Komm küssen:
#Pop #Kultur #Life #Style
WANDA
Refugees welcome — Disclosure — Julia Holter — Battles — Miss Platnum
— Anton Corbijn — Mode: Süpermarkt Steez — Reportage: E-Sports
#236 Oktober 2015 gratis www.intro.de
# L O V E MY H O O D Joi n Jess as she expl ores h e r L o n d o n n e ig h b o u r h o o d a t b e n c h .d e
#Intro Editorial
Foto: Maisie Cousins
#Intro Manch einer dürfte sich erschrocken haben, als unser Cover-Act Wanda plötzlich im Sperrfeuer einer Diskussion um den angeblichen Chauvi-Faktor stand – unter anderem wir, die Band selbst und Intro-Veteran Linus Volkmann. Als Supporter der ersten Stunde traf er sich mit Sänger Marco Michael Wanda und dessen Kollegen zum nächtlichen Gespräch bei Whiskey und Eistee und ließ sich versichern: »Wir sind keine Anti-Feministen – im Gegenteil. Und es ärgert uns selbst, dass es jetzt so rüberkommt.« Genau deshalb werden sich Wanda hoffentlich mit unserem betont girlyesken »Bussi Baby«-Cover im rosa Rahmen wohlfühlen. Trotz der bunt schillernden Verpackung widmen wir uns allerdings auch diesmal nicht ausschließlich der Popkultur. Die Situation der geflüchteten Menschen, die gerade zu Tausenden Europa erreichen, hat uns wie viele andere vor die Frage gestellt: Wie kann man helfen? Genau deshalb haben wir junge Menschen getroffen, die diese Frage für sich längst beantwortet haben und euch und uns zum Mitmachen motivieren. Denn: Nichts tun ist bei diesem Thema keine Option, wie eine der vorgestellten Initiativen ganz richtig formuliert hat. Refugees welcome! Daniel Koch (im Namen der Redaktion)
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Das Leben der Anderen
DAS LEBEN DER ANDEREN
»Stell dich mal bitte genau zwischen die Kichererbsen und die schwarzen Oliven.« Für die Modestrecke in diesem Heft tauchten Intros Mode- und Bildredaktion in die von Kunstlicht durchfluteten Gänge der türkischen Supermärkte in Köln ab. Çok güzel!
Das Online-Magazin Waste schrieb über die Londoner Künstlerin Maisie Cousins sehr treffend: »She’s Alice in her own sex-positive feminist wonderland.« Ihre Fotografien, die den Begriff »food porn« endlich mal wörtlich nehmen, zieren die Rubrikseiten dieser Ausgabe und verstören auf eine sehr appetitliche Art. Begleitend zu Cousins’ Gastspiel in unserem Heft findet ihr auf intro.de unter #Maisie Cousins ein Gespräch zwischen ihr und unserer Fotochefin Frederike, in dem Cousins nicht nur über Feminismus, Pornografie und Sinnlichkeit spricht, sondern auch ihre Lieblingsfrucht verrät. maisiecousins.com
Aus der Redaktion Wolfgang: »Rettet mich aus mir selbst!«
Diese und andere verkleidete Gesellen (Deichkind zum Beispiel) traf man auf der Europa-Premiere des Lollapalooza Festivals in BerlinTempelhof. Örtlicher Veranstalter der gelungenen Riesensause sind die Kollegen, die auch das Melt! Festival auf die Beine stellen. Wir ziehen den Hut und bedanken uns für ein wildes Wochenende. Was wir erlebt haben, könnt ihr auf intro.de unter #Lollapalooza nachlesen.
Philip: »Oh Mann, wenn man die Überschrift ›Schildkröte probiert zum ersten Mal Apfelmus‹ liest, weiß man, dass man genug Internet für einen Tag hatte.« Bastian: »Zeit für eine News? Es geht um Einhörner.«
Das traditionsreiche c/o-pop-Fußball-Turnier musste in diesem Jahr leider ausfallen. Dafür trat das Intro-Team, 2014 immerhin Halbfinalist, zu einem Freundschaftsspiel gegen die Mannschaft von Turnier-Chef und Kompakt-Ikone Tobias Thomas an. Intro-Coach Frömberg zeigte sich danach nicht begeistert vom holprigen Spielaufbau und den konditionellen Defiziten. Die Partie ging mit 1:3 verloren. Wenigstens machten sich unsere neuen Trikots gut auf dem Platz. Und nach dem ersten Bierchen konnte Rechtsaußen und Intro-Vertriebschef Dominik Raulf – hier im Bild, das Foto stammt vom Torschützen Christian Hedel – auch schon wieder lächeln.
Senta: »Hab ich heute schon erwähnt, dass ich Word hasse?« Wolfgang: [summt leise] »Word, don’t come easy …« Christian zu Wolfgang morgens um 11:05 Uhr: »Lass besser mal Carsten reden, ich glaub, der ist weniger besoffen als du.«
Inhalt
INHALT #Intro
#Pop
Bilder von: Max Kerstins, Riesenecstasy-Pillen, NK Guy: »Burning Man – Kunst und Kult« 008
Saufen, Sex und Selbstauslöschung: Wanda 034
Musik als Stachel: Nova Heart
012
Thees Uhlmann: Der Tod, ein Honk 014 Die Absurdität des Lebens: John Grant Auftakt mit: PiL, Editors, Kratzen & Beißen, M.D.S., Top 7: Anti-Nazi-Songs, Fettes Brot, Ought, Editors, Cristobal And The Sea, Felidae Trick, Steaming Satellites, Sun Tailor
016
Julia Holter: Mehr Bauch als Kopf 038 Disclosure: No more Muttersöhnchen
040
Die Rampensau vom Balkan: Miss Platnum
042
Cover-Welten: Kakteen 044 Trockenobst-Gangbang: Battles 046 New Order: Alter war kein Hinderniss 048
018
Würste. Und tiefschürfende Fragen: Darkstar 050 Peaches: Der laszive Sound beim Rubbeln 052
#Kultur Ridley Scotts »Der Marsianer«
056
Anton Corbijn über »Life«
058
Neue Filme: Im Kino & auf dem Sofa 060 »B-Movie«: West-Berlin in der Box
062
»Wayward Pines«: Das neue Twin Peaks 063
#Life Reportage: Das größte »Counter-Strike«-Turnier 072 Refugees welcome: Nichts tun ist keine Option 076
#Style Modestrecke: Süpermarkt Steez 082 Mit Schirm, Charme und Melone: Hurts 088 Zurück in der Zukunft 090
#Review Platten vor Gericht 094 Neue Platten: Battles, Bob Moses, Enno Burger, Chvrches, Die Nerven, Editors, Fehlfarben, John Grant, Glen Hansard, HeCTA und viele mehr 096 Impressum / Dein Intro 006
#Preview
Abo 007
Intro empfiehlt 118
Katz & Goldt / Demnächst 130
Kalender 120
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Dein Intro
DEIN INTRO Und wo warst du im Oktober 2005? Intro #132
IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellvertretender Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirector Holger Risse Projektleitung Martin Lippert
Covergeschichte: Im Artikel mit der Überschrift »Das ist
Demokratie« geht es um die Chef-Frage bei Depeche Mode: Martin oder Dave. Dave glänzt mit Abwesenheit. Hä?! War Demokratie nicht mal anders gedacht?! Martin packt aus: »Unglücklicherweise nutzt Dave Interviews manchmal als Therapie-Ersatz (...) Er erzählt Journalisten auch immer viel, um sein Selbstwertgefühl aufzublasen.« Na hoffentlich liest Dave keine deutschsprachigen Musikmagazine. Storys: Mr. Oizo, Moonbootica, The Cardigans, Element Of Crime, Kashmir, Amusement Parks On Fire, International Friendship Society, Shout Out Louds, Robots In Disguise, Turner, Broken Social Scene, Death Cab For Cutie Wichtige Alben: Broken Social Scene »Broken Social Scene«, Kevin Devine »Split The Country, Split The Streets«, Franz Ferdinand »You Could Have It So Much Better«, Gang Of Four »Return To The Gift«, DJ Koze »Kosi Comes Around«, Muff Potter »Von wegen«, Sigur Rós »Takk«, Why? »Elephant Eyelash« Platten vor Gericht: Sieger: Songs Of Green Pheasant – 7,00 / Letzter: Spillsbury – 1,45 Besondere Vorkommnisse: Im Style-Ressort geht es um kleine, einzeln verpackte Musikträger. Klebt man einen von ihnen auf eine Resonanzfläche, ertönt einmalig ein Song. Das Ganze funktioniert mit sogenannten Piezokristallen. Was auch immer es damit auf sich hatte – gegen Apple, Spotify und Co. hatte es null Chance. Schlagzeile des Monats:: Daniel Craig wird Bond-Darsteller +++ Wegen des H5N1-Virus wird die Freilandhaltung von Geflügel verboten +++
Redaktion Senta Best (#Life), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (#Review), Jenny Weser (#Style), Frederike Wetzels (Foto), Kristina Engel (Lektorat), Sermin Usta Redaktionsassistenz Alexandra Heckel Live-Redaktion Carsten Schumacher, Julia Brummert, Thomas Lorber Layout Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber, Eleni Mihailidis Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Philip Fassing, Bastian Küllenberg Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Emanuel Bergmann, Kristof Beuthner, Ada Blitzkrieg, Alex Bohn, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Dominik Bruns, Cay Clasen, Doc Intro, Elisabeth Eberhardt, Valentin Erning, Lars Fleischmann, Lisa Forster, Boris Fust, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Mark Heywinkel, Moritz Honert, Leopold Hutter, Christian Ihle, Ulf Imwiehe, Paula Irmschler, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Sinem Kilic, Dennis Kogel, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger, Astrid Kusser, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Sarah Neuhaus, Nadja Neqqache, Denise Oemcke, Katja Peglow, Kerstin Petermann, Tabea Debora Pringal, Verena Reygers, Philipp Rhenius, Henje Richter, Sven Riehle, Martin Riemann, Felix Scharlau, Christian Schlodder, Simone Schlosser, Frank Schuster, Roman Sobota, Hanno Stecher, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Jan Tölva, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Thomas Venker, Daniel Voigt, Linus Volkmann, Benjamin Walter, Timo Weber, Jan Wehn, Liz Weidinger, Michael Weiland, Holger Wendt, Anke van de Weyer, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff, Marius Wurth Cover Frederike Wetzels Fotos Marcus Becker, Carmen Catuti, Maisie Cousins, Patrick Desbrosses, Albrecht Fuchs, Jonas Holthaus, Alfred Jansen, Daniel Gebhart de Koekkoek, Joseph Wolfgang Ohlert, Conor O’Leary, Jenny Schäfer, Christoph Voy, Dominik Wilzok, Paula Winkler, Getty Images und Pressebildfreigaben Illustrationen Peter Hoffmann, Alexandra Ruppert Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Christina Deutsch PraktikantInnen Isabelle Friedrich, Jeremy Hermes, Carolin Stölting Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41) Abo Lisa Münzenberger (abo@intro.de) Brandmanagement Eike Wohlgemuth Public & Media Relation Claudia Trede (claudia.trede@gemeinsame-sache.net), Michael Gwiozdzik (michael.gwiozdzik@intro.de) Anzeigen & Administration Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12, Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster, Sonja Reitemeier Director Marketing & Sales Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) Marketing & Sales Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: Martin Lippert -17 (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken), David Winter -63 (Head of Digital Sales – Marken, Media), Laura Heinrichs -82 (Marken, Media), Backoffice & Digital Ad Management: Sonja Reitemeier -40 & Sabrina Esser -33 Büro Berlin Sebastian Siegmund +49 30 403670511 (Konzertagenturen & regionale Kunden), Frank Straessner +49 30 403670520 (Marken, Media, Musik) Aktuelle Anzeigenpreisliste Mediadaten 2015 (Nr. 25 aus 12/14) Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900
Wir freuen uns natürlich mehr, wenn wir an dieser Stelle Liebesbriefe an uns vorstellen können, aber dieser kurze InstagramNachricht von uns an »Victoria« musste einfach sein, und deshalb zeigen wir sie nochmal in gedruckter Form. Egal ob mit oder ohne Oscar, ist es einfach schön zu sehen, dass viele diesen Film für so besonders halten, wie wir es tun.
Auch diese Ausgabe war natürlich wieder viel zu klein für all die Themen, die uns am Herzen lagen. Zum Glück kann man das Internet ja nie so recht vollschreiben, deshalb findet ihr auf intro.de weitere Künstlergespräche, zum Beispiel mit Bob Moses (Foto), Petite Noir, Glen Hansard und Holly Golightly, die gerade mit Lawyer Dave ein tolles Album aufgenommen hat.
Termine für Nr. 237 / November 2015. Redaktionsschluss: 02.10.2015; Termin- & Anzeigenschluss: 09.10.2015; Druckunterlagenschluss: 13.10.2015; Erscheinungstermin: 26.10.2015 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-geprüfte Auflage & Verbreitung II. Quartal 2015 Druckauflage: 115.066 / verbreitete Auflage: 112.233 (Durchschnittszahlen) Bezugsquellen Erhältlich an 1.255 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! Proud Member of the Hörstmann Unternehmensgruppe
Abo
#ABO
10 × Intro, 1 × Festivalguide, eine Prämie und jeden Monat eine exklusive Beilage im Heft. Für nur 30,– Euro.* www.intro.de/abo
SPECIALS OKTOBER Gratis für alle bestehenden Abonnenten: exklusive Sticker von Wanda (»Bussi«) & Audiolith (»Deutschland Arschloch«) Gratis für alle Neu-Abonnenten: »Finest Vinyl«-Rabatt-Code: 10%, unabhängig vom Bestellwert, auf Einkäufe bei finestvinyl.de ** em p f o h l e n n vo
DIE ABO-PRÄMIEN, EMPFOHLEN VON INTRO ww
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Bob Moses »Days Gone By«
Hurts »Surrender«
Schnipo Schranke »Satt«
LP – Domino / Rough Trade
CD/LP – Four / Sony
LP – Buback / Indigo
C. Löbbert & M. Lucas »One Hit Wonders«
John Boorman »Zardoz«
Stanley Donen »Saturn 3«
Buch – avant-verlag
BD-Steelbook (Ltd. Ed.) – Koch Media
BD-Steelbook (Ltd. Ed.) – Koch Media
Die Nerven »Out«
B-Movie »Lust & Sound in West-Berlin«
Thees Uhlmann »Sophia, der Tod…«
LP (blaues Vinyl) – Glitterhouse / Indigo
BD – Edel
Buch – KiWi
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Herzensangelegenheit des Monats: Die DoppelCD »Kein Mensch ist illegal« spendet sämtliche Erlöse an Pro Asyl, gibt es deswegen nicht als AboPrämie. Wir bitten euch: Unterstützt das! (Unter Schafen / Al!ve)
Diverse »B-Music« (O.S.T. »B-Movie«)
Ought »Sun Coming Down«
Toshiya Fujita »Lady Snowblood«
CD – Edel
LP – Constellation / Cargo
BD – R.E.M. / Al!ve
Glen A. Larson »Kampfstern Galactica«
Ryan Gosling »Lost River«
Wanda »Bussi«
BD-Steelbook (Ltd. Ed.) – Koch Media
BD – Tiberius
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* Abo-Preise: Inland 30 € (inkl. Prämie), Ausland 35 € (exkl. Prämie), Ausland 42 € (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, danach automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis vierzehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo. ** Solange der Vorrat reicht. Code-Übermittlung erfolgt per E-Mail.
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Seit 16 Jahren werden bombastische Statuen, Tempel und Skulpturen aus Holz in der menschenfeindlichen Wüste Nevadas hingebungsvoll aufgebaut – um sie eine Woche später genauso leidenschaftlich wieder niederzubrennen. Das ist das Burning Man Festival. Die vergänglichen Meisterwerke hat Autor und Fotograf NK Guy eindrucksvoll im Bildband »Burning Man – Kunst und Kult« (Taschen) festgehalten.
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»Eine Japanerin war bereits da und hat jedes Foto mit ihrem Handy fotografiert«, schreibt Künstler, Autor und Wahlberliner Max Kersting am Tag seiner Ausstellungseröffnung, einem Live-Ticker gleich, in die Veranstaltungsgruppe auf Facebook. Kein übler Start! Bis zum 10. Oktober kann man sich »Nie wieder Internet« in der Galerie Pavlov’s Dog in Berlin noch anschauen.
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Der Brite Dean Zeus Colman alias Zeus bringt Graffiti als Kunst auf ein ganz neues Level. Vor allem 3D-Arbeiten sind typisch für den Absolventen des Chelsea College of Art. Aktuell verkauft der Künstler mit der Reihe »Love Is A Drug« vergrößerte, in Handarbeit gefertigte Ecstasy-Pillen mit unterschiedlichsten symbolischen Prägungen: etwa einem Pfund-Zeichen, dem Apple-Logo oder einem Geist.
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#Pop #Nova Heart
Nova Heart
MUSIK ALS AUSBRUCH #Pop — Das bevölkerungsreichste Land der Erde glänzt nicht gerade mit erfolgreichen Pop-Exporten. »China war eigentlich sehr einflussreich auf die weltweite Kunst und Kultur – leider ist das schon 1000 Jahre her«, sagt Helen Feng. Mit ihrer 2011 gegründeten Band Nova Heart versucht sie das zu ändern. Christian Schlodder traf sie in Berlin. Foto: Carmen Catuti
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elen Feng redet schnell. Helen Feng redet viel. Helen Feng hat viel zu sagen. »Ich habe ein großes Mitteilungsbedürfnis, und da mein Umfeld nie genug Geduld aufbrachte, mir zuzuhören, habe ich angefangen, Melodien unter meine Worte zu legen«, sagt sie. Tatsächlich braucht man ihr nur ein Stichwort hinzuwerfen, und sie beginnt mit ihren breiten Ausführungen über chinesische Innenpolitik, Kommunismus, Kapitalismus, Imperialismus, den Orientalismus des 19. Jahrhunderts oder Claude Debussy. Die frühere Moderatorin bei MTV China ist eine kluge und reflektierte Frau, die seit ihrem fünften Lebensjahr Musik macht. »Musik hat mich an einen Punkt geführt, an dem ich meine Sicht auf die Welt und meine Ideen ausdrücken kann. Wenn man so will, ist Musik der Stachel, mit dem ich mein Gift in andere Menschen injizieren kann«, sagt sie ironisch. Die Musik des Trios Nova Heart erinnert an frühere Wave-Pop-Bands und lässt jeglichen chinesischen Einfluss vermissen. »Vieles, was die Leute für typisch chinesisch halten, ist nur Fassade. Was wirklich chinesisch war, wurde größtenteils in der Kulturrevolution zerstört.« Während der politischen Kampagne wurden einmalige Kulturgüter ausgelöscht, dem Land sein kulturelles Gedächtnis genommen, etwa 400.000 Menschen, vor allem aus der intellektuellen Oberschicht, getötet. Auch Fengs Familie litt unter den Repressionen der Kulturrevolution, landete am Ende sogar auf der schwarzen Liste. Es gab Verhaftungen, nahezu alle Erinnerungen in Form von Fotos und Büchern wurden vernichtet. Feng vergleicht ihre Familiengeschichte daher auch mit dem
aktuellen Zustand der chinesischen MusikSzene: »Es ist wie ein Haus voller Erinnerungen, das man in den Flammen verliert. Man kann immer wieder in der Asche wühlen und wird trotzdem nichts finden. Um etwas zu erschaffen, hat man also nur die Wahl, die Asche zusammenzutragen oder den Blick nach außen zu richten. Gerade macht die chinesische Kunstszene diesen Prozess durch. Sie sucht nach ihrer Seele in einem bis auf die Grundmauern niedergebrannten Haus.« Das Land tritt allmählich aus der Asche seiner Fehler der Vergangenheit. Helen Feng beziehungsweise Nova Heart stehen bereits
an der Speerspitze einer neuen IndependentKultur, die ihre Zentren in Peking und Shanghai hat. Mit ihrem gerade erschienenen selbstbetitelten Album wollen die drei nun heraus aus der Untergrund-Nische. Die Zeichen stehen gut, dass sie bald mehr als nur ein Geheimtipp sein könnten. Im Juni waren sie bereits auf dem Glastonbury zu Gast, im Oktober stellen sie sich dem deutschen Publikum vor, begleitet von Shao Yanpeng alias Dead J, einem der spannendsten ElectroKünstler Chinas. Helen Fengs Pläne sind aber noch größer: »Ich möchte etwas Einzigartiges schaffen. Etwas, das Jahrhunderte überdauert. Etwas, das die Grenzen ein wenig verschiebt. Etwas Intelligentes, ohne dabei blind dem dummen Ziel ewigen Ruhms hinterherzujagen. Ich möchte mit meiner Musik ausbrechen.« — Nova Heart »Nova Heart« (Staatsakt / Caroline / Universal), Intro empfiehlt die Tour vom 11. bis 13.10.
DAS SEAT CUPRA CAMP SO WAR DER FESTIVALSOMMER 2015 MIT SEAT!
In diesem Festivalsommer konnten sich ein paar glückliche Gewinner auf ein Festivalerlebnis der besonderen Art freuen. Im SEAT CUPRA CAMP gab es dank des genialen Line Ups von RaR und RnH nicht nur etwas auf die Ohren, es wurde auch für Gänsehaut, Adrenalin und Dauergrinsen gesorgt. Los ging’s Anfang Juni bei Rock am Ring. Das Wetter hat es den Festivalfans in Mendig nicht leicht gemacht, den CUPRA Campern jedoch konnte das egal sein. Sie waren in kleinen, eigenen Bungalows untergebracht und vor den Wetterkapriolen geschützt. Im CUPRA CAMP ging das Festivalwochenende bereits am Donnerstag mit einem Barbecue und einem Akustik-Konzert von Singer/Songwriter Honig am Lagerfeuer los. Auch die DONOTS sind mal kurz vorbei gekommen, bevor sie am Freitag das Festival auf der Mainstage offiziell eröffneten. Neben dem umfangreichen Konzertprogramm beim Rock am Ring durften die Gewinnerinnen und Gewinner den neuen, 280 PS starken SEAT Leon ST CUPRA*, beim Fahrsicherheitstraining auf Herz und Nieren testen. Um den Auftritt der DONOTS, die übrigens auch SEAT Markenbotschafter sind, auf keinen Fall zu verpassen ging’s danach mit dem Helikopter zurück zum Festivalgelände. Auch die CUPRA Camper beim Rock’n’Heim konnten sich über ein ganz besonderes Festivalwochenende freuen. Sternehotel statt Camping, Gourmetessen statt Gaskocher – das SEAT CUPRA CAMP bei Rock’n’Heim garantierte ein Festivalerlebnis der besonderen Art. Bevor es am Sonntag zum »One Day Flash« auf dem Hockenheimring ging, gab es bereits am Samstag ein Fahrsicherheitstraining um den 280 PS starken SEAT Leon ST CUPRA* in allen Facetten zu testen. Wer nicht zu den glücklichen Gewinnerinnen und Gewinnern des CUPRA CAMPS gehörte, konnte aber dank SEAT auch so ein buntes Festivalprogramm genießen: Beim Rock am Ring wurden die Festivalfans bei einer Taxifahrt in den SEAT CUPRA Modellen ordentlich durchgeschüttelt. Beim SEAT CAR-A-OKE konnten sie dann ihre Gesangskünste unter Beweis stellen und schauen ob sie das Zeug zum echten Rockstar haben. Das war’s mit SEAT und dem Festivalsommer 2015! Weiter geht´s in 2016!
*SEAT Leon ST CUPRA 280 2.0 TSI Start&Stop DSG, 206 kW (280 PS) Kraftstoffverbrauch: innerorts 8,5, außerorts 5,5, kombiniert 6,6 l/100 km; CO2-Emissionen: kombiniert 154 g/km. SEAT Leon ST CUPRA 280 2.0 TSI Start&Stop, 206 kW (280 PS) Kraftstoffverbrauch: innerorts 8,9, außerorts 5,6, kombiniert 6,8 l/100 km; CO2-Emissionen: kombiniert 158 g/km.
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#Kultur #Thees Uhlmann Überhaupt wirkt dein Roman, als hättest du die eher bedrohliche Idee der letzten Reise an der Seite des Todes als Startpunkt genommen und diese Idee dann konsequent und mit knochentrockenem Humor zu Ende erzählt. War es so?
Ich hatte so drei, vier Ideen, die ich meinem engsten Vertrautenkreis und meiner Lektorin vorgelegt habe, und alle meinten, die mit dem Tod sei die beste. Dann habe ich diese deppige Idee durchgeritten, und es hat einen Heidenspaß gemacht. Vor allem, weil ich den Tod mal nicht als etwas Bedrohliches gezeichnet habe, sondern einfach als netten Honk. Als einen Typen, der zum Beispiel zum ersten Mal besoffen ist.
Du hast bisher Kolumnen geschrieben, Intro-Artikel, Tomte-Lieder, Linernotes, Solo-Songs – war ein Buch der nächste logische Schritt?
Die Frage, ob man als Musiker Bücher schreiben muss, kommt jetzt natürlich stän- »Das dig. Aber was soll die- Schreiben ses Kopfgeschwurbel hingegen, darüber? Am Ende sind wir einfach Er- gerade im finder. Wir erfinden Winter, war »Das Mädchen von ganz schön Kasse 2« oder »4 »Game Of Stunden vor Elbe 1«. Vielleicht ist das alles Thrones«gar nicht so weit von- mäßig.« einander entfernt. Wie groß war denn die Umstellung auf das Langstreckenschreiben?
Thees Uhlmann
RUMSITZEN MIT DEM TOD #Kultur — Bücher schreibende Musiker sind eine Sache für sich. Nun debütiert auch Thees Uhlmann mit einem Roman über den Tod. Kann das gut gehen? Um es im Zungenschlag seiner Heimatstadt Hemmoor zu sagen: Jau! Daniel Koch traf den Song- und nun auch Buchschreiber in Berlin. Foto: Patrick Desbrosses
Es ist das erste Mal, dass ich über 300 Seiten durchgepeitscht habe. Das Gefühl beim Schreiben ist schon anders als beim Musikmachen. Man kommt ja sonst schnell in diesen Bandmodus. Das Schreiben hingegen, gerade im Winter, war ganz schön »Game Of Thrones«mäßig. Man ist allein, oben in der Wohnung ist das Fenster auf wegen Rauchen, unten die Heizung auf fünf. Da kam ich schon oft ins Schwimmen, weil ich zumindest am Schreibtisch mein eigenes Korrektiv sein musste. Ich habe jetzt großen Respekt vor allen Autoren, Mal ehrlich: Wer ein solch heiteres Buch die das über Jahre machen. über den Tod schreibt, muss doch eine Scheißangst vor ihm haben, oder nicht?
Also schon eher schwere Geburt als Sonntagsspaziergang?
Nein, ich habe keine Angst vor dem Tod, aber ich würde gern immer leben. Ich denke wahnsinnig viel drüber nach, gerade im Zusammenhang mit meiner Mutter, die mir sehr wichtig ist. Wie werde ich damit umgehen, wenn sie mal stirbt? Wie krass wird das alles ändern? Aber abgesehen davon finde ich das Leben einfach immer noch zu witzig, auch wenn es manchmal nervt. Lebensmüde bin ich also nicht. Und aufgrund meiner Biografie – mit der Krankheit meines Vaters – war der Tod sozusagen immer bei uns zu Gast. Nicht als Bedrohung, der saß bei uns am Tisch eben so rum.
Es wäre natürlich geil, wenn ich jetzt sagen könnte: »Ach, dieses Buch hat schon immer in mir geschlummert. Easy.« Scheißdreck! Das Ding war so überlebensgroß, dass ich es alleine nie hingekriegt hätte. Es wäre deshalb auch Betrug am Buch gewesen, wenn ich zum Beispiel nicht explizit meiner Lektorin Kerstin Gleba gedankt hätte. Auch mein Label-Kollege Rainer Ott und mein Produzent Tobias Kuhn haben dafür geblutet. Die haben mir immer wieder gesagt: »Du schaffst das.« Aber eben auch: »Uhlmann! Erst neue Platte, wenn das Buch fertig ist!«
Das trifft den Charakter im Buch eigentlich ganz gut. Da sitzt der Tod ja auch oft am Tisch rum. Oder auf der Badewannenkante.
— Thees Uhlmann »Sophia, der Tod und ich« (Kiepenheuer & Witsch, 320 S., € 18,99) — Auf Lesereise vom 05.10. bis 29.01.
NISSE Neuer Spotlight-Künstler bei Spotify Nisse hat zweifellos genug erlebt, um ein Dutzend Alben zu füllen: Im Süden Hamburgs ist er aufgewachsen, hat lange Zeit in England gelebt und später neben Jobs im Hafen der Hansestadt nächtelang an Songs gebastelt. In Nisses Liedern spürt man diese Rastlosigkeit und die vielen Umwege, die er gehen musste. Er bringt deutschsprachigen R’n’B mit Electro zusammen und hebt dieses eigentlich längst überlaufene Genre auf ein neues Level. Immer an seiner Seite: Sein Vorbild Michael Jackson, der Disco und Funk in seine Welt aus Rap und Soul brachte. Mit düsteren Melodien und bittersüßen Texten hält Nisse die Balance zwischen tragischer Melancholie und romantischen Liebesliedern. Doch trotz der sehr persönlichen Texte bleibt Nisse gerne auf Abstand. Spotify hat dieses Talent zu seinem »Spotify Spotlight«-Künstler erkoren. Sein Anfang September erschienenes Debütalbum »August« gibt es natürlich auf Spotify kostenfrei zu hören. Außerdem gibt es nur auf Nisses Spotify-Künstlerprofil den exklusiven Alex Lys-Remix zu der Single »Herz auf Beat«.
„August“ by Nisse
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#Pop #John Grant
John Grant
LIEBEN LERNEN #Pop — Bärtige Songwriter gibt es viele. Einen wie John Grant nur einmal. Der ehemalige Frontmann der Czars thematisiert in seinem Solowerk seine HIV-Erkrankung, seine Homosexualität und seine Ängste – mit einer Samtstimme, einer Tiefe und einem Humor, die ihresgleichen suchen. Annett Bonkowski sprach mit ihm über sein neues Album »Grey Tickles, Black Pressure«. Foto: Joseph W olfgang Ohlert
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iefgründigkeit und Humor liegen im Werk des Songwriters John Grant nahe beieinander. Besonders Humor ist innerhalb seiner Texte für ihn zu einem Instrument geworden, mit dem er die Absurditäten des Lebens bewältigt. Vielleicht kommt es nicht von ungefähr, dass Grant im Zuge der Entstehung seines dritten Albums ausgerechnet von den Worten des Komikers und Monty-PythonMitbegründers John Cleese beeindruckt wurde: »Mein Freund hat mir seinen Vortrag über die Kreativität empfohlen. Darin spricht Cleese davon, wie man sich bewusst der Kreativität öffnen kann und nicht auf die Muse warten muss, die einen küsst. Diese Erkenntnis war sehr hilfreich für mich.« Im Studio fühlte sich Grant sogar dazu beflügelt, seine Arbeitsweise radikal zu ändern, wie
er uns stolz verrät: »Ich habe mich absichtlich darauf eingelassen, alles in nur einem Monat aufzunehmen, obwohl ich genau wusste, dass es sehr schwer für mich werden würde.« Das wohl wichtigste und zugleich befremdlichste Werkzeug für die Umsetzung seines Plans blieb dabei die Disziplin: »Ich habe nie gelernt, diszipliniert zu sein. In meiner Jugend fühlte »In meiich mich lange als min- ner Jugend derwertiger Mensch. fühlte ich Ich dachte, es gäbe keinen Platz für jemanden mich lange wie mich in der Gesell- als minder schaft, und litt jahrelang wertiger unter Angstzuständen, Mensch. Ich die mich teilweise immer noch plagen. Ins- dachte, es geheim wusste ich da- gäbe keinen mals schon, dass dieser Platz für Zustand darauf zurückjemanden zuführen war, dass ich mit meiner eigenen Se- wie mich in xualität und meinem Ich der Gesellnicht fertig wurde.« schaft« Die Flucht in Alkohol und Drogen hat der mittlerweile cleane Musiker zum Glück hinter sich gelassen. Biblische Referenzen in Versform umrahmen als Intro und Outro die neuen Songs jenes Mannes, der in einem tief religiösen Umfeld aufwuchs und nun das christliche »Hohelied der Liebe« zitiert: »Anfangs wird in den Versen das Idealbild der Liebe beleuchtet. Danach folgt meine eigene Realität, die von Sucht, Begierde und Hass, aber auch von positiven Dingen geprägt war. Ich wollte in den neuen Songs die Liebe feiern, weil ich lange glaubte, dass ich nie fähig sein würde, zu lieben oder mich lieben zu lassen.« Seine Unangepasstheit und die bewundernswerte Offenheit, die er sowohl musikalisch als auch im Gespräch an den Tag legt, zeugen vom starken Willen Grants, sich nicht unterkriegen zu lassen. Monty Python mögen »The Meaning Of Life« vergeblich suchen, Grant kommt ihm auf »Grey Tickles, Black Pressure« ein Stück näher. — John Grant »Grey Tickles, Black Pressure«
(Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 09.10.15)
P R O M OT I O N
JOACHIM BALDAUF ÜBER »A CURVED EXHIBITION« Joachim Baldauf, sie haben im Bikini Haus Berlin mit »A Curved Exhibition« eine von Samsung präsentierte Ausstellung mit Instagram-Fotografie kuratiert. Was interessiert sie an diesem Format? Grundsätzlich bin ich immer an neuen Dingen interessiert. Das war bei digitaler Fotografie schon so. Ich war einer der ersten deutschen Modefotografen, der digital gearbeitet hat. 1999 haben sich Zeitschriften und Werbekunden noch geweigert, digitale Fotos zu veröffentlichen. Digitale Fotografie war zu dieser Zeit noch Experiment. Ähnlich ist es jetzt mit Instagram. Die Fotografie auf dieser Platt-
form wird oft noch als Amateurfotografie wahrgenommen. Ich sehe das anders. Die Grenzen werden immer fließender. Und das ist gut so. Das akademische, hierarchische System wird aufgelöst. Nach welchen Maßstäben haben sie die Fotos ausgewählt? Da bin ich ganz klassisch kuratorisch vorbegangen: Optische und technische Qualität, Bildaussage. Präzision im Bezug auf die Themenstellung. Ausstrahlung des Motivs und fotohistorische Relevanz. Gibt es unter den Arbeiten ein (heimliches) Lieblingsbild?
Das gibt es natürlich immer. Ich mag die Quallen sehr. Das Bild hat mich berührt. Auf Instagram selbst hat ein Foto im Feed meist nur ein bis zwei Sekunden Zeit, die Aufmerksamkeit eines Nutzer zu bekommen und geliked zu werden. Was hat das für Auswirkungen auf die Fotografie selbst? Wird sie »emotionaler«? Definitiv. Sie wird nicht nur emotionaler, sondern auch ikonografischer. Sie zielt mehr und mehr auf einfachere Reize ab und ist dadurch weniger subtil und naiver. Das ist wertfrei. Weder besser noch schlechter. Jede Veränderung ist gut. Jede Bewegung schafft Fortschritt.
#Pop
Mein Song und seine Geschichte
PIL »THIS IS NOT A LOVE SONG« #Pop — Endlich selbstbestimmt, weil freigekauft von der ehemaligen Plattenfirma, hat John Lydon dieser Tage die nach eigener Einschätzung bislang beste PiL-Platte aufgenommen. Ob er mit »What The World Needs Now« einen Hit landen kann, wird sich zeigen. Ihren bisher größten Erfolg hatte die Band im Jahr 1983. Schon damals schrieb Lydon über seine Beziehung zum Label. Titel des Hits: »This Is Not A Love Song«.
D
er Song entstand, als ich in eklatanten finanziellen Schwierigkeiten mit meinem Plattenlabel steckte. Wir haben damals ziemlich schwer geschuftet, um mit so wenig Geld wie möglich so viele Backing-Tracks wie möglich hinzubekommen. »This Is Not A Love Song« war einer davon. Ich fand, dass das Stück großes Potenzial hat, aber natürlich war die Plattenfirma anderer Auffassung. Also wurde der Song nur in Deutschland und Japan herausgebracht. Allerdings verkaufte er sich so schnell so schockierend gut, dass sich das Label mehrere Monate später doch dazu entschloss, den Song auch in England zu veröffentlichen. Es hat etwas Ironisches, dass »This Is Not A Love Song« am Ende ein großer kommerzieller Erfolg wurde. Aber ich denke nicht, dass es dem Label um die Aussage ging. Dadurch, dass sie unsere Einnahmen und Ausgaben überprüften, versuchten sie die Kontrolle darüber zu behalten, in welche musikalische Richtung ich mich bewegte. Natürlich wollten sie, dass ich zurück zum Sound der Sex Pistols gehe – was zu diesem Zeitpunkt absolut absurd gewesen wäre. Für Vordenker wie mich war und ist das Verhältnis zur Musikindustrie ohnehin ziemlich schwierig, weil die Industrie immer ziemlich lange braucht, um neue Ideen zu verarbeiten. Wenn die so weit sind, verpflichten sie Bands, die nur noch das imitieren, was du ein Jahr zuvor gemacht hast. Das Konzept eines Kompromisses stand nie auf meiner Agenda. Für so etwas bin ich einfach nicht der Typ. Das hätten sie natürlich wissen müssen, schon als
sie die Sex Pistols unter Vertrag genommen haben. »This Is Not A Love Song« haben wir stückchenweise an verschiedenen Orten aufgenommen. Alles ganz spontan, weil wir nicht viel Geld ausgeben durften. Es hat einige Anläufe gebraucht, um das Stück dann vernünftig hinzukriegen. Ich war damals wirklich in einem düsteren Zustand, es herrschte ein wahnsinniger Druck, ich stand kurz vor einem Zusammenbruch. Das Geld war wirklich unfassbar knapp. Und mittendrin schrieb ich diesen, wie ich finde, ziemlich fröhlichen Song. Ich wollte einfach nicht, dass der ganze Stress mit dem Label auf die Musik abfärbt. Wir spielen den »Love Song« auch heute noch oft. Am liebsten in Japan. Dort können die Leute alle Texte auswendig, das finde ich bewundernswert. Sehr amüsant finde ich, was dann mit den Betonungen passiert! Ich bin dort immerhin als »Johnny Lotten« bekannt. Von »This Is Not A Love Song« gibt es viele Cover-Versionen – manche sind gut, einige ziemlich mies. Anstatt die Schlechten zu spielen, würde ich dazu raten, sich das Original anzuhören. Anderer- seits haben wir mit den Sex Pistols oft »No Fun« von The Stooges gecovert. Wir fanden uns gut, aber ich denke, Iggy war von unserer Version damals auch nicht sonderlich begeistert. Text: Lena Ackermann — PiL »What The World Needs Now« (Pil Official / Cargo)
This Is Not A Love Song This is not a love song This is not a love song This is not a love song Not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song Not a love song This is not a love song Happy to have and not to have not Big business is very wise I’m crossing over into e-enterprize Not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song Not a love song, I know I’m going over to the other side I’m happy to have and not to have not Big business is very wise I’m inside free enterprise This is not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song Not a love song I’m adaptable, I’m adaptable I’m adaptable and I like my new role I’m getting better and better And I have a new goal I’m changing my ways where money applies This is not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song Not a love song This is not a love song Not a love song Now are you ready to grab the candle? That tunnel vision, not television Behind the curtain, out of the cupboard You take the first train into the big world Now will I find you, now will you be there? Not a love song Not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song This is not a love song Not a love song This is not a love song This is not a love song Not a love song This is not a love song Not a love song Not a love song Not a love song
Foto: Ebet Roberts / Getty Images
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Drei Fragen an
Editors
#Pop — Lena Ackermann hat Tom Smith und Russel Leetch in Berlin getroffen und mit ihnen über Anfänge, Falsettgesang und das fünfte Editors-Album »In Dream« gesprochen. Vor zehn Jahren habt ihr euer erstes Album veröffentlicht. Könnt ihr euch noch an eure Anfänge erinnern?
T: Ach, das ist doch alles schon furchtbar lange her. Sonderlich viel hat sich trotzdem nicht verändert. R: Wir machen heute eigentlich immer noch genau dasselbe: Proben, Promo, Gigs. »In Dream« ist die erste Platte, die ihr ohne euren Gitarristen Chris Urbanowitcz aufgenommen habt. Wie war es, jemanden zu verlieren, der von Beginn an in der Band war?
T: Es zwar ziemlich hart. Eine sehr schwierige, zermürbende Zeit für uns alle. Es war schrecklich, ihm sagen zu müssen, dass wir mit ihm nicht mehr weitermachen können.
Aber nachdem wir die Entscheidung getroffen hatten und Justin Lockey und Elliot Williams zur Band gekommen waren, konnten wir mit ganz neuer Kraft und Kreativität an unsere Musik herangehen. Die Meinungen zu eurem letzten Album waren gespalten. Das lag unter anderem auch an Toms neu entdeckter Passion für den Falsettgesang, von dem es jetzt noch mehr zu hören gibt.
T: Mit der Band versuchen wir, offen zu sein, Experimente zuzulassen und uns treu zu bleiben. Nicht jeder mag meine hohe Stimme. Aber wenn du meinen Namen googelst, findest du einen Eintrag, in dem ich als Sänger mit dem weitesten Stimmumfang der englischen Pop-Geschichte geführt bin. R: Kate Bush ist nur auf Platz acht gelandet! — Editors »In Dream« (PIAS / Rough Trade / VÖ 02.10.15) Auf Tour vom 02. bis 29.11.
#Redaktionstipp
Limbo
Ich muss gestehen, dass der Reiz von »Limbo« im Sterben liegt. Ganz wörtlich: Der Junge, den man zum Beispiel auf dem iPad durch dieses jenseitige Schattenspiel navigiert, wird mal geköpft, mal ertränkt oder aber – der schönste aller »Limbo«-Tode – vom Bein einer Riesenspinne aufgespießt, abgeschüttelt und weggeschleudert. Das alles ist dermaßen simpel und schön animiert, dass man es sich immer wieder gerne anschaut und sich dabei am eigenen Leben erfreut. Neu ist »Limbo« mitnichten, trotzdem wollte ich es euch noch mal ans schwarze Herz legen. Infos gibt’s auf playdead.com. Daniel Koch (Chefredakteur)
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#Pop #Life
Ought
DAS SCHÖNE AM STREITEN #Pop — Engagiert, demokratisch und ständig unterwegs – das sind Ought. Valentin Erning erwischte die Post-PostPunker aus Montréal per Handy im Tourbus und lernte ihren bedingungslosen Teamgeist kennen. Eines muss man Ought lassen: Sie sind konsequent. Selbst widrigste Umstände lassen das Quartett nicht von seiner obersten Maxime abweichen. »Everyone’s in the band« lautet die und verpflichtet offensichtlich auch dazu, Telefonate in einem munter von Funkloch zu Funkloch tuckernden Tourbus gemeinschaftlich zu führen, sprich: den Hörer nach
Mach’s dir selbst #6 Burger-Branding #Life — Jaaa, der deutsche Bürger liebt Burger. Mit Beef, ohne Gurke, vegan, schwarz-weiß, glutenfrei oder mit Soja-Hack. Hauptsache, Inneneinrichtung und Name sind geil. Dass solcherlei Burgerläden erfolgreicher sind als stinknormale Frittenbuden, liegt vermutlich weniger am leckeren Essen, sondern an der Mitarbeiter-Ausstattung: Hipster-Hütchen, Band-Shirt, Stern-Tattoo am Ellbogen, und ganz wichtig: viel Bart. Liebe Burgerläden-Chefs: Wie wär’s, die matschigen Brötchen gleich mitzubranden? So haben die Gäste das Gefühl, Teil der individuellen Coolness zu sein. Lecker oder nicht ist dann doppelt egal. Aufwand und Kosten sind überschaubar: 3 m Draht und ein paar Mitarbeiter genügen. Fertig! Illustration: Peter Hoffmann
Lust und Laune weiterzureichen. »Sorry, aber dieses System musst du jetzt aushalten«, lacht Schlagzeuger und Violinist Tim Keen, der als Australier die größte Wegstrecke ins kreative Hauptquartier der Auswanderer-Band zurückzulegen hatte. Ja, Teamwork ist alles im Ought-Organismus – größte Stärke und größtes Hindernis zugleich. »Wir haben unsere Ideen noch nie unter einen Hut bekommen. Unsere künstlerischen und ästhetischen Vorstellungen sind viel zu verschieden.« Das mache jede Session langwierig und außerordentlich anstrengend. Ein untrügliches Indiz für Produktivität, auch in Bezug auf Oughts zweites Album »Sun Coming Down«: »Am Ende schlägt man Wege ein, von denen man nicht einmal geahnt hatte, dass es sie gibt. Mit Meinungsverschiedenheiten zu arbeiten ist einfach viel interessanter!« Wohl auch deswegen zählen die GY!BE-Labelgeschwister zu den spannendsten Auswüchsen der dicht gesäten Montréaler DIY-Community. Geeint durch die Demos von Québec 2012 – man ging seinerzeit zu Zehntausenden gegen die Erhöhung der Studiengebühren auf die Straße –, haben Ought eine gewisse Protesthaltung unlängst verinnerlicht. Bassist Ben: »Wir sind Typen, die hinschauen und sich Gedanken machen. Ausgeschlossen, dass das nicht auch unsere Musik antreibt.« — Ought »Sun Coming Down« (Constellation / Cargo)
#Kratzen & Beißen
Gegen den Säxit
Illustration: Alexandra Ruppert
#Life – Die schnarchnasige Wochenzeitung Die Zeit wollte mal polemisieren und stellte den Wunsch nach einem Säxit in den Raum. Seitdem stellt dieser müde Witz ein ganzes Bundesland unter Generalverdacht, Teil des Packs zu sein. Daniel Koch will das Wort hier zum letzten Mal lesen, klaro?! Ein paar Dinge vorweg: Nein, ich komme nicht aus Sachsen. Und nein: Ich will in keiner Weise jene empathielosen Arschlöcher verteidigen, die sich in Dresden, Freital, Meißen und Heidenau vor geflüchtete Menschen stellen und sie anbrüllen, doch wieder in ihr Bürgerkriegsland zu verschwinden. Und ja, ich weiß, dass der Säxit-Text eine Polemik war. Trotzdem regt er mich noch heute auf, weil aus diesen Zeilen wieder jene überhebliche Arroganz spricht, die man oft bei Schreibenden findet, die aus ihrer kleinfeinen, dezent rot gefärbten, bedächtig linksdrehenden Milieublase Weltoffenheit predigen und dann selbst zu engstirnigen SchwarzWeiß-Sehern werden. Natürlich gibt es Regionen in Sachsen, in denen sich die Nazis eingenistet haben, und natürlich sind viele Szenen aus den genannten Orten regelrecht ekelerregend. Dieser Realität kann man sich nicht verschließen. Aber es ist eben eine Scheißidee, des Witzes wegen ganz Sachsen aufzufordern, doch bitte zu verschwinden. Damit stempelt man eben nicht nur all seine Einwohner ab, sondern schlägt auch jenen ins Gesicht, die sich in Problemregionen engagieren oder die sich nicht vom rechten Gewäsch ködern lassen. Auch gegenüber Städten wie Leipzig, das von junger, alternativer Kultur geprägt ist, oder Dresden, wo es zumindest in der Nordstadt auch bunte Ecken gibt, ist dieser Säxit-Scheiß eine Beleidigung. Und überhaupt: Was soll diese Front, die auch noch an Landesgrenzen festgemacht wird? Es geht hier nicht um »die Guten« (also Die Zeit-Leser) gegen die Sachsen. Die Losung muss immer noch und immer wieder heißen: Kein Fußbreit den Faschisten! Statt in einem Artikel zu lästern und aufzuhetzen, sollte es journalistische Pflicht sein, zu fragen, warum es die in Sachsen regierende CDU vielen rechten Kräften anscheinend so kuschelig macht. Statt über den Säxit zu schwadronieren, sollte man immer und immer wieder den Pegida-Vögeln argumentativ entgegentreten. Statt Sachsen den Nazis zu überlassen, sollte man entweder hinziehen oder zumindest jeden Punk feiern, der die Eier hat, dort zu bleiben. Oder jede Organisation fördern, die dort Flüchtlingen hilft, in einer Region, in der das eben nicht die gerade vorherrschende Meinung ist. In diesem Sinne – wenn es nach mir geht, habe ich dieses fürchterliche Wort Säxit in diesem Text zum letzten Mal gelesen.
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#Style #Pop
Schatzparade
DINGE, DIE DICH WOLLEN #Style – Intro sammelt jeden Monat nerdige Schätze für insgesamt unter 100 Euro – aus dem Internet und der echten Welt.
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#Pop — Als Gegenpol zu den auf Hochglanz und Mainstream getrimmten Kampagnen der Plattenlabels entwickelt sich in den 80ern eine subversive Poster-Bewegung. Im Dunstkreis von Sonic Youth oder The Melvins gestalten Künstler wie Frank Kozik die oft ironischen und vorlauten Poster in kleiner Auflage vor allem für eine Zielgruppe: die echten Fans. Der internationale Hype kulminiert 2000 in der ersten Flatstock Poster Convention, die auf vielen Musikfestivals wie dem SXSW mittlerweile fester Bestandteil ist. Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg widmet der Kunst der Konzertplakate nun die erste Ausstellung dieser Art auf europäischem Boden. Unter den rund 140 Siebdrucken sowie zahlreichen kleineren Drucken sind auch teils streng limitierte und handsignierte Arbeiten, die regelrechte Sammlerobjekte sind. — Museum für Kunst und Gewerbe, »Poster Rock«, bis 01.11.15
HOLLYWOOD VAMPIRES »HOLLYWOOD VAMPIRES« #Pop – Ruhe im Saal, jetzt fällt der Hammer. Linus V olkmann rechnet jeden Monat mit einem besonderen Endmonster von Album ab. Dieses Mal trifft es komische Greise. Alice Cooper huldigt verstorbenen alten Rockstars durch lebende alte Rockstars – und Johnny Depp spielt Gitarre. Hashtag #Weihnachtsgeschenk-fuer-Gerhard-Schroeder-steht. Fakt
Fazit
Hollywood Vampires, das ist eine Meta-Supergroup. Dazu muss man wissen: In den 70ern trafen sich in L.A. im Loft eines exklusiven Clubs Rockstar-Buddies wie Ringo Starr, Keith Moon, Alice Cooper, Marc Bolan ... Selbst John Lennon schaute rein, wenn er in der Stadt war. Es ging dort ums Saufen – bis zum Morgengrauen beziehungsweise bis zum Untergang. Zu Ehren dieses Beisammenseins und all der verstorbenen Partykumpanen greift Alice Cooper den Namen 2015 wieder auf. Und stellt ihm mit aktuell abgehalfterten Rockstars eine Band an die Seite.
Songs wie »My Generation«, »Jeepster« oder »Whola Lotta Love« klingen in dieser Form überraschend nach Garage, erstaunlich heavy. Doch bei Hollywood Vampires greift letztlich eine Rock’n’Roll-Faustregel: Die Abwesenheit von Frauen bei gleichzeitiger Anwesenheit von Dave Grohl zeichnet kein cooles Projekt aus. Im Gegenteil.
Verhandlung
Was derart nostalgisch klingt, ist in Wahrheit noch nostalgischer. Opas Klassiker aus einem Land vor unserer Zeit erleben ihren vierzigsten, na ja, Frühling kann man das alles wohl nicht mehr nennen ... Aber hey, immerhin ist es volkswirtschaftlich vorbildlich, wenn Rockrentner wie Paul McCartney von den Beatles (nie gehört) oder Joe Perry von Aerosmith (wer soll das sein?) nicht ihre GEMA-Schätze aufzehren, sondern einfach weiter zur Arbeit gehen.
— Hollywood Vampires »Hollywood Vampires« (Universal / VÖ 11.09.15)
alt-J
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#Pop
Schlager hören mit
FETTES BROT Mary Roos »Hamburg im Regen« Björn Beton: Das Regenplätschern
am Anfang ist definitiv original. So klingt Hamburg im Regen. Doktor Renz: Mary Roos ist eine tolle Frau. Ich habe mich erst letztens sehr darüber amüsiert, wie sie sich mit Ina Müller in deren Show einen reingelötet hat. Eine große Sängerin ist sie auch. Sie hat diesen Schmelz in der Stimme. König Boris: Fun-Fact: Wusstet ihr, dass sie die einzige deutsche Künstlerin war, die in die originale »Muppet Show« eingeladen wurde?
Helene Fischer »Atemlos« BB: Dazu würde ich jetzt gern
Autoscooter fahren. KB: Ich glaub ihr kein Wort. Die war noch nie in einem Club, in keiner Stadt. BB: Ich sehe noch immer einen Autoscooter vor mir. In der Ferne, in einer Kleinstadt, auf einem Schützenfest neben dem Sportplatz. DR: Und hinter dem Bierzelt wird dann geschnackselt ...
#Pop — Das haben sich die Brote selbst eingebrockt: Singen auf ihrem aktuellen Album »Alle hörn jetzt Schlager, da wird man ja zum Schläger«. Klar, dass wir Arschnasen das aufgreifen und sie zum gemeinsamen Schlagerhören verdonnern. Rabiat wurden Björn Beton, Doktor Renz und König Boris dabei jedoch nicht. Im Gegenteil: Sie wissen ganz genau, dass es auch gute Schlager gibt – und die aktuellen meistens scheiße klingen. Sorry, Helene ... Interview: Sermin Usta. Foto: Dominik Wilzok Freddy Quinn »Wir«
BB: Das ist ein Song, der mich seit
BB: Das hat eher mit dem Text zu
tun. Der ist so derbe konservativ. ein paar Jahren begleitet. Ich habe KB: Bei dem Lied krieg ich den vor Kurzem meinen Bandka- Angst, da schlag ich die Hacken meraden empfohlen. Dieser Text zusammen. lässt mich nicht los: »Ihr lungert herum in Parks und in Gassen / Wer kann eure sinnlose Faulheit Manfred Krug nicht fassen? WIR! WIR! WIR!« »Du sagtest leider nur Das ist erstaunlich Pegida’esk auf Gute Nacht« ‘ne Art, findet ihr nicht? Ich weiß zu wenig über Freddy Quinn, als BB: Die Krug-Platten aus den 70erdass ich ihm was in der Richtung Jahren haben wir schon vor lanunterstellen könnte. Ich habe nur ger Zeit entdeckt. Irrsinnig gut. mal gelesen, dass man bei einer Wahnsinnig stark getextet. Hausdurchsuchung bei ihm meh- DR: Er ist auf seine eigene Art rere scharfe Waffen gefunden hat. auch ein großartiger Sänger. Den Fun-Fact kann diesmal also Kein Virtuose – im Gegenteil, ich beitragen. man hört manchmal, wie er sich DR: Aber das kann man über Ice für eine Melodie und eine TonlaCube auch sagen. Das lässt keine ge quälen muss, aber genau das Rückschlüsse zu, ob die Musik kommt bei mir im Herzen an. Man jetzt Pegida’esk ist. muss aber auch die Musik lobend
hervorheben. Die haben damals viel Marvin Gaye und andere Soulsachen gehört. BB: Das wollt ich gerade sagen. Mit Schlager hat das außer den deutschen Texten gar nix zu tun. Das ist tolle Soulmusik, und ich kann jedem empfehlen, diese Platten zu hören. Bei manchen Liedern bricht man in Tränen aus.
France Galle »Das war eine schöne Party« DR: Mag ich komischerweise auch.
Das ist eine Französin, oder? KB: Das ist doch im Original französisch, oder? DR: Das machte man damals komischerweise so. Dieser andere große Schlagerstar, Johnny Cash, hat doch auch mal Deutsch gesungen.
Mehr Informationen und Tickets unter fourartists.com BB: Gefällt mir nicht. KB: Das könnte man auch im
KB: Witzig von uns. DR: Mal wieder. KB: Es geht in diesem Song übri-
Fußballstadion singen und dann auf die gleiche Melodie grölen: gens wie so oft mal wieder ums »Lalalalala, wer wird wieder mal Vögeln. Fun-Fact. deutscher Meister, Sankt Pauli!« BB: Diesmal mit V? BB: Dann geb ich dem Lied doch eine Chance.
Mickie Krause »Nur noch Schuhe an« BB: Das klingt scheiße. Also ist es
recht neu.
DR: Diesen Künstlern aus der
Ortsgruppe Mallorca ist sehr schwer beizukommen. Die meinen das ja nicht ernst. Die machen Musik, zu der man gut besoffen sein kann, und verkleiden dazu einfach ein paar Internetsprüche als Refrain. KB: Ganz ehrlich? Ich würde lieber unter Tage arbeiten, als so einen Stuss zu singen.
Manuela »Schuld war nur der Bossanova« KB: Den Song kann man gar nicht
neutral bewerten, weil die eigene Mutter das damals gehört hat und man dabei ja so leicht schöne Gefühle bekommt. BB: Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich die Melodie mitpfeifen will. KB: Wir haben es ja auch schon mal auf der Bühne gespielt bei »Schieb es auf die Brote«. Was hatten wir darauf noch gleich getextet? DR: »Schuld waren nur die fetten Brote.«
Beatrice Egli »Mein Herz«
BB: Das ist auch neu, das klingt
schon wieder scheiße. KB: Wenn man Eklig mit Nachnamen heißt, hat man es aber auch nicht leicht. DR: Die will uns in dieselben Clubs ziehen wie Helene. KB: Aber ich frage mich: Wohin geht die zum Tanzen? In die Tanzschule? Brr, bei diesen Textzeilen habe ich gleich so geile Bilder im Kopf: »Ich tanz dich von der Seite an ...« DR: [singt die Zeile weiter] »... doch es war ein Feuerwehrmann!« Es geht übrigens schon wieder ums Ficken. Wir sagen das ganz deutlich für die Leute, die nicht aufgepasst haben. KB: Jetzt verstehe ich: Sie singt von Sodbrennen. DR: Aber den Beat haben Sie sehr flott produziert, Herr Bohlen. Props von meiner Seite!
29.10. BREMEN • 30.10. DÜSSELDORF 31.10. ERLANGEN • 02.11.WIEN • 03.11. GRAZ 04.11. LINZ • 05.11. ULM • 07.11. FRANKFURT 08.11. STUTTGART • 09.11. MÜNCHEN • 10.11. BERN 12.11. LUZERN • 13.11. BASEL • 14.11. ZÜRICH 15.11. HEIDELBERG • 17.11. FRANKFURT 18.11. DORTMUND • 19.11. KÖLN 20.11. OSNABRÜCK • 22.11. LEIPZIG • 23.11. BERLIN 24.11. HANNOVER • 25.11. HAMBURG 30.11. BREMEN • 01.12. HAMBURG
08.11. BERLIN 09.11. HAMBURG 10.11. KÖLN
11.11. STUTTGART 12.11. MÜNCHEN 13.11. AARAU
MARSIMOTO
24/25.11. HAMBURG • 27.11. ROSTOCK 28.11. FRANKFURT • 30.11. ZÜRICH 01.12. WIEN • 02.12. ULM 06.12. LEIPZIG • 07.12. MÜNCHEN 09.12. WÜRZBURG • 10.12. MANNHEIM 12.12. SAARBRÜCKEN • 13.12. BIELEFELD 15.12. KÖLN • 16.12. DORTMUND 17.12. BREMEN • 19.12. BERLIN
12.10. Köln* - Club Bhf. Ehrenfeld 13.10. München* - Hansa 39 14.10. Berlin - Columbia Theater
— Fettes Brot »Teenager vom Mars« (Fettes Brot Schallplatten / Groove Attack / VÖ 04.09.15) 02.12.STUTTGART • 03.12. FRANKFURT A. M. 04.12. DRESDEN • 05.12. HAMBURG 07.12. KÖLN • 08.12. MÜNCHEN
— Auf Tour vom 20.10. bis 05.12. — Das Videointerview mit weiteren Schlagern gibt’s auf intro.de unter #Fettes Brot
15.12. BERLIN
05.10. REGENSBURG • 06.10. WIEN • 08.10. MÜNCHEN 09.10. MANNHEIM • 10.10. KÖLN • 12.10. SAARBRÜCKEN 13.10. ZÜRICH • 15.10. KONSTANZ • 16.10. OSNABRÜCK 17.10. KIEL • 19.10. HANNOVER • 20.10. BOCHUM 22.10. ERLANGEN • 23.10. REUTLINGEN • 24.10. FREIBURG 26.10. FRANKFURT • 27.10. ULM • 28.10. GÖTTINGEN 30.10. OLDENBURG • 31.10. HAMBURG • 02.11. LEIPZIG 03.11. DRESDEN • 05.11. ROSTOCK • 06.11. BERLIN 14.11. NECKARSULM ZUSATZSHOWS: 08.11. KÖLN • 09.11. HAMBURG
#Redaktionstipp
Deutscher Humor Noah Sow hat sich in »Deutschland Schwarz Weiß« bereits mit dem Rassismus der Deutschen auseinandergesetzt, nun ist deren Humor dran. Spoiler: Das Buch ist leer. Empfohlen wird, es möglichst auffällig im ÖPNV zu lesen oder Idioten zu überreichen. Eine passende Webseite dazu gibt es auch noch, und zwar hier: GermanHumor.de. Paula Irmschler (Redaktionspraktikantin)
NACHTMENSCH TOUR 2015
24.11. LUXEMBOURG • 25.11. DORTMUND 27.11. HEIDELBERG • 28.11. WIESBADEN 29.11. ERLANGEN • 01.12. HANNOVER 02.12. BREMEN • 05.12. LEIPZIG 06.12. STUTTGART • 07.12. DÜSSELDORF 09.12. MÜNCHEN • 10.12. ZÜRICH 07.07.16 MÜNCHEN
27.10. WIEN • 28.10. MÜNCHEN • 29.10. LEIPZIG 30.10. BERLIN • 31.10. MÜNSTER 02.11. KÖLN 03.11. STUTTGART • 04.11. FRANKFURT • 05.11. NÜRNBERG 06.11. WEINHEIM • 08.11. DRESDEN • 09.11. HAMBURG 10.11. BREMEN • 11.11. HANNOVER
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#Style
#Tech-Talk
DAPAYK ÜBER DEN TEENAGE ENGINEERING OP-1 #Style — Musizierte Niklas Worgt zuletzt meist an der Seite seiner Gattin Eva Padberg, veröffentlicht er im 20. Jahr seiner Karriere ein Soloalbum namens »#nofilter«, auf dem er ungleich härter klingt als an der Seite Padbergs. Oder, wie er selbst sagt: »Alles sollte so konzentriert wie möglich sein. Linearer, reduzierter, analoger und dreckiger.« Für diese Rubrik nannte er uns sein liebstes Studiogerät. »Der OP-1 ist meine kleine Geheimwaffe. Das gute Stück wirkt wie ein Spielzeug, hat es aber
in sich. Es ist superstabil und genial designt. Neben einem Minisynth & Drumcomputer steckt in dem Zwerg außerdem ein Sampler mit eingebautem Radio. Fällt einem nix mehr ein: Antenne anstecken, Radio samplen, weiter geht die Reise. Die kleinen Skizzen kann man in einem simulierten Vierspur-Bandrekorder festhalten. Der OP-1 hat mich mit seinem Spaßfaktor schon aus so manchem kreativen Loch gerettet.«
— Dapayk Solo »#Nofilter« (Mo’s Ferry / Rough Trade / VÖ 09.10.15)
#App des Monats
Denied #Style — Das Leben könnte so schön sein. Wäre da nicht die ewige Werbeunterbrechung bei Spotify und Co. Und als wäre das nicht schlimm genug, drängen sich auch noch nervenaufreibende Songs von unerträglichen Künstlern in die automatischen Playlists und Radios. Dagegen ist zwar kein Kraut, aber neuerdings eine App gewachsen: Denied. Damit kannst du ganz einfach aus deinem Kosmos ausschließen, wovon du sonst fuchsteufelswild wirst: Die Toten Hosen, Queen oder Reggae-Sound zum Beispiel, aber auch einzelne Songs oder ätzende Konzeptalben. Du magst grundsätzlich keine Künstler namens Justin? Auch die musst du mit Denied nicht mehr ertragen – flugs eine passende Regel erstellt, und schon hast du solcherlei Ärger von der Backe. Und wenn du aus bestimmten Gründen beispielsweise gerade Lovesongs meiden willst oder beim Hören von gewalttätigen Texten Angst bekommst, kannst du verdächtige Lyrics auf den Index setzen. Aber Vorsicht: Ist eine Regel einmal erstellt, lässt sich ein betroffener Titel auch nicht manuell auswählen. Hach, das Leben kann so schön sein. — getdenied.com (bisher nur für Mac OS X)
#Redaktionstipp
Andreas Eikenroth »Hummel mit Wodka« Konzerte in Hamburg, Befindlichkeiten, Musik und Mädchen. Andreas Eikenroth liefert die inoffizielle Fortsetzung seines Debüts »Die Schönheit des Scheiterns« und erzählt die Geschichte von Paul, dessen erfolgloser Band und den Schriftsteller-Kumpels weiter. Die Graphic Novel (Edition 52) bietet kurzweiliges Coming-of-Age mit Anfang 20 und erinnert beizeiten an Sven Regeners »Neue Vahr Süd«. Bastian Küllenberg (Online-Redakteur)
MADE OF JAPAN GEL-LYTE III
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#Pop
viel und gern lacht. Vielleicht hat sich das Multikulti-Quartett aus vier verschiedenen Herkunftsländern etwas von der Sonne Portugals bewahren können, wo »Sugar Now« aufgenommen wurde. In Lissabon hat Produzent Rusty Santos, zuvor bereits mit Größen wie Animal Collective, Panda Bear und Owen Pallett beschäftigt, die Mittzwanziger unter seine Fittiche genommen. »Rusty hat uns viel in Sachen Songwriting beigebracht«, so Drummer Josh. »Er zeigte uns die kleinen Tricks der Popmusik, kürzte und polierte, wenn uns noch nicht einmal klar war, was genau an dem Song nicht ganz stimmt.« Zuvor war die Band intuitiv an das Songschreiben herangegangen, meist waren neue Stücke Kreationen spontaner Jam-Sessions. »Cristobal And The Sea sind eigentlich auf Partys im Studentenwohnheim zusammengewachsen. João und ich wohnten in Loughborough [Leicestershire] zusammen, Cristobal And The Sea kannten uns aber schon aus unserer Schulzeit in Luxemburg. Eines Tages tauchte Leila auf, Querflöte spielend, was ziemlich ungewöhnlich war. Wir jammten gemeinsam, und der Rest ist Bandgeschichte«, erklärt der spanische Bassist Ale. Die drei zogen später nach London, wo Josh erst Mitbewohner, dann viertes Bandmitglied wurde. Seither stehen Cristobal And The Sea für einen heiteren, warmen Sound, den sie selbst als »SemiPsychedelic-Latin-Pop« etikettieren #Pop — Spätestens, wenn die Herbstdepression einsetzt, ist es Zeit, würden. Düster und sphärisch wird sich eingehender mit Cristobal And The Sea zu befassen. Deren Debüt es zuweilen auch, was vermutlich an der Faszination des portugiesischen »Sugar Now« erscheint am 2. Oktober bei City Slang und könnte in Gitarristen João für Landsmann stimmungsaufhellenden Dosen gegen den sinkenden Dopaminspiegel Fernando Pessoa und den Okkulverschrieben werden. Text: Sarah Neuhaus tisten Aleister Crowley liegen dürfte. Diese dunklen Momente sind aber enn ein Debütalbum mit einem in genau der richtigen, kontrastbetonenden Song namens »Counting Smiles« Dosis eingestreut, sodass die aufkommenden eröffnet wird, dann ist das eine An- Schatten erst recht darauf verweisen, dass die sage. Und tatsächlich trifft man Sonne gerade scheint. bei Cristobal And The Sea auf eine Band, die mit ihrer heiteren Musik an die Le- — Cristobal And The Sea »Sugar Now« (City Slang / Universal / VÖ 02.10.15) benslust appelliert und auch im Interview
VERTONTE SONNENSTRAHLEN
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Top 7
01 Die Ärzte »Schrei nach Liebe« Der alte neue Hit der Ärzte, im Original aus dem Jahr 1993, feierte gerade in den deutschen Charts seine Wiederbelebung: Die »Aktion Arschloch« brachte ihn zurück auf Platz eins, und die Band spendete die Erlöse an Pro Asyl. Schönes Statement und ein Beweis dafür, dass »Schrei nach Liebe« nach wie vor ein verdammter Hit ist. Vielleicht gerade, weil er glauben machen will, einen Nazi könne man ändern, wenn man ihn bloß mal in den Arm nimmt.
