der Erotik Es mag täuschen, aber ... um den Filmemacher Jörg Buttgereit war es doch auch schon mal stiller, oder? Aktuell jedenfalls wirklich nicht mehr. Diverse unterschiedliche Projekte begegnen sich bereits in Gleichzeitigkeit, weil es so voll ist im morbid fantastischen Ideenbuch des mittlerweile 44-jährigen Berliners. Mit 24 drehte er bereits den Horrormeilenstein »Nekromantik«, zu dem er nun 20 Jahre danach einen Sammelband herausgibt, mit Beiträgen, die allesamt dem Faszinosum des Films nachstellen, das über den bloßen Schockmoment der Nekrophilie weit hinausgeht. Im Januar wurde der Film zum Jubiläum erneut aufgeführt. Stumm allerdings, musikalisch live vertont von Brezel Göring und Franoise Cactus. Zuletzt lief auch noch sein Manga-Terror-Theaterstück »Captain Berlin vs. Hitler« über die Hauptstadtbühne.
Auf Tour vom 27.02.-04.03. in Deutschland und der Schweiz Auf intro.de: Verlosung des aktuellen Albums
HUSHPUPPIES
SILENCE IS GOLDEN DAS NEUE ALBUM AB 1. FEBRUAR ALS CD & LP IM HANDEL
INKL. "BAD TASTE AND GOLD ON THE DOORS ( I WANT MY KATE MOSS)"
WEITERHIN ERHÄLTLICH
HUSHPUPPIES - THE TRAP
WEITERE INFOS UNTER.... HUSHPUPPIESTHEBAND.COM MYSPACE.COM/HUSHPUPPIES FAITHRECORDINGS.COM
Akt. Buch »Nekromantik« (Martin Schmitz Verlag)
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Hobnox Evolution, Baby
In den Schalttag reinfeiern – und wie! Für einen Abend, am 28.02., wird die Party virtuell und der popkulturelle Teil des WWW real. Schuld daran mal wieder die große alte Dame Evolution. Also die »Hobnox Evolution«. Hobnox schickt sich an, als Plattform für Künstler, Kreative, Bands etc. das Versprechen von Web 2.0 endlich einzulösen. Neben InternetTV (www.sly-fi.com etc.) bietet man u. a. Tools’n’Know-how zur eigenen Filmgestaltung an oder auch Kooperationen für Musiker. Ganz viel davon führt nun jene Party zusammen. Sie stellt gleichzeitig den offiziellen Startschuss von Hobnox dar wie auch den Endpunkt eines der höchstdotiertesten Nachwuchswettbewerbe der jüngsten Zeit (Preisvolumen 75.000 Euro). In Kreativ-Kategorien wie Film und Musik haben User Beiträge eingestellt, und bis zum 08.02.08 kann via Webseite noch abgestimmt werden. Die Top-3-Künstler jeder Kategorie trifft man dann zum finalen Live-Entscheid auf im Berliner Tresor am 28.02. Dabei sein ist alles, gewinnen erst recht.
ALTERN MIT SUPERPUNK Das neue Superpunk-Album »Why Not?«, das erste für ihr neues Label Tapete, schwingt so locker und subtil wie selten zuvor. Carsten Friedrichs Talent, die Popgeschichte als Archiv auszulegen, das es möglichst unverfroren zu plündern gilt, erlebt seinen kreativen Höhepunkt. Noch extremer als sonst verlegt die Band sich darauf, ihre sich selbst angedichteten Defizite – man sei alt und funktioniere nicht mehr – voller Stolz als die tollsten Errungenschaften aller Zeiten zu verkaufen.
F Grüße aus Tokio Von Takashi Wada Was findest du richtig klasse an deiner Stadt? Onsen – das sind legendäre heiße Quellen, salzig oder süß, in denen man baden kann. Und was ist ziemlich mies? Es ist so verdammt weit entfernt von Berlin, wo ich gerade wohne. Welches Tokio-Klischee ist tatsächlich wahr? Dass die Stadt 24 Stunden nonstop in Betrieb ist. Hast du eine persönliche No-Go-Area? Alle Viertel, die von der Yakuza, der japanischen Mafia, kontrolliert werden. Der beste Club? Temple. Das beste Restaurant? Bei meiner Mutter zu Hause. Aktuelles Album »Brand New People« (Onitor / Kompakt)
ällt es schwerer zu altern, wenn man Rockmusik spielt? Carsten Friedrichs: Das ganze Leben lang hat man ja Probleme mit dem Älterwerden. Andererseits ist es auch blöd, nicht alt zu werden, weil man dann tot ist. Bette Davis meinte, Altwerden sei nichts für Feiglinge, nicht alt zu werden aber genauso wenig. Normalerweise versuchen Popmusiker, sich jünger zu machen, als sie sind, bei euch ist es eher umgekehrt. C: Man will sich ja auch abheben, wenn man Musik macht, und übers Altern singt kaum jemand. Verbunden mit poppiger Musik erregt das vielleicht die Aufmerksamkeit, die uns unseres Erachtens zusteht. Thies Mynther: Rockmusiker sterben ja empirisch gesehen früher ... C: Aber nur die erfolgreichen! Das ist bewiesen. Also kann man nur hoffen, dass die Platte floppt und wir uralt werden. Ihr bezieht euch auf diesem Album sehr stark auf Serge Gainsbourg (»New York, USA«, »Bon Scott«), der auch schon um die vierzig war, als er seine großen Hits hatte. Das könnte ja ein Vorbild sein. C: Klar, abgesehen von der letzten Phase ist er ein RoleModel für alternde Musiker. Er war immer cool, nie lächerlich und hat sich was getraut. Mitte der Sechziger Texte über Tankerunglücke zu machen, verdient schon Respekt. »New York, USA« haben wir deshalb gecovert, weil es das einzige Stück war, wo ich den Text raushören konnte. Außerdem mögen wir Songs über Städte, wie dir vielleicht aufgefallen ist. Wird es eigentlich mit zunehmendem Alter schwieriger, sich Texte einfallen zu lassen?
C: Das ist immer schwierig, weil sich keine Routine einstellt. Ich bin kein Texter im eigentlichen Sinn. Mir fällt immer viel ein, aber 99 Prozent davon ist scheiße. Das ist das Deprimierende daran, dass man sich durch einen Berg von Müll wühlen muss, bis man etwas Gutes findet. Hat die neue Art, an Stücke heranzugehen, wie sie sich in »New York, USA« oder auch in »Ich funktioniere nicht mehr« niederschlägt, auch den Zweck, einer Form von »Vermuffung« zu entgehen? C: Wir dachten, wir müssten mal was ganz Neues machen, auch Stücke mit Elektronik, weil das ja ganz neu ist und man natürlich mit der Zeit gehen sollte. Um den Leuten was zu bieten. In Wahrheit hat es sich einfach so ergeben. Klang ganz gut, und da dachten wir: »Why Not?« T: Wir wollten diesmal eben nicht alles mit Synthie-Sounds vollquietschen. Stattdessen gibt es jetzt zum einen dezent eingesetzte elektronische Mittel, während die traditionellen Stücke mit kleinen Fummeleien und ArrangementTricks angereichert wurden. C: Es sollte einfach rock’n’rolliger werden, weil Rock’n’Roll so schön klingt. Die Frage war auch hinsichtlich des Stücks »Oh, alter Punk« gestellt, wo »Vermuffung« ja auf kritische/selbstkritische Weise thematisiert wird. Ist der Text auf eine bestimmte Person gemünzt? C: Jeder ist nicht nur von der Klimakatastrophe, sondern auch von akuter Vermuffung bedroht! Die allgemein anstehende Vermuffung ist eine unbequeme Wahrheit. Text: Mario Lasar / Foto: Jann Wilken Akt. Album »Why Not?« (CD // Tapete / Indigo). Auf Tour vom 28.02.-16.03.
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SO SAH ICH DOCH NIE AUS! Mit den Angefahrenen Schulkindern
Kunst-Tipp Emily Wardill.
Von wann stammt das Bild? Heaven: 1992. Könnt ihr euch noch an den Tag und den Rahmen des Shootings erinnern? Jo Granada: Ich kann mich noch sehr gut erinnern. Es hat gestunken wie in der Tier- und Fettverwertung Icker. Charlie Granada: Ich fand’s nicht so schlecht, also den Geruch, es hat mich sehr an Heaven erinnert – ich glaub, das kam von dem. Was denkt ihr heute, wenn ihr eure damaligen Alter Egos seht? Dr. Ignatz Ignaz: Schade, dass ich damals nicht dabei war, aber ich lag mit Halluzinationen im Bett. Wir haben abgemacht, in neun Jahren zum 34-jährigen Jubiläum das gleiche Motive noch mal zu machen, und dann bin ich mit dabei. Was macht ihr gerade? Heaven: Wir kommen aus dem Malochen nicht mehr raus. Erst das neue Theaterstück »Kamera läuft«, dann die neue DVD und im Frühjahr geht’s schon weiter mit der »Prinzessin mit dem Glied« im Osnabrücker Stadttheater. Aber dann: Segelurlaub!
Noch bis 27.01.2008 – London, ICA, Institute Of Contemporary Arts Die Künstlerin Emily Wardill lebt in London. Ihrer letzten Arbeit, dem Film »Sick Serena And Drecks And Wreck And Wreck«, haftet eine dem Leben an sich nicht unähnliche, zauberhafte Kryptik an. Den Ausgangspunkt jenes zwölfminütigen Kurzfilms bilden Motive mittelalterlicher Kirchenfenster. Zwischen den Fenstern und der Inszenierung ihres figürlichen Auslebens wird hin und her gesprungen. Situationen kommen und gehen: Tiere, Engel, auch Zeichen modernen Lebens erscheinen und verschwinden wieder. Das auf sechzehn Millimeter gedrehte Werk kommt mit einer ästhetischen Entschlossenheit daher, die auch vor Tierquälerei nicht zurückschreckt. Wardills Ausstattung und Kostüme tragen einen wundervollen Hang zur Opulenz. Die Stimmung ist, ja, theatralisch. Bestimmungen werden aufgelöst, neu zusammengefügt, bis einem und alles anders wird. Die Filmleinwand wird als moderne Entsprechung der Kirchenfenster verstanden. Das Außen verschwindet, der Betrachtende wird auf das zurückgeworfen, wo nur wenige sind: sich selbst. Gegen Ende der Arbeit erklingt Musik: ein Madrigal, unterlegt mit einem Computerrhythmus. Es hat mir sehr gut gefallen. Christian Flamm Der Autor ist Künstler, lebt und arbeitet in London
Top 7: Raus aus den Heteroknästen! Offene Beziehungen, schöne Bärte und das neue Crossover-Homo-Mag Front ... Wer kann da eigentlich noch guten Gewissens hetero bleiben? Hier mal zum Christopher Street Day der Herzen eine Liste mit schwulen Bandnamen.
01 02 03 04 05 06 07 www.calleclaus.de
Black Fag Lez Zeppelin Casanovas Schwule Seite Gayrilla Biscuits Gay City Rollers The Homolulu Band To Fat To Queer
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Intro Vor Elf Jahren Ausgabe #41: Februar 1997 Titel: Blur Interviews mit: The Offspring, A Tribe Called Quest, LTJ Bukem, Pavement, Pyogenesis, Pere Ubu Erster bei Platten vor Gericht: Hans Platzgumer »Aura Anthropica« Letzter bei Platten vor Gericht: Bounty Killer »My Xperience« Zitat: »Vor den Eels habe ich als E. Solo-Platten gemacht. Dann ging es mit den Eels los, und ich überlegte mir, dass die Platten im Laden zusammenstehen sollten: erst E., dann Eels. Leider habe ich hierbei aber nicht an die Eagles gedacht.« So kommentiert jener E. die Namensgebung seiner Band. Spektakel: Silverchair »Freak Show«, Nuyorican Soul »Nuyorican Soul«, J.Majik »Slow Motion«, Redman »Muddy Waters«, Supreme Dicks »Emotional Plague«, Pigeonhed »The Full Sentence«, Incubus »Enjoy Incubus EP« Aus den Mitarbeitercharts: Herbert »Part One, Two And Three«, Go Plus »La Montanara«, Rockers Hi-Fi »Mish Mash«, Adolf Noise »Wunden s. Beine offen« Besondere Vorkommnisse: Tim Jürgens interviewt Gene Simmons von Kiss! Außerdem: The Offspring kommen nach der bestverkauften Indie-Platte ever, nach »Smash«, wieder. Der Nachfolger »Xnay On The Hombre« erscheint bei einem Major, und die Band ist durch ihren brandneuen Erfolg scheinbar schon so uncool, dass die Story über sie nur noch unter Pseudonym geschrieben werden kann. Und das lautet auch noch: »P. Unker«. Bonus: Holm Friebe, zuletzt zu größerem Ruhm gekommen mit dem Buch »Wir nennen es Arbeit«, taucht bei den Rezensionen bereits mit seinem ersten Druckwerk auf. Einer Satirensammlung, hieß »Haarige Eisen«.
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Lightspeed Champion
HINSCHMEISSEN ZWISCHEN LONDON UND OMAHA Vor gut zwei Jahren tauchten die Test Icicles mit einem erstaunlich ungeschliffenen Trashpop-Debüt unvermittelt in der britischen Musiklandschaft auf; mit neonfarbenen Gitarren, sympathisch schiefem Gesang und geradezu atomarer Energie – und verglühten binnen eines Jahres.
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ür Ex-Mitglied Dev Hynes, Folkfetischist mit Hang zu außerirdisch-schrillen Outfits, der sich trotzdem angeblich kein Stück für Mode interessiert, war es ein Projekt von vielen: »Zu jener Zeit haben wir alle ständig neue Sachen ausprobiert. Wir hatten ungefähr zehn Bands gleichzeitig und haben wirklich alles aufgenommen.« Warum also nicht gegen alle marktwirtschaftlichen Gesetze nach einem erfolgreichen Debüt alles knicken und neu starten? Man ist ja schließlich Musiker und nicht BWLer. Nun ist sein Solodebüt unter jenem sympathisch größenwahnsinnigen Comicpseudonym fertiggestellt, das sich, wie er sagt, anhört, als ob man »die Unschuld zum fünften Mal verliert«, und das nicht weiter entfernt sein könnte von der Hemdsärmeligkeit seiner früheren Band. Bedächtig und behutsam irrlichtern Folktraditionen und orchestrale Arrangements zwischen Amerika und England umher. Entscheiden sich aber im Zweifelsfall immer für Amerika, für Slidegitarren, für Indietum jüngeren Datums in Form von emotionalen Schadensberichten, für Miniaturgeschichten, für inhaltliche Flapsigkeit. Hinzu kommt ein ausgeprägt schräger Humor (Beispiel: Ein Stück über den Verlust der Jungfräulichkeit trägt den Titel »I Could Have Done This Myself«). All das ist in Anbetracht der Produktionsumstände nicht verwunderlich: Hynes nahm über mehrere Monate gemeinsam mit Mike Mogis auf, Bright-Eyes-
Mitglied und Hausproduzent bei Saddle Creek Records in Omaha, Nebraska. Nach und nach kamen immer mehr Gastmusiker hinzu: Mogis selbst, Nate Walcott (Trompete, Piano), Clark Baechle von The Faint (Schlagzeug), Emmy The Great (Gesang) und verschiedene Mitglieder von Cursive und Tilly And The Wall. Der Einfluss des Saddle-CreekUmfelds liegt auf der Hand. Aber wie verhält es sich mit der musikalischen Sozialisation? »Früher waren beispielsweise Ash für mich sehr wichtig. Demgegenüber war ich immer begeistert von Bands wie Weezer, Smashing Pumpkins oder Nirvana. In Großbritannien gab es wenige Bands, die mir wirklich gefielen, als ich jünger war.« Seine erste musikalische Prägung waren Musicals wie »Hair« oder die »Rocky Horror Picture Show«. Musik nimmt er als Songs wahr, nicht als Genres oder Kriegsschauplätze zwischen Indie und Mainstream. All das sind Argumente, die zum Glück einer regionalen Einordnung in Schubladen widerstreben, was der Musik unbedingt guttut. Trotzdem: Die Einflüsse sind stark, sie bestimmen den Charakter, und so antwortet er auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, in den USA zu leben, wie aus der Pistole geschossen und mit freudigem Grinsen: »Yes, it will happen next year.« Text: Lutz Happel / Foto: Nils Rodekamp Akt. Album »Falling Off The Lavender Bridge« (CD // Domino). Auf intro. de: Verlosung der 7-Inch-Single »Tell Me What It’s Worth«
11.7. München-Riem Olympia Reitanlage 12.7. St. Goarshausen Freilichtbühne Loreley *15.7. Berlin Kindl-Bühne Wuhlheide Der Vorverkauf hat begonnen Das neue Album Sleep Through The Static erscheint am 1.2.2008
www.jackjohnsonmusic.com www.brushfirerecords.com
Karten im Vorverkauf EUR 44,00 / *45,20 inkl. Gebühren Erhältlich an allen bekannten Vertragsvorverkaufsstellen Online Tickets unter www.tickets.de
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Hot Chip
WREST LING M IT STIL Wenn jemand dieser Tage die Zuschreibung Konsensact verdient, dann Hot Chip. Die Londoner Boy-Brigade ist nicht erst seit ihrem umwerfenden Auftritt beim Melt! 2006 ein Garant für viel Spaß an der Schnittstelle von Indie, Minimal und Popspektakel. Anlässlich des neuen Albums »Made In The Dark« besuchte Sebastian Ingenhoff die Band in London. Fotografiert hat Dominik Gigler. Alex Mayor sprach mit Green Gartside über einen weiteren HotChip’schen Husarenstreich: die Kollaboration mit Scritti Politti.
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Alexis Taylor
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D No Music Day Wurde von KLFs Bill Drummond ins Leben gerufen. In seinem Manifest auf der Internetseite www.nomusicday.com fordert er die Briten auf, einen Tag lang völlig auf Musik zu verzichten, die iPods zu Hause zu lassen und die Stereoanlage auszustöpseln, um über den Wert von Musik im Zeitalter totaler Bedudelung nachzudenken. Zumindest die BBC Scotland hat sich 2007 dran gehalten und am 21. November 24 Stunden lang keine Musik gespielt.
Hot Chip DJ-Top-5 Joe Sound Stream »Love Jam« Chic »I Want Your Love (Todd Terje Edit)« Sticky »Ina De Dancehall« Wookie »Scrappy« Radio Slave »Screaming Hands (Josh Wink Remix)« Al Minimow »Where’s My Pill?« Audiojack »3 By 4« Tijana T »This Ain’t Your Momma’s Minimal!« Jeff Samuel »I Think They Are Trying To Say Something« Marc Romboy vs. Stephan Bodzin »The Alchemist« Felix Gabriel Ananda & Dominik Eulberg »Supernova« Riley Reinhold »Lights In My Eyes« Joel Mull »Harmonautic String« Detmann / Klock »Places Like This« Daso »Meine Idee«
er graue Himmel hängt wie Asche über der englischen Hauptstadt an diesem milden Novembertag. Dunkle Wolken sind in London natürlich nichts Außergewöhnliches. Aber irgendwie ist heute alles noch eine Spur grauer als sonst, und das liegt nicht nur am Himmel: Gestern Abend hat die englische Fußballnationalmannschaft die Teilnahme an der Europameisterschaft vergeigt durch ein 2:3 gegen Kroatien; und das, wo obendrein auch noch No Music Day war. Da schießt Mladen Petric die Briten mit seinem Siegtor in den Hades, und der Stadion-DJ darf nicht mal das ewig tröstende »You’ll Never Walk Alone« spielen, weil Bill Drummond es ihm verboten hat. Kein Wunder, dass man da als Fußballrowdy mit Barhockern um sich wirft. Man kann nur hoffen, dass die Lage sich bis heute Abend entspannt haben wird, wenn Hot Chip im Camdener Club Electric Ballroom ihr neues Album »Made In The Dark« präsentieren. Der Titel passt jedenfalls zur Stimmung wie die berühmte Faust des englischen Hooligans auf das Auge des EM-Teilnehmers; obwohl man sich in Camden Town eher weniger Sorgen um Hooligans machen muss. Hier gibt es vorwiegend Gothics, Punks, kleine Teenager-Hipster und umherstreunende Touristen. Und jede Menge Drogenverkäufer. Fast jeder Zweite auf der High Street (!) bietet irgendwas aus seinem Bauchladen feil. Meistens Marihuana oder Mushrooms. Ich lehne dankend ab. Einer der Dealer wirkt sichtlich verdutzt, er kann offenbar nicht glauben, dass ihm ein Typ, der so aussieht wie ich, eine Abfuhr erteilt. Aber Mushrooms habe ich nur einmal aus Versehen genommen, weil ich dachte, es sei Schokolade. Amselgleich bin ich durchs Kölner Nachtleben geflogen und habe nicht wenigen Leuten wirre Geschichten erzählt. Das muss heute Abend nicht sein. Schließlich treffe ich nicht William Burroughs, sondern die derzeit weltbeste Popband. Digital Recording Heroes Man neigt schnell dazu, über die Musik der fünf Briten in Superlativen zu sprechen. Denn für Leute, die sich für Clubkultur und gute Popsongs gleichermaßen interessieren, kann es derzeit keine aufregendere Band geben. Zwei Jahre nach dem Meilenstein »The Warning« veröffentlicht diese nun »Made In The Dark«. Bislang sind die Stücke immer in mühevoller Kleinstarbeit in den Schlafzimmern der Bandmitglieder entstanden, ganz in der Tradition der »Digital Recording Heroes«, ein Begriff, der in den letzten Jahren auf Eigenbrötler wie Mike Skinner oder Dizzee Rascal angewendet wurde, die allesamt auf große Studios verzichtet haben. Alexis Taylor und Joe Gibbard waren bei Hot Chip die frickelnden Masterminds, die anderen drei eher Schulfreunde, die hinzugeholt wurden, weil man für die anstehenden Touren eine richtige Liveband zusammenstellen wollte. »Made In The Dark« wurde nun unter fast gleichberechtigter Mitwirkung aller zumindest teilweise in einem richtigen Studio aufgenommen. Einen Produzenten brauchte man selbstredend nicht, dazu sind Alexis und Joe viel zu sehr die Kontrollfreaks. Aber der Gang ins Studio bedeutete immerhin einen kleinen Bruch mit der DIY-Philosophie der Band. Alexis: Wir haben ein bisschen mit Jonathan Digby gearbeitet, der auch für unseren Livesound verantwortlich ist. Wir haben teilweise ohne Overdubs aufgenommen und einfach alle zusammen gespielt und aufgenommen. Wir hatten einen Raum mit einer ganz eigenen tollen Akustik. Die Idee war schon, dass wir versuchen, mehr wie eine konventi-
Owen Clark onelle Band zu agieren, ein bisschen weg von diesem individualistischen Tüftlerimage. Das war schon anders als die Aufnahmen, die wir vorher gemacht hatten. Ist das nicht eher eine Legende, dass ihr noch nie in einem richtigen Studio aufgenommen habt, oder war es wirklich das allererste Mal? Joe: Wir hatten mal ein paar Sessions für die BBC gemacht in deren Studios, aber abgesehen davon war es wirklich das erste Mal. Unsere Arbeitsweise unterschied sich halt immer signifikant von einer typischen Band. Wir saßen vor dem Computer in meinem oder Alexis’ Zimmer und haben da gefrickelt. Es war also tatsächlich einigermaßen revolutionär für uns, so zu arbeiten. Trotz der etwas professionelleren Aufnahmebedingungen bleiben die Stücke auf das Wesentliche reduziert. Aber das Album ist stilistisch noch weiter aufgefächert als die beiden Vorgänger. Bei nahezu allen musikalischen Genres wird sich bedient, jenseits aller Kategorien von »gut« und »böse«: R. Kelly wird ebenso anzitiert wie der ProtestCountrysänger Willie Nelson oder der opulent-schwülstige Todd Rundgren; im Opener »Out At Pictures« gibt es Saxofon-Eruptionen, die an Charlie Parker gemahnen, und das Stück endet mit einem orgiastisch-entfesselten Geheule, das in einem Affengehege aufgenommen worden zu sein scheint. R’n’B, Postrock, Eurodance, Baile-Funk, Italo-Disco, alles wird gierig aufgesogen und fleißig verdaut. Die Zitathaftigkeit und die fehlende Scheu vor Mainstream/Chartsmusik rückt sie ein bisschen in die Nähe von Scritti Politti. So überrascht es auch nicht, dass Alexis Taylor gerade ein Album mit deren Bandleader Green Gartside, dem anderen großen Falsettisten der Insel, aufgenommen hat. Nichts findet hier unter dem Deckmantel der Ironie statt. Im Gegenteil. Wie schüchterne Schuljungs nähern sich die Londoner mit ihren kleinen Synthesizern und Key-
Musik
boards der großen Popmusik. Timbaland und die Neptunes, klar, deren jecke Songinstallationen finden selbst die schrägsten Indie-Vögel gut, das ist nicht neu. Mit denen teilen Hot Chip auch ihre Vorliebe für minimale Soundgerüste und Equipment aus dem Antiquariat. Aber wo Timbaland, Timberlake und Konsorten zu den coolen Klängen stets ihre dicken Eier raushängen lassen, singen Hot Chip immer aus der Warte der Schwachen und Komischen. Allein schon Alexis’ androgyne Stimme verkörpert im Prinzip das krasse Gegenteil von Machismo. Alex: »So klingt meine Stimme nun mal. Wenn du schon Androgynität ansprichst, gilt es, auch Prince als sehr wichtigen Einfluss zu nennen. Wobei ich mich natürlich nicht mit ihm vergleichen will. Er hat eine unglaubliche Stimme. Mir hat man auch schon öfter erzählt, ich würde singen wie auf einer frühen Scritti-Politti-Platte, es scheint da tatsächlich Ähnlichkeiten zu geben, obwohl das eine Band ist, die ich erst viel später entdeckt habe. Klar, ich bin sehr an Androgynität interessiert, daran, mit einer anderen Genderperspektive zu spielen.« Androgynität als Strategie gegen die normative Macht von Geschlechterhierarchien. Ein Satz wie aus dem Judith-Butler-Proseminar. Ist natürlich alles nicht neu und hat in England durchaus Tradition. Man denke nur an David Bowie, Placebos Brian Molko oder Suedes Brett Anderson, Mitte der Neunziger Traummann aller, also geschlechtsunabhängig. Bei Hot Chip ist es jedoch die Musik an sich, dieser ganze Anti-Rockgestus, welcher Androgynität vermittelt, nicht irgendeine Frisur oder ein campy ≥
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Al Doyle
Hot Chip & Matthew Dear
MEHR FÜR SICH Der in Texas aufgewachsene Matthew Dear veröffentlicht unter zahlreichen Pseudonymen Techno- und Electronica-Platten auf renommierten Labels wie Ghostly International, M_nus, Spectral oder Perlon. Sein letztes Album »Asa Breed« gehört zu den wichtigsten Electronica-Alben von 2007. Im Februar wird er Hot Chip auf der anstehenden England-Tour begleiten. Die Briten ihrerseits veredelten letztes Jahr Matthews Stück »Don And Sherri« durch einen ziemlich spektakulären Remix. Wie kam es eigentlich zu dem Hot-Chip-Remix von »Don And Sherri«, der ja streng genommen eher eine Coverversion ist? Ich hatte unter meinem Pseudonym Audion mal einen Remix für sie gemacht zu dem Song »No Fit State«, so sind wir in Kontakt gekommen. Ja, du hast natürlich recht. Ihre Bearbeitung von »Don And Sherri« ist eigentlich mehr ein Cover, was ich aber sehr toll finde. Das wäre für mich auch der nächste konsequente Schritt, was Remixarbeiten für andere Künstler angeht. Es gibt durchaus Ähnlichkeiten zwischen dir und Hot Chip bezüglich des Songwritings. Ihr kombiniert beide
Elemente aus der minimal-elektronischen Musik mit klassischen, teils folkigen Popsongs. Ist es für dich von Vorteil, vollkommen alleine zu arbeiten und nicht ständig vier Leute um dich zu haben, die alle ihre eigenen Ideen einbringen wollen? Oder brauchst du nicht auch manchmal jemanden mit dir im Studio, gewissermaßen als Regulativ? Nein, ich glaube, ich bin mit meiner Arbeit alleine gerade ganz glücklich. Ich habe ja auch schon mit anderen Leuten im Studio gearbeitet, damit aber nicht so tolle Erfahrungen gemacht. Ich kann mich so viel mehr auf bestimmte Details konzentrieren, ich arbeite präziser. Ich muss mich nicht um jemanden kümmern, der eine Hi-Hat anders gesetzt haben möchte oder irgendwas gepitcht oder umdisponiert. Was kann man von dir in naher Zukunft erwarten? Arbeitest du schon wieder an einem neuen Album? Ich arbeite immer an neuer Musik, demnächst soll wieder eine Mini-LP erscheinen. 2008 werde ich mich wieder mehr meinem Audion-Projekt widmen, es sind auch einige Remixe angefragt worden. Und »Asa Breed« ist ja auch noch nicht richtig durch.
034 Musik
Kraftwerk-Remix Kraftwerk baten Hot Chip unlängst um zwei Remixe für Stücke ihres »Tour De France«-Albums. Alexis und Joe remixten »Aerodynamik«, die Minimal-Techno-affinen Al Doyle und Felix Martin kümmerten sich um »La Forme«.
Terry Riley Kalifornischer Komponist, in den Sechzigern Vorreiter der Minimal-Bewegung. Seine frühen Kompositionen sind hypnotisch, minimalistisch und repetitiv, Bands wie Robert Wyatts The Soft Machine oder Tangerine Dream wären ohne den Einfluss Rileys wohl undenkbar.
≥ Bühnenoutfit. Ähnlich ist das auch bei Robert Wyatt, optisch zunächst ein, sagen wir, eher unandrogyner Typ, aber im stimmlichen Ausdruck so effeminiert und zerbrechlich, dass Brian Molko sich dagegen wie der letzte Brüllaffe ausnimmt. Mit Robert Wyatt wird es demnächst sogar eine Kollaboration geben. Dessen Label Domino bat die Jungs nämlich um einen Remix für den Meister. Alexis: »Das ist für uns ähnlich spannend wie die Sache mit Kraftwerk, weil wir Riesenfans sind. Er hat ein Discostück mit einem französischen Produzenten aufgenommen, das sehr weird klingt, sehr untypisch für Robert Wyatt. Sie haben uns gefragt, ob wir das remixen möchten. Das ist schon ein Traum.« I’m a joker Alexis und Joe sitzen in dem kleinen Backstageraum des Electric Ballroom und sind sichtlich erregt, weil sie in ein paar Stunden zum ersten Mal das neue Material vor Publikum spielen werden. Das Londoner Publikum ist tendenziell schwierig, das wissen die beiden, und es soll sich später bewahrheiten. Das hat natürlich im Wesentlichen damit zu tun, dass keiner der Anwesenden die neuen Stücke kennt und Hot Chip auch auf einige ihrer Hits verzichten. Irgendwie will der Funke nicht so ganz überspringen. Bei »Over And Over« rasten die Leute zwar kurzzeitig aus, ansonsten wird aber eher gemütlich gewippt. Das weiß Alexis Taylor zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht und zupft sich erst einmal seine pinke, mit neonfarbenen Ranken drapierte Jogginghose zurecht. Die Hose wirkt ähnlich obskur wie sein Outfit in dem Video zu »Ready For The Floor«. In dieser offenkundigen Tim-Burton-Hommage ist er als knallbuntes Hybridwesen aus den Batman-Intimfeinden Riddler und Joker verkleidet und verarscht seine Bandmitglieder am laufenden Band. Sein etwas eigener Humor, den man schon von den Texten her gewohnt ist, kommt zum Beispiel auch raus, wenn man wissen möchte, was denn dran sei an dem Gerücht, dass der Song »Ready For The Floor« ursprünglich als Auftragsarbeit für Kylie Minogue gedacht gewesen sei. Alexis: Eigentlich hatte sie ein paar Stücke für uns geschrieben, aber die haben uns nicht wirklich gefallen, also haben wir das Ganze gelassen. Sie möchte jetzt auch ein bisschen mehr in diese Produzentenrichtung, aber das war nicht so ergiebig für uns. Das waren so Industrialstücke, so ein bisschen Richtung Nine Inch Nails. Aber wir geben ihr noch eine Chance. Vielleicht hat sie demnächst ja mal ein paar bessere Ideen. Und nun mal im Ernst, warum hat das nicht geklappt? A: Na ja, wir mochten halt ihre Songs nicht. [allgemeines Gelächter] Nein, im Ernst, wir haben nie mit ihr gearbeitet, wir hatten wirklich nie mit ihr zu tun. J: Es steckt immerhin ein kleines Fünkchen Wahrheit in der Geschichte. Derjenige, der zurzeit Songs für sie schreibt, war mal lose mit uns in Kontakt und hat was in die Richtung losgelassen, von wegen, wir könnten doch ein Stück für Kylie produzieren, das wäre eine gute Idee. Aber wir hatten bisher einfach keine Zeit dafür und haben auch nie wieder was davon gehört. Es hat sich dann halt im Sande verlaufen. Euer neues Album ist noch ein bisschen eklektischer als die beiden Vorgänger. Was habt ihr hauptsächlich gehört während der Arbeiten zu »Made In The Dark«? A: Ich habe sehr viel Terry Riley gehört. Aber auch Songwriter wie Willie Nelson, Paul Simon. Stevie Wonder. Richtige Clubmusik diesmal eigentlich eher weniger. J: Es gab in letzter Zeit viele Re-Edits alter Discostücke
Joe Gibbard von Leuten wie Todd Terje, diese ganze Cosmic-DiscoSchiene gefällt mir sehr, auch ein bisschen Dubstep, das neue Burial-Album habe ich in den letzten Wochen rauf und runter gehört. Und auch Technokram von Leuten wie Gui Boratto oder Gabriel Ananda. A: Oberflächlich gesehen ist da natürlich erst mal eine enorme stilistische Lücke zwischen dem, was Joe gerade aufgezählt hat, und dem, was ich höre ... Ein stilistisches Wrestling ... [Angeblich haben Alexis und Joe sich auf dem Schulhof erst mal geprügelt bzw. miteinander »gewrestlet«, bevor sie Freunde wurden] A: [lacht] Genau. Aber jemand wie Terry Riley hat im Prinzip ja auch elektronische Musik gemacht in den Sechzigern, er war sehr interessiert an Rhythmus und Minimalismus, ich finde es interessant, so was mit Housemusik zu vergleichen, weil es da von der Struktur her einfach ziemlich viele Ähnlichkeiten gibt, auch wenn kein HouseDJ dieser Welt Terry Riley auflegen würde. Griechisch-römisch, super-sonisch Natürlich würde es niemanden verwundern, wenn Alexis tatsächlich auf einer Houseparty Platten von Terry Riley spielte und damit die Hedo-Crowd verstörte. Ähnlich, wie Joe damals in der Berliner Panorama Bar die Minimal-Techno-Fraktion aufgewühlt hat, als er um sieben Uhr morgens im Rausch R’n’B auflegte und sich wunderte, wieso die bis dahin so friedlich Tanzenden plötzlich laut buhten. Doch auch wenn sie stilistische Barrieren beim Auflegen wie beim Produzieren stets überhüpfen, sind Hot Chip natürlich nicht die radikalste Band, wie mancherorts geschrieben wird. Ihre Stücke sind keine bloßen Samplingorgien und Songdekonstruktionen, sondern Electropopsongs, die mit Versatzstücken aus der Pophistorie spielen. Bestenfalls wird nachgespielt statt gesampelt, wie bei dem Song »The Wrestlers«, der wie bereits angesprochen auf der Hookline des R.-Kelly-Stücks »I’m A Flirt« basiert.
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Im Endeffekt geht es aber immer um den eigenständigen Song. Anders als viele derzeitige Indie-Tanzbands wissen Hot Chip auch, dass ein guter Popsong, der im Club funktionieren soll, mehr braucht als ein cooles Gang-Of-FourSchlagzeug. Alle Bandmitglieder legen nebenbei regelmäßig in Clubs auf, Felix Martin und Al Doyle haben sich dabei auf minimaleren Techno spezialisiert, die Sets von Joe und Alexis bieten immer einen, nun ja, interessanten Stilmix. Neuerdings veranstalten sie in verschiedenen, stets wechselnden kleineren Locations eine Partyreihe namens »Greco Roman Sonic International Wrestling«. Dort werden neue Hot-Chip-Stücke ausprobiert, befreundete DJs wie Busy P, Jesse Rose oder Noze legen mit auf, und es gibt eine auf die Party abgestimmte 12-Inch-Reihe, die man sich auf der zugehörigen MySpace-Seite anhören kann. Anspieltipp ist das ziemlich durchgeknallte »Oi Berlin« von Jesse Rose, das klingt wie Green Velvet nach einer sehr großen Line Speed. Die fünf Londoner sind also gerade wieder schwer beschäftigt: produzieren, remixen, auflegen, auf Tour gehen. Und nebenbei haben sie mit »Made In The Dark« noch gewissermaßen die Blaupause für elektronische Popmusik 2008 geschaffen. Auf Tour vom 08.-11.03. Auf intro.de: Verlosung Intro empfiehlt
Hot Chip Made In The Dark CD // Emi
Felix Martin
Hot Chip & Scritti Politti
HOT POLITTI Wie kam es zu diesem Zusammentreffen der Giganten? Alexis ist ein Scritti-Fan. Wir haben uns in einem lokalen Pub getroffen, ich hatte gerade eine Biz-Markie-Puppe aus Japan geschickt bekommen und habe sie rumgezeigt. Hm, rückblickend muss ich sagen, dass ich ihn nie gefragt habe, warum er in meinem Pub abhing, er lebt ja Meilen entfernt, aber es hat sofort gefunkt zwischen uns. Wir haben ähnliche Vorlieben, generell – und ich mochte »Over And Over« sehr, als ich es zum ersten Mal im Radio hörte. Wenn du in der Vergangenheit mit anderen Musikern kooperiert hast, dann, um dich vom Kernsound von Scritti Politti zu entfernen. Ist das auch diesmal der Fall? Eigentlich nein. Obwohl Alexis natürlich eine neue Arbeitsform mit einbringt, auch eine, die sich für uns beide neu anfühlt. Ach, es ist eh so schwer zu sagen, wer was einbringt ... Ich habe ja bislang nur zwei Stücke hören können. Wie würdest du das Album, an dem ihr arbeitet, generell beschreiben? Nun, es ist genau genommen noch keines. Es sind nur Puzzlestücke, unfertige Brocken. Das Signifikante bislang sind eher akustische Parts, die sehr einfach gehalten sind. Mein bisheriges Lieblingsstück klingt, als würden
Jodeci den Solo Lennon treffen. Na ja, in der Art eben. Das Problem ist derzeit, genug Zeit zu finden, um alles zu beenden. Hinzu kommt, dass wir, obwohl wir uns so ähnlich sind, sehr viel diskutieren, wie es klingen soll. Es ist zu hören, dass auch ein neues Scritti-Politti-Album kurz vor der Vollendung steht. Ja. Eigentlich sollte es ein straightes Discoalbum werden, aber irgendwo im Prozess hat mich Disco dann zu langweilen begonnen, sodass es derzeit sehr heterogen rumliegt. Was ja kein so schlechter Zustand ist. Ich muss mich jetzt zusammenreißen und das Zeug zu einem Ende bringen. Vielleicht mach ich auch so was wie gestern beim Konzert. [Da rappte er zu den Sounds eines Casio-Rapman, während das Publikum das traditionelle britische »Pass The Parcel« spielte, bei dem Bücher und Ähnliches verschenkt wurden.] Was magst du an Hot Chip? Ich mag die Intelligenz, die ihren Songs anhaftet, und das Verspielte, die Liebe für Popmusik, die man spüren kann, die Sensibilität für Melodien, den guten Geschmack, das breit gestreute Interesse der Jungs, dass sie für so viele Einflüsse offen sind. Interview: Alex Mayor / Übersetzung: Thomas Venker
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Eurosonic 2008
CHECK T DAS, N EUE BANDS Was Amerika sein CMJ oder South By Southwest ist, trägt in Europa den Namen Eurosonic: 250 zumeist neue Bands stellen sich alljährlich im Januar einem kritischen Publikum aus A&Rs, Bookern, Journalisten und Fans. Dafür wird im ziemlich beschaulichen Groningen jeder noch so kleine Platz zur Bühne umfunktioniert: Theater, kleine Kneipen oder die örtliche Musikschule. Mittlerweile ist ein gelungener Gig beim Eurosonic die beste Visitenkarte für Bands, um sich auf den lukrativen Slots der großen Sommerfestivals zu platzieren. Auch dieses Jahr stellten sich unzählige Bands der Kritik – Christian Steinbrink und Daniel Koch lichten für Intro das Feld. Online gibt es exklusiv zusätzliche Interviews mit The Whip und Kissy Sell Out.
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CLARA LUZIA Gesehen: Grand Theatre Up, 11.01. Im Netz: www.myspace.com/claraluzia Das Wichtigste: Clara Luzia ist der Vorname von Clara Luzia Maria Humpel, es ist aber auch der Name der Band, der sie vorsteht. Die Wiener operieren mit dem eigenen Label Asinella Records, haben ihr zweites Album Ende letzten Jahres über die Kölner Plattenfirma Unterm Durchschnitt, aber auch in Österreich und der Schweiz veröffentlicht. Tolle Folksongs, wundervoll arrangiert und getextet, betörend schön besungen. Liebstes Album 2007: Captain Planet »Wasser kommt Wasser geht« (Unterm Durchschnitt) Band / KünstlerIn für 2008: Gisbert zu Knyphausen Akt. Album: »The Long Memory« (Asinella) Ihr habt jetzt hier gespielt und wohl nicht wahnsinnig viel Zeit gehabt, euch andere Bands anzuschauen. Wen hättest du gern gesehen? Clara Luzia Maria Humpel: Get Well Soon. Überall liest man von diesem Wunderkind. Ich hätte ihn mir gern angeschaut, um zu wissen, ob das wirklich ein Wunderkind ist. Außerdem Killed By 9V Batteries. Letztes Jahr habt ihr eure erste Deutschland-Tour gespielt. Wie war’s? Super. Wir haben nicht die geringste Ahnung, woher all die Besucher uns eigentlich kannten. Nur die Gagen sind in Deutschland deutlich schlechter als in Österreich. Man kann den Eindruck bekommen, dass Clara Luzia stark nach DIY-Prinzipien agieren. Wie wichtig ist diese Ethik wirklich für euch? Na ja, der Eindruck entsteht wohl, weil ich ein ziemlicher Kontroll-Freak bin. Generell mag ich es, eigene Netzwerke zu haben, nicht immer so abhängig von anderen zu sein. Bei großen Plattenfirmen geht es nun mal darum, möglichst viele Einheiten zu verkaufen, und das ist nicht meine oberste Priorität. Deswegen war es sehr schnell klar, dass wir unser eigenes Label machen. Ihr wurdet vom österreichischen Musikfonds gefördert. Wie sieht diese Förderung aus, und wie ist sie zu bewerten? Natürlich ist das eine Hilfe, man kann aber schon über die Abwicklung streiten. Sie wollen gut produzierte Platten in den Läden stehen haben, fördern das auch, es gibt aber keine Mittel für Promotion, was sehr wichtig wäre. Außerdem gibt es absurderweise keine Zusammenarbeit mit den Radios. So kommt es, dass viele tolle Platten in den Läden stehen, aber niemand davon weiß. Das Interview führte Christian Steinbrink Foto: Michael Nemeskal
I DA MARIA Gesehen: Huis de Beurs, 10.01. Im Netz: www.myspace.com/idamaria Das Wichtigste: Die gebürtige Norwegerin lebt mit ihrem Freund in einem Haus in der Nähe von Stockholm und betreibt von dort das Label Nesna Records – benannt nach dem Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Trotz oder gerade weil sie in Bergen und Uppsala Musik studiert hat, ist ihr Sound alles andere als verkopft: hittiger Punkpop mit freizügigen Texten und einer Stimme, die klingt, als hätte sie erst gestern Björk unter den Tisch gesoffen. Liebste Band 2007: Wilco Band / KünstlerIn für 2008: Hanne Hukkelberg Akt. Album: »I Like You So Much Better When You’re Naked« (erscheint Mitte 2008 via Red Ink / SonyBMG) Wir sind fast ein wenig spät für den Newcomer-Check. Scheint ja momentan viel zu passieren in deiner Karriere, du hast einen Major-Deal, Radio One spielt deine Singles. Wie fühlt man sich dabei? Ida Maria: Ich denke, es läuft gerade gut – in Schweden und Norwegen sowieso, in England auch. Für mich geht’s aber weiter darum, sich den Spaß zu bewahren. Ich war bis gestern im Weihnachtsurlaub, und jetzt sitze ich hier und denke: »Das ist mein Job? Wow!« Das alles hier ist gerade viel entspannter als der Urlaub. Da wurde ich jeden Tag mit Braten gemästet – DAS war harte Arbeit. Das Eurosonic ist ja nett, aber auch seltsam, weil man vor all diesen Business-Nasen spielen muss, oder? Ich liebe es, vor Business-Leuten zu spielen! Das beste Publikum, das es gibt! Du weißt ganz genau, was du kriegst: Typen mit verschränkten Armen und diesem Blick, der sagt: »Ich kenne das next big thing – und DU bist’s nicht!« Aber tief im Inneren wollen sie, dass ihnen einmal der Stock aus dem Arsch fällt und sie so richtig abgehen können. Das ist die große Herausforderung für mich: Sie genau an diesen Punkt zu bringen. Deine Band steht ja in dieser Besetzung schon länger. Wird Ida Maria langsam zum Bandprojekt? Wir arbeiten gemeinsam am Sound, aber die Songs sind schon meine. Ich glaube, ich bin da eine sehr toughe Diktatorin. Bin ich doch, oder? Band: Yes, Ma’am! Jetzt dürft ihr sicher ein Bier mehr trinken. Genau. Das habt ihr euch verdient. Und die »Spanking Session« nach der Show lass ich gnädigerweise auch mal ausfallen. Das Interview führte Daniel Koch
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JAKOBINARINA Gesehen: Vera, 10.01. Im Netz: www.myspace.com/jakobinarina Das Wichtigste: Sechs smarte isländische Jungspunde, gerade mal volljährig, die sich zwar auch am zackigen New Wave vergreifen, aber durch geistreiche bis zynische Text glänzen. In »This Is An Advertisement« singen sie z. B.: »We would even change our name to The Coca-Cola Band – just to get our pockets filled!« Genau so macht man’s heute. Starthilfe gab Sigur-Rós-Sänger Jónsi, der jahrelang ungefragt ihren Bandnamen droppte – die alte Plaudertasche. Ende letzten Jahres tourte das Sextett mit den Kaiser Chiefs durch Europa. Liebste Band 2007: Man hat Can, Bowie und Blue-NoteJazz für sich entdeckt. Band / KünstlerIn für 2008: Mugison Akt. Album: »The First Crusade« (12 Tónar / Cargo) Wie lief denn für euch die Kaiser-Chiefs-Tour? G: Eine tolle Erfahrung. Wir haben sehr gutes Feedback bekommen, von den Kaiser Chiefs und auch vom Publikum. Und ich konnte den Jungs endlich mal Deutschland zeigen. Ich habe ja acht Jahre in Lübeck gewohnt, weil mein Vater da gearbeitet hat. Ihr seid noch recht jung. Auf der Bühne hat man euch gestern angesehen, dass ihr Spaß hattet. Hält sich der denn auch im Alltagsgeschäft, oder merkt ihr schon manchmal: Bandsein ist scheiß-harte Arbeit? H: Schon. Einige Tage sind wirklich schlimm. Man ist übermüdet. Verkatert. Geschlaucht. Live-Spielen ist super. Promo geht noch. Aber die langen Reisen können einen killen, wenn man nicht aufpasst. Das lernt man sehr schnell. G: Außerdem weiß man, dass man immer alles geben muss – auch wenn es einem mal persönlich nicht so gut geht, darf man ja die Band nicht hängen lassen. Diese Loyalität ist bei uns sehr ausgeprägt: Vielleicht, weil wir schon zusammen spielen, seit wir vierzehn sind. Was sind eure Pläne für die kommenden Monate? G: Da kommt viel Arbeit auf uns zu. Konzerte und Releases in Europa, in Amerika, Japan, Australien. Sorry, ich kann’s mir nicht länger verkneifen, aber wir müssen jetzt mal über Haarschnitte sprechen. Bei euch hat jeder einen anderen: Stachel, Tolle, den klassischen »Prinz Eisenherz«. Ist das Konzept? G (Tolle): Das glaubt nicht wirklich einer, oder? H (Eisenherz): Nein. Das überlegt sich schon jeder für sich. Das Interview führte Daniel Koch
Gesehen: De Spieghel, 11.01. Im Netz: www.myspace.com/mysoko Das Wichtigste: In Berlin gab es im Radio kein Entkommen vor Sokos »I’ll Kill Her«. Niedlich klingender Pop mit Ukulele und gesungenen Mordfantasien. Weitere Themengebiete: feuchte Träume und das Gefühl, schwanger zu sein, wenn man doch bloß einen lauten Furz quersitzen hat. Liebeslieder kann sie aber auch. Die Französin heißt eigentlich Stéphanie Sokolinski, ist in ihrer Heimat eine erfolgreiche Jungschauspielerin und dreht just in diesem Moment mit Gérard Depardieu einen Kinofilm. Liebste Band 2007: I’m From Barcelona Band / KünstlerIn für 2008: Gentlemen Driver aus Paris Als du in Berlin warst, stand ein großer Popstar (Herbert Grönemeyer) im Publikum, Jared Leto war anwesend, und man konnte dich als Veranstaltungstipp in der Vanity Fair lesen. Wunderst du dich nicht manchmal selbst darüber? Stéphanie: Ja, ständig. Ich frag mich manchmal, womit ich das eigentlich verdient habe. Warum mögen die mich alle? Auch diese Stars. Ich weiß es nicht. Und dann passieren so Dinge, dass Stella McCartney bei meinem Manager anruft, weil ich mit meiner Ukulele auf ihrem Geburtstag auftreten soll. Das ist doch Irrsinn. Heute Abend werden viele wichtige Business-Leute im Publikum sein. Denkst du über so was nach? Ich hatte einen meiner schönsten Auftritte vor vier sitzenden EmiLeuten. Am Ende habe ich sie dazu gebracht, mit mir zu singen und zu tanzen. Sie waren wie Kinder. Seitdem mache ich mir keine Sorgen mehr darüber. Man kann bisher nur deine »Not So Kute«-EP bei iTunes bekommen ... Ja, leider. Ich muss denen mal sagen, dass sie die nicht mehr verkaufen sollen. Warum das denn? Sie klingt scheiße. Stimmt. So glatt. Darauf wollte ich hinaus. Deine einfach mal so geklampften Demos klingen viel besser und passen eher zu den manchmal recht krassen Texten. Das Problem war: Ich kann ja erst seit ein paar Monaten meine Songs selbst spielen. Ich habe mich damals zu sehr auf Leute verlassen, die meinen, sie wüssten, wie ich klingen soll. Im Song »Love You More« singst du: »I’ll never love you more than the drummer of the Flaming Lips.« Ist Wayne nicht viel toller? Wayne ist klasse. Aber der hat ja immer seine Frau im Schlepptau. Und Steve – ach, ich war mal richtig verschossen in ihn ... Das Interview führte Daniel Koch
LITTLE DRAGON Gesehen: Het Parlement, 11.01. Im Netz: www.myspace.com/yourlittledragon Das Wichtigste: Bisher sind Little Dragon vor allem durch ihre Engagements bei José González und Koop in Erscheinung getreten. Ihr eigenes, 2007 auf Peacefrog veröffentlichtes Debütalbum erhielt zwar den Preis der deutschen Schallplattenkritik, ansonsten aber ungerecht wenig Aufmerksamkeit. Im Frühjahr wird die schwedische Band nun erstmals in Deutschland auf Tour gehen und bald auch ihr zweites Album veröffentlichen, das wieder zwischen Folk, Jazz und Elektronik à la Dani Siciliano changiert. Liebste Band 2007: Death Vessel Band / KünstlerIn für 2008: Watch out for the Dragon! Akt. Album: »Little Dragon« (Peacefrog) Ihr seid direkt aus Neuseeland eingeflogen. Habt ihr schon einen Eindruck vom Eurosonic gewonnen? Little Dragon: Ein wenig. Vorhin fuhren wir mit mehreren Bands in einem Bus in die Stadt. Der Busfahrer hielt auf einem Platz und meinte: »Hier werdet ihr spielen!« Alle Bands waren verwirrt und mussten sich von dem Fahrer erst die Richtung zu dem Gebäude zeigen lassen, in dem ihr Venue sein sollte. Ihr habt den Preis der deutschen Schallplattenkritik gewonnen, obwohl ihr in Deutschland nicht besonders bekannt seid. Wie kam es dazu, und was bedeutet das für euch? Das ist eine ziemlich abstrakte Sache. Eigentlich haben wir bloß eine E-Mail von unserem Management bekommen, in der sie uns schrieben, dass wir den Preis gewonnen haben. Wie kannten den Preis nicht und wissen bis jetzt nicht so genau, was wir gewonnen haben. Es ist ein Preis, den zumeist klassische Aufnahmen gewinnen. Das ist cool! Endlich wissen wir es. Wir haben uns das schon die ganze Zeit gefragt. Es ist immer schön, etwas zu gewinnen, wir haben den Preis nur nie gesehen. Habt ihr denn nicht irgendwas bekommen: eine Urkunde, einen Scheck oder so? Nur diese E-Mail. Wie seid ihr denn zu Peacefrog gekommen? Über José González? Nein, wir hatten eine Single beim britischen Label Off The Wall veröffentlicht, die bekam Pete Hutchison, der Peacefrog-Chef, in die Hand und mochte sie wohl. Euer zweites Album ist ja schon fast fertig. Was kann man erwarten? Es wird wohl etwas eingängiger klingen. Die vielen unterschiedlichen Stimmungen auf unserem Debüt fühlen sich für uns mittlerweile fast ein wenig schizophren an. Das Interview führte Christian Steinbrink
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»Wo warst du, als das Sparwasser-Tor fiel?« Das ist lange vorbei. Die Frage des Jahres 2007 lautete: »How much did you pay for the Radiohead album?« Endlich passierte mal wieder etwas im Geschäft der Popmusik, das den großen Umsturz zumindest erhoffen ließ. Christian Steinbrink fragte bei Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood über die Beweggründe für die neue Form des Releases ihres Albums »In Rainbows« nach.
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er große Showdown, das Release, liegt jetzt etwa zwei Monate zurück [das Interview fand Anfang Dezember statt]. Wie sieht euer Resümee aus? Seid ihr zufrieden? Ja, definitiv ja. Es ging uns in erster Linie darum, das Album so schnell wie möglich nach Beendigung der Produktion herauszubringen, und es war sehr schön, dass sich das ermöglichen ließ. Im Vorfeld der Veröffentlichung waren wir sehr aufgeregt, fast wie vor einem Gig. Der Morgen des 10. Oktobers war dann fast wie eine Performance, wie ein Happening. So viele Leute luden das Album fast zeitgleich herunter, konnten es sofort hören, und wir hatten dafür nur eine CD in einen Server in London einlegen müssen. Das war für uns ein tolles und interessantes Gefühl. Wann entstand denn die Idee, die Platte auf diese Art und Weise, zunächst ausschließlich per Net-Release, zu veröffentlichen? Unser Manager sprach schon seit Jahren davon. Zunächst nur sehr vage. Aber diese Idee sprach uns eigentlich gleich an, und wir fingen im April dieses Jahres an, das Release zu planen. Er ist die meiste Zeit gelangweilt und stoned und verbringt seine Zeit damit, sich neue Wege auszudenken, um sein Business spannend zu halten. Ist denn die Veröffentlichung der physischen Version immer noch aufregend für dich, oder drehte sich alles um den Tag der Erstveröffentlichung? Das gehört ja zusammen. Niemand kann sagen, was nach dem Net-Release mit dem CD-Release passieren wird. Erst heute erfuhren wir, dass manche Ketten in England die Platte nicht vorbestellt haben, weil sie nicht glauben, sie noch loszuwerden. Wir können aufgrund des Net-Releases nicht vorhersehen, wie sich das CD-Release entwickelt. Wir sind gespannt darauf, das zu erfahren. Was für Erwartungen hinsichtlich der Reaktionen auf die Bekanntgabe des Net-Releases hattet ihr denn? Noch eine Woche vor Veröffentlichung dachten wir, dass die Nachricht große Aufmerksamkeit erregen müsste. Aber ein paar Tage später fingen wir an, uns Sorgen zu machen. Wir fingen an zu zweifeln, ob das überhaupt jemanden interessieren wird. Wir gingen zwar weiter davon aus, dass sich die Nachricht im Web verbreiten wird, dachten aber, dass zehn Tage einfach zu kurz seien. Wir waren ziemlich verunsichert. Es war vor allem Neugierde, die das Release angetrieben hat. Der Wunsch, mal wieder etwas Neues zu erleben, nicht zu wissen, was passieren wird. Normalerweise gibt es ja irgendeinen Plan irgendeiner Plattenfirma, den du befolgen musst. Du musst zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein, du musst ein Video machen, du musst dies und das tun. So fühlte es sich an, als
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Jonny Greenwood als Solokünstler Nachdem Greenwood 2003 einen ersten Soundtrack produzierte, wurde er 2004 von der BBC als Hauskomponist engagiert. Er bekam die Möglichkeit, drei Symphonien aufzuführen, von denen eine, »Popcorn Superhet Receiver«, 2006 mit dem Publikumspreis der BBC British Composer Awards ausgezeichnet wurde. Zuletzt veröffentlichte Greenwood eine Reggae-Compilation bei Trojan Records mit dem Titel »Jonny Greenwood Is The Controller«.
Reaktionen auf Radioheads Release Ein Teil der Reaktionen auf die Veröffentlichung fiel lobend oder bewundernd aus, es gab aber auch negative Stimmen: Lily Allen nannte es »arrogant, die Musik praktisch kostenlos abzugeben«. Mike Skinner a.k.a. The Streets hatte nur Spott für die Idee übrig und rückte sie in die Ecke von 68er-Klischees, und Maynard James Keenan von Tool ließ durchblicken, dass er die Band für zu weich halte, um harte Business-Entscheidungen zu treffen. Außerdem warf er Radiohead vor, nur auf kurzfristigen PublicityEffekt zu setzen.
ob wir fünf und die vier Leute, die mit uns arbeiten, gegen den Rest der Welt antreten. Am ersten oder zweiten Tag nach dem Release brach einer unserer Server zusammen. Deshalb musste jemand so schnell wie möglich nach Reading fahren, mit einem neuen Server auf dem Rücksitz, und ihn anschließen. Es gab keine riesige Plattenfirma mit Leuten, die für dich arbeiten und von denen du noch nie gehört hast. Es war alles so unmittelbar, und wir wurden immer wieder überrascht. Was glaubst du: Werdet ihr Geld gewinnen oder verlieren im Vergleich zu einem herkömmlichen Release? Ich weiß es nicht, wir werden das herausfinden. Wir sind auf jeden Fall zufrieden. Es ist ja klar, dass eure Strategie nur für bekannte Bands funktionieren kann. Kannst du dir vorstellen, wie du handeln würdest, wenn Radiohead heute eine neue Band wären? Wie würdest du deine Platte veröffentlichen und promoten? Ich glaube, dass viele Bands mittlerweile MySpace nutzen, ist doch so, oder? Das ist ja auf jeden Fall etwas, was man machen kann, wir würden es wahrscheinlich nicht anders machen. Es ist immer noch wichtig, viel live zu spielen, das haben wir ja auch gemacht. So gesehen ist es heute nicht anders als damals, man macht immer noch ähnliche Dinge, um sich eine Fanbase aufzubauen. Auch wir hatten kein Airplay und keine besondere Unterstützung für die ersten zwei Alben, so mussten wir immer wieder auf Tour gehen. Ja, wahrscheinlich hätte kaum eine andere Band das Release so umsetzen können wie wir, das ist wohl die Wahrheit. Dadurch wurde aber niemand anderes in Mitleidenschaft gezogen. Über eure Beziehung zu Plattenfirmen ist ja schon viel geschrieben worden. Was war euch wichtig, als ihr für »In Rainbows« auf Labelsuche wart? Was gab den Ausschlag für XL, und was war das entscheidende Problem mit Emi? Es war in der Tat so, dass wir das Net-Release gemacht haben, bevor wir überhaupt versucht haben, einen Plattenvertrag zu bekommen. Das überraschte viele Leute. Es war interessant zu sehen, wie die Plattenfirmen auf unser Vorgehen reagierten, ob sie verärgert oder überrascht oder davon angeregt waren. XL z. B. meinten, dass das Net-Release eine großartige Idee sei. Das ist wohl ziemlich mutig, wenn man vorhat, auch ein konventionelles Release zu machen. Aber bei ihnen war es ja oft so, dass ihre Releases Erfolg hatten, obwohl sie schon viele Wochen zuvor geleakt waren, z. B. die White Stripes. Es ist wohl ganz einfach: Wenn es eine gute Platte ist, ist sie es weiterhin wert, in den Läden angeboten zu werden. Bei einer schlechten Platte macht es wohl keinen großen Sinn. Vielleicht läuft es einfach darauf hinaus, und es ist auch völlig okay so. ≥
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Prince ≥ Was sagte denn die Emi? Ich weiß nicht, was sie genau sagten. Ich hatte nur das Gefühl, dass von uns erwartet wurde, dass wir einen neuen Vertrag über fünf Platten suchen und dafür so viel Geld wie möglich haben wollen würden. So, wie es jede andere Band machen würde. Stattdessen unterzeichneten wir einen Vertrag über eine Platte für kein Geld bei einer Firma, von der wir dachten, dass sie toll findet, was wir tun. Es gab von Künstlerseite viele kontroverse Reaktionen auf euer Release. Maynard James Keenan von Tool und Lily Allen kritisierten euch, Saul Williams z. B. überlegt, es euch gleichzutun. Hast du irgendwelche Äußerungen mitbekommen, die dich geärgert haben? [ist überrascht über die Aufzählung] Nein, nichts. Aber manche Musiker merken leider nicht, dass sich Dinge verändert haben, die sich nicht aufhalten oder zurückdrehen lassen. 16-Jährige kaufen heute keine CDs mehr, das ist ein Fakt. Ich weiß von Schülern, die gar keinen CD-Player mehr besitzen. Es fühlt sich für Leute meines Alters sicher kurios an, dass der CD-Player schon obsolet geworden ist. Aber das ist nun mal die Welt, in der wir leben. Eine Beschwerde darüber ist genauso nutzlos wie das ewige Lamento darüber, dass Vinyl tot sei. Ein Freund erzählte mir eine passende Geschichte: Er hör-
Eine Woche, bevor das 24. Album von Prince namens »Planet Earth« erschien, lag es der Gesamtausgabe der britischen Tageszeitung The Mail On Sunday bei. Begleitet wurde dieser völlig neue Schritt von großen medialen Kontroversen, u. a. auch dem Vorwurf der Entwertung der CD und unnötiger Müllproduktion, da ein Teil der CDs folgerichtig direkt in den Abfall wanderte.
