Neues aus der Ewigkeit:
#Pop #Kultur #Life #Style
KWABS
Reportage: So klingt Finnland — Beach House — Dan Auerbach — Romano
— Schnipo Schranke — Lenny Abrahamson über »Frank« — Georgia — Foals — L’Chaim!
#231 April #235 September 2015 gratis 2015 www.intro.de gratis www.intro.de
“2 2” and “PlayStation” are registered trademarks of Sony Computer Entertainment Inc. Also, “-” “ is a trademark of the same company. Tearaway™ Unfolded ©2014 Sony Computer Entertainment Europe. Published by Sony Computer Entertainment Europe. Developed by Media Molecule. “Tearaway” is a trademark of Sony Computer Entertainment Europe. All rights reserved.
Ab 09. Septe mber 2015 im Handel.
ABENTEUER H ANDGEMACHT
#Intro Editorial
Illustration: Santtu Mustonen
#Intro Nachdem ihr zwei Monate auf eine neue Ausgabe warten musstet, kommen wir im September gleich mit zwei Heftversionen zurück, die sich allerdings nur im Covermotiv unterscheiden. Santtu Mustonen illustrierte für uns ein Motiv, das den Status quo der finnischen Musikszene symbolisiert. Das seltsame Wort darunter, »Mahtavaa«, ist ein finnischer Ausruf, der große Begeisterung ausdrückt – etwas, das wir auch bei unserem Autoren Steffen Greiner feststellen konnten, nachdem er eine gute Woche lang alles getroffen hatte, was in Finnland Rang, Klang und Namen hat. Der zweite Cover-Act hat lange auf sich warten lassen: der junge Brite Kwabs. Ihn haben wir schon seit seiner gemeinsam mit S O H N produzierten »Wrong Or Right«-EP auf dem Kieker. Nun ist endlich sein Album fertig, und er wagt den Sprung in die aalglatte Popwelt. Jan Wehn begleitete ihn für uns dabei. Darüber hinaus mussten wir auch in diesem Monat feststellen: Solange es Künstler wie Georgia, Beach House, Frittenbude, Schnipo Schranke und Filme wie »Frank« oder »L’Chaim« gibt, wird es uns nie nie nie langweilig werden mit diesem Heft. Wir hoffen, euch geht es da ähnlich! Daniel Koch (im Namen der Redaktion)
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Das Leben der Anderen
DAS LEBEN DER ANDEREN Insgesamt drei Mal sprachen wir mit Kwabs über sein Debüt »Love + War«, das immer wieder verschoben wurde, ab September aber endlich erhältlich ist. Der junge Brite ist auf einem Teil unserer Auflage als Titelact zu sehen, fotografiert von Jonas Holthaus. Die Langzeitbeobachtung in Form eines Textes von Jan Wehn findet ihr in diesem Heft, das auf dem Melt! gefilmte Videointerview auf intro.de unter #Kwabs.
Der Finne Santtu Mustonen stellt nicht nur die Motive für unsere Rubrikseiten, einen Teil der Auflage ziert auch eine exklusiv für uns angefertigte Cover-Illustration. Mustonen wohnt und arbeitet in New York. Zu seinen Kunden zählen Architecture In Helsinki, das Flow Festival, das Zeit Magazin, Wired und die New York Times – eine Reihe, in der sich Intro doch sehr gut macht ... hüstel. Ein Interview mit ihm gibt’s auf intro.de unter #Santtu Mustonen.
Unsere Berliner Autorin Karola Szopinski ließ sich von Romano seinen Kiez zeigen: das grüne und zuvor eher nicht popkulturell aufgefallene Köpenick. Auch wenn Romano auf diesem Foto wieder mal den Checker gibt, im Interview mit Karo zeigte er sich von seiner soften Seite und ließ tief in sein Leben blicken – den »Deep Talk« findet ihr auf intro.de unter #Romano.
Aus der Redaktion Beim Gewinnspiel zum Film »Desaster« wollten wir euer persönliches Kataströphchen bei Instagram sehen. Es winkte eine Reise nach St. Tropez. Annika aus Düsseldorf machte am Ende das Rennen mit diesem charmanten Ausrutscher – der hoffentlich alles andere als ein Desaster geworden ist.
Paula: »Ich hab mir den Kopf gestern so doll angeschlagen, dass sich meine Persönlichkeit irgendwie verändert hat.«
Wolfgang Frömberg verbrachte einen Tag in Antwerpen an der Seite des ebenso bärtigen wie charismatischen Chaim Lubelski, der im Film »L’Chaim – Auf das Leben!« porträtiert wird. Obwohl der ehemalige Millionär Chaim nach eigenen Angaben seit 1968 dauernd bekifft ist und dieses Selfie anderes vermuten lässt, killten die beiden nur eine Gemüsetüte in einem jüdischen Falafelladen.
Wolfgang: »Ich hätte gerne das auf dem Teller, was du im Gesicht hast!«
Frederike: »Schlaf bezieht sich immer auf die Zeit, wie lange man wach war.«
Philip: »Noch keine zwölf Uhr und schon alles falsch gemacht.«
Inhalt
INHALT #Intro
#Pop
Bilder von: Amy Winehouse, Mick Rock, Arvida Bystrom, Cindy Shermanicons von Hyo Hong 008
Flutscht runter wie Öl: Kwabs 030
Irgendwas mit Gift: Destroyer 012 Africa Express: Fünf Stunden Reizüberflutung 014 1979 Revolution: Ein Spiel mit Folgen 016 Auftakt mit: Alden Penner, Abby, Gabi Delgado, Doc Intro, Kratzen & Beißen, Top 7: Klischees in Indie-Musikvideos, Gloria, Say Yes Dog, Chefket, Eating Snow 018
Schnipo Schranke: Der ganz normale Upfuck 034 Nicht ganz neu im Ring: Dan Auerbach
036
Ein Hoch auf den Taxifahrer: Georgia 038 Cover-Welten: Masken 040 Eine Art Jahreszeit: Beach House
042
Romano: Sein Block 044 Kaffee statt Bier mit: Frittenbude 046 Muffelig dank Hangover: Foals 048 HEALTH: Steile Thesen – nüchterne Erklärungen 050
#Kultur Ganz ohne Bart: »L’Chaim – Auf das Leben!« 054 Lenny Abrahamson über »Frank« 058 Happy Jubiläum: »Straight Outta Compton« 060 Neue Filme: Im Kino & auf dem Sofa 062 Zeitgemäße Action mit »Mad Max: Fury Road« 064
#Life Reportage: So klingt Finnland 074 First World Problems: Happy Socks 081
#Style Modestrecke: Crazy in Love 084
#Review Platten vor Gericht 092 Neue Platten: Abby, Boy, Dr. Dre, Fettes Brot, Ben Folds, Sea + Air, Paul Smith & The Intimations, Wilco, Yo La Tengo und viele mehr 094 Impressum / Dein Intro 006
#Preview
Abo 007
Intro empfiehlt 116
Katz & Goldt / Demnächst 130
Kalender 118
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Dein Intro
DEIN INTRO Und wo warst du im September 2005? Intro #131
IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellvertretender Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirector Holger Risse Projektleitung Martin Lippert
Covergeschichte: Auf dem himmelblauen Titel posieren
Franz Ferdinand vor einem schicken Oldschool-Wagen. Passenderweise geht es auch im Artikel um ein Auto: Es wird behauptet, dass zwei Intro-Redakteure von einem scheibengetönten Van abgeholt wurden, in dem Minuten zuvor … na, wer wohl gesessen haben soll? Die Typen von Franz Ferdinand. In der Limousine durften sie fünf neue Songs hören, die die Band angeblich vergessen hat. Das Wort »Lügenpresse« war damals noch nicht erfunden? Schade eigentlich! Storys: WhoMadeWho, Nada Surf, Hard-Fi, dEUS, DJ Koze, CocoRosie, Devendra Banhart, Xiu Xiu, Sigur Rós, Jens Friebe, Annie, Goldfrapp, Black Rebel Motorcycle Club, Elbow, Supergrass Wichtige Alben: The Decemberists »Picaresque«, Elbow »Leaders Of The Free World«, CocoRosie »Noah’s Ark«, Goldfrapp »Supernature«, Iron And Wine / Calexico »In The Rains«, The New Pornographers »Twin Cinema«, dEUS »Pocket Revolution« Platten vor Gericht: Sieger: Nada Surf – 6,87 Letzter: Nneka – 4,33 Besondere Vorkommnisse: Eindeutig: mal wieder »Kochen mit«. Nicht wegen des Essens, sondern wegen des Kochs. Diesmal gibt sich Hubert Kah die Ehre, dieser putzige »Big Brother«-Bewohner. Der Artikel beginnt mit dem Satz »Viele von Ihnen kennen sicherlich Freitagabend«. Schlagzeile des Monats: Kate Moss beim Koksen erwischt; Mohammed-Karikaturen sorgen für Aufsehen; Marketingkampagne »Du bist Deutschland« läuft an
Redaktion Senta Best (#Life), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (#Review), Jenny Weser (#Stlye), Frederike Wetzels (Foto), Kristina Engel (Lektorat), Sermin Usta (Volontariat) Redaktionsassistenz Alexandra Heckel Live-Redaktion Carsten Schumacher, Julia Brummert, Thomas Lorber Layout Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber, Eleni Mihaildis Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Philip Fassing, Bastian Küllenberg Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Emanuel Bergmann, Kristof Beuthner, Ada Blitzkrieg, Alex Bohn, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Dominik Bruns, Cay Clasen, Doc Intro, Valentin Erning, Lars Fleischmann, Lisa Forster, Boris Fust, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Mark Heywinkel, Moritz Honert, Leopold Hutter, Christian Ihle, Ulf Imwiehe, Paula Irmschler, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Sinem Kilic, Dennis Kogel, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger, Astrid Kusser, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Nadja Neqqache, Denise Oemcke, Katja Peglow, Kerstin Petermann, Tabea Debora Pringal, Verena Reygers, Philipp Rhenius, Henje Richter, Sven Riehle, Martin Riemann, Felix Scharlau, Christian Schlodder, Simone Schlosser, Frank Schuster, Roman Sobota, Hanno Stecher, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Jan Tölva, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Thomas Venker, Daniel Voigt, Linus Volkmann, Benjamin Walter, Timo Weber, Jan Wehn, Liz Weidinger, Michael Weiland, Holger Wendt, Anke van de Weyer, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff, Marius Wurth Cover Kwabs Jonas Holthaus, Cover Finnland Santtu Mustonen Fotos Tim Bruening, Patrick Desbrosses, Hannah & Joel, Juliana Harkki, Jonas Holthaus, Peter Kaaden, Alex de Mora, Maria Sturm, Nathanael Turner, Christoph Voy, Dominik Wilzok und Pressebildfreigaben Illustrationen Peter Hoffmann, Alexandra Ruppert, Santtu Mustonen Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Christina Deutsch PraktikantInnen Isabelle Friedrich, Jeremy Hermes, Carolin Stölting Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41) Abo Lisa Münzenberger (abo@intro.de) Brandmanagement Eike Wohlgemuth Public & Media Relation Claudia Trede (claudia.trede@gemeinsame-sache.net), Michael Gwiozdzik (michael.gwiozdzik@intro.de) Anzeigen & Administration Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12, Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster, Sonja Reitemeier Director Marketing & Sales Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) Marketing & Sales Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: Martin Lippert -17 (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken), David Winter -63 (Head of Digital Sales – Marken, Media), Laura Heinrichs -82 (Marken, Media), Backoffice & Digital Ad Management: Sonja Reitemeier -40 & Sabrina Esser -33 Büro Berlin Sebastian Siegmund +49 30 403670511 (Konzertagenturen & regionale Kunden), Frank Straessner +49 30 403670520 (Marken, Media, Musik) Aktuelle Anzeigenpreisliste Mediadaten 2015 (Nr. 25 aus 12/14) Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900
Einerseits passt dieses Foto perfekt zu unserer Rubrik »Mein Star und ich«, andererseits wurde es uns als Empfehlung für »Zwei wir ihr, die dürfen sich nie verlieren« geschickt. Zu sehen sind Jesse F. Keeler von Death From Above 1979 und Romeo von Fuck Art, Let’s Dance!, die sich auf dem Hurricane fragten, ob ihre Eltern ihnen vielleicht was verschwiegen haben.
Auch diese Ausgabe war natürlich wieder viel zu klein für all die Themen, die uns am Herzen lagen. Zum Glück kann man das Internet ja nie so recht vollschreiben, deshalb findet ihr auf intro.de weitere Künstlergespräche, zum Beispiel mit Herrenmagazin (Foto), Beirut, Boy und Andreas Spechtl, dessen Soloprojekt Sleep uns eher aufgeweckt als eingeschläfert hat.
Termine für Nr. 236 / Oktober 2015. Redaktionsschluss: 04.09.2015; Termin- & Anzeigenschluss: 11.09.2015; Druckunterlagenschluss: 15.09.2015; Erscheinungstermin: 28.09.2015 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-geprüfte Auflage & Verbreitung II. Quartal 2015 Druckauflage: 115.066 / verbreitete Auflage: 112.233 (Durchschnittszahlen) Bezugsquellen Erhältlich an 1.261 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! Proud Member of the Hörstmann Unternehmensgruppe
Abo
#ABO
Abonnier uns: 10 × Intro, 1 × Festivalguide, eine Prämie und jeden Monat eine exklusive Beilage im Heft. Für nur 30,– Euro.* www.intro.de/abo
SPECIALS SEPTEMBER Gratis für alle bestehenden Abonnenten: Kwabs-Mini-Poster Gratis für alle Neu-Abonnenten mit Vinyl-Abo-Prämie**: »Finest Vinyl«-Jutebeutel
DIE ABO-PRÄMIEN, EMPFOHLEN VON INTRO:
Ana Lily Amirpour »A Girl Walks Home Alone At Night«
Frittenbude »Küken des Orion«
Kwabs »Love + War«
LP – Audiolith / Broken Silence
CD/LP – Warner
DVD/BD-Mediabook – Capelight / Al!ve
The Raid Evolution Collection*** »The Raid 1 & 2 & Merantau« DVD-Box/BD-Box – Koch Media
em p f o h l e n
BD – Warner
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BD – Pandora / Al!ve
George Miller Mia Hansen-Løve »Mad Max - Fury Road« »Eden«
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Andreas Dresen »Als wir träumten«
DVD/BD – Alamode
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Deadbeat »Season 1«
Georgia »Georgia«
Robyn & La Bagatelle Magique »Love Is Free«
DVD/BD – StudioCanal
LP – Domino / GoodToGo
Destroyer »Poison Season«
Health »Death Magic«
Romano »Jenseits von Köpenick«
CD/LP – Caroline
CD/LP – Virgin / Universal
LP – Merge / Cargo
auch auf Vinyl!
LP – Embassy of Sound / Warner
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tro. d e
*Abo-Preise: Inland 30 € (inkl. Prämie), Ausland 35 € (exkl. Prämie), Ausland 42 € (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, danach automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis vierzehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo. ** solange der Vorrat reicht *** FSK 18 – Prämienversand nur gegen Ausweisvorlage!
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Die junge Amy Winehouse auf dem Balkon ihrer Großmutter Cynthia im Londoner East End. Das Bild ist Teil der Ausstellung »Amy Winehouse: A Family Portrait«, die gerade im Contemporary Jewish Museum in San Francisco gastiert. Amy hatte zeitlebens eine sehr innige Beziehung zu ihrer Großmutter, beide teilten vor allem eine Faszination für das Okkulte.
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Frustriert davon, keine Plattform für ihre Arbeiten zu haben, gründete die Künstlerin und Feministin Petra Collins in der Highschool kurzerhand ihre eigene: The Ardorous versteht sich als Schauplatz für Projekte von Künstlerinnen wie Arvida Byström. Im Portfolio der Schwedin findet man neben dem Bildband »Babe« von Busenfreundin Collins auch Magazine und Labels wie Dazed & Confused oder Monki.
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Ob wir Internet-Menschen irgendwann darauf konditioniert sind, nur noch Emotionen rauszulassen, für die es ein entsprechendes Emoticon gibt? Hoffentlich nicht, das mit den Herzchen-Augen ist dann doch etwas undifferenziert. Besser ist da schon die Variante von Designerin Hyo Hong: Die Cindy Shermanicons, aus Selbstporträts der großen Künstlerin Cindy Sherman destillierte skurrile Köpfe.
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Mick Rock war David Bowies offizieller Fotograf in den Jahren 1972 und 1973, in denen der Sänger zu »Ziggy Stardust« mutierte. »The Rise Of David Bowie« vom Taschen Verlag versammelt spektakuläre Fotos wie dieses, auf dem Bowie auch ohne Bühnenscheinwerfer als Lichtfigur erstrahlt. Der Band ist handsigniert von Bowie und Rock, auf 1.972 Exemplare limitiert und kostet 500 Euro. Kein Scheiß.
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#Kultur #Destroyer
Destroyer
MORD, TOTSCHLAG, ROMANTIK #Pop — Das elfte DestroyerAlbum »Poison Season« steckt voller Streicher und Bläser, Meuchelmord und Gift. Ersteres hat schon bei Frank Sinatra, Letzteres bei »Romeo und Julia« gut funktioniert. Aida Baghernejad trifft einen sonnenscheuen Dan Bejar, um mit ihm über Pop, Erfolg und die düsteren Seiten der Romantik zu reden. Foto: Patrick Desbrosses
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onnenschein ist nichts für Dan Bejar. Missmutig sitzt er mit Import-Bier in der Hand im Hof eines Berliner Hipsterhotels, schaut mit großer Sonnenbrille aus dem Schatten ins Licht und redet von düsteren Dingen: »Beim Titel zum neuen Album habe ich an Gift gedacht. An irgendetwas, das dich tötet. Und zwar schnell.« Auf »Poison Season«, dem mittlerweile elften Destroyer-Album, geht es dennoch auch romantisch zu. Es gibt Streicher und Bläser, einen üppigen Sound mit großen Gesten. Wie passt dieser Klang mit Gedanken an Gift und Meuchelmord zusammen? »Das Album soll auch romantisch sein. Aber für mich steht das nicht im Gegensatz zur Dunkelheit. Es geht Hand in Hand. Mord, Todschlag und Spionage sind allesamt romantische Dinge. Aber mein Sound ist der Hintergrund zu stiller, einsamer Verzweiflung. Und die ist nicht immer romantisch.«
Zwar gilt für Destroyer nach wie vor die Maxime, dass jede Platte völlig anders klingen soll. Aber in der bald 20 Jahre währenden Bandgeschichte hat sich so etwas wie ein Destroyer-Sound herauskristallisiert, der auf »Kaputt« 2011 seinen Höhepunkt erreichte: großer erwachsener Pop, der dennoch abseitig klingt. »Poison Season« verhält sich wie ein Bruder zu seinem Vorgänger. Es spielen die gleichen Musiker mit, doch während »Kaputt« fast komplett am Computer ent- »Über stand, ist das neue DestroyerAlbum eine Ode ans Alben wurde Analoge, mit Orchesteraufnahmen und al- immer lem Drum und Dran. schon mehr »Ich wollte nicht, dass geschrieben, es nach Pop klingt«, als dass sagt Bejar. Trotzdem tut es das, aber eher sie gehört nach Frank Sinat- wurden.« ra als nach Taylor Swift und gleichzeitig nach einer abgehalfterten Jazzband. Zum ersten Mal hat Bejar nicht wieder bei Null angefangen, sondern einige ältere Songs, in diesem Fall aus den »Kaputt«-Tagen, aufgenommen: »Girl In A Sling« zum Beispiel. »Ich wollte das Stück nicht für ›Kaputt‹, das Album sollte nicht gefällig werden. Aber der Song war auch zu wertvoll, um ihn wegzuschmeißen.« Vier Jahre ist es her, dass er mit jenem Album die Herzen von Fans und Kritikern gleichermaßen höher schlagen ließ – und damit seinen wohl größten kommerziellen Erfolg landete. Wobei das Definitionssache ist: »Über Destroyer-Alben wurde immer schon mehr geschrieben, als dass sie gehört wurden«, sagt Behar lakonisch. Anscheinend hat er nach den großen Änderungen, die »Kaputt« mit sich brachte – Auftritte auf dem Coachella oder bei Jimmy Fallon –, etwas Zeit gebraucht, um Abstand zu gewinnen. Er hat sie genutzt, um mit »Poison Season« seinen eigenen Kosmos zu vervollkommnen – romantisch, verzweifelt und nicht von dieser (Pop-)Welt. — Destroyer »Poison Season« (Dead Oceans / Cargo / VÖ 28.08.15) — Auf Tour vom 13. bis 15.11.
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#Pop #Africa Express
Africa Express
»PLÖTZLICH IST ALLES NUR NOCH MUSIK« #Pop — Auftritte von Africa Express sind eine ebenso rare wie hirnsprengende Angelegenheit. Beim Gastspiel auf dem diesjährigen Roskilde Festival musizierten rund 90 Künstler aus über 20 Nationen knapp fünf Stunden lang, der berühmteste Förderer Damon Albarn musste am Ende gar von der Bühne getragen werden. Daniel Koch war bei den Proben dabei.
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åstof Roskilde, knapp zehn Gehminuten vom Festivalgelände entfernt. Der Africa Express hat das Gebäude geentert, um für die abendliche Show zu proben. Gerade eben hörte ich, wie die in London lebende Sängerin Laura Mvula an der Seite des Fela-Kuti-Weggefährten Dele Sosimi »Jump To It« von Aretha Franklin in einer Afrobeat-Version singt. Nun lehne ich im Aufenthaltsbereich an einem Bauzaun, trinke Gemüse-Smoothies, werde vom Bad-Seeds-Mitglied Warren Ellis gestreift, beobachte, wie Graham Coxon seine Gitarre zupft, während Kwabs kurz durch die Menge hetzt, und lasse mir von Laura Mvula und Dele Sosimi erklären, was ich da gerade gesehen habe. Laura: »Ich bin zum ersten Mal dabei. Ich habe mich lange nicht getraut, weil ich nicht wusste, wie das funktionieren soll.
Eine Show, 90 Musiker, what the fuck? Und dann auch noch diese Aretha-Idee.« Deles massiger Körper bebt vor Lachen. Er wird gemeinhin der »Afrobeat Embassador« genannt und ist ein Veteran des Africa Express: »So läuft’s halt: Einer kommt mit einer verrückten Idee, und dann werfen wir uns ins kalte Wasser.« Es mag kitschig klingen, aber dieser Besuch gibt mir zum ersten Mal seit Langem den Glauben daran zurück, dass Musik eine »universelle Sprache« sein kann. Genau so beschreibt es auch die malische Songwriterin Fatoumata Diawara, die sich gemeinsam mit dem ghanaischen Rapper M.anifest ein wenig Zeit für mich nimmt. »Man denkt, es müsste ein Culture Clash sein, wenn so viele Künstler, Nationen und Stile aufeinandertreffen«, sagt sie. »Aber die Freude an der Musik und der
Kollaboration ist stärker als Sprachbarrieren.« M.anifest ergänzt: »Jeder erweitert hier seinen Horizont. Man wird auf sehr schöne Weise dazu gezwungen.« Auf die Frage, ob sie sich auf der Bühne wie Botschafter der afrikanischen Musik fühlten, antwortet M.anifest: »Es ist ein schöner Nebeneffekt, dass sich das Spotlight mal auf Künstler richtet, die sonst hier in Europa einen schweren Stand haben.« Aber Fatoumata stellt klar: »Am Anfang der Show spielen wir eigene Songs, da weiß ich noch, woher ich komme und dass ich vielleicht eine Botschafter-Rolle innehabe. Aber sobald wir kollaborieren, vergesse ich das. Ich kenne mein Land nicht mehr, meinen Kontinent, mein Musikgenre – plötzlich ist alles nur noch Musik.« Die Show am Abend bestätigt genau das: Fast fünf Stunden lang spielt sich der Africa Express in einen Rausch, verliert sich in einer irren Revue, die von südafrikanischem Ghettorap über malische Volksmusik bis hin zu Clash-Coverversionen führt. Am Ende schwirrt mir vor Reizüberflutung der Kopf, während Damon Albarn einfach nicht aufhören will und vom eigenen Roadie von der Bühne getragen werden muss. Leider ist das dann auch die einzige Meldung, die es großflächig und falsch wiedergegeben in die Medien schafft. Schade, die fünf Stunden davor wären es mehr wert gewesen. — Am 29.08. auf dem von Intro empfohlenen Ruhrtriennale Festival
# L OVEMYH OOD Join J es s as s he explores h e r L o n d o n n e ig h b o u r h o o d a t b e n ch . d e
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#Spiele #1979 Revolution
1979 Revolution
DAS SPIEL, DAS NAVID KHONSARI ZUM SPION MACHTE #Kultur — Der kanadischiranische Regisseur, Autor und Videospielproduzent Navid Khonsari drang für »1979 Revolution« tief in die Genese der iranischen Revolution ein – und darf nun als vermeintlicher Spion nicht mehr in seine Heimat einreisen. Text: Philip Fassing. Foto: Nathanael Turner
E
s gibt Videospiele, die ihren Entwicklern eine Menge Ärger beschert haben. Spiele, die ihre Urheber am öffentlichen Pranger enden ließen. Sie finanziell ruinierten, ja, ihnen sogar Morddrohungen einbrachten. Dass jemand im Zuge einer solchen Produktion von den konservativen Kräften des Nahen Ostens als westlicher Spion denunziert wird, dürfte dagegen ein Novum sein. Etwa hier beginnt es für Navid Khonsari und das Team seines Studios iNK Stories, haarig zu werden. Der gebürtige Iraner hat Freunde und Familie in seiner Heimat, die er nun nicht mehr sehen kann. Mitarbeiter seines Stabs müssen fliehen oder trauen sich nur noch anonym, an dem Titel weiterzuarbeiten. Weitreichende Folgen, die in ihrer Tragweite tatsächlich nur schwer nachzuvollziehen sind, denn politisch möchte »1979 Revolution« in keinerlei Hinsicht Partei ergreifen. Das kunstvoll in Szene
gesetzte Indie-Adventure erzählt die Ereignisse der Revolution vielmehr aus der objektiven Perspektive eines Fotojournalisten, in dessen Rolle es die chaotischen Straßen Teherans zu erkunden gilt. Die Bewertung der historischen Ereignisse wird ganz dem Spieler überlassen. »Unser Ziel war von Anfang an, die menschliche Seite der Revolution zu erzählen. Die Schicksale der Familien zu schildern und die Folgen des Umbruchs für das gesamte soziale Gefüge nachzuzeichnen«, so Khonsari. Es habe keine Intention gegeben, politisch Stellung zu beziehen. Dass die konservativen Kräfte seiner Heimat trotz dieses individuellen Erzählansatzes Propaganda wittern, wundert ihn trotzdem nur wenig: »Man muss fairerweise sagen, dass die dortige Presse ein generelles Misstrauen gegenüber westlichen Stimmen hegt, die ihre Version der iranischen Geschichte erzählen wollen, da diese in der Vergangenheit nicht immer frei von Ressentiments und Propaganda waren.« Trotzdem hoffe er, dass »1979 Revolution« beide Lager anspreche und Spieler dazu ermutige, ihre eigenen Schlüsse aus der mit verblüffendem Rechercheaufwand untermauerten Geschichte zu ziehen.
Am Ende mussten sich Navid Khonsari und sein Team nicht nur den politischen Problemen stellen, die ihr Projekt entfesselt hatte, sondern auch der eigenen Zielgruppe: Um auf Steam, der weltweit führenden Vertriebsplattform für PC-Spiele, gelistet zu werden, war es notwendig, in einem öffentlichen Voting die Community für sich zu gewinnen. Trotz der eher schweren Kost, die hier serviert wird, war nach gerade mal vier Tagen das vorgegebene Ziel erreicht. Ob »1979 Revolution« den Ärger wirklich wert ist, den es seinen Schöpfern eingebracht hat, kann schon demnächst selbst beurteilt werden, wenn mit »Black Friday« die erste Episode des Titels erscheint. — »1979 Revolution« für PC (iNK Stories)
+TEAM ME*
.. 20.11. MUNCHEN ..- 21.11. BERLIN 23.11. KOLN
www.fastforward-magazine.de
‘THE MAKING OF’ UK TOUR
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#Life #Style
#Redaktionstipp
Ausstellung »This Is The Sk8-Hi«
#Tech Talk
Gabi Delgado über den Sugar Bytes Egoist #Style — Gerade noch hat er bei der DAFAbschiedstour den Adolf Hitler und den Mussolini getanzt, da folgt schon sein Solo-Doppelalbum »2«. Keine Frage also: Gabi Delgado ist noch lange nicht müde. Für unseren Tech-Talk haben wir ihn nach seinem liebsten Studio-Spielzeug gefragt.
Bytes entwickelt. Es macht einen R iesenspaß, mit dem Ding zu arbeiten. Man kann die Samples vor- und rückwärts laufen lassen, die Beatund Bass-Funktionen sind korrekt. Eine verrückte Groove-Maschine, vorausgesetzt, man hat den Groove!«
»Meine Art, Musik zu machen, ist wohl recht ungewöhnlich: Ich spiele fast alles live ein und baue mir dann Loops, die ich live durch einfaches Einstarten synchronisiere. Dafür brauchte ich einen Sample Slicer, der leicht und intuitiv zu nutzen ist. Ich musste lange suchen, bis ich den Sugar Bytes Egoist gefunden habe. Er ist virtueller Sample Slicer und Groovebox in einem und wurde von der Berliner Klitsche Sugar
— Gabi Delgado »2« (Oblivion / SPV)
Mach’s dir selbst #5 Die Warentrenner-Schablone #Life — Warentrenner nehmen mehr und mehr Raum auf dem Supermarktfließband ein. Es sollen sogar schon Bänder gesichtet worden sein, auf denen mehr Trenner lagen als Produkte. Den Gebrauch zu verweigern, hilft nicht – dann klemmt eben der Vordermann das 30-cm-Plastikprisma zwischen seine und eure Produkte. Ab jetzt müsst ihr euch nix mehr dazwischenschieben lassen, schließlich habt ihr euer eigenes schmuckes Exemplar auf Tasche. Illustration: Peter Hoffmann
— Auf Tour vom 17. bis 19.09.
Damals revolutionär, heute ikonisch – der 1978 von Vans auf den Markt gebrachte Sk8-Hi ist ein Klassiker, auch weil er als erster High-Top-Schnürschuh den strapaziertesten Körperteil der Skater und BMXer schützte und schützt: die Ferse. Das Kölner Sneakermuseum widmet dem Sk8-Hi in Kooperation mit dem Store The Good Will Out und dem Skatemuseum Berlin bis Ende September sogar eine eigene Ausstellung. Jenny Weser (Redakteurin #Style)
Erfrischend anders. Abby
FRÜHER FEIND, NUN FREUND #Pop — Man wird seine Meinung ja wohl noch mal ändern dürfen: Daniel Koch fand Abby nach ihrem Debüt »Friends & Enemies« ein wenig zu glatt, den schon da sehr cleveren Pop-Entwurf oft eher streberhaft als berührend. Warum er diese Einschätzung nach dem zweiten Album so nicht mehr unterschreiben würde, klärte er mit Sänger/Gitarrist Filou und Synthesizer-Könner Lorenzo.
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ast etwas widerwillig war ich der Einladung zum Album-Listening in die Riverside Studios in der Berliner Pfuelstraße gefolgt. Irgendwie hatte mich das Debüt von Abby damals so gar nicht gekriegt. Wäre es da nicht ziemlich fies, die Gastfreundschaft auszunutzen, drei Bier zu schnorren und Abby im Intro zu verschmähen? Tja, und dann das: Die Band ist ebenso euphorisch wie sympathisch, das Bier genau richtig kalt, und hey, was genau ist denn da mit der Musik passiert? Glatter Pop mit klugen Streberspielen? Nö. Auf »Hexagon« reiht sich ein cleverer Richtungswechsel an den nächsten, untergraben gebrochene Beats wunderschön klare Melodien, sabotiert strahlend polierter Gesang unruhig wabernde Keyboardflächen, scheren sich manche Songs wenig um normierte Popsong-Modelle. Filou und Lorenzo, die ihre Interviews eine Woche später in der WG des Bandkollegen bestreiten, freuen sich über meine Kehrtwende. Und Filou sagt selbst: »Unser Debüt fühlt sich heute ein wenig an wie alte Kleidungsstücke, die man mal sehr mochte, aus denen man aber längst rausgewachsen ist. Es weisen zwar schon ein, zwei Songs in unsere jetzige Richtung,
aber ›Hexagon‹ steht eher für die allgemeine Positionierung und Stimmung von Abby.« Lorenzo erklärt diese Entwicklung vor allem aus der Tatsache, dass die Mitglieder sich jetzt auf Augenhöhe treffen und alle Ideen von Anfang an gleichberechtigt auf den Tisch kommen. Vor allem das Leben und Arbeiten in Berlin habe im Sound seine Spuren hinterlassen. Ein Satz, den man ungern liest, weil er doch meist von internationalen Indie-Bands kommt, die einen Sommer in Berlin an ihrem Album arbeiten und dann meinen, sie hätten diese crazy Stadt geblickt. Abby sind aber seit über sechs Jahren durch Arbeiten, Aus-, Steil- und In-sich-Gehen in Berlin fest verwurzelt und musikalisch in vielen Welten zu Hause. Mal spielen sie in der Volksbühne, mal mit ihrem »Techno-Setting« im Watergate. »Wir wissen um die Klischeefallen«, sagt Lorenzo, »aber die waren nie ein Thema für uns. Wir sehen in Berlin andere Dinge. Die Stadt hat insofern Einfluss, dass wir uns hier entfalten und so arbeiten können, wie wir das immer wollten. Frei, selbstbestimmt, nach unseren Regeln und mit den Leuten, die uns inspirieren.« – Abby »Hexagon« (Island / Universal / VÖ 28.08.15)
Die 28 DRINKS Bitter-Limonaden bringen Farbe in den Alltag pur und gemixt.
www.28drinks.com
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#Style #Pop
Top 7
KLISCHEES IN INDIE-MUSIKVIDEOS #Pop — Für unsere letzte iPad-Sonderausgabe haben wir Musikvideos in ihre notwendigen Bestandteile zerlegt. Paula Irmschler nennt die sieben Dinge, die du brauchst, wenn du ein Indie-Video drehen möchtest.
1 Understatement
2 Filter
3 Natur
4 Instrumente
Die Bandmitglieder sind authentisch und selbstironisch, ungeschminkt, uncool, »normalo« gekleidet. Man bewegt sich leichtfüßig und natürlich durch das Video.
Ein schöner, seichter Filter muss über die unangestrengten Bilder. Wenig Kontrast, irgendwie retro oder regenbogenfarben – unterstreicht das einfache Besondere.
Einfach mal runterkommen vom City-Life. Weg aus dem Internet auf die Straße, in die Wälder, an den See. Generation Backpacking ist draußen, barfuß und frei.
Eine Indie-Band ist eine echte Band, die ihre Instrumente beherrscht – unbedingt spazieren tragen!
— Die Intro iPad-App »Pop & Video« gibt’s auf intro.de/ipad und im Appstore
5 Referenzen
6 Spielzeug
7 Kitsch
Wir befinden uns hier nicht im Mainstream, sondern unter Geeks: Verweise auf Independent-Filme oder längst aufgelöste Bands beweisen kulturelles Bewusstsein.
Glitzer, Konfetti, Luftballons, Federn, ganze Tiere oder gar Kinder – etwas Infantiles muss her. Denn das ist das wahre Glück.
Dient als ironisches Gimmick. Slow Motion, Overacting, Bilder, die zu den Lyrics passen – darf alles sein, ist aber nur Spaß und Kunst.
#App des Monats
Bristlr
#Style — Inzwischen gibt es ja schon meterweise Literatur über den Einfluss von Dating-Apps auf unser Liebesleben. Immer wieder kommt dabei die deepe Frage
auf, ob Tinder, Grindr, Lovoo, OkCupid und wie sie alle heißen uns jetzt wirklich einander näherbringen oder einem doch nur Stalker, schlechten Sex und oberflächliche Gespräche einbringen. Ein Problem bei all diesen Plattformen ist die erstaunlich hohe Idiotenquote, was aber ein generelles Problem der Menschheit sein dürfte. Die App Bristlr geht daher den Weg der Spezialisierung und bringt ausschließlich Bartträger mit Menschen zusammen, die Bärte kraulen wollen – eine intime Geste, die heutzutage mehr Bekenntnis zur festen Beziehung sein dürfte als das betrunkene Abstürzen nach einem »erfolgreichen« Tinder-Date. — bristlr.com
#Redaktionstipp
Miranda July »Der erste fiese Typ« Dass ihre skurrilen Gestalten nicht nur in Geschichten und Filmen funktionieren, beweist Miranda July mit ihrem ersten Roman: Cheryl ist seit Jahren verknallt in ihren viel zu alten Kollegen. Der wiederum steht auf eine 16-Jährige. Und holt sich zu allem Übel Sexratschläge per SMS – bei Cheryl. Nicht nur der Liebeskummer macht der Mittvierzigerin zu schaffen, sondern auch spontaner, unliebsamer Dauerbesuch in Form der rotzfrechen Tochter ihrer beiden Chefs. Jeder einigermaßen normale Mensch würde das sofablockierende, unverschämte Bürschchen einfach rausschmeißen. Cheryl allerdings entwickelt ganz andere Methoden ... Senta Best (Redakteurin #Life)
#Kratzen & Beißen
Gegen Pizza
„UNTER FRANKS MASKE VERBIRG T SICH EIN GENIESTREICH“ I N T RO
Illustration: Alexandra Ruppert
#Life — Ihr seid stolz auf eure (Teig-) Bodenständigkeit, euch aber dennoch zu fein für Nudeln mit wässrigem Ketchup oder Toast mit glänzend-orangefarbenem Schmelzkäse? Ah, dann seid ihr bestimmt Pizzaesser, und Paula Irmschler kann euch nicht leiden. »Hey, lass mal Pizzaessen gehen!« – Nein, vergiss es, ich kann nicht mit dir rumhängen / befreundet sein / Liebe machen / arbeiten. Schließlich isst du Pizza. Ein Leben im Kampf gegen Pizza ist ein Leben voller »Wie?« und »Was?« und vor allem »Das ist doch nicht normal«. Pizza ist Konsens, Pizza kommt mit Ausrufezeichen, ist Ansage, wird nicht mehr erörtert und schon gar nicht hinterfragt. Alle sollen Pizza mögen, gar lieben – und tun das auch brav. Pizzaliebhaberei ist klebrige Normalität, die Grundvoraussetzung sozialen Lebens. Pizza ist der Nährboden jeder zwischenmenschlichen Beziehung im Alter von fünf bis 35. Pizza ist der graue, triste Allerweltsalltag, vor dem ihr euch zwar fürchtet, ihn aber im Gleichbiss mitmacht. Pizza hat keine Ehre. Doch damit nicht genug: Wer Pizza isst, belügt sich in Wahrheit nur selbst. Er hält sich für originell, bildet sich ein, sich etwas Besonderes, Nichtalltägliches oder gar Exotisches zu gönnen, nur weil sich beispielsweise ein Stück warmvertrocknete Ananas auf den fad schmeckenden Teigkreis mit labbriger Soße verirrt hat. Natürlich müssen für das Gaumen-Elend dann auch noch arty Namen herhalten, um die Zwei-Euro-TiefkühlUnkost in Pseudogourmetgaumenhöhen zu hieven. Am besten auf Italienisch – aaah, orginale! Damit man nur nicht ausspricht, was tatsächlich Phase ist: Teig mit vertrocknetem Scheiß! Wer Pizza isst, erwartet nichts mehr vom Leben. Der Endgegner lautet jedoch: Pizza selbst machen, mit guten Freunden. Hat man endlich mal den Spieleabend als die langweiligste Abendbeschäftigung durch YouTube-Video-Exzesse abgelöst, wird es Zeit, mit gemochten Menschen Mist mit Müll zu belegen oder zumindest gemeinschaftlich zu bestellen. Dabei wird dann noch, als sei es eine Wissenschaft, erörtert, wo es denn die beste Pizza der Stadt gebe. Breaking News: Jede schmeckt gleich. Oh, omnomnom, PIZZA, i ch hab es so satt! Bekäme ich für jedes »Du musst nur mal das Restaurant Blabla ausprobieren, da wird dir die Pizza bestimmt schmecken!« oder »Probier doch erst mal echte italienische Pizza!« einen Groschen, hätte ich genug Geld, um mir richtiges Menschenessen zu kaufen. Essen, für das man wirklich Messer und Gabel braucht. Pizza hingegen will alles sein und ist doch nur: nichts.
UND
DOMHNALL GLEESON
M AG G I E GYLLENHAAL
S C O OT M C N A I RY
MICHAEL FA S S B E N D E R
Frank
AB
27. 08. IM KINO
3 0.1 0. A U F B L U - R AY, D V D U N D D I G I TA L AB
/ Frank.Der Film
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#Style #Pop
Schatzparade
DINGE, DIE DICH WOLLEN #Style – Intro sammelt jeden Monat nerdige Schätze für insgesamt unter 100 Euro – aus dem Internet und der echten Welt.
Luftmatratze Brezn Warum die Bayern zu brezelförmigem Laugengebäck nicht einfach Brezel sagen können, bleibt ein ewiges Rätsel. Aber scheiß auf den Namen – Hauptsache, man kann mit dem Ding hier Salz in Süßwasser tunken. Für € 24,00 bei design3000.de
Sushi Socken Wer keinen Fisch isst, aber trotzdem bei hippen Speisen wie Sushi nicht länger außen vor bleiben möchte, kann jetzt wenigstens seine Füße damit schmücken. Aber Vorsicht: Diese Socken überdecken andere fiese Gerüche (leider nicht). Für 8,95 bei radbag.de
Smoking Morph Anzug Du hast ein paar Rollen Speck über und denkst, das Teil hier steht dir deshalb nicht? Blödsinn! Schließlich erkennt dich hinter diesem Schwarz-Weiß-Spandex nicht mal dein eigener Freund. Praktisch und formschön ist der Anzug noch dazu (vermutlich nur nicht beim Toilettengang). Für € 24,95 bei geheimshop.de
SUMME
€
Candy Grabber Stress auf Knopfdruck gefällig? Wirft man eine der mitgelieferten Plastikmünzen in diesen Süßigkeitengreifarmautomaten, drängen augenblicklich abartige Melodien zu Höchstleistungen: Grab a Süßigkeit, aber pronto! Je weiter die Zeit fortschreitet, desto schneller und nerviger erklingt die Kirmesmelodie. Puh! Für € 29,95 bei radbag.de
87,85
#Kurzer Prozess Unplugged
GLORIA GEISTER #Pop — Jeden Monat rechnet Linus Volkmann mit einem Album ab. Diesmal geht es um die ultimative Emo-Band von Pro7. Das Gelächter ist ihm nicht genug: Klaas Heufer-Umlauf will mit Gloria auch noch unsere Tränen. Na, das könnte dem Heini so passen! Fakt
Fazit
Klaas Heufer-Umlauf, der Arbeitsehemann von Joko Winterscheidt, hat zusammen mit Mark Tavassol (Wir Sind Helden) eine Band. Und ganz unabhängig von der Musik zwingt einen diese SupergroupAnmutung zur ganz persönlichen Stellungnahme: Findet man das jetzt per se erst mal kacke oder irgendwie interessant? Zum Glück handelt es sich beim hier vorliegenden schon um Album Nummer zwei. Alle erdenklichen Vorurteile wurden bestätigt oder widerlegt, diesmal kann die Musik gehört werden.
Ich sag’s jetzt einfach mal: Es ist schwer auszuhalten, dass das mega-verschmitzte und immer leicht diabolische Frettchen HeuferUmlauf plötzlich total unironisch singt. Hinter dieser Hürde wartet allerdings angenehm schwelgerischer Chanson-Indie. Sicherlich hat das die eine oder andere Genreband schon ergreifender hingekriegt, aber aufgrund der Fallhöhe des sonst so unberührbaren LOLShowmasters besitzt diese Nummer einfach ihren Reiz.
Verhandlung
In der Strophe des Schlüsselstücks »Geister« findet sich eine Gesangslinie, die original vom Song »Kaputt« des Wir-Sind-HeldenAlbums »Soundso« stammt. Tavassol ist also nicht nur Staffage, sondern hörbar im Songwriting drin. Ebenfalls omnipräsent: der Wille zur Ballade. Eine einzige Tränenziehermusik ist das.
— Gloria »Geister« (Grönland / Rough Trade / VÖ 07.08.15) — Auf Tour vom 01.10. bis 14.11.
#Life #Style
Doc Intros Lexikon der Musikerkrankheiten
Kraftursprung und Wirkungsort weit auseinander. Um die Sehnen gerade an oberflächlichen und knochennahen Stellen wie unserem Handgelenk zu schützen Folge 5: Sehnenscheidenentzündung und gut gleiten zu lassen, hat der Körper dort eine Ummantelung #Life — Regelmäßigen Lesern dieser Reihe samt innerem Schmierfilm gebaut haben wir den Berufswunsch Musiker – die Sehnenscheiden. Kommt es nach häufigen monotonen Bewevielleicht schon nachhaltig ruiniert. gungen hier zu einer Entzündung Depression, Suizid, irreparabler oder Überbelastung, zeigt sich die Gehörschaden, Schizophrenie – man betroffene Region gerötet und gewill ja wirklich nicht tauschen. Deshalb schwollen. Gerade bei Bewegung haben Patienten starke Schmerwidmet sich Doc Intro diesmal einem zen, teilweise hört man sogar ein nicht ganz so extremen Fall, sondern leichtes Knirschen. einer harmlosen Krankheit, die den Im akuten Fall hilft nur die RuGitarrenvirtuosen ebenso wie den higstellung der betroffenen Hand oder der Finger, außerdem sollHobbymucker und den Progrock hörenden te man das Handgelenk kühlen. Finanzbeamten betrifft. Meist reicht eine Ruhepause über Nacht nicht aus und eine Bandage Endlich mal eine Krankheit, die uns Normalos mit un- ist notwendig, im schlimmsten Fall gar ein Gips. Unterseren Musikerhelden vereint. Wir bekommen sie durch stützend werden anti-entzündliche Schmerzmittel wie falsche Ergonomie am Arbeitsplatz, von monotonen Ibuprofen oder Diclofenac verabreicht, in Härtefällen Tipp- oder Mouse-Arbeiten oder aber durch ungewohnte wird Kortison injiziert. Gartenarbeit bei der Schwiegermutter am Wochenende. Um eine Wiederkehr der Erkrankung oder einen chroStars und Musiker hingegen leiden mitunter nach langen nischen Verlauf zu verhindern, ist es wichtig, die ausGitarrenriffs und fulminanten Schlagzeugsoli darunter. lösende Bewegung zu verhindern beziehungsweise zu Die Rede ist von der ganz profanen Sehnenscheiden- optimieren. Hier helfen Aufwärmübungen und genügend entzündung (Tendovaginitis). Und die ist noch harmlos Pausen während der Arbeit (aber bitte nicht auf Konzerim Vergleich zu dem, was sich in einem Berufsorchester ten!). Für uns Normalos gibt es zudem schicke ergonoso an chronischen Haltungsschäden tummelt – das füllt mische Mouse-Kissen. Genügend Pausen während der ganze Orthopäden-Stadien, äh, -Praxen. Arbeit helfen natürlich auch, so wie in diesem Fall: 2355 Bleiben wir aber bei der Sehnenscheidenentzündung. Zeichen, zwei Zigaretten-Pausen, einmal Toilette, ein TeIm Prinzip ist eine Sehne die Verlängerung des Muskels lefonat mit Mutter. Die Sehnenscheide wird’s mir danken. und endet am Knochen. Hier sorgt sie für die Übertra- Euer Doc Intro gung der Bewegung, wie der Faden bei einer Marionette. Da für die Bewegung unserer Finger hauptsächlich die Muskeln im Unterarm zuständig sind, liegen hier
IFA in Berlin
UND ES HAT WAM! GEMACHT … #Style — Da sich ein jeder von uns gerne mit technischen Spielereien beschäftigt, die das Leben im Allgemeinen und das Musikhören im Speziellen angenehmer machen, sei den Technik-Nerds an dieser Stelle schon mal die IFA empfohlen, die vom 4. bis zum 9. September auf dem Messegelände in Berlin stattfinden wird. Auch wir streunen dort rum und
werden euch auf intro.de unter dem Hashtag #IFA unsere persönlichen Favoriten vorstellen. Einen haben wir schon jetzt ausgemacht: den Samsung WAM6500 Speaker. Der heißt nicht so, weil er ordentlich »WAM!« macht (was er zwar auch tut), sondern weil er ein Wireless-Audio-Multiroom-Lautsprecher ist. Ein sehr schmucker übrigens, den man allerdings nicht zu nah an den Wasserkocher oder die Kaffeemaschine stellen sollte – das könnte zu Verwechslungen führen. Die runde Form erklärt sich dabei vor allem aus dem 360-GradSound, der tatsächlich raumfüllend ist und einem vor allem dann in den Nacken schlägt, wenn man gute Musik mit fiesen Geräuschen hört (Aphex Twin zum Beispiel) oder sich im atmosphärischen Soundnebel eines BurialAlbums verlaufen will. — Infos: ifa-berlin.de
Illustration: Alexandra Ruppert
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Wer zum Teufel ist eigentlich dieser Penner? #Pop — Diese Frage stellten sich wohl nicht nur Film-Nerds, als sie erfuhren, dass »Juno«- und »Scott Pilgrim«Darsteller Michael Cera ebendiesen Penner, genauer: Alden Penner, auf dessen Tour an der Gitarre begleitete. Lena Ackermann war für uns beim Konzert im Berliner Privatclub und sprach mit Penner über berühmte Freunde und seine formidable EP »Canada In Space«.
I
m Grunde ist Alden Penner ein alter Bekannter: Vor 15 Jahren gründete der Kanadier zusammen mit Schulfreund Nicholas Thornburn eine (geneigten Intro-Lesern durchaus nicht unbekannte, von einigen gar heiß geliebte) Lo-Fi-Indie-Band namens The Unicorns. Doch wie es sich mit guten Dingen oft verhält, ereilte die exzentrischen Einhörner ein viel zu frühes Ende. Schon nach dem zweiten Album »Who Will Cut Our Hair When We’re Gone« löste sich die Band wegen unüberbrückbarer Differenzen auf. Alden Penner schrieb danach alleine an Songs, veröffentlichte das Album »Exegesis« und studierte die religiösen Lehren des im Iran verwurzelten Bahaitums. Seine Solo-Projekte unterbrach er zwar für eine kurze Wiedervereinigung der
Unicorns, die allerdings nur sechs Shows umfasste. Penners aktuelle Songs haben nicht unmittelbar etwas mit dem Sound der Einhörner gemein. Er lässt sich jetzt mehr Zeit, spielt statt unschuldigem Pop auch mal düstere Psychedelic. »Mit ›Canada In Space‹ habe ich genau das gemacht, was ich machen wollte. Ich musste keine Rücksicht nehmen, weil es keine weiteren Menschen gab, die mit in das Projekt involviert waren. Das war ziemlich angenehm.« Für die Tour zur EP trommelte er eine kleine Begleitband zusammen, deren berühmtestes Mitglied nun eben sein Buddy Michael Cera ist. »Es ist das Beste aus zwei Welten. Ich spiele meine eigenen Songs, bin dabei aber nicht ganz alleine.« Dass ihm der Hollywood-Mann die Schau stehlen könnte, fürchtet Penner nicht: »Die Leute, die kommen, um ihn zu sehen, hören im Endeffekt ja auch mich.« Lohnenswert ist das in jedem Fall. Im nächsten Jahr soll der EP ein Album folgen. — Alden Penner »Canada In Space« (EP / City Slang / Universal)
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#Pop
#Pop #Wer wir sind
CHEFKET
#Pop #Wer wir sind
#Pop #Wer wir sind
SAY YES DOG EATING SNOW Herkunft Deutschland / Luxemburg Genre Elektro-Pop Mitglieder 3 Besondere Vorkommnisse Schon ihre EP »A
Herkunft Berlin Genre Rap Mitglieder 1 Besondere Vorkommnisse Der MC mit den
Friend« aus dem Jahr 2013 begeisterte viele. Dennoch ließen sich Aaron Ahrends, Pascal Karier und Paul Runde für ihr Debüt die Zeit, die sie brauchten: »Wir hatten damals nicht das Gefühl, dass unser Material für ein rundes und repräsentatives Album reicht.« Aktuelles Album »Plastic Love« (Diskodogs Records/Cargo/VÖ 04.09.2015) »Elektro-Pop«, mögt ihr die Bezeichnung?
Aaron: Wir fanden die Beschreibung unserer Musik noch nie wirklich wichtig. Elektro-Pop türkischen Wurzeln wurde schon vom Senat gibt schon die Richtung vor, der Rest bleibt dazu verpflichtet, HipHop-Workshops an US- dann der Fantasie der Leute überlassen. TechColleges zu geben. no-Pop finden wir auch nicht übel. Im SinAktuelles Album »Nachtmensch« (Vertigo / ne von Techno als elektronische Tanzmusik: Universal / VÖ 14.08.2015) »Music don’t stop, Techno-Pop!«
Herkunft Jena / Poznan Genre Indietronic / Electronica Mitglieder 2 Besondere Vorkommnisse Ihr eigentlicher
Antrieb waren gemeinsame Abende, die regelmäßig in biergeschwängerten Studio-Sessions endeten. Heraus kam ein Debüt, mit dem DJ Douglas Greed und Sänger Mooryc zufrieden beweisen können, wie Musik erfolgreich zur Mir scheint, dass Bands wie Whitest Boy nebensächlichen Hauptsache werden kann. Viele MCs befassen sich derzeit wieder ver- Alive, Miike Snow oder sogar Hot Chip die Aktuelles Album »Eating Snow« (Freude am stärkt mit politischen Themen. Marcus Stai- passenden Referenzen für euren Klang wä- Tanzen / Kompakt / VÖ 11.09.15) ger erklärte kürzlich, es gäbe einen »neuen Tonfall« im deutschen HipHop. Wo würdest du dich da verorten?
Früher hat es ausgereicht, ein bisschen zu schocken und ein paar Reime auf einen Takt zu rappen. Inzwischen sind die Zuhörer anspruchsvoller geworden. Meine Ambitionen waren immer, Rap mit Soul-Elementen zu verbinden. Damals fanden es alle »schwul«, wenn ein Rapper auch gesungen hat. Inzwischen macht es fast jeder. Ich habe House mit Lexy & K-Paul produziert oder verrückten Kram mit Kid Simius aufgenommen, kann aber auch Doubletime-Raps mit Megaloh und Amewu performen – daran würden viele Rapper schon scheitern. Was war deine konkrete Vision für das neue Album? Wie sollte »Nachtmensch« werden, um es als Erfolg bezeichnen zu können?
Ich wusste nicht, wohin die Reise gehen soll. Als meine letzte EP »Identitäter« rauskam, hatte ich keine Wohnung und sehr wenig Geld. Ich habe alles in die EP investiert und gehofft, dass ich bei Null rauskomme. Das lief dann so gut, dass ich endlich mal durchatmen konnte. »Nachtmensch« ist das erste Album, das ich in Ruhe produziert habe. Mit dem Song »Fliegen« fing es an, dann kam der Rest.
ren. Stimmt ihr zu?
Paul: Die gehören auf jeden Fall dazu. Wir mochten immer den Ansatz, elektronische Musik mit richtigen oder akustischen Instrumenten zu spielen und trotzdem Songs zu singen. Und gerade Miike Snow hatte schon immer ein mega Live-Set-up. Da wollten wir auch hin! Django Django ist auch so ein Beispiel, oder Metronomy. Aber wenn man an Bands denkt, die uns schon früh und immer noch beeindrucken, gibt es eigentlich nur die Beatles. Niemand hat bessere Songs geschrieben. Etwa zeitgleich mit der Veröffentlichung eurer EP seid ihr nach Berlin gezogen. Was war der ausschlaggebende Grund dafür?
Pascal: Eigentlich war schon immer klar, dass wir uns nach dem Studieren wieder in Berlin Warum Farhot als Produzent der LP? treffen. Hier kommen Paul und Aaron her und Farhots Produktionen für Nneka haben mich hier haben wir unsere Homebase und unser schon immer fasziniert. Bis dahin hatte ich Studio. Außerdem sind die Mieten billig und nichts Vergleichbares aus Deutschland gehört. der Döner der Beste. Interview: Sermin Usta
Interview: Bastian Küllenberg
Ihr standet nicht zum ersten Mal zusammen im Studio. Schon für Douglas’ Album »KRL« habt ihr zu zweit Tracks produziert. War das der Anfang von Eating Snow?
Mooryc: Wir hatten am Anfang eigentlich nicht das Ziel, ein gemeinsames Projekt aus dem Boden zu stampfen. Als wir uns das erste Mal trafen, mieteten wir einen kleinen Bauernhof und wollten eigentlich nur für eine Woche abnerden und die Arbeitsweise des anderen erkunden. Es sollte eher Workshop statt Band sein. Aber unsere Zusammenarbeit und Freundschaft hat dann ziemlich gut geklickt, sodass bereits in der ersten Session einige Tracks entstanden sind. Eigentlich hat sich diese Arbeitsweise so fortgesetzt. Wir trafen uns zwei- bis dreimal im Jahr für jeweils eine Woche und machten Musik, so ganz ohne Ziel und Ambitionen. Nach ein paar Jahren stellten wir fest, dass wir ein Album im Kasten hatten. Ihr wurdet musikalisch auch ganz unterschiedlich sozialisiert, richtig?
Douglas: Ja, Mooryc kommt aus der klassischen Ecke. Er hat viele Jahre Klavier gelernt und wurde auf der Universität zum Instrumentenbauer ausgebildet. Ich bin eher der Ableton-Kästchenschieber mit gespenstischem Teint. Aber ich glaube, wir ergänzen uns gut und können uns für die »Welt des anderen« begeistern. Mooryc hat mich mit klassischer Musik vertraut gemacht, und ich habe ihn der Rohheit von frühem Techno ausgesetzt. Interview: Sermin Usta
ROMANOMUSIK.DE
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#Promotion
Jeden Monat neu: Teilnahme unter intro.de/Quiz
DAS QUIZ #235 Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich alles um den Londoner Neo-Soul-Sänger Kwabs. Los geht’s… 1. Welcher Künstler gilt als Entdecker von Kwabs?
3. Wie hieß seine Debut EP?
2. Mit welchem Hit gelang Kwabs der Durchbruch?
4. Mit wem arbeitete er dort zusammen?
B Seal W Goldie L James Blake
W »Stop« F »Wait« A »Walk«
L »Wrong or Right« B »Left or Right« S »Walk or Ride«
D Vater K Sohn V Heiliger Geist
Die Gewinne
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Mit dem Raumfeld Soundbar wird jedes Wohnzimmer deutlich aufgewertet. Dieser innovative WLAN-Soundbar mit WirelessAktiv-Subwoofer vereint zwei Klangwelten: Das System ist durch seine WiedergabeTechnologien für mitreißenden Klang wie im Kino nicht nur perfekt für TV & Filmton geeignet, sondern dank der voll integrierten Raumfeld-Multiroom-Komponenten auch eine moderne WLAN-HiFi-Anlage. Gewinne einen Raumfeld Soundbar im Wert von 1.299€
Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@ intro.de schickt. Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 28. September. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Mit Tullamore D.E.W. zum Poetry Slam nach Berlin
Grand Theft Auto V – »Welcome to Los Santos«
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Entdeckt mit Tullamore D.E.W. das gesprochene Wort! Getreu dem Motto »Fear the Poet & Drink the Whiskey« verlost der Irish Whiskey einen Kurztrip nach Berlin (2 Personen inkl. Reise, Übernachtung & Poetry SlamPaket). Beim Bastard Slam am 20. November erwarten Euch packende Wortgefechte und ein guter Drink – der D.E.W. & Ginger!
Welcome to Los Santos ist eine genreübergreifende Musiksammlung mit neuen Tracks, die durch die Welt von GTAV inspiriert wurden. Mit dabei sind unter anderem Earl Sweatshirt, Little Dragon, Phantogram, Freddie Gibbs, Popcaan, Killer Mike uvm. Das von The Alchemist & Oh No geschaffene Album gibt es einmal auf CD und einmal als Vinyl zu gewinnen.
Misfits – Komplette Serie
Ridgebake
polyband.de
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Die menschlichsten aller Superhelden: die Serie um fünf britische Jugendsträfler mit Superkräften besticht durch schnoddrige Dialoge und ihre im wahrsten Sinne des Wortes zu verstehende Street Credibiltiy. Alle fünf Staffeln gibt’s jetzt als Box auf DVD & Blu-ray – wir verlosen 3 Bluray Boxen.
Die Rucksäcke von Ridgebake sind von Kultur, Reisen, Fashion und Funktion geprägt. Diese Kombination erleichtern dir den Alltag – ob beim Fahrradfahren, beim Einkaufen oder zum Verstauen des Laptops. Gewinne deinen Alltagsbegleiter. Folgende Modelle stehen zur Auswahl: Liam (black), Kay (Ash), Mid Liam (Beige/ Lilac), Super Rich Pauli (Lilac).
FSK 18 – Gewinnversand nur gegen Ausweisvorlage
#Pop
Illustration: Santtu Mustonen
#Pop Obwohl der Rekordsommer alles Grünzeug verbrannt hat, sprießt es in der Musikwelt, als wäre schon wieder Frühling: Kwabs ist von einem Newcomer zur Charthoffnung mutiert, HEALTH wachsen über sich hinaus, während Schnipo Schranke und Georgia mit erstaunlichen Debütalben endlich aufblühen.