SONGS GEGEN NAZIS #Pop — Eines vorweg: Jeder Song gegen Nazis ist ein guter Song und würdig, in allen Bestenlisten dieser Welt zu stehen. Deshalb liegt diesen Top 7 diesmal nicht unbedingt ein geschmäcklerisches Urteil zugrunde, sondern eher der Versuch, eine stilistische Spannbreite abzubilden, damit die Indie-, Punk-, Electro-, Rap- und Grindcore-Hörer unter unseren Lesern gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Text: Daniel Koch
INDIVIDUAL STYLE UNITED SPIRIT TASHA VLOGGER
03 Heiter Bis Wolkig »Zehn kleine Nazischweine«
04 Heaven Shall Burn »Destroy Fascism«
Das Original stammt von den Dead Kennedys und war Jello Biafras Mittelfinger in Richtung jener Hardcoreund Punkbands, die Anfang der 80er rechtsideologischen Bullshit sangen und sich trotzdem für Punks hielten. Das Napalm-Death-Cover folgte 1993 und setzte in Sachen Wutfaktor erwartungsgemäß noch einen drauf: Wollte Biafra Nazi-Punks den Kopf nur abreißen, klingt Barney Greenways hier eher nach Kopf abbeißen.
»Sechs kleine Nazischweine trafen Punker im Revier / Die wurden etwas ärgerlich, da waren’s nur noch vier.« Während andere dieses beliebte Kinderlied lieber auf Kräuterschnäpse reimten, machen die Kölner gemeinsam mit Slime daraus einen Abzählreim, wie man ihn gerne hört. Obwohl das »Happy End« dann doch überrascht: »Das letzte kleine Nazischwein rief laut: Die Welt ist schlecht! / Bewirbt sich um ‘nen Studienplatz und liest jetzt fleißig Brecht.«
Die Band aus Thüringen ist eine erfreuliche Erscheinung in einem Genre, dem man politisches Bewusstsein oft eher abspricht. Tatsächlich findet man nicht viele Anti-Nazi-Metal-Songs, die sich so deutlich positionieren wie Heaven Shall Burn mit diesem rauen Endstand-Cover: »Now we’re ready to fight for everyone’s right / To live without fear of getting attacked by you / Bald-headed assholes this we won’t tolerate / It’s time to put an end to this fucking hate.«
05 Antilopen Gang »Beate Zschäpe hört U2«
06 Chumbawamba »The Day The Nazi Died«
07 Atari Teenage Riot »Hetzjagd auf Nazis«
Dass wir die Antilopen Gang mögen, ist ja kein Geheimnis. Den Platz in dieser Liste haben sie sich aber nicht erkumpelt, sondern mit dieser Single redlich erspielt. So eingängig und catchy klingt Zeckenrap nämlich selten – und vielleicht war das der Grund, warum ihre Absage an all die »Man wird doch wohl noch sagen«-Dürfer mit ihrem tief sitzenden subtilen Rassismus auch außerhalb des Antilopen-Gang-Fankreises Gehör fand.
Klar: Die britische Anarcho-Pop-Band betreibt jedes Mal ein »preaching to the converted«, wenn sie diesen Song singt. Auf ihren Konzerten wird wohl kaum jemand stehen, der glaubt, die Nazis in Deutschland hätten sich nach 1945 tatsächlich verpisst. Aber dennoch ist es immer wieder ergreifend, wenn Chumbawamba dieses Lied als festen Bestandteil ihrer Show a cappella vortragen und man beim Klang der weichen Stimme die harten Wahrheiten dahinter viel tief gehender begreift.
Natürlich verurteilen wir den im Titel latent mitschwingenden Aufruf zur Gewalt auf Schärfste. Obwohl wir uns klammheimlich wünschen, die sonst ja auch mit Worten nicht zimperlichen Atari Teenage Riot hätten hier auch lyrisch losgewütet. Allerdings bietet dieses Instrumentalstück andere Chancen: Wie wäre es denn, wenn all die Skrillexe und Martin Garrixe dieser Welt als Statement einfach diese Nummer in ihre EDM-Sets, pardon: -Playlists bauen würden? Was denn? Man wird doch wohl noch träumen dürfen ...
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02 Napalm Death »Nazi Punks Fuck Off«
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#Pop
#Pop #Wer wir sind
#Pop #Wer wir sind
FELIDAE TRICK STEAMING SATELLITES
#Pop #Wer wir sind
SUN TAILOR
Herkunft Salzburg Genre Space Rock Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Während die Band
Herkunft Tel Aviv / Berlin Genre Indie Rock / New Wave Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Omer Lichtenstein
gründete Felidae Trick in Tel Aviv, zog nach Berlin und besetzte die Band dort noch einmal neu. Er studierte klassisches Klavier und brachte orientalische Einflüsse aus Israel mit. Seine Band hat unter anderem Wurzeln in Griechenland, Ungarn, Österreich und Ägypten. Aktuelles Album »Patrimony« (Lichtenstein / Membran) Wie habt ihr euch gefunden?
in den letzten Jahren als Trio unterwegs war und bekannt wurde, ist auf dem neuen Album nun wieder Gründungsmitglied Manfred Mader dabei. Aktuelles Album »Steaming Satellites« (The Herkunft Tel Aviv Instrument Village / Rough Trade) Genre Indie-Folk Wenn Bands Alb en nach sich Mitglieder 1 selbst benennen, kann man oft von Selbstfindung ausgehen. Ist das bei euch auch so?
Sun Tailor mit bürgerlichem Namen heißt, griff während des Militärdienstes lieber zur Gitarre als zur Waffe und hält Kunst für mächtiger als Politik. Sein neues Album hat er seiner verstorbenen Mutter gewidmet. Aktuelles Album »This Light« (Snowhite / Eure Konzerte gelten als sehr dynamisch. Universal) Max Borchardt: Ja, ich denke schon. Wir wollten uns neu erfinden, haben uns mehr Zeit gelassen und das erste Mal als Band gefühlt. Jeder wusste, was zu tun war. Unser aktuelles Album hat mehr Charakter. Was mögt ihr lieber: Studio oder Bühne?
Es hat beides seinen Reiz, aber live zu spielen Auf deiner Homepage bezeichnest du dich als Botschafter des Indie-Folk. Wie lautet deine Botschaft?
Angefangen hat alles 2011 in Tel Aviv. Nach einem Jahr haben wir eine Tour in Deutschland gespielt und dabei einen Promoter kennengelernt. Kurze Zeit später habe ich dann beschlossen, nach Deutschland zu ziehen, um die Entwicklungen dort besser mitzubekommen. Unser Drummer ist schließlich mit mir umgezogen, und so mussten wir zu zweit eine neue Band in Berlin finden.
Was sind die Vor- und Nachteile, in einer Band zu spielen, bei der jeder aus einem anderen Kulturkreis stammt?
Besondere Vorkommnisse Arnon Naor, wie
Musik an sich ist ja schon eine Botschaft. Ob schwerer oder leichter – etwas lässt sich immer aus ihr ziehen. Ich tue, was ich kann, um meine Botschaft zu verbreiten. Und was den Indie-Folk angeht: Ich gebe nicht viel auf Etiketten und Genres, sehe aber trotzdem eine Verbindung zum Begriff des Indie-Folk, sowohl in ästhetischer Hinsicht als auch in Bezug auf einzelne Künstler dieser Strömung. Du hast während deines Militärdienstes mit dem Musizieren angefangen. Warum ausgerechnet zu dieser Zeit?
ist uns definitiv lieber. Bei einem Konzert weiß man nie, was auf einen zukommt, und das macht das Ganze immer wieder spannend. 2011 waren wir auf US-Tour und hatten die Möglichkeit, bei Occupy Seattle mitzuspielen. Das war eine sehr intensive Erfahrung. Es lag Spannung in der Luft, und wir wussten nicht, was passiert. Wir hätten auch im Gefängnis landen können.
Ich habe schon ohne Uniform immer mal ein bisschen Gitarre gespielt, aber während des Dienstes habe ich angefangen, richtige Songs zu schreiben und zu singen. Ich glaube, ich hatte zu dieser Zeit einfach ein Bedürfnis, mich auszudrücken, meine eigene Stimme und meine Gedanken zu spüren.
Am Anfang war es erfrischend, nachdem ich zuvor ausschließlich mit Musikern aus Tel Aviv zusammen gearbeitet hatte. Wir Musiker aus Tel Aviv nennen die Szene dort »The Swamp«, denn jeder kennt jeden. Der komplette Prozess wird viel interessanter, wenn man mit Kann Musik deiner Meinung nach auch in Musikern aus anderen Kulturen zusammenglobalen gesellschaftlichen Angelegenheiarbeitet. Auf der anderen Seite gibt es eine Während österreichische Bands, vor- ten den Unterschied ausmachen? Sprachbarriere. In der Musik ist das aber egal. nehmlich aus Wien, momentan mit ihrer Musik kann Dialogen den Weg bereiten und Man bemerkt eure britischen Einflüsse von Herkunft kokettieren, scheint sie euch oft auch Menschen verbinden. Das sind starBands wie den Beatles und den Smiths. Wel- musikalisch egal zu sein. Gibt die englische ke Hilfsmittel, etwas zu bewirken, immer che unhörbaren Einflüsse gibt es noch? Sprache für euch mehr her? und überall. Es kommt auch gar nicht auf Der britische Pop-Rock-Einfluss ist definitiv Für mich hat die englische Sprache einfach eine bestimmte Message an. Solange sie eine universal. Es gibt aber auch versteckte Einflüs- mehr Klang, und ich kann mich da besser rein- Kommunikationsplattform schafft, kann Muse, die mir viel wichtiger sind. Die kulturellen hängen. Ich könnte nicht auf Deutsch singen sik ein Motor für Veränderung in der Welt Hintergründe der Band unterscheiden sich und will da auch keinem Trend nachlaufen. sein. Ich möchte durch meine Musik eine Versehr. Jedes Bandmitglied produziert seinen Wir machen einfach, was uns gefällt. bindung zu jedem aufbauen, egal, welcher ganz eigenen Sound. Interview: Paula Irmschler Herkunft oder welchen Glaubens. Interview: Isabelle Friedrich
Interview: Valentin Erning
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MARINA AND THE DIAMONDS
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Online–Tickets für alle Konzerte unter tickets.de
Tickets ebenfalls erhältlich an allen bekannten Vertragsvorverkaufsstellen. Die angegebenen Ticketpreise gelten für den Vorverkauf zzgl. Gebühren. Weitere Konzerte anderer Künstler in Vorbereitung. Änderungen vorbehalten. Infos unter www.mct-agentur.com und www.facebook.com/MCTAgenturGmbH - Veranstalter: MCT Agentur GmbH
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#Promotion
jeden Monat neu: Teilnahme unter intro.de/Quiz
DAS QUIZ #236 Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich alles um die Wiener Schnaps & Amore Spezis Wanda. Los geht’s… 1. Nach wem sind Wanda benannt?
2. Was bekamen sie in Österreich für »Amore«?
A einem Fisch
B weiße Zähne (trotz Rauchens)
B einer weiblichen Zuhälterin
F ein Platz zum Schlafen
M einem Krater auf der Venus
A Platin
3. Wohin will der Sänger die Post?
4. Er säuft keinen Schnaps, er säuft…
E nach Kairo
Y einen Pistolenlauf
B ins Spittal
U dem Thomas was weg
M zu Elfriede Jelinek
V schön langsam und traurig
Die Gewinne B-Movie: B-Box
Tearaway Unfolded für PlayStation 4
Astra – Toasten, spülen, abtrocknen
Casio G-SHOCK
Raumfahrthelm zu »Der Marsianer«
b-movie-der-film.de
playstation.com
www.astra-bier.de/de
www.casio-europe.com/de/
fox.de/the-martian
»B-Movie – Lust & Sound in WestBerlin« erzählt mit geradezu unglaublichem Archivmaterial die wahre Geschichte des Exil-Briten Mark Reeder im Berlin der 80er Jahre. Zum DVD/Blu-ray-Start am 2.10. verlosen wir zweimal die »BBox« inkl. Soundtrack, Film, Buch und Überraschungen.
Seit dem 9. September entfaltet sich die Papierwelt von Tearaway auch auf der PS4. Tearaway Unfolded ist eine erweiterte Version vom erfolgreichen PlayStation Vita Hit Tearaway. Gewinne eines von drei exklusiven Media Kits inkl. Spiel und schreibe selbst die Geschichte der Papierkuriere.
Der erste moralisch korrekte KüchenDreier, bei dem keiner benachteiligt wird: heiß machen, abwaschen, trocken wischen. Alle ohne pubertäre Gedanken können auch einfach nur Toast machen, Geschirr spülen und abtrocknen. Es gibt 5 Astra Küchensets bestehend aus Toaster, Geschirrtuch und Seifenspender.
G-SHOCK versucht ständig, die klassische G-SHOCK-Uhr weiter zu verbessern. Mit der Casio GA150MF-8AER ist es G-SHOCK wieder gelungen eine schicke Uhr zu designen die mehr kann, als nur die Uhr anzuzeigen. Sie ist stoßfest, braucht in 3 Jahren nur eine Batterie und ist wasserdicht.
Rettet Mark Watney! So lautet das Motto von Ridley Scotts neuestem Weltraumepos »Der Marsianer«, in dem Mark Wahlberg unfreiwillig auf dem roten Planeten strandet. Zum Kinostart am 8. Oktober verlosen wir einen echten Raumfahrthelm – gute Vorbereitung ist alles!
Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 26. Oktober. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
#Pop
Foto: Maisie Cousins
#Pop Sorgen ums weiße Sonntagsleibchen wären bei Wanda vermutlich vergebene Liebesmüh. Wir stellen uns vor, wie sie früher den Messdienst schwänzten, um sich in Wiens dunkelsten Kneipen durch die Schnapskarte zu saufen. Da ging es bei den Disclosure-Buben wohl etwas braver zu. Aber im Kirschkernspucken stecken Julia Holter, Peaches und Miss Platnum die Jungs eh in die Tasche.
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#Pop #Wanda
Wanda
Schn채pse in den Kragen
#Pop #Wanda
Therapie und Bergsteigen Habt ihr Dinge über eure Bandkollegen gelernt, die euch vorher nicht bewusst waren?
Marco: Ich habe gelernt, dass Hasi [Lukas Hasitschka, Schlagzeug] ein leidenschaftlicher Bergsteiger ist. Manuel [Gitarre]: Allgemein werden die Pathologien von jedem Einzelnen deutlicher. Marco: Was vor allem heißt, es wird vertrauter und die Therapiegespräche, die man miteinander führt, werden effizienter. Manuel Christoph Poppe: Man kann sich mittlerweile gegenseitig leichter beruhigen und schneller helfen. Wir wollen einander vor allem nicht gleichgültig werden. Sicherlich gibt es Augenblicke, da geht man sich am Oarsch ab – und will dem anderen mal richtig in die Fresse hauen. Aber das sind spicy Momente, Trotz ihres zusammengewürfelten Looks die geben der Sache doch erst Würze. Ich hass’ besitzt die Wiener Band Wanda etwas von einer jemanden lieber mal einen halben Tag lang, als dass er mir wurscht wird. Boygroup. Eine für die Adoleszenz mit endlich Marco: Der Selbsthass ist ohnehin das intermal brauchbaren Identifikationsangeboten. essantere Thema, der ist enorm geworden in Zum Beispiel: Saufen, Selbstauslöschung, diesem Jahr. Meine Psyche schlägt teilweise Brennen, Knutschen, Sex. Die großen Wiengnadenlos um sich. Ich weiß gar nicht warum. In einer selbstreflexiven, weinerlichen Phase in Storys fanden sich bereits zum letztjährigen zehn Jahren wird mir das vielleicht aufgehen. Debüt »Amore« erzählt. Nun dreht sich alles Auf der einen Seite wird man gerade so ein um Wanda herself. Eine Band larger than life – eiserner Souverän, aber auf der anderen erfährt alte Lieben und neue Krisen inklusive. Linus man auch so viel über sich selbst, dass es einen gruselt. Diese Flut an Ich-Gefühlen, die wir Volkmann bekam hinter den Kulissen einer momentan erfahren, dafür ist die menschliche der aufregendsten deutschsprachigen Bands Psyche vermutlich einfach gar nicht gebaut.
dieser Zeit Whiskey mit Eistee – und so einiges zu hören. Fotos: Daniel Gebhart de Koekkoek
E
s gibt eine TV-Sendung, die heißt »Mein neues Leben XXL« – dabei muss man an eure rasende Entwicklung denken. Wie sehr hat sich das letzte Jahr von all euren vorigen unterschieden?
Marco [Sänger]: Weniger Alkohol, mehr Sport.
Willst du das Interview mit einer Lüge beginnen?
Marco Michael Wanda: Das glaubt mir keiner, aber es ist so! Die Live-Konzerte sind für mich Sport, was man da allein schwitzt. Klar ist da auch viel Alkohol im Spiel, aber nicht mehr so viel. Man kann es sich kaum vorstellen ...
Marco: Na, das heißt ja bloß, dass ich früher zu viel gesoffen habe. Ansonsten ist das Leben heute erfüllt mit mehr Selbstverwirklichung und mit etwas, das ich vorher so auch nicht kannte: diese ganze Sentimentalität, die sich aus den Berührungen mit dem Publikum ergibt – auf und abseits der Bühne. Ach so, und ich schaue jetzt viel mehr Fernsehen in Hotelzimmern.
Der Untergang
In vielen Liedern geht es darum, sich zu verschwenden, und oft auch ums Sterben. Zuletzt titelten unsere Freunde vom Musikexpress »Wenn das so weitergeht, stirbt einer«. Inwieweit muss man sich Sorgen machen um euch?
Marco: Ich war eigentlich immer gekränkt, wenn Liebespartner sich um mich gesorgt haben. Ich empfand das als Kontrolle, ja, sogar als Erniedrigung und Entmündigung. Ich wünsche mir, dass sich niemand um mich Sorgen macht. Selbst wenn es einen Anlass dazu gäbe. Sich umsorgt zu fühlen empfinde ich als erbärmlich. In einem österreichischen Magazin, dem Falter, gibt es das Zitat von Marco: »Es kommt mir gar nicht so vor, als hätten wir eine Band gegründet, sondern eher eine Bar eröffnet.« Diese überbordende Geselligkeit, die von Wanda ausgeht, aber auch diese Pose der Selbstauslöschung – wie geht ihr damit im Privaten um? Da will euch doch jeder den auf der Bühne geäußerten Wunsch »Gib mir Schnaps« erfüllen?
Marco: Wir haben gelernt, nicht mehr jeden mitzutrinken. Aber wir wissen natürlich auch, das Ganze funktioniert nur im totalen Exzess, deshalb muss man das auf die Reihe kriegen – wie man so schön in Deutschland sagt. Sodass
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#Pop #Wanda
man eben trotz allem nicht zum Jedes Mal stellst du Alkoholiker wird. Es gibt da Tricks, deinen Kragen auf die wir uns abgeschaut haben. Hier bezieht sich Marco auf Polnische Kellner zum Beispiel das allererste Stück, das Wanda im Netz populär haben Schwämme eingeklemmt machte. »Auseinandergezwischen ihrer Weste und dem hen ist schwer« mit seinem Nacken – und schütten sich den morbiden »Shining«Videoclip. Im Text heißt Schnaps in einer schnellen Bewe- es allerdings: »Jedes Mal gung nicht in den Mund, sondern stellst du deinen Kragen auf, jedes Mal haut’s ihn in den Schwamm hinein. So sieht deine Jacke auch aus.
wieder z’samm.«
Marco: Da gingen einige Schnäpse in den Kragen. »Jedes Mal stelle
ich meinen Kragen auf, jedes Mal schwemmt’s ihn wieder z’samm.«
Demut und Konfrontation Live wurdet ihr von Anfang an abgefeiert. Die Grundbegeisterung, mit der das Wanda-Publikum eure Konzert besucht, ist erstaunlich. Bei euren ersten Hallen-Konzerten als Vorgruppe von Kraftklub allerdings lief es zäh an. War das in diesem Hurra-Jahr auch mal eine Lektion in Demut?
Manuel: Das war unsere Feuertaufe. Marco: Am Anfang hat es nicht funktioniert, weil vor allem auch ich sehr eingeschüchtert war. Ich wusste nicht, wie ich in diesem Rahmen kommunizieren sollte. »Was brauchen die dich überhaupt?« ging mir durch den Kopf. Das hat sich erst langsam gelockert, denn die Antwort war: Sehr wohl brauchen die mich, immerhin sind sie alle extra hierhergekommen, und deshalb muss ich jetzt auch was tun, sonst hätte ich zu Hause bleiben müssen. Als ich das kapiert hatte, hat es sich dann schlagartig gedreht. Sänger Felix Brummer ist vor eurem Auftritt rausgetreten und hat verkündet: »Jetzt kommen Wanda, auf die haben wir Bock, also bereitet ihnen einen großen Empfang!«
Marco: Dazu hatten wir vor dem ersten Gig eine Konfrontation. Ich baute mich vor ihm auf und sagte: »Ich will nicht, dass du das sagst!« Und er ist einfach aufgestanden, hat gemeint: »Ja, schau’n wir mal« und hat es trotzdem gemacht. Ein Glück! [lacht] Wir haben viel von ihnen lernen können.
Reinhold Weber, Austropop, Eurovision und eine Jugend mit Sonya Kraus Eine Rockband, die als cool wahrgenommen wird, kann nahezu jeden Style durchbringen. Aber es gibt bei Wanda eine Sache, die dieses Prinzip an die Grenze bringt – und das sind die Dance-Moves eures Bassisten Reinhold Weber. Er schwingt die Beine rechts und links raus und bleibt sonst sehr gerade im Oberkörper. Man weiß nie, ist das jetzt ironisch oder ist er ein übergeschnappter Nerd?
Marco: Also, das würde ich nicht übers Herz bringen, ihm zu sagen, dass er daran arbeiten soll. Es ist so süß, es ist einfach großartig. Sicherlich hupft er auch mal in meinen Bereich hinein, und man bekommt das Gefühl, gerade stehen Reinhold Weber und die Wandas auf der Bühne. Aber das ist wirklich ein geringer Preis dafür, dass wir unseren eigenen Michael Jackson besitzen.
»WIR SIND KEINE ANTI-FEMINISTEN – IM GEGENTEIL. UND ES ÄRGERT UNS SELBST, DASS ES JETZT SO RÜBERKOMMT!«
(Marco Michael Wanda)
Ganz sicher war ich nicht der einzige Wanda-Freund, der vor Entsetzen in seinen Laptop biss, als er deren erstes Video zur neuen Platte sah, »Bussi Baby«. Es wurde genau einen Tag nach diesem Interview veröffentlicht und taucht daher nicht im Gespräch auf. Die weibliche Rolle übernimmt die mit der Band befreundete Ronja von Rönne, jene Die-WeltAutorin, die mit ihrem (mal ganz wertfrei formuliert) reaktionären Arschlochtext »Warum mich der Feminismus anekelt« allen Trotteln, bis hin zum »Ring Nationaler Frauen« der NPD, neue Munition für alte Ressentiments lieferte. Und so scheint auf einmal die ganze Strizzi-Sexiness von Wanda, das ganze »Baby«-Heraufbeschwören auch anders lesbar – und zwar ungut. Bei den Hatern knallen die Korken. Wanda selbst sind zerknirscht, diese Interpretation hatten sie nicht auf dem Schirm, betonen (nicht erst seitdem) ausgiebig Abscheu vor Sexismus und das eigene Selbstverständnis abseits von Mackertum. Der PR-GAU war natürlich trotzdem nicht mehr aufzuhalten. Zumindest aber ist klar: Das wird ihnen so nicht noch mal passieren, dafür ist ihnen das Thema zu wichtig. Hoffentlich bewahrt man sich bei Wanda dennoch weiterhin etwas Naivität – die überbordende Unschuld hat man nun allerdings eingebüßt. Linus Volkmann
#Pop #Wanda
In einer Sendung bei FM4 bist du, Marco, auf Peter Cornelius getroffen. Man merkte ihm an, wie sehr ihn das Etikett »Austropop« anfickt. Wie ist euer Verhältnis dazu?
Sonya Kraus
Peter Cornelius Die zweite Welle des Austropop fand in Deutschland in den 80ern und weit oben in den Charts statt. Einen der zentralsten Protagonisten stellte Peter Cornelius dar. Seine bekanntesten Stücke waren »Du entschuldige – I kenn’ di« und »Reif für die Insel«. Heute kann der immer noch aktive Liedermacher auf 23 Studioalben blicken.
Marco: Ich kann’s zumindest a bisserl verstehen, warum man es hasst. All diese Stempel sind wahnsinnig gefährlich. Wenn der Stempel plötzlich out ist, sind es auch alle die, die gezwungen wurden, ihn zu tragen. Austropop ist doch bloß ein Vermittlungsbegriff, um minderbemittelte, saufende Dodel Prolos und niedliche Schluchten- Österreichisch für Trottel. Das Wort taucht unter scheißer zu beschreiben. anderem auch in Liedtexten Manuel: Mich persönlich stört des von Wanda sehr verehran dem Genre vor allem dieses ten Alpen-Freddie-Mercury Austrofred auf. Dodelhafte. Marco: Letztlich wurde der Austropop immer bloß von einer kleinen intellektuellen Szene wirklich verstanden – nämlich als Rollenprosa. Das waren Künstler! Die haben sicherlich das proletarische Milieu in ihrer Kunst ausgebeutet, aber das ist ja das Recht jedes Künstlers. Nur standen sie dann irgendwann vor dem Dilemma, mit den eigenen Kunstfiguren verwechselt zu werden. Und das hat diese ganze Generation der frühen Austropopper maßlos geärgert. Sie haben sich nicht ernst genommen gefühlt. Na ja, aber verkauft haben sie immerhin gut. Und habt ihr selbst denn nun ein Problem damit?
Wandas first love über Wanda Eine quäkig humorige Sexiness verlieh ihr etwas von der Ingrid Steeger einer neuen Generation. Sonya Kraus moderierte und blödelte sich leicht bekleidet durch Kult-Sendungen wie Pro7s »talk talk talk«. Dieser Tage hat die 42-Jährige Beruf und Alltag allerdings der »freiwilligen Sklaverei als Mutter zweier Kleinkinder« untergeordnet, dennoch kann man sie unter anderem in der Yahoo-Webshow »Life & Harmony« regelmäßig mit neuen Clips sehen. Privat hört die Buch-Autorin und EmmaKolumnistin lieber Grace Jones, Depeche Mode oder Robyn als Deutschsprachiges. Für Wanda macht sie allerdings eine Ausnahme. Frau Kraus, wie sind Sie auf Wanda aufmerksam geworden? Ich muss gestehen, ich hatte nie zuvor von der Band gehört und sie erst gegoogelt, als ich Ihre Anfrage für dieses Interview erhielt. Aber obwohl ich sonst nicht auf deutsche Texte stehe, Wanda fand ich sofort super! Dieser Schmäh, und wenn jemand so eine tolle Stimme hat, dann kribbelt es bei mir im Nacken. Aber das heißt, Sie haben ihn bei Ihrem Aufeinandertreffen gar nicht als den Musiker erkannt? Nein, ich kann mich sehr wohl an das Gesicht erinnern und dass ich mit ihm sprach. Aber wer er war, davon hatte ich keine Ahnung. Hoffentlich war er nicht enttäuscht von mir! Weil ich nicht mehr aufgestrapst, im Micro-Mini und mit Doppel-D rumlaufe ... Bestimmt hatte ich an dem Tag auch meine Brille auf! [lacht]
Keine Angst, er klang sehr begeistert von der Begegnung. Können Sie sich erinnern, dass es sogar einen kleinen Flirt gab? [lacht] Ich habe bestimmt zurückgeflirtet. Passiert es Ihnen häufig, dass Fans von früher Ihnen heute die Aufwartung machen? Immer mal wieder – und das ist dann sehr lustig, weil man gestandene Männer vor sich sieht, richtig bärtige Schränke, die aufgeregt erzählen – ich will das Wort jetzt nicht verwenden: »Oh, mein Gott. Du warst die punktpunktpunkt-Vorlage meiner Jugend.« Da komme ich mir immer vor wie die heiße Uroma und muss lachen. Foto: Thomas Lohnes / Getty Images
Marco: Überhaupt nicht. Wir haben schon früh gemerkt, da geht es darum, ein Phänomen, einen Sound greifbar zu machen – gerade auch aus deutscher Sicht wurde das einfach als Vehikel benutzt. Ich habe in der Bezeichnung Austropop immer das Wohlwollen gesehen, weil es so offensichtlich darum ging, unsere Musik für die eigenen Leser aufzubereiten. Es schien mir mehr wie ein Gefallen Marco: Auf keinen Fall! Es gab schon Zeitungsartikel und Leute aus der Branche, die gefordert hatten, dass wir oder als wie ein Gefängnis. Apropos Peter Cornelius, habt ihr denn auf all euren Bilderbuch da antreten ... Aber so blöd sind die nicht und Touren andere Stars oder gar Jugendidole kennenler- wir auch nicht. nen können? Manuel: Kasperle-Theater. Marco: Kylie Minogue hat mir beim Melt! Festival ein T-Shirt geschenkt! Okay, es war ihr Tourmanager – aber immerhin. Das nehm ich manchmal mit ins Bett. Oje, das Fame darf sie nie erfahren. Keine Chance, die liest immer Intro!
Marco: Ach, die weiß das eh. Aber okay, eine habe ich noch: Auf einem Event habe ich die Sonya Kraus getroffen und wir haben auf einer sehr sublimen Ebene geflirtet. Ich habe ihr gesagt [spricht tief und rauchig]: »Du, Sonya, ich habe all deine Shows gesehen als junger Mann.« Da war ganz klar, dass ich ihr eigentlich gesagt habe: Du warst der Star meiner wilden Träume! Aber sie hat mich nur wissend angeschaut und geantwortet [haucht]: »Ich weiß, da warst du nicht der Einzige.« Großartig! Manuel: Ihre Sendung »talk talk talk« war eine einzige erotische Blaupause. Marco: Stimmt, da wurde sie immer unterbrochen von diesen Einspielern. Das Warten, bis sie wieder ins Bild kam, habe ich als extrem luststeigernd empfunden.
Schafft ihr den ganzen Fame eigentlich ohne Allüren? Konkrete Frage: Habt ihr schon mal Hotelzimmer zuschanden geritten?
Manuel: Nein! Marco [prustet los]: Wir doch nicht! Ihr könnt ehrlich sein.
Marco: Also gut, ein paar Dinge haben wir falsch gemacht – und ich fürchte, es waren nicht nur Hotelzimmer, die wir zerstört haben. Manuel: Wie schnell rutscht man mal aus und fällt irgendwo gegen? Passiert selbst den achtsamsten Menschen. Und wogegen genau?
Marco: Bushaltestellen, Vorgärten ... Es ist ein jämmerliches Klischee: Wir tun auf Tour das, was eigentlich junge Männer machen. Nun ja. Passierte uns eben ein paarmal, Österreich ist dieses Jahr zusammen mit Deutschland aber Sachbeschädigung ist nicht die Idee von Wanda. beim »Grand Prix« in Wien Letzter geworden. Hättet ihr das nicht verhindern können?
— Wanda »Bussi« (Vertigo Berlin / Universal / VÖ 02.10.15)
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#Pop #Julia Holter
Julia Holter
MIT DEM BAUCH DURCH DIE WAND Eher verbaucht als verkopft erlebte Valentin Erning Songwriterin Julia Holter, die sich schon seit Anbeginn ihrer Karriere gegen das Vorurteil wehren muss, eine betont nachdenkliche, wenn nicht gar sperrige Künstlerin zu sein. Mit ihrem vierten Album »Have You In My Wilderness« könnte das nun endlich vorbei sein. Foto: Conor O'Leary
»Manches kommt einfach so in mir hoch. Und das lasse ich dann genau so stehen«, sagt Julia Holter, und es klingt fast ein bisschen trotzig. Eine Haltung, die ihr im durchdogmatisierten Kosmos der klassischen Komposition wohl nicht erlaubt gewesen wäre. Die hatte sie nämlich eigentlich studieren wollen. Während des Studiums blieb der Kalifornierin aber reichlich Zeit, zu ergründen, welche Art von Musik sie nicht machen möchte. Entsprechend entschlossen fällt die Antwort aus, wenn man sie auf diese Lebensphase anspricht. »Auch wenn ich zunächst sehr darum bemüht war: Es ist mir nicht gelungen, mich in diese Welt einzufügen. Ich passe da nicht hinein. Auf dem Weg zu dieser Erkenntnis habe ich dem Stand auf, synchron zwar, aber personell über die lange mit mir gekämpft und ein ziemliches Gefühlschaos Kontinente verstreut. Man hört es den Tracks an: Alles durchgemacht. Vieles ist nicht ganz glatt gelaufen. Aber scheint unkontrolliert ineinander zu verlaufen. Wildnis. Synergien? Reiner Zufall, dann aber umso zauberhafter das bedeutet nicht, dass etwas falsch gelaufen ist.« Am Ende stand die Gewissheit, dass sich die heute anzuhören. »Ich weiß nicht, ob das wirklich etwas für die 30-jährige Singer/Songwriterin den starren, altherge- Zukunft ist«, gibt Julia zu bedenken. »Es entstand eher aus brachten Mustern der klassischen Musik nicht unterwerfen einer Laune heraus. Ich lasse mich gern auf Kollaborationen wollte und konnte. »Klassische Musik folgt unglaublich ein, weil sie mich aus dem bequemen Gewohnten herausspezifischen Vorgaben, ist sehr entwicklungs- und auf- locken und meinen Horizont erweitern.« bauorientiert und kennt oft nur Richtig oder Falsch. Und Während die abtrünnige Akademikertochter – Holters das mag ich nicht, weil es mich eingrenzt. Mir liegt eher das Eltern sind Historiker – seit nunmehr drei Alben stur ihrer zyklische, mysteriöse, ja, vielleicht sogar ziellose Schreiben; Wege musiziert und sich dabei mal mehr, mal weniger zumein Verstand arbeitet vollkommen anders.« gänglich gibt, klappern unablässig die GenreSowieso habe sie mehr für wilde, ungewöhn- Terepa Schubladen. Doch will keine davon so richtig liche Klänge übrig. Etwas Nützliches kann die Hinter dem Namen zugehen. Zumindest nicht, ohne dass sich Absolventin – allen Entbehrungen der alten verbergen sich Laurel zugleich an anderer Stelle eine weitere öffnen Halo, Julia Holter, Rashad Schule zum Trotz – dann aber doch aus dem Becker, Lucrecia Dalt, würde. Sie ist schwer einzufangen, diese Julia Holter, in dieser ihr eigenen, allzu einfach zähen Lebensabschnitt ziehen: »Wenigstens NHK’Koyksen, Grégoire bin ich in der Lage, meine Musik heute recht Simon und Charlotte Collin. zu unterschätzenden klanglichen LeichtgänFür die Debüt-EP, die im zügig zu notieren. Und Fachgespräche mit Juli auf Nicolas Jaars Label gigkeit. Ihr dieser Tage erscheinendes viertes anderen Musikern fallen mir leicht.« Album hat sie recht passend »Have You In Other People erschien, fand So wird Holter auch das Anbandeln mit man sich in zwei »telepaMy Wilderness« getauft. Die freie Wildbahn thischen« Sessions in Los jenen sechs Kollegen, mit denen sie vor eini- Angeles, Berlin, Osaka und fasziniert sie so sehr, wie die Verwissenschaftlichung von so etwas Emotionalem wie Musik ger Zeit das Nebenprojekt Terepa ins Leben Paris ein. Jedes Mitglied gerufen hat, relativ leicht gefallen sein. Mehr musizierte dabei zeitgleich sie abtörnt. »Die wörtliche Wildnis – und da 20 Minuten lang, ohne als die nötigsten Absprachen wird ihr das kre- jegliche Kommunikation sind nach meinem Verständnis die Ozeane inative Tête-à-Tête – oder eher: Peer-to-Peer – »außerhalb ihrer telepabegriffen – ist für mich als Stadtmensch etwas gleichwohl nicht abverlangt haben: Eine erste thischen Fähigkeiten«, wie Furchteinflößendes und Schönes zugleich. Im man offiziell verlauten ließ. EP nahm das Kollektiv mehr oder minder aus Albumtitel steht der Begriff bildlich für die
#Pop #Julia Holter
Eroberung eines Menschen. Du reißt jemanden mit dir hinein in deine Welt – und alles, was dazugehört.« Das könne zwar romantisch sein, müsse es aber nicht. Insofern gehe es ihr auch um Ungleichgewichte in einer Beziehung, wie Holter ergänzt, während sie in ihr Brötchen beißt. Es krümelt. Wildnis. »Es kommt oft vor, dass in Beziehungen die eine Person den Ton angibt und die andere sich fügt – oder eben nicht. Und so etwas beginnt nicht erst beim Thema Vergewaltigung, geschweige denn, dass es vom Geschlecht der oder des Einzelnen abhängt. Auch wenn das zweifellos eine maskuline Tendenz ist: die Unfähigkeit, zu begreifen, dass man jemanden erst einmal für sich gewinnen muss.« Um ihre Hörer zu gewinnen, geht Julia Holter meist nicht den Weg des geringsten Widerstandes. Minimalinvasiv sind ihre Songs dennoch – und lyrisch vage bis vertrackt. Viele glauben, etwas Merkwürdiges auszumachen, das ihnen anhafte. Doppelte Böden? Rückwärtsbotschaften? Holter gibt nichts auf Mystifizierung und lässt die Steilvorlage ungenutzt. »Ich versuche nicht, sonderbar zu sein. Ich fordere mich nur heraus – das ist es.« Und wir dürfen dabei zuhören und uns einen Reim darauf machen. Oder auch nicht: »Der Aspekt des Unterbewussten ist dabei reizvoll. Bei mir ist nicht alles immer nur darauf ausgerichtet, Sinn zu ergeben oder in ein Konzept zu passen. Die Einstufung ist am Ende dem Hörer überlassen«, stellt Holter klar. »Kunst im Allgemeinen hat weniger mit Logik zu tun als mit dem Betrachter selbst.« Womit sich die gemeinhin als verkopft geltende Künstlerin vielmehr als verbaucht outet. Das neue Album liefert dazu eine ganze Reihe an wortwörtlichen Beweis-Stücken: Da »Have You In My
Wilderness« – im Gegensatz zu seinen Vor- Frank O’Hara gängern – ohne literarischen Überbau, ohne Holter nannte neben Joni Euripides und Frank O’Hara auskommt, konn- Mitchell vor allem den amerikanischen Dichter ten auch die Songs mehr aus dem Moment he- explizit als Einfluss für ihr raus geboren werden. Ihre eigene ungefilterte Album »Loud City Songs«. Kurzgeschichte erzählen. Bei Julia Holter ist Was zur Folge hatte, dass dieser Name seitdem in die Klaviertastatur der Anfang von allem. Auch jedem zweiten Artikel über lyrisch, weshalb sie dann schon mal minuten- sie auftaucht. So also auch lang auf ein und demselben Vers verharre, diesmal. Ändert aber nix daran, dass man vor allem während das Lied unter ihren Fingern allmäh- O’Haras Frühwerk gelesen lich an Form gewinnt. Was danach geschieht, haben sollte, versamgeschieht mit aller Behutsamkeit. Die Seele melt im Band »Lunch Poems«. In Deutschland eines Stücks ist vor Komposition und Pro- wurde O’Haras Werk vor duktion zu schützen – sonst stirbt die Magie. allem durch Rolf Dieter »Etwas Rohes weiterzuentwickeln, ohne dass Brinkmann bekannt, der es übersetzte und eifrig es seine Naturbelassenheit verliert, ist gar nicht bewarb. so einfach. Songs können dann zwar schöner klingen, aber dadurch ihre Kraft verlieren. Das zu verhindern hat uns mit Abstand am meisten Zeit gekostet.« Aufwand betreiben, um Aufwand zu verschleiern? Paradox irgendwie. Aber ungeahnt effizient. — Julia Holter »Have You In My Wilderness« (Domino / GoodToGo)
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#Pop #Disclosure
Disclosure
ZIEMLICH BESTE BRÜDER
#Pop #Disclosure
A
ls Erstes sollten wir uns entschuldigen: »Mut- sondern weil seine Anwesenheit mich dazu gebracht hat, tersöhnchen« hatten wir vor zwei Jahren ge- mein Songwriting zu verbessern.« Der jüngere der beiden titelt, anlässlich von Disclosures Debütalbum Brüder fühlt sich mit seinen Anfang zwanzig immer noch »Settle«. Das war nicht nett von uns. Aber was eher als Fan denn als Kollege der anderen Künstler, wie soll man machen, wenn zwei so brave, höfliche sich herausstellt. Er freut sich tierisch, Miguel zu treffen. und vor allem junge Brüder vor einem sitzen, die dank Und Mary J Blige! Als man unter sich war, sei die R’n’Bihres musikalischen Elternhauses gerade einen perfekten Diva sehr bodenständig und nett gewesen. »Eine von uns«, Musikkarriere-Start hingelegt haben? Der Vater Gitarrist sagt er und entlarvt damit, dass er noch nicht so richtig in einer Band, die Mutter Produzentin von Radiojingles. verarbeitet hat, dass sie selbst mittlerweile welche von Doch Eltern sind nicht »denen« sind, von den alles. Viel wichtiger ist Popstars eben. inzwischen die BezieDer drei Jahre ältere hung der beiden BrüGuy hingegen hat das Vor drei Jahren traten Guy und der untereinander. Zur »Business« schon voll Howard Lawrence als Disclosure an, Vorstellung ihres Zweitverinnerlicht und redet lings »Caracal« sitzen von Produkten, Marken die Radiocharts zum Besseren zu und Märkten. »Wir haGuy und Howard erverändern. Zu ihrem zweiten Album neut in einem Berliner ben einen guten Wieder»Caracal« interviewte Henje Richter Hotel nebeneinander erkennungswert. Wenn sie erneut und traf in Berlin auf zwei und erzählen, was sie in einer unserer Songs im den letzten Jahren alles Radio läuft, können die gereifte, selbstsichere und doch sehr bewegt haben: HouseHörer schnell sagen: unterschiedliche Musiker. musik chartstauglich Das sind Disclosure. Das Foto: Jonas Holthaus war uns wichtig, auch zu machen, beispielsweise, und das mit Plan. wenn wir auf dem neuen »In Großbritannien ist Album mehr variieren.« House heute fast gleichbedeutend mit Pop. Und das liegt Um das zu erreichen, haben sie die Produktionsbedingunmit an uns«, sagt Guy, der für die elektronische Produktion gen des Debütalbums möglichst unverändert zuständig ist, aber auch für das Erklären und Verkaufen gelassen, wie Guy weiter erläutert. Howard Jimmy Napes – er redet wie gedruckt. Der jüngere Howard hingegen und Jimmy Napes, der auch schon auf »Settle« ... heißt eigentlich Jimmy übernimmt eher die Rolle des ehrlichen Künstlers und bei den Lyrics mitarbeitete, schrieben die Stü- Napier. Er arbeitete neben Disclosure unter anderem Zweiflers und wirft ein: »Es gibt zurzeit zwar auch eine cke am Klavier, und Guy setzte sie dann am auch schon mit Mary J Menge Radio-House, den ich nicht mag. Doch insgesamt Laptop in den Disclosure-Sound um. »House- Blige zusammen. Mit Sam Rhythmen, warme Drumpads und klassische Smith hat er 2015 einen stimmt das schon.« Grammy für »Stay With Geschwister sind perfekt, um Rollen einzustudieren und Drumcomputer eben. Wir könnten die Songs Me« bekommen. die Zusammenarbeit zu trainieren. So auch bei Disclosu- auch in jeder anderen Form produzieren, mit re: »Wir haben unsere Rollenaufteilung weiter verfeinert E-Gitarre oder als Klavierstück etwa. Aber und mehr voneinander getrennt. Ich konzentrierte mich dann wäre es halt kein Disclosure-Stück mehr«, sagt Guy. Ko-Texter Jimmy Napes hat inzwischen seine erste eiaufs Songwriting, während Guy produziert hat«, erzählt Howard. Guy hat seinen Anteil an Disclosures Sound gene EP »The Making Of Me« auf dem Method-Label der deutlich ausgebaut. Während »Settle« noch nach House beiden Lawrence-Brüder herausgebracht. Er klingt fast wie mit Pop-Allüren klang, ist es bei »Caracal« andersherum. Disclosure, was auch nicht weiter verwundert, haben die »Es ist dieselbe musikalische Formel, zielt aber weniger beiden doch bei zwei der drei Stücke mitgeholfen. »Wir auf den Club ab und ist vielfältiger geworden«, sagt Guy. konzentrieren uns im Moment aber mehr auf das Whitel»Wir wollten nicht mehr nur als House-Duo bekannt abel Method White, auf dem wir Club-Tracks veröffentlisein, sondern zeigen, dass wir mehr können.« Keine Frage, chen.« Und nicht nur ihre Labels beschäftigen die Brüder. House ist immer noch das Rückgrat von Disclosure. Aber Neben einer DJ-Residenz in Las Vegas haben sie diesen die Rhythmen und Tempi sind unterschiedlicher geworden, Sommer zusammen mit Rudimental das erste Wildlife und auf jedem der Songs gibt es eine Gesangsspur. Fünf Festival in Brighton kuratiert. »Wir haben den Wu-Tang Stücke singt Howard selbst, der Rest ist gefüllt mit illus- Clan, Nas, Mark Ronson und mehr eingeladen. Es war tren Gastsängern: vom alten Kumpel Sam ein Riesenspaß, und wir machen das bestimmt wieder«, Brendan Reilly Smith über Miguel, The Weeknd und Lorde so Guy. Sie selbst traten natürlich als Headliner auf. Aller... ist ein in London lebender bis hin zu den Jazzmusikern Gregory Porter dings mussten sie dort noch mit ihrer alten Bühnenshow US-amerikanischer Singer/ und Brendan Reilly. vorliebnehmen. »Bei unserer Albumtour wird alles anders Songwriter und Jazzmusi»Wer mit uns arbeiten möchte, muss sein«, verspricht er. »Wir haben eine Menge Geld in die ker. Sein erstes reguläres Album »The Life Of persönlich vorbeikommen und viel Zeit mit- Hand genommen und für jeden Song ein eigenes BühnenReilly« soll diesen Herbst bringen«, so Guy. »Es ist uns sehr wichtig, dass bild entwerfen lassen.« Die groben weißen Gesichtszeicherscheinen. sich organisch was entwickelt. Also setzen wir nungen, ihr Markenzeichen, werden um Katzengesichter uns erst mal hin und quatschen über alles Mög- erweitert – der Caracal ist schließlich eine Großkatze. liche, nur nicht über Musik.« Die beiden sind durch ihren »Nach Deutschland kommen wir damit natürlich auch – Erfolg in der bequemen Lage, sich ihre Partner aussuchen dort gibt es einen großen Markt für uns«, sagt Guy noch. zu können. »Ich bin ein großer Fan von Brendan Reilly und Dabei wirkt er so gar nicht wie ein Muttersöhnchen. Entsehr froh, dass er auf einem unserer Stücke singt. Aber schuldigung angenommen? sein Einfluss auf ›Caracal‹ geht darüber hinaus«, erzählt Howard. »Nicht, weil er etwas Bestimmtes getan hätte, — Disclosure »Caracal« (Island / Universal)
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#Pop #Miss Platnum
I Miss Platnum
»FRAUEN KÖNNEN ALLES, MÄNNER ABER AUCH« Zwischen Fischer-Wahn und Taylor-Hype versucht Miss Platnum Männern wie Frauen eine heilsame Lektion in Sachen weiblicher Lässigkeit zu erteilen. Die gebürtige Rumänin beweist, dass Frauen im Pop schon lange nicht mehr nett und adrett sein müssen, sondern einfach sie selbst. Sermin Usta traf die Sängerin in Berlin und sprach mit ihr über bessere Jungs, Castingshows und ihre Flucht ins Schlaraffenland. Foto: Christoph Voy
m Background der Gruppe Moabeat beginnt ihre Reise. Nach sechs Jahren als Rampensau vom Balkan verewigt sich Ruth Renner alias Miss Platnum 2012 mit »Lila Wolken« im Platinhimmel der deutschen Musikszene. Nach fünf Soloalben und Kollaborationen mit Peter Fox und Marteria lautet die Parole ihrer Vorabsingle zum aktuellen Album »Mädchen sind die besseren Jungs«. Schauplatz des dazugehörigen Musikvideos ist ein Berliner Secondhandshop. Inmitten muffiger Klamotten wuselt eine frische, typveränderte Alpha-Frau umher. Neben ihr breakdancen Mädchen in Trainingsanzügen und präsentieren ihre Skills. An der Decke flackern Neonröhren im Takt des Beats – ein simples, aber wirksames Storyboard. Gibt es Männer, die empört darüber sind, dass Mädchen die besseren Jungs sein sollen?
Männer, die sich bei diesem Song verletzt fühlen, haben einfach verkackt. Und die, die darüber lachen können, wissen, was ich meine. Mir geht es nicht darum, irgendwem an den Karren zu pinkeln, aber man darf das ruhig mal sagen. Außerdem wird der Satz im Song auch wieder umgestellt, und die Jungs werden zu besseren Mädchen. Gibt es etwas, was Frauen besser machen als ihre männlichen Mitstreiter?
Es wird oft über die süßen »german boys« und deren Zurückhaltung geschmunzelt. Hier dauert es einfach ein bisschen länger, bis die Jungs aus dem Knick kommen. Viele meiner Freundinnen wissen, was ich meine. Aber da so genau zu trennen macht ja auch nicht immer Sinn. Ich kenne Männer mit weiblichen Attributen und Frauen, die Dinge sportlich angehen. Bei »Popstars« hat es mir zum Beispiel sehr geholfen, die Sache wie ein Spiel zu betrachten. Aber zu sagen: »Du kannst das nicht, weil du eine Frau bist«, stimmt halt nicht. Frauen können alles, Männer aber auch. Aktuell kann man Miss Platnum als Jurorin in der elften »Popstars«-Staffel erleben. Um sie für die Neuauflage des Castingshow-Klassikers zu gewinnen, musste die Sendung generalüberholt werden. Anstelle von geskriptetem Zickenkrieg und Casting-Clowns sitzt nun eine glaubwürdige Miss Platnum in der Jury, die es vermag, Trash-TV mit ihrer Unaufgeregtheit zu infiltrieren. Wie viel Haltung dieses Format verträgt, wird sich zeigen. Ich muss ehrlich zugeben, ich war überrascht, dich in der »Popstars«-Jury zu sehen ...
Das Angebot kam Anfang des Jahres. Es gab im Voraus einige Gespräche mit der Redaktion zum zeitlichen Umfang und Konzept der Staffel. Ich hatte das Gefühl, dass das, was ich mache und wie ich bin, gewünscht ist. Also habe ich mich darauf eingelassen. Warst du in deiner Jugend auch so ambitioniert wie die Kandidatinnen, die du jetzt vor dir hast?
Ich war mit 17 noch nicht so weit wie viele der Mädchen in der Show. Mir war immer wichtig, dass ich machen kann, was ich will, und dass niemand kommt und sagt: »Hier, ich hab dir mal ein paar Songs geschrieben, sing sie mal ein.« Darauf hatte ich keinen Bock. Es ist kein Geheimnis, dass die Band, die am Ende bei »Popstars« herauskommt, fremdbestimmt ist. Es ist eben eine Castingshow. Vielleicht hätte dir eine Show wie diese dabei geholfen, dein Talent früher zu fördern?
Ich wäre nie zu einer Castingshow gegangen. Mein Traum war es, eigene Songs zu schreiben.
#Pop #Miss Platnum
Parallel zu den Dreharbeiten hast du dein neues Album produziert, das doch sehr traplastig klingt. Ist es eine zeitgemäße Platte geworden?
Wenn man sich wirklich mit Trap beschäftigt, dann ist das noch lange kein Trap. Meine Texte und der Gesang waren schon immer zeitgenössisch und meine Musik sehr beatlastig. Sie klingt nach dem, was ich Popstars Die Jury der im August selbst gerne höre: urbane Popmusik.
gestarteten 11. Staffel setzt sich aus Miss Platnum,
Gerade in Anbetracht der politischen Lage Raab-Casting-Gewinnerin bringt Miss Platnum auch eine interessan- Stefanie Heinzmann und te Biografie in die deutsche Poplandschaft: Profitänzerin Bella Garcia zusammen. Gesucht wird Aufgewachsen auf einer Wetterstation in Ru- diesmal eine Girlband, die mänien, zogen sich Ruths Eltern Stück für mindestens so einschlagen Stück aus der Zivilisation zurück – weit weg soll wie einst die No Angels. Ob das gelingen wird, ist vom damals repressiven Regime und dessen fraglich. Zwar gibt es einige Restriktionen. Um die Mauer zu überwinden, überzeugende Teilnehriskierten ihre Eltern das eigene Leben und merinnen, aber die Jury dürfte dem RTL-II-Publiließen dafür Ruth und ihren Bruder vorerst kum vielleicht einfach einen zurück. Nach acht Monaten hatte das Aus- Tacken zu nett sein. So harren ein Ende. Der erste Eindruck, den die wünschte sich selbst SPON nach der ersten Show damals Achtjährige von ihrer neuen Heimat Detlef D! Soost zurück. hatte? Deutschland, ein buntes Schlaraffenland – »völlig hochstilisiert«. Aber auch ein SchlaRumänien raffenland ist ja ein zweischneidiges Schwert. Um zu verstehen, was Flüchtlinge durchmachen müssen, fragt man am besten die, die einst den Ostblock verlassen haben ...
Meine Eltern haben keinen Sonntagsspaziergang gemacht und dafür ein paar Stullen mehr eingepackt, um über die Grenze zu fliehen. Sein Leben zu riskieren und das seiner kompletten Familie ist keine leichtfertige Entscheidung. All die, die sich im Moment zu Wort melden, weil sie ihre Heimat angeblich so sehr lieben, sollten sich mal vorstellen, wie es für sie wäre, Deutschland für immer zu verlassen.
Ruths Eltern sind im Jahr 1988 aus ihrem Heimatland geflohen, zu Zeiten des kommunistischen Regimes unter Nicolae Ceaușescu. Die Familie gehörte zur deutschsprachigen Minderheit der Banater Schwaben und hatte – wie Miss Platnum in einem anderen Interview einmal sagte – »keinen Bock mehr auf die alltäglichen Repressalien«.
Die Flüchtlingsthematik hat ja mittlerweile auch die Poplandschaft erreicht. Auch du bekennst dich in deinem Song »Blockparty« zu deinen Wurzeln. In einer der Strophen heißt es: »Lieber dreckige Scheiben wischen, als Arschkriechern in den Arsch zu kriechen« ...
Wenn ich Leuten erzähle, dass ich aus Rumänien stamme, ist der erste Spruch, den ich zu hören kriege: »Sind das nicht die, die am Kotti die Scheiben putzen?« Solche Stempel machen es vielen nicht leicht, sich in Deutschland zu integrieren. Den meisten ist nicht bewusst, dass solche Vorurteile, auch wenn nur im Scherz ausgesprochen, zum Selbstläufer werden. Das ist einfach Rassismus. Wie reagiert man adäquat auf so viel Dummheit?
»Ich wäre nie zu einer Castingshow gegangen. Mein Traum war es, eigene Songs zu schreiben.«
Eine Verkäuferin sagte mal zu mir, ich solle meine Tasche nicht rumliegen lassen, weil sonst die Rumänen kämen und sie klauen würden. Ich sagte nur: »Aha, welche Rumänen wären das denn? Ich komme aus Rumänien.« Binnen Sekunden versank sie im Boden. Obwohl ich ziemlich sauer geworden bin, meinte ich ruhig, dass ich überhaupt nicht wisse, wen sie damit meine, und dass ich mich wirklich beleidigt fühle. Am Ende ist sie mir so dermaßen in den Arsch gekrochen, dass sie mir sogar geholfen hat, die Einkäufe einzupacken. Ich bin einfach gegangen und habe alles in den nächsten Mülleimer geworfen. — Intro empfiehlt: Miss Platnum »Ich war hier« (Virgin / Universal) — Intro empfiehlt die Tour vom 05. bis 07.12.
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#Pop #Cover-Welten
#Pop #Cover-Welten
Cover-Welten
KAKTEEN Über Kakteen wird in der Welt der bunten Popkultur ja bekanntlich nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Zeit, sich dieses Tabuthemas endlich mal anzunehmen! Wir wagen es und zeigen auf diesen beiden Seiten das Schönste aus 42 Jahren Kakteen, oder so. Auffällig ist, dass der haushaltsübliche Zierkaktus auf all diesen Covern viel zu kurz kommt. Kakteen in Wüsten scheinen dagegen sehr beliebt. Dabei steht mein kleiner grüner Kaktus doch draußen am Balkon, hollari, hollari, hollaro! Zusammengestellt von: Senta Best und Eleni Mihailidis
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#Pop #Battles
Battles
WARUM LIEGT HIER ÜBERHAUPT Vier Jahre nach »Gloss Drop« legt das amerikanische Math-Rock-Noise-Experimentplus-whatever-Trio Battles sein drittes Album vor, einen instrumentalen TropenobstGangbang mit herrlich grenzdebilem Namen. Ernst nehmen sollte man Battles jedoch immer noch, lernte Steffen Greiner beim Interview. Die Musik bleibt nämlich auch diesmal in ihrer Unbeschreibbarkeit über jeden Zweifel erhaben. Foto: Jenny Schäfer
OBST RUM?