Radiohead und verantwortliche Tourplanung Zuletzt haben Radiohead eine Firma namens Best Food Forward beauftragt, um herauszufinden, welche Form einer Tournee durch die USA am besten ist, um den Ausstoß von Kohlendioxid zu minimieren. Zur Auswahl stand zum einen die Möglichkeit, eine Tournee durch kleinere, innenstädtische Venues durchzuführen, zum anderen eine Tournee durch größere Hallen an Stadträndern. Die Daten für die Analyse stammten aus zwei vergangenen US-Tourneen der Band. Radiohead haben bereits angekündigt, erste Empfehlungen aus der Studie umzusetzen. Den kompletten Bericht der Firma kann man auf Radioheads Webpage herunterladen.
»Uns fallen die schwierigen Aufgaben ziemlich leicht: Wir schreiben ständig großartige Songs. Das klingt vielleicht eingebildet, aber so ist es.« te Muse im Radio, mochte es und kaufte sich die CD. Er kam damit nach Hause zu seinen Kindern. Sie kannten und besaßen die Musik schon. Und das Verrückte ist: Sie lachten ihn nicht aus, weil er die CD gekauft hatte. Sie nahmen die CD, schauten sich das Booklet an und sagten: »Wow, die echte CD, lasst sie uns ausprobieren!« Sie gingen so mit ihr um, wie wir es mit einer staubigen alten Schellackplatte machen würden. Wenn sich Leute über unseren Weg beschweren, denke ich an ihn und diese Story und an die Teenager, die die CD wie ein rares Objekt begreifen. Dann bin ich überrascht und denke mir: »So ist das heute wohl.« Ich will mich nicht mehr beschweren, sondern einfach weiter neue Musik produzieren. Es ist für Radiohead ja mittlerweile charakteristisch, dass ihr euch für jede Platte eines komplett neuen Setups bedient. Was waren denn die Geräte, die für die neue Produktion wichtig waren? Ich habe oft ein Tool namens Max/MSP genutzt, das ist wirklich gut. Es ist so etwas wie eine Programmiersprache auf niedrigem Level. Der Ansatz ist, über Sounds in einer sehr klaren Art und Weise nach-
zudenken, auch über Mathematik und die Mechanismen von Musik. Du baust auf von der Grundlage von Klang, du nutzt keine Ideen anderer. Du brauchst keine vorgegebenen Vorstellungen davon zu berücksichtigen, was ein Hall ist oder was ein Sequenzer sein sollte. Du konstruierst das alles selbst, physikalisch, auf der Grundlage der Mathematik, den Ziffern. Das fand ich sehr interessant, und eine Menge Ergebnisse aus dieser Arbeit kamen auf die Platte. Wie umfangreich habt ihr denn am Konzept der Platte gearbeitet? Welches Konzept? Oh, ich las eine Aussage von Thom, die vage von einem solchen sprach. Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir sind sehr schlecht, was so was angeht. Es zieht sich bei Radiohead durch die Jahre, dass wir jede Platte mit 100 Absichten und Plänen angehen, und nichts umsetzen. Empfindest du das als Unvermögen? Na ja, es ist so: Wir sind mittlerweile in der Lage, die Produktion eines Songs auf 100 verschiedene Arten anzugehen. Wir können alle möglichen Sachen programmieren, wir können die absurdesten Sachen mit den Drum-Pattern anstellen, wir können Streichersätze schreiben, aber wir haben es immer noch nicht gelernt, unsere Produktionen konzeptionell zu planen. Bei uns läuft immer noch das meiste auf Trial&Error hinaus. Auf Außenstehende wirkt das amateurhaft, so, als ob wir nicht wüssten, was wir tun. Es ist bizarr. Das ist so, obwohl wir eigentlich schon ziemlich professionell sind: Thom kann sehr schnell mit Reaktor und all dieser Software arbeiten, er weiß dabei genau, was er tut, und er kann genau das umsetzen, was er umsetzen will. Wenn eine solche Arbeit dann aber abgeschlossen ist, haben wir nach ein paar Tagen keine Ahnung mehr, wie wir das eigentlich genau gemacht haben. Okay. Themenwechsel. In der Zeit zwischen dem letzten und dem aktuellen Album ist ja auch bei dir als Solokünstler viel passiert. Du wurdest ziemlich berühmt als Komponist und bekamst einige Auszeichnungen. Wie stolz warst du denn speziell darauf? Und hattest du das Gefühl, dass es den Blick der Öffentlichkeit auf deine Arbeit endlich in die richtige Perspektive rückt? Ich bin begeistert von dem Klang, den ein Orchester erzeugt, wenn es in einem ruhigen Raum anfängt zu spielen. Es gibt nichts Besseres. Das ist etwas, das allgemein gar nicht angemessen geschätzt wird. Es lohnt sich schon, ein klassisches Konzert nur deswegen zu besuchen. Keine Aufnahme kann dasselbe bewirken. Deine Anlage kann noch so brillant sein. Wenn Streicher zu spielen beginnen, ist dieser Moment absolut einzigartig, du kannst ihn nicht reproduzieren. Für mich ist es die größte Herausforderung,
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Oliver Frank (u. a. Management Blumfeld) zu Radiohead: Musik für genau diesen Moment zu schreiben. Ich mache das, und es gibt mir sehr viel. Und es ist atemberaubend, diese ersten Sekunden, die du geschrieben hast, dann zu hören. Es ist das Beste, wirklich. Wie wichtig oder wegbereitend ist denn diese Soloarbeit für Radiohead? Sie ist wichtig, denn sie hat uns die Angst genommen, Streicher oder überhaupt viele Instrumente zu nutzen. Es hat uns ermutigt, viele Musiker zu beschäftigen, ihnen aufzuschreiben, was sie spielen sollen, und im Vorfeld eine einigermaßen konkrete Ahnung davon zu haben, wie das Ganze klingen wird. Es gibt ja ein traditionelles Verhältnis zwischen Orchester und Band. Entweder man misstraut sich, zumindest zunächst, oder die Band verlässt sich zu sehr auf die klassischen Fertigkeiten des Orchesters. So haben wir die Möglichkeit gehabt, bis zu einem gewissen Grad die Kontrolle über die Zusammenarbeit zu behalten. Wir haben es genossen. Es gibt nichts Besseres, als einen leeren Raum mit Stühlen und vielen Mikrofonen vorzubereiten, den das Orchester füllt und darin zu spielen beginnt, und es klappt, der große, aufwendige Aufbau haut hin. Das ist aufregend, das ist für uns ein großer Event. Ihr habt euch ja zuletzt auch in Bezug auf die Klimakatastrophe positioniert. Es gab Statements von Thom auf eurer Webseite, und ihr wolltet nicht, dass Journalisten zu den Interviews per Flugzeug anreisen. Habt ihr euch zu diesen Schritten in eurer Position als einflussreiche Band verpflichtet gefühlt, oder war es eher eine Art persönliches, emotionales Bedürfnis? Das Thema hat schon eine besondere Bedeutung für uns persönlich. Es war keinesfalls so, dass wir meinten, etwas zu dem Thema sagen zu müssen. Thom hat einfach gesagt, was ihm auf dem Herzen lag. Wir haben versucht herauszuarbeiten, wie wir das, was wir tun, durchführen können, ohne grotesk verschwenderisch zu sein. Als Prince diese Idee umsetzte, jeder Tageszeitung ein Exemplar seiner neuen CD beizulegen, hat sich das für uns wie eine große Verschwendung angefühlt, schließlich sind die meisten der CDs einfach weggeworfen worden. So etwas ist besorgniserregend. Aber wenn du Musik machst und sie verbreiten möchtest und wenn du besondere Konzerte spielen willst, dann ist das in Hinsicht auf einen sparsamen Umgang mit den Ressourcen ein schwieriger Grad. Du verursachst sowieso eine große Verschwendung, du kannst dich nur darum bemühen, es so wenig falsch wie möglich zu machen. Das ist eine Sache, die uns Sorgen gemacht hat: Wenn du dich bemühst, das in dieser Hinsicht Richtige zu machen, erzeugst du eine Aufmerksamkeit, die dich auch auf deine Widersprüche hinweist, die vielleicht sogar spitzfindig ist. Da können Vorwürfe wie »ihr macht
Kein Geschäftsmodell. Als die Beatles auf einem Dach gespielt haben, war das ja auch nicht gleich ein Geschäftsmodell, sondern ein Konzert auf einem Dach. Also eher ein gelungener Marketingtrick einer Band, die gute Platten gemacht hat und die einen Teil ihres Erfolges auch Plattenfirmen zu verdanken hat, die in sie investiert haben. Beim Buhlen um Aufmerksamkeit (nichts anderes ist das heutige Popgeschäft) haben die zumal auch weltweit operierenden Radiohead also schon enorme Standortvorteile. Wenn das nun alle machen würden und Radiohead öfter Alben rausbringen würden, dann würden sich diese tollen Zahlen sehr schnell relativieren bzw. mehr Leute null Pfund anklicken. Allgemein bin ich für alles, was es Bands ermöglicht, ihre Musik zu verkaufen, von mir aus also auch direkt von ihrer Homepage. Trotzdem braucht man auf lange Sicht auch Instanzen wie Onlinevertriebe und Downloadshops, die für den Konsumenten vorselektierte Strukturen anbieten wie ehedem Plattenläden. Es sei denn, man hat seinen Status noch im glanzvollen physischen Tonträger-Zeitalter aufgebaut, siehe Radiohead, Prince und andere Schlaumeier-Milliardäre. Es ist aber verwunderlich, wie wenig über den klanglichen Verlust gesprochen wird. Das erste Mal in der Geschichte der Moderne wird ein schlechteres Produkt (MP3) als zukunftsweisendes Heilmittel gepriesen. Es klingt einfach schlechter als jede Vinyl-Platte aus der Zeit der Kompaktanlagen. So oder so, das Einzige, was uns alle umbringt, ist diese Scheiß-Brennerei.
ja nun doch eine richtige CD« kommen. Was wir machen, sind Versuche. Du kannst einfach nur ausprobieren, dich so richtig wie möglich zu verhalten. Wir müssen Schluss machen, deshalb eine letzte Frage, vielleicht keine typische letzte Frage: Es ist wahrscheinlich nicht ganz falsch, euch als gegenwärtig bedeutendste Band der Welt zu beschreiben. Im Zuge dessen ist auch eure Verantwortung angewachsen, die Verantwortung über die Tragweite eurer Aussagen. Gab es irgendetwas, das ihr, vielleicht schmerzlich, lernen musstet, was euch eure Verantwortung deutlich gemacht hat? Generell kann ich dazu nur sagen, dass ich Verantwortung nur gegenüber Thom und den Songs, die wir schreiben, empfinde. Es geht darum, dem großen Potenzial unseres Materials gerecht zu werden. Nimm zum Beispiel die Geschichte von »Nude«, dem einzigen alten Song auf der Platte: Wir hatten diesen Song die ganze Zeit und haben uns ständig gefragt, warum wir diesen Song nicht angemessen aufnehmen können, warum wir das nicht schaffen. Diese Hürde endlich genommen zu haben, diesen Song aufgenommen und ihn veröffentlicht zu haben war eine riesige Befreiung, kaum zu beschreiben. Wir haben eine großartige Version des Songs geschaffen. Wir sind damit fertig, wir müssen es nicht noch mal tun. Und es gibt noch einige Stücke, bei denen es ähnlich ist, Songs, die wir einfach noch fertigstellen müssen! Das ist es, was uns in den Köpfen herumschwirrt. Aber das ist wohl auch das Beste an Radiohead: Uns fallen die schwierigen Aufgaben ziemlich leicht: Wir schreiben ständig großartige Songs. Das klingt vielleicht eingebildet, aber so ist es. Es gab nie ein Problem, Songs zu schreiben, wir hatten nie eine Blockade oder traditionelle Probleme wie z. B. die Frage, worüber wir schreiben sollen. Die Schwierigkeit für uns liegt darin, was wir mit dem Rohmaterial anfangen sollen. Ständig fragen wir uns, wie wir aufnehmen sollen, was funktionieren könnte, was richtig ist für den Song. Das wird immer schwieriger. Es gibt sicher Bands, die einen unserer Songs hören und sagen würden: »Ja, das ist ein toller Song! Lasst ihn uns aufnehmen!« Und sie würden in kürzester Zeit eine wahrscheinlich tolle Version machen. Aber wir scheitern daran immer wieder. Anderen Bands fällt es vielleicht schwer, überhaupt gute Songs zu schreiben. Aber es ist unsere Verantwortlichkeit, unseren Songs gerecht zu werden. Das klingt vielleicht ziemlich blasiert, aber so ist es. Auf Tour am 22.+23.06. und 08.07. Radiohead In Rainbows CD // XL Recordings / Beggars
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Patrick Wagner (Louisville Rec.) zu Radiohead:
DRM Das »Digitale Rechtemanagement« ist ein Verfahren, das es dem Rechteinhaber ermöglicht, das digitale Produkt mit verschiedenen Beschränkungen zu versehen, um so einerseits das Kopieren zu verhindern und anderseits die Abrechnung zu erleichtern. Für den Verbraucher hat DRM ausschließlich negative Effekte: Die Tracks können nur auf ganz bestimmten Abspielgeräten benutzt oder im Falle von iTunes’ »Fair Play« nur auf einer begrenzten Anzahl von Festplatten gespeichert werden. Das Brennen auf einen Rohling wird ebenfalls erschwert. Kritiker betrachten diese Technologie als unsinnig, da sie die Benutzung extrem verkompliziert und teilweise gegen den Datenschutz verstößt. Außerdem gibt es bereits Software, die die gängigen DRM-Tools aushebeln kann. Insofern wird nur der »ahnungslose« Käufer bestraft. Mittlerweile haben alle vier Majors den Abschied von DRM angekündigt.
Download legal
Das Geschäftsmodell ist total super. Aber wenn es darum geht, einen neuen Künstler aufzubauen, was eher unser Hauptberuf ist, dann hilft das überhaupt nicht. Übrigens funktioniert so was auch bei Radiohead nur ein Mal, weil es nur ein Mal in die Medien geht. Das ist das Problem bei diesen Internetgeschichten – z. B. der Erfolg der Arctic Monkeys über MySpace. Schön, das waren aber auch die Einzigen. Inzwischen funktioniert das Musikverkaufen nur noch über eine reißerische Nachricht, sonst interessiert sich medial kaum noch jemand für Musik. Es ist alles komplett entwertet, leider inzwischen auch im Live-Bereich. Es ist fast schon wieder wie in den Fünfzigern – nur noch Singles und eine Handvoll Superstars. Der Rest tingelt sich den Arsch ab, in der Hoffnung, einer der zehn Superstars zu werden. Wir machen inzwischen 20 % unserer Gewinne über den Download. Noch ist da eine ganz vernünftige Gewinnspanne zu machen, die sich aber auch bald ändern könnte. Z. B. läuft in England alles über iTunes. Und ab dem Moment, wo deren Marktanteil dort über 90 % lag, hieß es: Das Label bekommt für jeden verkauften Track nur noch acht Cent. In Deutschland bleiben unterm Strich immerhin noch 60 Cent übrig.
Wer hätte vor wenigen Jahren gedacht, dass die revolutionäre Compact Disc schon mit knapp 25 Jahren von der Frührente bedroht sein würde? Wie ein Damoklesschwert hängt das Downloading, legal und illegal, über der unsteten Branche. Martin Riemann reiste für uns durchs Land und fragte nach, auch zum neuen RadioheadAlbum »In Rainbows«, das zunächst nur als Download erhältlich war.
IM WIND SCHATTEN VON RA DIOHEAD
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adiohead sind immer bestrebt, unsere Welt zu verbessern, neuerdings auch mit neuen Geschäftsmodellen. Bei ihrem neuen Album »In Rainbows« konzentrieren sie sich vor allem auf Business-Innovationen: Es war seit dem 10. Oktober erhältlich, allerdings nur digital über ihre eigene Webseite www.inrainbows.com. Alles, was man brauchte, war eine Kreditkarte. Den Preis konnte der Kunde selbst bestimmen: Auch null Euro waren (abseits der Kreditkartengebühren) eine Option. Die Strategie ging trotz des Wagnis’ auf: Die Band stiftete ein weltweites Kollektiverlebnis, als Hunderttausende Fans gleichzeitig bestellten – mit dem Ergebnis, dass von ca. sechs Millionen Dollar Reingewinn für die Band die Rede ist. Hinzu kamen die Einnahmen der im Dezember erschienenen Discbox, die ebenfalls nur über die eigene Webseite erhältlich war. Inhalt: das Album als Doppelvinyl und CD für knapp 60 Euro. Den Deal mit XL Recordings für die »normale« Veröffentlichung schlossen die Briten erst danach ab. Es scheint also, als würde sich das Vertrauen, das die Band in ihre Kunden setzt, auszahlen. Und da alles so gut läuft, soll nun auch der Soundtrack, den Keyboarder Johnny Greenwood für den neuen P.T.-Anderson-Film »There Will Be Blood« komponiert hat, als Livestream frei zugänglich gemacht werden. Radiohead sind nicht die Einzigen, die auf neue Strategien setzen. Madonna sagte zuletzt ihrer Plattenfirma Warner zugunsten einer Konzertagentur Adieu, und Prince legte sein aktuelles Album »Planet Earth« der britischen Zeitung Mail on Sunday gratis bei – und strich so nicht nur reichlich Mechanical Rights ein, sondern generierte sich zudem ein ganz neues Publikum für ein mehrwöchiges Gastspiel in London. Kurzum: So langsam dünkt es jedem, der Stand der CD wird dramatisch schlechter. Fnac beispielsweise, Frankreichs größte Kette für Unterhaltungsprodukte, hat sein CD-Sortiment bereits restlos gestrichen und vertreibt Musik nur noch über das hauseigene Downloadportal. Und immer mehr Labels setzen dieser Tage auf MP3-only Veröffentlichungen. Das Drama mit DRM: mp3.de Aber ist der Download wirklich schon die Alternative zum physischen Markt? Laut Marktforschungsinstitut Media Control werden bereits 60 % aller in den Charts platzierten Singles über das Internet verkauft, 2007 wurden 26,4 Millionen Songs kostenpflichtig runtergeladen. Doch profitieren neben Castingshow-Bands, DJ Ötzi und durch Werbespots gepushte Oldies wie die Rolling Stones auch andere Musiker von dem angeblichen Boom? Laut Robert Mendez, Geschäftsführer von mp3.de, ist momentan »nur jeder nicht verkaufte Download ein guter Download«. Das
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Frank Spilker (Die Sterne) zu Radiohead: An der Radiohead-Platte interessiert mich am meisten, dass sie manchmal so klingt wie die späten Talk Talk und andere mehr musikalische Aspekte. Diese Download-Geschichten sind meiner Meinung nach zum Scheitern verurteilt. Das ist immer so, als würden im Supermarkt zwei identische Produkte angeboten und eines davon wäre umsonst. Angesichts knapper Kassen und des Nichtvorhandenseins einer Kreditkarte bei einem wesentlichen Teil der Käufer ist dann die Entscheidung ziemlich klar. Alle Maßnahmen (DRM, Abmahnungs- und Klagewellen) dagegen sind restriktiv und bescheuert, haben aber wahrscheinlich zu diesem Anstieg bei den OnlineVerkaufszahlen geführt. Mir persönlich hat ein Freund über Skype das Radiohead-Album rübergeschoben, das ging schneller, als ich überhaupt Radiohead in das Google-Suchfenster eintippen konnte. Ich wäre ja auch bereit, dafür zu bezahlen, aber jetzt noch mal die Kreditkarte herausholen? Das Portemonnaie ist in der Jacke im Gang, und ich müsste aufstehen. So sind leider die Realitäten. Ich glaube, dass man sich auf lange Sicht von der Idee verabschieden muss, mit reproduzierbaren digitalen Daten Geld verdienen zu können. Die Idee von Madonna, zu einer Konzertagentur zu wechseln, halte ich für sehr modern und folgerichtig.
klingt verwirrend, aber Mendez hat auch eine Erklärung für dieses Statement parat: »Weil die Einkaufspreise zu hoch sind. Allein die Entwicklungskosten für das DRM sind eine Katastrophe!« Durch die von der Industrie auferlegten Beschränkungen sind für jeden Track absurd viele Arbeitsschritte vonnöten, und die werden mitbezahlt. Dass mp3.de trotzdem existieren kann, liegt am Geschäftsmodell: Die Seite ist ursprünglich kein reiner Dateien-Händler, sondern dient Newcomern durch Gratisdownloads bereits seit 1997 als Promotionportal. So konnten hier Bands wie Polarkreis 18 auf sich aufmerksam machen. Mendez weiß, dass man um Musik-Handel im Internet zukünftig nicht herumkommen wird, betont aber, dass ein echter Download-Markt bisher nicht existiert: »Ein Markt ist ja erst dann da, wenn die Unternehmen, die damit arbeiten, auch Gewinne abwerfen. Und das ist nicht der Fall. Die Einzigen, die Gewinne machen, sind die Rechteinhaber selbst.« Für Mendez ist deshalb die CD noch lange nicht tot. »Es gibt immer noch viele, die nicht mal Internet haben, und wenn, ist ihre Hardware zu alt. Das dauert noch eine Generation, bis das für jeden selbstverständlich ist. Und dann wird sich auch irgendwann mal der Umsatz dementsprechend angleichen, dass die CD wirklich zurückgedrängt wird.« Allerdings weist Mendez auf eine erstaunliche Entwicklung hin: Der Kunde orientiert sich weg vom Mainstream, hin zum Genre – »denn das Internet hat dafür gesorgt, dass Musik wieder persönlicher wird. Und das kommt den kleinen Labels zugute. Vielen von denen geht’s ja nicht schlecht.« Der Download als Pre-Release: Red Ink Ob groß oder klein, mittlerweile setzen so gut wie alle Labels auf den Download. Das Sony-Sublabel Red Ink bietet einige Alben seiner Künstler sogar »digital only« an, bevor sie offiziell im Handel erscheinen. Geschäftsführer Matthias Lumm sieht sich durch die Informationsbeschleunigung, die das Internet bewirkt, dazu gezwungen: »Normalerweise gibt es ja diese staggered Releases, d. h., die Platte kommt z. B. erst in Amerika raus und dann Monate später in den deutschen Handel. Das ist für mich ein Auslaufmodell, weil wenn jemand auf MySpace eine Band entdeckt, dann muss er deren Musik auch sofort kaufen können.« Das Radiohead-Modell ist für ihn allerdings keine Alternative: »Das funktioniert super bei großen Bands. Aber wir wollen ja nicht unser Leben lang R.E.M., Radiohead und U2 hören. Wir wollen vielleicht auch ganz gerne ein paar neue Bands kennenlernen.« Hier sieht Lumm immer noch die Rolle des Labels, das ausgesuchte Bands unterstützt und an den Hörer bringt. Bei Red Ink bringen es Downloads im Indie-Bereich allerdings gerade mal ≥
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Norbert Rudnitzky (Head of Downbeat, Warner): ≥ auf 2 % des eigenen Marktanteils. »Musik wird zwar immer mehr genutzt, aber die Tendenz, sie besitzen zu wollen, nimmt ab. Es gibt in Deutschland jetzt auch ein paar Radiosender, die man sich anhören kann, beispielsweise das Internetradio Last.fm, also viele Möglichkeiten, gute Musik zu hören, ohne sie kaufen zu müssen. Als ich angefangen habe, Musik zu hören, musste man seine Sachen kaufen, weil die sonst keiner spielte. Es gibt ja Theorien wie jene, dass man Musik wie Wasser gegen eine Grundgebühr frei verfügbar machen sollte. Aber besteht dann noch der Anreiz, aufwendige Alben zu produzieren?« Auch Lumm sieht in Beschränkungen à la DRM den Hauptgrund, warum der Markt nicht in Schwung kommt. Dagegen steht die Befürchtung der Majors, bei einer totalen Freigabe jeglichen Boden unter den Füßen zu verlieren. Aber wie viel Sinn macht es überhaupt, seine Rechte zum Nachteil des Kunden so rigoros zu sichern, wenn gerade deshalb kaum jemand das Produkt kauft? Offenbar keine. Deswegen ja auch die Abkehr vom Modell. Die CD als Visitenkarte: To Rococo Rot Tatsächlich ist es mittlerweile so, dass viele Künstler gar nicht mehr auf die Einnahmen durch ihre Tonträger setzen. Stefan Schneider von den Elektronikern To Rococo Rot steht den jüngsten Entwicklungen im Musikgeschäft deshalb eher gleichgültig gegenüber: »Das Album ist in den 70er-Jahren erst richtig aufgekommen. Vorher gab es Singles, Alben waren die Kollektionen der Hits. Vielleicht ist die Album-Idee ja einfach passé. Ich weiß nicht, was dieser Aufschrei »Das Album stirbt!« soll. Dann ist das halt so, dann kommt eben was Neues. Musik wird’s auch ohne Alben geben. Dann macht man halt wieder Singles.« Und die dienen eher als Aushängeschild des Künstlers denn als finanzielles Standbein. »Als wir noch bei City Slang waren, da hieß es immer, dass man ein neues Album durch Touren promotet. Das hat sich jetzt umgekehrt, zumindest für uns. Die Veröffentlichung ist eine Visitenkarte, die im Handel erhältlich ist. Dadurch macht man auf sich aufmerksam und wird gebucht. Oder bekommt Aufträge für Installationen, Theatermusik, Filmmusik etc. Es geht kaum noch jemand auf Tour, um ‘ne Platte zu promoten.« »123ABC«, ihr neues Mini-Album, wird konsequenterweise gar nicht auf CD, sondern nur per Download oder auf Vinyl erhältlich sein. Radikal digital: Kitty-Yo Das Berliner Label Kitty-Yo setzt seit drei Jahren fast ausschließlich auf die digitale Veröffentlichung – ein Trend, dem immer mehr kleinere Labels folgen. Um ins Büro von Labelgründer Raik Hölzl zu gelangen, muss man trotzdem
Mich stören grundsätzlich zwei Sachen an der Darstellungsweise dieser Radiohead-Geschichte: 1. Wenn behauptet wird, die Band hätte mit dieser Aktion mehr verdient als mit jedem noch so gut dotierten Major-Vertrag. Das stimmt faktisch nicht. Weil man dabei ausblendet, dass die ja auch eine Administration, eine Organisation und die ganze Logistik brauchen, um das alles abzuwickeln. Ich glaube nicht, dass eine Band wie Radiohead auf diese Weise mehr Geld machen konnte, als wenn sie den Weg über eine Plattenfirma gegangen wäre. 2. Was bei so was immer gerne vergessen wird: Das Musikgeschäft funktioniert ja auf der Basis eines Generationsvertrags. Auch die Radioheads haben ihre ersten Produktionsvorschüsse und Budgets für Videodrehs nur bekommen können, weil es in der Plattenfirma eine Band gab, die viele Platten verkauft hat, also entsprechend das nötige Geld überhaupt verdient hat. Am Anfang verdienen Bands oft jahrelang überhaupt nichts. Wenn sich da jetzt alle, die es geschafft haben, ausklinken und es selber machen – wie sollen die Plattenfirmen dann noch NewcomerBands finanzieren? Wie soll das System aussehen, damit die, die jetzt nachkommen, die gleichen Chancen bekommen wie die, die jetzt groß sind? Das Modell von Radiohead kann doch nicht im Interesse derer sein, die Musik konsumieren, hören und lieben.
erst mal durch ein Lager voller CDs und Schallplatten. Eine Erinnerung an jene Zeiten, als sich der physische Markt noch rentierte. Die scheinen plötzlich allerdings Lichtjahre entfernt: Hölzl teilt sich heute einen Raum mit drei Mitarbeitern und zwei Riesenschnauzern. Früher arbeiteten hier doppelt so viele Leute in größeren Räumlichkeiten. Insofern macht er sich nichts vor: Von den Tonträgerabsätzen allein kann er längst nicht mehr existieren, »es waren aber sowieso schon immer andere Sachen als die Releases, die das Geld gebracht haben: Compilation-Lizenzierungen, der Verkauf von Synchronisationsrechten an Filme, TV-Spots oder -Serien usw., die sogenannte Zweit- und Drittverwertung.« Offensichtlich wird es für Labels immer wichtiger, sich in diese Richtung zu orientieren, wenn man am Ball bleiben will. »Wir haben uns ein Netz von Agenturen, Filmfirmen und auch Markenartiklern aufgebaut, die wir regelmäßig bemustern«, erzählt Hölzl. »Als dann 2005 die ersten nennenswerten digitalen Sales passierten, stellte sich die Frage: Wenn die meisten Veröffentlichungen ohnehin – überspitzt gesagt – nur einen Promocharakter haben, dann kann man sich doch diesen ganzen Rattenschwanz sparen, der dazu führt, dass bei 4.000 bis 5.000 verkauften CDs noch kein Pfennig Gewinn entsteht. Da macht man es doch lieber radikal digital only, erreicht damit die gleichen und im Idealfall sogar mehr Leute.« Die konsequente digitale Verbreitung wirkt sich laut Hölzl so stark auf die Bekanntheit der Künstler aus, dass man bei Kitty-Yo schon an den nächsten Schritt denkt: den Gratisdownload bzw. die Einbindung in ein Abonnement, das dem Kunden Musik für eine periodische Gebühr zur Verfügung stellt. »Ich glaube, dass das digitale Verkaufen eine kurze Übergangsphase sein wird. Es wird eher so sein, dass man in der Zusammenarbeit mit Markenartiklern Geld verdienen wird, nicht mehr mit dem Verkauf an den Endkonsumenten.« Schon jetzt gibt es werbefinanzierte Websites, die Musik gratis zur Verfügung stellen – die Labels und somit die Künstler werden dabei an den Werbeeinnahmen beteiligt. Und trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass der legale Download der CD so schnell den Rang ablaufen wird, wie einige annehmen. Noch können sinkende Verkäufe so nicht wirklich kompensiert werden – vor allem dann, wenn die Industrie weiterhin den Kunden mit restriktiven Codierungen verunsichert. Es sollte klar sein, dass sich der Radiohead-Coup so schnell nicht wiederholen dürfte. Und doch zeigt er, dass neue Strategien erforderlich sind, wenn Labels auch weiterhin neue Künstler entdecken und fördern wollen. Das sture Absichern der eigenen Pfründe ist jedenfalls jetzt schon zum Scheitern verurteilt.
POP IM KONZERTHAUS
Mit Polarkreis 18 – unplugged am 29.03.08. Alle Infos unter www.pop-abo.de
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The Magnetic Fields
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Stephin Merritt ist nicht nur Mastermind des New Yorker Chamberpop-Projekts The Magnetic Fields, er ist auch Albtraum vieler Journalisten und ein hochkarätiger Schelm obendrein. Unser Autor Lutz Happel traf ihn anlässlich des achten Albums mit gemischten Gefühlen und verließ ihn angenehm überrascht. Fotos: Claudia Rorarius.
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ange Zeit galt Stephin Merritt mit seiner croonigen Bassstimme und einer ganzen Latte von Projekten als Indierock-Geheimtipp: The 6th (eine elegante Möglichkeit, die eigenen Lieblingssänger ins Boot zu holen), The Future Bible Heroes (Electro-Pop allererster Kajüte), The Gothic Archives (eine augenzwinkernde Darkwave-Parodie) oder eben The Magnetic Fields. Dann erschien unter letzterem Namen jenes programmatische Ungeheuer namens »69 Love Songs«: drei CDs, randvoll mit catchy Liebesliedern jeglicher Couleur: angestaubte, traurige, lustige, schüchterne, raubeinige, alberne, kitschige, im Hinblick auf Männer und auf Frauen geschrieben. Seitdem ist Merritt bekannt und berüchtigt für den irritierenden Gegensatz seines Wesens und seiner Musik. Irritierend, weil er sehr theoretisch und doppelbödig-ironisch sein kann, für manche fast misanthropisch, vielleicht auch einfach nur wohlüberlegt, seine Musik aber das Gegenteil ausstrahlt. Bei aller klanglichen Leichtigkeit, aller Brian-Wilson- und Phil-Spector-artigen Melodiösität scheint immer auch ein (teils ironischer) Sound-, Theorie- und Konzeptcharakter mitzuschwingen. Auf seinen Platten gibt es Ordnungskategorien, die nicht viel mit Musik zu tun haben. Das verleitet immer wieder dazu, The Magnetic Fields als Konzeptmusik zu verstehen. Frühere Magnetic-Fields-Alben riechen stark nach Konzept. Steht hinter »Distortion« auch eins? Die Songs wurden ausgewählt, bevor die Produktionsweise feststand. Der ganze Witz des Albums ist, dass diese Produktionsweise überhaupt nicht zu den Songs passt. In diesem Verhältnis ist also immer eine gewisse Spannung angelegt. Es besteht aber keine Verbindung zwischen den Songs, außer, dass ich sie geschrieben habe und dass sie auf dem Album versammelt sind. Ich schreibe nicht konzeptionell. Du magst also, im Gegensatz zur Rezeption vieler Hörer, gar keine Konzepte? Nein, das kann man schon aus der Trivialität meiner sogenannten Konzepte schließen. »69 Love Songs« könnte zum Beispiel genauso gut »69 Songs, die nicht vom Tanzen handeln« heißen, und niemand wäre auf die Idee gekommen, dass es Liebeslieder sind. Bemerkenswert ist der Sound von »Distortion«. Sehr noisy, sehr viel Hall. Es suggeriert die Aufnahme in einem sehr großen Raum, wie in einer Kathedrale oder großen Halle. War das geplant, und wenn ja, mit welcher Funktion? Das Album ist genauso voll mit Hall wie beispielsweise »Psycho Candy« von Jesus And Mary Chain. In unserem Fall ist jedoch der Hall echt, nicht synthetisch erzeugt, da wir in einem 17-stöckigen Treppenhaus und meiner recht großen Eingangshalle aufgenommen haben. Unser Plan war, genauso wie Jesus And Mary Chains »Psycho Candy« zu klingen. Es ist eben so viel Hall auf den Drums, weil die es genauso gemacht haben. Der Unterschied ist, dass un-
ser Hall tatsächlich echt ist, was natürlich ein Witz ist. Es ist, als ob man in einer Höhle aufnähme. Gibt es Momente, in denen es für dich schwierig ist, über Liebe zu schreiben? Nun, es gibt eine riesige Tradition, sodass man es gar nicht merkt, wenn man es tut. Was ist mit dem entgegengesetzten Gedanken: Je umfangreicher die Tradition, desto schwieriger, sie weiterzuführen? Klar, es ist eine mächtige Tradition, aber eine unsichtbare. Die Tradition, zu schreiben und zu sprechen, ist so tief greifend wie unsichtbar. Allen Ginsberg beispielsweise missachtet sie, indem er das Wort »The« in seiner Lyrik und in seiner Sprache nicht benutzt. Das ist dann extrem auffällig und erzeugt eine Art Kontertradition. Doch große Traditionen können verwendet werden, ohne dass man darüber nachdenken muss. Liebe ist ein natürliches Thema, aus welchem Grund auch immer. Nicht in einem objektiven, doch zumindest in einem kulturellen Sinne. Vielleicht erlaubt ihm gerade diese Tradition, alles Mögliche damit anzustellen, z. B. ein Album mit Feedback-Piano zu überziehen, einen Kölner-Dom-großen Hall zu erzeugen, sodass alles verschwimmt, oder einfach nur die traurigsten Dinge in zuckersüße Melodien zu verpacken. Der Reiz, das zumindest lässt sich trotz aller Merritt’schen Vexierspiele sagen, liegt bei »Distortion« im Gegensatz zwischen dem catchy-luftigen Sound und den textlichen und produktionstechnischen Abgründen, die sich auftun, sobald man genauer hinhört, und auch hier kann man Brian Wilson getrost als Referenz anführen. Merritt drückt es so aus: Jeder, der Pop-Platten aufnimmt, ist stark geprägt von »Sergeant Pepper« und »Pet Sounds«. Bei Merritt aber weiß man nie genau, ob das Pop-Konstrukt nicht irgendwann in einem riesigen Feedback zusammenkracht. Doch es bleibt nur Verdacht. Es passiert komischerweise kein einziges Mal, und so balanciert »Distortion« stetig auf einem dünnen Grat zwischen Melodie und Geräusch, ohne jemals zu kippen. Und außerdem: So etwas wie Angemessenheit, so etwas wie den richtigen Sound zur richtigen Geschichte gibt es ja eh nicht. Als Plattenmacher weiß Merritt das natürlich: »Als Produzent suche ich nicht nach einem realistischen Effekt. Ich mag Phil Spector und ABBA-Platten, weil die nicht nach Realismus suchen. Ich kann da keine Instrumente hören, sondern nur Töne.« Das ist das wundersame Universum von »Distortion«: Die Dinge müssen nicht immer so aussehen, wie sie sind, ein Schlagzeug kann unter Umständen so klingen wie eine Trompete, und wer sich nicht für solcherart Spielereien interessiert, kann trotzdem seinen Spaß daran haben. The Magnetic Fields Distortion CD // Nonesuch / Warner
Phil Spector US-Musikproduzent, der in den 60ern durch außergewöhnlich produzierte Alben bekannt wurde. Charakteristisch für ihn ist eine üppige Hintergrund-Instrumentierung mit häufigem Orchestereinsatz, mehreren Schlagzeugen etc.
Psycho Candy Debütalbum der Schotten The Jesus And Mary Chain, das 1985 veröffentlicht wurde. Es ist eine radikale Kombination aus Beach-Boys-Pop-Tunes und The-VelvetUnderground’igem Gitarren-Noise.
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Sons & Daughters
GESUND IN M Sie gelten als die fleißigste Band around: Kaum jemand tourte in den letzten zwei Jahren so stetig wie Sons & Daughters. Und deswegen treffen Felix Scharlau und Thomas Venker sie auch nicht in ihrer Heimat Glasgow an, sondern in New York City – was man auch an dem Bild von Jonathan Forsythe sehen kann.
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ie Sonne strahlt über Brooklyn. Wir schreiben den letzten Tag des CMJ-Festivals 2007. Wie jedes Jahr im Oktober sind Hunderte Indiebands über die Stadt hergefallen und haben sich von Journalisten, A&Rs und Hipstern im Stakkato bewerten lassen (müssen). Zwischen Zuordnungen als Top oder Flop bleiben einem nur wenige Minuten zum Abliefern. Ganz ehrlich, hätten wir die Sons & Daughters nicht schon vorher gekannt, sie wären auf der Skala wohl eher gen Flop gewandert. Nicht dass der Auftritt am Vorabend im Bowery Ballroom grottenschlecht gewesen wäre, dazu sind die Songs des Quartetts an sich schon stark genug, aber wenn man sie bereits früher gesehen hat, beispielsweise im Vorprogramm der letzten Morrissey-Tournee oder auf einem der Sommerfestivals, die sie 2006 wie an einer Perlenketten aufgezogen absolvierten, dann war da doch ein meilenweiter Unterschied zu spüren. Als wir die Hälfte der Band, Adele Bethel und Scott Paterson, in einem kleinen Café auf der Bedford Avenue darauf ansprechen, rudern sie erst gar nicht dagegen an: Scott: »Die Show gestern war in der Tat furchtbar.« Erklärungen sind bei so was ja immer müßig, besser wird es dadurch selten, dokumentiert werden sollen die potenziellen Gründe aber schon: »Normalerweise kommuniziere ich
auch viel mehr mit dem Publikum, aber gestern hatte ich den Eindruck, niemand würde sich dafür interessieren.« (A), »Es war die vierte Nacht des Festivals, und die Leute hatten schon zu viele Bands gesehen.« (S) Sons & Daughters sind Arbeitsbienen, eine Band, die noch auf den alten Mythos vertraut, dass man nur fleißig genug sein muss, dann wird schon alles gut. Dies ist insofern interessant, als dass sie musikalisch sehr an Gun Club erinnern, die legendäre Garagenblues-Band aus Los Angeles um Jeffrey Lee Pierce. Wo sich deren düstere Songs aber aus einem Living-on-the-edge-Setting speisten und dort auch wieder einfügten, wirken die der Glasgower fast schon fehl am Platz, so freundlich und normal kommt die Band rüber. Aber Moment mal, steht das wirklich hier? Wollen wir Bands nun schon fehlende Authentizität im Abgleich mit ihren Songs vorwerfen? Ist nicht Authentizität eine Forderung non grata auf diesen Seiten, da jener doch zumeist etwas Miefiges anhaftet? Nun, ja und nein. Generell natürlich schon, schätzen wir doch alle die intellektuelle Distanz, die Inszenierung, das Konstruierte an Musik und Verpackung – nicht zuletzt zeigt dies ja auch sehr schön das aktuelle Postpunk-Revival. Wenn Authentizität aber nicht in eher unaufgeregten Kontexten auftritt, sondern an den Abgründen menschlicher Exis-
Morrissey S: Wir sind die größten Smiths-Fans. Und als er uns persönlich fragte, dachten wir nur: »Oh, mein Gott.« A: Er hat uns selbst angemailt. Irre. S: Wir haben nicht mit ihm abgehangen, weil er sehr privat ist. Aber er ist sehr witzig und sagte zu uns: »Wenn ihr irgendwas braucht, müsst ihr nur eine weiße Flagge hissen.« A: Ich war schon damit zufrieden, ihm vom Bühnenrand zusehen zu können. Er war sehr süß. Er riecht so gut. S: Er riecht wie eine katholische Kirche.
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MANHATTAN
tenz, dann war sie schon immer genauso spannend und relevant wie Artschool-Visionen. Und dann kann man sich ihr auch nicht entziehen. Im Schlimmen sieht man das am Medienspektakel um abgleitende Künstler wie Pete Doherty und Amy Winehouse; wobei dabei das wirklich Wichtige, die aus dem dringlichen, kompromisslosen Lebensstil resultierende Kunst – bei beiden genannten schlichtweg großartige –, ja außer Acht gelassen wird. Insofern: Nicht unbedingt gesünder, aber irgendwie stimmiger im vermittelten Bild wird es, wenn Künstler und Rezipienten das Milieu teilen. So wie eben Gun Club in einer Zeit am Rand des Abgrunds tänzelten, als dies weltweit eine gewisse Szene tat, als mit Indie noch was anderes als nur die Musik gemeint war. Denn dann geht es vor allem um die Artefakte und nicht um Starmania. Aber genug des Exkurses. Und des Einklagens von zugeschriebenen Erwartungen, zumal es – zugegebenermaßen – viel angenehmer ist, mit den beiden Sons & Daughters in Brooklyn bei Soja-Lattes über ihre Musik zu sprechen, statt in einem abgefuckten Backstageraum, während sie sich einen Druck setzen. Konzentrieren wir uns auf den musikalischen Link: Adele sieht den gemeinsamen Nenner vor allem in der mit Jeffrey Lee Pierce geteilten Debbie-Harry-Obsession. Bei Gun Club führte diese ja zu einer Kollaboration. Und wenn man Adeles Gesicht bei letzterem Satz sieht, dann steht da in großen Buchstaben der Traum, auch mal gemeinsam mit der Blondie-Sängerin auf der Bühne zu stehen.
»This Gift« hat ein anderer Prominenter produziert: Suede-Gitarrist Bernard Butler. Erscheinen wird es auf Domino. Musikalisch hat sich aber einiges getan. Die Songs scheinen teilweise sehr hell, für die Verhältnisse der Band. Interessanterweise geht dieser Hang zum Aufreißen der Songs, zum abholenderen Gestus, einher mit einer viel spontaneren Aufnahme. Und man muss attestieren: Experiment gelungen. Man fühlt sich sofort angekommen, wenn die Band den Opener »The Bell« ansetzt, den ewigen Klang der Glocken hymnisiert. Oder wenn »Gilt Complex«, der Hit des Albums, beschwingt aggressiv alle Ohren der Welt einfordert, sich bereit zeigt, uns alle in Stücke zu reißen mit seinen schneidenden Gitarren, wenn wir uns nicht hingeben wollen. Im Kontrast finden sich auch auf »This Gift« wieder diese Balladen der Hoffnung, vorgetragen mit Ratschlägen, denen man anmerkt, dass sich die Vortragenden selbst nicht ganz sicher sind, und die sie – nicht zuletzt in Zeiten neoliberalistischer Kampfansagen aus der Politik und Wirtschaft – genau deswegen so ehrlich und sympathisch wirken lassen; und wenn das jetzt relativ authentisch anmutet, dann soll es auch so sein.
Domino Bereits der Vorgänger »The Repulsion Box« erscheint auf dem Glasgower Label. S: Bevor wir bei Domino unterschrieben haben, dem besten Label der Welt, waren wir schon Fans von Bands wie Smog, die in Europa dort veröffentlichen. Das Besondere bei Domino ist, dass sich die Bands dort untereinander beeinflussen. Jeder übernimmt was von jedem. Laurence Bell, der Chef von Domino, ist einer dieser exzentrischen Plattenfirmentypen, der hat so viel Leidenschaft für Musik und kümmert sich um die Bands, sodass sich alle wohlfühlen.
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Get Well Soon
POP TRIFFT PA THOS Der Name verspricht Trost und Schulterklopfen, die Musik will einfach nur umarmen: Ausgerechnet ein junger deutscher Songschreiber landet mit seinem Debütalbum den ersten großen Coup 2008. Peter Flore traf Get Well Soon alias Konstantin Gropper in Berlin. Foto: Christian Knieps.
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s ist nicht die Vielzahl an Ideen, die das, was Konstantin Gropper mit seiner Begleitband unter dem Banner Get Well Soon verwirklicht, so besonders macht, es ist die Umsetzung, die man so in diesen Breitengraden bisher noch nicht gehört hat. Nahezu jeder Artikel, jede Konzertreview, die der auch ohne ein Album schnell zum Indie-Geheimtipp avancierte Gropper über sich lesen durfte, lobte seine Kunst als wahlweise »herrlich undeutsch« klingend bzw. »von internationalem Format«. Im Gegenzug musste der klassisch durch langjährigen Cellounterricht geschulte Songschreiber schon früh mit dem Etikett »deutscher Conor Oberst« leben. Darauf angesprochen, muss der Wahlberliner lachen – wenngleich er dem musikalischen Vergleich durchaus etwas abgewinnen kann: »Bright Eyes, gerade die älteren Alben, sind mit Sicherheit ein Einfluss. Conor Oberst zählt für mich zu einer Bewegung junger Songwriter, die sich nicht scheuen, das Pathos zurück in den Pop zu holen. Das ist auch mein Ansatz.« Gropper, Mitte 20 und Kopf und Motor von Get Well Soon, hat insgesamt vier Jahre an seinem Debütalbum mit dem sperrigen Titel »Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon« geschrieben und aufgenommen – jener Aufmunterung, die der Bandname vorgibt, bedurfte es in der Zwischenzeit allerdings nicht. Im Gegenteil: Gropper weiß, was er tut, und verzettelt sich nicht: »Rest Now ...« klingt trotz seiner wahrhaft eklektischen Ideenfülle weder überladen noch konstruiert, was bei den unweigerlich auftauchenden Referenzen von Radiohead über Bright Eyes bis hin zu Titeln, die aus einem MorriconeScore stammen könnten, ohnehin schon einem großen Wurf gleichkommt. Die oben erwähnte Leidenschaft, die große Geste, man hört sie in jedem Stück auf seinem Debüt. Mehr noch: Die klassische Sozialisation ist immanent, zumindest im Aufbau des Albums. Ein »Prelude« eröffnet das Werk, eine »Coda« beschließt es. »Dass viele Leute da einen klassischen Ansatz sehen, liegt vielleicht an der polyphonen Instrumentierung, weniger an einem konkreten Werkbezug.
Meine Herangehensweise an Musik ist von einem gewissen Kunstideal geprägt, an künstlerischem Gehalt liegt mir sehr viel. Ich mag es, wenn der Musik eine konkrete Idee vorsteht.« Gropper spricht viel von »der Idee«, besser noch dem »Ideal« oder »dem Konzept«, das seinem Album zugrunde liege. Er schreibt seine Musik allein, meistens am Rechner, baut Stein auf Stein und legt Wert auf jedes noch so scheinbar unwichtige Detail. Seine jauchzenden Songs seien zwar »keine Liebeslieder«, wohl aber Lieder über geliebte Menschen. »I tried my very best to make this music loveable« prangt als Garantie und AufrichtigkeitsIndikator auf der Rückseite des Albums. Stichwort Aufrichtigkeit: Auf seine Zeit an der berüchtigten Mannheimer Pop-Akademie angesprochen, reagiert er zurückhaltend: »Dieser akademische Gestus ist wahrlich nicht mein Ding. Die Idee, junge Musiktalente bestmöglich auf das Musikbusiness vorzubereiten, ist ein recht ökonomischer Ansatz und entspricht lustigerweise gar nicht dem, was ich im sogenannten Business bisher kennengelernt habe. Für mich ging es von Anfang an eher darum, die dortigen Infrastrukturen für mich zu nutzen. Ich konnte mich den ganzen Tag mit Musik beschäftigen und hatte das nötige Equipment, um sie bestmöglich aufzunehmen. So gesehen war es also keine verschwendete Zeit.« Überhaupt möchte Gropper jetzt am liebsten einfach nur weitermachen und die Gunst der Stunde nutzen: »Momentan denke ich schon wieder über ein neues Album nach. Zumindest eine grobe Idee habe ich schon einmal. Dieses Mal habe ich ja vermutlich nicht wieder vier Jahre Zeit, es zu schreiben. Das ist dann eine für mich völlig neue Herausforderung, aber ich freue mich drauf.« Man möchte ihm auf die Schulter klopfen und sagen: Das wird schon. Auf intro.de: Verlosung von Digipack und T-Shirts Intro empfiehlt
Get Well Soon Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon CD // City Slang / Universal
Ennio Morricone Der italienische Star-Komponist und Dirigent ist das Nonplusultra, wenn es um klassische Filmmusik geht: Untrennbar mit dem Italo-Western-Genre verbunden, hat Morricone allerdings weitaus mehr Filme vertont als »Spiel mir das Lied vom Tod« und »Für eine Handvoll Dollar«. Dennoch gelten gerade diese als Prototypen seiner Arbeit.
Popakademie Baden-Württemberg Zum Wintersemester 2003/04 nahm der erste Studienjahrgang das Bachelorstudium im Bereich Popularmusik bzw. Musikbusiness auf. Zweigleisig werden in Mannheim Instrumentalisten und Songwriter bzw. Musikmanager ausgebildet und vermeintlich auf das Haifischbecken Musikbusiness vorbereitet. Den akademisch-muffigen Ruf konnte die Akademie trotz oder gerade wegen Gastdozenten wie Xavier Naidoo und Heinz Rudolf Kunze bis heute jedoch nicht ablegen.
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Der Mode-Laden von KitsunĂŠ
Gildas LoaĂŤc und Masaya Kuroki besteigen den Montmartre
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Sie sind die Style-Apostel des New Rave. Mit Kitsuné haben Gildas Loaëc und Masaya Kuroki aus Musik, Mode und Grafik ein Pop-Universum erschaffen. Arno Raffeiner hat der exklusiven Boutique der Hitsammler und Modehipster im Herzen von Paris einen Besuch abgestattet. Fotos: Nathalie Genet
DIE KLASS IK DER OBERF LÄCHEN E Gildas Loaëc Gildas kam mit 20 aus der französischen Provinz nach Paris und eröffnete kurz danach den Plattenladen Street Sounds. Dort lernte er nicht nur die Jungs von Daft Punk kennen, für deren Plattenfirma Roulé er nach wie vor tätig ist, sondern auch Masaya.
Im Zeichen des Fuchses Masaya: »Kitsuné ist Japanisch und bedeutet Fuchs. Es gibt viele Märchen über Füchse, in denen sie immer verschiedene Gesichter haben. Da wir sechs Leute sind, aus verschiedenen Kulturen kommen und uns in verschiedenen Formen wie Musik, Grafik, Mode oder Events ausdrücken, war der Fuchs das perfekte Tier, um all das in einem Logo zu repräsentieren.«
Masaya Kuroki In Japan geboren, zog Masaya im Alter von zwölf Jahren mit seinen Eltern nach Frankreich. Nach der Schule absolvierte er ein Architekturstudium und arbeitete als Architekt in Paris. Das Schneidern von Couture brachte er sich später autodidaktisch bei.
rstes Arrondissement in Paris, Samstagnachmittag. Mein Weg führt mich weg vom goldverzierten Opernhaus in Richtung der Seine, vorbei an einem japanischen Restaurant neben dem nächsten, an kleinen Läden, die Antiquitäten oder Bilderrahmen anbieten. Der Geruch von altem Gemäuer, Baedeker-Reiseführern und dicken Brieftaschen liegt in der Luft. An der Ecke zur beschaulichen Rue Thérèse sitzt Dichterfürst Molière auf seinem Denkmal und schaut etwas finster auf diesen Erlebnispark bieder-bürgerlich angestaubter Konsumkultur herab. Links davon befindet sich die Anlage des Palais Royal, geradeaus weiter wäre man in einer Minute beim Louvre. Keine zwanzig Meter entfernt von Molières Thron, eingezwängt zwischen diesen Repräsentativbauten imperialer Macht, liegt in der Rue Thérèse ein unscheinbarer Eingang. Kein Schriftzug, noch nicht mal ein kleines Logo weisen darauf hin, dass sich hier eine der zentralen Schaltstellen des Pophipstertums der vergangenen Jahre befindet. Kitsuné macht weltweit in den Clubs viel Krach, bei sich zu Hause aber mag man’s edel. Stünde vor diesem Eingang nicht ein 60er-Jahre-YvesSaint-Laurent mit blonder, wogender Haarpracht und schwarzer Hornbrille, der mich freundlich in Empfang nimmt, man könnte ihn glatt übersehen. Maxime Souverain, PR-Assistent bei Kitsuné Music, versorgt mich so lange mit Fakten rund um das Label, bis jemand mit einem Schlüssel auftaucht. Denn der Kitsuné-Shop ist noch geschlossen. Auf das Samstagsgeschäft wird offenbar gerne verzichtet, und überhaupt kann hier nur nach Vereinbarung eingekauft werden. Nach Maximes Zusicherung, dass sich auch die neue Kitsuné-Boutique, die noch im Februar eröffnen soll, ebenfalls im ersten Arrondissement, direkt neben dem Palais Royal, kommt auch schon Masaya Kuroki als Sesamöffnedich um die Ecke. Der Mode-Chef von Kitsuné streift sich
sorgfältig die Schuhe ab, bevor er den Laden mit dessen geschätzten acht Quadratmetern dunkelblauem, samtgleichem Teppichboden betritt. Das Kitsuné-Schmuckkästchen in der Rue Thérèse wirkt von innen besehen ebenso klein wie aufgeräumt. Rechts hängen an Kleiderhaken einige Stücke der aktuellen Kollektion, links sind auf einem schmalen Mauervorsprung ein paar Compilations und neue Maxis aufgereiht. An der Rückwand führt hinter weiß bemalten Holzbalken eine Wendeltreppe hinauf zum Büroraum der Modeabteilung. Hier stehen die zwei blitzblank leer geräumten Schreibtische von Masaya und seinem Assistenten, weitere Kleiderständer und Regale. Alles in geradezu extremer Ordnung und Übersichtlichkeit. Nach dem vielfältigen, geradezu ausufernden Roster der bisherigen Kitsuné-Platten hätte man durchaus anderes erwarten können. »Ich hasse Chaos«, kommentiert Masaya nüchtern. Und schließlich gäbe es im quirligen Stadtteil Montmartre ja noch ein zweites, größeres Büro für die Musikabteilung, die sein Partner Gildas Loaëc verantwortet. Gildas und Masaya sind sozusagen die beiden Chefideologen der Kitsuné-Schwerpunkte Musik und Mode. Komplett ist die Truppe jedoch erst mit dem vierköpfigen Grafikteam åbäke aus London, das für das charakteristische Artwork zuständig ist. Seit 2002 wildert das Pariser Label mit seinen »Kitsuné Maison«-Compilations und einer frechen Lizenzierungspolitik in so ziemlich allen Genres von Rock bis zu Stadion-Techno – nennt es den Neuen Rave –, gewann damit oft genug den Kampf um die heißesten MySpaceEntdeckungen und landete dreiste A&R-Coups. Kitsuné übertrug so die Regeln der im Internet ausgebildeten neuen Aufmerksamkeitsökonomie konsequent auf das alte Konzept Plattenlabel. Die Energie wurde vorrangig in den Aufbau eines starken Images und in Marketingstrategien gesteckt, die grelle Durchschlagskraft der Musik erledigte den Rest. Eigene Signings gab es erst deut- ≥
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≥ lich später, namentlich, als Digitalism sich mit »Zdarlight« als künftige Hithoffnung empfahlen. Die Modelinie von Kitsuné entstand allerdings nicht bloß aus einer originellen Merchandise-Idee, sondern war von Anfang an Teil des Konzepts. Als Gildas und Masaya zusammen mit ihren Freunden von Daft Punk zu »Discovery«Zeiten nach Japan fuhren, trafen sie dort auf eine Styleund Konsumkultur, die sie in ihrer Gesamtheit begeisterte. Es erschien ihnen logisch, ihre Leidenschaft für Musik und Mode in diesem Sinne zusammenzuführen und explizit Produkte für ein ähnliches Rundum-Style-Erlebnis zu designen: Pop als holistische Praxis der Oberflächengestaltung. Denn dass es bei allem, was Kitsuné macht, zuerst um das Außen, um einen guten ersten Eindruck geht, das geben die beiden gerne zu. Priorität Nummer eins: Zugänglichkeit. »Wir wollen niemanden verschrecken«, bringt Gildas die große Klammer, die das Style-Universum von Kitsuné zusammenhält, auf einen einfachen Nenner. »Wir achten wirklich darauf, nicht zu avantgardistisch, zu nerdy und zu intelligent zu sein. Auf keinen Fall wollen wir signalisieren: Sorry, wir sind so trendy und cool, du gehörst einfach nicht zu unserer Welt. Nein, es geht um das genaue Gegenteil: Dinge leicht zugänglich zu machen.« Wenn dabei Klassiker produziert werden, die von den DJs nicht schon nach zwei Wochen wieder aus der Plattenkiste aussortiert werden oder die man nächsten Frühling auch noch mal anzieht, sind Gildas und Masaya aber erst richtig zufrieden. Bei der Mode von Kitsuné ist dieser Anspruch ganz offensichtlich. So wild zusammengewürfelt die Diskografie wirkt, so klar und geradlinig ist die Sprache von Masayas Kollektionen. Für den kommenden Frühling entwarf er schlichte Poloshirts, Cardigans in pastelligen Farben und luftig sitzende Shorts. Auch wenn die Kundschaft der zwei Sparten bestimmt nicht deckungsgleich ist, sehen die beiden in diesen unterschiedlichen Ästhetiken keinen Widerspruch. Masaya
beschreibt das gemeinsame Konzept als die Suche nach einer neuen Klassik. »Wir arbeiten viel an der Qualität, am Schnitt und nicht so sehr an einem eigenen Stil. Es geht uns um Mode, die Bestand hat. Qualität und Handarbeit haben natürlich ihren Preis, daher ist unsere Mode nicht ganz so zugänglich wie die Musik. Aber als Produkt ist das nicht schwer zu verstehen: klassische Kleidung für jeden Tag. Letztendlich steckt also derselbe Spirit dahinter wie
Acts, Acts, Acts Alles schon auf Kitsuné zu hören gewesen: Bloc Party, M.I.A., Hot Chip, Feist, CSS, Klaxons, Rex The Dog, Fischerspooner, Simian Mobile Disco, Alex Gopher, Black Strobe, Tomboy, Adam Sky, Wolfmother, The Whitest Boy Alive und kein Ende ...
»Tschüss! Jetzt ist jemand cooler als du. Wir aber wollen auch in fünf Jahren noch da sein.« bei der Musik: Alle können unsere Sachen anziehen, weil sie einfach und langlebig sind.« Über das Wort Langlebigkeit kann man im Zusammenhang mit Kitsuné leicht mal stolpern. Moment mal, sitzen wir hier nicht gerade im Herzen von Hipsterhausen? Wie geht das mit Klassik, mit Ewigkeit zusammen? Gildas gibt sich entspannt: »Es kommen doch immer wieder neue Leute nach, die noch cooler sind als du. Natürlich mögen wir es, in der Presse vorzukommen, aber wir wollen auch nicht zu sehr das Ding des Moments sein. Wir nehmen das Musikbusiness sehr ernst, und zwar in einer langfristigen Perspektive und nicht nur, um für einen kurzen Augenblick hype zu sein. Irgendwann heißt es dann: Tschüss! Jetzt ist jemand cooler als du. Wir aber wollen auch in fünf Jahren noch da sein.« Und das heißt bei Kistuné vor allem: in fünf Jahren noch gut aussehen. Vor dem finalen Au revoir hat Gildas noch eine Frage an Intro-Fotografin Nathalie. Was im Text stehe, sei ihm ehrlich gesagt vollkommen egal, meint er, aber ob man vor Veröffentlichung vielleicht einen Blick auf die Fotos werfen könne? »Nur, um zu wissen, ob wir nicht zu fertig oder druggy aussehen.« Denn so sind die Regeln im allumfassenden Style-Universum von Kitsuné: Im Zweifelsfall zählt das Image immer mehr als der Inhalt. Hauptsache, die Oberfläche glänzt.
Intro empfiehlt
Diverse Kitsuné Maison 5 CD // Kitsuné / Intergroove
Links: »Rue Thérèse«, wo sich der Mode-Laden befindet. Oben: Metro-Eingang Montmartre (in der Nähe von den Büroräumen von Kitsuné).
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Clipland 2008
NEUE FORMATE, NUR NOCH AMATEURE, KEINE BUDGETS? Lust auf einen Musikclip zu dem Song, der eben gerade auf Last.fm lief und einem nun nicht mehr aus dem Kopf geht? Kein Problem. Die Zeiten, in denen man nachts stundenlang vor MTV gehockt und auf den einen Clip gewartet hat, sind vorbei. Das Internet ist der Selbstbedienungsladen der Unterhaltungsindustrie geworden: Das Lustobjekt ist niemals mehr als zwei Stichworte in der Suchmaschine entfernt. Entsprechend setzt das »On Demand«-Medium neue Regeln. Unsere Autorin Miriam Stein erklärt sie uns.
