Intro #224

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J U N G L E  O K K I D  E .T.  H OW T O D R E S S W E L L  F K A T W I G S  A N DY S E R K I S

# 224 Juli & August 2014 Gratis www.intro.de

HITZEFREI !

BEATSTEAKS



JETZT

JETZT #224 LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, es geschah vor genau 15 Jahren, im sexy Blutsommer 1999. Jemand vom Osnabrücker Magazin Intro, bei dem ich neben dem Studium ab und an Kleinigkeiten schrieb, rief an. Ich könne die nächste Titelstory übernehmen, es bräuchte dafür fix ein Interview mit Pavement. Die säßen schon doof in einem Hotelzimmer in Köln rum. Pavement? Das war genau die langweilige amerikanische Neunziger-Indie-Mucke, von der ich weder größere Ahnung geschweige denn Bock auf sie hatte, dennoch sagte ich sofort zu. Hey, ich war vielleicht kein Pavement-Fan, aber bereit, einer zu werden, wenn eben das nötig war, um bei diesem Intro in den Inner Circle vorzudringen. Denn von dem damals noch eher hemdsärmeligen Post-Bauernhof-Heft, da war ich sehr wohl Fan. Und so kam ich kurzfristig zu meiner ersten Intro-Titelstory – und mit einigen Tricks und Ambitionen innerhalb des nächsten Jahres zu einer festen Redakteursstelle. Kann mich nicht erinnern, je was anderes gewollt zu haben. Mit guten Leuten an interessanten Themen zu knabbern, den nerdigen und den mainstreamigen Popdiskurs verfolgen, beackern, ja, möglichst zum Guten zu beeinflussen. Gut und schlecht – das Begriffspaar war nur offiziell in der Postmoderne aufgelöst worden. Ich hatte jedenfalls immer das Gefühl, es müsse doch klar sein, was richtig, was falsch, was gut, was schlecht, was aufregend und was corporate fake war. Intro gab mir über all die Jahre die Möglichkeit, davon auf einer top Plattform zu künden. Ich habe Künstler kennengelernt, gedisst, gefeiert, habe von wunderbaren Kollegen gelernt, mit ihnen die Sonne berührt, mich mit Platten- und Promofirmenagenten gestritten und versöhnt, ich habe mich in Leser verknallt und nächtelang mit Usern auf intro.de gebattelt.

Foto: Jan Philip Welchering

Doch dieser Text hier lässt ja schon längst nichts anderes ahnen als diese Wendung: Das war es jetzt für mich. Schluss, aus, vorbei, bye bye, Julimond. So einen Redakteursposten aufzugeben, fiel mir natürlich nicht leicht. Ich bin ja nicht bescheuert. Dennoch möchte und werde ich noch mal andere geile Dinge aufstellen. Mal sehen, was alles geht. Intro möge weiter blühen. Und als Autor bleibe ich dem Haus erhalten – nur meine ganze Arbeit, tja, die muss jetzt wer anders übernehmen. Viel Spaß dabei. Ich jedenfalls hatte ihn. Und alles andere, als jetzt zu sagen »Danke«, wäre wirklich vermessen. Wenn meine IntroYears nicht der Knaller waren, dann weiß ich es auch nicht. Danke, Kuss, Tränen und überhaupt. Linus Volkmann

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MORGEN

GESTERN HEUTE WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN 012 WM-Proteste: Wut vs. Ekstase 014 Blood Orange: Beim Primavera 016 Rock am Ring: Reicht die Scheidung ein 018 Mein Song und seine Geschichte: Motorpsycho »Vortex Surfer«

WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT 021 Mac DeMarco: Zunge zeigen 022 Schafe & Wölfe: Mutti, wir spielen Melt! 024 Robyn & Röyksopp: Sie tun es wieder 026 Wer zum Teufel ist eigentlich: Tom Berninger 028 Auftakt mit Fatboy Slim, Ed Sheeran, Klaxons, Jupiter Jones, Mando Diao, Fink, Cats On Trees, Malky, Alte Sau, Phantogram 042 Titelgeschichte: Beatsteaks 048 Jungle: Kill dein Ego 050 Andy Serkis: Der James Dean von Performance-Capture 052 OK Kid: Bescheiden nach oben 054 E.T.-Ausgrabung: Die bizarre Geschichte eines unterirdischen Videospiels 058 The Acid: Irrlichtern zwischen Rampenlicht und Anonymität 060 Sleaford Mods: Der gute Hass 062 Cover-Welten: Palmen

005 Impressum

064 How To Dress Well: Herz an Herz

006 Dein Intro

068 Modestrecke: Kirmes Couture

007 Aboseite 130 Katz & Goldt / Demnächst


MORGEN

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IMPRESSUM VERLAG

Intro GmbH & Co. KG, Venloer Str. 241—245, 50823 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de

HERAUSGEBER & GESCHÄFTSFÜHRER Matthias Hörstmann CHEFREDAKTEUR Daniel Koch (V.i.S.d.P.) STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR & TEXTCHEF Felix Scharlau ARTDIRECTOR Holger Risse PROJEKTLEITUNG Martin Lippert REDAKTION Wolfgang Frömberg, Linus Volkmann, Kristina Engel (Lektorat), Alexandra Heckel (Mode), Jenny Weser (Mode), Frederike Wetzels (Foto)

LIVE-REDAKTION Carsten Schumacher, Christian Steinbrink, Thomas Lorber LAYOUT Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber ONLINE- & NEWS-REDAKTION (news@intro.de) Philip Fassing, Bastian Küllenberg

TERMINREDAKTION termine@intro.de TEXTE Aida Baghernejad, Emanuel Bergmann, Jan Bojaryn, Dana Bönisch, Marc Braun, Andreas Brüning, Franz Joachim Büchner, Christoph Büscher, Cay Clasen, Manuel Czauderna, Alexander Dahas, Doc Intro, Henrik Drüner, Lars Fleischmann, Jens Friebe, Marco Fuchs, Frank Geber, Claudius Grigat, Julian Gupta, Markus Hablizel, Karol Herrmann, Mark Heywinkel, Moritz Honert, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Madleen Kamrath, Thomas Klein, Felix Klopotek, Dennis Kogel, Matthias Korte, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger, Astrid Kusser, Mario Lasar, Christian Meyer, Oliver Minck, Nadja Neqqache, Denise Oemcke, Katja Peglow, Katharina Poblotzki, Verena Reygers, Martin Riemann, Benedikt Ruess, Thorsten Schaar, Nadine Schildhauer, Simone Schlosser, Katharina Schmidt, Andreas Schnell, Nina Scholz, David Schumann, Frank Schuster, Inga Selck, Roman Sobota, Hanno Stecher, Gabriele Summen, Christin Sydow, Klaas Tigchelaar, Jan Tölva, Nisaar Ulama, Benjamin Walter, Jan Wehn, Michael Weiland, Holger Wendt, Christian Werthschulte, Anke van de Weyer, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff

MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT 075 Cover der Ausgabe: Julius Steinhoff »Flocking Behaviour« 076 Platten vor Gericht: Zehn Prominente & zehn Alben 079 Spalter: Eine Platte & zwei Meinungen 079 Charts: Unsere & eure Lieblinge 080 Neue Platten: Musik & Hörspiele 100 Heimspiel: Neue Demos & deine Band 102 Neue Filme: Im Kino & zu Hause 108 Neue Spiele: Video- & Brettspiele 112 Style-Interview: FKA Twigs und ihr DIY-R’n’B 114 Mode: Denim Spezial 118 Neue Tourdaten: Präsentationen & Termine

INTRO IM NETZ Features, Interviews, Reportagen und vieles mehr. Intro in bewegten Bildern, ständig neu auf youtube.com/intromagazin Popkultur in 140 Zeichen. Folge Intro bei Twitter: twitter.com/intromagazin Meinung, Diskussion, Katzenbilder. Die Intro-Redaktion bei Facebook: facebook.com/introredaktion

FOTOS

Mustafah Abdulaziz, Lara Alegre, Carmen Catuti, Halim Dogan, Christian Faustus, Peter Kaaden, Major Nelson, Jo Metson Scott, Kathrin Spirk, Jan Philip Welchering, Getty Images und Pressebildfreigaben

COVERFOTO Jan Philip Welchering PERSONAL & ORGANISATION Rebecca Wast (Leitung), Christina Deutsch PRAKTIKANTINNEN Halim Dogan, Elisabeth Haefs, Nicole Kehm, Philipp Maxrath, Fiete Oberkalkofen, Stefanie Thomas, Sermin Usta

VERTRIEB Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41), Christian Heidrich ABO Eva Sieger, Florian Schuster (abo@intro.de) BRANDMANAGEMENT Eike Wohlgemuth PUBLIC & MEDIA RELATION Claudia Trede (claudia.trede@gemeinsame-sache.net), Michael Gwiozdzik

ANZEIGEN & ADMINISTRATION Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12, Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster

DIRECTOR MARKETING & SALES Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) MARKETING & SALES Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: Martin Lippert -17 (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken), David Winter -63 (Head of Digital Sales – Marken, Media), Laura Heinrichs -82 (Marken, Media), Backoffice & Digital Ad Management: Sonja Reitemeier -40 & Sabrina Esser -33 Büro Berlin Sebastian Siegmund +49 30 6003460-11 (Konzertagenturen & regionale Kunden), Frank Straessner +49 30 398 217 420 (Marken, Media, Musik)

AKTUELLE ANZEIGENPREISLISTE Mediadaten 2014 (Nr. 24 aus 10/13) BANKVERBINDUNG Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 TERMINE für Nr. 225 / September 2014. Redaktionsschluss: 01.08.2014; Termin- & Anzeigenschluss: 08.08.2014; Druckunterlagenschluss: 12.08.2014; Erscheinungstermin: 25.08.2014

DRUCK Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-GEPRÜFTE AUFLAGE & VERBREITUNG 1 Quartal 2014 Druckauflage: 125.097 / verbreitete Auflage: 123.035 (Durchschnittszahlen)

BEZUGSQUELLEN Erhältlich an 1.592 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! Proud Member of Hōrstmann Unternehmensgruppe (HUG). www.hoerstmann.de


MITARBEITER DES MONATS CHRIS HEIDRICH Ein interessanter neuer Typ in den Gängen des Intro-Empires! Skinny, funny, extrovertiert. Sein Name: Chris. Herkunft: Berlin. Profession: Distributions & Marketing Manager. (Ey, kann es sein, dass unsere Jobbezeichnungen immer nur geiler werden?) Chris hat meist bessere Laune als alle anderen, mag Michael Jackson, Daft Punk, Lykke Li. Seine Bulldogge Tyson hat es allerdings vor ihm auf diese Seite hier geschafft (»Mein Tier« #221). Kannst du damit leben, Chris? »Da das dicke Schwein eh immer Vorrang hat, habe ich mich dran gewöhnt. Und: Wenn nur noch ein Euro übrig wäre, würde er die Wurst bekommen.« Toller Hund, toller Mann.

DEIN INTRO FEEDBACK Betreff: Rezension »Konfetti« Marcus Wiebusch, Intro #223 Fand ich überraschend frisch, also für die trockenen Wiebusch-Verhältnisse. Es riecht immer noch nach (linker) Stammkneipendebatte, Bierhorizont usw., aber es hat Energie, teilweise beinahe HipHop-Groove. Erinnert mich weit mehr an ... But Alive als an die unsäglichen (sorry) Kettcar. Und das ist auch gut so. Xiddd (via intro.de)

Betreff:

Story »Auslisten – Den Dingen Nummern geben«, Intro #223 Derjenige aus meinem Management, der dieses Foto von mir freigegeben hat, wird sofort entlassen! Peter Wittkamp (via Facebook)

MEIN STAR

MEIN TIER

Unser Autor und wandelndes Allround-Talent Mark interviewt nicht nur gern wertvolle Künstler vor Bretterwänden, nein, er dokumentiert das Ganze auch noch in Bildern. Uns soll’s recht sein. Wir freuen uns jedes Mal wieder. Hier reihte er sich ein (2. v. r.) bei I Heart Sharks.

Nix ist anstrengender als gute Lektüre. So muss auch Kater Moses nach manchem Intro erst mal eine Pause in Form eines aufwendigen Schläfchens einlegen. Streck! Gähn! Es gibt wahrlich schlimmere Schicksale. Dank an Ella für die Einsendung.

Mitmachen! Du hast auch ein poppiges Tier oder zuletzt einen Star belästigt? Schick das jpg an bilderflut@intro.de. Bei einem Abdruck gibt es das Intro-Hörbuch. Und Leserbriefe an feedback@intro.de

Schlagzeilen des Monats +++ Außenseitersieg bei der EM: Griechenland unter dem Trainer Rehagel besiegt Gastgeber Portugal mit 1:0 +++ Angela Merkel feiert 50. Geburtstag +++ Schlagzeilen des Monats +++ Außens

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UND WO WARST DU?

IM JULI/ AUGUST 2004 INTRO #118

COVERGESCHICHTE The Hives im schicken Schwarz-WeißLook – angelehnt an die VideoclipÄsthetik der Schweden. Autorin Sandra Grether machte sich überdies kurz vor dem Interview zur Nichtraucherin. Eine ziemliche Belastung, wie man nachträglich erkennen kann, geht es in ihren Ausführungen doch überdurchschnittlich viel ums Thema Rauchen.

STORYS Aggro Berlin, Chloé,

Slum Village, The Bees, TV On The Radio, Kings Of Convenience, Kochen mit Radost Bokel, Bread & Butter

WICHTIGE ALBEN Beastie

Boys »To The 5 Boroughs«, Wilco »A Ghost Is Born«, Diverse »Kompakt 100«, Kings Of Convenience »Riot On An Empty Street«, Sparta »Porcelain«

PLATTEN VOR GERICHT

Sieger: Badly Drawn Boy »One Plus One Is One«; Letzte: Toni Kater »Gegen die Zeit«

BESONDERE VORKOMMNISSE Chefredakteur Thomas

Venker beklagt sich über die laufende EM in Portugal. Und auf zwei Anzeigenseiten wird der abgrundtief hässliche und bescheuert uncoole Gameboy in der Tribal Edition beworben.


003 CARSTEN SCHUMACHER, CHEFREDAKTEUR FESTIVALGUIDE

„ICH LESE INTRO, DAMIT ICH WEISS, AUF WELCHEN FESTIVALS ICH NOCH NICHT WAR.“

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Promotion

Finale von »Enjoy 2 Drive« beim Finale von Rock am Ring

Das letzte Rock am Ring am NÜrburgring bildete einen wÜrdigen Rahmen fÜr das diesjÄhrige »Enjoy 2 Drive«-Finale von SEAT. Soll es wirklich so sein, dass Rock am Ring nicht mehr am Nürburgring stattfindet? Das würde ja bedeuten, dass auch das große Finale der »Enjoy 2 Drive«-Aktion nicht mehr mitten auf der Rennstrecke stattfinden kann. Das darf ja wohl nicht wahr sein! Über 85.000 Festivalbesucher ließen sich vom Abschiedsschmerz jedenfalls nicht übermannen und feierten bei wieder mal phantastischem Wetter Bands wie Metallica oder Linkin Park beim größten und wichtigsten Rockfestival Deutschlands. Zentraler Anlaufpunkt war dabei der Testparcours, den der Hauptsponsor SEAT zwischen den drei Bühnen errichtet hatte, um das Motorsportparadies Nürburgring seiner eigentlichen Bestimmung zuzuführen. Schon im Vorfeld hatte SEAT die Festivalsaison mit der »Enjoy 2 Drive«Aktion vorglühen lassen. Auf speziellen Geschicklichkeitsparcours in vier deutschen Metropolen traten die Teilnehmer am Steuer des neuen Leon CUPRA 280 gegeneinander an, um ihr fahrerisches Können unter Beweis zu stellen. Die beiden Schnellsten jeder Stadt wurden mit jeweils zwei speziellen VIP-Tickets für Rock am Ring belohnt. Damit waren alle 20 Gewinner im eigenen »Leon CUPRA«Camp untergebracht und hatten auf dem Festival Zugang zur VIP-Lounge und -Tribüne sowie zur Aftershow-Party. Bei den Testfahrten auf dem Festival-Parcours wurden die »Enjoy 2 Drive«Gewinner von den Donots begleitet. Nach einem spannenden Wettkampf schaffte es letztlich Cliff Runge aus Hamburg, den Sieg beim diesjährigen »Enjoy 2 Drive« davon zu tragen. Der Sieger ließ sich am Ende auf der legendären VIPTribüne bei perfektem Blick auf die Hauptbühne von Prominenten, Musikern und den Finalkontrahenten feiern. Einhellige Meinung: Auch 2015 sollte es mit »Enjoy 2 Drive« weitergehen – ob nun am Nürburgring oder eben woanders!


Promotion


FIRE

18—20 JULI 2014

AIR

EARTH

FERROPOLIS

ACTRESS ☁ ADDISON GROOVE ☁ ALLE FARBEN ☁ ÂME (DJ-SET) ☁ EROL ALKAN B2B DANIEL AVERY AKKORD ☁ AROMA PITCH ☁ ATEQ & KONSTANTIN ☁ BAAUER ☁ BALLET SCHOOL ☁ ALEX BANKS ☁ BILDERBUCH BOMBAY BICYCLE CLUB ☁ BONAPARTE ☁ BOYS NOIZE ☁ BRANZ & FJÖRN (DJ-SET) ☁ BREACH ☁ BRODINSKI CHERUB ☁ CHET FAKER ☁ CHROMEO ☁ CLEAN BANDIT ☁ MAYA JANE COLES ☁ DAPAYK & PADBERG ☁ DARKSIDE GABI DELGADO ☁ DILLON ☁ DIXON ☁ PETAR DUNDOV (LIVE) ☁ DUSKY ☁ DVS1 ☁ EFDEMIN ☁ ELEKFANTZ ELLEN ALLIEN ☁ ELLIPHANT MARK ERNESTUS PRES. JERI-JERI ☁ WILLIAM FITZSIMMONS ☁ FJAAK KIM ANN FOXMAN (DJ-SET) ☁ FUCK ART, LET’S DANCE! ☁ GEORGE FITZGERALD ☁ FM BELFAST FOUR TET ☁ FRENCH FRIES B2B L-VIS 1990 ☁ FUCK BUTTONS ☁ FUTURE ISLANDS ☁ GARDLAND ☁ GUY GERBER GESAFFELSTEIN (DJ-SET) ☁ JOHN GRANT RUEDE HAGELSTEIN & MARCO RESMANN & MATTHIAS MEYER HAIM ☁ JA, PANIK ☁ JACKSON & HIS COMPUTERBAND ☁ JAGWAR MA ☁ JOHN TALABOT (DJ-SET) JUNGLE ☁ LAKE PEOPLE (LIVE) ☁ LONE ☁ LULU JAMES ☁ FRITZ KALKBRENNER ☁ KING KONG KICKS KURIOSE NATURALE ☁ MANO LE TOUGH ☁ MARKUS KAVKA ☁ KIESZA ☁ KID SIMIUS (LIVE) ☁ KÖLSCH (LIVE) MONIKA KRUSE ☁ MICHAEL MÜNZ (DJ-SET) ☁ ND_BAUMECKER ☁ LE1F ☁ LES YPER SOUND ☁ LITTLE DRAGON THE MARTINEZ BROTHERS ☁ METRONOMY ☁ MIGHTY OAKS ☁ JEFF MILLS ☁ MILKY CHANCE ☁ MODERAT MODESELEKTOR B2B PATRICK PULSINGER ☁ NOD ONE’S HEAD (LIVE) ☁ THE NOTWIST ☁ OF MONTREAL KELE OKEREKE (DJ-SET) ☁ PANDA BEAR ☁ PANTHA DU PRINCE (LIVE) ☁ PARQUET COURTS ☁ PAULA PLANNINGTOROCK ☁ PORTABLE (LIVE) ☁ PORTABLE (LIVE) ☁ PORTISHEAD ☁ PRETTY LIGHTS ☁ RECONDITE (LIVE) REVOLVER CLUB ☁ RÖYKSOPP & ROBYN DO IT AGAIN 2014 ☁ S O H N ☁ SAN FERMIN ☁ SAY LOU LOU ☁ SBTRKT SCHAFE & WÖLFE ☁ SHERWOOD & PINCH ☁ SKREAM ☁ SLEIGH BELLS ☁ KONSTANTIN SIBOLD ☁ SON LUX OMAR SOULEYMAN ☁ SUBB-AN ☁ DJ SUPERMARKT ☁ TALE OF US ☁ TEAM RECORDER ☁ TEN WALLS (LIVE) TENSNAKE ☁ TESLA286 ☁ THE BUSY TWIST ☁ THE/DAS ☁ TIGA B2B SETH TROXLER ☁ TIMO MAAS ☁ TINI ☁ TOURIST THEES UHLMANN ☁ VRIL (LIVE) ☁ WHOMADEWHO ☁ DON WILLIAMS ☁ WOLF ALICE ☁ MARCUS WORGULL WWW.MELTFESTIVAL.DE ein Fest von

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GESTERN

011

GESTERN WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN

— Wes Anderson, Queen Mary 2, New York, 13. Juni 2014, 14:12 Uhr: »The Grand Budapest Hotel« war mit einem Einspielergebnis von 140 Millionen Dollar der bislang erfolgreichste Film des Regisseurs Wes Anderson (unter anderem »The Royal Tenenbaums«). Gefeiert wurde das mit einer Budapest-Hotel-MottoKreuzfahrt. An Bord Darsteller Jason Schwartzman und Wes Anderson höchstpersönlich. Tickets für den einwöchigen Trip kosteten bis zu 20.000 Dollar. Foto: James Morgan / Getty Images


12 012

GESTERN GESTERN — WM-Proteste, São Paulo, 15. Mai 2014, 21:03 Uhr: Euphorie vs. Protest, Wut vs. Ekstase, Fußballfest vs. Straßenschlacht. Dass die diesjährige WM in Brasilien nicht nur fußballerisch von sich reden machen würde, hatte sich im Vorfeld bereits abgezeichnet. Der Mensch im Widerstreit mit Kommerz – so geschehen auch am »International Day of World Cup Resistance«. Foto: Nelson Almeida / AFP / Getty Images



014

GESTERN

— Blood Orange, Primavera, Barcelona, 31. Mai 2014, 23:06 Uhr: Einer der eindrucksvollsten Momente auf dem diesjährigen Primavera: das Konzert von Dev Hynes alias Blood Orange. Zehntausendfache Gänsehaut. Foto: Christian Faustus


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016

GESTERN — Rock am Ring, Nürburgring, 5. Juni 2014, 18:44 Uhr: Zum letzten Mal Rock am Ring an alter Stätte – doch darf es das Festival woanders unter gleichem Namen überhaupt geben? Darüber streitet man momentan noch vor Gericht. Sicher ist: 2015 steigt am Nürburgring das Festival Grüne Hölle, Rock-amRing-Veranstalter Marek Lieberberg zieht hingegen weiter – womöglich nach Mönchengladbach.


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018

GESTERN

MEIN SONG UND SEINE GESCHICHTE

MOTORPSYCHO »VORTEX SURFER« 25 Jahre besteht die Band Motorpsycho aus Trondheim bereits. Trotz 17 Alben und Hunderten Songs bleibt eine Auszeichnung aus dieser Zeit jedoch einmalig: Das atmosphärische Neun-Minuten-Stück »Vortex Surfer« wurde 1999 vom Staats-Radiosender NRK P3 zum »Song des Jahrtausends« gekürt und 24 Stunden am Stück gespielt. Sänger und Songwriter Bent Sæther erinnert sich, wie alles begann.

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Ich weiß noch recht genau, wie ich ›Vortex Surfer‹ geschrieben habe. Es muss so um den Neujahrstag 1997 gewesen sein, als ich mit einer alternativen Stimmung auf der Gitarre herumspielte und die Saiten mit der Handfläche anschlug. Erst klopfte ich da nur mantraartig auf drei Akkorden herum. Aber plötzlich merkte ich, dass in dem, was ich spielte, ein ganzer Song steckte. Das Lied verwendet die Surfer- beziehungsweise Snowboarder-Sprache, um zu beschreiben, wie man den ›Wipe out‹, also das Herunterfallen vom Brett, den Sturz verhindert. Den Moment, in dem alles einzustürzen droht. Der textliche Ansatz ist sicher nur semi-originell: Der Protagonist bezieht sich die ganze Zeit auf etwas, das ein Mädchen zu ihm gesagt hat. Es wird aber nie klar, was das war. Jeder Hörer wartet im Song also auf eine Punch-Line, die nie kommt. Ich glaube fast, das führt dazu, dass er den Song immer wiederholt, weil er denkt, er könne das Rätsel vielleicht beim nächsten Mal lösen. Zunächst spielten wir ›Vortex Surfer‹ als eine Art loses Outro zu einem anderen Song. Er schien in dieser Version nichts Besonderes zu sein. Erst ein paar Monate später erkannten wir das Potenzial des Liedes, der Song setzte uns zeitweise emotional richtiggehend zu. Das passiert übrigens heute immer noch. Trotzdem: Die spätere Beliebtheit des Liedes konnte ich damals noch nicht erahnen – ich bekam davon auch lange nicht viel mit. Ich spiele den Song live immer noch gerne, aber bewusst nicht auf jeder Tour. Es ist eines der Stücke, das mit großer Ü berzeugungskraft performt werden muss, sonst klingt

es sofort komisch. Des Songs überdrüssig war ich noch nie, aber Angst davor hatte ich schon. Man merkt, dass ein Song eine Pause benötigt, wenn man den Text live vergisst. Das passiert mir manchmal bei ›Vortex Surfer‹ und heißt, dass wir den Song wieder zu lange gespielt haben. Als der Song 1999 24 Stunden lang im Radio gesendet wurde, hat uns das sehr geehrt. Er hat im Voting ›The Final Countdown‹ von Europe geschlagen, und dieser Song war der ›Gangnam Style‹ seiner Generation. Das Lied steht für alles, was ich musikalisch hasse. Europe sind diese Art von Band, wegen der sich die ganze Independent-Kultur formieren musste. Ich finde, ›Vortex Surfer‹ ist das viel bessere Stück – und das hätte ich auch gesagt, wenn ich es nicht geschrieben hätte. Als es dann 24 Stunden im Radio lief, habe ich spaßeshalber ein paar Mal kurz reingezappt. Ganz anhören wollte ich mir das Lied aber nicht. Ich bin ohnehin niemand, der viel zurückschaut im Leben.« Aufgezeichnet von: Linus Volkmann — AKT. ALBUM: MOTORPSYCHO »BEHIND THE SUN« (STICKMAN / SOULFOOD / VÖ 07.03.14)

Motorpsycho »Vortex Surfer« And if she said so That would change it all If she said so I would cushion her fall And if it felt right, She’d let me know the plan Take my hand And explain to me so I could understand Why she said so If she said so It would be too much like death If she said so I would eat her breath If she said so I’d know all the lies But I’d wipe out white And never even ask the reason why She said so And never end Go back to start And never say When I fall apart And never stoop To complain About the pain


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HEUTE

021

HEUTE WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT

— Mac DeMarco Allmählich wäre eine Vollmaskerade notwendig für den kanadischen Songwriter-Shooting-Star Mac DeMarco. 2014 ist bis jetzt das perfekte Jahr für ihn und seine geblümte Singer/Songwriter-Kunst vom guten Lagerfeuer. PS: Plus keine belegte Zunge! Foto: Frederike Wetzels


022

HEUTE

VOM DREIER

ROBYN & RÖYKSOPP Back in love. Nach dem brillanten »The Girl And The Robot«, zu dem Röyskopp und Robyn vor gut fünf Jahren bereits im Studio zusammenfanden, ist jetzt die ganz große Liebesheirat fällig: Für »Do It Again« verbrachten die drei zunächst einfach Zeit miteinander – und lieferten nebenbei den Beweis dafür, dass sie sich gegenseitig perfekt ergänzen. Vor allem, weil klassische Rollenverteilungen dabei über Bord geworfen Bord geworfen wurden. wurden.

R

obyn, Svein und Torbjørn sind eine Band. Jedenfalls wirken sie so, während sie gemeinsam am Tisch sitzen und über irgendetwas lachen, was Svein gerade erzählt. Svein, dunkler Teint, riesige blaue Augen, ist der eine Teil der Freak-Hitmaschine Röyksopp, dem norwegischen Marktführer für elektronischen Wohlklang. Ihm gegenüber sitzt sein Partner Torbjørn, lange blonde Haare, kurzer Bart, und fertigt versonnen ein paar hübsche Illustrationen auf einem Stück Papier an. Die beiden wirken so gegensätzlich wie die Charaktere einer Hollywood-Buddy-Komödie. Svein sieht aus wie ein Fotomodell, gibt sich redselig und würde für einen guten Witz seine Großmutter verkaufen, Torbjørn ähnelt dem Prototyp eines Computernerds, hat eine stille, trockene Art und zu jedem Thema auffällig geschliffene Gedanken. Man spürt, dass diese beiden normalerweise für ein gutes Gespräch schon reichen würden, aber das Beste kommt ja noch ... Robyn ist auch dabei! Der schwedische Popstar, sehr blass mit monströsen falschen Wimpern auf den unteren Augenlidern, kippelt zwischen den beiden Musikproduzenten locker auf ihrem Stuhl herum. Der Einklang, der zwischen den dreien herrscht, ist unübersehbar beziehungsweise unüberhörbar, wenn man sich »Do It Again«, das mit fünf Tracks ebenso kurze wie ereignisreiche Album, anhört, das das Trio gemeinsam aufgenommen hat. Und Achtung: Auf das Wort »gemeinsam« wird hier allergrößten Wert gelegt. Robyn reagiert deswegen auf die Bemerkung, dass man es hier offensichtlich nicht mit einer typischen Producer/Sänger-Kollaboration zu tun habe, auffällig erleichtert. Ihre beiden partners in crime sind ebenfalls hellauf begeistert von der Zusammenarbeit: »Wir müssen uns nicht gegenseitig irgendwas beweisen«, beschreibt Torbjørn ihr Verhältnis, »Wir reden über unserer Träume, Visionen und alles, was wir sonst im Sinn haben. Wir begeben uns auf eine Reise, bei der wir alles sind: Band, Songwriter, Produzenten und Techniker in einem.« Dass Robyn neben ihrem Gesang auch Producer-Skills in den vielseitigen Mix aus House, Dance, Pop und Italo-Disco gibt, ist klar. Schließlich ist die 35-Jährige quasi im Studio aufgewachsen und hat, wie ihre Texte beweisen, eine exzellente Auffassungsgabe. Da die drei ohnehin so viel draufhaben, waren die wichtigsten Aspekte bei dem Projekt Röyksopp & Robyn auch Offenheit und gegenseitiges Vertrauen, durch das man bei den Texten und Stimmungen in die Tiefe gehen konnte. »Wir haben über vieles geredet«, erinnert sich Robyn, »Raum und Zeit, Lust, Herkunft und vor allem sehr viel über den Tod.« Kennt man ja, wenn Skandinavier über den Tod nachdenken, kommt meistens eine richtig gute Party dabei heraus. Text: Martin Riemann / Foto: Peter Kaaden — RÖYKSOPP & ROBYN »DO IT AGAIN« (EMBASSY ONE / WARNER) — AUF DEM MELT! AM 18.07.



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HEUTE

MUTTI, WIR SPIELEN MELT!

SCHAFE & WÖLFE

Über 100 Bands hofften, aber nur eine konnte sich letztlich durchsetzen: Schafe & Wölfe aus Lemgo gewinnen unser diesjähriges Online-Voting und dürfen Mitte Juli beim Melt! Festival spielen. Das Wichtigste über die beiden Boys, über Yin & Yang, erfüllte Träume und ein Foto-Finish im Hörsaal.

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rzählt doch mal was über euch, jetzt kommt schon, nicht so schüchtern! Max Scharff: Chris Hyla und ich haben uns an der FH in Lemgo kennengelernt. Wir wollten beide ins Campusradio und merkten bei der ersten Musikredaktionssitzung, dass wir einen ähnlichen Musikgeschmack haben, den sonst keiner dort mit uns teilt. Da man in Lemgo nicht viel tun kann, haben wir dann angefangen – so ganz ohne Ambitionen – vorm Rechner Musik zu machen. Damals sollte alles noch wie Indie-Rock klingen, bis wir gemerkt haben, dass das Schlagzeug aus dem Computer nie wirklich echt klingt. Dann haben wir uns gedacht: Wieso etwas imitieren, was man nicht wirklich imitieren kann, und sind dann auf Electro-Beats umgestiegen. Und dieser Name – WTF? Wir wollten, dass unser Bandname die Gegensätze, die wir in der Musik zusammenzubringen versuchen, ausdrückt. Schafe & Wölfe – das

ist ein Bild, das einen gleich an Gut und Böse, Schwarz und Weiß oder Yin und Yang oder so etwas denken lässt. Das war tatsächlich der erste Name, der uns eingefallen ist, und ich glaube, wir haben uns danach nie mehr so einfach mit einer Entscheidung getan wie mit dieser. Wir luden unser erstes Demo bei iTunes hoch und trugen in der Spalte »Interpret« Schafe & Wölfe ein. Ab da an war es beschlossen. Wie kamt ihr dazu, bei »Mutti« mitzumachen? Als wir Ende 2012 anfingen, das Ganze ambitioniert zu machen, haben wir uns drei Ziele gesetzt: ein Mal eine richtige Tour spielen, zu der auch Leute kommen, und ein Album veröffentlichen. Tja, und unser drittes Ziel war: ein Mal beim Melt! spielen. Jetzt müssen wir das Ziel wohl durch »ein Mal Melt!-Hauptbühne spielen« ersetzen. Stimmt es, dass ihr kurz vor Ende des Votings einen ganzen Hörsaal habt abstimmen lassen und euch dadurch zum Sieg schlawinert habt? Chris unterrichtet so ein Tutorium in AudioBearbeitung und hat die Leute dort dazu genötigt, für uns abzustimmen. Mit allem, was sie hatten. Musikalisch zeigen eure Tracks eine gewisse Nähe zu manchen Audiolith-Acts. Einige Gäste aus dem Kosmos hattet ihr auch schon auf Tracks mit dabei. Warum erscheint eure EP nicht gleich dort? Wir hören das tatsächlich öfter – gerade auch, weil Norman von Bratze das produziert hat und wir Features mit Strizi von Frittenbude und mit Egotronic gemacht haben. Aber das hat einfach nicht sollen sein. Vielleicht muss man

sich auch fragen, ob es immer so klug ist, sich in denselben Kontext zu setzen. Wir haben ein super Verhältnis mit den Leuten bei Audiolith, weil wir Fans sind. Am besten ist es, wir behalten uns dieses Fantum und machen das nicht mit Arbeit kaputt. Wie steht ihr generell zum Thema »Nachwuchswettbewerb«? Legitimes Mittel, sich zu pushen, oder gibt es auch Angst, sich mit Marken et cetera gemein zu machen? Wir hatten uns ganz am Anfang geschworen, nie bei einem Band-Contest mitzumachen. Ganz besonders, wenn man seine Freunde zu irgendwas aufrufen soll. Da hatten wir absolut gar keinen Bock drauf. Jetzt hat sich das aber so ergeben, und wir haben gesagt: Wir probieren das jetzt mal aus, und wenn es Mist war, dann machen wir es halt nicht mehr. Gut für uns, dass es so geil gelaufen ist. Wir haben uns gefreut wie kleine Kinder. Auf welchen Act freut ihr euch vor Ort am meisten? Oh, aber es gibt doch so viele! Bilderbuch ist der absolute Hammer, Bonaparte darf man auf keinem Festival verpassen, Bombay Bicycle Club, Chet Faker, Jungle, The Notwist – alle super. S O H N und WhoMadeWho sind meine persönlichen Must-Sees dieses Jahr. Interview: Felix Scharlau Foto: Kathrin Spirk — AKT. EP: SCHAFE & WÖLFE »GROSSE AUGEN FÜR SCHLECHTE AUSSICHTEN« (DOWNLOAD / COMMUNITY RECORDS) — LIVE AM 18. JULI BEIM MELT!


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S ’ K C E B MIT N E R Ä D N E G E L M I E B 4 1 0 2 G N I R M A K C RO


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HEUTE

WER ZUM TEUFEL IST EIGENTLICH

TOM BERNINGER Mit »Mistaken For Strangers« hat Tom Berninger einen der krudesten, schönsten und ehrlichsten Musikfilme der letzten Jahre gedreht. Der Bruder des The-National-Sängers Matt Berninger begleitete die Band auf Tour, zerstritt sich mit allen, verzettelte sich in seinen Ambitionen, scheiterte grandios, rappelte sich auf – und hat am Ende ein kleines Meisterwerk geschaffen. »Matt als großen Bruder zu haben ist scheiße. Er ist ein Rockstar – und ich bin es nicht. Und das war schon immer so.« Dieser Satz fällt irgendwann in den 75 Minuten von »Mistaken For Strangers«. Tom Berninger sagt ihn in seinem Zimmer im Haus des besagten Bruders in eine Kamera. Und weint. Diese Szene kommt mir in den Sinn, während ich in der Open-Air-Location Zitadelle Spandau im Backstage-Bereich auf Tom Berninger warte und mir stattdessen Matt entgegenkommt. Anzug, Weste, Drei-WochenBart, Sonnenbrille – und ein Plastikbecher Bier in der Hand. Ist ja schon halb vier. »Hi, werde ich gebraucht für das Shooting und das Interview?«, fragt er mich. »Nö. Wir interviewen heute mal den anderen Rockstar«, sage ich, und der ältere der beiden Berningers lacht laut auf. Wenig später sitze ich mit Tom Berninger auf einem Ledersofa und fachsimple über die Qualität des Sepultura-Albums »Chaos A. D.«. (Fazit: Super. Danach ging es abwärts.) Sein

Gesicht ist ein wenig voller, der Rest des Körpers auch, aber ansonsten ist die Verwandtschaft nicht zu übersehen. »Diese Szene, in der ich weine, war hart. Ich saß da, im Haus meines Bruders, arbeitete mit seiner Frau an diesem Film, und plötzlich kam alles raus. Ich habe fast eine halbe Stunde geheult – aber nur ein paar Sekunden verwendet.« Spätestens hier sollte jedem klar sein, dass »Mistaken For Strangers« zwar auch eine sehr erfolgreiche Band porträtiert, aber vor allem ein Film über zwei ungleiche Brüder ist – und nebenbei auch »Spinal Tap« huldigt, wo es geht. »Ich brauchte damals einen Job, Matt fragte mich, ob ich Assistent ihres Tourmanagers werden wolle und nebenbei für die Website ein paar Szenen drehen könne. Dass so was am Ende rauskommen würde, war keinem von uns klar.« Der Film, den sein Bruder treffend als »weird and beautiful« bezeichnet, erregte weit über The-National-Fankreise hinaus Aufsehen

und erreicht diesen Monat nun endlich unsere Arthouse-Kinolandschaft. So ganz glauben kann Tom das alles noch nicht: »Es fühlt sich seltsam an. Immer noch. Wir hatten eine harte Deadline, das Tribeca Film Festival, und nur deshalb wurde der Film fertig. Ich merke erst jetzt, wie viel ich von mir, meinen Schwächen, meinen Ängsten preisgegeben habe.« Auch auf die Frage, ob seine Berufsbezeichnung nun Regisseur sei, weiß er keine genaue Antwort. »Ich liebe Filme. Ich habe im College ein paar Horrorfilme gedreht. Aber ob ich Regisseur bin? Dokumentationen werde ich, glaube ich, nicht machen. Einen weiteren Horrorfilm könnte ich mir vorstellen. Viele Leute sagen mir gerade, ich sollte mehr vor der Kamera stehen – das ist eine neue Option, an die ich nie gedacht habe.« Kurz bevor unser Interview zu Ende ist, wehen die ersten Klänge des Soundchecks von The National herüber, die heute in der Zitadelle ein Konzert spielen. Toms Musik ist das nicht wirklich, was man schon an seinem Metal-Shirt erkennt. »Ich sage das völlig wertfrei. Ich habe großen Respekt vor der Musik und dem Erfolg von Matt und den Jungs. Aber ich kann mir ihre Musik nicht anhören. Sie ist so traurig und bringt mich dazu, in mich zu gehen. Das ist nicht gut für mich. Ich neige zu Depressionen, deshalb brauche ich Musik, die mich davon ablenkt. Ich liebe Iron Maiden und Judas Priest. Und Slayer. Musik, die wie ein guter Action-Film funktioniert.« Text: Daniel Koch / Foto: Mustafah Abdulaziz — »MISTAKEN FOR STRANGERS« (USA 2013; R: TOM BERNINGER; KINOSTART: 10.07.14)


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HEUTE

BODYCHECK

ED SHEERAN Wenn Ed Sheeran die Bühne betritt, werden Elfjährige von Kreischattacken geschüttelt. Gleichzeitig schafft er es, mit einem Song wie »I See Fire« erst Peter Jackson, dann den Drachen Smaug und später die Hobbit-Fanscharen für sich zu gewinnen. Elisabeth Haefs macht für uns den »Bodycheck« und traf den 23-Jährigen in Köln zum Interview.

Trotz zahlreicher Fans im Kindes- und Teenie-Alter flucht Ed Sheeran viel. »Niemand ist zu jung für Schimpfwörter, die hört man nun mal überall«, findet er. »Ich möchte aber nicht, dass meine Musik aufgrund eines Explicit-Stickers nicht an Leute herankommt, denen sie sonst gefallen würde.«

Ed Sheeran ist einer jener Songwriter, die in ihren Lyrics das Herz auf der Brust tragen, wie man im Englischen so sagt. Bestes Beispiel vom neuen Album »X«: ein Stück namens »I’m A Mess«. Bloßgestellt fühlt er sich jedoch nicht, wenn er diese Songs vor großem Publikum singt: »Es ist seltsam. Wenn ich so einen Text schreibe, fühlt er sich immer zu intim an. Aber sobald die Songs draußen auf einer Platte sind, gehören sie mir nicht mehr. Der Prozess des Aufnehmens lässt diese Intimität verblassen.«

Live bestreitet Ed Sheeran seine Konzerte meist solo und nur mit Gitarre. Seine Alben hingegen sind recht durchproduzierte Angelegenheiten: Auf »X« kamen gleich mehrere Starproduzenten zum Einsatz, unter anderem der unvermeidliche Pharrell Williams.

— ED SHEERAN »X« (EMI / UNIVERSAL)

Ed Sheeran wurde in der Schule wegen seiner Haarfarbe als »Ginger« gemobbt. »Ich glaube, da muss wohl jeder durch. Ich war ein seltsamer Junge, habe leicht gestottert, trug eine große Brille und hatte eben rote Haare. Aber heute bin ich ein erfolgreicher Popstar – warum sollte ich mich da beklagen?«

Seemannsbräute, Anker oder »Thug 4 Life«-Schriftzüge wird man auf Sheerans Armen nicht finden. Wohl aber das Wort »Prince« in großen Lettern, eine Referenz an die Serie »The Fresh Prince Of Bel-Air« und nicht an den Künstler gleichen Namens.

Abgehoben erscheint Ed Sheeran nur auf Fotos wie diesem. Sein Kumpel und musikalischer Wegbegleiter Passenger sagt über ihn: »Er ist einer der solidesten und ehrgeizigsten Menschen, die ich kenne.« Sheeran selbst erzählte dem amerikanischen Rolling Stone: »Ich bin zielorientierter, als die meisten Leute wahrscheinlich vermuten. Als ich sagte, dass ich im Madison Square Garden spielen möchte, hörte ich, ich sei größenwahnsinnig. Aber ich habe es gepackt. Und als ich sagte, dass ich vier Millionen Alben verkaufen will – obwohl es da gerade bei zweieinhalb Millionen stagnierte –, fuhr ich in die USA, schaffte es auf die Taylor-SwiftTour – und stellte sicher, dass es vier Millionen werden.«


Berlinale 

Bester Hauptdarsteller Bester Film

WIE HAST DU MICH GENANNT?

KLAXONS

Endlich mal eine Katze streicheln, bei der BBC kotzen und auf Marge Simpson abfahren? Über die Electro-Raverock-Briten mag man über die Jahre schon so einiges erfahren habe, hier kommen aber auf jeden Fall neue Erkenntnisse hinzu. Come in and find out.

W

as sollte man am besten nicht über die Klaxons wissen? Dass wir tatsächlich unsere Instrumente beherrschen. Früher haben wir uns immer punkmäßig damit gebrüstet, dass wir nichts draufhätten. Aber nach achteinhalb Jahren mit der Band können wir nun doch schon so einiges – und ich schäme mich nicht, als Beruf »Musiker« in meinem Pass stehen zu haben. Was kochst du, um jemanden beim ersten Date zu beeindrucken? Melanzane alla parmigiana. Das ist italienisch und fleischlos – es sichert sich gegen WeißmehlAllergiker genauso wie gegen Vegetarier ab. Außerdem ist es köstlich und ziemlich beeindruckend. Wann hast du das letzte Mal gekotzt und ­warum? Während einer Studio-Session bei der BBC. Wir kamen gerade von einer zweiwöchigen Tour heim, und ich hatte Fieber. Aber wir mussten hin, solche Sachen sind sehr wichtig. Und so kam es, dass ich zwischen zwei Gesangspassagen gekotzt habe. Sehr attraktiv ... Welches Tier würdet ihr gern mal streicheln? Eine Katze. Die sind leicht zu kriegen und sehr entspannte Tiere. Außerdem sind sie sehr sauber, das finde ich auch immer wichtig. Was hast du schon mal gestohlen? Als Kind habe ich mal eine Handvoll ZweiPence-Süßigkeiten geklaut, in der Summe machte das so um die 20 Pence. Glaubt es oder nicht, aber ich fühle mich noch heute schlecht deshalb. Welches popkulturelle Phänomen findest du öde? Mich nervt diese Debatte darüber, ob Bands am Ende sind und nun elektronische Musik an

ihre Stelle treten kann. Beides wird es immer, Abgrenzungen dahingehend immer weniger geben – und das ist doch auch gut so. Welche Stadt, die du schon mal bereist hast, fandest du scheiße? Lange Zeit habe ich Lissabon gehasst, weil ich dort als Jugendlicher mal ausgeraubt wurde. Mittlerweile allerdings bin ich etliche Male dort gewesen und mag es immer mehr. Ich fürchte, Lissabon ist nun eine meiner liebsten Städte. Welches Teil aus deinem Besitz hat kaum einen reellen Wert, würdest du aber nicht für eine Million abgeben? Mein Klavier. Es ist so inspirierend und hat mich noch nie im Stich gelassen. Für welche Schauspielerin hast du in deiner Jugend geschwärmt? Ich hielt Marge Simpson für extrem heiß – und sie ist es bis heute. Alterslos! Wer ist das bestangezogenste Bandmitglied, was trägt er? Simon. Er hat in seiner Schulzeit immer in Klamottenläden geshoppt. Er kommt bei den Klaxons immer damit durch, die verrücktesten Sachen zu tragen. Er ist unsere Lady Gaga. Was ist das schlimmste Vorurteil, das du noch nicht aufgegeben hast? Ist vielleicht kein Vorurteil, aber eine sehr schlechte Angewohnheit: Ich bin extrem ungeduldig. Das ist schon beschämend, denn es sollte eigentlich keine Hetze in diesem Leben geben. An welcher Zwangshandlung leidest du? Schokolade. Interview: Linus Volkmann — KLAXONS »LOVE FREQUENCY« (BECAUSE / WARNER) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR: AB 27.06.

FEUERWERK AM HELLLICHTEN TAGE EIN FILM VON DIAO YINAN

Vielleicht der stilsicherste Spielfilm, der seit den Hongkong-Melodramen eines Wong Kar-wai aus Asien nach Europa gelangt ist – ein weiteres Beispiel für die Kraft der chinesischen Kinematographie. F A Z

AB 24. JULI IM KINO

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HEUTE

FATBOY SLIM

DER BIG BATTLE OF THE FUSSBALLSONGS Norman Cook a.k.a. Fatboy Slim ist seit zwölf Jahren fester Teil der englischen Fußball-Nationalmann­schaft – als Weltmeisterschafts-DJ für die mitreisenden Fans. Die WM 2014 wird der Höhepunkt seiner Karriere, denn in Brasilien ist er noch bekannter als in seiner Heimat. Thorsten Schaar hat ihm vorab acht ausgewählte Fußball-Songs aus England und Deutschland vorgespielt.

W

enn die »Three Lions« ein großes Turnier spielen, wird Fatboy Slim vom nationalen Fußballverband als DJ für die Fans gebucht. Das war schon in Japan und Südkorea, in Portugal und zuletzt in Südafrika so. In diesem Sommer bestreitet der Mann aus Brighton so etwas wie ein Heimspiel: In Brasilien ist Fußballfan Fatboy bekannter als irgendwo sonst auf der Welt. Der frühere Housemartin legt dort regelmäßig vor Menschenmengen auf, die nicht einmal in das größte WM-Stadion passen würden. Nur konsequent also, dass er zur WM ausgewählte brasilianische Klassiker einer Gehirnwäsche unterzogen hat. Die Compilation »Fatboy Slim presents Bem Brasil« enthält genau die kontextsensitive Hinterlegemusik, von der alle Fernsehsender träumen. Bevor Neymar und Messi vermutlich weltweit zu seinen Beats einnetzen, haben wir Fatboy Slim zum Battle geladen. Unsere Paarung: ENGLAND VS. GERMANY.

