Intro #226

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JESSIE WARE  CARIBOU  DAVID FINCHER  LARY  FLYING LOTUS  ERLEND ØYE

# 226 Oktober 2014 Gratis www.intro.de

ALT–J

DAS IST EUER LSD


FOR The new smart fortwo.

loving the city.

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smart – eine Marke der Daimler AG

Die Verbrauchswerte beziehen sich auf die zur Verkaufsfreigabe (18.09.2014) verfügbaren Motoren (52 kW und 66 kW). Kraftstoffverbrauch: 4,9 l/100 km (innerorts), 3,7 l/100 km (außerorts), 4,2–4,1 l/100 km (kombiniert), CO2-Emissionen (kombiniert): 97–93 g/km. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO 2 -Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem „Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO 2 -Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen“ entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der DAT Deutsche Automobil Treuhand GmbH (www.dat.de) unentgeltlich erhältlich ist. Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart


JETZT

JETZT #226 LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, wir wissen nicht, ob die Farbenwelt unseres Covers einer LSD-Erfahrung nahekommt – die Intro-Redaktion läuft, entgegen weitverbreiteter Gerüchte, überwiegend auf Alk und Kaffee –, aber Albert Hoffmann, der Erfinder des LSD, beschrieb seinen ersten Rausch einmal so: »Im Dämmerzustand bei geschlossenen Augen wirkten ununterbrochen fantastische Bilder von außerordentlicher Plastizität und mit intensivem, kaleidoskopartigem Farbenspiel auf mich ein.« Das trifft unser Motiv doch ganz gut. Was das Ganze mit alt-J zu tun hat? Erstens wirken sie wie geniale Chemiker. Zweitens hat ihre Musik eine ähnlich bewusstseinserweiternde Wirkung wie LSD. Ihr neues Album ist ein Päppchen voller Farben, Zeichen, Sounds und Stile, das sie uns nonchalant mit den Worten »This Is All Yours« in die Hand drücken.

Foto: Eugen Litwinow

Für die Umsetzung der Titelstory gilt unser Dank Liz Weidinger, die für uns ins alt-J-Studio nach London reiste, und Eugen Litwinow. Der Berliner Fotograf und Künstler zeichnet für das grellschöne Intro-Cover verantwortlich. Er verwendete dafür eine ganz eigene Technik, bei der ein alter Scanner ziemlich leiden musste. Das fanden wir so spannend, dass wir uns für ein Video-Feature noch einmal zeigen ließen, wie das funktioniert. Gibt’s bei uns auf intro.de. Aber es ist ja nicht alles alt-J. Im Gegenteil. Der Oktober hält so manche Überraschung parat: Jamie T ist wieder aufgetaucht, Jessie Ware zeigt, dass Radiopop auch Klasse haben kann, Flying Lotus sinniert mit uns über den Tod, Lary gibt die Newcomerin der Stunde, und wir nutzten die seltene Gelegenheit, »Fight Club«- und »Gone Girl«-Regisseur David Fincher zu interviewen. Außerdem besuchten wir die Dreharbeiten zu »Life Was Good In Lybia«, einer Tragikomödie, die unter Mithilfe von Lampedusa-Flüchtlingen in Hamburg entsteht. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen! Liebe Grüße aus der Intro-Redaktion

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MORGEN

GESTERN HEUTE WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN 013 Sziget Festival: Flusspferde in der Donau 014 Burning Man: Sandsturmböen 016 Die Antwoord: Ein Ninja surft 018 Action Bronson: Bombt Berlin zu 020 Berlin Festival: Die Flut kommt 022 Mein Song und seine Geschichte: Erasure »Always«

WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT 025 Tokio Hotel: Wiedergeboren in Überproduktion 026 Peaking Lights: Qualität durch Entspannung 028 Wer zum Teufel ist eigentlich: Spencer Tweedy 030 Neue Bands fürs Jetzt: Ωracles 032 Introducing: mit Gorgon City, Movement und Jessy Lanza 034 Auftakt mit Aphex Twin, Jens Friebe, Kele Okereke, Philip Selway, Foxygen, Childhood und vielen mehr 048 Titelgeschichte: alt-J 054 Erlend Øye: Bilbo Beutlin kehrt zurück 056 Lary: Gelsenkirchen weltweit 058 David Fincher: Über seinen Film »Gone Girl« 060 Cover-Welten: Sneaker 062 Jessie Ware: Angekommen in der ersten Reihe 066 Reportage: Ein Besuch am Set von »Life Was Good In Libya« 070 Flying Lotus: Chancentod

005 Impressum 006 Dein Intro 007 Aboseite 130 Katz & Goldt / Demnächst

074 Laing: Verdammter Schlager 076 SBTRKT: Die Addition 078 Jamie T: Aus sicherer Entfernung 080 Caribou: Dr. Dancefloor


MORGEN

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IMPRESSUM VERLAG

Intro GmbH & Co. KG, Venloer Str. 241—245, 50823 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de

HERAUSGEBER & GESCHÄFTSFÜHRER Matthias Hörstmann CHEFREDAKTEUR Daniel Koch (V.i.S.d.P.) STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR & TEXTCHEF Felix Scharlau ARTDIRECTOR Holger Risse PROJEKTLEITUNG Martin Lippert REDAKTION Wolfgang Frömberg, Christian Steinbrink (Rezensionen), Kristina Engel (Lektorat), Alexandra Heckel & Jenny Weser (Mode), Frederike Wetzels (Foto)

LIVE-REDAKTION Carsten Schumacher, Julia Brummert, Thomas Lorber LAYOUT Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber ONLINE- & NEWS-REDAKTION (news@intro.de) Philip Fassing, Bastian Küllenberg

TERMINREDAKTION termine@intro.de TEXTE Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Emanuel Bergmann, Kristof Beuthner, Jan

MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT 083 Cover der Ausgabe: Shellac »Dude Incredible« 084 Platten vor Gericht: Zehn Prominente & zehn Alben 087 Spalter: Eine Platte & zwei Meinungen 087 Charts: Unsere & eure Lieblinge 088 Neue Platten: Musik & Hörspiele 104 Heimspiel: Neue Demos & deine Band 106 Neue Filme: Im Kino & zu Hause 114 Neue Spiele: Video- & Brettspiele 116 Mode-Fotostrecke: First We Take Berlin 119 Steil: Mode und Gadgets 120 Neue Tourdaten: Präsentationen & Termine

Bojaryn, Dana Bönisch, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Franz Joachim Büchner, Christoph Büscher, Cay Clasen, Manuel Czauderna, Alexander Dahas, Doc Intro, Henrik Drüner, Lars Fleischmann, Jens Friebe, Marco Fuchs, Frank Geber, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Julian Gupta, Markus Hablizel, Karol Herrmann, Mark Heywinkel, Moritz Honert, Christian Ihle, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Thomas Klein, Felix Klopotek, Dennis Kogel, Matthias Korte, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger, Astrid Kusser, Mario Lasar, Konstantin Maier, Philipp Maxrath, Christian Meyer, Oliver Minck, Nadja Neqqache, Denise Oemcke, Katja Peglow, Kerstin Petermann, Katharina Poblotzki, Verena Reygers, Henje Richter, Martin Riemann, Benedikt Ruess, Thorsten Schaar, Simone Schlosser, Katharina Schmidt, Andreas Schnell, Nina Scholz, David Schumann, Frank Schuster, Inga Selck, Roman Sobota, Hanno Stecher, Till Stoppenhagen, Gabriele Summen, Christin Sydow, Klaas Tigchelaar, Jan Tölva, Nisaar Ulama, Benjamin Walter, Jan Wehn, Liz Weidinger, Michael Weiland, Holger Wendt, Christian Werthschulte, Anke van de Weyer, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff, Marius Wurth

FOTOS

Tim Bruening, Sándor Csudai, Patrick Desbrosses, Christian Faustus, Christian Hedel, Michael Hernandez, Philip Himburg, Robin Hinsch, Peter Hoffman, Eugen Litwinow, Jonathan Proctor, Christoph Voy, Jan Philip Welchering, Dan Wilton, ddp images und Pressebildfreigaben

COVERFOTO Eugen Litwinow PERSONAL & ORGANISATION Rebecca Wast (Leitung), Christina Deutsch PRAKTIKANTINNEN Pia Grote, Elisabeth Haefs, Fiete Oberkalkofen, Tabea Debora Pringal, Stefanie Thomas, Sermin Usta

VERTRIEB Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41), Christian Heidrich ABO Eva Sieger, Florian Schuster (abo@intro.de) BRANDMANAGEMENT Eike Wohlgemuth PUBLIC & MEDIA RELATION Claudia Trede (claudia.trede@gemeinsame-sache.net), Michael Gwiozdzik

ANZEIGEN & ADMINISTRATION Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12, Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster

DIRECTOR MARKETING & SALES Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) MARKETING & SALES Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: Martin Lippert -17 (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken), David Winter -63 (Head of Digital Sales – Marken, Media), Laura Heinrichs -82 (Marken, Media), Backoffice & Digital Ad Management: Sonja Reitemeier -40 & Sabrina Esser -33 Büro Berlin Sebastian Siegmund +49 30 403 670 511 (Konzertagenturen & regionale Kunden), Frank Straessner +49 30 403 670 520 (Marken, Media, Musik)

AKTUELLE ANZEIGENPREISLISTE Mediadaten 2014 (Nr. 24 aus 10/13) BANKVERBINDUNG Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 TERMINE für Nr. 227 / November 2014. Redaktionsschluss: 02.10.2014; Termin- & Anzeigenschluss: 10.10.2014; Druckunterlagenschluss: 14.10.2014; Erscheinungstermin: 27.10.2014

INTRO IM NETZ

DRUCK Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-GEPRÜFTE AUFLAGE & VERBREITUNG II. Quartal 2014 Druckauflage:

www.intro.de/tv – Popkultur in bewegten Bildern. Interviews, Kurzer Prozess, Platten vor Gericht und mehr.

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www.intro.de/tag/plattenkritik – Alle aktuellen Plattenkritiken auf einen Blick www.intro.de/termine – Unsere neue Termindatenbank. Kein Konzert mehr verpassen!

124.141 / verbreitete Auflage: 120.688 (Durchschnittszahlen) Erhältlich an 1.524 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! Proud Member of Hōrstmann Unternehmensgruppe (HUG). www.hoerstmann.de


MITARBEITERIN DES MONATS JULIA BRUMMERT Habemus Brummert! Julia, brandneue Volontärin der Intro-Schwester Festivalguide, stammt aus der Nähe von Rheine. Wegen der vielen Schützenvereine wurde es ihr dort aber schon früh zu blöd. Über Umwege landete sie in Berlin, wo sie bis vor Kurzem Gender Studies studiert hat. Für ihren neuen Job qualifiziert Julia unter anderem langjährige Festivalerfahrung. Schon mit 15 besuchte sie zum Leidwesen ihrer Eltern ausländische Open Airs. Zu ihren zahlreichen Hobbys zählt auch – bitte gut festhalten – Putzen. Derzeit bringt sie sich zudem das Banjospielen bei, wenn sie nicht gerade für Intro schreibt, siehe Einar-Stray-Plattenkritik. Herzlich willkommen, Julia!

DEIN INTRO FEEDBACK Betreff: Die erwartet unterschiedlichen Reaktionen auf den Relaunch von intro.de Endlich der verdiente Relaunch. Gut schauste aus! http://www.intro.de/ #Relaunch Oliver über Facebook Nach dem Relaunch ist eure Seite ja schick stromlinienförmig und total zielgruppenadäquat, aber tatsächlich von wirklich allen guten Geistern verlassen und brotlangweilig. Habt ihr toll hingekriegt. Verschlanken wolltet ihr euch? Ausgemergelt und botoxlippig seht ihr aus, weia. PS: Hoffe, der FC steigt mit euch gemeinsam für immer ab. Ramona per Mail

MEIN STAR

MEIN TIER

Na, das war wohl der Festival-Jackpot. Erst: drei Tage vor Beginn des Southside überraschend ein VIP-Ticket geschenkt kriegen. Dann: Backstage nach der Show noch Matthew Murphy von Wombats (links; nicht mit Love-AShirt) stellen. Andreas Schumacher hat es geschafft. Gut sichtbarer Bonus: perfektes Wetter.

Bevor es Verschwörungstheorien hagelt: Nein, das ist nicht wieder Kater Kalle aus dem letzten Heft, sondern Betty (10) aus diesem. Die ebenfalls rabenschwarze Hauskatze gehört Andrea und residiert in Berlin, Prenzlauer Berg. Am liebsten hört sie Foo Fighters und tarnt sich mit ebenfalls schwarzen Magazinen wie Intro #225.

Mitmachen! Du hast auch ein poppiges Tier oder zuletzt einen Star belästigt? Schick das jpg an bilderflut@intro.de. Bei einem Abdruck gibt es das Intro-Hörbuch. Und Leserbriefe an feedback@intro.de

Schlagzeilen des Monats +++ Ministerpräsident Erwin Teufel (Baden-Württemberg) kündigt seinen Rücktritt an +++ Die USA räumen ein, im Irak keine Massenvernichtungswaffen gefunden zu haben +++ Schlagzeile

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UND WO WARST DU?

IM OKTOBER 2004 INTRO #121

COVERGESCHICHTE Ja, was eigentlich? Die Fantastischen Vier plakatieren in seltsamen Backstein-Outfits einen eingefrorenen George Bush junior vor dem New York aus dem Film »The Day After Tomorrow«? Eleganter hätte man wohl nur die Themen Spongebob, Ziegen­käse und Fracking auf einem Magazin-Cover vereinigen können. Fazit: fast hysterisch überambitioniert im Rückblick.

STORYS Helmet, Interpol, Diz-

zee Rascal, Sarah Kuttner, Ben Stiller, Q And Not U, Pinback

WICHTIGE ALBEN Anajo »Nah bei mir«, Diverse »England’s Dreaming«, Klee »Jelängerjelieber«, Elliott Smith »From A Basement On The Hill«

PLATTEN VOR GERICHT Sieger: Femi Kuti »Africa Shine«; Letzte: The Music »Welcome To The North«

BESONDERE VORKOMMNISSE Wie bei vielen alten Magazinen fasziniert auch in Intro #121 die Werbung fast genauso stark wie die Artikel: Bedeutungsschwanger folgt direkt auf die Anzeige für einen Minidisc-Recorder (»45 Stunden Musik auf einer Disc!«) eine Werbung für die vierte Generation von Apples iPod – inklusive »dem neuen iTunes Music Store«. Kurz danach geriet das Format Minidisc in Vergessenheit. Schade eigentlich.


005 MARIO HICKETHIER, PHOTO & VIDEO EDITOR

»ICH LESE INTRO, WEIL DIE TEXTE ZU BILDERN IN MEINEM KOPF WERDEN.«

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10 × INTRO, 1 × FESTIVALGUIDE UND EINE PRÄMIE VON SEITE 37. FÜR NUR 30,– EURO.* *Abo-Preise: Inland € 30 (inkl. Prämie), Ausland € 35 (exkl. Prämie), Ausland € 42 (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, keine automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis zehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo.

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DER HELGA!® FESTIVAL AWARD 2014 verliehen von Festivalguide und Reeperbahn Festival Wir sagen allen danke, die am 18. September im Imperial Theater auf St. Pauli mit uns gefeiert und an alle, die uns dabei unterstützt haben. Was wir an diesem Abend gelernt haben: 1. Helga Beimer und Bernd Begemann sind das neue Traumpaar der Musikgeschichte 2. Eine Schädel-Bier-Bong macht keinen Kopf und 3. Eine Award-Zeremonie passt in ein Postpaket. Und die Gewinner der ersten Verleihung des unabhängigen Festival Awards sind: Haldern Pop Feinstes Booking Fusion Kreativste Geländegestaltung Melt! Bestes Gewissen, Schönste Einsen und Nullen Future Islands Überraschendster Live-Auftritt Sziget Tollstes Festival International Hurricane Bestes Festival National – Publikums-Award Alle Informationen zum Helga!® Award auf www.festivalguide.de präsentiert von:


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GESTERN

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GESTERN WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN

— Sziget Festival, Budapest, 16. August 2014, 16:35 Uhr: Eine von vielen Kunstaktionen auf dem Sziget Festival. Wer sich für eine Woche im bunten Treiben auf der Óbudai-Insel verliert, kann glatt vergessen, dass Ungarn gerade von reaktionären Fascho-Deppen regiert wird. Mehr zum Festival findet ihr unter #Sziget auf intro.de. Foto: Sándor Csudai


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GESTERN

— Burning Man, Nevada, 29. August 2014, 15:51 Uhr: Das verrückte achttägige Kunstfestival Burning Man in der Black-Rock-Wüste passt in kein Raster. Das scheint auch der Grund für den immensen Erfolg des seit 1986 jährlich abgehaltenen Open Airs zu sein, an dessen vorletztem Tag eine zwölf Meter hohe Holzfigur verbrannt wird. Wie viel Festivals mit Entbehrungen zu tun haben können, merkt man übrigens erst, wenn schon wieder ein Sandsturm aufzieht. Foto: Christian Hedel


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GESTERN GESTERN

— Die Antwoord, Dockville, Hamburg, 16. August 2014, 22:40 Uhr: Die Antwoord bleiben einer der erstaunlichsten Pop-Importe der letzten zehn Jahre. So viel Style, Inszenierung, musikalische Eigenständigkeit und Krassheit wie beim Duo aus Südafrika war selten. Humoristisch gewinnt dieses Bild übrigens immens, wenn man sich vorstellt, Ninja würde gerade schlafen, anstatt stakkatoartig rappend zu stagediven. Foto: Robin Hinsch


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Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis. Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung): 6,9 (innerorts), 4,2 (außerorts), 5,2 (kombiniert). CO2-Emissionen: 120 g/km (kombiniert). Die Verfügbarkeit der verschiedenen SYNC-Funktionen (Wunschausstattung gegen Mehrpreis) ist abhängig von der Kompatibilität Ihrer mobilen Geräte. Details erfahren Sie bei Ihrem Ford Partner. 2 UPE der Ford-Werke GmbH zzgl. Überführungskosten, gilt für einen Ford Fiesta Ambiente inkl. Klimaanlage, 1,25 l Benzinmotor, 44 kW (60 PS), für Privatkunden (außer Werkangehörige) und gewerbliche Kunden außer Autovermieter, Behörden, Kommunen sowie gewerbliche Abnehmer mit gültigem Ford-Werke Rahmenabkommen. Details bei allen teilnehmenden Ford Partnern. 1

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GESTERN

— Action Bronson, hinter dem Yaam, Berlin, 17. August 2014, 22:15 Uhr: Schon während seiner Show hatte Action Bronson auf der Bühne herumgesprüht. Die Dose hatte er von einem Zuschauer bekommen. Eine Stunde später konnte er immer noch nicht von ihr lassen und hinterließ hinter dem Club seinen Tag. Mal schauen, ob das Berliner Ordnungsamt sein US-Label Warner Brothers dazu bekommt, die Reinigungskosten zu tragen. Foto: Phillip Himburg



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GESTERN

— Berlin Festival, Arena Park, Berlin, 10. September 2014, 17:40 Uhr: Petrus hat entweder einen feinen Sinn für Humor oder den jungen deutschen HipHop im Visier. Einen Platzregen über das Berlin Festival zu schicken, inmitten des Sets von Edgar Wasser, das kann kein Zufall sein. Foto: Christian Faustus



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GESTERN

MEIN SONG UND SEINE GESCHICHTE

ERASURE »ALWAYS« Lange Zeit haftete dem britischen Pop-Duo Erasure etwas latent Tragisches an: Keyboarder und Songwriter Vince Clarke war einst Teil von Depeche Mode gewesen, hatte die Band aber vor den ersten großen Erfolgen schon wieder verlassen. Zusammen mit Andy Bell schlug er ab Mitte der 80er dann aber mit Erasure kommerziell zurück – unter anderen mit sage und schreibe vier UK-Nummer-eins-Alben in Folge sowie insgesamt 28 Singles in den Top 40. Das hymnische »Always« wurde 1994 zum größten Erasure-Hit in Deutschland. Andy Bell versucht sich zu erinnern.

»

›Always‹ schrieben wir für unser sechstes Album ›I Say I Say I Say‹, das zu diesem Zeitpunkt unsere melodischste Platte war. In der Regel wird bei uns immer der letzte Song, den wir für ein neues Album schreiben, auch die erste Single. Das war auch auf ›Chorus‹ und ›The Violet Flame‹ so. ›Always‹ gehörte ebenfalls zu den letzten Sachen, die wir aufnahmen. Produziert hat das Stück Martin Ware. Wir schrieben damals die meisten Songs in LondonHighgate, auf dem Flügel von Paul, mit dem ich damals zusammenlebte. ›Always‹ entstand auch auf diesem Flügel. Wir planten, die Songs sehr melodisch und blumig zu gestalten. Vielleicht, weil wir zuvor für unser Album ›Wild‹ Kate Bush als Produzentin angefragt hatten. Das klappte zwar nicht, aber ich glaube, ihr Einfluss spielte immer noch eine große Rolle, als wir die Melodie von ›Always‹ schrieben. Im Song geht es um Einsamkeit. Darum, alleine in eisiger Dunkelheit zu leben. Die Idee ist, dass die Liebe eines anderen wie ein Licht in dieser Kälte und Dunkelheit erscheint und zu einem Ort führt, an dem man zu Hause ist.

FÜR MICH IST DER SONG SELBST EIN RÄTSEL, WEIL ICH KAUM NOCH

ERINNERUNGEN DARAN HABE, WIE ER ENTSTAND. Es war eines dieser Lieder, die plötzlich aus dem Nichts kommen, wenn alles andere eigentlich schon fertig ist. Auf dem Album gibt es zwar noch zwei oder drei andere Balladen, aber diese war die langsamste und besitzt eine ganz eigene Magie. Aber genau diese Magie ist auch der Grund dafür, dass ich nicht wirklich weiß, woher das Lied kam. Ich weiß aber noch, dass ich besonders das Intro, das Vince dazu machte, brillant fand. Es ist in einer sehr unüblichen Tonart, man denkt sofort an David Bowie in ›Die Reise ins Labyrinth‹ oder ›Die unendliche Geschichte‹. Ich muss immer, wenn ich es höre, an eine verschneite Einöde denken. Deswegen passte das Video mit seinem winterlich-fernöstlichen Setting auch so gut. Wir hatten zuvor schon eine Reihe von Videos mit märchenhaften Inhalten wie Dornröschen und Rotkäppchen gemacht. Deshalb entschieden wir uns diesmal für eine asiatische Variante. Das Video gab dem Song den nötigen Glamour und war sicher für seinen Erfolg mit verantwortlich. Dass eine Version von ›Always‹ dann in dem Videospiel ›Robot Unicorn Attack‹ auftauchte, ist sicher ein weiterer Grund, warum das Lied nun auch von einer jüngeren Generation entdeckt wurde. Deswegen werden wir dank ›Always‹ neuerdings auch als 90er-Jahre-Band bezeichnet und nicht mehr wie vorher eher mit den 1980ern verknüpft. Darüber bin ich sehr erleichtert, denn wir waren lange genug in dieser Zeitblase gefangen. Ich liebe diesen Song wirklich und kann mittlerweile kaum glauben, dass ich selbst an seiner Entstehung beteiligt war. Ich empfinde ihn als eine Spur, die wir für immer im Universum hinterlassen haben. Ein wunderbares Gefühl.« — ERASURE »THE VIOLET FLAME« (MUTE / GOODTOGO) — AUF TOUR VOM 04. BIS 09.12.

Erasure »Always« Open your eyes I see Your eyes are open Wear no disguise for me Come into the open When it’s cold outside Am I here in vain Hold on to the night There will be no shame Always I wanna be with you And make believe with you And live in harmony harmony oh love Always I wanna be with you And make believe with you And live in harmony harmony oh love Melting the ice for me Jump into the ocean Hold back the tide I see Your love in motion When it’s cold outside Am I here in vain Hold on to the night There will be no shame When it’s cold outside Am I here in vain Hold on to the night There will be no shame Always I wanna be with you And make believe with you And live in harmony harmony oh love Always I wanna be with you And make believe with you And live in harmony harmony oh love

Robot Unicorn Attack Ein erfolgreiches Free-to-play-BrowserGame, bei dem man ein Einhorn in Jump’n’Run-Manier über Plattformen galoppieren lässt. Auch erhältlich für iPhone und iPad. »Always« läuft ab Sekunde eins im Hintergrund.


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HEUTE

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HEUTE WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT

— Tokio Hotel Der Look wirkt ein wenig, wie das neue, nur auf Englisch eingesungene Tokio-Hotel-Album »Kings Of Suburbia« klingt: pseudo-tough, steril durchgestylt, verstörend. Kaum ein Song, bei dem sich Bills Stimme nicht von Effekten zugestellt zeigt. Und kaum ein Song, der noch Gitarren oder echtes Schlagzeug präsentiert. Gratulation an alle, die die Band damit im Radio erkennen werden – falls sie dort noch zu hören sein wird. Ein mutiger Schritt.


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HEUTE

QUALITÄT DURCH ENTSPANNUNG

PEAKING LIGHTS Gefeiert für ihre unvergleichliche Art, Dub, House und Psychedelia zu vermischen, kehren Peaking Lights, bestehend aus dem Ehepaar Aaron Coyes und Indra Dunis, mit dem Album »Cosmic Logic« zurück. Weniger offensichtlich von Dub geprägt, nähert sich das Werk dezidiert poppigen Tendenzen an, ohne die vorherigen Errungenschaften gänzlich zu verabschieden. Text: Mario Lasar. Foto: Michael Hernandez

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ie Neuerungen im Hause Peaking Lights machen sich gleich im Eröffnungssong »Infinite Trips« bemerkbar, dessen forciertes Tempo und gitarrendominierte Instrumentierung die Band in die Nähe klassischen Indierocks zu rücken scheint. Gleichwohl bleibt der Song eine Ausnahme auf dem Album. »Wir wollten etwas machen, das nichts mit dem Rest der Platte zu tun hat. Kennst du die Flying Lizards? Auf ihrem ersten Album steht der Eröffnungssong auch abseits von den übrigen Stücken«, erklärt Aaron Coyes die Entscheidung, einen atypischen Song an den Anfang zu stellen. Der Wunsch, von Erwartungshaltungen abzuweichen, indem scheinbar inkompatible Stile miteinander kombiniert werden, ist stark von

nicht-linear auflegenden DJs beeinflusst, erklärt Aaron: »Ich mag es, wenn beim Auflegen alles ohne Brüche zusammenpasst, aber noch besser gefällt mir eine Figur wie DJ Harvey, der eine abseitige Perspektive auf Tanzmusik einnimmt, bei der zwei aufeinanderfolgende Stücke nicht perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen.« Diese Affinität zu stilistischer Offenheit bestimmt die gesamte Ausrichtung der Peaking Lights: »Es ging nie darum, sich auf einen bestimmten Sound festzulegen. Als wir anfingen, gab es Leute, die unseren Sound als ProtoHouse bezeichnet haben«, so Aaron. Der HouseEinfluss manifestiert sich auf markante Weise in »Eyes To Sea«, dessen Sequencer-Sound ganz eindeutig Bezug nimmt auf das typische Blubbern des Roland-TB-303-Synthesizers, der in

den 80ern zur Standardausstattung jedes guten Acid-House-Tracks gehörte. Diese nach Aarons Angaben stark vom Konzept des Samplens geprägte Aneignung von fremdem Material wird dadurch kontrastiert, dass ein Großteil der von der Band verwendeten Instrumente Marke Eigenbau ist. So erklärt sich die spezifische, individuelle Atmosphäre der Peaking-LightsKlangwelt, die ganz nebenbei auch mit dem Vorurteil aufräumt, elektronische Musik klinge immer kalt und abweisend. Einen wärmeren, einladenderen Sound als auf »Cosmic Logic« kann man sich kaum vorstellen. Ein Umstand, der in hohem Maße darauf zurückzuführen ist, dass das Album unter entspannteren Bedingungen entstand als der Vorgänger »Lucifer«, der innerhalb von drei Wochen geschrieben und eingespielt wurde: »Domino, unsere Plattenfirma, hat uns die Zeit gegeben, die wir brauchten. Letztes Jahr wurde unser zweites Kind geboren, und vor diesem Hintergrund ohne jeden Druck arbeiten zu können hat sich positiv auf die Qualität des Albums ausgewirkt.« — PEAKING LIGHTS »COSMIC LOGIC« (WEIRD WORLD / DOMINO / GOODTOGO / VÖ 03.10.14)


IGH SIDE H H T E N U O O S T A R E E CK M O M R U S M A E E E SH! AIRB S R T M PROMOTION CHIE VAINS L G A T N I R R E B M R. U I A A A K N C E O P RK T R O S N T E Y BEA WACK C I D U N J A L R A B V I H T C I T ONE E A D E E FES E B N R I A C A I ! R H HUR PLAS A S N R U E L M A M TAL R O R 'E S E M R B U U T A L T U K K M PAR RGER I U K B C M O A R ICY H R U T I J O A L L A RI F V I N T E S P E ICE F LANDO U N J E E N S E E D R A HU L G N E I U E L D HF I A S R H E ‘ T U M FEST ER SO K M C M O U R S M E RGER A E U S E B R M T EM A S H N I T A O RING V ELBRI R M I A A K N C AND E O L P R N O E N E TS E S K D C L A E FI NDieDZeitWder Open Airs mag jetzt IGH A H R B E H N C O zu Ende gehen, aber der I T E A D E MER Blange in Erinnerung bleiben.M M R ANE I U A S ! E H E S Sommer 2014 wird uns noch Das S A L E P CHI ER SBeck’s-Team ALMusikrichtungen T RIN R ist quer durch’s Land und alle E M B A U K A C LTURSOMM T O K R R gefahren, angefangen beim Rock am Ring, über M’era EATS IM PA BLuna, K Y C C I O U R J R AN L I R A A B L V Splash!, Wacken, Highfield bis zum Chiemsee Summer. I H T C I S EN F E E F D E E JUIC ICAN R N E R E U R H G A E N D U I L MER A M Unser Drive Thru hat vielen die Ankunft und den Zeltaufbau R O UTHS E S ‘ R M U T T S L E U K die KF phantastische Newcomer haben amG Beck’s OCversüßt, ERTruck R R M U A B E ROC M R A T S H N T I Fans begeistert und durch unsere Schnellzapfanlage haben PEN FLAIR O I R B L O E D . AN LOb AIR N wir sogar den Durst des Wacken Open Air gestillt. Beck’s N E E E P S O D L N REEN E E I G K F E H AC D G I I Fast N Lane oder Music Machine – wir haben in dieser FesS H H T E U O viele neue Ideen ausprobiert O R Sviele EATtivalsaison E B M R und darüber M I U A S ! AM RO E H E E S S A R L T M S E I N I H A nette Menschen kennengelernt. C V L RING ERTA B M U A A K T C K O PEN A R R O A S P N T E A K E C B A Y W C Deutschland ist nicht umsonst das Land mit der höchsten UI ND Adiesem L JFestival-Dichte, R A B V I H T C I S E E AT O F D das haben wir einmal mehr und in E E E B N R A I UIC C A I ! R H R S U intensiv erleben dürfen. besonders Nach dieser PLA AH SSaison NJahr R U E L M A M R O E RTA ‘ S E M R B sind wir erschöpft und glücklich, aber auch schon ein wenig U U T A L EST T U K K R R PA RGEdass sie vorbei ist. Deswegen IM Utraurig, setzen wir uns direkt B K C M O A R H R UIC T I O A I L F wieder hinD und überlegen uns viele neue Sachen für die Fes- FESTIVAL J N LBR E P O AN 2015. Denn was ist schöner UICE NLtival-Saison J E E alsN Vorfreude? S E E D R L G NA E I U E F L D I A S IGH R H E ‘ T U M O T ES R S uns bei allen Fans und Bands KdieFuns ME C M O U R S M E A E Wir möchten bedanken, UR S E B R M M T A S H HIE N I T A O V I NGFestivals so viel Spaß bereitet aufIden haben,Idie mit R ELBR R M A A K N C E O P R NLA O E uns gelacht und gefeiert haben. S N E E S K D C L BEAT A E I W F HIGH RAND B E H N C O I T E A D ER E E M B N M R I U A S ! Ihr seid die Besten! RICA E H E S S A R SPL CHIEM E L M A T M R O S E B R U U CK AM TAmit uns über: O K R KULT R S A T P A Haltet Kontakt E M I B ROCK JUICY R L I A A L V www.facebook.com/becks.de I F T N ICHBR S E E E P F D O E E C N I A U C J I R N HUR GREE A E N D U I L S A H T R OMME U E S ‘ O R M S U T T S L E U F K K RGER M ROC U A B E M R A T S H AIRR N L T I F O A I N V R E B P L O E D . N ENLA EN AIR E P S O D L N E E I GRE K F C E H A D G I I W S H H T E N U O O BEAT MER S R M I U A S ! E H EAM E S S A R L T M S E I SP N I H A C V L G A BERT M RIN U A A K T C K O R R OPE A S P N T E A K IM E C B A Y W C I D AL JU BRAN V I H T C I S E E F D E E BEA C N I R A I C A JU I ! R H R S U A L H ER SP LUNA M A M R O E ‘ S ER M R B U T U S T A L T FE U K K R R A E P ROCK IM HAMBURG

BECK’S SAGT DANKE FÜR DIESEN FESTIVALSOMMER!


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HEUTE

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WER ZUM TEUFEL IST …

SPENCER TWEEDY Es ist eine kleine Sensation: Wilco-Chef Jeff Tweedy hat mit »Sukierae« endlich eine Art Soloalbum unter dem Namen Tweedy veröffentlicht. Darauf haben viele Fans lange gewartet. Daniel Koch fand es dennoch spannender, mit Tweedys 18-jährigem Sohn Spencer zu sprechen – der ist Drummer, Blogger und einziges TweedyBandmitglied neben seinem Vater. Foto: Peter Hoffman

pencer Tweedy sitzt im Loft-Studio von Wilco in Chicago am Telefon und klingt nervös. Noch ein wenig seltsam, dass ein Musikmagazin nur mit ihm sprechen will, wo Tweedy in erster Linie das Projekt seines Vaters ist, der damit sein eigenes Songmaterial vertont. »Ich spiele eigentlich nur die Drums«, sagt Spencer in aller Bescheidenheit. Das stimmt. Aber irgendwie stimmt es auch nicht, denn »Sukierae« ist bewusst eine Familienangelegenheit: Entstanden vor dem Hintergrund einer Erkrankung seiner Mutter, die schlimm hätte enden können (was sie nicht tat), spürt man in jedem der insgesamt 20 Songs, dass im Studio mehr präsent war als die sonst übliche Bandchemie. Spencer ist aber auch sonst ein interessanter Gesprächspartner, immerhin hat er bereits seine Spuren hinterlassen: Schon 2011 stellte das Spin-Magazin seinen sehr unterhaltsamen Twitter-Account (inzwischen @spencertweedy) und seinen Blog (spencertweedy.com) vor, auf dem Spencer mal humorvoll, mal melancholisch das Leben eines Heranwachsenden porträtiert. Seine erste Band, The Blisters, gründete er mit sieben. Gelegentlich schreibt er für das OnlineMagazin Rookie, das er für »eine der besten Websites der Welt« hält. Tavi Gevinson – gefeierte Modebloggerin, Rookie-Herausgeberin, Feministin und im gleichen Alter wie Spencer – ist eine gute Freundin von ihm. Trotzdem sagt er: »Ich schreibe gerne Texte, aber Musik wird immer an erster Stelle stehen.« Dass er diese Erkenntnis privilegiert ausleben kann, ist ihm durchaus bewusst: »Ich fühle mich manchmal wie ein Betrüger. Ich habe unfassbares Glück, in diese Familie hineingeboren worden zu sein. Aber ich weiß, dass ich nicht alles meinem Vater verdanke. Ich arbeite hart an meinen musikalischen Fähigkeiten. Dad wollte mich in seiner Band, weil wir schon bei dem Mavis-Staples-Album, das er aufgenommen hat, zusammen arbeiteten. Mavis lobte mein Drumming – und diese Frau ist eine Legende! Also kann es so schlecht nicht sein.« Auf seinem Blog finden sich auch eigene Songs von Spencer. Zum Beispiel »Temple State«, das jedem Death-Cab-For-Cutie-Jünger gefallen dürfte. Aber: »Erst mal steht das Projekt mit Dad im Vordergrund. Für mich ist das ein Traum, der wahr wird. Auch wenn das viele nicht glauben wollen, betrachte ich mich als Wilco-Fan. Ich fühle mich gerade wie Kliph Scurlock, als er Teil der Flaming Lips werden durfte.« Schöne Vater-Sohn-Momente werden die beiden dabei vermutlich jeden Tag erleben. Einen gibt’s sogar noch für Intro am Telefon. Auf die Frage, wann er denn seinen ersten Song geschrieben habe und wie der hieße, sagt Spencer: »Da muss ich fünf gewesen sein, der hieß ...« Ein Lachen im Hintergrund, dann Jeff Tweedys amüsierte Stimme: »Churkey, Churkey, Churkey, he’s a cuckoo.« – »Oh Gott, ja.« Dann lachen beide laut und herzlich. — TWEEDY »SUKIERAE« (ANTI- / INDIGO) — AUF TOUR VOM 06. BIS 13.11.


ABSOLUTE CAMOUFLAGE | Introducing the GD-120CM-5ER

g-shock.de


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HEUTE

NEUE BANDS FÜRS JETZT

RACLES

Diese Band ist das Ergebnis einer Reise ohne Anfang. Ein Zusammenschluss von fünf Individualisten, die sich schon seit Jahren im selben Dunstkreis zwischen Köln, Essen und Berlin bewegen und nun als Ωracles zusammengefunden haben. Ihr Klang umreißt Welten: von Kraut, Psychedelic Rock und Alejandro Jodorowsky bis zu Disco, Afrobeat und Jess Franco. Text: Bastian Küllenberg. Foto: Tim Bruening

E

s empfiehlt sich zum Einstieg ein kurzer Blick auf die musikalischen Biografien der Bandmitglieder. Joshua Gottmanns hatte als Sänger von beat!beat!beat! erste Erfahrungen mit dem Pop-Zirkus gemacht. Bei Ωracles teilt er sich den Gesang mit Nils Herzogenrath, der bislang mit seinem Soloprojekt Vomit Heat den Grenzbereich von Ambient und Drone erforscht hat. Auch Tastenspielerin Hanitra Wagner und

Gitarrist Dennis Jüngel spielten bereits in anders klingenden Formationen. Komplettiert wird das Line-up von Schlagzeuger Niklas Wandt, der bereits für Stabil Elite trommelte und solo als Illoyal im Rap-Untergrund unterwegs ist. Zusammen arbeiteten die fünf Songskizzen aus, die Joshua und Nils über Monate bei losen Treffen erdacht hatten. Vagen Ahnungen folgten klare Vorstellungen, Melodien und Strukturen.

»Das Songwriting der EP ist in vielen nächtlichen Stunden bei mir im Schlafzimmer passiert. Viele der Synthie-Spuren, die dort entstanden, sind letztlich auch auf ›Stanford Torus‹ gelandet«, erklärt Joshua und betont gleichzeitig die Wichtigkeit des kollektiven Weiterentwickelns jener rudimentären Versatzstücke: »Egal, wie klein oder groß der Beitrag von jedem Einzelnen zu einem Lied ist, das Gesamtbild ist immer ein Bandprodukt. Manchmal macht einen Song die kleinste Idee aus.« Diese Liebe zum Detail ist überall im Werk von Ωracles zu spüren. Am deutlichsten zeigt sie sich im Video zu »Melt Tonight«, einer Hymne für die Sommerabende im Märchenland. Der vierminütige Clip ist eine bildgewaltige Hommage an 70er-Exploitation- und HorrorFilme wie »Vampyros Lesbos«. Unheilige Rituale treffen auf Pastellfarben und psychedelische Lichteffekte. Eine Ästhetik, die wohldurchdacht und stimmig wirkt. »Uns ist wichtig, als Band auch über das Aussehen der Videos, Cover und Tourplakate nachzudenken. Es hört nicht dabei auf, im Studio zu stehen und eine Gitarre einzuspielen«, kommentiert Joshua, der das Storyboard dazu geschrieben hat. »Dumpfe Vintage-Vergleiche sind immer schwierig, aber natürlich hat das Video klare Referenzen, und ich liebe diese Filme«, ergänzt Schlagzeuger Niklas. »Trotzdem sind Ωracles auf keinen Fall die Typen, die jetzt übelst die Siebziger wieder aufleben lassen wollen.« Der Gefahr, durch Musik und Bildersprache als Anführer eines Kraut-Revivals wahrgenommen zu werden, ist sich die Band bewusst, lässt sich dadurch jedoch keineswegs einschüchtern. »Wir möchten eine Art Mehrwert schaffen«, erklärt Niklas. »Dieser speist sich wie jedes kulturelle Produkt unweigerlich zu einem Teil aus Referenzen, schafft es aber im besten Fall, sich durch etwas Individuelles abzuheben und so zu einer eigenen Äußerung zu werden.« Mit »Stanford Torus« ist der Band genau das geglückt. »They’re shit-hot«, findet daher auch Pete Doherty, nachdem er zufällig Zeuge des ersten Konzerts im Studio ihres Labels Clouds Hill geworden war, und lobte die Band öffentlich im NME. Zudem lud er sie ein, im Herbst den Support für die Libertines bei einer Show in Kopenhagen zu übernehmen. Doch auch ohne den prominenten Fürsprecher darf man Ωracles eine goldene Zukunft voraussagen. — ΩRACLES »STANFORD TORUS« (EP / CLOUDS HILL / ROUGH TRADE) — AUF TOUR VOM 17.10. BIS 19.11.


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UNSERE GEMEINSAME NACHT Nachdem Introducing im September das Reeperbahn Festival beehrt hat, steigt unser Intro-Fest diesen Monat wieder in Köln und Berlin. Und es wird deutlich elektronisch im Oktober: Gorgon City aus London loten die Tiefe des House aus und müssen dank ihres Hits »Ready For Your Love« nicht weiter schmackhaft gemacht werden. Movement bringen australischen Chillwave aus Sydney und Jessy Lanza kanadischen R’n’B aus Hamilton. Wie immer gilt: auf introducing.de anmelden und gratis reinkommen.

WER SIND EIGENTLICH

GORGON CITY INTRODUCING GORGON CITY MOVEMENT JESSY LANZA 29.10. BERLIN, BI NUU 30.10. KÖLN, GEBÄUDE 9

— GRATIS FÜR DIE GÄSTELISTE ANMELDEN: WWW.INTRODUCING.DE — ARTE WIRD AUCH DIESES INTRODUCING FÜR EUCH AUFZEICHNEN. AM 28.09. LÄUFT DIE SENDUNG MIT CLEAN BANDIT, RATKING UND YOUNG & SICK, AM 12.10. DIE AUSSTRAHLUNG DES INTRODUCING-GIGS VON KIESZA, JEWEILS NACH DER SENDUNG »TRACKS«.

Matt und Kye produzieren »British Club Savvy Pop«, der auf ihre Songpartner abgestimmt ist. Die Gästeliste reicht von MNEK bis hin zu Jennifer Hudson. Sie waren zuerst solo unterwegs und nannten sich RackNRuin beziehungsweise Foamo. Als sich die Produzenten Matt Robson-Scott und Kye Gibbon kennenlernten, hoben sie gemeinsam Gorgon City aus der Taufe. Beide stammen aus North London und wurden mit Jungle, Grime, HipHop, House und Garage aufgezogen. In ihrer Musik mixen sie diese Einflüsse zu einem Club-Pop, der gerade um die Welt geht und zu Recht auf der Hotlist 2014 festgewachsen ist. Keine Geringeren als Diplo (Major Lazer) und Radio-1-DJ Annie Mac haben die beiden früh entdeckt, 2013 wurden sie zunächst mit »Real«

ft. Yasmin und der Clean-Bandit-Kollabo »Intentions« bekannter. »Ready For Your Love« mit MNEK brach dann alle Schranken und stieg auf Platz vier in die britischen Charts ein. Dabei ist der Song kein langweiliger DiscoMainstream, sondern eine Melange von 2Step und Deep House. Das Major-Debütalbum »Sirens« erscheint Anfang Oktober via Black Butter (Virgin / EMI). Auf der Platte finden sich Kollaborationen mit Katy B, Jess Glynne, Zak Abel und Jennifer Hudson. Gorgon Citys aktuelle Single »Here For You« mit Laura Welsh führt die Tradition des stilvollen und partytauglichen Deep House fort. Ihre Live-Kompetenzen haben sie gleich mehrfach bewiesen. Nach unzähligen Auftritten auf Ibiza, einer Headliner-UK-Tour im Frühjahr und einer Australien-Tour mit Rudimental waren 2014 auch SXSW und Glastonbury Festival an der Reihe, ein Auftritt als Support für Mary J Blige beim iTunes Festival steht ebenfalls aus. Das Introducing wird der nächste Höhepunkt.


STECKBRIEF

JESSY LANZA Wenn man Missy Elliott und Timbaland als Referenzen nennt, die das eigene Songwriting beeinflusst haben, spricht das für ein ordentliches Selbstbewusstsein. Schließlich liefert man sich so der Gefahr aus, mit den Größten der Großen direkt verglichen zu werden. Die 29-jährige Jessy Lanza aus Hamilton, Ontario hat keine Angst vor solchen Vergleichen, denn sie hat sich bereits ein behagliches Nest in einer ganz eigenen Schublade eingerichtet. Niemand

verbindet Funk, Soul, R’n’B und Holzfällerwurzeln so wie Jessy, auch wenn der Guardian sie nicht ganz grundlos in der Liga der ätherischen Soul-Girls verortet. FKA Twigs hätte vermutlich nichts dagegen einzuwenden. Jessys Debütalbum wurde von Junior Boy Jeremy Grünspan ko-produziert und erschien auf Hyperdub – das Umfeld stimmt also bis in die Haarspitzen. Und bis in die hinein motiviert, reißt Jessy ihre Shows ab. Ihr werdet es erleben.

ALLE BERLINER INTRODUCING-EVENTS WERDEN VON UNSEREN PARTNERN ARTE & SPOTIFY FÜR EUCH AUFGEZEICHNET!

WAS IST DAS BESONDERE AN

MOVEMENT

Eine EP und eine Remix-Sammlung haben Movement bisher veröffentlicht. Das ist noch nicht so richtig viel. Das Konzert in London im Juni war trotzdem – oder gerade deshalb – ziemlich schnell ausverkauft. Ein zweiter Termin musste her. In Sydney, der Heimat des Trios, passierte das Gleiche. Movement machen einen sphärischen Mix aus verworrenen Electro-Beats, darauf samplen Lewis Wade und Sean Walker die eindringliche R’n’B-Stimme von Sänger Jesse James Ward. Was die drei Australier da machen, hat großes Hitpotenzial. Man muss sich allerdings darauf einlassen. Wards Stimme nimmt uns an die Hand, bis die Stücke meist ab der Hälfte eingängiger werden. Es kommen Steel Pan, Gitarre und Keyboard zum Einsatz. Dann wird’s groß. So groß, dass Movement bald auch mit Banks auf Tour gehen dürfen.

ALS VIDEO AUF: CONCERT.ARTE.TV

WEITERE INFOS: INTRODUCING.DE


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HEUTE

RADPANZER, BANK-TRESORE UND SANDPAPIER

5 MYTHEN ÜBER APHEX TWIN Zu Beginn kündete lediglich ein grüner Zeppelin über London von dem ersten Aphex-Twin-Album seit 13 Jahren. Es folgten verstreute Graffiti mit dem Logo des enigmatischen Iren und schließlich auch die offizielle Album-Ankündigung von »Syro« – über das sogenannte Deep Web. Was bei vielen anderen bemüht gewirkt hätte, mutete im Falle von Aphex Twin nur folgerichtig an, umgeben den introvertierten Electronica-Pionier doch seit jeher die abseitigsten Mythen. Hier die fünf erstaunlichsten. Text: Philip Fassing

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Aphex Twin hat 1997 einen DJ-Gig im Londoner Disobey mit einem Küchenmixer und einem Stück Sandpapier bestritten, über das er die Nadel des Plattenspielers laufen ließ. Den Küchenmixer soll er schlicht nach irgendwem im Publikum geschmissen haben.

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Zu Aphex Twins Fuhrpark gehört ein voll funktionsfähiger Radpanzer inklusive MG-Geschütz. Neben der sexuellen Anziehungskraft dieses Vehikels schätzt er vor allem den Krach des Motors, dessen Lautstärke das Hören von Musik völlig unmöglich macht, wie er 1995 in einem Text für das »Details«-Magazin erklärte.

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Aphex Twin hat den Lemonheads einst in einem Mix aus Verpeiltheit und Gleichgültigkeit statt des vereinbarten Remixes einfach irgendeine wahllose Aufnahme zukommen lassen, die rein gar nichts mit der Single der Band zu tun hatte – und dementsprechend nie veröffentlicht wurde.

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Aphex Twin lebt und arbeitet in dem Tresor eines alten Bankgebäudes, das er gekauft hat. Neben der schallabsorbierenden Eigenschaft und der einbruchsicheren Gestaltung des Raumes soll es ihm vor allem der Gedanke angetan haben, an einem Ort zu leben, der das Karma von fortlaufend eingehendem Geld besitzt.

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Madonna bettelte einst persönlich um einen Remix – den Aphex Twin nur gewähren wollte, wenn sie dafür eine Reihe von Tiergeräuschen für ihn imitiere. Die Zusammenarbeit kam nie zustande, was allerdings an Aphex Twin gelegen haben soll.

— APHEX TWIN »SYRO« (WARP / ROUGH TRADE)


HEUTE

KRATZEN & BEISSEN DANIEL KOCH GEGEN YOUTUBE-KOMMENTARE Man regt sich ja gar nicht mehr darüber auf, dass man vor allem bei YouTube ständig menschen­ verachtende Kackscheiße von hasserfüllten Kleinstgeistern lesen muss. Sollte man aber, findet Daniel Koch, und tut es noch mal.

J

a ja. Ich weiß. Altes Thema. Aber immer wieder tragisch aktuell. Erst kürzlich beim Wiebusch-Video »Der Tag wird kommen«. Drei Zeilen in den Kommentaren lesen, und schon ist man in dieser Parallelwelt, in der »Homos« »widernatürlich« und »nicht normal« sind und »Schwule nicht exestieren [sic!] sollen«. Man nimmt das inzwischen so hin. Videos mit gleichgeschlechtlichen Küssen rufen die Homophobie-Trolle auf den Plan, Israel- bzw. Gaza-Videos die Antijudäische Trollfront und UkraineVideos Putins Haustrolle, um nur drei Beispiele zu nennen. Natürlich ist das nicht nur bei YouTube so, aber diese Website bringt einen immer noch am schnellsten zu der Frage, ob das mit dem Internet jetzt wirklich so eine gute Idee war – oder mit der Menschheit an sich, wenn all die Jahre Evolution und Fortschritt doch nur an einen Punkt führen, an dem Menschen so etwas von sich geben. Klar, ich könnte das auch alles ignorieren, aber leider kriegt man den Dreck ja immer als Top-Kommentare serviert, weil sie entweder die meisten Likes haben oder doch

mal jemand gegenredet. YouTube selbst hält sich anscheinend fein raus. Gut versteckt, kann man als User »Spam oder Missbrauch« melden, oder aber man überlässt es demjenigen, der das Video eingestellt hat. Dass diese Taktik nicht so gut zu funktionieren scheint, ist sicher bekannt, aber hey, man will ja auch nicht den wertvollen Traffic verlieren, den all diese Zeichen Hass in die Kassen spülen!

IN DER ZITATHÖLLE

Death Crush » Lesson Body Count #16 for Beatmaster V« »Body Count«

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HEUTE

elche Krankheit hat euch bisher wirklich mal umgehauen? Sam France: Härter als die Grippe? Ich glaube, ich war nie wirklich krank. Jonathan Rado: Als Kind hatte ich die Windpocken. SF: Das hat jeder, das ist wie ein rites de passage. Wenn du das als Erwachsener kriegst, ist es viel, viel schlimmer. JR: Meine Schwester hatte das im Auge. Das war richtig übel. Welche Symptome hattest du? SF: Du kriegst rote Pünktchen überall. Gab es dafür Medikamente? JR: Nein, man muss da einfach durch.

Welche Krankheit haltet ihr dagegen für überschätzt? SF: Die haben ihren Ruf alle zu Recht. Außer Allergien. Die sind nicht so schlimm. Gibt es Medikamente, die ihr auch abseits von konkreten Krankheiten zu schätzen wisst? JR: Ich hatte mal eine Überdosis Hustensaft. War ganz nett. SF: Ich habe mal ein bisschen zu viel Adderall genommen. Das ist gegen ADHS, aber im Grunde genommen ist es Speed. Bei euch steht bald eine Tour an – da kommt ihr sicher nicht um die typischen Erkältungen herum. Wie kuriert ihr euch aus? SF: Wir wimmern und jammern, bis wir wieder gesund sind.