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ieser Tage viel diskutiert und viel benannt ist die Veränderung der Sehgewohnheiten, seit wir selbst auf YouTube und Co. unsere eigene Clip-Rotation bestimmen. »Das Video von OK Go hat einen MTV Award gewonnen, obwohl es ohne Regisseur gemacht wurde und nur auf DV gedreht ist«, fällt Uwe Flade gleich zum Thema ein. Flade ist einer der wichtigsten deutschen Musikvideo-Regisseure der letzten Jahre. Neben deutschen Künstlern wie 2raumwohnung und Sportfreunde Stiller befinden sich auf Uwes »Rolle«, der Sammlung seiner Clips und Werbefilme, auch Namen wie Zoot Woman, Franz Ferdinand und Depeche Mode. Ins Geschäft ist Flade über alte Bekannte gekommen: »Mein erstes Video habe ich 2000 für die Sportfreunde Stiller zum Song Wunderbaren Jahren gedreht. Von Vorteil war, dass ich mit dem Peter auf der Schule war.« Nach sieben Jahren im Biz sieht Flade den gegenwärtigen Musikvideo-Markt kritisch: »Vor acht bis zehn Jahren gab es zwar auch schon bewusst Lo-Fi’ig gemachte Videos wie Praise You von Fatboy Slim, aber generell wurde viel investiert, um die Clips gut aussehen zu lassen: Es ging darum, große Ideen zu inszenieren. Was Regisseure wie Gondry, Glazer, Cunningham und Spike Jonze gedreht haben, gilt für mich immer noch als die goldene Zeit des Mediums. Sie haben Stile und Welten erfunden, mit der Ambition, Emotionalität zu erzeugen. Das hat auch den Spielfilm und die Werbung stilistisch beeinflusst – was heute eher nicht mehr der Fall ist.« Zur Erinnerung: OK Go, Rockband aus Chicago, verdanken ihren Musikvideos einen entscheidenden Teil ihrer Popularität. »A Million Ways«, die erste Single des zweiten Albums von 2005, zeigt die Band beim Tanzen im Hinterhof. Das Budget für den Clip betrug der Legende nach unter zehn Dollar und ist ohne Wissen der Plattenfirma Capitol Records entstanden und veröffentlicht worden. Ein Jahr später wurde »A Million Ways« zum meist runtergeladensten Clip der Geschichte ernannt, mit über 90 Millionen Downloads. Die zweite Single »Here It Goes Again« zeigt die Band ähnlich choreografiert auf vier Laufbändern. Bis August 2007 wurde der Clip 27 Millionen Mal angeschaut und belegt den vierten Platz der YouTubeAll-Time-Favourites. Der Clip wurde mit einem GrammyAward ausgezeichnet. »Das OK-Go-Video ist für mich die Blaupause für Musikvideos in der MySpace- und YouTube-Zeit. In diesen Foren wird eine neue Art von spielerischer Kreativität honoriert, die vorher die Ausnahme war. Toll ist natürlich auch, dass Bands hier demokratisch entdeckt werden und sich in diesen Biotopen eine neue Form von Kreativität entwickelt, die nicht unbedingt über den Filter Musikindustrie läuft. Um ehrlich zu sein, hat für mich als Regisseur aber das Musikvideo als künstlerisches Leitmedium seinen Reiz verloren, was nicht bedeutet, dass ich mich nicht mehr dafür interessiere – ich schaue mir alles an«, gesteht Flade. Triumph der Ideen im basisdemokratischen Internet, könnte man an dieser Stelle jubilieren, abseits von großen Budgets und namhaften Regisseuren bringt das Zeitalter zugänglicher Amateur-Software ihre eigenen Ikonen heraus. Allerdings sind Geschichten wie jene von OK Go oder die MySpace-Triumphe von Arctic Monkeys und Lily Allen Einzelfälle, sowohl, was Erfolg, als auch – und viel wichtiger –, was die Kreativität angeht. Ein wirklicher Trend zu großer Eigenständigkeit und Umdenken in der Produktion von Musikvideos zeichnet sich derzeit nicht ab. Robert Seidel, Regisseur aus Jena, der mit einem Low-Budget-Clip
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für den Song »Futures« von Zero 7 (featuring José Gonzáles) für Aufsehen auf Filmfestivals sorgte, klagte über eine Anfrage für ein Musikvideo für The Bright Eyes: Es sollte nicht nur keine Gage geben, sondern auch kein Budget. »Wenn es selbst für Bright Eyes kein Geld mehr gibt, wo gibt es dann noch welches?« fragt Seidel. In der Theorie Vierhundert Schnitte in 3:30 Minuten, ein Schnitt pro Sekunde, 120 Beats per Minute, springende Bilder, gänzlich frei von inhaltlichem Zusammenhang, ein einziger langer, schnittfreier Schwenk von dreieinhalb Minuten, 15 Minuten Grusel-Actionkino mit Tanzeinlage, vier Minuten kotzen, koksen und prügeln aus dem subjektiven »Point of View«: Kamera und Mäuse in der U-Bahn. Jeder dieser Filme fällt unter die Bezeichnung Musikvideo. Das Spektrum ist weit, die Möglichkeiten groß – zumindest in der Theorie. Das Musikvideo, also die Idee von visualisierter Musik, bahnte sich von Motion-Graphic-Experimenten deutscher Expressionisten wie Oskar Fischinger und Hans Richter über kanadische Direct-Cinema-Vertreter wie Albert und David Mayseltes in den 60ern seinen Weg in den Mainstream. Im Letzteren kam es in den späten 60ern zunächst über Chartspop-Sendungen wie »Top Of The Pops« an, vornehmlich im Mutterland des Pop: UK. So richtig zum Konsensthema wurde es in den frühen 80ern mit der Geburt von MTV, jenem Sender, der schon in seinem Namen beide Bestandteile zusammenführt. Rückblickend können die 90er-Jahre als Blütezeit des Musikvideos gesehen werden, heute, in Tagen von digitalem Video und iMovie, läuft das Medium Gefahr, auf direktem Wege in die Willkür, in die Bedeutungslosigkeit zu rennen – trotz künstlerischer Ausnahmen wie OK Go. Vielleicht wird dem freien Medium in Zeiten großer ökonomischer Ängste sein breites Spektrum zum Verhängnis. Denn Musikvideo kann wirklich alles sein, darf alles machen. Zurück in die Praxis Die 90er-Jahre waren zunächst ein Jahrzehnt des Aufbruchs, zum einen im neuen, digitalen Raum des Internets und gleichzeitig in der digitalen Bildbearbeitung. Mit der Öffnung alter Grenzen öffneten sich auch die Köpfe der Zuschauer für neue Welten, und so brach aus dem zum Marketing-Produkt stilisierten, zumeist schäbigen, nur manchmal cleveren Medium, dessen Bezeichnung »Promo«, kurz für »Promotional Music Video«, war, nach und nach ein Strom von visueller Innovation. Das verlachte und vom pädagogischen Gewissen gern zur Rechenschaft gezogene Kaugummi-Filmchen mauserte sich zum Leitmedium, sogar zur Kunstform. Diese Wandlung begann mit einem denkbar einfachen Schritt: Ab 1995 begann MTV USA nicht nur den Namen des Künstlers des Songs und des Plattenlabels einzublenden, sondern auch den des Clipregisseurs. Mit der Nennung der Regisseure traten die Filmemacher aus dem Schatten des Dienstleisters ins Licht des eigenständigen Kulturschaffenden, und aus dem Produkt wurde ein Werk. Von nun an vollzog sich langsam, aber stetig eine deutliche Veränderung im Erscheinungsbild der Musikvideos: Statt lediglich das Image eines Künstlers in Form von inszenierter Performance und gut gemachten Choreografien mitsamt gutem Make-up und schrägen Klamotten möglichst interessant rüberzubringen, erschuf eine neue Generation von Musikvideo-Regisseuren neue visuelle Welten mit eigenen Gesetzen: Inspiriert von einer Idee im jeweiligen Song, einer Textzeile, einer Grundstimmung, brach ≥
Musikvideo »Das Musikvideo ist ein kurzer Film oder Videofilm, der ein vollständiges Musikstück, zumeist einen Song, visuell begleitet. Moderne Musikvideos werden in erster Linie als Marketing Device zur Verbreitung von Musik hergestellt.« (Wikipedia.com)
Robert Seidel 28-jähriger Student aus Jena, dessen Auszeichnungen für seinen ExperimentalKurzfilm »Grau« die Zeichenzahl dieses Textes sprengen würden. Sein Musikvideo für Zero 7 featuring José Gonzáles zeigt Fotos von verdrückten, organischen Früchten, die synchron zum Rhythmus ineinander morphen. Abstraktion und Eleganz machen sein sehr experimentelles Video zum Ereignis.
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Von wegen die braven Jungs von nebenan. Im Herzen sind die Arctic Monkeys echte britische Hooligans. Was, ihr glaubt uns nicht? Dann schaut doch selbst mal rein in »Fluorescent Adolescent«. Zudem ein Parademonster unserer modernen Cliptage mit seinem trashy homemade-style, wie man ihn aus dem Netz kennt.
Treatment Vom Regisseur verfasste Kurzzusammenfassung des Inhalts und des Looks des angedachten Musikvideos. Vor der Produktion eines Musikvideos findet eine sogenannte »Pitch« statt, in der die Plattenfirma zahlreiche Treatments verschiedener Regisseure einholt und anhand derer entscheidet, wer dreht.
≥ das Musikvideo mit den Gesetzen der Schwerkraft und vor allem der Kausalität des kommerziellen Films. »Virtual Insanity«, 1997 entstandenes Musikvideo des ehemaligen britischen Bühnenbildners Jonathan Glazer, ist ein Beispiel für die vollendete Kunst des Mediums: Während Jamiroquai gemäß seinem bekannten Image, tanzend mit Hut, den Song singt, verschiebt sich der einer Gummizelle nachempfundene Raum: Schwarze Raben fliegen durchs Bild, und Blut tritt aus den Wänden – damit wird nicht nur die Coolness des Rockvideos nicht aufgehoben, nein, sie wird potenziert. Vergänglichkeit, Tod und Wahnsinn, gepaart mit Loungepop – unmöglich und gleichzeitig doch absolut treffend umgesetzt. »Gegenüber Werbung und Spielfilm ist das Musikvideo prinzipiell ja eine sehr offene filmische Form«, merkt Uwe Flade an. »Bei meiner Begegnung mit Depeche Mode gab es keine kreativen Vorgaben. Eigentlich ein Traum, aber natürlich gab es dann produktionstechnische Einschränkungen und andere Dinge, die beachtet werden mussten und sich dann auch auf die Ideen ausgewirkt haben. Aber prinzipiell findet man diese kreative Freiheit beim Film ja sehr selten.« Willkommen im Heute 2002 investierte eine große deutsche Plattenfirma immerhin noch 120.000 Mark in das vierte Video einer damals wie heute unbekannten Newcomer-Band aus Braunschweig – für vier Videos macht das zusammen eine halbe Million, damals noch D-Mark, an Videobudget. Dieser Tage sind 25.000 Euro viel für ein erstes Video einer Major-Band. Wie funktioniert das mit der Finanzierung der Clips denn überhaupt? »Meistens zahlt das Label 50 % und die andere Hälfte die Band«, erklärt Beat Gottwald, ehemaliger Majorlabel-Produktmanager und heute Manager der HipHop-Band K.I.Z. »Allerdings streckt das Label die Kosten vor, und die Band bezahlt über ihre Lizenzen ab.« Insofern nur verständlich, dass auch das Label Mitspracherecht einklagt. Trotzdem braucht ein guter Regisseur Freiheit. Dazu Gottwald: »Man muss immer einen begeisterten Regisseur haben, der Bock hat, mit der Band die Idee durchzuziehen. Allerdings gilt auch: Wenn der Regisseur zu 100
% seinen Kopf durchboxt, fühlt sich die Band oft komplett unverstanden und im Nachhinein nicht wohl mit dem Clip. Und wenn die Band meint, sie selbst wäre der bessere Regisseur, kommt meistens auch nur Murks heraus. Deshalb ist es wichtig, dass Band und Regisseur miteinander wachsen und sich verstehen lernen.« »Was ich oft in der Musikbranche erlebt habe, ist, dass sich in letzter Sekunde die Vorgabe ändert und das Treatment deshalb nicht mehr funktioniert«, sagt Uwe Flade. Die Gründe können mannigfaltig sein: Mal wird eine andere Single ausgewählt, mal verschieben sich Termine der Band, sodass an einem anderen Tag oder gar in einer anderen Stadt gedreht werden muss. Gerne wird auch noch mal am Budget rumgeschraubt, nach unten, klar. Flade: »Manchmal wird die Zeit für die Postproduktion gekürzt, was so manches fertig geschriebene effektlastige Treatment killt.« Das Musikvideo soll gleichzeitig den Charakter der Künstler und die Lebenswelt der Konsumenten abbilden. Im Guten vermag es sich so recht schnell im kulturellen Gedächtnis festzuschreiben, doch leicht ist dies nicht, wie die dargelegten Rahmenbedingungen zeigen: Die Kreativität wird leider zu oft dem Konsens angenähert, um dem ständig steigenden Konkurrenzdruck auf dem Markt standzuhalten. Es werden Kompromisse gemacht, um die Masse abzuholen – Marktforschung versus künstlerische Freiheit. Wenn dann auch noch die Budgets wie gezeigt nicht mehr so locker sitzen, wird es schwierig. Oder ist das nur ein vorgeschobenes Argument? Marcus Adam, Redakteur bei MTV Networks Deutschland, sollte es wissen: »Insgesamt merken wir schon, dass die Budgets für Clips in den letzten sieben, acht Jahren nicht gewachsen sind. Teilweise gleicht sich das jedoch mit günstigeren (digitalen) Produktionsmöglichkeiten aus. Dazu kommt, dass der Musikclip seine Vorreiterrolle als Kunstform teilweise eingebüßt hat. Viele der eingereichten Videos sind Standard, d. h., sie erfüllen ihren Zweck, mehr aber nicht.« Parallel zu der von ihm kritisierten Ausdünnung der Kreativität hat sich aber auch MTV sehr verändert. Reality-Soaps, zumeist in den USA produziert, laufen den Musik-Shows den Rang ab. Dazu Adam: »Der Anteil von
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Musik am Gesamtprogramm hat sich von 2005 bis heute leicht positiv entwickelt, von 62 % auf 65 % (bei Viva sind es sogar 75 %). 2004 lag der Musikanteil sogar nur bei 47 %.« Gefühlt scheint der Anteil von Musik allerdings weiter zu sinken. Und morgen? Adam verspricht Besserung für 2008 – allerdings spricht der Status quo da draußen derzeit eine andere Sprache, wie Gottwald einwirft: »Fakt ist, die Soaps haben bessere Einschaltquoten als die Clips. Was ich schade finde, was aber natürlich das Key-Argument von MTVIVA ist. Natürlich kann man sich darüber tot diskutieren, ob sich ein Sender ein Publikum erziehen kann oder ob er immer auf Nachfrage reagieren muss. Ich glaube natürlich an Ersteres, weil ich mir wieder ein wirkliches Musikfernsehen wünsche.« Mit diesem Wunsch steht er nicht allein da. Mathias Hielscher, Bassist von Virginia Jetzt!, bringt es recht unkünstlerisch, aber ehrlich auf den Punkt, warum auch er sich ein Comeback des Clips wünscht: »Um Image zu transportieren, ist der Clip der leichteste Weg: In drei Minuten kannst du den Leuten vermitteln, was du für ein Typ bist, welche Klamotten du magst, ob du tanzen kannst, wie viel Geld deine Plattenfirma in dich investiert und um was es dir geht. Du kannst deiner Musik ein Gesicht verleihen. Und selbst wenn du nicht darin auftauchst, dann ist das auch ein Statement.« In den USA und im UK funktioniert die Kommunikationskette Musikvideo anders als hierzulande. Dazu Uwe Flade: »Der grundlegende Unterschied ist wohl, dass es in England und den USA bei jeder größeren Plattenfirma Commissioner gibt, die sich um nichts anderes als Musikvideos kümmern. Sie schlagen den Bands Regisseure vor, geben Briefings raus, sammeln die Treatments ein und betreuen den Dreh und die Fertigstellung.« Abgesehen von einigen Ausnahmen wie dem Freelance-Commissioner Andreas Dorau werden Musikvideos in Deutschland überwiegend von Produktmanagern betreut, in deren Job Musikvideo-Produktion naturgemäß nur einen kleinen Anteil einnehmen kann. Genug hinterfragt. Gehen wir mal ins Feld und schauen, was gerade so ankommt. Für großes Aufsehen unter Fans sorgte Roman Coppolas Videoclip zu »Teddy Picker« von den Arctic Monkeys. Im Clip beobachtet der Regisseur die Band mit 16-mm-Handkameras im Studio und in der Kneipe. Über weite Strecken besteht der Clip aus Performance-Elementen, nur gelegentlich werden Augenblicke zwischen den Aufnahmen in das Video geschnitten. Der 16-mm-Filmlook verleiht sofort ein Gefühl von friedlicher Nostalgie, doch trotzdem erscheint die Abbildung real. Natürlich kann man das angesichts des authentischen Ansatzes als »langweilig und uninspiriert« abkanzeln, aber auch als »wunderschön gefilmt und intim«. »Gimme Shelter«, die 1969 gedrehte MeilensteinDokumentation über die »Let It Bleed«-Tour der Rolling Stones, schwebt über der scheinbar unsichtbaren Kamera des Clips, doch die Direktheit ist bei Coppola 2007 stilisiert und herbeigeführt. In Patrick Daughters (der von Coppolas Produktionsfirma Director’s Bureau repräsentiert wird) Clip zu »1234« von Leslie Feist wird die Künstlerin mitsamt in Ballonseide gehüllten Tänzern in einer Art Flughafen-Hangar beim Ringeltanz gezeigt. Für viele der Clip des Jahres. iTunes kaufte ihn auch gleich für seine Werbespots ein. Und ja, er korrespondiert gut mit der Musik und dem Charme der
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Künstlerin, doch bleiben auch hier die Ecken, ein Statement oder eine Welt hinter der Performance, bleiben wirkliche Bilder aus. Man kann durchaus bilanzieren, dass sich im letzten Jahr jene Musikvideos durchgesetzt haben, die sich für die Mitte entschieden haben, die sich auf Bilder einließen, auf die sich alle einigen konnten – schön anzusehen, verklärend, belanglos. Wir erinnern uns: Clips von Regisseuren wie Cunnigham, Jonze, Glazer und Gondry schrien förmlich nach der großen Leinwand durch Bilder, die über das Fernsehformat hinauswuchsen. Die Freiheit, die das Medium allen Beteiligten schenkt, fand in ihren Arbeiten statt. Die Frage, die sich stellt, ist doch, ob das Musikvideo keine abstrakt erzählten Geschichten mehr zulässt. Oder werden sie einfach nicht mehr gebraucht? Reichen derzeit ein hübsches Gesicht, nett in Szene gesetzt, ein gemütlicher Witz, um ein Aufmerksamkeitsfenster im Meer des Internet garantiert zu bekommen? Amateur-Programme, Animation, Stop-Trick öffnen ambitionierten Interessierten Türen, sich in Kurzfilmen auszuprobieren. Bei Musikvideos sieht das noch immer etwas anders aus, da zunächst mal ein Künstler existieren muss, der sein Stück vorgibt. Das hat dann gleich die Aura von etwas Künstlerischem – das nach mehr Professionalität verlangt. Zudem kommt auch im Internetzeitalter Talent nicht auf Knopfdruck. Richtig ist sicherlich, dass ein wahres Talent Budget nur zur Vergrößerung seines Schaffens benötigt. Doch für die meisten Profis sichert ein stabiles Budget, dass das Handwerk Filmemachen ausreichend umgesetzt werden kann. »Stark verändert hat sich meiner Meinung nach zuallererst die Art, wie man Treatments schreibt. Die meisten Chancen hat man momentan, wenn man 1:1-Bilder ins Treatment nimmt, die genau
»Fakt ist, die Soaps haben bessere Einschaltquoten als die Clips. Was ich schade finde, was aber natürlich das Key-Argument von MTVIVA ist.« veranschaulichen, was im Text geschrieben wird. Seit der Google-Bild-Suche, Flickr usw. hat das stark an Relevanz gewonnen. Im Optimalfall findet man ein Filmchen auf YouTube, das den Look und Style genau beschreibt, wie das spätere Video aussehen soll. Bei meinem DepecheMode-Enjoy The Silence 04-Video hatte ich keine einzige Look-Referenz, das ist heute – nur drei Jahre später – undenkbar«, erklärt Uwe Flade den inhaltlichen Einfluss des Internets auf die Clipindustrie. So bekommen die derzeitigen zwei Felder weiter Kontur: Einmal ist da die Invasion der Hobbyfilmer, die die eigene Musik oder die befreundeter Musiker mal eben mit Clips versorgen, just for fun; und dann sind da die Profis, die andere Ansprüche an das Genre haben. Doch kann man von Letzteren erwarten, dass sie quasi honorarfrei Dienstleistungen ohne künstlerische Freiheit erbringen? Aber wem soll man die Budgetierungen vorwerfen: Der Musikmarkt hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Wenn man dann noch die Umstrukturierungen im Musikfernsehen hinzunimmt, kann man nachvollziehen, dass Label und Künstler das wenige Geld, das ihnen zur Produktion ihrer Musik bleibt, nicht als Erstes in Videos investieren wollen, die nur im Internet laufen. Obwohl die Diskussionen in den Foren durchaus zeigen, dass sie wahrgenommen werden. Zumindest, wenn ein Clip sich als vom Leitmedium gelöst präsentiert, mehr Kunst als Marketingtool ist. Und das macht doch Hoffnung für die Zukunft.
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JAWOLL, MEINE HERREN Fotos: Sandra Stein, Styling: Veronika Schroeder-Hohenwarth, Produktion: Amelie Schneider, Assistenz: Elena Grunwald, Marlene Lucia Rehs, Models: Die Jungs von Skurilli, www.skurilli.de Auf Intro.de: Das Making Of als Video. Mit Mode von Adidas, American Apparel, Bench, Burlington, Burton, Carhartt, Converse, Dunderdon, Creative Recreation, Nike, The North Face und Wesc Pellatio Honk _ Hoodie: Carhartt _ Sweater: Vintage _ Hose: Carhartt Mr. Kairo _ Hoodie: Carhartt _ Tuch: Vintage
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Billy Marokko _ Lederjacke: Bench _ Schuhe: Converse Seargent Pittermann _ Schuhe: Converse _ Tuch: Vintage Mr. Kairo _ Handschuhe: Stylist’s own Mehmetti _ Cardigan: Dunderdon _ Schuhe: Adidas Pellatio Honk _ Jacke: American Apparel _ Hose: Carhartt _ Schuhe: Nike Hotze del`Bosco _ Pulli: Dunderdon _ Hose: Carhartt _ Tuch: Vintage Tanzbärin _ Stulpen: Trinkhallen Schickeria _ Schleife: Stylist’s own
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Mehmetti _ Jacke: Burton _ Hose: Burton _ Skibrille: Burton _ Schuhe: Adidas Seargent Pittermann _ Jacke: Dunderdon _ Hoodie: Wesc Hotze del`Bosco _ Jacke: The North Face _ Shirt: Vintage Billy Marokko _ Hoodie: Carhartt _ Shirt: Vintage
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Tanzbärin _ Schleife: Stylist’s own
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AN DEN KRAGEN Schon seit Ewigkeiten in Mode: Mario Lasar über die prinzipielle Überlegenheit von V-Ausschnittpullovern in Kombination mit Oberhemden. Illustration: Elisabeth Moch.
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a, natürlich V-Ausschnitt! »V« wie in Victory und »We Are Far Too Young And CleVer« (Dexys Midnight Runners) – von dem gleichnamigen Pynchon-Roman gar nicht erst zu reden. Ein runder Ausschnitt verstellt den Blick auf das darunter zu tragende Oberhemd zu sehr. Was die Größe des Ausschnitts angeht, gibt es keine normativen Vorgaben, es empfiehlt sich wie so oft im Leben das mittlere Maß. Der Hemdkragen kann dabei sowohl button-down sein, als auch offen getragen werden; der oberste Hemdknopf sollte auf jeden Fall geöffnet sein, weil sich andernfalls der Eindruck eines allzu feierlichen Gestus’ einstellen könnte: Eine gewisse legere Nachlässigkeit ist durchaus angebracht, sofern die Grundtendenz zu einer moderaten Eleganz nicht zu kurz kommt. Ein wichtiges Detail: Die Hemdsärmel sollten eine Spur länger sein als die Pulloverärmel, damit man mehr vom Hemd sieht, das ja ohnehin schon ein relativ verborgenes Dasein fristet. Was die Materialität des Pullovers angeht, ist Wolle das Ideal. Sie darf dabei mit Kaschmir durchsetzt sein, ein reiner Kaschmir-Pullover ist allerdings wegen als lächerlich und bourgeois zu nennender Protzigkeit abzulehnen. Auch Baumwolle ist nicht wirklich akzeptabel, weil ihr eine zu funktionale Oberflächenstruktur zu eigen ist, deren kardinales Merkmal eine langweilige, unglamouröse »Pflegeleichtigkeit« bildet. Außerdem leiert Baumwolle leicht aus und endet in einer schlabbrigen Unförmigkeit, die nichts mehr mit der angestrebten Eleganz zu tun hat. In Wolle vereint sich eine grundlegende Empfindlichkeit des Materials mit einer resistenten Oberflächenstruktur. Es ist ein Stoff, der zwar delikat genug ist, um mit der Hand gewaschen zu werden. Gleichzeitig aber gibt es kaum einen anderen Stoff, der so flüssigkeitsabweisend ist. Man sollte früh genug damit anfangen, die hier zur Diskussion stehende Kombination zu tragen, denn sie bezieht
ihren Reiz auch daraus, dass die Kontinuität der Kleidung zur Charakterbildung beiträgt. Ein junger Mensch in Hemd und V-Ausschnittpullover ist unangepasster als ein junger Mensch in einem Müllsack. Ich erinnere mich daran, wie ich mich zur Grungezeit darüber ärgerte, dass sich meine Generation dem Irrglauben hingab, ihr Lotterlook sei Ausdruck von rebellischem Nichteinverstandensein. Für meine Begriffe benahm sie sich eher so, wie man es von »der Jugend« erwartet, also auf einer Meta-Ebene gesehen wieder angepasst und vorhersehbar. Natürlich haftet dem hier propagierten Look etwas Konservatives an, behält man ihn auch nach dem Ende der Jugend bei. Der Träger / die Trägerin konserviert sich selbst und tut so, als ginge ganz nach dem Vorbild Dorian Grays die Zeit an ihm/ihr vorbei. Tatsächlich wird gerade dadurch, dass man schon im jungen Alter dasselbe trägt wie im fortgeschrittenen Alter, eine Kontinuität des äußeren Erscheinungsbildes generiert, was auch John Cale erkannt hat, als er die Zeilen »When you dress older and you are not / as you really age you look the same« schrieb (aus »Faces And Names«). Ein Prinzip, das sich auch Bryan Ferry zunutze machte, indem er schon in frühen Jahren damit anfing, den für ihn typisch gewordenen Salonlöwen-Dandy-Look zu kultivieren. Im extremen Fall mag es so aussehen, als solle hier die Kontinuität von Stil gegen die Wechselhaftigkeit von Mode ausgespielt werden, aber so viel Dogmatik muss ja nicht sein (andererseits hat ein zeitloser Look den Vorteil, dass man nicht gleich eingesperrt wird, wenn man in ein Zeitloch fällt und im Jahr 1965 landet). Um vor lauter Kompromisslosigkeit nicht starrsinnig, verbohrt und saturiert zu werden, bietet es sich an, die lieb gewonnene Oberbekleidungskombination einfach mit wechselnden Hosen- und Schuhmodellen zu variieren.
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Skunkfunk
BASKISCHE ROHSTOFFMISCHUNG Skunkfunk ist ein Phänomen, sagt unser Autor Andreas Grüter – und liefert auch gleich die Begründung: Seit seiner Gründung wehrt sich das Label mit einer hartnäckigen Indiehaltung vehement gegen die Vereinnahmung durch das reguläre Modebusiness. Dass sich Erfolg und Idealismus anno 2008 dennoch nicht zwangsläufig ausschließen, beweist das mittlerweile internationale Standing der Basken.
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ikel Feijoo Elzo hatte mit Mode recht wenig im Sinn, als er in den Neunzigerjahren mit einem Kofferraum voller SecondhandLederjacken und handbedruckten Bandshirts von Festival zu Festival zog. Es ging um Rock’n’Roll und große Gesten, und da herrscht bekanntermaßen seit jeher Platzverbot für exaltierte Fashionposen. Dass im Hause Skunkfunk (www.skunkfunk.com) – ein Name, der, je nach Lesart, als besonders wirkungsvolle MarihuanaMischung oder als alter Jazzstandard verstanden werden kann – schließlich doch die Couture Einzug hielt, ist vor allem der Liebe geschuldet, die in Form der deutschen Designerin Anika Schmitt in Mikels Leben trat. Nachdem das Paar anfangs vor allem mit T-Shirt-Modifikationen experimentierte, machte man 2000 Nägel mit Köpfen und entwarf eine Kollektion, die mit erhabener Leichtigkeit das Thema Mode mit der Unkonventionalität urbaner Streetwear kreuzte. »Skunkfunk war, sowohl, was das Design, als auch, was die wirtschaftlichen Moves angeht, schon immer eher ein Community-geprägtes Bauchgefühl denn ein rein strategisch geführtes Business.« Dass die erste Kollektion dennoch gleich in Paris, London, New York und Barcelona landete und noch im selben Jahr der erste von heute weltweit xx Skunkfunk-Shops in Bilbao eröffnet wurde, ist vor allem das Resultat dieser ganzen Reiseund Musikerfreundschaften, die Mikel über die Jahre gepflegt hat, erklärt Marketingleiter Gixon Bilbao Orbe. Und ergänzt auf die Frage, welche Rolle die für ihre antiautoritäre Haltung bekannte baskische Seele für das Selbst-
verständnis des Labels spiele: »Basken sind traditionell politisch und kulturell sehr engagiert und haben ein gesundes Misstrauen gegenüber kapitalistischen und multinationalen Strukturen. Dies ist wohl auch der Grund, warum wir uns von Anfang an den großen Ketten verweigert haben, um mit kleinen Stores zusammenzuarbeiten, und wohl auch ausschlaggebend für die Entscheidung, neben fair bezahlten und umweltschonend produzierten Teilen aus der Türkei, China oder Indien ein Hauptaugenmerk auf europäische Herstellung zu setzen.« Eine Haltung, die mit der aktuellen Kollektion noch einmal konkretisiert wurde. So entschied man sich nicht nur dazu, fast ausschließlich Bambus- und Sojafasern zu nutzen, sondern unterwarf sich auch den Produktionsrichtlinien der Klimaschutz-NGO Earth Positive. Überhaupt geht es bei Skunkfunk weit weniger um Mode, als man bei mittlerweile xxx unabhängigen Händlern und einer Kollektionsgröße von 400 Teilen annehmen könnte. Das Zauberwort heißt hier Stil und wird als umfassende Lebensaufgabe betrachtet, die mit Bekleidung ebenso viel zu tun hat wie mit Musik, Grafikdesign, Architektur oder einem entspannten Abend mit guten Freunden. Dass das Skunkfunk-Logo dabei nicht nur auf Klamotten, sondern auch im Rahmen von Ausstellungen, Partyreihen, CD-Veröffentlichungen und Konzerten immer wieder auftaucht, ist logische Konsequenz. »Wir wollen kein Label sein, das gedankenlos konsumiert werden kann. Als Teil einer lebendigen, unabhängigen Szene kommt es uns auf Nehmen und Geben an.«
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070 Weiter: Mode
G-Struktur
WIEDERGE BURTS HELFER Eins der schönsten Nischensortimente der Stadt: Der Familienbetrieb G-Struktur in Köln bietet restaurierte Klamotten mit Aura. Wolfgang Frömberg hat sich umgeschaut. Fotos: Nadine Preiss.
F Glückskekse ... wurden in den USA erfunden, nicht in China. Heute gibt es sie vermutlich auch in Narnia. Kann man lesen, und man kann sie essen. Neben ein paar anderen Anekdoten erzählen Bernd und Sabine (Margret Giesen ist im Gegensatz zur Mitarbeiterin Eva während des Gesprächs leider nicht anwesend) von dem Kunden, der auf die Frage, was denn auf dem im Keks befindlichen Zettelchen gestanden habe, erwiderte: »Welcher Zettel?« Den hatte er gleich mitverschluckt und wird den Sinnspruch also erst mit Verspätung gelesen haben.
rüher besuchte ich mit meinen Freunden immer Secondhandläden. Wir nahmen den Zug nach Boston und gingen ins Garment District, dieses riesige Kaufhaus voller Vintage-Klamotten. Dort ist alles nach Farben sortiert [...]. Es ist ein bisschen, als wäre man durch den Kleiderschrank in den Narnia-Büchern gestiegen, bloß dass man statt auf Aslan und die weiße Hexe und den furchtbaren Eustachius auf diese magische Kleiderwelt stieß – anstelle von sprechenden Tieren gab es dort Federboas und Hochzeitskleider und Bowlingschuhe, Hemden mit Paisleymuster und Doc Martens. [...] Und alles hing an Kleiderständern [...] – sämtliche Blautöne, die man sich nur vorstellen kann – und dann rote Kleider und so weiter.« Würde die Erzählerin aus Kelly Links fabelhafter Kurzgeschichte »Die Elbenhandtasche« von der Kölner Albertusstraße sprechen ... Könnte sie den Blick erwähnen, den man aus dem wundervoll selbst gestalteten Sixties-inspirierten Ladenlokal im denkmalgeschützten Gebäude auf die gegenüberliegende Schmökerstube Bittner erhascht ... Und noch dazu von einem feinen Familienbetrieb berichten statt von einem Kaufhaus – dann wäre bei ihr vom Shop G-Struktur die Rede. Den bespielen seit Dezember 2004 Tochter Sabine sowie ihre Eltern Bernd und Margret Giesen. Das anfänglich strenge Arrangement der feilgebotenen Waren nach den Farben Weiß, Blau und Rot ist inzwischen einem erweiterten Spektrum an Tönen gewichen. Eine gewisse Ordnung muss aber sein und trägt durchaus zum gemütlichen Ambiente bei. Neben den Pullis, Blusen, Röcken, Mänteln und Kleidern, die von den Stangen baumeln, bietet die ordentliche Grundlage auch Raum für andere Objekte aus zweiter Hand: Schmuck und Vasen, Handtaschen und Tücher, Hüte und Schuhe. Prinzipiell ist hier für alles Platz, was älter als 20 Jahre ist. Man kommt nicht aus der Modeszene und hat mit deren Fimmeln wenig zu tun. Familie Giesen geht es um den respektvollen Umgang mit schönem gebrauchten Fummel – sowie ausgewählten neuen Kreationen von Amateuren.
Wenn die Erzählerin in Kelly Links »Elbenhandtasche« davon spricht, dass auch Dinge Lebenszyklen unterworfen sind und dass lange verschmähte, tote Kleider durch neue Besitzer wiedergeboren werden, dann wären die Giesens so etwas wie Geburtshelfer. Man restauriere Klamotten, erklärt mir Vater Bernd (während Kings Of Convenience den Raum beschallen), und sei immer offen für Neues. Ein geneigtes Stammpublikum sorgt dafür, dass der Laden weiter existieren kann. Das innerstädtische Umfeld stellt sicher, dass hier und da Touristen und Sternchen (die im Gloria auftreten und in einem nahen Hotel untergebracht sind) eintrudeln. Charlotte Roche war auch schon da. Manchmal wird gelobt, dass es so einen Laden ja sonst höchstens in New York gebe. Dort allerdings ohne den Anspruch, die Sachen auch für Schüler und Studenten erschwinglich zu halten. Ins G-Struktur können auch jene Perlentaucher kommen, deren Budget knapp ist: Kein Stück ist teurer als 100 Euro. Wer die Augen offen hält, kann das eine oder andere kostengünstige Schnäppchen ausmachen – allerdings muss man hinzufügen, dass der modische Fundus auf Frauensachen reduziert ist. Immerhin gibt es eine bequeme Sitz- und Leseecke für gestresste männliche Begleiter vor den schicken Spiegelkacheln, die die Wand zur Umkleide verzieren. Für Hunde, kleine Prinzen und Prinzessinnen gibt es Aufmerksamkeiten – und für die Großen einen Glückskeks auf dem Rückweg in jene wahre Welt, die von einer schönen Ordnung so weit entfernt ist. G-Struktur, Secondhand, Albertusstraße 9-11, 50667 Köln, Di-Fr 12-19:30 Uhr, Sa 12-18 Uhr
Weiter: Mode
Airside
MISSION: EVERY THING+ Das britische Kreativkonglomerat Airside ist nicht zu fassen. Warum auch festlegen, haben sich die mehrfach ausgezeichneten Londoner doch fest vorgenommen, auf möglichst jeder guten Party mitzutanzen. Andreas Grüter hat sich mit ihnen aufs Parkett gewagt.
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otenzial für den interdisziplinären Endlosrave ist im Hause Airside (www.airside.co.uk) mehr als genug vorhanden. Neben der Urbesetzung Fred Deakin, Alex Maclean und Nat Hunter, die zusammen immerhin fünf abgeschlossene Studiengänge in den Bereichen Literatur, Architektur und Design nebst Erfahrung als Karatelehrer, Musiker und DJs aufweisen können, beherbergt das 1998 gegründete Unternehmen mittlerweile sieben weitere Hans Dampfs in allen Gassen in seinen Reihen. Damit einher ging eine Erweiterung des Aktionsradius’ um Illustrations-, Animations- und Filmarbeiten sowie Eventorganisation. Die PR-Beauftragte Anne Brassier bezeichnet Airside dementsprechend vorsichtig als so etwas wie eine Kreativagentur mit angeschlossener multidisziplinärer Designunit – was den Tätigkeitsrahmen zwar ein wenig konkretisiert, aber immer noch genügend Schlupflöcher bietet, um sujetfremde Aktivitäten problemlos und ohne Erklärungsnot mit einbinden zu können. »Airside ist für uns ein ebenso professionell funktionierender wie hochgradig experimenteller Spielplatz, auf dem sich Arbeit mit Kunst und Spaß verbinden lässt«, führt sie weiter aus. »Selbst bei wirklich klassischen Agenturaufgaben erwarten wir deshalb auch vom Kunden ein Höchstmaß an Partizipation. Es kann also durchaus passieren, dass sich
bei uns Designer und Auftraggeber gemeinsam die Nächte vor dem Computer um die Ohren schlagen müssen.« Verschärfte Voraussetzungen für stressgeplagte Manager, die dennoch scheinbar gerne in Kauf genommen werden. Und so finden sich neben u. a. dem Liverpooler Nationalmuseum, den Pet Shop Boys, Live Earth, Mika und Lemon Jelly auch Sony, MTV, Jakult, Coca-Cola und Panasonic auf dem Airside-Kundenportfolio. Überhaupt scheint das Thema »Work vs. Pleasure« eine große Rolle im Unternehmensuniversum zu spielen: »Rund 30 Prozent unserer Projekte sind freie Arbeiten ohne konkrete wirtschaftliche Bezüge, die allein dazu dienen, Neues auszuprobieren, sozial und politisch zu agieren und die Gruppe voranzubringen.« Die Ergebnisse, ein buntes Sammelsurium aus u. a. Toys, Kurzfilmen zum Klimawandel, Bandkooperationen, Zusammenarbeiten mit Labels wie Rough Trade und Domino Records, Kunstdrucken, Kalendern und dem 1998 gegründeten »Airside T-Shirt Club«, dessen Mitglieder man vierteljährlich mit handbedruckten Shirts eigener und externer Designer versorgt, werden dabei direkt über den angeschlossenen Onlineshop vertrieben. Eine Buch/DVD-Dokumentation zum Thema »10 Jahre Airside« steht Ende des Jahres an.
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072 Film
Dieser Tage kann man sich ein gutes Bild davon machen, was die frühen Vertreter des New Queer Cinema jetzt treiben. Während wir auf Todd Haynes’ Dylan-Biopic »I’m Not There« warten (mehr im nächsten Heft), feiert Bruce LaBruce’ »Otto; Or Up With Dead People« auf der Berlinale 2008 Premiere. Aljoscha Weskott berichtet von den Dreharbeiten und skizziert das kommende Festival. Tim Stüttgen besuchte die Aufführung von LaBruce’ Theaterstück »Cheap Blacky«. Fotos: Marietta Kesting.
Bruce LaBruce / Berlinale 2008
DYNAMIKEN ZOMBIFIZIER N
ur ein paar Hundert Meter entfernt vom Schlesischen Tor sind die Wege verstaubt und dreckig. Kein Set muss künstlich errichtet werden. Eine Papier-Recyclingfabrik an der Spree in Berlin-Kreuzberg dient als Kulisse. Es sind die letzen Aborte der Post-Industrieästhetik, die von den Malls und Arenen auf der gegenüberliegenden Uferseite konterkariert werden. Wir sind zu früh, alles wirkt verlassen und bewegungslos. Dann das erste Bild vor einer maroden Lagerhalle: Otto, der Zombie, isst einen Salat im provisorisch eingerichteten Cateringbereich. Er sieht müde und abgekämpft aus, untot-morbide eben. Um ihn herum bilden junge, poshe Boys und Girls einen stylishen Müllkinderbund: Es ist das Filmteam von Bruce LaBruce, über 20 Leute. Langsam nimmt das hektische Treiben zu. Der Charme der Improvisation im ruinösen Ambiente entfaltet sich. Morgens war bereits in einem Schlachthof gedreht worden. Die Strapazen stehen LaBruce ins Gesicht geschrieben. Kurze, freundliche Begrüßung. »How is it? Fine!« Dann geht es los. Nicht das erste Mal, dass der kanadische Filmemacher in Berlin dreht. »Skin Flick«, den es auch als HardcoreVersion mit dem Titel »Skin Gangt« gibt, wurde 1998 gedreht. Schon lange, bevor die Kleinkunstfalle der subversiven Queerkultur in Berlin zuzuschnappen drohte, hatte Bruce LaBruce Berlin auch als strategischen Ort gewählt. Das liegt nicht nur an der Produktionsfirma Wurstfilm sei-
nes Freundes und Produzenten Jürgen Brüning, sondern auch an der ästhetischen Entscheidung, andere Pornos jenseits des Mainstream zu produzieren. Solche, die in der Tradition des amerikanischen »Underground Porn« und experimentellen Kunstfilms der 60er-Jahre stehen. Die werden nicht im Studio, sondern häufig an öffentlichen Schauplätzen verwirklicht. Berühmt wurde LaBruce durch seinen Film »Hustler White«. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Und Bruce LaBruce sieht sich manchmal selbst als Gefangener eines Genres, zu dem er eine Hassliebe entwickelt hat. Porno scheint seine Baustelle, sein Metier, das er nicht verlassen will und kann. Nicht postmoderne Verspieltheit, sondern die spezifische Dynamik des Sexuellen als implizit politischer Faktor ist Bruce LaBruce’ Beitrag zu einer Theorie des Körpers im Film. Schließlich geht es ihm immer auch um eine andere Pornografie, die die Ökonomien der Pornoindustrie bekämpft. »I don’t care about what’s going on in Afghanistan, I care about my orgasm«, hieß es in »The Raspberry Reich«. Oft wurde Bruce LaBruce allein in die Tradition sardonischer Sexploitation-Streifen gestellt. Aber er ist auch Seismograf politischer Bewegungen, wenn er sagt: »Jede revolutionäre Bewegung funktioniert über eine starke Sexualisierung.« Porno ist kein schockierendes Überschreitungsgenre mehr, sondern eine ausdifferenzierte Kultur unter vielen, die, so zeigte es die Berliner Konferenz »Post-Porn« im Okto- ≥
The Raspberry Reich ... ist der Titel von LaBruce’ mittlerweile zensiertem RAF-Film. »The Raspberry Reich« glich einer Varietéshow der Eitelkeiten und Imitationen. Es war LaBruce’ Aufruf zur »homosexuellen Intifada«. All das endete tragisch vor einem Gericht in Paris. Jene, die das Archiv der Rebellenbilder horten, die Familie des berühmten Che-Fotografen, gewann eine Urheberschutzklage, auch wegen der Verunglimpfung und Pornografisierung Che Guevaras, wie es hieß.
Film
DER UNG ≥ ber 2006, auch neue Avantgardemodelle hervorbringt und alte Fragen neu beantworten möchte. Bruce LaBruce erscheint selbst als Figur des Übergangs. Vom GayPunk zur Pornobejahung zur Pornokritik im Modus eines neuen Feminismus zum Film. Daneben ist er Porno-StilIkone und Flaneur, arbeitet als Fotograf und Journalist für Magazine wie Butt oder das C Magazine. Er schweift umher, und das nicht nur als weltläufiger Queer-Rebell, als Pendant des kosmopolitischen Kulturbürgers. Sondern vor allem als aufmerksamer, fast zärtlicher Beobachter der anderen. Unvergessen sein Interview mit Gus Van Sant über dessen »Elephant« im Butt Magazine vor einigen Jahren. Am Set werden die Bewegungsabläufe der Schauspieler gestellt, Mikros verteilt. Die Kamera diktiert den Weg. ≥
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074 Film
Der Regisseur flüstert den Text zu ≥ Es ist eine kreisförmige Bewegung. Alte DDR-Schulbücher quellen aus den Abfalltonnen der Papier-Recyclingfabrik. Bücher wie »Die Geschichte der kommunistischen Partei« werden zur Lektüre der Crew während der Pausen. Die Hitze macht allen zu schaffen. Das Stöhnen der Beteiligten ist asynchron. Doch hier gibt es gerade das perfekte Licht – fern der Kunstlichtsonne. Wir sind Zeugen einer dramaturgisch nicht unwichtigen Szene: Medea (Katharina Klewinghaus) spricht auf ihrem Spaziergang durch den Müll eine Ode auf die Aborte unserer Konsumgesellschaft. Und Bruce LaBruce agiert als Souffleur, um die Brüche ih-
res nahezu ewig andauernden Monologs über den Wegwerfwahn der Welt im Allgemeinen – und Amerikas im Besonderen – aufzuheben. Amerika produziert sehr viel Müll, es sind Millionen von Fußballfeldern jeden Tag. Und da kommt Medea etwas ins Stottern bei dieser Passage. Vielleicht denkt sie an Al Gore, sodass die Übertragung misslingt. Die sexualpolitische Dimension des schwul-lesbischen Films spielte schon in den ersten frühen Super-8Filmen von LaBruce eine Rolle, in denen er die Obsessionen für das Pornografische an eine eigene Bilderästhetik band. In Toronto war LaBruce in den 1980er-Jahren Teil der entstehenden Gay-Punk-Bewegung, die aufgrund ihres Außenseiterdaseins die Massenkultur bekämpfte. Der Zusammenhang von visueller Orchestrierung und pornografischer Ikonografie fand seinen grundsätzlichen Kompositionsplan dann Ende der 1980er-Jahre im damals entstehenden New Queer Cinema. Neben LaBruce zählen u. a. Derek Jarman, Todd Haynes, Gus Van Sant dazu. Dass dieses Kino eine Reaktion auf die Krise klassischer Konzepte der Identitätspolitik war, mag man schon nicht mehr wiederholen. Das Genre hat sich gewandelt und in unterschiedliche Subgenres aufgeteilt. Während Medea am Set umherschweift, erinnere ich mich an ein graues und milchiges Herbstlicht, das durch die Fenster der Volksbühne in Berlin zu dringen versucht. Bruce LaBruce hielt einen Vortrag auf der »Post-Porn«Konferenz. Frei und spontan. Sehr nachdenklich präsentierte er sich dort, verlieh seiner Traurigkeit über eine ≥
Cheap Blacky
EIN PAAR BEMERKUNGEN ZUM QUEEREN THEATER Als das Publikum den restlos ausverkauften Saal des Hebbel-Theaters betritt, hat »Cheap Blacky« schon angefangen. In exaltiertem Englisch referiert eine Akademiker-Schwuchtel an einem Vortragspult an der Seite der Bühne endlos ausgedehnt analytischen Gossip: Fassbinder und Pasolini, Schauspielerinnen-Diven und ihre Liebhaber, Camp und Politik, die 70er-Jahre ... Dieses ausgestellte Sprechen des akademischen Nerds wird in den nächsten Minuten der Soundtrack zu den schattenhaften Betätigungen auf der in blaues Licht getauchten Bühne sein. Wir befinden uns im Kreise einer bürgerlichen Familie mit Vater, Mutter, Sohn und einem großen, farbigen Hausmädchen. Dann wird ein Koffer hereingetragen, aus dem ein nackter Hustler entsteigt. Der überraschende Gast als Fremdkörper der Familie und produktiver Virus, der alle verdrängten Begehren aufbricht und damit die selbst-unterdrückerische Gemeinschaft durch eine sexuelle Katharsis heilt – das Thema aus Pasolinis Film »Theorem« (1968) gibt Bruce LaBruce die Struktur seiner so modernen wie queeren Interpretation, die auf eine andere Kunstfilmreferenz der gleichen Ära trifft: Fassbinders »Whity« (1971). » Für dieses Set-up hat der kanadische Regisseur offensichtlich die richtige Truppe gefunden. Neben der afroamerikanischen Drag-Quenn-Ikone Vaginal Davis, dem
Zeichner, Model und Künstler Christophe Chemin oder der auch auf der Bühne aktiv die SchauspielerInnen umfrisierenden Make-up-Tunte Tanh Bin Nguyen bildet besonders das Berliner Performance-Kollektiv Cheap Klub den irren Kern der Besetzung. Vermutlich ist es ein gewöhnlich blöd-deutsches Phänomen, dass Cheap Klub außerhalb Berlins noch wenig bekannt ist. Seit die Gruppe um Daniel Henricksen, Marc Siegel und Susanne Sachsse 2002 queere, psychedelische Partys veranstaltet hat, ticken für alle, die dabei waren, die sexuellen Uhren etwas anders. Insidern wird das Repertoire aus postpornografischen Gesten, Drag, queeren Befreiungsversprechen, Musical-Camp und schwuler Hipness teilweise bekannt vorkommen. Doch all diese Ingredienzien auf der Theaterbühne konsequent und smart bis zum Anschlag überlappen zu lassen, das hat man selten gesehen. Am Ende von zehn Mini-Akten steht eine fast spirituelle Befreiung, die brillant albern inszeniert ist und glücklicherweise auch die Überladung all der Zitate, Bilder und Diskurse in einer vielschichtigen Klimax auflöst. Das Publikum klatscht und lacht, ist geschockt und staunt. Drei ausverkaufte Vorstellungen und weitere in Hamburg, Zürich und Wien lassen sogar auf ein Follow-up hoffen. Der heterosexuellen Langeweile des Kulturbetriebs wäre es zu wünschen. Tim Stüttgen
Film
Zombie on top of the world ≥ von ihm kürzlich besuchte Pornomesse in Barcelona Ausdruck: »A feeling of being displaced.« Achtzig Prozent der dort ausgestellten Pornowaren samt PornodarstellerInnen seien tatsächlich nur mit dem Zerrbild einer auf Kommerz und Ausbeutung basierenden Pornoindustrie zu fassen gewesen. Darin öffnen sich nur sehr kleine Fenster für andere Praktiken. Auch die Pornoindustrie ist zombifiziert. Wir sehen Otto (Jey Crisfar) in den unblutigen Augenblicken des Films. Ist er ein gestylter Gothic-Zombie? Oder entspricht er doch dem von LaBruce favorisierten Look
eines stinkenden Neo-Gothic-Dandys? LaBruce möchte der Zombiefigur eine zeitgenössische Form verleihen; eine brutalisierte Gespenstigkeit irdischer Gewalt- und Sexexzesse. Der Film ist eine Fabel aus dem kapitalistischen Menschenpark, kein klassischer Zombie-Movie. »Otto; Or Up With Dead People« ist als ein gigantischer Mash-up unterschiedlichster Genres und Medien entworfen worden. Alles wird getragen von einer Gesamtkunstwerk-Fantasie, von Rückblenden, von einer Idee des Films im Film, von Zeitsprüngen und komplizierten Beziehungsachsen. Dort Text, hier Illustrationen. Einstudierte Sequenzen des Choreografen Alexandre Roccoli sollen die Narration in einer Zone der Atemlosigkeit und Unterscheidbarkeit verdichten. Zum »Cabinet des Dr. Caligari« ist es nicht weit – und doch ein Holzweg. Wir warten noch das Ende der Szene ab. Dann zieht die Filmcrew weiter, das Set bleibt bestehen. Auf den Friedhof in die Blankenfelder Allee zum nächsten Zombie-Drehtermin schaffen wir es nicht mehr. Der Spuk hat uns nachdenklich gemacht. Würde man sich nicht wünschen, dass Bruce LaBruce über ähnliche Budgets wie Todd Haynes oder Gus Van Sant verfügte? Aber LaBruce ist das zuwider. Er hält die Filmfabrik »Hollywood« für überholt und unzeitgemäß, wie er vor Jahren in einem Interview mit JT Leroy sagte: »I like bad acting styles. I just saw ›Swept Away‹ with Madonna – and I kind of like her acting style. She’s so stilted and artificial. You can see her trying but it’s not working.«
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Das Cabinet des Dr. Caligari ... ist der Titel von Robert Wienes expressionistischem Stummfilm aus dem Jahr 1920. Es geht um einen Hellseher auf einem Jahrmarkt und um Dr. Caligari, der das Medium für seine Zwecke missbraucht. Schlussendlich entpuppt sich die Handlung als Wahnvorstellung Caligaris. Allerdings sind vor allem Walter Reimanns Bauten und die kontrastreiche Beleuchtung stilbildend geworden. Ursprünglich sollte Fritz Lang Regie führen.
Berlinale 2008
EIN PAAR GEDANKEN ZUM GROSSEN FESTIVAL
Infos und Links Im Verlag Powerhouse erscheint Ende 2008 das Film-Buch »Bruceploitation!«. www.brucelabruce.com www.ottothezombie.com Die 58. Internationalen Filmfestspiele Berlin finden statt vom 07.-17. Februar. www.berlinale.de
Penélope Cruz, Ben Kingsley und Dennis Hopper werden erwartet, weil »Das sterbende Tier« von Philip Roth verfilmt wurde. Das Ergebnis trägt den Titel »Elegy« (Regie: Isabel Coixet) und wird im Wettbewerb der 58. Berlinale laufen. Aber kommt Penélope auch? Und Dennis, und Ben? Der internationale Filmfestivalmarkt samt seiner Stars ist hart umkämpft. Mit dem Niveau der Wettbewerbsbeiträge bleibt die Berlinale trotz »Loreal« eindeutig das Schlusslicht der großen A-Festivals. Die Retrospektive ist diesmal Luis Buñuel gewidmet. Das ist bei allem Respekt leider auch nichts, was besondere kuratorische Praxen abverlangt und nicht auch schon in einem Programmkino einer x-beliebigen Stadt ausgiebig gelaufen wäre. Was tun? Nun, dann tummelt man sich eben auf der von Jahr zu Jahr weiter expandierenden Sektion »Market«, bettelt Produktionsfirmen an, ob man nicht auch zu dem Screening des neuen Claire-Denis-Films kommen dürfe, und tut überhaupt sehr geschäftig. Vor allem, um den Wettbewerb zu kompensieren, der eh kaum jemanden interessiert. Aber es gibt immer Ausnahmen. Alle sprachen 2007 von Petzolds »Yella« und der Möglichkeit, den modernen Kapitalismus zu filmen. Sowie von Franois Ozons »Angel« und der Möglichkeit, die melodramatische Form weiterzuentwickeln – durchaus Highlights des letzten Jahres. Wenn Tom Cruise nicht schon gesagt hätte, dass das
heilige Deutschland doch bitte noch sehr lange leben solle, dann könnte man sich diese Worte auch von den Repräsentanten der deutschen Filmstandortpolitik am Rande der Berlinale 2008 vorstellen. Aber die leidigen Standortfragen der hiesigen Filmpolitik und ihres repräsentativen Flaggschiffs Berlinale sollen den Blick nicht auf das verstellen, was das Festival dann doch weltweit so einzigartig macht. Es sind die Sektionen »Panorama«, »Forum« und »Forum Expanded«. Im »Panorama« wird Madonna mit »Filth And Wisdom« ihr Regiedebüt präsentieren. Daneben gibt es u. a. Bruce LaBruce’ Zombie-Film (siehe Artikel). »Forum« und »Forum Expanded« werden wohl die interessantesten Sektionen des Berlinale-Programms sein: Nur dort gibt es unzeitgemäße Filmformen auch jenseits des Arthouse-Kinomarktes zu entdecken: Autoren-, Avantgarde-, Experimental- und Essayfilme. Das Motto des Berlinale Talent Campus 2008 lautet »Screening Emotions – Cinema’s Finest Asset«, in dem die »Rolle der Emotionalität für das Filmschaffen, die Einbindung wirtschaftlicher Aspekte und das Vorhaben einer nachhaltigen Vernetzung« thematisiert werden soll. Nicht unspannend. Oder dann doch lieber Penélope Cruz auf dem roten Teppich bewundern? Und vielleicht kommt ja sogar Madonna zur ihrer Weltpremiere? Wir werden sehen. Aljoscha Weskott
076 Film
Staub
ALLEIN MACHEN SIE DICH EIN Sean Penns »Into The Wild« handelt von einem Aussteiger und zeigt imposante Naturaufnahmen. Auf wahren Begebenheiten basiert er auch noch. Doch lest selbst, warum Hollywoods bester echter Kerl uns trotzdem nicht enttäuscht.
J
e krankhafter sich dem Einzelnen die Gesellschaft darstellt und je weniger Hoffnung auf eine Solidargemeinschaft besteht, die sie gesund machen könnte, desto größer ist die Chance, dass das Individuum zum Individualisten wird, der als subversives Element durch zivilisatorische Gefilde zieht, um deren Bewohnern – z. B. dem Farmer Wayne, einem dänischen Freak-Pärchen, den Ur-Hippies Jan und Rainey oder dem Army-Veteranen Ron Franz – hier und da ein Lächeln abzutrotzen. Zugegeben, ein verdammt langer Satz als Einleitung zur Würdigung eines Films, in dem es doch vor allem um eine Idee geht, die sich kurz und knapp als »Freiheit« bezeichnen lässt – und die im Miteinander pointiert das Gegenteil von »Gleichheit« bedeutet, wie zuletzt auch Bundespräsident Köhler betonte. Regisseur Sean Penn zeigte bereits mit seiner Dürrenmatt-Verfilmung »The Pledge« und dem gelungensten Beitrag zum 9/11-Episodenfilm »11’09’’01«, worum es ihm in seiner Arbeit hinter der Kamera geht. Verlorene Typen, gefangen in ihrer eigenen Welt, suchen den Anschluss an Details aus der Realität, die sie aus ihrem Albtraum herauskneifen könnten. Der Trick des Christopher McCandless, Hauptfigur von Penns viertem Abendfüller »Into The Wild«, besteht darin, nach dem College-Abschluss zum Selbsterfahrungstrip quer durch die Staaten aufzubrechen. Penn inszeniert
diese nach wahren Begebenheiten erzählte Geschichte mit dem Pathos einer ehrlichen Haut, die die Doppelbödigkeit jeglicher Moral nicht verdecken mag. McCandless, dargestellt von Emile Hirsch, landet schon zu Beginn in den Wäldern Alaskas. Rückblenden zeigen, was zwischen seinem Aufbruch und dem Einzug in einen alten Bus, den er mitten in der Wildnis findet, geschehen ist. Die Landschaftsaufnahmen aus Alaska sind so umwerfend wie geradezu provokativ klischeehaft. Sean Penn verzichtet weder auf das neugierige Reh noch auf die haarige Raupe, die fotogen ein Blatt überquert. Dabei liefert er eine Zivilisationskritik speziell für Zombies wie Horst Köhler – dass vollkommene »Freiheit« gleichbedeutend mit totaler Vereinzelung sein muss. Die hilfsbereite Dame der Meldebehörde von Los Angeles in ihrer engen Kabine dient als Role-Model einer anderen als McCandless' Methode, wie man sich dem sozialen Hauen-und-Stechen entziehen kann. Sie ist eine von vielen starken Typen im tollen Ensemble, die alle für sich einen Spin-off wert wären und gemeinsam mit Sean Penn die Rolle des »Alexander Supertramp« eben nicht zur einsamen Witzfigur degradieren. Wolfgang Frömberg Into The Wild (USA 2007; R: Sean Penn; D: Emile Hirsch, Marcia Gay Harden, William Hurt; 31.01.)
Worüber kann man noch einen Film machen, wenn man schon erzählt hat, wie Zivilisation wird und vergeht? Hartmut Bitomsky hat das anhand einer Kriegsmaschine von unvergleichlicher Ausgefeiltheit im Jahr 2001 mit »B-52« getan. Danach kann man eigentlich nur noch davon erzählen, wie es so im Wesentlichen ist mit dem Leben auf Erden. Dann macht man, wie derselbe Regisseur jetzt, einen Film über »Staub«. Staub ist so ziemlich das kleinste Objekt, das man zum Thema eines Films machen kann. Staub ist, woraus Film wird und wozu er wie alles eines Tages wird, nachdem man sich vorher schon mit Staub in allen möglichen Formen, Farben und Beschaffenheiten herumgeschlagen hat. Staub ist das, was der Mensch produziert. Staub ist, was nie zu bewältigen ist. Ein Rest bleibt immer. So gesehen ist Staub die größte Hoffnung, die wir haben. »Staub« ist auf seine eigene Weise – die in Venedig ständig als »total deutsch« charakterisiert, aber auch allgemein bewundert wurde – unendlich unterhaltsam. Allein diese Mengen an Menschen, die sich professionell mit Staub beschäftigen. Und was die oft für irre Maschinen haben! Da steht plötzlich was, das aussieht wie ein Requisit aus einem italienischen 60s-Science-Fiction-Knaller. Und Bitomsky sagt lässig so was wie: »Das hier ist der ToffSims. Ja, was macht der eigentlich?« In diesem Augenblick ist »Staub« zugleich intellektueller Slapstick und Hohelied auf die menschliche Erfindungskraft. Es gibt auch Helden: Die Hausfrau, die putzt und putzt und sogar – Mutter hat’s geraten – Woche für Woche den Fernseher aufmacht, um auch in dessen Inneren Staub zu saugen; die fröhliche Künstlerin, die diese faszinierenden Systeme von Staubmäusen konstruiert hat; der Wissenschaftler, der darüber staunt, wie das Uranium abgeht in der Erde; Bitomsky selbst, dessen Stimme mehr Charakter hat als so ziemlich alles, was an männlichen Schauspielern in der BRD rummacht. Und der damit Sätze von sich gibt, die so wundervoll konzis und furchtlos steil sind in den Ideen, die sie transportieren. Olaf Möller Staub (D/CH 2007; R: Hartmut Bitomsky; 21.02.)