SINGENDE FUSSBALLER

KEVIN KEEGAN »HEAD OVER HEELS IN LOVE« (1979) VS. MESUT ÖZIL & JAN DELAY »LARGE« (2010) »Head Over Heels« von Kevin Keegan ist in England völlig unbekannt. Er hat das Stück heimlich in Deutschland aufgenommen, während seiner Zeit beim HSV. Ich hatte die schlimmsten Befürchtungen, als ich von der Existenz hörte, muss aber zugeben, dass es gar nicht so schlecht ist. Zumindest, wenn man bedenkt, dass es in den End-Siebzigern entstanden ist. Ich habe


schon deutlich schlimmere Platten von Fußballern gehört. Keegan hat aber natürlich keine Chance gegen das HipHop-Stück von Mesut Özil. Dafür, dass auf Deutsch gerappt wird, hat es einen wirklich guten Flow. Deutsch ist eigentlich eine schwierige Sprache, um einen solchen Track aufzunehmen. Die verwendeten 103 bpm sind ein gutes Tempo für funky Musik. Und außerdem spielt Özil für Arsenal in der Premier League. Der Punkt geht an Deutschland. ENGLAND VS. GERMANY 0:1

WM-KLASSIKER

Song gehört habe. Die Band verwendet die schlimmstmöglichen nationalen Klischees. Für meinen Geschmack klingt der Text fast etwas rechtsradikal. Er enthält alle falschen Merkmale von Patriotismus. Ja, letztlich ist es ein tumber Fußball-Hooligan-Song von ein paar alten Männern, die sich als Punkrocker verkleidet haben. Mein erster Eindruck von Melanie Müller war auch deshalb: eindeutig mehr sexy als The Blood. Vielleicht sogar eine Spur zu sexy. So wie die Mädels angezogen sind, passen sie eigentlich besser zum »Eurovision Song Contest« als zu einer Fußball-WM. Das Lied ist, nun ja, melodischer, weniger aggressiv – und auf jeden Fall besser anzuschauen. Ein klarer Punkt für Deutschland. ENGLAND VS. GERMANY 1:2

KLUB-HYMNE NEW ORDER FEAT. JOHN BARNES »WORLD IN MOTION« (1990) VS. VILLAGE PEOPLE & DEUTSCHE NATIONALMANNSCHAFT »FAR AWAY IN AMERICA« (1994) »World In Motion« ist der zweitbeste englische Fußball-Song aller Zeiten, sehr funky. Es war ein Geniestreich, John Barnes einzubauen. Der beste Song? Natürlich »Three Lions«. New Order waren nie die ganz großen Fußballfans, aber es war damals eine große Chance, um bekannter zu werden. Wenn die Nation dich ruft, kannst du halt nicht »Nein« sagen. Es war zu einer Zeit, als von der englischen Mannschaft noch erwartet wurde, dass sie den Titel gewinnt. New Order – das ist auf jeden Fall cooler als Village People. Warum nur hat das deutsche Team das gemacht? Und warum singen sie Englisch? Das einzig Positive, was man über dieses Stück sagen kann, ist, dass sie mit schwulen Musikern zusammengearbeitet haben. Jede deutsche Band wäre allerdings besser geeignet gewesen. Mein Favorit für einen deutschen WM-Song sind Die Toten Hosen. Wie auch immer: Punkt für England. ENGLAND VS. GERMANY 1:1

WM-SONG 2014

SUGGS FEAT. THE CHELSEA TEAM »BLUE DAY« (1997) VS. FC BAYERN MÜNCHEN »JINGLE BELLS« (2013) Suggs hat einen perfekten Text geschrieben, der die Quintessenz des englischen Fußballs abbildet. Er erzählt nachvollziehbar, was es für ihn heißt, Chelsea-Fan zu sein. Er macht es so gut, dass »Blue Day« gar nicht wie ein Fußballlied wirkt, sondern wie ein richtiges. Umso schlechter ist der grauenhafte Gesangsversuch der Bayern. Sie sind komplett aus dem Takt, setzen zum falschen Zeitpunkt ein – und manche Spieler scheinen kein Wort zu verstehen. Sie schauen auch nicht aus, als wären sie glücklich, in dem Chor dabei zu sein. Ich kann nur hoffen, dass das für einen guten Zweck war. Zum Weltruhm von Bayern München hat es jedenfalls nicht beigetragen. Ich wollte unbedingt Arjen Robben singen sehen, musste aber nach einer Minute abbrechen, weil ich es nicht mehr ertragen habe. Punkt für England. ENGLAND VS. GERMANY 2:2

FATBOY SLIM THE BLOOD »CHORUS OF LEGENDS« VS. MELANIE MÜLLER »DEUTSCHLAND SCHIESST EIN TOR!« Es hat mich überhaupt nicht stolz gemacht, Engländer zu sein, als ich unseren WM-

»Wir haben also ein 2:2-Unentschieden, was heißt: Das Duell geht ins Elfmeterschießen. Und wir wissen alle genau, wie das ausgeht, wenn England gegen Deutschland Elfmeter schießen muss.« ENGLAND VS. GERMANY 2:3 n. E.


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SCHATZPARADE

DINGE, DIE DICH WOLLEN

Hipster-Fachgeschäft REWE? Warum nicht! Da lacht die Postmoderne, und der »Schatzparade«-Fan freue sich über iGums von Trolli. Styler-Gummibärchen, aus denen man »WTF« basteln kann. Oder sich einfach gleich ein köstliches Emoticon in giftiger Farbe einbauen. € 1,29

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@ SUPERBUDE ST. PAULI, HAMBURG 19. & 20. SEPTEMBER 2014 IM BETT MIT ...

JUPITER JONES Der Song »Still« ihres letzten Albums markierte 2011 den Durchbruch der Exil-Eifel-Boys – und auch nach ihrer neuen Platte letztes Jahr ging es hoch her. Zuletzt aber schlechte Nachrichten: Sänger Nicholas musste wegen seiner Angststörung aus gesundheitlichen Gründen die Band verlassen, mit Sven Lauer (Ex-Caracho) wurde bereits ein Nachfolger präsentiert. Wir möchten Nicholas (rechts) an dieser Stelle unbedingt noch mal huldigen, haben zum Glück bis dato unveröffentlichtes Material im Bett mit ihm. Und haben für immer seine Songzeilen auf den Lippen: »Hallo Angst, Du Arschloch!« Jetzt aber: Decke hoch! Nicholas: Andreas, wann hast du denn das letzte Mal mit einem Bein aus dem Bett geschlafen, um den Karussell-Effekt abzuschalten? Andreas: Nur paar Tage her ehrlich gesagt. Zu einem guten Essen habe ich ein Gläschen Wein und ein halbes Glas Bier getrunken – und nachts habe ich kaum die Matratze gefunden. Nicholas: Du warst doch auch bei diesem ominösen Essen dabei, Sascha. Wie erging es dir? Sascha: Ich war ganz brav und schon um halb zwei im Bett, während Andreas ja unbedingt bis fünf Uhr morgens weitertrinken wollte. Andreas: [stöhnt] Sascha: Aber Bein aus dem Bett brächte bei mir eh nichts mehr, ich muss mich betrunken immer in die Hock- beziehungsweise Hündchenstellung begeben.

Andreas: Apropos Tiere, wie wachst du auf? Sascha: Meistens tapst meine Hündin morgens so gegen fünf zu mir ans Bett – und starrt mich so lange an, bis ich davon aufwache. Dann lasse ich sie rein. Andreas: Wohlerzogen! Sascha: Ja, sie wartet auf die Erlaubnis – und bis dahin starrt sie mich halt an wie ein Monster aus einem Psychohorrorfilm. Foto und Text: Katrin Bpunkt

2x3 SUPER ACTS, SUPER BUDE, SUPER INTIM!

— JUPITER JONES »DAS GEGENTEIL VON ALLEM« (FOUR MUSIC / SONY)

Live-Version im Bett von »Rennen und Stolpern« hinter diesem QR-Code

»... ICH WILL JA NICHT SCHLECHT ÜBER ANDERE LÄNDER SPRECHEN. ABER ES IST ZUM KOTZEN, WENN ES KEIN VEGANES ESSEN GIBT – JA, GENAU, PORTUGAL UND FRANKREICH, ICH SCHAUE IN EURE RICHTUNG.« Dennis Lyxzén (INVSN, Ex-Refused) auf die Frage, welches Reiseland er nicht empfehlen könne. Viel mehr Urlaubsgeschichten von ihm, Lily Allen, Sleaford Mods, Madsen und vielen anderen unter www.intro.de/ferienlager

Gerne wieder: auch dieses Jahr laden wir im Rahmen des Reeperbahn Festivals zu zwei intimen Nachmittagen in die »Rockstarsuite« der Superbude St. Pauli. Die Tickets gibt es nur zu gewinnen! LineUp und Infos in Kürze hier: intro.de/superintim

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TOP 7 REVEREND »Hochwürden, die Messdiener sind da!« Auf Deutsch scheint Hochwürden nicht erste Wahl, wenn es darum geht, die eigene Band zu benennen. Auf Englisch macht es aber einiges her. Wir haben in der Redaktionsrunde die heißesten Pastoren ausgewählt. Amen! 01 Reverend And The Makers (Indie, Sheffield) 02 Reverend Beat-Man (Blues-Trash, Bern) 03 The Reverend Horton Heat (Psychobilly, Dallas) 04 Reverend Dabler a.k.a. Reverend Ch.D. (Musik-Allroundgenie, Berlin)

BITTE BLEIBEN SIE MIT GESUND! MANDO DIAO Was war die schlimmste Krankheit, die je bei Mando Diao wütete? Wir hatten zu Anfang unserer Karriere eine eigene Tourkrankheit entwickelt: Fieber, Kotzen, Schüttelfrost. Wir bekamen sie immer gleichzeitig zum Tourstart. Es war wohl so ein Immunding, man musste sich erst an die neuen Bedingungen gewöhnen. Wie wenn man als Kind in den Kindergarten kommt – und auch sofort krank wird. Ungewohnte Keimumgebung! Mittlerweile sind wir akklimatisiert, und es tritt nicht mehr auf. Wie habt ihr das damals behandelt? Also ich habe immer wirklich sehr sehr viel Musik gehört, wenn ich krank war. Auf welche Medikamente schwörst du – auch abseits einer konkreten Erkrankung? Lemsip. Mit heißem Wasser aufgießen, beinhaltet einige Antigrippe-Wirkstoffe. Besser als Tee! Wie begegnet ihr den Tour-Erkältungen? Ach, was soll man schon tun? Du spielst einfach trotzdem. Du schwitzt auf der Bühne viel von dem Scheiß gleich wieder aus. Und wenn es auf die Stimme zieht? Dann muss der Doktor gerufen werden. Mit einer großen Kortisonspritze. Hat Freddie Mercury auch immer gemacht. Aber der hatte ja noch mehr, noch höhere Töne zu treffen. Ich würde mich gerne mehr dopen, aber andererseits will man auch nicht enden wie Michael Jackson.

Liebe gebeutelte Schweden, Fieber, Kotzen und Schüttelfrost ... Ohne weitere Symptome sehen Sie Doc Intro ratlos. Aber keine Bange, so ein kleiner bakterieller oder viraler Magen-Darm-Infekt, welcher es vermutlich gewesen ist, bringt hartgesottene Neo-Rocker ja nicht um. Aber da gute Medizin zum großen Teil auf Prävention basiert, gibt es heute ein paar kostenlose Ratschläge zur Schonung der Stimme. Natürlich sollten unter keinen Umständen Alkoholika und Rauchwaren konsumiert werden, weichen Sie als Schwede lieber auf Snus aus. Den Groupies versaute Dinge ins Ohr zu flüstern sollte ebenfalls tunlichst unterlassen werden. Flüstern strengt die Stimmbänder sehr an, also einfach den versauten Kram laut sagen. Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr sollte geachtet werden, am besten Wasser oder Kräutertee. Tipp: Umgefüllt in eine Whiskey- oder Wodka-Flasche, steigern die Flüssigkeiten sogar noch das Rocker-Image auf der Bühne. Krächzt es doch mal aus der Röhre (und ich meine nicht die enge Jeans), hilft die Inhalation von Wasserdampf oder milder Salzlösung. Vielleicht könnte hierfür die Nebelmaschine umfunktioniert werden. Weiß Ihr Leibarzt, Doc Intro — MANDO DIAO »ÆLITA« (VERTIGO / UNIVERSAL) — AUF TOUR VOM 15. BIS 28.11.

05 Reverend Schulzz (Songwriter, Hanau) 06 Reverend Bizarre (Doom Metal, Turku, Finnland) 07 Reverend Lovejoy (Pfarrer, Springfield)

MAKING OF ... DAS TITELBILD MIT DEN BEATSTEAKS Wer nur das finale Produkt, sprich das Heft sieht, der ahnt gar nicht, welche verrückten Ideen stets hinter einer Intro-Ausgabe stecken. Aktuell befeuerte die Idee einer motivischen Urlaubsanmutung unsere Bildredakteurin Frederike Wetzels derart, dass sie aufwendige Skizzen anfertigte. Auf dass die Beatsteaks sich beim Cover-Shooting von ihrer Fantasie leiten lassen. So begeistert wir vom Endergebnis dieses Titels sind, so sehr feiern wir aber auch das erste Scribble. Und möchten es an dieser Stelle mit euch teilen.


KRATZEN & BEISSEN LARS FLEISCHMANN GEGEN »GAME OF THRONES« Jon Snow, die Mauer, die White Walker, die Wölfe, die Drachen, Sex und Peter Dinklage. Serienfans all over the world baden in »Game Of Thrones«. Doch Lars Fleischmann spuckt in eure lauwarme Wanne der Fantasy-Begeisterung. Das gibt Ärger!

I

ch habe noch keine Folge »Game Of Thrones« geschaut – »Schockschwerenot, wie kann er nur«. Und genau dieser Schock reizt mich wie Tränengas. Die Überpräsenz dieser Serie, die wahrscheinlich sogar interessant und spannend sein mag, ist kaum noch auszuhalten – und gleichzeitig offensichtlich irrational. Wenn man Serien schaut, aber nicht die Neigung hat, »addicted« zu sein, dann ist man bei »Thronern« schon unten durch. Überhaupt eine solche Selbstbezeichnung ist ein brutaler Akt am menschlichen Verstand, andere – noch verblödetere – Neologismen folgen nun: »Thronest du schon oder ...«, »Montag ist Thronetag« und »unithrono« sind nur die Highlights der letzten Jahre. Es gibt kein Entfliehen: Im Supermarkt ist mittlerweile jedes fünfte Gespräch auf »GOT« bezogen, Kulturteile reißen nicht mit Buchbesprechungen auf, sondern mit der »Red Wedding« (die man nicht

gesehen haben musste, um spätestens drei Gespräche später zu wissen, dass es ein krasses Massaker gewesen sein muss; WOW!), und der Freundeskreis splittert auf, da der eine Teil nur noch über »GOT« reden möchte und der andere Teil was anderes vorhat, zum Beispiel Schwimmen gehen. Menschen, die ich hoch schätze, fangen Sätze an mit »Klar werden hier homophobe, rassistische Stereotypen ...«, SORRY, aber ab jetzt höre ich nicht mehr zu. Die viel gepriesene realistische Darstellung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen (in unserer Welt) taugt doch nichts, solange sie in irgendeiner mittelalterlichen Fantasy-Welt spielt – »The Wire« zum Beispiel hat das auf unser Jetzt bezogen – und nicht mehr in der Realität besprochen wird. Dafür öffnet der vernunftbegabte Mensch die Zeitung oder unterhält sich mit den übrigen Freunden; zum Beispiel im nächsten Freibad.

WIR EMPFEHLEN ALL DIES HÖREN UND SCHAUEN UND TRAGEN WIR IM JULI UND AUGUST: CRUMPLER BAG »LIGHT DELIGHT TRAVEL MESH« WASSERFESTES REISEETUI MIT FÄCHERN FÜR AUSWEISE, KARTEN U. V. M.

ALEJANDRO FERNÁNDEZ ALMENDRAS »TO KILL A MAN – RACHE IST BITTER« DVD/BD – PIERROT LEFOU / AL!VE

BEATSTEAKS »BEATSTEAKS« CD – WARNER

FINK »HARD BELIEVER« CD – R’COUP’D / ROUGH TRADE

HOW TO DRESS WELL »WHAT IS THIS HEART?« CD – DOMINO / GOODTOGO

JEAN-MARC VALLÉE »DALLAS BUYERS CLUB« DVD/BD – ASCOT ELITE

JIM JARMUSCH »ONLY LOVERS LEFT ALIVE« DVD/BD – PANDORA / AL!VE

JUPITER JONES »GLORY GLORY HALLELUJAH« 2CD+DVD – FOUR MUSIC

LILYHAMMER »DIE KOMPLETTE ZWEITE STAFFEL« DVD/BD – STUDIOCANAL

PATRIK SYVERSEN »HELLFJORD« DVD/BD – POLYBAND

PEACHES »DOES HERSELF« DVD/BD – CAPELIGHT / AL!VE

RICHARD LESTER »THE BEATLES – A HARD DAY’S NIGHT« DVD/BD – KOCH MEDIA

ZWEI WIE IHR DIE DÜRFEN SICH NIE VERLIEREN

Nicolas Cage (Hollywood)

Linus Volkmann (Köln)

THE ACID »LIMINAL« CD – INFECTIOUS / PIAS / ROUGH TRADE

ALLE EMPFEHLUNGEN GIBT ES AUCH ALS ABOPRÄMIE. SIEHE SEITE 7.


036

HEUTE

»TOTAL HIPSTER«

FINK

Finks neues Album »Hard Believer« sollte »größer« klingen – und tut es auch. Wie das gelungen ist, warum er neuerdings in Berlin wohnt, warum er sich gerade »total Hipster« fühlt und wieso er Wiz Khalifa nicht vergessen kann, verriet er im Interview.

F

inian Paul Greenall alias Fink fühlt sich erkennbar wohl hier im Soho Haus in Berlin. Was weniger am Soho Haus als an Berlin liegt. Der in Bristol aufgewachsene Ex-DJ, Produzent, Songwriter und Bandleader hat – wie so viele vor ihm – Berlin als neuen Wohnort gewählt. Bequem macht es sich der Sänger, wenn er nicht gerade Interviews in Mitte gibt, am liebsten in der Kreuzberger Bar Franken, checkt dort nachts seine Mails und trinkt Bier. »Ich hätte so gern ein T-Shirt von denen, aber traue mich nicht zu fragen. Das würde so touristisch wirken.« Dass er auch so der Inbegriff eines berühmten Hass-Objektes ist, weiß Fink: »Ich bin gerade frisch hier, total Hipster, Sänger in einer Band ... Ist es nicht furchtbar?!« In Clubs wurde er schon angepöbelt, weil er mit seinem aktuellen Hipster-Bart schon so alt aussieht. »Aber ich steh da drüber. Schließlich bin ich nur wegen der Musik hier.« Womit er in erster Linie die elektronische Musik meint, die ihn noch immer liebt. Auf die Frage nach deutschen Bands fallen ihm dann auch nur die obligatorischen Kraftwerk ein. Scooter kennt er auch. »Wiz Khalifa als rappender Busen – dieses Bild krieg ich nicht mehr aus dem Kopf«. Auf das neue Album seiner Band – und auf dieses Wort legt er großen Wert, denn »Fink

ist eine Band und das hört man auf dem Album« – hatte Berlin nur insofern Einfluss, als dass er einige der Songs dafür hier geschrieben hat. Aufgenommen wurde »Hard Believer« in den Sound Factory Studios in Hollywood. Die hypnotischen Loops und Rhythmen, die am ehesten an seine DJ-Vergangenheit und Liebe zum Techno erinnern, sind darauf noch präsent. Aber Fink traut sich auch in neue Gefilde, versucht sich gar am Blues. Producer Billy Bush hat derweil Gefallen daran gefunden, in jedem Song mindestens einmal das einzubauen, was man in Fink’schen Maßstäben wohl als eine »wall of sound« bezeichnen könnte. »Die Songs sollten größer klingen.« Textlich geht es gewohnt intensiv um die Probleme einer, seiner Langzeitbeziehung. Im Song »Looking Too Closely« fordert er eine Person auf, doch bitte nicht so genau hinzuhören: »This is a song about somebody else / You don’t wanna hurt yourself / By looking too closely.« Gut, dass seine Frau seine Musik nicht hört, wie er zugibt. Das könnte sonst weh tun. Text: Madleen Kamrath Foto: Tommy N. Lance — FINK »HARD BELIEVER« (R’COUP’D / ROUGH TRADE / VÖ 11.07.14) — AUF TOUR AB 04.07.

ZWEI WIE IHR DIE DÜRFEN SICH NIE VERLIEREN

Phil Collins (Genesis)

Bob Mould (Hüsker Dü)


20 Jahre NATURE ONE – 20 Jahre grenzenloses Wir-Gefühl.

DASDING Plattenlegerzelt Stuttgart Masters of Hardcore NL Abstract/Butan/Lehmann Koblenz/Wuppertal/Stuttgart Dirty Workz & Friends BE Tunnel - Underground Rules! Hamburg Hexenhouse/Heaven & Hill Bocholt/Neukirchen-Vluyn Hardcore Gladiators Bochum airport/Abfahrt/dancefield Würzburg/Köln HeavensGate Herne Kanzlernacht/Kiddaz/Arena Club Berlin Acid Wars & Fusion Club Gelsenkirchen/Münster e-Lake/Globalux LU Stammheim vs. A.R.M. Kassel Vogue Club Koblenz USB - The Hardtechno Family Frankfurt WePLAY & BUCK ROGERS Köln/Fürstenfeldbruck PLAY! Köln Day & Night Festival Stuttgart CLUBS:

01. 03.08.14 03 .08.14 RAKETENBASIS PYDNA

FREITAG: Axwell Stockholm Sven Väth London Carl Cox London Markus Schulz Florida Len Faki Berlin Danny Avila Madrid Tocadisco Rio de Janeiro AKA AKA feat. Thalstroem LIVE Berlin Alle Farben Berlin Torsten Kanzler Berlin Deniz Koyu Ruhr-Area The Advent & Industrialyzer LIVE London/Lissabon Butch Mainz Kastellaun/Hunsrück • Fr. 20 - 06 Uhr • Sa. 18 - 09 Uhr Oliver Schories LIVE HH Stefan Dabruck FFM Mark’Oh Ruhr-Area Camping ab Do.10 Uhr • Mixery-Opening 20 Uhr Nico Pusch Rostock Hardsequencer Berlin Linus Quick LIVE Regensburg CLUB-LINEUP: Klaudia Gawlas, Angerfist, Robin Schulz, Korsakoff, Marco Bailey, Cristian Varela, Tocadisco, Outblast, FAUL & Wad Ad, Da Tweekaz, Noize Suppressor, Tanith Berlin Venom One London Raphael Dincsoy Stuttgart Butch, Tha Playah, Torsten Kanzler, Brian Sanhaji (live), Sven Wittekind (live), Eric Sneo, A.Paul, Nosferatu, Josh & Wesz, Peer Kusiv, Niereich vs. Hackler & Kuch, Outlander, Para-Dizer LIVE Essen Andy Düx Mainz Sebästschen Darmstadt

SAMSTAG: Paul van Dyk Berlin ATB Bochum Chris Liebing Frankfurt Moonbootica Hamburg Ferry Corsten Rotterdam Klaudia Gawlas Passau Moguai Ruhr-Area Robin Schulz LIVE Osnabrück Faul & Wad Ad Paris Felix Kröcher Frankfurt TWOLOUD World Marco Bailey Brüssel Charly Lownoise & Mental Theo Amsterdam Jorn van Deynhoven Amsterdam Dominik Eulberg Bonn Kölsch Kopenhagen DBN feat. Cosmo Klein Hamburg/Berlin Beltek Ljubljana Brian Sanhaji LIVE Frankfurt Black Asteroid LIVE New York Peer Kusiv LIVE Kiel Perc London Pfirter Barcelona AnGy KoRe Rom Ilsa Gold LIVE Wien Holgi Star Berlin Hooligan Ruhr-Area Pappenheimer Würzburg DJ Dag Frankfurt Rey & Kjavik Frankfurt Skai Frankfurt Ravers Nature LIVE La Monza Oliver Bondzio Köln Pink Panda London Roland Casper Köln Jens Mahlstedt Hamburg Steve L Bonn NatureOne Inc. LIVE

BMG (live), Neilio, DBN, Stefan Dabruck, Kerstin Eden, Nico Pusch, Maarten de Jong, Jorn van Deynhoven, Ben Nicky, DaY-már, Hanne & Lore, In-Phase, Soundfreakerz, Phil Fuldner, Bass-D, Akira, Counterfeit, T-Junction & Rudeboy, Meagashira, Crossfiyah, Nitrogenetics, Decipher & Shinra, Predator, Re-Style, Dyprax, Negative A, Vince, Marky, Bodyshock, Backfire, MC Tha Watcher, MC Syco, Dr. Rude, Pappenheimer, The Brutal and Sadistic Show aka Minupren vs. Stormtrooper, Viper XXL, Da Hool, Dave 202, Raphael Dincsoy, Playboyz, Arkus P. (live), O.B.I., Holgi Star, Sutter Cane, Norman, Sub Zero Project, Pierre Deutschmann, Ben Anders, Stigmata (live), Unlisted, Falko Niestolik, Frank Kvitta, Sutura, Mike Maaß, Tensor & Re-Direction, Masters of Noise, ElectronMike, Tiger & Dragon, Broombeck, Jay Frog, Marc Miroir, Sebastian Gnewkow, Man at Arms, Dalora, Quitara, EBE Company, THORAX (live), Boris S. (live), Fisherman & Hawkins, Fabio XB, James Dymond, KEN GEE, Extravagance SL, Venom One, Corti Organ, Mark Landragin b2b Alex Hancock, Sun & Set, Robert Mint, Chris Low, DuKa, Neil Moore, SOUNOM & Sagou, Newman, Evensloped (live), Der Schmeisser, Julian Theis, Stereoselect, Basti Fabel, Bukez Finezt, Nogata, Hi Radiation, Jaycut, Kolt Siewerts, Dreadmaul, Void, Submarine, Bootleg, Chris Rye, Maxington, Gourski, Kurtis Flow, Chris C.K., Grasp, Rascal MC, Waldhaus (live), Andy B. Jones, DJ Sonic, Jonathann Cast (live), Stephan Hinz, DGeorge, Jan Hanke, Chris Hirose, Marius Lehnert, David Phillips, Chris Sonaxx, DGS, Mike Menudo, W&P, Harry Nash & Edy Eiler, Jan Blumingdale, Lunatix, A Free Mind, Frischvergiftung, Sorgenkint, Wanja & Crotekk (live), Elmar Strathe, Noisecult, Inner Heat, Lowriderz, Def Toys, Pat B, Neroz, Goliath, Stereotuners, Desnar, D-Liciouz, Sounic, Sephyx, Sledge, Miss Puss, MC DL, Jon Asher, Michael Kruck, Philipp Dengler, 2Junxion, Lukash Andego, Dave Ryder, ACiDC, Oelig, Lunatic & Japz, Divouse AM, Mechanic Freakz, Da Hunter, The Incredible Papst, Benjamin R., Deerk Hollaender, Philipp Ruhmhardt, Sandro Marques, Mark Netty, Fränky de Reuter, Mous-Teec & Mister San, Eastone, Ionic, Marco Rota & Joe Roder, Jeymore, Mauricio Morkun, Pikay & Jihay, Waztoo, AL-x, Yenn, Deck & Dance, Sav, A2A, Brockman & Basti M, Dan Racoon, Danielle Diaz, Djane NIC, Dohr & Mangold, Jean Elan, Kid Chris, Stil & Bense, Switch Off, Marc Alexa, Danny Reebo & Mike more (live), Rex Kramer, Daniel R., Nykk, Mark Tourneuer, Jonas Rech, Ninito, Acid Fonic, A-Brothers, Andi Teller, Jörg Ringleb, Falk, Tora vs. Xano, Prouder, JulieZ vs. Rob L., Marc Wall.E, Nico Rush vs. Alex2K, Andrew Barclay, Mechanic Freakz, Dan-G, Adam Keen & Dirtywell, Chris de Car, Patrick Patterson, Joe Kenobi, Mimalogic, Semixx, Miss T, Simoné, GinaG, Dommy Dean, Dave Replay, Simon Phinixx, Ben Gala, Ioannis Mihailidis, Sonky, Daniel Klein, G-Style Brothers, The Pressurehead, D-Ceptor & Newstyler, DJ Ron, Mechanical Animal, Paranoid, Brawler & Striker, The Vinylraider, Distiller feat. User F7, Projekt, Devil2K, Sonic-D, MC Buddha & MC H, DJ Dean, DJ Steve X, DJ Delude, Accuface, DeeJane Kim, Patrick Bunton, DJ Corehead, DJane Sounic, DJ Da-Vi-Do, DJ Maniac, The Patriotz, DJ Cyre, Chris Deelay, DJ Trust C, DJ Texx, DJ Inside Visage, DJ_NeXXuS, DJ P-Bass, DJ Sven E, DJ Merlin, Znipe, Dr. Xclusive, Elematic (live), Jonas Saalbach (live), Urbano, Chris Kleinmann, SoKooL, Alexander Weinstein, Mirco Niemeier, Primetim, Rogerio Animal, Tony Casanova b2b Marius Hörsturz, Kaldera, Giuseppe Castani, Linda Pearl vs. Nadine Coalyard, Jan Fleck (live), Men vs. Maschine aka Mark Mayu & Marco Stylez, LizarD, Stefan Senk, N&M‘s aka Greg Notill vs. Monster Mush, Psytekk vs. D.G.C., DJ G4bby, Hinz & Ruhmhardt, Akkira, The Airwolf, DJ Vivid, DJ Doom

www.nature-one.de


AUSLISTEN WAS FREUT FANS BEI EINEM KONZERT AM MEISTEN? Geordnet von keiner bis zu sehr großer Freude Sommerzeit – Urlaubszeit. Doch damit einhergehende Reisen sind natürlich immer arg teuer. Da hilft bei uns rasenden Pop-Journalisten gern der Spesen-Trip weiter. Dabei aber dennoch den Redaktions-Etat schonen? Na, ist doch Ehrensache. Knutsch, knutsch!

10 »Das war unser letzter Song«

04 Hits

09 Bier aus Plastikbechern

03 Zugabe

08 Die Preise für das Merch

02 Wenn der Sänger den Namen der Stadt erwähnt

07 Die Vorband 06 »Jetzt mal ein neuer Song« 05 alte Songs

01 Wenn der Sänger versucht, Deutsch zu sprechen Zusammengestellt von Peter Wittkamp

HUNDNASE Als Objekt humoristischer Betrachtungen bleibt der Hund ungemein beliebt. Der Pointen-Lieferant folgt im ewigen Gag-Ranking vermutlich kurz nach der berühmten Torte im Gesicht. Doch so liebevoll verschwurbelt wie im Buch »Fröhliche Hundegeschichten« von Ex-Titanic-Chefredakteur Leo Fischer wurde sein Dasein wohl noch nicht bespiegelt. Unterstützt von zahlreichen Illus, versammelt Fischer hier kleine Hundefantasien mit Stargästen wie Schopenhauer, Sokrates oder Freud. Kurzweilig, blumig und bellend süß.

Foto: Michal O’Neal

— LEO FISCHER »FRÖHLICHE HUNDEGESCHICHTEN. ILLUSTRIERT VON LEONARD RIEGEL« (EICHBORN)

Nils Frahm »Spaces«

koelner-philharmonie.de 0221 280 280

Donnerstag 25.09.2014 20:00


MUSIK IST SCHEISSE

PHANTOGRAM Urban und elegisch: Die New Yorker SoundMelancholiker Phantogram vermählen auf ihrem neuen Album »Voices« Synth-Pop und Shoegaze und sehen sich selbst zwischen Portishead und Interpol. Sarah Bartel und Josh Carter sprachen mit uns im Kölner Luxor allerdings über ganz andere Musik – und zwar über schlechte. Welchen eurer eigenen Songs könnt ihr nicht mehr hören? S: Alle – wir hören uns wirklich nie unseren eigenen Kram an. Natürlich, die Sachen, an denen wir gerade arbeiten, schon. Alles andere spielen wir ja eh quasi jede Nacht. Der Klang welches Instruments macht euch wahnsinnig? S: Ich hasse Saxofon-Solos, und noch mehr hasse ich, dass sie zurück sind. J: Ich mag den Klang von ChorusEffekten auf der E-Gitarre nicht. Seid ehrlich – welchen Job hättet ihr lieber als den eines Musikers? S: Ich würde gerne für eine Comedy-Show arbeiten. J: Ich würde lieber tagaus, tagein skateboarden. — PHANTOGRAM »VOICES« (REPUBLIC / CAROLINE / UNIVERSAL) — AUF TOUR VOM 14. BIS 15.07.

Ihr wollt dabei sein?

Desperados verlost 1 × 2 Karten! Einfach bis zum

Desperados wünscht Euch viel Glück!

/desperados

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

09.07.2014 eine E-Mail mit dem Betreff Desperados auf dem MELT! an verlosung@intro.de senden* und mitfeiern.

*

Welches ist ohne Zweifel das schlechteste Album, das ihr in eurer Sammlung finden könnt? Sarah: In meiner Sammlung verstecken sich einige heimliche Laster, für die ich mich aber nicht wirklich schäme. Wenn ich Lust auf Miley Cyrus habe, höre ich mir den Song auch an. Bei welchem Song schaltet ihr augenblicklich das Radio aus? Josh: I hasse diesen einen Song von Chumbawamba: »Tubthumping«. Ich hasse ihn wirklich! Welches Albumcover findet ihr so richtig hässlich? J: Das Cover des neuesten MGMTAlbums ist mit Abstand das Dümmste, was ich seit Langem gesehen habe. Aber: Ich bin mir sicher, die Jungs von MGMT haben das mit Absicht gemacht. Ich mag die beiden, und ich mag ihre Musik. Welches wichtige oder einflussreiche Album könnt ihr nicht leiden? J: Ich verstehe, wieso Leute auf Prince abfahren – aber ist nur absolut nicht meine Tasse Tee.


040

HEUTE

WER WIR SIND CATS MALKY ON TREES

ALTE SAU

Herkunft Leipzig Genre Soul-Pop Mitglieder 2 Besondere Vorkommnisse Der verträumte Boy mit der großen Stimme setzt optisch nicht auf Patina, sondern auf die aktuellen HipsterCodes. So wird sein Merch von der Potenz des Dreiecks geschmückt: dem Diamanten. Aktuelles Album »Soon« (Eighty Days / Rough Trade / VÖ 27.06.14)

Herkunft Toulouse Genre Electropop Mitglieder 2 Besondere Vorkommnisse Das Duo freut sich an dem Stern von französischem Pop, der gerade so hell scheint mit Phoenix, M83 oder auch Daft Punk – und hofft, diesem High in seiner Generation nun auch etwas hinzufügen zu können. Aktuelles Album »Cats On Trees« (Four Music / Sony / VÖ 22.08.14)

Herkunft Hamburg Genre Dorniger Orgel-Punk Mitglieder 3 Besondere Vorkommnisse Jens Rachut gibt nicht so gern Interviews. Im Intro #152 bekamen wir dennoch schon mal eins der seltenen Gespräche ab. Damals fiel u.a. der legendäre Satz zum Interviewer: »Du fängst dir gleich eine!« Aktuelles Album »Alte Sau« (Major Label / Broken Silence)

In deinen Songs kann man den Soul von Sam Cooke als Einfluss raushören. Wo siehst du selbst deine Wurzeln? Ich bin natürlich sehr gesangsfixiert, was Musik angeht. Und da gibt es nur zwei große Schulen für mich: einmal den Soul eines Sam Cooke und die stolzen, klaren Stimmen der bulgarischen Folklore, wie man sie zum Beispiel bei Le Mystère Des Voix Bulgares oder Trio Bulgarka bewundern darf. Wie siehst du deinen Wohnort Leipzig – noch ein Freiraumparadies für Künstler oder doch schon »Hypezig«? Leipzig ist schön und günstig. Was braucht man mehr als kreativer Mensch? Wenn alle coolen Berliner nach Leipzig gezogen sind, ziehe ich vielleicht nach Berlin. Das Bulgarische deines Namens, welche Rolle spielt das für dich? Welche Ansage schwingt da mit? Ich sage immer und überall, dass ich Bulgare bin. Ich kenne Bulgaren, die würden das am liebsten geheim halten. Kein Wunder bei der Korruption und Kriminalität, die es dort auch gibt. Aber ich erdenke mir ein anderes Bulgarien in meinem Kopf. Ich stelle mir vor, wie es irgendwann das Jamaika Europas wird und sein ganzes kulturelles Potenzial auf die Welt ausgießt. Und wie wir alle stolze Euro-Jamaikaner sein werden.

In eurer Heimat Frankreich ist das Album schon vor einem Jahr erschienen, jetzt kommt es auch in Deutschland und noch etlichen anderen europäischen Ländern raus. Ist das spannend für euch, oder seid ihr mit den Gedanken schon längst woanders? Klar ist das aufregend. Dass wir mit unserer Musik jetzt so viele Grenzen überschreiten. Jedes Land ist anders. Mein Vater war Deutscher, und ich bin daher besonders stolz darauf, demnächst in dem Land zu spielen, in dem er geboren wurde. Arbeitet ihr bereits an neuen Sachen? Also unter uns: Wenn das Album nicht letztlich hätte erscheinen sollen, würde ich immer noch an den Songs arbeiten. Es fällt mir so schwer, loszulassen. Denn Stücke ändern sich immer wieder – und sei es nur der eigenen Stimmung geschuldet. So habe ich aber immerhin die Konzerte. Da kann ich an der Musik immer noch weiter rumschrauben. Wie schreibt ihr eure Stücke? Hat jeder seine Rolle, oder passiert immer wieder alles nach Lust und Laune anders? Unsere einzige Regel beim Songwriting ist: Es gibt keine Regeln. Wir müssen uns da über nichts verständigen, es passiert überall, zu jeder Zeit. Manchmal singt Yohan im Schlaf, manchmal komponiere ich unter den kritischen Augen meiner Katze.

Erste Frage: Wie geht’s euch? Allen drei geht’s grade scheiße. Mitunter haben Rachut-Bandkonstellationen doch personelle Überschneidungen. Alte Sau wirkt dahingehend ziemlich outstanding. Es gibt ja schon Überschneidungen: Rebecca Oehms spielt bei N.R.F.B. Sie bastelt aber auch schon seit Ewigkeiten mit Raoul Doré im Keller an eigenen Songs herum – die beiden kennen sich aus diversen anderen Kellerbands: Amtrak, Brustkrebs, Die Charts. Letzten Sommer stolperte dann Jens Rachut die Kellertreppe herunter mit einem angefahrenen Keiler auf dem Rücken, um ihn da zu verstecken. Alles voller Blut. Er fand’s sofort geil und hat einfach mitgemacht. Daher auch der Name. Und ist es überhaupt richtig, von einer Band zu sprechen? Oder handelt es sich hier nur um ein Projekt für diese eine CD? Es handelt sich um eine Band mit Gesang, Schlagzeug und Orgeln. Manchmal singen »die sibirischen Falten«, also Swantje, Pirri und Eva. Woher stammt das Cover-Artwork? Der brennende Kran erinnert irgendwie an »Fluten und Tauchen« von Dackelblut. Das Cover-Artwork ist von Raoul, dem Schlagzeuger. Allerdings nennt er sich Pencil Quincy, wenn er Bilder macht, und ist ansonsten mit Digger Barnes und der Diamond Road Show unterwegs.

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Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich alles um die Berliner Punkrocker Beatsteaks. Los geht’s…

1

Wessen Vorband waren die Beatsteaks bei Auftritt Nr.10?

2

Von wem ist der 13te Song auf »Launched«?

A Nirvana

A Uriah Heep

B Sex Pistols

S Helene Fischer

I Jean Michel Jarre

O Manowar

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GAFFEL KÖLSCH gaffel-tippspiel.de

3

Wie heißt das neue Album der Beatsteaks?

4

Welchen Namen hätte das Album beinahe bekommen?

O »Beatsteaks«

R Hasch und Rock

C »Return To Muffensausen«

I Doobie Brothers Berlin

B »Nevermind Die Ärzte«

O Bong Rock

Flagge zeigen mit Gaffel! – online kann man beim WM-Tippspiel tolle Preise abstauben. Und wir haben für euch schon etwas davon abbekommen: gewinnt eins von 11 Gaffel-Paketen, bestehend aus je einem 5L-WMPartyfässchen Gaffel und passenden Kölsch-Gläsern.

VICTORINOX victorinox.de

Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Bitte Wunschgewinn angeben! Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 25. Juli. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Das passende Accessoir zu jedem Festival: Der Victorinox Rucksack in stylischer camouflage Optik. Der ist nicht nur praktisch, sondern sieht auch noch gut aus. Dazu gibt es ein Taschenmesser von Vitoriox, dass das Campen oder Dosen stechen leichter macht.


042

HEUTE

BEATSTEAKS

DREI FRAGEN, EIN ELFER Nach langer Zwangspause, ausgelöst durch eine schwere Verletzung ihres Drummers, wollten die Beatsteaks eigentlich nur ein paar Demos aufnehmen – und hatten plötzlich ein Album fertig. Daniel Koch traf die Band beim feuchtfröhlichen Shooting für unsere Titelgeschichte und ließ sich erklären, wie das passieren konnte. Fotos: Jan Philip Welchering

D

as Mariendorfer Kombibad morgens um halb neun. Ein grauer, kühler Sommertag in Berlin. Die Rentnerin im rosafarbenen Bademantel schuffelt zielstrebig in den Freibadbereich. Das Schwimmbadpersonal plaudert am Kassenhäuschen, trinkt Kaffee aus Pappbechern. Dann knattert ein Motorrad über den Parkplatz, kommt vor der Eingangstür zum Stehen. Thomas Götz, Drummer der Beatsteaks, steigt ab. Kurz darauf fährt ein Kleinwagen mit Bassist Torsten Scholz und Rhythmus-Gitarrist Peter Baumann vor. Sänger Arnim Teutoburg-Weiß und das Management stoßen dazu. Fehlt noch Lead-Gitarrist Bernd Kurtzke. Man steht in der Runde, begrüßt sich, redet eine Menge Blödsinn, wirf sich verdrehte Sprichwörter zu – auf der Suche nach der »perfekten« Überschrift für die Titelseite dieser Ausgabe. Torsten »Totze« Scholz schlägt vor: »Schlechte Menschen haben auch gute Lieder.« Peter Baumann plädiert für »Wat mutt, dat mutt«. Zehn Minuten später steht plötzlich Kurtzke da. In Badehose. In der Tür zum Schwimmbad. »Jungs, wo bleibt denn ihr? Halb neun, ey!« Es ist ein ungewöhnlicher Ortstermin für Intro und die Beatsteaks. Man ist verabredet zum Fotoshooting. Der Plan: Die Beatsteaks gehen baden, wir fotografieren das Ganze vom Drei-Meter-Brett. Die Beatsteaks haben ihren Spaß. Trotz der frühen Uhrzeit. Erst lassen sie sich im Synchronschwimmen dirigieren, während unser Fotograf mit einer sehr teuren Kamera auf dem wackeligen Drei-Meter-Brett kniet. Dann freuen sie sich darüber, dass seine Assistentin um halb zehn einen Teller Knoppers präsentiert. Später beschießt Thomas Götz für die Einzelporträts jedes Bandmitglied

mit einer Wasserpistole. Es ist eine lockere, ansteckende Stimmung. Man fühlt sich gleich wohl in ihrer Runde. Eine Tatsache, die oft erwähnt wird, wenn über die Beatsteaks geschrieben wird. Seltsamerweise wird ihnen das manchmal sogar negativ ausgelegt. Als sei dieses warmherzige Kumpeln unecht, eine für die Presse aufgesetzte Masche, ihre Verlängerung jenes Gefühls, das Beatsteaks-Konzerte bei ihren Fans auslösen. Aber es braucht nur ein paar Minuten, in einer Situation, in der das Aufnahmegerät noch nicht läuft, und man spürt, was für ein missgünstiger Quatsch das ist. Die fünf sind einfach ein sehr gut eingespieltes, sympathisches Team, das sich auf seine Gesprächspartner einlässt – und auf die bisweilen seltsamen Situationen, die der Beruf Rockmusiker manchmal parat hat. Dazu gehört eben auch mal ein morgendlicher Schwimmbadbesuch an einem Freitag, den 13. Die Beatsteaks scheinen froh, dass es endlich weitergeht mit einem neuen, richtigen Album. Nachdem ihr sechstes Studioalbum »Boombox« Anfang 2011 auf Platz eins ging und sie anschließend Deutschland, Österreich und die Schweiz gleich mehrfach betourten, wurden sie im August 2012 zu einer langen Pause gezwungen: Drummer Thomas Götz hatte einen schweren Unfall erlitten. Er lag mit Schädelbruch auf der Intensivstation und wurde erst nach langer Reha wieder fit. »Es war ziemlich knapp, kurz vor dem Totalschaden«, hieß es damals aus den Reihen der Band. Auf dem neuen Album, schlicht »Beatsteaks« betitelt, hört man davon genau: gar nix. Eher im Gegenteil: Die elf Songs in knapp 35 Minuten klingen, als ginge es den Beatsteaks gut wie nie. Das Interview findet schließlich vor dem Schwimmbad­ restaurant Poseidon statt. Alle sind wieder trocken, fach­

Mariendorfer Kombibad Das Schwimmbad im Ankogelweg 95 in BerlinMariendorf überließ uns freundlicherweise eine Stunde lang das Sprungbecken im Hallenbereich. Die Beatsteaks haben ein Faible für Schwimmbäder: Das Cover ihres neuen Albums sowie die Bilder in der YouTube-Dia-Show zu »DNA« entstanden im Strandbad Wendenschloß im Berliner Stadtteil Köpenick – ein Bad, das der Autor dieser Zeilen uneingeschränkt empfehlen kann.


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simpeln über das WM-Eröffnungsspiel, dissen den Schiedsrichter und Béla Réthy, feiern den Anti-WM-Song von Deichkind. Bis Arnim die Ansage in Richtung der Kollegen macht: »Los jetze, drei Fragen, ein Elfer!« Nicht dass der Mann Hektik verbreiten will, aber es ist das erste Gespräch zu ihrem neuen Album, da redet man noch gern drüber. Thomas, bei dir muss ich anfangen. In fast allen neuen Stücken ist das Schlagzeug sehr präsent. War es so, dass du durch die Geschehnisse der letzten Jahre eine besondere Motivation gespürt hast? Thomas: Nein. Die Zeit, in der wir das Album aufgenommen haben, hat einfach so einen Spaß gemacht. Es war nicht so, dass ich die Treppe runtergefallen bin, mich wieder aufgerappelt und durch das Schlagzeugspielen zurück ins Leben gefunden habe. Wir hatten zu fünft eine super Zeit. Der Aufnahmeraum klang fantastisch. Die Gruppendynamik war perfekt. Da kam alles zusammen. Wie sagt man? Eins a Ambiente. Das hört man sicher raus. Hat es euch manchmal Angst gemacht, dass das Album, die Tour und alles, was da kommt, funktionieren, knallen, aber auch ganz schnöde, aus einem wirtschaftlichen Blickwinkel betrachtet, »performen« muss? Immerhin war die Pause für eure Verhältnisse recht lang. Bernd: Ich glaube schon, dass sich der eine oder andere Gedanken gemacht hat, wie es weitergeht. Aber das war nicht ausschlaggebend, dass wir jetzt hier mit einem neuen Album sitzen. Unser Plan war ein anderer: Wir wollten in diesem Jahr das Album eigentlich nur schreiben – doch dann waren wir plötzlich fertig. Gab es dann einen Anruf beim Label: »Warner, uns ist da so ein Album passiert«? Arnim: Wir haben es erst keinem erzählt. Nur unser Management wusste Bescheid. Wir haben uns das dann genau überlegt, wie es weitergeht, weil wir bestimmte Stressmomente diesmal vermeiden wollten. Zu früh das Maul aufreißen ist ganz schlecht. Torsten: Ich kann mich erinnern, dass wir zwei Tage vor

Abschluss der Aufnahmen ungläubig vor dem Studio standen und einer sagte: »Das ist es jetzt doch fast? Oder sehe ich das falsch? Aber kann das sein?« Man wollte nicht so recht dran glauben. Und dann liefen die Gesangsaufnahmen genauso rund. A: Man sagt immer, Platten sind Momentaufnahmen einer Band. Aber das waren die letzten beiden eben nicht. Die haben wir über ein Jahr lang eingespielt. Aber diesmal fühlte es sich wirklich an wie ein Schnappschuss: Das sind die Beatsteaks im letzten Dezember, als sie elf Songs einspielten. Seitdem sind wir da auch fast raus. Ich beschäftige mich schon wieder mit B-Seiten und neuen Demos. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen, dass die Band zufrieden ist und immer noch eine sehr gesunde Dynamik hat. Bei den Gesangs-Sessions spielte Walter Schreifels diesmal eine wichtige Rolle, hieß es im Vorfeld. Welche denn? A: Wir hatten beschlossen, ein Element von außen auf unsere Texte schauen zu lassen, bevor wir sie aufnehmen. Die waren oft das Blei bei unseren vorherigen Produktionen. Wir hadern lange mit den Lyrics und wissen manchmal nicht, wie wir sie organischer, glatter bekommen. Deshalb wollten wir einen Sänger dabeihaben, der Englisch als Muttersprache und damit diese intuitive Sicherheit hat, die man sich schwer anlernen kann. Wir kennen und mögen Walter, deshalb haben wir ihn gefragt. Er hat das sehr gut gemacht, obwohl es ein schwieriges Feld ist. Das waren für mich richtige Glücksmomente, jemanden zu haben, der dir mal sagt: »That’s an awesome lyric. You should keep that.« Oder auch mal das Gegenteil: »I don’t understand it, we have to work on this.« Da gehen dann plötzlich Türen auf. Er war auch darüber hinaus stark involviert. Bei den Aufnahmen der Vocals saß er neben unserem Produzenten Moses Schneider. Es gibt auf »Beatsteaks« einige Stellen, wo ich das rauszuhören glaube. Gleich in den ersten Sekunden zum Beispiel. Da singst du ein herzliches »good morning!«, atmest hörbar durch, und ab geht’s. Das wirkt, als käme der Entertainer, der du auf der Bühne bist, jetzt auch auf der Platte rüber, ohne dass es aufgesetzt wirkt. A: Das sind Momente, die Moses immer sehr gut einfängt. Ob es das geile Geräusch von dem Song ist oder dieses »good morning«, das anfangs nur als Witz gedacht war, weil wir

Walter Schreifels Schreifels’ Band-Lebenslauf liest sich schon jetzt eindrucksvoll: Youth Of Today, Gorilla Biscuits, Quicksand, Rival Schools, Walking Concert. Aber auch als SoloKünstler und Produzent hat sich Schreifels einen Namen gemacht. Der in New York geborene Musiker wohnt übrigens seit Jahren immer mal wieder für ein paar Monate in Berlin – was erklärt, warum die Beatsteaks und er sich schon länger kennen.