BITTE BLEIBEN SIE MIT GESUND! FOXYGEN

Lieber Herr Rado, lieber Herr France, ich muss zunächst kurz widersprechen: Ein rites de passage bezeichnet nach dem französischen Ethnologen Arnold van Gennep den Übergang zwischen zwei Lebensstadien, wie zum Beispiel Kindheit vs. Erwachsensein, Singledasein vs. Ehe oder Hugh Grant mit langem vs. kurzem Haar. Für mich (denke ich) hat sich nach den Windpocken, abgesehen von einem Stofftier mehr, nicht viel verändert. Aber zum Thema: Die durch Tröpfcheninfektion übertragene Viruskrankheit Windpocken (Varizellen) führt bei Kindern anfänglich zu leichtem Fieber. Später bilden sich von Rumpf und Gesicht ausgehende, teilweise juckende rote Flecken am ganzen Körper, in deren Zentrum es anschließend zu Bläschenbildung kommt. Nach drei bis fünf Tagen sollte alles unter Krustenbildung und ohne verbleibende Narben abgeheilt sein. Das Jucken kann durch feuchte Umschläge oder Emulsionen gelindert werden. Gegen das Fieber helfen Paracetamol oder Ibuprofen. Aspirin sollte Kindern allgemein nicht verabreicht werden. Ganz richtig: Erwachsene sind natürlich nicht davor gefeit, ebenfalls Windpocken zu bekommen. Jedoch sind die meisten aufgrund einer bereits abgeklungenen Infektion oder Impfung immun. Erkrankt man tatsächlich als Erwachsener erstmalig an Windpocken, darf man mit mehr und länger anhaltenden Pünktchen und Bläschen rechnen. Außerdem treten häufiger Komplikationen wie Lungen- oder Hirnhautentzündungen auf. Das ist dann wirklich kein Spaß mehr. Eine weitere Gemeinheit der Varizellen besteht darin, dass sie lebenslang nach durchgemachter Windpockeninfektion im Körper schlummern, einmal durch die Zauberkugel gehen und als Gürtelrose zurückkehren können. Alles Gute, euer Doc Intro — FOXYGEN »... AND STAR POWER« (JAGJAGUWAR / CARGO / VÖ 10.10.14) — LIVE AM 05.11. IN BERLIN, FRANNZ CLUB


TOP 11 01 »The Whole Story«

... der Alben von Kate Bush, mit denen sie kurz nach ihrem BühnenComeback Anfang September 2014 wieder in den britischen Charts platziert war. 02 »Hounds Of Love«

(Platz 6)

(Platz 9)

03 »50 Words For Snow«

04 »The Kick Inside«

05 »The Sensual World«

(Platz 20)

(Platz 24)

(Platz 26)

06 »The Dreaming«

07 »Never For Ever«

08 »Lionheart«

(Platz 37)

(Platz 38)

(Platz 40)

09 »Aerial«

10 »Director’s Cut«

11 »The Red Shoes«

(Platz 43)

(Platz 44)

(Platz 49)

AUSLISTEN ACHT SÄTZE, MIT DENEN MAN SICH IM PLATTENLADEN NICHT GERADE BELIEBT MACHT 01 »Ich suche was für meine Tochter. Sie wird 15.« 02 »Hahaha, Knarf Rellöm unter K, was für Anfänger seid ihr denn bitte?« 03 »Wie wollen Sie denn auf dem Markt bestehen, wenn Sie erst um halb elf Ihren Laden öffnen?« 04 »Ich konnte früher, in den 90ern, mal ziemlich gut scratchen. Warten Sie, ich zeige es Ihnen mal ...« Zusammengestellt von Peter Wittkamp

05 »Ich will ja nichts sagen, aber bei iTunes findet man sich ein bisschen schneller zurecht!« 06 »Ich suche so ein Lied aus dem Radio! Irgendwas mit ›Atemlos‹ ...« 07 »Haben Sie auch fertige Obstschalen oder nur diese Rohlinge?« 08 »Danke, ich will nichts kaufen, ich will Ihnen nur ein bisschen beim Aussterben zugucken!«

AB 9. OKTOBER IM KINO ! WWW.THE-RIOT-CLUB.DE

/PROKINO


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HEUTE

DREI FRAGEN AN

KELE OKEREKE Kele Okereke war in den letzten zwei Jahren hauptsächlich als House-DJ unterwegs, ein Einfluss, der auf seinem kommenden Album unüberhörbar ist. Mit Martin Riemann sprach er über die Stimmung auf dem Dancefloor, seine frühe Liebe zu House und das Selbstverständnis, mehr zu sein als der Sänger einer Rockband. Du verbindest auf »Trick« Songwriting und R’n’B mit House und erzeugst damit eine auffällig kohärente Stimmung. Was steht für dich im Vordergrund? Ich fange so gut wie jeden Track mit einem sehr einfachen Beat an. Dieser gibt die Stimmung vor. Dann kommt für gewöhnlich irgendeine musikalische Phrase und dann erst der Gesang. Bei Bloc Party schrieb ich immer zuerst die Songtexte, und dann kam zum Schluss die Musik dazu. Mittlerweile empfinde ich das als etwas plump. Deswegen erzeuge ich zunächst eine Stimmung, die die Texte beeinflusst. Du bist mit einer Gitarrenband erfolgreich geworden. Hättest du damals gedacht, dass du mal ein so stark House-inspiriertes Album aufnehmen würdest? Als wir Bloc Party gründeten, hörte ich sehr viel elektronische Musik. Das waren meine Lieblingsplatten. Als Band führte uns die Liebe zu Dance Music zusammen. Ich kann mich daran erinnern, wie ich mit

Gefördert vom:

Russell in Londoner Techno-Clubs gegangen bin. Wir waren auf Ecstasy und voller Liebe für diese Szene. Es gab also immer schon diese Einflüsse. Ich habe, wenn ich nach einer durchfeierten Nacht heimkehrte, gerne Björks »Homogenic« aufgelegt. Ich liebte den Raum, den dieses Album mir eröffnete, das gehörte für mich zu der Party-Erfahrung dazu. Es ermöglichte eine Art von Reflexion über das gerade Erlebte. In dieser Hinsicht wusste ich vielleicht schon immer, dass ich etwas machen wollte, das sich in dieser Phase abspielt. Du siehst also in deiner musikalischen Entwicklung keinen Bruch? Ich bin zehn Jahre dabei und habe in dieser Zeit viele Dinge für mich entdeckt, mit denen ich mich gerne beschäftigen würde. Ich bin nicht nur der Sänger einer Rockband. Und wenn ich gestorben bin, soll es möglich sein zu erkennen, dass es in meinem Leben viele Dinge gab, für die ich mich begeistern konnte. — DAS INTERVIEW GIBT’S IN VOLLER LÄNGE AUF INTRO.DE — KELE »TRICK« (LILAC RECORDS / ROUGH TRADE / VÖ 10.10.14)


“ONE OF THE BEST DOCUMENTARIES ABOUT A BAND THAT I‘VE EVER SEEN.“ MICHAEL MOORE OPENING NIGHT FILM

OFFICIAL SELECTION

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FILM FESTIVAL

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TRIBECA

LONDON

AFI DOCS

FOUNDER‘S PRIZE SPECIAL AWARD

OFFICIAL SELECTION

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FILM FESTIVAL

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FILM FESTIVAL

TRAVERSE CITY

HOT DOCS

SYDNEY

Die Chance, mit einem Mitglied von Radiohead zu telefonieren, schlägt man nicht aus. Und wenn man sie bekommt, weiß man natürlich, dass so was nur passiert, wenn KEIN neues RadioheadAlbum ansteht – wie im Fall von Philip Selway, der demnächst seinen zweiten Sologang »Weatherhouse« veröffentlicht. Text: Daniel Koch

2010

überraschte Philip Selway viele mit seinem Debüt »Familial«. Das sonst gern vertrackt aufspielende Rhythmus-Rückgrat von Radiohead zeigte sich hier als besonnener Songwriter, der mit warmer Stimme die großen und kleinen Fragen des Lebens in reduzierte Songs goss. Das war nicht die Neuerfindung des Rades, aber gerade deshalb sehr schön geraten. »Weatherhouse« dagegen klingt ganz anders: dunkles Wummern, Gesangseffekte, Gitarrenhall, fast klinische Drums. Was einen zur ersten Frage führt: Was zum Henker ist da passiert? Selway lacht verhalten auf und spricht dann, vorsichtig, stockend, als traue er seiner Solokarriere noch nicht ganz: »Meine Demos klangen noch recht konventionell, aber ich wollte mit meiner Band, die diesmal nur aus Adem Ilhan und Quinta bestand, schauen, wohin es uns führt. Wir haben im Radiohead-Studio gearbeitet. Und, na ja, da steht inzwischen eine sehr spannende Equipment-Sammlung herum. Wir haben viel ausprobiert. Das Ergebnis hat mich selbst überrascht.« Nicht nur ihn, aber es überzeugt durchaus. Man merkt im Gespräch schnell, dass sein Hauptarbeitgeber immer präsent ist. Er, oder Selways Urlaub davon, war auch dessen Antrieb:

»Der erste Song ›Coming Up For Air‹ trifft es, glaube ich, ganz gut. 2012 war durch das viele Touren sehr anstrengend. Sich eigenen Songs zu widmen hat eine sehr befreiende Wirkung auf mich, auch wenn ich immer ein wenig Angst habe, dass ich vor einem leeren Blatt Papier sitze und mir nichts einfällt.« Aber warum sollte er es auch anders machen als zum Beispiel Thom Y ­ orke mit Atoms For Peace oder Jonny Greenwood mit seinen Soundtracks? »Das kann nur gesund sein für eine Band, wenn jeder mal seine Wege geht. Wir kommentieren das nicht, aber wir supporten es. Ich war zum Beispiel im Roundhouse beim Atoms-For-Peace-Konzert. Das war spannend, Thom mal aus dem Publikum heraus zu beobachten. So ist es auch mit den Soloprojekten: Sie ermöglichen es, ein Bandmitglied aus einer neuen Perspektive zu betrachten – und das kommt dem Klima zugute.« Ein Telefonat mit einem Radiohead-Mitglied muss dann natürlich so enden: »Gibt es Interviews, in denen du nicht nach der Zukunft von Radiohead gefragt wirst?« Lachen. »Eher nicht.« – »Ist dir aufgefallen, dass ich nicht gefragt habe?« Lachen. »Ja. Aber ich kann trotzdem sagen, dass wir ab Herbst wieder gemeinsam arbeiten werden.« — PHILIP SELWAY »WEATHERHOUSE« (BELLA UNION / COOP / PIAS / ROUGH TRADE / VÖ 03.10.14)

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„BRENDAN GLEESON IST REGELRECHT NIEDERSCHMETTERND GUT.“ DEUTSCHLANDRADIO

B R E N DA N

GLEESON

Jens Friebe feiert in diesem Jahr ein zweistelliges Schaffensjubiläum. Außerdem hat er eine neue Platte veröffentlicht: »Nackte Angst zieh dich an wir gehen aus«, so der prägnante Titel, der nicht nur als Song fungiert, sondern auch die Stimmung der Platte ziemlich gut zusammenfasst. Interview: Lena Ackermann

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ehn Jahre Jens Friebe – kannst du es selbst fassen? Wahnsinn. Ging dann doch schnell rum. Zehn Jahre und fünf Platten – der Schnitt ist ja in Ordnung. Ich muss mich wahnsinnig rangehalten haben am Anfang. Ist es nicht langsam Zeit für eine Autobiografie? Nee. Ich hab ja schon die autobiografische Textsammlung gemacht, vielleicht kommt irgendwann noch mal so was. Dein Albumcover ist ja so subversiv, dass es gar nicht in den Apple Store darf. Das ist etwas falsch. Manche Sachen stellt iTunes einfach so nicht rein. Meine erste Platte ist zum Beispiel nicht drin; warum das so ist, sagen die nicht. Man hat uns, was das jetzige Cover angeht, sozusagen im Vorfeld dazu geraten, den Nippel zu zensieren. Dabei muss man ziemlich genau hingucken, um den Nippel überhaupt zu sehen. Bei der Größe, in der das Cover auf iTunes steht, wäre er sowieso nicht sichtbar gewesen. Was deswegen etwas lächerlich ist – andererseits ist es mir auch Wurst, weil es keinen Unterschied macht. Auf der Platte ist der Nippel noch da, also Album kaufen und – das rate ich sowieso – ehrfürchtig von Anfang bis Ende durchhören.

Dann umreiß doch mal die großen Themen. Vergänglichkeit, Tod, Weltuntergang, Ende des Tages, Ende der Liebe, Ende linker Strategien. Dennoch stimmungsmäßig kein rein depressives Album. Ich habe sozusagen das Thema Tod in den Pop geholt, wollte aber auch das Thema Pop in den Tod mitbringen. Das klingt schwer nach Midlife-Crisis – war die schon, oder kommt die noch? Melancholie, Todesangst – das ist so meine Grundstimmung. Aber nicht nur, Spaß am Quatsch kommt auch noch dazu. Also keine Midlife-Crisis; wenn, dann klang eher das letzte Album danach. Was ist dein Lieblingsstück? Eigentlich schon das Titelstück. Oft ist man stolz auf Sachen, die auf der Kippe waren, mit denen man am meisten Arbeit hatte. Bei »Nackte Angst zieh dich an wir gehen aus« hatte ich viel Arbeit mit dem Text, und überhaupt hab ich immer wieder alles umgeschmissen. Jetzt ist es genau so, wie ich mir das vorgestellt habe – deshalb bin ich darüber am frohesten. — DAS INTERVIEW GIBT’S IN VOLLER LÄNGE AUF INTRO.DE — JENS FRIEBE »NACKTE ANGST ZIEH DICH AN WIR GEHEN AUS« (STAATSAKT / ROUGH TRADE) — AUF TOUR VOM 07. BIS 16.10.

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HEUTE

IM BETT MIT

LOWLAKES Die Australier Lowlakes setzten alles auf eine Karte: Sie tauschten die heimatliche Wüste Down Unders einen Sommer lang gegen ein heimeliges Dorf in Österreichs Bergen. Dort schrieben die Freunde aus Kindertagen an neuen Songs, die direkt auf Europas Bühnen präsentiert wurden. Und in einem Hamburger Bett. Einen besseren Ort für den shoegazenden Dreampop der Band gibt es wohl kaum.

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abt ihr wiederkehrende Träume? Tom: Früher. Zählt das? Als ich klein war, habe ich oft geträumt, ich wäre in einem Ameisennest unter der Erde, an einer Kreuzung, sodass ich den Himmel und unter die Erde sehen konnte, und ich konnte meinen Vater nach mir rufen hören. Bill: Auch früher: Ich bin vor einem Armeepanzer davongerannt, und überall waren Leute. Brent: Früher. Ich war in der Schule im Unterricht, und plötzlich war ich an einem völlig anderen Ort. Es fing immer in der Schule an, und die Orte wechselten, das konnte überall sein. Jack: Ja, sogar aktuell: Ich bin in der Uni, und das Semester nähert sich dem Ende, und ich habe noch nichts getan und bin völlig gestresst. Und wenn ich aufwache, denke ich, ich hab das meiste schon gemacht, und dann fällt mir auf, dass ich gar nicht mehr an der Uni bin, und ich bin unheimlich erleichtert. Wer von euch ist die beste und die schlech-

teste Wahl auf Tour, um das Bett zu teilen, und warum? Bill: Tom ist der Beste, der ist am hygienischsten. Und der Schlechteste Brent, der ist so haarig. Brent: Am besten mit Jack, weil er nicht schnarcht. Und Tom am schlimmsten, der schnarcht so viel. Jack: Ich teile mein Bett ehrlich gesagt mit keinem von den Jungs gerne. Aber ich würde immer Brent wählen, weil Tom und Bill wie Weltmeister schnarchen. Am schlimmsten ist es mit Tom und Bill, weil einer garantiert anfängt, wenn der andere aufhört. Letzte Nacht war ich mit Brent in einem Bett, und als ich aufgewacht bin, hatte er seinen Arm über meiner Brust und wollte mich, glaub ich, küssen. Tom: Der Beste ist definitiv Bill. Wir schlafen immer zusammen auf Tour. Bill versteht mich und meine Schlafgewohnheiten. Er findet es nicht schlimm, wenn ich nachts aufs Klo gehe, und wird nicht sauer, wenn ich zu ihm rüber­

ZITAT DER AUSGABE »Graue Haare, grauer Himmel, graue kleine Tauben, grauer Hai, grau. Grau ist genau mein Shit! Ich erhebe meine Stimme für Grau! Grau steht für alles, das sich noch für nichts entschieden hat! Vor Grau haben die Leute Angst!« Diese philosophische Farbenlehre servierte uns Ellinor Olovsdotter alias Elliphant in unserem Videointerview »Say That Again«. Anzuschauen auf intro.de/tv!

rolle. Manchmal kuscheln wir auch. Die anderen irritieren mich einfach. Welches Monster schläft unter eurem Bett? Bill: Das Kitzelmonster. Tom: Mike Wazowski aus »Monsters, Inc.«. Brent: Mr. Bumpy. Das war eine Kinderserie in den 90ern. Mr. Bumpy ist ein grünes Monster und ziemlich cool. Jack: Als ich klein war, war da dieser Riese, der unter meinem Bett gelebt hat und durch die Gegend gelaufen ist, laute Geräusche gemacht und mich zu Tode geängstigt hat. Der ist aber schon lange nicht mehr aufgetaucht. Text & Foto: Katrin Bpunkt — LOWLAKES »ICEBERG NERVES« (KUNSTHAUS / CARGO)

Das Video zum Song »Cold Company«, natürlich aufgenommen im Interview-Bett:

ZWEI WIE IHR DIE DÜRFEN SICH NIE VERLIEREN

Hubert Kah »Promi Big Brother«

Orson Welles »Promi Citizen Kane«


02.02. OFFENBACH 03.02. MÜNCHEN 05.02. DRESDEN 06.02. HAMBURG 07.02. BERLIN 12.02. BIELEFELD 18.02. KÖLN

07.02. OFFENBACH 08.02. KÖLN 09.02. HAMBURG 11.02. BERLIN 17.02. MÜNCHEN

01.11. HAMBURG · 02.11. LEIPZIG · 04.11. BERLIN

+ T HE L ION AN D T HE WOL F


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WER WIR SIND AND THE SWAY CHILDHOOD ­GOLDEN CHOIR CLARKE II

Herkunft London Genre Indie-Rock mit souligem Einschlag Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Sänger Ben und Gitarrist Leo haben sich an der Uni kennengelernt. Bevor sie auch nur einen einzigen Ton zusammen spielen konnten, hatten sie schon allen von dieser tollen neuen Band Childhood erzählt. Aktuelles Album »Lacuna« (Marathon Artists / PIAS / Rough Trade / VÖ 03.10.14)

Herkunft Berlin-Pankow Genre Plattenknister-Pop Mitglieder 1 Besondere Vorkommnisse Neben seiner Tätigkeit bei Klez.e und Delbo ist Tobias Siebert Mitgründer des Labels Loob Musik und als Produzent von Kettcar, Sport, Phillip Boa und Me And My Drummer bekannt. Aktuelle EP »And The Golden Choir« (Loob Musik)

Herkunft Erst Toronto, jetzt Berlin Genre Indie-R’n’B Mitglieder 1 Besondere Vorkommnisse Soll doch keiner sagen, die Popakademie in Mannheim tauge nix! Über Freunde von dort kam Sway Clarke II zu seinem ersten Feature: auf dem Tinie-TempahSong »Tears Run Dry«. Aktuelle Single »Secret Garden« feat. Tink (Capitol)

Ihr hattet vielen Leuten von Childhood erzählt, bevor ihr überhaupt nur einen Ton zusammen gespielt habt. Als es dann wirklich ans Musikmachen ging, habt ihr da den Druck gespürt, jetzt was richtig Gutes produzieren zu müssen? Ben: Keineswegs. Die Idee an sich war damals aufregend genug. Wir wollten einfach Musik machen, die uns gefällt. Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Band mal unser Leben werden würden. Wahrscheinlich fühlen wir jetzt den viel krasseren Druck, uns als Songwriter und Musiker zu verbessern. Anfangs haben wir mit der Musik eher unsere Zeit totgeschlagen und eine Ablenkung vom Uni-Alltag gesucht. Euer Album scheint von ganz unterschiedlichen Stilen beeinflusst zu sein. Wer sind eure größten Vorbilder? Jeder von uns hat ganz unterschiedliche Einflüsse. Die großen, die wir alle gemeinsam haben, sind Todd Rundgren, Stereolab, The Cure, ­Deerhunter und Michael Jackson. Einige der Stücke auf dem Album klingen sehr verträumt und melancholisch. Glaubt ihr, dass Childhood eine verträumte Band ist? Am Anfang war unsere Musik wesentlich ­nostalgischer und vielleicht auch verträumter, verworren und lo-fi. Das lag wohl daran, dass wir damals einfach solche Musik gehört und die ersten Lieder mit unseren Laptops aufgenommen haben. Jetzt versuchen wir, einen größeren, poppigeren und auf Groove und Soul ausgelegten Sound zu finden. Trotzdem wollen wir das Verträumte und Nostalgische der Band-Anfänge nicht komplett hinter uns lassen. Interview: Julia Brummert

Jetzt mal Butter bei die Fische: warum denn eigentlich nach all den Bands und Produktionen der totale Alleingang mit diesem Projekt? Das hat sehr viel mit der Arbeitsweise in Klez.e wie auch bei Delbo zu tun. Die Songs sind meist bereits von der Band geschrieben, die weitere Arbeit daran passiert im Zusammenklang der Runde. Ich habe, soweit ich denken kann, immer in Bandkonstellationen Musik gemacht. Es wurde Zeit, mich aus diesem wohligen Umfeld für And The Golden Choir auszuladen, zu hören, was passiert, wenn der Kreis nicht da ist. Du sagtest mal, du seist ständig auf der Suche nach ungewöhnlichen Instrumenten ... Du bist hervorragend informiert! Ich liebe es, Instrumente zu sammeln. Auf der EP gibt es zum Beispiel das Keksdosenbanjo, aber auch Harfe und Hackbrett. Viel Harmonium kann man hören und eine Autoharp aus den 50er-Jahren. Wie kam denn eigentlich diese ungewöhnliche Live-Darstellung, dass du deine Musik einspielst, auf Platte presst, abspielst und dann live ergänzt? Das Projekt unterliegt einigen Dogmen, die sich über die Zeit manifestiert haben. Unter anderem darf kein Instrument aufgezeichnet werden, das nicht von mir persönlich gespielt wird. Ich habe das dann für die Live-Umsetzung so fortgesetzt. Vinyl schien mir für meine computerlose Musik und die verschiedenen Alter Egos das richtige Medium zu sein. Der Klang ist fantastisch, und es knistert die ganze Zeit, es atmet, und es bewegt sich etwas neben mir im Augenwinkel. Ein Laptop oder eine Loopstation können das nicht. Interview: Daniel Koch

Du kommst aus Toronto, wohnst aber jetzt schon eine Weile in Berlin. War das geplant? Ich wollte nie nach Berlin. Aber dann habe ich mit einem Kumpel die Stadt besucht. Schon als ich aus dem Zug stieg, merkte ich, dass ich hier leben will. Das ist mir zuvor nur einmal mit Bogota passiert. Aber was hätte ich da musikalisch bringen können? Auf Spanisch singen? Ich wusste damals nicht, wie gut es um die Party-Szene hier steht, aber diese besondere Stimmung hat mich vielleicht unterbewusst angelockt. Es sagt wohl eine Menge über eine Stadt aus, wenn die bevorzugte Fußbekleidung Sneaker sind. Was war das erste deutsche Wort, das du gelernt hast? Flitzekacke. Immer noch mein Favorit. Ich benutze es oft. Im Oktober spielst du deine erste HeadlinerTour. Warum das denn schon? Solltest du nicht erst mal ein Album rausbringen? Ach, das ist einfach so passiert. Ehrlich gesagt toure ich eh lieber, als im Studio zu sein. Das ist langweilig und mühsam. Songs schreiben und sie vor richtigen Menschen zu spielen macht viel mehr Spaß. Kurz nach meinem ersten Demo hatte ich die Gelegenheit, mit Haim auf Tour zu gehen. Ich glaube, das hat mich angefixt. Ich arbeite aber an einer EP, das ist erst mal alles. Und überhaupt: Hört heutzutage noch jemand Alben? Interview: Daniel Koch Die kompletten Interviews auf intro.de


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Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich alles um die Leedseraner Art-Pop-Band Alt-J. Los geht’s…

1

Wie heißt der Leadsänger von Alt-J?

2

Wer gehört nicht zur Band?

A Joe Newman

A »This All Is Yours«

E Randy Newman

L »This Is All Yours«

G Gary Newman

G »This Land Is Your Land«

3

Produziert wie immer von...?

G H.P. Baxxter I Andrew Charlie T Charlie Andrew

4

Was hört man auf Album No.2?

J Naturgeräusche und Vogelschwärme F Einen Sack Reis umfallen

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ALT-J

IM RAUSCH DER ZEICHEN Die Wunderjungs alt-J haben ihr zweites Album fertig. Warum sie mit ihrem arty Pop so erfolgreich sind, konnte auch bei Interviews in London und Berlin nicht gekl채rt werden. Liz Weidinger erfuhr aber, wie alt-J auf Lob und Kritik reagieren und warum sie f체r ihre Musik nicht verantwortlich sind. Fotos: Eugen Litwinow. Postproduction: Ellery Images


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s ist ein sommerlicher Freitagnachmittag im Londoner Stadtteil Hackney. Die Fixie-Fahrer tragen in der Sonne glänzende goldfarbene Helme, die Baristas wohlfrisierte Bärte, und die gut gekleideten Modestudierenden hängen vor ihrer Uni ab. Im Hinterhaus der Strong-Room-Studios, in einem kleinen Raum ohne Fenster, aber mit Kaffeemaschinen, sitzen die drei Bandmitglieder von alt-J auf einer Couch und beantworten gut gelaunt Fragen zu ihrem zweiten Album »This Is All Yours«. Gitarrist und Sänger Joe Newman ist für eine Vielzahl der Texte verantwortlich und überzeugt zunächst durch dunklen Nagellack. Gelangweilt trägt Schlagzeuger, Remix-Enthusiast und TumblrVerantwortlicher Thom Green eine coole Cap mit eckigem Schirm und Bleistift. Keyboarder Gus Unger-Hamilton ist die französische Stimme der Band, er weiß auf jede Frage eine Antwort und behält den Überblick. In welcher Phase der Albumproduktion sie sich gerade befänden, möchte Intro von den dreien wissen. Newman antwortet: »Wir sind fertig. Das Album ist fast komplett gemastert, und wenn nichts schiefgeht, müssen wir nichts mehr ändern. Wegen ein paar Kleinigkeiten mussten wir in den vergangenen Wochen immer mal wieder ins Aufnahmestudio zurück, aber das haben wir hinter uns – hoffentlich.« Die zweite Platte ist also aufgenommen. Und wird sich am ebenso überraschenden wie riesigen Erfolg des Vorgängers messen lassen müssen. Aber was war da eigentlich noch mal passiert? The way to success 2012 war das Jahr von alt-J, es war das Jahr, das aus einer Gruppe studierender Freunde – die gerne zusammen Musik machten – eine erfolgreiche Indie-Band mit eigenem Sound werden ließ. Ab 2007 studierte Unger-Hamilton an der Universität von Leeds englische Literatur, die anderen bildende Kunst. Dort trafen sie sich und gründeten, erst unter anderem Namen, eine Band. Inzwischen kümmern sich ein Manager, ein britisches Label, ein US-amerikanisches Label und besorgte PR-Menschen um den genauen Tagesablauf der Band. alt-J schreiben nur noch Songs, bespielen große Hallen mit ihren Konzerten. 2012 war auch das Jahr, in dem viele vom Debütalbum der vier Briten erfuhren. Anfang des Jahres aufgenommen, erschien »An Awesome Wave« im Mai auf Infectious Music und gewann trotz anfänglicher Nichtbeachtung im November den begehrten Mercury-Preis, sodass das Debütalbum ganze 61 Wochen in den britischen Charts aushielt und in den US-amerikanischen Billboard-Charts bis auf Platz 80 kletterte. 2013 war die Band größtenteils auf Tour: Sie spielte das erste Mal in den USA, aber auch in MeAnderer xiko, Japan, SüdName afrika oder AustZu Beginn traralien und war auf ten alt-J unter dem Festivals wie dem Namen Daljit Dhaliwal (britische NachrichtenspreReading, Glascherin, damals von Al-Jazeera tonbury, Melt!, English) auf, später nannten sie sich P i n kpop oder Films. Da es aber schon eine US-ameriLollapalooza. Der kanische Band namens The Films gab, kam letzte Auftritt des es zum tollen alt-J, der Mac-Tastenkombination für das griechische Delta.

Jahres 2013 fand Mitte Dezember als US-amerikanischer Fernsehspaß bei Late-Night-Talker David Letterman statt. Unger-Hamilton erzählt von der Zeit nach der Veröffentlichung des ersten Albums: »Als ›An Awesome Wave‹ herauskam, wusste niemand, wie es den Leuten gefallen würde. Wir wussten nicht, ob wir 500 oder mehr als eine Million Platten verkaufen würden. Das war gut so. Wir haben Fans gewonnen, an die wir vorher nicht gedacht hätten – zum Beispiel die 18-jährigen Mädchen im Konzertpublikum. Keiner von uns konnte sich vorstellen, dass wir große Shows in den USA spielen würden.« Aber genau das ist passiert. alt-J erarbeiteten sich mit nur einem Album einen festen Platz in der Poplandschaft. Anfang Juli dieses Jahres schaffte es die Band – im Zuge der Vorab-SingleVeröffentlichungen zum neuen Album –, eine Million Likes bei Facebook zu sammeln. Alles nicht mit aufdringlichen Refrains oder der großen Skandal-Bühnen-Show, sondern der alt-J-Interpretation von Art-Alternative-Pop. Einem Signature-Sound, der experimentell ist, aber zugleich hängen bleibt. Dazu gehören mehrstimmiger Gesang, nasale Leadvocals, unzählige Keyboard-Tonspuren, synkopische Beats und Folkanleihen. Wenn nun Mitte September das zweite Album erscheint, haben sich die Vorzeichen also komplett geändert: Der Underdog-Status ist dem Druck gewichen, noch einmal nachzulegen, beweisen zu müssen, dass der Hype gerechtfertig war. Ob das ihre Arbeit belastet hat? Anscheinend nicht: Im Interview berichten die Musiker stolz und zufrieden von der Zeit im Studio, den neuen Songs und der Entscheidung ihres Gitarristen Gwil Sainsbury, die Band zu verlassen. Gestalten, nicht spielen Wie sah euer Schreibprozess, euer Weg bis zum fertigen zweiten Album aus? Joe Newman: Neue Musik geschrieben haben wir die ganze Zeit. Das Material für »This Is All Yours« ist also in unterschiedlichen Phasen der Band entstanden. Da wäre einmal die Zeit vor der Veröffentlichung der ersten Platte, die Zeit zwischen den beiden Alben – während der wir die meiste Zeit auf Tour waren – und die Zeit von Januar bis Juni 2014. Thom Green: Wir haben versucht, die Sache so entspannt wie möglich anzugehen und genauso vorzugehen wie beim ersten Album. Wo habt ihr die Songs geschrieben und eingespielt? JN: Einerseits hatten wir eine Studio-Wohnung hier im Londoner Stadtteil Hackney mit unserem ganzen Equipment. Dort schrieben wir zusammen die Songs. Aufgenommen haben wir sie bei

T-Shirt: G Star Raw by Marc Newson

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Hemd: FRISUR

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Charlie Andrew im Südlondoner Brixton, der auch schon bei »An Awesome Wave« unser Produzent war. Wir Charlie Andrew schrieben zwei Wochen als Band in Hackney und Genauso wie alt-J nahmen die Tracks, an denen wir gearbeitet hatten, war Andrew vor der dann zwei Wochen mit Charlie auf – immer im Veröffentlichung des Wechsel, das ging rund vier Monate so. ersten Albums noch ziemGus Unger-Hamilton: Unsere Herangehens- lich unbekannt. »An Awesome weise ist ganz aufs Studio fokussiert: Thoms Wave« war sogar das erste veröffentlichte Album mit seinem Namen als Drums, mein Keyboard und Joes Gitarre. Produzent, für das er 2013 als Breakthrough Dabei wollen wir auch mal zehn unterProducer bei den Music Producers Guild Awards schiedliche Keyboard-Parts verwenden ausgezeichnet wurde. und die Drums übereinanderlegen. Im Studio geht es für uns darum, einen Song zu gestalten. Wie wir ihn dann live spielen, darum kümmern wir uns anschließend. Was wolltet ihr anders als bei der ersten Platte machen? JN: Eigentlich gar nichts. Gus hat jetzt ein KeyboardSolo. GU: Davon wird es auf dem dritten Album noch viel mehr geben. JN: Und was die Drums angeht, wollten wir mehr mit elektronischen Möglichkeiten experimentieren. TG: Ja, das wollte ich definitiv ausprobieren. JN: Wir haben uns auf eine ganz natürliche Art weiterentwickelt. Wir sind einfach unseren Weg zum nächsten Album weitergegangen. Wir haben viel Zeit zusammen verbracht und mussten herausfinden, dass wir auch ohne unseren Gitarristen Gwil – er hat die Band verlassen – Musik schreiben können. Wie hat euch Gwils Weggang als Band beeinflusst, schließlich waren doch er und Joe die Gründungsväter von alt-J? GU: Das war ein ziemlicher Schock. Wir vier waren seit 2008 zusammen diese Band, und alles lief gut, bis wir wussten: Gwil verlässt alt-J. Wir wollten nicht, dass er geht, er schon. Wir sind immer noch Freunde, aber er war einfach nicht mehr glücklich. Das machte uns unsere eigene Sterblichkeit als Band bewusst – ein bisschen wie ein Autounfall. JN: Die Trauer über Gwils Ausscheiden brachte uns im Endeffekt näher zusammen und ließ uns unsere eigenen Stärken mehr entdecken. Pat Carr vom Label kommt in den Raum, kündigt das Ende des Interviews an und fragt: »Jungs, wollt ihr gleich etwas essen?« Diese Frage wird übereinstimmend bejaht, und nach einer kurzen Diskussion einigen sich die drei auf eine gemeinsame Wunschliste: Am liebsten hätten sie Hotdogs, sonst Schnitzel, und im Notfall gingen auch Burger. Also eher keine Vegetarier bei alt-J? Nicht mehr! Unger-Hamilton gibt zu, dass er sich während seiner acht Monate als Vegetarier an seinen zwei vegetarischen Lieblingsgerichten Avocado und Halloumi satt gegessen und dann auf Tour der verlockend breiten Fleischauswahl nicht mehr habe widerstehen können. Außerdem habe er zugenommen, als er sich vegetarisch ernährte. Das zweite Album Während die Band versucht hat, den Entstehungsprozess ihrer Musik für »This Is All Yours« so gut wie möglich beizubehalten, um sich die

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sorglose Freiheit beim Schreiben von »An Awesome Wave« zu bewahren, haben sich Sound und Lyrics weiterentwickelt. Geblieben sind die typischen und tollen alt-J-Momente: die weirden Texte voller Film- oder Literaturanspielungen, die dunkel-romantische Grundstimmung, das geschickte Zusammenpuzzeln von unterschiedlichen musikalischen Versatzstücken und das Gespür für Ohrwurm-Melodien. Dabei ist »This Is All Yours« etwas verspielter als das Debüt, Marimba und Blockflöten verströmen Wärme, Naturgeräusche und Vogelschwärme sind im Hintergrund zu hören. Die Platte ist von einer grundsätzlichen Ruhe durchzogen und nimmt sich auch mal Zeit für Soundcollagen. Ein Zeichen für die Filmmusikbegeisterung der Band. Zwei der Tracks, »Intro« und »Warm Foothills«, stammen ursprünglich vom Soundtrack für »Leave To Remain« von Bruce Goodison, den alt-J geschrieben haben. Das Coming-of-age-Drama basiert auf wahren Geschichten und versucht das gewalttätige System der Flüchtlingspolitik abzubilden. Vorteil an der Arbeit für Soundtracks sei die Freiheit im Studio, sagt Unger-Hamilton: »Man fühlt sich nicht verpflichtet, einen Song zu schreiben, zehn Minuten Soundscape sind genauso möglich. Wir konnten laut werden und mussten nicht nach Refrains suchen.«

»WIR SIND NUR EINE BAND MIT AUSSERGEWÖHNLICH GUTER MUSIK.« Gus Unger-Hamilton, alt-J

Anspielungen auf Filme gibt es auf »This Is All Yours« genügend: »The Gospel Of John Hurt« bezieht sich auf die berühmte und blutige Szene aus Ridley Scotts ScienceFiction-Klassiker »Alien«, in der aus der Brust von John Hurts Charakter ein schleimiges Alien-Baby schlüpft. Und während Green ein großer Fan des Genres ist, erklärt Newman die Idee für das Zitat so: »Mit Science-Fiction kenne ich mich gar nicht so gut aus. Das Witzige ist, dass es nicht mal ein ganzer Film sein muss, der mich beeindruckt – eher eine Szene, ein gewaltiges Bild.« Untypisch sei jedoch, dass sich ein Song auf einen Film bezieht, den Newman gar nicht gesehen habe – wie bei »Nara«. Im Refrain heißt es »Hallelujah, Bovay, Alabama / Marry a man like no other / Love is the warmest color / Unpin your butterflies, Russia / To be a deer in Nara« und zitiert damit den Titel des Films »Blau


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ist eine warme Farbe« über ein junges lesbisches Liebes- Blau ist paar. In diesem feierlichen Track läuten die Hochzeitseine glocken. Es geht um homosexuelle Heirat, von der warme Farbe Newman aus der Ich-Perspektive singt. Deshalb Der Film des französifand er die Filmreferenz spannend. Auf einen schen Regisseurs Abdellatif reduzierten Einstieg folgen mehrstimmiger Kechiche gewann vergangenes Gesang, hohe Gesangseinwürfe, um dann Jahr in Cannes die Goldene Pallangsam im eingängigen Refrainabschnitt me. Inspiration war der gleichnamige mit Glockenspiel Layer über Layer zu le- Comic von Julie Maroh, die den Film auf ihrem Blog kritisierte. Die lesbischen Sexgen und daraus überzeugende Wucht zu szenen, mit denen der Film für viel Aufregung entwickeln. alt-J sagen Ja zu gleichgesorgte, hätten wenig mit der Realität zu tun, sondern schlechtlicher Ehe: »Wir sind zwar entsprächen den Vorstellungen heterosexueller Männer. keine Aktivisten, aber auf jeden Fall für die Stärkung der Rechte homo­sexueller Menschen. Wir haben den Song in der Zeit um die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi geschrieben, während der die Rechte von Homosexuellen ein viel diskutiertes Thema waren«, so Unger-Hamilton. Außerdem wurden Ende März die ersten homosexuellen Paare in Großbritannien getraut. Dennoch ist der Song kein offensichtliches politisches Statement, lehnt sich nicht aus dem Fenster, will niemanden provozieren. Die letztendliche Deutung bleibt für alt-J sowieso den Zuhörenden überlassen: »In dem Song muss es nicht unbedingt um gleichgeschlechtliche Paare gehen, es kann irgendjemand sein. Jeder sollte in der Lage sein, jeden zu heiraten. Frei wie ein Hirsch in Nara«, so Newman. It’s the interpretation, stupid! Die stark collagenhafte Arbeitsweise, die mit inhaltlichen Bedeutungen unbekümmert herumbastelt, zeichnet das komplette Album aus. Newman führt ein Ideenbuch, in das er spannende Zitate, Referenzen und Ideen notiert. Auch nicht alle fertigen Songs haben eine feste Geschichte, wie eine Nachfrage zum Track »Bloodflood II« zeigt: »Ich weiß noch gar nicht, wer am Ende des Songs stirbt«, sagt Newman. Darauf UngerHamilton: »Das habe ich mir irgendwie schon gedacht. Ich hatte so ein komisches Gefühl, dass du noch nicht weißt, worum es in dem Song geht.« Das ist nicht nur ein Kurswechsel gegenüber dem ersten Album, sondern auch eine Reaktion auf die ausufernden Diskussionen im Netz um kleinste Textfragmente. Newman erklärt: »Auf dem Debüt hatten die Lyrics und Erzählungen eine Bedeutung. Aber auf dieser Platte gibt es Momente, in denen ich Worte singe, ohne mir bewusst zu sein, welche Worte das sind und ob sie einen Sinn ergeben.« Der Albumtitel »This Is All Yours« macht darauf aufmerksam, wie viel Macht in der Interpretation von Songs durch Fans und Musikjournalisten steckt – und wie unkontrollierbar dieser Prozess für Bands sein kann. So kann man sich aussuchen, ob »This Is All Yours« ein Konzeptalbum ist oder nicht. Die Anordnung der Songs könnte es auf den ersten Blick nahelegen: »Intro« – »Arrival To Nara« – »Nara« und ganz am Ende dann

»Leaving Nara«. Eine Reise nach Nara, in die japanische Großstadt, die für ihren Park mit über 1200 wilden Sikahirschen bekannt ist. Aber Vorsicht: »Eigentlich ist es kein Konzeptalbum. Wir überlassen es jedoch der Öffentlichkeit, das zu entscheiden. Wir haben die Songs im Nachhinein nur so angeordnet, wie es uns gefallen hat«, sagt Newman. Mit diesem fadenscheinigen Versuch, sich vor der Verantwortung zu drücken, sollen alt-J nicht durchkommen, schließlich sind sie es, die Musik und Texte geschrieben haben. Mit dieser Unbekümmertheit hat die Band auch Miley Cyrus und ihre Vocal-Line »I’m a female rebel« gesampelt. Sieht für alt-J so weibliche Rebellion aus? Das wäre ganz schön tragisch, denn bei all den Good-girl-gone-bad-Erzählungen, der dominierenden Sexualisierung und dem ganzen Aufruhr um Cyrus sieht diese »Rebellion« eher nach stereotyper Weiblichkeit und großem Geschäft aus. Auf die Idee, Nara als Schauplatz ihrer Songs zu wählen, kamen die drei über den sozialen News-Aggregator Reddit, besucht haben sie die Stadt noch nicht. »Wir hängen viel auf Reddit herum, das ist ein toller Ort. Es gibt nicht nur lustige Katzen, sondern auch viele spannende Sachen«, so Green. Ganz schön nerdy, könnte jetzt geschlussfolgert werden, aber weit gefehlt: »Digitale Kultur ist für uns Teil des täglichen Lebens, klar, aber dass wir uns jetzt besonders stark damit auseinandersetzen, ist nicht der Fall.« Die Band ist vielmehr hervorragend im Kuratieren alltäglicher Zeichen, die dann auch im Internet herumschwirren. Bestes Beispiel sind die Katzenmetaphern im tollen »Every Other Freckle«: »I’m gonna paw paw at you / Like a cat paws at my woollen jumper.« Dabei begrüßen alt-J auch, wenn ihre Zeichen wieder aufgegriffen werden. Sie ärgern sich nicht darüber, das inzwischen zum belächelten Hipster-Symbol verkommene Dreieck als ihren Bandnamen ausgewählt zu haben. Unger-Hamilton meint: »Wir hatten Glück, dass die Leute das so angenommen und weitergetragen haben und jetzt auf Konzerten Dreiecke mit ihren Fingern formen. Besonders unsere jüngeren Fans machen auch Fan-Art, das ist irgendwie cool. Andere Leute würden viel Geld dafür bezahlen, dass so etwas als Kampagne für sie entwickelt wird.« Klingt alles ganz schön unaufge­ regt, als ob alt-J nichts Besonderes seien. Na ja, fast: »Wir sehen nicht besonders gut aus und sind auch nicht total cool. Wir sind einfach eine Band«, Unauf­ sagt Newman. Ungergeregt Hamilton ergänzt: »Wir Bryan Ferry, der sind nur eine Band mit in den Siebzigeraußergewöhnlich gujahren mit Roxy Music ter Musik.« frühzeitig für umwer-

fenden Glam im britischen Rockbusiness sorgte, sagte in einem Interview über das Aussehen von alt-J: »Das ist faszinierend. Genau das wollten wir 1972 nicht tun, dieses Feiern von Normalität ... nur einen Schritt entfernt von der Warteschlange fürs Arbeitsamt.«

— ALT-J »THIS IS ALL YOURS« (INFECTIOUS / COOP / PIAS / ROUGH TRADE) — AUF TOUR VOM 07. BIS 17.02.15

T-Shirt: Urban Outfitters

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»MIT MUSIK VON THE UNDERTONES, RUDI, THE OUTCASTS, THE SHANGRILAS, DAVID BOWIE UND SUICIDE SETZT ES DEM »GODFATHER OF PUNK« TERRY HOOLEY EIN VIBRIERENDES DENKMAL.«


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ERLEND ØYE »ICH FÜHLTE MICH WIE BILBO BEUTLIN«


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Erlend Øye gelingt auf seinem neuen Album »Legao« die für einen Norweger ungewöhnliche Fusion aus Folk und Reggae. Annett Bonkowski ließ sich von ihm versichern, dass bei den Aufnahmen keine Rauchwaren im Spiel gewesen sind, und erklären, warum sich Øye manchmal wie Bilbo Beutlin gefühlt hat. Foto: Patrick Desbrosses

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as Morgenlicht bahnt sich noch etwas zaghaft den Weg in die Räumlichkeiten des Pauly Saals, der einst Teil einer jüdischen Mädchenschule war, und bleibt schließlich im leuchtend rotblonden Haar von Erlend Øye hängen. Längst ist das Berliner Restaurant zum Künstlertreff geworden und damit ein optimaler Gesprächsort für den Norweger, der mit buntem Palmenhemd, Wuschelfrisur und großer Nerdbrille eine verschlafene Ruhe ausstrahlt. Seine jeweils pinken und grünen Socken, die er uns freudig entgegenstreckt, sind jedoch kein Produkt morgendlicher Müdigkeit, sondern zweifelsohne Ausdruck seines Charakters: »Die Tatsache, dass sie so unterschiedlich sind, macht ihren ganzen Reiz aus«, betont Øye schelmisch. Ein Wesenszug, der sich auch durch seine Karriere zieht, in der er mit Kings Of Convenience, The Whitest Boy Alive und mittels zahlreicher Kollaborationen stets der Versuchung nachgab, sich nicht musikalisch festlegen zu müssen. Im letzten Jahr veröffentlichte er mit der Single »La Prima Estate« sogar erstmals einen italienischsprachigen Song. Nichts scheint unmöglich für den Mann, der seit 2012 auf Sizilien lebt. Kaum ein paar Wochen nach der im Juni dieses Jahres verkündeten Trennung von The Whitest Boy Alive folgt nun mit »Legao« nach dem 2003er-Werk »Unrest« der zweite Solostreich des schlaksigen Songwriters, der nachdenklich über das Ende der Band spricht: »Es fühlt sich gut an, diesen goldenen Käfig verlassen zu haben. Wobei es weniger ein Ausbruch daraus war als ein bloßes Öffnen der Käfigtür, aus der ich hinausspaziert bin, weil die Zeit reif und die Chance dazu da war. Ich habe mich erleichtert gefühlt, als ich nun wieder die Gelegenheit hatte, in ein mir unbekanntes musikalisches Umfeld einzutauchen.« Mindestens ebenso genüsslich versinken seine Zähne derweil im vor ihm liegenden Lachs-Bagel, den er, ganz seinem Ruf als sympathischer Zeitgenosse entsprechend, umgehend teilen möchte. Und doch wirkt seine auf »Legao« vollzogene Entwicklung hin zum Reggae-Vibe, der sich großzügig über das Album verteilt durch die Songs zieht, im ersten Moment etwas überraschend. Øye selbst freundete sich vergleichsweise spät mit Reggae an. Statt Begeisterung erntete dieser Sound von ihm jahrelang Skepsis und Naserümpfen: »Ich erkannte erst spät, dass mir die darin enthaltene Ästhetik gefiel. Dann gab mir Jens Lekman vor drei Jahren einen ›Lovers Rock‹-Sampler, und ich wurde bekehrt.« Ebenfalls ausschlaggebend für den Richtungswechsel war die Begegnung mit der isländischen Reggae-Band Hjálmar. Bei Festivals in Norwegen und Holland kreuzten sich ihre Wege, es wurde zusammen auf der Bühne gejammt, und aufgrund der damit einhergehenden Unbeschwertheit entschied man schließlich, es auch im Studio miteinander zu

versuchen. Zurückblickend gerät Øye geradezu ins Schwärmen: »Als wir in Holland zwei Songs für meinen Auftritt probten, fühlte sich das so gut an, und es geschah aus einer so großen Leichtigkeit heraus, die nicht oft vorkommt. Danach erschien es mir als ganz normal, mit ihnen auch auf anderer Ebene an dieses Gefühl anzuknüpfen. Sie gehören genau zu dieser Art von Musikern, denen man gerne seine Songideen vorspielt, in der Hoffnung, dass sie dem Ganzen etwas hinzuzufügen haben.« Vor mehr als einem Jahrzehnt hätte diese musikalische Entwicklung im Dunst der »Quiet Is The New Loud«-Bewegung vermutlich grotesk gewirkt. Mittlerweile verschmelzen die ehemals folkigen Klänge mit Pop-Nuancen in Øyes Repertoire allerdings verdächtig gut mit den warmen, entspannten, von Reggae inspirierten Melodien und verbinden sich auf dem zweiten Soloalbum zu einem überzeugenden Ganzen. Diese klangliche Liaison strahlt mindestens ebenso viel Behaglichkeit aus wie die Studio-Atmosphäre, in der Erlend Øye und Hjálmar bei den gemeinsamen Aufnahmen auf Island schwelgten: »Die Zeit im Studio mit Hjálmar war zweifelsohne genauso unbeschwert wie das Zusammenspiel mit ihnen auf der Bühne. Wir haben auch dort sehr schnell und unkompliziert zueinandergefunden.« Laut Øyes Aussage war keinerlei Aufwärmphase nötig, was ihn beim Gespräch, bequem in die Ecke des Sofas geschmiegt, dazu hinreißt, diese konkrete Erfahrung als einen insgesamt »schmerzlosen Prozess« zu bezeichnen. Und dennoch gibt er später zu, dass die persönlich größte Herausforderung wohl darin gelegen habe, Herr über die Gruppendynamik der vielen mitwirkenden Musiker zu werden: »Manchmal war es schwer für mich, den Überblick zu bewahren. In den Pausen hingen alle in der Küche herum und sprachen auf Isländisch miteinander. Derweil stand ich daneben, verstand kein Wort und versuchte alle im Raum dazu zu bewegen, wieder zurück ins Studio zu gehen.« Ein Umstand, der ihn an eine Szene in Peter Jacksons Blockbuster »Der Hobbit« erinnerte: »Ich fühlte mich wie Bilbo Beutlin am Anfang des Films, wenn alle Zwerge in sein Haus kommen und durcheinanderreden, sodass man kein Wort mehr versteht. Meine Situation war ähnlich. Auch ich wurde leicht verrückt bei diesem Anblick und fragte mich, warum mir niemand zuhören wollte. Es fühlte sich so an, als ob ich völlig die Kontrolle über das Haus verloren hätte. Ich war zu Bilbo geworden.« Immerhin erhielten sämtliche Reggae-Klischees Zutrittsverbot zu seinem Reich, denn Gras rauchende Musiker oder Rastafari-Glaubensbekenntnisse musste Øye während der Aufnahmen nicht befürchten. Die entspannte Grundhaltung auf »Legao« darf daher auch vom Hörer ohne Bedenken oder gar Nebenwirkungen inhaliert werden. — ERLEND ØYE »LEGAO« (BUBBLES / GROOVE ATTACK / VÖ 03.10.14) — INTRO INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR VOM 07. BIS 12.10.

Lovers Rock Das Subgenre des Reggae entwickelte sich Mitte der 70er-Jahre von Großbritannien aus und ist durch stilistische Elemente des Soul und R’n’B geprägt. Lovers Rock versteht sich als Antithese zu sozialkritischpolitisch geprägten Inhalten oder spirituellen Themen und weist einen leichteren Charakter auf. Der inhaltliche Fokus der Songs wird dabei von romantisch gefärbten Motiven bestimmt.

Hjálmar Die isländische Band gründete sich 2004 in Keflavík und hat seitdem fünf Studioalben veröffentlicht. Auf diesen verbindet das Quintett warme, sonnendurchflutete Reggae-Klänge Jamaikas mit der im Gegensatz dazu kühlen Schönheit der isländischen Sprache. Für diesen einzigartigen Kontext und dieses spezielle Verdienst um ihre Muttersprache wurde die Band 2010 sogar beim Icelandic Language Day geehrt.