#Pop #Battles
»La Di Da Di« also. Wochenlang dachte ich, Battles hätten mich während unseres Treffens verarscht, aber so richtig und schamlos offensichtlich. Im Juni, als wir uns kurz vor dem Immergut Festival zum Interview trafen, war das dritte Album nämlich noch wenig mehr als Musik und hohe Geheimhaltungsstufe. Ein Titel war nicht kommuniziert. »Was meinst du, können wir’s ihm sagen?« fragte Ian Williams. »Bin nicht sicher, was meinst du?« gab Dave Konopka zurück. Ian: »Ich glaube schon«, Dave: »Okay, mach mal!«, Ian: »›La Di Da Di‹!«, Dave: »›La Di Da Di‹!«, ich: »›La Di Da Di‹?« Dave: »La Di La Di Da Di!« Beide schauen mich mit der Unschuldsmiene von siebenjährigen Schulbuben an, die sich wirklich nicht erklären können, wie der Kaugummi auf dem Lehrerstuhl und die Kreide im Tafelwasser landen konnte. Mittlerweile ist das Album da, es heißt »La Di Da Di« und wird ästhetisch begleitet von üppig drapiertem und schwül ineinander sich verhakendem Tropenobst, das ähnlich sexualisiert erscheint wie die Musik. Battles haben es geschafft: ein experimentelles Instrumentalalbum, das vor Sex nur so strotzt. Wobei »experimentell« vielleicht gar nicht zutrifft, schließlich hört man auf »La Di Da Di« ausschließlich Gelungenes. Und reinen Sex vielleicht auch nicht, sondern bloß seine pubertierende, von Humor überzeichnete Variante: »Man fängt irgendwann an zu erkennen, wie die Chancen stehen, dass etwas wirklich cool wird, wenn man zum Beispiel diesen einen Part in diesen anderen steckt. Und, well, then you just hope to get lucky«, wie Ian (Gitarre/Keyboard) das musikalische Vorgehen zum glucksenden Gelächter von Dave (Bass/Gitarre) erklärt. Die beiden sind sympathische Gentlemen mit Hang zum Augenzwinkern, bei denen Albernheit und Jazz-Exegese fließend ineinander übergehen. In unserer Runde fehlt nur John Stanier, Schlagzeuger und früheres Mitglied der legendären Helmet. Immer noch erwähnenswert: Als es losging, also vor über einem Jahrzehnt, waren Battles tatsächlich eine Supergroup – oder das, was darunter im Math-Rock zu verstehen ist. Und was darunter bei Charakteren zu verstehen ist, deren Kreativität mit gehörigem Ehrgeiz gekoppelt ist, immer wieder neues Gebiet zu erkunden. Das Debüt »Mirrored« gehörte zu den Konsensalben des Jahres 2007 und bot einen derart wegweisenden Sound, dass man davon hätte ausgehen können, dass diese Geschichte ein rasches Ende findet: Erfolgsrezept gefunden, weitermarschiert, Altersmilde. Nun, es kam anders: Mit dem plötzlichen Ausstieg des Sängers und Gitarristen Tyondai Braxton war die Band gezwungen, sich während der wenig befriedigenden Aufnahmen zum Nachfolger »Gloss Drop« völlig neu zu erfinden. »Es war eine Situation, in der es hieß: schwimmen oder untergehen; und das hat uns geholfen, uns selbst zu finden«, erinnert sich Dave. Nach erstem Schock und Neustart entstand 2011 erneut ein brachial gutes, bei Publikum wie Kritik sehr erfolgreiches Album, diesmal mithilfe von Gastsängern wie Gary Numan und Boredoms Yamantaka Eye. Auch die Aufnahmen zu »La Di Da Di« stellten für die Gruppe eine völlig neue Erfahrung dar, wie Ian ausführt: »Früher glich unsere Musik einer Art Verkehrsmanagement. Wie passen deine und meine Gitarrenlinien zusammen, wie können wir Platz für beide schaffen? Jetzt, wo wir nur noch zu dritt sind, hat jeder von uns den Raum, sich auszubreiten.« Beinahe irreführend, schließlich klingt die Musik zwar organisch zusammengewachsen, aber trotz einem gewissen Tropicalia-Flair nicht gerade nach Harmonie.
Tropenobst Tja, da muss man gar nicht mehr viel dran oder drunter schreiben. Das Artwork, für das die Band selbst verantwortlich zeichnet, sorgt wahlweise für ein säuisches Grinsen oder für rote Ohren, obwohl man ja eigentlich nur eine Banane, ein Stück Wassermelone, Pancakes mit Sauce, Fruchtsalat, Sahne, Eier und Speck sieht. PS: Wer die Headline nicht verstanden hat, der schaue mal ganz unvoreingenommen in dieses Video: bit.ly/strohundso
Album Nummer drei ist voll wirr flirrender Rhythmik und krude bangenden Loops, dazu vollgepackt mit Mikro-Melodien, die aber so gnadenlos aus den Songs regnen, dass man sich bisweilen mehr Atonalität wünscht. Und während der Battles-typische Humor in den Songtiteln deutlich wird, ist das Highlight doch das finale »Luu Le«, das Ian Williams’ Helmet Adoptivschwester aus Vietnam gewidmet ist, Sänger und Gitarrist die er nie kennengelernt hat: Sie starb bei ei- Page Hamilton ist seit der Wiederbelebung im nem Flugzeugabsturz auf dem Weg in die USA. Jahr 2004 noch immer in Majestätisch wummern hier meta-südostasi- wechselnder Besetzung atische Rhythmen und einander antwortende unter dem Namen Helmet unterwegs. John Stanier Melodiephrasen aus Instrumenten, die hinter war ab der Bandgründung den Effekten nicht mehr zu erkennen sind. Ian: 1989 bis zum Split im Jahr »Das Equipment ist für uns zum Bandmitglied 1998 dabei. In dieser Phase entstanden die wichtigsten geworden. Wenn die anderen sagen: ›Nach 16 Alben »Meantime« (1992) Takten spielst du was anderes‹, dann mache und »Betty« (1994). ich das, weil ich den beiden vertraue. Aber so funktioniert Technik nicht. Technik hat eigene Regeln und gibt vor, wie es läuft. In unserem Verhältnis zum Equipment und zu unseren Instrumenten sind wir viel weiter. Wir sind immer noch eine Rockband, aber es gibt mehr und mehr elektronische Schichten. Wir folgen unserem Pfad.« Bei »La Di Da Di« hat dieser Pfad auch dazu geführt, dass der Gesang völlig verschwunden ist, vielleicht das deutlichste Unterscheidungsmerkmal zu den Vorgängern. Dave: »Beim ersten Album nahmen wir Instrumentalstücke auf, aber auf einmal war auch Gesang dabei. Das war nicht einmal eine bewusste Entscheidung, sondern passierte einfach so, ähnlich, wie ich bei Battles plötzlich Bass statt Gitarre spielte, weil wir es schöner fanden, hier und da eine Basslinie einzustreuen. So war es auch mit dem Gesang. Und das gehörte bald einfach mit zu dem, was wir sind. Diesmal war es schlicht: Wir sind zu dritt, zwei unserer drei Alben funktionieren mit Gesang. Wir können diesmal auch einfach die Band ohne Sänger sein. Auch das war keine große Entscheidung. Aber es spiegelt sehr genau wider, wo wir gerade stehen.« Sehr fest nämlich auf dem unruhig tänzelnden Sandboden des Experiments, der diese drei sicher noch an ganz andere Strände treiben wird. Wenn der geniale Wahnsinn von »La Di Da Di« eine bloße Momentaufnahme von unterwegs ist, darf man sich schon jetzt auf die nächsten tropischen Obstkörbe freuen. — Battles »La Di Da Di« (Warp / Rough Trade)
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#Pop #New Order
New Order. Mitfahrgelegenheit in die Zukunft. — Man hatte sich fast schon damit abgefunden, dass New Order ein paar Konzerte mit ihren totgehörten Hits der letzten 35 Jahre spielen und irgendwann langsam und leise von der Bildfläche verschwinden würden. Mit ihrem zehnten Studioalbum »Music Complete« zeigt die Band allerdings, dass sie auf vielen Ebenen doch noch überraschen kann. Text: Christian Schlodder. — Der Grafiker Peter Saville hat in der Musikgeschichte etwas Einmaliges geschafft: Im Jahr 1983 hatte er ein Artwork für eine Maxi-Single entworfen, die sich später etwa zehn Millionen Mal verkaufen und ein Meilenstein der elektronischen Musik werden sollte. Allerdings war sein Design derart aufwendig, dass die Platte zu einem finanziellen Desaster wurde. Die Single, um die es geht, heißt »Blue Monday« und ist von New Order. Kürzlich griff Saville wieder zu seinen Zeichenwerkzeugen: Es galt, das Artwork für das zehnte Studioalbum der Briten zu entwerfen. Wenn man vom 2013er »Lost Sirens« absieht, das nur aus Archivaufnahmen besteht, ist es das erste Album seit zehn Jahren. Dass es dieses Album überhaupt gibt, grenzt an ein kleines Wunder. Nachdem Bassist und Gründungsmitglied Peter Hook die Gruppe 2007 wütend verlassen und eigenmächtig erklärt hatte, dass New Order nun Geschichte seien, gab es nicht mehr viele, die an neue Songs glaubten. »Nicht einmal wir selbst haben gedacht, dass wir jemals wieder ein neues Album aufnehmen«, sagt auch Gillian Gilbert. Seit 2011 ist sie wieder Kern der Band, die sie 1980 zusammen mit Bernard Sumner, Stephen Morris und Peter Hook nach dem Tod von Ian Curtis als Nachfolge von Joy Division gegründet hatte. Vor 2011 legte sie eine zehnjährige Auszeit ein, um sich um ihre beiden Töchter zu kümmern, die sie mit Drummer Stephen Morris hat. »Nur dass wir jetzt zu fünft sind, war anfangs irgendwie merkwürdig für mich«, sagt sie mit einem Lächeln. Neu dabei sind der Bassist Tom Chapman und Keyboarder Phil Cunningham. Die Band hatte im letzten Jahr beim Lollapalooza in Chile für Überraschungen gesorgt: Mit »Singularity« und »Plastic« hatten sie nicht nur zwei unbekannte, sondern auch viel elektronischere Songs präsentiert. »Wir waren einfach wieder so weit, etwas Elektronisches zu machen. Und es ist so erfrischend, zum alten Sound zurückzukehren. Die Musikwelt um uns herum ist sowieso viel elektronischer geworden, deshalb war es auch für uns okay, die Gitarren etwas zurückzufahren und den Kreis für uns zu schließen«, erklärt Gilbert die Rückbesinnung. Maßgeblichen Anteil daran hatte auch Tom Rowland von den Chemical Brothers, der bei »Singularity« mitwirkte. Von da an war die Marschrichtung klar: neuer alter Sound. Entstanden ist das Album im Laufe des letzten Jahres zwischen unzähligen Tourstopps auf der ganzen Welt. Nur die Namensfindung war schwieriger als gedacht. »Wir hatten einen Haufen potenzieller Titel. Aber da das zehnte Album
#Pop #New Order
für uns eine Art Meilenstein war und das auch der Titel ausdrücken sollte, passte ›Music Complete‹ einfach am besten«, sagt Gilbert. Wenn man allerdings Millionen Tonträger verkauft hat und einst als die New-Wave-Band und Pionier des Electro gefeiert wurde, ist die Erwartungshaltung immens. »Es war seltsam, da wir keine Ahnung hatten, wie die Resonanz da draußen sein würde«, sagt Gilbert etwas schüchtern. Und tatsächlich taten sich bereits bei der Vorab-Single »Restless« zwei Lager auf: das der neuen alten Fans und das der neuen alten Kritiker. Die Debüt-Single ist eine sichere New-Order-Nummer – nicht weniger, aber leider auch nicht mehr. Dabei zeigt sich »Music Complete« in der Summe durchaus abwechslungsreich und experimentierfreudig und schlägt eine Brücke zwischen den alten und den neuen New Order. »Den Kreis schließen«, diese Formulierung benutzt Gilbert auffällig oft. Im Track »Stray Dog« darf Iggy Pop minutenlang vor sich hin monologisieren, weil er einst Joy Division zum Musikmachen inspirierte. Auch wenn gerade dieser Track stellvertretend für das insgesamt eher simple Songwriting der Platte stehen könnte, erinnert es eindrucksvoll daran, wie aus ein paar Musikern aus Macclesfield mit etwas Glück und Talent Weltstars werden konnten. Eine seltsame Mischung aus Zufällen und dem allgegenwärtigen Zur-richtigenZeit-am-richtigen-Ort-Ding, die am Ende zu einer großartigen Geschichte namens New Order wurde. Gillian Gilbert erzählt auch heute noch gerne von ihrer ersten Begegnung mit Joy Division und ihrem heutigen Mann Steve: Damals spielte sie in einer kleinen Punkband und suchte nach einem Auftritt eine Mitfahrgelegenheit nach Hause. Die vier da noch nicht ganz so bekannten Jungs nahmen sie mit. Der Sound, der später die Musikwelt erschütterte, gefiel ihr anfangs gar nicht: »Sie gaben mir eine Platte mit. Ich fand die Songs eher grausam. Selbst Steve hat sie gehasst, und er war immerhin Teil der Band. Ich erinnere mich noch, wie er über ›Closer‹ sprach. Er regte sich über die Drum Machines auf und hasste nahezu alles daran. Heute findet er es großartig. Doch schon damals lagen Welten zwischen den Aufnahmen und den Live-Auftritten. Joy Division live zu sehen war etwas Besonderes.« Wenn Gilbert heute von Familien-Gesprächen am Esstisch erzählt, muss sie schmunzeln: »Ja, unsere Kinder hat es anfangs etwas genervt. Da fielen dann des Öfteren Sätze wie: ›Könnt ihr mal über was anderes als New Order reden, Mum!?‹ Doch am Ende haben sie mich ermutigt, zur Band zurückzukehren, und das ist großartig.« Eine Band, die seit 35 Jahren im Geschäft ist, verhandelt früher oder später dennoch die Frage, wie lange man noch relevant für eine sich ständig verändernde Musikwelt sein kann, auch wenn man das mit dem aktuellen, sehnsüchtig erwarteten Album mehr oder weniger unter Beweis stellen konnte. »Wir sind bereits in einer Phase, in der wir uns für vieles zu alt fühlen. Aber dann haben wir einen Auftritt vor einem Haufen junger Leute, die nur wegen der Musik da sind. Da beginnen wir schlagartig zu begreifen, dass Alter gar kein Hindernis darstellen muss.« Es könnte also durchaus sein, dass Peter Saville noch das eine oder andere Cover entwerfen darf – solange seine Designs nicht zu Schnappatmungen bei den Finanzbossen der Labels führen.
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#Pop #Darkstar
Darkstar
VON CURRYWÜRSTEN UND SOZIALPOLITIK Kann es gut gehen, wenn das sonst eher selbstbezogene Genre Ambient auf Texte über die sozialpolitische Lage im Norden Englands trifft? Im Falle von Darkstar: ja! Das Londoner Duo setzt mit dem Album »Foam Island« seiner ehemaligen Heimat Huddersfield ein Denkmal und bringt ganz nebenbei Songwriting und journalistisches Arbeiten zusammen. Mario Lasar traf James Young und Aiden Whalley im Rahmen der c/o pop in Köln zum Interview. Fotos: Albrecht Fuchs
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eim Hören von »Foam Island« könnte der Eindruck entstehen, dass es sich bei Darkstar um sehr ernsthafte, vergeistigte Leute handelt, die sich nie über Banalitäten wie Brat- und Currywurst unterhalten. Genau das tun sie jedoch, als ich mich mit meinem Aufnahmegerät und einem Zettel voller tiefschürfender Fragen zu ihnen an den Tisch setze. Aiden Whalley: »Ich habe mir gestern Nacht noch eine Currywurst gegönnt.« James Young: »Echt, wo denn?« Whalley: »Ich wollte mit dem Taxi zurück zum Hotel, bin aber während der Fahrt eingeschlafen. Als ich wieder aufgewacht bin, hatte ich totalen Hunger, der Fahrer hat mir dann den Weg zu dieser Wurstbude erklärt. Nachts betrunken Currywurst mit Pommes zu essen ist das Beste, was ich mir vorstellen kann!« Young leicht neidisch: »Ich werde mir gleich auch noch irgendwo eine Bratwurst holen!« Darkstar wirken beim Interview übernächtigt und verkatert. Am Abend zuvor hatten sie im Rahmen der c/o pop ein Konzert im Kleinen Sendesaal des WDR gespielt, unter suboptimalen Bedingungen. Besagter Veranstaltungsort zeichnet sich durch eine tendenziell sterile, akademische Atmosphäre aus, die eher auf klassische Musik abgestimmt scheint als auf ein Popkonzert. »Ja, es war ein seltsamer Ort für ein Konzert«, pflichtet James Young mir bei. »Außerdem hatten wir technische Probleme. Nichts hat so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben. Ich habe einige dumme Fehler mit unserer Software Ableton gemacht. Wir sind noch nicht zurück im Tourmodus, scheint mir. Die Show, die uns vorschwebt, konnten wir gestern nur andeuten.« Aiden Whalley führt weiter aus, dass die Schwierigkeiten, die man als Konzertbesucher höchstens durch einen verzögerten Anfang mitbekommen habe, auch damit zusammenhingen, dass Darkstar in letzter Sekunde ihr Set umarrangieren mussten – sie erfuhren erst kurz zuvor, dass es sich um ein bestuhltes Konzert handeln würde.
#Pop #Darkstar
»Deshalb haben wir spontan entschieden, uns mehrheitlich auf instrumentale Ambientstücke zu konzentrieren«, so Aiden Whalley. Eine Mitschuld an dieser Entscheidung dürften auch die Räumlichkeiten tragen: Der WDR-Sendesaal ist in Relation zu anderen Konzertsälen übertrieben hell ausgeleuchtet. Aiden Whalley, zuständig für Gesang, wirkte sichtlich angespannt angesichts der fehlenden Option, im Halbdunkel Schutz zu suchen. »Ich fühlte mich beim Singen völlig entblößt«, gesteht er während des Interviews. So beschränkte sich die Band auf zwei Vokalstücke, beide vom neuen Album. Intern betrachten Darkstar »Foam Island« als Abkehr von der experimentellen und psychedelischen Ausrichtung ihres letzten Albums »News From Ambient Nowhere«. Einer der Gründe dafür ist, dass sie Ambient existiert bereits im Vorfeld der Entstehung der LP viel sofort seit dem frühen 20. Jahrwirksame, Beat-orientierte Musik hörten. Um hundert. Die Kompositimusikalisch die größtmögliche Unmittelbaronen Erik Saties können keit zu erreichen, sei man außerdem dazu aufgrund ihrer hintergründigen, besinnlichen Qualität übergegangen, die ersten Demoaufnahmen als prototypische Beispiele des Genres gelten. Ambient der neuen Stücke nicht mehr im Studio zu produzieren, sondern in der Wohnung. Hört man drängt sich nicht auf, seine Wirkung hängt stark von das fertige Album, besteht jedoch kaum die der Wahrnehmung der Gefahr, irgendeines der neuen Stücke mit der Hörer ab – je nachdem, knalligen Direktheit von, sagen wir mal, Scooob man konzentriert oder beiläufig zuhört. ter zu verwechseln. Tatsächlich lässt sich auch »Foam Island« immer noch sehr gut mit Brian Grime Enos Ambient-Definition in Einklang bringen: Grime entstand Anfang der »It must be as ignorable as it is interesting.« 2000er im UK. Das Genre Eine weitere musikalische Kontinuität stellt lässt sich als Mischform die Affinität zu ungeraden, gebrochenen Beats aus Stilen wie Drum’n’Bass, dar, die sich seit den Anfängen der Band im Dancehall, HipHop und Garage definieren. Für Grime Dunstkreis der britischen Grime-Szene als prägend sind synkopierte, markantes Erkennungszeichen etabliert haben. gebrochene Beats. Nun Die bevorzugten Rhythmen sind nicht der zeigt sich auch KanYe West interessiert: Mit Skepta einzige Verweis auf Grime: Songs wie der Titel soll er unlängst einen Track oder »Pin Secure« verfolgen das Prinzip, auf produziert haben. elektronische Weise Klänge zu imitieren, die eigentlich auf nicht-elektronische Musik verweisen. In den genannten Stücken kommen Sounds vor, die an Bläsersätze oder Geigenpizzicati erinnern. James Young erklärt,
dass dieses Vorgehen im engen Zusammenhang stehe mit ihrer festen Verwurzelung in der Grime-Szene: »Wir hören immer noch viel Grime, und die Produzenten innerhalb dieses Genres neigen dazu, Klänge zu benutzen, die Bläser und Streicher elektronisch reproduzieren.« Das Besondere am neuen Album ist die Tatsache, dass ihm ein übergreifendes Konzept zugrunde liegt, das über die musikalische Ebene hinausgeht. James Young hat im nordenglischen Huddersfield Interviews mit Freunden, Bekannten und Freundesfreunden geführt, die den Blick freigeben auf eine subjektiv aufgeladene Bestandsaufnahme der sozialpolitischen Situation in der Region, aus der auch Young und Whalley stammen. »Wir sind zwar schon 2002 nach London gezogen, aber es bestehen immer noch starke Bindungen nach Huddersfield. Die Interviews sollen zeigen, was die Leute bezüglich ihrer Region fühlen. Dabei wollten wir so unvoreingenommen und unparteiisch wie möglich vorgehen, auch wenn es natürlich schon unser Anliegen ist, gewisse Missstände anzusprechen«, so Young. Zu diesen Missständen gehören die Kürzungen von Sozialleistungen, die eine Vertreterin der Gemeindeverwaltung in dem Stück »Cuts« auf 69 Millionen Pfund beziffert. Dazu erklärt James Young: »Die Gemeinde steht unter großem Druck, und schlimme Dinge werden passieren in diesem Teil der Welt. Wenn erst einmal die letzten Einschnitte im Sozialwesen vorgenommen werden, wird es großen Ärger geben. Es fängt jetzt schon an: Mitarbeiter der Müllabfuhr werden attackiert, weil einige aufgebrachte Leute glauben, die Müllabfuhr würde unmittelbar für die Regierung arbeiten.« Auf dem Album wechseln sich nun poppig orientierte Vokalstücke mit abstrakteren, seriellen Tracks ab, die die anonymen Stimmen der Einwohner Huddersfields integrieren. Dabei fungieren die Aussagen der Befragten auch als Inspiration für die Texte, die James Young für die Stimme Aiden Whalleys geschrieben hat. »Es ist eine gute Art, Texte zu schreiben, glaube ich. Man bekommt das Gefühl, dem, was die Leute sagen, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen«, so Whalley. Mit dieser spezifischen Vorgehensweise haben Darkstar sich auf soziologisch-journalistisches Terrain begeben, sich gleichzeitig von der ausschließlich im abgeschirmten Studio situierten Arbeit verabschiedet und für die Interaktion mit Menschen entschieden. Dabei umgehen sie die Gefahr, die Konzentration allein auf die Message des Inhalts zu legen. Der Aspekt des Dokumentarischen relativiert sich durch die Konfrontation mit der Musik, wodurch eine »visuelle, filmische Komponente« geschaffen wird, so Aiden Whalley. Das hieße dann also, dass durch das Zusammenwirken von zwei unterschiedlichen Medien – Sprechstimme und Musik – das Verlangen nach einem dritten Medium, Film, ausgelöst wird? Ist das vielleicht gar eine Analogie dazu, dass der Tonfilm nach Farbe verlangt hat? Interessant! Mit tiefschürfenden Gedanken dieser Art verlasse ich das Interview wenig später – und kann am Ende doch bestätigen, was ich schon anfangs vermutet hatte: Die Musik der beiden weist weit über den Horizont des anfänglichen Currywurst-Diskurses hinaus. — Darkstar »Foam Island« (Warp / Rough Trade / VÖ 02.10.15)
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#Pop #Peaches
Rei Peaches
ben, bis
es
gl채nzt
#Pop #Peaches
D Nein, »Rub« ist viel grundsätzlicher gemeint. Du reibst aus ein neues Album heißt »Rub« – ist »Reiben« hier als Ode an die Klitoris zu verstehen?
vielen Gründen: zum Beispiel Gold, damit es glänzt. Du reibst dich an einer Person, um mit ihr zu flirten, oder du reibst deine Klitoris, um dich anzuturnen. Aber du reibst dich auch mit Seife ab, um sauber zu sein. Ich mag den müden, leicht lasziven Sound, den das Wort im Englischen hat: »Ruuubbbb«.
Du hast dir für die neue Platte sechs Jahre Zeit gelassen. In der Zwischenzeit hast du das Musicalprojekt »Peaches Christ Superstar« realisiert und viel Theater und Performance-Kunst gemacht. Stimmt es, dass du schon vor Jahren in Toronto Theaterwissenschaften studiert hast, bevor die Entscheidung für die Musik fiel?
trotzdem hochwertig klingen zu lassen. Softness wollte ich nicht. Haha, dann bin ich wohl gescheitert, wenn du die Platte so empfindest! Einigen wir uns darauf, dass soft nicht kraftlos meint?
Absolut! Viele Leute glauben, ich würde mehr schreien als früher, aber »Rub« hat auch ruhige Momente. Ruhige Momente, gekoppelt mit kraftvollen Schreien. Und das Kraftvolle mag ich an Feist, die auch auf der Platte zu hören ist. Sie kann so leise sein und gleichzeitig so kraftvoll.
Du hast deine alte Freundin und Wegbegleiterin Feist für den letzten Song »I Mean Something« engagiert. Dagegen featurt der Opener »Close Up« Kim Gordon. Die musste in der letzten Zeit einiges an Kritik einstecken für ihre Autobiografie, in der sie ihre Scheidung von Thurston Moore aufarbeitet.
Ja, nach der Highschool wollte ich Theater-Regisseurin Ja, musste sie? Tja, Kim ist, wie sie ist: ziemlich unnachwerden. Ich wollte coole Musicals inszenieren, nicht so sichtig; so empfindet sie halt. Wenn sie so viel Kritik für seichten Mist. Aber irgendwann wurde mir klar, dass es ihre Auseinandersetzung mit der Scheidung kassiert hat,
Um den Mühlen des Musikerinnendaseins zu entkommen, hat sich Peaches die vergangenen Jahre auf Theaterarbeit und Performancekunst konzentriert. Nun muckt sie wieder auf: Ihr fünftes Album »Rub« knallt irgendwo zwischen rougher Softness und wütender Abrechnung. Interview: Verena Reygers / Foto: Paula Winkler einfach zu viel Arbeit macht, solche Produktionen zu liegt es vermutlich daran, dass die Leute weniger enttäuscht stemmen, und mit 30 der Herzinfarkt auf einen wartet. von ihr als vielmehr erschrocken von Thurston sind. Sie Das ist als Musikerin anders? sehen Sonic Youth als Einheit und sind entsetzt, was mit Ja. Dadurch, wie sich die Möglichkeiten im Bereich Musik ihrer Lieblingsband passiert ist. damals veränderten, erkannte ich, dass ich dort alles sein Auf »Rub« verarbeitest du in zwei Songs auch eigene konnte, was ich beim Theater in andere Hände hätte legen Trennungen: »Dumb Fuck« klingt souverän, »Free Drink müssen: Autorin, Regisseurin, Performerin – und das alles Ticket« dagegen ziemlich verärgert. Tracy + The Plastics viel direkter als beim Theater. Und doch habe ich meinen Es ist der wütendste Song, den ich je geEin bis 2006 bestehendes Traum von damals nicht vergessen. Also habe ich die schrieben habe! Wenn du verliebt bist und Electropop-Projekt von Möglichkeit ergriffen, als die Anfrage vom Theater kam. verletzt wirst, tut es verdammt weh, das kann Wynne Greenwood, das Auch, um nach vier Alben der Routine zu entgehen: ein wohl jeder nachempfinden. Dann hasst du sich mit feministischqueeren Botschaften auch weiteres Album aufnehmen, zwei Jahre auf Tour gehen, die Person, aber irgendwann legt sich diese im Bereich Video- und dann wieder an der nächsten Platte arbeiten. Jetzt aber Empfindung auch wieder. Schließlich kannst Performance-Kunst ist wieder Zeit für Peaches-Musik. Überhaupt ist gerade du den Hass nicht bis ans Ende deiner Tage austobte. Ansässig in Olympia, Washington – in eine verdammt gute Zeit für Musik. Es gibt fantastische mit dir rumtragen. Aber der Moment, in dem den 90ern eine Hochburg Minimal-Beats und -Electro-Sounds. die Liebe in Hass kippt, das ist so ein starkes des Riot-Grrrl-Movements Du giltst als Electroclash-Pionierin. Gefühl. Du würdest die Person in dem Mo- –, konzipierte Greenwood ihren Sound mithilfe von Lass mich ein, zwei Dinge zu Electroclash sagen. Viele Leute ment am liebsten umbringen. Ich war mit Drum Machines, Samplern unterschätzen nämlich den Einfluss, den dieser Stil hatte. Jam, Planningtorock, im Studio, als der Song sowie diversen anderen Electroclash war die erste Welle, die elektronische Musik aus mir herausbrach. Jam und ich haben uns Utensilien. Live schlüpfte sie sowohl in die Rolle von zurück in den Mainstream brachte. Und diese Musik war aneinandergeklammert, weil es so beängsti- Frontfrau Tracy als auch in ausgesprochen queer und sexuell explizit. Das war für viele gend war. die ihrer beiden PlasticsLeute zu dick aufgetragen, weshalb – so zumindest meine Du zeigst deine Wut, ohne in der Opferrolle Back-ups Nikki und Cola. Theorie – Electroclash nur kurz andauerte und überging in zu verharren, weil das Scheißgefühl auch New Wave. Dort war alles etwas züchtiger, straighter und wieder vorbeigeht? Planningtorock mehr auf modische Aspekte konzentriert. Und von dort Genau das sollen die Leute aus dem Song mitHinter dem Pseudoaus splitterte es sich in alle möglichen Genres auf. Aber nehmen. Der Song heißt aus dem Grund »Free nym steckt die Britin Electroclash war zuerst da, und es gab eine Menge Frauen in Drink Ticket«, weil die Nacht weitergeht – beziehungsweise Wahlder ersten Reihe, wie Le Tigre, Chicks On Speed und Tracy obwohl es ein Break-up-Song ist. Du machst Berlinerin Jam Rostron. Mit Peaches einen sie nicht nur + The Plastics. Es war eine von Frauen mitgestaltete Be- weiter, um zu vergessen. Und irgendwann schreckhafte Momente im wegung, und leider ging sie wirklich schnell wieder unter. kommt der Morgen. Solange du einen Drink Studio, sondern auch die Nicht dass New Wave nicht auch seine Berechtigung hätte, umsonst bekommst, kannst du die Nacht fort- Arbeit als queerpolitische Musikerin, Produzentin und aber wie kann es sein, dass Leute Electroclash als weniger setzen. Und viele lassen sich aufsaugen vom Performance-Künstlerin. wichtig erachten? Stattdessen machen sie sich darüber Nachtleben. Der Schmerz mag unendlich sein, Rostron arbeitet mit Verlustig. Aber die Musik hatte extremen Einfluss auf jegli- aber hey, da wartet schon der nächste Free fremdungen in Sound und Aussehen und konzipierte che Art von Electro – auch für jemanden wie Lady Gaga. Drink auf dich. zusammen mit The Knife Du selbst scheinst auf »Rub« weniger Wert auf den »Clash« zu legen. Stattdessen sind die Beats sehr scharf, sehr klar und trotzdem auch soft.
Du findest sie soft? Na ja, die Platte ist behind the beat statt on the beat, aber mein Ziel war eigentlich, sie rough und
— Peaches »Rub« (I U She / Indigo)
die Oper »Tomorrow In A Year«. Zuletzt erschien 2014 »All Love’s Legal« als nachdrückliche Aufforderung, sämtliche Geschlechtergrenzen einzureißen.
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#Kultur
Foto: Maisie Cousins
#Kultur Wer sich mit einem One-Way-Ticket auf den Weg zum Mars macht, muss im Kopf eine ähnliche Plörre haben wie die auf diesem Bild. »Der Marsianer« und ein Besuch im Luftund Raumfahrtzentrum regen Fragen nach dem Leben dort an. Zurück auf dem Boden der Tatsachen landen wir mit dem ukrainischen Film »The Tribe«, der für viele Menschen Sprachen spricht, die nicht von dieser Welt scheinen.
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#Kultur #Kino #Der Marsianer
Der Marsianer
WANN GIBT ES W LEBEN AUF DEM MARS? Ob Wissenschaftler, Schriftsteller, Musiker, Filmemacher oder lebensmüde - der Mars macht mobiler denn je. Ridley Scott verfilmt Andy Weirs Bestseller »Der Marsianer« mit Matt Damon in der Hauptrolle, und das Luft- und Raumfahrtzentrum bittet zum Ortstermin. Wolfgang Frömberg (Text) und Alfred Jansen (Fotos) begeben sich auf die Reise zum roten Planeten.
enn es nach der Sitcom »Roseanne« geht, ist der Mars der äußerste Planet unseres Sonnensystems. Einen Teil der Zahlenkombination auf dem Lottoschein, der Roseannes Familie in der neunten und letzten Staffel ihren Millionengewinn beschert, merkt sich Roseannes Schwester Jackie so: »Vier – wie die Anzahl der Planeten im Sonnensystem.« Zwanzig Jahre nach der Ausstrahlung dieser Folge dürften sich die wahren Ausmaße des Sonnensystems bis in Roseannes Heimatstadt Lanford, Illinois herumgesprochen haben. Schließlich gibt es jetzt sogar Bilder von Pluto, der sich an der Peripherie der Planetenkonstellation um die Sonne dreht. Stichwort: herzförmiger Fleck auf der Oberfläche. Mars als vierter Planet im Verbund und direkter Nachbar der Erde ist derweil in den Blickpunkt gerückt wie seit der Antike und zu heißen Phasen des 20. Jahrhunderts nicht mehr, als er Kriegsgott und Heimat der Marsmännchen wurde. Andy Weirs Roman »Der Marsianer« erreichte 2014 Bestsellerstatus. Die Erfolgsstory passt perfekt zum Geist unserer Zeit, in der
#Kultur #Kino #Der Marsianer
Mars One Ziel der Stiftung ist, bis zum Jahr 2027 die ersten Menschen in einer etwa achtmonatigen Reise auf den Mars zu schicken. Sie sollen dort eine Kolonie gründen, deren Leben in einer TV-Show dokumentiert wird. Für die Kandidaten gibt es keine Möglichkeit auf eine Rückreise zur Erde. Die NASA lehnt Mars One aus ethischen Gründen ab. Allein die kosmische Strahlung auf dem Mars mache ein dauerhaftes Leben dort unmöglich.
sich Massen von Vertriebenen auf der Flucht aus Kriegsgebieten befinden, während ein paar Träumer vom Leben auf dem roten Planeten schwärmen. Eine private niederländische Stiftung unter dem Namen Mars One plant die Reise tatsächlich als Trip ohne Rückfahrschein im Format einer »Big Brother«-Show – und in
detailliert und fundiert breitet Weir aus, wie Watney es dennoch schafft, sich mit genug Nahrung, Sauerstoff und Energie zu versorgen, um letztlich noch eine ganz andere Route zu bewältigen. Regisseur Ridley Scott hat diese obsessiv recherchierte Geschichte fürs Kino adaptiert. Matt Damon schlüpft in die Rolle von Mark Watney, und Scott schöpft die eigene Science-Fiction-Erfahrung aus, um seinem Mars eine spannungsgeladene Popcorn-Atmosphäre zu verpassen. Die »Alien«-Regie-Legende sowie alle anderen Vertreter des Fantastischen – ob Ray Bradbury oder David Bowie – sind nun mal die wahren Experten einer solchen Space-Odyssee. In Zürich ist dem Thema »Mars – Literatur im All« bis zum Januar 2016 eine ganze Ausstellung gewidmet. Zwischen Hard Science und kindlicher Fantasie geht es in dieser Literatur immer auch um handfeste Gegenwartskritik und Gesellschaftsutopie. Im Vorfeld des Kinostarts bat der Verleih zum Ortstermin im Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum in Köln. Die Wissenschaftler
»Is there life on mars?« David Bowie
der ersten Auswahlrunde gingen ganz in echt 200.000 Bewerbungen lebensmüder »Abenteurer« ein. Man kann sich die Sehnsucht nach außerirdischer Existenz auch mit wissenschaftlicher Akribie und künstlerischem Antrieb erklären. In Weirs Roman ist der Traum vom Mars Wirklichkeit geworden. Für den NASA-Astronauten Mark Watney gerät er zum Albtraum, als er allein in der kalten und staubigen Gesteinswüste zurückgelassen wird. Seine Ressourcen reichen nicht aus, um den Sender zu erreichen, der ein Lebenszeichen zur Erde schicken könnte. Sehr
zeigten sich begeistert von der Akkuratesse, mit der Weir das Schicksal seines Helden Mark Watney schildert. Gleichzeitig aber auch darauf erpicht, uns vor Augen zu führen, wie ernsthaft die Bedingungen eines Fluges zum Mars untersucht werden. Highlight waren die Einrichtungen für Langzeitstudien zur Auswirkung der Schwerelosigkeit. Dort liegen Probanden zeitweise 60 Tage am Stück auf Bahren geschnallt – mit sechs Grad nach unten geneigtem Kopfende. Der Grund: Im All schießt einem das Blut eher in den Kopf, und die Muskeln werden ohne Erdanziehungskraft weniger beansprucht. Vor allem Medizinstudenten lassen sich für 15.000 Euro auf die freiwillige Folter ein. Es kann eben nicht jeder im Lotto gewinnen wie Roseanne – oder wirklich zum Mars fliegen wie die ersten Kandidaten von Mars One in gut zehn Jahren. Die haben allerdings im Gegensatz zu Mark Watney nicht die geringste Chance, jemals zur Erde zurückzukehren. — »Der Marsianer – Rettet Mark Watney« (USA 2015; R: Ridley Scott; D: Matt Damon, Jessica Chastain, Kristen Wiig, Kate Mara; Kinostart: 08.10.15)
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#Kultur #Kino #Anton Corbijn #Life
#Kultur #Kino #Anton Corbijn #Life
Anton Corbijn über seinen Film »Life«
Das Shooting kurz vorm Tod Das Bild »James Dean haunted Times Square« von 1955 ist eines der meist reproduzierten Fotos des 20. Jahrhunderts: James Dean mit Zigarette im Mundwinkel. Die Schultern gegen die Kälte hochgezogen. Im Hintergrund der verregnete Times Square. In seinem neuen Film »Life« erzählt der Regisseur und Fotograf Anton Corbijn (»Control«) die Geschichte dieses Fotos. Dane DeHaan (»The Place Beyond The Pines«) spielt James Dean, Robert Pattinson den LifeFotografen Dennis Stock. Simone Schlosser hat Anton Corbijn getroffen.
Der Ikonen-Charakter ist interessant, denn an sich ist das Bild total chaotisch. Es wirkt nicht wie ein inszeniertes Foto. Aber ich denke, viel hat damit zu tun, dass James Dean kurz darauf gestorben ist. Außerdem strahlt die Aufnahme das Lebensgefühl von damals aus. Es wirkt wie eine Jazz-Fotografie. James Dean war ein Teil dieser Generation, die sich die Kultur zu eigen machen wollte – und Es gibt in »Life« Parallelen zu deiner eigenen sie besitzen wollte als Teil ihrer Generation Geschichte. Deine Fotos von Bands wie Joy und nicht der ihrer Eltern. Das hat im Jazz Division sind weltberühmt. Inwiefern ist der und Rock’n’Roll seinen Ausdruck gefunden. Film autobiografisch? All das steckt darin. Mich hat die Beziehung zwischen den beiden Heute macht jeder ständig Fotos. Wie hat interessiert. Es gibt diese Szene, in der Robert sich der Wert der Fotografie verändert? Pattinson als Fotograf zu James Dean sagt, Einerseits werden für die berühmten Fotos dass er ihm einen Gefallen tut, wenn er ihn höhere Preise bezahlt als je zuvor. Andererseits fotografiert. Aber James Dean sieht das genau können immer weniger Fotografen von ihrer umgekehrt. Zu Beginn meiner Karriere hatte Arbeit leben. Das ist der große Wandel: Zeiich eine ähnliche Begegnung mit dem hol- tungen wollen nicht mehr für Fotos bezahlen, ländischen Musiker Herman Brood. Als ich weil sie nur die Masse sehen, aber nicht den angefangen habe, ihn zu fotografieren, war er Wert des einzelnen Fotos. Musiker in einer Rock’n’Roll-Band, dann kam Dane DeHaan und Robert Pattinson sind ein sein Erfolg als Solo-Künstler. Plötzlich wollte bemerkenswertes Duo. Wie ist der Cast zuihn jeder fotografieren. Und ich dachte: »Aber stande gekommen? ich war doch sein Fotograf!« Damals wusste Dane ist ein besonderer Schauspieler. Nicht ich noch nicht, wie die Beziehung Fotograf/ nur wegen seines Looks. Auch, weil er sich in Figuren hineinversetzt. Er schafft es, dass Künstler funktioniert. Fast jeder kennt das Foto von James Dean man als Zuschauer von Beginn an denkt: ›Das am Times Square. Im Film habt ihr dieses ist James Dean.‹ Rob als Dennis Stock war spontane Foto-Shooting nachgestellt. Wo- ebenfalls eine interessante Wahl. Viele nehher rührt der Hype um das Bild? men Robert Pattinson wegen »Twilight« als
Schauspieler nicht ernst. Deshalb muss er sich ständig beweisen – eine interessante Parallele zu seiner Rolle im Film. Außerdem mochte ich die Idee, dass er einen Fotografen spielt, weil er ja selber ständig von Fotografen verfolgt wird. Du hast »Control« gemacht über Ian Curtis. Jetzt diesen Film. Ist es für dich eine besondere Herausforderung, wenn du einen Film über reale Menschen drehst?
»Control« war ein sehr emotionaler Film für mich. Da ging es viel um mein eigenes Leben in jener Zeit. »Life« ist weniger emotional. Trotzdem fühle ich mich einigen Situationen verbunden. Wenn man einen Film über reale Menschen macht, dann sind diese Menschen die Basis. Für mich sind solche Filme glaubwürdiger. »Life« hat einen melancholischen Unterton. Als hätte James Dean gewusst, was passieren würde ...
Gegen Ende haben wir das ein bisschen zugespitzt. Aber er ist tatsächlich nach diesem Fotoshooting nie mehr nach Hause zurückgekehrt. Der Film ist wie das Times-SquareBild: Man kann ihn nicht anschauen, ohne an seinen Tod zu denken. Wie unterscheidet sich deine Arbeit an einem Film von der als Fotograf?
Es gibt keine logische Verbindung. Als Fotograf arbeite ich normalerweise alleine. Man trifft jemanden und macht ein paar Fotos. Ein Film ist ein Jahr deines Lebens mit 150 Menschen. Auch finanziell ist das ein großer Unterschied. Film ist eine Industrie, Fotografie ein Hobby. — »Life« (USA 2015; R: Anton Corbijn; D: Dane DeHaan, Robert Pattinson; Kinostart: 24.09.15)
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#Kultur #Kino
auf einen guten Verlauf der Geschichte. Eine Möglichkeit, die Sergey quasi über die Habseligkeiten in seinen Händen selbst kommuniziert. In starren Einstellungen, deren stoische Länge sogar den österreichischen Regisseur Michael Haneke, der Horrorfilme über und für das Bürgertum wie »Funny Games« und »Das weiße Band« drehte, blass vor Schreck machen dürfte, wird Sergey aber schnell tief in die Alltäglichkeit der Gewalt hineingezogen. Und dann kommt auch noch verbotene Liebe dazu. Einer der Abgründe, die sich in »The Tribe« auftun, ist derjenige zwischen den Außenseiterfiguren und dem Publikum, das selbst in eine Außenseiterrolle gedrängt wird; nicht nur, weil es um Jugendliche am Rande der Gesellschaft geht. Fühlen sich Gehörlose in der Welt der Hörenden samt deren Sprache eigentlich genauso fremd wie der Zuschauer in ihrer Welt? Regisseur Slaboshpitsky verzichtet The Tribe fast gänzlich auf Sound, er bietet nicht einmal Untertitel für die Gebärden an. Diesbezüglich hilft es, dass die Geschichte keinen großen Raum für Interpretationen lässt. Sein Film ist trotzdem nicht platt, sondern eine körperliche Erfahrung, ähnlich wie die ersten DogmaFilme. So etwas Intensives hat man lange nicht gesehen, gleichzeitig verweist der erste Film in der Reihe »Freie Radikale« des Verleihs Der ukrainische Spielfilm wurde komplett in Gebärdensprache Rapid Eye Movies auf die Ursprünge des Kigedreht und wird ohne Untertitel gezeigt. Eine Liebesgeschichte, nos. Dabei erinnert die Riege um Fesenko und Ko-Hauptdarstellerin Yana Novikova, die für in der körperliche Gewalt die besten Argumente hat. ihr Mitwirken in »The Tribe« im Sinne eines s ist nicht einfach ein billiger Kalauer – der von Sergey (Grigoryi Fesenko), der in einem emanzipativen Nebeneffekts ihre Beziehung Stummfilm »The Tribe« macht sprachlos. Heim für gehörlose Jugendliche in die Fänge aufgab, an Schauspielkunst aus jener Zeit, als Dieses Jahr in Cannes war die Darbietung einer brutalen Gang gerät. Die kleine Gruppe der Tonfilm noch nicht erfunden war. des Ensembles aus gehörlosen Laiendarstellern junger Männer drangsaliert alle Heimbewoh- Wolfgang Frömberg unter der Regie des ukrainischen Regisseurs ner, zwei Mädchen müssen sich für sie prostiMiroslav Slaboshpitsky eine der Überraschun- tuieren. Nur die Ankunft von Sergey im Heim — »The Tribe« (UA 2014; R: Miroslav Slaboshpitsky; D: Grigoryi Fesenko, Yana Novikova; Kinostart: 15.10.15) gen im Festival-Programm. Der Film handelt lässt dem Zuschauer noch Raum für Hoffnung
WER NICHT HÖREN KANN, MUSS FÜHLEN E
Pete Docter weiß als Regisseur von »Monster AG«, wie sich Kino-Ungeheuer zu kindlichen Ängsten und die Kulturindustrie zum gesellschaftlichen Rollenspiel verhält. Mit »Alles steht Kopf« (USA 2015; Kinostart: 01.10.) tritt er nun eine Reise ins Innere an und gibt den Emotionen, die unser Handeln scheinbar bestimmen, je einen eigenen Charakter. Der bunteste Versuch, Psychologie zu popularisieren, seit es Kino gibt.
P R O M OT I O N
#RETTETMARKWATNEY! Seit Monaten harrt der Checker Mark Watney auf dem Mars aus. Er kämpft mit Staubstürmen und Explosionen, gewinnt Wasser aus Treibstoff und bewegt sich geschickt durch die dünne Atmosphäre des roten Planeten. Ungefähr so clever, wie Beyoncé ihre Karriere plant. Er muss aber eine ordentliche Strecke zurücklegen, um seinen Arsch zu retten, bevor er mal wieder in der Schwerkraft twerken kann. Den NASA-Kollegen auf der Erde konnte er immerhin ein Lebenszeichen senden. Das mit dem Twerking war natürlich ein Scherz. Aber Watney ist schließlich auch kein dröger Wissenschaftler. Er nimmt die fast aussichtslose Lage mit Humor. Und das mit Beyoncé stimmt schon. Dieser Typ hat einen Masterplan. Ob der ihn letztlich retten wird, steht im wahrsten Sinne des Wortes in den Sternen. Ab dem 8. Oktober könnt ihr im Kino Matt Damon in einer Oscar-reifen Darbietung als gewitzter Überlebenskünstler sehen – um dessen Rettung sich u.a. Jessica Chastain und Kate Mara bemühen. Aber auch Kristen Wiig und Sean Bean spielen dabei eher gewichtige denn schwerelose Rollen... Für die Verfilmung des Besteller-Romans von Andy Weir zeichnet niemand Geringeres als »Alien«-Regisseur Ridley Scott verantwortlich.
Jetzt stellt Euch mal vor, ihr würdet euch den Kindheitstraum erfüllen und wirklich zum Mars fliegen. Mark Watney retten, statt vor der Leinwand zu sitzen? Die 228 Millionen Kilometer lange Reise zu unserem Nachbarplaneten wäre zwar kein Katzensprung, unrealistisch ist sie aber längst nicht mehr. Doch bevor ihr euch auf den den mehrmonatigen Trip begebt, vergesst bitte nicht, folgende 5 Dinge unbedingt in euren Koffer zu packen:
WOLLSOCKEN – Die Durchschnittstemperatur auf dem Mars beträgt minus 55°C. Wenn du rote Socken nimmst, fällt es auch nicht auf, dass sie verstauben. WASSER – Andere Getränke verleihen zwar Flügel, bloß kann man die auf dem Mars wegen der Schwerelosigkeit überhaupt nicht gebrauchen. SONNENBRILLE – Der Mars liegt weiter von der Sonne entfernt als die Erde, doch die kosmische Strahlung sorgt für feuchte Augen wie die Libertines-Reunion. WERKZEUGKASTEN – Du willst nicht, dass dein Rückflug an einer lockeren Schraube scheitert? Gehe vorher noch mal zum Baumarkt oder zum Arzt. MUSIK – Marsimoto-, Bruno Mars- oder Mars Volta-Songs sind gut für die Völkerverständigung, falls du echte Marsmännchen treffen solltest.
DER MARSIANER #RETTETMARKWATNEY Ab 8. Oktober nur im Kino in 3D.
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#Kultur #DVD
B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979-1989
PUNK SEI DANK In der heißesten Phase des Kalten Krieges war West-Berlin ein schmutziges Paradies für Kunstszene und Pop-Avantgarde. Der Geist jener Punkjahre fand sich auf Mark Reeders VHS-Kassetten – und durchzieht auch die daraus entstandene Dokumentation. In »20,000 Days On Earth« gibt es eine Szene, in der Nick Cave alte Fotos durchschaut. Eins davon zeigt ihn Mitte der 1980er-Jahre in seiner Berliner Wohnung. Ein kleiner Raum, nicht viel größer als der Schuhkarton, in dem er seine Flohmarkt-Fundstücke aufbewahrt. An den Wänden Notizen, Zeichnungen und Ausschnitte aus Zeitschriften. Der Film »BMovie: Lust & Sound in West-Berlin 19791989« ist eine Zeitreise in dieses Zimmer. Wobei Nick Cave nur eine Randerscheinung ist. Ähnlich wie Keith Haring, Tilda Swinton und New Order. Die eigenwillige Hauptfigur ist Mark Reeder: ein Musik-Nerd in Uniform
und mit Seitenscheitel, der seine Heimatstadt Manchester verlässt, um auf den Spuren der Krautrockband Tangerine Dream nach WestBerlin zu ziehen. Edgar Froese von Tangerine Dream trifft er dort leider nicht. Dafür Gudrun Gut und Blixa Bargeld. Bald ist Mark Reeder ein Teil der kreativ-kaputten West-Berliner Avantgarde: Er managt die Band Malaria, tourt als Ton-Mann mit den Toten Hosen, spielt in den Splatter-Filmen von Jörg Buttgereit, beherbergt Nick Cave, berichtet als Szene-Kenner in Fernsehberichten für die BBC, und kurz vor dem Fall der Mauer produziert er mit seinem Label MFS die letzte Platte der DDR.
Mark Reeder ist ein Glücksfall für den Film, denn er ist Mittelpunkt und Beobachter zugleich. Dabei ist sein Auftritt allein einem Zufall zu verdanken. Ursprünglich war er nur für den Soundtrack angeheuert worden, doch nach einem Blick auf seine VideokassettenSammlung musste das Produzenten-Trio Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange den Film noch einmal umschneiden. Die Arbeit hat sich gelohnt: »B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin« ist eine liebevoll zusammengestellte Montage in körniger Super-8-Ästhetik – aus Privataufnahmen, Konzert-Mitschnitten, Nachrichtenbildern und einigen nachgestellten Szenen mit dem verblüffenden Mark-Reeder-Double Mark Weber. Blixa Bargeld behauptet in dem Film, dass er es für unmöglich halte, »die Essenz von Berlin auf Film festzuhalten«. Doch »B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin« beweist das Gegenteil. Ein Einblick in das West-Berlin der 80er-Jahre, wie man ihn heute höchstens noch auf einem Konzert der Einstürzenden Neubauten geboten bekommt. Zusätzlich zum Release des Films auf DVD und Blu-ray erscheinen begleitend Mark Reeders »B-Book« sowie der Soundtrack mit unter anderem Westbam und Malaria auf CD und Vinyl. Alles zusammen ist in einer Gesamtbox erhältlich. Simone Schlosser — Intro empfiehlt: »B-Movie: Lust und Sound in WestBerlin 1979-1989« & »B-Book, B-Music und B-Movie – Die Gesamtbox« (D 2015; R: Jörg A. Hoppe, Heiko Lange, Klaus Maeck; Edel)
#Kultur #DVD
Ryan Gosling über »Lost River«
LEIDENSCHAFT FÜR DETROIT Ryan Goslings erste Regie-Arbeit wurde von der Kritik missverstanden und vom Publikum gefeiert. Ein dringlicher Thriller im Geiste David Lynchs und Nicolas Winding Refns. Gosling-Fans dürfen sich über das Release einer streng limitierten Collector’s Edition mit dickem Booklet freuen. Bei der Premiere 2014 in Cannes wurde »Lost River« von vielen Kritikern nicht gerade freundlich aufgenommen ...
Ich hatte im Vorjahr Erfahrungen mit Verrissen gesammelt. Da waren die Kritiker Nicolas Winding Refn und mir für »Only God Forgives«
an den Kragen gegangen. Aber ich kann gut damit leben, wenn meine Arbeit leidenschaftliche Reaktionen hervorruft. Wie kamst du auf das gebeutelte Detroit als Drehort?
Ein Jahr lang habe ich regelmäßig Aufnahmen dort gemacht. Einfach so, nur für mich. Die Stimmung ist besonders und eigenwillig. Einerseits herrscht ein Gefühl von unerschütterlichem Optimismus, andererseits ist die Zerstörung nicht zu übersehen. Eine besondere Erfahrung war die Arbeit mit den Menschen. Immer wieder strömten sie zum Set, sodass wir sie hier und da in den Film integrierten.
Warum hast du nicht als Schauspieler mitgewirkt?
Die Arbeit als Regisseur ist so anstrengend und zeitintensiv ... Klar, ich weiß, dass viele meiner Kollegen sich selbst inszenieren. Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wie sie das machen – und dabei auch noch aussehen, als sei alles ein Kinderspiel. So weit bin ich einfach noch nicht. Interview: Patrick Heidmann — »Lost River« (USA 2014; R: Ryan Gosling; D: Saoirse Ronan, Christina Hendricks, Ian De Caestecker; Tiberius)
»Lady Snowblood« ist das japanische Samurai-RevengeMovie, welches Quentin Tarantino zu seinen »Kill Bill«-Filmen inspirierte. Toshiya Fujitas eigenwilliger Genre-Klassiker aus dem Jahr 1973 erschien als zwölfter Film in der »Intro Edition Asien«, die wir in Kooperation mit Rapid Eye Movies herausgegeben haben. REM bringt nun mehrere Perlen des Asien-Backkatalogs auf Blu-ray heraus. Neben »Lady Snowblood« unter anderem Sion Sonos Martial-Upskirt-Arts »Love Exposure« und Kim Ki-Duks Horrorfilm »The Isle«.
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#Kultur #DVD
Wayward Pines
»REDE NICHT ÜBER DIE VERGANGENHEIT!« »Wayward Pines« mit Matt Dillon bietet Mystery für Fans von »Lost« und »The Prisoner«. Produzent M. Night Shyamalan lässt damit seine gruseligsten Kino-Phasen hinter sich.
D
er Vorspann der Serie »Wayward Pines« zeigt die Kleinstadt als akkurat aufgebautes Modell aus Plastik und setzt damit schon den treffenden Ton. Alles scheint unecht und gekünstelt an diesem Ort, sowohl die Menschen als auch die Stadt selbst. Secret-Service-Agent Ethan Burke (Matt Dillon), der zwei vermisste Kollegen auffinden soll, wacht nach einem Autounfall in dieser seltsamen Stadt auf. Ein Kontakt mit der Außenwelt scheint nicht möglich, alle Einwohner verhalten sich äußert verdächtig, und im Krankenhaus will man ihn einer dubiosen Operation unterziehen. Als Burke seine Ermittlungen nach den vermissten Kollegen fortsetzt, findet er einen der beiden tot auf. Das viel größere Rätsel stellt sich allerdings erst noch: Die zweite vermisste Kollegin lebt in Wayward Pines, hat dort geheiratet und streitet ab, Burke zu kennen. Schnell muss der von Matt Dillon gespielte Agent lernen, dass Wayward Pines nach ganz eigenen Regeln tickt. Zu diesen gehört »Rede nicht über die Vergangenheit« und »Versuche nicht, die Stadt zu verlassen«, denn die Stadt ist komplett von der Außenwelt abgezäunt. Der Serien-Protagonist strandet an einem mysteriösen Ort, von dem es kein Entkommen gibt und wo unerklärliche Dinge passieren – die Parallelen zwischen »Wayward Pines« und »Lost« drängen sich geradezu auf. Anders als bei »Lost« wird hier aber erfreulicherweise nicht einfach nur Mysterium auf Mysterium gestapelt, ohne wirklich etwas aufzuklären. Zwischendurch werden tatsächlich mal Erklärungen geliefert für das, was vor sich geht. Als weiterer Vergleich liegt die vor einiger Zeit
geremakete 1960er-Jahre-Serie »The Prisoner« nahe, auch wenn die Ereignisse in Wayward Pines nicht ganz den überdrehten Irrsinn des britischen Klassikers annehmen. Produziert wurde »Wayward Pines« unter anderem von M. Night Shyamalan. Der »Sixth Sense«-Regisseur hat außerdem die erste Folge
inszeniert und dabei mehr dramaturgisches Geschick gezeigt als in seinen letzten drei Filmen zusammen. Gerade die Pilot-Episode schafft es schnell, eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen und den Zuschauer zu fesseln. Schauspielerische Highlights liefern vor allem Toby Jones als undurchsichtiger Psychologe und Melissa Leo als bedrohliche Krankenschwester. Für den in den letzten Jahren eher kaum im Kino präsenten Hauptdarsteller Matt Dillon könnte sich seine Performance vielleicht sogar als Startpunkt eines Comebacks erweisen. Streng genommen ist »Wayward Pines« eher ein 7,5-Stunden-Film als eine Serie. Jede Folge schließt unmittelbar dort an, wo die vorherige aufgehört hat. Damit empfiehlt sich die Show geradezu für das typische »Na komm, eine Folge noch«-Binge-Watching. Als Vorlage diente übrigens die gleichnamige Buchtrilogie von Blake Crouch. Für weiteren Stoff aus Wayward Pines ist also bereits gesorgt, die zweite Staffel schon in Planung. Dominik Bruns — Intro empfiehlt: »Wayward Pines – Staffel 1« (USA 2015; P: M. Night Shyamalan; D: Matt Dillon; Fox)
#Kultur #DVD
ScienceFictionKlassiker im Steelbook Wenn es um »Kultfilme« geht, werden auch gerne deren Hintergrundgeschichten ausgepackt. Manchmal sogar in tollen Dokus. Man denke an »Lost In La Mancha« über Terry Gilliams gescheitertes Don-Quijote-Projekt und an »Jodorowsky' s Dune« über die nie realisierte Roman-Verfilmung des von LSD faszinierten chilenischen Arthouse-Magiers. Die Genres Science-Fiction und Fantasy sind besonders anfällig für den ominösen »Kult«-Stempel. Bei Koch Media erscheinen in diesem Monat drei Klassiker auf Bluray, jeweils als schönes Steelbook:
neben »Kampfstern Galactica: Der Pilotfilm« auch John Boormans »Zardoz«. Letzterer trägt den »Kult«-Stempel schon deshalb zu Recht, weil Boorman für die Verwirklichung der abgefahrenen Zukunftsvision im Jahr 1974 auf den Job als Regisseur von »Der Exorzist« verzichtete. In einer zweigeteilten Gesellschaft schafft Zed (Sean Connery an der Seite von Charlotte Rampling) den Übertritt in die Welt der Privilegierten – die Pforte befindet sich in einer riesigen fliegenden Büste, die an Karl Marx erinnert. Mindestens ebenso sehenswert: »Saturn 3«, eine verspieltere, nichtsdestotrotz aber sehr unheimliche »Alien«Version Baujahr 1980. Vor allem den Killer-Roboter wird man nie wieder vergessen. Noch ein Hinweis auf echten »Kult«: die vielen Kindheitserinnerungen, die YouTube-User unterm Trailer teilen. Paula Fuchs
IN WEST-BERLIN
1979-1989
DIE HOMMAGE AN WEST-BERLINS UNDERGROUND DER 80ER JAHRE B-MOVIE ist eine Dokumentation über Musik, Kunst und Chaos im wilden West-Berlin der 80er-Jahre. Bevor der eiserne Vorhang fiel, tummelten sich hier Künstler und Kommunarden, Hausbesetzer und Hedonisten jeder Coleur. Die eingemauerte Stadt war ein kreativer Schmelztiegel für Sub- und Popkultur, Geniale Dilletanten und Weltstars. B-MOVIE erzählt die letzte Dekade der geteilten Stadt, von Punk bis zur Love Parade, mit authentischem Filmmaterial und Originalinterviews. Mit Annette Humpe, Blixa Bargeld, Nena, Nick Cave, David Bowie, Gudrun Gut, Westbam, Joy Division, Zazie de Paris, Die Toten Hosen, Der „wahre“ Heino, Einstürzende Neubauten, Die Ärzte, Die Unbekannten, Malaria!, Notorische Reflexe u.v.a. UNDERBAR ...GROSSARTIG...« Süddeutsche Zeitung: »...W
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#Kultur #Games
Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain
IM PAPPKARTON GEN KRISENHERD Mit »The Phantom Pain« findet die vor fast 30 Jahren auf dem MSX2-Heimcomputer gestartete »Metal Gear«-Saga einen fesselnden Abschluss. Den kauzigen Charme hat sie sich trotz Modernisierungsmaßnahmen bewahrt.
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ie Videospiel-Gemeinde liebt Geschichtsstunden. Kein neuer Teil eines großen Franchises, ohne dass sich in einschlägigen Foren, auf YouTube oder in der Fachpresse ausführlich der Geschichte solch langlebiger Serien angenommen werden würde. Oft muten diese Retrospektiven wie verblüffende Chroniken der Willkür an. Die Handlung der »Metal Gear«-Reihe gilt hier gar als eine der erratischsten ihrer Art – und macht mit der Veröffentlichung des abschließenden fünften Teils als Gesamtkunstwerk dennoch erstaunlich viel Sinn. Wer nicht zum inneren Kern gehört, mag für diese Erkenntnis zunächst fiktive Familienstammbäume und hanebüchene Alternate-History-Abrisse wälzen müssen, doch mit »The Phantom Pain« gibt sich
das sperrige Spionage-Epos zugänglicher denn je – vor allem in spielerischer Hinsicht. Die oft arg umständlichen Mechaniken vergangener Teile sind hier innerhalb kürzester Zeit vergessen. Snake hat sich nie organischer und intuitiver hinter die feindlichen Linien gestohlen. Die malerischen, erstmals frei erkundbaren Landstriche schaffen darüber hinaus völlig neue Möglichkeitsräume und markieren den eigentlichen Wendepunkt in der Dekaden umspannenden Serie. Führten die Wege zuvor stets linear von einer ausladenden Zwischensequenz zur anderen, steht es dem Spieler nun fast gänzlich frei, wie und in
welcher Reihenfolge er sich den zahlreichen Einsätzen widmen möchte. Neue Freiheiten, die ohne erzählerische Einschnitte nicht möglich wären. So breitet »The Phantom Pain« seine gewohnt überzeichnete und komplexe Rahmenhandlung erst gar nicht in dem Maße aus, wie es Anhänger der Reihe vielleicht gewohnt sind. Das Ergebnis dieser Verlagerung bleibt letztendlich Geschmackssache. Die Schrullen von Hideo Kojima, dem kultisch verehrten Schöpfer und Entwickler der »Metal Gear«-Reihe, kommen auch ohne den exzentrischen Einsatz abendfüllender Einspieler zum Tragen, denn trotz des rauen Realismus können wir zum Beispiel auch in »The Phantom Pain« wieder den berühmten Pappkarton bemühen, unter dem wir uns maximal albern an feindlichen Patrouillen vorbeischleichen. Ein Segen, dass solch notorische Spleens nicht dem umfangreichen Streamlining der Reihe zum Opfer gefallen sind – und letztendlich auch der ausschlaggebende Punkt, warum »The Phantom Pain« nicht einfach nur ein erstklassiger Stealth-Titel ist, sondern weiterhin die Definition des Genres bleiben dürfte. Text: Philip Fassing — »Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain« für PC, PS4, PS3, Xbox One, Xbox 360 (Konami)
#Kultur #Games
Keine Skills am Controller aber La Paloma pfeifen
Illustration: Alexandra Ruppert
Carsten Schumacher ist Chefredakteur des Festivalguide und damit eines ganz sicher nicht: ein Stubenhocker. Seine letzten Videospiel-Erfahrungen machte der Konsolen-Legastheniker in grauer Datasetten-Vorzeit. Beste Voraussetzungen also, um ein möglichst objektives Urteil zu fällen. Diesmal: »Mad Max«.