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von den machern von marvel’s The avenGers r e v ie w e x K lu s iv e P le s e r . für uf a ll e in f o s a v ie w s in T r o .d e /P r e

isT hier noch was zu reTTen?

ab 28.8. im Kino ©2014 MARVEL

marv el . d e


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einen Tag zuvor »I Never Was« eingesungen hatten, das ja mit »good night« endet. Da wir tatsächlich am nächsten Morgen den Opener »A Real Paradise« aufnahmen, habe ich das so rausgehauen. Und Moses meinte: »Jepp, das ist es. Keep it!« Wie kam es, dass ihr für den Mix der Songs gleich drei international geschätzte und sicherlich nicht günstige Produzenten verpflichtet habt? Peter: Für die Produktion haben wir kaum Geld verpulvert. Also dachten wir, wir gönnen uns mal was, greifen für den Mix in eine höhere Schublade und schauen, was passiert. Also fragten wir bei Joe Barresi, Nick Launay und Stephen Street an. Mal ganz blöd gefragt: Haben die euch auf dem Schirm? P: Nick Launay mussten wir nichts erklären, mit dem haben wir schon bei »Boombox« zusammen gearbeitet. Stephen Street hat sich über uns informiert – sein Manager hatte uns mal im Koko in London live gesehen und meinte zu ihm: »Musst du machen!« Bei Joe Barresi war es anfangs eine normale Auftragsarbeit. Aber ihm hat die Arbeit mit uns richtig gut gefallen, das hat man schon gemerkt. Er hat sich immer sehr auf unsere Skype-Sessions gefreut und mehrfach betont .... A: ... dass er für uns gerade Soundgarden verschiebe. Ich könnte euch jetzt recht schlüssig unterstellen, ihr schaut damit zum ersten Mal bewusst auf den internationalen Markt. Gibt’s da einen Masterplan, »international zu breaken«, wie man so schön schrecklich sagt? B: Ach, dieses »internationale Breaken« habe ich jetzt so oft gehört, dass ich es ein wenig satthabe. A: Und Peter ist zufrieden, wenn wir fünf Mal am Stück in Cottbus spielen. Aber im Ernst: Wir können eigentlich nur Konzerte im Ausland spielen. Österreich, Deutschland, Schweiz sind immer schnell abgetourt, deshalb schauen wir immer mal in andere Länder. Aber dieses internationale Ding – das kann man nicht planen. Kann passieren, dass uns jemand live sieht und uns pickt für ein Release dort, aber sonst ...

Stephen Street Street galt als Hausproduzent von Blur, prägte den Sound der Smiths, arbeitete mit den Kaiser Chiefs, den Babyshambles und produzierte auch die erfolgreichsten Alben der Cranberries.

P: Ein großer Masterplan mit Worten wie »breaken« – das würde ad absurdum führen, warum wir in der Band sind. B: Wir spielen in London schon jetzt vor 1.000 Leuten. Das ist ein beachtlicher Erfolg. Wir können überall spielen. Wir spielen in Finnland, in Schweden. Das sind dann keine Schmeling-Hallen, aber kleine, oft ausverkaufte Clubs. So soll es sein. Ich bin froh, dass ich das allererste Interview zum Album führen darf: Gibt ja so ein paar Fragen, die muss man stellen. Und am Ende werdet ihr sie nicht mehr hören können: Also, warum heißt euer Album »Beatsteaks«? Da wird doch jeder Zweite schreiben: »Ja, nee, is klar – die Band hat endlich zu sich gefunden.« A [zeigt auf Peter]: Genau so hat er’s vorausgesagt! War es denn so? Oder waren alle Vorschläge Mist, das Ding sollte »Bongo Rock« oder sonst wie heißen, und am Ende hattet ihr die Schnauze voll und habt es »Beatsteaks« getauft? T: Es gab Titel wie »Bongo Rock«. Die waren halt nicht so geil. Deshalb: keine Ablenkungen. Obwohl, wo du es jetzt sagst: »Bongo Rock« klingt eigentlich super. Erinnert mich an »Boneshaker«. P: Wir haben schon Schelte bekommen, dass das fürs Radio total schlecht ist, wenn ein Album keinen Titel hat. Wie soll man es denn nennen: »Beatsteaks – self titled« oder »Beatsteaks – same«? A: Wie sagen die Engländer das immer: »The Beatsteaks eponymous album«? Das gefällt mir am besten, das klingt so schön glamourös. Ihr seid im Intro zuvor nie wirklich Thema gewesen. Außer ein paar Reviews gab es nie ein Interview. Auch andere große Musikmagazine wie der Rolling Stone haben euch lange ein wenig verschmäht. Wurmt euch das nicht? A: Ach was. So etwas passiert. In eurem Fall kann ich mich noch genau daran erinnern, dass wir – ich glaube, im »Smack Smash«-Jahr – nicht wirklich groß erwähnt wurden, aber dann im Leserpoll ziemlich gerockt haben. »Hand in Hand« war bei den »Besten Videos« und »Besten Singles«, wir waren beim »Besten Album« und bei »Beste Liveband« vorne mit dabei. Eure Leser waren da also schon ein wenig weiter als ihr. — BEATSTEAKS »BEATSTEAKS« (WARNER / VÖ 01.08.14)

»The Beatsteaks eponymous album« Elvis Presley, The Doors, The Clash, Blondie, Billy Idol, Cypress Hill, Gorillaz, Fleet Foxes: Sie alle haben es getan und ein Album nach der eigenen Band genannt – mal früher, mal später, mal gelungen, mal nicht so. Übersetzt heißt »eponymous« übrigens schlichtweg »namengebend«. Aber Arnim hat natürlich recht: Im Englischen klingt das verdammt glamourös.



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KILL DEIN EGO! Wie weit kommt man ohne Geltungsdrang? Laut T und J, den Köpfen des Internet­phänomens Jungle, sehr weit. Deswegen wusste auch lange niemand, wer hinter dem entspannten Mix aus Falsett, Soul, Synthiepop und Bassfiltern steckt. Zur Veröffentlichung ihres Debüts »Jungle« lüften die beiden vor Martin Riemann das Geheimnis und bekennen: »Wir hassen das Ego.« Foto: Jo Metson Scott

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uerst war Jungle ein sechsjähriges britisches Mädchen namens Terra. Allerdings kein gewöhnliches. Terra konnte unglaublich gut breakdancen, performte einen atemberaubenden Headspin zu »Platoon«, dem ersten, über vier Millionen Mal angeklickten Video von Jungle, und repräsentierte wenig später die Band auf deren erstem Pressefoto. Allerdings traute dem Mädchen trotz seiner beeindruckenden Tanzkünste kaum jemand zu, im Alleingang derartig traumwandlerischen Electro-Soul hinzubekommen. Einige Zeit später bestand die Band aus zwei sehr entspannten dunkelhäutigen Herren in grünen Jogginganzügen, die nicht nur im Video zu dem Song »The Heat« einen beeindruckenden Tanz auf Rollerskates vollführten, sondern ebenfalls auf einem offiziellen Pressefoto von Jungle in die Kamera grinsten. Wenigstens ich rechne mit genau diesen Typen, während ich Anfang Mai dieses Jahres auf den Beginn ihrer Show im Berghain warte. Möglicherweise erwarte ich sogar Rollschuhe. Leider reingefallen. Zu einem morriconesk


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Einflüsse T und J schwärmen von Arcade Fire und bewundern ihre Shows. Weitere Musiker, die nach ihrer Aussage Einfluss auf Jungle hatten, sind: The Beach Boys, Joy Division, Can, A Certain Ration und die IndustrialFunkband Chakk.

J Dilla (1974-2006) Der in Detroit geborene HipHop-Produzent und Rapper James Dewitt Yancey trat Mitte der 90er unter Namen wie Jay Dee oder J Dilla in Erscheinung und entwickelte sich bis zu seinem frühen Tod zu einem der einflussreichsten HipHop-Künstler überhaupt. Während seiner produktiven Karriere arbeitete er mit Künstlern wie Q-Tip, Busta Rhymes, A Tribe Called Quest, Pharcyde, Janet Jackson, Common, The Roots, Mos Def und De La Soul. Letztere veröffentlichten gerade erst dieses Jahr ein Mixtape, das auf den brillanten Beats von Dilla basiert.

Touch The Sky Der Track von KanYe Wests zweitem Album »Late Registration« ist mit einem verlangsamten Bläsersample aus Curtis Mayfields Klassiker »Move On Up« durchzogen. Die Idee dazu stammte allerdings nicht von West, sondern von Just Blaze, dem Produzenten des Songs.

pfeifenden Eröffnungstrack tänzelt eine siebenköpfige zusammengewürfelte Gruppe Londoner auf die Bühne, aus der sich langsam zwei weiße Jungs – der eine mit kurzen blonden Haaren und Collegejacke, der andere dunkelhaarig mit Mini-Zopf – als die Quelle des für den Sound der Band typischen zweistimmigen Falsettgesangs herauskristallisieren. Ihr unbeschwerter Sound, der mal an Motown, mal an Synthiepop der 80er erinnert, schwebt wie durch einen eigenartig dumpfen Filter geschickt durch den Raum. Blicke ins Publikum scheuen sie, die Ansagen sind kaum verständlich. Dafür werfen sie sich während der Show plötzlich gegenseitig ein Lächeln zu, bei dem sogar im Berghain die Sonne aufgeht. Dieser entzückende Augenblick der Intimität kommt nicht von ungefähr. Josh und Tom, oder J und T, wie sich die beiden lieber nennen, sind Kindheitsfreunde und jetzt, wo sie mir gegenübersitzen, die wahren Jungle. Oder doch nicht? Bei einer Band, die so oft mit Bildern spielt, muss man vorsichtig sein. J, der offensiv smarte Teil des Duos, grinst breit und spielt an seinem Handy herum. Ihm gefällt mein Misstrauen. »Ich hatte am Anfang wirklich die verrückte Idee, für jeden Auftritt eine andere Band zu nehmen, mit immer völlig anderen Sängern«, gibt er zu. »Ich liebe dieses Konzept, auch wenn es logistisch nicht machbar ist. Stell dir vor, du siehst eine Band, deren Songs du kennst. Aber die Personen auf der Bühne sind immer andere. Wen kümmert’s, wer wir sind? Es geht nur um den Song, den Sound und die Message.« Für J und T ist diese Heimlichtuerei nicht nur ein Spiel, sie gehört zum Konzept: Jungle wollen hinter ihrer Kunst verschwinden, ihre Personen sollen keine Rolle spielen. Den Grund bringt ausgerechnet der vor Selbstbewusstsein nur so strotzende J auf den Punkt: »Ich hasse das Ego«, sagt er ohne mit der Wimper zu zucken. »Es gebiert keine Kreativität. Wir wuchsen auf mit den Spitznamen J und T. Trotzdem stehen sie jetzt eher für fiktive Charaktere. Ich möchte nicht im Vordergrund stehen. Mir wäre es lieber, hinten auf der Bühne auf einer kleinen Orgel zu spielen.« Auch T, dem ich einen prüfenden Blick ob dieser doch recht kühnen Aussage zuwerfe, bestätigt die Devise »keine Egos« und bezeichnet das Verhältnis zu seinem Kumpel sogar als »egoless«. Musik machen sie, um sich gegenseitig zu gefallen, das ist angeblich ihre einzige Ambition. Nicht mal den besten Freunden habe man bis vor Kurzem verraten, dass man überhaupt Tracks ins Netz stelle. Umso größer war dann der Triumph, als manche dieser Freunde JungleVideos posteten, ohne zu wissen, dass deren Schöpfer Josh und Tom von um die Ecke waren. Jungle ist, trotz kompakter Keimzelle, ein großes Biest. Die Band besteht ausschließlich aus befreundeten Musikern, Tänzern und Filmkünstlern und repräsentiert in vielerlei Hinsicht Shepherds Bush, das Londoner Viertel, aus dem J und T stammen. Als eine sehr multikulturelle Gegend mit einer nicht abreißenden Klangkulisse von Geschrei, Sirenen, Vogelgeschrei und Autolärm beschreibt T die Gegend und kommt dabei automatisch auf die Genese ihrer Musik zu sprechen. Indem er versucht, den dschungelartigen Sound seiner Hood in Songs umzusetzen, versetzt er sich in die Erinnerungen und Gefühle aus seiner Jugend zurück. Dementsprechend ist die Stimmung des Jungle-Sounds für ihn geprägt von Jugendlichkeit, Unbeschwertheit und Freiheit. J setzt das Gefühl, das ihre Musik hervorrufen soll, ganz simpel mit einem Tag am Strand in Gesellschaft der besten Freunde gleich. Mehr will er mit seinen Songs gar nicht erreichen. Eigentlich wolle er ohnehin nichts erreichen,

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spiele im Studio am liebsten den ganzen Tag »GTA« oder lasse sich von Filmen wie »Der Grinch« mit Jim Carrey inspirieren. Visuelle Einflüsse wie diese sind den beiden sogar so wichtig, dass sie während der sechs Monate, in denen ihr Album entstand, jede andere Musik so gut wie möglich ausblendeten. Einflüsse aktueller Musik hört man dem Jungle-Sound dann auch nur bei dem recht ungewöhnlichen Mastering an. Für ein derart sumpfig-dröhnendes Bassgewand wäre zu den Zeiten von Marvin Gaye und Curtis Mayfield, beides große Einflüsse für J und T, noch jeder Toningenieur gefeuert worden. Jetzt ist es genau das Element, das ihren immer leicht schwülstigen Mix aus Soul, Pop und Eskapismus so unaufhaltsam nach vorne schiebt. Es wäre aber ein Fehler, diesen besonderen Sound als Zufallsprodukt zu bezeichnen. Jungle basteln schon seit über zehn Jahren in Js Schlafzimmer, wo auch »Jungle« entstand, an Tracks herum und haben schon alles Mögliche ausprobiert. J begann mit 14 zu rappen, weil »damals jeder 14-Jährige zu irgendwas rappte«. Später, als Bands wie die Strokes oder die Libertines in London einschlugen, versuchten sie sich als Indieband. Aber richtig fühlte sich das alles nicht an. Vor dem Weg in die britische Indie-Einöde rettete sie ihre Freundschaft, die beim Songschreiben jeden Unsinn zuließ. Songs wie »Lucky I Got What I Want« entspringen zunächst sinnlosen Spielereien, die in einem »ernsthaften« Bandgefüge kaum möglich wären. »Die Hauptmelodie besteht aus unglaublich vielen Schichten«, erklärt J die Entstehung des Songs. »Wir waren stoned und fragten uns, wie viele Schichten wir übereinanderlegen könnten, um einen einzigen Sound zu erzeugen. Es war erst nur ein Witz, aber am Ende hatten wir 50 verschiedene Sounds, die ein und dieselbe Note spielten.« Für derartige Experimente verfügen die beiden über ein beachtliches Arsenal an Instrumenten, sogar eine Hammond-Orgel und ein Klavier hat J in seinem Schlafzimmer stehen. Alles selbstverständlich für wenige Pfund auf eBay ersteigert. »Bei mir ist das fast schon Besessenheit«, gibt J zu. »Wenn ich sage: ›Wir brauchen eine Orgel‹, dann müssen wir die sofort besorgen, auch wenn es fünf Uhr in der Früh ist. Aber das überträgt sich auf die Stücke. Wenn du die ganze Nacht rumfahren musst, um einen bestimmten Klang zu bekommen, führt genau das dazu, dass du etwas Neues schaffst.« In solchen manischen Phasen spielen die beiden etliche Songs ein. Allerdings nicht solche, die es dann auch aufs Album schaffen. Eher jene, aus denen man ein paar Sekunden Brillanz heraussamplen kann. »Das ist unsere Methode«, sagt T, der im Gespräch mühelos als der bodenständigere der beiden durchgeht. »Wir lieben dieses Samplinggefühl im HipHop. Wir lieben J Dilla und wollten so etwas in unsere Musik transportieren, aber ohne tatsächlich andere zu samplen. Wir zerschneiden alles, was wir aufnehmen, und basteln so lange daran herum, bis es klingt wie ein Sample aus den 60ern.« J spielt zeitgleich mittels Smartphone KanYe Wests »Touch The Sky« vor und ruft: »Hör mal die fucking Bläser. Curtis Mayfield! Der Sound ist so toll, das ist ein klassisches Bläser-Lick, durch das du dich automatisch gut fühlst. Genau so etwas wollen wir auch erreichen.« Sofort beginnen beide zeitgleich mit den Köpfen zu nicken, so wie sie es wahrscheinlich seit zehn Jahren jeden Tag gemeinsam machen. Während ich darauf warte, dass J und T anfangen, unisono im Falsett zu singen, fällt mir auf, dass ich jetzt weiß, was Jungle wirklich ist: Freundschaft. — JUNGLE »JUNGLE« (XL / BEGGARS / INDIGO / VÖ 11.07.14) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR: VOM 17.11. BIS 25.11.


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ANDY SERKIS ÜBER »PLANET DER AFFEN: REVOLUTION«

»ES IST EGAL, WIE DU AUSSIEHST« Er ist der wohl berühmteste »unsichtbare« Schauspieler Hollywoods. Andy Serkis war Gollum und King Kong. Auch im zweiten Teil des als Trilogie geplanten »Planet der Affen«-Reboots mimt er den Revolutionär Caesar. Lars Fleischmann sprach mit ihm über das Performance-Capture-Verfahren und die Schwierigkeit, einen Primaten mit menschlichen Zügen auszustatten.

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m Vergleich mit allen vorigen »Planet der Affen«-Filmen war »Prevolution« 2011 psychologischer. Die Handlung ließ viel Raum für die individuelle Geschichte des von dir verkörperten Affen Caesar. Bleibt das Tempo in der Fortsetzung so ruhig? Es geht zunächst darum, wie die Affen zehn Jahre nach der Flucht ihr Leben im Wald führen. Ihre Diskussionen, Pläne und Ziele stehen im Vordergrund. Der psychologische Aspekt und die ruhige Erzählweise bleiben bestehen, denn vieles in »Planet der Affen: Revolution« wird über Emotionen erzählt. Da hat Regisseur Matt Reeves Wert drauf gelegt. Welche Rolle spielt Caesar im neuen Film? Caesar ist anfangs so etwas wie ein Regierungschef, eine Ikone des Affenvolkes. Und er schmeißt nicht all das Gute über Bord, was ihm in seiner Erziehung unter Menschen mitgegeben wurde. Obwohl er sehr stolz auf seine äffische Herkunft ist, weiß er um die Vorteile der menschlichen Zivilgesellschaft. Das ist der innere Konflikt, den er auszuhalten hat. Mit Gollum aus »Herr der Ringe« und King Kong hast du bereits zwei nichtmenschliche Figuren mithilfe des Performance-Capture-Verfahrens dargestellt. Was ist der Vorteil dieser Technik?

Man benutzt Performance Capturing, um eine Mischung der verschiedenen Züge zu kreieren. Es ist sehr wichtig, dass die Affen wirklich Affen sind. Doch unter dieser perfekten Hülle muss eine Ebene realer menschlicher Emotionen liegen. Mit Animatronix bekommst du das nicht hin. Die alten Produktionen, wie der ursprüngliche »Planet der Affen«-Film von 1968, die mit Make-up arbeiteten, haben ja auch die Fantasie angeregt. Man kann wunderbar etwas über die Menschen sagen, wenn man selbst kein Mensch sein muss. Bei Gollum und King Kong war es nicht anders, und das gefällt mir. Ist es schwieriger, einen Affen zu spielen als Captain Haddock aus »Tim und Struppi«? Speziell Caesar ist sehr schwierig zu spielen. Es geht nicht um die Physis und die Bewegungen. Es ist aber nicht so einfach, glaubhaft zu machen, wie sich Sprache angeeignet wird. Im Verlauf der Handlung baut Caesar sein Sprachvermögen aus, und seine Reflexionen werden tiefer und philosophischer. Die richtige Balance zu finden war sehr schwierig. Wird das Performance-Capture-Verfahren schon als künstlerisches Mittel wertgeschätzt? Viele sind sich bewusst, dass gute Schauspieler dahinterstehen. Es gibt zwar noch Leute, die die Tiefe des Verfahrens

Planet der Affen Der Science-Fiction-Klassiker mit Charlton Heston ist eine Adaption von Pierre Boulles gleichnamigem Roman. Buch und Film entstanden in der 1960erJahren, die Botschaft richtet sich jeweils klar gegen das Wettrüsten der Blöcke im Kalten Krieg. Es folgten mehrere Fortsetzungen und 2001 eine Neuinterpretation von Tim Burton, ebenfalls mit Charlton Heston. Den ersten Teil des Reboots mit Performance-CaptureTechnik drehte 2011 Rupert Wyatt. Kollege Matt Reeves soll die Trilogie zu Ende führen.


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nicht verstehen und es eher als ein Kostüm ansehen. Zweifler, die glauben, die Figur sei vollständig digital generiert und ich würde meine Stimme wie ein Synchronsprecher hinzufügen. Aber in der Industrie ist es angekommen. Und bei den Zuschauern sowieso. Die schauen sich Behind-thescenes-Videos an und informieren sich. Die Gruppe, die wohl am weitesten zurückhängt, ist die Schauspielzunft. Kollegen, die nicht unbedingt Digital Natives sind, glauben immer noch, dass das keine »Schauspielkunst« sein kann. Bist du die Stimme der Performance-Capturing»Bewegung«? Irgendwie wurde ich zu ihrem »Regierungssprecher«. Das ist okay, weil ich ja auch ein Interesse daran habe, die Technik voranzutreiben. In den »Imaginarium Studios«, die ich mit Jonathan Cavendish betreibe, wird täglich an der Verbesserung der Methode gearbeitet. Trotzdem zeichnet sich ein Wandel ab. Viele andere Schauspieler haben inzwischen mit dem Verfahren gedreht, es kommen immer mehr PCFilme raus. Meine »Sprecher«-Position kann ich langsam, aber sicher aufgeben. Worin liegt die Zukunft der Technik? Es gibt schon so etwas wie eine weiterführende Bewegung, die sich im Sinne der Befreiung des Schauspielers mit Performance Capturing auseinandersetzt. Mithilfe der Methode

kann man alles spielen, die Grenzen des menschlichen Körpers haben keinen Bestand mehr. Gender oder Race, die klassischsten Größen im sogenannten Type-Casting, besitzen keine Bedeutung. Du bist nicht darauf festgelegt, wie du aussiehst. Wann sind die Oscars bereit dafür? Ich glaube nicht, dass es bei den Awards eine eigene Kategorie geben sollte. Würde ich ein sehr aufwendiges Make-up tragen, wäre die Bewertung eine andere, die Art zu spielen aber dieselbe. In David Lynchs »Der Elefantenmensch« sieht man John Hurt nie richtig. Das war 1980. Inzwischen setzen wir uns nicht mehr stundenlang vor dem Dreh in die Maske, sondern fügen sie nachher stundenlang am Computer hinzu. Man darf nicht vergessen, dass die gesamte Post-Production erst mal mit unseren echten Körpern stattfindet. Erst ganz zum Schluss wird das digitale Make-up aufgetragen. Wenn überzeugend gespielt wird, ist es egal, welches Kostüm man anhat. Eine der besten Performances dieses Jahres war bislang Scarlett Johansson in »Her«. Schauspieler zu sein heißt eben nicht, seine Zahnlücke permanent in die Kamera zu halten. — »PLANET DER AFFEN: REVOLUTION« (USA 2014; R: MATT REEVES; D: ANDY SERKIS, GARY OLDMAN, KERI RUSSEL, JUDY GREER; KINOSTART: 07.08.14)

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Performance Capture Eine Weiterentwicklung des Motion-Capture-Verfahrens. Der Unterschied: Nicht nur die Körperbewegungen, sondern auch die Mimik der Schauspieler werden gescannt und nachbearbeitet. So werden die schauspielerischen Möglichkeiten trotz oder gerade wegen des erheblichen Einsatzes von Technik größer. Filme, in denen das zu bestaunen ist, sind unter anderem: »Avatar«, »Tron: Legacy«, »Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn«.


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OK KID

»WIR BRAUCHEN MEHR HATE«


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Nicht ein Jahr ist es her. In der Intro-Redaktion wurde über Bands diskutiert: »Sollten wir was zu OK Kid machen?« Die Antwort wusste Redakteur Volkmann: »Auf keinen Fall, ihr ann mich Ottos! Diese Mischung aus Verschlafenheit wirklich und Sprechgesang ist doch nicht marktfähig. noch erinnern, Wie sollte deren Genre auch heißen? Gothicals es von HipHop? Einziger Aufhänger könnte sein, der dem Kollegen Felix eine ist wohl Fan von Eintracht Frankfurt.« Scharlau hieß: »Ich hab den Sänger von Eine Einschätzung, die sich bis auf das mit OK Kid ins Büro einFußball als komplett falsch herausstellte. geladen, damit der uns Linus Volkmann muss (mal wieder) seine Platte vorspielt, wir Abbitte leisten. Foto: Halim müssen da Feedback geben. Dogan Ey, zieht nicht so Fressen, ich seh

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Gibt es Unterschiede in den Reaktionen, wenn ihr auf einem HipHop-Festival wie dem splash! spielt, zu dem, was abgeht bei den Hipstern auf dem Berlin Festival? Raffael Kühle: Ein HipHop-Konzert erkennt man sofort daran, dass immer die Hände hochgehen, wenn den Leuten was gefällt, das sieht auf dem Hurricane schon anders aus. Aber generell ist es so, dass die Szenen sich vermischt haben, es lassen sich kaum mehr Grenzen ziehen. Und um wirklich was zu unterscheiden, müsste man eher mal den Hate mitkriegen statt die Leute, die es feiern. J: Genau, wir brauchen mehr Hate! Wir wünschen uns jemanden, der uns komplett hatet. Na, vielleicht bietet unsere Musik einfach nicht genug Angriffsfläche. Und den halt immer beim Fußballgucken.« wegen der Frage: Ich finde es krass, dass du heutzutage Ich dachte danach: »Klingt echt hübsch und selbst die Zuschauer vom Melt! und vom splash! kaum anders – aber genau deshalb kommt das gerade bei einem mehr unterscheiden kannst. Sicherlich gibt es immer noch Majorlabel völlig unter die Räder, die haben das vermutlich die eingefleischten Szenen, aber die spielen nur noch eine eh nur versehentlich gesignt. Das sitzt völlig zwischen untergeordnete Rolle. Früher war das alles strikt getrennt, Eintracht den Stühlen – also hoffentlich hat Eintracht Frankda hast du als Kid gewusst: Will ich Punk sein, will ich furt eine gute Saison, denn der Typ wird schon rechts sein, will ich gut in Mathe sein oder irgendwas mit Frankfurt Gegründet 1899, viermal Pokalsieger, so enttäuscht genug sein bald.« Skateboard machen ... Alles lag auf der Hand, und du hast einmal Deutscher Meister. Der wertvolle Jonas Schubert: Ach, das hast du gedacht? dich durch Klamotten und die Musik unterschieden. Aber und einzige Bundesligaverein Hessens startet Geil. ich sehe, wie sich das entwickelt hat: Zu uns kommen Kids in die nächste Saison mit dem Ex-Bremer Thomas Ja, allerdings irre ich mich oft. Wenn ich Schaaf als neuem Trainer. Jonas hält diesen Move für und 40-Jährige – und das Publikum kennt genauso Haftbeeiner Band beim Anhören ihrer neuen »die beste Entscheidung«, denn »es ist doch immer fehl wie WhoMadeWho. Okay, manchmal sieht man auch Songs zum Durchbruch gratuliere, weiß gut, wenn man einen nüchternen Typen hat – und schlimme Band-T-Shirts bei den Leuten, aber das ist selten. die mittlerweile: Nächstes Jahr wird wohl wenn Bernd Schuster [stand auch zur Debatte] Was für Bands meinst du? doch wieder Pfand gesammelt. Und um- nicht kommt«. Raffael teilt sich mit Jonas übriJ: Möchte ich nicht sagen. gens das Fantum, während Moritz der balgekehrt. Aber erzählt mal, wie sich dieses Kein Wunder, dass ihr keinen Hate abkriegt! digen Rückkehr von Kaiserslautern in letzte Jahr seit dem Erscheinen von »OK Kid« J: Stimmt, daran wird’s liegen. Aber um die eine Musik der höchsten Spielklasse entangefühlt hat. Was hat sich verändert? Ihr habt gut finden zu können, muss man andere Musik halt auch gegenfiebert. es ja »geschafft«, wie man so schön sagt. scheiße finden. Moritz Rech: Das Schöne an der Entwicklung der Band ist, Jetzt habt ihr im tiefsten Sommerloch und zur WM eine EP veröffentlicht, »GrundGrundlos dass sie immer nachvollziehbar weitergeht. Sicher ging es schon alles schnell, aber es ist uns nie entglitten. Wir können los«. Ist das Timing ein genialer Move Auf der EP »Grundlos« findet sich ein Sequel zu einem der das immer noch kontrollieren und müssen nicht jeden Move oder Wahnsinn? bekanntesten Stücke ihres Debütalbums, mitmachen. Wenn es stattdessen wirklich von einem zum M: Haha, das wird sich zeigen. Wir es heißt »Februar (Kaffee warm 2)«. »Kafanderen Moment durch die Decke gegangen wäre, das hätte hatten nach einem Jahr Live-Spiefee warm« ist dabei ein Motiv aus dem Buch uns gar nicht geholfen. Wir wollen nicht Popstars werden, »Sternstunden der Bedeutungslosigkeit« von len einfach gemerkt, dass es Stücke sondern einfach unsere Musik machen können. Rocko Schamoni. Der gegen jede Vernunft auf im Repertoire gibt, die nicht auf einem Stövchen warm gehaltene Kaffee symdem Album sind, den Leuten aber Na, wirklich geruhsam wirkte euer letztes Jahr aber auch bolisiert das Nicht-wahrhaben-Wollen dennoch was bedeuten. Die mussnicht. eines Beziehungsendes, selbst wenn ten jetzt raus. M: Klar. Und es ging ja auch fast bei Null los, uns kannte es jene eigentlich schon längst wirklich kaum einer. OK Kid ... Die Leute haben sich gefragt, J: Es gibt ja auch nicht nur Fußball – nicht mehr gibt. was soll das sein? Ist das cool, oder ist das scheiße? Dann auch wenn das natürlich wichtig ist. Aber hat sich aber in kürzester Zeit eine Die-hard-Fanszene da machen wir uns keine Sorgen, unsere Fans entwickelt, die sich mit uns und vor allem der Platte idenbestellen vor. tifizieren konnte. Das wurde uns aber erst bei den Festivals Gibt es in eurer Konstellation eigentlich die typischen letztes Jahr richtig bewusst. Da standen wir im Zelt auf dem 2:1-Streite, wo einer irgendwann ins Gras beißt, weil er Hurricane, und es war leer – und wir dachten, wenn wir da immer überstimmt wird? gleich spielen, dann sind da so 200 Leute. Aber als es dann M: Wir sind zum Glück nicht so demokratisch. Also, es geht anfing, war Einlassstopp im Zelt, und da waren vier- bis bei uns eher ums Abwägen von Wichtigkeiten als ums bloße fünftausend Menschen. Überstimmen. Das heißt, wenn einer wirklich entschieden OK Kid J: Was mir wichtig ist, dass es trotz allem immer noch nicht gegen etwas ist, kann der auch zwei überstimmen. Funktivs. BRD so groß ist, dass wir total den Druck hätten. Es redet uns oniert gut – erfordert natürlich viel Zeit für Diskussionen Am 20. September werden OK Kid bei Stefan keiner rein in die Termine oder die Musik. Wir werden und viel Einfühlungsvermögen. Raabs »BuViSoCo« das nicht gefragt: »Wo ist denn die Single fürs Radio?« Denn Ihr seid ja einfach auch so sensible Typen. Bundesland Hessen da finden wir eh kaum statt. Das alles bringt uns die komJ: Hä, wer hat das denn behauptet? vertreten. fortable Situation, dass wir jetzt so weitermachen können Lässt sich zwischen den Zeilen in euren Texten erahnen. wie bisher auch – nur müssen wir nichts anderes mehr tun. J: Ach ja, stimmt natürlich. Ihr seid musikalisch Grenzgänger zwischen den Szenen. — OK KID »GRUNDLOS« (FOUR / SONY) — AUF TOUR VOM 03.07. BIS 09.10.


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»E.T.«-AUSGRABUNG IN NEW MEXICO

DIE GESCHICHTE EINES UNTERIRDISCHEN VIDEOSPIELS

Es war der schillerndste Mythos der mittlerweile gar nicht mehr so jungen Videospielgeschichte: die angeblich ­millionenfache Entsorgung des gefloppten »E.T.«-Videospiels 1983 in der Wüste von New Mexico. Jetzt konnte ein Team Archäologen den armen Pixel-Außerirdischen tatsächlich exhumieren. Der Versuch einer Trennung von Mythos und Realität. Text: Felix Scharlau. Fotos: Major Nelson

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ideospiele erzählen kindliche, humorvolle oder grausame Geschichten. Doch das kommerziell erfolgreichste Unterhaltungsmedium der letzten Jahre schreibt fast nie selbst welche. Auch wenn es Ausnahmen gibt. Etwa den faszinierenden Verbreitungsweg des ursprünglich kommunistischen Games »Tetris« von einem Moskauer Büro bis in die Kinderzimmer des Kapitalismus. Generell aber werden Videospiele geheimniskrämerisch, überaus strategisch und hochtechnisiert produziert. Der Pioniergeist ist längst erloschen. Entsprechend arm ist das Genre an Unvorhergesehenem, Abgründigem – kurz: an Mythen.


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Ein Mythos, der in keiner Game-Dokumentation fehlen darf, fasziniert jedoch seit über 30 Jahren die Fans: Was passierte wirklich am 26. September 1983 auf einer Müllkippe in Alamogordo, New Mexico? Ließ der damalige Marktführer Atari tatsächlich Millionen unverkaufte Exemplare seines kolossal gefloppten Lizenz-Videospiels »E.T. – The ExtraTerrestrial« heimlich auf einer Müllkippe vergraben? Und ist das angeblich schlechteste Videospiel aller Zeiten schuld am sogenannten Video-Game-Crash, der kurz darauf die Branche in die Knie zwang? Eine Ausgrabung Ende April 2014 brachte die Wahrheit nun nach über 30 Jahren ans Licht.

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Ein heiliger Gral aus Schrott? Drehbuchautor und Filmemacher Zak Penn klingt ausgesprochen entspannt am Telefon. Kein Wunder: Der erste Teil seiner Aufgabe, einen Dokumentarfilm über die Ausgrabung eines ausnahmsweise mal wirklich legendären Videospiels zu drehen, hat soeben geklappt. Obwohl das Ausgrabungsteam, das er mit der Kamera begleiten durfte, nur das Budget und die städtische Grabungslizenz für zwei Tage bekommen hatte, reichte die Zeit, um zu finden, was sie suchten: Hunderte zum Teil immer noch sehr gut erhaltene Atari-Videospiele. Die Zeitzeugen, unter anderem


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»Wir waren uns ziemlich sicher, dass die Vergrabung der Spiele wirklich stattgefunden haben muss«

Schatzkammer von Al Capone Im April 1986 sprengte Moderator Geraldo Rivera im Rahmen einer sensationsheischenden mehrstündigen TV-Sendung live vor Millionen Zuschauern eine Wand in dem festen Glauben, dahinter befänden sich die gehorteten Schätze des Gangsterkönigs Al Capone. Dahinter befand sich jedoch: nichts.

Angry Video Game Nerd ... ist das Alter Ego des 1980 geborenen US-Amerikaners James Rolfe. Auf YouTube spielt er in der Rolle eines wütenden Nerds alte Videospiele. In seinen Shows wird »E.T. – The Extra-Terrestrial« häufig als Game-Wurzel allen Übels stilisiert.

ein Lkw-Fahrer, der eine der angeblich zehn bis zwanzig Truck-Ladungen voller Atari-2600-Cartridges auf einer Müllkippe bei Alamogordo verklappt haben will, behielten recht. Allerdings steht Zak Penn damit vor dem nächsten Problem: »Wir haben neben ›E.T.‹ erwartungsgemäß auch etliche andere Atari-Spiele dort gefunden. Als aber tatsächlich ein ›E.T.‹-Modul als Erstes geborgen wurde, dachte ich kurz: ›Jetzt denken die ganzen Verschwörungstheoretiker wieder, alles sei Fake, weil es so glattging.‹« Es ist aber auch kompliziert: Die in Prä-Internetzeiten entstandene und seitdem dutzendfach ausgeschmückte Legende besagte, dass der strauchelnde Videospiel- und Konsolen-Produzent Atari 1983 mehrere Millionen nicht verkaufte Spiele als Retouren zurücknehmen musste. Da Lagerplatz teuer ist, sollen sie bei Nacht und Nebel entsorgt worden sein. Der Schandfleck »E.T.«, ein Spiel, das viel zu viel Lizenzgebühr verschlang, in nur fünf lächerlichen Wochen programmiert wurde und von fünf Millionen gefertigten Modulen nur 1,5 Millionen absetzte, soll symbolisch dem Erdboden gleichgemacht worden sein. Eine Version, die laut Zak Penn schon zu Beginn seiner Auseinandersetzung mit dem Thema an vielen Stellen unglaubwürdig schien. »Je mehr man sich dem Mythos näherte, desto weniger davon schien wahr. Dieses Spiel ist der Sündenbock für das Scheitern von Atari, das vielschichtige Gründe hatte.« Tatsächlich gilt als sicher: »E.T.« ist für die Videospielindustrie nicht das gewesen, was der Eisberg für die Titanic war. Schon die Portierung des Arcade-Klassikers »Pac-Man« auf Ataris Heimkonsole hatte sich 1982 grausam verkauft und die Firma in schwere finanzielle Schieflage gebracht. Abgesehen davon scheint selbst der Claim »schlechtestes Videospiel aller Zeiten«, der unter anderem durch den Angry Video Game Nerd stetig genährt wurde, ein Mythos. »E.T.« wirkt grafisch aus heutiger Sicht lächerlich, die Bedienung ist zudem rätselhaft. Doch wer sich die verhältnismäßig umfangreiche Spielanleitung durchlas, spielte das Spiel dennoch zumeist stundenlang. Zak Penn gehörte zu dieser Gruppe und erinnert sich an eine durchaus erträgliche Zeit vorm TV-Gerät.

»Wir waren uns ziemlich sicher, dass die Vergrabung der Spiele wirklich stattgefunden haben muss«, erzählt Penn. »Dieser Mythos machte einen viel plausibleren Eindruck als das Monster von Loch Ness. Aber wir waren überhaupt nicht sicher, ob wir an der richtigen Stelle gruben. Vor dem ganzen Publikum zu stehen hat mich nervös gemacht. Ich dachte: Vielleicht ergeht es uns so wie Geraldo Rivera mit der Schatzkammer von Al Capone.« Das gute Ende für Zak Penns Doku kam schnell: Am 26. April 2014 fand das von Archäologen begleitete Suchteam mithilfe von Zeitzeugen in wenigen Metern Tiefe schon nach kurzer Zeit zahlreiche der in Wahrheit »nur« 728.000 Module, die dort vergraben worden sein sollen. Rund 1300 Spiele wurden insgesamt geborgen. Teilweise, so jüngste Gerüchte, sollen sie als Sammlerobjekte verkauft werden. Was bleibt, ist das Ende eines schönen Mythos’, der so schillernd wohl nur in der Zeit vor der Informationsgesellschaft, vor Google und Wikipedia, hatte auswuchern können. Schade eigentlich. Zak Penn hat mittlerweile eine schlüssige Erklärung für das immense Interesse an der Ausgrabung. Für die Anteilnahme am Schicksal eines unbeliebten Videospiels, an dessen Gameplay sich kaum noch jemand erinnern kann: »Das Faszinierende an der Geschichte ist, dass sie Menschen überhaupt fasziniert. Warum sie das tut? Weil Videospiele in unserer Kultur einen so großen Platz einnehmen, aber kein eigenes Denkmal besitzen, vor dem man sie ehren könnte.« Vielleicht ist es an der Zeit dafür. Der erste Stern des Videospiel-»Walk of Fame« könnte in den staubigen Asphalt in der Nähe einer ehemaligen Mülldeponie, drei Meilen südlich des Nestes Alamogordo, New Mexico, eingelassen werden.

Störung der Totenruhe Über 30 Jahre später hat er ganz andere Sorgen – was, wenn die Ausgrabung, zu der sich Kamerateams aus der ganzen Welt und Hunderte Videospielfans in die Wüste von New Mexico begeben haben, gar nichts zutage fördert?

— »E.T. – THE EXTRA-TERRESTRIAL« IST IN EINER BROWSER-VERSION GRATIS SPIELBAR UNTER WWW.ARCHIVE.ORG — »ATARI: GAME OVER« (ARBEITSTITEL; R: ZAK PENN) IST AB CIRCA HERBST AUF XBOX ONE UND XBOX 360 ZU SEHEN


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THE ACID

HEUTE KEINE SELFIES Der australische Singer/Songwriter Ry Cuming hält nichts von überzogener Selbstdarstellerei. Und doch hält er als Ry X bei jeder Gelegenheit sein Gesicht in die Kamera. Unserem Autor Mark Heywinkel hat er erzählt, wie er mit seinem Electroprojekt The Acid jetzt für einen Ausgleich sorgt. Foto: Lara Alegra

R

y Cuming blättert durch unsere Selfie-Ausgabe #223 und begutachtet die Porträts, die verschiedene Künstler dafür geschossen haben. Lana Del Rey mit Eis, Peaches im Auto, Bela B beim Zähneputzen: »Witzige Idee«, sagt der gebürtige Australier. »Zum Glück habt ihr mich nicht nach einem Foto gefragt, ich hätte mich damit schwergetan.« Schon Songs über sich zu schreiben falle ihm nicht leicht, behauptet Cuming. Ein Selbstporträt zu knipsen hätte der Singer/Songwriter sogar abgelehnt. »Selfies jemandem zu geben, den man liebt, ist eine Sache. Sie mit der Öffentlichkeit zu teilen, finde ich merkwürdig.« Überhaupt könne er der allgegenwärtigen Selbstdarstellerei und dem Personenkult in der Kunst nichts abgewinnen. »Schau dich mal in der Filmszene um: Warum muss heutzutage der größere Wirbel um die Schauspieler anstatt um die Geschichte des Films gemacht werden? Ein bekannter Name auf dem Plakat verkauft mehr Kinokarten, klar. Aber machen bekannte Gesichter einen Film zwangsläufig besser?« fragt Cuming rhetorisch. Ein Lächeln zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. »Das ist die große Frage, die

WIE KÖNNEN WIR DAFÜR SORGEN, DASS DAS WICHTIGSTE – UNSERE KUNST – IM VORDERGRUND STEHT? Da muss endlich wieder ein sich die gesamte Kreativszene heute stellen muss:

Gleichgewicht hergestellt werden.« Da sitzt er nun, Ry Cuming – kleine Zöpfe in den Vollbart geflochten, Tränen unters rechte Auge tätowiert –, und stellt diese große Forderung nach einem Gleichgewicht in den Raum. Dabei ist er ihr lange Zeit selbst nicht gerecht geworden. Für sein Soloprojekt Ry X hat er ständig sein Gesicht in die Kamera gehalten: Auf dem Cover seiner EP ist er im Porträt zu sehen. Im Musikvideo zu »Howling« lässt er sich in Nahaufnahme die Stirn bemalen. Im Clip zu seinem Hit »Berlin« räkelt er sich sogar mit nacktem Oberkörper. Reichlich inkonsequent, der gute Herr. »Ich bin nicht komplett dagegen, Gesicht zu zeigen«, entgegnet Cuming diplomatisch. »Wenn das authentisch ist, dann kann man ruhig sein Gesicht aufs Cover packen. Aber wenn das Label einem sagt, dass sich auf diese Weise die Platten besser verkaufen lassen, obwohl man eigentlich keinen Bock darauf hat, dann sollte man auch Nein sagen können.« Dass er die Stärke zum Widerspruch besitzt, stellt Ry Cuming jetzt mit seinem neuen Projekt The Acid unter Beweis. Er übt sich für die Präsentation in Bescheidenheit. Auf den ersten Promofotos gaben er und seine beiden Mitstreiter Adam Freeland und Steve Nalepa sich zunächst noch mit

flatternden Plastiksäcken auf dem Kopf anonym. Inzwischen hat sich das Trio zwar offenbart, taucht aber auch in den bisher erschienenen Videos zu den Songs »Animal« und »Basic Instinct« nicht auf. »Dass wir uns anfangs nicht zu erkennen gegeben haben, sollte keinen Buzz um The Acid aufbauen«, weist Cuming jedwedes Aufmerksamkeitsgeheische von sich. »Steve, Adam und ich sind schon ein wenig bekannt für unser musikalisches Schaffen. Wir wollten aber, dass sich die Leute The Acid vorurteilsfrei anhören. Wir wollten die Musik für sich selbst sprechen lassen.« Ob diese Strategie bei den Hörern den gewünschten Effekt erzielt hat oder nicht, sei dahingestellt. The Acid können sich jedenfalls auch ohne das Prahlen mit ihren Namen und bisherigen Erfolgen hören lassen. Obwohl Cuming im Folk beheimatet ist, fügt sich sein geisterhafter Falsettgesang auch in die minimalistisch gehaltenen Electrotracks der DJs Freeland und Nalepa auf »Liminal« gut ein. Zu verdanken ist das auch dem Berliner Produzenten Frank Wiedemann, der zwar nicht am The-Acid-Debüt mitwirkte, jedoch wichtige Vorarbeit dafür geleistet hat: »Erst durch meine Zeit in Berlin und die Zusammenarbeit mit Frank war ich genretechnisch so weit geöffnet, dass ich mich an ein Projekt wie The Acid wagen konnte«, beschreibt Cuming die Entstehungsgeschichte des Bandprojekts. »Adam kenne ich zwar schon viele Jahre, aber früher steckte ich zu sehr in meinem Folk-Ding drin, als dass ich mich Adams Faible für House und Electro hätte anschließend können.« Als sich Freeland und Cuming vor etwas mehr als einem Jahr in L.A. wiedertrafen, sei die musikalische Barriere allerdings verschwunden gewesen: »Ich habe zu dem Zeitpunkt in einem Gästehaus in den Bergen bei Topenga gelebt. Adam kam zu mir, und wir haben einen Tag lang nur übers Leben, Beziehungen und das Mensch-Sein gequatscht und anschließend ein bisschen Musik gemacht.« Ein paar Tage später lernte Cuming im Studio Steve Nalepa kennen, und das Trio produzierte in nur wenigen Monaten die erste TheAcid-Platte. Ein Album, auf dem alle drei gleichermaßen im Vorder- wie im Hintergrund stehen. So hat die Arbeit im Team am Ende nicht nur Cumings persönliches Gleichgewicht der Selbstdarstellerei wiederhergestellt. Er glaubt auch, dadurch effizienter im Musikmachen geworden zu sein. »Als Ry X habe ich immer sehr lange an Songs gesessen. Durch die Zusammenarbeit mit Adam und Steve bin ich schneller geworden.« Ob das Cover der nächsten Ry-X-Platte allerdings wieder ein Porträt zeigen wird – darauf hat Cuming zu diesem Zeitpunkt noch keine Antwort. — ?????????????????INTRO EMPFIEHLT: THE ACID »LIMINAL« (INFECTIOUS / PIAS / ROUGH TRADE) — AUF DEM BERLIN FESTIVAL AM 05.09.

Frank Wiedemann Besser bekannt als fünfzig Prozent des House-Duos Âme und Mitgründer des Berliner Labels Innervisions, das bei den »Innervisions Überall«-Partys das Berghain regelmäßig zum Tanzen bringt.

Berlin Melt!-Festivalgängern war Ry X dank der inoffiziellen Hymne »Howling« schon länger ein Begriff, mit seinem Song »Berlin« machte der Australier nun weiträumiger von sich reden: Der Titeltrack der gleichnamigen EP landete auf Platz 46 der deutschen Charts und wurde von Sony für den Werbespot eines TV-Geräts verwendet.


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SLEAFORD MODS

DER GUTE HASS Der britische Band-Hype des Frühsommers widerspricht jeder Vermarktungslogik, die man an einer Musikmanagement-Hochschule lehren könnte. Die Songs von Sleaford Mods rauschen und haben selten mehr als zwei Akkorde. Das Duo ist über 40 Jahre alt, macht gerne Pauschalurlaub und überzeugt dich davon, dass deine Lieblingsband Mist ist. Eine Erinnerung daran, wie wertvoll es sich anfühlt, jemandem seine Kunst wirklich abnehmen zu können. Text: Felix Scharlau. Foto: Halim Dogan


HEUTE

»WEHR DU JU KAMM FROMM?« – Andrew Fearn, der bei Sleaford Mods die Musik programmiert, sieht gelangweilt auf. Ein Kölner steht neben dem Tisch, an dem gerade das Fotoshooting mit der Band stattfindet. Fearn, der bleiche Riese, zieht an der E-Zigarette, die an einer Kette um seinen Hals hängt. Er macht eine Kunstpause. Der Fragende wartet schwankend, seine Fahne hängt in der Kneipe wie ein Kupferstich von Albrecht Dürer. »Nottingham.« »Rielie? Haha, are you se Sheriff von Nottingham?« Fearn inhaliert tief und schaut aus dem Fenster. Jeden Moment, denke ich, springt er auf und schiebt dem Betrunkenen ansatzlos seine Faust durch das Jochbein. Ich bilde mir ein, es würde wunderbar passen zur Band. Andrew Fearn aber blickt zum Mann und sagt höflich: »Yeah, exactly. Sheriff from Nottingham.« Zwei Stunden später, nach dem Interview, ist das Bild von Sleaford Mods klarer. Die notorisch schlecht gelaunt wirkenden Briten sehen in ihren Videos zwar manchmal aus wie eine Zwei-Mann-Straßengang auf Prozac. Doch die Band, die sich unlängst nach Jahren des Hobbymusiker-Daseins plötzlich in den Feuilletons wiederfand, wirkte im Gespräch nett und uneitel, wie Menschen selten sind. Das steht allerdings in keinem Widerspruch zu den aggressiv vorgetragenen Rants von Jason Williamson und der panzerartig ruckelnden, »völlig unterproduzierten Musik«, wie sie ihr Komponist Andrew Fearn selbst bezeichnet. Sleaford Mods hassen in ihren Texten mit großer Leidenschaft, und das auf sehr kreative Art und Weise. Aber sie sind keine Misanthropen. Das Besondere, ja, Großartige an Sleaford Mods scheint: Sie treten das allgegenwärtige Sektierertum in der Popkultur mit Füßen, klatschen David Cameron den Fehdehandschuh ebenso ins Gesicht wie dem Vinyl-Nerd, der nur über Prefab Sprout reden will. Sie singen ohne graduelle Unterschiede wütend gegen all das an, was sie nicht mögen. Das Establishment, die Arbeitslosigkeit, Oasis und Kasabian (»vielleicht die schlechteste Band von allen«). Aber Sleaford Mods begehen auch das angebliche Sakrileg, Indie-Ikonen wie Sonic Youth als überholt und öde zu outen.

