Können alles:
OK
#Pop #Kultur #Life #Style
Halsey— The Last Shadow Puppets — Game Of Thrones — Thomas Vinterberg
#241 April 2016 gratis www.intro.de
KID
Fatoni — Moderat — The Lumineers — Benjamin von Stuckrad-Barre — M83 —
Enjoy responsibly.
LIEBER PLATTENBAU ALS REIHENHAUS.
YES, WE ARE NUTS! #YesWeAreNuts yeswearenuts.de
#Intro Editorial
Bild: Tony Futura
#Intro
Als unser Cover-Act OK Kid im vergangenen Herbst nach langer Funkstille mit dem Song »Gute Menschen« zurückkehrte, waren wir ziemlich baff. Da standen diese netten Jungs plötzlich als grimmige Gartenzwerge in ihrem Video, das die deutsche Scheinheiligkeit sezierte, und sangen: »Nur glückliche Orangen in der Saftpresse, sogar der Mettigel lacht in ihre Hackfresse.« Wir hingegen rätselten: Waren das gestern nicht noch die mit der gut formulierten Befindlichkeit zum »Kaffee warm«? OK Kid sind dabei nicht plötzlich zur Politband geworden. Es war vielmehr so, dass sie entsetzt auf Pegida und AfD und die Zustimmung schauten, die diese Deppen von den ganzen anderen Deppen bekommen, und sich sagten: »Das finde ich scheiße, da schreibe ich jetzt drüber.« Klingt vernünftig, wird aber immer noch viel zu selten gemacht, gerade von den großen Künstlern der heimischen Musiklandschaft – die mit ihrem Einfluss einiges bewirken könnten. Deshalb hier mal der fromme Wunsch: Haut doch alle mal so ein Statement raus, ihr Helenes, BossHosses, Oerdings und Connors – oder habt ihr Angst, dass euch dann die Hörerschaft wegrennt? Daniel Koch (im Namen der Redaktion)
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Das Leben der Anderen
DAS LEBEN DER ANDEREN
Unsere Cover-Headline »Können alles: OK Kid« ist natürlich eine Anspielung auf ihren Song »Ich kann alles«. Damit nehmen OK Kid eben dieses vermeintliche AllesKönnen auf die Schippe, das man sich manchmal einbildet. Trotzdem lernten wir, dass die drei viele Talente haben und auch nicht davor zurückschrecken, ihr Studio in Köln-Hürth zu zerlegen. Der Mietvertrag wurde gekündigt, was diesen Schritt nötig machte. Titelstory-Autor Bastian Küllenberg und Lena Willems packten mit an und schossen ein paar Fotos der AbrissAktion. Findet ihr alles auf intro.de unter #OK Kid.
»Creating simple images with a twist«, nennt Tony Futura etwas bescheiden, was er seit einigen Monaten auf seinem Instagram-Account betreibt. Da ihm dort 79.000 Menschen folgen, scheint aber eben dieser Twist vielen zu gefallen. Kein Wunder, schließlich verknotet er auf witzige, kritische und doppeldeutige Art Pop, Werbung und Politik miteinander. Der Senior Art Director einer Berliner Werbeagentur sagt dazu: »Ich weiß, dass einige mich als großen Systemkritiker sehen, das war allerdings nie die Absicht.« Funktioniert aber trotzdem. Für die RessortEröffnungsseiten dieser Ausgabe stellte uns Futura freundlicherweise einige seiner Arbeiten zur Verfügung. Das Interview mit Futura gibt’s auf intro.de unter #Tony Futura.
Schnüff. Da reitet sie auf ihrem Einhorn von dannen: unsere Grafikern Vanessa Weber, die in den letzten viereinhalb Jahren unter anderem dafür gesorgt hat, dass unsere #Style-Seiten so verdammt stylish aussahen. Ihr geliebtes Köllefornia verlässt sie glücklicherweise nicht, also werden wir uns noch immer mit ihr ins Nachtleben stürzen. Neben ihrer Arbeit am »Jungs- und Giddyheft«, das Männlein wie Weiblein hot findet, steht sie fortan im Dienst einer hippen Modekette.
Aus der Redaktion Carsten: »Ich kann in dieser Hose nicht denken!«
Für unsere AccessoireFotostrecke sneakte sich Kollegin Frederike Wetzels in ein Kakteenhaus im Großraum NRW. Endlich mal ein Model, das wirklich stillhält! Eines, das sich um Fotosynthese und nicht um schlecht sitzende Haare schert! Eines, das sich nicht beschwert, wenn die Haut zu grün oder die Blüten zu rot rüberkommen.
Frederike zu den neuen Facebook-Emoticons: »Krass, wie viele Emotionen ich auf einmal hab. Früher habe ich alles geliked, egal, ob ich es gut oder schlecht fand.« Bastian: »Ihr seid alle so vertieft, und ich will eure Märchenstunde ja nicht unterbrechen, aber was ist eigentlich mit Rauchen?«
Inhalt
INHALT #Intro
#Pop
Bilder von: Lina Scheynius, Olivia Bee,
Mit ausgestrecktem Mittelfinger: OK Kid
Manon Wertenbroek 8
The Last Shadow Puppets: Englische Partyboys 40
Can Evrenol: Religion, Sex und Zensur 12
Tut so gut wie nicht mehr weh: Jupiter Jones
Birgt ein dunkles Geheimnis: Baauer 14
Cover-Welten: Hände 44
Spätzünder mit Stimme: L’aupaire 16
Moderat: Geplatzte Knoten 46
Auftakt mit: Violent Femmes, Okta Logue,
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Halsey: Doch kein Teeniepop-Phänomen 50
Kratzen & Beißen, Laura Gibson, Stereo Total,
The Lumineers: Karriere mit Wasserleiche 52
The Range, Yeasayer 18
Fast geknackt: M83 54 Tauscht Bühne gegen Bühne: Fatoni 56
#Kultur Benjamin von Stuckrad-Barre: Dringliche Dinge 60 Thomas Vinterberg über »Die Kommune« 64 Neue Filme: Im Kino und auf dem Sofa 66 Games: Tom Clancy’s The Division, Californium, Trackmania Turbo und andere 74
#Life Bilderstrecke: Mit Essen spielt man nicht 78 Rezepte aus der Popkultur: Tomatensoße aus »Good Fellas« 83 First World Problems: Party-Smalltalk 84
#Style Modestrecke: Accessoires im Kakteenhaus 88 50 Jahre Vans 92 Technik: Virtual-Reality-Brillen 94
#Review Platten vor Gericht 98 Neue Platten: AnnenMayKantereit, Bibio, Mavis Staples, Mayer Hawthorne, Iggy Pop, Underworld, Weezer und viele mehr 100 Foto: Kathrin Spirk
Cubes (2014), Lernert & Sander
Impressum / Dein Intro 6 Abo 13 Katz & Goldt / Demnächst 130
#Preview Intro empfiehlt 120 Kalender 122
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#Intro Dein Intro
DEIN INTRO Und wo warst du im April 2006? Intro #137
Covergeschichte: Während er heute nach dem Bürger-
meisteramt lechzt, war Morrissey vor zehn Jahren noch recht bescheiden. Auf dem Cover starrt er leicht überbelichtet an der Kamera vorbei. Ex-Intro-Chef Thomas Venker traf Manchesters Most-Nachdenklich im Londoner Lancester Hotel und stellte Fragen, die sich in zwei Jahrzehnten angesammelt haben. Storys: Spank Rock, Be Your Own Pet, Pretty Girl Make Graves, Kate Mosh, Schrottgrenze, The Knife, Calexico, Graham Coxon, Yeah Yeah Yeahs, The Streets, The Sparks, The Kooks Wichtige Alben: Black To Comm »Rückwärts Backwards«, The Broken Family Band »Balls«, The Flaming Lips »At War With The Mystics«, AFX »Chosen Lords«, Calexico »Garden Ruin«, The Charlatans »Simpatico«, Dresden Dolls »Yes, Virginia«, Gorillaz »Demon Days Live«, Motorpsycho »Black Hole / Black Canvas«, Ja, Panik »Ja, Panik«, The Kooks »Inside In / Inside Out«, The Streets »The Hardest Way To Make An Easy Living« Platten vor Gericht: Sieger: Calexico – 7,88 / Letzter: The Organ – 4,16 Besondere Vorkommnisse: Nicht nur, aber auch wegen der Vorbereitungen (Plasma und Beamen waren damals nahezu brandneue Wörter) der in Deutschland gastierenden Fußball-WM hielt die Redaktion ein Technik-Spezial für angemessen. Art-Director Holger Risse freute sich: »Technik ist gut. Mit Kabeln kann ich grafisch rumspielen.« Schlagzeile des Monats: Jahrhunderthochwasser an der Donau / Neubau des World Trade Centers beginnt / Bundespräsident Horst Köhler sieht Defizite bei der Integration.
IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstr. 7, 50668 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellv. Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirector Holger Risse Projektleitung Martin Lippert Redaktion Senta Best (#Life), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (#Review), Frederike Ebert (#Style), Frederike Wetzels (Foto), Kristina Engel (Lektorat), Sermin Usta (Volontariat) Redaktionsassistenz Alexandra Heckel Live-Redaktion Carsten Schumacher, Julia Brummert (Volontariat), Thomas Lorber, Dominik Bruns Layout Jörn C. Osenberg (osi) Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Philip Fassing (Leitung Digitale Medien & Produktentwicklung), Bastian Küllenberg (Leitung Digitale Medien & Social Media), Christian Fernandes Ferreira Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Hannah Bahl, Emanuel Bergmann, Kristof Beuthner, Alex Bohn, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Dominik Bruns, Cay Clasen, Doc Intro, Elisabeth Eberhardt, Valentin Erning, Lars Fleischmann, Lisa Forster, Boris Fust, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Mark Heywinkel, Leopold Hutter, Christian Ihle, Ulf Imwiehe, Paula Irmschler, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Kerstin Kratochwill, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Nadja Neqqache, Sarah Neuhaus, Katja Peglow, Kerstin Petermann, Olaf Radow, Verena Reygers, Henje Richter, Sven Riehle, Martin Riemann, Felix Scharlau, Christian Schlodder, Simone Schlosser, Michael Schütz, Hanno Stecher, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Jan Tölva, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Daniel Voigt, Linus Volkmann, Benjamin Walter, Timo Weber, Jan Wehn, Liz Weidinger, Michael Weiland, Holger Wendt, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff, Marius Wurth, Louisa Zimmer Cover Holger Risse und Frederike Wetzels Illustrationen Peter Hoffmann, Alexandra Ruppert Fotos Zeren Badar, Giulia Bernardelli, Tim Bruening, Maisie Cousins, Tony Futura, Isabella Giancarlo, Sarah Illenberger, Josh Josh Jones, Korhan Karaoysal, Lernert&Sander, Jake Michaels, Ina Niehoff, Katharina Poblotzki, Kathrin Spirk, Svenja Trierscheid, We Are The Rhoads, Karsten Wegener, Jan Philip Welchering, Getty Images, picture alliance und Pressebildfreigaben Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Anika Winter PraktikantInnen Jaqueline Ahuraian, Angela Klein, Kira Schneider, Lydia Trappenberg, Lena Willems Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41) Abo abo@intro.de Brandmanagement Eike Wohlgemuth Public & Media Relation Claudia Davis (claudia.davis@gemeinsame-sache.net) Vermarktung Director Sales & Marketing Oliver Bresch (Fon +49 221 94 993-13) (Marken & Media) Head of Sales Intro Martin Lippert (Fon +49 221 94 993-17) (Musik, Film, Marken) Büro Köln Fon +49 221 94 993-Durchwahl: David Winter -63 (Head of Digital Sales / Marken & Media), Sabrina Esser -33 (Marken & Media), Kathrin Marion Fischer -75 (Digital Sales) Büro Berlin Fon +49 30 4036705-Durchwahl: Sebastian F. Dudey -11 (Live Entertainment & Kleinanzeigen), Frank Straessner -20 (Marken, Media & Musik) Auftragsannahme & Administration Eva Sieger (Leitung) -14, Florian Schuster -16 Fax +49 221 94 993-88 Aktuelle Anzeigenpreisliste: Mediadaten 2016 (Nr. 26 aus 11/2015) Download Mediaunterlagen hoerstmann.de/mediadaten Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900
Wir freuen uns ja immer, wenn wir dank Instagram in die Schmökergewohnheiten unserer Leserinnen und Leser linsen können. Durch User @kuestenkiind wissen wir jetzt zum Beispiel, dass unser – zugegebenermaßen zuckersüß geratener – AnnenMayKantereit-Titel gut zu Kakao und Erdbeeren passt. Wohl bekomm’s!
Kennt ihr eigentlich schon unser Spotify-Profil? Falls nicht: Da könnt ihr hören, was wir so hören. Neben der wöchentlichen Playlist »Schweig und spiel die Hits«, gibt’s auch Lebenshilfe-Playlisten wie »AfD Ojemine«, die ja leider noch eine Weile aktuell sein wird. Unter diesem Link findet ihr uns: open.spotify.com/user/intro.de
Termine für Nr. 242 / Mai 2016. Redaktionsschluss: 01.04.2016; Termin- & Anzeigenschluss: 08.04.2016; Druckunterlagenschluss: 12.04.2016; Erscheinungstermin: 25.04.2016 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-geprüfte Auflage & Verbreitung IV. Quartal 2015 Druckauflage: 105.106 / verbreitete Auflage: 103.270 (Durchschnittszahlen) Bezugsquellen Erhältlich an 1.250 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!
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Wir setzen jetzt einfach mal darauf, dass es im April endlich warm wird. Aber auch für den Fall, dass uns der Frühling wieder enttäuschen sollte, gibt es ein Gegenmittel: Die sonnigen Playlists auf Spotify, bei denen wärmende Gefühle quasi eingebaut sind. Unter dem Banner der Sonne hat Spotify Playlists zu allen Genres zusammengestellt, die Frühlingsgefühle ausstrahlen: Ob nun Tropical House, wärmender Singer/Songwriter-Folk, entspannter HipHop oder die klassische Chillout-Lounge – es ist für jeden etwas dabei, um die Rezeptoren zu reizen.
Mit Spotify an die Sonne Ob der April hält, was er verspricht, oder nicht: Auf Spotify gibt es eine ganze Reihe von Playlists, die ihren Hörern die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.
Natürlich werden die Playlists auf Spotify stets von Experten am Puls der Musikszene zusammengestellt und fortlaufend aktualisiert. Egal, welche Tunes gerade angesagt sind – sie sind schon in einer der Spotify-Listen zu finden.
Bleibt nur zu sagen: Tschüss, Winter! Denn diese Songs wärmen von innen heraus und aktivieren die Glückshormone.
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Die schwedische Fotografin Lina Scheynius veröffentlicht seit 2008 jedes Jahr einen neuen Band mit ihren Arbeiten. Diese sind schlicht durchnummeriert, inzwischen ist sie bei Buch »08« angelangt. Bisher waren alle Werke innerhalb kurzer Zeit ausverkauft – wer sich ihre nahen, intimen, traumgleichen Fotografien also ins Regal stellen will, sollte schnell sein.
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So muss sich die erste Liebe anfühlen. Dieses Bild stammt aus dem Buch »Kids In Love« von Olivia Bee, in dem uns die 1994 in Portland Geborene ihr fotografisches Tagebuch und die titelgebende Reihe zeigt – Bee porträtiert darin die Liebesirrungen und -wirrungen ihrer Freunde. Ihren ersten großen Fotoauftrag bekam sie übrigens mit 15, als sie eine Kampagne für Converse schoss. Kein schlechter Start.
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Wer die aktuelle Fotokunst im Auge behalten will, ist beim Magazin Foam gut aufgehoben. Deren Talent Issues und die Ausstellungen dazu zeigen die besten Arbeiten junger KĂźnstler und Fotografen. Dieses verstĂśrende Bild von Manon Wertenbroek war in der Ausgabe des letzten Jahres vertreten. Das Original kann im April im Kulturzentrum De Markten in BrĂźssel bestaunt werden.
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#Kultur #Can Evrenol
und hatten viele Bücher zum Thema, die ich mir als Kind ständig anschaute. Als ich älter wurde, war ich von Horror-Regisseuren wie Lynch, Cronenberg, Fulci, Argento und Romero fasziniert.
Can Evrenol
DES EINEN LEID IST DES ANDEREN FREUD #Kultur — In »Baskin« erzählt Regisseur Can Evrenol die Geschichte von Polizisten, die in die Fänge eines perversen Kults geraten. Das Horror-Juwel gehört zu den zehn türkischen Filmen, die bislang auf dem US-Markt verkauft wurden. Martin Riemann sprach mit Evrenol über Religion, Sex und Zensur. Foto: Korhan Karaoysal
Der Antagonist in »Baskin« wird von einem sehr speziellen Typ gespielt. Wer ist der Schauspieler? »Baskin« ist dein erster abendfüllender Spielfilm. Wie in deinen Kurzfilmen benutzt du Bilder, die an religiöse Motive erinnern. Ist Religion für dich das Grauen?
Mehmet Cerrahoglu arbeitet als Parkwächter in Istanbul. Es gibt nur 15 bekannte Fälle wie ihn auf der Welt. Er leidet unter einer speziellen Hautkrankheit, die dazu führt, dass er am ganzen Körper kein Gramm Fett hat. Außerdem fehlen ihm sämtliche Zähne. Er ist nicht wirklich gebildet, konnte sich aber erstaunlich prägnant zu den Filmen äußern, die ich ihm gezeigt habe. Also habe ich ihm den Hauptcharakter auf den Leib geschrieben. Er wird der neue Michael Berryman!
Bei dem Kult in »Baskin« geht es um Unterwürfigkeit. Da gibt es Parallelen zur Religion, aber auch zum Rockstar-Fantum. Ich verstehe jedoch, warum man den Film als religiösen Horrorfilm bezeichnet. Etymologisch gesehen stammt das Wort Islam ja auch von Unterwerfung. »Baskin« ist in vielerlei Hinsicht ein Wagnis. Du mischst die Angst vor Unterwerfung oft mit der Angst vor Sexualität.
Er folgt kaum den Genre-Konventionen und ist teilweise sehr blutrünstig. Gibt es in der Türkei eine Zensur für solche Filme?
Ich interessiere mich für Psychoanalyse und bin großer Fan von Freud. Immer, wenn »Ich interessiere mich für Psychoanalyse ich etwas Grauen- und bin großer Fan von Freud. Immer, erregendes erzähle, wenn ich etwas Grauenerregendes erzähle, wird es tendenziell sexuell. Aus diesem wird es tendenziell sexuell.« Grund empfinde ich Filme wie »Beim Sterben ist jeder der Erste« Ja, aber da wir nicht, wie sonst üblich, staatals zutiefst verstörend. liche Gelder beantragt haben, hat niemand »Baskin« glänzt durch visuelle Einfälle, die etwas davon mitbekommen. Dann lief der Film starke Emotionen transportieren. plötzlich auf Festivals, und alle waren stolz. Es Emotion und Atmosphäre – darum geht es mir. kam sogar jemand vom Kulturministerium zu Ich bin niemand, der anderen gerne sagt, was mir und schüttelte meine Hand. Das war für sie tun oder denken sollen. Deswegen verpacke mich bis dahin unvorstellbar. ich keine Botschaften in meine Filme, es geht mir mehr um die Form als um den Inhalt. Ich — »Baskin« (TR/USA 2015; R: Can Evrenol; D: Mehmet Cerrahoglu, Muharrem Bayrak, Mehmet Akif Budak, bewundere beispielsweise auch die Maler der Fadik Bülbül; auf DVD und Blu-ray via Capelight / VÖ 29.04.16) Renaissance. Meine Eltern sind Architekten
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DIE ABO-PRÄMIEN, EMPFOHLEN VON INTRO ww
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Daniel Barber »The Keeping Room«
Jupiter Jones »Brüllende Fahnen«
BD – Koch Media
LP – Four Music / Sony
. in
tro. de
PJ Harvey »The Hope Six Demolition Project« LP – Island / Universal
Chris Moukarbel »Banksy Does New York« BD – Polyband
M83 »Junk« LP – Naïve / Indigo
The Last Shadow Puppets »Everything You’ve Come To Expect« LP – Domino / Rough Trade
Diverse »The Ladies Of Too Slow To Disco« 2LP – How Do You Are? / Rough Trade
Halsey »Badlands« LP – Capitol / Universal
Mark Gatiss & Steven Moffat »Sherlock - Die Braut des Grauens«
The Lumineers »Cleopatra« LP – Decca / Universal
BD – Polyband
OK Kid »Zwei« LP – Four Music / Sony
* Abo-Preise: Inland 30 € (inkl. Prämie), Ausland 35 € (exkl. Prämie), Ausland 42 € (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, danach automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis vierzehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo.
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#Pop #Baauer
Baauer
SHAAKE IT, BAABY! #Pop — Remember » Harlem Shake«? Das war das Viral- Mitmach-Ding zwischen »Gangnam Style« und »Happy«, das weltweit Menschen in skurrilen Kostümen durch skurrile Situationen zappeln ließ. Hinter der Musik stand ein zurückhaltender Soundforscher namens Baauer. Steffen Greiner ignorierte dessen dunkle Vergangenheit und sprach mit ihm über sein Debütalbum. Foto: Jake Michaels
H
hört sich für mich irgendetwas davon cool an.« Eine Experimentierfreude, die die Klangfarbe des Albums in Richtung östliches Asien verschiebt – ohne Konzept, aber mit viel Faszination. Besonders für die Kontraste zwischen digitalen und organischen Klängen, die Baauer nicht nur im Internet, sondern auch auf Reisen fand. »Es gibt so viel, was du nicht technisch nachbauen kannst – kleine Unvollkommenheiten, kleine menschliche Nuancen. In den Arabischen Emiraten nahmen wir zum Beispiel ein Kamel auf – der Mensch, der das Kamel führte, hielt es an einer Kette, die er schüttelte, um es zum Aufstehen zu bewegen. Diese Kette wurde zu einem bizarren Sound, den ich oft verwende – ein hartes, metallisches Klirren.« Es ist fast überraschend, wie gut das auf »Aa« funktioniert, wie die Exotismen produktiv werden. Ein Stück wie »Temple« etwa: Es beginnt mit einer diffus »fernöstlichen« Melodie, wie sie sich die einfallsloseste Redaktion einer nachmittäglichen TV-Reportage über irgendwas mit Japan nicht zu verwenden trauen würde, fügt nicht weniger diffuse »Tribal«Rhythmen hinzu und endet dennoch, auch dank des Features von M.I.A., als unpeinlicher Banger. Funky House, Vogelgezwitscher, Gri-
arry Rodrigues a.k.a. Baauer ist nicht unbedingt ein Mensch, den man mit nach vorne bollernden Dance-Beats in Verbindung bringen würde. Oder mit Songs, die durch eine clevere Choreografie von Knalleffekten herausstechen: Schüchtern reflektiert bis richtig nett schwärmt er von Sounds und Menschen, mit denen er bisher gearbeitet hat – Jay-Z und Pusha T beispielsweise. Auf seinem Debütalbum »Aa« kommen unter anderem M.I.A. hinzu, Rapper Future, der koreanische Superstar G-Dragon und die maskierte Rappe- »Es gibt so viel, was du nicht technisch rin Leikeli47. Seine nachbauen kannst – kleine Unvollkommenheiten, Sounds sind extrem kleine menschliche Nuancen.« vielseitig. Mit dem Opener »Church« beginnt eine Klangreise, die einen weit über die me und Coke-Rap – im Grunde klingt »Aa« Grenzen des Dancefloors hinauskatapultiert. genau nach der großen Wundertüte mit unvorZunächst erklingt das Raunen einer Markthal- hersehbarem Inhalt, die Pop in seinen besten le, bevor der Song sich in ziemlich unesoteri- Momenten immer war. Umso wichtiger für sche spirituelle Sphären aufschwingt. den Sample-Fan, darauf hinzuweisen, dass »Samples zu verwenden ist für mich der diese Kunstform gefährdet ist. »Die Art, wie beste Teil des Musikmachens: das Umformen wir heute mit Urheberrechten umgehen, vervon Sounds aus einem Hintergrund in einen hindert Kreativität. Als ich angefangen habe, völlig anderen, zu etwas völlig Neuem. Ich konnte ich meine Musik veröffentlichen, und suche meist im Netz nach weirden Sounds Menschen konnten sie hören. Heute würde – wenn ich mir ein Video anschaue, klicke sie sofort offline genommen und wäre dann ich danach auf das nächste, das empfohlen verschwunden.« wird, und immer so weiter – das ist meine Recherche-Methode. Es ist viel trial and error, — Baauer »Aa« (Lucky Me / Rough Trade) und das meiste klappt nicht, aber irgendwann
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In der Garage haben viele große Bands angefangen: Mama fährt das Auto raus, dafür kommt das Schlagzeug rein und los geht’s mit der Legendenbildung. Eben diesem magischen Ort ist die internationale Volkswagen Garage Sound Plattform gewidmet. Dabei bringt VW bereits etablierte Künstlerinnen und Künstler mit musikalischem Nachwuchs zusammen auf die Bühne. 2015 waren das Felix Jaehn, Jessie J. und Jasmine Thompson in Frankfurt, in diesem Jahr ging es für Volkswagen Garage Sound nach Genf. Dort präsentierte US-Rapper Wiz Khalifa sein aktuelles Album »Khalifa« in einem ganz besonderen Rahmen. Das »Bâtiment des Forces Motrices« ist ein historisches Wasserkraftwerk, in dem seit einiger Zeit auch Konzerte stattfinden. Um die alte Maschinerie herum wurde die Konzertanlage errichtet und eigens für Volkswagen Garage Sound auf Hochglanz poliert. Als Support für Wiz Khalifa war Newcomerin und Snoop-DoggEntdeckung Raven Felix dabei. Wer früh dran war, konnte ihr vor dem Konzert noch beim Soundcheck zuschauen, bevor sie dann den musikalischen Abend ganz offiziell eröffnete. Khalifa spielte ein Set aus seinen größten Hits, das keine Fragen offen ließ: Von »We Dem Boyz« über »Bake Sale« bis hin zum »Fast & Furios«-Hit »See You Again«. Party-Hymnen, dicke Beats und der ein oder andere GänsehautMoment standen auf dem Plan. Nachdem Wiz Khalifa mit 110% Körpereinsatz das Publikum begeistert hatte, kam auch Raven Felix nochmals auf die Bühne, um mit ihm das Konzert abzuschließen. Ein großartiger Abend für HipHop-Fans!
SO WAR’S: VOLKSWAGEN GARAGE SOUND
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#Pop #L’aupaire
L’aupaire
DER SPÄTBLÜHER #Pop — Mit einer Gitarre, drei Songs und einer Stimme, die er selbst nicht einzusetzen wusste, begann Robert Laupert 2011 Musik zu machen. Dabei schwebte ihm vor, ein Indie-BluesSongwriter mit der Stimme von Tom Waits zu werden. Isabelle Friedrich traf L’aupaire in Berlin und lernte einen getriebenen Spätzünder kennen, der die Ferne suchte, um sich selbst zu finden. Foto: Svenja Trierscheid
G
roß war der Wunsch, endlich ein Debütalbum aufzunehmen, doch einfach war es für Robert Laupert nicht. Eine Managerin hatte er von Anfang an auf seiner Seite, auch sein Potenzial war kaum überhörbar, doch fehlte es zu Beginn schlichtweg an Songs und einer klaren Vision. »Ich war nur ein Junge, der Lieder schreibt und Blues macht«, sagt er selbst. 2013 stopfte er unzählige Instrumente in einen Van und fuhr nach Budapest. Mit dem Ziel, Songs aufzunehmen, baute er sich dort ein Zauberzimmer, in dem letztlich 70 Prozent seines Debüts entstanden: »L’aupaire hat sich eigentlich komplett in Budapest entwickelt. Ich hab am Anfang ewig gebraucht, was zu schreiben, und wusste nicht, was genau ich will. Nach dieser Reise war ich dann endlich bereit.« Auf der Suche nach Selbstkonfrontation und Isolation lebte er fast ein Dreivierteljahr in Budapest und freundete sich nach und nach mit seiner Stimme an: »Das war von Anfang bis Ende ein Abenteuer. Das viele Alleinsein ist zwar freaky, aber ich hab das zu diesem Zeitpunkt gebraucht. Das brachte mich in krasse Zustände.« Doch auch mit genug Material und der ersten veröffentlichten EP »Rollercoaster Girl« blieb das Interesse der Musikindustrie verhalten – Laupert dafür aber standhaft: »Klar, ich hätte in Sachen Karriere damals den Deckel drauf machen können, aber es hätte sich niemand dafür interessiert.« Also schrieb
er weiter Lieder: »The River«, »I Will Do It All Again« und schließlich »Flowers«, das seinem Debüt den Titel gab. Und genau diese Songs sollten seine Karriere zum Erblühen bringen. Als große Hilfe empfand er dabei die Trostlosigkeit seiner Heimat Gießen, die junge Leute förmlich dazu zwingt, eigene Sachen zu starten. Auf seinem Debüt »Flowers« bringt L’aupaire nun alles zusammen: »Das Album hat eine Bandbreite von eher kindlichen Songs bis
hin zu Stücken, die auf einer Beerdigung laufen könnten. Wie Blumen passen die zwölf Songs zu unterschiedlichsten Situationen.« Klingt kitschig und irgendwie auch spirituell, doch Laupert spielt gerne mit Klischees und Kitsch und verlässt sich dabei komplett auf sei- »Songwriting ne Intuition. Ehrlich- ist wie eine keit statt Coolness, Sucht. Ich Blumensamen am Merchandise-Stand, schreibe Songwriting statt jeden Tag. Partys, kratzig und Manchmal ist weich zugleich: Was das echt nicht sich nach Zigaretten und Whiskey anhört, mehr gut für ist oft Vanilleeis und mich.« Sprite. L’aupaire versucht nicht mehr, zu den coolen Indiekids zu gehören, und schafft gerade damit eine enorme Authentizität: »Songwriting ist wie eine Sucht. Ich schreibe jeden Tag. Manchmal ist das echt nicht mehr gut für mich.« Zu hören ist das glücklicherweise nicht. Nur die Ohrwürmer, die bleiben. — L’aupaire »Flowers« (Virgin / Universal) — Auf Tour vom 11.04. bis 20.08.
#Promotion
Die Welt ist viele Scheiben
RECORD STORE DAY IN KÖLN Der Plattenladen deines Vertrauens ist der Ort, an dem du alte Freunde triffst und neue Schätze findest. Dort kannst du bestellen, stöbern, schnacken oder einfach Musik hören. Jeder Laden hat seinen eigenen Charakter, ist eine kleine (Scheiben-)Welt für sich. Anlässlich des Record Store Day am 16. April haben wir eine Liste der vielfältige Kölner Plattenladen-Szene erstellt – und ansässige Künstler um ein paar Sätze zu ihrem liebsten Record Store gebeten. Vielleicht plant ja der ein oder andere Vinyl-Fan einen RSD-Ausflug in die Domstadt. Sebastian Blume (Von Spar) über Black Diamond Records: »Auf kuschligen, gefühlten 20 Quadratmetern
Björn Sonnenberg-Schrank (Locas In Love) über Underdog Recordstore: »Am Underdog mag ich das Gefühl, nicht
in einem elitären Clubheim zu sein, sondern zu Besuch in einem vollgestellten Wohnzimmer. Die Mischung aus Coolness und Freundlichkeit, die von Personal und Inventar ausgeht, hat zugleich etwas Szeniges, aber ist dabei auch einladend und umarmend, nicht so ein EingeweihtenSumpf für Fanboys.«
Diese Kölner Plattenläden
erwartet eine entschleunigte und irgendwie heile(re) Welt. nehmen am Record Store Die Expertise des Besitzers liegt im Oldschool-Jazz, aber Day (16. April) teil: mit ein wenig Zeit zum Stöbern findet man hier auch a-musik Raritäten aus anderen Sparten. Frei Haus gibt es an der Kleiner Griechenmarkt 28-30 Theke Fachsimpeleien von Jazz- und Klassik-Nerds und a-musik.com gelegentlich auch eine Tasse starken Filterkaffee.« Black Diamond Records Carlos Hufschlag (Woman) über Groove Attack: »Die
Treppe im Groove Attack runterzuwanken um seine letzten Scheine loszuwerden, heißt auch immer ein bisschen, dass der Dom noch steht. Dieser Keller ist der Startpunkt für Digging-Nachmittage, nach denen man arm aber glücklich mit einem Kopfschütteln und schlechtem Gewissen die Mahnungen der letzten Wochen ad acta legt. Oi! Thx Groove Attack!« Julian Stetter (Vimes) über Kompakt: »Der Kompakt-
Plattenladen ist ein besonderer Ort. Man findet immer wieder längst vergriffene Pressungen sowie manche Platten schon Tage vor der Veröffentlichung. Jo und Geo am Tresen kennen den Geschmack häufiger Kunden und halten Empfehlungen bereit. Spätestens bei den vielen Events im Store verschwimmen bei Kölsch die Grenzen zwischen Staff und Besucher.«
Parallel Schallplatten Brabanter Straße 2-4 parallel-schallplatten.de
Ritterstraße 48 blockdiamondrecords.de
Underdog Recordstore Ritterstraße 52 underdogrecordstore.de
Drake Records Vinyl Store Nießenstraße 6 facebook.com/drakerecords
Weitere Plattenläden:
Early Bird Records Lindenstraße 77 facebook.com/earlybirdcologne Groove Attack Record Store Maastrichter Straße 49 grooveattackrs.bigcartel.com Kompakt Werderstraße 15-19 kompakt.fm Music Point Hansaring 62 Normal Schallplatten Heliosstraße 6a
Nunk Music Antwerpener Straße 16 nunkmusic.de Schallhandel Luxemburger Straße 72 schallhandel.de Topic Drift Recordstore Ehrenfeldgürtel 131 facebook.com/topicdriftrecordstore
Mit freundlicher Unterstützung der
Die Oberbürgermeisterin Kulturamt
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#Pop
The Range
YOUTUBE ALLSTARS #Pop — Der New Yorker Pro duzent James Hinton arbeitet auf seinem zweiten Album »Potential« mit Vocal-Samples, die er in den schlecht ausgeleuchteten Ecken Youtubes gefunden hat. Daraus baut er Tracks, die so manche StarFeature-Single alt aussehen lassen. Text: Daniel Koch
Y
outube-Userin »kaihuna« sitzt vor einer Wand voller Poster der Boygroup Mindless Behavior. Eine junge, schwarze Teenagerin in einem »I Love Paris«-Shirt, die nach kurzer Anmoderation »You’ll Never Know« von Ariana Grande in ihre Laptop-Kamera singt. Während sie manche Töne trifft und manche nicht, wackelt sie lasziv mit dem Finger, formt Handherzen und lächelt immer wieder, wenn sie den Refrain singt. Der erfolgreichste Kommentar lautet gerade: »Ich kam hier wegen The Range hin, aber ich blieb, weil du großartig bist.« Die Stimme dieser jungen Frau findet sich nun im atmosphärisch produzierten Track »Florida« des neuen The-Range-Albums. James Hinton, der sich hinter dem Moniker verbirgt,
hat die Rechte geklärt und »kaihuna« sogar finanziell an der Veröffentlichung beteiligt. Das wird sie nicht gerade reich machen, aber eine faire Geste ist es allemal. Auch andere Youtube-Stimmen wie der 13-jährige Rapper Kruddy Zak, der Londoner MC SdotStar, dessen Videos selten mehr als 100 Klicks einfahren, oder der wohl nur in seinem Viertel bekannte Dancehall-Künstler Naturaliss aus Kingston bekamen den gleichen Deal. Hintons Idee mag sich problematisch lesen, das Ergebnis ist jedoch durch und durch gelungen – und hat in manchen Momenten mehr Seele als ein starbepacktes Disclosure- oder SBTRKT-Album. »Der Gastauftritt eines bekannten Sängers oder Newcomers ist ein Konzept, das heute in der elektronischen Musik weit verbreitet ist. Ich will da nicht mitmachen«, sagt Hinton trotzig. »YoutubeSamples haben ihren Platz in der Popkultur verdient. Sie sind oft wahrer, ehrlicher. Im Studio versucht jeder, den perfekten Take zu singen. Man ist umgeben von Technikern und Produzenten und arbeitet so lange gemeinsam daran, bis eine Stelle perfekt ist. Bei Youtube setzen sich die Menschen oft zu Hause vor ihren Laptop, singen einen Take eines Songs, der ihnen viel bedeutet, und verlieren sich dabei völlig in der Musik. Da entstehen für mich die wirklich brillanten Momente.« Die hat Hinton nun in den elf Liedern destilliert – und man kann dem Titel seiner Platte nur recht geben: Potenzial haben sie wirklich alle, wenn man sie so in Szene setzt, wie er es kann. — The Range »Potential« (Domino / GoodToGo)
#Redaktionstipp
Die Liebe Platte zum Gericht
Comic-Zeichner Bastien Vivès widmet sich in seinem Buch »Die Liebe« dem kniffligsten Thema unserer Zeit: der Liebe! In seinen pointierten Episoden über zwischenmenschliche Verstrickungen wird nichts beschönigt, sondern gnadenlos aufs Korn genommen. Das Augenmerk liegt hier auf dem Dialog zwischen Paaren im Beziehungsalltag. Ob im Restaurant beim ersten Date oder im Bett vorm Einschlafen. Sein Buch liefert den unterhaltsamen Beweis, wie kurios Liebe sein kann. Sermin Usta (Volontärin)
Cannibal Corpse »Butchered At Birth« vs. Pfälzer Saumagen
Okta Logue
WIE DIE EICHHÖRNCHEN
Wie New York für einen Monat zur größten Open-Air-Kunstgalerie der Welt wurde – jetzt auf DVD und Blu-ray!
#Pop — Mit einem Fuß in der Vergangenheit, mit dem anderen im Jetzt. Oder doch nicht? Okta Logue scheren sich nicht um die zeitliche Einordnung ihrer Musik. Auch nicht auf ihrem dritten Album »Diamonds And Despair«. Ihre Energie verwenden sie lieber für die Songs selbst. Und für ein Gespräch mit uns über deren Entstehung und über tierische Momente im Studio. Text: Annett Bonkowski
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a können sie noch so viel in Europa und Übersee unterwegs sein, das Herz des Quartetts Okta Logue schlägt weiterhin für seine hessische Heimat. Dort entstand auch das Grundgerüst des neuen Albums »Diamonds And Despair«, das sich klanglich noch ein bisschen tiefer in die PsychedelicRock-Soundästhetik der 60er und 70er hineingräbt als seine beiden Vorgänger. Der rote Faden in die Vergangenheit bleibt im Werk unverkennbar, eine Schlinge wickelt sich die Band aber nicht daraus. Dafür gibt es laut Sänger Benno Herz zwischendurch zu viele spannende Perspektiven als lohnenswerte Abzweigung: »Jetzt hatten wir Lust auf 90erSynthesizer, Air-Geschichten und Soul- und HipHop-Einflüsse, was die Beats angeht. Der Kern, wie wir kreativ zusammenarbeiten, ist aber beständig geblieben.« Um diesen zu festigen, legten die vier Mitglieder großen Wert auf eine ausführliche Phase der Vorproduktion. Aus gutem Grund, wie Benno hinzufügt: »Wir haben schon vorab gemerkt, dass wir vielschichtiger arbeiten
wollten. Gerade, weil einem im Studio gerne die Zeit davonläuft.« Ein Eindruck, der von Gitarrist Philip Meloi bestätigt wird: »Diese Phase hat uns geholfen, einen guten Überblick zu bekommen. Wir konnten die Dinge dadurch viel zielgerichteter angehen.« Genug Zeit für Fragezeichen im Kopf blieb der Band später im Studio aber immer noch. Oder für plötzlich auftretende animalische Verhaltensmuster: »Ich werde immer ganz hibbelig, wenn es konkret wird. Man verbringt Tage im Studio, und ich bin herumgelaufen wie ein Eichhörnchen«, verrät Benno. Es muss ein klanglich gut genährtes Eichhörnchen gewesen sein – eines, das selbstbewusst genug ist, zum nächsten Sprung anzusetzen ... — Okta Logue »Diamonds And Despair« (Virgin / Universal / VÖ 15.04.16) Auf Tour vom 04.05. bis 03.06.
„Ein bravourös umgesetztes Doku-Feature. Geradezu spielerisch, unkonventionell und frech.“ The Globe and Mail, Toronto
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#Style #Pop
Jetzt bewerben:
Mutti, wir spielen Melt! #Pop — Ein Satz, den man seiner Mutter schon immer mal sagen wollte, stellt seit Jahren den Namen für unseren Newcomer-Wettbewerb: »Mutti, wir spielen Melt!« Opa Hellmuth oder Oma Lisa müssen am Wochenende vom 15. bis zum 17. Juli also ohne Enkel oder Enkelin auskommen. Bisherige Gewinner waren übrigens Acts wie PTTRNS, Wilhelm Tell Me oder KMPFSPRT. Und so geht’s: Bewirb dich mit einem Anschreiben und einem Link zu einem Song unter heimspiel@intro.de, Stichwort »Mutti, wir spielen Melt!«. Band, Act, DJ – alles ist möglich, auch genremäßig lassen wir uns nicht eingrenzen. Bewerbungsschluss ist der 20. April 2016.
#Tech-Talk
EDDIE ARGOS ÜBER DEN HOOVER-VINTAGE-STAUBSAUGER #Style — Der Sänger von Art Brut veröffentlichte kürzlich im Berliner Großverlag Lo Fi Punk Rock Motherfucking Press seine Biografie »I Formed A Band«. Darin erinnert Eddie Argos sich auch an das liebste Instrument am Anfang seiner Karriere: einen alten Staubsauger der Firma Hoover, den er für seine Ex-Band Art Goblins auf der Bühne zum Singen brachte.
Meine Rolle in der Band war, meinen »Gesang« mit dem Spielen eines Staubsaugers zu begleiten. Mein Lieblingsgerät war einer dieser alten Hoover-Stand-Staubsauger. Ich »spielte« ihn, indem ich die Einstellungen wechselte, um die Tonlage der Heulgeräusche zu verändern. Dazu startete ich mit dem tiefen Brummen des »Hard Surface«-Settings, um dann in verschiedenen Intervallen (je nachdem, welchen Song wir spielten und welche Stimmung
wir erschaffen wollten) zwischen »Curtains«, »Furnishings« und »Deep Shag« zu switchen. Wenn wir für eine Akustik-Show gebucht waren, spielte ich mit dem Zubehör: einer Bürste und einem Kehrblech. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich bin der einzige Staubsaugerspieler auf der Welt.
TICKETS UNTER: FKPSCORPIO.COM & EVENTIM.DE € / Anruf aus dem Festnetz, SERVICE-HOTLINE: 01806-853 653 (0,20 Mobilfunk max. 0,60 € / Anruf)
20 YEARS OF
Laura Gibson
»ES HATTE ETWAS BEFREIENDES, NICHTS ZU BESITZEN«
PLACEBO
31.10. HAMBURG · 04.11. MÜNCHEN 07.11. BERLIN · 24.11. STUTTGART
#Pop — Nichts ist so kostbar wie das Leben selbst. Diese Erkenntnis bekam für Laura Gibson gerade im letzten Jahr eine viel realere Note, als ihr lieb gewesen wäre: Bei einer Explosion wurde ihr Wohnhaus im New Yorker East End vollends zerstört. Mit unserer Autorin Annett Bonkowski sprach sie über ihren ganz persönlichen Neuanfang und die Wiederkehr des Optimismus auf ihrem neuen Album »Empire Builder«.