Dafür, dass die Menschen hier offensichtlich in Schrotthaufen leben, scheinen Autos eine ziemlich wichtige Rolle zu spielen. Ein bisschen wie die Familien aus dem Prekariats-Voyeur-Programm von RTL II, nur mit weniger Politur auf dem Benz. Auch schön, dass selbst essenzielle Ressourcen wie Trinkwasser unheimlich knapp sind, aber an jeder Ecke volle Benzinkanister stehen. Gott lobe Amerika! Von Chumbucket, unserem buckeligen Sidekick und Mechaniker, bin ich übrigens jetzt schon begeistert. Kann ich so jemanden nicht als Redaktions-Assistenz haben? Er würde mir sicher stets loyal den Bart lausen, wenn
ich mein Nickerchen während der 11-UhrKonferenz halte. Ein Hoch auf die VideospielLogik: Während Wasser und Patronen nur in homöopathischen Mengen mitgeführt werden können, passt Altmetall in quasi psychopathischen Mengen in die Taschen. Der Traum jedes Pfandsammlers! Aber prinzipiell mag ich ja so offene Spielwelten, das trägt meiner Impulsivität Rechnung. Einzig: Man verrennt sich schnell und verliert den Überblick. Da reicht mir echt schon der tägliche Weg zur Arbeit. Davon abgesehen ist dieser Sandkasten für Rost-Fetischisten extrem unterhaltsam. Tina Turner wird’s lieben! Protokoll: Philip Fassing — »Mad Max« für PC, Playstation 4 und Xbox One (Warner Bros. Interactive Entertainment / Avalanche Studios)
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#Kultur #Games
Tearaway Unfolded
BITTE AUSSCHNEIDEN UND VERZIEREN! Papier ist sinnlich. Wenn man diesen Text im Heft liest, kann man ihn anlecken, er schmeckt glatt und seifig. Pustet man vor den Text, dann bebt er. Monitore werden deutlich seltener geküsst, angehaucht oder zwischen zwei Fingern gerieben.
Action-Adventure in Papercraft-Optik in der Hand, und es fühlte sich wirklich so an, als würde man mit einer Welt aus dickem Bastelpapier spielen. Man konnte die Rückseite der Vita antippen und so mit dem Finger Löcher in die Papierwelt reißen oder Wind durch das »Tearaway« will das Papier auf den Mo- Mikrofon des Handhelds in die Welt pusten. nitor bringen. Das gelang bereits auf der Aber wer hat schon eine Playstation Vita? tragbaren Playstation Vita. Da hatte man das »Tearaway Unfolded«, das Remake für die Playstation 4, gibt sich große Mühe, analoge Gefühle auf eine hochgezüchtete Spielkonsole zu transportieren. Man kann das alberne, großflächige Licht am PS4-Controller als Taschenlampe auf den Fernseher richten. Virtuelle Gegenstände rappeln hörbar im Controller. Auf dem Touchpad wird gemalt. Die bunten Einfälle machen aus »Tearaway Unfolded« etwas Besonderes. Ohne sie wäre es ein mäßig forderndes
Until Dawn
SPIEL MIR DEN HORROR Es war im Jahr 1996, als mit Wes Cravens »Scream« nicht nur diverse Teenager zu Grabe getragen wurden, sondern gleich das konventionelle Hollywood-Verständnis des Horror-Films. Kein Zufall, dass Cravens Husarenstück auch als Inspiration für »Until Dawn« angegeben wird.
Die Handlung von »Until Dawn«, einer Art interaktivem Drama, ist ganz bewusst im Klischee angesiedelt. Acht Freunde reisen zu einer abgelegenen Berghütte am Mount Madahee, irgendwo mitten im Nichts. Was folgt, ist eine Mischung aus Liebesroman, Cluedo und jenen B-Movie-Referenzen, die schon längst zu den etablierten Standards des Slasher-Kinos gehören. Dabei hat sich der englische Entwickler Supermassive sichtbar Mühe gegeben. Alle acht Charaktere sind je nach meinen Entscheidungen spielbar und Schauspieler wie Hayden Panettiere oder Rami Malek dabei so gut animiert, dass es in den Close-ups fast wie ein Kinofilm aussieht.
Vor allem in Kombination mit dem Bewegungssensor des Playstation-Controllers werden auch spielerisch einige clevere Momente geschaffen. Die Taschenlampe still halten, wenn aus dem Keller Schritte nahen – wer würde sich da nicht umdrehen wollen? Auch der gnadenlose Timer, der bei Quicktime-Events tickend durch den kleinen Lautsprecher des Controllers wiedergegeben wird, erfüllt seine Rolle als Panik-Trigger hervorragend. Doch gerade an dieser Stelle kommt die wichtigste Frage auf: Was macht uns eigentlich Angst? Aus welcher Perspektive will ich sie erleben? Und wie aktiv oder passiv will ich dabei agieren können? Je länger »Until Dawn« läuft, desto klarer wird, wie wenig Freiheit einem für dieses Erlebnis zusteht. Denn der eigenen, individuellen Furcht kann man sich hier nur selten stellen – der Weg ist stets streng vorgegeben. Gregor Wildermann — »Until Dawn« für Playstation 4 (Sony / Supermassive)
Hüpf- und Rätselspiel. Kein Mensch wird sich an die beliebigen Sprungpassagen erinnern, oder an die Horden dummer Gegner. Aber jeder an die selbst gebastelten Kronen, die zugestickerten Gesichter des Helden und an die ehrfürchtig das Controllerlicht anbetenden Bewohner der Papierwelt. Der Charme von »Tearaway« ist so entwaffnend, dass übermäßige Kritik kleinlich wirkt. Jan Bojaryn — »Tearaway Unfolded« für Playstation 4 (Sony / Media Molecule)
WANDA BUSSI
DAS NEUE ALBUM AB 2. OKTOBER Überall erhältlich als CD / Vinyl / Limitierte Vinyl Box und Download
WANDAMUSIK.COM
© WDR, DETLEF OVERMANN
FÜR DEN SEKTOR / 1LIVE.DE
#Life
Foto: Maisie Cousins
#Life Während manch einer die süßen Früchte eines schnell wachsenden E-Sport-Enthusiasmus’ erntet, ist für andere das Leben so bitter wie Schlehenfruchtfleisch. Die Situation der Flüchtlinge in Deutschland und Europa ist keine Debatte, sondern Realität, die Wut und Ratlosigkeit, aber auch Empathie und Aktionismus hervorruft.
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#Life #Reportage #E-Sports
Reportage: E-Sports in Deutschland
SPERRFEUER AUF DEM HOLODECK Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der in Ligen und Meisterschaften ausgetragene Wettkampf verschiedener Videospiel-Disziplinen zu einem globalen und milliardenschweren Phänomen expandiert ist, das Millionen begeisterte Fans verfolgen. Doch während E-Sports in den USA und weiten Teilen Asiens nach und nach in der breiten Masse ankommt, tut man sich in Europa damit noch immer schwer. Philip Fassing hat sich auf die Spur der hiesigen Szene begeben, die ihn schließlich zur ESL One in Köln führte – dem weltweit größten »Counter-Strike«-Turnier. Fotos: Marcus Becker
#Life #Reportage #E-Sports
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anz ehrlich? Die ESL One ist alles zusammen: Champions League, Meistertitel, Pokal. Es ist das wichtigste und größte Turnier aller Zeiten«, betont Fatih Dayik mit Nachdruck und lässt seine Worte eine Sekunde wirken. Der herzliche DeutschTürke ist Team-Kapitän und Coach der »Counter-Strike«-Sektion von Mousesports, einem führenden E-Sports-Clan mit Dependancen in Köln und Berlin. Es sind noch drei Tage, bis er sein Team in dieses bombastisch inszenierte Symposium der Pixelkrieger führen wird – neben dem ruhmvollen Titel winken ein Preisgeld von 250.000 US-Dollar und jede Menge zufriedene Sponsoren. Jetzt lehnt der Hesse allerdings noch bequem in dem schwarzen Ledersessel des kompakt geschnittenen Mousesports-Konferenzraums in der Kölner Südstadt und nippt an seiner Cola. Fatih hat bereits vor zehn Jahren seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben und genießt einen gewissen Legendenstatus in der hiesigen »CounterStrike«-Szene. Während Freunde und Schulkameraden anfingen zu Mousesports lässt den Mitschnitt eines alten studieren oder ihre Ausbildun- Vor etwa dreizehn Jahren Matches laufen und deutet auf gen antraten, verdiente der damals in Berlin gegründet, tritt den Monitor: »Siehst du, Chris, der Clan mittlerweile in 18-Jährige bereits sein erstes Geld zahlreichen Disziplinen auf, du bist ständig am Zielfernrohr. als »Counter-Strike«-Profi. Eine darunter auch in den neben Du musst mehr mit den Granaten ungewöhnliche Karriere, die nicht »Counter-Strike« populärs- arbeiten. Weißt du überhaupt, was ten E-Sport-Zweigen »Dota immer nur auf Zustimmung stieß. 2« und »Leage Of LeGranaten sind?« witzelt er und »Viele glauben es einem nicht mal, gends«. Aktuell sind sieben klopft seinem Team-Kameraden wenn man ihnen erzählt, dass man Mannschaften unter der feixend auf die Schulter. Flagge von Mousesports Profi-Gamer ist. Denen ist häu- aktiv. »Die Counter-Strike«»Counter-Strike: Global Offenfig gar nicht klar, dass es so etwas Sektion gilt mit 17 Titeln als sive« mutet auf den ersten Blick überhaupt gibt. Oder sie raten ei- Rekordmeister. wie ein gewöhnlicher Egoshooter nem dazu, lieber etwas Richtiges an, offenbart bei näherer Betrachzu machen«, erinnert sich Fatih, räumt aber tung aber eine derart taktische Tiefe, dass die ein, dass ihm auch viel Interesse und Neugierde Popularität im E-Sport nur wenig überrascht. entgegengebracht werde, wenn das Gespräch Im Kern ist das Spielprinzip dagegen denkbar auf seine außergewöhnliche Profession kom- simpel: Die Spieler stehen sich in Teams aus je me. Dass es hierzulande mit der allgemeinen fünf Mann gegenüber. Die eine Partei muss zu Akzeptanz noch etwas hapert, während E- einem von zwei festgelegten Punkten auf der Sport-Profis andernorts längst wie Mario Götze Karte durchdringen und eine virtuelle Bombe oder Thomas Müller gefeiert werden, hat für platzieren. Die Gegenspieler versuchen, dieses Fatih viel mit der deutschen Mentalität zu tun. Vorhaben mit Waffengewalt zu verhindern. Da Hier gebe es kein so extremes Fantum wie in unter den Profis das reine Reaktionsvermögen den USA oder in Asien, man wird nicht einfach am Abzug inzwischen derart hochgezüchtet so Fan von irgendetwas. Cengiz Tüylü, Team- ist, entscheiden vor allem Faktoren wie StraManager und CEO von Mousesports, sieht in tegie, Spielintelligenz und der blitzschnelle der hiesigen Skepsis ebenfalls ein dezidiert Austausch von Informationen über Sieg oder deutsches Phänomen: »Andernorts wundert Niederlage. sich kaum noch jemand über professionelle Videospieler. Im Vergleich zu Korea liegen wir da locker zehn Jahre zurück.«
Granaten-Regen im Basiscamp
Unverhoffter Niederschlag Nur wenige Tage später soll der Griff nach dem Pokal ein jähes Ende finden. Nachdem Mousesports bereits am Abend zuvor eine herbe Niederlage gegen den US-amerikanischen Rivalen Cloud 9 einstecken musste, startet auch das Match gegen den tschechischen Wackelkandidaten Flipsid3 Tactics alles andere als gut. Die Gruppenphase wird in den Studios der Magic Media Company unter Ausschluss des öffentlichen Publikums ausgetragen. Normalerweise werden hier Sendungen wie »Germany’s Next Top Model« oder »Das Supertalent« gedreht. Heute ist die Studiolandschaft in Köln-Ossendorf – nach eigenen Angaben eine der größten und modernsten Europas – fest in der Hand der internationalen Profispieler-Riege. Um die Partie verfolgen zu können, muss ich notgedrungen die Perspektive des durchschnittlichen Fans einnehmen und mir die Übertragung mithilfe des LivestreamingDienstes Twitch auf meinem Smartphone ansehen. Das populäre Gaming-Portal ist ein weiterer Indikator für das fast schon irrationale Wachstum der Branche: Im vergangenen Jahr von Amazon für rund 970 Millionen Dollar aufgekauft, sollen hier angeblich 100 Millionen Zuschauer pro Monat einschalten. Auf dem »Counter-Strike«Kanal der ESL One bin ich aktuell einer von 500.000 Zuschauern. Ähnlich müssen sich die Samstagabende für »Wetten, dass ...?«-Zuschauer in den Achtzigerjahren angefühlt haben. Gut, vielleicht ohne die grollenden Stakkatos der Sturmgewehre und das erregte Crescendo der atemlosen Kommentatoren: »Four AWPs, they are ready to shoot, they cross the middle, it’s gonna be a challenge, apEX! Not in THIS lifetime! HE IS DESTROYED!« Zerstört sind inzwischen auch die Chancen
»Siehst du, Chris, du bist ständig am Zielfernrohr. Du musst mehr mit den Granaten arbeiten. Weißt du überhaupt, was Granaten sind?«
Das fünfköpfige Team um Fatih hat sich für die Vorbereitungen auf das Turnier provisorisch in einem Nebenraum des Kölner Büros niedergelassen. Die Vorhänge sind zugezogen, unzählige Pokale zieren die Regale. Irgendwo im Hintergrund blubbert eine Kaffeemaschine. Den Jungs knurrt der Magen, eigentlich wollten sie gerade aufbrechen und sich etwas zu essen holen, Fatih besteht allerdings auf eine letzte Videoanalyse vor der Pause. Er Fatih Dayik
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#Life #Reportage #E-Sports
meines neuen Lieblingsteams ESL One war schlichtweg nicht Teil meines auf das Viertelfinale. Der tsche- Von der Electronic Sports Plans. Zu meiner Überraschung chische Clan hat Mousesports in- League (ESL) ausgerichendet die Schlange allerdings tete Turniere, die einen zwischen ordentlich aufgemischt sogenannten Major-Status nicht vor dem Eingang, sondern und schließlich in seine Schran- besitzen und in diesem an einem schmucklosen Merken verwiesen. Während die einen Zuge von »Counter-Strike«- chandise-Zelt davor. Hier harrt Entwickler Valve großzügig ihre superergonomischen Head- gesponsert werden. das überwiegend junge, männliche sets vom Kopf reißen und jubelnd Betreiber der ESL war bis Publikum geduldig aus, um Pins zu aus ihren superergonomischen Juni 2015 die Kölner Turtle ergattern – kleine Anstecknadeln, GmbH, die inzwischen Raumfahrer-Sitzen aufspringen, 74% ihrer Anteile an die die auf den digitalen »Countersteht Fatih und Co. eine Mischung schwedische Modern Strike«-Avatar übertragen werden aus Rat- und Fassungslosigkeit ins Times Group verkauft hat. und auf eBay schnell das Zigfache Die ESL ist die älteste Liga Gesicht geschrieben. Und ich? Ja, ihrer Art. ihres eigentlichen Kaufpreises erich stehe plötzlich ohne einen Fazielen können, wie mir ein hagerer voriten da, über den ich vor Ort Junge freundlicherweise verrät. kenntnisreich hätte fachsimpeln können. Jeglicher Rationalität entbehrender SammlerSchöner Mist. Kapitalismus? Count me in. Doch bevor ich das Geschäft meines Lebens in die Tat umsetzen kann, erinnere ich mich, dass ich eigentlich Alles auf Anfang wegen etwas ganz anderem hier bin. Einige Meter weiter komme ich mit Tobias Ein Blick auf meinen klingelnden Smartphone- ins Gespräch. Er ist 16 Jahre alt und aus Essen Wecker verrät: endlich Samstag. Endlich un- angereist, um Mousesports anzufeuern. Dass ter Zehntausenden »Gleichgesinnten« kleine das Team den Einzug in das Viertelfinale knapp Fähnchen schwingen, viel zu teures Bier aus verpasst hat, trägt der junge Ruhrpottler mit Plastikbechern in mich hineinkippen und un- Fassung: »Wäre schon schön gewesen, sie hier ter frenetischem Jubel gelandete Headshots in der Arena spielen zu sehen. Aber was soll feiern. Mich erwartet also in etwa das, was man machen?« murmelt er etwas verlegen und routinierte Fußball-Dauerkarten-Besitzer je- zuckt mit den Schultern. Über die Gründe für des Wochenende machen. Während ich has- das Scheitern kann auch er nur spekulieren. tig meine Sachen zusammensuche, sind die Das Team sei eben noch nicht allzu lange in Rechner in der Kölner Lanxess Arena schon dieser Konstellation aktiv, mutmaßt er. Die hochgefahren. Dort, wo normalerweise Madonna, U2 oder Westernhagen ihre Konzerte spielen, wird heute das Viertelfinale der ESL One ausgetragen. Mehr als 10.000 Gäste sollen hier im Laufe des Tages unterkommen. Als ich mich wenig später in freudiger Aufregung dem Nordeingang der Arena nähere, möchte ich auf der Stelle wieder umdrehen und nach Hause fahren: Eine Schlange Berghain’schen Ausmaßes zieht sich über die halbe Strecke des Weges bis vor die gigantische Mehrzweckhalle. Stundenlanges Anstehen
gute Tagesform der Rivalen habe dann vermutlich ihr Übriges getan.
Unter Tage Inzwischen habe ich immerhin das Foyer der Lanxess Arena erreicht. Es duftet nach Popcorn und Nacho-Käse, die großen Namen der Hardware-Branche haben hier ihre Lager aufgeschlagen und locken mit Virtual Reality, Multi-Screen-Set-ups und hochgezüchteten Headsets. Irgendwo dazwischen lassen sich Besucher die Logos ihres Lieblings-Clans auf Unterarm, Schulter und Handrücken airbrushen. Schöne neue Welt. Auf einem der zahlreichen Live-Monitore erkenne ich Fatih, der hier irgendwo ein Interview zu geben scheint. Im Inneren der Arena bietet sich mir ein beeindruckendes Panorama: Die im Halbkreis um eine megalomanische Bühnenkonstruktion geschwungenen Ränge formen ein futuristisches Dionysostheater. Grelle Laser zucken majestätisch durch die Luft und werden von aufgepumpten Trance-Hymnen getaktet, während die aufgeregten Wort-Salven der Kommentatoren durch die Arena peitschen, als wäre schon wieder englische Woche. Im Zentrum dieses illuminierten Schreins sitzen akkurat aufgereiht zwei der rivalisierenden Teams und nageln sich virtuelles Blei in die virtuellen Gliedmaßen. Viel beeindruckender als die für mich kaum nachvollziehbaren Spielzüge sind die Ruhe und
#Life #Reportage #E-Sports
Disziplin, mit der die zumeist auffällig jungen Männer ihr Ding durchziehen. Wer schon mal einem öffentlichen Online-Match von »Call Of Duty« beigetreten ist, weiß, dass dort für gewöhnlich mehr Mütter beleidigt werden, als es jemals geben wird. Doch hier keine Spur von affektiven Ausfällen. Schwer vorzustellen, dass diese doch eher unscheinbaren Zirkel inzwischen genauso mit Dopingskandalen zu kämpfen haben wie die großen Institutionen des Hochleistungssports. So ist die ESL One in Köln das erste Turnier, bei dem stichprobenartige Kontrollen auf leistungssteigernde Substanzen eingeführt wurden. Ein Aspekt, der auch bei Mousesports in der jüngeren Vergangenheit zu einem erhöhten Interesse der Presse geführt hatte, wie mir Geschäftsführer Cengiz Tüylü bereits vor einigen Tagen verriet: »Die Amis haben sich halt Speed reingezogen und ein paar gute Turniere gespielt.« Die langfristige Effektivität solcher Praktiken zweifle er allerdings an, schließlich lasse die Wirkung solcher Aufputschmittel irgendwann wieder nach – ganz abgesehen von den unerwünschten Nebenwirkungen der Stimulanzien. Durch solche Skandale sollen vielmehr die Organisatoren der großen Turniere profitieren, die sich von den strengen Kontrollen natürlich auch positive Schlagzeilen versprechen. Tüylü selbst nervt der Wirbel dagegen eher, weshalb er Anfragen zu dem Thema eigentlich kategorisch ablehnt.
Wikipedia sagt, diese seien auch unter dem Namen »Jubelwurst« geläufig. Kann man sich echt nicht selbst ausdenken, oder? Nachdem der viel zu große Pokal viel zu feierlich im Zentrum der Bühne drapiert worden ist, gehen die Lichter aus, und ein dramatischer Countdown beginnt. Darauf folgt ein dramatischer Einspielfilm mit sehr viel dramatischer Zeitlupe, und ein ebenso dramatischer OJ Borg, seines Zeichens umtriebiger Radio- und TV-Moderator bei der BBC, betritt die Bühne und moderiert stimmungsvoll das krönende Duell an. Es stehen sich Fnatic und Envyus gegenüber, was man für Ahnungslose wie mich einfach mit »Schweden gegen Frankreich« übersetzen könnte. Der Support von den Zuschauerrängen geht so auffällig oft und laut an Envyus, dass mir die Jungs von Fnatic fast schon wieder leidtun. Hätte ich jetzt ein Paar Jubelwürste zur Hand, ich würde sie energisch für die Schweden klappern lassen. Das scheint zunächst auch bitter notwendig, liegt das Team aus dem hohen Norden schnell hoffnungslos zurück. Während ich die Partie schon abgeschrieben habe und mir den Kopf zerbreche, durch welchen Ausgang ich wohl gleich am schnellsten aus der übervollen Halle komme, wendet sich das Blatt plötzlich doch noch: Fnatic dreht das Spiel auf eine derart fulminante Art und Weise, dass die lautstarken Supporter der Franzosen verstummen und schließlich in der Verlängerung die äußerst knappe Niederlage ihres Teams hinnehmen müssen. Die Arena tobt dennoch, allein der temporäre Underdog-Status scheint die Attraktivität der Schweden in kürzester Zeit multipliziert zu haben. Das Raumschiff, pardon, die Bühne fährt noch einmal alles auf, was sie zu bieten hat: Überall zucken und blinken grelle Lichter. Der Pokal wirkt in den schmalen Händen der Schweden noch größer, als er ohnehin schon
»Die Amis haben sich halt Speed reingezogen und ein paar gute Turniere gespielt.« Cengiz Tüylü
Champagnerlaune im Mutterschiff Als ich am Sonntag zum großen Finale in die Arena zurückkehre, ist der Vorplatz des Nordeingangs bereits deutlich von den Pixel-Sportlern gezeichnet: Die zusammengeschobenen Berge aus zerdrückten Dosen, Pommes-Schalen und überdimensionalen Schaumstoff-Handschuhen sind noch einmal gewachsen und bieten sich in all ihrer klebrigen Pracht den herumirrenden WespenScharen an. Der Boden ist übersät von den aufgerissenen Plastikverpackungen der heiß begehrten Anstecknadeln, für die noch immer unzählige Besucher anstehen. Ich suche mir schon jetzt einen Platz auf den zentralen Rängen und hätte eigentlich einen famosen Blick auf das Geschehen, würden die Kids vor mir nicht ständig mit ihren sogenannten Klatschstangen herumwedeln. Fun Fact:
ist, und wird für die zahlreichen Fotografen, die sich mittlerweile um die Bühne geschart haben, immer wieder triumphierend in die Höhe gereckt. Als ich am späten Sonntagabend endlich in mein Bett falle, hallt die aufdringliche Klangkulisse der Lanxess Arena noch immer in meinen Ohren nach. Ich rufe ein letztes Mal Twitch auf, um zu sehen, ob der Pokal noch mit Champagner gefüllt wurde oder irgendjemand in den Nachbesprechungen ausfällig wird. Fehlanzeige. Dennoch staune ich zum wiederholten Mal: Über 27 Millionen Menschen sollen das Turnier online verfolgt haben, bis zu 1,3 Millionen davon gleichzeitig. »Zahlen lügen nicht«, hatte Mousesports-Chef Cengiz Tüylü noch vor einigen Tagen gesagt, um die wachsende Relevanz dieses jungen Sports zu veranschaulichen. Alles nur der Anfang? Dann wird es wohl höchste Zeit, ein paar neue Stadien hochzuziehen.
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#Life #Refugees welcome
#Refugees welcome
»NICHTS TUN IST KEINE OPTION« Auch wir fragen uns, wie man dieser Tage Geflüchteten Schutz, Unterstützung, Gastfreundlichkeit und Hilfe zukommen lassen kann. Als Inspiration und Starthilfe für eigenes Handeln haben wir mit Menschen gesprochen, die in Sachen Flüchtlingshilfe aktiv geworden sind. Interviews: Senta Best, Daniel Koch. Illustration: Alexandra Ruppert
#Life #Refugees welcome
Kreuzberg hilft Die Bürgerinitiative um vier Frauen aus Kreuzberg ist ein gutes Beispiel dafür, was entstehen kann, wenn man aus Frustration über die Zustände einfach anfängt, zu handeln und zu helfen. Ihr seid aktiv geworden, als die Situation am Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) kritisch wurde, und wart dort als freiwillige Helfer involviert. Dort kam dann auch die Gruppe zusammen, aus der Kreuzberg hilft entstanden ist. Inzwischen habt ihr eine Spendenannahmestelle im Homage Store in der Dieffenbachstraße 15 installiert. Wie waren die Reaktionen darauf? Wer hilft euch beim Helfen? Mareice Keiser: Es ist schwer, das auf einen Nenner zu bringen. Es kommen bekannte Schauspielerinnen ebenso wie der Rentner Friedrich aus der Nebenstraße. Und bei allen heißt es: Was kannst du? Wie möchtest du helfen? Das finde ich toll. Toll sind natürlich auch Spenden, die uns erreichen. Ich habe kürzlich getwittert, dass wir gerne 500 Fladenbrote ans LaGeSo bringen wollen, weil ich von einer Übersetzerin erfahren hatte, dass sich viele der geflüchteten Menschen darüber freuen würden – abgesehen davon, dass die Versorgung mit Lebensmitteln dort sowieso immer wieder dramatisch ist. Darauf hat sich jemand, der mich eigentlich nur aus dem Internet kennt, gemeldet und gesagt, er wolle uns das spendieren, wenn wir es nicht an die große Glocke hängen. Kreuzberg hilft ist jetzt seit drei Wochen aktiv. Macht euch diese ehrenamtliche Arbeit Hoffnung, dass ihr wirklich etwas bewirken oder verändern könnt? Lisa Sperling: Ich persönlich habe mich verändert und damit ja auch ein winzig kleiner Baustein der Gesellschaft. Bei den Menschen, die uns helfen, öffnet es auch eine neue Perspektive. Aber so gern ich es würde: Ich glaube nicht, dass wir grundsätzlich die Verhältnisse umschmeißen. Meine große Angst ist, dass in einigen Wochen alles vorbei ist – das deutsche Sommermärchen ausgeträumt. Im Sommer zu helfen fühlt sich geil an, und die Stimmung unter den Helfern ist tatsächlich oft von Euphorie und einem »Wir schaffen das« getragen. Das berührt schon und ist cool, aber ich würde jetzt lieber ganz schnell den Blick darauf richten, was langfristig nötig ist. Wie kann man den Druck auf die Politik erhöhen und sich mit anderen Initiativen zusammenschließen? Jetzt ist es vielleicht möglich, gemeinsam eine politische Stimmung hinzubekommen. MK: Die Diskrepanz zwischen Politik und Gesellschaft wird bei diesem Thema immer größer. Das macht uns echt wütend. Es gibt diese positive Stimmung in der Gesellschaft, die Initiativen, die Szenen an den Bahnhöfen, die Hilfsbereitschaft, die ja auch die Angriffe auf die Unterkünfte für geflüchtete Menschen aus den Medien verdrängt haben. Auf der anderen Seite wird von der Politik konterkariert, was wir als Menschen und BürgerInnen tun, weil zeitgleich die Asylrechte verschärft werden sollen und Grenzkontrollen wieder eingeführt. Da wünsche ich mir fast, dass die Stimmung explodiert und es mal knallt zwischen Politik und Helfenden. Wir hatten letzte Woche Politiker zu Besuch, die sagten mir: »Als Mensch kann ich das total gut verstehen, aber in der Politik – na ja, da läuft das eben etwas anders.« Das krieg ich nicht auf die Reihe. Warum driftet das auseinander? Soll Politik nicht für und mit den Menschen arbeiten?
Vor allem, weil die Politik ja gleichzeitig das bürgerliche Engagement und die »gute Presse« darüber im Ausland für sich nutzt. Da kann man schon zynisch werden ... LS: Grundsätzlich stellen wir uns jeden Tag die Frage: Ist es wirklich unser Ziel, dieses System zu füttern? Mit dem, was wir tun, unterstützen wir ja das, was wir denen vorwerfen. Dass es eben keine Hilfe gibt. Oder nicht genug. Und wir halten das aufrecht und verhindern, dass sich Druck aufbaut. Patricia, aus unserer Initiative, hat irgendwann den Satz ausgesprochen: Nichts tun ist keine Option. Der ist absolut treffend. MK: Aus dem Versagen der Politik resultieren ja auch die Probleme, vor denen wir und andere Ehrenamtliche jetzt stehen: Ich mach das jetzt seit zwei Wochen Vollzeit. Das kann ich noch eine Woche so durchhalten, und danach kann ich es mir finanziell einfach nicht mehr leisten. Aber wer kann so ein Engagement so weiterführen, ohne in seiner Existenz bedroht zu sein? Wie kann man euch denn konkret helfen, und welche Art der Hilfe macht eher Arbeit, als dass sie entlastet? MK: Ich würde mich über jede Unterstützung auf der politischen Ebene freuen. Dass die Leute mit Entscheidungsmacht sagen: Es ist notwendig und wichtig und richtig, was da passiert. Warum gibt es keine offiziellen, zumindest helfenden Stellen, die uns unterstützen? LS: Wir sind vier Frauen, die einen Moment hatten, in dem sie sagten: Wir machen das jetzt. Wir sind keine Oberprofis. Wir diskutieren jeden Tag aufs Neue und versuchen eine Struktur zu entwickeln. Jeder, der helfen will, sollte einfach recherchieren, wo man was konkret tun kann. Da gibt es tolle Webseiten wie zum Beispiel voltunteer-planner.org – es gibt nirgendwo einen Ort, wo helfende Hände abgelehnt werden. MK: Was uns im Kreuzberg-hilft-Alltag hilft, sind Leute, die unsere Bedarfslisten lesen und gezielt Dinge bringen. Alles andere raubt uns eher Kraft. Wenn beispielsweise jemand 15 Säcke mit Klamotten anliefert und sagt: »Nee, sortiert ist das nicht.« Und wir brauchen aktuell Hilfe, wenn es um juristische Dinge oder Organisatorisches geht. Gerade heißt die Devise nur: »Machen! Machen! Machen!« Da müssen solche Dinge hintanstehen. LS: Für die Frage »Was kann ich tun?« habe ich teilweise gar keine Zeit. Einfach kommen und mit anpacken. Interview: Daniel Koch — Infos und eine sehr lesenswerte Dokumentation der Tätigkeit findet ihr auf kreuzberg-hilft.com.
CD-Compilation »Kein Mensch ist illegal« Timo Löwenstein ist der Betreiber von Unter Schafen Records und veröffentlicht Ende Oktober eine Solidaritäts-CD-Compilation. Die Erlöse gehen zu 100 Prozent
an Pro Asyl und Kein Mensch ist illegal. Wie bist du auf diese Idee gekommen? Durch meine humanistische Überzeugung und die politische Sozialisation war für mich schnell klar, dass ich mich aktiv gegen den täglichen Rassismus, brennende Flüchtlingsunterkünfte und die Dramen im Mittelmeer engagieren möchte. Ich wollte Musik veröffentlichen, die sich gegen die Abschiebepolitik Europas positioniert. Natürlich spielen Nachrichten eine große Rolle und sensibilisieren für das Thema. Jeder von uns sollte sich nur mal in die Lage versetzen, was er tun würde, um das Überleben seiner Familie zu gewährleisten?! Deshalb war die Idee der Compilation eine reine Herzensangelegenheit. Natürlich gab es auch Überlegungen, aktiv mit Flüchtenden zu arbeiten und sie im täglichen Leben zu unterstützen. Aber ich dachte auch: Warum nicht die Struktur der deutschen Popkultur nutzen, um zu helfen und eine möglichst große Reichweite für das Thema zu erzielen? Der Rahmen meiner Möglichkeiten ist nun mal in erster Linie der Umgang mit Musik. Damit war die Idee schnell geboren: 100 Prozent der Erlöse aus dem Verkauf der Compilation an die Organisation Pro Asyl und das antirassistische Netzwerk Kein Mensch ist illegal zu spenden. Von der ersten Idee bis zur Umsetzung – was war zu tun, und wie bist du das angegangen? Das grobe Konzept für den Sampler entstand vor ungefähr einem halben Jahr. Konkret angefangen haben wir dann vor circa drei Monaten. Ich mag viele deutschsprachige Bands, finde Acts wie Kraftklub, Turbostaat oder auch Vierkanttretlager textlich und inhaltlich attraktiv und relevant. Zudem sind viele Wege zu den Künstlern kurz, da man sich über Jahre hinweg kennengelernt hat. Da lag die Idee nahe, große Teile der deutschen Popkultur auf der CD zu vereinen. Musikalisch haben wir uns für dieses Projekt bewusst etwas breiter aufgestellt und den Genres Pop, Indie, Punk, HipHop und Singer/Songwriter Raum gegeben. Die Resonanz war dann so umwerfend, dass aus einem geplanten Tonträger direkt zwei wurden. Ausnahmslos jede angefragte Band wollte Teil des Samplers sein und so ihre Unterstützung zum Ausdruck bringen. Was ist seitdem passiert? Gab es Feedback von außerhalb? Ehrlich gesagt gab es Tage, da habe ich Deutschland aufgegeben. In den letzten Wochen habe ich allerdings gemerkt, dass große Teile der Bevölkerung einfach nur geschwiegen haben. Im Augenblick macht es mir Mut, wie viele Menschen ihre Stimme gegen stumpfe Parolen und Fremdenhass erheben und Geflüchteten aktiv helfen. Wir erleben gerade eine Welle der Solidarität und sind überwältigt vom positiven Zuspruch. Viele Leute, auch die Medienpartner, fragen sich, wie sie Betroffene konkret unterstützen können. Radios, TV-Sender, Musikmagazine, Firmen für Plakatierung und politische Netzwerke haben sich bei uns gemeldet. Nicht zu vergessen etliche Bands, die wir nicht direkt in der Anfrageliste bedacht hatten. Nach unserer Pressemitteilung verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer in den sozialen Netzwerken. Dadurch, dass vielen Bands das Thema wirklich wichtig ist und sie den Sampler entsprechend beworben haben, hatten wir ungeahnte Reichweiten, die bereits viele Vorbestellungen der Doppel-CD generiert haben. Was ist sonst noch erwähnenswert? Wir kämpfen gemeinsam für ein besseres und bunteres Deutschland, und der Erlös ist als praktische Hilfestellung für Refugees
und Asylsuchende gedacht. Ganz ohne Schulterklopfen. Und um Ingo von den Donots zu zitieren, der das Vorwort für den Sampler geschrieben hat: »Auf diesen beiden Tonträgern findet ihr eine Vielzahl von intelligenten Denkansätzen für eingeschaltete Köpfe, verpackt in grandiose Songs verschiedenster Spielarten. Es sind aber am Ende des Tages nicht die Lieder, die die Welt verändern. Es sind die Menschen, die sie hören, verstehen, lieben – und leben.« Interview: Senta Best — Die Doppel-CD »Kein Mensch ist Illegal – Solidarität & Freiheit für Menschen auf der Flucht!« mit 36 Songs von u. a. K.I.Z, Farin Urlaub, Thees Uhlmann, Herbert Grönemeyer und AnnenMay Kantereit erscheint am 23.10.2015. I nfos: unterschafen.de.
Amt für Wohnungswesen der Stadt Köln Cheryl Feldmann ist Sozialarbeiterin beim Amt für Wohnungswesen im Sozialen Dienst der Stadt Köln. Sie ist zuständig für die Unterbringung und die soziale Betreuung von Vertriebenen, Asylbewerbern und Spätaussiedlern. Wie ist aktuell die Situation in Köln? Köln ist neben den anderen Großstädten in Deutschland eine der größten Aufnahmekommunen. In den Notaufnahmen versorgen wir aktuell wöchentlich rund 200 Geflüchtete, die wir von der Landesregierung zugewiesen bekommen. Von dort aus werden sie je nach freien Kapazitäten in eine Wohneinrichtung, ein Hotel oder im besten Fall in privaten Wohnungen untergebracht. Wir müssen weiterhin mit hohen Zugangszahlen rechnen, die aufgrund der brisanten Situation an den Außengrenzen Europas in Zahlen nur schwer abschätzbar sind. Welche Hilfe ist sinnvoll? Was brauchen die Menschen aus eurer Sicht am nötigsten? Generell macht Hilfe dann Sinn, wenn sie nachhaltigen Charakter hat, Sprachkurse beispielsweise. Vorerst ist es aber am wichtigsten, existenzielle Bedürfnisse zu erfüllen, wie Unterkünfte und die tägliche Essensversorgung. Danach ist die soziale, wirtschaftliche und finanzielle Integration das Wichtigste, um den Menschen zu helfen, wieder ein eigenständiges Leben zu führen. Dabei unterstützen wir die Geflüchteten im Zuge unserer Betreuung aktiv. Wer gerne ehrenamtlich helfen möchte, wendet sich am besten an die bestehenden Projekte der Willkommenskultur und an professionelle Ehrenamts- oder Freiwilligenagenturen. Es gibt großartige Projekte wie beispielsweise das Mentorenprogramm vom Kölner Flüchtlingsrat, in dem Ehrenamtler geschult werden, eine Familie ein halbes Jahr lang zu begleiten. Zum Mentoring gehört die Begleitung zu Behörden und Ärzten, Unterstützung bei der Wohnungs- und
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Arbeitssuche, das Kennenlernen des Veedels, wie man in Köln so schön sagt. Oder die Klärung von Fragen, wie etwa »Wo finde ich einen Spielplatz?« oder »Wo kann ich Sport treiben?«. Das hilft sowohl den Refugees als auch uns bei unserer Arbeit sehr. Durch die außerordentliche Hilfsbereitschaft haben sich auch viele Willkommesinitiativen gebildet, die gut organisiert sind und mit dem Sozialen Dienst zusammenarbeiten. Diese Initiativen sind gute Ansprechpartner für konkrete Hilfen und Unterstützungsangebote. In Köln sind wir gerade dabei, die Willkommenskultur zu koordinieren. Die Sozialarbeiter des Sozialen Dienstes melden beispielsweise aktuelle Bedürfnisse an die Willkommensinitiativen, sodass daraufhin konkret etwas organisiert werden kann. Was erschwert eure Arbeit oder macht eher keinen Sinn? Gibt es erzählenswerte Beispiele? Ja, die gibt es. Durch die wachsende Hilfsbereitschaft bekommen wir sehr viele Einzelanfragen wie »Wo kann ich Süßigkeiten oder meinen Elektroherd abgeben«, »Ich möchte gerne ein Fest zu Bayram organisieren« oder von Lehrern, die mit ihren Klassen eine Einzelaktion starten möchten, und so weiter. Dieses Engagement ist natürlich lobenswert und schön. Jedoch sind solche Anfragen für uns sehr schwer zu bedienen, denn angesichts der dafür notwendigen Koordination bleibt uns dadurch weniger Zeit für die soziale Betreuung der Refugees, die zum Beispiel dringend Beratung von den Sozialarbeitern benötigen. Zudem nimmt die Betreuung der immer mehr werdenden freiwilligen Helfer häufig sehr viel Zeit in Anspruch, die uns dann wiederum in der sozialen Arbeit mit den Geflüchteten fehlt. Gerade durch die hohen Zugangszahlen ist dies oftmals nur schwer vereinbar. Wenig sinnvoll ist es beispielsweise auch, ohne Absprachen Spenden vor einer Notaufnahme, einem Hotel oder Wohnheim abzustellen. Das, was die Menschen brauchen, ist sehr unterschiedlich und wird oft durch zu viel Aktionismus übergangen. Es gibt einige Anlaufstellen, zu denen die Unterstützer ihre Spenden bringen können. In den Notaufnahmen werden die Refugees mit Essen und einem Taschengeld versorgt. Sobald sie in einem Wohnheim oder Hotel untergebracht sind, bekommen sie Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und können sich selbst versorgen. Außerdem können sie die Spendenanlaufstellen nutzen. Dort wird – ganz nach dem Prinzip der Selbstbestimmung – geschaut, was sie benötigen. Die Freiheit, selbst zu entscheiden, ist eine wichtige Komponente beim Einfinden in unsere Gesellschaft, vor allem nach den Strapazen, die viele durchgemacht haben. Gibt es etwas, das jeder mit minimalem Aufwand tun könnte, um den Geflüchteten zu helfen oder euch zu unterstützen? Mit minimalem Aufwand zu helfen wäre beispielsweise, Geld zu spenden. Oder, wie oben erwähnt, sich an die bestehenden Projekte zu wenden. Eine weitere große Hilfe wäre es, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, damit die Geflüchteten adäquat untergebracht werden können. Die Massen an Menschen, die derzeit an den Bahnhöfen stehen, um Refugees zu begrüßen – hast du dazu ein Feedback von Betroffenen bekommen? Sinnvoll oder zu viel des Guten? Dazu habe ich bislang kein Feedback, da die Menschen, die von den Außengrenzen Europas zu uns nach Deutschland kommen, erst noch in Köln eintreffen. Ich finde die Willkommenskultur und die große Hilfsbereitschaft der Deutschen wunderbar, und es spricht für unsere Gesellschaft, die für Offenheit und Flexibilität steht. Gerade die syrischen Refugees, die
gerade aus Ungarn zu uns kommen, haben einen langen und beschwerlichen Weg hinter sich und wurden bislang in Europa nicht willkommen geheißen. Deshalb finde ich es nicht zu viel des Guten, diese Menschen am Bahnhof mit einem Lächeln und einem »Herzlich willkommen« zu begrüßen. Das ist eine sehr respektvolle Geste. Ansonsten finde ich, dass man die Menschen nach den langen Strapazen erst einmal ankommen lassen und den helfenden Aktionismus der Ehrenamtler an richtiger Stelle einsetzen sollte. Interview: Senta Best
Kampagne Werde Fluchthelfer.in Die Künstler von Peng Collective rufen in ihrer Kampagne dazu auf, Geflüchtete über die Grenze zu bringen – zum Beispiel auf der Urlaubsrückreise. Zuerst zum Naheliegenden: Was war die Intention der Kampagne Werde Fluchthelfer.in? Paul von Ribbeck: Wir wollten bei den Menschen die Frage auslösen: Was können wir eigentlich tun? Uns war klar, dass es etwas sein musste, das einfach umsetzbar ist. Die Leute aus Syrien rausholen, Pässe fälschen – das machen andere. Da braucht man spezielle Skills. Aber jemanden aus dem Urlaub mitzunehmen – das kann jeder. Deshalb kam die Kampagne zur Urlaubszeit raus und griff genau dieses Motiv auf. Susan Powers: Wir waren allerdings selbst überrascht, dass die Kampagne international so gut ankommt und sich so schnell verbreitet. Das Kernstück ist ein Videoclip, der ein sehr biederes Ehepaar zeigt, das einen Flüchtling über die Alpen fährt. Dabei schlagt ihr die Brücke zu historischen Fluchtbewegungen wie dem »Rübermachen« von Ost nach West. Im Grunde ist es ein sehr hoffnungsvoller Clip zu einer eher hoffnungslosen Situation. War das gewollt? PvR: Ja. Darauf zielen wir mit unseren Aktionen oft ab. Wir arbeiten mit Populärkultur und versuchen den Mainstream zu erreichen. In den 60er- und 70er-Jahren herrschte noch linker Populismus – heute ist es rechter. Von einem Diskurs der Hoffnung ging es hin zu einem Diskurs der Angst und der Kontrolle. Wir wollen nicht in die 70er zurück, ich finde Hippies scheiße, aber wir wollen diesen Diskurs der Hoffnung. Mit unseren Aktionen wollen wir sagen: Guck mal, man kann was tun. Wir sehen in der Zivilgesellschaft eine gewisse Lethargie. Wir sind so überwältigt und überfordert von all diesen schlechten Nachrichten und kriegen vorgebetet, dass die Technokraten sich schon kümmern und wir bloß ruhig bleiben sollen, um sie nicht zu stören. Aber dieser Diskurs ist tötend. So ist die EU zum Killer geworden.
SP: Wir wollten genau die Figuren, die nun im Clip mitspielen, und die beiden Schauspieler eignen sich super dafür: eine sehr sympathische Dame, ein Schnauzbartträger mittleren Alters – das sind vertrauenswürdige »normale« Leute, mit den man sich auch identifizieren kann, wenn man nicht aus einem eher linken Milieu stammt. Was für Leute melden sich auf die Aktion konkret bei euch? PvR: Eigentlich so gut wie alle. Es melden sich sogar Nazis mit Morddrohungen. Also davon war ich jetzt ausgegangen ... PvR: Ja, auf die ist in Deutschland immer Verlass. Es melden sich PolitikerInnen, die uns instrumentalisieren wollen. Es melden sich RisikoberaterInnen, die ihre Workshops anbieten wollen. Es melden sich aber auch super viele Leute, die gerne was machen würden, sich aber nicht so recht trauen, selbst die ersten Schritte zu gehen. Wir können kein Auffangbecken sein für diese Leute und vermitteln natürlich nicht konkret Flüchtende mit potenziellen Fluchthelfern.innen. Diese Unterscheidung machen viele nicht. Wir ermutigen die Leute dann, aktiv zu werden, und sagen ihnen: »Mach’s wie wir, versuch’s, hol dir Freunde und Freundinnen ran und scheitere auch mal. Für das Scheitern haben wir per Crowdfunding einen Rechtshilfefonds eingerichtet.« Ich bin dennoch erstaunt, was für Leute sich melden. Uns hat sogar eine sehr bonzig aussehende junge Dame über Facebook kontaktiert und wörtlich geschrieben: »Hallo, ich bin eine Tussi mit einem SUV, ich kann mir locker mal 24 Stunden Zeit nehmen.« Da denkt man schon: »Wow!« Oder jemand schreibt: »Ich habe ein Motorrad, da könnte ich jemanden mitnehmen, wenn ich ihm einen Helm leihe. Das ist eine gute Idee, oder?« Ja! Zum jetzigen Zeitpunkt scheint die Stimmung in Deutschland bei dem Thema generell erstaunlich positiv zu sein. Die Szenen vom Münchener Bahnhof und einige Worte Merkels haben weltweit für Staunen gesorgt. Kann man der öffentlichen Stimmung und der Politik da trauen? PvR: Intellektuell bin ich Pessimist und im Herzen Optimist. Diese Stimmung wird vermutlich vorbeiziehen. Aber trotzdem muss man anerkennen, dass jetzt Menschen aufstehen, die sich absolut nicht als politisch wahrgenommen haben. Es gibt definitiv gerade eine Polarisierung in Europa, und es gibt eine längst überfällige Positionierung der Menschen. Während die Deutschen lange Zeit in einer apolitischen Merkel-Lethargie erstarrt waren, setzt sich jetzt die Erkenntnis durch: Ich entscheide mich, indem ich was tue oder eben nichts tue. Das ist eine Positionierung. Aber natürlich misstrauen wir dem. Wir wären doof, wenn wir das nicht tun würden. Wir wissen, dass diese ganzen Nazi-Strukturen immer noch da sind. Es gibt immer noch Anschläge und diese NSU 2.0., die jetzt im Vergleich zu Lichtenhagen hochorganisiert ist. Die sind digital gut aufgestellt, rufen in ihren Foren und auf Facebook offen zu so was auf und haben gerade das Gefühl, sie seien kurz vorm Bürgerkrieg und könnten diese Stimmung für sich nutzen. SP: Ich finde es interessant, diese beiden Richtungen zu sehen. Zum einen brennt in jeder Nacht in einer Stadt ein Flüchtlingsheim, auf der anderen Seite gibt es diese extreme Hilfsbereitschaft und diese Selbstorganisation, die man in ganz Deutschland sieht und über die vielleicht gar nicht so viel berichtet wird. Dass die Leute einfach sagen: »Okay, in der Turnhalle zwei Straßen weiter sind 200 Menschen untergebracht, ich gehe da hin und möchte was machen.« Kann schon sein, dass das abebbt nach einer gewissen Zeit. Kann aber auch sein, dass sich andere Strukturen aufbauen, von unten. Das wäre eine Hoffnung. Eine formulierte.
PvR: Es gibt viele Organisationen, die tolle Arbeit machen – Flüchtlinge Willkommen zum Beispiel. Das sollte aber nicht zu einer Entlastung des Staates werden. Was wir machen, ist keine Entlastung des Staates. Wir sagen: »Jetzt erst recht, alle rein! Grenzen weg!« Das ist ein bewusst gewählter Gestus. Das ist kein neoliberales, soziales Projekt. Interview: Daniel Koch — Wenn ihr mehr über das Peng Collective erfahren oder ihre Arbeit unterstützen wollt, hilft euch diese Website weiter: pen.gg.
Facebook-Netzwerk RefuFREE RefuFREE ist ein Zusammenschluss junger KölnerInnen, die Facebook als Medium nutzen, um Neuankömmlingen in Köln Freizeitangebote in verschiedenen Bereichen wie Kultur, Kunst oder Gastronomie kostenlos zur Verfügung zu stellen. Wie funktioniert euer Netzwerk RefuFREE? Neben der Veröffentlichung von grundsätzlich kostenlosen Veranstaltungen verbindet das sich etablierende Facebook-basierte Netzwerk hilfsbedürftige Interessenten mit VeranstalterInnen, die gewillt sind, freien Eintritt zu gewähren. Wir vermitteln zwischen diesen beiden Parteien und stellen freiwillige Begleiter für die verschiedenen Veranstaltungen. Wir denken, dass das gemeinsame Besuchen kultureller Veranstaltungen ein wundervoller Weg ist, um einen engeren Austausch zu fördern und den meist beschwerlichen Alltag mit freizeitlichen Aktivitäten zu verschönern. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen? Durch den Kontakt mit geflüchteten Menschen während verschiedener ehrenamtlicher Tätigkeiten innerhalb Kölns hat sich gezeigt, dass Neuankömmlingen die Hände in ihrem eigenen Aktionsfeld gebunden sind. Die Zeit des Asylantragverfahrens besteht oft einfach nur aus Warten. Es gibt keinen Grund, warum die Menschen besonders in dieser Zeit nicht von den diversen Freizeitmöglichkeiten der Großstadt profitieren sollten, mit denen wir uns selbst vergnügen. Das war die Motivation zur Initiierung des Projekts RefuFREE. Von der ersten Idee bis zur Umsetzung – was war zu tun, und wie seid ihr das angegangen? Grundsätzlich fußt der Projektstart in dem Zuspruch, den die Beteiligten der Idee gegenüber geäußert haben. Zu Beginn war bereits klar, dass wir Facebook als Grundlage nutzen werden, da diese Plattform eine einfache und schnelle Etablierung unseres Netzwerks ermöglicht und zudem kostenlos ist. Dann haben wir eine geeignete multilingualen Beschreibung unseres Vorhabens verfasst und Flugblätter erstellt und verteilt, um unsere Zielgruppe in Köln zu erreichen. Als nächstes haben wir Kontakte geknüpft und
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einen Pool aus freiwilligen Helfern generiert, die als Begleiter für verschiedene Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Was ist seitdem passiert? Wir waren sehr überrascht über den großen Zuspruch und die Masse an positivem Feedback zu unserem Projekt. Nach der ersten Woche hatte unsere Seite schon 1000 Likes, und es gab viele Angebote von Veranstaltern aus verschiedenen Bereichen. Erstaunlicher noch als die Selbstverständlichkeit, mit der uns diese Veranstalter Freikarten zur Verfügung stellen, ist die Tatsache, dass viele von ihnen selbst schon nach Möglichkeiten gesucht hatten, um den nach Deutschland geflüchteten Menschen kostenlosen Eintritt für diverse Freizeitangebote bieten zu können. RefuFREE hat also genau ins Schwarze getroffen. Der Wille zum Helfen ist aus unserer Sicht enorm, was uns in unserem Projekt unterstützt und aufzeigt, dass RefuFREE eine Daseinsberechtigung hat – nicht nur in Köln! Was ist sonst noch erwähnenswert? Wir suchen nach wie vor Unterstützer für unser Projekt. Leute, die unsere Facebook-Seite teilen, Flugblätter verteilen oder Refugees zu Freizeitangeboten begleiten. Veranstalter sind herzlich dazu eingeladen, sich einzubringen und Tickets für Geflüchtete kostenlos zur Verfügung zu stellen. Interview: Senta Best — Integration ist vielseitig, genau wie Köln! Infos zur Gruppe und Möglichkeiten zum Mitmachen unter facebook.com/ RefuFREE.
Hamburger Bürgerinitiative Susanne Schwarz ist Teil einer Bürgerinitiative im Hamburger Karoviertel. Die Gruppe hat sich zusammengefunden, um die über 1000 Refugees zu unterstützen, die dort in den Messehallen untergebracht sind. Was genau macht eure Initiative? Für mich war es keine Frage, ob ich helfen möchte. Ich habe gehört, dass etwas aufgebaut wird, und bin seit August täglich dabei. Es sind 16 verschiedene Gruppen entstanden. Die Kleiderkammer, die ja nun schon bundesweit bekannt ist, ist nur ein Teil von diesen AGs. Ich arbeite beim Kinderprogramm mit. Wir haben täglich zweimal eine Spielzeit eingerichtet, in der die Kinder einfach nur Kind sein können. Ein bis zwei Mal pro Woche machen wir auch Ausflüge mit den Kindern. Gab es persönliche Gründe, warum du dich engagieren wolltest, oder hast du einfach überlegt, was du im Rahmen deiner Möglichkeiten tun kannst? Ich komme aus einer sudetendeutschen Familie, meine Oma brachte ihre ganze Familie einzeln über die Grenze. Die Heimat zu verlassen und zu vermissen ist ein für mich fühlbares Thema, auch wenn ich selbst nicht fliehen musste. Der Schmerz über den Verlust, die
Wut, dass man fliehen musste, die Sehnsucht, sein altes Zuhause einmal wiederzusehen, dieses Wirrwarr an Gefühlen habe ich von Anfang an mitgefühlt. Vielleicht ist das ein Grund, der mich nicht auf meinem Sofa sitzen bleiben lässt, wenn ich weiß, es gibt in meiner Nachbarschaft Menschen, die gerade Ähnliches erleben wie meine Familie einst. Hast du dich vorher informiert, welches Projekt für Menschen in dieser Situation am sinnvollsten wäre, oder einfach losgelegt? Ich habe einfach losgelegt. Auf der FacebookSeite der Initiative habe ich gesehen, dass dort ein Kinderprogramm aufgebaut wird, mich gemeldet, und los ging es. Wie lief das ab? Erst einmal fängt man an, mit den Kindern zu spielen. Dann merkt man, was alles fehlt. Und täglich fehlt mehr: Stifte, Papier, Spielzeug, Regale, Wasser, Obst, Kekse, Decken und so weiter. Also fängt man an zu organisieren, zu fragen, wer was hat. Und ein Lauffeuer beginnt. Hunderte von wundervollen Menschen heben den virtuellen Finger und rufen: Ich hab. Dann wird noch mehr organisiert. Wer transportiert, wer lagert ein, wer kommt zu welchen Schichten. Und täglich sagt man sich: Gott sei Dank mache ich das nicht alleine, sondern gemeinsam im Team. Wie sind die Reaktionen der Betroffenen? Die Kinder freuen sich, wenn sie einfach nur spielen, toben und sich um Bobbycars zanken können. Ihre Eltern sind froh, einmal aufatmen zu dürfen, und sie sind noch glücklicher darüber, dass ihr Kind lächelt. Was ist seitdem passiert? Es ist so viel passiert. Firmen melden sich, schicken ihre Belegschaft zum Sortieren in die Kleiderkammer. Privatmenschen spenden tagtäglich, Bäcker schenken uns Kuchen, Schulklassen machen mit unseren Kindern Stockbrot, ein Zirkus lädt uns ein, der FC St. Pauli lässt unsere Kids mit den Mannschaften einlaufen … Und die wichtigsten Ereignisse sind kleine Geheimnisse zwischen mir und den Kindern. Eines verrate ich dir: ein fröhliches Augenzwinkern. Die anderen behalte ich für mich. Was ist sonst noch erwähnenswert? Dass ich noch nie so viel geweint habe wie in den letzten Wochen. Vor Rührung, vor Hoffnungslosigkeit, vor Schmerz und Glück. Wegen eines Kinderlächelns, wegen furchtbarer Bilder in der Presse und aus tiefster Dankbarkeit.
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Mit besonderem Dank an die Supermärkte Karadağ, Can und Mutlu in Köln. Fotos: Frederike Wetzels Styling: Jenny Weser, Vanessa Weber Produktion: Weber, Weser, Wetzels Models: Carolin Stölting, Stanislas Dulong, Frances Ngucavila, Zandile Mkwanazi
#S端permarkt Steez #Style
S端permarkt Steez
Links Sweatshirt: Kid Vanilla Rechts Cap: Nike I Jacke: Carhartt WIP I Shirt (Longsleeve): Edwin I Hose: Replay I Socken: Nike SB I Schuhe: Lonsdale Leyton
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#Style #Süpermarkt Steez
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Links 1. Ashley Marc Hovelle 2. Weekday x Soulland 3. Fun Time Clothing 4. Fred Perry x Bella Freud 5. Alexander McQueen 6. Acne Studios 7. Saturdays via mrporter.com 8. Throwback Everyday via rad.com 9. Looky Looky 10. Wemoto 11. Palace 12. Fun Time Clothing Rechts Sweatshirt: Fun Time Clothing I Jeans: H&M Trend (Model’s Own)
#S端permarkt Steez #Style
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#Style #Süpermarkt Steez
Hoodie: Puma Shorts: Puma x Vashtie Socken: Puma Sneaker: Puma Suede Classic
Der Puma Suede ist eine klassische Silhouette aus dem Jahr 1968, die erstmals bei den Olympischen Spielen in Mexiko am Fuß von Leichtathlet und Bürgerrechtler Tommie Smith Aufmerksamkeit erregte. In den 80ern dann als Inbegriff der B-Boykultur gefeiert, erlebt der Suede jetzt ein echtes Revival. Oldie but Goldie!
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#Style #Hurts
Hurts
»Mit einem schwarzen Anzug kann man nichts falsch machen« Schon seit ihrem Karrierebeginn scheiden sich an Adam Anderson und Theo Hutchcraft die Geister: Die einen lieben Hurts für ihre makellose Ästhetik und ihren Breitbandpop, die anderen hassen sie aus denselben Gründen. Dabei sind die beiden von Anfang an vor allem eines: konsequent und zumindest in Modefragen stilsicher. Dem würden selbst die Hater zustimmen. Interview: Annett Bonkowski. Foto: Carmen Catuti
#Style #Hurts
Zu Beginn eurer Karriere hieß es bei euch noch: »Don’t let go, never give up, it’s such a wonderful life«. Mit eurem dritten Album »Surrender« deutet ihr nun dem Titel nach die Unterwerfung an. Vor wem oder was kapituliert ihr?
man mit einem schwarzen Anzug nichts falsch machen. Mann kann ihn zu jedem Anlass tragen. Sogar mehrmals.
Theo Hutchcraft: Es geht auf der neuen Platte nicht im klassischen Sinne um das Aufgeben, sondern vielmehr darum, loszulassen und sich den Dingen um sich herum zu öffnen. Die damit einhergehende Freiheit steht dabei für uns im Mittelpunkt. Wir wollten genau mit diesem Gefühl an das neue Album herangehen. Es gab vorab kein Konzept wie beim Vorgänger »Exile«. Wir haben uns allenfalls unseren Ideen unterworfen und diese Erfahrung als sehr angenehm empfunden. Ich denke, das hört man dem fröhlicheren Grundton auch an.
TH: Ich habe noch nie darüber nachgedacht, aber es stimmt schon. Wir reisen sehr viel, und uns wird oft gesagt, dass wir sehr britisch aussehen. Das muss wohl an unseren Anzügen liegen!
Der Ernst und die getragene Stimmung eurer ersten beiden Alben weichen auf »Surrender« tatsächlich einer sehr poppigen Leichtigkeit. Wie entgeht man im Zuge des gefundenen Glücks als Künstler der Klischeefalle?
Adam Anderson: Obwohl die neuen Songs mehr Freude ausstrahlen, gaben wir diesem Gefühl nicht ununterbrochen nach. Songwriting funktioniert für uns eher auf der Ebene der Erinnerung. Wir hatten eine tolle Zeit bei den Aufnahmen, aber es gab auch immer wieder Momente, in denen wir aus den weniger guten Empfindungen der Vergangenheit schöpften. Kreativität bedeutet für mich, an frühere Emotionen anzuknüpfen. Rein visuell seid ihr eurer passgenauen, makellosen Ästhetik in all den Jahren treu geblieben. Was hat euch bisher davon abgehalten, auch auf diesem Gebiet risikofreudiger zu werden?
AA: Ich glaube, unser Stil hat einen Wiedererkennungswert, gerade weil wir nicht versuchen, ständig mit dem Strom zu schwimmen. Wir mögen diese gewisse zeitlose Ästhetik, die wir durch unsere Kleidung, unsere Videos oder unser Artwork ausstrahlen. Wir sind keine dieser Bands, die sich für ein neues Album optisch neu erfinden müssen. TH: Es dauert eine Weile, bis man als Individuum und auch als Band seinen Stil gefunden hat und den mit der eigenen Vision von der Welt vereinbaren kann. Warum sollten wir das alles mit jedem neuen Album wegwerfen? Visualität war uns schon immer wichtig. Die Tatsache, dass wir zu zweit sind, schafft eine Art Balance. Ohne sie hätten wir vermutlich schon längst die Perspektive verloren. AA: Das ist mir nur ein Mal passiert, als ich 2011 für ein paar Shows ein Cape auf der Bühne trug! Hegt ihr als modeaffine Künstler eigentlich heimliche Ambitionen, einmal selbst etwas zu designen?
TH: Ich finde, wir tasten uns als Band immer mehr an diesen Aspekt heran. Wir fühlen uns nicht als reine Musiker, sondern empfinden Hurts als Projekt, in dem wir auch jeglichen ästhetischen Impulsen nachgeben. Selbst Kleidung zu entwerfen wäre einfacher, als shoppen zu gehen. Ich könnte im Atelier stehen, meine alte Kleidung umherwirbeln und Leuten sagen, dass sie diese kopieren sollen. Das wäre großartig! Es gibt kaum ein Bild, auf dem ihr nicht im feinen Zwirn vor die Linse tretet. Was muss ein Anzug haben, um perfekt zu sein?