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ie Identifikationsmelodie aller Neue-Deutsche-WelleFans kommt von Ideal. Sie heißt natürlich »Blaue Augen«. Darin singt Annette Humpe gar nicht richtig. Was man zunächst hört, ist vielmehr ein unterkühlter Sprechgesang. Im Refrain wird’s dann doch noch melodisch, und die Stelle »Deine blauen Augen machen mich so sentimental« kann jeder auf den 1980er-Jahre-Partys mitsingen. Wenn Humpe beim Wort »phänomenal« ankommt, verfällt sie in ein programmatisches Kieksen, das eigentlich mehr wie ein Schrei klingt und den Song erst so richtig aufregend macht. Dann schürzt Humpe im Video die knallrot geschminkten Lippen und guckt gelangweilt drein, weil – wie es im Song heißt – zu viel Gefühl lebensgefährlich ist. Lary, die man im Berliner Chimperator-Office zum Interview trifft, hat auch knallrote Lippen, sonst hat sie wenig gemein mit der Ideal-Sängerin aus den 1980ern. Die Frontfrau der Future Deutsche Welle macht elektronischen R’n’B mit deutschen Texten, lacht gern, und wenn sie redet, hört man das Gelsenkirchener Ruhrdeutsch. Dass man Lary auf Ideal ansprechen muss, hat sie sich selbst zu verdanken, eben weil sie ihre Musik an das Genre aus den 1980ern anlehnt. »Es geht mir bei dem Begriff nicht um einzelne Sachen, sondern um das Ganze. Ich habe nach etwas gesucht, das ich mit Leben füllen kann, etwas mit Freiheitsgeschmack.« Die NDW-Bands sind Lary dabei größtenteils schnurz. Future Deutsche Welle (FDW) – so kategorisiert Lary nicht nur ihren Sound, ihr Album hat sie genauso genannt. Darauf singt sie Lieder über Neonlicht, Liebe, Feiern im Club und Nächte, in denen es keinen Morgen gibt. Ihre Stimme klingt weich und soulig, ist unterlegt mit elektronischen Beats. Wenn man es unbedingt vergleichen will, dann ist »Future Deutsche Welle« ein Album, das mit ältlichen NDW-Hits von Sängerinnen wie Nena – wenn überhaupt – nur die Verwendung eines Synthesizers gemein hat. Um Larys Karriere kurz zu umreißen, muss man bei den Kirschpfannkuchen anfangen, die ihr von der Oma in Gelsenkirchen gebacken wurden. Die gab es zur Stärkung zwischen Schule, Tanz- und Theateraufführungen – damals waren Larys Songs noch Gedichte und sie selbst »meilenweit von einer Albumproduktion entfernt«. Ohne Omas Kirschpfannkuchen wäre Larys Abitur wahrscheinlich nicht so gut geworden, und ohne ihre Freunde vom Mindener Motorradclub hätte sie den Rapper Curse wohl nie kennengelernt, der sie als Mentor unterstützte und für den sie anfänglich als Backgroundsängerin aufgetreten ist. Nach dem Abitur hat Lary etwas gemacht, das in Künstleroder Ich-will-mal-Künstler-werden-Kreisen nicht unbedingt gängig ist: Sie hat erst mal fertig studiert. Gemodelt hat sie nebenbei auch noch. »Das waren kleine Jobs, nix Großes« – aber doch immerhin groß genug, um sich damit das Studium zu finanzieren. Lary sitzt im Schneidersitz auf dem Stuhl. Die langen Zöpfe sind zurückgebunden, ihr Hemd ist nur bis knapp unter die Brust zugeknöpft – ein Outfit, das nach amerikanischem 1990er-Jahre-HipHop aussieht. Um ihren Unterarm hat sie zwei Ringe und auf den Ringfinger ein kleines Herz tätowiert. Auf dem Tisch liegt ein JohnLennon-Tribut: eine runde Sonnenbrille. »Ich sammle die so ein bisschen«, gibt Lary zu. »Ich hab auch die Armani, die John Lennon hatte, aber die ist so klein, die steht mir überhaupt nicht.« Lary fläzt sich und wippt lässig mit den Füßen. Sie sagt »Mucke« und »Bock« und »meine Jungs«,

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und man kann sich gut vorstellen, wie sie mit ihren Mindener Motorradclub-Freunden abhängt und hinterm Tresen Schnaps Marke Kettenfett zusammenmischt. Auf ihrem Blog sieht man Fotos, auf denen Lary nicht wie der Kumpel aus dem Motorradclub, sondern ziemlich gegenteilig wirkt. Man sieht sie fast nackt im Schilf stehen oder breitbeinig auf einem Sofa sitzen. Das ist die erwachsene Lary, die sexy ist, lasziv oder erhaben wirkt und Zeilen wie »Komm lieb mich tief, zwing mich in die Knie, lieb mich kaputt« singt. In »Jung und schön« erzählt sie von Strobo-Licht, Tequila und Kippen. Und von Spaß, der vorhält, solange die Gläser immer voll sind. Aber das Leben ist natürlich mehr als nur Party. Wer liebt uns, wenn wir nicht mehr so jung und möglicherweise nicht mehr so schön sind? »Ob ich ein Problem mit dem Älterwerden habe, weiß ich noch nicht. Das werde ich sehen. Ich weiß aber, dass mir viele Dinge ermöglicht werden, weil ich jung bin und nicht total scheiße aussehe.« Noch hat die 28-jährige Lary keinen Grund, sich über das Ende der Jugend und der guten Zeiten zu sorgen – ihr Glas ist ziemlich voll. Mittlerweile hat es die Sängerin nach Berlin verschlagen, »in die Mutterstadt«, wie sie sagt. Der Liebe zum Gelsenkirchener Traditionsverein Schalke 04 hat das natürlich keinen Abbruch getan. Königsblau ist man ein Leben lang. »Wenn es sich ergibt, dann fahr ich ins Stadion.« Ein weiteres Hobby von Lary ist Die selbst ernannte Frontfrau der Future das Boxen. In ihrer Berliner Deutsche Welle macht elektronischen Wohnung gibt es allerdings Boxsack, dafür hat R’n’B mit deutschen Texten, spricht keinen sie drei Pflanzen. Die haben Gelsenkirchener Ruhrdeutsch, ist richtige Namen, wie es sich Model und Schalke-Fan. Text: Lena für Mitbewohner gehört: Ackermann. Foto: Christoph Voy »Die Bäumchen Jean-Paul und Simone sind ein Pärchen, müssen aber immer Schalke 04 ziemlich weit auseinander stehen, weil die ihren Freiraum Fußballverein aus Gelsenkir- brauchen.« Auch Lary liebt ihre Freiheit – dass die im Ramchen. Die Königsblauen, die penlicht nur bis zu einem gewissen Punkt möglich ist, ihre Mannschaft »auf Schal- weiß sie schon. Vielleicht sitzt deshalb eine Dame vom ke« anfeuern, sind nach Management mit im Raum – zu der die Sängerin manchmal eigener Auskunft »die besten Fans der Welt«. Im Film rüberschaut. Bei ihren Auftritten schaut Lary ins Publikum. »Fußball ist unser Leben« »Beim nächsten Lied müsst ihr mal für mich tanzen«, stellt geben Uwe Ochsenknecht sie beim Konzert später am Abend fest. Dann wirft sie sich in mit Schnörres und Ralf die Lichtfunken der Discokugel und lässt ihre Zöpfe fliegen. Richter in speckigen VereinsAls sie das Stück »Propeller« singt, kommt der Moment, in kutten typische Die-HardSchalke-Fans. Generell gilt dem FDW dann doch auf NDW trifft – weil Lary ihn auch beim Meister der Herzen macht, den Annette-Humpe-Kiekser.

Seit den frühen 1980er-Jahren steht der Begriff für ein Sammelsurium von Bands, die alle Musik mit deutschen Texten, aber (das war neu) keinen Schlager machten. Musikstiltechnisch ging die NDW von New Wave über Punk bis hin zu Pop. Populäre NDW-Bands waren Ideal, Nena oder Trio. Auch weniger mainstreamige Bands wie Einstürzende Neubauten werden so gelistet.

LARY

JUNG UND SCHÖN

der Schlachtruf: »Blau und Weiß ein Leben lang.«

— LARY »FUTURE DEUTSCHE WELLE« (CHIMPERATOR / SONY) — AUF TOUR VOM 27. BIS 31.10.


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DAVID FINCHER ÜBER SEINEN FILM »GONE GIRL«

KÖNNEN DIESE AUGEN LÜGEN? Der Roman »Gone Girl« wird aus einer männlichen und einer weiblichen Perspektive erzählt. »Fight Club«-Regisseur David Fincher verfilmte Gillian Flynns Bestseller als Mix aus Thriller, schwarzer Komödie und Mediensatire. Die Hauptrollen spielen Rosamund Pike und Ben Affleck. Alexander Dahas sprach mit Fincher über Scheidungen, Hitchcock und die Zukunft des Kinos. Foto: Baldur Bragason / ddp images

Vertigo Der Film zählt zu den wichtigsten Werken Alfred Hitchcocks. Für den Suspense-Thriller um einen Polizisten (James Stewart) mit Höhenangst, der den Selbstmord seiner Geliebten (Kim Novak) nicht verhindern kann, da sie sich von einem Glockenturm stürzt, nutzte der Regisseur einige neue Tricks. Um ein Schwindelgefühl nachzuahmen, erzeugte die Kamera den »Vertigo-Effekt«, indem sie auf ein Objekt zufuhr, während rückwärts in eine Weitwinkel-Einstellung gezoomt wurde. Dogma95-Übelkeit ist nichts dagegen.

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r. Fincher, meinen Sie wirklich, dass »Gone Girl« ein Date-Movie ist, das weltweit Scheidungen auslösen wird? Da hätte ich mich vorsichtiger ausdrücken sollen. Es war mehr als Witz gemeint. Es gibt aber in dem Film eine Szene, in der eine bestimmte Figur nachts einen Raum betritt und das Kinopublikum genau in der Mitte des Saals teilt. Und zwar in Männer und Frauen. Frauen sagen an der Stelle so etwas wie: »Das ist ja ekelhaft!«, die Männer beugen sich vor und sagen: »Hm, ich weiß nicht ...« Von diesem Moment an gibt es zwei Teams vor der Leinwand. Aber die hohe Scheidungsrate kommt sicher auch ohne meine Hilfe zustande. Haben Sie bewusst ein spezielles Augenmerk auf die Romanpassagen gelegt, in denen die Sensationsmedien aufs Korn genommen werden? Bei Gillian Flynns Roman handelt es sich um einen dicken Baum mit vielen Ästen und Blättern. Das Kinopublikum weiß, dass es zweieinhalb Stunden mit dem Film verbringen wird, dass es sich um den Babysitter kümmern muss und darum, nach der Vorstellung das Auto zu finden. Als Regisseur hat man da die Verantwortung, mit seiner Geschichte präzise zu sein. Zu Gillian Flynn sagte ich, dass es eine ganze Menge interessanter Aspekte in dem Buch gebe, aber wenn man nur das nimmt, was sich auf der Leinwand dramatisieren lässt, geht es nicht mehr um den internen Gedankenprozess der Figuren. Der Eindruck, den diese Tragödienvampire von der Schundpresse im Roman hinterlassen, ist eben sehr groß und eignet sich visuell hervorragend für einen Film. Die entsprechenden Szenen sind nicht etwa größer als im Roman, sie sind nur besser darzustellen. Die Geschichte handelt von Lügen, und das Kino ist ein Ort der Illusion. Finden die größten Lügen nicht vor der Kamera statt? Nein. Lügen gibt es überall. Wir haben Sprache erfunden, um zu lügen. Schon Dreijährige haben das drauf. »Hast du den Keks genommen?« – »Nein.« Kameras machen Lügen nur ein bisschen unbehaglicher. Halten Sie sich selbst für einen talentierten Lügner? Ich bin kein guter Lügner. Ich bin eher berüchtigt dafür, die Wahrheit zu sagen, und zwar nicht immer auf die schonende Weise. Einige Kamerafahrten und Motive in »Gone Girl« erinnern an die Filme von Alfred Hitchcock. Würde Hitchcock der Film gefallen?

Das weiß ich nicht, obwohl es darin ein Motiv gibt, das an »Vertigo« erinnert. Die Szene, in der Kim Novak ihren Brief an James Stewart schreibt. Hitchcock hat einmal gesagt, seine Filme wären keine Stücke aus dem Leben, sondern Stücke aus einem Kuchen. Ein Stück Kuchen ist mein Film jedenfalls nicht. Wie leicht fällt es Ihnen noch, ambitionierte Filme wie »Gone Girl« in Hollywood zu machen? Es ist ein Sumpf, klar. Aber ich hatte nie ein Problem damit, wie ich behandelt wurde. Ihr Kollege Steven Soderbergh hat frustriert aufgehört ... Okay, es hat lange gedauert, »Gone Girl« zu verwirklichen. Ich hatte feste Vorstellungen – sowohl, was die Besetzung angeht, als auch in Bezug auf die Dauer der Dreharbeiten. Wir brauchten schließlich 100 Tage, eine absurd lange Zeit. Aber immer, wenn die Studioleute gefragt haben, warum wir beispielsweise unbedingt in Missouri drehen mussten, und ich es ihnen erklärte, haben sie es auch verstanden. Steven Soderbergh ist wie ein Hai, der nicht stillstehen kann. Er möchte Dinge schnell erledigt wissen, und Filmfirmen funktionieren heutzutage eher langsam. Dank Apple Watch kann man Filme nun auf der Armbanduhr gucken. Kündigen solche Technologien das Ende der Kinokultur an? Nein. Ich glaube an das Kino als Kirche und Altar. Ich glaube, mit 700 Fremden in einem dunklen Raum zu sitzen und an derselben Stelle zu lachen ist eine wichtige Verbindung. Der Grund dafür, weshalb wir immer noch ins Kino gehen, obwohl viel dafür getan wird, uns davon abzuhalten, ist dieses Gefühl, dass man trotz seiner Einzigartigkeit von einer Geschichte bewegt werden kann. Die Technologie stand dem Geschichtenerzählen noch nie im Weg, sie trägt nur dazu bei, dass wir verschiedene Abläufe effizienter machen können. Das Kino und seine Traditionen sind hundert Jahre alt. Wenn es jetzt anfängt, die Leute zu langweilen, sind die Storyteller und die Leute, die sie finanzieren, dafür verantwortlich. Steve Jobs hat dahingehend einmal eine tolle Bemerkung gemacht. Als man ihn fragte, wie die Marktforschungsstrategien vor der Einführung des iPads ausgesehen hätten, sagte er: »Es gab keine. Es liegt nicht in der Verantwortung des Konsumenten, zu wissen, was er will.« Und für Filme gilt genau dasselbe. Man sollte ins Kino gehen und etwas sehen, was jenseits der Erwartungen liegt. — »GONE GIRL – DAS PERFEKTE OPFER« (USA 2014; R: DAVID FINCHER; D: BEN AFFLECK, ROSAMUNDE PIKE; KINOSTART: 02.10.14)


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COVER-WELTEN

SNEAKER Keine Frau wird jemals wieder so cool in Nike Huaraches aussehen wie Queen Latifah. Und auch der Adidas Superstar wäre vermutlich längst in der Versenkung verschwunden, hätten Run DMC das Modell damals nicht zur Legende gemacht. Genug Gründe, sich von den wegweisenden 80er-Jahren bis in die Neuzeit durch Plattencover zu graben, auf denen mindestens ein Paar Turnschuhe zu sehen ist. Die erste »Cover-Welten«-Ausstellung finden Plattendigger und Sneakerheads auf der Sneakerness am 11. und 12. Oktober in Köln. Alle Infos zur Convention unter www.sneakerness.com! Zusammengestellt von Jenny Weser


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JESSIE WARE

ANGEKOMMEN IN DER ERSTEN REIHE Ihr Debüt »Devotion« machte Jessie Ware vor zwei Jahren zur Hoffnungsträgerin des Post-R’n’B. Für ihr zweites Album »Tough Love« konzentriert sich die Britin nun auf den klassischen Brit-Soul. Ein Schritt zurück ist das allerdings nicht, stellte Verena Reygers fest, als sie Jessie Ware zum Interview traf.

J Jack Peñate »Wir waren die besten Freunde, bis wir elf waren«, sagt Ware über den britischen Singer/ Songwriter. Mit seinen zwei bisher veröffentlichten Alben feierte Peñate schon TopTen-Erfolge, als Jessie Ware noch an ihre Karriere als Journalistin glaubte.

essie Ware geht es gut. Frisch verheiratet, mit ihrem zweiten Album am Start, sitzt die Britin entspannt im Konferenzraum einer Berliner Plattenfirma. Die sonst schon mal zum strengen Knoten gebundenen Haare fallen locker auf die Schultern. Ein kleiner Silberring steckt im linken Nasenloch. Sie trägt eine bequeme Hose, ein weißes weites T-Shirt. Jessie Ware wirkt in echt viel weniger wie die der Eleganz verpflichtete Soul-Sängerin, die sie in ihren Videoclips mimt. Statt Unnahbarkeit strahlt sie Freundlichkeit und richtig gute Laune aus. Sie hat allen Grund dazu. Ihr zweites Album »Tough Love« schickt sich an, Jessie Ware endgültig als Impulsgeberin eines britischen Neo-Souls zu etablieren, der auch auf internationalen Tanzflächen funktioniert. »Dieses Album hat das große Potenzial, unmittelbar und direkt zu wirken«, bestätigt die 29-Jährige diesen Eindruck. Für diejenigen, die Jessie Ware aufgrund früher Kollaborationen mit Electro-Acts wie SBTRKT oder Sampha in der Dubstep-Nische verorten, erscheint dieses Album wenig progressiv. »Tough Love« ist ein pures Soul-Album; mit eleganten Arrangements, Call-and-Response-Hooks und einer Menge Gänsehautmomente, die allein durch Jessie Wares Fähigkeit zum Understatement vor dem Kitsch-Totalausfall bewahrt werden. »Oh, danke, das stimmt«, reagiert die Musikerin erleichtert auf die Genre-Einschätzung. Zwar bedient sich Ware auf »Tough Love« nach wie vor elektronischer Elemente, die als Beats, Claps und Loops unaufdringlich auf- und abschwellen. Im Mittelpunkt aber steht Jessie Wares Gesang, der selbstbewusster und weniger gedämpft als noch auf dem Debüt erscheint. »Meine Stimme ist viel näher dran am Hörer«, erklärt die Sängerin, »sie ist voll da.«

Ihrer Stimme zu vertrauen, dafür hat Jessie Ware lange gebraucht. Als Jugendliche singt die im Süden Londons aufgewachsene Ware in diversen Schulmusicals. Dann aber studiert sie englische Literatur mit der Absicht, Journalistin zu werden. Bis ein alter Schulfreund sie anruft und bittet, ihn als Backgroundsängerin zu unterstützen. Dieser alte Schulfreund heißt Jack Peñate. Er ebnet Ware quasi den Weg ins Scheinwerferlicht. Ein Weg, den sie von sich aus wohl kaum eingeschlagen hätte. »Meine Freunde haben mich dazu gedrängt, mich vorne ans Mikro zu stellen. Ich habe mich als Backgroundsängerin eigentlich ganz wohlgefühlt.« »Tough Love« wird Jessie Ware wohl nicht mehr zurück in den Hintergrund führen. Dass die Songs ihres zweites Albums gänzlich ohne Erwartungsdruck, sondern im Gegenteil sehr unangestrengt und in kurzer Zeit entstanden sind, hat die Musikerin selbst überrascht. Die meisten Songs hat Ware nach Beendigung ihrer letzten Tour vergangenen November geschrieben, einen Großteil davon erst im April. »Es hat sich alles so einfach ineinandergefügt, weil ich wusste, was ich wollte, und weil ich um mich herum die richtigen Leute hatte, die mir halfen, genau das umzusetzen.« Zu diesen richtigen Leuten zählt eine Armada an TopProduzenten: das schon auf »Devotion« aktive Team um Dave Okumu, Julio Bashmore und Kid Harpoon, aber auch illustre Namen wie R’n’B-Star Miguel oder James Ford, ­Initiator von Simian Mobile Disco und Produzent der Arctic Monkeys, Florence + The Machine und Haim. Ford ist bekannt dafür, dem Künstler seinen individuellen Spielraum zu lassen, was auch Ware bestätigt: »Er ist respektvoll und entspannt«, schwärmt sie. Als einen weiteren Pluspunkt nennt sie Fords Fähigkeit, einen Sound zu konzipieren, der gleichermaßen digital wie analog funktioniert. »Er kennt


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sich durch Simian Mobile Disco mit Synthies aus«, erläutert Ware, »weiß aber als Schlagzeuger auch, wie Live-Drums funktionieren. Gott, er produziert die Arctic Monkeys, die Live-Band schlechthin!« Den größten Einfluss auf »Tough Love« dürften aber BenZel gehabt haben, das aus Two Inch Punch und Benny Blanco (Ke$ha, Katy Perry) bestehende Produzentenduo. R’n’B-Dubstepper Two Inch Punch kennt Ware schon seit Jahren als Label-Partner. Mit Blanco hatte die Musikerin bereits vor »Devotion« testweise einen Song produziert. Zur richtigen Zusammenarbeit kam es aber erst jetzt im Rahmen von »Tough Love«. »Für mich, die sich schwertut im Studio, war es wichtig, mich nicht von jemandem herausgefordert zu fühlen, der zu den erfolgreichsten Hitmachern unserer Zeit gehört«, erzählt Ware. Statt den anderen beeindrucken zu wollen, müsse die Chemie stimmen. Nur das garantiere Authentizität. Teamwork statt Ego-Messen; mit Blanco scheint genau das gelungen zu sein. Auch, weil der Produzent seinen Job ernst genommen und nicht versucht hat, Jessie Wares zurückgenommenen Sound mit Pop-Bombast aus der Reserve zu locken. »Nein«, schüttelt Ware energisch den Kopf. »Benny wusste, dass ich das niemals erlauben würde, und er hätte es auch niemals verlangt.« So habe man sich an Künstlern wie Prince, Maxwell und Sade orientiert. Der Einfluss Letztgenannter auf Jessie Ware ist unüberhörbar. Nicht nur in dem Moment, wenn sie in »Sweetest Song« über dämmernde Synthies und knisternde Loops eine »Sweetest Taboo«-Bassline legt. Ware beerbt Sade in vielfacher Hinsicht. Beide stehen für einen eleganten, smoothen R’n’B-Sound, der, obwohl er clean und cool ist, einzuheizen vermag. Sophisticated nennen die Engländer ihre Variante einer Soul-Musik, die Ekstase nicht durch Schweiß belegt. Ware nickt. »Es ist dieses Zurückhaltende, Beherrschte«, bestätigt sie. Dennoch docken von Streichern oder Piano getragene Balladen wie »Pieces« oder »Say You Love Me« an die emotionale Kraft von Soulpop-Künstlerinnen der 90er wie Mica Paris, Eternal oder Dina Carroll an. Das zusammen mit Ed Sheeran entstandene »Say You Love Me« beginnt mit Klavier und zarten Gitarrenakkorden, zu denen sich ein verhaltener Beat gesellt. »Ed und ich saßen entspannt zusammen«, berichtet Ware über den Entstehungsprozess des Songs. »Wir unterhielten uns bei einer Tasse Tee über alles Mögliche, und Ed zupfte wahllos ein paar Akkorde, bis ich meinte: ›Wow, was war das?‹ So fing es an, und innerhalb kürzester Zeit stand der Song.« Getragen von Wares emotionsgeladener Stimme entlädt sich »Say You Love Me« schließlich in einem fulminanten Chor. Es könnte fast zu viel des Guten sein. Ist es aber nicht. Mit Ed Sheeran zu arbeiten könnte Ware als weiterer Beweis ihres unaufhaltsamen Aufstiegs zum Superstar gedeutet werden. Sie blickt verblüfft drein: »Ich fühle mich überhaupt nicht als Star«, lacht sie und erzählt die Episode, wie sie mit Miguel das erste Mal im Studio war und er sie bat, einen bestimmten Part zu singen, den er sich für sie überlegt hatte. »Ich dachte: Wow, er hat sich Gedanken über mich gemacht.« Dass man mittlerweile befreundet sei und er sogar Glückwünsche zu ihrer Hochzeit geschickt habe, scheint sie nach wie vor zu erstaunen. Apropos Hochzeit: Die thematisiert Ware zwar in diversen Interviews, »Tough Love« aber konzentriert sich, wie der Titel vermuten lässt, auf die düsteren Seiten der Liebe. Stand das Ja-Wort vielleicht auf der Kippe? »Nein«, lacht sie, »ich fände es bloß albern, ein ganzes Album nur über unser Glück zu schreiben. Das will doch niemand hören.«

»ICH FÜHLE MICH ALS HÖRERIN VIEL MEHR ZU SONGS HINGEZOGEN, DIE VON HERZSCHMERZ HANDELN. ALS SÄNGERIN EMPFINDE ICH ES NOCH MAL MEHR ALS ETWAS BESONDERES, DIESE EMOTIONEN MIT MEINER STIMME ZU WECKEN.« Jessie Ware Stattdessen ist »Tough Love« die Aneinanderreihung oft unerwiderter Sehnsüchte: Egal, ob der Typ nicht mit dem Heiratsantrag um die Ecke biegt (»You & I (Forever)«), das Wort »Liebe« nicht aussprechen kann (»Say You Love Me«) oder Gefühle einfach nur brutal sind (»Cruel«), Jessie Ware beherrscht die Klaviatur schmerzerfüllten Souls perfekt. »Ich fühle mich als Hörerin viel mehr zu Songs hingezogen, die von Herzschmerz handeln«, erklärt sie. »Als Sängerin empfinde ich es noch mal mehr als etwas Besonderes, diese Emotionen mit meiner Stimme zu wecken.« Ein Satz, den man von Jessie Ware vor zwei Jahren so nicht gehört hätte. Längst aber hat die Engländerin ihre Unsicherheit dem Scheinwerferlicht gegenüber durch ein über alle Maßen berechtigtes Selbstbewusstsein ersetzt. »Manchmal«, gibt sie zu, »habe ich noch ein bisschen Angst, aber wenn ich meine Band um mich herum habe, fühle ich mich absolut gut da vorne.« Zuletzt spürte sie das, als sie bei Live-Konzerten in Polen und Finnland erstmals das neue Songmaterial testete. Das sei etwas selbstsüchtig gewesen, sagt sie, denn das Publikum wolle natürlich die vertrauten Sachen hören. Als die Leute aber einen Song wie »Champagne Kisses« beim zweiten Refrain mitsangen, wusste sie, es funktioniert. »Stell dir vor, was es mit den Leuten in sechs Monaten macht, wenn sie die Platte kennen«, überlegt sie begeistert. Wir haben da so eine Ahnung. — JESSIE WARE »TOUGH LOVE« (ISLAND / UNIVERSAL / VÖ 03.10.14)

Two Inch Punch Bürgerlich Ben Ash, hat der Londoner unter dem Pseudonym Two Inch Punch schon Songs von Metronomy, Lianne La Havas und auch Jessie Wares Debüt »Devotion« geremixt. Der britische Guardian verglich Ashs musikalische Verbindung zu Ware als eine Timbaland/AaliyahBeziehung. Na ja ...

Ed Sheeran Großbritanniens rothaariger Superstar-Export mit Hobbit-Charme. Jessie Ware ist mit Sheerans Cousin schon seit Uni-Zeiten befreundet. »Wir haben gemeinsame Freunde, deshalb hat es sich sehr selbstverständlich ergeben, zusammen zu arbeiten« – England ist eben auch nur ein Dorf.


LONDON GRAMMAR

05.10.\BERLIN \COLUMBIAHALLE

LIVE: GORGON CITY MOVEMENT JESSY LANZA DJ: TEAM RECORDER 29.10. BERLIN BI NUU 30.10. KÖLN, GEBÄUDE 9

KID SIMIUS LIVE

01.10.\KÖLN \GEBÄUDE 9 03.10.\BERLIN \GRETCHEN 10.10.\ROSTOCK \ZWISCHENBAU 11.10.\AUGSBURG \KANTINE 18.10.\RAVENSBURG \DOUALA

OCCUPANTHER

05.10.\DARMSTADT \TONSTUDIO 25.10.\NÜRNBERG \NÜRNBERG POP FESTIVAL

THE 1975

08.10.\KÖLN \LIVE MUSIC HALL 09.10.\FRANKFURT \BATSCHKAPP 10.10.\MÜNCHEN \THEATERFABRIK 11.10.\LEIPZIG \TÄUBCHENTHAL 12.10.\BERLIN \ASTRA KULTURHAUS 13.10.\HAMBURG \DOCKS

DUSKY

10.10.\KÖLN \GEWÖLBE 11.10.\MÜNCHEN \KONG

SOHN

SUPPORT FYFE, AUSSER FESTIVALS 11.10.\DÜSSELDORF \NEW FALL FESTIVAL 12.10.\BERLIN \HEBBEL AM UFER (SOLD OUT) 13.10.\BERLIN \HEBBEL AM UFER (ZUSATZSHOW) 22.11.\LEIPZIG \AUDIO INVASION 05.12.\MÜNCHEN \STROM 06.12.\WIESBADEN \SCHLACHTHOF (SALON)

WHOMADEWHO

SUPPORT: KID SIMIUS LIVE (AUSSER BERLIN) 14.10.\HAMBURG \GRUENSPAN 15.10.\DRESDEN \SCHEUNE 16.10.\STUTTGART \WAGENHALLEN 17.10.\FRANKFURT \ZOOM 18.10.\BERLIN \ASTRA KULTURHAUS

CLIENT

18.10.\ESSEN \HOTEL SHANGHAI 19.10.\HAMBURG \TURMZIMMER 20.10.\BERLIN \BERGHAIN KANTINE 21.10.\KÖLN \BLUE SHELL 22.10.\MÜNCHEN \STROM

RUDIMENTAL

20.10.\KÖLN \BÜRGERHAUS STOLLWERCK 21.10.\BERLIN \POSTBAHNHOF

KELE OKEREKE LIVE

24.10.\LINGEN \FOYER IN DER EMSLAND ARENA

LUNICE

SUPPORT: BASSGANG 25.10.\BERLIN \YAAM

KELELA

SUPPORT: TOTAL FREEDOM \JOEY HANSON \DAN BODAN 01.11.\BERLIN \BERGHAIN KANTINE

THE KNIFE

03.11.\BERLIN \ARENA

GLASS ANIMALS

04.11.\FRANKFURT \NACHTLEBEN 10.11.\HAMBURG \NOCHTSPEICHER 11.11.\KÖLN \STUDIO 672 24.11.\MÜNCHEN \MILLA

CHET FAKER

10.11.\BERLIN \ASTRA KULTURHAUS

ZOLA JESUS

10.11.\KÖLN \GEBÄUDE 9 11.11.\BERLIN \CERTAIN PEOPLE@BERGHAIN 12.11.\HAMBURG \UEBEL&GEFÄHRLICH 13.11.\FRANKFURT \ZOOM

CLEAN BANDIT

10.11.\BERLIN \SCHWUZ 11.11.\HAMBURG \GRUENSPAN 15.11.\KÖLN \KANTINE 16.11.\MÜNCHEN \AMPERE

MIGHTY OAKS

10.11.\KÖLN \LIVE MUSIC HALL 11.11.\HANNOVER \CAPITOL 12.11.\LEIPZIG \WERK 2 13.11.\BERLIN \COLUMBIAHALLE 22.11.\HAMBURG \DOCKS (SOLD OUT) 06.12.\DORTMUND \KONZERTHAUS 07.12.\HEIDELBERG \HALLE 2 09.12.\STUTTGART \LKA LONGHORN 10.12.\FREIBURG \JAZZHAUS 16.12.\MÜNCHEN \THEATERFABRIK 18.12.\WIEN \FLEX 19.12.\GRAZ \PPC 20.12.\HAMBURG \DOCKS (ZUSATZSHOW) 21.12.\KÖLN \LIVE MUSIC HALL (ZUSATZSHOW)

THE MAJORITY SAYS 10.11.\BERLIN \GRÜNER SALON

KIESZA

11.11.\BERLIN \GRETCHEN 12.11.\KÖLN \BÜRGERHAUS STOLLWERCK

NIGHTMARES ON WAX

13.11.\MÜNCHEN \AMPERE 14.11.\KÖLN \CLUB BAHNHOF EHRENFELD 15.11.\BERLIN \GRETCHEN 16.11.\HAMBURG \MOJO

JUNGLE

17.11.\BERLIN \POSTBAHNHOF

SON LUX

23.11.\HAMBURG \NOCHTSPEICHER 24.11.\BERLIN \SCHWUZ 25.11.\KÖLN \GEBÄUDE 9

TEMPLES

24.11.\BERLIN \LIDO

BAHAMAS

26.11.\BERLIN \PRIVATCLUB

ZOOT WOMAN

17.01.\HANNOVER, MUSIKZENTRUM 18.01.\HAMBURG, ÜBEL & GEFÄHRLICH 19.01.\BERLIN, LIDO 22.01.\DRESDEN, BEATPOL 23.01.\LEIPZIG, TÄUBCHENTHAL 27.01.\MÜNCHEN, STROM 30.01.\FREIBURG, JAZZHAUS 31.01.\FRANKFURT, ZOOM 01.02.\ERLANGEN, E-WERK 02.02.\STUTTGART, CLUBCANN 03.02.\KÖLN, CLUB BAHNHOF EHRENFELD

UNDERWORLD 28.03.\KÖLN \E-WERK

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EIN BESUCH AM SET VON

DER RICHTIGE FILM Ein kleines Team drehte im Sommer in Hamburg einen Spielfilm mit Lampedusa-Flüchtlingen. deutsche Behörden, Bürgerkriegsverbrechen und weitere Gründe für das außergewöhnliche Projekt.


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»LIFE WAS GOOD IN LIBYA«

IM FALSCHEN LEBEN Wolfgang Frömberg war einen Tag lang dabei, sprach mit Regisseur und Crew über afrikanischen Humor, Dazu befragte er Tocotronic-Drummer Arne Zank nach seiner Rolle im Film. Fotos: Tim Bruening

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reharbeiten unter Palmen am Hamburger Hafen. Die letzte Szene soll wiederholt werden, eine Klappe mit dem Filmtitel »Life Was Good In Libya« wird hochgehalten. Drei Jungs schnappen sich den Ball und werfen auf dem Basketballplatz Körbe. Biggie wartet ein paar Meter entfernt auf seinen Einsatz, die Hände stecken lässig in den Hosentaschen. Schauspieler müssen geduldig sein. Die Arbeit an einem Film bestehe zum größten Teil aus Warterei, hat Johnny Depp einmal gesagt. Für einige Tage hätten die Dreharbeiten in der Hansestadt auf Eis gelegen, weil das Wetter nicht stimmte, erklärt Produktionsleiterin Sofia Velasquez. An diesem Samstag im Juli ist die Sonne endlich wieder bereit, ihren Beitrag zum Low-Budget-Projekt zu leisten. Die Zeit drängt, das Filmteam ist unter Druck. Zumindest lässt Regisseur Roman Toulany das durchblicken. Problematisch ist wohl weniger, dass das Geld ausgehen könnte. Kohle ist trotz einer Crowdfunding-Kampagne, bei der für 5000 Euro getrommelt wurde, sowieso kaum vorhanden. Schwerer wiegt die Tatsache, dass manche der Hauptdarsteller von der Abschiebung bedroht sind, anderen winkt eine Arbeitserlaubnis und somit ein Job, der ihre Zeit beansprucht. Es sind Refugees aus Libyen, die über das Mittelmeer und Lampedusa nach Deutschland gelangt sind. So wie Biggie, der in Wirklichkeit Isaac Nnanemal heißt und das Warten nicht als Schauspieler, sondern von den Behörden gelernt hat. Seinen eigentlichen Beruf darf er momentan nicht ausüben.

»Life Was Good In Libya« Es handelt sich um einen vorläufigen Arbeitstitel. Zunächst soll ein 30-minütiger Film entstehen, eine Kurzfassung des eigentlichen Drehbuchs, die als eigenständige Geschichte funktioniert. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieser Ausgabe waren die Dreharbeiten noch nicht beendet. Wann der Film wo gezeigt wird, steht deshalb noch in den Sternen.

Köpfe zusammenstecken Ohne dass jemand ein Skript in der Hand hielte, scheint jeder zu wissen, was er tun muss. Wenn es kleine Abstimmungsprobleme gibt, erklingen sanfte Anweisungen von Roman oder Kamerafrau Doro Götz. Der Tonmann ist noch unerfahren. Wie einige andere freiwillige Helfer war er zunächst als Komparse dabei. Er solle die Angel mit dem Mikro tiefer halten, damit sie nicht ins Bild rage, ruft Doro. Sie selbst schultert pausenlos die Kamera, als gehöre der Apparat fest zu ihrem Körper. Über den Kopf hat sie ein Tuch geworfen, um sich vor der Hitze zu schützen. Jetzt sucht sie sich einen leicht erhöhten Platz an der Häuserfassade neben der St.-Pauli-Kirche. Von dort aus kann sie das


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Park-Fiction-Szenario mitsamt den künstlichen Palmen und der dahinter liegenden Hafenkulisse gut einfangen. »Ciao Hamburg« steht in riesigen Buchstaben auf einem Kahn. Aus den Augenwinkeln sieht man die Kräne, die am Milliardengrab Elbphilharmonie Wache schieben. Romans Kopf verschwindet unter Doros Sonnenschutz, sodass er sich einen Eindruck vom Bildausschnitt machen kann. Sofia wuselt mit Zetteln in der Hand über das Set. Am Rande sitzen Beteiligte und Unbeteiligte. Sie chillen in der Sonne, spielen mit ihren Handys. Der Dreh auf Deutsch, Englisch und Twi läuft so unspektakulär ab, dass eine Grenze zwischen Filmteam und Zufallsstatisten kaum zu erkennen ist. Wo ist eigentlich der Catering-Wagen? Brutale Wirklichkeit So etwas Luxuriöses gibt es hier nicht. In der Drehpause bedienen sich alle aus einer großen Salatschüssel. Ein paar Minuten im Schatten auf den Stufen vor den Häusern tun gut. Andreas Listowel gesellt sich hinzu. Er spielt eine der Hauptrollen in »Life Was Good In Libya« und weiß ebenfalls sehr genau, was es bedeutet, zu warten. Die Geschichte, die ihn hierher gebracht hat, dürfte er schon öfter erzählt haben. Trotzdem wirkt es so, als könne er sie selbst kaum fassen. Knapp beschreibt er, wie er aus Ghana ausgewandert sei, um in Libyen ein besseres Leben zu führen. 2011 brach der Bürgerkrieg aus. Viele »schwarzafrikanische« Migranten seien aus dem Land verjagt worden, weil manche von ihnen als Söldner in Gaddafis Armee gedient hätten. Wer nicht sofort mit dem Leben bezahlte, wurde beraubt und mit Hunderten anderen Vertriebenen auf einem Floß in den fast sicheren Tod geschickt. »Die meisten saufen ab«, erklärt Andreas. Es würden auf See viel mehr Menschen sterben, als die Nachrichten vermeldeten. Schließlich gäbe es in der Regel niemanden unter den »boat people«, der navigieren könne.

Andreas hatte Glück, er kam bis nach Lampedusa. Dort begann die Warterei. Nach zwei Jahren im Lager reiste er beinahe mittellos über Mailand bis nach Hamburg, wo er auf andere Refugees traf. »Anfangs schliefen wir einfach irgendwo«, erzählt er, »und wurden von der Polizei immer wieder an andere Plätze verwiesen. Jeder wusste, dass wir in der Stadt leben, aber die Ämter ignorierten uns.« Später suchte er Zuflucht in der St.-Pauli-Kirche, mit deren Unterstützung das Übereinkommen für eine längerfristige Aufenthaltserlaubnis getroffen wurde. Andreas wartet noch immer auf die Papiere, bleibt aber zuversichtlich. Biggie scherzt mit ihm, begibt sich dann erneut in Position. Es soll eine kurze Einstellung mit dem bekannten Schauspieler Adam Bousdoukos (»Soul Kitchen«) gedreht werden. Nach dem dritten oder vierten Take ist auch diese Szene im Kasten, Bousdoukos bleibt noch kurz am Drehort, um ein wenig zu plaudern. Andreas nickt schmunzelnd: »Biggie macht es gut. Er ist heute der Star.« Isaac nimmt das Kompliment etwas verlegen entgegen. Über sein persönliches Schicksal spricht er nicht gerne. Es ähnelt Andreas’ Odyssee, mit dem Unterschied, dass das Floß, auf dem er fuhr, kurz vor der Küste unterging. Neben etwa vierhundert weiteren Refugees ertrank bei diesem Unglück auch seine Frau. Leichte Unterhaltung »Life Was Good In Libya« sei kein politischer Film, erklärt Roman. Für den 27-jährigen Filmemacher ist es das erste große Ding. Zwar hat er am vorherigen Wohnort München bereits sieben Jahre lang den Alltag in der Skaterszene dokumentiert, das Material wartet aber noch auf den Schnitt. Die Betonung des »Unpolitischen« erscheint angesichts der geschilderten Hintergründe verwunderlich. Es habe sich einfach so ergeben, meint er. »Ich suche mir immer besondere Plätze in der Stadt, um Ideen zu entwickeln und zu schreiben. Eine Zeit lang habe ich in der St.-Pauli-Kirche abgehangen, die Jungs hingen auch da rum. Wir freundeten uns an und redeten viel miteinander. Ich schlug ihnen vor, Kurzfilme zu drehen, und fragte Doro, ob sie Lust habe, ein paar Comedy-Sachen zu filmen. Dabei stellte sich raus, dass

Lampedusa Die zu Italien gehörende Mittelmeer-Insel hat es zu trauriger Berühmtheit gebracht. Auf Wikipedia heißt es, das Eiland gelte als »Vorposten der italienischen Behörden, illegale Einwanderer auf ihrem Weg nach Europa abzufangen«. Die steigende Zahl von Flüchtlingen und Vertriebenen geht einher mit einer wachsenden Zahl an Bootsunglücken mit vielen Toten auf der Route Afrika-Europa. Auf der Insel selbst befinden sich zwei »Auffanglager«, in denen die Flüchtlinge teils Jahre verbringen. Mehr zur Situation von LampedusaFlüchtlingen unter: www. lampedusa-in-hamburg.org.

Adam Bousdoukos Einem größeren Publikum wurde Bousdoukos 1998 bekannt. In Fatih Akins Komödie um ein Trio Hamburger Jungs mit migrantischem Hintergrund, die im Kino ein Überraschungserfolg war, mimte er den griechischstämmigen Costa. Er war seitdem in einigen weiteren Akin-Produktionen sowie in diversen deutschen TVSerien zu sehen. Seit 2014 ist er Mitglied des Ensembles der »Lindenstraße«.


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Afrikaner allein für sich weniger lustig sind; sie entwickeln ihren Humor im Dialog. Wir drehten längere Sketche, es kamen immer mehr Leute dazu. Das machte uns so viel Spaß, dass wir gemeinsam an einer Filmhandlung arbeiteten. ›Life Was Good In Libya‹ ist kein Film über Flüchtlinge. Der Film soll ihre Probleme nicht ausklammern, aber wir wollten von Anfang an, dass er unterhaltsam wird.« Neben Adam Bousdoukos konnten weitere Promis wie Arne Zank (siehe Kasten) für Statistenrollen gewonnen werden. Das »Kamel« genannte Produktionsauto trägt Equipment und Requisiten zum nächsten Drehort in der einst von Friska Viljor besungenen Wohlwillstraße. Kinder werden vom Spielplatz als Darsteller rekrutiert. Neugierig möchten sie wissen, wann der Film im Fernsehen gezeigt werde. St.-Pauli-Fans, die in Scharen vom Freundschaftsspiel gegen Celtic Glasgow kommen, geraten zwangsläufig mit ins Bild. Da muss Biggie jetzt durch. Kurz bevor die Sonne endgültig hinter den Wolken zu verschwinden droht, sorgt ein Kaugummi für Irritation. Ob Isaac den die ganze Zeit über im Mund gehabt habe, will Doro wissen, damit kein Anschlussfehler entstehe. Isaac ist sich unsicher, was zu Flachs und Gelächter unter den Darstellern führt. Die versammelten Improvisationskünstler nehmen die Sache bei aller Lockerheit ernst, trotz der gebotenen Ernsthaftigkeit bleiben sie aber bemerkenswert gelassen: egal, ob Doro auf dem Basketballplatz der Ball auf den Kopf fällt, Roman in seiner Skript-Zettelsammlung die nächste Szene sucht oder echte Polizisten auftauchen, wenn ohne Genehmigung mit Polizeikostümen gedreht wird, wie einige Tage zuvor geschehen. Diese verschworene Gemeinschaft macht nicht den Eindruck, als ließe sie sich schnell verunsichern. Sie erinnert vielmehr, ohne viel Aufsehen darum zu machen, an den alten Begriff der Solidarität. — »LIFE WAS GOOD IN LIBYA« (D 2014; MITWIRKENDE: ROMAN TOULANY, DORO GÖTZ, SOFIA VELASQUEZ, VERONIKA CHRISTMANN, ABDULLAH AMANI, ANDREAS LISTOWEL, ISAAC NNANEMAL U. A.)

ARNE ZANK ÜBER FLÜCHTLINGSPOLITIK UND SEINE ROLLE IM FILM

»DIE SCHANDE EUROPAS« Wohlwillstraße »We had gone to the right town / And those beautiful friends invited us to stay / At their place on this street that we will never forget / We want to go back to the Wohlwill love / We want to go back to the Wohlwill love / Wohlwillstrasse / It’s where we should go, were we should go.« (Friska Viljor »Wohlwill Strasse«)

Wie bis du in das Projekt »Life Was Good In Libya« hineingeraten? Das Filmteam hatte uns als Tocotronic angefragt, weil sie gerne bekannte Gesichter in den Statistenrollen wollten, und ich hatte als Einziger Zeit. Hast du das komplette Drehbuch gelesen? Nein, nur eine Zusammenfassung. In was für einer Szene trittst du auf, und welche Rolle spielst du? Ich sitze im Hintergrund rum und esse Eis, während einer der Refugees seiner Begleitung ein Eis spendiert. Welchen Eindruck hattest du während der Dreharbeiten vom Filmteam? Alle Beteiligten waren sehr reizend und engagiert. Da das Projekt sehr schnell umgesetzt werden musste – einige beteiligte Refugees standen kurz vor der Abschiebung –, merkte man, wie viel Herzblut und Arbeit von allen hineingesteckt wurde. Insgesamt war die Stimmung freundschaftlich und auf gleicher Augenhöhe. Das fand ich sehr angenehm, und es ist, denke ich, auch speziell an diesem Projekt: dass es um eine gemeinsame Arbeit geht und so Instrumentalisierungen vermieden werden. Hast du durch die Mitwirkung auch einen neuen Begriff von den Lebensumständen der Lampedusa-Flüchtlinge bekommen? Es bestätigte sich der Eindruck, dass die Flüchtlinge dauernd von den Behörden schikaniert und von der Politik getäuscht werden. Zum Beispiel wurden alle aus der Lampedusa-Gruppe auf unterschiedlichste Heime am Stadtrand verteilt. So wird eine Solidarisierung untereinander unmöglich gemacht, und es werden Freundschaften zerstört. Es ist unerträglich zu sehen, wie diese Flüchtlinge behandelt werden! Das ist die Schande Europas und erscheint besonders deprimierend, wenn man zurzeit die Debatte um Waffenlieferungen verfolgt. Das scheint einfacher durchsetzbar zu sein, als Flüchtlinge aufzunehmen. Es ist ekelhaft. Interview: Wolfgang Frömberg

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D O T N E C N A H C HEUTE

US T O L NG

L.A us a ie as gen en, d n te m zen nom u d e ro ufg ,P a n . o is lbum don l l n E A o L en es tev neu ns in S h u in rlic hat e für e g n r h r, , bü appe traf i s u t Lo uch R ehn g W n a i Fly rphy t. Jan . n u ig che in M häft i e fez pta esc sru as Ca od b u it A Ali tig, T M « em ich ad! ter d m, r e de e D un u’r 2012 s mit o »Y eit ng d s 19 So n u uf ha sic

I Y L F

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Shintarō Kago Flying Lotus ist seit langer Zeit großer Fan des japanischen Mangazeichners. Kagos verstörende Werke werden dem Ero-Guro-Stil zugeordnet und beschäftigen sich mit Koprophilie und Folter, aber auch mit Geisteskrankheiten und außerkörperlichen Erfahrungen. »In meinen Augen sind Kagos Zeichnungen die Reflexion der gehemmten japanischen Kultur. Außerdem mag ich, wie er sich über alle Konventionen im zeichnerischen Bereich hinwegsetzt.«

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rgendwie erwartet man ja, dass Flying Lotus seinem Namen getreu mit verschränkten Beinen, aufgerichtetem Oberkörper, geradem Rücken und leicht zurückgezogenen Schultern durch die Lobby des Hotels zum Interview schwebt. Stattdessen zwängt sich der ganz in Schwarz gekleidete Schlaks umständlich in das dunkelgrüne Sitzmobiliar und lacht abwesend in sein Smartphone. Dann brüllt er in das Aufnahmegerät und beobachtet belustigt, wie die Audiokurve ausschlägt, bestellt sich einen Schluck Whiskey, wird wütend, als wirklich nur ein Schluck kommt, und witzelt über den exotisch-fruchtigen Geruch der Bedienung, der ihn an den Duft der Stripperinnen in seiner Wahlheimat L.A. erinnert. Flying Lotus ist alles andere als ein in sich ruhender Sonderling mit einem Faible für Übernatürliches, der nach dem Interview ins Nirwana schwebt. Er ist der ganz normale Beatgeek mit einer Schwäche für Louis Armstrong, japanische Zeichentrickserien, gutes Gras und schöne Frauen.

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Und doch gibt schon alleine das von Shintarō Kago gestaltete Artwork der Platte Anlass zu der Annahme, dass man es hier mit einem verkifften Esoteriker zu tun hat, der sein neues Album nun zur Ergründung des Exitus nutzt. Zumal FlyLo – wie er manchmal von seinen Fans genannt wird – gerne über luzide Träume, seine Erfahrungen mit dem halluzinogenen Tryptamin-Alkaloid DMT und unerklärliche Zusammenhänge des Universums spricht. Auf dem Cover der Platte sieht man psychedelische Stränge und den Schein einer Aura. Davor: die Silhouette von Flying Lotus, dessen Augen, Nase und Mund durch einen weißen Strudel ersetzt sind. Es braucht nicht viel, um hinter dieser Komposition die Grundidee des Buddhismus zu erkennen. Dort, wo sonst gesehen, gerochen, geschmeckt und empfunden wird, klafft ein leeres Loch. Flying Lotus hat die Erleuchtung erlangt und sich somit aus dem Lebenskreislauf der ständigen Reinkarnation in einem neuen Körper befreit. Er ist endgültig gestorben und kehrt nicht zurück


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J Dilla Kaum ein Produzent hat das HipHop-Spiel in den vergangenen zehn Jahren mit seinem ganz eigenen und weitsichtigen Produktionsstil und der Liebe zu Samples so geprägt wie Jamew Dewitt Yancee. Als Mitglied der Slum Village und auf Solopfaden versorgte der Detroiter Produzent namhafte Rapper wie Common, De La Soul oder Busta Rhymes mit seinem Sound. Er war stets Vorbild und Inspiration für Produzenten wie KanYe West oder eben Flying Lotus. J Dilla verstarb 2006 viel zu früh an der unheilbaren Autoimmunkrankheit Lupus.

in einen Körper auf der Erde. Er agiert erwacht, erleuchtet und musiziert jenseits von Raum und Zeit. Solche Geistesideen kann sich natürlich nur zurechtlegen, wer schon ein paar Jährchen auf dieser Erde verbracht und sich so seine Gedanken gemacht hat. Wenn man so jung ist, dass Mama und Papa einem noch nicht mal verklickert haben, wie neues Leben genau entsteht, ist der eigene Tod und das damit eintretende Ende von allem eine der schrecklichsten Sachen auf der Welt. »Als kleiner Junge lag ich abends im Bett und habe dafür gebetet, dass ich bitte niemals sterbe. Aber je älter ich wurde, desto mehr habe ich bemerkt, dass man gar nicht unbedingt 90 Jahre alt werden möchte.« Flying Lotus erzählt, dass er sich um seine über 70-jährige Großmutter kümmere, die nach einem Schlaganfall nicht mehr laufen könne. »Ich möchte nicht lange leben, ich möchte lieber in Würde sterben.« Der Verlust des legendären Produzenten J Dilla war der erste Tod, der sein Verhältnis zum Sterben verändert hat. »Zu der Zeit arbeitete ich bei Stones Throw, und Dilla hatte ›Donuts‹ fertiggestellt. Dass er plötzlich nicht mehr da war, hat mich sehr bewegt. Einerseits, weil ich auch davon träumte, ein großer Produzent zu werden. Andererseits, weil ich bemerkte, wie sehr sein Tod die Leute mitnahm und wie viel Dilla von sich auf dieser Welt hinterlassen hat.« Spätestens von diesem Tag an dachte Flying Lotus anders über Leben und Tod. Der Grundstein für die spirituelle Sinnsuche wurde aber schon viel früher gelegt: »Als kleiner Junge fuhr ich jede Woche mit meiner Tante in die Agoura Hills und besuchte das Sai Anantam Ashram«, erinnert sich Flying Lotus. Dem Meditationszentrum kehrte er als rebellierender Teenager mit agnostischen Ansichten den Rücken und besann sich erst auf dem College und in der Highschool darauf, seinen Horizont, auch unter Hinzunahme von Flying Lotus psychedelischen Drogen, zu erweitern. »Das Leben in L.A. hat mir dann vollends die Augen geöffnet. Wir leben nur in einer Blase, und bestimmt haben Leute den Hauch einer Ahnung, wie alles zusammenhängt, aber niemand hat die Antwort auf alles.« An diesem Punkt des Gesprächs macht sich ein wenig Ernüchterung breit: Flying Lotus hat keine Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Was für sich genommen nicht schlimm wäre, aber seine Annahmen gleichen doch sehr den bekannten Allgemeinplätzen. Vielleicht kommen wir der Sache anders ein wenig näher. In Interviews hatte Flying Lotus immer wieder betont, dass seine Spiritualität nicht unbedingt auf drogeninduzierten Denkweisen beruhe, sondern sich vielmehr aus echten Erlebnissen auf der Erde speise. Was also hat er denn erlebt, das ihn zu einem solch spirituellen Menschen werden ließ? »Derzeit fühlt sich in meinem Leben vieles an, als hätte es bis hierhin genau so passieren sollen. Meine Tante war ein unglaublich weiser Mensch und hat viele Dinge über mich und mein Leben vorausgesagt, als ich noch ein Baby war. Ich denke, dass jeder von uns einen gewissen Zweck auf dieser Erde erfüllt. Vielleicht bist du nur hier, um ein Kind zu bekommen, das mit seinen Taten die Welt verändern wird. Aber wir stehen uns mit unseren Egos selbst im Weg und denken: ›Da muss doch mehr sein,

als nur der Vater von jemandem zu sein. Ich muss, ich will dieses oder jenes sein.‹ Vielleicht bist du nur hier, um jemand anderen zu inspirieren.« Flying Lotus’ Aufgabe ist die Musik. An anderer Stelle hatte er erwähnt, er sei von Platte zu Platte der Musik näher gekommen, die er sich schon als kleiner Junge erträumt habe. »Ich denke, dieses Album ist eine meiner realisierten Visionen. Ich habe mir immer vorgestellt, Dinge zu machen wie diese Platte. Ich habe immer den Raum dafür gesehen. Einen Raum, in den Leute noch nicht hineingegangen sind. Mit ›You’re Dead!‹ bin ich dem schon sehr nahegekommen. Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis.« Auch fernab von spirituell-spiritistischer Sinnsuche ist »You’re Dead!« gelungen. Nach dem Trailer, der durch sein schnelles Flackern Epilepsie evozierte, hätte es auch ein Album werden können, auf dem Flying Lotus Musik zu Audiodrogen, sogenannten I-Dosern oder binauralen Beats, zusammenmischt und dem Hörer dadurch esoterische Hörerlebnisse verschafft. Stattdessen ist »You’re Dead!« ein 38 Minuten langes, in- und auseinanderfließendes Allerlei, das den Tod musikalisch und textlich gleichermaßen ergründet. Minutenlang anschwellende Klostermusik wird abrupt durch disharmonische Jazz-Improvisationen unterbrochen und schließlich von eher strukturierten Songs abgelöst, deren Produktion in der Tradition von Alben wie »Los Angeles« oder »Cosmogramma« steht. In so einem Kontext machen Tracks mit Rappern wie Snoop Dogg und Kendrick Lamar genauso Sinn wie die wunderschönen Zusammenarbeiten mit Langzeit-Geistesbruder Thundercat und als dem legendären Jazz-Pianisten Herbie Hancock. Auch mit von der Partie ist Captain Murphy, das Rap-Alter-Ego von Flying Lotus. Mit ihm hat er den Song »The Boys Dying In Their Sleep« aufgenommen. »Darin geht es um Leute, die im Schlaf gestorben sind, weil sie zu viele verschreibungspflichtige Medikamente genommen haben. Die Menschen gehen heute nicht mehr an einer Überdosis Heroin, sondern an einer Überdosis Oxycodon zugrunde. Auch ein guter Freund von mir ist daran gestorben. Das ist sein Song.« Flying Lotus hält einen Moment inne. Zwischen all den Allgemeinplätzen, dem regen Treiben in der Hotellobby und der gejetlagten Laune sagt er dann doch noch etwas sehr Schlaues: »Vielleicht geht es darum, alles hinter sich zu lassen, das Neue zu umarmen und zu wissen, dass es vollkommen in Ordnung ist, zu gehen.«

»DIE MENSCHEN GEHEN HEUTE NICHT MEHR AN EINER ÜBERDOSIS HEROIN, SONDERN AN EINER ÜBERDOSIS OXYCODON ZUGRUNDE. AUCH EIN GUTER FREUND VON MIR IST DARAN GESTORBEN. DAS IST SEIN SONG.«

— FLYING LOTUS »YOU’RE DEAD!« (WARP / ROUGH TRADE / VÖ 03.10.14)


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HEUTE

LAING

»VERDAMMTER SCHLAGER« Mit dem gecoverten Lied aus einer 1960er-Jahre-Filmschmonzette feierten Laing 2012 ihren Durchbruch. Knapp anderthalb Jahre nach dem Debüt versucht die Berliner Band mit ihrer neuen Platte »Wechselt die Beleuchtung« an ihren bisher erfolgreichsten Song anzuknüpfen. Sermin Usta traf für uns Sängerin und Produzentin Nicola Rost in Berlin, um zu erfahren, wie und ob das geklappt hat. Foto: Jan Philip Welchering

N

icola Rost ist es gewohnt, über Schlafmangel und nächtliche Powerschübe zu reden. Als Interpretin des nervigen Dauerbrenners »Ich bin morgens immer müde«, der 2012 nirgends zu umschiffen war, ist es ihr Schicksal. »Einfach, aber nicht banal«, so beschreibt Rost das Trude-Herr-Cover, das sie und ihre Band ein Jahr nach Veröffentlichung auf die Bühne des »Bundesvision Song Contest« katapultierte. »Ich selbst hätte den Song niemals so geschrieben. Ich habe ihn nur in eine neue Form gegossen und ihm einen neuen Anstrich verpasst. Schlager haben eine eingängige Melodie, und man merkt es immer wieder: Dieser Song ist ein verdammter Schlager.« Obwohl die Berlinerinnen nichts von Songwettbewerben hielten und in Zukunft alle weiteren Contests umgehen wollen, folgte ihrer Zweitplatzierung beim »BuViSoCo« ein kleiner Buzz um ihr Album samt Tour. Dann wurde es allerdings wieder still um die Band. »Wechselt die Beleuchtung« heißt nun die neue Platte, die versuchen soll, Laing wieder ins Gespräch zu bringen. »Ich saß in einem Theaterstück von René Pollesch in der Volksbühne, und die Eingangsszene spielte mit dieser Metapher über vermeintlich kleine Änderungen, die das Gesamtgefüge anders wirken lassen. Zum Beispiel finde ich es total krass, dass man sich, wenn man sich jeden Tag in einem neuen Hotelzimmer die Zähne putzt, ganz anders betrachtet.« Auch die Band versucht sich in neuem Licht zu präsentieren. Zu schnell wurde sie auf ihren minimalistischen Berlin-Electropop,

ihre kühle Inszenierung und diesen einen »verdammten Schlager« reduziert. Diese Kombination ist natürlich das Laing-Trademark, aber viele vermuteten dabei den Masterplan eines Labels im Hintergrund, was schlichtweg nicht stimmt: »Es gibt bei uns kein am Reißbrett entworfenes Konzept. Viele Dinge haben sich über die Jahre einfach ergeben. Es ist aber schon so, dass man irgendwann über die Betrachtung von außen merkt, dass es doch gewisse Sachen gibt, die kennzeichnend sind für uns. Zum Beispiel wurde uns oft gesagt, dass unsere Musik so typisch Berlin sei, was wir aus uns heraus nicht geplant haben oder beeinflussen können. Ich denke, dass unsere Musik allgemein eher großstädtisch wirkt, eine Art Lebensstil widerspiegelt. Auch die Sachen, über die wir singen, sind oft urban. Aber Berlin ist natürlich eine elektronische Stadt.« Was die Bühneninszenierung angeht, setzen Laing weiterhin auf eigens entworfene Kostüme und ihr einstudiertes Zusammenspiel von Tanz und Gesang. »Kühl« will Nicola Rost das aber nicht genannt haben: »Wir versuchen, ›klar‹ zu wirken. Keine Reizüberflutung zu starten, mit Glitzer und Tänzerinnen und Videoleinwand, sondern Reduzierungen zu zelebrieren. Auch mal einer Idee zu vertrauen, dass sie länger als zwei Minuten unterhält.« Ein Ansatz, den man in der heutigen Poplandschaft selten findet, in der Popkonzerte immer mehr zu sexuell aufgeladenen Farb-, Tanz- und Lichtorgien für ADHS-Patienten mutieren. »Wir

Trude Herr ... war Kölsche Komikerin und Schauspielerin. Sie gilt als Kultfigur der Kölner Theaterszene und des Karnevals, bevor der deutsche Lustspielfilm der 60er-Jahre sie zum Star machte. Nach ihrem Durchbruch mit dem Song »Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann« folgte der Hit »Morgens bin ich immer müde« aus dem Film »Conny und Peter machen Musik«.