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igentlich wollte Laura Gibson von Portland nach New York ziehen, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Also machte sich die Singer/Songwriterin mit dem berühmten »Empire Builder«-Zug vom pazifischen Nordwesten auf an die Ostküste. Dann passierte die Tragödie, durch die sie im Trümmerhaufen ihres plötzlich explodierten Wohnhauses ihr ganzes Hab und Gut verlor. Als Namensgeber ihres neuen Albums symbolisiert der Zug die wohl größte Reise, die Gibson mental und physisch zu bewältigen hatte, kaum dass sie am Ziel angekommen war. Selbst ein Jahr nach der Katastrophe bricht ihre Stimme merklich, wenn sie über diese tragische Erfahrung spricht: »Ich habe noch nie solch ein Trauma wie dieses erlebt. Die
ersten Wochen danach funktionierte ich kaum, aber die Unterstützung, die ich durch Freunde und völlig Fremde erhielt, war überwältigend. Sogar die alten Damen in der Kirchengemeinde meiner Mutter schickten mir 20-Dollar-Noten in hübschen Karten.« Das als rau geltende New York entpuppte sich als Ort voller Güte, der ihr auch in kreativer Hinsicht neuen Lebensmut schenkte, wie sie sagt: »Zunächst war es schwer, irgendeinen künstlerischen Gedanken zu fassen, aber nach und nach rief ich mir einige der verloren gegangenen Songnotizen wieder in Erinnerung und schöpfte neuen Mut. Es hatte sogar etwas Befreiendes, nichts zu besitzen und völlig bei Null anzufangen.« Der wiedergewonnene Optimismus steht den Songs gut, die sich schnörkellos und liebevoll arrangiert präsentieren. Dieser Prozess brauchte seine Zeit, verleiht den Stücken aber eine besondere Wärme.
11.04. B E R L I N 12.04. MÜ N C H E N · 13.04. KÖLN
[KMF]
[KMF]
[KMF]· 07.04. LEIPZIG · 08.04. ERLANGEN 05.04. SAARBRÜCKEN · 06.04. KÖLN UFT UFT ERKA UFT · 12.04. WIESBADEN · 13.04. AUSV ERKA AUSVHANNOVER AUSV ERKA 09.04. BERLIN · 11.04. MÜNCHEN ERKA UFT AUSVHAMBURG [KMF] 14.04. STUTTGART · 15.04. HEIDELBERG · 16.04.
— Laura Gibson »Empire Builder« (City Slang / Universal / VÖ 01.04.16) Auf Tour vom 02. bis 03.05.
27.10. KÖLN · 28.10. FRANKFURT 29.10. HAMBURG · 04.11. BERLIN · 05.11. MÜNCHEN
22.05. KÖLN . 23.05. BERLIN . 18.06. FRANKFURT
10.05. KÖLN · 11.05. MÜNSTER 12.05. MÜNCHEN · 14.05. BERLIN · 15.05. HAMBURG
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#Pop
Mein Song und seine Geschichte
VIOLENT FEMMES »BLISTER IN THE SUN« #Pop — Morgens in der Indie-Disko: Alle tanzen, alle sind breit, aber die Trunkenheit ist vergessen, sobald die ersten Töne von »Blister In The Sun« erklingen. Wem diese Szene gänzlich unbekannt vorkommt, der hat unser Mitleid. Der Song vom 1983 erschienenen Debüt der Violent Femmes hat die Band zu Antihelden gemacht und klingt bis heute so leicht wie gestern erst aufgenommen. Gerade hat die Band ihr neues Album »We Can Do Anything« veröffentlicht, und Sänger Gordon Gano erinnert sich an diesen ersten Hit seiner Karriere.
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ieser Song ist für mich besonders, weil er von den vielen Mythen und Geschichten lebt, die sich um ihn gebildet haben. Kaum jemand weiß, dass ich ihn eigentlich gar nicht für die Violent Femmes geschrieben hatte. Ich lernte damals ein Mädchen bei einer Lyriklesung kennen. Sie fragte mich, ob ich bei ihrem Bandprojekt mitmachen möchte. Zum ersten Treffen wollte ich sie beeindrucken und nicht mit leeren Händen auftauchen, sondern mit einem Song, den sie direkt hätte singen können. Allerdings kam es nie zu diesem ominösen Bandtreffen. Sie rasierte sich kurz nach der Lesung den Kopf, um nach Kanada abzuhauen und dort einem Kult beizutreten. Ich beschloss, das Lied selbst zu singen, und hatte auch so ein Bauchgefühl, dass das Intro echt gut ist. Wir hatten als Band zu diesem Zeitpunkt allerdings alle keinen blassen Schimmer, wie wichtig »Blister In The Sun« für uns werden würde. Zu der Zeit haben wir noch nicht mal einen Gig im Punk-Club um die Ecke bekommen, weil uns alle ziemlich scheiße fanden. Als wir dann erfolgreich wurden, gab es mit dem Song auch immer wieder komische Momente, wenn mir Leute durch die Blume erklären wollten, worum es in »Blister In The Sun« eigentlich geht. Das war
ziemlich absurd, wenn mir jemand sagte: »Ich weiß, worum es darin geht ...« Und ich antwortete: »Ich auch, ich habe den Song schließlich geschrieben.« Die Leute haben dann immer rumgedruckst, bis sie sich trauten zu fragen, ob es wirklich um Selbstbefriedigung gehe. Als das zum ersten Mal passierte, bin ich aus allen Wolken gefallen, weil der Song für mich damit nie was zu tun hatte. Also, um dieses Gerücht ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen: In »Blister In The Sun« geht es nicht um Masturbation! Aber ich freue mich natürlich trotzdem, wenn Leute ihre eigenen Assoziationen haben und ihnen der Song was bedeutet. Aufgezeichnet von Hannah Bahl — Violent Femmes »We Can Do Anything« (PIAS / Rough Trade)
Violent Femmes »Blister In The Sun« When I’m out walking I strut my stuff And I’m so strung out I’m high as a kite I just might stop to check you out [chorus] Let me go on like I Blister in the sun Let me go on Big hands, I know you’re the one Body and beats, I stain my sheets I don’t even know why My girlfriend, she’s at the end, She is starting to cry Let me go on like I Blister in the sun Let me go on Big hands, I know you’re the one When I’m out walking I strut my stuff And I’m so strung out I’m high as a kite I just might stop to check you out When I’m out walking I strut my stuff And I’m so strung out I’m high as a kite I just might stop to check you out Body and beats, I stain my sheets I don’t even know why My girlfriend, she’s at the end, She is starting to cry When I’m out walking I strut my stuff And I’m so strung out I’m high as a kite I just might stop to check you out
Foto: Jim Steinfeldt / Getty Images
#Pop #Life
arte TRACKS
GEWINNE EIN PRIVAT KONZERT VON WANDA!
#Pop — Als wir im letzten Jahr ein VinylSchnappes-Package vom zweiten WandaAlbum verlosten und dafür ein Bussi-Foto via Instagram forderten, konnten wir uns vor gespitzten Knutschlippen kaum retten. Da kann man sich ungefähr ausrechnen, was der Aufruf unserer Medienpartner von arte TRACKS auslösen wird: Die verlosen nämlich ein Privatkonzert der Österreicher. Was ihr dafür tun müsst? Einen Haufen Freunde zusammentrommeln (schließlich sind Wanda ja keine Band, die man nur mit seinen Eltern im Wohnzimmer sehen will), eine Location klarmachen und sich mit einem kreativen
Mach’s dir selbst #10 Fast die Welt retten #Life — Da kann einem die Lust auf Umweltschutz fast vergehen: Wenn man sich als umweltbewusster Bürger täglich über Dinge wie Energiesparlampen ärgert und den Joghurtrest aus dem gelben Müll wäscht – um dann im Fernsehen mit anzusehen, wie Firmen Ressourcenverschwendung im großen Stil betreiben. Wir haben überlegt, was man tun kann, um den ökologischen Fußabdruck zu verwischen. Heute: die Weltmeere retten, na ja, fast.
Video bei TRACKS bewerben. Und zwar bitte eines, aus dem »Amore« spricht und in dem Bussis verteilt werden. Einsendeschluss ist der 8. Mai, dann werden Wanda höchstselbst die kreativste Einsendung küren. — Alle Infos findet ihr auf: http://tracks.arte.tv/de/ challenge/gewinne-ein-wanda-privatkonzert
#Redaktionstipp
»FCK NZS«Shirt Es war der Samstag vor der Wahl in den »Stricherländern« (©Jan Böhmermann), als mir beim Plattenshoppen bei Core Tex in Kreuzberg dieser Shirt-Klassiker ins Auge sprang. Und mal ehrlich: Man ahnte ja da schon, dass besagte Wahlen übel ausgehen würden – ein Grund mehr, das auf der Brust zu tragen, was in Deutschland eigentlich selbstverständlich sein sollte. Der Verkäufer sah es anscheinend ähnlich und hatte direkt hinter der Kasse einen vollen Karton stehen. Seitdem trage ich das Shirt mindestens einmal in der Woche, wobei ich zugeben muss, dass ich es bisher nur in Neukölln, Kreuzberg und in der unmittelbaren Umgebung unseres Kölner Büros ausgeführt habe. Aber nächste Woche radele ich damit mal nach Köpenick oder wandere durch die Dresdener Vororte. Versprochen! Das Shirt gibt’s zum Beispiel bei coretexrecords.com oder bei roter-shop.de. Daniel Koch (Chefredakteur)
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#Pop
Foto: Frederike Wetzels
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TOP 7
Dinge, die man nur auf dem Sziget erleben kann #Pop — Ungarn ist speziell. Die Sprache zum Beispiel. Im Ungarischen fängt alles Wichtige mit »Sz« [ß] an: Sziget, Szabadság, Szerelem. Übersetzt heißt das: Sziget Festival, Freiheit und Liebe. Szchön, klingt aber zu allgemein? Was Freiheitsliebende ausschließlich auf der »Island of Freedom« erleben können, stellt Sziget-Veteranin und BudapestBewohnerin Lisa Erzsa Weil in sieben Punkten zusammen.
01 Zur Lieblingsband geschippert werden
Die Óbudai-sziget (Alt-Budaer Insel), auf der das Sziget Festival seit 1993 stattfindet, kann per Rad, Bus und Bahn angesteuert werden – oder standesgemäß per Schiff! Die Budapester Verkehrsbetriebe richten jeden Sommer Sonderfahrten ein, um das Festivalgelände via Wasserstraße erreichen zu können. Daneben gibt es mittlerweile VIP-Schnellboote für knapp über zehn Euro, falls nach dauerhafter Dixi-Nutzung etwas Luxus-Bedarf besteht.
02 Genuss für Genossinnen und Genossen!
03 Freie Liebe
04 Banana Beach
Er ist skurril, ideenreich und unglaublich witzig: der Kelet-Európai Vurstli, ein osteuropäischer Freizeitpark, wie es ihn nur auf dem Sziget gibt. Wer eintreten möchte, muss die Grenzbeamten bestechen; junge Ungarn, die – perfekt in ihrer Rolle bleibend – keine Miene verziehen. Drinnen kann man dann die Köpfe kommunistischer Führer mit Hüten bewerfen oder sich, auf einem Podest stehend, endlich mal selbst als sozialistische Statue fühlen.
Festivals sind Akkumulationspunkte für Sex, Love und – okay – Drama. Zum Glück hat’s das Sziget eher mit den beiden Erstgenannten. Nicht umsonst werden im Hochzeitszelt täglich ca. 100 Ehen für die Dauer des Festivals geschlossen, davon viele gleichgeschlechtliche, viele zwischen Mensch und Bier. Und wer beim Stelldichein im Nachbarzelt sichergehen will, bekommt hier außerdem kostenlose Kondome. Gehört geherzt.
Am Donauufer lädt am Rande des Festivalgeländes der Sziget Beach zum Sonnen- und sonstigen Baden ein. 2016 gibt es hier ein wichtiges Update: bananenförmige Laternen! Zu verdanken haben wir diese einer Szitizin namens Andrea, die beim Xmas-Gewinnspiel des Festivals gewonnen hat. Deshalb geht jetzt ihr Wunsch nach den Bananenlampen in Erfüllung. Schade bloß, dass sie nicht standardmäßig zum Stadtbild Budapests gehören ...
05 Schland ist eine Insel
06 Zufallspflicht
07 Mach mal, Ungarn!
Es geziemt sich zwar nicht auf so einer schönen Insel mitten in Budapest, aber wer zwischen dem 10. und 17. August dennoch Heimweh bekommen sollte, dem verschaffen jedes Jahr diverse Konzerte deutscher Acts Abhilfe. Beim Sziget weiß man nämlich sehr wohl, dass sich viele aus unseren Landen auf den Weg machen. Für 2016 wurden zum Beispiel bislang bestätigt: K.I.Z, Fatoni, Die Nerven und Isolation Berlin.
Das Sziget ist – im besten Sinne – ziemlich random! Das trifft aufs zusammengewürfelt wirkende Line-up (dieses Jahr mit unter anderem Sia, David Guetta, Sigur Rós und Muse) genauso zu wie aufs Festivalprogramm abseits der Bühnen. Deshalb, ganz wichtig: zwischendrin einfach mal Treiben lassen und in 70-jährige Pärchen in Glitzerkostümen, riesige hölzerne Ei-Skulpturen und großartige TravestieShows stolpern.
Zugegeben: 90 Prozent aller Wochentickets werden im Ausland verkauft. Genau deshalb lohnt es sich aber, auch mal abseits des internationalen Inselgewusels Ungarn zu schnuppern. Im Volkstanz-Zelt geben ungarische Profitänzer englischsprachige Tanzkurse, die tatsächlich Spaß machen. Pálinka-Schnaps wird auf dem Festivalgelände zuhauf ausgeschenkt. Lángos-Essen lohnt sich dagegen eher in der Budapester Innenstadt, beispielsweise an der Metrostation Arany János utca. Egészségedre und so!
#Style
#App des Monats
Fat Tag #Style — Der New Yorker Graffiti-Künstler Katsu war schon immer ein Pionier. Als einer der ersten funktionierte er Feuerlöscher zu Spraydosen um, um damit mannshohe Tags an die Wand zu bringen. Er drehte Fake-Dokus, die vorgaukelten, er habe das Weiße Haus getaggt. Und er baute sogenannte »Graffiti Drones«, mit denen er auch unzugängliche Wände sprayen konnte. Da passt es nur zu gut in seine Vita, dass Katsu gemeinsam mit Künstler-Buddy Theo Watson diese App entwickelte, die es dem Nutzer nicht nur ermöglicht, eigene TagStyles zu üben, sondern diese auch auf Fotos aus der eigenen Galerie zu legen. Wer also schon mal für ein Tag an der Chinesischen Mauer Maß nehmen will oder auf dem Weißen Haus, dem Bundestag, der AfD-Bundeszentrale oder dem Kim-Il-sung-Platz in Nordkorea, kann mit »Fat Tag« üben, bevor er es im real life riskiert. Katsu selbst sagt übrigens: »Ganz ehrlich: Diese App ist für Kriminelle gemacht. Wenn du eine App zum Malen haben willst, gibt es hundert bessere. Doch wenn du tatsächlich ein Graffiti-Vandale bist, wirst du sehen, dass diese App extra für dich gemacht wurde.«
#Redaktionstipp
Akte X – Vertrauen Sie niemandem Paranormale Vorkommnisse und ein eingespieltes Duo. »Akte X« ist auch in gedruckter Form packende Mystery-Kost. Herausgeber Jonathan Maberry hat ein Team von höchst talentierten Autoren ausgewählt, um Mulder und Scully mit 15 neuen mysteriösen Missionen zu versorgen. Dabei gilt wie eh und je: »Vertrauen Sie niemandem«. Bastian Küllenberg (Online-Redakteur)
---------------------------------------------------------------- ---------------------------–-----------------------------------AMPYA, PRINZ.DE + THE-PICK.DE präsentieren
Tourneen + Konzerte März — August 2016
---------------------------------------------------------------VISIONS präsentiert
MUSE
DRONES WORLD TOUR
31.3. MÜNCHEN Olympiahalle, Special Guest: De Staat 3.6. BERLIN Mercedes-Benz Arena 6.6. HAMBURG Barclaycard Arena [T: € 45,– bis € 65,– exklusiv unter muse.tickets.de sowie in München bei den VVK-Stellen von München Ticket] ---------------------------------------------------------------DRadio Wissen + AMAZED präsentieren
LÉON
VAUU & MORTIS
„DIE WOLLEN NUR SPIELEN“ TOUR 2016
23.5. MÜNCHEN Strom 24.5. FRANKFURT/M. Nachtleben 25.5. STUTTGART Keller Klub 26.5. KÖLN YUCA 28.5. LEIPZIG Neues Schauspiel 29.5. BERLIN Maschinenhaus 30.5. HAMBURG Häkken [T: € 12,–] 26.—27.8. WIRGES Festivalpark — Spack! Festival [nur VAUU] [T: € 42,—] ---------------------------–-----------------------------------MUSICBLOG präsentiert
WEAVES
2.6. BERLIN FluxBau [T: € 10,–] 3.—5.6. MANNHEIM Maimarktgelände — Maifeld Derby [T: € 80,–] ----------------------------------------------------------------
COEUR DE PIRATE
RAMMSTEIN, BLOC PARTY, KIKO KING & CREATIVEMAZE, JACK GARRATT, VAUU ...
JACK GARRATT
SELAH SUE
TINY RUINS
RAMMSTEIN, BLOC PARTY, SKUNK ANANSIE ...
4.4. BERLIN Prince Charles [T: € 10,–] ---------------------------------------------------------------VEVO, PRINZ.DE + THE-PICK.DE präsentieren
14.4. KÖLN Stadtgarten 27.4. MÜNCHEN Freiheiz 24.—26.6. SCHEESSEL — Hurricane Festival — Ausverkauft! 29.4. BERLIN PBHFCLUB [T: € 22,–] ---------------------------------------------------------------- 24.—26.6. NEUHAUSEN OB ECK — Southside Festival — Ausverkauft! ---------------------------------------------------------------VEVO + INTRO präsentieren 1.—3.7. KÖLN Fühlinger See — Summerjam Festival [T: € 117,–] 5.5. HAMBURG Uebel & Gefährlich 7.5. BERLIN Astra Kulturhaus ---------------------------------------------------------------8.5. MÜNCHEN Freiheiz 9.5. KÖLN Gloria Theater [T: € 20,–] ---------------------------------------------------------------11.5. BERLIN Monarch [T: € 15,–] ---------------------------------------------------------------OX FANZINE präsentiert
TUXEDOMOON HALF-MUTE TOUR 2016
20.5. BERLIN Astra Kulturhaus [T: € 24,–] ---------------------------------------------------------------Tickets ebenfalls erhältlich an allen bekannten Vertragsvorverkaufsstellen. Die angegebenen Ticketpreise gelten für den Vorverkauf zzgl. Gebühren. Weitere Konzerte anderer Künstler in Vorbereitung. Änderungen vorbehalten.
19.—21.8. LEIPZIG Störmthaler See Großpösna — Highfield Festival [T: € 139,–] ----------------------------------------------------------------
ONLINE–TICKETS FÜR ALLE KONZERTE UNTER TICKETS.DE
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#Style #Life
Schatzparade
DINGE, DIE DICH WOLLEN #Style – Intro sammelt jeden Monat nerdige Schätze für insgesamt unter 100 Euro – aus dem Internet und der echten Welt
Bananen-Regenschirm Bananen kriegen schwarze Flecken, und Regenschirme sehen scheiße aus. Warum also nicht einfach beides miteinander kombinieren? Ab jetzt hast du immer eine unzerstörbare Banane dabei, die auf Knopfdruck zum fetzigen Regenschirm wird. Für € 17,95 bei radbag.de
Vinyl-Untersetzer
Superhelden-Stuhlcape
Waaas – es gibt tatsächlich Menschen, die Untersetzer benutzen?! Wofür, stand bis Reaktionsschluss nicht fest. Liebe Spießer, wenn ihr diese unnötigen Dinger tatsächlich unter eure Whiskeygläser stellt, nehmt doch wenigstens diese hier aus »echtem« Vinyl! Für € 13,95 bei radbag.de
Warum sehen die meisten Bürostühle eigentlich so furchtbar beschissen aus? Na, damit dieses glänzende Superhelden-Stuhlcape auch ordentlich was zu verdecken hat. Damit feuerst du beim Bürostuhlwettrennen nie wieder den falschen Kollegen an. Für € 27,95 bei getdigital.de
3D-Puzzle Batman Klar nervt es, dass du für dieses Batman-3D-Puzzle ein bisschen Geduld aufwenden musst. Aber Batman hat es doch auch nicht viel besser – wie oft nervt ihn der Joker? Dafür hältst du am Ende ein superschickes 3D-Batmobil in den Händen. Zwar fehlen die entsprechenden PS, aber geil aussehen ist doch auch geil, oder nicht?! Für € 9,95 bei getdigital.de
SUMME
€
69,80 #Redaktionstipp
Museum für verwandte Kunst! Die eigene Stadt nicht kennen? Das können Einheimische bekanntermaßen gut. Auch oder gerade in Köln. Oder kennst du etwa das Museum für verwandte Kunst? Siehste! Dabei liegt es nicht mal auch nur ansatzweise abgelegen – im Gegenteil: Das Altbau-Souterrain befindet sich mitten im Belgischen Viertel in der Genter Straße 6. Noch dazu sind die Räumlichkeiten schnuckelig, schön-speziell und die beiden Betreiberinnen Pola Bergmann (die den hinteren Teil des Museums bewohnt) und Jantina Lipphardt supercharmant. In unregelmäßigen Abständen finden hier Ausstellungen statt – von Pop-Art-Kunst über Lichtinstallationen bis hin zu Objektkunst und Malerei. Neben schönen Sachen zum Angucken und Kaufen (#Museumsshop) gibt’s leckere Getränke und manchmal auch Musik. Beispielsweise bei der aktuellen Ausstellung »Kindheitserinnerungen | Ein dummer kein Gedanke«. Infos auf museumfuerverwandtekunst.de. Senta Best (Ressortleiterin #Life)
LOLA MARSH
#Kratzen & Beißen
Gegen die Unpolitischen
Illustration: Alexandra Ruppert
#Life — Keine Ausreden mehr! Gerade jetzt, wo die Schreihälse immer lauter werden, muss sich jeder über gewisse politische Dinge Gedanken machen und überlegen, wo er steht, findet Daniel Koch. Kürzlich auf der Intro-Facebookseite: Die Kollegen posten das Video, in dem Martin Schulz im EU-Parlament einen Rassisten der griechischen Partei »Goldene Morgenröte« des Saales verweist. Erster Kommentar eines Users: »Muss Intro jetzt wirklich auch noch Politik machen?« Sein Profil entlarvt ihn zwar schnell als vermeintlichen Troll mit Rechtsdrall, dennoch bleibt es eine Frage, die man mal stellen sollte. Und die wir mit voller Überzeugung beantworten können: Ja, natürlich! Gerade jetzt! Und da sind wir bei dem, was mich in den letzten Monaten immer mehr ankotzt: Obwohl wir dieser Tage ein raues politisches Klima haben und überall rassistische, grob vereinfachende, hetzerische, paranoide, egoistische, empathielose und oft schlichtweg dumme Aussagen in die Welt geschrien werden, machen es sich viele in meinem weiteren Bekanntenkreis noch immer in der wohligen Decke des Unpolitischen gemütlich. Sie diskutieren nicht gerne, sie lesen auch gar nicht so viel darüber, sie wollen sich Politik möglichst vom Leib halten, weil sie eben gerade so unerfreulich ist. Große Probleme, Hass, komplexe Sachverhalte, die keine einfachen Antworten bieten – vielleicht geht das ja vorbei, wenn man stillhält? Bei allem Verständnis, dass unser Wohlstand und unsere oft recht spröde wirkende Demokratie etwas träge macht – jetzt ist der Punkt erreicht, an dem man eben nicht mehr das Maul halten kann! Gerade, weil die Gegenseite so laut ist und das Internet mit ihren Tiraden vollschrei(b)t. Dabei geht es mir gar nicht darum, dass man zu allem einen klaren Standpunkt hat und bei TTIP, Auslandseinsätzen der Bundeswehr, Höchststeuersatz und Asylpolitik exakt auf meiner Linie liegt. Aber wenn Hetzer wie die AfD das nie sonderlich hilfreiche schwarz-weiße Freund/Feind-Schema wieder mit so einem Riesenerfolg in die Politik bringen, dann ist es wirklich das Mindeste, zur Wahl zu gehen, wenn gerade eine ansteht. Und gerade dann muss man sich dem bei jeder Gelegenheit und vor allem im täglichen Miteinander entgegenstellen – sonst beanspruchen die mit ihrer empathielosen Scheißpolitik am Ende die Diskussion noch mehr, als sie es jetzt schon tun.
11.04. MÜNCHEN · 12.04. HEIDELBERG 19.05. FRANKFURT AM MAIN · 20.05. HAMBURG 21.05. KÖLN · 22.05. LEIPZIG · 23.05. BERLIN
RADICAL FACE
»THE FAMILY TREE« TOUR 2016 11.04. & 12.04. KÖLN 13.04. & 14.04. BERLIN 23.04. & 25.04. FRANKFURT/MAIN
DIIV
30.03. KÖLN 31.03. BERLIN AUSVERKAUFT 01.04. MÜNCHEN 10.04. HAMBURG
THE FRANKLIN ELECTRIC
30.03. HALDERN 31.03. HAMBURG 02.04. BERLIN 03.04. MÜNCHEN
ITCHY POOPZKID
»SIX TEIL II« TOUR 2016
31.03. JENA 01.04. MAGEBURG 02.04. ROSTOCK 07.04. KARLSRUHE 08.04. DÜSSELDORF 14.04. FRANKFURT AM MAIN 15.04. ESSEN 16.04. KIEL 20.04. AUGSBURG 21.04. LINZ (AT) 22.04. ERLANGEN
OLIVER POLAK
»CREEPY COMEDY CLUB«
06.04. BERLIN 04.05. BERLIN
BIRTH OF JOY
»GET WELL« TOUR 2016
09.04. STUTTGART 10.04. MÜNCHEN 11.04. NÜRNBERG 16.04. BERLIN 17.04. HANNOVER 18.04. HAMBURG 19.04. KÖLN
U3000
»WIR HABEN EUCH BELOGEN TEIL II« TOUR 2016
13.04. NÜRNBERG 16.04. MÜNCHEN 19.04. DRESDEN 22.04. BRAUNSCHWEIG 28.04. BREMEN 30.04. DÜSSELDORF
GOLF & U3000
»NIMM 2« CO-HEADLINER TOUR 2016
14.04. STUTTGART 21.04. BERLIN 23.04. ESSEN 27.04. HAMBURG 29.04. KÖLN
GOLD CLASS
21.04. FREIBURG 22.04. BRAUNSCHWEIG 23.04. BERLIN
THE GREAT JOY LESLIE
»MAGIC SHOW« TOUR 2016
07.05. AALEN 11.05. LÜNEBURG
CARDINAL SESSIONS FESTIVAL
ANDY SHAUF · LOLA MARSH · DALE BARCLAY · NEWMOON
20.05. HAMBURG 21.05. KÖLN
REUBEN HOLLEBON
24.05. BERLIN
NORTHEAST PARTY HOUSE
02.06. KÖLN 03.06. BERLIN 04.06. HAMBURG
PISSED JEANS
04.06. MANNHEIM 05.06. KÖLN 06.06. BERLIN
KAGOULE
12.09. 14.09. 15.09. 16.09. 17.09.
BERLIN HAMBURG KÖLN MÜNCHEN ESSEN
VON WEGEN LISBETH
16.09. ROSTOCK 17.09. BERLIN 21.09. HANNOVER 22.09. KIEL 23.09. HAMBURG 24.09. MÜNSTER 26.09. KÖLN 28.09. ESSEN 30.09. HANNOVER 06.10. BRAUNSCHWEIG 07.10. LEIPZIG 08.10. DRESDEN 10.10. INNSBRUCK (AT) 11.10. WIEN (AT) 12.10. MÜNCHEN 14.10. FREIBURG 15.10. ZÜRICH (CH) 19.10. STUTTGART 20.10. FRANKFURT AM MAIN 21.10. AACHEN 22.10. SAARBRÜCKEN 24.10. DÜSSELDORF 26.10. WÜRZBURG 27.10. FULDA TICKETS ERHÄLTLICH UNTER LANDSTREICHER-BOOKING.DE & KRASSERSTOFF.COM UND AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSSTELLEN
AURORA
29.04. HAMBURG 01.05. MÜNCHEN 02.05. KÖLN
TRÜMMER »INTERZONE« TOUR 2016 12.10. HANNOVER · 13.10. WIESBADEN 14.10. KÖLN · 15.10. MÜNSTER 16.10. LEIPZIG · 18.10. SALZBURG (AT) 19.10. MÜNCHEN · 20.10. INNSBRUCK (AT) 22.10. VÖCKLABRÜCK · 24.10. WIEN (AT) 25.10. ZÜRICH (CH) · 26.10. STUTTGART 28.10. HAMBURG
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#Pop
Yeasayer
BETBRÜDER #Pop — Drei Multiinstrumentalisten mit der Wildnis New Yorks im Hinterkopf: So lauten die Ingredienzen des vierten Yeasayer-Albums »Amen & Goodbye«. Sermin Usta sprach mit Gitarrist Anand Wilder über Religion, die Zusammenarbeit mit Ex-Beck-Drummer Joey Waronker und die Ehe mit seinen Bandkollegen. Wie der Albumtitel verrät, geht es auf eurer neuen Platte um Religion und Transzendenz. Wieso dieser Themenschwerpunkt?
Außerdem ist er ein sehr guter Mediator. Und da wir versuchen, alles demokratisch abzustimmen, war es wichtig, ihn als eine Art Puffer Uns hat dieses Thema in den an unserer Seite zu haben. letzten Jahren oft beschäftigt. Welche Rolle spielt eure Freund»Cold Night« habe ich beispiels- schaft nach zehn Jahren Band? weise geschrieben, nachdem ein Mittlerweile ist es mehr als nur Freund von mir Suizid begangen Freundschaft. Ich habe mit den hat. Sein Tod hat einige Gedan- Jungs mehr Zeit verbracht als mit ken und Zweifel bei mir ausgelöst. meinen verstorbenen Eltern. Um Und obwohl ich nicht an ein Leben in dieser Ehe voneinander zu pronach dem Tod glaube, kam mir fitieren, muss man einen Sinn für die Idee, den Song in Dialogform Gemeinschaft haben, die Grenzen zu schreiben, als würde eine le- des anderen respektieren und einbende Person mit einem Toten schätzen können. Aber die größte sprechen. Damit das Thema nicht Herausforderung besteht immer allzu sehr runterzieht, haben wir noch darin, den kreativen Ideen eine Uptempo-Nummer daraus der anderen zu vertrauen. gemacht. Kontraste wie diese mag ich besonders gern. Mein Kum- — Yeasayer »Amen & Goodbye« (Mute / GoodToGo / VÖ 01.04.16) — Auf Tour pel stand total auf cheesy Popmuvom 24. bis 26.06. sik, er hätte es ganz sicher auch so gemacht. Den Feinschliff hat Ex-BeckDrummer Joey Waronker übernommen. Wie kam es dazu?
Wir hatten uns vorgenommen, dieses Mal wirklich alles anders zu machen. Und da wir noch nie mit einem Produzenten zusammengearbeitet hatten, hat unser Label Mute vorgeschlagen, es mal auszuprobieren. Mit Joey hat es super gepasst. Nicht nur, weil er all die Fragmente, Skizzen und Ideen zusammengebracht hat, er hat auch die Drums eingespielt.
#Redaktionstipp
Zur Hölle
Anfang der 1990er-Jahre besuchte ich öfter meinen älteren Bruder, der damals in der Wilhelm-Mauser-Straße in Köln-Bickendorf wohnte. Im Innenhof befand sich Detlef Kowalewskis Club Empire, ein Schuppen voller Rockerschweiß. Später wurde daraus ein Techno-Club, aber da war Kowalewski schon nicht mehr Eigentümer. Zuvor war er ab und zu mal Gesprächsthema in der WG meines Bruders, denn die Bands in den Proberäumen, die er ebenfalls vermietete, legten nicht selten mitten in der Nacht mit einer Jam-Session los. In Kowalewskis Autobiografie »Zur Hölle« las ich nun von den schlaflosen Nächten, die er in seinem Leben selbst zu überstehen hatte. Der Untertitel fasst seine Vita ganz gut zusammen: »Kohle, Knast und Rock’n’Roll«. Allein die Kapitel über seine Knastfluchten aus Köln und Amsterdam sind spannend und nötigen dem Leser einen gewissen Respekt ab. Kowalewski lebte und schreibt darüber wie eine Figur aus einem frühen Schimanski-Tatort. Das Buch erscheint in der Edition Steffan, die auch die »Dope Stories« von Kifferguru Howard Marks herausgebracht hat. Wolfgang Frömberg (stellvertretender Chefredakteur)
PROMOTION
3 Fragen an
Stereo Total #Pop — Mit »Les Hormones« machen Stereo Total ihr Albumdutzend komplett. Françoise Cactus und Brezel Göring haben mal wieder Songs über Pampelmusen-Busen, reparierte Herzen und Teenager-Krisen in gewohnter Trash-Acid-Surf-Manier eingespielt. Was sich trotzdem verändert hat, erzählt Mme Cactus im Interview-Quickie, kurz bevor die Tour zum Album beginnt. Ihr habt ein Album über Hormone gemacht. Sind die bei euch gerade so aktiv?
Art. Das ist okay. Noch wichtiger aber ist: Meine Komplexe haben mich nie daran gehindert, das zu Eigentlich geht es bei vielen Songs machen, was ich wollte. auf »Les Hormones« eher um Kri- Dafür liebst du deinen musikalisen. Auch wenn ich schon älter schen wie privaten Partner Brebin, schreibe ich gerne über Teen- zel um so mehr. Wie hält man agerleben – da gibt es viele Kri- als Paar eigentlich so lange die sen. »Zu schön für dich« soll zum Liebe frisch? Beispiel Mädchen ansprechen, die Och, wie macht man denn das? Ich ständig durchdrehen, weil sie den- weiß es nicht genau. Manchmal ken, sie müssten immer schöner sind wir mehr wie alte Freunde, werden und irgendwelchen Idea- dann wieder wie ein junges Lielen entsprechen. bespaar. Das verändert sich, und Was liebst du denn an dir am ich versuche auch gar nicht erst, zu meisten? rekonstruieren, warum das so ist. Ehrlich gesagt, ich war eigentlich Interview: Verena Reygers nie richtig zufrieden mit meinem Äußeren. Als ich jung war schon — Stereo Total »Les Hormones« (Staatsakt / Caroline / Universal / VÖ 26.02.16) nicht, und ich dachte, es würde Auf Tour vom 30.03. bis 24.04. mit dem Alter besser werden. Ist es aber nicht. Dafür sagt man mir nach, ich hätte eine charmante
Zum ersten Mal wird in diesem Jahr der »what’s live music award« verliehen. Aus 300 Bands wurden die fünf besten Acts ausgewählt, die sich nun einer Fach-Jury bestehend aus Antonio (Songwriter und Sänger der Band .antonio), Sarah (Sängerin der Band Cloey) und Marius Bracke (CEO/Artist-Manager bei „Adieu Naomi Artist Management“) und dem Publikum stellen müssen. Im Finalrennen sind Edelmeer, Effekt, Laut Kinski, Ukulelenprediger und Somebody Else. Unterschiedlicher könnten diese Bands kaum sein, von Schlager bis Singer/SongwriterAkustikpop ist hier alles dabei. Alle Acts müssen sich in diesem Jahr bei fünf live gestreamten Konzerten beweisen. Jeder Zuschauer kann für jedes Konzert seine Stimme abgeben. Im Dezember gibt es ein großes Konzert mit allen Bands und die Ehrung des Gewinners. Alle Termine und mehr gibt es unter whatislive.de, exklusive Interviews mit den Bands auf live-stream-magazine.com.
whats live? music
award
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#Pop #Electronic Beats
Der Song hat Funk, Seele, eine Gold(e)stimme und einen Refrain zum Niederknien. Und er war quasi der Auslöser für Marcus, diese Compilation anzugehen: »Das ist seit mehreren Jahren ein Lieblingsstück von mir und hat mich erst auf die Idee gebracht, mal genauer hinzuschauen, was die Ladies damals alles gemacht haben. Besonders die vielen, von denen heute niemand mehr etwas weiß. Der Track ist auf Portrait Records erschienen, einem Label, das leider komplett unauffindbar war – selbst für mich und meine geheimen Quellen.« Aber wie immer brachte ihn Detektivarbeit doch noch ans Ziel – beziehungsweise sogar direkt zu Franne Golde: »Über sehr verworrene Umwege bin ich an die Mailadresse von Franne Golde gekommen, die sofort wollte, dass ich sie anrufe. Sie hat die Freigabe des Stücks komplett auf ihre eigene Kappe genommen. ›Ich regle das, wenn’s Ärger gibt!‹ Ich bin immer wieder positiv überrascht, dass sich Multimillionäre wie Franne, die ja zum Beispiel Dennis Edwards’ ›Don’t Look Any Further‹ geschrieben hat, wahnsinnig freuen, wenn sich ein Zwerg-Nerd wie ich bei ihnen meldet, um eins ihrer gefloppten und Stücke aus den Siebzigern zu finden.« Marcus kann viele solcher Geschichten erzählen. Und auch die Linernotes der Platte sind voller Anekdoten für Pop-Nerds. Wer weiß denn zum Beispiel, dass sich bei den Aufnahmen zu »Take Me With You« von Lyn Christopher zwei Drittel von Kiss kennengelernt haben, weil sie die Mietmucker der Sängerin waren? Einen eher unschönen roten Faden gibt es in all diesen Storys allerdings auch: Die meisten Songs stamThe Ladies Of Too Slow To Disco men aus den 70ern – einer Zeit, in der die Musikindustrie noch chauvinistischer war, als sie es jetzt immer noch ist. Marcus erinnert sich dabei vor allem an Evie Sands: »Ich denke, sie hat es insgesamt am schlimmsten erwischt, als ihre Musik aus dem Studio gestohlen #Pop — Marcus Liesenfeld alias DJ Supermarkt hat es schon wieder und an einen männlichen Künstler getan: Knapp ein Jahr nach dem zweiten Teil seiner Reihe »Too Slow To gegeben wurde. Aber auch Franne Golde hat mir am Telefon erzählt, Disco« widmet er seinen neuen Sampler den Frauen der Popwelt, die in dass ihr bis heute Menschen aus den 70ern und 80ern den Adeles, Swifts und Perrys den Weg geebnet der Musikbranche sagen, dass haben. Im Rahmen des Telekom Electronic Beats Festivals in Köln sie nie gedacht hätten, dass eine werden wir am 21. Mai die Releaseparty für ihn schmeißen. Ein weiterer Frau ›Don’t Look Any Further‹ geschrieben haben könnte. Und die Grund, um Marcus im wohlverdienten Südfrankreich-Urlaub über seine Tatsache, dass Carole Bayer Sager Damenwahl auszufragen. Daniel Koch hat genau das getan. den Megahit ›It’s The Falling In Love‹ geschrieben und aufgenommen hat, bevor Michael Jackson ranne Golde (Foto) hat mit »Nightshift« passierte, nachdem sie ihre Karriere als Sän- ihn auf ›Off The Wall‹ coverte, will bis heute von den Commodores einen der großen gerin eher still und leise beendet hatte. Man auch niemand glauben. Also, alles beim Alten!« internationalen Top-5-Hits der Achtzi- kann nun darüber streiten, mit welchem Teil ger geschrieben, einen Award für die ihres Schaffens sie der Musikwelt mehr Freude — Intro empfiehlt: Diverse »The Ladies Of Too Slow To Disco« (How Do You Are? / Rough Trade / VÖ 29.04.16) Pussycat-Dolls-Single »Stickwitu« im beschert hat. Wenn man sich allerdings »Isn’t Regal stehen und war im Songwriting-Team It Something« anhört, eine vergessene Single — Intro empfiehlt: The Ladies Of Too Slow To Disco – Release-Party am 21.05. in Köln mit DJ Supermarkt – der Soundtracks von »Top Gun«, »The Bo- aus ihrer Solo-Phase, fragt man sich schon, hosted by Intro & Telekom Electronic Beats dyguard« und »Beverly Hills Cop II«. All das warum nicht auch das ein Hit geworden ist.
DAMENWAHL
F
#Pop
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Telekom Electronic Beats
FÜNF TAGE UND FÜNF NÄCHTE IN KÖLN #Pop — Nachdem die Eventreihe im vergangenen Jahr zum Beispiel Zagreb, Budapest und Bukarest mit einem Tross an Künstlern bespielt hat, steht vom 18. bis 22. Mai Köln auf dem Programm. Mit dabei sind zum Beispiel Wahlkölner Chilly Gonzales, Dänemarks Superstar Mø und Schlagzeuglegende Tony Allen.
In Sachen Städtefestivals machen Telekom Electronic Beats keine halben Sachen. Wenn man sich eine Metropole vornimmt, werden in rund einer Woche die spannendsten Flecken der Stadt bespielt, vom undergroundigen Technoclub bis zu ehrwürdigen Konzerthallen. Das wird auch beim Gastspiel in Köln nicht anders sein: So wird man in den fünf Tagen und Nächten zum Beispiel die Gelegenheit haben, Chilly Gonzales’ Klaviermesse in der Kulturkirche beizuwohnen, oder im JackWho
FIVE DAYS AND NIGHTS
ONE CITY
CHILLY GONZALES
den Berliner DJs NOEMA und Grizzly zu zeigen, dass auch Köln exzessiv tanzen kann. Großartigen, zeitgemäßen Pop wird es derweil im Gloria geben, wo zunächst die Lokalhelden Woman spielen, denen nicht nur wir eine spannende Zukunft voraussagen, bevor dann die Dänin Mø zeigt, dass ihre eigenen Songs viel besser sind als dieser nervige Major-Lazer-Hit »Lean On«, der ihre Stimme auf der ganzen Welt bekannt gemacht hat. Wer eher musikalische Veteranen treffen will, kann zum Beispiel Schlagzeuglegende Tony Allen im Club Bahnhof Ehrenfeld bei seinem Spiel bestaunen oder sich den House-Tracks von Kerri Chandler im
COUNTLESS VENUES
MUSIC
ART
CHRISTIAN LÖFFLER + MOHNA FANGO
Gewölbe hingeben. Und das ist nur ein kleiner Teil des bisherigen Line-ups. Auch wenn es bisher anders klingt, sind die Telekom-Electronic-Beats-Städte-Invasionen keine reinen Musikveranstaltungen: Parallel zu den Konzerten werden in Köln zahlreiche Lifestyle-Events stattfinden, die – verteilt über die ganze Stadt – für eine urbane Verbindung von Musik, Kunst, Fashion, Tech und Food sorgen. Alle bisher bestätigten Termine und Konzerte finden sich auf electronicbeats.net.
FASHION
TECHNOLOGY
FOOD
NATION GRIZZLY GRIZZLY KERRI CHANDLER MATT KARMIL
TELEKOM ELECTRONIC BEATS
MAY 18 – 22
IN COLOGNE
MICHAEL REINHARD MAYER VOIGT LIVE SUPERPITCHER MØ MAGIC MOVEMENT NOEMA THE TONY ALLEN ELECTRONICBEATS.NET
WOMAN 106ER ANCIENT FUTURE NOW AND MORE
#TELEKOM #ELECTRONICBEATS
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#Promotion
jeden Monat neu: Teilnahme unter intro.de/Quiz
DAS QUIZ #241 Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich natürlich alles um die (Wahl-)Kölner Band OK Kid. Los geht’s… 1. »OK Computer« und »Kid A« sind Alben von...?