Film
077
Sweeney Todd
WER AN DEN HORROR GLAUBT Was ist unheimlicher – ein Haus voller Geister oder die Psyche eines Menschen, der sich von Geistern umgeben wähnt? In »Das Waisenhaus« zeigt Regisseur Juan Antonio Bayona den Untergang einer Frau, die sich nicht von ihrer Kindheit lösen kann.
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an mag »Das Waisenhaus« Furcht einflößend finden. Es gibt aber kaum Gewalt und Blut. War das eine bewusste Entscheidung? Es wäre vielleicht einfacher gewesen, wenn wir etwas Monströses eingebaut hätten, aber wir wollten unbedingt dem Zuschauer zwei Lesarten ermöglichen. Einmal ein realistisches Drama um eine Frau, die das Verschwinden ihres Kindes nicht akzeptieren kann. Und dann natürlich eine klassische Geistergeschichte. Zu viele Spezialeffekte hätten da unsere eigenen Intentionen untergraben. Sie meinen, man könnte Ihren Film auch als reines Psy-
chodrama begreifen? Ambiguität ist alles! Wir haben uns dabei stark von Henry James’ »The Turning Of The Screw« [1961 verfilmt als »Schloss des Schreckens«] inspirieren lassen. »Das Waisenhaus«, von Guillermo Del Torro mitproduziert, ist nach »Pans Labyrinth« der nächste spanische Film, in dem der Tod eine besondere Konnotation erfährt. Das Sterben scheint jeweils eine gewisse Form von Glück zu ermöglichen. Ich denke nicht, dass der Tod die Lösung für irgendetwas ist. In beiden Filmen gibt es ein Gefühl drohenden Unheils, gegen das die Protagonistinnen mit Hilfe ihrer Fantasie ankämpfen. Die Aussage ist dabei ähnlich wie in Märchen, nämlich, dass wir die Fiktion brauchen, um die Realität zu verstehen bzw. sie zu ertragen. Es wäre also eine Fehlinterpretation zu behaupten, dass in den Filmen eine Form von Todessehnsucht thematisiert wird? Es gibt dort eher einen Horizont des Todes. Man darf den Charakter der Laura auch nicht als jemanden sehen, an dem man sich orientieren sollte. Ich möchte sie verstehen, aber ich befürworte ihr Handeln nicht. Also ist ihr Film eine Tragödie? Er hat auf jeden Fall ein tragisches Element. Wir haben viel diskutiert über die winzige Distanz zwischen den Menschen, die glauben, und denen, die es nicht tun. Und mir geht es um das Bedürfnis, glauben zu können. Auch wenn es tragische Konsequenzen hat. Martin Riemann Das Waisenhaus (E 2007; R: Juan Antonio Bayona; D: Belén Rueda, Fernando Cayo, Geraldine Chaplin; 14.02.)
My Blueberry Nights Wong Kar-Wai verlässt mit seinem jüngsten Film das historische Hongkong und spürt nun US-amerikanischen Mythen nach. Während Wim Wenders mit »Don’t Come Knocking« die prototypischen Amerikabilder Edward Hoppers in Bewegung versetzte, scheint sich Wong Kar-Wai von den Fotografien des Alltagschronisten William Eggleston leiten zu lassen. Er zeigt dunkle Bars, Diners, Wüsten, Casinos und leere Straßenkreuzungen, auf deren nassem Asphalt sich die Lichter der Straßenlaternen spiegeln. In diesen Bildern verliert sich der asiatische Regisseur ebenso wie seine von der Sängerin Norah Jones gespielte Protagonistin: Die New Yorkerin Elisabeth, betrogen von ihrem Freund, flüchtet sich in Jeremys Café. Nach einigen langen Nächten reist sie auf der Suche nach sich selbst zunächst nach Memphis, dann nach Las Vegas. An beiden Orten erlebt sie Geschichten – als Zuschauerin. Danach kehrt sie zurück in das kleine Café in New York. Nun weiß sie, was sie will. Nachvollziehbar wird ihre Reifung für den Zuschauer nicht. Wong Kar-Wai hält an seiner mit »In The Mood For Love« und »2048« entwickelten Ästhetik trotz Wechsel des Kameramanns fest. Christopher Doyle wurde nach fast zwei
Jahrzehnten der Zusammenarbeit durch Darius Khondji ersetzt. Der macht genau da weiter: elegante Farben, ein somnambules Gefühl von Trägheit, von einem etwas penetrant eingesetzten Nachzieheffekt der Bilder unterstützt. Der zum Stil gewachsene Manierismus hinterlässt durch die oberflächliche Eleganz der geschmeidigen Einstellungen einen faden Beigeschmack, den die dürftige Story nicht auffängt. Christian Meyer
Es erscheint wie eine Wiedergutmachung am Publikum, dass Tim Burton nun wenigstens der Geschichte um Sweeney Todd ein filmisches Antlitz verpasst hat, nachdem er schon Alan Moores JackThe-Ripper-Comic »From Hell« den Hughes-Brüdern überlassen hat. Die Figur des Sweeney Todd entstand Mitte des 19. Jahrhunderts, noch bevor Jack The Ripper tatsächlich sein Unwesen in London trieb. Der versierte Barbier soll 160 Kunden die Kehle aufgeschlitzt haben, seine Komplizin hat sie dann als Fleischpasteten an die Bevölkerung Londons verfüttert. In einer neueren Version der Geschichte, auf der auch Burtons Vorlage, nämlich Stephen Sondheims Broadway-Erfolg von 1979 basiert, erhält der Barbier einen Grund für seine Taten: Er will sich an Richter Turpin rächen. Der hatte ihn unschuldig in die Verbannung geschickt, um an seine Frau zu gelangen. Als der Richter sie vergewaltigt, vergiftet sie sich, Sweeneys Tochter Johanna lebt seither als Adoptivkind bei ebenjenem Richter wie eine Gefangene. »From Hell« und »Sweeney Todd« sind wie geschaffen für den Regisseur mit dem Faible für düsteres, neogotisches Ambiente. Bei »Sweeney Todd« gesellt sich noch eine gute Portion schwarzen Humors hinzu. Zimperlich geht es hier nicht zu. Tim Burton, gerne mal im Grenzbereich zwischen Kinder- und Erwachsenenfilm tätig, legt sich dieses Mal fest. Er arbeitet akribisch an der Ausformulierung des Subgenres Slasher-Musical. »Sweeney Todd« wirkt zu Beginn reichlich steif: Komplett im Studio gedreht und mit nur wenigen Charakteren bestückt, entwickelt sich das Rachedrama, das später Shakespeare’sche Ausmaße annehmen soll, nur langsam. Die minimalistische Figurenkonstellation lässt gerade noch Platz für einen grandiosen Kurzauftritt von Sacha Baron Cohen als italienischem Barbier Pirelli. Bis zum bluttriefenden Schlussbild wird viel gesungen und geschlitzt, im Mittelpunkt steht neben Hauptdarsteller Johnny Depp die Perfektion des Burton-Gothic-Styles. Christian Meyer
My Blueberry Nights (HK/ CN 2007; R: Wong Kar-Wai; D:
Sweeney Todd (USA 2007; R: Tim Burton; D: Johnny
Norah Jones, Jude Law, Natalie
Depp, Helena Bonham Carter, Sacha Baron Cohen,
Portman; 24.01.
Christopher Lee; 21.02.)
078 Film
Fallen Barbara Albert geht in ihren Filmen gern an jene Orte, wo eigentlich niemand sein möchte. Dahin, wo es peinlich wird, unerträglich geradezu, bis über die Schmerzgrenze: Klassentreffen, Begräbnis, Dorfdisco. In »Fallen« kommt all das zusammen. Alberts fünf Protagonistinnen treffen sich in ihrem alten Heimatdorf, irgendwo in der Peripherie Wiens, anlässlich einer Beerdigung, die zu einer Art Klassentreffen wird, 15 Jahre nach Schulabschluss. Wer sie damals mit dem Virus der Freiheit geimpft hatte – ein unkonventioneller Lehrer, der sich nach und nach als zwiespältiger Hippie-Schwätzer entpuppt –, der hat sie nun für immer verlassen. Die fünf Frauen trauern, feiern, erinnern sich und spüren eine Nacht lang wieder dieses Gefühl von Aufbruch und großen Veränderungen. Durch ihr unerwartetes Zusammenkommen aus verschieden verkorksten Lebensentwürfen erneuern sie ihre alten jugendlichen Träume. Vermutlich aber ganz entgegen seiner Intention verstärkt Alberts Film mit jeder neuen kleineren oder größeren Katastrophe – Dorfdisco, WC-Sex, Strafvollzug – den Eindruck, dass diese Beschwörung der Freiheit nur leere Rhetorik ist. Es sind nur mehr kleine Fluchten möglich: an die verklärten Orte der Kindheit, in gedankenlose Exzesse, in eine neue Beziehung vielleicht. Doch der Kater danach ist garantiert. Von den Idealen des verstorbenen Lehrers bleiben nicht viel mehr als enttäuschte Lieben, kaputte Träume und ein Rechtschreibfehler auf dem Grabstein. Es ist peinlich und schön, wie »Fallen« das Gefühl eines diffusen Aufbegehrens einfängt. Und es ist traurig, dass das nur in einem Tonfall tiefer Resignation möglich scheint. Arno Raffeiner
Fallen (A 2006; R: Barbara Albert; D: Gabriela Hegedüs, Birgit Minichmayr, Nina Proll, Kathrin Resetarits, Ursula Strauss; 17.01.)
intro.de/previews No Country For Old Men Der neue Film der Coen-Brüder Di, 26.02. 20 h, Off Broadway, Köln Lars und das Mädchen in diversen Städten, siehe HOROSCOPE (rechts)
KLARTEXT Die Geschichte von Ralph Waldo »Petey« Greene. Der Ex-Knacki wurde in den Sixties Radio-DJ bei einem R’n’B-Sender in Washington. Er nahm kein Blatt vor den Mund und machte sich notgedrungen zum Clown. Ein guter Film über einen guten Typ.
N
o signifying: Bei Petey Greene geht alles, bloß kein tieferer Sinn. Der Radio-DJ wehrt sich gegen jede Art von Mehrbedeutung, denn wenn er seinen Mund aufmacht, ist alles eins zu eins. Der Mann ist echt, er kommt von der Straße, saß im Gefängnis, und er spricht über den Äther nichts als die harte, ungeschönte Wahrheit. Wäre eine solche Figur bloß ausgedacht, der Film wäre wohl nicht mehr zu retten. Doch Regisseurin Kasi Lemmons hat mit »Talk To Me« die Geschichte von Ralph Waldo »Petey« Greene verfilmt, einem ehemaligen Häftling, der sich mit großer Hartnäckigkeit den Job als DJ eines R’n’B-Senders im Washington DC der 60er-Jahre erkämpfte und in den folgenden Jahren zu einem Mythos schwarzer Entertainment-Kultur aufstieg. Begleitet wurde er dabei von Dewey Hughes, dem Programmdirektor der Radiostation, der schließlich zu seinem Manager wurde. Beide stammen aus den Armenvierteln Washingtons, doch Hughes (Chiwetel Ejiofor) hat sich als angepasster Karrierist eingerichtet, der von Petey Greenes flotter Lippe als »just another white boy with a tan« abqualifiziert wird; Greene (Don Cheadle) versteht sich als unverfälschtes Sprachrohr der Black Community, aus der er enormen Rückhalt erfährt. Aus der Spannung zwischen diesem ungleichen Paar speist sich die Dynamik des
Films. Der Biopic-Stoff wird zum Widerstreit zwischen Assimilation und Selbstbestimmung. Angesichts dieses prägnanten Konflikts – und des kongenialen Zusammenspiels von Cheadle und Ejiofor – lässt sich die Engführung der Geschichte auf die zwei Hauptfiguren verschmerzen, die den historischen und sozialen Rahmen meist nur als funky Background in Szene setzt – mal abgesehen von der langen Radionacht nach der Ermordung von Martin Luther King. Im entscheidenden Moment, als das Duo in das Allerheiligste der US-Unterhaltungsindustrie, die »Tonight Show«, eingeladen wird, hat Greene seinem Partner einiges an Selbstreflexion voraus. Als bunt gekleideter, mal lustiger, mal wütender, immer Klartext sprechender Schwarzer ist er vor einem weißen Publikum nichts anderes als ein Clown, eine Bestätigung genau jener (auch positiven) Vorurteile, die es sowieso schon hat. Damit erzählt »Talk To Me« nicht nur die bemerkenswerte Geschichte des Petey Greene, sondern findet eindrückliche Bilder für Fragen, die in der Rezeption von, sagen wir: HipHop nach wie vor mitschwingen. Arno Raffeiner Talk To Me (USA 2007; R: Kasi Lemmons; D: Don Cheadle; 07.02. Wir verlosen 15 x 2 Tickets auf www.intro.de
DVD
HOROSCOPE
UNTERSCHÄTZE NIE JEMANDEN, DER ETWAS ZU SAGEN HAT.
Sterne und Filme im Februar WASSERMANN 21.01. bis 19.02. Du bist ja alles andere als ein oberflächlicher Typ. Die Story von »Underdog – Unbesiegt, weil er fliegt« (31.01.) wird dir auch keinen Zacken aus der Krone brechen. FISCHE 20.02. bis 20.03. Du fühlst dich einsam und deplatziert, Waschlappen! Wir empfehlen »Mein Freund der Wasserdrache« (31.01.), da bist du in deinem Element und nicht mehr so allein ... WIDDER 21.03. bis 20.04. Im Februar bist du zahm wie ein Lämmchen und willst bloß im Dunkeln zu den Bildern von »Saw 4« (07.02.) kuscheln und ein bisschen am Ast sägen, auf dem du sitzt. STIER 21.04. bis 21.05. Der Mond macht dir das Leben zur Hölle. Seit Silvester liegt so ein Schleier davor, fast wie in »Der Nebel« (17.01.) nach Stephen King. ZWILLINGE 22.05. bis 21.06. Stehst du noch immer auf Daniel Day-Lewis und seinen Brustkorb? »There Will Be Blood« (14.02.) lässt ihn schwellen und bietet den dazu passenden Ölfilm nach Upton Sinclair. KREBS 22.06. bis 22.07. Dein Schalenkostüm wird auf eine harte Probe gestellt, wenn du dich in den »Krieg des Charlie Wilson« (07.02.) verirrst. Tom Hanks und Julia Roberts in einem Streifen über jenen seltsamen Dandy, der es sich einiges kosten ließ, die Rote Armee aus Afghanistan zu vertreiben. Da läufst du mit deinen roten Scheren rückwärts wieder raus! LÖWE 23.07. bis 23.08. Du glaubst an gute deutsche Filme, stehst auf »Kroko« von Sylke Enders und möchtest heute noch mit der Heldin auf die Kirmes? Dann darfst du gespannt sein auf ihr »Mondkalb« (31.01.). JUNGFRAU 24.08. bis 23.09. Nachbarn und Finanzamt werden frech. Da kann nur noch »John Rambo« (14.02.) helfen. WAAGE 24.09. bis 23.10. Du musst nicht allein bleiben. Wir empfehlen »Lars und das Mädchen« (13.03.). Ein Typ, der sich in eine Gummipuppe verknallt. Wir verlosen je 10 x2 Preview-Tickets für Köln, Stuttgart, Berlin, München, Hamburg, Leipzig und Frankfurt unter www.intro.de/previews SKORPION 24.10. bis 22.11. Der Stachel der Langeweile sitzt tief. Ab in die »Streets Of Rio« (31.01.) und laut Presseinfo »mitten hinein in die brutale Welt eines brasilianischen Elendsviertels, in dem ein Leben keinen Pfifferling wert ist«. Noch besser: Auch Ralf Richter ist »als ausländischer Fußballeinkäufer in der brutalen Welt der Favelas unterwegs«. SCHÜTZE 23.11. bis 21.12. »Cloverfield« (31.01.) von »Lost«-Mastermind J.J. Abrams nimmt dich auf die Hörner: Woher kenn ich bloß das Szenario eines Terror-Angriffs auf New York? Schnell noch mal bei Wikipedia nachgoogeln ... OCHSENKNECHT 22.12. bis 20.01. Da freut sich einer: »Die Wilden Kerle 5: Hinterm Horizont« (21.02.). Endlich wieder Fußball ... und dann auch noch für die ganze Familie ...
DON CHEADLE CHIWETEL EJIOFOR
AB 7. FEBRUAR IM KINO WWW.TALKTOME.CENTRALFILM.DE
15.3.2008 live for the music www.musikmesse.com
mächtig moschen
079
080 DVD
Rambo Trilogy Steel Collection Für die deutsche Linke, aber auch für alle gemäßigt Liberalen, Sozialpädagogen und Friedensbewegte galt »Rambo« Anfang der 1980er als Inbegriff des US-amerikanischen Kulturimperialismus und stellte die böse, reaktionäre Fratze Hollywoods dar. Dieses Urteil wurde noch dadurch bestärkt, dass der als Kriegstreiber angesehene Präsident Reagan den Film schätzte und darin die Chance sah, einen Schlussstrich unter das Vietnam-Trauma zu ziehen. In Deutschland etablierte sich »in Rambo-Manier« als feststehender Begriff für rücksichtsloses, machohaftes Verhalten und erhielt Einzug in den Duden. Antiamerikanische Ressentiments haben auf diese Weise lange Zeit eine komplexere Lesart des ersten »Rambo«-Teils verhindert, der im Gegensatz zu den beiden Sequels weitaus mehr als nur rachsüchtiges Geballer liefert. Jahre später haben Soziologen und Vertreter der Cultural Studies nachgewiesen, dass »Rambo« auch als minoritäre Identifikationsfigur lesbar ist. Laut Studien von Paul Theroux, Eric Michaels und John Fiske, die Rainer Winter in der Jungle World vorstellte, wird »Rambo« sowohl von den Aborigines in Australien wie auch von den Bewohnern der Solomon-Inseln als »Held der Dritten Welt« und Kämpfer gegen Macht- und Militärwillkür gefeiert. Alles nur ein Missverständnis? Selbst einfach gestrickte Mainstream-Filme sind offen lesbare Kunstwerke. »Rambo« kann für alle erdenklichen Männerfantasien geund missbraucht werden. Wer Letzteren nicht auf den Leim geht, muss beim Filmgenuss auch kein schlechtes Gewissen haben. Martin Büsser Rambo Trilogy Steel Collection (USA 1982-87; R: diverse; D: Sylvester Stallone, Richard Crenna, Charles Naiper; Kinowelt). Intro verlost 3x die Box im Steelbook unter www.intro.de
MARX BROTHERS & SISTERS »Heroes retten New York«, so könnte die Schlagzeile am Ende der Serie lauten, in der alltägliche Helden Superkräfte nach ihren jeweiligen Bedürfnissen entwickeln. Doch bevor am Big Apple Entwarnung gegeben werden kann, muss einiges passieren.
H
eroes« bietet alles Mögliche. Zum Beispiel komplexe Verschwörungstheorien und Exkursionen ins Paranormale à la »Akte X«. Außerdem die spontanen Genmutationen und das Gruppengefühl der »X-Men« – leider ohne deren enge Anzüge. Dazu die Rätsel- und Intrigenspiele von »Lost« sowie das Weltrettungspathos aus »Battlestar Galactica«. Das alles, weil mehrere Menschen entdecken, dass sie Superkräfte entwickeln. Was ja an sich keine schlechte Nachricht wäre. Nur sind die unvermutet an ihren Körpern vorgehenden Verwandlungen derart störend für die Alltagsroutine, dass weitere Superkräfte nötig wären, um die unerwünschten Nebenfolgen in den Griff zu bekommen. Nun reicht der bekannte Konflikt zwischen Alltag und Ausnahme, zwischen Normalo-Dasein und Extravaganz kaum aus, um eine teuer produzierte Fernsehserie über mehrere Staffeln am Laufen zu halten. Also muss der große Knall her: New York droht unterzugehen. Es sei denn, das Grüppchen rauft sich zusammen. Dazu müssen erst einmal alle Beteiligten ihre jeweilige Bestimmung erkennen, damit jeder und jede entsprechend die besonderen Begabungen einsetzen kann: Da wäre Claire, die 16-jährige Highschool-Cheerleaderin, die herausfindet, dass sie unverletzbar ist. Um sicherzugehen, stürzt sie sich von mehreren Brücken und rammt sich rostige Metallstangen durch
die Kehle. Dahinter steht natürlich unausgesprochen die sehr richtige Erkenntnis, dass Cheerleaderinnen keinesfalls bloß der hübsche Zuckerguss am Rande des FootballFeldes sind, sondern in Wahrheit hart rackernde Hochleistungssportlerinnen. Sie müssen so manches mehr wegstecken können als die Ball spielenden Jungs in ihren mit Schaumstoff gepolsterten Schutzanzügen. Da wäre Hiro, ein dicklicher Angestellter, der seine Lebenszeit in einem japanischen Großraumbüro verschwendet und dort so lange auf die Minutenzeiger der Uhr an der Bürowand starrt, bis er das hilfreiche Talent entwickelt, wie man Zeit durch bloße Gedankenkraft manipulieren kann. Und da ist Niki, die allein erziehende Mutter, die vor der Webcam strippt, um ihr Kind zu ernähren und die auf einmal ein Doppel-Ich mit Herkuleskräften entwickelt, das all die unmöglichen Aufgaben erledigt, die sie überfordern. In »Heroes« bekommt ein jeglicher Charakter von einem Marx lesenden Drehbuchgott die entsprechenden Fähigkeiten nach seinen Bedürfnissen zugeteilt. Dietmar Kammerer Heroes – Season 1.1 (USA 2007; R: diverse; D: Hayden Panettiere; Universal). Intro verlost 1x »Heroes Season 1.1« + 1 Posterpaket inkl. Kalender, Teaser-Großposter und Großposter von Peter Claire, Sylar und Hiro – von Close Up, dem Spezialisten für Fanartikel (www.closeup.de)
DVD
TRIBUTE: JOHN CARPENTER If I were a carpenter ... dann natürlich am liebsten John. Denn dann wäre ich verantwortlich für einen ganzen Haufen Genre-Klassiker aus der Schnittmenge von ScienceFiction und Horror der späten 70er- und 80er-Jahre. Und ich könnte auch heute noch ganz gut von meinem Ruf als B-Film-Ikone leben. Etwas in dieser Art hat man sich nun vermutlich bei Kinowelt gedacht und bringt unter dem Titel »Master Of Darkness« trotz der gefühlten anderen zwanzig erhältlichen Carpenter-Veröffentlichungen eine in jeder Hinsicht lohnenswerte Box auf den Markt. Sie enthält neben dem großartigen »The Fog – Nebel des Grauens« (1979) noch »Die Fürsten der Dunkelheit« (1987) und »Sie leben!« (1988). Zu den Storys müssen nicht viele Worte verloren werden, sind sie dem Genrefreund doch sowieso längst bekannt. Auch die meisten anderen dürften schon mal beim mitter-
nächtlichen Zappen in mindestens einem der Filme hängen geblieben sein, und sei es wegen der für John Carpenters Werk charakteristischen, von ihm selbst komponierten Filmmusiken: bedrohliche und pessimistische Scores, wie man sie beim Gang in den dunklen Keller unvermittelt vor sich hin summt, während man anfängt, die Schatten an der Wand genauer zu beobachten. Ob es nun um die nebelbegleitete blutige Rache der Crew eines vor 100 Jahren unter mysteriösen Umständen gesunkenen Schiffes geht oder um eine Gruppe Wissenschaftler, die in einer Kirche versucht, die Rückkehr des Teufels zu verhindern, während Besessene bereits die Kirche umlagern, oder um einen Bauarbeiter, der mittels einer gefundenen Spezialsonnenbrille auf die Spuren einer Invasion von skelettähnlichen Außerirdischen kommt – immer scheinen die Geschichten den Gruselcomics der 60er-Jahre entsprungen zu sein, und immer hat Carpenter es geschafft, hieraus atmosphärisch dichte Nägelkauer und Nervenzerrer der alten Schule zu zimmern. Cay Clasen
Der frühe Ulmen Der frühe Ulmen fängt den Wurm. Ob unter Ulmen, um Ulmen oder um Ulmen herum: Von allem das Beste verspricht der Doppelpack mit den »versunkenen Werken« des Ex-MTV-Moderators, der das Format Moderator stets ablehnte und stattdessen lieber sein eigenes Ding machte: nämlich alles, was dem spielwütigen und verkleidungsfreudigen Improvisateur so in den Sinn kam. Ulmen ist am besten in Uniform: als mitfühlender und wehleidiger Polizist, der Passanten im Park herzt; als Schaffner im Fahrstuhl der Konzernzentrale der Bahn, der bei jedem Stockwerk »Bitte zurückbleiben!« ausruft. Aber was ist daran komisch, den hart arbeitenden HähnchenVerkäufer bis zur Weißglut zu piesacken, er habe die Verwandtschaft umgebracht, um ihm dann ein Hähnchen abzukaufen, damit wenigstens einer eine anständige Beerdigung erhalte? Manche Gags versinken halt zu Recht ... Dietmar Kammerer Der frühe Ulmen – Versunkene Werke der Periode MTV Vol. 1 (D 2008; R+D: Christian Ulmen;
Intro verlost 3x die »Master Of Darkness«-Box auf www.intro.de
081
Universal)
082 DVD
Kurz in Berlin Mit dem Kurzfilmprogramm-Gucken ist es wie mit dem Joggen: Erst muss man sich aufraffen – und danach ist man doch wieder froh, es getan zu haben. Denn der filmische Ideenreichtum ist bei einem gelungenen Kurzfilmprogramm riesig. Die DVD »Kurz in Berlin« wurde zusammengestellt vom Berliner Festivalveranstalter und Verleih interfilm. Die Entstehungszeit der Filme umspannt 30 Jahre. Gemeinsam ist ihnen – von der quietschbunten DEFA-Doku »Berlin« bis zum minimalistischen Oscar-Preisträger »Schwarzfahrer« von Pepe Danquart – allein das Sujet. Dokumentarisches, Fiktives, Komisches und Tragisches wechselt sich ab: Die Engländerin Ellie Land lässt in »Die andere Seite« erwachsene Berliner in O-Tönen von ihren Kindheitsvorstellungen, was hinter der Mauer liegen könnte, erzählen und begleitet die Aussagen mit treffenden Animationen. Gerd Conradt filmte 1986 einen Tag lang über die Mauer von West nach Ost und gibt in »Ein-Blick« einen überraschend poetischen Eindruck vom Alltag im Grenzstreifen. Am beeindruckendsten ist aber der anarchische Bastel- und Zappelfilm »Fliegenpflicht für Quadratköpfe« von Stephan Flint Müller, in dem der Filmemacher und seine Freunde den urbanen Raum zum Spielplatz machen, Plakate umgestalten, Körperteile vor große Gebäude halten und mithilfe von Perspektivwechseln wahnwitzige Effekte erzeugen. Der Film ist dabei zugleich sein eigenes Making-of und Deleted-ScenesArchiv. Selbstreferenziell und unkonventionell schließt er diese kleine BerlinSchatzkiste. Bitte mehr davon. Philipp Jedicke Kurz in Berlin (D 2007; R: Pepe Danquart, Uwe Belz, Andreas Samland u. v. a.; D: Senta Moira, Paul Outlaw, Lutz Stückrath u. v. a.)
WASSER, BROT UND MYTHEN-MIX Living in a box: Den Anime-Klassiker »Cowboy Bebob« gibt es jetzt als limitiertes Superluxus-Paket mit allem Drum und Dran. Anlass genug für Lars Brinkmann, sich mal prinzipielle Gedanken zu den Sehgewohnheiten als Serien-Addict zu machen.
B
ereits die aufgeblasene Single-Box im 8-Inch-Format signalisiert Einzigartigkeit. Kategorie: das Präsent, das sich sogar der Otaku nur zu besonderen Gelegenheit gönnt. Mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 129,95 Euro für neun DVDs ist die auf 2000 Stück limitierte »Cowboy Bebop Collectors Box« ein teures Vergnügen. Aber angesichts der Tatsache, dass Fans schon für die relativ billig gemachten sechs DVDs mit den insgesamt 26 Folgen des Animes im Einzelkauf runde 120 Euro ausgeben müssen, ist das nur ein kleiner Aufpreis für eine Menge BonusMaterial, das natürlich keiner wirklich braucht. Aber was braucht man schon, um zu überleben? Wasser, Brot und eine Flatrate? Bestimmt keine DVD-Boxen, die ohnehin in den meisten Haushalten und Jugendzimmern einen Großteil ihres Daseins als Bücherstützen und Regalfüller Staub ansammeln. Hat sich schon mal jemand öffentlich ein paar kluge Gedanken zu dieser Anti-Dynamik gemacht, die Boxsets mit sich bringen – dass gerade umfangreichere Gesamtwerke beim stolzen Besitzer nicht selten zu einer seltsamen Form von Ignoranz führen? Als hätte sich der Fall mit dem Erwerb einer Box erledigt – oder als neige man, vielleicht aufgrund des Preises und des daraus resultierenden schlechten Gewissens, zur Verdrängung/Vermeidung. Ich bekenne mich z. B. zu einer selbst gekauften und
ungeöffneten Box mit allen Folgen der durchweg brillanten Sixties-Kultserie »The Prisoner«. Weil ich manchmal ein gewissenhafter Kerl bin, habe ich mir in diesem Fall nur für euch (und für Wolfgang) alles angesehen, jeden Fitzel aufgesaugt, bis hin zu den Audiokommentaren und einem nichtssagenden zehnminütigen Interviewversuch mit dem Regisseur Shinichiro Watanabe und einem etwas längeren, aber unvergleichlich unterhaltsameren Geplauder mit der Komponistin Yôko Kanno. Fazit: Wie »The Prisoner« ist »Cowboy Bebop« ein mehr als nur unterhaltsames Werk, das bis heute in seinem popkulturell wertvollen Mythen-Mix mit Elementen aus Film Noir, Space Opera und Western als Ausnahmeerscheinung gelten muss. Drei Episoden, hier »Sessions« genannt, werden durch die jeweiligen Audiokommentare von einem noch seltsameren Witz als für gewöhnlich beseelt – man sehe sich nur auf der ersten Bonus-Disc die Session #17 »Mushroom Samba« an: Wie es zu dem Samba im enigmatischen Titel kam, ist Watanabe bis heute ein Rätsel, während Kanno darauf besteht, nichts von Magic Mushrooms zu wissen, was wiederum ... Ach, das muss man einfach gesehen und gehört haben. Nee, echt jetzt!
Cowboy Bebop Collectors Box (J 1998; R: Shinichiro Watanabe; Nipponart)
TV SERIEN Noch ist nicht aller Tage Abend mit den Fernsehserien. Aber wenn das in Hollywood so weitergeht – nun, da sogar die Golden Globes abgesagt werden mussten –, fragt man sich doch langsam, ob man mit den Lokführern hierzulande nicht sogar das bessere Los gezogen hat ... Auch im neuen Jahr lassen uns die geliebten Fernsehserien nicht im Stich. Sollen die Drehbuchautoren doch streiken, so viel sie wollen. Die Auswirkungen spüren wir ja eh erst in ein paar Jahren. Wenn doch alles so einfach wäre ... Nun gut, immerhin warten noch etliche Klassiker auf ihre Veröffentlichung bzw., wie im Falle von »V – Die außerirdischen Besucher kommen«, auf ein Make-over. Die Mühe war nicht umsonst, hat man doch jetzt die komplette Serie um die unfreundlichen Reptilien aus dem Weltall, die sich als attraktive Menschen verkleiden, um uns in Sicherheit zu wiegen und dann zu versklaven, griffbereit. (Intro verlost 3x »V – Die komplette Serie« auf intro.de.) Ebenfalls ein Klassiker aus den guten alten 80ern, als Autoren noch nicht streiken wollten, ist der unverwüstliche Hubschrauber »Airwolf« mit seinem Piloten Jan-Michael Vincent. Ein Hasselhoff für die denkende Generation, immerhin geht es etwas geistreicher zu als beim Kollegen mit dem sprechenden Auto. Eher im Comedy-Bereich anzusiedeln waren im goldenen Jahrzehnt der Fernsehunterhaltung die »Cosby Show« sowie einige Jahre später »Roseanne«. Zwei Seiten einer Medaille – einerseits die reiche, saubere schwarze Familie mit den strengen moralischen Vorstellungen, andererseits das politisch überhaupt nicht korrekte White-Trash-Ehepaar. Eher zur sauberen Fraktion zählten die minderjährigen Undercover-Cops von »21 Jump Street« um den damals noch blutjungen und unentdeckten Johnny Depp. Auch in der zweiten Staffel besticht die Serie durch ihre Originalität und ihre für damalige Verhältnisse innovative Inszenierung. Etwas gesitteter geht es bei zwei Klassikern des Crime-Genres zu: Einerseits bekommt man bei »Kottan ermittelt« Fernsehunterhaltung alter Schule geboten, wo die Lösung eines Kriminalfalls nicht gleich nach High-Tech-Overkill und niemals schlafenden Superbrains verlangte, sondern nach traditioneller Detektivarbeit. Wie auch bei »Detektiv Rockford«, der auf DVD in seine zweite Staffel geht. Bleibt als besonderer Tipp, weil trotz immenser Fernsehpopularität oft übersehen, die sehr gut gemachte Action-Reihe »SeaQuest«, deren erste Staffel nun komplett erhältlich ist. Also, noch ist nicht aller Tage Abend mit den Fernsehserien. Aber wenn das in Hollywood so weitergeht – nun, da sogar die Golden Globes abgesagt werden mussten –, fragt man sich doch langsam, ob man mit den Lokführern hierzulande nicht sogar das bessere Los gezogen hat ... Sascha Seiler
Wie kriegt die Blondine bloß die Haare so glatt?
IT’S THE ARTS Autorenkino mit Martin Büsser
W
inter ade – zahlreiche Wiederveröffentlichungen großer europäischer Filme laden dazu ein, die kalten Monate auf der Couch zu verbringen. Wer dabei Fett ansetzt, hat zumindest etwas für die Bildung getan. So begrüßenswert alle hier vorgestellten Compilations von Filmklassikern auch sind, bisweilen bleibt die Auswahl ein Rätsel. Das kann wohl nur von den jeweiligen Rechtsabteilungen gelöst werden. So fehlt zum Beispiel in der »Federico-Fellini-Edition« (8 DVDs + Buch, Kinowelt) der absurd-fantastische Klassiker »Schiff der Träume«, der bislang auch noch nicht einzeln veröffentlicht wurde. Dasselbe gilt für Louis Malles »Herzflimmern«, sein Meisterwerk schlechthin. Darin schildert er eine inzestuöse Mutter-Sohn-Beziehung so einfühlsam und beiläufig, als handele es sich um einen Sonntagsspaziergang. Trotz einzelner Lücken bietet allerdings die Fellini-Box mit exklusivem Buch über Leben und Werk des Regisseurs einen repräsentativen Einblick in das Schaffen eines Traumtänzers, über dessen Frauenbild (»Stadt der Frauen«) sich noch immer redlich streiten lässt, und dessen Begeisterung für Zirkusclowns sowie die heilende Allmacht der Poesie dem pittoresken Kitsch à la »Amelie« wahrscheinlich erst Tür und Tor geöffnet hat. Dennoch bleibt Fellini einer der ganz Großen. Seine Filme hat er stets als Artefakte kenntlich gemacht – z. B. »Achteinhalb« (1963). Neben Godards »Die Verachtung« handelt es sich wohl um eine der schönsten Reflexionen über das Kino und das Filmemachen. Mit »Louis Malle – 3 Gesichter eines Regisseurs« (3 DVDs, Concorde) und der »Claude Chabrol Collection 2 – Seine großen Frauenfilme« (4 DVDs, Concorde) werden Editionen von zwei Vertretern der Nouvelle Vague fortgesetzt, die sich nie auf ein rein intellektuelles Autorenkino haben reduzieren lassen. Von Slapstick (»Zazie«) bis zum Film Noir (»Fahrstuhl zum Schafott«) hat
www.saw4.kinowelt.de
SOUNDTRACK ERHÄLTLICH
AB 1. FEBRUAR 2008 BEI © MMVII Lions Gate Films Inc. All Rights Reserved.
Malle alle nur erdenklichen Genres ausprobiert. So darf er als der amerikanischste Regisseur unter den großen Franzosen gelten. Mit den hier versammelten Filmen »Auf Wiedersehen, Kinder«, dem Thriller »Atlantic City USA« und der Tschechow-Verfilmung »Vanya – 42. Straße« lässt sich die ganze Vielseitigkeit von Malle entdecken, wobei »Auf Wiedersehen, Kinder« (1987) als Highlight bezeichnet werden muss. Angesiedelt im von den Deutschen besetzten Frankreich 1944, erzählt Malle von einem jüdischen Jungen, den ein Pater im Kloster vor den Nazis versteckt. Abgesehen von Truffaut, ist wohl keinem Regisseur dieser Zeit die Zusammenarbeit mit Kindern so überzeugend gelungen. Ganz und gar auf Erwachsene, nämlich auf die Tücken der Ehe und das diffizile, bisweilen mörderische Verhältnis von Mann und Frau, ist das Kino von Claude Chabrol zugeschnitten. Dass die Box mit »Die Hölle«, »Betty«, »Madame Bovary« und »Eine Familiensa-
che« unter dem Banner »Seine großen Frauenfilme« verkauft wird, führt allerdings in die Irre. Denn es sind allesamt Beziehungsfilme, die zwar nie über heterosexuelle Muster hinausgehen, diese aber bereits als bürgerliche Vorhölle kenntlich machen – so etwa in der radikalen, emotional unterkühlten Verfilmung von Flauberts »Madame Bovary«. Die Vorhölle – das war auch Berlin für den frisch aus der Haft entlassenen Franz Biberkopf. Döblins Roman »Berlin Alexanderplatz« (2 DVDs, Kinowelt) erfuhr schon 1931, also lange vor Fassbinders Version, eine Verfilmung unter der Regie von Phil Jutzi mit Heinrich George in der Hauptrolle – nun in einer vorbildlichen Edition neu veröffentlicht.
Verlosungen auf www.intro.de/gewinne
Intro verlost 3x: Ein Colt für alle Fälle Season 1 (USA 1981-86) Creator: Glen A. Larson; D: Lee Majors, Heather Thomas; Fox Home Entertainment
Grusel-Expedition in Alaska: Wir velosen 5x »The Last Winter«, Sunfilm
Neue steile Thesen zum Klimawandel: Wir verlosen 5x »The Great Global Warming Swindle«, Sunfilm
»Das Fenster zum Hof« updated: Wir verlosen 2x »Disturbia«, Paramount
Mehr Extras und Rezepte als ihr an einem Abend verputzen könnt: Wir verlosen 2x Ratatouille auf Blu-ray Disc und Ratatouille Kochbuch
AB 28. FEBRUAR IM KINO!
Cool Comedies + Webcam Gegen die Winterdepression, die auch ohne Winter auskommt: Wir verlosen »Schnappt Shorty« und »Be Cool«, zwei Filme mit John Travolta aus der Reihe »Cool Comedies« (13 Comedy-Blockbuster als Steelbook-Special bei Fox Home Entertainment). Und dazu gibt es noch eine Webcam von Speed-Link (www.speed-link.de).
086 Literatur
GESTERN HEUTE MORGEN William Gibson, Altmeister der Science-Fiction, liest in Köln aus seinem »Quellcode«. Genre-Shooting-Star Cory Doctorow kommt mit »Upload« zur Litcologne und spricht auch über die Zukunft der Verwertungsrechte. Wolfgang Frömberg stellt beide Marken vor.
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ie Science-Fiction-New-Wave der 60erJahre – von den Konventionen der führenden SF-Magazine und dem Geruch der Schundheftchen emanzipiert – entwickelte dank meisterhafter Romanciers wie J.G. Ballard (»Crash«) und Ray Bradbury (»Fahrenheit 451«) eine fantastische realitätsbezogene Energie, die man in manchem Werk der so genannten General Fiction schmerzlich vermisst. Junge Autoren nutzten die steilen Vorlagen in den 80er-Jahren als Antrieb für die eigene literarische Verdichtung einer von technischen Innovationen mehr als sachte umformulierten Gegenwart. Massenweise Kids saßen schon vor ihrem C64, während die älteren Geschwister gegen Atomkraft demonstrierten. Der Kalte Krieg bestimmte die Nachrichten. William Gibson wurde damals mit seinem Debüt »Neuromancer« weltberühmt. Seitdem gilt er als Erfinder des Cyberspace und Cyberpunk, was heute noch darauf schließen lässt, dass er mit unkonventionellen – vor allem neuen – Mitteln irre Utopien aufs Papier brachte. Tatsächlich verhält sich seine Erzählweise in Ton und Tempo beispielsweise zu den absurden Storys von Philip K. Dick, der neben ca. 40 anderen Romanen bereits 1968 die Vorlage zu Ridley Scotts »Blade Runner« verfasste, in etwa so wie der Sound der Sex Pistols zu dem der Kinks. Gibson wurde wie die Kollegen Bruce Sterling oder John Shirley bald als psychologisch oberflächlicher Ideenliterat kategorisiert, der allerdings die Zukunft zu antizipieren vermag wie die Prekogs, die wir aus Dicks »Minority Report« kennen. Und als seine Post-New-Wave-Generation vom Fortschritt eingeholt wurde, besann sich ihr Gottvater – welch brillanter Einfall! – eben scheinbar selbst auf den Geist der Gegenwartsliteratur. So wurde sein Roman »Mustererkennung« aus dem Jahr 2002 – es geht um rätselhafte Clips im Internet und
eine Protagonistin, die als Werbelogo-sensibler Coolhunter arbeitet – gerne auch als Abgesang auf das SF-Genre rezipiert. Ganzheitlich zukunftsweisender schien am jenem Punkt bereits die Methodik des Newcomers Cory Doctorow. Der legte mit »Down And Out In The Magic Kingdom« nicht bloß angeblich den »besten Debüt-Roman seit William Gibsons Neuromancer» (Austin Chronicle) vor, sondern verstand sich von Beginn an als Internet-Aktivist, stellte seine Bücher zum kostenlosen Download ins Netz – und betrieb damit sowohl Aufklärung über paranoische Copyrightpolitik als auch clevere Werbung in eigener Sache. Genau in diesem Spannungsfeld müssen Doctorows Bloggereien (www.craphound.com), Theorien und Romane auch gelesen werden. Nach der deutschen Übersetzung des Debüts mit dem Titel »Backup« steht jetzt »Upload« in verschiedenen Formen auf dem Markt. Nur ganz böse Zungen würden behaupten, er habe seine Storys geschrieben, um zu beweisen, dass man sie irgendwann mal auf einem iPhone wird lesen können. Denen ließe sich entgegnen, dass es ja auch völlig egal ist, in welchem Kaff der gute Homer sich einen Ast dichtete. Als »Quellcode« liegt gleichzeitig William Gibsons jüngster Roman pünktlich bei Erscheinen des Autors auf der Kölner Litcologne in deutscher Überbesetzung zum Studieren vor. Sein »Web 2.0-Roman« dürfte sich prinzipiell ähnlich zur gegenwärtigen Welt voller Vernetzung und ohne Kalten Krieg, voller politischer Flausen und ohne konkrete Alternative verhalten wie die Bücher Doctorows und vieler anderer Schriftsteller dieser Tage: Es gibt einstweilen kein Entkommen aus dem Jetzt, also schreiben wir uns fleißig ein. Cory Doctorow »Backup« (Heyne, 286 S., EUR 7,95) & »Upload« (Heyne, 350 S., EUR 7,95) William Gibson »Quellcode« (Klett-Cotta, 450 S., EUR 22,50)
Die Litcologne ... ist so was wie eine Popkomm für Literatur mit schlagendem Publikumserfolg. Sie findet dieses Jahr bereits zum achten Mal statt und lässt selbst gestandene Schriftsteller wie Bret Easton Ellis staunen, wie viele Menschen ihren Hintern zum Besuch einer Lesung in Bewegung setzen. Intro empfiehlt 2008 die Lesung von Cory Doctorow am Freitag, den 29.02, um 19:30 Uhr im Theaterhaus (am Tag zuvor liest er in Berlin) und den Auftritt William Gibsons am Donnerstag, den 06.03., im Gloria. Karten unter www.litcologne. de. Ansonsten sind von Dietmar Dath bis Peter Hein mal wieder Hinz und Kunz der Literaturszene vom 29.02.-09.03. um den Dom versammelt.
DJM-700
Funktionalität und Design Der DJM-700 überzeugt in Form und Funktion und kombiniert modernste Technologie mit einer leicht verständlichen Bedienung. Aufbauend auf der mehrfach ausgezeichneten professionellen DJM-Reihe hat Pioneer mit dem DJM-700 einen Mixer entwickelt, der dem DJ neue kreative Möglichkeiten bietet. Der DJM-700 setzt einen neuen Qualitätsstandard für Mixer der Mittelklasse. Dieser digitale 4-Kanal-Mixer mit vollständig zuweisbarer MIDI-Funktion und enormem Funktionsumfang ermöglicht mitreißende DJ-Sets. Zu den Highlights gehört ein völlig neuartiger DJ-EffektFrequenzfilter, mit dem Elemente der Musik für jeden der 13 Beateffekte des Mixers isoliert werden können. Darüber hinaus ist der Mixer mit einem erstklassigen Filter ausgestattet, der eine hervorragende Highpass- und LowpassFrequenzkontrolle bietet. Und das alles in einem Format, das jedem DJ vertraut ist, der schon einmal mit einem DJM gearbeitet hat.
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088 Literatur
Teil der Lösung Der Titel von Ulrich Peltzers Roman bezieht sich auf das berühmte HolgerMeins-Zitat: »Entweder du bist ein Teil des Problems oder ein Teil der Lösung!« Dieser »Teil der Lösung« ist Liebesgeschichte und politische Erzählung. Der in Berlin lebende freie Journalist Christian ist Mitte dreißig und ein typischer Vertreter des sogenannten Medienprekariats. Ein Akademiker, immer auf der Suche nach den lukrativen Aufträgen, die es nicht mehr gibt. Stattdessen muss er Gastronomietipps verfassen. Er verliebt sich in Nele, eine junge Studentin, die, was ihm verborgen bleiben wird, Mitglied einer linken Widerstandsgruppe ist, die kleine Sabotageakte verübt gegen die Privatisierung und Überwachung öffentlicher Räume. Damit ist Nele auch für den Verfassungsschutz interessant. Währenddessen plant Christian seine große Story. Er knüpft Kontakte zu Mitgliedern der italienischen Roten Brigaden, die seit über 20 Jahren im Pariser Exil leben und nun von der Abschiebung bedroht sind. Nach einem ewigen Katzund Mausspiel bekommt er schließlich ein Interview. Nele, die nach einem misslungenen Streich in Berlin nicht mehr sicher ist, begleitet ihn nach Paris. Eine Engführung beider Handlungsstränge findet jedoch nicht wirklich statt. Christian ist zu ego- und monomanisch, als dass er Neles prekäre Situation verstehen würde. Just vor jenem Haus, in dem Gilles Deleuze, der Prophet in Sachen Kontrollgesellschaft(en), seinem Leben durch einen Fenstersprung ein Ende setzte, kommt Nele zu einer Einsicht. In »Teil der Lösung« schafft Peltzer es, sowohl jenes »Urbane Penner«-Milieu literarisch zu beleuchten, das nach Friebe/Lobo und Bunz in aller Munde war, als auch den Überwachungsdiskurs in Zeiten von Onlinedurchsuchungen und biometrischem Reisepass gekonnt weiterzuspinnen. Wie weit dürfen wir gehen, wenn wir uns zur Wehr setzen wollen? Wie weit gehen die anderen, wenn wir uns denn zur Wehr setzen? Meins’ manichäisches Weltbild erweist sich hier als ziemlich überholt. Sebastian Ingenhoff
Ulrich Peltzer »Teil der Lösung« (Ammann Verlag, 456 S., EUR 19,90)
A&R PSYCHO Der schottische Schriftsteller John Niven karikiert in »Kill Your Friends« den egomanisch beengten Blickwinkel eines überzeugten Ellbogenfighters im Musikbusiness während der Hochphase von New Labour. In dieser Konstellation muss Blut fließen ...
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ie Musikindustrie ist ein Tummelplatz kaputter Typen. Wer wüsste das besser als der Redakteur eines Musikmagazins! Kaum verwunderlich, dass John Nivens Roman über einen durchgeknallten A&R, der bei seinem Arbeitgeber Ende der 90er den blutigen Sanierer spielt, an dieser Stelle einen Ehrenplatz bekommt. Und es überrascht auch nicht, dass mit Stephan Glietsch ein erfahrener Popjournalist (Intro, Spex) den Satansbraten für die Heyne-Hardcore-Reihe ins Deutsche übersetzt hat. Der schottische Autor selbst ist ebenfalls gezeichnet: Er hat lange Jahre als Scout bei einer Plattenfirma gearbeitet, weiß also aus erster Hand von den Erfahrungswerten derjenigen zu berichten, die fürs Casting von Hits und deren Interpreten zuständig sind. Man kann nur hoffen, dass Niven persönlich nicht allzu viel mit dem aus überaus egozentrischer Perspektive erzählenden Steven Stelfox, Protagonist von »Kill Your Friends«, zu tun hat. Der Menschenhasser rappt eine Hate Speech runter, die sich gewaschen hat. Entweder hat ihn seine privilegierte Position zu einem Lump verkommen lassen, oder er ist gerade deswegen dort angekommen, weil er ein Fiesling ist. Eines scheint für Stelfox jedenfalls festzustehen: Wer durch Glück an den ver-
meintlichen Hebeln der Plattenindustrie sitzt, dem werden Kollegen und Vorgesetzte bald schon klar machen, dass er bloß die Griffe jener Ruder in der Hand hat, mit denen er die Major-Label-Galeere im Mainstream auf Kurs halten muss. Pech! Schön für uns, dass Stelfox nicht bloß gehässig ist, sondern seine Verachtung in durchaus pointierte Charakterisierungen zu packen vermag, die vor allem – Achtung, Kniff des Autors! – etwas über seine eigene verko(r)kste Persönlichkeit aussagen. Kostprobe: »Hastings ist dünn wie eine Gitarrensaite und nervös wie ein frisch entlassener Kinderschänder.« Noch eine? »Die Suite ist beinahe so geschmacklos-imposant wie Rudi selbst. In den späten Vierzigern, das silberne Haar zum Pferdeschwanz zurückgebunden, hat er das Gesicht eines gut genährten SS-Kommandanten.« Klar, dass der »American Psycho«Verweis nicht fehlen darf, sobald Popkultur und Blutrausch zusammenkommen. Für kaputte Typen wie uns erscheint die hier beschriebene Welt aber viel realer als die Börsenmakler-Gesellschaft, die Bret Easton Ellis 1991 schilderte. Die war dagegen fast virtuell, gell? Wolfgang Frömberg John Niven »Kill Your Friends« (Heyne, 352 S., EUR 12)
Propaganda Mit seinem Praxis-Handbuch legte der 1995 verstorbene Edward Lewis Bernays sechs Jahre nach Walter Lippmanns »Die öffentliche Meinung« ein Grundlagenwerk für die moderne politische Propagandaarbeit von Konzernen und Regierungen vor. Der zunächst skeptische Sigmund Freud schrieb, das Buch sei »klar, clever und verständlich«. Es beginnt mit dem Satz: »Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften.« Der titelgebende Begriff, bis zum Ersten Weltkrieg nicht abwertend, sondern neutral verwendet, geht auf Papst Gregor XV zurück, der angesichts der Bedrohung eines sich ausbreitenden Protestantismus 1622 ein Zentralorgan für die Belange der Missionierung schuf, das Amt zur Verkündigung des wahren Glaubens: Congregatio de Propaganda Fide. Die deutschsprachige Erstausgabe nach knapp 80 Jahren ist der Freiburger Orange Press zu verdanken, die neben weiteren Titeln zur Desinformations-
theorie wie »Giftmüll macht schlank« auch die von Klaus Theweleit herausgegebene Reihe »absolute« publiziert. Zwischen Feyerabend, Flusser oder dem »Sigmund Freud Songbook« findet sich im Programm der Reader »Marken – Labels – Brands« mit Texten zur Werbung von Adorno, Barthes und Benjamin: für alle, die nach der Lektüre noch mehr wissen wollen. »Propaganda wird niemals sterben«, so Edward Bernays. Ebenso wenig das Verlangen, ihre Produzenten und deren Techniken verstehen zu wollen. Und wenn Bernays behauptet, »die Zeitschrift ist, anders als die Zeitung, kein Organ der öffentlichen Meinung, sondern tendenziell eher ein propagandistisches Medium im Interesse einer bestimmten Idee«, beginnen wir doch mit der Frage: Welche Idee halte ich mit dieser Zeitschrift in Händen? Birgit Binder Edward Bernays »Propaganda. Die Kunst der Public Relations« (Orange Press, 158 S., EUR 16,90)
Literatur
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SCHWERTER ZU PFLUGSCHAREN Neue Fantasy mit Jasper Nicolaisen Science-Fiction ließ sich sowohl vor Liebhabern als auch vor Ahnungslosen immer schon als gesellschaftskritisches Genre verkaufen. Utopische Literatur halt. Was vielleicht gerade deshalb so bereitwillig akzeptiert wurde, weil die Kritik damit Sache der Zukunft war. Fantasy hingegen gilt Schulmeistern und kritischen Hipstern gleichermaßen als kulturindustrieller Schund, weshalb man sie schon aus Bockigkeit lieben muss. Aber warum nicht auch mal der Elfen-und-Drachen-Brigade, den Zauberern und Schwertern kritisches Bewusstsein und emanzipatorisches Potenzial unterstellen? Schließlich geht’s in den fantastischen Welten auch immer auf zum letzten Gefecht. Als Argumentationskrücke schlage ich vor, die neuere Fantasy als ernsthafte Überprüfung der Entstehungsbedingungen unserer Gegenwart zu deuten. Sie als waschechte Archäologie der Macht zu begreifen, die uns die Augen dafür öffnet, dass es auch ganz anders hätte kommen können und sollen. Statt Märchenmittelalter knallt uns da eine Frühmoderne mit Dampfkraft, dreckigen Slums und der ganzen Kapitalismuskacke in die Fresse. Die da oben haben mal wieder die Magie. Gleich beim ersten Beispiel, »Greatwinter. Seelen in der großen Maschine« (Klett-Cotta, 629 S., EUR 19,90) von Sean McMullen, müssen wir als alte Dialektikfüchse dem Einwand begegnen, dass die Geschichte offensichtlich in der Zukunft nach der Apokalypse spielt. Doch wir verweisen darauf, dass diese Zukunft fatal an die Vergangenheit erinnert: Ein riesiger Computer, dessen Schaltkreise wie in einer Manufaktur aus versklavten Menschen zusammengesetzt sind, wird
von einer Herrscherkaste aus Wissenshütern dazu eingesetzt, die Gesellschaft auf dem Weg aus dem neuen Mittelalter Schritt für Schritt zu disziplinieren und zu unterwerfen. Die neuen Eisenbahnen werden mit Muskelkraft betrieben, und zusätzlich zum Fahrpreis muss man mitstrampeln. Typisch. Noch schlagender beweist »Aether« (Klett-Cotta, 509 S., EUR 24,50) von Ian R. McLeod unsere schöne Ausgangsthese. Hier sind wir vollends in einem frühindustriellen England angekommen, wie es sich Dickens nicht schrecklicher hätte ausmalen können. Nur dass nicht der Kohleabbau das Land verwüstet, sondern die Äthergewinnung. Magie als natürliche und endliche Ressource befeuert hier Kapitalismus und schließlich Klassenkampf, von dem man erfreulicherweise auch erfährt, wie man ihn nicht führt. R. Scott Bakkers »Krieg der Propheten«-Reihe (2 Bände, Nr. 3 in Vorbereitung, Klett-Cotta, je EUR
24,50) bringt uns etwas ins Schleudern. Dem Autor geht es gar nicht um Modernisierung, sondern um die Verquickung von Politik, Religion, Krieg und Magie vor einem eher antik-persischen Hintergrund. Aber auch da fällt uns ein wohlfeiler Zeitbezug sicher nicht schwer, zumal Bakkers Schilderung politischer Intrige jeden Thriller schlägt. Und hey – Archäologie der Macht, Zweistromland, Religionskrieg, da haben wir’s ja! Formal am ungewöhnlichsten und insofern astreines Rechtfertigungsmaterial ist sicherlich »Stadt der Heiligen und Verrückten« (Klett-Cotta, 460 S., EUR 25) von Jeff VanderMeer. Eine wahnwitzige, an Borges erinnernde Textcollage. Durch Reiseberichte, wissenschaftliche Abhandlungen, historische Traktate und Bibliothekskataloge entsteht die Stadt Ambra. VanderMeer erzählt nicht nur von Imperialismus und Versklavung. Sein Buch macht sinnfällig, wie Eroberung an Wissensproduktion und -vermittlung gekoppelt ist.
090 Spiele
Mass Effect Die Welt ist ein Dorf – und das Universum auch, zumindest im Jahr 2183. Die Menschheit hat die Fähigkeit erworben, mit Überlichtgeschwindigkeit durch den Kosmos zu reisen, welcher zahllose außerirdische Lebensformen beherbergt. Natürlich sind sich die verschiedenen Rassen untereinander nicht wohlgesonnen, und so kommt es, wie es kommen muss: Eine aggressive Spezies versucht die gesamte Galaxis zu unterjochen und muss schnellstmöglich in ihre Schranken verwiesen werden. Klingt alles ziemlich nach einem Abklatsch von »Raumschiff Enterprise« in Videospielform, doch was die kanadischen Entwickler von Bioware hier abliefern, hat alles, was den Rollenspielfan von heute begeistert: eine riesige zu erforschende Welt, dramatische Handlungsverläufe, abwechselungsreiche Nebenmissionen, starke Charaktere, ausgereifte Dialoge und eine grandiose Musikuntermalung. Lediglich die grafische Umsetzung wirkt an der einen oder anderen Stelle ein wenig detailarm, was jedoch durch die beeindruckend gestalteten Gesichtszüge der Charaktere locker wettgemacht wird. Zudem besitzt »Mass Effect« einen extrem hohen Wiederspielwert, da ein ausgeklügeltes Moralsystem dem Spieler die Möglichkeit
gibt, sowohl zuvorkommend als auch aggressiv in Erscheinung zu treten. Die jeweilige Entscheidung beeinflusst dann eventuell den gesamten Spielverlauf. Der Kampf- bzw. Schießanteil des Titels ist übrigens, gemessen an handelsüblichen Genrevertretern, recht hoch ausgefallen, was »Mass Effect« auch für weniger Rollenspiel-Erfahrene interessant machen könnte. Das Hauptgewicht liegt dennoch auf den Dialogen. Daher sollten ungeduldige Zeitgenossen und Fans von echten Shootern wie »Halo« oder »Crysis« erst einmal antesten, ob ihnen die oft stundenlangen Unterhaltungen nicht den letzten Nerv töten. Allen anderen sei gesagt, dass es sich bei »Mass Effect« vielleicht um das beste RPG bisher für die Xbox 360 handelt. Wirklich genial. Simon Schmitz
Mass Effect (Rollenspiel; Microsoft; Xbox 360)
SUPER MARIO GALAXY Nintendo ohne Mario? Undenkbar. Und so wurde auch das neueste Abenteuer des Klempners für Nintendos Wii-Konsole zuletzt mit größter Spannung erwartet. Das lebhafte, mit einer Vielzahl Ideen und Eigenzitaten gespickte Jump’n’Run beweist: Die Rente ist für den Klempner noch lange nicht in Sicht.