»ALLES KLINGT HEUTE GLEICH SCHEISSE.«

»Meine Texte funktionieren ähnlich, als würde man im Pub jemanden verarschen«, beschreibt Williamson, der das letzte Mal als Kind im 15.000-Seelen-Kaff Sleaford war, seinen lyrischen Ansatz. »Dass die Texte so auffallen, liegt nicht an mir, sondern daran, dass in der aktuellen Musikwelt sonst niemand ehrlich ist. Die Musiker wollen lieber allen gefallen und bloß nichts Falsches sagen.« Dass Sleaford Mods auch musikalisch eigen sind, hat seine Gründe. Andrew Fearn belässt seine repetitiv holpernden Loops absichtlich in einer Art Proberaum-Sound. Gängigen Veredlungs-Plug-ins, die selbst Schlafzimmer-Indieproduktionen so übertrieben aufpumpen, als würden sie gerade von David Guetta aufgelegt werden, verweigert er sich bewusst. »Popmusik ist definitiv schlechter geworden in den letzten Jahren. In Bezug auf Komposition, Abwechslungsreichtum und Produktion. Die Verbreitung von Musik über MP3 hat zu einem Loudness-Wettbewerb geführt. Alles klingt heute gleich scheiße.« Vermutlich ist die Rohheit im Sound mit dafür verantwortlich, dass Sleaford Mods ohne ihr Zutun in die Nähe von Punk gerückt, Bands wie The Fall als Referenz genannt werden. Auch dafür, man ahnt es bereits, hat die Bands wenig Verständnis. »Ich kenne fast nichts von The Fall und gar nichts von John Cooper Clarke, mit dem mein Gesang ständig verglichen wird«, lässt Familienvater Williamson wissen. Überhaupt sei der Einordnungswahn und ständige Blick zurück das eigentliche Problem. »Wie lange wollen Bands in Interviews noch erzählen, dass sie die Smashing Pumpkins hören? Das kann gerne ihr heimliches Laster bleiben und auf ihrer Party laufen, aber bitte redet doch nicht öffentlich drüber oder lasst das in eure Musik einfließen!« warnt Fearn inständig vor den ästhetischen Spinnweben, die in jeder Ecke des Popkulturbetriebs hängen. Dass ihn so gut wie niemand auf seine offensichtlichen HipHop-Einflüsse anspreche, sei bezeichnend. Mit Arroganz hat all das Bashing nichts zu tun. Andrew Fearn und Jason Williamson erlebten – jeder für sich – jahrelang das Grauen, in Hobbybands halbgare Musik zu machen, kaum jemanden dafür interessieren zu können, über dem Versuch aber älter und depressiver und wieder älter zu werden. Ohne dass irgendetwas passierte. Dass sich ihr Zusammentreffen 2009 als musikalischer Glücksfall erwies und zuletzt zu weltweitem Interesse an ihrer Band führte, Ex-Faith-No-More-Sänger Mike Patton etwa dazu veranlasste, Sleaford Mods für die USA zu lizenzieren, erleben die beiden Musiker mit großer Demut. »Wir stellen uns nicht hin und behaupten, das Rad neu erfunden zu haben. Aber uns ist wichtig zu betonen, wer unserer Ansicht nach die Scheißmusik da draußen macht. Denn diese Bands beanspruchen für sich die Hallen, in die sie einfach nicht gehören.« Da draußen, das ist längst klar, herrscht eben wieder Konjunktur für eine Lieblingsband auf Augenhöhe. Ganz ohne Business-Plan, Lyrisches Ich vom »Verbotene Liebe«-Wühltisch und einen Trend-kontaminierten musikalischen Ansatz. Schön, dass das Glücksrad des Hypes bei Sleaford Mods stehen geblieben ist. Mit Mitte vierzig und dem siebten Album auf kleinem Label nach sieben Jahren den Sprung ins Nachwuchsband-Rampenlicht zu schaffen mutet an wie ein Comedy-Märchen. Doch scheiß auf die Vergangenheit – Sleaford Mods sind jetzt. — SLEAFORD MODS »DIVIDE AND EXIT« (HARBINGER SOUND / CARGO)

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Oasis Jason Williamson verachtet die 1991 gegründeten Oasis keineswegs grundsätzlich. Er verabscheut lediglich, was aus ihnen wurde: »Sie haben nach dem ersten Album nichts Ordentliches mehr herausgebracht. Aber das Geld ist danach trotzdem mehr für sie geworden. So funktioniert eben Marketing.«

HipHop-Einflüsse Andrew Fearns produktionstechnische Einflüsse reichen von der Rave-Kultur über den technoiden Wahnsinn von Aphex Twin bis zu Hardrock. HipHop allerdings ist seine große Liebe. Er verehrt unter anderem den Londoner Rapper ILL Move Sporadic.


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COVER-WELTEN

PALMEN Wer den Urlaub dieser Tage schon nicht selbst antreten darf, soll wenigstens gucken d端rfen: Palmen satt in unserer Plattencover-Schau. Wir wetten, fast jeder Leserhaushalt besitzt eines der abgebildeten Alben. Tipp: Ruhig auch mal bei den Eltern schauen! Zusammengestellt von: Felix Scharlau und Halim Dogan


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HOW TO DRESS WELL

HERZ AN HERZ Seit seinem grandiosen Debüt »Love Remains« aus dem Jahr 2010 gilt Tom Krell als der Posterboy des alternativen R’n’B. Ein Missverständnis. Von den Lo-Fi-, Noise- und AmbientVersatzstücken, die von einer aufrichtigen Leidenschaft für gut gemachten Pop zusammengehalten wurden, war viel zu selten die Rede. Jetzt erscheint mit »What Is This Heart?« das dritte Album von How To Dress Well. Und es ist alles wieder ganz anders. Zeit, mal ein paar Dinge gerade zu rücken. Text: Jan Wehn. Foto: Carmen Catuti


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as für ein arrogantes Arschloch! Dafür, dass man Tom Krell nur eine halbe Stunde gegenübersitzt, denkt man das erstaunlich oft. Er kommt ein bisschen altklug daher. Mit seinen Kunstpausen, den ständigen Lückenfüllerwörtern »so« und »like« und »uhm«, dem einstudierten Stirnrunzeln und dem Verlegenheit suggerierenden Griff in den Nacken. Da möchte man laut schreien: »Junge, komm mal ein bisschen runter!« Nun soll man auf das Internet nicht so viel geben, aber da sieht es nicht anders aus: Tom Krell sei ein »pretentious douchebag«, sogar von »fucking hipster scum« ist die Rede. Übersetzt heißt das: Tom Krell ist ein selbstverliebter Schnösel, der glaubt, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Einer, der aus der oberen Mittelschicht zu uns hinabgestiegen ist und jedem von seiner musikalischen Vielschichtigkeit erzählt. Ein Diskursdödel, der zu viel Derrida gelesen hat, jetzt ein bisschen auf der Klaviatur der Erste-Welt-Probleme herumspielt, um selbstmitleidige Nölmusik für sich und seinen Lieblingsbarista in Williamsburg zu machen. Irgendwie stimmt das auch alles. Aber so oft man an das arrogante Arschloch denkt, so oft nickt man auch mit dem Kopf. Weil Tom Krell viele schlaue Dinge sagt, weil er tatsächlich sehr viel Ahnung von Musik hat. Und weil sein drittes Album »What Is This Heart?« eine wirklich beeindruckende Platte geworden ist. »Als kleiner Junge habe ich ständig ›I Will Always Love You‹ von Whitney Houston gesungen. Immer und immer wieder. So lange, bis ich die erste Kassette wegwerfen musste. Ich habe die Single insgesamt dreimal auf Tape gekauft«, sagt der 1984 geborene Amerikaner und lacht. Er erzählt die Geschichte gerne. Genauso gerne wie die Geschichte darüber, dass er sich auf der Rückbank des Familienautos weggeträumt und gelernt habe, traurig zu sein, während im Radio Smokey Robinson lief. Spannend wird die Vita von Tom Krell aber erst später. Durch Soul und R’n’B sozialisiert, hat Tom als Teenager plötzlich ein Problem: Seine Janet Jackson Klassenkameraden entdecken Grunge und Punk für sich. Nirvana und Green Day werden zu Vorbildern, denen man »Velvet Rope« In Tom Krells Augen ist die mit einer Gitarre schnell nacheifern kann. Tom kennt nur Platte von Janet Jackson aus das Haarbürstenmikro und seine D’Angelo-Platten. Wie dem Jahr 1997 ein Paradeum Himmels willen drückt man damit seine teenage angst beispiel dafür, wie man als aus und lässt seinen pubertären Emoschüben freien Lauf? Künstler ein selbstbewusFolglich fängt er doch an, in Punk-Bands zu singen. stes und ehrliches Album aufnehmen kann. Eines, das Allerdings so hell, hoch und schrill, wie er es von Janet vielseitig und experimentell Jackson und Mariah Carey kennt. Das finden die Plattenist, auf jedem Song ein firmen, an die Krell und seine Band ihre Demos schicken, anderes Genre bedient und nicht so gut. »Wenn überhaupt mal ein Absageschreiben dennoch in sich schlüssig zurückkam, dann haben die Plattenfirmen ausdrücklich und gleichzeitig zukunftsden Mut gelobt, als Punk-Band eine Frontfrau zu haben.« weisend daherkommt. Eine Maxime, die er sich für sein Tom Krell muss lachen, wenn er daran zurückdenkt. Er zweites Album »Total Loss« beginnt, Philosophie in New York zu studieren – und hat zu Herzen nahm. viel Zeit zum Musikhören. Aus der erfolglosen Zeit in den


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Punkbands nimmt er mit, wie viel Sentimentalität auch in anderen Sounds schlummern kann. Bei Antony And The Johnsons, bei William Basinski oder bei Aphex Twin. Er experimentiert herum, seine Songskizzen klingen mal schwülstig und nach dem Hochglanz-Crooner The-Dream, mal nach dem Avantgarde-Rock von Animal Collective. Und dann klingen sie irgendwann nach Tom Krell. Nach vier Jahren in New York zieht Krell 2009 nach Köln. Gemeinsam mit dem Kölner cokc dokc, den er schon in New York kennengelernt hatte, nimmt er dort in einem Jahr ganze sieben EPs auf. Krell und der Kölner samplen erst Debussy, dann Blackstreet und montieren Noise-Wände sowie Rave-Fitzelchen zu nonkonformistischen Soundskizzen, die die Laptopboxen rauschen lassen. Das Genre nennen sie, in Anlehnung an das von ihnen verehrte Soulquartett Shai, »lo-fi Shai«. Im Oktober 2009 veröffentlicht das Duo »Ready For The den Song »Ready For The World«, der sich auf der »Friday World« Morning Hymnal«-EP befindet. Das Stück ist der DurchDer erste große Hit von How bruch für How To Dress Well und cokc dokc. To Dress Well. Er basiert auf Im Jahr darauf erscheint das erste How-To-Dress-Welldem Soulsong »Love You Album mit dem Titel »Love Remains«. cokc dokc, der nach Down« von der Band Ready Japan zieht und Architektur studiert, ist nicht daran beteiligt. For The World aus dem Krell selbst kehrt in die USA zurück. Er avanciert binnen Jahr 1986 und diente nicht kürzester Zeit zum Posterboy des Alt-R’n’B und wird wenig nur Tom Krell, sondern auch Madvillain, Silkk The später minutiös in einem Atemzug mit Frank Ocean und Shocker und Giraffage als The Weeknd genannt. Die Zugehörigkeit zu diesem DreiInspirationsquelle. Apropos: gespann stimmt natürlich nicht, denn während die beiden Für seinen Hit »Auf und Erstgenannten tatsächlich eine ähnliche Herangehensweise davon« aus dem Jahr 2011 an alten Sound mit neuen Mitteln eint, macht Tom Krell samplete Casper den ja schon auf einem Sample als How To Dress Well vielmehr experimentellen Pop mit basierenden Song von How Einflüssen aus Musique concrète und Lo-Fi-Chillwave, den er To Dress Well. Verwirrung stimmlich hier und da mit seiner Sozialisation geschuldeten komplett. R’n’B-Schlenkern versieht. Das Gerücht, How To Dress Well sei die Koryphäe des alternativen R’n’B, hält sich auch beim zweiten Album »Total Loss« im Jahr 2012 noch wacker. Journalisten und Fans ist herzlich egal, dass Krell sich mit Stücken wie »When I Was In Trouble« oder »Say My Name Or Say Whatever« vor William Basinski und Steve Reich – also allesamt Musiker fernab des R’n’B-Kosmos’ – verneigt. Als größte Inspiration Elliott Smith nennt Krell gar die »super super Emo-Musik« von Elliott Sänger aus Nebraska, der Smith. Was die Platte inhaltlich zusammenhält und auch 2003 im Alter von 34 Jahren mit der ersten verknüpft, ist der Verlust. Während Krell mit Selbstmord beging (siehe die »Love Remains« eine gescheiterte Beziehung kompensierte, große Story in Intro #217). verarbeitet er auf »Total Loss« den Verlust seines besten War Frontmann von Heatmiser und steuerte Songs für Freundes und den seines Onkels. Und auch die Arbeit am neuen Album »What Is This den Soundtrack von »Good Will Hunting« bei. Das sen- Heart?« wurde von einem Todesfall überschattet: Die Platte sible Songwriting und der ist seiner Großmutter (»ein unglaublich witziger Mensch«) fast flüsternde Gesang, den gewidmet, die im letzten Jahr verstarb, als er gerade in Berer per Multitracker zu emolin weilte. Tom Krell erzählt von Songs, die noch während tionalen Stimmschichten der Produktion von »Total Loss« entstanden sind und ein aufeinanderstapelte, haben während der Produktion sehr dunkles Album formten. Sie hätten vermutlich zu den von »Total Loss« und auch ähnlich düsteren Stücken gepasst, die nach dem Tod seiner von »What Is This Heart?« Großmutter entstanden sind. einen großen Einfluss auf Und doch klingt »What Is This Heart?« ganz anders als Krell gehabt. die beiden Vorgänger. Koproduziert wurde das Album von Rodaidh McDonald, der schon Vampire Weekend, The xx, Savages und Adele behutsam unter die Arme griff. Die Produktionen klingen strukturiert und on point. Klar vernimmt man hier und da immer noch anschwellende Drones (»Pour Cyril«) oder psychedelischen Elfengesang (»A Power«), aber abgesehen davon nimmt Krell Abschied von kryptischen Lo-Fi-Gebilden aus verwaschenen Soundschnipseln und gelayertem Gesangsbrei.

In »2 Years On (Shame Dream)« erklingt eine gut abgemischte Akustikgitarre, »What You Wanted« packt die Breitwandsynthesizer aus, und auf »See You Fall« schickt Tom Krell seinen Falsettgesang über Geigenflächen. Und die Fingerschnipser-Vibes auf »Word’s I Don’t Remember« und »Precious Love« erinnern dann tatsächlich an den Contemporary-R’n’B der späten 90er und frühen 2000er. »Bisher habe ich versucht, Soundskulpturen und Bilder zu erschaffen«, sagt Krell. »Aber jetzt bin ich mit einer mir bis dato unbekannten Präzision an die Produktion herangegangen. So sind aus den Bildern und Skulpturen mittlerweile Filme geworden. Filme, in denen jedes Detail ganz genau aufeinander abgestimmt ist.« So aufgeräumt und durchdacht fällt das Zurückschauen, das Einsehen, das Akzeptieren und Weitermachen viel leichter. Das Hauptthema der Platte, erzählt Krell, seien eigentlich Worte. Worte und Sätze, eben Dinge, die er gesagt, die er aber auch nicht gesagt hat, die andere ihm vor die Füße geworfen haben. Natürlich geht es auch um die damit verbundenen Erinnerungen. Krell erzählt von seiner Kindheit: »Bei uns zu Hause gab es viele psychische Krankheiten und Behinderungen. Ich wurde regelrecht allergisch gegen schlechte Laune und Unmut.« Sobald die Luft dick wurde, verschloss sich der junge Tom. Er erzählt davon, wie seine Mutter nach dem Tod des Onkels in eine Depression verfallen sei. Davon, wie seine beiden Brüder in der Schule gehänselt wurden. Dabei zuzusehen, wie die beiden litten, bevor er überhaupt verstehen konnte, was da passierte, sei wohl eine der krassesten Erfahrungen in seinem Leben gewesen. Was zu der Frage führt, was denn die schönste Erfahrung gewesen sei. Krell muss schmunzeln. Das sei gewesen, als er das erste Mal für jemanden außerhalb seiner Familie so etwas wie Liebe empfunden habe – für seine Lehrerin in der dritten Klasse. »Sie war vermutlich Mitte 20 und mochte mich auch sehr.« Wünscht er sich manchmal, die Zeit wieder zurückdrehen zu können? »Nein. Ich bin glücklich, dass die Vergangenheit Vergangenheit ist.« Davon handelt auch »House Inside«, das letzte Stück auf dem Album. Es geht darum, dass die Zukunft sich aus der Vergangenheit speist. »Was wird denn in der Zukunft sein?«, fragt Krell. »Meine Eltern werden älter und müssen gepflegt werden. Durch die vielen Erkrankungen in meiner Familie sind es die Menschen aus meiner Vergangenheit, die meine Zukunft prägen werden und um die sich alles drehen wird.« All diese Ängste und Gedanken formuliert Krell erstaunlich klar. »Ich schreibe meine Texte auf eine sehr freie und assoziative Weise«, erklärt er. »Oft schaue ich mir die Zeilen später noch einmal an und erkenne, an welchem Punkt ich vor fünf Tagen oder zehn Jahren vielleicht mal war.« Das arrogante Arschloch vom Anfang wird nachdenklich. Kein »like«, kein »uhm«, kein Nackenpacken mehr. »Und dann bricht es mir das Herz. Ich denke oft: Warum waren da nicht mehr Gefühle in mir? Und warum war ich so ein Idiot?« Mittlerweile sei seine Liebe aber erwachsener und sicherer. »Ich habe gelernt, dass eine Person nicht alle meine Sehnsüchte stillen und mir jeden Schmerz nehmen kann. Genauso können andere Leute das nicht von mir verlangen. So etwas habe ich früher nicht verstanden.« Die Frage, was dieses gottverdammte Herz nun eigentlich ist, sie bleibt – natürlich – unbeantwortet. Aber immerhin weiß Tom Krell jetzt, nach diesem Album, ein bisschen besser, wie es funktioniert. — HOW TO DRESS WELL »WHAT IS THIS HEART?« (DOMINO / GOODTOGO)


Promotion

GUESS ist Partner des Melt! Während des dreitägigen Open Airs auf dem Ferropolis-Gelände wird die legendäre Marke im Herzen des Festivalgeländes eine eigene Lounge präsentieren, in der die Festivalbesucher zwischen den Konzerten chillen können. Außerdem gibt es die Herbst/Winter-Kollektion von GUESS »On the Road to Nashville« zu sehen, die in dieser einzigartigen Atmosphäre deutschlandexklusiv vorgestellt wird. Mit ihrer Musik, ihrer reichen Tradition und ihrem SüdstaatenCharme inspirierte die Hauptstadt Tennessees die Kollektion zu gleich drei verschiedenen Themen: »Nashville«, »The Show« und »On the Road« präsentieren das authentische, wahre DenimErbe von GUESS und lassen dabei Country und Rock’n‘Roll-Stil aufeinandertreffen. Die Kollektion ist ab Juli in allen GUESSStores erhältlich. Zusammen mit GUESS verlosen wir 1x2 Tickets fürs Melt! Festival. Um zu gewinnen reicht eine E-Mail mit dem Betreff »GUESS anschauen« an verlosung@intro.de. Einsendeschluss ist der 09. Juli. Viel Glück!


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KIRMES COUTURE Produktion und Fotografie: Carmen Catuti & Frederike Wetzels Styling: Alexandra Heckel / Assistenz: Natacha Voranger Models: Lisa, Henning & Marcel

Hinten links — Kleid: Pepe Jeans Hinten rechts — Jacke: Nike Beide vorne — Haw Lin × Ucon


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Lisa — Bomberjacke: Alpha Industries, Sweatshirt: Element, Jeans: Levis Made and Crafted Mann — Sweatshirt: Ben Sherman, Jacke: Levis

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070

HEUTE

Oberteil: Eleven Paris, Jacke: Monki, Shorts: Surface to Air, Cap: DKNY by Opening Ceremony


HEUTE

Lisa — Outfit: Adidas Originals by Jeremy Scott, Schuhe: New Balance, Rucksack: MCM Marcel — Sweatshirt: Andrea Crews, Hose: Edwin, Schuhe: Adidas, Cap: DKNY by Opening Ceremony Henning — Oberteil: Nike, Jacke: Ben Sherman, Hose: Adidas Originals by Jeremy Scott, Schuhe: Nike

071


072

HEUTE

Lisa — Top: Andrea Crews, Hose: Odlo, Schuhe: Nike Marcel — Sweatshirt: Nike, Jeans: Edwin, Schuhe: New Balance


HEUTE

Lisa — Oberteil: Replay, Jeans: Replay, Jacke: Adidas Originals by Jeremy Scott

Schießbudenbesitzer — Hemd: Edwin, Jacke: Edwin, Cap: Edwin

073


TOP S N O N H 48

HOF L E P M E T NEU 14 5. – 7.9. 2 0

¨th ven Va S × . .Z .I K × s t × Editor Ware × Kid Ink a r e d o M × id Woodk × Warpaint × Jessie ycle Club DARKSIDE ller live × Bombay Bic & Rage ighters TrentemøChase & Status DJ-Set Crystal F × e x u l e D e DJ Koze × × Fu n ¨nf Ster Genetikk DJ-Set × Austra ernine Digitalismrry and Rocketnumbie Farben e l l A × n l e l h A Neneh C oot Woman lo) × Ellen Z l × e Y ie ( b r im ie e K M t Dieter da × Mouns × Andr´ alluzzi g G a e M × iz v a r Nina K × Kindnesign Beggars × Rustie e k w a h o M n Fore anco l × Hudso B e i k iv l k z y r M a × w t Henrik Sch rbuch nova DJ-Se e a d z z il B a J × × x r n a o Jimmy Edgson × Schlachthofbrhasakite × The Acid HVOB × Ol nra × Taktloss × Hig iki × Meggy ¨s egrot × K ohnJon × Ru ¨fu Motrip × O e × A´ N a e r e J iv l & Rampue reene × Chopstick ma Jacques G di × Nod One’s Head ×gNoytt & Hulk Hodn Karate Andgar Wasser × Retro Fatoni & E × Fidelity Kastrow DJ StickleE ANNOUNCED MORE TO B IN! INDOOR, 8H BERL EN AIR & P O , S INKS - 4 R R O AL D V O I L D T F N S E A E FOOD RLINF & DANC E N S I B A L / E R M R E O A B 10 K.C MMY ACEBOO I VA L L AG E , Y U AL.DE F V LINFEST I ART VIL R T E S B E # F L N I A L V I R T E S W W W. B ERLINFE R.COM/B TWITTE


MORGEN

075

MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT

— Cover des Monats Julius Steinhoff »Flocking Behaviour« — Oft wird uns gesagt: »In eure Rubrik ›Cover des Monats‹ nehmt ihr ja immer bloß so super aufwendigen Kram in High Def!« Und wir dann so: »Genau, du Opfer. Unter Sixtinische Kapelle brauchen die verehrten Herrn und Damen Zeichner gar nicht anrücken.« So auch diesmal. Artwork stammt von Stefan Marx. Wuff!


076

MORGEN

PLATTEN VOR GERICHT Intro-Leserinnen und -Leser:

FM BELFAST

Mittippen und via Facebook Juror werden oder mitvoten auf der Intro-App!

ÁRNI

SON LUX

SPRING OFFENSIVE

HUNDREDS

THEO

EVA

Ø–

Ø 5,94

Ø 5,40

Ø 4,00

9

9

01

TUNE-YARDS »NIKKI NACK« 4AD / BEGGARS / INDIGO

9

02

THE ROOTS »... AND THEN YOU SHOOT YOUR COUSIN« DEF JAM / UNIVERSAL

8

03

SLEAFORD MODS »DIVIDE AND EXIT« HARBINGER SOUND / CARGO

04

THE PAINS OF BEING PURE AT HEART »DAYS OF ABANDON« FIERCE PANDA / CARGO

05

SÉBASTIEN TELLIER »L’ AVENTURA« RECORD MAKERS / ROUGH TR ADE

06

COLDPLAY »GHOST STORIES« PARLOPHONE / WARNER

07

CHROMEO »WHITE WOMEN« PARLOPHONE / WARNER

08

THE MAJORITY SAYS »THE MAJORITY SAYS« WARNER

09 10

»Water Fountain« is an obvious weird classic, but there’s so much depth to this record. »Time Of Dark« is epic, and »Manchild« is the funniest feminist anthem I know.

War noch nie mein Ding, aber könnte in dieser Runde mein Favorit sein. Fantasievoll, bunt, großartige Texte, mutig. Anspieltipp: »Real Thing«. Ein Glück. Amen.

Still redefining.

8

8

3

Why are you yelling at me?

9

2

Not my cup of tea but it has its moments.

6

Late in the credit role of a John Hughes movie.

6

5

Very French. An unexpected change for him.

7,4

7

3

7

5

2

Many good songs but a little bit too clean for my taste.

6

2

4

Sounds like Joanna Newsom joined Of Monsters And Men.

3

Sucrose. The sound of templates.

4

2

MICHAEL JACKSON »XSCAPE« EIPC / SONY

I’m just going to act like this never happened.

6

Holographic groove, posthumous electric slide.

3

0

CLEAN BANDIT »NEW EYES« WARNER

This will be very popular but does not move me in any way.

4

1

5

BOB DYLAN »THE FREEWHEELIN' BOB DYLAN« BÉLA BARTÓK »MUSIC FOR STRINGS, PERCUSSION …« RADIOHEAD »AMNESIAC«

MAJICAL CLOUDZ »IMPERSONATOR« EL-P »I’LL SLEEP WHEN YOU’RE DEAD« A SILVER MT. ZION »BORN INTO TROUBLE AS THE …«

BJÖRK »POST« FIONA APPLE »WHEN THE PAWN ...« ARCADE FIRE »NEON BIBLE«

ALL TIME FAVES

This is something I really like! Holy crap! This is amazing! Even better than before!

I really liked »Understand« but this will never be my favourite Roots album.

This might be my new favourite band! This will be played loud on our tours.

These guys will probably go far. »Magic« is an instant guilty pleasure. »A Sky Full Of Stars« should be the theme of the »Eurovision Song Contest«.

TALKING HEADS »77« SMOG »KNOCK KNOCK« KATE BUSH »THE KICK INSIDE«

Post-apocalyptic playground jump-rope boogie-down production. Nimble, relevant, abandoned. Grab-you-by-thethroat-and-make-you-dance.

We can’t win on this one. One thousand shades of one color, but it’s a pretty color.

Are we selling orange juice or gin? Funky times and spirit chimes. Not nearly as successful as Daft Punk’s take on sextune anthems.

Included in European hotel lobby soundtracks for a subtly subversive effect.

This is a dark and introspective Roots record, about death, the afterlife and what we leave behind. Nice warm and grainy production. »Black Rock« is killer too. Love it. It’s crazily funny and scarily vicious. Grating post-punk loops grooving to bilefilled cynicism and misanthropy. Also, it’s their seventh album. That’s epic. (This is a lazy reviewing but) I like The Smiths so it’s alright. It must be shit to be one of those bands that everyone says »oh you sound just like [insert giant act]«.

This feels both fresh and classic: Gainsbourg-style French pop filtered through psych strings and chillwave production. It sounds like an exclusive trip to Saint Tropez. Ah Coldplay. Still here, still boring. There are good bits like »Midnight«, but it’s impossible to love this album and it’s not worth the energy to hate it.

Terrible. Like an Ed Banger record without subtlety. The line »you’re out alone, so young and full of promise« is fucking creepy. The track with Solange is cool though. This is very sugary sickly sweet, with annoying hooks every ten seconds. I feel like it’s trying a bit too hard — there’s no space to breathe. Like Of Monsters And Men. It’s okay, I guess. But WHY THE FUCK? None of these songs do anything to improve Jacko’s reputation. They sound like B-sides. I guess labels have to make money somehow. A cynical gimmick by people who have convinced the world that they’re interesting. Remove anything good about Disclosure and add a violinist showing off.

Nimmt mich mit, TripHop lässt grüßen. Pompös und rührend, sehr gut gemischt. Wie haben die das gemacht? Königlicher Groove. Starke Melodien.

Ich sehe zwei ältere Männer mit diesen Britpop-Frisuren, die Sachen skandieren, die »alright alright« schreien. Nein, das geht leider auch nicht. Da wird mir kalt. Ich will es ja gern mögen. Weil ich hier schon sonst nichts mochte. Weil ich die Stimmen mag. Aber nein. Rutscht durch. Aber ich werde es noch mal hören! Versprochen. Uh, da schlafen mir die Füße ein. Und die Nasenspitze. Kann man vielleicht machen, aber da höre ich lieber Helene Fischer. Vielleicht begreife ich auch den Genius nicht. Oh mein Gott, was hab ich die ersten beiden Alben geliebt! Ich bin traurig. Schlimmer konnte es nicht kommen. Es riecht nach Geld und Liebeskummer und Banalität. Klingt wie Haim meets Daft Punk, also die Daft Punk vom neuen Album. Für mich zu clean, zu cheesy. Zu berechnend. Aber Props für die CatchYness. (Anglizismen, booyah!) Es gibt momentan zu viele Bands, die genau das machen. Mumford & Sons, Lumineers und so weiter, so viele Chöre, so viel Gefühl. Brauch ich nicht. Bewegt keinen Kiesel. Nein. Das bringe ich nicht übers Herz. Das können die doch nicht ernsthaft machen. Falls da ein ernsthafter Kracher dabei ist — so weit bin ich nicht gekommen. Ein Album nur mit Featurings macht mich misstrauisch. Mag die Synthies, finde den Hit sehr sympathisch. Zum Fensterputzen. Die Kompressionshölle.


MORGEN

HANNA FEARNS

VANCE JOY

FINK

ALEXANDER KLETT

DENNIS DIRKSEN

LESER

INTRO-FOTOGR AF

DURCHSCHNITT

Ø 7, 4 0

Ø 7, 0 0

Ø 4,91

Ø 6, 0 5

Ø 3, 3 6

Ø

10

8

10

8,5

1

Das wohl schlimmste Album 2014. So viel nervig verpackter Plastikmüll-Sound ist unerträglich und schlecht für die Umwelt.

8,06

8

8

8

7,5

4

Das klingt irgendwie sehr mühsam, frei nach dem Motto »wir müssen noch mal«. Macht keinen großen Spaß. Die haben da schon viel besser abgeliefert.

7,44

9

7

6

7,5

6

Das hat eine gewisse Energie, die ansteckend ist. Ich kann mich aber nicht richtig entscheiden, wie groß dabei der Comedy-Anteil ist. Hipster-Punk im Suffgewand.

6,19

9

6

6

I respect them for doing a very effective cover of The Smiths in a modern way. It is a good introduction to the 80s for young people today.

Genau der richtige Soundtrack für die lauen Sommerabende, auch wenn der Gesang manchmal etwas kitschig daherkommt.

7

4

Da hat der Li-La-Launebär wieder zugeschlagen. So ein Putz-Album, wenn in der Glotze gerade nix läuft oder man die Waschmaschine beim Schleudergang beobachtet.

6,13

8

8

I loved »La Ritournelle«. I’d like to put this album on when I’m reading, thinking or on a plane. It’s more than ambient. He’s got a beautiful singing voice and lyrics.

5

He is so ironic and French. It’s channelling the whole French-dude-thing. He does that really well.

5,5

3

80er/90er-TV-Softporno, »American Fighter«/»La Boum«-Sound mit Ideen, die von den »Sexy Sport Clips« geklaut sind. Gesungener Coitus interruptus, Cat Stevens im Puff.

5,86

4

9

6

6

1

Grenzenlose Belanglosigkeit bis ins Rückenmark. Unerträglich, wenn die Leute einem mit ihrer Musik was erklären wollen.

5,00

7

7

3

5

6

Disco-Funk vom Feinsten, so hätte mal die neue Daft Punk werden sollen. Aber auf lange Zeit funktioniert die Platte nicht wirklich. Irgendwann ist die Luft raus.

4,90

7

5

6

6,5

2

Keine Ahnung, was die von mir wollen, aber ich glaube, nichts Gutes. Die Platte fühlt sich so an wie ein Mensa-Menü. Klingt erst mal gut, aber ist zu 85% immer beschissen.

4,44

6

6

0

5

3

Mit den Toten kann man es ja machen. Nehmen wir halbfertige Songs und verwursten sie mit einem 08/15-TimbalandSound von 2000. — Olé haben wir eine neue MJ-Platte ohne MJ.

3,63

6

6

1

2

1

3,25

THEY MIGHT BE GIANTS »FLOOD« LUCINDA WILLIAMS »CAR WHEELS ON A GRAVEL …« CLEM SNIDE »THE GHOST OF FASHION«

THE WHITLAMS »ETERNAL NIGHTCAP« PAUL KELLY & THE COLOURED … »UNDER …« ELLIOTT SMITH »EITHER/OR«

JOHN LEE HOOKER »THAT’S MY STORY« PORTISHEAD »DUMMY« JONI MITCHELL »SONG TO A SEAGULL«

DREDG »EL CIELO« GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR »F#A#∞« SUFJAN STEVENS »SEVEN SWANS«

LANA DEL REY »BORN TO DIE – THE PARADISE …« RIVAL SCHOOLS »UNITED BY FATE« ... TRAIL OF DEAD »SOURCE TAGS & CODES«

Die Frau ist gut! Die Songs grooven, gutes Songwriting. Mit wenigen Mitteln ganz viel gemacht.

Eine feine HipHop-Scheibe. Die haben definitiv Spaß gehabt beim Aufnehmen. Experimentierfreudig mit warmen natürlichen Sounds.

Endlich wieder Punk. Very britische Weltbeschimpfung – großartig.

Erste Assoziation: Belle & Sebastian treffen The Smiths. Gefällt mir. Indie-Pop, der gut nach vorne geht.

Sommerliche CinemascopeSounds. Schön auf dem Weg zum Picknick ins Grüne (BouleKugeln einpacken!)

Er singt schön, aber man glaubt ihm die Ghost Stories nicht. Dafür ist die Produktion zu künstlich-distanziert. Frage beim Durchhören: »Passiert da jetzt noch was?« Nö. Your disco needs you. Erinnert ein wenig an die Zeit, als Herr Travolta noch Brusthaar auf der Tanzfläche zeigen durfte.

Noch eine »Im Sommer im Auto rumfahren«-Platte. Schöner Pop. Das mädchenhafte Gesinge nervt mich persönlich nach einer Weile.

Wer Jackson mag, mag dieses Album. Zeitlos und solide gemacht. Fußwippen. Reiht sich nahtlos ein mit vertrauten Beats, Sounds, Jackson-Juhus an den richtigen Stellen. Sommerliche PoolpartyLounge-Sounds mit schönen Melodien — bisschen kitschig. Mozart weglassen, dann kann das Ding schön im Hintergrund laufen ...

I like this idea of a yard full of random bits and pieces that come together and form a song. All these little colours and flavours are injected into a song and harmonise. The sounds are good, pretty badass. Reminds me of one of my favourite rap songs. They’ve got good rappers featuring. I’d wanna listen to more of this. A potent sound. A super pulsing hardcore kind of sound. I wouldn’t listen to it often but it seems pretty raw and visceral. I see something in there that I could attach to.

I wasn’t living in the era when this music was popular but it reminds me of The Cure, The Smiths and that »Marie Antoinette« soundtrack. Joyful, melodic and unobtrusive.

I’ve loved them since »Parachutes«. It’s good if a songwriter can write complex lyrics in a simple way. They’re very contemporary. Coldplay deliver the goods. The start of »Jealous Guy« sounds really commercial. It reminds me of Daft Punk or Metronomy. It’s a super tight production. I like songs about jealous guys. Vibe-wise a lot of influence from Mumford & Sons and Of Monsters And Men. I imagine it being pretty popular and maybe appealing to young girls. But it’s not my cup of tea. They might not be his best songs but he’s such a strong singer. The way he puts words to melody is really amazing. I wouldn’t listen to it heaps though. Never heard of these guys before. It’s not something I’m very familiar with in terms of writing songs. The lyrics don’t really get to my heart that much.

Definitely the best of the bunch. They are amazing! My drummer introduced me to the track »Water Fountain«, and now I can’t wait to see them live. My album of the year. I wasn’t in the mood for more HipHop nonsense, frightened that this would be Roots & Wiz Khalifa with a track called »Bitch, Back It Up«. But it’s a real Roots record. A proper record from UK because it’s so honest and aggressive. I love it! But maybe it’s too real for many people. If you’re into electronic, punk stuff, you get it.

I’m conflicted. Let’s say it’s a band I never heard of. I’d say »oh yeah, great songwriting, well produced«, but this is Coldplay! It’s not different enough.

It’s too much fun. It annoys me, this kind of music. Sorry Dude!

Yeah, I like it. It’s very clean, poppy and Scandinavian.

Jesus Christ, it’s shocking. He is a fucking genius. If he had an opinion I think he would have said »no« to this.

Oh God! It’s not even ironic enough to get more than one point.

Viel Fiepen, Piepen und eine Handvoll verspielter Rhythmen. Merrill Garbus’ charmante Stimme legt sich darüber und bringt Ordnung ins Chaos. Ganz fein. Schwache Alben gibt’s bei The Roots nicht. Und auch hier mehr als nur solider HipHop mit Chill-out-Feeling.

Schön dreckiger Mix aus Spoken Word, HipHop und Punk. Holt das Bier raus und lasst euch amüsieren!

Chanson-Pop mit elektronischem Unterbau. Packt mich irgendwie nicht. Obwohl — doch, diese Synthesizersounds, die packen mich.

Für so viele da draußen ein besseres Weichspülmittel. Endlich weniger Kitsch (lassen wir die Lyrics außer Acht) und mehr Melancholie, in der man sich suhlen kann! Disco-Sound für das Küchenradio. Immerhin.

Solides Schweden-IndieZeug. Der leicht kindlich daherkommende Gesang überzeugt mich dabei am meisten.

Michaels Stimme im Timbaland-Gewand. Knirscht an vielen Ecken und Enden, geht aber ab und zu mal doch gut rein!

Irgendwie halbgarer GeigenElectro-Pop. Und ja, diese Geigen gehen einem tierisch auf die Nerven.

Musiker, die sich während des Studiums in Cambridge kennenlernen und zusammen generische Musik betreiben. Für die nächste Generation Talkshows. Aber es wird funktionieren.

077


Iriedaily Fall/Winter 2014 Collection out soon!

Iriedaily is a registered trademark licensed to W.A.R.D. -GmbH. Styled in Berlin. www.iriedaily.de info@iriedaily.de


MORGEN

079

INTROS LIEBSTE PLATTEN

CRO »MELODIE« CHIMPER ATOR / GROOVE ATTACK

Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

SPALTER

Wenn man allein den schwarz-weißen Pandahut nur von Weitem sieht, hat jeder seine Position parat. Lässige Bitch oder dumme Sau? Cro befeuert in jedem Fall steile Meinungen. Jetzt kommt also Album Nummer zwei. Kocht der Hype wieder über, oder geht alles den Bach runter? Wir sind uns wie immer einig. Nicht! Hätte ich auch nicht gedacht, Ich wünschte wirklich, dass ich mal eine Bambuslanze diese Platte wäre noch für Cro breche. Aber ich kann nur schlimmer. So ein richtig unterschreiben, was schon jeder hingestümpertes Folgekommen sah: Cro wird mit dieser Platte wie- Album nach dem großen Durchbruch. der die Charts regieren. Platz eins. Österreich. Voll hörbarem Burn-out, ZielgruppenSchweiz. Deutschland. Gegönnt! Nicht nur, weil panik, im Studio zusammengeschmierte Cro damit ein sympathisches Indielabel reich Verzweiflungs-Texte übers Texte-Schreiben macht, sondern weil »der Typ, der immer noch im Studio. Leider tut der schwäbische Goodzu Hause wohnt«, gute Arbeit abliefert. »Meine feelfickbär einem diesen Gefallen nicht. SonGang (Bang Bang)« ist eine smarte Hymne dern bleibt konkurrenzfähig und somit auch auf die Freundschaft, die gekonnt HipHop- erfolgreich. So weigert sich dieses Eselsohr der Klischees veralbert und diese Knaller-Line parat Deutsch-Rap-Geschichte also auch noch, wehat: »Deine Homies wären gern wie wir, denn nigstens bloß als One-Hit-Wonder in die Garage wir kommen auf deinen Stress und machen der Zehnerjahre einzuschwenken. Als hätte Party ohne Grund.« »Wir waren hier II« ist man nicht schon genug Scherereien mit der die Schrammelhymne für den Abi-Jahrgang Pfeife, Stichwort Mc-Donald’s-Werbung. Hey, 2014, »Erinnerung« die sympathische »Hey, ich ich habe seinerzeit geschwiegen, als Massive bin auch nicht immer Glückskind gewesen«- Töne »Süßen« auf »Grüßen« reimten, ich werde Erzählung mit pädagogischer Note: »Bei es nicht wieder tun! Cro ist die Manifestation manchen war es Koks oder Weed, ich dagegen des großen Nichts kontemporärer Populärkulnahm in Krisen halt die Droge Musik.« Das tur. Da groovt das Reihenhaus, da schunkelt alles ist perfekt produziert (oft von Cro selbst), Claudia Roth, Radio-Airplay on top. Bisschen hat Hooks, die man nicht aus der Birne kriegt, Chauvinismus in den Texten, auch mal über die und einen säuselnden Flow, der auch Grantler Stränge schlagen? Kein Problem, Hauptsache, man ist aus gutem Hause, fresh und privilegiert zum Grinsen bringt. wie Cro. »Melodie«, das ist Stuttgart 21 zum HöDaniel Koch ren mit dem Gagniveau einer Otto-Platte und dem Charme einer Media-Markt-Kampagne. Linus Volkmann

LANA DEL REY 01 »ULTRAVIOLENCE« JACK WHITE 02 »LAZARETTO« »BEATSTEAKS« 03 BEATSTEAKS »MELODIE« 04 CRO SAU »ALTE SAU« 05 ALTE SAYS MAJORITY SAYS« 06 THE»THEMAJORITY »HARD BELIEVER« 07 FINK OK KID 08 »GRUNDLOS« »... AND YOU SHOOT …« 09 THETHENROOTS »LOVE FREQUENCY« 10 KLAXONS

LESERS LIEBSTE PLATTEN SOHN 01 »TREMORS« KEYS BLUE« 02 THE»TURNBLACK »DAYS ARE GONE« 03 HAIM WILLIAMS »SWING BOTH WAYS« 04 ROBBIE »IF YOU LEAVE« 05 DAUGHTER »THE TAKE OFF AND LANDING OF …« 06 ELBOW »FEINSTE SEIDE« 07 BILDERBUCH »SO IT GOES« 08 RATKING FUTURE ISLANDS 09 »SINGLES« MANDO DIAO 10 »ÆLITA« SCHICKT EURE TOP 10 AN INTRO, VENLOER STR. 241245, 50823 KÖLN ODER AN CHARTS@INTRO.DE. VERLOSUNGSGEWINNE WINKEN!


080

MORGEN

SPEKTAKEL

ALTE SAU »ALTE SAU« MAJOR LABEL / BROKEN SILENCE

seinem Anspruch und den illustren Mitstreitern (Frankie Stubbs, Mense Reents, Thomas Wenzel etc.) ächzte und die Verweigerungspop-Prosa derart auf allen Ebenen deklinierte, dass jeglicher Fun verschwand. Wenn man auf so was Bock hatte, war man allerdings mit »Who’s Bad« von den Goldenen Zitronen besser bedient – die sagen immerhin deutlich, was sie meinen. So fiel die Rachut-Band-Kurve auf hohem Niveau (vergleiche DAX-Kurse aktuell) zuletzt also etwas ab. Um hier und jetzt nun wirklich ungeahnt nach oben zu feuern. Alte Sau (mit Rebecca Oehms und Raoul Doré) brettern nicht einfach durch, sondern verlassen sich auf gutes Songwriting, stellen Jens eine weibliche Stimme an die Seite (was stets die besten, aber auch rarsten Momente der frühen Oma-Hans-Sachen darstellte) und haben eine schöne Orgel, die wiederum Alte Sau hörbar mit der tollen Zeit von Dackelblut verknüpft. Sorry für diesen nerdigen Referenz-Boost, aber um Rachut von Rachut zu unterscheiden, bleibt einem ja nichts außer die Details. Allen Zaungästen sei das Album daher noch mal kurz zusammengefasst: Sehr, sehr geil. Rettet dein Leben oder mehr. Linus Volkmann

ORGEL / GRAZIE / VERZWEIFLUNG Bandnamen, die auf dem reizenden Mist von Jens Rachut wuchsen: Blumen Am Arsch Der Hölle, Nuclear Raped Fuck Bomb, Der Seuchenprinz, Angeschissen natürlich – und jetzt also Alte Sau. Das ist doch längst kein Zufall mehr, sondern Punk-Tourette – und, ja, bevor mich die Rachut-Exegeten vierteilen: Der Seuchenprinz war lediglich der Titel seiner Hörspiel-Trilogie und kein Bandname. Geschenkt. Alte Sau markiert in der offiziellen Geschichtsschreibung – wie immer – den nächsten höchsten Höhe- INFECTIOUS / PIAS / ROUGH TR ADE punkt. Aber während das bei Größen wie Diet- SCHÖPFEN / GENRELOS / NIE MÜDE mar Dath mittlerweile nur noch vermutet statt Drei Künstler, drei Konerlebt wird, folgt man Rachut gern durch seinen tinente, ein Projekt. The stabilen Änderungskanon. Daher möchte ich Acid vereinen den kalifordie Begeisterung ein wenig relativieren: Komnischen Musik-Professor, mando Sonne-Nmilch waren zum Schluss arg Produzent und Komponist hingeknüppelter Punkrock – ohne die wirkliche Steve Nalepa, den in L.A. Grazie des Angler-Fans und seiner Freunde auslebenden australischen zustellen. Während das danach bediente Projekt Künstler Ry X und Adam Freeland, GrammyN.R.F.B (Nuclear Raped Fuck Bomb eben) unter nominierter DJ und Produzent aus Großbritan-

THE ACID »LIMINAL«

nien. Nachdem sich Ry und Adam auf der Party eines gemeinsamen Freundes kennengelernt hatten, fanden sie in Rys aktuellen Berliner Underground-Abenteuern (»Berlin«-EP) gemeinsam Boden. Jedes der drei Mitglieder von The Acid weiß vom außerordentlichen Wert, die Masse an Ideen und Instrumenten in einem konkreten neuen Sound zu vereinen. Sie teilen prägende musikalische Erfahrung, sie fühlen sich zu Shoegaze, Grunge, früher elektronischer sowie klassischer moderner Musik hingezogen, und sie sind alle unerbittliche Schöpfer. Der Sound, den sie kreieren, ist wahrhaft genrelos – ein Begriff, der zwar mit zunehmender Frequenz genutzt werden mag, jedoch nirgends so gut passt wie bei The Acid. Auf »Liminal« werden Gitarren drei, vier Mal übereinandergelegt, mischen sich nahtlos unter zitternde Bässe. Der Beat pocht, während Rys selige Stimme einsetzt. Filigrane Synth-Linien und heruntergepitchte Hintergrundgeräusche von Straßenlärm, Vögeln oder dem Klicken von Fahrradsporen schwingen mit. Ein großes Debüt, das alles erfüllt und dennoch unermüdlich Raum lässt. Nadja Neqqache

ALLE FARBEN »SYNESTHESIA« K ALLIAS

JUBEL / SEXYCHILL / ABRECHNUNG Endlich, endlich: die Gelegenheit zu einer Generalabrechnung mit diesem kontinentaleuropäischen Chill-Zeugs, das seit ein paar Jahren das Internet und zunehmend auch das Frühstücksradio verstopft. Das »Jubeltanz« heißt und auf YouTube-Channels mit Namen wie »Mr. SexyChill« läuft. (Was beides von mir

LONDON GRAMMAR KAISER CHIEFS MOGWAI ERLEND ØYE JOS JOSÉ GONZÁLEZ JUDITH HOLOFERNES MAECKES MAXIM & CELLO-ORCHESTER DER RSH D SSELDORF MULATU ASTATKE SÉBASTIEN TELLIER SOHN ANNENMAYKANTEREIT Ü

OK KID

... AND MANY MORE

Eine Veranstaltung der SSC Group in Kooperation mit Tonhalle Düsseldorf, Stiftung Museum Kunstpalast, Tanzhaus NRW und Johanneskirche Stadtkirche Düsseldorf. Gefördert vom Kulturamt der Stadt Düsseldorf, dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen und der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf.