3. Wessen Songs dritter Teil ist auf dem zweiten Album?
E Kraftwerk
E »Kaffee warm«
Z Radiohead
K »The Three Shadows«
B OK Kid
G »Stadt ohne Meer«
2. In welchem Video spielen Gartenzwerge die Hauptrollen?
4. Welcher MC ist Gast bei »5. Rad am Wagen«?
U »Smalltown Boy«
B Flo Mega
K »Zwergenpisse«
M Megalow
W »Gute Menschen«
I Megaloh
Die Gewinne
Evrgreen »Luftpflanzen«
Kapten & Son – Campus All Black
Le Specs
Native Union – Smartphone Cable
Hard Rock Cafe »Signature Series«
evrgreen.de
kapten-son.de
lespecs.de
nativeunion.com
hardrock.com/signature-series
Pflanzen, die nur von Luft und Liebe leben? Gibt’s! Die »Luftpflanzen« von evrgreen. de nehmen Wasser und Nährstoffe über ihre Blätter auf und müssen nur ein- bis zweimal pro Woche mit Wasser besprüht werden. Wir verlosen fünf Sets, bestehend aus je drei Pflanzen.
Aye! Kapten & Son setzt auf personalisierte Lieblingsstücke am Handgelenk. Die zeitlosen Armbanduhren begleiten dich im Großstadtdschungel genauso wie am Ende der Welt. Born for adventure, exploring the world! Wir verlosen die neue Campus »All Black«-Variante!
Die ausgefallenen Sonnenbrillen des Vintage-Labels Le Specs interpretieren klassische Formen auf coole Art und Weise neu. Wir verlosen vier Mal das Modell »Hey Macarena«, inkl. Brillenband, dass im bestechenden schwarz und transparent jedes Outfit abrundet.
Qualitativ hochwertiges GadgetZubehör mit minimalistischelegantem Design und cleveren Ideen: dafür steht Native Union. Wir verlosen je ein Exemplar aus der aktuellen Lightning-USBKabel-Serie: »Jump Cable«, »Key Cable«, »Belt Cable« und das »Night Cable«.
Jedes Jahr spendet das Hard Rock Cafe die Erlöse aus der »Signature Series« an die Organisation »City of Hope«. Wir verlosen zwei Sets aus T-Shirt, Pin und 50€-Essensgutschein (gültig in Köln, Hamburg oder München), designt von Bob Marleys Tochter Cedella.
Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 25. April. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
#Pop
#Pop Bild: Tony Futura
Dieser Joy-Divison-Penis wird sicherlich die Gemüter erregen. Sorry dafür! Aber ein Skandal-Penis pro Heft muss sein. Cool bleiben dürften derweil OK Kid, die mit ihrem zweiten Album »Zwei« alles richtig machen. Gleiches gilt für Moderat und ihr drittes Album »III« und – letztes Zahlenspiel für heute, versprochen – M83.
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Haare & Make-up: Christina Neuss
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#Pop #OK Kid
OK Kid
ADIEU BEFINDLICHKEIT Drei Jahre sind vergangen, seitdem OK Kid mit ihrem Debütalbum Teile der Indie- und HipHop-Szene gleichermaßen erfreuten. Mit »Zwei« setzt sich das Trio nun noch bewusster zwischen alle Stühle – und landet dabei keineswegs auf dem Boden. Bastian Küllenberg besuchte die Band in verschiedenen Kölner Studios zu Gesprächen über konsequente Vielfalt, persönliche Lebensphasen und ausgestreckte Mittelfinger. Fotos: Frederike Wetzels
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#Pop #OK Kid
L
ange war es still um OK Kid. Dann das: Mitte Oktober letzten Jahres veröffentlicht die Band das Video zu »Gute Menschen« und zeigt sich ungewohnt zornig. Mit teilweise bitter-spöttischen Zeilen wird hier demaskiert, dass es zuallererst ein Problem der bürgerlichen Gesellschaft ist, wenn Pegida und ihre bucklige Verwandtschaft durch Deutschlands Städte krakeelen und rassistische Wutbürger Flüchtlingsbusse bedrohen. »Es ist ein Lied, das einen ehrlichen Mittelfinger zeigt«, kommentiert Sänger Jonas Schubert. »Der Grundimpuls ist: Das finde ich scheiße, da schreibe ich jetzt drüber.« Der Mittelfinger findet sich auch im Artwork des in Kürze erscheinenden Albums wieder: Auf dem Cover von »Zwei« wird das Peace-Zeichen durchs Abtrennen des Zeigefingers zum »Fuck you!«. Wer hätte gedacht, dass OK Kid mal einen so wütenden, explizit politischen Song machen würden – und dass die Chose dann auch noch so gut funktioniert? Jonas Schubert: Das klappt, weil wir uns dafür geöffnet
haben. Genauso wie für »Ich kann alles«. Beim ersten Album wäre für so einen Song überhaupt kein Platz gewesen. Nicht inhaltlich, sondern weil wir nicht bereit waren, uns über so Sachen einen Kopf zu machen. Moritz Rech: Es ist ein Zusammenspiel aus der eigenen Situation und der gesellschaftlichen. Zu »Gute Menschen« gibt es ein Video des Kölner Fotografen Stefan Braunbarth, das die Thematik sehr treffend visualisiert. Haben Lied und Clip dazu geführt, dass ihr nun anders wahrgenommen werdet? Jonas: Journalisten denken mittlerweile, man könne mit
uns über Politik reden. In vielen Interviews ist »Gute Menschen« grade Thema. Als das Lied rausStefan Braunbarth kam, haben wir viele Anfragen abgelehnt und ... ist ein weiteres langjähnur die Musik sprechen lassen. Sonst bist du riges Mitglied im Team von OK Kid. »Die Geschichte ruckzuck wieder in so einer Promophase drin, war auf jeden Fall für alle und das wollten wir nicht. Wenn man aber das Beteiligten glasklar. AllerAlbum komplett hört, ist das Lied auch nur dings wussten wir nicht, ob sie am Ende funktionieren ein kleiner Part. Es fällt einem schon auf, wie würde und sich in nur dreiversucht wird, in eine Schublade gesteckt zu einhalb Minuten erzählen werden. Vielleicht ist es unsere Aufgabe, imlässt. Das Zusammenspiel aus Drama, Überspitzung mer wieder Songs rauszubringen, mit denen durch Klischees und dem die Leute nicht rechnen. Wir sind weder eine hochsensiblen politischen politische Band wegen »Gute Menschen«, Thema war auf jeden Fall eine schmale Gratwannoch stehen wir durch »Bombay Calling« für derung«, kommentiert eine Glorifizierung von Alkohol. Nur weil so Braunbarth den Dreh zu ein Lied rauskommt, sind wir nicht die Band »Gute Menschen«. unter der Überschrift. Raffael Kühle: Es ist für die Presse viel einfacher, Sven Ludwig als zu sagen: OK Kid sind eine Band, die unter Der Kölner Produzent ist anderem über Politik redet, aber auch über bereits von Anfang an Teil von OK Kid und saß bei Alkohol, ohne Alkoholiker zu sein, und auch dem Debütalbum sowie noch andere Themen behandelt. Eindimender »Grundlos«-EP an den sionalität in Musik feiern wir gar nicht. Hat Reglern. Mit Xul Zolar und Bergfilm gehören auch ein Song nur eine Schicht, ist die auch schnell zwei vielversprechenwegkonsumiert. Es war schon immer unser de Newcomer aus der Rheinmetropole zu Ludwigs Anspruch, ein Album zu machen, bei dem du Auftraggebern. auch nach dem x-ten Hören noch etwas Neues entdecken kannst. Jonas: Das ist natürlich nicht der einfachste Weg in die breite Masse, aber den wollen wir auch nicht gehen.
Raffael: Es wird vielleicht nicht im Tagesprogramm im
Radio gespielt, aber es wird honoriert. Es gibt viele Menschen, die uns genau dafür schätzen. Wir merken es an den Vorverkaufszahlen unserer Tour, aber auch an den Reaktionen auf »Gute Menschen« bei Facebook. Da waren keine rechten Hasskommentare bei, alle haben es so verstanden, wie wir es gemeint haben. Es ist einfach geil, wie sehr wir auf einem Film sind, mit den Leuten, die unsere Musik hören. Jonas: Die Menschen, die OK Kid verstehen, sind doch irgendwie ein Spiegelbild von uns selbst.
Steigt bei euren Fans dadurch das Bedürfnis, mehr von euch persönlich zu erfahren und näher dran zu sein? Jonas: Man kann das als Band ein bisschen steuern, je
nachdem, wie sehr man es darauf anlegt, sich persönlich darzustellen. Wenn du den ganzen Tag irgendwas aus deinem Privatleben postest, zieht man sich eine Fanbase hoch, die genau so etwas will. Ich kann verstehen, dass Leute uns treffen wollen und an unseren Personen interessiert sind, aber das kann man auch so tun, dass man selbst damit cool ist. Wir wollen nicht mit unseren Nasen auf dem Cover des Albums sein, und wenn wir in unseren Videos auftauchen, dann in Rollen und nicht als Band, die performt. Raffael: Wir wollen in unserer Musik eine geile Sprache sprechen, alles andere stellt sich hintan. Jonas: Wir haben schon gemerkt, dass es manchmal zu sehr um unsere Persönlichkeiten geht. Wenn Menschen bei Auftritten nur noch mit dem Handy filmen und nur noch uns sehen wollen, denkt man, die hören gar nicht zu, denen geht es nicht um die Inhalte. Sie sind kein Teil des Moments und stehen vielleicht trotzdem nach dem Konzert als Erstes am Merchandise-Stand, um ein Foto mit uns zu machen. Das finde ich schwierig. Jeder kann Fotos von uns machen, das ist in einem gewissen Rahmen okay, und damit kommen wir klar. Aber dass wir wichtiger sind als die Musik, dagegen wehren wir uns. Wir leben nicht diesen Popstar-Traum! Der Traum, den OK Kid sich derzeit selbst erfüllen, besteht aus stetigem Wachstum und Selbstbestimmung. Dazu gehört neben ausverkauften Konzerten selbst in der Peripherie auch, dass man sich montagmorgens mit ortsansässigen Journalisten treffen muss. Es ist Mitte Dezember, und die Band hat ins Studio ihres Produzenten Sven Ludwig geladen, um zum ersten Mal einige Lieder des zweiten Albums vorzuspielen. »Du bist der Erste außerhalb des Teams, der mehrere Stücke hintereinander zu hören kriegt«, verrät Keyboarder Moritz merklich nervös, bevor Produzent Ludwig an seinem Rechner den ersten Track abspielt. Man spürt: Das Album ist zu diesem Zeitpunkt noch in der finalen Entstehungsphase, der Prozess noch nicht beendet. »Wenn dir irgendwas nicht gefällt, hast du jetzt noch die Chance, es zu ändern«, lacht Jonas, während im Hintergrund ein satter Bass zu brummen beginnt. Es sind noch nicht die finalen Mixe, doch man hört schon jetzt, dass OK Kid seit dem Debütalbum von 2013 eine Entwicklung durchschritten haben und wohl endgültig aus der HipHop-Ecke verschwinden, in deren Grenzbereich sie oft angesiedelt wurden.
#Pop #OK Kid
Zweieinhalb Monate später, in einem anderen Kölner Stadtteil, ein neuer Montagmorgen. OK Kid sind inzwischen im Parkhausstudio untergekommen, nachdem sie ihren alten Proberaum verlassen mussten. Das Album ist mittlerweile fertig und angekündigt, die Promo-CDs sind verschickt und erste Interview-Termine absolviert. Es bestätigt sich der Eindruck, dass die Band mit den zwölf Stücken von »Zwei« den Weg der musikalischen Vielfalt weiterverfolgt, und zwar ganz bewusst und mit aller Konsequenz. »Es ist der rote Faden des Albums, dass jeder Stil für sich konkret verfolgt wird, aber alles so produziert ist, dass es stimmig ist«, schildert Schlagzeuger Raffael, und Moritz ergänzt: »Wir haben irgendwann entschieden, uns die Freiheit rauszunehmen, die unterschiedlichen Genres zu mixen. So, wie wir Musik hören, wollten wir sie auch auf der Platte haben und beispielsweise einen Rap-Track mit einem Indie-Song auf demselben Album koppeln. Dabei sollen die Genres nicht ineinanderfließen, sondern konsequent ausproduziert sein.« Ein gutes Beispiel dafür ist »5. Rad am Wagen«: wuchtiger Beat und klassische Rap-Parts mit einem Feature vom Berliner Megaloh. OK Kid können immer noch HipHop, wenn sie Megaloh nur wollen. »Wir haben Megaloh auf Festi- Der Berliner MC ist seit vals kennengelernt und waren immer wieder über zehn Jahren im Deutschrap aktiv. Im fasziniert davon, wie gut er live rappt und als Februar dieses Jahres verMC Rap verkörpert«, so Jonas. »Wir suchen öffentlichte er sein neues Features nicht aus, indem wir eine Liste ab- Album »Regenmacher« auf Max Herres Label Nesola. arbeiten, sondern machen zuerst die Musik Darauf forscht Megaloh und überlegen dann, welche Person den Song unter anderem nach seinen noch besser machen könnte. Megaloh hat seine nigerianischen Wurzeln und vollzieht einen Wechsel Zeilen sehr passend auf unseren Text bezogen. vom Privaten ins Politische. Es ist cool, dass man einen nicht belanglosen Feature-Song hinbekommt, der sich gut in das Blüte dieser Zeit Album eingliedert, obwohl man nicht jeden In den ersten Zeilen des Tag zusammen im Studio abhängt.« Album-Openers verorten Das zweite Lied, das stilistisch weit vom OK Kid die eigene musiRest abweicht, ist der Power-Pop-Song kalische Sozialisation klar im HipHop und erteilen »U-Bahnstation«. Sterne-Sänger Frank Spil- der Hamburger Schule ker ist im Refrain zu hören – eine Zusammen- eine Absage: »Alles fing an, arbeit, die man von OK Kid nicht unbedingt bevor wir 16 waren / Lang bevor der 16-Tage-Bart in erwartet hätte. »Das Instrumentalstück lag Mode war / Unsere ersten schon sehr lange bei uns in der Songideen- 16 Bars / Dieser Junge war Kiste, und irgendwann haben wir es ausge- nicht Tocotronic / Digital ist niemals besser, als die graben«, erzählt Jonas. »Wir waren nie große Chronic.« Fans der Hamburger Schule. In ›Blüte dieser Zeit‹ gibt es eine Zeile, die zeigt, wo wir musikalisch herkommen. Die Sterne fanden wir aber immer cool, da sie anders waren und sich oft neu erfunden haben. Dass man gerade so jemanden wie Frank Spilker für unsere Platte nimmt und schaut, dass es passt, sollte auch einen kleinen Reizpunkt setzen.« Überhaupt finden sich auf »Zwei« neben den neuen musikalischen Schritten auch inhaltliche Weiterentwicklungen, die man so
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#Pop #OK Kid
»Wir sind weder eine politische Band wegen ›Gute Menschen‹, noch stehen wir durch ›Bombay Calling‹ für eine Glorifizierung von Alkohol. Nur weil so ein Lied rauskommt, sind wir nicht die Band unter der Überschrift.«
vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte. OK Kid 2016 bedeutet ein Ende der Befindlichkeitszentrierung. Heute wird kein Kaffee mehr warm gehalten für eine Zukunft, die mehr Fragen als Antworten zu bieten hat. »Wir haben mit ›Zwei‹ gewartet, bis wir was zu sagen hatten«, so Moritz. »Das erste Album ist natürlich irgendwie ein Potpourri aus dem ganzen Leben. Viele der Lieder entstanden bereits fünf, sechs Jahre vor Erscheinung unseres Debüts. Mit Anfang 20 stellt man sich viel mehr Fragen, als das mit Ende 20 der Fall ist. Jetzt sind wir in einer Situation, in der wir zumindest wissen, was wir zu tun haben.« Jonas ergänzt: »Bei der ersten Platte war unser Lebensalltag ganz anders: Wir verdienten mit Musik noch kein Geld, trotzdem hat Raffi sein Studium abgebrochen, und wir beide haben unsere Jobs Jonas Schubert, OK Kid nicht angefangen. Wir haben beschlossen: Wir machen jetzt nur noch Mucke. Dadurch war auch sehr viel Befindlichkeit Thema, die zu dem Zeitpunkt aber real war und nicht konstruiert. Es ist immer spannend zu sehen, dass die Musik sehr eng mit der Phase zusammenhängt, in der du gerade bist. Umso schöner ist es für uns zu spüren, dass wir nicht einen Inhalt konstruiert haben, sondern eigentlich ein Spiegel unserer selbst sind.« Das Gefühl, eine Stufe in der persönlichen Entwicklung genommen zu haben, bildet den Rahmen von »Zwei«. Nicht befindlichkeitszentriert, sondern der eigenen Stärken und Schwächen bewusst, aber auch selbstbewusst und zuversichtlich nach außen. Zugespitzt findet sich jene Haltung im Refrain von »Ich kann alles«. Man darf es jedoch gern auch als eine Grundaussage des Albums verstehen: »Alles glänzt, was ab jetzt vor mir liegt. Bis ich aufschlage, beweis ich, dass ich flieg.« Jonas: Es geht darum, dass man sich nicht mehr so viel
mit sich selbst beschäftigt. Wenn das Ego nicht mehr im Mittelpunkt steht, kann man Dinge klarer sehen und eine Haltung entwickeln. Raffael: Die Perspektive auf sich selbst hat sich geändert. Da ist nicht mehr dieses fragende Gefühl, in der Vielfalt der Möglichkeiten verloren zu sein. Mittlerweile weiß ich, wohin ich gehöre, woher ich komme und wohin ich will. Natürlich zweifelt man auch immer mal wieder. Aber der Umgang mit solchen Gedanken hat sich geändert. Man weiß, dass schlechte Phasen auch wieder vorbeigehen. Moritz: Das Gefühl, mit sich im Reinen zu sein, eröffnet einem die Möglichkeit, den Blick nach außen zu wenden. — Intro empfiehlt: OK Kid »Zwei« (Four / Sony / VÖ 08.04.16) Intro empfiehlt die Tour vom 15. bis 24.04. und 19.10. bis 08.11.
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#Pop #The Last Shadow Puppets
The Last Shadow Puppets
»WIR SIND EHER LANGWEILIG«
#Pop #The Last Shadow Puppets
Acht Jahre nach dem Release des Debüts von The Last Shadow Puppets erscheint »Everything That You’ve Come To Expect«. Ein Album, das man nicht unbedingt erwartet hätte. Schließlich ist Alex Turner mit den Arctic Monkeys inzwischen zum Rockstar geworden, und auch Miles Kanes Solokarriere läuft ganz gut. Wie die beiden trotzdem Zeit für ihr Nebenprojekt fanden und wie sie sich mit den Jahren verändert haben, erklärten sie Madleen Kamrath beim Interview in Berlin. Foto: Katharina Poblotzki
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ertraut man Berichten der Yellow Press und diversen viralen Clips, sind Miles Kane und Alex Turner die englischen Party-Boys von Los Angeles. Kane knutschte mit einer »Celebrity Big Brother«Teilnehmerin, außerdem ist er auf einem Foto zu sehen, das die Klatschpresse in Schnappatmung versetzte (Kate-Moss-Ex Jamie Hince kuschelte darauf mit einem Victoria’s-Secret-Model). Und Turner ist in die Kategorie Star aufgestiegen, die nicht nur bei jedem zweiten Drink, sondern selbst beim Shopping von Paparazzi geknipst werden. Egal, ob er seine Modelfreundin Taylor Bagley an der Seite hat oder nicht. Mehr Party-Beweislast liefert das Video zur ersten Single der neuen Platte, »Bad Habits«, das teilweise aus sehr angetrunken gefilmter Live-Footage zusammengeschnitten wurde und – gemessen an Frauen und Coolness – eher einem Rap-Video gleicht als dem eines Pop-Duos. Dennoch antwortet Kane auf die Frage, ob man denn auch in Berlin auf die Piste gegangen sei: »Nein, wir sind gestern Abend nicht ausgegangen. Wir sind eher langweilig.« Klar, Kane und sein Partner in Crime sind dieses Jahr 30 geworden. Eine Zäsur für jeden von uns. Aber deswegen langweilig? Den Vergleich mit dem Rap-Video nimmt Miles Kane dennoch als Kompliment, auch wenn das nicht unbedingt das Vorbild war, das sie im Kopf hatten: »Wir waren nur in einer dieser schlechten Absturzbars. Eine amerikanische Rockband hat gespielt, und wir haben betrunken gefragt, ob wir auch mal dürfen. Im Rest des Videos geht es nur darum, die Spielzeit rumzukriegen. Wir haben versucht, cool auszusehen.« Hier könnte man britisches Understatement unterstellen. Denn dass sie cool können, haben sie zuletzt bei der Paris Fashion Week bewiesen, in aufeinander abgestimmten Outfits – mit Lederhosen in Schwarz und Knallrot. Seit ihrem ersten Album »The Age Of The Understatement« hat sich viel verändert. Damals hätte man noch nicht gedacht, dass die Arctic Monkeys mal so amerikanisch klingen und erfolgreich sein würden. Oder dass Kane, dessen damalige Band The Rascals kaum einer auf dem Zettel hatte, als Solokünstler von Paul Weller protegiert und gefeiert werden würde. Und trotzdem klingt der Album-Opener »Aviation« erst einmal, als habe es keinerlei Entwicklung gegeben. Es ist ein Song, der den Hörer in die Irre führt, denn der Rest des Albums hört sich kein bisschen an wie das alte Material. »Wir haben vor ein paar Jahren angefangen, Songs für das Album zu schreiben, und einer der ersten war eben ›Aviation‹. Er klingt vielleicht am meisten nach Shadow Puppets. Die Lyrics und Melodie dieses Songs haben uns dazu inspiriert, ein neues Album aufzunehmen«, erklärt Kane. Seit damals hätten sie sich auf das neue gemeinsame Projekt gefreut, immer wieder
gemeinsam Songs geschrieben. »Wir haben mehrmals darüber gesprochen, die Songs aufzunehmen, aber ich saß an meinem Soloalbum, und Alex hat die Arctic Monkeys.« Hilfreich war der gemeinsame Wohnort Los Angeles. Dort traf man sich, wieder mit James Ford an den Drums und Owen Pallett an den Streichern, Neuzugang Zach Dawes von den Mini Mansions spielte Bass. Aber was treibt einen jungen Mann aus Sheffield und einen aus Birkenhead eigentlich unter die heiße Sonne Kaliforniens? »Ich fühle mich hier ruhiger. Es gibt mehr Raum. Das Chaos ist besser kontrollierbar«, versucht Kane es zu beschreiben. Und das hat keinen Einfluss auf die Musik? »Wir hören auf jeden Fall mehr amerikanische Musik als damals mit 18«, sagt Turner. »Aber im Moment spielt das keine große Rolle«. Turner steht im Moment eher auf Kendrick Lamar, Kane auf die Sleaford Mods, einigen können sich beide auf Jonathan Wilsons »Desert Raven«. Musikalisch sind die Puppets unberechenbarer geworden. »Sweet Dreams, TN« sticht dabei am meisten hervor. Darin schmachtet Alex Turner Elvis an – das wirkt amerikanisch. Einen deutlich über allem Zach Dawes schwebenden Einfluss gibt es jedoch nicht. ... ist Bassist der Mini »Das letzte Mal hatten wir eine klare Inspi- Mansions, einer Band aus dem Umfeld der Queens Of ration: Scott Walker, John-Barry-Soundtracks, The Stone Age, die zuletzt Americana. Damals schien es noch ungeheuer- 2015 das Album »The Great lich, dass zwei Anfangzwanziger so eine Platte Pretenders« veröffentlichte. Alex Turner nahm dafür mit aufnehmen. Grandios und bombastisch.« ihnen den Song »Vertigo« Es gibt einen weiteren relevanten Unter- und auch gleich das passchied zwischen dem Debüt und »Everything sende Video auf. Zudem war Turner Bühnengast bei That You’ve Come To Expect«: Das erste Al- diversen Konzerten. bum entstand innerhalb weniger Wochen, das zweite nun in mehreren Jahre. Das hört man in der Variabilität des Sounds, wenn auch nicht in Jonathan Wilson der Vielfalt der Themen. Trotzdem meint Tur- US-amerikanischer Singer/ ner: »Unsere Leben haben sich während der Songwriter mit eigenem Studio. Dieses verlegte er Entstehungszeit verändert. Die älteren Songs 2009 von (ausgerechnet) beinhalten noch Zeilen, die späten Nächten Laurel Canyon nach Echo entsprangen, die neueren nicht mehr so sehr. Park, L.A. Wilson arbeitet mit Künstlern wie Conor Es ist eine Sammlung an Themen, über die Oberst, Bonnie »Prince« wir gerade zu schreiben in der Lage waren.« Billy und Father John Misty. Thematisch tanzt der letzte Song des Al- »Desert Raven« erschien bereits im Herbst 2011. bums, »Dream Synopsis«, aus der Reihe. Turner singt hier – Überraschung – von einem Traum. Sheffield kommt darin vor. Tiefenpsychologisch ist das sicherlich interessant, wenn jemand die Muße hat, diesen Traum zu analysieren. »Um Sheffield geht es nur an der Oberfläche. Ich vermisse die Zeit nicht wirklich. Nur meine Freunde dort. Aber ich bin oft genug da, um sie zu sehen.« Der Song ist durch und durch Turner, erinnert stark an seine Arbeit zum »Submarine«-Soundtrack. Vielleicht wird doch nicht jeder Song streng gemeinsam geschrieben. Machen die beiden bessere Musik, wenn sie zusammen sind? Kane: »Mit Alex? Ja, würde ich sagen ... Ich kann ja jetzt auch gar nicht Nein sagen, er sitzt doch neben mir!« Turner grinst. Und spätestens in dieser Szene wird klar, was sich in den vergangenen acht Jahren nicht verändert hat: die Freundschaft der beiden. — The Last Shadow Puppets »Everything You’ve Come To Expect« (Domino / GoodToGo / VÖ 01.04.16)
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#Pop #Jupiter Jones
Kurzes Weltanhalten, dann knarzend ab in die andere Richtung: Nachdem Nicholas Müller 2014 die Band verlassen hatte, veröffentlichten Jupiter Jones Ende März ihr erstes Album mit Sven Lauer an der Front. Es heißt »Brüllende Fahnen«. Miriam Mentz sprach mit der Band über besorgtes Grummeln, tosende Befreiungsschläge und Texte, die wehtun. Foto: Tim Bruening
Jupiter Jones
FLUCHT NACH VORNE
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in Schlag in die Kniekehle. So dürfte es sich als Band wohl anfühlen, wenn der Sänger nach zwölf gemeinsamen Jahren aussteigt. Und wenn er das nicht tut, weil es nicht mehr passt, sondern weil es nicht mehr geht. Weil eine Angststörung Touren, Auf-der-Bühne-Stehen und Neue-Songs-Schreiben zunehmend unmöglich macht. So geschehen bei Jupiter Jones. Nicholas Müller verließ im Mai 2014 die Band, und der Rest stand plötzlich sängerlos da. »Wir haben dazu inzwischen alles erzählt«, erklärt Gitarrist Sascha Eigner auf die Frage, ob man daüber noch sprechen wolle. »Natürlich kommt das jetzt mit dem neuen Album noch mal hoch, aber wir wollen das nicht mehr so ausschweifend thematisieren, den Blick lieber in die Zukunft lenken.« Verständlich. Konnte man doch quer durch die Medien immer wieder von den Geschehnissen lesen, nachdem Nicholas bezüglich seiner Krankheit den Weg nach vorne gewählt und öffentlich darüber gesprochen hatte. Mit Sven Lauer, einem alten Freund der Band, haben Jupiter Jones erstaunlich schnell eine neue Stimme
#Pop #Jupiter Jones
gefunden. Nun dröhnt im Hamburger Studio das neue Album aus den Boxen. Eine Platte, die – um mal vorzugreifen – die Bezeichnung »neu« im Kontext der Bandgeschichte definitiv verdient hat. Der poppige Sound, den man noch vom letzten Album »Das Gegenteil von allem« oder auch von der ersten Single mit Sven Lauer »Plötzlich hält die Welt an« kannte, ist der klassischen Schlagzeug/Gitarre/Bass-Aufstellung gewichen. Gab es da einen Punkt, an dem man sich die melodiösen Zupfereien und einschmeichelnden Popmomente aus dem Fell schütteln wollte? »Es gab nicht den Augenblick«, erzählt Sascha, »aber es war nach zwei, drei Monaten Arbeit am neuen Material klar, dass es in diese Richtung gehen würde. Während ich sonst in dieser Phase eigentlich nie Musik höre, hatte ich dieses Mal viel Jack White, viel Arctic Monkeys auf den Ohren, und irgendwo kommt das in anderer Form wieder raus.«
Eindeutig: Rockbeats mit HipHop-Appeal, Gitarrengrummeln. »Es ist viel einfacher, eine aufgeblasene Popplatte zu produzieren, wie du sie überall im Radio hörst. Aber das ist total uninteressant, weil es dabei nur noch darauf ankommt, ob zum Beispiel eine schöne Stimme singt. Was die Band im Hintergrund macht, ist egal. Man kann einfach viel mehr Dinge kaschieren. Spielst du dagegen wirklich nur Schlagzeug, Bass und Gitarre, hast du keine Wahl, alles muss auf den Punkt sitzen! Das wollten wir. Es sollte alles bis zur absoluten Grenze reduziert sein. Wir wollten, dass das Album wehtut, in allen Belangen. Auch im Textlichen.« Niclas Breslein, einst Sänger und Gitarrist bei junges glueck und schon länger mit der Band befreundet, wurde daraufhin zum Cheftexter befördert. Themen, die sonst im Subtext schlummerten, die in alten Jupiter-JonesStücken gern mit Blick um die Ecke verhandelt wurden, holt Niclas nun an die Oberfläche. »Die Verständlichkeit der Lyrics war früher oft ein Reibungspunkt in der Band. Auch wenn unser damaliger Sänger Nicholas ohne Frage ein großartiger Texter ist. Aber es war uns wichtig, dass sie jetzt verständlicher und direkt sind.« Ein Unterfangen, das eins zu eins umgesetzt wurde. Mit »Brüllende Fahnen«, »Intrige aus dem Bilderbuch« Sven Lauer oder »Alle Türken heißen Ali« haben Jupiter ... kennt Sascha noch aus Jones lyrische Winkelzüge flächendeckend Kindertagen und die Band schon gefühlte Ewigkeiten. über Bord geworfen und springen kopfüber Popkultur-Interessierten in den gesellschaftlichen Eintopf, der seine könnte der Name aus braunen Blasen wirft, und an die Orte, wo Svens Zeit als Solokünstler, aber auch von Bands wie Wege und Beziehungen auseinandergehen und Sissies, Sharonas oder Kräfte aufeinanderprallen. Die Band äußert Caracho geläufig sein. Erinnerungs-Stützpfahl: »In sich unmissverständlich politisch. Hamburg sagt man JaJa«. »Es ist erschreckend, wie aktuell Texte wie ›Ein bisschen Paranoia‹ oder ›Jede Viertel Sekunde‹ auch jetzt noch sind«, erzählt Bassist junges glueck Andreas Becker, genannt Becks. »Als wir die ... gründeten sich 1999 vor einem Jahr geschrieben haben, dachten in Hamburg und wiesen zeitweilige personelle und wir noch, dass es schade ist, dass wir sie im andauernde musikalische Anblick der Pegida-Bewegung nicht sofort Verwandtschaften zu unter raushauen können. Aber es ist alles noch viel anderem Schrottgrenze auf. Nach zwei Alben, namentschlimmer geworden. Die Texte sind noch viel lich »Hier im Vakuum« und aktueller. Plötzlich ist da einfach diese breite »Raus aus Flüsterleben«, Akzeptanz, die Mitte wagt, das zu sagen, was gaben sie 2007 ihre Auflösung bekannt. sich sonst nur der rechte Rand getraut hat.« Fast könnte man meinen, das neue Album sei eine Art Befreiungsschlag. Die Dinge werden jetzt beim Namen genannt, Schnörkel wurden wegradiert – brüllende und damit deutlich bemalte Fahnen voraus, jedoch ohne Hysterie. Eigner bestätigt: »Irgendwie ist es tatsächlich eine Art Befreiungsschlag, auch wenn vorher ja nicht alles scheiße war. Aber es ist ein anderes Gefühl zu dem entstanden, was wir machen. Dazu, wie wir Songs schreiben, wie wir auf der Bühne stehen. Es gibt diese ganz passende Anekdote von der ersten Probe mit Sven: Als wir an dem Tag fertig waren, fragte er ganz erstaunt, ob wir denn kein Sofa im Proberaum hätten, auf dem man mal ein Bier trinkt. So was hatten wir schon seit Jahren nicht mehr gemacht. Ein Sinnbild dafür, dass hier was im Argen lag. Letztlich hat diese ganze Trennungsgeschichte dazu geführt, dass wir als Band wieder näher zusammengerückt sind. Und genau so klingt auch die Platte: Als würden wir als Band zusammen in einem Raum stehen und Musik machen. Dazu rauscht und knarzt es.« — Jupiter Jones »Brüllende Fahnen« (Four / Sony) — Intro präsentiert die Tour vom 20.04. bis 01.05.
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#Pop #Cover-Welten
#Pop #Cover-Welten
Cover-Welten
HÄNDE Was man mit zehn Fingern, ein paar Knochen, Sehnen und dem bisschen Haut nicht alles ausdrücken kann: Wut, Hass, Verachtung, Love, Sex, Happiness und so weiter ... Hände sind quasi die Smileys der analogen Welt. Das dachten sich auch eine Reihe von Musikern – von den Antlers über David Bowie bis Strokes oder Xiu Xiu. Aber guckt selbst:
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#Pop #Moderat
#Pop #Moderat Sascha: Ja, wie am Reißbrett geplant. Wir haben wahnsin-
Moderat
niges Glück. Die Presse hat uns auch noch nie richtig aufs Maul gegeben, vielleicht solltest du das machen. Gernot: Boah, du darfst verkatert keine Interviews geben! Wir streiten auch viel, es ist eine leidenschaftliche Beziehung, wo regelmäßig die Teller fliegen. Das ist wichtig, sonst wird’s langweilig. Es ist auch dadurch sehr anstrengend, weil wir uns in einem unendlichen Lernprozess befinden.
DAS ZIEHEN IM BAUCH
Morgens um zehn am Frühstückstisch bei Monkeytown Records, dem Zuhause der allseits gepriesenen »Supergroup« Moderat. Tiefenentspannt, aufgeweckt und verkatert sprechen Sebastian Szary, Gernot Bronsert und Sascha Ring mit Karola Szopinski über ihr erfolgreiches Zusammenwachsen, ihr neues Album »III« und über Mut: zu Massenkonzerten und zum Singen an sich. Fotos: Ina Niehoff
Lasst uns erst mal die Begrifflichkeiten klären. Produzententrio? Band? »Supergroup«? Was sind Moderat? Gernot Bronsert: Moderat sind zwei Projekte –
Das muss auch so sein, oder? Gernot: Ja, weil du so immer einen Weg ohne
absehbares Ziel vor dir hast. Ein finales Ziel gibt es nicht, wir lassen die Dinge einfach passieren. Ist das möglich, wenn man so tief im Business steckt wie ihr? Gernot: Ich wünschte, der Tag hätte zehn Stun-
den mehr und man bräuchte weniger Schlaf. Sascha: Wenn feststeht, wann eine neue Platte rauskommen soll, gehen wir erst mal planlos ins Studio. Deswegen dauert jede Platte unterschiedlich lang. Manchmal muss man sich erlauben, dass ewig nichts passiert. Dieses Mal haben wir viel gewartet. Gernot: Wie Profifußballer, die eine Saison lang nicht ins Spiel kommen. Du kriegst einen Monat nichts hin, und plötzlich platzt der Knoten. Das lässt sich schwer planen. Sebastian: Wir sind ja keine Maschinen. Gernot: Doch, du schon ein bisschen. Du bist die Kaffeemaschine. Unser Team macht seine Hausaufgaben. Es wird immer professioneller, die Themen komplexer. Bei uns ist im Studio 80 Prozent Rumeiern, 10 Prozent Angst, der Rest Panik, und am Schluss wird’s dann gemacht. Sebastian: Wie bei einem Stück Granit, auf dem man anfängt, rumzuhämmern, eine Ecke zu viel abschlägt ... Gernot: ... und die Skulptur immer kleiner wird. [Lachen]
Auf dem neuen Album gibt es keine Interludes zwischen den Liedern. Warum? Sebastian: Du sagst Lieder – das ist herrlich! Ick find dit jut! Gernot: Ick find’s och schön. Für mich sind das eindeutig Lieder, in denen eure Stärken ineinandergreifen und sich zu komplexen Gebilden zusammenfügen. Sascha: Das gelingt nur, weil wir viel Musik machen, die
Modeselektor und Apparat –, die völlig unterschiedliche Musik machen. Da wir uns auf Anhieb zwischenmenschlich und musikalisch gut verstanden haben, entstand 2009 unsere erste gemeinsame Platte. Das war als Projekt zwischen den Projekten geplant. Nach der zweiten Platte haben wir am Ende auf ihre Essenz herunterdestilliert wird. Wir haauf Tour gemerkt, dass Moderat inzwischen eine Band ben keinen Bock mehr auf Ornamente, deswegen fehlen sind. Wir spielen jetzt eher konzertant als im Clubkontext. die Interludes. Erst, wenn ein Lied durch alle drei Filter Wie ist die Rollenverteilung innerhalb der Band? gegangen ist, ist es Moderat. Dann machen die Songs zuSebastian Szary: Wären wir eine klassische Gitarrenband: sammen Sinn, so kommt die Platte zustande. Das ist uns Szary Bass, Gernot Schlagzeug und Sascha Gesang. wichtig, denn wir stehen alle auf Alben, oder? Sascha Ring: Es gibt verschiedene Rollen im Studio und Sebastian: Absolut. auf der Bühne. Das ist wichtig, denn wir sind drei Leute, Gernot: Wir können, glaube ich, nur Alben. und es geht immer darum, Lösungen zu finden. Die Texte ... Gernot: Es wird viel gesprochen oder sich auf der Couch Gernot: ... hab ich geschrieben! [Lachen] Nee, eine Horrorgeprügelt. Im Prinzip können wir alle das Gleiche. Aber vorstellung, 500 Sachen gleichzeitig zu machen und dann Sascha ist für die Vocals verantwortlich. noch Texte zu schreiben und mir zu überlegen, wie ich das Musstet ihr als alte Freunde eure Kommunikation in der singen soll! Das muss man Sascha hoch anrechnen. Er ist Band im Laufe der Zeit professionalisieren? in dem Sinne ja auch kein Sänger. Wir haben ihn über die Sascha: Es war ein langwieriger organischer Prozess. Des- Jahre immer mehr gedrängt, das zu tun. wegen fühlt es sich immer noch gut an. Durch das große Kann ich mir gar nicht vorstellen. Sascha, fühlst du dich Glück, so lange befreundet zu sein, gab’s im Studio weniger von den beiden gepusht, genötigt, gestärkt? Überraschungen. Aber wir lernen uns immer noch kennen. Gernot: Bei der ersten Platte hat Sascha nur auf zwei Songs Das Zusammenwachsen als Band, der durchschla- gesungen, die live kaum singbar waren. Bei der zweiten gende Erfolg – das klingt beinahe zu glatt. Wo ist der war das Selbstbewusstsein schon größer, das haben wir blinde Fleck? ausgenutzt. So ein neues Element ist einfach geil.
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#Pop #Moderat Sascha: Theoretisch kann jeder singen, du brauchst nur die
auch komplett unterschiedliche Musik. Gernot ist der Eier, dich hinzustellen und es zu tun. Den Mut gab es bei Techno-Dude; keine Ahnung, was Szary hört. mir lange nicht. Auf dieser Platte habe ich mit der Stimme Sebastian: Ich hör nur Reggae. [Lachen] auch herumexperimentiert, der Umgang wird spielerischer. Sascha: Ich höre gerade nur Musik aus den 80ern, vorAbgesehen von den stimmlichen Qualitäten geht es her war es orchestrale Musik. Dieser Pool, aus dem man auch darum, was du mit dem Gesang rüberbringst. schöpft, ist sehr wertvoll. Das bist ja du. Sascha: Man muss eine Vision haben – oder es kommt
einfach aus dem Bauch. Gernot: Ja, aber du hast eine Vision, so wie wir beim BeatsMachen. Uns verbindet, dass wir immer versuchen, ein bisschen anders zu sein. Wir kommen aus der Berliner Techno-Szene, wo wir damals die Einzigen waren, die keinen 4/4-Techno gemacht haben. Sascha: Das klingt so kalkuliert. Wir mochten Velodrom einfach andere Musik. Das Velodrom ist eine der Gernot: Es ist eine Einstellung zum Musikgrößten Veranstaltungshallen Berlins. Hier ließen machen. Für dich ist es eigentlich nicht drin, sich unter anderem Britney klassisch zu singen. Es muss immer irgendwie Spears, 50 Cent und Daft gegen den Strom sein, aber mit Gefühl und Punk von bis zu 12.000 Menschen feiern. Harmonie. Columbiahalle Ursprünglich als Sporthalle für in Berlin stationierte amerikanische Soldaten erbaut, finden seit 1998 in der C-Halle Konzerte und Veranstaltungen mit maximal 3.500 Besuchern statt.
Paul … Kalkbrenner gehört wie Modeselektor zu den ersten Künstlern, die auf Ellen Alliens Techno-Label BPitch Control veröffentlichten. Der Film »Berlin Calling« machte ihn, seinen Bruder Fritz und das Label berühmt.
K.I.Z am Frauentag nur für Frauen Am Weltfrauentag (8. März) spielt das Berliner RapQuartett exklusive Konzerte für die Damenwelt. 2015 kamen allerdings nur »Echte Männer, die wo sich als geile Frauen verkleidet haben« rein.
Eure Musik zieht einen gewissermaßen nach innen, hinterlässt dabei aber ein ambivalentes Gefühl, weil sie gleichzeitig so energiegeladen ist. Wenn du singst, habe ich immer ein kleines Ziehen im Bauch, Sascha. Gernot: Oh, Sascha, der Plan hat funktioniert! Sascha: Ich habe aber heute auch ein Ziehen
Ihr spielt jetzt im Velodrom statt in der Columbiahalle. Mich schreckt das etwas ab, weil ich mich auf Massenkonzerten schwer fallen lassen kann. Sascha: Ganz ehrlich: Ich habe mal gesagt, ich möchte
nie größer werden als die Columbiahalle, sonst ist es eine Massenveranstaltung. Da hat man noch das clubbige Gefühl, auf das es ankommt. Aber was machst du, wenn du an dieser Kreuzung stehst?