S
tory: Die wohl niemals ruhenden Bewohner des Pilz-Königreichs sind außer Rand und Band und in den Vorbereitungen für die Party des Jahrhunderts, im wahrsten Sinne. Denn alle hundert Jahre erscheint ein Komet am Himmel, dessen Ankunft mit dem Sternenstaubfest gefeiert wird. In diesem Jahr wirft der Komet besonders viele Sternschnuppen ab, die von den fleißigen, pilzköpfigen Toads gesammelt und zu einem riesigen Powerstern verarbeitet werden. Dumm nur, dass mit Bowser und seinen Schergen auch ungeladene Gäste zum Fest erscheinen. Mario erreicht den Hof leicht verspätet, kann aber immerhin noch beobachten, wie die hässliche Schildkröte zunächst Prinzessin Peach und dann auch noch den Power-Stern mopst. Schon steckt der Klempner mitten im nächsten Abenteuer. Handling: Der angeschlossene Nunchuk bestimmt Marios Laufrichtung, mit der Wiimote sammelt man Sternenstaub und kann mit einfachen Mitteln handlungsabhängig eine Vielzahl an Moves und Aktionen durchführen, von der Drehattacke (durch Schütteln der Fernbedienung) zu Sprung-Kombinationen oder Schwimm- und Flugbewegungen, beispielsweise, wenn man als »Bienen-Mario« durch die Luft brummt. Durch die einzelnen Aktionen wird
man zuweilen von befreundeten Charakteren innerhalb der Handlung geführt; ein Mentor ist, so man denn nicht selbst weiter weiß, des Öfteren in Reichweite. Die Sternenkarte verrät, welche Galaxie bzw. welcher Planet noch zu bespielen ist oder wo noch ein unentdecktes Geheimnis lauert. Was bleibt: Mario bleibt Mario – und betritt doch einmal mehr Neuland. Die Weltraum-Thematik bietet es an: Die Schwerkraft wird hier und da aus den Angeln gehoben. Mal steht das Spiel auf dem Kopf, mal nutzt man die Fliehkraft, um von Stern zu Stern zu gelangen. Ein 360°-Jump’n’Run, das vor allem durch seinen Ideenreichtum und die herrlichen Selbstzitate begeistert. Glanzlicht: Die drolligen, gleichsam gefräßigen Lumas, kleine Sternwesen, die Mario durch das Abenteuer begleiten. Sie mampfen mit Vorliebe den Sternenstaub, den Mario während seiner Reise sammelt. Gibt man ihnen davon zu futtern, blähen sie sich auf und verwandeln sich mit viel Tamtam und Gerassel in eine neue Galaxie, ein Sternentor oder ein Hilfstool. Peter Flore Super Mario Galaxy (3-D-Jump’n’Run; Nintendo; Wii)
Ankh 3: Kampf der Götter Assil kommt nicht zur Ruhe: Auch im dritten Teil muss der Ankhträger gemeinsam mit Freundin Thara wieder einmal Ägypten retten. Der bösartige Gott Seth will in »Kampf der Götter« die Herrschaft über das Land am Nil gewinnen und es ins Chaos stürzen. Zunächst ein wenig widerwillig stolpert der Antiheld in ein neues Abenteuer. Angetrieben wird er dabei vom Ankh selbst, das in diesem Teil erstmals sprechen kann. Gott Horus wurde vor 1000 Jahren ins Ankh gebannt und versucht nun mit Assils Hilfe den Wettstreit für sich zu entscheiden. Die Entwickler von Deck13 setzen dabei wieder auf ihr bewährtes Konzept: schräge Typen, lockere, witzige Sprüche gepaart mit zahlreichen Rätseln. Die Aufgaben sind alle recht einfach zu lösen, richtige Kopfnüsse auch diesmal nicht dabei. So sind die sieben Kapitel des klassischen Point’n’Click-Comic-Adventures in zehn Stunden durchgespielt. Katja Griesenbeck Ankh 3: Kampf der Götter (Point’n’Click-Adventure; bhv; PC)
Spiele
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PIXEL STURM Endless Ocean (Nintendo; Wii) Entschleunigung für die Wii. Statt Gehopse und Gebrülle taucht man hier zur Musik eines Enya-Klons in der Südsee ab, streichelt Fische und löst Unterwasser-Aufgaben. Die spielerische Abwandlung des »Die schönsten Bahnstrecken der Welt«-Prinzips. Schön: Per SD-Karte können auch eigene Songs ins Spiel eingebunden werden. Ihre liebste Freizeitbeschäftigung ist zufällig die exakte Mischung aus »Ecco The Dolphin«, Brian Eno, Haschisch und einem gepflegten Nickerchen? Dann sind Sie hier richtig. Petz Katzenfreunde (Ubisoft; Wii) Ein Leben als Katze auf der Katzeninsel – wer wünscht es sich nicht. Aber Vorsicht, das vermeintliche Paradies hat seine Tücken: Am Strand ist jeden Tag Schatzsuche, der beste Katzenfreund trägt immer Hut und Halstuch, und man wohnt mit den Katzeneltern in einer kleinen Hütte. Ein Spiel für 40 Katzenrassen, 60 Abenteuer und Freunde von »Und täglich grüßt das Murmeltier«. Für alle über 14 auf Dauer nur schwer zu ertragen – aber irgendwie süß. WipeOut Pulse (Sony; PSP) »WipeOut« – eine ganz schöne Erfolgsgeschichte, auch wenn sich im Prinzip nichts geändert hat seit Teil eins aus dem Jahr 1995. Per Antigraviationsgleiter bewegt man sich auch 2008 zwischen Bande und Gegner, Explosionsgeräusch und Techno sowie technischer Gegenwart und Zukunft. Denn noch immer ist die Schwerkraft so stark, dass der Gleiter tendenziell doch eher wie im Autorennen fährt als wirklich fliegt. Grafisch sehr ansprechend. Smarty Pants (EA; Wii) Da ist das zur Games Convention angekündigte »Streber-
Quiz« endlich. Wieso »Streber«? Ganz einfach: In Multiple-Choice-Fragerunden muss affig die Hand hochreißen, wer antworten will. Das war’s aber auch schon mit dem Innovationspotenzial. Der Aufgabenkatalog ist solide und macht Spaß, nervig sind nur die Actionzwischenspiele wie Tanzen oder Tauziehen, die wenig am Spielgeschehen ändern, dafür aber über Gebühr aus dem angenehm sedierten Spieltrott reißen. Wir sind immerhin Streber – keine Sportler. Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen (Sega; Wii) Besser als hier können die Olympischen Spiele in ein paar Monaten eh nicht werden. Und wem das Personal an Mario- und Sonic-Freunden und -Feinden als Spielfiguren nicht ausreicht, kann auch mit seinen eigenen Miis spielen. Der Rest ist wie »Summer Games« in aktueller ComicGrafik. Hiermit dürfte der chronische »Wii-Arm« auch weiterhin die medizinische Fachwelt in Atem halten ... Felix Scharlau Hellgate London (EA; PC) Mit »Hellgate London« haben EA und die Flagship Studios einen atmosphärisch dichten Mix aus Action- und Rollenspiel geschaffen, der schon im Vorfeld von der Presse hoch gehandelt wurde. In der Tat wartet »HL« mit allem auf, was aus einem Spiel einen Spielehit macht: eine fabelhafte Hintergrundstory, cineastische Zwischensequenzen und ein großartiges Gameplay. Und nebenbei wird eine apokalyptische Welt noch von allem Übel und Dämonen befreit. Hier wird das Beste aus »Diablo« und »Vampire« zu einem grandiosen Spielespaß gemixt – nur die Level gleichen einander oft zu sehr. Niels Kleimann
Das Second Life Printmagazin Future pervers: Mit »Second Life«, dem millionenfach gefeierten und millionenfach begähnten Online-Gegenplaneten, befasst sich seit kurzem ausgerechnet ein neues Printmagazin. SLM heißt es und erscheint seit Dezember monatlich im Runway Verlag. Neben Tipps für ein besseres zweites Leben (aktuelle Wechselkurse für den »Linden Dollar«, »Tattoos selbst gestochen« oder »Die besten Haarshops«) finden sich darin auch größere Storys rund um das goldene Kalb Linden Labs und dessen 2003 veröffentlichten Living-2.0-Mega-Erfolg. Zum Beispiel »Der kleine Second-Life-Knigge« (»Ein Gemächt ist nicht das erste MustHave!«) oder »Wie süchtig macht Second Life». Fazit: drollig und für Fans sicher nicht verkehrt. Wie viele der Spieler dem medialen Bumerang von der erfolgreich belebten Virtualität zurück in die banale Kiosk-Realität folgen wollen, bleibt freilich abzuwarten. Felix Scharlau www.slmagazin.com
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092 Spiele
Need For Speed: Pro Street Story: Was in der Realität nicht erlaubt oder machbar ist, war schon immer gerne Vorlage für ein Videospiel. Im neuesten Teil der »Need For Speed«-Autorennserie wurde der Fokus ganz auf illegale Straßenrennen auf abgetrennten Strecken gelegt. Dabei tritt man in den vier verschiedenen Disziplinen Grip-, Drift-, Drag- und Tempoläufe an. Vorbei die Zeiten, als es bei den letzten Editionen »Most Wanted« oder »Carbon« noch eine offene Welt gab, in denen ein richtige Geschichte und unzählige Kombinationsmöglichkeiten herrschten. Handling: Leider konnten sich die Entwickler der Firma Black Box nicht wirklich entscheiden, ob Autos wie der Audi TT oder der Nissan GR-X nun wie in einer Simulation oder in einem Arcadespiel zu fahren sind. Das Fahrgefühl bewegt sich in einer seltsamen Grauzone, und man braucht extrem lange, sich darauf wirklich einzustellen. Kleine Mini-Games wie das Durchdrehen der Reifen kurz vor Rennantritt sind eine nette Idee, wirken nach einer Zeit und in der Wiederholung aber aufgesetzt.
Was bleibt: Über die Autosculpt-Technologie ist möglich, die Fahrzeuge drastisch zu verändern, und in »Pro Street« bringt dies auch wirklich eine geänderte Performance. So viele Freiheiten werden einem in anderen Autorennspielen nicht gewährt. Auch der Onlinemodus eines selbst angelegten Renntags, bei dem dann weltweit Teilnehmer einsteigen können, ist eine Bereicherung. Geblieben sind bei den verschiedenen Konsolenvarianten des Spiels die großen optischen Qualitätsunterschiede. Warum die PS3Version im Gegensatz zur Xbox 360 deutlich schlechter aussieht, weiß man wohl nur in den tiefen Kellern der EA-Studios. Glanzlicht: In der bösen Vorahnung der nahen Zukunft darf man mit seinem grünen Gewissen wenigstens noch in diesem Spiel mit Highspeed über deutsche Autobahnen brettern. Keine Folge von »Cobra 11« kommt an diese qualmenden Reifen und fliegenden Karossen heran. Gregor Wildermann Need For Speed: Pro Street (Rennsimulation; EA; PC, PS3, Xbox 360, Wii, PS2, PSP, DS)
UNCHARTED: DRAKES SCHICKSAL Wer erinnert sich noch an den Pepsi-Test? Diesen PR-Stunt aus den 80er-Jahren könnte man 2008 eigentlich noch mal neu für die Videospielbranche auflegen.
B
ester Kandidat für einen Augentest ohne Markenaufdruck wäre »Uncharted: Drakes Schicksal« von Sony, die damit einen ersten Playstation3-Titel vorlegen, der wirklich für die Konsole gemacht zu sein scheint. Auch wenn man von den vier Buchstaben der besagten japanischen Elektronikfirma erst einmal nichts ahnte, würden die Komplimente zum Spiel nur so poltern. Die Dschungellandschaft sieht beeindruckend echt aus, die Fahr- und Schusssequenzen sind packend inszeniert, und momentan gibt es wohl in keinem Spiel so flüssige Charakteranimationen. Toll, super, bitte mehr davon. Doch ähnlich wie beim Pepsi-Test gibt es da diesen Nachgeschmack, der dann einfach nicht zu ignorieren ist. Da wäre die Handlung, aus der man so viel mehr hätte machen können: Nathan Drake hebt in karibischer Kulisse einen Sarkophag, in dem sich ein kleines Büchlein mit Hinweisen zu einem versteckten Schatz vom Entdecker-Urahn Sir Francis Drake findet. Zusammen mit der Reporterin Elena Fisher macht sich Drake auf die Suche nach dem Goldschatz von Eldorado, den sehr schnell auch noch andere Schwerenöter in die Hände bekommen wollen. Schon in dieser kurzen Beschreibung sind die geschielten Ähnlichkeiten zu Lara Croft etwas zu auffällig – doch da-
Rockford in »Boulder Dash« für C64 (1984, First Star Software)
raus will man dem Spiel nicht unbedingt einen Strick drehen. Aber warum muss die Hauptfigur wie ein langweiliges Unterhosenmodel von Bruno Banani aussehen? Warum muss die Blondinenbegleitung so wirken, als könnte sie direkt aus dem nächsten Sat.1-Movie-Movie-Film-Film stammen? Warum sind die Rätsel keine wirklichen Rätsel, warum sind die Hintergrundgeschichten so extrem dünn gestrickt, und warum wird die tolle Spiellandschaft nicht für ein echtes Abenteuer genutzt? Spätestens dann würde beim Pepsi-Test die Banderole um den Becher gelüftet, und man wüsste, warum es auf bestimmte Fragen manchmal nur eine Antwort gibt. Sony und Entwickler Naughty Dog haben leider alle Ecken und Kanten dieses Spiels glatt gefeilt und etwas geliefert, was in ihren Augen allen schmecken muss. Dabei wäre es, um beim Bild zu bleiben, gut gewesen, wenn sie 50 statt 34 Stück Zucker in die Mischung geworfen hätten. Der Kompromiss zum Kompromiss hilft einfach nicht weiter, und so ist »Drake’s Fortune« zwar ein sehenswertes, aber eben nicht unbedingt wichtiges Spiel. Und den Durst löscht Sony damit noch lange nicht. Gregor Wildermann Uncharted: Drakes Schicksal (Action-Adventure; SCEE; PS3)
Rockford in »Boulder Dash Rocks!« für DS (2008, EA / 10Tacle)
Boulder Dash Rocks! Diese Mine ist nicht tot »Boulder Dash«, eins der vielleicht besten Games aller Zeiten, ist geduldig fast 25 Jahre Videospielgeschichte mitgegangen. Erlebte jede erdenkliche Hardware-Heimat (C64, Arcade-Automat, Amiga 500, PC, fast alle Konsolen) sowie etliche Reinkarnationen. Die prominentesten als »Emerald Mine« oder »Diamond Caves«. Das Prinzip dieser Spiele war immer gleich einfach: Rockford sammelt unter Zeitdruck und -irdisch Diamanten. Dabei wirft er Gegnern so lange Steine auf den Kopf, bis endlich, endlich eine Tür aufgeht, die ins nächste Level führt. »Boulder Dash Rocks!« für DS
kann in diesem Minimalismus-Epos nur wenig falsch machen – tut dies aber leider: Rockford hat plötzlich zu viele neumodische Skills, die den repetitiven Spielflow stören. Schießen oder Steine ansaugen zum Beispiel. Manches Level wurde außerdem zu fleißig mit Vulkanen, Wassereinbrüchen oder neuen Gegnern versehen. Aber der Geist einer Zeit, als wenige Pixel noch die Welt bedeuteten, ist erlebbar und fesselt auch 2008 noch die Hölle. Felix Scharlau Boulder Dash Rocks! (Schürf’n’Run; EA / 10Tacle; DS)
094 Technik
Ein Bowling-Spiel, »Zoltar«, der Wahrsage-Automat, und eine portable Trockeneis-Maschine - was braucht man mehr zum Glück?
Hammacher Schlemmer
MUTTER ALLER GADGETS Den Besuch des Ladengeschäfts mit dem uncool klingenden Namen Hammacher Schlemmer empfiehlt fast jeder NewYork-Reiseführer. Nicht zu Unrecht: Hier war und ist Technikgeschichte in ihrer bizarren Ausprägung erlebund zugleich konsumierbar. Felix Scharlau hat sich mit leuchtenden Augen umgesehen.
H
ammacher Schlemmer ist so ein wenig der Technik-Trash-Louvre von New York. Mit dem Unterschied, dass man hier, in schicker Shoplage (57. Straße nahe Central Park), die Kunstwerke mitnehmen kann. Noch an der Tür grüßt schon das erste Highlight: der finstere Zoltar, wunderschönes und leider 9000 Dollar teures Remake eines elektromechanischen Wahrsager-Automaten. Zoltar spricht nach Einwurf eines Quarterstücks 16 unterschiedliche Weissagen und druckt diese bei Verlangen auch auf Karten aus. Faszinierend, absurd und wie zu vieles hier leider nicht zu bezahlen. Hammacher Schlemmer ist eigentlich ein klassisches Versandhaus. Und so betreibt man im Gegensatz zur großen US-Gadget-Konkurrenz The Sharper Image auch nur dieses eine repräsentative Ladengeschäft im Land. Der Hauptumsatz wird via Katalog und Internet gemacht. Das hat historische Gründe, wie die für Öffentlichkeitsarbeit verantwortliche Carly Krug zu erzählen weiß: »Unsere Firma gibt es schon seit 1848. Ursprünglich war das nur ein HardwareStore, der dann Versand wurde. Damals gab es dort jedes erdenkliche Werkzeug, alle denkbaren Nägel oder Kabel zu kaufen. Bereits damals hatten wir den Ruf, ein guter Ort zu sein, um Dinge zu kaufen, die anderswo nur schwer zu kriegen sind. Und diese Reputation prägt bis heute unsere Warenauswahl.« Viele Produkte bei Hammacher Schlemmer ähneln sich dadurch, dass sie nur in einer kleinen, grellen Eigenschaft von bereits Bestehendem abweichen. Auch durch jene Vertrautheit wirken sie bisweilen unwiderstehlich. Wie der automatische Wasserspender für Katzen. Oder der sprach-
gesteuerte Einkaufszettel-Generator, der 2.500 gerufene Produktnamen erkennt, listet und anschließend ausdruckt. Oder das durchsichtige Kanu, durch das man beim Paddeln den Meeresboden betrachten kann. Aber es gab und gibt auch echte, große Innovationen, die von hier um die Welt gingen und fest ins Leben von uns allen verankert sind. »Wir waren in den letzten 150 Jahren immer sehr stolz, die Ersten zu sein, die eine brandneue Produktgattung anboten«, betont Carly Krug. »So geschehen beim ersten Toaster mit Brotauswurf, dem ersten Dampfbügeleisen oder dem ersten digitalen Anrufbeantworter. In den letzten Jahren sorgten Produkte wie der sprachgesteuerte R2D2, ein friedlicher Wecker, der den Schlafenden langsam mit aromatherapeutischen Mitteln und Ambient-Musik weckt, oder das USB-Gerät, das Dias und Filmnegative in digitale PositivJPEGs verwandelt, für große Nachfrage.« Ein solch greller Produktzirkus zieht natürlich immer auch eins an wie die Fliegen: Stars. »Von arabischen Prinzessinnen bis zu Leuten wie Jim Carrey – Hammacher Schlemmer has seen it all«, schließt Krug im besten PR-Sprech. Bleibt die Gewissheit: Einer von ihnen wird sich den zwei Meter hohen Zoltar-Automaten schon mit nach Hause genommen haben. www.hammacher.com Alle erwähnten und noch viel mehr Produkte werden auch nach Deutschland geliefert – allerdings teilweise mit horrenden Versandkosten. Es empfiehlt sich deshalb, parallel auch in europäischen Webshops nach etwaigen Fundstücken zu stöbern. Viele Gadgets werden von der Konkurrenz nämlich billiger angeboten. www.sharperimage.com
Technik
095
EEEPC – WHAT YOU SEEE IS WHAT YOU GET
Neues von der CES 08 Viva HD – Viva Las Vegas!
Wer sich noch vor einem Jahr auf die Suche nach einem Subnotebook machte, das schnell, zuverlässig und obendrein günstig sein sollte, wurde schnell enttäuscht. Asus schickt sich jetzt an, diese Wünsche wahr zu machen – zu einem Preis von 299 Euro.
Es gibt einen Ort auf dieser Welt, da lassen sich jeden Januar erwachsene Menschen freudestrahlend vor einem Fernseher fotografieren: Las Vegas. Der Grund: die International Consumer Electronics Show (CES), eine Art Glastonbury Festival der Elektronikbranche. Was dort ausgestellt wird, darf oft von sich behaupten, das Wort Zukunft mit eingraviert zu haben. Dieses Jahr ist es erneut ein LCD-Fernseher, den Panasonic bescheiden »Lifewall« nennt, der in Garagentorgröße (150 Zoll = 3,81 m!) und bester HD-Auflösung in Mund- und Augenhöhle für Durchzug sorgt. Doch auf der CES zählte nicht nur big, sondern auch beautiful: Sony zeigte zwei Modelle von OLED-Fernsehern, deren Farbbrillanz, Stromersparnis und Kontrastwert in Weltwunderkategorien und für 2500 USDollar gehandelt werden. Und beim Anblick des gerade mal noch 0,7 cm dünnen Displays würde selbst Victoria Beckham neidisch werden. Pioneers 50-Zoll-LCDTV unter dem Projektnamen »Kuro«, der nächstes Jahr erhältlich sein soll, misst auch gerade mal noch 9 mm. Jetzt schon zu haben ist Hitachis LCD-TV mit einer
B
eim Auspacken fallen zuallererst die wirklich kompakten Ausmaße des Eee auf: nicht viel größer als eine DVD-Hülle und somit auch um einiges leichter als von mobilen Computern gewohnt. Die Inbetriebnahme gestaltet sich recht einfach. In weniger als einer Minute ist das für Mac- und Windows-User leicht verständliche, auf Linux basierende Betriebssystem hochgefahren, und die Arbeit mit einem der zahlreich vorhandenen Office-Programme kann beginnen. Zudem bietet es sich an, seine digitalen Fotos auf dem 7-Zoll-Bildschirm zu betrachten. Hierzu dienen sowohl ein Slot für Speicherkarten sowie drei USB-Anschlüsse, die sich nicht nur für externe Datenträger eignen, sondern auch eine externe Maus, Tastatur und anderes USB-Zubehör willkommen heißen. Der Entertainmentfaktor wird ebenfalls nicht vernachlässigt: MP3s wie Videos lassen sich problemlos abspielen, und auch altbewährte Süchtigmacher wie »Solitär«, »Sudoku« und »Frozen Bubble« bieten sich als willkommene Produktivitätskiller an. Früher oder später ruft die weite Welt des Internets. Der Zu-
gang funktioniert auch hier via Kabel oder WLAN recht zügig. Surfen, E-Mails checken, Instant Messaging, (Video-) Telefonie per integriertem Mikrofon und Webcam, Onlinevideos schauen – kurz, jede Standard-PC-Anwendung ist mit dem Eee möglich. Sehr erfreulich: Der Lüfter bleibt immer angenehm leise. Als Spaßbremse erweist sich hingegen leider der wirklich kleine Bildschirm (vergleichbar mit dem von tragbaren DVD-Playern). Von Grafikbearbeitung unterwegs sollte man also besser Abstand nehmen und lieber zu Hause oder im Büro einen großen Monitor via VGA-Ausgang anschließen. Auch sollte man keine zu hohen Ansprüche an die vorinstallierte Software stellen, denn neue Programme zu installieren gestaltet sich für Otto Normaluser als viel zu umständlich. Dies ist allerdings nicht allzu tragisch: Die integrierte Flash-Festplatte erweist sich mit ihren 4 GB ohnehin nicht gerade als Speicherriese. Nils Lindenstrauß EeePC (ASUS, ca. EUR 300)
Kontakt 3
Native Instruments ist – »endlich« muss man sagen – mit Version 3 des Software-Samplers Kontakt zurück. Kontakt war von Anfang an state of the art im Bereich Audiosampling auf Software-Basis. Intuitive Oberflächenstruk-
tur, gute Klangbearbeitungstools, ein einfaches Dateimanagement und vor allem die penibel gepflegten und immer wieder erweiterten Sound-Librarys machten Kontakt aus. Das einfache Handling sowie gute Einbindungsmöglichkeiten in gängige Sequenzer-Umgebungen läuteten eine neue Ära des Sounddesigns ein. Kontakt 3 besticht jetzt vor allem durch einen Pattern-Sequencer zum einfachen Setzen von Drum-Loops sowie durch den stark erweiterten Wave-Editor. Letzterer ist in der Lage, Grooves spielerisch in deren Bestandteile zu zersetzen, sodass jeder Shot via MIDI einzeln angesteuert werden kann. Außerdem wurde an den Filter-Sektionen gefeilt und der Effektbereich durch zwei Amp-Simulator erweitert, sodass die anfangs etwas eingeschränkten Möglichkeiten zur Klangbearbeitung endlich vielseitiger ausgestattet wurden. Groß. Hendryk Martin Kontakt 3 (Native Instruments, Vollversion ca. EUR 400)
Tiefe von 1,5 cm. Fernsehen macht also auf schlank, während Flashspeicher auf dick macht: Speicherplatten mit rund 70 Gigabyte, kaum Gewicht, null Hitzeentwicklung und minimaler Größe dürften bald völlig neu designte Laptops möglich machen. Quasi unmöglich erscheint hingegen eine rosige Zukunft von HD DVD. Warner Bros. kündigte auf der Messe an, demnächst nur noch Blu-ray zu unterstützen. Und sonst? Beeindruckend war der Steckcomputer von der Firma BugLabs, Microsofts Multimediatisch namens »Surface« (siehe Bild), der LaptopRucksack im 50-Cent-Schutzwestendesign der Firma Built oder der große, gebogene Gamerbildschirm von Alienware und NEC. Auch Samsungs Soundsystem in lila Trendfarbe und iMac-Design sowie DVD-Player in weißer oder schwarzer Ovalform gefielen. Demnächst in einem Laden in deiner Nähe ... Gregor Wildermann
096 Technik
ELECTRIC DREAMS
03 P
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01 P Heul doch! Über das elektronische Instrument Theremin, das man spielt, ohne es zu berühren, wissen wir spätestens seit Intro #138 alles. Jetzt auch, woher wir günstig eine der Heulbojen bekommen – Elekit bietet einen Bausatz für unter 20 Euro an. Der Nachteil: Zusammenbauen ist selber. Wir empfehlen: Räucherstäbchen für die Ruhe beim Löten und Sake fürs Konzert danach. Zu bekommen in Akihabara, Tokio, unter www.elekit.co.jp oder nach etwas Suchen auch bei Ebay.com.
02 P Blau im TV Im DVD-Nachfolgeformat-Krieg Blu-ray gegen HD DVD steht es derzeit (Stand Mitte Januar) 5:1, nachdem jüngst auch Warner Bros. als fünftes Studio zu Bluray umschwenkte. Entschieden ist also nach wie vor nichts, Blu-ray-Standalone-Player rücken aber (neben der Playstation3, die über Blu-ray verfügt) weiter ins Zentrum des Interesses. So auch Samsungs BD-P1000 mit natürlich HDMIAusgang und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Ca. EUR 500. www.samsung.de
03 P W, A, S und D »Oh, ein neues Frisbee!« – Ach, du lieber Himmel, wem hier nichts Besseres in den Sinn kommt, hat 15 Jahre Spielkultur verpennt. Die Gamer-Tastatur K1, die speziell für First-Person-Shooter entwikkelt wurde, vereinigt minimalistisch alle zentralen Befehle rund um die heiligen Buchstaben W, A, S und D. Der Hersteller Zykon verspricht eine Lebensdauer von 50 Millionen Tastenanschlägen – reicht also für circa eine halbe LAN-Party. www.zykon.com
04 P Hardkore Kore ist das Super-Instrument aus dem Hause Native Instruments. Via externe Hardware lassen sich auch im brandneuen Kore 2 alle gängigen SoftwareInstrumente, z. B. das Softwarepaket Komplete 5, steuern. Das spart Rechnerkapazität und ermöglicht den intuitiven Zugriff auf umfassende Sound-Libraries. In Echtzeit und für ca. EUR 450. www.nativeinstruments.de
Technik
ABLETON LIVE 7 Im November ist Version 7 von Abletons innovativer Sequenzer- & Live-Performance-Lösung Live erschienen. Nils Wiere sprach mit Robert Henke, der nicht nur eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Software einnimmt, sondern mit Monolake ebenso deren Potenzial unter Beweis stellt.
K
annst du ein paar Sätze zu deinen Aufgaben bei Ableton sagen? Ich bin Teil der Specification Group. Bevor auch nur eine Zeile Code geschrieben ist, haben wir im besten Fall bereits das Verhalten eines neuen Features auf Papier durchdacht. Dort bin ich hauptsächlich mit dem Thema Instrumente, Effekte und Interface-Design beschäftigt. Und als kritischer Power-User bin ich so etwas wie der größte anzunehmende Nörgler in der Firma. Ein Teil der Qualität der Software ist sicher auch das Resultat dieser kritischen Betrachtung. Was unterscheidet Live von anderen Musikproduktionstools? Der Fokus klassischer Audiosoftware liegt auf dem Studiobereich. Professionalität wird dort eher mit der Bereitstellung jedes erdenklichen Werkzeuges gleichgesetzt, was die Anwendung solcher Programme naturgemäß kompliziert macht. Unser Ansatz ist es, Software für Musiker zu machen – und die soll vor allem schnell und einfach zu bedienen sein, damit spontanes Umsetzen von Ideen möglich ist. Viele Features von Live bieten sich geradezu für die Live-Performance an, aber grundsätzlich gilt: Was auf der Bühne gut ist, kann auch im Studio nicht schaden. Schnell und angenehm arbeiten will jeder. Inwiefern hat Live deine Herangehensweise beim Songwriting verändert? Früher war mein Studio eine große Sammlung von Hardware. Ich konnte nur an einem Stück zur gleichen Zeit arbeiten, und wenn ich mich einmal verrannt hatte, war alles für die Katz. Heute ist mein Studio ein Laptop mit Live, und ich kann jederzeit Skizzen machen und speichern. Die alte Arbeitsweise erzeugte einen schönen Flow, aber oft zu wenig Änderung innerhalb eines Stückes. Die Arbeit mit Live ermöglicht viel mehr Komplexität. Wo siehst du Innovationsbedarf im Bereich digitaler Musikproduktion & Live-Performance? Die Bedienung von Software und Computern wird intuitiver werden. Es muss irgendwann mal keinen mehr interessieren, ob ein File auf diesem oder jenem Rechner liegt oder welche Latenz eine Soundkarte hat. Es wird einfach so laufen, wie man es erwartet. Nils Wiere Neu bei Live 7: optimierte Audio-Engine, Beat-Production-Tool »Drum Rack«, neues Vintage-Kompressor-Modell, Spektralanalyse-Tool »Spectrum«, neue MIDI-Engine, nahtlose Integration externer Hardware u. v. m. Live 7 (Ableton, ca. EUR 500)
UFFIE & FEADZ PLUS WEITERE ACTS IN VORBEREITUNG 14.03. Augsburg, Ostwerk
SUPERMAYER
(MICHAEL MAYER & SUPERPITCHER LIVE) PLUS WEITERE ACTS IN VORBEREITUNG 26.03. Köln, Gloria 27.03. Berlin, Maria und Josef 28.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich 29.03. Prag, Roxy Club ALLE INFOS, UPDATES UND TICKETS UNTER WWW.MELTFESTIVAL.DE/KLUB EMPFOHLEN VON
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07.02. BERLIN/MARIA ARIA BEGINN: 21.00 UHR ALLE INFOS: WWW.INTRO.DE/INTIM DAS KOMPLETTE EINTRITTSGELD WIRD AN DAA »DESIGNERS AGAINST AIDS« GESPENDET
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Sons & Daughters This Gift CD
Hush Puppies Silence Is Golden CD
Hot Chip Made In The Dark CD
Get Well Soon Rest Now, Weary Head! You Will… CD
Nada Surf Lucky CD
SZ Cinemathek – Série Noire 02 Die Blume des Bösen DVD
The Magnetic Fields Distortion CD
Various Artists Kitsuné Maison 5 CD
Das Kleingedruckte Es steht ein begrenztes Kontingent an Prämien zur Verfügung. Wir garantieren nicht die Lieferung der Wunschprämie. Der Versand der Prämie erfolgt erst nach dem Veröffentlichungstermin des jeweiligen Tonträgers. Das Abonnement kostet im Inland 25 Euro (inkl. Prämie), im Ausland 30 Euro frei Haus (ohne Prämie). Für den Prämienversand ins Ausland erheben wir zusätzlich 7 Euro (optional). Es handelt sich um eine Jahrespauschale. Eine vorzeitige Kündigung bedingt daher nicht die Rückzahlung eines Restbetrages. Das Abo kann 10 Tage nach Bestellung widerrufen werden. Das Jahresabonnement verlängert sich automatisch, sofern wir keine Kündigung 6 Wochen vor Ablauf der Jahresfrist erhalten. Dieses Angebot gilt bis auf Widerruf, spätere Erhöhungen sind nach Ablauf des einjährigen Abonnements nicht auszuschließen. Bestellung und weitere Informationen unter www.intro.de/abo oder persönlich am Telefon (0221/9499314).
Probefahrt
099
Intros liebste Platten 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
Hot Chip
SPALTER: DIE LETZTE BRILLE Jeder These ihre Anti-These, Und auch ein Konsens wie Hot Chip besitzt zwei Seiten. Selbst wenn man nach der dunklen wirklich lange suchen muss...
D
ie Band, auf die sich alle Fraktionen einigen können. Warum eigentlich? Ich glaube, eine zentrale Rolle spielt dabei die Verknüpfung von Dancefloor-Elementen mit einer Befindlichkeitsästhetik, die eher im klassischen Indierock anzutreffen ist. Außerdem scheint alles, was Hot Chip anfassen, mit beiläufiger, cooler Geste realisiert. Allein der Umstand, dass man auf eher schroffe Weise von den ersten beiden Stücken »Out At The Pictures« und »Shake A Fist« begrüßt wird, beweist Klasse. Nach dieser sperrigen, strukturell monotonen Einführung wirkt »Ready For The Floor«, einer der großen Hits des Albums, umso erfrischender. Hier offenbart sich exemplarisch das Talent der Band, Schüchternheit mittels transparent arrangierten Electro-Pops umzusetzen. Es fällt einem bei diesem Album auch plötzlich auf, dass sich Hot Chip als neuzeitliche Version spleeniger Früh-Electro-Acts wie Korgis und Sparks verstehen lassen. Der quirlige, existenzialistische Humor dieser Bands (»I’m gonna hang myself from the family tree«, Sparks) war dabei stets eingebettet in unprätentiösen Gebrauchspop, der sich auch in den leicht zu erschließenden Pop-Codes und süßen Melodien auf diesem Album materialisiert. Dass es nicht zu süß wird, ist dem für Hot Chip typischen locker durchhängenden statt gestrafften Songwriting geschuldet, das trotz pointierter Melodien Platz lässt für scheinbare Zufälle. Hot Chip bewegen sich stets in der Nähe glitzernder Oberflächen, etwaige Tiefendimensionen werden eher angedeutet als ausgelotet: etwa, wenn die Musik Bezüge zu Soul herstellen will (wie im Titelstück, das klingt, als würde Todd Rundgren ein Stax-Stück covern). Man erkennt an, dass sich Pop auch immer schon über Trashästhetik mit gewollt geringer Substanz definierte, vergisst dabei aber nicht, den Songs eine umarmende Qualität hinzuzufügen. Die Art, wie hier elektronische Musik in Szene gesetzt wird,
hat nichts Kaltes oder Abweisendes – gerade gegen Ende wird die Platte leise und ein wenig beseelt –, und das macht Hot Chip so heutig und modern. Mario Lasar Die Gegenrede aufs Album des Monats zu verfassen, wenn Hot Chip dran sind - und das im nerdcoolen Popkultur-Knast zweiacht, na, viel Erfolg dabei. Einer dieser wenn auch inflationären Alles-richtig-Macher-Acts, die mit und nach ihrem letzten Album so aufstiegen, dass jetzt eh nur noch eingesammelt wird. Und trotzdem muss man kein Prophet sein, der Verriss-Part findet sicher mehr Leser als vieles andere im Heft. Warum? Schaulustigen-Crowd? Vielleicht – aber egal, und auch wenn ich garantiert ganz allein mit der Meinung dastehe, ich sage: Der Konsens nervt – eine fette Brille allein funktioniert schon als Trademark für die Band? Haut mir ab damit. Und das Album dazu! Noch cleverer als vorher. Das heißt dann: Sperriger Umleitungspop zwischen Post-Dance-Kraut und Nickerchen. Wer dazu tanzt, hat sich wirklich einer amtlichen Selbsthypnose unterzogen. I want to believe! Ja, ist ja gut. Dem Rest sei gesagt, durch »Ready For The Floor«, das wegen des Samples wie ein okayes frühes Egoexpress klingt, geht’s aufwärts. Danach muss man durch weitere Halb-Experimente durch, von 70s bis Heavy-Rock-Pomp. Der durchpflügte Grat zwischen geil Abliefern und genial Glänzen wirkt anstrengend. Von wegen leichte Hand. Geschlossen sei mit einem Zitat einer bekannten Hamburger Künstlerin, Name trotzdem vergessen: »Wenn das das Erste wäre, was ich von Hot Chip hören würde, würde es mich nicht kriegen.« Na, ist ja für alle zum Glück aber nicht so. Also daher letztlich doch: Instant-Klassiker. Man kann eben nicht gegen alles sein. Bernd Seidel
11 12 13 14 15
Hot Chip Made In The Dark Justus Köhncke Safe And Sound Slut Still #1 Get Well Soon Rest Now, Weary Head! You … Magnetic Fields Distortion Miss Kittin Batbox Xiu Xiu Women As Lovers Deadbeat Journeyman’s Annual Superpunk Why Not? Wu-Tang Clan 8 Diagrams Hush Puppies Silence Is Golden F.S.K. Freiwillige Selbstkontrolle Cass McCombs Dropping The Writ Nada Surf Lucky Sons And Daughters This Gift
Lesers liebste Platten 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
Radiohead In Rainbows Die Ärzte Jazz Ist Anders Tocotronic Kapitulation Amy Winehouse Back To Black Feist The Reminder Kate Nash Made Of Bricks Bloc Party A Weekend In The City Justice † Arcade Fire Neon Bible Foo Fighters Echoes, Silence, Patience … Stars In Our Bedroom, After The War Beatsteaks .limbo messiah Interpol Our Love To Admire Wir Sind Helden Soundso Maximo Park Our Earthly Pleasures Eure Top 10 an Intro, PF 19 02 43, 50499 Köln oder
Hot Chip »Made In The Dark« (Labels / Emi)
an charts@intro.de. Verlosungsgewinne winken.
100 Probefahrt
PLATTEN VOR GERICHT Robyn
01
Blood Red Shoes Box Of Secrets V2 / Universal
02
Yeasayer All Hour Cymbals
Justus Köhncke
Múm
Weakerthans
Örvar Þóreyjarson Smárason
John K. Samson
Ø 3,3
Ø 10
Ø 6,1
Ø 8,45
Some more melodies, but it’s not my movement. I hear no differences between these bands. (3)
Dringlich. (10)
This is okay. It doesn’t bore me, but it sounds a bit like yoghurt. (5,5)
Remarkable sound for two people. (8,25)
It’s funny. I think, they’re into African music. But it’s not my cup of tea, I need melodies. (3)
Eigenbrötlerisch. (10)
Sounds a bit like the cousin boys. Not bad – maybe?! (7)
It sounds interesting. I have to give it more thoughtful listening. (8,5)
Aaaargh, that’s so boring. (2)
Cinemascope. (10)
I like the first song. It sounds like our drummer Samuli with chopsticks. But then it starts to bore me. But it’s still good. (7)
It’s a cool name. (8,25)
I love it. It’s indie, but has the space thing. It’s cool. (6)
The Jesus And Mary Chain in schwul. (10)
They sound a tiny bit like my favourite band Singapore Sling, and that’s never a bad thing. Probably not. (7,5)
I think he’s one of the greatest living songwriters. (9)
The voice sounds like Lou Reed. It’s too less melody for me, but I like the sound. (3,5)
New Wave. (10)
I used to like ATR very much as a teenager, but I’m not sure about this grown up mature version of Alec Empire. (6)
It’s nothing I ever listen to. But I like the timbre of the voice. (8)
It’s so depressing. I can’t listen to it. But I like the title of the album, it’s cute. (2)
Trostspendend. (10)
I’m not sure what to think about this, his voice gives me herpes, but maybe that’s okay. (5)
Beautiful sounding record. But I prefer German singers to sing in German. (8,5)
That’s boring. She stays pop, there’s no electro. (4)
Stricherlokalkompatibel. (10)
This is all very nice and clean. White bread with sugar. (5)
I like the production of the first track, I was surprised. It’s pretty foreigned to what I listen to. (8)
Where’s the funmusic? It’s all so depressing. But the production is good. (2,5)
Belanglos. (10)
I like sirens. I think more songs should have sirens. Hmmm ... I imagine I am listening to snow. They were very professional. (5)
Sounds great. I have to look into. It’s an unaffected British. Beats sounds really organic. (8,5)
She sounds so much like Paul McCartney. I like the voice. I have to listen more to get into it. (4,5)
Weihnachtlich. (10)
This is quite beautiful. It’s like really colourful socks or like an aquarium. (8)
So lovely accent. (8,75)
He has a nice voice. But I don’t like these weird tempo changes. (2,5)
Komplex. (10)
My elbow. I like the sounds of my elbow, but I am not sure about delbo. (5)
I think they sound like german Bands I really like, like Tomte. (8,75)
Laurie Anderson Big Science Michael Jackson Thriller Prince Dirty Mind
Beatles
Mouse On Mars Iaora Tahiti Borko Celebrating Life Guns N’ Roses Appetite For Destruction
We Are Free / Cargo
03
The Most Serene Republic Population Arts & Crafts / Al!ve
04
The Magnetic Fields Distortion Nonesuch / Warner
05
Alec Empire The Golden Foretaste Of Heaven Digital Hardcore Recordings / Rough Trade
06
Get Well Soon Rest Now Weary Head You Will Get Well Soon City Slang / Universal
07
Kylie Minogue X Parlophone / Emi
08
Mattafix Rhythm & Hymns Virgin / Emi
09
Beach House Devotion Bella Union / Cooperative / Universal
10
Delbo Grande Finesse Loob Musik / Universal
All Time Faves
Bach DJ Pierre
–
Probefahrt
Empty Trash
Kate Nash
Max, Tim, Stefan, Julius, Jörn
Kilians
Thomas Bohnet
snegurotschka
Amelie Schneider
Gordian Scholz
Konzertveranstalter (Target) und DJ (Tour De France)
Intro.de-User (Postings: 18007)
Intro
101
Ø 5,43
Ø 5,83
Ø 4,6
Ø 4,7
Ø 7,2
Ø 7,4
Ø
T: So im Club abends sicher gut. M: Erweiterter Britpop. (7)
They’re wonderful. As persons. As musicians. Their debut is great. And they’re a fantastic live-band. Come to their gigs when they’re in Germany – you won’t regret it. (9)
Okay, Ähnlichkeiten zu den White Stripes. Abgesehen davon merkt man, dass sie wissen, wo es langgehen soll in ihren Songs. Gut, allerdings von keinem Song gecatcht. (8)
Neuester Hype aus GB. Schrammel, schrammel. In Hochglanzmagazinen wird so was als »derbe rockt« geadelt. Paar ganz okaye Songs. (4)
Wohl keine Platte für die Ewigkeit, macht aber gute Laune. Bis zum nächsten Sommerhit lässt es sich damit prima tanzen, staubsaugen und fensterputzen. (9)
Lärmig, grungig, jugendlich. (6)
6,98
Aufgeklärte Menschen wissen schon länger, dass es auch Musik jenseits des anglo-amerikanischen Kulturkreises gibt. Stichwort »Weltmusik«. Ganz gutes Album. (6)
Hm, ein schwieriger Fall. Da geht mir eigentlich jedes Stück außer »2080« komplett auf die Nerven. Vielleicht 2080 mal wieder reinhören? (4)
Sphärisch, neu, brillant. (9)
6,70
–
Gut gemacht ist die Musik schon, aber da fehlt mir der Rhythmus, gerade bei der Art von Musik würden die Harmonien da noch besser funktionieren, glaube ich. (7) Feine Musik, da würd ich noch mal länger reinhören. (5)
Ambitionierter OrchesterProg-Pop, mal opulent ansprechend, mal »progressiv«anödend, wenn es mich dann zu sehr an »Großkünstler« wie Yes erinnert. (4)
Huch, nichts für ungeduldige Skipper wie mich – hinter jedem Intro steckt tatsächlich noch ein ganzes kleines Märchen. Direkt bezaubernd! (9)
Hymnisch, tragend, schön. (9)
6,61
M: New Yorker sind dafür bekannt, viel elektronischen Industrial in die Musik zu packen. T: Sehr afrikanisch. M: Africa meets New York, ... jetzt auch noch Indien. (5,8) T: Irgendwie Interpol-mäßig. M: Ein Pluspunkt für das Experimentelle. (6,25)
–
M: [singt] Lollipop, Lollipop ... Die wollen alt klingen, klingen aber einfach nur scheiße. Ju: Irgendwie Countrymäßig. (2)
The lyrics in »California Girls« are brilliant. I hate them, too. The girls not The Magnetic Fields. »Too Drunk To Dream« should be a hit in England. (7)
Seltsamer Sound, und die Musik klingt mir zu alt. Schlechter HighschoolSound, reizt mich nicht. (2)
Stephin Merritt auf den Spuren von Jesus And Mary Chain. Distortion-Gitarren über feine Melodien, das Beste seit seinem JahrzehntWerk »69 Love Songs«. (7)
Ach herrje! Dachte, so ein Sound sei seit The Jesus And Mary Chain ausgestorben. Kann ich mich schwer wieder dran gewöhnen. Sympathiepunkte wegen »früher«. (6)
Fantastisch, lieb, plingpling. (9)
6,56
T: Wenn ich das abends im Club hören würde, würde ich ausflippen. M: Fast solche Intros wie bei Scooter. Ein ganzes Album davon könnte ich aber nicht durchhören. (7,25)
Sounds like a mixture of The Teenagers and Klaxons. A bit more tense I’d say. Though the artist would prefer »more angry«, I guess. They would do well in England. (7)
Zu synthielastig, sehr anstrengend zuzuhören. (3)
Dieses Werk überrascht, weil einmal nicht nur der große Hammer rausgeholt wird. Klingt oft nach The Fall oder Suicide, respektable Referenzen also ... (5)
Oh, ist das erholsam! Fröhlicher Krach mit einfachen Texten. Lauter, lauter! (9)
Holprig, düster, schwierig. (5)
6,38
T: Es dauert zu lange, bis der Song losgeht. M: Langweilig. T: Vielleicht mit der Freundin im Herbst gut zu hören. (4)
They’re trying very hard to be the next Arcade Fire, don’t they? Seems as if they worked for months and months on that. It’s okay – but it doesn’t touch me. (5)
Ziemlich viele Einflüsse verarbeitet, klingt nach Folk, Filmmusik, super auch das Akkordeon. Für Musikstudenten bestimmt eine Klausur wert. (5)
Erstaunliches Debüt mit einigen erschreckend guten Songs inklusive hübschem »Born Slippy«-Cover. Der deutsche Beck ohne Scientology-Hintergrund? (9)
(Zu) gut gemacht! Herzergreifender Indiepop, der über weite Strecken zu glitzernd für den beinah banalen Begleitgesang ist. Extrapunkt für »Born Slippy«! (8)
Bombastisch, emsig, brav. (6)
6,25
M: »2 Hearts« ist ihr Goldfrapp-Song. Jetzt ist’s typisch Kylie. S: Fettes Schlagzeug. Besser als die Beach House eben. (6)
That’s rubbish. No – I mean, I don’t hate Kylie. At least she’s a nice person. But it doesn’t sound like anything I haven’t heard before. She could do better. (3)
Ich mag die ja, für mich die bessere Madonna, gute Rhythmen. Von der Musik ist nicht so die Ahnung vorhanden, aber auf einer Party würde ich das mal auflegen. (6)
Mir hat sie bislang als Leiche im Nick-Cave-Video am besten gefallen. Gefälliger Quietsch-Pop mit gelegentlich nervender Piepsstimme. (2)
Gott weiß, ich bin kein KylieFan, aber: Fast einer Stunde feinster Popmusik kann selbst ich mich nicht ohne Bewunderung entziehen. Will ich auch gar nicht mehr. (10)
Sexy, synthie, kylie. (8)
6,20
M: Die Single ist geil. Teilweise ist mir das zu sehr World Music, aber super angenehm zu hören. (8,5)
When they started I really thought they’d bring a nice international touch into the UKcharts. But their second record sounds as if they don’t want that at all. (4)
Klingt ordentlich, gute Arrangements, mir zu viel Reggae und Weltmusik drin, nicht meine Musik, aber immerhin etwas, was sich von Standard-Reggae-Brei abhebt. (6)
»Living Darfur«? Wie lässt es sich zu Katastrophen tanzen? – Pop-Rap-Reggae. Groovt ganz nett im Hintergrund, stört nicht groß, berührt aber auch nicht wirklich. (2)
Vom Genre her nicht mein Fall, aber ich würde dazu den großen Hausputz machen. Kann nur gut sein! (8)
Stimmig, frei, urban. (6)
6,05
Hübsch. Werden gerne mit Mazzy Star und Galaxy 500 verglichen, an die sie leider nie heranreichen – vielleicht ein bisschen langweilig manchmal ... (5)
Ach, mein dauerlullendes Sorgenkind! Bis zum vierten Stück sind Charme und Sympathie verzehrt, dann dröhnen traurig Orgel, Billigbeats und Hall. (3)
Schwül, schlaff, dösig. (9)
6,03
–
Da passiert ja nicht so viel, bleibt mir zu sehr auf einem Level. Soll man wahrscheinlich reinsinken, aber ich find hier keinen Zugang. (3)
Furchtbar. Schon der Text. (2)
Arg angestrengter »Alternative-Piano-Rock« aus Berlin. Ambitioniert, gut gemeint. Bisschen verkrampft, eine Art Annäherung an Hamburger Schule. Nur langweiliger ... (3)
Die Scheibe könnte reihenweise Herzen brechen; leider den eigenen Fans. Dazu starke Textallergie spätestens ab Stück #5. Ach, schade! (6)
Willkommen, sorglos, traut. (7)
5,42
Sting Bring On The Night Kula Shaker Kula Shaker Phoenix It’s Never Been Like That
Serge Gainsbourg Gesamtwerk Jonathan Richman Gesamtwerk The Clash Gesamtwerk
Neil Young Neil Young Neil Young Harvest Sandow Stationen einer Sucht
Ada Blondie Out Hud Let Us Never Speak Of It Again New Order Technique
M: Das klingt wie Weihnachtslieder. Oh nee, furchtbar. Die Stimme ist ein Grauen. S: Uninteressant, zieht nicht mit. (3)
M: Band- und Albumname machen sie schon unsympathisch. Klingt typisch deutsch. Typisch Prenzlauer Berg. Wie der Soundtrack zu einem Kunstfilm. (4,5) Queens Of The Stone Age Songs For The Deaf Jimi Hendrix Are You Experienced? Slipknot Iowa
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Bikini Kill Pussy Whipped Cyndi Lauper alles Kate Bush Hounds Of Love
102 Probefahrt
AGF Words Are Missing AGF Production Abstraktion als Waffe gegen den Gleichklang: Zischen, Fiepen, Rattern und noch einmal die elektronischen Geräte gegen die Gebrauchsanweisung so erklingen lassen, dass nicht Funktionalität im Mittelpunkt steht, sondern Lust an ungewohnten Klängen und Klangkombinationen. AGF, das ist Antye Greie aus Berlin, ehemals bei Laub aktiv und noch immer aktiv im all female Avant-Projekt Lappetites mit Eliane Radigue, Kaffe Matthews und Ryoko Kuwajima. Für »Words Are Missing« kommen tatsächlich keine Worte mehr zum Einsatz, höchstens noch Buchstaben, vokal eingesetzt wie rhythmisch strukturierte konkrete Poesie. Die Dekonstruktion von Sprache in ihrer Lautpoesie korrespondiert mit der Dekonstruktion von Pop und elektronischer Musik: Drum’n’Bass, House sowie all das, was in den Neunzigern mal unter den Hilfsbegriff »Clicks’n’Cuts« gefasst wurde, kommt hier höchstens noch an den Rändern vor, eigenartig deformiert, andererseits aber auch lustvoll aufgegriffen, denn die stolpernden, sich munter überschlagenden Klangpartikel lassen jede Menge Spaß erkennen. Spaß beim Produzieren, der sich auch aufs Hören überträgt: »Words Are Missing« erschöpft sich nicht im bloß Konzeptuellen, sondern sucht vergleichbar mit Autechre nach einer Abstraktion, die auf eigenartige Weise »swingt«. Von dieser Leichtigkeit rückt AGF nur dort ab, wo es kontextuell Sinn macht: Auf »Presswehen« sind tatsächlich Presswehen, also ebenfalls nicht als Worte erkennbare Schreie zu hören – kein schön zu hörendes Stück, aber beste feministische Konfrontation auf ganzer Yoko-Ono-Linie. Ein durchweg empfehlenswertes Album. Martin Büsser
Alaska In Winter Dance Party In The Balkans Regular Beat / Indigo Balkan, New Mexico, Alaska, Arabien. Wer Zach Condons Beirut-Projekt kennt und diesen bewusst klischeebeladenen Drahtseilakt aus Folklorismus, augenzwinkernden Zitaten und unbekümmertem Drauflosmusizieren, wird einigermaßen präpariert sein für das hier, die verschärfte Form jenes StilMischmaschs: In einer kleinen Holzhütte irgendwo in Alaska schrieb Brendan Bethancourt, der in New Mexico lebt, diese Ungeheuerlichkeit, die so herrlich unbekümmert Indie-Herzschmerz, BalkanPop, winterliche Tristesse und arabische Ornamentalspielereien zu einer schwelgenden Künstlichkeit zusammenführt. So kann man selbst wählen, ob man sich über die Absurdität dieses rekursi-
Hush Puppies
AJZ FRANKREICH Zweite Platte, die gar nicht so klingt, wie man es von Franzosen erwartet. Und, ähnlich wie der Vorgänger »The Trap«, mit üppigem Indie-Pop begeistert, wie ihn die zahllosen Brit-Bands und -Hypes der Zeit nicht hinbekommen hätten.
A
uf der ersten Single singen sie im Refrain recht munter »I want my Kate Moss« zu Riffs, die natürlich auch vom Kollegen Doherty hätten stammen können. Auf ihrer Homepage wiederum ist keine offizielle Biografie zu finden, sondern ein Multiple-Choice-Fragebogen, der den Fans alles abverlangt. So auch die Herleitung der musikalischen Einflüsse, die – mehrere Kreuze sind hier möglich – gar nicht mal so leicht zu bewerkstelligen ist. Einerseits verneigt man sich bei den Großen des frühen Britpop – The Kinks, The Who und vor allem The Small Faces –, und wenn man dem warmen Orgelspiel und den harmonischen Gitarrenläufen folgt, so sind diese Vorbilder wohl gewählt. Andererseits erfreut man sich natürlich auch an den Klängen von Queens Of The Stone Age und vor allem an denen der skandinavischen Kollegen The Hives. All das wird mit viel Witz in zehn schöne, kurze, packende Songs gegossen, wobei das Ganze doch recht gitarrenlastig und manchmal gar krachig ist, was den Effekt hat, dass man den bisweilen recht starken französischen Akzent nicht so
ven Folklorismus amüsieren oder lieber ganz unschuldigem Orchester-ElectroPop-Tiefgang lauschen mag, der genau so ist wie die Titel dieser Stücke: »Homeless And The Hummingbirds«, »Rain On Every Weekend«, »The Beautiful Burial Flowers Will Never See« usw. Man kann diesem kleinen schüchternen Wesen von einer Platte nur wünschen, dass es alsbald aus dem raumgreifenden Schatten von Beirut und Zach Condon, der hier übrigens Ukulele und Trompete spielt, heraustreten wird. Lutz Happel
BMX Bandits Bee Stings (Stickman / Indigo) »Es berührt mein Herz, wenn ich in einem Raum mit Rachel bin und sie singt. Dieses Gefühl möchte ich für die Aufnahmen und die Hörer einfangen. Ich möchte Rachels Augen in den Songs einfangen.«
wahrnimmt. Der nämlich wirkt sich hier und da etwas störend aus, auch wenn man etliche skandinavische Bands kennt, die mit einem ähnlichen Akzent wunderbare Musik machen. Und der vielleicht auch der Grund dafür ist, dass man die Handbremse recht selten zieht. Was schade ist, denn auf einem Song wie »Love Bandit« (blöder Titel, ja, aber toller Song) beweisen die Hush Puppies, dass auch große Romantiker in ihnen schlummern. Schön auch die pathetischen Arrangements von »Down, Down, Down«, das sich zu einem richtigen Songmonster entwickelt, und natürlich das Neo-Wave-Feeling von »Bad Taste And Gold On The Doors« oder dem Opener »A Trip To Vienna«. Also ein äußerst gelungenes Album, das einen darauf aufmerksam macht, dass in Frankreich neben den obligatorischen Chansons und den vielen guten Elektronikbands auch die Indierock-Szene recht lebendig zu sein scheint ... Sascha Seiler
Hush Puppies »Silence Is Golden« (Faith Records / Stereo Deluxe)
Duglas T. Stewart, Sänger der BMX Bandits aus Glasgow, scheint es richtig erwischt zu haben. Ohnehin sei Liebe für ihn das wichtigste Thema in Musik, Kunst und Literatur, denn »wir können zum Mond fliegen oder Krankheiten heilen, aber wir werden nie vollständig das Mysterium und Wunder der Liebe verstehen.« Benannt hatte sich die Band nach einem australischen Abenteuerfilm von 1983 mit Nicole Kidman. Doch Stewart hat weder den Film gesehen noch jemals auf einem Fahrrad gesessen. Nachdem die schottische Jangle-Pop-Institution bereits 20 Jahre zwischen Kummer und Romantik gependelt ist und an die Kraft der Melodie glaubt, wird mit »Bee Stings« und der neuen Sängerin Rachel (Ex-TheAttic-Lights) ein neues Harmonie-Kapitel aufgeschlagen. Was wohl die fünf Bandkollegen denken, wenn ihr Bandleader betont, dass er sich erst jetzt vollständig und absolut lebendig fühle: »Es ist der Traum eines jeden Künstlers, jemanden
zu finden, der einen beim Singen immer wieder inspiriert.« Und es kommt noch dicker: »Wenn ich Rachel sehe oder höre, könnte ich Drachen erschlagen, wunderschöne Sinfonien komponieren und die Welt erobern.« Doch selbst die BMX Bandits können nicht die kleinen Stiche des Lebens verhindern, bereits stellvertretend verpackt im Songtitel »The Road Of Love Is Paved With Banana Skins« vom 2003er-Album »Down At The Hop«. Stewart stellt sich beim Songwriting die Stimme der jeweiligen Partnerin vor, lässt sie im Kopf kreisen, um deren Atmosphäre und Essenz wiedergeben zu können. So schwebt feiner, teilweise zweistimmiger Gesang durch die Midtempo-Stücke »Take Me To Heaven«, »Elegant Lines« oder »After I Made Love To You«. Apropos, noch einmal der umnebelte Stewart: »Wenn Sex schön ist, ist er der absolute, ungehemmte und wahre Ausdruck von Liebe. Zu lieben kann nichts überbieten – nicht einmal die BMX Bandits.« Henrik Drüner
Probefahrt
Beach House Devotion Bella Union / Cooperative / Universal »Devotion« kann man wahlweise mit »Andacht« oder »Hingabe« übersetzen. Beides passt. Andächtig sitzen Victoria Legrand und Alex Scally aus Baltimore auf dem Cover ihres zweiten Albums von Kerzenlicht beschienen vor einer Torte, aber nach einer Party sieht das nicht aus. Eher so, als hätten sie gerade ihren Hund namens Devotion im Garten verbuddeln müssen. Musikalisch findet die Stimmung ihre Entsprechung im halligen Shoegazer mit Orgel, Slidegitarre, Percussion und Legrands Gesang. Hier kommt die Hingabe ins Spiel, denn das Duo lässt sich ganz in diesem Dream-Pop fallen, hat das Tempo im Vergleich zum selbst betitelten Debüt nur minimal angezogen. Mazzy Star und Galaxie 500 sind weiterhin gültige Referenzen. Die Songs sind kaum unterscheidbar, fließen ineinander über in einem Strom nachtgetränkter Rotwein-Melancholie. Vor der trunkenen Umarmung schützt sie aber die Entfernung durch den Hall, der ihnen ihre Würde lässt. Johannes Mihram
British Sea Power Do You Like Rock Music? Beggars / Rough Trade Wir haben 2008, und England fährt nicht zur WM. Also haben auch British Sea Power mit »Waving Flags« leider nicht die Stadionhymne des Jahres geschrieben – selbst wenn die zweite Single aus »Do You Like Rock Music?« mit den markerschütternden Trommeln, hallenden Chören und dem von SlaviaPrag-Fans inspirierten Text einen tollen, absurden Stadiongrölsong abgegeben hätte (»Oh we won’t fail / Not with Czech Ecstasy«). Wenigstens ist damit bewiesen, dass das britische Quartett um die Brüder Wilkinson auf seinem dritten Album den sehr eigenen und exzentrischen Weg weitergeht. Auch musikalisch bleibt man sich treu und der im Albumtitel gestellten Frage keine Antwort schuldig. (Die Antwort ist natürlich »yes«!) Produziert von Graham Sutton (Pulp) und Efrim Menuck (Godspeed You! Black Emperor), ergibt sich ein Sound zwischen Pop und Post-Pop – bisweilen sperrig und düster, aber nie ohne zündende Melodie-Idee. Anne Westphal
Los Campesinos! Hold On Now, Youngster ... Wichita / Coop / Universal Spaß machen und Spaß haben ist im heutigen Pop eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Wie leicht bewegt man sich mit solchen Intentionen an der Grenze zum Kitsch
oder im uferlosen Meer schnöder Banalität, ohne je dahin gewollt zu haben. Los Campesinos! aus Cardiff wissen um diese Gefahren und bedienen sich der Tricks, die auch schon bei Achitecture In Helsinki, Tilly And The Wall und einigen Schweden so gut funktionierten: beständig rasantes Tempo, Lo-Fi-Getöse, Enthusiasmus bis zum Überschnappen und eine Menge tanzende Bandmitglieder. Ihre Songs sind knapp und melodiös, sie nutzen ihr breites Instrumentarium auch mal für schrägen Krach, ohne dabei die Grenzen des bruchlos Hörbaren zu überschreiten, und kompositorische Exaktheit ist ihnen mehr als egal. Ihr Album »Hold On ...« ist eine super Partyplatte, die aber auch ein bisschen Raum zum Schwelgen und Anlehnen lässt, nahezu jeder in der Band kann singen, und wenn sich alle zum Chor vereinen, empfindet man sich sicher auch im Publikum ganz vereinigt. Trotzdem: Diese Platte ist alles andere als banal, und sie macht ausnahmslos großen Spaß. Damit sind die Eingangsherausforderungen bestanden. Und die sind ja bekanntlich nicht zu unterschätzen. Christian Steinbrink
Cat Power Jukebox Matador / Beggars / Indigo Es hat einige Alben gedauert, bis Scout Niblett letztens den Schritt zu mehr klassischer Gangbarkeit im Song vollzog. Ein letzter Anstoß dazu dürfte die Entwicklung Cat Powers a.k.a. Chan Marshalls gewesen sein, deren Karriere der Nibletts ziemlich ähnelt und die die meisten Schritte immer ein paar Jahre vor Niblett durchgemacht hat. Marshalls Entwicklung gipfelte Anfang 2006 in dem überaus schönen Album »The Greatest«, das Verkaufszahlen erreichte, die inklusive Marshall selbst wohl niemand jemals erwartet hätte. Cat Power begegnet der daraus resultierenden Erwartungshaltung nun mit ihrem zweiten reinen Coveralbum. »Jukebox« wendet sich dabei wieder der reichen Geschichte der traditionell amerikanischen Musikstile zu. Anders als auf »The Covers Record« von 2004 sind die ausgewählten Stücke aber allesamt in sehr klassischen und bruchlosen Arrangements aufgenommen. Fast ausnahmslos stellt Marshall den Song in den Fokus und nimmt ihre auf den eigenen Alben öfter durchscheinende expressive Künstlerpersönlichkeit zurück. Das ist schade, eine mutigere Interpretation hätte einigen Songs gutgetan. Trotzdem verbinden sich die Versionen von Sinatra-, Dylan-, Holiday- und Joplin-Originalen hier zu einem homogenen Ganzen, aus dem besonders die bekannte interpretatorische Eleganz Cat Powers und die immer noch relativ sparsamen Instrumentierungen herausstechen. Wie schon bei
»Covers Record« gilt auch hier: Schon schön, aber Cat Powers Alben mit eigenen Kompositionen sind besser. Christian Steinbrink
Deadbeat Journeyman’s Annual ~scape / MDM Nach dem clubbigen »Mecca«-Trip auf dem Wagon-Repair-Label kehrt Deadbeat für sein neues Album auf ~scape wieder auf die Langstrekke zurück. Die Stücke auf »Journeyman’s Annual« rangieren zwischen Dubstep und dem dunklen Dancehall dieser Tage, gleichzeitig gibt es Verbindungen zum digitalen Dub der 90er (à la Dub Syndicate oder Black Star Liner). Das Ganze ist monoton angelegt, fließt metallisch und fordert mit subsonischen Bässen Bewegung. Genau so funktionieren auch Deadbeats Livesets. Sessioncharakter hat auch dieses Album: Nicht nur Maschinen kommen zum Einsatz, sondern auch Gitarren und Streicher, dazu Spoken Word im Gangstastyle von den Kollegen Bubbz (Bristol), Moral Undulations (Ontario) und Jah Cutta (Montreal). Da liegt Frost auf der Welt, man muss davon erzählen. Reis, Kartoffeln, gute Laune? Auf kuschelige Wintermusik war Deadbeat noch nie abonniert, also besser Mütze auf. Gegen Ende dreht sich alles ein wenig im Kreis, wird aber vom Bonustrack, Deadbeats klirrendem Remix von Saul Williams’ Stigma-Song »Black Stacey«, wieder angeschoben. Hendrik Kröz
Dear Euphoria Dear Euphoria Stereo Test Kit Ja, sicher, das tut man nicht. Man fragt einen Künstler nicht nach der Entstehung seines Pseudonyms. Bei der Schwedin Elina Johansson a.k.a. Dear Euphoria konnte ich mich aber nur schwer zurückhalten, denn ihre Songs klingen alles andere als euphorisch. »My heart, there’s a constant longing that makes me weak«, haucht sie, nur von ihrem Klavierspiel begleitet, ab und zu gesellen sich Kontrabass, Orgel und zarte Percussion dazu. Das Album veröffentlichte Johansson bereits 2005 in Eigenregie; längst vergriffen, wird es nun bei Stereo Test Kit remastert und um vier Songs erweitert regulär auf den Markt gebracht. Eine Chance für diejenigen, die bereits die Musik von Tori Amos, Kate Bush, Cat Power und Anna Ternheim ins Herz geschlossen haben. Einmal wagt Johansson den Ausbruch, doch die rockigen Klänge von »Not Meant To Have It« stehen ihr nicht, verschrecken nur im Rahmen der vorherrschenden Melancholie wie die schrillen Klänge einer Alarmanlage in der Nacht. Johannes Mihram
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Delbo Grande Finesse Loob Musik / Universal »Grande Finesse« ist die vierte Parallelwelt des Trios: flüssig, glasklar, zwischendurch verstörend, am Ende trotzdem versöhnt. Zu den bekannten Referenzen von frühen Blumfeld bis Karate gesellen sich nun auch die Beach Boys. Moment, die Beach Boys? Was verbindet die herzlichst verkopften Indierocker aus Berlin mit den kalifornischen Surfpoppern? Gar nichts, möchte man meinen ... Aber: »Pet Sounds war damals eine große Weiterentwicklung der Beach Boys«, erklärt Gitarrist und Produzent Tobias Siebert. »Sie arbeiteten mit Sounds von Coladosen, Fahrradklingeln, Kirchenorgeln und so Sachen. Ich empfinde unsere Offenheit zu zusätzlichen Instrumenten als ähnliche Entwicklung.« Die Ergänzungen der mäandernden Gitarrenwelten sind bei Delbo etwas konventioneller gewählt, trotzdem sehr effektvoll: Streicher und Bläser setzen auf »Grande Finesse« angenehm farbige Akzente. Ohne die luftigen Kompositionen zu verkleistern, ohne sich mit Pauken und Trompeten als Neuerfindung feiern zu müssen. Trotzdem, dieses Album ist ein gefühlt großer Schritt für Band und Hörer. Nach den ergebnisoffenen Anfängen am äußersten Ende des ausklingenden Jahrtausends, nach dem ambitionierten »Innen/Außen« (2003) und den verdichteten »Havarien« (2006) schmeichelt sich »Grande Finesse« langsam ein, rammt lächelnd einen Fuß in die Tür und möchte über Nacht bleiben. Eine Momentaufnahme: »Das Album ist für unsere Ohren viel luftiger und auf leichteren Füßen unterwegs, offener und mehr aus dem Bauch heraus«, sagt Sänger und Bassist Daniel Spindler. »Das ist aber auch ein Gefühl, das sich durch die ganze Entstehungszeit zieht. Es ging dieses Mal viel einfacher von der Hand.« Die Texte bleiben gewohnt gehaltvoll, aufgeladen von der ersten bis zur letzten Zeile: »Du verirrst dich nach wie vor innen wie außen. Wie in der Zeichnung, die sich Jahr um Jahr erschließt. Darin die Sehnsucht nach den Punkten und den Orten. Und die Angst, sie eines Tages zu verlieren«, heißt es in »Belvedere«, einem Stück, das die Buellebruecker Studiowelt vielleicht am meisten dehnt. Das sei »einfach nicht mehr zu bremsen gewesen«. Delbo haben offensichtlich profitiert von der Vernetzung des »Berliner Undergrounds«, von der Beteiligung an anderen Projekten, vom Austausch mit befreundeten Bands, von Tobias Sieberts Produzentenarbeit für Indiedeutschland. Da müsste doch jetzt richtig was gehen, oder? »Ach, man kann niemanden zu seinem Glück zwingen«, sagt die Band. Christian Wessels
104 Probefahrt
Diverse Monika Bärchen: Songs For Bruno, Knut & Tom Monika Enterprise / Indigo Monika wird zehn Jahre alt und feiert mit einem »Best Of«-Sampler zum Sonderpreis. Die 15 Nummern geben einen repräsentativen Einblick in den Labelkosmos, der alles andere als eng gesteckt ist. Er reicht von Electropop, House und Post-Wave bis zu Lo-Fi-Folk, Wohnzimmer-Lounge und aufgekratztem Gitarrengeschrabbel. Die hier vertretenen KünstlerInnen dürften dem Intro-Publikum größtenteils bekannt sein, darunter die Quarks, Gudrun Gut, Michaela Melián, Robert Lippok und Barbara Morgenstern. Und obwohl das Monika-Programm stilistisch weit gestreut ist, gibt es doch so etwas wie einen ungefähren Label-Sound, der stets warm und freundlich zum Verweilen einlädt, aber in all den Jahren nie falsche Kuschel-Bedürfnisse bedient hat. Wenn es in den Weiten der Popgeschichte je so etwas wie eine Stammband gegeben haben sollte, auf die sich wohl alle Monika-KünstlerInnen einigen können, dann dürften das die Young Marble Giants sein – eine Referenz, die deutlich macht, wie nahe Wohlfühl-Pop und Experiment, Minimalismus und Ohrwurm-Qualität bei Monika beieinander liegen. Doch noch etwas ganz anderes zeichnet das von Gudrun Gut gegründete Label aus: Monika betreibt seit zehn Jahren vorbildliche Netzwerk-Arbeit. Wie selbstverständlich (was aber leider längst nicht überall selbstverständlich ist) gibt Monika Künstlerinnen im noch immer von Männern dominierten Gewerbe eine Plattform – darunter jüngst erst der großartigen Milenasong –, ohne dabei willkürlich vorzugehen (nicht das biologische Geschlecht zählt, sondern die Qualität der Musik) oder männliche Künstler auszugrenzen. Dieser undogmatische, aber doch nach Außen hin klar erkennbare Ansatz macht Monika zu einem deutschen Pendant von Kill Rock Stars, zu einem unverzichtbaren Label, das hoffentlich noch mehr als weitere zehn Jahre durchhält! Martin Büsser
Diverse Tonangeberei. Songs für jedes Alter ab 3 Trikont / Indigo »Won, two, srie, four!« zählen die Five Devils ein. Und eröffnen damit dieses »extra nicht pädagogisch wertvoll aufgewärmte« Album für Hörerinnen und Hörer im Alter von 3 bis 66. Viele der zumeist in Berlin oder Hamburg lebenden MusikerInnen auf diesem Album sind inzwischen selbst Eltern, wie auch Bernadette La Hengst, die diese Compilation zusammengestellt hat und mehrfach vertreten ist (solo oder mit ihrer al-
The Mars Volta
ALIEN VS. PREDATOR David gegen Goliath, Hörer gegen Mars Volta. Runde vier. Die Meinungsfront zu dieser Band scheint mittlerweile in den Stellungskrieg übergegangen zu sein.