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#Pop #Kwabs
KWABS
STIMME IST ALLES
Kwabena Sarkodee Adjepong alias Kwabs schlägt gerne künstlerische Haken. Mit der von S O H N produzierten »Wrong Or Right«-EP eroberte er die Herzen der coolen Indie-Kids. Nur wenige Monate später wurde er mit dem Radiohit »Walk« Muttis Liebling. Auf sein Debütalbum »Love + War« mussten wir eine halbe Ewigkeit warten, gleich zweimal wurde das Release verschoben. Jan Wehn zeichnet für uns den Weg dieses jungen, verstörend wandelbaren Popstars nach. Fotos: Jonas Holthaus
A
ußergewöhnlich, bestechend, emotional, erderschütternd – das sind die famosen Fulminanzformulierungen, mit denen Journalisten versuchen, der Stimme des britischen Sängers Kwabs irgendwie beizukommen. Wenn man hingegen YouTubeKommentaren Glauben schenken mag, dann klingt die Stimme des 24-Jährigen für Fans eher wie Butter. Oder Öl. Eben nach etwas, das richtig gut runtergeht. Bisschen weich, bisschen schmierig. Flutsch. Aber was heißt das schon? Man muss selbst hören, wie dieser bescheidene Schelm einem mit seinem Bariton die Füße unterm Boden wegzieht und von der Zirbeldrüse bis zum Steißbein eine Gänsepelle erster Güte beschert. Das Irre daran ist: Dafür muss er noch nicht mal singen, nein, es reicht schon ein sympathisches, lang gezogenes »Hellooo!« zur Begrüßung, und man ist dem jungen Herren sofort voll und ganz verfallen. Was übrigens gleich mehrfach passiert, da wir ihn durch das
wiederholte Verschieben seiner Albumveröffentlichung gleich dreimal treffen. Kwabs wächst als Kwabena Sarkodee Adjepong in Bermondsey, einem Stadtteil von London am Südufer der Themse, bei Pflegeeltern auf. »Ich habe schon immer viel und vor allem gerne laut gesungen«, erinnert er sich. »Im Kindergarten wurde ich ständig gefragt, ob ich ›Happy Birthday‹ für die anderen Kinder singen könne. Ich habe gar nicht verstanden, wieso ausgerechnet ich das immer machen musste.« Kwabs lacht. Auch in der Schule fällt das Talent des Teenagers auf. »Meine Musiklehrerin war eine unglaublich liebevolle und leidenschaftliche Frau, die mich ständig ermutigt hat, meinen Weg zu gehen«, erzählt Kwabs. Sie ist es auch, die ihm irgendwann rät, die Aufnahmeprüfung für das National Youth Jazz Orchestra zu machen. Kwabs geht hin – und besteht prompt. Genau an diesem Punkt, Kwabs ist gerade 16 Jahre alt, passiert etwas Besonderes mit ihm: Während ein Großteil der Musikschulabsolventen und Orchestermitglieder sich
#Pop #Kwabs
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#Pop #Kwabs
komplett in verkopftem Spiel mit den klassischen Standards verliert, gibt Kwabs sich nach Unterrichtsschluss noch die volle Breitseite britischer Popmusik. »Ich hatte Phasen, in denen ich nur R’n’B gehört habe, aber stand dann eine ganze Zeit lang auch auf Gitarrenbands wie Bloc Party, We Are Scientists oder The Strokes und habe gerne auch Pop von Feist gehört.« Auch als Kwabs wenig später an der Royal Academy of Royal Academy of Music in London studiert, versieht er das in Music in London Bereits 1822 gegründet, ist der Musikerausbildung gelernte Wissen stets die Londoner Musikhochmit einem zeitgemäßen Überbau. schule eine der führenden Einerseits singt er in klassischen FormatioMusikinstitutionen weltnen wie dem Quintett Sector 7 und leiht der weit. Zu den Absolventen gehören Sänger wie Sami Band They Say Jump seine Stimme, andererYusuf oder Joe Jackson, seits findet man in den hinterletzten Ecken des zu den eng verbündeten Internets auch ein paar beinah verschollene Künstlern Komponisten wie Franz Liszt, Felix MenDemo-Aufnahmen von Kwabs und seinen Studelssohn Bartholdy, Yehudi dienkollegen. Durch Menuhin oder Anne-Sophie sie bekommt man beMutter. reits eine Ahnung daThe Wilhelm von, dass das Korsett der klassischen SänScream Der Wilhelmschrei ist nicht gerkarriere für Kwabs nur die Bezeichnung für irgendwann zu klein den Schrei eines Menschen, sein wird. Zu präsent der – einem Geräusche-Arist damals schon der chiv entnommen – in zahlreichen Filmen und Serien Pop, zu seelenvoll der Verwendung fand. Er ist Gesang, zu groß die auch Titel eines Songs von Bereitschaft, das ZeitPost-Dubstep-Posterboy Kwabs James Blake. »The Wilhelm gemäße in den zeitloScream« wiederum ist die sen Gesang einfließen Coverversion von »Where zu lassen. »Ich habe To Turn«, einem Stück von Blakes Vater James nicht mit dem SinLitherland. gen begonnen, weil ich berühmt werden wollte. Mir ging es mehr darum, mit meinen Gefühlen umzugehen«, erzählt Kwabs. »Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass andere Menschen meinen Gesang mögen, was mir wiederum gefallen hat. Aber selbst da habe ich noch nicht daran gedacht, mal auf einer Bühne zu stehen und ein Star zu sein.« Lieber steht er vor der Bühne und bewundert die großen Sänger: »Ich bin selten auf Konzerte gegangen. Aber wenn doch, dann habe ich versucht, die Legenden live zu erleben.« Der Singer/Songwriter James Taylor begeistert ihn zu dieser Zeit genauso wie Aretha Franklin, die er in New York erlebt. Irgendwann zieht es Kwabs dann aber doch ins Bühnenlicht. Er nimmt an der BBC-Show »Goldie’s Band: By Royal Appointment« des Drum’n’Bass-Pioniers Goldie teil und spielt daraufhin ein Konzert im Buckingham Palace, wo er voller Hingabe den Worksong »Sometimes I Feel Like A Motherless Child« singt und für offene Münder sorgt.
2012 stellt Kwabs erste Coverversionen von berühmten Songs aus den Charts ins Netz. »The Wilhelm Scream« von James Blake wird in der Neuinterpretation von Kwabs ein mächtiges Stück Popmusik. »Ich habe die Songs gecovert, weil ich eine ganz spezielle Beziehung zu ihnen hatte. Wenn ich einen Song wie ›The Wilhelm Scream‹ singe, dann fühle ich mich diesem ganz verbunden und habe das Verlangen, ihm etwas Eigenes hinzuzufügen. Aber gleichzeitig ist da auch die Verantwortung, es richtig und respektvoll zu machen.« Auch »Like A Star« von Corinne Baily Rae hat in der Version von Kwabs nur noch wenig mit dem luftig-leichten Afterwork-Soul des Originals zu tun. Seine eigene Version lädt Kwabs zwar nur in Form eines Webcam-Videos hoch, aber wie der damals 21-Jährige nach anderthalb Minuten loslegt und die Feel-good-Lyrics mit seinem geschulten Gesang kombiniert – das verschlägt einem schon den Atem.
»Das Schöne ist ja, dass die Leute gerade gar keine Ahnung haben, was sie von mir zu erwarten haben.«
#Pop #Kwabs
Kwabs beginnt, nicht mehr nur Coverversionen zu singen, sondern eigene Texte zu schreiben. Wie bei seinen ersten Schritten als Sänger steht auch hier zunächst seine eigene Befindlichkeit im Vordergrund. »Ich habe nie auf Melodien oder Betonungen geachtet. Mir ging es vielmehr um die Message und darum, meine Gefühle zu verarbeiten«, erzählt Kwabs. Dann überlegt er eine Weile, ehe er sich an seinen ersten selbst geschriebenen Text erinnert. Es sind die Zeilen »Never been much of a fighter / Never let the world see my skin / Dark is the night before the dawn begins«. Kwabs lacht: »Zu der Zeit war ich sehr poetisch unterwegs.« Dann überlegt er wieder eine Weile. »Im Nachhinein muss ich sagen, dass diese Zeilen wirklich ein guter Start für mich als Songwriter waren. Ich habe einfach darauf gehört, was sich in mir selbst abspielt, und es anschließend zu Papier gebracht.« Nachdem insbesondere Kwabs’ Coverversionen dafür verantwortlich sind, dass er 2013 einen Deal mit Atlantic Records unterschreibt, veröffentlicht er kurz darauf seine erste EP »Wrong Or Right«. Auf fünf Tracks vereint Kwabs gemeinsam mit S O H N, dem Wahlwiener Cheffrickler mit Londoner Wurzeln, den Soul mit dem Schlafzimmer, das Kraftvolle mit dem Sanften, das Klassische mit dem Coolen. Nur um ein gutes halbes Jahr später mit der zweiten, dieses Mal von Plan B produzierten EP »Pray For Love« und der mächtigen Single »Walk« komplett in Richtung Pop umzuschwenken. »Walk« ist, das hört man sofort, für das Radio gemacht. Fürs Abwaschen, fürs Autofahren, fürs Nebenbeihören – und fürs Zocken. Tatsächlich schaffte es der Song auf den Soundtrack des Videospiels »FIFA 15« und ist das Pop-Ereignis des Frühsommers, das bewusst nicht mehr viel mit dem sehr eigenen Style der vorangegangenen »Wrong Or Right«-EP gemein hat. In einem Interview spricht Kwabs schon Anfang 2014 davon, ein paar Fährten legen zu wollen. Das ist ihm in den darauffolgenden anderthalb Jahren definitiv gelungen. »Die Leute hätten vielleicht nicht unbedingt erwartet, dass ich einen Song wie ›Walk‹ veröffentliche«, sagt Kwabs. In der Tat würden sich nicht viele trauen, nach avantgardistischem Schlafzimmer-Soul für Szene-Kenner mit einer Pop-Hymne erster Güte an die Spitze der Charts zu brettern. »Das Schöne ist ja, dass die Leute gerade gar keine Ahnung haben, was sie von mir zu erwarten haben«, sagt Kwabs und lacht. »Kunst zu erschaffen, die die Leute überrascht, macht mir unheimlich viel Spaß.« Kunst zu erschaffen, die die Leute überrascht, braucht aber auch ihre Zeit. Ursprünglich für Anfang 2015 angekündigt, erscheint Kwabs’ Debütalbum jetzt ein gutes Dreivierteljahr später. Fragt man ihn nach dem Grund, dann antwortet er mit Allgemeinplätzen. Er habe das Gefühl gehabt, einfach noch nicht so Dave Okumu weit gewesen zu sein. Außerdem würde er die Mit Tom Herbert und Entscheidungen seines Labels respektieren. Leo Taylor bildet Okumu Ob Kwabs nun wirklich noch an Songs gedie Krautrock-Band The schrieben hat, man sich intern noch ein paar Invisible. Wem das musihittige Nummern überlegt hat oder das Album kalisch zu weit draußen ist, der wirft vielleicht schon seit dem Frühjahr fertig war und jetzt mal einen Blick in die einfach besser in den Releaseplan passt, ist weitere Diskografie des letzten Endes egal, denn »Love + War« ist ein österreichisch-britischen Superproduzenten: Okumu wirklich gutes Album geworden. Produziert arbeitete schon mit Amy wurden die zwölf Songs von S O H N, Royce Winehouse, Matthew Wood Junior und Producer-Legende Dave Herbert, St. Vincent und Theo Parrish. Er war als Okumu. Auf »Love + War« kommt tatsächlich Executive Producer und all das zusammen, was man bisher von Kwabs Songwriter am Erfolg von gehört hat: Ausgecheckte Bassmusik-SpieleJessie Wares Debütalbum »Devotion« beteiligt. reien, die auch der ersten EP gut gestanden
hätten und sich mit beinahe pathetischen Pop-Momenten abwechseln. »Fight For Love« ist pumpender Disco-Soul der späten 80er-Jahre, während das von S O H N produzierte »Look Over Your Shoulder« mehr nach Powerpop der 90er klingt. »Layback« ist futuristischer HochglanzR’n’B, »Perfect Ruin« die obligatorische Trauerkloß-Ballade und »Cheating On Me« ein ergreifender Slow-Jam. »Love + War« vollzieht die Gratwanderung zwischen Mainstream und Special-Interest-Musik. Mit seinen Pop-Bekenntnissen, Gospel-Anleihen, Contemporary-R’n’B-Versatzstücken, Jazz-Ausflügen und elektronischen Einschlägen reiht sich das Album ganz wunderbar zwischen James Blake, S O H N, aber auch Banks oder gar Frank Ocean ein. Je länger man den Songs lauscht, desto mehr versteht man, dass es hier ausnahmsweise nicht um die Musik geht. Etwas, das man in Zeiten computergemachter und digitalpolierter Musik gerne mal vergisst. Das einende Element der Platte ist nicht ein bestimmter musikalischer Stil oder eine besonders raffinierte Interpretation tagesaktueller Trends der Popmusik, sondern die Stimme von Kwabs, denn mit seinem Ausnahmeorgan ist der 24-Jährige längst an einem Gros der aktuellen Popstar-Garde vorbeigezogen. Und als ob das nicht schon genug wäre, besticht jeder der zwölf Songs auch durch raffiniertes Songwriting, das nicht nur vom Inhalt, sondern auch von den Emotionen lebt. Unlängst postete Kwabs ein Foto der Lyrics zu seinem Cover von »The Wilhelm Scream« im Internet. Darauf zu sehen: Neben dem eigentlichen Text in unterschiedlicher Schriftgröße auch diverse Markierungen, Anmerkungen und Ad-libs. »Durch diese Phrasierungen weiß ich, wie ich den Text betonen muss – musikalisch, aber auch emotional. Denn das Gefühl ist mindestens so wichtig wie die Technik.« Auf diese Weise schreibt Kwabs auch seine eigenen Texte – vornehmlich auf die eigenen vier Wände: »Ich mag es, Songzeilen an die Wand zu schreiben, sie eine Nacht dort stehen zu lassen und zu schauen, ob man sie am nächsten Tag immer noch mag – wenn das so ist, dann ist die Zeile wirklich gut«, erklärt Kwabs und erwähnt gleich im nächsten Atemzug, dass man sich die heimischen Wandmalereien keinesfalls als gut strukturiertes Raufaser-Booklet vorzustellen habe: »Ich schreibe nie von oben nach unten, sondern mal ein Wort hier, eine Zeile dort, danach ziehe ich Linien zwischen den einzelnen Notizen, versehe sie mit unterschiedlichen Prioritäten, streiche auch wieder etwas, bis kein Platz mehr auf dem Blatt ist. Ich mag diese unorganisierte Reise zum Organisierten – zum fertigen Text.« Gleich unter der ersten Schicht sind die Stücke auf »Love + War« so puristisch und seelenvoll, dass sie auch als abgespeckte Akustikversion nichts von ihrer Magie verlieren würden. Weil sie in erster Linie von Kwabs’ Gesang leben. Und genau so funktioniert seine Kunst: Die Musik wird zur netten Nebensache, und das stimmliche Können tritt in den Vordergrund. Dieses Talent, aber auch die Liebe zum Text, ja, die Passion für das Songwriting, das Faible für die großen Sänger der vergangenen Jahrzehnte, seine Bereitschaft zur musikalischen Vielschichtigkeit machen Kwabs in einer Zeit, in der erfolgreicher R’n’B und Soul in den meisten Fällen nicht mehr ohne zeitgeistiges Beiwerk wie bearbeitete Vocals oder elektronische Einflüsse auskommt, zu einem der besten Sänger unserer Zeit. Ganz egal, ob die Stimme jetzt erderschütternd oder nach Butter klingt. — Kwabs »Love + War« (Warner / VÖ 11.09.15)
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#Pop #Schnipo Schranke
Schnipo Schranke
KOHLE FÜR KIPPEN
Schnipo Schranke werden in den nächsten Monaten nicht mehr schnorren müssen. Das Geld sollte nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums »satt« wohl auch für ihr konstantes Ketterauchen reichen. Mit Liebe werden die Wahlhamburgerinnen schon seit ihrem ersten lauwarmen Hit »Pisse« überschüttet, der auch die IntroSingle-Liste 2014 anführte. Zu Recht. Liz Weidinger sprach mit Daniela Reis und Fritzi Ernst über männliche Musen, Fame und den ganz normalen Upfuck. Foto: Tim Bruening
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exte, die mitten ins blutende Herz treffen. Kindliche Harmonien, die nicht mehr aus dem Hirn verschwinden. Ein minimalistisch dahinschepperndes Schlagzeug, ein Plattendeal beim krediblen Hamburger Label Buback und eine Produktion von Labelgründer Ted Gaier of Goldene-ZitronenFame. Das ist »satt« von Schnipo Schranke, der Band von Daniela Reis und Friederike Ernst. Rocko Schamoni hat sie entdeckt. Was soll da schon schiefgehen? Nichts! Es ist ein Spitzenalbum geworden. Hauptsächlich aber, weil es so schön zerstört ist: Lethargie, allgemeine Sinnlosigkeit,
Geldprobleme, Liebeskummer, Fehler und Schnipo Schranke Versagen. Abkürzung für den Dauer»Wir wollen über extreme Gefühle und brenner aller Gerichte in Kantinen und AutobahnAbgründe schreiben, wir wollen dahin, wo raststätten: Schnitzel es dreckig wird«, sagt Reis beim abendlichen Pommes mit Ketchup und Biergespräch in Hamburg. Meistens sind das Majo. Lecker, gesund! dann Lieder, die irgendwas mit Liebe zu tun haben. Ein immer wieder auftauchendes Motiv ist die anhimmelnde Begeisterung für männliche Musen. Aber es gibt auch nicht zu verachtende Hits über Cluburlaub in der Karibik. Da gehe es um Fernreisen als Lebenshilfe, so
#Pop #Schnipo Schranke
Reis. Nach dem Motto: Yeah, ich geh jetzt auf Weltreise, dann geht’s mir besser, und ich finde mich selbst. Und im Endeffekt ändert sich gar nichts, oder es wird schlimmer. Im letzten Song des Albums, »Gute Reise«, singen sie gar über einen benutzten Tampon, als wäre er ein Ex-Lover. Das mit den harmonisch klingenden Akkorden und Instrumenten können die beiden Damen, da sie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt studiert haben – Reis Cello, Ernst Blockflöte. Für ein Leben nach dem Studium sahen sie zwei Optionen: »Entweder ich leb von Hartz IV, bleib zu Hause und kiff mir den ganzen Tag die Rübe weg, bis ich irgendwann draufgehe, oder ich mach was Krasses, das mir Spaß bringt«, sagt Reis. Und Ernst ergänzt: »Wir hatten ja nichts zu verlieren.« Also beschlossen sie, Popstars zu werden – und setzten den Plan folgendermaßen um: 1. Nach einer Lesung in Frankfurt Rocko Schamoni eine Demo-CD andrehen und zusammen saufen. 2. Rocko Schamoni und Plattenhändler sowie Autor Gereon Klug mit diesen Demo-Aufnahmen überzeugen und ihnen dann auch auf ihre Facebook-Nachricht antworten. 3. Das erste Konzert im ehemaligen Festsaal Kreuzberg spielen. 4. Nach Hamburg ziehen. 5. Sich in der Hamburger Szene endlich verstanden fühlen. 6. Auf dem Euphorie/Staatsakt-Sampler »Keine Bewegung« den ersten Hit platzieren. 7. Endlich die Hausaufgaben machen und die anderen eingehenden Facebook-Nachrichten beantworten. 8. Mit diesem Hit namens »Pisse« in vielen Single-Listen des Jahres 2014 stehen und ein von YouTube sperrwürdiges Video dazu drehen. 9. Einen Plattenvertrag bei Buback unterzeichnen. 10. Die Platte am 4. September veröffentlichen und alle Kids glücklich machen. Die Zusammenarbeit mit Gaier als Produzent fanden Reis und Ernst aufregend und »total wundervoll«. Sie hatten Plan von Text und Komposition, er hatte Ahnung, wie man einen bösen Beat darunterlegt. Die Schnipos waren Fans dieses harten Gegensatzes, der eine deutliche Entwicklung seit den schrammeligen YouTube-Clips oder getriebenen Live-Auftritten ist. Da hallt es auf einmal gewaltig, und krautige Störgeräusche durchkreuzen Blockflöte und Klavier. Grundsätzlich haben die beiden Musikerinnen nur Gutes über die älteren Herren der Hamburger Musikszene zu berichten: »In Hamburg sind wir total gut auf- und auch ernst genommen worden. Die Szene kannte uns schon, bevor wir sie kannten«, sagt Reis. Das bedeutet auch: Sie hatten eine Teenagerzeit ohne rettende Messages aus der Hamburger Schule der Neunzigerjahre und mussten sich stattdessen an Harry Potter klammern. »Ich denke im Nachhinein immer, ich wär ein viel glücklicherer Mensch gewesen, hätte ich die Hamburger-Schule-Sachen gekannt«, sagt Reis und bestätigt, was in Zeilen wie »Warum schreibt Dumbledore mir nicht?« schon durchklingt: »Für mich hat so ab elf Jahren Harry Potter eine große Rolle gespielt. Ich wollte immer nach Hogwarts und war mir sicher, dort auch Freunde und Verständnis zu finden. Klar ist das die klassische
Outsider-Geschichte, aber sie berührt mich heute noch.« Was nach der Veröffentlichung passieren soll, ist eh klar: »Es war von Anfang an der Plan, dass wir das hauptberuflich machen wollen«, sagt Ernst. Brot und Zigaretten wollen sie von den Einnahmen zahlen können. So heißt es im »Schnipo-Song«, in dem sich das Duo vorstellt: »Wir spielen nicht zum Mitwippen, wir brauchen Kohle für Kippen.« Mainstream und Masse sind für die beiden Musikerinnen dabei kein Drama: »Die Kunst besteht doch darin, komplexe Themen so leicht wie möglich auszudrücken, dass es sofort jeder verstehen kann«, sagt Reis. Viel mehr Drama ist jedoch die Frage nach musikalischen Einflüssen. Darüber mit Unbekannten zu sprechen oder gar im Netz zu posten, was eine gerade hört, ist für die beiden viel persönlicher und intimer, als zu singen: »Du warst stets in meinem Herzen, stets in meinem Sinn, wenn ich gekommen bin.« Erst mal komisch, ist aber so. Lieblingssongs könnten viel mehr über Schwächen verraten. Das Konzept hinter dem Frontalangriff im Songformat: »Bist du diejenige, die etwas sagt, kann dir eigentlich nichts mehr passieren, du bist nicht mehr verletzlich«, so Reis über die Macht von Intimität. Sie schaffen mit ihren Texten voller vulgärem Humor eine eigene Welt auf der Bühne, in der Schnipo Schranke Chef sind Video zu »Pisse« und nicht die Gesellschaft. Aber auch im Real Der Clip erscheint Life haben gesellschaftliche Regeln bei den anfangs handlungsarm und unspektakulär. Die beiden ihre Grenzen: »Ich seh ernsthaft nicht beiden Schnipos sitzen am ein, morgens meinen Schlafanzug auszuziehen, gedeckten Tisch und frühstücken. Dann aber erfolgt wenn ich vor die Tür gehe«, sagt Ernst. endlich eine Illustration des So viel punktgenaue Weisheit schon in so Songtextes. Die männliche jungen Jahren – beide sind Mitte 20 –, da kann Bedienung kommt zum man nur begeistert sein. Das mit den Worten Tisch und pinkelt in eine Tasse – der Penis haben sie sowieso drauf. Reis dazu: »Die Spra- dabei wunderbar in Szene che ist nur ein Mittel, Dinge besonders ehrlich gesetzt. Das war trotz auszudrücken. Wir versuchen, einfach so zu wiederholten Hochladens zu viel für YouTube und ist schreiben, wie wir reden. Unser Fokus liegt ja jetzt nur noch auf Vimeo zu auf den Aussagen der Songs, die durch eine begutachten. derbe Wortwahl maximal verschärft werden.«
»Ich seh ernsthaft nicht ein, morgens meinen Schlafanzug auszuziehen, wenn ich vor die Tür gehe.« Sie wollen auch nicht provozieren – ganz im Gegensatz zu Charlotte Roche –, sagt Ernst: »Ich finde das immer sehr unangenehm, wenn es jemand ernsthaft zu krass findet, wie wir reden.« Heißt für euch: Beim Hören besser nicht peinlich berührt sein, sondern laut mitsingen. Und auch ja nicht vollgepumpt mit Endorphinen nach den Konzerten zu den beiden rennen und ihnen erzählen, welcher Song einem über die größte Liebeskrise des Jahrzehnts hinweggeholfen hat – satt freuen reicht. — Schnipo Schranke »satt« (Buback / Indigo / VÖ 04.09.15) — Auf Tour vom 04.09. bis 04.12.
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#Pop #Dan Auerbach
Dan Auerbach
NEUE SPARRINGSPARTNER Dan Auerbach
NEUE SPARRINGSPARTNER Dan Auerbach ist nicht nur leidenschaftlicher Boxer, auch musikalisch hat er schon einiges erreicht: acht Studio-Alben mit den Black Keys, sieben gewonnene Grammys. Ob er die Black Keys mit seinem neusten Projekt The Arcs durch technisches K. o. aus dem Ring kickt, wird sich zeigen. Christian Schlodder hat Auerbach in Mailand getroffen.
#Pop #Dan Auerbach
D
an Auerbach ist ein klassischer Linksausleger. Zusammen mit seinem Cousin trainiert er regelmäßig in der heimischen Garage. Auch auf Tourneen mit den Black Keys bearbeitet er zwischen den Auftritten seinen steten Begleiter: einen Sandsack. Zugegeben: Das Bild des No-Name-Boxers, der ganz unten anfängt und plötzlich den Kampf seines Lebens antritt, mag ziemlich abgenutzt sein. Und doch passt es an dieser Stelle extrem gut – nur eben auf die Musik bezogen. Dan Auerbach geht noch zur Highschool, als er im Jahr 2001 gemeinsam mit dem Drummer Patrick Carney The Black Keys gründet. Mit der Band zaubert er in den nächsten Jahren Musikkritikern rund um den Globus ein Lächeln ins Gesicht und verdient sich insgesamt stolze sieben Grammy Awards. Der Weg dorthin war jedoch steinig: Auerbach kommt aus Akron, Ohio. Das Problem daran: Niemand kommt aus Akron, zumindest keine bekannten Musiker. Ist er mit den Black Keys in New York oder L.A., kennt er niemanden und niemand kennt ihn. Zusammen mit Carney fährt er in einem Van zu den eigenen Auftritten und stellt sich selbst hinter den Merchandise-Stand. Geteilte Spritkosten, billige Motelzimmer. Der Weg nach oben ist immer harte Arbeit. Beim Boxen. Und in der Musik. »Musiker und Boxer haben viel gemeinsam: Beide kommen in den Ring, und von da an gibt es keine Absicherung mehr. Keine Garantie, dass man gewinnt. Aber die Motivation ist stets die gleiche: Du arbeitest hart und gehst da raus mit dem Gedanken, dass du es schaffen wirst«, sagt Auerbach. Nun steht er mit einem neuen Projekt in der Ringecke: The Arcs. Dass die ersten beiden Songs »Stay In My Corner« und »Tomato Can«, die sich beide dem Thema des Boxens annehmen, ausgerechnet im Zuge des zum Jahrhundertkampf hochgepushten Fights zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao Anfang Mai in Las Vegas veröffentlicht wurden, ist kein Zufall. Das im September erscheinende Debütalbum »Yours, Dreamily,« hat er mit langjährigen Freunden aufgenommen. Leute, die ihn musikalisch inspiriert haben. Leute, die er respektiert. »The Arcs ist kein Soloprojekt«, stellt er gleich klar. Zusammen mit fünf Freunden schrieb er in den letzten Jahren 75 Songs, von denen es 14 auf die Platte schafften. Viele Sequenzen sind inspiriert von Alben der späten 60er-Jahre. Manchmal psychedelisch, manchmal melodisch. Mal schwer, mal leicht zu fassen. »Ich kann gar nicht genau sagen, welche Art von Musik wir machen«, sagt Auerbach. »Wenn ich das Album höre, höre ich Mariachi-Klänge, den Sound von Nord-Mississippi, HipHop, elektrische Gitarrensoli, Akustikgitarren und Saxofon. Wie soll man das definieren? Entweder du magst es – oder eben nicht.« Dan Auerbach geht in dieser neuen Freiheit auf. Das liegt vielleicht auch daran, dass er sich in Tonstudios sichtlich wohler fühlt als auf den großen Bühnen. »Es ist vergleichbar mit einer Buchveröffentlichung. Was macht mehr Spaß: das Buch zu schreiben oder jeden Abend auf einer Lesetour die ewig gleichen Seiten vorzulesen? Natürlich gibt es einem viel Energie zurück, seine Musik vor Publikum zu spielen. Aber eine Tour ist ein permanentes Auf und Ab: Manche Nächte sind großartig, manche scheiße. Im Studio zu sein ist dagegen etwas komplett anderes. Du kommst früh an und hast nichts. Und wenn du abends nach Hause gehst, hast du etwas erschaffen. Das ist ein anderes, ein gutes Gefühl.« Dingen eine Richtung zu geben war Auerbach schon immer wichtig. Dabei spielte es nie eine Rolle, ob er Musik machte oder sie produzierte. Die ersten vier Alben der Black
Keys produzierte er selbst, ohne zu wissen, was es überhaupt bedeutet, ein Album zu produzieren. Mittlerweile stand er bei 18 Produktionen an den Reglern, darunter Lana Del Reys 2014 erschienenes Nummereins-Album »Ultraviolence«. Des Öfteren war »Ultraviolence« zu hören, die Zusammenarbeit der beiden sei Lana Del Rey zierte im schwierig gewesen, doch dass sich Lana für Erscheinungsmonat Mai 2014 auch das Cover die Produktion ihres neuen Albums bewusst unserer Selfie-Ausgabe, mit gegen ihn entschieden habe, verneint er: »Lana einem Foto, das sie selbst ist großartig und sehr talentiert. Als sie ihre für uns auf ihrem Bett geschossen hatte. Über neue Platte aufnehmen wollte, war ich mit den Auerbach erzählte sie uns: Black Keys auf Tour.« Allerdings ist Auerbachs »Ich dachte schon, dass ich Perfektionismus bei Produktionen auch nicht fertig sei, da lernte ich Dan Auerbach von The Black gerade ein Geheimnis: »Platten zu produzieren Keys kennen. Wir trafen uns ist Teamwork. Das ist wie beim Sport. Alles in einem Club, schauten muss passen. Hast du nur einen starken Spieler, einander an und wussten gleich: ›Hey, wir sollten ein kann der Gegner ihn einfach ausschalten. Ein Album zusammen machen.‹ gutes Team aber ist unaufhaltsam.« Was total ungewöhnlich für Ironischerweise wich Auerbach bei der mich ist.« Produktion von »Yours, Dreamily,« von der gewohnten Routine ab: Die Songs »Come & der erste Grammy Go« und »Nature’s Child« entstanden in der Bei der 53. Grammy Lounge der Electric Lady Studios in New York. Awards Verleihung am 13. Februar 2011 schlug zum Eher aus Verlegenheit, wie er sagt: »Wir hatten ersten Mal die Stunde des morgens die Idee, die Songs aufzunehmen, fan- Dan Auerbach bzw. der den aber so spontan kein freies Studio mehr. Black Keys. »Brothers« wurde zum »Best AlternaDie Lounge war frei, Instrumente gab es vor tive Music Album« gekürt Ort, und so sind wir da hin. Es geht vielleicht und behauptete sich gegen gar nicht so sehr darum, wo man etwas auf- Konkurrenten wie Vampire Weekend und Arcade Fire. nimmt, sondern darum, dass alles passt.« Und Die Durchbruchssingle was für ihn im Endeffekt passen muss, ist vor »Tighten Up« erhielt am allem eine freundschaftliche und sich gegen- gleichen Abend eine Auszeichnung als »Best Rock seitig inspirierende Atmosphäre zwischen den Performance By A Duo Or Bandkollegen, allen voran Leon Michaels und Group With Vocals«. Richard Swift, die ihn immer wieder zu neuen Dingen antreibt. »Es ist schwer, entspannte Leute zu finden, die mit Kunst Geld verdienen. Große Künstler sind den ganzen Tag auf sich konzentriert. Diese selbstbezogene Obsession lässt Geniales entstehen, macht viele im Business aber zu menschlichen Monstern.« Der zweifache Familienvater ist darüber erhaben, hält sich von Partys fern und stürzt sich in Arbeit. Arbeit, die sich auszahlt. Sieben Grammys gewinnt man nicht mal eben so. Diese Erfolge sieht er allerdings sehr pragmatisch: »Ich habe nicht angefangen, Musik zu machen, um Grammys zu gewinnen. Klar, der erste ist etwas Besonderes. Der reißt einem die Füße weg. Aber ich persönlich brauche keinen weiteren.« Mit dieser gewaltigen Reputation im Rücken will sich Auerbach erst mal nur noch The Arcs widmen, »weil es sich richtig anfühlt«, wie er sagt. Seinen Sandsack wird er höchstwahrscheinlich weiterhin mit auf Tour nehmen. — The Arcs »Yours, Dreamily,« (Nonesuch / Warner / VÖ 04.09.15)
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#Pop #Georgia
Georgia
IM TAXI BIS NACH SÜDVIETNAM
#Pop #Georgia
Georgia Barnes wirft auf ihrem Debüt alle Musikstile in einen Topf und rührt kräftig um. Das Ergebnis ist eines der besten Popalben des Jahres. Aida Baghernejad hat mit der Britin über inspirierende Taxifahrten, Nächte im Heimstudio und Angstattacken gesprochen. Foto: Alex De Mora
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ie viele singende Schlagzeuger kennt man eigentlich? Da gibt es Phil Collins zu Genesis-Zeiten, Ringo Starr natürlich oder Bela B von den Ärzten. Dann wird es auch schon dünn. Dave Grohl könnte man noch dazuzählen, auch wenn man ihn schon lange nicht mehr hinter einem Schlagzeug gesehen hat. Was aber auffällt: In dieser Reihe finden sich sehr wenige Frauen. Drums spielende Frauen sind schon unterrepräsentiert, singende Schlagzeugerinnen kann man an einer Hand abzählen. Auftritt Georgia Barnes: breites Lachen, gigantische Lockenpracht, ansteckende Energie. Gute Voraussetzungen für ihren Job: Die 25-Jährige arbeitet schon seit einigen Jahren als Session- und Livedrummerin für eine ganze Reihe Künstler – unter anderem für den Produzenten und Musiker Kwes und für Kate Tempest, die sie seit ihrer Kindheit kennt –, was dazu führte, dass sie eine Menge Zeit mit ihrem Drumkit im Taxi verbracht hat. Nicht selten waren die Taxifahrer Londons von dem Mädchen mit Schlagzeug und enzyklopädischem Musikwissen ziemlich beeindruckt. Viele teilten mit ihr musikalische Perlen aus Pakistan, Jamaika und anderen Ecken der Welt. »Ich hätte das Album auch einfach nur ›Taxi‹ nennen können«, sagt Georgia und lacht. »Dieser eine Taxifahrer zum Qawwali Beispiel hat mir ein Mixtape mit Qawwali... wird »Ka-u-ali« Gesängen vorgespielt. Es war das Schönste, gesprochen und ist ein reli- was ich jemals gehört habe! Er hat mir dann giöser Gesangsstil aus der indischen Region Punjab. die CD geschenkt, ich war so glücklich.« DieZiel ist, sich durch Ekstase sem Taxifahrer haben wir vieles zu verdanken, Gott zu nähern. was wir an Georgias Debüt so lieben, denn der mystische Sufi-Gesang bildet das Grundgerüst für »Kombine«, einen der stärksten Popsongs des Jahres. »Irgendwann war da diese Idee, dass ich meine eigenen Songs machen möchte. Und dann hat es eigentlich nur einen Sommer gebraucht, bis alles stand.« Georgia ist alles andere als eine perfekte Popprinzessin. Ihr Abschluss in Musikethnologie, kombiniert mit ihrer Begeisterung für Timberland, Britney und Taylor Swift, lässt sie ganz eigene Soundwelten bauen. »Gleich in den ersten Wochen meines Studiums sprachen wir über spirituelle Gesänge aus den Urwäldern Südvietnams. Da versteht man, dass Musik mehr ist als diese kommerzielle Welt, die wir kennen. Sie ist etwas zutiefst Menschliches.«
Neben dem Schlagzeug spielt sie auch eher unbekannte Instrumente wie die westafrikanische Harfe Kora. Georgias Interesse an Musik kommt nicht von ungefähr: Ihr Vater Neil Barnes ist eine Hälfte des IDM-Duos Leftfield. Kein Wunder, dass ihr Leftfield musikalisches Talent schon entdeckt wurde, EDM-Kids aufgepasst: als sie ein kleines Kind war. Der Familienlegen- Ohne Leftfield waren House und Electronica in de nach kletterte sie hinter das Drumset des den Neunzigern nicht zu Kollegen ihres Vaters – und fing einfach an zu denken. Auch das jüngst spielen. Von diesem Moment an gehörten das erschienene »Comeback«Album lohnt sich. Schlagzeug und sie zusammen. Das Instrument ermöglichte ihr, an der Seite verschiedenster Musiker die Welt zu bereisen. »Das ist auch ganz gut, manchmal halte ich London wirklich nicht mehr aus. Der dauernde Druck, die Schnelligkeit. Aber sobald ich unterwegs bin, fange ich schon nach einem Tag an, die Stadt zu vermissen.« Ohne London hätte das nach ihr benannte Debüt gar nicht entstehen können: »Auf dem Album geht es die ganze Zeit um mein Leben in London, alles dort ist so verdammt inspirierend.« Auch eine der berühmtesten Töchter der Stadt spielt für Georgia eine große Rolle: M.I.A. »Sie ist wahnsinnig wichtig, bedeutet viel für London und für mich. Fuck, wir wollten uns anziehen wie sie, sein wie sie!« Dass Mathangi Arulpragasam für Georgia ein großes Vorbild ist, kann man besonders auf der ersten Single »Move Systems« hören. In dem Stück schlägt die junge M.I.A. mehr als einmal durch. Was auch an der Inspirationsquelle für das Stück liegen mag: »›Move Systems‹ habe ich nach einem Baile-Funk-Konzert geschrieben. Diese starken Frauen, die unglaublichen Beats – ich kam zurück ins Studio und wusste, ich muss einen solchen Beat bauen. Ich habe den Song dann in nur einer Nacht komplett produziert.« Da ist es nur folgerichtig, dass er jetzt von M.I.A.s frühem Kollaborateur und Baile-FunkFan DJ Switch geremixt wird. Doch M.I.A. ist nicht das einzige Vorbild: »Oneohtrix Point Never hat wirklich mein Leben verändert.« Ein Konzert des Experimentalmusikers zeigte Georgia, was in Sachen Produktion möglich ist. »Jeder Ton bei ihm ist genau durchdacht. Es ist einfach so wunderschön.« Dank des Jobs ihres Vaters konnte sie beim Proben auf ein voll eingerichtetes Heimstudio zugreifen und dort ihren Vorbildern nacheifern. »Manchmal merkt man einfach nicht, wie die Zeit verfliegt, man kommt raus und denkt: ›Oh nein, es ist Morgen!‹« Doch die Situation hatte nicht nur Vorteile, denn während Georgia bei ihren Eltern wohnte, um ihr Album zu produzieren, zerfiel deren Ehe. »Die Trennung meiner Eltern war belastend. Einfach traurig, meine Familie zerbrechen zu sehen. In den Nächten arbeitete ich dafür umso härter, und viele der Texte beschäftigen sich mit dieser furchtbaren Sache.« Georgias Stärken zeigen sich nicht nur in musikalischer, sondern auch in menschlicher Offenheit. Das wird während unseres Gesprächs mehr als deutlich. Sie hat keine Scheu, Verletzlichkeit zu zeigen, vielmehr nutzt sie diese als Quelle für ihr Schaffen. »Ich mache alles selbst, aber ich habe deswegen auch schon an Angstattacken gelitten. Ich schätze, das merkt man dem Album an. Es ist eine Reflexion von mir als Künstlerin. Ich wollte ein kleines Fenster öffnen und die Anfänge von etwas zeigen, das hoffentlich ziemlich lange bestehen bleibt.« Das hoffen wir auch, Georgia. — Georgia »Georgia« (Domino / GoodToGo)
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#Pop #Cover-Welten
Cover-Welten
MASKEN
#Pop #Cover-Welten
Steile These: Masken sind was f체r Weicheier. Man kann sich dahinter verstecken, Schindluder treiben oder einen auf hart machen. Frank aus dem gleichnamigen Kinofilm tr채gt Maske aus Prinzip, ohne w체rde man ihn gar nicht erkennen. Und im Gegensatz zum weicheirigen Rest duscht, schl채ft und isst er auch damit. Er brachte uns auf die Idee zu diesen Cover-Welten. Zusammengestellt von: Vanessa Weber und Senta Best
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#Pop #Beach House
Beach House
Bogalusa Blues In einem Südstaaten-Kaff mit dem klangvollen Namen Bogalusa tanzen Beach House einen Slowfox im Schwebezustand und naschen von den bittersüßen Kirschen der Depression. Im Gespräch erklären Victoria Legrand und Alex Scally gegenüber Annett Bonkowski, warum sie sich für »Depression Cherry« nicht neu erfinden wollten. Fotos: Shawn Brackbill
#Pop #Beach House
L
ieße sich die Musik von Beach House fühlbar machen, wären ihre Songs in etwa so anschmiegsam wie der rote Samt, der das Innere des Covers ihres neuen Albums »Depression Cherry« bedeckt. Seiner Beschaffenheit nach ist er gerade schwer genug, um mit den Fingerspitzen die darin enthaltene Sehnsucht nachzuzeichnen, die beim Hören zum Vorschein kommt. Aber dem, was so federleicht und flirrend klingt, ging eine harte Zeit voraus, in der Victoria Legrand und Alex Scally erst wieder zusammenfinden mussten: »Wir brauchten unbedingt eine Pause. Es fiel mir schwer, mich darauf einzulassen, aber irgendwann habe ich nicht mehr an die Musik gedacht«, beschreibt Sängerin Victoria Legrand die Auszeit. »Das Schreiben und Aufnehmen fühlt sich für uns wie eine Art Jahreszeit an«, fügt Gitarrist Alex Scally mit Begeisterung in der Stimme hinzu. »Im Sommer kann man es kaum erwarten, sich die Klamotten vom Leib zu reißen und Spaß zu haben. Mit der Musik ist es ähnlich. Irgendwann signalisiert dir etwas, dass es Zeit ist, neue Songs zu schreiben, und du stürzt dich hinein.« Noch auf dem Vorgänger »Bloom« rückte der Beach-Housetypische akustische Weichzeichner zugunsten eines fülligeren Sounds in den Hintergrund. Die neuen Stücke orientieren sich nun wieder am frühen Werk der Band. Für das Duo aus Baltimore ist »Depression Cherry« die Metapher für eine Reise innerhalb ihrer eigenen Existenz – die darauf vertonten Gefühlszustände, Energien und Orte verschmelzen zum Sinnbild ebenjener Farbe, die das aktuelle Albumcover ziert.
Kein business as usual Dass die Band sich künstlerisch gesehen nicht krampfhaft neu erfindet, stört Victoria Legrand wenig, wie sie betont: »Für Alex und mich hat unsere musikalische Entwicklung eher etwas mit den in uns stattfindenden Prozessen zu tun als mit externen Veränderungen wie dem Sound. Wichtig ist für einen Künstler nur das Innere, wenn er schreibt. Die Gesellschaft tendiert dazu, die Vergangenheit zu ignorieren, um Fortschritte zu erzielen. Aber ich glaube an die Kraft der Tradition. Es muss nicht immer etwas völlig Neues entstehen.« Um der Gefahr einer erzwungenen Innovation zu entgehen, beschlossen die beiden, die Reißleine zu ziehen: »Wir wollten beim Schreiben der neuen Songs bewusst alle Stimmen von außerhalb zum Schweigen bringen«, verrät Alex Scally. Dafür notwendig war auch die Loslösung aus jeglichen kommerziellen Kontexten.
Doch funktioniert so ein radikaler Schnitt für eine international erfolgreiche Band wie Beach House, die in den über zehn Jahren ihres Bestehens weit über die Grenzen des Indie-Kosmos’ hinaus bekannt wurde? Überraschend eindeutig fällt Victoria Legrands Urteil aus: »Kennst du das Gefühl, wenn du draußen Lärm hörst und ihn ausblenden willst? Du schließt die Fenster und ziehst die Vorhänge zu. Wir haben genau das getan. Alle geschäftlichen Entscheidungen spielten in dieser Phase keine Rolle.« Die Distanz wurde erst nach Fertigstellung der Platte abgebaut, wie Scally bekräftigt: »Solche Dinge sind nur für die Veröffentlichung und die Planung der Tour wichtig. Einst waren Künstler nicht so stark von diesen Gedanken eingenommen wie heute. Im Grunde verhalten sich Bands immer mehr wie Geschäftsleute.«
Dunkle Gewässer sind tief
Chris Coady Der in New York lebende Produzent arbeitet seit Jahren mit der Band. Er produzierte schon »Teen Dream« (2010) sowie »Bloom« (2012). Darüber hinaus schätzt man seine Dienste auch bei den Yeah Yeah Yeahs, Grizzly Bear und Future Islands.
So verbarrikadierten sich die beiden DreamPop-Querdenker zusammen mit ihrem langjährigen Begleiter und Produzenten Chris Coady im Studio und ließen Label und Management mit scharrenden Hufen zurück. Als Ort für die zeitweilige Isolation schien der Band die Ortschaft Bogalusa in Louisiana passend. Deren Name bedeutet dem indianiBogalusa schen Ursprung nach »dunkles Wasser«. Ein Rund 13.000 Einwohner hat perfekter Marketing-Gag? Legrand schüttelt die Stadt an der östlichen amüsiert den Kopf: »Wir erfuhren erst von Grenze des Washington der Bedeutung des Namens, nachdem wir uns Parish in Louisiana. Sie liegt am Pearl River und für die Aufnahmen dort entschieden hatten. ist noch immer eines der Es war purer Zufall.« Scally gibt sich redlich wichtigsten Handelszentren Mühe, nicht in Gelächter auszubrechen: »Ich der Region. Begründet wurde die Stadt übrigens hatte mir die Promo eigentlich so vorgestellt: von einem Konzern, der Bogalusa, das dunkle Gewässer von Louisiana, noch heute aktiv ist: Der wo Beach House die düstere Kraft der Fins- Reifenhersteller Goodyear baute sie für die Mitarbeiter ternis spürten!« des von ihm dort betriebeEigentlicher Grund für die Aufnahmen im nen Sägewerks. Süden der USA war das genaue Gegenteil: Beach House sehnten sich im bitteren Winter Ende 2014 nach Licht und Wärme. Alex Scally wird wieder ernst: »Wir wollten die wenigen Momente abseits der Zeit im Studio nicht in der klirrenden Kälte verbringen und stattdessen Rahmenbedingungen schaffen, die uns guttun würden. Bei 12-Stunden-Arbeitstagen sind Pausen knapp, da verbringt man diese Momente lieber im Sonnenschein.« Dort führten sie vertrauliche Gespräche mit Chris Coady, mit dem die beiden bewusst erneut zusammenarbeiteten: »Es war schön, jemanden um uns zu haben, den wir nicht von Grund auf neu kennenlernen mussten. Das Studio ist stets eine sehr emotionale und physische Erfahrung, dein Geist und deine Gefühlswelt tanzen im Prinzip miteinander«, schildert Legrand den Prozess. Im Fall von Beach House wäre das vielleicht ein Slowfox im Schwebezustand, der einen neun Songs lang durch »Depression Cherry« trägt. — Intro empfiehlt: Beach House »Depression Cherry« (Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 28.08.15) — Auf Tour vom 04. bis 17.11.
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#Pop #Romano 2 Margitta’s Imbiss
(Mahlsdorfer Straße 103)
Bei Margitta gibt’s das Kontrastprogramm: Dem Kieztreff, einem graffitibemalten Wohnwagenimbiss mit abgerockten Plastikstühlen und provisorisch geflickten Sonnenschirmen, droht die Schließung. »Seit 19 Jahren bin ick hier, und jetzt soll ick jehn. Ick krieg ja quasi keene Rente, und zu Hause rumsitzen kann ick nich!« erzählt uns die Inhaberin. Margitta und ihr Laden waren schon 2013 im Musikvideo zu Siriusmos »Itchy/Cornerboy« zu sehen, in dem Romano die Hauptrolle spielt. »Wir überlegen uns was, um Margitta zu helfen. Vielleicht ein Benefizkonzert, oder wir sammeln Spenden.«
3 Kaugummiautomat
1 Bäckerei Jaenichen
(Mahlsdorfer Straße 26)
Ein kurioser Anblick, dieser Mann mit geflochtenen Zöpfen, grüner Jets-Jacke und Joggingbuxe in der idyllischen Konditorei Jaenichen im Köpenicker Märchenviertel. Seit 1932 läuft hier zwischen Rotkäppchen-, Schneewittchen- und Dornröschenstraße der Ofen heiß. Romano ordert sein Standardgedeck: »Erdbeerkuchen, ‘ne Tasse Kaffee und ein Glas Sekt. Das ist Köpenick für mich. Wie bei Muttern, das find’ ich toll!«
(zum Beispiel Mahlsdorfer Straße)
Sie sind viereckig, mit Tags übersät und aus Köpenick nicht wegzudenken: die rot-weißen Berliner Kaugummiautomaten. Romano zitiert aus seinem Song »Immun«: »Alle tragen Masken, Mutti rastet völlig aus. Kein Bock auf Stress, spring auf mein Dreirad. Schenk ihr ‘n bisschen Schmuck aus'm Automat. Ich zieh ‘nen Glitzerring und ‘n Klappmesser. Brech das Ding auf wie ein richtiger Gangster. Hab die Taschen voll, geh damit ins Einkaufscenter.« Heute ergattert er nur ein klebriges grünes Ding und freut sich trotzdem wie Bolle.
Romano
»KÖPENICK IST, WO ICH MIR POWER HOLE!« Mitte? Friedrichshain? Neukölln? So over! Dank Romano werden sich die Blicke nun endlich auch auf das eher rustikale Köpenick richten. Karola Szopinski (Text) und Dominik Wilzok (Fotos) flanierten mit dem Lokalmatador durch seinen Kiez im Südosten Berlins und lernten, dass Romano nicht nur ein neuer schräger Vogel in der Poplandschaft ist, sondern auch ein herzensguter Kerl. Wer ihn mal treffen will, sollte es hier versuchen ...
#Pop #Romano 6 Bronzestatue Hauptmann von Köpenick
(Alt-Köpenick 21)
»Das ist das legendäre Rathaus von Köpenick, wo der Hauptmann damals rein ist. Der hatte sich beim Trödler ‘ne Uniform geholt, ein paar Soldaten angeheuert und gesagt, er will hier die Kasse abholen. Das war im strengen Preußen was total Krasses.« Romano selbst hat hier mal in der Denkmalschutzbehörde gearbeitet. Ob er bei seiner Pose vor der Statue den Staat Preußen verkörpern will?
7 Schloss Köpenick (Schlossinsel) »Heute sind wir barock drauf!« Am Schloss Köpenick blüht Romano noch einmal auf und lässt seinen Regionalstolz raus: »Einerseits genieße ich hier das kleinstädtische Flair und die Natur – Köpenick ist der grünste Stadtbezirk! Andererseits liegt es nah bei der Großstadt. Ich will nicht aus der Tür treten und sofort 10.000 Leute sehen, sondern ‘nen Plausch mit der Oma halten. Hier ist der Ort, der mich auffängt, wo ich mir Power hole.«
4 S-Bahnhof Berlin-Köpenick
(Stellingdamm 1-12)
Der Bahnhof Köpenick ist Romanos Tor zur Welt. Noch nie hat er außerhalb der Bezirksgrenze gewohnt und hat das auch nicht vor. »Ich wüsste nicht, warum. Hier fühle ich mich wohl, und mit der Bahn komme ich in 30 Minuten überallhin.« Fahrten mit dem »Sextrain« – so nennt er die Linie S3 – sind oft aufregend: »Man ist müde, hat viel Kaffee getrunken und ist dann manchmal so sexmäßig drauf. Man berührt sich kurz, kommt ins Gespräch ...«
5 Eisbar Friederici
(Alt-Köpenick 33)
In der Altstadt gibt Romano sein historisches Fachwissen zum Besten: »Da stehen die ältesten Häuser Köpenicks – um 1610 gebaut. Ich bin auf der anderen Seite des Flusses in Spindlersfeld aufgewachsen. Unser schönes altes Haus wurde kurz vor der Wende abgerissen, um Platten zu bauen. Früher war das eine Taverne, daher war der Weg mit Hunderten Bierflaschenböden von 1900 gepflastert, der Wahnsinn! Wir hatten lange eine Außentoilette, heizten mit Kohlen. Vielleicht weiß ich daher manche Dinge mehr zu schätzen.« — Romano »Jenseits von Köpenick« (Virgin / Universal / VÖ 11.09.15) — Intro empfiehlt die Tour vom 25.09. bis 11.10. — Ein ausführliches Interview gibt’s unter #Romano auf intro.de
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#Pop #Foals
Foals
»IHR KRITIKER SEID SO DUMM«
weiter von alten Hits wie »Cassius« und dessen mathematisch-abgehackter Taktung entfernt sein. Nach ihrem ersten Album »Antidotes« wurde den Foals manchmal vorgeworfen, ihre Songs seien nicht emotional genug und zu konstruiert. Als Philippakis und Jimmy Smith sich zum Gespräch in Berlin einfinden, haben sie dafür nur ein genervtes Raunen übrig: »Wie falsch die Kritiker lagen«, sagt Philippakis. »Wie verdammt falsch sie lagen. Sie sind so dumm.« Die Unsere Autorin Lisa Forster ist voll des Lobes für »What Went beiden Musiker sind heute ziemlich muffelig: »Sorry, wir haben gestern ein bisschen zu viel Down«, das vierte Album der Foals. Das änderte leider nichts an gefeiert«, lautet die Erklärung, während sie – der Tatsache, dass Frontmann Yannis Philippakis und Gitarrist natürlich – noch schnell eine Zigarette aus dem Jimmy Smith sie äußerst mies gelaunt in Berlin empfingen. Fenster paffen. Dann gesteht Philippakis doch einen gewissen Willen zur Veränderung ein, Zu viel gefeiert habe man. Ach so. Unterhaltsam wurde das der die Band im Laufe der Zeit ergriffen habe: Interview dennoch. Vielleicht gerade deshalb. »Am Anfang wollten wir Minimal Techno mit Gitarren machen. Davon ist inzwischen nicht as Problem großer Indie-Bands der Nullerjahre ist mehr viel übrig.« Smith: »Wir haben uns angestrengt, die ja, dass man oft keine Lust hat, sich ihre neuen Sa- Dinge diesmal nicht totzudenken und ein bisschen freier chen anzuhören. Meistens kommt nach den ersten zu sein.« Spricht’s und knipst irgendwelche Tabletten aus paar Veröffentlichungen nichts Zwingendes mehr. ihrer Aluverpackung. Was machen die Hives eigentlich inzwischen? Wie geht es ihnen denn inzwischen mit den alten Oder die Vines? Es hat vermutlich einen Grund, warum Sachen? Smith sagt heute über »Cassius«, es versammle das niemand weiß. Klar ist aber auch, dass ei- »die nervigste Kombination von Noten, die jemals aufs PaThe Vines nem mit dieser Einstellung einiges entgehen pier gebracht« worden sei. »What Went Down« hingegen Was macht denn eigentlich könnte. MGMT zum Beispiel haben ihre bes- verkörpert eine ziemlich originelle Mischung aus Stoner die Band aus Sydney geraten Songs erst nach »Time To Pretend« oder Rock und britisch verspieltem Indie. Hartleibige, unisono de so? Tatsächlich erschien gespielte Gitarrenriffs werden mit »Whoo«-Chören kon»Kids« geschrieben. noch im vergangenen Jahr das via Crowdfunding Bei den Foals ist das ähnlich. »What Went terkariert. Auch die typisch schwirrenden Melodiegitarren finanzierte Album »Wicked Down« ist ihr viertes Album. Und ihr bisher werden ab und an eingesetzt und umspielen einander wie Nature«, das hierzulande bestes. Es gibt darauf großartige Gitarren- locker im Wind flatternde Klanghölzer. Philippakis’ Stimme nur als Import zu kriegen akkorde, die wie winzige Nerven zucken. Es tönt noch immer glockenhell, kann sich plötzlich aber auch ist. Produziert wurde es von Sänger und Songschreiber gibt intensive, unbändige Drums, dazu haut in ein abgründiges Monstrum verwandeln. Insgesamt ist Craig Nicholls, der auch das Sänger Yannis Philippakis alles heraus, was das Album ziemlich beweglich: In einem Moment klingen einzig beständige Bandmitihn in seinen Albträumen verfolgt. Über weite die Instrumente dreckverschmiert, dann fügen sie sich glied ist. Strecken könnte »What Went Down« nicht plötzlich in soft geführte Melodien. Manchmal entsteht
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#Pop #Foals
»In London herrscht immer so ein latentes Gewaltgefühl. Briten mögen gute Schlägereien.« daraus eine überwältigende Mischung, etwa in der Singleauskopplung »What Went Down«. Das Lied wird mit morbide leiernden Synthesizern und erdigen Riffs eingeleitet, dazu singt Philippakis ziemlich leidend: »I buried my heart in a hole in the ground.« Die Instrumente harren spannungsgeladen aus, man hat den Eindruck, dass gleich etwas Schlimmes passiert. Im Musikvideo schwimmt an dieser Stelle ein Mädchen abgehetzt durch das Meer, um sich vor irgendwas oder irgendwem zu retten. Blick auf das Licht, das sich in den Wellen spiegelt. Blick auf die ziemlich zornvergrämten Augen eines Mannes am Ufer. Pause. Und dann schreit Philippakis: »When I see a man I see a lion« – immer und immer wieder. Gitarre und Bass graben sich tiefer und tiefer, das Schlagzeug scheppert vor Wut. Das Ganze entwickelt eine unglaubliche Wucht. Philippakis erzählt, dass er beim Schreiben des Textes eine dystopische Stadt vor Augen gehabt habe, »ein bisschen wie in ›Clockwork Orange‹. In London herrscht immer so ein latentes Gewaltgefühl. Briten mögen gute Schlägereien.« Er beschreibt das Prinzip, das nicht nur für die erste Single, sondern für das ganze Album gilt: »Das Lied ist konfrontativ und großspurig, dann aber auch wieder das Gegenteil davon. Es gibt da diese Herzensbrecher-Zeile über das Mädchen, das dich verlassen hat. In der nächsten Minute geht es aber darum, eine Stadt zu übernehmen, um ein ultimatives Machtgefühl.« »Mountain In My Gates« ist die zweite Single des Albums. Plötzlich klingen die Gitarren fedrig, auch Keyboard und Schlagzeug sind wieder gut aufgelegt, und der Sound findet sich in einem gut wippenden und gleichzeitig scharf getakteten Groove ein. Jack Bevan ist ein großartiger, präziser Drummer. Die Snare klingt hier wie das rasche
Abwetzen eines kleinen Messers. Musikalisch haben sich Foals in einem gefälligen, aber nie abgehalfterten Sound eingefunden. Textlich wird es komplizierter. Es gibt viele albtraumartige Szenerien: Da brennt ein Feuer im See, über einem Kopf hängen Hunderte kaputter Glühbirnen, jemand versinkt in Treibsand. Wollte Philippakis damit bisher verdrängten Ängsten Ausdruck verleihen? Er wird im Gespräch wieder ein bisschen muffelig. »Die Songtexte kommen einfach in dem Moment, in dem sie mir einfallen, ... von irgendwoher.« Das sind so Momente im Gespräch, in denen man Philippakis’ Einsilbigkeit aushalten und Saint-Rémy-dedie Stille ertragen muss, bis er dann doch noch Provence etwas Interessantes nachschiebt: »Der einzige Van Gogh ging im Mai 1889 Wunsch, den ich beim Schreiben der Texte auf eigenen Wunsch in die psychiatrische Heilanstalt hatte, war, dass diese stark und visuell sind. Saint-Paul-de-Mausole am Sie sollten codiert sein, wie ein Zauberwürfel.« Rande der Stadt. Im Garten »What Went Down« wurde in einem Studio der Einrichtung entstanden zum Beispiel die berühmten in Saint-Rémy-de-Provence aufgenommen, Gemälde »Zwei Zypressen«, ein Ort, den schon Van Gogh aufsuchte, um »Weizenfeld mit Zypresse« zu helleren Tönen zu finden – im Garten der oder ein Großteil der Olivenbaum-Bilderreihe, örtlichen Heilanstalt. »Wir wollten dieses Mal die rund 20 Bilder umfasst. in eine etwas positivere Umgebung fahren, die Tatsächlich zählen sie zu möglichst unsere Kreativität fördern sollte«, den helleren, optimistischen Arbeiten des holländischen sagt Philippakis. Nach dem Einwand, dass das Malergenies. Album nun aber nicht besonders warm klinge, hat er genug vom Gespräch: »Wir schreiben über private Dinge. Und nicht über das verdammte Wetter.« So machen Foals letztlich deutlich, dass man seinen alten Lieblings-Indiebands immer wieder eine Chance geben sollte. Nur treffen muss man sie dafür vielleicht nicht unbedingt. — Foals »What Went Down« (Warner / VÖ 28.08.15) — Intro empfiehlt das Konzert am 08.09.