TH: Er muss sich vor allem so anfühlen, als ob man gar keinen Anzug tragen würde. Nur ein wirklich guter Anzug gibt dir das Gefühl, nicht in ihm eingesperrt zu sein. Ein guter Stoff ist dabei am wichtigsten. Prinzipiell kann
Daniel Radcliffe hat einmal gesagt, dass er sich vor allem immer dann sehr britisch fühle, wenn er in einem Anzug ins Ausland reise. Geht es euch da ähnlich?
Euer allererster Auftritt fand bei einer Fashion Show in Berlin statt. Hattet ihr als Musiker nie Bedenken, im Zuge solcher Veranstaltungen auf eure Kleidung reduziert zu werden?
TH: Damals war es vor allem eine Gelegenheit für uns, aufzutreten. Wir haben es zwar als komisch empfunden, vor so vielen schönen Leuten zu spielen, aber es war schon immer in Ordnung für uns, mit Mode in Verbindung gebracht zu werden. Es ist nur eine weitere Art, sich auszudrücken und wahrgenommen zu werden. AA: Selbst zu Zeiten, als wir weder Geld noch Plattenvertrag hatten, warfen wir uns morgens in gute Klamotten und wollten smart aussehen. Das war von Anfang an ganz natürlich für uns. Wir fühlten uns dadurch einfach besser. Manchmal ziehen wir uns aus Versehen gleich an, aber solange wir nicht wie The Hives enden und der Look immer identisch ist, habe ich da keine Bedenken. Kommt das eurer Meinung nach einem absoluten Style-No-Go am nächsten?
AA: Nein, ein No-Go wäre für mich eher schlecht sitzende Kleidung. Ich finde es schrecklich, wenn Menschen viel Geld für Mode ausgeben, die ihnen nicht richtig passt. Optisch fatal sind auch diese Shirts für Männer mit den riesigen Ausschnitten. Das sieht wahnsinnig lustig aus. Die wurden vermutlich nur erfunden, damit sich Männer im Fitnesscenter gegenseitig ihre Muskeln zeigen! Warum gibt es eigentlich noch keinen Dresscode für eure Crew, ähnlich wie es bei den Shows von Jack White der Fall ist?
TH: Unsere Band ist optisch schon aufeinander abgestimmt. Die Crew würde bei diesem Vorschlag wahrscheinlich streiken, weil sie Artwork sich bei ihrer Arbeit ständig dreckig macht. Während das Artwork des AA: Wir haben unseren Tontechniker einmal Duos sonst vor allem in Schwarz, Weiß und kühlem überreden können, bei einer unserer Shows Blau daherkommt, ist das einen Anzug zu tragen. Er ist eher der Typ Albumcover zu »SurrenMann, der den T-Shirt-Gammellook bevorzugt. der« ungewohnt in pudrig melancholisches Rosa Das war ein großartiger Moment für uns. Es getaucht. Der schwarze hat nur zwei Biere gebraucht, um ihn davon Anzug darf dennoch nicht fehlen. zu überzeugen. — Hurts »Surrender« (Four / Sony / VÖ 09.10.15)
Fashion Show Ihren ersten Live-Auftritt hatten Hurts 2010 bei der StyleNite, einer Veranstaltung des Berliner Designers Michael Michalsky. Im selben Jahr trat dort auch Lady Gaga erstmalig außerhalb den Vereinigten Staaten auf.
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#Style #Zurück in die Zukunft
ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT Reichst du mir mal den Fluxkompensator?
2015 Yay
Der 21. Oktober 2015 ist für Marty McFly Fans ein historisches Ereignis. Eine Zeitreise (im mit Fluxkompensator aufgerüsteten) DeLorean spuckt den Protagonisten des 80er Kultfilms »Zurück in die Zukunft« an genau diesem Datum in der damals noch fernen Zukunft aus. Ganze acht Future Consultants brauchte es damals, um die futuristische Welt zu erschaffen, die teilweise erstaunlich nah an unserer heutigen Realität ist. Oder vielleicht wären die Entwicklung von Google Glasses und Smartwatch ohne »Zurück in die Zukunft« auch gar nicht erst möglich gewesen? Hier eine kurze Auflistung an Dingen, die tatsächlich eingetreten oder uns bisher erspart geblieben sind.
Das Hoverboard (zumindest fast) der Nike Mag (Release im Jahr 2011, kosten auf Ebay um die 10.000 Euro) Google Glasses Video-Telefonie (FaceTime oder Skype) Smartwatch (benutzt die tatsächlich jemand?) Bezahlung und Zugang durch Fingerabdruck Hologramme (Hi Tupac Shakur) Flachbildschirme
2015 Nay »Der weiße Hai 19« (nach vier Filmen war Schluss) Dronen und Roboter, die mit dem Hund Gassi gehen (Staubsaugen können sie immerhin schon) Im Film zitiert die Tageszeitung US Today eine weibliche Präsidentin (Mit der Kandidatur von Hillary Clinton nicht ganz unrealistisch) Selbst trocknende und justierende Jacken, die Doppelkrawatte und der Trend, Hosentaschen nach außen gestülpt zu tragen Ein Hydromat, der innerhalb Sekunden einen Teigklumpen in Pizza verwandelt Marty McFly wird via Video-Telefonie gefeuert, erhält seine Kündigung aber per Fax – echt jetzt? Das Fax ist 2015 faktisch tot und begraben. Das iPhone gibt es im Film nicht, Doc und Marty kommunizieren via Walkie Talkie und Telefonzelle.
Carhartt Radio App
www.carhartt-wip.com Photography by Joshua Gordon, artwork by Tim Head
PRESENTS
#Review
# Review Spalter
Unsere liebsten Platten
Miss Platnum Ich war hier
01 Wanda Bussi
Virgin / Universal / VÖ 02.10.15
Novum beim Spalter: Der Streit entzündet sich an des Menschen bestem Freund, dem Hündchen! Nun, nicht ganz. Aber Fragen wie die, ob die Beats auf »Ich war hier« nun fresh oder whack sind und Miss Platnum nun emanzipiert oder rückständig, wirken dagegen doch äußerst nebensächlich. Oder? Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter
02 Julia Holter Have You In My Wilderness 03 Darkstar Foam Island 04 Ought Sun Coming Down 05 Die Nerven Out 06 Miss Platnum Ich war hier 07 Battles La Di Da Di
Mit ihrem letzten Album wagte Ruth Maria Renner den Neuanfang: weg von Balkan-Beats, hin zu deutschsprachigem Pop. Für »Glück und Benzin« ließ sich die gebürtige Rumänin und Wahl-Berlinerin noch von Marteria beim Songwriting unterstützen, auf »Ich war hier« hat sie sich den textlichen Support an mehreren Fronten organisiert: Unter anderem haben sich Mieze von Mia. und Nico von K.I.Z beteiligt. Eigentlich keine schlechten Hausnummern, trotzdem klingt das alles nicht so gut wie auf dem Vorgänger. So geht es dauernd um Hunde (»Rudel«, »Er’s guter Hund«), um hippe Selbstbeweihräucherung (»Königin«), natürlich auch um die Schattenseiten von alkoholischem Liebeskummerrausch Mit einem hat Miss Reygers recht: Das mit den (»Köpf die Flaschen«) und das Leid gebrochener Herzen (»Dein Hunden, das ist wirklich seltsam. Ansonsten geht Miss Platnum mit »Ich war hier« den Weg Name«). Dazu plärren die Songs zu einem wenig überzeugenden von »Glück und Benzin« aber überzeugend Beat-Gemisch. Und außerdem gibt weiter. Klar: Wer die derzeit avancierten Beats will, greift es noch die vermeintlich feministibesser zu FKA Twigs oder Kelela. Wer eine selbstbewusste, sche Ansage »MDCHN (Mädchen elegante und beeindruckend ausdrucksstarke Pop-Platte sind die besseren Jungs)«, die dann will, muss aber »Ich war hier« nehmen. Miss Platnum eben doch nur Geschlechterdiweiß, dass Breakbeats und Trap, Dubstep und Dancehall chotomien unterstützt. Schade, als Musiktrends nur eine kurze Halbwertszeit haben – es denn Miss Platnums Neuausrichkommt eben vor allem darauf an, was man aus diesen tung schien durchaus vielverspreStilmitteln macht. Platnum zimmert sich daraus die chend. Mit »Ich war hier« liefert Bühne für eine durch und durch charismatische und sie statt Originalität aber bloß Inscoole Selbstinszenierung, die die Kraftmeierei des Rap zur tagram-tauglichen Hochglanzpop. emanzipierten Selbstermächtigung nutzt und dabei auch Verena Reygers noch anregend pointiert klingt. Während der elf Songs zieht sie detailverliebte Arrangements jedem Hit-Appeal vor und klingt zumeist trotzdem hittig oder zumindest clubbig. Und weil Miss Platnum nun mal alles ist, aber keine glattgebügelte Pop-Queen, macht sogar die Schrulle mit dem Gebelle irgendwie wieder Sinn. Ob mit oder ohne Wauwau: Ein Role-Model des deutschsprachigen R’n’B sollte sein wie sie, und keinen Deut anders. Christian Steinbrink
08 Chvrches Every Eye Open 09 New Order Music Complete 10 Disclosure Caracal
Eure liebsten Platten 01 Dr. Dre Compton 02 Fettes Brot Teenager vom Mars 03 Foals What Went Down 04 K.I.Z Hurra, die Welt geht unter 05 Madsen Kompass 06 Cro MTV Unplugged 07 Paul Kalkbrenner 7 08 Boy We Were Here 09 Schnipo Schranke satt 10 Yo La Tengo Stuff Like That There
Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Verlosungen teil!
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#Review #Platten vor Gericht
Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via Facebook Juror werden!
Balbina
Die Goldenen Zitronen
Powerwolf
Guy Sebastian
Falk Maria Schlegel
Stephan Rath, Mense Reents
1
Foals What Went Down Warner
2
Destroyer Poison Season
Ø 9,40
Ø 5,40
Ø 3,90
Ø 7,10
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Kurt Elling Close Your Eyes
Charles Mingus Pithecanthropus Erectus
Iron Maiden Seventh Son Of A Seventh Son
Sam Cooke Greatest Hits
Erykah Badu New Amerykah Part One
Mount Kimbie Crooks And Lovers
Kreator Renewal
Bill Withers Just As I Am
Kate Bush Hounds Of Love
The Feelies Crazy Rhythms
Katatonia Night Is The New Day
Donny Hathaway Greatest Hits
Energiegeladenes, abwechslungsreiches Album. Schöne Hooks. Der Gesang berührt mich, ab und an ist es sehr funky, dann wieder rockiger.
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FANTASTISCH!
Dead Oceans / Cargo
3
Boy We Were Here Grönland / Rough Trade
4
Kurt Vile B’lieve I’m Going Down
Fantastische Musik — und Stimmenkompositionen. Einer meiner Favoriten der vorliegenden Auswahl.
Songwriter-Album im US-Storyteller-Stil. Erinnert an 1970er-JahreRoadmovie-Musik.
S: Na meinetwegen. M: Das ist alles so rund und cool. Ich kann das nicht ertragen.
S: Nennt man so etwas Kritikerplatte? Ach nö. M: Heute Morgen geht mir die Stimme auf die Nerven.
S: Wohlfühlpopmusik für erwachsene Menschen. M: Diese Platte ist nicht für mich gemacht, aber sicherlich für viele andere Menschen.
M: Vielleicht ist er der Mann, der in seinem eigenen Gesicht schläft?
Rockig mit ElectroSound. Etwas vorhersehbar, aber angenehm.
Bei dem Namen erwartet man Power, Krach, Exzesse. Das Gegenteil ist der Fall. Abwechslungsreich, melodisch, überraschend. Jeder Song anders. Sommer-Sound, rhythmisch, ruhig. Angenehme Frauenst imme. Mädchenmusik.
Countryrock. Versetzt einen so ein bisschen an den Tresen einer Kneipe. Ein Mann, ein Bier.
Beautifully recorded, great vocals, great sounds. It’s like the ultimate driving music.
If I was a moviemaker this guy would be on my list to do the soundtrack.
Great combination of folk that still feels organic and electronic elements, which is a difficult balance. Beautifully crafted lyrics as well. Great guitarist. His voice is okay, but it’s not necessarily all about his voice, it’s just really cool music.
Matador / Beggars / Indigo
5
Beach House Despression Cherry Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade
6
Nova Heart Nova Heart Staatsakt / Caroline / Universal
7
Die Nerven Out Glitterhouse / Indigo
8
Schnipo Schranke satt Buback / Indigo
9
Miss Platnum Ich war hier Virgin / Universal
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Frittenbude Küken des Orion Audiolith / Broken Silence
All Time Faves
Mollige Klänge, teilweise schöne Melodien, weicher schöner Gesang. Manchmal fehlt mir Energie.
Magische, sphärische und mystische Musik. Gefällt mir wahnsinnig gut. Kraftwerk, Jean Michel Jarre und Märchenwelten.
Klingt roh, erfrischend unmodern! Gitarrenlastig. Texte wirken chiffriert — der Inhalt ist sehr offen.
Eine Mädchenband, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Man hört interessiert zu, und die zwei als Gesamtkunstwerk strotzen vor Selbstsicherheit. Alltags-, Ausbruchs-, Ghettoromantik spiegeln sich textlich. Ich möchte gern viel mehr von ihrer Stimme hören, denn sie singt doch so stark und facettenreich! Synthetische Klänge mit weitestgehend monotoner Gesangslinie — nicht im negativen Sinne, sondern als Stilmittel.
S: Music to sleep by. M: Beach House sind wunderbar. Da könnt ich mich reinlegen, in diese Klangwelt.
S: Habe ich das schon mal irgendwo gehört? Mit Sicherheit. Die PattiSmith-Coverversion ist nicht zu verzeihen.
S: Beste Liveband! M: Sie sollen die Geilsten sein, sagt man. Ich werde mir das im Herbst auf jeden Fall live anschauen.
S: Sind wir hier befangen? Na hoffentlich ... Ein Klassiker jetzt schon. M: Schön minimal, mit allem, was nötig ist.
M: Die Texte sind schwach, und dann macht mir der Rest dieses Charts-Pop-Versuchs auch nicht mehr so viel Spaß.
M: Geht völlig in Ordnung. »Rave ist kein Hobby« ist ein toller Hit.
Sehr sphärisch und ruhig. Bisschen langweilig auf Dauer.
Beim erst en Song denkt man: So ein Quatsch. Kommt da noch was? Danach: angenehme Frauenstimme und schöne Electro-Rhythmen. Was soll das sein? Leiernder Gesang. Faible für laaaange Intros und Gitarrengeschrebbel. Erinnert mich an irgendwas von vor 20 Jahren oder so. Sorry!
Bei WDR-Kabarett vielleicht ganz nett, aber so als Platte. Nee ... Gesang von Frauen für Frauen.
Frauengesang in dem Genre ist immer ein bisschen anstrengend. Der Background-Sound macht nervös.
Jo, HipHop. Nee, nicht mein Ding.
I generally put on music exactly like this — where it’s a mix of electronic, ambient — to feel peace in my life and for that purpose it’s great. Really warm and lush sounds. Her voice has a lot more potential than that. It’s the sort of album you got to hear a couple of times.
The quality of the recordings should be a lot better than that. I feel like he has recorded his vocals in his kitchen or something. The intros are painfully long. It’s not my sort of music. I find a little monotonal. The melodies aren’t very interesting to me.
It sounds like a lot of the stuff I’m writing. The production is just freaking sick and the beats are really fat.
7
It’s a really lush, great production. If they had a female vocalist it would be a slam-dunk.
#Review #Platten vor Gericht
Chefket
Die Aeronauten
Enno Bunger
Baio
Ø 5,60
Ø 5,50
Ø 5, 20
Ø 7,70
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10
8
6
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Unglaubliche Musik, unglaubliche Stimme, unglaublich gute Texte. Will ich live sehen.
Super Musik. Sehr krass produziert. Aber die Stimme geht gar nicht. Ich will ein Instrumental-Album.
Ein bisschen weird. Feier ich ... Schöne kleine Geschichten. »Flames« ist mein Lieblingssong.
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Christian Mählitz
Konstantin Maier
Leser
Intro
Ø 6,50
Ø 6,00
Ø
8
9
6
7,55
5
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7,35
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6,85
Klare Depeche-ModeAnleihen bei dem ruhigeren, Synthie-lastigeren Song »Albatross«. Such dir den eigenen Weg, Albatross, flieg, flieg! Platten- und Bandtitel tun so gefährlich — fauch fauch —, aber dann legt sich die Katze nur in den Schoß und schnurrt verwegen.
Auf dieser CD wird ein Produkt-Konzept gut umgesetzt, welches das Unperfekte, Raue ausklammert. Schade, kleiner Minuspunkt!
Hab ich auch schon hier zu Hause, die Platte. Mir gefoals. Bestes Rockalbum des Jahres, bisher.
I n t e re s s a n t . S c h ö ne Arrangements, gute Band, aber was ist denn mit dem Sänger los? Zahnschmerzen?
Das ist so schön, muss ich flatrateseufzen! Sehr gutes Album.
I was in L.A. over the summer and was cruising through the night. The song came on and I fell in love with the part after the second chorus. Very pretty. His voice works well with the strings arrangement. I remember listening to him in my college years, but this feels like he found a new territory. She has an awesome voice, very pretty. The drums could be on a hiphop track, and that’s really cool.
Unverkennbar und doch anders. Es wird gekreischt, gerockt, geklagt, gehofft. Tolle Dynamik.
Wow! Folge dieser konfettibepflasterten Straße des Pop and you could fall in love! Nice and beautiful.
Stimmige Popplatte, ein Hit und viel Schönes fürs Radio, den gemütlichen Sonntagskaffee, zum Aufwachen, Abwaschen und Aus-dem-Fenster-Gucken.
Die neuen bad guys in Röhrenjeans? Der Titelsong hat wirklich Balls, der Rest entpuppt sich aber als Platzpatrone. Kein Ausweg aus dem Erfolgskorsett. Manchmal fast peinlich, und dann merkt man, dass man in die Irre geführt wurde, und es überkommt einen das Gefühl, einem Genie bei der Arbeit zuhören zu dürfen. Wohlfühlmusik für Mamas in Kreuzberg. Bisschen Feist, bisschen Country, Sound aber deutlich internationaler und bigger als zuvor, trotzdem zu kuschelig.
7
Gute Musik.
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6,60
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Da fällt mir leider nichts mehr zu ein.
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Lieblingssong: »We Are Golden«.
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4,90
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4,80
Lauryn Hill The Miseducation Of ...
Violent Femmes Violent Femmes
Bob Dylan Highway 61 Revisited
David Bowie Station To Station
Sigur Rós ()
The Smiths Hatful Of Hollow
Mos Def Black On Both Sides
Milk Shakes In Germany
Bruce Springsteen Born In The USA
The The Love Is Stronger Than Death
The Sound From The Lions Mouth
Sonic Youth Daydream Nation
The Roots Falling Apart
Dexy’s Midnight Runners Searching For The Young …
The Acid Liminal
Nas The World Is Yours
James Last Best Kept Secret
KanYe West Graduation
Er spricht, aber reimt nicht krampfhaft. Die Musik ist simpel gehalten, aber on point. Große Platte. Unbedingt kaufen und hören!
Verstehe ich leider nicht so wirklich und war etwas irritiert, dass Rocko Schamoni hier geholfen hat. Liegt wohl daran, dass ich es einfach nicht verstehe. Super produziert und ausgecheckte Texte. Die Auto-Tune-Momente haben mich verwirrt. Eine Miss Platnum braucht das nicht.
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Kann hier leider gar nichts mit anfangen.
Das ist so eine Platte, an der mich zwar nichts stört, die mich aber auch nirgendwohin mitnimmt. Lässt sich gut zum Kochen oder Abwaschen hören. Das Album klingt wie der Versuch, den Soundtrack zu »The Virgin Suicides« 16 Jahre später erneut zu vertonen.
Alles unter Kontrolle, alles clean, adrett, hübsch, chilly und schön melancholisch. Tut nicht weh, macht keine Angst, ist nicht gefährlich, gefällt. Könnte ich mir live im Vorprogramm von Daniel Wirtz vorstellen! Eigenständiger deutscher Gitarrenrock, düster, schleppend, doomig, brachial, punkig, rockig. Da geht’s rund mit Ichbin-gern-dein-Ding-abernimm-mich-mal-wiederaus-dem-Schrank-Märchen. Musik? Nebensache!
Uff! Da rollt es einem ja die Zehennägel auf! Klingt so, als wäre es von RTL für eine der Daily Soaps in Auftrag gegeben worden.
Zu plump und zu platt die Bezüge zu Vorhandenem. Vollkommene Ironiefreiheit, ein hölzerner Flow, holprige Texte und eine recht undynamische Produktion.
Diese Platte ist leider in guten Momenten belanglos, in schlechten Kid Rock für Arme.
Hört euch »Days Of Candy« an. Musste liegen bleiben und diese Platte hören. Schön, ich steh auf liegen bleiben. Bett & win!
Will nicht so viel. Und ist irgendwie gut.
Ist live bestimmt geil. Wenn man elf Bier intus hat und dann den Laden verlässt. Ich gebe einen Punkt für den treffenden Bandnamen.
Hihi. Sie hat Sperma gesagt. Hihi.
Ruth ist gut. Die hat einen Bachelor in schlechter Laune. Find ich ja sehr sympathisch. Songs und Texte sind mir ein bisschen zu einfach und zu poppig produziert. Schöner Albumtitel. Haltung richtig. Aber seit »mindestens 1000 Jahren« immer dieselbe Gesangsmelodie.
It’s so affective, simple and catchy. Every single part of it. This song could gonna go on forever.
I know these guys a very long time, we were on tour five years ago. So, I listened to the record many times and I love it. Very inspiring! An awesome hi-hat, I really like it. I wanna hear more.
Very cool. The verse, when he talks reminds me a lot of the band Grauzone. One of the bands I listened to when I was in college.
I wish I could understand the lyrics. Because it sounds like it has good lyrics. I like it.
Catchy, but I want it to be more catchy.
Cool beat, but rap is more about lyrics and I don’t understand what he says.
Eine volle Stunde fließt, groovt und klingt es. Kurt hat viel zu erzählen. Stimmige Platte, die eine tolle Atmosphäre schafft.
Verträumt verwaschene Popperlen, die wieder und wieder ins Ohr hineinkriechen wollen. So schön vertraut.
Einmal die wilde PopRock-Electro-Mischung bitte. So klingt Beijing?
Lasst die Git arren spre chen und das Schlagzeug.
Lustige Poprotze, manchmal schonungslos, viel balabala und manchmal tiefsinnig.
Großstadtsprache und fette Großstadtbeats zum Tanzen. Direkt und bunt.
Schön monotoner Reimschleim mit kandierten Electro-Beats.
Leider im Westen wenig Neues. Standard-FolkSoundpicture ohne textliche Brechung. Wie Sun Kil Moon, nur ohne diesen Suizidwunsch. Hier hat jemand mit der Welt abgeschlossen und ist in seinen Traum eingezogen. Die Band macht seit jeher nur einen Song, ist auch ‘ne Kunst. Ein wenig zu verkifft, aber trotzdem Gütesiegel: extraordinär. Vor allem für die sweete Sängerin.
Anführer einer neuen, alten musikalischen Bewegung. Eigentlich Fanboy, aber too much Anti-Neo-LiberaleScheiß-Welt-Schiene. Ich will die Rebellion in mir selbst. Sicherlich nicht jedermanns, aber genau mein Humor.
Will der weibliche Marteria sein, ist aber nur »Popstars«. Klingt nach RTL2-Teaser mit Bildern von Dingen, die hip sein sollen, aber eklig sind. Früher Underdog, heute Szene-Leader, kämpfen mit Deichkind um den Titel des König Rave in Deutschland. Ich schaue lieber »Game Of Thrones«.
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#Review Hit »Ottos kleine Hardcore Band« sind sicher mehr. Vielleicht sogar so gut, um alle verflossenen Fans wieder für diese Band zu begeistern. Sie müssen nur eins tun: endlich mal wieder zuhören. Christian Steinbrink
A Mote Of Dust A Mote Of Dust
Beatsteaks 23 Singles Warner
Babi Yaga / Chemikal Underground / Rough Trade
Das Alter wieder: Craig B klingt nach Jahren des sinnlichen Krachmachens auf seinem Solo-Comeback deutlich leiser, aber nicht weniger eindringlich. Legionen von Fans fassen sich an den Händen: Craig B ist zurück! Jahre, nach denen erst Aereogramme und dann The Unwinding Hours vor die Hunde gingen, hat er sich nun als A Mote Of Dust für den Solo-Ritt entschieden. Wer ihn je als Solist live sah, kann sich denken, wie das klingt: E-Gitarren oder gar Postrock sind die Ausnahme, sensitive Folk-Songs die Regel. Und natürlich ahnte man schon immer, dass der Schotte in genau dieser Disziplin mindestens ebenso gut ist wie in elegischem Postrock. Das selbstbetitelte Debüt erinnert in seiner sinnlichen Struktur an die ruhigen Werke des schmerzhaft vermissten Gravenhurst, es klingt fragil, teilweise sogar verzagt, enthält mit »Work Of Our Hands« aber auch mindestens ein Lieblingslied in spe. Bemerkenswert sind die sehr vielfältigen und kreativen, aber meist nur in kurzen Momenten eingestreuten Arrangement-Ideen der acht Songs, die Craig mit seinem Partner Graeme Smillie erdachte. Atmosphärisch sind die Songs, wie für Craig typisch, von sinnlicher Ernsthaftigkeit bis an die Grenze zur Hoffnungslosigkeit durchsetzt und schaffen es doch, bei allen, die sie hören, Hoffnung zu wecken. Deshalb sollte es davon viele geben, denn mit »A Mote Of Dust« ist Craig B ein grandioses Comeback geglückt. Christian Steinbrink
Die Aeronauten Heinz Rookie / Cargo / VÖ 09.10.15
Die bodenständig rockende Seite der Schweiz-Hamburger-Schule zeigt sich 20 Jahre später vitaler gealtert als viele Genre-Genossen. Zu Beginn ihrer Karriere, Mitte der 1990er, waren die Aeronauten so etwas wie die rumpeligen Sidekicks der eleganten L’Age-D’OrSzene, also von Tocotronic und den Sternen, ergo: der sogenannten Hamburger Schule. Warum eigentlich nur Sidekicks? Vielleicht, weil ihre Musik und vor allem die Texte ein wenig zu nahbar waren, nicht sehnsüchtig genug, und vor allem durchsetzt von einem Humor, der keine Scheu vor Bodenständigkeit hatte. In den Jahrzehnten danach tourten die Schweizer immer wieder durch die Lande, sie spielten kraftvolle Shows und veröffentlichten neue Musik, hatten Fans, aber nie Massen davon. Bedingungslose Ambition lag ihnen fern, Stippvisiten in andere Stile und Kunst waren wichtiger, und davon ist auch »Heinz« gekennzeichnet. Das Album hangelt sich von Funk und Brass über Garage-Rock’n’Roll zu Disco, es ist schlau, und es transportiert eine zu oft vermisste Haltung, aber es entfernt sich nie zu weit vom heutzutage fast verstörend analogen Aeronauten-Stil, der einst die Hamburger genauso einfing wie die Linken und die Rocker. »Same procedure as every year«, könnte man meinen, aber »Heinz« und sein bei Iggy Pops »The Passenger« geliehener
Grower »Too Much«. Bei »Talk« kommt einem sogar die Formulierung »klingt wie Coldplay im Club« in den Sinn. Als bekennender Fan des Frühwerks will ich das aber unbedingt als Kompliment verstanden wissen. Konstantin Maier
Baio The Names Glassnote / Caroline / Universal
Baio ist vor allem als Bassist von Vampire Weekend bekannt. Mit seinem Electro-Pop schafft er es auch solo, das Grinsen in die Gesichter seiner Hörer zu tackern. Bassisten-Nebenprojekte sind häufig das anstrengende Selbstverwirklichungsding, das man über sich ergehen lassen muss. Im Falle von Chris Baio sieht es jedoch etwas anders aus. Bereits vor seinem Erfolg mit Vampire Weekend war der New Yorker als DJ unterwegs und hat zwei EPs veröffentlicht. Einige der »The Names«-Kompositionen schleppte er seit Jahren in seinem DJ-Koffer mit sich herum. Nun ist für ihn endlich die Zeit gekommen, den Koffer aufzumachen und die alten Ideen zu entstauben. Dabei haut er zum Anfang einen Track raus, nach dem eigentlich alles gesagt ist. Denn spätestens, wenn der Opener »Brainwash Yrr Face« sich nach vier Minuten aus dem Tanzflur-Ei pellt, hat Baio den Hörer auf seiner Seite. Auf »Sister Of Pearl« oder »Scarlett« lässt er seine Beats mit Klezmer-Elementen flirten und über allen Tracks die 1980er wie ein lieb gewonnenes Gespenst schweben. Mal fällt dies cool aus (»All The Idiots«), mal catchy (»The Names«) und manchmal einfach nur herrlich bekloppt (»I Was Born In A Marathon«). Selten klang Selbstverwirklichung so frisch und eingängig. Sebastian Jegorow
Die Beatsteaks sind wie Vollmilchschokolade. Gibt es wirklich jemanden, der sie nicht mag? Auch wenn »Launched«, »Living Targets« und »Smack Smash« wesentlich energischer als die späteren Alben wie »Boombox« waren – eines haben alle Beatsteaks-Platten gemeinsam: Hits. Mindestens einen, meistens zwei, oft sogar mehrere. Respekt! Seit 20 Jahren machen die Berliner nun Musik; Grund genug, das, was die Scorpions und Tina Turners dieser Welt zu Weihnachten rausbringen, nun anlässlich ihres Jubiläums im Frühherbst rauszuhauen: eine Best-ofCompilation mit dem Titel »23 Singles«. Darauf folgerichtig enthalten: Hits, ausschließlich. Höhepunkte, die keine klassischen Singles waren, wie »Frieda und die Bomben« (diese Wut, dieser Topf-auf-Deckel-Moment im Duett mit dem Turbostaat-Sänger Jan Windmeier!) und »Hey Du!« aus dem Musical »Linie 1« sind ebenso drauf wie »Hand in Hand«, »Summer« und »Gentleman Of The Year«. Zu den 21 bereits bekannten Songs kommen zwei neue Stücke: »Ticket«, ein eher unauffälliges Beatsteaks-Stück, und »Mad River«, das im Vergleich zu neueren Veröffentlichungen recht lofi daherkommt und durchaus Hit-Potenzial besitzt. Mag sein, dass »Boombox« Punkrocker-Herzen enttäuschte, dass die Beatsteaks irgendwann arg mit Pop liebäugelten, trotzdem macht »23 Singles« klar: Sie sind zu Recht eine erfolgreiche Rockband. Sie sind einfach gut. Julia Brummert
Battles La Di Da Di
Bob Moses Days Gone By
Warp / Rough Trade
Domino / GoodToGo
»Mirrored« und »Gloss Drop« haben zwar schon den Weg gewiesen, »La Di Da Di« zeigt jetzt aber endgültig, wo bei den Battles der Hammer hängt. Von wegen Ladidadi, von wegen MathRock, von wegen Helmet, von wegen Tomahawk, von wegen Don Caballero, von wegen Erwartungshaltungen! Die Battles sind schon wieder ganz woanders. Das Trio aus New York treibt seine futuristische Rockmusik aus hüpfenden Loops, dem einzigartig sparsamen und komplexen Schlagzeug John Staniers, effektgeladenen Bass- und Gitarrenläufen und quietschenden, kaum zu bändigenden Synthesizer-Melodien mit dem neuen Album »La Di Da Di« schlichtweg auf die Spitze. Die zwölf instrumentalen Tracks sind repetitiv, aufgeräumt und absolut diszipliniert, gehen brachial nach vorn und überzeugen durch absolute Klarheit und Durchsichtigkeit. Dann und wann klingt das auch mal orchestral vertrackt, bleibt aber durchgehend groovy und tanzbar. Plattitüden wie »klingt wie das zweite Album von X und die späte Phase von Y« wollen hier partout nicht greifen, denn die Battles sind immer sehr speziell, voll neuer Ideen und stets im Aufbruch. Dadurch ist »La Di Da Di« wieder absolut eigenständige Musik mit 100% Wiedererkennungswert geworden. Andreas Brüning
Chet Faker hat es gemacht, Howling macht es, und nun folgen auch Bob Moses dem Erfolgskonzept: Empfindsamer Crooner trifft auf findigen Soundtüftler. Gemeinsam beschwören sie den Zeitgeist. Viele Musiker fühlen sich mit einer Gitarre in der Hand heute schon unzeitgemäß, schließlich gibt es mittlerweile ganz andere klangliche Ufer zu erkunden. Ganz vorzüglich geht das in New York, der Stadt, zu der Bob Moses bereits durch ihren Bandnamen eine enge Verbundenheit offenbaren, denn bei Robert Moses handelt es sich um einen der berühmtesten Stadtplaner der Welt, der für große Teile des Erscheinungsbilds des Big Apples verantwortlich ist. Dort steht das Duo auf den illegalen Warehouse-Partys schon mal Rücken an Rücken mit ausgewiesenen Könnern wie Soul Clap, Wolf + Lamb und Nicolas Jaar. Für ihr Debütalbum haben sich Bob Moses dann doch nicht getraut, ihre Gitarren gänzlich beiseitezulegen. Sie schimmern in Tracks wie »Tearing Me Up« oder »Here We Are« hinter einem dichten Hall-Vorhang durch und sorgen so für eine jazzy Textur. Auch das Piano bleibt organischer Begleiter auf der elektronischen Reise. Den Balance-Akt zwischen Gefühlsdurst und Tanzwut vollführen die Jungs perfekt. Unter den Tracks finden sich auch trojanische House-Pferde wie der
Enno Bunger Flüssiges Glück PIAS / Rough Trade
Immer dieses Herumexperimentieren – wenn man weiß, was einem steht, kann man ruhig mal dabei bleiben, lieber Enno Bunger. Geradezu unfreiwillig komisch klingt der Sprechgesang, in den Enno Bunger sich verliebt zu haben scheint. In »Renn« und »Wo bleiben die Beschwerden« klingen die Reime bemüht, ja, das Ganze bemüht cool und ernsthaft. Und dann hat Enno Bunger sich noch überlegt, elektronischer zu werden, ein Stück wie »Hamburg« wird zur Dance-Nummer, die jedoch eher kirmes- denn clubtauglich ist. Man muss wirklich nach ihnen tauchen, den Perlen auf »Flüssiges Glück«. Hat man aber welche gefunden, dann sind sie wirklich schön. Denn Enno Bunger kann schöne Lieder schreiben und sie schön umsetzen, wenn er dabei bleibt, wirklich zu singen und dazu Klavier zu spielen. Dabei entstehen detailverliebte Zeichnungen eines Abends in der Kneipe (»Am Ende des Tunnels«) oder eine Liebeserklärung mit Zeilen wie: »Es zieht mich immer wieder zu dir hin, du bist permanent in meinen Augen. Oh, wenn ich noch eins auf dich werfe, bin ich blind« (»Heimlich«). Am Ende nimmt Bunger noch Bläser dazu, »Klumpen« ist der Schlussakkord dieses Albums und mit seinem Anflug von Bombast ein perfektes Beispiel dafür, was Enno Bunger am besten steht. Julia Brummert
Der Bürgermeister der Nacht In Champagnerlaune Hand 11 / Fidel Bastro / Broken Silence / VÖ 02.10.15
Das Duo aus Hamburg stellt ein verschwenderisches Wort- und Bildergeklingel auf und produziert Dada-Slogans wie »Ich bin die Madonna der nackten Gefühle«. Wie bedeutsam das Sparten-Phänomen der Hamburger Schule aus den 1990ern wirklich war, beweist gar nicht mal das reiche Erbe an der damals entstandenen Musik, sondern vielmehr die Tatsache, dass bis heute und somit lange nach dem Boom immer weiter junge Musiker beziehungsweise Trinker diesen einstigen »Call To Action« auf sich beziehen. Kontinuität statt Nostalgie. Eine Kontinuität, die bei Der Bürgermeister Der Nacht in der Tatsache überdeutlich wird, dass diese Platte bei Hand 11, also dem Label von Pascal Fuhlbrügge (einst bei Kolossale Jugend), erscheint. Außerdem als Sugardaddy aktiv und als Gaststimme zu hören: Frank Spilker von Die Sterne. Der Bürgermeister Der Nacht himself stellt eine Art umgekehrte Schizophrenie dar: Nicht eine Person wird zur multiplen Persönlichkeit, sondern zwei
MASCHINENRAUM MIT PHILIP FASSING
No name, no service? Na, da wollen wir mal nicht so sein – auch wenn sich diesen Monat wieder viele Künstler hinter illustren Decknamen verbergen.
Es dürfte für manche ein kleiner Dämpfer gewesen sein, als klar wurde, dass »Manbait« (Blackest Ever Black) nicht Regis’ erstes Soloalbum seit zehn Jahren werden würde. Das Londoner Label versammelt hier vielmehr ausgewählte Höhepunkte der letzten fünf Jahre. Für Hörer, die die experimentierfreudige Techno-Legende erst noch kennenlernen möchten, ist das ideal. Für das Vinyl-Regal alleine braucht man diese Compilation aber nicht. Die dritte EP von UK-Techno-Enigma Auden namens »Hunger« (Hotflush) lockt den Hörer bereits mit ihrer A-Seite in grelle Reminiszenzen vergangener Rave-Dekaden, bläst das Licht aber spätestens mit »Simmer« schon wieder aus, um eine düster erhabene Chord-Figur durch den Tunnel der Bassdrum stolpern zu lassen. Wer auch immer hinter diesem Alias stecken mag: Der raue Warehouse-Vibe des Londoner Südens dürfte dem Jungen bereits sehr früh in die Wiege gelegt worden sein. Über Label und Schöpfer (lediglich Grant getauft) dieses Debütalbums ist ebenfalls so gut wie nichts bekannt. Das ist aber insofern zu verzeihen, da dieser geheimnisvolle Anstrich hervorragend mit den völlig aus der Zeit gefallenen House-Elegien von »The Acrobat« (The Lauren Bacall) zusammengeht. Die klingen nämlich, als hätte jemand eine Handvoll verstaubter Tapes ungeklärter Herkunft ausgegraben. Wenn das hier tatsächlich nur Pastiche sein soll, dann ist er wirklich verdammt gut gelungen. Einfach ist es nun wirklich nicht mehr, dem Schaffen von Dave Huismans alias A Made Up Sound zu folgen – unterhaltsam aber in jedem Fall. Der Niederländer hat sich künstlerisch mittlerweile derart freigeschwommen, dass seine Veröffentlichungen immer mehr sonischen Versuchsanordnungen gleichen. So auch bei seinen jüngsten Singles »Stumbler / Syrinx« und »Havoc / HHJOAB« (A Made Up Sound), die er kurzerhand zeitgleich auf seinem eigenen, gleichnamigen Imprint veröffentlicht. Auch Jimmy Edgar wird mit der Zeit nicht gerade zugänglicher, versteckt auf der B-Seite seiner EP »Shine« (Ultramajic) aber mit »Feel What It Is« eine derart hinreißende R’n’B-Nummer, dass man die spleenigen House-Tools im Vorfeld gerne in Kauf nimmt. Warum dann ausgerechnet »Tik Tok«, ein mächtiges, aber durchaus augenzwinkernd dahingrollendes Bass-Monster, nur als Digital-Bonus angehängt wird, muss man nicht verstehen. »Absolute Presence« (Project Mooncircle) von Erik Luebs bezirzt den Hörer derweil mit einer an Four Tet erinnernden Interpretation des kontemporären Club-Sounds, fantasiert sich dabei aber immer wieder auf nostalgische Art vergangene Parallel-Epochen der Rave-Kultur
herbei, in der wehmütige UK-Garage-Zitate und ohrenbetäubende Drone-Monolithen völlig selbstverständlich koexisiteren. Bonus: Klingt in der Praxis weitaus weniger nach Kunsthochschule, als man vielleicht denken mag.
Jens-Uwe Beyer reduziert die Klänge mit »The Emissary« (Kompakt) dagegen gleich auf ihre nackte Existenz und lässt sie so lange auf den Hörer einwirken, bis jener eine nahezu haptische Beziehung zu den kontemplativen Klangfiguren aufbaut. Das eigentliche Geschehen spielt sich in den Texturen und filigranen Modulationen ab, die sich wie durch ein Mikroskop erkunden lassen und mit jedem Wechsel im Arrangement eine neue Perspektive auf ihre mäandernde Topografie gewähren. Nur Geduld sollte man dafür mitbringen, denn anders ist dieser radikalen Entschleunigung kaum zu begegnen.
Wenn Modeselektor als A&R die Finger im Spiel haben, kann man eigentlich blind zugreifen. So auch bei dem Spandauer Trio Fjaak, das seit vergangenem Jahr unter den Fittichen der populären Bass-Brüder steht und bereits mit einer ganzen Reihe hochkarätiger Singles überzeugte. »Gewerbe 15 / Rush« (50 Weapons) stellt in dieser Abfolge keinen besonderen Ausreißer dar, knüpft mit seinem an Dub-Techno geschulten Akkordspiel und dem ruppigen Angang aber nahtlos an die hohe Qualität ihres bisherigen Schaffens an. Die Berliner Produzenten, DJs und Labelbetreiber Felix B Eder und Peter Gijselaers, den meisten vermutlich schlicht als Dirt Crew bekannt, haben mit Hidden Spheres derweil ein gänzlich neues Projekt aus dem Boden gestampft, in dessen Rahmen sich das Duo den eher obskuren Seiten des House widmet. Das funktioniert auf ihrer EP »Waiting« (Distant Hawaii) auch recht ordentlich, sodass auch das neue Alias durchaus Sinn ergibt. Zu hören bekommt man leicht verschrobenen, nostalgieverliebten Gedächtnis-House, wie er auch vor 20 Jahren hätte erscheinen können. Der Hamburger Plattenladen Smallville hat bereits vor zehn Jahren seinen Betrieb aufgenommen und feiert das nun formgerecht mit einer reizend aufgemachten Compilation, deren Artwork wie gewohnt aus der Feder von Stefan Marx stammt. Die Künstler des gleichnamigen Labels zeichnet seit jeher eine charmant unprätentiöse Herangehensweise an das Thema House aus, die sich mit Beiträgen von STL, Christopher Rau oder Lawrence auch hier wie ein roter Faden durch »Ten Years« (Smallville) zieht und noch immer wie mit der ersten Katalognummer im Jahr 2005 zu begeistern weiß.
98
#Review
Felidae Trick New EP
bleiche Nerds verschmelzen zu jenem ausgedachten Würdenträger. Büchner macht die Musik, Steiner die Texte. Das Ergebnis ist ein zauberhafter Wühltisch aus Melodien, Sounds, Unverständlichkeiten und seltsamen Zeilen – als hätten Kult-Labels wie Atatak oder ZickZack tatsächlich den Kulturkampf gewonnen. Sollte es beim Bürgermeister eine durchgehende Narration geben, so ist diese perfekt versteckt. Vermutlich aber ist der üppige Unsinn selbst die Sinnstiftung des Projekts. Das ist Kunst mindestens in 1000 Jahren – und heute eine der schillerndsten Pop-Perlen des Jahres. Linus Volkmann
Working Hard
out 9.10
Coma This Side Of Paradise Kompakt / Godbrain / VÖ 09.10.15
Tour w/ Born Ruffians
15.10 Düsseldorf FFT 16.10 München Milla 17.10 Berlin Kantine
und dort einen Knoten und lässt ein paar sogar relativ laut platzen. Dabei verbirgt »Dust And Disquiet« seinen Trauerflor nicht vor der Hörerschaft: Caspian wissen, dass sie nach dem Tod ihres Bassisten Chris Friedrich nicht mehr dieselben sind. Aber sie wissen auch, wie die letzten Jahre sie künstlerisch angespornt und klanglich gestählt haben, und nutzen dies zu ihrem Vorteil. Herausgekommen ist ein Postrock, der fast schon eine Spur zu sauber klingt und das »Post«-Frischesiegel angesichts der Geläufigkeit der Mittel gar nicht mehr so sehr verdient. Der Wirkung tut das kaum Abbruch. Hier und da hätte etwas Straffung gutgetan – vorzugsweise durch das Weglassen dösig-akustischer Fremdkörper wie »Run Dry« und »Aeternum Vale«, schließlich sind wir hier ja nicht bei Jack Johnson. Valentin Erning
Comas zweites Album lässt die durchtanzten Nächte dieses Sommers als poppiges Techno-Gedicht noch länger in den Ohren klingen. »This Side Of Paradise« ist die ideale Begleitung eines Nachtschwärmers: Das erste Viertel der Platte setzt mit seinen hier und da auftauchenden, an Caribou erinnernden Vocal-Samples noch ruhig an. Der dann einsetzende Wave-Pop klingt mit seinen großen Pop-Gesten und dem verträumten Gesang schon deutlich vollmundiger. Es gibt wohl keine bessere Stimme als die der alten BandKumpanin Dillon, um die Hörer mit Songs wie »The Wind« durch die Nacht tänzeln zu lassen und zu den technoideren Stücken in der Mitte des Albums überzuleiten. Beginnend mit den 8-Bit-Anlehnungen in »Pinguin Power«, wird »This Side Of Paradise« hier wilder, bleibt aber noch immer cool genug, um ein Gleichgewicht zwischen Energie und relaxter Lässigkeit zu halten. Die letzten Momente des nur acht Songs kurzen Vergnügens gewinnen dank feinfühliger Arrangements an Tiefe und Komplexität, ohne es dabei an Sinnlichkeit mangeln zu lassen. Und weil man ja immer dann aufhören soll, wenn’s am schönsten ist, endet die Platte an dieser Stelle auch schon. Eine kurze, aber schöne Nachtschwärmerei. Elisabeth Eberhardt
Chvrches Every Open Eye Vertigo Berlin / Universal
Seit ihrem überragenden Debüt gehören Chvrches zur kreativen Speerspitze des Electro-Pop. Das wird sich auch mit der Extraportion Bubblegum-Glückseligkeit auf »Every Open Eye« nicht ändern. Die Sounds, die Iain Cook und Marten Doherty für den Nachfolger zu ihrem HitDebüt »The Bones Of What You Believe« um die Stimme von Lauren Mayberry herumschichten, sind definitiv sehr cheesy geraten. Stampfende Beats und klimperige Synthies kollabieren mit billigen Streicher-Samples und Mayberrys gepresst-jugendlicher Stimme – alles wirkt oftmals wie knapp, aber absichtlich am definitiven Chartseinstieg vorbeikomponiert. Mainstreamige Harmonien werden mit selbstbewusst-cremigem Pomp aufgetischt, kriegen aber trotz einer prägnanten Hookline dann doch noch genug Farbe mit, um sich vom gleichförmigen Massen-Sound abzuheben. Die dunklere Independent-Note des Debüts ist zu einem kleinen Inspirationsrest heruntergekocht worden, während Mayberry sich gesanglich weiterentwickelt hat, ohne dass sie mit schwierigen Tonhöhen oder rhythmisch komplexen Melodien auftrumpfen muss. Der Electro-Pop der Schotten ist einseitig massenkompatibel – außer in Großbritannien wird ihnen der Zutritt zu den Top 10 wohl trotzdem verwehrt bleiben. Und das, obwohl Songs wie »Empty Threat« oder »Never Ending Circles« leichtfüßig all die Hit-Qualitäten mitbringen, die einen Song langfristig ins Gedächtnis hineinkleben. Klaas Tigchelaar
Caspian Dust And Disquiet Big Scary Monsters / Al!ve
ON TOUR WITH HIS NEW ALBUM THIS LIGHT
Vienna - Waves Fessval 1.10 Berlin - Madame Claude 15.10 Gießen - Café Amélie 18.10 Frankfurt - Ausstellungshalle 1A 20.10 W W W. S U N TA I LO R . CO M
In Berlin, Beverly, London, Paris und Porto durften ausgewählte Fans die neue Caspian schon vor Monaten auf dort ausgelegten iPods probehören – um dann vermutlich festzustellen: Ihre Band kommt endlich aus dem Quark! »We’re wide awake now«, verkünden Caspian, die Macher des netten Postrock von nebenan. Wäre ja auch schräg, wenn nicht. Schließlich galt es seit der letzten Platte, ein Versprechen einzuhalten. Die hieß nämlich nicht bloß »Waking Season«, sondern hielt auch über ihre gesamte Spieldauer hinweg die Spannung hoch – wohlgemerkt, ohne nennenswerte Entladungen folgen zu lassen. Als wäre es von langer Hand geplant gewesen, nimmt die Band aus Beverly, Massachusetts jetzt Kurs auf Kante, lockert hier
Cristobal And The Sea Sugar Now City Slang / Universal / VÖ 02.10.15
Vier Heimatländer, vier Sprachen und jede Menge Hippie-Flavour: Cristobal And The Sea zuckern den New-Age-Krautrock ihres Debüts mit Psychedelic, Folk und Afro-Pop. Die Flöten, sie sind überall. Was in Fußgängerzonen und als Hintergrundmusik auf Entspannungs-Samplern eher ein Abturner ist, nutzen Cristobal And The Sea als eine Zutat ihres überwältigenden Melting-Pots
of Music. Da streunen Gitarre und Bass neben Orgel und Percussion durchs sonnengetrocknete Gestrüpp aus Folk, Afro-Pop, Psychedelic und Krautrock. Kollektive Gesänge und Background-Chöre beleben in gemäßigter Ekstase fast jeden Moment dieses Debüts, für das sich vier Musikerinnen und Musiker aus Spanien, Portugal, Korsika und Großbritannien zusammengefunden haben. Gesungen wird natürlich mehrsprachig, und was enervierendes Getöse produzieren könnte, ist in Wahrheit lässiger, lebensfroher New-Age-Krautrock ohne Kiffer-Attitüde geworden. Zugegeben, um das Hippie-Stigma kommen Cristobal And The Sea nicht herum, aber man kann sich an »Sugar Now« auch wunderbar ohne Vollbart, Batikshirt, Joints und Räucherstäbchen erfreuen. Verena Reygers
Benjamin Damage Obsidian 50 Weapons / Rough Trade
Zehn Jahre lang haben Modeselektor mit ihrem 50-Weapons-Imprint die TechnoLandschaft mitgeprägt. Benjamin Damage zieht mit der letzten LP des Labels überhaupt seinen persönlichen Schlussstrich. Seit jeher stand Benjamin Damages Techno-Entwurf für die von 50 Weapons propagierte Linie, den reduzierten Berliner Techno mit britischer Melancholie und RaveReminiszenzen zu verbinden. Auf seinem dritten Album macht er nichts anderes, das dafür aber ziemlich gut. Wieder besticht seine Form der schönen Kontraste: Wohlig weiche Synthesizer-Chords schweben über dubbigen, druckvollen Kickdrums, präzise peitschende Hi-Hats komplettieren das Bild von Weite und Erhabenheit. Ausreichend Dynamik erreichen die Tracks durch lange Filter-Sweeps, die Beats stolpern immer wieder aus dem 4/4-Takt heraus. Dabei schafft Damage es, seinen Groove kräftig und muskulös klingen zu lassen, ohne dabei machohaft zu wirken. Berechtigte Zweifel, dass sich dieses Grundrezept auf Albumlänge erschöpfen könnte, werden durch Ideenreichtum und die Vielfalt der abgebildeten Stimmungen ausgeräumt. Spätestens, wenn einzelne Loops wahrhaft Hook-Qualitäten entwickeln und man sich beim Mitsummen erwischt, kann man Damage das konsequente Ausspielen seiner Stärken nicht mehr übel nehmen. Leopold Hutter
soziale Klima scheint sich auf sibirische Verhältnisse abgekühlt zu haben. Um diese Anspannung zu untersuchen, haben sie mit Freunden, Bekannten und Unbekannten aus ihrer nordenglischen Heimatregion gesprochen. Teile der Gespräche finden sich jetzt zwischen pluckernden Synthies und stolpernden digitalen Beats wieder. Bei Songs wie »Inherent In The Fibre« erweist sich Whalley, der nun zu 100% den Gesang übernommen hat, seiner Rolle irgendwo in Gefilden des elektronischen Post-R’n’B und Hochglanz-Pop mehr als würdig. Hochemotional, zerbrechlich und filigran singt er gegen die handgesteuerten Maschinen und Rhythmen an. Regelrecht aufregend sind Entwürfe wie »Pin Secure«, wenn Darkstar etwa mit seidigem Funk eine verwirrte Version von R’n’B entwerfen. Keine Musik von einem dunklen Stern, sondern eher eine erhellende Platte am Ende des Tunnels. Konstantin Maier
The Dead Weather Dodge And Burn Third Man / ADA / Warner
Kaum zu glauben: Jack White und seine Supergruppe The Dead Weather schaffen es tatsächlich, das Hochgefühl ihrer kurzen Zusammenarbeit von vor fünf Jahren wiederzubeleben. Es wäre auch nicht schlimm gewesen, wenn es damals, vor fünf Jahren und nach zwei kraftvollen Alben innerhalb von kurzer Zeit, vorbeigewesen wäre mit der Supergruppe The Dead Weather: ein kurzer, aber heftiger kreativer Trip eines vielbeschäftigten Musiker-Quartetts weit hinein in die Untiefen des Rock’n’Roll. Ist es aber nicht: Jack White hat wieder Sehnsucht danach bekommen, das Gefühl von einst wiederzubeleben. Und, kaum zu glauben: Er hat es tatsächlich geschafft. »Dodge And Burn« schafft es wieder, die typisch rostigen Analog-Riffs Whites mit dem Sinn für verschleppende Reduktion von Alison Mosshearts Ex-Band The Kills zusammenzubringen und das Ergebnis, wie von White gewohnt, fantastisch klingen zu lassen. Das Band-Credo, Zukunftsverweigerung mit Detailversessenheit und scheidendem Rock’n’Roll zu verbinden, geht wieder auf und schafft The Dead Weather ein stilistisches Alleinstellungsmerkmal, als wäre ihre Idee Raketenwissenschaft. Ist sie natürlich nicht, sondern nur das Zusammengehen von den bekannten musikalischen Vorlieben Jack Whites aus altem Rock, altem Soul und sogar altem HipHop (»Three Dollar Hat«) mit einer auf jeder Position hochklassig besetzten Band. Egal, wie viel Angriffsfläche White & Co. mit ihren Überzeugungen auch bieten mögen – seine Platten sind in ihrer Güte über jeden Zweifel erhaben. Christian Steinbrink
Darkstar Foam Island
SAMSTAG
24.10.15
LINGEN
EMSLANDARENA
Tickets für 20,00 EUR zzgl. Gebühren an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter der Hotline 0591/912950 sowie auf www.emslandarena.com
24.10.15 FERRIS MC & ROMANO IM CLUB FOYER
02.11.15 JOHANNES OERDING 13.11.15 FETTES BROT 21.11.15 UNHEILIG 24.11.15 SANTIANO 27.11.15 SIDO 05.12.15 MNOZIL BRASS
Warp / Rough Trade / VÖ 02.10.15
Darkstar erforschen die Zukunft ihres sozialen Umfeldes. Ihre elektronischen Pop-Entwürfe haben sie mit Schnipseln aus Gesprächen mit Menschen aus ihrer Heimatregion unterlegt. Auf ihrem dritten Album »Foam Island« haben Darkstar eine Schippe eingängige Refrains draufgelegt, sind nun noch tiefer in den Fahrwassern des Pop unterwegs. Jedoch durchzieht die Platte ein hartnäckiger Bauchschmerz: Aiden Whalley und James Young haben gemerkt, dass sich im Laufe der letzten Jahre etwas geändert hat. Das
+ SPECIAL GUEST
13.12.15 KATZENJAMMER Le Butcherettes A Raw Youth Ipecac / PIAS / Rough Trade
Ob der Tag kommt, an dem es überflüssig wird, bei female-fronted Bands über Feminismus zu sprechen oder Begriffe wie »female-fronted« zu verwenden? 2015 sind
19.03.16 K.I.Z unter Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen, 144 der Tickethotline 0591 912950 oder 0591 9144a.com daren mslan und auf www.e
WEITERE VERANSTALTUNGEN UNTER:
WWW.EMSLANDARENA.COM
100
#Review wir zumindest noch immer nicht soweit. Mit Bands wie Le Butcherettes an Bord gibt es jedoch keinen Grund zur Ermüdung. Die 1990er: Babes In Toyland, Bikini Kill, Le Tigre, Die Braut Haut Ins Auge – Riot Grrrls und Widerstand gegen männliche Dominanz, gegen Status quo, für eigenes und gegenseitiges Empowerment. Mehr als zwei Dekaden später ist weder gesamtgesellschaftlich und schon gar nicht in Musikszenen alles in Butter. Mit »A Raw Youth« leistet Teri Gender Bender mit ihren Le Butcherettes einen Brett-Beitrag zur Abänderung dieses Zustands – und zur Vervollständigung des Plattenregals, welches sowieso mit den genannten Bands gefüllt sein sollte. Apropos Referenzen: Verglichen wird die als Teresa Suárez geborene Gender Bender nicht nur mit den Szene-Ikonen Kathleen Hanna, Karen O oder Brody Dalle, sondern auch mit Björk, was wohl ihrem Hang zu obskuren Bühnenshows inklusive Blut-Provo geschuldet ist. Das dritte Album der Butcherettes ist ohnehin eines, das nach Aufführung, Bewegung und Mittelfinger schreit, nur diesmal noch schneller, rotziger, lauter. Aus Garage-Rock wurde endgültig Punkrock, und die Single »They Fuck You Over« birgt Klassiker-Potenzial: »They fuck you over, honey, they fuck you when you sleep, they fuck you when you wanna wake up, they always looking for a way to fuck you over.« Rund ums Abfucken drehen sich auch die restlichen Tracks von »A Raw Youth«. Es geht um Unterdrückte und Unterdrückende, um Versklavte und Autoritäten, Rebellion und Korruption. Ein Abriss von allgemeiner und persönlicher Geschichte – bis zum Ende: »My Half« handelt vom Tod und schließt das Album. Davon muss man sich aber nicht runterziehen lassen. Die Energie der vorherigen elf Songs trägt einen locker bis zur nächsten Welle starker Grrrl-Bands. Bis dahin sind solche Bezeichnungen dann auch ausgestorben, da überflüssig. Versprochen. Paula Irmschler
Ein Durchbruchsalbum ist nur so lange genießbar, bis es bei der Arbeit am Nachfolger die Fallhöhe vorgibt. Insofern standen Deafheaven nach »Sunbather« vor einer Herkulesaufgabe. Doch mit »New Bermuda« geschieht das für unmöglich Gehaltene. Treffen sich Postrock, Shoegaze und Black Metal ... – nein, kein Witz, sondern so passiert eines lauen Sommertages 2013, als plötzlich ein Album namens »Sunbather« auftauchte und die Genrelandschaft ordentlich umpflügte. Doch das vom Feuilleton frenetisch gefeierte – und von »truen« Metallern leidenschaftlich gehasste – Zweitwerk wirkt sonderbar handzahm angesichts des kreativen Wütens, das sich ohne Unterlass durch seinen Nachfolger zieht. »New Bermuda« haben Deafheaven ihn genannt – als Inbegriff des heillosen Verlorengehens. Nicht auf dem Weg in den Karibikurlaub, sondern ins mündige Leben. Von der Schwärze, die vor »Sunbather« ihr Dasein bestimmte, ist genug geblieben, um sie auf fünf gewaltige Tracks auszustreichen. Vom hellen Wahnsinn aber ebenfalls: Musikalisch steht »New Bermuda« für feierlichen Eskapismus, metallenes Zähnefletschen, splitterhafte Classic-Rock-Ausflüge und ein gottverlassenes toxisches Husten ins Dunkel der Nacht. George Clarke faucht wie ein Jaguar, Kerry McCoy schmückt dessen lebensmüde Gedankenströme mit absurd blumigen Riff-Figuren, bis schlussendlich Mutter Erde der eigene Leib als nahrhaftes Präsent dargebracht wird (»Gifts For The Earth«). Gitarren-Blizzards tosen, Blast-Beats prasseln hernieder, und ein verträumtes, fast beschwichtigendes Klavier-Thema deckt den Rückzug aus der seelischen Schlangengrube, die wohl größte Offenbarung besiegelnd, seitdem Black Metal Indie ist. Chapeau! Valentin Erning
Anti- / Indigo / VÖ 02.10.15
Dralms Shook Full Time Hobby / Rough Trade / VÖ 02.10.15
Disclosure Caracal Deafheaven New Bermuda
denn je auf den Tanzflächen zurück, und mit größerer Star-Dichte. Wenn Disclosure ins Studio rufen, kommen alle. Auf seinem neuen Album »Caracal« versammelt das britische Electro-Duo um die Brüder Guy und Howard Lawrence eine beachtliche Riege an Stars – und das hört man. Mit dem R’n’B-Sänger The Weeknd am Mikro und einer Synthie-Reminiszenz an Frankie Knuckles’ House-Klassiker »Your Love« im Rücken gibt der Opener »Nocturnal« die Richtung ihres Zweitwerks vor. Mehr Pop, weniger Club-Sound. Das setzt sich im radiotauglichen »Omen« mit »Latch«-Buddy Sam Smith fort, der mit seiner Falsett-Stimme inzwischen selbst zum Star avanciert ist. Auch das von wärmendem Chorgesang ummantelte »Magnets« strahlt dank Lorde eine Menge divenhaften Pop-Appeal aus, während Sex-Symbol Miguel in den süßen Synthie-Pop-Melodien von »Good Intentions« schwelgt. Soulige Atmosphäre macht sich im von Kwabs’ gefühlvoller Bariton-Stimme durchzogenen »Willing & Able« breit. Ebenfalls soulig, aber endlich auch clubbiger und grooviger klingen Gregory Porter in »Holding On« und Lion Babe in »Hourglass«. Und wer bei all diesen Kollaborationen Disclosure solo vermisst, dem sei das treibende »Bang That« ans Herz gelegt. Aber bitte das Shaken nicht vergessen. Daniel Voigt
Island / Universal
Zwei Jahre nach seinem gefeierten Debüt »Settle« meldet sich das britische Houseund Garage-Duo Disclosure mit dem Album »Caracal« poppiger und souliger
Siskiyou-Kollaborateur Christopher Smith lässt mit seiner Band Dralms basslastigen Dream-Pop mit sphärisch-elektronischen Sounds verschmelzen. »This is hell for the weak one, for the strong this is heaven on earth« – mit solch süßlichen Zeilen wie der aus dem von groovy Melodien durchzogenen »Pillars & Pyre« wickeln uns die Kanadier Dralms auf ihrem Debütalbum »Shook« um den Finger. Komplexe, elektronische Klangflächen treffen auf warme Synthie-Melodien und tiefe Basslinien. Verträumt schweben die dumpfen Klänge und Stimmen in Songs wie »My Heart Is In The
Right Place« und dem Titelsong durch die meditativen Klang-Sphären, gleiten im vom Saxofon durchsetzten »Objects Of Affaction« unaufgeregt durch soulig-jazzige Passagen. In dieser einlullenden, schläfrigen Atmosphäre verschmelzen Wirklichkeit und Illusion, die vom Hörer spätestens im leicht souligen »Wholly Present« und den experimentellen, sphärischen Dub-Sounds von »Crushed Pleats« Besitz ergreifen. Doch Schein ist nicht immer Sein. So klopft im brodelnden »Domino House« die Realität an ihre Pforten und lässt die Fassade kurzzeitig bedrohlich bröckeln. Daniel Voigt
Dungen Allas Sak Smalltown Supersound / Rough Trade
Pop-Melodien, eine 1960er-Prog-Attitüde und schwedische Folklore machen Dungen zu einer untypischen Indie-Rock-Band. Dafür, dass man kein Wort versteht, ist »Allas Sak« ziemlich eingängig geworden. Dass Dungen ihr Album »Jedermanns Sache« taufen, kommt nicht von ungefähr: Auf den quirligen Sound, die Stimme des Sängers Gustav Ejstes und die schunkelnden Melodien kann man sich schnell einigen. Klarer und strukturierter als zuvor schaffen sie tolle Psych-Pop-Momente mit einem hohen Wiedererkennungswert. Erstmals steckt nicht nur Ejstes hinter den Songs, sondern eine ganze Band. Ein reinrassiges Pop-Album ist »Allas Sak« trotzdem nicht geworden. Cembalo, Harfe und Flöte tragen durchgängig zum Sound bei, während Atmosphäre, Genre und Tempo immer mal wieder wechseln. Einen dramatischen Spannungsbogen öffnen sie kaum, sondern ziehen sich mit Instrumentals vom einen zum nächsten richtig guten Mitschwof-Hit. Davon gibt es einige: Der Titelsong, das kitschige »Sista Gästen«, das schrammelige »En Dag På Sjön« oder das verträumte »Flickor Och Pojkar« machen Dungens siebtes Album tatsächlich zu »Jedermanns Sache«. Und was genau Dungen da jetzt erzählen, ist eh egal. Nach drei Schnäpsen singt sowieso jeder, was er will. Isabelle Friedrich
ZIEGENBLUT & MÖTÖRÖL MIT CARSTEN SCHUMACHER
Achtung! All diese Platten gehören eigentlich verhüllt und für Kinder unzugänglich aufbewahrt. Zuwiderhandlung wird mit Entrüstung bestraft!