Manche sagen dann einfach: »Stopp, ausverkauft!« Gernot: Wer sagt das? Berlin war sofort ausverkauft, in
London hat’s Sekunden gedauert. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, weil wir aus genau dem Grund zusammen Musik machen, dass wir immer einen fetten Sound und diese Glocke erzeugen wollen. Aber wir können nicht wissen, ob wir es nicht trotzdem schaffen, wenn wir’s nicht probieren. Sascha: Ich finde auch gar nicht, dass Moderat in einen Club passen. Wir haben einige große Gesten in der Musik. Wir sehen es als Chance, eine Vollproduktion zu machen, bei der wir alles selbst gestalten können. Bei Björk haben die Massen dem Ganzen keinen Abbruch getan. Da habe ich auch geweint. Sascha: Der »Underground-Spirit« spielt auch eine Rolle.
im Bauch. [Lachen] Gernot: Sascha ist der Weltschmerz, und Die Leute aus unserem Lager kommen aus Kellern und wir kommen und sagen: »Ist gar nicht so finden große Venues völlig uncool. Aber wenn sie es ausschlimm.« probieren würden, hätten sie wahrscheinlich auch dieses Mich erinnert das Gefühl an Liebeskum- Erlebnis. Ich war letztes Jahr auch bei Björk in der Zitadelle mer: Es tut weh, aber man weiß, dass es und fand es überraschend gut. zum Leben gehört und einen auf lange Sicht Gernot: Open Air kannst du nicht vergleichen. Wir spielen stärker macht. sehr viele Festivals und sind auf großen Bühnen erprobt. Gernot: Ich finde Musik, die einen zu- Daher ist die Angst nicht, dass das nicht funktioniert, dröhnt, auch geil. Aber wie du es formulierst, sondern, dass der Moderat-Konzertgänger skeptisch ist. klingt es wie ein Auftauchen, eine Hilfe zur Sebastian: Ich glaube, dass die Musik in so einer großen Bewusstwerdung. Venue gut wirkt. Hängt natürlich davon ab, wo du stehst. Ist dieses Widersprüchliche euer Geheim- Sascha: Darf es aber nicht. Es muss überall geil sein. nis? Der eine hat beim Konzert Tränen in Sebastian: Genau. Deswegen arbeiten wir daran. den Augen, der andere vergisst beim Tanzen alles um sich herum, aber es lässt keinen unberührt. Sascha: Dadurch, dass sich bei Moderat drei
Ihr seht dann statt Gesichtern auch nur noch eine Masse. Gernot: Wir kommen aus der Aphex-Twin-Ecke und sind
gar nicht so scharf auf Blickkontakt. Lieber Understatement unterschiedliche Typen verwirklichen, wird mit Visuals und Licht. Bei uns sollte man versuchen, den die Musik emotional vielschichtiger. Wir hören Kopf auszuschalten. Wir geben uns Mühe, dass es fett wird. Sascha: Schon lange, bevor Paul Techno-Star wurde, hat er kleine Clubs gemieden. Das war ihm zu elitär, er wollte für alle da sein. Wir sind zwar nicht Paul, aber wenn eine Show nach zehn Sekunden ausverkauft ist, wird das unfair und elitär. Das leuchtet ein. Man weiß ja nie, vielleicht werdet ihr irgendwann wieder kleiner und kommt zurück … Sascha: Auf den Boden. Gernot: Wir sind doch immer auf dem Boden. Sascha: Wir denken uns was aus, um das interessant zu
halten. Vielleicht spielen wir mal für 35 Leute in einem Schuppen auf ‘nem Hof.
Oder wie K.I.Z am Frauentag nur für Frauen. Sascha: Das ist auf jeden Fall ein sensationelles Konzept! — Moderat »III« (Monkeytown / Rough Trade / VÖ 01.04.16) — Auf Tour vom 29.03. bis 13.08.
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WITH THE
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#Pop #Halsey
Halsey
»ICH BIN NICHT EURE STIMME!« Vor dem ausverkauften Kölner Konzert der 21-jährigen Halsey aus New Jersey campen die Fans. Seltsam, schließlich hat hierzulande kaum jemand über 20 von ihr gehört – wahrscheinlich gerade weil sie vorab als TeeniePop-Phänomen belächelt wurde. Ihr Song »New Americana« wurde als Generationshymne betitelt, als prätentiös verschrien und war eigentlich doch ganz anders gemeint. Elisabeth Haefs sprach in Köln mit Halsey über ihr Debütalbum »Badlands«, über Popkultur und Label-Arschlöcher. Foto: Jake Michaels
#Pop #Halsey
H
alsey sitzt beim Interview erkältet in Trainingsklamotten auf dem Sofa, ein Käppi über dem kurzgeschorenen Haar. Sie schämt sich erst mal: »Alle sind so nett hier! Ich bin immer nervös auf Reisen und entschuldige mich ständig dafür, dass ich nur Englisch spreche. Viele Amerikaner verhalten sich im Ausland so arrogant.« Auf ihrem Blog bezeichnet sie sich selbst als »unoriginal copycat« und schreibt, dass sie nicht besonders toll singen könne. Ihr Name ist sowohl Anagramm (bürgerlich heißt sie Ashley Frangipane) als auch ein Straßenname in Brooklyn, wo sie Teile ihrer Jugend verbracht hat. Der Hype um Halsey resultiert aus ihrem kompromisslosen Auftreten und dem elektronischen Pop, der vielen Leuten gleichermaßen in Herz und Beine geht. Dahinter steckt wohl eine vorteilhafte Mischung aus großem Talent, Beobachtungsgabe und klug dosiertem Narzissmus. Geschrieben hat Halsey ihr Debütalbum selbst, daran mitgearbeitet haben Produzenten wie Lido und BanksKollaborateur Tim Anderson. Im wütenden »Hold Me Down«, in dem sie ein Sample von Son Lux verwertet, geht es um Autoritäten in der Musikindustrie. Entstanden ist der Song, bei dem sie inzwischen an Ke$ha denken muss, als ein Label-Mitarbeiter testen wollte, ob Halsey auf der Stelle einen Song schreiben könne. »Nachdem er den Raum verlassen hatte, habe ich aus Wut diesen Song geschrieben und dann bei einem anderen Label unterschrieben. Ich hab ein paar männliche Musikerfreunde, mit denen anders umgegangen wird. Wenn ich reinkomme, wird mir gleich gesagt, was man von meinem Outfit hält oder dass ich nicht alleine für meinen Erfolg verantwortlich bin. Einem Mann wird in der gleichen Situation eine Tour im Lamborghini angeboten, und es heißt: ›Du bist reich, ich bin reich, wir sind Männer, lass uns ein paar Frauen holen.‹ Ich hasse es, mir das anzuschauen. Das ist so eine komische Studentenverbindungsmentalität.« Amerika sei zwar das Epizentrum der Popkultur, aber an Politik und Menschenrechten habe der Rest der Welt einiges mehr zu bieten, findet Halsey. Trotzdem widmete sie die erste Single ihrer Heimat. »New Americana« vom Album »Badlands« kommt tatsächlich wie eine Hymne daher, es geht um die Jugend, die mit »Biggie and Nirvana« und »legal marijuana« aufwächst, und um den Jungen, der seinen Footballkollegen heiratet. Das Lied sei eine Satire auf die Gegenkultur und nie als Generationshymne gemeint gewesen: »Der Song hat so etwas Siegreiches an sich. Jede Satire hat ihren wahren Kern. Wir sind die ›New Americana‹, alles dreht sich um Popkultur. Mein kleiner Bruder ist neun und weiß mehr über die Kardashians als über die Präsidenten. Das hat aber auch etwas Positives: Leute haben keine Angst davor, anders zu sein. Der Song war dennoch nie als ernsthafte Hymne gemeint. Als die Single veröffentlicht wurde, hieß es: ›Wer zur Hölle ist dieses Mädchen, und warum glaubt sie, sie könne für uns sprechen?‹ Ihr habt vollkommen recht, ich bin nicht eure Stimme, und das will ich auch gar nicht sein.« Entstanden sei der Song, als ein Freund ihr sagte, er habe nie einen Song von The Notorious B.I.G. gehört. »Es ging nur um uns und wie besessen wir von Popkultur waren.« Halseys Vater, der sie mit Rap vertraut gemacht hat, ist Afroamerikaner. Wegen ihres hellen Hauttons sieht man ihr die Herkunft aber nicht an. Das verleitet viele dazu, sie als prätentiös zu bezeichnen, wenn sie sich als »biracial« bezeichnet. Dazu kommt, dass bei ihr als Teenager eine bipolare Störung diagnostiziert wurde, was manche ebenfalls als Aufmerksamkeitsgeilheit abtun. Ihren mentalen Zustand verarbeitet sie eindrucksvoll in »Control«, womit das Album wahrhaftig in die »Badlands« abtaucht.
Dieser Albumtitel kam ihr in den Sinn, weil sie von ihrer Heimat und dem Musikbusiness desillusioniert ist: »Wenn man in Amerika lebt, kann man schnell vom Gedanken der Dystopie besessen sein. Man lebt an so einem perfekten Ort. Dann geht man einen Schritt zurück und sieht, dass man sich mitten in einer brennenden Stadt befindet. Ich hab zufällig an das Wort ›Badlands‹ gedacht, als ich zum ersten Mal in Kalifornien war. Ich finde die Kultur dort sehr unecht und aufgesetzt. Bevor ich einen Plattenvertrag unterschrieben hatte, dachte ich immer, dass jeder seine eigene Musik mache. Ich war echt naiv.« Die »Badlands« sind aber auch ganz klar eine persönliche Reflexion ihres bisherigen Lebens. Daneben stehen positive bis nostalgische Elemente, die wie bei »Roman Holiday« in poptechnische Perfektion gipfeln. Angst vor vermeintlich banaler Popmusik hat Halsey aber nicht: »Ich muss meine Musik nicht als anders bezeichnen, nur um etwas Besonderes zu sein. Ich glaube, Leute haben Angst vor Popmusik, weil Lido sie auf der Idee basiert, dass man als Künstler ... heißt eigentlich Peder nichts selbst macht. Viele sagen, dass sie keine Losnegår und ist ein norwegischer Musiker ›normalen Sachen‹ machen, um Individualität und Produzent. Er hat viel auszudrücken.« Wie im Pop üblich liegt auch an »Badlands« mitgearHalsey besonders viel an ihren Musikvideos, beitet und war mit Halsey liiert: »Ich höre oft seine und sie ist beteiligt an deren Entstehung. In musikalische Handschrift. »Ghost« wird ein lesbisches Paar gezeigt. Aber Dann stehe ich mitten in es geht nicht nur um Sex, sondern man sieht einem Song auf der Bühne, und es erwischt mich.« Lido auch Alltagsszenen einer Beziehung. Die ver- hat auch die letzten Singles hindern das Ausschlachten vom lesbischen für Banks und Chance The Sexklischee für den voyeuristischen Blick. Hal- Rapper produziert. sey selbst bezeichnet sich als bisexuell. »Das lesbische Paar war meine Idee. Als der verant- Ke$ha wortliche Typ automatisch davon ausging, für ... ist gerade in einen das Video einen Mann zu casten, wurde mir Rechtsstreit mit dem Produzenten Dr. Luke wegen klar, welche Verantwortung ich trage.« vorgeworfener VergewaltiIm Video zu »Colors« ist Halsey eine gung verstrickt. »Der Song Tennisspielerin, die in ihren älteren Coach ver- ›Hold Me Down‹ handelt von einem Anzugträger, der knallt ist. Die ersten Reaktionen zeigten Kritik dich in eine unterwürfige an der vermeintlich romantisierten Lolita- Position drängen kann. Die Mentalität. »Ich dachte: ›Jetzt hab ich euch!‹ Sache mit Ke$ha hat den Song für mich sehr veränGenau das habe ich nämlich nicht gemacht: dert, weil ich ständig an Die Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt, sie denken muss.« Gerade ohne irgendwelche Erwiderungen. Wir sind wurde Ke$ha per Gerichtsbeschluss verweigert, aus darauf konditioniert, so etwas gleich sexuell zu ihrem Vertrag mit Sony sehen. Aber für mich hat es immer dazugehört, Music auszutreten. mal in jemand Älteren verknallt zu sein. Ich möchte darüber reden, ohne direkt schädliche Assoziationen zu verbreiten. Man muss diese Grenzen bespielen, auch wenn es schwer ist, Leute zum Zuhören zu bringen, nachdem sie sich einmal eine Meinung gebildet haben.« — Halsey »Badlands« (Capitol / Universal)
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#Pop #The Lumineers
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eder guten Geschichte wohnt eine gewisse Enttäuschung inne: In den Wänden der Berliner Kneipe hängt der kalte Rauch von gestern, auf dem Tisch kleben Aschereste an Flaschenringen aus SchnapsLimo-Mischungen fest, es riecht nach schalem Bier. Säße man jetzt immer noch miteinander hier, könnte das Treffen unter dem Stichwort »astreiner Rock’n’Roll« laufen. Tatsächlich ist es das genaue Gegenteil: Kurz vor zehn Uhr morgens gibt es statt warmen Gin-Tonic Kaffee aus Pappbechern. Wesley Schultz und Neyla Pekarek sind frisch geduscht und haben keine Augenringe, ihr Berliner Nachtleben scheint sich vor allem in der blütenweißen Bettwäsche eines Hotels abgespielt zu haben. Rosige Fremdkörper im Kneipenmief. Nur Jeremiah Fraites sieht bleich und übernächtigt aus. Was ist schlimmer, als um zehn Uhr morgens frisch geduscht in einer miefigen Bar zu sitzen? »Krank morgens in einer miefigen Bar zu sitzen«, hustet
Die Karriere der Lumineers klingt nach Bilderbuch: 2012 kamen sie mit ihrem gruppendynamischen, eingängig-einfachen Folk quasi aus dem Nichts. Bestechend unkompliziert spielten sie Lieder für knackende Lagerfeuer und laute Kneipen. Rustikaler Sound, geprägt von Fußgestapfe, Klatschen, Akustikgitarre, Cellobegleitung, getragen durch die kratzig-traurige Stimme von Wesley Schultz. Klingt nahezu perfekt. Wenn da nur nicht diese Enttäuschung wäre. »Du hast dir etwas erträumt und kommst an einen Punkt, an dem du genau das erreicht hast«, erklärt Wesley Schultz. »Und nichts davon ist so, wie du es dir vorgestellt hast, denn tatsächlich bist du immer noch dieselbe Person wie früher. Mit denselben Problemen. Nur glauben die Welt und deine Freunde jetzt, dass du es geschafft hast. Einige der neuen Songs beklagen den Verlust dieses Traums. Ich muss immer noch mein Glück finden. Es definiert sich
The Lumineers
SING MIR DEN WASSERLEICHENBLUES The Lumineers sind zurück. Nach einem millionenfach verkauften New-Folk-Album singen sie jetzt auf »Cleopatra« über den Erfolg. Lena Ackermann und die drei Musiker verzichteten auf einen warmen Gin-Tonic und sprachen stattdessen über geplatzte Träume, Taxifahrerinnen und die schönste Wasserleiche der Geschichte. Foto: We are the Rhoads
Fraites. Immerhin wirkt er als Einziger nicht so, als müsse er gleich zu einem wichtigen Pitch einer Werbeagentur. »Cleopatra« – das zweite Album der Lumineers – könnte der perfekte Soundtrack zu einer weichgezeichneten Fernsehwerbung aus den 80ern sein. Ein Album über Freiheit und Familie, Glück, Liebe und ein bisschen Sehnsucht. Gemeinsam sitzen der Marlboro-Mann und die Malzkaffee-Familie auf einer rot-weiß-karierten Picknick-Decke. Sie schauen über wogende Korn- und Marihuanafelder. Zum Sonnenuntergang holen Papa und Mama die Rasseln und das Tamburin raus und singen, zusammen mit dem Cowboy, »Sleep On The Floor«: »Cause if we don’t leave this town, we might never make it out.« Das hat den Melancholie-Faktor, der für Folk unerlässlich ist, der in einer guten Fernsehwerbung aber selbstverständlich nichts zu suchen hat, weil er nicht verkaufen würde. Das erste Album der Lumineers hatte diesen gewissen unschuldigen, teenieschnulzigen Vibe. »Cleopatra« bringt das Drama, den Wasserleichen-Blues.
nicht darin, erfolgreicher Musiker zu sein, das hat mir bei meinem Selbstfindungsprozess jedenfalls nicht geholfen.« Deshalb lässt Schultz seine Protagonistinnen und sich auf die Suche gehen: Titelheldin Cleopatra fährt Taxi, um sich von vertanen Chancen abzulenken. »Angela« symbolisiert ein Ziel, das vielleicht Marihuanafelder kurz greifbar, aber niemals zu erreichen ist. ... gab es in den USA zu Und dann gibt es noch die verlorenen Träume Zeiten des Marlboro-Manns natürlich noch nicht. von »Ophelia«, die aber rein gar nichts mit der Mittlerweile legalisieren tragischen Hamlet-Figur gemein hat. Wesley aber immer mehr USSchultz ist nämlich kein großer Shakespeare- Bundesstaaten die Droge. In Colorado, wo die LumiFan. »Ich habe mal reingeschaut in ›Hamlet‹, neers leben, wurde 2012 es dann aber aufgegeben. Wir hatten jahrelang in einem Volksentscheid diesen Refrain in den Köpfen: Oh-Oh-Ophelia. durchgesetzt, das Kraut als Genussmittel freizugeben. Und es hat für mich keinen Sinn ergeben, Der Bundesstaat erwartet rückwärts zu recherchieren. So kann man kei- einen jährlichen Marihunen Song schreiben, der etwas bedeuten soll.« ana-Umsatz von ca. 578,1 Millionen Dollar und damit Cellistin Neyla Pekarek schaut an die Decke stolze 67 Millionen Dollar und aus dem Fenster. Sie hat nicht viel zu an Steuereinnahmen.
#Pop #The Lumineers
sagen, auch weil Wesley immerzu redet. »Ich wollte eine Band, die aus drei Leuten besteht«, erklärt er und beschreibt seine frühe Faszination für Celli. Auch die Frage, warum es keinen Song über Männer gäbe, beantwortet Schultz: »Cleopatra ist aus der Perspektive einer Frau geschrieben.« Von ihm. Ob er sich dafür Einfühl-Input von Pekarek geholt hat? Wahrscheinlich nicht. Die Vergangenheit der Band heißt »Ho Hey«. Wer jetzt glaubt, er kenne die Nummer nicht, liegt höchstwahrscheinlich falsch. Einfache Akustikgitarre, stampfiger Beat, Tamburinschläge und folgender eingängiger Refrain: »I belong to you, you belong to me, you’re my sweet heart.« Für die Lumineers war »Ho Hey« das Ticket zu den Grammys, die Band hat den Song schon viele Tausend Male gespielt. Sie werden ihn noch millionenfach spielen. Hat sich die Band mit dem zweiten Album so lange Zeit gelassen, aus Angst, dem Erfolgsdruck nicht gerecht zu werden? »Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals eine ruhige, relaxte Person gewesen zu sein«, sagt Jeremiah Fraites und
putzt sich die Nase. »Auch vor ›Ho Hey‹ war ich das nicht. Natürlich gab es Druck von außen, nach diesem Überhit, oder wie man ihn auch immer nennen will. Aber auch ohne diesen Song im Rücken würde ich mir Sorgen machen.« Die Zukunft offeriert kein zweites »Ho Hey«, aber genügend Songs mit purer Emotion. Ein- Ophelia gängig genug zum Mitsummen und -singen, ... ist eine dramatische Figur neue Ohrwürmer für die Massen. Man muss in Shakespeares Stück »Hamlet«. Zwar sind sie die Band nicht verstehen, sondern fühlen. und Hamlet verliebt, ihre In »Hamlet« besiegelt Ophelia ihr Schicksal, Brüder verbieten ihr aber, indem sie sich in einem See ertränkt. In »Cleo- dessen Liebe zu erwidern. Am Ende wird sie wahnsinpatra« besingen die Lumineers ihre verlorenen nig und ertränkt sich. John Träume und schlagen das Tamburin dazu. Das Everett Millais hat 1852 mag nicht so erfolgreich sein, wie sie sich es ein wunderbares Gemälde der Figur gemalt. Sie gilt vorgestellt haben. Ophelia-enttäuschend ist – noch vor Kylie Minogue im Video zu »Where The das aber auch nicht. — The Lumineers »Cleopatra« (Decca / Universal / VÖ 08.04.16) — Auf Tour vom 02. bis 06.05.
Wild Roses Grow« – als schönste Wasserleiche der Geschichte.
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#Pop #M83
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M83
LOST IN SPACE Musik für exzessive Clubnächte – auch auf dem neuen Album »Junk« bleibt das für M83 die Konstante. Doch beim Interview im Dezember in Paris, wo nach 13/11 die Bistros ein wenig einsamer sind und die Touristen ausbleiben, kann sich Mastermind Anthony Gonzalez nicht ganz vor Politik drücken – auch wenn IntroAutorin Annette Walter sich anstrengen musste, den Musiker zu knacken.
aradox: Da muss erst von Helene Fischer die Rede sein, um Anthony Gonzalez zum Lachen zu bringen. Zum Interview sitzt der 35-Jährige im Büro seines Labels Naïve in Paris. Die Plattenfirma residiert unscheinbar in der Rue Victor Massé im 9. Arrondissement, Pigalle – bescheiden dafür, dass hier neben M83 mit Benjamin Biolay und Carla Bruni einige der größten Acts Frankreichs unter Vertrag stehen. Im Dachgeschoss schleichen zwischen Pappkartons, CDs und Sofas magere, blasse Jungs und Mädels herum. Gonzalez fällt zwischen ihnen kaum auf: Er ist zierlich, knapp 1,70 Meter groß, und recht unscheinbar. Warum zum Teufel Helene Fischer? Ach ja, wir sprechen über deutsche Bands. Kraftwerk, Tangerine Dream, Ash Ra Tempel und Can sind für Gonzalez Ikonen. Wer in Deutschland momentan erfolgreich sei, will er wissen, zückt sein Smartphone und googelt meine Antwort. »Ist sie ein fiktionaler Charakter?« fragt er. »Sie sieht aus wie ein amerikanischer Star.« Leider nur deutscher Schlager. »Vielleicht muss ich sie nicht kennen.« Gonzalez wirkt müde. Schließlich ist er erst am Vortag aus seiner Wahlheimat L.A. nach Paris einflogen worden. Seit fünf Jahren lebt er in Kalifornien, mittlerweile in Silver Lake, »Hipster-Nachbarschaft«. Sein Studio hat er im Haus: »Ich kann bis sieben Uhr morgens arbeiten, wenn ich will.« Das Licht erinnere ihn an Südfrankreich. »Für mich fühlt es sich gleichzeitig wie Heimat und weit weg von zu Hause an.« Auch wenn er sich in den USA wohlfühle, fehlt ihm Frankreich. »Speziell im letzten Jahr habe ich die europäische Kultur vermisst.« Will sagen: nach den Terroranschlägen in Paris am 13. November 2015. Dass er alles nur online verfolgen konnte, hat ihm zu schaffen gemacht: »Ich fühlte mich so nutzlos.« Viele Worte verliert er darüber aber nicht. »Ich habe das Gefühl, nicht die richtigen Worte zu finden, um über Politik zu reden. Ich spreche lieber über Träume und Fantasie.« Das passt zum neuen Album »Junk«: Da funktionieren viele Songs wie eine Flucht in eine irreale Welt, auch wenn dafür ein nächtlicher Dancefloor genügt. Es ist ein typisches M83-Album: keine großen Überraschungen, keine Experimente, eingängiger Dancefloor-Electropop und die üblichen Single-Garanten: »Do It, Try It«, »Go!« oder »Sunday Night 1987«. Da ist die Zusammenarbeit mit Beck beim New-Wave-inspirierten Track »Time Wind« schon eine Besonderheit. M83 Der Druck, unter dem das mitt... ist eine Abkürzung für lerweile siebte Album entstand, Messier 83. Dabei handelt war groß angesichts des beachtlies sich um eine Sternenchen kommerziellen Erfolgs des insel, auch Spiralgalaxie genannt. Den Begriff Vorgängeralbums »Hurry Up, prägte Charles Messier, We’re Dreaming«. Der Überhit der im 18. Jahrhundert ein »Midnight City« wurde zum bisStandardwerk über Astronomie veröffentlichte: den lang populärsten Song von M83: sogenannten Himmelskata- eine Grammy-Nominierung, log, auch als Galaxienführer Platin-Status, ein Auftritt bei Jimbekannt. Die Weilheimer Band The Notwist inspimy Fallon – außerdem war der rierte der Messier-Katalog Track der Soundtrack zu einem zum Album »The Messier Gucci-Werbespot, den der däniObjects«. sche Regisseur Nicolas Winding Refn mit Blake Lively gedreht hat, und er lief in der UKTrash-Reality-Show »Made In Chelsea«. Erstaunlich, dass Gonzalez trotz dieses Erfolges noch nüchterne Worte für sein Schaffen findet. Den Albumtitel »Junk«, Müll, dechiffriert er als ironischen Kommentar auf ein Publikum, dessen schwindende Aufmerksamkeit
#Pop #M83
er bedauert. »Ich habe das Gefühl, dass die Menschen kein komplettes Album mehr anhören. Sie picken sich lediglich einzelne Songs heraus und switchen zum nächsten Künstler«, sagt er genervt. »Die Musikindustrie ist wie ein Dschungel, durch den du dich jeden Tag kämpfen musst.« In den USA habe er im Gegensatz zu Frankreich eine große Fanbase. Außerhalb von Paris sei es schwierig für ihn, ein Publikum für seine Musik zu finden. »Die Franzosen gehen lieber zu ›Variété Française‹, David Guetta oder Johnny Hallyday.« Die französische Provinz kennt Gonzalez gut, dort kommt er her. Aufgewachsen ist er in Antibes, in einer Familie, die mit der Entertainmentindustrie nichts zu schaffen hatte. Sein Bruder Yann, Jahrgang 1977, hat eine ähnliche Richtung eingeschlagen wie Anthony: Er lebt mittlerweile als Regisseur in Paris. Die beiden wuchsen sehr liberal auf: »Meine Eltern haben uns immer machen lassen.« Unterstützung aus der Familie kam auch in »Zeiten, in denen ich finanziell kämpfen musste. Meinem Bruder Béatrice Dalle ging es genauso. Das war nicht Schmollmündig und leicht für meine Eltern.« Mittlerzahnlückig stieg sie in den weile arbeiten die Brüder auch 80ern als Borderlinerin »Betty Blue« zu Frankreichs beruflich zusammen. Zu Yanns Femme fatale auf. An ihren letztem Film »Begegnungen nach Erfolg konnte sie später Mitternacht«, in dem sowohl Exnicht mehr anknüpfen. Fußballstar Éric Cantona als auch Stattdessen machte sie Schlagzeilen mit ihrem die 80er-Jahre-Ikone Béatrice Privatleben. Ihr Hang zu Dalle auftreten, hat Anthony den Diebstahl und DrogenbeSoundtrack geschrieben. Dafür sitz brachte sie mehrfach ins Gefängnis, wo sie ging er Kompromisse ein: »Wenn immerhin ihren dritten ich meine Musik für Filmtrailer Ehemann kennenlernte. und Werbung verkaufe, ermögZuletzt spielte Dalle eine Rolle in »Malaterra«, dem licht mir das, Musik für den Film französischen Remake der meines Bruders zu machen, an Serie »Broadchurch«. dem ich kein großes Geld ver diene.« Das funktioniert noch besser, wenn man zwischendrin den Soundtrack zu dem Sci-Fi-Blockbuster »Oblivion« schreibt. Die Rolle des Filmkomponisten, der im Hintergrund verschwindet, passt zu Gonzales. Er ist ein Studiobastler, kein Showman. Das Konzept des Rockstars behagt ihm nicht. »Wenn ich irgendwo unter Menschen bin und einer meiner Songs gespielt wird, muss ich den Raum verlassen.« Er verweigert sich jeglicher Inszenierung und vermeidet es, Persönliches von sich preiszugeben. Schon die Frage nach den auffälligen Tätowierungen auf seinem Arm irritiert ihn. Ein paar Details lässt er sich dennoch entlocken: »Ich zeichne meine Tattoos gern selbst«, und deutet auf einen Tierkopf. »Das ist ein Bild aus dem Märchen ›Eselshaut‹.« Die Frage, ob er sich weitere Tattoos stechen lassen würde, blockt er erst ab: »Das ist sehr persönlich« – gibt dann aber zu: »Wenn du zwei, drei Tätowierungen hast, kannst du nicht mehr aufhören.« — M83 »Junk« (Naïve / Indigo / VÖ 08.04.16)
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#Pop #Fatoni
Fatoni
DER KOMÖDIE ZWEITER TEIL Obwohl er seit den Erfolgen mit seiner Band Creme Fresh nicht mehr als Newcomer gilt, flog Fatoni als Solokünstler lange unter unserem Radar. Geläutert und in großer Erwartung auf die kommende Tour nahm Sermin Usta den Schauspieler und Rapper im glanzvollen Ambiente unserer Berliner Redaktion in Empfang und sprach mit ihm über die Zeit mit Creme Fresh, das Leben am Theater und darüber, dass manche Hypes doch nicht so schnell verblassen wie erwartet. Foto: Jan Philip Welchering
#Pop #Fatoni
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r ist 1,80m groß, hat dunkelblondes Haar und strahlend blaue Augen. Was Anton Schneiders äußerliche Merkmale angeht, bleiben dank der ausführlichen Sedcard seiner Agentur wenig Fragen offen. Dafür aber eine Menge, wenn es um seine Person als Rapper geht, denn würde man dieser Tage eine Chronik des deutschen HipHop veröffentlichen, müsste Fatoni in mehr als einer Passage Erwähnung finden. Ob in einer Abhandlung über Münchens HipHop-Szene, dem Kapitel über schauspielende Rapper oder besser noch: rappende Schauspieler oder der LP-Bestenliste des Jahres 2015 – an dem multipel begabten 30-Jährigen kommt keiner vorbei. In deinem Song »Benjamin Button« heißt es: »Doch bei mir ist es anders, ich war früher schlechter. Mit Anfang 20 war ich wack. Aber guck mal jetzt, ich werde langsam perfekt.« Gibt es zwischen den Anfängen mit Creme Fresh und deiner Musik heute Qualitätsunterschiede?
ein Vorsprechen in Potsdam. Als ich eine Absage bekam, riet mir der Intendant, ich solle an ein kleineres Theater gehen, auch wenn es nicht in meiner Traumstadt sei. In Berlin würden bereits 20.000 arbeitslose Schauspieler leben. Noch heute finde ich die Aussage krass arrogant.
Darüber musst du dir nun keine Sorgen mehr machen, schließlich ist deine LP »Yo, Picasso« mit Dexter sehr erfolgreich. Hat dich der Hype überrascht?
Es gab viel mehr Resonanz und mediales Interesse, als ich erwartet hätte. Ich konnte es schwer einschätzen, da ich in Augsburg saß und gerade irgendwelche Scheiß-Stücke probte. Mein Manager meinte völlig zu Recht, wir sollten den Ball flach halten, besonders, als ich den Job am Theater kündigen wollte. Erst, als mein Freund Juse sagte, ich sei ein absoluter Konsensrapper, kam es auch bei mir an.
Spätestens mit »32 Grad« hast du die meisten von dir überzeugt. Einen No-brainer-Song über Tourismus zu schreiben und im Zuge dessen die Flüchtlingsproblematik aufzugreifen ist ziemlich smart. War der Dreh auf Lesbos schwer umzusetzen?
Von allen Videodrehs war dieser ganz sicher der schwerste. Aber das lag definitiv an mir. Creme Fresh Ich habe im Vorfeld klare Regeln aufgestellt, ... waren die Rapper Keno, weil ich Zweifel hatte, ob das Video wirklich Fatoni und der Produzent Bustla. Auf die Veröffenteine gute Idee ist. Auch wenn wegen der Presse lichung ihres 2003erdas Filmen zum Alltag der Menschen gehört, Demotapes »Queerbeat« haben alle gecheckt, dass wir eben nicht von folgten vier Alben, eine EP, der Live-Support für der Presse sind und etwas Witziges drehen. In Blumentopf und MainConeiner Szene zum Beispiel sitze ich im dummen cept sowie die Ernennung Golfer-Outfit am Strand und sprühe mich zum »Hoffnungsträger des Jahres 2006« (Süddeutmit Sonnencreme ein, während hinter mir sche Zeitung). Nach der offiziellen Auflösung 2012 Schlepperboote ankommen.
Mit Abstand betrachtet, war die Musik, die wir damals machten, nicht gerade megacool, auch wenn wir es als Hobbyband weit gebracht haben. Es war eine deprimierende Zeit, denn die Art von Rap wollte niemand mehr hören. 2005 gab es Aggro Berlin und sonst nichts. Die, die uns hätten hören sollen, hatten sich wegen dem ganzen »Gangster-Zeug« abgewandt, und der andere Teil sagte zu uns: »Ey, ich höre Straßenrap; und was ihr macht, ist schwul.« Konnte man auch nichts gegen sagen. War ja auch ein bisschen wahr. In der Phase kam bei mir zum Wo die einen Urlaub machen, kämpfen anersten Mal der Wunsch auf, etwas anderes zu machen. dere ums Überleben – auf diese bizarren Mit etwas anderem meinst du die Schauspielerei. Nur wenige wissen, dass du bis vor Kurzem ein Engagement am Augsburger Theater hattest. Warum bekommt das keiner mit?
Das liegt entweder daran, dass sich für mein Theaterspiel weniger Leute interessieren, oder daran, dass ich als Schauspieler einfach weniger erfolgreich bin. Dein Debüt am Münchner Theater liegt nun acht Jahre zurück. Erinnerst du dich an deine erste Rolle?
Klar, das war noch vor der Schauspielschule, und das Stück hieß »Gerettet« von Edward Bond. Es handelt von Jugendlichen, die aus Langeweile ein Kind quälen und schließlich umbringen. Ich war derjenige, der das Kind tötete. Du scheinst bei der Wahl deiner Rollen wenig zimperlich zu sein. Stimmt es, dass du nicht nur deine Stelle, sondern die Schauspielerei im Ganzen aufgegeben hast?
Ich werde weiterhin als freier Schauspieler arbeiten, aber eben nicht mehr am Theater. Mir ist klar geworden, dass man fürs Theater leben und daran glauben muss. Ich habe das Theaterleben glorifiziert und am Ende gemerkt, dass ich das völlig falsch eingeschätzt habe.
Kontraste kommt es an.
ging die Gruppe in die elfköpfige Brassband Moop Mama über.
Aber vor Ort zu sein und das zu bringen ist echt unangenehm. Es war erschreckend, wie Dexter normal die Ankünfte sind und aus dem ganzen ... ist vermutlich der einzige Elend ein Business entstanden ist. Da standen Kinderarzt mit Platinauszeichnung (Cro/Casper). Lkw mit einem Haufen Motoren. Wir haben Neben seiner legendären live miterlebt, wie die abmontiert wurden. Hi-Hat-Club-VeröffentliAngeblich werden sie in die Türkei geschifft, chung »The Jazz Files« ist der gebürtige Heilbronner um sie dort wieder an Schlepper zu verkau- außerdem als Mitglied des fen. Als wir am zweiten Tag eine Bootsszene Produzententrios Betty drehen wollten, meinten alle, wir sollen die Ford Boys bekannt. Schlauchboote der Refugees nehmen. Was wir natürlich nicht gemacht haben. Dein schauspielerisches Talent kommt dir spätestens im Video zugute. Wenn du das Leben eines Rappers mit dem eines Schauspielers vergleichst, worin liegt der entscheidende Unterschied?
Dass man als Rapper nicht ansatzweise so erfolgreich sein muss wie als Schauspieler, um seine Freiheiten zu genießen. Vielleicht kann Jürgen Vogel machen, was er will, aber die meisten müssen weiter auf der Berlinale ihre VisitenkarWie hattest du es dir vorgestellt? ten verteilen. Als Rapper bin ich höchstens abhängig vom Ich dachte, Theaterspielen sei wie Teil einer Band zu sein, Zeitgeist oder von Musikjournalisten wie euch. dabei ähnelt es eher dem Leben eines Opernmusikers. Oft habe ich mir gedacht: Für wen der ganze Stress? Es ist so — Fatoni & Dexter »Yo, Picasso« (WSP / Chapter ONE / Universal) albern. Wir sind hier in Augsburg. Zu den Vorstellungen — Intro präsentiert die Tour vom 05. bis 30.04. kommen nur Rentner, die während der Vorführung einschlafen. Am meisten deprimierte mich, dass man so passiv war. Wenn du Pech hast, sitzt du auch mal Stunden halbnackt in der Badewanne, um am Ende einen Satz zu sagen. Gäbe es ein Angebot, das dich umstimmen würde?
Wenn mir ein Theater wie die Berliner Volksbühne ein Angebot machen würde, finge ich gerne wieder an zu spielen. Aber diese Rollen wollen eben alle. Ich hatte vor Jahren mal
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T h e M a g a z i n e fo r S n e a ke r, S t re e t w e a r & L i fe s t y l e
N –0 1 i n s t o r e s A p r i l 1 5 t h , 2 0 1 6
w w w. p r a i s e m a g . c o m
Foto: Tony Futura und Paul Trakies
#Kultur
#Kultur Ein Abend mit Nachos, Süßgetränken und Filmen wie »Die Kommune« oder »Eddie The Eagle«? Macht dick, aber hey: You can’t beat the feeling! Gleiches gilt fürs Koksen, das schlank, aber krank macht, wie Benjamin von Stuckrad-Barre in »Panikherz« erzählt.
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#Kultur #Literatur # Benjamin von Stuckrad-Barre
Benjamin von Stuckrad-Barre im Gespräch
»Noel Gallagher ist nicht schuld daran, dass ich alt werde«
#Kultur #Literatur # Benjamin von Stuckrad-Barre
»I need a hero / I’m holding out for a hero ‘til the morning light« Bonnie Tyler Sie singen und schreiben, filmen und spielen, geben und nehmen, gewinnen und verlieren, inspirieren und lähmen. Sie sterben nie, und sie sterben doch: Helden, Götter, Legenden, Idole. Sie sind Mythos und Projektion, Sehnsuchts- und Rückzugsort, Familie und Lebensretter. Reale Begegnungen mit Helden sind so eine Sache. Es knüpfen sich eine Menge Erwartungen daran, die große Enttäuschungen nach sich ziehen können. Wie sich für Benjamin von Stuckrad-Barre die erste Begegnung mit seinem Helden Udo Lindenberg in Hamburg angefühlt haben muss? Egal wie, so ungefähr fühlt sich nun meine Begegnung mit dem Popliteraten im März 2016 in derselben Stadt an. Duzen, siezen oder Schweißausbruch? »Hallo, ich bin Benjamin.« – Durchatmen. Hallo Lebensretter. Mit dem Roman »Panikherz« hat von Stuckrad-Barre das Buch geschrieben, das er schreiben musste. Nach ein paar Ausreißern in den politischen Journalismus geht es wieder um sein eigenes, diesmal das ganze bisherige Leben – und um Musik als ständigen Begleiter. Der Buchtitel folgt nicht der Logik des Gesamtwerks, er lautet nach »Soloalbum«, »Remix« oder »Livealbum« eben nicht »Best Of«. Aber
Text and Drugs and Rock’n’Roll: Benjamin von Stuckrad-Barre war der Popstar unter den Popliteraten der 1990erJahre. Paula Irmschler sprach mit ihm über den neuen Roman »Panikherz«, die Geschichte seines wilden Lebens und seiner Liebe zu Udo Lindenberg. Fotos: Kathrin Spirk
warum »Panikherz«? Klar, Udo. Klar, Udo. Ein Jahr hat von Stuckrad-Barre Zuerst begegnet sind sich schreibend in Los Angeles ver- der Chef des Panikorchesters und von Stuckradbracht, saß dort am Schreibtisch Barre noch während dessen oder hockte unter dem Zitronen- Zeit beim Rolling Stone. baum auf dem Anwesen des Cha- Zuletzt arbeiteten sie gemeinsam an Lindenbergs teau Marmont. Eine Autobiografie neuem Album »Stärker als zu schreiben sei dabei nie seine die Zeit«. Auf dem Cover Absicht gewesen: »Autobiografie, schaut einen Lindenberg ohne Brille an, also mit das ist so ein weicher Gattungs- dem Blick, so munkelt begriff, für so was bin ich auch von Stuckrad-Barre in weder alt noch berühmt genug. »Panikherz«, vor dem er seine Umwelt sonst zu Aber ich wollte Sachen erzählen, schützen vermag. die ich erlebt habe und die eine Dringlichkeit haben, die über mich selbst hinausweist.«
»Heroes And Villains« The Beach Boys
Dies sind die dringlichen Sachen, von denen in »Panikherz« erzählt wird: die Kindheit in Rotenburg/Wümme, das Aufwachsen als Sohn von Öko- und Pastoreneltern, die Jugend in Göttingen, die journalistischen Gehversuche beim dortigen Stadtmagazin, der Sehnsuchtsort Hamburg, die Zeit als Redakteur beim Rolling Stone, die ersten Begegnungen mit Idolen, das Entstehen des ersten Romans, die eigene Heldwerdung, der Fatalismus der Nacht, die Drogensucht, der Komplettaussetzer in Zürich, die Essstörung, schließlich der Totalabsturz, der Horrorort Klinik, das Überleben. Und immer wieder Udo Lindenberg. Komplettaussetzer »Die Suchterkrankung war eine in Zürich sehr starke Erfahrung, die sehr vie- In Zürich wollte von Stuckle Nachteile hatte – und den Vor- rad-Barre (unter anderem für die Weltwoche) arbeiten teil, eine starke Erfahrung zu sein. und leben, machte aber Mein Beruf ist dann gut, und das das Gegenteil: Nicht mehr Schreiben hat dann eine Bewandt- nüchtern, nur noch auf der Pirsch nach der nächsten nis, wenn es um etwas geht, wenn Ladung Kokain, endete er nichts davon ausgedacht ist und endgültig im Drogensumpf, man eine Erfahrung teilen kann. schrieb kaum noch und berichtet im Nachhinein Ich habe viele Jahre gebraucht, um von einer mehrmonatigen Gedächtnislücke. einen Ton dafür zu finden.«
»Who’s there to save the hero?« Beyoncé Knowles
Udo Lindenberg ist in »Panikherz« quasi der Sidekick des Erzählers. Er spielt in dessen Geschichte von Anfang an eine tragende Rolle. Zunächst als Kinderheld, später als Freund und Retter. Udos Songtexte bieten Notfallstrategien, als gar nichts mehr geht. In Wirklichkeit war es auch Udo Lindenberg, der Stuckrad-Barre überredet hatte, »Panikherz« in Los Angeles zu schreiben: »Ich bin mit Udo nach L.A. geflogen und meinte: ›Mann, ich muss dieses Buch noch schreiben, aber ich schaffe das nicht.‹ Und typisch Udo: ›Joa, dann machst du das einfach. Und zwar hier.‹ Also habe ich es ausprobiert und wusste wieder, wohin mit mir. Einfach schreiben. Und so wurde das letzte Jahr zum schönsten jemals. L.A. wurde mein Arbeitszimmer, und ich merkte plötzlich, dass die Stadt sich für die Grundthemen des Romans perfekt eignete: Was wird aus Helden und Träumen, wenn man älter wird? Die Theatralik des Betretens der Hinterbühne und der Mythos – davon handelt die ganze Stadt, und davon handelt mein Buch.«
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#Kultur #Literatur # Benjamin von Stuckrad-Barre
»I’ll never be, I’ll never be anybody’s hero now« Morrissey Ach ja, das Buch. Neben Udo begleiten noch weitere Helden Stuckrad-Barre durchs Leben. Helden, denen er immer wieder begegnet: The Bates, Oasis, Nirvana, The Beach Boys, Harald Schmidt, Jörg Fauser, Bret Easton Ellis, autoritäre Plattenladentypen, Freunde und Frauen. Als er zum Jungen auf der Gästeliste wird, betritt er deren Hinterbühnen, berührt den Mythos und lebt ihn schließlich selbst. Über das schreibende Heranpirschen und durch das Beobachten des Lebens nach der Show, das auch zu Anekdoten wie etwa Haschisch-Besorgungen für Rio Reiser führt, entwickelt sich Benjamin von Stuckrad-Barres Biografie zu der eines Popstars. »Das Künstlerklischee, das ich hatte, war natürlich suchtfördernd. Und während man abhängig ist, kann man keine Kunst darüber herstellen, sondern nur dokumentarischen Schwachsinn.« Dokumentarischen Schwachsinn habe er dann auch hergestellt, Taschen und Koffer voller unklarer Stoffsammlungen seien während seiner Suchtzeit entstanden: »Man brauchte Arbeitshandschuhe, um in den Stoff reinzugehen. Ich glaubte, in diesen Notizen aus 15 Jahren den neuen Roman zu finden. Beim letzten Umzug vor zwei Jahren sagte ich dann ›Auf Wiederschauen‹ zum Material. Und ab ging es zu einer Deponie, von der ich ein Zertifikat bekam, dass alles zu Granulat gemacht werde – was gut für die Umwelt ist. Von da an konnte ich das Ganze wie einen Roman behandeln.«
»We can be heroes, forever and ever / What d’you say?« David Bowie In »Soloalbum«, Benjamin von Stuckrad-Barres Debütroman, entdeckt er Oasis und lebt schließlich mit der Band. Jetzt begegnet er Noel Gallagher wieder, gealtert, weniger rotzig, viel leiser, und wird auf die eigene Entwicklung der letzten 20 Jahre zurückgeworfen. »Panikherz« ist vom Thema Scheitern durchzogen. Er stellt fest: »Noel Gallagher ist nicht schuld daran, dass ich alt werde. Das ist mein Problem. In L.A. habe ich mir ganz viele CDs wieder gekauft, unter anderem ›Definitely Maybe‹, für einen Dollar. Und das reicht mir schon. Die Leute können sagen, dass das dritte Album doof war, es ist mir kackegal. Ich bin ein extrem anhänglicher Fan und wahnsinnig sentimental und treu mit den Sachen, die mir etwas bedeuten. Ich bin immer an Bord, mit mir als Fan kann man praktisch alles machen. Und auch das Scheitern muss man gut finden. Ich will von meinen Helden überfordert und enttäuscht werden.«
»There goes my hero, he’s ordinary« Foo Fighters
Mich hat Benjamin von Stuckrad-Barre nie enttäuscht. Seine okayen Politik-Texte, die irgendwie steifen Fernsehauftritte, das geht alles klar. Selbst der schlechteste VonStuckrad-Barre-Text ist besser als der sonstige Ramsch, der einem so begegnet. Aus egoistischen Gründen möchte ich noch wissen, wie es denn sei, den eigenen Helden zu begegnen – und wie man den richtigen Umgang in diesen Situationen fände. Was kann man sich da rausziehen?