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#Pop #Frittenbude
Frittenbude
SCHLUSS MIT ACID Ein bisschen hat unsere Autorin Mihaela Gladovic ja gehofft, dass ihr beim Treffen mit Frittenbude an einem heißen Tag Bierchen statt Kaffee angeboten wird. Na ja, der Kaffee war trotzdem lecker. Und die Jungs gut drauf. Die Zeiten des ekstatischen Abrisses aber scheinen vorbei. Erwachsen geworden sind Frittenbude deswegen noch lange nicht. Und da, wo wie gerade sind, sind sie ziemlich gut. Foto: Christoph Voy
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it wummernden Bässen, auf dass einem die Subwoofer den Hintern wegziehen, und mit Zeilen wie »Für mich soll’s heute Acid regnen« läuteten Frittenbude 2008 ihr Debüt ein und stellten sich dem ElectroPunk-Publikum mit einem schallenden Partystatement vor. Spaß haben, trippen, Musik machen. Bass rein und der Meute in schmandigen Jugendzentren den letzten Rest Energie aus dem schweißnassen Körper dröhnen. Das war die primäre Devise, die die drei Bajuwaren irgendwo aus dem Nirgendwo dazu antrieb, sich als Band zusammenzutun. Ausbruch? Na logo! New Rave, Techno und Electroclash waren zur Gründungszeit der gemeinsame Nenner und Musikschwerpunkt bei Jakob, Martin und Johannes. Mit minimalistischen Mitteln in Form von Jakobs Electribe-Drumcomputer, Martins Gitarre und Johannes’ Raps kloppten sie den ersten Longplayer »Nachtigall« zusammen. Danach dauerte es eine Weile, bis sie die ravende und/oder pogende Masse auf ihrer Seite hatten. Weder Techno-Kids noch Punker fanden das anfangs cool. Von HipHoppern ganz zu schweigen. »Zu der Zeit, da aufm Land«, erinnert sich Jakob, der wie seine Bandkollegen in dem beschaulichen 6.800-Einwohner-Dörfchen Geisenhausen aufwuchs, »war das wirklich noch ein No-Go für viele. Klassischen Rock und Techno hören, das passte auf gar keinen Geisenhausen Fall zusammen. Vielleicht haben wir damit Eine Gemeinde im nieunbewusst eine Gegenbewegung heraufbe- derbayerischen Landkreis Landshut, knapp 100 schworen, die manch andere Leute irgendwie Kilometer vom österreichispannend fanden.« Trotzdem wurde die erste schen Salzburg entfernt. Platte eher verrissen, denn für Kritiker gab es Anscheinend fühlte man sich dort nicht sooo wohl, nichts Leichteres, als das Trio vorschnell als denn alle Bandmitglieder Nachahmer von Deichkind und Mediengrup- zogen früh weg, erst nach pe Telekommander abzuschreiben. »Es war München und anschließend nach Berlin. nicht so, dass wir die ganze Zeit Deichkind,
#Pop #Frittenbude
Egotronic oder Saalschutz gehört und gesagt haben: ›Boah, geil! Das machen wir jetzt auch so.‹«, erzählt Johannes. »Wir hatten keinen Plan von den Bands. Damals habe ich bei MySpace nach Acts gesucht, die uns ähnlich waren. Dann habe ich ein paar Leute gefragt, ob wir als Vorband spielen können.« So landeten die drei als Support beim Label-Kollegen und Egotronic-Frontmann Torsun Burkhardt und schließlich bei Audiolith. Dort befand man, dass Frittenbudes (damals noch) quick-and-dirty produzierte Mucke fetzt wie eine Schale Pommes-Spezial mit extra Zwiebeln, und nahm die Band un- Audiolith ter Vertrag. Im Pressetext des Labels heißt es: Das 2003 von Lars Le»Frittenbude live ist wie eine Kneipenschlä- werenz gegründete Hamburger Label mit grundgerei auf Acid mit Kuscheltieren.« sympathischen Idealen und Nach der nunmehr fast zehnjährigen Band- grundsoliden Musikern mit geschichte hat der Acid-Regen allerdings nach- erfreulichem Linksdrall wie Egotronic, Feine Sahne gelassen. Sowohl »Delfinarium« als auch ihre Fischfilet, ClickClickDecker, aktuelle Platte »Küken des Orion« klingen aus Tubbe, Neonschwarz, Ira der Wohnzimmeranlage etwas weniger nach Atari oder Mediengruppe Telekommander. Kennt man Konzerten, die man völlig durchgepeitscht als Intro-Leser natürlich, von knarzenden Bässen mit Schweiß und Blut wurde im Jahrespoll schon (nicht nur eigenen Ursprungs) in der Fresse wiederholt zum »Besten Label« gekürt. wieder verlässt. »Küken des Orion« ist sehr viel songlastiger als die Vorgängeralben und mit weniger klassischen House- oder Acidbeats versetzt. »Das liegt auch daran, dass wir früher nur ein MacBook, eine Mbox und meinen Drumcomputer hatten. In den letzten zehn Jahren ist fast ein Studio draus gewachsen, was uns jetzt immens viele Möglichkeiten gibt. Genauso wächst dann auch die Musik mit«, erklärt Jakob die differenzierte Soundentwicklung. Johannes hakt ein: »Martin und Jakob sind Geräte-Nerds und kaufen sich ständig irgendwelche Dinge. Alles, was bei uns im Studio landet, wird auch benutzt.« Und weil sich auf der neuen Platte noch mehr Inspirationen, Stile und vor allem Instrumente finden, ist es nur konsequent, dass Frittenbude Bonaparte den Drummer ausspannten, einen Keyboarder am Start haben und jetzt live zu fünft sind. Das knallt dann noch besser. Während »Delfinarium« nach nur sechs Monaten eingetütet war, wurde zwei Jahre lang in akribischer Zusammenarbeit an »Küken des Orion« gefeilt. Das macht sich sowohl im Sound als auch im Songwriting der heutigen Wahlberliner bemerkbar. Sozialkritische Untertöne gab es dabei schon immer, wobei nach wie vor lieber der Stinkeals der moralische Finger zum Einsatz kommt. Erwachsen sind Frittenbude trotz alledem nicht. Höchstens älter. Entschleunigt auch nicht. Selbst wenn »Küken des Orion« manchmal so klingt. Langeweile kommt nicht auf, wenn man wie Jakob einen kleinen Sohn hat, zwischendurch ein Album für Fuck Art, Let’s Dance! produziert und dazu noch als Soloprojekt Kalipo bei Antime, dem Label des Bandkollegen Martin, unterwegs ist. Der spielt übrigens auch noch bei pandoras.box und findet, dass wir »eigentlich in einer geilen Zeit leben. Du kannst so viel Input in deinen Kopf ballern. Man darf auch nicht immer rumjammern, dass man unbedingt runterfahren muss. Man kann so viel machen, so viel erleben. Das sollte man auch ausnutzen.« Erwachsen werden, entschleunigen – das ist auch für Johannes nichts, der selbstverständlich ebenfalls ein eigenes Label unterhält und mit seinem Buddy ClickClickDecker als Lama L.A. musikalisch unterwegs ist. »Entschleunigen? Das ist ein bisschen so was wie ankommen. Worte, die viel zu oft benutzt werden. Wenn ich das schon höre – argh!« — Frittenbude »Küken des Orion« (Audiolith / Broken Silence) — Intro empfiehlt die Tour vom 30.09. bis 13.10.
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#Pop #HEALTH
HEALTH
PERFEKTION UND TODESVERACHTUNG Besser, lauter, fetter: Die kalifornische Noise-Synth-Band HEALTH macht mit ihrem neuen Album »Death Magic« dort weiter, wo sie 2009 mit »Get Color« aufgehört hat. Henje Richter traf die vier Bandmitglieder in Berlin zu einem wilden Gespräch über die Vollendung ihres Sounddesigns und Descartes’schen Existentialismus. Foto: Peter Kaaden
#Pop #HEALTH
»Mir ist es egal, ob ich genau jetzt sterbe!« wird Sänger und Gitarrist Jake Duszik gegen Ende unseres Interviews plötzlich laut ausrufen. Und der ihm gegenüber sitzende Bassist John Famiglietti wird ruhig hinzufügen: »Jake meint es durchaus ernst, wenn er so was sagt.« Diese Szene macht die Rollenverteilung im Interview deutlich: Duszik ist für die steilen Thesen zuständig und Famiglietti für die nüchternen Erklärungen. Keyboarder Jupiter Keyes wird hingegen nur hier und da Kommentare einwerfen und Schlagzeuger Ben Miller während des ganzen Gesprächs kein Wort sagen: Er hat in Paris, der letzten Station der Interviewtour, »eigenartiges« Gras gekauft und wirkt leicht abwesend. Duszik und Famiglietti machen seine Wortkargheit aber mehr als wett, wenn sie, wie nun gerade geschehen, fast schon eingespielt wirkende dramatische Szenen aufführen. Es ist sechs Jahre her, dass HEALTH, die sich gerne in Großbuchstaben geschrieben sehen, mit »Get Color« ihr letztes Album veröffentlichten – den Soundtrack zum Computerspiel »Max Payne 3« nicht mitgerechnet. Fans und Kritiker waren seit 2006 von der rauen Energie der Verbindung von Noise-Rock und experimenteller Elektronik begeistert, die HEALTH aus dem DIY-Umfeld des Clubs The Smell in Los Angeles auf die großen Bühnen des Rockzirkus’ katapultierte. 2008 waren sie als Vorgruppe der Nine Inch Nails unterwegs – eine durchaus stimmige Paarung. »›Get Color‹ war 2009 anders geplant gewesen, als es dann letztlich wirkte«, behauptet Duszik. »Alle sagten uns, was für ein tolles, rohes Punkalbum wir gemacht hatten. Und wir mussten ihnen dann sagen, dass es eigentlich ganz, ganz hochwertig hatte klingen sollen. Wir hatten es nur nicht richtig hingekriegt.« Im Vordergrund standen bei »Death Magic« deshalb keine großen Visionen, keine speziellen Aussagen, keine kreative Neuerfindung, sondern erst mal: ein verbessertes Sounddesign. »Immer, wenn wir uns früher im Radio hörten, dachten wir: ›Das klingt gar nicht wirklich nach uns. Wir sind doch viel lauter!‹«, so Famiglietti. Das Problem, die Energie der Live-Auftritte auf Platte zu bannen, beschäftigt die Band schon seit zehn Jahren, wie Keyes in einer seiner seltenen Wortmeldungen einwirft: »Studioaufnahmen von Rockmusik sind ja immer nur fehlerhafte Übersetzungen der Live-Versionen.« Die Lösung glaubten sie schon damals in elektronischen Elementen zu finden. »Dort ist die Musik direkt sie selbst, keine nur unvollkommene Aufnahme«, sagt Keyes. Also fingen sie an, mit Synthesizern zu experimentieren. »Live konnten wir mit Gitarren-Rückkopplungen und hohen, lauten Tönen die Ohren der Zuhörer malträtieren«, so Famiglietti. »Aber auf Platte hatten wir das Gefühl, als bräuchten wir einfach elektronische Produktionen.« Es stellte sich allerdings heraus, dass es gar nicht so einfach ist, elektronische Musik richtig zu produzieren – und ihre Musik kam auch mit Synthesizern immer noch nicht zu der mächtigen und lebendigen Wirkung, die die Band live entfaltete. »Elektronische Produktionen sind ein echter Balanceakt zwischen Echtheit und Wucht. Da musst du schon einige Tricks draufhaben«, gesteht Keyes. Damit das neue Album die ersehnte Energie diesmal wirklich auf die Ohren der Zuhörer bringen würde, holten
sie sich deshalb Hilfe von außerhalb. »Wir Andrew Dawson mussten uns einfach eingestehen, dass wir es ... hat drei Alben für KanYe alleine nicht hinbekommen. Also wandten West produziert, darunter das hochgelobte und wir uns an den HipHop-Produzenten Andrew vielfach ausgezeichnete Dawson und später auch an Lars Stalfors, »My Beautiful Dark Twisted mit dessen sonstigen Produktionen wir uns Fantasy«. Des Weiteren hat er unter anderem für Beyeigentlich nie sonderlich verbunden fühlten. oncé und Jay-Z, die Rolling Aber wir kennen ihn schon lange und vertrau- Stones und Pet Shop Boys gearbeitet. en ihm«, führt Famiglietti aus. »Death Magic« klingt in der Tat deutlich aufgeräumter, in einigen Momenten fast schon Lars Stalfors poppig. »Unser neuer klarer Sound wird einige ... kommt ebenso wie Leute sicherlich irritieren«, gibt Famiglietti HEALTH aus der L.A.Noise-Szene. Er produzu, und Keyes meint: »Wir sind damit ein zierte bisher hauptsächlich gewisses Risiko eingegangen. Aber wir klin- Indie-Alben, unter anderem gen nun so, wie wir eigentlich schon immer für Matt And Kim, die Cold War Kids und The Mars klingen wollten.« Am stärksten hört man die Volta. neue Zugänglichkeit auf dem Stück »Life«, das mit Mitsing-Chorus, Break und fast schon chartstauglichem Beat aufwartet. »Das Lied ist in gewisser Weise aber ein Extremfall«, sagt Duszik, der alle Texte der Band schreibt. »Es ist das einzige Stück, bei dem ich zuerst die Lyrics fertig hatte. Und diese waren so düster, dass wir sie dann absichtlich mit einer sehr positiven Melodie unterlegt haben. Wir dachten, der Kontrast habe eine interessante Wirkung.« Obwohl das neue Album »Death Magic« heißt, kommen die Wörter »death« oder »die« kaum vor, Magie wird nicht einmal erwähnt. Stattdessen werden auf dem Album beständig die Worte »want« und »know« besungen – Begehren und Wissen. »Ich will kein Klischee sein, aber die Texte sind für mich sehr existentialistisch«, sagt Duszik und lässt eine lange Erklärung folgen. Offensichtlich ist es ihm sehr wichtig, hier richtig verstanden zu werden: »Im Descartes’schen Sinne kannst du nur wissen, dass du bist und dass du selbst Schmerz fühlen kannst. Und wenn du selbst Schmerz fühlen kannst, können es die anderen
»Studioaufnahmen von Rockmusik sind ja immer nur fehlerhafte Übersetzungen der Live-Versionen.« vermutlich auch. Mehr kannst du nicht wissen.« Die Lehre daraus, die es auch wiederholt auf das Album geschafft habe, sei also, die Menschen, die man liebt, nicht zu verletzen. Und der Tod genauso wie die Liebe seien letztlich doch nur abstrakte Begriffe. Ganz existentialistisch wirft er hier jenen theatralischen Satz der Todesverachtung ein: »I don’t care if I die right now!« So wichtig die Texte für Duszik zu sein scheinen, so sehr stehen sie für die anderen Bandmitglieder jedoch hinter dem Sound zurück: »Am wichtigsten ist uns immer, dass wir ein Gefühl im Hörer hervorrufen. Und das macht vor allem die Musik«, sagt Famiglietti deshalb zur Richtigstellung. »Das ist auch der Grund, warum wir schon immer möglichst laut und direkt klingen wollten. Wir haben es nur nie ganz geschafft – bis zu ›Death Magic‹.« — HEALTH »Death Magic« (Fiction / Caroline / Universal) — Auf Tour am 11.10.
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#Kultur
Illustration: Santtu Mustonen
#Kultur Ähnlich exotisch wie dieses Motiv muten auch die prägenden Charaktere unserer Kulturseiten an: Wir treffen den charismatischen Schachspieler und Kiffer Chaim Lubelski, klopfen an der Maske von »Frank«, hinter der sich Michael Fassbender verbirgt, feiern Dr. Dres Geschäftssinn und verneigen uns vor Imperator Furiosa.
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#Kultur #Kino #Chaim Lubelski
Chaim Lubelski
Die Geschichte hat keinen Bart In »L’Chaim – Auf das Leben!« porträtiert Regisseur Elkan Spiller den eigenen Cousin Chaim Lubelski. Der Low-Budget-Film dokumentiert auch, wie Chaim seine Mutter Nechuma Lubelski an deren Lebensabend umsorgt. Chaim Lubelski ist eine besondere Type: kiffender Alt-Hippie, Drogenschmuggler, Schachkünstler, ExMillionär, jüdischer Gelehrter. Wolfgang Frömberg hat ihn in Antwerpen besucht. Fotos: Hannah & Joel (Antwerpen), Privatarchiv Elkan Spiller.
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ls mich der Zug aus Köln in Antwerpen ausspuckt, sind die Gespräche über die Griechenland-Krise verklungen. Sämtliche Europa-Beamte sind bereits in Brüssel ausgestiegen, wo sich die Verhandlungspartner die Nacht um die Ohren geschlagen haben. Mittlerweile kennen wir das Ergebnis der nächtlichen Diskussionen. Griechenlands ExFinanzminister Varoufakis berichtete davon, welchen Druck die deutsche Delegation um Wolfgang Schäuble bis in die Morgenstunden ausgeübt habe, um die Politik der Sozialkürzungen im griechischen Staat voranzutreiben. Der Mann, wegen dem ich nach Belgien reise, muss sich keine Sorgen um seine Kohle machen. Chaim Lubelski war mal Millionär und hat sein Vermögen an der Börse verloren. Aber es ist ihm egal, wie viel Geld er hat. Das behauptet er nicht nur in Elkan Spillers Dokumentation »L’Chaim – Auf das Leben!«, sondern wiederholt es auch während der drei Stunden, die ich mit ihm in der flämischen Diamanten-Metropole verbringen werde. Ich glaube ihm sofort. Mit den klammen Griechen verbindet ihn dennoch etwas: Deutschland hat sein Schicksal drastisch beeinflusst. Nicht nur, weil er in Regensburg geboren wurde und eine Weile in München gelebt hat. Chaim Lubelskis Großeltern wurden im Dritten Reich ermordet, Mutter und Vater haben die Konzentrationslager Peterswaldau und das aus »Schindlers Liste« bekannte Plaszów überlebt. Der einzige Grund für ihre Verfolgung bestand darin, dass sie Juden waren. Chaim Lubelski sucht nicht die Öffentlichkeit. Aber nachdem ich den Trailer des Films »L’Chaim – Auf das Leben!« gesehen hatte,
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Peterswaldau Der Ort Pieszyce liegt in Niederschlesien im heutigen Polen. 1940 wurde von Häftlingen des KZ Sachsenhausen das Konzentrationslager Groß-Rosen gebaut. Zwischen 1940 und 1945 waren im KZ Groß-Rosen etwa 130.000 Menschen inhaftiert, davon sind ca. 40.000 ermordet worden. In Peterswaldau befand sich eines der zahlreichen Außenlager.
Chaim (links) an der Klagemauer in Jerusalem, Ende der 1960er Jahre
#Kultur #Kino #Chaim Lubelski
wollte ich ihn unbedingt kennenlernen. Auch die belgischen Fotografen Hannah & Joel, die wir für die Story angefragt hatten, waren gleich begeistert: »Jemand müsste ein Buch über ihn schreiben«, schlugen sie vor. Dabei kann er jene Abenteuer, die sich in seine Gesichtszüge eingeschrieben haben, am besten selbst wiedergeben. Chaim Lubelski ist Jahrgang 1947, also fast siebzig Jahre alt, ein paar Zähne fehlen, die Hüfte macht Zicken, ansonsten ist er munter wie eine Biene im Frühling. Allerdings kommt er beim Reden manchmal mit den Stationen der eigenen Biografie durcheinander. Das liegt wohl daran, dass er seit 1968 dauernd bekifft ist. Manchmal muss er sich wie eine Biene fühlen, die in die Rauchwolke des Imkers geraten ist. Zwei Stunden zuvor hatten Hannah und Joel ihn getroffen, jetzt erwarten sie mich am Antwerpener Bahnhof. Ihre Bäckchen strahlen vor dem Hintergrund des grauen Julitages. Chaim Lubelski hat das Foto-Shooting ebenfalls Spaß gemacht, bloß kann man seine Wangen unter dem Bartgestrüpp nicht leuchten sehen. Mit der Mütze und den Zotteln sieht er aus wie Fidel Castro. Obwohl der kubanische Revolutionär auch recht gut Schach spielen konnte, wäre er in einer Blitzpartie gegen Lubelski wahrscheinlich chancenlos geblieben: Chaim ist ein Meister der 64 Felder, ging Ende der Sechzigerjahre nach St. Tropez, wo er mit Liebhabern des königlichen Spiels um Geld zockte. Als Hippie, der die Tora studierte, lebte er am Strand. Anders gesagt: Ein gläubiger Beatnik, der mit Schachfiguren dichtete. Später wollte er sogar Schachweltmeister werden. Und das
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#Kultur #Kino #Chaim Lubelski
Chaim vor seiner Wohnung in Brooklyn, NYC 1997
ist nur eine der Episoden aus Chaim Lubelskis Leben, die sich tatsächlich gut in einem Buch machen würden. Seine tiefe Religiosität war aber einer der Gründe, warum es nicht geklappt hat: Zu viele entscheidende Partien fanden am Sabbat statt. Chaim vagabundierte nach seiner Ausbildung in einer jüdischen Londoner Schule um die Welt. Es zog ihn Richtung Frankreich und Israel, später schmuggelte er Haschisch aus Afghanistan und machte Schlagzeilen als Rabbinersohn im Knast. Wenn man der örtlichen Tagespresse vom 21. September 1972 glauben darf, verdankte er Fidel Castros Kumpel Ernesto Rafael Guevara de la Serna seinen Spitznamen »Che«, vermutlich einfach deshalb,
Jerry Hall Ihre Karriere als Fotomodell begann im Alter von 16 Jahren in St. Tropez. In den Siebzigerjahren war sie auf MagazinCovern, Laufstegen und im SchickimickiNachtleben omnipräsent. Heute gilt sie als eines der ersten Supermodels. Sie spielte eine Rolle in Tim Burtons erstem BatmanFilm, lebte 20 Jahre lang mit Mick Jagger zusammen und hat eine Zwillingsschwester namens Terry.
weil er für die bürgerliche Gesellschaft ein Schreckgespenst darstellte. Das klang etwa so: »Im Regensburger Pop-Underground nimmt Chaim Lubelski eine besondere Stellung ein. In den letzten Monaten war das Atelier Jean in der Rote-Hahnen-Gasse sein Stammlokal. Dort erzählte Che Chaim jedem, dass er der größte Regensburger Haschischdealer sei ...« Auch mit dem Pop-Mainstream kam der Che von Regensburg in Berührung: Lubelski hätte beinahe mal eine Freundin von Jerry Hall geheiratet, sagt er, und auch der Entdecker von Grace Jones zählt zu seinen Bekannten. Den bereits erwähnten Haufen Geld verdienten sein Bruder Ushi und er durch florierenden Handel mit Levi’s-Jeans. Für das Interview setzen wir uns in einen Falafelladen im jüdischen Viertel. Lubelski wechselt locker zwischen englischer, deutscher, jiddischer und hebräischer Sprache. Mit dem Verkäufer verabredet er sich für halb vier zur Beratung. Dann öffne die Wall Street und als sein Tippgeber müsse er das Gespräch mit mir kurz unterbrechen, erklärt er. Chaim fügt hinzu, dass die Börse dem Spielcasino ähnele, die Spekulation dort allerdings more sophisticated sei. »Ich bin spielsüchtig«, meint er. Sein guter Rat an mich: »Fang erst gar nicht damit an.« Das Essen könne er dagegen sehr empfehlen. Lubelski bestellt nichts. Er dreht einen Joint, während ich Falafel futtere. Treibende Kraft
hinter »L’Chaim – Auf das Leben!« sei Regisseur Elkan Spiller gewesen, sprudelt es aus ihm hervor. Spiller ist Chaims Cousin. Schon vor Jahren habe der angefangen, ihn zu filmen. Die Aufnahmen seien im fertigen Werk nicht zu sehen. Na ja, wenige Szenen aus den USA und der Zeit des Jeans-Handels schon, erinnert er sich plötzlich. Er habe »L’Chaim – Auf das Leben!« aber auch nur einmal angeschaut. Fest steht: Aus dem zunächst geplanten Porträt eines unangepassten Individualisten entstand ein Kurzfilm über ihn und seine Mutter Nechuma Lubelski. Schließlich wurden daraus teils durch Crowdfunding finanzierte 90 Minuten – mit dem Leitmotiv des von einer Generation zur nächsten übertragenen Kriegstraumas. Der Film dokumentiert die »Gegenwart der Vergangenheit«, wie Chaim Lubelski es in einer Szene formuliert. Über sieben Jahre dauerten die Dreharbeiten, aber Chaims Geschichte beginnt viel früher: »Mein Vater litt an Tuberkulose. Mit sechs Jahren wurde ich losgeschickt, um für ihn Morphium aus der Apotheke zu holen«, erzählt Lubelski. An der Krankheit scheiterten Pläne einer Übersiedlung der Familie nach Amerika. Der feste Glaube des Vaters, der Chaim prägte, geht zurück auf ein gespenstisches Erlebnis im Konzentrationslager Plaszów. Dort erschoss der berüchtigte Lagerkommandant Amon Göth immer wieder wahllos Häftlinge. Eines Tages wurde Wolf Lubelski zum Tod
#Kultur #Kino #Chaim Lubelski
durch Erhängen verurteilt. Man führte ihn an Göth vorbei, der auf seinem Pferd saß und Wolf erkannte, weil der gelernte Handwerker mehrfach Reparaturen für ihn erledigt hatte. Wolf Lubelski wurde auf der Stelle von dem brutalen SS-Mann begnadigt. Für Chaims Vater ein göttliches Wunder. Als der Vater 1999 starb, zog Chaims Mutter Nechuma zu ihrer Tochter Lotti nach Antwerpen. Auch Chaim blieb in Belgien, kümmerte sich Tag und Nacht um Nechuma – bis zu ihrem Tod vor fünf Jahren. Einfühlsam beobachtet Elkan Spiller den Alltag der Mutter-Sohn-Beziehung: Frühstück, Ausflug ins Grüne, Gespräche über die Vergangenheit. »Jetzt iss erst mal, dann kannst du vom KZ sprechen«, ermahnt Chaim seine »Mutti« an einer Stelle. In jedem Moment des Films liegen Komik und Tragik eng beieinander. Ein gemeinsames Leben in Jerusalem scheiterte, weil die alte Dame die israelische Hitze nicht vertrug. Nun ist Chaim pleite und kann nicht mehr fort. Aber er möchte Antwerpen sowieso ungern verlassen, weil er regelmäßig zu Nechumas Grab im benachbarten Holland fährt. Wir bewegen uns vom Falafelladen aus mit der Straßenbahn zu der Wohnung, in der Chaim Lubelski seine Mutter betreut hat. Eine Nachbarin begrüßt er auf Französisch. Die Fische im Hof werden heute zum zweiten Mal gefüttert, Fütterung Nummer eins fand für die Fotografen statt. Chaim wohnt jetzt
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alleine hier. Die Miete könne er nicht mehr bezahlen, aber ein »Jude mit großem Herz« unterstütze ihn finanziell, sagt er. Das Bett der Mutter ist seit ihrem Tod unberührt, Lubelski schläft auf einer alten Schaumstoffmatratze. Aus dem Fernseher dröhnen Börsennachrichten, neben dem Schachbrett liegt ein Foto aus den Achtzigerjahren, das ihn an der Seite des jüdischen Schachgenies Michail Tal zeigt. Durchs Schachspiel habe er sogar Antisemiten von ihren Vorurteilen abbringen können, erklärt Lubelski. Von dem Film und der anstehenden Kinotour in Deutschland erhoffe er sich eine ähnliche Wirkung. Nach einer ersten Vorführung in München, so erzählt Regisseur Elkan Spiller später, sei eine Frau auf Chaim zugekommen, um ihm einen Heiratsantrag zu machen. Die Antwort dürfte jener fröhliche Fantasieausruf gewesen sein, mit dem er während unseres Treffens in Antwerpen alles Mögliche kommentierte: »Kurukeru!« Bevor wir die Wohnung verlassen, drückt Chaim Lubelski mir ein Buch als Geschenk in die Hand. »Deutsche Geschichte«. Eine Geste ohne Bitterkeit oder Anklage, aber voller Herzlichkeit und bestimmt nicht ohne klugen Hintergedanken. Dann begleitet er mich zurück zum Bahnhof. — »L‘Chaim - Auf das Leben!« (D/NL/F/IL/B 2015; R: Elkan Spiller; Kinostart: 27.08.15) — Kinotour mit Chaim Lubelski und Elkan Spiller. Termine unter www.mindjazz-pictures.de/kinotermine
DER ERFOLGREICHSTE KINOFILM DES JAHRES!
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Chaim beim Schachturnier in Isarel, Ende der 1970er Jahre
DIETER HALLERVORDEN
TIL SCHWEIGER
HONIG IM KOPF
AB 27. AUGUST NEU ALS BLU-RAY, DVD UND DIGITAL © 2015 Warner Bros. Entertainment GmbH. All rights reserved.
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#Kultur #Kino #Frank
Lenny Abrahamson über seinen Film »Frank«
Jon sucht den Superstar Angelehnt an die Kunstfigur des britischen Musikers und Comedians Chris Sievey, spielt Michael Fassbender die Rolle des maskierten Frank Sidebottom. In Lenny Abrahamsons Film ist Frank der durchgeknallte »Kopf« der Band The Soronprfbs. Er nimmt die Maske gar nicht mehr ab. Als der Normalo Jon am Keyboard einsteigt, gerät die Freakshow durcheinander. Lars Fleischmann spricht mit Abrahamson über Musik, Attitüde und nicht sichtbare Schauspieler.
#Kultur #Kino #Frank
Frank« kommt nach einigen Festivalauftritten mit Verzögerung in die deutschen Kinos – und du steckst eigentlich mitten in einer neuen Arbeit. Magst du solche späten Interviews?
Gute Frage. Da man häufig die gleichen Fragen gestellt bekommt, neigt man dazu, die gleichen Antworten zu geben. Aber wenn man mit Abstand neu reflektiert, könnte es wieder spannend werden. Zum Filmemachen gehört es, über sein Werk zu reden, um dabei selbst etwas herauszufinden. Das mache ich gerne. »Frank« hat einen vortrefflichen Soundtrack mitproduziert, eingespielt von den Schauspielern. War das so geplant?
Als wir an der Idee zum Film saßen, war das noch nicht klar. Doch es wurde schnell offensichtlich, dass »Frank« nur klappen kann, wenn sich die Musik und die Band echt anfühlen. Beim Casting stand fest, dass wir Schauspieler brauchen, die unsere Vorstellungen umsetzen können. Gleichzeitig mussten die Ideen sich an den Fähigkeiten der Beteiligten orientieren. Am wichtigsten war es aber, dass die Band ihre eigene Musik schließlich selbst mögen sollte. Kam es euch entgegen, dass man die Musik von The Soronprfbs am besten mit modernem Postrock beschreibt?
Sicher. Wir reden über Musik, die komplex ist, ohne von den Künstlern ein extraordinäres Instrumentalkönnen zu fordern. Die Seele der Musik basiert auf »attitude«.
Tatsächlich denkt Jon, der zu Beginn des Films zur Band stößt, eher auf traditionelle Art über Musik nach ...
Er ist gespalten. Am Anfang versucht er so etwas wie ein Singer/Songwriter zu sein. Er erkennt aber auch schnell die Magie, die sich in der Musik von Frank verbirgt.
Man fragt sich, ob er den Sound wirklich mag. Oder ob er nur die Möglichkeit sieht, in einer Band zu sein.
Jon ist ein Opportunist. Für ihn funktioniert Frank als Vehikel, trotz fehlender Kreativität Bekanntheit zu erlangen. Deshalb wird er einer seiner »Jünger«. Jon liebt es, Musiker zu sein – Musik bleibt aber zweitrangig für ihn. Bei »Soundso sucht den Superstar« und anderen Castingshows sieht man so etwas wieder. Frank ist »der Kopf« der Band. Wie schwierig war es, am Set ständig mit dem Pappkopf umgehen zu müssen?
Den Kopf kann man schnell ausziehen, und während der Dreharbeiten wurde der Umgang damit immer natürlicher. Den meisten Stress hatten wir bei der Anfertigung, experimentierten lange am Gesichtsausdruck herum. Er sollte Natürlichkeit und Fröhlichkeit ausstrahlen, ohne wie eine Karikatur zu wirken. Michael Fassbender musste den Kopf tragen. Wie war das für ihn?
Michael fand es sehr gut. So konnte er sich intensiv auf die Situation einlassen. Für den Zeitraum des Drehs hat das Spiel mit dem Kopf seine ganze Körperhaltung und -spannung beeinflusst. Letztlich war jede Bewegung durch die Maske vorgegeben. Uns gefällt das Ergebnis sehr. Im Kino gibt es verstärkt das Phänomen des »nicht sichtbaren Schauspielers« zu beobachten: Synchronsprecher, Performance Capturing. Zuletzt stach Scarlett Johansson in »Her« hervor. Welche Vorteile bringt es, wenn man Schauspieler »versteckt«?
Unter anderem, dass man einen Star wie Michael Fassbender spielen lassen, hören und auch sehen kann, ohne vom »Startum« abgelenkt zu sein. Das schien uns sehr befreiend.
Mit Maggie Gyllenhaal und Domhnall Gleeson sind weitere Stars in der recht kleinen Produktion dabei. Wie war das möglich?
A) Man ist sehr schnell. Wir haben keine sechs Wochen für den Dreh gebraucht! B) Schauspieler machen gerne mit, wenn sie das Skript mögen. Vielleicht auch, weil sie den Regisseur gut finden. Aber das müssen andere sagen. — »Frank« (GB 2015; R: Lenny Abrahamson; D: Michael Fassbender, Maggie Gyllenhaal, Domhnall Gleeson; Kinostart: 27.08.15)
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#Kultur #Kino
Straight Outta Compton
DIE WELT DREHT SICH UM DR. DRE »Straight Outta Compton« ist ein verspätetes Geschenk zum 50. Geburtstag des einzigen HipHop-Milliardärs der Welt. Ein Denkmal, das sich Dr. Dre zu Zeiten von N.W.A. niemals hätte leisten können. Heute zahlt er es aus der Portokasse.
D
r. Dre hat alles erreicht, was man als Rapper erreichen kann. Der 50-Jährige produzierte unlängst mit Kendrick Lamars »To Pimp A Butterfly« eins der wichtigsten Rap-Alben der letzten Jahre. Eminem, Snoop Dogg und G-Funk hat er weltweit erfolgreich gemacht – und die Geschichte mit den überteuerten Kopfhörern und Smartphones kennt eh jeder. Nur eins fehlte noch: die eigene Lebensgeschichte – verpackt für ein großes Publikum, ohne all die Eigenarten einer Rap-Platte. Der Spielfilm »Straight Outta Compton« ist genau das. Zweieinhalb Stunden lang erzählt er die Geschichte von N.W.A., sprich: die Geschichte von ein paar Freunden aus dem Ghetto von South Central L.A., die Anfang der 1990er eine der erfolgreichsten Rap-Gruppen der USA bildeten. Ausformuliert wird diese Story schon in den ersten Filmminuten. Rapper Eazy-E (Jason Mitchell) macht Geschäfte mit Drogen und muss vor der Polizei fliehen, die im Anmarsch auf ein Drogenlabor ist. Dr. Dre (Corey Hawkins) liegt in seinem Zimmer inmitten seiner Plattensammlung, im Hintergrund ist eine 808 zu sehen. Er hört Roy Ayers’ »Everybody Loves
The Sunshine«, spielt die Pianomotive auf dem Luftklavier, bis ihn seine Mutter auffordert, endlich Geld verdienen zu gehen. Rapper Ice Cube (O’Shea Jackson Jr.) wiederum sitzt im Schulbus, Notizblock und Stift auf dem Schoß, als der Bus von einem Gangmitglied angehalten wird, das einem Mitschüler eine Knarre an die Schläfe hält. Der Hustler, die Künstlernatur und der wahrheitsliebende Reality-Rapper – bis zum Ende des zweieinhalbstündigen Films von Regisseur F. Gary Gray ändert sich daran nichts. Eazy-E macht den ersten Plattendeal für N.W.A. klar und zieht dann seine Kollegen über den Tisch. Dre interessiert sich für die neuesten Sampler und bricht dann mit seinen Geschäftspartnern, als für sie Bling und Business statt Beats im Vordergrund stehen. Ice Cube schreibt die Lyrics für »Fuck The Police«, nachdem er von der Polizei bei Aufnahmen für N.W.A.s Debütalbum schikaniert worden ist, und zerlegt später das Büro eines Plattenbosses, weil der ihn angelogen hat. Der Rest der fünfköpfigen N.W.A.-Crew spielt ebenso wenig eine Rolle im Film wie die Frauen, die entweder als Bitches oder Mamas porträtiert werden und den Männern nur im Weg sind. Das ist ärgerlich, aber es war zu erwarten. HipHop lebt ja auch davon, dass Stereotypen zu Charakteren werden, die sich dann
im Battle mit anderen Stereotypen messen. Dumm ist nur, wenn man diese Stereotypen wie bei »Straight Outta Compton« ohne Selbstironie als Realität verkaufen will. Dann wird aus dem Beef und dem Bragadaccio auf einmal eine Ideologie des sozialen Aufstiegs. Ihr Held ist Dr. Dre, der sich weder von seinen Verpflichtungen als Vater eines unehelichen Kindes noch vom Pimp-Lebensstil seines Geschäftspartners Suge Knight von der Musik abbringen lässt. »Be real!« als Geschäftsidee, als Comptoner Variante des amerikanischen Traums, der bei Dre genauso individuell bleibt wie bei Steve Jobs. Politische Losungen wie »agitate, educate, organize« oder »by any means necessary« kommen in dieser HipHopGeschichtsschreibung nicht mehr vor. Text: Christian Werthschulte — »Straight Outta Compton« (USA 2015; R: F. Gary Gray; D: O’Shea Jackson Jr., Corey Hawkins, Jason Mitchell; Kinostart: 27.08.15)
Ebenfalls erh채ltlich:
MAD MAX COLLECTION auf Blu-ray und DVD
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#Kultur #Kino
»Wenn du ein DJ bist, brauchst du nur einen Laptop, etwas Talent – und den einen Track. Dann kannst du alles schaffen.«
Intro Previews:
Sinister 2
Die Fortsetzung eines erfolgreichen Horrorfilms birgt viel Gruselpotenzial in sich. Mit »Sinister« gelang Regisseur Scott Derrickson 2012 ein überraschender Erfolg, der über den Status des Nerdbusters für Genre-Verliebte hinausreichte. Allerdings graute den Fans des Found-Footage-Mystery-Schockers ob dessen herausragender Qualität bei der Ankündigung schon ein wenig vor dem Sequel »Sinister 2« (USA 2015; Kinostart: 17.09.). Das Geheimnis um Bughuul war ja bereits gelöst worden – und Ethan Hawke würde auch nicht wieder mit dabei sein. Derrickson, der das erste Skript mitgeschrieben hatte, zog sich für Teil zwei auf die Drehbucharbeit zurück. Regie führte
Ciarán Foy. Wie erwähnt gab es Veränderungen im Cast, John Ransome spielt aber erneut den Deputy. Die Geschichte dreht sich, da bleibt alles beim Alten, um Spukhäuser, in denen Familien ausgelöscht wurden, unheimliche Träume und um eine Wirklichkeit, die selbst Red Bull Wodka in den Adern gefrieren ließe. Hauptfigur ist wie eh und je der Bughuul. Den muss man gesehen haben, möchte ihn aber wirklich nur im Kino treffen. — Intro Previews: Am 15.09. in Köln (Cinedom), Berlin, Hamburg, München (jeweils CinemaxX), OV, 20 Uhr — Alle Infos unter intro.de/previews
Wer bei diesem Filmzitat denkt, dass sich nur ein Sunnyboy wie Zac Efron das Leben als DJ genau so vorstellt, darf sich auf »We Are Your Friends« (USA 2015; Kinostart: 27.08.) freuen. Efron wird langsam erwachsen und spielt in Max Josephs Turntableund Dancefloor-Drama einen erfolgreichen Nachwuchs-DJ, der sich in die Freundin seines Mentors verknallt. Die laute Variante von Mia HansenLøves lakonischem »Eden«.
#Kultur #Serien #Narcos
Narcos
DAS LEBEN DES SCHNEEKÖNIGS Eine neue Netflix-Produktion beschäftigt sich mit den Hintergründen des Drogenhandels im großen Stil. Die Show ist zugleich das erste wirkliche Biopic über Pablo Escobar.
E
s ist einer der Widersprüche moderner Konsumkultur: Während Fair-TradeProdukte und Fleischverzicht gerade unter jungen Großstädterinnen boomen, werden die erbärmlichen Bedingungen, unter denen Drogen produziert und vertrieben werden, von den Konsumentinnen meist ausgeblendet. Alleine in Mexiko sind seit 2006 rund 70.000 Menschen Opfer des Drogenkriegs geworden. Aufschrei? Fehlanzeige. Zu bequem ist es, die Probleme in den Ländern zu lassen, in denen Gras, Koks und Co. produziert werden. Wie gut dieser Verdrängungsmechanismus funktioniert, zeigt sich an der Art, wie die Filmindustrie das Thema bearbeitet. Zwar haben es US-Serien wie »Breaking Bad« oder »The Wire« geschafft, ein komplexeres Bild vom Drogenbusiness zu zeichnen, doch bei Filmen, die in Lateinamerika spielen, dominieren Stereotype wie der »Held von der Straße« oder der gewissenlose Killer. Die Netflix-Show »Narcos« will das anders machen. Ihre Handlung wird aus der Sicht des US-Agenten Steve Murphy (Boyd Holbrook)
erzählt. Es geht um die Entstehung und Ausweitung des mächtigen Drogenkartells rund um den Kokainboss Pablo Escobar (Wagner Moura), das sich in den Achtzigerjahren in der kolumbianischen Stadt Medellin etabliert hat. Escobar, der 1993 von einer Anti-Drogen-Einheit erschossen wurde, legte den Grundstein für den industrialisierten Handel mit Koks. So zog er Kolumbien in eine blutige Gewaltspirale, während er selbst stinkreich wurde. Gleichzeitig liebte er es, sich als Volkshelden zu stilisieren, ließ Sozialbauten und Fußballstadien bauen. Er schaffte es sogar kurzzeitig ins kolumbianische Parlament. Legendär auch sein exzentrischer Wohnsitz: eine Hacienda mit Stierkampfarena, Zoo und Dino-Park. Auch wenn »Narcos« von vielen Parteien im Machtkampf um die extrem rentable Exportware Koks erzählt, ist die Serie in gewisser Weise das erste tatsächliche Biopic über Escobar. Frühere Vorhaben von Regisseuren wie Oliver Stone und Joe Carnahan, ihn zu porträtieren, sind verworfen worden. Neben Dokumentationen wie dem empfehlenswerten Film »Pablo Of Medellin« von Jorge Granier
machte bisher lediglich der im vergangenen Jahr erschienene Film »Escobar – Lost Paradise« den Koksboss zum zentralen Protagonisten, allerdings trieft er vor Klischees. Die »Narcos«-Autorinnen hingegen legen sehr viel Wert auf Genauigkeit. Detailliert nehmen sie sich die Seilschaften unter den Gangsterbossen in Medellin, die Verstrickungen von Justiz, Politik und Polizei, die Produktion von Kokain selbst und seine Vertriebswege vor. Das ist sehenswert, zumal die Serie auch die unrühmliche Rolle der USA thematisiert. Allerdings kann »Narcos« nicht der Versuchung widerstehen, aus dem Drogenbusiness ein cooles Männerding mit einem Touch Tarantino zu machen. Es bietet sich eben an, alles ironisch mit Salsa-Musik zu unterlegen und Poncho tragende Leute auf Pferden einzublenden. Doch man muss den Machern zugestehen, dass sie Zusammenhänge herstellen und komplexe Sachverhalte aufzeigen, wo sonst oft Stereotype vorherrschen. Text: Hanno Stecher — Alle zehn Episoden von »Narcos« sind ab dem 28. August auf Netflix zu sehen.
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#Kultur #DVD #Mad Max
Mad Max: Fury Road
FAST & FEMINISTISCH 30 Im letzten »Mad Max« fegte noch Tina Turner durch die Donnerkuppel. George Millers Reboot war die Überraschung des Sommers. Das HomeEntertainment-Release betont es im Bonusmaterial: Zeitgemäßer kann Action kaum sein.
Jahre haben »Mad Max«-Fans auf diesen Tag warten müssen. Und wenn sie in der Zwischenzeit nicht gestorben sind, dann hat sich die Warterei gelohnt. Regisseur George Miller brachte drei Jahrzehnte nach Abschluss der »Mad Max«-Trilogie den Reboot höchstselbst ins Kino. Mel Gibson, der einst den postapokalyptischen Loner mimte, sei für einen zeitgemäßen Action-Film inzwischen zu alt, hieß es im Vorfeld des Kinostarts von »Fury Road«. Also ersetzt Tom Hardy den Abgehalfterten, den man schon deshalb nicht vermisst, weil er aus seinem Antisemitismus keinen Hehl macht. Miller nutzt die Gelegenheit des Neustarts, um den verstaubten Helden
als heißes Fleisch gewordenes Klischee alter »Mad Max«-Fan-Fantasien zu inszenieren – statt als Weltuntergangsrentner. Das Entstauben generiert frischen Staub: Inmitten eines wilden Stockcar-Rennens, in dem die von Charlize Theron gespielte Furiosa den Ton angibt, murmelt Tom Hardy Sätze, die so klingen, als habe er selbst bei der Nachsynchronisation die Zähne nicht auseinanderbekommen. Vielleicht, weil er im Studio wie zu Beginn des Films einen Hannibal-LecterGedächtnis-Maulkorb tragen musste? Die Geschichte hat keinen großen Nacherzählungswert: Treibstoff und Wasser sind knapp, Immortan Joe will die Ressourcen kontrollieren und hält mithilfe seiner »War Boys« ein faschistoides Patriarchat aufrecht, in dem Frauen nur als Rohstofflieferanten für die kommende Schreckensgesellschaft herhalten dürfen, das heißt: auch als Mütter möglicher Nachfahren des Tyrannen. Eines Tages gelingt der schwangeren Capable und einigen anderen Frauen die Flucht. Unterwegs treffen diese mit Furiosa auf Max, der sich gerade aus kurzzeitiger Gefangenschaft befreit hat, nur den besagten Maulkorb muss er noch loswerden. Fortan bilden die Zufallsbekanntschaften eine Schicksalsgemeinschaft. Als weitere, ältere Amazonen hinzukommen, planen sie gemeinsam die Revolution. Dramaturgisch geht es von einer mitreißenden Action-Szene zur nächsten. »Mad Max: Fury Road« ist eine einzige Verfolgungsjagd, ein feministisches Materialschlachtengemälde in Schallgeschwindigkeit. Die Extras der Blu-ray wie beispielsweise das Making-of »Maximum Fury« machen dies besonders gut nachvollziehbar. Eine halbe Stunde lang herrscht das Gefühl, als würde man sich selbst beim Zocken an der Konsole beobachten, dann taucht man für die restlichen anderthalb Stunden so tief ins »Mad Max«-Game ein, als würde man einen Film gucken. Die Action-Choreografien samt Einheizer-Gitarristen lassen an eine irre Ballettaufführung denken, die Ausstattung und das Tempo auf eine Kollaboration zwischen »Delicatessen«- und »Matrix«-Machern schließen. Nur dass Miller im Gegensatz zu besagten Kollegen auf tiefschürfenden Story-Firlefanz verzichtet und dabei »Fast & Furious« locker in die Tasche steckt. Eine Art Subtext gibt es trotzdem, schließlich ist Immortan Joe niemand anderes als die aufgepimpte HollywoodInkarnation des Nestlé-Konzernchefs Peter Brabeck-Letmathe, für den Wasser kein Menschenrecht darstellt. Wolfgang Frömberg — »Mad Max: Fury Road« (USA 2015; R: George Miller; D: Charlize Theron, Tom Hardy; Warner Home)
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#Kultur #DVD
The Raid Evolution Box Wer »Mad Max: Fury Road« mag und »The Raid« noch nicht gesehen hat, sollte das schleunigst nachholen. Gareth Evans’ Martial-Arts-Tour führte seinen Helden Rama (Iko Uwais) 2011 durch 30 Stockwerke eines einzigen Gebäudes in Jakarta. Als Zuschauer fühlt man sich wie ein Gamer, dem die Konsole aus der Hand gefallen ist. Mit der Fortsetzung »Redemption« realisierte Evans drei Jahre später dank mehr Budget seine ursprüngliche Idee eines Gangster-Epos’. Nun erstmals in einer Box mit dem etwas verspielteren Prequel »Merantau«. — Intro empfiehlt »The Raid Evolution Box« (RI 2009-14; R: Gareth Evans; D: Iko Uwais; Koch Media)
Neu auf DVD und Blu-ray
L Als wir träumten
DIE FAUST AUS DER TASCHE Andreas Dresen verfilmt Clemens Meyer und porträtiert eine Leipziger Jugend, die gegen Nazis und alles andere kämpft.
eipzig, kurz nach der Wende. Fünf Jungs versuchen ihren persönlichen Traum vom Glück klarzumachen. Das Reich der Freiheit scheint offen zu stehen. Ein eigener Club soll es sein, in dem beispielloserTechnosound die Massen antörnen soll. Natürlich illegal, Steuern zahlen können wir, wenn wir tot sind. Nebenher müssen die wie Pilze aus dem Boden sprießenden Neonazis bekämpft, alle Arten von Drogen ausprobiert und das weibliche Geschlecht kennengelernt werden. Andreas Dresen hat aus Clemens Meyers Bestseller einen meisterlichen Film gezaubert. Sehr feinfühlig, aber auch mit Witz und schlüssigem Sound, konzentriert er sich dabei auf die Geschichte von Dani, Mark, Rico, Paul, Pitbull und Sternchen. Ein Film voller Herz, eine schöne, eine traurige, eine anarchische und wilde Geschichte. So süß und so bitter wie das Leben selbst. Dresen filmt abseits jeder billigen Sozialromantik, wuchtig und eindringlich. Es ist ein Film über die Jugend, deren immerwährendes Recht es ist, dagegen zu sein. Am Ende des Traums steht manchmal der nächste Traum. Frank Willmann — »Als wir träumten« (D 2014; R: Andreas Dresen; D: Merlin Rose, Julius Nitschkoff; Pandora)
Boardwalk Empire – Season 5
Die Geschichte um Enoch »Nucky« Thompson ist ein Sittengemälde des Kapitalismus. Player werden zu Menschen, das Geschäft immer unmenschlicher. Fünfte und finale Staffel.
1984
Im Produktionsjahr 1984 lag es auf der Hand, Orwells dunkles Märchen vom stalinistischen Kontrollstaat zu verfilmen. Gut 30 Jahre später lohnt sich die Wiederentdeckung in HD.
#Kultur #DVD
Eden
LEBEN AUS DEM PLATTENKOFFER Mia Hansen-Løve liefert mit ihrem dritten Spielfilm einen Einblick in die Pariser HouseSzene seit 1992.
I
m Mittelpunkt von »Eden« steht Paul (Félix de Givry), der gemeinsam mit seinen Freunden in blutjungen Jahren dieses House-Ding für sich entdeckt. Die Figur basiert lose auf Mia Hansen-Løves Bruder Sven. Hier ein Radio, da eine Privatparty, und Sven, nein: Paul ist hooked. »Cheers« heißt sein DJ-Duo-Projekt. Musikalisch ist es dem New York House oder auch Garage, jedoch nicht dem UK-Garage verpflichtet. Dank weltweiter Chartserfolge mit dem ureigenen Pariser Produkt, dem French House, sieht Paul auch mal was von der Welt. New York, Chicago, erfolgreiche Künstler auf
seinen Partys. Vermeintlich am Höhepunkt angelangt, gibt sich Paul allem hin, kümmert sich um nichts mehr und generiert dazu noch eine ausgemachte Koks-Sucht. Während Daft Punk, die als sehr trockener Running Gag immer wieder auftauchen, oder Etienne De Crécy (Super Discount) Weltstars werden, stagniert seine Karriere. Nur der Schuldenberg wächst ... Erdal Müsal — Intro empfiehlt »Eden« (F 2014; R: Mia Hansen-Løve; D: Félix de Givry; Alamode)
DIE RÜCKKEHR DER KULTSERIE!
AB 3.9. ALS BLU-RAY & DVD UND SCHON JETZT ALS DIGITAL HD! © 2015 Twentieth Century Fox Home Entertainment LLC. Alle Rechte vorbehalten.
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#Kultur #DVD
A Girl Walks Home Alone At Night Vampir-Geschichten regen offenbar zu besonders poetisch anmutenden Filmtiteln an. Vielleicht ist es hier oder im Fall von Jim Jarmuschs »Only Lovers Left Alive« und Tomas Alfredsons »So finster die Nacht« auch so, dass eine Trennlinie zum kommerziellen Blutsauger-Wahn à la »Twilight« gezogen werden sollte, denn Ana Lily Amirpours Bad-City-Romanze zwischen Arash und dem von einem blutigen Geheimnis umwehten Mädchen, auf Persisch in den USA gedreht, ist eher schwelgerisch als reißerisch. Trotz der spitzen Zähne. — »A Girl Walks Home Alone At Night« (USA 2014; R: Ana Lily Amirpour; D: Sheila Vand, Arash Marandi; Capelight)
Misfits
VOM BLITZ GETROFFEN Die komplette Serie in einer Box ersetzt ein Regal voller CharlesDickens-Romane. Wenn der Titelsong von The Rapture erklingt, werden aus Teenagern Superhelden. Deadbeat In dieser US-Comedy-Show gibt es allerlei Professionen zu bestaunen, die die Welt bislang noch nicht gesehen hat. Oder doch? Hauptfigur jedenfalls ist der sympathische Slacker Kevin Pacalioglu, der immer dann auf den Plan tritt, wenn Leute Probleme mit Geistern haben. Sein guter Draht zu den übernatürlichen Erscheinungen macht ihn zum perfekten »Medium«. Zu seinen »Kunden« zählen unter anderem ein Typ, der seine Liebe zu Hot Dogs zum Beruf gemacht hatte, bevor er starb. Irgendwas muss Hiro Tamagachi im Hals stecken geblieben sein, sonst würde er nicht so unbeherrscht spuken. — Intro empfiehlt »Deadbeat – Season 1« (USA 2014; C: Cody Heller, Brett Konner; D: Tyler Labine; StudioCanal)
»Misfits« ist eine Serie, die mehrere Bildungsromane vereint. Am Anfang des Spannungsbogens stehen fünf britische Jugendliche, die Sozialstunden ableisten müssen. Nachdem sie vom Blitz getroffen wurden, verfügen Kelly, Curtis, Alisha und Simon über Superkräfte. Allerdings hat sich auch Bewährungshelfer Tony verändert. Er ist plötzlich gewaltbereit. Früh gibt es Tote – und eine Menge Verwirrung. Am Ende der ersten Episoden stellt sich heraus, dass Nathan, der scheinbar keine Superkräfte erhalten hatte, doch verändert ist. In den folgenden Staffeln geht es um Liebe und Coming of Age, Gruppendynamik und die Tatsache, dass sich bestimmte Fähigkeiten für den Handel eignen. Einfach zugeflogen sind diese Skills den komischen Helden nicht. Anfangs entsprechen sie den Wünschen, welche die fünf unbewusst hegten, im Laufe der insgesamt fünf Seasons entwickeln sich die Kräfte aber immer mehr zu Prüfungen für ihre Persönlichkeiten. Die geheimnisvolle Macht, die dahintersteckt, heißt Gesellschaft. Paula Fuchs
— Intro empfiehlt »Misfits – Die komplette Serie« (GB 2009-13; C: Howard Overman; D: Lauren Socha, Nathan Stewart-Jarrett; Polyband)
#Kultur #DVD
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24 – Live Another Day
NUR DIE UHR TICKT NOCH RICHTIG Hat Jack Bauer wirklich die Seiten gewechselt? In London und innerhalb von 24 Stunden kommt die Wahrheit ans Licht.
J
ack Bauer und kein Ende. »24 – Live Another Day« wird inoffiziell auch als neunte Staffel der Reihe bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine eigenständige zwölfteilige Mini-Serie, die vier Jahre nach der achten »24«-Season produziert wurde. Kiefer Sutherland hat als Jack Bauer wieder mächtig Stress an den Hacken. Der ehemalige Agent jagt in London Terroristen und wird gleichzeitig selbst gejagt. Er steht im Verdacht, ein Attentat auf US-Präsident Heller verüben zu wollen. Wer die Plot-Wendungen des einst mit Hang zum »Realismus« gestarteten ActionSpektakels abenteuerlich findet, sollte öfter
Nachrichten gucken. Was man da an Geschichten zu sehen bekommt, lässt Bauers Tour de Force fast schon wie die Agentenspiel-Fantasien eines unschuldigen Kindes erscheinen. Na ja, nicht wirklich. Aber es ist schon klar, dass eine Welt, die immer irrer wird, auch immer verwickeltere Storys provoziert. Wahnsinnig spannend und für alle Fans der Reihe ein Muss ist »24 – Live Another Day« allemal. Paula Fuchs
— »24 – Live Another Day« (USA 2014; C: Robert Cochran; D: Kiefer Sutherland; Fox)
Mit Sprache. Wir haben Was gegen armut. Martha Sipply unterstützt Mädchen, selbstbestimmt zu leben.
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#Kultur #Spiele
Batman: Arkham Knight
SEIN, NICHT SPIELEN Eine ohnehin schon außergewöhnliche Reihe findet zu vollendeter Perfektion: Batmans Ankunft in der aktuellen Konsolengeneration ist größer, schöner und bombastischer als je zuvor.
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otham City. Joker ist tot, aber die Stadt der ewig verregneten Nacht muss sich einer neuen Bedrohung erwehren: Scarecrow droht mit Giftgas, und inmitten der Anarchie einer evakuierten Metropole schließt er eine Allianz mit Arkham Knight, der wie ein böses Spiegelbild von Bruce Wayne alias Batman wirkt. Bis hierhin sind alle bekannten Stichworte abgehakt: Superheld, Superschurken, Superstadt. Aber so einfach ist es nicht. Die Medien Comic und Kino haben die Geschichte des Helden aus den »Detective Comics« seit 1939 mehrfach und in verschiedenen Variationen gekonnt in Szene gesetzt. Dieses Videospiel steht am Anfang einer relativ jungen Konsolengeneration, bildet aber zugleich auch einen neuen Höhepunkt. »Batman: Arkham Knight« zieht abschließend noch einmal alle Register, die der britische Entwickler Rocksteady Studios in den bisherigen Titeln der »Arkham«-Reihe eingerichtet hat. Hier spielt man nicht Batman – man ist Batman. Nichts wirkt gewollt, fast alles ist gekonnt. Produziert, inszeniert, etabliert und mit einem Feinschliff versehen, den man sonst nur von Nintendo-Spielen kennt. Es gibt
keine Ladezeiten, und auch die Zwischensequenzen werden nahtlos über die Game-Engine aufgespielt. Während andere Titel sich mit trägen Tutorials abmühen, webt Rocksteady alle Fähigkeiten seines Flattermanns fließend und fast schon bescheiden in das Spielgeschehen ein. »Batman: Arkham Knight« hat im Vergleich zum Vorgänger die fünffache Spielfläche und schreit mit seinem Detailgrad danach, visuell entsprechend gewürdigt zu werden: Es sollte in einem dunklen Zimmer gespielt werden. Auf einem großen Fernseher oder noch besser einem Beamer. Dieses Gotham City braucht ausladende Dimensionen für seine ausschweifenden Perspektiven auf all die Abenteuer und Herausforderungen, die mit diversen Zusatzinhalten auch noch in Monaten fesseln dürften. Gregor Wildermann — »Batman: Arkham Knight« für PC, PS4 und Xbox One (Warner Bros. Interactive Entertainment / Rocksteady Studios)
The Fall
SMARTE KLAMOTTE Wie sieht die Welt durch die Augen eines intelligenten Computers aus? Offensichtlich wie eine Mischung aus »Metroid« und altmodischen Adventures.