#NEWFALL


MORGEN

agglomerierte Namen sind.) Das sich meistens per Imitationslernen von Peers oder jenen YouTube-Kanälen angeeignet, mit den gängigen Soundprogrammen mit Presets erstellt und dann von irgendeiner harmlosen Mädchenstimme beträllert wird – und dementsprechend auch immer gleich klingt. Apropos Mädchen: Die Channels haben als Visuals ja auch alle die gleichen weichgezeichneten, sexy in der Sonne rumposenden Mädels. Was dann wiederum zu den sonntäglichen großstädtischen SommerOn-Airs passt, auf denen das hier betanzt wird. Dazu wird mildes Bier getrunken und nur die halbe Dosis Glücklichmacher genommen, damit man am Montagmorgen wieder volle Leistung im Praktikum bei der Promo-Agentur geben kann. »Ich bin jung, und es ist Sommer« ist auf Dauer einfach keine haltbare Ausrede. Ach ja ... Alle Farben ist nicht besser oder schlechter als der ganze andere Krams dieser Art. Henje Richter

COURTNEY BARNETT »THE DOUBLE EP: A SEA OF SPLIT PEAS« MAR ATHON ARTISTS / CAROLINE

DIY / LÄSSIG / SCHLAFZIMMER Sie scheint einfach nicht müssen zu wollen. Das Debütalbum »The Double EP: A Sea Of Split Peas« der australischen Singer/ Songwriterin Courtney Barnett ist Zeugnis unabdingbarer Lässigkeit und sittsamer Do-ItYourself-Attitüde. Im vergangenen Jahr gründete die 24-Jährige von ihrem Schlafzimmer aus das Mini-Independent-Label Milk Records, auf dem sie zwei EPs veröffentlichte (»I’ve Got A Friend Called Emily Ferris«, »How To Carve A Carrot Into A Rose«), die sie nun als Double-

JUNGLE - Das Album als CD / LP / DL ab 11.07.2014 Mit den Hits „Platoon“, The Heat“ und „Busy Earnin‘“

EP zu ihrem Debüt zusammenfasst. Die zwölf Songs dieser Kollektion sind weitschweifig, wortgewandt, schwindelerregend geistreich und dennoch stets auf dem Boden geblieben. Barnett erinnert dabei an einen weniger urbanen Jens Lekman und an die Songs von Eleanor Friedberger. Die Australierin hat die Gabe, profane Szenarien in fesselnde Storys zu verwandeln. Nadja Neqqache

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dass wieder Dave Fridmann an den Reglern war, aber »Only Run« erinnert sehr angenehm an Mercury Revs »Deserter’s Songs« und »Soft Bulletin« von den Flaming Lips. Grell und groß! Claudius Grigat

COMING SOON »TIGER MEETS LION« KIDDERMINSTER / BB ISLAND / CARGO

CLAP YOUR HANDS SAY YEAH »ONLY RUN« XTR A MILE / INDIGO

BREITWAND / INDIE / HASE Es gibt da die Geschichte, wie CYHSY in ihren Indie-Anfangstagen 2005 so gehypt waren, dass ihre Fans Venues füllten, die eigentlich für den Headliner The National ausgelegt waren. Und wie sie dann prompt den Laden auch wieder verließen, noch bevor die Jungs von The National die Bühne betraten. Inzwischen spielen selbige kommerziell in einer ganz anderen Liga, während CYHSY eigentlich nur noch aus Alec Ounsworth bestehen und zwischenzeitlich Wohnzimmer-Konzerte geben. Stereogum sieht darin gar so etwas wie eine Hase-und-Igel-Parabel. Fakt ist, dass The Nationals Matt Berninger seinem alten Kumpel Ounsworth jetzt unter die Arme greift und mit seiner Stimme die erste Single vom neuen Album, »Coming Down«, veredelt. Das ergibt einen schönen Kontrast zu Ounsworths nasalem Organ, das auch auf »Only Run« der Haupt-Trademark-Sound ist. Ansonsten setzt man den auf »Hysterical« eingeschlagenen Weg fort: mehr Synthies, mehr Beats und vor allem mehr Breitwand-Sound. Es mag daran liegen,

INDIE / GARAGE / FROZEN YOGURT Mit ihrem zweiten Album »Ghost Train Tragedy« spielten sich die Franzosen Coming Soon vor vier Jahren in die Herzen all jener, die Indie-Pop am liebsten in der Garage mögen. Ausgelassen, nicht immer im Takt und mit naivem Entdeckerblick. Mittlerweile ist aus den neugierig aufgerissenen Augen leider ein mittelschweres niedliches Kulleraugen-Trauma erwachsen, und so gelingt es der Band aus Paris auf »Tiger Meets Lion« nur selten, mit fröhlichen Hits wie »Summer Bands« oder »Lookaway« den Sommer zu feiern. Stattdessen wird man oft von der musikalischen Nettigkeit, die Stücke wie »The Night Stephanie Died« ausstrahlen, einfach eingelullt. Ein Grundgerüst aus der akademischen Begeisterung für afrikanische Rhythmen – siehe auch Vampire Weekend – dient Coming Soon als Übungsgelände zum Test der Radiotauglichkeit ihres farbenprächtigen Sounds. Dass »LWL« sich gar zum AutoTune-Einsatz hinreißen lässt, setzt diesem viel zu süßen Cupcake die Sahnehaube auf. Ein Album, das man super im Frozen-Yogurt-Shop laufen lassen kann. Schmeckt irgendwie nach verpasster Chance. Bastian Küllenberg


082

MORGEN

DIVERSE »HORSE MEAT DISCO IV« STRUT / AL!VE

LYRIK / AMORE / HOUSE Ein Gesell lief in die Stadt hinein Auf der Suche nach ‘nem Fläschchen Wein. Ganz traurig er im Inneren war Denn sein Scheißjob ging so gar nicht klar Auch die Liebe er noch nicht gefunden Sich bloß die Hände wund geschunden. Das nun soll mein Leben sein? Bin so einsam und allein. Kann doch nicht bloß ständig raffen Mach mich sonst ja voll zum Affen Der kapitalistischen Verwertungslogik Statt Sinnvolles zu schaffen Wie Musik oder Heilpädagogik. Da kam ein hübsches Bärchen Mit jeder Menge Härchen. Der war so Typ Charles Bronson Ging grad ins Robert Johnson. Da lief die »Horse Meat Disco Vier« Und es gab jede Menge Bier. Watt’n Gestell, dacht der Gesell.

Das ist ja wie im Märchen! Dacht sich das hübsche Bärchen. Er zupfte den Gesell am Bart Der war gleich hormonell am Start. Das Paar zog kräftig auf die Piste Dann ging es deftig in die Kiste. Ihr beider Herz, das schlug Amore Der Schweiße floss aus jeder Pore. Und so war die elend graue Welt zumindest ein kleines bisschen schöner. Sebastian Ingenhoff

DIVERSE »MEHMET SCHOLL: MISS MILLA« MILLAPHON / BROKEN SILENCE

EX-PROFI / INDIENERD / FCB Wer glaubt, dass Mehmet Scholl die Jogi-Jungs für Die ARD analysiert und ansonsten auf Privatier macht, liegt falsch. Bei einem Gastspiel in der Sendung »Willkommen Österreich« ließ er Stermann & Grissemann kürzlich wissen, dass die Spielanalyse für ihn »kein Beruf« sei. Scholl sieht sich als kommenden Bundesliga-Trainer, hat aber noch nicht den richtigen Klub gefunden. Den FC

St. Pauli könnte er sich vorstellen, sagte er im ORF. Wahrscheinlicher ist, dass er auf höherem Level einsteigt. Und sonst bleibt ja immer noch die Musik. In seiner aktiven Zeit fehlte er häufiger verletzt und hatte Zeit, kredible Münchner Tanzschuppen wie das Atomic Café zu besuchen. Bei seinem Abschiedsspiel in der Allianz Arena traten The Hidden Cameras auf – und damit einmal nicht Peter Maffay oder Helene Fischer, wie man das von anderen zukünftigen Ex-Profis gewöhnt war. Er moderiert die wunderbar kleinodige Nachtsendung »Mehmets Schollplatten« auf Bayern 2 und betreibt, was immer noch kaum jemand weiß, mit zwei Freunden ein Indie-Plattenlabel. Sein Job: die eingereichten Demo-Tapes durchzuhören. Wann immer es ihm Spaß macht, stellt er seine aktuellen Lieblingsbands zusammen, die irgendwo zwischen Folkrock und Indiepop oszillieren. Die neueste Compilation, auf dem eigenen Label veröffentlicht, zeugt von tiefer Genrekenntnis, großer Geschmackssicherheit und einer Begeisterung für längere Bandnamen. Schöne Vorstellung übrigens, wie Scholl seinen ZDF-Kollegen Oliver Kahn an der Copacabana mit Noah And The Whale, The War On Drugs und The Airbourne Toxic Event beschallt. Thorsten Schaar


FINK »HARD BELIEVER«

BEN & ELLEN HARPER »CHILDHOOD HOME«

R’COUP’D / NINJA TUNE / ROUGH TR ADE / VÖ 11.07.14

CONCORD / UNIVERSAL

LAGERFEUER / TRADITION / VEDDER Kaum ein europäischer Musiker klingt US-amerikanischer als Fin Greenall alias Fink. Auch auf seinem – je nach Zählung – vierten bis achten Album meint man ihn oft einsam mit der Akustikgitarre am Lagerfeuer sitzen zu sehen, den Cowboyhut neben sich auf dem Stuhl. Im Vergleich zum 2011er-Album »Perfect Darkness« ist diesmal aber alles ein wenig größer ausgefallen: mehr Streicher und Piano, mehr Reverb. Das alles hier ist bewährt und traditionell, nicht nur in Bezug auf die eigene Diskografie, sondern auch in der Musikgeschichte allgemein. Man könnte ihm also vielleicht verzeihen, dass das Songwriting nicht allzu innovativ ist und dass das Gesamtpaket ein wenig zu glatt geraten ist. Der größere Sound bringt jedoch leider ein unangenehmes Eddie-Vedder-Timbre in Fins Stimme. Jenes Flattern im Pathos, jenes Zittern im Leiden, das der Pearl-Jam-Frontmann so gut beherrscht und das Intensität, Ernst und Emotionen ausdrücken soll. Ohne dieses fiese Timbre wäre »Hard Believer« ein Selbstläufer geworden, so aber fällt man beim Hören doch immer mal wieder aufs Maul. Henje Richter

MOTHER / CHILD / REUNION Schon eine harte Nummer: Zum Muttertag veröffentlicht Ben Harper ein Album, das er zusammen mit seiner Mutter Ellen aufgenommen hat. Darauf zehn Songs zu den Themen Kindheit, Familie, Heimat und Landwirtschaft. Die Musik dazu: Country-Folk, wie er »rootsiger« kaum sein könnte. Und das auch noch alles rein akustisch aufgenommen (Authentizität!) – oder wie Herr Harper selbst stolz vermeldet: »It’s produced like early Elvis. Not one thing is plugged in.« Auf den ersten Blick: Regression galore! Auf den zweiten auch. Und dann überlegt man, ob das nicht schon wieder subversiv ist. Und entdeckt, dass z. B. in »Farmer’s Daughter« der Saatgut-Multi Monsanto ganz direkt und empfindlich gedisst wird. In »Altar Of Love« setzt man sich dann noch mit dem All-American-Housewive-Albtraum auseinander, in »City Of Dreams« wird schließlich gegen wuchernde Suburbs geätzt. Und »Break Your Heart« ist einfach ein verdammt skelettiert-schönes Liebeslied. Und irgendwann entdeckt man dann noch, dass dies genau die vier Songs auf dem Album sind, die von Ellen Harper stammen ... Mutti ist einfach die Bestie, äh, die Beste. Claudius Grigat

GLASS ANIMALS »ZABA« WOLF TONE / CAROLINE / UNIVERSAL

OXFORD / DYSTOPIE / ABENTEUER Versteckt in ihrem Musik-Labor in Oxford haben Glass Animals in den vergangenen Monaten an ihrem Debüt »Zaba« gebastelt. Die daraus resultierenden Songs finden sich stark von der Südlondoner Bassmusik-Szene inspiriert und nahmen stets nachts Form an. Der Sound der vier Musiker beschwor schon häufig Vergleiche mit Antony And The Johnsons und James Blake; das Dunkle, Dystopische orientiert sich außerdem an Charles Darwin, Nina Simone und The Velvet Underground. Als erstes Signing auf Wolf Tune, dem neuen Label von Produzenten-Legende Paul Epworth, zählt »Zaba« schon jetzt zu den auffälligsten Debüts des Jahres. Dunkle, tiefe Electronica verschmilzt mit funkelnden Melodien. Der Titel ist übrigens inspiriert von William Steigs Kindergeschichte »The Zabajaba Jungle«, damit untermalt die Band nur noch mehr ihren Hang zu Abenteuern und Entdeckung. Nadja Neqqache

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HONEYBLOOD »HONEYBLOOD« DI E HI T-S IN GL

FATCAT / AL!VE / VÖ 18.07.14

HARMLOSE / PEITSCHE / KÜSTENPOP Vom NME bis zum Guardian wird das Duo Honeyblood von der britischen Musikpresse mit Lobeshymnen überhäuft. Die Schottinnen Stina Tweeddale (Gesang, Gitarre) und Shona McVicar (Schlagzeug) aus der Arbeiterstadt Glasgow machen mit zwei Akkorden Garagenrock, fast so lässig wie Bikini Kill. Die Single »Killerbangs« peitscht mit schnellen, dreckigen Gitarrenriffs und getriebenem Gesang durch. Songs wie »Super Rat« und Lyrics wie »I will hate you forever, you really do disgust me« wirken beim ersten Hören rotzig. Allerdings scheinen die punkigeren Zeiten der Girlband bereits in deren Anfangzwanzigern vorbei zu sein, denn in der Gesamtheit ist das Album näher am Westküstenpop dran als am Juze um die Ecke. Als Vorbild dient die USamerikanische Sängerin Jenny Lewis. Entsprechend klingt selbst der Song »Choker«, welcher auf der brutalen Kurzgeschichte »The Bloody Chamber« der feministischen Autorin Angela Carter basiert, eher freundlich harmlos. Saddle-

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084

MORGEN

Creek-Fans werden daran Gefallen finden. Wer die Musik des Labels aber immer als lahmen Mittelstandspop angesiedelt sah, dürfte auch diese Platte auf FatCat ernsthaft öde finden. Am fehlenden Bass liegt es nicht, da die Musik ein volles Klangbild entfaltet. Überhaupt können die beiden gleichermaßen schrammeln als auch melodische Hooks entwickeln, nur das echte Alleinstellungsmerkmal fehlt noch. Nadine Schildhauer

HOW TO DRESS WELL »WHAT IS THIS HEART?« DOMINO / GOODTOGO

R’N’B / LOVE / POSTKRITIK Manch ein Künstler zieht seine Inspiration aus persönlichem Leiden. Dieses dann in Musik umgesetzt lässt eine immense Energie erstrahlen. Zum Problem wird dieses Rezept, wenn das Leiden nachlässt, aber weiter Musik gemacht werden soll. Der US-amerikanische R’n’B-Sänger Tom Krell hatte mit seinem Debüt »Love Remains« (2010) eine verhuschte, sperrige, aber gerade deshalb emotional ansprechende Platte herausgebracht und sich mit dem Nachfolger »Total Loss« (2012) zumindest thematisch noch weiter in den Abgrund begeben. Doch was ist das? »What Is This Heart?« Pocht, nachdem sogar die verbleibende Liebe verloren war, da doch noch etwas in seinem Herzen? – Krell ist aus der Krise, und das ist ein gefährlicher Moment. Glücklicherweise hat er seine fantastische Gesangsstimme, und auch sein Talent zum Songwriting sah sich offenbar nicht direkt an die eigene Verzweiflung gekoppelt. Das aktuelle Album ist allerdings sein zugänglichstes geworden und geht einen deutlichen Schritt Richtung R’n’B-Mainstream. Doch was soll man bei all den Liedern über Liebe, Freude und Hoffnung auch anderes erwarten können? Henje Richter

INVSN »INVSN« UNTER SCHAFEN / AL!VE

SANFT / HAUCH / JOY DIVISION Er kann also auch sanftmütiger! Das ist der erste Gedanke, den man beim Durchhören der neuen INVSN-Platte fasst: Dennis Lyxzén, Kopf und Stimme der Post-HardcoreLegende Refused und der Nachfolgeprojekte The (International) Noise Conspiracy und AC4, präsentiert sich hier im ruhigeren, aber nicht minder dringlichen Indie-Gewand. Das mittlerweile siebte Album der seit 1999 mehrere Inkarnationen und Bandnamen durchlaufenen Gruppe überzeugt mit verhauchten Gitarren-

DIE WAHRHEIT #35 Nirgendwo wird die Wahrheit mehr zurecht­gebogen als im Musikjournalismus. Intro übersetzt typische Phrasen ins wirklich ­Gemeinte. gesagt

»Das ist Madenmusik, Coldplay! Mit Chris Martins Innereien streiche ich demnächst mein Boot!« gemeint

»Wenn meine Reviews nicht mehr Klicks einfahren, kann ich bald packen. Versuche den Traffic mal via Shitstorm anzukurbeln ...«

klang als alle anderen. Von der sich jeder so sicher war, dass sie schon bald durchbricht. Gleichzeitig war sie auch personell geheimnisvoller als der ganze Rest, ließ sich nicht in die Karten schauen und die gespannten Fans über ihre Besetzung lange im Unklaren. Diese Band heißt Jungle, kommt aus London und offenbart erst jetzt, mit ihrem Debütalbum, ihre wahre Struktur und Klasse. Denn auch abzüglich der schon bekannten Hits wie »Platoon« und »Busy Earnin« ist die zwölf Songs starke Platte der im Kern aus einem Londoner ProduzentenDuo bestehenden Band eine Offenbarung: Ein frühes Meisterwerk aus elektrischem Soul, eklektischem R&B und kosmischer Dance Music, das auf die Bee Gees und Marvin Gaye genauso rekurriert wie auf Kraftwerk und Stereolab. Das Riesentalent sticht besonders durch die Arrangements der Stücke ins Auge, die gleichzeitig so luftig, pointiert und vielseitig klingen, dass man dahinter nie und nimmer Debütanten vermuten würde. Sie unterstreichen auch, dass Jungle, anders als viele andere Acts ihres Genres, keinesfalls auf Singles fokussiert sind, sondern alle dramaturgischen Facetten für solch großartige, substantielle Alben besitzen, wie schon dieses selbstbetitelte Werk eines geworden ist. Angesichts dessen bleiben nun keine Fragen mehr offen, außer vielleicht die eine: Wenn das jetzt schon so gut ist – wo wird das denn noch hinführen? Christian Steinbrink

effekten und teils poppig-leichten Melodien. Dennis’ Gesangsstimme klingt zwar für den Refused-Veteranen recht ungewohnt, fügt sich aber stimmig in das Gesamtbild ein. Zu seinem Gesang gesellen sich auch weibliche Stimmfarben, die stets die richtigen Akzente setzen. Die Tracks verbeugen sich deutlich vor dem Werk Joy Divisions, besonders »Distorted Heartbeat« und »The Promise« können durchaus als Remi- BECAUSE / WARNER niszenz verstanden werden. Die Platte versprüht ERASURE / SKRILLEX / BEE GEES Als Kind besaß ich einst somit reichlich 1980er-Charme. Und der weiß einen ganz einfachen immer noch zu fesseln. Roland-Synthesizer. Ich Marc Braun wähnte mich schon als cooler Pianist, aber zu mehr, als mit einem Finger das Thema von »99 Luftballons« zu spielen, hat es nie gereicht. Ohne Talent und ohne Üben ist halt nirgendwo was drinnen. Doch ich weiß noch, was für einen cheesy Tröt-Sound das Gerät besaß unter der Einstellung »Trumpet«. So billo klang ElectroPop bei meinen damaligen Idolen Erasure und Propaganda aber nicht. Zwei Überraschungen: Genau jener Discount-Sound bestreitet 25 Jahre später stilbildende Teile der neuen KlaxonsPlatte – und das klingt im Kontext von »Love Frequency« gar nicht mehr wie Mist, sondern wie geil. Die britischen Rave-Boys stehen ja sinnbildlich für das Neo-Disco-Gitarren-Movement der Nuller und damit ein bisschen im Regen. Denn nichts gilt als so dated wie die XL / BEGGARS / INDIGO Musik des letzten Jahrzehnts. Dabei wäre es GEHEIMNIS / DURCHSTARTER / SOUL unglaublich schade, wenn diese aufs Perfekteste Auf allen Newcomer-Bestenlisten und Show- genagelte Pop-Platte unterginge, ist sie doch case-Festivals seit Herbst letzten Jahres gab es Aug’ in Aug’ zu sehen mit The Raptures Opus immer diese eine Band, die so viel souveräner magnum »In The Grace Of Your Love« – wel-

KLAXONS »LOVE FREQUENCY«

SPEKTAKEL

JUNGLE »JUNGLE«


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DIE NEUE SINGLE AB JETZT!

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25.11. DORTMUND – WESTFALENHALLE 1 27.11. BERLIN – MAX-SCHMELING-HALLE 28.11. BERLIN – MAX-SCHMELING-HALLE 02.12. HAMBURG – SPORTHALLE 03.12. HANNOVER – SWISS LIFE HALL 05.12. BAMBERG – BROSE ARENA 06.12. GÖTTINGEN – LOKHALLE 09.12. MÜNSTER – MCC HALLE MÜNSTERLAND 11.12. FRANFURT/MAIN – JAHRHUNDERTHALLE 13.12. STUTTGART – SCHLEYER-HALLE 14.12. MÜNCHEN – ZENITH

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AUSGABE #13 JETZT ERHÄLTLICH

ches allerdings 2010 auch floppte. Ach, komm fick dich, Weltgeist! Und dann schau auf diese Band, höre ihre Songs. »Show Me A Miracle«, »Invisible Forces«, die Hits sind so viel größer als der sonstige Kram auf dem aktuellen IndieDancefloor. Und wenn das alles noch nicht reicht, bekommen alle, die nicht auf den 80erRoland-Trumpet-Sound anspringen, noch eine Brücke gebaut durch das stete Verwenden eines Skrillex’esken Sägezahn-Gezerres, das oft für extreme Momente im sonstig Bee-Gees’haften Schönklang sorgt. Hier geht was. Don’t miss it. Linus Volkmann

ich höre den Einfluss der Black Keys, deren Dan Auerbach die Platte produziert hat. Stichwort: Autosuggestion. Realistischere Einschätzung ist aber: Bei dem Album handelt es sich um ein klassisches Sequel. Alles, was man an Lana, ihren Stücken, ihrem Flair und ihrer schmelzigen Art zu singen, auf »Born To Die« mochte, wird hier noch mal aufgeführt. Ein Umstand, dem man in keinster Weise despektierlich begegnen muss. Im Gegenteil. Nach all den Irritationen bekommt man einfach noch mal genau das Album, das man bereits kennt. Nur eben mit anderen Stücken. Und das war das Beste, was sie hat machen können. Linus Volkmann

SPEKTAKEL KOBITO »BLAUPAUSEN« AUDIOLITH / BROKEN SILENCE

LANA DEL REY »ULTRAVIOLENCE« UNIVERSAL

RAP / WUT / MELANCHOLIE Kobito geht Emo. Auf seinem mittlerweile schon dritten Soloalbum wühlt der Berliner sich einmal quer durch so ziemlich alles, was die Herzen bewegt, erzählt von Liebe und von Wut genauso wie von Vertrauen und, ja, immer wieder auch von Politik. Zeckenrap halt, aber ohne Parolen und allzu Plakatives. Das meiste spielt sich eher im Subtext und zwischen den Zeilen ab. Es sind die sprachlichen Bilder von Asphalt und Strand, von Karl und Rosa, die hier für die Verortung deutlich links der selbst ernannten Mitte sorgen. Auch musikalisch kann »Blaupausen« verstanden werden als weiterer Schritt hin zu Zeckenrap als etwas, das nicht nur eine Idee ist, sondern auch einen immer klarer umrissenen eigenständigen Sound hat. Wie die meisten seiner Kolleginnen und Kollegen bei TickTickBoom schrammt Kobito oft nur haarscharf am Pop vorbei, ohne dabei jedoch nach Großraumdisco oder neuer Innerlichkeit zu klingen. Unterm Strich steht ein ziemlich ausgereiftes Album, was auch daran liegt, dass er ganz offensichtlich etwas zu sagen hat und nicht bloß krampfhaft versucht, irgendwie die Zeit zwischen einem Refrain und dem nächsten zu füllen. Seine Stärke liegt vor allem darin, dass er sich nicht scheut, Verletzlichkeit und Schwäche zu zeigen. Jan Tölva

SCHWERT / BORDERLINE / SUPERSTAR Letzte Ausgabe haben wir die Sonderausgabe zum Thema Selfies mit einem selbstgeschossenen Handyfoto von All-American-Beauty Lana Del Rey auf dem Intro-Cover krönen können. Wie steil und intim sah das denn aus? Ich bedauere zutiefst all die armen Schweine, die diese letzte Nummer nicht abgekriegt haben. Euch bleibt nur noch: Höchstpreise auf eBay, der Schwarzmarkt, das Darknet oder ins Schwert zu stürzen. Tja, und sonst noch was? Ach so, das Album, die Musik! Lana Del Rey hat jene im Vorfeld der Veröffentlichung ihres zweiten Albums ziemlich rationiert. Aber Steine im Weg der Berichterstattung gelten für uns Musikredakteure letztlich ja auch nur als sexy Herausforderungen. Auf verschlungenen Pfaden (viele gute Männer starben auf dieser Mission) schafften es die 15 Songs also zu uns. Und sie sind das Opfer wert gewesen. Denn es durfte ernsthaft gezweifelt werden, ob Lana, die stets FORTUNA POP / CARGO auch eine Aura von Borderline umweht, mit NAIV / POP-PUNK / REFLEXION einer neuen Platte wirklich Superstar bleibt. Wenn man den PopEinige lancierte Prognosen vorab - bezüglich Punk von Blink 182, die einer Neuerfindung des Sounds und ihrer Figur straighten Gitarren von - klangen schlichtweg scheiße. Was aber auch The Thermals und die Melancholie von Weezer immer hinter den Kulissen kochte, »Ultraviolence« hat das alles nicht erreicht. Ich meine, zusammenwirft, käme so klar, ich kann mir Stücke wie »West Coast« und etwas wie Martha raus. »Shades Of Cool« anhören und mir einbilden, Nach zwei EPs – alle DIY-mäßig aufgenom-

MARTHA »COURTING STRONG«

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MORGEN

men – folgt nun das erste richtige Album. Die vier Jungs und Mädels aus Durham, England, bezeichnen sich selbst als Vegan-Straight-Edge. Dennoch sucht man Lieder gegen Fleischesser und Kühemelker vergebens, nun ja. »Courting Strong« heißt das Debüt und beschreibt eine Beziehung, wenn es richtig ernst wird. Vergangene Momente reflektieren, den Fluss der Zeit anerkennen, nach vorne schauen. Die Texte sind allesamt so persönlich und naiv, dass man meinen könnte, man lausche den Tagebüchern der Bandmitglieder der letzten zehn Jahre. »This statement might sound phoney. But I miss you, and I’m lonely«, heißt es zum Beispiel in »1967«. Dazu kommt der unperfekte Gesang. Mal zwei-, mal dreistimmig und immer weird im positiven Sinn. Kurzweiliger Pop-Punk-Spaß zum Mitnicken. Fiete Oberkalkofen

BOB MOULD »BEAUTY & RUIN« MERGE / CARGO

FOTOALBUM / SUGAR / FLÜCHTIG Bob Moulds Blick nach hinten, angestoßen sicher auch durch seine lesenswerte Autobiografie »See A Little Light: The Trail Of Rage And Melody«, verursacht dem ehemali-

gen Hüsker-Dü-Songwriter spätestens hiermit Nackenstarre. Wie schon bei dem sehr guten Krach-Album »Silver Age« (2012) besucht Mould sich auch hier als jüngeres Ich selbst. Vornehmlich in der Gestalt des kommerziell erfolgreichen Kopfes von Sugar. Ohne das Wissen um diesen Backkatalog und die Freude an nostalgischer Verklärung wie beim Durchblättern alter Fotoalben wirkt der Power-Rock auf »Beauty & Ruin« jedoch latent flüchtig. Kein Wunder, dass »Forgiveness« als unmouldigstes Stück der Platte auch das beste ist. Wieso covert Miley Cyrus das nicht mal? Felix Scharlau

MOONBOOTICA »SHINE« FOUR / SONY

Effekte, ein schlingender Loop, Arme in die Höhe. Mehr braucht es wohl auch nicht. Dann Spannungspause, und nach dem Arme-in-dieHöhe-strecken-Moment knallt der Beat wieder los. Besonders schlimm quietscht die Single »These Days Are Gone« im feuchten Pubertätsrausch. Doch dann tritt Jack Beauregard ans Mikro und verleiht dem Höllenhouse ein wenig Seele. Ähnliches gelingt Anthony Mills zwei Songs später: Sinnlichkeit statt BumBumBum, geht doch! Richtig raus haut es schließlich Jake The Rapper mit seinem IDM-Rap. Endlich mal etwas Intelligenz auf diesem sonst der Bewusstlosigkeit verpflichteten Ravealbum. Musikalische Experimentierfreude gelingt noch mit ein paar Bläsern auf »Eleanor« und mit indischen Flötenklängen beim finalen »Walls«. Warum das nicht durchgängig so geht und ein Song wie »Work Your Body« stupide dazwischenstampfen muss? Wir wissen es nicht, bedauern aber, dass Moonbootica, die ehemaligen Insignienträger der Coolness, ihre Sonnenbrillen nun nur noch vom Tageslicht bescheinen lassen. Verena Reygers

SPRINGBREAK / HOUSE-HÖLLE / FLÖTEN Gewisse PartyexzessTraditionen muss OttoNormal-Feierer nicht verstehen: Wet-T-ShirtContests, aus Plastikeimern saufen und andere Springbreak-Manöver. Wer die neue Moonbootica abfeiern will, muss aber genau das tun. Zumindest die ersten Songs des vierten Albums von KoweSix und Tobitob zeigen wenig Raffinesse. Beats schrauben sich ONGLAGOO / BROKEN SILENCE vorhersehbar in die Höhe und zurück, ein paar DRIFT / SPIELUHR / MYTHOS

NIOBE »CHILD OF PARADISE«

SOON

MALKY auf SOON Tour

MALKY Das Debut Album SOON Inklusive „Diamonds“ & „History Of Broken Hearts“ CD - Vinyl - Digital ab 27.06.

17.09.14 Dresden, Scheune 18.09.14 Göttingen, JT Kantine 19.09.14 Hamburg, Reeperbahn Festival 20.09.14 Hannover, Lux 23.09.14 München, Kranhalle 24.09.14 Wien, B72 25.09.14 Zürich, Kinski 27.09.14 Weinheim, Cafe Central 29.09.14 Frankfurt, Ponyhof 30.09.14 Köln, Studio 672 01.10.14 Berlin, Privatclub 03.10.14 Leipzig, Täubchenthal Tickets an allen VVK Stellen präsentiert von INTRO, Taz, Tonspion


MORGEN

Sieben Kinder, alle ermordet, weil die Mutter zu überheblich war. Niobe als Figur der griechischen Mythologie widerfuhr wahrhaft kein günstiges Schicksal. Yvonne Cornelius übernahm für ihr künstlerisches Schaffen diesen Alias, weil sie findet, dass die Figur der Niobe zu Unrecht vom Opfer zum Täter gemacht worden sei. Musikalisch bewegt sie sich dabei zwischen Neuer Musik, Electro und Jazz. Immer wieder bindet sie Elemente ein, deren Ursprung hier an quietschende Luftballons erinnern und da wieder eine CocoRosie’hafte Spieluhrhaftigkeit versprühen. Ihr neues Album »Child Of Paradise« macht da keine Ausnahme. Es leiert, quietscht und scheppert. Gleichzeitig ist unüberhörbar, dass Niobe ganz genau weiß, wie ein guter Song arrangiert und komponiert zu sein hat. Deswegen driftet hier nichts ins Egale auseinander und verhallt irgendwann, wenn man eigentlich eh schon nicht mehr hinhört. Die Platte bleibt trotz aller Kleinteiligkeit präsent und könnte so zu einem guten Begleiter für lange Abende auf der Dachterrasse über der Stadt werden. Anke van de Weyer

FINK HARD BELIEVER

OK KID »GRUNDLOS EP« FOUR / SONY

RAP / LÜGEN / ZUKUNFTSMUSIK Streng betrachtet sind Rap und OK Kid gar keine Buddys. Tatsächlich aber helfen weder Strenge noch Enge beim ambitionierten hessischen Bandprojekt (in der Kölner Diaspora) weiter. Vielleicht hilft der Blick auf den Promo-Waschzettel aus dem Hause Four Music: »... Klangkonzept, das bewusst Ein- und Ausschläge in viele musikalische Richtungen gibt. Da harmonisieren pulsierende Beats, die an Künstler wie Rustie oder sogar Dr. Dre erinnern, mit der Liveband-Ästhetik einer Interpol- oder Friendly-Fires-Platte. Dazu die schnörkellos ehrliche Sprache, irgendwo zwischen Rap und Gesang, zwischen Mike Skinner (The Streets) und Ton Steine Scherben.« Nun ja, wie immer sympathisch geflunkert! OK Kid sind trotzdem mehr als okay und vor allem deswegen interessant, weil sie deutsche Sprache feiern, ohne zu nerven. Raffi, Moritz und Jonas können was, pusten mit »Borderline« sogar mal eben so das letztjährige eigene Album weg und lassen den Freundeskreis mit heißen Wangen in die Zukunft blicken. Hört rein oder hört Rap. Roman Sobota

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OPIUM WARLORDS »TASTE MY SWORD OF UNDERSTANDING« SVART / CARGO

ABSTRAKTO-DOOM / KADAVRIG / WEH In Finnland hat man noch Zeit. Da lässt man gerne mal ein Riff so ausladend im Raum stehen und finster vor sich hin oszillieren, bis selbst entschleunigtste Drone-Checker verstohlen auf die Uhr blicken. Geduld ist also gefordert, will man den ultrazähen Doom Metal der Opium Warlords in all seinen Facetten entdecken. Bei aller Genre-immanenten Ereignisarmut versteht es das Projekt um Mastermind Sami Albert Hynninen (unter dem Pseudonym Albert Witchfinder auch bekannt als Frontmann der leider verblichenen Reverend Bizarre) aber, Eintönigkeit und käsig-leidende RollenspielMelodien zugunsten kadavriger und nur in den seltensten Fällen vorhersehbarer Arrangements zu vermeiden. Das Resultat ist so zermürbend wie beunruhigend, im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen der Band jedoch fast schon eingängig. Zwar ist der Klangkosmos auch hier von Noise und Schmerz und noch mehr Schmerz durchwoben. Allerdings gelingt es Hynninen

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MORGEN

erstmals, seinen Abstrakto-Doom von reinem Geräusch-Freak-out in packende Songstrukturen zu überführen. Schön ist das nicht, aber dafür fast schon schamanisch intensiv und faszinierend. Langsam muss eben nicht gleich langweilig heißen. Ulf Imwiehe

Song »Black Out Days« gleich in drei amerikanischen TV-Serien (»Shameless«, »The Originals« und »Law And Order«) platziert. Die Bilder – in Schwarz-Weiß-Ästhetik sowohl im Video zu »Fall In Love« als auch auf dem Cover – und der hochmelodische Sound schaffen eine ganz eigene Ästhetik. Den Großteil der Stücke singt Sarah Barthels – und das ziemlich eindringlich –, die wenigen Vocals von Josh Carter hingegen wirken wie die frühen Phill-Collins-Balladen, REPUBLIC / CAROLINE / UNIVERSAL was besonders Bret Easton Ellis’ »Bateman« ins SHAMELESS / PSYCHO / PHIL COLLINS Boot holen dürfte. Verlangen, Wahnsinn und Nadine Schildhauer Suizid. Das Spektrum irrationaler Liebesgedanken konzentriert sich im aktuellen PhantogramAlbum »Voices«. Gemeint PAPER BAG / ROUGH TR ADE / VÖ 25.07.14 sind die inneren Stimmen, GITARRENWAND / STRAND / WODKA welche von Agonie und der Frage danach, wer Erinnert sich noch jemand wen kaputt gemacht hat, handeln. Lyrikmäßig an PS I Love You und ihr also im Psychosestatus angesiedelt, besingen Debüt »Meet Me At The Sarah Barthels und Josh Carter die Kaputtheit Muster Stadium«, inklusive des schrammeligen der Seele nach dem Zerfall einer Liebe. Das New Yorker Duo legte mit der letzten EP Hits »Facelove«? Na hof»Nightlife« (2011) und dem Hit »Don’t Move« fentlich, denn das Duo aus die Messlatte für das neue Album hoch. Mit Kanada hat nach dem eher durchwachsenen »Voices« veröffentlichen die beiden ein konzept- zweiten Album »Death Dreams« von 2012 zuartiges Popalbum, das mit darken Indie-Hits rück zu alter Stärke gefunden. »For Those Who aufwartet. So wurde der Synthie-HipHop-R’n’B- Stay« verbindet neun Songs lang übermelodiö-

PHANTOGRAM »VOICES«

PS I LOVE YOU »FOR THOSE WHO STAY«

sen Shoegazer-Pop mit wuchtigen Gitarrenwänden der Marke Dinosaur Jr zu einem Klang, der – ungeachtet der mitunter abgründigen Texte – perfekt zu Sommer und Strandmatte passt. Die kehlige Stimme von Paul Saulnier passt bestens ins scheppernde Taumeln und erinnert in ihrer Brüchigkeit und mit dem Quengel-Faktor an Clap-Your-Hands-Say-Yeah-Frontmann Alec Ounsworth oder an direkt David Byrne. Nicht jedermanns Sache, aber hier genau richtig. File under: süßer Krach, von treibend tanzbaren Nummern wie »Advice« oder »Limestone Radio« bis zum krautig ausgewalzten Titeltrack. Ein Album wie kalter Maracuja-Saft mit einem Schuss Wodka an einem heißen Tag. Bastian Küllenberg

THE ROOTS »... AND THEN YOU SHOOT YOUR COUSIN« DEF JAM / UNIVERSAL

HIPHOP / TRUE / ELEGANZ Die Roots haben in ihrer Diskografie kein einziges schlechtes Album, man wundert sich elf LPs lang, wie der Band um ?uestlove und Black Thought das nur gelingt. Wenigstens ein bisschen langweilig könnten sie doch jetzt

sTRoNgMANRUN

30.08.2014 FERRoPoLis

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MORGEN

ja mal werden. Immerhin haben sie viel zu tun als Backingband in der Jimmy Fallon Show. Nun ja. Zur Sache: Auf der neuen Platte fällt schnell auf, dass die Roots wie schon bei der letzten LP »Undun« konzeptionell gearbeitet haben. Die Rapper Black Thought, Greg Porn und Dice Raw werfen aus verschiedenen Perspektiven einen Blick auf das Thema Gewalt im HipHop und in der amerikanischen Gesellschaft. Was jetzt nach Reißbrett-Lyrics und Zeigefinger klingt, ist auf Platte vielmehr elegant und gleichsam eindrücklich. Die Roots müssten keine LPs mehr machen, dass sie nun aber nach »Undun« erneut ein düsteres, schwer zugängliches Album veröffentlichen, ist ihnen umso höher anzurechnen. Julian Gupta

SCHEISSE MINNELLI »SORRY STATE OF AFFAIRS« DESTINY / BROKEN SILENCE

Layern am Computer bringt nichts, wenn die Songs nicht bocken. Schwallern wir nicht lange herum: Scheisse Minnelli legen mit diesem, ihrem vierten Album ihr Opus magnum vor. Nie klang der Cali-Skatepunk des bayrischamerikanischen Quartetts mit dem poetischen Namen furioser. Einen gewichtigen Einfluss hat das tighte wie swingende Gitarrenspiel von Neuzugang Mikey Porter, der, genau wie Sänger Sam McGuire, tief verwurzelt ist im kalifornischen HC. Und so klingt dieses stark autobiografisch eingefärbte Quasi-Konzeptalbum, als wären es noch immer die 80er an der Westcoast, kurz bevor sich D.R.I. und die Suicidal Tendencies in Richtung Metal und Crossover verabschiedeten. Nur eben fast noch ein bisschen geiler. Ulf Imwiehe

DIE SONNE »DIE SONNE«

TAPETE / INDIGO / VÖ 15.08.14 SKATEPUNK / SWING / HC-HYMNEN So geht das: Instrumente SONNE / WOLKE / SALZ einstöpseln, kurz anzählen Das Kölner Duo Wolke verund alles live und in Farbe dankt seinen Indie-Fame mal eben zwischen Stützvor allem der Reduktion, bier und Absacker einklopder obszönen Verkleinepen. Denn so faszinierend rung. Zwei-Personendie Recording-MöglichkeiBand? Wo hat man denn ten heutzutage sind, alles Geraderücken und so was jenseits von Elec-

MOOP MAMA • DEEZ NU

BILDERBUCH BILDERBUCH APOLOGIES, I HAVEE NONE , I HAV NONE OGIE•SSIERRA APOKOLKID KIDD A R KID • SIER KIDD OK65DAYSOFSTATIC STATIC 65DAY•SEAUOFROUGE KONVOY

E U ROUGLULU KONVOY • EA• HORNY BOMB WHATEVA RNY LULU VA THE• HOBEAT WHATE MB KIDS FEEL BOCITY FEEL THE BEAT CITYDIEKIDS NERVEN DIE NERVEN ?

ZEBRAHEAD • TRAILERPARK • MAXIM • MAXIM K R A P R E IL A R T • D A E H A R B ZE EMIL BULLS • KADAVAR BULLS • KADAVAR EMIL WEEKEND END NUTS WEE•KDEEZ MOOP MAMA TS

tro-Acts und den Abstürzenden Brieftauben überhaupt je gesehen? Unter drei (Nirvana) geht eigentlich nichts, außer man macht Nische und/ oder ist so unsympathisch, dass man nicht mal drei im eigenen Namen versammelt bekommt. Das ist alles Fakt, was ich hier schreibe. Das Musikbiz hält sich sklavisch an solche Regeln. Ausgenommen eben Wolke, also Filleböck und Minck. Die entnagten dem bitteren Salzleckstein Köln-Pop zu zweit ein paar der besten Stücke der letzten Dekade. Doch nach vier Alben muss nun der Gegenentwurf zur hermetischen Powerzelle her. Der lautet folgerichtig: Sonne statt Wolke, Leute statt kaum Leute und Musik erspielen, statt sich Musik auszudenken. Hallo Schulte, Rogowski und Münchow. Ungewöhnliche Klänge mit viel vertrautem Flair sind das Ergebnis. In die sehnsuchtsvolle, stets popaffine Kulisse drückt sich deutlich nun auch Jammen, ja, Muckern hinein – in vernünftigen Dosen, versteht sich. Das hier ist Wolkes Krautpop-, Pink-Floyd- und Faust-Alter-Ego. Man merkt allen den Spaß an der neuen Bandkonstellation an, man bekommt die neuen Möglichkeiten aufgezeigt – und doch wirkt das Projekt wie ein alter Freund. Thekenerfahrung! Und Sänger Oliver Minck ist wohl der Einzige, bei dem ein latent passiv-aggressiver Duktus zur einnehmenden Kunstform und nicht zur Distanz gereicht. Linus Volkmann

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MORGEN

SPEKTAKEL

meines verwahrlosten Schreibstils. Es ist die Schuld der vielen Bands, die das jahrelang von sich behaupten und nie auf Platte oder Bühne einlösen. Hört mehr Sleaford Mods. Und sei es nur, um zu kapieren, wer ihr nicht seid oder sein wollt. Felix Scharlau

STEPHEN STEINBRINK »ARRANGED WAVES« MELODIC / MORR / INDIGO

SLEAFORD MODS »DIVIDE AND EXIT« HARBINGER SOUND / CARGO

LAUNISCH / WÜTEND / SAUER Viel ist in den vergangenen Wochen in das ständig schlecht gelaunt wirkende Nottinghamer Duo Sleaford Mods ästhetisch hineininterpretiert worden. Meist wähnten die selten jungen Rezensenten in den minimalistisch unterlegten Rants von Jason Williamson das Erbe von Postpunk – beim Boxkampf verwettet. Dieser hartnäckig nach hinten gerichtete Sicherheitsblick ist nur dummerweise genau das, was Sleaford Mods auch auf ihrem zweiten Album zutiefst verabscheuen. Interessanter wird die vertextete Wut gegen Altrocker im Allgemeinen, aber tollerweise eben auch gegen heilig wirkende IndieIkonen wie Sonic Youth, indem man Sleaford Mods in ihrer aggressiven Differenz annimmt, statt sie mühevoll in ausgelutschte Traditionen zu stellen: Die Band unterscheidet sich von so ziemlich allem, was »in« ist oder war, dadurch, dass sie sich in ihrer Anti-Haltung explizit auch den schwereren Opfern widmet. Jenen nämlich, die ihre Hörer verehren. Die humorlose Musiktrasse, die Andrew Fearn live mit einem Knopfdruck vom Rechner abfährt, um dann weiter E-Zigarette zu rauchen und Dosenbier zu trinken, stellt keine bloße Attitüde dar. Das minimalistische, unterproduzierte Geboller ist aber auch kein Ausdruck von technischer Unfähigkeit oder schlechtem Equipment. Und schon gar keine Hommage an alte Tage der Rebellion. Es ist die zu den Texten einzig logische Drohgeste – haut ab mit eurem Loudness War, euren klinisch klingenden Plug-ins und euren beamtisch geführten Kack-Bands als GbR. Ja, Sleaford Mods klingen hier und da mal ein bisschen nach The Fall ohne HaraldJuhnke-Momente, nach The Prodigy auf Crack oder nach The Streets ohne Manieren. Aber die beiden über 40-jährigen ArbeiterklasseHobbymusiker, die sich plötzlich im Antlitz einer internationalen Karriere wiederfinden, werden euch nicht in den Armen liegen, wenn ihr ihnen das sagt. Sleaford Mods machen keine Kompromisse. Dass der Satz so schlimm nach einer PR-Phrase klingt, ist weniger Ausdruck

REISE / WÄRME / POSTROCK Keine Sorge: Nicht eine etwaige Verwandtschaft des Künstlers mit dem Autor ist Anlass dieses Texts [wer’s glaubt! Anmerkung des Redakteurs], sondern die bloße Klasse seiner Songs. Denn der US-Singer/Songwriter Stephen Steinbrink hat es in seiner sechsjährigen Solokarriere nach einer ganzen Reihe von Kleinstveröffentlichungen geschafft, mit seinem Europadebüt »Arranged Waves« an einem Punkt anzukommen, an dem die vielen Einflüsse seiner Musik zu etwas überzeugend Eigenem verschmelzen. Man hört aus den zwölf Stücken die warme Harmonik von Westcoast-Pop heraus, die auch schon Andrew Kennys American Analog Set oder die frühen Death Cab For Cutie zur Meisterschaft trieben. Genauso präsent ist ein experimenteller Lofi-Charakter mit Field Recordings von Steinbrinks Tourneereisen und eine verspielte Melodik, die an Pinback, den großartigen Owen oder andere Pop-Projekte der Chicagoer Kinsella-Brüder erinnern. Auch an weitere Schätze des US-Indie-Underground dockt »Arranged Waves« an – zwar ohne deren Errungenschaften revolutionär auf den Kopf zu stellen, aber eben doch mit sanfter Bedachtsamkeit zu entwickeln. Und allein das ist in diesem kostbaren Kontext schon Grund genug, sich diesem Album zu widmen. Christian Steinbrink

SUPERSHIRT »DER VIERTE AFFE« AUDIOLITH / BROKEN SILENCE

ELECTRO / BUCH / AFFE Supershirt waren für mich immer die undurchschaubarste Band im an bemerkenswerten Merkwürdigkeiten nicht gerade armen Kosmos des Hamburger Labels Audiolith. Zwischen Voll-auf-die-Fresse und verliebten Melodien, zwischen Slogans und Introspektion ging hier immer alles. Und die Interpretation dessen, was die drei Musiker mit den seltsamen Namen erschufen, flutschte einem stets unter den Fingern weg. Zu ihrer neuen Vinyl-EP ist dann konsequenterweise auch ein Büchlein beigelegt, in dem sich unter anderem auch Redakteure dieses Magazins unterhaltsam mit der

Ausdeutung der sechs Stücke abmühen. Denn wem der vierte Affe auf dem Rücken sitzt, ist zu beneiden und zu bemitleiden gleichermaßen. Die erstaunlichen Hitmelodien der Gitarre beißen sich in den Nacken, die Tritte in die Knie lassen die Beine tanzen, und der Kopf wird von zwei Pranken herumgerissen. Die zahlreichen, gerne der Natur entlehnten Sprachbilder bleiben dabei so geheimnisvoll wie seltsam anrührend. Im Ergebnis: Überforderung als höchste Form der Begeisterung. Benjamin Walter

TEEBS »ESTARA« BR AINFEEDER / NINJA TUNE / ROUGH TR ADE

CHILL / BEATS / BEDROOM Wem Gold Panda oder Baths zu laut und zu geradlinig sind, der findet in der Musik des BedroomProduzenten Mtendere Mandowa vermutlich seine Erfüllung. Es knistert, klappert und klingelt allerorten auf dem zweiten Langspieler von Teebs, wie sich der Musiker aus Los Angeles nennt. Die Samples sind oftmals hinter einem Vorhang aus analogen Synthie-Loops verborgen, weshalb es ein oder zwei Durchläufe braucht, um die Feinheiten zu genießen. Und Geduld, denn »Estara« ist ein ausgesprochen ruhiges und langsames Album. Obwohl auf dem von Flying Lotus geführten, für seine elaborierten HipHop-Arrangements bekannten Label Brainfeeder entstanden, sind die Beats hier manchmal kaum noch als HipHop zu erkennen. Sie erreichen eher schon eine fast dem Ambient angelehnte Struktur – oder eben Strukturlosigkeit. Manchmal wirkt das sprunghaft und willkürlich, letztlich fügen sich die Einzelteile aber immer wieder zu kleinen wunderschönen Melodien zusammen. Mit ihnen erzeugt Teebs eine Atmosphäre der Melancholie und Gelassenheit, die einfängt, wer sich einfangen lassen will. Henje Richter

TO ROCOCO ROT »INSTRUMENT« CITY SLANG / UNIVERSAL / VÖ 18.07.14

GESANG / DAZWISCHEN / POSTROCK 1995 gegründet, bleibt das Trio aus Berlin/Düsseldorf den grundlegenden Prinzipien des sogenannten Postrock treu. Dies äußert sich konkret in repetitiven Strukturen, die den Eindruck von bewusst abwesender Zielgerichtetheit vermitteln. An die Stelle von Hooklines treten kaum organisierte Geräusche (Fiepen, irrlichternde Keyboards), die sich selbstständig gemacht zu haben scheinen. Die Stücke wollen nirgendwo ankommen. Sie rufen Orte auf, die Ausgangs- und Zielpunkt zwischengeschaltet sind: Bahnhöfe, Flughäfen. Die transitorische


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29.09.\FREIBURG \JAZZHAUS 12.10.\BERLIN \HEBBEL AM UFER 05.12.\MÜNCHEN \STROM 06.12.\WIESBADEN \SCHLACHTHOF (SALON)

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PARQUET COURTS 15.07. \KÖLN \KING LUDWIG 16.07. \BERLIN \CASSIOPEIA

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19.08.\FRANKFURT \ZOOM 20.08.\KASSEL \KULTURZELT 10.11.\BERLIN \ASTRA KULTURHAUS

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KID SIMIUS LIVE 03.10.\BERLIN \GRETCHEN

PANDA BEAR

21.07. \MÜNCHEN \STROM

THE UNDERACHIEVERS 26.07. \BERLIN \CASSIOPEIA 27.07. \HAMBURG \WAAGENBAU 28.07. \KÖLN \CBE 30.07. \MÜNCHEN \AMPERE

MIGHTY OAKS

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26.07. \JENA \KULTURARENA 02.08.\DRESDEN \WEISSER HIRSCH 23.08.\KASSEL \KULTURZELT 10.11.\KÖLN \LIVE MUSIC HALL 11.11.\HANNOVER \CAPITOL 12.11.\LEIPZIG \WERK 2 13.11.\BERLIN \ASTRA KULTURHAUS 22.11.\HAMBURG \DOCKS 07.12.\HEIDELBERG \HALLE 02 09.12.\STUTTGART \LKA LONGHORN 10.12.\FREIBURG \JAZZHAUS 11.12.\BERN \BIERHUEBLI 15.12.\ZÜRICH \KOMPLEX KLUB 16.12.\MÜNCHEN \THEATERFABRIK 18.12.\WIEN \FLEX 19.12.\GRAZ \PPC

NENEH CHERRY

WITH ROCKETNUMBER9 05.08.\FRANKFURT \PALMENGARTEN MUSIKPAVILLION

THE 1975

08.10.\KÖLN \GLORIA 09.10.\FRANKFURT \BATSCHKAPP 10.10.\MÜNCHEN \FREIHEIZ 11.10.\LEIPZIG \TÄUBCHENTHAL 12.10.\BERLIN \POSTBAHNHOF 13.10.\HAMBURG \MOJO

WHOMADEWHO

14.10.\HAMBURG \GRÜNSPAN 15.10.\DRESDEN \SCHEUNE 16.10.\STUTTGART \WAGENHALLEN 17.10.\FRANKFURT \GIBSON 18.10.\BERLIN \ASTRA KULTURHAUS