Eltern, verrammelt die Kitas, Eddie ist wieder unterwegs! Wer hätte gedacht, dass Iron Maiden noch mal so ein gutes Album machen würden? Wer hätte gedacht, dass es das erste Doppelalbum sein wird? Und wer hätte gedacht, dass Eddie heute noch besorgte Eltern dazu bringt, Plakate zu verhüllen? Alles fühlt sich an wie 1984 (also nicht das von Orwell, sondern von »Powerslave«), denn wieder sind zwei Songs von Bruce Dickinson allein geschrieben worden und ein Song ist der längste der Bandgeschichte. »The Book Of Souls« (Parlophone) kann so falsch nicht sein, auch wenn das 16. Studioalbum natürlich nie so wild klingt wie das erste.
An genau dem Punkt befinden sich gerade Black Vulpine aus Dortmund, die mit »Hidden Places« (Moment Of Collapse) jene versteckten Orte aufsuchen, die in den 1990ern eigentlich sehr populär waren. Kyuss hingen da rum und die Karohemden-Gang um Alice In Chains. Bei dem gemischten Quadrupel Black Vulpine klingt das so, als hätten Hole bei einer Desert Session zwischen Josh Homme und Layne Staley gesessen und mehrere kräftige Züge genommen. Breitbeinig und psychedelisch zugleich kommen sie da jedenfalls raus. Ebenfalls mit Sängerin, wenngleich nur als Trio aufgestellt, bringen Big Brave mit »Au De La« (Southern Lord) gerade ein unfassbares Album heraus, das die Band aus Montreal mit Efrim Menuk von GY!BE aufgenommen hat. Ein atmosphärisch äußerst dichtes Album zwischen Noise- und Alternative-Rock und dem typischen Constellation-Sound, das wie ein räudiger Hund auf Peyote durch Zauber- und Ödland streunt, um sich von bizarren Luftspiegelungen begeistern zu lassen. Warum bringt Southern Lord eigentlich die beste Constellation-Platte seit Langem heraus? Fragen wir doch Dark Buddah Rising, denn die eröffnen mit »Inversum« (Neurot) gerade ihren dritten Zyklus, und das mit gerade einmal zwei Tracks. Wer so was macht, muss entweder erleuchtet oder umnachtet sein. Aufgenommen wurden die beiden Songs im Wasteland-Studio, »dem Zuhause des ewigen Feedbacks«, schreibt die finnische Band. Das Ergebnis klingt, als wären Bohren & Der Club Of Gore von Neurosis hypnotisiert und um Mitternacht in der Wüste ausgesetzt worden. Zäher, flirrender Psychedelic-Metal mit einer kräftigen Doom-Note. Abstecher auf den Friedhof? Moment, das klingt, als hätte jemand den Knopf fürs Autoradio gefunden. Haben die Dire Straits denn jemals was mit Thin Lizzy gemacht (vgl. »The Apple And The Tree«)? Rootsy klingt der Sound, bluesig singen die Gitarren, etwas britischer Hardrock kommt dazu, und der 1970er-RetroSound ist glücklicherweise kein Selbstzweck,
sondern geht einher mit sehr guten Songs. In der Liga sind Bands aus Schweden ohnehin weit vorn, aber »Innocence & Decadence« (Nuclear Blast) von Graveyard passt sich wieder ganz hervorragend in die ohnehin glückliche Diskografie der Band ein.
Was man übrigens auch von »Psychic Warfare« (Weathermaker) behaupten kann, das Clutch gerade herausbringen. Breitbeinig, kurz vorm Spagat, wird die Band plötzlich funky, kehrt wieder in den Southern Groove zurück, pumpt raus, dass auch wieder jeder mit an Bord ist, der »Earth Rocker« genau dafür mochte. Ein wuchtiges Party-Album, das streckenweise klingt, als würden die Hits von Electric Six von zwei Rockbands gleichzeitig gespielt. Give way, suckers! (pardon my French) Weniger leichtfüßig, eher auf beängstigende Art direkt brettern dagegen Limb auf einen zu. Kiffen die jetzt weniger? Ihr Spacerock wird jedenfalls von hinten durch den neuen Schlagzeuger Tom Mowforth ganz schön getreten, dazu kommt ihr neuer Produzent aus dem Extreme-Metal und mag das kuschelige Absumpfen wohl nicht so. »Terminal« (New Heavy Sounds) thematisiert jedenfalls die völlige Zerstörung der Welt – hätte man jetzt nicht extra noch erwähnen müssen. Aber jetzt noch mal zum klassisch Zugedröhnten, wo der Stoner-Space-Psychedelic sein Fuzz aufmacht: The Machine sind ein Trio aus Rotterdam, und »Offblast!« (Elektrohash) ist ihr fünftes Album. Hier liegt allerdings kein Beat im Off, und geblastet wird auch nicht, naturalistisch schwerrockig klingt der Sound, während der Gesang wie durch die Bong geblubbert nach oben wegwabert. Zeitlos 1990er. Eine Band wie fürs Roadburn gecastet, teilweise mit einem Schuss Motorpsycho abgeschmeckt. Und wo es gerade um Motoren geht: Motörhead gehen mit »Bad Magic« (UDR), ihrem 22. Album (!), erstmals (!) auf Platz eins (!) der deutschen Charts?!? For real? Okay, die Band ist wie eine Lieblings-Eckkneipe, da kehrt man immer wieder ein, aber diese Statistik sagt gerade mehr über unsere Charts als über das Album aus. Fluffig ist es geworden, klingt nicht unbedingt wie live aus dem Sauerstoffzelt, vielleicht ist es sogar das beste diesseits des Millennium-Wechsels, aber das plötzliche Wohlwollen gegenüber neuen Motörhead-Alben fühlt sich mancherorts schon wie ein Nachruf an. Nur für Gitarren-Nerds interessant: Brian May spielt das Solo auf »The Devil«. Nix Bedeutsames, aber in der Kombination schon lustig. Über das »Sympathy For The Devil«-Cover wird indes noch weiter gestritten. Da geht es aber um den Vibe, nicht ums Warpig. Genug verhüllt, wir sind hier ja nicht bei Christo.
DAS NEUE ALBUM
OUT NOW CD / LP / DLD “MAGICAL. VISIONARY. EXTRAORDINARY.”
HHHHH MOJO
LIVE 28.10.2015
MÜNCHEN KAMMERSPIELE
29.10.2015
FRANKFURT BROTFABRIK
30.10.2015
HAMBURG
UEBEL & GEFÄHRLICH
05.11.2015 BERLIN
BERGHAIN dominorecordco.de facebook.com/dominodeutschland twitter.com/dominorecordsde
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#Review zu werden, ist für ihre Fans und die Qualität des Albums womöglich die beste Nachricht. Für die Alten reicht dann auch die Botschaft: Fehlfarben sind in sehr guter Form. Und die Jungen sind egal, die schnallen die Platte sowieso nicht. Christian Steinbrink
Editors In Dream PIAS / Rough Trade / VÖ 02.10.15
Spektakel der Ausgabe
Die Nerven Out Glitterhouse / Indigo / VÖ 09.10.15
Die Nerven entwickeln sich endgültig zum State of the Art in Sachen deutschsprachiger Noise-Rock.
Unpeinliche deutschsprachige Noise-Platten dürfen, ja, müssen sogar so klingen wie das dritte Werk von Die Nerven. Der zarten Entrücktheit von Tocotronic wird hier die Ausweglosigkeit des Alltags entgegengeschleudert. »Die Veränderung lässt mich kalt. Die ganze Stadt ist ein Problem, das mich stört, alles ist verdreckt, vergiss die ganzen Pläne.« Das hat nichts gemein mit weichgespültem Bildungsbürger-Punk und ist ungefähr so hip, wie anno 2015 noch mit Jutebeutel und Analogkamera bewaffnet Fotos für den eigenen Lifestyle-Blog zu schießen. Sperrige, schneidende Riffs, lärmender 1980er-Noise, Postpunk-Düsternis und straighte Joy-Division-Basslinien bestimmen das Klangbild: verstörend, betäubend wie die Post-Suff-Depression am Morgen. »Ich mach den Mund auf, zähl meine Narben. Meine Frisur stört mich unheimlich, meine Haut juckt.« Die ungezügelten Lärmausbrüche der Vergangenheit wurden reduziert, ausgefeiltere Arrangements geben den Songs mehr Tiefe. Die immanente Verzweiflung versteckt sich zwischen den Zeilen und muss nicht mehr plakativ herausgerotzt werden. Mit dieser Form kontrollierter Wut hat die Band ganz klar die nächste Entwicklungsstufe erreicht. Wer bei Bands wie Sonic Youth, den Neubauten, Fehlfarben oder Mutter nicht fluchtartig den Raum verlässt, kommt an dieser Platte nicht vorbei. Der Vorgänger »Fun« wurde ja als »eine der wichtigsten deutschsprachigen Platten dieses Jahrzehnts« geadelt. »Out« geht noch mal einen entscheidenden Entwicklungsschritt weiter. »Das Glück ist weg, die Feinde nicht. We are the last men dancing.« Thorsten Streck
Eagles Of Death Metal Zipper Down Universal / VÖ 02.10.15
Eine Buddy-Nummer, um nicht zu sagen: eine waschechte Bromance zwischen Josh Homme und Jesse Hughes steht hinter dem Projekt EODM. Unnötig zu erwähnen: beides gestandene Rock’n’Roller. »Zipper Down« bemüht sich gar nicht erst, ernst genommen werden zu wollen. Rock’n’Roll ist und war schon immer ein hedonistischer, infantiler Spaß, bei dem die Zuschauer den Protagonisten auf der Bühne
dabei zuschauen konnten, »wie man so richtig lebt«. Die Platte knüpft inhaltlich wie soundmäßig an die Vorgänger an: verfuzzte Gitarren mit staubtrockenen Drums und die hohen Fistelstimmen von Homme und Hughes, die, gepaart mit ihren Pornobalken und Lederoutfits, bereits für reichlich Gesprächsstoff sorgten. Wenn Homme mal in normale Tonlagen verfällt wie in »Save A Prayer«, fühlt man sich an Songs von QOTSA erinnert, schöne Erinnerungen sind das. »Zipper Down« strotzt vor Dosenbier, Wüste und Stripperinnen, so zumindest die Bilder, die das Album evoziert. »Evoziert? Halt die Klappe und trink ein Bier!« Genau so sollte man es mit den EODM halten: nicht unnötig verkomplizieren, nicht zerreden. Hier regiert der Schweinerock, und trotzdem schaffen es EODM, Pop-Hooks mit klassischen Rock-Mustern zu verbinden, ohne dass einem das große Kotzen kommt. Ein dicker Mittelfinger in Richtung »Rock ist tot«! Konstantin Maier
Wenn man den Editors einen Vorwurf nicht machen kann, dann den, sich nicht hin und wieder mal selbst hinterfragt zu haben. Auf »In Dream« setzt sich die Band endgültig auf Konservenkost-Diät. Viel zu kurz waren Editors die coolsten Socken des Postpunk-Revivals. Dann begann ihr Fangemeinde plötzlich, selbst auf die bedrückendsten Zeilen abzuspacken, wie es eines Mickie Krause würdig wäre. Und dann ... ja, dann entglitt den Briten ihre Musik, weil sie glaubten, die Elektronik für sich arbeiten lassen zu können. Dank diverser starker Tracks gelang ihnen am Ende aber doch immer irgendwie der Schlenker um den ganz großen Murks herum. So auch bei der Kitschgranate »The Weight Of Your Love«, die 2013 in neuer, fünfköpfiger Besetzung entstand. Inwieweit auch dessen Nachfolger noch fünf Leute in Arbeit halten kann, bleibt angesichts der umfassenden Verkünstelung des Sounds unklar. »In Dream« ist anorganisch durch und durch, ein gestenreiches Manifest, das runtergeht wie Öl und Slowdives Rachel Goswell mit in den Schlamassel zieht. FilmNoir-Aufmachung in Artwork und Videos, 1980er-Plastiken so poliert wie Konzertflügel (und innen ähnlich hohl), klebrige Streicher, Synthie-Luftschlösser und massig Hall auf Tom Smiths getragenem Bariton, dem einzig konstanten Geschmacksträger des EditorsSounds, der jedes noch so triviale Verslein bedeutungsschwängert. »Don’t start believing, don’t start«, fordert jener nach zwei Dritteln Spielzeit. Wäre uns auch nicht eingefallen. Im Traum nicht. Valentin Erning
Robert Forster Songs To Play Tapete / Indigo
Mit »The Evangelist« hat Ex-Go-Between Robert Forster vor sieben Jahren sein Meisterwerk abgeliefert – eine tonnenschwere Hypothek für den Nachfolger »Songs To Play«. Es liegt nicht nur an der extrem hohen Erwartungshaltung, dass man erst ein leichtes Befremden abschütteln muss, um sich auf die zehn neuen Songs einzulassen. Der Vorgänger von 2008, auf dem Forster den Tod seines Go-Betweens-Kollegen Grant McLennan verarbeitet hatte, war ein musikalisch relativ homogenes, textlich sehr schweres Album. »Songs To Play« hingegen überrascht mit größerer stilistischer Bandbreite und streckenweise sogar einer leisen, gelassenen Heiterkeit. »I Love Myself (And I Always Have)« klingt wie eine ironische Hommage an Lou Reeds »Walk On The Wild Side«. »Love Is Where It Is« ist ein sonnig groovender BossaNova-Track. Zusammen mit für Forster typischen introvertierten Trauerklößen wie »Turn On The Rain« ergibt das eine sehr vielseitige, aber stimmige Song-Sammlung, die ihrem Vorgänger ebenbürtig ist – mindestens. Fünf Jahre hatte Forster als Schaffenspause vor seinem neuen Album eingeplant, um genug Abstand für einen künstlerischen Neustart zu gewinnen. Sieben sind es geworden – und jede Sekunde des Wartens hat sich gelohnt. Till Stoppenhagen
Fehlfarben Über ... Menschen Tapete / Indigo
Fehlfarben scheren sich einen Dreck um die jungen Leute! Eine Botschaft, die ihre alten Fans mehr als jede andere beruhigen sollte. Nun ist es also tatsächlich so weit gekommen: Peter Heins Gesang klingt wie mein Großvater selig, wenn er mal die Stimme erhob. Ist aber gar nicht schlimm, sondern eine angenehme Form von Renitenz, die sich natürlich auch auf dem neuen FehlfarbenAlbum mit dem vernichtenden Titel »Über ... Menschen« wiederfindet. Menschen – was soll man zu denen schon groß singen? Sie sind es doch gar nicht wert. Und genau das ist es, was Hein & Co. in 13 schmissigen, mal knarzenden und mal schubsenden Songs aussagen. Gemächlicher Schwof ist hier an, in heutigen Relationen noch mal bissiger klingende Slogans natürlich auch. Der erste biografische Hit mit der noch recht vereinigenden Zeile »So hatten wir uns das nicht vorgestellt, trotzdem ist es unsere Welt« kommt schnell, und es folgen weitere, unversöhnlichere: »Hör mal, ich brech’ doch keinen Streit vom Zaun mit Generationen, die sich nichts trau’n« (»Der Dinge Stand«). Dass die Fehlfarben sich keine Illusionen darüber machen, von der Jugend verstanden
Freiburg Brief und Siegel This Charming Man / Cargo / VÖ 02.10.15
»Barfuß oder Lackschuh?« fragen Freiburg. Egal, Hauptsache immer nach vorne. Die perfektionierten Stakkato-Gitarren, der wütend herausgebrüllte Sprechgesang, Songtitel wie »Sommer, Roggen und er« und kryptische Texte wie »Er wartet und hofft auf den Winter, er wartet und betet für Schnee, weil Bilder im Kopf nicht ertrinken, weil Schuld nicht einfach so brennt«, ein Film-Zitat als Einleitung für ein Lied (»Aktion, Reaktion« aus »Die Kinder des Monsieur Mathieu«) – Freiburg haben gut aufgepasst in der Deutschpunk-Schule. Eine bloße Kopie sind sie aber um Himmels willen nicht – Freiburg sind bemüht, aus dem Gelernten ihr eigenes Ding zu stricken. Bemüht und auch erfolgreich: Entstanden sind hochaktuelle Punkrock-Songs wie »Tote Herzen« mit dieser einfachen und doch so großartigen Zeile »Tote Herzen schlagen nur für ihr Land«. So sauber die Produktion von »Brief und Siegel« auch sein mag – Freiburg haben sich ihre Schnodderigkeit bewahrt, sind noch ein bisschen roh. Ach, und Optimismus? Nö, »Brief und Siegel« ist ganz schön düster, weil Freiburg auch Emocore gern haben, das hört man zum
LOLLAPALOOZA 2015 M e e t & G r e e t b y Fe s t i v a l g u i d e u n d G i b s o n
Fotos: Alice Epp, Rudi Keuntje, Gibson
Auf Festivals wollen Alltagsgestresste heute Parallelwelten bereisen, mit dem Ticket wird ein Kurztrip gebucht. Wenn schon nicht nach Barcelona oder London, dann doch bitte in ein temporäres Abenteuerland. Allein was das betrifft, hat die Europapremiere des Lollapalooza einen vorbildlichen Job gemacht. Ob Fashionpalooza, ökologisch motivierter »Grüne Kiez«, spaßige Zirkuswelt des Fun Fairs oder Kidzpalooza mit zugeschnittenem Bühnenprogramm für die Kleinsten: Das Lollapalooza glänzte bei 50.000 Besuchern durch Vielfalt. Wer nicht gerade in einer der Toilettenschlangen des Samstags mit verkniffenem Gesicht ausharrte, feierte Johnny-Depp-Double James Bay, Chvrches oder die Libertines. Sonntag gab es die Beatsteaks, Muse, Tame Impala oder die Alternative-Rock-Koryphäen von Brand New zu hören. Wer vorrangig der Musik wegen da war, pilgerte zum Gibson-Bus, der für feuchte Augen bei Gitarrenfetischisten sorgte, während es beim angegliederten Festivalguide-Stand Autogramme gab. Alleinstellungsmerkmal schon deshalb, weil die sich vor dem Stand gebildete Warteschlange wohl die einzige des Wochenendes war, in der die Menschen lächelnd nach vorn schauten. Die Indieboys von Razz waren da, die Mighty Oaks, die Folkrocker der Dawes und MS MR ebenso, auch Digitalism und Electroswinger Parov Stelar schauten vorbei. Die britische Delegation bestand aus den Glass Animals, Wolf Alice und den Jungs von Coasts, welche fleißig Herzchen auf die Autogrammkarten malten, instagramtaugliches Selfiegeknipse inklusive. Denn das digitale Poesiealbum hat die analogen Urlaubsalben doch längst abgelöst. Sarah Neuhaus
präsentiert von
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#Review Beispiel an »Im Moor«. Wem da kein Schauer über den Rücken läuft, bekommt ihn spätestens ganz am Ende. »Brief und Siegel« endet mit einem Urschrei. Pah. Freiburg beweisen: Für eine großartige Platte muss man Punk nicht neu erfinden. Man muss es einfach nur draufhaben, und zwar richtig. Julia Brummert
Notwist Ariel Pink (& Choir) Billy Childish Adrian Sherwood The Pop Group Fatima Die Vögel Deradoorian Mustafa Özkent Numero Group Jack Name Move D* 20–21 Nov 2015 Stadthalle Köln Mülheim weekendfest.de
The Garden Haha Epitaph / Indigo / VÖ 09.10.15
Tickets € 29 (Day) / € 54 (Weekend): tixforgigs.com *Gewölbe After Show (€ 12) PRÄSENTIERT VON
FÖRDERER
IN KOOPERATION MIT
sphärisch-kraftvollen Sound, der an Interpol, Editors und im besten Fall sogar Joy Division erinnert. Und auch das spartanische Artwork – Farbtropfen auf rotem Grund – ist zweifelsohne als Tribut an Factory Records zu lesen. Hoffentlich ist Cathal Cully nicht so depressiv wie Joy Divisions Ian Curtis, wie man angesichts solch finsterer Lyrics wie »Your nihilism runs through these veins« oder »I hate you all. You and your friends are no friends of mine« befürchtet. Zwischendrin bricht sich aus dem morbiden Sound aber auch mal eine lebensbejahend-aggressive Punk-Attitüde wie in den besten Tracks »Reticence« und »An Artificial Spring« Bahn. Das ist der Trick, mit dem uns Girls Names einfangen. Annette Walter
MEDIENPARTNER
Eine Band wie ein Chamäleon: Auf ihrem zweiten Album verweigern sich The Garden jeder Kategorisierung und überzeugen damit umso mehr. Hinter The Garden verbirgt sich ein Geschwister-Duo aus Kalifornien. Punk ist ihre Geisteshaltung, und die Musik kommt dem von ihnen ausgegebenen Credo, eine ganz eigene Klanglandschaft zu entwerfen, sehr nahe. Ihre Idee war, eine Parallelwelt namens »Vada-Vada« zu entwerfen, die den Zwillingsbrüdern Wyatt und Fletcher Shears einen Rahmen bot, um all ihre Ideen auch wirklich auszuprobieren. Dementsprechend hetzt das Duo durch kurze, sehr unterschiedlich geartete Sound-Kulissen. Eben noch erinnern sie an eine ADHS-Version von The Cure, dann wabert auf einmal ein Dub-Bass durch die Gegend, dann werden sie zu Skrillex. Ihr schnoddrig-gelangweilter Sprechgesang ruft Mike Skinner auf den Plan, und wenn man glaubt, man habe das Duo durchschaut, spielen die Nonkonformisten einen konsequent zu Ende gedachten Northern-Soul-Song wie »Egg«. Doch auch hier lauert durch unerwartete Noise-Passagen der Schalk im Nacken. Wenn es einen roten Faden gibt, dann die bei den meisten Stücken durchkommende Postpunk-Grundierung, die sich aus dem kargen Set-up aus Bass und Schlagzeug ergibt. The Garden sind auf angenehme Art und Weise Bauchmenschen und Gefühlsmusiker. Diese One-Take-Ästhetik darf man penetrant finden, doch letztlich ist sie hier einfach überzeugend. Der 17 Songs umspannende Hybrid aus verschiedensten Genres gelingt über die ganze Strecke, jedes Stück kommt einem kleinen Rausch gleich und liefert den Beweis, dass man sich als Band nicht festlegen muss. Eine der spannendsten Veröffentlichungen des Jahres. Kai Wichelmann
Nicolas Godin Contrepoint Because / Warner
Air goes Klassik? Für sein Solo-Debüt ließ sich Nicolas Godin von Johann Sebastian Bach, aber auch von retrospektiven PopStilen wie Softrock und psychedelischen Soundtracks beeinflussen. Eine Nummer kleiner ging es wohl nicht: Für seine erste musikalische Horizonterweiterung außerhalb von Air ließ sich Nicolas Godin gleich von zwei Schwergewichten der Musikgeschichte inspirieren. Niemand Geringeres als der bedeutendste deutsche Komponist Johann Sebastian Bach sowie der 1982 verstorbene kanadische Pianist und manische Bach-Verehrer Glenn Gould standen dem Franzosen für sein Konzeptalbum »Contrepoint« Pate. Das klingt für den unbeleckten Hörer zuerst einmal nach einem von diesen schlimmen »Pop meets Klassik«Experimenten, denen sich Musiker gerne kurz vor ihrer kreativen Menopause hingeben. Es ist dann aber doch ein recht freies Spiel mit klassischen Formen geworden, also Pop jenseits der gängigen Konventionen. Angefangen beim Klassik-Synthie-Metal-Opener »Orca« über eleganten Brazil-Jazz von »Club Nine« bis hin zur lässigen zweiten Single »Widerstehe doch der Sünde«, in der Bachs bekannteste Kantate auf lasziven Gainsbourg- und BirkinGesang mit Thomas Mars als Gastsänger trifft. Der Schlusstrack »Elfe Man« klingt wiederum wie ein frankophiler Wiedergänger der berühmten Giallo-Soundtracks der 1970er und rundet das sehr abwechslungsreiche Album stilsicher ab. Katja Peglow
Girls Names Arms Around A Vision Das neue album
Blood Überall erhältlich
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13.11. Köln – Gloria 16.11. Berlin – Kesselhaus 19.11. München – Muffathalle 22.11. haMBurG – Grosse freiheit 36 23.11. franKfurt – GiBson www.liannelahavas.coM
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Tough Love / Cargo / VÖ 02.10.15
Ein Cover wie von Factory Records und ein düsterer Sound, der an Joy Division erinnert: Girls Names sind eine der besten nordirischen Bands der Stunde. Belfast ist diese musikverrückte Stadt, aus der so grandiose Bands wie Ash, Stiff Little Fingers und The Undertones kommen. Und tatsächlich muss man auch Girls Names auf die Liste der wichtigen nordirischen Bands schreiben, schließlich haben sie mit ihrem dritten Album »Arms Around A Vision« eine Menge richtig gemacht. Zwischen Goth-Pop und Postpunk angesiedelt, beweist die Band ein Gespür für catchy Melodien und einen
John Grant Grey Tickles, Black Pressure Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 02.10.15
Ob tougher Rock, dramatischer SynthiePop oder vielschichtige Balladen – auf seinem dritten Soloalbum überzeugt John Grant erneut mit Pathos und Coolness. »Love is patient, love is kind ...« – umrahmt von diesen aus der Bibel entnommenen Zeilen begibt sich der amerikanische Songwriter John Grant auf seinem dritten Soloalbum »Grey Tickles, Black Pressure« auf die innere Suche nach Frieden mit sich selbst und
HEIMSPIEL MIT BENJAMIN WALTER
Diesen Monat erzkonservativ mit nur handgemachter Musik grundehrlicher Musiker. Obwohl ich sonst auch verlogenen Rap und seelenlosen Techno mag!
Direkt fröhlich losgerumpelt wird bei No Fun aus Nürnberg. Schraddelschraddelschraddel, aber mit viel Sachverstand. Eben bayrische Punk-Wertarbeit, in nur vier Tagen im Proberaum aufgenommen, wofür andere Bands vier Monate und eine verdammte Hütte im Wald brauchen. Die drei Cool Cats um Sängerin und Gitarristin Andrea spielen auf »How I Spent My Bummer Vacation« (Concrete Jungle) im weitesten Sinne den guten alten Punk’n’Roll, werten dieses etwas festgefahrene Genre aber mit einigen saftigen Spritzern Soul und Blues auf. Kalifornien lässt grüßen, und ich grüße zurück. Die Band Low Budgie wurde mir von einer Freundin rübergeflankt. Diese feinen Leutchen (zwei Herren, eine Dame) sind wohl zu schüchtern oder zu faul dafür, persönlich ein Päckerl an die Intro-Redaktion zu schicken. So viel Understatement macht natürlich ungemein sympathisch. Das Album »Burning Birds« (lowbudgie.de) überzeugt direkt durch ein wunderschönes Artwork mit lauter linkischen Vögelchen, eine betont simple Produktion und melancholisch melodische Indie-PopSongs, die nach der guten alten Zeit klingen, ohne sich verkrampft an irgendwelchen Vorbildern abzuarbeiten. Also in diesem Fall den 1980ern in England. Hinter der Band steht ein ganzes Freundeskollektiv aus vielen guten Leuten aus dem Raum Frankfurt, die alle irgendwelche geilen kreativen Dinger drehen. Genau so muss das sein!
Bei einer Band mit dem Namen Club Déjà-vu und dem Albumtitel »Die Farben der Saison« (Nebula Fünf) erwarte ich erst mal nichts Gutes. Wie nervig das allein schon ist, sich diese Striche über den Vokalen des Bandnamens auf der Tastatur zusammenzusuchen. Einen Wutanfall später die große Überraschung: Das sind ja die Boys vom Homestory-Magazin, dem Fachmagazin für seriöse Hausbesuche bei berühmten Punkern! Das sind Genies! Sofort finde ich Bandnamen und Albumtitel spitzenmäßig und spreche eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aus, denn die Platte erscheint auf dem eigenen Label, und es wurden bestimmt wieder viel zu viele Exemplare gepresst. Deutsch-Punk im besten Sinne, catchy Melodien, Humor und erstaunlich Bedrückendes (Stichwort: Alter und Tod) machen »Die Farben der Saison« zum Album des Jahres für alle, die noch irgendwas blicken. Das sind bekanntermaßen leider nicht sonderlich viele.
Mit deutschen Singer/Songwriter-Jungs habe ich zwar nicht mehr viel am Hut, ich bin aber noch nicht zu vernagelt, um Andreas Lieberts Talent als Musiker nicht zu erkennen. ClickClickDecker nicht unähnlich, mischt er geschickt Akustikgitarren mit sparsamer Elektronik und schafft so einen Sound, der gleichermaßen kontemplativ wie treibend wirkt. Das ist richtig prima und viel origineller als der etwas fantasielose Standard-Rock
von beispielsweise Olli Schulz oder Thees Uhlmann. Dafür ist es mit den EntertainerQualitäten von Andreas Liebert nicht so gut bestellt. Die EP »Durchgelebt« (Helloiam) beschreibt, wenn ich das richtig verstehe, unnötig verkompliziert Beziehungsenden und hat diesem thematischen Dauerbrenner nicht gerade viele neue Aspekte hinzuzufügen. Aber wenn ich nicht so genau hinhöre, gefällt es mir richtig gut.
Endlich mal wieder ein neuer Künstler aus Österreich! Aus diesem Land bekommt man popkulturell in letzter Zeit ja so wenig zu hören. Raphael Sas gehört zum harten Kern der Wiener Clique um das Label Problembär Records, spielte bei Der Nino Aus Wien und veröffentlicht nun mit »Nackerte Lieder« (natürlich bei: Problembär) sein zweites Album. Und was soll ich sagen? Es ist ganz wunderbar. Eine wichtige Rolle spielt dabei die von Julia Pichler gespielte Violine, außerdem Marie Theres Stickers Knöpferlharmonika, eine Art irre kompliziertes Akkordeon, die Sas’ Musik einen traditionellen Charakter und eine seltsame Größe verleihen. In den Texten wird, wie für Wiener Künstler üblich, mit einer großen Unaufgeregtheit gesoffen, geschimpft, gestorben und herumgehangen. Alles ist irgendwie im Arsch und ein Graus, aber das ist nicht schlimm, weil es ja eh nie anders war. Ein Album, bei dem das Herz im Wechsel leicht und wieder schwer wird. Hat mich berührt, kann man ja ruhig mal zugeben.
Fast keine gesichert en Informatio nen liefert das allwissende Internet über die Rapperin King Granatah One (soundcloud.com/king_granatah_one). Das einzige Pressefoto zeigt eine attraktive Blondine, mit der man lieber keinen Ärger haben möchte. Die Heimat der streetwisen Künstlerin ist angeblich die Horrorstadt Siegen, und all ihre Tracks hat Granatah selbst am Heim-PC zusammengefummelt. Ansonsten schweigt man sich in der Rap-Szene über sie aus. Entweder, weil man noch nie von ihr gehört hat, oder schlicht aus Angst. Neben wüsten BattleTracks und Beleidigungen gegen unbedeutende Siegener Rapper, den Internetprominenten Markus Erdmann und irritierenderweise auch den Ex-Intro-Redakteur Linus Volkmann liefert sie aber auch ein rührendes Liebeslied über ihr Auto (eine Familienschleuder der Marke »Kangoo«) und ein lustiges Sommerlied über Sex und Eis am Kaugummistiel (»Bum Bum«). Beste Leben!
OKT OKT OKT OKT OBE OBE OBE OBE R R R R 15 15 15 15
LIVE
Venstar SA 04 Rob Moir LIVE SO 11 The Strumbellas FR 02 Venstar SO 18 Mäkellä SA 04 Rob Moir SA 24 The Wharves, Pollyanna SO 11 The Strumbellas SO 25 Revolucion Guapachósa SO 18 Mäkellä FR 30 Last Ditch On The Left SA 24 The Wharves, Pollyanna SA 31 The Souljazz Orchestra SO 25 Revolucion Guapachósa KINO FR 30 Last Ditch On The Left FR 02 Der Sommer mit Mamã SA 31 The Souljazz Orchestra (OmU) & Hafenkino KINO Geburtstagsfest FR 02 Der Sommer mit Mamã SA 03 Wild – Der große Trip (OmU) (OmU) & Hafenkino FR 09 Taxi Teheran Geburtstagsfest SA 10 Il rosso e il blu (OmU) SA 03 Wild – Der große Trip (OmU) FR 16 Still the Water (OmU) FR 09 Taxi Teheran FR 23 It Follows (OmU) SA 10 Il rosso e il blu (OmU) SA 24 Station to Station (OF) FR 16 Still the Water (OmU) FR 30 Männer zeigen Filme und FR 23 It Follows (OmU) Frauen ihre Brüste SA 24 Station to Station (OF) NACHT FR 30 Männer zeigen Filme und FR 16 Scott Grooves, Heiko MSO Frauen ihre Brüste NACHT HAFEN 2 Heiko MSO FRKulturzentrum 16 Scott Grooves, und interdisziplinäre FR 02
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#Review anderen Mitmenschen auf unserem Planeten Erde. Im atmosphärischen Titelsong spendet er uns mit sonorer Stimme und himmlischen Melodien Trost und hilft, auch in Lebenskrisen nicht in Selbstmitleid zu versinken. Im düster brummenden »You & Him« und dem balladesk-hymnischen, von Bläsern durchsetzten »Down Here« wettert er gegen Vorurteile. Und im beschwörenden »No More Tangles« lässt er kein gutes Haar an Narzissten, die einen daran hindern, man selbst zu sein. Reichlich Dramatik legt er ins düster wabernde »Black Blizzard«, während das funky-groovige »Voodoo Doll« und das »Disappointing«Duett mit Gastsängerin Tracey Thorne mehr Ausgelassenheit versprechen. Und natürlich hält er nach »Sigourney Weaver« und »Ernest Borgnine« mit »Geraldine« auch wieder eine Schauspieler-Ode für seine Fans bereit. Getreu dem Ende des rezitierten Bibel-Verses: »... love will never fail«. Daniel Voigt
Simpson.« Recht hatte sie. Und doch beweist Byron Simpson auf seinem dritten Album neben knurrigen Raps und expliziten Zeilen auch wieder jede Menge Humor. »If my mother knew I was in show business right now, she would worry herself just sick. She thinks I’m in Philadelphia selling dope«, heißt es zum Auftakt des zweiten Stücks »Blunts In The Air«. Bevor man das Sample jedoch zu hören bekommt, haben die Bässe des Openers »R.I.P.« bereits den Körper in Wallung gebracht und Zeilen wie »I’m a work in progress« den Geist auf Empfang gestellt. Produzent Katalyst, der dem MC bereits auf dem Quakers-Album ein wuchtiges Beat-Kostüm auf den stattlichen Leib schneiderte, spart auch auf »Detroit’s Son« nicht an Wuchtbrummen. Zusammen mit Samples, die Soul- und Funk-Geschichte reflektieren, bildet sich so das perfekte Fundament für Guilty Simpsons Geschichten aus der Detroiter Heimat heraus. Bastian Küllenberg
Guilty Simpson Detroit’s Son
Larry Gus I Need New Eyes
Stones Throw / Groove Attack
DFA / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 02.10.15
Guilty Simpson bleibt das Donnergrollen aus Detroit. Das dritte Album des StonesThrow-Künstlers hat erneut das Zeug zum Genre-Klassiker. Wie sagte einst eine Freundin auf meine Bemerkung, dass der MC auf diesem »Ode To The Ghetto«-Hit aber grimmig klänge? »Der heißt ja schließlich auch nicht Friendly
Der Grieche Larry Gus ergänzt seine Sampling-Sammelsurien auf seinem neuen Album um Struktur und Selbstgespieltes und wird so noch besser. Seit 2002 steht der New Yorker IDM-Inkubator DFA für Qualität und einen progressiven Zugang zu elektronischer Musik. In knapp 13 Jahren hat das Kollektiv um James Murphy
(LCD Soundsystem) ein gutes Gehör für Trends bewiesen. Was auf DFA landet, wird ein Jahr später von irgendwelchen Hanseln kopiert, leicht markttauglich gemacht und den Hyänen zum Fraß vorgeworfen. Ganz so einfach wird es mit der Nahrungsverwertung im Falle des als Panagiotis Melidis geborenen Larry Gus leider nicht. Oder zum Glück? Waren Larry-Gus-Alben bisher SamplingSammelsurien voller schräger Sound-Texturen, kann man »I Need New Eyes« fast als Eigenkomposition beschreiben. Im Zentrum des Albums stehen komplexe Rhythmen, die von Samples und Melidis’ Falsett eingerahmt werden. Stimmlich verwandt ist er mit Caribou, das macht das Album sehr deutlich. Mit ihm teilt er auch die Vorliebe für Psychedelic, 1960er-Free-Jazz und den Fokus auf Tanzbarkeit. Inspiriert wird er von surrealer, kontextgebundener Literatur der Marke Georges Perec und – seit Neuestem – fernöstlichen Rhythmen respektive südamerikanischer Percussion. Auch dadurch ist »I Need New Eyes« Larry Gus’ zugänglichstes, aber gleichzeitig auch ausgereiftestes Werk. Holger Wendt
Glen Hansard Didn’t He Ramble Anti- / Indigo
Glen Hansard widersteht der Versuchung, seine Songs in ein opulentes OrchesterGewand zu hüllen, und vertraut ganz auf seinen Gesang und eine Gitarre.
Dass Glen Hansard ein Meister des gefühlvollen Breitwand-Folk ist, sollte dem Mainstream-Publikum spätestens seit der Oscar-Auszeichnung für seinen Song »Falling Slowly« aus John Carneys Film »Once« bekannt sein. Mit seinem zweiten Soloalbum unterstreicht er diese Ausrichtung nun abermals: »Didn’t He Ramble« ist eine zutiefst optimistische LP – nicht naiv optimistisch, eher durchzogen von einem plakativen Gefühl der Hoffnung, das sehr ehrlich Hansards innerer Überzeugung zu entstammen scheint. Zum Glück erliegt der Ex-Frames-Frontmann und Swell-Season-Kollaborateur nur in Ausnahmefällen (»Her Mercy«) der Versuchung, seine Songs in ein großes, opulentes OrchesterGewand zu hüllen. Seine stärksten Momente hat er nämlich eindeutig nicht dann, wenn ganz groß aufgefahren wird, sondern wenn ruhig und zurückgenommen Hansards Stimme im Vordergrund steht. So wie im Schlussstück »Stay The Road«, das nur mit Gitarre und Gesang alles, wofür dieses Album steht, auf den Punkt bringt und sich letztlich in dieser einen Zeile verdichtet: »Tired eyes, look up and see.« Genau so sollte man es angehen. Dominik Bruns
Die Goldenen Zitronen Flogging A Dead Frog Altin Village & Mine / Indigo
Niemand hat in den letzten Jahrzehnten politische Diskurse aus dem Pop heraus derart energisch positioniert wie Die
#Review
26.11. BERLIN
ASBJØRN
03.11. HAMBURG 04.11. FLENSBURG 05.11. BERLIN 06.11. ESSEN 08.11. KÖLN NOTHING BUT
HOPE PASSION
09.11. MÜNCHEN 10.11. BERN 11.11. ZÜRICH 12.11. NÜRNBERG 14.11. DRESDEN
Richard Hawley Hollow Meadows
Julia Holter Have You In My Wilderness
Parlophone / Warner
Domino / GoodToGo
Jarvis Cocker ermunterte Richard Hawley einst zur Solokarriere. Nach dessen bisher bestem Album sollte jemand Cocker für diese Weitsicht eine Medaille umhängen. »Disgraceland« – so hat Richard Hawley seinen zum Heimstudio umgebauten Stall im englischen Sheffield genannt. Dabei hat der 48-Jährige eigentlich gar keinen Grund, so tief zu stapeln. »Hollow Meadows«, sein neuntes Soloalbum, das er nach einem in den 1950ern bekannten öffentlichen Platz benannt hat, ist alles andere als blamabel – vielleicht sogar sein bisher bestes. Vor allem sein Songwriting wirkt viel pointierter und stärker. Mal geht es ums Älterwerden, mal um Fehlbarkeit und Beziehungen im Allgemeinen. Die Stücke offenbaren einen sehr verletzlichen Richard Hawley, den die meisten im Gegensatz dazu noch mit »Tonight The Streets Are Ours« als Titelsong zu Banksys Mockumentary »Exit Through The Gift Shop« im Ohr haben dürften. Die LP, auf der natürlich auch Jarvis Cocker nicht fehlen durfte, fließt in Hawleys gewohntem Mix aus Sixties-Rock, Rockabilly, Easy Listening und britischem Folk zwischen Wehmut und Romantik dahin. Es ist ein so schönes Album, dass man es gerne auf seinem Abschlussball hätte laufen lassen, um die Dame seines Herzens unter der Discokugel zum Engtanz zu bitten. Christian Schlodder
Julia Holters erste Veröffentlichung nach ihrer von Literatur inspirierten AlbumTrilogie ist eine erstaunlich poppige und zugängliche Angelegenheit geworden. »I’ll take my time here, there’s no reason to rush.« Schon klar, der transzendentale Ambient-Pop von Julia Holter ist nichts für kurze Aufmerksamkeitsspannen. Bisher jedenfalls, denn auf ihrem vierten Studioalbum zeigt die gelernte Komponistin, dass sie auch weniger verkopft sein kann. Bereits der erste poppige Vorgeschmack »Feel You« zeigt die 30-Jährige von einer bis dato unbekannten und gefühlsbetonten Seite. Statt sich wie sonst hinter literarischen Spannungsbögen zu verstecken, schöpft die oft reserviert wirkende Kalifornierin für die Texte erstmalig aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz. Vielleicht hat die Fertigstellung des gefeierten »Loud City Song«-Nachfolgers deshalb ungewöhnliche lange zwei Jahre gedauert. Dass »Have You In My Wilderness« für die Künstlerin eine besonders schwere Geburt gewesen sein soll, hört man dem Album indes nicht an. Ansteckende Melodien, überschwängliche Harmonien und eine ungemein dichte Produktion von Grammy-Gewinner Cole GreiffNeill, der auch schon das letzte Beck-Album verschönern durfte. Holters erstes Album ohne Konzept ist zugleich ihr zugänglichstes geworden, das sogar vor Pfeif- und dreckigen
SÓLEY
06.12. LEIPZIG 07.12. FREIBURG
08.12. HEIDELBERG 09.12. ERLANGEN
NISSE
26.09. HAMBURG 27.09. KÖLN 28.09. WEINHEIM 29.09. STUTTGART 30.09. FRANKFURT
01.10. ESSEN 02.10. DRESDEN 04.10. LEIPZIG 05.10. BERLIN
THE MACCABEES
HeCTA The Diet City Slang / Universal
Abseits von Country und Americana unternimmt Lambchop-Mastermind Kurt Wagner in seinem neuen Projekt HeCTA einen Ausflug in Electro und Soul. Düstere Clubsounds, samtweiche Soulstimme, Echo-Effekte und Synthies – Lampchop-Mastermind Kurt Wagner und seine Bandkollegen Ryan Norris und Scott Martin überschreiten als HeCTA musikalische Grenzen abseits des wohltemperierten Country-Universums. Ausgehend von dem durch stringente, dunkle Beats vorangetriebenen Opener »Till Someone Gets Hurt« über das von atmosphärischen Synthies und Kurt Wagners souligem Gesang durchzogene »Sympathy For The Auto Industry« bis hin zum meditativen »Like You’re Worth It« entfaltet sich ein Sound im Schwebezustand zwischen Traum und Wirklichkeit. Bedrohlich umgibt den von Vocal-Samples der KomikerLegende Buddy Hackett durchzogenen Song »The Concept« ein unwirklicher, verstörendfaszinierender Vibe. Mächtig türmt sich auch das beschwörende »Change Is In Our Pocket«
THE STRYPES
01.02.16 FRANKFURT 16.10. KÖLN 28.01.16 KÖLN 31.01.16 HAMBURG 02.02.16 MÜNCHEN 17.10. BERLIN
26.10. 27.10. 28.10. 29.10.
K.FLAY
FRANKFURT 31.10. BERLIN STUTTGART 01.11. HAMBURG MÜNCHEN 02.11. KÖLN LEIPZIG
18.10. HAMBURG
BALBINA
07.10. KÖLN 08.10. ESSEN 09.10. HAMBURG 12.10. BERLIN 13.10. DRESDEN
14.10. MÜNCHEN 15.10. STUTTGART 17.10. ZÜRICH 18.10. FRANKFURT 19.10. HANNOVER
AND
TINA DICO
02.07. FREIBURG 02.09. BOCHUM 06.10. MANNHEIM 07.10. KÖLN 08.10. KÖLN 09.10. HANNOVER 10.10. ERFURT
11.10. BERLIN 20.10. ERLANGEN 21.10. LUDWIGSBURG 22.10. KOBLENZ 23.10. OLDENBURG 24.10. OSNABRÜCK 25.10. LÜNEBURG
MATTEO CAPREOLI
09.09. BERLIN 09.10. HAMBURG 10.10. BREMEN 11.10. DRESDEN 12.10. BERLIN 13.10. KÖLN 12.11. UELZEN 14.11. SCHWERIN
15.11. HAMBURG 10.12. HANNOVER 11.12. MÜNSTER 12.12. DORTMUND 15.12. FRANKFURT 16.12. FULDA 17.12. ERLANGEN
FARAO
04.10. KÖLN 06.10. BERLIN 07.10. HAMBURG
YOUTH LAGOON 12.10. BERLIN
TICKETS UNTER 0 18 05 - 2001 (0,20 €/Anruf, Mobilfunkpreise max. 0,50 €/Anruf)
WWW.SELECTIVEARTISTS.COM
A DIVISION OF A.S.S. CONCERTS
JOHN GRANT
24.11. KÖLN 25.11. HAMBURG
Saxofon-Soli nicht haltmacht (»Sea Calls Me Home«). Bislang wurde Holter für ihre subtilen Klangwelten und klugen Konzeptalben gefeiert. Mit »Have You In My Wilderness« beweist sie, dass sie auch eine tolle Songwriterin und Geschichtenerzählerin ist. Katja Peglow
SELECTIVE ARTISTS
Goldenen Zitronen. Auf ihrer neuen Platte »Flogging A Dead Frog« legen sie ihren Stil frei und lassen dadurch ihre (deutschsprachige) Lyrik einfach mal außen vor. Um es direkt auf den Punkt zu bringen: »Flogging A Dead Frog« enthält instrumentale und englischsprachige Versionen von Stücken aus den letzten drei Zitronen-Alben »Lenin«, »Die Entstehung der Nacht« und »Who’s Bad«. Diesen drei LPs war gemein, dass Die Goldenen Zitronen sich auf ihnen mehr methodisch als klanglich auf Bands wie Gang Of Four, Contortions oder Chrome bezogen. Musikalisch dominierten drängendes Schlagzeugspiel und New-Wave-Atmosphäre. Der lyrische Rahmen schien dagegen klar abgesteckt: Die Bomber fliegen immer noch, die Autoindustrie macht immer noch weiter, und keiner macht kaputt, was uns kaputt macht. Was aber soll die Verarbeitung dieser drei Alben in einem neuen? Eine reine Best-of-Compilation hätte man von den Zitronen auf ihrem neuen Label kaum erwarten dürfen. Vielmehr betonen die englischsprachigen Versionen wie »If I Were A Sneaker«, »The Investor« und »Businesspeople 2.1« vor allem die stete Aktualität der Songs. Ihre neuen Arrangements sind vor allem durch die zahlreichen Improvisationen mit Beats und Sounds auffällig. Der Electro-Beat mit seinen verspulten Dub-Geräuschen, dem fiesem Geklingel, Synthie-Bass und Live-Schlagzeug – die Versionen klingen seltsam konkret, wirken anachronistisch und trotzdem zeitgemäß. Sie drücken eine musikalische Qualität aus, die vorher so manchem ob der zentralen Texte entgangen sein mag. So bleiben die Zitronen auch ohne Album mit gänzlich neuen Songs unendlich spannend, unvorhersehbar chaotisch und packend, lyrisch wie musikalisch. Konstantin Maier
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auf und schafft es, sich in den Ohrmuscheln einzunisten. »We Are Glistening« tätschelt danach beruhigend die Schulter, und »We Bitched We Bovvered And We Buildered« führt am Ende endgültig wieder in wohligere Gefilde des neuen elektronischen HeCTA-Kosmos’. Daniel Voigt
ASD BLOCKBASTA-TOUR 13.-28.11.15
ZUGEZOGEN MASKULIN Endlich wieder Geld-Tour 08.-30.10.15
FERRIS MC Glück ohne Scherben-Tour 23.10.-14.12.15
SCHNIPO SCHRANKE Debutalbum “Satt” 20.10.-04.12.15
DENYO live feat. SYMBIZ 02.10. -05.12.15
IRIE RÉVOLTÉS 02.-24.10.15
Hurts Surrender Four / Sony / VÖ 09.10.15
Stil über Substanz: Diesen Ansatz verfolgen Hurts auch auf ihrem dritten Album »Surrender« und ergeben sich dabei ganz dem Pathos und Bombast. Es schmerzt, Hurts heute so zu hören, nachdem die Band aus Manchester mysteriös und melancholisch mit dem hoffnungslos hoffnungsvollen »Wonderful Life« 2009 einen Nummer-eins-Hit gelandet hatte, auf den sich alle einigen konnten. Doch schon das Debüt »Happiness« ließ befürchten, dass man dem romantischen Synthie-Pop der Band nicht ewig folgen, er sich stattdessen dem Mainstream willig und mit offenen Armen hingeben oder – mit Hurts’ pathetischen Worten gesprochen – mit ausgebreiteten Flügeln in ihn hinein versinken würde. So gibt es auf dem dritten Album »Surrender« auch keinen süßen, nur am Kitsch kratzenden Schmerz mehr, sondern bloß noch offen dargebotenen Kitsch, der wehtut. Die Single »Some Kind Of Heaven« könnte ein »Eurovision«-Beitrag sein, ihr Text schwadroniert doch tatsächlich von Engelschören, die aus voller Lunge singen. Dazu stampft meistens ein eintöniger Beat, zum Refrain wird die Stimme Theo Hutshcrafts immer höher geschraubt und mit vielen »Ohs« und »Yeahs« zu einem parfümierten Höhepunkt getrieben. Das Duo hat mit seiner Musik einen fast schon märchenhaften Aufstieg vollzogen und den Weg aus der Armut geschafft. Doch ist das wirklich ein Grund, nur noch von Flügeln, Herzen und dem Himmel zu singen? Zwar geht es in manchen Texten noch immer um verzweifelte Menschen, doch Songs wie »Rolling Stone« mit seinem penetranten Kirmesbuden-Sound und gefühlsduseligen Disney-Streicherarrangements wirken eher wie eine Persiflage und ein Verrat an den Anfangstagen. Dies zu hören schmerzt wirklich. Kerstin Kratochwill
Kagoule Urth Earache / ADA / Warner
DAGOBERT 14.10.-15.11.15
SLIME 30.10. - 22.12.15
DEICHKIND 22.01.-15.02.16
S E R I O U S D R I N K I N G , G O O D C O N V E RSAT I O N & EXPRESSIVE BANDS - GOLEM.KR
schön! War es ja auch. Und ist es immer noch. Denn diese sich windenden und dabei schroff kantigen Songs atmen bei aller Vertrautheit eine Frische, die den Muff abgestandener Besitzstandswahrerfürze hinwegfegt und Luft schafft für die pure Freude daran, junge Menschen dabei erleben zu dürfen, wie sie von derselben uralten Magie durchdrungen werden wie schon Generationen zuvor. Da ist es letztendlich egal, wer der Erste war, wer hipper ist oder die cooleren Licks zitiert. Hier geht’s nur um geil oder geiler. Und Kagoule sind verdammt geil. Ulf Imwiehe
So kantig und verschachtelt klingt es also, wenn man die Gitarre mit dem Geodreieck zupft. Die Frage danach, ob der unkonventionelle Gitarrenrock der 1990er nun endlich sein großes Comeback feiert, ist ja eigentlich müßig, schließlich war er nie wirklich weg. Kaum ein erdenklicher Riff, der nicht in sämtlichen menschenmöglichen Variationen exhumiert worden wäre, kein Beat, der ungespielt blieb, kaum eine Melodie, die nicht schon seit Ewigkeiten Teil der kollektiven musikalischen DNA ist. Das ist beim Debütalbum des jungen Trios Kagoule aus Nottingham nicht anders. Es bedient sich bei Fugazi und verschlankten Melvins ebenso wie bei den unbequemeren, abstrakteren Momenten des Grunge und unterkühlt laszivem Indie-Rock. Es gibt hier nichts zu hören, was so oder so ähnlich nicht auch allabendlich auf den Bühnen der schummrigen Ranzclubs dieser Welt stattfinden würde. Aber wen interessiert eigentlich das blasierte Gejammer darüber, schon alles zu kennen, alles gesehen, alles erlebt zu haben, wenn die Musik lodert und die Band in Flammen steht? Wenn der Hunger nach der Welt und ihrer Überwindung mittels Krach den Bauch, den Geist, die Seele versengt? Klar klingen Kagoule, als befänden sie sich gerade mitten im Umzug von Washington, D.C. nach Seattle, zu einer Zeit, als Mobiltelefone noch die Größe von Minikühlschränken hatten. Und, ja, du und du und vielleicht auch du, ihr wart schon beim ersten Mal dabei und habt eure Platten noch eigenhändig bei Dischord mit dem Bollerwagen abgeholt. Und, hach, was war das früher
The Icarus Line All Things Under Heaven Agitated / Cargo / VÖ 02.10.15
Kann man nach sechs Alben tatsächlich noch eine Schippe drauf legen? The Icarus Line können. Und zwar mit einem höllischen Abgesang auf das Amerika von 2015. Sein siebtes Album bringe alles auf den Punkt, was das Quintett aus L.A. musikalisch je habe erreichen können, sagen The Icarus Line. Und es klingt dann auch unberechenbarer und brachialer als alles zuvor – eben gerade so, wie The Icarus Line das heutige Amerika, das »All Things Under Heaven« porträtiert, verstanden wissen möchten. Wie im Fieberwahn erschafft die Band in den zwölf komplett live eingespielten Stücken einen wild zuckenden Albtraum mit weit geöffneten Augen, in dem sie durch eine Welt wanken, die in jeder Hinsicht aus den Fugen geraten ist. Teuflische Orgeln, psychedelische Riffs und der mal düster-bedrohliche, dann wieder diabolisch und exaltiert kreischende Gesang von Joe Cardamone und Songtitel wie »Total Pandemonium« oder »Ride Or Die« malen brennende Bilder von berauschender Intensität. Wenn alles unter dem Himmel die Hölle mit einschließt, klingt dieses Album, als wäre selbige eine Ebene höher gerutscht. Eine zwingende musikalische Tour de Force zwischen avantgardistischem Blues- und Desert-Rock und Spoken-Word-Passagen, die trotz ihrer Sperrigkeit immens fasziniert. Kristof Beuthner
King Midas Sound / Fennesz Edition 1 Ninja Tune / Rough Trade
Auf ihrem Kollaborationsalbum zeichnen King Midas Sound und Fennesz behutsam leere Räume in die Stille. Leider werden diese dann ein wenig langweilig ausgeleuchtet. Sechs Jahre ist es her, dass Kevin Martin alias The Bug zusammen mit der japanischen Produzentin Kiki Hitomi und dem Schriftsteller/Sänger Roger Robinson unter dem Namen King Midas Sound ein Album veröffentlichte. Dort ging es deutlich zurückhaltender zu als auf den The-Bug-Soloalben: eher Dub(step) und TripHop als Grime und Dancehall. Auf »Edition 1«, das die drei zusammen mit dem Österreicher Christian Fennesz aufgenommen haben, wird es nun noch mal eine Nummer ruhiger. Das kann auch kaum verwundern, schließlich ist Fennesz seit der Jahrtausendwende und vor allen dem Soloalbum »Endless Summer« für seine zurückhaltenden, komplexen und atmosphärischen elektronischen Arrangements bekannt und bringt diese auch voll in die Kollaboration ein: Es knistert und hallt in den Ohren, als würde man in einer leeren Halle stehen und nur hier und da der Wind eine Melodie herüberwehen. Die wenigsten Songs werden von einem Beat getragen – meist handelt es sich um Ambient-Stücke, die mal geheimnisvoll, mal lieblich dahinschweben. Es ist ein auf den ersten Eindruck faszinierendes Album geworden. Doch je tiefer man eindringt, desto weniger bleibt übrig. Zu eintönig ist die Stimmung, zu vertraut die Instrumentierung, zu veraltet der musikalische Ansatz. Für eine kurze Entspannungsphase reicht es aber immer. Henje Richter
To u r d a t e s
IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK
30.09. hannover, capitol 01.10. wiesbaden, schlachthof 02.10. erfurt, hsd 03.10. köln, luxor 05.10. nürnberg, hirsch 06.10. leipzig, werk 2 07.10. dresden, alter schlachthof 08.10. (at) wien, szene 09.10. münchen, backstage 10.10. potsdam, lindenpark
Wir Indies glauben ja noch an die ganz antiquierten Werte wie Sinnlichkeit oder eine Auflehnung, die tatsächlich glückt. Warum? Wegen dieser Platten!
Welcome back, Pavement! Ach, sind ja doch nur The Spills und ihr hierzulande nur digital erhältliches Album »Collecting Dust« (Alcopop). Das klingt aber so unverschämt frisch, dass man sich tief in den Indie-1990ern wähnt. So vital hat man den Sound der Pavements und Modest Mouses dieser Welt schon sehr lange nicht mehr gehört, am wenigsten von diesen Heldenbands selbst. Auf ähnlich hohem Niveau nostalgisch ist die Band mit dem unsäglich langen Namen The World Is A Beautiful Place And I Am No Longer Afraid To Die auf ihrem zweiten Album »Harmlessness« (Epitaph). Schon der Bandname schreit unmissverständlich »Botschaft«, und der vertrackte Mittneunziger-Emocore der US-Rocker schreit das auch. Dürfen sie aber, denn die Platte besticht durch kreative Vielfalt und Detailverliebtheit, dass es eine wahre Freude ist. Schon immer und auch aktuell in ihrem Genre ganz weit vorne. Etwas schlichter, aber auch freudvoller sind dagegen die Label-Kollegen Motion City Soundtrack auf ihrem neuen Album »Panic Stations« (Epitaph). Der Sound grenzt an PopPunk, ihren Mentoren Blink 182 nicht unähnlich, im Vergleich zu denen aber rauer und auch eleganter. Kann man als »Guilty Pleasure« akzeptieren oder aber auch offensiv als ausgefeiltes Songwriting verteidigen. Fest steht jedenfalls: Diese Melodien machen Spaß. Ganz andere Ecke, aber von überragender Klasse: Joan Shelley hat mit ihren vorangegangenen, mir bisher unbekannten Folk-Alben offenbar auch Will Oldham so sehr begeistert, dass er sich für ihr neues Werk »Over And Even« (No Quarter) als Duett-Partner zur Verfügung stellte. Die entsprechenden Songs klingen schlicht zauberhaft, auch wenn es ihn für die hohe Qualität dieses puritanischen, zurückhaltend instrumentierten Folk in der Tradition einer Vashti Bunyan gar nicht gebraucht hätte. So oder so ist es mit ziemlicher Sicherheit das beste Genre-Album des bisherigen Jahres geworden.
ding ding dang dang tour
Mit einem ähnlichen Stil lässt es Monk Parker auf »How The Spark Loves The Tinder« (Bronzerat) viel dickflüssiger bluten: Aus seinem ersten Soloalbum trieft vollmundig instrumentierter, kratziger Südstaaten-Folk in schweren Tropfen. Wunderbar stimmungsvoll, hoffnungslos altbacken, und man fühlt die Tiefe doch in jedem Moment der acht Stücke. Ganz wunderbar. Deutlich poppiger, aber kaum weniger reizend klingt die Kanadierin Mo Kenney auf ihrer LP »In My Dreams« (New Scotland). Das ist warm instrumentierter, aber auch variantenreicher Folk-Pop mit einem absolut überzeugenden Songwriting, das sogar ein paar behutsame
SPARTA BOOKING PRÄSENTIERT
Hits hervorgebracht hat. So uneingeschränkt angenehm kriegen das sonst nur Skandinavierinnen wie Ane Brun, Nina Kinert oder Emiliana Torrini hin.
Noch sonniger klingt nur der schillernde Westcoast-Pop auf »Everybody’s A Good Dog« (Western Vinyl) von Diane Coffee. Erst nach und nach offenbart das Projekt von FoxygenSchlagzeuger Shaun Flemings seine psychedelischen Schrägen, die das Ganze im Endeffekt aber noch spannender machen; zumindest aber anschlussfähiger als das dann doch etwas zu sehr aus dem Ruder gelaufene letzte Foxygen-Album. Wenn’s um psychedelische Schrägen geht, sind Fever The Ghost mit ihrem Debüt »Zirconium Meconium« (Heavenly) die ungekrönten Könige dieser Ausgabe. Ihr theatralischer Sci-Fi-Pop nötigt selbst den Flaming Lips Respekt ab, und das zu Recht, denn es ist lange her, dass Wayne Coyne & Co. derart energetisch den Regenbogen vom Himmel holten. Selbst Queen und Frank Zappa hätten hieran ihre helle Freude, alle anderen Fantasten aber auch. Viel zurückhaltender gibt sich dagegen Linn Osterberg alias Sea Lion auf ihrem Debüt »Desolate Stars« (Turnstile). Um genauer zu sein: So lose und scheinbar beiläufig zusammengefügt haben verwaschene Folk-Sounds schon lange nicht mehr gepackt. Acht sacht besungene Soundscapes, nur schwer als Songs zu erkennen, dafür aber ungemein stimmungsvoll. Osterberg nennt Cat Power als Vorbild, und das passt sogar. Mit der sollte sie hier mal auf Tour kommen. Ähnlich abseitig geht es, wie könnte es anders sein, auch auf der neuen Veröffentlichung des Constellation-Labels zu. »If He Dies, If If If If If If« (Constellation) von Jerusalem In My Heart besticht dabei durch psychedelisch ausgedehnte Soli an arabischen Folklore-Instrumenten, die mit Kraut-Electro-Synthesizern unterlegt werden. Wie für das Label typisch, ist das ein wilder Ritt ohne offensichtliche Strukturen, aber mit einem enthusiastischen Forschergeist, der sicherlich auch die Vorfahren des kanadischen JIMH-Masterminds Radwan Ghazi Moumneh betrifft. Den Abschluss macht der Rundumschlag des wunderbaren John Lemke auf seinem Album »Nomad Frequencies« (Denovali): Atmosphärisch sehr anregend mischt der Schotte sein Synthie-Freispiel mit Jazz und Electro, dessen Beats weniger zum Tanzen und mehr zum Zuhören anregen. Auch hier nahmen Dub, Kraut und Psychedelic Einfluss, aber auch herausragende Instrumentalisten. Ein Lehrbeispiel dafür, was alles möglich sein könnte, wenn man Ohren und Sinne ganz weit aufsperrt.