Wenn Computer alles können, werden Menschen überflüssig. Am besten belegt das ARID, die Künstliche Intelligenz eines futuristischen Kampfanzugs und Protagonist dieses Spiels. Der Insasse ist nach einem langen Sturz bewusstlos. Aber der Overall mit Helm legt jetzt erst richtig los. Auf der Suche nach medizinischer Hilfe erkundet ARID eine fremde Welt, löst diverse Rätsel und umgeht etliche Sicherheitsbeschränkungen. ARID hat einige wenige Richtlinien, die befolgt werden müssen, beispielsweise, den Mensch im Anzug zu beschützen. Das reicht aus, um sehr kreativ mit anderen Lebewesen und Künstlicher Intelligenz umzugehen. »The Fall« sieht aus wie ein Actionspiel, bei dem man durch labyrinthartige Level läuft, Schalter umlegt und Schlüsselkarten sucht. Ähnlich wie einer von unzähligen Nachahmern des Klassikers »Metroid«. Aber in »The Fall« gibt es Rätsel, die weit über ein paar verschlossene Türen hinausgehen. Man muss fremdartigen Nagetieren Köder auslegen, dumme Service Bots überlisten und immer wieder den bewusstlosen Passagier in Gefahr bringen, um gesperrte Subroutinen im Anzug freizuschalten. Mitunter steht man erst mal minutenlang actionfrei auf dem Schlauch und zerbricht sich den Kopf. Kommt man auf die Lösung eines Rätsels, fühlt man sich dafür dann smarter, als man es in Actionspielen jemals tat. Auch die Geschichte ist klüger. Sie zeigt uns eine Welt, in der sich Computer von ihren Fleischsäcken emanzipiert haben. Menschen sind in der Zukunft nur noch Ausreden, Mittel zum Zweck. Jan Bojaryn — »The Fall« für PC, PS4, Xbox One, Wii U (Over The Moon)
#Kultur #Spiele
Keine Skills am Controller aber La Paloma pfeifen
Illustration: Alexandra Ruppert
Carsten Schumacher ist Chefredakteur des Festivalguide und damit eines ganz sicher nicht: ein Stubenhocker. Seine letzten Videospiel-Erfahrungen machte der Konsolen-Legastheniker in grauer Datasetten-Vorzeit. Beste Voraussetzungen also, um ein möglichst objektives Urteil zu fällen. Diesmal: »God Of War 3: Remastered«. Schon wieder die Remastered-Fassung irgendeines längst erschienenen Spieles? Dafür boykottiere ich aber nicht seit fünf Jahren die Christmas-Box-Sets von Van Halen! Immerhin: Es geht ins antike Griechenland. Hat der Reiseveranstalter von nebenan ja auch nicht immer unter seinen Last-Minute-Angeboten. Obacht: die Wahl des Schwierigkeitsgrades. Wie immer die einfachste Stufe nehmen und am Ende unterschlagen, ja? He, hörst du nicht, unterschlagen! So lege den Stift nieder. Sieh nur, Zeus, Hades, Hermes, Poseidon und Helios – alle am Start. Die Avengers der Antike. Da soll noch mal einer sagen, griechische
Mythologie wäre nicht Rock’n’Roll. Konzentration jetzt, endlich dürfen wir die Muskeln unseres barbarischen Protagonisten spielen lassen: Eine Horde Untoter rückt an. Die Kreistaste ermöglicht es mir endlich, jemandem im wortwörtlichen Sinne den Kopf abzureißen und nicht immer nur im übertragenen Sinne damit zu drohen. Taten statt Worte, damit hat mich das Spiel bereits. Mag gerade alles ganz souverän bei mir aussehen hier, habe aber ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich tue. Ähnlich wie bei meinen Straßenverkehrsordnungs-Kenntnissen. Als jemand, der das Original nie gespielt hat, kann ich das hier schon empfehlen, jedenfalls, wenn man nicht zu einem schwachen Magen neigt. Protokoll: Philip Fassing – »God Of War 3: Remastered« für PS4 (Sony)
Rocket League
WOLF IM CASUAL-PELZ »Rocket League« ist der unwahrscheinlichste Videospiel-Hit dieses Sommers. Doch welcher Nerv muss eigentlich getroffen werden, damit ausgerechnet eine futuristische Variante von Stefan Raabs Autoball den großen Hype für sich beanspruchen darf?
Hin und wieder braucht es einen zweiten Blick, um die Substanz hinter einer ausgewachsenen Hysterie zu erkennen. Das von dem unabhängigen Entwicklerstudio Psyonix entwickelte Sci-Fi-Sportspiel »Rocket League« ist wahrscheinlich so etwas wie ein Paradebeispiel
für diese Art von Doppelbödigkeit, mutet es mit seinem anachronistischen Verständnis von Futurismus und seinem generischen Namen doch zunächst wie der Inbegriff des von vielen so verhassten Casual-Games an. Wer sich aber einmal die Mühe macht, die simple Spielmechanik von »Rocket League« zu verinnerlichen, der kommt von diesem Sportspiel der etwas anderen Art kaum noch weg – und entdeckt schnell ungeahnte Tiefen in Sachen Taktik und Gameplay. Das Grundprinzip von »Rocket League« ist denkbar simpel: Mithilfe
ferngesteuerter Vehikel gilt es, einen überdimensionalen Ball im gegnerischen Tor zu versenken. Dank der präzisen Physik, spektakulärer Flugmanöver und völlig chaotischer Online-Matches reicht dieses minimale Setting bereits aus, um immer wieder aufs Neue fluchend in das Spiel einzusteigen. Philip Fassing — »Rocket League« für PC und PS4 (Psyonix)
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#Life
Illustration: Santtu Mustonen
#Life Finnland hat in Sachen Popkultur schon so manche seltsame Frucht hervorgebracht. Auf den nächsten Seiten tummeln sich linksradikale Nazifans, Rap zerhackende Reimreiter, Hochgeschwindigkeits-Humpaisten, Skweee-Squeezer und Riot-GrrrlCheese-Metaller. Ach ja, ein Elch tritt ebenso auf – Ehrensache.
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#Life #Reportage #Finnland
So klingt Finnland
Von Elchen, Skweee und weißen Nächten
#Life #Reportage #Finnland
Steffen Greiner traf sich für diese Reportage in Rekordzeit mit ungefähr allen Menschen, die einen Namen in der finnischen Musikszene haben. Außer mit HIM, Nightwish und Lordi. Warum wir ihn in diesen Wahnsinn schickten? Weil wir uns fragten wie dieses Land eigentlich klingt.Und warum man es nicht auf dem Schirm hat. Und wieso sich genau das bald ändern könnte. Fotos: Juliana Harkki
»Finnische Namen klingen einfach interessant.« Man könnte fast glauben, Finnland sei so unauffällig wie die sympathischen, melancholischen Charaktere in einem durchschnittlichen Kaurismäki-Film. Die Nation geizt mit Klischees. Norwegen hat die Wikinger, Schweden
das Sozialsystem und ABBA, Dänemark immerhin Dogma 95. Und Finnland? Sauna, Seen und ... den Skispringer Janne Ahonen? Mika Häkkinen? HIM? Finnland ist eines dieser Länder, über die man noch nicht ganz so viel weiß. Außer, dass sie im hohen Norden liegen und irgendwie sympathisch sind; der Alkohol wird teuer sein und die Luft kalt. Finnland ist eines dieser Länder, gegen das die deutsche Fußballnationalmannschaft einmal pro Jahrzehnt in einem irrelevanten Qualifikationsturnier antreten muss; das Spiel ist die Krönung der Unbedeutsamkeit und endet null zu null. Und nach dem Abpfiff erzählt Sepp Maier einen Witz: »Was heißt Sonnenuntergang auf Finnisch? – Helsinki!« Ja, wenn der wüsste. Eine Figur aus einem Kaurismäki-Film ist Jaakko Eino Kalevi ganz sicher nicht – obwohl er in Helsinki lange den kaurismäkiesken Beruf des Straßenbahnfahrers ausgeübt hat. Nach Berlin gezogen ist er vor allem, weil er einen Wechsel brauchte. Das gleiche Gefühl brachte ihn als Jugendlichen schon dazu, von der mittelgroßen Stadt Jyväskylä nach Helsinki zu ziehen – wie so viele. In der Hauptstadt wurde er mit seiner Musik rasch zum Underground-Star, zu einer prominenten Figur in einer Szene, die tatsächlich so klein ist,
wie sie sich hier in Berlin am Tisch bereits andeutet. Was unterscheidet die alte von der neuen Heimat? »Helsinki ist viel kontrollierter und organisierter. Berlin wirkt freier.« 2008 erschien Jaakkos Debüt-EP, aber die Strukturen seines Labels erlaubten keine internationalen Releases – auch ein Grund, das Land zu verlassen und so sichtbarer zu werden. Das ist er nun: Sein erstes Album bei einem großen Label ist selbstbetitelt, der aberwitzige Opener besteht vor allem aus einer beinahe gregorianisch verlayerten Repetition seines Namens. »Finnische Namen klingen einfach interessant«, weiß Kalevi.
Jaakko Eino Kalevi
Foto: Maria Sturm
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innland beginnt für mich in Berlin, in einem dieser Cafés auf der Prenzlauer Allee, die man normalerweise zu meiden sucht. Aber an diesem ersten Sommertag des Jahres bei heißen 30 Grad treffe ich hier einen, der Helsinki hinter sich lassen musste, um seinen musikalischen Durchbruch zu starten, und jetzt hier um die Ecke wohnt: Jaakko Eino Kalevi. Sein aktuelles selbstbetiteltes Album ist ein Psycho-DiscoWunderding. Er selbst sieht aus, wie jemand eben aussieht, der in weirde Retro-Grooves macht. Ein bisschen wie Ariel Pink in noch druffer und engelsgleicher. Mit am Tisch sitzen Gesangspartnerin Suad Khalifa und Sami Toroi alias Long-Sam, der abends Jaakkos anstehenden Tour-Auftakt im Urban Spree eröffnen wird. Beide sind frisch aus Finnland eingeflogen und etwas überfordert mit dem heißen Berlin: In Finnland regnet es bei um die zehn Grad – das erhöht meine Vorfreude auf die Recherchereise in den Norden immens. Fast eine Woche werde ich im Juni in Helsinki verbringen. Gemeinsam mit der Fotografin Juliana werde ich Musiker von Schlager bis Doom treffen, dazu DJs, Label- und Filmemacher. Es tut sich nämlich was in Finnland – wir haben bisher nur zu wenig davon mitbekommen. Die Szene strotzt vor Optimismus, dass sich das bald ändert.
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#Life #Reportage #Finnland
Kneipengipfel der Generationen Eine gute Woche später bin ich dann tatsächlich in der Tram von Helsinki. Sogar der Sommer ist mittlerweile angekommen. Es herrscht schönster Sonnenschein, an jeder Ecke findet sich ein vollbesetzter Park, und es gibt Meer. Und weil Helsinki auf einer Halbinsel liegt, eine ganze Menge davon – bloß, dass es nicht am Horizont endet, sondern im Insellabyrinth der Schären, und sich ohnehin nicht so richtig nach Meer anfühlt, hier, im Finnischen Meerbusen, der letzten Sackgasse der Ostsee, die sich bis nach Sankt Petersburg erstreckt. Auch beinahe ein Jahrhundert nach Ende der russischen Herrschaft ist Finnland ein Berührungspunkt von West und Ost: Die zweitgrößte Flüchtlingsgruppe des Landes kommt nicht aus dem Nahen Osten, sondern besteht aus russischen Queers – denen die finnische Post wiederum 2014 ein großes Solidaritätszeichen sandte, als sie eine Briefmarkenserie mit homoerotischen Motiven des Künstlers Tom Of Finland herausgab. Aber auch wenn ich Finnland in einer Phase erlebe, wo sich viel bewegt und alle Menschen, die ich treffe, einen unerhörten Optimismus versprühen, rüstet man sich für Streiks: Die neue rechtskonservative
Regierung plant radikale Kürzungen im Bildungsbereich, und überhaupt kommt die neue Regierungspartei der Wahren Finnen, die ein offen ausländerfeindliches Programm verfolgen, im liberalen Helsinki so gar nicht gut an. Für eine kleine Kneipentour treffe ich am Abend drei Musiker, ein kleiner Gipfel zweier finnischer Musikgenerationen, der wirklich in Rage gerät, als das Thema aufkommt: »Es sieht richtig düster aus. Für arme Menschen, für die Bildung, für die Kultur. Es ist ein Desaster, mir wird wirklich schlecht«, findet Miikka Koivisto. Mit den HC-Punk-Veteranen vom Disco Ensemble ist er ein unermüdlicher Arbeiter im Weinberg des europäischen Festivalwesens. Gerade versucht er sich mit dem Electro-Pop-Projekt Hisser erstmals als Solist und ist insgesamt ein knuffiger Typ – genau der Richtige für so einen Bierabend im ExArbeiterviertel Kallio mit all seinen Bars. Neu im Business ist hingegen Vesa Hoikka von der Electro-Folk-Band Redder. Und dann wäre da noch Noah Kin, den demnächst sowieso jeder kennen wird – als einen der besten europäischen HipHopper.
Vom Spucken, Singen, Rappen und Zerhacken
Miikka Koivisto, Vesa Hoikka und Noah Kin
»Ich kann es fast schon physisch fühlen, dass ich an einer Position bin, von der aus es anfangen kann. Ich habe verschiedene Sachen probiert, und es war gut, dass mir dabei nicht die ganze Welt zugeschaut hat. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, hinauszutreten – mit einem Ziel.« Noah, der so selbstbewusst seinen eigenen potenziellen Durchbruch beschreibt, ist erst 19, hat aber schon einige Kämpfe hinter sich. Als schwarzer finnischer Rapper außerhalb Finnlands wahrgenommen zu werden ist schwierig, vielleicht aber leichter, als im Inland als auf Englisch performender Rapper wahrgenommen zu werden: »Ich fühle mich schon einsam. Es gibt hier vielleicht zehn Menschen, die auf Englisch rappen. Finnischer HipHop ist dagegen fast schon Mainstream.« Für Noah unverständlich: »Im Englischen kannst du Worte ausspucken, wenn du aber Finnisch singst, musst du die Worte zerhacken, viele kannst du einfach nicht strecken, wie du willst, ohne den Sinn zu ändern – Finnisch hat keinen Flow.« Und doch geben die publikumsstarken Labels Künstlern, die nicht in der Landessprache singen, keine Chance. »Das ist so lächerlich. Wir haben eine falsche Art von Nationalstolz, eine Mentalität, die fordert, dass alles, was Finnland ist, in Finnland bleiben soll. Niemand hat Interesse daran, im Ausland berühmt zu werden. Aber: In Finnland gibt es fünf Millionen Menschen – und da draußen warten sieben Milliarden!«
#Life #Reportage #Finnland
Kreuzberg ist (auch) in Helsinki
Die Balance zwischen Hirn und Herz
Irgendwann, viel später – mein Biorhythmus ist schon gut abgefuckt, nicht wegen Bier und Salmiakki, sondern wegen Sonne geht nicht unter – erläutert Miikka Koivisto, dass der gerade Weg zur klassenlosen Gesellschaft über Ladendiebstahl führt – über einen offensiven, kollektiven Ladendiebstahl-Flashmob. Solche Gedanken kommen einem in Kallio, dem Kreuzberg von Helsinki, ganz automatisch. Und natürlich gibt es neben solidem SzeneShit auch hier Schaufenster, die in 50er-JahreSchönschrift »Local Design made in Kallio« anpreisen – kann man vielleicht also auch schon wieder knicken. Als wir uns Stunden später verabschieden, ist noch immer Goldene Stunde, die irgendwann um Mitternacht in eine Blaue übergeht, die dann bis zum Sonnenaufgang um vier dauert. Weiße Nächte, nennen es die Poeten, und es ist ja auch schön. Bloß: Ich liege wach im Hotelbett, schlafe einfach nicht ein, geh dann doch noch mal raus ans Meer, bisschen den Dostojewski raushängen lassen, der über diese Nächte eine schöne Novelle schrieb, Liebe und so. Aber der musste am nächsten Morgen vermutlich auch keine Petersburger Nachwuchsbands interviewen.
Übermüdet wie erwartet treffe ich mich am nächsten Morgen mit einer Größe der finnischen Szene: Mirel Wagner, die erste finnische Gewinnerin des Nordic Music Award für ihr letztjähriges Album »When The Cellar Children See The Light Of Day«. Sie ist so etwas wie die charismatischste Black-Panther-Ikone, die die 60er für uns übrig ließen – fetter Exotenbonus also? »Ich würde es Leuten nicht vorwerfen, wenn sie es exotisch finden, dass ein finnisches Mädchen mit dunkler Haut amerikanischen Blues singt – es ist ja auch etwas sehr Eigenes.« In der Tat: Mirel Wagners Musik, ihre eindringliche Stimme, zurückhaltend minimalistisch auf der Akustikgitarre begleitet, geht eigentümlich unter die Haut. Mirel lerne ich beim Streifen über die alte Seefestung Suomenlinna kennen, auf einer Insel vor der Stadt. Es ist schwer, nicht von dieser Frau eingenommen zu sein – vielleicht, weil sie eben gar nicht ikonisch drauf ist, sondern so, wie man als kluger Mensch in professionellen Situationen eben drauf ist, in denen man im Mittelpunkt zu stehen hat, obwohl man doch gar kein Mittelpunktmensch ist – etwas zurückhaltend, etwas lauernd, etwas offen. Wir reden über die Zukunft: »Ich versuche vor allem, meinen Gefühlen zu folgen,
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#Life #Reportage #Finnland
Riot-Grrrl-Cheese-Metal und JUZ-Pogo-Level
Mirel Wagner
aber gleichzeitig smart damit umzugehen. Du brauchst eine Balance zwischen Gefühl und Gehirn, du musst Worte finden und filtern. Vielleicht gibt es dafür so was wie ein unterbewusstes Download-System, das alles speichert, was du aufgenommen hast.« Und dann tut sie doch noch so, als sei sie gerade aus den 60ern rübergebeamt worden: »Ich würde es mögen, 400 Tage im Studio zu sein und keinen Ton zu veröffentlichen.« Muss man ihr nicht abnehmen, und wer sie am nächsten Tag auf dem Sideways Festival erleben darf, wie sie da in die Hitze des Sommertages die Kälte von Nächten in der Wüste malt, spürt ohnehin, wie zielstrebig sie an ihrer Musik arbeitet.
Es ist die erste Ausgabe des Sideways Festivals – stilvoll angesiedelt im alten Schlachtereidistrikt Helsinkis, verbindet es große Namen mit lokalen Größen. Und wenn die Headliner Dizzy Rascal und The Jesus And Mary Chain heißen, hat ein Festival eh alles richtig gemacht. Nimmt man noch das etablierte Flow Festival dazu, das unweit von hier stattfindet, hat Helsinki jetzt doppelt so viel von dem, was deutschen Großstädten bisher nur so halb gelang: richtig gute Open Airs in der Innenstadt. Und offensichtlich entwickelt sich in diesem großen Land mit der geringen Bevölkerungsdichte gerade eine außergewöhnlich vitale und breit gestreute Szene, die hier zu entdecken ist – einige Acts wiederum sind schon alte Bekannte: Suad und Miikka treten solo auf, Herr Kalevi feiert eines seiner selten gewordenen Heimatkonzerte. Während drüben auf der Main Stage Ariel Pink mit debil schlechten Transen-Gags die Menge eher kalt lässt, zieht hinten in der Sackgasse namens »Betonilava«, Betonbühne, The Hearing a.k.a. Ringa Manneri ein kleines Häufchen Zuschauer mit Loopgeräten, Keyboard, Drumpad, Stimme und schön heißkalten Soundlandschaften in ihren Bann. Wie für die nächste Hausprojektparty gemacht ist dagegen der Riot-Grrrl-Cheese-Metal von Fate vs. Free Willy. Von Noah Kin und Miikka Koivisto aufs Schärfste empfohlen, bieten aber tatsächlich die Surfrock/Postrock-Experimentalisten Teksti-TV 666 die größte Party. Das Publikum dreht völlig ab – JUZ-Pogo-Level mit toller Musik. Auch geil: K-X-P, die mit zwei Drumsets feinsten Analog-Techno runterrocken. Paperi T wiederum ist einer jener finnischsprachigen HipHopper, aber keiner für den Mainstream. Der Künstler pflegt einen Priesterhabitus, es geht um Drogen und Selbstzerfleischung, und auch wenn ich nichts verstehe: So schlecht funktioniert das gar nicht, das finnische Grummeln über Beats. What’s next? Ah ja, Tähtiportti.
#Life #Reportage #Finnland
Mit Hakenkreuz zum Rohrschachtest Tähtiportti sind geschmackloser Neon-Hakenkreuz-Spaß mit einem Sänger, der wie Jonathan Meese in fetter und schamloser aussieht. Er trägt Kirmes-Monster-Maske und einen Stimmverzerrer, schwenkt dabei mit nacktem Oberkörper mystisch ein Buch, aus dem er über seltsam groovendem Synthie-Sound vorzusingen pflegt. Und so sehr man sofort losdiskutieren will, man muss doch zugeben, dass auf dieser Seite der Vernunft seine Show nur als crazy shit durchgeht. »Die Band ist ein Rohrschachtest«, sagt Tähtiporttis Synthie-Mann Perttu Häkkinen zwei Tage später beim Brunch, für den wir in die Vororte rausgefahren sind, zu einstöckigen Reihenhäusern und Vorgärten. Perttu ist ein flinker Popdenker, lebendes Archiv finnischer Musik, irritierend talentierter Künstler und Journalist – und das freundlichste Gesicht dieser unsäglichen Querfront. Er hat in Holland in einem besetzten Haus gelebt, in allerlei linken Freiräumen aufgelegt, liebt Krautrock und Italo-Disco und ist der wohl einzige Mensch, der ganz ernsthaft von der
Sideways Festival
Tangerine-Dream-Abschiedstour schwärmt, während sein zweijähriger Sohn mit seiner Spielzeugfeuerwehr im Garten um uns herumwuselt. Später präsentiert Perttu seine Bibliothek, in der Wilhelm Reich, »Mein Kampf« und Verschwörungen um Nazi-Geheimwaffen fröhlich aneinanderlehnen, zeigt sein gerade erschienenes Buch über Okkultismus in Finnland und einen Artikel aus einem Pornoheft von 1983: »Diesmal ist meine Zeit gekommen!« lässt er da den finnischen Rechtsterroristen, Okkult-Faschisten und Irren Pekka Siitoin zu Wort kommen. Siitoin präsentiert sich auf dem Aufmacherfoto mit vom Balkon hängenden Hakenkreuz-Banner und Hitlergruß; ein Thema, auf das man nur kommt, wenn man völlig schmerzbefreit ist, doch ein Nazi – oder eben der finnische Wiedergänger von Hunter S. Thompson. Sicher ist hier einzig, dass Perttu fasziniert ist von Outlaws: Tähtiporttis Sänger, Sami Hynninen, hauptberuflich bei der Doom-Metal-Legende Reverend Bizarre, schreibt seine Songs in den kreativen Hochphasen zwischen psychotischen Schüben. Ein anderer partner in crime Perttus ist der Rapper Michael Black Electro. Der wandte sich vor einigen Jahren dem Islam zu und rappt nun ausschließlich Koransuren.
Langsam, verstörend, tanzbar: Skweee
Perttu Häkkinen
Electro-Musik dazu. Es war eine Zeit, als alle genug hatten von Techno. Techno ist dafür gemacht, stumpf zu sein, darum geht es, und das mochte ich in den 90ern. Aber dann wurde es immer noch dumpfer, immer minimaler – und House war sogar noch schlimmer. Uns ging es darum, etwas anderes in die Clubs zu bringen, und ich mochte immer ElectroFunk. Langsam und verstörend, aber immer noch tanzbar sollte es sein. Manchmal war es toll, manchmal ein Desaster, aber das passiert, wenn man zu experimentieren anfängt.« Ab Ende der 2000er beeinflusste Skweee – der Name rührt vom Squeezen der Synthies – dann die Entwicklung von Dubstep und gewann international an Aufmerksamkeit – mit merkwürdigen Hochburgen wie Österreich und Japan.
Sollte es erstaunen, dass der Mann mit Rappern ebenso zusammenarbeitet wie mit Doom-Sängern: Perttu Häkkinen ist unter dem Namen Randy Barracuda eine Legende der elektronischen Musik und die Gründerfigur des einzigen relevanten skandinavischen Electro-Genres: Skweee. »Zunächst waren da diese Schweden, die spielten Electro-Reggae – totaler Hippie-Crap, aber tolle Menschen«, erinnert sich Perttu. »Wir tranken oft zusammen, Der musikalische Export und irgendwann blendete sich diese sinistre schlager, der nicht Lordi heißt
Überhaupt zählt Elektronik zu den musikalischen Exportschlagern: Das Spektrum reicht vom HouseBlockbuster Huoratron bis zum zurückgezogen experimentierenden Dissoziativ-Techno-Schrat Vladislav Delay. Eine neue Dokumentation namens »Machine Soul« von Tero Vuorinen erzählt die Geschichte von den Pionieren der 1960er-Jahre bis heute – und »muss« sich, wie alle anderen Electro-Geschichten auch, heftig an Berlin abarbeiten: So wie dort zu sein, das ist das Ziel der finnischen Clublandschaft. Erst wer in Berlin gespielt hat, kann sich in der Heimat etablieren. Nur dass Finnland eine ganz andere Art urbaner Kultur hat: »In Berlin oder Detroit korrespondiert die Musik mit der Urbanität. Hier korrespondiert sie mit etwas anderem, vielleicht mit der Natur«, sagt der Regisseur.
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Auch in der Elektronik ist Finnland ein Land, das massiv Einflüsse von außen aufsaugt und gleichzeitig isoliert bleibt. »Damals hieß es immer, die Bands schaffen es nur bis Schweden, danach müssten sie die Fähre nehmen, und das kam ihnen immer zu weit vor. Finnland ist zu weit weg, das dachten alle, ein Teil von Russland. Das hat sich total geändert«, hatte Miikka an meinem ersten Abend ausgeführt. Wie sich das ändert, wird mir im Nachtleben bewusst. Zwei Electro-Clubs sind in Helsinki ein Muss: das Ääniwalli, das mir immer etwas anbiedernd als Helsinkis Berghain verkauft wird, was natürlich ein mieser Witz ist. Nicht dass der Club dadurch schlechter würde, aber
Regisseur Tero Vuorinen
ein Fotografier-Verbot in einer Feierszene, die geradezu puritanisch ist, sich anzieht, als hätte sie nie vom Konzept »Subkultur« gehört, auf Drogen verzichtet und um drei Uhr nachts nach Hause muss, wirkt eben etwas aufgesetzt. Und Nummer zwei: Kaiku. Hier spielt heute Nacht die Intro-Hausfreundin Lena Willikens from Cologne ein ganz fantastisches Set auf einer der wahrscheinlich weltbesten Anlagen in einem Club für unter 300 Gäste. Als wir gut durchgeschwitzt und plattgetanzt ins Freie stolpern, geht über Kallio schon wieder die Sonne auf, die gelbe Sau, na klar, und zaubert ihre fünf Stunden Gold. Heimweg durch den Nachkriegsbeton, just another Nacht ohne Schlaf. What’s next?
Humppa mit 200 bpm Noch einmal raus aus der Stadt. Mit dem Auto. Und das nicht alleine. Wie in so vielen Regionen etabliert sich auch in Finnland eine neue Herangehensweise an Folklore – nicht Anti-Folk, sondern Meta-Folk, zugleich eine Hommage an Tradition und deren Dekonstruktion. Pekko Käppi, der zuerst in unseren Wagen steigt, zelebriert genau das. Er hat sich als Jugendlicher bei einem Aufenthalt in Texas mit der finnischen Musikgeschichte beschäftigt und die Jouhikko entdeckt, eine mit dem Bogen gestrichene Leier. »Ich habe keine Drogen genommen, aber mein Kopf explodierte trotzdem«, beschreibt Pekko dieses Erweckungserlebnis. Die Intensität seiner Musik lässt das durchaus nachvollziehen. Gleiches gilt für die Band Jaakko Laitinen & Väärä Raha, die für einen Ausflug zu uns ins Auto steigt. Genauer: Bandleader Jaakko und Akkordeonist Marko Roininen. Da wir sie gerade von der Bandprobe abgeholt haben, trägt
Jaakko noch Anzug: Er und seine Band, die sich mit »Falschgeld« übersetzt, spielen Schlager. Oder treffender gesagt: Humppa, das archetypischste aller finnischen Musikgenres. Eine Art schnelle Polka mit osteuropäischen Wurzeln, über 200 bpm, »und viel härter«. Die Lappen spielen Coverversionen von lappländischen Schlagern aus den 50ern, die auf einmal beinahe modern klingen, weil die Vertrautheit der verwandten Musik des Balkans die Köpfe für die Kombination von Tanz und Folklore neu geöffnet hat. Und Jaakko und Marko sind genau die Menschen, die man sich dazu vorstellt: witzig, ein bisschen Schleim in den Charme gemischt und Pomade dazu. Wir werfen uns Geschichten zu, während wir endlich Helsinki hinter uns lassen.
Wird so langsam Zeit für: Fazitstimmung Um kurz vor Schluss schon mal in Fazitstimmung zu kommen: In Finnland ist offensichtlich in den letzten Jahren ein Klima entstanden, das Menschen inspiriert – auch abseits des Metal. Die Szene ist bunt und verzettelt, aber alle begegnen sich mit Neugierde und über Genregrenzen hinweg. Vieles, was dabei entsteht, ist es wert, entdeckt zu werden, und bei allem Understatement ist manches sogar richtig, richtig gut – einzig: Es fehlt noch ein musikalisches Zugpferd, das die weltweite Aufmerksamkeit auf das Land lenken kann. Es ist ein bisschen so, als spielte man British Invasion, hätte aber keine Beatles in den eigenen Reihen.
Jaakko Laitinen &Väärä Raha
Zurück ins Auto zu meinem Ausflug mit Pekko, Jaakko und Marko. Porvoo, unser Ziel heute, liegt 40 Kilometer östlich von Helsinki an der Südküste. Es mag ein bisschen zu idyllisch sein mit seinen niedlichen roten Holzhäusern und dem Dom, der 2006 von jugendlichen Feierabend-Satanisten abgefackelt wurde – ein kleiner Riss im Bild und immerhin ein bisschen Metal-Klischee, endlich! Wir essen Schokoladenkuchen, japanische Busladungen bewundern Jaakkos schönen blauen Schlageranzug. Die meinen das ernst, und auch das Publikum meint es ernst: »Unsere Fans sind schon größtenteils junge Menschen, Hipster, aber zu uns kommen auch die Alten, manchmal treten wir auf dem Land vor Großmüttern auf. Alle mögen es. Nur der Vater eines Freundes hat sich einmal beschwert – wir waren ihm nicht Humppa genug.« Auf dem Rückweg über die Landstraßen lockt eine perfekte Foto-Location: Abseits des Weges befindet sich ein Wald, wir stapfen über eine Wiese, deren Gras brusthoch ragt und so sattgrün ist wie im Bilderbuch, der Himmel dafür ewig blau. Moskitos, groß wie Amseln, saugen sich augenblicklich in meine Unterarme, und während die Kamera unserer Fotografin Juliana knattert, packt Marko sein Akkordeon aus, Jaakko schmeißt sich in Pose, und dann humppat es rasend und schelmisch dahin. Ich muss mich mal setzen, denke ich – Übermüdung, Reizüberflutung, die vollen Tage, die kurzen Nächte – und setze mich fast auf einen Elch, der da auf einmal neben mir liegt, mit riesigem Geweih und allem. Dreh ich jetzt etwa völlig durch? Muss wohl. Der Elch zwinkert mir zu und murmelt: »Ist gut, du hast es fast geschafft, jetzt leg dich schon hin, ich passe auf.« Und ich kuschele mich an seine warme Flanke und atme tief ein und aus. Dann drückt Sepp Maier endlich lächelnd die Sonne unter den Horizont, ein druffer Engel schließt mit seinen langen, zarten Fingern meine Augenlider. Und dann schlafe ich endlich ein und wache erst wieder auf, als mein Flieger in Tegel landet.
#Life
#First World Problems
Happy Socks
Illustration: Alexandra Ruppert
Einmal im Leben umgehört und schnell wird klar: Selbiges ist kein Zuckerschlecken! Boris Fust, Buchautor und Intro-Schreiber erster Stunde, widmet sich in jeder Ausgabe viel diskutierten Problemen, die ihren Namen völlig zu Recht tragen: First World Problems. Irgendwas ist doch immer. In den westlichen Industrie-Nationen wird dem heterosexuellen weißen Mann gemeinhin mit Misstrauen begegnet. Und das ist auch gut so, denn es darf durchaus angenommen werden, dass er nicht zu beispielsweise nächtlichen Tanzveranstaltungen erscheint, um sich am dargebrachten Kulturgut und den vielen Getränken gütlich zu tun. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass er insgeheim danach trachtet, seine eher kritisch zu hinterfragende Heterosexualität auszuleben. Frauen wissen das und halten Abstand. Doch es gibt auch Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens, in denen schreiendes Unrecht vorherrscht. So muss der heterosexuelle weiße Mann eine ganze Menge Geduld aufbringen, ehe ihm das erste Mal Blumen geschenkt werden. Zumeist liegt er schon in einer Kiste aus Rustikalholz und beginnt sich mit dem Erdreich zu vereinigen, wenn er mit farbenfroher Blütenpracht überhäuft wird. Erst posthum wird ihm zugetraut, über einen Sinn für Schönheit zu verfügen, die nichts mit Panzern, Flugzeugträgern oder Endgeräten der Firma Apple Inc. aus Cupertino, Kalifornien zu tun hat. Notorisch unterschätzt wird auch seine Kompetenz, wenn es um Unterbekleidung geht. Das fängt an bei den Socken. Längst gibt es im Internet Strumpf-Start-ups, die dem gleichförmigen Fußbekleidungseinerlei, wie man es am Flughafen angeboten bekommt, etwas disruptiv Farbenfrohes entgegensetzen. Im Valley ist man schon weiter: Der CEO von Twitter trägt Socken mit bunten Streifen, frühe Facebook-Investoren betreten die »Creamery« zum »Venture Capital Lunch« nur mit in Rot und Lila gekleideten Füßen, und der Gründer eines wichtigen BlogNetzwerks bevorzugt Tupfer am Ende seines Gebeins. In Deutschland herrscht weiterhin der Muff der 50er. Der Lieferdienst des onlinebasierten Sockenhandels mag bundesdeutsche Anschriften zwar erreichen, akzeptiert ist der Besitz von derartiger Bekleidung längst nicht: Die Putzfrau des Chronisten weigert sich seit Wochen, die Transportklammerungen und Banderolen von den Socken zu entfernen und sie vor Erstgebrauch in die Waschmaschine zu geben. Sie glaubt, es handele sich um ein Geschenk für eine junge Dame oder jemanden aus dem Lesbian-, Gay-, Bisexual- und Transgender-Umfeld. Dass der einfache Mann schön sein will, ist noch längst keine akzeptierte Vorstellung. Also liebe Herren, tragt eure Socken zukünftig doch bitte mit (noch) mehr Stolz – egal, ob orange mit Punkten, fleckig, gestreift oder tennisfarben.
ROBYN & LA BAGATELLE MAGIQUE NEW MINI ALBUM: LOVE IS FREE OUT NOW
african diaspora cinema
17. bis 27. september 2015 in köln www.filme-aus-afrika.de www.facebook.com/FilmInitiativ
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Love + War das hochgelobte Deb端talbum
ab 11.09.
WWW.Warnermusic.de -WWW.kWabsmusic.com
#Style
Illustration: Santtu Mustonen
#Style Ganz ohne buntes Gefieder kommen diesmal unsere Style-Seiten daher – und trotzdem berauscht das Modeshooting von Peter Kaaden zum Release des neuen Chuck II von Converse unsere Sinne. Warum? Weil man Fotograf und Model in jedem Bild ansehen kann, dass die beiden mehr verbindet als eine reine Arbeitsbeziehung.
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#Style
Harder, Better, Faster, Stronger
Wer unserem Lieblingsfotograf Peter Kaaden auf Instagram folgt, kommt seit einigen Monaten auch an ihr nicht vorbei: seiner Muse Christin. Für unsere aktuelle Modestrecke haben wir das Paar eine Nacht lang mit den neuesten Trend-Pieces im Berliner Hotel Adlon eingesperrt und hinterher den Beweis kassiert: Diese Liebe ist wild, leidenschaftlich und »Ready For More«.
Fotograf: Peter Kaaden Styling: Alexandra Heckel // Liganord Assistentin: Veronique Helmschrott Haare/ Make Up: Kristin Belger Models: Peter und Christin Kaaden
#Style Linke Seite: BH: Bjรถrn Borg Rechte Seite: Body: American Apparel Bademantel: Adlon Brille: Mykita Schuhe: Converse Chuck Taylor Allstar II
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#Style
Hose: Henrik Vibskov Schuhe: Converse Chuck Taylor Allstar II
#Style
Schuhe: Converse Chuck Taylor Allstar II
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#Style
Rock & Oberteil: Reality Studio Schuhe: Converse Chuck Taylor Allstar II
#Style #Apokalypse#Style Wow Christin: Top: Martin Niklas Wieser Schuhe: Converse Chuck Taylor Allstar II Peter: Hose: Henrik Vibskov Schuhe: Converse Chuck Taylor Allstar II
Lederjacke: Enso Art Oberteil: Christian Dada Lederhose: Sopopular Schuhe: Nike Air Max Cap: Trinitas Sonnenbrille: Mykita x Martin Maison Margiela
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DER SCHÖNSTE POKAL IST IMMER NOCH DER HELGA!® … und du bestimmst, wer ihn bekommt! Der Helga!® wird 2015 zum dritten Mal verliehen und nur du weißt, wer ihn gewinnen muss! Gib uns dein Voting unter festivalguide.de/derhelga Der Helga!® ist der unabhängige Festival-Award von Reeperbahn Festival & Festivalguide. In diesem Jahr entscheidet eine Fachjury aus Bands und Solo-Musikern, wer ihn gewinnt. Einzige Ausnahme ist die wichtigste Kategorie »Bestes Festival National« – hier entscheidet allein das Publikum. Stimm ab für dein Festival des Jahres und gewinne zwei Tickets für das Reeperbahn Festival, sowie zwei Plätze auf der Gästeliste für die Verleihung des Helga!® am 24.09.2015 im Imperial Theater, Hamburg. Mehr Infos über Festivals und den diesjährigen Helga!®-Award auf festivalguide.de. Presented by
#Review
# Review Spalter
Unsere liebsten Platten
Beach House Depression Cherry Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 28.08.15
Sind Beach House mit ihrem fünften Album »Depression Cherry« am Ende, oder legen sie gerade erst richtig los? Der Streit unserer Autoren über diese Frage bleibt zum Glück verhältnismäßig zahm. Muss wohl an der besänftigenden Watte im Sound des Franko-US-Duos liegen. Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter
01 The Arcs Yours, Dreamily, 02 Georgia Georgia 03 Beach House Depression Cherry 04 Kwabs Love + War 05 Destroyer Poison Season 06 Schnipo Schranke satt 07 Foals What Went Down
Der Dream-Pop-Leierkasten ist wieder in Betrieb, und im Strandhaus wird die eigene fancy Tee-Sorte aufgebrüht: »Depression Cherry«, Ziehzeit: zwecklos. Das Aroma lässt auf sich warten; Victoria Legrand und Alex Scally dudeln konsequent um den heißen Brei herum. Sich nach der kommerziellen Feuerprobe zurück in Richtung Naturell treiben zu lassen, wie es geheißen hatte, mag edle Absicht gewesen sein, doch ist die jüngste Lese keinen zweiten Aufguss wert, denn von wegen Entfaltung: Bergeweise Atmosphäre hat man aufgeschüttet und dann unverrichteter Dinge aushärten lassen. Sein bewährtes Gespür für Melodien scheint dem transatlantischen Duo im Besinnungstrubel abhandengekommen Hach, die Füße vom Erning aus der Nachbarspalte zu sein. Die Hörerschaft hat’s ausmüsste man sein. Friedlich und unschuldig zubaden und verhungert auf der schlummern sie zu den wundervollen Traumzugigen Einfahrt zum Dream-Poptönen von Beach Houses fünftem Album ein. Ja, Palazzo. Alle, denen bei Beach gibt’s denn Schöneres?! Der Rezensent himself findet diesen House schon seit jeher die Füße Gedanken allerdings nicht gerade verlockend und meckert einschliefen, können auch hier über einen Mangel an Melodiegespür. Doch war es bei wieder guten Gewissens weghöBeach House nicht von jeher so, dass ein Album erst einige ren. Den treuen Seelen sei gesagt: Male gehört und zwischendurch auch mal liegen gelassen Macht euch nicht unglücklich und werden musste, bis die Melodien von den Füßen bis in die greift im Tee-Regal lieber zu HopFußsteuerungszentrale alias Gehirn und von hier aus wie fen-Melisse-Baldrian. Knallt mehr. ein Pfeil ins Herz drangen? Wenn »Depression Cherry« Valentin Erning erst mal dort angekommen ist, wird es kaum noch möglich sein, den Songs des Albums zu widerstehen – es sei denn, man hat ein Herz aus Tee. Genauso verhält es sich auch mit Victoria Legrands gefühlsduselig gehauchter Stimme und den wollknäuelgroßen Klangteppichen aus Synthies & Co. Die klingen nämlich nach etwas Anlauf so erhaben, dass man sich zu ihnen direkt in den Dream-Pop-Palazzo einliefern lassen mag – und zwar ohne Umweg über die dämlich zugige Einfahrt. Senta Best
08 Frittenbude Küken des Orion 09 Beirut No No No 10 Kadavar Berlin
Eure liebsten Platten 01 K.I.Z Hurra die Welt geht unter 02 Paul Kalkbrenner 7 03 Cro MTV Unplugged 04 Florence + The Machine How Big, How Blue, How … 05 Frank Turner Positive Songs For Negative People 06 Lianne La Havas Blood 07 Faith No More Sol Invictus 08 Leftfield Alternative Light Source 09 Alabama Shakes Sound & Color 10 Sleaford Mods Key Markets
Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Verlosungen teil!
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#Review #Platten vor Gericht
Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via Facebook Juror werden!
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Tame Impala Currents Caroline / Universal
2
Lianne La Havas Blood Warner
3
The Chemical Brothers Born In The Echoes
John Niven
Klee
Autor »Kill Your Friends«
Sten Servaes
Xiu Xiu
Farao
Ø 6,70
Ø 5,80
Ø 3,75
Ø 5,85
8
8
1
10
7
5
4
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9
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6,5
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–
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Nicht meine Tasse Tee.
5
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4
5
Etwas glatt produziert für das, was es will.
1
8
6
6
–
4
Again this sort of discoretro-sound which is very popular. Certainly a new direction for them. More produced. Very good songwriting.
I like Lianne La Havas, I’ve seen her live in L.A. in a very small club. Very talented singer/songwriter.
I’ve known Tom and Ed for 20 years. They’re fantastic producers. Of their generation of dance-musicians they’re by far the best.
Immer noch toll, ein bisschen blutleerer als der Vorgänger allerdings.
Die Tochter von Sade und Prince? Beeindruckend für ihr Alter, aber auch ein bisschen fad, weil der Hit fehlt.
Let’s dance like it’s 1995?
Everything about this is pointless. The sounds are all presets, the lyrics don’t say anything, the beats are all presets.
If you dislike your mom, then your mom might like that you started listening to this and that you are not going to take your career seriously.
Half of this record leans hard on their past, the other half is totally new, risky and actually kind of strange in a great way. Cool record!
They made something new with their music, not copying something. You can hear that they’re doing music for the right reasons.
This is the kind of voice, the kind of singing style that made me want to be a singer. It sounds really relaxed.
It sounds warm and analogue. The drums and the bass are really cool. They really know what they’re doing.
Virgin / Universal
4
Wilco Star Wars Anti- / Indigo
5
Leftfield Alternative Light Source
I’m a huge fan, Jeff Tweedy is an amazing songwriter. But this sounds different, like a bit of a garage band experiment.
It’s hard to tell in quiet on headphones, but if you get that in the club at three o’clock in the morning you go crazy. It’s fantastic.
Wilco halt. Toll. Songwriting as songwriting could be.
I have known Wilco guitarist Nels Cline for several years so I don’t think I will give this a single numbered score.
This record is fine. Normal, very 90s British sounding.
Sounds like a boring version of the early Flaming Lips. I like the soundscape and the attitude, but I hear no melody.
I really like techno at the moment. So I like this a lot, it’s really cool.
Infectious / BMG Rights / PIAS / Rough Trade
6
Georgia Georgia Domino / GoodToGo
7
K.I.Z. Hurra die Welt geht unter Vertigo Berlin / Universal
8
Sea + Air Evropi
So many long intros! No, that’s the sound of someone’s mind coming apart.
I love listen to German being spoken. I enjoy the linguistic nuances. Productionwise it’s little too slick for my taste. But I’m sure they’re great.
5
N ah a m H ö rs p i e l , ab e r e n t s p re c h e n d unterhaltsam.
Years & Years Communion Polydor / Universal
10
Little Boots Working Girl Rykodisc / Warner
All Time Faves
It generally sounds anachronistic and even a little silly but does not seem to be trying to sound anachronistic and silly.
Music should be challenging like this, a pleasant surprise. I’ve never heard this kind of voice before.
Totally generic hiphop dance music. I would never ever listen to it. But that doesn’t mean that it’s bad.
7
Schön. Schöne Songs. Schön arrangiert.
3
4
6
5
P.O.P.
4
3
7
5
Pop halt. Aber auch ein bisschen fad.
4
2
The Clash London Calling
The Smiths The Queen Is Dead
Kraftwerk Radio-Activity
Radiohead Kid A
Television Marquee Moon
Billy Bragg Workers Playtime
Diamanda Galás Schrei X
PJ Harvey White Chalk
The Band The Band
Belle And Sebastian If You’re Feeling Sinister
Lawrence English Lonely Women’s Club
The Shaggs Philosophy Of The World
Not for me. A little too pompous. Too serious.
Glitterhouse / Indigo
9
It is like a combination of the most boring parts of Tame Impala, Little Boots and Leftfield.
I guess it’s okay. It’s very nice, very well produced. Good voice. It’s a little bit polite for my taste. But it’s perfectly nice. I should listen to it more. I quite like little bits. Slick contemporary popmusic. Like a more major label version of Saint Etienne.
This is not daring, heartfelt, charged or emotional. Clearly so much thought went into making it that not a lot of feeling did.
If the singer had any character to his voice it might even be kind of good. The lyrics, the sounds and the performance are very normal.
The first track pricked my ears but then it more or less devolved into average Kylie-Minogue’esque whatever. Listening to this makes me feel like a dick.
It’s too safe. I prefer it when music has some kind of attitude.
Boring background music which is perfect for the radio. They wanna make music to make money.
This is the worst one. Outdated. Like a minor hit in the 1990s. Her voice is very weak.
#Review #Platten vor Gericht
Say Yes Dog
AB Syndrom
RDGLDGRN
Aaron Ahrends, Paul Rundel
Ride
Anne Rosali
Lawrence Colbert
Leserin
93
Paula Irmschler Intro
Ø 5,78
Ø 6,22
Ø 5,40
Ø 5,60
Ø 7,70
Ø 5,95
Ø
9
6
10
4
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7,55
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5
10
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7,40
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4,5
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3
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5
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2,5
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7
6,39
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8
3,5
7
6
7,5
6,10
8,5
8
4,5
6
8
7
6,00
–
–
6,5
6
8
5
5,93
4
5
4,5
8
7
2,5
5,00
2
3
7
2
9
7
4,80
2
2
3
3
6
1
3,50
The Beatles Abbey Road
James Blake James Blake
The Beatles Abbey Road
Beck Sea Change
Ben Howard Every Kingdom
Oasis (What’s The Story) Morning Glory?
James Blake James Blake
Mount Kimbie Cold Spring Fault Less Youth
OutKast Speakerboxxx / The Love Below
Cocteau Twins Blue Bell Knoll
Oasis (What’s The Story) Morning Glory?
Led Zeppelin Houses Of The Holy
Frank Ocean Channel Orange
Flying Lotus Cosmogramma
Ghostface Supreme Clientele
Public Enemy It Takes A Nation Of Millions To …
Tomte Hinter all diesen Fenstern
Die Ärzte Die Bestie in Menschengestalt
A: Richtig gute Musik. Perfekte Mischung aus Retro und modernem Electro. P: Eine der besten Bands im Moment.
A: Großartige Stimme und gute Songs. Schon jetzt eins meiner Highlights. P: Das Album höre ich mir auf jeden Fall wieder an!
P: Richtig gut! Wird eine der wenigen Dance-Platten in nächster Zeit sein, die ich mir auch zu Hause anhöre.
A: Ich sag nur »stuck in the 60s«. Gut gemacht, aber langweilige Songs. P: Sind alle Wilco-Alben so folkrockig?
P: Definitiv gute Sounds. »Little Fish« geht ab! A: Klingt eher nach einer Compilation.
A: Sehr erfrischend. Tolle Stimme und sehr fette Produktion. Erinnert mich an die frühe Björk.
A: Ganz lustige Texte, aber mehr auch nicht. Flowt nicht. P: Definitiv mehr als nur ganz lustige Texte. Wenn Nico rappt, passt der Flow!
A: Ist mir etwas zu depressiv. Aber ich glaub, die Platte wächst definitiv bei mehrmaligem Hören.
A: Nervt mich irgendwie. Die Sounds, die Stimme, die Songs. P: Neues Futter für die dunkle Seite des Radios.
A: Erinnert mich an Madonna und Kylie in den 90ern, aber catcht mich nicht.
Das gesamte Album zieht entspannt vorbei, ohne anzuecken. Klingt nach »direkt nach der Trennung auf der Autobahn durch Mitteldeutschland fahren«. Luftig und reduziert produziert mit besonderen und intimen Tracks. Woher kriegt man so eine Stimme? Wir taumeln.
Hier und da versteckt sich ein Hit. Eine Sounderneuerung bleibt aus, doch dafür tasten wir jetzt den Honey und feelen sometimes so deserted. Uns überzeugt der Country-Surrealismus nicht ganz, weil es etwas vorhersehbar bleibt und den Texten an Tiefe fehlt.
Klingt sehr druckvoll. Die Stimmung ist dicht und intensiv. AB Syndrom tanzen.
Manchmal springt für uns der Funke in den Songs nicht so richtig über. Der Sound ist angenehm kantig und energetisch.
Großartiges Album. Vor jedem Album von K.I.Z zittern wir, ob wir das neue Album genau so feiern werden wie das letzte — eine unbegründete Angst. Endlich ein Album für Cembalo-Enthusiasten. Bis 1:50 in »Pain Is Just A Cloud« sollte auch jeder Frickelbeat-Bauer durchhalten.
Viele der Sounds sind echt schön, nur irgendwie hat das Album zu viel Weichspüler abbekommen. Aber Olly ist ein Sweetie.
Pop, den keiner braucht. Wäre »Help Too« der Soundtrack eines RyanGosling-Films, würden wir ihn wahrscheinlich lieben.
Fucking ten! These guys have songs we are listening to over and over. We love Tame Impala. But their first album sucks.
We wouldn’t listen to this at home, but she should go and play this for people. It sounds great live!
We normally like them, but a lot of songs are just okay. It’s a bit lame.
What is this? This sucks. Why are they doing music? This is so horrible.
We would not listen to that. We don’t like the sounds. The Streets are like a corky version of this. They are taking it too seriously. Very cinematic. That’s a great gogobeat. We like the fact that there is a gogo-beat.
We can’t hear the boombooms, and we don’t understand the lyrics.
They should get their asses back to 2009. Why are you doing this? That annoys us. However, they try something new.
This is cool. Straight to the point. Straight European. The melodies are catchy. Nothing is too poppy for us. I wouldn’t listen to this at home but it’s good. This is very unfair. This makes me appreciate Sea + Air. This is bad pop.
»Let It Happen« is a success in theme, sounds, lyrics and beats. But the remaining tracks fail to live up to this excitement.
I begin to smell the polish. Though, halfway through the second track, and I do begin to switch off.
A mature shift towards the light sometimes works, I kept waiting for the big drop but it never came.
I found the voice annoying after a while, but there are great tunes for a technicolor, twisted (and magical) world here.
Overall the focus is on sounds and beats, rather than on chords or melodies, and it works — a cool listen on headphones.
The vocals sit well with silvery silky pop. Enjoyed the alternative and curious beats.
I’m missing out on 99% of the wordplay, references and fun — but I enjoyed the lyrics I could understand! Great use of 808.
More complex and epic than any in the list of these albums. It comes across as more composed, with haunting melody lines.
Not sure where they are going or what they are trying to say, other than make some musical wallpaper.
I was taken by the space created at the start of the album, but ended up liking the backing tracks more than the vocals.
Lieblingsmusik! Kopfhörer rein, mit dem Fahrrad raus aus der Stadt fahren und kurz alles vergessen ...
»Is Your Love Big Enough?« Für dich ja, Lianne. Unbeschwert, s e x y, l e i c h t u n d e i n Hauch von vergangenen Amy-Winehouse-Zeiten. Irgendwie immer noch gut zu hören. Aber wie, die haben nach »Galvanize« noch mehr gemacht?
Wenn man sich sonntags noch mal gemütlich im Bett umdrehen will, sollte man Wilco mit zwischen die Kissen nehmen.
Ferropolis hat angerufen: Der Sleepless Floor hat noch ein paar Dosen Glitzer übrig. Rave on!
Georgia kommt auf leisen Sohlen, aber haut dich um, wenn sie vor dir steht.
Peng!Peng!Peng! DanceMoves auspacken, Grinsen im Gesicht, Gangsterzeichen parat, Hände hoch für die Berliner Boys. Boom Boom Boom! Schwermütig wie ein verregneter Herbstabend mit einem Schuss Metaxa.
Aus keiner Sommer-Playlist mehr wegzudenken. Vielleicht werden sie ja die neue One-Direction-Coverband. Aber ohne Zayn.
Mädchenmusik. Frech, rotzig und dancy. Sag den Girls, dass sie mit einem Sektchen rumkommen sollen. Like a wrecking ball.
Oh Gott, ich bin so verliebt und ergeben. Eines der besten Alben dieses Jahres. Kaugummi, Funk, Rumliegen, Zigarette und Lennon. Es ist so unzeitgemäß, aber trotzdem nicht nervig retro. Das Album ist von vorn bis hinten erstklassiger Soul, und hoffentlich geht das richtig durch die Decke. Klingt wie die Techno-Remixe auf den Maxi-CDs früher. Habe alles geskippt, nur den letzten Track »Wide Open« dann doch noch ganz gut gefunden. Sonst: Nein. Ach, Wilco, die sind immer so gut. Das Album hat mich auch wieder. Abzüge für die Vorhersehbarkeit und die Katze. Katzen nerven.
Solides Ding, kein einziger schwacher Moment. Allerdings braucht das Anhören viel Bass und Bewegung, sprich: Club, sprich: Ich muss jetzt auch los. Ein bisschen zu überproduziert, aber spannend. Man kann Georgia quasi beim Rumprobieren zuhören, das hat was. Erinnert ein bisschen an M.I.A. Ich würde K.I.Z vor Hatern verteidigen und mir live immer angucken. Aber der Drops und alles andere ist gelutscht. Da hilft jetzt auch das Häubchen Politik nicht mehr. Was soll der Titel? Egal, die Band ist so unangenehm. Alles schreit nach »Guck, hört, wir sind künstlerisch und experimentell!«. Das nervt/stresst. Für Menschen, denen es langsam zu peinlich ist, normale Boygroups auch nur ironisch abzufeiern. Ich liebe die mehr, als ich sollte. So viele Ohrwürmer, geil. Klingt wie hingerotzte Songs, die man im Studio eh schon in der Schublade rumliegen hatte. Stimmlich auch nur dünn. Kyle Minogue in »netter Versuch«.