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haben natürlich auch eine Meinung zu der Entwicklung in der Popmusik, die immer doller wird, bis am Ende die Sängerinnen ohne Hose da stehen, nur noch im Badeanzug. Das setzt einen unter wahnsinnigen Druck, nicht nur gut singen zu müssen oder gute Songs zu schreiben. Ich möchte gar nicht mit Frauen konkurrieren, die so auftreten. Ich möchte mich darauf konzentrieren, womit wir uns in die Öffentlichkeit wagen, und das ist unsere Musik. Ich möchte nicht mit unseren krassen Ärschen ablenken, sonst könnte sich keiner mehr konzentrieren, Mann!« Deshalb zeigen Laing lieber Stil als bloß Bein: »Als Frau wird man entweder auf Tussitum oder Jeans und T-Shirt reduziert. Wir brezeln uns natürlich auch auf, aber gleichzeitig möchten wir uns nicht darauf abonnieren lassen. Das heißt, in dieser Klamotte dann eine Performance zu machen, die überhaupt nicht dem Bild entspricht.« Aber zurück zum Album, das Rost wieder fast im Alleingang produziert hat. Erst am Ende kamen die anderen Bandmitglieder dazu, um ihren Part aufzunehmen. Wobei es auch hier eine Neubesetzung gab: Susanna Berivan verließ Laing zugunsten einer Solokarriere, Atina Tabé kam hinzu. Die Aufnahmen verliefen so schnell, dass man fast das Gefühl bekommt, Laing hätten keine Zeit zu verlieren. »Ich bin überrascht, dass alle immer sagen, dass es schnell ging. Für mich ist so viel Zeit vergangen. Wir hatten alle Lust, was Neues zu machen, ein Update zu bringen, zu sagen: ›Das sind wir jetzt!‹ Für mich ist die Zeit im Studio ein Gegenpol

zum Tourleben, quasi die Schublade, die aufgeräumt ist. Ich habe auf der Bühne viel übers Songwriting gelernt und hatte, als ich zurück ins Studio kam, einen ganz leeren Tisch, was mich total beflügelt hat.« Textlich zeigt sich Nicola Rost bei den neuen Songs wieder in polarisierender Form. Die erste Single »Safari« zum Beispiel ist ein nächtlicher Streifzug durch die Männerwelt im Vokabular von »Brehms Tierleben«. Eine auf den ersten Blick platte Metapher, die Rost in ihrer Bearbeitung aber zu einer wohldosierten verbalen Giftspritze aufzieht. Auch der »Karneval der Gefühle« zernagt gekonnt die »Alles kann, nichts muss«-Stimmung der jecken Zeit. Zynisch will Rost dabei allerdings nicht klingen, was ihr meistens gelingt: »Ich versuche es eher mit Ironie und einer eigenen Art von Humor. Zyniker haben eben schon aufgegeben. Humor hat in allen Lebenslagen eine unheimliche Kraft und zerreißt mir in traurigen Situationen das Herz. Ich finde das Nebeneinander von Lachen und Weinen unglaublich intensiv.« So ganz können Laing aber noch immer nicht von diesen »verdammten Schlager-Songs« lassen. Auf »Wechselt die Beleuchtung« trällert Heintje den Refrain seiner »Sorry!«Schnulze »Sei doch bitte wieder gut«, während die LaingDamen drum herum eine Beziehung zerlegen. Dass man sie damit beim »BuViSoCo« auf der Bühne sehen wird, ist aber nicht zu erwarten. Versprochen. — LAING »WECHSELT DIE BELEUCHTUNG« (ISLAND / UNIVERSAL) — AUF TOUR VOM 17. BIS 22.10.

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Bundesvision Song Contest Im Jahr 2012 traten Laing beim Vorentscheid für den »Eurovision Song Contest« an und erreichten für das Bundesland Sachsen den zweiten Platz. Die »BuViSoCo«-Trophäe ging an diesem Abend an Xavier Naidoo und Kool Savas für ihr Projekt Xavas. Gewinner der Herzen waren aber eindeutig Laing.


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HEUTE

SBTRKT

DIE ADDITION


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SBTRKT hat einen scheinbar unaussprechlichen Namen und verbirgt sein Gesicht hinter Masken – für ein Interview sind das keine guten Vorzeichen. Doch Henje Richter traf in Berlin auf einen sehr aufgeschlossenen Unmaskierten. Mit ihm sprach er über Anonymität, neue Kollaborationen und sein zweites Album »Wonder Where We Land«. Foto: Dan Wilton

I

m mexikanischen Bundesstaat Oaxaca leben jede Menge Fabelwesen. Kreuzungen aus Vögeln, Fischen und Säugetieren, aber auch Drachen und Einhörner sind dort zu finden. Auf dem Cover des neuen Albums von SBTRKT ist nicht zufällig ein solches »Alebrije« zu sehen, wie sie von dem Künstler Pedro Linares vor achtzig Jahren ersonnen, benannt und aus Holz geschnitzt wurden. Aaron Jerome, wie SBTRKT mit bürgerlichem Namen heißt, sieht in ihnen die Essenz seiner Musik: »Sie fangen etwas Mystisches, Spirituelles ein, nicht so sehr die menschliche Seite der Dinge. Genau das versuche ich mit meiner Musik zu machen.« Entworfen wurde das »Wonder Where We Land« zierende handzahme Wesen von der ebenfalls auf Anonymität Wert legenden Künstlerin A Hidden Place, die auch schon für seine Masken verantwortlich ist. Die an afrikanische Stammessymbole erinnernden Masken sind so etwas wie sein Markenzeichen geworden, er tritt nie ohne sie auf. Für den Interviewtermin in Berlin hat er sie aber glücklicherweise zu Hause gelassen. Dafür, dass es ihm um das Nichtmenschliche, Flüchtige und Verborgene geht, redet Aaron ziemlich schnell und erklärt erfreulich viel. Er ist gewissermaßen ein Künstler ohne Vokale und Gesicht, aber auch ohne Punkt und Komma. »Mein erstes Album als SBTRKT wurde in meinem Wohnzimmer aufgenommen, auf einem Laptop und über einen Zeitraum von zwei Jahren«, erzählt er eingangs von seinem selbstbetitelten Debüt, das 2011 in viele Jahresbestenlisten sprang. »Es ging mir damals darum, den maximalen Effekt mit minimalen musikalischen Mitteln zu erreichen.« Vier Jahre zuvor hatte Aaron schon ein von warmen Percussion-Instrumenten geprägtes Soulund Easy-Listening-Album unter seinem echten Namen veröffentlicht. Als Künstler wurde er jedoch erst hinter der Maske wirklich sichtbar, gelang ihm der Durchbruch. Dazu beigetragen hat sicherlich auch der kryptische, neugierig machende Name, den er passend zum musikalischen Ansatz wählte: SBTRKT, das sich »Subtract« ausspricht und so viel wie »Weglassen« bedeutet. »Die Anonymität ohne Gesicht und Namen führt zur Konzentration auf das Wesentliche. Das ist die Musik – nicht die Person dahinter«, sagt er dazu im Interview. Das zweite Album als SBTRKT ist jedoch ein kleiner Abschied von Anonymität und Reduktion. »Diesmal ging es um etwas anderes. Es dreht sich um einen bestimmten Ort und was in einem bestimmten Moment dort spontan entstehen kann.« Der Ort ist ein Studio auf Osea Island vor der britischen Küste, in das er sich mit vielen analogen Geräten und etlichen dorthin eingeladenen Gastmusikern zurückgezogen hatte. »Das Einfangen eines bestimmten Moments ist fast unmöglich, wenn du dich nur mal schnell

im Alltag triffst, nebenbei etwas aufnimmst und es dann per E-Mail weiter abstimmst«, begründet er seine Entscheidung für das Vorgehen. Der Titel »Wonder Where We Land« meint dabei zugleich die Abgeschiedenheit des Ortes als auch das offene Ergebnis, mit dem er an den Aufnahmeprozess heranging. »Ich habe für die Live-Shows mittlerweise eine Menge an Equipment gekauft. Die ganzen Synthesizer und Drum Machines habe ich alle mit ins Studio geschleppt. Es war aufregend, mit all den Geräten zu experimentieren.« So könnte man also sagen, dass nach der Subtraktion auf dem Debüt mit dem zweiten Album nun die Addition zurückkommt: mehr Instrumente, größere Sounds, berühmtere Kollaborateure. SBTRKT hat immer schon viel mit anderen Musikern zusammengearbeitet – seine beiden wichtigsten Gäste auf dem letzten Album, Sampha und Jessie Ware, sind auf dem neuen auch wieder dabei –, doch auch mit Emily Kokal und Stella Mozgawa von Warpaint, Ezra Koenig von Vampire Weekend und Caroline Polachek von Chairlift hat er sich diesmal prominente Indie-Verstärkung eingeladen. »Ich habe nicht nach berühmten Namen gesucht, sondern danach, wer im Studio eine interessante Stimmung erzeugen könnte«, führt er aus. Sampha ist und bleibt allerdings sein wichtigster musikalischer Partner: »Kein SBTRKT-Album wäre das gleiche ohne ihn. Wir schreiben ja schon seit fünf Jahren zusammen Songs und haben zwei Jahre gemeinsam getourt.« Fast ein wenig stolz fügt er hinzu, dass Sampha inzwischen auch solo erfolgreich sei. Doch ausgerechnet wegen des eigenen Erfolges ist Sampha kein fester Bestandteil von SBTRKTs Liveauftritten mehr. Es sei sowieso eine Herausforderung, ein Album mit vielen Gastsängern auf Tour zu bringen. »Ich habe inzwischen einen Drummer und einen Keyboarder fest dabei und dann zu jeder Show ein oder zwei Gäste. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass kein Auftritt wie der andere ist«, erläutert Aaron. »Wir reisen jetzt auch mit viel größerem Equipment. Statt drei Kisten sind es 25! Wir nehmen quasi unser gesamtes Studio mit auf Tour. Das ist der einzige Weg, elektronische Musik wirklich live zu spielen, statt nur ein vorprogrammiertes Ableton-Set ablaufen zu lassen.« Der instrumentale Kern seiner Sets wird nun also live erzeugt, während die Gesangsspuren meist per Knopfdruck hinzukommen. Aber, trotz aller Veränderung, die Maske bleibt. »So kann ich vor dem Konzert neben der Bühne stehen, und niemand erkennt mich«, schließt er mit einem verschmitzten Lächeln, das für andere vorerst weiter verborgen bleiben dürfte. — SBTRKT »WONDER WHERE WE LAND« (YOUNG TURKS / XL / BEGGARS / INDIGO / VÖ 26.09.14) — AUF TOUR VOM 10. BIS 13.11.

Sampha Der britische Sänger ­Sampha hat letztes Jahr die EP »Dual« auf dem Londoner Label Young Turks herausgebracht, auf dem auch SBTRKT veröffentlicht. Zudem kollaborierte er mit Drake, Katy B, Jessie Ware und Lil Silva.

Jessie Ware Von Jessie Ware, die wir auf Seite 62 vorstellen, wird diesen Monat »Tough Love« erscheinen, das Nachfolgealbum zu »Devotion« von 2012. Neben SBTRKT lieh sie ihre Stimme unter anderem Disclosure, Miguel und Mayer Hawthorne.


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Jamie T ist ein Künstler, der seiner eigenen Logik folgt. Das wurde schon auf den beiden Platten deutlich, mit denen der straßentaugliche Lad im letzten Jahrzehnt für Furore sorgte. Für sein kommendes Album ließ er sich knapp fünf Jahre Zeit. Mit gutem Grund, wie er Martin Riemann erklärte. Foto: Jonathan Proctor

JAMIE T

DER VERSCHOLLENE W

o ist Jamie T? Diese Frage müssen sich in den letzten fünf Jahren viele gestellt haben. Das zeigt der Eifer, mit dem vor allem die englische Presse über diesen Zeitraum jedes auch noch so winzige Lebenszeichen des Londoners aufblies. Die Sehnsucht nach der ungestümen Mischung aus Punk, Rap, Pubrock, Reggae und Folk, mit der der blasse Südlondoner seine ungefilterten, juvenilen Großstadtimpressionen herausballerte, war jahrelang ungebrochen. Seine beiden Mix-Tape-artigen Alben »Panic Prevention« und »Kings And Queens« brachten dem Newcomer seinerzeit im Eilverfahren mehr oder weniger hanebüchene Vergleiche mit Mike Skinner, Joe Strummer, Billy Bragg, den Beastie Boys, Dizzie Rascal und den Arctic

Monkeys ein. Jamie Alexander Treays, so sein voller Name, ertrug diesen Verweis-Overkill gelassen: Er verwies auf irgendwelche abwegigen Vinylscheiben, frisch erworben aus der Grabbelkiste, und machte ansonsten, wozu er gerade Lust hatte. Irgendwann Ende des letzten Jahrzehnts hatte er gar keine Lust mehr. Schien jedenfalls so. Doch der mittlerweile 28-Jährige hat tatsächlich eine einfachere Begründung für die jahrelange Auszeit: »Ich bin zwischen meinem 18. und 24. Lebensjahr fast ununterbrochen auf Tour gewesen«, erklärt er nüchtern. »Das hat mich fertig gemacht. Die Shows machten zwar Spaß, aber man darf nicht vergessen, dass ich unter anderem meine Stimme kaputt gemacht habe. Touren ist nicht leicht; jeder,


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wieder zusammensetzen«, erläutert er einen Prozess, den er als selbstzerstörerisch und demoralisierend bezeichnet. Unzählige Ideen und Songskizzen wurden in dieser Zeit aufgenommen und wieder verworfen. Treays wollte sich nicht nur musikalisch, sondern vor allem textlich verändern: »Ich habe viel Zeit damit verbracht, die Anzahl der Wörter in meinen Songs zu verringern«, sagt er und gibt damit gleichzeitig die Erklärung dafür, warum er bei den Aufnahmen zu seinem neuen Album auf seinen markanten Sprechgesang vollends verzichtet hat. Auch sonst klingen die neuen Songs anders, als es vor allem die englische Presse vielleicht erwartet hätte. Mit weiteren allzu lokalen Referenz-Bombardements muss sie jedenfalls vorsichtig sein, denn laut Treays war es vor allem US-amerikanischer Post-Grunge von Musikern wie Marcy Playground, Cat Power oder Weezer sowie nicht zuletzt das Beck-Album »Sea Change«, die ihn zu den Songs »Limits Lie« und »Mary Lee« inspirierten, deren melancholische After-the-party-Stimmung schließlich die Richtung für das ganze Album vorgeben sollten. Ausgerechnet der einst für seine musikalische Sprunghaftigkeit berüchtigte Sänger und Multiinstrumentalist (der auch für »Carry On The Grudge« alle Instrumente selbst einspielte) wollte für sein drittes Album endlich einen schlüssigen, zusammenhängenden Sound. Mit anderen Worten: eine 180-Grad-Wende. »Das Schwierigste dabei war, eine Verbindung zwischen meinen

ICH WAR AN EINEM PUNKT, AN DEM ICH MUSIK MACHTE, DIE ÜBERHAUPT NICHT MEHR SO KLANG WIE DIE, MIT DER ICH BEKANNT GEWORDEN WAR«, erläutert er seinen Zwiespalt. »Für eine Weile war alten und den neuen Sachen herzustellen.

der das behauptet, ist ein Lügner.« Folglich musste Jamie seine letzten Shows auch wegen einer schweren Kehlkopfentzündung absagen. Doch solche Erschöpfungssymptome sind für Treays heute eher nebensächlich. Viel wichtiger war es erst einmal, neue Songs zu schreiben. »Ich glaube, ich war öfter im Studio, als die meisten glauben«, bringt er es lapidar auf den Punkt. Die Arbeit an dem neuen Material gestaltete sich deswegen so langwierig, weil der stets für neue Inspirationen offene Treays plötzlich feststellen musste, dass seine eigenen Fähigkeiten nicht mehr ausreichten, um die Songs zu schreiben, die er schreiben wollte. »Ich musste mein Songwriting auseinandernehmen und es Stück für Stück

ich so weit weg davon, dass ich Sorge hatte, niemand würde das verstehen.« Der große Unterschied lag dabei vor allem in der Herangehensweise, denn als 19-Jähriger hatte sich Treays die Inspiration für seine Texte vor allem aus der Außenwelt geholt. Dabei erschuf er komplexe Charaktere, die seiner Musik ihre mitreißende Dynamik verliehen. Doch mit den Jahren verschob sich die Perspektive des einstigen LowlifeChronisten in Richtung Introspektion. So ist der Ton von »Carry On The Grudge« auch weitaus ruhiger und melancholischer, als man es von Jamie T gewohnt ist. Das Album hat zwar einige heftige Tempowechsel, aber selbst vordergründig lustige Stücke wie »Zombie« (in dessen Video Treays bezeichnenderweise der Kopf abgerissen wird) haben einen eher traurigen bis nachdenklichen Inhalt. »Was das Songwriting angeht, ist die größte Veränderung, dass es weniger um meine Umwelt geht, sondern eher um meine inneren Empfindungen. Das ist eine Altersfrage. Wenn du mit 19 eher introspektive Sachen machst, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass die Leute dir zuhören und dich ernst nehmen. Man muss den richtigen Moment finden. Ich denke, 28 Jahre alt zu sein hilft dabei, dass einem die Leute eine andere Form von Aufmerksamkeit schenken.« Das gilt vor allem dann, wenn man Jamie T heißt. Als »triumphale Rückkehr« bezeichnete dann auch der Guardian einen der ersten Auftritte des Künstlers im Kazimier Club in Liverpool, bei dem sein Publikum nicht nur immer noch die alten Songs auswendig beherrschte, sondern auch schon aus Leibeskräften bei dem neuen Material mitsang. Es sind dank der langen Mühen doch wieder echte Jamie-T-Songs geworden. Nur eben bessere. — JAMIE T »CARRY ON THE GRUDGE« (UNIVERSAL / VÖ 26.09.14)

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Post-Grunge Was für ein Wortungetüm! So war es ursprünglich auch eine abschätzige Beschreibung für Bands, die den Stil der GrungeBewegung radiofreundlicher gestalteten, um bei MajorLabels unterzukommen. Abschreckende Beispiele sind Nickelback, 3 Doors Down und Matchbox Twenty. Dass Jamie ausgerechnet dieses Genre ausgräbt, zeigt nur, was für ein unglaublicher Dickkopf er ist. Und ja, er rechnet Cat Power und Weezer auch dazu!

Carry On The Grudge Falls der Albumtitel Rätsel aufgeben sollte – hier ist Jamies Erklärung: »Der Titel bezieht sich darauf, dass man sein Leben nicht von den negativen Meinungen anderer Leute beeinflussen lassen soll. Ein echter Mensch werden, darum geht’s.«


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CARIBOU

DER VERNETZER Daniel Snaith pfeift auf seinen Doktortitel: Statt der Forschung hat der Kanadier sein Leben dem Electro verschrieben. Sieht ihn seine Akademikerfamilie nun als das schwarze Schaf an? Und worauf zielt Snaiths neuer Clubhit »Our Love« ab? Mark Heywinkel hat nachgefragt. Foto: Patrick Desbrosses

Riemannsche Zetafunktion Die Zetafunktion ist Bestandteil der Riemannschen Vermutung, eines der sieben MillenniumProbleme, dessen Lösung das Clay Mathematics Institute mit einer Million Dollar entlohnen würde.

»Hi, freut mich sehr, dich kennenzulernen«, sagt Daniel Victor Snaith. Mit flüchtigem Händedruck bittet er in den kleinen Raum hinein, der ihm für Interviews zur Verfügung gestellt wurde. In schmalen Jeans überschlägt er so die Beine, dass darunter seine dicken Wollsocken in Sandalen zum Vorschein kommen. Schnell rückt er noch die schmal umrahmte Brille auf seiner Nase zurecht. »So«, sagt er mit einem leichten Lächeln im Gesicht, »wir haben dann jetzt eine halbe Stunde Zeit.« Das soll der gefeierte Typ sein, der neun Stunden ohne Pinkelpause Plattenteller im Horst in Berlin dreht und Tausende cooler Kids zu seinen Gigs lockt? Dem ersten Eindruck nach ist Snaith alias Caribou keiner, mit dem man ausgiebig über elektronische Musik und durchtanzte Nächte reden kann. Der biedere Mittdreißiger wirkt eher wie ein nerdy Uniprof: ein wenig zu förmlich, ein bisschen zu lieb. Geduldig lässt Snaith ausreden und wägt dann seine Antworten so mit Bedacht ab, als führe er mit seinem Gegenüber ein wichtiges Beratungsgespräch über Studienfachwahlen und Creditpoint-Aufteilungen. Diesen Kerl kann man sich besser auf einer Fachtagung vorstellen als crowdsurfend auf einem Festival. So fern liegt Snaith das Leben als Professor auch gar nicht, immerhin stammt der Kanadier aus einer Mathe-

matikerfamilie: Sein Vater Victor Percy Snaith hat an Unis in Großbritannien und Kanada Mathematik gelehrt und befasst sich mit algebraischen Darstellungstheorien. Schwester Nina arbeitet zurzeit als Professorin in Bristol, um den Zusammenhang von Zufallsmatrizen und der Riemannschen Zetafunktion zu erforschen. Und Daniel Snaith selbst hat vor seinem Durchbruch als Caribou mit einer Dissertation zum Thema »Overconvergent Siegel Modular Symbols« seinen Doktorgrad erlangt. Irritierend, dass er jetzt die Clubs füllt. War das Studium in seiner familiären Umgebung eher Zwang als eigenes inneres Bedürfnis? S: Schon ein bisschen. Ich wollte zwar studieren, habe mich aber zuerst mit aller Kraft dagegen gesträubt, das Gleiche wie mein Vater zu machen. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen hat mich die Mathematik sehr fasziniert. Die Arbeit mit Zahlen ist sehr elegant und abstrakt, das hat mir gefallen. Du hast nie gegen deinen Vater revoltiert, was deine Ausbildung anging? S: Für meinen Vater hat eine akademische Ausbildung einen hohen Stellenwert. Er war entsprechend entschlossen hinterher, dass seine Kinder auch studieren. Eine Zeit lang war mein Interesse für Mathematik groß genug, um diesem Drängen nachzugeben.


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Richard Monitaba ... widmen wir an dieser Stelle nur eine Kurzinfo, um euch über seinen Nickname schmunzeln zu lassen: Handsome Dick. Höhö. Außerdem leitet der Frontmann der Punkrock-Band The Dictators seit 1999 einen New Yorker Club namens Monitaba, dessen Ruf er nicht durch Snaiths Verwendung des Namens verwässert sehen wollte.

Doch zeitgleich zur Promotion nahm 2005 auch Snaiths Musikerkarriere Fahrt auf. Nachdem er sich aufgrund einer Klage des Dictators-Sängers Richard Monitaba von seinem Nickname Monitaba getrennt hatte, heimste er als Caribou mit den Platten »Andorra« und »Swim« Preise und Nominierungen ein. Auch das Geld floss in dem Maße, dass er sich ganz von der Mathematik trennen konnte. Inzwischen habe er nichts mehr mit Zahlen und Formeln am Hut, erklärt Snaith. Das muss doch für den Vater ein Schlag ins Gesicht gewesen sein, nachdem er sich so sehr um die akademische Ausbildung des Sohnes bemüht hatte? S: Zum Glück schätzt mein Vater Kunst genauso hoch ein wie das Akademikerdasein. Ich glaube, es ist ihm vor allem wichtig, dass sich seine Kinder für irgendetwas begeistern können. Meine Familie liebt es, etwas zu tun, mit dem man seinen Horizont erweitert – egal, in welchem Bereich das der Fall ist. Klavier- und Schlagzeugspielen gehörten zum Glück auch dazu, sonst wäre ich womöglich nie bei der Musik gelandet. Kommt deine Familie heute auch zu Gigs vorbei, um dabei ihren Horizont zu erweitern, oder hält sie davon nichts?

Trotzdem ist das Abgehen zu »Our Love« einkalkuliert, oder? S: Ja. »Swim« war keine einheitliche Platte, alles flatterte umher, nichts war wirklich fest. Mit »Our Love« wollte ich genau das Gegenteil machen: Wenn man das Album mit Kopfhörern hört, schlägt dir die Platte direkt entgegen und greift dich nicht aus unterschiedlichen Richtungen an. »Our Love« ist meine Beziehungsplatte, ich will damit ganz nah an die Leute heran, ich will eine unmittelbare Verbindung herstellen. Wie Snaith in seiner Familie das Bindeglied zwischen der akademischen und der musikalischen Welt ist, möchte er auch für seine Hörer verstärkt zum »Connector« werden: Er will seine Lebenserfahrungen mit dem Publikum teilen und ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen. Aber ist Musik dafür überhaupt der richtige Kanal? Kann er als Vernetzer nicht viel besser über seine Netzkanäle in Erscheinung treten? S: Ich verspüre einen enormen Druck, die ganzen SocialMedia-Kanäle zu nutzen, um Werbung für mich zu machen. Wenn wir auf Festivals spielen, dann fangen wir Wochen

»›OUR LOVE‹ IST MEINE BEZIEHUNGSPLATTE, ICH WILL DAMIT GANZ NAH AN DIE LEUTE HERAN, ICH WILL EINE UNMITTELBARE VERBINDUNG HERSTELLEN.« Caribou

S: Meine Verwandten leben in Großbritannien. Wenn ich in London spiele, sind sie immer dabei. Erinnerst du dich an das erste Mal, als dein Vater bei einem deiner Auftritte war – und an seine Reaktion darauf? S: Als wir in Toronto lebten, ist mein Vater mal zu einer Party gekommen. Um zwei Uhr ist er mit einem Mathekollegen in einer Lagerhalle aufgeschlagen, die komplett leer war. Die Halle fasste 3.000 Leute, es waren aber leider nur 400 gekommen. Ich war unzufrieden und nervös, was mein Vater dazu sagen würde. Aber ihm und seinem Kumpel ist das gar nicht aufgefallen. Die waren total beeindruckt, weil sie so etwas überhaupt nicht kannten. So überrascht Snaiths Vater beim ersten Gig des Sohnemanns gewesen ist, so dürfte es nun auch die Caribou-Fans erwischen: Die neue Platte »Our Love« hat nichts mehr von den einst unkonkret umherflirrenden Klangwelten des Electrogenies. Das Album ist auf den Punkt, die Tracks kommen schneller und eindeutiger zum Kern: zum Kopfnicken, Tanzen und Abgehen. Besonders zu der monoton gehaltenen Single »Can’t Do Without You« und dem eher minimalistischen Titelstück »Our Love« lässt sich zu später Stunde in Ekstase zappeln. Wird aus dem Ex-Mathematiker Snaith jetzt ein Partytier?

vorher an, darauf hinzuweisen und möglichst viele Leute anzuziehen. Während ich das Album aufnahm, habe ich viel darüber nachgedacht, wie man davon wegkommen und ob man diese Kanäle nicht auf eine großzügige Art und Weise verwenden kann. Was ist bei diesen Überlegungen herausgekommen? S: Man könnte sich zum Beispiel nicht mehr nur einfach immer dann melden, wenn man etwas zu verkaufen hat, sondern nur noch auf Nachfrage reagieren, wenn die Fans etwas von einem wissen wollen. Da dürfte dann aber ein großer Nachrichtenstrom auf dich niederregnen. S: Kann sein. Womöglich wäre das auch ziemlich langweilig, wenn ich ständig nur auf die Fragen antworten müsste, was ich gerade mache oder esse. Am interessantesten ist es immer noch, Menschen direkt zu treffen. Ich habe nicht so viel Lust darauf, mich in einem Kämmerchen zu verkriechen. »Our Love« ist ein weiterer Vorstoß. Ich will damit raus.

Den letzten Satz nimmt Snaith wörtlich. Fürs Fotoshooting geht es an die frische Luft. Mehrere T-Shirts hat er für die Aufnahmen mitgebracht, alle in hippen Pastelltönen. Snaith streift eines über und wirkt dadurch doch nicht cooler. Aber das ist auch egal. Caribous Reiz machen keine fancy Klamotten aus. Egal, ob seine Hörer aus der unterkühlten S: Ich trinke nicht viel und nehme keine Drogen, ich bin Zahlenwelt stammen oder 24/7 clubben: Caribou ist ihr Binkein Partytier. Immerhin bin ich verheiratet und habe eine deglied und Vernetzer, er kann sie alle zum Tanzen bringen. dreijährige Tochter. Zu viel Party passt in mein Leben gar — CARIBOU »OUR LOVE« (CITY SLANG / UNIVERSAL / VÖ 03.10.14) nicht hinein.


MORGEN

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MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT

— Cover des Monats Shellac »Dude Incredible« — Mehr, als das affige Super-Cover zu zeigen, geht momentan noch nicht. Auch Journalisten müssen sich die neue Platte von Shellac, dem Trio um den ehemaligen Nirvana-Engineer und Chicago-Rock-Monolithen Steve Albini (vgl. Intro #144), ab dem 19.09. weltweit im Laden kaufen, wie sich das gehört. Wir haben von »Dude Incredible« schon vier LPs bestellt. Review dann im November-Intro und vorher auf intro.de.


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MORGEN

PLATTEN VOR GERICHT Intro-Leserinnen und -Leser:

ZUGEZOGEN MASKULIN HONIG

Mittippen und via Facebook Juror werden oder mitvoten auf der Intro-App!

GRIM104, TESTO

VON SPAR

SMOKE FAIRIES

Ø 4,40

Ø 6, 5 5

Ø 10, 0 0

Ø 6, 3 0

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RACLES »STANFORD TORUS« CLOUDS HILL / ROUGH TR ADE

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5

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02

FKA TWIGS »LP1« YOUNG TURKS / XL / BEGGARS / INDIGO

6,5

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SINKANE »MEAN LOVE« CITY SLANG / UNIVERSAL

2,5

6,5

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TY SEGALL »MANIPULATOR« DR AG CITY / ROUGH TR ADE

7

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ALLAH-LAS »WORSHIP THE SUN« INNOVATIVE LEISURE / ROUGH TR ADE

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ROYAL BLOOD »ROYAL BLOOD« WARNER

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ERLEND ØYE »LEGAO« BUBBLES / GROOVE ATTACK

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THE KOOKS »LISTEN« VIRGIN / UNIVERSAL

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3

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MIREL WAGNER »WHEN THE CELLAR CHILDREN SEE THE LIGHT OF DAY« SUB POP / CARGO

3,5

5

10

5

10

AHZUMJOT »NIX MEHR EGAL« VERTIGO BERLIN / UNIVERSAL

5,5

5

10

3,5

JUSTUS »ZEICHEN & MUSTER« AESOP ROCK »NONE SHALL PASS« K.I.Z »SEXISMUS GEGEN RECHTS«

REFUSED »THE SHAPE OF PUNK TO COME« SUFJAN STEVENS »MICHIGAN« ANATHALLO »CANOPY GLOW«

MARK LANEGAN »BUBBLEGUM« AMERICA »AMERICA« BECK »SEA CHANGE«

ALL TIME FAVES

T: Vodafone-Werbemusik. Fürs Slacklinen aufm Tempelhofer Feld. Das sind bestimmt coole Typen, aber gefällt mir nicht. Könnte auch bei H&M laufen. Konsummusik. T: Sexmusik. Nicht 100% das, was ich fünfmal hören würde. Ich glaube, die ist gruselig. G: Ich merke das Zeitgeistige, genau das scheint aber die Absicht dahinter zu sein. G: Irgendwie cool. Für Leute, denen Pharrell mittlerweile zu peinlich ist. Auch so H&M-Musik, aber das ist ja auch nicht schlecht. T: Belanglos.

G: Cool, dass ihr noch mal Nirvana genommen habt. Erinnert mich an unbeständiges Wetter und Kopfschmerzen. Stimmung ist nicht konstant. T: Das Beste bisher. G: Mein Herz bleibt kalt. Die benutzen Country-Elemente mit anderen Themen. Hat sicher seine Daseinsberechtigung. Da sie Instrumente spielen, sind sie mir voraus. G: Der hat so ‘ne Brian-Molko-Stimme. Das soll meine Bewertung aber nicht trüben. T: Endlich mal was Krachiges, aber die Stimme ist mir auch echt zu Placebo. T: Ist mir zu langweilig. Das läuft so nebenbei: »Mucke zum Staubsaugen«. Ich will irgendwie abgeholt werden. G: Ich dachte, es wäre ganz cool, Reggae, aber nee. T: Ich hatte ein Bild im Kopf, wie man dazu sehr swaggy und energisch seine Wohnung aufräumt. G: Die haben Screamin’ Jay Hawkins angehört. Ist mir einfach unsympathisch. T: Ich brauche Action. Alles Einschlafmusik heutzutage. Ich hör auch gar nicht auf die Texte. G: Texte find ich gut. Ihr wird sicher ein kühles Grusel-Image aufgedrückt. G: Mag die Beats. Stellenweise aber zu unkonkret. Sehr gefühlige Ebene, er hätte teilweise mehr über die Wunde streicheln können. T: Da fehlt mir thematisch eine Kante.

Von denen hab ich viel gehört. Etwas hipstermäßig? Und die klingen, als wären ihnen ihre Frisuren wichtig. Kann ich mir live gar nicht vorstellen, ist alles so fluffig. FKA what? Post-R’n’B also. Klingt gut, funktioniert bestimmt gut. Aber ich brauche mehr Erde in der Musik ... Das hier ist sehr ausproduziert. Die Stimme ist gut. Bin fürchterlich neutral gegenüber dieser Musik. Das hat aber Soul. Muss ich mir öfter anhören. Es wächst. Die Melodie von »Galley Boys« kommt mir schwer geklaut vor. Erinnert sehr an Allah-Las, aber da muss ein Punkt mehr hin. Bisschen Beach Boys? Wird auch nicht meine Lieblingsplatte dieses Jahr.

Diesen Retro-Sound mag ich schon irgendwie. Aber bevor ich mir die zulege, werde ich dann doch noch mal die The-War-On-Drugs-Platte rausholen. Die sind ja nur zu zweit, und live superfett. Hat was von White Stripes. Krass, dass er da nur einen Bass spielt. Die könnt’ ich mir gut laut beim Autofahren anhören. Reggae ist eigentlich ganz schlimm für mich. Aber so brutal ist es ja nicht. Ich mag seine Entspanntheit, diese Luftigkeit, sehr humorvoll und trotzdem nicht albern. Diese Entwicklung entfernt sie von mir. Mag die alten Sachen lieber. Ich bin eigentlich ein glücklicher Mensch, aber ich steh nicht so auf glückliche Musik. Sorry, Kooks. ... das ist mir dann aber doch zu düster. Da müsste man sich richtig reinlegen. Akustik mag ich, Stimme auch, aber bis jetzt reizt es mich nicht. Da passiert mir zu wenig. Mit HipHop kenne ich mich gar nicht aus. Außer Beastie Boys und The Streets. Ich mag hier, dass es kein Asi-HipHop ist. Klingt gut gemacht. Meine Tasse ist es aber nicht.

»Sie biss dem Bären in den Nacken, damit er nüchterner würde, und ging mit ihm weg.«

»Den mit dem Schinken müssen sie trinken.«

»›Seht den Oberförster, den Schelm‹, und fraßen auch Hagebutten und wollten sich ausschütten vor Spaß.«

»Da kam ihm einer entgegen: auch im grünen Rock, auch mit fabelhaften Stiefeln und auch Flinte geschultert. Ihr merkt schon, das war der Förster.« -

»Sie stapften durchs Gehölz. Sie riefen Hussa und Hallihallo und Halali, wovon das eine so viel bedeutet wie das andere, nämlich gar nichts, aber so ist das Jägerleben.« »Es war ein junger Förster dabei, der einen kleinen Bart hatte, wenige Geweihe und der Schwächste und Schüchternste war von allen. So beschloss man, dieser sei der Bär.« »Potz Wetter! Sie selbst haben einen Schwanz und Krallen an den Tatzen, Herr Oberförster.«

»Die Bärenmaske war sehr komisch. Er trug einen grünen Rock, fabelhafte Stiefel und eine Flinte auf der Schulter; ihr merkt schon, er ging als Förster.« »De Woch fängk jot an, sät de Hex, do wood se Mondachs verbrannt.«

They seem quite confident in the sound they have, it seems right. There are some interesting textures. Sounds a bit like Tame Impala.

9

She nails it with that sweet voice and the dark, uneasy undertones, the vulnerability of the voice and the brokenness in the lyrics while it’s still poppy.

This sounds a lot like Brooklyn. The vocals are understated. It would make you look cool at a dinner party but you’d still be able to have a conversation. Kind of standard psychedelic 60s indie rock, which you can’t really go wrong with. We can’t help but like that. Though his music used to be less pretty, and weirder.

8

I like the sounds and the guitar. This is something we’d definitely listen to on the tour van. I’d like to hear more of it.

That bass just sounds like a guitar. It’s a mixture of generic and original. There’s a good aggressive backing. Like The White Stripes without the rawness. Easy listening, isn’t it? It seems weird to record it with a particular reggae band. It’s not massively exciting, could do with a bit more drama in the record. Quite a lot of self-indulgence in the lyrics? It feels like they just threw everything at it. It sounds big, but also confused. But they put a lot of effort in it.

In this case more production would have been nice. She definitely creates a world. Her voice is very sincere, but the record needs more originality.

Don’t really like the production, it’s a bit brash. That’s obviously the style but ... He’s got some catchy choruses though. Not the kind of rap music we would listen to.


MORGEN

TALISCO

TORSTEN STEGMANN PUPPETMASTAZ

SIMON KÖPPL

DIE INTRO-PRAKTIS

REGISSEUR

RYNO, SNUGGLES THE BUNNY

LESER

STEFANIE, SERMIN, ELISABETH, PHILIPP, FIETE

Ø 8, 0 0

Ø 5, 5 0

Ø 5, 6 3

Ø 6, 5 0

Ø 6, 5 5

Ø

8

7

Teilweise schöne Songarrangements, interessante Sounds. Ansonsten Musik für Vollbartträger und Galão-Trinker — vermute ich.

8,25

R: I like it. Psychedelic. I feel it. I can’t understand what he’s saying though. Sounds washed out. That mix needs to be fixed.

8

7,8

St: Wenn man Ωracles in eine Schublade stecken müsste, steckt sie doch in meine. Macht einfach glücklich. Smoothe EP.

7,45

8

10

1

8

7

F: Fett! SO sollte Pop 2014 klingen. P: Dafür, dass sie zu den meist gehypten Musikern der letzten Monate zählt, hätte ich mir etwas mehr erhofft.

7,39

9

1

10

10

7,2

S: »Hold Tight« finde ich wirklich gut. F: Hat das Potenzial zum next big thing. P: Macht uns das graue Herbstwetter ein wenig erträglicher!

7,13

7

5

5

7

7,1

F: Im Gegensatz zum Vorgänger endlich wieder mehr Pop. St: Ist bisher völlig an mir vorbeigezogen. Wie konnte das passieren?

6,90

8

7

3,33

R: Waiting for something to happen. Feels like they don’t give a fuck. S: There’s some old school LSD activated in the back of my brain, but the next second I’m asleep.

7

6,9

F: Auf Dauer etwas langweilig, aber genau das Richtige, um high an die Decke zu starren. P: Da muss man sich doch direkt wie Peter Sellers in »The Party« fühlen.

6,69

7

9

3

4

6,9

F: Der NME-Hype-Zug geht weiter. Solide, aber dem Hype nicht gerecht. S: Rotzfrech mit Garage-Rock-Attitüde, klingt originell.

6,66

7

9

5

6

5,6

E: Zeitweise schön, aber zu viel Reggae-Gedudel. Da bevorzuge ich die Anfänge der Kings Of Convenience. St: Wenn da nicht diese hauchzarte Zuckerwatte-Stimme wäre ...

6,57

9

5

10

R: That’s good. He’s having fun, he’s doing some funny whacky shit. Some nice changes, with the bridge and all. S: He’s good at the wordplay.

4

The Kooks hoppeln dem Zeitgeist hinterher und machen jetzt auf Elektronisch und Oldschool-HipHop. Das glaubt doch kein Mensch.

5,8

P: Haltbarkeitsdatum gering, aber das interessiert den aktuellen Musikzeitgeist eh nicht. St: Willkommen im Pop-Korsett. Der Sound klingt gezwungen und aufgesetzt.

6,20

9

1

6,5

6

6,4

E: Kühl, etwas monoton und deprimierend, aber dabei so anziehend. Wundervoll sparsam gemacht. S: Ich weiß, was gemeint ist, aber ich fühle es nicht.

5,82

8

1

4,25

5

4,8

5,23

GORILLAZ »DEMON DAYS« TIMBER TIMBRE »TIMBER TIMBRE« BEASTIE BOYS »ILL COMMUNICATION«

THE DAMNED »MACHINE GUN ETIQUETTE« APHEX TWIN ALLES AC/DC »HIGH VOLTAGE«

NINA SIMONE »BEST OF« FATS WALLER »BEST OF« SCREAMIN’ JAY HAWKINS »BEST OF«

THE NOTWIST »NEON GOLDEN« DAFT PUNK »DISCOVERY« TALK TALK »SPIRIT OF EDEN«

MOS DEF »THE ECSTATIC« SMASHING PUMPKINS »ADORE« THE TALLEST MAN ON EARTH »SHALLOW …«

Eine Art von Album, das ich jeden Tag auf der Straße hören will. Zart und berauschend mit psychedelischer Sonnenenergie.

Kraftvolle Produktion & Klang. Fragil & komplex in der Stimme. Ich liebe Arrangements & Atmosphäre auf dieser Platte. Nicht immer Easy Listening, trotzdem zauberhaft. Ein sehr gutes Album, sowohl die Produktion als auch das Songwriting. Voller Überraschungen, sehr musikalisch, sehr originell und mit einem sehr eigenen Sound. Ein ziemlich verrücktes 70er-Album. Psychedelisch und Rock’n’Roll mit erstaunlicher Varianz in Stimme und Instrumentierung. Eine echte Stilarbeit. Wir denken uns in die 60er zurück und gehen an den Stränden der Westküste spazieren.

Ein echtes Power-RockAlbum mit großer Energie & 70er-Hardrock-Einflüssen. Insgesamt gelungen, sodass ich fast meine Les Paul an meinen Marshall Amp anschließen möchte. Ein schönes Sommeralbum. Entspannend, Pop, warm, einfache Melodien. Ein sehr authentisches Album.

Exzellentes Album. Jeder Song bringt seine eigene Persönlichkeit und positive Emotionen mit. Eine Art von Album, die ich immer und immer wieder hören würde. Rock’n’Roll mit sinnlicher Stimme und kraftvollen Emotionen. Ein echtes On-theroad-Album. Läuft gerade auf Dauerschleife im Tourbus.

Ich liebe die Beats. Kraftvolle Melodien und abwechslungsreiches Songwriting. Sehr gutes Mixing.

Enya und Kate Bush in einem? Musik für nächtliche Fahrten auf der Autobahn. Nicht uninteressant!

Nicht meine Musik, da kann ich nichts zu sagen.

Bunte Mixtur, geht schon ab. Teilweise schön schraddelig, nur die Stimme nervt auf Dauer etwas.

Erinnert mich stellenweise an The Byrds. Schöner Retro/ Psychedelic-Rock.

Geiler Schweinerock! Erinnert mich an Soundgarden — zum Mitmoshen.

Anfangs dufter 80er-Abgehrock. Dann erinnert’s mich an Fleetwood Macs »Rumours«LP mit Reggae- und CalypsoElementen. Sunshine Reggae aus Norwegen? Ist Michael Jackson reanimiert worden und hat sich mit Prince gepaart? Musik für Hipster, oder zu jung für mich?

Sehr ambitionierter Gesang. Die Musik spricht mich nicht an. Mir schlafen grade die Füße ein.

Ich mochte deutschen HipHop/Rap noch nie ... Damit kannste mich nach Berlin jagen.

R: Why is it the man has to have no balls and the woman has to sound like a victim? I felt like I wanted to help her up. Sounds like falling in slow motion. R: This is the kind of song I make love to. Pretty damn good. Echoes on my sexual playlist. S: Makes me want to reproduce.

R: Great intro, good band, but the singer just killed it. Kick out the singer. He can go cry on the beach in California.

R: They need a singer with balls. He sounds like some rich kid trying to be a rocker. They need someone who knows what roughness is, and rethink their plan. S: Too clean. R: Like the beat, feeling it a lot. Are they ever gonna have a singer with balls? I wanna hear some beef. S: He’s probably vegetarian. Pretty mellow.

R: She’s singing very slowly. It’s so repetitive. I feel the vibe, but please bring some melodies. I hear the potential, maybe she needs to learn still. R: If you’re cool, you don’t have to say you are. He stumbles on his own coolness. S: Maybe he’s not from Hamburg. Hamburg is the door »zur Welt«. I can’t see the door.

Die deutschen Tame Impala. Die kommen definitiv aufs nächste Mixtape. Einen ExtraPunkt gibt’s für die Frisuren.

Da lacht das Hipster-Herz. Hübscher Bass-R’n’B mit Selfmade-Bonus. Mir ein bisschen zu niedlich. Aber auf dem SBTRKT-Label.

Hoppla. Das macht Spaß. Analoger Groove mit exotischem Einschlag. Wir sehen uns auf dem Dancefloor.

Lo-Fi-Garage-Rock kalifornischer Prägung. Nimmt der wirklich alles selbst auf? Mehr Indie geht nicht. Aber 17 Songs brauch ich davon nicht.

Dieser Retro-Sixties-SurfRock hört sich einfach nicht tot. Perfekter Soundtrack für ‘ne Bulli-Fahrt durch Kalifornien.

Bei dem heavy SchweineRock-Ding bin ich raus. Würde ich mir aber mal live angucken. Das macht im Mosh-Pit bestimmt Spaß.

Irgendwie mochte ich den Electro-Erlend-Øye lieber. Aber die funky Single »Garota« schaltet das Kopfkino an. Beim restlichen Schlafzimmer-Reggae penn ich weg. Gähn.

Finnisch düsterer Blues-Pop mit Akustikgitarre. Perfekter Liebeskummer-Soundtrack. Zum Glück hab ich keinen. Würde ich gern mal mit mehr Band hören. Hat mehr Flow als Cro und ist hipper als Marteria. Ich tu mich echt schwer mit neuem deutschen HipHop, aber das ist zumindest hörbar. Und hochdeutsch.

St: Kein belangloser Hau-drauf-Rap, sondern Texte mit Sinn und Verstand. S: Rebellion mit Ahzumjot ist ein Fulltime-Job, auch beim Hören.

DURCHSCHNITT

085


#POP #KULTUR #LIFE #STYLE ALLES NEU AUF WWW.INTRO.DE


MORGEN

087

INTROS LIEBSTE PLATTEN

KRAFTKLUB »IN SCHWARZ« VERTIGO BERLIN / UNIVERSAL

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SPALTER

Seit Monaten bimmelt und blinkt es aus allen Ecken: Gleich kommt KraftklubAlbum Nummer zwei! Doch was für Musik bleibt eigentlich, wenn man Kampagne und Inszenierung mal beiseitelässt? Kann man das so losgelöst überhaupt beantworten? Zwei Versuche: Natürlich waren Kraftklub gut Da die Band Kraftberaten, sich eher auf eine clever klub offensichtlich nur aufgezogene Kampagne zu verlasanderthalb Varianten sen als darauf, von der Popkritik des desselben Songs schreiLandes auf Händen getragen zu werden. Man ben kann, haben die fünf pfiffigen weiß ja, was die Fallhöhe ist, wenn eine Band mit Chemnitzer ihr Debütalbum einfach ihrem Debüt direkt den Spitzenplatz der Charts noch einmal aufgenommen. Nur ein einnimmt. Der Generalverdacht, in nächster bisschen schlechter. Weil man ja schon Instanz eine schlechte Kopie seiner selbst ab- weiß, was passiert. Ein geborgtes Riff von zuliefern, ist quasi schon ein Reflex. Genau wie The Hives, ein aufgesagter Text, Kehrvers alle anderen Dinge, die die Chemnitzer in ihrer zum Mitsingen, und fertig ist das Liedchen. Single »Unsere Fans« clever vorwegnehmen, Ist das noch technisches Unvermögen oder indem sie dort die Positionen tauschen. Das schon freche Faulheit? Was Kraftklub aber Spiel ist also schon ritualisiert, entsprechend immer geiler machte als den Rest, war die kann man mit der Entwicklung spielen und Haltung. Die sympathischen, trotzigen Halbgelassen bleiben. Natürlich haben Kraftklub ihr Loser mit Herz und Power gegen die Gesamtmusikalisches Konzept nicht mit dem Arsch ein- scheiße und die Hegemonie der herrschenden gerissen. Textlich spürt man den Wunsch nach Coolness. Streicht man das öde Füllmaterial Veränderung dagegen schon stärker, ebenso a.k.a. »Liebeslieder«, ist da bei »In Schwarz« das Verlangen, die Klassenclown-Inszenierung auch noch einiges drin. Warum man aber im hinter sich zu lassen. Gerade wegen Songs wie Rahmen einer insgesamt penetrant cleveren »Schüsse in die Luft« oder »Meine Stadt ist Marketingkampagne vor Albumveröffentlizu laut« ist der Albumtitel »In Schwarz« gut chung erst mal die mit schwarzen Sturmhaugewählt, auch der Selbstzweifel-Song »Wie ich« ben kostümierte Fake-Band In Schwarz samt hat zwar Chöre, verzichtet aber auf textlichen YouTube-Video mit realen, aktuellen DemoKlamauk. Songs gegen Gentrifizierung oder riot-Szenen auf die rotbackige Käuferschicht Fahrraddiebe, die Party-Riot-Nummer »Schöner loslassen musste, bleibt ein Rätsel. Bestimmt Tag« oder die NDW-Hymne »Blau« werden irgendwie total witzig gemeint, vielleicht aber bleiben, wenn sich an die Kampagne niemand auch einfach ziemlicher Mist, der diese sehr mittelmäßige Platte ein bisschen schlechter macht. mehr erinnern kann. Benjamin Walter Carsten Schumacher

ERLEND ØYE 01 »LEGAO« »THIS IS ALL YOURS« 02 ALT-J »OUR LOVE« 03 CARIBOU »CLEARING THE PATH TO ASCEND« 04 YOB »FUTURE ­ DEUTSCHE WELLE« 05 LARY »IN SCHWARZ« 06 KRAFTKLUB »STANFORD TORUS« 07 ΩRACLES WARE »TOUGH LOVE« 08 JESSIE T »CARRY ON THE GRUDGE« 09 JAMIE LIGHTS »COSMIC LOGIC« 10 PEAKING

LESERS LIEBSTE PLATTEN »BEATSTEAKS« 01 BEATSTEAKS »EL PINTOR« 02 INTERPOL EZRA »WANTED ON VOYAGE« 03 GEORGE »ZUM GLÜCK IN DIE ZUKUNFT II« 04 MARTERIA STERNE IN DIE FLUCHT« 05 DIE»FLUCHT DELAY »HAMMER & MICHEL« 06 JAN »MELODIE« 07 CRO LANA DEL REY 08 »ULTRAVIOLENCE« »IN SCHWARZ« 09 KRAFTKLUB BLOOD »ROYAL BLOOD« 10 ROYAL SCHICKT EURE TOP 10 AN INTRO, VENLOER STR. 241245, 50823 KÖLN ODER AN CHARTS@INTRO.DE. VERLOSUNGSGEWINNE WINKEN!