WILD CHILD

26.10.\BERLIN \PRIVATCLUB 28.10.\HAMBURG \TURMZIMMER 29.10.\KÖLN \ARTTHEATER 04.11.\MÜNCHEN \MILLA

CLEAN BANDIT

10.11.\BERLIN \SCHWUZ 11.11.\HAMBURG \GRUENSPAN 15.11.\KÖLN \KANTINE 16.11.\MÜNCHEN \AMPERE

JUNGLE

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MORGEN

Qualität dieser Orte übersetzt sich in den ­Stücken als grenzenlos scheinende Flüchtigkeit. Der Zustand des Dazwischen bestimmt diese CD zu weiten Teilen (»trying to find new in-betweens«, wie es im tollen »Many Descriptions« heißt): So geht es hier verstärkt um die Betonung der Interaktion zwischen Musiker und Instrument (siehe LP-Titel), was den prozesshaften, anti-linearen Charakter der Musik erklärt. To Rococo Rot gelingt es, eine Balance zu finden zwischen der alten Wunschvorstellung, die Instrumente würden anfangen, sich selbst zu spielen, und einer subjektgesteuerten Annäherung an Musik. Dabei ist der Band nicht daran gelegen, Körperlichkeit zu verbannen. Tatsächlich wird eher noch mehr Körper addiert, hier in Gestalt von Arto Lindsays sanfter, aber sehr präsenter Stimme. Das erste To-RococoRot-Album mit Gesang (auf drei Stücken) bewegt sich auf faszinierende Weise zwischen kontrollierter Komposition und freiem Ausufern der Instrumente. Nicht immer leicht zu hören, aber sehr verdichtet und tief gehend. Mario Lasar

WOLVES IN THE THRONE ROOM »CELESTITE«

WIEDER­GÄNGER LISTENER »RETURN TO STRUGGLEVILLE« & »WOODEN HEART« & »TIME IS A MACHINE« SOUNDS OF SUBTERR ANIA / CARGO

Sie sind eines der kraftvollsten Postcore-Phänomene der letzten Jahre: Das USTrio Listener begeisterte immer mehr heimatlos gewordene Hardcore- und EmoFans mit durchdringend emotionalen Shows und wurde gleichzeitig für die vermeintlich zu plakative Atmosphäre ihrer Aufnahmen kritisiert. Auch wenn diese Kritik am Ende dann doch ein wenig spitzfindig wirkt, sind gerade die früheren Tracks durch eine manchmal recht schlichte rhythmische Hillbilly-Holprigkeit gekennzeichnet, die aber durch den sehr zentral gesetzten Rap Dan Smiths veredelt werden kann. Nicht umsonst wird der Stil von der Band selbst als »Talk Music«­ bezeichnet. Smith kann locker als einer der charismatischsten Frontleute des Pop gelten, der so enigmatisch performt, dass sich selbst langjährige Fans nicht mal einig sind, ob er nun singt, rappt oder schlicht spricht. Dementsprechend sinnig, dass das Hamburger Label Sounds Of Subterrania die letzten drei Alben der Band aus Arkansas aus den Jahren 2007 bis 2013, die den Weg der Band vom Folk in den elektrifizierten Postcore schön dokumentieren, nun wiederveröffentlicht. Denn sie sind gerade wegen ihrer Zwiespältigkeit jede Entdeckung wert. Christian Steinbrink

ARTEMISIA RECORDS / IMPORT / VÖ 08.07.14

REWORKED / SYNTHESIZER / COUCH »Celestial Lineage« bedeutete 2011 einen großen Einschnitt für die latent scheuen Brüder Aaron und Nathan Weaver und ihre Band Wolves In The Throne Room. Sogar ein Magazin wie Intro widmete der Black-MetalBand aus Washington State sechs Seiten, ja, besuchte die Radikalökologen gar auf ihrer Farm. Das Interesse entflammte sich an ihren tosenden Alben, die Black Metal und die darin immer wieder bemühten Naturgewalten ganzheitlich abzubilden schienen. Inhaltlich verband die ehemaligen Punks nie viel mit den Altlasten des Genres. Das neue Album, das rein instrumental und fast ausschließlich auf Synthesizern basierend das musikalische Ausgangsmaterial von »Celestial Lineage« neu interpretiert, scheint so auf den ersten Blick die konsequente Abkehr von Black Metal einzuläuten. Andererseits wirken Am­bient und Black Metal ähnlich meditativ, auf dem Neuronen-Dampfer des Eskapismus teilen sie sich offenbar eine Kabine. Entsprechend wirkt »Celestite« auch wie das ätherische Grundrauschen von »Celestial Lineage«. Black Metal als intimes Elektronik-Kammerspiel. Allerdings sorgen hier fehlende Dramatik, Aufgekratztheit und Zweifel auch für ein Gefühl von, ja, man muss es sagen, Langeweile. Vorsorglich lässt die Band bereits ungefragt ausrichten, sie würde in Zukunft vermutlich sehr wohl wieder zu den Gitarren und der Nebelmaschine greifen. Wahrscheinlich holt man bei Weavers nur mal kurz ein paar Jahre Luft. Dass »Celestite« die

Band auf neuem Terrain tendenziell verloren wirken lässt und wenig Strahlkraft besitzt, ist dennoch sehr schade. Felix Scharlau

JACK WHITE »LAZARETTO«

TOBACCO »ULTIMA II MASSAGE«

BLUES / HIRNFICK / BIKINI Auerbach vs. White ... Es ist blanke Ironie, dass sich ausgerechnet die beiden Bandköpfe bekriegen, die den Blues zurück auf die Landkarte des Rock gebracht haben und diesen dem breiten Publikum in ganzer Pracht präsentieren. Zwar hat sich Jack White nach seinem heftigen Diss gegenüber Dan Auerbach und den Black Keys entschuldigt (ey, was für ‘ne Pussy!), aber Auerbach/White planen dennoch sicher nicht den nächsten Bikini-Urlaub zusammen. Aber wen interessiert dieser ganze TMZ-Klatschpressen-Schrott überhaupt, wenn man sich solch ein Hirnfick-Album wie »Lazaretto« anhören kann! Dem vollkommen gestörten Titeltrack kann man sich mit seinem HipHop-Schlagzeugbeat und dem treibenden Basslauf schon nach erstmaligem Hören nicht mehr entziehen, Dauerrotation vorprogrammiert. »All work and no play makes Jack a dull boy«, hat Jack White bestimmt hundert Mal an die Wand geschrieben, bevor er sich die Gitarre umschnallte, um Jack Nicholson mit dem Instrumental-Song »High Ball Stepper« durch die Gänge des Overlook Hotels zu jagen und ihm die Gehörknöchelchen zu pulverisieren. Komplett irre, der Typ. Komplett reizend. Philipp Maxrath

GHOSTLY INTERNATIONAL / CARGO

HARMLOS / NO HORROR / VOCODER Da öffnet sich die Musik/Plattencover-Schere: Tobacco, besser bekannt für seine, nun ja, »Horrorcore«-Band Black Moth Super Rainbow, hat auf seinem dritten Solo­ album abgesehen vom Albumcover nicht mehr allzu viel zu bieten, was Rentner verschrecken könnte. Klar, der Vocoder ist wieder im Einsatz, und die Beats sind mächtig übersteuert. Aber es ist doch ein ziemlich zahmes, von Synthmelo­ dien dominiertes Stück Musik geworden. Die Fans von BMSR werden auf ihre Kosten kommen, ebenso wie die von Justice oder Ed Banger im Allgemeinen. Verglichen mit dem letztjährigen Album von Jackson And His Computer Band fehlen hier aber Ideenreichtum, Chaos und vor allem musikalischer Witz. Tobacco wollte etwas erschaffen, wozu man »mit seinen Gedanken abschweifen kann«, und das passiert leider auch viel zu oft. BMSR hatten für ihr letztes Album auf Kickstarter mehr als hunderttausend Dollar eingesammelt – sie haben halt eine eingeschworene Fangemeinde. Mit »Ultima II Massage« wird Tobacco diese nicht unbedingt vergrößern. Henje Richter

XL / BEGGARS / INDIGO


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Das Deb체talbum aus Frankreich ab 22.08. 체berall erh채ltlich


RAUF

live 11.10.2014 Jan Delay & Disko no. 1 30.10.2014 roger cicero & big banD 13.11.2014 michael mittermeier 20.11.2014 bosse 29.11.2014 status quo 02.12.2014 revolverhelD 13.12.2014 santiano 16.01.2015 Die fantastischen vier 14.02.2015 siDo 12.04.2015 James last & his orchestra u.v.m. TickeTs an allen bekannTen vorverkaufsTellen weiTere veransTalTungen unTer:

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DER BÜRGERMEISTER DER NACHT »ALLES FÜR DIE KUNST« Steiner und Büchner sind Teil einer neuen Jugendbewegung in Hamburg. Natürlich würden sie selbst das Gegenteil behaupten, und so jung sind sie auch nicht mehr. Aber come on. DBDN ist gut vernetzt (Pascal Fuhlbrügge of Ex-Lado-Fame an Bord), smart, politisch und musikalisch irgendwo zwischen dem Dada-Gaga von Foyer Des Arts und der Band Die Fünf Freunde. CAMPER VAN BEETHOVEN »EL CAMINO REAL« Die coolen Kalifornien-Hunde der IndieRock-Legende begeistern auch noch im 30. Jahr durch Humor und Spielfreude. Sie schütteln die Hits aus dem ausgeleierten Ärmel. Und auch ohne Vorwissen kann man in den Kosmos dieser Band immer noch problemlos einsteigen. HUMAN ABFALL »TANZTEE VON UNTEN« & HUMAN ABFALL / DAS ENDE SPLIT-7-INCH Besser als Turnschuhe. Human Abfall erinnern an die späten Razzia, spielen dramatisch punkigen Post-NewWave und erreichen eine Dringlichkeit, die aktuell vielleicht nur Die Nerven und Messer aufrufen. Human Abfall wirken aber weniger hip, dafür mehr kaputt. Auf der Split-Vinyl hört man auch ein Stück von Das Ende. Kann man nicht klagen. JAMES »LE PETIT MORT« Die Band James gehörte zur Madchester-Szene und war Mitte der 90er-Jahre in Europa extrem erfolgreich. Und obwohl James nie zu den ganz coolen Figuren dieses aufregenden Kapitels britischer Musikgeschichte gehört haben, läuft ihr 14. Studioalbum gut rein. Keine Experimente, gutes Selbstzitat.

JOAKIM »TROPICS OF LOVE« Der Franzose Joakim betreibt mit Tigersushi nicht nur ein furchtloses Label, auch in seiner Musik geht weiter alles. Entspannte, tropische Dancemusic für den nächsten Sonnenaufgang und ein äußerst seltsames Neil-Young-Cover zwischen Hommage und Dekonstruktion. KAFKAS »LEBENSLANG« Die Kafkas sind seinerzeit angetreten, um der hegemonialen »Nietenlederjacke« im Punk das Leben schwer zu machen. Das ist teilweise gelungen, auch Punk ist offener geworden. Parallel dazu wurden die Kafkas leider alte Männer. Die neue EP der engagierten Tierrechtler ist aber unterhaltsam und abwechslungsreich wie ein Album von Die Ärzte. LARSITO »ETWAS BLEIBT« Larsito war zwölf Jahre Mitglied der überflüssigen Band Culcha Candela. Sein Soloalbum ist weniger Partypop, sondern stark beeinflusst von südamerikanischer Musik und Rhythmik. Trotz einiger Klischees gelingt Larsito ein sympathisches Fernweh-Album, und der eigene Zynismus hat halt mal Pause. JOHN LEMKE »WALIZKA« Huch, das ist ja Kunst! Drei Tracks zwischen Rauschen, Klackern und Piano, dazu jede Menge Remixe. Entspannend und gleichermaßen interessant anzuhören. Prognose: 50 verkaufte CDs. MADSEN »10 JAHRE LIVE« Drei Brüder und zwei andere, dazu fünf Platten und zehn Jahre. Jubiläumsverpflichtung mündet in einer Live-Platte sowie einer Doku und gefilmten Songs. Die Party,


PREVIEW-TICKETS GEWINNEN UNTER intro.de/preview

die Madsen entfachen können, kommt schon gut rüber. Und für Gaga-Kram in den Songs wie »Hey, das ist ein wichtiges Konzert für uns – er muss sich konzentrieren!« verzeiht man auch Animations-Plattitüden wie »Hamburg, macht mal Lärm!«. Nice to have. ALEXIS TAYLOR »AWAIT BARBARIANS« Die Brille von Hot Chip veröffentlicht ihr zweites Soloalbum. Dieser blitzgescheite Träumerle-Pop zeigt Taylor als unaufgeregten Supersongwriter vom Format John Lennons mit ganz viel Zärtlichkeit in der Stimme und den ­Tasteninstrumenten. So ein toller Mann. WHITE LUNG »DEEP FANTASY« Einer krachigen Punkband eine richtig druckvolle Angeberproduktion zu verpassen raubt der Musik häufig Charme und Seele. Bei den drei Damen und dem Herrn von White Lung geht der Plan aber auf. Klingt fast wie Powermetal. Seltsam, aber so steht es geschrieben.

RUNTER KONGOS »LUNATIC« Eine haarige Band aus vier Brüdern? Na, gibt schlechtere Hingucker. Doch ihr Talent vermachen die Boys dem Besenwagen. Rumpelig, angestrengt authentisch, spröde und gleichermaßen unglaublich anbiedernd. Das soll wohl so was wie Kings Of Leon sein, wirkt aber wie Dave Matthews Band trifft die Kelly Family. MAD CADDIES »DIRTY RICE« Wie gerne würde man hier zu einer großen Verteidigungsrede für den guten alten

Ska-Punk anheben. Aber die Mad Caddies tun dem angezählten Genre mit ihrem neuen Album wirklich keinen Gefallen. Zahnund witzloser Schunkel-Ska ohne Style. Smells like Stadtfest. NIILA »GESPENSTER« Dieser geil schräge und krachige Indierock mit kaputtem Gesang funktioniert einzig und allein deshalb nicht, weil die Texte so behämmert sind. Gefühle und Gedanken sind ja fraglos eine feine Sache. Die Verweigerung, diese in irgendeine künstlerische Form zu bringen, nervt dann aber doch schwer. PENNYWISE »YESTERDAYS« Von den Möglichkeiten und Anforderungen der neuen Zeit überfordert? Wünschen Sie sich einfache Lösungen und überhaupt, dass alles wieder so ist wie früher? Besoffen auf der Bank vorm Jugendhaus? Hier ist Ihr Album! Denn nur, wo »Yesterday« draufsteht, ist auch garantiert kein Funken Jetzt drinnen.

„JOHN CARNEY WECKT EIN GLÜCKSGEFÜHL, DAS SICH DURCH DIE MITREISSENDE MUSIK VERBREITET.“ INDIEWIRE

Keira KNIGHTLEY

Mark RUFFALO

Hailee STEINFELD

Adam LEVINE

CAN A SONG SAVE YOUR LIFE?

ROLL THE TANKS »BROKE TIL MIDNIGHT« Lange Jahre war das Melodic-Core-Label Epitaph ein Garant für Qualität. Alles klang gleich, aber eben auch alles gleich geil. Eine stilistische Öffnung wie mit einer Band wie Roll The Tanks war und ist abzulehnen. So einfach ist die Welt. TOVE LO »TRUTH SERUM« Die EP einer geheimnisvollen, schwermütigen und natürlich jungen Pop-Sängerin aus Schweden. Wer an der Stelle noch nicht weggepennt ist, dem sei noch gesagt, dass die schwer gehypte Single »Habits« schwer gehypter Durchschnitt aus dem Lorde- und Lykke-Li-Baukasten ist.

VON JOHN CARNEY, DEM REGISSEUR VON

ONCE

AB 28. AUGUST IM KINO


HÖRBUCH WE WERE PROMISED JETPACKS

HIGHASAKITE 25.07. APPLETREE GARDEN FESTIVAL 26.07. JUICY BEATS FESTIVAL 01.09. HAMBURG 02.09. KÖLN 03.09. MÜNCHEN 04.09. DRESDEN 05.09. FIRST WE TAKE BERLIN 07.09. BERLIN FESTIVAL

25.07. APPLETREE GARDEN FESTIVAL 08.08. WEINTURM OPEN AIR 24.09. HAMBURG 25.09. KÖLN 27.09. BERLIN 28.09. DRESDEN

TINA DICO

MILKY CHANCE 05.07. SUMMERJAM FESTIVAL 19.07. MELT! FESTIVAL 26.07. JUICY BEATS FESTIVAL 03.08. FREIBURG 05.08. MEERSBURG 07.08. LICHTDICHT FESTIVAL 08.08. LICHTDICHT FESTIVAL 16.08. DOCKVILLE FESTIVAL 22.08. UTOPIA ISLAND FESTIVAL 30.08. ZITADELLE MUSIC FESTIVAL

18.09. REEPERBAHN FESTIVAL 19.09. BERLIN 20.09. BRAUNSCHWEIG 30.10. BERLIN 31.10. FLENSBURG 01.11. BREMEN 03.11. HAMBURG 04.11. KÖLN 05.11. STUTTGART 06.11. DORTMUND 08.11. ZÜRICH (CH) 09.11. MAINZ 10.11. MÜNCHEN 01.12. AMSTERDAM

ERNST JÜNGER »IN STAHLGEWITTERN. GELESEN VON TOM SCHILLING« DER HÖRVERLAG

Als Kriegsverherrlichung eines militaristischen Überästheten geschmäht, von Goebbels als »glänzendes, großes Buch« bejubelt, von Germanisten als Meisterwerk gepriesen oder als literarisch mangelhafter Ausdrucksversuch bespottet – Ernst Jüngers »In Stahlgewittern« (erstmals 1920 erschienen und später mehrfach erheblich umgeschrieben) ist ein Musterexemplar polarisierender Prosa. Trotz dieses Status’ erschließt sich der Zweck der elfstündigen Lesung – Teil einer Flut neuer Publikationen anlässlich des 100. Jahrestags des Ersten Weltkriegs – abseits profitorientierter Erwägungen nicht unmittelbar. Zwar liest Tom Schilling den autobiografischen Bericht, der die Fronterlebnisse des kriegsbegeisterten Soldaten über drei Jahre nachzeichnet, mit einer dem Text angemessenen Mischung aus Gleichmut und überaus sparsam eingesetzter Erregung, was im Kontrast zu den zahllosen, teils entsetzlich kaltblütig geschilderten Kampfbeschreibungen eine eindringliche Wirkung entfaltet – dennoch löst die Lesung wenig mehr als fortgesetztes Befremden über die Weltanschauung des Autors aus, der den Krieg als eine Naturgewalt darstellt, deren Ursachen ihn nicht zu interessieren scheinen und die durchaus mal Spaß machen kann. Matthias Korte ETHAN CROSS »ICH BIN DIE NACHT« LÜBBE AUDIO

JAMES VINCENT MCMORROW 07.10. HAMBURG 09.10. BERLIN 11.10. KÖLN 16.10. MÜNCHEN

WOODKID 06.09. BERLIN FESTIVAL

SELECTIVE ARTISTS A DIVISION OF A.S.S. CONCERTS

TICKETS UNTER 0 18 06 - 570 060

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An welchem BizarroReißbrett wurde diese Nietengeschichte denn zusammengekotzt? Kein Wunder, dass sich dieser Spucknapf der Literatur unter einem Pseudonym (sagt das Booklet) gelabelt sieht. Zur Sache: Der Killer mit traumatischer

Kindheit, der aufrechte Ex-Cop, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird, und der Sheriff, der das Recht in die eigene Hand nimmt und überraschend und kaltblütig mehr Unschuldige ausbläst als der Mörder selbst. Was vielleicht noch klingt wie das Inventar eines Gaga-Thrillers, ist in Wahrheit nur auf Markt und Effekt getrimmter Sondermüll. Trotz Klischees und Stereotypen – keine einzige Handlung der Figuren ist nachvollziehbar, die gewalttätige Drastik wirkt dadurch nicht bedrückend, sondern nur lächerlich. Was gibt’s noch? Ach ja, die Sprache ein Ödland an abgegriffenen Metaphern und pseudo-atmosphärischen Keywords (»Die Regennacht«, »das flackernde Blaulicht« etc.), und dann haben wir natürlich die Hörfassung, die dem Stumpfsinn noch eine Krone aus Stuhl aufzusetzen vermag. So betont Sprecher Thomas Balou Martin den andauernd genannten Namen des Protagonisten so übertrieben englisch, dass man sich vor Wut in den eigenen Arm beißt, wenn schon wieder aus »Marcus« im gesprochenen Wort »Ma’käss« wird. Freunde der Extreme können hier in ihren heiligen Gral puschern: der dümmste Thriller der Welt – jetzt auch als Hörbuch! Linus Volkmann LARS KEPLER »DER SANDMANN« LÜBBE AUDIO

Die letzten Jahre bei Intro waren für mich davon geprägt, dass ich meinen Kollegen Felix Scharlau dafür verhöhnte, dass er Krimis nicht kategorisch ablehnt. Tapfer hielt er daran fest, »die skandinavischen seien schon was ganz anderes«, wenn ich mal wieder zum selbstgefälligen »Tatort«-Diss ausholte. Ha, herrlich. Sofort ließ ich dann durchblicken, wie er erregt den Abenteuern von Kommissarin Lund folgen würde. Jetzt allerdings hörte ich – kein Scheiß – tatsächlich mal einen Krimi als Hörbuch (gelesen von Wolfram Koch) und muss zugeben: Das ist ja doch nicht der Abschaum der Erde – wie ich immer dachte. »Der Sandmann« han-


JOHN

PAUL

GEORGE

RINGO

LENNON MCCARTNEY HARRISON STARR

Szenarios nicht viel Neues hinzu. Übrig bleibt routiniert spannende Thrillerkost in lakonischer, schnörkelloser Sprache, die von Christoph Maria Herbst gewohnt lässig und akzentuiert umgesetzt wird. Übrig bleibt allerdings auch ein völlig neuer Blick auf den Job des Müllmanns. Und auf Teppichmesser. Katrin Wiegand TONI MAHONI »ALLES WIRD GUT, UND ZWAR MORGEN!« TACHELES / ROOF

Hier trifft man auf ein sehr lustiges Roadbook, begnadet gelesen vom Autoren selbst. Dessen Alter Ego findet sich von der Freundin verlassen und begegnet auf Mallorca einer »Statue, so rein und schön wie ADAM STERNBERGH die Liebe selbst«. Im Rausch umarmt er sie etwas zu fest, sie zer»SPADEMAN GELESEN VON CHRISTOPH MARIA HERBST« bricht. Eine Jagd um Leben und R ANDOM HOUSE Tod beginnt. Ein ukrainischer Spademans echten Penner, ehemals Bildhauer, verspricht ihm, die Statue nachzuNamen erfahren wir bauen. Zur Inspiration benötige nicht. Dafür aber einiges über seinen Job, er bloß Hühner aus Bresse, Wodka aus Polen und Frauen. Ganz den früheren und den jetzigen. schön stressig für den Erzähler. Früher: Müllmann. Heute: Auftragskiller. Nicht gerade ein Pos»Was bleibt, wenn man die Geterboy des Jobcenters. Spademan schichten ... weglässt – was ist stellt keine Fragen. Er ist nur die der Kern der Liebe?« Sehr fein erzählt er mit der Parabel des rohen Kugel, abdrücken müssen andere. So sieht er das jedenfalls. Das Alabasters, dass es LebensaufgaGanze spielt in einer Art postapo- be sei, nicht bloß »ein ganzer Kerl kalyptischem New York, wo nach zu werden«, sondern gar »Herr einer »schmutzigen Bombe« nur über sein Leben selbst« – und das noch wenige Arme die Straßen Überflüssige wegzunehmen, um bevölkern und viele Reiche sich in die wahre Schönheit herauszuschälen. Viel zu tun also. eine virtuelle Welt zurückgezogen haben. (Nein, nicht das Inter- Katharina Schmidt net. Jenes ist bereits Oldschool.) Die reichen Körperhüllen dämmern in speziellen Betten dahin. Im Rest des Landes scheint das Leben normal zu verlaufen, weshalb man sich zwangsläufig fragt, warum nicht einfach alle diese trostlose Stadt hinter sich lassen. Abschließen und Schlüssel wegwerfen. Gut, das würde das Buch natürlich immens verkürzen, und Der älteste und kontroverseste Pop-Literat des hiesigen KulSpademan hätte nicht sechseinturbetriebs Joachim Lottmann halb Hörstunden lang die Gelegenheit, sein aktuelles Opfer aus- hat wieder ein Buch beschert. Es nahmsweise zu retten, statt um geht um einen übergewichtigen, die Ecke zu bringen. Diese Vafertigen Ü50er, der plötzlich riante des Profikiller-Genres ist Koks entdeckt und dadurch ganz nicht neu, und Sternbergh fügt ­neuen Lebensmut schöpft. »Endlich Kokain« (244 Seiten, Kiwi). ihr auch trotz des Traumwelten-

Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen vorbehalten.

delt von einem genialischen Serienkiller im Hochsicherheitstrakt, der den Schlüssel für eine Mordserie draußen darstellt. Also eine Variante von »Schweigen der Lämmer«, höchst smart, intensiv, kurzweilig und – auch so ein Wort, das ich nie benutzen wollte – spannend. Seit jetzt bin ich also großer Krimifan – zumal mir gesagt wurde, Serienmörderstoffe und explizite Gewalt seien Standard im Genre, vorbei die Zeiten, in denen Derrick einen Bericht über Graf von Wallensteins Versicherungsbetrug schrieb. Und an Felix die Message: Sorry, wenn ich mich über deine ungesunde Beziehung zu Kommissarin Lund immer so lustig gemacht habe. Jetzt verstehe ich besser, wie du dich fühlst. Linus Volkmann

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HEIMSPIEL THE EARHART LIGHT »DER SOMMER IST VORBEI« CKP / INTERGROOVE

KLIMA / GEFÜHLSKATASTROPHE / OST Nachdem der Winter diesmal ausgefallen ist, zeigen sich nun im Sommer Hormonhaushalt und Liebhaber jahreszeitlicher Gebrauchsmusik ebenso verwirrt wie verzückt. Den amtlichen Klima/Gefühlskatastrophen-Soundtrack für Verliebte und Verlorene liefern The Earhart Light passend mit »Der Sommer ist vorbei«. Was die Band um Cashma-Hoody-Bassist Stefan Wißmann in Wort und Ton auf Albumlänge abliefert, zeigt höchste musikalische Klasse und kann im Gesamtbereich deutschsprachiger Musik ebenso wie im elektronisch getuneten Indiesektor aktuell tatsächlich seinesgleichen suchen. Sandra Stenger bohrt am Mikro die großen Gefühle auf und setzt dabei die spröden Obertöne ebenso gekonnt, nur technisch um Klassen besser ein als die Konkurrenz aus Berlin und Toronto. Musik gleichermaßen zum Verzweifeln wie zum Küssen. Lagerfeuermusik im besten Sinne. Und wer zu Hause bleibt, kann zum Video von »Ich sag dir« jederzeit seinen Aggregatzustand wechseln gehen. Roman Sobota

EXHAUST »EXHAUST« VOLLKONTAKT@AMEN81.DE

TRUE / ANTI-FASCIST / METAL Drei Songs und die Faschofresse ist dick. Mehr braucht das Quintett mit personellen Querverweisen zu den Nürnberger Crust-Heroes Amen 81 nicht, um klarzumachen, dass Metal mehr sein kann als inhaltsarmer Mummenschanz für Wackenmacker. »True Anti-Fascist Metal« nennt die Band ihren Stil – keine weiteren Gesinnungsfragen, euer Ehren. Doch so sehr die Attitüde ganz klar Hardcore ist, rekurriert das Songwriting vor allem auf jene Form vehement zornigen, fokussierten Thrash-Metal-Gekloppes, die in den Achtzigern zwischen Ruhrpott und friesischem Dorf-Juze Teenagerherzen von einer Synkope in die nächste stürzte. Dabei erinnert das schmucklose, aber immer mit einem gewissen Swing versehene Riffing kurioserweise über weite Strecken an Tankard - ohne allerdings deren Sauf’n’GrölParty-Vibe. Und das ist gut so, denn manchmal ist schlechte Laune eben angebracht. Gefeiert wird hier erst, wenn der letzte Molli gelauncht ist. Und sei’s auch nur verbal. Ulf Imwiehe

MACHTWORT »#JIMS« RZ / COLLECTORS MINE

BAYERN / CHRISTLICH / FUCK Die christliche Musikszene schmiert ab! Und das neue Album »#JIMS« der bayrisch-christlichen Gangster-Union Machtwort trägt seinen Teil dazu bei. Zuerst macht das Duo alles richtig: schlecht produzierter Abklatsch eines »säkularen« Kollegah, inklusive Kirmesbeats und Diavertonungs-Samples. Ein MC, dessen Flow so dermaßen stolpert, dass man die Texte nicht verstehen kann. Obwohl diese in der Christenszene und im Rap wichtiger sind als die Musik. Doch sobald sich einzelne Textfetzen herauskristallisieren, folgt das Abartige: hier ein »Fick«, dort ein »Fuck«. Früher mindestens genauso verpönt wie negative Plattenkritiken in einer christlichen Musikzeitschrift. Später wird dann noch ein kompletter Refrain von der Worship-Instanz Musseau geklaut. Zum Glück ist Jesus von den Toten auferstanden, so muss er sich zumindest nicht im Grabe umdrehen. Man fragt sich frei nach Hank Hill: »What’s the point of christian rap? It doesn’t make christianity better, it only makes rap worse.« »D.B.« Jägermeister

STEREO INN »THE MORNING SONGS« WWW.STEREOINN.DE

FEIERABEND / CHARMANT / KÖLN Die Kölner galten 2008 zur Zeit ihrer ersten EP »Welcome To The Stereo Inn« völlig zu Recht als Hoffnungsträger des Folklastigen Indiepop. Eine Tour im Vorprogramm von Adam Green bestätigte das Potenzial, doch der nächste Schritt aus der Nische blieb aus. Das Debütalbum erschien drei Jahre darauf ohne große Popstar-Ambitionen im Eigenvertrieb, und Stereo Inn wurden zur Feierabendkapelle. Freundschaft hielt das Quartett zusammen, nicht der gemeinsame Wunsch nach größeren Bühnen und einem Leben als Musiker. Einzig Sänger Fabio Bacchet verfolgt seither mit seinem Singer/Songwriter-Projekt Hello Piedpiper den Weg des Profibarden weiter. Insofern kann man es schon eine Überraschung nennen, dass mit »The Morning Songs« nun tatsächlich fünf neue Stereo-Inn-Stücke erscheinen. Schnell fällt auf, dass die Band keine ihrer Stärken – charmant rollende Melodien, mehrstimmigen Gesang, unpeinliche, doch gefühlige Texte – verloren hat, stattdessen haben die Stücke eine erwachsene, beizeiten wehmütige Note hinzugewonnen. Bitte jetzt nur nicht direkt wieder in die Lebensumstände flüchten! Bastian Küllenberg


MORGEN

AKENSORE »I« AKENSORE.BANDCAMP.COM

Träumer-Folk aus Aachen, ganz ergreifende Momente, allerdings nie so ganz trittsicher auf dem Pfad zwischen Emotion und Kitsch. Am schönsten sind sicher die CountryMoves und wenn der Gesang vergisst, sich die Dringlichkeit aus dem Leib zu knödeln, sondern einfach mal so laufen lässt. L’ARBRE BIZARRE »DISTORTED REFLECTIONS« WWW.LARBREBIZARRE.COM

In Basel treten die Leute bereits ehrfürchtig zur Seite, wenn die Band in dem örtlichen Migros ihre tägliche Lage Bier kauft. Hier in Deutschland weiß natürlich aber wieder keiner Bescheid. Düsterer WaveRock zwischen Sisters Of Mercy und frühen Nirvana. Nihilistisch und sexy. PHILIP NUSSBAUM »AUS EINER WELT VOLL ASCHE IN DEN SONNENSCHEYN« ELECTROHIPPIE ENTERPAINMENT

Eine Electro-Oper aus Mönchengladbach nach Idee und Texten von dem Beat-Literaten Philip Nußbaum. Wer hinter diesem Satz nur Krasses vermutet, kann sich freuen: Recht hat er. Dagegen sind The Knife die Jacob Sisters. Das hier ist in digitale Informationen übersetzter Irrsinn. Hiermit kann man Vermieter und Eltern noch schocken. SHABAN »APTO MACHINAM«

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Minimal einen Zungenkuss. Und Kompakt klingeln im entfernten Köln die Öhrchen. SUPERSTOLK »SUPER WAR SUPER EP« RUSTIK AL

Limitiertes PictureVinyl mit gefühlten 800 Gramm? Welche Verrückten wollen sich denn da schon wieder finanziell ruinieren? Ach so, die mächtigen Superstolk aus Offenbach, klar. Musik, wie sie sonst keiner macht – diesmal mitunter von Dub-Einflüssen befeuert, aber das ist, genauso wie der ebenfalls aufblitzende FilterElectro, alles nur ein kleiner Exkurs im Garten der bandeigenen Eigenartigkeit. Ach, sagen wir ruhig Einzigartigkeit. Weit voraus, tierisch abgehängt – und das alles auf einmal. Fünf Stücke inklusive einer schrägen Version ihres sonst überraschend straighten Hits »Prokrastination Nation«. Großartig. TEMPEL BARON »TEMPEL BARON« SOUNDCLOUD.COM/TEMPEL-BARON

Die Inszenierung auf dem Cover mag man zuerst für richtigen Big-Styler-Humor halten, muss sich dann aber der Tatsache ergeben: Das ist ernst gemeint. Kurzes Augenrollen, das auch bei der schrägen Musik des Potsdamer Duos immer wieder zum Einsatz kommt. Wenn ZilloLeser auf ihr Leben zurückschauen und längst statt The Cure lieber Belle & Sebastian hören, dann könnte es so klingen. Rührend neben dem Ton und Takt.

22.08.2014 - KÖLN TANZBRUNNEN Ich s teh nIcht mehr s tIll sommerkonzer te 2014

& Band

SPECIAL GUEST

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29.08.2014 - MG HOCKEYPARK

26.07.2014 - MG HOCKEYPARK

20.08.2014- MG HOCKEYPARK

30.08.2014 - MG HOCKEYPARK

KREISMUSIK / SOULFOOD

Elektronik ist die letzten Jahre ja so derbe zum Dienstleister verkommen, glaubt man es denn? Dass es einst noch eine valide Anti-These zum dicken Beat gab, erinnert sich überhaupt noch wer daran? An KnisperSounds, an Plicker und Plung, an Ambiente und an Samples von sperrigen Alltagsgeräuschen. Shaban aus Wien hat das alles noch im Kopf und seinen eigenen Entwurf davon aufgestellt. Der Produzent von Käptn Peng gibt

INTRO BIST DU! SENDET EURE MUSIK AN: Intro (Redaktion Heimspiel) Venloer Straße 241-245 50823 Köln heimspiel@intro.de

WEITERE TERMINE 20.07.2014 ELTON JOHN | 25.07.2014 NEIL YOUNG | 26.07.2014 TIM BENDZKO 18.09.2014 3. RUN & FUN | 27.09.2014 SCHÜRZENJÄGER 11. - 13.07.2014 HORST FESTIVAL MG - PL. DER REPUBLIK | 30.10.2014 LISA STANSFIELD IN ESSEN 15.11.2014 DIETER THOMAS KUHN IN KREFELD | 28.11.2014 STATUS QUO IN KREFELD 10.12.2014 KONSTANTIN WECKER IN KREFELD | 14.12.2014 KONSTANTIN WECKER IN MÜNSTER

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MORGEN

KINO

WACKEN 3D Norbert Heitkers hagiografische Dokumentation badet in der Rudelidylle rund um die jährlichen Feierlichkeiten im Metal-Mekka. Sein Film über die Faszination der Eingefleischten ist keine Fortsetzung von »Full Metal Village« mit anderen Mitteln.

M

it Distanz hat »Wacken 3D« wenig zu tun. Anders als der preisgekrönte Heimatfilm »Full Metal Village« wurde Norbert Heitkers Doku direkt für die Metal-Szene gedreht. Der fühlt sich offenbar auch das gesamte Filmteam zugehörig. »Wir hätten Konflikte inszenieren müssen, um sie im Film unterbringen zu können«, lässt der Produzent ausrichten. Tatsächlich zeichnen die meisten Bilder ein zwischenmenschliches Idyll, das man sich so auf anderen Festivals nur wünschen könnte. Der ungehobelte Charme der fröhlich betrunkenen Fans steht im Vordergrund, zumal der Stereotyp vom lammfrommen Metalhead mit dem menschenfeindlichen Musikgeschmack inzwischen auch folkloristisch arriviert ist. Selbst der Dorf-Edeka und die Feuerwehrkapelle von Wacken sind mittlerweile schon so oft in der Bild-Zeitung aufgetaucht, dass man sich fragen könnte, wie viel Mediengekuschel die Subkultur noch vertragen kann. Für diese Frage interessiert sich »Wacken 3D« allerdings weni-

ger. Warum auch, solange es noch Protagonisten wie Alice Cooper, Scott Ian und Biff Byford zu interviewen gibt? Genau wie die eingespielten Konzertausschnitte machen diese Gesprächsausschnitte aber einen willkürlich gewählten und unerheblichen Eindruck, und auch die im Film vorgestellten Fans können nicht gerade mit ungewöhnlichen Einsichten auftrumpfen. Kurz wird es einmal ungemütlich, als sich drei Besucherinnen aus den USA über die Showus-your-tits-Vorschläge beschweren, die an sie herangetragen werden, aber dann flitzt auch schon wieder Edelfan Micha mit seiner MötleyCrüe-Verkleidung vor die Kamera und grinst in den Sonnenuntergang. Die besten Szenen sind tatsächlich die, die ohne Kommentar und

WAS SICH IM WACKENER FREIBAD ABSPIELT, IST SCHWER IN WORTE ZU FASSEN, ERINNERT ABER ZU GLEICHEN ohne 3D-Effekte auskommen.

T­ EILEN AN KINDERGEBURTSTAG UND HIERONYMUS BOSCH. Auch der internationale Battle mit Bands aus Rumänien, Uruguay und der Mongolei lässt sich gut an, zumal es dort am Schluss ein bisschen nach Vorteilsnahme und undurchsichtigen Entscheidungen riecht. Im Endeffekt geht es »Wacken 3D« aber eher um die Berichterstattung als um den Kommentar. Anders als bei »Full Metal Village« wird die Schrulligkeit der Szene auch nicht so inszeniert, dass das Geheimnis der Veranstaltung gewahrt bleiben könnte: Am Ende der Huldigung vermittelt sich vor allem die Erschöpfung der Festivalbesucher und der Filmemacher. Und der Verdacht erhärtet sich, dass Wacken und die Fußball-WM im selben Jahr vielleicht auch ein bisschen viel »verrückt im positiven Sinne« sein könnten. Alexander Dahas — »WACKEN 3D« (D 2013; R: NORBERT HEITKER; KINOSTART: 24.07.14)


LUCY Luc Besson macht seit »Léon – Der Profi« die aufregendsten Actionfilme. Jetzt schickt er Scarlett Johansson auf einen Trip, den die Welt nicht vergessen wird. Diesmal steht nicht Scarletts Stimme im Vordergrund. Es ist ihr Bauch, der von sich reden macht.

F

ür die Poesie im Actionfilm steht in den letzten zwanzig Jahren wahrscheinlich kein Name so sehr wie der von Luc Besson. Bevor Léon die Milchtüte zum Mund führte, war der gemeine ­Actionthriller eine eher freudlose und mechanische Angelegenheit, bei der Fantasie instinktiv durch Brutalität ersetzt wurde. Ein Besson-Film wie »Das fünfte Element« führte derweil vor, dass man alles gleichzeitig haben konnte: kinetische Energie, anspruchsvolle Handlung, originellen Stil, fantastische Kostüme und eigenwilligen Humor. Mit seinem neuen Film wagt sich der französische Starregisseur möglicherweise weiter in das von ihm selbst erschaffene Universum vor als bisher. Die Geschichte spielt in der verbrechensgeschwängerten Unterwelt von Taiwan, wo eine junge Frau namens Lucy (Scarlett Johansson) per Bauchimplantat zum modernsten Drogenkurier aller Zeiten gemacht wird – gegen ihren Willen natürlich. Dass auch das Rauschgift direkt aus der Zukunft kommen muss, merkt Lucy spätestens, als einer der Transportbeutel reißt und seinen Inhalt

direkt in ihr Körpergewebe abgibt. Statt das High ihres Lebens erlebt sie nun eine übermenschliche Steigerung all ihrer körperlichen und kognitiven Kräfte, der scheinbar keine Grenzen gesetzt sind. Damit wird sie nicht nur zur Gefahr für die Mafia, die Forschung und die Regierung, sondern auch für sich selbst. Wesentlich stylisher, als Besson es hier tut, kann man so eine Story im Grunde nicht erzählen, und gefährlicher und gleichzeitig cooler hat Scarlett Johansson auch noch nie ausgesehen. Dasselbe gilt für das, was an Actionszenen aufs Parkett gebracht wird, nur dass nach dem fotogenen Komplett­ abriss eben nicht die sinnentleerte Wüste bleibt, sondern eine dystopische durchdeklinierte Vision von mindestens zwei Welten: der des Actionfilms und der unseren. Alexander Dahas — »LUCY« (USA 2014; R: LUC BESSON; D: SCARLETT JOHANSSON, MORGAN FREEMAN; KINOSTART: 14.08.14)


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KINO — Intro Previews Dienstag, 19.08. in Berlin, Düsseldorf und Hamburg. Alle Infos: intro.de/previews

GUARDIANS OF THE GALAXY Gute Nachrichten für Superheroes-Genre-Newcomer: Alles, was man für diese Nischenhelden aus dem Marvel-Universum an Vorkennt­ nissen mitbringen muss, kommt nicht von jahrelanger Comic-Lektüre, sondern durch den richtigen Sinn für Humor.

U

m sich in den byzantinischen Gängen des Marvel-Universums zurechtzufinden, muss man entweder seit mindestens 20 Jahren mitschreiben oder sich gleich einen professionellen Comic-Coach kommen lassen. Gleichzeitig funktioniert die »Guardians Of The Galaxy«-Serie auch für diejenigen als Teilchenbeschleuniger, die ihren eigenen NerdHorizont noch nicht komplett überschauen können. Die Superheldengang wurde mal ins

Leben gerufen, um ein paar versprengte und auf den ersten Blick eher inkompatible Freaks in ein Team zu bringen. Gleichzeitig machte sich Marvel über ähnliche Bestrebungen beim Comic-Konkurrenten DC lustig. Entsprechend hoch ist der Comedy-Faktor auch in der Filmversion. Die Mischung aus Hommage und Parodie ist diesmal allerdings besonders fein abgeschmeckt. So kitzeln die Identifikationsfiguren der Actionkomödie erst in zweiter Linie

die üblichen adoleszenten Allmachtsfantasien unterm Bettlaken hervor – die themenspezifische Komik bekommt jedes Mal den Vortritt. Gleichzeitig hat man nie das Gefühl, dass nichts auf dem Spiel stünde. Die von Star-Lord (Chris Pratt) angeführte Außenseiterbande kämpft selbstverständlich um das Überleben unserer Galaxie, sie spart sich nur den abgegriffenen Heldentenor von »Green Lantern« und Co. Verbunden mit den gewohnt üppigen Schauwerten und der Mitwirkung ausgewiesener Fanversteher wie Zoe Saldana, John C. Reilly und Vin Diesel, dürfte das »Guardians Of The Galaxy« zum Sommerblockbuster der guten Laune machen. Alexander Dahas — »GUARDIANS OF THE GALAXY« (USA 2014; R: JAMES GUNN; D: CHRIS PRATT, ZOE SALDANA, DAVE BAUTISTA; KINOSTART: 28.08.14)

CAN A SONG SAVE YOUR LIFE? Die Antwort auf die Frage im Filmtitel kann jeder von euch selbst beantworten. Regisseur John Carneys romantische Apologie einer Musikwelt ohne Casting-ShowMomente und -Ambitionen muss man trotzdem gesehen haben, um zu glauben, wie sehr einem eine solche Haltung noch unter die Haut gehen kann. Die Geschichte von Gretta (Keira Knightley) und Dan (Mark Ruffalo) schließt nahtlos an den Oscar-prämierten Vorgänger »Once« an. Freut euch auf den Film feat. Mos Def, der am 28. August in die Kinos kommt, schaut ihn euch an, schwelgt im Soundtrack von Gregg Alexander – und ihr werdet in der Nacht Gänsehautpocken statt Sterne oder Schäfchen zählen.

— Intro Previews

Montag, 25.08. in Berlin, Hamburg, München, Stuttgart und Köln. Alle Infos ab August: intro.de/previews


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NEU AUF BLU-RAY &

DVD LILYHAMMER* Hauptdarsteller Steven Van Zandt hat die beste Serienschule besucht: Er spielte neben James Gandolfini bei den »Sopranos« mit. In der norwegisch-amerikanischen Ko-Produktion mimt er wieder einen Mafioso und bleibt die ganze zweite Staffel über ein Aussteiger auf Abwegen. PEACHES DOES HERSELF* Zur Selbstdarstellung einer Performance-Künstlerin gehört immer eine große Portion Illusion. Peaches spielt mit der Magie um die eigene künstlerische Identität. Sie bastelt ein Musical über sich und ihr anderes beziehungsweise wahres Ich. Peaches-typisches geiles Edutainment. DALLAS BUYERS CLUB Matthew McConaughey ist ein Schauspieler, der in jeder Rolle eine starke individuelle Präsenz entwickelt. Aber im Vergleich mit seiner Darstellung der wahren Geschichte des an Aids erkrankten Medikamentendealers Ron Woodroof verblasst selbst seine »True Detective«-Aura. DIE ZEITMASCHINE Zeitreisen sind in der Science-Fiction ein oft zu beobachtendes Phänomen. Eines, das immer mindestens so viele Fragen aufwirft, wie es beantwortet. George Pals H.G.Wells-Verfilmung ist der Klassiker des Subgenres und in gewisser Hinsicht auch des Horrorfilm-Genres. NOSFERATU / DR. CALIGARI Friedrich Wilhelm Murnaus freie Adaption von Bram Stokers »Dracula« ist die Urgroßmutter aller Vampirfilme und kam noch ohne Ton und ohne Teams aus. Universum schenkt uns dazu einen weiteren Klassiker in formidabler Edition: »Das Cabinet des Dr. Caligari«. Texte: Paula Fuchs *INTRO-EMPFIEHLT

TWIN PEAKS Vorgezogene Weihnachten für den David-Lynch-Mob. Und für alle, die dem Rätsel von »Twin Peaks« nach über 20 Jahren noch auf der Spur sind. Die umfassende Blu-ray-Edition enthält bislang unveröffentlichtes Material, das ein anderes Licht auf das Mysterium wirft.

O

b man David Lynch für den außergewöhnlichsten Auteur in Hollywood hält oder ihn den am meisten überschätzten Kunstfilm-Macker jenseits von Jim Jarmusch schimpft: Mit der TV-Serie »Twin Peaks« schrieb er Filmgeschichte. Ein Satz, der heute nicht mehr so unglaublich klingt wie noch Anfang der 1990er-Jahre, als seine Wasserleiche viel Aufsehen erregte. Damals hatte man sich gerade an die Idee des Privatfernsehens gewöhnt. Wobei RTL und Sat.1 sich zu den öffentlich-rechtlichen Giganten noch verhielten wie aufmüpfige Kinder aus gutem Hause zu ihren bildungsbürgerlichen Eltern. Dank der ARD- und ZDF-Show-Importe der 80er-Jahre, von »Dallas« über »Miami Vice« bis »Ein Colt für alle Fälle«, war man dem Serienkult schon näher, als man es sich zu Zeiten von »Bonanza« erträumt hatte. Doch mit »Twin Peaks« begann auch in Kohls Germany eine neue Zeitrechnung: Fernsehserien konnten Kunst sein. Dafür musste man sich mit Absonderlichkeiten herumschlagen, die man bis dato höchstens von grenzgenialer österreichi-

scher »Kottan ermittelt«-Avantgarde kannte: »Twin Peaks« basierte zwar auf einer Krimistory und versprach Whodunnit-Drama, ließ den roten Faden der Handlung zugunsten von psychologischen Motiven aber bald zwischen Washingtons Redwood-Bäumen und FBI-Agent Dale Coopers Kaffeetasse liegen. Von bleibender Welthaltigkeit der irren Provinzposse kann man sich jetzt, in der Post-»Sopranos«-Ära und zwischen zwei »True Detective«-Staffeln, mit dem »The Entire Mystery«-Set überzeugen. Es enthält sogar den heiligen Gral der Fangemeinde. Stichwort: Director’s Cut. Einen schöneren Grabstein als diese Blu-ray-Box hätte man Laura Palmer also nicht meißeln können. Doch auch wenn es längst zur Allgemeinbildung gehört, wer ihr Mörder war: Das ganze Geheimnis von »Twin Peaks« wird sich einem wohl trotzdem nie erschließen. Wolfgang Frömberg — »TWIN PEAKS – THE ENTIRE MYSTERY« (USA 1990; E: MARK FROST, DAVID LYNCH; D: KYLE MACLACHLAN, MICHAEL ONTKEAN; PARAMOUNT) — GEWINNT DREI BD-BOX-SETS AUF INTRO.DE

»DEN SONG ZU VERLANGSAMEN, ABER DEN PITCH TROTZDEM OBEN ZU LASSEN. UND DANN DIESE KAPUTTEN DRONES DRAUFZUSETZEN. DAS HAT VIEL SPASS GEMACHT.« Regisseur Jim Jarmusch im Interview zu »Only Lovers Left Alive« (Intro #218). Gemeint ist das Stück »Funnel Of Love« von Wanda Jackson und dessen Adaption für den Soundtrack. Jarmusch ist im Herzen eben Musiker, das merkt man auch den Vampiren seines schönen Films an. Intro empfiehlt: »Only Lovers Left Alive« (USA 2013; D: Tilda Swinton, Tom Hiddleston; Pandora)


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DANGER 5

A HARD DAY’S NIGHT John, Paul, George und Ringo mussten sich wie kaum jemand vor ihnen mit dem eigenen medialen Image und dessen Wirkung auseinandersetzen. Zum Beispiel im Kino.