94
#Review
AB Syndrom Hey Herz Herr Direktor / H’Art
Dubstep erreicht Deutschland: Vier Berliner Jungs haben James Blake als Erste richtig verstanden. Verblüffend, einfach nur verblüffend: Vier junge Typen, nach Berlin gezogene Provinzler, Minilabel und auch sonst von Tuten und Blasen vermutlich keine Ahnung – und dann so ein Album? »Hey Herz«, die zweite LP von AB Syndrom, ist trotz oder gerade wegen ihrer Maßlosigkeit und Unzulänglichkeiten eine super Platte. Dahinter steht ein Quartett, das die Potenziale von Dubstep endlich mal richtig verstanden hat: nämlich die Optionen, klassische Rhythmen und Sound-Muster fahren zu lassen, um daraus wahrhaft packenden, hybriden Pop zu formen. Vierzehn fragile, intuitiv und sehr emotional komponierte Tracks mit verschleppten, an den richtigen Stellen unterbrochenen Rhythmus-Elementen und pointiert eingesetzten Synthie-Sprengseln – und darüber eine Stimme, als würde Cro R’n’B singen. Sie sind lang nicht so sehr aus einem Guss wie beim Vorbild James Blake, auch wegen spürbarer jugendlicher Ungeduld – dadurch aber nur umso reizvoller. Klänge der Sound Sizarrs spontaner und clubbiger, er käme dem von AB Syndrom nahe. Genau deshalb wird sich diese Band durchsetzen, erst bei den Kids, dann bei den Urbanen, dann bei allen. Mit dieser Platte sind AB Syndrom auf genau dem richtigen Weg. Christian Steinbrink
Advance Base Nephew In The Wild
Will Archer (Slime) Company
Tomlab / Indigo
Weird World / Domino / GoodToGo / VÖ 28.08.15
Lo-Fi-Schneegestöber im Hochsommer: Owen Ashworth greift tief in die Nostalgiekiste und erzählt von Einsamkeit, verlorener Jugend und dem alljährlichen Weihnachts-Blues. Zugegeben, gerade in diesem Rekordsommer fühlt es sich besonders falsch an, ein Album zu besprechen, das ausgerechnet den kalten Winter in Michigan heraufbeschwören soll. Doch welche Jahreszeit eignet sich besser dazu, um von Einsamkeit, Nostalgie und verlorener Jugend zu singen? Eben. Drei Jahre ist es nun her, seit Owen Ashworth mit seinem Debütalbum »A Shut-In’s Prayer« einen Neuanfang gewagt hat und sein altes Musikprojekt Casiotone For The Painfully Alone hinter sich ließ. Seine Liebe zum Rhodes-Piano blieb und wurde mit Autoharp, Omnichord und Drum-Computer in nostalgisch anmutende Arrangements verpackt. Das Ganze kommt wahlweise im traumtänzelnden Walzer-Rhythmus (»Pamela«), im wehmütigen Lap-Steel-Lamento (»Christmas In Dearborn«) oder als schunkelnde Ballade (»The Only Other Girl From Back Home«) daher. Über alldem brummelt Ashworth mit warmer Baritonstimme wehmütig zehn fiktive Winter-Episoden ins Mikrofon. Die daraus resultierende Stimmung ist allzu monochrom, die Songs sind wenig abwechslungsreich. Als Trostpflaster an kalten Wintertagen taugt es aber allemal. Sinem Kılıç
Nix da Deutschpunk: Auf dieser Platte von Will Archer a.k.a. (im nicht-deutschsprachigen Raum) Slime gibt’s Saxofone, heißkalte Beats, düstere Stimmung in der R’n’B-Lounge und sogar Ausritte in Richtung TripHop. Keine Panik: Dicken singt jetzt nicht plötzlich auf Englisch, und von Bullenschweinen wird man bei Auftritten von diesem Slime auch nichts hören. Kenner ahnen es angesichts des Labels schon: Hier wird kein neues Material der Punk-Instanz gleichen Namens verhandelt, sondern das Albumdebüt von Will Archer, einem 23-jährigen Produzenten aus Newcastle, der schon mit seinen beiden »Increases«-EPs für Gerede sorgte. Für »Company« hat sich Archer nun der Legende nach von 400 Stücken, die er in einem fensterlosen Studio in Hackney aufnahm, auf zehn Songs heruntergearbeitet. Zuvor spielte er unter anderem Drums bei Vondelpark und veranstaltete in Newcastle Garage-Partys – zu einer Zeit, als Dubstep zumindest dort noch cool war. Angesichts dieser Vorgeschichte wundert es fast, wie homogen und verstörend »Company« klingt. Mal wiegt man sich zu Saxofon und R’n’BChören, die so gar nicht schmalzig klingen (»Striding Edge«), mal groovt es dunkel zu jazzigem Drum-Streicheln, während Archer verwehte Zeilen singt (»Hot Dog«), mal suhlt sich Gastsängerin Selah Sue (»At Sea Again«) in einem Track, der sich aus Keyboardwabern zu einem loungigen R’n’B-Track erhebt. Dann wieder zeigt Archer mit Rapper Jeremiah Jae an seiner Seite, dass er auch mit den frühen Massive Attack hätte jammen können. »Company« wird also nicht durch stilistische Klammern zusammengehalten, sondern durch einen Sound, der unter allem liegt und diesen zehn Kompositionen einen eigenen Puls gibt, einen Atem schenkt. So was können nur ganz besondere Talente erschaffen. Daniel Koch
Abby Hexagon Island / Universal / VÖ 28.08.15
Es muss nicht immer straighter Pop sein. Abby würzen ihr zweites Album mit neuer Musik, Beats und Drama und entwickeln den Folk-Pop ihres Debüts weiter. Maximale Komplexität bei maximaler Eingängigkeit – so oder so ähnlich könnte der Claim zum zweiten Album von Abby heißen. »Hexagon« hat nicht mehr viel mit den melodie- und gitarrenverliebten Liedern auf »Friends And Enemies« oder den früheren EP-Veröffentlichungen gemeinsam. Damals deuteten die Berliner nur an, was sie jetzt auf »Hexagon« vollendet haben: Da, wo vorher Gitarrenakkorde waren, sind jetzt CelloBegleitung, Synthesizer und verzerrte Beats. Damit bricht die Band immer wieder den dramatischen Gesang ihres Frontmanns Filou. Zusammen mit dem immer mal wieder auftauchenden Falsettgesang der Hintergrundchöre kommt da durchaus Theaterfeeling auf. Mehr arty als punky ist das Album, mehr Woods Of Birnam als Niels Frevert. Während sich der Gesang noch recht einfach mit Drama-Pop labeln lässt, sind die Referenzen beim Aufbau und der Instrumentierung umso vielfältiger: von minimalistischer Gitarrenbegleitung über Roots-inspirierte Rhythmen bis zu gebrochenen Dance-Beats, die Abby aus dem Berghain mit ins Studio genommen haben könnten. Alle diese unterschiedlichen Elemente werden auf »Hexagon« von den Melodien zusammengehalten und ergeben so in der Summe erstaunlich ohrwurmtaugliche Popsongs. Kerstin Petermann
Aero Flynn Aero Flynn Memphis Industries / Indigo
Josh Scotts Solodebüt trägt das Bon-IverQualitätssiegel und ist eine Explosion an Ideen, die sich in dem leidgeplagten Musiker über zehn Jahre lang angestaut haben. »Aero Flynn« ist die Geschichte von einem, der sämtliche Züge verpasst hat und am Ende doch an sein Ziel kam. Während seine Freunde nach dem Ende der Band Amateur Love mit Bon Iver oder Megafaun Wisconsin mit einem fetten X auf der Indie-Schatzkarte versahen, zog Josh Scott nach Chicago und kämpfte mit Depressionen und einer Autoimmunerkrankung. Mit der Unterstützung von Matt Sweeney, S. Carey und Justin Vernon ist ihm jetzt sein Solodebüt geglückt. Wer nun jedoch Bon-Iver-Folk erwartet, wird nicht schlecht staunen oder gar enttäuscht sein. Produzent Justin Vernon sorgt hier lediglich für die Atmosphäre und einige Vocals im Hintergrund. Es ist ein zartes FolktronicaPflänzchen, das mit »Plates2« scheu aus dem Boden sprießt und sich dann Stück für Stück in seine Derivate verwandelt. Die Songs sind von einer Rastlosigkeit geprägt und trauen sich gelegentlich, mit breiter Brust Beats zu pumpen oder wie in »Trees« RadioheadTrademarks ausprobieren. Am Ende gelingt es Josh Scott trotz aller Metamorphosen, eine rote Schleife um Track eins bis neun zu ziehen. Sebastian Jegorow
The Arcs Yours, Dreamily, Nonesuch / Warner / VÖ 04.09.15
Dan Auerbach hat mit den Black Keys seit 2002 acht Alben rausgehauen und Millionen davon verkauft. Jetzt begeht er einen entspannten Seitensprung mit seinem Projekt The Arcs. Mit den Arcs weicht Dan Auerbach stilistisch sicher nicht von seinen alten Pfaden ab. Dennoch hebt sich das Projekt, in das gleich sechs andere Mitglieder eingebunden sind, angenehm ab. Entstanden ist die Platte bei spontanen Sessions, und genau diese lockere Entspannung hört man dem Debüt des Projekts auch deutlich an. Eine Platte ganz ohne Druck, sicherlich ein wichtiger Grund für diesen Seitensprung. Ganz ungezwungen Musik zu machen ist schließlich ab einem gewissen Bekanntheitsgrad nicht mehr ganz so einfach. Wer von »Yours, Dreamily,« eine bloße Aufarbeitung des Black-Keys-BluesBretts erwartet, wird angenehm überrascht
sein. Musikalisch lässt sich das Album irgendwo zwischen Broken Bells, Unknown Mortal Orchestra und Devendra Banhart verorten. Zudem geht es auf der LP verdammt soulig zu. Sie klingt nach schwülen Sommernächten, nach Schweiß und sonnenverbrannter Müdigkeit. Instrumental ist alles mit dabei, von der Orgel über Gitarren, Gestöhne, Rasseln, alles. Trotz der an Danger Mouse erinnernden Produktion ist die Gangart eher analog. Eine Platte, die man getrost empfehlen kann: Nicht ein schwacher Song findet sich darauf. Konstantin Maier
Autobahn Dissemble Tough Love / Cargo
Ob dieser Bandname in England wohl andere Assoziationen weckt als im Ursprungsland des Wortes? Die Band aus Leeds zieht in jedem Fall ein paar Schubladen auf, die mehr mit Wave als mit früher Electronica zu tun haben. Ja klar, teutonischer Krawall-Sound, Krautrock oder Kraftwerk – es könnte alles so einfach sein, wenn die Musikschaffenden nicht manchmal unabsichtlich falsche Fährten legen würden. Denn ein deutsches Wort mit möglichst vielen Plosivlauten als Bandname weckt erst mal keine der Assoziationen, zu denen die 2013 gegründete Band tatsächlich einen besonderen Bezug hegt. Sisters Of Mercy, Joy Division und aggressiv-depressiver Gothic-Rock sind da viel offensichtlichere Verbindungen, unterstrichen mit pathetisch flatternden Aussagen wie: »Life is a joke, but Autobahn aren’t laughing.« Ernsthaft? Abseits dieser halbherzigen Image-Kampagne ließe sich das von Matt Peel (Pulled Apart By Horses, Pigeon Detectives) produzierte Debüt am besten in der Schallplattensammlung älterer Wave-Rock-Fans einordnen. Atemlos herausgedrückte Wut durchdringt die Songs, treibendes Schlagzeug, eindringlich gebrüllte Vocals – das wirkt zunächst nicht direkt belanglos, kann angesichts der Fülle an größeren Genre-Originalen und ebenso vielen bereits vorhandenen und halbwegs authentischen Nachfolgern aber keine andauernde Euphorie entfachen. Klaas Tigchelaar
Lee Bannon Pattern Of Excel Ninja Tune / Rough Trade
And the beat goes off: Der HipHop-Produzent Lee Bannon variiert seinen Rhythmus, umarmt die Ruhe und schafft eine Huldigung der Zwischenräume. Lee Bannons zweites Album für Ninja Tune riecht ein bisschen nach Verweigerungshaltung: Der Produzent, der zuletzt unter anderem die Beats für Joey Bada$$ machte, zieht – nachdem sein von Jungle und Drum’n’Bass geprägtes Erstlingswerk noch ausgesprochen herzlich holzte – auf »Pattern Of Excel« die Ellenbogen ein. Der Künstler selbst betont die Kontinuität seines Werks: Bloß, weil man mal etwas weglässt, macht man ja nichts komplett anderes. Was hinter der Percussion passiert, ist eigentlich dasselbe geblieben, man kann es jetzt allerdings
FENSTER ZUM HOF MIT BASTIAN KÜLLENBERG
Lieder aus dem Boxring und verschollene Archiv-Schätze: Von HipHop bis Latin-Jazz bleiben keine Wünsche offen. Also Fenster auf und Groove rein.
Ganz schön dicke Hose, dieser Soundtrack. Aber hey, immerhin zeigt die Rückseite des Covers einen Boxer, auf dessen Shorts in breiten Lettern »Hope« eingestickt ist. Da ist Pathos vorprogrammiert. Investor und Ideengeber der über Shady Records erscheinenden Compilation zu »Southpaw« (Sony) ist Labelbetreiber Eminem, und der ist bekanntlich ein Freund von Heldensagen und HipHop im Blockbuster-Format. »Kings Never Die« heißt dann auch einer seiner neuen Titel, »Drama Never Ends« ein anderer. Das klingt nach Schlachtengemälde und Angstschweiß. Weitere Gäste im Ring sind Schwergewichtsweltmeister Action Bronson, Street Fighter Joey Bada$$ und der nimmermüde Kirmesboxer 50 Cent.
Da, wo Eminem mal war, möchte vermutlich auch Seth Sentry hin. Ganz nach oben. Rund ein Jahr nach seinem Debüt »This Was Tomorrow« veröffentlicht der australische MC sein neues Album. Auf »Strange New Past« (Kanoon) präsentiert sich Sentry, der in seiner Heimat bereits eine goldene Schallplatte feiern konnte, als Nachdenker mit Pop-Appeal. Leider gelingt ihm das Spiel mit gängigen Mainstream-Mustern nicht immer so überzeugend wie im Bouncer »Nobody Like Me«. Oft wirkt es eher so, als bestünde eine tiefe Kluft zwischen der herausragenden Technik und dem, was der Australier daraus macht. Da wäre sicher mehr drin gewesen.
Wie man mit Pop flirtet, ohne danach desillusioniert in einem verlassenen Hotelzimmer aufzuwachen, zeigt K.Flay mit »Life As A Dog« (Humming). Dabei leugnet die Künstlerin, die in einem Vorort von Chicago zur Welt kam, nicht, dass man sie streng genommen eher im Grenzland zwischen Indie und HipHop verorten müsste. Das Debüt der Stanford-Absolventin, die nach einigen Jahren in Brooklyn mittlerweile in L.A. gelandet ist, vermittelt sowohl textlich als auch musikalisch den Eindruck einer reflektierten, vielschichtigen Persönlichkeit. Einfach mal »Can’t Sleep« oder »Wishing It Was You« anspielen und diesen Namen merken. In einer gerechten Welt werden wir von K.Flay noch einiges hören.
Das Reissue des Monats kommt von Singers & Players, einem Kollektiv um die DJs Prince Far I und Jah Woosh. 1981 riefen beide zusammen mit anderen jamaikanischen Musikern den »War Of Words« aus. Weitere Unterstützung zum politischen Off-Beat-Spektakel lieferte der Postpunk-affine Bekanntenkreis – hier sind auch Keith Levene (Public Image Limited) an der Gitarre und Ari Up (The Slits) als Backgroundsängerin zu hören. Sphärischer Dub trifft auf Roots-Rhythmen. Mit reichlich Hall und ebenso viel Rastafari-Spirit aufgeladen, ist dieses Album ein Fall für Spezialisten und kosmopolitische Kopfhörer.
The Souljazz Orchestra haben sich dem französischen Teil der Karibik verschrieben. Diese Einflüsse verbindet die kanadische Band seit 2002 mit Elementen westafrikanischer Musik zu einem geschmeidig groovenden Latin-Jazz. So auch auf »Resistance« (Strut), dem ersten richtigen Gesangsalbum der ehemaligen Instrumental-Combo. Musikalisch entspannt und sonnendurchflutet, behandeln die Texte gesellschaftspolitische Themen und liefern bissige Statements. Zu Stücken wie »Greet The Dawn« könnte man nicht nur im Königreich unter Palmen eine kleine Revolution ausrufen. Weiter geht die Weltreise: South London trifft auf Florida. Produzent Paul White, der Madlib und Diplo zu seinen Vorbildern zählt, und MC Eric Biddines veröffentlichen mit »Golden Ticket« (Lex) das Debüt ihres Projekts Golden Rules. Darauf vereinen sich Sample-Beats, klassische Rap-Parts und Soul-Gesang zu einem HipHop-Entwurf, der Zuhören erfordert, ohne Bewegung auszuschließen. Ein Album, das Rhymesayers-Jünger ebenso freut wie Fans von OutKast und Mos Def. Zum Abschluss eine Compilation für Sammler und Genießer. Seit acht Jahren fördert die Serie »Dramatic Funk Themes« (Show Up) nun schon verschollen geglaubtes oder nie entdecktes Material aus den Archiven von Film- und TV-Produktionsfirmen zutage. Auch die vierte Folge präsentiert Lieder, die zum großen Teil viel zu spannend sind, um als Hintergrundbeschallung eines Werbespots der 1970er zu enden. Midtempo-Groove zwischen Jazz, Funk und Blaxploitation-Soul aus einer Zeit, da man sich selbst für die banalsten Vertonungszwecke viel Mühe gab. Hört man Stücke wie »Frame Up« von Dick Walter mit seinem trockenen Beat oder das smarte »Scorpio The Scorpion« von Zack Laurence, läuten unweigerlich irgendwo im Kopf alte Polizei-Sirenen. Als wahres Juwel entpuppt sich der einzige Vocal-Track, »Let’s Forget The World«, gespielt von der ORF Big Band mit der Sängerin Brigitte Wall.
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#Review besser hören, weil niemand permanent die Trommel schlägt. Der fehlende Beatkleister lässt nacktes Rauschen und Brummen im Raum stehen, die Musik bricht weg und hebt wieder an. Viel Hall liegt auf komplett virtuellen und wie im Traum erinnerten echten Instrumenten, auf weinenden Surf-Gitarren und zerschnipselten Klavierspuren. Gelegentlich bestimmt Pluckern oder Klatschen den Takt, nur einmal, beim Track »Inflatable«, bollert es so richtig. Ein Ambient-DroneTripHop-Hörspiel ohne Worte: schwer, frisch und flüchtig wie morgendlicher Bodennebel. Michael Weiland
Lou Barlow Brace The Wave
er, der ewig junge Großmeister des Fernwehs und des Aufbruchs? Nach einer ganzen Reihe von verstolperten Anläufen und diskografischen Totgeburten war das Maß gefunden: Ein frisch verliebter Condon lud seine Kernband ein, nahm sich frei vom opulent orchestrierten Weltenbummler-Pop und mal ein paar Teile weniger mit in die Kabine. Neun nahezu lebenslustige Kompositionen sind aus den langen Wochen des Haderns und Umdisponierens geblieben, überschrieben mit einem dreifach »No«, wie es Condon oft entfahren sein mag, wenn er wieder mal ein Stück verwarf. Die überschwängliche Geste früherer Werke hat Condon auf kokette Miniaturen reduziert. Zur Zündung bedarf es nur eines kurzen Schwungs seiner berüchtigten Songwriting-Feder, wie in »At Once« vorgeführt: zwei Minuten schlichte Wortklauberei, unterlegt mit drei Klavierakkorden und erhebenden Bläsern, und der Bann ist gebrochen. Beirut light. Lächerlich simpel, aber ziemlich große Klasse. Schön, wie manchmal doch noch alles gut wird. Valentin Erning
Domino / GoodToGo / VÖ 04.09.15
PRÄSENTIERT VON:
FESTIVAL-ON-TOUR
SPECIAL GUEST:
Lou Barlow hat sich von den Dinosaur-JrLive-Gagen wieder im heimischen Massachusetts niedergelassen. Kaum zu glauben, aber wahr: Dadurch klingt »Brace The Wave« gleich deutlich schlichter, aber auch so schön wie Barlow schon lang nicht mehr. Was muss das für ein Hauen und Stechen gewesen sein, damals in Dinosaur Jr! Seinerzeit wie heute zumindest für Außenstehende komplett unverständlich, wie so gemächliche Gemüter wie J Mascis und Lou Barlow sich derart anfeinden konnten, aus heutiger Sicht wahrscheinlich auch für die längst wiedervereinigten Protagonisten selbst. Denn schon lange schippern Dinosaur wieder mit dem Dampfer des Erfolgs auf dem Strom aus Einsicht, Genügsamkeit und Altersweisheit. Was Barlow nicht daran hindert, seine Solokarriere immer mal wieder um neue Preziosen zu erweitern. »Brace The Wave« ist nun nicht nur das dritte Album unter seinem Realnamen, sondern tatsächlich auch eine ebensolche Kostbarkeit. Wieder zu Hause in Massachusetts hat er auf einmal seine Liebe zu bedingungslosem Lo-Fi wiederentdeckt und seine verzerrte Gitarre um die akustische, Keyboards und verdreckte Mikrofone ergänzt. Das führt zu einem Album, das endlich wieder jene Fans mit ihm versöhnen könnte, die damals in den 1990ern zu Zeiten des großen Sebadoh-Hi-FiStreits rund um »Harmacy« von der Fahne gingen. Heißt: So lo-fi war Barlow, abgesehen von seinen noisigen Anti-Eskapaden, schon ewig nicht mehr. Neun Songs, die das ganze Songwriter-Talent und die volle Sensibilität Barlows offenbaren. Ach, ich sag es einfach: Seit »Harmacy« hat er kein besseres Album veröffentlicht als dieses. Christian Steinbrink
The Black Dog Neither/Neither Dust Science / Rough Trade
Techno als Schluckimpfung gegen alles Verkorkste in der Welt? Ach, wenn es doch bloß so einfach wäre, wie The Black Dog es sich ausmalen! Für den fiebrigen Verfolgungswahn, der The Black Dog zu umtreiben scheint, hat sich das Trio auf »Neither/Neither« noch erstaunlich gut beherrschen können. Allerdings ist das neue Album auch eher als Gegengift gedacht. Für die Ausrufung des Notstandes wählte man vorab den Weg der Pressemitteilung. Von Informationskrieg ist da die Rede, von Medienherrschaft, Massenabstumpfung und Rechtsruck. Auf »Neither/Neither« dagegen gibt man matten Synthie-Verwehungen, subtilen Harmonien und schläfrig pulsierenden Beats den Vorzug. Nur selten schäumt das Gebräu mal nennenswert über den Rand oder wird tanzbar. Die richtige Action zwängen die einstigen Techno-Pioniere in nerdig chiffrierte Songtitel, in denen selbst dem bravsten Medium doppelte Böden unterstellt werden (»Bound Online Optical Knowledge Systems«, verbindet mal die Anfangsbuchstaben!). Als Interpretationshilfen jedoch taugen die monochromen Ambient-Tracks wenig, und inwieweit The Black Dog mit »Neither/ Neither« eine Deprogrammierung in Gang gesetzt haben wollen, bleibt gleichermaßen schleierhaft. Seien wir ehrlich: Am Morgen nach dieser Platte wird sich die Welt nicht verändert haben. Musikalisch spricht allerdings nichts dagegen, es nochmal zu probieren. Valentin Erning
Beirut No No No 4AD / Beggars / Indigo / VÖ 11.09.15
20.9.2015 KÖLN Luxor
21.9.2015 BERLIN Astra
22.9.2015 25.9.2015 HAMBURG MÜNCHEN Uebel & Gefährlich
Strom
TICKETS UNTER: WWW.MYTICKET.DE ODER WWW.TICKETMASTER.DE www.ellaeyre.com www.jasminethompsonmusic.com
WWW.FACEBOOK.COM/THISISELLA WWW.FACEBOOK.COM/TANTRUMJAS
Nach längerer Durststrecke hat Zach Condon eine Oase erreicht und zeigt sich in schorliger Spritzigkeit – auch ohne (sprichwörtliche) Pauken und Trompeten. Schwere Zeiten liegen hinter Zach Condon. Um nicht zu sagen die Blaupause eines künstlerischen Ruins: Scheidung, Tour-Abbruch, Krankenhaus, Schreibblockade. Sinnkrise. Armer Tropf einerseits, doch wer verstünde sich andererseits besser auf Neuanfänge als
The Bohicas The Making Of Domino / GoodToGo
Lust auf einen dicken Fisch? Die Suche nach dem nächsten britischen GitarrenHype führt mit einem Quartett aus Essex beinahe zurück in glorreiche Zeiten.
#Review Es wird dringend mal wieder Zeit für einen Schwung aufregender Gitarrenbands aus Großbritannien. Pünktlich zum zehnten Geburtstag der legendären Class of 2005, das wäre doch ein guter Zeitpunkt. The Bohicas, vier Schulfreunde aus Essex und vereint in Liebe zum goldenen Zeitalter des Rock, eifern allerdings weniger Postpunk- und NewWave-Vorbildern nach, ihre Inspiration liegt in rifflastigem Gitarren-Sound mit Hang zum Glam. Das strotzt erfreulicherweise mehr vor Adrenalin als vor Testosteron und fühlt sich wie Bier-auf-der-Tanzfläche-Verschütten an; das hat feine Hooks, hymnisch schwelgende Refrains und ganz viel Coolness. So überschwänglich melodieverliebt, so stilsicher und pointiert produziert »The Making Of« aber auch daherkommen mag: The Bohicas haben ihre Hausaufgaben zu strebsam erledigt. Das Album klingt zu sehr danach, möglichst viele Zutaten zu einer deliziösen Mixtur verrührt, unglücklicherweise aber eines versäumt zu haben: einen Hit zu schreiben. Der hätte dieser Platte sehr gut getan. Kristof Beuthner
Wie so viele andere auch wollte Ane Brun einmal das Komponieren via App ausprobieren. Das ist ihr recht gut gelungen. Zusammen mit Ko-Produzent Tobias Fromberg hat die Musikerin in den Stockholmer AtlantisStudios lupenreinen Skandinavien-Pop gebastelt, hörbar beeinflusst von ihren jugendlichen Vorlieben für TripHop und andere klassische 1990er-Stile. Obwohl die Texte manchmal am Kitsch kratzen, wirkt »When I’m Free« dank Bruns eigenartiger Stimme nicht überladen. Neben einigen Schmachtstücken finden sich auf dem Album auch politisch motivierte Songs wie »You Lit My Fire«, eine Verbeugung vor Kämpferinnen für die Gleichberechtigung, die nur leider etwas in Richtung Gospel-Standard zum Mitklatschen abdriftet. »Black Notebook« rückt dafür einiges wieder grade. Überhaupt ist »When I’m Free« immer dann am besten, wenn Ane Brun sich von zeitgenössischen Trends entfernt, ihre App ausschaltet und sich der Musik ihrer Jugend erinnert. Elisabeth Haefs
T TRIT EIN EI R F
BERLINS
Grönland / Rough Trade
Erneut driftet das deutsch-schweizerische Duo in perfekt austarierte Entschleunigungsmusik, die Hipster, Klangästheten und melancholische Couchpotatoes gleichermaßen verzaubern wird. Ein wackeliger Vergleich mit modernen, hochpolierten Automobilen aus Deutschland scheint vielleicht zunächst etwas hanebüchen, aber aus dem richtigen abstrakten Blickwinkel heraus bieten deutsche Limousinen und das Duo Boy genau die zurückhaltenden, sanften Qualitäten, die im Ausland so hoch geschätzt werden. Valeska Steiner und Sonja Glass haben in einem ausufernden zweijährigen Prozess ein exaktes, makelloses zweites Album erschaffen, das Verführung, Präzision und stoische Souveränität ausstrahlt. Man möchte metaphorisch den glänzenden Lack streicheln und die elektronischen Helferlein ausprobieren, die ihren unaufdringlichen Mix aus akustischen Instrumenten und elektronischer Glanzproduktion auf eine nach Perfektion strebende Ebene bringen. Der Titelsong ist bereits eine grandiose Single, und für die nachfolgende Auskopplung haben die Züricherin und Hamburgerin läppische acht weitere Trümpfe übrig. Perlend laufen die Gesangsmelodien von Steiner in die tanzbar-traurige Symbiose aus verhallten Chören, Synthie-Melodien und leisen Gitarrenarpeggios. Perfekt ausgelotete SongKunstwerke, die längst den ganz eigenen Sound Boys reproduzieren, ohne je die eigene Anspruchshaltung zu verlieren. Dieses Album wird sich mit seinem einzigartigen Glanz gekonnt international etablieren. Klaas Tigchelaar
Chefket Nachtmensch Vertigo Berlin / Universal
Chefket bekennt sich zum Exzess. Herausgekommen ist ein Major-Debüt, das tief blicken und gleichzeitig hoffen lässt. Dass Şevket Dirican ein echter Entertainer ist, hat sich bereits herumgesprochen. Dem Wahlberliner eilt der Ruf voraus, einer der besten Live-MCs des Landes zu sein. Als Support von Samy Deluxe, Jan Delay und Marteria durfte er bereits beweisen, wie viel Talent er besitzt. Seine neue LP schwebt zwischen Kopfnicker-Sound und Neo-Soul à la Gnarls Barkley, zwischen Feierei und Katerstimmung, zwischen dem Talent, Menschen zu beobachten und seinem kindlichen Übermut beim Feiern freien Lauf zu lassen. An seinen Texten, die auf autobiografischen Wahrheiten beruhen, lassen sich zahlreiche Parallelen zu der Rap-Essenz der 1990er und 1980er entdecken. »Wenn du wissen willst, wie Türken leben, dann geh und frag sie, aber nicht in Döner-Läden oder im Taxi« klingt nach Fresh Familee, »du bist falsch wie mit einem Gerstenkorn beim Zahnarzt« an Eißfeldt und Denyo bei den Beginnern. Für die Tracks zu solchen Zeilen zeichnete Farhot verantwortlich. Der Hamburger Produzent, der mit »Chabos wissen, wer der Babo ist« seinen bisher größten Erfolg feierte, hat sich über ein Jahr Zeit gelassen, um seine Beats Chefkets leichtfüßigen Reimen anzupassen. Er verzichtete dafür dankenswerterweise auf große Experimente. Am Ende ist »Nachtmensch« Rap in Reinform, der sich nicht in aktuelle Trends einfügen mag und überzeugt – egal, welcher Generation Rap man auch angehört. Sermin Usta
ENTLANG DER EAST SIDE GALLERY Zwischen Postbahnhof und Oberbaumbrücke
28. _ 29.
AUG AB 15 UHR
pop.talk.techno.art. itt s t tr ein even r eie len r f al zu
25 jahre deutsche einheit
5./6.9.2015
Trummern und traumen im Rahmen des Festivals futur 25 vom 4.-6.9.2015 Clubfestival Romano / Frank Spilker / Dubioza Kolektiv Hannes Jaenicke / Moritz von Oswald Dota Kehr / Jocelyn B. Smith Dimitri Hegemann / DJ Reto / Nagual Sounds DJane Aka La Flaca / Megan Dixon Hood Gunter Baby Sommer / Rabih Beaini Tayfun Bademsoy / Die Trummertanten u.v. a. Wasserinstallation und Silent Clubbing Tanith / Janina / Light Art Projects / VJ Tina Z. Spree Spektakel / Zeitzeugen-Boot / Berlin Musictours
Ane Brun When I’m Free Christian Rich FW14 Determine / Cargo / VÖ 04.09.15 Auf dem Cover ihres sechsten Albums »When I’m Free« sieht Ane Brun wie eine »Blade Runner«-Replikantin aus. Dabei ist die Platte mit Herzblut übersättigt.
Lucky Number / Coop / PIAS / Rough Trade
Das US-nigerianische Brüderpaar Christian Rich ist auf seinem Debüt noch auf der Suche nach einem eigenen Sound.
www.truemmernundtraeumen.de futur25.bpb.de
Foto: PowerLightsAugsburg
Boy We Were Here
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#Review Wenn man lange als Auftragsproduzent für andere aktiv war, kann man schon mal ein wenig seine künstlerische Identität verlieren. Die beiden in Nigeria aufgewachsenen Brüder Taiwo und Kehinde Hassan haben von ihrer Wahlheimat Los Angeles aus in den letzten Jahren für Earl Sweatshirt, Childish Gambino, Drake und andere allerlei HipHop- und TrapBeats produziert. Auf »FW14« zeigen sie nun, dass sie auch R’n’B und zartere Elektronik beherrschen. Jeder der 13 Tracks ist mit einem anderen Kollaborateur entstanden, und als die guten Produzenten, die sie sind, nehmen sich Christian Rich sehr zurück und lassen ihren jeweiligen Partner den Charakter des Songs bestimmen: Trap mit Vince Staples und Bia, R’n’B mit Niia, Easy Listening mit Jack Davey. Häufig hört man den Produktionen an, dass die beiden bei Pharrell Williams und N*E*R*D gelernt haben: Vieles klingt weich, ohrschmeichelnd, funky. An echten Höhepunkten ist das Album ein wenig arm, und einen eigenen Stil haben sie auch noch nicht entwickelt. Die Voraussetzungen dafür gibt es aber allemal – »FW14« ist eine gute Werkschau. Henje Richter
Samantha Crain Under Branch & Thorn & Tree Full Time Hobby / Rough Trade
Die Geschichtenerzählerin Samantha Crain spinnt aus Indie-Rock, Americana und Folk ein zutiefst weises Album. Neulich veröffentlichte Samantha Crain ein Facebook-Posting, in dem sie die Einschätzung ihres vierten Albums als »adult contemporary« mit den Worten »Shit ... I’ve lost my edge« kommentierte. Ihre Ecken und Kanten hat die US-Amerikanerin auf »Under Branch & Thorn & Tree« nicht verloren, ihren nüchtern gezimmerten Folk aber durchaus warm ausgekleidet. Streicher, Banjo, Fideln und Steel-Gitarre bringen die Musikerin aus Oklahoma dem Country nahe, gleichzeitig sickern aber auch düsterer Americana und staubiger Blues in ihren Sound. Dabei bedient sich die 28-Jährige bei ihrem beeindruckenden Talent fürs Geschichtenerzählen. Das führt sie auf ihre Vorfahren, die indigenen Stämme der Choctaw, zurück. Crain singt von einer Nacht, die neun Monate zur Folge hat, dem Tod eines mysteriösen Nachbarn und der kubanischen Zigarre, die sie sich leisten würde, hätte sie nur die Dollar dafür. Und obwohl Crain für »Under Branch & Thorn & Tree« lässige, opulente Arrangements nutzt, kratzt ihre Stimme wie ein Dreitagebart und erstickt jeglichen Verdacht auf unschuldigen Liebreiz. Die Vorgängerplatte nannte die Musikerin – vielleicht in Anlehnung an ihr kindliches Äußeres – noch »Kid Face«. Nun hat sie alles Kindliche abgelegt. »Under Branch & Thorn & Tree« ist ein zutiefst weises Album geworden – mit Ecken und Kanten. Verena Reygers
Frank Carter & The Rattlesnakes Blossom International Death Cult / Rough Trade / VÖ 28.08.15
Wohin mit all der Wut, dem Frust, dem Schmerz? Was zerkloppen? Nach innen richten? In der Flasche ertränken? Man könnte ja mal den alten Punkrocker Frank Carter fragen: Der hat einen befreienderen Weg gefunden. Nach seinem Ausstieg bei den KrawallCore-Koryphäen Gallows und dem Ende seiner deutlich milder agierenden Nachfolgeband Pure Love hatte der britische Punksänger Frank Carter von Musik die Schnauze voll. Alles gesagt, alles gesehen, die Wahlheimat New York City verlassen und in der alten Heimat eine Familie gegründet, ein Tattoo-Studio eröffnet – so hätte es weitergehen können. Bis Carter spürte, wie sehr er am Verlust seines Ventils für die Injurien, die das Leben so mit sich bringt, litt: der Musik nämlich. Und so stürzte er sich kopfüber in einen Rausch aus Kreativität, schrieb wie ein Besessener oder, präziser: Erlöster und goss seine Textideen mithilfe des Gitarristen Dean Richardson (Ex-Heights) in eine Explosion des Zorns. Auffallend ist dabei, wie zugänglich dieses Albumdebüt trotz allen Grimms geraten ist, denn rein musikalisch bietet die Band zahlreiche Anknüpfungspunkte von Postcore über Skatepunk bis Emo, ohne dabei je in der Beliebigkeit zu vernudeln oder zu überfordern. Was diese Songs wie einen Sturm von Fäusten wirken lässt, die hemmungslos auf Herz, Hirn und Seele eindreschen, ist der aggressive, durchgehend aufwühlende Gesang Carters. Holy Shit! Wie dieser Mann die Songgerüste mit der spürbar bebenden Intensität seiner Stimme in wahre Flammengewänder der Emotionalität hüllt, sucht seinesgleichen. Es wirkt, als würde er nur für dich singen, schreien, knurren und leiden, als wolle er dich davor schützen, dich in einer Welt aus Tod, Schmerz und Verlust zu verlieren. Was für ein Comeback! Ulf Imwiehe
Der Bezug zu kohärenten Songstrukturen bleibt immer präsent, auch wenn der Fokus eher auf sich wiederholenden musikalischen Motiven liegt als auf pointierten Melodien. Mario Lasar
Mit »Abandoned« rutscht der Kloß dahin, wo es wirklich schmerzt: 34 Minuten destillierter Leidensdruck aus wunder Kehle und rostigen Saiten, beklemmend und beflügelnd zugleich. Und wie aus einem Guss hätte es gewirkt, wäre nicht James Carroll (Make Do And Mend) zur Halbzeit mit melodieverseuchtem Gastgesang reingeplatzt. Zu viel Messwein, oder was? Bitte für die nächsten sieben Alben exkommunizieren. Valentin Erning
Seven Davis Jr. Universes Ninja Tune / Rough Trade
Die Welten liegen gar nicht so weit auseinander: Seven Davis Jr. vereint und veredelt alles, was in der Rare-Groove-Schatzkiste gelagert ist. Verständlich, dass der Kalifornier Seven Davis Jr. schon früh von Auskennern wie Gilles Peterson als Ausnahmetalent gefeiert wurde, denn sein Debütalbum »Universes« offenbart eine teils erarbeitete, teils gelebte Bandbreite, die nicht viele DJs und Produzenten vorweisen können. Die zehn Tracks auf der LP changieren zwischen Chicago-House aus der Aufregungsphase der 1980er, Disco mit Fleisch in den Beinen, ausgetrocknetem Funk und durch jahrelanges Lagern in der Rare-Groove-Schatzkiste gereiftem R’n’B. Und obendrein gibt es noch Davis’ geschulten Jazz-Gesang, der ihm bei eventuellen Ambitionen, Frontmann-Qualitäten zu entwickeln, sehr helfen wird. Aber auch wenn er sich einfach im Heimstudio oder hinter Plattenspielern verschanzen würde, hätte er mit dieser sehr vielseitigen, geschmackvoll, kenntnisreich und durchaus auch mal experimentierfreudig arrangierten Platte genügend Munition – ganz egal, ob er nun auf den Dancefloor oder auf die Bühne schielt. Denn wer so viel kann, dürfte es auch im Pop schaffen. Dieser Anspruch ist dann aber doch erst was fürs Nachfolgealbum. Christian Steinbrink
Dām-Funk Invite The Light
Gabi Delgado 2 Oblivion / SPV
Gabi Delgado ist der Typ von DAF, und DAF sind total geil. Verstanden? Man muss das feiern. Delgados Solo-Kram hingegen ist irgendwie eklig. Okay, bevor hier jetzt wirklich MobbingBriefe eintrudeln: Wer es geschafft hat, sich die 32 (in Worten: zweiunddreißig) Songs des Albums »2« gänzlich reinzuziehen, werfe irgendeinen Stein, am besten gegen den eigenen Kopf. Vielleicht muss man das irgendwie einordnen ins Gesamtwerk, oder hier liegt irgendeine Art Subtilität oder Ironie vor, am Ende vielleicht sogar Kunst, aber das geht so einfach nicht klar. »Ich glaub, ich werd dich küssen müssen, jetzt gleich«, das ist alles so Belästigung, das ist alles nicht gut. Delgados Spätwerk klingt wie das eines greisen Stelzbocks, und das Ertragen dieses Bums-Techno samt eintönigem Gequatsche plus Gestöhne fällt echt schwer. Ohne »Gesang« wäre die Musik vielleicht gar nicht allzu schlecht, produziert ist sie ja ganz okay, und auch die Texte für sich sind nicht immer so widerlich. Aber wenn man dann lesen muss, dass Delgado sein Bunkerästhetik-Gestampfe als »Futuremusik« begreift, bleibt bloß zu sagen: Oh Gott, bitte nicht! Aber klar, DAF: ganz große Band, wichtig, Legenden, supergeil. Paula Irmschler
Stones Throw / Groove Attack / VÖ 04.09.15
Electro-Funk zwischen psychedelischem Laisser-faire und unmittelbarer Dynamik: Der US-Produzent Dām-Funk entwickelt seinen sehr eigenen Sound behutsam weiter. Dām-Funks Musik wird meistens mit Funk assoziiert – angesichts des Namens natürlich naheliegend. Tatsächlich begrenzt dieser Begriff die Bandbreite seines Sounds aber höchst unnötig, denn auch seinem neuen Album »Invite The Light« wohnt wieder die Tendenz inne, Genregrenzen zu durchbrechen. Das macht sich schon in der äußerst heterogenen Liste der beteiligten Gastmusiker bemerkbar, die von Q-Tip über Ariel Pink bis zu Snoop Dogg und Nite Jewel reicht. Innerhalb der Koordinaten, die diese Namen repräsentieren, lässt sich wohl auch der Sound von Dām-Funk verorten. Eine prägende Rolle spielt ein synthetischelektronisches Setting, das sich zwischen flächiger Abstraktion und plastisch-konkreten Synthie-Akkorden bewegt. Diese Art der Instrumentierung reflektiert die für dieses Album charakteristische Gegenläufigkeit von einer psychedelischen Laisser-faire-Stimmung zu unmittelbarer Dynamik. Manchmal liegt der Verdacht nahe, dass hier Bezüge zur heute wieder positiv konnotierten skrupellosen Schmierigkeit von Hall & Oates oder vergleichbaren Modellen der eleganten Distanzlosigkeit hergestellt werden. Dām-Funks Ansatz verweist zudem auf HipHop, wobei er sich wesentlich musikalischer ausrichtet:
Defeater Abandoned Epitaph / Indigo / VÖ 28.08.15
Der Mensch sucht an den falschen Orten nach Antworten, findet Derek Archambault. In der Kirche zum Beispiel: »Abandoned« ist Defeaters Fallstudie über die misslungene Flucht in den Glauben. »Please let me find some weight in the words«, lässt Derek Archambault seinen Priester schreien. Die Kirchenbank ächzt, das Tabernakel klappert, doch – oh Schreck! – Gott antwortet nicht. Es bleibt bei kleinen schwarzen Lettern auf tausend dünnen Seiten und ein paar trägen Wölkchen Weihrauch im Gebälk. Es bleibt bei der Bürde des sündigen Kriegsheimkehrers, die mit allen Bibeln dieser Welt nicht aufzuwiegen ist. Und so geißelt sich der Kleriker zugrunde, ohne dass ihm irgendjemand weit und breit seine Demut anrechnen würde. Nur diese chronisch heiseren Post-Hardcore-Voyeure aus Boston, Massachusetts, die regelmäßig das Leben fiktiver Individuen ficken, um sich dann genüsslich in deren Rotz und Wasser zu suhlen, drücken ihre Nasen am Bleiglasfenster platt. Ein unerwarteter Kameraschwenk auf einen vor Jahren eingeführten Nebendarsteller des albenübergreifenden Familienepos’, den sich Defeater da gönnen. Aber auch ein ergiebiger:
Dr. Dre Compton Interscope / Universal
Die Fallhöhe war enorm. Trotzdem ist es Dr. Dre mit »Compton« gelungen, den Geist seiner legendären Jahre zu bewahren, ohne dabei hoffnungslos überholt zu klingen. Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein (wenn auch inoffizieller) Soundtrack den Film, der ihm als Vorlage galt, einfach in den Schatten stellt. Doch als klar war, dass Dr. Dres von Felix Gary Grays N.W.A.-Biopic »Straight Outta Compton« inspiriertes Album nicht einfach nur eine lose zusammenhängende Compilation sein würde, sondern eine in Gänze von Dr. Dre produzierte LP, war die Gewichtung klar. Immerhin ist das Dres erste Soloplatte seit 16 Jahren. Das Beste daran: Sie ist auch noch verdammt gut geworden. Keine Überraschung, wenn man sich auch nach »2001« weiter mit seinem Schaffen beschäftigt und seine Arbeiten für Eminem und 50 Cent zumindest ein wenig verfolgt hat. »Compton« steht mit einem Fuß in der Gegenwart und mit dem anderen in den goldenen Zeiten der Westküste. Die Kunst, beide Ebenen ohne
„Ein mitreißender und elektrisierender Musikfilm!“
MASCHINENRAUM MIT PHILIP FASSING
LES INROCKS „Geht in Herz und Hüfte!“
TV MOVIE
Digital ist besser? Von wegen: Selten wühlte der Maschinenraum derart leidenschaftlich durch DAT-Kassetten und MPC-Disketten wie diesen Monat.
Mit mehreren 100.000 Anhängern auf allen erdenklichen Kanälen ist das aus Bristol und London stammende Blogger/DJ-Kollektiv Eton Messy längst einer der wichtigsten Tastemaker, wenn es um geschmäcklerischen Deep-House mit Pop-Affinität geht. Die in Eigenregie veröffentlichte EP »Terminal« (Eton Messy) der Londonerin Kayper dürfte dem Sonderstatus des Kollektivs zuträglich sein. Sie demonstriert, wie sich aus gängigen Formeln immer noch große Momente zaubern lassen. Momente, die Dimitris Kesses alias SEK mit »Mirror Mirror On The Wall« (Lost My Dog) nicht mehr ganz so stimmig wie zuvor gelingen wollen. Lebten die jazzverliebten GrooveStudien des Griechen bisher vor allem von ihrer angenehm direkten Ansprache, fühlt man sich angesichts des jüngsten Outputs nicht mehr wirklich als Teil eines herzlichen Dialoges. Ausnahme: der fantastische Titeltrack mit seinen schmutzigen, beseelten Akkord-Pirouetten. Wie sehr sich House aktuell um die eigene Geschichte dreht, wird hübsch von Joe Goddard (Hot Chip) veranschaulicht, der kürzlich eine Reihe liegen gebliebener Skizzen seines Studionachbars George T veröffentlicht hat. Komplett analog in den 1990ern entstanden, könnten die schwärmerisch und rau gehaltenen Loops von »I’ll Do Anything« (Greco-Roman) genauso gut einer gecrackten Ableton-Version irgendeines jungen Talentes entsprungen sein. In dem Schaffen von Joe McBride alias Synkro sind die Schatten der Vergangenheit dagegen nur noch bei genauer Betrachtung auszumachen. Schließlich findet der aus Manchester stammende Ausnahmeproduzent mit dem längst überfälligen Debütalbum »Changes« (Apollo) endgültig seinen Platz zwischen gespenstischen Ambient-Texturen und spukenden Rhythmus-Figuren. Weitaus weniger aufgeräumt, dafür umso verspielter gibt sich der russische Knöpfchendreher Dmitry Kuzmin alias Nuage auf seiner jüngsten EP. »Neida« (Project Mooncircle) mutet wie ein perkussives Puzzle an, das seltsam, artifiziell und organisch zugleich wirkt, in jedem Fall aber die richtigen Töne trifft, um die Assoziationsmaschine des Hörers anzuwerfen. Eine nicht zu unterschätzende Qualität, die auch der stilistische Multitasker Mark Dobson alias Ambassadeurs grandios beherrscht und mit seinem Debütalbum »Patterns« (Lost Tribe) aufregend durchexerziert. Hier geben keine schnöden Formalien wie bpm oder Taktung die Richtung vor, sondern einzig die verträumte, melancholische Grundstimmung. Und die zieht sich derart konsequent und stimmig durch diese zwölf zwischen House, Downtempo und UK-Bass pendelnden Songs, dass die SkipTaste gar nicht benötigt wird.
Wenn sich Sizarr-Schlagzeuger Marc Übel mal wieder für sein Soloprojekt Gora Sou zwischen exotischem MIDI-Instrumentarium und obskuren Feldaufnahmen verbuddelt, dann fällt das in der Regel überraschend wenig catchy aus. Gut so, denn irgendwo zwischen all den extraterrestrischen Radiosignalen und abseitigen Ambient-Exkursen trifft »Ramifications« (Orange Milk) eine eigenartig artifizielle Stimmung, die mit gängigen Mitteln wohl kaum zu erzeugen sein dürfte – und gerade deshalb so spannend ist. Dass der allgegenwärtige Konsens auf holprig tanzbaren Analog-Abhandlungen noch lange nicht abgeklungen ist, unterstreicht auch der Bremer Produzent Qnete mit seinen »Lessons In Finding« (Lobster Theremin). Lektionen wohlgemerkt, die zu gleichen Teilen bockig und grazil wirken, also genau jene Maschinen repräsentieren, denen sie entsprungen sind. So funkt es, wie es nun mal funken muss, wenn sich Anachronismus und Futurismus zu nahe kommen. Wer die zwangsläufige Reibung in Kauf nimmt, wird definitiv nicht enttäuscht. Romansoff ist so etwas wie Qnetes Bruder im Geiste, der mit »Infinite Dreams« (Mörk) dann auch folgerichtig auf dem Sublabel des Lobster-Theremin-Imprints debütiert. Der aus Bukarest stammende DJ und Produzent sieht sich ebenfalls streng der analogen Aura verpflichtet und kreiert mit seiner jüngsten EP einen wundervoll verträumten und kantigen House-Entwurf, voll von detailverliebten Percussion-Figuren und melancholisch schwelgenden Synthesizer-Flächen. Mit seinen elegischen und ruhelos zappelnden MIDI-Ornamenten verzückte uns Ross Tone alias Throwing Snow schon im April, nun erscheint mit »Glower / Clasp« (Houndtooth) die zweite von drei geplanten Singles für dieses Jahr. Nicht mehr ganz so eindeutig auf die Tanzfläche zugeschnitten, fügen sich beide Stücke dramaturgisch so schön in die Abfolge, dass man am Ende des Dreiteilers nur auf eine ordentliche Box-Set-Veröffentlichung hoffen kann.
EDEN LOST I N M U S I C EIN FILM VON MIA HANSEN-LØVE OFFIZIELLE AUSWAHL
OFFIZIELLE AUSWAHL
FILM FESTIVAL
FILM FESTIVAL
SUNDANCE
TORONTO
OFFIZIELLE AUSWAHL
SAN SEBASTIAN FILM FESTIVAL
Mit der Musik u.a. von DAFT PUNK, Jaydee, The Orb, Frankie Knuckles, Liquid, The Style Council, Masters at Work, Terry Hunter, Crystal Waters
FÉLIX DE GIVRY
PAULINE ETIENNE
HUGO CONZELMANN
ROMAN KOLINKA
GRETA GERWIG
JETZT ALS DVD, BLU-RAY UND VOD ERHÄLTLICH.
HIER ZUM TRAILER
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#Review daran, dass die 25-Jährige jeden neuen Song mit ihren Fans via Netz teilte, oder daran, dass sie ihr Debütalbum dann doch in totaler Isolation aufnahm; kurzum: »Me« schöpft aus zahllosen Einflüssen und legt sich nur ungern fest. Mal zeigt sich das Album in verträumtem Pop, mal mit zuckendem Dance-Appeal, mal funky und leicht, mal basslastig und schwer. Als Empress Of hat Rodriguez in den vergangenen Monaten bereits die Blogosphäre aufgewühlt, mit »Me« werden sich die Wogen dort kaum glätten. Hämmernde Piano-Beats werden von wummerndem House abgelöst, Glockengebimmel paart sich zu gepitchten Scratches, und über allem liegen die beständige Rhythmus-Fixierung und eine fordernde Stimme, die auch Bubblegum-Königin Katy Perry gehören könnte. Trotzdem: »Me« verdient einen zweiten Hördurchgang, um nicht bloß als konfus geschichtetes Synthie-Werk abgestempelt zu werden. Verena Reygers
Spektakel der Ausgabe
Destroyer Poison Season Dead Oceans / Cargo / VÖ 28.08.15
Dan Bejar ist endgültig unter den Granden des IndieRock angekommen. Der entrückten Schönheit seines Blue-Eyed-Soul kann man sich nicht entziehen.
Mit ihrer letzten Platte »Kaputt« dekonstruierten Destroyer ihren bisherigen Indie-Sound und positionierten sich mit großem Erfolg neu. Durch Einflüsse von Aztec Camera und Prefab Sprout verlagerte Dan Bejar seinen schwelgerischen Pop in transzendente Traumlandschaften, dazu addierte er flächige Saxofon-Passagen, die dem Meisterwerk von 2011 seinen Reiz und Jazz-Vibe verliehen. Auf »Poison Season« gehen Destroyer noch großzügiger mit den neuen Rezepten um. Die euphorische Single »Dream Lover« legte mit ihrem Springsteen-Pathos falsche Fährten, denn in ihrer Gänze stellt die Platte keine Abkehr vom neu gewonnenen Sound dar. Stattdessen wählten die Kanadier den Schachzug, das Werk mit einer nie da gewesenen Detaildichte anzureichern. Dort, wo auf sich auf dem Vorgänger die Synthie-Flächen ausbreiteten, finden sich jetzt Streicher, Trompeten und auch mal ein paar Bongos. Die körperlose Stimme Bejars tut ihr Übriges, denn sie transportiert das Gefühl von Lässigkeit und purer Schönheit. Die Texte sind hoffnungslos romantisch, besungen werden die Sterne am Firmament und imaginierte Herzensdamen. Wer will, kann Kleinode wie »Girl In A Sling« als Kitsch abtun, doch es ist die eloquenteste Form von Kitsch, die sich denken lässt. Destroyer haben ja schon ein paar Jahre auf dem Buckel, doch sie haben sich abermals gesteigert. Bejar ist mit diesem Album angekommen. Fest steht: Wir haben es hier mit einem Meisterwerk zu tun. Kai Wichelmann
bemerkenswerte Brüche miteinander zu verknüpfen, gelingt hier erfreulich schlüssig. Keine Selbstverständlichkeit, wie der Blick auf andere HipHop-Ikonen der 1990er zeigt: Wo andere ihr historisches Schaffen nur noch verwalten und kuratieren, beweist Dr. Dre mit »Compton«, dass er trotz seiner 50 Jahre immer noch gewillt ist, die Komfortzone zu verlassen. Doch wie das mit ProduzentenAlben im HipHop nun mal so ist, fällt die Gästeliste ungleich durchwachsener aus als das Handwerk des Meisters selbst. Klar, Beiträge von Hochkarätern wie Kendrick Lamar können sogar Begehrlichkeiten bezüglich größerer Kollaborationen wecken. Doch ob man wirklich noch den 100. Track mit Eminem oder Snoop Dogg braucht, sei mal dahingestellt. Spielt am Ende auch keine große Rolle, schließlich sind die namhaften Gäste ohnehin eher Beiwerk eines lang erwarteten Solo-Comebacks. Philip Fassing
Letztens im Facebook-Feed: der Hinweis, dass ein einprägsamer Bandname rund 40% der Promotionarbeit überflüssig machen könnte. Einprägsam heißt aber nicht, dass der Bandname auch gute Musik verspricht. Das wird angesichts von Family Of The Years neuem Album deutlich. Wobei: Das liest sich jetzt härter, als es sich tatsächlich anhört. Das selbstbetitelte Album wurde zwar in Berlin aufgenommen, atmet aber eindeutig den Geist der amerikanischen WestküstenMetropole Los Angeles, denn es wird von sonnendurchflutetem Indie-Pop-Rock mit Folk-Verweisen dominiert, und selbst das Cover erinnert, in Sepia getaucht, an das L.A. der 1970er. Während auf »Family Of The Year« zur Hälfte tatsächlich eingängige und schwelgerische Songs für entsprechende Stimmung sorgen (»Blue Jane Girl«, »Hey Kid«), kippt das Album in Hälfte zwei und ergeht sich in Mainstream-Belanglosigkeiten und Mitklatsch-Plattitüden, wie sie Sunrise Avenue kaum schlechter hätten produzieren können. Trotzdem enthält das Album genügend Songs, die das Zeug haben, den Erfolg des Hits »Hero« zu wiederholen. Womit auch die Musikmarktanalysten meines FacebookFeeds wieder recht behalten hätten. Marius Wurth
EZTV Calling Out Captured Tracks / Cargo
Anstatt mit Spiritualized auf Tour zu sein, veröffentlichen Ezra Tenenbaum, Shane O’Connell und Michael Stasiak als EZTV ihr Debütalbum. Erstmals musizierten die drei bei den Auditions für die Posten als Musiker der letzten Spiritualized-Tour miteinander. Den Job bekamen sie zwar nicht, dafür blieb ihnen jedoch genug Zeit und Inspiration, um den sommerlichen Power-Pop ihres Debüts »Calling Out« zu entwerfen. Mit einer Fülle an eingängigen Hooklines und schmissigen Gitarren-Riffs geben sie ihre musikalische Haupteinflussquelle ohne Umschweife zu erkennen: Big Star – die chronisch erfolglos gebliebene US-Power-Pop-Superband um den leider verstorbenen Songwriter-Genius Alex Chilton. Die Songs von EZTV-Songschreiber Ezra Tenenbaum glänzen dabei sowohl durch ihre kompositorische Reife als auch durch ihr Understatement. Seine Mitstreiter arbeiten die Songs mit den für Captured-Tracks-Bands typischen Filtersounds und Gitarrenmelodien aus, die man sonst eher aus dem Wave-Pop der 1980er kennt. Insgesamt fällt positiv auf, dass die Hooklines und Refrains dezent gestaltet sind und sich eher unterschwellig in den Gehörgängen einnisten. Nicht nur die beiden Singles »Dust In The Sky« – der Byrds-Song der Platte – und »The Light« bieten sich als treue Begleiter für den Sommer an, eigentlich wollen alle zwölf Lieder gleich mitkommen. Da fällt die Abwesenheit eines Spannungshöhepunkts innerhalb des Albums kaum mehr negativ ins Gewicht. Timo Weber
Farao Till It’s All Forgotten Full Time Hobby / Rough Trade / VÖ 11.09.15
Ihre provinzielle Heimat gab Farao die Energie und Atmosphäre für ihren elektronischen Dream- und Drama-Pop, der einschmeichelnd und bedrohlich wirkt. Kari Jahnsen ist unter ihrem Alter Ego Farao auf der Jagd: Leise pirscht sie sich mit ihren orchestralen Klängen an den Hörer heran, lockt ihn mit bezaubernd stoischem Gesang aus der Reserve, um ihn schließlich mit geschickt gelegten Arrangement-Fallen zu erlegen. Im Song »Hunter« wird dies für das ganze Album exemplarisch durchexerziert, aber auch Titel anderer Lieder wie »Anchor« oder »Warrior« zielen auf das Einfangen, Umkreisen und Erobern ab. Auf dem Cover von »Till It’s All Forgotten« zeigt sich die Sängerin mit bunter Schminke und Farbe – ein Merkmal, das an Warpaint erinnert, die ebenfalls mit fragilen, luftigen und experimentellen Klängen auf den Kriegspfad zogen. Farao erklärt mit ihrem Album auch einen Krieg – nämlich der Gleichgültigkeit: In Songs wie »Feel« oder »Are You Real?« beschwört sie mit pluckernden Synthies, Glockenspielen und Sitars das Pulsieren in den Adern der Hörer. So wird »Till It’s All Forgotten« zum Manifest gegen Indifferenz, Lethargie und Leidenschaftslosigkeit: Happy Hunting! Kerstin Kratochwill
Empress Of Me Terrible / XL / Beggars / Indigo / VÖ 11.09.15
Lorely Rodriguez riskiert, ihre Hörer zu überfordern, offenbart dabei aber ihr volles Talent: »Me« ist funky Synthie-Pop, der ziemlich viel auf einmal sein will. Vielleicht liegt es an Lorely Rodriguez’ honduranischen Wurzeln, ihrer Kindheit in L.A., an der frühen Liebe zum Jazz oder der darauffolgenden Neuorientierung hin zu Beats und Laptop. Vielleicht liegt es auch
Family Of The Year Family Of The Year
Fettes Brot Teenager vom Mars
Island / Universal
Fettes Brot Schallplatten / Groove Attack
Die selbst ernannte Familie des Jahres hat ganz sicher nicht das beste, aber vielleicht das mittelmäßigste Album des Jahres veröffentlicht. Der Indie-Folk-Pop auf der dritten LP der Band tut jedenfalls nicht weh.
Die drei Hamburger wollten auf ihrem achten Studioalbum einiges anders machen. Dabei fällt ihnen allerdings erschreckend wenig ein, und erstmals fehlt auch ein echter Hit. Keine guten Aussichten.
#Review Irgendwann kommt jeder Künstler mal an den Punkt, an dem er merkt, dass alle seine Geschichten erzählt sind. Im 23. Jahr ihres Bestehens sind Fettes Brot genau an diesem Punkt. Der titelgebende Eröffnungstrack geht überdreht nach vorne, danach plätschert die Scheibe aber nur noch vor sich hin. Dass die drei Hamburger mit dem Monsterbass einen Narren an Disco-Samples gefressen haben, nervt bisweilen etwas. Viel schlimmer ist aber, dass die Jungs, die in der Vergangenheit oft genug mit lustigen, ironischen und auf den Punkt gebrachten Texten glänzten, diese Fähigkeit hier gänzlich vermissen lassen. Nur im Track »Ganz schön low«, wo sie sich der »besorgten Bürger« annehmen, können sie alte Kreativität unter Beweis stellen. Wie schlimm es wirklich um diese Scheibe steht, merkt man an Refrains wie »Du bist the shit, im Sinne von sexy, im Sinne von sehr, sehr, sehr«. Selbst ihr Diss auf Helene Fischer und deren Fans wirkt stumpf und einfallslos (»Alle hören jetzt Schlager, da wird man ja zum Schläger«). Das Album endet mit dem Track »Das letzte Lied auf der Welt«. Das kommt einer Erlösung gleich. Christian Schlodder
Fidlar Too Wichita / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 04.09.15
Relax your mind and float downstream. Machen Fidlar auch. Ein Album für den Plattenteller, nicht den Plattenschrank. Dann wäre es zu spät. Fuck It Dog, Life’s A Risk: The punks are finally taking acid. Irgendwann Anfang der 2000er in einem Kölner Promo-Büro: Sie verkaufen gerade die Band der Stunde, die Nu-Metal-Ikonen der Zukunft: Crazy Town, file under: »Was machen die eigentlich heute? Hoffentlich nichts!« Ihr Hit hieß »Butterfly«. Die Hookline war »Sugar, honey«. Damit nervte die Promoterin jeden. »Sugar, honey«, »Sugar, honey«. »Die Punks, die süßen Punks«! Es waren keine Punks. Irgendwann hörte ihr niemand mehr zu. Vielleicht würde sie heute Fidlar verkaufen. Immerhin würde man ihr zuhören. Immerhin! Punkrock mit dem richtigen Mix aus Zitaten, Drogen, Alkohol, Anarchie, Todesangst und wilden Live-Shows. Skate-Punk, Surf-Punk, Westcoast-Punk, Pop. Natürlich ist das Pop. Das Video zu »40oz. On Repeat« zitiert sich durch die Popkultur der MTV-Jahre: Devo, Suicidal Tendencies, Missy Elliott, Beastie Boys, Hives, Oasis, Korn. Alles dabei. Nichts davon wird bleiben. Nichts davon ist überhaupt von Bedeutung. Kann man sich ja gleich einen reinstellen. Am Ende der Überdosis versagen die Instrumente, ein kurzes Pluckern. Die Fäuste sind in die Luft gereckt. Irgendwann wird man älter und fühlt sich wie die längst vergessene Julia Engelmann. Bis dahin aber dringend auf Fidlar-Konzerte gehen. Stephan Uersfeld
Eigentlich ist das keine schlechte Idee, dass sich die Foals nun vom Indie-Liebling in böse Buben verwandeln wollen – mit Wut im Bauch und ausgestrecktem Mittelfinger. Dieser Idee halten jedoch nur der Titelsong und »Snake Oil« wirklich stand. Allerdings beweisen sie bei diesen Songs wirklich Eier, lassen Dreck aus den Boxen fliegen und peitschen die Hörer mit überfetten Fuzz-Gitarren nach vorne. Ihre Referenzen dafür reichen zurück bis in die 1970er. Doch leider bleibt dieser böse Geist nicht lange erhalten. Er verdampft wie siedender Alkohol und hinterlässt zwar sehr schöne Pop-Perlen wie »Birch Tree« oder das epische »Lonely Hunter«, doch der spannende tiefe Abgrund bleibt ab hier verschlossen. Außerdem schleicht sich das schale Gefühl ein, einige der Songideen bereits von Vorgängeralben zu kennen. So kommt es, dass »What Went Down« nicht überrascht, aber auch nicht enttäuscht. Schade nur, dass die neuen 1970er-Hardcore-Ansätze nicht noch mehr Platz gefunden haben. Stattdessen sind die Foals eine Spur zu sehr auf Nummer sicher gegangen. Konstantin Maier
Mit »What Went Down« sind die Fohlen jetzt endlich ausgewachsene Hengste: Die Foals melden sich mit einem Neo-Hardcore-Rock’n’Roll-Hybrid zurück.