088

MORGEN

ALT-J »THIS IS ALL YOURS«

DIE WAHRHEIT #37

INFECTIOUS / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE

SYNKOPE / SYMBOL / HOFFNUNG alt-J sind die Bloc Party der Jetztzeit. Ihr Debüt »An Awesome Wave« startete 2012 mit etwas Verzögerung genauso durch wie Bloc Partys »Silent Alarm« im Jahr 2005. Wie die Letztgenannten haben auch die Briten nicht einfach nur ein annehmbares erstes Album abgeliefert, nein, sie haben die Gesten (Introvertiertheit), Symbole (▲) und den Sound eines Jahres mitgeprägt und dabei unbedarfte Hörer und Kritiker gleichermaßen beeindruckt. Mit dem schwierigen zweiten Album »This Is All Yours« wird sich herausstellen, ob alt-J nur ein netter Sommerflirt waren oder ob die zum Trio geschrumpfte Band für eine feste Beziehung taugt. Auch da gehen sie den Weg, den einst Bloc Party eingeschlagen hatten: Qualität ausbauen, Progressivität zügeln, aber trotzdem andeuten. Wer’s nicht ganz so analogisierend mag: Auf »This Is All Yours« tummeln sich typische alt-J-Singles (vertrackte Gesangsharmonien, diffizile HipHop-Synkopierungen) genauso wie eigenwillige Synthie-Vocal-Hybride (»Hunger Of The Pine«). Ob das für eine Beziehung reicht? Ja, wenn man bereit ist, den verschrobenen Weg von Joe Newmans fast schon gregorianisch anmutenden Chorälen mitzugehen. Leider fehlt ein wenig der Druck in der Rhythmusgruppe, wirklich ins Gewicht fällt dieser kleine Makel aber nicht. Holger Wendt

Nirgendwo wird die Wahrheit mehr zurecht­gebogen als im Musikjournalismus. Intro übersetzt typische Phrasen ins wirklich ­Gemeinte. gesagt

»Das Album beginnt als kleiner Bach, entwickelt sich zu einem reißenden Strom und mündet schließlich bei Track #12 in den Ozean.« gemeint

»Das Einzige, woran ich mich aus meinem Musikunterricht noch erinnern kann, ist Smetanas ›Donau‹ ... Nee, Moment, wie hieß noch mal dieser Fluss in Polen?«

Prägung vieler Beats erstaunlich deutlich. Im weiteren Verlauf findet James aber zu alten Störfeuern zurück, bereits gebrochene Beats werden abermals gebrochen, manches erinnert an Squarepusher oder eben an Aphex Twin in seinen zentralen Phasen. »Syro« besitzt eine gute eigene Qualität, ohne dem Werk Aphex Twins maßgebliche neue Aspekte hinzuzufügen. WARP / ROUGH TR ADE Aber wer will das auch immer wieder verlangen, MESSLATTE / BRÜCHE / KONSISTENZ gerade von ihm. Aphex Twins »Syro«, sein Christian Steinbrink erstes Album nach dem 2001er-Mammutwerk »Drukqs«, ist wieder ein Masterpiece hinterlistiger CAPITOL / UNIVERSAL Konzeptkunst geworden. R’N’B / SATT / REVIVAL Um zu dieser EinschätEs wird Zeit, mal über diezung zu kommen, muss man die Tracks selbst ses modische R’n’B-Ding noch gar nicht gehört haben, denn auf dem Cozu sprechen. Dessen Umver ist der Kassenzettel mit allen die Veröffentdeutung / Aneignung der lichung betreffenden Ausgaben abgedruckt, das Generation Pitchfork mag Presseschreiben bestand aus mehrfach durch einige der aufregendsten Online-Übersetzer gejagtes Kauderwelsch: Alben dieser und vielleicht Starke, coole Ideen, mit kommunikativen Ri- auch der vergangenen Dekade hervorgebracht siken behaftet, die sich in dieser Konsequenz haben. Doch ausgerechnet ein aktueller Blocknur der Ire Richard D. James einzugehen traut. buster dieses Schlages veranschaulicht nun, Eigentlich hat die Platte allein dadurch schon ge- dass in diesem anhaltenden Revival langsam wonnen, sodass es gar nicht viel ausmacht, dass mal alles gesagt scheint. Die Ironie: Eigentlich sie musikalisch nicht den Grad an Innovation stimmt hier erst mal alles. Eine außergewöhnliefert, der bei Aphex-Twin-Veröffentlichungen liche Künstlerin trifft auf ein erstklassiges Engeschichtsbedingt als Messlatte aufliegt. Gerade semble spannender Produzenten. Die Wellender Einstieg klingt erstaunlich clean, erinnert länge stimmt. Es funkt. Nur: Wer soll denn all mit kosmischen Synthesizern teilweise gar an die Timbaland-Gedächtnis-Beats und AaliyahActs wie Orbital, außerdem ist die HipHop- Huldigungen eigentlich noch weghören, die

APHEX TWIN »SYRO«

BANKS »GODDESS«

dem Hörer Monat für Monat in den Feed gestanzt werden? Zeichnet sich eine künstlerische Leistung nicht auch hin und wieder dadurch aus, dass man sich bewusst gegen einen vorherrschenden Zeitgeist entscheidet, wenn man ihm nichts Substanzielles mehr hinzuzufügen hat? Oder gar direkt die Flucht nach vorne antritt? Mit »Goddess« jedenfalls dreht Banks allenfalls noch eine Runde auf der Stelle – wenn auch auf hohem Niveau. Philip Fassing

KASPER BJØRKE »AFTER FOREVER« HFN / ROUGH TR ADE

SPACE DISCO / REIFE / DAZWISCHEN »After Forever« ist das bis dato introvertierteste, kohärenteste und reifste Werk des Dänen Kasper Bjørke. Im Vergleich zu seinen vorherigen drei Alben springt es weniger zwischen 1980er-Synthie-Pop und 1970erSpace-Disco hin und her, sondern schafft es des Öfteren auch, beide Seiten seines musikalischen Spektrums miteinander zu verbinden. Allerdings kommt mit der Reife auch eine gewisse Lethargie in die Tracks. Sie bewegen sich zu wenig, verharren für ihre durchschnittliche Spielzeit von über fünf Minuten oft zu sehr an ihrem Ausgangsort. Er hat, wie er meint, mit diesem Album die Dunkelheit erforscht – allerdings eher eine in Grauschattierungen gezeichnete, denn unheimlich oder ergreifend sind die Songs nur in Ausnahmefällen wie etwa dem düster treibenden »Marbled Blood« oder »TNR«, die mit ihren Italo-Disco-Basslines mehr nach Chromatics denn nach Hercules & Love Affair klingen. Henje Richter

BONNIE »PRINCE« BILLY »SINGER’S GRAVE A SEA OF TONGUES« DOMINO / GOODTOGO

GERUCH / WEIRDO / AUSSENSEITER »Bonnie, will you also release a new video?« – »We will release smell.« – »Is that a song?« – »If you think so.« Es sind Dialoge wie dieser (der aus einem verstörenden Radiointerview von vor einigen Monaten stammt), die Will Oldhams Ruf als musikalischer Außenseiter seit den 1990ern stetig nährten. So gewohnt, ja, fast konventionell Oldhams Songs auf seinem 18. Studioalbum klingen – seine außergewöhnliche Singstimme und seine Selbstinszenierung mystifizieren, beabsichtigt oder nicht, sein Oeuvre. Wenn er, wie 2013 geschehen, sein neues Album persönlich an Plattenläden ausliefert, auf Kassetten-Veröffentlichungen beharrt oder in Independent-Filmen wie »Old Joy« 90 Minuten


MORGEN

lang fast kein Wort redet, betont sich Oldham als unkorrumpierbarer Weirdo einer Musikwirtschaft, deren kleiner Teil er ist, mit der er aber keine fünf Minuten etwas zu tun haben möchte. Auf »Singer’s Grave A Sea Of Tongues« verströmt Bonnie »Prince« Billy erneut einen Bewahrergeist, den ihm seine mittlerweile etwas konservativ klingende Version von gebrochener Country-Musik aufgetragen hat. Banjo, Akustikgitarre, Geigen, Backgroundsängerinnen und Zeitlupen-Schlagzeug feiern die unschuldige Ursprünglichkeit. Nur das Grillenzirpen oder weit entfernte Zugrattern muss man sich noch selbst dazudenken. Ein erneut außergewöhnlich schönes Album, wenn auch keines mit Jahrhundertsongs. »We Are Unhappy« etwa hat aber die Kraft zum kleinen Ohrwurm. Felix Scharlau

CARIBOU »OUR LOVE« CITY SLANG / UNIVERSAL / VÖ 03.10.14

SCHEUE / TANZFLÄCHE / WEHMUT Dan Snaith hat uns auf den Holzweg geführt. Zumindest ein bisschen. Denn wer hätte nach der Vorabsingle »Can’t Do Without You« wirklich gedacht, dass er von dem 2010 mit dem Album »Swim« beschrittenen Pfad in Richtung Bandkonstellation und ausufernde Live-Jams nun doch derart konsequent abweichen würde? »Our Love« jedenfalls darf als klassisches elektronisches Soloalbum bezeichnet werden, das Dan Snaiths umfassendes Verständnis von Club-Musik selbstbewusst nach außen trägt. Man könnte allerdings auch behaupten, dass Snaith hier lediglich eins und eins zusammenzählt und seinen zuletzt noch unter dem Alias Daphni laufenden Dance-Entwurf schlicht mit der reduzierten Songwriting-Sensibilität von Caribou zusammenlegt. Wie man es auch dreht: Das Ergebnis bleibt verblüffend rund. Nicht zuletzt dank Dan Snaiths vornehmer Zurückhaltung, die den bereits für sich stehenden Instrumentals, die geschmackssicher zwischen klassischem Analog-House und gedrosselter Electronica pendeln, genug Raum zur Entfaltung gewährt. Noch beiläufiger lassen sich hohe Erwartungen wohl kaum erfüllen. Philip Fassing

das Electro-Pop-Duo in den vergangenen Jahren eher in Galerien und an Universitäten ausgetobt hat, wirkt sein neues Album ausgesprochen frisch und überaus abwechslungsreich. Letzteres liegt sicher auch daran, dass etliche der Stücke ursprünglich aus dem künstlerischen Schaffen der letzen Jahre stammen. Musikalisch zitieren die beiden die frühe britische Rave-Szene genauso wie Talking Heads und vor allem sich selbst. Sie verarbeiten ihre Einflüsse jedoch zu einer Art tanzbarer Kunst, die mal düster, mal Pop ist, dabei aber immer auf zeitgemäße Weise zeitlos wirkt. Der Bass pumpt, die Beats stampfen, die Synthies klimpern, und über allem liegt ein Netz aus politischen Slogans, Sprachsamples und Sprechgesang. Vieles hier ist ganz offensichtlich Konzept, aber halt eines, das aufgeht. Nächstes Jahr werden Chicks On Speed 18. Hier klingen sie erwachsen wie nie, und das ist durchweg positiv gemeint. Jan Tölva

FUNNY VAN DANNEN »GEILE WELT« JKP / WARNER / VÖ 03.10.14

ANTIHELD / IDIOTEN / SONGWRITER Die (Anti-)Heldenreise des Funny van Dannen: Einst fühlte man sich seltsam verstanden von dem melancholischen Christen, der mit Frau und vielen, vielen Kindern irgendwo abseits jeglicher popkulturellen Urbanität haust. Dann musste man feststellen, dass die Songwriter-Kunstschätze, mit denen er seine Alben so üppig befüllt, offenbar auch ganze Heerscharen von Scheißefressern, Studienräten und Bioladen-Gentrifizierern anlocken. Nichts hätte mich je mehr von Funny van Dannen entfernen können als ein Konzertbesuch. »Wenn der eure Stimme ist, will ich sie nicht hören«, dachte ich dereinst. Die Grenze ziehen, zwischen sich und den Idioten, tagtäglich. Was natürlich ungerecht gegenüber »dem Meister« (Infoschreiben) war und ist. Denn »Geile Welt« macht wieder lässig klar, dass Funnys Songtexte pointierter sind als das Gesamtwerk von Wiglaf Droste und dass bei der Gratwanderung zwischen Hoffen, Euphorie-Empfinden und Den-Untergang-Spüren niemand so überzeugend rüberkommt wie er. Ich wollte nicht mehr berührt sein, doch es geschah. Wie wenn man nicht lachen will, während man gekitzelt wird. Keine Chance. Diesmal übrigens das Ganze mit Band, eine Funny-Platte voll musikalischer Unterstützung, nicht mehr bloß er mit Gitarre. CHICKS ON SPEED / INDIGO / VÖ 03.10.14 Scheint wichtig, mir geht’s aber nur um die KUNST / POP / UTOPIE Songs. Die knallen. Aber auf live verzichte ich Es gibt derzeit nur wenige weiter großräumig. musikalische Projekte, bei Linus Volkmann denen Kunst und Agitation, Musik und Theorie so sehr miteinander verschmelzen wie bei Chicks LEAVING / STONES THROW / GROOVE ATTACK / VÖ 03.10.14 On Speed. Nachdem sich EDM / GLITCH / WITZ

CHICKS ON SPEED »ARTSTRAVAGANZA«

DNTEL »HUMAN VOICE«

089

Seit gut 15 Jahren macht EDM-Spezi Jimmy Tamborello unter diversen Aliassen Impulsmusik erster Güte. Nach dem eher technoiden Frühwerk demonstrierte die eine Postal-Service-Hälfte zuletzt mit der DntelPlatte »Aimlessness« Naturverbundenheit. Der Nachfolger »Human Voice« tönt jetzt natürlich wieder ganz anders. Schnurgerade Vier-zumFlur-Taktung gibt’s hier genauso wie StotterRhythmen oder Shuffle-Schlagzeugspielereien, wahlloses Geklicke und Gecutte und raffinierte Synthie-Schleifen. Eigentlich ist immer was los. Und selbst wenn vorne rum mal Gemütlichkeit angesagt ist, wühlt Dntel hinten mit links in der Trickkiste nach der Nummer 17. Bestes Beispiel: »If I Stay A Minute«, bei dem das verstolperte Drumprogramming immer wieder in Richtung Footwork schielt und vor dem rückwärts gedrehten Sample hin und her taumelt. »Bike Path« hingegen schlägt mit sympathischer Verschrobenheit den Bogen von aufgedrehtem ArcadeGehüpfe zu ätherischen Windows-95-Sounds. Mit gewohnt naiver Selbstverständlichkeit hält Dntel sein Richtmikrofon kurz ins Treppenhaus oder gräbt damit den Waldboden um, lässt das 56k-Modem fiepen, dehnt, stutzt und stretcht harmlosen Singsang bis zur Unkenntlichkeit und gibt den Pustefix an der Melodica. Groß. Jan Wehn

THE DRUMS »ENCYCLOPEDIA« MINOR / ROUGH TR ADE / VÖ 26.09.14

ÜBERSCHWANG / AMBITION / SURF Drei Jahre hat’s gedauert: Nachdem zunächst alles ganz schnell ging bei den New Yorkern The Drums – Surfpop-Hit, NME-Hype, fixe Nachfolgeplatte –, ließ sich die Band für Album Nummer drei deutlich mehr Zeit und schrumpfte inzwischen sogar wieder auf die Duo-Besetzung, mit der alles angefangen hatte. Und Jonny Pierce und Jacob Graham erzählen immer noch Geschichten von Sehnsucht und tragischer Liebe. Nach dem Ausflug in dunkle Manchester-Sounds auf dem Vorgänger »Portamento« führen sie »Encyclopedia« aber auch klanglich wieder an die Anfänge der Band zurück, nicht ohne weiter kräftig in der musikhistorischen Referenzbox zu wühlen. Der Titel passt: Die Platte klingt, als kuschelten die Beach Boys mit der psychedelischen Ästhetik zeitgenössischer Retrobastler wie MGMT. Heraus kommt zwischen Lo-Fi-Gitarrenpop, düster angehauchten Synthie-Flächen und dem gewohnt exaltierten Gesang von Jonny Pierce ein überschwängliches und zweifellos ambitioniertes Werk, das erneut keine Erfolgssound-Recycling-Vorwürfe zulässt. Allein: Ein Hit gelingt The Drums wieder nicht. Kristof Beuthner


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ELEMENT OF CRIME »LIEBLINGSFARBEN UND TIERE« VERTIGO BERLIN / UNIVERSAL / VÖ 26.09.14

DICKKOPF / EXCEL-TABELLE / NORDSEE Man kann es ja verstehen, wenn junge Menschen bei Element Of Crime die Nase rümpfen. Dieses Schunkelige in ihrer Musik, die Mundharmonika, die Trompeten, die Meeresluft, die durch viele ihrer Songs zu wehen scheint, das Gitarrenspiel, das sich vor alten Meistern verneigt, und natürlich diese nasale Schnodderigkeit im Gesang von Sven Regener – das ist nicht unbedingt das, was die Kommilitonen oder Mitschüler unter Coolness verstehen würden. Und dennoch sind diese nicht mehr ganz jungen Herren genau das: arschcool. Fast stoisch finden Element Of Crime immer wieder ihren so typischen Sound, beweist Regener mit leichter Schreibhand, dass seine Alltagspoesie zwar zeitlos, aber nicht von gestern ist. Wer sonst schafft es schon, die Worte »Skype-Konferenz« und »Excel-Tabelle« in einem Song zu verwursten, ohne dass es deplatziert oder anbiedernd wirkt? Eben. »Lieblingsfarben und Tiere« bietet also auch wieder wenig Angriffsfläche, außer den üblichen Vorwurf, man ruhe sich auf dem aus, was man kann. Aber warum sollte man das ändern, wenn am Ende Lieder mit Texten wie dieser stehen: »Nie zuvor habe ich ein Lächeln gesehen wie das deine. So wild und so schön wie ein Strand an der Nordsee, wenn die Flut nach dem Land greift und donnernd ans Ufer schlägt, und der Strand sich dennoch kein Stückweit bewegt, sondern ausharrt, bis er nach und nach untergeht. Das sind die Bilder, auf die einer kommt, der nichts mehr versteht.« Daniel Koch

MARIANNE FAITHFULL »GIVE MY LOVE TO LONDON« NAIVE / INDIGO / VÖ 26.09.14

IT-GIRL / MOTHER WOLF / ALLSTARS Es wirkt im allgegenwärtigen Jugendlichkeitswahn der Popkultur wie ein Affront: Die 67-jährige Marianne Faithfull erlebt ihren x-ten Frühling, veröffentlicht in schöner Regelmäßigkeit neue Alben, und die großen Namen der Musikszene stehen geduldig an, um mitmachen zu dürfen. Auch auf ihrer neuen Platte konnte sie wieder eine illustre Schar an Zuarbeitern und Mitkomponisten versammeln: von der jungen Anna Calvi bis zum großen Nick Cave. Doch auch ohne Namedropping ist ihr neues Werk eine kleine Sensation: indiefizierte, manchmal auch psychedelische Folk- und Bluessongs, über die das It-Girl der 1960er mit ihrer Reibeisenstimme Texte intoniert, die wahrlich mit nichts

hinterm Berg halten. »The words that come out of your mouth disgust me / The thoughts in your heart sicken me«, schleudert sie uns im passend betitelten Albumhöhepunkt »Mother Wolf« entgegen. Zwar gibt es durchaus auch leisere Momente auf ihrer Platte, doch selbst diese sind durchzogen von einem trotzigen Stolz – passend, dass »I Get Along Without You Very Well« den Rauswerfer auf diesem späten Karrierehöhepunkt gibt. Christian Ihle

FLYING LOTUS »YOU’RE DEAD!« WARP / ROUGH TR ADE / VÖ 03.10.14

RÄTSEL / SCHALTKREISE / JAZZ Es war schon immer eine von Flying Lotus’ großen Stärken, das auditive Chaos seiner Titel in einen packenden Groove zu zwingen und den avantgardistischen Sample-Expressionismus so auch ein Stück weit greifbar werden zu lassen. Doch mit »You’re Dead!« überlässt er den Hörer nun streckenweise völlig sich selbst. Das birgt bisweilen reizvolle Momente der Desorientierung, die sich subtil über das Album als Medium selbst erheben. Freunde seiner clublastigeren Exkurse könnten sich mit dem kontemplativen Duktus dagegen schwertun, denn wirklich treibend wird es hier nur selten. Je weiter sich Flying Lotus von Album zu Album entwickelt, desto weniger scheinen seine Veröffentlichungen auch als Summe verschiedener Songs aufzugehen, die, isoliert betrachtet, irgendwelche Rückschlüsse auf das Gesamtwerk an sich zulassen. Im Gegenteil: Der Mann wird zunehmend rätselhafter und verschrobener. Das kann durchaus auch mal anstrengend sein – langweilig wird es dagegen nie. Philip Fassing

FOXYGEN »... AND STAR POWER« JAGJAGUWAR / CARGO / VÖ 10.10.14

PSYCH / WAHN / RADIO Ein gefeiertes Album hat den Cali-Rockern Foxygen gereicht, um einen ausgeprägten Fluchtreflex zu entwickeln. Nachdem ihr letztjähriges Zweitwerk »We Are The 21st Century Ambassadors ...« vielen Fans mit Hang zum gut abgehangenen 1970er-Rock zum Überraschungsliebling wurde, will die Band schon auf dem Nachfolger von geschmackvoller Kohärenz offensichtlich nichts mehr wissen. Stattdessen gebärdet sie sich auf zwei CDs und über 80 Minuten wie Syd Barrett in seinen düstersten Phasen. Auf »... And Star Power« korrespondiert die Band mit einem imaginären Oldie-Radiosender, dessen Programm Hinweise auf verschiedene Werke und Epochen gibt, die Foxygen dann musikalisch weiterspinnen. »Spinnen« im wahrs-

ten Wortsinne, denn die insgesamt 24 Episoden sind, obschon stellenweise wunderschön, selten in sich als Song geschlossen, sondern gleichen eher einem psychedelischen Parforceritt. Hörer, die Platten gerne exegetisch ausweiden, finden hier viel Futter und wahre Freude. Die anderen dürften leider enttäuscht werden. Christian Steinbrink

JENS FRIEBE »NACKTE ANGST ZIEH DICH AN WIR GEHEN AUS« STA ATSAKT / ROUGH TR ADE

ANGST / ELEGANZ / MAGIE Die nackte Angst aus dem Titelstück des fünften Albums des Berliner Songwriters Jens Friebe sitzt auch mit im Zimmer, wenn man versucht, in dürren Worten greifbar zu machen, was hier elf Stücke lang eigentlich passiert. Sicher, irgendwie ist es auch und immer noch Popmusik im allerbesten Sinn. Treibende, hämmernde Lieder, deren Harmoniefolgen sich, wie für Friebe typisch, immer in eine andere, noch bessere Richtung entwickeln, als man am Anfang des Refrains erwartet hatte. Dazwischen ruhige Klavierstücke voll verschwenderischer Eleganz. Aber Jens Friebe zeigt auch wieder und so gut wie noch nie, was möglich ist, wenn ein Künstler uns mehr zu sagen, mehr zu geben hat als Parolen und Innerlichkeit. Dafür nimmt er uns sanft, aber bestimmt bei der Hand und löst die Angst des Hörers, vielleicht nicht jedes Wort, jedes Bild und jede Referenz auf diesem Album sofort zu verstehen. Gemeinsam erlebt man im Zwischenreich des Traums eine Welt voller Möglichkeiten (»Schlaflied«), erfährt Varianten der Apokalypse in »Warum zählen die rückwärts Mammi« und kommt dem Tod ganz nah in Beschreibungen, wie er eben nicht ist (»What Death Will Be Like«). So schön, magisch und aufregend kann Popmusik nach all diesen Jahren immer noch sein. Es ist Zeit, sich anzuziehen, um mit diesen Liedern auszugehen. Benjamin Walter

GAZELLE TWIN »UNFLESH« ANTI-GHOST MOON R AY / CARGO / VÖ 26.09.14

ELECTRO / GEIST / ABSTRAKTION Sehr, sehr lange schon hat hier kein Electronica-Album mehr auf dem Tisch gelegen, das gleichzeitig so herzzerreißend emotional und soundforscherisch gehaltvoll ist wie »Unflesh«, das Zweitwerk der Britin Elizabeth Bernholz alias Gazelle Twin. Sie schafft es, den Abstraktionsgrad von etwa Zola Jesus, Glasser oder sogar Björk noch weiter in die Höhe zu schrauben, gleichzeitig allzu schlichten Dancefloor-Ambitionen zu entsagen und obendrein mit ihrem


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variablen, unmittelbaren und ausdrucksstarken (Sprech-)Gesang eine nahbare Dimension von poppigem Affekt einzuziehen. All das in gekonnten Kompositionen, die alle Synapsen aufreißen, ohne auch nur eine Sekunde lang anzustrengen. Selbst die stellenweise düstere Industrial-Aura ist hier mehr als eine plumpe Pose, nämlich mysteriöses Stilmittel, das in unfassbar souveränen Kompositionen seine Entsprechung findet. Gazelle Twin beweist so ein Talent, das den Hörer fassungslos hinterlässt. Schwer zu sagen, wann Abstraktion das letzte Mal so anregend daherkam. Eventuell noch nie. Christian Steinbrink

GOAT »COMMUNE« ROCKET / CARGO

PSYCH / WELT / EREIGNIS Wer um seine Bandgeschichte mysteriöse Stories von Voodoo und Verhexung erfindet, steht schnell im Verdacht, belanglose Musik mit lustigem Kiffer-Quatsch etwas aufregender machen zu wollen. Bei Goat (angeblich aus dem nordschwedischen Dörfchen Korpilombolo jenseits des Polarkreises stammend, aktuell aber in Göteborg zu Hause) sollte man das bitte konsequent ausblenden und sich voll und ganz diesem atemberaubenden musikalischen Spektakel hingeben. Auch wenn ein Mix aus Rock der Hippie-Ära und Weltmusik – wenn wir uns der Einfachheit halber mal auf diesen fragwürdigen Begriff einigen wollen – erst mal nichts Gutes verheißt. Doch statt befreiter Feier­abendunterhaltung für verbissen politisch korrekte Studienräte erschaffen Goat einen hypnotisierenden Mahlstrom aus Psychedelic Rock, Krautrock, 1960er-Flower-Power-Pop, Afrobeat und zig anderen Musikstilen aus allen Ecken der Welt. Dieses Prinzip hat schon auf ihrem naheliegenderweise »World Music« genannten Debüt von 2012 wunderbar geklappt und ist nun auf »Commune« noch zugänglicher geworden. Wer sich jetzt an der Mythenbildung um diese Genies beteiligen will, kann ja mal wie der britische Guardian den Bandnamen auf verborgene Bedeutungen hin abklopfen. »Greatest Of All Times« wäre vielleicht noch eine Nummer zu groß, »Gone On A Trip« aber ziemlich passend. Till Stoppenhagen

einem exotisch-orientalischen Gemischtwarenladen lässt die Kalifornierin Klavier und andere Analog-Akustika hinter sich. Ihr drittes Album hat sie zusammen mit ihrem Bruder produziert. Als Einflussfaktoren nennt die Musikerin frühen amerikanischen Blues, persischen und pakistanischen Pop sowie einen heiteren Trip nach Jamaika. Passt irgendwie nicht zusammen? Richtig! Während Nachfolge-Bands von Vampire Weekend das exotische Beat-Erbe schon mal zu musikalischem Pauschaltourismus verkommen lassen, wird bei Lia Ices die Musik zum spannenden Indie-Underground-Trip. »Ices« ist geprägt von minutenlanger Orientierungslosigkeit. Man weiß nie genau, wann das nächste asiatische Glöckchen um die Ecke bimmelt, und der Weg zum Hotelbett ist von scheppernden Synthies versperrt. Ein packendes Abenteuer! Verena Reygers

THE JUAN MACLEAN »IN A DREAM« DFA / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE

Album galt es möglichst schnell zu vergessen. Doch bereits der erste Teaser zu »Trick« deutete einen deutlichen Wandel an: Verhalltes Gitarrenspiel und gebrochene UK-Garage-Rhythmen? Klar, alles ein wenig opportunistisch, aber diesmal immerhin einigermaßen geschmackssicher. So dominierend wie in besagtem Teaser sind die Referenzen an Künstler wie The xx oder Burial dann doch nicht ausgefallen, denn »Trick« wird über weite Strecken von poppigen House-Nummern getragen, die gegenüber der großspurigen Mentalität von »The Boxer« um Längen vorne liegen und zumindest eines nicht mehr missen lassen: Eleganz. Wäre Okereke nicht in exakt jener Szene sozialisiert worden, die er hier mannigfaltig zitiert, man käme wohl nicht um das Wort Opportunismus herum. So aber wird aus »Trick« eine recht glaubhafte und nicht zuletzt auch unterhaltsame Nummer, die trotz fehlender Ecken und Kanten auf die LiveShows neugierig macht. Philip Fassing

QUELLE / STÜTZE / DISCO Wie jede Band, die ihr Geld wert ist, waren LCD Soundsystem mehr als die Summe ihrer einzelnen Teile. Auf eine sehr konkrete Weise allerdings auch weniger: ein Konzentrat dessen, was im Umfeld ihrer Basis DFA Records geschah. The Juan MacLean waren von Anfang an eine feste Stütze des Labels – und damit auch eine der Quellen, aus denen sich der Sound von James Murphys Überband destillierte. Techno, House und Disco werden ins Haus gebeten und glotzen nicht bloß durchs Kellerfenster. Jemand hat 1980er-Andenken als Gastgeschenk mitgebracht: »You Were A Runaway« klingt nach Fleetwood Macs »Little Lies«, das 2002 in einer New Yorker Disco gelandet ist. »In A Dream« ist aber vor allem Nancy Whangs Show am Mikrofon: Die ehemalige Keyboarderin von LCD Soundsystem führt das dritte Album der Band kühl und selbstbewusst an, während Namensgeber John MacLean sich mit Gastauftritten begnügt. Am strahlendsten funkelt »In A Dream«, wenn es sich selbst Platz einräumt: Der sparsame Closer »The Sun Will Never Set On Our Love« funktioniert darum besser als das eine Spur zu angestrengt verhouste »Here I Am«. Michael Weiland

KINDNESS »OTHERNESS«

LIA ICES »ICES«

KELE »TRICK«

THE KOOKS »LISTEN«

JAGJAGUWAR / CARGO

LILAC / ROUGH TR ADE / VÖ 10.10.14

VIRGIN / UNIVERSAL

FEMALE ENERGY / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE / VÖ 10.10.14

SCHWÜLE / ROTLICHT / SAXOFON Als der Brite Adam Bainbridge a.k.a. Kindness vor zwei Jahren sein Debüt »Would You Need A Change Of Mind« veröffentlichte, war der Einfluss des Ko-Produzenten und French-House-Protagonisten Philippe Zdar spürbar. Auf dem Nachfolger »Otherness« ist nun der Wille, richtige Songs zu schreiben, deutlich prägender. Elektronische Spielereien wie auf dem Debüt treten dafür in den Hintergrund. Stattdessen zeigt Bainbridge ein intuitives Gespür für Kompositionen mit originärer Handschrift. Einerseits inszeniert er sich gekonnt als Zampano am Klavier, andererseits zeigt er sich auch bereit, für die zahlreichen Gastfeatures (Robyn, Haynes) zur Seite zu treten. Insgesamt ist die Platte vor allem wegen der vielen Saxofonpassagen von einer schwülen Slow-Funk-Atmosphäre durchzogen. Das ist ziemlich großartig, allerdings sollte man ein Faible für schmachtende Gesten besitzen und sich nicht an lyrischer Naivität und gelegentlicher Oberflächlichkeit stören. Kai Wichelmann

GEMISCHTWAREN / INDIE / ABENTEUER ELEGANZ / LONDON / SOLO DISKO / BRITPOP / NOSTALGIE Der Schwerkraft des tiefZugegeben: Nach Kele OkeGlückwunsch von dieser gründigen Singer/Songrekes unsäglichem SolodeSeite: Die Kooks feiern diewriter-Habitus’ zu entbüt »The Boxer« wartete ses Jahr ihr zehnjähriges kommen ist nicht leicht. man nicht unbedingt auf Jubiläum. Vieles hat sich Lia Kessel alias Lia Ices ist geändert seit den ersten einen Nachfolger. Im Gedie Flucht gelungen. Mit genteil, diesen aufgeblagemeinsamen Proben, Beats und Sounds wie aus senen Macker von einem die gerüchtehalber eine


Coverversion von »Reptilia« der Strokes zum Ergebnis hatten. Nun erscheint das schon vierte Studioalbum der Brightonians und ist perfekt für alle, die Britpop à la Supergrass noch immer verehren und sich am klassischen Sound der Indie-Diskos nicht satthören können. Mastermind Luke Pritchard hat sich für »Listen« via Soundcloud den HipHop-Produzenten Inflo als Zuarbeiter geangelt. Am Sound hat sich trotzdem nicht viel geändert. The Kooks klingen jetzt nur ein bisschen entspannter. Eine Entwicklung, die zu begrüßen ist. So wirkt die Band weniger verkopft, aber auch nicht so massentauglich wie zu Zeiten von »Junk Of The Heart (Happy)«, das ihre volle Qualität nie ganz widerspiegelte. Eine Entwicklung, die The Kooks den Weg für Großtaten offenhält. Katja Krüger

reografierte Spezialeffekte ist geblieben. Ebenso wie das Grundkonzept Rosts, eingängige Beat­ landschaften mit spitzfindigen Reimen und ausufernden Gesangseinlagen zu bebauen. Wir erinnern uns: Aus dem Trude-Herr-Schlager »Morgens immer müde« machte die Berliner Girlgang den Weckruf des Jahres 2012. Dieses Mal vergeht sich die Autodidaktin an Heintjes »Sei doch bitte wieder gut« – als bitterböse Abrechnung mit dem Ex. Zu schlichten minimalistischen Beats, die wie Pfennigabsätze klackern, wie Muskelpakete protzen oder wie HipHop-Gefährte bouncen, bauen Laing Überraschungen in Text und Gesang. Es wird geträllert, jubiliert und geflüstert sowie in sämtlichen Tonlagen präsentiert. Laing besingen das Balzverhalten im Nachtleben, die liebenswerten Schwächen des Partners und Kaugummi. Vieles, was sich schon auf dem Debüt »Paradies Naiv« an versierter Ironie abzeichnete, steht nun auf den festen Füßen eines selbstsicher zwinkernTIN ANGEL / INDIGO / VÖ 10.10.14 den Zweitwerks. Noch besser: Der Trend zum POP / SOMMER / ESKAPISMUS kessen Electric Ladypop bleibt fest in der Hand Der kanadische Songwriter von Laing. Nick Krgovich zählt trotz Verena Reygers zahlreicher erstklassiger Veröffentlichungen und Kollaborationen mit Acts wie Nite Jewel oder Mount Eerie noch immer zu den CHIMPER ATOR / SONY großen Unbekannten im Pop. Am zungenbreFUTURE-R’N’B / BASS / GROSSE WELLE cherischen Nachnamen des scheuen Musikers Eines haben die Damen aus Vancouver kann es nicht liegen, diesen hat und Herren aus dem der hochproduktive Multiinstrumentalist bei Hause Chimperator gevergangenen Veröffentlichungen tunlichst vermeinsam: Sie haben eine mieden. Doch egal, ob mit ausgefeiltem KamVorliebe für neue Genremerpop (P:ano), anmutigen R’n’B-Melodien (No bezeichnungen, die die Kids) oder Sixties-Girl-Pop (Gigi) – der erhoffte Musikwelt vor ein FrageDurchbruch ist bislang ausgeblieben. Jetzt kehrt zeichen stellt. Wer glaubt, dass mit »Future Krgovich nach längerer Abstinenz endlich mit Deutsche Welle« der Spuk des überladenen neuem, eigenem Songmaterial zurück und legt Synthesizer-Sounds, der Fetenhits und der 99 mit »On Sunset« sein Opus magnum vor. Auf Luftballons auf ein Neues beginnt, irrt. Von Rap diesem adaptiert er den Westküsten-Sound der und Pop geht es über zu Pop und R’n’B mit elek1970er und 1980er und knüpft damit nahtlos tronischen Einflüssen. Überaus gefühlvoll und an das grassierende Softrock-Revival an. Eine schwermütig singt Lary mit markanter Stimme gute Wahl für die schwelgerischen Kompositiauf ihrem Debütalbum leicht hedonistische onen und die melancholische Grundstimmung Texte über markerschütternde Bässe. Man mag des Albums, das sich thematisch vor dem Los kaum glauben, dass es sich dabei um ihre erste Angeles vergangener Tage verneigt, so wie die Veröffentlichung auf Albumlänge handelt, so untergehende Sonne über dem Venice Beach. virtuos experimentiert die Wahlberlinerin mit Dort ist der Aufenthalt am Strand nach Sonunterschiedlichen Stilen und zeigt ihren Labelnenuntergang übrigens verboten. Zum Glück Homies, was künstlerische Freiheit wirklich kann man »On Sunset« aber überall genießen. bedeutet. »Selfies, Kippen, Tequila sippen, nichts Katja Peglow bereuen, jung, schön. Alles mitnehmen, mit Fremden mitgehen, verlieben, Intrigen, dumm, verwöhnt.« Die Spielarten der Weiblichkeit ISLAND / UNIVERSAL in den Mittzwanzigern anprangern und das LADYPOP / BOSHAFT / AKROBATIK System gleichzeitig verherrlichen? Eine Kunst Nicht die Beleuchtung, aber für sich, oder vielleicht des Pudels Kern. Nach die Besetzung hat Nicola 14 Tracks wird deutlich, dass Lary nicht nur ein Rost für das zweite Album weiteres Pop-Produkt mit hübschem Gesicht ihres Ladypop-Projekts ist, sondern vielmehr die Wagemutigste unter Laing geändert. Statt vier den deutschen Future-Pop-R’n’B-Sängerinnen. Damen trällern nur noch Sermin Usta drei, die Tänzerin für cho-

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JOHNNY MARR »PLAYLAND«

die Cora-E- und Torch-Cuts nichts mehr. Schon gar nicht, wenn Songs wie »Halblang« dann RYKODISC / WARNER / VÖ 03.10.14 wirklich haarscharf am Blödelrap eines Bürger EMANZIPATION / HIT / FEUER Lars Dietrich vorbeischrammen. #nichtsogeilon Noel Gallagher sagte mal Jan Wehn über sein großes Vorbild Johhny Marr: »He’s such a genius, even when he doesn’t know what he CLOUDS HILL / ROUGH TR ADE plays.« Wenn das also HALBAKUSTISCH / KONKRET / LEICHT Wie soll man diese Band bedeuten soll, dass seine fassen? In Texten über Genialität an eine höhere Macht gebunden ist, dann ist sie wohl ausgetauscht worden, denn mit Mutter strampeln sich der Art und Weise, wie Marr auf den Smithsdie Schreiber dermaßen ab, dass man manchmal Alben Gitarre spielte, hat auch sein zweites denkt: »Oh, jetzt hat das Soloalbum wenig gemein. Es ist sicher davon Gehirn aber einige Kilos auszugehen, dass genau das der emanzipatorische Akt war, den er im Sinn hatte. Dass die verloren.« Die Band macht es einem aber auch Gitarre dennoch im Vordergrund steht, zeigt nicht leicht. So könnte man etwa zunächst dem seine Wandlungsfähigkeit und letztlich auch zweifelhaften Eindruck erliegen, Text und Musein Können. In einem rockigeren (aber nicht sik stünden auf diesem Album in einem etwas grobschlächtigen) Sounddesign eingebettet, gegensätzlichen Verhältnis. Während die Musik wird deutlich, was für ein fähiger Songschreiber tendenziell pointiert anmutet und aufgrund er ist. Insgesamt sind die neuen Songs kompo- eines halbakustischen Sounds eine angenehme sitorisch noch mal eine deutliche Steigerung Leichtigkeit kommuniziert, dehnen sich die zu »The Messenger« aus dem letzten Jahr. Mit Worte auf scheinbar undisziplinierte Weise »Easy Money« und »Boys Get Straight« hat er metrisch wie inhaltlich in alle Richtungen aus. seine bisher pointiertesten Hits geschrieben. Das ist zwar in gewisser Weise richtig, wird Noch interessanter sind die groovelastigen aber gleichzeitig relativiert von im Rock-Idiom Midtempo-Nummern wie »The Trap« und gehaltenen Stücken wie »Ich will nicht mehr »This Tension«, bei denen er viel Wert auf at- als das« und total konkreten, auf den Punkt mosphärische Dichte legt. Wenn er sich weiter geschriebenen Storytelling-Texten wie in »Ihr so steigert, dann dürfte das dritte Soloalbum kleines Herz«. Bei Mutter dürfen Unterschiede unvermittelt koexistieren. Die Texte suchen sein Meisterwerk sein. stets ein Verhältnis zur Wirklichkeit, wobei sie Kai Wichelmann zwischen reiner Beobachtung und vorsichtiger Bewertung des Beobachtungsgegenstands kreisen. Höhepunkt in letzterem Sinne ist sicher das STYLEHEADS / GROOVE ATTACK bereits viel diskutierte »Wer hat schon Lust so BÜRGER / LARS / DIETRICH zu leben?«, das eine Gratwanderung zwischen Beim Großprojekt MC Fitti Distanz und Empathie wagt, die nur Mutter so ging es in meinen Augen hinkriegen konnten. immer darum, mit halb­ Mario Lasar ironischem HipHop zwischen Timeline-Aktualität und Throwback-Charme möglichst viele Werbedeals abzugreifen und einfach eine gute Zeit zu haben. Hat ja so weit auch ganz gut geklappt. ASTHMATIC KITTY / CARGO Bei all der Konsequenz wäre es aber am konse- GEIST / VIELFALT / SUFJAN Vier Alben in nur acht quentesten gewesen, nach dem ersten Album Jahren – kein schlechter einen Strich drunter zu machen, abzurechnen Schnitt für Shara Worund sich ins Fäustchen zu lollen. Stattdessen dens Projekt My Brighmacht Fitti noch ein zweites Album und lässt der test Diamond, zumindest Sache lieber einen genauso schönen bauschigen in puncto Produktivität. Bart wachsen wie sich selbst. Auf 14 Tracks gibt’s Der Name allein legt schon deshalb noch mal volle Kanne zusammenhanglosen Nonsens zwischen Smartphone-Drive-by- nahe, dass diese Band Wordens HerzensangeShootings, Eurodance-Eumeleien und Pfandfla- legenheit ist, die nach Jahren des Profimusikeschensammeln. So minutiös zeitgeistig Songs rinnen-Daseins nötig war. Ihre Stimme verdient wie »Whatsapper« oder »YOLO« daherkamen, eben mehr, als nur im Hintergrund von Sufjan so ausgelutscht und schnarchig klingen Songs Stevens zu glänzen. Die Multiinstrumentalistin wie »Einmal Kind und zurück«, wo tatsächlich scheint wie geboren fürs Songwriting zu sein: noch einmal all die zigmal gehörten Kindheits- Ein leichtes, sanftes und dennoch vielseitiges erinnerungen zwischen Yps-Heft und »Knight Genre-Gehoppe zieht sich wie ein roter Faden Rider« durchdekliniert werden. Da helfen auch durch ihr Oeuvre. Fans erleben durch »This Is

MUTTER »TEXT UND MUSIK«

MC FITTI »PEACE«

MY BRIGHTEST DIAMOND »THIS IS MY HAND«

My Hand« zwar keine großen Überraschungen, doch die Single »Pressure« legt schon nahe, dass Langeweile im Laufe der zehn Songs nie aufkommt. Schließlich haben uns Marching-BandAnleihen schon Hits wie »Hollaback Girl« von Gwen Stefani geschenkt. Ähnlich energetisch und fordernd ist auch »Pressure«, zweifellos die am kräftigsten glitzernde Perle der Platte. Katja Krüger

OCTAVE MINDS »OCTAVE MINDS« BOYSNOIZE / ROUGH TR ADE

GIPFELTREFFEN / GENRETRENNUNG / ENTERTAINMENT Bei allem Respekt vor der stilistischen Offenheit sowohl von Boys Noize als auch des Feuilletons liebstem Pop-Exilanten Chilly Gonzales, aber wie soll das gehen? Wie sollen die aktuellen Standpunkte der beiden Künstler, State-of-the-art-Electro und hinterlistige Piano-Klassik, zusammengehen? Wer so dachte, für den war die Kunde von dem gemeinsamen Projekt der zwei so unterschiedlichen Alphatiere wohl nur der Exotik und Prominenz wegen interessant. Tatsächlich gleicht das Album musikalisch eher einem relativ unspektakulären, sich im Arbeitsprozess befindlichen stilistischen Kompromiss, auch wenn die Protagonisten die offen ausgelegten Fallstricke meist umgehen. Oft ist das Album gerade wegen des unvermutet subtilen Zusammengehens beider Handwerke gut, manchmal (»Tap Dance«) wegen seines aus dem Chilly-Lager forcierten EntertainmentFaktors, schlecht eigentlich nur, wenn das Ganze zu orchestral und cheesy (»Initials KK«) gerät. Auf der ganzen Albumstrecke zeigt das Duo tatsächlich überraschend viele musikalische Anknüpfungspunkte, die oft das Potenzial besitzen, beizeiten noch viel ausführlicher ausformuliert zu werden. Christian Steinbrink

CHRISTOPHER OWENS »A NEW TESTAMENT« CAROLINE / UNIVERSAL / VÖ 26.09.14

REISE / COUNTRY / ERLÖSUNG Nach der glänzenden Album-Trilogie mit seiner inzwischen aufgelösten Band Girls folgte bei Christopher Owens Anfang letzten Jahres die Ernüchterung. Sein Solodebüt entpuppte sich als überambitionierter Road-Trip an die Orte einer verflossenen TourRomanze – ohne Höhen und mit teils deftigen Geschmacksverirrungen (Haben Saxofon und Querflöte jemals gemeinsam was in einem Song zu suchen?). Nun schlägt der Ex-Girls-Frontmann mit dem Nachfolger »A New Testament«


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ein neues musikalisches Kapitel auf seinem Weg zum erwachsenen Songwriter auf. Der Selbstfindungstrip geht weiter, nur heißen die Stationen diesmal Country, Gospel und traditioneller Bluesrock. Selbst vor Soul-Einflüssen schreckt Owens neuerdings nicht zurück und wird damit so einige frühere Fans verprellen, die sich nach dem melancholischen Indie-Rock vergangener Tage sehnen. Doch spätestens nach dem dritten mit Orgeln begleiteten Song dürfte klar sein, dass dem in San Francisco lebenden Musiker musikalische Innovationen momentan weniger wichtig sind, um seine nach wie vor stark persönlich gefärbten Songs zu untermalen. Die sind immerhin stärker als auf dem Vorgänger geraten. Mal schauen, wohin die Reise beim nächsten Mal führt. Katja Peglow

ERLEND ØYE »LEGAO« BUBBLES / GROOVE ATTACK / VÖ 03.10.14

LOVER / REGGAE / ØYSY LISTENING Ein Norweger mit Riesenbrille macht zusammen mit einer isländischen Roots-Reggae-Band Lovers Rock. Klingt erst mal im besten Falle skurril. Aber geben wir dieser abwegigen Konstellation mal eine Chance, hier geht es immerhin um Erlend Øye. Der augenzwinkernde Parade-Nerd hat schließlich schon einige Male bewiesen, dass er so verschiedene Musikrichtungen wie Folk, House oder angestaubte italienische Schlager erfolgreich in seinen ewig angenehm säuselnden Wimp-Kosmos übertragen kann. Sein erstes Soloalbum »Legao« weist dementsprechend smart auf eine Sehnsucht nach geschmeidig arrangierten MOR-Produktionen der 1970er hin. Dass die dabei gerne eingesetzten Reggae-Beats immer eine Spur zu tight sind, wiegt der Mann mit subtilen Melodien und lakonischem Charme auf. Allemal faszinierend ist Øyes Mut, immer am Rande von einer penetranten Seichtigkeit zu operieren, die nur durch den Einsatz weniger raffinierter Details und die Intimität seiner spröden Stimme gebrochen wird. Das Ergebnis ist ein wunderbar entspanntes Hörerlebnis ohne die Anrüchigkeit kalkulierter Dienstleistung. Martin Riemann

Jahres ins Rennen. Die beiden verheirateten Musiker erweitern darauf erneut ihr kosmisches Soundsystem und übertreffen sich dabei musikalisch selbst. Die leicht verkifft klingenden Sounds des 2012 veröffentlichten »Lucifer« sind auf »Cosmic Logic« einem nahezu cleanen Pop-Entwurf gewichen, der jedoch nichts an Ideenreichtum oder Soundvielfalt eingebüßt hat. Wo das Duo auf dem hochgelobten Vorgänger noch die nächtliche Version seines Sounds zelebriert hatte, klingen die elf neuen Songs des in Los Angeles entstandenen Albums um einiges aufgekratzter und tanzbarer. Zum ersten Mal in der Geschichte der Band stechen die von Dunis gesungenen schiefen Pop-Melodien unter den cleveren Soundtüfteleien Coyes’ klar und lebendig hervor – und klingen so catchy wie nie. Songs wie »Hypnotic Hustle« oder »New Grrrls« drängen auf die Tanzfläche, statt wie bisher wohlig einzulullen. Anteil am neuen Popappeal dürfte auch Matt Thornley (DFA / LCD Soundsystem) haben, der dem Album im neu gebauten bandeigenen Studio den letzten Schliff verpasste und die farbenfrohen Songs noch mehr zum Leuchten brachte. Ein echter musikalischer Lichtblick, auch ohne LSD-Brille. Katja Peglow

PERFUME GENIUS »TOO BRIGHT« MATADOR / BEGGARS / INDIGO

PIANO / TRÄNEN / SELBSTBEWUSSTSEIN Applaus, Applaus für einen Meister der Tragik. Kaum ein anderer Songwriter vermag es gegenwärtig, derart einnehmend über die dunkelsten Phasen der eigenen Biografie zu reden wie Mike Hadreas. Mit an Selbstentwaffnung grenzender Offenheit erzählt er als Perfume Genius in seinen Liedern von zerstörerischer Liebe, fatalen Gefühlen und den Schwierigkeiten der Selbstfindung. Vor rund zwei Jahren gelang dem Musiker aus Seattle mit seinem umjubelten zweiten Album »Put Your Back N2 It« der Schritt aus der Nische. Diese Anerkennung scheint sich mitunter im Klang von »Too Bright« niederzuschlagen. So wirken einige der Stücke – die groovende Vorab-Single »Queen« oder das wuchtige »Grid« – von einem Selbstbewusstsein getragen, das man dem oft so zerbrechlich wirkenden Künstler fast nicht zugetraut hätte. Insgesamt überwiegen dennoch Intimität und Moll-Töne. Dieses fragile ZusamWEIRD WORLD / DOMINO / GOODTOGO / VÖ 03.10.14 menspiel von Piano, Synthies, Drum-Computer POP / TRIP / DANCEHALL und Gesang erreicht in »Fool« und »No Good« Mit ihrem vierten Studioseine Perfektion. Ein Album für Taschentücher album »Cosmic Logic« und Rotwein. schicken Indra Dunis Bastian Küllenberg und Aaron Coyes einen verspäteten Anwärter auf das Album des Sommers, wenn nicht gar des ganzen

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www.target-concerts.de

30.10. HAMBURG MOLOTOW EXIL 31.10. BERLIN MAGNET 1.11. MÜNCHEN ATOMIC CAFÉ

support: OPERATORS

2.11. HAMBURG UEBEL&GEFÄHRLICH 4.11. KÖLN LUXOR

29.11. MÜNSTER GLEIS 22 | 1.12. KÖLN LUXOR 2.12. HAMBURG KNUST | 3.12. BERLIN LIDO 4.12. MÜNCHEN ATOMIC CAFÉ | 5.12. FRANKFURT/ MAIN ZOOM

PEAKING LIGHTS »COSMIC LOGIC«

4.11. LEIPZIG UT CONNEWITZ 5.11. HAMBURG KNUST 6.11. HANNOVER GLOCKSEE 7.11. BERLIN BI NUU 8.11. MÜNCHEN ATOMIC CAFÉ 9.11. KÖLN GEBÄUDE 9 10.11. MÜNSTER GLEIS 22