Stuckrad-Barre hat ein aktuelles Beispiel: Von den Pet Shop Boys sei er seit seiner Kindheit Fan, und vor nicht allzu langer Zeit habe er sie zum Interview getroffen. »Ich finde alles toll, was die Pet Shop Boys machen. Da gelten keine Musikkriterien. Ob gute Platte oder nicht, ist egal. Wenn ich die Stimme höre, denke ich sofort daran, wie ich mit elf Jahren mit einer Rothaarigen auf dem Schulhof die ›Actually‹ ausgetauscht habe. Das schwingt alles mit. Eigentlich habe ich nichts mit denen zu besprechen. Ich lasse mir ein Plakat von 1989 unterschreiben, wie der letzte Depp, Actually aber das ist mir egal. Danach kann Das zweite Album der das knallharte Interview beginnen. Pet Shop Boys mit dem ikonischen Cover, auf dem Wenn ich jemanden sehe, den ich Neil Tennant gähnend abtoll finde, gehe ich immer hin und gebildet ist, erschien 1987. Bekannte Megahits darauf sage: ›Ich finde dich toll.‹« lauten unter anderem »It’s Bevor wir uns verabschieden, A Sin« und »Rent«. Bei zeigt Benjamin von Stuckrad-Bar- Rankings schneidet es oft re mir noch das Hintergrundbild als das beste Pet-ShopBoys-Album ab, es wurde seines Smartphones. Ein Foto von mehrfach rereleased und ihm und Udo Lindenberg. Natür- bis heute über vier Millionen Mal verkauft. lich. Immer wieder Udo. — Benjamin von Stuckrad-Barre »Panikherz« (Kiepenheuer & Witsch, 576 S., € 22,99)
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#Kultur #Kino #Thomas Vinterberg
Thomas Vinterberg über seinen Film »Die Kommune«
MEHR FACEBOOK, WENIGER SEX 1995 verfasste Thomas Vinterberg mit Lars von Trier und zwei weiteren dänischen Regisseuren das Dogma-Manifest. Vinterbergs »Das Fest« eröffnete die Handkamera-Ära. Letztes Jahr unternahm Vinterberg mit »Am grünen Rand der Welt« einen Ausflug nach Hollywood. Sein Berlinale-Wettbewerbsbeitrag »Die Kommune« spielt wieder in Dänemark – in den 1970ern. Simone Schlosser sprach mit Thomas Vinterberg über linke Ideale, Geschlechterrollen und das dänische Kino. Foto: Simon Laessoee/ picture alliance
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u bist in den 70er-Jahren in einer Kommune aufgewachsen. Kommt das Lebensgefühl dieser Zeit wieder?
Würdest du sagen, dass du selbst zu Zeiten des DogmaManifests naiver warst?
Ich war jung, und ich war ein Rebell. Wir waren alle Rebellen, die sich gegen die Mittelmäßigkeit des Filmemachens aufgelehnt haben. Wir waren eingebildet. Ich bin es heute noch. Aber mit dieser Haltung war ein Risiko verbunden, das mit dem Erfolg verschwunden ist. Durch den Erfolg wurde Dogma zu einem Rezept und zu einer Eintrittskarte für Festivals. Aber jede Welle geht einmal vorbei. Ich habe immer noch den Anspruch, Ehrlichkeit und Leben auf die Leinwand zu bringen.
Die Kommunen heutzutage sind viel rationaler: Man lebt zwar zusammen, aber jeder hat sein eigenes Fach im Kühlschrank. Es ist nicht mehr so verrückt und naiv wie damals. Das Kollektive wurde ersetzt durch Individualismus und Privatsphäre. Das sind auch Werte, aber ich erlebe wenig Teilen. Die Leute teilen auf Facebook, aber nicht mehr im eigentlichen Sinne. Ich habe das Gefühl, Die 70er-Jahre waren eine sehr politische Zeit. In »Die die Menschen haben dadurch weniger Sex. Kommune« steht das Privatleben der Figuren im MittelHaben sich die Leute damals mit ihren sogenannten linken Idealen selbst belogen?
Das mag schon sein, aber sie tun es immer noch. Das Problem ist die öffentliche Meinung, die einem vorgibt, wie man leben soll. Dabei ist die Lebensgestaltung eine Sache, die zwei Menschen unter sich ausmachen sollten. Und wenn man sich nicht einigen kann, dann sucht man sich eben einen anderen Partner.
punkt. Warum hast du die Politik ausgespart?
Politische Diskussionen finde ich langweilig. Menschen haben immer zwei Seiten, eine offene und eine verborgene. Mich interessieren die verborgenen Seiten. Die wollte ich im Film zeigen. Außerdem wollte ich auf Klischees verzichten. Ein bisschen Nacktheit ist mir durchgerutscht, aber davon abgesehen habe ich auf alles verzichtet, was man in einem Kommunen-Film vermuten würde: Hasch,
Dogma-Manifest 01 Als Drehorte kommen ausschließlich Originalschauplätze in Frage, Requisiten dürfen nicht herbeigeschafft werden. 02 Musik kann im Film vorkommen (zum Beispiel als Spiel einer Band), darf aber nicht nachträglich eingespielt werden. 03 Zur Aufnahme dürfen ausschließlich Handkameras verwendet werden. 04 Die Aufnahme erfolgt in Farbe, künstliche Beleuchtung ist nicht akzeptabel. 05 Spezialeffekte und Filter sind verboten. 06 Der Film darf keine Waffengewalt oder Morde zeigen. 07 Zeitliche oder lokale Verfremdung ist verboten – das heißt, der Film spielt hier und jetzt (also nicht etwa im Mittelalter oder in einer entfernten Zukunft oder in einem anderen als dem Produktionsland, auf einem fremden Planeten, in einer fremden Dimension ...). 08 Es darf sich nicht um einen Genrefilm handeln. 09 Das Filmformat muss 35 mm sein. 10 Der Regisseur darf weder im Vor- noch im Abspann erwähnt werden.
#Kultur #Kino #Thomas Vinterberg
politische Diskussionen und Frauen, die über ihre Mens- Ich mag es, meine eigenen Filme zu machen, aber das truation sprechen. Autoren-Kino bringt auch viel Druck mit sich. In diesem Trotzdem lebt der Film von seinen Frauenfiguren. Wel- Sinne sind die Hollywood-Filme eine Befreiung. Da bin ich che Rolle hatten Frauen damals? nicht länger der König, sondern in einem großen Team. Dänische Frauen waren immer schon sehr stark. Ich finde Aber ich denke, das Beste, was ich als Künstler machen das attraktiv. Für mich ist das ein Zeichen von Freiheit. kann, ist, Momente oder Figuren zu entwickeln, die bleiAber damit gehen auch Probleme einher. Eins davon sind ben. Danach suche ich – egal wo. die Männer: Ich bin nicht stolz auf die dänischen Män- Das dänische Kino ist seit Jahren international extrem ner. Zu weich, zu ängstlich ... Freunde aus dem Ausland erfolgreich. Was ist seine Stärke? machen sich immer über die dänischen Männer mit ihren Ein Grund dafür ist sicherlich, dass wir Filmemacher eng Kinderwagen lustig. miteinander verbunden sind. Wir helfen einander, forAber damit liegen die dänischen Männer eigentlich im dern uns heraus und sind sehr ehrlich zueinander. Eine Trend, denn Sicherheit und Familie spielen für viele jun- andere Gemeinsamkeit ist die Bereitschaft, Grenzen zu ge Leute heutzutage eine wichtige Rolle. überschreiten. Das hält uns wach. Außerdem hat unser Ich bin selbst sehr um Sicherheit bemüht. Aber ich tue Land eine Vorliebe für düstere Geschichten. Wir haben das gerne. Ich habe das Gefühl, um mich herum passiert keine Angst, sondern gehen mit offenen Augen in die Hölle. so viel, dass ich mir meinen Mut für meine Arbeit spare. Das ist vielleicht der neue Trend: Menschen stecken ihren — »Die Kommune« (DK/S/NL 2016; R: Thomas Vinterberg; D: Ulrich Thomsen, Fares Fares, Trine Dyrholm; Kinostart: 21.04.16; Prokino) Mut in ihre Karrieren. Mit »Die Kommune« bist du wieder nach Dänemark zurückgekehrt. Wie waren deine Hollywood-Erfahrungen?
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#Kultur #Kino
Gestrandet
DAS UNBEHAGEN IN DER WILLKOMMENSKULTUR L Fünf Afrikaner stranden in der ostfriesischen Provinz. Zwischen hilfsbereiten und hilflosen Einheimischen warten sie auf den Ausgang ihres Asylverfahrens. »Gestrandet« dokumentiert diese nervenaufreibende Zeit.
isei Caspers’ Dokumentarfilm »Gestrandet« schildert die Erlebnisse von fünf Eritreern in der Asyl-Warteschleife. Nach der Flucht aus Eritrea im Nordosten Afrikas hoffen sie in Ostfriesland auf die Bewilligung ihres Asylantrags. Die Filmemacherin begleitet Aman, Mohammed, Osman, Ali und Hassan über mehrere Monate – auch zum Crashkurs im Volkssport Boßeln und zum EinEuro-Job auf dem Bau. Caspers stammt selbst aus der Gegend, sie ist nicht weit vom Dörfchen Strackholt in der Nähe von Aurich aufgewachsen. Im Film zeigt sie, wie sich die Asylsuchenden an
die idyllische Gegend gewöhnen, die so trostlos sein kann, wenn man sich in ihr gefangen fühlt. Sie zeigt auch, wie die fünf sich mit der nagenden Ungewissheit arrangieren – ihren unterschiedlichen Charakteren und Voraussetzungen entsprechend, so ist einer von ihnen gehörlos, was besondere Probleme hervorruft. Mithilfe zweier Einheimischer feilen sie an ihrer Integration. Off-Kommentare gibt es keine. Es ist eine Eigenheit des Films, dass er die feinen Risse in zweifelhaften Begriffen wie »Heimat« und »Integration« allein durch Beobachtung deutlich macht. Das sind Andeutungen der Brüche, die
#Kultur #Kino
in der deutschen Öffentlichkeit sichtbar werden, sobald es in aktuellen Debatten um die »Flüchtlingspolitik« geht. Schwächen zeigt Caspers’ Film am Schluss. In einer leicht aufgesetzt wirkenden Sequenz will sie offenbar betonen, dass es lohnenswert ist, sich für Refugees einzusetzen. Das ist ehrenwert und nachvollziehbar, aber gerade in der Dokumentation eines Unbehagens in der Willkommenskultur liegt ein irritierendes Moment. Dieses Unbehagen zeigt sich sowohl bei den stets aufrichtig um Integration bemühten ostfriesischen Helden des Films als auch bei den Männern aus Eritrea, die versuchen, es ihren Helfern recht zu machen. Das irritierende Moment ist die eigentliche Stärke von »Gestrandet«. Am Anfang erzählt die Tochter der hilfsbereiten Journalistin Christiane, dass sie einen Billigflieger nach Afrika gebucht habe, während die fünf Eritreer ihr Leben riskierten, um den umgekehrten Weg zu gehen – mit Schleppern durch die Wüste und über das Meer. In diesem Detail steckt eine lange Geschichte unterschiedlicher Perspektiven auf das, was wir die Welt nennen. Ein Rattenschwanz an Ungerechtigkeit, der sich in der Gegenwart nicht einfach in Vergangenheit verwandelt. Das Verhältnis der Gestrandeten zu den Deutschen ist davon durchdrungen, der bürokratische Apparat tut ein Übriges, um für einen nervenaufreibenden Spannungsbogen im Asylverfahren zu sorgen. Die Vertriebenen wollen ein möglichst selbstbestimmtes und halbwegs freies Leben führen, aber sie sind zum Warten und zur Unmündigkeit verdammt. Der wachsende Mob besorgter Fascho-Bürger greift Asylbewerber an, fackelt deren Unterkünfte ab und hetzt in sozialen Netzwerken gegen »Fremde« und pro Deutschland, während er auf Wahlzetteln Rassismus zum Status quo machen möchte. Das ist die Hölle – allerdings nur ein kleiner Teil der Hölle der Refugees. Das versteht man besser, wenn man diese interessanten 80 Minuten im Kino gesehen hat. Wolfgang Frömberg — »Gestrandet« (D 2015; R: Lisei Caspers; Kinostart: 07.04.16; Pandora)
Dan Trachtenberg über »10 Cloverfield Lane«
ÜBERRASCHUNG! Acht Jahre nach dem krassen Wackelkamera-Endzeit-Trip »Cloverfield« kommt »10 Cloverfield Lane« in die Kinos, wieder produziert von »Star Wars«-Reanimateur J.J. Abrams. Patrick Heidmann sprach mit Regisseur Dan Trachtenberg. »10 Cloverfield Lane« hat auf den ersten Blick wenig mit dem Film »Cloverfield« aus dem Jahr 2008 zu tun. Warum habt ihr diesen Bezug unbedingt herstellen wollen?
sollte über unseren Film vorab nichts bekannt sein. Und als »Überraschungsprojekt« kurz vor Start auf der Bildfläche zu erscheinen sorgt für einen netten Hype. Unser Produzent J.J. Abrams ist Experte in Sachen Geheimhaltung, deswegen haben wir uns ganz auf seine Erfahrungen verlassen. Vom auf rotem Papier gedruckten, nicht kopierbaren Drehbuch bis hin zum Fake-Titel, den der Film während des Drehs verpasst bekam.
Cloverfield im Titel deutet eine Parallele zwischen den beiden Filmen an, die es tatsächlich gibt – in der Herangehensweise an das Mystery-Genre. Vor acht Jahren gab es einen außergewöhnlichen Erzählansatz für eine hinlänglich bekannte Geschichte. Dasselbe gilt nun für »10 Cloverfield Lane«, nur Wie groß war darüber hinaus Abrams’ Eindass es eben eine vollkommen andere Story ist. fluss auf den Film? Spielen beide Filme überhaupt in derselben Eigentlich war J.J. in den letzten zwei Jahren Zeit? mit wichtigeren Sachen beschäftigt. Offenbar Die Geschichten finden auf verschiedenen kam kürzlich irgendein kleiner unbekannter Zeitebenen statt. Mehr kann und will ich Film von ihm in die Kinos. Aber er stand imnicht sagen. Denn erstens könnten im Finale mer wieder mit Rat und Tat zur Verfügung. durchaus Verbindungen zwischen den Filmen Und natürlich ist allein sein Name für »10 zu erkennen sein. Und zweitens wird man Cloverfield Lane« von enormer Bedeutung. abwarten müssen, was die Produktionsfirma Der größte Moment für mich war, als im erssich zum Label »Cloverfield« in der Zukunft ten Trailer zu lesen war: »Produziert von J.J. noch einfallen lässt. Abrams!« Wow! Mehr kann man sich doch Eine weitere Parallele: Auch dieses Mal wird gar nicht wünschen, weder als Regiedebütant Geheimhaltung großgeschrieben. Erst zwei noch als Zuschauer und Fan. Monate vor Kinostart wurde bekannt, dass es »10 Cloverfield Lane« gibt. Warum?
Es tut jedem Film gut, wenn der Zuschauer im Vorfeld so wenig wie möglich über ihn weiß. In unserem konkreten Fall sprechen wir vom Mystery-Genre – Spannung, Geheimnisse und Schreckmomente sind das A und O. Deswegen
— »10 Cloverfield Lane« (USA 2016; R: Dan Trachtenberg; D: John Goodman, Mary Elizabeth Winstead; Kinostart: 31.03.16; Paramount)
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#Kultur #Kino
Eddie The Eagle
NUTZE DEINE SCHANZE! 1988 mischte Michael Edwards die Olympischen Winterspiele auf – leidlich talentiert, fehlsichtig, dafür aber mit unbändigem Willen. Dexter Fletcher inszeniert den Kampf des belächelten Außenseiters fürs Kino.
I
n einem Affenzahn rasen sie die Rampe hinab, verlieren ihre Skier, schlagen auf, prallen ab und schlittern mit so verdrehten Gliedmaßen über das Eis, dass es schon beim Zusehen schmerzt. Ja, es gibt Augenblicke, da tut »Eddie The Eagle« weh. Richtig weh. Michael Edwards sieht viele solcher Stürze. Eine Konsequenz zieht er daraus nicht. Stattdessen stürzt er selbst – und steht immer wieder auf. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ein Draufgänger ist Eddie nicht. Aber naiv
genug, an sich selbst zu glauben. Wider jeden Ratschlag, wider alle Umstände, in der festen Überzeugung, dass auf die 40er- die 70erund auf die 70er- die 90er-Schanze folgen werde. Was gefährlich nach einem schludrigen »Forrest Gump«Aufguss klingt, fußt auf einer wahren Geschichte: Tatsächlich sprang bei den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary ein Underdog namens Michael »Eddie« Edwards für Großbritannien ab und segelte geradewegs in die Herzen der Menschen. Produzent Matthew Vaughn lässt diese etwas andere Heldengeschichte neu aufleben. Und er behält seinen Hauptdarsteller aus »Kingsman«, Taron Egerton, an wie ein Paar guter Skier. Mit dauerverkniffener Visage und ohne ersichtliche Begabungen lässt er Eddie auf
eigene Faust in Richtung des Lebenstraums von der Olympia-Teilnahme straucheln – und dort als abgeschlagenes Tabellenschlusslicht Rekorde aufstellen. Der dem Suff verfallene gescheiterte Athlet Bronson Peary (Hugh Jackman) wird Edwards’ Mentor und findet durch seinen Schützling nach und nach Spaß an der Sache – und die Freude am Leben zurück. Am Ende kommt auch der Zuschauer nicht um ein befreites Lächeln herum. Eddies Enthusiasmus ist einfach zu ansteckend. Valentin Erning — »Eddie The Eagle – Alles ist möglich« (GB/USA/D 2016; R: Dexter Fletcher; D: Taron Egerton, Hugh Jackman, Jo Hartley; Kinostart: 31.03.16; Fox)
Hardcore
NICHT GANZ PC Ego-Shooter-Science-Fiction, produziert von Timur Bekmambetov. Prinzipiell nichts Neues – und trotzdem zukunftsweisend.
Was machst du, wenn du auf einer Art Operationstisch aufwachst, auf dem Biotech-Cyborg-Sachen mit dir abgezogen wurden – und gleichzeitig deine Frau entführt wird? Von einem Telekinese beherrschenden Irren namens Akan, der neben seinen außerordentlichen Fähigkeiten auch noch unendlich viele Söldner und Soldaten kommandiert, die bald hinter dir her sind? Das klingt nicht nur nach einem Computerspiel, Ilya Naishullers
»Hardcore« übernimmt Codes und Szenarien aus der interaktiven Welt der Spielekonsolen und PCs. Zuvorderst die Perspektive. Der Film ist gänzlich in POV (Point of View) gedreht und mutet durch Positionierung der Arme, Beine und der getragenen Waffen wie ein Ego-Shooter an. 90 Minuten jemandem dabei zuschauen, wie er ein Game zockt – been there, done that. Auch vor »Let’s Play« war Zuschauen zwar nicht das beste, aber das zweitbeste Erlebnis, das man mit einem Spiel haben konnte. »Hardcore« ist das, was ohne Kommentare von »Let’s Play« übrig bleibt – gedreht von Leuten, die
noch die ersten »Counterstrike«Versionen gespielt haben. Ein anstrengender Ritt durch Moskau inklusive expliziter Gewalt sowie einem Design, das zwischen
sowjetischer Vergangenheit und post-sowjetischer Zukunft changiert – und mit einem Gastauftritt von Tim Roth. Lars Fleischmann — »Hardcore« (RUS/USA 2015; R: Ilya Naishuller; D: Haley Bennett, Tim Roth; Kinostart: 14.04.16; Capelight)
#Kultur #Kino
Anhedonia – Narzissmus als Narkose
Porzellan und Peitsche Wild
THE WOLF OF STADTWALD Nicolette Krebitz ist eine gefragte Schauspielerin, mit ihren Regie-Arbeiten lässt sie sich Zeit. Ihr Debüt »Jeans« kam vor 15 Jahren ins Kino. Nun folgt der dritte Film – untermalt mit Musik aus dem Hause Kompakt. Patrick Siegfried Zimmer castet Dirk von Lowtzow, Robert Stadlober sowie Blixa Bargeld und konfrontiert sie in seinem Regiedebüt mit existenzphilosophischen Fragen.
Die beiden Aristokraten-Söhne Franz (Robert Stadlober) und Fritz Freudenthal (Wieland Schönfelder) leiden an Anhedonie – der Unfähigkeit, Freude, Lust und Befriedigung zu empfinden. Eine Krankheit, an der tagtäglich Hunderte Millionen Menschen der Ersten Welt erkranken. Um ihren persönlichen Seelenfrieden wiederherzustellen, begeben sich die beiden Dandys in die Obhut des weltbekannten Psychotherapeuten und Erfinders der Lust-Stimuli-Therapie, Prof. Dr. Immanuel Young (Dirk von Lowtzow). Youngs Therapieansatz setzt gezielt auf unkonventionelle Methoden: Zu einem von Eifersucht bestimmten Picknick (Paula Kalenberg als Objekt der Begierde) gesellen sich der Einsatz von Schusswaffen und Peitschenhieben sowie ein sehr intimes Selbstgespräch mit einem Porzellanhund. »Anhedonia« ist eine mit viel Pathos bestückte satirische Komödie, deren gesellschaftskritische Perspektive zu gleichen Teilen Phänomene der analogen und digitalen Welt illustriert. Der aufklärerische Ansatz schießt jedoch zu oft über seine ambitionierten Ziele hinaus. Bildungskino für Fans der Hamburger Kulturlandschaft. Nils Herrmann — »Anhedonia – Narzissmus als Narkose« (D 2015; R: Patrick Siegfried Zimmer; Kinostart: 31.03.16; Interzone)
»Der Mensch ist des Menschen Wolf.« So fühlt sich Anias Leben an. Keine Verbindung mehr zur eigenen Schwester, ihr Boss ist ein Widerling, ihre Kollegen aalglatt. Allein ihr Großvater scheint eine Bezugsperson zu sein. Doch dessen Gesundheitszustand verlangt bald die Verlegung in ein Krankenhaus. Ania verliert jeglichen Kontakt zu allem, was ihr Dasein ausmacht, bis ein Wolf im Stadtwald von Halle eine neue Perspektive aufwirft. Strategisch plant sie von nun an die Umgestaltung der eigenen Wohnung und die Jagd auf den Canis Lupus ihres Begehrens. Nicolette Krebitz’ lang erwarteter dritter Film als Regisseurin ist ein naturalistisches Highlight. Man fühlt sich an Henry Thoreau erinnert, an moderne Aussteigerszenarien – Monte Veritas, Nordkalifornien und Goa schwingen mit –, aber auch an Neo-Naturalismen im Kino wie in »Into The Wild« von Sean Penn. Die von Lilith Stangenberg teils feenhafte, teils entrückt gespielte Transgressionsfanatikerin Ania wirkt vollständig entfremdet – gleichzeitig steht sie mitten im Leben. Der erfolgreich eingefangene Wolf krempelt alles um. Die Naturgewalt, die von dem Raubtier
ausgeht, fasziniert Ania bis hin zur sexuellen Begierde. So stellt sich ihre Renaturalisierung auch in ihrem unstillbar erscheinenden Sexus dar. Musikalisch untermalt wird der Film teils von James Blake, aber vornehmlich von der Techno-Gruppe Terranova aus dem Hause Kompakt. Auch Nicolette Krebitz selbst steuert ein Stück bei. Das zeigt mal wieder, dass Krebitz das Gesicht des deutschen Autorenfilms ist – ob vor oder hinter der Kamera. »Wild« ist eines der wohlgemerkt vielen Meisterwerke, die wir in den letzten 20 Jahren im Programmkino unserer Wahl erleben durften. Lars Fleischmann — »Wild« (D 2016; R: Nicolette Krebitz; D: Lilith Stangenberg, Georg Friedrich; Kinostart: 14.04.16; NFP)
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#Kultur #DVD #Game Of Thrones
Vor der Ausstrahlung der sechsten »Game Of Thrones«-Staffel sprach Elisabeth Haefs in London mit dem Ensemble. Maisie Williams, John Bradley und Alfie Allen über Grenzen, Gewalt und die Geschehnisse der fünften Season.
»Warum fangen Leute an zu hassen?« So lautet John Bradleys Antwort auf die Frage, was die Welt von »Game Of Thrones« lernen könne. Bradley spielt in der SerienAdaption von George R. R. Martins Romanen die Figur Samwell Tarly. Er ist der Kumpel von Jon Snow und ein Mitglied der Night’s Watch, die die sieben Königreiche vor den Gefahren jenseits der Eiswand im Norden schützt. Gibt es Parallelen zwischen migrationspolitischen Fragen und dem, was an der Mauer geschieht? Bradley sieht es so: »Abgesehen von dysfunktionalen Beziehungen geht es in ›Game Of Thrones‹ um Misstrauen. Es wird einem eingebläut, dass man bestimmte Leute nicht mögen soll.« Maisie Williams ist von Beginn an dabei – in der Rolle der Arya Stark. Auch sie betont, wie viel Bezug vermeintlich fantastische Welten zur Realität haben: »Komödien sind auch nicht witzig, wenn man keine echten, glaubhaften Charaktere einbringt. Man kann gar keine Fantasy ohne echte Charaktere machen. Ich bin froh, dass die Leute jetzt ihren Geist für das Genre öffnen.«
Game Of Thrones
Bezüglich Aryas Geschichte in der kommenden Staffel trotzt Williams dem Mantel des Schweigens, den die Produktionsfirma HBO über alles breitet: »Die ganze kindliche Emotionalität ist weg. Ich dachte schon beim Skript für Staffel 5: ›Das ist nicht das Mädchen, für das ich damals vorgesprochen habe.‹ In Staffel 6 wird Arya wirklich gebrochen. Wir sehen sie am tiefsten Punkt. Dieses Mal hat es nichts mit einem getöteten Familienmitglied zu tun, es geht ausschließlich um sie. Wir werden einen Riss in ihr sehen, und es gibt einen Moment, in dem man sich fragen wird, ob sie weitermacht oder aufgibt.« Williams verteidigt die vielfach kritisierte Szene, in der Sansa Stark vergewaltigt wird. »Die Kritiker vergessen, dass David Benioff und Dan B. Weiss das nicht mal eben so schreiben. Es gibt riesige Diskussionen darüber.« Die Vergewaltigungsszene kommt in den Büchern nicht vor. Sie ist eine der kontroversesten Entscheidungen, die die Serien-Produzenten bisher gefällt haben. Dass drei Folgen später die junge Shireen für Melisandres Fanatismus brennen musste, hat vergleichsweise wenige Zuschauer interessiert. Sansas »Hochzeitsnacht« führte dazu, dass den Machern bereits zum dritten Mal »grundlose Vergewaltigung« einer Serienfigur vorgeworfen wurde. Die meisten Schauspieler des Ensembles, darunter Sansa-Darstellerin Sophie Turner, verteidigten die Szene aber. Der gefolterte Theon Greyjoy, der in der »Hochzeitsnacht« als stummer Zuschauer agiert, ist ein Schlüsselcharakter in Sansas Leben. Gespielt wird er von Lily Allens Bruder Alfie Allen. Und der hatte offenbar Spaß bei der letzten Staffel: »Man hat nicht oft die Gelegenheit, sich den Pimmel abschneiden zu lassen. Im Ernst, es war einfach passend: Theon hatte nur im Schlafzimmer Autorität. Es war wichtig für den Charakter, dass man ihm das wegnimmt.« Über Sansa-Darstellerin Sophie Turner sagt er, sie sei »unglaublich« mit der schwierigen Hochzeitsepisode umgegangen. Bezüglich der Gewalt in der Serie sind sich die Schauspieler einig: Sie ist notwendig. »Die Welt war schon immer so«, meint Alfie Allen. John Bradley fand Sams Prügelszene
»Man hat nicht oft die Pimmel abschneiden
#Kultur #DVD #Game Of Thrones
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in der letzten Staffel am wichtigsten: »Viele sagen, dass die Serie Gewalt verherrliche, aber an dieser Stelle sieht man sie von ihrer hässlichen Seite. Sam fällt um wie ein Sack Kartoffeln. Am Boden wird erneut auf ihn eingetreten. George R. R. Martin war Kriegsdienstverweigerer im Vietnamkrieg, das spricht eigentlich für sich.« Zum Thema Jon Snow sagt Bradley nur: »Es ist schlimm, dass Jon tot ist. Aber es ist noch schlimmer, dass sein Darsteller Kit Harington nicht mehr am Set sein wird.« So viel zum Verhältnis von Fantasy und Wirklichkeit. — »Game Of Thrones – Die komplette 5. Staffel« (USA 2015; C: David Benioff, Dan B. Weiss; D: Lena Headey, Peter Dinklage; ist bereits via Warner auf DVD und Blu-ray erschienen) — Die 6. Staffel läuft ab dem 25.04. bei Sky
Eiswand im Norden Die HBO-Show zeichnet wegen ihrer aufwendigen Produktion mitverantwortlich für das Gütesiegel »Qualitätsserie«. Sie basiert auf der Romanreihe »Das Lied von Eis und Feuer« von George R. R. Martin. Die Geschehnisse ereignen sich auf den Kontinenten Westeros und Essos. Die sieben Königreiche atmen den Geist des europäischen Mittelalters. Im Zentrum der Handlung steht eine gigantische Mauer, die jene Königreiche von einem Gebiet ewigen Eises im Norden abschirmt. Die Länge der Jahreszeiten ist variabel, Magie real. Die unvergesslichen Zeilen der bisherigen Staffeln lauten: »Der Winter naht« und »Wo sind meine Drachen?«.
Gelegenheit, sich den zu lassen«
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#Kultur #DVD
The Keeping Room
WIDER DAS WIDERLICHE Bürgerkriegsfilm oder feministischer Western? Die Geschichte dreier Frauen im Regiment ungebremsten Unrechts trifft auch ohne vorangehende historische Einordnung voll ins Schwarze.
Als wären die »Sherlock«-Staffeln nicht schon kompakt genug, bekommen Fans des schrulligen Detektivs in CumberbatchForm jetzt auch noch eine suchtsteigernde Special-Folge vorgesetzt: »Sherlock – Die Braut des Grauens« (ab 29.03. auf DVD und Blu-ray; Polyband). Die Handlung geht zurück ins viktorianische London, wo eine Totgeglaubte ihren Gatten niederschießt. Doch nicht etwa als Geist …? Einmal mehr ist das Genie des rätselhungrigen Soziopathen gefragt – und wieder ist es ein Hochgenuss, ihn aus Zwickmühlen entkommen und in die entlegensten Winkel seines berüchtigten »Gedächtnispalastes« vordringen zu sehen. Vielleicht ein Tick zu viel Mottoparty, dennoch anderthalb Stunden große Krimikunst. Wer Sherlock noch nicht auf ewig und alle Zeit an die Personalie Cumberbatch gekettet sieht, dem bietet sich mit »Mr. Holmes« (ab 22.04. auf DVD und Blu-ray; Alamode) ein wirkungsstarkes Generikum. Als 93-Jähriger genießt der hier von Ian McKellen gespielte Holmes seinen Lebensabend fernab des Trubels und lässt die Legende Legende sein. Nur dieser eine ungelöste Fall will ihm einfach nicht aus dem Sinn. Sachte getaktet, mit einer feinen Prise Ironie und einem grandiosen Hauptdarsteller ist dieser Ringkampf mit der schwindenden Erinnerung einiges mehr als der Pausengag, für den man ihn zunächst halten könnte.
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inige Jahre, nachdem Amerika mit dem Überkochen der Gemüter in der Sklavereifrage eine Spaltung erfahren hatte, sei das Land gestärkt aus dem Bürgerkrieg hervorgegangen, heißt es in Geschichtsbüchern. Das Drama »The Keeping Room« verlässt die politische Vogelperspektive und zoomt heran an die schwelenden Herde der Schande: Augusta (Brit Marling), ihre Schwester Louise (Hailee Steinfeld) sowie die Sklavin Mad (Muna Otaru) treffen auf einen Trupp aus den Nordstaaten. Der verfolgt schon lange eigene Interessen und zieht plündernd und mordend durch die Lande. Womit der Knoten für diesen beklemmenden Western/Thriller auch schon geschürzt wäre. Fortan trotzen die Frauen auf einer entlegenen Farm der Hölle auf Erden. Umgeben von entwürdigender Grausamkeit, sind sie gezwungen, den Rollenbildern der damaligen Zeit zu entsagen – weniger
in einem Anflug von theatralischem Proto-Feminismus, sondern schlicht, um die eigene Haut zu retten. Ihre Verzweiflung zu sehen lähmt. Die bestialischen Gewaltdarstellungen, die quälenden Monologe, die gepeinigten Gesichter – all das lässt Regisseur Daniel Barber in ungebremster Wucht auf unsere Magengruben treffen. Und erzählt dabei doch eine sensible Geschichte, die am Ende fasziniert. Anja Zeisig — Intro empfiehlt: »The Keeping Room – Bis zur letzten Kugel« (USA 2014; R: Daniel Barber; D: Brit Marling, Hailee Steinfeld, Muna Otaru; ab 24.03. auf DVD und Blu-ray; Koch Media)
#Kultur #DVD
THE DRUGS DON’T WORK. Banksy Does New York
KLAMMHEIMLICHE FREUDE 31 Tage verbrachte Banksy in New York und versetzte nicht nur die Kunstszene in helle Aufregung. »Banksy Does New York« dokumentiert das Unterfangen mithilfe von Medienberichten und Social-Media-Uploads vieler Schaulustiger.
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enn ein Banksy einen ganzen Oktober lang Big Apple infiltriert und die City im Tagesrhythmus mit seinen Graffitis überzieht, ruft das Heerscharen an Fans auf den Plan, die mit ihren Smartphones auf Schnitzeljagd gehen – unter anderem von der Hoffnung beseelt, das SprayerPhantom auf frischer Tat zu ertappen. Klappte zwar nicht, lieferte aber massig »user-generated content« für Chris Moukarbels Doku zum Projekt. Die erscheint jetzt auf DVD. »Crowdsourcing« nennt sich das – praktisch wie Crowdfunding, nur weniger freiwillig. Das Versteckspiel des großen Unbekannten hielt der drastisch erhöhten Kreativ-Schlagzahl und der maximalen Alarmbereitschaft der Fans stand. Und noch immer befindet sich Banksy im freien Fall durch alle Raster. Daraus folgt die zentrale Erkenntnis des Films: Banksy geht es nur untergeordnet um das Kunstobjekt selbst. In erster Linie legt er Köder aus und beobachtet die Gesellschaft dabei, wie sie sich in diese verbeißt. Möchte der anarchistisch veranlagte sprayende Aktivist schon selbst nicht zwischen Künstlern eingeheftet werden, so besteht doch die Kunst spätestens in der ungebrochenen Klammheimlichkeit, in der er seine Werke vollendet. Dass Banksys Vandalismus
meist wertsteigernd ist, daran müssen sich Behörden erst einmal gewöhnen. Auf der Straße haben es die meisten längst begriffen. Viele wittern ein Geschäft und rufen stolze Preise für Führungen zu den Hotspots auf. Die Unerschrockensten unter ihnen sägen Banksys Hinterlassenschaften aus der Wand und verschachern sie auf unautorisierten Auktionen. Ein paar hunderttausend Euro sollte man allerdings mindestens in der Brieftasche haben, wenn man sich halbwegs realistische Chancen auf einen echten Banksy ausrechnen will. Für alle anderen gibt es diese Doku, die einen selbst ein bisschen Banksy sein und die Wucht der Reaktionen aus sicherer Entfernung beobachten lässt. Ohne Hand an dessen Mythos zu legen, versteht sich: Der Anti-Künstler bleibt als Person so greifbar wie eh und je – nämlich überhaupt nicht. Anja Zeisig — Intro empfiehlt: »Banksy Does New York« (USA 2014; R: Chris Moukarbel; ab 25.03. auf DVD und Blu-ray; Polyband)
Wir vergeben regelmäßig vergütete Praktika in den Bereichen Redaktion, Bildredaktion, Grafik und Vertrieb & Marketing.
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#Kultur #Games #The Division
Tom Clancy’s The Division
ZURÜCK E IN DIE TRETMÜHLE
in paar Wochen im winterlich verzauberten Big Apple, ganz ohne überlaufene U-BahnStationen und dicht gedrängte Menschenmengen – das wäre doch mal was. Würde man nur nicht ständig von marodierenden Straftätern belästigt werden, die sich die Straßen von Manhattan nach dem zivilisatorischen Kollaps zu eigen machen möchEin Fest für Messies: Ubisofts brandneue Marke ten. Das Nachspiel für das »Tom Clancy«-Universum bietet nicht eines biologischen Terroranschlages nur ungewöhnliche Multiplayer-Erlebnisse, sorgt eben nicht nur sondern auch jede Menge suchterregenden für freie Sitzplatzwahl Rollenspiel-Klimbim. in der Metro, sondern auch für ungünstig verschobene Machtverhältnisse. Die gilt es in »Tom Clancy’s The Division« als Teil der titelgebenden Einheit wieder ins Lot zu bringen. Wo Tom Clancy draufsteht, muss schließlich auch ein bisschen Engagement fürs Vaterland drin sein. Während diese Prämisse schnell verinnerlicht ist, ergaben sich schon vor Veröffentlichung des Spiels ganz andere Unklarheiten. Es kommt schließlich nicht allzu häufig vor, dass sich in Anbetracht eines öffentlichkeitswirksam ausgerollten Blockbusters wie »Tom Clancy’s The Division« für viele die Frage stellt, wer genau hier eigentlich angesprochen werden soll. Freunde kompetitiver Shooter? Klassische Rollenspieler? Oder
doch nur der nach weitläufigen Pixel-Welten dürstende Videospiel-Tourist? Eine Frage, die allein auf Google mit einer auffälligen Menge an Treffern beantwortet werden möchte – als hätte es ähnliche Hybride wie »Destiny« nie gegeben. Dass die bloße Zusammenführung unterschiedlicher Genre-Mechaniken immer noch für Verständnisprobleme sorgen kann, sagt indes mehr über die Komfortzone der Spielerschaft aus als über den eigentlichen Innovationsgrad dieses Titels. »Tom Clancy’s The Division« mag aus der Distanz wie ein Spiel aussehen, das in seinen Grundzügen als Shooter primär über Reflexe und Fingerspitzengefühl beherrscht wird. Das täuscht. Am Ende gewinnt, wer seine Statistik-Hausaufgaben gemacht hat. Heißt: Die Attribute der jeweiligen Ausrüstung sind im Zweifel entscheidender als ein schneller Finger am Abzug. Wer für den damit einhergehenden Loop aus Sammeln, Abgleichen und Ausrüsten etwas übrig hat, der wird diese stimmungsvoll inszenierte Tretmühle so schnell nicht mehr verlassen wollen. Philip Fassing — »Tom Clancy’s The Division« für PS4, Xbox One, PC (Ubisoft / Massive)
#Kultur #Games
Keine Skills am Controller aber La Paloma pfeifen
Illustration: Alexandra Ruppert
Carsten Schumacher ist Chefredakteur des Festivalguide und damit eines ganz sicher nicht: ein Stubenhocker. Seine letzten Videospiel-Erfahrungen machte der Konsolen-Legastheniker in grauer Datasetten-Vorzeit. Beste Voraussetzungen also, um ein möglichst objektives Urteil zu fällen. Diesmal: »Broforce«. Zwei Dimensionen, eine sich selbst erklärende Mission und kein überflüssiger Schnickschnack – das ist Liebe auf den ersten Blick! Dazu heißen in diesem Brofrost-Spiel alle Figuren Brobocop, Brominator oder B.A. Broracus. Bei so viel Wertschätzung für das Qualitätskino der 80er-Jahre werfe ich vor Freude Dynamit wie Prinz Karneval Kamelle. Bestechend: So gut wie alle Konflikte lassen sich hier mit speiendem Mündungsfeuer lösen. Der Rest mit Granaten. Versierte Außenpolitiker wissen schließlich, dass Konflikte so am schnellsten zu »klären« sind – fragt mal Donald Trump. Einfach mit dem Heli (warum eigentlich
nicht mit der Broforce One?) nach Bronam oder Brobodscha, die Strickleiter runter und die Menschen in die Zivilisation bomben. Murica, fuck yeah! Toll auch, dass man mit jeder Waffe gleich das Gelände gestalten und sich durch Berge schießen kann. Freiheit, westliche Werte – alles in Vermittlung durch die hohe Kunst der »Broplomatie«. Aufräumen sollen andere, Realismus halt. Da soll noch mal einer sagen, Videospiele würden dumm machen. Ich bin jedenfalls begeistert: 10 von 10 Punkten. Quatsch, schreib eine 11 auf – this one goes to eleven! Protokoll: Philip Fassing — »Broforce« für PC, Mac und PS4 (Devolvere Digital / Free Lives)
Das neue Album 01.04.2016 CD / Deluxe CD / LP + MP3 / Deluxe LP + MP3 + Bonus 7“ / Digital
„Fabelhafter Blueyed-Soul, der ‘Everything You’ve Come To Expect’ den Stempel der Pop-Grandezza sanft aufdrückt“ HHHH MUSIKEXPRESS
LIVE: 27.06. KÖLN E-Werk / 28.06. DRESDEN Schlachthof / 23.08. BERLIN Columbiahalle thelastshadowpuppets.com dominorecordco.de facebook.de/DominoDeutschland
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#Kultur #Games
Californium
EINE ANDERE WELT IST AUCH NICHT BESSER Spiele sind interaktive Träume. Aber die meisten Spielemacher scheinen im Kino eingeschlafen zu sein. Dort träumen sie von tausendmal abgespulten Kultfilmen. Vermeintlichen Nerd-Stoffen, die längst mitten im Mainstream sitzen. Das von Philip K. Dick inspirierte Spiel »Californium« deutet an, wie andere Pfade beschritten werden könnten.