Direkt nach den ersten Takten von »Küken des Orion« ist es sofort wieder da, als wären nicht ganze drei Jahre seit der letzten Veröffentlichung ins Land gegangen: dieses Frittenbude-Gefühl. Diese Mischung aus Geborgenheit in einem weichen Kingsize-Bett aus Sound mit einem Herzschlag-Rhythmus, der einen sanft, aber doch mit einer unmissverständlichen Unerbittlichkeit vorantreibt. Dazu Johannes Rögners lakonische EndlosRaps, die verwirren, trösten, wach machen und verborgene Regionen im Gehirn anregen, von denen man gar nicht mehr wusste, dass es sie noch gibt. Es ist definitiv nicht alles anders bei Frittenbude, die Band hat sich weder neu erfunden, noch ist sie »erwachsen« geworden. Sie hat stattdessen ihre ureigene Basisstation, von der ihre Songs abheben, noch weiter ausgebaut, verziert und geöffnet. Afrikanische Vocal-Samples, analoge Bässe, ein Dirk-von-Lowtzow-Feature und endlos übereinandergeschichtete Synthies verleihen Frittenbude eine fast mythische Größe, im Herzen bleibt es aber Ravepunk für eine bessere Welt, denn bei aller Kritik an den Verhältnissen, die auf diesem Album auch und deutlich stattfindet, steht doch eine große, zutiefst menschenfreundliche Utopie als verbindende Klammer über diesem grandiosen Album: Freiheit, Gerechtigkeit und Urlaub für alle und für immer. Und du kannst dabei sein. Benjamin Walter
Ben Folds So There New West / ADA / Warner / VÖ 11.09.15
Die Vermählung von Pop und Klassik geht ja oft genug in die Hose. Wenn Ben Folds sich aber mit einem New Yorker Sextett zusammentut, um seine Version von Kammermusik zu spielen, funktioniert’s. Was Ben Folds auf seinem neuen Album über weite Strecken zelebriert, nannte er kürzlich »Chamber Rock«. Eine nicht ganz adäquate Schublade, denn natürlich schlägt Folds’ Herz noch immer für intelligente, formidabel getextete Popmusik, wie er sie selbst in seinen richtig guten Momenten zustande bringt. Acht der elf Stücke von »So There« nahm er mit dem New Yorker Klassik-Sextett yMusic auf, das schon mit Beck und den Dirty Projectors kollaborierte. Dieses Ensemble weiß, wie man Popsongs mit klassischer Instrumentierung ummantelt, ohne dass es klingt, wie es klang, als die Scorpions oder auch Metallica ein Orchester vergewaltigten. Oder umgekehrt. Dennoch: »Not A Fan«, das Eröffnungsstück »Capable Of Anything« und die Ballade »I’m Not The Man« bleiben Highlights, während der Rest ein wenig zu schöngeistig klingt und Folds’ lyrischen Biss in seifigem Wohlklang erstickt. Die letzten drei Stücke sind dann noch konsequenter Klassik, nämlich Folds’ Kooperation »Concerto For Piano And Orchestra« mit dem Nashville Symphony Orchestra, dessen Bewertung der musikalischen Qualität ein Popkritiker sich wohl kaum anmaßen kann. So bleibt am Ende dieser Platte weniger ein Gefühl der Euphorie, sondern eher eine etwas spießige Wehmut, die dem Künstler sagen will: »Danke Ben, das war schön. Und nun bitte wieder eine tolle, reine, traurige Pop-Platte.« Daniel Koch
The Fratellis Eyes Wide, Tongue Tied Cooking Vinyl / Indigo
Im Fratelli-Land singt man darüber, was passiert, wenn man eine Flasche Wein trinkt. Oder zwei oder drei. Viel origineller wird es auf diesem Album leider nicht. Die Fratellis werden im trinkfesten Schottland ja liebevoll als Pub-Hooligans bezeichnet, zu deren Songs man sich besäuft oder die man in der Halbzeitpause im Fußballstadion mitgrölt. So geschehen bei »Chelsea Dagger«, das einfach nicht totzukriegen ist. Ein Song mit einem Nerv-Potenzial wie »Seven Nation Army«. Tut man dem schottischen Trio um Jon Fratelli also unrecht, wenn man sie nur als Saufhymnen-Combo abtut? Keineswegs, denn viele Songs auf ihrem vierten Album »Eyes Wide, Tongue Tied« sind vermutlich eher angetrunken zu genießen. Wie das dümmlich heruntergehämmerte »Too Much Wine«. Sie machen es einem echt nicht leicht, diese Mogel-Brüder. Die Qualität von Jon Fratellis Songwriting ist nämlich ziemlich durchwachsen, was sich in missraten schwülstigen Balladen wie »Slow« und »Moonshine« äußert. Leider halten sie sich zwischendrin sogar mal für Robbie Williams (»Thief«) oder BossHoss (»Imposters«). Da erscheint »Desperate Guy« – der beste Track des Albums – fast schon wie ein Glückstreffer. Annette Walter
FTSE Joyless Lucky Number / Coop / PIAS / Rough Trade
Post-Punk-Hip-Pop: Auf seinem Debütalbum verknüpft Sam Manville alias FTSE sozialkritischen Rap mit zuckersüßen PopHymnen und lässt kein gutes Haar an der gegenwärtigen Welt. »Why we’re joyless«, fragt Produzent Sam Manville alias FTSE pessimistisch im Titeltrack und letzten Stück seines Debütalbums »Joyless«. Die Antworten hält er in den vielschichtigen Tracks zuvor parat: In »Blood On My Hands« prangert er die Gleichgültigkeit gegenüber unternehmerischer Ausbeutung von Arbeitskräften in Billiglohn-Ländern an, in »Binary« die Anonymität als digitale Existenz im Netz, und in »Refujesus« warnt er in Zeilen wie »The pope is not a politician« vor autoritären Religionen, die den Glauben verbreiten, die Weisheit gepachtet zu haben. Analytische Rap-Statements, die FTSE mit catchy Samples, melodischen Synthie-Sounds und der leicht ironischen, beruhigend einwirkenden Stimme seiner Frau Taz verknüpft und die in so entzückenden, warmen Pop-Refrains wie »We make the world go round« in »Animals« kulminieren. Nicht zu vergessen das geflüstert vorgetragene Zwiegespräch der beiden in »If You Want«, wo sie sich im Duett mit so intimen Zeilen wie »If you want me too, I’ll lay down and come for you« ihren Emotionen hingeben. Daniel Voigt
Frittenbude Küken des Orion
Foals What Went Down Warner / VÖ 28.08.15
Die neueste Ausgabe der berühmten Compilation-Reihe aus England ist eine spätnächtliche Reise durch Raum und Zeit, begleitet von Spoken Word, Jazztönen und dezentem Knistern. Groove Armada, The Flaming Lips, Nightmares On Wax, Belle And Sebastian – sie alle und noch viele weitere haben in der Vergangenheit dazu beigetragen, »Late Night Tales« zu einer der besten Compilation-Traditionen weltweit zu machen. Der Berliner Nils Frahm, klassischer Pianist und Experimentalelektroniker, verwandelt seine Version nun in eine aus der Zeit gefallene Radiosendung: Verspukte Bläser und einsame Pianoklänge treffen als Referenzen einer vergangenen Ära auf neuere, aber nicht weniger intensive elektronische Produktionen. Miles Davis, Nina Simone und John Cage meet Boards Of Canada, Bibio und Four Tet. Oftmals nutzt er allein stehende Tonfragmente, die sanft irgendwoher einschweben, nur um bald darauf genauso mysteriös wieder zu verwehen – als würde jemand an dem Frequenzregler eines alten Radios drehen und durch das Ätherspektrum wandern. Und über allem hängt das nostalgische Knistern einer vergangenen analogen Zeit. Diese Compilation ist anders, aber ausgesprochen faszinierend. Henje Richter
Nils Frahm Late Night Tales Late Night Tales / Rough Trade / VÖ 11.09.15
Audiolith / Broken Silence
Frittenbude öffnen zwar nicht ihren Sound, dafür aber ihre Kritik: Statt Verzweiflung kommt dahinter eine zutiefst menschenfreundliche Utopie zum Vorschein.
Gwilym Gold A Paradise Brille / Coop / PIAS / Rough Trade
101
#Review Gwilym Gold klingt, als hätte er sich mit seinem Klavier eingeschlossen, um in sein Innerstes vorzustoßen: eine intime Introspektion in inniger Umarmung mit der Isolation. Bereits mit seiner Indie-Dance-Band Golden Silvers trat der Londoner Gwilym Gold bei »Later with Jools Holland« auf und teilte sich das Bier im Backstage mit Blur. Mit seinem Solodebüt wagt er jetzt in wattiertes Piano und elektronische Beats eingefasste intime Bekenntnisse, angereichert mit Streicharrangements von Komponist Nico Muhly und Produktionen von Lexxx (Wild Beast, Darkstar, Al Qadir). Songs wie »Breathless« lassen an Thom Yorkes Soloalbum »The Eraser« als Inspiration denken, die Entwürfe von Gold sind ganz tief im Trauertal angesiedelt. Natürlich ist das keine Platte, um eine Party zu feiern. Aber wenn ein Album beim Hören in den Magen geht, kurze Adrenalinstöße verursacht, innerlich zerreißt und bewegt, dann weiß man, dass es ein gutes Album ist. Das schafft »A Paradise« gleich mehrmals. Ich bin jetzt depressiv, aber glücklich, wie beim Hören von Talk Talk, weil es so schön und das Leben doch nicht unendlich gut sein kann. Carpe diem, Freunde! Gwilym Gold sorgt schon für das Memento mori. Konstantin Maier
Hooton Tennis Club rotzen auf ihrem Debütalbum in ungezwungener DIY-Manier schrägen Schrammel-Pop, schnoddrigen Gesang und schiefe Melodien raus. Überschwänglich, chaotisch, schludrig – die Briten Hooton Tennis Club feiern auf ihrem Debütalbum die Ausgelassenheit ihrer Teenager-Jahre und klingen dabei wie vier Fanboys, die in ihrer Jugend eine Überdosis 1990er-Alternative-Rock verpasst bekamen. Quietschende Schrammel-Gitarren treffen hier auf frotzelnde Texte und betont lässige, verquere Melodien, die nicht nur Stephen Malkmus aufhorchen lassen. Haben die vier jungen Briten da etwa zu viel Pavement gehört? Songs wie das schnippische »Up In The Air« und das sich überschlagende »P.O.W.E.R.F.U.L P.I.E.R.R.E«, aber auch ironisch angehauchte Songtitel wie »And Then Camilla Drew Fourteen Dots On Her Knee« lassen das vermuten. Nichtsdestotrotz macht »Highest Point In Cliff Town« in seiner schlampigen DIY-Attitüde Laune und schenkt mit Songs wie »Kathleen Sat On The Arm Of Her Favourite Chair« ein bisschen Herzenswärme: »And even if you’re lonely we can go for a walk in the park, or maybe go swimming.« Da kann der Spätsommer doch weitergehen. Daniel Voigt
Helena Hauff Discreet Desires
Paul Kalkbrenner 7
Werkdiscs / Ninja Tune / Rough Trade / VÖ 04.09.15
Die Pudel-Resident offenbart auf ihrem Debütalbum ihre sehr eigene, aber auch sehr sinnliche Arbeitsweise: Acid-Techno, der so grob wie verspielt, aber auch sehr intuitiv klingt. Helena Hauffs DJ-Credibility speiste sich bislang vor allem aus ihrer Tätigkeit als Resident im Golden Pudel Club. Obwohl man auch betonen muss, dass die Hamburgerin in den letzten zwei Jahren diverse EPs und Maxis über das Actress-Label Werkdiscs veröffentlicht und mit dem Berliner BunkerSublabel Panzerkreuz kollaboriert hat. Nun also endlich Hauffs Debütalbum, das solche Prestige-Abhängigkeiten überflüssig machen dürfte. »Discreet Desires« ist Acid-Techno der übelsten Sorte. Übel im bestmeinenden Sinne von undergroundig, düster, brutal. Inspiriert von Nu Wave, Industrial, Avantgarde-Electro und Punk, arbeitet Hauff vor allem intuitiv. In endlosen Jam-Sessions schichtet sie AnalogSynthies und Rhythmusmaschinen zu Beats und Loops übereinander, auf abschließende Arrangements verzichtet sie. Auch deshalb zeigt »Discreet Desires« bei aller Brachialität ein Herz für Spielereien – Speed-Vogelgezwitscher und ein Hauch von Disco inklusive. Der Rest besteht aus metallenem Hämmern, verzerrt rasanten Loops und hysterischen Konsolen-Bleeps. Verena Reygers
KITTY, DAISY & LEWIS MARIANNE FAITHFULL ALLIGATOAH PATRICE | BOY OLLI SCHULZ & BAND APPARAT | AURORA BERNHOFT & BAND BALTHAZAR & RHEINBRASS DER ROBERT SCHUMANN HOCHSCHULE
THEES UHLMANN (LESUNG) CURTIS HARDING | TWO GALLANTS ANDREAS DORAU & HELGE MALCHOW (LESUNG) HUNDREDS (AKUSTIK SET) MALKY | MINE | CHASSOL ….. AND MANY MORE
#NEWFALL
Tickets: new-fall-festival.de
Eine Veranstaltung der SSC Group.
102
Hooton Tennis Club Highest Point In Cliff Town Heavenly / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 28.08.15
Columbia / Sony
Jedes Land bekommt die Musik, die es verdient. Für Deutschland ist das zurzeit der GroKo-Stillstands-Wohlfühl-Trance der Kalkbrenners. Paul Kalkbrenner ist seit »Berlin Calling« und »Sky And Sand« so etwas wie das Aushängeschild des deutschen MitklatschKonsens-Techno geworden, Erbe der LoveParade-Szene der 1990er: One Love, One Nation, Brandenburger Tor, Friede, Freude, Eierkuchen. Alles ist eine Spur größer, hymnischer, melodischer und eingängiger als beim Rest, sogar verglichen mit seinem Bruder Fritz. Mit seinem siebten Album hat Paul das nun auch institutionell akzeptiert und ist zum Major Sony gewechselt – was den praktischen Nebeneffekt hat, dass er sich bequem beim riesigen Backkatalog des Labels bedienen konnte, seien es nun D-Train, Jefferson Airplane oder Luther Vandross. 4/4 drunter, Synthie-Geigen drüber und gut ist. Letztlich treiben diese Songs aber auch nur jene Käsigkeit auf die Spitze, die bei Kalkbrenner eh schon immer angelegt war. Das Luther-Vandross-Cover »A Million Days« ist damit einerseits der peinlichste Song auf »7«, andererseits aber auch der passendste. Denn wenn schon, denn schon: Augen zu, Feuerzeuge an und alle mitschunkeln. Henje Richter
Masayoshi Fujita Apologues Erased Tapes / Indigo / VÖ 11.09.15
Masayoshi Fujita hat sein liebstes Instrument, das Vibrafon, auf seinem neuen Album »Apologues« vom Mauerblümchen zum stolzen Schwan großgezogen.
ZIEGENBLUT & MÖTÖRÖL MIT CARSTEN SCHUMACHER
Ein Geist, der Nil, Pentagram, Schwert, die Bruderschaft und Onkel Acid – schon hat man einen psychedelischen OkkultHippie-Abenteuerroman im Kopf.
Leistungsdruck! »Meliora« (Spinefarm) bedeute »das Streben nach etwas Besserem«, erklären Ghost oder lassen es von einem ihrer namenlosen Ghuls erklären. Es ist das Grundthema des neuen Albums, in dessen Texten es um präapokalyptische Dystopie geht, eine superurbane Metropolis, ein Babylon. Zudem selbstreferenziell-ironisch über das Gefühl, den Zenit erreicht zu haben und dennoch höher bauen zu wollen. Papa Emeritus III. ist mittlerweile an die Stelle von P.E. II. getreten, und der neue Produzent hat zuvor mit diversen schwedischen und internationalen Showgrößen zusammengearbeitet. Klanglich nichts auszusetzen, etwas glatt vielleicht, vom Songwriting her aber leider schwächer als die Vorgänger.
Wenden wir uns lieber altmongolischem Schamanismus und dessen Blutopfern zu. Denken wir an Steppe, Himmel und wieder Steppe, oder was immer damit besänftigt werden soll. Dann sind wir schon tief im Themenkreis von Tengger Cavalry, der Folk-Metal-Band aus Beijing, die ihren bislang allein in China veröffentlichten Demo-Klassiker »Blood Sacrifice Shaman« (Metal Hell) von 2010 einfach noch mal weitgehend instrumental aufgenommen hat. Pferdekopfgeige, Langhalslaute, Obertongesang und Transistorverstärker – dazu eine Prise Doublebass, fertig. Kublai Khan hätte irgendwem den rechten Arm abgehackt, um das zu hören. Wer Finntroll oder die irischen Primordial mag, sollte dieses fernöstliche Kleinod, diese Ming-Vase of Steel hören.
Author & Punisher stellen dazu den Gegenentwurf, denn der dahinterstehende Tristan Shone ist eigentlich Ingenieur, der sich mit seinem Wissen der Kunst zugewandt hat. Im Ergebnis treffen sich »Melk En Honing« (Lifehouse) und der chinesisch-mongolische Vorgänger aber wieder, denn die von Shone entworfenen Drone-Maschinen mit ihrem wuchtig malmenden Sound haben etwas extrem Archaisches, über das der Herr der Mechanik in seiner Industrialität schreit und brüllt. Eine Doom-Version von Ministry, die sogar Phil Anselmo gefällt, dessen Label bereits eines von Shones Alben herausgebracht hat.
Jeff The Brotherhood sind dagegen Westcoast. »Wasted On The Dream« (Dine Alone) ist bereits das achte Album der beiden Brüder aus Nashville, für das sie sogar Jack Lawrence (Raconteurs, Dead Weather) als Bassisten gewinnen konnten. Wunderbar entspannter psychedelischer Hardrock, der zwar genügend Metal im Kofferraum hat, aber dennoch mit Zucker im Tank fährt, Flöten-Solo inklusive. Weg vom Kirschkuchen-Sound und zurück zu düsterem Altertum, chronisch unzufriedenen Mumien und dröhnendem Gebolze. Karl Sanders hat Nile wieder zu alter Form gebracht und mit »What Should Not Be Unearthed«
(Nuclear Blast) einen zu einem einzigen Blastbeat verschmolzenen Brocken Anubis-Metal geschaffen. Man sieht Ägyptologen wie Howard Carter bei dieser Antik-Raserei förmlich um die Sphinx bangen (meint: kopfschütteln). Danach steht kein Stein mehr auf dem anderen. Also ganz wie in Ägypten.
35 Mal war Bobby Liebling auf Entzug, zwei Mal wurde er angeschossen, zwei Mal mit Colts niedergeschlagen, und acht Mal lag er sterbend auf der Straße. Wahrscheinlich war es jedes Mal sein großes Herz, das den Großvater des Doom Metal am Leben hielt. Wer die Dokumentation »Last Days Here« gesehen hat, kann das nachvollziehen. Zum Glück braucht seine Band Pentagram mit dem neuen »Curious Volume« (Peaceville) aber keinen Mitleidsbonus, denn das vom mit einem Grammy dekorierten Produzenten Mattias Nilsson aufgenommene Album bringt den Sound von Pentagram noch mal schön auf den Punkt.
Zurück ins goldene Sonnenlicht: The Sword finden auf »High Country« (Razor & Tie) die Mitte zwischen Space Rock und Golden-Age-Hardrock. Perlt wie ein Cider zum Feierabend, zieht am Doobie vom Graveyard und macht eher auf Thin Lizzy im Land der bunten Nachmittagsdrogen als auf straighten Oldschool-Metal. Und zack sind wir bei Uncle Acid & The Deadbeats und gehen dorthin, wo sich Black Sabbath und Phil Spector gute Nacht sagen: »The Night Creeper« (Rise Above). Onkel Acid wälzt sich im Sud der 1960er, in einer Welt aus Groschenromanen und Mord im East End, und macht mit einer kratzbürstigen HardrockNoir-Version ein ziemliches Fuzz auf. Besser als die Vorgänger wird’s dennoch nicht, dafür ist wieder mal das Songwriting zu sparsam. Dann vielleicht lieber ehrlich durchdeklinierter Stoner Rock aus den Rocky Mountains: Mit Luna Sol klingt Gitarrist David Angstrom auf »Blood Moon« (Cargo) so gut, dass John Garcia schon mal an den Gesang, Dizzy Reed an die Orgel und Nick Oliveri an den Bass springen. Desert Rock aus den Rockies – nicht originell, aber eine richtig gute Imitation. Mehr Kyuss gab’s jedenfalls lange nicht mehr. Und niemand könnte dieser Kolumne zum Abschluss mehr Glanz verleihen als Travelin Jack auf »New World« (This Charming Man). Allein, wenn Sängerin Spaceface ihre ersten Lines zu dem beinharten Thin-Lizzy-Riffing raushaut, geht der Ellenbogen automatisch aus dem Autofenster, und der Plateaustiefel drückt das Pedal aufs Metall. The Sweet können sich angesichts des schimmernden Rock-Soul im Organ dieser Frau kaum noch Vorbilder nennen. Endlich haben wir ein Glam-Rock-Gegenstück zu den Blues Pills, und das auch noch aus Berlin. Darauf muss man erst mal klarkommen!
The Beards
07.09.15 Berlin, Lido 09.09.15 Hannover, Musikzentrum 10.09.15 K, Bürgerh. Stollwerck 13.09.15 München, Muffathalle
Daniel Norgren
10.09.15 Berlin, Auster Club 02.02.16 Köln, Kulturkirche 27.02.16 DO, Konzerthaus
Kim Churchill
11.09.15 - 28.09.15 Stuttgart / München Dresden / Münster Hannover / Frankfurt Nürnberg / Berlin Köln / Heidelberg
Axel Flóvent
11.09.15 Nürnberg, Club Stereo 12.09.15 Offenbach, Hafen 2 13.09.15 K, Wohngemeinschaft
Júníus Meyvant
23.09.15 Dresden, Ostpol 26.09.15 K, Wohngemeinschaft 27.09.15 Berlin, Monarch
Happyness
24.09.15 Köln, Tsunami Club
Oddisee
21.09.15 - 04.10.15 Köln / Hamburg Heidelberg / Berlin Wien / Erfurt Stuttgart / München
Black Lizard 25.09.15 27.09.15 28.09.15 29.09.15
Bremen, Lagerhaus Dresden, Beatpol München, Ampere Freiburg, Café Atlantik
Philipp Dittberner
30.09.15 Köln, Gebäude 9 09.10.15 Frankfurt, Das Bett
Grant-Lee Phillips
08.10.15 Hamburg, Prinzenbar 09.10.15 Berlin, Bi Nuu 10.10.15 Köln, Stadtgarten
The Handsome Family 22.09.15 Köln 23.09.15 Hannover 26.09.15 Frankfurt 28.09.15 Berlin 29.09.15 München
The Jon Spencer Blues Explosion
08.10.15 Köln, Gebäude 9 11.10.15 HH, Uebel & Gefährlich 16.10.15 Berlin, C-Club 17.10.15 Leipzig, UT Connewitz 18.10.15 München, Ampere 18.11.15 Heidelberg, Karlstorbhf.
Otto Normal 09.10.15 10.10.15 14.10.15 15.10.15 16.10.15
Low
12.10.15 13.10.15 17.10.15 19.10.15
Ulm, Roxy Augsburg, SoHo Stage Köln, Yuca Berlin, Privatclub Mainz, Schon Schön
Köln, Gebäude 9 Hamburg, Knust Berlin, Lido München, Ampere
Born Ruffians
15.10.15 D, Forum Freies Theater 16.10.15 München, MuffatCafé 17.10.15 B, Kantine am Berghain
The Tallest Man On Earth 12.10.15 Köln 13.10.15 Berlin
Calexico
02.11.15 Frankfurt 10.11.15 Leipzig 18.11.15 Dortmund 19.11.15 Berlin
Pokey LaFarge
22.10.15 Hamburg, Stage Club
Holy Holy
25.10.15 Hamburg, Molotow 27.10.15 Berlin, Comet Club
Yo La Tengo
27.10.15 Berlin, Heimathafen 28.10.15 Köln, Kulturkirche
Built To Spill 11.11.15 13.11.15 15.11.15 16.11.15
Editors
02.11.15 Köln 08.11.15 Hamburg 09.11.15 Berlin 10.11.15 Offenbach 12.11.15 München
Heidelberg, Karlstorbhf. Köln, Gebäude 9 Berlin, Bi Nuu München, Ampere
Ariel Pink
13.11.15 Hamburg, Knust
The Thurston Moore Band 18.11.15 Berlin, Postbahnhof 21.11.15 Münster, Gleis 22
Benjamin Clementine
10.12.15 Köln 11.12.15 Ludwigshafen 12.12.15 Hamburg 14.12.15 Frankfurt 15.12.15 Berlin
Tickets & Infos: www.schoneberg.de
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#Review Lange fristete das Vibrafon ein Schattendasein, vergraben in Linernotes, zugestellt von allerlei vermeintlich bedeutenderen Bühnenutensilien. Dabei zählt es doch mit Fug und Recht zu den allerersten Ansprechpartnern beim stimmungsvollen Unterlegen etwa von Traumsequenzen. Masayoshi Fujita, vormals bekannt unter dem Pseudonym El Fog, hat eine Imagekampagne gestartet, ohne dass es ihm in erster Linie darauf angekommen wäre. Viel eher führte eine innige Vertrautheit zu all dem zärtlichen Geben und Nehmen zwischen Mann und Instrument, die hier besiegelt wird durch Alufolie, Perlenschmuck, Streich(el)einheiten mit dem Geigenbogen und andere akustische Wellness-Kniffen. Vergleichbar mit Hauschka führt der in Berlin lebende Japaner das Vibrafon mit einem Überhang an Solo-Passagen aus der Nische heraus, ohne dabei seine Spielkameraden an Horn, Cello, Klavier und Klarinette an den Rand zu drängen. Im Gegenteil: Fujita hat sich ganz der Fabel verschrieben und bringt diese mit der ihr gebührenden entzerrenden Behutsamkeit sinngestaltend aufs Metall. Wer da nicht ins Träumen kommt, der hat kein Herz. Und sowieso: Wo ein Stück wie »Tears Of Unicorn« nicht schon am eigenen Titel scheitert, da muss musikalisch einfach vieles richtig laufen. Valentin Erning
John Howard & The Night Mail
Ein Verschollener aus den 1970ern veröffentlicht sein Meisterwerk, eine Popmusik gewordene Gegenwelt. Es ist immer wieder schön zu erleben, wenn plötzlich Leute aus der Versenkung auftauchen, die jahrzehntelang unter Ausschluss der Öffentlichkeit gewirkt haben. John Howard veröffentlichte 1975 sein erstes Album »Kid In A Big World«, drei Jahre nach Glamrock und ein Jahr vor Punk. Das Album klingt nach keinem von beiden, eher schien es sich an klavierspielenden Singer/Songwritern wie Elton John oder Billy Joel zu orientieren. Nach dem kommerziellen Scheitern der LP brachte Howard in immer größer werdenden Abständen einige Singles heraus und zog sich phasenweise ganz von der Musik zurück. Seit einiger Zeit ist er wieder aktiv, und das vorliegende Album bildet den vorläufigen Höhepunkt seines Schaffens. Tatsächlich muss man nach derart perfekt komponierten Popsongs heutzutage lange suchen. Der Musik wohnt eine klassische Qualität inne, die viel damit zu tun hat, dass sie sich durch Fokussierung, Regelhaftigkeit und Kohärenz auszeichnet, ohne dabei konservativ zu erscheinen. Das liegt auch daran, dass Howard textlich durchaus postmodern arbeitet, wie sich anhand von »In The Light Of Fires Burning« demonstrieren lässt. Der Text handelt von Größen des Pop (Syd Barrett, Carole King, Joe Meek) und archetypischen Figuren aus Popsongs, die in fiktive Settings eingebettet werden. Das Stück beweist eindrucksvoll, dass eingeführte Namen ein enorm affektives Verweispotenzial entfalten können. Hier ergibt jeder Akkordwechsel, jede Note Sinn und erscheint völlig folgerichtig. Der Unübersichtlichkeit des Außen stellt diese Musik einen ordnenden, sinnstiftenden Entwurf entgegen, der versöhnlich stimmt. Mario Lasar
Tapete / Indigo
Kadavar Berlin Nuclear Blast / Warner
Mit ihrem dritten Album dürften sich Berlins bärtigste Knarz-Rocker endgültig die Tore zu Welten auftun, die kleine Puper wie wir nur per Opernglas oder Livestream betrachten können. Inwiefern man sich in einem Musikgeschäft, dessen Regeln schon längst auf links gekrempelt wurden, überhaupt noch an althergebrachte Bauernregeln halten kann, sei mal dahingestellt. Doch folgt man dem Motto, wonach das dritte Album einer Band den Moment des »Make it or break it« markiert, müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn das Power-Trio Kadavar nicht direkt durch die Decke gehen würde. Anknüpfend an ihren auf den ersten beiden Alben etablierten speckigen Vintage-Rock-Entwurf, legen die drei tourfreudigen Rampensäue aus der Hauptstadt eine Leichtigkeit an den Tag, die zunächst irritiert, dann begeistert und schließlich so köstlich nach Schnaps, Patschuli und klebrigen Cocktailküsschen schmeckt, dass nie wieder was anderes auf den Teller kommen soll. Mehr denn je gemahnen die herrlich trocken und enorm raumgreifend produzierten Songs an grünstichige kalifornische Super-8-Abende. Oder treffender: Birmingham, Heimat der Großinspiratoren Black Sabbath, auf deren durch die Zeiten wirkende Wucht sich Kadavar ebenso beziehen, wie sie den Geist der post-hippiesken,
trotzdem versponnenen 1970er atmen. Abgesehen vom schlimm prätentiösen deutschsprachigen Bonus-Track »Reich der Träume«, ist ausnahmslos jeder Song ein Hitkandidat und wirkt, als habe einen genau dieser Groove, dieser Refrain, diese Melodie ein Leben lang begleitet. Da ändern selbst die bandtypischen hingeschlurten Sudel-Soli nichts: An diesem Album werden sich nicht nur Kadavar in Zukunft messen lassen müssen – es dient fortan einem ganzen Genre als Qualitätsmaßstab. Ulf Imwiehe
Kwabs Love + War Warner / VÖ 11.09.15
Neo-Soul für die große Bühne. Kwabs will in die Charts – und das ist auch völlig in Ordnung. »Gotta take a minute just to ease my mind«, heißt es an einer Stelle in Kwabs’ mittlerweile allzu bekanntem Hit »Walk«. Dazu wird er in absehbarer Zeit aber wohl nicht kommen, schließlich hat der Mann aus London ganze Arbeit geleistet. Kwabs gelingt es auf seinem Solodebüt, sich im Feld des geschmackssicheren Mainstream zu positionieren, ohne auf die typischen Plattitüden zurückgreifen zu müssen. Mit seiner geübten tiefen Stimme transportiert er aufrechte Emotionen, sodass die zwölf Songs der LP immer ein Mindestmaß an Tiefe erhalten – auch wenn die auf Hochglanz getrimmte Produktion keine großen Überraschungen in
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#Review den Arrangements zulässt, denn anders als artverwandte Neo-Soul-Talente wie Benjamin Clementine will Kwabs eben nicht die Kleinkunstbühne bespielen, sondern Arenen. Zum Glück schafft es der Brite, sich gekonnt in dem recht eng gesteckten Sounddesign zu bewegen, sodass an vielen Stellen sein Songwriter-Talent gut durchkommt. Vor allem in den Refrains gelingt es Kwabs regelmäßig, seine Electro-Gospel-Stücke auf eine höhere Ebene zu hieven. Exemplarisch zeigt sich das in Liedern wie »My Own« oder »Perfect Ruin« – den ganz großen Hits dieser Platte. Kai Wichelmann
Nachfolger von »It’s Alive«, dem Debütalbum von 2013, unter der Ägide des amtierenden »King Of Fuzz« Ty Segall in einem zum Tonstudio improvisierten Surfladen entstanden – wo auch sonst? Segall hat den seit der ersten Platte schon recht ausdefinierten SchrammelRock des Quartetts glücklicherweise nur geringfügig verändert und um großzügig eingestreute verzerrte Gitarrensoli ergänzt. Passt hervorragend zu den düsteren Noir-Themen, die Shana Cleveland und ihre zum Teil gespenstisch klingende Girl Gang auf der LP beackern. Wer das letzte Best-Coast-Album flach und enttäuschend eindimensional fand, kann auf »Weirdo Shrine« musikalisch deutlich mehr entdecken und dank beigelegter 3D-Brille den raffinierten Surf-Rock bis ins letzte Detail ausloten. Katja Peglow
Lambert wiederspricht dieser negativen Bewertung des Dunklen auf »Stay In The Dark« vehement. Wohlig warme Pianostücke zwischen Erik Saties Piano-Miniaturen, der »Continuous Music« Lubomyr Melnyks und Nils Frahms Faible für hintergründige Klangteppiche wirken mit ihrer Ruhe, Einsamkeit und Schönheit als Manifest für die dunkle Nacht – die Tageszeit, in der Lambert nach diversen Nebenprojekten dazu kam, an seinem neuen Soloalbum zu arbeiten. Unvermeidliche Nebenprodukte der Dunkelheit sind das Ungewisse, Bedrohliche und Anonyme – alles Attribute, die ebenfalls auf Lamberts Musik und nicht zuletzt ihn selbst zutreffen. Er versteckt sein Gesicht hinter einer Antilopenmaske, die zum einen an zentralafrikanische Stammeskunst und zum anderen an Sektenornamente erinnert. So viele Schattierungen lassen keinen anderen Schluss zu: Hätte Parmenides Lambert gekannt, hätte seine Theorie mit den Gegensatzpaaren vielleicht Risse bekommen. Marius Wurth
La Luz Weirdo Shrine Hardly Art / Cargo
»Weirdo Shrine«, das neue Album der SurfNoir-Band La Luz, klingt wie ein Soundtrack zu einem verschollenen TarantinoFilm. Allerdings einer, der nicht ausufert. Surf-Rock aus Seattle? Dabei ist die Grunge-Metropole doch vor allem als Rain City bekannt. Passt so gar nicht zu den mehrstimmigen Gesangsharmonien und Twang-Gitarren, die auf La Luzes zweitem Album »Weirdo Shrine« prominent zu hören sind. Deren spanischer Bandname heißt übersetzt übrigens »das Licht« – vielleicht noch ein Grund, warum es das Quartett aus dem regnerischen Seattle für die Aufnahmen zum neuen Album in die kalifornische Bay Area verschlagen hat. Dort ist jedenfalls der
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flottes Werbevideo zu untermalen, das uns irgendwas über Freiheit und Glück durch die unbegrenzten Möglichkeiten der Kommunikation verkaufen will. Aber werden wir den Berlinern doch ein bisschen gerechter: Mit der ersten Single »Numbers« und der EP »Playground« legte das Quintett ein paar Songs vor, die durchaus mit dem ElectroPop von M83 oder The Naked And Famous mithalten konnten. Das Album vervollständigt den Eindruck, lässt aber den berüchtigten Platz nach oben frei. Hier und da wünscht man sich mehr Experimentierfreude von einer Band, die plakativ vor sich her trägt, sonst wie künstlerisch zu sein. Songs wie »Let It Out« könnten durchaus mehr Wumms vertragen, dann könnte man dazu auch mal abgehen. Bei »Opus« und »Maybe«, dem stärksten Song des Albums, klappt das dann schon besser. Auch gut klappt die gesangliche Zusammenarbeit von Nikolas Tillmann und Naemi Simon, die sich wundervoll ergänzen, und irgendwie schafft es Tillmann in »Hoatzin Is Rising« sogar, wie Chris Martin zu klingen. Bei Le Very ist offenbar vieles möglich, auf »V« bekommt man zumindest einen ersten Eindruck davon. Paula Irmschler
Lambert Stay In The Dark Staatsakt / Caroline / Universal / VÖ 04.09.15
Die Pianisten-Szene abseits des Hochkulturbetriebs hat ein neues Mitglied: Der Berliner Lambert orientiert sich mit seinen wunderbar dunklen Klavierstücken eher an Pop-Hörgewohnheiten. Kurzer Philosophie-Exkurs: Der antike Grieche Parmenides teilte die Welt in Gegensatzpaare, bestehend aus positivem und negativem Teil, ein: Leicht-Schwer, Wärme-Kälte, Sein-Nichtsein und eben Hell-Dunkel. Der zeitgenössische Berliner
Le Very V Zukunftsmusik / Rough Trade
Le Very sind so richtig Berlin und so richtig Kunst. Das Kollektiv aus der Hauptstadt schafft trotzdem das Unvorstellbare: fast kaum langweilig zu sein. Liebe Band, ein großes Mobilfunkunternehmen hat angerufen: Sie haben eure Bewerbung erhalten. Le Very klingen, als wären ihre Songs nur dafür gemacht, ein besonders
The Libertines Anthems For Doomed Youth EMI / Universal / VÖ 04.09.15
„GOMORRHA“ Donnerstag, 3. September, Hauptvorstellung Die ersten zwei Folgen des Serien-Highlights aus Italien!
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29.10. BREMEN • 30.10. DÜSSELDORF 31.10. ERLANGEN • 02.11.WIEN • 03.11. GRAZ 04.11. LINZ • 05.11. ULM • 08.11. STUTTGART 09.11. MÜNCHEN • 10.11. BERN • 12.11. LUZERN 13.11. BASEL • 14.11. ZÜRICH • 15.11. HEIDELBERG 17.11. FRANKFURT • 18.11. DORTMUND • 19.11. KÖLN 20.11. OSNABRÜCK • 22.11. LEIPZIG • 23.11. BERLIN 24.11. HANNOVER • 25.11. HAMBURG
08.11. BERLIN 10.11. KÖLN
11.11. STUTTGART 12.11. MÜNCHEN
MARSIMOTO
24/25.11. HAMBURG • 27.11. ROSTOCK 28.11. FRANKFURT • 30.11. ZÜRICH 01.12. WIEN • 02.12. ULM 06.12. LEIPZIG • 07.12. MÜNCHEN 09.12. WÜRZBURG • 10.12. MANNHEIM 12.12. SAARBRÜCKEN • 13.12. BIELEFELD 15.12. KÖLN • 16.12. DORTMUND 17.12. BREMEN • 19.12. BERLIN
12.10. Köln - Club Bhf. Ehrenfeld 13.10. München - Hansa 39 14.10. Berlin - Columbia Theater
MAc MILLER
Albion hängt sich besoffen in den Armen: Die Libs haben endlich ein drittes Album zuwege gebracht! Es ist ihr homogenstes, falls das interessieren sollte. Und es erinnert sogar an sie. Als die Libertines vor vielen Jahren das Licht des NME erblickten, machte man ihnen andernorts den Vorwurf, ein schlichter britischer Nachhall der Strokes zu sein. Oder ein Aufguss von The Clash. Oder der Smiths. Es war das Zeitalter der »Rockretter« (ekelhafter Begriff), in dem einfach alles an die Gitarrenbands vorangegangener Generationen erinnerte, dafür aber mit einem Verve und einer Aufbruchstimmung gewürzt war, die Legitimation genug schienen. Mick Jones (The Clash) stand für die Libertines und ihre juvenile Hybris und Selbstzerstörungskraft als Pate bereit. Doch so kraftvoll und ruhmsüchtig das erste und so zerrissen und genial das zweite Album waren, so nett und harmlos ist nun die Frucht der Reunion. Jake Gosling hat nach One Direction und Ed Sheeran die Libs betreut, hat sie mit reichlich Hall bedacht und sich ab und zu ans Klavier gesetzt. SchunkelRefrains sind drauf, die das Britpop-süchtige Festivalpublikum garantiert mögen wird, und auch Balladen, die gleich Billy Joel in Erinnerung rufen. Die Rhythmus-Sektion rückt näher an die Front-Egos, und deren Songs werden durch Jams aufgefüllt. Alles kommt in einem Guss als schönes Sommeralbum. Keine Platte, die zwingend raus musste, aber deren Songs mit Sicherheit die Leere großer Bühnen füllen werden. Ein runder Nachhall auf die Band, die sie mal waren, für all jene, die sie damals nicht kennenlernen durften. Carsten Schumacher
Low Ones And Sixes Sub Pop / Cargo / VÖ 11.09.15
In Slowcore gefasstes Unbehagen der Langstrecken-Indie-Eheleute Sparhawk & Parker. Vor einiger Zeit gab Low-Sängerin und -Schlagzeugerin Mimi Parker einem Freund kurz vor der Hochzeit den Rat, auch den schlechten Tagen, Wochen und Jahren in der Beziehung ins Auge zu sehen. Um dann Mut zu machen, wie sie dem Online-Portal Stereogum erzählte: »But if you’re really committed, you’ll be able to work through it and figure it out, even during those bad years. It’s the same thing in a band.« Ihrer Einschätzung nach ist das auch das Geheimnis, warum das Beziehungskonstrukt Low nach über 20 Jahren immer noch funktioniert: ihre Ehe mit Gitarrist und Frontmann Alan Sparhawk und das Zusammenhalten – in guten wie in schlechten Tagen (siehe Yo La Tengo). Und gerade schlechte gab es für Sparhawk zuletzt viele: An seinen Depressionen drohte die Band mehrfach zu zerbrechen. Widrigkeitsreflexionen bestimmen nun auch wieder die oft bedrohlich dräuenden Songs auf dem neuen Album, textlich wie musikalisch. Launen, (Beziehungs-)Wechselfälle und Komplikationen werden in minimalistische, mäandernde Stücke mit elektronischen Subtexten unter träge gleitenden Gitarren und Paargesängen überführt, hier und da garniert mit Störtexturen. Selten wurde – selbst bei Low – Unbehagen an sich gleichzeitig so greifbar und so elegant in Sound gegossen. Claudius Grigat
Little Boots Working Girl On Repeat / Dim Mak / Warner
04.10.2015 BERLIN - BI NUU
20.10. LEIPZIG • 22.10. BREMEN 23.10. REES-HALDERN 26.10. WIESBADEN 27.10. ERLANGEN 28.10. HANNOVER 29.10. MÜNSTER
24.11. LUXEMBOURG • 25.11. DORTMUND 27.11. HEIDELBERG • 28.11. WIESBADEN 29.11. ERLANGEN • 01.12. HANNOVER 02.12. BREMEN • 05.12. LEIPZIG 06.12. STUTTGART • 07.12. DÜSSELDORF 09.12. MÜNCHEN • 10.12. ZÜRICH 07.07.16 MÜNCHEN
05.10. REGENSBURG • 06.10. WIEN • 08.10. MÜNCHEN 09.10. MANNHEIM • 10.10. KÖLN • 12.10. SAARBRÜCKEN 13.10. ZÜRICH • 15.10. KONSTANZ • 16.10. OSNABRÜCK 17.10. KIEL • 19.10. HANNOVER • 20.10. BOCHUM 22.10. ERLANGEN • 23.10. REUTLINGEN • 24.10. FREIBURG 26.10. FRANKFURT • 27.10. ULM • 28.10. GÖTTINGEN 30.10. OLDENBURG • 31.10. HAMBURG • 02.11. LEIPZIG 03.11. DRESDEN • 05.11. ROSTOCK • 06.11. BERLIN ZUSATZSHOWS: 08.11. KÖLN • 09.11. HAMBURG
Nach Ausflügen ins nächtliche ClubLeben mit »Nocturnes« lotet Little Boots auf ihrem neuen (Konzept-)Album als »Working Girl« die Schattenseiten des modernen Arbeitslebens aus. Der Power-Suit sitzt, die steife Föhnfrisur ist auf dem Cover des neuen Albums von Victoria Hesketh alias Little Boots zum Glück einem cleanen Bob gewichen (unvergessen: die Haartollen aus der ebenfalls »Working Girl« betitelten 1980er-Yuppie-Komödie mit Melanie Griffith in der Hauptrolle). Work hard, play hard? Fehlanzeige. »No pressure, no pressure. Anything is possible. You just need a miracle«, verkündet die Britin in »No Pressure« lakonisch zu pulsierenden Bässen. Die 31-Jährige lässt sich auf ihrem dritten Album nicht unter Druck setzen. Dem Höher-Schneller-WeiterPrinzip ihrer Pop-Kolleginnen setzt sie einfach das kompakteste und poppigste Album ihrer Karriere entgegen, die nach dem verheißungsvollen Start mit dem 2009er-Debüt »Hands« etwas an Fahrt verloren hat. Nach der Trennung von ihrer damaligen Plattenfirma hat sich die Sängerin als Selfmade-Popstar mit eigenem Label neu erfunden. Auch davon erzählt ihr drittes Album, das phasenweise so klingt, als hätte sich Kylie Minogue The Human League hinters Mischpult gesetzt. Herausgekommen ist eingängiger ElectroPop mit House-Bezügen, der im Vergleich zu den kritischen »Can you have it all?«-Botschaften ihrer »Working Girl«-Persönlichkeit manchmal zu harmlos rüberkommt. »I’m not your girl in the machine«, singt Little Boots in »Business Pleasure«. Vielleicht könnte sie das soundtechnisch auf dem nächsten Album noch etwas stärker rüberbringen. Katja Peglow
Madsen Kompass Four / Sony
Würden Echt noch zusammen Musik machen, wären Madsen ihre größte Konkurrenz. Gut, Madsen rocken etwas herber als die Schlüpferstürmer um Kim Frank. Aber schaut man sich die Texte an, sind Zielgruppenüberschneidungen unübersehbar. »Ohne dich wäre das Leben vielleicht viel leichter. Es wäre nur nicht das Leben, das ich will.« Ja, kann man machen. Aber nach nunmehr zehn Jahren Bandgeschichte sollten Madsen vielleicht doch über ihre Flaschendrehen/ Erste-Liebe-Themen hinausgewachsen sein. Ihre Reime gehen auch nur mit ein bisschen Schummeln auf: »Doch ich will in mein Unglück fahrn, mit dir in meinem Arm« oder »es gibt keinen Grund zu wein’, es wird bald alles anders sein«. Och. Madsens Texte haben was von Schülerband, irgendwie süß und sympathisch, aber nicht das, was man von einer Band mit so viel Erfolg und Erfahrung erwarten darf. Hoffnung auf Potenzial macht »Sirenen«, nicht zuletzt wegen Sebastian Madsens lautem Geschrei. Und live funktionieren die einfach gestrickten Lieder der Band nach wie vor ausgezeichnet. So bleiben Madsen mit »Kompass« die Lieblinge unserer jüngeren Geschwister. Fragt sich nur, ob sie das auch sein wollen. Julia Brummert
HEIMSPIEL MIT BENJAMIN WALTER
Musik und Humor: eine Kombination, die schon richtig viel Mist hervorgebracht hat. Die Künstler dieses Heimspiels zeigen, dass es auch anders geht.
Sven van Thom hat es nicht leicht, denn er ist ein extrem talentierter und versierter Musiker (Fachgebiet: Sixties-Pop), aber eben auch ein richtig lustiger Typ. Eine gefährliche Doppelbegabung, denn der Humorist ist in Deutschland als Künstler nicht so richtig anerkannt. Kein Wunder, dass man darüber melancholisch wird. Mit »So geht gute Laune« (Loob) hat Thom trotzdem oder vielleicht gerade deshalb sein bisher bestes Album gemacht. Schmerz und Witz sind sich hier so nah wie selten bei einem Musiker, und wer sich bei Thoms autobiografischer Selbstbetrachtung »Ich hab mich nicht getraut« nicht entscheiden kann, ob er/ sie vor Lachen oder Ergriffenheit weinen soll, hat vermutlich verstanden, worum es diesem Top-Künstler mit Brille geht.
Zu der Band Precious Few wurde mir freundlicherweise erst gar kein Infomaterial weitergereicht. Sehr angenehm, kann man sich so auch mal ohne wortreiche Erläuterungen einfach nur auf die Musik konzentrieren. Rauszubekommen war gerade noch, dass es sich bei der Band um Chris und Barbara aus Bonn handelt. Ihr Album »Few« (Tumbleweed) klingt aber überhaupt nicht nach Bonn, sondern ziemlich nach den USA. Extrem düsterer, aber zärtlicher Americana mit zweistimmigem Gesang, der vollkommen ohne dämliche Folk-Klischees auskommt und stattdessen auf sehr berührende Art in eine geheimnisvolle musikalische Welt entführt. The Power of Ernsthaftigkeit.
Irrentechno aus dem Hause Audiolith – da hört man dann ja doch zweimal hin. Bei Rüftata 100 handelt es sich angeblich um den Booker des Hamburger Pudel Clubs. Hab ich jetzt nicht nachrecherchiert, aber wird schon stimmen. Dessen Biografie klingt so wahnwitzig (ehemaliger Topstylist aus der großen bunten Fashionwelt), dass ich gleich beleidigt bin, diesen aufregenden Mann bisher nicht zu kennen. Natürlich mein Fehler! Die beiden Tracks auf »Ralf Köster und die abgebrannte MP3« (Audiolith) sind dann eine Maulschelle ins Gesicht jedes Electro-Spießers. Das erste Lied ist ein sehr versierter Ambient-Track, das zweite, »Icke Icke Toll Toll«, nervt wenig überraschend total. Insgesamt jetzt nicht megaüberzeugend – die Ahnung, dass man es hier mit einem hochinteressanten Menschen zu tun hat, bekommt man aber doch. Vielleicht lieber ein Buch schreiben?
Zeckenkommando sind eine ausgesprochen komikbegabte Band mit Lines wie »Wer schreit noch mehr rum als in der Werbung von Zalando? Wir sind das, wir sind das Zeckenkommando«, aber eben keine kalkulierte Assi-Punkparodie, sondern der herzliche Quatschkosmos einer Gruppe junger Mädels und Buben. Teilweise von einem Female-MC im schönsten Straßendeutsch gerappt, gnadenlos melodisch und schön billig aufgenommen, wird
auf »Battlepunk« (soundcloud.com/zeckenkommando) die TV-Serie »Buffy« abgefeiert, an einem Liebeslied gescheitert und widerwillig die Welt gerettet. Punk ist eben nicht bloß Rockmusik mit Tätowierungen und cooleren Klamotten, sondern zum Beispiel das, was Zeckenkommando machen. Besser kann man es leider nicht beschreiben.
Hi Tereska sind zumindest ihren Bandfotos nach zu urteilen nicht mehr die Allerjüngsten, verfügen über einen extrem unprofessionellen Social-Media-Auftritt, machen billige Musikvideos mit Handpuppen, und der Sänger ist in seinem Tonumfang, vorsichtig gesagt, etwas limitiert. Da ist natürlich direkt jedem klar, dass mir das gefällt. Zumal ich in Sound und Gestus Punk im Stil von EA80 und den Boxhamsters meine heraushören zu können. Hoffnungslos vom Zeitgeist abgehängte Musik, die man eben nur macht, weil man sie liebt. »Die Wände weiß gestrichen« (Flight 13) ist sicher nicht der nächste Hype, aber 1000mal mehr Geheimtipp als jeder Künstler aus den blöden Blogs, die du immer liest.
Auch das Rad nicht gerade neu erfunden haben Johnny Remember Me auf ihrem Album »No One Is Ever The Same After« (Minihorse). Die Stimme von Sänger Jan Müller klingt der von David Bowie und gleichzeitig der von Jarvis Cocker irritierend ähnlich, der Stil ist SixtiesPop im Breitwandformat mit Soul-Einflüssen und Streicheralarm. Das ganz große Drama, dabei aber tanzbar, leichtfüßig, rebellisch und mit richtig guten, souverän produzierten Songs. Schwer zu glauben, dass es sich bei der Band vermutlich um Menschen handelt, die das so hobbymäßig nebenbei machen und zudem noch aus Hannover kommen – so professionell und gleichermaßen unverkrampft klingt dieses Album. Wer alles derart richtig macht, braucht auch nichts Neues zu kreieren.
Die guten Menschen vom Label Rummelplatzmusik aus Pop-City Friesenheim veröffentlichen seit geraumer Zeit in einer Schlagzahl Musik, als wäre gar keine Krise. Nun gibt es außerdem noch einen kostenlosen Sampler namens »Der ganzjährige Adventskalender der Abartigcoolness« (Rummelplatzmusik), den sich bitte jeder Leser direkt unter rummelplatzmusik.com runterlädt. Darauf 13 Lieder von Wuttke, Sarah Lesch und der Problemband Supergaul mit einem abartigen Hit. Es gibt in Deutschland sicher kein weiteres Kleinlabel mit derartig vielen, derartig unterschiedlichen und ungewöhnlichen Künstlern wie Rummelplatzmusik. Keine Ahnung, wie sie das machen, aber sie machen es sehr gut.
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#Review
PIL What The World Needs Now ...
Die Regierung Supermüll + Tribute
Rivulets I Remember Everything
Pil Official / Cargo / VÖ 04.09.15
Play Loud!
Jellyfant / Popup / Cargo / VÖ 11.09.15
Gift, Galle und gallertartige Gitarren – John Lydon und seine Post-Punk-Wave-Partisanen ätzen begeisternd böse wie eh und je. Altersmilde ist immer noch nicht die Sache von Public Image Limited. Beispiel gefällig? Aus dem albumtitelgenerierenden Song »Shoom« vielleicht? Der geht gleich gut los: »Fuck you, fuck off, fuck sex – it’s bollocks (...) What the world needs now, is another fuck off!« Und warum? Weil sie korrupt ist, die Welt – und kaputt: »Murderer – with your wallet – corporate« (»Corporate«). Und John Lydon wäre nicht er selbst, wenn er nicht seinem Motto »Anger is an energy« (entlehnt aus dem PIL-Song »Rise« und Titel seiner gerade erschienenen neuen Autobiografie) mehr als gerecht würde: »Trouble is the end of shame. I want a trouble. Gimme trouble!« So steigt er ins Album ein, und dann klagt, zetert, geifert, röhrt, flüstert, greint und schreit er (und rollt sein »r«) wie einst im Mai. Dazu reimt er »golden shower« auf »sacred coward«, besingt die Pin-up/Burlesque-Ikone Bettie Page, serviert Abgesänge wie »C’Est La Vie« und bitterböse Abschiedslieder wie »Know Now«, Apokalyptisches wie »Big Blue Sky« und Hits wie den legitimen »This Is Not A Love Song«-Nachfolger »Spice Of Choice«. Und schließlich versichert er glaubhaft: »I’m not compromised, not much surprised, I’m not satisfied ...!« Das alles ist immer noch vor allem eines: ganz großes Entertainment! Und auch, obwohl oder gerade weil das musikalisch etwas hüftsteif in seiner beharrlichen Wave’n’Roll-Retro-Dickköpfigkeit daherkommt, wohl der wichtigste Soundtrack zur Gegenwart. In der gilt nämlich: »Domestos is domestic bliss...!« Claudius Grigat
Wiederhören: die lange vergessene, immer noch beste Platte einer der unterschätztesten Gitarrenbands Deutschlands als liebevoll aufgearbeitete Wiederveröffentlichung. Zeitlose Teenage Angst ohne Verfallsdatum. Lange bevor Die Regierung 1994 mit »Unten« kurz Hamburger Schule waren, bevor sie sich mit dem Song »Alles gar nicht wahr« und der Erkenntnis »alles, was sie wirklich interessiert, ist Koks und ihre Frisuren« 1995 für 20 Jahre verabschiedeten, bastelte Tilman Rossmy 1984 an 23 Minuten Supermüll. Sie waren sehr gut. Eingespielt wurde das Album an zwei Tagen in zwei Studios. Es war so schlecht, dass eines der Studios seinen guten Namen dafür nicht hergeben wollte. Sondermüll. »Die Platten standen dann über acht Jahre im Keller meiner Eltern rum«, erzählte Rossmy Jahre später, während er mit seinem Quartett durch immer kleinere Clubs des Landes zog. Seine Lieder spielte er noch. Sie klangen anders. »Häng hier nicht rum«, das paranoide »Immer jemand im Busch«, die Loser-Hymne »Müllmann«. Shoegaze, Postpunk, New Wave, Trash-Musik. Immer Parolen. Ansagen. Worte. Fremder, schlaf nicht in meinem Garten. All das ist nicht von dieser Welt, all das fand sich später bei Tocotronic, bei Blumfeld, bei den frühen Sternen und natürlich auch bei Superpunk wieder. »Supermüll« bereitet den Weg, wurde von Hand zu Hand weitergereicht, erzielte auf eBay Mondpreise. Einunddreißig Jahre später immer noch hörenswert, immer noch wichtig, immer noch Rossmys beste, weil direkteste und raueste Arbeit. »Nur Jungs auf der Linie kommen durch diese Tür«, singt er, und auf der Tribute-LP haucht es Julia Wilton aus dem Tocotronic-Umfeld. Kreise schließen sich. Stephan Uersfeld
Weitab von Indie-Hypes hat Nathan Amundson sein fünftes Album veröffentlicht: Wunderbare Songs von einer Ruhe, die man nur entwickelt, wenn man jegliche Geschäftsambitionen fahren gelassen hat. Ganz oben in der Indie-Szene war Nathan Amundson nie. Dazu fehlten ihm, wenn schon nicht Talent, so doch wenigstens Geschäftssinn, ein hipper Standort und der richtige Netzwerkergedanke. Alles Makel also, die den Mann aus Denver nur sympathischer erscheinen lassen, die aber auch dafür sorgten, dass er seinen verwaschenen Slowcore nun nur noch in Kleinstzusammenhängen veröffentlicht. Also nicht mehr das Chairkickers-Label seiner ewigen Referenzgröße Low, sondern das winzige Björn-Kleinhenz-Label Jellyfant aus Oberhausen, NRW. Ein Ausdruck der Klasse seiner Musik ist das nicht, war es noch nie. Denn schließlich ist auch sein fünftes Album »I Remember Everything« im höchsten Maße sehnsüchtiger Post-Folk in derselben Liga wie Smog, Spain oder eben Low, beeinflusst von den richtig zeitlosen Helden Mark Hollis, Nick Drake und Neil Young. Natürlich ist diese Musik nie offensiv ausdrucksstark, ein weiterer dieser sympathischen Makel, sondern wirkt wie ein durch Häuserzeilen huschender Schatten. Es ist die pure Schönheit dieser Songs, Melodien und kargen Gitarren-Arrangements, die sie verehrenswert macht. Anfang des Jahrhunderts gab es eine Zeit, in der man mit dieser Musik zum Indie-Star hätte aufsteigen können. Die ist längst vorbei. Jetzt bleibt man als Liebhaber zwangsläufig unter sich: auf der einen Seite hoffnungslos, auf der anderen ein Gefühl von Heimat, das man sonst nur noch selten erfährt. Christian Steinbrink
K.I.Z
JOSÉ GONZÁLEZ
20.08.2016 BERLIN KINDL-BÜHNE WUHLHEIDE 13.11. ERFURT · 14.11. MÜNSTER** · 15.11. KÖLN** · 17.11. MANNHEIM · 18.11. HANNOVER** 20.11. HAMBURG* · 21.11. HAMBURG** 22.11. KÖLN** · 26.11. BREMEN** · 27.11. LEIPZIG** 28.11. KEMPTEN · 30.11. NÜRNBERG** · 01.12. STUTTGART** · 02.12. STUTTGART** 04.12. SAARBRÜCKEN · 05.12. MÜNCHEN** · 06.12. MÜNCHEN**· 08.12. ZÜRICH (CH) 09.12. FRANKFURT AM MAIN · 11.12. KARLSRUHE** · 12.12. OSNABRÜCK** 13.12. OBERHAUSEN** · 17.12 DRESDEN** · 18.12. BERLIN**
AGENT FRESCO
24.09. BERLIN · 25.09. HAMBURG · 26.09. KÖLN 07.12. MÜNCHEN · 08.12. NÜRNBERG 10.12. OSNABRÜCK · 11.12. HANNOVER 12.12. WEINHEIM · 13.12. WIESBADEN
ANDY SHAUF
07.09. HAMBURG · 08.09. KÖLN
ANNENMAYKANTEREIT
AURORA
03.11. BERLIN · 04.11. DRESDEN · 20.11. HEIDELBERG 21.11. MÜNSTER · 16.12. HAMBURG
GO GO BERLIN
22.09. HEIDELBERG · 24.09. HAMBURG 25.09. BERLIN · 29.10. DÜSSELDORF
28.09. INNSBRUCK (AT) · 30.09. WIEN (AT)
BALL PARK MUSIC
03.10. KARLSRUHE · 05.10. DRESDEN
17.09. WIEN (AT) · 19.09. NÜRNBERG 22.09. HANNOVER · 24.09. BERLIN 26.09. HAMBURG · 27.09. LEIPZIG 28.09. ESSEN · 30.09. KÖLN
BECCA STEVENS BAND
01.10. ZÜRICH (CH) · 02.10. WIL (CH) 06.10. MÜNCHEN · 07.10. BERLIN 08.10. MAINZ 09.10. OBERHAUSEN 10.10. HAMBURG
HEY ROSETTA!