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er Platz der Beatles im Olymp der Popkultur ist unantastbar. Doch wer hat noch auf dem Schirm, dass sie zusammen mit Regisseur Richard Lester auch für die wohl erste Mockumentary der Filmgeschichte verantwortlich zeichnen? Ein Genre, das man eher mit »Spinal Tap« oder Ricky Gervais verbindet. 1964, auf dem Höhepunkt der Beatlemania, entstand »A Hard Day’s Night« – in Deutschland übrigens »Yeah Yeah Yeah« betitelt und von Rainer Brandt schnodderdeutsch synchronisiert –, der vorgibt, einen gewöhnlichen Tag im Leben der Fab Four zu dokumentieren: Sie flüchten vor kreischenden Mädchen, entwinden sich den Wünschen

ihres Managers, singen einige Hits und haben obendrein Pauls querulantischen Großvater an der pilzhaarumspielten Backe. Stark ironisiert werden zudem die den Beatles bisweilen lebenslang anhaftenden Rollen in und außerhalb des Bandgefüges sowie ihre damit korrespondierenden Charakterzüge. Einerseits Meilenstein des Musikfilms, andererseits parodistisches Dokument der Swinging Sixties. Jetzt in einer hervorragenden Blu-ray-Edition erhältlich. Cay Clasen — »A HARD DAY’S NIGHT« (GB 1964; R: RICHARD LESTER; D: JOHN LENNON, PAUL MCCARTNEY, GEORGE HARRISON, RINGO STARR; KOCH MEDIA)

Die Australier Dario Russo und David Ashby generierten mit dem viralen Internethit »Italian Spiderman« erste Aufmerksamkeit. Daraufhin wurden die beiden Comedians in der Tradition des britischen Humors verpflichtet, ein Projekt für den Sender SBS zu entwickeln. Russo und Ashby legten drei Konzepte vor, das ambitionierteste durften sie verwirklichen: »Danger 5«, eine Retro-Comedyserie, angesiedelt in einer bizarren 60er-Jahre-Version des Zweiten Weltkriegs. Es geht um fünf Spione, die versuchen, Hitler zu töten. Jene Danger 5 stürzen sich mit Verve, Gadgets und Cocktails in ihre Missionen. Diese beinhalten okkulte Bordelle, Dinosaurier, Superwaffen, Atlantis und Todeskampfarenen in der Antarktis. Thunderbirds meets GoldfingerFlair. Cay Clasen — »DANGER 5« (AUS 2012; R: DARIO RUSSO; D: DAVID ASHBY, ALDO MIGNONE, AMANDA SIMONS, NATASA RISTIC; EDEL MEDIA)

HELLFJORD Schwedenkrimi-Mimis, aufgepasst: Auch Norwegen strebt nach weltweitem Serienruhm und macht einen Abstecher in die eigene Provinz. Twin Peaks liegt wohl doch in Skandinavien.

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eben den amerikanischen Serien des goldenen FernsehZeitalters etablieren sich seit einigen Jahren vor allem Serien aus Skandinavien als ebenso qualitativer wie innovativer Impulsgeber für den internationalen Markt. Als Referenzen seien hier die sogenannten Nordic-Noir-Klassiker »The Killing« und »Die Brücke« sowie das Politpanoptikum »Borgen« oder die philosophische Roboterutopie »Real Humans« in Erinnerung gerufen. All diesen Serien ist gemein, dass sie ihren Ursprung in Dänemark respektive in Schweden folge mit der Ko-Produktion »Li- Ass im Norwegerpulloverärmel haben. Doch auch die Norweger lyhammer«, nach internationaler hört auf den Namen »Hellfjord« streben nun, im Zuge erster Er- Couch-Potato-Anerkennung. Ihr und wird – nicht zu Unrecht – be-

reits mit »Twin Peaks« verglichen. Der Osloer Polizist Salmander (Zahid Ali) tötet am Nationalfeiertag versehentlich und ungeschickt sein Dienstpferd – ausgerechnet vor Kinderaugen. Er wird daraufhin gekündigt und ins verschlafene Hellfjord verbannt. Hier brodelt es unter der dörflichen Oberfläche, und schnell ist er verstrickt in einem Netz aus Mord, Fischfabrik und lokalem Seeungeheuer. Die Provinz ist eben überall lebensgefährlich. Cay Clasen — INTRO EMPFIEHLT: »HELLFJORD« (N 2012; R: PATRIK SYVERSEN U. A.; D: ZAHID ALI; POLYBAND)


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TO KILL A MAN Der packende Selbstjustiz-Thriller aus Chile dreht sich um einen von einer Jugendgang gemobbten Familienvater. Regisseur Alejandro Fernández Almendras entpuppt sich als Meister seines Faches. Nach und nach löst er die Fesseln der Handlung und jene, die der wohlhabende Jorge um sich und sein Leben geknotet hat, und bindet damit das Publikum an das sich gemächlich, aber beständig in Richtung Hochspannung entwickelnde Revenge-Drama. — INTRO EMPFIEHLT: »TO KILL A MAN« (RCH/F 2014, R: ALEJANDRO FERNÁNDEZ ALMENDRAS; D: DANIEL CANDIA; PIERROT LE FOU)

Promotion

BLOOOM AWARD BY WARSTEINER Bewerbungsphase endet am 31. Juli

Noch bis Ende Juli können junge Künstler für den diesjährigen Wettbewerb ihre Projekte einreichen, die sich dem Blick der neu und hochkarätig besetzten Jury stellen müssen. Innerhalb weniger Jahre hat sich der BLOOOM Award im Rahmen der gleichnamigen Kunstmesse, die vom 24. bis 27. Oktober stattfindet, in der internationalen Kunstszene etabliert. Letztes Jahr reichten 1125 Künstler aus 55 Nationen ihre Arbeiten ein. An diesen Erfolg wollen die Veranstalter 2014 anknüpfen: Bis Ende Juli können sich junge Kreative online mit ihrem

Projekt bewerben – egal ob bildende oder darstellende Kunst, Mode, Musik, Architektur, Video oder Design. Die Jury besteht erneut aus der Schirmherrin des BLOOOM Award by Warsteiner, Catharina Cramer, dem Co-Direktor der ART.FAIR Walter Gehlen, der internationalen Galeristin und Kunstjournalistin Yasha Young, aber auch wieder zwei neuen Gesichtern: Olaf Heine, der unter

anderem schon Iggy Pop, Radiohead und Dirk Nowitzki vor der Linse hatte, und Robert Kaltenhäuser, der als Urban Art Experte in der internationalen Graffitiszene bestens vernetzt ist. Alle Infos rund um den Award und die Anmeldung zum BLOOOM Award by Warsteiner findet ihr auf www.blooomawardbywarsteiner.com.


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MORGEN

SPIELE

MURDERED: SOUL SUSPECT Wie lebt es sich als toter Ermittler? Ziemlich entspannt. Das Schlimmste hat man ja schon hinter sich. Diese merkwürdig melancholische B-Movie-Geschichte ist trotz kaltem Zigarettenrauch ziemlich warmherzig.

W

er immer nur die allseits gefeierten Spiele spielt, der genießt überraschungsarme Hitkost. Jeden Tag kocht Mama »Call Of Duty«. Aber irgendwann wird man älter und fragt sich, ob es auch etwas anderes geben darf als Spaghetti mit Tomatensauce. Und dann kostet man »Murdered: Soul Suspect« – ein bisschen verkocht, aber sehr aromatisch. »Murdered« erzählt eine Geschichte wie abgeschaut aus einer mäßig erfolgreichen MysteryTV-Serie: Ein harter Cop mit einem Herz aus Gold und einer zwielichtigen Vergangenheit wird umgebracht. Jetzt muss er den eigenen Mordfall auflösen – und noch einen Sack anderer Todesfälle der letzten Jahrzehnte. Natürlich hat er plötzlich besondere Fähigkeiten: Er kann durch Wände gehen, mit Geistern reden und in lebendige Körper hineinschlüpfen. Natürlich kann er nichts mehr richtig anfassen, aber Elektrogeräte poltergeistmäßig ausflippen lassen. Was im Fernsehen ausgelutscht wäre, wirkt im Spiel noch recht unverbraucht. Außerdem wurde die brave Vorgabe mit Fantasie ausgefüllt. Einige der kleinen Schauergeschichten sind so süß, dass man in den Wald spazieren und Pfadfinder am Lagerfeuer damit erschre-

cken will. Ganz nebenbei sind die Charaktere runder, als sie es selbst in ernster gemeinten Spielen meist sind. Die tote Frau des Cops hinterlässt witzige und spezifische Erinnerungen an das erste Treffen mit den Eltern oder den geschenkten Fedora. Auch der Cop selbst ist umgänglicher als die marktüblichen ArschlochProtagonisten. Sinn ergibt »Murdered« am ehesten, wenn man sonst nicht viel spielt. Denn man tut, was man frisch in der Totenwelt angekommen tun würde: staunen, rumstehen, grübeln. Wer dagegen klassische Spielelemente sucht, stolpert verloren durch die Wände. Springen kann man nicht. Rennen auch nicht. Weil »Murdered« aussieht wie ein Action-Adventure, könnte man Action erwarten. Aber dass Pistolen jetzt nicht mehr weiterhelfen, ist

die erste und erfrischendste Pointe. Anderswo kauert man ewig hinter hüfthoher Deckung, hier latscht man einfach durch, schlendert durch Räume und sucht jeden Winkel nach winzigen Spuren ab. Nur gelegentlich erdrosselt man einen Dämon oder schlüpft in die Haut einer Katze. Als Spaziergang mit gelegentlicher Gänsehaut funktioniert »Murdered« sehr gut. Jan Bojaryn — »MURDERED: SOUL SUSPECT« FÜR PS4, PS3, XBOX ONE, XBOX 360 UND PC (SQUARE ENIX)


MORGEN

AMONG THE SLEEP Horrorgeschichten lassen mich kalt. Ich würde gern erschüttert werden. Aber in aller Regel ist die Bedrohung zu abstrus, sind die Helden zu dämlich, ist der Plot zu konstruiert, um durch die gewucherten Speckschichten medialer Überfütterung zu dringen. »Among The Sleep« ist der perfekte Gegenentwurf. Das ganze Spiel nimmt die Perspektive eines Zweijährigen ein. Und die ist wirklich überzeugend. Jede zu öffnende Tür ist ein Kletterpuzzle. Krabbeln ist schneller als gehen. Drückt man auf die Pausentaste, hält sich das Kind die Hände vor die Augen. Der spielbare Albtraum beginnt schön diffus: Mitten in der Nacht wird plötzlich das Bett umgewor-

fen, man muss machtlos durch die nächtliche Wohnung kriechen. So brillant wie diese Prämisse ist das Spiel auf Dauer leider nicht. Es nutzt sich ab. Man krabbelt unter Tischen her und hält still, während der Schrecken durch den Raum kriecht. Und dann krabbelt man weiter. Hin und wieder bremsen banale Puzzles den Fortschritt. Aber immer wieder werden vertraute Bilder zu unfassbaren Schrecken verfremdet. Die prägen sich ein und hallen nach – spätestens, wenn man selbst Kinder hat, die schreiend aus Albträumen erwachen. Jan Bojaryn — »AMONG THE SLEEP« ALS PC-DOWN­ LOAD ÜBER WWW.AMONGTHESLEEP. COM ODER STEAM (KRILLBITE)

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MARIO KART 8 S chon der achte Teil? Kühn weist Nintendo uns darauf hin, wie oft wir »Mario Kart« gespielt haben. Ehrlich gesagt ist das auch ein Problem – der achte Start macht nichts wirklich neu. Nintendo behauptet, die vorübergehende Überwindung der Schwerkraft sei etwas Besonderes. Gelegentlich führt der Kurs die Wände hoch, und die Karts levitieren dicht über dem Asphalt. Das ist hübsch,

aber auch nicht umwälzender als Neuerungen der letzten paar Spiele von kurzen Gleitflugstrecken bis zu Motorrädern. Ehrlich muss man aber zugeben, dass es bei »Mario Kart« fast unmöglich geworden ist, große Veränderungen unterzubringen, ohne die ausgeklügelte Formel zu ruinieren. So gesehen ist alles gut. »Mario Kart 8« ist ein Meisterstück der Besinnung auf das Wesentli-

che für die Wii U: 32 Strecken, von denen jede ein spektakulärer Vergnügungspark voller Geheimnisse und Alternativrouten ist. Ein schlichter Mehrspielermodus, der immer noch zu dem Besten gehört, was zwei bis vier Menschen in einem Wohnzimmer miteinander machen können. Und eine Handvoll behutsamer Neuerungen, die zumindest nichts kaputt machen. Es gibt Online-Multiplayer. Funk-

tioniert. Man kann Highlight-Clips der Rennen auf YouTube hochladen. Man muss aber auch nicht. Sich über still stehende Serien wie »Mario Kart« zu beschweren ist immer leicht. Es sei denn, man spielt sie. Dann kann man nicht aufhören. Jan Bojaryn — »MARIO KART 8« FÜR WIIU (NINTENDO)

DOKUMENTARFILM »EUROPE IN 8 BITS« »Europe In 8 Bits« beginnt mit Rechtfertigungen. Dem Versuch einer Beschreibung, was das überhaupt ist – diese Musik, die auf mehrere Namen hört. Auf Chiptunes, 8-Bit-Sound und noch einige andere. Die vielen Fragen zum Selbstverständnis der einzelnen Musiker machen gleich am Anfang des Dokumentarfilms von Regisseur Javier Polo klar, dass sie sich innerhalb ihrer Szene immer noch selbst finden müssen. Anders gesagt: Sie reden wirklich noch über Musik statt über Downloadzahlen und Promo-Termine. In welchen Zustand versetzt uns Musik? Liegt es an der Wellenform und Frequenz einer elektronischen Musik, dass sie uns so direkt anspricht? Bereits das animierte Pixelintro der 76 Minuten langen Doku »Europe In 8 Bits« erzählt in Kurzform, wie alles angefangen hat. Der Musikchip im Gameboy von Nintendo und das Sound Interface Device (SID) des Commodore 64 waren für Jugendliche in den Achtzigerjahren das perfekte Gegenteil von Blockflöte und Cembalo. Bekannte Komponisten der ersten populären Videospiele, etwa Rob Hubbard, prägten schon damals einen hysterischen Sound, der trotz beschränktem Speicher zu unvergesslichen Melodien fähig war. Die später mehr als billig erhältliche Hardware wurde dann zum Werkzeug einer musikalischen Bewegung, so schmutzig wie ein Leberwurstbrot, das in einer alten Werkstatt auf die falsche Seite gefallen ist. Javier Polo streift von Madrid nach Berlin durch ganz

Europa und zeigt Gruppen und Künstler wie Culomono, Bit Shifter, Aron Birtalan, Meneo, Micropupazzo oder Xyce. Der Film kann über Vimeo als Stream gemietet oder über die Netzseite als Blu-ray oder DVD zu sehr erschwinglichen Preisen bestellt werden. Gregor Wildermann — »EUROPE IN 8 BITS« (R: JAVIER POLO; WWW.EUROPEIN8BITS.COM)


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Foto: Kirstin Sinclair / Getty Images

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STEIL


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FKA TWIGS

»ICH HASSE ES, WENN AN MIR RUMGEZUPFT WIRD« Tahliah Barnett a.k.a. FKA Twigs macht am liebsten alles selbst: von der eigenen Frisur über die visuelle Umsetzung ihrer Ideen bis zur Produktion ihres Debütalbums. »LP1« ist geballte R’n’B-Power der nächsten Generation, gepaart mit einer mädchenhaft souligen Stimme und mit den für die Musik der ausgebildeten Tänzerin typischen Klick-Sounds. Jenny Weser traf eine ebenso schüchterne wie ausgelassene FKA Twigs und sprach mit der Engländerin über fehlende Kompromissbereitschaft, Verantwortung und Goldketten-besetzte Bikinis.

B

ei deinen Videos, dem Artwork oder Auftritten spielt Ästhetik immer eine große Rolle. Du arbeitest auch mit einer Stylistin zusammen. Wie kommt ihr auf die Looks? Es ist einfach Spaß, deswegen ist es super easy. Meine Stylistin heißt Karen und besitzt einen Vintage-Shop auf der Golden Lane. Ich gehe einfach dorthin und probiere Sachen an. Wir schicken uns auch immer gegenseitig Bilder – alles, was die eine liebt, gefällt der anderen auch. Wir haben eine Art Online-Moodboard. Darauf posten wir, was uns in den Sinn kommt. Die Inspiration hat aber selten mit Mode zu tun: Es können Blumen sein, eine bestimmte Farbe, ein Fotograf oder eine Schauspielerin aus den 50ern. Am Abend vor dem Videodreh zu »Two Weeks« bin ich noch zu ihr gefahren und habe last minute bis nachts Klamotten anprobiert. Karen suchte zu dem Zeitpunkt eine neue Mitbewohnerin, und ich stand gerade halbnackt nur im Goldkettenbesetzten Bikini da, als ein Mädchen sich die Wohnung angeschaut hat – ziemlich witzig. Bei all dem Goldschmuck, den aufwendig gemachten Haaren und deiner gesamten Inszenierung nimmst du Mode trotz allem also nicht allzu ernst? Nein, nicht wirklich. Klar sehe ich gerne gut aus und mag schöne Kleidung, aber in meiner Nachbarschaft laufe ich genauso gut auch ohne Make-up und in Leggins und Cropped-Shirt rum. Aber bei einem Auftritt hast du richtige Bühnenoutfits? Eigentlich nicht. Ich ziehe an, wonach ich mich fühle. Es hängt total von meiner Stimmung ab. Meine Mutter schneidert mir auch viele Klamotten. Sie ist Designerin und Schneiderin. Vor ein paar Tagen hat sie mir wieder ein Paket geschickt mit einer weißen, lockeren, Pyjama-artigen Hose und einer mit durchsichtigen Perlen bestickten Robe. Ich hasse es, wenn an mir rumgezupft wird, deswegen mache ich meistens selbst meine Haare, und deswegen hat meine Mama eine Puppe mit meinen

Maßen zu Hause, damit ich nichts anprobieren muss. Da streiten wir uns nämlich immer. Du hast also gerne alles selbst in der Hand. Bist du ein Kontrollfreak? Wirke ich so? Nein, ein Kontrollfreak bin ich nicht. Aber ich muss schon zugeben, dass ich gerne alles im Griff habe. Wann immer es zu einer Diskussion kommt, ist mein Argument dieses: Es ist mein Name, der draufsteht. Wenn die Leute mein neues Video nicht mögen, kann ich ja nicht sagen: »Das ist nicht meine Schuld, das war nicht meine Idee.« Wenn ich hinter etwas stehe und die Leute es nicht mögen, ist das für mich okay. Dass ich mich nicht fremdbestimmen lasse, gibt mir viel Freiheit, aber natürlich auch genauso viel Verantwortung. Wenn etwas schiefläuft, habe ich es mir selbst vorzuwerfen. Du schreibst seit zehn Jahren Songs und produzierst seit zwei Jahren auch selbst – warum erst jetzt das Debütalbum? So empfinde ich das gar nicht. Meine Musik ist einfach noch nicht so lange hörenswert. Ich wusste immer, dass ich Songs schreiben kann, aber erst, als ich anfing, mit Tic zusammenzuarbeiten, der wie ich bei Young Turks unter Vertrag ist, war klar, dass ich auch soundtechnisch mein Ding gefunden hatte. Ich weiß jetzt als Songwriterin und Produzentin, wer ich bin und was ich will. Und wie hast du auf »LP1« das umgesetzt, was du willst? Das passiert wohl eher intuitiv. Aber tendenziell schreibe ich gerne über Drums. Und Klicksounds. Die Melodien und Lyrics kommen dann meistens währenddessen. Ein Drittel meines Albums ist noch vor »EP2« entstanden, es ist also gewissermaßen aus einem Guss. Was sich in den letzten Monaten der Aufnahmen geändert hat, war, dass ich wirklich alles selbst in die Hand genommen habe. Ich bin bei meiner Musik nicht bereit, Kompromisse einzugehen. Executive Producer zu sein hat dazu geführt, dass »LP1« eine Summe von dem ist, wer ich bin und was ich die letzten zwei Jahre so erfahren habe.

— FKA TWIGS »LP1« (YOUNG TURKS / XL / BEGGARS / INDIGO / VÖ 08.08.14)


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Jeansjacke G-Star Raw

Nachhaltigkeit

Jack&Jones

Skinny Fit Denham

Waschung

Replay

Tapered Fit Edwin

Skinny Fit Acne

Nachhaltigkeit Nudie

Jeanshemd Levi's


Promotion

FÜR IMMER DENIM

Tapered Fit Diesel

»AUCH DIE KOMMENDE SAISON LIEBT BLAU«

MIT APEROL ZUM MUSEUMSUFERFEST NACH FRANKFURT Es gibt mindestens einen guten Grund, Ende August in Frankfurt zu sein: Das Museumsuferfest ist eines der größten europäischen Kulturfestivals und bietet seinen Besuchern nicht nur die ganze Vielfalt der Museumslandschaft der Mainmetropole, sondern auch Live-Performances aus allen nur denkbaren Genres. Namen? Kein Problem! Mit dabei sind u. a. Andreas Kümmert, die Kick Joneses, Heinz Strunk, Fritz Eckenga und Harald Sack Ziegler. Auch dabei und Experte für einzigartige Sommermomente: Aperol! Begleitet wird die Spirituose von Campari, Cinzano und Crodino. Als spritziges Quartett sorgen sie dafür, dass für jeden Sommertyp der passende Drink bereit steht. Testet entweder im Quiz online unter www.mein-spritz.de, welcher Drink am besten zu euch passt. Oder in Frankfurt vor Ort, und zwar im loungigen Spritz-Mobil »Terrazza Spritz«!

Robust, unprätentiös und ein wahrer Allrounder – kein Wunder, dass die Jeans ein Klassiker ist. Einer, der immer wieder neu interpretiert wird. Grund genug, dem (meist) blauen Garn ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Jenny Weser sprach darüber mit Daniel Werner, Store-Manager von 14 oz. Was sind die drei wichtigsten Merkmale einer guten Jeans? Perfekter Schnitt, qualitativ hochwertiger Denim, cleane und gleichzeitig hochwertige Details. Welche Denim-Labels, die auf der BBB ausstellen, sollte man auf keinen Fall verpassen beziehungsweise genauer anschauen? Es gibt einige sehr gute Denim-Labels, also nenne ich nur die, die mir sofort in den Sinn kommen: Denham The Jeanmaker, Edwin, Nudie, Momotaro, Pure Blue Japan. Was gibt es Neues aus der Denim-Szene, welcher Klassiker hält sich hingegen seit Ewigkeiten? Die verschiedenen 501-Jahrgänge von Levi’s Vintage Clothing werden wohl immer präsent sein. Innovationen gibt es in Sachen Stretch-Denim: Dafür hat Denham zum Beispiel mit dem italienischen Weber Candiani gearbeitet, der den Komfort von Stretch bietet, aber trotzdem den maskulinen Denim-Look behält. Welches sind die wichtigsten Denim-Trends, die uns 2014/2015 erwarten? Am kommerziell erfolgreichsten ist und bleibt der Tapered Fit in einer schlanken Ausführung. Skinny Fits sind weiterhin sehr wichtig. Waschungen dürfen wieder lauter werden und erleben somit ein Revival. Das Thema Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein wird noch wichtiger. Grüne Mode muss nicht zwangsläufig Öko-Look sein. Jeansjacken und Jeanshemden sind aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken.

Wir verlosen eine Reise für 2x4 Personen zum Museumsuferfest. Inklusive einer Übernachtung in zwei Doppelzimmern im MotelOne und zwei Freigetränken pro Person in der Terrazza Spritz! Um zu gewinnen, reicht eine E-Mail mit dem Betreff »Bitte spritzig« an verlosung@intro.de. Viel Glück!

Waschung Edwin


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DIE »GRÜNE« BLUE JEANS Die Jeans ist in ihrer herkömmlichen Herstellung nicht nur ein sehr aufwendiges Kleidungsstück, sondern auch eines, das Mensch und Umwelt enorm belastet. Das dänische Label Jack & Jones zeigt jedoch, dass es anders geht und setzt für seine Low Impact Denim auf alternative Methoden.

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01 Die Low Impact Denim Die durchschnittliche Jeans besteht aus rund 60 Einzelteilen, legt im Laufe ihrer Entstehung rund 50.000 Kilometer zurück und verbraucht vom Anbau der Baumwolle über die Waschung bis zum fertigen Produkt an die 10.000 Liter Wasser und mehrere Pfund Chemikalien wie bestimmte Tenside, Chlor oder Kaliumpermanganat. Doch auch bei Denim wächst ein Trend zu mehr Nachhaltigkeit. Jack & Jones verzichtet auf Sandstrahlen und Made in China und setzt gemeinsam mit dem Textilhersteller Blue Line und der Denim-Wäscherei DB Wash in Norditalien auf schonendere Verfahren für Mensch und Umwelt. 2013 konnte die Marke so 55 Mio. Liter Wasser sowie fünf Mio. Kilowattstunden einsparen. 02 Laser Was bei einer Raw Denim fehlt? Die charakteristischen Linien, Streifen und Konturen, die beim Tragen einer Jeans entstehen. Noch heute werden vor allem in China Jeans für diesen Effekt sandgestrahlt. Das Gefährliche daran ist, dass die Sandpartikel so klein sind, dass sie trotz Mundschutz in die Lungen gelangen und oft Ursache für die Lungenkrankheit Silikose sind – ähnlich wie bei Bergarbeitern. Der Laser hingegen brennt gesundheitlich unbedenklich, millimetergenau und mit kontrollierter

Intensität die Oberfläche der Indigo-gefärbten Fasern an, sodass das Weiß der Baumwolle wieder etwas durchschimmert. Fertig ist der Used-Look. 03 Ozon Eine der neuesten und innovativsten Methoden in der Denim-Industrie ist das Bleichen mit dem natürlichen Gas Ozon. Statt mit Chlor oder schwer abbaubarem Kaliumpermanganat werden die Jeans in einer Art großen Waschmaschine bis zum gewünschten Grad geblichen. Das Ozon greift das Indigo an, lässt dabei die unterschiedlich starken Waschungen entstehen und zerfällt am Ende zu Sauerstoff. Vorteil: Neben der Einsparung von Chemikalien benötigt der Vorgang kein zusätzliches Wasser. 04 Recycling Zwar wird mit den Schnittmustern regelrecht »Tetris« gespielt, dennoch wirft die Herstellung rund 15% kleinteilige Stoffreste ab. Für die Low Impact Denim von Jack & Jones werden diese Reste durch Zerkleinern und Schreddern wieder in ihren ursprünglichen Zustand, also reine Baumwolle, versetzt – nur nicht in Weiß, da die Fasern ja bereits mit Indigo gefärbt wurden. Anschließend wird die recycelte Baumwolle einfach unter die herkömmliche gemischt, und der reguläre Web- und Färbeprozess beginnt.



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TOURDATEN THE AFGHAN WHIGS

BILL CALLAHAN

02.07. BERLIN

AGNES OBEL

12.08. HAMBURG 13.08. DÜSSELDORF 14.08. FRANKFURT A. M.

31.07. WÜRZBURG 21.08. KÖLN

BLUMFELD

AHZUMJOT

27.08. KÖLN 28.08. FRANKFURT A. M. 29.08. MÜNCHEN 30.08. A-WIEN Geht weiter!

EAST CAMERON FOLKCORE

GOD IS AN ASTRONAUT

KELIS

POLIÇA

07.08. OSNABRÜCK 09.08. WEINHEIM 10.08. ROSTOCK 12.08. BERLIN 13.08. SCHWEINFURT 14.08. REUTLINGEN 19.08. DORTMUND 20.08. MARBURG 24.08. KÖLN 26.08. HAMBURG 27.08. BREMEN

06.08. OSNABRÜCK 08.08. KARLSRUHE

18.08. FRANKFURT A. M. 20.08. KÖLN 21.08. BERLIN

04.08. L EIPZIG 12.08. FRANKFURT A. M.

GREGORY PORTER 02.07. ELMAU 03.07. GEISENHEIM 15.07. STUTTGART 16.07. FREIBURG 12.08. KARLSRUHE 14.08. KASSEL 15.08. JENA

EELS

HELGE SCHNEIDER

22.07. HAMBURG

11.07. JENA 01.08. DORTMUND 09.08. OBERHAUSEN

06.08. HANAU 07.08. CALW 22.08. DRESDEN 23.08. CHEMNITZ 24.08. STEINBACH 28.08. MAGDEBURG 29.-30.08. HAMBURG 31.08. KIEL

PRÄSENTIERT VON INTRO

15.08. HAMBURG 19.08. FRANKFURT A. M. 20.08. KASSEL

21.07. HAMBURG

CONOR OBERST & DAWES

FAT FREDDY‘S DROP

16.07. FRANKFURT A. M. 17.07. KÖLN

11.08. HAMBURG 12.08. BERLIN 14.08. A-WIEN 16.08. MÜNCHEN 17.08. KÖLN

BEATSTEAKS

CRYSTAL FIGHTERS

17.07. MÜNCHEN 18.07. FREIBURG 19.07. JENA 29.07. HAMBURG 02.08. WIESBADEN Geht weiter!

09.08. ROSTOCK 10.08. HAMBURG 13.08. OSNABRÜCK Geht weiter!

02.08. MÜNCHEN Geht weiter!

05.07. RAVENSBURG 02.08. HAMBURG

ANDREAS DORAU 01.08. JENA 15.08. HAMBURG 30.08. ESSEN

ANDREW W.K. 22.07. BERLIN 23.07. HAMBURG 25.07. HANNOVER

ANNA CALVI 21.07. LÖRRACH 23.07. NÜRNBERG 05.08. KARLSRUHE 06.08. KASSEL 07.08. JENA

BANKS

THE BEN FOLDS ORCHESTRA EXPERIENCE 02.07. BERLIN

BILLY IDOL 02.07. A-WIEN 03.07. DRESDEN

BIRDY

BOB DYLAN 01.07. MÜNCHEN 03.07. ZWICKAU 07.07. ROSTOCK 08.07. FLENSBURG

PRÄSENTIERT VON INTRO

DEAN WAREHAM 29.07. KÖLN 30.07. BERLIN 02.08. AUGSBURG

DAMON ALBARN 30.06. BERLIN 01.07. HAMBURG

DARKSIDE

23.07. KÖLN

PRÄSENTIERT VON INTRO

DEAN BLUNT

07.08. STUTTGART 09.08. FRANKFURT A. M. 11.08. MÜNCHEN 12.08. DRESDEN 15.08. HAMBURG

EGOTRONIC

CHET FAKER ELLIE GOULDING

14.07. FRANKFURT A. M. 16.07. DORTMUND

BLACK LIPS

PRÄSENTIERT VON INTRO

09.07. BERLIN 10.07. LEIPZIG 12.07. DÜSSELDORF

DOLLY PARTON 05.07. KÖLN 06.07. BERLIN

FETTES BROT 19.07. ROSTOCK 22.08. HAMBURG 23.08. BOCHUM

PRÄSENTIERT VON INTRO

FOSTER THE PEOPLE 03.07. BERLIN

FUNKHAUS EUROPA SUMMERSTAGE: HY BRASIL! MIT SERGIO MENDES, EMICIDA, FLAVIA COELHO, GRAVEOLA, KAROL CONKÁ

FLOW FESTIVAL CHAIN & THE GANG TUNE-YARDS MELT! DAM-FUNK

SPLASH! BANKS MELT! ØYA FESTIVAL KELIS

BANKS BLUMFELD NAS MELT! DIE NERVEN

MIGHTY OAKS

10.07. KARLSRUHE 12.07. DÜSSELDORF 13.07. BERLIN 15.08. HAMBURG

SAMY DELUXE 31.07. FREIBURG 14.08. ASCHAFFENBURG 17.08. HAMBURG

25.07. HAMBURG 27.07. KÖLN

13.07. BERLIN 21.07. MÜNCHEN 24.07. BREMEN 26.07. DORTMUND 15.08. NÜRNBERG 16.08. HAMBURG 21.08. KÖLN 22.08. DORNSTADT 23.08. SPRINGE

14.07. KÖLN 15.07. HAMBURG

SPORTFREUNDE STILLER

INTERPOL 01.07. BERLIN 03.07. LEIPZIG

NEIL YOUNG & CRAZY HORSE 20.07. ULM 23.07. A-WIEN 25.07. M'GLADBACH 28.07. MAINZ 01.08. BERGEN

NENEH CHERRY & ROCKETNUMBERNINE 05.08. FRANKFURT A. M.

18.07. KASSEL 21.07. FREIBURG 09.08. DRESDEN 10.08. SCHWERIN 15.08. BERLIN 16.08. CHEMNITZ 22.08. COBURG 23.08. MAINZ 24.08. BOCHUM

PRÄSENTIERT VON INTRO

NEUROSIS

TAME IMPALA

06.08. HAMBURG 07.08. KÖLN 11.08. AACHEN

30.06. WIESBADEN 02.07. BERLIN

08.07. FRANKFURT A. M. 09.07. MÜNCHEN

NEUTRAL MILK HOTEL

THURSTON MOORE

THE JEZABELS

04.08. KÖLN 05.08. BERLIN

15.08. HAMBURG 17.08. BERLIN 18.08. BIELEFELD

JEFFREY LEWIS & THE JRAMS

14.07. DRESDEN 15.07. ERLANGEN 17.07. KÖLN 18.07. KARLSRUHE 19.07. CUXHAVEN

THE JON SPENCER BLUES EXPLOSION 24.07. HANNOVER

JUNGLE

NICK WATERHOUSE 19.08. DARMSTADT 20.08. MÜNSTER 23.08. KÖLN

TRAVIS

NIGHTMARES ON WAX

13.07. BERLIN 16.08. ERKENSCHWICK 22.08. KÖLN

27.07. LEIPZIG

THE NOTWIST 15.07. KARLSRUHE 16.07. BREMEN 17.07. HAMBURG 01.08. A-WIEN

ÓLAFUR ARNALDS

15.08. HAMBURG

17.08. HAMBURG 19.08. JENA

JUNIP

PANDA BEAR

20.08. BERLIN 21.08. JENA 22.08. KASSEL

21.07. MÜNCHEN

PARQUET COURTS

PRÄSENTIERT VON INTRO

15.07. KÖLN 16.07. BERLIN

JUPITER JONES JENNY WESER

PRÄSENTIERT VON INTRO

RY X

NAS

GISBERT ZU KNYPHAUSEN & KID KOPPHAUSEN BAND

WOLFGANG HOLGER FRÖMBERG RISSE

06.07. MÜNCHEN 18.07. SALEM 19.07. HANNOVER 02.08. LUDWIGSBURG 29.08. HAMBURG

HUNDREDS

24.07. FREIBURG 25.07. KARLSRUHE 30.07. WÜRZBURG 15.08. KASSEL

Und wo geht ihr hin? — www.intro.de/forum/konzerte

16.07. BERLIN 17.07. DRESDEN

SNOOP LION

JUDITH HOLOFERNES

DA GEHEN WIR HIN – TIPPS DER REDAKTION

MAX HERRE

26.07. JENA 01.08. FREISING 02.08. DRESDEN 23.08. KASSEL

12.07. KÖLN

16.07. LEIPZIG 17.07. ERLANGEN 27.07. ELTVILLE A. R.

05.07. BERLIN

ROBERT PLANT & THE SENSATIONAL SPACE SHIFTERS

MASSIVE ATTACK

12.07. HEINSBERG 18.07. NÜRBURG 19.07. CUXHAVEN 25.07. KARLSRUHE 02.08. LEMGO

PRÄSENTIERT VON INTRO

KALLE MATTSON

23.07. A-WIEN 25.07. REUTLINGEN 26.07. DORTMUND

PATTI SMITH & HER BAND 01.08. BREITENBACH 05.08. STUTTGART 11.08. MAINZ 12.08. MÜNCHEN

PHILIPP POISEL 11.08. BERLIN 12.08. KÖLN 13.08. FRANKFURT A. M. 23.08. DRESDEN 24.08. COBURG 29.08. LORELEY 30.08. M'GLADBACH 31.08. BRUCHSAL

17.07. JENA

TRÜMMER

TUNE-YARDS 06.07. KÖLN

DIE KOMMEN, DIE TOUREN JAN DELAY & DISKO NO.1 (24.09.–17.10.) MALKY (17.09.–03.10.) WE WERE PROMISED JETPACKS (24.09.–28.09.)

DIE KOMMEN, DIE FESTIVALS BERLIN MUSIC WEEK (03.09.–07.09.) BERLIN-FESTIVAL (05.09.–07.09.) FIRST WE TAKE BERLIN! (04.09.–05.09.) REEPERBAHN-FESTIVAL (17.09.–20.09.) SWR3 NEW POP (11.09.–13.09.)


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FESTIVALS

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»Ich war 2005 auf dem Sziget. Zum ersten Mal, sozusagen geschäftlich, mit Alex Richter, dem Four-Artists-Chef und F4-Booker. Wir wollten uns das legendäre Sziget mal mit eigenen Augen angucken. Und wir waren begeistert von der charmanten zusammengewürfelten Festivallandschaft. Bierchen und Würstchen an der Bude, gleich daneben eine Art Rhönrad-Spielplatz, um die Wurst gleich wieder loszuwerden. Dann direkt ins Hardcore-Headbanger-MetalZelt, kurz bei einer lokalen Folkkapelle reingehört, der kleinen Hare-Krishna-Prozession Platz gemacht, und schließlich, mit dem Bier in der Hand, stehe ich inmitten einer kleinen Festivalbesucher-Zeltlandschaft vor einem ECGeldautomaten im Wald. Selten bin ich so glücklich über ein Festival gestolpert. Ich freue mich sehr, dass wir endlich mal dort spielen dürfen.«

SZIGET Smudo von den Fanta 4 kramt in seinen Erinnerungen und erzählt dem Festivalguide von seinem ersten Besuch beim Sziget. Die Festival-Anekdoten dieser Ausgabe sind weitgehend unserem Schwestermagazin für Festivalkultur entnommen, das nach wie vor an allen Intro-Auslagestellen und am Kiosk zu haben ist.

11.-18.08. H-BUDAPEST — A DAY TO REMEMBER, ANTI-FLAG, BAND OF SKULLS, BASTILLE, BLINK-182, BOMBAY BICYCLE CLUB, BONOBO, BORGORE, BRODY DALLE, CALVIN HARRIS, CASPER, CRYSTAL FIGHTERS, DEADMAU5, DIE FANTASTISCHEN VIER, FEDDE LE GR AND, FINK, GIRLS IN HAWAII, INVSN, IMAGINE DR AGONS, JAGWAR MA, JAKE BUGG, JIMMY EAT WORLD, K AVINSKY, KELIS, KLAXONS, LAIDBACK LUKE, LENINGR AD, LILY ALLEN, LONDON GR AMMAR, MACKLEMORE & RYAN LEWIS, MADEON, MADNESS, MANIC STREET PREACHERS, MICHAEL KIWANUK A, MILES K ANE, MOUNT KIMBIE, OUTK AST, PALMA VIOLETS, PLACEBO, QUEENS OF THE STONE AGE, QUENTIN MOSIMANN, R3HAB, SK A-P, SKRILLEX, STROMAE, THE 1975, THE BIG PINK, THE BLOODY BEETROOTS, THE KOOKS, THE PRODIGY, TOM ODELL, TRIGGERFINGER, WILD BEASTS U. V. A.

UMBRIA ROCK Ein ehemaliger Finanzmanager nimmt eine Auszeit, um ein Festival zu organisieren. Schon diese Story reicht, um neugierig zu werden. Wenn es dann noch im schönen Umbrien stattfindet, sollte man noch genauer hinschauen. Yashwant Bajaj ist auf den ersten Blick nicht der typische Festivalorganisator. Der ehemalige Manager erfüllt sich einen Traum und organisiert quasi vor der Haustür seiner Luxusvilla ein Rockfestival im Geiste der 1960er-Bohemians Italiens und Englands. Als Fan von britischem New Wave, Punk und Festivals wie Reading oder

Glastonbury entwickelte er ein eher unübliches Konzept und platziert sein Festival inmitten einer alten italienischen Kleinstadt. Zwischen Filmvorführungen und exquisiter Verkostung werden Anfang August Bühnen mit Originalen und Nachkommen der besten Zeiten des britischen Pop das idyllische Bild vervollständigen. 01.-03.08. I-MASSA MARTANA — APACHE DARLING, BMX BANDITS, BASEMENT JAXX, ELAR A CALUNA, ELEPHANT 12, JAMES, JASON RIDDELL, K AISER CHIEFS, PAUL WELLER, PETER HOOK & THE LIGHT, THE CHARLATANS, THE COURTEENERS, THE CRIBS

THE CHARLATANS

BILBAO BBK Nicht nur das Bilbao BBK selbst lässt Eli »Paperboy« Reed schwärmen, sondern auch der Blick über Bilbao. »Was mich beim BBK am meisten beeindruckt, ist diese fantastische Stadt Bilbao. Sie ist eine meiner Lieblingsstädte weltweit. Das Festival findet auf einem Berg statt, von dem man einen weiten Blick über die ganze im Tal liegende City genießt. Wir hatten hier im letzten Jahr einen Wahnsinnsauftritt. Ich erinnere mich, während unseres Songs ›Explosion‹ die ganze Crowd in die Hocke gehen zu sehen, bereit, im nächsten

Augenblick mit uns zu explodieren. Das war unglaublich. Doch wenn ich ehrlich bin, wurde das noch von dem Moment getoppt, als ich nach dem Festival auf den Berg stieg, ein paar Bier trank und die Lichter der Stadt betrachtete.«

ELI »PAPERBOY« REED

10.-12.07. E-BILBAO — BAND OF HORSES, BASTILLE, CHET FAKER, CHROMEO, CONOR OBERST, CRYSTAL FIGHTERS, DAWES, FOSTER THE PEOPLE, FR ANK TURNER & THE SLEEPING SOULS, FR ANZ FERDINAND, FUTURE OF THE LEFT, HERCULES & LOVE AFFAIR, JACK JOHNSON, JOHN NEWMAN, JOHN TALABOT, MGMT, PARQUET COURTS, PHOENIX, POLIÇA, THE 1975, THE BLACK KEYS, THE LUMINEERS, THE PRODIGY, THIS NOT WAY, VETUSTA MORLA, WLDV, WHITE LIES U. V. A.


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MORGEN

FESTIVALS

»Das Melt! ist ein Festival, das bei den Bands beliebt ist. Lange bevor wir selbst dort spielten, hatten wir schon von anderen Bands gehört, wie fantastisch es dort sei. So erinnere ich mich noch deutlich, dass ich deshalb bei unserer ersten Ankunft dort erwartungsvoll dachte: ›Das muss jetzt aber verdammt gut werden ...!‹ Bis dahin hatte mir allerdings noch keiner gesagt, dass das Melt! in einer ›Stadt aus Eisen‹ auf einer Halbinsel stattfindet. Es ist einer der spektakulärsten Festivalorte, die ich je gesehen habe. Das Jahr über ist hier ein Museum für riesige Kohlebagger. Beim Festival selbst bilden diese Maschinen 30 Meter hohe Kulissen für die Konzerte. Als wir das letzte Mal da waren, haben wir den größten Teil der Nacht damit verbracht, Liam Gallagher nachzuspionieren, aber wir haben ihn nie richtig aufgespürt. Ich glaube, wir hofften, er würde uns beleidigen. Dieses Jahr werden wir es wieder versuchen: bei Röyksopp und Robyn, Portishead, Jeff Mills, Little Dragon, Moderat, Parquet Courts und noch ein paar anderen.«

MELT!

17.-20.07. GR ÄFENHAINICHEN — ALLE FARBEN, ÂME, BOMBAY BICYCLE CLUB, BONAPARTE, BOYS NOIZE, CHET FAKER, CHROMEO, CLEAN BANDIT, DARKSIDE, DILLON, EFDEMIN, FRITZ K ALKBRENNER, FUTURE ISLANDS, GESAFFELSTEIN, HAIM, JA PANIK, JEFF MILLS, JOHN GR ANT, JOHN TALABOT, JUNGLE, KELE OKEREKE, KID SIMIUS, KIESZA, LE1F, LITTLE DR AGON, METRONOMY, MIGHTY OAKS, MILKY CHANCE, MODER AT, OMAR SOULEYMAN, PANDA BEAR, PANTHA DU PRINCE, PORTISHEAD, RÖYKSOPP & ROBYN, S O H N, SBTRKT, THE NOTWIST, THEES UHLMANN, TIGA, WHOMADEWHO, WILLIAM FITZSIMMONS U. V. A.

Metronomy schwärmen im diesjährigen Festivalguide Magazin in den höchsten Tönen vom Melt! Festival in Ferropolis.

UTOPIA ISLAND Die Ostblockschlampen erlebten beim Utopia Island, was Bayern wirklich draufhaben. »›Hey, this is Ostblockschlampen!‹ So oder so ähnlich stellen wir uns immer vor. Das wirkt schon mal befremdlich. Beim Utopia wurden wir hingegen mit offenen Armen empfangen. Wenn auch mit einer Packung Schlamm im Gepäck. Und das ausgerechnet an dem Wochenende, an dem Markus seine nigelnagelneuen neonfarbenen Nikes trug. Also zwei Mülltüten im Produktionsbüro bei den netten Damen abgeholt, und ab ging der Rave! Wir haben uns ins

Getümmel gestürzt und gleich zu Hause gefühlt – wie auf unseren Stammfestivals, auf denen wir nach unserem Gig gerne noch privat feiern und klassisch im Auto oder Zelt übernachten. Die Show war dann überkrass, das Zelt kurz vorm Platzen, die Bayern haben uns eindeutig gezeigt, was sie draufhaben.« 22.-23.08. MOOSBURG — 2MANYDJ’S, ADANA TWINS, CAPTAIN CAPA, CLAIRE, CROOKERS, DAPAYK & PADBERG, DUMME JUNGS, EXCLUSIVE, FRITTENBUDE, KID SIMIUS, KÖLSCH, MATTHIAS TANZMANN, MILKY CHANCE, MR. OIZO, OK KID, OSTBLOCKSCHLAMPEN, ROOSEVELT, SCHLACHTHOFBRONX U. V. A.

OSTBLOCKSCHLAMPEN

SOUL IM BRUNNEN & SOUL IM HAFEN Zwillingsfestivals müssen nicht zwangsläufig überdimensional sein – es geht auch klein, gemütlich und stilistisch ausgewählt. Zwillingsfestival mal ganz klein: Hurriside und Ring und Park kennt jeder, mit Soul im Hafen und im Brunnen stellt sich jetzt ein neues Festivaldoppel vor. Die Unterschiede: Das Line-up ist noch klein gehalten und sehr genau ausgewählt, und es geht um Soul und nicht um Rockmusik. Die Veranstalter der Ein-Tages-Events in Köln und Hamburg haben sich schöne, außergewöhnliche Locations für ihre Festivals ausgesucht und

ziehen mit dem ganzen Tross von einer guten Handvoll Bands über Nacht vom Rhein an die Elbe. Dabei ist der Begriff »Soul« durchaus weit gefasst, auch Fans von HipHop, R’n’B und Pop dürfen sich angesprochen fühlen. Auf jeden Fall ist das Konzept neu, und es steht zu erwarten, dass es gleich beim ersten Mal einschlagen wird. Text: Christian Steinbrink

ALOE BLACC

22.08. KÖLN — ALOE BLACC, FETSUM, LUK AS GR AHAM, REBECCA FERGUSON 23.08. HAMBURG — ALOE BLACC, FETSUM, JOSS STONE, NNEK A, REBECCA FERGUSON, WYCLEF JEAN


MORGEN

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FLOW

ARCTIC MONKEYS

READING UND LEEDS Reading und Leeds sind zwei der beliebtesten und größten Festivals Englands und gleichzeitig seit Jahrzehnten der würdige Abschluss der Festivalsaison auf der Insel. Zunächst war das westlich von London beheimatete Reading Festival stilistisch eher klassischem Jazz und Blues zugetan. In den 70er-Jahren fingen die Veranstalter an, es zu einem der führenden Prog- und Heavy-MetalFestivals des Kontinents auszubauen. Später erfand es sich immer wieder neu und gilt heute als eines der wichtigsten Rock/Alternative-Festivals. So spielten hier schon Ikonen wie Iron Maiden, Pearl Jam oder Metallica. 1989 bekam das Reading Festival einen neuen Veranstalter, 1999 Zuwachs: Seitdem findet zeitgleich eine Schwester in Leeds statt. Text: Philipp Maxrath 22.-24.08. GB-READING / GB-WETHERBY — A DAY TO REMEMBER, A WILHELM SCREAM, ALUNAGEORGE, ANNIE MAC, ARCTIC MONKEYS, AUGUSTINES, BAND OF SKULLS, BIPOLAR SUNSHINE, BLINK-182, BLOOD RED SHOES, BOMBAY BICYCLE CLUB, BOYS NOIZE, BRODY DALLE, CHVRCHES, CLEAN BANDIT, DANNY BROWN, DAVE HAUSE, DIE ANTWOORD, DISCLOSURE, DRENGE, DRY THE RIVER, EAGULLS, ENTER SHIK ARI, FLUME, FOSTER THE PEOPLE, GESAFFELSTEIN, HOZIER, HUDSON TAYLOR, IMAGINE DR AGONS, JAKE BUGG, JIMMY EAT WORLD, JOEY BADA$$, JUNGLE, KLAXONS, MACKLEMORE & RYAN LEWIS, METRONOMY, NERO, NETSKY, OF MICE & MEN, PALMA VIOLETS, PAPA ROACH, PAR AMORE, QUEENS OF THE STONE AGE, ROYAL BLOOD, SBTRKT, TEMPLES, THE 1975, THE COURTEENERS, THE FRONT BOTTOMS, THE HIVES, THE HORRORS, TOUCHÉ AMORÉ, TWIN SHADOW, VAMPIRE WEEKEND, WARPAINT U. V. A.

Das finnische Flow Festival ist einer der kreativsten Vertreter unter den vielen außerordentlichen skandinavischen Open Airs. Skandinavien, Schlaraffenland der Festivalkultur: Hier gibt es zwar nicht so viele Menschen wie in Mitteleuropa, dafür aber eine ganze Reihe Festivals, die nicht nur ein überragendes Line-up präsentieren, sondern sich auch Gedanken um ein außerordentliches, fantastisches Ambiente machen. Neben dem Øya in Oslo und dem Way Out West in Schweden ist das finnische Flow Festival einer der prominentesten Vertreter dieser Gattung. Seit dem Debüt im Jahr 2004 haben die Veranstalter es mit jeder Ausgabe immer besser gemeistert, ein Gelände zu erschaffen, das mit einem kreativen Faible für frische künstlerische Bühnengestaltung zwischen ganz unterschiedlichen Atmosphären der Festivalkultur switcht: von intim zu ekstatisch zur vollen kollektiven Emotion. Dabei hilft, dass das Festival sein Händchen für neue stilistische Trends und Strömungen schon lange unter Beweis gestellt hat. Text: Christian Steinbrink 08.-10.08. FIN-HELSINKI — ACTION BRONSON, BARIS K, BILL CALLAHAN, BLOOD OR ANGE, BONOBO, CHARLI XCX, DARKSIDE, DEATH HAWKS, DIE ANTWOORD, FK A TWIGS, FOUR TET, ILLUM SPHERE, JA AKKO EINO K ALEVI, JAMES HOLDEN, JAMIE XX, JANELLE MONÁE, JENNY WILSON, JOEY BADA$$, JON HOPKINS, JUNGLE, K AKKMADDAFAKK A, K AVINSKY, LITTLE DR AGON, MAC DEMARCO, MARISSA NADLER, MARK ERNESTUS, MØ, NENEH CHERRY, NINA PERSSON, OPTIMO, OUTK AST, PAUL K ALKBRENNER, PEANUT BUTTER WOLF, POLIÇA, PUSHA T, REAL ESTATE, SIINAI, SLINT, SLOWDIVE, THE HORRORS, THE NATIONAL, TINARIWEN U. V. A.