Der Science-Fiction-Autor Philip K. Dick passt auf den ersten Blick in das Beuteschema. »Blade Runner«, »Total Recall« und »Minority Report« sind Dick-Verfilmungen. Aber Dicks Literatur ist abgründiger, vielseitiger und fantastischer als ein paar Hollywood-Adaptionen. Einige seiner besten Stoffe ergeben einfach keine guten Filme. Zuletzt hat Regisseur Michel Gondry vor der Verfilmung von »Ubik« kapituliert. Ein Spiel könnte man aus dem Buch über den schleichenden Realitätsverlust auch nicht so einfach machen – es bietet keine ansprechenden Mechanismen an, keine Heldenreise und keinen Spaß. »Californium« ist ein Ausblick, wie so ein Spiel aussehen könnte; ein sehr unappetitlicher. Arte hat das Spiel mitfinanziert. Beim
Spielen versteht man schnell, warum es auf diese Hilfe angewiesen ist. Gut verkaufen lässt sich so etwas wohl nicht, denn »Californium« verweigert sich jedem Unterhaltungsgedanken. Das ganze Spiel ist ein langsamer, hypnotischer Abstieg, angelehnt an das psychotische Spätwerk Dicks. Der erfolglose, benebelte Autor Elvin Green wühlt sich auf der Flucht vor seinem kaputten Leben durch alternative Realitäten. Die sehen ähnlich faszinierend aus wie ein begehbares Comicalbum. Aber der Aufenthalt in dem Explorationsspiel ist beklemmend. Die Welt leuchtet ungesund. Menschen stehen als Abziehbilder an den Boden geklebt. Fernseher sprechen Green persönlich an. Und Green beginnt, an den losen Ecken der Realität zu knibbeln, reißt immer größere Löcher heraus. Auf der Suche nach verräterischen Fehlern in der Kulisse taumelt er wieder
und wieder durch die gleichen Schauplätze. Das flimmernde Suchbild bereitet nach ein paar Stunden Spielzeit ordentlich Kopfschmerzen. Aber die lohnen sich, denn Spiele müssen nicht immer ein Stammpublikum bedienen. Sie könnten auch eine größere Öffentlichkeit vor den Kopf stoßen. Jan Bojaryn — »Californium« für PC/Mac (arte / Nova Production / Darjeeling / Neka Entertainment)
Trackmania Turbo
DRINK & DRIVE Partys werden nicht besser, wenn jemand den Fernseher einschaltet. Besser wird es, wenn auf dem Fernseher »Insert Coin« blinkt, eine Highscore-Liste leuchtet und ein Rennauto von einem Hubschrauber herunterbaumelt.
erfinden. Bisher ist das Spiel ein gigantisches Nischenphänomen auf dem PC: Rennautos rasen über kurze Strecken voller Loopings, Sprünge und Schikanen. Nach ein paar schnellen Versuchen fädeln sich auch Fahranfänger vom Wallride zwischen Pollern durch und feilMit diesem billigen Spielhallentrick könn- schen mit dem Spiel um jede Zehntelsekunde. te »Trackmania Turbo« eine alte Serie neu Beim mehrstündigen Anspieltermin in
Berlin zeigt sich die früher etwas klinische, sehr saubere Serie mit ein paar Handgriffen völlig verwandelt. Jeder Bildschirm explodiert dem Spieler ins Gesicht. Überall strahlen mehr oder weniger hilfreiche Leuchtreklamen mit Botschaften wie »Try Hard 2 – Try Harder«. Und das internationale Publikum darf sich auch auf Botschaften in Kyrillisch oder Kanji freuen. Außerdem kann man die Online-Community jetzt gegen beschwipste Freunde auf dem Sofa tauschen. Wenn man jeden der Spielmodi nur ein einziges Mal ausprobiert, ist der Abend schon gelaufen. Zwischen objektiv sinnvollen Splitscreen-Modi gibt es auch bewusst Absurdes wie »Double-Drive«, bei dem zwei Spieler versuchen müssen, synchron dasselbe Auto zu steuern. Mit über 200 Strecken plus einfach selbst gebastelten dürfte dieses Spiel einen passablen Ersatz für den Spielautomaten daheim abgeben. Bis jemand ein paar Münzen in den Lüftungsschlitz der PlayStation schiebt. Jan Bojaryn — »Trackmania Turbo« für PC, PS4, Xbox One (Ubisoft / Nadeo)
#Life
#Life
Foto: Tony Futura
Das Leben ist keine Melonenscheibe. Ein Satz, den wir immer schon mal schreiben wollten. Aber zurück zum Thema: Selbiges ist in dieser Ausgabe Essen. Uns fiel nämlich auf, dass unser Freundeskreis manchmal fast mehr über Food als über Pop spricht – wir übrigens auch. Deshalb wird es ab jetzt im #Life-Kosmos regelmäßig schmackhaft.
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#Life #Food
Karsten Wegener verwurstet Kunstwerke – hier von Van Gogh, Jeff Koons und Edvard Munch. karstenwegener.com
Mit Essen spielt man nicht Unter uns verwöhnten (Pop-)Kulturinteressierten findet sich wohl kaum jemand, der diese Überschrift nicht in seiner Kindheit ungefähr einmal pro Woche vorgebetet bekam – oder mittlerweile bei den eigenen Sprösslingen anwendet. Aber gilt das eigentlich auch, wenn Lebensmittel zu so schöner Kunst wie dieser hier modifiziert werden? Kuratiert von Frederike Wetzels
Beim versehentlichen Kaffeeverschütten kam Bernulia (Giulia Bernardelli) die Idee für ihre Zeichnungen – zu schön zum Wegwischen. instagram.com/bernulia
#Life #Food
Im Rahmen eines Fotospecials schufen Lernert & Sander diese köstlichen Food-Cubes für eine niederländische Zeitung. Noch mehr Bilder und das Poster gibt es unter: lernertandsander.com/cubes
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#Life #Food
Steht auf Stillleben und alte Gem채lde: Zeren Badar. zerenbadar.com
#Life #Food
Nach einer gescheiterten Beziehung und der damit verbundenen Appetitlosigkeit designte Isabella Giancarlo diese und weitere bittersüße Keks-Kunstwerke. isabellagiancarlo.com/eat-your-heart-out
Foodporn galore von Maisie Cousins. maisiecousins.com
Betrunken kam er auf die »Celebrities in Ramen«-Idee – im Katerzustand setzte er sie um: Josh Josh Jones. instagram.com/celebrities_in_ramen
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#Life #Food
Es begann am Marktstand: Mit ihrer Serie »Tutti Frutti« verleiht Sarah Illenberger Obst und Gemüse eine völlig neue Bedeutung. sarahillenberger.com
#Life #Rezepte der Popküche
#Rezepte der Popküche
Die Tomatensoße aus »Good Fellas«
Illustration: Alexandra Ruppert
Eine Tomatensoße kann nur in Konkurrenz zu anderen Tomatensoßen bestehen. Aber die »Prison Dinner Scene« aus »Good Fellas« ist unsere liebste Tomatensoßen-Kochszene. Spoiler: Dieses Gericht ist für Vegetarier und Veganer nicht geeignet. Ab jetzt gibt’s in jedem Heft Rezepte zum Ausschneiden. Wenn es im Kino um die italienische Mafia geht, steht die Familie im Mittelpunkt. Francis Ford Coppola verwandelte mit seiner »Der Pate«-Trilogie das Bild der blutsverwandten Schicksalsgemeinschaft in ein laufendes Ölgemälde. Was hält eine solche Sippschaft zusammen außer Blut? Natürlich Pasta, Fleischbällchen und die passende Tomatensoße. An einer Stelle der Geschichte erklärt Clemenza (Richard S. Castellano) Michael Corleone (Al Pacino), wie die Tomatensoße richtig zubereitet wird – aber was heißt schon richtig? Vielleicht erinnert sich noch jemand an Daft Punks »Revolution 909«-Clip mit sämtlichen Details zum Nachkochen, da wird sie ganz anders gemacht. Natürlich ist es so, dass jeder Koch und jede Köchin, jeder Film und jede Familie ein eigenes Rezept besitzt. Martin Scorsese zeichnete 1990 in »Good Fellas« nicht nur ein drastischeres Bild des Mafia-Clans, als Coppola es 1972 getan hatte, es gibt auch eine andere SoßenPhilosophie. In »Good Fellas« erscheint die Familie als ein Haufen skrupelloser egoistischer
Konkurrenten. Was bleibt, ist die Liebe zur Pasta. Für eine Weile scheint der Knast die Männer gleich zu machen, sie bilden in der Zelle eine Kochgemeinschaft. In der berühmten »Prison Dinner Scene« erklärt Henry Hill (Ray Liotta) Paulies (Paul Cicero) »wundervolles System«. Paulie schneidet die Knoblauchzehen mit der Rasierklinge in hauchdünne Scheiben, sodass sie sich im Öl gänzlich auflösen. Zwiebeln, Tomaten, Fleisch, fertig. Uneinigkeit herrscht unter den Gangstern nur bezüglich der Anzahl der Zwiebeln und der Dosentomaten. Dass große Fleischmengen von diversen Tieren in den Topf gehören, steht für alle fest. Ebenso, dass alle Romantik der Szene von folgender Gewissheit überlagert wird: Nicht nur Liebe, womöglich auch die nächste Kugel geht durch den Magen. Verantwortlich für die Gerichte, die in »Good Fellas« aufgetischt werden, war übrigens Martin Scorseses Mutter. Was man als Zuschauer, Hobby-Gangster und -koch außerdem von der Familie Scorsese lernt: Ob Soße oder Nudeln – immer gut umrühren! Wolfgang Frömberg
Das Rezept Zutaten für eine ganze Zelle: 6 Zwiebeln, geschält und gewürfelt 2 Schluck Raps- oder Olivenöl 1 Teelöffel Salz 300 g Rindfleisch 300g Schweinefleisch 300g Kalbfleisch, in Würfel geschnitten 1 Tasse Rinder- oder Hühnerbrühe 10 geschälte Knoblauchzehen 150g passierte Tomaten 750g gehackte Rispentomaten oder eine gleiche Menge Dosentomaten 1 ordentliche Prise schwarzer Pfeffer Und so geht’s: Knoblauch in der Pfanne im erhitzten Öl zerschmelzen lassen, Zwiebeln und Fleisch anbraten. Mit Brühe abgießen und passierte Tomaten hinzufügen. Mit Gewürzen abschmecken. Köcheln lassen und umrühren, je länger desto besser.
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#Life #Kolumne
#First World Problems
Party-Smalltalk Einmal im Leben umgehört, und schnell wird klar: Selbiges ist kein Zuckerschlecken! Es folgt eine neue Ausgabe viel diskutierter First World Problems. Irgendwas ist doch immer, findet auch Olaf Radow. Zum Beispiel nervige Smalltalks auf Partys.
Illustration: Alexandra Ruppert
»Und? Was machst du so, wenn du grad nicht auf ’ner Party bist?« Passive Raserei erfasst mich wie ein stiller Spasmus. »Tja. Du weißt schon. Wie das eben so ist. Arbeit. Familie. Wenig Zeit. Mal ein Buch lesen. Hin und wieder joggen.« Mir wird schlecht. Was sage ich da! Es ist schon wieder passiert. Die dümmste Frage der Welt, und ich sacke ohne Gegenwehr in mich zusammen. Heike, eine verschollen geglaubte Freundin aus Jugendtagen, hatte mich zur Feier ihres 39. Geburtstags eingeladen. Lehrerin für Englisch und Geografie, verheiratet, ein Kind. Fakten auf dem Trottoir zwischen DM und Deichmann. Klar komm ich! 21 Uhr. Ich kenne niemanden außer Heike, schwitze, halte mich an einer Tasse Kaffee fest. Sonst trinkt niemand Kaffee. Das Saufen hab ich aufgegeben, seit vor einigen Jahren Gerüchte über die Zerstörungskraft ungehemmten Alkoholgenusses in Umlauf kamen. Ich habe Angst, rauche Kette und ersticke so notdürftig meinen Fluchtreflex. Stimmenpotpourri. Doch dann erbarmt sich Holger, Kollege von Heike, Sonderpädagoge, und schenkt mir sein unverbindlich-bärtiges Brückenschafferlächeln. Keine Minute später bäumt sich die hässliche Großmutter der bescheuertsten aller Smalltalk-Fragen vor mir auf. Der unausrottbare Zombie. Gegenwehr? Fehlanzeige! Surrender, little boy ... 22:45 Uhr. Im Hintergrund läuft »Ring Ring Ring« von De La Soul, und ich beschließe, mich jung und frei zu fühlen. Heikes Mann,
Lehrer für Sport und Deutsch, hält mir ein Heineken hin (»Nein, danke«), fragt mich, wie’s denn möglich und machbar sei, dieses Abstinenzlerleben (urgh), und will dann seine schlecht einstudierte Meinung zu HipHop und Rap in den 80ern und 90ern im Vergleich zu heute loswerden. Deutscher HipHop. History of German Rap. Jaja. Böhmer- und Dendemann. Geil gemacht. Mein Herz rast. Vierter Kaffee. Und dann sagt er: »Prima«. Ich muss sofort weg, hab Angst, dass er gleich »Heiliger Bimbam« hinterherschiebt. 00:10 Uhr. Ich tanze zu »What’s My Name« von Snoop Dogg. Das aufgegebene Saufen habe ich mittlerweile aufgegeben. Daggi, Deutsch und Psychologie, hält mir ein Heineken hin. »Danke, gerne!« Daggi verehrt den Lauschgoldladen (kenn ich nicht), liest grad Knausgard (»Stell Dir vor … ich als Frau!«), vergleicht ihn mit Walter Kempowski und ist Snoop Dogg nicht böse für irgendwas (»… ich als Frau!«), hört aber lieber Adele und schwärmt vom neuen Album, das noch gar nicht erschienen ist, aber so richtig gut sein soll. Wie ich es finde? Prima! Bestimmt! »Und? Was machst du so, wenn du grad nicht auf ’ner Party bist?« Ich bin entspannt und sehr ruhig. »Ich bin Chronist.« Baff! »Aha? Und was macht man so als Chronist?« – »Oh … Ich füge Schriftzeichen aneinander. Zurzeit wandle ich auf den Spuren von Norbert, dem Müden. Du weißt schon: Wulfhild, Slowakenkreuzzug, Heinrich der Schwarze und der Steterburger Vertrag. Entwicklung der Klöppelkunst, Brüsseler Spitze. Überhaupt Belgien, dieses prächtige Land: beleuchtete Autobahnen, Altersheime und duftende Mädchen mit Pommeshüten. Kennst du den Dobermann-Dialekt aus Wallonisch-Brabant? Nein? Den sprechen nur noch eine Handvoll Menschen, und ich rette ihn, indem ich ihn erlerne! Und sagt dir das Gehäusemuseum zur Darstellung altertümlicher Schlafstätten in Nivelles etwas?« Stolz und erwartungsfroh schaue ich Daggi an. »Du Witzbold«, sagt sie und sieht dabei irgendwie traurig aus. Ich Witzbold? Das haut mich um! Ich hab doch alles gegeben. Ob ich zum Vierzigsten wiederkomme? Klar komm ich! Prima.
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ab 7. April als Blu-ray, DVD und schon jetzt als Digital HD! © 2016 Twentieth Century Fox Home Entertainment LLC. Alle Rechte vorbehalten. TWENTIETH CENTURY FOX HOME ENTERTAINMENT, FOX und deren Logos sind Warenzeichen von Twentieth Century Fox Film Corporation und ihrer zugehörigen Unternehmen.
30.04.16
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MAYDAY.DE
#Style
#Style
Foto: Tony Futura
Adiletten von Manolo Blahnik gibt’s in unserer Modestrecke leider nicht, aber wir haben immerhin arschcoole, Sonnenbrillen tragende Kakteen und exotische Pflanzen, die sich als Brillenschlangen tarnen. Überhaupt sind Brillen schwer im Kommen, spätestens seitdem man mit ihnen in virtuelle Realitäten schauen kann.
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#Style #Accessoires
Kratzige Kakteen treffen
SCHMU CKE STÜCKE Kleine Kakteen sind der Sideboard-Schmuck Nr. 1 in jedem halbwegs hippen Heim. Wir haben den Stachel umgedreht und uns zu ihren großen Gefährten in einen botanischen Garten geschlichen, um die pieksigen Pflanzen mit aktuellen Accessoires aufzuhübschen. Fotos: Frederike Wetzels Fotoassistenz: Friederike Rosen Styling: Frederike Ebert Produktion: Frederike Ebert, Frederike Wetzels
Brillen: Viu X Malaikaraiss, Le Specs Ringe im Uhrzeigersinn von oben: Maria Black, Vibe Harsløf, Sheen, Maria Black, Jane Kønig, Jane Kønig
#Style #Star#Accessoires Wars #Style
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#Style # Accessoires
#Style #Accessoires Uhren: Kapten & Sons, Komono
Kette: Maria Black
Ohrringe: Jane Kønig
Kette: Sabrina Dehoff
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#Style #Vans
50 Jahre Vans
DIE ANTI-SNEAKER Wo Sneaker-Nerds ihre Schätze nur an Sonn- und Feiertagen aus den Vitrinen holen und ihnen mit Spezialreinigern zu ewiger Schönheit verhelfen wollen, ist kein Platz für schwer gezeichnete Kicks. So zumindest sollte man meinen. Vans beweist auch im 50. Jahr seines Bestehens, dass die wahre Schönheit des Sportschuhs im Vorantreiben seiner Vergänglichkeit liegt. Text: Andreas Grüter
S
katen, Surfen, Hardcore-Punk – die Marke Vans stand nie für obsessive Hege und Pflege der Fußbekleidung. Dafür haben die Schuhe ihre Wurzeln längst viel zu tief ins Mauerwerk der amerikanischen Gegen- und Subkulturen geschlagen, trotz aller Kollaborationen der letzten Jahre mit Fashion-Labels und Designern wie Marc Jacobs, Eley Kishimoto und Taka Hayashi. 1966 wurde das Label von Paul Van Doren im kalifornischen Anaheim als Van Doren Rubber Company gegründet. Was mit schlichten Canvas-Styles mit customisierbaren Upper-Farben und den dicken vulkanisierten Waffle Soles begann, wurde Ende der 60er-Jahre von der boomenden Skate- und Surfszene entdeckt, die das Modell #44 – heute bekannt als »Authentic« – zu ihrem unumstrittenen »Model Of Choice« machte. Mit dem von den DogtownSkatelegenden Tony Alva und Stacy Peralta entwickelten »Era« ging 1976 der erste richtige Skateschuh überhaupt an den Start, gefolgt vom »Old Skool«, dem klassischen »Slip-on« und schließlich dem »Skate-Hi«. Anfang der 80er-Jahre verebbte die zweite Skateboardwelle; und während Vans versuchte, auf den BMX-Zug aufzuspringen, fusionierte Skateboarding mit Punkrock zu einer explosiven Mischung. Bands wie JFA, Big Boys und Drunk Injuns (die Band von MoFo, dem Haus- und Hoffotografen des Skateboard-Magazins Thrasher) hatten sich stilistisch längst vom UK-Punk-Look emanzipiert. Sie favorisierten Jeans, Shirt und skatekompatible Schuhe, die umso lieber getragen wurden, desto mehr man ihnen den Einsatz in der Halfpipe und auf der Bühne ansah. Als Vans 1988 den ersten Signature-Schuh für Steve Caballero in die Läden brachte, schloss sich der Kreis – schließlich war Caballero nicht nur Pro-Skater: Mit seiner Hardcoreband The Faction machte er außerdem die Clubs an der Westküste unsicher. Die 90er-Jahre brachten dann, neben technisch ausgereiften neuen Modellen, mit der Vans Warped Tour und einer ersten Serie an Kollabos mit Motörhead, Ignite und Millencolin einen direkten Schulterschluss mit der Musikbranche, der bis heute mit limitierten Band-Editionen und Konzert-Sponsorings untermauert wird. Das laufende 50-jährige Jubiläum wird international nicht nur mit allerlei Specials, Reissues, Partys, Ausstellungen und Skate-Sessions, sondern auch mit einem exklusiven Buch-Release gefeiert.
PROMOTION
Absolut Art Bar Kunst trifft auf Nachtleben Bereits seit 2012 schlägt Wer nun neugierig geworAbsolut knüpft mit der Ab»Ich möchte den Betrachden ist und die »ArchitekAbsolut mit der Absolut solut Art Bar einmal mehr ter einladen, ganz in die Art Bar einen eleganten turen der Nacht« gerne spannende Verbindungen Welt der Architekturen der Nacht einzutauchen«, Bogen vom Kunstbetrieb mal aus nächster Nähe zwischen Kunst und Nachtbetrachten würde, beleben. Ab 14. April kann verrät Michele Ormas über in das Nachtleben und kommt bei uns die Geleman sich im Rahmen der die Idee hinter seiner Visi- gibt damit internationalen Künstlern die Gelegen- genheit dazu. Wir verlosen Kunstmesse KÖLNER LISTE on zur diesjährigen Absolut im Carlswerk Köln davon Art Bar. »Architekturen der heit, ihre Vorstellung einer nämlich 2x2 Tickets für die Nacht« nennt der Berliner kunstvoll und beseelt inEröffnung der Bar am 14. live überzeugen – wir verlosen Tickets für die Künstler diese Liaison aus szenierten Bar umzusetzen. April. Damit dürft ihr am 15. und 16. April auch gleich Eröffnung. Licht, Projektion und Per- »Das Zusammenspiel von die KÖLNER LISTE sowie fomance, die erstmals im projizierten LichtinszenieRahmen der Kunstmesse rungen und Musik, von stili- den ART Brunch besuchen. Einfach auf intro.de unter KÖLNER LISTE zum Leben sierten Weizenfeldern und #Absolut Art Bar an der erweckt werden soll. Leuchtmöbeln soll eine ganz eigene Atmosphäre Verlosung teilnehmen! Viel innerhalb der KÖLNER Glück! LISTE schaffen«, vertieft Ormas die Intention seiner Arbeit.
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#Style #Virtual Reality
Konzert in Virtual Reality
MEIN ERSTES I MAL 2016 dürfte das Jahr sein, in dem Virtual Reality salonfähig und bezahlbar wird. Das mag noch nicht für die auf Gaming ausgerichteten Modelle zutreffen, aber Technikfirmen wie Samsung setzen in ihren neuen Smartphones eindeutig auf »VR for the masses«. Auch die Musikindustrie springt auf: So wurde Ende Februar eine Show der Band Years & Years live in VR übertragen. Daniel Koch hat sich den Gig angeschaut: mit VirtualReality-Brille und ohne. Ein Erfahrungsbericht.
ch stehe in der ersten Reihe und sehe im Augenwinkel, wie das junge Pärchen links von mir schon wieder rumknutscht. Wisch. Ich hänge am spinnenartigen Bühnengerüst und schaue Years & Years-Keyboarder Emre Türkmen auf die gepflegten Finger. Wisch. Ich bin im Zentrum der Rundbühne und versuche herauszufinden, wo Sänger Olly Alexander in seiner bunten, bollerigen Hose seinen Hintern versteckt hält. In der realen Welt sitze ich dabei in einem schmucklosen Raum auf einem Drehstuhl, schaue durch eine Brillenvorrichtung in das Display eines Samsung-S7-Smartphones und nutze ein Touchpad, um zwischen den drei 360-Grad-Kameras zu switchen, die im Aufnahmestudio verteilt sind. Wäre jetzt das Internet schnell genug, um den Stream ruckelfrei auf das Display zu kriegen – ich wäre vollends in diesen neuen Perspektiven einer Konzerterfahrung verloren. Der Abend mit Years & Years in London ist eine Premiere: Es ist die erste VR-Liveübertragung eines Konzertes, und es ist kein Zufall, dass sich hier Technik-Riese Samsung, LabelRiese Universal und eine Band gefunden haben, deren Sänger vor der Show vergnügt sagte: »Gib uns eine neue Technik, die uns unseren Fans näher bringt, und wir sind dabei.« Universal ist eines der ersten Labels, das Musik-VRContent im großen Stil auf den Markt bringt. Neben den Aufnahmen dieses Abends wird man zum Beispiel im April ausgewählte Shows des iHeartRadio Music Festivals aufzeichnen und streamen. Samsung stellt die Technik dazu und bietet sein VR-Brillen-Modell für schlappe 99 Euro an – allerdings braucht es dazu ein Samsung S6 oder S7, Kostenpunkt ohne Vertrag ungefähr 650 Euro. Die Firma hat auch den Abend im Londoner Hospital Club finanziert, zu dem Blogger, Journalisten und Fans der Band geladen waren. Ich bin einer der wenigen, der noch nie eine VR-Erfahrung hatte, die netten Tech-Blogger-Kollegen um mich herum haben zumindest schon mal einen
Porno in Virtual Reality gesehen. Was aber auch daran liegt, dass diese Branche das Potenzial dieser Technik früh erkannt hat. Doch zurück zu VR und Musik: David Lowes, Chief Marketing Officer von Samsung Europa, sagte mir im Interview vor dem Gig: »Wir machen das, weil wir zeigen wollen, wie ein Smartphone und VR die Kunst der Liveperformance bereichern können.« Was zu der Frage führt, die mich beschäftigt, seitdem ich mich mit der Brille in die Show geschaltet habe: Tut sie das wirklich? Ein »Jein« wäre wohl die beste Antwort: Natürlich vermisse ich den körperlich spürbaren Sound, die Atmosphäre, ja, sogar den Schweißgeruch, der mich empfängt, als ich die letzten Songs live im Studio anschaue – und Biertrinken mit VR-Brille könnte auch danebengehen. Aber dennoch: Die VR-Brille bringt mich an Orte, an denen mich normalerweise ein SecurityGorilla niederringen würde. Und niemand stört sich daran, wenn ich gedankenverloren dem Typen neben der Publikumskamera dabei zuschaue, wie er sich im Gesicht und in der Nase herumfuhrwerkt. Was zugegeben etwas creepy ist, denn diese Technik ist damit natürlich auch ein Paradies für Spanner. Wer weiß zum Beispiel, wer sich alles in eine Publikumskamera bei einem, sagen wir, Justin-Bieber-Konzert schaltet und wohin diese Leute starren. Wirklich bereichernd für einen Musikfan wird VR, wenn wichtige Konzerte auf diese Weise aufgezeichnet werden. Das merke ich spätestens, als ich nach dem Konzert mit Regisseur Sam Wrench spreche. Der hat zum Beispiel die neueste Blur-Doku verantwortet und zahlreiche Konzertfilme gedreht. Auf meine Frage, welches historische Konzert er gerne auf VR zu Hause hätte, sagt er mir: »Es klingt blöd, weil es so nahe liegend ist, aber: die Unplugged-Show von Nirvana. Stell dir vor, du könntest dir die jeden Abend neu, aus anderen Perspektiven anschauen.« Genau das tue ich seitdem. Und freue mich schon jetzt auf den Moment, in dem Zeitreisen erfunden werden, damit jemand mit 360-Grad-Kameras nach Woodstock, zum ersten Sex-Pistols-Gig oder zum »One Love Peace Concert« nach Kingston reist.
#Virtual Reality #Style
Das Original: Oculus Rift
Die Brille von Oculus legt nach Jahren der Entwicklung den Erwartungshorizont für VR fest. Und den erreichen anfangs nur Technikfans mit Ersparnissen: Die Brille ist sowieso schon teuer, der passende PC kostet noch viel mehr. Aber wenn man die Oculus Rift aufsetzt, fühlt sich das wirklich fast so an, als wäre man da. Sie wird mit einem Sensor für Kopfbewegungen, einer Fernbedienung und einem Xbox-Gamepad ausgeliefert. — ab jetzt erhältlich, ca. € 740 mit Versand, oculus.com
Virtual-Reality-Brillen
FLEISCHFREI GENIESSEN Geh weg, Welt, ich kann dich nicht mehr sehen. Ab sofort erlauben uns neue VR-Brillen den Abschied von der öden, fleischlichen Welt. Aber welchen Bildschirm sollen sich technikbegeisterte Bartträger vor die Augen schnallen? Jan Bojaryn hat sich die drei großen Modelle vorgeknöpft.
Das Optimum: HTC Vive
Der Joker: PlayStation VR
Rumsitzen mit Controller in der Hand – ist das schon die Revolution? Nein, sagen HTC und die Spielefirma Valve. Die HTC Vive kommt im Paket mit neuartigen Bewegungscontrollern für jede Hand und mit Sensoren, die man im Raum aufstellt. So kann man ein Zimmer der Wohnung leer räumen und zum Holodeck erklären. Das mag abwegig klingen, aber das PräsenzErlebnis wird durch Rumlaufen wirklich gesteigert. Dafür ist die Vive dann noch mal teurer als die Oculus Rift. Und hässlicher. Aber das sieht ja nur, wer sie nicht aufsetzt.
Bei den aktuellen Preisen werden VirtualReality-Brillen kein Massenphänomen. Am besten wartet man also noch fünf Jahre ab. Oder setzt auf Sony: Die PlayStation VR ist eine Ecke schwächer als die Konkurrenz, aber dafür könnte sie viel günstiger werden – allein schon, weil sie mit der PlayStation 4 arbeitet statt mit einem Spiele-PC. Und dann sitzt die Brille auch noch komfortabler auf dem Kopf als die anderen. Vielleicht wird das hier der neue Standard. Aber dafür muss Sony noch verraten, was die Brille kann, wann sie kommt und was sie kostet.
— erscheint im April, ca. € 960 mit Versand, htcvive.com
— erscheint irgendwann 2016, Preis unbekannt
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Präsentiert von:
24.-28. Mai 2016 FrankFurt aM Main
27.05.2016 AlTe oper BegInn 22:00 uHr
gArBAge 24.05.2016 gIBson
kITTy, dAIsy & leWIs 26.05.2016 pAlAIs FrAnkFurT
glAsperlenspIel 26.05.2016 pAlmengArTen
enIssA AmAnI (Comedy) weitere ShowS:
27.05.2016 BeTH HArT AlTe oper (20:00 uHr) 20.04.2016 BrennA WHITAker kurTHeATer BAd HomBurg 27.05.2016 AkuA nAru ± Coely sAnkT peTer 24.05.2016 TAnITA TIkArAm AlTe oper 27.05.2016 FrIdA gold ± VenIor gIBson 24.05.2016 AnA mourA ± BuIkA AlTe oper 27.05.2016 elenA speICHer BAd HomBurg 25.05.2016 grossstadtgeflüster sAnkT peTer 28.05.2016 mIA sAnkT peTer 26.05.2016 AndreyA TrIAnA ± Izzy BIzu sAnkT peTer 28.05.2016 Femme sCHmIdT ± Fee kurTHeATer BAd HomBurg Tickets unter: www.ticketmaster.de oder über die Hotline: 01806 - 999 000 555
Co-SponSoren:
partner:
Alle Infos unter: www.w-festival.de
#Review
# Review Spalter Macklemore & Ryan Lewis This Unruly Mess I’ve Made Warner
Macklemore und Ryan Lewis beweisen auf ihrem zweiten Album Bock auf Botschaft, Reflexion und auch Party. Dies alles zusammenzubringen ist ambitioniert. Zu sehr? Scheitert das HipHop-Duo, oder siegt es? Noch mehr Battle unter: www.intro.de, #spalter
Unsere liebsten Platten 01 OK Kid Zwei 02 The Last Shadow Puppets Everything You’ve Come … 03 Moderat III 04 M83 Junk 05 Iggy Pop Post Pop Depression 06 The Lumineers Cleopatra
Der Weg dieses Albums scheint vorgezeichnet: Seine Hits werden Millionen Kids auf der ganzen Welt begeistern, die Tournee wird ein Siegeszug. Die Reviews werden trotzdem mittelmäßig ausfallen, und die Rap-Elite wird dem Mr. White Nice Guy entweder attestieren, dass er ein Netter ist, oder sie wird ihn mit kalter Verachtung strafen. Macklemore wird’s überleben – und vermutlich einen Song draus machen. Der Opener »Light Tunnels« ist zwar so ehrlich wie unterhaltsam, dafür aber musikalisch völlig überladen. Es bleibt dieses beklemmende Gefühl, das Macklemore so oft hinterlässt: dieses »Alter, heul doch nicht so rum«, das man ihm am liebsten ins Gesicht schreien würde. Ebenso befremdlich ist das Lehrerhafte, das ihm anhaftet, dieser pädagogisch wertvolle Rap mit Bildungsauftrag, den Macklemore etwa in »St. Ides« inszeniert, einer Ballade über Jugendalkoholismus. Andererseits weiß der Rapper aus Seattle viel Warum denn nur so spitzfindig, MC Koch? Es über das Thema, es ist schließlich seigibt doch keinen Grund, mit zweierlei Maß zu ne eigene Geschichte, die er bei seinen messen, nur weil der eine Rapper ein Popstar angeblichen Treffen der Anonymen Alist und andere eventuell nicht. Macklemore koholiker erzählt. Was allerdings stört, ist auf »This Unruly Mess I’ve Made« nicht theatralischer ist der abgeklärte, geschönte Blick auf als 90% der anderen Rap-Lyricists. Der Unterschied liegt seine Vergangenheit, der kaum noch bloß darin, dass seine und Ryan Lewis’ Tracks eben »nur« Verständnis für die Abgründe aufblanker, atmosphärisch anregend vielfältiger Raop sind. bringt, die er skizziert. »Kevin« krankt Ganz im Gegenteil ist es bemerkenswert, mit welcher lyrian Ähnlichem: Es ist ein eher langsames, schen Präzision und Klarheit Macklemore erzählt und wie deepes Stück, das die ärztlich verordnegut er es schafft, kritische Inhalte ohne Reibungsverlust in te Medikamentensucht amerikanischer Pop zu verpacken. Seine Betrachtungen sind zwar keine Teenager anklagt. Doch gerade, als man unbestechlichen Analysen, dafür schwingt bei ihnen eine Macklemore mal beipflichten will, komMenge lyrische Stimmung mit. Das langweilt über die men ein Break und der von Leon Bridges knappe Stunde des Albums hinweg auch deswegen keine gesungene Refrain, der mit seiner wuneinzige Sekunde, weil dem Duo seine Versuche, das eigene dervollen Soul-Stimme eine Packung Genre in verschiedene Richtungen zu überwinden, fast lyrischen Schmalz auskippen muss. immer glücken. Die fantasievoll und geschichtsbewusst Geringer geht es eben nicht. Schade. zusammengestellte Gästeliste ist da nur ein SahnehäubDaniel Koch chen. »This Unruly Mess I’ve Made« ist ein hybrides und nicht nur deshalb substanzielles Pop-Album, das – in den passenden Relationen bewertet – weit über dem Durchschnitt liegt. Die »Millionen Kids« könnten kaum etwas Besseres vorgesetzt bekommen. Vielleicht lernen sie bei »Downtown« obendrein noch, schön zu tanzen. Henrik Hamelmann
07 Baauer Aa 08 The Field The Follower 09 Macklemore & Ryan Lewis This Unruly Mess I’ve Made 10 Laura Gibson Empire Builder
Eure liebsten Platten 01 AnnenMayKantereit Alles Nix Konkretes 02 Macklemore & Ryan Lewis This Unruly Mess I’ve Made 03 Bosse Engtanz 04 David Bowie Blackstar 05 Megaloh Regenmacher 06 Violent Femmes We Can Do Anything 07 Daughter Not To Disappear 08 SSIO 0,9 09 Prinz Pi Im Westen nix Neues 10 Turbostaat Abalonia
Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Verlosungen teil!
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#Review #Platten vor Gericht
Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via intro.de Juror werden!
Jupiter Jones
Kakkmadda fakka
Laura Gibson
Caliban Denis
Pål und Axel
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Iggy Pop Post Pop Depression Caroline / Universal
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Animal Collective Painting With Domino / GoodToGo
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M. Ward More Rain Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade
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Isolation Berlin Und aus den Wolken tropft die Zeit Staatsakt / Caroline / Universal
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Kanye West The Life Of Pablo GOOD / Tidal
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Jack Garratt Phase Island / Universal
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Macklemore & Ryan Lewis This Unruly Mess I‘ve …
Ø 5,30
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Arctic Monkeys AM
Paul Simon Graceland
Paul Simon Graceland
The Beatles Help
The White Stripes The White Stripes
Dr. Dre The Chronic
TLC CrazySexyCool
Anthrax Among The Living
Toxoplasma Toxoplasma
Neil Young Harvest
Neutral Milk Hotel In The Aeroplane Over The Sea
Public Enemy It Takes A Nation Of Millions To …
Homme, Pop, Arctic Monkeys und Dead Weather starten hier generell ungehört bei zehn. So sollte Rockmusik öfter klingen. Nichtanbiederungsabzugspunkt: einer. Akute Gefahr eines epileptischen Musikanfalls. Zu viele Töne, zu viel Singsang, zu viel Hokuspokus.
Erzählen Sie uns doch noch etwas mehr, Herr Ward. Wir sitzen hier und hören gerne zu. Geschmackvolle Gitarrenmusik.
Erfrischend nicht aufgepumpte Musikproduktion. Gitarre/Bass/Schlagzeug/ Gesang. Mehr brauchste nicht. Kleines bisschen zu arty, aber schon geil. Mach mal den komischen Gesangseffekt aus. Ansonsten können selbst wir Bewegungslegastheniker was schwofen. Nicht ganz so übel.
Was will uns der Künstler damit sagen? Wir kratzen uns die Halbglatzköpfe. Nix für uns. Gib mal Bier.
Die hatten doch mal so einen Hit?! Zwei Uhr nachts im Club mit Gin Tonic geht das ganz gut.
Warner
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Wolfmother Victorious Universal
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Låpsley Long Way Home XL / Beggars / Indigo
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Miike Snow iii Atlantic / Warner
All Time Faves
Vollkommen uncooler 90er-Altherrenrock. Da platzt uns die Spandexbuxe. Rockbonuspunkt: einer.
»Tell Me The Truth« kann man sich ganz gut reintun. Der Rest verwirrt uns Rockheinis eher. Punktzahl ins Blaue getippt.
Zusammengewürfelter Kram, den man schon viel zu oft gehört hat. Mit kurzen Highlights, aber insgesamt selbst für Fahrstuhlmusik zu nervig.
P: I can like music like Iggy Pop. It’s like The Stooges. A: It brings me back to the Stooges song »Now I Wanna Be Your Dog«. The production sound is good, too. A: Impossible, it’s not my cup of tea. P: It’s probably really smart and complicated, but it’s just too much going on, too separate melodies going on together. P: I can love some country, pretty nice! A: I like this. I love the steel guitar!
A: I guess grunge is back, sounds like cool guys. P: The only problem is that I heard this song at least ten times before but very cool. A: I love this, great beat! P: I really enjoyed the »Yeezus« album he made, that was when I became Kanye fan.
A: Inspired by James Blake. If they were having a convincing live show I would love him. P: It’s cool how they mix up the singer/ songwriter in a club way. P: He is basically jumping on the »uptown funk« wagon, that’s smart, but I have never liked him. A: He is doing a good thing, people will love it. P: »Pretty Peggy« is weird to be so folkish. A: It’s the same like the snowball. This is a great production and then he starts rambling about nothing. A: The xx and James Blake all over the place. It’s a snowball with an airballoon inside it. I want a snowball to be filled with snow inside and not with air. A: The guy behind the band made »Toxic«, the best song ever. I was in the right age at that time. This album is toxic to my ears. But I don’t like this full sound.
Iggy’s voice makes my clavicles tingle. I love that slap-back. This record feels alive.
Many neat blips and hoots and squeals. But none of the blips and hoots and squeals dug themselves into my brain like on previous AC records. Still, a joy. Is »More Rain« a question, a demand or a complaint? I listened to this in Oregon and it rained the whole time. Wish all every record had pedal steel and Neko. Makes me think of Kraftwerk. Now I feel ashamed of my lack of German music knowledge. Listened while driving through a forest, which somehow fit nicely. Kanye’s genius is in his curation. Does he get to sit out full songs out at the live shows? Full of joy and humor, a gospel choir, Chance The Rapper. What’s a »youth stain«? That was the only lyric I remembered after listening to this. A blue record and a blues record.
Chance The Rapper has been busy! I dug the clever rhymes, but can’t help but feel Macklemore’s smugly smiling to himself in a mirror as he raps. This made me feel like a teenager again. Noodling and shredding. It seems fun to make this kind of music.
Is that Låpsley’s singing on the song »Station«? My attention was wandering until that song pulled me in and haunted me.
Didn’t know anything about this band. Found myself singing a couple of these songs while doing the dishes last night.
Der Godfather of Punk in Zusammenarbeit mit Josh Homme. Die damalige Zusammenarbeit mit Bowie hört man im Gesangsstil immer noch raus. Geht es nur mir so, oder klingt das teilweise so, als ob zwei Songs gleichzeitig laufen? Boney M. auf Ecstasy. Irgendwie verbreitet es bei mir aber gute Laune. Eher ruhige Gitarrenmusik. Hört man lieber nicht auf der Autobahn bei 200 km/h, 30er-Zone passt aber ganz gut.
Ich dachte, ich bekomme HipHop. Falsch gedacht. Schneller Vorlauf und zum nächsten Album. Nicht meine Welt, sorry.
Recht chilliges Pop/HipHop-Album. Aber sobald mit Auto-Tune rumgespielt wird, geht mir das ganz gehörig auf den Keks.
Guter Sänger, der seinen Gesang das nächste Mal gerne auf etwas schwungvollere Pop-Kompositionen legen darf.
Gut produziertes, abwechslungsreiches RapAlbum. Kann man bestimmt gut zu bügeln.
Gute-Laune-StonerRock. Große Überraschungen bleiben aus, aber die wird wohl auch niemand erwartet haben.
Angenehme Frauenstimme, musikalisch plätschert das aber völlig vor sich hin. Vielleicht was für sehr traurige Menschen.
Einige Songs bleiben nach dem ersten Durchgang schon gut hängen. Indie-Rock mit schönen Melodien. Nicht übel.
#Review #Platten vor Gericht
Graham Candy
Matze Rossi
Lucie Kreß
Henje Richter
Leserin
Intro
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Jeff Buckley Grace
Paul Simon The Paul Simon Songbook
Beth Orton Trailer Park
The Police Synchronicity
Bury Tomorrow The Union Of Crowns
Built To Spill Perfect From Now On
Damien Rice O
At The Drive-In In/Casino/Out
The National Trouble Will Find Me
PeterLicht Lieder vom Ende des Kapitalismus
Linkin Park Meteora
Gold Panda Lucky Shiner
Vampire Weekend Contra
Pixies Surfer Rosa & Come On Pilgrim
Aaliyah Aaliyah
Faith No More King For A Day – Fool For A Lifetime
Panic! At The Disco A Fever You Can’t Sweat Out
Elite Gymnastics Ruin
A classic album for me, full of songs with confessions. This album really invites you into his intimate thoughts and stories. Wonderfully produced! I love their style, but I thought it could have more subtleties. All the songs have pretty much the same vibe, but still a great album of alternativeness! His caramel voice dances on top of some pretty nifty tunes about things all of us can mostly relate too. Got some really amazing chilled vibes! I like! Love the fresh sound of this album, and it’s got a wicked vibe for 2016. Need to learn German now and get back to this asap for another listen! He’s back again, another album with some controversial lyrics like »I made that bitch famous«. Well, I’ll leave it up to you. But it’s still just weirdly good. I just love this! Super diverse and full of colours. Jack Garratt is definitely a crowd pleaser with this album. Buy and enjoy.