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ie einen kapitulieren nachhaltigst vor den größenwahnsinnig-redundanten Kompositionen von Superhirn Omar Rodriguez-Lopez, die anderen geben nicht auf, es gut zu finden. Daran wird auch »The Bedlam In Goliath« garantiert nichts ändern, obwohl TMV tendenziell wieder etwas mehr nach dieser einen Vorgängerband aus dem Rock-ActionKeller klingen. Wie hieß die noch einmal? Na Prost. Jedenfalls interessant, dass sich selbst TMV bei ihrer scheinbar grenzenlosen Abgefahrenheit irgendwann im Kreise drehen. Natürlich ist es immer noch maßstabslos verkomplizierter Salsa-Prog mit orientalischem Setting und Alien-vs.-Predator-Soundscapes. Nur werden dessen überbordend viele Songideen im Gegensatz zu den beiden Vorgängern konsequent durch straighte Rockelemente zusammengehalten, die einen während des 76-minütigen Tollhauses tatsächlich atemlos fesseln. Richtig gehört: ROCK. Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler schenken den Rockfabriken landauf, landab mit »Wax Simulacra« sogar eine echte Single mit 2:40 Minuten Spielzeit. Vielleicht ist an dem Promo-Märchen mit dem okkulten Hexenbrett, das der Band angeblich die Lyrics zum Album diktiert und dafür die ganze Mannschaft mit Schikanen in den Wahnsinn (ha!) getrieben hat, doch
ten Band Die Braut Haut Ins Auge und dem wunderbaren Stomper »Schlechte Laune«). Zu hören sind 22 Lieder und Hörspielcollagen, die wild durch sämtliche Musikrichtungen streifen und die Grenzen zwischen Erwachsensein und Kindlich’n’Kindischkeit zum Fließen bringen. Herausragend sicher »Neunmalklug«, ein Zweiteiler mit Heinz Strunk, »Eine Biene ist im Haus« von Knarf Rellöm With The Shi Sha Shellöms, bei dem kinderliedartig drei Stimmen übereinander liegen und nur spärlich Instrumente hinzukommen. Oder der Kindergeburtstag ältlicher Styler namens »Robag Wruhme feat. Helge Schneider, Rocko Schamoni, Lenja, Fina & Dorle«, die ein verrückt-flottes Jazz-Stückchen namens »Katze geil« aus den Ärmeln schütteln. Housy kommt eine Zusammenarbeit von Chicks On Speed & Ted Gaier With A Scho-
etwas dran. Da fragen wir am besten noch einmal bei Cedric nach, bevor wir Goliath mit einem gezielten Steinwurf gegen die Stereoanlage ausschalten und besiegen. Gab es einen Punkt, an dem ihr euch mit weltlichem Verstand nicht mehr erklären konntet, was das Hexenbrett mit euch angestellt hat? Ja. Für mich war es der Nervenzusammenbruch unseres Toningenieurs, der uns zuvor über vier Jahre begleitet hatte. Er war eine Person, die wusste, wie die Songs klingen mussten, ohne sich mit den Inhalten auseinandersetzen zu müssen. Er beschuldigte uns in einem manischen Zustand, dass wir mit unserer Musik eine Art Höllenmaschine erzeugen würden. Sind auch wir bei zu intensivem Hören von »The Bedlam In Goliath« Gefahren durch das Hexenbrett ausgesetzt? Nein. Das Album ist das Gegengift, und das »Ouija-Brett« war die Schlange. Wenn du von der Schlange gebissen wirst, brauchst du ein Serum. Das ist das Album: ein Heilmittel. Und was sagt ihr, wenn sich viele eurer jungen Fans jetzt solche Hexenbretter besorgen und ebenfalls durchdrehen? Das ist Rock’n’Roll. Christoph Dorner The Mars Volta »The Bedlam In Goliath« (Universal)
lar And A Physician daher. Dazu kann die ganze Familie gleich noch Home-Aerobic betreiben. Lustig auch Rocko Schamoni als »HipHop Daddy«, der dabei mehr nach Dandy klingt. Ja, und Cow sollte ich noch erwähnen und natürlich die Lassie Singers, ach, muss man vielleicht doch alles besser selbst mal hören. Denn eine Compilation, die die gebeutelte Elternschaft für restlinke Stylerkreise so aktiv und beseelt unterfüttert, ist zumindest eins: keine Stangenware. Barbara Schulz
Diverse Shots – 8MM Music 2002-2007 8MM Musik / Cargo Die kleine 8MM-Bar aus Berlins Schönhauser Allee hat einfach mal gefragt. Ob einige der Bands, die in den vergangenen Jahren durch den Laden ge-
taumelt sind, Lust auf eine Compilation hätten. Die vom hauseigenen Label 8MM Musik mussten natürlich sowieso. Aber auch Julia Hummer (»Freaks«), Tarwater (»Dreams Are For Those Who Sleep«) und Swearing At Motorists (»Mercury Poisoning«) haben sich für den 15-Track-Sampler platzieren lassen. Dazwischen kieksen WG (vä-gä) mit weiblichem Doppelgesang zu rumpeligem Kellerbeat, Singapore Sling nehmen es in »Sugar« mit den Jesus And Mary Chain auf, ET Tumason zelebriert gekonnt den Delta-Blues, und Virgin Tongues zeigen, wie man Brian Jonestown Massacre und Ride zu einem Cocktail mixt. Sympathische Sammlung also, die in ihrer Subjektivität nicht zwischen Tonstudio und Probekeller unterscheidet und geduldig dem huldigt, was man in Garagen außer Parken noch so alles anstellen kann. Klaas Tigchelaar
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The Dunes Socializing With Life &
Grand PM Party In Your Basement Beide Curve / Al!ve In amerikanischen Sitcoms gilt Frankreich gemeinhin als das Letzte, als der Comic-Reflief für alles, was peinlich und doof rüberkommen soll. Ähnlich schlecht weg kommt nur noch der ungeliebte Bruder Kanada. Musikalisch ist diese South-Park’sche Schießbudenhaftigkeit allerdings schon längst überwunden. Kanada hat seine eigenen Fächer, hatte seinen Electro-Boom mit Akufen und seine Kollektiv-Wunder von Broken Social Scene bis Arcade Fire. Und so strömten zuletzt immer neue Bands aus dem großen Landmassiv. Alle muss man sich nicht merken, mit The Dunes und Grand PM ist man allerdings (halb) auf der sicheren Seite. The Dunes aus Toronto debütieren ziemlich abgehangen auf »Socializing With Life«. Lässig britischer Gitarrenpop, der die Oberfläche aber immer wieder verlassen kann und tief abtaucht. Grand PM stammen ebenfalls aus Toronto und haben weit
mehr Show Off als ihre Kollegen in ihren Sound eingebaut. Poser-Schlock-Rock mit einem leicht wavigen Keyboard, das den Beat vorgibt. Bestenfalls klingt das nach The Killers oder Bondage Fairies, mitunter aber auch bisschen cheap. Mit The Dunes ist der Indie-Connaisseur in jedem Fall besser beraten als mit dem hemdsärmeligen Kollegen.Sandra Brosi
Alec Empire The Golden Foretaste Of Heaven Eat Your Heart Out / Rough Trade Der revolutionäre Empire-Gestus und das Zelebrieren der (Selbst-) Zerstörung scheinen vorbei zu sein. Auch wenn »The Golden Foretaste Of Heaven« zumindest nominell Parallelen zu dem extrem Noise-lastigen Werk aus dem Jahre 1998 »The Curse Of The Golden Vampire« aufweist, ist diesmal alles anders auf Alec Empires neuestem Album. Denn spätestens, wenn man sich bei dem vierten Track »1000 Eyes« plötzlich an Velvet Undergrounds »Heroin« erinnert fühlt, weiß man: Es ist Rockmusik. Viele alte Fans werden sich verwundert die Augen reiben und ihren Ohren nicht trauen, aber hier geht es um die Neuco-
dierung des alten Bastards Rock’n’Roll. Das, was sonst Gitarrenriffs übernehmen, machen hier zumeist Synthies oder die angezerrte 808 Bassdrum, hier und da ufert es ein wenig in Lärm aus, aber sehr reduziert. Natürlich ist dieser Ansatz nicht völlig neu, aber sehr gut umgesetzt. Hier reihen sich übersteuerte, aber echte Hits aneinander. Zumindest Hits für die tanzbare Indie-Disco. »The Golden Foretaste Of Heaven« ist der böse, dunkle Bruder der Electroclash-WeichspülerFraktion. Thomas Bläsen
Michael Franti Love Kamikaze O-Tone Music / Edel Nach Politik jetzt also Sex. Hatte sich Michael Franti, Rapper und Sänger der Band Spearhead (und früher The Disposable Heroes Of Hiphoprisy), zuletzt auf Alben wie »Stay Human« und »Yell Fire!« eher von der sozial engagierten Seite gezeigt, geht’s diesmal in erster Linie um Liebe und Liebemachen. Wobei »diesmal« natürlich nicht stimmt: Denn »Love Kamikaze« vereint, wie der Untertitel »The Lost Sex Singles & Collector’s Remixes« schon verrät, zum Teil schon
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vor Jahren liegen gebliebenes Material, das aus diversen Gründen nicht auf die Vorgänger-Werke draufkam. Musik, um Liebe dazu zu machen – inklusive sonorer Männerstimme und heavy Breathing von weiblicher Seite –, ist auch drauf, ist aber nicht alles. Es gibt Sozialkritisches wie etwa einen Remix von »Stay Human«. Wie oft bei Raritätenalben ist jedoch nicht alles von bester Qualität, nur Weniges kann sich mit den Songs von »Yell Fire!« messen, mal ausgenommen der drum’n’bassige Reggae »I Wish That I Could Be You« oder der triphoppige SoulCrooner »Ganja Babe«. Frank Schuster
Get Well Soon Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon City Slang / Universal Man soll ja mit dem Ausdruck Wunderkind geizen. Aus Rücksicht auf Wunderkinder, die wie Jahrmarktsäffchen in aller Öffentlichkeit mit ihren Kunststückchen vorgeführt werden, als wäre jeder, der halbwegs was draufhat, schon ein Mozart. Doch der erst 25-jährige Konstantin Gropper, der sich hinter dem Namen Get Well Soon versteckt, fällt
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≥ unter diese Kategorie. Mit fünf spielte er Cello, mit 14 hatte er seine erste Band, und gleich sein Debüt ist ein kleiner Geniestreich, klingt so ausgereift und voller Bezüge in die Popvergangenheit und -gegenwart, dass man das Gefühl hat, der junge Oberschwabe sei bereits ein alter Songschreiber-Hase. Referenzen in Groppers instrumentenreichem Klangkosmos, den er fast alleine in seinem Heimstudio eingespielt hat, sind Leonard Cohen, Radiohead, Benjamin Biolay, Bright Eyes und vieles mehr aus dem nachdenklichen, melancholischen, angefolkten Crooner- und Heulsusen-Ressort. Niemals verfällt Get Well Soon jedoch der bloßen Imitation. Es ist ein bewusstes, zitatenreiches Mitbauen am großen, seit Generationen entstehenden »Tower Of Song«. Und dieser erhält mit »Rest Now, Weary Head!« einen wahrlich großen Stein. Frank Schuster
Helen Love It’s My Club And I’ll Play What I Want To Elefant / Rough Trade Oh, wie süß! Endlich ein Album, das hält, was es verspricht. Schon auf dem Cover dieser CD tummeln sich niedliche Anime-Punks in einer bunten Discowelt; allen voran die rotschöpfige DJ-Frau im Ramones-T-Shirt. Das Universum der Band, um die es hier geht, könnte kaum simpler gestrickt sein: ein wenig Sommer, Sonne und Surfen, viel Liebe, Disco und Jugend und ganz viel Joey Ramone – mehr braucht es in diesem Universum nicht. Eine Band zum Knuddeln, die wohl den süßesten Bubblegum-Disco-Punk zurzeit macht. Textauszug gefällig? »She met him 1980 in a school disco / He kissed her for the first time / On the last bus home / He said You’ll be Debbie Harry / I’ll be Joey Ramone.» Natürlich ist die Frage berechtigt, ob es eines solchen als Indie-Band getarnten RamonesFanclubs überhaupt bedarf. Die Antwort ist aber ebenso eindeutig. Denn so simpel das Ganze auch sein mag, so charmant ist es auch. Zumal Helen Love bereits seit den frühen 90er-Jahren diese sympathisch ehrliche Fanattitüde vertreten – lange bevor Ramones-T-Shirts als Modeaccessoires bei H&M verkauft wurden. Manuel Czauderna
Jackie-O Motherfucker Valley Of Fire Textile / Cargo »Sing your own song and play your own music. You are a natural born music maker and a chief musician of your life ... so lift your own voice and sing!« quäkt die immer hysterischer werdende Stimme von Eva Salens über eine hypnotische Klangfläche. Der Text, entliehen von einem Wanderprediger in Vir-
Miss Kittin
HELLO MISS KITTY STRANGE Von wegen Sister of Mercy. Miss Kittin kennt keine Gnade mit Retro. Dank Witchcraft ravet sie auf den Flügeln der 80er durch Goth-Kathedralen ins Zentrum der düsteren Gegenwart. »Emily«-Zeichner Rob Reger liefert die dazu passenden Bilder.
T
röstlich, dass eine Ära nach kollektivem, vom Markt diktiertem Revisiting auch wieder brauchbar wird für ganz persönliche Gefühle in einer vom Allgemeinplatz überschatteten Nische. Die 60er, 70er und 80er kamen ja schon ein paar Mal zurück, Letztere allerdings nie so schön intensiv wie im Soundtrack zu Richard Kellys »Donnie Darko« (nicht umsonst ein Film über Zeitreisen, Liebe, Tod und Katzenjammer ...). Im letzten Jahr hat Robyn mit ihren auf Herzschlag getunten Eighties-Collagen zwischen früher Madonna und Lisa Dalbello plus kühler Wave-Ästhetik ein Album hingelegt, das dem von manchem Hype gehörnten Autor dieser Zeilen die im Sinne der Popweisheit verschwendeten Lebensjahre rauschhaft durch die Glieder trieb wie ein beflügelter Home-Run über eine Rolltreppe gegen die Laufrichtung – irgendwie passend, stellt doch eine Rolltreppe nach Heidegger das lineare und kreisrunde Verstreichen der Zeit gleichsam dar, wobei die Kreisbewegung im Verborgenen bleibt. Im Verborgenen der Nacht bewegen sich auch gerne Miss Kittin und ihre Schwester, die von Rob Reger ans Licht der Welt gesetzte Comicfigur »Emily The Strange«. Und sie kreisen um sich selbst, wie unangepasste Mädchen das eben gerne tun. Die beiden haben sich aber insoweit vom Fleck gerührt, dass sie nun endlich bei Tage aufeinandertreffen
ginia, ist ein weiteres Manifest des Versuchs von JOMF, spirituelle Elemente personalisiert in Musik Raum zu geben. Analog dazu trifft im Opener »Sing« des mittlerweile 13. Albums der Free-FormImpro/Free-Folk-Combo um Tom Greenwood Besen auf Snare, wird kurz weggeschlossen, um sich danach nur nachhaltiger zu befreien. Zusammen mit dem 20-minütigen »We Are«, einer zunächst schillernden, krautrockig wabernden Improvisation mit Live-Charakter, die im weiteren Verlauf zunächst »entleert« und dann zunehmend von wuchernden elektronischen Schichten überfrachtet wird, bildet »Sing« die Klammer um das andere Ende des Albums, zwei kurze Folksongs: den Titeltrack, der mit flächigem Keyboard überaus gesättigt da-
konnten. Reger zeichnet verantwortlich für die Fledermäuse auf dem Cover zu Miss Kittins zweitem Soloalbum »Batbox«, die Emily-Ästhetik ist unverwechselbar. Und die französische Chanteuse, DJ, Produzentin, Performerin Caroline Hervé haucht gleich im Opener was von schlafenden Vampiren und Hexen, die die Macht übernehmen. Wer nicht sofort Trockennebel in gotischen Kathedralen riecht, dem sollen Scherenhände wachsen. Beruhigend, dass wir es eher mit einem Komplementärstück zu Robyn zu tun haben, mit ausgefeilten tanzbaren Popstücken samt allen jetzt zur Verfügung stehenden Mitteln auf der Basis tief eingeatmeter früher Ideale – und nicht etwa mit gepimptem EBM ohne Rückfahrkarte ins dritte Jahrtausend. Eiskalte Handclaps, Bässe wie Schläge ins Gesicht, Kick-Ass-Lyrics: »Batbox« verhält sich zu trashigem Electroclash wie die Violent Femmes zu den Straßenkapellen auf der Kölner Schildergasse. Und wenn im Song »Pollution Of The Mind« Anne Clark und Ofra Haza miteinander zu verschmelzen scheinen, ist es doch bloß eine sehr geistesgegenwärtige Miss Kittin, die sich die Pfötchen leckt und die Krallen ausfährt. Sicher nicht nur für mich die Platte des Monats. Wolfgang Frömberg
Miss Kittin »Batbox« (Nobody’s Bizzness / Groove Attack / VÖ 01.02.)
herkommt, und »The Tree«, das durch seine leichte Unexaktheit und schnarrende Gitarrensaiten besticht. Nicht nur das Wechselspiel von Improvisaton/Struktur, Dynamik/Song, Fläche/Percussion ist sehr stimmig, sondern auch der bislang verfolgte Ansatz, Traditionals/Spirituals wie hier in »Sing« nur noch als Vocal-Element unmittelbar in Improvisatorisches einzubetten. Joachim Henn
Home Of The Lame Sing What You Know Grand Hotel Van Cleef / Indigo Hm, irgendwie etwas langweilig, aber ganz nett. Nee, kann ja nicht sein. Am besten noch mal von vorne hö-
ren. Ja, schon besser. Definitiv mehr als nett. Aber geht da noch mehr? Noch einmal von vorne. Yes, da ist es! Dass Felix Gebhard ein großartiger Singer- und Songwriter an der Akustikgitarre ist, wussten wir ja dank Thees Uhlmann, der ihn zuerst als Support für Tomte und dann für sein Grand-Hotel-Van-Cleef-Label verpflichtete, schon länger. Dass Felix Gebhard aber noch mehr draufhat als nur den einsamen Wolf an der Gitarre, konnten wir bisher nur erahnen. Die Gewissheit darüber gibt es jetzt – spätestens nach dem dritten Hören seines neuen Albums. Denn für dieses hat der gebürtige Hannoveraner, der mal in Schweden, mal in Hamburg anzutreffen ist, eine Band um sich versammelt. Und die steht ihm richtig gut. Home Of The Lame sind jetzt auch
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Alex Böll (Bass), Christian Hake (Schlagzeug) und Ingo Schröder (Gitarre). Zusammen spielen sie lupenreine Popsongs, die im Gegensatz zum einsamen Vorgänger »Here, Of All Places« auch mal rocken dürfen. In Kombination mit der aufwendigeren Produktion ergeben sich so spätestens nach ein paar Rotationen sehr schöne und radiotaugliche Hits, wie zum Beispiel der den Sixties Respekt zollende Opener »Old Songs« oder das radioskeptische »The Radio«. Das Ganze klingt dabei immer noch so angenehm amerikanisch, wie es wohl sonst keine deutsche Band hinbekommt. Ein Album, detailverliebt instrumentiert, mit viel Raum zum Entdekken. Ihr seid dran. Manuel Czauderna
Geschichte der Ausbeutung Afrikas, um Quantensprünge, seine eigenen Ehrfurcht gebietenden Kompetenzen oder eine sarkastische Entschuldigungsarie an den (hoffentlich fiktiven) Sohn geht, Jerus erzählerisches Talent ist noch größer als sein Ego, voll Witz und so stringent, dass man keine Sekunde auch nur daran denkt, den Skipknopf zu berühren. Gleichzeitig ist Luis »Sabor« Tineos Produktion ein Musterbeispiel für Effizienz und Stilsicherheit. Keine millionenschwere Schießbude, sondern Beats, die so auf den Solar Plexus drücken, dass du dich bald fühlst wie der Mann, den sie Pferd nannten. Volle Punktzahl. Lang lebe HipHop! Friede. Martin Riemann
Jeru The Damaja Still Rising
Joe Lally Nothing Is Underrated
Ashenafi / Indigo Gero der Zermatscher ist wieder da! Und unter ästhetischen Gesichtspunkten geht es tatsächlich noch immer aufwärts mit dem Propheten aus Brooklyn. Technisch, inhaltlich und überhaupt – der MC treibt es auf »Still Rising« in seiner Disziplin zu nichts Geringerem als echter Meisterschaft. Ob es um die
Dischord / Southern / Al!ve Ein Fotobuch. Immerhin etwas, das zum 20-jährigen Bühnenjubiläum Fugazis im September letzten Jahres einigermaßen autorisiert veröffentlicht wurde (und zwar von Glen E. Friedman und zu beziehen über Dischord). Abgesehen davon müssen wir uns seit der bis dato letzten Fugazi-Show 2002 weiter mit Ne-
benprojekten der einzelnen Mitglieder der besten Postcore-Band aller Zeiten begnügen, auch wenn die es in aller Regel in sich haben. So auch »Nothing Is Underrated«, das Zweitwerk des Bassisten Joe Lally. Der hat sich mittlerweile vollständig von »-core« im Sinne von »hart« abgewandt. Seine neue Platte ist ein ungewöhnlicher Twist aus sehr reduzierten Folk-Songs, fragmentarisch klingenden, vertrackten Mathrock-Nummern und einem gehörigen Jazz-Vibe. Der Grundton der Platte ist ein leiser, natürlich nicht, ohne den Hörer mittels vielschichtiger Arrangements und Strukturen herauszufordern. Lallys besondere Qualität liegt – ganz typisch für einen Bassisten – in seiner sehr variantenreichen Dynamik und – typisch für Fugazi – in den so deutlichen wie politisch engagierten Texten. Aber auch ab davon ist »Nothing ...« besonders, nämlich gesegnet mit der wundersamen Ambivalenz, zu gleichen Teilen ein gekonntes Songwriter- und ein entspanntes und dynamisch variables Jazzalbum geworden zu sein. Selbst wenn stattdessen ein neues Fugazi-Meisterwerk herausgekommen wäre – auf »Nothing ...« wollte man dafür nur schwerlich verzichten. Christian Steinbrink
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Justus Köhncke Safe And Sound Kompakt Für Justus Köhnckes voriges Album, »Doppelleben«, musste aufgrund des hohen Textanteils eigens ein neues Genre namens »Schlagertechno« erfunden werden. Dem Nachfolger »Safe And Sound« dagegen kann man gut und gerne den »For Club Use«-Stempel verpassen. Nachdem er den Job des Disco-Troubadours an sein Alias Kinky Justice abgegeben hat, präsentiert Justus Köhncke auf seinem neuen Album unter eigenem Namen eine facettenreiche Ansammlung meist instrumentaler Tracks für die Tanzfläche. Als programmatisch für dieses 62-minütige Song-Paket könnte man den Titel des dritten Stücks, »Love And Dancing«, sehen, benannten so doch seinerzeit The Human League ihr Instrumental-Album. Und wo wir schon beim Thema Vergangenheits-Bezüge angelangt sind: Natürlich bleibt der Kölner Produzent und DJ auf »Safe And Sound« seinem stark referenziellen und zitatreichen Ansatz treu. So erfährt nicht nur Grace Jones (bzw. ihr Produzent Trevor Horn) mit dem Titel »Yacht« eine grandiose ≥
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≥ technoide Huldigung, auch dem in letzter Zeit wieder stark ins Clubber-Bewusstsein gerückten Krautrock setzt er mit dem Cover von Michael Rothers »Feuerland« ein (weiteres) zeitgemäßes Denkmal. Genau wie auf der »Feuerland«-12-Inch dominieren auf dem Album die stilistischen Kontraste: Es bedarf schon der Unerschrokkenheit eines Justus Köhncke, den »Rock-Impressionismus« von »Feuerland« auf den eingängigen und hitverdächtigen funky Sample-House von »Parage« prallen zu lassen oder dem entspannten »(It’s Gonna Be) Alright« den düster-enigmatischen Detroit-Kracher »$26« gegenüberzustellen. Sein typischer Sound erfährt also eine willkommene Erweiterung, die weniger irritierend wirkt als einst der eingangs erwähnte Schlager-Touch. Dass wir es bei alledem immer noch mit einem sehr nach Kompakt klingenden Album zu tun haben, ist nicht zuletzt den drei ruhigeren, teilweise ganz vom Beatkorsett befreiten Stücken (man könnte sie »Pop-Ambient« nennen) zu verdanken. Einzig einen Über-Hit wie »Timecode« bleibt uns der bärtige Discoteer diesmal schuldig. Trotzdem: Justus Köhncke ist immer noch der vielseitigste und schillerndste Pop-Recycler dieses Disco-Universums – und bleibt es hoffentlich auch in Zukunft. Roland Wilhelm
Little Annie & Paul Wallfisch When Good Things Happen To Bad Pianos
Das UK #1 Album „The Trick To Life“ inkl. der Hit-Single „Worried About Ray“ Ab dem 25.01.2008 erhältlich. Mehr Infos: www.thehoosiers.de
Auch als Musicbon zum Downloaden und Streamen des Albums verfügbar. Mehr Infos zum neuen Musikformat unter: www.musicbon.de
Durtro Jnana / Southern / Cargo / VÖ 01.02. Das »little« in Little Annie ist ein lupenreiner Euphemismus, jedenfalls, wenn man vom Referenzkosmos, den ihre Stimme eröffnet, ausgeht. Der Vergleich zur »besten Sängerin ohne Stimme«, Hildegard Knef, passt zwar nicht ganz, dennoch ist Annie in Revue oder Chanson sehr passend aufgehoben. Auf »When Good ...« singt sie ausdrucksstark und wie vom Leben gezeichnet und hinterlässt einen klaren Eindruck von mit Rauchschwaden und violettem Licht umgebenem Glamour. Interpretinnen mit dem Wissen um solche Aura singen mit Vorliebe Coverversionen, und Annie macht da keine Ausnahme. Zusammen mit ihrem Kollaborateur Paul Wallfisch, bekannt von Rockbands wie Firewater und Botanica, hat sie sich ohne falsche Bescheidenheit zehn Stücke ausgesucht, die fast allesamt Hits ihrer AutorInnen waren. Die Versionen von Sinatra-, Aznavour- und Brel-Songs, aber auch von Heulern von Tina Turner und U2 klingen durchgehend so, wie man sich Chanson-Interpretationen einer Diva eben vorstellt, mit viel Piano und Dramatik. Dass Annie ihre Ambition so in Konventionen verkümmern lässt, ist ein wenig schade. Wer aber die ereignisreiche und 25 Jahre währende Karriere von Little Annie und ihre Bedeutung für Punk und Dub kennt und schätzt, wird diese Platte sicherlich als neue Facette einer außergewöhnlichen Künstlerin zu lesen wissen. Christian Steinbrink
Cass McCombs Dropping The Writ Domino / Indigo / VÖ 08.02. Über den jungen Mann namens Cass McCombs ist wenig bekannt. Es heißt, er sei 1977 in Concord, Kalifornien geboren und habe vor seiner Musiker-Karierre in einem Kino gejobbt. Zwei Platten gehen bis dato aus sein Konto, »A« aus dem Jahre 2003 und »Prefection« von 2005. Selbst Gerüchte gibt es kaum. Unter Musiker-Kollegen gilt er als Exzentriker und Genie und in der Presse als interviewscheu. Sicher ist, dass jetzt sein drittes Studioalbum mit dem Titel »Dropping The Wit« über Domino
Records in Deutschland veröffentlicht wird – eine sehr schöne Platte und zugleich einziger Hinweis auf die Natur ihres Autors. Der schmal und zerbrechlich aussehende Mythos Cass McCombs sitzt in persona angespannt in den Büroräumlichkeiten der Plattenfirma in Nord-Prenzlauer Berg und sucht recht verkrampft nach Worten, die ihn und seine Musik dem deutschen Hörer etwas näher bringen und geläufiger machen sollen. Entgegen den kalifornischen Höflichkeitsfloskeln bleibt »Just listen to the record« der trotzige Unterton eines jeden Satzes aus McCombs’ Mund. Ein Ratschlag, den man angesichts einer so hörenswerten Platte gern weitergeben möchte. Musikalisch zeichnet er sich zunächst durch einen sehr charakteristischen, flüchtigen Sound aus, der irgendwo zwischen flirrenden Shoegazer-Gitarren und Craig-Armstrong’esker Dichte beheimatet und zwischendurch über diverse Hall-Effekte und CroonerPlatten gestolpert ist. Inmitten dieses dichten, eigenwilligen Tongebildes wohnt sein kaum weniger komplexes, aber fassbareres Songwriting. »Dropping The Wit« beheimatet mit »That’s That« und »Pregnant Pause« Songs von tragischer Schönheit und erschreckender Fragilität. Doch bei McCombs liegen Hymnen und strukturloser Anti-Pop oftmals nur einen Skip-Tasten-Klick voneinander entfernt. »Die Platte klingt nach Michigan, dort habe ich sie nämlich aufgenommen«, erklärt er kurz. »I’m middle class til the day I die« ist die letzte Textzeile des rhythmisch widerwillig-sperrigen Album-Openers »Lionkiller«. »Ich bin kein Wild-Boy, sondern eher ein bisschen langweilig, glaube ich«, erklärt er prompt. Meinungen lehne er generell ab, die seien schließlich konstanter Veränderung unterworfen. »Ich habe keine Meinungen«, sagt er. Seine Platten und Songs verleihen dem Mann, dessen Persönlichkeit nach eigenem Bekennen so viel Charisma wie ein nasses Betttuch hat, aber glücklicherweise eine deutliche Stimme von eigener Schönheit und Stimmigkeit, auch wenn er selbst gar nichts zu sagen hat. Miriam Stein
Murder Stockholm Syndrome DevilDuck / Indigo Es gibt sicher eine Unmenge von Dingen, die man auf dieser Platte begeistert hervorheben könnte. Manchmal muss man sich aber entscheiden, und in diesem Fall wähle ich: die Stimme. Bei Murder singt ein Typ namens Jacob Bellens. Seine Stimme klingt zunächst einmal düster bis dumpf, man könnte sie auch als facettenarm bezeichnen. In den Grenzen dieser technischen Limitierung hat Bellens aber eine tonale Ausstrahlung, die zutiefst würdevoll und erhaben wirkt und als Referenzen nur absolute Größen wie Johnny Cash und Stuart Staples zulässt. Bellens gibt den Songs von Murder eine emotionale Kraft, die zuweilen atemberaubend wirken kann. Auch ab davon sind die Low-Speed-Folksongs der Dänen reduziert, aber wundervoll ausgewählt instrumentiert. Zumeist genügen gezupfte Saiteninstrumente, manchmal kommen weitere Stimmen, Piano oder kleines Geläut dazu, fast nie benutzen Murder Schlagzeug, und bei jeder Platte, die man nach »Stockholm Syndrome« hört, wirkt jegliche Perkussion wie ein fadenscheiniges Alibi. Murder haben mit ihrem Zweitwerk etwas erreicht, das nicht hoch genug zu bewerten ist: Sie haben einer tradierten Stilart wieder neues Leben eingehaucht, allen Free- und Anti-Folk-Trends oder auch der Etablierung der Genre-Krücke Alt. Country zum Trotz. Ihre Platte ist ein erstes Newcomer-Highlight des Jahres. Christian Steinbrink
TANZEN Eleganz ist Geschichte. Nun, keine Neuigkeit, denn das Label ist ja schon seit fünf Jahren auf Pausemodus. Neu ist aber, dass es mit dem Sublabel Haseland / Eleganz nun wie der Phoenix aus der Asche aufsteigt und wieder loslegt. Finanziert wurde der neue Release aus den Einahmen der »Anklang«-Partys in Osnabrück, gehostet von einem Fünfer-Kollektiv aus Jürgen Frost, Holger Schwetter, Jens Hoffmann, Stephan Meyer und Holger Risse. Letzterer dürfte als Artdirector dieses Magazins bekannt sein und sitzt heute bei uns zum Frühstücks-Tanzen. Mit dabei hat er die erste Maxi des neuen Hauses: eine EP von Tompson & Kuhl, die nahtlos an den Qualitätsstandard des Backkatalogs mit Leuten wie Jean Michel, Elektrotwist und Nothingface anschließt. The World Domination »F**machine« (Lucious Sounds / Intergroove) – Risse: Fürchterlich. Venker: Das ist so ein Sound, der einen komplett kalt lässt, obwohl er so im Raum steht, dass er einen eigentlich nicht kalt lassen kann. Und der Text ist ‘ne echte Frechheit: »I’m not a man, I’m a fuckmachine.« Danke. Und weg. R: Probieren wir noch den Adam-Sky-Mix. Nee, nee. V: Ich hab Probleme mit diesen modulierten, dunkel abgemischten Stimmen, das soll ach so böse klingen ... Why »The Hollows« (Tomlab / Indigo) – V: Das Album, das im März kommt, konnte ich gestern zum ersten Mal hören: toll. Auch das erste Stück hier, aber genau genommen nichts für die Kolumne, da Indie-Romantic. R: Man denkt immer, es wird zu kitschig, und dann geht es doch wieder in eine andere Richtung. V: Warten wir mal den Boards-Of-Canada-Mix ab. Klingt auch nach Indierock, halt dem modernen mit Beats und Geräuschen. R: Ich würde mir die Stimme rauswünschen. V: Ja, ja, das mutet an, als ob William S. Burroughs mit noch nicht ganz so alter (also ungeilerer) Stimme eine Kurzgeschichte vorträgt. Animal Collective »Peacebone« (Domino / Indigo) – R: Mit Pantha-Du-Prince-Mix. V: Ich mag, dass sich seine Stücke immer erst langsam und dann überraschend ins Tanzbare wenden. Zuerst mutet das wie eine verlangsamte Moodymann-Nummer an, die auf Melancholie als das einzig Wahre setzt. Und dann geht es los. R: Da macht die Hihat viel aus dabei, gerade,
weil sie am Ende so zermatscht wird. Flug 8 »Taunus« (Smaul / Doxa / ???) – R: Oh, ein AcidPauli-Mix. Den mag ich ja, da seine Sachen immer so einfach sind. V: Wobei er ja sonst lauter ist, hier klingt er sehr minimal und abgefedert. R: Ja, eher ungewöhnlich. V: Schön, aber hat man dann auch schon 40 Mal im Regal. R: Viel zu brav für ihn. V: Und auch die beiden Originale sind gut in ihrer Sanftheit, aber ohne was Besonderes. Mathias Schaffhäuser »Gott ist tot« (Ware / Kompakt / MDM) – V: Mit der Platte will Mathias ja ein bewusstes Zeichen für eine Rückkehr zu den Inhalten in Techno setzen. Auf der Rückseite des Covers gibt es Zitate von Michael Schmidt-Salomon und Buchtipps zum Thema Religion in unserer modernen Zivilisation. R: Ich weiß nicht, politischer Techno, wie soll denn das abseits der textlichen Ebene funktionieren? Ich würde es unterschwelliger einbringen als mit so einem drübergelegten Sample. V: Also, ich finde das dann doch eher banal. Aber Religion ist ja auch nicht mein Thema. R: Ich mag aber das Vordergründige des Stückes selbst. Still Going »On And On« (DFA / Emi) – R: Das ist so ein Sonnenaufgangsding, der Pianotrack. V: Ja, so ein Stück, wo man nicht viel drüber sprechen will, es aber gut ist, dass es da ist. R: Und es geht einem nicht mehr aus dem Kopf. Tomboy »Flamingo« (Gomma / Groove Attack) – R: Die habe ich dir neulich mal vorgespielt. Es geht um den Rodion-Remix. V: Super. Auch so ein Fall von einmal im Kopf, immer im Kopf. R: Zieht alle Register. V: Vom catchy Melodie-Electro bis in den Bunker. R: Und dann ist da noch der Trentemøller-Mix, nicht ganz so verschossen, trotzdem ein Monster. Jörg Burger »Polyform 2« (K2 / Kompakt) – R: Fand den Burger in letzter Zeit ja nicht so super, aber das ist richtig toll. Passiert wenig, ist aber sehr dicht. Diverse »Tuning 5« (Boxer / Kompakt) – R: Lies mal das Info. V: Aha, die Boxenluder-Motoröl-Reihe aus dem Hause Boxer, diesmal mit Remixen von Marek Herman und Paul Nazca. Und ordentlich Schub. R: Der Nazca ist sehr gut, auch wenn er das Ende verkackt. V: Da wartet man leider vergeblich auf die Klimax. Tanzen wird gehostet von Tomsche und Venker
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Nada Surf Lucky City Slang / Universal Es ist zu hoffen, dass »Lucky« die gleiche Wendung nimmt, die aus dem »Let Go«-Album das »Let Go«Meisterwerk werden ließ. Zu Beginn als mediokres Popalbum abgetan, strahlten dessen Songs, anstatt irgendwann abzuschlaffen, immer heller, makelloser und unfassbarer. Beim fünften Album vertrauen Nada Surf weiterhin ihrer Stärke, aus gewöhnlichen Song-Elementen ungemein Größeres zu schöpfen. Ganz gleich, ob bei Arrangements, Harmonien oder Texten – Sänger und Gitarrist Matthew Caws, Bassist Daniel Lorca, der es im Gegensatz zum Bandchef hartnäckig verhindert, als Sympathieträger zu gelten, sowie Schlagzeuger Ira Elliot verstehen es, sich identifikationsstiftend zwischen Americana, Pop und Indie zu verorten. Der Arbeitstitel hörte noch auf den Namen »Time For Plan A«, doch letztendlich überwog doch Plan B »Lucky«, für das Gäste wie Ben Gibbard, Ed Harcourt, Juliana Hatfield und weitere namhafte Kollegen gewonnen werden konnten. Ein famoser Doppelpack läutet das Album ein: »Weightless« und die orgelgeschwängerte Single »Whose Authority« mit der ominösen Zeile »There’s a feeling I get when I look to the west«, die schon Robert Plant bei Led Zeppelins »Stairway To Heaven« verkündete. Doch ab »Beautiful Beat« kommt eine Phase mit ebenjener schönen, netten, aber etwas seichten Wirkung. Die Referenzen zu Tom Petty und Elliott Smith schmälern nicht den Höreindruck, doch Nada Surf können und wollen mehr. »The Fox«, getragen von düsteren, schweren Streichern, führt wieder in experimentelleres Fahrwasser, und »See These Bones« ist möglicherweise einer der Anwärter auf »bester Albumausklang der Popgeschichte«. Es ist nicht zu leugnen: Eine andere Band würde aus den »Lucky«-Songs eine ganze Karriere basteln. Henrik Drüner
Nadja Radiance Of Shadows Alien8 Recordings / Cargo / VÖ 01.02. Was auch immer Post-Metal sein soll: Hier isser. Mittlerweile kaum überraschend zum Genre geronnen, wie es einst der Idee von Post-Rock erging – wer will, darf das gerne wikifizieren, wie man heute sagt. Zugegeben, ich übertreibe. Denn mit Neurosis, Pelican und Isis – um die herum der Begriff in diesem Sinne aufkam – hat das hier wenig zu tun. Klar ist immerhin, dass Nadja auf etwas rekurrieren, das ganz klar Metal ist, weiterverarbeitet von Bands wie den Melvins, Godflesh oder Swans, dass sie es analytisch zerlegen und ergreifend neu zu-
sammensetzen, überwältigend in seiner Intensität, ohne – wie Heavy Metal – ehrlich, authentisch oder sonst was sein zu wollen. Nadja geht es wie Sunn O))) und Jesu um einen Klang, in dem die Grenzen zwischen Genres, Tönen und Klängen verschwimmen, was sie zugleich in die Nähe von Elektronikern wie Fennesz und Drone-Artisten wie Troum rückt, mit denen sie auf Tournee waren. Andreas Schnell
Neigungsgruppe Sex, Gewalt Und Gute Laune Goodnight Vienna Trikont / Indigo Der Wiener an sich gilt ja eher als granteliges Geschöpf, das große Freude daran hat, sich schlecht zu fühlen. Selbstmitleid, Selbstmord und Sarkasmus gehören zu den Lieblingsgenres des Wiener Lebensgefühls. Die Neigungsgruppe Sex, Gewalt Und Gute Laune, bestehend aus vier Moderatoren des hocherfreulichen österreichischen Radiosenders FM4, möchte diesem Gemüt mit ihrem Debütalbum musikalisch Ausdruck verleihen und knüpft dabei an eine vergessen geglaubte Tradition an: das Wiener Lied. Zur Hälfte handelt es sich dabei um Eigenkompositionen, die andere Hälfte besteht aus Coversongs, eingewienerte Versionen tendenziell depressiver (Indie-) Pop-Klassiker von den Bright Eyes, Nine Inch Nails oder Nick Cave. Die Instrumentierungen sind eher schlicht gehalten, gezupfte und geschrammelte Gitarren zu programmierten Schlagzeugbeats, die dank verhallter Rim-Shots klingen wie aus einem Früh-NeunzigerAlleinunterhalter-Keyboard. Lustig, wie da zum Beispiel das verzweifelte »Lua« von den Bright Eyes zum waschechten, lakonischen Wolfgang-Ambros-Austropop-Schlager wird. Und auch »Fuck Forever« von den Babyshambles muss dran glauben: »G’fickt für immer« erweist sich bei der Neigungsgruppe als trotzige Arbeitslosenhymne. Gut, dass die Neigungsgruppe prinzipiell schon mit Ernst an die Sache geht, so entfaltet sich der skurrile Humor sozusagen erst auf der Metaebene. Seht ihr euch eher als Stadtmusikanten, oder wollt ihr den Wiener Dialekt zurückbringen in ein, sprachlich gesehen, gesamtdeutsches Pop-Bewusstsein? Wir wollten unsere Heimatstadt abbilden mit allen Klischees, die im Falle von Wien meistens auch alle stimmen. Wien ist wie ein Abbild der Welt. Wien ist eine einzige Pose der Intensität. Ein Drama und ein Festspiel, eine Manifestation des schönen Scheiterns. Dazu war der Wiener Dialekt unerlässlich. Aber wir sind keine Sprachfetischisten. Der Dunst der Stadt ist der eigentliche Hauptdarsteller der Platte. ≥
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DAS SIND ALLES WIR Diverse »Smashits« (Shitkatapult / MDM) – Shitkatapult, das gute Label von Marco, dem Styler, hat Geburtstag. Es wird zehn Jahre alt. Deshalb gibt man dort eine Compilation mit »elf Trinkliedern« heraus. Eine bahnbrechende Zusammenstellung, immerhin hat man neben Labelacts u. a. Deichkind, Helge, Rainald Grebe und Studio Braun bewegen können. Wenn nur dieser grausam explizite wahlhedonistische Überbau nicht wäre. Aber so sind sie halt. Diverse »Disco Not Disco« (Strut / Al!ve) – Man hätte denken können, dass die historische Aufarbeitung der so sagenumwobenen No-Wave/Post-Funk/Whatever-Szene New Yorks Ende der Siebziger endgültig abgeschlossen sei – aber nichts da! Strut, eines der bedeutsamsten Labels mit diesem Auftrag, ist unter den Fittichen von !K7 wieder aktiv geworden und startet mit dem dritten Teil seiner »Disco Not Disco«-Reihe. Klar, diese Musik wird nie schlecht. Und dank Soul Jazz und Strut selbst wissen wir mittlerweile, was wir verpasst haben. Diverse »We Are Punks 2« (Datapunk / Intergroove) – Anthony Rother bläst seine CD-Veröffentlichungen immer so auf, dass man denken könnte, es ginge um einen visionären next big step des Genres, eine ultimative Anthologie oder irgendeine andere Weltherrschaft. Dabei handelt es sich »nur« um eine schnöde Labelcompilation. Immerhin ist die Zukunft von Techno bzw. Da-
tapunk mit drauf. Da hat man beim Kauf anderen also was voraus. Diverse »Exit Music – Songs with Radio Heads« (Rapster / Al!ve) – Ist diese Zusammenstellung von Radiohead-Covern nicht zwei Jahre alt? Erscheint die jetzt immer wieder, wenn Yorke und Co. Schlagzeilen machen? Wäre ja eigentlich mal eine Ansage. Mit Mark Ronson, RJd2, Matthew Herbert etc. Diverse »Kitsuné Maison 5« (Kitsuné / Intergroove) – Sicher werden Kitsuné noch ein bisschen mehr vom Ed-Banger-Fame abbekommen, dafür sind sie gut genug. Die Franzosen können aber noch viel mehr, das beweist dieser Sampler ohne jede stilistische Scheuklappe. Große Namen wie Digitalism und M.I.A. neben heißen Newcomern wie Does It Offend You, Yeah? und Friendly Fires. Und sehr geschmackvoll gemischt. The Teeth »You’re My Lover Now« (Park The Van / Cargo) – Das klingt schon alles sehr launig und sehr alt, was diese Band aus Philadelphia spielt. Nach Rock’n’Roll, der Geschichten erzählen will, wie es Jonathan Richman oder der elektrische Dylan taten. Und Beatles-Harmonien haben sie auch drauf. Live könnte das Spaß machen. Mal sehen. Kat Frankie »Pocketknife« (Solaris Empire / Broken Silence) – Jüngst begeisterte Clara Luzia, nun schafft die Australierin Kat Frankie schon wieder Besonderes
im Bereich des Folk mit weiblichem Gesang. Mit zurückgenommenen Arrangements und einer so leidenschaftlichen wie undurchdringlichen Stimme, die von Tori Amos, Fiona Apple und Ani DiFranco gleichermaßen etwas hat. Nur die rockigeren Passagen fallen eher unangenehm ins Gewicht. Graf Tati »Lind« (Apricot / Rough Trade) – Ein Superalbum deutschsprachiger Popmusik vom ehemaligen Panamaformat-Bonvivant mit schickem Halstuch. Wie die stilvollendete Version PeterLichts, die auch die altersweise Gelassenheit von Erdmöbel ganz richtig einzuschätzen weiß. Das ist zwar noch nicht ganz Prefab Sprout, aber sicher schon ziemlich nah dran. Rotifer »Coach Number 12 Of 11« (Wohnzimmer / Broken Silence) – Robert Rotifer ist ein Österreicher aus Canterbury und Freund vom Ex-Hefner Darren Hayman. Das kann man nicht nur lesen, das hört man auch, schließlich sind beide Indie-Songwriter und klingen ziemlich ähnlich. »Coach ...« ist humorvoll, melodiös, voll sympathisch und wie für die Lieblings-Eckkneipe gemacht. Es gibt halt Musik, die ist weder aufsehenerregend noch erfolgversprechend, kann aber auch nur ohne das funktionieren. Nur Popstar sollte man damit nicht werden wollen. Christian Steinbrink
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≥ Und seid ihr nun also die Retter des Wiener Lieds? Oder doch eher des Austropop? Oder ganz anders? Retter des Wiener Lieds? Schön! Es ist uns gelungen, einem alternativen Publikum ein wenig die Furcht und die Scham vor der eigenen Identität, die sich ganz einfach so immens in der Sprache manifestiert, zu nehmen. Wir machen im Grunde das, was Nick Cave nun auch schon seit hundert Jahren tut. Wir nehmen uns alter Folklore an, peitschen sie ins neue Jahrtausend. Wir machen Blues. Dann nennt uns doch bitte noch drei wienerische Platten, die man kennen sollte. Helmut Qualtinger »Qualtingers böseste Lieder« – eine Wiener-Lied-Sammlung, die von der Stimmung her Slipknot wie Kinderjausenclowns aussehen lässt. Des Weiteren: Falco »Einzelhaft«. Auf Falco zu verzichten geht nicht. Seine erste Platte atmet auch 25 Jahre nach der Erscheinung das konzentrierte Wien. Und Hermann Nitsch »Komposition für Orgel«. Stellvertretend für all die Narren und Verrückten, die in und um Wien so schön ihre Wurzeln schlagen können und dürfen. Und die nur in Wien so liebevoll gehasst werden können. Oliver Minck
Raz Ohara And The Odd Orchestra Raz Ohara And The Odd Orchestra
DasneueAlbum:
Abjetzt SlutLive: 27.02.08 | A-Innsbruck | Weekender 28.02.08 | A-Graz | PPC 29.02.08 | A-Aigen | Kikas 07.03.08 | Bern | ISC 09.03.08 | Erlangen | E-Werk 10.03.08 | Frankfurt | Mousonturm 11.03.08 | Essen | Zeche Carl 12.03.08 | Hannover | Musikzentrum 13.03.08 | Dresden | Beatpol 14.03.08 | Regensburg | Kulturspeicher 15.03.08 | Bielefeld | Forum 17.03.08 | Saarbrücken | Roxy 18.03.08 | Stuttgart | Röhre 19.03.08 | München | Backstage 20.03.08. | Basel | Kaserne 21.03.08 | Zürich | Abart
www.slut-music.com www.myspace.com/slut
Get Physical Music / Rough Trade Wir erinnern uns: Raz Ohara war nie greifbar, sondern zappelig, geradezu unausgegoren. Techno, HipHop, House und Indie-Pop – alles war drin und soll dem Wahlberliner aus Dänemark bereits den Vergleich mit Beck eingebracht haben. Nun aber scheint er es leid zu sein, sich ständig neu zu erfinden, und liefert ein höchst homogenes Album ab, das zwar kaum mehr für den Dancefloor geeignet ist, aber bestens dafür, zu Hause den Kamin neu zu bestücken und sich beim Prasseln entspannt zurückzulehnen. Angereichert mit anschmiegsamen Streichern und ein paar dezenten Latin-Elementen, legt Ohara eine bitterzarte Songwriter-Pop-Platte vor, die an den Kosmos des späten Tim Hardin anknüpft. Soll heißen: keine Berührungsängste mit Easy Listening, doch das stört keineswegs, denn die melancholische Grundstimmung verhindert jeglichen Fahrstuhl-Effekt. Abgerundet mit einer Spur Soul und R’n’B, ist ein Album entstanden, das in besseren Zeiten und Welten durchaus kommerzielle Chancen gehabt hätte. Die stilistische Offenheit war lange Zeit eines deiner Markenzeichen, doch das neue Album klingt sehr in sich geschlossen. Hast du sozusagen deinen Stil gefunden, oder ist das nur eine Etappe? Nein, ich habe weder meinen Stil noch mich selbst gefunden. Dass das Album so kohärent ausgefallen ist, liegt daran, dass die Songs allesamt auf Gitarre oder Piano von mir geschrieben und aufgenommen und von Oliver Doerell sehr ausgedacht weiterproduziert wurden – immer mit dem Gedanken, sich nicht zu verlieren. Das neue Album ist sehr warm, verträumt, schön. Verstehst du dich als Romantiker? Ja, ich bin Romantiker. Ich glaube, dass ich so geboren bin. Es ist aber ein sehr vorbelastetes Wort. Ich mag daher nicht, es in dem Zusammenhang mit meiner Musik zu benutzen. Was ich darunter verstehe, geht tiefer. Sind dir Kontraste wichtig, also zum Beispiel das Zusammenspiel von Avantgarde-Elementen und lupenreinem Pop? Ich würde gerne nur Avantgarde-Musik machen. Aber sobald ich anfange zu singen, wird es Pop. Ich würde gerne mit Oliver Doerell instrumentale Musik machen – wie er es sonst auch tut –, aber darauf hat er keine Lust. Er macht mit mir nur Musik, wenn ich
singe. Ich jedenfalls möchte irgendwann AvantgardeMusiker sein. Und kein Romantiker. Die Ruhe finden und das Selbst. Martin Büsser
Pascow Nächster Halt gefliester Boden Plastic Bomb / Broken Silence Auf dem Fliesenboden liegt es sich ungemütlich. Kalt und kein Stück kuschelig, stattdessen blank bis zur Sterilität oder wahlweise von Humanfettablagerungen und sonstigen ekligen Ab- und Ausscheidungen patiniert – wie soll man da zur Ruhe kommen? Aber das Leben ist nun mal kein auf Körpertemperatur geheiztes Wasserbett, und Vitalität auszukosten heißt eben manchmal auch, mit dem Kopf neben der Kloschüssel zu pennen. Da kann man sich mal wieder richtig spüren und die Wut und so Kram nähren, auch wenn’s sich scheiße anfühlt. Ist halt alles irgendwie dumm diffus, da unten auf dem Boden zwischen Verlorenem und altem Gekrabbel. Schön, wenn dir dann so nette Krawall-Heroes wie Pascow die Hand reichen. Langsam aufstehen, bisschen Luft holen und über den ganzen Mist, der dich sonst zum Heulen bringt, auch mal lachen, das tut gut. Oder schreien. Ist ja beides nah beieinander. Egal, denn hier, bei Pascow, sind wir unter Freunden. Die Rachut’eske Dringlichkeit der Musik und die hysterische und dabei immer gebrochen upliftende, zwischen Boxhamsters, Dackelblut und ruppigeren Muff Potter oszillierende Power machen es leicht, dieses Quartett aus dem Saarland zu lieben. Abgehangenes Punkrock-Pathos und die eine oder andere Plattitüde tun zwar manchmal etwas weh, ändern aber nichts daran, dass Pascow mit ihrem dritten Album einen Soundtrack zum Leben in progress geschaffen haben, einen musikalischen Begleiter, der vielen, vielen jungen Menschen rettend ins Steuer greifen könnte. Hoffentlich! Denn das hier ist wahre Liebe, und manchmal muss man wohl ins Schleudern geraten, um den Weg zu finden. Oder halt auf dem Fliesenboden liegen bleiben. Ulf Imwiehe
Prosumer & Murat Tepeli Serenity Ostgut Ton / Kompakt Einer der besten Resident-DJs der Berliner Panoramabar legt sein erstes ganzes Album vor. Und dann auch noch mit einem solchen Stargast. Murat Tepeli. Wow. Na ja, ehrlich gesagt habe ich den Namen Murat Tepeli noch nie gehört, dabei kommt der sogar wie Intro’n’ich aus Köln. Und eigentlich kennt man in dem kleinen Dorf am Rhein ja jeden, der einen Housecomputer einigermaßen gut bedienen kann. Als Gastsängerin wurde sich bei manchen Tracks Elif Bicer dazugeholt. Die junge Frau arbeitet bei Ostgut Ton, dem der Panoramabar zugehörigen Label, als Bookerin und kann nebenbei auch noch singen. So spart man sich das Geld für prominentere Gastsänger. Jetzt aber genug der Floskeln. Denn natürlich ist Prosumer nicht nur ein toller DJ, sondern auch einer der derzeit interessantesten Houseproduzenten hierzulande, wie man spätestens seit dem auf Playhouse erschienenen Hit »The Craze« und seinen Veröffentlichungen auf Mobilee weiß. Das Album geht in eine ähnliche Richtung. Elif und Prosumer wechseln sich beim Singen ab, die Stücke bleiben dem klassischen Chicagohouse verpflichtet, sind soulig und warm, aber stets minimal. Dass House wieder stark im Kommen ist, weiß man ja nicht erst seit Âme und Marcus Worgull. Die Leute in den Clubs wollen nach Jahren kalten Klackertech-
nos endlich wieder Leben. Wieder was spüren. Wer kann es ihnen verdenken? Ich glaube, es geht wieder was los, Leute. Und wer Murat Tepeli ist, was der so macht, was er liebt, was seine größten Wünsche, Hoffnungen und Ängste sind, das habe ich spätestens bei der nächsten Veröffentlichung auch herausgefunden, so viel sei schon mal versprochen. Lea Raminuwicz
Jens Rachut Der Seuchenprinz Teil II. Joe Nobistor / Indigo »Der Seuchenprinz Teil II« ist der zweite Teil von Jens Rachuts Hörspieltrilogie, wobei der erste als »Teil III« und der dritte als »Teil IV« firmiert (Letzterer erscheint ebenfalls dieser Tage). »Teil I« wurde nicht vergeben. Volumezahlenmystik, als könne die allgemeine Unübersichtlichkeit nur noch durch launige Gegen-Unübersichtlichkeit erzählt werden. Dabei ist das Storyboard doch vergleichsweise klar: Nicht näher spezifizierte Außerirdische schaffen in einer Art Abschlussarbeit im Rahmen einer nicht näher spezifizierten Ausbildungssituation die Erde inkl. Leben und Formenvielfalt. Heißt: Der Schöpfungsakt vollzieht sich nicht mehr im Rahmen der alten Männerfantasie »Gott«, der als Mischung aus Albert Speer und Jackson Pollock sein Werk in sechs Arbeitstagen ganz aus sich selbst heraus hingeschlonzt haben soll. Vielmehr ist ein unüber- und -durchschaubares Unternehmen am Werk, an dem mindestens genauso vieles unklar, vage und unbestimmt bleibt wie an und in jedem beliebigen kontrollgesellschaftlichen Unternehmen circa der Gegenwart. »Der Seuchenprinz« aktualisiert damit die uralte und kernpatriarchalische Vorstellung von Gott als Frühkapitalisten und erstem FDP-Wähler in genau der Weise, wie klassische Expropriateur-zentrierte Vorstellungen vom Kapitalismus und von Kapitalist und Kapitalistin zumindest oberflächlich obsolet geworden sind. Im Rahmen dieser Schöpfungsmaßnahme geht dann natürlich etwas spannungsstiftend schief, wegen trial and error und weil Lehrjahre ja schließlich keine Herrenjahre sein können, was sich im Rahmen des zweiten Teils (der vierte und letzte ist soeben erschienen, liegt mir aber genauso wenig vor wie der dritte) allerdings nicht vollständig erschließt. Diese Idee würde sich vielleicht als OberschülerInnen-Geistesblitz dahinschleppen, lieferte sie nicht eine weitere und zum überwiegenden Teil gut geeignete Folie für jenen spezifischen Weltekel, wie ihn Rachut bereits auf zahllosen Platten mit Angeschissen, Blumen Am Arsch Der Hölle, Dackelblut, Kommando Sonne-Nmilch und Oma Hans kultiviert hat: In der Welt zu sein heißt, grob gesagt, sich durch zahlreich zur Verfügung stehende, aber stets unpraktikable Ideen von Würde und Humanität zu scheitern. Anders aber als die meisten serienmäßigen Camus’schen Ekelpakete – zum Beispiel aus dem Umkreis der Social-Beat-Literatur – verliert Rachuts Horror so gut wie nie die Ursache-Wirkungs-Verstrickungen eines solchen Scheiterns aus dem Blick. Er verteidigt damit die nicht immer einfache und selten eindeutige Einsicht, dass die spezifische Widerwärtigkeit und Unerträglichkeit der Lebensweisen wie der Beziehungen und Beziehungsformen Produkte einer bestimmten gesellschaftlichen Praxis sind. Sie sind eben keine ontologische Konstante im Sinne eines allgemeinmenschlichen überhistorischen Schicksals – Vorstellungen, die fast immer aus der kulturkonservativen, sprich: rechten Ecke kamen (oder an sie anschlussfähig waren). Sie halfen, die eigene gesellschaftliche Praxis zu decken (mei-
stens stammten ihre ApologetInnen aus dem Umfeld der gesellschaftlichen Oberschicht) und zu verklären qua Verdrehung der Tatsachen ins Menschlich-Allzumenschliche. Rachut setzt gegen erkenntnisfaule Lebensekel- und Weltverachtungsroutine die Frage, wie sich die Verhältnisse in den in ihnen produzierten Lebensweisen widerspiegeln, selbst wo konkrete Lebensweise und die Allgemeinheit der sie umschließenden Verhältnisse es hinkriegen, unauflöslich zu erscheinen. Und das funktioniert hiermit also auch in Form eines SciFi-Trash-Hörspiels, das sich allerdings als postmodernes Durchschnittshörspiel präsentiert, sich nämlich erstaunlich treuherzig und bieder in den Hörspiel-Stateof-the-Art einreiht: den FM-Einheits-Brei. Dafür ist die außerirdische Unternehmenshymne, die irgendwo ca. hörspielmittig gesungen wird, ein eindeutiger Fall für die Jahrescharts 2007. Na, bisschen spät jetzt schon ... Frank Apunkt Schneider
HOT CHIP
Vic Ruggiero Something In My Blindspot Moanin / Al!ve Wie das schon losgeht. Eine Indie-Country-Version von Bachman Turner Overdrive, oder was? »Taking Care Of Business« klampft und frohlockt ein Steel-Guitar-Sound-A-Like. Ist das ein Witz, ein Versehen, eine Persiflage? Nee, das einfach nur grundsympathisch. Vic Ruggerio war in einem früheren Leben Sänger der New Yorker The Slackers. Jetzt zieht er als Part-Time-Berliner andere Saiten auf. Lebensbejahende Lagerfeuermusik, humorvoller Anit-Folk – alles super auf den Punkt und trotzdem leicht daneben. Eine schillernd skurrile Platte, die Spaß macht. So einfach ist das. Helmar Becker
Sons And Daughters This Gift Domino / Indigo Aus dem Bandlager der so herrlich grimmigen Schotten hörte man im Vorfeld Schreckliches: Man wolle ein Pop-Album aufnehmen. Und man habe einen neuen Produzenten für dieses Vorhaben: Ex-Suede Bernard Butler. Da hatte man das Endprodukt schon im Ohr: Streichsalbengitarren, Sängerin Adele Bethel als Säuselöse, und Scott Paterson, der auf der frühen Single »Johnny Cash« genau wie ebendieser in jungen Tagen klingen wollte, wird zum Duettbediener degradiert. »This Gift«, das zweite Album der Glasgow-Combo, erteilt diesen Befürchtungen allerdings schnell eine Abfuhr und stellt schon im Opener klar, was man gerade fühlen sollte: einen »Gilt Complex«. Es mag richtig sein, dass die Catchiness Einzug gehalten hat in diese zwölf Songs, dass man oft »Nananana«-Chöre im Hintergrund hört, aber die morbide Grundstimmung der Songs, die bluesdramatischen Lyrics und die hörbaren Americanaund 60s-Einflüsse sind ihnen geblieben. Scheint also, als hätten Butler und Band einen guten Mittelweg gefunden. Dabei zeigen die Sons And Daugthers ein Hitpotenzial, das man ihnen gar nicht so recht zugetraut hätte. »Gilt Complex«, »Rebel With A Ghost«, »Flags«, »Chains« – allesamt Singlekandidaten. So bleibt als einziges Manko, dass Paterson nur noch selten ans Mikro darf – und das ist schade, war es doch gerade das vokale Zusammenspiel der beiden, das die Sons And Daughters so besonders machte. Anyway, auch als Daughters And Sons schlagen sie sich mehr als gut. Daniel Koch
MADE IN THE DARK
NEW ALBUM CD (DIGI PACK), CD & DVD, 2LP
LIVE 08.03. HAMBURG UEBEL & GEFÄHRLICH 09.03. BERLIN POSTBAHNHOF 10.03. MÜNCHEN ELSERHALLE 11.03. KÖLN GLORIA www.hotchip.co.uk www.myspace.com/hotchip
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Sprachlabor Richtig Four Music / SonyBMG / VÖ 08.02. Flucht unmöglich! Schweißperlen bildeten sich auf der pickligen Stirn! Damals im fiesen Sprachlabor erlebten Wessi-Kids ihr »Das Leben der Anderen«Trauma. Doch es ging wohl auch anders. Wie es jetzt die deutsche Reimcombo Sprachlabor erneut unter Beweis stellt: geschliffene Reime, die pubertäres Gangsta-Geplapper oder vulgäres Porno-Gestammel ganz weit rechts liegen lassen. Ihr eigentlicher Auftrag: deutschen HipHop retten. Das gelingt Beatmac, Mikkanic und Tier Mobilux dank jahrelanger Mikrofonerfahrung mit elf neuen Songs. Die Beats bouncen, grooven, smoothen – habe ich noch eine Anglizismus-Plattitüde vergessen? Ein Supereinstieg ins frische deutsche HipHop-Jahr. Die erste Messlatte für 2008 liegt damit ziemlich hoch. Uwe Buschmann
Superpunk Why Not? Tapete / Indigo Ist das jetzt auch schon wieder Jahre her, dass mit »Einmal Superpunk, bitte« die letzte Superpunk erschien? Und was seit dem alles geschehen ist! Knut wurde geboren, das BlueRay-System eroberte die Welt, die Mauer fiel und Wim Thoelke starb. All das hört man dem neuen Album zum Glück wieder mal nicht an. Man hört ihm letztlich nur eins an: Superpunk. Und selbst wenn die Band um den Parttime Northern-Soul-DJ und Fulltime Lebemann Carsten Friederichs unverhohlen ihr Soundfundament aus eben jenem Genre zusammenge-
Slut
THEATERFREUNDE STILLER »All We Need Is Silence«? Von wegen! Schon die ersten kribbligen Töne von »Still #1« lassen ahnen, dass Slut eher mit einem Knall als mit Geflüster zurückkehren.