VON WEGEN LISBETH
25.08. MAINZ · 26.08. FRANKFURT/MAIN 28.08. ESSEN · 12.09. POTSDAM · 16.09. LEIPZIG 17.09. DRESDEN · 18.09. ANNABERG 19.09. ERDING · 20.09. MÜNCHEN 26.09. GÖTTINGEN · 29.09. DÜSSELDORF 30.09. KASSEL · 01.10. FULDA · 02.10. AARAU 03.10. FREIBURG · 07.10. TÜBINGEN 09.10. RAVENSBURG · 10.10. BERLIN 22.10. HAMBURG · 23.10. KIEL · 24.10. BREMEN
VIERKANTTRETLAGER
15.09. MÜNCHEN · 16.09. HEIDELBERG 17.09. BERLIN · 18.09. BREMEN 19.09. HAMBURG · 20.09. KÖLN 21.09. FRANKFURT / MAIN
27.09. BERLIN · 28.09. HAMBURG · 03.10. KÖLN
THE CHOPIN PROJECT
25.09. HAMBURG · 26.09. KÖLN** · 27.09. BERLIN
27.09. KIEL · 28.09. FRANKFURT · 30.09. ERLANGEN 02.10. STUTTGART · 03.10. FREIBURG 04.10. KAISERSLAUTERN · 06.10. DORTMUND 07.10. MÜNSTER · 08.10. KASSEL 09.10. WÜRZBURG · 10.10. BIELEFELD 11.10. BREMEN · 13.10. DRESDEN · 14.10. COTTBUS 15.10. ROSTOCK · 16.10. BRAUNSCHWEIG
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TICKETS ERHÄLTLICH UNTER LANDSTREICHER-BOOKING.DE & KRASSERSTOFF.COM UND AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSSTELLEN
05.-06.09. COTTBUS** · 09.-10.09. HANNOVER** 12.09. MAGDEBURG** · 14.09. BERLIN** 17.09. WIEN (AT) · 18.09. GRAZ (AT)** · 19.09. LINZ (AT) 22.09. ULM · 23.09. TÜBINGEN · 25.09. BERN (CH) 07.09. HAMBURG · 10.09. FRANKFURT / MAIN 26.09. WINTERTHUR (CH) · 27.09. LUZERN (CH) 30.09. HEIDELBERG · 03.10. WÜRZBURG 06.10. MÜNSTER** · 07.10. BREMEN 21.09. BERLIN · 22.09. KÖLN · 24.09. HAMBURG 10.- 12.10. DÜSSELDORF**
LUKAS GRAHAM
21.09. KÖLN
*ZUSATZSHOW **AUSVERKAUFT
WWW.KK T.BERLIN
Oh Wonder Oh Wonder
Jagjaguwar / Cargo
Für ihr zweites Album wurde Briana Marela von ihrem Produzenten nach Island eingeladen – was man »All Around Us« dann auch sofort anhört. Nach wie vor ist Island vielen Musikern eine beliebte Inspirationsquelle. Oft kann man hier aufgenommener Musik eine gediegene isländische Klangfarbe anhören, die an ein kristallines Hell- bis Dunkelblau erinnert. Dass Briana Marela ihre zweite LP auf der Insel aufgenommen hat, hört man dieser sofort an: Alles ist etwas sphärischer, entrückter, es gibt mehr Ambient als auf ihrem Debüt – als hätten tatsächlich Elfen und Trolle an den Reglern im Studio herumgespielt. Der Produzent ist allerdings in Wirklichkeit Alex Somers, musikalischer Kompagnon von Sigur-Rós-Frontmann Jónsi. Bei der Produktion wurde die Stimme Marelas deutlich in den Vordergrund gestellt und gedoppelt. Viele Songs kommen sogar komplett ohne Rhythmen aus, ohne dass die Stimme dann, wie beispielsweise bei Björks »Medúlla«, zum Rhythmusinstrument avancieren würde. Apropos Björk: Marelas Stück »Dani« scheint deutlich von der Melodie von Björks »Unravel« inspiriert zu sein. Auf den dezent gehaltenen Ambient-Track folgt das vorab veröffentlichte »Surrender«, das mit seinen elektronischen Marching-Drums den packendsten Moment der Platte bildet. Leider erreicht das Album nicht die Tiefe, die es zu Beginn verspricht, auch weil der samtweichen Stimme von Briana Marela Brüche abgehen. Als Soundtrack für den nächsten Island-Besuch und für kalte Wintertage ist es jedoch zu empfehlen. Timo Weber
Night Beds Ivywild Dead Oceans / Cargo
Wenn Nashville-Roots endgültig unter Tonnen von Synthies und R’n’B-Beats begraben werden, nennt man das wohl: Stilbruch. Das Zweitwerk der Night Beds lässt seine Hörer ziemlich ratlos zurück. Schon auf dem ersten Album »Country Sleep«, seinerzeit aufgenommen in einem ehemals von Johnny Cash bewohnten Haus, zeigte sich Night-Beds-Mastermind Winston Yellen nicht gerade als glühender Country-Verehrer, eher als Künder von Weltschmerz in der guten Tradition von Elliott Smith oder Mark Kozelek. Auf »Ivywild« tilgt er nun die zuletzt zumindest noch rudimentär vorhandenen Americana-Anleihen und beschäftigt sich lieber mit digitalen Produktionsmethoden vom Sampling bis zu Drum-Computern. Zusammen mit nicht weniger als 25 Musikern entstanden so rhythmuslastige R’n’BNummern wie »Me Liquor And God« mit seinen gepitchten Vocals oder das psychedelisch wabernde Synthie-Monster »Tideteeth«. Tracks wie diesen hätten Toro Y Moi sicher auch nicht besser hinbekommen. Trotzdem: Hätte Yellen nicht so ein theatralisches, ins Falsett abgleitende Organ, tendierte der Wiedererkennungswert der Stücke, gerade im Vergleich zum Debütalbum, gen Null. Wieder zeigt sich, dass man nicht gut beraten ist, wenn man meint, seinen Liebeskummmer auf 16 Songs auswalzen zu müssen. Die Botschaft ist spätestens nach 2/3 des Albums angekommen. Und Americana-Puristen machen sich angesichts der elektronischen Neuausrichtung der Night Beds ohnehin schon zu Beginn aus dem Staub. Thorsten Streck
08.10. LEIPZIG HAUS AUENSEE · 09.10. HANNOVER CAPITOL 10.10. ERFURT STADTGARTEN · 11.10. MANNHEIM ALTE FEUERWACHE 12.10. CH - ZÜRICH X-TRA · 14.10. SAARBRÜCKEN GARAGE 15.10. DORTMUND FZW · 16.10. BIELEFELD RINGLOKSCHUPPEN 17.10. HAMBURG SPORTHALLE · 21.10. BREMEN SCHLACHTHOF FT 22.10. ROSTOCK MAU CLUB · 23.10. BERLIN COLUMBIAHALLE AU SVE RK AU 24.10. BERLIN COLUMBIAHALLE · 06.11. DRESDEN ALTER SCHLACHTHOF 07.11. AT - LINZ AHOI! POP 2015 · 08.11. A T- GRAZ ORPHEUM 09.11. ERLANGEN E-WERK · 11.11. KÖLN E-WERK 12.11. WIESBADEN SCHLACHTHOF · 13.11. STUTTGART LKA LONGHORN 14.11. MÜNCHEN ZENITH TICKETS UNTER WWW.TOCOTRONIC.DE
10.10. DORTMUND WESTENS FESTIVAL · 20.10. ROSTOCK PETER WEISS HAUS 21.10. DRESDEN BEATPOL · 22.10. MAGDEBURG ALTES THEATER 23.10. HAMBURG GROSSE FREIHEIT 36 · 24.10. BERLIN HUXLEYʻS NEUE WELT 28.10. SAARBRÜCKEN GARAGE · 29.10. KARLSRUHE SUBSTAGE 30.10. MÜNCHEN BACKSTAGE · 31.10. CH-ZÜRICH EXIL 17.11. LEIPZIG WERK II - HALLE A · 18.11. WIESBADEN SCHLACHTHOF 19.11. NÜRNBERG LÖWENSAAL · 21.11.KÖLN LIVE MUSIC HALL 16.12. AT-INNSBRUCK WEEKENDER · 17.12. AT-WIEN ARENA FT AUS VER KAU · 19.12.AT-TIMELKAM GEI MUSIK CLUB 18.12. AT-WIEN ARENA 20.12. PASSAU JUGENDZENTRUM ZEUGHAUS · 27.12. OSNABRÜCK ROSENHOF FT 28.12. OSNABRÜCK ROSENHOF AUS VER KAU · 20.01. BREMEN SCHLACHTHOF 21.01. HANNOVER CAPITOL · 22.01. KIEL PUMPE · 23.01. DÜSSELDORF STAHLWERK 24.01. LU-LUXEMBURG DEN ATELIER
THE NIGHT CREEPER TOUR 24.10. STUTTGART UNIVERSUM 25.10. FRANKFURT ZOOM 26.10. MÜNCHEN BACKSTAGE 29.10. BERLIN SO36 08.11. HAMBURG KNUST 10.11. KÖLN LUXOR
Outfit Slowness Memphis Industries / Indigo / VÖ 04.09.15
Outfit leben über zwei Kontinente und drei Städte verstreut. Distanz ist denn auch ein Thema des Albums, das mehr als nur geografische Entfernungen gekonnt überwindet. Spätestens, wenn im Opener »New Air« plötzlich eine Synthie-Orgel synkopisch gegen den Takt anleiert, sollte das Interesse für neue, spannende Klangexperimente geweckt sein. Kleine Facetten, die sich erfrischend in sauberem Synthie-Pop festkrallen und diesen Sound mit großem Respekt vor seiner erfolgreichsten Ära, den frühen 1980ern, grunderneuern. Die damals noch etwas ungelenk platzierten Synthesizer-Hooks und den überladenen Gesangskitsch wollen Outfit gleichwohl nicht aufleben lassen. Das aus Liverpool stammende Quintett schöpft vielmehr die unendlichen Produktionsmöglichkeiten der modernen Studiotechnik aus, um ein Bindeglied zum Jetzt zu konstruieren. Damit entstehen viele, teils kühle, wavige Pop-Momente, die sich nicht starr eingrenzen lassen. Ein Song wie »Boy« will androgyne Ballade und zappelndes Electro-Pop-Konstrukt zugleich sein, was Outfit musikalisch souverän umgesetzt haben. Sänger Andrew PM Hunt bleibt mit seiner sanften, fast süßlichen Stimme immer der Mittelpunkt, verkörpert gleichzeitig den größten Backflash zu den Heydays des klinischen Synthie-Pop. Drum herum passiert derweil erstaunlich viel Gutes, anspruchsvolle Spielereien und komplex treibende Rhythmen, die weit über eine zart massierende Begleitmusik hinausgehen. Klaas Tigchelaar
www.acidcoven.com
Briana Marela All Around Us
Sanft und zurückhaltend: Was bei anderen so spannend wie akustische Milchsuppe klingt, wird bei Oh Wonder zum delikaten Praliné. Zusammen ist man bekanntlich weniger allein. Das gilt auch für die Briten Josephine und Anthony, weshalb beider Solo-Pfade zu einem vereint und Oh Wonder geboren wurden. Gut so: Die Londoner weben ihren Klangteppich so behutsam und zart, dass sich der verzauberte Zuhörer fast wie ein grobschlächtiger Prolet fühlen muss. Von Electro bis R’n’B ist jeder Song ein unaufdringlicher Funke im großen Feuerwerk. Anders als die klebrige Zuckerstimme von Purity-Ring-Kollegin Megan James verdickt sich Josephine Vander Guchts Organ nicht zu nervigem Kopfschmerz. Filigran schmiegt sie ihren Gesang schon beim Opener »Livewire« um Anthony Wests Piano. »Body Gold«, ein fast vergessenes Kleinod aus alten Tagen und späterer Anstoß des Duos zum Bündnis, klingt nach einem Regennachmittag am Fenster: Kippe in der Rechten, Oh Wonder im Ohr. Auf ihrem Debütalbum kulminieren dezente Jazz-Sounds mit Synthies und zeitgemäßer Abstraktion. Oh Wonder beweisen auch ohne pompöse Radiohymnen, dass Härte nicht nur unnötig, sondern sogar unerwünscht ist. Carlotta Eisele
www.dondots.de
Caroline / Universal / VÖ 04.09.15
FT
AU SVE·RK AU · 22.10. AT - LINZ POSTHOF 20.10. ZÜRICH KOMPLEX 457 · 21.10. ULM ROXY 23.10. AT - GRAZ ORPHEUM · 24.10. AT - WIEN GASOMETER 06.11. ERLANGEN HEINRICH-LADES-HALLE · 07.11. DRESDEN ALTER SCHLACHTHOF 08.11. GÖTTINGEN STADTHALLE · 09.11. SIEGEN SIEGERLANDHALLE 11.11. L-ESCH/ALZETTE ROCKHAL · 12.11. DÜSSELDORF MITSUBISHI ELECTRIC HALLE 13.11. LINGEN EMSLANDARENA · 14.11. KIEL SPARKASSEN-ARENA 16.11. MANNHEIM MAIMARKTCLUB · 17.11. MÜNCHEN ZENITH 18.11. SAARBRÜCKEN E-WERK · 20.11. LEIPZIG HAUS AUENSEE SVE RK AU FT · 22.11. BREMEN PIER AU SVE 21.11. WIESBADEN AU SCHLACHTHOF 2 RK AU FT 24.11. BERLIN TEMPODROM · 25.11. MÜNSTER MCC HALLE MÜNSTERLAND 26.11. STUTTGART PORSCHE ARENA · 27.11. BRAUNSCHWEIG STADTHALLE 28.11. HAMBURG BARCLAYCARD ARENA · 05.12. AT-SAALBACH BERGFESTIVAL
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Petite Noir La Vie Est Belle / Life Is Beautiful Double Six / Domino / GoodToGo / VÖ 11.09.15
Nu-Disco-Sound aus Kapstadt von einem ausdrucksstarken Sänger, der unser aller Leben verbessern will. Hinter Petite Noir verbirgt sich der 25-jährige Yannick Ilunga, geboren in Brüssel, aber aufgewachsen in Kapstadt. Das kann man auch in seiner Musik hören, die der Künstler selbst als Noir-Wave bezeichnet, ein Begriff, der in seiner musikalischen Umsetzung wenig mit dem Genre Dark Wave gemeinsam hat. Eher entspricht Noir-Wave einer Variation von neu gewelltem Nu-Disco-Sound, der mit afrikanischer Ästhetik gekreuzt wird. Diese offenbart sich vornehmlich in gebrochener Rhythmik und weichem, unverzerrtem Gitarrenspiel.
festival
FEINE SAHNE FISCHFILET ANTILOPEN GANG LOVE A THE BABOON SHOW GULIO GALAXIS 12.09. Exhaus Trier
2015 Sommerbühne
Einlass 16.00 Uhr, Beginn 17.00 Uhr
AUSSERDEM AUF TOUR ANTILOPEN GANG · EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN · MOUNTAIN WITCH PASCOW · THE BABOON SHOW ·
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DEINE FREUNDE · DEINE LAKAIEN · MOUSE ON MARS · NIELS FREVERT · RHONDA · ROYAL REPUBLIC ·
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EMSLANDARENA LINGEN 13.11. 13.11. LINGEN 11. LINGEN
EMSLANDARENA EMSLANDARENA ‘15
Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr Tickets auf fettesbrot.tickets.de und an den bek. VVK-Stellen
Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter der Ticket-Hotline 0591 912950 und auf www.emslandarena.com
Tourneeleitung: KKT GmbH, Kikis Kleiner Tourneeservice | Örtliche Durchführung: Emsland Arena
bek. VVK-Stellen
führung: Emsland Arena
05.09.15 ROGER HODGSON FORMERLY OF SUPERTRAMP
24.10.15 FERRIS MC & ROMANO IM CLUB FOYER
02.11.15 JOHANNES OERDING 13.11.15 FETTES BROT
Veredelt wird die Musik von Petite Noirs präsenter, sehr ausdrucksstarker Stimme, die dem Album eine Art Zentrum verleiht, an dem man sich orientieren kann. Die Songs bewegen sich zwischen düsteren, introvertierten Tendenzen und aufgedonnerten Passagen im Stile klassischer 1980er-Produktionen à la Tears For Fears. In diesem Zusammenhang stellt vor allem das Titelstück ein markantes Beispiel dar, wobei der Song am Ende auf originelle Weise ausfranst. Das sind Momente, die der manchmal sehr unverstellten Gefälligkeit der Musik entgegenwirken. Dabei ist gegen Gefälligkeit eigentlich gar nichts einzuwenden, schließlich will Petite Noir gehört werden, um Trost zu spenden und Hoffnung auf Veränderung zu vermitteln. In diesem Anliegen offenbart sich eine Verbindung aus Ästhetik und sozialem Engagement, das hier ausgesprochen ausgeglichen wirkt. Mario Lasar
Romano Jenseits von Köpenick Virgin / Universal / VÖ 11.09.15
Gibt’s das: zu doof für Romano? Auch wenn ich mir nach folgenden Zeilen möglicherweise des Lesers Unmut einhandele: Was sollen und wollen Freaks wie dieser? Spielen oder spinnen? Roman, Ramon, Romano? Ob beim Namen oder in Sachen Stil und Style: Der mittlerweile als Romano agierende Rapper will sich nicht festlegen. Oder kann er einfach nur nicht? Wie erklärt sich der Hype um diesen Typen? Wer hört Songs wie diese? Während Romano vor ein paar Jahren kurz mit Siriusmo und Oliver Koletzki als Drum’n’Bass-MC rummachte, ist der Erfinder der »Metalkutte« laut eigener Angaben auch mal schlagermäßig drauf, »wenn die Stimmung passt«. Eine höchst zweifelhafte Aussage. Was sein Äußeres angeht, versauert man zunächst vor einem quasi unlösbaren Quiz. Kelly Family, Heidi von der Alm oder Ryan Gosling? Scheiß auf »oder« – Romano ist alle auf einmal. Auch in textlicher Hinsicht lässt sich weder Linie noch Konsequenz ausmachen – dabei muss konsequent scheiße oder konsequent gut bei 13 Songs doch wenigstens ansatzweise drin sein. Nix! Zeilen und Reime wechseln von furchtbar schlimm bis irgendwie ganz geil, von peinlich zu halbwegs witzig. Wer Romano nicht wenigstens kurz mal live erlebt hat, kann den selbst ernannten schönen General einfach nicht greifen. Ich hab. Kann aber trotzdem nicht. Senta Best
bedenkt, dass die Britin vor drei Jahren als dezente Sängerin mit sparsamen Instrumentierungen dem halben Folkpop-Volk den Kopf verdrehte. Ihre eher kleinformatige Stimme, die wie weiche Butter mit ein paar Krümelresten klingt, ist für die glasklare Produktion von »Work It Out« aber nicht gemacht. Schon auf der Single »Our Eyes« ging Roses Gesang unter, und das führt sich auf dem Album fort – mit wenigen Ausnahmen: »She’ll Move« bleibt als ausgeklügelter Song schon eher im Ohr, »Into The Wild« und »My Life« erinnern an Schmuckstücke wie »Night Bus« von ihrem Debüt. Abgesehen davon regiert aber das allzu austauschbare Popsong-Format, und auch lyrisch hat sich Rose für das Album zu sehr auf Liebesdramen eingeschossen. Es mag für sie eine Herausforderung gewesen sein, mit »Work It Out« ihre Komfortzone verlassen zu haben, das Ergebnis aber wurde dadurch unsäglich langweilig. Elisabeth Haefs
Safi Janus PIAS / Rough Trade
Die Leipzigerin Safi brüllt auf ihrem zweiten Album »Janus« erst mal ordentlich alles zusammen, lässt Schlagzeugfelle wummern und Gitarren angriffslustig knurren. Klingt ganz gut. Und dann kommt: nicht nichts, aber irgendwie wenig. Dafür, dass in Safis Außendarstellung schon etwas peinlich und in murmeltierartiger Wiederholung permanent darauf hingewiesen wird, wie wahnsinnig radikal, eigen und kompromisslos hier Kunst gemacht wird, ist das Album ein ganz schön konventioneller Alternative-Rock, garniert mit ein paar SoundExperimenten und eher aufdringlichen als überraschenden Brüchen. In den deutschen Texten geht es dabei im weitesten Sinne und mithilfe windschiefer Metaphern um das beliebte Thema »Probleme« und Selbstbespiegelung, ohne dass es dabei zu irgendwelchen überraschenden Beobachtungen käme. Und wenn dann zum fünften Mal im Refrain wie bei jeder anderen Deutschrock-Band auch die Gitarren losbrettern, fühlt man sich als Hörer doch etwas veralbert. Hier ist alles längst nicht so aufregend, wie es das gerne wäre. Das ist in der Musik natürlich ein absolut häufiges, um nicht zu sagen gängiges Phänomen. Doof ist nur, wenn man’s merkt. Benjamin Walter
21.11.15 UNHEILIG 24.11.15 SANTIANO 27.11.15 SIDO 05.12.15 MNOZIL BRASS 13.12.15 KATZENJAMMER unter Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen, 144 der Tickethotline 0591 912950 oder 0591 9144a.com daren mslan und auf www.e
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Jack Savoretti Written In Scars Lucy Rose Work It Out Columbia / Sony
Lucy Rose verlässt auf ihrem Zweitwerk die Gefilde des wettergegerbten Straßenfolk und zieht ins Fertighaus des Pop ein. Im Vergleich zu ihrem Debüt wirkt »Work It Out« fad und aufgeblasen. Prinzipiell ist gegen Stilwechsel und Tablet-Komposition nichts einzuwenden. Lucy Roses äußerst radiofreundliches neues Album macht allerdings traurig, wenn man
BMG Rights / Rough Trade
Jack Savoretti verpackt seine Texte über die Herausforderungen des Lebens in hübsche Lyrik-Schleifen und streichelt dazu die Saiten seiner Gitarre. »When you try your best but you don’t succeed« – schon die großen Coldplay haben mit dem Track »Fix You« jenen schmerzenden Moment besungen, den jeder kennt, jeder fürchtet und keiner mag. Dem Italo-Briten Jack Savoretti mag die Textzeile vor vier Jahren aus der Seele gesprochen haben: Da er die Nase bis oben hin voll von den Querelen des Musikerdaseins hatte, kehrte er dem
IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK
Wie facettenreich diese Außenseitermusik Indie doch sein kann: Lo-Fi und Emo, Postcore und Noise, Psych, Folk, Freies und sogar Elektronisches.
Ist Mac DeMarco eigentlich schon Rockstar? Oder passt er noch in diese Rubrik voll von Randständigem? Seine neue Veröffentlichung »Another One« (Captured Tracks) hat der Entspannungskünstler jedenfalls Mini-LP getauft, auch wenn anderen die acht neuen Songs schon als komplettes Album reichen würden. Noch besonnener als sonst schmachtet DeMarco hier über schön schlichte Arrangements aus E-Piano und Halbakustischer, die ersten drei Songs gingen anderswo schon als Hits durch, der Rest ist mehr als hübsches Beiwerk. Vielleicht hilft ihm die Zuschreibung »Øye Kanadas« ja dabei, auch hierzulande endgültig durchzubrechen.
Ähnlich zurückgelehnt zeigen sich Veronica Falls’ James Hoare und Mazes’ Jack Cooper auf »Green Lanes« (Trouble In Mind) ihres gemeinsamen Seitenprojektes Ultimate Painting: Kollaboratives Gitarrenzupfen gießen sie hier in teilweise wunderschön einfache Lo-FiIndie-Songs mit Sixties-Appeal. Nicht ganz so formvollendet wie Kings Of Convenience oder zuletzt Ducktails, dafür aber mit einem reizenden Schrammel-Charme und glücklicherweise ohne jeden Hall oder Dream-Pop-Verweis. Davon, von Hall und Dream-Pop, gibt es auf »Peripheral Vision« (Run For Cover) von den US-Emo-Boys Turnover mehr als genug. Was es auf diesem Zweitwerk aber auch zur Genüge gibt, sind Melodien zum Niederknien. Das klingt zwar oft seicht, fast cheesy, wie eine trendige Soft-Version von Emo-Pop eben. Das perlt aber auch unwiderstehlich. Als würden sich Beach House auf E-Gitarren kaprizieren und einen Typen ans Mikrofon lassen. Noch eine Spur härter geben sich die Briten Woahnows auf ihrem Debüt »Understanding And Everything Else« (Big Scary Monsters). Das ist Emo-Rock, ungestüm und ausfransend, gerade so eben in Stücken zusammengehalten, die dann auch vorzüglich eingängig als Songs funktionieren. Siehe Hüsker Dü, siehe Superchunk, nichts Neues also, auch nicht überragend, aber immerhin ein schneller, dreckiger Spaß. Mehr muss ja auch gar nicht. Kompliziert sind dagegen die Trembling Bells auf ihrem neuen Album »The Sovereign Self« (Tin Angel). Ist aber auch kein Wunder, denn so hat man die Schotten spätestens seit ihrem Kollabo-Album mit Bonnie »Prince« Billy kennengelernt. Ausgehend von Psych-Folk, lotet die Band immer neue theatralische Pfade aus, die auch mal nerven können, wenn es zu tief in krautrockige Gefilde geht oder mal wieder ein expressionistischer Maler Pate stand. Trotzdem: Sicher kein Mindfuck, sondern, wie meistens bei dieser Band, gute, verantwortungsbewusste und Emotionales anfachende Kunst.
Die vergangenen acht Jahre haben Tim Kashers The Good Life genutzt, um ihren Stil anzupassen – und noch älter zu klingen als zuvor schon. Schlecht ist das nicht – im Gegenteil: Auf »Everybody’s Coming Down« (Saddle Creek) zeigt sich die Band so wild und ausgelassen, dass es für Hörer und die Band selbst sicher auch eine wahre Freude ist. Schon »Everybody« ist ein Hit, der auch den besten Built-To-Spill-Alben gut gestanden hätte. Danach üben sich Good Life im Zerhacken ihres Indie-Rock, als wären sie die jungen Pavement. Und irgendwann bekommt man das Gefühl, dass man die Band so wie hier schon immer hätte hören wollen.
Deutlich stoischer, aber nicht weniger aufreibend geht es bei den Psych-Komikern \\GT// zur Sache. Allein schon der Titel ihres Albums »Beats Misplaced« (Communicating Vessels) ist eine glatte Lüge, denn wenn Rhythmen so grade scheppern wie hier, kann man sich gar nicht verhauen. Darüber spannt das Trio aus Alabama Himmelszelte aus pflügenden Fuzz-Gitarren und blechernen Gesangsechos. Ein Noise, der in brachialer Einförmigkeit seine Gegend platt walzt. Aber kraftvoll, das ist diese Platte. Aly Spaltro könnte auch als Kurzgeschichtenautorin ihren Unterhalt verdienen, so gut sind die Texte, die sie als Lady Lamb in die Songs ihrer LP »After« (BB*Island) gießt. Spaltry ist aber nicht nur eine sehr gute Songwriterin – sie versteht es auch noch zu rocken. Und zwar auf eine reduziert instrumentierte, schneidende Art. Eine Kreuzung zwischen Fiona Apple und Sleater-Kinney mit einer Spur ansteckendem Vaudeville-Charme – so kann man sich das in etwa vorstellen. Auf jeden Fall so gut, dass ich als Nächstes ihr Frühwerk entdecken möchte. Auch Stephen Black alias Sweet Baboo firmiert als Songwriter, allerdings in einer ganz anderen Ecke: Seine LP »The Boombox Ballads« (Moshi Moshi) ist großzügig instrumentiert, betulich ornamentiert und erinnert an croonende Charme-Bolzen wie Babybird oder The Divine Comedy. Dazu ein Schuss Country-Pop und Chöre, aber ganz ohne den Bombast eines Scott Walker. Mit Liebreiz geizt dieses Album nicht. Sehr gut und zielsicher auf dem Weg in die Liga der großen Indie-Charismatiker. Zum Ende ein Ausflug in Gefilde, in denen HipHop-Rhythmen, Elektronisches und Field Recordings wortlos besonders schöne Geschichten erzählen: Der kalifornische Produzent Gossamer schafft auf »Automaton« (Innovative Leisure) aufgeräumte und pointiert ausgemalte Soundscapes, deren spärliche Beats eher akzentuieren als drücken. Das wirkt mit seinem so forschenden wie spielerischen Charakter wie ein Update seliger City-Centre-Offices- und Staubgold-Zeiten Anfang des Jahrhunderts.
Küken des Orion
CD / 2 CD Box 2 LP / 3 LP Box / Digital ab 21.08. überall erhähltlich
TOUR 2015 Mi. 30.09 Wolfsburg, Hallenbad Do. 01.10 Köln, Live Music Hall Fr. 02.10 Münster, Sputnik Halle Sa. 03.10 Wiesbaden, Schlachthof Mo. 05.10 Trier - Mergener Hof Di. 06.10 Saarbrücken, Kufa Mi. 07.10 Heidelberg, Halle02 Do. 08.10 Bern, Dachstock Fr. 09.10 Zürich, Dynamo Sa. 10.10 Stuttgart, Im Wizemann So. 11.10 Würzburg, Posthalle Di. 13.10 Hannover, Faust Mi. 14.10 Dortmund, FZW Do. 15.10 Kiel, Pumpe Fr. 16.10 Hamburg, Große Freiheit Sa. 17.10 Bremen, Modernes
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#Review Business den Rücken. In der Isolation passierte dann das Unvermeidliche: Jene ftw-Attitüde hob alle inneren Blockaden auf, Savoretti ergab sich dem Sog eines nicht mehr enden wollenden Schreibflusses. Entstanden ist ein Album, das zwar an die unverwundbare Daseinsfreude und die lässige Kargheit seiner Vorgängeralben anknüpft, den Musiker zudem aber in vollkommener Selbstentblößung zeigt. Die poetische Klarheit seiner Texte nimmt den souligen Rhythmus an die Hand, angetrieben wird die Mischung aus Country-Pop- und Motown-Einflüssen von drängenden Percussions und spanischen Gitarren. Dazu kombiniert der Singer/Songwriter britischen 1960er-Folk mit den Einflüssen seiner italienischen Wurzeln. Besonders funkelnde Perlen unter den elf Tracks sind das Bob-Dylan-Cover »Nobody ‘cept You« und »The Hunger«. »Written In Scars« klingt locker und geschmeidig wie ein Butterbrot am Sonntagmorgen. Nadja Neqqache
Sauberkeit bewahrt, dabei die Eingängigkeit aber nicht allzu sehr stört. So wird »Plastic Love« zu einem vagen Versprechen von Romantik, einem nostalgischen Schauer aus Richtung 1980er (in »Girlfriend« fiept ziemlich frech der Synthie-Lauf von »Eisbär« dazwischen) und dem guten Gefühl, trotzdem absolut im Hier und Jetzt zu tanzen. Wie lange Say Yes Dog nach den kleinformatigen Veröffentlichungen und vielen Shows der jüngeren Vergangenheit auf ihrer Party bleiben dürfen, wird sich zeigen. Bis jetzt pendeln sie noch zwischen den Polen Harmlosigkeit und Hype hin und her. Kerstin Kratochwill
Beziehungen. Mit einem unverschämten Witz und einer schon brutalen Ehrlichkeit, bei der sicher nicht mehr jeder dabei sein will. Und das ist richtig so, denn provokante Kunst, die dann doch alle cool finden, ist scheiße. Die Schönheit des Drastischen, das Irritierende der Ehrlichkeit, die Erhabenheit des Kaputten und the power of real love ergeben ein Album, wie es bisher noch kein vergleichbares gegeben hat. Da kommt der Ruhm von ganz allein. Benjamin Walter
Sea + Air Evropi Schnipo Schranke satt
Glitterhouse / Indigo
Buback / Indigo / VÖ 04.09.15
Say Yes Dog Plastic Love Diskodogs / Cargo / VÖ 04.09.15
Wem Empire Of The Sun zu kitschig, Metronomy zu entspannt und Hot Chip zu verkopft sind, dem seien Say Yes Dog ans Herz gelegt: schnörkelloser Synthie-Pop mit Lust auf schlaue Hooklines. Vielleicht ist auf Say Yes Dogs Debütalbum »Plastic Love« ein wenig zu viel Plastik verbaut, eventuell hätte ein wenig Fleisch auf den glatten, kalten Rippen ihrer Songs gutgetan. Trotzdem enthält es eingängigen, ansteckenden Electro-Pop für Abende, an denen nur die Leichtigkeit zählt. Angesichts des glatten, freundlichen Sounds der LP wirkt es fast schon paradox, dass die multinationale, in Luxemburg residierende Band auch ein wenig Düsternis durch die Clubtür schimmern lassen kann. Vor allem durch die dunkle, samtene Stimme des Sängers Aaron Ahrends, die das Album vor zu viel strahlender
Alarm, Schnipo Schranke sind im Haus! Buback, das Fachlabel für interessante Musik, hat sich die genialische Hamburger Außenseiterband gesichert. Endlich mal wieder Musik, die man seinen Eltern bestimmt nicht vorspielen möchte. Schnipo Schranke wollen den Ruhm. Das verdeutlichen Frederike Ernst und Daniela Reis gleich zu Beginn ihres Debütalbums »satt«. Geschmacksbeflissener SchöngeistIndie am Arsch. Die Vorab-Single »Pisse« samt Video (ja, das mit dem Penis und der Kaffeetasse) hat bereits jedem Lauch da draußen klargemacht, dass diese beiden Musikhochschul-Drop-outs Pop-Hits in der Größe von Flugzeugträgern schreiben können. Und so geht es auf dem Album nun einfach munter weiter. Die seltsam formalisiert wirkenden Songs aus Klavier, Schlagzeug und ein paar Tönen aus dem Synthesizer, bei denen sich jede Zeile auf die nächste reimt, sind dabei so unverwechselbar Schnipo Schranke, dass man nach dieser Band auch gleich ein eigenes Musikgenre benennen könnte. Die zwölf Songs handeln dabei ausschließlich von den beiden Musikerinnen selbst. Von ihrer Bocklosigkeit, ihrem Sex, ihren
WE CARE A LOT.
Europa zerfällt an seinen Rändern. Das deutschgriechische Ehepaar Sea + Air hat diese bereist, sich angeschaut. Und keine Rock-Oper drüber geschrieben. Griechenland, wenn Sie sich daran noch erinnern, liebe Leser, war vor einiger Zeit, also vor der fröhlichen Pogromstimmung in Freital und weiten Teilen der Republik, das Hauptthema der alltäglichen Schreckensmeldungen. Davor war es die Ukraine, war es der IS, war es was anderes. Es war immer der Zerfall. Drei Jahre tourten Eleni Zafiriadou und ihr Partner Daniel Benjamin nach ihrem Debütalbum durch Europa: Portugal, Ukraine, Italien, Griechenland. Dabei gerieten sie in allerlei Turbulenzen, besannen sich einer Familiengeschichte, nahmen Songs auf. Unter Duschen und in unheimlichen Hotelzimmern, wie sie erzählen. Der Faden spinnt sich durch die Familiengeschichte Zafiriadous und ist, um zur Musik zu kommen, ein sehr kunstvoller, bisweilen arg anstrengender. Vielleicht muss das so sein. Ein paar Hymnen, die großen Gesten des Stadionrock, standesgemäß traditionelle Instrumentierung. Kitsch, Pathos, Milde, Umarmung, Erschöpfung. »Let Europe become a love affair«. Da ist noch Hoffnung, aber wo ist die Wut? Davon braucht es mehr. Stephan Uersfeld
SNEAKERNES INTERNATIONAL 2015: PARIS 05./06.09. — WARSAW 19./20.09.
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Silicon Personal Computer Weird World / Domino / GoodToGo / VÖ 28.08.15
Ist da ein neuer Star des exzentrischen Synthie-Soul geboren? Der neuseeländische Ex-Indie-Sänger Silicon überzeugt mit seinem Debüt jedenfalls auf ganzer Linie. Wo Domino und seine Sublabels nur immer diese Typen auftun? Unfassbar. Silicon heißt jedenfalls der Kerl, der sich in die Schlange exotischer Produzenten einreiht, die zunächst niemand kannte, um dann mit einem Album von beeindruckender Klasse auf den Plan zu treten. In diesem Fall heißt der Mann Kody Nielson, kommt aus Neuseeland und begeistert mit einer Platte, die eleganten Synthie-Pop mit reizenden Dub- und Kraut-Elementen verfeinert. Quasi eine Kreuzung aus Metronomy und Jaakko Eino Kalevi, wenn’s dadurch verständlicher wird. Silicon zeigt sich bewandert in Proto-Disco und Electro-Soul genauso wie in exzentrisch pointiertem Spoken-Word-Vortrag. Er ornamentiert die zehn Songs seines Albumdebüts mit honigsüß eingesungenen Refrains und lässt sie von leichtfüßigen Computer-Beats antreiben. Das Ergebnis ist noch nicht mal nur gefällig, sondern hintersinnig und spritzig, so wie man sich die Sparks heute noch wünschen würde. Es schafft eine Leichtigkeit, die genauso wohlig an Neu! erinnert wie an Hot Chip zu ihren besten Zeiten. So ist »Personal Computer« ein Album, das man über den tanzbaren Sound hinaus noch in einer viel spannenderen Tiefe entdecken kann. Christian Steinbrink
Small Feet From Far Enough Away Everything Sounds Like The Ocean Control Freak Kitten / Cargo
Das Stockholmer Trio streift leichtfüßig ernste Themen und entfaltet Klanglandschaften, in denen Acts von Neil Young bis zu The Shins Spuren hinterlassen haben. Manche Dinge brauchen Zeit, besonders in der Kunst – man denke nur an Spätzünder wie Mark Twain oder Alfred Hitchcock. Für den Stockholmer Songwriter Simon Stålhamre mussten erst viele Jahre ins Land ziehen, bis er seine Songs in die Öffentlichkeit bringen konnte. Erst unterstützt von Bassist und Produzent Jacob Snavely und Schlagzeuger Christopher Cantillo, konnte er seinen langjährigen Kampf gegen die Windmühlen des Perfektionismus überwinden. Das Warten hat sich gelohnt: Zart gezupfte Gitarrenmelodien treffen auf die sich in hohe Register schraubende, einnehmende Stimme Stålhamres, die sehr an die Kojoten-Stimme Neil Youngs erinnert. Die stärksten Stücke befinden sich direkt zu Beginn des Albums: der Tamburin-Opener »Gold«, die Hymne »Rivers« und vor allem das herrlich leichtfüßige »All And Everyone«, das mit seinem Gepfeife und Geschrammel durchaus mit The Shins in deren besten Momenten mithalten kann. Insgesamt entsteht eine warme Atmosphäre, die vergessen lässt, dass diese Musik offiziell erst in den Kinderschuhen steckt. Man darf also gespannt sein, wie es weitergeht. Sinem Kılıç
Paul Smith & The Intimations Contradictions Bellingham / Coop / PIAS / Rough Trade
Der Maxïmo-Park-Kopf wird endgültig zum Romantiker. Dabei verschmelzen sein Soloprojekt und seine Hauptband klanglich immer mehr miteinander. Zum zehnten Geburtstag des Maxïmo-Park-Debüts gibt es also erst mal keine neue Bandplatte, sondern einen zweiten Solo-Ausflug Paul Smiths. »Margins«, das 2010 erschienene Debüt des Sängers, klang pur, melancholisch und spartanisch und somit weit entfernt von Maxïmo Park. Die klingen aber inzwischen auch weit entfernt von sich selbst, sodass es beinahe konsequent erscheint, dass Smith sich in Eigenregie seinen Großtaten früherer Tage stilistisch wieder annähert. »Contradictions« ist dabei lyrisch sehr persönlich und romantisch (es geht um die Paradoxie des Lebens zwischen den Orten), durch das Zutun von Claire Adams (Bass) und Andrew Hodson (Drums) als The Intimations aber klanglich auch voller und in gewisser Weise kompletter. Die vier Jahre Mühe, die Smith brauchte, um die 13 neuen Songs zu schreiben, hört man ihnen an. »Break Me Down« oder »People On Sunday« würden jedes der letzten drei Maxïmo-Park-Alben aufwerten. Ein klares Statement, wie wertvoll es sein kann, solo mal allen Druck abzulassen – und ein großer Schritt für Paul Smith zurück zu künstlerischer Relevanz. Kristof Beuthner
Someday Jacob It Might Take A While Haldern Pop / Rough Trade
Ist das schon Nationalismus, wenn man sich darüber freut, dass ein so schönes Folkrock-Album aus Bremen kommt? Wenn ja, gestehe ich zerknirscht ein: schuldig! Was für ein fieser emotionaler Kontrast: Hier ist ein Album, angesichts dessen Klasse man vor Aufregung in Wallung gerät, das einem atmosphärisch aber überhaupt nichts anbietet, um in Wallung zu geraten. Und damit nicht genug der emotionalen Probleme: Völlig klar, dass das programmatisch betitelte »It Might Take A While« für Kids und Trendsetter überhaupt nichts bereithält – die paar verlorenen Seelen, die sich für altbackenen Folkrock interessieren und von ihren Freunden dafür geschlagen werden, mal ausgenommen. Trotzdem ist das Album wunderbar, man könnte sogar sagen: So ein songwriterisch gelungenes Folkrock-Album hat man aus deutschen Landen schon lange nicht mehr bekommen. Wenn überhaupt jemals. Die Band um Rolling-Stone-Autor Jörn Schlüter dockt dabei überhaupt nicht an die GenreTrends der letzten Jahre an, sondern konzentriert sich auf eine bestechende, warme und vollmundige Harmonik, auf klassische, aber auch opulente Arrangements im WestküstenStil und, nicht zuletzt, auf ihr gekonntes und geschmackssicheres Songwriting. Damit stellen sie Bands wie My Morning Jacket, Iron And Wine und irgendwie in bestimmten Phasen natürlich auch Fleetwood Mac erstmals eine trotzdem sehr eigene heimische Entsprechung entgegen. Christian Steinbrink
To u r d a t e s & F e s t i v a l s ding ding dang dang tour
ton steine scherben
30.09. hannover, capitol 01.10. wiesbaden, schlachthof 02.10. erfurt, hsd 03.10. köln, luxor 05.10. nürnberg, hirsch 06.10. leipzig, werk 2 07.10. dresden, alter schlachthof 08.10. (at) wien, szene 09.10. münchen, backstage 10.10. potsdam, lindenpark
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20.11. BRAUNSCHWEIG, B58 * 21.11. BOCHUM, BAHNHOF LANGENDREER * 22.11. KÖLN, SONIC BALLROOM * 24.11. TRIER, LUCKY‘S LUKE * 25.11. WEINHEIM, CAFÉ CENTRAL * 26.11. DRESDEN, GROOVESTATION * 27.11. STUTTGART, ZWÖLFZEHN * 10.12. (AT) WIEN, ARENA ** 11. 12. BAYREUTH, GLASHAUS ** 25.12. ERFURT, GÄNSEBRATENPOGO IM EBURG CLUB SUPPORTS: * THREE CHORD SOCIETY ** MISSSTAND
DE FOFFTIG PENNS
ABRAMOWICZ
19.12_DANGAST_KURHAUS 22.12_HAMBURG_MOLOTOW 23.12_BREMEN_TOWER
04.09. SÖHLINGEN, ERNTEFEST 05.09. KIRCHVEISCHEDE, ROCKADE 23.-26.09. HAMBURG, REEPERBAHN FESTIVAL 25.09. NIENBURG, BURN OUT 02.10. BERLIN, CASSIOPEIA W/ IDLE CLASS, LAURA PALMER
31/08 - 04/10 Support für Wirtz 23 - 26/09 Hamburg / Reeperbahn Festival 26/09 Berlin / Independent Night 15/10 Hamburg / Molotow 16/10 Köln / Yuca 17/10 Trier / Lucky’s Luke 04/11 München / Feierwerk 05/11 Frankfurt am Main / 11er Music Club 06/11 Leipzig / Zentralpalast 07/11 Berlin / Badehaus Szimpla
29.08. Schloß H.-St., Holter Meeting 11.09. (AT) Dornbirn, Kultursommer 12.09. (AT) Linz, Regio Bash 19.09. Sindelfingen, Dit is schade 24.09. Hamburg, Reeperbahn Festival 26.09.G.-Partenkirchen, Rock am Hang 09.10. (AT) Innsbruck, Weekender 16.10. Augsburg, M Ostwerk O C.N E B 17.10. Köln, Underground 23.10. Alfeld, JUZ 24.10. Göttingen, I Think I Spider
Stereophonics Keep The Village Alive Ignition / Indigo / VÖ 11.09.15
Schnarchlangweiliger Wohlfühlrock für den öffentlichrechtlichen Dudelfunk, um die Sendezeit zwischen den Staumeldungen rumzukriegen: Vielleicht hätten sich die Stereophonics doch besser auflösen sollen. Die Stereophonics waren im Vereinigten Königreich schon immer die ultimativ geschmacksverirrte Band. Als sie in der Blütezeit von Britpop Mitte der 1990er auftauchten, boten sie sich sofort als willkommenes Feindbild an. Halsstarrig machen sie nun schon seit 19 Jahren Partyrock in seiner ödesten Ausprägung. Auch der tragische Tod vom einige Jahre zuvor aus der Band ausgestiegenen Drummer Stuart Cable 2010 konnte die Fließbandarbeit von Kelly Jones und Konsorten nicht aufhalten. Bei den Walisern kommt kein Song ohne kitschiges Pathos und billige Singalong-Refrains
EINZIG E H E A DL IN E RS H OW 2 0 15: 2 6 .11.15 K Ö L N , K U LT U R K I R C H E
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#Review aus. Besonders melodramatisch schlimm fidelt es in »Into This World«. Jones, ein Mann, bei dem das Herz am rechten Fleck sitzt, schenkt uns holzschnittartige Weisheiten wie »Du denkst, du bist der König des Dschungels« oder nennt eine Single »C’Est La Vie«. Von Peter Kraus geklaut? Und was, bitte schön, will er uns mit dem Albumtitel sagen? Dahinter verbirgt sich durchgängig völlig belangloser, uninspirierter Kommerzrock ohne Stil. Annette Walter
Joss Stone Water For Your Soul Stone’d / Membran
2014 hat Joss Stone versucht, jedes Land der Welt zu betouren. Nun kommt sie geläutert – und ermutigt von Damian Marley – mit einem Reggae-Soul-Album zurück. Man muss Joss Stone zugutehalten, dass sie sich selten in ihre Musik pfuschen lässt, ihr eigenes Label führt und sich längst von der Popsternchen-Ecke, in die sie einst gedrängt wurde, distanziert hat. Mit ihrer siebten Platte »Water For Your Soul« bringt sie nun eine große Bandbreite von Sounds und Instrumenten aus verschiedenen Flecken der Erde zusammen, was phasenweise gut funktioniert, besonders die Singles »Stuck On You« und »The Answer« spielen markant Genres hin und her. Im weiteren Verlauf kommt Stone jedoch nicht richtig aus dem Reggae-Sumpf heraus. Generell quillt die Platte musikalisch wie textlich vor Gutmenschentum und Selbstfindungspositivismus über. Stone hat sich allerdings gründlich mit Reggae beschäftigt, sich Rat bei Experten wie Dennis Bovell und Damian Marley geholt, sogar ein Linton-Kwesi-Johnson-Sample ziert »Harry’s Symphony«. Danach wirkt die Dope-Hymne »Sensimilla« aber eher wie ein schlechter Witz. Beeindruckend bleibt ihre energiegeladene Klangvielfalt: Man merkt, dass die Soulsängerin auf ihrer Welt-Tournee so oft wie möglich zusammen mit örtlichen Künstlern gearbeitet hat, um deren Musik von der Wurzel auf zu ergründen. Wäre sie doch nur etwas kritischer an ihr Werk herangegangen. Elisabeth Haefs
Strange Wilds Subjective Concepts Sub Pop / Cargo
Grunge ist tot. Lang lebe Grunge. Der älteste Untote der Musikgeschichte hat in den Strange Wilds neue, noch sehr lebhafte Nachfahren gefunden. So, liebe Kinder, wir geben Entwarnung: Ab heute könnt ihr eure heimliche Vorliebe für punkig-depressiven Grunge öffentlich ausleben, ohne dabei in die Nirvana-Konsumfalle tappen zu müssen. Kratzt lieber die paar Euro für »Subjective Concepts« und ordentliche Boxen zusammen und geht eure Ellies nerven. Es ist eure Pflicht, denn Grunge, der älteste Untote der Musikgeschichte, hat in den Strange Wilds, einem Trio aus Olympia, neue, noch sehr lebendige Nachfahren gefunden. Wir sprechen hier nicht von einem Revival, dafür war die Szene in den 1990ern einfach zu heterogen, sondern lediglich von einer verdammt guten und soundtechnisch extrem kompromisslosen Band, die ihre schlechte Laune zum Stilprinzip erkoren hat. Klingt bekannt, nutzt sich aber genauso wenig ab wie der gute alte »Come As You Are«Phaser-Effekt, den sie in »Don’t Have To« auch gerne mal betätigen. Oder das güldene Grunge-Gesetz, das besagt, dass ein Riff so lange nicht totgespielt ist, bis man es nicht wenigstens vier Takte verzerrt durchgenudelt hat. Zur Standardausrüstung für eine Neo-Grunge-Band gehören selbstverständlich archaisch gebrüllte Vocals. Schließlich sollen ja alle hören, wie sauer man auf die Welt ist. Weitermachen! Holger Wendt
Superhumanoids Do You Feel Ok? Innovative Leisure / Rough Trade / VÖ 11.09.15
Zwischen abgebrochenen Keyboard-Akkorden und Computer-Beats verzücken die Superhumanoids mit unwiderstehlichen Melodien. Sie schreien damit nicht mal so sehr nach Tanzflächen. Hot Chips Alexis Taylor hätte am zweiten Album der Superhumanoids vermutlich seine wahre Freude. Vielleicht hat er sogar schon mal bei den Kaliforniern angeklopft und um Einlass gebeten. Aber das Trio dürfte nur gelacht haben: Hot Chip sind ja viel zu zahm. Die Superhumanoids mögen es härter und abwechslungsreicher. Wenn sie Keyboard und Synthesizer einsetzen, dann richtig, da hebt schon mal ein Raumschiff ab und knallt das Schlagzeug. Es geht ihnen aber nicht nur ums Tanzen. »Do You Feel Ok?« hat auch verhaltene Momente. Zum Beispiel, wenn Sarah Chernoff fragend die Zeile singt, die dem Album seinen Titel gibt:
»Do you feel ok«? Da ist der Kontrast zu dem Hedonismus der dancelastigen Beats. Überhaupt hält Sarahs felsenfeste und unerschütterliche Stimme sämtlichen Dynamikwechseln der Rhythmusgruppe stand. Sie ist immer noch das Markenzeichen der Superhumanoids. Musikalisch klingen sie mittlerweile aber weniger nach Talking Heads und mehr nach Robyn, haben sich vom fließenden 1980er-Snythie-Pop zu rhythmusgetriebenem Dance-Pop entwickelt. Kerstin Petermann
Teen Daze Morning World Paper Bag / Rough Trade
Nach mehreren Schlafzimmerproduktionen wagte Teen Daze den Gang ins Studio. Die neue LP schlafwandelt als süße Reverie mit schwerelos psychedelischen Momenten. Es hat einige produktive Jahre in den heimischen vier Wänden gebraucht, bis der kanadische Endzwanziger Teen Daze den Entschluss fasste, erstmals auch andere Musiker in sein Schaffen einzubeziehen. Seine Wahl fiel dabei auf das Tonstudio Tiny Telephone in San Francisco, das dem Songwriter John Vanderslice gehört und schon von Bands wie Death Cab For Cutie, Two Gallants oder The Mountain Goats genutzt wurde. Aufgenommen wurde das neue Album »Morning World« in sechs Tagen, gemixt in vier. Und alles, was darauf zu hören ist, gleicht – um es mit Edgar Allan Poe zu sagen – »einem Traum in einem Traum«. Es wirkt von Anfang an seltsam entrückt, wenn im Opener »Valley Of Gardens« die dramatische Streicher-Ouvertüre einsetzt und sich dann in einem sorglosen Finger-Picking auflöst. Hier wird eine Szenerie entwickelt, die im Laufe des Albums noch durch psychedelische Momente sowie durch fragil anmutenden Gesang ergänzt wird. Was als gefällig rumpelnder Mix beginnt, entpuppt sich im Laufe des Albums als allzu sommerwiesenwuselig. Fazit: Nur für Tagträumer! Sinem Kılıç
Titus Andronicus The Most Lamentable Tragedy Merge / Cargo
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Hooray! Titus Andronicus gewinnen mit »The Most Lamentable Tragedy« den Meat-Loaf-Gedächtnispreis für die skurrilste Rock-Oper im Jahr 2015. Ach was, wir machen direkt ‘ne Dekade draus. Hier mal einige Eckpfeiler: 29 Stücke in 93 Minuten. Rotziger Springsteen-Punk mit Hold-Steady-Attitude. Ein Zitatgewusel sondergleichen. Violinen-Passagen von Owen Pallett und Cover von Daniel Johnston, den Pogues und last but not least: Titus Andronicus selbst. Das könnte munter so weitergehen, aber beschränken wir uns auf die wirklich wichtigen Dinge. Lasst euch von der extramännlichen, breitbeinigen Produktion nicht täuschen: Auf »TMLT« zeigt sich das Konsortium um Patrick Stickles auf der Höhe seiner Schaffenskraft. Hinter einem an ein Shakespeare-Stück angelehnten Titel verbirgt sich ein kafkaeskes Konzeptalbum, auf dem ein nicht näher definierter Protagonist langsam, aber sicher seinen Verstand verliert. »I Lost My Mind«. Oder eben: Fucked Ups »David Comes To Life« als Drei-AkkordMammutwerk. Zwischenzeitlich finden Stickles & Co. sogar noch Zeit, um sich über so anachronistische Dinge wie Konzeptalben lustig zu machen. Herrlich! Holger Wendt
ausgelassen, kaum ein Signal nicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Mal ist es ein stilles Wandeln durch die Schleier, mal ein mächtiger Drone-Donnerschlag, dann wieder scheint es, als bemächtige sich etwas aus dem Jenseits der Instrumente und huldige den Dämonen der Dissonanz an Bratsche und Klavier. Mike Sullivans derb verzerrte Gitarrenwände gleichen einem wuchernden Narbengeflecht, Wolfes ruheloser Gesang der Zungenrede der Geister, die sie rief. So sehr der DarkFolk-Nymphe aus Kalifornien ihre Schlafparalyse zugesetzt haben mag, so stilbildend wurde sie für diese Platte, die in ihrer morbiden Schönheit mehr denn je an den Pfeilern irdischen Wohlbefindens rüttelt. In »Abyss« lässt Chelsea Wolfe einen Abgrund klaffen, der weiter geht, als Nietzsche ihm einst andichtete: Er blickt nicht nur zurück, nein, er zischt auch und schnappt zu, wenn es anders nicht geht. Valentin Erning
Years & Years Communion
20.09. Berlin - Privatclub 21.09. FrankFurt - NachtlebeN 22.09. köln - Studio 672 26.09. HamBurg - reePerbahN FeStival
Polydor / Universal
Wilco Star Wars Anti- / Indigo
Jeff Tweedy weiß, was im Internet geht: Musik verschenken, Cat Content und natürlich »Star Wars«. Auf dem eben so betitelten Wilco-Album mit Katzencover macht er also unter viralen Gesichtspunkten alles richtig – was auch für die meisten Songs gilt. Wer die für viele seltsame Wortkombination »uncle tupelos nephew« in seiner privaten Mailadresse trägt, freut sich natürlich ein Bein ab, wenn ihm sein Handy plötzlich schreibt, dass es ein neues Wilco-Album gäbe. Noch besser wird’s, wenn man realisiert, dass Wilco darauf so zwanglos klingen wie schon lange nicht mehr. Man darf skeptisch bleiben, ob diese Könner-Band wirklich locker jammen kann und sich darauf geeinigt hat, mal etwas loser, wilder, rauer zu musizieren, aber tatsächlich klingt »Star Wars« genau so. Ob da noch Jeff Tweedys Banderfahrung mit seinem Sohn im Projekt Tweedy mitschwang? Vielleicht. Nach dem noisigen Instrumental »EKG« holpert und stolpert »More« freudig von einem catchy Refrain zum nächsten, bevor »Random Name Generator« durch die Boxen knurrt und »The Joke Explained« einem nach knapp anderthalb Minuten mit einem wunderschönen Gitarrenrauschen die Beine wegtritt, während Tweedy trocken sinniert: »There is no needing the divine. I cry at the joke explained.« Nicht alles bleibt so eindringlich – der »King Of You« strauchelt ein wenig zu sehr, »Pickled Ginger« bleibt zu sehr Experiment –, aber Songs wie die genannten oder das melancholische Herzstück »Taste The Ceiling« dürften jedem Wilco-Fan – und zum ersten Mal seit Langem auch mal wieder Nicht-Wilco-Fans – gefallen. Was das jetzt alles mit dem Titel »Star Wars« zu tun hat? Man weiß es nicht, aber hey, vielleicht läuft es ja auch bei Harrison Ford und J.J. Abrams, wenn sie nach einem langen Arbeitstag auf einem Wüstenplaneten abends nach Hause trotten. Daniel Koch
Chelsea Wolfe Abyss Sargent House / Cargo
Chelsea Wolfe ist gesprungen und hat den Abgrund lieben gelernt. Auf »Abyss« legt sie Zeugnis über die Trugbilder des Bewusstseins ab – eine Séance für die ganz große Gänsehaut. Festgenagelt auf der Schwelle zur Wirklichkeit, im schlierigen Limbus zwischen Träumen und Wachen hat er sich aufgetan: der Abgrund ihrer selbst. Chelsea Wolfe erkundet auf ihrem vierten Album Winkel ihres Bewusstseins, die sich ihr lange verschlossen, und fördert zutage, was die Nacht ihr gebar. »Abyss« präsentiert sich als in Sang und Klang gegossene Beklommenheit. Kaum eine Spielart des Okkulten wird
Im UK wurde »Take Shelter«, die Debüt-EP von Years & Years, 2014 gefeiert. Anderthalb Jahre später kommt nun das Album »Communion« – mit ernüchterndem Nachgeschmack. Wabernde Synthies, die zuerst kaum auszumachen sind. Olly Alexanders juvenil-zarte Stimme setzt ein: »There’s a scratch on your shoulder, crushes me like lead.« Es wabert weiter, wie Lava in der Mitte eines Vulkans kurz vor dem Ausbruch. Bass. Die Hitze nimmt zu. Man wartet auf die Eruption, darauf, dass sich die Magma-Masse nicht mehr im Inneren halten kann. Vergeblich. Schon der Opener »Foundation« schafft es nicht, jene Grundlage zu schaffen, auf der die 13 Tracks des Albums eigentlich gründen sollten. Neben dem, was die britischen Inseln mit Künstlern wie FKA Twigs oder Wolf Alice gerade an innovativem Sound zu bieten haben, präsentieren sich Years & Years in sehr schwachem Licht. Und das, obwohl die BBC das Trio zu Beginn des Jahres noch an den Spitzenplatz ihres renommierten »Sound of«-Polls gesetzt hatte. Years & Years springen auf »Communion« hastig und ungeduldig zwischen zu vielen Einflüssen. Neben Flying Lotus, Jai Paul, Hot Chip und James Blake soll man, nach Aussage der Band, auch irgendwo ein bisschen Radiohead hören. Uff! Nadja Neqqache
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straightjacket tour 24.11. 25.11. 26.11. 2 7.1 1 . 28.11. 29.11. 30.11. 01.12. 02.12.
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Yo La Tengo Stuff Like That There Matador / Beggars / Indigo / VÖ 28.08.15
Nach 25 Jahren haben Yo La Tengo die Lust am Covern wiederentdeckt. »Stuff Like That There« ist mehr als eine würdige Fortsetzung ihres Meilensteins »Fakebook«. Nach über 30 Jahren Bandgeschichte auf dem Buckel, zahlreichen guten Alben und sehr wenigen Ausfällen müssen Ira Kaplan, Georgia Hubley und James McNew wahrlich gar nichts mehr beweisen. Sie und ihr luftiger, vermeintlich leichter Indie an der Schnittstelle von Pop, Folk, Noise und Prog sind ikonenhafte Konstanten im Kosmos der Rockgeschichte, und das seit Jahren. Aber ab und zu juckt es dem Trio dann doch wieder unter den Fingern. Dann muss mindestens ein neues Album und gerne auch eine weitere Welttournee her – auch wenn noch gar nicht genügend neue Songs existieren. Deshalb machen Yo La Tengo aus der Not eine Tugend und aus »Stuff Like That There« die lose Fortführung ihres mit Coversongs gespickten 1990er-Albums »Fakebook«. Mit zart besaiteten Yo-La-Tengo-Nummern in neuem Gewand und einer fast schon gehauchten Version von Cures Hit »Friday I’m In Love«. Doch auch die unbekannteren Stücke lohnen sich. Auf der Picklist landeten sowohl der Country-Song »Butchie’s Tune« von The Lovin’ Spoonful und das zuckersüße »Somebody’s In Love« aus Sun Ras Soundkosmos. Live wird das Ganze in der Besetzung von 1990 geboten: Ira an der Akustik-Gitarre, Georgia an den Drums, James am Kontrabass und erstmals wieder Dave Schramm an der E-Gitarre. Holger Wendt
TickeTs & weiTere infos auf www.neuland-concerTs.com
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#Intro präsentiert
Andreya Triana
AnnenMayKantereit
Aurora
Boy
Nachdem Andreya Triana einige Jahre als Gast auf vielen Veröffentlichungen des Ninja-Tune-Labels vertreten war, bringt sie nun mit dem Electro-Soul ihres zweiten Albums »Giants« ihre eigene Karriere ins Rollen.
Diese Band ist ein Phänomen: Auch ohne Label im Rücken füllen AnnenMayKantereit jeden Konzertsaal. Verwunderlich ist das angesichts ihres packenden Folk-Pop kaum.
Die Kunde von der Klasse der jungen Norwegerin Aurora hallt schon jetzt wie ein Donnerschlag durch Clubs und Gazetten. Im Frühjahr soll ihr Debütalbum erscheinen, von dem sie jetzt schon live erste Kostproben geben dürfte.
Trotz ihres großartigen neuen Albums »We Were Here« machen Boy zunächst eine Tour durch kleine Clubs statt große Hallen. Die Damen bleiben also auch 2015 ganz die Alten: erfolgreich, aber bescheiden.
— 22.09. Heidelberg — 24.09. Hamburg — 25.09. Berlin — Geht weiter!
— 02.09. Oldenburg — 03.09. Köln — 04.09. München — 08.09. Dresden — 09.09. Berlin — 10.09. Hamburg — Geht weiter!
— 23.09. Hamburg — 27.09. Köln — 28.09. München — 30.09. Berlin
— 04.09. Berlin — 05.09. Cottbus — 06.09. Cottbus — 09.09. Hannover — 10.09. Hannover — 12.09. Magdeburg — 17.09. A-Wien — 22.09. Ulm — 23.09. Tübingen — 30.09. Heidelberg — Geht weiter!
Foals
Frittenbude
INTRO PRÄSENTIERT Mittlerweile sind Frittenbude zum Electro-Punk-Flaggschiff avanciert. Auch ihr neues Album »Küken des Orion« bietet gerade Dance-Beats, unfassbar viel Energie, aber auch eine klare politische Haltung, die man sich von anderen Bands dieser Größenordnung ebenfalls wünschen würde.
Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter intro.de/termine #intropräsentiert
Ihr viertes Album »What Went Down« zeigt die Foals in bewährter Klasse. Wenn das auch auf ihre Shows zutrifft, kann man sich auf die anstehende Tournee nur freuen. — 08.09. Berlin
— 30.09. Wolfsburg — Geht weiter!