Epic, beginning to finish. They use such clever ways of putting simple, edgy lines together to make a sweet energetic album. My favourite child is »Growing Up«. I flippin’ love this man’s voice! This band never disappoints. Just absolute packed with some oldschool shit, energetic goodness and a sprinkle of pop. Another wonderful export out of the UK. Her voice is well full, as well as her music and lyrics. A very deep at times album and totally recommended. Wow, was absolutely taken back by this album! It’s got so much in it! Just so much. Didn’t know these guys before but they now have a new fan!
Keøma
Bosse
99
Kat und Chris
Relevantes Album, alles auf den Punkt. Stilsicher und selbstbewusst. Geiles Songwriting, ob’s an Josh Homme oder dem ArcticMonkeys-Typen liegt? Wo w, eine Offenbarung. Das Album sprudelt vor Kreativität. Die Fülle an Ideen, das chaotische Songwriting, die Instrumentierung. Einzigartige Band! Entspannter Sound, tolle Gitarre. Nette Geschichten in schönen Arrangements, Läuft. Überdurchschnittlich gutes Gesang/Gitarre/ Typen-Album. Gut aussehende Jungs, die an Pavement erinnern und wie eine Ton-SteineScherben-Coverband klingen. Gute Texte, aber insgesamt unausgegoren und ziellos. Einen Respektpunkt, weil er mit dem Schrott wohl wirklich Geld verdient. Das Gesabbel und die unendliche Selbstbeweihräucherung will ich mir nicht anhören. Songwriter mit viel zu viel Electropop, gedacht für den Mainstream-Radiosender. Theatralische Stimme, alles viel zu dick aufgetragen, musikalisch wie inhaltlich. Dicker Tanzsound. Muss ich das hören? Ja, weil mein Sohn dazu im Wohnzimmer Breakdance tanzt, daher schon sehr vertraut. Berechnend, aber macht Bock. Black Sabbath? Ozzy Osbourne? Hab wenig Bezug und Hintergrundwissen zu dieser Art von Musik. Aber klingt irgendwie gut und macht Spaß. Kann man mit James Blake und The xx vergleichen, muss man aber nicht. Pop aus England, mordsmäßig produziert. Richtig gut, vor allem für ein Debüt. Funkiger, aber belangloser Pop, krampfhaftes Hipund-cool-sein-wollen. Das letzte Album war toll, schade. Anstandspunkte, weil die Produktion ziemlich geil ist.
K: That’s cool and charming but the guitar is a bit cheesy. C: Fünf Punkte, weil er sich früher immer in Glas eingerieben und geblutet hat.
K: It’s a bit of a mess. C: Yeasayer ist da die bessere Alternative, die sind nicht so überladen. Live wären Animal Collective aber bestimmt sehr gut. K: Ten points for the rain! But the lyrics are bad. C: Es plätschert so ein bisschen rum. Devendra Banhart zum Beispiel kann das besser.
K: I’m happy the 90s are back! C: Ich hätte mir gewünscht, dass sie die beiden Platten als eine rausbringen würden. Aber trotzdem großartige Band! K: Die Platte brach mein Herz. Viele geile Ideen, aber nichts fertig gemacht. C: Ich kann niemanden ernst nehmen, der so eine dumme Frau hat. K: Schön, aber es gibt genug James Blakes auf der Welt. C: Die ersten Singles haben mich umgehauen, aber auf Albumlänge überzeugt das nicht. C: Ich find ihn sehr wichtig, weil er den Ami-Kids political correctness beigebracht hat. K: Aber leider auf eine arrogante Art.
C: Die haben einen Sound und ziehen das auf allen Alben durch. Das ist ja keine Weiterentwicklung. K: These record's already been made.
C: Ich find’s langweilig. K: Die Lieder sind ziemlich egal, aber die Stimme ist toll!
C: Er hatte mal diesen Hit »Animal«. Ich glaube, danach ist nicht mehr viel passiert. Auch hier nicht.
Iggy plus Josh Homme plus Matt Helders plus Dean Fertita. Ordentlich Schmutz und Staub aus Kalifornien. Pop deluxe.
Faszinierend und nervend zugleich. So viel Info auf meinen Kopfhörern. Schwindel. The Police auf sehr harter Droge. Oh, da war grad eine Oboe. Ganz geil. Sofort in die alte Karre springen und endlich mal wieder kaputtkiffen in Frankreich. Starke Platte. Berührt mich, weil die Momente so gut eingefangen sind. Hab ich vor Ewigkeiten im Ballsaal bei »Ein Hit ist ein Hit« gesehen. Bin Fanboy. Hör ich im Moment rund. Bitte nur noch solche Alben. Chapeau! Kann ich nicht hören, ohne an Twitter und seine Dingens da zu denken. Nicht grad sein bestes Werk außerdem.
Gute Songs, sehr clever produziert. Find alles am Klavier am stärksten. Für die ausklingende Clubnacht mit Döner vorm Gesicht und Tzatziki am Kopfhörer. Miese Radio-Popsongs treffen auf Premo. Gut zum Abhängen mit den Türstehern am Kölner Ring. »Downtown« ist trotzdem ein Superhit. Zwölf Bier und einen Eimer Kartoffelsalat bitte.
Grimes- und JamesBlake-Düsterheit. Mag die Stimme und die Songs. Super Debüt.
Hook, Hook, Hook. Will mir zu viel, gibt mir zu wenig.
Lässige Platte. Stellenweise träge. »Vulture« und »American Valhalla« bringen etwas musikalische Abwechslung, und es gibt auch weibliche Unterstützung. Hier fließt viel zusammen: Electronic, HipHop, A cappella, Pop, Doo-Wop und ein Schuss Verrücktheit. Verwirrend, erfrischend und überraschend. Von Rock’n’Roll-Passagen über Folksongs bis zum Doo-Wop bleibt es gemütlich. Wie der Titel schon ahnen lässt, verfällt man in regnerische Stimmung. Melancholische, depressive Texte. Die Musik lässt oft auf bessere Stimmung hoffen. Man muss Fan dieses Stils sein, um das Album komplett hören zu können. Sehr vielschichtiges Album. Songs, die Kanyes Rap-Talent zum Besten geben, zwischen viel Auto-Tune. Aber wer weiß, für Fans könnte es ein Meisterwerk sein. Alleinunterhalter 2.0. Beeindruckend, was Jack Garratt als Multiinstrumentalist geschaffen hat. Einzigartig. Jedes Lied geht sofort unter die Haut. Einige Hörer wünschen sich sicher mehr Songs wie »Downtown«. Aber auch so: sehr gelungenes Album. Viel Abwechslung durch Features und tiefgründige Texte. Ihrem Stil treu. Ein etwas ruhigeres Lied ist mit »Pretty Peggy« auch dabei. Die Tracks gehen fließend ineinander über, und plötzlich sind 35 Minuten vorbei. Elektronische Beats, Pianomelodien und andere wechselnde Instrumente begleiten die ausdrucksstarke Stimme. Könnte noch etwas experimenteller werden. Zehn abwechslungsreiche Tracks machen Lust auf Sommer und Festivals. Musik zum Abschalten, GedankenVerlieren und auch zum Tanzen. Top!
Im Moment der coolste aller Rocksenioren, und diese staubtrockene Depression steht ihm wirklich gut. Auf Albumlänge nervt der Swagger aber leider irgendwann. Allmählich wird klar, dass AC ihre beste Zeit wohl hinter sich haben. Pendelt sich aber auf solidem Niveau ein.
Ward hat bei mir immer noch zuverlässig Gewaltfantasien ausgelöst. Wie ein passiv-aggressiver Schuldtrip der tantigen Verwandtschaft.
Diese Art von versoffener Berliner Pleitekultur gibt’s leider nur noch auf Platte. Nostalgie pur, und der Heimvorteil tut sein Übriges.
Erratisch, egozentrisch, genial: Eines Tages wird Kanye endgültig durchdrehen, ich sag’s euch. Und es wird ein Spektakel sein. Hallelujah! »The Love You’re Given« ist ganz nett. Der Rest eher ihre große Schwester. In jedem Fall aber irgendwie egal.
Unfreiwillige und unhörbare HipHop-Parodie, für die alle Konkurrenten einen Extrapunkt kriegen. Effektiv also minus neun Punkte für diesen Haufen Scheiße. Tragen das Rocker-Herz ehrlich und altmodisch auf der Zunge. Perfekt zum Mitpfeifen, Grölen, Schunkeln, Verbrüdern.
Brit-Charts-Pop, schon hundertmal und anderswo besser gehört. Ärgerliche Verschwendung von Zeit und Talent.
Verspieltes Swingen zwischen Energie und Entspannung. Diese ungenierte schwedische Pop-Attitüde macht immer wieder Laune.
100
#Review eingängigen Songwriting zeichnet, das auf »Aa« von prominenten Gästen wie M.I.A., Pusha T oder Novelist bewusst unterstrichen wird. Eine gewisse Begeisterung für die Beschaffenheit von Klängen ist dementsprechend klar von Vorteil, wenn man sich auf Albumlänge mit Baauer beschäftigen möchte. Philip Fassing
Autolux Pussy’s Dead Columbia / Sony / VÖ 01.04.16
Spektakel der Ausgabe
Iggy Pop Post Pop Depression Caroline / Universal
Iggy Pop und Josh Homme kollaborieren! Nicht das erste »match made in heaven«, das die neuere Popgeschichte zwischen Jung und Alt zu bieten hat. Aber auf jeden Fall eine ausgemacht gute Paarung.
Die Bombe platzte in der amerikanischen »Late Show« mit Stephen Colbert: Iggy und Josh haben eine Platte gemacht. Ein Gerücht, das schon länger kursierte, wurde bestätigt. Was nicht nur Josh Homme quasi in eine Tradition mit Rick Rubin und Jack White setzt, die für Johnny Cash respektive Loretta Lynn ehrenhaft jugendlich modifizierte Comeback-Platten produziert haben. Die Konstellation gab Homme auch die Gelegenheit, sich mit einem seiner absoluten Helden zu verewigen. Dazu gesellen sich Dean Fertita (Dead Weather, QOTSA), Matt Helders (Arctic Monkeys), Troy Van Leeuwen (QOTSA) und Matt Sweeney (Chavez, Zwan), und fertig ist ein Line-up der Superlative, das nebenbei auch eine herausragend gute wie zeitlose Platte aufgenommen hat. Natürlich bleiben Iggys Pathos und sein einzigartiges Organ auf Augenhöhe mit den kreativen Kompositionsideen von Homme: Hier wird nicht krachig gerockt oder schnell gepunkt, sondern ein Sound destilliert, der gleichermaßen aus typischen Homme-Gitarrenriffs, Iggys Stimme, schwelgerischen Klavierteppichen und intensiven Rhythmen besteht und den beiden Köpfen der »Post Pop Depression« mehr als gerecht wird. Insgesamt macht das eine der wichtigsten Platten des Jahres.
Nennt man das eigentlich noch Shoegaze, was Autolux da machen? Ist Carla Azar die coolste Drummerin unter der Sonne? Und ist »Hamster Suite« der beste Songtitel des noch frühen Jahres? Das sind so Fragen, die das Trio aus L.A. mit seinem dritten Album aufwirft. Die Zutaten, die Eugene Goreshter, Greg Edwards und Carla Azar verrühren, sind altbekannt. Trotzdem sind Autolux einer dieser Acts, die nur im weitesten Sinne Rockbands genannt werden können, da sie ihre Fans mit jeder ihrer Veröffentlichungen verwirrt bis begeistert zurücklassen. Könnte daran liegen, dass hier drei sehr umtriebige Musiker am Werk sind, dass sie einfach auf Genrezuschreibungen pfeifen oder diese bestenfalls augenzwinkernd an die Wand spielen. Der Opener »Selectallcopy« ist zum Beispiel lupenreiner Shoegaze, mit einer Textzeile wie »It’s so so sad to be happy all the time« ziehen Autolux allerdings die Themenwelt dieses Stils einmal auf links. So konsequent und gekonnt geht es weiter, egal, ob sie bei »Soft Scene« mal eher auf Beats setzen oder auf »Hamster Suite« mal kurz nach der amerikanischen Küste klingen, von der sie stammen. Allerdings nur so lange, bis sie diesen Popsong mit schönstem Lärm zerschießen, gerade dann, wenn man sich im Einklang mit sich selbst und der Welt neben einen Hamster legen will. Bei »Brainwasher« vermutet man erst ein Rockmonster, aber auch hier ist der Titel wieder Finte und gerät in die Fänge einer lasziv singenden Azar, die Autolux hier wie Garbage in gut klingen lässt. Die Antwort auf die Frage, wie sich der Titel erklärt, bleibt uns verwehrt, aber damit kann man nach dermaßen abwechslungsreichen zehn Songs ja gut leben. Daniel Koch
Babyfather BBF Hosted By DJ Escrow Hyperdub / Cargo / VÖ 01.04.16
Dean Blunt klingt immer noch höchst eigenwillig, überrascht aber mit ungewohnt hypnotischer, eingängiger Musik in entspanntem Kopfnicker-Modus. Babyfather ist ein weiteres Projekt des Londoner Produzenten Roy Nnawuchi, der zusammen mit Inga Copeland ungefähr ein Dutzend Veröffentlichungen unter dem Namen Hype Williams aufgenommen und seit 2011 mindestens eben so viele krude, aber höchst spannende Solo-Tonträger als Dean Blunt unter die Leute gebracht hat. »BBF Hosted By DJ Escrow« ist zwar genauso obskur wie der Rest, musikalisch aber in weiten Teilen wesentlich gefälliger geraten als das meiste seines Back-Katalogs und könnte somit auch als Einführung in Blunts nicht immer leichtgängiges Gesamtwerk dienen. Die Tracks bewegen sich stilistisch zwischen HipHop, Footwork, Dub und Bass Music. Nnawuchi arbeitet nach wie vor mit minimalen, warmen Beats und rudimentär kurzen, manchmal unheimlichen Loops mit Suggestivkraft, die der Musik stets etwas stark Repetitives und Hypnotisches verleihen. Darüber liegen dann zerrende Bässe, vorbeifliegende KeyboardFetzen oder einlullende Harfen-Wolken, außerdem gibt es wie beiläufig eingestreute Vocal-Einlagen und Raps. Unterhaltsam und weiterhin einzigartig. Andreas Brüning
Klaas Tigchelaar
Baauer Aa Lucky Me / Rough Trade
AnnenMayKantereit Alles Nix Konkretes Vertigo Berlin / Universal
Vor ein paar Jahren spielten die Schulfreunde AnnenMayKantereit noch an der Straßenecke oder auf der Uni-Wiese. Mit ihrem Debütalbum wird das ein für alle Mal Vergangenheit sein, obwohl sich die Kölner gern noch länger ins Studio hätten einschließen können. Es gibt diese Geschichten, die schon von Anfang an faszinieren. Geschichten von Underdogs, die den großen Sprung schaffen. So wie die Geschichte von
AnnenMayKantereit, der Schülerband, den Straßenmusikern, die im letzten Jahr nach oben durchgereicht wurden. Nun veröffentlichen sie endlich ihr großes Album mit der gewohnt eindringlichen Stimme von Henning May und den Texten über die unglücklichen Liebeleien und verflossenen Momente. Liebeskummer mit dem Reibeisen war lange nicht mehr so eingängig. Wer letztes Jahr allerdings nicht mit Scheuklappen durch die Welt lief und schon mal mit YouTube in Kontakt kam, wird auf der Scheibe nicht viel Überraschendes erleben: Die meisten der Songs sind bereits bekannt. Die großen Unbekannten, die die LP komplettieren, Titel wie »Krokodil« und »Pocahontas«, stehen etwas im Schatten der – man will es einfach schreiben – Klassiker. Dass zudem das Songwriting keinen großen Sprung gemacht hat, sondern noch zu oft berechenbar bleibt, ist mindestens schade. Alles nix Konkretes? Nö. Die Jungs haben es geschafft. Und das verdient. Christian Schlodder
Baauer wagt sich nach einer mehr als soliden EP an die Langstrecke – und weiß dabei tatsächlich noch zu überraschen. Abgedroschen und nervig ohne Ende – so umschrieb Harry Rodrigues alias Baauer kürzlich seinen unverhofften Hit aus dem Jahr 2013, »Harlem Shake«. Man kann es ihm kaum verübeln, wurde dieses Musik gewordene Viral den Ambitionen des New Yorker Produzenten doch tatsächlich nie wirklich gerecht. Baauers Debütalbum »Aa« ist dann auch weitaus mehr als eine bloße Sammlung basslastiger HipHop-Instrumentalstücke – als müsse er sich noch immer von einem zweifelhaften Ruf freistrampeln. Rodrigues’ Faible für ungewöhnliches Klangdesign wurde bereits im vergangenen Jahr mit der Dokumentation »Searching For Sound« porträtiert. »Aa« ist nun gewissermaßen das Zeugnis dieser interkontinentalen Suche nach dem perfekten Sample. Das ist Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil Erzählung und Dramaturgie unter diesem Aspekt natürlich deutlich zurückstecken müssen. Segen, weil diese forschende, fast schon experimentelle Grundhaltung einen extrem scharfen Kontrast zu dem sehr
Troy von Balthazar Knights Of Something Siluh / Cargo / VÖ 01.04.16
Auf Troy von Balthazars Nummer vier tropft es, alles fließt, und darüber schwebt weiterhin die erschöpfte Sehnsucht des ehemaligen Chokebore-Frontmanns. Schöner resignieren, und sei es nur deshalb, weil im Mantel ein Loch ist. »Motionless«, »Anything Near Water«, »A Taste For Bitters«, »Black Black«, »It’s A Miracle« – alles Alben, die ja schon immer unbedingt hörenswert waren, die es heute auch noch sind. Damals, in den 1990ern, als Grunge durchbrach und Tocotronic die ehrenwerte Aufgabe übernahmen, vehement auf diesen neuen Untergrund alias Chokebore hinzuweisen. Gott sei Dank haben wir sie damals gehabt, denn so erschlossen sich Horizonte. Auf Amphetamine Reptile waren die Hawaiianer immer die Popper, neben Guzzard, Helmet, den Cows, Today Is The Day, den God Bullies. Mies gelaunte Musik für die gelangweilte Jugend, der das mit der Revolution dann doch zu anstrengend klang. Als die Türme fielen, die Gitarren nach einem kurzen Aufflackern mal wieder starben, strandeten Chokebore in
#Review Berlin. Einer hat jetzt eine Bar, und manchmal stehen sie noch gemeinsam auf der Bühne. Das ist dann recht furios, aber auch alt. Troy von Balthazar macht weiter Musik. Lo-Fi, ohne große Ambitionen, als Skizze, immer noch sad getting sadder. »Everything is industry, I don’t like the things I see ... Every single touch is meat«, singt Troy an einer Stelle, und dass er sich wie ein Fahrrad fühle. Karg und leise. Der Pop ist geblieben, er donnert nur nicht mehr. In seinem Mantel ist ein Loch. Schauen Sie sich die Konzerte an. Stephan Uersfeld
Bibio A Mineral Love Warp / Rough Trade / VÖ 01.04.16
Bibio macht sich auf die Suche nach seinen musikalischen Wurzeln. »A Mineral Love« sind 38 Jahre Sound-Sozialisation ganz ohne Samples. Mit seiner Idee, ein Album zu machen, das auf den Theme-Songs der eigenen Kindheit basiert, ist M83 nicht alleine. Auch Bibio hat für sein aktuelles Album Rückschau auf seine akustische Sozialisation zwischen Mattscheibe, Plattenladen und Club-Besuchen gehalten und mit »A Mineral Love« eine ausgetüftelte und detailverliebte Ode an die gehörgekoppelte Erinnerung geschaffen – wohlgemerkt, ohne auf ein einziges Sample zurückzugreifen. Genau dieser Umstand macht dieses achte Album von Stephen Wilkinson aber so fantastisch. Nach dem Eröffnungsstück »Petals«, das wie ein ursprünglich von den Eltern stammendes und jetzt von Wilkinson neu interpretiertes Schlaflied anmutet, nickt man auf sehr angenehme Weise ein und findet sich im nächsten Song direkt in der Kindheit wieder. »A Mineral Love« ist Kaufhausgedudel galore, während es mit »Raxeira«, das an den Theme-Song einer wenig aufregenden Kindersendung erinnert, wieder zurück nach Hause geht. Das Indie-Stück »Town & Country« inszeniert vielleicht den ersten Konzertbesuch als Initiationsmoment, während »Feeling« nach dem unbedarften Wühlen in Papas Plattenkiste klingt, ehe »With The Thought Of Us« erste Tanzflur-Traumata aufarbeitet. Mag sein, dass Bibio seine musikalischen Einflüsse auch auf vorangegangenen Alben schon ergründet hat, so charmant wie auf »A Mineral Love« ist ihm das bis dato aber noch nicht gelungen. Jan Wehn
schrieb. »Are You Serious« bewegt sich musikalisch zwar auch wieder zum leichtfüßigen bis nachdenklichen Pop hin, ist textlich aber viel deutlicher. Mitgearbeitet haben Gitarrist Blake Mills, Drummer Ted Poor und Bassist Alan Hampton; die Produktion lag in den Händen von Tony Berg, der auch an Birds erstem Erfolg »The Mysterious Production Of Eggs« im Jahr 2005 beteiligt war. Die erste Single »Capsized« hat Bird schon seit Jahren im Live-Repertoire, verpackt sie aber immer wieder neu. Das Herzstück der Platte ist »Left Handed Kisses«, ein Duett mit Fiona Apple. Bird gibt den liebesmüden Zyniker, während Apple mit bezaubernder Whiskystimme die Romantikerin mimt. Er sagt, er könne einfach keinen »normalen Lovesong« schreiben. Die für Bird typische Schrägheit kommt noch in »Puma« durch, wird aber von der neuen Offenheit in seinen Texten verdeckt. »Valleys Of The Young« am Schluss wirkt fast episch und vereint die großen Fragen des Albums: vom Kinderkriegen bis zum Verlust von Freundschaft. Alles verständlich, aber das Rätselhafte seiner früheren Alben stand ihm besser. Elisabeth Haefs
einen Film? Dachte sich auch Poull Brien und verfilmte Bradleys Geschichte. Diese Intensität eines Lebens mit vielen schmerzhaften, verzweifelten Stunden und tiefen Wunden spürt man bei Bradley in jeder Zeile. Doch vor allem hört man seine ewige Hoffnung auf Liebe, die auf seinem dritten Album »Changes« so viel Kraft versprüht, dass all die Widrigkeiten aushaltbar scheinen. Der Titelsong, eine Coverversion von Black Sabbath, brennt sich Zeile für Zeile tiefer unter die Haut. Zum Ausgleich gibt es daneben auch befreite Funk-Momente wie in »Ain’t It A Sin«. Aber es ist nicht nur Bradleys raue Stimme, die so begeistert. Auf der Platte sind Kapellen des gesamten Daptone-Universums wie die Menahan Street Band, die Budos Band, die Dap-Kings und The Extraordinaires zu hören, die allesamt Bradleys Songs aufs Tiefste veredeln. Da passt Fatboy Slims alte Aufforderung: The funk soul brother, check it out now! Konstantin Maier
Boulevards Groove! Captured Tracks / Cargo / VÖ 01.04.16
Black Mountain IV Jagjaguwar / Cargo / VÖ 01.04.16
Die kanadischen Hardrock-Kiffer taufen ihr Album nach einem Klassiker von Led Zeppelin, scheitern aber an dieser Messlatte. Psychedelic klangen Black Mountain immer schon, jetzt haben sie eine neue Politur am Sound probiert und klingen spaciger. Trotzdem wird zu Ende geraucht, bevor sie mit dem Opener »Mothers Of The Sun« ihres neuen Albums damit Schluss machen. Im Prinzip funktioniert die Band aus Vancouver mit ihrem Retro-Sound auf riffbetonter Rock-Basis und dem auf Mann und Frau aufgeteilten Gesang inklusive Querflöte und Synthesizer ja immer ähnlich, aber diesmal konnte ihnen auch der auf Rock/MetalAvantgarde abonnierte Produzent Randall Dunn nicht zum Epochal-Werk verhelfen. Das Album schlurft wie eine Lavalampe gemütlich vor sich hin, verbreitet eine remasterte 1970er-Atmosphäre und gibt sich auch sonst redliche Mühe. Aber eine Lavalampe ist halt kein Vulkan. Am Ende fühlt man sich wie nach dem Besuch eines von THC gesponserten Hippie-Rock-Musicals, in dem man von hervorragend ausgebildeten MusikschulAbsolventen trefflich unterhalten wurde. Und wenn man danach noch einmal die ersten beiden Alben dieser Band aus dem Schrank kramt, weiß man plötzlich wieder, wofür man sie einmal geliebt hat. Carsten Schumacher
Andrew Bird Are You Serious
Das Indie-Label Captured Tracks variiert sein Programm mit einer astreinen FunkLP, die einen deutlichen Fokus auf die Vergangenheit setzt, die Zukunft aber aus dem Blick verliert. »Groove!«, der Titel des Debütalbums des US-Musikers Jamil Rashad alias Boulevards, lässt zwar wenig Deutungsspielraum zu, trifft die Sache dafür aber wie den Nagel auf den Kopf: Es geht hier um nichts verspielt Eklektisches, nicht um Zukunftsforschung oder Harmonie, sondern tatsächlich nur um den Groove, genauer um den des Electro Funk. »Groove!« ist eine LP, die den Stil so originalgetreu wiedergibt wie heute sonst nur Compilations mit Songs aus den 1980ern. Allenfalls leichtes modernistisches elektronisches Ornament lässt Boulevards seinen Stücken angedeihen, und auch lyrisch sind die Brüche rar gesät. Das macht »Groove!« zwar zu einer astreinen Genre-Platte, darin liegt aber auch die Krux: Man fragt sich, was die Platte abseits eines Retro-Impulses und der puren Tanzbarkeit heutzutage darstellen soll, denn auch das Songwriting der zwölf Stücke selbst ist nicht stark genug, um sie den Hörern dauerhaft ins Ohr zu kleben. So bleibt die Möglichkeit für DJs, in ihren Sets Sly Stone oder Rick James mal eine Pause zu gönnen. Für mehr fehlt die Fantasie. Christian Steinbrink
Caliban Gravity Century Media / Sony
Caliban arbeiten weiterhin an ihrem bewährten Mix aus Geknüppel und eingängigem Bombast. Bloß mit dem Mischverhältnis liegen sie gelegentlich daneben. »Gravity« bietet kaum Überraschungen: anspruchsvollen Metalcore mit Hang zum Wohlklang, technisch brillant eingespielt, abwechslungsreich arrangiert, mit DeathMetal-Grunts, Hardcore-Shouting und gelegentlichem sauberen Gesang. Eben das, was man von Caliban erwartet. Wenn nur nicht diese Momente wären, in denen der Band ihr Händchen für Melodien ausrutscht und die Songs ins Kitschige abrutschen. Der Opener »Paralyzed« legt nach den hämmernden Riffs, der brutalen Double-Bass und den hasszerfressenen Vocals in den Strophen viel zu dicke Keyboard-Teppiche aus und kleistert zu viel Hall auf den Gesang – brrrr! Ähnlich sieht es auf »Mein schwarzes Herz« aus. Angesichts der wehleidigen Lyrics auf Teenie-Tagebuch-Niveau und des scheußlichen Gothic-Metal-Refrains fragt man sich, ob es sich um eine launige Selbst-Parodie als Bonus handelt – aber der Song steht als Nummer zwei auf der Tracklist und ist offenbar bierernst gemeint. Nicht weit entfernt steht die Halbballade »brOKen«: Na gut, wenn man auf solche Wortspielchen steht, ist die tatsächlich »OK«. Unterm Strich ist »Gravity« ein gutes Caliban-Album mit einigen wenigen, aber dafür um so kräftigeren Tiefschlägen. Till Stoppenhagen
Charles Bradley Changes
Loma Vista / Universal / VÖ 01.04.16
Andrew Bird entfernt sich erstmals in seiner Karriere von kryptischen Texten und klingt persönlich. Poppiger als der experimentelle Vorgänger »Echolocations: Canyon« ist dieses 13. Album allemal. Immer wieder diese Geige, die in Andrew Birds Händen nie gleich oder langweilig klingt – das reicht eigentlich schon, um das 13. Album von Andrew Bird gut zu finden. Allerdings gibt es im Vergleich zu seinen bisherigen Platten einen deutlichen Bruch. Dieser Bruch hat einen sehr persönlichen Kern: Birds Frau war schwer krank, bevor er die Songs
Pop-Melodien – nicht mehr und nicht weniger. Die Zeiten, in denen die Schwestern Jennifer und Jessie Clavin noch ihren Idolen wie Descendents oder Black Flag huldigten, sind sowieso längst vorbei. Schon auf dem 2013 veröffentlichten Debüt »Ride Your Heart« hatte die Band ihren Stil gefunden: Wurzeln in Cali-Punk mit lichtdurchflutetem WestcoastRock à la Fleetwood Mac verschmelzen zu einem eingängigen, teilweise sogar hittigen Gesamtpaket. Auch mit ihrer zweiten LP bleibt die Band auf dieser Schattenseite des Hollywood Boulevards: Sie bewegt sich in der Tradition klassischer 1960er-Girl-Groups wie den Ronettes oder den Shangri-Las, nur eben eine Spur abgefuckter und immer mit dem Fuß auf dem Gaspedal. »Welcome The Worms« hebt die Welt zwar nicht aus den Angeln, lässt aber auch notorische Melancholiker kurz aufhorchen. Party’s not over yet. Thorsten Streck
Daptone / Groove Attack / VÖ 01.04.16
Bleached Welcome The Worms Dead Oceans / Cargo / VÖ 01.04.16
Auch in durchzechten Nächten verliert der Garage-Rock des kalifornischen Girl-Trios Bleached nie die catchy Hookline aus den Augen. Noch ein Bier bitte! Bleached machen energetischen Garagenrock mit einem feinen Gespür für große
Der Soul-Veteran Charles Bradley verbindet den rauen Ton von James Brown mit der nihilistischen Weltsicht von O.V. Wright und der Intensität von Otis Redding. Die Geschichte von Charles Bradley mutet wie ein modernes Märchen an, eines, das man sich nur zu gern in der Musikindustrie und noch lieber in Amerika erzählt. Einen Großteil seines Lebens verbrachte er in Armut, dann wurde er von Daptone-Chef Gabriel Roth entdeckt. Erst mit 62 Jahren veröffentlichte er sein erstes Album. Klingt wie Stoff für
Alessia Cara Know-It-All Def Jam / Universal
Ist Alessia Cara bloß eine nervige Besserwisserin? Oder hat die Musterschülerin mit »Now-It-All« jetzt tatsächlich das Geheimnis fabulöser Pop-Musik gelüftet? Platz 9 der Billboard-Charts, nominiert für die BBC-Newcomer-Liste, NME und Forbes überschlagen sich mit Lob. Yada, yada, yada, gähn: Alessia Cara, das neue
101
Wir wissen, was Du diesen Sommer tun wirst.
Super-Duper-Wunderkind aus Kanada, tritt mit einem ganzen Rattenschwanz an Huldigungen auf den Plan. Dabei ist das doch bestimmt auch nur wieder schnöder Schön-MädchenPop mit zarter Taylor-Swift-Stimme und Rotzgören-Beats. Obacht! Ganz so einfach wird einem der Hass hier nicht gemacht. Alessia Cara hat ein geübtes Händchen für Opener, die neugierig machen: Bei »Here« wird das Versprechen eingehalten, »Seventeen« verspricht hingegen erst skandinavische Innovation à la Oh Land, verfällt nach den ersten Sekunden aber in einen öden Stampf-Beat. Ausreißer wie das überflüssige »I’m Yours«, das der Musikwelt nun wirklich keinen Mehrwert beschert, oder der nervige KieszaGedächtnissong »Overdose« trüben die ansonsten solide Pop-Bespaßung. Perlen wie das soulige »Four Pink Walls« trösten über »Scars To Your Beautiful« mit megadeepen Lyrics zu dünnem Songgerüst hinweg. Neu erfunden wird hier wirklich nichts. Zurück auf die Innovations-Schulbank, Alessia, alles weißt du noch lange nicht. Aber vielleicht ist der Albumtitel auch ein ausgefuchster Trick: Sie wüsste es besser, lässt uns aber noch ein bisschen zappeln. Die volle Ladung kommt dann erst mit dem nächsten Album. Das wäre mal ein wirklich innovativer Schachzug. Und nur was für geübte Um-die-Ecke-Denker. Carlotta Eisele
Carnival Youth Propeller
Matt Corby Telluric Warner
Matt Corby ist eher ein besessener Auteur als ein TVPopstar. Auf seinem Debüt droht er jedoch an seinen gigantischen Ambitionen zu scheitern. Matty Corby mit deutschen Castingshow-Gewinnern gleichzusetzen wäre so, als würde man einen Surf-Urlaub in Australien mit einem Moped-Trip an den Baggersee vergleichen. Nach seinem zweiten Platz bei der Show »Australian Idol« bewies der Musiker mehr als einmal seine Authentizität: Er veröffentlichte mehrere geglückte EPs, mauserte sich zu einem spektakulären Live-Künstler und verweigerte den obligatorischen Sell-out. Sein bereits gemastertes Debüt warf er vor zwei Jahren über Bord und spielte ein neues Album ein. Dieser Neuanfang ist geprägt von einer Mischung aus Soul, Folk, Jazz und – wie soll man es am besten ausdrücken – Langeweile. So reicht es trotz (oder wegen) all der Ambitionen und neu erlernten Instrumente häufig nur für ein müdes Fußwippen. Während »Monday« noch mit GospelFlair glänzt, »Knife Edge« mitreißt und »Good To Be Alone« den Zauber eines Jeff Buckley wieder aufleben lässt, verliert sich der Rest leider zu oft in leeren Soul-Gesten, die lose an mäßigen Songs baumeln. Sebastian Jegorow
Popup / Cargo / VÖ 01.04.16
Nach ihrem Debüt im letzten Jahr legen die Letten Carnival Youth mit »Propeller« nach und präsentieren elf neue, mitreißende Indie-Pop-Perlen. Eingängig, melodisch, tanzbar – Carnival Youth fangen auf ihrem Zweitwerk »Propeller« da an, wo sie auf ihrem Debüt »No Clouds Allowed« aufgehört hatten. Die jungen Letten lassen mit »Connection Lost«, »Hunting For The Sun« und »Seagulls On Bicycles« gleich zu Beginn drei lupenreine Ohrwürmer vom Stapel, zu denen man zuerst mitsingen, mitwippen und schließlich mittanzen möchte. Klassischer Indie-Pop, ja, aber von dem bekommt man ja eigentlich nie genug. Samtweich kuscheln sich die Melodien an. Und auch wenn es in Songs wie »Fooling Myself« mal etwas sphärischer zugeht, so sind es doch die lässigen Melodien wie in »Surf«, von denen man nicht lassen kann und die vielleicht am stärksten das Lebensgefühl der Band widerspiegeln und den Hörer raus ins Leben treiben. Eine Platte für den Frühling, ein Beweis echter Spielfreude. Daniel Voigt
Clark The Last Panthers Warp / Rough Trade
Dein Begleiter für die Open Air Saison. Ab 30. April als Pocket-Ausgabe, ab 30. Mai als Magazin.
Voller Euphorie wartet der typische Clark-Liebhaber wieder auf das Soundchaos und die Beat-Akrobatik. Doch beim neuen Album des Briten kann er da lange warten. Chris Clark hat für den Score zu »The Last Panthers« die Regler weit herunter gedreht und den Rhythmus zur Nebensache erklärt. Die Hintergründe werden bei der SoundtrackArbeit zu der Thriller-Serie um eine Juwelendiebesbande zum Hauptspektakel, Flächen von Piano-Klängen berieselt oder gelegentlich durch clever eingesetzten Krach und Disharmonien aus der Fassung gebracht. Gerade deswegen ist dieser Soundtrack ein typisches Clark-Album und funktioniert in dem reduzierten Rahmen auch ohne den visuellen Überbau. Das postapokalyptische Hintergrundrauschen aus ungewöhnlichen Sounds, das vor allem seit »Body Riddle« und »Turning Dragon« zu Clarks Markenzeichen gehört, zieht sich durch das gesamte Album und kreiert auch ohne Rhythmusbegleitung Spannung. Auf »The Last Panthers« erschafft Clark Klanglandschaften im Breitbildformat und positioniert sich fernab des Club-Spektakels. Wer schreit da schon nach irgendwelchen Beats? Sebastian Jegorow
Coves Peel 1965 Records / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 01.04.16
Auf seinem Zweitwerk wird das britische Psych-GarageDuo Coves zu The Kills in Technicolor: das Erwachen des Pop. »Soft Friday«, das Debüt der Coves aus dem Jahr 2014, wurde im UK bereits hart gefeiert. Düsterer, psychedelischer Garage-Rock aus der Ecke der Raveonettes, mit plakativer Verzweiflung vorgetragen. Allgemeiner Konsens: Lana Del Ray auf Spiritualized. Für die Aufnahmen zu »Peel« haben sich John Ridgard und Sängerin Beck Wood nun nach London begeben und unterwegs neues Selbstvertrauen und ganz nebenbei den Pop für sich entdeckt. Trotz deprimierender Lyrics um traurige Orte oder verletzende Partner scheint die pure Verzweiflung in Woods Stimme einer latenten Verbitterung gewichen zu sein. Ein Album, das einen mit offenen Armen umschließen möchte. Aber kein Grund zur Panik: »I’ve developed into a new person but I’ve still got that passion«, stellt Wood klar. Ihre Kernkompetenz – geheimnisvoll brodelnder Psych-Rock – bleibt unangetastet. Als Beleg können die Dream-Pop-Single »Stormy« mit ihren sägenden Gitarren oder das von spacigen Synthies untermalte »I’m Not Here« gelten. Daneben bleibt eben aber auch Raum für fast schon aufreizend poppige Singalongs wie in »See Me Love Me«. Wer sich davon nicht anfixen lässt, hat kein Herz. Thorsten Streck
The Dandy Warhols Distortland Dine Alone / Caroline / Universal / VÖ 08.04.16
The Dandy Warhols spielen auf ihrem zehnten Album »Distortland« gut abgehangenen Britpop mit HippieEinschlag. Schon der Titel weist den Weg in verzerrte und verspielte musikalische Gefilde. Bands mit Wortspielen im Namen wecken meistens Skepsis. Ausnahmen von dieser Regel waren bisher Acts wie Ringo Deathstarr oder eben The Dandy Warhols. Letztere verweisen damit nämlich auf eine verdrogte Kunstwahrnehmung und
MASCHINENRAUM MIT PHILIP FASSING
Nicht dass das Gejammer hier zur Gewohnheit werden soll, aber auch diesen Monat hätte die Rubrik drei Seiten füllen können. Nur die Hochkaräter blieben übrig!
Relativ überraschend und fast schon ein bisschen zu spät kommt Hendrik Webers erste Solo-Veröffentlichung nach sechs Jahren als Pantha Du Prince. Zu spät, weil sich die EP »The Winter Hymn« (Rough Trade) nennt und man diese fragil klingelnden TechnoSchwärmereien auch schon gut zu den ersten Minusgraden des vergangenen Jahres hätte gebrauchen können. Umso spannender ist es, wie sich das für Mai angekündigte Album schlagen wird. Hier hat sich jedenfalls wenig an der Weber’schen Formel geändert. Und das ist auch gut so. Arthur Galimov alias Ghostek steht bereits seit einigen Jahren exemplarisch für die sich rasant entwickelnde Club-Szene in Russland, in der es zumindest gefühlt weitaus weniger dogmatisch zugeht als andernorts. So ist auch die jüngste Single von Galimov kaum mit herkömmlichen Schlagworten zu greifen, sie wird im Plattenladen aber vermutlich trotzdem im Jungle- oder D’n’B-Fach landen. Doch so sehr sich die Insignien dieser Spielarten auf »False Flag« (Silk) auch wiederfinden, sind die Abstraktionsprozesse bei Ghostek doch viel zu ausgeprägt, als dass ihnen eine einfache Schublade gerecht werden könnte. Schon ein wenig beunruhigend.
Wie abgeklärt bereits ein Debüt klingen kann, demonstriert derweil Lance Neptune. Mit »Animal Eclipse« (Magic Wire) umreißt der US-Newcomer auf Anhieb eine künstlerische Vision, die sich andere Künstler erst über langjährige Arbeit erschließen müssen. Das gelingt ihm mit ätherischem Synthesizer-Expressionismus und verschachtelten Rhythmus-Loops. Koordinaten, die weniger abwegig sind, als sie sich geben; die hier aber derart routiniert verdrahtet sind, dass sie sich eigentlich nur noch bedingt in ihre Einzelteile zerlegen lassen. Der eine oder andere würde die euphorisch verspulten Dancefloor-Reminiszenzen des aus Brooklyn stammenden Trios Sasha Jan Rezzie vielleicht als Outsider-House bezeichnen, wobei Art-House vermutlich das weitaus präzisere Schlagwort wäre – wenn es das denn nur gäbe. Ohne seltsame Neologismen darf man »All My Dreams« (1080p) vielleicht auch einfach als unkonventionelle Club-Musik bezeichnen. Drei Stücke, die sich nostalgischen Ornamenten genauso in die Arme werfen wie dem angedeuteten Kunstanspruch. Eine Ambition wohlgemerkt, die sich mehr auf die Ästhetik bezieht und weniger in schwer zugänglichen Experimenten präsent ist.
Mit »Wisdom Is A Dancer« (Just Another Beat) veröffentlichen Ji-Hun Kim und Julian Braun ihr inzwischen zweites Album als Kim Brown. Das Duo verschreibt sich hier, wie auch schon mit dem 2013 erschienenen Vorgänger, flächig und melodisch angelegten House-Reduktionen,
die nie mehr Ballast mit sich herumtragen, als notwendig ist. Assoziationen mit der DialSchule und ähnlichen Sympathieträgern der Hamburger House-Szene liegen nahe, drängen sich aber auch nicht willkürlich auf – dafür spricht das Album dann doch wieder eine viel zu individuelle Sprache.
Schon das Debütalbum aus dem Jahr 2014 wusste mit seiner kryptischen und vernebelten Ansprache zu begeistern. Mit »Lines + Colours« (Spectral) führt der Londoner Produzent Moiré diese Tradition nun konsequent fort. Ungelenk aus dem Synthesizer purzelnde BassFragmente, desorientierende Schattenspiele und technoide Ornamente verschwimmen hier zu unwahrscheinlichen Club-Hits, die sich jeglichen Erwartungen entziehen. So nimmt sich das namensgebende Titelstück entspannte zehn Minuten, um sein psychedelisches Arpeggio auszurollen und den Hörer so lange umkreisen zu lassen, bis ihm schwindelig ist.
Es ist schon beachtlich, wie sehr Hotflush inzwischen von seiner anfänglichen Agenda als pulsierendes Zentrum der Post-Dubstep-Blase abgerückt und zu neuen Ufern aufgebrochen ist. Dort, wo einst Künstler wie Mount Kimbie ihre ersten Songs veröffentlichten, ist nun düsterer Techno in den Mittelpunkt gerückt. Lorenz Brunner alias Recondite passt da eigentlich sehr gut in das Programm und zeigt sich mit »Phalanx/Warg« (Hotflush) folgerichtig von einer eher finsteren Seite. Viele Schnörkel braucht Brunner nicht, um die bedrohliche Stimmung dieser Titel zu vermitteln, in deren Zentrum stoisch die Bassdrum klopft.