D
as darauffolgende theatralische Klaviertremolo scheint dann endgültig die Pforten für eine komprimierte Energie zu öffnen, die auch noch sturzbachartig einen Haufen unerwartet instrumentierter Arrangements anspült. »Wir wurden abgelenkt«, erklärt Chris Neuburger lapidar diesen wirklich neuen Sound, der zwar immer noch nach Slut klingt, aber mit einem vollkommen anderen Selbstverständnis unterfüttert ist. Abgelenkt hat die Band ihre Mitarbeit an der »Dreigroschenoper« am Ingolstädter Theater (vergleiche Intro #140). Die Aufführung war über ein Jahr von Erfolg gekrönt, bis die Nachlassverwalter Kurt Weills merkten, dass das Singspiel im Slut-Gewand zu fortschrittlich klang, und weitere Inszenierungen gekonnt verhinderten. Doch ein Jahr voller Zuhälterballaden und Kanonensongs reichte offenbar aus, um unterschwellig die Voraussetzungen für einen großen Wurf zu schaffen. So beschreibt es jedenfalls Neuburger: »Während der Arbeit am Theater hat sich dieser Riesendruck aufgebaut. Wir mussten nur noch zapfen.« Ein ganzes Album voller hochkarätiger Popsongs, einfach so vom Fass? Doch wohl eher nicht? »Nein, aber mehr denn je. Dieses Mal gab es eine Dynamik, der wir uns einfach angeschlossen haben. Dementsprechend
war auch schon alles fertig, als wir ins Studio gingen. Im Gegensatz zum Vorgänger, wo wir alles in Etappen aufgenommen haben.« »Gegensatz zum Vorgänger« ist sowieso ein gutes Stichwort: War der noch voller brüchiger Emotionalität und unsicherer Fragezeichen, bekommt man jetzt Antworten geliefert. Das bedeutete diesmal auch Kreuzberg statt Weilheim oder Hamburg. Und man spürt in jedem euphorischen Detail der Platte die Pausenlosigkeit dieses Stadtteils. Neuburgers Stimme hat zudem ihre wehmütigen Färbungen fast vollkommen verloren. Wehmut, die, wie Neuburger findet, auf ohnmächtiger Wut basierte und die Band in eine musikalische Sackgasse führte. Die Lösung klingt einfach: »Bei der letzten Platte wurde etwas entdeckt, das nicht stimmt, und bei der jetzigen Platte wurde etwas erkannt, das nicht stimmt. Und das ist ein großer Unterschied.« Die Begeisterung, mit der über diese Erkenntnis gesprochen wird, lässt spüren, wie überlebenswichtig die eigene Neuerfindung für Slut war. Folgerichtig ist »Still #1« ihr kraftvollstes und selbstbewusstestes Album bisher. »Früher gab es dauernd Fragen wegen der Texte. Jetzt erklärt die Musik alles von selbst.« Martin Riemann Slut »Still #1« (Virgin / Emi)
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klaut hat, klingt sie dennoch so eigenständig wie kaum eine andere deutschsprachige Band. Und das macht sie so begehrt. Okay, vielleicht gab es eine Ă&#x153;bersättigung nach dem letzten Album, vielleicht war das auch nicht ganz so gut wie der Trash-Brecher ÂťA bisserl was geht immerÂŤ und der Prä-Prekariats-Hitcontainer ÂťWasser Marsch!ÂŤ Man muss aber auch sagen, die zwei ScheiĂ&#x;dinger waren auch nicht zu toppen. Und sind es auch 2008 nicht. Dennoch schlägt sich ÂťWhy Not?ÂŤ richtig gut. Der wieder erstarkte Bock auf die Band und den Sound merkt man vor allem den beteiligten Cracks an und zudem ist man gerade auch textlich wieder ein StĂźck an ÂťWasser Marsch!ÂŤ herangerĂźckt. Alle Einwände bleiben so Nuancen, denn das hier ist im Ganzen einfach Styler-Macht. Das ist Toto, Lotto, Rennquintett, das ist ein Pfund. Wer mal wieder will, der kriegt. Und zwar reichlich. Martina HergenrĂśther
Tacks, The Boy Disaster Oh, Beatrice Ark Recordings / Rough Trade Rezensenten im World Wide Web Ăźberschlagen sich bereits vor Begeisterung. ÂťAustin ist das neue Kanada!ÂŤ schreibt einer angesichts dieser texanischen Band rund um Evan Jacobs, der unter anderem bereits bei Polyphonic Spree und Midlake spielte. Die texanische Hauptstadt gleich mit einem der grĂśĂ&#x;ten Länder der Erde zu vergleichen ist so groĂ&#x;mäulig unhaltbar wie der ganze vermeintlich jenseits aller kommerziellen Interessen und Seilschaften verlaufende Internet-Hype, den in den letzten Jahren zielsicher stets nur die mittelmäĂ&#x;igsten Indie-Bands erfahren haben, nämlich jene, die immer schon auf Konsens abonniert waren. Auch Tacks, The Boy Disaster mĂźssen erst mal auf ein Âťganz gutÂŤ runtergekĂśchelt werden, um Ăźberhaupt eine vernĂźnftige Kritikbasis zu finden. Der leicht wehmĂźtige Gesang wie auch die Klavier- und Bläserbegleitung zu an sich konventionellem IndieRock sind stilsicher, aber eben auch kein bisschen mehr. Alles plätschert selbstmitleidig dahin, ohne Dringlichkeit erkennen zu lassen. Wenn der Existenzgrund einer Band nicht sofort vernehmbar wird, wenn also die Erträglichkeit einer Musik das Einzige ist, was sich attestieren lässt, muss eine Band sich die Kritik gefallen lassen, noch nicht reif fĂźr ein Album zu sein. Und wenn Rezensenten im Netz Songzeilen wie ÂťForget me not, forget me not my loveÂŤ als groĂ&#x;artigen Kampf gegen das Vergessen anpreisen, fragt man sich, was beknackter ist: dieser lyrische Standard-SĂźlz oder die Bereitschaft, ihm etwas Besonderes abgewinnen zu wollen. Diese Band schadet so wenig, wie man sie braucht. Martin BĂźsser
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These New Puritans Beat Pyramid Domino / Indigo Die vier Teenies aus Southend-on-Sea legen einen strammen Ritt hin zwischen Dance-Punk und all dem schĂśn melancholischen 80er-Revival-Post-Punk, der in den letzten Jahren fĂźr volle Clubs sorgte. So weit, so gewĂśhnlich. Doch eine ganz so sichere Konsensnummer wie die Editors oder Interpol ist das DebĂźt der vier ambitionierten Briten nicht. DafĂźr ist ÂťBeat PyramidÂŤ bei aller Spannung, die dieser zerklĂźftete Brocken von einem Album entwickelt, auf die Dauer zu anstrengend. Kein groĂ&#x;es schĂśnes Leiden in groĂ&#x; ausgebreiteten, gefälligen Popsongs. Sondern repetitiver, blecherner Sprechgesang, grobe Beats, dissonante Gitarrenakkorde und gelegentliche New-Wave-Harmonien, aneinandergereiht zu Collagen, die nicht selten nah an die Schmerzgrenze gehen. FĂźr eine Einladung von Dior-Designer Hedi Slimane, einen 15-MinĂźter fĂźr die Präsentation seiner Herbstkollektion 2007 zu schreiben, hat das schon mal gereicht. Immerhin. Till Stoppenhagen
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6%2!.34!,4%2 ).&/#/- -53)# '-"( #/,/'.% 777 ).&/#/- -53)# $%
777 45.%3/.3#2%%. $% Vive La FĂŞte Jour De Chance Uncivilized World / Al!ve Das belgische ElectropopDuo Vive La FĂŞte versucht es fast jedes Jahr aufs Neue. Mit der neuen Hausnummer hier mittlerweile zum siebten Mal. Man gibt sich betont sexy. Sie mit weiĂ&#x;en Strumpfhosen, blondiertem Haar und Coco-Chanel-Kleid. Er in Schwarz mit Sisters-Of-Mercy-Frisur. Man spielt weiterhin fleiĂ&#x;ig auf Modeschauen. BerĂźhmte Designer wie Karl Lagerfeld sind immer noch Fans der Band. Die Musik ist betont postmodern-zitathaftig. Man bedient sich bei DAF, den Talking Heads, Devo, Stereo Total, Birkin & Gainsbourg. Es gibt sogar ein Cover des mittlerweile beinahe in Vergessenheit geratenen Songwriters Michel Polnareff. Das ist ja alles toll und wäre im Prinzip auch gar nicht so verkehrt, wenn die Verweise einigermaĂ&#x;en dezent gehalten wären. Sprechen wir es doch mal aus: Die Songs der beiden sind einfach nicht gut. Man hĂśrt die Platte durch, aber kein einziges StĂźck bleibt wirklich hängen. Es groovt frĂśhlich, die Bässe pumpen, der Gesang ist sogar schĂśn. Man kann sich noch nicht mal beschweren, dass die Musik zu glatt produziert wäre. Sie ist nur einfach uninteressant. Es gibt keine wirklichen Melodien, die man sich merken mĂźsste, keine Aussagen. Jeglicher eigenständige Ansatz geht in diesem unendlichen Zitatbrei unter. Der einzige deutschsprachige Song auf der Platte bringt es irgendwie auf den
777 0%00%2-).4 *!- #/-
Intro empfiehlt 02.08 Jeden Monat neu: hier die Tipps der Redaktion, die den Sticker »empfohlen von Intro« tragen. ≥ Punkt. Denn dessen Refrain geht so: »Was soll das hier mit dem Quatsch? Ich weiß es nicht.« Der Satz wird ganz monoton zwanzigmal am Stück wiederholt. Den prägt man sich tatsächlich ein. Das ist das, was hängen bleibt. Sebastian Ingenhoff Sons & Daughters This Gift Domino/Indigo
Hush Puppies Silence Is Golden
Faith Records/Stereo Deluxe
Various Artists Kitsuné Maison 5 Kitsuné/Intergroove
Wu-Tang Clan 8 Diagrams Wu Music Group / Bodog Music &
Ghostface Killah The Big Doe Rehab
Hot Chip Made In The Dark EMI Labels
Get Well Soon Rest Now, Weary Head! You Will…
Nada Surf Lucky
Cityslang/Universal
Cityslang/Universal
Tolle Plattenläden Nicht nur aus Solidarität für den Tonträgerhandel, sondern auch mit der Überzeugung, dass es nirgends bessere Beratung und ein derart gutes Gefühl beim Shoppen gibt. Nachfolgend eine Auswahl unserer Favoriten, bei denen es natürlich auch das aktuelle Intro zu haben gibt. Aachen: Giftland Music, Plattenbau, Plattenbörse, Tam Tam Tonträger Aalen: Günthers Plattenladen Ahrensburg: Musiccorner Andernach: Musikladen Arnsberg: Score Aschaffenburg: Disco Shop, Echobeat Augsburg: Musicland, Nirvana, SchallPlattenzentrale, Tonträger, Ungawa! Records Bad Kreuznach: Engelmayer Aktiv Musik Bad Neuenahr-Ahrweiler: Amm Plattenkiste Bad Salzungen: Elkes Musikbox Bad Segeberg: Sound-Eck Bamberg: Musicland, Rex Melodica Bautzen: Beathouse Bensheim: Musikgarage Berlin: Best Shop Berlin, Bis Aufs Messer, Checkpoint , Club Sound Records, Comeback Records, Core Tex Records, Cover Music, Das Drehmoment, Dense Records, Dig A Little Deeper, Dj Equipment Und Vinyl, Dns Recordstore, Doctor Beat, Franz & Josef, Freak Out, Freizeitglauben, Groove Records, Halb 7 Records, Hiphopvinyl, Hurricane, Leila M Recordstore, Look 54 Records, Melting Point Records, Mitte Musik, Mr Dead & Mrs Free, Musicland, Musik Unter Den Gleisen, Noisy Store, Oye Records, Piatto Forte Record Store, Puke Music, Risi Bisi Popshop, Rock Steady Records, Rotation, Schönes Hören, Scratch Records, Silver Disc Records, Soultrade, Sound & Drumland, Space Hall, Space Honda, Station B, Vopo Records, Yellow Dog Records, Yorck Records Biberach: G-Point Records Bielefeld: Audio Art, Greed Records, Hört Sich Gut An, Sounds Bochum: Aktiv Music Point, Alveran Records, Discover, ELPI, Traffic Sound Bonn: Mr. Music, Unity Records Brandenburg: D & D Records, Kunstkabinett Braunschweig: Riptide Bremen: Deejays, Ear Rockphon, Lonely Planet Boy, Zoff Records Bremerhaven: 33 Rpm Store, Recordbar Buchholz: Smile Records Büdingen: Ram Tam Aktiv Musik Chemnitz: Musikhaus Chemnitz, Underworld Records Coburg: Tontopf, Toxic-Toast Crimmitschau: Biggys Music Shop Dachau: Sc-Discy Darmstadt: City-CD, Pentagon, Uli’s Musikland Dessau: Halb 7 Records Detmold: X-Inch Dorsten: Pop Shop Dortmund: Chimp Records, Idiots Records, Last Chance, Wax Poetics, Wozz Dresden: Black Sheep, Der Plattenladen, Drop-Out-Records, Fat Fenders, Laconic Records, S-Elect Records, Sweetwater Recordstore, Zentralohrgan Duisburg: Garageland, Red Rose Records Düsseldorf: A+O Medien, Enterprise, Flipside, Hitsville Eitorf: CD & Music Corner Emden: 96records Emsdetten: Music & Video Erding: Musicworld Erfurt: Dixon-Store, Woodstock Erlangen: Der SchallPlattenmann, Musicland Erlangen: Zitelmann‘s Musikland Essen: Important Records 1, New Lifeshark, Rockstore Finsterwalde: Aktiv Discover, Top Skin Records Flensburg: Musikpalast Frankfurt/Main: Boy Records, Delirium Records, Freebase, Musikladen, Pro Vinyl Frankfurt/Oder: Vinylline Records Freiburg: Compact Disc Center, Ddd Music, Flight 13, Mono Freudenstadt: Record In Fulda: Marleen Fürth: Kioski, Monoton Geisenheim: Plattenstuebchen Gera: Schwarzmarkt Giessen: Music Attack, Pentatonik Schallwaren Görlitz: Schallhaus Plattenladen Göttingen: Dis Records, JPC Greifswald: Hook Recordstore Halle: New Sound Hamburg: Anders Hören, Burnout, Championship Records, Checkpoint Charly, Cuepoint, Groove City, Hanseplatte, Ingos Plattenkiste, Lado, Michelle Records, Otaku, Pop-Musik Und Mode, Rekord, Rock’N’Roll Warehouse, Ruff Trade Records, Scratch Records, Smallville Records, Soundwind, Starpoint Records, Text + Töne, Vannauer, Zardoz Hanau: Music-Arts-Aktiv Hannover: 25 Music, Hot Shot Records, Mint Music, Vinyl Welt Heidelberg: Crazy Diamond, Down Town Records, Humpty Records, Vinyl Only Heilbronn: Dreamworld Records Hennef: Music Adventure Husum: Disco Express Ingelheim: Ohrwurm Records Iserlohn: Cashbox Itzehoe: Amm Itzehoe GmbH Jena: Fatplastics, M:Bass:Y, Mr. Music Kaiserslautern: Pop-Shop, Proton Karlsruhe: Discover, Plattentasche Kassel: Studio 26 Kaufbeuren: Die SchallPlatte Kehl: City-CD/Aktiv Music Kiel: Blitz Records, Hört Sich Gut An Kleve: CD-Line Koblenz: True Love Store Köln: A-Musik, Groove Attack, Kompakt, Music Point, Normal Records, Nunk Music, Parallel Records, Schallhandel, Underdog Records Konstanz: Cha Cha Store, Studio 1 Korbach: City Music GmbH Krefeld: Rille Landsberg Am Lech: Sc-Discy Lauterach: Surround Records Leipzig: Freezone, Freezone, Mad Flava, Ohrakel, Philter Music, Saba Record Store, Schall & Rausch, Seemannsglück, Syntax Lingen: Bernhard Van Lengerich Lippstadt: Stone Free Music Lörrach: Indiepunk Records Lübeck: Pressezentrum, Studio 1 Ludwigsburg: Interpool Lüneburg: Musiksalon Wordundton, Samowar Records, Sito Music Magdeburg: Beat Boutique Hot Rats, Unique Mainz: Discover SchallPlatten, Lautstark, Overdrive Records, Punkshop.com, Rockpile SchallPlatten, Teenage Wasteland Mannheim: CDpost.de, Lautstark Records, Liquid Sound Dynamics, Monoton Marburg: Die Scheibe, Music Attack München: Connection, Exun, Hausmusik, Musicland, Neutronic, Optimal, Play Records, Resonanz SchallPlatten, Spielbar Tragbar Münster: ELPI, Green Hell Records, Jörgs CD-Forum Neu-Ulm: Musicline Nordhorn: Georgie‘s LP&CD Laden Nürnberg: CD-Paradies Nürnberg: Musicandbooks Offenbach: Main Records, Recordstation Öhringen: Music Store Oldenburg: Mts-City-Sound, Scheibenkleister Osnabrück: JPC, Kuhhandel, Shock Records, Zukunftsmusik Paderborn: Unger Sound&Vision Passau: Back To Back Pforzheim: Headshop Pinneberg: City Of Music Potsdam: Halb 7 Records, Silverspeedrecords Rastede: CD-Corner Regensburg: Eldorado Records Rheine: Ohrwurm Rosenheim: Bebop SchallPlatten Rostock: Karate Beats, Plattform, Pressezentrum, Pressezentrum, Vinylasyl Rottweil: Musikbox Saarbrücken: CD-Grünewald, Fine Music&Art, Rex Rotari Saarlouis: Chamäleon, Phonac Music Schwerin: Audiopheel, Easy Traxx Siegen: Kratzer Sinzig: Klangwelt Straußberg: Abspielbar Records Stuttgart: Humpty Records, Paul‘s Musique, Ratzer Records, Record Express, Second Hand Records, Sound Shop Trier: Lübke Sounds Tübingen: Rimpo Ulm: Record Express, Sound Circus, Syndrome Records Velbert: Musik Schallowetz Waldbrunn-Ellar: Apollon 3 Waren/Müritz: Amm Top 10 Wedemark: Lost & Found Records Weiterstadt: Subsonic - Ein Musikzimmer Wien: Black Market, Substance Wiesbaden: Lautstark Wilhelmshaven: Triangel Winterberg: Die SchallPlatte Wismar: Xl Music & Fashion Witten : Bus Stop Records Worms: Heaven Records Wuppertal: Beatz Und Kekse, ELPI, Pop Art Würzburg: H2o, X-Dream Zeitz: Best Of Music Zittau: CD Studio Zwickau: ALPha Tec, Madhouse, SchallPlatte
Dies ist nur eine kleine Auswahl. Alle ca. 2.400 Auslagestellen finden sich unter: www.intro.de/auslagestellen
Def Jam / Universal »Manno. Das ist mein Datum. Die Blödmänner vom WuTang Clan können doch nicht am gleichen Tag ihr Album rausbringen. Ich bin voll sauer auf den einen da, echt jetzt, den könnte ich killen« (Zitat Ghostface Killah, subjektive Übersetzung). Diese spezielle Mischung aus Kindergartenlogik und Gangsterdrohgebärde hat immer Sinn gemacht im Dunstkreis der Truppe aus Staten Island. Erinnern wir uns kurz: In der ersten Schaffensperiode wurde heftig jongliert mit Shaolin-Gedankengut, Schach-Theorien, wirren Interpretationen von EinsteinIdeen – und all das umgesetzt auf (zwei) wahrlich revolutionären Band-Alben. In der zweiten Phase differenzierte man sich aus, fast jeder MC wurde von RZA mit einer Soloplatte versorgt, die Qualität begann zu schwanken. In der Spätphase quengelte jedes Mitglied parallel über Ignoranz der Medien, Abzocke von WuKollegen, mangelnde Labelunterstützung. Wo jahrelang auf die Integrationskraft der Wu-Familie gepocht worden war, werden nun zunehmend Grabenkämpfe ausgefochten. Im Sperrfeuer momentan: Produzent RZA. Schon im Vorfeld der Veröffentlichung der mittlerweile fünften (und ich vermute mal: letzten) Wu-Tang-Platte wurde diese von Raekwon (»den Vibe find ich voll doof«) und Ghostface (»hab ich eigentlich nüscht am Hut mit«) unterminiert. Tja, es gibt tatsächlich so gut wie keine klassischen Wu-Banger auf »8 Diagrams«, stattdessen viel Psychedelica, zurückgenommene Melancholie, StudioTrickserei. Wie RZA mit Samples arbeitet, sie schichtet, dekonstruiert, schlingern lässt und wieder abfängt – ist schlicht überwältigend. Durch diesen Fokus auf den Sound werden die MCs naturgemäß etwas vernachlässigt. Dagegen ist »The Big Doe Rehab« natürlich eine One-ManShow. Mit unnachahmlicher Souveränität macht sich Ghostface Fremdmaterial zu eigen, kaum bearbeitet laufen die Loops im Hintergrund, während er seine Skizzen von Verfolgungsjagden und Drogenverschacherei ins Mikro presst. Spätestens seit »The Pretty Toney Album« von 2004 hat er so eine gewisse Formel für sich entwikkelt, die tatsächlich zuverlässig funk-
tioniert. Innovationen werden allerdings mittlerweile woanders durchgesetzt. Insofern muss man RZAs Mut bewundern, im fortgeschrittenen HipHop-Alter den Trademarksound eines der größten Namen im Biz so radikal umzugestalten. Allein: Mit diesem Entwurf wird er im derzeitigen Klima wohl allein dastehen. Heiko Behr
Xiu Xiu Women As Lovers Kill Rock Stars / Cargo Ist Jamie Stewart nicht schwul? Warum nennt er dann das neue Xiu-Xiu-Album »Women As Lovers«? Doch genau das zeichnet Xiu Xiu als queere Band aus, nämlich als Band, die sämtlichen sexuellen Zuschreibungen misstraut und schwulen Klischees ebenso wie Heteronormativität aus dem Weg geht. Queer meint in ihrem Fall, ständig die Perspektive zu wechseln und sich einer klaren Identität zu verweigern. Dies gilt nicht nur auf sexueller, sondern auch auf musikalischer Ebene: Obwohl dank Stewarts gehetztem, ständig in die Höhe getriebenem Gesang unverkennbar, misstraut die Band einer klaren musikalischen Linie. Unentwegt nehmen sie neue Alben auf, um sich ständig neu zu erfinden und diesen Entwurf sofort wieder zu verwerfen. Auf »Women As Lovers« durchzieht diese Unruhe das komplette Album, kein Stück gleicht dem anderen, und doch ist Xiu Xiu unter Pop-Gesichtspunkten der bislang größte Wurf gelungen. Noch immer gibt es jede Menge Störfaktoren – harsche Polyrhythmik, FreeJazz-Bläser und blecherne Industrial-Referenzen –, doch immer wieder lugt Tante Pop durch das Chaos. Stücke wie »f.t.w.« und »The Leash« klingen wie Bright Eyes auf sexy und machen klar, was Conor Oberst fehlt: kompromisslose Zerrissenheit, die beim Absturz keine Country-Standards als Auffangnetz benötigt. Zusammen mit Michael Gira von den Swans als fabelhaftem Gastsänger wird selbst noch »Under Pressure« von Queen mit einer Theatralik abgefackelt, die Freddy Mercury mit Stolz erfüllt hätte. Xiu Xiu können eben beides: zauberhaften Pop und vor den Kopf stoßen. Angst vor faulen Kompromissen muss man bei dieser Band wohl auch in den nächsten Jahren nicht haben. Martin Büsser
Bitte kommen! Hercules And Love Affair same Why? Alopecia The B52's Funplex Adam Green Sixes And Sevens Vampire Weekend same Alben für März. Heute schon gehört. Demnächst mehr.
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UNTEN Jakobinarina »The First Crusade« (12Tonar / Cargo) – Ganz junge Jungs aus Island, denen man den Appeal auf Massen deutlich anhört. Schließlich haben sie schon auf Tour mit den Kaiser Chiefs Blut lecken dürfen. Trotzdem ist ihr Debüt angenehm schroff geraten, mit Anleihen an den rauen Punk Clashs und die extrovertierte Ansprache Art Bruts, aber auch mit der Eingängigkeit ihrer britischen Impresarios. Und wer diese wettergegerbte Stimme hört, würde niemals glauben, dass diese Typen fast noch schulpflichtig sind. Auf »I’ve Got A Date With My Television« haben sie übrigens auch einige deutsche Zeilen einfließen lassen. Wieso auch nicht, hat bei Franz Ferdinand schließlich bestens funktioniert. Ovo »Miastenia« (Load / Cargo) – Das Gegenteil von Jakobinarina, auch wenn sie ähnlich laut sind. Denn Ovo, ein italienisches Duo, sind mit ihrem groben Noise und Stefania Pedrettis stets heiser krächzender Stimme so schräg und unwägbar, wie man als Load-Act nur eben sein kann. Und auch die blechern klingende Produktion hat nicht eben Zigtausende von Euro verschlungen. Trotzdem: aufregend irgendwo zwischen Deerhoof und Wolf Eyes, woanders sagt man Sludge dazu. Des Ark »Loose Lips, Sink Ships« (TCWTGA / X-Mist) – Wie amerikanische DIY-Kultur heute klassischerweise klingt, hat unlängst schon Marnie Stern vorgeführt. Der steht Des Ark a.k.a. Aimee Argotes mit ihrem verschleppten Postcore ziemlich nahe. Phasenweise ist ihr Songwriting so vertrackt und undurchsichtig, dass sie, auch gesanglich, als eine Art HC-PJ-Harvey durchgehen könnte. Richmond Fontaine »$87 And A Guilty Conscience That Gets Worse The Longer I Go« (Decor / Indigo) – Wer einen so langen Albumtitel wählt, kann nicht auch noch eine lange Kritik erwarten. Auch wenn der Folk auf dieser Mini-LP nach all dem Krach zuvor äußerst angenehm und stilvoll wie selten im Genre wirkt. The Spill Canvas »One Fell Swoop« (Infest / Pias / Rough Trade) – US-Emo, eher 3+ als 3-, also nicht ganz auf die einfache Karte »Melodie« setzend. Klingt, wie der heutige Teenie-Mainstream eben so klingt. Rhesus »The Fortune Teller Said« (Pias / Rough Trade)
– In Frankreich gibt es nicht nur Chanson und Elektronik, sondern auch Musik, der man nicht mal anhört, dass sie aus Frankreich kommt. Rhesus sind so ein Fall, und das ist vielleicht auch der Fehler, der die Platte folgenlos macht. Indie/Wave/Pop/Rock ohne große Vorkommnisse. Sambassadeur »Migration« (Labrador / Broken Silence) – Dagegen lobe ich mir doch Sambassadeur. Denn bei Labrador-Bands weiß man ja immer, was man bekommt: sonnigste und melodieseligste Popmusik. Aber halt, was soll denn dieser ewige Hall? Na ja, egal, im Vergleich zum karg instrumentierten Debüt haben die Schweden zwar etwas vollere Arrangements gewählt und ihre Effektgeräte aufgedreht, toll und erhellend sind ihre Songs aber noch immer. The Winnebago Orchestra »Born In The Sun« (Tuition / BB*Island / Al!ve) – Irgendwie hatte ich das Winnebago Orchestra folkiger in Erinnerung. Auf »Born ...« ist zwar noch warmer Pop, sodass ich fast an Texas denken muss, aber immer wieder webt die Band artifizielle Kniffe in ihren Sound ein, der in Kombination mit der Stimme Caroline Trettines auch an Kate Bush erinnert. Und auch hier: die Vertonung eines Brecht-Gedichtes, auf Deutsch. Scharf an der Grenze zwischen verblüffend und überambitioniert. It’s Not Not »Bound For The Shine« (Defiance / Cargo) – Die Spanier aus dem BCore-Umfeld geben sich hier noch spielerischer und zitathafter als zuvor schon. Ob nun Wavepunk, Oldschool-, NY- oder Post-HC, alles mindestens einmal vertreten, wie aus der Lostrommel ausgewählt und trotzdem durchgehend gut gelungen. La Fleur Fatale »Night Generation« (Killer Cobra / Cargo) – Diese Schweden starten auf ihrem Debüt furios, nämlich mit drei unwiderstehlichen Nummern aus einem Hauch von Manchester Rave, dem PsychedelischVerschwommenen von Shoegaze/Dream-Pop und paradoxerweise blitzsauberer Sixties-Westcoast-Melodiösität. Danach flacht das Ganze zugunsten von leicht unklarer Pop-Eindimensionalität etwas ab und endet in schwer verdaulichem Doors-Gehabe. Aber der Start lohnt die Anschaffung eigentlich schon. Christian Steinbrink
LIVE TOUR MÄRZ 2008 4.03.08 - FRANKFURT 13.03.08 - HAMBURG
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New album 'UNBREAKABLE' out now
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Bombee+ Bombee+ Home Sweet Home / Poor Dog Das ist ja das Schöne an diesem Band-Ding: dass einzelne Musiker ihre mitunter widerstreitenden musikalischen Vorlieben unter einen Hut bekommen müssen. So ist das natürlich auch im Fall von Bombee+. Da gibt es zum einen die hörbare Vorliebe für Jack Johnsons Gitarre in ihren jazzigeren Augenblicken. Dazu gesellt sich ein Gesang, der offenbar einem Eddie Vedder nacheifern will. So weit, so wertneutral, vielleicht gibt es ja auch Leute, die sich nichts Besseres als diese Kombination vorstellen können. Man könnte aber auch behaupten, sie klängen wie eine Ton gewordene SBBäckerei am Heidelberger Hauptbahnhof, deren herausragendste Qualität das Lederimitatsofa von Ikea darstellt. Ziemlich mittelmäßig also. Mick Schulz
4 Experimentelle Die Nur 2 Sind
UNKNWON PLEASURES In unserer aktuellen »Control«-Gesellschaft werden die neuen Ian Curtisse in den nächsten Monaten ja nur so aus dem Boden sprießen.
M
it einem kantigen Abklatsch des »Unknown Pleasures«-Covers ist derzeit im Rattenrennen der Originalität also bestimmt kein Blumentopf zu gewinnen. Macht auch nichts, denn 4 Experimentelle Die Nur 2 Sind – die wollen wirklich so heißen und sind in echt sechs Musiker aus der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz – finden ihre Inspiration weniger im Manchester der End-70er als vielmehr in einer einige Jahre später auf dem Kontinent florierenden Tradition, die Pop als brachliegendes Experimentierfeld komplett neu beackern wollte: Songstruktur brechen, Klangbild erweitern, Kakofonie als Glam umdeuten, eben Post-Punk’sche, deutsch textende Widerborstigkeit, you name it. Wenn eine Band wie die 4 Lustigen 2 Die Nur 6 Sind dann stolz auf eine über zehnjährige Geschichte zurückblicken kann und mit »Typewriter« ihr bereits sechstes Album vorlegt – in Linz sind sie längst Legende –, hat sich natürlich einiges an musikalischen Lieblingsskurrilitäten angesammelt. Da ist der atemlose Sprechsingsang von NDW, da rumpeln die kantigen Rhythmen von No Möchtegern New York, Männerchöre erinnern an selige Hardcore-Zeiten, die Bläsersätze tröten erst in Richtung Palais Schaumburg und quäken dann verhalten
Caretta Caretta We Can Not Speak This Language Coraille Es ist gewagt, zu dritt in klassischer Rockbesetzung Instrumentalmusik zu machen. Aber es funktioniert – zumindest auf klanglicher Ebene: Peter Heinrich, Johanna Jäger und Philipp Mahlmeister beherrschen ihr Handwerk und erzeugen eine beeindruckende Dichte, was nicht zuletzt am dynamischen Schlagzeugspiel Mahlmeisters liegt. Die Musik von Caretta Caretta aus Würzburg ist äußerst komplex, und man kann ihr anhören, dass die Synkopierungen und Breaks in stundenlangen Jams erarbeitet wurden. Das Debüt ist zwar eine vielversprechende, kompromisslose Umsetzung einer gemeinsamen künstlerischen Vision, die angenehm unangestrengt und trendfern ausfällt, doch noch fehlen die dramatischen Höhepunkte, die den Zuhörer über längere Zeit fesseln können. Philipp Jedicke
Ceil Pride Of Creation Ruuf Records Man kennt die Situation: Zufällig trifft man gute alte Bekannte ausm Dorf wieder, na so was, haben uns ja seit Ewigkeiten nicht gesehen, hast dich gar nicht verändert! Und alles ist sofort wieder so wie früher. Eben deswegen ist es auch immer wieder erfreulich, aus längst verschollen geglaubten Subgenres oder -kulturen plötzlich und unerwartet überaus vitale Signale zu empfangen. Da klopft dann nämlich gleich dieser geile Zeitreiseeffekt an die Tür, hinter der man all die längst verdrängten Erinnerungen abgeladen hat. Im konkreten Fall klopfen also Ceil, drei Anfang-20er, die mit groß-
er Präzision Schlagzeug, Bass und Gitarre bearbeiten, an die Pforten der Wahrnehmung. Hey, Crossover, was geht so bei dir? Du klingst ja immer noch so knackig und spritzig wie bei unserem letzten Treffen damals in, wo war das noch mal? Und wann? H-Blockx in Günzburg kurz vor dem Abi oder doch beim ersten Foo-FightersKonzert in Memmingen? Ach, ist auch egal. Mit den zeitgereisten Powerchords von Ceil ist ab sofort eben immer Crossover. Gib mir doch deine Handynummer. Na dann, wir hören uns, bis bald! Nora Steinhardt
Er France Ex Saint Lolila Er France präsentieren sich auf ihrem zweiten Album »Ex Saint« als locker-flokkige Popband – nicht viel
»Free Jazz!« – eine ganze Bibliothek des Experimentiergeists in Pop wurde da angelegt, aus der sich die Band um Songwriter David Lipp nach eigenem Gutdünken bedient. Das so Exzerpierte wird dann von Klampfe über Bassklarinette bis Geige reich instrumentiert und arrangiert, ganz ohne Angst, die Lücken zwischen den Referenzen auch mal mit Banalem zuzukleistern. Der Rahmen für kulturkritische Essay-Lyrik ist damit also bestens abgesteckt. Der alte Standard des Schriftverkehrs (Brief! Schreibmaschine!) wird hymnisch besungen, die Mobiltelefonie kommt im Vergleich dagegen eher schlecht weg. Ist das noch Rückwärtsgewandtheit oder schon die neue Nachhaltigkeit? »Hier bei uns ist das so«, antwortet lapidar der Linzer »Hausbrauch«. Über die, nun ja, etwas uncharismatische Stimme von Sänger David Lipp braucht dabei niemand zu mäkeln, solange sich Zeilen wie »auf einer Skala von 1 bis 10 bin ich die 0 und du die 11« abgreifen lassen. Wäre Ian Curtis ein etwas simpler gestrickter Popexperimentler gewesen, hätte er ein Lied über schiefe Liebesverhältnisse vermutlich in genau dieselben Worte gepackt. Arno Raffeiner 4 Experimentelle Die Nur 2 Sind »Typewriter« (CD // Pumpkin Records)
mehr, aber auch nicht viel weniger. Zwischen dem vielen Pop lassen die beiden Wahl-Düsseldorfer André Tebbe und Isabelle Frommer es aber auch hin und wieder dezent krachen. Besungen wird der charmante Indiesound dabei mit deutschen, französischen und englischen Texten der Chanteuse Isabelle Frommer. Ein paar schöne musikalische Momente haben die beiden dabei geschaffen, zumeist sind diese allerdings recht harmlos. In den etwas wilderen Songsequenzen french’n’rollt es dann aber ganz schön, schade, dass es nicht mehr davon gibt. So sind Er France auf »Ex Saint« eher Mittelmaß als Überflieger. Vielleicht benötigen die beiden Musiker einfach noch ein bisschen mehr Zeit, um dann aber so richtig super zu werden. Mal schauen. Vielleicht ist es ja schon auf dem nächsten Album so weit. Tine Plackmann
Guts Pie Earshot Revolt Against EP Rookie Records / Broken Silence Wütend, virtuos, heftig. Was das Duo Guts Pie Earshot an musikalischen Ergüssen abliefert, könnte man als Arabesk-Techno beschreiben, ausschließlich von Hand eingespielt – Computer und Sampler müssen aus konzeptmäßiger Überzeugung draußen bleiben, die beiden sind echte Mucker –, mit flotten Exkursen zu Hyper-Break-Beats und feisten Schwermetallgitarren. Dazu gibt’s noch eine Ecke Grindcore, und das Cello wird immer schön durch den Verzerrer gejagt. Das hat so was Tröstliches von seligem Punk- und Hardcore-Spirit. Wie sehr »Revolt Against« zu einer hohlen Floskel verkommen ist, wissen natürlich auch die beiden bestens im linken Kontext und in bewährten Punkstrukturen einge-
Heimspiel
bundenen Musiker von Guts Pie Earshot. Die große Ohnmacht des Aufbegehrens: Sie wird eben in alle Ewigkeit der Stoff für Poprebellentum bleiben. Guts Pie Earshot halten daran fest, trotz aller Widersprüche. Und sie zetteln ihre Revolte in ziemlich wahnwitzigen Arrangements an, die selbst bei der vorliegenden EP mit gerade mal drei Stücken den Eindruck hinterlassen, man hätte gerade eine komplette Drum’n’Bass’n’Rock-Oper miterlebt. Daniel von Thülen
Hungry, Hungry Ghost Sleeping English Widerheim In Sachen Pathos hat sich schon so manche junge Band verhoben. Da will man ein packendes Debüt hinlegen, den Sturm, den Drang, die Euphorie auf Platte bannen, will denen nacheifern, die man als Idole im MySpaceProfil verankert hat, den Magnetic Fields, den Eels, den Wilcos. Und wo man gerade dabei ist: Warum nicht auch den Reeds und Bowies? Tja, und dann? Fährt man’s entweder vor die Wand, jault den Leuten überambitioniert, aber rumpelnd die Ohren voll – oder man macht so was wie »Sleeping English«. Freilich muss man sich ein wenig an Alex Haagers Gesang gewöhnen, der manches Mal wie ein verschnupfter Wainwright (Rufus) klingt, aber ist dieser Schritt überwunden, findet sich im besten Sinne pompöser Indiepop, der sich schnell im Herzen festbeißt. Hungry, Hungry Ghost scheuen sich dabei nicht vor Bläser- und Glockenspieleinsatz, wie in dem fast hittigen »Seldom Am I«, können aber auch mal nerdig vor sich hin pluckern (»Bonhauser Allee«) oder schön die Verzerrer schräbbeln lassen (»Blind«). Dazu die schon erwähnte Pathoskelle, ein stimmig illustriertes Artwork – und am Ende fragt man sich fast ein wenig, warum für diese Platte nicht ein größeres Label als das kleinfeine Berliner Widerheim drin war. Daniel Koch
I Might Be Wrong It Tends To Flow From High To Low Sinnbus / Al!ve Als Berliner hat man zwei lange Jahre auf das Debütalbum von I Might Be Wrong gewartet. Auf ihren raren Konzerten verliebte man sich heimlich in Sängerin Lisa von Billerbeck und ihren Bubikopf. Sofort kaufte man für sich und alle Freunde die selbstgebrannte Mini-CD der Band und wartete auf weitere Lebenszeichen. Jetzt ist es endlich so weit: Mit »It Tends To Flow From High To Low« geht Berlins Lieblingsband endlich richtig in die Startlöcher. Die Zeit des Wartens hat sich gelohnt: Die lebhaften Songs zerren einen auf eine bunte IndieSpielwiese aus Klatschen, Singen und
Tanzen. Würde von Billerbeck ihre elfenzarte Stimme nicht über die pluckernden und klopfenden Sounds legen, klängen I Might Be Wrong zwar wie der Soundtrack zu einem Super-Mario-Spiel, doch schon nach wenigen Takten findet man sich in der elektronisierten Fantasiewelt der Band wieder. Den Spaß an ihrer Musik hört man bei jedem Beat und jedem Trommelschlag. Auch wenn der Bandname von Selbstzweifeln spricht: Diese Band macht definitiv alles richtig. Julia Gudzent
The Lonesomes This Is Cow-Fi Loaf Kennt ihr den schon: Was macht der Cow-Fi im Refrain? Muh! Wie bitte, nicht lustig? Na ja, ist ja eigentlich auch gar kein Witz, sondern nichts als die reine Wahrheit. Denn das schlichtweg Umwerfende an The Lonesomes’ zweitem Album ist, dass es zu scheppernden Becken, Gitarrengrummeln und dem Fiepen billiger Keyboards wirklich immer wieder laut Muh! und Mäh! und Bööh! macht. Eine Platte, die alles auf einen derartigen Novelty-Effekt setzt, müsste sich eigentlich allerschnellstens verschlissen haben. Witz kapiert, zweimal gelacht und tschüss. Noch absurder und besser als das Gemuhe ist an »This Is Cow-Fi« aber, dass sich das Album überhaupt nicht abnutzt, sondern immer noch toller wird. Die Frage, ob das nun komplett dada, ein radikales Konzept der Sinnverweigerung oder nur totaler Schmarrn ist, wäre damit schnell beantwortet. Das ist schlichtweg großartigster, wunderbarster Unsinn, verpackt in zauberhafte KindermelodienElektronik, Country-Songs und LeichtesHören-Schmalz. Von dem Gemöpe kann man kaum genug bekommen. Muh! Malte Carli
Missent To Denmark A Clue, A Hint, A Love Eigenvertrieb & Motor Digital Drei junge Menschen schließen sich für zwei Wochen im bayrischen Heimatkaff Deggendorf in einem Haus ein und proben den Ernstfall »Debütalbum«. Bei so einem Experiment wäre in den frühen Siebzigern wahrscheinlich ein zugedröhntes Stück Musik rausgekommen, weil man mehr mit Kiffen, Pilzefressen und dem Ausloten sexueller Tabuzonen beschäftigt gewesen wäre. Heutzutage sind junge Menschen allerdings diszipliniert, entschlossen und zielstrebig. Anders ist nicht zu erklären, warum sich auf diesem Album ein gelungener Popsong an den nächsten reiht. Kein zielloses Rumgejamme, sondern Vierminüter, die sitzen. Und auch wenn das Album laut Booklet im »Wohn- und Musikzimmer« der Fami-
lie des Drummers abgemischt wurde, hört es sich an, als hätte zum Beispiel O.L.A.F. Opal zumindest sein Equipment zur Verfügung gestellt. Man könnte höchstens bemängeln, dass die drei ihren Vorbildern ein wenig zu durchsichtig nacheifern: im pluckernden Notwist-Intro, im death-cabbigen »Weatherforcasts Will Lead Us«, im Radiohead-Falsett in »The Secret Street«, im elbowigen Pathos in »Open Book«. Aber wen stört’s, wenn sie all das gar selbstverständig hinbekommen. Bitte demnächst wieder einschließen. Daniel Koch
Ohne Fronten Crew Mosaik Al Dente Records Die Warnschuss-Beats von HipHop zielen jetzt also gegen Krieg, oder wie? So von wegen »ohne Fronten«. Tatsächlich: Die Crew setzt auf Integrationspower und Völkerverständigung durch Rap. Neun MCs haben sich in der Crew zusammengeschlossen und legen mit »Mosaik« das erste gemeinsame Album vor. Representing Hanau, Mühlheim, Offenbach – das ist Rhein-Main international in Deutsch, Türkisch, Italienisch und Französisch. Kann man sich ungefähr wie eine genuin multikulturelle Ausgabe des Wu-Tang Clan vorstellen. So mosaikmäßig halt: »Verschiedene Typen, verschiedene Styles, das Ergebnis ist eins.« Blut, Drogen, Bitches, Gangsta-Klischees? Nee, danke. Bei der Crew gibt’s nur jugendfreien Optimismus auf die Beats. Während irgendwelche Wirtschaftsweisen die Wachstumsraten immer wieder nach unten korrigieren wollen, werden auf Hessens Straßen Durchhalteparolen ausgegeben: »Auch wenn keiner dran glaubt, es geht weiter bergauf.« Gute Nachrichten für Deutschland, schlechte für den hessischen Landesfürsten. Falls der zufällig mal auf einem Ohne-Fronten-Jam landen sollte, wird er sich grün und braun ärgern. Denn wenn HipHop noch ein Weilchen so weitermacht, ist es schnell mal Essig mit weiterem Wasser auf Roland Kochs Wahlkampfmühlen. Christoph Arber
Reddelört Reddelört Cobretti Mit Sounds zu punkten, die sich irgendwie verbieten, ist nie ein Spaziergang. Viele empfinden es als obszön, wenn der Kanon, was geht und was nicht geht, auf den Kopf gestellt wird. Schon die ersten Sekunden Reddelört dürften also Zurechnungsfähigkeitswächtern Schmerzen zufügen. Cheesy Großraumrave-Beats – vielleicht Mayday 1995 oder Dune oder bestenfalls Scooter –, dazu billige Keyboard-Einstellungen wie »Trumpet« oder »Horn«,
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die eine verknappte eingängige Melodie dudeln. Techno, dessen schäbigstes Signum wäre: »So uncool, dass es schon wieder cool ist.« Aber es muss zum Glück heißen: »So durch, dass klassische Coolness-Kategorien untergehen und es tatsächlich Spaß macht.« Die Band kommt übrigens aus Schleswig-Holstein und wird gemischt von Arni von Plemo. Passt. Linus Volkmann
Red Tape Parade Red Tape Parade redtapeparade.de Es gibt Dinge, die sich nie ändern werden und allen Fortschritt vereiteln. Eine der unverrückbaren Konstanten ist das Interesse der Linken an irrwitzigen Partikularproblemen: Tierschutz, die Unterdrückung von Homosexuellen in Kuba und natürlich dieser Mumia-AbuJamal-Quatsch. Besonders putzig anzusehen ist diese Themenfolklore traditionell in der Hardcore-Szene. Red Tape Parade halten sich dort auf und begrüßen einen auf der Internetseite dann auch gleich mit den wesentlichen Statements: Die Musiker, bekannt durch Aktivitäten in den Formationen Static 84, Driving The Salt, John Deere u. a., sind »pro-gay« und setzen sich auch für die Belange antirassistischer Punkbands ein. Dafür sei ihnen an dieser Stelle mein ganz persönlicher Glückwunsch übermittelt. Ferner tritt die Band für Religionsausübung fern von Kirchenstrukturen ein, was angesichts der Tatsache, dass es keinen Gott gibt, ihm zu Ehren aber noch allerlei bewaffnete Auseinandersetzungen abgehalten werden, hochgefährlicher Schwachsinn ist. Musikalisch allerdings: einwandfrei. Boris Fust
Sankt Otten Wunden gibt es immer wieder Hidden Shoal Records Man kennt das: Filme, die vor lauter Opulenz und Ornament und Selbstverliebtheit in ihrer Bildgewalt erstarren. Irgendeine Bedeutung hinter den Bildern, so was wie Subtext, Verweiskraft, metaphorische Ebene: alles Fehlanzeige. Stattdessen purer ästhetischer Genuss. Sankt Otten alias Stephan Otten und Oliver Klemm aus Osnabrück haben mit ihrem dritten Album »Wunden gibt es immer wieder« natürlich keinen solchen Film gedreht. Doch ihre Musik würde sich darin bestimmt ganz gut machen. Der Vergleich drängt sich auf: Sankt Otten wollen cinematisch klingen, sie liefern einen Ohrenschmaus für das innere Auge, der natürlich diese klischeehafte Soundtrackzu-einem-Film-der-nie-gedreht-wurdeQualität vor sich her trägt. Dabei ist ihr erhaben-instrumentales Dröhnen Balsam auf die im Titel genannten »Wunden«. ≥
120 Heimspiel
≥ Der Schmerz wird fast bis zur Dekadenz luxuriös orchestriert oder mit Michael-Rother-Kitsch gelindert. Die Zeitlupen-Hypnose kriegen Otten und Klemm dabei nicht ganz so plausibel hin wie potenzielle Vorbilder, beispielsweise Bohren & Der Club Of Gore. Eine gewisse existenzielle Leere scheint hie und da durch. Aber vielleicht ist ja gerade die für die Wunden und den süßen Weltschmerz der Ästheten verantwortlich. Arno Raffeiner
Woman, Robocop Kraus, Jeans Team und Ratatat teilte man schon Publikum und Backstageraum, 2006 gewann man den Lado-Nachwuchswettbewerb. Eigentlich wusste man es ja immer schon: Hannover hat doch ein bisschen mehr zu bieten als die gleichnamige Industriemesse, Klaus Meine und eine Expo-Brache. Christine Franz
Schwefelgelb Zehn Schuss, kein Treffer EP
12rec
schwefelgelb.de 1, 2, 3 – und los geht’s mit dem Electroclash-Workout! Wir tanzen den Plastische-Chirurgie-Step, wir verzerren uns den Gute-Laune-Muskel, wir schweinigeln zu Disco-Trash. Puh und wow – Schwefelgelb, das riecht nach Hauptstadt, Wodka pur all over your Schnauze, Jungsschweiß und verschmiertem Kajal, vollgekotzten Feinrippunterhemden. Also mal ganz ohne Umschweife gesagt: echt geil. Das ist so Sound of Now. Sie nennen die beiden schwefelhölzchenheißen Jungs Sid und Eddy, live gibt’s noch die Tänzer Nyx und Hal obendrauf. Was Produktion und Songschreiberei angeht, steckt aber hauptsächlich ein gewisser Jonas Förster dahinter. Der hat nachweislich ein Studium der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft hinter sich (abgeschlossen mit Auszeichnung), darf sich Postgraduate in Punkolectro nennen und ist vermutlich seit Jahren als Undercover-Reporter in Fitnessstudios und Schönheitskliniken unterwegs. Sein eigenes Handwerk steht dem der Skalpellmeister in nichts nach. Da sitzt jede Verzerrung am rechten Fleck, Beats und Synthies sind in tausendundeiner Kompressor-Schlaufe in Sachen Sound echt crisp aufgebrezelt. »Zehn Schuss, kein Treffer« – wenn ihr mich fragt: superkrasse Ausbeute! Bernd Toben
Situation Leclerq Situation Leclerq myspace.com/situationleclerq The Rapture, !!!, Zoot Woman und Chikinki auf dem Indietanzflur – und irgendwo dazwischen Situation Leclerq. Nur eben frischer, aus Hannover und Hamburg statt aus UK oder USA und ungesignt. Letzteres vergisst man schnell, denn das selbst betitelte Demo kommt mit Future-Hits wie »Shiny Boots«, »Freaks« und »Read My Lips« ziemlich zackig, makellos produziert und mit schikkem Artwork daher. Und überhaupt machen Shaun Hermel, Nils Nordmann, Robert Witoschek und Sascha Cammarota nicht nur intelligente, tanzbare Popmusik, sondern auch einiges richtig: Mit Zoot
Die Gewinnersingles der Coca-Cola Soundwave Discovery Tour Im vergangenen Jahr startete Coke den bis dato größten deutschen Bandnachwuchswettbewerb. aVid*, Pink’s Not Red und Fathead konnten sich bei der großen Finalshow vor dem Brandenburger Tor als Siegerbands behaupten. Sie gewannen eine professionelle Studioproduktion, deren Ergebnisse man ab Februar exklusiv bei iTunes erwerben kann. Wir stellen die drei Songs vor und berichten direkt aus den Studios.