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MORGEN

THE RENTALS »LOST IN ALPHAVILLE« POLYVINYL / CARGO

&

WEEZER »EVERYTHING WILL BE ALRIGHT IN THE END« REPUBLIC / UNIVERSAL / VÖ 03.10.14

COLLEGE / BATTLE / AUSSENSEITER Matt Sharp hat alles richtig gemacht: Er war Weezer-Bassist zur Zeit der goldenen Ära, als mit dem »blauen Album« eine College-Rock-Sammlung für die Ewigkeit entstand, die mit dem Folgewerk »Pinkerton« sogar noch übertroffen wurde. Auf einmal gab es eine Band, die gleichzeitig schräg wie Pavement und doch MTV-Pop sein konnte! Dann ging Matt Sharp, veröffentlichte zwei hervorragende Alben mit seiner eigenen, noch nerdigeren Band The Rentals (das Debüt, absurderweise »Return Of The Rentals« betitelt, noch zu seiner Weezer-Zeit), während Weezer um Mastermind Rivers Cuomo ihren traurigen, unumkehrbaren Abstieg begannen. In einem grausamen twist of fate veröffentlichen nun sowohl Sharp als auch Cuomo fast zeitgleich neue Alben. »Battle of the nerds«, könnte man jubeln, hätte es sich Cuomo nicht schon längst im egalen Alternative-RockSegment bequem gemacht. Auch auf dem nun schon neunten Album agieren Weezer streng im Radioformat, der Sound ist komprimiert und das Songwriting vorhersehbar. Nur selten blitzt wie in »Eulogy For A Rock Band« der alte Witz auf. Matt Sharps Rentals dagegen scheren sich weder um Reichweite, noch richten sie sich nach Radios und knüpfen mit ihrem ersten richtigen Album seit 15 Jahren an die alte Quirkiness an. Nicht alles gelingt auf »Lost In Alphaville«, doch Songs wie »Traces Of Our Tears«, die Surfrock,

PHILIP SELWAY »WEATHERHOUSE«

Pop-Punk und Analog-Synthies im Melodientanz kombinieren, sind schlicht spannender BELLA UNION / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE / VÖ 03.10.14 und besser als alles, was Weezer seit »Island In BORDERLINE / FILM / RADIOHEAD The Sun« zustande gebracht haben. Liebe Radiohead-Fangirls Christian Ihle und -boys, es gibt ein Leben nach der Schaffenspause zwischen den SoloSTA ATSAKT / ROUGH TR ADE / VÖ 03.10.14 alben und Nebenprojekten VERWÖHNEN / ZERSTÖREN / KOBOLD von Thom Yorke. Wie ihr Zwei Alben voller Hits alle ja bereits wisst, verfolin Variationen, Fetzen, gen auch andere Mitglieder des Mutterschiffs nackter Unzulänglichkeit Radiohead Solopläne. Schlagzeuger Philip und genialer Improvisa- Selway beispielsweise bringt nun schon seine tion: »Lob der Realität« zweite LP unters Volk. Ähnlich wie Radioheadist eine ungeschminkte Bandkollege Johnny Greenwood hat Selway Werkschau der Perfor- einen sehr filmmusikalischen, fast schon szenimance-Kraft und PeterLicht ein Hofnarr der schen Kompositionsstil: »Weatherhouse« lässt intellektuellen Gegenkultur, der sich traut, sich irgendwo zwischen der Leichtigkeit der seine Gesellschaftskritik auch mal wie einen »Six Feet Under­«- oder »Dexter«-Soundtracks Kirchentag der Anarchie klingen zu lassen. Seine und den schwermütigen Nummern des KomPopsongs sind wie seine Bücher sind wie seine ponisten John Murphy verorten. Und hier sind Theaterstücke: überzeugend verwirrend. Wer wir auch schon bei der großen Stärke der Platte: sonst kann eigentlich noch verwöhnen und Sie ist ein Borderliner mit vielen Stimmungszerstören zugleich? In dieser Live-Performance schwankungen und versteht es am Ende doch, zerfließt alles: die Komik, die Kritik, der Kar- zu verzaubern. Jeder Song hat einen unerhörten neval, das Krude, das Konzept, das Kobold- Moment an sich – quasi ein Glockenspiel, das hafte, die Kontemplation in jedweder Form nur kurz auftaucht, oder eine Wendung, die dem der Kurzschlussreaktion. PeterLicht hat weder Song eine neue Richtung verleiht. Ehe man sich die Ernsthaftigkeit noch die Geschlossenheit versieht, wird man davon in den Bann gezogen. im Werk wie der Diskurs-Pop. Seine Musik ist Holger Wendt vordergründig Dada und Gaga und voller Pop, und dafür wird er oft aufs Sonnendeck verbannt. Er ist der Star unter den Unterschätzten und der talentierteste Vertreter der Zersetzung seit UNIVERSAL / VÖ 26.09.14 mindestens 15 Jahren. Seine Wortgewalt und SCHNODDER / MADNESS / ZOMBIE Format-Verspultheit – alles ist so unperfekt Man reiche ein Pint für dieperfekt wie er selbst. Der Poet ist anwesend. Sein se gute Nachricht: Jamie T Geist schwebt voll saftiger Zufriedenheit über ist zurück! Hat auch lange diesem Live-Doppelalbum. Ein Trümmerfeld genug gedauert bei dem von einem Live-Album mit Chören, wo immer Herrn aus Wimbledon, der vom britischen Guardian Platz ist. mal als »one-man arctic Carsten Schumacher

PETERLICHT »LOB DER REALITÄT«

JAMIE T »CARRY ON THE GRUDGE«

“an immaculately sculpted indie-pop trip” NME

LACUNA

03.10.14

(CD / LP / DL + ltd LP w/ 7”)


To u r d a t e s monkey« bezeichnet wurde. Das passte schon damals nicht, denn auch wenn Jamie T ähnlich schnoddert wie Alex Turner in seinen ersten Karrierejahren, hatte T schon immer mehr Punk als Rock im Blut. Auf seinem dritten Album, dem ersten seit 2009, zeigt Jamie T, warum man ihn so vermisst hat: Dieser frische Umgang mit Punk- und Ska-Elementen – wo hört man das schon mal in einem Pop-Song? Auf »Carry On The Grudge« hat Jamie T das Tempo ein wenig gedrosselt, was sich mit der Vorab-Single »Don’t You Find« ja schon angedeutet hatte. »Love Is Only A Heartbeat Away«, das schon fast folkig arrangiert ist, und die Rausschmeißer-Ballade »They Told Me It Rained« beweisen, dass ihm das nur zu gut steht und er noch immer für eine Überraschung gut ist. Zum Beispiel dann, wenn im letztgenannten Song auf einmal ein Madness-Zitat einbricht und kurz die Schwermut herausnimmt. Am besten bleibt T jedoch, wenn er wie in »Zombie« wieder die gute alte Specials-trifft-Clash-trifft-Jamie-T-Rutsche fährt. Das hätten wir dann gerne demnächst noch mal im Live-Vortrag. Daniel Koch

TWEEDY »SUKIERAE« ANTI- / INDIGO

PAPA / MAMA / WUNDERKIND Wilco sind super. Was für eine Band! Diese Energie! Diese Virtuosität! Dieser manchmal so herrliche Krach! Aber hey, bin ich der Einzige, der sich mal wieder simpel Schönes von ihnen wünscht wie »The Loneley 1« vom 1996erDoppelalbum »Being There«? Der die Live-DVD von Wilco-Chef Jeff Tweedy, »Sunken Treasures«, abfeiert, weil sie den Meister endlich mal reduziert und solo zeigt? Kommt mir manchmal so vor. Deshalb freute ich mich ungemein auf dieses Album, das mit seinen 20 Songs sogar ein doppeltes ist. Doch man muss feststellen: Es ist schon wieder kein Solowerk. Es ist das Debüt einer »Boyband namens Tweedy«, wie Spencer, Jeff Tweedys 18-jähriger Sohn, es so treffend beschreibt. Der ist das zweite Bandmitglied, sitzt am Schlagzeug und hat gemeinsam mit seinem Daddy die Songs arrangiert, die dieser geschrieben hat. Eine Familienangelegenheit, die auch in die Hose hätte gehen können, hier aber eher das Herz trifft. Mancher Song mag ein wenig skizzenhaft wirken, aber wenn Vater und Sohn in »Nobody Dies Anymore« die Sorge um die schwer erkrankte (und inzwischen wieder gesundete) Ehefrau und Mutter in einer akustischen, klaren, starken Ballade verarbeiten, um direkt danach mit dem cool beschwingten »I’ll Sing It« die Stimmung zu heben, wünscht sich wohl jeder, bei dieser Familie mal zum Liederabend eingeladen zu werden. Daniel Koch

EINAR STRAY ORCHESTRA »POLITRICKS« SINNBUS / ROUGH TR ADE

ORCHESTER / BOMBAST / RAGE Wenn du denkst, es geht nicht mehr, setzt das Einar Stray Orchestra einfach noch einen drauf. Noch mehr Streicher, noch mehr Chöre, und das Klavier bekommt noch mehr Druck und wird immer lauter. Und dann setzen die Bläser ein! Einst noch allein, hat der Norweger Einar Stray ein »Orchestra« an den Namen seines Musikprojekts gehängt, um der festen Band gerecht zu werden, die ihn seit 2011 begleitet. Die verhilft »Politricks« zu eingängigeren Stücken als denen auf dem Debüt »Chiaroscuro«. Und zu noch mehr Pomp und Bombast. Einar Stray und seine Bandkolleginnen Åsa und Ofelia singen sich bei »Pockets Full Of Holes« in Rage, bei »For The Country« fließen hochdramatische Tränen. »Montreal«, dieser fanfarenbestückte Superhit, tröstet dann über den Kummer hinweg. Viele Indie-Pop-Bands übertreiben es mit den Glockenspielen und Streicherparts auf ihren Platten. Einar Stray und sein Orchester tun das auch, maßlos sogar. Den Norwegern aber gelingt das auf eine unfassbar schöne Art und Weise. Julia Brummert

H EVOMISTEHEN S UND S FALLEN K ATOURL T 08.11. EMDEN, EMDEN GEHT POST 04.12. BREMEN, TOWER * 21.11. GÜTERSLOH, WEBEREI * 05.12. ROSTOCK, MAU * 22.11. HAMBURG, HEADCRASH * 06.12. LEIPZIG, INTO THE RAMSONS FESTIVAL 23.11. BERLIN, MAGNET * 10.12. ZÜRICH (CH), HAFENKNEIPE * 25.11. WIEN (AT), ARENA * 11.12. BERN (CH), ISC CLUB * 26.11. SALZBURG (AT), ROCKHOUSE * 12.12. CHUR (CH), SELIG TANZCAFÉ * 27.11. STUTTGART, WAGENHALLEN * 13.12. KONSTANZ, KULTURLADEN * 28.11. HANNOVER, I THINK I SPIDER FESTIVAL * 14.12. MÜNCHEN, STRØM * 29.11. DORTMUND, FZW ** SUPPORT 02.12. FRANKFURT AM MAIN, DAS BETT * * BLACKOUT PROBLEMS 03.12. DÜSSELDORF, ZAKK * ** THE TOURIST

13.11. Düsseldorf, Pitcher 14.11. Aachen, Musikbunker 15.11. Wesel, Esel Rock Winter 20.11. Kiel, Schaubude 22.11. Oberhausen, Druckluft

15.11. LINDENHOLZHAUSEN HUHN AUFS EIS 22.11. ZELL REMEMBER OUR YOUTH FESTIVAL 27.11. KÖLN MTC 28.11. ESSEN WESTSTADTHALLE 29.11. MÜNCHEN BACKSTAGE 01.12. WIESBADEN SCHLACHTHOF 02.12. LEIPZIG WERK 2 03.12. BERLIN COMET CLUB 04.12. HAMBURG LOGO 05.12. KOBLENZ DREAMS 06.12. KARLSRUHE STADTMITTE

JESSIE WARE »TOUGH LOVE« ISLAND / UNIVERSAL / VÖ 03.10.14

HAUCH / HALL / HOFFNUNG In was für eine Gesellschaft ist Jessie Ware da bloß geraten? Ein Song mit Schmachtbubi Ed Sheeran, Benny Blanco – laut Label »Superproduzent« von Katy Perry und Ke$ha – im Team, Chartsrapper J. Cole als (zum Glück stummer) Gast bei einer Studiosession. Will man diese Mainstream-Bande in der Nähe dieser wundervollen Sängerin, die 2012 mit »Devotion« aus dem Stand eines der spannendsten Pop-Alben des Jahres rausgehauen hatte? In diesem seltenen Fall lautet die Antwort: Ja. Denn Jessie Ware hat zwar ihre Refrains polieren und ihre Sounds aufpimpen lassen, schafft es aber dennoch, die starke Frau, die treibende Kraft, die alles tragende Stimme zu bleiben. Mit dem eröffnenden Titeltrack »Tough Love« nickt sie noch einmal in Richtung ihres Debüts, bringt einen mit den ersten, viel zu süßen Sekunden von »You & I (Forever)« kurz an die Kotzgrenze und zeigt dann Song für Song, dass breit zielende, für das Hitradio bestimmte Popmusik auch mal richtig gut sein kann. Den Song mit Sheeran, »Say You Love Me«, wünscht man sich geradezu in die Heavy Rotation all dieser seelenlosen Scheißsender, auf dass man mal

29.09. KÖLN - SONIC BALLROOM 30.09. OBERHAUSEN - DRUCKLUFT 01.10. AMSTERDAM - TRIPEL 02.10. PRÜM - MEHRZWECKHALLE (LOKALRUNDE W/ JUPITER JONES) 04.10. LINDAU - CLUB VAUDEVILLE 06.10. WIEN (AT) - DAS BACH 08.10. MÜNCHEN - BACKSTAGE 09.10. AALEN - FRAPÉ 10.10. TRIER - EX-HAUS 11.10. DÜSSELDORF - THE TUBE 12.10. ANTWERPEN (BE) - VENUE 219 13.10. ZÜRICH (CH) - HAFENKNEIPE 15.10. MÜNSTER - SPUTNIKCAFÉ 16.10. DORTMUND - FZW 17.10. NÜRNBERG - ZENTRALCAFÉ 18.10. GUNZENHAUSEN - JUZ 20.10. DRESDEN - OSTPOL 21.10. LEIPZIG - WÄRMEHALLE 22.10. BERLIN - CASSIOPEIA 23.10. HAMBURG - ASTRASTUBE 24.10. FLENSBURG - VOLKSBAD 25.10. BREMEN - LAGERHAUS

31.10. Marburg, KFZ 01.11. Hannover, Béi Chéz Heinz 05.11. Berlin, Cassiopeia 06.11. Dresden, Groove Station 07.11. Erfurt, Museumskeller 08.11. Koblenz, Circus Maximus 09.11. Ravensburg, Studio 104 10.11. Frankfurt am Main, Nachtleben 11.11. Köln, Underground 12.11. Oberhausen, Druckluft 13.11. Osnabrück, Kleine Freiheit 14.11. Bremen, Lagerhaus 15.11. Hamburg, Markthalle Support: Schmiddlfinga (Le Fly)

leoniden 02.10. Mittweida, Erstsemesterparty 03.10. Lübeck, Blauer Engel 06.11. Hamburg, Molotow * 07.11. Düsseldorf, The Tube * 09.11. Berlin, Crystal Club * 17.12. Köln, Sonic Ballroom 18.12. Kiel, Schaubude * w/ Featuring Yourself

Rocky Votolato

07.11. Wiesbaden, Walhalla 08.11. Oberhausen, Druckluft 09.11. Berlin, Roadrunner‘s 10.11. Hannover, Béi Chéz Heinz 11.11. Hamburg, Rock Café 12.11. Bremen, Etage 3 13.11 Dresden, Beatpol 14.11. Münster, Skater‘s Palace 15.11. Trier, Ex-Haus 16.11. Karlsruhe, Alte Hackerei 17.11. Düsseldorf, Tube

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UNSERE LIEBLINGE IM OKTOBER. AUCH ALS ABOPRÄMIE ERHÄLTLICH – SIEHE SEITE 7.

für vier Minuten und 17 Sekunden den Traum träumen kann, es gäbe ein richtiges Leben im falschen. Am Ende zeigt dann noch einmal ein dunkles, mit viel Hauch und Hall schwermütig pochendes Stück wie »Desire«, dass sie nicht vergessen hat, woher sie kommt – ein Versöhnungsangebot an frühe Fans, das eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Daniel Koch

YOB »CLEARING THE PATH TO ASCEND« NEUROT / CARGO

ALT-J »THIS IS ALL YOURS« CD – INFECTIOUS / COOP / PIAS / ROUGH TRADE

BONG JOON HO »SNOWPIERCER« DVD/BD – ASCOT ELITE

CARIBOU »OUR LOVE« CD – CITY SLANG / UNIVERSAL

CHILDHOOD »LACUNA« CD – PIAS / MARATHON ARTISTS / ROUGH TRADE

JONATHAN GLAZER »UNDER THE SKIN« DVD/BD – SENATOR

KASPER BJØRKE »AFTER FOREVER« CD – HFN / ROUGH TRADE

LISA BARROS D’SA & GLENN LEYBURN »GOOD VIBRATIONS« DVD/BD – RAPID EYE MOVIES / AL!VE

OCTAVE MINDS »OCTAVE MINDS« CD – BOYSNOIZE / ROUGH TRADE

DOOM / DESOLAT / TASTEND Endlich haben sie zueinander gefunden. Eine perfektere Kombination als das von den Walzen-CoreHeroen Neurosis betriebene Label Neurot Recordings und die visionär verschrobenen Doom-Kauze Yob lässt sich kaum denken. Dabei klingt das Trio aus Oregon auf seinem mittlerweile siebten Album emanzipierter und zugleich von den üblichen Genrevorbetern durchdrungener denn je. Natürlich lassen sich nach wie vor Riffverweise auf Black Sabbath finden. Und, ja, das malmende Element von Sleep und die an- und abschwellende Epik von Neurosis haben die Herangehensweise der Band nachhaltig geprägt. Fast noch prägnanter jedoch ist nunmehr eine – bei aller Wucht und Schwere – ätherische Versponnenheit, die den gewohnt überlangen Songs (hier geht nichts unter zehn Minuten, liebe Hektikergemeinde, da müssen Sie durch) etwas fast schon Zerbrechliches, zaghaft Tastendes verleiht. Dabei verschmelzen Schönheit und Unheil zu zerrender, bohrender Unruhe. So schichten Yob unnachgiebig mit grober Kelle karstige Gitarrenwälle, die desolate Landschaften evozieren, mit uns kleinen verdorbenen Menschen unter einem brodelnden Himmel kauernd, aus dem jeden Moment etwas herniedersteigen will, um uns zu holen. Verzweifelt, paranoid, zermürbend. Und dabei wunderschön. Zusammen mit den ebenfalls großartigen Pallbearer stellen Yob die kreative Doppelspitze eines momentan ohnehin bestens aufgestellten Genres dar. Fantastisch! Ulf Imwiehe

ZOLA JESUS »TAIGA« MUTE / GOODTOGO / VÖ 03.10.14

GOTH-POP / RUSSLAND / SEKT 2014 steht ganz im Zeichen von Kate Bushs LiveComeback. Die Pop-Ikone steht nach 35 Jahren endlich wieder für gut 20 Konzerte auf der Bühne des Londoner Apollo, alle Auftritte sind restlos ausverkauft. Dort sollte in einer fairen Welt ihre legitime Nachfolgerin Zola Jesus in Kürze auch stehen, weil sie mit »Taiga« das ambitionierteste Popalbum des Jahres aufgenommen hat. Ihre erste Single »Dangerous Days« hat sich so fest in den Ohrmuscheln verankert wie kaum ein anderer Popsong in diesem Jahr. Mit ihrem unverwechselbar tiefen Timbre klingt sie wie eine Mischung aus Ian Curtis und Cocteau Twins’ Elizabeth Fraser, gepaart mit den vorpreschenden Pop-Beats, nach denen Rihanna unter jedem Sektglas verzweifelt sucht. »Taiga« fühlt sich an wie ein Debüt, denn in dieser Form hat man Zola Jesus noch nicht gehört. Ein Stück wie das balladeske »Dust« muss man stimmlich erst einmal so hinbekommen, dass es nicht wie ein schwülstiger Mariah-Carey-Schmachtfetzen klingt. Das treibende »Hunger« klingt wie in den wilden Wäldern Russlands aufgenommen – nur einer von vielen musikalischen Verweisen auf ihre eurasischen Wurzeln. Zola Jesus zeigt auf »Taiga« eine Popmusik, die sowohl kommerziell erfolgreich als auch avanciert ist. Ein Spagat, der selten so leicht wirkte wie auf dieser Platte. Philipp Maxrath


RAUF

sich selbst, aber insgesamt ist ihre Mischung aus der instrumentalen Vollmundigkeit der späten Beatles, einem an Death Cab For Cuties Ben JENNIE ABRAHAMSON Gibbard erinnernden Gesang und der Harmonik von Real Estate oder »GEMINI GEMINI« Jennie Abrahamson Shins wirklich ganz zauberhaft. nimmt im schwedischen Pop den Platz MARTIN CARR »THE BREAKS« der Schnittstelle zwiMartin Carr macht schen dem Folk einer Ane Brun und schon sehr lange Mudem Dance-Pop von The Knife ein. sik. In den 1990ern mit Wirkt erst wie ein waghalsiger Spaden Boo Radleys und gat, geht dann aber doch auf. seit einiger Zeit unter eigenem Namen. Mit großer Warmherzigkeit, ADULT JAZZ »GIST IS« britischem Augenzwinkern und diIrre, aber gut irre ckem Orgelsound gelingt Carr ein Kunstmusik aus Leeds. aufwendiges Songwriter-Album, Völlig dekonstruierter dem man seine fast naive Liebe zur Indie-Rock mit wirren Musik in jedem Stück anmerkt. Drums und einer sehr präsenten Kopfstimme, der seltsamerweise CHILDHOOD »LACUNA« aber nicht nervt, sondern fesselt. Nun haben auch die britischen Kids Twee THE ASTEROIDS GALAXY und Dreampop für sich TOUR »BRING US TOGETHER« wiederentdeckt. Das Groovy, Baby! Das drit- Debütalbum des Londoner Quarte und wieder extrem tetts klingt so Spacemen-3-luftig tanzbare Album von wie verspielt, hat zudem auch noch The Asteroids Galaxy schöne Songs. Allenfalls das Falsett Tour ist so aufregend, unterhalt- des Sängers wirkt rausgedrückt. sam und grenzwertig wie die Fahrt in einem schlingernden Hippie-Bus DIRK DARMSTAEDTER über einen Gebirgspass. »BEFORE WE LEAVE« Dirk Darmstaedter BALLET SCHOOL hat seinen selbst aufgebauten Stall Tapete »THE DEW LASTS AN HOUR« Sehr vital klingt das DeRecords verlassen und bütalbum der aus aller startet noch mal ganz neu. Weil er Welt in Berlin zusam- immer noch Bock und immer noch mengewürfelten Bal- viel zu geben hat. Großer Pop mit let School. Lebendig und eingängig den typischen Folk- und Countryzwischen hallendem Dream- und Einflüssen und einigen echten Hits. melodiösem Electro-Pop. Und auch das Songwriting kann einiges. ENGINEERS »ALWAYS RETURNING« BLAUE BLUME Mit dem Trio Engineers versucht sich »BEAU & LORETTE« Hinter dieser Band mit der viel gepriesene Am­ dem etwas verwirrenbient-Produzent Ulrich den Namen verbirgt Schnauss an einer Art barockem sich ein echtes Ereig- Dreampop. Nicht mit den besten nis: ein dänisches Quartett, des- Songs, dafür aber mit Sound-Welsen EP mit so ausgefeilten wie ten, die weit über den Standard des lieblichen Indie-Songs einer Art Genres hinausgehen. ba­rocken Version von alt-J gleicht. Album soll bald folgen, Hype dann GANES »CAPRIZE« Betulich und zart, ist sicher auch. dieses Folk-Album von AVI BUFFALO drei Südtirolerinnen glatt produziert. Denke »AT BEST CUCKOLD« Manchmal stolpern an Boy, oder sogar an Elaiza. Trotzdie Arrangements der dem gut, und das vor allem wegen Songs der Kalifornier der fragilen und doch federnden Avi Buffalo noch über Arrangements der elf Stücke.

E I N F I L M VO N

Jonathan Glazer „Eine Offenbarung. Ein Film voller Schönheit mit einer erschreckenden Anziehungskraft.“ RO L L I N G STO N E

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FEDERAL LIGHTS »WE WERE FOUND IN THE FOG« Frohsinn und Bodenständigkeit zwischen Folk-Rock und FolkPop oder auch Frank Turner und Clap Your Hands Say Yeah von einem Ehepaar aus der Weakerthans-Stadt Winnipeg. An sich nichts Besonderes; was diese LP aber gut macht, ist ihre Spielfreude und Vielseitigkeit.

Projekt. Die Band selbst nennt es »frenetisch«. So ist es wohl auch, wenn einem vom Core-Standpunkt aus plötzlich jegliche Strukturvorgaben egal sind. Anders gesagt: extrem geiler Scheiß. REAL FRIENDS »MAYBE THE PLACE IS THE SAME AND WE’RE JUST CHANGING« Wenn es mal wieder Emocore der Jahrtausendwende-Generation sein soll, ist das Debüt der wahren Freunde keine schlechte Wahl. Zu schroff für Pop-Punk, zu grade und hittig für Postcore, aber gerade aufgrund des überzeugenden Songwritings in der Mitte genau richtig.

THE GHOST WOLVES »MAN, WOMAN, BEAST« Boy/Girl-Duos und kein Ende. Die texanischen Ghost Wolves platzieren sich schneidend rockend zwischen White Stripes und Blues Explosion, Kills und Cramps. Manchmal etwas dünn in den Arrangements, aber nie ohne Feuer. CHRISTOPHER WILLITS »OPENING« HENRIETTA »THE TRICK IS Ein bisschen mehr NOT MINDING« hätte in den SynthieK lassisches IndieSoundscapes auf WilRock-Geschrammel lits’ drittem Album auf mit 1990er-Emo-Pa- dem tollen Label Ghostly Internathos. Ausdefiniert ha- tional durchaus geschehen dürfen. ben diesen Sound sicher andere Aber kein Wunder, schließlich hält Bands, aber Henrietta haben viel er die dem Album zugrunde liegenEnergie, Dynamik und keine Angst de Geschichte auch für »äußerst vor poppigen Melodien. verschwommen«. Nicht nur deshalb ist das Album gut, denn die LUCKY ELEPHANT wahren Ereignisse liegen hier im Hintergründigen verborgen. »THE RAINY KINGDOM« Irgendwas mit Tieren! Und was für ein guter WOMAN’S HOUR Albumtitel. Zehn klas- »CONVERSATIONS« sisch britische PopKeine Ahnung, wie diesongs, inspiriert vom 40 Jahre alse Platte hier wochenten Dokumentarfilm »We Was All lang durchrutschen One« über den Niedergang der engkonnte, denn dieses lischen Arbeiterklasse. Debüt eines Londoner Quartetts gehört zu den besten besänftigenNAOMI PUNK den, harmonisch ausgefeilten Electro-Pop-Platten seit Langem. Sade »TELEVISION MAN« So rau und gleichzeitig in die Jetztzeit überführt – so wie lieblich kann wohl nur hier müsste das klingen! US-Postpunk aus der Kill-Rock-Stars-Hoch- ZEUS burg Olympia klingen. Die Songs »CLASSIC ZEUS« 1970er-Rock der elewirken wie dreifach zerteilt und willkürlich wieder zusammengeganten Sorte aus Kalegt. Es ist diese überquellende, an nada. Bekanntlich das Babes In Toyland erinnernde EnerMutterland des guten gie, die diese Platte groß macht. Musikgeschmacks. Schon sehr in die eigenen Retro-Sounds verliebUNITED NATIONS te Musik, die sich diese Eitelkeit ­allerdings leisten kann. »THE NEXT FOUR YEARS« Verschärftes Getöse zwischen Noise und Core bietet dieses Texte: Christian Steinbrink, US-Hardcore-Allstar-­ Benjamin Walter


RUNTER

THE GREAT BERTHOLINIS »BROTHERS & DEVILS« Grundsätzlich originelle Mischung aus Indie-Rock und osteuropäischer Folklore mit vielen Bläsern und Geigen, leider aber auch mit schwachen Songs von der Arcade-Fire-Resterampe. Damit kann sich die Band auf Festivalbühnen vielleicht noch durchmogeln, auf Albumlänge fällt’s dann doch ziemlich auf.

ASHRAE FAX »NEVER REALLY BEEN INTO IT« Da können Cure-Gitarren dreimal angesagt sein: Wenn Songs, Beats und Gesang sie so im Stich lassen wie auf dem Album dieses US-Goth-Pop-Duos, kann daraus nichts werden. Da ist man vom Hipster-Label Mexican Summer viel Besseres gewohnt. MORNING PARADE »PURE ADULTERATED JOY« JEFF BEADLE Morning Parade sind anscheinend ihren Ma»THE HUNTINGS END« Kanadischer Folk, der jor-Deal losgeworden. betont klassisch daher­ Völlig korrekte Entkommt – zu klassisch. scheidung, kann man da nur saJeff Beadles Stimme ist gen, denn hiermit ist weder Ruhm zwar schön und erinnert in den bes- noch Geld zu gewinnen. Vollkomten Momenten an den seligen Vic men überflüssiger, profilloser briChesnutt, allerdings ist die Beglei- tischer Alternative-Rock. tung ausschließlich an der akustischen Gitarre auf Dauer etwas MUSIC BLUES »THINGS HAVEN’T GONE WELL« zu dünn. Wären es nur die simKAURNA CRONIN plen Gitarrenfiguren, die dieses Harvey»PISTOL EYES« Der Australier KaurMilk-Seitenprojekt na Cronin spielt ei- auf Thrill Jockey ausmachten, nen leichtfüßigen und man hätte das Album als schräge trotzdem vollmundig Drone-Variante durchgehen lassen instrumentierten Folk-Pop, für können. Aber der verzerrte Kidden man zumindest keine Aver- napper-Gesang führt das Ganze sion gegen Mundharmonikas ha- ad absurdum. ben sollte. Verdächtig ist auch der selbstverliebt-esoterische Gestus THE ROSEBUDS der Songs, der Brüche und Schat- »SAND + SILENCE« tierungen komplett außen vor lässt. Nicht jede seiner Buddy-Bands kann Bon DARK HORSES Ivers Justin Vernon zu »HAIL LUCID STATE« Gold führen: Der sehr Heftig überhypte düs- grade 1980er-Pop der Rosebuds tere Artrock-Band aus bleibt trotz diverser hübscher AnEngland. Gute Tex- sätze letztlich doch im Sumpf der te und hypnotischer Willenlosigkeit stecken. Die DringDrive, ein verzerrter Bass und die lichkeit etwa der songschreiberisch immer gleiche Synthie-Fläche. verwandten Future Islands hätte Vor lauter Coolness aber verges- man auch dieser Band gewünscht. sen, zwingende Songs zu schreiben. WHITE HEX ELECTRIC WÜRMS »MUSIK, »GOLDEN NIGHTS« DIE SCHWER ZU TWERK« Natürlich gab es in den Auch Musiker, die ihre letzten Monaten und Beklopptheit so offenJahren eine ganze Reisiv vor sich her tragen, he von Postpunk- und müssen sich gefallen New-Wave-Entwürfen, die das lassen, dass man sich nicht nur 30 Genre neu entflammten. Diese Minuten lang über ihre gnadenlo- EP eines so metropolitischen wie se Originalität freuen kann. Trotz glamourösen Boy/Girl-Duos gesogar heraushörbarer Mitarbeit der hört rein musikalisch nicht wirkFlaming Lips totaler Mist. lich dazu.

EURE STADT GANZ ANDERS Zu den Vorzügen einer jeden Großstadt zählt, dass sie ständig in Bewegung ist. Heineken hilft euch, die angesagten Hot Spots rund um euren Kiez neu kennenzulernen.

DIE TERMINE DER »OPEN YOUR CITY CLUBTOUR«: 02.10. 16.10. 17.10. 18.10.

BERLIN, UMSPANNWERK MITTE MIT GESAFFELSTEIN, ZEBRA KATZ, SICK GIRLS HAMBURG, ÜBEL & GEFÄHRLICH MIT EROL ALKAN FRANKFURT A. M., LIDO MIT GAVIN RUSSOM KÖLN, REINEKE FUCHS MIT CINNAMAN


20-22 NOV 2014 ROCKHAL - Esch/Alzette (LUXEMBOURG)

WIEDERGÄNGER MUSIC CONFERENCE & FESTIVAL 2014

OASIS »(WHAT’S THE STORY) MORNING GLORY« BIG BROTHER / INDIGO / VÖ 26.09.14

FRITZ KALKBRENNER BAKERMAT ANGUS & JULIA STONE ST VINCENT A'SGEIR SELAH SUE SAY YES DOG SINKANE KWABS CLOUD NOTHINGs COURNTEY BARNETT KATE TEMPEST BENJAMIN BOOKER BRNS LUX

GRAND BLANC BIRDY HUNT

ROME

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CHEROKEE LUX

CHARLOTTE NAPOLEON GOLD KING GIZZARD & THE WIZARD LIZARD LUX

LUX

An Apple A Day The Tramps Colline Hill Kiss me Tiger Smells like Grandma Luna Gritt Bouther Bouther Djone Dow and more

ENCE USIC CONFER THREE DAY M THE ARTIST!” T U O B A L L A “IT’S

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Zu diesem Album ist bereits viel geschrieben und noch mehr gesagt worden: ein moderner Klassiker aus dem Hause Oasis. Ihr wahrscheinlich bestes Album für immer. 19 Jahre ist es bereits her, als die prägende Scheibe als Höhepunkt der damaligen Britpop-Ära erschien. »Wonderwall«, »Don’t Look Back In Anger«, »Some Might Say« und »Roll With It« stehen für die damalige Genialität von Noel Gallaghers Songwriting und für die Überlegenheit der Band gegenüber Rivalen und Epigonen. Begleitet wird das epochale Werk im Boxset von zwei ergänzenden Platten. Auf Nummer zwei sind alle B-Seiten vereinigt, die den Wert des Albums und die unfassbare Qualität noch mal unterstreichen. »Acquiesce«, »The Masterplan«, »Rockin’ Chair« und das brillante »Bonehead’s Bank Holiday«, das ich bis dahin noch nie gehört hatte und mir die Liebe zu der Band aufs Neue bestätigt, sind nur einige Perlen, die heute aus dem Oasis-Kosmos nicht mehr wegzudenken sind. B-Seiten, für die andere Künstler heute ihre Schreibhand hergeben würden. Für Hardcore-Fans wird maximal die dritte CD eine Bereicherung darstellen, da hier Demo-Versionen von »Hey Now!« und »She’s Electric« neben Live-Versionen aus der damaligen Zeit, unter anderem von den legendären Earls-Court- und Knebworth-Gigs, zu finden sind. Dieses Boxset in den Händen haltend, kann man sich nur fragen: Oasis, where did it all go wrong? Michael Gwiozdzik

Á

WIRE »DOCUMENT AND EYEWITNESS 1979-1980« PINKFLAG / CARGO / VÖ 22.08.14

Ursprünglich 1981 als Doppel-LP erschienen, versammelt diese erweiterte Doppel-CD Live-Aufnahmen von drei unterschiedlichen Konzerten sowie Studio- und Proberaum-Aufnahmen vom Ende der ersten Phase von Wire. Den größten Raum nimmt der Mitschnitt aus dem Electric Ballroom in London vom 29. Februar 1980 ein, in den nachträglich Kommentare von zwei Wire-Fans hineinmontiert wurden. Bereits an diesem Umstand lässt sich ablesen, dass die Dokumentation des Auftritts im Zeichen von unbedingtem Willen zum Experiment steht. Nicht nur, dass sich die Setlist ausschließlich aus neuen, dem Publikum unbekannten Stücken zusammensetzt – die Songs erweisen sich zudem als entschieden unstrukturierte, in höchstem Maße spröde und abweisend ausgerichtete Übungen in Selbstdestruktion. Entsprechend feindselig fallen die Reaktionen des Publikums aus, das nach dem ersten Song nicht mal Beifall klatscht. Der Titel sagt es bereits: Dieses Album sollte als Dokument begriffen werden, das zeigt, wie eine vom Drang nach künstlerischer Neuerfindung getriebene Band ihre eigene Geschichte und die Erwartungen der Fans negiert. Als Zeugnis von Integrität anstelle von Anpassung sollte dem Album Modellcharakter zugesprochen werden. Die Studioaufnahmen auf der zweiten CD sind zum Teil mehr am konventionellen Songformat orientiert, zeigen aber exemplarisch, wie wenig Musik um 1980 von Klischees und fauler Selbstzufriedenheit belastet war. Unwillkürlich fragt man sich, warum die Band im Angesicht solch starken Materials auseinanderbrechen musste. Mario Lasar


rue rOyale

karsten jahnke konzertdirektion GMBH

Vorerst die letzten Shows des Duos

04.10.14 köln 08.10.14 HaMBurg

HÖRBUCH JAN BÖHMERMANN & KLAAS HEUFER-UMLAUF »FÖRDERSCHULKLASSENFAHRT 2: FÜNF FEINDE UND DER PROLETENHUND«

jack white

thurstOn MOOre

ROOF MUSIC / VÖ 25.09.14

Alles auf Fortsetzung beim öffentlich-rechtlichprivaten Hörspiel-Clash. »Förderschulklassenfahrt 2« von Böhmermann und Heufer-Umlauf ist so sehr Fortsetzung, dass es anfangs nervt: gleiche Figuren ein paar Jahre später, also voll auf Berufsinformationszentrum statt Förderschule. Aus der überforderten Klassenlehrerin von einst ist eine VIP-Betreuerin im »Scheidepark Drecksau« geworden. Die Heldenreise (Helden = erneut die beiden Voll-Asis Hassan und Gerome) geht diesmal statt per Bus nach Berlin per Bahn in besagten Vergnügungspark. Dort ist dann eigentlich auch recht schnell alles zu Ende. So haben Odysseus beziehungsweise Hollywood sich das zwar nicht vorgestellt, aber egal: Das Dazwischen, das Meta-Gelaber und Ausprobieren machte schon beim ersten Teil das überragende Hörspiel aus. Nicht etwa der Versuch, mit einer humoristisch-verzwickten Handlung gefallen zu wollen. An den Absurditäten und handlungsmäßigen Nullstellen des reportagig inszenierten Halb-Improv-Stücks erblüht entsprechend der wahre Zauber der Produktion. Etwa, wenn Hassan und Gerome sich freuen, dass es so viele Schuhreparaturwerkstätten gibt, die gleichzeitig auch Schlüsselläden sind (»wie Pizzaburger!«). An Helge Schneiders kongeniale »Frühe Hörspiele« erinnert es sogar, wenn der Schaffner der Regionalbahn, in der die beiden sitzen, eine nicht enden wollende englische Ansage mit dem Wortlaut eines Flugzeugpiloten macht (»We’re slowing down our engines now. It’s pretty cloudy in Soltau«). Der Diskurs über Ehre (»Pfahlsitzer haben keine!«) ist zwar ebenfalls nur die Variation von bereits Dagewesenem, aber trotzdem unentbehrlich – die Running Gags aus Teil eins wollen bedient werden. Fazit: Wie jedes funktionierende Trash-Humorprodukt ist auch dieses an den Stellen, wo es faktisch scheiße ist, genauso geil wie an den Stellen, wo es eh schon geil ist. Ein 60-minütiger Red-Bull-Testosteron-Rausch, der es schafft, den Hörern das herrliche Quatsch-Gefühl einer schrankenlosen Pubertät wiederzugeben. Zumindest jenen, die sich darauf noch einlassen können. Felix Scharlau

sOja

14.11.14 FrankFurT

16.11.14 18.11.14 19.11.14 20.11.14

köln WiesBaDen MüncHen HeiDelBerg

...anD yOu will knOW us By THe trail Of DeaD supports: yOur FavOriTe eneMies / MiDnigHT Masses 03.11.14 09.11.14 10.11.14 11.11.14 12.11.14 20.11.14 21.11.14

MarBurg MüncHen Berlin HaMBurg köln HannOver BieleFelD

kisHi BasHi

support: BeaTy HearT 28.10.14 29.10.14 30.10.14 31.10.14

köln HaMBurg Berlin MüncHen

support: kOllekTiv22 28.09.14 köln 02.10.14 HaMBurg 03.10.14 Berlin

Death hawks

18.10.14 19.10.14 20.10.14 21.10.14 22.10.14 23.10.14 24.10.14

Berlin DresDen* köln HeiDelBerg WiesBaDen sTuTTgarT MüncHen

*zusammen mit: seBaDOH

esBen anD the witch 19.10.14 20.10.14 21.10.14 22.10.14 23.10.14

köln Berlin DresDen MüncHen scHOrnDOrF

JOE GORES »SOUTH OF MARKET«

jOhnny Marr

OHRENKNEIFER / AL!VE

Kurzer Abgleich mit der inoffiziellen Hard-BoiledCheckliste: Abgehalfterter Antiheld, der den großen Reibach wittert? Check. Zwielichtiges Ambiente in der Säufermeile von San Francisco? Check. Skrupellose Gangster, denen das Messer locker sitzt? Check. Femme fatale? Äh, die fehlt. Aber egal, die Richtung, in die das Hörspiel »South Of Market« marschiert, dürfte trotzdem klar sein. Aus der gerade mal ein gutes Dutzend Seiten langen Vorlage des schaffensfreudigen Krimiautors Joe Gores hat Regisseur und Hauptsprecher Dirk Hardegen ein 42-minütiges Hörspiel gebastelt, das allen Stereotypen des Genres freudig huldigt und ganz nach alten Raymond-Chandler-Übersetzungen klingt: »Das Wessley roch alt und abgeschlafft wie ein müder Bergmann nach einer Schicht unter Tage« oder »Er steckte seine Nase wieder in seine Filmillustrierte, als wär’s ein Glas Bier«. So redet man hier. Die Produktion all dessen ist tadellos. Lediglich für den Soundtrack hätte man gern ein wenig mehr Geld ausgeben dürfen. Moritz Honert

02.11.14 köln

seBaDOH 18.10.14 HaMBurg* 19.10.14 DresDen** 20.10.14 MüncHen*

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kj.De


HEIMSPIEL

IRD& K S K E E W R E BOA ENS R O H T L A V N I

WACHST DIE BOARDS UND STRAFFT DIE BINDUNGEN – AUCH DIESEN WINTER WIRD ES LAUT IN EUROPAS HÖCHSTGELEGENEM SKIGEBIET. Vom 13. bis 20. Dezember gibt’s Wintersport und musikalische Topacts im französischen Val Thorens. »Europas bestes Skigebiet 2013« lockt nicht nur mit etwa 600 Pistenkilometern, Freestyle-Coaching und jeder Menge Action, sondern auch musikalischen Leckerbissen: Rapper Dendemann und sein Soundsystem gehören genauso zu den namhaften Höhepunkten wie Kid Simius und das Marsimoto Soundsystem. Ab 279 Euro inkl. sieben Übernachtungen und sechs Tage Skipass seid ihr dabei! Das Ski & Boarderweek-Ticket gibt’s online auf www.ski-boarderweek.de. Noch günstiger geht es über unser Gewinnspiel: Wir verlosen 1x2 Reisen zur Ski & Boarderweek inklusive Unterkunft und Ski-Pass. Um zu gewinnen reicht eine E-Mail mit dem Betreff »Ski mit Marsi« an verlosung@intro.de. Viel Glück!

AUXES »BOYS IN MY HEAD« FIDEL BASTRO / BROKEN SILENCE

KLIRREN / POLTERN / PÄDAGOGENTRICK Bis einer heult. Und das ist gut so. Eigentlich sollte man ja Kaputtness in Rock nicht so feiern, bei all dem Elend in der Welt, aber wohin denn sonst mit der Angst, der Wut und der Ratlosigkeit, die alle beschleicht, die ihren Blick heben, sich umsehen? Und, verdammt, wieder ist alles nur voller Scheiße, Blut, und die Verdrängungsprozesse kommen auch immer näher. Dringlichkeit ist geboten und Alarm in diesen nervösen kräftezehrenden Zeiten. Ein alter Pädagogentrick ist ja, eine rappelige Gruppe durch besonders leises und sanftes Sprechen zur Ruhe zu bringen. Davon halten die Hamburger Auxes nichts. Von Ruhe. Von Sanftheit. Sie wollen aufstacheln und alles lodern machen, das noch Herz und Seele hat, schreien dir deinen eigenen Unmut ins Gesicht, falls du selbst noch gar nicht genau weißt, was dich eigentlich so quält. Und bringen dabei mit ihrem polternd klirrenden High-Energy-Noise auch noch Ärsche zum Wackeln. Das geht bei allem Groove, bei aller Faust reckenden Power nicht immer geschmeidig ins Ohr. Das zerrt mitunter an den Nerven. Gut so. Denn Auxes wollen aufwecken. Bis einer heult. Ulf Imwiehe

JOHANNA BORCHERT »FM BIOGRAPHY« YELLOWBIRD / SOULFOOD / VÖ 03.10.14

BLITZ / BLANK / BJÖRK Die mit dem Neuen Deutschen Jazzpreis ausgezeichnete Johanna Borchert kann Klavier und Gesang und verfügt über eine tolle Stimme, mit der sie sich weder in puncto Umfang noch Ausdrucksmöglichkeit vor Björk, Feist oder sonst irgendwem verstecken müsste. Im Gegenteil. Ihr Album »FM Biography« kommt perfekt angeschrägt, konsequent in Moll und liefert Atmosphäre und Klangreichtum. Der Anspruch von Seelentiefe, die Betonung melodiöser Anmut und die Gänsehautmomente wirken allerdings oft zu gewollt und entziehen dem Album im Ergebnis entsprechend viel von der gewünschten Spannung. Auch auf der Gesangsebene arbeitet Johanna Borchert – selbst in den Momenten der Zurückgenommenheit – immer einen Tick zu angestrengt und kalkuliert nach vorne und nimmt den Hörer so mehr an die Leine als nötig gewesen wäre. Roman Sobota

HEAT »LABYRINTH« THIS CHARMING MAN / CARGO

TROCKEN-ROCK / DRIVE / KADAVAR Dreck reinigt den Magen, heißt es ja immer, wenn’s beim Picknick oder während der Fruchtgummiverkostung im Sandkasten mal wieder etwas rustikaler und enthemmter zugeht. Die wohldosierte Aufnahme von Dreck ist aber nicht nur gut fürs Immunsystem. Nein, Dreck reinigt auch noch die Ohren. Legionen von skandinavischen Rotzrockern, trotz aller Exzesse stets rosenwangig aussehend und mit Gespür für uralt zeitlose Fuzzbox-Tunes, sollen hier als Beweis genügen. Neben vor allem Schweden entpuppt sich in jüngster Zeit immer mehr Berlin als Mutterschiff des schmucklos speckigen, energetischen Hardrock zwischen Thin Lizzy und Roky Erickson. Die Szene der Hauptstadt ist am Sieden und hat mit dem Power-Bart-Trio Kadavar ihre momentan populärsten Vertreter auf große Fahrt in die Welt geschickt. Aus dem Kadavar-Umfeld stammen auch Heat, orientieren sich aber, anders als jene, weniger am doomigen Proto-Metal, vielmehr klingen hier die trocken knarzenden, dabei hochmelodischen Gitarren von ganz frühen Angel Witch an und vermengen sich mit einem Gespür für packende Hooklines und entspanntem Drive zu einem so unprätentiösen wie süchtig machenden 70er-Worshipping, wie es seit den ganz jungen Scorpions überzeugender kaum zu hören war. Bevor bei denen die Pfeiferei losging, wohlgemerkt! Es lässt sich nicht länger leugnen: Die Genre-Größen aus dem hohen Norden müssen langsam die Fransenlederjacken enger schnüren, bei derlei überzeugender Konkurrenz. Ulf Imwiehe

SUPERGAUL »MUSIK FÜR MENSCHEN MIT UND OHNE PENIS« WWW.RUMMELPLATZMUSIK.DE

SPINNER / BIER / PENIS-EURODANCE Eine kurze, fahrig erinnerte Vita der Band Supergaul: Verantwortlich zeichnet ein Typ (Bier Wolfmann). Noch ein weiterer ist dabei, während das Mädchen (Uschi) auf dieser Platte jetzt in den Hintergrund getreten ist. Eigentlich kommen die großartigen Spinner aus BaWü, leben aber in Berlin. Die Stücke agieren in dem illustren Spannungsfeld von HGich.T, den Angefahrenen Schulkindern und dem letzten Jeans-Team-Album »Alkommerz«. »Der einzig anerkannte Grund für Selbstmord« und dieses Stück über den Sinn des Lebens halte ich für extrem konkurrenzfähigen Quatsch. Da ist »Leider geil« von Deichkind wirklich nicht fern. Linus Volkmann


RACLES »STANFORD TORUS« CLOUDS HILL / ROUGH TR ADE / VÖ 19.09.14

CHILL / SCHALL / SOUL Berlin brennt. Nachdem gerade erst die Tunnelbabos Camera ordentlich auf Albumlänge abgeliefert haben, legen nun die 2013 gegründeten Berlin/Kölner Ωracles eindrucksvoll nach. Die sechs Tracks ihrer Debüt-EP stellen dabei nicht weniger als ein bis eben noch völlig unwahrscheinliches Konzentrat der ausschließlich besten Momente von Stone Roses, Lush, MBV, Simon & Garfunkel, Espers, Todd Terje und Dschingis Khan dar. Big Love! Und es ist wahr: Selten waren in diesem Jahrzehnt hierzulande bisher musikalische Tiefe und amtliche Melodien außerhalb des Elektroniksektors in derartiger Geschmackssicherheit und Qualität miteinander vereint. Den Ωracles ist mit kurzem Anlauf ein großer Wurf gelungen. Einer, der ausnahmsweise mal alle glücklich machen sollte: Entspannungs-Tifosi, Bäume-Umtanzer, Salsoul-Fans, Indierave-Hipster und selbstverständlich dich und alle anderen Guten. Dass die Ωracles gerade eben auch noch den diesjährigen PopUp-NRW-Preis abgeräumt haben, soll kurz erwähnt sein, dann aber schnell daran erinnert werden, die dritte Woche im September für diese Platte freizunehmen. Roman Sobota

ROXANNE DE BASTION »SEEING YOU« NOMAD SONGS

Passend zu ihrem Namen hat sich Roxanne de Bastion einiges von der Leichtigkeit französischer Popmusik abgeguckt. Ihre zauberhafte Stimme wird zurückhaltend von einer Akustikgitarre, ein paar sehr leisen Streichern und einem Klavier begleitet. Das klingt sehr schüchtern, nur »Rerun« bekommt so etwas wie Schwung. Das ist okay, denn von Roxanne de Bastion kann man sich in den Schlaf singen lassen. Auf eine gute Art.

EARNEST AND WITHOUT YOU »EARNEST AND WITHOUT YOU« ANALOGSOUL / BROKEN SILENCE

Es ist lange her, dass jemand Lo-Fi-Folk und zerfaserte elektronische Elemente so anregend zusammengebracht hat wie dieses Berliner Duo auf dem tollen Analogsoul-Label. Ein Sammelsurium an emotionalen Schattierungen und lose verbundenen, aber höchst kreativen Sound-Collagen. Auf jeden Fall die intensivere Beschäftigung wert – wie eigentlich alle Releases der Analogsouls. Texte: Brummert, Steinbrink

CHILDREN »LEAVING HOME« FLEET UNION / INDIGO

Genauso unaufgeregt wie elegant klingt der Electro-Pop dieses Berliner Trios. Ohne aufsehenerregende Effekte, dafür mit einer stoischen Würde, die sogar ein wenig Glamour ausstrahlt. Düster und vernebelt, aber nicht depressiv. Ergo genau richtig, um dich in den Clubs der großen Stadt auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen.

INTRO BIST DU! SENDET EURE MUSIK AN: Intro (Redaktion Heimspiel) Venloer Straße 241-245 50823 Köln heimspiel@intro.de

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MORGEN

KINO

THE CUT »Soul Kitchen«-Regisseur Fatih Akin provoziert mit seinem neuen Film heftige Reaktionen aus der Türkei, die bis zu Morddrohungen reichen. Aber wie verhält sich die fiktionale Reise des jungen Armeniers Nazaret zur realen Geschichte? »Mit ›The Cut‹ vollendet Fatih Akin seine Trilogie von ›Liebe, Tod und Teufel‹«, heißt es im offiziellen Pressetext. Während »Gegen die Wand« (2004) und »Auf der anderen Seite« (2007) Liebe und Tod abhandelten, widme sich der türkischstämmige deutsche Regisseur nun dem Teufel und erzähle vom Bösen im Menschen, wobei die Grenzen zwischen Gut und Böse fließend seien. So weit, so gut; hätte der historische Hintergrund, vor dem Fatih Akin seine Geschichte erzählt, nicht schon im Vorfeld für teilweise heftige Reaktionen der türkischen Gemeinde weltweit gesorgt. »The Cut« ist viel mehr als nur das Ende einer Trilogie. Der Regisseur hat sich diesmal eines hochbrisanten Themas angenommen: dem Vorwurf des Völkermordes an den Armeniern durch das Osmanische Reich

Anfang des 20. Jahrhunderts. Eine Anklage, die bei vielen Türken mehr als nur nervöses Zucken verursacht. Das Schicksal der Hauptfigur, des jungen armenischen Schmieds Nazaret Manoogian (Tahar Rahim), beginnt 1914 im südostanatolischen Mardin. Die Handlung spielt während der letzten Tage des Osmanischen Reiches. Ziemlich schnell wird der Zuschauer der anfänglichen Idylle entrissen, so wie die Hauptfigur ihrer Familie. Auf schonungslose Art zeigt Akin die Gräuel und die Brutalität der osmanischen Armee. Damit stellt er früh klar, wer im Film die Rolle des Teufels übernimmt. Der Held überlebt Vertreibung und Mord, seine Odyssee auf der Suche nach seiner Familie treibt ihn via Kuba über den Atlantik. Während der türkische Patriot angesichts dieser Bilder noch den Kopf schütteln mag, leidet der gewöhnliche Zuschauer in der Folgezeit mit dem verstummten, aber charismatischen Flüchtling. Man verzeiht Nazaret auch seine menschlichen Schwächen und bangt mit ihm. Doch am Ende des Films, der stark mit Symbolik aufgeladen ist, werden die meisten Zuschauer auch irgendwie froh sein, diese Leidensgeschichte überstanden zu haben. Schließlich eilt man mit dem Helden von einer Episode zur

nächsten, die einem jeweils sehr offensichtlich menschliche Abgründe vorführen. Aber auch das Gute findet in »The Cut« seinen Platz, wenn zum Beispiel engelsgleiche blonde Nonnen sich irgendwo im heutigen Syrien um all die Waisenkinder kümmern, die die Schrecken der osmanischen Herrschaft überlebt haben. Akin lässt tatsächlich viele Fragen offen, stellt jedoch klar, wer für ihn die historische Schuld trägt, ganz offensichtlich will er die Türken mit ihrer Vergangenheit konfrontieren. Das kann über Debatten in Deutschland funktionieren, in der Türkei herrscht jedoch eher reflexartige Abwehrhaltung bei zu offener – und zu einseitiger – Kritik. Akin muss sich durchaus den Vorwurf gefallen lassen, Zusammenhänge zu verkürzen und die Rollen der anderen Kriegsparteien in den Wirren des kollabierenden Osmanischen Reiches außer Acht zu lassen. So verpasst er die Gelegenheit, sich dem Thema versöhnlich für alle Seiten zu nähern. Letztendlich hat er aber auch keine Dokumentation gedreht, sondern einen Spielfilm, der die Zuschauer von Anfang bis Ende auf eine dramatische Reise mitnimmt. Burak Fahri Icer — »THE CUT« (D 2014; R: FATIH AKIN; D: TAHAR RAMIN, SIMON ABKARIAN; KINOSTART: 16.10.14)


MAX IRONS ÜBER »THE RIOT CLUB« Der Sohn von Jeremy Irons und Sinéad Cusack modelte schon mit Kate Moss. Für »The Riot Club«, Lone Scherfigs Sittenbild des britischen Geldadel-Snobismus’, wurde er aber nicht gecastet, weil er ein verwöhnter Junge ist. Max, haben Sie als Sohn erfolgreicher britischer Schauspieler eigene Erfahrungen mit Elite-Unis und deren Studentenverbindungen? Ich bin zwar mal in Oxford zur Schule gegangen, aber aufs Internat, von 8 bis 13 Jahren. Da habe ich von der Welt, die wir in »The Riot Club« sehen, nichts mitbekommen. Und als es ans Studieren ging, zog ich die Schauspielschule vor. Was bewegt Leute wohl dazu, sich solchen Clubs anzuschließen? Die Dynamik kann ich nachvollziehen. Wenn man plötzlich zur Crème de la Crème gehört, wer würde da widerstehen können? Ich weiß noch, wie ich vor einiger Zeit mit meiner Freundin an einer Londoner Edelboutique vorbeilief, wo man mich ein Jahr vorher nicht mal reinlassen wollte. Nun stürmte ein Mann auf die Straße, meinte, er hätte etwas im Laden, das ich unbedingt anprobieren müsse, und bot uns Champagner an. Im ersten Moment fühlte ich mich geschmeichelt. Aber man muss sich vor Augen führen, dass das nichts mit dir als Mensch zu tun hat. Diese Einsicht kommt meiner Figur im Film zu spät. Wird das geschlossene System, in dem sich die Elite nach der Uni die Jobs zuschanzt, einmal seine Existenzberechtigung verlieren?