15.10. Hamburg, Molotow 16.10. Köln, Yuca 17.10. Trier, Lucky‘s Luke 04.11. München, Feierwerk 05.11. Frankfurt am Main, Elfer 06.11. Leipzig, Centralpalast 07.11. Berlin, Badehaus Szimpla
27.10. KÖLN, UNDERGROUND 28.10. BERLIN, YAAM WWW.MORGANHERITAGEMUSIC.COM
WWW.SPARTA-BOOKING.COM
ABRAMOWICZ 02.10. Berlin, Cassiopeia w/ Idle Class, Laura Palmer 09.10. Einbeck, Eulenfest
26.11. KÖLN / KULTURKIRCHE EINZIGE HEADLINERSHOW 2015
20.11. BRAUNSCHWEIG, B58 * 21.11. BOCHUM, BAHNHOF LANGENDREER * 22.11. KÖLN, SONIC BALLROOM * 24.11. TRIER, LUCKY‘S LUKE * 25.11. WEINHEIM, CAFÉ CENTRAL * 26.11. DRESDEN, GROOVESTATION * 27.11. STUTTGART, ZWÖLFZEHN * 28.11. (IT) ANTHOLZ-MITTERTAL, ANTHOLZ FEST 10.12. (AT) WIEN, ARENA ** 11. 12. BAYREUTH, GLASHAUS ** 25.12. ERFURT, GÄNSEBRATENPOGO IM EBURG CLUB *** SUPPORTS: * THREE CHORD SOCIETY ** MISSSTAND *** THOSE FOXY MULLYGRUB KIDS
DE FOFFTIG PENNS
19.12_DANGAST_KURHAUS 22.12_HAMBURG_MOLOTOW 23.12_BREMEN_TOWER
TOM THALER & BASIL 09.10. Karlsruhe - CLEF 10.10. Lüneburg - Salon Hansen 17.11. Dresden - Scheune w/ Konvoy 18.12. Moers - Henri Beatz
09.10. (AT) INNSBRUCK, Weekender 16.10. AUGSBURG, Ostwerk * auft ausverk 17.10. KÖLN, Underground 23.10. ALFELD, JUZ ** 24.10. GÖTTINGEN, I Think I Spider 07.11. MÜNCHEN, Sound Of Munich Now 28.11. MOERS, Henri Festival 11.12. NÜRNBERG, Club Stereo * 19.12. PFARRKIRCHEN, Club Bogaloo * SUPPORT * FIRST CLASS TICKET ** VAN HOLZEN
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110
#Review
Jono McCleery Pagodes Ninja Tune / Rough Trade / VÖ 02.10.15
Metric Pagans In Vegas
Little May For The Company Universal / VÖ 09.10.15
MMI / Rough Trade
Emily Haines singt großartig wie eh und je, wird aber leider von Produzent und Bandmitglied James Shaw in Sounds gequetscht, die Metric nicht wirklich gut stehen. Eine Band, die Emily Haines zur Frontfrau hat, kann ja im Grunde nicht schlecht sein. Ihr Sinn für das Abgründige, ihr Bühnen-Charisma, ihre wandlungsfähige Stimme – ein Glücksfall, der vor allem live sichtbar wird. Auf »Pagans In Vegas« zünden genau diese Stärken aber nicht ganz so, wie man es sonst gewohnt ist. Vielleicht liegt es daran, dass Gitarrist und Produzent James Shaw seine großen Vorbilder anvisierte, den Sound an Depeche Mode, New Order, The Cure, Underworld und Kraftwerk ausrichtete – und sich dabei klassisch verhoben hat. Coole, nicht kühle Produktionen kennt man ja schon von den wirklich guten Metric-Songs, hier bekommt alles jedoch einen eher seifigen, nostalgischen Glanz, der eigentlich tolle Songs wie »The Shade« völlig zerschießt. Vor allem, wenn man dann noch im Refrain mit einem miesen Vocal-Effekt arbeitet. Da schmerzt es doppelt, wenn Haines danach wieder in ihre natürliche Stimme zurückfällt und sich kurz ein Paralleluniversum öffnet, in dem dieses Album so klingt, wie man es gerne haben würde. »Cascades« setzt dann sogar komplett auf Effektgesang, und man möchte Shaw für diese Entscheidung fast eine schallern. Zum Glück gibt es auch ein paar Songs, bei denen die Rechnung aufgeht: »For Kicks« zum Beispiel, das sich hörbar vor den frühen New Order verneigt und ein kleiner Hit sein könnte. Gleiches gilt für die Ballade »The Governess«, aber das bleiben – »Too Bad, So Sad«, um es mit einem der Songtitel zu sagen – leider die einzigen Tracks, bei denen die Rechnung aufgeht und man spürt, was James Shaw da eigentlich im Sinn hatte. Daniel Koch
Drei Frauen aus Sydney vermischen gekonnt Leichtigkeit und Schatten. So strahlt das Debütalbum von Little May eine überraschende Schwere aus. Little May haben sich nach den Hunden zweier Mitglieder benannt, ihre Band entstand aus einer Schulfreundschaft und weingetränkten Balkon-Jam-Sessions. Ihr Debütalbum klingt aber kaum nach verniedlichender Gitarrenzupferei. Stattdessen mischen sie ihrem tatsächlich recht gefälligen Sound aus Folk, Pop und Postrock mit ihren Texten und Arrangements aber eine flüchtige Dunkelheit unter. Hannah Fields unaufgeregte Stimme gibt mit ihrer angenehmen Lässigkeit die Richtung vor, damit tragen Little May momentan zu Recht die Hype-Fackel vor sich her. Denn kein Geringerer als The Nationals Aaron Dessner hat mit dem australischen Folk-Trio an dessen Sound gebastelt. Die bedeutungsschwangere Schwere, die sich auf der ersten EP der Band schon andeutete, ist unter Dessners Fuchtel noch prägnanter geworden. Dementsprechend wird die schöne, aber monotone Single »Home« dem Rest des Albums stilistisch nicht wirklich gerecht. »Chemicals« und die ergreifende Anklage »Seven Hours« eignen sich besser, um die Klasse von »For The Company« herauszustellen. Elisabeth Haefs
PRINZ PI
»IM WESTEN NIX NEUES« TOUR 2016 05.02. FRANKFURT AM MAIN · 06.02. ERFURT · 11.02. HANNOVER · 12.02. MÜNCHEN 18.02. DORTMUND · 19.02. NÜRNBERG · 20.02. STUTTGART · 25.02. WÜRZBURG 26.02. BERN (CH) · 27.02. ZÜRICH (CH) · 04.03. ROSTOCK · 05.03. HAMBURG 10.03. HERFORD · 11.03. SAARBRÜCKEN · 17.03. DÜSSELDORF · 18.03. LEIPZIG 19.03. BERLIN · 26.03. WIEN (AT) · 27.03. DRESDEN · 01.04. KIEL · 02.04. MÜNSTER 03.04. KEMPTEN · 08.04. BREMEN · 15.04. KÖLN
AGENT FRESCO
24.09. BERLIN · 25.09. HAMBURG · 26.09. KÖLN 07.12. MÜNCHEN · 08.12. NÜRNBERG 10.12. OSNABRÜCK · 11.12. HANNOVER 12.12. WEINHEIM · 13.12. WIESBADEN
ANNENMAYKANTEREIT
CREDIBIL
28.10. KÖLN · 29.10. OSNABRÜCK · 30.10. HAMBURG 31.10. HANNOVER · 01.11. BREMEN · 03.11. BERLIN 04.11. DRESDEN · 05.11. KOBLEN · 06.11. STUTTGART 07.11. MÜNCHEN · 08.11. WIEN (AT) · 10.11. NÜRNBERG 11.11. SAARBRÜCKEN · 12.11. MÜNSTER 13.11.WEINHEIM · 15.11. FRANKFURT AM MAIN
30.03. DORTMUND · 01.04. BERLIN · 02.04. ROSTOCK 04.04. HAMBURG · 07.04. FLENSBURG 08.04. BIELEFELD · 13.04. STUTTGART 17.04. NÜRNBERG · 19.04. MÜNCHEN 25.11. HEIDELBERG · 30.11. KÖLN · 02.12. BERLIN 22.04. SALZBURG (AT) · 23.04. WIEN (AT) 25.04. DRESDEN · 26.04. LEIPZIG · 28.04. FRANKFURT 04.12. HALDERN · 06.12. MÜNSTER 29.04. SAARBRÜCKEN · 11.05. BRAUNSCHWEIG 07.12. HANNOVER 14.05. KÖLN
FINDLAY
AUDIO 88 & YASSIN
01.10. WIESBADEN · 02.10. AUGSBURG · 03.10. LEIPZIG 04.10. BERLIN · 06.10. WÜRZBURG · 07.10. MÜNCHEN 08.10. WIEN (AT) · 09.10. NÜRNBERG · 10.10. JENA 11.10. DUISBURG
GO GO BERLIN
01.10. ZÜRICH (CH) · 02.10. WIL (CH) 03.10. KARLSRUHE · 05.10. DRESDEN 06.10. MÜNCHEN · 07.10. BERLIN · 08.10. MAINZ 09.10. OBERHAUSEN · 10.10. HAMBURG
CARDINAL SESSIONS FESTIVAL KENSINGTON
THE TWILIGHT SAD (HH) · GRAVELTONES TORPUS & THE ART DIRECTORS (KÖLN) · UVM. 06.11.15 KÖLN · 07.11.15 HAMBURG
07.01. KÖLN · 08.01. HANNOVER 09.01. BERLIN · 14.01. HAMBURG
Jono McCleery bedient sich zwar auch einer klassischen Instrumentierung, um sie in elektronischem FrickelGewand mit melancholischer Fistel-Stimme neu zu inszenieren. Ein Fall von James Blake 2.0 liegt aber nicht vor. Jono McCleery hält es eher mit Referenzen wie der traurigen Idylle eines Nick Drake und der harmonischen, ausgelaugten Tristesse eines Chris Martin. In seinem tonalen Zentrum steht die symbiotische Kernschmelze aus Gitarrensprengseln und Samt-Stimme. Sein Gesang zeichnet sich besonders durch das In-die-Länge-Ziehen von Vokalen aus und erreicht in Höhenlagen schon mal orientalische Anmutung. Deutlich mehr als dem Post-Dubstep-Pionier Blake geht es McCleery um klassischere Gefilde. In »This Idea Of Us« entsteht aus einem behaglich akustischen Nest eine dramatische Streicher-Progression. In »Fire In My Hands« wird gejazzt, jedoch nicht, ohne gängige Bassmusik-Modelle auszureizen. Ein musikalisches Update von Jazz, Soul und Klassik für die digitale Ära. Die stark introspektive Gefühlslage kann zuweilen aufs Gemüt schlagen, soll sie sicher auch, aber die dauerhaften Streicheleinheiten lassen oftmals auch an aufmunternde Stunden mit lieblichen Teesorten-Namen denken. Im Prinzip macht er aber alles richtig und hört auf sich selbst. Auch wenn das die Gefahr birgt, im Selbstbetrachtungsstrudel unterzugehen. Oder anders: Herbstdepression, du kannst kommen, hier ist dein Soundtrack. Konstantin Maier
Mercury Rev The Light In You Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade
Mercury Rev feiern eine unerwartete Rückkehr und bereiten lautmalerisch auf den Herbst vor.
JOSÉ GONZÁLEZ
»VESTIGES & CLAWS« TOUR 2015
03.11. BERLIN · 04.11. DRESDEN · 20.11. HEIDELBERG 21.11. MÜNSTER · 16.12. HAMBURG
K.I.Z
16.03. DÜSSELDORF · 17.03. HANNOVER 18.03. BIELEFELD · 19.03. LINGEN 22.03. WIESBADEN · 23.03. WÜRZBURG 26.03. BRAUNSCHWEIG · 29.03. GRAZ 30.03. MÜNCHEN · 01.04. STUTTGART 02.04. BAMBERG
LAMBERT
15.10. KARLSRUHE · 20.10. DÜSSELDORF 21.10. LEIPZIG · 22.10. MAGDEBURG 23.10. HANNOVER · 24.10. HAMBURG · 29.11. BERLIN
OLIVER POLAK
12.11. HAMBURG · 19.11. FRANKFURT 20.11. NÜRNBERG · 21.11. WIEN (AT) · 22.11. MÜNCHEN 23.11. SOLOTHURN (CH) · 24.11. BASEL (CH) 25.11. ZÜRICH (CH)
PHORIA
27.10. KÖLN · 28.10. HAMBURG · 29.10. BERLIN
RON SEXSMITH
30.10. FREIBURG · 01.11. MÜNCHEN · 02.11. ERLANGEN 03.11. FRANKFURT AM MAIN · 04.11. TÜBINGEN 05.11. BOCHUM
VIERKANTTRETLAGER
27.09. KIEL · 28.09. FRANKFURT · 30.09. ERLANGEN 02.10. STUTTGART · 03.10. FREIBURG 04.10. KAISERSLAUTERN · 06.10. DORTMUND 07.10. MÜNSTER · 08.10. KASSEL 09.10. WÜRZBURG · 10.10. BIELEFELD 11.10. BREMEN · 13.10. DRESDEN · 14.10. COTTBUS 15.10. ROSTOCK · 16.10. BRAUNSCHWEIG
XUL ZOLAR
08.10. HAMBURG · 09.10. BERLIN
TICKETS ERHÄLTLICH UNTER LANDSTREICHER-BOOKING.DE & KRASSERSTOFF.COM UND AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSSTELLEN
Sieben Jahre sind ins Land gegangen, seitdem Mercury Rev ihr letztes Album veröffentlichten. In der Zwischenzeit reduzierte sich das Line-up der Band auf die kreativen Köpfe Jonathan Donahue und Sean »Grasshopper« Mackowiak, sicher auch ein Grund für die lange Auszeit, in der man langsam begann, die Band trotz ihrer Legende zu vergessen. Umso überraschender kam die Ankündigung der neuen LP »The Light In You«, die nun sehr passend zu Beginn des Herbstes erscheint, denn seit der Trennung von Gründungsmitglied Steve Barker und der allmählichen Abkehr von den schrägen Psychedelic- und Noise-Attacken ihrer Frühphase – spätestens mit der Veröffentlichung ihres Opus magnum »Deserter’s Songs« im Jahr 1998 – sind Mercury Rev eine Band für den Herbst. Ihr kaleidoskopischer Dream-Pop ist auf »The Light In You« wie immer kunstvoll arrangiert und belohnt besonders aufmerksame Zuhörer, denn der weichgezeichnete Sound und das wunderschöne Gesäusel von Sänger Donahue verführen auch zum Nebenbei- und damit Vorbeihören. Doch auf Hälfte zwei nimmt die Platte plötzlich rasant an Fahrt auf und gewinnt an Helligkeit. Mit »Sunflower« und dem Schlussstück »Rainy Day Record« umrahmen zwei mitreißend sommerliche Uptempo-Songs den Höhepunkt des Albums, das von Grasshopper gesungene »Moth Light«, das sich nicht mal vor ihrem Überhit von anno dazumal, »Goddess On A Highway«, verstecken muss. Traumhaft. Timo Weber
Barbara Morgenstern Doppelstern Monika / Morr / Indigo
Sich umkreisen, sich umspielen, sich jedoch niemals berühren: Barbara Morgenstern entwickelt mit musikalischen Partnern fragile und faszinierende Songstrukturen. Doppelsterne sind eine Konstellation am Firmament: Zwei Himmelskörper, die dicht nebeneinander zu stehen scheinen, in Wirklichkeit jedoch Lichtjahre voneinander entfernt sind. Beide umkreisen einen gemeinsamen Schwerpunkt, sind zusammen entstanden und reagieren aufeinander. Diese Metapher benutzt Morgenstern nun als Grundlage für ihre Gesangsduette und instrumentalen Kollaborationen, die mal fragil elektronisch, schleppend melancholisch oder poetisch zart wirken. Die anderen Sterne auf dem Album sind unter anderem T.Raumschmiere, Hauschka, Gudrun Gut oder Justus Köhnke, von dem die Doppelstern-Idee stammt. Wie die Sterne am Himmel waren auch die musikalischen Sterne nicht immer am gleichen Ort, als die Tracks entstanden, dennoch gehören sie für den Zuhörer unweigerlich zusammen. Und wie Sterne, die in Wahrheit längst erloschen sind, strahlen die Songs auch noch in einer fernen Zukunft weiter. So, wie es in dem Lied »Übermorgen« auch so schön schlicht heißt: »Ewig sind wir zwei.« Kerstin Kratochwill
Elliot Moss Highspeeds PIAS / Rough Trade
Verletzlich, emotional, melancholisch – auf »Highspeeds« lässt Elliot Moss in intimen Songs zwischen Electro, Jazz und Ambient tief in seine einsame Seele blicken. »You’re traveling highspeeds and you’re fast, too fast to chase anymore« – Bitterkeit ist der Trieb, aus dem Elliot Moss auf seinem Debütalbum seine Kraft schöpft. Träge Synthies und dumpfe Beats durchziehen die melancholischen Songs, in denen der New Yorker Musiker von Sehnsüchten und Erinnerungen geplagt wird. »I’m so tired, I need to lay down«, gesteht er resigniert im Titelsong, legt im von zerstückelten Beats durchzogenen »Big Bad Wolf« seine verletzte Seele offen, um im verträumten »Pattern Repeating« aus seiner schläfrig vernuschelten Lethargie ein »Please wake me up« herauszupressen. In bester Tradition von Bon Iver rührt der 21-Jährige mit hoher Falsettstimme im gefühlvollen, jazzig dahingleitenden Stück »Slip« und erinnert bei der »It’s always
hard to say goodbye«-Nummer »Even Greater Things« in seiner fragilen Verletzlichkeit an die zittrigen, emotionalen Momente eines Conor Oberst zu Bright-Eyes-Zeiten. Doch Zeit heilt alle Wunden. Das wird dem New Yorker spätestens in »About Time« klar: »I do like this. It’s about time.« So klingt Musik als Selbsttherapie. Daniel Voigt
.15Oddisee
02.10.15 Erfurt, Franz Mehlhose 03.10.15 Stuttgart, Schräglage 04.10.15 München, Ampere
Lou Barlow
The Jon Spencer Blues Explosion
Grant-Lee Phillips
08.10.15 - 18.11.15 Köln / Hamburg Berlin / Leipzig München / Heidelberg
03.10.15 K, Wohngemeinschaft
08.10.15 Hamburg, Prinzenbar 09.10.15 Berlin, Bi Nuu 10.10.15 Köln, Stadtgarten
Ms. John Soda Loom Morr / Indigo / VÖ 02.10.15
Neues aus der Electro-Pop-Destillerie: »Loom« ist hochkonzentrierte Melancholie und entsprechend starker Stoff. Wenn ein Nebenprojekt ein paar Jahre unter den Tisch fällt, ist das nicht weiter erstaunlich. Im Kern besteht Ms. John Soda aus Stefanie Böhm und Micha Acher – beide sind nun einmal in On/Off-Beziehungen mit Dutzenden anderen Bands, am prominentesten dort Couch und da The Notwist. Ihre gemeinsame Band hat allerdings seit neun Jahren kein Album herausgebracht. Interessanterweise klingt »Loom« nun nicht, als sei bislang keine Zeit dafür gewesen, sondern wie ein knappes Jahrzehnt gereift beziehungsweise eingekocht, bis nur die Essenz übrig blieb: Schlanke 35 Minuten ist das Album lang, keine davon ist überflüssig. Gitarren, Orgeln und Synthesizer schichten und schrauben sich zu dichten, melancholischen Ohrwurmsongs, die ihresgleichen suchen. Nun ja, fast. Der Vergleich mit Lali Puna, der ähnlich aufgestellten, genauso guten Electro-Pop-Band von Valerie Trebeljahr und Michas Bruder Markus, liegt nah, belegt aber nur die Ausnahmestellung der Notwist-Köpfe. Wer exquisiten Tüftelkram will, der mindestens genauso emotional ist wie durchdacht, landet über kurz oder lang bei den Achers. Michael Weiland
Otto Normal 09.10.15 10.10.15 14.10.15 15.10.15 16.10.15
Low
12.10.15 13.10.15 17.10.15 19.10.15
Ulm, Roxy Augsburg, SoHo Stage Köln, Yuca Berlin, Privatclub Mainz, Schon Schön
Köln, Gebäude 9 Hamburg, Knust Berlin, Lido München, Ampere
The Tallest Man On Earth 12.10.15 Köln 13.10.15 Berlin
Born Ruffians
15.10.15 D, Forum Freies Theater 16.10.15 München, MuffatCafé 17.10.15 B, Kantine am Berghain
Pokey LaFarge
22.10.15 Hamburg, Stage Club
Moonlight Breakfast 23.10.15 24.10.15 26.10.15 27.10.15 28.10.15 29.10.15 30.10.15
HH, Nochtspeicher Dortmund, FZW K, Club Bhf Ehrenfeld Stuttgart, Club Cann Nürnberg, Künstlerhaus Dresden, Groove Station Berlin, Privatclub
Calexico
02.11.15 Frankfurt 10.11.15 Leipzig 18.11.15 Dortmund 19.11.15 Berlin
Holy Holy
25.10.15 Hamburg, Molotow 27.10.15 Berlin, Comet Club
Yo La Tengo
Wanda Bussi Vertigo Berlin / Universal / VÖ 02.10.15
Wandas Aufstieg zu einer der großen Konsens-Bands geht mit ihrem zweiten Album nahtlos weiter, denn sie geben ihrem Publikum einfach das, was es so lange vermisst hat: Gefühle, für die sich keiner zu schämen braucht. Wanda haben auch auf ihrem zweiten Album »Bussi«, das nach dem Überraschungserfolg des Debüts nun wenig überraschend auf einem Major-Label erscheint, eigentlich erstaunlich wenig zu sagen. Zumindest, wenn man die Maßstäbe ansetzt, die gemeinhin für »intelligente« deutschsprachige Rockmusik gelten. Hier gibt es keine analytische Tiefe oder groß reflektierte Haltung oder auch nur das Abarbeiten an irgendeiner Form von Zeitgeist oder gesellschaftlicher Entwicklung. Dafür geht es äußerst gründlich um die ganze Palette an Emotionen, die in einem Menschen ziemlich ungeordnet herumflirren, ihn antreiben, zum Taumeln bringen, niederdrücken oder aufrichten. Kurzum, hier geht es ums »G’fühl«. Dabei ist es letztendlich völlig egal, wie clever der Style der Band aus Straßenköter-Charme, augenzwinkerndem Machismo, Falco-Hysterie und Selbstzerstörung zusammengesetzt ist. Klar ist das kalkulierter denn je, natürlich ist das Pose und bewusste Provokation, die auch mal übers Ziel hinausschießt. Aber die Leute werden auch »Bussi« wieder mit übergeschnappter Leidenschaft lieben, weil Wanda eben diese verdammten Rockstars sind. Von denen erwartet man ja nichts anderes. Schließt man beim Hören der zwölf neuen Songs die Augen, sieht man ganze Stadien voller Menschen, die entfesselt »1 2 3 4, es ist so schön bei dir« oder »Weil du mir nein sagst« oder »Es ist scheißegal, egal, egal« grölen, die vielen Geschichten von gescheiterter Liebe und Selbstbetrug, Tod und Suff mit ihren eigenen privaten Katastrophen verbinden und sich gar nicht mal so heimlich wünschen, so cool und abgefuckt durchs Leben zu streunen wie die stolzen Loser Wanda. Denn »Bussi« ist nichts anderes als eleganter Rock’n’Roll zum Tanzen und Texten zum Mitschreien, Heulen und Lachen. Es ist so einfach, weil es wahr ist. Benjamin Walter
27.10.15 Berlin, Heimathafen 28.10.15 Köln, Kulturkirche
Scott Matthews
Editors
02.11.15 Köln 08.11.15 Hamburg 09.11.15 Berlin 10.11.15 Offenbach 12.11.15 München
06.11.15 K, Wohngemeinschaft 07.11.15 HH, Nochtspeicher 08.11.15 Berlin, Grüner Salon
Built To Spill 11.11.15 13.11.15 15.11.15 16.11.15
Heidelberg, Karlstorbhf. Köln, Gebäude 9 Berlin, Bi Nuu München, Ampere
Ariel Pink
13.11.15 Hamburg, Knust
Joanna Newsom 05.11.15 Berlin
BirdPen feat. Dave Pen from Archive 15.11.15 16.11.15 17.11.15 19.11.15 23.11.15 29.11.15 30.11.15
Köln, Artheater Hamburg, Molotow Berlin, Comet Club Wiesbaden, Kesselhaus Dresden, Groove Station München, Ampere Heidelberg, Karlstorbhf.
Swervedriver
18.11.15 Hamburg, Knust 19.11.15 Köln, Gebäude 9
The Thurston Moore Band
Benjamin Clementine
10.12.15 Köln 12.12.15 Hamburg 14.12.15 Frankfurt 15.12.15 Berlin
18.11.15 Berlin, Postbahnhof 21.11.15 Münster, Gleis 22
Ought
18.11.15 B, Kantine am Berghain 20.11.15 HH, Nochtspeicher 21.11.15 Offenbach, Hafen 2
Alex Vargas
22.11.15 Köln, Artheater 23.11.15 B, Kantine am Berghain 24.11.15 Heidelberg, Karlstorbhf.
Caravan Palace 03.02.16 Köln 04.02.16 München 06.02.16 Hamburg 07.02.16 Berlin
Tickets & Infos: www.schoneberg.de
Expressivität, deren Schlüsselreize längst die Grenzzäune und Kulturbarrieren hinter sich gelassen haben. Klaas Tigchelaar
Naked Lunch Music From The Film Jack
RUDIMENTAL
13.11. Berlin, Astra 16.11. Hamburg, Große Freiheit 36 17.11. Köln, Live Music Hall
ROMANO
29.09. Frankfurt, Zoom 07.10. München, Kong 08.10. Nürnberg, Desi 09.10. Leipzig, Neues Schauspiel Leipzig 23.03.16 Berlin, Astra
JOY WELLBOY
07.10. Berlin, Lido 16.10. Göttingen, Exil 17.10. Lüneburg, Vitrine 11.11. Dresden, Sheune Lounge 12.11. Jena, Kassablanca
NOZINJA
07.10. Berlin, YAAM 08.10. Hamburg, Kampnagel
NOVA HEART
Support: Shao aka Dead J 11.10. Köln, ARTheater 13.10. Berlin, Lido
HEALTH
11.10. Hamburg, Mojo 13.10. Berlin, Berghain 19.10. Frankfurt, Mousonturm 20.10. Stuttgart, Wizemann
ODESZA
Support: Fakear & Essay 15.10. Berlin, Kesselhaus 17.10. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld
LONELADY
16.10. Berlin, Berghain Kantine 17.10. Frankfurt, Mousonturm (Studio II)
DAVID AUGUST & ENSEMBLE 18.10. Frankfurt, Mousonturm 19.10. München, Strom 20.10. Stuttgart, Liederhalle (Mozartsaal) 23.10. Köln, Kulturkirche 25.10. Hamburg, Kampnagel K6 07.11. Berlin, Volksbühne
HOWLING
19.10. Berlin, Heimathafen
THE PARLOTONES
Support: The Secret Sits 25.10. Köln, Gebäude 9 26.10. Stuttgart, Club Cann 27.10. München, Orangehouse 28.10. Leipzig, Werk 2 29.10. Berlin, Frannz Club 30.10. Hamburg, Rock Cafe
MICK JENKINS
26.10. Berlin, Prince Charles
SON LUX
Support: Olga Bell 27.10. Hamburg, Uebel und Gefährlich 28.10. Berlin, Bi Nuu
VESSELS
Support: Sea Moya 28.10. Hamburg, Hafenklang 29.10. Leipzig, Werk 2 30.10. Berlin, Urban Spree 31.10. Köln, Klub Genau 01.11. München, Strom
MAX COOPER
Support: DEADBEAR 29.10. Berlin, Globus (Tresor Club)
MILD HIGH CLUB 30.10. Berlin, ACUD
BATTLES
31.10. Frankfurt , Zoom 04.11. Berlin, Berghain
meltbooking.com facebook.com/wearemeltbooking
Tapete / Indigo
PURITY RING
Support: Empress Of 04.11. Köln, Kulturkirche 11.11. Berlin, Berghain
RHYE
07.11. Berlin, Lido
ONEOHTRIX POINT NEVER 10.11. Berlin, Berghain
CHVRCHES
12.11. Hamburg, Docks
POST MALONE 14.11. Berlin, St. George
JAMIE WOON
18.11. Berlin, Prince Charles 19.11. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld
ROISIN MURPHY 19.11. Berlin, Tempodrom
WOLF ALICE
19.11. Köln, Luxor 20.11. Berlin, Lido 22.11. Leipzig, Täubchenthal Club 23.11. Hamburg, Uebel und Gefährlich
YEARS & YEARS
20.11. Frankfurt, Stadthalle Offenbach 22.11. Hamburg, Docks (sold out) 23.11. Berlin, Astra
Filme aus Österreich haben den Ruf, »Feel Bad Movies« zu sein, die Ekel und Schlechtigkeit der Menschen thematisieren. Den zerrissenen Soundtrack zu solch einer Geschichte liefern Naked Lunch hier. Einen Soundtrack zu hören, ohne den dazugehörigen Film zu kennen, ist schwierig. Die Bilder, die man sich unweigerlich macht, werden niemals mit dem Ergebnis übereinstimmen. In diesem Fall ist das aber egal, denn Naked Lunchs »Jack« besteht auch ohne Film. Kurze thematische und fragile Scores wechseln sich mit zerbrechlichen und zerfaserten Songs ab, die melancholisch versponnen der Experimentierfreude der Band Rechnung tragen und Notwist-Freunde jauchzen lassen. In dem Stück »Weeping Dog Schluss« singt sogar der Hauptdarsteller Johannes Krisch voller Ekstase mit. Er spielt den Serienkiller Johann »Jack« Unterweger, der nach Haftende in der Wiener Gesellschaft als »Häfnpoet« und charmanter Stargast herumgereicht wird, bis der Frauenheld anscheinend wieder mehr Freude am Töten statt am Lieben von Frauen findet. Entstanden ist so ein Psychogramm eines Psychopathen, von Naked Lunch psychologisch raffiniert in zerbrechliche Klänge übersetzt. Die Band hatte hörbar Freude an der Beschreibung eines schreibwütigen Menschen, dessen Abgründe niemand je ausloten konnte. Kerstin Kratochwill
C DUNCAN
Ought Sun Coming Down Constellation / Cargo
Ought wollen nicht zur Ruhe kommen. Knapp über ein Jahr nach ihrem umjubelten Debüt und einer ausführlichen Tour veröffentlicht die Band aus Montreal ihr zweites Album. Erinnert ihr euch noch an letztes Jahr? Irgendwann zwischen Mai und Spätsommer tauchte auf den Pinnwänden des gut informierten Teils eures digitalen Freundeskreises dieser sonderbare Bandname auf. Ought. Was soll das denn bitte sein? »Panikattacke, Adrenalin und Ekstase«, kommentierte Pitchfork und erkor das Debüt »More Than Any Other Day« zur »best new music«. Zahlreiche Konzerte und nur ein gutes Jahr später hat die Band aus Montreal das nächste Album fertig, und man darf erneut in Jubel ausbrechen. Sänger Tim hat zwar mittlerweile seinen Nachnamen von Beeler zu Darcy gewechselt, die nervöse Dringlichkeit seiner Stimme sowie ein Geschick für doppelbödige Texte aber beibehalten. Musikalisch bleiben Ought dem Postpunk der Marke Talking Heads ebenso ergeben wie DIY-Geist und Schweißgeruch. Unpoliert und polternd produziert, vermittelt »Sun Coming Down« einen guten Ausblick auf all den Budenzauber, zu dem diese Band bei einer ausverkauften Club-Show imstande ist. Die oft so schwere Hürde des zweiten Albums nehmen Ought im nimmermüden Sprint und höchst erfolgreich. Bastian Küllenberg
24.11. Köln, Blue Shell 25.11. Berlin, Grüner Salon
RAE SREMMURD
25.11. Berlin, Astra 28.11. München, Muffathalle 07.12. Frankfurt, Batschkapp 08.12. Köln, Live Music Hall
ROOSEVELT
Support: COMA 26.11. Hamburg, Häkken 27.11. Köln, Yuca 28.11. Frakfurt, Zoom 29.11. Berlin, Badehaus Szimpla
EVERYTHING EVERYTHING 29.11. Hamburg, Molotow 30.11. Berlin, PBHFCLUB 05.12. München, Strom
HUDSON MOHAWKE 02.12. Berlin, Berghain
THE UNDERACHIEVERS 02.12. Berlin, PBHFCLUB 03.12. Hamburg, Uebel & Gefährlich 04.12. Köln, Luxor 05.12. Frankfurt, Zoom 06.12. Stuttgart, Wizemann 07.12. Leipzig, Täubchenthal
IBEYI
09.12. Hamburg, Mojo 11.12. Berlin, Kesselhaus 12.12. Köln, Kantine 13.12. München, Technikum
DISCLOSURE
08.02.16 Hamburg, Stadthalle 11.02.16 Köln, Palladium 12.02.16 Berlin, Columbiahalle
THE 1975
02.04.16 Hamburg, Große Freiheit 36 08.04.16 Berlin, Columbiahalle 09.04.16 München, Tonhalle
Nova Heart Nova Heart Staatsakt / Caroline / Universal / VÖ 02.10.15
Darauf haben wir nur gewartet – das China uns auch noch in Sachen Popmusik aussticht. Wenn das Debütalbum von Beijings Indie-Ikone Helen Feng alias Nova Heart ein billiges Plagiat sein soll, dann müsste das Original ein elektronisches Wave-PopMeisterwerk sein. Es ist natürlich ein tolles Verkaufsargument, die zierliche »Queen of Beijing« als den aufstrebenden Indie-Exportschlager aus China zu vermarkten, aber auch nur die halbe Wahrheit, denn Helen Feng lebte 17 Jahre in Nordamerika und kehrte erst 2002 wieder nach Asien zurück, um als Moderatorin für MTV China zu arbeiten. Nach wie vor ist ihr Englisch deutlich besser als ihr Mandarin, und der amerikanisch geprägte Popkultur-Einfluss auf ihr Leben ist auch bei Nova Heart klar heraushörbar. Seit fünf Jahren ist ihre Band auf Tour, Helen (Vocals, Keys, Video-Games) wird an Gitarre, Bass und Schlagzeug von Landsleuten begleitet. Und wo genau die Brücke zwischen China und der westlichen Welt steht, ist hier glücklicherweise nicht ganz klar, denn dieses Debüt umschifft erfreulicherweise jedes Klischee von der Verknüpfung der Kulturen. Stattdessen schafft die Band eine emotional mitreißende Mischung aus New Wave, Krautrock und Electro-Pop, mit Mut zu Experimenten, ausufernden Passagen und viel Raum für anregende Geräusche, Rhythmen und eine naiv erscheinende
Peaches Rub I U She / Indigo
Nach sechs Jahren kehrt Peaches mit einem Banger zurück, der musikalisch auf der Höhe der Zeit, politisch aber leer ist. Fette Bässe, harte Claps und coole Raps: »Rub« haut von der ersten Minute voll rein. Dabei ist es schon über 15 Jahre her, dass Merrill Nisker mit »The Teaches Of Peaches« ihren aggressiven, genderkämpferischen Stil etabliert hat. Sie schafft es auf »Rub«, aktuelle Trends wie Bass Music (»Close Up«, mit Kim Gordon) und Trap-Sounds (»How You Like My Cut«) im richtigen Maß aufzunehmen und so ihren Stil zu modernisieren, ohne ihn zu verlieren. Und wieder geht es um alle Arten von Körperflüssigkeiten und -teile unterhalb der Gürtellinie. In der Zwischenzeit hat sich jedoch nicht nur die musikalische Landschaft verändert, sondern auch die sexuelle. Feuchtgebiete, YouPorn, Miley Cyrus und nicht zuletzt auch Peaches selbst haben die Grenzen der Schockwirkung von expliziten sexuellen Obszönitäten so weit verschoben, dass diese früher politisch relevante Geste mittlerweile ziemlich hohl klingt. Der Track »Dick In The Air«, so gut die Beats auch sind, zeigt das in seiner wiederholten Strophe wohl am deutlichsten: »Balls and dick, two balls and one dick. Balls, balls, dick, dick, balls and dick.« Henje Richter
WWW.KK T.BERLIN
Don’t call it a comeback: Fast zehn Jahre nach seinem letzten Album kehrt Method Man zurück und veröffentlicht statt des lange schon angekündigten »Crystal Meth« lieber eine Platte mit Namen »The Meth Lab« (Tommy Boy). Zwischendurch arbeitete der MC am letzten Wu-Tang-Album »A Better Tomorrow« mit, das Ende 2014 erschien und seither irgendwo zwischen netter Nostalgie und abgehängter Behäbigkeit herumlungert. Mister Meth allein klingt da schon besser, aber auch wenig überraschend. Viele verschiedene Produzenten, dicke Bässe und Funk-Breaks sowie FeatureGäste im zweistelligen Bereich. Also alles so, wie man es von einem US-Rap-Werk dieser Größenordnung und Altersstufe erwartet. Kann man, muss man aber nicht.
Ebenfalls ein wenig altmodisch, dafür aber musikalisch leichtfüßiger und damit charmanter geben sich Suburbants auf ihrem Debüt »Atl-Lth« (Lost Hill). Die klassische Kombination aus MC und DJ dient dem Duo als Ausgangspunkt für eine Reise durch Boom Bap und Sample-Beats. Während der Züricher Tom Select für die Produktion verantwortlich ist, steuert Rapperin Akila Da Hun aus Atlanta lupenreines Storytelling bei. Wer in den 1990ern gerne zu A Tribe Called Quest und De La Soul wippte, dürfte hieran auch 20 Jahre später Gefallen finden. THC, StGb, BMW, ACAB und vor allem Hertha BSC. Abkürzungen sind Trumpf auf »Gewachsen auf Beton« (Warner), dem neuen Album der Weddinger Kiez-Legende George Boateng alias BTNG. »Diamanten entstehen unter Druck«, weiß der Bruder der FußballStars Kevin-Prince und Jérôme und spielt im Albumtitel auf ein Graffiti an, das ein Sportartikelhersteller zu Ehren des Trios auf eine Berliner Betonwand sprühen ließ. Das Album zum Werbeslogan liefert neben allerhand pathetischen Streichern vor allem trockene Technik und Straßenrap-Poesie, die nicht selten von den Schattenseiten der Hauptstadt kündet. So in etwa dürfte der grimmig dreinblickende Gegenentwurf zum zweiten Berliner BassBotschafter Romano klingen. Oder, um es mit BTNG selbst zu sagen: »Fick nicht mit dem Ficker, der den Ficker fickt!«
Jetzt ist aber gut mit Fäkalsprache und Kampfansagen. Die derzeit beste Adresse für analogen Funk und Soul veröffentlicht mit »Daptone Gold 2« (Daptone) den zweiten Label-Sampler. Dabei ist Daptone seit der Gründung 2001 mehr Familie als Plattenfirma: Da helfen die Label-Künstler schon mal bei Renovierungsarbeiten an der Firmenzentrale mit oder unterstützen sich gegenseitig als Teil einer der zahlreichen Hausbands. Neben InstrumentalGruppen wie den Dap-Kings, The Menahan Street Band und The Budos Band hört man auf der Compilation die Aushängeschilder Sharon Jones und Charles Bradley sowie
Gospel-Queen Naomi Shelton und die ehemaligen Background-Sängerinnen Saun & Starr. 21 Songs, die vorher nur auf schnell vergriffenen Singles veröffentlicht wurden oder bisher gar nicht erschienen sind, machen »Daptone Gold 2« zum Pflichtkauf.
Auch Nicole Willis & The Soul Investigators könnte man sich gut auf Daptone vorstellen. Und wären die Band und ihre Sängerin in Brooklyn ansässig, sie wären vermutlich schon längst dort untergekommen. Das 2005erDebüt »Keep Reachin Up« zählt mittlerweile zu den unverzichtbaren Werken jener Szene aus Soul-Revivalisten. Aber ihr Lebensmittelpunkt Helsinki ist weit entfernt von Willis Geburtsstadt, und so erscheint auch das dritte Album »Happiness In Every Style« beim finnischen Label Timmion. Ebenso konstant bleibt die hohe Qualität dieser Mischung aus stilvollen Northern Soul-Hits, groovenden Balladen und tanzbarem Funk. Wer in Europa bessere Bands dieser Gattung finden möchte, muss lange suchen.
»Songs Of Paapieye« (Awesome Tapes From Africa) gehört zu der Sorte Alben, bei denen es ganz besonderes Engagement braucht, damit sie der Welt zugänglich gemacht werden können. Zum Glück gibt es das New Yorker Label Awesome Tapes From Africa. Deren jüngste Horizonterweiterung kommt von SK Kakraba, der bereits als Kind die hohe Kunst des Gyil, ein klanglich entfernt an die Kalimba erinnerndes Xylofon aus Ghana, gelernt hat. Mittlerweile lebt der Musiker in L.A., zeigt sich auf »Songs Of Paapieye« allerdings weiterhin heimatverbunden und kombiniert traditionelle Lieder und Begräbnismusik mit Improvisation und Eigenkompositionen. Minimalistisch, rhythmuszentriert und außergewöhnlich.
Deutlich klassischer und einfacher zu beschreiben ist »The Skinheads Dem A Come« (Liquidator), die Wiederveröffentlichung des Monats. Das Comeback-Album von Roy Ellis alias Mr. Symarip, einer der Legenden des britischen Ska, wurde erstmals vor neun Jahren veröffentlicht. Die 14 Stücke darauf klingen jedoch eher, als seien sie bereits in den 1960ern entstanden, und einige wie die Coverversion »I’m Gonna Knock« oder der von »Amen« zu »Say When Say When« umgetextete Gospel sind im Ursprung tatsächlich bereits viele Jahrzehnte alt. Diese Platte eignet sich bestens zum lässigen Marsch durchs Off-Beat-Wunderland. Nicht nur für Puristen unbedenklich.
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#Review
Radio Citizen The Night & The Citizen Sonar / Indigo
Protomartyr The Agent Intellect Sub Pop / Cargo / VÖ 09.10.15
Platzen ist in der kleinsten Hütte: »The Agent Intellect«, das dritte Album von Protomartyr in drei Jahren, ist am schönsten, wenn es auf engstem Raum explodiert. Der klaustrophobische Erstickungsrock von Protomartyr aus Detroit hält sich oft bewusst klein: Gleich zwei Gitarren dengeln bei Gelegenheit akkordlos vor sich hin, um bloß nicht zu viel Raum einzunehmen. Die Akustik ist eh ausladend wie in einem Schuhkarton. Dazwischen dehnt Joe Casey in maulendem Bariton die Vokale, als versuche er, das letzte Bier drin zu behalten. Bemerkenswert wird es, wenn aus Luftanhalten ungehalten wird. Etwa im Song »Why Does It Shake?«, der mit einer ziemlich aufregenden Lärmattacke die Frage im Titel umfassend nonverbal beantwortet. Aus dem sprechsingenden »I Forgive You« kann man je nach Gnade The Fall heraushören oder Interpol, die aus dem Gedächtnis Blur nachspielen. Angenehm nachlässig machen Protomartyr beständige Rocksongs mit einer gewieften Rhythmussektion. Wer »Postpunk« denkt, hat bereits den richtigen Sound im Kopf – langweilig. Aber noch nicht die Lieder, und die heben die Band eben doch deutlich vom Rest ab. Michael Weiland
Das dritte Album der One-Man-Bigband Radio Citizen überzeugt mit einem stimmigen Soundtrack für Großstadtnächte. Als talentierter Multiinstrumentalist und MPC-Virtuose hat Niko Schabel ein beeindruckendes Arsenal an organischen Sounds zur Verfügung, das ihn zu so ziemlich jeder Komposition befähigt. Für den Gesang allerdings hat er sich die afro-dänische Sängerin Natalie Greffe an Bord geholt, deren so folkige wie soulige Stimme diesem Album für das Münchner Sonar Kollektiv seine schwarze Seele verleiht. Die Songs spielen im Dschungel der Großstadt bei Nacht, daran lassen die dubbigen und von Afrobeat inspirierten perkussiven Elemente keinen Zweifel. Auch trifft man unterwegs auf melancholische Jazz-Trios in rauchigen Spelunken, wird zu Bossa Nova von einer sinnlichen Latina angetanzt, hört schließlich Funk aus dem Taxiradio und meint dabei, am Horizont gerade noch Bristol und seine TripHop-Vergangenheit erkennen zu können. Mit beeindruckendem musikalischen Gespür navigiert Nico Schabel durch diese Szenen, hüllt den Hörer gänzlich in die von ihm geschaffene dichte Atmosphäre ein, bevor er ihn wieder sanft in die Nacht entlässt. Leopold Hutter
Kerry Leatham hätte es sich einfach machen können: Noch bis vor drei Jahren stand sie als Musikerin für eher konventionelle Akustikgitarren-Songs – zuerst solo, dann als Teil des Duos Peter & Kerry. Vor allem ihre Coverversionen auf YouTube bescherten ihr dabei unter anderem sechsstellige Klickzahlen und eine Veröffentlichung auf Bonobos Compilation »Late Night Tales«. Doch damit wollte sich Kerry offensichtlich nicht zufrieden geben. Stattdessen beschloss sie – wohl auch unter dem Eindruck ihrer Kollaborationen mit spannenden britischen Künstlern wie Lapalux und Dels –, mehr Zeit und Energie in eigene Beats und komplexere Songstrukturen zu investieren und nicht nur ihrer Gitarre, sondern auch ihrem Bandpartner Adieu zu sagen. Was sich gelohnt hat: »Salt«, ihr Debütalbum als Roseau, ist ein vielversprechendes und erwachsenes Pop-Experiment mit sehr britischem Einschlag. Leatham verbindet abstrakte Elemente von Grime, Dubstep und UK Funky zu schwerelosen Kompositionen, getragen von wummernden Bässen, sphärischen Synthesizern und ihrer glasklaren Stimme. Ein bisschen mehr Tiefgang hätte zwar hier und da nicht geschadet, stattdessen gibt es perfekt ausgefeilte Oberflächen – komplexer als Jessie Ware und weniger verschroben als Purity Ring. #flawless. Hanno Stecher
Elvis Perkins I Aubade Mir / Cargo / VÖ 02.10.15
Roseau Salt Big Dada / Ninja Tune / Rough Trade
Vom Gitarren-Songwriting zu ausgefeiltem ExperimentalPop: Roseau verbindet Elemente aus britischem Underground und Mainstream zu einem beinahe schwerelosen Ganzen.
E V ROPI 04.11. 05.11. 07.11. 08.11. 09.11. 12.11. 13.11. 14.11. 16.11. 17.11. 18.11. 19.11. 08.01.
Stuttgart Freiburg Heidelberg Neunkirchen Frankfurt Augsburg Dresden Potsdam Leipzig Düsseldorf Osnabrück Bremen Nürnberg
WIREWALKER TOUR
TOU R 09.01. 10.01. 12.01. 13.01. 14.01. 15.01. 16.01. 17.01. 18.01. 19.01. 20.01. 21.01. 22.01.
Konstanz München Ulm Köln Bielefeld Dortmund Kassel Erfurt Göttingen Kiel Hamburg Hannover Berlin
07.11. STUTTGART 08.11. MÜNCHEN 10.11. ROSTOCK 11.11. BERLIN
MINI 10MOUSTACHE YEARS OF DISCO DISCO TOUR
13.10. MÜNCHEN · 14.10. MAINZ · 15.10. LEIPZIG · 16.10. BAMBERG 19.10. KÖLN · 20.10. STUTTGART · 21.10. AUGSBURG
3 Städte, 2 Künstler, 1 Konzert 20.10. Köln Yuca 21.10. Hamburg Nochtspeicher 22.10. Berlin Privatclub www.phela.de www.kenay.de
THE S E R I O U S A RT O F P RO M OT I O N
W W W. P R K N E T. D E
Was zum Teufel will Elvis Perkins nur sagen? Er spielt einen versponnenen Freak-Folk, der in einer Zeitkapsel aus dem East Village der 1960er in die Gegenwart gebeamt wurde. Sein Vater Anthony Perkins spielte den perversesten Mörder der Filmgeschichte (»Psycho«) und starb an Aids; seine Mutter, Model und Fotografin Berry Berenson, kam bei den 9/11-Anschlägen ums Leben, und die beiden nannten ihren Sohn nach dem ultimativen Rock’n’Roll-Star – Elvis Perkins
Someday Jacob It Might Take A While Tour 2015 06. 12. Leipzig · 07.12. München · 08. 12. Stuttgart · 09. 12. Köln 10. 12. Düsseldorf · 13. 12. Hamburg 14. 12. Frankfurt · 15. 12. Berlin · 17. 12. Bremen
18.10. Hamburg 19.10. Berlin 21.10. Bielefeld 22.10. Wiesbaden
LASSE MATTHIESSEN SE V EN R AV ENS T OUR 2015 8.10. R AVENSBURG · 9.10. AUGSBURG 10.10. K ARL SRUHE · 12.10. MÜNCHEN 13.10. DRESDEN · 14.10. ERFURT · 15.10. POT SDAM
hat eine interessante Biografie. Das hat wohl dazu geführt, dass seine Musik wie aus der Zeit gefallen wirkt. Stellen wir ihn uns als einen Beatnik vor, der 1966 samt Klampfe und verbeultem Hut von der Bühne einer Bar im East Village in eine Zeitmaschine stolpert, um 2015 perplex wieder aufzutauchen, in der Tasche seiner Lederjacke ein von Hank Williams und Bob Dylan ferninspiriertes, wirr versponnenes Singer/Songwriter-Lo-Fi-Folk-Album. »I Aubade« ist Stimme, Akustikgitarre und nicht viel mehr, Freak-Folk im besten Sinne. Der Mann schert sich weder um Songstrukturen noch um verständliche Texte, was einen auch nach mehrmaligem Hören zwar ratlos und nicht wirklich begeistert zurücklässt, aber auch einen gewissen Charme hat. Die fragmentarisch rumpelnden Aufnahmen, die in seinem Haus und Hotelzimmern entstanden, sind dennoch gewöhnungsbedürftig. Wir gönnen Elvis also jede Atempause, wenn seine komplexe Seele wie in »& Eveline« und »It’s Now Or Never Loves« ein Licht am Ende des Tunnels sieht. Annette Walter
Rudimental We The Generation Asylum / Warner / VÖ 02.10.15
Ihr Debütalbum »Home« landete mit seinem poppigen, aber anspruchsvollen Drum’n’Bass auf Platz 1 der UKCharts. Nun legen Rudimental den Nachfolger vor. Und der steht dem großen Wurf von 2013 in nichts nach. Besonders viel haben Rudimental an ihrem Stil nach diversen Hitsingles und Auszeichnungen nicht herumgeschraubt – warum auch? Das Quartett aus Hackney hat es schließlich schon einmal geschafft, mit einer erstaunlichen Leichtigkeit halsbrecherische Breakbeats und feist verzerrte Bässe mainstreamtauglich zu fönen, ohne dass das Ergebnis glatt, seicht, berechenbar geworden wäre. Nach dem Schema lässt sich doch auch ein zweites Album machen: Wieder wird Drum’n’Bass mit Techno, House, R’n’B, Soul, HipHop und wer weiß was noch allem zusammengebastelt, dazu tragen mehr oder weniger illustre Gäste die Vocals bei. Dieses Mal sind unter anderem Ed Sheeran auf einem Remix seines mit Rudimental geschriebenen Songs »Bloodstream«, Dizzee Rascal, Ella Eyre, Foy Vance sowie Bobby Womack mit einer der letzten Aufnahmen vor seinem Tod dabei. So breit die Palette an Stilen auch ist, so stimmig ist »We The Generation« geworden. Ob das mal zum Klassiker reicht, wird die Zeit zeigen. Spaß macht dieser urbane Edel-Pop auf jeden Fall – auf der Tanzfläche wie auf dem Sofa. Till Stoppenhagen
Sandy Alex G Beach Music Domino / GoodToGo / VÖ 09.10.15
Der DIY-Folker Alex G ist die beste Internet-Entdeckung seit dem Clip mit dem niesenden Panda. Auf seinem ersten Album auf Domino bleibt er seinen Schrullen treu. Noch ehe die Musikwelt Alex Giannascolis wahrnehmen und die alte Geschichte vom hochgelobten Debüt oder dem schwierigen zweiten Album herauskramen konnte, warf der Musiker aus Philadelphia als Alex G über Bandcamp mit Alben um sich und sammelte dabei mit Highlights wie »Rules« eine beachtliche Fangemeinde. So handelt es sich bei »Beach Music« bereits um seine siebte LP. Ihr noisiges Intro stellt ein Statement dar, das die Indie-Credibility auch auf dem großen Label Domino untermauern soll. Dabei wäre das gar nicht nötig, denn Credibility und DIY-Ästhetik gibt es auf dem verspielten Album in Großlastern. Sandy Alex G verschickt in 13 Stücken die üblichen Postkarten aus den 1990ern, die Erinnerungen an Helden wie Stephen Malkmus (»Kicker«) und insbesondere Elliott Smith (»Snot«, »Mud«) wecken und dabei genügend Raum für Selbsterdachtes wie den frechen Ohrwurm »Brite Smile« oder den Chipmunk-Klamauk in »Bug« lassen. Das ist 1990er-Alternative-Rock wie aus dem Bilderbuch oder einer alten Intro-Ausgabe: catchy, schlurfig und mit viel Liebe hingerotzt. Sebastian Jegorow
St. Germain Real Blues Warner / VÖ 09.10.15
Ludovic Navarre ist zurück, und zwar ganz anders als erwartet. Auf dem ersten Studioalbum seit 15 Jahren tritt der sonst so prominente Jazz-Einfluss in den Hintergrund und treibende afrikanische Rhythmen und Melodien an dessen Stelle. Es gibt die Theorie, dass sich in politischen und gesellschaftlichen Krisenzeiten einer Region die kulturelle Produktivität deutlich steigert. Einen Beweis dafür liefert das von Religionskrieg und Vertreibung gebeutelte Mali. Schon immer reich an Musik- und Tanzkultur, schwappt in letzter Zeit eine ungeheure Welle großartiger Musik von dort nach Europa. Die Tuareg-Bands Tinariwen und Tamikrest, das Rock-Quartett Songhoy Blues oder Damon Albarns Projekt Africa Express sind nur einige Beispiele. Mit »Real Blues« reiht sich hier nun der Franzose Ludovic Navarre alias St. Germain ein. Während er auf seinen Vorgängeralben »Tourist« und »Boulevard« noch Deep House und Electronica wunderbar mit Acid- und Free-Jazz vereinigte, lässt er auf »Real Blues« den Jazz Jazz sein. An dessen Stelle treten die von Gastmusikern eingebrachten afrikanischen Rhythmen und folkloristischen Instrumente wie Kora und Ngoni (»Hanky Panky«). Treibende Beats hat St. Germain jedoch nicht vollkommen hinter sich gelassen (großartig: »Sittin Here«), wodurch das gemeine europäische Gehör immer wieder an eine Hand genommen wird, die man fortan gar nicht mehr loslassen möchte. 15 Jahre Schaffenspause scheinen Navarre nicht geschadet zu haben. Marius Wurth
Steakknife One Eyed Bomb Rookie / Cargo
Punk ist nicht tot, er lebt bloß im Saarland. Kann man ja mal verwechseln. Die Punkrockness von Saarbrücken ist gut dokumentiert: Die Plattenläden Short Egg und Rex Rotari, auch sympathische Rumpelschuppen wie der Karate Klub Meier und das Hellmut haben in den 1990ern mit ihrer liebevollen Subkulturpflege das Nest gleich viel größer aussehen lassen. Danach bin ich weggezogen, wie sieht’s da eigentlich heute aus? Müsste man mal Lee Hollis fragen, der ist ja dageblieben. Der Henry Rollins von der Saar (ursprünglich Alabama; er ist außerdem Autor und Frontmann der sogar noch legendäreren Spermbirds) hat nach acht Jahren Pause seine Band Steakknife wieder hinter sich, und die klingt auch mit ein Loch weiter geschnalltem Nietengürtel noch gut. Musikalisch ist man schlank geblieben, Punkrock ohne eklige Ambitionsvortäuschung eben. Die Texte sind eine andere Sache: irre lustig, ohne widerlichen Fun-Punk auch nur zu streifen. Ist das Kunst oder kann das weg? Beides: »One Eyed Bomb« rast mit Affenzahn an einem vorbei, so ein Lied hält kaum zwei Minuten durch. So was aber auch: Da wartet man jahrelang, und dann hat Mr. Hollis überhaupt keine Zeit. Michael Weiland
Slayer Repentless Nuclear Blast / Warner
Slayer ohne Hannemann und Lombardo – kann das gut gehen? Andererseits: Die Ersatzkräfte kommen beide von Exodus – gibt es einen völlig neuen Sound? Nein, Quatsch. »Das ist definitiv Slayer. Niemand wird von dem, was wir geschaffen haben, enttäuscht sein«, sagt Tom
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#Review Araya über »Repentless«, und genauso straight kann man das Album betrachten. Als sei es in erster Linie erschaffen worden, um zu zeigen: Seht her, ihr bekommt, was ihr erwartet, keine Sorge. Und vielleicht ist es das, was reflexartig geschieht, wenn die Band, die einen ernährt, plötzlich in ihren Grundfesten erschüttert wird. Jeff Hannemann, der deutschstämmige, immer wieder über Nazi-Devotionalien in die Kritik geratene Gitarrist mit der Vorliebe für Punk und Hardcore, war 2013 an einer Leberzirrhose gestorben. Dämon Alkohol hat dafür im Titelsong die Quittung bekommen. »Hannemanthem« wird er von Kerry King genannt. Ebenso ist mit »Piano Wire« ein von Jeff Hannemann zu »World Painted Blood«-Zeiten begonnener Song dabei. Die Band leidet offenkundig unter Hannemanns Verlust mehr als unter dem von Dave Lombardo. Kunststück, sie haben ihn selbst rausgeschmissen, als er die Verträge mit dem Management neu verhandeln wollte. Nun ist also Paul Bostaph wieder da, und mit Gary Holt hat er einen Band-Kollegen, der sogar noch viel länger als er bei Exodus spielte und spielt. Alles funktioniert wie am Schnürchen, aber wirklich besonders wird »Repentless« nicht. Eher ein Arbeitssieg, eine Demonstration der eigenen Trademarks. Nichts, wofür man sich zu schämen braucht, und nichts, was man in Erstaunen neben die Klassiker stellt. Carsten Schumacher
Telekinesis Ad Infinitum
Umse Hawaiianischer Schnee Jakarta / Groove Attack
Umse ignoriert sämtliche Entwicklungen im Deutschrap der letzten 15 Jahre. Ganz so, als wäre da nichts gewesen. Dafür macht er aber eine recht gute Figur. Ich kann dem, was Umse mir da zwölf Tracks lang erzählt, inhaltlich nicht viel abgewinnen. Aber es ist menschenfreundlich und stilsicher gereimt. Er will gar nicht böse, verrückt, sonderlich politisch oder ironisch sein, sondern einfach ein versierter MC mit einem Käppchen auf dem Kopf. Eine große Liebe zur Sache, also zur deutschen HipHop-Szene der weißen Mittelschichts-Jungs der späten 1990er, ist in jedem seiner Stücke zu spüren. Und das ist nicht abwertend gemeint. Die Stärke der Platte liegt eben auch darin, dass sie sich grade nicht am aktuellen deutschen Rap, wo kreative Irre wie Money Boy und Comic-Figuren wie Farid Bang das Game im Internet dominieren, abarbeitet. Sondern hier wird einfach immer noch ein bisschen gekifft, fleißig an den Texten gefeilt und ein Soul-Sample geloopt. »Hawaiianischer Schnee« ist Nostalgie pur, ohne Gejammer darüber, dass früher alles besser war. Das gerät teilweise bieder, wie in »Dankbar«, wo Umse sich artig bei seinen Fans und Eltern bedankt. Insgesamt macht er aber mehr sein eigenes Ding als so mancher Internet-Rapper. Benjamin Walter
Merge / Cargo
Was macht einer aus der Indie-Garage, der von Power-Pop genug hat? Er reinkarniert als Synthie-Popper. Im Fall von Michael Lerner, der mit Telekinesis immerhin drei ziemlich lupenreine und exaltiert schrammelnde Power-Pop-Alben aufgenommen hat, ist die Hinwendung zu Synthie-Pop schon eine Überraschung. »Ad Infinitum« ist für ihn selbst jedoch der logische Schluss aus zunehmender Langweile: immer die gleichen Akkorde, immer die gleiche Attitüde, das schmeckte nicht mehr. Lerner hat die Fühler ausgestreckt und hält die technoide Kühle des Openers »Falling (In Dreams)« zwar nicht über die gesamte Distanz durch, trotzdem steht die neue Synthetik zumeist im Vordergrund: Futuristisch-smoothe Keyboard-Loops, hallige Vocals und stoische Drums bestimmen jetzt das Bild. Das stößt Telekinesis-Liebhaber nur im ersten Moment vor den Kopf, denn weil Michael Lerner in puncto Songwriting auch beim vierten Album seine Klasse nicht einbüßt, gehen die zehn neuen Stücke ziemlich geradewegs ins Ohr. Kälte und Eingängigkeit treffen sich ungefähr so, als würden I Break Horses Nada Surf remixen. Und das ist wohl nicht das Schlechteste, was man sich vorstellen kann. Kristof Beuthner
Synthie- und Experimental-Pop. Remy will aber auch eine dezidiert politische und feministische Agenda transportieren. So ist der Protestsong »Damn That Valley« von einem Buch über den Afghanistan-Krieg inspiriert. Im Video verteilt Remy Faustschläge in Richtung Weißes Haus und Washington Monument, das sie als »gigantischen Penis, der in den Himmel ragt« bezeichnet. Auch wenn dem Album über die gesamte Länge leider die Luft ausgeht, macht ihre Kompromisslosigkeit diese Künstlerin durchaus interessant. Annette Walter
Van Urst Van Urst Flight 13 / Broken Silence
Fremder Name, bekannte Gesichter. Aus der Asche von Jagoda, Kate Mosh, Future Fluxus und Sdnmt ist ein neues Pflänzchen erwachsen: Van Urst. »How to start a song«, fragt sich Thomas Kastning (ehemals Kate Mosh) im Van Ursts Debüt eröffnenden »How To Start«. Es folgt ein ruppiger, unvermittelter Lick. Dann Sprechgesang. Die Büchse der Pandora öffnet sich. Saubere und verzerrte Gitarren wechseln sich ab. Ein Stimmungswechsel. Der Bass übernimmt die Melodie. So schön sperrig und doch so melodiös. Die nachfolgenden acht Songs sind nicht weniger überraschend. Die perfekte Mischung aus Noise-Pop, Postpunk, Post-Hardcore, Math-Rock-Elementen und und und. Endlich mal etwas, das garantiert nicht in der nächsten Vodafone-Werbung durch die Remix-Mangel gedreht wird. Etwas, das atmet. Etwas, das sich vor seinen Lehrmeistern verneigt und sich dann auf zu neuen Ufern macht. Etwas, das von prekären Lebens- und Arbeitsverhältnissen erzählt. Etwas, das betroffen und bisweilen sogar aggressiv macht. Etwas, das erst gesät werden muss, bevor es aufgehen kann. Das alles ist Van Urst und vermutlich noch viel mehr. Holger Wendt
U.S. Girls Half Free 4AD / Beggars / Indigo
U.S. Girls klingt nach Mädcheninternat mit CheerleaderTruppe, ist aber eine DIY-Musikerin mit tougher Agenda: Meg Remy aus Toronto mutet uns einiges zu. Angeblich verbringt Meg Remy – die Frau, die uns vom »Half Free«-Cover wie eine Film-Noir-Heldin entgegenblickt und hinter dem Bandprojekt U.S. Girls steckt – viel Zeit in ihrem Apartment. Die Jalousien heruntergelassen, fummelt sie an ihren Drum-Machines herum. Und das seit 2007, so lange, bis endlich ein Label gefunden war. Für ihren eigenwilligen Stil, der Acts wie Grimes und St. Vincent ähnelt, wurde sogar das Adjektiv »remyesque« erfunden. Mit ihrem Debütalbum liefert sie nun eine ambitionierte Mischung aus
Kurt Vile B’lieve I’m Going Down Matador / Beggars / Indigo
Kurt Vile erweitert auf seinem sechsten Album sein Sounddesign, gibt sich aber nicht immer Mühe, die losen Enden seiner Kunst zusammenzuführen.