Slon Jelenka EP Auch wenn es an dieser Stelle schon das eine oder andere Mal geschah – man kann die geschmackvolle und innovative Arbeit des Dortmunder CDR- und Netlabels 12rec nicht oft genug hervorheben. Zum einen ist dessen Veröffentlichungspolitik so logisch wie wegweisend, zum anderen sind die Releases von durchweg hoher Qualität. So auch diese kleine CD des Wiener Quartetts Slon. Auf fünf Stücken wird instrumentaler Post-Rock präsentiert, der leicht und zurückhaltend wirkt und sich trotz eines breiten Soundspektrums sehr nachvollziehbar und stimmungsvoll entfaltet. Und das, obwohl selbst innerhalb eines Songs schon mal die Stilanleihen von freiem Geplänkel über Jazz-Grooves bis hin zu Mathrock reichen. Eine EP, die dem Hörer sofort klar macht, dass man nur einen Bruchteil des Facettenreichtums der Band kennengelernt hat. Jetzt bitte das Album! Christian Steinbrink
aVid* »Fallen« Aufgenommen im Horus Sound Studio Hannover Produzent: Fabio Trentini Man kann sich drüber streiten, ob dieser aufdringliche Stimmeffekt im Intro von »Fallen« hätte sein müssen, aber davon mal ab hat Trentini, der schon die H-Blockx und die Donots produzierte, ganze Arbeit geleistet. Die Band aus Wesel bringt hier die gewollt große Geste des Refrains mit groovigen Zwischenparts zusammen, in einem Song, den aVid* selbst als »melancholisch, aber hoffnungsvoll« beschreiben. Die Band zeigte sich im Studio begeistert und entschlossen. »Keine halben Sachen« habe es bei Trentini gegeben. Und: »Er hat uns perfektioniert.« Das hört man auch dem Song an, der nun so gar nicht nach »Fallen« klingt – eher wie ein Höhenflug.
Sober She Will Be Mine sober-online.de Da passt einfach alles: erst einmal die teure Verpackung mit abgerundeten Kanten, dann die druckvolle, geradezu kristalline Produktion, der löblich nach Stimmbildung klingende Gesang des Frontmanns, die perfekt ausgeklügelten Strukturen der zeitlosen Rocksongs, die brillant dudelnden Gitarrensoli immer am rechten Fleck ... Gääähn, hab ich noch irgendwas ähnlich Wichtiges an dieser so perfekt wie unbedeutend klingenden Band namens Sober vergessen? Ist es nicht seltsam – oder um mal Klartext zu reden: eine Frechheit –, dass scheinbar immer noch so viele Jungs überzeugt davon sind, ihre wie ein Leistungssport betriebene Hobbyband müsste so zuhörtechnisch auch noch jemand anderen interessieren als die Sportler selbst? Ihr habt doch eh immer schon gewonnen! Nein, besser als ihr kann das keiner. Ihr seid mindestens die neuen Status Quo und seht noch dazu besser aus als Oasis. Daher besten Dank auch für die vorbildlich ausgeleuchteten Bandfotos! Dieter Zank
Pink’s Not Red
Pink’s Not Red »Witchcraft« Aufgenommen im Tritonus Studio Berlin Produzent: Philipp Hoppen »Wir haben entschieden, dass Schlaf erst mal unwichtig ist – völlig überbewertet.« So fasste Sänger Doelke die Arbeitsmoral im Studio zusammen. Das hört man auch ihrem Song »Witchcraft« an, einem beatsteaksähnlichen Kracher, der einen mit Gaspedal und Handbremse schier in den Wahnsinn treibt. Hoppen, der noch kurz zuvor mit dem Mastering von »Jazz ist anders« der Ärzte beschäftigt war, hat dem Track einen rauen Sound verpasst, der die Ecken und Kanten eher spitzfeilt denn glattschleift. Genau das wollte die Band. »Wir liegen da voll auf einer Wellenlänge«, so Gitarrist Joe. Hört man. Das berlinbedingte Schlafdefizit scheint also eine gute Droge zu sein. Weiterrocken, bitte.
Fathead »The Only Thing That’s Real« Aufgenommen im Horus Sound Studio Hannover Produzent: Arne Neurand Fett, was da aus den Boxen ballert. Es mag harmlos anfangen. Schmeichelnder Gesang, E-Gitarrenzupfen, weiter mit einem tollen Vedder-Grunge-Knurren, der Sound wird rauer – und dann kommt der Refrain. Nur ein kurzer Arschtritt, aber der sitzt: Breitbeingitarren im besten Sinne und ein stimmgewaltiges Jaulen. Fett, halt. Fathead. Der noch junge Produzent Neurand, der schon Kunden von Punk (ZSK) bis Mainstream (Elli) hatte, gibt dem schon stark geschriebenen Song »The Only Thing That’s Real« noch mal eine ordentliche Ladung Kraftfutter. Ein Prozess, den auch die Band schätzte. »Superinteressant, wie der Song wächst und gedeiht«, gab sie begeistert zu Protokoll.
Da geht’s
06.02. MOUSONTURM/ STUDIO 21.00 JACQUES PALMINGER
BAND OF HORSES 29.02.08 · Köln, Gebäude 9
THE MARS VOLTA 08.03.08 · Köln, Live Music Hall
Sa. 02.02. Efterklang (DK) + Kom (D) + Our Broken Garden (DK)
Mo. 11.02. • Gloria • Köln
Mo. 11.02. • Stollwerck • Köln
STARS
JÄGERMEISTER ROCK:LIGA
special guest: APOSTLE OF HUSTLE
BIFFY CLYRO • DÚNE • PORTUGAL.THE MAN
10.02. MOUSONTURM 21.00 STARS
Do. 14.02. • Live Music Hall • Köln
So. 17.02. • Luxor • Köln
SYMPHONY X
BLACK FRANCIS
13.02. MOUSONTURM 21.00 JANE BIRKIN
Mi. 20.02. • Luxor • Köln
special guest: CIRCUS MAXIMUS
special guest: REID PALEY
Do. 21.02. • Live Music Hall • Köln
THE CINEMATICS ANTI-FLAG
TEGAN & SARA
Fr. 08.02. The Toyotas (D) + Press Gang (D) + Betasurfers (D)
13.02 COOKYS 21.00 BLOOD RED SHOES
Fr. 22.02. • E-Werk • Köln
Fr. 22.02. • Luxor • Köln
JUSTICE
MXPX
STATE RADIO
Sa. 09.02. Minor Majority (NOR) + Jock Watson & Die Anonymen Melancholiker (D) AUSVERKAUFT !!!!
14.02. BROTFABRIK 20.00 15.02. QUADRO NUEVO
Fr. 22.02. • Gebäude 9 • Köln
So. 24.02. • Luxor • Köln
18.02. MOUSONTURM 21.00 PERE UBU
So. 24.02. • Live Music Hall • Köln
19.02. COOKYS 21.00 BRITISH SEA POWER
Mo. 25.02. • Gebäude 9 • Köln
Di. 26.02. • Stollwerck • Köln
YEASAYER
KULA SHAKER
24.02. BROTFABRIK 20.00 DEVON SPROULE
Mi. 27.02. • LIve Music Hall • Köln
Mi. 27.02. • Luxor • Köln
NADA SURF
LOS CAMPESINOS!
24.02. MOUSONTURM 20.00 JENS LEKMAN
So. 02.03. • Weststadthalle • Essen Fr. 07.03. • Stollwerck • Köln
So. 02.03. • Underground • Köln
MONEYBROTHER
BLOODLIGHTS
28.02. BROTFABRIK 20.00 COSTO RICO
Di. 04.03. • Live Music Hall • Köln
Di. 04.03. • Luxor • Köln
29.02. BROTABRIK 20.00 MICHELLE SHOCKED
So. 09.03. • Luxor • Köln
Di. 11.03. • Gloria • Köln
GALACTIC
HOT CHIP
04.03. BROTFABRIK 20.00 SUSHEELA RAMAN
Mi. 26.03. • Gebäude 9 • Köln
Do. 27.03. • E-Werk • Köln
10.03.08 · Köln, Gloria
18.03.08 · Köln, Underground
WIR SIND HELDEN
28.03.08 · Bochum, Jahrhunderthalle
THE WOMBATS
Mo. 11.02. Shantel & Bucovina Club Orkestra (D) Mi. 13.02. Rocky Votolato (USA) + A Reel Gallery (D)
29.03.08 · Köln, Gebäude 9
GET WELL SOON 09.04.08 · Köln, Gebäude 9
MADSEN
15.04.08 · Bochum, Zeche
Sa. 16.02. Blood Red Shoes (UK) Sa. 23.02. Jakobinarina (ISL) + Gavin Portland (ISL) + Petur Ben (ISL) Mo. 25.02. Cococoma (USA) + Headache City (USA)
THE BREEDERS
Fr. 29.02. Mr. Irish Bastard (D)
22.04.08 · Köln, Luxor
BLACKMAIL
30.04..08 · Bochum, Zeche www.infectious.de
AREA4 FESTIVAL
29.-31.08.08 · Lüdinghausen, Flugpl.
05.03. MOUSONTURM / STUDIO 21.00 SUPERPUNK
08.03. BROTFABRIK 20.00 AMSTERDAM KLEZMER BAND Sa. 02.02.
DAMNASTY & SONIC AVALANCHE Double CD Release Fr. 08.02.
DHALIA`S LANE Celtic Dreams & Dances
An der Schillingbrücke / Stralauer Platz 33/34, 10243 Berlin
FR 8.2.08 ab 22h MARIA AM OSTBAHNHOF
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UFFIE & DJ FEADZ
STEREO MCs (DJ SET)::: (ED BANGER):::
06.03. BROTFABRIK 20.00 AMERICAN MUSIC CLUB
Sa. 09.02.
21:00 Uhr
80`S PARTY Mit: DJ HEIKO
Party mit den Kulthits der 80er Jahre
Fr. 15.02.
19:00 Uhr
EMERGENZA FESTIVAL local heroes
Veranstalter: Eurotime Media Marketing GmbH
Sa. 16.02.
WISHBONE ASH Twin Guitars | Support: DAVID GOGO (TRIO) Fr. 22.02.
THEY MIGHT BE STARS - FESTIVAL local heroes Mit: INNER CIRCUS, FIRE ON DAWSON & FOUNTAIN OF YOUTH
Sa. 23.02.
21:00 Uhr
DISCO30 DIE Ü30 PARTY | Party-Classics mit DJ H20-Lee Fr. 29.02.
JÄGERMEISTER ROCK:LIGA - GRUPPE C Mit: ESKOBAR, MONEYBROTHER & THE CINEMATICS Sa. 01.03.
Mo. 25.02. • Luxor • Köln
THE MISSION THE BRANDOS
PANIC! AT THE DISCO NYLON
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Party mit den Kulthits der 80er Jahre EMERGENZA - FESTIVAL. EMERGENZA - FESTIVAL EMERGENZA - FESTIVAL TURISAS AS I LAY DYING YAKUZI (CD-Release Party) ELÄKELÄISET POTHEAD SCHANDMAUL (Festhalle Durlach)
Einlass: 20 Uhr (falls nicht anders vermerkt) Tel. 0721/377274 · www.substage.de E-Mail: info@substage.de
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Mo. 31.03. • Luxor • Köln
Mo. 07.04. • Live Music Hall • Köln
ZOOT WOMAN
COHEED AND CAMBRIA
So. 13.04. • Live Music Hall • Köln
Mi. 16.04. • Live Music Hall • Köln
ADAM GREEN
MADSEN
plus special guest
Di. 13.05. • Live Music Hall • Köln
So. 18.05. • E-Werk • Köln
FLOGGING MOLLY EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN Mo. 11.02. • Palladium • Köln
MAREK LIEBERBERG PRESENTS
THIRTY SECONDS TO MARS Sa. 01.03. • Palladium • Köln
14.03. BROTFABRIK 20.00 TOMMY EMMANUEL 15.03. BROTFABRIK 20.00 LOU RHODES Mi. 19.03. • Kölnarena • Köln
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11.03. MOUSONTURM 21.00 BAND OF HORSES
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FEBRUAR 08
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HERWARTHSTR. 12
18.02.2008 l 00:45 bis 02:15 The Brandos Aufzeichnung des Crossroads Festivals 2007 in Bonn 24.02.2008 l 00:15 bis 03:15 Robben Ford, Snowy White, Raul Midon, Sandy Dillon Aufzeichnung der Leverkusener Jazztage am 05. & 09.11.2007 25.02.2008 l 00:45 bis 02:30 Gods Of Blitz Aufzeichnung des Crossroads Festivals 2007 in Bonn Crossroads: Emmerhoff & The Melancholy Babies Aufzeichnung vom März 2006 in Bonn
Sa. 02. Mi. 06.
DISCO : PARTYHITS BLUE FISH: BLACK MUSIC LIVE CLUB: RAW RYTHM
Sa. 16.
DISCO : DANCEFLOOR BLUE FISH: BLACK MUSIC LIVE CLUB: UPTOWN
03.03.2008 l 00:45 bis 2:45 Eurosonic/Noorderslag Festival 2008
Fr. 22.
17.03.2008 l 0:45 bis 2:15 Visions Party Aufzeichnung aus der Werkstatt, KĂśln von 2008 Boozed heiĂ&#x;t Rock www.rockpal ast.de
DISCO : INDEPENDENT MUSIC BLUE FISH: GOTHIC ¡ DARK WAVE
Fr. 15.
Do. 21.
10.03.2008 l 0:45 bis 2:15 Cuba Missouri, Rainravens Aufzeichnung des Crossroads Festivals 2007 in Bonn
MODE PARTY THE WEDNESDAY IS BACK!
LIVE CLUB: EISHEILIG Do. DISCO / BLUE FISH: 07. HOLIDAY PARTY NIGHT : PARTYHITS Fr. DISCO BLUE FISH: BLACK MUSIC 08. LIVE CLUB: LOS BANDITOZ Sa. DISCO : DANCEFLOOR 09. BLUE FISH: BLACK MUSIC LIVE CLUB: SHEE ROCKS Do. 14. DISCO : STUDI-PARTY*
Vorschau auf März
09.03.2008 l 0:15 bis 3:15 The Quireboys , The Pretty Things, The Cynics Aufzeichnung des Crossroads Festivals 2007 in Bonn
DISCO : PARTYHITS BLUE FISH: BLACK MUSIC LIVE CLUB: UNITED PICS PARTY House DISCO : DANCEFLOOR BLUE FISH: BLACK MUSIC LIVE CLUB: DEPECHE
JUDAS PRIESTER
SKANKINâ&#x20AC;&#x2122;
JAMROCK HIFI & Guests DISCO : STUDI-PARTY* DISCO : PARTYHITS BLUE FISH: BLACK MUSIC LIVE CLUB: SHAKRA
Ă&#x153;30-PARTY
DISCO : BEST OF MUSIC
Sa. BLUE FISH: PARTYHITS 23. & Ă&#x153;25-SPECIAL LIVE CLUB: X-TOPRACTICE Do. 28. DISCO : STUDI-PARTY* Fr. 29.
DISCO : PARTYHITS BLUE FISH: BLACK MUSIC LIVE CLUB: HIMMELS-
STĂ&#x153;RMER
... die neue Konzertreihe!
3 BEHEIZTE OPENAIRRAUCHERBEREICHE ! Konzertbeginn wochentags 21 h Wochenende 22 h Einlass Do., Fr. & Sa. 21 h Sonderevents 20 h Telefon 0 62 21 â&#x20AC;&#x201C; 47 02 01
Heidelberg â&#x20AC;&#x201C; Nähe Zoo
Da geht’s
Freizeitzentrum West BAHNHOFSTRASSE 19 | 69469 WEINHEIM T E L . [ 0 6 2 01 ] 13 0 9 3 | FA X [ 0 6 2 01 ] 13 4 0 6 BOOKING@CAFECENTRAL.DE | WWW.CAFECENTRAL.DE
02-03 2008
2008
FEB
FEB 30UP, DIE SPEZIELLE Ü 30 PARTY
01FR THE BEST OF CLASSIC BRITPOP, INDEPENDENT, & ALTERNATIVE
WITH THE ROLLERCOASTER DJ`S RED SNAPPER & EVIL LYNN
FEB WUNDERSCHÖNER INDIEROCK
11MO IDAHO 15FR FRANTIC FLINTSTONES 16SA NEWCOMERFESTIVAL 22FR U K SUBS, AHEAD TO THE SEA 23SA PERE UBU 28DO JENNIFER ROSTOCK, BAKKU SHAN 01SA SEASONS END 06DO THE FORGOTTEN, OUT OF LUCK 07FR AMERICAN MUSIC CLUB, MEXICAN ELVIS
ALEX GOPHER So 20.01
Enon + Des Ark
Do 21.02
Opeckta
Sa 23.02
Colour Haze
FEB PSYCHOBILLY
FEB CAFE CENTRAL
FEB PUNKROCK KULT
FEB EXTRAORDINAIRE!
FEB NDW- PUNK EXPLOSION
MAR MARILLION COVERS MAR PUNKROCK
MAR ALTERNATIVE ROCK
SA 22 MAR TURBOSTAAT MI 26 0MAR WIR SIND HELDEN MAIMARKTCLUB MANNHEIM SO 30 MAR MAX GOLDT [FEUERWACHE MANNHEIM] MI 02 APR OLLI SCHULZ DO 03 APR F S K, CHARTBUSTERS FR 04 APR EMPTY TRASH DI 08 APR IGNITE, TERROR … [FEUERWACHE MANNHEIM] FR 11 APR THESE NEW PURITANS SA 19 APR MADSEN [HALLE 02 HEIDELBERG]
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0208 Konzert / Klub / Theater Literatur / Kleinkunst Politik / Kino
1
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Di 26.02 The Brandos Do 28.02
Bratze + Ghost Of Tom Joad
Fr 29.02
Bloodlights
Sa 08.03
Planlos
Do 13.03 A Whisper In The Noise u.a. Di 25.03
Lee Rocker
So 30.03
Siena Root + Vibravoid
Club 30 jeden Mi. ab 19 Uhr, 2 floors Stadt Dortmund Jugendamt
Freizeitzentrum West www.fzw.de Neuer Graben 167 - 44137 Dortmund fon 0231-17 78 20
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CLP CHRIS DE LUCA VS. PHON.O - LIVE!
02.02. BERLIN / TRANSMEDIALE, 08.02. HAMBURG / HAFENKLANG, 09.02. DARMSTADT / 603 QM, 29.02. DÜSSELDORF / TONFREQUENZ AT TONHALLE
MALENTE
08.02. NZ - AUCKLAND, 16.02. THA - BANGKOK / CLUB 808, 08.03. KOBLENZ / S38, 22.03. ES - SANTA POLA / CAMELOT
MARAL SALMASSI
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MARAL SALMASSI & ZERO CASH - LIVE!
07.03. A - WIEN / ARENA, 08.03. A - GRAZ / PPC, 14.03. DK - COPENHAGEN / RUST
DJ MK
28.03. LT - VILNIUS / GRAVITY
MR. FLASH (ED BANGER) 29.02. DÜSSELDORF / TONFREQUENZ AT TONHALLE NATURAL SELF
09.02. INGOLSTADT / MAKI CLUB, 29.02. RO - TIMISOARA / THE NOTE, 01.03. RO - CLUJ / LA GAZETTE
PERCEE-P, GUILTY SIMPSON AND DJ RETHMATIC - LIVE!
20.02. LEIPZIG / CONNE ISLAND, 21.02. A - WIEN / B72, 23.02. HAMBURG / HAFENKLANG
PHONEHEADS & DUESSELDORFER SYMPHONIKER DVD RELEASE SHOW - LIVE!
19.02. DÜSSELDORF / TONHALLE
SEBASTIAN (ED BANGER) 14.03. BERLIN / ICON
STEREO MCS - DJ-SET
08.02. BERLIN / MARIA, 09.02. HAMBURG / ÜBEL & GEFÄHRLICH, 15.03. LEIPZIG / LAGERHOF
TEENAGE BAD GIRL
Rocko Schamoni
02.02. HAMBURG / ÜBEL UND GEFÄHRLICH
UFFIE & DJ FEADZ (ED BANGER) - LIVE! FR 08.02. DJ KRUSH SA 09.02. UNIVERSAL GONZÁLES SO 10.02. DYNAMITE DELUXE MO11.02. ROCKO SCHAMONI FR 15.02. THE BUSTERS SO 17.02. SIMPHIWE DANA
08.02. BERLIN / MARIA, 09.02. HAMBURG / ÜBEL & GEFÄHRLICH, 21.02. KÖLN / GLORIA, 22.02. KONSTANZ / BLECHNEREI, 13.03. MÜNCHEN / ERSTE LIGA, 14.03. AUGSBURG / OSTWERK, 15.03. LEIPZIG / LAGERHOF, 05.04. BREMEN / TING! CLUB
VICARIOUS BLISS (ED BANGER)
29.02. DÜSSELDORF / TONFREQUENZ AT TONHALLE , 07.03. REGENSBURG / SUITE, 08.03. LEIPZIG / PLAYTIME, 04.04. INGOLSTADT / MAKI CLUB, 05.04. MÜNCHEN / ERSTE LIGA
MO18.02. JAN WEILER DO 21.02. CHRIS & CARLA SA 23.02. CUNNIN’ LYNGUISTS SO 24.02. DATAROCK MI 27.02. CHARLOTTE ROCHE DO 28.02. CHRISTIAN KJELLVANDER und vieles mehr
UPCOMING TOURS: CASSIUS, CLIENT DJ-SET, FREEFORM FIVE, I'M FROM BARCELONA, J-LIVE, KOOL KEITH FEAT. KUTMASTA KURT, DJ MEHDI, MIXMASTER MIKE (BEASTIE BOYS), STEREO MC'S LIVE, TERRY POISON, URSULA 1000, VITALIC, Z-TRIP ... AND MORE!
123
124 Das geht
Foto: Marc Seebode
Das geht im Februar
P Empfohlen von Intro:
11 Freunde Lesereise Lesung mit Jens Kirschneck, Philipp Köster 29.02. Augsburg, Ostwerk Agentur: Proton
30 Seconds To Mars 11.02. Köln, E-Werk
3 Jahre Rote Raupe mit Me Succeeds, Phonoboy, The Taste 09.02. München, Ampere
Aaron 31.01. Frankfurt / Main, Brotfabrik 01.02. München, Ampere 02.02. Karlsruhe, Tollhaus 04.02. Hamburg, Fabrik 05.02. Berlin, Admiralspalast Geht weiter!
Apostle Of Hustle
Bernd Begemann
mit Stars 07.02. Hamburg, Knust 10.02. Frankfurt / Main, Mousonturm 11.02. Köln, Gloria 12.02. Berlin, Kesselhaus
mit Die Befreiung* 01.02. Hamburg, Knust* 02.02. Rostock, Moya 07.02. Bonn, Harmonie 08.02. Göttingen, Nörgelbuff 10.02. Nürnberg, Z-Bau 15.02. Flensburg, Kühlhaus 16.02. Altenbeken, Eggemuseum 21.02. Wuppertal, Live Club Barmen 22.02. Trier, Exzellenzhaus 25.02. München, Lustspielhaus
A Girl Called Johnny 28.02. Berlin, Kaffee Burger
Babyshambles mit Kilians* 27.01. A-Wien, Arena 16.02. Düsseldorf, Tonhalle*
Band Of Horses 29.02. Köln, Gebäude 9
mit Tomte, Wir Sind Helden 05.02. Hamburg, D-Club
P Empfohlen von Intro:
Jane Birkin
P Empfohlen von Intro:
Anajo 26.01. Berlin, Festsaal Kreuzberg 30.01. Frankfurt / Main, Nachtleben 31.01. Lemgo, Kesselhau 01.02. Essen, Grend 02.02. Iserlohn, Stay Wild 23.02. Wiesbaden, Kulturpalast Agentur: Tapete
Barra Head mit Delbo* 31.01. Berlin, Festsaal Kreuzberg* 01.02. Hamburg, Fundbureau Geht weiter! Agentur: Under The Stars, Me!
Anti-Flag
Beatsteaks
18.02. München, Backstage 20.02. Berlin, SO36 21.02. Köln, Underground
24.02. Wilhelmshaven, Pumpwerk Geht weiter!
Atomic 01.02. A-Wien, Flex 08.02. Konstanz, Kulturladen
Benefizkonzert für Florian Opitz und Andy Lehmann
Belasco 14.02. Osnabrück, Glanz & Gloria 23.02. Gießen, Jokus Geht weiter!
Phillip Boa & The Voodooclub 14.02. Siegen, Lÿz 15.02. Bischofswerda, Eastclub 16.02. Annaberg, Alte Brauerei Geht weiter!
21.02. Hamburg, Molotow 22.02. Köln, Gebäude 9 P Empfohlen von Intro:
Culcha Candela
Brockdorff Klanglabor
16.02. Cottbus, Glad-House 17.02. Flensburg, Max 19.02. Oldenburg, Kulturetage 20.02. Osnabrück, Rosenhof 21.02. Schmallenberg, Stadthalle 22.02. Krefeld, Kulturfabrik 23.02. Montabaur, Monstarock 25.02. Darmstadt, Centralstation 26.02. Stuttgart, LKA-Longhorn 27.02. CH-Bern, Bierhübeli 28.02. Tuttlingen, Alte Festhalle 29.02. CH-Zürich, Tonimolkerei Geht weiter!
British Sea Power
21.02. Dessau, Beat Club Agentur: What’s So Funny About..
Blackmail
P Empfohlen von Intro:
16.02. Köln, Palladium
Chikinki
Blood Red Shoes 14.02. Frankfurt / Main, Cooky’s 15.02. Bremen, Lagerhaus 16.02. Münster, Gleis 22 17.02. Dresden, Beatpol 20.02. Nürnberg, MUZ-Club 22.02. Berlin, White Trash
mit Ungdomskulen* 19.02. München, Atomic Café* 20.02. Düsseldorf, Zakk* 21.02. Hamburg, Uebel & Gefährlich 22.02. Berlin, Lido 23.02. Köln, Studio 672 24.02. Heidelberg, Karlstorbahnhof 25.02. Frankfurt / Main, Nachtleben
mit DJ Qbert, DJ Rafik, DJ Scratch 14.02. Köln, Studio 672 15.02. Hamburg, Neidklub 16.02. Berlin, Icon 22.02. Leipzig, Bounce 87 23.02. München, Ampere Ticketverlosung auf S. 121
mit SDMNT 26.01. Leipzig, UT Connewitz
Bullet For My Valentine
mit Reid Paley 17.02. Köln, Prime Club 18.02. Berlin, Postbahnhof 19.02. Hamburg, Fabrik
Datarock
26.01. A-Wien, Frauencafé 09.02. A-Wien, Porgy & Bess 12.02. Flensburg, Volksbad 19.02. A-Wien, Fluc
Coke DJ-Culture! Bodi Bill
10.02. Berlin, RBB-Sendesaal 11.02. Hamburg, Deutsches Schauspielhaus 13.02. Frankfurt / M., Mousonturm 14.02. Dortmund, Konzerthaus
Black Francis
Clara Luzia
10.02. Köln, E-Werk 11.02. München, Tonhalle 15.02. Wiesbaden, Schlachthof 16.02. Hamburg, Große Freiheit 36
08.02. Eggenfelden, Club Platinum 09.02. Traunstein, Metropolitain Geht weiter! Agentur: Kitty Go!
Chrome Hoof 26.01. Berlin, Maria am Ostbahnhof
31.01. A-Wien, B72 02.02. Berlin, Maria am Ostbahnhof 08.02. Hamburg, Hafenklang 09.02. Darmstadt, 603qm
Der Tante Renate
Lydia Daher
29.01. Halle, Unikum 30.01. Hamburg, Grüner Jäger 31.01. Bremen, Tower 01.02. Darmstadt, Goldene Krone 02.02. CH-Rorschach, Mariaberg 04.02. A-Innsbruck, Weekender 07.02. Buchloe, Hirsch Lindenberg 08.02. CH-Winterthur, Kraftfeld Geht weiter!
26.01. Hamburg, Golden Pudel Club
Die Kassierer
Dirk Darmstaedter
15.02. München, Backstage 16.02. A-Wien, Planet Music
Chris & Carla 18.02. Essen, Zeche Carl 19.02. Hamburg, Knust 20.02. Wetzlar, Franzis 21.02. Heidelberg, Karlstorbhf.
Chris De Luca vs Phon.O
01.02. Kiel, Prinz Willy 08.02. Dortmund, Subrosa 09.02. Münster, Amp 12.02. Düsseldorf, Pretty Vacant 13.02. Frankfurt / Main, Das Bett 15.02. Schwerin, Speicher Geht weiter!
DJ Krush 07.02. München, Rote Sonne 08.02. Heidelberg, Karlstorbhf. 09.02. Berlin, Maria am Ostbhf.
Das geht
P Empfohlen von Intro:
Alec Empire & The Hellish Vortex
P Empfohlen von Intro:
Intro DJ-Team: Schlank Und Beliebt Durch Voodoo
21.02. Dresden, Groove Station 22.02. Halle, Klub Drushba 23.02. Cottbus, Chekov 26.02. Düsseldorf, Pretty Vacant 27.02. Oberhausen, Druckluft 28.02. Hamburg, Hafenklang 29.02. Bremen, No Ok Geht weiter! Agentur: Buback Konzerte
31.01. Nürnberg, Hirsch 01.02. Hannover, Musikzentrum 02.02. Dresden, Beatpol 03.02. Berlin, Festsaal Kreuzberg 04.02. München, Ampere 06.02. Stuttgart, Die Röhre 07.02. Darmstadt, Centralstation 08.02. Bochum, Riff 09.02. Köln, Underground 10.02. NL-Den Haag, Bazart 12.02. Bremen, Tower 13.02. Hamburg, Uebel & Gefährlich 18.02. Rostock, Mau Club 21.02. A-Wien, Flex
DJ Phono
Georgie James
26.01. A-Wien, Badeschiff Geht weiter!
26.01. Köln, Studio 672 07.02. Würzburg, Jugendkulturhaus Cairo 08.02. Fulda, Kulturkeller 09.02. Dresden, Beatpol 10.02. A-Wien, B72 11.02. Stuttgart, Schocken
Iron & Wine
Geschmeido
mit Biffy Clyro, Dúné, Portugal. The Man 11.-15.02. Alle Infos siehe S. 127
Die Türen
Donna Regina 23.02. Köln, St. Aposteln P Empfohlen von Intro:
Dragon & Vestal Party Zur Ispo mit Kandi Coded 29.01. München, Atomic Café
Dúné mit Pete Blume* 08.02. Flensburg, Volksbad* 09.02. Bremen, Tower* 10.02. Hamburg, Knust* 11.-15.02. Jägermeister Rockliga (siehe S. 127) 16.02. Osnabrück, Glanz & Gloria*
Dynamite Deluxe 06.02. Lüneburg, VamosKulturhalle 07.02. Bremen, Modernes 08.02. Münster, Skater’s Palace 09.02. Jena, Kassablanca Gleis 1 10.02. Heidelberg, Karlstorbhf. 12.02. Darmstadt, Centralstation 13.02. Erlangen, E-Werk 14.02. München, Muffathalle 16.02. Rottweil, Kraftwerk 21.02. Würzburg, Soundpark Ost 22.02. Lindau, Club Vaudeville 23.02. Stuttgart, Wagenhalle 26.02. Essen, Weststadthalle 27.02. Hannover, Musikzentrum 28.02. Bielefeld, Ringlokschuppen 29.02. Berlin, Postbahnhof
Steve Earle 07.02. Hamburg, Fabrik 08.02. Berlin, Columbia Club
Eels 19.02. Köln, Tanzbrunnen 20.02. Berlin, Volksbühne (ausverkauft) 21.02. Hamburg, Kampnagel www.tickets.de
mit Der Tante Renate*, Samba** 26.01. Paderborn, Cube ** 27.01. Hannover, Spandau Proj. 28.01. Hamburg, Grüner Jäger 29.01. Göttingen, Nörgelbuff 30.01. Aachen, Raststätte 01.02. CH-Aarau, Jugendkulturhaus Flösserplatz 02.02. CH-Rorschach, Mariaberg*
Max Goldt (Lesung ) 28.01. Halle, Neues Theater 29.01. Dessau, Bauhaus-Theater 08.02. Cottbus, Weltspiegel 20.02. Recklinghausen, Ruhrfestspielhaus
mit Chicks On Speed 07.02. Berlin, Maria am Ufer
28.01. Frankfurt / Main, Mousonturm 29.01. Bielefeld, Forum 30.01. Berlin, Passionskirche
Jägermeister Rockliga Saison 07/08 Gruppe B
Jägermeister Rockliga Saison 07/08 Gruppe C
18.02. Hamburg, Knust 19.02. München, 59to1 21.02. Frankfurt, Batschkapp 22.02. Köln, Underground 23.02. Berlin, White Trash Fast Food
Hundred Reaons 29.01. Köln, Underground 30.01. Berlin, Magnet Club 31.01. Hamburg, Molotow
Ich + Ich 29.01. Hamm, Maximilian-Park 30.01. Bielefeld, Ringlokschupp. 31.01. Bremen, Modernes 01.02. Hamburg, Grünspan 03.02. Berlin, Columbiahalle P Empfohlen von Intro:
Icke & Er 26.01. Berlin, Frannz Agentur: Four Artists
28.02. Frankfurt / Main, Nachtleben 29.02. Bielefeld, Forum Geht weiter!
11.02. Weinheim, Cafe Central 12.02. Leipzig, Conne Island 13.02. München, Orangehouse 14.02. A-Wien, B72 15.02. Erlangen, E-Werk 16.02. Dresden, Beatpol 17.02. Hamburg, Knust
21.02. Kiel, Weltruf 22.02. Rostock, Mau Club 23.02. Höxter, Tonenburg 24.02. Dresden, Beatpol 25.02. Berlin, Babylon 26.02. Hamburg, Knust 27.02. Erlangen, E-Werk 28.02. Heidelberg, Karlstorbahnhof 29.02. München, 59to1 Geht weiter!
Kleinstadthelden 01.02. Lilienthal, Altes Amtsgericht Agentur: Extratours
Kommando Sonne-Nmilch 01.02. Wiesbaden, Schlachthof 02.02. Leipzig, Zoro 03.02. Dresden, Groove Station
Kool Savas
Korn
29.01. Köln, Live Music Hall 30.01. Hamburg, Gr. Freiheit 36 31.01. Berlin, Huxley’s 02.02. Bielefeld, Ringlokschuppen 07.02. Bremen, Aladin Music H. 09.02. München, Muffathalle 10.02. A-Wien, Gasometer 14.02. Wiesbaden, Schlachthof 15.02. Nürnberg, Löwensaal
27.01. Köln, Palladium 15.02. Berlin, Columbiahalle 16.02. Leipzig, Haus Auensee 17.02. München, Zenith
Kula Shaker 21.02. München, Georg-Elser-H. 25.02. Frankfurt, Batschkapp 26.02. Köln, Bürgerhaus Stollwerck Geht weiter!
Lacrosse 06.02. Hamburg, Grüner Jäger 07.02. Göttingen, Nörgelbuff 08.02. Leipzig, Ilses Erika 09.02. Berlin, Magnet Club 14.02. Augsburg, Schwarzes Schaf
Justice
Bernadette La Hengst
21.02. Berlin, Huxley’s 22.02. Köln, E-Werk 23.02. Hamburg, D-Club
29.02. Dessau, Kurt-Weill-Zentr.
Kilians 01.02. Oberhausen, Druckluft 02.02. Lingen, Alter Schlachthof 15.02. Wittlich, Haus der Jugend 16.02. München, Tonhalle 17.02. Kaiserslautern, Kammgarn 20.02. Wiesbaden, Schlachthof 21.02. Regensburg, Suite15 22.02. Künzelsau, Kokolores 23.02. Neunkirchen, Stummsche Reithalle 28.02. Oldenburg, Amadeus 29.02. Osnabrück, Rosenhof Geht weiter!
King Khan & The Shrines 19.02. Hamburg, Molotow
Wie sähe wohl die Musikwelt ohne den legendären Tennessee-Whiskey aus? Zumindest wäre es eine Welt ohne Motörhead – aber es fallen einem sicher noch andere Bands ein, die das Kultgetränk hin und wieder als Inspirationsquelle nutzen. Auch in diesem Jahr lädt
P Empfohlen von Intro:
21.02. Bielefeld, Forum 23.02. Münster, Gleis 22
Jeans Team
Jack Daniel’s Legendary Mash
22.02. Berlin, SO36
Jakobínarína
Jimmy Eat World
Hanoi Rocks
K.I.Z.
26.01. Rostock, Mau Club 27.01. Gießen, MuK 29.01. Flensburg, Max 30.01. Bremen, Modernes 31.01. Hannover, Capitol 01.02. Magdeburg, Factory 02.02. Münster, Skater’s Palace 03.02. Hamburg, Grünspan 05.02. Amberg, Jugendzentrum 06.02. Leipzig, Werk 2 07.02. Berlin, Columbia Club
mit Eskobar, Moneybrother, The Cinematics 25.02. Rostock, Mau Club 26.02. Hamburg, Grünspan 27.02. Magdeburg, Factory 28.02. Nürnberg, Hirsch 29.02. Karlsruhe, Substage
01.02. Bielefeld, Forum 02.02. Köln, Die Werkstatt
15.02. Augsburg, Ostwerk
Idaho
14.02. Jena, Rosenkeller
Intro Intim Fashion Against Aids
Ghost Of Tom Joad
Alex Gopher
22.02. Berlin, Rosi’s
Christian Kjellvander P Empfohlen von Intro:
09.02. A-Wien, Fluc 15.02. Berlin, Maria am Ostbhf. 22.02. Jena, Kassablanca Gleis 1 23.02. Eggenfelden, Club Platinum
Favez
Flowerpornoes
26.01. Köln, Pegel 23.02. Köln, Pegel
Kissogram
125
Laura Imbruglia 14.02. München, Backstage 15.02. Fulda, Kulturkeller 16.02. Köln, Blue Shell 18.02. Berlin, Lido 19.02. Halle, Objekt 5 20.02. Hamburg, Grüner Jäger 24.02. A-Wien, B72
Jack Daniel’s wieder zum dreitägigen Exklusivfestival ins heimatliche Lynchburg, Tennessee. Rund 360 Gäste werden vom 10. bis 13. April mit Barbecue, Führungen und Live-Musik verwöhnt. Im letzten Jahr spielten dort zum Beispiel The Rapture und die Kaiser Chiefs – man kann also davon ausgehen, dass das streng geheim gehaltene Line-up in diesem Jahr ähnlich hochkarätig ausfallen wird. Wer mit will, kann sich ab dem 01. Februar auf www.jack-lives-here.de bewerben. Viel Glück!
Verlosung: Coke DJ Culture Die Coke DJ Culture holt wie immer nur die absoluten Virtuosen an die Plattenteller: QBert und Rafik als Altmeister und Jungstar plus DJ Scratch – eine Ikone des Club- und Band-DJings. Wer einmal mit eigenen Augen lernen will, dass DJ zu sein weit mehr bedeutet, als Platten aufzulegen, kann sich vor Ort davon überzeugen. Wir verlosen 3x2 Tickets für jede Station der Tour. Einfach eine Mail mit vollem Namen und Wunsch-Stadt an verlosung@intro.de.
Jens Lekman 16.02. Berlin, Lido 23.02. München, Atomic Café 24.02. Frankfurt / Main, Mousonturm
Tom Liwa 26.01. Potsdam, T-Werk 28.01. Hamburg, Haus 73 29.01. Leipzig, Moritzbastei Geht weiter!
Alle Touren, alle Clubs, alle Locations: www.intro.de
14.02. Köln, Studio 672 » 15.02. Hamburg, Neidklub » 16.02. Berlin, Icon » 22.02. Leipzig, Bounce 87 » 23.02. München, Ampere
126 Das geht
Intro-Sputnik Magazin
Außerdem auf Tour P Empfohlen von Intro:
One-Two
Portugal. The Man
Sixnationstate
29.01. Berlin, Roter Salon Geht weiter!
16.02. Reutlingen, Cafe Nepomuk 17.02. Leipzig, Moritzbastei 18.02. Bremen, Römer 25.02. Ludwigshafen, Das Haus 26.02. Hannover, Cafe Glocksee 28.02. Lingen, Alter Schlachthof 29.02. Kaiserslautern, Kammgarn
04.02. Stuttgart, Schocken 05.02. München, Atomic Café 06.02. Dresden, Beatpol 07.02. Berlin, Magnet Club 08.02. Bielefeld, Kamp 09.02. Hamburg, Molotow 10.02. Köln, Blue Shell
P Empfohlen von Intro:
Little Dragon »Ich sehe unsere Musik als träumerisch an, aber nicht immer auf eine angenehme Art«, sagt Sängerin Yukimi. Genau so klingt es, wenn die Schweden luftige Swingsounds, knisternde Elektronik, einen schweren Bass und Yukimis wunderbare, am Jazz geschulte Stimme zusammenbringen. 13.02. Hamburg, Knust 15.02. Berlin, Roter Salon 16.02. Dortmund, Pauluskirche 19.02. Köln, Stadtgarten 20.02. München, Ampere 21.02. Heidelberg, Karlstorbhf. Agentur: Electric Chair
F
ebruar, dieser kratzbürstige, dunkle Monat, der aber schon langsam in Richtung Frühling zeigt, ist ja immer auch ein toller Release-Monat. Zum Beispiel für Hot Chips neues Album »Made In The Dark« (sic!), das wir parallel zu unserer ausufernden Titel-Story natürlich auch im Radio ausführlich beleuchten werden. Und mit dabei auch diesmal wieder: die Song-Battles des Monats. Der Song, der beim Voting auf intro.de gewinnt, wird in der folgenden Sendung gespielt. Und hier sind sie: 07.02. Katzen The Weakerthans »Plea From A Cat Named Virtute« vs. Katze »Ich Katze du Hund« 14.02. LoveLoveLove The House Of Love »Shine On« vs. Locas In Love »Mabuse« 21.02. Chips’n’Drinks Hot Chip »Ready For The Floor« vs. Iron & Wine »White Tooth Man« 28.02. Name – Mein! Name! Eminem »My Name Is« vs. The Ting Tings »That’s Not My Name«
Oh No, Oh My! 13.02. Hamburg, Hafenklang 14.02. Berlin, Bang Bang Club 16.02. Münster, Amp Agentur: Under The Stars, Me!
Jacques Palminger mit Rica Blunck, Viktor Marek 06.02. Frankfurt / Main, Mousonturm 07.02. Oberhausen, Druckluft 08.02. Hannover, Faust 09.02. Göttingen, Junges Theater 10.02. Hamburg, Polittbüro
23.02. Schwerin, Dr. K Geht weiter!
Queens Of The Stone Age 20.02. Düsseldorf, Tonhalle 21.02. A-Wien, Gasometer 23.02. Hamburg, Große Freiheit 36
Rhesus 12.02. Hamburg, Knust 13.02. Berlin, Lido 15.02. Köln, Gebäude 9 16.02. München, Atomic Café
Los Campesinos
Paul Dimmer Band
Saalschutz
27.02. Köln, Prime Club 28.02. Berlin, Lido 29.02. München, Atomic Café Geht weiter!
11.02. Hamburg, Schmidts Tivoli 14.02. Köln, Stereo Wonderland 15.02. Stuttgart, Keller Klub 16.02. Aachen, Raststätte 20.02. Berlin, Schokoladen 21.02. Göttingen, Nörgelbuff 22.02. Frankfurt / Main, Das Bett
mit Egotronic 26.01. Bayreuth, Glashaus 28.01. Konstanz, Kantine 29.01. Saarbrücken, Garage 30.01. Stuttgart, Schocken 31.01. Darmstadt, 603qm 01.02. Chemnitz, AJZ Talschock 02.02. Berlin, Festsaal Kreuzberg
Mando Diao 26.02. Stuttgart, Liederhalle 28.02. A-Wien, Stadthalle 29.02. München, Zenith Geht weiter!
Mardi Gras BB 02.02. Dortmund, Domicil
Megadeth 10.02. Berlin, Columbiahalle 11.02. Dortmund, Westfalenhalle Geht weiter!
Mimmis 26.01. Kassel, K 19 01.02. Solingen, Cobra 02.02. Neuss, Okie Dokie 03.02. Köln, Sonic Ballroom 06.02. Stuttgart, Zwölfzehn 15.02. Berlin, Clash 16.02. Magdeburg, Sackfabrik 29.02. Flensburg, Volksbad
Minor Majority 02.02. Hamburg, Knust 03.02. Berlin, Roter Salon 04.02. Hannover, Béi Chéz Heinz 05.02. Halle, Objekt 5 06.02. Jena, Volksbad 07.02. Stuttgart, Landespavillon 08.02. Marburg, KFZ 09.02. Münster, Gleis 22
Barbara Morgenstern 16.02. Berlin, Kleisthaus
Mouse On Mars 02.02. Berlin, Maria am Ostbahnhof
Múm 28.02. Dresden, Beatpol Geht weiter!
Nada Surf Das Intro-Sputnik Magazin: jeden Donnerstag und Sonntag 21h bis 22h auf MDR Sputnik. Unter www.intro.de/sputnik auch als Podcast abonnierbar und via Player im Stream zu hören.
P Empfohlen von Intro:
Pristine
27.02. Köln, Live Music Hall 28.02. Hamburg, Grünspan 29.02. Berlin, Columbia Club Geht weiter!
Nylon 24.02. Hamburg, Knust Geht weiter!
Pere Ubu 18.02. Frankfurt / Main, Mousonturm 19.02. Berlin, Quasimodo 20.02. Köln, Gebäude 9 23.02. Weinheim, Cafe Central 24.02. München, Feierwerk
PeterLicht 16.02. Mülheim / Ruhr, Ringlokschuppen
Phoneheads vs The Düsseldorf Symphonic Orchestra
Samba 26.01. Paderborn, Cube Agentur: Tapete
Plain White T’s mit The Spill Canvas 14.02. München, Georg-Elser-H. 15.02. Berlin, Postbahnhof 16.02. Hamburg, Grünspan 18.02. Köln, Live Music Hall
Planetakis 15.02. Paderborn, Cube Geht weiter!
Smashing Pumpkins 31.01. A-Wien, Stadthalle 21.02. München, Olympiahalle 22.02. Frankfurt / Main, Jahrhunderthalle 23.02. Berlin, Arena 24.02. Oberhausen, KönigPilsener-Arena 26.02. Hamburg, Color Line Arena
Patti Smith 08.02. Berlin, Passionskirche
10.02. Oberhausen, Druckluft 11.02. Heidelberg, Karlstorbahnhof 12.02. Stuttgart, Schocken 13.02. Buchloe, Hirsch Lindenberg Geht weiter!
Sons And Daughters
Olli Schulz 31.01. Berlin, Bang Bang Club 01.02. Hannover, Indiego Glocksee 02.02. Dresden, Scheune 11.02. A-Wien, B72 13.02. Rosenheim, Reflax 16.02. Augsburg, Schwarzes Schaf 29.02. Jena, Kassablanca Gleis 1 Geht weiter!
Drum-and-Bass-Legende Roni Size spielt den Klassiker »New Forms« aus dem Jahr 1997 – exklusiv und nur in Berlin. »New Form«, das Size mit dem Kollektiv Reprazent einspielte, wurde mit dem renommierten britischen Mercury-Preis ausgezeichnet. 27.02. Berlin, Columbia Club Agentur: Target
Rocko Schamoni (Lesung)
19.02. Düsseldorf, Tonhalle
Pitchtuner
Roni Size mit Reprazent
19.02. Köln, Gebäude 9 20.02. Frankfurt / Main, Nachtleben 21.02. München, Muffathalle 22.02. Berlin, Roter Salon 23.02. Hamburg, Uebel & Gefährlich
22.02. Hamburg, Molotow 23.02. München, Muffathalle 24.02. Köln, Gebäude 9
Stars mit Apostle Of Hustle 07.02. Hamburg, Knust 10.02. Frankfurt / Main, Mousonturm 11.02. Köln, Gloria 12.02. Berlin, Kesselhaus
Stereophonics
SDNMT
22.02. Hamburg, Markthalle 23.02. Berlin, Postbahnhof 25.02. Köln, Gloria 27.02. München, Backstage
29.02. Dresden, Beatpol Geht weiter!
Studio Braun
Senore Matze Rossi & Band 14.02. Bremen, Spedition 22.02. Leipzig, Flower Power 23.02. Berlin, Magnet Club 26.02. Siegen, Vortex 27.02. Hildesheim, Kulturfabrik Löseke 28.02. Hamburg, Headcrash 29.02. Münster, Amp Geht weiter!
26.02. Düsseldorf, Zakk 27.02. Braunschweig, Brunsviga 28.02. Berlin, Volksbühne 29.02. Hamburg, Fabrik Geht weiter! P Empfohlen von Intro:
P Empfohlen von Intro:
Pop am Rhein präsentiert: Further! Die Kreuzfahrt mit Air Liquide, Irmin Schmidt & Kumo, Jörg Burger, Justus Köhnke, Ralph Christoph, Uli Sigg, Von Spar 16.02. Köln, MS Rheinenergie
Pothead 16.02. Hamburg, Markthalle
Shit And Shine 30.01. Berlin, Maria am Ostbahnhof
Shout Out Louds 28.01. Stuttgart, Die Röhre 29.01. Darmstadt, Centralstation 31.01. Bielefeld, Forum 01.02. Bremen, Schuppen 2 02.02. Potsdam, Waschhaus
Superpunk 28.02. Kiel, Hansastrasse 48 29.02. Flensburg, Kühlhaus Geht weiter! Agentur: Tom Produkt
The Charlatans 14.02. Frankfurt / Main, Batschkapp 15.02. Hamburg, Grünspan
Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir 3x2 Tickets
Das geht
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Jägermeister Rockliga P Empfohlen von Intro:
SXSW – South By Southwest Texas mag uns den Bush-Clan eingebracht haben, aber da kann man locker drüber wegsehen, wenn man sich wie der Rest der internationalen Liveund Musikbranche im März auf dem SXSW in Austin einfindet. Showcases von spannenden internationalen Acts, die vielleicht nur noch einen Sommer vom Durchbruch entfernt sind, gibt’s hier zuhauf. Oft wird dafür auf dem SXSW der Grundstein gelegt. Infos: sxsw.com. 12.-16.03. USA-Austin, diverse Locations
The Animal Five 04.02. Hamburg, Grünspan 05.02. Berlin, Columbia Club 06.02. Darmstadt, Centralstation 07.02. Köln, Underground 08.02. München, Backstage 09.02. Bochum, Matrix
The Mission
Sven Väth
mit Dead Guitars 21.02. Hamburg, Fabrik 22.02. Berlin, Columbia Club 23.02. Dresden, Beatpol 24.02. Köln, Live Music Hall
16.02. Hannover, Capitol
The Spill Canvas mit Mikroboy 11.02. Frankfurt / Main, Nachtleben 13.02. Stuttgart, Schocken
The Von Bondies 01.02. Bielefeld, Forum 02.02. Köln, Gebäude 9 03.02. Hamburg, Molotow
Tiefschwarz 16.02. Freiburg, Alter Güterbahnhof
Turbonegro mit Sexy Sexsters, Year Long Disaster 27.01. München, Georg-ElserHalle Geht weiter!
P Empfohlen von Intro:
The Dog & Pony Show
22.02. Berlin, Magnet Club 23.02. Leipzig, Ilses Erika 24.02. Hamburg, Prinzenbar 26.02. Hannover, Kulturpalast Linden 27.02. Münster, Amp 28.02. Dortmund, Bakuda 29.02. Frankfurt / Main, Sinkkasten Geht weiter!
The Heavy 10.02. Hamburg, Molotow 16.02. Köln, Underground
The Mars Volta 17.02. Hamburg, D-Club 24.02. Berlin, Huxley’s
The Michelles 29.01. Heidelberg, Zum Teufel 02.02. Stuttgart, Keller Klub 23.02. Hamburg, Kir
14.-23.03.
mit Baroness, Blackmail, Danko Jones, Kylesa 16.02. Köln, Palladium
Moneybrother
Rocky Votolato 11.02. Berlin, Bassy Cowboy Club 12.02. Köln, Rex am Ring 13.02. Münster, Gleis 22 14.02. Bremen, Spedition 15.02. Erlangen, E-Werk 16.02. München, Orangehouse 17.02. A-Wien, B72 19.02. Karlsruhe, Nun 22.02. Gießen, MuK 23.02. Braunschweig, Nexus
02.-14.03.
DJ Shadow & Cut Chemist 16.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich
Lichter März bis April
Pop-Abo mit Polarkreis 18 29.03. Dortmund, Konzerthaus
(Pop Up 22.-25.05. Leipzig, diverse Locations
Robyn 26.-29.03.
Rock im Saal mit Stereo Mcs* 08.02. Berlin, Maria am Ostbahnhof* 09.02. Hamburg, Uebel & Gefährlich* 21.02. Köln, Gloria 22.02. Konstanz, Die Blechnerei Geht weiter!
The Fashion
01.-14.03.
Editors
P Empfohlen von Intro:
19.02. Berlin, Magnet Club 20.02. Köln, Prime Club 21.02. Freiburg, Jazzhaus 22.02. München, Atomic Café 23.02. Stuttgart, Schocken
mit Louis Lament, Mother Tongue, The Animal Five, The Strange Death Of Liberal England 04.02. Hamburg, Grünspan 05.02. Berlin, Columbia Club 06.02. Darmstadt, Centralstation 07.02. Köln, Live Music Hall 08.02. München, Backstage 09.02. Bochum, Matrix
Barra Head
Visions Indoor
08.02. Berlin, Weekend 09.02. Ludwigshafen, Loft Club 22.02. Freiburg, Stinnes Areal 23.02. Konstanz, Die Blechnerei Geht weiter!
Uffie & DJ Feadz
mit 65 Days Of Static 15.02. Hamburg, Color Line Arena 16.02. Berlin, Arena Berlin 25.02. München, Olympiahalle Geht weiter!
18.02. Berlin, Bang Bang Club 19.02. Nürnberg, K4 20.02. München, Atomic Café 21.02. A-Wien, Arena 24.02. Freiburg, White Rabbit Geht weiter!
Turntablerocker
The Cinematics
The Cure
John Vanderslice
Die kommen, die Touren:
Underworld Nach der Absage der Europadaten im Oktober vergangenen Jahres präsentieren Underworld nun endlich auch live ihr aktuelles Album »Oblivion With Bells«, das nicht nur die Kritiker größtenteils überzeugte, sondern auch viele alte Fans wieder an Bord holte. 28.01. Köln, Palladium 02.02. München, Tonhalle 04.02. Hamburg, D-Club 05.02. Berlin, Columbiahalle Geht weiter! Agentur: Target
Ungdomskulen mit Datarock* 09.02. Mannheim, Alte Feuerwache 10.02. Köln, Underground 13.02. Hamburg, Molotow 14.02. Berlin, White Trash Fast F. 15.02. Stuttgart, Manufaktur 19.02. München, Atomic Café* 20.02. Düsseldorf, Zakk*
Oliver Uschmann (Lesung) 31.01. Marburg, KFZ 07.02. Saarbrücken, Universität des Saarlandes 09.02. Lingen, Alter Schlachthof
Wedding Dress #2 Die Zweitauflage des »Festival Of Urban Fashion And Arts« bevölkert vom 25. Januar bis zum 10. Februar wieder den Berliner Stadtteil Wedding. Das »urban« im Namen ist in diesem Fall auch mal treffend, denn die präsentierte junge Mode, Kunst und Musik wird sich in der ganzen Brunnenstraße ausbreiten. Infos: www.weddingdress2.de. 25.01.-10.02. Berlin, Brunnenstraße, diverse Locations P Empfohlen von Intro:
mit Kula Shaker, Los Campesinos, Killians 01.02. Rees-Haldern, Gasthof Tepferdt
Charlotte Roche (Lesung) 21.03. Köln, Wartesaal
Tegan & Sara 07.-17.03.
Tunes On Screen 3 15.03. Bonn, T-Mobile-Forum
Video Games Live (Konzert) 20.08. Leipzig, Arena (Games Convention)
Patrick Watson 26.-30.03.
Yelle & Trash Fashion 26.-29.03.
Yeasayer Das Quartett Yeasayer begeistert auf seinem Album »All Hour Cymbals« (We Are Free / Cargo) mit ausufernder Psychedelic, ungewöhnlichem Ethno-Einschlag und hypnotischen Popsongs. »Weltmusik«, sagt da mancher – aber bitte im besten Wortsinn. 25.02. Köln, Gebäude 9 26.02. Berlin, Lido Agentur: FKP Scorpio
Zoot Woman 22.03.-01.04.
Neil Young 24.02. Frankfurt / Main, Jahrhunderthalle 26.02. Berlin, ICC
Zivilisation Der Liebe mit DJ Geo, DJ Klaus Fiehe, Donna Regina, Krill.Minima, Popnoname 21.02. - 23.02. Köln, St. Aposteln
Alle Touren, alle Clubs, alle Locations: www.intro.de
W
er hätte gedacht, dass Sparta in der Gruppe A die irischen IndieHitlieferanten Ash und die Schweineriff-Rockerinnen The Donnas an die Wand spielen würden. Aber so ist die Jägermeister Rockliga nun mal: hart, fair und immer für eine Überraschung gut. Ab dem 11.02. wird nun die Gruppe B durch die Lande touren und in halbzeitlangen Sets um die Gunst des Publikums kämpfen – denn das entscheidet am Ende per Applausometer, wer den Führungstreffer schießt. Die jungen Dänen Dúné bringen mit ihrem ungestümen, aber coolen NewWave-Pop sicher die Menge zum Tanzen. Wackelig wird’s da nur, sollten sich die Leute an diesem Hype-Sound inzwischen satt gehört haben. Portugal. The Man (Foto) kriegen einen weniger mit zackig rausgespielten Hits als mit atmosphärischen Riffs, Sounds und Songs, die sich langsam auf die Sinne legen und einen dann gar nicht mehr loslassen. Die Favoritenrolle fällt eindeutig Biffy Clyro zu, die ihre Karriere mit fast progrockigen Epen begannen, mit ihrem letzten Album »Puzzle« aber plötzlich die Eingängigkeit für sich entdeckten – und damit in England wie in Deutschland einen Karriereschub sondergleichen erlebten. Die Gruppe C startet dann bereits am 25.02. und packt die Schwedenschwelger Eskobar, den alten Soulschweden Moneybrother und die Schottenschmonzer The Cinematics in den Mannschaftsbus. 11.02. Köln, Bürgerhaus Stollwerk » 12.02. Aschaffenburg, Colos-Saal » 13.02. Bochum, Zeche » 14.02. Chemnitz, AJZ Talschock » 15.02. Cottbus, Glad-House
128 Intro Intim
Intro Intim November, 15.11.07, Köln, Gebäude 9 Oben: Frank-Spilker-Drummer Matthias »Tex« Strzoda (siehe auch Andreas Dorau, Rocko Schamoni, Ex-Studio Braun…) hat immer noch den geilsten Oberlippenbart. Rechts: Maurice Summen von Die Türen testet, ob es wie in den Räumen seines Berliner Labels Staatsakt von der Decke tropft. Foto: Marc Seebode
NEULICH BEIM INTRO INTIM Intro Intim Januar, 14.01., Köln, Gebäude 9 Rechts: Backstage-Elefantentreffen von MIT und Robyn. Leider nicht mehr auf dem Bild: Tamer öffnet zu Robyns Begeisterung deren Bier mit den Eckzähnen. Foto: Katharina Poblotzki
Intro Intim Januar, 14.01., Köln, Gebäude 9 Unten: Does It Offend You, Yeah? und MIT hören gerade das Wort »ausverkauft« im selben Satz wie »Euer Konzert ist«. Daneben: Robyn will heute Abend nur geben, geben, geben. Fotos: Marc Seebode (links), Katharina Poblotzki (unten)
Intro Intim
129
INTRO INTIM FEBRUAR: FASHION AGAINST AIDS
I
ntro Intim against Aids: In Zusammenarbeit mit H&M und der Vereinigung »Designers Against Aids« wird am 07.02. in der Berliner Maria für einen guten Zweck gefeiert. Dabei wird das gesamte Eintrittsgeld zugunsten der Initiative »Designers Against Aids« (siehe Kasten) gespendet. Mit dabei sind die an der Kampagne ohnehin beteiligten Ex-Münchnerinnen und Jetzt-WeltbürgerInnen Chicks On Speed. Das Frauen-Kollektiv biegt dieser Tage via »Art Rules« endlich wieder mit einer neuen Single um die Ecke. Kathi Glas, Anat Ben David,
A.L. Steiner, Melissa Logan und Alex Murray Leslie richten im gleichnamigen Song zusammen mit dem Künstlerkollegen Douglas Gordon ihre ganze Energie und Wut gegen die Spekulationsblase Kunstmarkt. Verpackt in beste Floorkiller-80er-Synthie-Sounds. 07.02. Berlin, Maria am Ufer (mit Chicks On Speed) Tickets: EUR 5 (wird komplett gespendet!) Beginn: 21:00 Uhr
FASHION AGAINST AIDS So heißt auch eine Kollektion, die in Zusammenarbeit von H&M mit »Designers Against Aids« und zahlreichen namhaften Künstlern entstand. Ziel ist es, bei Jugendlichen wieder vermehrt vor den Gefahren von HIV/Aids zu warnen. Immerhin schnellen Infektionszahlen derzeit wieder in die Höhe – alle 15 Sekunden infiziert sich ein Ju-
gendlicher zwischen 15 und 24 Jahren mit dem tödlichen Virus. An der Kollektion beteiligten sich unter anderem Rihanna, Chicks On Speed, Rufus Wainwright, Scissor Sisters, The Cardigans, Tiga und Timbaland. Die Kollektion wird ab diesen Monat bei H&M Divided erhältlich sein. www.designersagainstaids.com
130 All the next
Katz & Goldt
All The Next No. 158 ≥ 25.02.08
THE B-52’S, HERCULES & LOVE AFFAIR, WHY?, COSMIC DISCO, TEGAN AND SARA, THE KILLS, VAMPIRE WEEKEND, ADAM GREEN, RUMMELSNUFF …
—Kitsuné presents—
autoKratz Available as 2 X 12” & Digital <—Fischerspooner The Best Revenge The new single available as 12” & Digital with remixes by Alex Gopher and autoKratz. Next episode will feature remixes by Tocadisco, Oliver Koletzki and more ...
n o s i a M 5— é n on e rar u n h t s lati oal ! wi R, i t i t i i K it d N p Dig RSPOONE E LA & m E A , LP ISCH ,D ALS HE Co lden F ?, Z D n C from , CA tz, T YEAH i E , es ow ra oK YOU AVID G e n e titl ., YELLE l t Gao b u v a D ila , BI .I.A usi G, A, Y ES av excl M, M DO OFFEND YA Y FIR E d H n A IT LIS T a Y ITA EX HEE FRIENDL C DIG XE, R S, DOES .. A ER EE BIT WN, PIER G BR A CH E DO THE M TEENA, BIT IN TE OF T P a , D A R GA ID, L K SU E, FAC www.kitsune.fr www.myspace.com/maisonkitsune
„Tarantino hat die Serie sicher geliebt“ stern.de
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