Ich würde mir das wünschen. Keine Ahnung, ob es auch so kommt, denn die Schere in unserer Gesellschaft öffnet sich ja leider immer weiter. Prinzipiell glaube ich, dass sich dieses System auf jeden Fall immer weiter weg vom Adel entwickelt. Der Stand wird in Zukunft nicht annähernd so wichtig sein wie das Geld. Wirkliche Einblicke hat man in diese Clubs aber sowieso nicht. Wenn man die berühmten Männer, die früher Mitglied waren und heute Schlüsselpositionen innehaben, danach fragt, tun die das als Jugendsünde ab und schweigen sich ansonsten aus. Interview: Patrick Heidmann — »THE RIOT CLUB« (GB 2014; R: LONE SCHERFIG; D: MAX IRONS, SAM CLAFLIN; KINOSTART: 09.10.14) — INTRO-PREVIEWS (OMU): 06.10. JEWEILS 20 UHR — MÜNCHEN, BERLIN, KÖLN — INTRO.DE/PREVIEWS

»›Pride‹ ist mehr als ein Film über Schwule und Lesben. Es geht nicht wirklich um Sexualität. Dass die Figuren über ihre menschlichen Eigenschaften charakterisiert werden, nicht über ihre Orientierung, finde ich erfreulich. Wir sind in erster Linie Menschen, deswegen geht es beim Kampf um Homo-Rechte ja auch um Menschenrechte.« In der Serie »Sherlock« war Andrew Scott als Moriarty Benedict Cumberbatchs Gegenspieler. Jetzt spielt er eine Hauptrolle in der Tragikomödie »Pride« (GB 2014; R: Matthew Warchus; Kinostart: 30.10.14), in der sich im Jahr 1984 Schwulenaktivisten und streikende Minenarbeiter solidarisieren. — INTRO-PREVIEWS: 21.10. — BERLIN, HAMBURG, KÖLN, MÜNCHEN, LEIPZIG, MÜNSTER, NÜRNBERG — WWW.INTRO.DE/PREVIEWS


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MORGEN

KINO

20.000 DAYS ON EARTH Das Regie-Duo Jane Pollard und Iain Forsyth löst die Grenze zwischen Dokumentation und Biopic auf und porträtiert einen Künstler, dessen Lügen genauso viel aussagen wie seine Wahrheiten. Wer ist der echte Nick Cave?

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ie erste Erinnerung, die Jane Pollard an Nick Cave hat, ist 21 Jahre alt. Damals gab ihr Iain Forsyth ein Mixtape, das den Song »Slowly Goes The Night« enthielt, und der gefiel ihr sofort. »Nur dachte ich, dass der Sänger des Songs aus der Elvis-Ära käme und nicht von jetzt«, sagt sie. Seit damals konnte sich Pollard mehrfach persönlich davon überzeugen, dass Nick Cave durchaus »von jetzt« ist, aber auch davon, dass er dadurch nicht wirklich greifbarer wird. Kaum ein Sänger wird von einer derart intakten Selbstmythologisierung umgeben, und kaum ein Künstler beherrscht das Spiel mit Distanz und Nähe so gut. »Nick ist wirklich erstaunlich offen als Person«, behauptet Pollard. »Er hat bloß eine schwierige Vergangenheit mit Journalisten und sagte mir, dass er sich in den Artikeln oft nicht wiederfände.« Dass es jetzt gleich einen ganzen Film gibt, in dem Nick Cave seine angebliche Offenheit unter Beweis stellt, ist nicht nur überraschend und aufschlussreich, sondern außerdem ein Trick.

Die Feier der Leistung, 20.000 Tage auf Erden verbracht zu haben, ist vielleicht der erste Anhaltspunkt. Im Gespräch wirken Jane Pollard und Iain Forsyth weniger wie Regisseure als vielmehr wie Fanclub-Vorsitzende. Mit unterwürfiger Idolisierung hat ihr Film trotzdem nichts zu tun. An zwei Tagen filmten sie insgesamt zehn Stunden Material mit Nick Cave, das ihm angeblich erst wieder als fertiger Film vorgeführt wurde. Darin wird der Sänger angewiesen, Kylie Minogue, Blixa Bargeld und Ray Winstone durch die Gegend zu kutschieren und sich von ihnen ausfragen zu lassen. Man trifft ihn hinter der Schreibmaschine, beim Psychiater und natürlich im Studio. »Es ist ein Angst einflößendes Bild, das sich einem dort bietet«, sagt Iain Forsyth. »Nick schmeißt mit beiden Armen Sachen weg, um die andere Musiker betteln würden. Die Qualität seiner Ausschussware ist enorm.« Caves Auskunftsfreudigkeit wirkt ebenfalls enorm und entfernt sich doch stetig von der Illusion des Authentischen. Praktisch alles, was

der Sänger über sich und seine Beziehungen sagt, ist eine Verfremdung, eine Variante oder eine Inszenierung – ein Mensch, der sich selbst spielt. Ob die Summe seiner Rollen der Person Nick Cave am Ende vielleicht doch nahekommt, kann nicht einmal Jane Pollard abschätzen. »Der Schauspieler hat das Privileg, Masken aufzusetzen, der Musiker hat das nicht«, sagt sie. »Aber gute Musiker werden zu dem, was sie kreieren. Der Film ist unser Versuch, diese Idee durchzuspielen und dabei so mutig wie nur möglich zu sein. Das Gefühl, das wir damit beim Publikum erwecken wollen, ist ein ganz ähnliches. Dass man nämlich mit seiner Kunst nicht warten, sondern gleich damit anfangen sollte.« Das sei schließlich auch das Gefühl, das Nick Cave in einem auslöst. »Der Film soll nicht zeigen, wie gut Nick Cave aussieht, sondern wie hart er arbeitet und wie kompromisslos er dabei ist. Ich denke wirklich, dass wir dadurch selber bessere Künstler geworden sind.« Alexander Dahas — »20.000 DAYS ON EARTH« (GB 2014; R: JANE POLLARD & IAIN FORSYTH; KINOSTART: 16.10.14) — WIR VERLOSEN 2 MAL 2 TICKETS FÜR DIE NRWPREMIERE IM KÖLNER CINENOVA AM 03.10. UM 20 UHR


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WISH I WAS HERE Zach Braff ist ein Typ, der eigentlich nichts falsch machen kann. Erst als Serien-Millionär, dann auch als »Garden State«-Regisseur Prince Charming. Seinen neuen Film wird man aber hoffentlich schnell vergessen.

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arf ein Multimillionär seine Fans um Geld bitten? Diese Frage wird Zach Braff wegen seines durch Crowdfunding finanzierten Films »Wish I Was Here« nicht mehr los. Immerhin hat der »Scrubs«-Star in den letzten Staffeln um die 350.000 Dollar pro Folge verdient. Aber Zach Braff ist eben Künstler. Und die lassen sich in ihre Arbeit nur ungern reinreden. Deshalb hat er beschlossen, seine Fans anzuhauen, statt einen klassischen Geldgeber zu suchen. Die Anhänger zeigten sich großzügig, zahlten fast zwei Millionen Dollar allein in den ersten drei Tagen – als Dank gab es immerhin signierte »Garden State«-DVDs. Jetzt läuft »Wish I Was Here« im Kino an und zeigt, dass es nicht schlecht gewesen wäre, wenn doch mal jemand

draufgeschaut hätte. Der Film wurde angekündigt als thematischer Nachfolger von »Garden State«. Zach Braff spielt den erfolglosen Schauspieler Aidan, dessen Frau (Kate Hudson) die Familie mit einem langweiligen Büro-Job durchfüttert. Doch plötzlich wird sein Vater todkrank, und Aidan muss sich dem wahren Leben stellen. Mit »Garden State« hat die Komödie ungefähr so viel gemeinsam wie Kate Hudson – »Almost Famous« ausgenommen – mit Natalie Portman. Womit wir bei einem weiteren Problem wären: Ist das etwa die »gewagte« Besetzung, von der im Trailer zur Finanzierungskampagne die Rede war? »Wish I Was Here« ist ein seichter, vorhersehbarer Film, der mit Weisheiten wie »Ich weiß, du glaubst nicht an Gott, aber

vielleicht glaubst du an Familie?« — »WISH I WAS HERE« wenig subtil auf die Tränendrüse (USA 2014; R: ZACH BRAFF; D: KATE HUDSON; drückt. Das können auch Bon Iver KINOSTART: 09.10.14) und The Shins nicht mehr retten. Simone Schlosser

LUKE EVANS ÜBER »DRACULA UNTOLD« Der Vampir, der hat spitze Zähne und die trägt er im Gesicht. Ansonsten bietet der Dracula-Mythos viel künstlerische Freiheit. »Fast & Furious«-Bösewicht Luke Evans über seinen Vlad und Buffys Hosen.

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nwiefern porträtiert »Dracula Untold« die gute Seite des Monsters? Vlad ist nicht unbedingt eine böse Figur, im Film steckt er in einer bedrohlichen Situation. Die Invasion der Türken könnte seine Familie zerstören. Er muss Opfer bringen und sich entscheiden, ob er zur dunklen Macht werden will, um seinem Volk zu helfen. Wie historisch korrekt ist der Film? Sein Beiname »Dracul« ist ebenso historisch verbrieft wie die türkische Invasion. Er hat diesen Einmarsch aufgehalten, war ein erfolgreicher Krieger. Dann kommt das fiktive Element hinzu ... Das klassische Sexsymbol Vampir sollte unbedingt eine Rolle spielen?

Es ist auf jeden Fall vorhanden. Die Leute, die ins Kino gehen, um den sexy Vampir-Helden zu sehen, werden sicher zufrieden sein. Er hat Frau und Sohn, anders als in vielen anderen Vampirfilmen. Aber er ist trotzdem ein Held, ein ganz schöner ... Kerl. Wie hat sich Gary Shore beim Spielfilm-Regiedebüt geschlagen? Ich habe vor anderthalb Jahren mit ihm über das Skript und meine mögliche Hauptrolle gesprochen, über Casting-Ideen, den Titel ... Es war eine gemeinschaftl iche Er fa h r u ng, schließlich war es sein erster Film und meine erste große Titelrolle. Es sind mein

Gesicht und meine Schultern, auf denen dieser Film steht. Das ist eine große Verantwortung. Hätte dein Dracula Angst vor Buffy, der Vampirjägerin, gehabt? Sie war knallhart. Und sie hat Jeans getragen. Ich musste eine Rüstung tragen, ich wäre ihr wohl nicht entkommen. Vielleicht hätte ich ein bisschen Angst vor ihr gehabt. Warum werden du, zum Beispiel in »Fast & Furious 6«, und viele andere britische Schauspieler so oft als Bösewichte in US-Filmen gecastet? Vielleicht, weil ich meine rechte Augenbraue so schön hochziehen kann? Interview: Elisabeth Haefs — »DRACULA UNTOLD« (USA 2014; R: GARY SHORE; D: LUKE EVANS, ­S ARAH GADON; KINOSTART: 02.10.14)


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DVD

UNDER THE SKIN Jonathan Glazer zählt zu den aufregendsten Filmemachern der Gegenwart, auch wenn er in den letzten 14 Jahren gerade mal drei Spielfilme gedreht hat. »Under The Skin« erregte die Gemüter, lange bevor er fertig war. Für Scarlett Johansson ist die Rolle der Außerirdischen ein Triumph.

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onathan Glazer drehte Werbefilme und Musikvideos, bevor er als Spielfilmregisseur in Erscheinung trat. Unter anderem stammt der Clip für Unkles und Thom Yorkes »Rabbit In Your Headlights« von ihm. Im Jahr 2000 kam Glazers Kinodebüt »Sexy Beast« heraus. Die Story um einen Gangster im Ruhestand bestach durch Inszenierung, Drehbuch und Besetzung. Allen voran überzeugte Ben Kingsley als furchterregende Nervensäge, die dem Pensionär gehörig auf die Nüsse ging. Während sein zweiter Spielfilm »Birth« prinzipiell daran anknüpfte, wagt Glazer mit »Under The Skin« eine radikale Abkehr vom ästhetischen Update herkömmlicher Erzählformen, das er zuvor gepflegt hatte. So etwas nennt man experimentelles oder schlicht neues Kino, womit er mal wieder für Aufsehen sorgt. Nicht nur wurde die Verfilmung von Michel Fabers Soft-Fantasy-Roman bei der Premiere in Venedig ausgebuht, es entbrannte auch ein spannender Streit über die Distribution von Werken, die sich dem Kino-Mainstream entgegenstellen. »Under The Skin« geriet zur

360-Grad-Provokation. Wer mit Fabers Buch in der Hand auf die seit Jahren angekündigte Adaption wartete, konnte sich eigentlich denken, wieso man ausgerechnet diesem Filmemacher den sogenannten Stoff angeboten hatte. Er steckt voller Glazer-Elemente. In Glazers »Birth« war es der 10-jährige Sean, der wie die KingsleyFigur aus »Sexy Beast« eine zuvor scheinbar heile Welt aus den Fugen brachte – und dessen Kussszene mit Nicole Kidman bereits gemischte Reaktionen des Publikums auslöste. In Fabers Roman gibt es ebenfalls einen Charakter, der alles in Frage stellt, überraschenderweise spielt er jedoch im Film keine Rolle. Der Regisseur konzentriert sich diesmal voll auf die Selbstfindung der Protagonistin – und die hat es in sich! Eine schwarzhaarige Scarlett Johansson spielt die Geheimnisvolle und triumphiert in einer Inszenierung, die zunächst wie ein pseudodokumentarisches Roadmovie erscheint. Als Alien fährt sie durch die schottischen Highlands, greift Anhalter auf und schickt sie wahrhaftig ins Verderben. Ein Prozess, der teilweise mit

versteckter Kamera gefilmt wurde und Geduld von Zuschauern erfordert, die lieber einer Handlung folgen würden, während sich andere in den schmerzhaften zwischenmenschlichen Orientierungsversuchen der Scarlett-Figur durchaus wiederfinden könnten. Auch wenn Glazer mehrere Drehbuchentwürfe verwarf, bis er letztlich wohl komplett auf ein Skript verzichtete, den Roman überflüssigerweise – mit einem Hauch von Kubrick’scher Ignoranz – als Schundliteratur abtat und sich an der eigenen Verwandlung vom genialen Werbefilmer zum Avantgardisten auf der großen Leinwand scheinbar etwas zu sehr ergötzte, so ist vermutlich aus genau all diesen Gründen ein außergewöhnlich berührender Kinofilm entstanden. Es gibt eine subtile Handlung unter dem starken visuellen Sog, wir können sie an Scarlett Johanssons Augen ablesen. Durch seine Extravaganz innerhalb des Betriebs übernimmt »Under The Skin« selbst den Part des typischen Glazer-Charakters, der herrschende Verhältnisse in Zweifel zieht. Wer sonst kann das schon von sich behaupten. Wolfgang Frömberg — »UNDER THE SKIN« (GB 2013; R: JONATHAN GLAZER; D: SCARLETT JOHANSSON; SENATOR) — INTRO-SCREENINGS: 08.10. 20 UHR — BERLIN, HACKESCHE HÖFE — KÖLN, OFF BROADWAY — HAMBURG, ABATON


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NÄCHSTER HALT: FRUITVALE STATION Ryan Cooglers erster Spielfilm sucht in vielfacher Hinsicht eine direkte Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. So basiert seine Story auf einer wahren Begebenheit: der Ermordung des Afroamerikaners Oscar Grant durch einen weißen Polizisten in der Silvesternacht 2009. »Nächster Halt: Fruitvale Station« erscheint mit großem zeitlichen sowie künstlerischen Abstand zu den Handyaufnahmen der Geschehnisse, die sich vom Tatort in Oakland, Kalifornien aus schnell im Internet verbreiteten. Ryan Coogler setzt diese Bilder, die für Wut und Empörung sorgten, an den Anfang seines Films. Was kann er ihnen hinzufügen? Ein Porträt des Mörders jedenfalls nicht. Seine fiktionale Aufarbeitung lässt den später nur wegen fahrlässiger Tötung abgestraften Johann Mehserle nicht mal zum Nebendarsteller werden. Bloß einen anonymen Kurzauftritt als Killer gönnt der Regisseur dem Killer. Er konzentriert sich stattdessen auf den letzten Tag im Leben des Opfers. So wird ein Alltag voller Probleme rekonstruiert, den man im zeitgenössischen Kino kaum in einer Dokumentation dargestellt sieht: Der 22-jährige Oscar Grant, der bereits aufgrund von Drogengeschäften im Knast gesessen

hat, ist auf der Suche nach einer zweiten Chance – im Job und in der Beziehung. Die Gesellschaft, daran lässt Ryan Coogler allerdings keinen Zweifel, wird ihm diesen Neustart nicht gewähren. Er hatte nämlich nie eine erste Chance, auch weil der Rassismus in den Alltag eingeschrieben ist – alles scheint eine Frage der Hautfarbe zu sein. In dieser beklemmenden Atmosphäre reichen Kleinigkeiten, um die Eskalation herbeizuführen, und das, kurz nachdem Barack Obama zum Präsidenten der USA gewählt worden ist. Coogler gelingt ein Porträt der Verhältnisse – und in diesem Rahmen eine Annäherung an den Menschen Oscar Grant. Ein würdiger Nachruf. Wolfgang Frömberg — »NÄCHSTER HALT: FRUITVALE STATION« (USA 2013; R: RYAN COOGLER; D: MICHAEL B. JORDAN, MELONIE DIAZ, OCTAVIA SPENCER; DCM)

der brenner IST wIeder da. Di. 14.10.14 Frankfurt, Mousonturm Mi. 15.10.14 Stuttgart, Wagenhallen Do. 16.10.14 Bremen, Schlachthof Fr. 17.10.14 Göttingen, Altes Rathaus

Mi. 22.10.14 Weißenburg, Kulturzentrum Karmeliterkirche Do. 23.10.14 Bamberg, E.T.A.-Hoffmann-Theater Fr. 24.10.14 Regensburg, Antoniushaus

So. 19.10.14 München, Volkstheater

Mo. 27.10.14 Hamburg, Uebel & Gefährlich

Mo. 20.10.14 Würzburg, Saalbau Luisengarten

Di. 28.10.14 Düsseldorf, Zakk

Di. 21.10.14 Erlangen, Markgrafentheater

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Mi. 05.11.14 Berlin, Fritzclub Do. 06.11.14 Erfurt, Herbstlese

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X-MEN: ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT Ertüchtigungsfantasien durch Comicverfilmungen gibt es wie Sand am Meer, die literarische Leinwandadaption mit Shakespeare’schem Bedeutungskosmos hört aber nach wie vor nur auf einen Namen: »X-Men«. Insbesondere jene Folgen unter der Ägide von Regie-Ass Bryan Singer kommen den »Tagesthemen« anno 2023 zuvor und formulieren die dystopische Zukunftsvision von Stan Lee und Jack Kirby bis ins Detail. »X-Men: Zukunft ist Vergangenheit«

knackte alle Kino-Kassenrekorde und zitierte damit ausnahmsweise die Beatles: Das Beste ist zugleich das Erfolgreichste. Comicnerds wissen, was die Stunde geschlagen hat, wenn ausgerechnet Logan »Wolverine« in die Vergangenheit geschickt wird, um Mutanten-Oberboss Charles Xavier die Vorteile der humanistischen Weltanschauung zu erläutern, dem Rest der Bagage werden die Implikationen vor allem per Spezialeffekt veranschaulicht. Eine ganze

Hollywoodbrigade comicaffiner Spätgeborener dürstet nach dem popkulturellen Crossover – die harte Action mit intellektuellem Oberbiss serviert indes nur eine Franchise. Wo Mitdenken und Mitfiebern keine Gegensätze sein müssen, gedeiht »X-Men: Zukunft ist Vergangenheit« als endgültige Superhelden-Seifenoper. Alexander Dahas — »X-MEN: DAYS OF FUTURE PAST« (USA 2014; R: BRYAN

»Ich habe im College ein paar Horrorfilme gedreht. Aber ob ich Regisseur bin? Dokumentationen werde ich, glaube ich, nicht machen. Einen weiteren Horrorfilm kann ich mir vorstellen ...« So weit Tom Berninger im Interview mit Intro-Chefredakteur Daniel Koch über seine Zukunft als Filmemacher. Die Dreharbeiten zur Doku über die Band seines Rockstar-Bruders waren für den Low-BudgetRegisseur nicht selten reiner Horror. An einer Stelle bricht sich sein LoserFrust angesichts des Riesenerfolgs von The-National-Frontmann Matt sogar in Tränen Bahn. Andererseits ist »Mistaken For Strangers« (USA 2013; Neue Visionen) aber auch einfach urkomisch. Einen so ungewöhnlichen Bandfilm hat man seit »Some Kind Of Monster« nicht gesehen.


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NEU AUF BLU-RAY &

DVD GOOD VIBRATIONS Um den Punkrock ins nordirische Belfast zu bringen, scheut Plattenhändler Terri Hooley keine Konflikte. Was 1978 als Liebhaberei beginnt, entwickelt sich wenig später zum Mittelpunkt der Szene. »Good Vibrations« trumpft mit Lokalkolorit und Mutterwitz auf und baut in die SightseeingTour der Rockmusik nachträglich einen der schönsten Schlenker ein. AMERICAN MUSCLE Wem die ganze Tarantino-Schiene mittlerweile zu ironisch geworden ist, freut sich wahrscheinlich am meisten über diesen Rachethriller der ganz alten Schule. Der Plot: Ein Ex-Knacki mit Muscle-Car hat ein ganzes Adressbuch voller Leute, die ihn hinter Gitter gebracht haben. Der Rest sind Hausbesuche. Und eine alttestamentarische Gerechtigkeit mit Augenmaß. SALÒ ODER DIE 120 TAGE VON SODOM Bevor Skandal-Regisseur Pier Paolo Pasolini 1975 ermordet wurde, fertigte er noch schnell den Film an, der seinen Ruf bis zum Jüngsten Tag verteidigen wird. Lose auf dem gleichnamigen Roman des Marquis de Sade basierend, ist »Die 120 Tage von Sodom« der Film gewordene Einkaufszettel der Perversionen, inklusive misanthropisch zubeißendem Sozialkommentar. SNOWPIERCER Der Ärger mit der Bundesbahn hat sich erledigt: In der dystopischen Zukunftsvision von »Snowpiercer« fährt nur noch ein Zug, und der hält niemals an. Die Comicverfilmung von RegieHexer Bong Joon-ho zählt zu den originellsten Science-Fiction-Abenteuern überhaupt und holt auch genrefremde Filmfans ab. Texte: Alexander Dahas

ENEMY »Prisoners«-Regisseur Denis Villeneuve erzählt ein spannendes Schauermärchen mit einem doppelten Jake Gyllenhaal. Der Horrorthriller handelt von der bürgerlichen Identitätskrise und den sozialen Räumen, in denen sie sich seit Hunderten von Jahren anbahnt. Altes Motiv, neuer Look.

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an kennt das Gefühl, wenn Freunde erzählen, man habe einen Doppelgänger – diesen leichten Grusel, gepaart mit der Frage, wie ähnlich diese Zweitversion einem wohl sein mag. Das ist so seltsam wie die Erzählungen aus der letzten Nacht, die einem fremd erscheinen, da man aus irgendwelchen Gründen selbst keine Erinnerung mehr daran hat. »Enemy«, die Verfilmung des Romans »Doppelgänger« von José Saramago aus dem Jahre 2002, geht diesem Motiv nach. Das klassische bürgerliche Sujet gruselte die Leser schon in der Dark-Romantic- beziehungsweise der Schauerliteratur Anfang des 19. Jahrhunderts. Hier mimt Jake Gyllenhaal in einer Doppelrolle einen Professor, der zufällig seinen Wiedergänger namens Anthony findet. Dieser spielt eine Nebenrolle in einem Film, den Adam sich anschaut. Er macht sich auf die Suche nach ihm und findet heraus, wo der andere wohnt. Die Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen. Adam, der Professor, und Anthony, der Schauspieler, gleichen sich bis auf den letzten Quadratmillimeter. Regisseur Denis Villeneuve erzählt die Geschichte ihres Zusammentreffens ausgesprochen langsam, um den inneren und äußeren – meint: sozialen – Konflikten Zeit zum Atmen zu lassen.

So wird man reingezogen in die Unsicherheit Adams und die Verstörtheit Anthonys, immer unterstrichen durch die Bilder. Villeneuve findet eine funktionierende Mischung aus Sequenzen, die in den schlicht-eleganten Wohnungen der Figuren spielen, und Außenaufnahmen der Wohnkomplexe. Der Innen- als auch Außenarchitektur wird nicht umsonst viel Wert beigemessen. Sie stellen die entfremdeten und entindividualisierten Verhältnisse dar, in denen wir heute leben – im Film untermalt von den Farben Grau, Ocker, Schwarz und Weiß. Die beiden Männer führen offensichtlich Leben, die durch Wiederholung, Dopplung und fehlende Abwechslung bestimmt sind. Genauso wie die Figuren der Schauergeschichten vor 200 Jahren scheinen sie kaum etwas mehr zu befürchten, als nicht der zu sein, der sie zu sein meinen. Villeneuve zeigt in seiner sehr vorsichtigen, kaum mit künstlichem Horror angereicherten Version dieser alten Erzählung, wie präsent die Angst bis heute ist. In Zeiten von »hackbaren« Profilen ist sie vielleicht stärker denn je. Lars Fleischmann — »ENEMY« (CDN 2013; R: DENIS VILLENEUVE; D: JAKE GYLLENHAAL, MÉLANIE LAURENT; CAPELIGHT)


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DIE SIMS 4

DESTINY Lange war kein Spiel mehr ein dermaßen streng verordneter Superhit wie »Destiny«. Es kommt von Superentwicklern, es sieht super aus, und es hat super viel gekostet. Ist es folgerichtig super?

Die neuen Sims zeigen angeblich mehr Gefühl. Stimmt das? Die Testobjekte Ronald und Claudia wohnen in einer deprimierenden kleinen Butze am Ende einer Sackgasse. Auf dem Röhrenfernseher läuft der Sportkanal. Ronald plaudert mit Claudia. Sie freut sich. Dann beleidigt er sie. Sie brüllt ihn an. Sein Zustand ändert sich zu »Wütend«. Er findet eine kraftvolle Gefühlsäußerung – er rennt aus dem Haus und tritt die Mülltonne um. Das ist authentisch, das habe ich noch kürzlich bei Teenagern beobachtet. Ronald steht mit hängenden Schultern im Garten. Dann stellt er die Tonne wieder hin, räumt die herumliegenden Müllsäcke auf. Er geht hinein und setzt sich aufs Klo. Die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse liefert ihm ein kurzes, aber zuverlässiges High. »Die Sims 4« inszeniert schon wieder das normale Leben in einem spießigen Vorort. Sind die Puppenhäuser fertig gebastelt, kann man Menschen modellieren und ihnen Charaktereigenschaften geben. Harmonie ist keine Vorgabe. Toxische Vollpfosten können mit selbstverliebten Plaudertaschen zusammenziehen. Man kann die Kreationen auch mit der Welt teilen. Ein täuschend echter Putin aus der Onlinegalerie zieht neben Ronald und Claudia ein. Soll die Welt doch rätseln, wie Putin funktioniert: Er ist »selbstsicher« und »ehrgeizig«, aber ein »Freund der Welt«. Freundlich stellt er sich bei Ronald vor. Der macht eine unverschämte Bemerkung. Das Gespräch wird unangenehm. Ronald rennt wieder aus dem Haus. Ich höre die Mülltonne scheppern, bevor ich ihm mit der Kamera folgen kann. Jan Bojaryn

SPIELE A

n dem Hype hat »Destiny« schwer zu tragen. Hunderte Millionen Dollar wurden investiert, viel davon in Werbung. Der New Yorker Times Square wurde mit »Destiny« tapeziert. Das Game ist der erste Teil einer Serie, einen Zehnjahresplan gibt es auch schon. Erstmals bringt Sony seine Playstation 4 für das Spiel auch in Gletscherweiß heraus. Dabei kann man es auch für die Xbox One kaufen. Das Spiel ist, man muss es so sagen, ein Egoshooter. Man rennt als Soldat mit futuristischem Helm über diverse Planeten des Sonnensystems und schießt auf Rudel böser Aliens. Streng genommen ist das keine Überraschung, denn zuletzt hat das Studio hinter »Destiny« die Egoshooter-Serie »Halo« entwickelt, in der man als Soldat mit futuristischem Helm auf Rudel böser Aliens schoss. Man muss sich schon für Egoshooter interessieren, und für überfrachtete Science-Fiction, um überhaupt weitere Fragen zu »Destiny« zu stellen. Wenn der »Kryptarch das MaterieEngramm zu einem Rüstungsteil entschlüsselt«, sollte man irgendwie noch aufpassen. Man kann das auch einfach zu beknackt finden. Das ist nicht schlimm, das darf man, auch wenn man Spiele liebt. Hat man aber diese Hürde überwunden, hat man beschlossen, sich für ein Spiel zu interessieren, in dem ein intelligenter Planet die Menschheit beschützt, feindliche Alienhorden militärische Begriffe des Römischen Reiches verwenden und ein geschwätziger schwebender Comedyroboter den Sidekick gibt, dann kann man viele schöne Details entdecken. Die Menüs, in denen man neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände anlegt, sind sauber und elegant. Haare sehen super aus, das ist in Spielen nicht

selbstverständlich. Jeder der bereisten Planeten bietet neben öden Kellerfluren auch fantastische Postkartenpanoramen. Die Raumschiffe sind schön und werden schöner. Eine Hoffnung, die »Destiny« nicht erfüllen kann, ist jedoch die auf etwas grundlegend Neues. Es spielt sich oft wie »Halo«, vermengt mit guten Ideen, die mal jemand anders in einem anderen Spiel hatte. Das Beutesammeln, das Zusammenspielen, die griffigen Missionen, die große Beweglichkeit, die Anreize zum Weitermachen, nichts davon ist neu. Aber die Elemente sind auch nicht irgendwie in einem Topf gelandet. Alles ist genau abgeschmeckt. Trotzdem landen am Ende zwei Spiele auf dem Teller, die nicht so recht zueinander passen. Einerseits will »Destiny« eine Geschichte erzählen. Ständig erklärt der Sidekick irgendwelche Details zur epischen Tragweite des letzten Scharmützels. Gelegentlich bauen sich Autoritätspersonen vor Panoramen auf und erklären, wie absolut es gerade um das Überleben der Menschheit gehe. Andererseits ist »Destiny« ein Online-Rollenspiel. Man muss grinden, also immer wieder in derselben Ecke kämpfen, um ein höheres Level zu erreichen, bevor es weitergeht. In solchen Augenblicken schwindet jedes mögliche Restinteresse für die pompöse Geschichte. Warum kann man die stocksteifen Zwischensequenzen nicht überspringen? Überhaupt: Warum haben ständig alle möglichen Leute Helme auf, unter denen man ihre Gesichter nicht erkennt? Was bleibt, ist gutes Geballer. Jan Bojaryn — »DESTINY« FÜR PS3, PS4, XBOX 360 UND XBOX ONE (ACTIVISION)

— »DIE SIMS 4« FÜR PC (EA)


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GEDRUCKTE GAMES 94

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Arcades

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vg

STREET FIGHTER II: THE WORLD WARRIOR (1991) PLATFORM: Arcade DEVELOPER: Capcom,

Creative Materials, U.S. Gold DESIGNER: Akira Nishitani, Akira Yasuda COMPOSER: Yoko Shimomura,

Isao Abe

G

leich zwei erschlagende Werke über die Ästhetik der Videospiele buhlen derzeit um Fans. Da wäre das knapp drei (!) Kilo schwere »Push Start – The Art Of Video Games« (380 S., Edel, € 49,95). Der aufwendig gemachte Bildband in 30 x 30 Zentimetern Größe präsentiert ikonografische Spielscreenshots chronologisch seit den Anfangstagen des Genres. Als Brechung der abgebildeten Digitalrevolution liegt dem Band eine 10-Inch-Vinyl-Platte mit bekannten klassischen Videospielmusiken bei. Das allerdings konsequenterweise auch zusätzlich in Form eines Downloadcodes.

Einen noch nerdigeren Blick in die Videospielvergangenheit wirft »Commodore 64 Book: A Visual Commpendium« (230 S., bitmapbooks.co.uk, £ 25), das Artworks, Screenshots, Menübilder und sogar Ladebildschirme vieler legendärer C64-Spiele abbildet und die pixelige Grafikgewalt des Commodore-Computers zelebriert, der die 1980er-Jahre prägte. Dazu gesellen sich die Stimmen von unter anderem Ron Gilbert und David Crane. Zwei wundervolle Schinken für Retro-Gaming-Fans. Felix Scharlau

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MORGEN

STEIL

BALLET SCHOOL Drei Expats, eine Band – typisch Berlin. Das Trio wurde auf dem FWTB heiß gehandelt. Kein Wunder, machte doch Grimes höchstselbst auf ihrem tumblr Werbung für sie. Haben sie aber gar nicht nötig: Ihr Debüt »The Dew Last An Hour« und ihre Live-Shows überzeugen auch so auf ganzer Linie. Louis (links) Jeanshemd: Nathini van der Meer Rosie Bomberjacke: H&M Studio Hose: Stine Goya Schuhe: Topshop Michel (rechts) Kette mit Pferdehaaranhänger: PONY Cape: Paula Yne

FALL WILL TAKE BERLIN Ob zugezogen, hier aufgewachsen oder auf der Durchreise – Berlins Kreuzberg übt auf Bewohner und Besucher seinen ganz eigenen Reiz aus. Kein Wunder, dass sich das Showcase-Festival First We Take Berlin den Kiez als Spielstätte ausgesucht hat. Für unsere Modestrecke trafen wir drei FWTB-Acts am Kottbusser Tor, dem Herzen von Kreuzberg, und genossen die erste Herbstsonne. Fotos: Frederike Wetzels / Produktion & Styling: Jenny Weser / Haare & Make-up: Latisha Nicholson


MORGEN MAN WITHOUT COUNTRY Das Duo aus Wales war schon mehrere Male in der deutschen Hauptstadt. Wegen der Musik und der guten Falafel. Mit ihrem elektronischen ShoegazeSound durften sie in der Kantine am Berghain spielen. Wenn sie so weitermachen, reicht es vielleicht auch bald für den Hauptraum. Tom Pullover: SOTO Store x Maison Kitsuné Schuhe: Adidas Originals x Nigo Ryan Pullover: SOTO Store x Naked & Famous Schuhe: Nike Mütze: H&M

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MORGEN

STEIL

MEGGY Fast eine Rarität: Meggy ist gebürtige Berlinerin. Sie ist zwar gerne in Kreuzberg, von Friedrichshain und der Nähe zur Familie möchte sie trotzdem nicht weg. Viel rum kommt sie trotzdem: Die bei Suol gesignte Sängerin und DJane ist dank diverser namhafter Features – zum Beispiel bei Pete Tong- und RampaTracks – gern gesehen in der internationalen Clublandschaft. Sweater: Adidas Originals x Nigo Jeans: Carhartt WIP


MORGEN

STEIL

Philips A5-PRO Headphones

North Beanie von Wemoto

LIEBLINGE IM HERBST Chevron Track Jacket von Fred Perry

Crewneck-Sweater von Le Coq Sportif

Auch wenn klassische Farben wie Grau, Schwarz und Weiß im Herbst nicht wegzudenken sind, darf man der bevorstehenden kalten Jahreszeit ein wenig trotzen, zum Beispiel mit kräftigen Grundfarben wie Blau und Rot. Et voilà:

Happy Socks mit Streifenmuster

Reebok Classics aus Leder

Oversize Teddy-Mantel von Ganni

Vagabond, Modell Kayla

Nike Tech Fleece Sweater mit Fronttasche

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MORGEN

ALLIGATOAH BLAUDZUN

Akustik-Touren werden auch in der hiesigen Rap-Szene immer reizvoller. Jetzt macht sich auch Alligatoah auf die Reise und will seinen Fans seine unverstärkten Skills beweisen. Sollte ihm spielend gelingen.

Blaudzun benannte sich nach einem dänischen Radfahrer. Live strampelt der Songwriter nicht nur gemütlich im ersten Gang durch seine Nummern, sondern zieht das Tempo auch hier und da mal an.

02.11. BERLIN — 03.11. HAMBURG — 04.11. BREMEN — 05.11. REUTLINGEN — 06.11. DRESDEN — 07.11. HEIDELBERG — 08.11. KÖLN

23.10. BONN — 28.10. HAMBURG — 02.11. HANNOVER — 03.11. BERLIN — 12.11. OFFENBACH — 15.11. MÜNCHEN — 16.11. STUTTGART

BONAPARTE ERLEND ØYE & THE RAINBOWS

Dass die Shows des Kollektivs um Tobias Jundt ein sicherer Garant für ausufernden Wahnsinn sind, sollte sich längst rumgesprochen haben. 10.10. HAMBURG — 11.10. OSNABRÜCK — 12.10. KÖLN — 13.10. WIESBADEN — 14.10. STUTTGART — 15.10. MÜNCHEN — 20.10. A-WIEN — 27.10. ERLANGEN — 28.10. DRESDEN — 29.10. LEIPZIG — 30.10. BERLIN — 11.11. HANNOVER

OLIVER POLAK

Nach sei ner »Krankes Schwein«Tour begibt sich »der jüdische Patient«, wie sein neues Buch heißt, direkt wieder auf Lesereise. 28.10. DRESDEN — 30.10. OLDENBURG — 02.11. GÜTERSLOH — 03.11. FR ANKFURT A. M. — 04.11. KÖLN — 05.11. OSNABRÜCK — 06.11. MÜNSTER — 07.11. LINGEN — 08.11. WANGELS — 10.11. WIESBADEN — Geht weiter!

Bloß kein Stillstand: Nach dem Electronica-Pop-Exkurs auf seinem schon über zehn Jahre alten Solodebüt widmet sich der Sympath nun entwaffnenden Easy-Listen­ ing-Entwürfen an den Schnittstellen von Folk und Reggae. 08.10. MÜNCHEN — 10.10. DÜSSELDORF — 11.10. BERLIN — 12.10. HAMBURG

ROCKSTAH

INTRO PRÄSENTIERT Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3x2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter www.intro.de/termine #intropräsentiert

THE/DAS THE HIDDEN CAMERAS

Zwei Drittel von Bodi Bill bilden die neue Formation The/Das. Fabian Fenk und Anton Feist gönnen sich mit ihrem Seitenprojekt mehr stilistische Freiheiten – und nutzen diese auch konsequent aus.

Bei The Hidden Cameras ist nie klar, wie viele Musiker auf der Bühne stehen werden. Mal sind es sieben, mal 20 oder mehr. Auch gerne gesehen: Go-Go-Tänzer, die laut Joel Gibb »die Hemmungen wegtanzen«.

13.10. HAMBURG — 14.10. MÜNSTER — 18.10. KÖLN — 19.10. STUTTGART — 20.10. MÜNCHEN — 21.10. HANNOVER — 22.10. DRESDEN — 23.10. ESSEN — 25.10. FR ANKFURT A. M. — 13.11. BERLIN

03.10. A-WIEN — 05.10. MÜNCHEN — 01.11. WIESBADEN — 02.11. KÖLN — 03.11. MÜNSTER — 04.11. HAMBURG — 05.11. NÜRNBERG

Rockstah ist Deutschlands sympathischster Nerd-Rapper. Als Sohn einer Hälfte von Badesalz wurde ihm der Wortwitz in die Wiege gelegt. 22.10. MÜNCHEN — 23.10. WEINHEIM — 24.10. SA ARBRÜCKEN — 25.10. KÖLN — 26.10. DORTMUND — 28.10. HANNOVER — 29.10. OSNABRÜCK — 30.10. BREMEN — Geht weiter!

TIMBER TIMBRE TY SEGALL

Die Mischung aus Offenherzigkeit und störrischem Auftreten ist das besondere Talent von Timber Timbre. Anders als bisher sind sie nicht mehr in der Gefolgschaft größerer Songwriter unterwegs, sondern haben sich zu Headliner-Größe gesteigert. 29.10. KÖLN — 30.10. BERLIN

San Franciscos zitatwütiges GitarrenWunderkind hat längst bewiesen, wie sich die ruhmvolle Vergangenheit von Garagen-Rock in das Hier und Jetzt transportieren lässt: laut, verzerrt und maximal harmonisch. 04.11. HAMBURG — 05.11. DRESDEN — 06.11. BERLIN


PROMOTION

I HEART SHARKS KRAFTKLUB

Mit einem treibenden IndietronicSound und ihrer Hit-Single »Neuzeit« haben sich I Heart Sharks längst in die Herzen zahlreicher Festivalgänger gespielt.

Die Band-Cameo als mysteriöse In Schwarz hätten Kraftklub eigentlich gar nicht nötig gehabt. Doch so geht’s mit doppeltem Schwung in die kommende Tour.

05.11. ESSEN — 06.11. WÜRZBURG — 07.11. AUGSBURG — 15.11. A ACHEN — 17.11. HANNOVER — 22.11. ROSTOCK — 27.11. STUTTGART — 28.11. K AISERSLAUTERN — 29.11. WIESBADEN

10.10. LEIPZIG — 13.10. KÖLN — 14.10. MÜNSTER — 16.10. HAMBURG — 17.10. BERLIN — 18.10. DRESDEN — 20.10. AWIEN — 21.10. MÜNCHEN — 22.10. STUTTGART — 25.10. DORTMUND

RUDIMENTAL THE ASTEROIDS GALAXY TOUR

Das aus London stammende Bass-Kollektiv verstand es in den vergangenen Jahren wie kaum einer anderer Act, die subkulturellen Strömungen der britischen Club-Musik in einem mainstreamtauglichen Kontext zu vereinen. 20.10. KÖLN — 21.10. BERLIN

Das Konzept von The Asteroids Galaxy Tour war von Anfang an wie gemacht für die Bühne und bietet neben allerlei groovenden NeoSoul-Exkursen auch jede Menge fürs Auge. 31.10. MÜNCHEN — 02.11. A-WIEN — 06.11. BERLIN — 12.11. KÖLN — 13.11. HAMBURG

VANCE JOY WHOMADEWHO

Auf der Ukulele zur Gänsehaut. Was bei Israel »IZ« Kamakawiwo’ole geklappt hat, sollte auch für den 25-jährigen Vance Joy kein Problem darstellen. Der Australier durfte bereits mit Of Monsters And Men auf Tour gehen. 10.10. KÖLN — 12.10. HAMBURG — 13.10. BERLIN

Über zehn Jahre dabei und noch keine Verschleißerscheinungen spürbar: WhoMadeWho haben von Anfang an auf zeitlose und höchst tanzbare Pop-Musik gesetzt – eine Rechnung, die auch heute noch aufgeht. 14.10. HAMBURG — 15.10. DRESDEN — 16.10. STUTTGART — 17.10. FR ANKFURT A. M. — 18.10. BERLIN

MÖGEN DIE SPIELE BEGINNEN! Wolfenbütteler Festspiele in Bochum und Stuttgart

Die 257ers gelten als heimatverbunden. Der Name des Rap-Trios ist eine Anlehnung an die Postleitzahl ihrer Heimatstadt Essen, genauer an die des Stadtteils Kupferdreh. Für die Wolfenbütteler Festspiele verlassen sie ihr Zuhause und fahren, na gut, nicht ganz so weit, nämlich nach Bochum. Dort treffen sie in der Matrix ihre liebsten Rap-Kollegen SSIO und Karate Andi zur »Licht im Schacht«-Party. Zwei Wochen später zieht es die Wolfenbütteler Festspiele in eine ganz andere Richtung, sowohl musikalisch als auch geografisch: In Stuttgart gehen Heisskalt, Claire, Schmutzki und Rockstah auf Hirschkurs. Jeweils 30 Minuten machen sie in verschieden Clubs Halt. Am Ende des Abends bringen dann alle zusammen beim Finale ihre verschiedenen Stile auf eine Bühne. Mit den Wolfenbütteler Festspielen versucht Jägermeister, renommierten Bands ihre Konzert-Träume zu erfüllen. So entstehen ganz neue Live-Formate, die für Fans zum Festspiel werden sollen.

03.10. BOCHUM MIT 257ERS, SSIO, KARATE ANDI MATRIX, 20 UHR, EINTRITT 8 EURO 18.10. STUTTGART MIT HEISSKALT, CLAIRE, ROCKSTAH, SCHMUTZKI KELLER KLUB, 18.30 UHR, EINTRITT AB 6 EURO

www.jaegermeister.de/festspiele


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MORGEN

TOURDATEN

CAMERA

DEATH FROM ABOVE 1979

DIRK DARMSTAEDTER

FIRST AID KIT

11.10. WIESBADEN 13.10. DÜSSELDORF Geht weiter!

PRÄSENTIERT VON INTRO

THE ANTLERS

CAPTAIN PLANET

07.10. KÖLN 12.10. HAMBURG 13.10. BERLIN 15.10. A-WIEN 16.10. MÜNCHEN

30.09. FRANKFURT A. M. 04.10. A-WIEN 05.10. MÜNCHEN 08.10. HAMBURG 09.10. BERLIN

04.10. KÖLN 12.10. HAMBURG 14.10. BERLIN

24.10. DORTMUND 25.10. WIESBADEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

21.10. BERLIN 22.10. KÖLN 23.10. HAMBURG 24.10. BREMEN 25.10. BAD FRANKENH. 28.10. GÖTTINGEN 29.10. LUDWIGSHAFEN 30.10. BONN 31.10. AACHEN

THE 1975

08.10. KÖLN 09.10. FRANKFURT A. M. 10.10. MÜNCHEN 11.10. LEIPZIG 12.10. BERLIN 13.10. HAMBURG

RACLES

AVI BUFFALO 29.09. HAMBURG 16.10. KÖLN 17.10. BERLIN

THE BARR BROTHERS

17.10. DUISBURG Geht weiter!

15.10. KÖLN 16.10. HAMBURG

257ERS

BEAR‘S DEN

29.09. MÜNCHEN 27.10. FULDA 28.10. DÜSSELDORF 29.10. FLENSBURG 30.10. KIEL 31.10. ROSTOCK

14.10. BERLIN

BEAR IN HEAVEN 06.10. KÖLN 07.10. BERLIN 17.10. HAMBURG

AGNES OBEL

BEATSTEAKS

10.10. MÜNCHEN 12.10. BERLIN 15.10. HAMBURG

30.09. FREIBURG 01.10. AUGSBURG 03.10. KAISERSLAUTERN 05.10. DORTMUND 07.10. KÖLN 08.10. DRESDEN 09.10. BERLIN

ALLAH-LAS 13.10. KÖLN 14.10. HAMBURG 15.10. BERLIN 17.10. MÜNCHEN 18.10. WIESBADEN

ANGEL OLSEN MIT RODRIGO AMARANTE 06.10. A-WIEN 07.10. MÜNCHEN 08.10. BERLIN 09.10. FRANKFURT A. M.

ANNA AARON 06.10. BERLIN 07.10. DRESDEN 21.10. ERLANGEN 22.10. INGOLSTADT 23.10. A-WIEN

ANNENMAYKANTEREIT 29.09. BERLIN 01.10. MÜNSTER 02.10. BIELEFELD 11.10. DÜSSELDORF 15.10. MAINZ 16.10. BREMEN 28.10. WÜRZBURG 31.10. AHAUS

CARIBOU 10.10. KÖLN 11.10. HAMBURG 14.10. BERLIN 15.10. LEIPZIG 19.10. MÜNCHEN

CIRCA WAVES 04.10. BERLIN 05.10. DÜSSELDORF

CLAP YOUR HANDS SAY YEAH 06.10. BERLIN

PRÄSENTIERT VON INTRO

CLICKCLICKDECKER

21.10. POTSDAM 22.10. CHEMNITZ 23.10. WÜRZBURG 24.10. NEUNKIRCHEN 25.10. TRIER 26.10. DÜSSELDORF 27.10. RAVENSBURG 28.10. REUTLINGEN 29.10. FRANKFURT A. M.

BERLIN INDEPENDENT NIGHT MIT I HEART SHARKS, DEAR READER, SUNS OF THYME, PRÄSENTIERT VON INTRO INTERGALACTIC LOVERS, JACOB BELLENS, PETTER CARLSEN, LIFE IN FILM, FUCK 18.10. ESSEN ART, LET’S DANCE! U. V. A.

CLIENT

02.10. BERLIN

BERND BEGEMANN

19.10. HAMBURG 20.10. BERLIN 21.10. KÖLN 22.10. MÜNCHEN

DIE LIGA DER GEWÖHN­ LICHEN GENTLEMEN 02.10. RAVENSBURG 03.10. NÜRNBERG 04.10. LEIPZIG

DIE NERVEN 02.10. A-WIEN 10.10. MÜNSTER 10.10. KARLSRUHE

DIE SONNE 15.10. BREMEN 16.10. HAMBURG 17.10. REES-HALDERN 24.10. AACHEN 25.10. KARLSRUHE

DIE STERNE 08.10. MÜNSTER 09.10. KÖLN 10.10. STUTTGART 13.10. FRANKFURT A. M. 14.10. HEIDELBERG 15.10. ERLANGEN 16.10. MÜNCHEN 20.10. DRESDEN 21.10. LEIPZIG 22.10. BERLIN 31.10. HAMBURG

DILLON

09.10. HANNOVER 14.10. A-WIEN 17.10. STUTTGART 18.10. AACHEN 21.10. FREIBURG 24.10. GÜTERSLOH Geht weiter!

31.10. BERLIN Geht weiter!

04.10. BERLIN 06.10. BREMEN 07.10. MÜNSTER 08.10. SCHORNDORF 09.10. MÜNCHEN 12.10. A-WIEN 20.10. DARMSTADT

PRÄSENTIERT VON INTRO

CROCODILES

PRÄSENTIERT VON INTRO

BIG SKIES 29.09. KÖLN 30.09. DARMSTADT

PRÄSENTIERT VON INTRO

CLOUD BOAT 25.10. STUTTGART 28.10. NÜRNBERG

PRÄSENTIERT VON INTRO

BRATZE BEERDIGUNG

DAMIEN RICE

03.10. HAMBURG

31.10. BERLIN

DA GEHEN WIR HIN – TIPPS DER REDAKTION Und wo geht ihr hin? — www.intro.de/forum/konzerte

JULIA BRUMMERT

CARSTEN CHRISTIAN SCHUMACHER STEINBRINK

HONIG EINAR STRAY ORCHESTRA EUROBLAST FESTIVAL KRAFTKLUB ERLEND ØYE

EUROBLAST FESTIVAL DZ DEATHRAYS DEATH FROM ABOVE 1979 KMPFSPRT CHILLY G. »THE SHADOW«

THE ANTLERS BEAR IN HEAVEN NEW FALL FESTIVAL DENOVALI SWINGFEST CARIBOU + JESSY LANZA

DZ DEATHRAYS 03.10. KÖLN 04.10. HAMBURG 07.10. BERLIN 08.10. MÜNCHEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

EGOTRONIC 02.10. HANNOVER 03.10. LEIPZIG 04.10. DÜSSELDORF 23.10. ROSSWEIN 31.10. ERLANGEN

EINAR STRAY ORCHESTRA 29.09. BERLIN 30.09. DRESDEN 01.10. ERLANGEN 02.10. LEIPZIG 07.10. MÜNSTER 08.10. STUTTGART 09.10. MÜNCHEN

ESBEN AND THE WITCH 19.10. KÖLN 20.10. BERLIN 21.10. DRESDEN 22.10. MÜNCHEN 23.10. SCHORNDORF

FARIN URLAUB RACING TEAM 05.10. EMSDETTEN 06.10. FRANKFURT A. D. O. 07.10. FRANKFURT A. M. 09.10. ERFURT 10.10. SCHWEINFURT 18.10. BERLIN

FEINE SAHNE FISCHFILET 03.10. DARMSTADT 04.10. HERRENBERG 11.10. LINDAU 31.10. ERLANGEN

THE DØ

PRÄSENTIERT VON INTRO

26.10. MÜNCHEN 28.10. FRANKFURT A. M. 29.10. KÖLN 30.10. LEIPZIG 31.10. BERLIN

02.10. BERLIN 10.10. HAMBURG 11.10. MÜNSTER

FINDUS

FKA TWIGS 17.10. KÖLN 20.10. HAMBURG 21.10. BERLIN

PRÄSENTIERT VON INTRO

FM BELFAST

05.10. FRANKFURT A. M. 07.10. LEIPZIG 08.10. BERLIN 09.10. HAMBURG 10.10. KÖLN 11.10. STUTTGART

FRITTENBUDE 02.10. HANNOVER

FUCK ART, LET‘S DANCE! 02.10. BERLIN 11.10. ROSTOCK 23.10. KASSEL 24.10. WOLFSBURG 25.10. NÜRNBERG

PRÄSENTIERT VON INTRO

FUTURE ISLANDS 04.10. HAMBURG 05.10. BERLIN

THE GASLIGHT ANTHEM 29.10. DÜSSELDORF 31.10. BERLIN Geht weiter!