CHARLI XCX

INTERGALACTIC LOVERS

DOUR FESTIVAL »5 Days Of Love & Alternative Music« – passender kann man das belgische Dour Festival kaum umschreiben. Nahe der französischen Grenze liegt die idyllische Kleinstadt Dour. Kaum zu glauben, dass das Städtchen Heimat eines Megafestivals ist. Obwohl bis zu 150.000 Zuschauer kommen, gleicht die Atmosphäre eher der einer großen Kommune. Neben den unzähligen Bands sind es vor allem die zahlreichen Attraktionen abseits der Bühnen, die aus dem Dour Festival eine Art Kurzurlaub machen. Kunstcamps, Workshops – eigentlich reichen vier Tage Festival sowie das Pre-Opening am Vortag nicht aus, um all diese Facetten zu erleben. Hier wird dem Besucher wirklich viel Unterhaltung geboten, ohne dass man sich vom Angebot überfordert fühlen könnte. Und am Ende will man eigentlich gar nicht wieder weg. Text: Philipp Maxrath 17.-20.07. B-DOUR — BA AUER, BAND OF SKULLS, BLONDE REDHEAD, BLOOD RED SHOES, BONOBO, BOYS NOIZE, BRODINSKI, BUR AK A SOM SISTEMA, CEREBR AL BALLZY, CHET FAKER, CHRIS LIEBING, CHROMEO, CLARK, CONNAN MOCK ASIN, CYPRESS HILL, DARKSIDE, DEAP VALLY, EAST INDIA YOUTH, FOREIGN BEGGARS, FR ANÇOIS & THE ATLAS MOUNTAINS, FUCK BUTTONS, FUTURE ISLANDS, GALLOWS, GENTLEMAN & THE EVOLUTION, GIRLS IN HAWAII, GOLDIE, GUI BOR ATTO, HERCULES & LOVE AFFAIR, HUDSON MOHAWKE, INTERGALACTIC LOVERS, JEFF MILLS, JOEY BADA$$, JOHN TALABOT, JULIO BASHMORE, K AISER CHIEFS, KLAXONS, KREATOR, LFO, LITTLE DR AGON, MAC MILLER, MADLIB, MAXÏMO PARK, MOGWAI, MOODYMANN, MOUNT KIMBIE, MR. OIZO, NAS, PAUL K ALKBRENNER, PHOENIX, R AEKWON, THE HIVES, THE NOTWIST, THEO PARRISH, TYLER THE CREATOR U. V. A.

FUCHSBAU

ISLE OF DREAMS

WASSERMUSIK

Beim Fuchsbau kann man zu elektronischer Musik tanzen. Das ist aber lange nicht alles, was das nahe Hannover gelegene Festival zu bieten hat. Es besitzt mit Lesungen und Installationen zusätzlich einen starken interdisziplinären Kunst-Schwerpunkt. Das Thema der diesjährigen dritten Ausgabe lautet »Flucht«. Man kann sich kaum vorstellen, was sich die Veranstalter für dieses Motto alles einfallen lassen werden.

Inspiriert von der Musikkultur Ibizas, umfasst das Isle Of Dreams alle Genres elektronischer Musik. Wer glaubt, dass DJs keinen Knochenjob haben, irrt gewaltig. Drei Länder, drei Auftritte, drei Tage wach. Ziel ist, die Partys der großen Electro-Zentren des Sommers in aufstrebende Szene-Standorte in ganz Europa zu bringen. Das Festival findet dieses Jahr in der Türkei, in Israel und erstmals auch in Basel statt.

Die Wassermusik zeigt in diesem Jahr, wie inspirierend Fußball sein kann. Denn die 2014er-Ausgabe widmet sich aus Anlass des WM-Sommers ausführlich der portugiesischsprachigen Welt. Das Festival, das sich im Kulturkalender Berlins fest etabliert hat, findet auf der Dachterrasse des HKW-Gebäudes statt, wo Künstler aus Portugal und Brasilien das Thema »Lusophonie« zum Klingen bringen.

22.-24.08. SPRINGE — DANIELA SEEL, HUNDREDS, ILLY NOIZE, JONAS MANTEY, KONSTANTIN, LENA WILLIKENS, MAX GR AEF, RØDHÅD, TOUCHY MOB

05.-07.08. TR-SARIYER / 07.-09.08. IL-GAMLA JUNCTION / 08.-10.08. CH-BASEL — AVICII, CALVIN HARRIS, FEDDE LE GR AND, NERVO, PAUL OAKENFOLD, ZEDD U. V. A.

25.07.-16.08. BERLIN — AFRICA NEGR A, AVA ROCHA, BONGA, CONJUNTO ANGOLA 70, FAUSTO BORDALO DIAS, MARIA DE MEDEIROS, MAYR A ANDR ADE U. V. A.


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MORGEN

FESTIVALS

»Ich denk gern an mein erstes splash! zurück. Es war 2004, und ich habe Tapes vorm Haupteingang vertickt. Dann bin ich nach Hause gefahren. Irgendwie mache ich mir nicht so viel aus Festivals: Schlangestehen vor der Gemeinschaftsdusche, Schlafen auf Ackerboden und drohendes Trapperfieber in den Zeltlagerkolonien. Künstlern ist das splash! wirklich zu empfehlen: Die Verpflegung ist super. Es gibt mehrere warme Mahlzeiten am Tag mit allem Pipapo und, mit etwas Verhandlungsgeschick, Freibier bis zum Abwinken. Zwischendurch muss man sich mal eine Stunde dem Pöbel stellen und ein uninspiriertes Konzert runterreißen, aber egal. Schon am Bühnenausgang wartet splash!-Chef Mirko mit gekühlten Handtüchern, Caipirinhas und einem mit bebender Stimme gehauchten ›Danke‹ auf den Lippen. So ist das beim splash!« 11.-13.07. GR ÄFENHAINICHEN — 257ERS, 3PLUSSS & SORGENKIND, A$AP FERG, AFROB, AHZUMJOT, ALLIGATOAH, ANGEL HAZE, ANTILOPEN GANG, CASHMERE CAT, CELO & ABDI, CHANCE THE R APPER, COELY, CREDIBIL, CRO, DCVDNS, DELFONIC, DRUNKEN MASTERS, EARL SWEATSHIRT, EKO FRESH, END OF THE WEAK, ERRDEK A, FATONI & EDGAR WASSER, FOREIGN BEGGARS, FÜNF STERNE DELUXE, GENETIKK DJ-TEAM, HIOB & MORLOCKK DILEMMA, HUDSON MOHAWKE, JAW, JONWAYNE, K.I.Z, K AR ATE ANDI, K AYTR ANADA, KOLLEGAH, LEFT BOY, LUNICE, M.I.A., MEGALOH, OLEXESH, OUTK AST, PIMF, PRINZ PI, R AF CAMOR A & CHAKUZA, SSIO, SATUR ATE RECORDS, SCHOOLBOY Q, SIERR A KIDD, SYLABIL SPILL, TA-KU, TEESY, TR APMASTERS, VIC MENSA, WIZ KHALIFA, YELAWOLF, ZUGEZOGEN MASKULIN

SPLASH! Morlockk Dilemma begegnet dem splash! im Festivalguide Magazin mit feiner Ironie, aber auch viel Liebe.

MÜSSEN ALLE MIT Kurzurlaub im Norden und alle müssen mit. Unweit von Hamburg paart sich Meeresduft mit einem unschlagbaren Künstleraufgebot. Es fing an mit erquicklich zusammengestellten Indie-Samplern, die in fünf Teilen das letzte Jahrzehnt hindurch erschienen. Daraus ist seit letztem Jahr ein Festival geworden, das den Geist der alten Compilations fortführt: Für das Müssen Alle Mit stellt das stilsichere Hamburger Label Tapete aus Prominenz und Nachwuchs ein tolles Ein-Tages-Line-up zusammen und bittet es auf eine Bühne im schönen Stader

Bürgerpark. Unser liebster Entertainer Bernd Begemann führt durch Tag und Abend und trägt dazu bei, dass mit dem erfolgreichen Start im letzten Jahr ein Event entstanden ist, das die Festivallandschaft des Nordens reicher macht. Fast schon Stammgast ist Thees Uhlmann: Im letzten Jahr war er noch Festivalbesucher, nun hat er den Platz des Headliners ergattert. Text: Sermin Usta 02.08. STADE — BERND BEGEMANN, BR ACE/CHOIR, DIE HÖCHSTE EISENBAHN, MOZES AND THE FIRSTBORN, THEES UHLMANN & BAND, WILLIAM FITZSIMMONS

DIE HÖCHSTE EISENBAHN

SPACK! FESTIVAL Von Rock zu Rap: Das Spack! Festival macht eine stilistische Metamorphose durch. Ein Festival erfindet sich neu: Noch vor zwei Jahren spielten auf dem Spack! Festival Bands aus dem Spektrum von Metal, Hardcore und Rock – heute sind solche Acts aus dem Line-up fast vollkommen verschwunden. Die Organisatoren des Open Airs tragen der zunehmenden Popularität von HipHop in Deutschland Rechnung und verpflichteten für die diesjährige Ausgabe fast ausschließlich heimische Rap-Acts. Das ist sicher nicht unklug, schließlich kann HipHop-

Deutschland gut noch ein Rap-Open-Air im Südwesten vertragen. Zumal die Organisatoren für ihr Line-up aus einem vollen Pool an frischen Rap-Talenten schöpfen können und das auch gerne tun. Text: Christian Steinbrink

OK KID

15.-16.08. WIRGES — ALLIGATOAH, ANTILOPEN GANG, CAPO, CHEFKET, GLORIA, GENETIKK, HANNE & LORE, ITCHY POOPZKID, JENNE, JEPHZA, JIMMY CARTER, KNG, MC FITTI, MEGALOH, MICHAEL HEUSER, MO HE, MROHS, NAYA ISSO, NEX, OK KID, OLSON, PERSTEASY, RICHTER, ROCKSTAH, S!MON, SAM, SFG, SSIO, SAMY DELUXE, SIERR A KIDD, TEESY, WEEKEND U. V. A.


MORGEN

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CHIEMSEE SUMMER Das Flair des Chiemsee Summer inspiriert LaBrassBanda seit ihrer frühen Jugend, wie sie im Festivalguide erzählen. »Das Chiemsee Summer Festival ist einfach unser Heimspiel. Als kleiner Junge bin ich immer von zu Hause aus mit dem Rad zum Festivalgelände gefahren, dann habe ich über den Zaun auf die riesengroße Bühne geschaut und den lustigen Rhythmen gelauscht. Mit meiner ersten Band durften wir dann als einheimische Band auch auftreten, das war damals sowieso das Größte. Und das ist auch heute noch ein Highlight beim Chiemsee Summer, dass sich zwischen den ganzen berühmten Bands so viele

junge Musikgruppen einfinden, die ganz schön Abwechslung auf die Bühne bringen. Die vielen unterschiedlichen jungen Leute, die sich zum Musikhören und Feiern treffen, das ganze Flair am Chiemsee mit den Alpen und die kleine Ortschaft in der Nähe machen das Festival für mich darüber hinaus so besonders. Ich bin sehr froh und stolz, dass wir im Herzen des Chiemgaus ein so international anerkanntes Open Air haben und unsere Gegend Künstler aus aller Welt begrüßen darf.«

13.-17.08. ÜBERSEE — ALPHA BLONDY, BEENIE MAN, BELA B & SMOKESTACK LIGHTNIN’ FEAT. PETA DEVLIN, BEN KLOCK, BILDERBUCH, BLINK-182, BLUMENTOPF, BOSSE, BROILERS, CASPER, CHASE & STATUS, CONVERGE, EGOTRONIC, EMIL BULLS, ESKIMO CALLBOY, FEADZ, FIVA, FOREIGN BEGGARS, FRITZ K ALKBRENNER, FÜNF STERNE DELUXE, GANJAMAN, I-FIRE, IGNITE, IRIE RÉVOLTÉS, JAHCOUSTIX, JENNIFER ROSTOCK, JIMMY CLIFF, JUPITER JONES, K AKKMADDAFAKK A, LABR ASSBANDA, LAGWAGON, MACKLEMORE & RYAN LEWIS, MARTERIA, NETSKY, OK KID, PAUL K ALKBRENNER, PRINZ PI, R AMPUE, ROCKSTAH, SAM, SA ALSCHUTZ, SEEED, SHAGGY, TAKING BACK SUNDAY, TANYA STEPHENS, TERRORGRUPPE, THE BLOODY BEETROOTS, THEES UHLMANN & BAND, TURBOSTA AT, VITAMIN X, LABRASSBANDA WEEKEND, YOUNG REBEL SET U. V. A.

NATURE ONE Felix Kröcher und Nature One feiern in diesem Jahr Rosenhochzeit. »Meine erste Nature One habe ich 2001 im Alter von 18 Jahren besucht, und sie ist seitdem nicht mehr aus meiner Planung wegzudenken. In diesem Jahr feiert das Festival sein 20-jähriges Jubiläum, ›The Golden Twenty‹. Davon bin ich mehr als überwältigt. Und es macht mich neugierig, zumal ich ebenfalls ein Jubiläum begehe: Ich spiele hier zum zehnten Mal in Folge. Liebe Nature One, wir feiern die Rosenhochzeit! 2005 bin ich erstmals mit meinem Wohnwagen zum Festivalgelände angereist, und das mache ich heute noch so. Es ist wie ein kleines Ritual, das ich von Jahr zu Jahr pflege und hoffentlich auch noch weitere zehn Jahre pflegen kann. Denn Kastellaun im Hunsrück ist wie ein zweites Zuhause für mich, die Nature One definitiv eines meiner sommerlichen Festival-Highlights. Ich freue mich riesig darauf, habe natürlich deshalb auch bestimmte Erwartungen – aber meine Erwartungen wurden bisher immer erfüllt. Ich verspreche euch in diesem Jahr wieder ein Familienfest der Superlative und freue mich, mit euch im Century Circus Vollgas zu geben. Getreu dem Motto: ›Ein grenzenloses WirGefühl im Nature-One-Land‹. Willkommen daheim!«

01.-03.08. K ASTELLAUN — ATB, ACCUFACE, AK A AK A FEAT. THALSTROEM, ALLE FARBEN, ANDI TELLER, ANDY DÜX, AXWELL, BORIS S, BR AWLER & STRIKER, BRIAN SANHAJI, BROOMBECK, CARL COX, CHARLY LOWNOISE & MENTAL THEO, CHRIS HIROSE, CHRIS LIEBING, CRISTIAN VARELA, DJ DAG, DJ STEVE X, DA HOOL, DAN R ACOON, DAN-G, DANIELLE DIAZ, DANNY AVILA, DAVE RYDER, DAVID PHILLIPS, DEF TOYS, DOMINIK EULBERG, DREADMAUL, FALKO NIESTOLIK, FAUL & WAD AD, FELIX KRÖCHER, HOOLIGAN, ILSA GOLD, IN-PHASE, INNER HEAT, JAY FROG, JAYCUT, JORN VAN DEYNHOVEN, JOSH & WESZ, KLAUDIA GAWLAS, KÖLSCH, LEN FAKI, LOWRIDERZ, MA ARTEN DE JONG, MAN AT ARMS, MARCO BAILEY, MARK’OH, MASTERS OF NOISE, MECHANICAL ANIMAL, MISS T, MOGUAI, MOONBOOTICA, NEWMAN, OLIVER SCHORIES, PAUL VAN DYK, PHIL FULDNER, SK AI, STEPHAN HINZ, SVEN VÄTH, SVEN WITTEKIND, T-JUNCTION & RUDEBOY, TANITH, THOR AX, TIGER & DR AGON, TOCADISCO, TORSTEN K ANZLER, VOID, VINCE U. V. A.

OLIVER KOLETZKI

SONNEMONDSTERNE Oliver Koletzki und sein Label Stil Vor Talent haben auf dem SMS dieses Jahr wieder Familienfeier. »Das SonneMondSterne ist eine ganz besondere Veranstaltung für mich. Seit sechs Jahren spiele ich inzwischen auf diesem fantastischen Open Air, und ehrlich gesagt wird es jedes Mal immer noch besser. Mit unserem Label Stil Vor Talent dürfen wir wieder den größten Floor nach dem Mainfloor bespielen. Das empfinden wir als große Ehre. Wir sind dort mit der ganzen Mannschaft vertreten und freuen uns schon wahnsinnig. Ich frage mich jedes Jahr, wie ich den letzten Gig noch einmal toppen kann, und hinterher fühlt es sich immer so an, als hätte ich das geschafft. Das liegt an diesen wahnsinnig vielen und feierverrückten Besuchern. Die Menschen auf dem SMS sind sehr herzlich und die Stimmung unglaublich. Das Team hinter den Kulissen ist dazu super professionell und sorgt mit seinen 18 Jahren Erfahrung für einen reibungslosen Ablauf. Auch das hochkarätige Line-up kann sich wieder mehr als sehen lassen, und mit Strand, See und Bootsfahrt ist für reichlich Entertainment gesorgt. Irgendwie logisch, dass das SonneMondSterne wieder als erstes großes deutsches Festival ausverkauft war. Wer eine Karte hat, darf sich freuen und mit uns im August drei Tage feiern.« 08.-10.08. SA ALBURG — ALLE FARBEN, BORIS DLUGOSCH, CALVIN HARRIS, CHRIS LIEBING, DAPAYK, DEADMAU5, DOMINIK EULBERG, DOP, EGOTRONIC, EXTR AWELT, FATBOY SLIM, FELIX KRÖCHER, FRITTENBUDE, GREGOR TRESHER, GUNJAH, ILLBILLY HITEC, KLANGK ARUSSELL, KOLLEKTIV TURMSTR ASSE, KÖLSCH, LEXY & K-PAUL, MAREK HEMMANN, MARKUS K AVK A, MARTERIA, MATHIAS K ADEN, MODESTEP, MOONBOOTICA, MR. OIZO, NETSKY, OLIVER HUNTEMANN, OLIVER KOLETZKI, R AMPUE, RONI SIZE & DYNAMITE MC, RUSH, STEVE AOKI, SUSANNE BLECH, THE BLOODY BEETROOTS, FALKO NIESTOLIK U. V. A.


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MORGEN

FESTIVALS

»Das Highfield ist schön, und meine Band, die Beatsteaks, ist eine schöne Band. Das passt! Auf dem Highfield scheint immer die Sonne, und uns Beatsteaks scheint selbige ziemlich oft aus dem Hintern. Unter anderem deswegen, weil wir schon so oft auf dem Highfield gespielt haben. Deshalb habe ich auch viele besondere Erinnerungen daran. Erinnern kann ich mich an den See, der schon immer hinter dem HighfieldGelände lag, obwohl dieses einmal umgezogen ist. Das ist krass, wenn so ein See mit umzieht, weil das Festival so toll ist. Aber so muss es gewesen sein. Ich durfte auf dem Highfield mal mit Fettes Brot rudern und gegen Fettes Brot im Armdrücken verlieren. Auch habe ich auf dem Highfield viel über meinen Großvater sowie über den von Sebastian, Johannes und Sascha Madsen gelernt, aber das hier näher zu erklären sprengt den Rahmen. Wissenswert war’s allemal. Und ich habe da einen großartigen Mark Lanegan sehen dürfen. Das Beste am Highfield ist aber, dass ich dieses Jahr mit Peter Baumann, Bernd Kurtzke, Arnim Teutoburg-Weiß und Thomas Götz wieder auf der Bühne stehen darf ...!«

HIGHFIELD Sonne, See, Großeltern und schöne Leute: Torsten Scholz von den Beatsteaks fallen gegenüber dem Festivalguide Magazin gleich mehrere Gründe dafür ein, das Highfield zu besuchen.

15.-17.08. GROSSPÖSNA — AMERICAN AUTHORS, BEATSTEAKS, BELA B & SMOKESTACK LIGHTNIN’, BLINK-182, BOSSE, BRODY DALLE, CONVERGE, FETTES BROT, FR ANK TURNER, FÜNF STERNE DELUXE, GOGOL BORDELLO, JIMMY EAT WORLD, JUPITER JONES, LAGWAGON, MACKLEMORE & RYAN LEWIS, PLACEBO, QUEENS OF THE STONE AGE, REVOLVERHELD, ROYAL BLOOD, TAKING BACK SUNDAY, TURBOSTA AT U. V. A.

MINI ROCK FESTIVAL Manchmal verliebt sich ein Künstler völlig unerwartet in ein Festival. So geschehen bei Rockstah und dem Mini Rock. »Es war die Festival-Saison 2012, als mich das ausverkaufte Mini Rock völlig unerwartet erwischte. Da war es nur einer von vielen Namen auf der langen Liste meines Konzertsommers. Irgendwas, wo ich nachmittags spiele, vor irgendwelchen Bands, die ich nicht kenne – wie immer. Doch das Mini Rock Festival war nicht wie immer. Irgendwann zwischen einer aufgeregten halben Zigarette kurz vor Startschuss

und einem Bühnenabgang, der vor lauter Erschöpfung mehr ein Fallen als ein Laufen war, passierte Unglaubliches: 3000 Menschen, ein tobender Mob, eine fehlerfreie Show und ein bisschen Rock’n’Roll erschufen in 45 Minuten einen der besten Festival-Polaroid-Momente, die mein Kopf bis dato abspeichern durfte.« 01.-02.08. HORB A. N. — 65DAYSOFSTATIC, ANTI-FLAG, APOLOGIES, I HAVE NONE, BILDERBUCH, CITY KIDS FEEL THE BEAT, DEEZ NUTS, DIE NERVEN, EAU ROUGE, EMIL BULLS, HORNY LULU, K ADAVAR, KONVOY, MAXIM, MOOP MAMA, OK KID, SDP, SIERR A KIDD, TR AILERPARK, WEEKEND, ZEBR AHEAD

ROCKSTAH

HORST Die Mad Caddies mögen das Horst nicht nur, weil sie dort Bekannte von zu Hause treffen. »Ich erinnere mich noch daran, als das Horst fünf Jahre alt wurde. Nach einer durchgemachten Nacht in Belgien rollten wir in die Stadt und fielen aus dem Bus. Was würde uns hier wohl erwarten? Im Nachhinein wissen wir: jede Menge! Die Idee, ein Open Air im Zentrum der Innenstadt zu platzieren, ist schon einzigartig. An jenem Tag war dort jeder bis zum letzten Ehrenamtlichen richtig heiß darauf, draußen in der Sommersonne zu sein, umgeben von guter

Musik. Die Crowd ging 24 Stunden steil, und die Show war der Hammer! Als Zugabe hingen wir noch mit Scott Shiflett, unserem Homie aus Santa Barbara, und den anderen Jungs von Face To Face ab. Als die Sonne unterging, gab es noch eine spontane Jam-Session, unterstützt von den netten Horst-Bewohnern, einer JägermeisterZapfmaschine und einem nicht enden wollenden Vorrat an Kräutermischungen.« MAD CADDIES

11.-13.07. MÖNCHENGLADBACH — CHARITY CHILDREN, CHEFKET, DIE R AKEDE, HONIG, KYLESA, MADSEN, MESSER, NEUFUNDLAND, PRINZ PI U. V. A.


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Crime, Get Well Soon, um nur drei zu nennen. So viele Menschen, die ohne das Festival viele dieser Künstler nie kennengelernt hätten. Das alles – vielleicht noch wichtiger –, ohne jemals der Großmannssucht verfallen zu sein. Das Haldern Pop ist eines der wenigen Festivals Deutschlands, das um seinen speziellen Charme wusste und ihn nie aufs Spiel gesetzt hat. Und obwohl sich das Festival nur mit Augenmaß ändert, ist der Reiz, wieder hinzufahren, jedes Jahr riesengroß. Und wenn es nur ist, um zu CONOR OBERST erleben, welche vielversprechenden Newcomer die Macher jetzt wohl wieder ausgebuddelt haben. Deshalb ist das Haldern Pop wohl beides: Über Jahrzehnte hat das Haldern Pop das Mu- Mythos und eine der schönsten Realitäten, die sikverständnis von Indie-, Rock- und Folk-Fans der Festivalkalender bietet. entscheidend beeinflusst. Allein das ist schon Text: Christian Steinbrink Grund genug, jedes Jahr wieder hinzufahren. Ist es bald so weit? Oder jetzt schon? Wird das 07.-09.08. REES-HALDERN — ALEXI MURDOCH, ALL Haldern Pop Festival demnächst ein Mythos THE LUCK IN THE WORLD, AUGUSTINES, BENJAMIN CLEMENTINE, BERNHOFT, BIG SIXES, BIG UPS, BLACK sein, oder ist es das bereits? Sicher ist: Die Ver- LIPS, BOY & BEAR, CHAMPS, CHARITY CHILDREN, dienste dieses Festivals sind überlebensgroß. CHET FAKER, CONNAN MOCK ASIN, CONOR OBERST & Schließlich hat es in den Jahrzehnten seiner DAWES, EAST CAMERON FOLKCORE, ENNO BUNGER, EWERT AND THE TWO DR AGONS, FAT WHITE FAMILY, Existenz ein Musikverständnis für Indie und FINK (UK), FIRST AID KIT, GEORGE EZR A, HONIG, Folk, Rock und Singer/Songwriter eines ganzen HOZIER, JEFF BEADLE, JEFFREY LEWIS & THE JR AMS, Landstrichs mitentwickelt, das seinesgleichen KURT VILE & THE VIOLATORS, KWABS, LEE FIELDS & THE EXPRESSIONS, MANU DELAGO HANDMADE, sucht – vielleicht sogar das der ganzen Republik. MARIAM THE BELIEVER, MY BRIGHTEST DIAMOND, Diese Errungenschaften sind sicher noch nicht OUGHT, PATTI SMITH & HER BAND, RHODES, ROYAL mythisch, sondern ganz real. So viele Künstler, BLOOD, RY X, SAM SMITH, SPEEDY ORTIZ, STARGAZE FEAT. ANDRÉ DE RIDDER, STEPHAN EICHER, SUN KIL die auf dem Weg zur Popularität in Haldern MOON, THE ACID, THE DISTRICTS, THE MISPERS, THE Station gemacht haben: Lambchop, Element Of SLOW SHOW, TOM THE LION, TR AMPLED BY TURTLES

FOLK IM PARK

APPLETREE GARDEN

OBSTWIESENFESTIVAL

HALDERN POP

Beim Appletree Garden verdienten Abby ihre ersten Festival-Sporen. Und nicht nur sie. »Unser Auftritt beim Appletree 2012 fand in unserem ersten ›richtigen‹ Festivalsommer statt. Wir sind damals ohne jegliche Erwartung auf dem Gelände eingerollt. Es war uns schnell klar, dass dies die Sorte Festival ist, auf dem wir nicht nur gern spielen, sondern auch gern Gäste sind. Das Line-up war wahrlich nicht von schlechten Eltern. Die Lokalität, umzingelt von Bäumen und viel Grün, macht es einem sowieso leicht, gut über dieses Festival zu sprechen. Unser Gig war super – großartige Stimmung, dankbares und ansteckend gut gelauntes Publikum. Großartig war auch die Zeit, die wir im Anschluss

ABBY

dort verbrachten. Wir tranken Jägermeister auf dem Dach eines alten VW-Busses und haben uns mit den anderen Appletree-Garden-Addicts zum Affen gemacht, bevor wir zu Apparat gelaufen sind. Das Appletree ist neben all den Raves und üblichen größeren Open Airs die Art von Festival, die man seinen Freunden gerne empfiehlt. Immer weiter so, Appletree Garden! Ich bin mir sicher, wir sehen uns bald wieder.« 25.-26.07. DIEPHOLZ — ALLE FARBEN, ANNENMAYK ANTEREIT, KLAUS FIEHE, BALTHAZAR, BERNDSEN, BILDERBUCH, COELY, DAN CROLL, FM BELFAST, FANFARLO, FINDLAY, HVOB, HIGHASAKITE, LA FEMME, LINKOBAN, LUCY ROSE, MODER AT, MØ, NATAS LOVES YOU, SCARLETT O’HANNA, SON LUX, WHOMADEWHO, XUL ZOLAR

Dank der Flexibilität der Organisatoren erlebte Denis Jones einen unerwarteten Headliner-Slot. »Auf dem Weg zum Folk im Park wartete ich im letzten Jahr verzweifelt am Fließband des Nürnberger Flughafens auf mein Gepäck, das alle wichtigen elektronischen Geräte für meinen Auftritt enthielt. Ich wartete vergeblich. Immerhin war Air France in der Lage, meinen Koffer mit dem nächsten Flug nach Nürnberg einzuchecken. Der sollte jedoch erst nach meiner geplanten Auftrittszeit ankommen. Also tüftelten wir mit der FestivalCrew einen Plan aus: Ich spielte zur angekündigten Zeit einen kurzen Akustik-Gig und wartete danach auf mein Equipment. Alle nachfolgenden Bands begannen etwas früher, sodass ich am Ende als Headliner mit all meinem Zeug abrocken konnte. Das war wirklich ein überraschender Verlauf des Tages, der mir l eine Plattform bot, mit der ich zuvor nie gerechnet hätte.« 27.07. NÜRNBERG — ANNIE EVE, DANCING YEARS, DAN CROLL, FRIEDER GR AEF, JAMES CANTY, JONAS ALASK A

Nachdem das Obstwiesenfestival 2011 ein Jahr ausgesetzt hat, ist es an seinem neuen Standort mit einer Energie und Spritzigkeit zurückgekehrt, die dem Umsonst & Draußen zunächst wohl niemand mehr zugetraut hätte. Jahr für Jahr stellt es ein Indie-, Folk- und Electro-Line-up zusammen, für das man anderswo gerne ein paar Dutzend Euro auf den Tisch legen müsste. Bei den Schwaben ist es kostenlos, nur Camping und Parken kosten jeweils einen Fünfer. Die Historie des Festivals reicht weit zurück: Sein Debüt erlebte es bereits im Jahr 1990. Erfahrung und Routine, die man spürt, wenn man sich auf dem Gelände bewegt. Das fruchtigste Umsonst & Draußen jeder Saison! Text: Christian Steinbrink 21.-23.08. DORNSTADT — BILDERBUCH, BOTTLED IN ENGLAND, CLAIRE, EAST CAMERON FOLKCORE, ENNO BUNGER, FUCK ART LET’S DANCE!, FUNER AL SUITS, GIRLS IN HAWAII, HUNDREDS, LINKOBAN, MIGHTY OAKS, SCHLACHTHOFBRONX, TERRIBLY OVERR ATED YOUNGSTERS


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MORGEN

FESTIVALS

OPEN SOURCE

ELBOW

C/O POP Wieder einmal hat die c/o pop ihr Konzept neu ausgerichtet – diesmal mit durchaus guter Aussicht auf Erfolg. Zum zehnten Mal findet die Kölner c/o pop dieses Jahr statt. Hinter dem Nachfolger der seinerzeit nach Berlin abgewanderten Popkomm liegen neun wechselvolle Jahre, in denen sich die Organisatoren bemühten, die richtigen Rahmenbedingungen und die passende Größenordnung für einen Branchentreff in der Rheinmetropole zu finden. Dieses Jahr könnte das Festival wieder einen großen Schritt nach vorne machen, denn es scheint eine sehr gute Mischung für die Interessen der Kölner Musikfans gefunden zu haben. Das Programm setzt sich aus einigen großen Namen, die in besonderen Venues auftreten, einer Party-Schiene und einem kostenlosen Newcomer-Tag zusammen. Dabei nutzt die c/o pop sehr geschickt die räumlichen und kreativen Potenziale, die die Stadt Köln ihr bietet. Der Termin des fünftägigen Festivals wurde klug in den späten August verschoben, die Tickets kauft man sich mehr denn je für einzelne, oft exklusive Shows – gute Gründe zu erwarten, dass die c/o pop einmal mehr das urbane, sommerliche Festival wird, das sich so viele Kölner von ihr erhoffen. Text: Christian Steinbrink

Kreidler schätzen das Open Source als kulturelles Aushängeschild Düsseldorfs. »Das Open Source ist ein sehr positives Beispiel für die Umsetzung eines perfekt organisierten, sympathischen Festivals. Hier ist alles auf den Punkt getimet, man wird hervorragend behandelt. So ist das Open Source ein unglaublich wichtiges Event für die Stadt Düsseldorf. Es sollte sowieso elementar für die kulturelle Ausrichtung einer Stadt sein, solcherart Festivalkultur zu fördern. Wir haben bereits zweimal hier gespielt. Den ersten Gig hatten wir in einer Schwimmhalle, den zweiten dann im Stahlwerk. Dort hatten wir wohl unseren lautesten Soundcheck ever. Gut, dass wir schon einen Tag früher auf das Festival gefahren sind und so einen sehr schönen Eindruck als Zuschauer davon bekommen haben. Wir kommen selbstverständlich gerne wieder.« 12.07. DÜSSELDORF — BA AL & MORTIMER, BAR, BERGFLIM, DEAN BLUNT, DOUGLAS DARE, HACKNEY COLLIERY BAND, HERCULES & LOVE AFFAIR, HUSS & HODN, INCA ORCA, JON SINE, KUF, KLANGTHER APEUTEN, KORELESS, LUK AS HEERICH, MXM, MAX HERRE & K AHEDI R ADIO ORCHESTR A, PANDA BEAR, R AZZ, RY X, SERGE P & PATRICK SCHULZE, SØYL, THE DAY, WOLF MÜLLER, YAYA & VLADIMIR IVKOVIC, YOUNG WOLF

20.-24.08. KÖLN — ABBY, ADULT JAZZ, AGNES OBEL, ANNENMAYK ANTEREIT, CASHMERE CAT, CLAIRE, DEN SORTE SKOLE, ELBOW, GET WELL SOON, GONJASUFI, HAUSCHK A, HUNDREDS, INC., KELE OKEREKE, KELIS, LARRY GUS, MOUNT KIMBIE, NEUFUNDLAND, NICK WATERHOUSE, OVERWERK, RONE, RYAN HEMSWORTH, THE GLITCH MOB, TON STEINE SCHERBEN, TRÜMMER, VIERK ANTTRETLAGER, VON WEGEN LISBETH, WARPAINT, WEEKEND

HEAVEN SHALL BURN

ROCK’N’HEIM Banane mosht mit Superman: Heaven Shall Burn über Urwaldmusik in der Kurpfalz. »Meine Eltern bezeichnen unsere Musik als Urwaldmusik. Als letztes Jahr das Plakat vom Rock’n’Heim auftauchte, mussten alle sehr lachen, weil es quasi alles auf den Punkt gebracht hat [es war ein riesiger Gorilla auf dem Plakat]. Die Dichte von verrückten Kostümen war auf dem Rock’n’Heim extrem. Ich sah von der Bühne, dass ein Hase und ein Stinktier sich im Schlamm suhlten, als ob die gerade Sex hätten. In der Feierlaune kam es vor, dass eine Banane von einem Superman zusammengemosht wurde. Für ein Festivaldebüt war es sehr gut und für unseren Gitarristen Alex das Größte, Nine Inch Nails zu sehen. Er ist der weltweit größte Fan dieser Band, und was die abgeliefert haben – vor allem visuell – war schon beeindruckend.« 15.-17.08. HOCKENHEIM — A DAY TO REMEMBER, ALLIGATOAH, BEATSTEAKS, BILLY TALENT, DEADMAU5, DEICHKIND, DIE ANTWOORD, DIE FANTASTISCHEN VIER, FRITZ K ALKBRENNER, IMAGINE DR AGONS, JAN DELAY & DISKO NO. 1, OUTK AST, PAROV STELAR BAND, PLACEBO, SKRILLEX, THE PRODIGY U. V. A.

KREIDLER

TAUBERTAL Wenn die Sportfreunde Stiller sich an das Taubertal Festival erinnern, erleben sie eine Achterbahnfahrt der Emotionen. »Denken wir ans Taubertal, denken wir an geschmackvolle Bands, die sich zwischen den Konzerten freundschaftlich im Arm liegen. Denken wir ans Taubertal, denken wir an Stromausfall. Im Jahre 2002 sorgte eine störrische AC/DC-Dysbalance bei unserem nachmittäglichen Auftritt für Störungen, die unser Konzert langsam in den Abend trugen, denn wir betraten unermüdlich aufs Neue die Bühne, um weiterzufetzen. Das Publikum schwankte,

ständig singend, zwischen Trotz und Wahnsinn. Zusammen fielen wir dann glückselig und berauscht ins Ziel, Publikum und Band, im Wissen, etwas Besonderes erlebt zu haben. Kerzen und Akkustikgitarre im Gepäck, eure Sportfreunde Stiller!«

SPORTFREUNDE STILLER

08.–10.08. ROTHENBURG O. D. T. — AUGUSTINES, BIFFY CLYRO, BROILERS, CASPER, DAVE HAUSE, DIE SCHRÖDERS, DJ FREEZ, DRUNKEN MASTERS, EMIL BULLS, ENTER SHIK ARI, ESKIMO CALLBOY, FIVA, JIMMY EAT WORLD, K AKKMADDAFAKK A, KILL IT KID, LAGWAGON, LIEDFETT, MIA MOTH, MONTREAL, MOVITS!, OK KID, RUSSK AJA, SAMY DELUXE, SDP, SEEED, SK A-P, SPORTFREUNDE STILLER, THE INTERSPHERE, THE SUBWAYS, TR AMPLED BY TURTLES, ZEBR AHEAD


MORGEN

YENI RAKI BEATS OF ISTANBUL Istanbul und Köln – diese Kombination passt. Schon diverse Male haben Vertreter der ClubSzene die jeweils andere Stadt besucht, um sich gegenseitig die heimische Club-Kultur nahezubringen. In diese Tradition reiht sich jetzt das Yeni Raki Beats Of Istanbul Festival ein. Kenner wissen: Das Nachtleben Istanbuls ist eine Perle unter den Szenen der europäischen Metropolen. Einen Eindruck davon, wie die Partys Istanbuls aussehen, will das Yeni Raki vermitteln. Auf drei Floors gibt es neben Tee und türkischem BBQ ein paar der Acts zu hören, die schon jetzt den Austausch zwischen Bosporus und Rhein so lebendig machen. Zwar nur für eine Nacht – die könnte aber sehr lang werden. Text: Henrik Hamelmann

GOLDEN LEAVES FESTIVAL

KÄPTN PENG

& DIE TENTAKEL VON DELPHI

DIE HÖCHSTE EISENBAHN ANNA F. LUCA VASTA MALKY · ANSA. U.A.

23.08. KÖLN — AFACAN SOUND SYSTEM, AHMET K AR AKÖSE & ENSEMBLE SUZ-I DIL, ANALOG MASTER, CIRCUIT DIAGR AM FEAT. DERYA YILDIRIM, ELEKTRO HAFIZ, KOZMONOT I BUR AKETET, MEHMET ASLAN

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E-WERK ERLANGEN 15.07. /// DIENSTAG

THE JEZABELS

12.08. /// DIENSTAG

THE GROWLERS

18.09. /// DONNERSTAG

FIVA

23.09. /// DIENSTAG

ARSTIDIR

25.09. /// DONNERSTAG

RUBYS FESTIVAL Für einen Besuch im Waschhaus Potsdam lohnt es sich, Berlin ausnahmsweise mal zu verlassen. Schließlich will man nicht immer nur hippe, kurzlebige Clubs und Indie-Schuppen sehen, sondern auch mal ein Kulturzentrum alter Schule. Genau so eines ist das Waschhaus und hat überdies noch das ganze Jahr über ein exquisites Konzertprogramm zu bieten. Eine gute Gelegenheit für den Jahresbesuch ist das Rubys Festival im August: ein Tag, eine Handvoll tolle Bands zu einem mehr als akzeptablen Preis, Komfort, den kein Wald&Wiesen-Festival bietet, und nachts dann auch wieder ins eigene Bett – das ist tatsächlich so schön, wie es klingt! Text: Henrik Hamelmann 09.08. POTSDAM — DIE HÖCHSTE EISENBAHN, K ÄPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI, MALKY

SA, 9. AUGUST WASCHHAUS POTSDAM OPEN AIR & INDOOR

FELIX MEYER

14.10. /// DIENSTAG

MEGALOH & AFROB 15.10. /// MITTWOCH

DIE STERNE

27.10. /// MONTAG

BONAPARTE

28.10. /// DIENSTAG

PETER LICHT WWW.WASCHHAUS.DE

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en Obstwiel s21.-23. AdutgUulsmt festiva Dornsta 06.–24.08.2014 K ampnagel Hamburg CHilly gonz ales & adam Tr aynor The Shadow

TORSTRASSENFESTIVAL Ohne Übertreibung: Das Torstraßenfestival ist das beste Straßenfest Deutschlands. Das liegt zum einen an dem geschmackvoll und untergründig besetzten Line-up, zum anderen aber auch an den Clubs, Bars und Cafés, die sich entlang der Gasse in Berlin-Mitte am Festival beteiligen: Vom Roten Salon, dem Acud oder dem Kaffee Burger haben schließlich auch Nichtberliner schon mal gehört. Da bleibt der einzige Minuspunkt, dass das Spektakel nach nur einem Tag schon wieder vorbei ist. 30.08. BERLIN — AFRICAINE 808, ALEX ANDER GEIST, ALEX ANDER WINKELMANN, ALIS, ATMA, BANQUE ALLEMANDE, BASS GANG, BLACKEST EVER BLACK, BR ANGELINA, DYLAN III, FIORDMOSS, ISLAJA, JULIE BYRNE, MAGIC ISLAND, MISS M.E, MOMUS, OUM SHATT, PERER A ELSEWHERE, PHYSICAL THER APY, SIINAI, SKIING, SUN WORSHIP, SUSIE ASADO & PABLO DACAL, TEREKKE, WILL SAMSON, ZUGEZOGEN MASKULIN

soCalled The Season Kid Koal a Nufonia Must Fall

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Caracol Krahnstøver In Orbit Geoff Farina Monsieur Periné Jus Ed, Brett Johnson Will Samson Pretty Mery K Kevin Devine & Emanuel Ayvas Emperor X, This Is The Kit Quintron & Miss Pussycat The Elwins, Jay Daniel Lowlakes Lingby On A Sunday Kim Churchill Tailor Birds Teresa Bergman

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IGNITE / VEILSIDE (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

02.07. MI

THE DAPTONE SUPER SOUL REVUE FEAT. SHARON JONES / CHARLES BRADLEY U.A. (KONZERT HALLE)

09.07. MI

NICK OLIVERI - ‘DEATH ACOUSTIC‘ (KONZERT WALHALLA SPIEGELSAAL)

15.07. DI

DEATH BEFORE DISHONOR / CARRY THE DEAD / U.A. (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

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NEW YORK SKA JAZZ ENSEMLE (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

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VALIENT THORR (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

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AGENT ORANGE (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

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SOOKEE (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

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DEEZ NUTS / BRUTALITY WILL PREVAIL / DEVIL IN ME / U.A. (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

31.07. DO

PRONG (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

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FAT FREDDY‘S DROP (KONZERT HALLE)

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EARTH (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

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THE DICKIES / THE ADOLESCENTS / DYS (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

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REAGAN YOUTH / DV HVND / ANTIKÖRPA (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

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THE GROWLERS (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

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CLOUD NOTHINGS (KONZERT RÄUCHERKAMMER)

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MORGEN

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Mi. 02.07.2014 | Gloria, Köln

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Mi. 16.07.2014 | Luxor, Köln

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Mo. 28.07.2014 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

Di. 29.07.2014 | FZW (Club), Dortmund

RON POPE

Fr. 01.08.2014 | Luxor, Köln

PLAYING FOR CHANGE Di. 05.08.2014 | FZW, Dortmund

THE CAT EMPIRE

So. 10.08.2014 | Studio 672, Köln

ARKELLS

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09/09

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04.10. Jahrhunderthalle 20.00 PassEngEr

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10.10.BI-2 22.10.DUBIOZA KOLEKTIV 23.10.DIE KASSIERER 24.10. CAPTAIN PLANET 26.10.ROCKSTAH 30.10.BIGELF 02.11.MAYBEBOP 06.11.ROMAN LOB 09.11.RHEINHOLD BECKMANN & BAND 14.11. DIETER THOMAS KUHN & BAND 19.11.ELAIZA 22.11.MICHAEL SCHULTE BAND 23.11.MY FIRST BAND 04.12.TRIGGERFINGER

29.09.14 frankfurt, ponyhof club 30.09.14 Köln, studio 672

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Di. 07.10.2014 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

SELIG

So. 12.10.2014 | Gloria, Köln

BONAPARTE Di. 14.10. + Mi. 15.10.2014 | Gloria, Köln

ULRICH TUKUR

& DIE RHYTHMUS BOYS

PASSENGER WHISPERS Tour 2014

Fr. 12.09.2014 | Gebäude 9, Köln (Nachholtermin vom 28.04.)

Di. 16.09.2014 | Blue Shell, Köln

YALTA CLUB Mi. 17.09.2014 | Luxor, Köln

THE SUBWAYS special guest: Superfood Di. 23.09.2014 | Luxor, Köln (Verlegt vom 03.06. & Stadtgarten)

LUKE SITAL-SINGH

ALEX CLARE Sa. 25.10.2014 | Die Kantine, Köln

BLACKBERRY SMOKE

Mo. 03.11.2014 | Westfalenhalle 2, Dortmund

LILY ALLEN

So. 09.11.2014 | Underground, Köln (Nachholtermin vom 30.03.)

DEATHSTARS

Do. 13.11.2014 | Die Kantine, Köln

GEORGE EZRA Di. 18.11.2014 | E-Werk, Köln

BOSSE Kraniche Akusik Tour 2014

So. 23.11.2014 | Essigfabrik, Köln

HOLLYWOOD UNDEAD

Sa. 16.08.2014 | Loreley, St. Goarshausen

14.10. mousonturm 20.00 woLf haas 17.10. mousonturm 20.00 krEiskY 26.10. lokal im mousonturm 21.00 Chris imLEr 11.11. Batschkapp 20.00 TiEmo hauEr & band

special guest: Benny Benassi Di. 19.08.2014 | Westfalenhalle 1, Dortmund

special guest: Zebrahead Mi. 19.11.2014 | Palladium, Köln (Zusatztermin!) Di. 25.11.2014 | Westfalenhalle 1, Dortmund

So. 23.11.2014 | Palladium, Köln

15.11. Batschkapp 19.30 gEorgE Ezra

Fr. 19.12.2014 | ISS Dome, Düsseldorf (Zusatztermin!)

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29 .11. Zoom 20.00 boY & bEar

plus special guest

21.11.14 hamburg, kleiner donner 23.11.14 köln, artheater 27.11.14 berlin, kantine berghain

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YANN TIERSEN

the war on drugs 27.10.14 berlin, heimathafen

MARTERIA 28.11.2014

DEINE LAKAIEN

Mi. 22.10.2014 | E-Werk, Köln

Mi. 03.09.2014 | MTC, Köln

sylvan esso

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Di. 30.09.2014 | Luxor, Köln (Verlegt vom 26.05)

Di. 21.10.2014 | Pallladium, Köln

19/08

EAST CAMERON FOLKCORE

ANDREAS BOURANI

THE PRIME CIRCLE UNDERACHIEVERS So. 12.10.2014 | Live Music Hall, Köln

18.09. BrotfaBrik 20.00 samaris

KARAMELO SANTO

Mo. 29.09.2014 | E-Werk, Köln (Verlegt vom Stadtgarten)

Mo. 06.10.2014 | Gloria, Köln (Nachholtermin vom 07.10.)

NEON TREES

15/08

AZEALIA BANKS

Di. 22.07.2014 | Luxor, Köln

REEL BIG FISH

kate tempest

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28.05. alte oper 20.00 gonzaLEs & kaisEr QuarTETT tickets mousonturm: TEL 069.405.895-20 www.mousonTurm.dE infos BrotfaBrik: www.broTfabrik.info Weitere Veranstaltungen: www.markusgardian.dE

E

Sa. 27.09.2014 | Live Music Hall, Köln (Nachholtermin vom 06.04.)

Sa. 04.10.2014 | Live Music Hall, Köln

BLITZ KIDS

14.09. mousonturm 21.00 dEn sorTE skoLE

THE CAT EMPIRE

T

So. 20.07.2014 | Luxor, Köln

15.09.14 münchen, feierwerk 16.09.14 berlin, bi nuu 17.09.14 köln, gebäude 9 18.09.14 hamburg, reeperbahnfest.

05/08

talisco

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A GREAT BIG WORLD

BANKS

28.08. Batschkapp 20.00 bLumfELd

02.09.14 köln, studio 672

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Do. 17.07.2014 | Gloria, Köln

THE AXIS OF AWESOME

SPASTIC FANTASTIC FESTIVAL

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prime entertainment www.prime-entertainment.de


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DEMNÄCHST

DEMNÄCHST // INTRO NO. 225 — 25.08.2014 Kraftklub, Lily Allen, True Detective, Caribou, Sin City, Trümmer, Anton Corbijn, Sinkane …


SPECIAL GUESTS: ICONA POP* KLINGANDE ** DIRTY LOOPS ***

25.11. KÖLN· 28.11. HAMBURG· 07.12. BERLIN· 10.12. MÜNCHEN

21. 08. BERLIN www.fastforward-magazine.de

26.10. MÜNCHEN 28.10. FRANKFURT· 29.10. KÖLN 30.10. LEIPZIG· 31.10. BERLIN

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HIER SPIELT DIE MUSIK. Da Da

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Das neue Samsung Wireless Audio Multiroom System. Samsung Multiroom Speaker M7

Geben Sie Ihrer Lieblingsmusik einfach mehr Raum. Genauer gesagt: jeden Raum in Ihrem Zuhause. Das neue Wireless Audio Multiroom System von Samsung versorgt jedes Zimmer auf Knopfdruck mit Musik. Clever: Das System ist mit allen Multiroom-fähigen Geräten von Samsung kompatibel. Dank Samsung Link Mate können selbst zahlreiche Audiogeräte von anderen Herstellern ganz einfach integriert werden. Das Einzige, was Sie jetzt noch tun müssen, ist auf Play zu drücken. Sound. Made by Samsung.

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