Paul Smith And The Intimations
Romano
Soak
The Chopin Project
Maxïmo-Park-Sänger Paul Smith kommt nicht zur Ruhe: zwei Soloalben in kurzer Folge, Ende des Jahres die Jubiläumstour mit seiner Hauptband. In der Zwischenzeit bereist er mit The Intimations auch noch Deutschland.
In Köpenick den Blättern beim Verfärben zusehen? Für Romano ist das, trotz ausgeprägtem Lokalstolz, keine Option. Lieber packt er im Herbst seine maßgeschneiderte Metalkutte ein und geht mit seinem Debütalbum auf Tour.
Endlich mal eine junge Schlauköpfin mit Superstimme, die weiß, was sie will. Soak verknotet kluge Worte und feine Melodien zu zauberhaften Songs und streckt Klischees den Mittelfinger entgegen. Live wie auf Platte herausragend.
Das Multitalent Ólafur Arnalds hat sich einem neuen Projekt zugewandt und gemeinsam mit der Pianistin Alice Sara Ott Stücke Frédéric Chopins interpretiert. Diese Klassik in neuem Gewand ist auch live absolut sehenswert.
— 12.09. Frankfurt a. M. — 13.09. Köln — 14.09. Leipzig — 17.09. München — 18.09. Berlin — 19.09. Hamburg
— 23.09. Essen — 25.09. Mainz — 26.09. Osnabrück — 27.09. Köln — 29.09. Frankfurt a. M. — 30.09. Weinheim — Geht weiter!
— 28.09. Frankfurt a. M. — 29.09. Köln — Geht weiter!
— 07.09. Hamburg — 10.09. Frankfurt a. M.
#Intro präsentiert
Die Orsons
Die Regierung
Django Django
Ella Eyre
»What's Goes?«, das vierte Album des Rap-Quartetts Die Orsons, ist enorm erfolgreich und kletterte auf Platz zwei der Charts. Nach etlichen Festivals gehts live weiter.
Die beste deutschsprachige PopBand ever? Vielleicht. Auf jeden Fall ist es schön, dass die Band um Tilman Rossmy Albumklassiker wie »Unten« und »Supermüll« wiederveröffentlicht und dazu sogar mal wieder eine kleine Tour spielt.
Von allen Djangos, die momentan im Pop herumschwirren, sind Django Django die besten: abwechslungsreiche Rhythmen, schöne Gitarren und ein extrovertierter Gesang. Nun stellen sie ihr zweites Album »Born Under Saturn« an drei Abenden in Deutschland vor.
Als Songwriterin und Gastsängerin kann Ella Eyre einige Meriten verzeichnen: Ihre Stimme führte Rudimental und Bastille in die Charts, außerdem schrieb sie Ann Sophies Beitrag für den letzten »ESC«. Nun wird sie sich mit ihrem Album »Feline« auch als Solokünstlerin beweisen.
— 20.09. Köln — 28.09. München — 29.09. Berlin
— 20.09. Köln — 21.09. Berlin — 22.09. Hamburg — 28.09. München
— 11.09. Kiel — 12.09. Dresden — 13.09. Fulda — 15.09. Düsseldorf — 16.09. Dortmund — 17.09. Osnabrück — 18.09. Rostock — 19.09. Bremen — 20.09. Oldenburg — 22.09. Saarbrücken — 23.09. Aschaffenburg — 24.09. Regensburg — 26.09. Karlsruhe
— 19.09. Köln — 20.09. Hamburg — 21.09. Berlin — 23.09. Leipzig
Joco
Life In Film
Lucy Rose
Oddisee
Schwesternmusik aus dem Norden: Josepha und Cosima Carl sind kein bloßer Abklatsch von Boy, sondern eigen, hochtalentiert und enorm Erfolg versprechend. Ihr Debüt »Horizon« enthält sphärischen Pop auf höchstem Niveau.
Endlich haben Life In Film mit »Here It Comes« ihr Debütalbum fertiggestellt. Nun gibt es ihren schlanken und enorm tanzbaren Gitarren-Pop britischer Prägung auch auf voller LP-Länge und zudem auch auf einer ausgedehnten Tour live.
Lucy Roses neues Album »Work It Out« klingt deutlich poppiger und sauberer als das Frühwerk der Songwriterin: Eine respektable Entwicklung, die ihr zudem den endgültigen Durchbruch bescheren könnte.
Underground ist Oddisee bis heute, trotz iTunes Music Award, Tourneen mit The Roots und Features für Flying Lotus. Sein neues Album »The Good Fight« ist ein genialer Crossover aus technisch versiertem Rap und modernem Jazz.
— 15.09. Köln — 16.09. Berlin — 23.09. Hamburg
— 16.09. Köln — 17.09. München — 18.09. Stuttgart — 19.09. Nürnberg — 20.09. Berlin — 21.09. Hamburg
— 15.09. Konstanz — 16.09. Memmingen — 18.09. Erfurt — 22.09. Stuttgart — 23.09. Heidelberg — 26.09. Berlin — 27.09. Potsdam — 29.09. Dresden — 30.09. Münster — Geht weiter!
The Selecter
Torres
Tour Of Tours
Vierkanttretlager
Wieso nicht mal wieder ein wenig Ska? The Selecter aus Coventry sind da die richtige Wahl: alte Helden, die sich nach Jahren wieder zusammengerauft haben und heute die alte Schule ihres Stils sehr frisch interpretieren – vor allem live.
Wer in seiner Jugend Nirvana verschlafen hat und am liebsten die 1990er nachholen würde, sollte bei Torres zuhören: Mit ihr kehrt ein an Grunge erinnernder Sound zurück, der live mit authentischer »Fuck you«-Attitüde überzeugt.
»Friends, don’t let friends tour alone«: Honig, Jonas David, Tim Neuhaus, Town Of Saints und Ian Fisher sind zehn Musiker aus fünf Bands, die neun Konzerte geben. So krass bestückt war eine Bühne seit der Kelly Family nicht mehr.
— 09.09. Köln — 15.09. München — 26.09. Hamburg
— 19.09. Hamburg — 20.09. Berlin — 21.09. Köln — 22.09. Stuttgart — 23.09. München — 24.09. Dresden — 25.09. Münster — 26.09. Essen
Mit seinem Zweitwerk von spröder Schönheit sagt das Husumer Trio allem Alltäglichen den Kampf an. Auf »Krieg & Krieg« ringen sie mit den großen Fragen der Menschheit. Kluge Gedanken, vorgetragen in klarer Sprache und mit fester Stimme.
— 16.09. Berlin
— 21.09. Köln — 25.09. Hamburg — 26.09. Heidelberg — 29.09. Berlin — 30.09. Leipzig — Geht weiter!
— 27.09. Kiel — 28.09. Frankfurt a. M. — 30.09. Erlangen
117
118
#Termine
TOURDATEN Action Bronson 25.09. Köln 26.09. München
Admiral Fallow 16.09. Berlin 17.09. Hamburg 21.09. Köln 22.09. München
Agent Fresco
24.09. Berlin 25.09. Hamburg 26.09. Köln
Aidan Knight
27.09. Dortmund
Alle Farben
19.09. Heidelberg
All Tvvins
20.09. Berlin 21.09. Frankfurt a. M. 22.09. Köln
Andreas Dorau mit Gereon Klug
25.09. Frankfurt a. M.
Andreas Dorau & Sven Regener 26.08. Berlin
Andreas Moe
27.09. Hannover 28.09. Köln 29.09. Frankfurt a. M. 30.09. München
Andy Shauf
07.09. Hamburg 08.09. Köln
Präsentiert von Intro
Antilopen Gang 18.09. Saalfeld
Audio88 & Yassin 23.09. Köln 24.09. Hannover 25.09. Münster 26.09. Weinheim 27.09. Stuttgart 29.09. Hamburg 30.09. Bremen
Babymetal
26.08. Frankfurt a. M. 27.08. Berlin
Bad Religion
29.08. Bremen 30.08. Frankfurt a. M.
Baio
02.09. Berlin
Baroness
26.08. Bochum
The Beards
07.09. Berlin 09.09. Hannover 10.09. Köln 13.09. München
Beatsteaks 13.09. Berlin
Beirut
20.09. Berlin
Berlin Independent Night mit Young Rebel Set, Wanda, Dan Mangan, Lucy Rose u. v. a. 26.09. Berlin
Blank Realm
16.09. Hamburg 17.09. Berlin 18.09. Offenbach
Brand New
15.09. Hamburg
The Brandt Brauer Frick Ensemble 09.–10.09. Berlin
Bernd Begemann 18.09. Jünkerath 19.09. Essen
Black Lizard
25.09. Bremen 27.09. Dresden 28.09. München 29.09. Freiburg
Bryan Ferry mit Femme Schmidt 10.09. Düsseldorf 14.09. München 17.09. Stuttgart 18.09. Frankfurt a. M. 20.09. Hamburg 23.09. Hannover 25.09. Berlin 27.09. Nürnberg
Cayucas
19.09. Hamburg 21.09. Leipzig 22.09. Berlin 23.09. Düsseldorf
The Charlatans 04.09. Hamburg 05.09. Berlin
Chilly Gonzales & Kaiser Quartett 06.09. Berlin 07.09. Leipzig 25.09. Nürnberg
Chloe Charles
Dengue Fever
Girlpool
15.09. Hamburg 16.09. Berlin
Delta Rae
22.09. Köln 23.09. Berlin
Der Ringer
24.09. Dresden
Die Kassierer
25.09. Hannover 26.09. Hamburg
Die Nerven 26.08. Berlin
Die Neuen Schweden mit Delorian, Taxi Taxi, Tiny Union 26.08. Berlin
DJ Premier
Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte
Circuit Des Yeux mit Jenny Hval
21.09. Rees-Haldern Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Egotronic 11.09. Aachen 12.09. Bonn
Einstürzende Neubauten
21.09. Ludwigshafen
29.08. Berlin 12.09. Neuwied
Everything Everything Family Of The Year 27.09. Berlin 28.09. München 29.09. Köln 30.09. Bremen
Farin Urlaub Racing Team
26.09. Mönchengladbach
Francesco Tristano
Frank Carter & The Rattlesnakes
Holger Risse
28.08. Berlin
Brandt Brauer Frick Ensemble Django Django King Rocko Schamoni The Melvins Soak
23.09. Berlin
21.09. Köln 22.09. München 23.09. Dresden 24.09. Berlin 25.09. Hamburg
Daniel Norgren
Fünf Sterne Deluxe
Vanessa Weber Torres Lollapalooza Berlin Mac DeMarco Ella Eyre Action Bronson
10.09. Berlin
28.08. Wiesbaden
Dan Mangan
Fu Manchu
13.09. Freiburg 16.09. Karlsruhe 17.09. Reutlingen 21.09. Wiesbaden 22.09. Dortmund 23.09. Erlangen 24.09. Leipzig
God Is An Astronaut 05.09. Köln Geht weiter!
Golden Kanine 29.09. Bremen 30.09. Halle Geht weiter!
The Handsome Family
Happyness
Claptone
Crocodiles
12.09. Berlin 13.09. Darmstadt
Dralms
24.08. Bochum
Cristobal And The Sea
Glass Animals
22.09. Köln 23.09. Hannover 24.09. Hamburg 26.09. Frankfurt a. M. 28.09. Berlin 29.09. München
22.09. Düsseldorf 23.09. Karlsruhe
13.09. Berlin 13.09. A-Wien
18.09. Köln 21.09. Berlin 23.09. Hamburg
01.09. Hamburg 02.09. Leipzig 06.09. München 16.09. A-Wien 18.09. Münster
Chuckamuck
24.08. Wiesbaden 25.08. Bremen 26.08. Dortmund
John Daly Oddisee Action Bronson Camp Inc. Extrawelt
27.09. Offenbach 28.09. Berlin 30.09. A-Wien
Death And Vanilla
12.09. Berlin
28.08. Berlin
Genetikk
18.09. München 20.09. A-Wien 22.09. Frankfurt a. M. 23.09. Stuttgart 24.09. Würzburg 26.09. Berlin 27.09. Leipzig 28.09. Hamburg 29.09. Oberhausen 30.09. Köln
Eko Fresh
Da gehen wir hin Philip Fassing
19.09. Oberhausen
16.09. München 20.09. Frankfurt a. M. 22.09. Dresden 28.09. Berlin 29.09. Köln
Chuck Ragan
Tipps der Redaktion#235
David Gilmour
28.09. Hamburg Geht weiter!
Gabi Delgado (DAF) 17.09. Frankfurt a. M. 18.09. Hannover 19.09. Bremen
24.09. Köln 26.09. Berlin
Jack Savoretti
16.09. Köln 18.09. München 21.09. Berlin 28.09. Hamburg 29.09. Leipzig 30.09. Mannheim
Jim Adkins
25.08. Köln 26.08. Essen 28.08. München 29.08. Berlin 09.09. Neunkirchen 12.09. A-Wien
Joris
30.08. Waltrop 03.09. Bochum 05.09. Berlin 11.09. Baden-Baden 26.09. Hamburg Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Joy Wellboy 26.09. Frankfurt a. M. 27.09. Dortmund Geht weiter!
Júníus Meyvant 23.09. Dresden 26.09. Köln 27.09. Berlin
Jurassic 5
24.08. Köln 25.08. Berlin
Karate Andi mit MC Bomber
Hauschka
26.09. Wiesbaden 27.09. Chemnitz Geht weiter!
Hey Rosetta!
Kelvin Jones
12.09. Berlin 13.09. Berlin
27.09. Berlin 28.09. Hamburg
HGich.T
11.09. Lüneburg 12.09. Flensburg Geht weiter!
Hinder
06.09. Köln
Human Abfall 24.09. Marburg 26.09. Kassel
Hundreds
29.09. Marburg 30.09. Mainz Geht weiter!
Präsentiert von Intro
I‘m Not A Band 29.08. Lehrte 05.09. Rochlitz 11.09. Jameln 12.09. München Geht weiter!
Interpol
25.08. Wiesbaden 26.08. Stuttgart
Jaakko Eino Kalevi 14.09. Hamburg 15.09. Köln 16.09. Frankfurt a. M. 17.09. Berlin
Jeffrey Lewis & The Jrams
12.09. Schorndorf 13.09. Köln
09.09. Köln 10.09. München 12.09. Baden-Baden 13.09. Berlin
Keston Cobblers‘ Club 22.09. Wiesbaden 23.09. Köln 27.09. Münster 28.09. Dresden 29.09. Berlin 30.09. Nürnberg Geht weiter!
Kevin Morby
15.09. Dortmund 17.09. Leipzig 18.09. Mainz
Kim Churchill
11.09. Stuttgart 12.09. München 19.09. Dresden 20.09. Münster 21.09. Hannover 22.09. Frankfurt a. M. 23.09. Nürnberg 25.09. Berlin 26.09. Hamburg 27.09. Köln 28.09. Heidelberg
King Rocko Schamoni & L‘Orchestre Mirage 15.09. Hannover 17.09. Köln 18.09. Düsseldorf
Kitty, Daisy & Lewis 29.08. Berlin
Kraftklub
04.09. Bochum 05.09. Düsseldorf
#Termine Lady Lamb
Mantar
Laing
Marathonmann mit Mikrokosmos23
24.09. Köln 26.09. Berlin
28.08. Düsseldorf 29.08. Eisenhüttenstadt 05.09. Hannover 12.09. Jena
Lambert
04.09. Dresden
Präsentiert von Intro
Laura Carbone
29.08. Mannheim 18.09. Worms 26.09. Markneukirchen Geht weiter!
La Luz
20.09. Rees-Haldern 21.09. Hamburg 26.09. Berlin 30.09. Schorndorf
03.09. Gießen 05.09. Bischofswerda
21.09. Hamburg 23.09. Stuttgart
Marcus Wiebusch
Matthew Herbert 26.08. Berlin
Menace Beach 22.09. Berlin
Metz
25.09. Düsseldorf 26.09. Hamburg
Mia.
Mighty Oaks
17.09. Aschaffenburg 18.09. Erlangen 19.09. Leipzig 20.09. Hannover 23.09. Bremen 28.09. Krefeld 29.09. Freiburg Geht weiter!
Lifehouse
19.09. Köln 20.09. Hamburg 21.09. Berlin 23.09. München 24.09. Frankfurt a. M.
Liont
11.09. Hannover 12.09. Bremen 13.09. Hamburg 18.09. Neu-Ulm 19.09. Saarbrücken 20.09. Köln 25.09. Münster 26.09. Oberhausen 27.09. Offenbach Geht weiter!
Lukas Graham 24.09. Hamburg 26.09. Köln 27.09. Berlin
Lusts
23.09. Hamburg 26.09. Berlin Geht weiter!
Mac DeMarco mit Dinner 17.09. Köln 18.09. Berlin
Magnus
Owen Pallett & Stargaze
Solids
Pascow
27.08. Düsseldorf 28.08. Frankfurt a. M.
Leon Bridges
Leslie Clio
Slime
17.09. Berlin 18.09. Hamburg
Mark Lanegan Band
29.08. Salzwedel
29.08. Senftenberg
Outfit
17.09. Düsseldorf
11.09. Braunschweig 17.09. Iserlohn Geht weiter!
Leo Hört Rauschen
Shamir
29.08. Berlin
25.08. Frankfurt a. M. 05.-06.09. Essen
Leoniden
09.09. Frankfurt a. M. 14.09. Berlin
Omar Souleyman
12.09. Berlin
Mikky Ekko
14.09. München 22.09. Berlin 23.09. Köln
Präsentiert von Intro
Mile Me Deaf 29.08. A-Wien 28.09. Hamburg 29.09. Jena 30.09. Kassel Geht weiter!
Miss Kenichi
17.09. Bonn 18.09. Hamburg 19.09. Leipzig 20.09. Würzburg 24.09. Gießen 25.09. Frankfurt a. M. 26.09. Oberhausen
Peter Broderick 26.08. Hannover 29.08. Berlin
Phantom Ghost 18.09. Wolfsburg
Quiet Company
15.09. Saarbrücken 16.09. Erlangen 17.09. Wiesbaden 18.09. Oberhausen 19.09. Münster 21.09. Hannover 22.09. Köln 23.09. Kiel 26.09. Berlin 28.09. Leipzig 29.09. Jena 30.09. München Geht weiter!
Rachel Sermanni 08.09. Berlin 09.09. Hamburg 10.09. Köln 11.09. München
04.09. Niedergörsdorf 05.09. Goldenstedt Geht weiter!
31.08. Hamburg 01.09. Berlin 03.09. Darmstadt 12.09. Freiburg 15.09. Hannover
04.09. Nürnberg 05.09. Leipzig Geht weiter!
Stephen Steinbrink 18.09. Köln 20.09. Dresden 21.09. Berlin 22.09. Duisburg
Sufjan Stevens mit Mina Tindle*, Basia Bulat** 15.09. Hamburg* 16.09. Berlin* 17.09. Berlin** 19.09. Essen**
26.09. Leipzig Geht weiter!
The Sword
30.08. Hamburg 31.08. Berlin 03.09. München 07.09. Stuttgart 11.09. Köln
Teesy
Samy Deluxe
12.09. Hamburg
28.08. A-Wien Geht weiter!
Schnipo Schranke
Tina Dico
My Morning Jacket 02.09. Köln
27.08. Berlin 04.09. Hamburg
02.09. Bochum Geht weiter!
Neil Halstead
Schrottgrenze
Ton Steine Scherben
Mouse On Mars mit Tyondai Braxton, Sonic Robots 29.08. Bochum
30.09. Berlin
Neonschwarz 13.09. Lingen
Niels Frevert
22.09. Leipzig 23.09. Berlin 24.09. Köln 27.09. Hannover
No Joy
23.09. Berlin
The Notwist
29.08. Büsum 05.09. Berlin
Tiefschwarz
Scooter
Trümmer
28.08. Hamburg
23.09. Hamburg 24.09. Dresden
Scott Weiland & The Wildabouts
Turbostaat
05.09. Köln 06.09. Berlin 16.09. Hamburg 22.09. München 28.09. Aschaffenburg
28.08. Rostock 19.09. Leipzig Geht weiter!
Präsentiert von Intro
19.09. Braunschweig
Sea+Air
Manchester Orchestra mit The Dear Hunter
23.09. Hamburg
Olympique
Seekae
26.09. Berlin
19.09. Berlin Geht weiter!
30.09. Hannover Geht weiter!
24.08. Berlin 25.08. Hamburg 26.08. Köln 27.08. München
Oh Wonder
Taymir
17.09. Dortmund 18.09. Frankfurt a. M.
26.09. Ludwigshafen Geht weiter!
15.09. Köln
— 15.-27.09. Dortmund — Fúgú Mango, Ajimal, Never Soll, Joy Wellboy
Supershirt mit KCarbon
09.09. Schorndorf 10.09. Berlin 11.09. Hamburg 13.09. Wiesbaden
30.09. Neu-Isenburg Geht weiter!
Völkerverständigung, die rockt. Liveurope verschafft europäischen Bands ein Publikum im Dortmunder FZW. Unter dem Begriff Kulturförderung versteht so mancher nur das Subventionieren von Opern und Museen. Dass Kulturförderung auch Rock und Pop unter die Arme greifen kann, zeigt die Initiative Liveurope, ein Zusammenschluss europäischer KonzertLocations. Das Ziel: Aufstrebende Bands aus allen Winkeln Europas über die Grenzen ihrer Heimatländer hinaus bekannt zu machen, Musikeraustausch statt Schüleraustausch, quasi. Unterstützt wird das Liveurope vom Programm »Creative Europe« der Europäischen Union. In Deutschland ist das FZW die erste Location, die zu dieser Initiative gehört. Das Programm des Dortmunder Clubs wird jetzt also noch eine Spur vielfältiger.
Sophie Hunger
Morrissey
Ryley Walker
Liveurope im FZW
12.09. Augsburg 15.09. Berlin
Radkey
25.08. Berlin 26.08. Hamburg
Fúgú Mango
Sonny & The Sunsets
08.09. Mainz 09.09. Berlin 10.09. Hamburg 11.09. Erfurt 12.09. Magdeburg
22.09. Berlin 23.09. Hamburg 30.09. Köln
24.08. Berlin 25.08. Hamburg
24.08. Berlin
TV Noir mit Alin Coen, Tex
Unknown Mortal Orchestra
14.09. Hamburg 15.09. Köln 16.09. Frankfurt a. M. 17.09. Berlin
Vetiver
29.09. Freiburg 30.09. Schorndorf Geht weiter!
The Waterboys mit Freddie Stevenson 28.09. Frankfurt a. M. 29.09. Hamburg Geht weiter!
The Weather Station mit Ryley Walker* 04.09. München 05.09. Dresden 10.09. Berlin* 11.09. Hamburg*
Wildbirds & Peacedrums 29.08. Berlin
Wolfgang Müller
03.09. Hamburg 06.09. Dresden 07.09. Leipzig 08.09. Krefeld 09.09. Köln 10.09. Frankfurt a. M. 11.09. München 12.09. Berlin
Die kommen, die Touren Balbina (07.–19.10.) Battles (31.10.–04.11.) The Bohicas (29.–30.10.) BOY (29.10.–25.11.) Chefket (27.10.–11.11.) Christian Steiffen (16.10.–05.12.) Die Aeronauten (28.10.–21.11.) Egotronic (02.10.–19.12.) Gerard (15.10.–03.11.) Health (11.–20.10.) Herrenmagazin (29.10.–14.11.) Hiatus Kaiyote (31.10.–10.11.) Jamie xx (19.–24.10.) Le Very (08.–24.10.) Major Lazer (07.–08.10.) Marianne Faithfull (18.–22.10.) Odesza (15.–17.10.) Oscar & The Wolf (20.–24.10.) Rangleklods (23.10.–02.12.) Sales (05.–29.10.) Sizarr (02.10.–07.12.) Swim Deep (31.10.–13.11.) Son Lux (27.–28.10.) Teesy (05.–24.10.) The Vaccines (09.10.–13.10.) Vessels (28.10.–01.11.)
Wolf Alice
Die kommen, die Festivals
24.–25.09. Berlin 28.–29.09. Berlin Geht weiter!
XOV
U3000
07.09. München 08.09. Berlin 11.09. Hamburg
Amsterdam Dance Event (14.–18.10.) Euroblast (01.–03.10.) Friction Fest (16.–17.10.) Kaltern Pop (15.–17.10.) New Fall Festival (29.10.–01.11.)
U2
25.09. Stralsund Geht weiter!
13.09. Berlin Geht weiter!
21.09. Berlin
Yael Naim
119
120
#Live #Festival
sind, die das gesamte Haus unter Volldampf setzen, auch weil hier einmal populäre Musik in moderner baulicher Umgebung abgebildet wird und nicht in ausgedienten oder umgebauten Räumen. Was viele sicher bedauern werden ...
Klar, aber insgesamt muss man sagen: Wenn man von der Stadtentwicklungspolitik fordert, dass sie im Zentrum kostengünstige Räume für Live-Musik zur Verfügung stellen soll, kann man nicht beleidigt sein, wenn sie einem nicht eine abgeranzte Parkgarage aufmotzen, sondern auch mal modernes Glas- und Stahlgedöns hinstellen. Ich finde, Popkultur darf das auch annehmen. Wir müssen lernen, mit dieser neuen Ästhetik umzugehen und sie künstlerisch mit Leben zu füllen. Patina kannst du nicht aufsprühen, deshalb müssen wir Ideen und eine Haltung dazu entwickeln – und das kann man auch von uns verlangen.
REEPERBAHN FESTIVAL Selbstgefälliges Rückblicken erlaubt sich das Reeperbahn Festival auch zum zehnten Jubiläum nicht. Geschäftsführer Alexander Schulz erzählt im Interview, was frustrierend war und worauf er sich freut.
persönlichen Highlights. Und wir haben im ersten Jahr unter abenteuerlichen Bedingungen Tomte auf dem Spielbudenplatz spielen lassen. Ich glaube, die Bandmitglieder waren die Einzigen, die einen guten Sound hatten, denn es gab harte Lärmschutzauflagen. Aber Gab es Momente bei der Premiere vor zehn es tat gut, diesen Platz mal wieder mit MenJahren, in denen du dachtest: »Wow, das schen gefüllt zu sehen, die Musik hören wollen. könnte funktionieren.«?
Ja, die gab es, aber ehrlich gesagt waren die Momente der Enttäuschung häufiger. Wir haben jahrelang für unser Konzept geworben und um Partner gebuhlt. Dann bist du stolz auf das Programm und merkst, dass das Konzept logischerweise nicht gleich aus dem Stand verstanden wird, und denkst dir: Vielleicht hätten wir doch kleiner anfangen sollen. Aber es gab auch tolle Momente! Ich erinnere mich an das Konzert von Matthew Herbert, eins meiner
Im vergangenen Jahr musstet ihr den Wegfall einiger alteingesessener Spielstätten an der Reeperbahn kompensieren. In diesem Jahr wird nun der moderne Neubau des Clubhauses St. Pauli genutzt. Wie wird das funktionieren?
Wir werden darin sechs Räume bespielen, vier für Konzerte, einen für ein durchgehendes Literaturprogramm und das Theater für die Eröffnung und Konferenzveranstaltungen. Ich finde es spannend, dass wir die Ersten
In diesem Jahr wird es mit Finnland zum ersten Mal ein offizielles Partnerland geben. Wie kam es dazu – und wird das jetzt immer so sein?
Für uns klang die Idee lange eher abwegig und wie ein antiquiertes Modell. Aber dann kamen die Finnen mit einem sehr konkreten Vorschlag, wie das aussehen könnte, und haben uns überzeugt. Das Team von Music Finland ist sehr geschmackssicher, das Land hat viele tolle Künstler, und die Zusammenarbeit lief in der Vorbereitung so gut, dass wir uns entschieden haben, zukünftig in jedem Jahr einen Länderschwerpunkt zu definieren. Es gab von Anfang an wahnsinnig viele Ideen, wie man die Partnerschaft mit Leben füllen kann, und gerade das Drumherum wird sehr liebevoll ausfallen. Interview: Daniel Koch — 23.-26.09. Hamburg — Agent Fresco, Ambassadeurs, Happyness, Aurora, Isolation Berlin, Wanda, Weval, Cristobal And The Sea, The/Das, Dan Mangan, Leslie Clio, Trümmer, Metz, Dotan, Egotronic, Schrottgrenze, Sóley, Frank Carter & The Rattlesnakes u. v. a.
Luxemburg Sounds Like beim Reeperbahn Festival Mal ehrlich: Es gibt so einiges, was wir von und über Luxemburg lernen können. Warum also nicht einfach bei der Musik die Witterung aufnehmen? Und warum nicht mal nach Hamburg fahren? Dort lädt das Reeperbahn Festival nämlich am 25. September zum Themenabend.
Jean-Claude Juncker, ein paar dicke Banken, ein merkwürdiger Dialekt, und da hört es eigentlich auch schon auf: Die Assoziationen sind rar gesät, was unseren kleinen, aber feinen Nachbarstaat angeht. Verdient hat das Großherzogtum das so nicht unbedingt – erst recht nicht musikalisch, wie sich auf dem diesjährigen Reeperbahn Festival zeigen wird. Das Team von music: LX, Luxembourg Export Office und dem Sonic Visions Festival packt’s an und schließt am Freitagabend die
Bildungslücken. Im Kaiserkeller – nur einem von vielen Schauplätzen auf Deutschlands größtem Clubfestival – spielt dann eine durchbruchsreife Geheimtipp-Abordnung aus Monophona, Say Yes Dog, Seed To Tree und When ‘Airy Met Fairy. Soll heißen: Die Luxemburger Szene schickt ihre Besten. Singer/Songwriter und DJs, ElectroPop und Indie-Rock, Impulsiv und Melancholisch stellen gemeinsam das Spektrum auf den Kopf. Und manch ein Kenner wird sich wundern, durch eine läppische Ländergrenze derart ausgebootet gewesen zu sein. — 25.09. Hamburg — Say Yes Dog, Monophona, When ‘Airy Met Fairy, Seed To Tree u. a.
Say Yes Dog
#Live #Festival
LOLLAPALOOZA BERLIN Perry Farrell wollte eigentlich nur den Abschied seiner Band Jane’s Addiction gebührend feiern, mittlerweile ist das dabei entstandene Lollapalooza Festival aber längst über seine Heimat Chicago hinaus bekannt und legendär. Nach Ablegern in Südamerika folgt nun die Premiere in Berlin.
Viele kleine Superhelden hüpften beim Lollapalooza in Chile herum. Im Kidzapalooza hatten sie dort ihre ganz eigene Area, in der sie sich verkleiden, toben, spielen, basteln und Konzerte von Acts sehen konnten, die kindgerechte Musik machen. Und weil das in Chile so gut funktioniert, wird es auch beim Lollapalooza in Berlin ein Kidzapalooza geben, mit eigenem Musikprogramm und ganz vielen Mitmach-Aktionen. Dass das Line-up bei so einem Debüt umfangreich und mit großen Namen bestückt
sein muss, erklärt sich von selbst. Bei vier Bühnen muss man da manch schwierige Entscheidungen treffen: Libertines oder Fatboy Slim? Belle & Sebastian oder Crystal Fighters? Oder man geht zur Perry Stage mit all ihren elektronischen Acts. Fernab des musikalischen Spektakels wartet das Lollapalooza mit einem farbenfrohen Rahmenprogramm auf. Das Fashionpalooza soll zeigen, was Berlin als Modemetropole auf dem Kasten hat, und im grünen Kiez präsentieren sich Projekte zur Nachhaltigkeit – außerdem bekommt man hier ziemlich viele leckere (vegetarische und vegane) Dinge zu essen.
Tame Impala
— 12.-13.09. Berlin — Bastille, Beatsteaks, Belle & Sebastian, Brand New, Chvrches, Clean Bandit, Coasts, Crystal Fighters, Dada Life, David K., Dawes, Deichkind, Digitalism, Dog Blood (Skrillex & Boys Noize), Everything Everything, Fatboy Slim, Felix Jaehn, FFS (Franz Ferdinand & Sparks), Glass Animals, Hot Chip, James Bay, Klangkarussell, Kygo, Little Dragon, Mighty Oaks, MS MR, Muse, My Morning Jacket, Parov Stelar Band, Parquet Courts, Pond, Razz, Robin Schulz, Run The Jewels, Sam Smith, Seeed, Stereophonics, Tame Impala, The Libertines, Wolf Alice u. v. a.
Peter Fox
Trümmern und Träumen
Wanda
BERLIN INDEPENDENT NIGHT Berlins Clubs machen sich auch in diesem Jahr wieder schick, um den Indie-Nachwuchs der Welt bei sich zu begrüßen. Lohnenswerte Neuentdeckungen sind hier garantiert.
Die Berlin Independent Night bietet einen guten Rahmen, in Friedrichshain-Kreuzberg neue Bands und Clubs kennenzulernen – oder den bereits geliebten Läden mal wieder einen Besuch abzustatten. Das Booking ist wie immer Hoffentlich wird’s zur diesjährigen Berlin äußerst abwechslungsreich, und wenn man Independent Night nicht kalt. Sonst heißt’s ab und an mal die Füße in die Hand nimmt, wieder: Jacke an, Jacke aus, Jacke an, Jacke bekommt man auch viel davon mit. aus. Gutes Schuhwerk ist eh empfehlenswert. — 26.09. Berlin — Young Rebel Set, Wanda, Dan Mangan, Die Wege zwischen Astra Kulturhaus, Lido, Bi Lucy Rose, Cosmo Sheldrake, Palma Violets, La Luz, Nuu, Magnet Club, Comet Club, Privatclub, Happyness, Vita Bergen, Milliarden, Lusts, Olympique, Black Lizard, Oscar, Dralms, Reverend Shine Snake Oil Badehaus Szimpla und Rosi’s sind zwar nicht Co., Lady Lamb, Andreas Moe, Kytes, Grande Roses, sehr weit, aber wenn man in allen Clubs was Quiet Company, Seb Black u. v. a. sehen möchte, kommen schon einige Kilometer zusammen. Dafür wird man aber mit schönen Konzerten belohnt, oder man schaut sich bei einem Päuschen auf der Oberbaumbrücke Berlin an, die Aussicht von da ist spitze.
Ein Vierteljahrhundert ist seit dem Mauerfall verstrichen. Trümmern und Träumen lenkt den Blick für ein Wochenende auf das bis heute fortwirkende Zusammenspiel von Wiedervereinigung und Popkultur. Trümmern und Träumen, oder auch: drei Tage den Menschen, die 1989 miterlebt und möglich gemacht haben – vor allem aber auch jenen, die heute und in Zukunft darauf aufbauen. Ein popgeschichtliches Brainstorming vor entsprechend historischer Kulisse im Oberspree-Areal in Friedrichshain-Kreuzberg, im Herzen der Berliner Clubkultur also, und nicht ganz zufällig nahe jener Orte, die noch von der einstigen Teilung zeugen. Das Wochenende vom 4. bis 6. September bietet eine interdisziplinäre Mischung aus Konzerten, Besichtigungen und Gesprächsrunden mit Experten und Zeitzeugen. In Bus, Boot und Gratis-Rikscha geht es von Hotspot zu Hotspot. Jazz, HipHop, Techno und IndiePop sind abgedeckt. Aber auch das Thema Umwelt rückt in den Fokus, und bekannte Künstler laden zur Diskussion über politischgesellschaftliches Engagement an den runden Tisch – darunter auch Seeed-Mitglied und Ur-Berliner Peter Fox und Til Schweiger, der dieser Tage mit emotionalen Ausbrüchen auf Facebook von sich reden macht und daher im Thema sein dürfte. Zum stilechten Ausspannen nach einem Tag voller Input zwischen Eastside Gallery, Oberbaumbrücke und Arena hat das gut kuratierte Event dann noch seine eigenen Clubnächte im Programm. Sieht ganz so aus, als würde hier alles nachgeholt, was man auf der Berlin-Klassenfahrt damals versäumt hat. — 04.-06.09. Berlin — Tangowerk feat. Daniel Dahmen, Mark Reeder, DJ Shantel, Hannes Jaenicke, Peter Fox, Jocelyn B. Smith, Til Schweiger u. v. a.
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#Live #Festival
Nürnberg.Pop
EAST SIDE MUSIC DAYS In Berlin gibt es ja mittlerweile alles mit dem Wort »Street« im Namen: den Street Food Market, das Street Art Festival, und den Christopher Street Day darf man in dieser Aufzählung auch nicht vergessen. Mit den East Side Music Days kommt nun ein neues Street Music Festival dazu.
Ganze 700 Musiker haben sich beworben, um zwischen Postbahnhof und Oberbaumbrücke das musikverwöhnte Berliner Publikum für sich zu gewinnen. Bereits im letzten Jahr lockte die im Rahmen der Berlin Music Week organisierte Veranstaltung unter dem Namen »First We Take The Streets« mehr als 20.000 Menschen vor die vier Bühnen und auf die Freiflächen, wo sich allerhand Skurriles,
Überraschendes und Großartiges offenbarte. Mit von der Partie waren unter anderem Alice Phoebe Lou und Sierra Kid. Da zu erwarten war, dass auch eine Neuauflage die eine oder andere Perle hervorbringen würde, entschied man, dass dieses Format eine Fortsetzung verdient. Diesmal gibt es aber zwei zusätzliche Bedingungen: keinen Strom und keine Hilfsmittel. Eine Jury vergibt ein dreijähriges Stipendium am British & Irish Modern Music Institute in Berlin im Wert von 21.000 Euro an den Sieger. Wäre doch schön, von sich selbst behaupten zu können, das nächste große Ding schon vor dem ersten Hype entdeckt zu haben.
Das letzte Mal in Nürnberg? Ist schon wieder viel zu lange her. Das Nürnberg.Pop bietet die Gelegenheit, das volle popkulturelle Potenzial dieser schönen Stadt zu entdecken. Dass man bei Stadtfestivals von Club zu Club streift, um Bands und DJs zu sehen, kennt man ja bereits. Beim Nürnberg. Pop bauen die Musikerinnen und Musiker ihre Instrumente aber auch mal zwischen Kleiderstangen im Klamottenladen auf. Oder vor dem Altar der Klarakirche oder im Auditorium des Neuen Museums. So bekommen die Festivalbesucher einen ganz neuen Blick auf die teils altehrwürdigen Sehenswürdigkeiten der Nürnberger Altstadt. Vor dieser Kulisse kann man sich schön von Venue zu Venue treiben lassen und neben bekannteren Acts wie Lucy Rose, Schmutzki und der Antilopen Gang noch die eine oder andere Neuentdeckung machen. Zum fünften Jubiläum gibt es eine feine Neuerung: Zum ersten Mal steht auf dem Klarissenplatz eine Open-Air-Bühne. — 19.09. Nürnberg — A Tale Of Golden Keys, And The Golden Choir, Antilopen Gang, Babeth, Ball Park Music, Blind & Lame, Blockflöte Des Todes, Cat Stash, Choir Of The Unbelievers, Claire, Cosby, Dicht & Ergreifend, Jennie Abrahamson, Kalle Mattson, Life In Film, Like Lovers, Lischkapelle, Lloyd Williams, Lucy Rose, Lùisa, Malky, Manon Meurt, Me & Reas, Nick & June, Ochre Room, Pari San, Petite Noir, Pool, Prodavac, Schleuse, Schmutzki, Sea + Air, Taiga Trece, The Apartment Orchestra, Tora, William’s Orbit, Yast u. v. a.
— 28.08.-29.08. Berlin
Fritz – Die neuen DeutschPoeten Sie sterben nicht aus, die Poeten – sie entwickeln sich nur. Und wie sie sich entwickeln! Unter Ausschluss der Altvorderen trommelt Berlins Radio Fritz Anfang September ein Line-up voller junger Acts zusammen, die der modernen deutschen Musiksprache eine Stimme geben.
Von wegen alte Leier: Kein Gröni, keine Tocos, und auch Reinhard Mey muss draußen bleiben, wenn am 4. und 5. September im IFA Sommergarten wieder mal der hiesige Lyriker-Nachwuchs zum Appell antritt. Nicht von ungefähr hat Radio Fritz sein Festival den »neuen« Dichtern und Denkern geweiht. Und die hat’s in unseren Breiten gar nicht mal zu knapp: Mit Die Orsons, Bilderbuch, AnnenMayKantereit, Tonbandgerät und vielen weiteren Hoffnungsträgern demonstriert der Jugendsender des RBB auf dem Messegelände seinen 12.000 Open-Air-Gästen, dass die Versorgung mit guter deutschsprachiger Musik langfristig und stilübergreifend gesichert und die Zukunft alles andere als
Cro
verloren ist. Dass sämtliche Shows live im Radio übertragen werden, versteht sich dank Veranstalter vom Fach natürlich von selbst. Online werden die »DeutschPoeten« außerdem im Videostream zu sehen sein; ein pralles Paket mit den Highlights des Festivals sendet der Rundfunk Berlin-Brandenburg im Laufe der Folgewoche im TV. — 04.-05.09. Berlin — AnnenMayKantereit, Bilderbuch, Clueso, Cro, Die Orsons, Jan Delay & Disko No. 1, Joris, Philipp Dittberner, Teesy, Tonbandgerät u. v. a.
Antilopen Gang
Denovali Festival Essen Als das Denovali Swingfest letztes Jahr seine London-Premiere feierte, sorgte der Name für Verwirrung: Das war ja gar kein »Swing«, der da von der Bühne dröhnte? Während die Fans hierzulande längst wissen, wofür die Marke Denovali steht, waren die Briten noch nicht ganz so weit. Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, heißt das Swingfest nun »Festival« – ohne dass sich an der Klasse des Line-ups ein Deut ändern würde. Weiterhin steht es für herausragende Acts aus dem Spannungsfeld Holly Herndon zwischen Doom und Dub, Noise und Elektronik, Jazz und Neoklassik, Improvisation und Das Plattenlabel Denovali kurvt weiter in Song. An vier Tagen im Herbst wird die Essener eigenen Sphären. Auch die diesjährige Es- Weststadthalle bespielt, mit einem stärkeren sener Edition ihres nun ganz schnöde »Fes- Fokus auf audiovisuelle Performances. tival« benannten, nun ja, Festivals zeigt die Ruhrgebietler in ihrem stilistischen Spannungsfeld konkurrenzlos gut.
SWR3 New Pop
Clueso
Beim SWR3 New Pop in Baden-Baden spielen Newcomer und bekannte Acts in sehr hübscher Umgebung. Letztes Jahr spielte Clueso auf der Bühne vor dem Kurhaus. Bei diesem Festival kommt alles zusammen, erzählt er.
»Es regnete. Ich war mit Tim Neuhaus auf der Bühne draußen. Die Leute haben lange unter Regenschirmen gewartet und waren geil drauf. Ich habe mir noch andere Bands angeschaut. Es gibt beim New Pop ein wunderschönes Theater, da haben eine englische Sängerin am Keyboard und ein Sänger gespielt, die fand ich sehr geil. Ich glaube, das waren London Grammar. Kurz vor meinem Auftritt habe ich George Ezra angeschaut. Der hatte eine beeindruckend junge und bluesige Stimme, das hat mir gut gefallen. Beim New Pop kommt alles zusammen. Mir ist aufgefallen, dass die Leute zwar gern Bands sehen, die bereits eine gewisse Größe haben, gleichzeitig suchen sie aber auch nach denen, die die Chance haben, richtig groß zu werden. Das macht das Festival interessant. Vielleicht wird die Band, die man gerade sieht, mal super erfolgreich.« — 10.-12.09. Baden-Baden — Kwabs, Kodaline, Joris, Ella Henderson u. v. a.
— 01.-04.10. Essen — Holly Herndon, Ah! Kosmos, Mondkopf, Multicast Dynamics, Oneirogen, Moon Zero, Blanck Mass, Stephen O’Malley, Elektro Guzzi, Carlos Cipa, Hidden Orchestra u. v. a.
Brandt Brauer Frick in der Kölner Philharmonie Das Electro-Trio Brandt Brauer Frick tauscht Anfang September in der Kölner Philharmonie wieder Laptops gegen Cello und Harfe und macht das, wofür man sie lieben muss: Techno ohne Technik. »Brandt Brauer Frick ist, wenn das Berghain mit der Staatsoper knutscht«, hieß es vor zwei Jahren in der Intro-Plattenkritik zum dritten Album des Trios. Ziemlich treffend. Brandt Brauer Frick aus Berlin verstehen es, ein eklektisches Gemenge aus Klassik, Electro und zeitweise auch Vocals von Jamie Lidell oder Nina Kraviz zu einem glatten, aber alles andere als belanglosen Teig anzurühren. Und das über die Jahre immer ausgefeilter und experimentierfreudiger. Zum Portfolio der Band gehören neben den Studioproduktionen mit smarter Sample-Schnipselei vor allem auch die opulenten Konzertabende mit ganzem Ensemble und Opern-Flair. Gerade live funktioniert das Brandt-Brauer-Frick-Konzept besonders gut: Techno ohne Technik, dafür aber mit klassischen Instrumenten wie Harfe, Violine, Tuba oder Flügel.
MUSIC CONFERENCE & FESTIVAL
DEATH CAB FOR CuTIE ALABAMA SHAKES A ARON ◊ JOSE GONZALEZ CATFISH AND THE BOTTLEMEN FAKEAR ◊ SON LuX MICHAEL KIWANuKA TOBIAS JESSO JR MuTINY ON THE BOuNTY FLO MORRISSEY ◊ JOSEF SALvAT KENSINGTON ◊ Rag n Bone Man Seed to Tree ◊ Fickle Friends Monophona ◊ ALEX vARGAS ISHDARR ◊ MILES TO PERDITION RETRACE MY FRAGMENTS ◊ SCARRED & MORE TO BE ANNOuNCED…
12-14 NOv WARM uP SHOW 6 NOv
ROCKHAL - Esch/Alzette (LUXEMBOURG)
— 06.09. Köln — Brandt Brauer Frick Ensemble, The Free Electric Singers, B. Sheppard
tuned by
www.sonicvisions.lu Brandt Brauer Frick
Alle Texte: Julia Brummert, Dominik Bruns, Valentin Erning, Christian Schlodder, Christian Steinbrink und Jenny Weser
an initiative of Rockhal
presented by
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#Live #Festival
Rock am See
Rock im Sektor Der Westen Deutschlands ist um ein Ein-Tages-Festival reicher. Rock im Sektor lockt vor allem Fans deutscher Rockmusik.
Als hätten die Festival-Veteranen von MLK in diesem Jahr mit dem Umzug des Rock am Ring nach Mendig noch nicht genug zu tun gehabt, heben sie auch noch ein weiteres Festival aus der Taufe. Die neue Veranstaltung ist aber eine deutliche Spur kleiner als das Megaevent Rock am Ring und nimmt kein ganzes Wochenende in Anspruch, sondern begnügt sich mit nur einem Tag. Der ist dafür aber randvoll gepackt mit Rock-Highlights. Vom Headliner Linkin Park abgesehen kommen alle Acts aus Deutschland. Zum Ausklang der Festivalsaison wird der Wettergott immer unberechenbarer, und man kann sich nicht zwingend auf Sonnenschein verlassen, weshalb das Festival in der komplett überdachten Düsseldorfer EspritArena gut aufgehoben ist. — 05.09. Düsseldorf — Broilers, Fort Minor, Irie Révoltés, Kraftklub, Linkin Park, Turbostaat
haben. 2012 wurden wir dann endlich das erste Mal als Band zum Rock am See eingeladen, und die Leute sind schon um 13 Uhr einfach komplett durchgedreht! Im Backstage-Bereich ging es später ähnlich begeistert zu, weil sich unser dezent alkoholisierter Schlagzeuger mitten in der Nacht spontan vom Jupiter-Jones-Sänger tätowieren ließ. Die hygienischen Voraussetzungen waren dabei eher semi-optimal. Das Ganze ist noch beachtlicher, wenn man Itchy Poopzkid bedenkt, dass Letzterer sein allererstes TattooSet erst zwei Tage zuvor (!) für 40 (!) Euro bei Daniel Friedl von Itchy Poopzkid berichtet eBay ersteigert hatte. Wir wundern uns heute von durchdrehendem Publikum und nächt- immer noch, dass damals keiner gestorben ist. lichen Tattoo-Sessions beim Rock am See. Rock am See ist also in allen Belangen eine »Es gibt so ein paar Festivals, zu denen wir Reise wert.« eine sehr persönliche Bindung haben, weil wir — 04.09. Konstanz — Broilers, Frank Turner & The Sleeuns dort schon als Kids zu unseren damaligen ping Souls, Itchy Poopzkid, Kings Of Leon, Schmutzki, musikalischen Helden durch den Pit geworfen Skinny Lister, Mando Diao u. v. a.
Euroblast Das Euroblast Festival bringt die internationale Tech-Metal-Szene in der Kölner Essigfabrik zusammen. Auch Einar Solberg ist mit seiner Band Leprous wieder dabei.
»Euroblast ist eines dieser kleinen Festivals, die von Enthusiasten ins Leben gerufen werden, die das alles unbezahlt und aus reiner Freude und Liebe zur Musik machen – eine seltene Haltung in dieser Zeit. Es ist eines der wenigen Festivals, das das ziemlich neue und spezielle Genre ›Djent‹ besetzt. Die Organisatoren versuchen, die größten Bands dieser Szene zu gewinnen, geben aber auch kleinen Acts, die sonst nie so viele Zuhörer erreichen würden, eine Chance. Ich bin sonst nicht dafür, Musik zu kategorisieren, doch wenn ein Festival sich an eine spezielle Szene richtet, sind Jahr für Jahr die loyalsten Fans da. Viele der Menschen auf dem Euroblast kennen sich deshalb, das gilt für Bands als auch Besucher – jedes Mal ist es wie bei einem Familientreffen.« — 01.-03.10. Köln — Aliases, Atmospheres, Between The Buried And Me, Beyond The Dust, Bilo, Cyclamen, Cynic, David Maxim Micic, Destiny Potato, Destrage, Devil Sold His Soul, Disperse, Eden Circus, Haken, Heavy Metal Ninjas, Hypno5e, Igorrr, Juggernaut, Kadinja, Klone, Koroded, LeProus, Lights Of Utopia, Modern Day Babylon, No Consequence, Obsydians, Sphere, Tardive Dyskinesia, The Algorithm, The Hirsch Effekt u. v. a.
Kraftklub
Leprous
Girls In Hawaii
Golden Leaves Festival Ein Festival wie ein konspiratives Geheimtreffen: Beim Golden Leaves erfährt das Publikum die Location erst ganz kurz vorm Start. Die Veranstalter des Golden Leaves Festival sind Geheimniskrämer. Der Austragungsort des Festivals bleibt nämlich bis kurz vor Beginn geheim, die Besucher erfahren erst wenige Tage zuvor, wo genau in Darmstadt das Festival stattfinden wird. Auch beim Einlass werden ungewöhnliche Wege gegangen: Es gibt keine herkömmlichen Tickets, Besucher können sich kostenlos über eine Liste anmelden. Hierbei gilt das übliche »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst«-Prinzip. Bezahlt wird erst hinterher, in Form von Spenden, die in Gänze an die Künstler gehen. Das Festival selbst finanziert sich durch Sponsoring und Getränkeeinnahmen – jedes Bier auf dem Gelände dient somit seinem Erhalt. Holt also ruhig mal eine Extra-Runde! Auch Daniel Offermann von Girls In Hawaii erzählt begeistert vom Golden Leaves Festival: »Wir treffen auf junge Menschen, die einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit darauf verwenden, sich eine persönliche Popenklave zu gestalten: alles handverlesen und mit Liebe gemacht. Nach dem Konzert lassen wir uns gerne noch zum Helferumtrunk nötigen und werden sentimental. Mein Stammhirn säuselt mir die Dallmayr-Werbung vor: ›Schön, dass es so etwas Gutes noch gibt.‹ Take this, mit Fördermitteln und Werbebudget ausgestatteter Städteregionskulturamtfunktionär! Das haben sich die Jugendlichen selbst aufgebaut.« — 12.-13.09. Darmstadt — Lucy Rose, Glass Animals, Dan Mangan, Sea + Air, Spaceman Spiff, Jonas David, Kafka Tamura, The Late Call, Racing Glaciers, Neøv, Paula I Karol, Joco, I Will, I Swear, Máni Orrason u. v. a.
Iiro Rantala
#Live #Festival
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Working Class Hero John Lennon zum 75.
Foto: Sonja Werner
Klavier
Foto: Lutz Voigtl채nder
Dienstag 06.10.2015 20:00
Brandt Brauer Frick Ensemble The Free Electric Singers feat. Beaver Sheppard Vocals
Sonntag 06.09.2015 20:00 koelner-philharmonie.de 0221 280 280
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Essen-Altenessen
AUF DER BÜHNE 10.09. | SPACEMAN SPIFF 19.09. | CELO & ABDI 25.09. | THE BONES 26.09. | TOUR OF TOURS 04.10. | PHILIPP DITTBERNER & BAND 08.10. | BALBINA 11.10. | YOUNG CHINESE DOGS 28.10. | GAZPACHO 29.10. | THE SONICS 04.11. | JESPER MUNK 17.11. | KOVACS 20.11. | OLEXESH 20.11. | 11 FREUNDE 26.11. | CHRISTIAN STEIFFEN 08.12. | L‘AUPAIRE 16.12. | ANTILOPEN GANG VVK unter www.zechecarl.de und an allen bekannten VVK-Stellen Stand: 10.08.15 (Änderungen vorbehalten!)
www.zechecarl.de zechecarlessen
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do. 17.09.2015 | Bh. Stollwerck, Köln
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Sa. 19.09.2015 | Live Music Hall, Köln
LIFeHOuSe
Mo. 21.09.2015 | Gloria, Köln
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di. 29.09.2015 | turbinenhalle 2, Oberhausen
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do. 08.10.2015 | e-Werk, Köln
WaLK OFF tHe eaRtH special guest: Scott Helman Mo. 12.10.2015 | Live Music Hall, Köln
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di. 13.10.2015 | Live Music Hall, Köln
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Mo. 19.10.2015 | e-Werk, Köln
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Fr. 23.10.2015 | die Kantine, Köln
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Sa. 24.10.2015 | Gloria, Köln
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Mi. 28.10.2015 | Live Music Hall, Köln
tHe FRateLLIS So. 01.11.2015 | e-Werk, Köln
MadSeN special guest: Montreal
Mo. 16.11.2015 | Live Music Hall, Köln
GHOSt special guest: dead Soul
di. 17.11.2015 | Live Music Hall, Köln
RudIMeNtaL Sa. 21.11.2015 | Live Music Hall, Köln
dONOtS
Sa. 21.11.2015 | essigfabrik, Köln
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di. 24.11.2015 | Live Music Hall, Köln
BeLLe aNd SeBaStIaN special guest: Other Lives & prime entertainment www.prime-entertainment.de
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Die Könige des "Humppa"!
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KONZERTE IN DER HARMONIE: 05.10. NEKTAR 14.10. JUDITH OWEN 15.10. STICK MEN KÖLN 25.10.ESSIGFABRIK DANA FUCHS S O N N TAG 19.11. LAYLA ZOE 26.11. EDGAR WINTER 01.12. NITS 08.12. THE PRETTY THINGS 20.12. EZIO
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So. 08.11.2015 | FZW, dortmund
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Mi. 11.11.2015 | Live Music Hall, Köln
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FRISKa VILJOR
ItCHY pOOpZKId special guest: atlas Losing Grip
So. 15.11.2015 | Live Music Hall, Köln
Mo. 09.11.2015 | Live Music Hall, Köln
di. 17.11.2015 | e-Werk, Köln
CuLCHa CaNdeLa
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RYaN SHeRIdaN Fat FReddY´S dROp
do. 01.10.2015 | palladium, Köln
15.10.2015 / DO
Neonschwarz
So. 11.10.2015 | König-pilsener-arena, Oberhausen
Acht Fäuste für ein Hip Hop Hallelujah!
22.11. KöLN KANTINE
20.10.2015 / DI
JORIS
di. 13.10.2015 | Westfalenhalle, dortmund
"Hoffnungslos Hoffnungsvoll"-Tour
27.10.2015 / DI
30.10. BOCHUM RUHRCONGRESS
The Souljazz Orchestra Tour zum neuen Album "Resistance"
special guest: ReFuSed, Great Collapse So. 18.10.2015 | palladium, Köln
05.11.2015 / DO
Roger & Schu & Keno
14.11. BOCHUM RUHRCONGRESS
"Rucksackschickeria"-Tour
21.11.2015 / SA
tHe SISteRS OF MeRCY
Radio Havanna
"Unsere Stadt bennt"-Tour
Mo. 02.11.2015 | palladium, Köln
Wallbaumweg 108 44894 Bochum Tel.: 0234 / 687 16 10 www.bahnhof-langendreer.de
19.12. KöLN PALLADIUM Tickets und Infos: www.waschhaus.de
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DAN MANGAN DONOTS
Der Kettcar Frontmann solo
Do. 19.11. 19:00 Uhr
Do. 26.11. 19:00 Uhr
Schlachthof
19
76131
Becca StevenS Band
sa 26.09.15
OddiSee
Mo 28.09.15
Kim churchill
vorschau sa 03.10.15
the Bug // SirenS
so 04.10.15
www.facebook.com substage.karlsruhe
do. 12.11.2015 | Mitsubishi electric Halle, düsseldorf (Nachholtermin vom 31.01.)
special guest: antilopen Gang Mo. 16.11.2015 | palladium, Köln
special guest: Mammut Fr. 20.11.2015 | Mitsubishi electric Halle, düsseldorf
Noise Rock from Canada
6.10. AKUA NARU
Soul & HipHop from U.S.A.
Fr. 20.11.2015 | palladium, Köln
10.- ANNENMAY12.10. KANTEREIT Ausverkauft!
14.10. DAGOBERT
Fr. 07.12.2015 | palladium, Köln
Afrika- Tour
19.10. ZUGEZOGEN MASKULIN
HipHop aus Berlin
di. 15.12.2015 | palladium, Köln Mi. 16.12.2015 | Westfalenhalle 3a, dortmund
sa 17.10.15
Beatbox & Blues Experience
do. 17.12.2015 | palladium, Köln (aus der Lanxess arena verlegt)
so 01.11.15
4.11. SLEAFORD MODS
YOung FatherS
di 13.10.15
ZugeZOgen maSKulin mariBOu State
the WhiSKeY FOundatiOn
sa 07.11.15
Sea & air
Mo 09.11.15
FerriS mc
24.10. HEYMOONSHAKER
Electro Punk from Nottingham
23.11. FERRIS MC
Glück Ohne Scherben-Tour
so 15.11.15
3.12. EGOTRONIC
Mi 18.11.15
7.12. WANDA
aSd – aFrOB & SamY deluxe the JOn Spencer BlueS explOSiOn
Karlsruhe
www.substage.de
di. 10.11.2015 | palladium, Köln
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TICKET INFO
17.9. MARCUS WIEBUSCH
Do. 05.11. 20:00 Uhr
So. 08.11. 19:00 Uhr
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Mit: LION SHEPHERD & THE SIXXIS
DATES
INFOS: NOISENOW.DE · KUNSTRASEN-BONN.DE
Extrem Liedermaching
Nachholtermin vom 20.03.15
Fr. 06.11. 19:00 Uhr
Mo-Fr 8-22 Uhr/Sa, So & feiertags 9-20 Uhr (0,20 €/Anruf aus dt. Festnetz/max. 0,60 €/Anruf aus dt. Mobilfunknetz)
15.9. DIE ORSONS
Do. 29.10. 19:00 Uhr
STEAMING SATELLITES RIVERSIDE
Ticket-Hotline: 01806 – 999 0000
2.9. GÖTZ WIDMANN
Mi. 16.09. 20:00 Uhr
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Mi. 21.10.2015 | palladium, Köln (verlegt aus der Live Music Hall)
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22.09. Dan Mangan
06/09 DIE KRUPPS 13/09 MUK E 15 - THE HACKER, U.V.A. 15/09 KEVIN MORBY, FÙGÙ MANGO, REKK 16/09 DIE ORSONS 17/09 TERRORGRUPPE, SCHROTTGRENZE, U.V.M. 20/09 BIG BAND FESTIVAL 22/09 DAN MANGAN 27/09 DAS HÖCHSTE DER GEFÜHLE FESTIVAL: STILL PARADE, JOY WELLBOY, NEVER SOL, U.V.A.
28/09 PHILIPP DITTBERNER & BAND 29/09 ULI JON ROTH *SCORPIONS REVISITED 30/09 BOLLMER 01/10 MAYBEBOP - DAS DARF MAN NICHT 01/10 MAYBEBOP - BEST OF MAYBEBOP 03/10 HOFFMAESTRO 06/10 VIERKANTTRETLAGER 10/10 WESTEND FESTIVAL: DONOTS,MILLENCOLIN, U.V.A. 14/10 FRITTENBUDE 15/10 TOCOTRONIC 16/10 IRIE RÉVOLTÉS 18/10 LANCE BUTTERS 20/10 CHIMA 22/10 CULCHA CANDELA 24/10 MOONLIGHT BREAKFAST 26/10 GERARD 31/10 TONBANDGERÄT 03/11 STEAMING SATELLITES 05/11 DAME 06/11 ANTI-FLAG,RED CITY RADIO, TROPHY EYES, U.A. INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE
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DAVID AUGUST & ENSEMBLE 18.10. Frankfurt, Mousonturm 20.10. Stuttgart, Liederhalle (Mozartsaal) 23.10. Köln, Kulturkirche 25.10. Hamburg, Kampnagel K6 07.11. Berlin , Volksbühne
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