THE GENTLE LURCH 09.10. HAMBURG 10.10. HALLE 11.10. GÖTTINGEN 12.10. ROSTOCK 14.10. BREMEN 21.10. DRESDEN

GUSGUS 29.09. KÖLN 27.10. LEIPZIG

HGICH.T 11.10. AACHEN 24.10. HEIDELBERG 25.10. HILDESHEIM Geht weiter!

TELEKOM STREET GIGS MIT CLUESO Clueso haben seine Auftritte bei den Telekom Street Gigs 2008 und 2011 offenbar so gut gefallen, dass er sich für einen dritten Auftritt entschieden hat. Nach Solingen und Erfurt spielt Clueso am 6. November in Hamburg. Der genaue Ort bleibt vorerst geheim! Vor CLUESO dem offiziellen Tourstart präsentiert er die Stücke seines neuen Albums »Stadtrandlichter«. Außerdem gibt es die eine oder andere Überraschung, denn Clueso feiert in Hamburg ein kleines Jubiläum: Sein Auftritt ist der 50. Telekom Street Gig überhaupt. Aus diesem Anlass verlosen wir 1x2 Karten für das Konzert und dazu das Sony Xperia Z2. Schreibt einfach eine E-Mail mit dem Betreff »Clueso Street Gig« an verlosung@intro.de. Viel Glück!


MORGEN

THE HOLD STEADY

JOSÉ GONZÁLEZ

LAING

MOGWAI

SOHN

WIZO

09.10. KÖLN

10.10. LEIPZIG 11.10. DÜSSELDORF

17.10. DÜSSELDORF 18.10. FRANKFURT A. M. 19.10. HAMBURG 21.10. DRESDEN 22.10. MÜNCHEN

10.10. DÜSSELDORF

29.09. FREIBURG 11.10. DÜSSELDORF 12.10. BERLIN Geht weiter!

23.10. STUTTGART 24.10. NÜRNBERG 25.10. LINDAU 29.10. MANNHEIM 30.10. VÖLKLINGEN 31.10. PIRMASENS Geht weiter!

PRÄSENTIERT VON INTRO

HONIG

30.09. JENA 01.10. LEIPZIG 02.10. DRESDEN 03.10. BERLIN 04.10. HUSUM 07.10. STUTTGART 08.10. FRANKFURT A. M. 09.10. NÜRNBERG 10.10. FREIBURG 11.10. KONSTANZ 14.10. A-WIEN 15.10. MÜNCHEN 16.10. KÖLN 17.10. ESSEN 18.10. MÜNSTER 19.10. HAMBURG

INTERGALACTIC LOVERS 02.10. BERLIN 05.10. REUTLINGEN 06.10. ESSEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

INTRODUCING MIT GORGON CITY, MOVEMENT, JESSY LANZA 29.10. BERLIN 30.10. KÖLN

IRA ATARI 17.10. LEIPZIG 23.10. KASSEL 24.10. WOLFSBURG 25.10. NÜRNBERG

PRÄSENTIERT VON INTRO

JAMES VINCENT MCMORROW 07.10. HAMBURG 09.10. BERLIN 11.10. KÖLN 16.10. MÜNCHEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

JAN DELAY & DISKO NO.1

30.09. FREIBURG 01.10. MÜNCHEN 02.10. A-WIEN 04.10. NEU-ULM 05.10. MANNHEIM 06.10. FRANKFURT A. M. 07.10. BREMEN 09.10. BERLIN 10.10. FLENSBURG 11.10. LINGEN 12.10. HANNOVER 14.10. STUTTGART 15.10. DORTMUND 16.10. DÜSSELDORF 17.10. HAMBURG

PRÄSENTIERT VON INTRO

JENS FRIEBE 07.10. HANNOVER 08.10. KÖLN 09.10. WEINHEIM 10.10. MÜNCHEN 12.10. REGENSBURG 13.10. A-WIEN 14.10. DRESDEN 16.10. BERLIN

JUDITH HOLOFERNES 12.10. DÜSSELDORF 13.10. ASCHAFFENBURG 14.10. REUTLINGEN 15.10. SAARBRÜCKEN 17.10. WORPSWEDE 18.10. KIEL 19.10. POTSDAM 20.10. REGENSBURG 22.10. JENA 23.10. AUGSBURG 24.10. ERLANGEN

KADAVAR 03.10. ERFURT 05.10. KARLSRUHE 06.10. BIELEFELD 07.10. HANNOVER 08.10. DORTMUND 09.10. BREMEN 11.10. ROSTOCK 12.10. KIEL 18.10. MÜNCHEN 22.10. KASSEL 23.10. FRANKFURT A. M. 26.10. SAARBRÜCKEN

KAISER CHIEFS 11.10. HAMBURG

KASABIAN 24.10. BREMEN 25.10. BERLIN 26.10. MÜNCHEN 28.10. NEU-ISENBURG 29.10. KÖLN

KELE OKEREKE 24.10. LINGEN

KID SIMIUS 01.10. KÖLN 02.10. MANNHEIM 03.10. BERLIN 10.10. ROSTOCK 11.10. AUGSBURG 18.10. RAVENSBURG 25.10. NÜRNBERG

KMPFSPRT 08.10. BERLIN 09.10. AUGSBURG 10.10. KÖLN 11.10. FRANKFURT A. M. 12.10. MANNHEIM 13.10. GÜTERSLOH 14.10. ERLANGEN 16.10. HANNOVER 17.10. HAMBURG 18.10. BRAUNSCHWEIG

KREISKY 17.10. FRANKFURT A. M. 19.10. BERLIN 20.10. BREMEN 21.10. HAMBURG 23.10. DÜSSELDORF 24.10. KARLSRUHE 25.10. SCHORNDORF 26.10. MÜNCHEN

KYLIE MINOGUE 22.10. KÖLN 23.10. A-WIEN 25.10. MÜNCHEN 27.10. BERLIN 28.10. HAMBURG

LADY GAGA 03.10. HAMBURG 07.10. KÖLN 09.10. BERLIN

MOONBOOTICA

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02.10. KOBLENZ 18.10. WÜRZBURG 24.10. MAINZ 25.10. HAMBURG 31.10. MÜNSTER

TELEKOM ELECTRONIC BEATS: KAREN O

MUTTER

THEES UHLMANN & BAND 04.10. A-WIEN 25.10. DORTMUND

17.10. BUXTEHUDE 27.10. BERLIN 28.10. HAMBURG 29.10. KÖLN 30.10. FRANKFURT A. M. 31.10. MÜNCHEN

21.10. BERLIN 22.10. LEIPZIG 23.10. DRESDEN 24.10. HAMBURG 25.10. BIELEFELD 31.10. HANNOVER

THOMAS DYBDAHL

WOLFENBÜTTELER FESTSPIELE MIT 257ERS*, SSIO*, KARATE ANDI*, HEISSKALT**, CLAIRE**, ROCKSTAH**, SCHMUTZKI**

24.10. HAMBURG 25.10. BERLIN

03.10. BOCHUM* 18.10. STUTTGART**

MY BRIGHTEST DIAMOND

TO ROCOCO ROT

XUL ZOLAR

THE LIBERTINES

21.10. HAMBURG 22.10. BERLIN

21.10. OFFENBACH 25.10. MÜNCHEN

08.10. BERLIN

04.10. BERLIN 05.10. DÜSSELDORF

NILS FRAHM & JON HOPKINS

TRÜMMER

01.10. BERLIN

PETERLICHT

30.10. BERLIN 31.10. LEIPZIG Geht weiter!

28.10. ERLANGEN 29.10. A-WIEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

LAMBERT 08.10. MÜNSTER 09.10. JENA 10.10. LEIPZIG

LARY

MADSEN 11.10. HEIDELBERG 12.10. ULM 14.10. DÜSSELDORF 15.10. KASSEL 16.10. ROSTOCK 18.10 RHEDA-WIEDENBR. 19.10. BRAUNSCHWEIG 21.10. ERLANGEN 22.10. WILHELMSHAVEN 23.10. ERFURT

PRÄSENTIERT VON INTRO

PRÄSENTIERT VON INTRO

POP-ABO MIT ANE BRUN 23.10. DORTMUND

PRÄSENTIERT VON INTRO

07.10. BERLIN

25.10. OSNABRÜCK 28.10. NÜRNBERG 30.10. MÜNCHEN 31.10. A-WIEN Geht weiter!

PRÄSENTIERT VON INTRO

MALKY

29.09. FRANKFURT A. M. 30.09. KÖLN 01.10. BERLIN 03.10. LEIPZIG Geht weiter!

MARCUS WIEBUSCH 22.10. MÜNCHEN 23.10. KARLSRUHE 25.10. DORTMUND 26.10. STUTTGART 28.10. BIELEFELD 29.10. HAMBURG 30.10. HANNOVER 31.10. BREMEN

MARIANNE FAITHFULL 11.10. STUTTGART 17.10. LEIPZIG 18.10. HANNOVER 20.10. DÜSSELDORF

MAXÏMO PARK 14.10. A-WIEN 15.10. BREMEN 17.10. MANNHEIM 18.10. DÜSSELDORF 19.10. SAARBRÜCKEN 21.10. NÜRNBERG

MEGALOH & AFROB 01.10. BERLIN 10.10. AUGSBURG 13.10. STUTTGART 14.10. ERLANGEN 15.10. BOCHUM

SAMY DELUXE 09.10. LEIPZIG 11.10. DRESDEN 24.10. LEER 25.10. DÜSSELDORF 26.10. ERLANGEN 27.10. HEIDELBERG 29.10. OSNABRÜCK 30.10. KIEL

SEBADOH 18.10. HAMBURG 19.10. DRESDEN 20.10. MÜNCHEN

SEBASTIEN TELLIER 12.10. DÜSSELDORF 27.10. BERLIN

SEEKAE 25.10. HAMBURG 30.10. BERLIN

SHABAZZ PALACES 26.10. HAMBURG

SLOW CLUB 30.10. HAMBURG 31.10. BERLIN

ST. VINCENT 29.10. DÜSSELDORF

SWANS 17.10. A-WIEN 21.10. BERLIN 23.10. LEIPZIG 25.10. HANNOVER 27.10. HAMBURG 29.10. DRESDEN 30.10. WIESBADEN 31.10. KARLSRUHE

04.10. BERLIN 05.10. HAMBURG 07.10. KÖLN 12.10. A-WIEN

TURBOSTAAT DIE KOMMEN, DIE TOUREN 30.09. NÜRNBERG 01.10. WÜRZBURG 02.10. CHEMNITZ 03.10. POTSDAM 04.10. LÜBECK

PRÄSENTIERT VON INTRO SAALSCHUTZ THE MAJORITY TYCHO SAYS 01.10. RAVENSBURG 02.10. KEMPTEN 03.10. LEIPZIG 04.10. BRAUNSCHWEIG 05.10. HAMBURG

YANN TIERSEN

11.10. HAMBURG 12.10. KÖLN 14.10. BERLIN

PRÄSENTIERT VON INTRO

VANCE JOY MIT EZRA VINE 10.10. KÖLN 12.10. HAMBURG 13.10. BERLIN

VISIONS 25TH ANNIV. MIT KRAFTKLUB, THEES UHLMANN, ROYAL REPUBLIC, MARCUS WIEBUSCH 25.10. DORTMUND

VISIONS 25TH ANNIVERSARY CLUB EDITION MIT CASPER, ANTEMASQUE, THE INTERSPHERE, FLOOD OF RED, BEATSTEAKS, THE DURANGO RIOT 03.–05.10. DORTMUND

THE WAR ON DRUGS 27.10. BERLIN

WE ARE SCIENTISTS 30.10. FRANKFURT A. M.

PRÄSENTIERT VON INTRO

WE HAVE BAND

30.09. BERLIN 01.10. DRESDEN 02.10. MANNHEIM 03.10. LEIPZIG

WILD CHILD 26.10. BERLIN 28.10. HAMBURG 29.10. KÖLN Geht weiter!

ALLIGATOAH (02.–08.11.) ANE BRUN (17.–21.11.) ANTILOPEN GANG (07.11.–20.12.) ÁSGEIR (10.–13.11.) AHZUMJOT (18.11.–07.12.) CLEAN BANDIT (10.–16.11.) THE COATHANGERS (22.–28.11.) GRAMATIK (11.–13.11.) HEISSKALT (08.11.–14.12.) HOW TO DRESS WELL (14.–15.11.) I HEART SHARKS (05.11.–19.12.) JUNGLE (15.–25.11.) KLAXONS (11.–25.11.) LAMB (28.11.–14.12.) LUCY ROSE (18.–25.11.) MAXIM (10.11.–01.12.) MARTERIA (22.11.–06.12.) MIGHTY OAKS (10.11.–19.12.) POP-ABO MIT TINA DICO (06.11.) PORTER ROBINSON (05.–06.11.) ROCKY VOTOLATO (07.–17.11.) SHARON VAN ETTEN (17.11.–02.12.) SLEEP PARTY PEOPLE (27.11.) SON LUX (23.–25.11.) TY SEGALL (03.–06.11.) WE INVENTED PARIS (18.–21.11.)

DIE KOMMEN, DIE FESTIVALS ELECTRONIC BEATS (21.11.) OPERATION TON (07.–08.11.) PRÊT A ECOUTER (18.–28.11.) SONIC VISIONS (20.–21.11.) WILD YOUTH FESTIVAL (15.11.)


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MORGEN

FESTIVALS

AMSTERDAM DANCE EVENT Rund 350.000 Menschen werden zum Amsterdam Dance Event vom 15. bis 19. Oktober erwartet. Der DJ Henrik Schwarz ist seit den Anfangstagen und auch in diesem Jahr dabei und verrät uns, was den speziellen Charme des Dance-Events ausmacht. Henrik, welchen Stellenwert hat das Amsterdam Dance Event deiner Ansicht nach in der Electro-Szene? Ich bin ja schon relativ lange dabei. Seit seinem Anfang hat sich das Event dramatisch entwickelt – dramatisch positiv. Das Amsterdam Dance Event ist zu einem wichtigen Treffpunkt für die Szene geworden, da muss man hin. Andere, ganz ähnliche Veranstaltungen legen großen Wert auf die Party. In Amsterdam geht’s aber auch um das Business. Wenn man ein aufstrebender junger Produzent oder eine Produzentin ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man dort auf der Straße jemandem

begegnet, bei dem man sein Demo loswerden kann, extrem hoch. Man kann auch einfach zu einem der vielen Panels gehen, mal Hallo sagen und einen persönlichen Eindruck hinterlassen. Das ist auf jeden Fall besser und tausendmal mehr wert, als etwas per E-Mail zu schicken. Worauf freust du dich in diesem Jahr beim ADE besonders? Ich freue mich extrem darauf, mit meinen beiden Jazz-Partnern Bugge Wesseltoft und Dan Berglund im Muziekgebouw zu spielen. Das ist ein fantastischer Konzertsaal auf dem Wasser, der irrsinnig klingt und eine tolle Lichtinstallation ins Holz eingebaut hat.

3 YEARS GRETCHEN

Was können die Besucher von eurem Auftritt erwarten? Das Jazz-Duo mit Bugge Wesseltoft gibt es ja schon seit ein paar Jahren. Für mich ist er einer der besten Pianisten der Welt und das Klavier die Königin der Instrumente, was die Akustik angeht. Und der Computer mit seinen eher kühlen digitalen und abstrakten Sounds stellt das Gegenteil dar. Der Abstand ist so groß, da entsteht eine riesige Klangwelt. Seit einem guten halben Jahr ist Dan Berglund am Bass mit dabei, und auch bei ihm würde ich sagen, dass er einer der besten Bassisten der Welt ist. Er hat zum Essbjörn Svensson Trio gehört. Er gibt unserer Musik noch mal einen Monster-Schub, das wird großartig. Schaust du dir auch als Besucher etwas an? Ich muss viel proben und renne von hier nach dort. Wenn dann noch Zeit bleibt, schaue ich mir gern etwas an, aber das muss ich spontan machen. Das Gute am Amsterdam Dance Event ist aber, dass die Locations recht nah beieinander sind, man kann alles gemütlich zu Fuß erreichen. In anderen Städten hat man bei solchen Events oft das Gefühl, dass sich alles verläuft, das ist hier zum Glück nicht so. Interview: Julia Brummert 15.-19.10. NL-AMSTERDAM — ADAM BEYER, ADANA TWINS, AFROJACK, ANDRÉ GALLUZZI, ANJA SCHNEIDER, AXEL BOMAN, BARNT, BUGGE WESSELTOFT, BUR AK A SOM SISTEMA, CHASE & STATUS, CHRIS LIEBING, CLAPTONE, DAPAYK, DAVE CLARKE, DERRICK MAY, DIE VÖGEL, DIMITRI, DJ KOZE, DJ PHONO, DJ RUSH, DJ SNEAK, DOMINIK EULBERG, DUBFIRE, EXTR AWELT, FINNEBASSEN, GEORGE FITZGER ALD, GREGOR TRESHER, GUI BOR ATTO, GUY GERBER, HARDWELL, HARVEY, HENRIK SCHWARZ, JORIS VOORN, JULIO BASHMORE, K AROTTE, KOLLEKTIV TURMSTR ASSE, KÖLSCH, LAURENT GARNIER, LOCO DICE, LUNA CITY EXPRESS, M.A.N.D.Y., MACEO PLEX, MAGDA, MATHIAS K ADEN, MAYA JANE COLES, MISS KITTIN, MONIK A KRUSE, MOUNT KIMBIE, NINA KR AVIZ, NOD ONE’S HEAD, NOISIA, OLIVER HELDENS, OLIVER SCHORIES, PETE TONG, PHON.O, POPOF, RECONDITE, RICARDO VILLALOBOS, ROBAG WRUHME, RODRIGUEZ JR., RUSTIE, SANDER VAN DOORN, SCUBA, SHINEDOE, SHIR K AHN, SPEEDY J, STEPHAN BODZIN, STEVE R ACHMAD, SUPER FLU, TEN WALLS, THE ADVENT, THE MAGICIAN, THYLADOMID, TOBI NEUMANN, TUBE & BERGER, UZ, WANKELMUT, WILKINSON, WOR AKLS, WREC, ZOOT WOMAN U. V. A.

KELE LIVE IN LINGEN

Die alten Preußen würden ihre Das emsländische Lingen ist Freunden Köpfe schütteln, wenn sie erführen, von Indie und Pop vor allem durch das Abifestival und den Alten Schlachthof dass in den Stallungen ihres GardeRegiments »Königin Victoria von bekannt. Seit geraumer Zeit wirbt mit Großbritannien und Irland« heute der Emslandarena eine neue Spielstätein Electro-Club beheimatet ist. Die te um die Aufmerksamkeit der Szene. Und das mit beträchtlicher Starpower, heutigen Berliner hingegen erfreuen schließlich spielt Bloc-Party-Sänger sich seit drei Jahren am Gretchen in Kreuzberg. Zum dritten Geburtstag hat der Club Kid Simius und eine Kele Okereke Ende Oktober hier ein exklusives Deutschland-Konzert, Auswahl an DJs wie The Gaslamp Killer und Goldie geladen, um gleich um sein neues Album »Trick« vorzustellen. Eingerahmt wird der Auftritt von der Vernissage der Ausstellung »Dancing Shoes 2« des Fotografen an zwei Abenden ordentlich zu feiern. 03.+04.10. BERLIN — THE GASLAMP KILLER, KRTS, DELFONIC, SOULMIND, GORDON Gerrit Starczewski. GIESEKING, HAZEEM, LEBOB, ROOKS & NOBODYS FACE, LOS PLANETAS, K ALLE KUTS, BOX AUS HOLZ SOUNDSYSTEM, SAR AH FARINA U. A.

24.10. LINGEN — KELE


MORGEN

125

NÜRNBERG.POP Zum vierten Mal lädt das Nürnberg.Pop Festival rund 50 Künstler ein, in der fränkischen Altstadt zu spielen. Das neue Museum in Nürnberg bietet sein Auditorium und den Keller für Konzerte an, und auch in der Klarakirche werden Bands auftreten. Dazu kommen wie immer Bars, Clubs und Läden in der Altstadt. Das Line-up des Nürnberg. Pop setzt sich aus Indie-, Folk- und Electro-Künstlern zusammen. Dabei sind unter anderem Julius Gale, Rakede und Yalta Club. Ganz neu in diesem Jahr: Die Schweiz ist mit einer eigenen Bühne vertreten. Dort spielen unter anderem Caroussel, die mit ihrem Chanson-Folk-Pop beinahe ihre Heimat beim »Eurovision Song Contest« vertreten hätten. Ebenfalls neu ist die AudiolithBühne: Das Label aus Hamburg schickt Ira Atari, Fuck Art Let’s Dance und das Trouble Orchestra zum Festival. Beim Nürnberg.Pop gibt es außerdem ein Programm aus Kunst und Literatur. Damit ist für jeden was dabei, und alles liegt herrlich nah beieinander. Tickets kosten 25 Euro. Text: Julia Brummert 25.10. NÜRNBERG — 52ER, A TALE OF GOLDEN KEYS, BIRTH OF JOY, BYRTA, CHLPLN, CODE CANARY, DIE R AKEDE, GER ARD, HELMUT, ME & REAS, NAOMI SAMPLE AND THE GO GO GHOSTS, OH LONESOME ME, PAR ASITE SINGLE, THE GOHO HOBOS, YALTA CLUB U. A.

MORITZ VON OSWALD TRIO IN DER KÖLNER PHILHARMONIE Eigentlich könnte sich Moritz von Oswald auf seinen Zeiten bei Basic Channel und Rhythm & Sound, als er ab den frühen 1990ern DubTechno erfand, ausruhen. Tut er aber nicht. Seit damals ist er eine Legende. Tatsächlich ist der Berliner Künstler aber schon längst weitergezogen und macht nach diversen Stationen als Musiker, Labelmacher und Produzent nun mit einer exklusiven Trio-Formation in der ehrenwerten Kölner Philharmonie halt. Die ist sogar noch namhafter, als sie nur durch von Oswalds Mittun schon wäre, denn neben dem

Villalobos-Kompagnon Max Loderbauer hat sich ihm auch der legendäre Rhythmusmusiker Tony Allen angeschlossen, dessen Diskografie neben der Zusammenarbeit mit Fela Kuti zu Beginn seiner Karriere auch noch Kollaborationen mit Damon Albarn und Paul Simonon (in The Good, The Bad & The Queen) und Jimi Tenor umfasst. Und doch dürfte dieser Abend musikalisch noch spektakulärer werden, als es die Namen allein vermuten lassen. Text: Christian Steinbrink 11.10. KÖLN — MORITZ VON OSWALD TRIO

POP-ABO MIT ANE BRUN

Es wird Herbst – die neue Saison des PopAbo im Konzerthaus Dortmund startet. Und das gewohnt stilsicher mit einem Akustik-Set der wunderbaren norwegischen Songwriterin Ane Brun.

PARASITE SINGLE

In der letzten Ausgabe haben wir es schon angekündigt, jetzt ist es endlich so weit: Ende Oktober, wenn die Tage kürzer werden, kann

man sich für seine Konzertbesuche wieder etwas schicker anziehen (oder es auch einfach lassen): Das komfortable, sehr einladende Konzerthaus in der Dortmunder Innenstadt ist der Schauplatz für eine Reihe von Konzerten, deren Setting so außergewöhnlich ist wie ihre Atmosphäre. Bei regelmäßig brillantem Sound versuchen mutige Künstler, aus ihrem gewohnten Rahmen auszubrechen und dem Publikum einmalig eine neue Schattierung ihrer Musik zu präsentieren. Den Auftakt der Saison 2014/2015 macht die Norwegerin Ane Brun, die zuletzt mit ihrer Compilation »Songs 2003-2013« ihre ereignisreiche Karriere rekapitulierte. Wenn sie das in Dortmund ebenso tut, dürfte der Abend besonders spannend werden. Text: Christian Steinbrink 23.10. DORTMUND — ANE BRUN


126

MORGEN

FESTIVALS

NEW FALL FESTIVAL Für viele Düsseldorfer liegt der Höhepunkt der Festivalsaison nicht im Hochsommer, sondern im tiefsten Herbst.

ANIMALS AS LEADERS

EUROBLAST FESTIVAL Jubiläum! Zum zehnten Mal versammeln sich Tech- und Progressive-Metal-Bands in der Kölner Essigfabrik zum Euroblast Festival. Sascha Rissling von Der Weg Einer Freiheit freut sich schon und erinnert sich ans letzte Mal. »Das Euroblast 2013 war für mich eine sehr spezielle Erfahrung, da ich mit zwei Bands – Der Weg Einer Freiheit und Fuck You And Die – hier gespielt habe und für den Rest des Festivals in der Bühnen-Crew beschäftigt war. Es herrscht eine sehr spezielle, freundschaftliche Atmosphäre auf dem Festival. Wer hier ein Bier bestellen geht oder sich an den Ständen der Instrumente-Hersteller aufhält, trifft unter den rund 1000 Besuchern in der Essigfabrik Köln auf zahlreiche Bandmitglieder der Live-

Acts aus aller Herren Länder. Man befindet sich gewissermaßen auf einem ProgressiveMetal-Meet&Greet der Extraklasse. An allen drei Tagen sind hochkarätige Bands auf zwei Bühnen unterwegs. Was mir als musikalisches Highlight nie aus dem Gedächtnis gehen wird, waren die Meisterleistungen von Chris Barretto, der auf der Mainstage mit ausgezeichneten Saxofon- und Gesangseinlagen die musikalische Vielfalt des Festivals auf ein noch höheres Niveau geschraubt hat.« 02.-04.10. KÖLN — AGENT FRESCO, ANIMALS AS LEADERS, AS THEY BURN, BENEVOLENT, BRUTAI, DIOR AMIC, DRIVEN BY ENTROPY, FUCK YOU AND DIE, HYPNO5E, INK ARNA, KRYN, LEPROUS, MIKE DAWES, MONUMENTS, NOVELISTS, NOW, VOYAGER, OPHELIAS GREAT DAY, SIKTH, SUASION, THE ALGORITHM, THE SAFETY FIRE, TIME HAS COME, VILDHJARTA U. V. A.

INNOVATIVE CITIZEN

Die Musik in ihrem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf. Statt Album-Kultur und Plattenspieler haben wir heute Playlisten und Streamings überall – und jeder kann sie sehen. Die Mensch-Technik-Beziehung und ihr Wandel ist ein Schwerpunkt des Innovative Citizen Festivals.

Der Musikkonsument ist gleichzeitig auch Multiplikator. Und umgekehrt. Wie das mit den technischen Netzwerken funktioniert, wie jeder Mensch mit Technologie in Beziehung steht und wie wir die Rahmenbedingungen aufbauen, um sie weiterzuentwickeln, will die Innovative Citizen 2014 im Dortmunder Unionsviertel erörtern. Wissenschaftler und Tüftler interagieren dort mit Besuchern und Bewohnern, es gibt Bürgerlabore und Werkstätten, Workshops und Vorträge. Wen Themen wie Nachhaltigkeitsinnovation oder Reparaturkultur reizen, der findet hier sehr direkten und praktischen Input – auch weit über die Welt der Musik hinaus: von Repair-Café bis Hovercraft-Bau. Text: Henrik Hamelmann 27.09.-02.10. DORTMUND

In der Zeit der fallenden Blätter steigt seit einigen Jahren regelmäßig das New Fall Festival, das die besondere Stärke der Rheinmetropole betont: geschmackvolle Bands in geschmackvollen Locations. Wobei Letzteres eigentlich ziemlich untertrieben ist: Gerade RobertSchumann-Saal und Tonhalle gehören sowohl architektonisch als auch klanglich zu den besten Spielstätten Deutschlands. Besonders dann, wenn man die richtigen Acts an der Hand hat, um sie zu bespielen. Dafür hat das Festival mit unter anderem Mogwai, Erlend Øye, José González und London Grammar auf jeden Fall gesorgt. Überhaupt hat das New Fall Festival sein Programm in diesem Jahr noch mal deutlich ausgeweitet: Neue Spielstätten wie die Johanneskirche im Herzen der Stadt sind hinzugekommen, und an jedem der vier Festivalabende hat man die Auswahl aus mindestens drei Auftritten. Außerdem gibt man jungen und regionalen Acts ein noch grösseres Forum. Alles in allem genug Optionen, um den Geschmack jedes Düsseldorfers zu bedienen – und sei der noch so speziell. Text: Christian Steinbrink 09.-12.10. DÜSSELDORF — ALEXIS TAYLOR, ANNENMAYK ANTEREIT, ERLEND ØYE, JOSÉ GONZÁLEZ, JUDITH HOLOFERNES, K AISER CHIEFS, LONDON GR AMMAR, MAECKES, MAXIM & CELLO-ORCHESTER, MOGWAI, MULATU ASTATKE, OK KID, S O H N, SEBASTIEN TELLIER

JOSÉ GONZÁLEZ


MORGEN

CAFE CENTRAL

DO 02 10

PSYCHOBILLY

FR 03 10

ROCKABILLY

MI 29 10

MAD SIN

BOPPIN B

RAP SOUL FUNK DIGGA!

JAN DELAY & DISKO NO.1

POP

DO 09 10

GERMAN ALTERNATIVE

BENJROSE

ROCK! FEUERWACHE MA

FR 31 10

HALLOWEENPARTY - 20 JAHRE LOADED!

JENS FRIEBE & BAND

DI 04 11

SWING & ROCKABILLY NIGHT

SAN REMO

FESTIVAL DER VOLXMUSIK TOUR!

ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN // MIMMIS 257ERS RAP

POP

FR 07 11

ALTERNATIVE

SA 08 11

NIGHTGROOVE/WEINHEIMER KNEIPENFESTIVAL

SA 08 11

HIP HOP MAIMARKTHALLE MA

SO 16 11

ZAPPA NIGHT

TANKARD

MI 19 11

POP FEUERWACHE MA

SA 18 10

ALL GIRL SOUL SKA VUNN MONNEM

SO 07 12

SCHÖN! HALLE_02 HD

DI 21 10

HARDCORE

SA 11 10

10 JAHRE LIVE! HALLE_02 HD

SA 11 10

METAL

DO 16 10

FUCK LOVE TOUR

MADSEN

EARTHSHIP // PANICZONE

KING ORGASMUS ONE AKA IMBISS BRONKO MOH, CHIKKSN, DURAN BABA & SHIEVO

ALKOHOLIC MOSH METAL

RAW

SCHOGETTES

SWORN ENEMY

THE MAJORITY SAYS EASE UP LTD CRO

THE GRANDMOTHERS OF INVENTION MAXIM

MIGHTY OAKS

CHARLIE CUNNINGHAM SA 10 01

KRIEG & FRIEDEN HALLE_02 HD

RAP FEUERWACHE MA

DO OR DIE MI 22 10

SPACEMAN SPIFF

SKA REGGAE MIT FLO VON NGOBO NGOBO

BUGATTI

GÖTZ WIDMANN

FALK

ROCK!

KILL IT KID

DI 13 01

DO 23 10

RAP

FR 13 02

KING OF RAP! MAIMARKTCLUB MA

MI 29 10

KULT! MAIMARKTCLUB MA

FR 20 02

SEXUALETHISCH DESORIERENTIERT HALLE_02 HD

SONIC MAN

T U NE S

LOADED

DO 06 11

FR 17 10

FU MANCHU

THE INTERSPHERE

NOT CALLED JINX

SA 01 11

VIERKANTTRETLAGER

Mi. 01.10. 20:00 Uhr

RANDY HANSEN

THE OFFENDERS // MIRROR MONKEYS // ...

DI 07 10

LOCO GRINGOS, JOLLY ROTTEN

okt14

THE MUSIC OF JIMI HENDRIX

DO 30 10

MOOP MAMA

FR 10 10

WEINHEIM CAFECENTRAL.DE

LORD BISHOP

ALL HAT NO CATTLE SO 05 10

127

ROCKSTAH WIZO

CURSE

KOOL SAVAS

TRAILERPARK

SCHLACHTHOF WIESBADEN MURNAUSTR.1 65189 WIESBADEN

KAM PN AGE L.D E

Do. 02.10. 19:00 Uhr

O K T/ N O V 20 14

ANATHEMA

02.10. DO

DIE KASSIERER / KNOCHENFABRIK

02.10. DO

FANFARE CIOCARLIA

03.10. FR

PAULA & KAROL

04.10. SA

MONOCHROME / GRAN NOIR

05.10. SO

EAT THE GUN / RADIO HAZE

NEW MODEL ARMY

08.10. MI

MEGALOH & AFROB

Do. 09.10. 19:00 Uhr

10.10. FR

AMPLIFIER

11.10. SA

ELÄKELÄISET

13.10. MO

BONAPARTE / SUPPORT: TIM FITE

14.10. DI

SELIG

16.10. DO

THE MENZINGERS

17.10. FR

WALLIS BIRD

18.10. SA

ALLAH-LAS

19.10. SO

ASKING ALEXANDRIA / SPECIAL GUESTS: THE GHOST INSIDE / CROWN THE EMPIRE

27.10. DI

DUBIOZA KOLEKTIV

24.10. FR

BOPPIN‘ B / HANK CASH

27.10. MO

MICK FLANNERY

04.11.

29.10. MI

DEAF HAVANA / BLITZ KIDS

wiLDbirDS & PEAcEDrUMS 08.11. PETErLicHT 09.11. MAriANNE FAiTHFULL

30.10. DO

SWANS / SPECIAL GUEST: PHARMAKON

30.10. DO

BALANCE & COMPOSURE

31.10. FR

IMPERICON NEVER SAY DIE! TOUR FEAT. TERROR / STICK TO YOUR GUNS / U.A.

01.11. SA

WIZO + SPEZIELLE GÄSTE: SCHMUTZKI

Support: MOTHER’S CAKE

Sa. 04.10. 18:00 Uhr

SIERRA KIDD So. 05.10. 20:00 Uhr

KADAVAR

Support: THE PICTUREBOOKS

Di. 07.10. 19:00 Uhr

SURVIVOR

TenorS oF kalMa

Fr. 10.10. 20:00 Uhr

Slum Village

ELÄKELÄISET

Sa 04.10

Hundred WaterS

Mi. 15.10. 19:00 Uhr

Mo 06.10.

WALLIS BIRD

dJ KruSH

Fr 10.10.

Fr. 17.10. 19:00 Uhr

MONO INC.

tenorS of Kalma

Sa 11.10.

Do. 23.10. 19:00 Uhr

MARCUS WIEBUSCH Fr. 24.10. 19:00 Uhr

ELECTRO BABY Mit: MOTORJESUS, THE HELLBOYS

Fr. 31.10. 19:00 Uhr

die Sterne

Di 14.10.

georg auf lieder

Do 16.10.

deatH HaWKS

Di 21.10.

HgicH.t

EMIL BULLS

Fr 24.10.

Fr. 07.11. 19:00 Uhr

Mo 27.10.

Mit: AN EARLY CASCADE, LA CONFIANZA

FISH

Fr. 14.11. 19:00 Uhr

PHILLIP BOA AND THE VOODOOCLUB Mi. 19.11. 19:00 Uhr

257ERS

Alter Schlachthof 19

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prêt à écouter-feStiVal 18. – 28.11.14 Perfume Genius / ThursTon moore / D e n A / sinkAne / kATe TemPesT BenjAmin ClemenTine metronomy Mo 15.12.

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Unser komplettes Programm findet ihr im Internet unter

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MORGEN

BENJROSE

U

P

D

A

T

E

04.10. DÜSSELDORF PITCHER

............................

JENS FRIEBE

............................ oktober 2014

WECHSELT DIE BELEUCHTUNG – TOUR

17.10. DÜSSELDORF SAVOY THEATER

............................

HAGEN STOLL

OKT OKT OBE OBE R R 14 14 SA 04 SO 05 MO 13 FR 17 SO 19 DI 21 FR 24 DO 30

Screaming Headless Torso And The Golden Choir Jail Weddings Yes I’m Very Tired Now Sorry Gilberto To Rococo Rot Monophona Badi Assad, Simone Sou

& THE RUFFCATS

15.10. KÖLN GEBÄUDE 9 18.10. ESSEN ZECHE CARL

............................

MARCEL BRELL ALLES GUT SOLANG MAN TUT – LIVE

18.10. MÜNSTER HOT JAZZ CLUB 23.10. BOCHUM ZECHE

............................

JONATHAN

............................

MIWATA

14.11. KÖLN STEREO WONDERLAND

............................

Sa. 15.11.2014 | Gloria, Köln

YANN TIERSEN special guest: Black English

ANNE CLAKE & BAND

So. 12.10.2014 | Live Music Hall, Köln

So. 30.11.2014 | Live Music Hall, Köln

So. 12.10.2014 | Gloria, Köln

So. 14.12.2014 | Live Music Hall, Köln

SELIG

LABRASSBANDA

BONAPARTE special guest: Tim Fite

METRONOMY

So. 05.10.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

special guests: BrownBear, Circa Waves Mi. 29.10.2014 | Palladium, Köln

25.10. tHe / Das 20.00

Mi. 29.10.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

28.10. tHe Dø 21.00

special guests: Deer Tick & Bayside Fr. 14.11.2014 | Palladium, Köln

29.10. olson 21.00 30.10. we are scientists 21.00

02.11. tHe maGic numbers 21.00

IMELDA MAY

Mo. 06.10.2014 | Gloria, Köln (Vorverlegt vom 07.10.)

KLANGKARUSSELL „Netzwerk“ Tour 2014

17.10. wHomaDewHo + kiD simius 22.00

29.10. KÖLN STUDIO 672

09.11. KÖLN GLORIA

05.10.2014 / SO

13.10. Die sterne 21.00

31.10. lee FielDs 20.00

introOffenbach 10.14_Layout am Main1 15.09.14 11 www.hafen2.net

05.10. Fm belFast 21.00

KLUTH

............................

Mi. 19.11.2014 | Live Music Hall, Köln

DEINE LAKAIEN special guest: God´s Bow

08.10. KÖLN STUDIO 672

LAING

Sa. 04.10.2014 | Live Music Hall, Köln

05.11. 257ers 21.00 06.11. mount kimbie DJ set 22.00 12.11. saGe Francis 21.00

Sa. 22.11.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Di. 25.11.2014 | Westfalenhalle 1, Dortmund

special guest: Bilderbuch Fr. 28.11.2014 | Westfalenhalle 1, Dortmund Di. 02.12.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Zum Glück In Die Zukunft II Tour 2014 Fr. 19.12.2014 | ISS Dome, Düsseldorf (Zusatztermin)

special guest: Misfits So. 18.01.2015 | Lanxess Arena, Köln (Verlegt vom 10.12.) Fr. 23.01.2015 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen (Verlegt vom 11.12.)

MICHAEL SCHULTE

13.11. Zola Jesus 21.00

Sa. 31.01.2015 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

14.11. maybesHewill 20.00

Sa. 07.02.2015 | Palladium, Köln

............................

18.11. Die nerven 21.00

So. 08.02.2015 | Palladium, Köln

28.11. KÖLN DIE WOHNGEMEINSCHAFT 04.12. DÜSSELDORF PITCHER

29.11. boy & bear 20.00

Mi. 18.02.2015 | Palladium, Köln

03.11.2014 / MO

MAXIM

02.12. tHe riFles 21.00

"Architectour"

01.12. KÖLN GLORIA

Kari Bremnes

Die Musik-Ikone aus Norwegen

15.10.2014 / MI

Megaloh & Afrob

Zwei echte MCs auf Augenhöhe

22.10.2014 / MI

Reverend Shine Snake Oil Co.

Rock & Pop im Duktus der Vergangenheit

Wallis Bird

05.11.2014 / MI

Felix Meyer

Der popmusikalische Geschichtenerzähler

05.12.2014 / FR

21.11. KÖLN DIE WERKSTATT

IDA GARD

............................ AUS DEM STAUB – TOUR 2014

............................

RADIO DORIA

DIE FREIE STIMME DER SCHLAFLOSIHKEIT 2014

.02.12. . . . . . .KÖLN . . . . .GLORIA ................

05.12. tHe rural alberta aDvantaGe 20.00 07.12. y’akoto 20.00

Talco

POHLMANN

09.12. JoHn Garcia 21.00

10.02.2014 / DI

02.12. OH ZENTRUM ALTENBERG

.03.12. . . . . . .KÖLN . . . . .KULTURKIRCHE ................

13. + 14.12. turbostaat 20.00

Combat-Ska aus Italien

Che Sudaka

Die Tour zum neuen Album

20.02.2014 / FR

Mundwerk Crew

Stampfende Beats & verschlungene Reime

Wallbaumweg 108 44894 Bochum Tel.: 0234 / 687 16 10 www.bahnhof-langendreer.de

ZURÜCK ZU VON SELBST...UNPLUGGED

ANDREAS

BOURANI HEY LIVE 2015

14.01. KREFELD KULTURFABRIK 19.01. AACHEN EUROGRESS

............................

EIVØR

18.03. KÖLN STUDIO 672

............................ POPversammlung www.popversammlung.de

FETTES BROT ALT-J THE KOOKS THE BLACK KEYS KRAFTKLUB Mi. 25.02.2015 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Mi. 25.02.2015 | Palladium, Köln (Zusatztermin!)

„IN SCHWARZ“ TOUR 2015

prime entertainment www.prime-entertainment.de

21.12. slime 21.00

SA, 25. OKTOBER 2014

21.03. nico suave 20.00

DORTMUND – WESTFALENHALLE 1

VVK € 33 Zoom FrankFurt GmbH brönnerstrasse 5 – 9 60313 FrankFurt / main www. ZoomFrankFurt.com

KRAFTKLUB

THEES UHLMANN & BAND ROYAL REPUBLIC | MARCUS WIEBUSCH


MORGEN

KONZERTBÜRO

TERMINE 2014

Strand Of Oaks

09.10.14 Berlin, Privatclub 23.10.14 Köln, Blue Shell

Caribou

10.10.14 Köln, E-Werk 12.03.15 Berlin, Columbiahalle

Tycho 17.10. TRUCKFIGHTERS <<Konzerte Im FZW>>

01/10

FZW POETRY SLAM 02/10

5 JAHRE FZW MEGA PARTY 03/10 - 05/10

VISIONS25THANNIVERSARY CLUB EDITION: BEATSTEAKS, CASPER, ANTEMASQUE,U.A. 08/10

KADAVAR ME VII: RATIONAL YOUTH,... 10/10

BI-2

12/10

2PLUS1 FESTIVAL:

JANA LEISE,...

15/10

POETS OF THE FALL

BirdPen 12.10.14 13.10.14 15.10.14 19.10.14 20.10.14 21.10.14

Münster, Gleis 22 Köln, Stadtgarten Hamburg, Molotow Berlin, Bi Nuu München, Milla Schorndorf, Manufaktur

The Barr Brothers

15.10.14 Köln, Studio 672 16.10.14 Hamburg, Prinzenbar

20.10.14 21.10.14 22.10.14 25.10.14 28.10.14 29.10.14

Dresden, Groove St. Dortmund, FZW Hamburg, Rock Café München, Atomic Café Berlin, Magnet Club Köln, Blue Shell

Gregory Alan Isakov

TRUCKFIGHTERS

The War On Drugs

19/10

INT.BIG BAND FESTIVAL 21/10

DEXTERS 22/10

DUBIOZA KOLEKTIV 23/10

KASSIERER & EISENPIMMEL 24/10

CAPTAIN PLANET & HAVARII

Hamburg, Prinzenbar Köln, Studio 672 Berlin, Privatclub München, Ampere

27.10.14 Berlin, Heimathafen

Ought

11.11.14 Berlin, Privatclub 12.11.14 HH, Uebel & Gefährlich 13.11.14 Köln, King Georg

Jack White

14.11.14 Frankfurt, Alte Oper

Shabazz Palaces

26/10 27/10

Low Roar

OWLS BY NATURE

14.10. mousonturm 20:00 woLf haas 17.10. mousonturm 22:30 krEisky 21.10. mousonturm 20:00 dEr EindimEnsionaLE mEnsch wird 50 26.10. mousonturm 21:00 chris imLEr 03.11. BrotfaBrik 20:00 oLivEr PoLak 11.11. giBson 20:00 kLangkarussELL 12.11. mousonturm 21:00 sT. vincEnT 13.11. Zoom 21:00 ZoLa JEsus 18.11. mousonturm 21:00 doTa & band PLus sTrEichEr 19.11. mousonturm 21:00 caT PowEr 24.11. Jahrhunderthalle 20:00 bEn howard 25.11. mousonturm 21:00 sPacEman sPLiff + Enno bungEr

28/10

15.11.14 Offenbach, Hafen 2 16.11.14 Berlin, Monarch 17.11.14 HH, Uebel & Gefährlich

29.11. Zoom 21:00 boy & bEar

27/10

Daniel Norgren

16.12. BrotfaBrik 20:00 caTs on TrEEs

SPRING OFFENSIVE OWLS BY NATURE 29/10

LIVINGSTON 30/10

BIGELF

<<Vorschau>> 02.11.MAYBEBOP 06.11.ROMAN LOB 08.11. BURY TOMORROW 09.11.REINHOLD BECKMANN & BAND 12.11.257ERS 13.11.HERZOG 14.11. DIETER THOMAS KUHN 15.11.MILOW 16.11. EUROPEAN OUTDOOR FILMTOUR 19.11.ELAIZA 22.11.MICHAEL SCHULTE & BAND 23.11.MY FIRST BAND 28.11.MARTERIA 28.11.DEINE LAKAIEN 29.11.HEISSKALT 04.12.TRIGGERFINGER 05.12.FJORT 07.12.AHZUMJOT 09.12.CHAKUZA 10.12.KIDS OF ADELAIDE 12.12.GUILDO HORN & DIE ORTHOPÄDISCHEN STRÜMPFE 13.12.MASTODON 21.12.MESHUGGHA 26.12.HONIGDIEB 30.12.TOO STRONG 15.01.ANDREAS BOURANI 10.02.MARLON ROUDETTE 26.02.CHRISTIAN STEIFFEN 08.03.Y-TITTY 26.04.GREGOR MEYLE INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE WWW.FACEBOOK.DE/FZWEVENT

~~~~~~~~~~~~~~~~~ FZW | RITTERSTR. 20 | 44137 DORTMUND

20.11.14 Berlin, Comet Club 21.11.14 Köln, Studio 672 22.11.14 HH, Uebel & Gefährlich

Kate Tempest

17.12. mousonturm 20:00 rocko schamoni

25.11.14 Heidelberg, Karlstorbhf. 27.11.14 Hamburg, Molotow

18.12. mousonturm 20:00 PETErLichT

Sleep Party People

22.03. Batschkapp 20:00 funny van dannEn

27.11.14 B, Kantine Berghain

Benjamin Clementine

28.11.14 Heidelberg, Karlstorbhf. 29.11.14 Köln, Stadtgarten

Talisco

04.12.14 Frankfurt, Das Bett 05.12.14 Dresden, Beatpol 06.12.14 Bochum, Zeche

Gorgon City

10.12.14 Berlin, Bi Nuu TICKETS: EVENTIM.DE INFOS: SCHONEBERG.DE

18.04. Jahrhunderthalle 20:00 dEichkind 28.05. alte oper 20:00 chiLLy gonZaLEs & kaisEr QuarTETT

P

D

So. 02.11.2014 | Gloria, Köln

Sa. 04.10.2014 | Gebäude 9, Köln

So. 02.11.2014 | Luxor, Köln

DZ DEATHRAYS THE ANTLERS special guest: MARIKA HACKMAN

A

Mo. 03.11.2014 | Luxor, Köln

SAINT VITUS special guest: Orange Goblin Di. 04.11.2014 | Luxor, Köln

Di. 07.10.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

Di. 04.11.2014 | Gebäude 9, Köln

Di. 07.10.2014 | Studio 672, Köln

Di. 04.11.2014 | Kulturkirche, Köln

PRIME CIRCLE special guest: Segard

MORNING PARADE Mi. 08.10.2014 | FZW (Club), Dortmund

KADAVAR special guest: The Picturebooks Do. 09.10.2014 | Luxor, Köln

THE HOLD STEADY Do. 09.10.2014 | Gebäude 9, Köln

DIE STERNE

Do. 09.10.2014 | Blue Shell, Köln

JAY BRANNAN Sa. 11.10.2014 | Luxor, Köln

AMPLIFIER

Mo. 13.10.2014 | Underground, Köln

ALLAH-LAS special guest: The Mokkers

Mi. 15.10.2014 | Blue Shell, Köln

GEORG AUF LIEDER Do. 16.10.2014 | Luxor, Köln

AVI BUFFALO

SPOON special guest: Operators OLIVER POLAK „Der jüdische Patient“-Lesereise 2014 WELCOME TO NIGHT VALE special guest: Mary Epworth

Fr. 07.11.2014 | Gebäude 9, Köln

BOB MOULD

So. 09.11.2014 | Underground, Köln

DEATHSTARS

So. 09.11.2014 | Gebäude 9, Köln

THE GROWLERS special guest: Klaus Johann Grobe Mo. 10.11.2014 | Luxor, Köln

THE FELICE BROTHERS special guest: Andrew Belle Mo. 10.11.2014 | Gebäude 9, Köln

ZOLA JESUS

Di. 11.11.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

ANATHEMA special guest: Mother‘s Cake

Di. 11.11.2014 | Kulturkirche, Köln

Do. 16.10.2014 | Gebäude 9, Köln

MARKETA IRGLOVA special guest: Rosi Golan

Fr. 17.10.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

Di. 11.11.2014 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

HONIG

FKA TWIGS

Sa. 18.10.2014 | Luxor, Köln

POETS OF THE FALL special guest: The Weyers Sa. 18.10.2014 | Gebäude 9, Köln

THE/DAS

So. 19.10.2014 | Studio 672, Köln

MARCEL BRELL Mo. 20.10.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

RUDIMENTAL

IN SOLITUDE / BEASTMILK + support Mo. 20.10.2014 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

HOPSIN

LEE FIELDS & THE EXPRESSIONS Di. 11.11.2014 | Gebäude 9, Köln

GRAMATIK

Mi. 12.11.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

KIESZA

Mi. 12.11.2014 | Gebäude 9, Köln

…AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD Mi. 12.11.2014 | Stadtgarten, Köln

THE ASTEROIDS GALAXY TOUR Do. 13.11.2014 | Theater am Tanzbrunnen, Köln

JEFF TWEEDY special guest: Arc Iris Do. 13.11.2014 | Luxor, Köln

Di. 21.10.2014 | Blue Shell, Köln

TRAMPLED BY TURTLES

Mi. 22.10.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

RIVAL SONS

Di. 21.10.2014 | Essigfabrik, Köln

SKILLET CLIENT

Do. 13.11.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

THE COMMON LINETTS featuring Ilse DeLange

Fr. 14.11.2014 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

Mi. 22.10.2014 | Underground, Köln

Fr. 14.11.2014 | Gebäude 9, Köln

GLAMOUR OF THE KILL, NEW YEARS DAY

Sa. 15.11.2014 | Die Kantine, Köln

ESCAPE THE FATE special guests: Do. 23.10.2014 | Stadtgarten, Köln

GANES

NIGHTMARES ON WAX

WAKEY! WAKEY! CLEAN BANDIT So. 16.11.2014 | Luxor, Köln

Fr. 24.10.2014 | MTC, Köln

PATENT PENDING Sa. 25.10.2014 | Die Kantine, Köln

BLACKBERRY SMOKE Mo. 27.10.2014 | Luxor, Köln

TIEMO HAUER & BAND support: The Sunday Promise Mo. 27.10.2014 | Blue Shell, Köln

L‘aupaire

KLAXONS

Mo. 17.11.2014 | Gloria, Köln

17 HIPPIES

Di. 18.11.2014 | Luxor, Köln

PHOX

Mo. 24.11.2014 | Luxor, Köln

THE TEMPERANCE MOVEMENT Di. 25.11.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

Mi. 29.10.2014 | Kulturkirche, Köln

TIMBER TIMBRE Mi. 29.10.2014 | Luxor, Köln

THE DØ

DELTRON 3030

Di. 25.11.2014 | Underground, Köln

THE HORRORS Fr. 28.11.2014 | Gebäude 9, Köln

Mi. 29.10.2014 | Artheater, Köln

WILD CHILD

LAMB special guest: The Ramona Flowers

Do. 30.10.2014 | Luxor, Köln

Mi. 03.12.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

LEVELLERS special guest: She Makes War Sa. 01.11.2014 | Luxor, Köln

MUTTER

PALOMA FAITH

Fr. 05.12.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

LA ROUX special guest: Meanwhile

tickets mousonturm: TEL 069.405.895-20 www.mousonTurm.dE infos BrotfaBrik: www.broTfabrik.info

Weitere Veranstaltungen: www.markusgardian.dE

E

JOHNNY MARR

Mo. 06.10.2014 | Stadtgarten, Köln

RODDY FRAME

T

MARCUS WIEBUSCH

BENJROSE

So. 05.10.2014 | Luxor, Köln

Mo. 20.10.2014 | Luxor, Köln

14.11.14 B, Kantine Berghain 15.11.14 Köln, Bhf. Ehrenfeld 16.11.14 München, Feierwerk

ROCKSTAH

07.10. BrotfaBrik 20:00 gEorg auf LiEdEr

09.10. BrotfaBrik 20:00 angEL oLsEn

BIERSCHINKEN EATS FZW 17/10

06.10. Jahrhunderthalle 20:00 Jan dELay & disko no. 1

09.10. Batschkapp 20:00 ThE 1975

26.10.14 27.10.14 01.11.14 04.11.14

16/10

04.10. Jahrhunderthalle 20:00 PassEngEr

11.10.14 HH, Uebel & Gefährlich 12.10.14 Köln, Gebäude 9 14.10.14 Berlin, C-Club

Dexters

09/10

U Fr. 03.10.2014 | Blue Shell, Köln

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DEMNÄCHST // INTRO NO. 227 — 27.10.2014 Kendrick Lamar, Lily & Madeleine, Von Spar, Mouse On Mars, Fritz Kalkbrenner, Ben Howard, Thurston Moore, Farin Urlaub, Neil Gaiman


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