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Dass seine Musik von einer kauzigen, lässigen und bisweilen eigenbrötlerischen Aura umschlossen wird, ist Kurt Viles Markenzeichen. Ein Blick in sein Gesicht – sofern es unter der langen Mähne zu erkennen ist – signalisiert: Der Mann ist nicht bei uns. Es ist diese Herangehensweise, die seine Fähigkeit, Songs in alter Slacker-Manier zu verwischen und seinen Gitarrensound den »Original Content«-Stempel aufzudrücken, maßgeblich mitbestimmte. Auf seinen letzten beiden Alben begeisterte er mit dieser Eigenständigkeit restlos, auch wenn sich der Überraschungseffekt natürlich immer mehr verbrauchte. Auf »B’lieve I’m Going Down« ist Vile nun sichtlich bemüht, neue Elemente in seine Klangästhetik einzuarbeiten: Klaviere klimpern über die mehrheitlich karg arrangierten Lieder, in »I’m An Outlaw« klingt ein Banjo. Woran es diesmal mangelt, ist ein gewisses Maß an Dynamik; etwas, das die Songs lässig, aber nicht langweilig wirken lässt. Die Stücke treten oft auf der Stelle, das Fingerpicking wird zum Selbstweck, und schöne Melodien sind dem Ex-Mitglied von The War On Drugs auch nicht mehr so viele eingefallen. Highlights bietet das Werk dennoch: Der smarte WestcoastPop von »Lost My Head There« , in »Life Like This« werden viele Ideen zweckdienlich komprimiert, und »Pretty Pimpin« zeigt, dass Vile seinen Humor nicht verloren hat: »Then I proceeded to not comb some stranger’s hair. Never was my style.« Letztlich ist die Platte ein Übergangswerk. Die nächste Großtat ist aber sicher schon in Kurt Viles Kopf angelegt. Kai Wichelmann
Wavves V Caroline / Universal / VÖ 02.10.15
Vas väre, venn van valle Vörter vin viesem Vext vit v vreiben vürde? Vönnte van ven Vorspann vann vrotzdem voch vesen? Vein? Vist! Ein Hoch auf den 22. Buchstaben – auch ich bin Fan, keine Frage! Man kann schöne Worte wie Vogel, Voliere und sogar Love damit bauen, ihn umdrehen, sodass nicht mehr viel bis zum A fehlt, und mit zwei Fingern voll easy nachbauen. Ist man Musiker, kann man den eigenen Bandnamen gleich doppelt damit ausstatten und so für Verwirrung sorgen und sein fünftes Studioalbum danach benennen. Ob das allseits beliebte V auch schuld an meiner Grundsympathie für diese Surfpunk-Combo aus San Diego ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Weitere Sympathieträger sind der unverkennbare 1990er-Einfluss und der noch immer spürbare Schlafzimmer-Experiment-Charakter der Wavves. »V« klingt nach immerwährendem Sommer, nach Sonne, Surfen, Reiten auf der allerfettesten und nassesten Welle, nach schrammelig-noisigem Sixties-Garage-Rock – kurz: nach Happylife. Doch der Eindruck täuscht. Sänger und Bandinitiator Nathan Williams klärt auf, dass es sich bei den elf Tracks keineswegs um »happy music« handele. Dass das Album aber inspiriert davon sei, wie man lernt, selbst in den beschissensten Tiefs optimistisch zu sein. Das kann ich nur unterstützen und fordere hier und jetzt: mehr »V« für die Welt! Dieser Text geht mit gutem Beispiel und sportlichen 35 Vs voran. Vnd vetzt vu! Senta Best
Widowspeak All Yours Captured Tracks / Cargo
Verglichen mit Widowspeak klingen selbst Acts wie Beach House dynamisch. Niemand vertont die Sehnsucht nach Entschleunigung so wie das New Yorker Dream-Pop-Duo. Schon mit ihrem famosen Debüt klangen Widowspeak wie ein entschleunigter Gegenentwurf zum hektischen Großstadtleben der Band in Brooklyn. Nach diesem Auftakt zogen sie sich für die Aufnahmen zum Nachfolger »Almanac« in eine Hütte in den Catskill Mountains zurück. Heraus kam damals ein von Lagerfeuerromantik und Spaghetti-WesternSounds durchsetztes Album, das die drohende Apokalypse thematisierte. Die ist ja nun glücklicherweise ausgeblieben, und das ist wohl ein Grund, warum sich Widowspeak auf »All
Yours« wieder ihrer alten Stärken besinnen. Nach den pastoralen Nostalgie- und Eskapismus-Ausflügen des Vorgängers macht die zum Duo geschrumpfte Band wieder das, was sie schon immer am besten konnte: verträumten Indie-Rock mit leichtem Americana-Einschlag, diesmal ohne penetrante Morricone-Referenzen. Eleganten Dream-Pop mit tollen Melodien und persönlichen Texten (Molly Hamilton ist und bleibt die beste Anwärterin auf Hope Sandovals Thron). Auch die Shoegaze-Einflüsse wurden zugunsten einer neuen Klarheit zurückgeschraubt, die sich in durchlässigeren Arrangements manifestiert. Wie bereits Mazzy Star vor ihnen erzielen auch Widowspeak mit kleinen Mitteln große Wirkung. Ein Album, so schön und flüchtig wie eine laue Brise im Spätsommer. Katja Peglow
www.target-concerts.de
OCTOBERLeyya 2015 support:
Yast My Dreams Did Finally Come True Adrian / Broken Silence
Hier ist der Beweis: Zarter Schwedenrock mit schwelgerischer Dream-Pop-Note kann auch anno 2015 noch Tage retten. Vielleicht sogar Leben. Dass die Schweden einfach wissen, wie es geht, ist eigentlich ein alter Hut, aber nur selten offenbart sich das so zutreffend wie im Falle dieses Quintetts aus Malmö. Wie schon auf dem selbstbetitelten 2013er-Debüt bedienen sich Yast einer einfachen Erfolgsformel, die in jüngerer Vergangenheit auch schon bei Bands wie The Pains Of Being Pure At Heart gegriffen hat: Sie kombinieren die Melodieseligkeit der Smiths mit ausladendem Gitarren-Feedback und legen noch etwas Hall drüber. Fertig. So nimmt etwa die Dream-Pop-Hymne »I Don’t Think She Knows« selbst notorischen Schubladensteckern angesichts der bedingungslosen Schönheit sich langsam auftürmender, ineinander verschachtelter Gitarrenwände den Wind aus den Segeln. Klar klingt das mal ein bisschen zu viel nach The Cure oder dem Slacker-Lo-Fi von Pavement, aber Yast bleiben dabei jederzeit unverschämt catchy. Wer sich nicht in den schier endlosen Instrumentalpassagen von »How Many« verlieren kann, sollte mal seinen Serotoninspiegel testen lassen. Nur die späte Veröffentlichung hindert dieses Album daran, der Soundtrack für den Sommer zu werden. Thorsten Streck
Youth Lagoon Savage Hills Ballroom Fat Possum / PIAS / Rough Trade
Youth Lagoon probiert den Schritt in den glasklaren Pop, gönnt sich aber immer wieder eine Rolle rückwärts. Trevor Powers, der schmächtige Junge aus Idaho, hat seinem Herzensprojekt Youth Lagoon zu einem neuen musikalischen Selbstbewusstsein verholfen. Während seine Songs zuvor meistens introvertiert daherkamen, öffnet er nun Fenster und Arme und spielt Grand-Piano-Songs. Nun gut, das ist vielleicht nicht die ganze Wahrheit, denn die infantile Freude, seine Stücke nach dem experimentellen Baukastenprinzip zusammenzuschustern, hat er sich erhalten, dennoch will der 25-Jährige auf »Savage Hills Ballroom« gehört werden. So ist die Single »Highway Patrol Stun Gun« eine richtige Hymne geworden, die sich aber durch die körperlose, eigenwillige Stimme des Amerikaners ihre Eigenständigkeit erhält und so zu einem der Songs des Jahres wird. Es ist diese schizophrene Sprunghaftigkeit, die den Reiz der dritten YouthLagoon-LP ausmacht. Auf jede groß gedachte Idee folgt eine Rolle rückwärts. So ist das Klavier hier auch kein Stilmittel der Gefälligkeit, denn an seinen Ecken und Kanten passiert viel. Trotz der neuen, fast schon cineastischen Zutaten würde diese Musik immer noch eher in einen Xavier-Dolan-Film als nach Big Hollywood passen. Und so gelingt Youth Lagoon der Drahtseilakt, sich neue Hörer zu erschließen, ohne dass er seine Integrität beschädigt. Kai Wichelmann
17.10. MÜNCHEN Theaterfabrik 19.10. HAMBURG Große Freiheit 36 21.10. BERLIN Huxleys Neue Welt 22.10. FRANKFURT Batschkapp 23.10. KÖLN Kantine
29.10. MÜNCHEN STROM 30.10. FRANKFURT/MAIN MOUSONTURM 31.10. BERLIN BADEHAUS SZIMPLA 1.11. HAMBURG MOLOTOW 2.11. KÖLN GEBÄUDE 9
30.10. KIEL DIE PUMPE 31.10. DRESDEN REITHALLE 1.11. OSNABRÜCK ROSENHOF 2.11. MÜNCHEN THEATERFABRIK 10.11. FREIBURG JAZZHAUS 11.11. MANNHEIM ALTE FEUERWACHE 12.11. KÖLN LIVE MUSIC HALL 13.11. HAMBURG UEBEL & GEFÄHRLICH 14.11. BERLIN HUXLEYʻS NEUE WELT
13.10. ERLANGEN E-WERK 27.10. DRESDEN BEATPOL 28.10. OSNABRÜCK HdJ 31.10. FREIBURG WALDSEE 1.11. DÜSSELDORF NEW FALL FESTIVAL
118
#Intro präsentiert
Balbina
Battles
Chefket
Die Aeronauten
Als Kind flüchtete sich Balbina oft ins Land ihrer Gedanken und Träume. Auch heute erkennt sie im Alltäglichen Schlupflöcher zu ihrer fantasievollen Balbina-Welt, in die sie auf ihren Konzerten Einblick gewährt.
»La Di Da Di« ist ein einfacher Name für hochkomplexe Arbeit. Die Math-Freaks aus Brooklyn sind wieder da! Mit ihrem dritten Studioalbum zeigen sich Battles erneut als Könige des Loops und zeigen, was organisiertes Chaos bedeutet.
Dass Chefket ein echter Entertainer ist, hat sich bereits herumgesprochen. Getreu dem Motto »Rap braucht mehr Originalität und Humor« geht der souveräne Live-MC endlich auf seine erste Headliner-Tournee.
Wer hätte im Aeronauten-Gründungsjahr 1991 schon damit gerechnet, dass die Typen um Olifr M. Guz auch 2015 noch im Musikbusiness rumhängen würden? Mit ihrem elften Album »Heinz« verbreiten sie wieder jede Menge charmant rumpelnden Soul-Schunkel-Punk. Spaß macht das vor allem live.
— 07.10. Köln — 08.10. Essen — 09.10. Hamburg — 12.10. Berlin — 13.10. Dresden — 14.10. München — 15.10. Stuttgart — 19.10. Hannover
— 31.10. Frankfurt a. M. — Geht weiter!
— 27.10. A-Wien — 28.10. München — 29.10. Leipzig — 30.10. Berlin — 31.10. Münster — Geht weiter!
— 28.10. München — Geht weiter!
Jamie xx
Herrenmagazin
INTRO PRÄSENTIERT Unlängst wurden Herrenmagazin für ihr viertes Album vom Grand Hotel Van Cleef in »Sippenhaft« genommen. Im Herbst lässt man die süßen Boys Deniz, Paul, König und Rasmus aber noch mal für eine Tour raus. Kreisch!
Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter intro.de/termine #intropräsentiert
— 29.10. Hannover — 30.10. Rostock — 31.10. Bremen — Geht weiter!
Mit seinem aktuellen Soloalbum »In Colour« macht Jamie xx beinahe schon seine nicht minder gute Hauptband The xx vergessen. Die Platte zeigt ihn als Ausnahmetalent in vielen Disziplinen, und das wird sich sicher auch auf der Bühne fortsetzen. — 19.10. Köln — 24.10. Hamburg
Odesza
Oscar And The Wolf
Sales
Sizarr
7,5 Millionen SpotifyStreams, 15 Millionen Mal auf SoundCloud: Mit ihrem ganz eigenen Indie-Electro-Sound bauen sich Odesza seit 2012 eine stetig wachsende Fangemeinde auf. Nun geht das amerikanische Duo Harrison Mills und Clayton Knight auch auf Tour.
Zumindest in ihrer belgischen Heimat sind Oscar And The Wolf mit ihrem Debüt »Entity« zu Popstars geworden. Aber auch bei uns sind sie dank ihres treibenden und schillernden Electro-Pop auf dem besten Wege dahin.
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man Sales vor allem aus den Tiefen des Internets kennt. Gefühlt jeder Blog präsentierte ihren Sonnenschein-Lo-Fi-Pop. Im Herbst macht sich das Duo aus Florida auf den Weg zu uns.
Sturm und Drang war gestern: Sizarr haben den Sound ihres Debüts längst hinter sich gelassen und überzeugen nun mit einer eigenwilligen und schwärmerischen Mischung aus Gitarren-Tradition und elektronischen Fragmenten.
— 20.10. Hamburg — 21.10. Berlin — 22.10. München — 23.10. Wiesbaden — 24.10. Köln
— 05.10. Berlin — 06.10. Hannover — 07.10. Hamburg — 26.10. Köln — 27.10. Dortmund — 28.10. München — 29.10. Nürnberg
— 02.10. A-Wien
— 15.10. Berlin — 17.10. Köln
#Intro präsentiert
Egotronic
Marianne Faithfull
Gerard
Health
Still not loving Germany! Egotronic stellen ihre Herbsttour unter das Motto »Deutschland, Arschloch, Fick dich!«. Die neue Live-Band sorgt dafür, dass die Betonung von »Electro-Punk« wieder unmissverständlich auf Punk liegt.
Dass es sich bei Marianne Faithfull um eine Pop-Legende handelt, muss man niemandem erklären. Dass sie im fortgeschrittenen Alter ihre Klasse noch steigert, wie ihr letztes Album »Give My Love To London« zeigt, kann man hingegen durchaus erwähnen.
Gerard ist noch immer stiller Beobachter der hiesigen Rap-Szene. Der Österreicher, der auf seiner neuen Platte mit deutlich weniger Rap- und dafür mehr Pop-Elementen überzeugt, geht im Herbst wieder auf Tour.
— 02.10. Leipzig — 03.10. Wiesbaden — 29.10. Kassel — 30.10. Erlangen — 31.10. Reutlingen — Geht weiter!
— 18.10. Hamburg — 19.10. Berlin — 22.10. Wiesbaden
— 20.10. München — 21.10. Erlangen — 22.10. Leipzig — 23.10. Berlin — 24.10. Hamburg — 26.10. Dortmund — 27.10. Köln — 28.10. Frankfurt a. M. — 29.10. Freiburg — 30.10. Stuttgart
Sie mögen ihren Sound vielleicht nicht mehr mit an Selbstzerstörung grenzendem Wahnsinn auswalzen, der idiosynkratische Ansatz ist Health aber geblieben. Grenzen, die live ohnehin verwischen, denn noch heute gleichen ihre Konzerte körperlichen Grenzerfahrungen.
Hiatus Kaiyote
Le Very
Major Lazer
Metric
?uestlove, Erykah Badu, QTip, Prince, Pharrell und auch Gilles Peterson – können alle diese Künstler irren? Im Prinzip schon, aber nicht in diesem Fall. Sie sind restlos begeistert von dem Quartett aus Melbourne. Hiatus Kaiyote sollten mit ihrem Future Soul die Welt erobern!
Das Künstlerkollektiv Le Very besteht aus zwei Sängern, einem Schlagzeuger und zwei Tänzerinnen, die gern mit unterschiedlichsten Ausdrucksarten spielen. Dass das auf der Bühne eine außergewöhnliche Mischung ergibt, dürfte klar sein.
»Dub is the answer?« Nun, bei Major Lazer ist Dub mehr der Garant für eine explosive Show. Ein Live-Spektakel, das sich schwer in Worte fassen lässt.
Begierde wecken, indem man sich rar macht? Wenn diese Love-Regel auf Musik übertragbar ist, müssten die nächste Metric-Tour ausverkauft sein. Schließlich haben die Kanadier seit 2012 nichts von sich hören lassen. Jetzt ist Schluss mit der Live-Abstinenz.
— 08.10. Berlin — 13.10. München — 14.10. Leipzig — 22.10. Köln — 23.10. Hannover — 24.10. Hamburg
— 11.10. Hamburg — 13.10. Berlin — 19.10. Frankfurt a. M. — 20.10. Stuttgart
— 31.10. Hamburg — Geht weiter!
— 08.10. Berlin — 13.10. München — 14.10. Leipzig — 22.10. Köln — 23.10. Hannover — 24.10. Hamburg
Son Lux
Swim Deep
The Bohicas
The Vaccines
Mit dem neuen Album »Bones« ist die Postrock-Band Son Lux zum Trio gewachsen. Live kann man sich davon überzeugen, dass die Neu-Mitglieder Ian Chang und Rafiq Bhatia ebenso große Genies an ihren Instrumenten sind wie Mastermind Ryan Lott.
Werden aus Swim Deep die nächsten Stars des verwaschenen, verträumten Britpop? Ihr Debüt »Where The Heaven Are We?« legte dafür zusammen mit unzähligen Shows den Grundstein. Nun steht der Nachfolger »Mothers« an und dürfte für die Band den nächsten Schritt bedeuten.
Diese Schotten führen ihr sonst so kunstfertiges Label Domino zurück in die schweißnasse Garage, zurück in die 1960er. Da sie aber auch mit einem ausgefeilten Songwriting und Live-Energie überzeugen, setzen sie sich schon mit ihrem Debüt an die Spitze des Genres.
The Vaccines haben mit dem dritten Album »English Graffiti« ihr musikalisches Spektrum gehörig erweitert. Ihr neuer Abwechslungsreichtum erstreckt sich von klassischem Indie-Rock bis hin zu Dream-Pop und ist dadurch absolut hörenswert.
— 31.10. Hamburg — Geht weiter!
— 29.10. Hamburg — 30.10. Berlin
— 27.10. Hamburg — 28.10. Berlin
— 17.10. München — 19.10. Hamburg — 21.10. Berlin — 22.10. Frankfurt a. M. — 23.10. Köln
— 09.10. Hamburg — 11.10. Berlin — 12.10. München — 13.10. Köln
119
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#Termine
TOURDATEN A$AP Rocky mit Wiz Khalifa
22.10. Frankfurt a. M. 26.10. München 27.10. Düsseldorf
Adam Angst mit KMPFSPRT* 06.10. Trier* 07.10. Leipzig* 08.10. Kiel* 09.10. Bremen* 10.10. Münster* 11.10. Essen* 13.10. Wiesbaden* 14.10. München* 16.10. Jena* 17.10. Bayreuth
Aidan Knight
02.10. Aachen 04.10. Augsburg 05.10. München 07.10. Berlin 08.10. Hannover
Algiers
29.10. München 30.10. Frankfurt a. M. 31.10. Berlin
Präsentiert von Intro
Andreya Triana
Barbara Morgenstern 11.10. Berlin 22.10. Hamburg 23.10. Bremen 24.10. Düsseldorf 29.10. Oldenburg
Bear’s Den
16.10. Frankfurt a. M. 18.10. Berlin 19.10. Leipzig 20.10. Münster
Bob Dylan
12.10. Leipzig 13.+14.10. Berlin 15.10. Braunschweig 17.10. Saarbrücken
Bonaparte
06.10. Hamburg 07.10. Berlin 08.10. Leipzig
Präsentiert von Intro
Born Ruffians 15.10. Düsseldorf 16.10. München 17.10. Berlin
Präsentiert von Intro
BOY
28.09. München 30.09. Berlin
29.10. Bremen 30.10. Düsseldorf 31.10. Erlangen Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Captain Capa
AnnenMay Kantereit mit Findlay
30.09. Heidelberg 03.10. Würzburg 06.10. Münster 10.-12.10. Düsseldorf
Apparat
06.10. Rostock 16.10. Dresden 17.10. Halle 18.10. A-Wien 30.10. Erlangen 31.10. Reutlingen
Chelsea Wolfe 30.10. Köln
26.10. Berlin 30.10. Düsseldorf 31.10. Mannheim
Claptone
Audio88 & Yassin
14.10. Düsseldorf 15.10. Karlsruhe 16.10. Stuttgart 18.10. München Geht weiter!
29.09. Hamburg 30.09. Bremen 01.10. Wiesbaden 02.10. Augsburg 03.10. Leipzig 04.10. Berlin 06.10. Würzburg 07.10. München 08.10. A-Wien 09.10. Nürnberg 10.10. Jena 11.10. Duisburg
Präsentiert von Intro
Aurora
29.10. Düsseldorf
Präsentiert von Intro
Ball Park Music 28.09. Essen 30.09. Köln
Bela B
08.10. Halle 09.10. Berlin
16.10. A-Wien
Dagobert
Dapayk
03.10. Erlangen 10.10. Mainz 17.10. Rüsselsheim 31.10. Naumburg
Der Mann
21.10. Leipzig 22.10. Stuttgart 23.10. München 24.10. A-Wien
Die Nerven
20.10. Bonn 23.10. Saarbrücken Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Django Django
28.09. München 29.09. Berlin
Donots
10.10. Dortmund 20.10. Rostock 21.10. Dresden 22.10. Magdeburg 23.10. Hamburg 24.10. Berlin 28.10. Saarbrücken 29.10. Karlsruhe 30.10. München
Editors
28.09. Düsseldorf
Ezra Furman & The Boyfriends 27.10. Berlin 28.10. Hamburg 29.10. Köln
Family Of The Year 28.09. München 29.09. Köln 30.09. Bremen
Farao
Garbage
31.10. Köln
26.10. Hamburg 27.10. Köln Geht weiter!
08.10. Köln 11.10. Hamburg 16.10. Berlin 17.10. Leipzig 18.10. München
Genetikk
Joris
The Garden
28.09. Hamburg 29.09. Oberhausen 30.09. Köln
Glen Hansard 07.10. Hamburg 08.10. Berlin 10.10. Leipzig 12.10. Köln 19.10. München
GLORIA
01.10. Bremen 02.10. Erfurt 03.10. München 04.10. A-Wien 09.10. Köln 10.10. Hannover 11.10. Stuttgart 16.10. Essen 17.10. Frankfurt a. M. 18.10. Berlin 23.10. Münster 24.10. Hamburg Geht weiter!
04.10. Köln 06.10. Berlin 07.10. Hamburg
Great Lake Swimmers
Fehlfarben
Haftbefehl
01.10. Münster 02.10. Bremen 03.10. Hamburg Geht weiter!
Ferris MC
03.10. A-Wien 04.10. München
02.10. Koblenz
Hauschka
09.10. Leipheim 17.10. Halle
23.10. Bremen 24.10. Lingen Geht weiter!
Heinz Strunk
Fettes Brot
HGich.T
21.10. Ulm 24.10. A-Wien Geht weiter!
Fink
17.10. Frankfurt a. M. Geht weiter!
24.10. Karlsruhe 30.10. Leipzig 31.10. Wiesbaden Geht weiter!
25.10. Berlin 26.10. Hamburg
Howling
The Fratellis
Human Abfall
24.10. Frankfurt a. M. 28.10. Köln 29.10. Hamburg 31.10. Berlin
Präsentiert von Intro
Frazey Ford 17.10. Köln 18.10. Berlin
Friska Viljor
30.10. Kiel 31.10. Dresden Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Frittenbude 30.09. Wolfsburg 01.10. Köln 02.10. Münster 03.10. Wiesbaden 05.10. Trier 07.10. Heidelberg 10.10. Stuttgart 11.10. Würzburg 13.10. Hannover 14.10. Dortmund 15.10. Kiel 16.10. Hamburg 17.10. Bremen
The Jon Spencer Blues Explosion
19.10. Berlin
05.10. Regensburg 06.10. A-Wien 08.10. München 09.10. Mannheim 10.10. Köln 12.10. Saarbrücken 15.10. Konstanz 16.10. Osnabrück 17.10. Kiel 19.10. Hannover 20.10. Bochum 22.10. Erlangen 23.10. Reutlingen 24.10. Freiburg 26.10. Frankfurt a. M. 27.10. Ulm 28.10. Göttingen 30.10. Oldenburg 31.10. Hamburg
Josef Salvat
26.10. München 27.10. Frankfurt a. M. 28.10. Köln 30.10. Berlin
Präsentiert von Intro
Joy Wellboy 01.10. A-Wien 07.10. Berlin 17.10. Lüneburg 30.10. Wuppertal 31.10. Darmstadt Geht weiter!
Julia Holter
28.10. München 29.10. Frankfurt a. M. 30.10. Hamburg Geht weiter!
Keston Cobblers’ Club 28.09. Dresden 29.09. Berlin 30.09. Nürnberg 01.10. A-Wien 02.10. München 04.10. Freiburg
King Rocko Schamoni & L’Orchestre Mirage 29.09. Hamburg 09.10. Göttingen 10.10. Darmstadt
Lambert
20.10. Düsseldorf 21.10. Leipzig 22.10. Magdeburg 23.10. Hannover 24.10. Hamburg
Lance Butters
07.10. Bremen 08.10. Münster 09.10. Köln 10.10. Frankfurt a. M. 11.10. Leipzig 13.10. Berlin 14.10. Hamburg 15.10. Hannover 16.10. Mönchengladbach 17.10. Osnabrück 18.10. Dortmund 20.10. München 21.10. Stuttgart 22.10. Weinheim 23.10. Koblenz 24.10. Saarbrücken 29.10. A-Wien
Last Days Of April 25.10. Hamburg 26.10. Berlin 27.10. Karlsruhe 28.10. Wiesbaden 31.10. Ludwigshafen
Präsentiert von Intro
Laura Carbone 09.10. Mainz
La Luz
29.09. A-Wien 30.09. Schorndorf 01.10. Freiburg
Leslie Clio
28.09. Krefeld 29.09. Freiburg
Little May
15.10. Köln 17.10. Hamburg 18.10. Berlin
31.10. Mannheim
Hundreds mit Missincat
29.09. Marburg 30.09. Mainz 01.10. Schorndorf 02.10. Erfurt 29.10. Düsseldorf
Husky
20.10. Leipzig 22.10. Bremen 23.10. Rees-Haldern 26.10. Wiesbaden 27.10. Erlangen 28.10. Hannover 29.10. Münster
Präsentiert von Intro
I’m Not A Band 08.10. Wiesbaden Geht weiter!
Jack Savoretti
28.09. Hamburg 29.09. Leipzig 30.09. Mannheim 01.10. Dortmund
Da gehen wir hin Tipps der Redaktion#236
Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte
Sermin Usta Algiers Oddisee SOAK Chefket Major Lazer
Jenny Weser Balbina Mobb Deep Miguel Howling Dam-Funk
Martin Lippert Denovali Festival Lonelady The Sisters Of Mercy New Fall Festival Jamie xx
#Termine Präsentiert von Intro
Lingby
08.10. Hamburg 09.10. Magdeburg 10.10. Braunschweig 11.10. Berlin 12.10. Hannover Geht weiter!
Liturgy
15.10. Nürnberg 19.10. Dresden 20.10. Berlin 21.10. Heidelberg 22.10. Hannover
Lonelady
16.10. Berlin 17.10. Frankfurt a. M.
Lou Barlow 03.10. Köln
Love A
30.09. Frankfurt a. M. 01.10. Nürnberg 02.10. München 03.10. Würzburg 04.10. Karlsruhe
Low
12.10. Köln 13.10. Hamburg 17.10. Berlin 19.10. München
Präsentiert von Intro
Lucy Rose 29.09. Dresden 30.09. Münster 02.10. Köln
Madsen
27.10. Hannover 28.10. Magdeburg 29.10. Münster 31.10. Berlin Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Malky
28.10. Düsseldorf
Präsentiert von Intro
Maribou State
Mia.
07.10. München 08.10. Nürnberg 09.10. A-Wien 17.10. Wiesbaden 18.10. Krefeld 22.10. Stuttgart 23.10. Jena 24.10. Gießen 29.10. Wilhelmshaven 30.10. Leipzig 31.10. Worpswede Geht weiter!
Miguel
04.10. Hamburg 10.10. Frankfurt a. M. 11.10. Köln
Präsentiert von Intro
Mile Me Deaf 28.09. Hamburg 29.09. Jena 30.09. Kassel 01.10. Darmstadt 02.10. Nürnberg
The Monochrome Set 01.10. Karlsruhe 02.10. Ravensburg
Moonbootica
10.10. Rottweil 16.10. A-Wien 17.10. Ingolstadt 31.10. Münster
Morrissey
30.09. Neu-Isenburg 01.10. Köln
MoTrip
13.10. München 15.10. Berlin 16.10. Stuttgart 17.10. Hamburg 18.10. Köln
Mutiny On The Bounty mit Scraps Of Tape 23.10. Mainz 27.10. Karlsruhe 28.10. Dresden 29.10. Berlin Geht weiter!
Nagel
16.10. München
08.10. Stuttgart 24.10. Osnabrück
Maximilian Hecker
Niels Frevert
10.10. Neunkirchen 22.10. Hamburg 23.10. Rostock 24.10. Leer
Max Goldt
13.10. Darmstadt 14.10. Marburg 17.10. A-Wien 18.10. A-Wien 26.10. Bayreuth 27.10. Passau 28.10. Regensburg Geht weiter!
Melvins
04.10. Stuttgart 05.10. München 06.10. Frankfurt a. M.
Metz
25.10. Frankfurt a. M.
Mocky
22.10. Frankfurt a. M. 23.10. Köln 26.10. Leipzig 27.10. Berlin 30.10. Hamburg
14.10. Stuttgart 15.10. Augsburg 16.10. Heidelberg 17.10. Magdeburg 18.10. Hamburg
Präsentiert von Intro
Nova Heart 11.10. Köln 13.10. Berlin
Nozinja
07.10. Berlin 08.10. Hamburg
PIL
13.10. Mannheim 14.10. Ludwigsburg 15.10. Berlin 17.10. Bochum
Radkey
16.10. München 17.10. Stuttgart 18.10. Wiesbaden
Refused
08.10. A-Wien 11.10. Hannover 12.10. Stuttgart 13.10. Dortmund 14.10. München
Reptile Youth 08.10. Berlin 09.10. Hamburg
Präsentiert von Intro
Romano
13.10. Saarbrücken 21.10. Mannheim 22.10. Ulm 30.10. Wiesbaden
Steaming Satellites 22.10. A-Wien 26.10. Rüsselsheim 27.10. Münster 28.10. Nürnberg 29.10. Berlin 30.10. Dresden 31.10. Erfurt
16.10. Köln 17.10. Frankfurt a. M. 18.10. München 19.10. A-Wien 20.10. Leipzig 21.10. Berlin 22.10. Hamburg
30.10. Freiburg
SAFI
10.10. Kassel 16.10. Bonn 19.10. Bernburg 22.10. Nürnberg 23.10. Bayreuth
SANDY Alex G
13.10. Berlin 14.10. Rees-Haldern
Saun & Starr
04.10. Münster 06.10. Köln 08.10. Schorndorf 17.10. München 19.10. Berlin 20.10. Wiesbaden
Say Yes Dog
07.10. Berlin 28.10. Leipzig 29.10. Mainz 30.10. Freiburg Geht weiter!
Schnipo Schranke 20.10. Bremen 21.10. Hannover 22.10. Köln 23.10. Essen 24.10. Fulda 26.10. Bielefeld 27.10. Münster 28.10. Wiesbaden 29.10. Weinheim 30.10. Frankfurt a. M. 31.10. Lingen Geht weiter!
Schrottgrenze
Selah Sue
30.09. Köln 09.10. Frankfurt a. M.
Sophie Hunger mit Faber
Ron Sexsmith
mit Juju Rogers
Philipp Dittberner
28.09. Frankfurt a. M. 29.09. Köln 02.10. Hamburg 09.10. Berlin 13.10. München
Stereophonics
02.10. Stuttgart 03.10. Hannover
29.09. Berlin 30.09. Leipzig 01.10. A-Wien 02.10. Erfurt 03.10. Stuttgart 04.10. München
SOAK
29.09. Frankfurt a. M. 07.10. München 08.10. Nürnberg 09.10. Leipzig 11.10. Berlin 24.10. Lingen Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Oddisee
Präsentiert von Intro
03.10. Dresden 04.10. Nürnberg 05.10. Mainz 07.10. Bochum 08.10. Bielefeld 13.10. A-Wien
The Sisters Of Mercy 21.10. Köln 22.10. Berlin
03.10. Hamburg 04.10. Frankfurt a. M. 13.10. Köln 15.10. München 16.10. A-Wien
Studio Braun
The Strypes
16.10. Köln 17.10. Berlin 18.10. Hamburg
Supershirt
01.10. Berlin 02.–03.10. Hamburg 09.–10.10. Rostock
The Tallest Man On Earth mit Phil Cook
Tocotronic mit Sarah And Julian 08.10. Leipzig 09.10. Hannover 10.10. Erfurt 11.10. Mannheim 14.10. Saarbrücken 15.10. Dortmund 16.10. Bielefeld 17.10. Hamburg 21.10. Bremen 22.10. Rostock 23.+24.10. Berlin Geht weiter!
Tubbe
09.10. Husum 10.10. Bremen 17.10. Bayreuth 23.10. Greifswald 24.10. Wolfsburg 30.10. Erlangen 31.10. Reutlingen Geht weiter!
Two Gallants
13.10. Erlangen 27.10. Dresden 28.10. Osnabrück 31.10. Freiburg Geht weiter!
Uncle Acid & The Deadbeats
24.10. Stuttgart 25.10. Frankfurt a. M. 26.10. München 29.10. Berlin Geht weiter!
U.S. Girls
29.10. Berlin 30.10. Köln
Präsentiert von Intro
Vessels
mit Sea Moya 28.10. Hamburg 29.10. Leipzig 30.10. Berlin 31.10. Köln Geht weiter!
12.10. Köln 13.10. Berlin 14.10. A-Wien
Präsentiert von Intro
Präsentiert von Intro
28.09. Frankfurt a. M. 30.09. Erlangen 02.10. Stuttgart 03.10. Freiburg 04.10. Kaiserslautern 06.10. Dortmund 07.10. Münster 08.10. Kassel 09.10. Würzburg 10.10. Bielefeld 11.10. Bremen 13.10. Dresden 14.10. Cottbus 15.10. Rostock 16.10. Braunschweig
Teesy
05.10. Köln 06.10. Frankfurt a. M. 08.10. Ulm 09.10. Stuttgart 10.10. Augsburg 19.10. Saarbrücken 20.10. Würzburg 22.10. Hamburg 23.10. Osnabrück 24.10. Jena
Thees Uhlmann
05.10. Schorkendorf 06.10. Rees-Haldern 08.10. Berlin 10.10. Hamburg 11.10. Köln 12.10. A-Wien 13.10. Leipzig 31.10. Düsseldorf
Torpus & The Art Directors 28.09. Leipzig 29.09. Jena 30.09. München 03.10. A-Wien 07.10. Oberhausen 08.10. Bielefeld 09.10. Flensburg 10.10. Klanxbüll
Vierkanttretlager
Weekend
30.09. Hannover 01.10. Leipzig 02.10. Berlin 03.10. Hamburg 06.10. Köln 07.10. Frankfurt a. M. 09.10. München 11.10. A-Wien 14.10. Erlangen 15.10. Kassel 16.10. Münster 17.10. Bremen
Xul Zolar
08.10. Hamburg 09.10. Berlin
Young Fathers
04.10. Heidelberg 05.10. Leipzig 07.10. Köln 08.10. Frankfurt a. M. 09.10. München
Young Rebel Set 28.09. Leipzig 29.09. Jena 30.09. München 03.10. A-Wien
Youth Lagoon 02.10. Berlin
Yo La Tengo 27.10. Berlin 28.10. Köln
Zugezogen Maskulin 08.10. Würzburg 09.10. Augsburg 10.10. A-Wien 13.10. Heidelberg 14.10. Wiesbaden 15.10. Freiburg 16.10. Trier 17.10. Duisburg 19.10. Düsseldorf 20.10. Hannover 21.10. Oberhausen 22.10. Oldenburg 27.10. Dresden 28.10. Cottbus 29.10. Rostock 30.10. Berlin
Die kommen, die Touren Ane Brun (14.–16.11.) Best Coast (02.–03.11.) Bloc Party (28.–29.11.) Built To Spill (11.–16.11.) Darwin Deez (02.–12.11.) Disaster In The Universe (20.–28.11.) Everything Everything (29.11.–05.12.) The Dø (02.–07.11.) Feine Sahne Fischfilet (09.11.–12.12.) Giant Sand (22.11.–07.12.) Half Moon Run (06.–10.11.) Jack Garratt (16.–18.11.) John Bramwell (05.–21.11.) K.I.Z. (13.11.–18.12.) Kwabs (23.–27.11.) Maserati (16.–28.11.) Namika (03.–09.11.) Oh Wonder (06.–13.11.) Oneohtrix Point Never (10.11.) Rangleklods (23.10.–02.12.) RDGLDGRN (08.–13.11.) Roosevelt (26.–29.11.) Rudimental (13.–17.11.) Satellite Stories (05.–13.11.) Sea+Air (04.–19.11.) The Slow Show (17.–24.11.) Talib Kweli (04.–12.11.) Wolf Alice (19.–23.11.) The Wombats (10.–20.11.)
Die kommen, die Festivals Cardinal Sessions Festival (06.–07.11.) Hello Pop! Festival (07.11.) Iceland Airwaves (04.–08.11.) Pop-Abo Calexico (18.11.) Prêt à écouter Festival (16.–30.11.) Week-End Fest (20.–21.11.)
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#Live #Festival
Was ist in diesem Jahr dein persönliches Highlight im Line-up?
Soichi Terada, eine japanische House-Legende, die bereits in den Achtzigerjahren aktiv war und erstmals eine ihrer raren Live-Shows während des Amsterdam Dance Events spielen wird. Am Sonntag haben wir zudem Mark Ernestus von Basic Channel und Hardwax zu Gast im OT301, wo er ein sehr spezielles afrikanisches Set spielen wird. Welche Tipps würdest du Neulingen für das Festival mit auf den Weg geben?
Das Festival verlangt von Natur aus eine sehr gute Planung. Heißt: Kümmere dich früh genug um eine Unterkunft, und besorge dir rechtzeitig die entsprechenden Tickets. Welcher besondere Moment kommt dir in den Sinn, wenn du an das ADE denkst?
AMSTERDAM DANCE EVENT Zum 20. Mal lockt das Amsterdam Dance Event mit einem vielfältigen Club- und Konferenz-Programm mehrere hunderttausend Besucher aus aller Welt in die niederländische Hauptstadt. Antal Heitlager war mit seinem international geschätzten Label Rush Hour Records von Anfang an dabei und weiß, was das Festival so einzigartig macht. Wann war Rush Hour Records das erste Mal beim Amsterdam Dance Event involviert?
Wir waren eigentlich fast von Anfang an mit eingebunden, da es den Laden ja auch schon seit 18 Jahren gibt. Allerdings hat das erst in den vergangenen fünf, sechs Jahren solche Ausmaße angenommen, dass wir mehrere eigene Abende dort veranstalten.
Es ist immer wieder verblüffend, wie organisch die Macher des Festivals Künstler aus den unterschiedlichsten Szenen nebeneinanderstellen und eine Bandbreite aufmachen, die vom kommerziellen Großraum-Rave bis zur superexperimentellen Kunst-Performance reicht. Wie funktioniert das überhaupt?
Das Festival bietet eine Menge Vielfalt, in der Hinsicht unterscheidet es sich schon merklich von anderen Veranstaltungen dieser Art. Das Amsterdam Dance Event sieht nur von außen wie ein einziges großes Festival aus. Eigentlich ist es vielmehr die Summe unzähliger Einzelveranstaltungen unter dem Banner des Festivals, die Amsterdam in dieser Woche zu so einem riesigen Spielplatz machen.
Während des Festivals lassen wir regelmäßig Künstler bei uns im Laden spielen. Vergangenes Jahr bekamen wir aufgrund der Lautstärke vermehrt Beschwerden aus der Nachbarschaft, also besorgten wir kurzerhand 75 Kopfhörer, die den Besuchern beim Ein-treten ausgehändigt wurden. Zu der Zeit hatten wir Traxx im Laden. Ein DJ, der komplett in seiner Leidenschaft für Musik aufgehen kann. Also gaben wir ihm ein Mikrofon, und er spielte nicht nur Platten, sondern moderierte das Ganze auch noch auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise. Das Festival mag 300.000 Besucher aus aller Welt anlocken, trotzdem kann Amsterdam hin und wieder eine sehr kleinkarierte Stadt sein. Die Anwohner in der Innenstadt beschweren sich schlichtweg, wenn ihnen eine Bassdrum zu nahe kommt. Interview: Philip Fassing, Foto: Rob Thijs — 14.-18.10. NL-Amsterdam — Âme, Bonobo, Boys Noize, Carl Cox, Damian Lazarus, Derrick May, Felix Da Housecat, George Fitzgerald, Gui Boratto, Henrik Schwarz, Howling, Jeff Mills, John Talabot, Kölsch, Mano Le Tough, Maya Jane Coles, Michael Mayer, Mount Kimbie, Nina Kraviz, Noisia, Odesza, Recondite, Richie Hawtin, Roman Flügel, The Gaslamp Killer u. v. a.
New Fall Festival Welten treffen aufeinander beim New Fall Festival: Popmusik zieht in die heiligen Hallen der klassischen Musik. Get-Well-SoonMastermind Konstantin Gropper berichtet.
»Die Spielstätten des New Fall Festivals, die Tonhalle und der Robert-Schumann-Saal, sind eigentlich für klassische Musik konzipiert und zählen zu den akustisch besten Räumlichkeiten hierzulande. Der Kommentar unseres Tontechnikers: »Es ist eigentlich eine Schande, hier verstärkt zu spielen!« Obwohl solche »Hochkulturtempel« samt Samtbestuhlung immer etwas Respekt einflößen, war die Stimmung letztlich sehr ausgelassen. The rheinische Frohnatur beats the Elfenbeinturm! Helau! Als Künstler wie als Zuschauer freue ich mich immer sehr über Konzerte in solch imposanter Atmosphäre. In klassischen Spielstätten
fallen übrigens »hinter den Kulissen« folgende Unterschiede zum »herkömmlichen« Club auf: »Backstage« heißt »Garderobe«, es gibt Saftflaschen im 0,2l-Format, wie man sie sonst nur von Vorstandssitzungen kennt, und an den Wänden finden sich auffallend wenig EddingZeichnungen erigierter Penisse. Im Idealfall eröffnen solche Festivals neue Horizonte: dem Stammpublikum des Etablissements musikalische und dem Stammpublikum des darbietenden Künstlers architektonische. Ist doch toll! Genau wie das Programm des New Fall Festivals jedes Jahr!« — 29.10.-01.11. Düsseldorf — Alligatoah, Andreas Dorau, Apparat, Aurora, Balthazar, Boy, Curtis Harding, Hundreds, Keshavara, Kitty, Daisy & Lewis, Malky, Marianne Faithfull, Mine, Olli Schulz, Patrice, Roseau, Thees Uhlmann, Two Gallants, Wellness, Woman u. v. a.
Get Well Soon
#Live #Festival
SONIC VISIONS Zwischen alten Stahlwerken ist Belval entstanden, eine Trabantenstadt am Rande von Esch-sur-Alzette in Luxemburg. Was ein wenig aussieht wie die Kulisse für einen neuen Apokalypse-Blockbuster ist die Szenerie für das Sonic Visions Festival. Hier teilen sich große Acts mit Newcomern aus Luxemburg die Bühne.
José González
Belval macht den Eindruck, als könne man hier prima einen neuen Zombie-Film drehen. Zwischen den Resten den Resten der alten Montanindustrie stehen ein Einkaufszentrum, eine Uni und ein paar Hochhäuser mit Wohnungen. Einmal im Jahr wird diese seltsam charmante Trabantenstadt zum Zentrum der Musikszene Luxemburgs. Beim Sonic Visions Festival spielen auch in diesem Herbst wieder große Acts wie Death Cab For Cutie oder Alabama Shakes, außerdem stellen sich Newcomer aus Luxemburg, Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland vor, sodass es für Besucherinnen und Besucher auch ein paar Geheimtipps zu entdecken gibt. Und das bei bestem Sound in der Rockhal. Bevor es abends mit den Konzerten losgeht, läuft tagsüber die Sonic Visions Konferenz. Und die richtet sich an Profis aus dem Musikgeschäft, BookerInnen
oder Leute von Plattenlabels, aber vor allem auch an junge Bands, wie Sonic-Visions-Chef Oliver Toth erklärt: »Neben den Panels gibt es die Möglichkeit, in Workshops Kontakte zu knüpfen. Als Band kann man seine CD oder sein Presskit mitbringen, es jemandem beim Kaffee oder Bier in die Hand drücken und so auf sich aufmerksam machen. Im besten Fall ist man auch noch für das Sonic Visions gebucht, und man kann als Band auf das Konzert am Abend hinweisen. Wir haben schon häufig Newcomer-Bands auch aus Deutschland vom Sonic Visions später auf Plakaten von Festivals wiedergefunden oder gesehen, dass sie in Frankreich, Belgien oder Luxemburg als Vorband gebucht wurden.« In diesem Jahr soll es bei der Konferenz vor allem um digitale Vermarktungsstrategien gehen. Gerade in einem Land wie Luxemburg, das keine große Label-Szene hat, seien digitale Einnahmequellen für Bands wichtig, so Toth. Julia Brummert — 13.-14.11. L-Esch-sur-Alzette — Aaron, Alabama Shakes, Alex Vargas, Catfish & The Bottlemen, Death Cab For Cutie, Deficieny, Fakear, Fickle Friends, Flo Morrisey, Ichor, IshDarr, José González, Josef Salvat, Kensington, Michael Kiwanuka, Miles To Perdition, Monophona, Mutiny On The Bounty, Rag’n’Bone Man, Retrace My Fragments, Scarred, Seed To Tree, Shining, Son Lux, The Black Box Revelation, Tobias Jesso Jr. u. v. a.
KALTERN POP Ein weiteres Haldern Pop in Südtirol? Was wie eine fixe Idee klingt, könnte einen neuen Genie-Streich darstellen. Denn was ursprünglich der Vermarktung einer Urlaubsregion dienen sollte, wurde zu einer der schönsten Festival-Ideen des Jahres.
Klein, aber fein und das ohne viel Zugeständnisse in einer als eigensinnig bekannten Region – damit kennt man sich in Haldern aus. Die Frage ist nun: Ist diese Idee exportierbar? Als Haldern Pops Stefan Reichmann mit dieser Frage konfrontiert wurde, hat er nach Parallelen gesucht und diese gefunden. Auch bei ihm am Niederrhein wird zuerst geguckt, was die Region hergibt, denn ohne die Integration von Dorf und Umgebung wäre das Haldern Pop keine Erfolgsstory geworden. Und auch die Entscheidung, mit dem Festival nicht weiter zu wachsen, spielt hier hinein. Große Festivals laufen einfach nach anderen Gesetzen. Und genau mit diesem Grundsatz stieß Reichmann am Kalterner See auf offene Ohren. Die Region ist nicht nur Schauplatz, sie ist Teil des Festivals. Kirche, Weinkeller, Marktplatz, Volkssaal – alles sieht nicht nur urig aus, sondern wird Teil
Wanda
der Performances. Hinzu kommen natürlich die Früchte der Region wie beispielsweise die mediterran-alpine Küche und das für den markant späten Termin milde Klima. Die regionale Identität geht einher mit einem erlesenen Line-up von 15 bis 20 Bands, die auch mal spontan auftreten sowie die Räume und Akustiken ausprobieren können und die vor höchstens 1000 Zuschauern spielen werden. Aber jene hören dann auch richtig zu und
haben anschließend wieder Zeit, ein Weinchen zu trinken oder im See zu schwimmen, bis es weitergeht. Ein Wallfahrtsort der Entschleunigung – eine schönere Ergänzung hat der Festival-Zirkus lange nicht bekommen. Carsten Schumacher — 15.-17.10. I-Kaltern am See — All The Luck In The World, Loney Dear, Sean Noonam, Sophie Hunger, The Slow Show, Wanda u. v. a.
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#Live #Festival
nicht so bekannte Namen – von großer Bandbesetzung bis zur intimeren Duo-Atmosphäre sind viele mögliche Facetten des Songwritings abgebildet. Was glaubst du, warum immer noch niemand in Deutschland das Modell des PopAbo kopiert hat?
Es ist nach wie vor ein immenser organisatorischer Kraftakt, alles und alle unter einen Hut zu bekommen. Aber am Ende lohnt es sich natürlich, und das Publikum kann oft sagen, die Band so noch nicht erlebt zu haben. Im Vergleich zur regulären Tour einer Band sind die Konzerte im Pop-Abo doch oft anders – anders besetzt, weil akustischer als sonst, oder sogar komplett für ein Akustik-Set umarrangiert. Das Pop-Abo feiert in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum. An welches Konzert, welche Anekdote erinnerst du dich besonders gerne?
Efterklang hatten zwar auch AkustikInstrumente dabei, vor allem aber Türme von Elektronik – durch die sie dann Geige, Flöte, Glockenspiel etc. laufen ließen. Eine am Ende Calexico hervorragende Herangehensweise, wie sich herausgestellt hat. Was zunächst nach einer ElecWie kam es zu der Idee? tro-Show aussah, mündete ganz im Gegenteil Traditionell werden unsere Orchester-, Kla- zum Abschluss in einer vollakustischen Piano/ vierrecital- und anderen Reihen stets auch im Gesang-Nummer – die ganze Band um den Abo angeboten. Das Abo hat beim vielleicht Flügel versammelt. Sehr fein! nicht so Hochkultur-affinen Publikum somit Auf welches Konzert freust du dich in dieein möglicherweise angestaubtes Image. Uns sem Jahr besonders? erschien es allerdings eine logische Konse- Ich bin selbstverständlich auf alle Künstler quenz zu sein, die ebenso anspruchsvollen gespannt, was sie sich überlegt haben, wie die Popkonzerte in einem Abo anzubieten, und Konzerte am Ende klingen werden. Calexico wir sind mit dieser Idee bis heute die Einzigen. wollte ich immer schon, seit Anbeginn der Was macht die Pop-Abo-Konzerte Reihe, einladen – Kings Of Convenience, besonders? José Gonzales, Lambchop und viele weitere Akustik-Pop-Konzerte in einem der schönsten Wünsche sind ja bereits in Erfüllung gegangen. Konzertsäle der Nation zu erleben, mit feiner Das Gute ist: Der (Wunsch-)Zettel ist trotzdem Akustik und handverlesenem Programm – es noch lang genug für die nächsten zehn Jahre! gibt sicher weniger attraktive Orte, um sich Interview: Dominik Bruns seine Lieblingsmusik anzuhören. Auch in der kommenden Spielzeit sind etablierte Bands im — Dortmund — 18.11. Calexico, 05.02. Aurora, 27.02. Daniel Norgren, 29.04. Get Well Soon Programm, genauso wie dem Publikum noch
POP-ABO DORTMUND Das Pop-Abo feiert sein zehntes Jubiläum unter anderem mit Calexico und Get Well Soon. Christian Lenzing vom Konzerthaus Dortmund erzählt, was die Reihe bis heute einzigartig macht. Für die, die es noch nicht kennen: Was ist das Pop-Abo?
Das Pop-Abo ist für alle, die in erster Linie konzentriert der Musik lauschen wollen. Es tropft weder Pogo-Schweiß von der Decke, noch muss man sich als Abonnent die Mühe machen, für einen guten Platz als Erster vor Ort zu sein – Abonnenten haben für die gesamte Saison, also für alle Konzerte der Reihe, denselben Platz. Viele Gäste sitzen sogar seit Jahren auf ihrem festen Platz. Nicht verschwiegen werden soll zudem der Anspruch, dem Publikum die bestmögliche Akustik zu bieten.
Friction Fest Vier Jahre lang war es ruhig um das Friction Fest. Jetzt gibt es gleich zwei Termine in Köln und Berlin. Der Titel lässt es vermuten: Es geht um Reibung. Genre-Reibung.
Wenn sich so unterschiedliche Künstler wie Òlafur Arnalds, Bohren und der Club Of Gore und Efterklang eine Bühne teilen, dann kann man ruhig von einer gewissen Reibung ausgehen. So passiert ist das 2010 beim ersten Friction Fest in Berlin. Damals noch eine Veranstaltung Anfang Mai und mit nur einmaliger Wiederholung 2011, gibt es vier Jahre später eine Neuauflage. Diesmal kommen die Bands nicht nur ins Astra-Kulturhaus in der Hauptstadt, sondern machen sich auch auf den
Weg an den Rhein gen Köln in die Essigfabrik. Im Vergleich zu den ersten beiden Ausgaben ist das Line-up weniger umfangreich, die Festivals dauern jeweils nur noch einen Tag, Und so weit voneinander entfernt wie Efterklang und Bohren und der Club Of Gore liegen die Acts diesmal auch nicht. Aber wenn Doom-Metal auf Desertrock trifft, sollte noch genug Reibungspotential bestehen. Julia Brummert — 16.10. Berlin + 17.10. Köln — Heretoir (nur Köln), Katatonia, Lantlôs (nur Berlin), Linie, Mantar, Primordial, Todtgelichter u. v. a.
Katatonia
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Do. 15.10. 20:00 Uhr
RUSSKAJA STICK MEN
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di. 13.10.2015 | Live Music Hall, Köln
SteReOpHONICS do. 15.10.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln
RadWIMpS
14.11. BOCHUM RUHRCONGRESS
featuring TONY LEVIN, PAT MASTELOTTO & MARKUS REUTER
do. 22.10.2015 | essigfabrik, Köln
ZeBRaHead
Fr. 23.10.2015 | die Kantine, Köln
Do. 29.10. 19:00 Uhr
MetRIC special guest: Léyya
DONOTS
Sa. 24.10.2015 | Gloria, Köln
22.11. KöLN KANTINE
Nachholtermin vom 20.03.15
Do. 05.11. 20:00 Uhr
GRaMatIK NOV
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STEAMING SATELLITES MADSEN
DATES
08.11. KöLN YARD CLUB
VENUE TICKET INFO
So. 08.11. 19:00 Uhr
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Mi. 28.10.2015 | Live Music Hall, Köln
tHe FRateLLIS
Mo. 02.11.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln
tHe dØ
Mo. 09.11.2015 | Live Music Hall, Köln
CuLCHa CaNdeLa
Mi. 11.11.2015 | Live Music Hall, Köln
19.12. KöLN PALLADIUM
special guest: MONTREAL
deatH CaB FOR CutIe special guest: Chastity Belt Mi. 11.11.2015 | Gloria, Köln
Do. 19.11. 19:00 Uhr
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23.05.16 BONN BEETHOVENHALLE
KUNST!RASEN 2016 JUNI/JULI
do. 12.11.2015 | Live Music Hall, Köln
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do. 12.11.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln
daRWIN deeZ Ticket-Hotline: 01806 – 999 0000
www.facebook.com substage.karlsruhe
INFOS: NOISENOW.DE · KUNSTRASEN-BONN.DE
76131
Mi. 11.11.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln
Gospel Choir, Red City Radio
OPEN AIR 2016
Karlsruhe
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tHe CINeMatIC ORCHeStRa aNtI-FLaG Supports: trophy eyes, the Homeless
Do. 26.11. 19:00 Uhr
Schlachthof
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GeNetIKK
30.10. BOCHUM RUHRCONGRESS
Mi. 21.10. 20:00 Uhr
Alter
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di. 29.09.2015 | turbinenhalle 2, Oberhausen
Mo-Fr 8-22 Uhr/Sa, So & feiertags 9-20 Uhr (0,20 €/Anruf aus dt. Festnetz/max. 0,60 €/Anruf aus dt. Mobilfunknetz)
www.substage.de
So. 15.11.2015 | Live Music Hall, Köln
RYaN SHeRIdaN Mo. 16.11.2015 | Live Music Hall, Köln
GHOSt special guest: dead Soul Gloria Geister 2015
di. 17.11.2015 | Live Music Hall, Köln 01.10.15 Bremen 02.10.15 Erfurt 03.10.15 München 04.10.15 A-Wien 09.10.15 Köln 10.10.15 Hannover
11.10.15 16.10.15 17.10.15 18.10.15 23.10.15 24.10.15
Wechselt die Beleuchtung Tour 2015
04.11.15 Rüsselsheim 05.11.15 Reutlingen
06.11.15 Freiburg 13.11.15 Cottbus 12.11.15 Wilhelmshaven 14.11.15 Dresden
Weihnachtsfeier Tour 2015
19.12.15 Berlin
20.12.15 Hamburg
Support: Ben Galliers Präsentiert von kulturnews & laut.de
Stuttgart Essen Frankfurt Berlin Münster HamburgSOLD OUT!
25.10.15 12.11.15 13.11.15 14.11.15
Hamburg Rostock Leipzig Magdeburg
ZUSATZSH OW
do. 19.11.2015 | Gloria, Köln
MS MR
Mo. 23.11.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln
COuRtNeY BaRNett special guest: Big Scary
21.12.15 Köln
Herrenmagazin Präsentiert von ByteFM, Intro, taz & tonspion
29.10.15 30.10.15 31.10.15 01.11.15 03.11.15
Hannover Rostock Bremen Hamburg Münster
di. 24.11.2015 | Live Music Hall, Köln 04.11.15 05.11.15 06.11.15 07.11.15 09.11.15
Oberhausen Berlin Heidelberg Köln Leipzig
10.11.15 11.11.15 12.11.15 13.11.15 14.11.15
BeLLe aNd SeBaStIaN special guest: Other Lives
Nürnberg A-Wien München Wiesbaden Jena
di. 24.11.2015 | Bürgerh. Stollwerck, Köln
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Le Very & Keørma Präsentiert von Intro & MusikBlog
08.10.15 Berlin 13.10.15 München
Sa. 28.11.2015 | die Kantine, Köln 14.10.15 Leipzig 22.10.15 Köln
23.10.15 Hannover 24.10.15 Hamburg
17.12.15 18.12.15 20.12.15 21.12.15
22.12.15 14.01.16 15.01.16 16.01.16
VINtaGe tROuBLe
Pohlmann Jahr aus Jahr ein — unplugged präsentiert von Akustik Gitarre & kulturnews
di. 17.11.2015 | Bürgerh. Stollweck, Köln
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Sippenhaft Tour 2015
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Woods Of Birnam Come To The Woods Pt.II 10.12.15 Jena
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Mi. 09.12.2015 | essigfabrik, Köln
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03. 10. GO GO BERLIN
Die dänische Rock-Entdeckung vom Eurosonic-Festival
04. 10. LOVE A & Hey Ruin
Die geniale Band mit neuem Album „Jagd und Hund“
08. 10. MANU DELAGO HANDMADE & LA PETITE ROUGE
Der Hangvirtuose und Percussionist in Björks Band
16 . 10. MOTHER’S FINEST
The Legendary Funk Rock Group on Tour (@ Substage)
21 . 10. E.S.B. & L.A. Sued
Französiche Krautelektronik mit Yann Tiersen
22 . 10. RAKETKANON
Noise, Sludge, Posthardcore – produziert von Steve Albini (@ Alte Hackerei)
24 . 10. HGich.T & IN PLASTIC Megabobo
27 . 10. LAST DAYS OF APRIL Die schwedische EmopopKultband kehrt zurück
04. 11. SIMON & JAN Ach Mensch!
10 . 11. BROTHERS OF SANTA CLAUS
Die frische Indie-/AcousticFormation aus Freiburg
12 . 11. BROTHER DEGE
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Fr. 19.02.2016 | palladium, Köln
03.12. miss Platnum 21.00
Fr. 26.02.2016 | König-pilsener-arena, Oberhausen
05.12. tHe unDeracHievers 20.00
Fr. 26.02.2016 | Mitsubishi electric Halle, düsseldorf
08.12. errDeka 20.00 14.12. robert Forster 21.00 Zoom GmbH brönnerstrasse 5 – 9 60313 FrankFurt / main www. ZoomFrankFurt.com
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Mo. 19.10.2015 | e-Werk, Köln
di. 10.11.2015 | palladium, Köln
20.10. HarDcore suPerstar + micHael monroe 20.30 25.10. uncle aciD & tHe DeaDbeats 20.00
Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln Uebel & Gefährlich, Hamburg Rote Sonne, München Gretchen, Berlin
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So. 11.10.2015 | König-pilsener-arena, Oberhausen
di. 13.10.2015 | Westfalenhalle, dortmund
12.10. GoD is an astronaut 21.00
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do. 01.10.2015 | palladium, Köln
09.10. Jacob wHitesiDes 20.00
MARIBOU STATE
01.11.15 09.11.15 11.11.15 12.11.15
tOCOtRONIC special guest: Sarah & Julian
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prime entertainment www.prime-entertainment.de
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#Preview #Demnächst #Katz und Goldt
Demnächst: Intro No. 237 — 26.10.2015
Joanna Newsom, Die Nerven, Star Wars, Chvrches, Bill Drummond, Coma, Vivienne Westwood, EL VY, Little Simz u. v. a.
SO ISST MAN IN BERLIN VON GOURMET BIS STREETFOOD – DIE 10 SPANNENDSTEN NEUERÖFFNUNGEN UND 500 BESTEN ADRESSEN DER STADT.
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