Patrice Bäumel kehrt mit »Speicher 89« (Kompakt Extra) einmal mehr zu der traditionellen Single-Reihe des Kölner Labels zurück und weiß A- und B-Seite gleichermaßen kreativ zu füllen. »Dum Dum« nimmt sich zwar gut drei Minuten Zeit, um auf den Punkt zu kommen, weiß dann aber mit seltsam akzentuierten Percussion-Mustern und eigenartigem Klangdesign zu packen. Die B-Seite kommt dagegen etwas konventioneller daher und setzt alles auf einen melancholischen Synthesizer-Riff, der sich an sanfte Streicher-Passagen schmiegt. Man darf sicher darüber streiten, ob das belgische Trio SX tatsächlich noch in den Maschinenraum gehört. Betrachtet man nur die elegant und tieffrequent angelegten Instrumental-Parts, ist die Antwort klar. Das würde der Band allerdings kaum gerecht werden, schließlich ist es exakt jener Kontrast aus atmosphärischen Beat-Variationen und Stefanie Callebats schwermütigem Songwriting, mit dem ihre EP »Alpha« (Universal) aufhorchen lässt.
WE DELIVER THE GOODS. Magnetic CD (Cargo Records)
KLAUS JOHANN GROBE
Spagat Der Liebe CD/LP (Cargo Records)
19.05. Stuttgart, Merlin · 20.05. Mainz, SchonSchön 21.05. Leipzig, Ilses Erika · 22.05. München, Milla 23.05. Jena, Café Wagner · 24.05. Aachen, Musikbunker 25.05. Köln, Tsunami · 27.05. Hamburg, Molotow 28.05. Berlin, Kantine am Berghain
Hold/Still CD/LP (Secretly Canadian) 19.05. Berlin, Berghain · 27.05. Neustrelitz, Immergut Festival 05.06. Mannheim, Maifield Derby Festival
Dangerously Close To Love LP (Tan U Sound)
Propeller CD/LP (popup-records)
SCHRENG SCHRENG & LA LA Echtholzstandby CD (Rookie Records) 09.04. Düsseldorf, Butze · 22.04. Köln, Limes 23.04. Trier, Miss Marples · 29.04. Berlin, Monarch 30.04. Hamburg, Hasenschaukel www.cargo-records.de
inszenieren sich gleichzeitig als Bohemians – einer ihrer größten Hits hieß schließlich auch »Bohemian Like You«. Auf »Distortland« spielen die Amerikaner eine Variante des psychedelisch angehauchten Britpop, den es im Ursprungsland längst nicht mehr gibt: Voller Spielfreude und Spaß an lässigen Melodien sowie Texten mit Reminiszenzen an J. D. Salinger, Mädchen in London, Tauben und Partys treibt die Band auf einer leichten Welle dahin, und die ansteckenden Songs schwappen auf den Hörer über. Man wippt und summt unwillkürlich mit, man nimmt sich einen Gin Tonic und freut sich, dass es die Band immer noch gibt – nicht verstaubt und vergilbt, sondern belebend wie ein frisch gebrühter Earl Grey. Manchem mag der Aufguss nicht stark genug sein oder ist zu viel besänftigende Milch darin enthalten, für einen anregenden Nachmittag mit solidem Pop aber reicht es allemal. Kerstin Kratochwill
Riff-Kehren um die Ohren peitschen. Obschon sich dabei immer mal wieder Längen zeigen, bleiben Deftones als musikalisches Phänomen immun gegen jene Abnutzung, mit der Bands ähnlicher Größenordnung immer wieder zu kämpfen haben. »Gore« klotzt als massive Edeldreckschleuder, die so gar nichts mit den circa 70 Flamingos, die über das CoverArtwork flattern, gemein haben will, dabei aber trotzdem ausgesprochen viel Wind macht. Kann die Platte sich erlauben. Valentin Erning
Diverse Refugees Welcome – Gegen jeden Rassismus Springstoff / Indigo / VÖ 08.04.16
Day Wave Head Case / Hard To Read Fat Possum / PIAS / Rough Trade
Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter der Tickethotline 0591 912950 oder 0591 9144-144 und auf www.emslandarena.com
Jackson Phillips vermengt nostalgisches Gitarrenspiel und Dream-Pop-Anleihen zu sympathisch zeitgeistiger Liedermacherei. Mit schwächelndem Equipment aufgenommenes Schlafzimmer-Geschrammel von schmachtenden Schluri-Boys gibt es dieser Tage ja zuhauf. Das Lo-Fi-Liedgut aber, das Day Wave aus Oakland seit dem Frühjahr 2015 in seine SoundCloud lädt, klingt irgendwie besser. Schon die erste Single »Drag« eignete sich mit dem leiernden Lauf einer auf Nostalgie gestimmten Gitarre, 1980er-Einwürfen und Dream-Pop-Überbau sowohl als Hintergrundbeschallung zum bedeutungsschweren Zigarettendrehen auf der lackierbedürftigen Fensterbank im Zwischenmieter-Altbau als auch für den Soundtrack beim nächsten Wanderausflug vor die Stadt. Day Wave vereint in seiner Musik unbändige Abenteuerlust und den Drang, sich einzuigeln, Optimismus und Schwermut – ein bisschen wie Cloud Nothings oder Wavves, nur eben viel sympathischer, pointierter und lebensnaher. »Head Case / Hard To Read« vereint neben der ersten EP aus dem letzten Jahr auch noch fünf neue Songs. »Deadbeat Girl« und der Titeltrack »Hard To Read« sind verträumter Strandrock par excellence, während »Gone« mit synthlastigem Wave kokettiert. Die Highlights sind jedoch die betrübten Breakup-Jams »Gone« und »You«, wobei Letzterer sogar mit einer ordentlichen Portion Pop-Appeal daherkommt. Jan Wehn
Freital, Heidenau, Meißen, Clausnitz, Bautzen – der Mob gegen Flüchtlinge tobt. Die Süddeutsche Zeitung titelte zu den neuesten Vorkommnissen auf ihrer Seite drei: »Routine«. Erbärmliches Deutschland. Die Bilder aus Clausnitz waren abartig. Noch schlimmer: Der rassistische Mob, der dort sein Unwesen trieb, ist nur einer von vielen, die seit Monaten und Jahren in diesem Land relativ frei agieren können (»Und Max Mustermann zündet ein Flüchtlingsheim an. Deutschland, Deutschland zu tüchtiges Land«, Antilopen Gang). Man will diese Bilder nicht mehr sehen, dabei wäre Wegschauen noch schlimmer (»Jeder, der die Fresse hält, wird indirekt zum Helfer«, Sookee feat. Spezial-K). Der Staat versagt, anders kann man es nicht nennen, wenn einem AfD-Mitglied mit der Leitung einer neuen Unterkunft für Geflüchtete ein bezahltes Engagement übergeben wird. Die Polizei, besonders die sächsische, weiß sich und ihr Versagen Woche für Woche neu zu entschuldigen und lässt die Wut auf staatliche Behörden nur weiter anwachsen (»Niemand muss Bulle sein!«, Feine Sahne Fischfilet). Umso wichtiger werden aktive Zeichen gegen rechte Gewalt. Die Compilation »Refugees Welcome – Gegen jeden Rassismus« fasst den Protest so gut wie noch kein anderer Sampler vorher in Songs. Wenn Künstler wie Dirk von Lowtzow, Egotronic, Antilopen Gang und Feine Sahne Fischfilet dem rassistischen Normalzustand etwas entgegensetzen, kann das Mut geben und Antrieb sein. Nadja Neqqache
Matt Elliott The Calm Before Ici D’Ailleurs / Cargo / VÖ 08.04.16
Deftones Gore Reprise / Warner / VÖ 08.04.16
LINGEN 10.9.16 EMSLANDARENA
TICKETS AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSSTELLEN, UNTER DER TICKET-HOTLINE 0591/ 912950, SOWIE AUF WWW.EMSLANDARENA.COM
Spätestens seit ihrer »White Pony«-Großtat machen Deftones Härte cremig. Oder präziser: seit sich zu »Change (In The House Of Flies)« der erste Mensch entkleidet hat. Schön zu hören, dass Chino Moreno & Co. ihr Pulver noch nicht verschossen haben. Eines vorweg: »Gore« ist das größte Album aller Zeiten! Ohne Scheiß; hat Chino Moreno selbst gesagt. Er ließ dann aber doch noch schnell die Unvergleichlichen der Rock- und Rap-Geschichte fallen, um sich und seine Deftones nicht völlig der Lächerlichkeit preiszugeben. Oder war es doch eher ein Seitenhieb auf Kanye? So oder so: Ein wenig Größenwahn sei dem Mann zugestanden, reiht seine Band doch seit Jahren die Selbstzitate wie Perlen an eine Kette und meistert doch das Kunststück mit dem Konsens so leichtfüßig wie kaum eine andere. Sagen wir es so: Deftones sind ein als abgehalftertes 2000er-Mainstream-Generikum getarnter ewiger Geheimtipp. Auch ihr achtes Album entlässt sie nicht aus dieser Stellung. Moreno, der dem Krümelmonster zunehmend ähnlicher sieht, ist bekanntermaßen ein Kenner des eingängigen Refrains. Seine bildgewaltige Auflösungslyrik tragen hypnotischer Singsang und spröde Shouts, unterwühlt von bandtypisch erdigen Gitarren, die dem Hörer in wuchtigen
Entschleunigung durch elegische Folkballaden, die nur Stimme und Gitarre benötigen. Matt Elliott schreibt komplexe, raumgreifende Kompositionen, die durch eine unbekannte Kraft bis hin zu einem Crescendo angetrieben werden. Das siebte Album des aus Bristol stammenden Matt Elliott knüpft unter anderem an zahlreiche zeitgenössische Songwriter aus Kanada an. Sanfte Streicher, zurückhaltende Percussions, doch im Prinzip geht es um seine dunkle Stimme und seine Gitarre. Trotz dieser einfachen Mittel ist Elliott ein Meister der Vielschichtigkeit: Immer, wenn die Kompositionen orchestral werden, das Pathos greifbar, bricht er mit konventionellen Strukturen. »The Calm Before« funktioniert extrem entschleunigend, als Rückzugsort. Arrangements von fast 15 Minuten muss man sich erst mal trauen. Solch ein Spannungsbogen will gehalten werden, das nötigt Respekt ab. Ein sich ankündigender Sturm ist stets zu hören und schafft eine gewisse Wohnzimmerlichkeit, der man sich schwer entziehen kann. Auch wenn der Sturm immer wieder vorbeizuziehen scheint. Es kommt nie zum Äußersten, die Bedrohung bleibt, manchmal wirkt das leider etwas kitschig. Aber ein bisschen Kitsch ist okay: Wer hat so was nicht im eigenen Wohnzimmer? Genau da hört man diese Platte am besten, oder im Badezimmer, auf dem Fußboden liegend. Eine Zigarette rauchend, die Zeit vergessend, die Welt vergessend. Sich wie ein Brausetablette auflösend in Matt Elliotts unwahrscheinlichem Kosmos. Konstantin Maier
ZIEGENBLUT & MÖTÖRÖL MIT CARSTEN SCHUMACHER
Entstaubt die Klangschale, entzündet die schwarzen Kerzen, rutscht rüber und macht den Dämonen Platz auf dem Sofa: Jetzt kommt die Düsternis auf den Plattenteller.
Ach, was waren das doch für Zeiten, in denen Bands noch diese kleinen, silbernen Schlagstöcke, genannt Querflöte, mit sich rumschleppten, um sie auf einem Bein stehend in den höchsten Tönen zu traktieren. Blood Ceremony und ihr mitreißender Okkult-Rock haben das nicht vergessen, und Sängerin Alia O’Brien läuft bei »Lord Of Misrule« (Plastic Head) wieder zur Höchstform auf. Dieses Album sollte bei keinen Saturnalien fehlen und könnte auch mal im Bauchtanzkurs Anwendung finden. Nein, das ist nicht von Weihnachten liegen geblieben: Cult Of Luna & Julie Christmas ist die wirklich interessante Zusammenführung des schwedischen Post-Metal-Teams Cult Of Luna mit der Made-Out-Of-Babies-Sängerin Julie Christmas aus Brooklyn. »Mariner« (Indie) klingt aus diesem Grund anders als alle Alben davor, bestreitet allerdings auch nie, dass es sich zunächst nur um ein Experiment handelt. Und zu mehr als einem gefühlten Gast-Status reicht es bei Julie Christmas dann auch nicht. Bleiben wir im Sujet des Nicht-Alltäglichen und rauchen eine Shisha mit Blaak Heat, einer französisch-amerikanischen Band, die mit Klängen aus dem vorderen Orient, härteren Rock-Riffs und Jazz-Texturen herumjongliert. »Shifting Mirrors« (Svart) wurde dadurch zu einem sehr lebendigen Psych-Groove-Album, zu dem Dopeheads und Sufis gemeinsam die Kasbah rocken können und selbst die JazzrockTypen locker werden. All das müsste bei Ihsahn und seinem sechsten Soloalbum »Arktis« (Candlelight) noch diskutiert werden. Der Emperor-Sänger schaukelt sich darin in schwerem Schlingerkurs durchs ewige Eis. Prog, Beats, Black Metal, Pop, klassischer Metal – alle spielen mit und gehen sich dabei auch mal gegenseitig auf die Nerven, oder waren’s meine? Jedenfalls ist »Vielfalt« doch nicht immer so ein positiv besetzter Begriff, wie man hier lernen darf (wobei ich mich gleich mal bei allen Vielfalten entschuldige, die einen ordentlichen Job machen; hier geht es um eine Verwendung des Begriffs, als wäre der komplette Gewürzschrank in die Suppe gefallen).
Jetzt braucht’s mal eine Portion Purismus, und Deadsmoke, namentlich Maurice, Matteo und Gianmaria, können liefern. Die drei Italiener holen für ihr Debüt »Deadsmoke« (Heavy Psych) mal so richtig aus und doomen und sludgen in einem bratentiefen Frequenzbereich, dass man darauf grillen könnte und Gegenstände in näherer Umgebung Feuer fangen. Manche nennen das atavistisch, ich nenne es gemütlich. Und wenn man jetzt im Anschluss direkt die neue Church Of Misery einwirft, denkt man direkt an Blues. Dabei sludgt es einfach nur weniger, und ihr Doom, der in den Hype-Tagen des Stoner-Sounds auch mal dahingehend
umetikettiert worden war, ist im Angang etwas klassischer. Doch die japanische Band mit dem treusorgenden Faible für Massenmörder und Serienkiller schmeißt auf »And Then There Were None?« (Plastic Head) schnell eine Schippe Dreck hinterher. Rein japanisch ist die Band übrigens nicht mehr, denn Bassist Tatsu Mikami war zuletzt das einzig verbliebene Mitglied und hat nun Repulsion-Sänger Scott Carlson sowie Mitglieder von Blood Farmers und Earthride in die Band geholt, was den Sound ein wenig runder und wärmer macht.
Und wenn wir schon mal da sind, können wir auch gleich noch blumig-breitbeinige Refrains draufbuttern und wären bei Spiritual Beggars und ihrem »Sunrise To Sundown« (Inside Out), das man guten Gewissens nur hören kann, wenn man aufgrund des eigenen Zustands schon nicht mehr in der Lage ist, den Unterschied zu Deep Purple festzustellen. Oder wenn das Schiebedach offen ist. Aber dann macht’s Spaß. Und hätte man jetzt einen Albernheits-Regler, den man ganz nach links drehen könnte, bis nur noch schweres Riffing, wuchtiges Schlagzeug und ansonsten Finsternis übrig blieben, hätte man schon mal den Anfang von Like Rats, die auf »II« (Southern Lord) wie schon beim selbstbetitelten Debüt vor vier Jahren zwischen Midtempo-Stampfern und Death-Prügelei abwechseln und dabei in einem wirklich guten Sound herrlich wild um sich schlagen. Klingt, als ob ihr Heimatort Chicago aus (extrem fetten) Höhlen bestehen würde. Toll! Und wo wir schon in der Vorzeit stecken, sollen auch gleich Moonsorrow Erwähnung finden, die auf »Jumalten Aika« (Century Media) die Brücke zwischen Heidentum, Runenkunde, folkloristischem Firlefanz und majestätischem Black Metal zimmern. Ein wirklich schönes Bauwerk, mit allerlei Schmuckelementen, an dem nur das Plastik nervt, das im Hintergrund immer wieder aus dem Synthesizer schwappt. Manchmal wünscht man sich, dass solche Bands die Geduld zu warten hätten, bis sie per Crowdfunding die Kohle für das Orchester aus Prag, Budapest oder meinetwegen auch Oulu zusammenhaben.
Das haben die ebenfalls finnischen Horse Latitudes günstiger gelöst: Auf »Primal Gnosis« (Ritual) hört man eher düsteres Geschabe, eine Art Vorstufe von Obertongesang, allerhand religiöses Geschirr und finstere Bässe (derer hat die Band zwei). Hätte jemand gesagt, diese Doom-Band habe gerade sieben Jahre in Tibet verbracht, würde man keine Sekunde daran zweifeln. Ansonsten lässt sich dieses Album aber auch prima nachts allein im Wald hören – sofern die Eichhörnchen stabile Nerven haben (zu erfragen beim Förster).
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#Review your tan lines, your good times and your blue swimming pool.« Word! Claudius Grigat
Elliphant Living Life Golden Sony
neustrelitz immergutrocken.de
Schade. Auf ihrem zweiten Album versteckt die Schwedin ihr Potenzial hinter einer wenig aufregenden Melange aus Mainstream-Pop, Electro und HipHop. »Provokativ-Pop« nennt Ellinor Olovsdotter alias Elliphant ihren Mix aus Dancehall, HipHop und Electro-Pop. »Living Life Golden« provoziert aber in etwa so wie ein Kieselsteine tretender Autonomer. Im Vergleich zum 2013 erschienenen Debütalbum der Schwedin sind Experimentierfreude und Eigensinn sogar in den hinteren Reihen verschwunden. Vorne haben stattdessen handelsübliche Beats, Schmollmund-Gesang und quietschbunte Sound-Smileys Platz gefunden. Elliphant klingt nun wie eine Mischung aus Nelly Furtado und Charlie XCX. Schlimm ist das nicht, provokant aber eben auch nicht. Da helfen auch die zahlreichen Gast-Features von Azealia Banks über Major Lazer und Mø bis hin zu Skrillex nicht. Zugutehalten muss man Elliphant aber, dass sie ihren Gästen ausreichend Raum lässt, sodass unter dem Mainstream-Geblubber noch ein paar Individual-Qualitäten aufblitzen. Das von Twin Shadow flankierte »Where Is Home« hat sogar echtes Hymnen-Potenzial. Nicht für den nächsten Schlachtgesang, aber fürs kalkulierbare Wochenendvergnügen. Verena Reygers
Exmagician Scan The Blue Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade
Wie Shoegaze und Rave-Rock eine gemeinsame harmonische Note finden können, zeigen Exmagician mit beschwingter, poppiger Leichtigkeit. Danny Todd und James Smith (ExCashier-No-9) wissen, wie man einen Spannungsbogen skizziert. Das Duo aus Belfast startet auf seinem Debütalbum mit ruppigem Electro-Pop und gleitet über ein kurzes FolkIntermezzo in psychedelisch scheppernden Rave hinein. Jenseits der Genre-Grenzen bildet es sowohl die vertrippte Selbstherrlichkeit von Spiritualized als auch die sanfte Schwelgerei von Becks »Sea Change« ab. Gitarren, Synthies und Chöre in bester britischer Tradition gehören da zur verlässlichen Serienausstattung. Auf »Job Done« rattern stoische Rock-Gitarren in die hallende Unendlichkeit, basierend auf Field Recordings von Dudelsäcken, zu denen die Gitarren spontan runtergestimmt werden. Während die verblassten Vorbilder aus der drogenschwangeren Rave-Zeit Manchesters jedoch meist eine deutlich suizidale Note transportierten, schaffen Todd und Smith stets einen poppigen Schlenker, mit kleinen Farfisa-Melodien oder einer weckenden Mariachi-Trompete. Klingt theoretisch vielleicht etwas unorganisiert und beliebig, kommt auf Platte aber ziemlich rund und überzeugend daher. Klaas Tigchelaar
Emmy The Great Second Love Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade
Emmy The Great spielt auf »Second Love« blitzsauberen und –gescheiten Pop für den Frühlingsanfang. »Then you walk me to the café, where the drinks cost more than music«, singt Emma-Lee Moss alias Emmy The Great in »Hyperlink« über jemanden, der sie »wie eine Schwester« liebt. Vermutlich werden dieser Song und alle anderen auf »Second Love« genau in solchen Cafés im Hintergrund laufen, dafür eignen sie sich einfach zu gut. Was aber nicht prinzipiell gegen sie spricht. War die Musik auf dem Debüt »First Love« noch klar von der damaligen Londoner (Anti-) Folk-Szene geprägt, hat sich der bekennende Bücherwurm Moss zwei Alben und eine gelöste Verlobung später klar weiterentwickelt: Es dronen kühle Soundscapes und pluckern Laptop-Beats, es gibt Feedback-Schlieren und auch mal eine Highlife-Gitarre. Aber eben auch Pianoakkorde und Akustikgitarren. Und grundsätzlich eine sehr zurückgelehnte Grundstimmung, die dazu führen könnte, dass diese Songs im Café ein ums andere Mal überhört werden. Was schade wäre, denn es gibt hier vieles zu entdecken: einige schöne Hooks, produktionstechnische Raffinessen und kleine böse Widerhaken in den Lyrics. Zum Beispiel, wenn die zuletzt häufig umgezogene Moss über ihren verloren gegangenen »sozialen Heiligenschein« singt oder wenn es im bereits auf der EP »S« erschienenen Opener und kleinen Hit »Swimming Pool« heißt: »Hey, rich kid – I want it: the sunshine,
Explosions In The Sky The Wilderness Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 01.04.16
Explosions In The Sky, bitte melden! Abgelenkt von Spielereien, versäumen die einstigen Postrock-Musterknaben auf ihrem siebten Album, etwas anderes als einen Soundtrack zu schaffen. »The Wilderness« erinnert daran, dass blanke Atmosphäre nicht alles ist. Es waren einmal vier Musiker, die verstanden sich brillant darauf, ihre Instrumente für sich sprechen zu lassen. Betonung auf »sprechen«. Das ging so lange, bis sie sich eines Tages von Filmemachern vor den Karren spannen ließen, um deren Werke mit schönen Tönen zu unterlegen. Und so kam es, dass sie des Sprechens müde wurden und sich die gefeilte Artikulation, für die man sie so geschätzt hatte, weitgehend abgewöhnten. Und damit herzlich willkommen, liebe Postrock-Fans, bei Explosions In The Sky im Jahre 2016 – fünf Jahre nach »Take Care, Take Care, Take Care«. Es sieht ganz danach aus, als habe die Band Skrupel gehabt, nach all der Zeit dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatte. Für den Augenblick stehen spacige bis noisige Ambient-Brisen, sausende Samples und lauwarme Percussion auf der Agenda. In »Disintegration Anxiety«, das die Band als Herzstück des Albums verstanden wissen möchte, spielt Michael James den Bass wie
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HEIMSPIEL MIT BENJAMIN WALTER
Das Heimspiel kommt diesmal mit gleich drei Künstlern aus dem ollen Köln. Support your local scene! Die anderen Bands sind allerdings mindestens genauso gut.
Eines der schönsten Tonträgerformate aller Zeiten ist sicherlich die gute alte Split-7“. Eines der unpraktischsten zugegeben auch, aber Musik soll ja nicht vollständig zum DienstleistungsQuark verkommen. Alles richtig gemacht hat entsprechend das Wiener Label Fettkakao mit der Veröffentlichung der Split-Single von Alte Sau und Lime Crush. Oma Hans’ Jens Rachut präsentiert zusammen mit Rebecca Oehme und Raoul Dorre als Alte Sau einen typischen Rachut-Hit mit Orgel über die erschütternde Beziehung zwischen einem Mädchen und ihrem Pferd. Die wirkliche Überraschung ist aber die Band Lime Crush, die Labelbetreiber Andi Dvořák zusammen mit Veronika Eberhard und Nicoletta Hernández betreibt. Ihr Song »Never« ist ein übergeschnapptes Trash-Punk-Lied mit Schrei-Refrain, den man sich gut 20 Mal hintereinander anhören kann. Was ich auch getan habe.
Albrecht Schrader? Bester Mann! Dieser feine, man möchte fast sagen aristokratische Typ hat nun endlich eine EP am Stizzle (natürlich beim Über-Label Staatsakt), und alle flippen aus! Also ich zumindest. Das Werk trägt den Titel »Leben in der Großstadt« (Staatsakt), enthält vier Songs und zeigt den schon fast unverschämt talentierten, singenden Kölner Pop-Pianisten als Meister poetischer Alltagsdekonstruktionen und musikalischer Leichtigkeit in der Tradition von Steely Dan und anderen Bands des »Yacht Rock«. Aus der Position eines stillen Flaneurs heraus sitzt hier jede beiläufige Beobachtung wie ein gut geschnittener Anzug, und beim finalen Stück »Pathos im Alltag« ist mir etwas Wichtiges ein wenig klarer geworden. Mehr kann Musik nicht leisten.
Sofort verliebt beim ersten Lesen war ich in den Albumtitel »Müdes Herz« (No Hope Musik) des Kölner Rappers Gebull. Bestes Sprachbild 2016 bis jetzt. Und auch die zwölf Tracks haben bei mir Spuren hinterlassen, denn Gebull (Typ: freundlicher Bauarbeiter) holt hier zum großen Tiefschlag aus. Es trifft alles und jeden und am Ende und am allermeisten ihn selbst. Schmerzhaft ehrlich wird in der vermurksten Vergangenheit gewühlt, Selbst- und Welt-Ekel rausgeblasen und immer weiter gestruggelt. Beats und Flow sind dabei noch am ehesten dem klassischen Berliner Straßen-Rap zuzuordnen, wodurch das Album nie in eine weinerliche Selbstbespiegelung abstürzt, sondern zur kraftstrotzenden Generalabrechnung mit äußeren wie inneren Dämonen wird. Brillanter Außenseiter-Rap mit Skills, Wut, Witz und einem müden Herzen.
Die Eastie Ro!s wurden mir von dem InternetPunker Jan Str aus Münster an mein weiches Herz gelegt. Eine Promo-CD liegt allerdings nicht vor, also musste ich mir alle Informationen selbst zusammensuchen. Soll der blöde Journalist doch sehen, wo er bleibt! Ich fand
heraus, dass das neue Album der Berliner Band »Scheisse kalt serviert!« heißt, bei Verboten in Deutschland, dem Label von Stereo Totals Brezel Göring, erscheint und dieser auch für die schrottige Produktion verantwortlich zeichnet. 17 Lieder lang herrlichstes 1977er-Punk-Geschraddel aus der Szene gegen die Szene. Mit Humor und Selbstironie werden fachmännisch alle Aspekte des Punker-Lebens verhandelt, ohne dass es in Funpunk-Albernheiten oder ins Parodistische abgleiten würde. »Eine echt starke Scheibe«, wie wir Kulturkritiker sagen, die mir nun hoffentlich nachträglich noch zugeschickt wird!
Bergen aus Dresden machen Folk-Pop, und das ist eigentlich nicht so meine Baustelle. Aber wie so oft steckt der Teufel im Detail. Positiv gemeint. Denn erstens wird hier nicht öde geschrammelt, sondern kunstvoll, zärtlich und mit viel Understatement Musik gemacht, und zweitens erzählen Bergen auf »Zeiten für Kerle« (K&F) mit einer ruhigen, fast unbeteiligt wirkenden Erzählstimme erschreckend reale Geschichten aus der Mitte der Gesellschaft und über das gar nicht mal so eigene Leben. »Wir hatten schön gebaut, mit dicken Säulen für den Halt und das Vertrauen. Mit bunten Streben hoch zu Eigentum und Kind, und jetzt guck doch bloß, wo wir schon wieder sind«, singt die Band und ist damit näher am Leben der meisten Menschen dran, als einem lieb sein möchte. Und die Pegida-Introspektive »Die lebenden Toten« hat mich dann komplett kalt erwischt. Näher am schrecklich normalen Leben ist zurzeit sicher keine andere deutsche Band.
Seit ich in Köln lebe (schon ganz schöne lange), gibt es hier die Electrotrash-Band Die Formation Doppelherz 2000. Zwei irritierend muskulöse Männer in übertrieben engen Spandex-Outfits mit den Kampfnamen Tim B. und Mutter F. und einer Mission: den Menschen die Liebe bringen. Keine leichte Aufgabe, vermutlich wird auch deshalb schon seit mehreren Jahren an einem Album gearbeitet. Bis das sicher irgendwann ganz bald erscheint, trösten sich Fans und Liebeshungrige mit der aktuellen Remix-Sammlung »Elefant« (Der kleine grüne Würfel), auf der neben dem Original vier Bearbeitungen des Überhits der Formation und ein neuer Track zu finden sind. Und wenn in der Eckkneipe der DJ wieder einen guten Tag hat, brüllt der ganze Laden mit: »Das ist der gröööößte Elefant von hier! Ich hab den Wärter gefragt!« Pures Glück für knapp vier Minuten.
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Konsensband, mit Hang zum existenziellen Gestus, ohne auch nur einen Hauch künstlerischer Radikalität oder aufrüttelnder Momente, dafür jedoch mit einem Händchen für sehr gut gemachte musikalische Berieselung – die warme, tröstliche Honigmilch im Industrial-Rock. Ulf Imwiehe
Future Elevators Future Elevators The Field The Follower Kompakt / Rough Trade / VÖ 01.04.16
ROTHENBURG 0B DER TAUBER
bisher bestätigt:
eine Harfe und offenbar irgendjemand in einer Telefonzelle Orgel. Unter Wasser. Die einst so silbenreich tirilierenden Gitarrendialoge haben hemdsärmeligen Hologrammen ihrer selbst Platz gemacht. Und wo immer die Ecke eines rettenden Riffs aus den Soundpfützen ragt und um Hilfe schreit, schlurft man tatenlos vorbei. Auch die Fingerfertigkeit eines John Congleton kann am Ende nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr Forschungsdrang Explosions In The Sky auf den Holzweg der Redundanz geführt hat. Schade. Valentin Erning
Axel Willner ist mitten in seiner »schwarzen Phase«. Die schlägt sich seit seinem letzten Album nicht nur im Coverdesign nieder, sondern auch in härteren, dunkleren Tönen in seinen Ambient-Techno-Landschaften. Vor fünf Jahren veröffentlichte Axel Willner sein drittes Album »Looping State Of Mind«, das im Titel bestens zusammenfasste, was sein Erkennungsmerkmal unter dem Künstlernamen The Field ist: sehr kurze Loops, gerne auch Gesangsspuren, durch die er sich dann frei hindurchmoduliert, schwebend und hypnotisch, meist gestützt durch minimalistische, monotone Rhythmusgerüste. Genau dieses Konzept setzt sich auch auf seinem fünften Album fort, das aber weniger auf das Sofa-Erlebnis unter Kopfhörern zielt als zuvor, sondern den Druck klassischer Minimal-TechnoClubtracks entwickelt. Ach was, entwickelt – der Druck ist von der ersten Sekunde an da. Allerdings ist die Varianz in den Stücken immer noch sehr subtil, was natürlich zentral zur hypnotischen Wirkung beiträgt, mitunter aber mehr den Intellekt als den Körper anspricht. Der Kopf hingegen wird von den härteren Tönen schon mal abgeschreckt und kann sich weniger fallen lassen als in Willners Frühwerk. So ist es zwar schön zu sehen, dass The Field kreativ nicht stehen bleibt, sein Ziel aber bleibt unklar. Im Moment steht er ein wenig unschlüssig zwischen Couch und Tanzfläche, mit geschlossenen Augen und eigenartig rudernden Armen. Henje Richter
Communicating Vessels / Rough Trade / VÖ 01.04.16
Eine musikalische Hommage an die 1960er und 1980er muss nicht altbacken wirken, sondern kann in unpeinlicher Art in der Gegenwart bestehen, so wie das famose Debüt der Future Elevators. Der geniale Kopf der Beach Boys, Brian Wilson, kocht aufgrund körperlicher und geistiger Malaisen seit Jahren sein eigenes Süppchen und kann seine Genialität nicht mehr so recht kanalisieren. Da tut es gut, dass es Nachfahren gibt, die seine Ideen und Herangehensweisen in einen modernen Kontext überführen und ihn dabei angemessen feiern. Auf dem Debüt der melodieseligen Future Elevators aus Alabama gibt es diese Beach-Boys-Momente der perfekten harmonischen Verbindung zuhauf, besonders gut nachzuempfinden im tollsten Stück der Platte: »Alabama Song«. Doch auch sonst gelingt es der Band, ansteckende 1960er-Ästhetik und 1980er-Elemente warm und substanziell zu verknüpfen. Die Stücke bestehen oft aus mehreren Teilen, kippen von zartem Folk in Mahlströme aus Harmonien (»Everything Everwhere End«) um, an anderer Stelle einigen sich die sensiblen Männer auf Kompaktheit und den melancholischen 1980er-Glanz von Phoenix (»Modern World«). Ein beeindruckendes Debüt, das durch die sanfte Melancholie und die tollen Songs viele Hörer finden und einfangen wird. Kai Wichelmann
Mayer Hawthorne Man About Town BMG / Rough Trade / VÖ 08.04.16
Filter Crazy Eyes Spinefarm / Caroline / Universal / VÖ 08.04.16
Sie werden wohl immer die Traumschwiegersohn-Variante der Nine Inch Nails bleiben. Aber was Filter machen, das machen sie auch auf ihrem siebten Album sehr gut – und sehr bekömmlich. Eben noch ein Rockstar mit Platin-Abonnement, dann die Krise, der Kampf gegen die Sucht und die Auferstehung ins künstlerische wie auch kommerzielle Mittelfeld – das Business ist ein knallharter Saustall, und Filter-Mastermind Richard Patrick hat jede dieser Härten erfahren, durch- und überlebt. Umso überraschender, dass sich die lyrische Verhandlung der Injurien dieses Mannes kaum in der Dringlichkeit seiner Musik niederschlägt. Noch dazu in einem Genre wie dem Industrial-Rock, das den Schmerz der fleischlichen Existenz und dessen eitle Verbrämung so sehr in seine DNA eingeschrieben hat wie sonst kaum ein anderes. Wo die Altvorderen des Metiers wie Ministry oder Nine Inch Nails neben der Hymnenhaftigkeit ihrer Songs auch stets Wert auf schartige Wucht und zermürbende, qualvolle Intimität legten, geht Patrick seit jeher einen Weg, der durch versonnene Klanglandschaften führt, ähnlich Stabbing Westward, den großen Epikern dieser so unverwüstlichen Stilrichtung. Der als befreiend illustrierte Schrei ist in seiner Ausgestelltheit nicht zu überhören, doch seine Entladung scheint mehr ins Gestische zu führen, anstatt auf echten emotionalen Aufruhr abzuzielen. So wohnt Patricks Musik wieder eine gewisse befremdliche Harmlosigkeit inne, die nicht so recht zur erzählerischen Behauptung der Grimmigkeit passen will. Doch ist es wohl genau diese Bekömmlichkeit in Verbindung mit dem eleganten und sehr polierten Songwriting, die Filter zu dem macht, was sie sind: eine immens zugängliche
Der legendäre Motown-Sound ist oft kopiert worden. Mayer Hawthorne dagegen schafft seine Weiterentwicklung. Auch mit »Man About Town« macht er seine Fans so wuschig, dass sie nicht mehr zwischen Schaumbad und Tanzeinlage unterscheiden können. Berry Gordy, seines Zeichens Motown-Gründer, machte einst das Unmögliche möglich. Dank ihm und Künstlern wie den Supremes, Marvin Gaye, Stevie Wonder oder The Jackson Five zog Soul in die »weißen Charts« ein und wurde damit zu Pop. Und obwohl ihr Siegeszug mittlerweile einige Jahrzehnte zurückliegt, ist der Name Motown noch immer eine Referenzgröße für das Genre, etwa für Mayer Hawthorne, der mit dieser Musik aufwuchs. Ihm ist es zu verdanken, dass der Soul auch in der Post-Winehouse-Ära nicht totzukriegen ist. Seit seinem Debüt bei dem geschmackvollen Rare-GrooveLabel Stones Throw im Jahr 2009 ist der DJ und Multiinstrumentalist die männliche – wohlgemerkt weiße – Soul-Stimme unserer Zeit. Und obwohl der 37-Jährige selbst kein Kind der goldenen Ära des Soul ist, ermöglichte er seinen Fans mit seinen letzten drei LPs ein Schlupfloch in diese Epoche. Dennoch ist Hawthornes Sound kein nostalgischer Ausflug in eine längst vergangene Ära, sondern Motown für eine neue Generation – auch auf »Man About Town«. Erneut macht sich darauf seine Vinyl-Besessenheit bezahlt. Obwohl das Album auf ganzer Länge sehr kompakt und wenig innovativ wirkt, bricht sich mit »Cosmic Love« schon in den ersten Minuten ein unwiderstehlicher Groove Bahn. Es gibt wenig, woran man sich bei seinen seichten, aber reich verzierten Kompositionen (»Fancy Clothes«, »Book Of Broken Hearts«) reiben dürfte. Während Motown noch schwarzen Soul an weiße Hörer verkaufte, hält Hawthorne mit seinem souligen Boogie-Funk im Sinatra-Stil Songs für alle bereit. Sermin Usta
IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK
Ist das noch Indie? Oder nicht mehr? Aber was ist Indie? Falls es im Laufe der letzten Ausgaben noch nicht deutlich wurde: Solche Fragen werden hier bloß überwunden.
Ein schlichter, aber umso überzeugenderer Start: »From Caplan To Belsize« (Uncle M) von den britischen Muncie Girls ist einfach nur Indie-Rock, aber von dessen bester, weil zeitlosester Sorte. Zehn Songs mit einer HitDichte wie bei den Lemonheads und der vorgeblich schlichten, aber zwiespältig antreibenden Stimme der Bassistin Lande Hekt, die an Katie Harkin von Sky Larkin denken lässt. Referenzen gibt es für diesen Sound natürlich massenhaft, etwa Bettie Serveert oder die Breeders. Aber nur diese Platte zu haben und zu hören könnte auch völlig ausreichen. Ellinor Nilsson alias De Montevert braucht nicht viel, um den neun Songs ihres zweiten, selbstbetitelten Albums (Nomethod) eine düstere, unheimlich ergreifende Anmutung zu geben. Leichte Gitarren-Licks, Bass und sanft angeschlagene Drums formieren sich zu einem psychedelisch gefärbten Shoegaze-Pop mit wohldosierten Hall-Elementen. Denke an frühe PJ Harvey, denke an Mazzy Star. So weit sind die Songs der Schwedin davon nicht entfernt. Deutlich rabaukiger klingt dagegen »Grandfeathered« (Club AC30) von Pinkshinyultrablast. Hall und Psychedelic sind die einzigen verbindenden Elemente der Russen, die ansonsten von Noise über Krautrock bis hin zu Pop nahezu alles wenigstens streifen. Das klingt mal nach My Bloody Valentine, dann nach Stereolab, Pizzicato Five oder den nicht minder vielseitigen Deerhoof. Allen acht Songs gemein ist nur eine überzeugende Klasse, die aber auch dazu zwingt, genauer hinzuhören. Getoppt wird diese hinreißende Kakofonie nur noch von The Bodys programmatisch betiteltem Album »No One Deserves Happiness« (Thrill Jockey): Ein sich an EBM und Industrial vergreifender Stakkato-Noise lässt darauf Unheil verkündende Krähen unter Gewitterwolken fliegen, die sich unregelmäßig in bittersten Unwettern entladen. Zweifelsohne schwere Kost, aber hier lohnt jede Mühe. Das deutlich leichtere, aber nicht weniger gehaltvolle Gegenprogramm liefern die Posterboys Mothxr aus – natürlich – Brooklyn mit ihrem Debüt »Centerfold« (Sony). Sachte R’n’BAnleihen und ein minimalistischer SynthiePop weisen weit in die 1980er, während das Songwriting die Güte der Junior Boys erreicht. Das kommt besonders dann gut zur Geltung, wenn die Band sich zurücknimmt und von dem Versuch absieht, Prince zu mimen. Schön und trotzdem mit Schlagzeilenpotenzial. Vergleichbar glänzende Erfolgsaussichten haben Folly & The Hunter mit dem sachten Folk-Pop ihres Albums »Awake« (Outside), denn das klingt oft ähnlich hymnisch wie die Durchstarter Half Moon Run, mit denen die Band unlängst auch auf Tour war. Großartig werden
Folly & The Hunter aber immer dann, wenn sie ihr Tempo variieren und atmosphärisch dichte, verzagte Momente zulassen. Dann erinnern sie sogar an Helden wie Mark Hollis und Talk Talk. Ein gutes Beispiel dafür ist der Song, den die Band in und über die wohl intensivste Stadt Deutschlands schrieb: »Duisburg«.
Etwas mehr aufs Gas drücken Heimatt auf dem herrlich antreibenden »With You I Will Dance All The Way Through The Night. I Will Tie Your Hands And Fo Blind. If You Just Let Me« (Popup). So unorthodox es auch ist, die ersten Zeilen des Eröffnungssongs zum Albumtitel zu machen, so ein einfacher, sauberer Spaß ist dieses Folk-Pop-Debüt, das stilistisch gut in das hochkarätig besetzte Spannungsfeld zwischen Arcade Fire und Mumford & Sons passt. Eine ältere Form des Folkrock ehren die Treetop Flyers – allerdings auf sehr würdige und formvollendete Art und Weise. Im Vergleich zu ihrem Debüt stellt »Palomino« (Loose) in Songwriting und Arrangements einen echten Quantensprung dar. Die Briten sind in ihrer hymnischen Dynamik genauso sicher wie in den ruhigeren, fein instrumentierten Stücken und damit noch einen Deut originalgetreuer als Iron And Wine oder die Fleet Foxes. Den guten alten Antifolk nach Kimya Dawson und den Moldy Peaches beleben die Kanadier The Burning Hell neu. Nachdem ihr Songwriter Mathias Kom Ende letzten Jahres gemeinsam mit Ariel Sharratt bereits einen reduzierteren Entwurf in Duo-Besetzung in den Ring geworfen hatte, ist »Public Library« (BB*Island) eine ähnlich gut gelungene Entsprechung in voller Band-Besetzung: mal frech und explizit, dann nachdenklich und ruhig, aber immer extrovertiert und direkt vom Herz in den Mund. Mit dem Umzug von New York heim nach Chicago haben Skeletons den Wahnsinn ihrer bisherigen Werke ein wenig zügeln können. Ihre seit eh und je zügellos experimentellen Kompositionen klingen auf »Am I Home?« (Altin Village & Mine) ein wenig introvertierter als früher, ganz so, als hätte die akademische Ruhe der Nachbarn Tortoise & Co. auf sie abgefärbt. Diese relative Entspannung tut der Band um Matthew Mehlan offenbar gut, denn »Am I Home?« markiert zweifellos einen Höhepunkt in ihrer an Großtaten nicht armen Diskografie. Und da wir schon bei Experimenten des Bewusstseins sind: Altmeister Guido Möbius setzt denen mit »Batagur Baska« (Shitkatapult) die Krone dieser Ausgabe auf. Auf der LP des Berliners gibt es alles, zumindest aber so viel, dass eine Detailbeschreibung hier den Rahmen sprengen würde. Eine acht Tracks andauernde, faszinierende Überwältigung zwischen Folklore und Hypermodernität. Indie ist das wohl nicht mehr, aber dafür nur umso überzeugender.
The Besnard Lakes
10.04.16 Köln, Gebäude 9 11.04.16 Hamburg, Molotow 13.04.16 Berlin, Privatclub
Black Mountain 16.04.16 Berlin, Lido
Amanda Bergman
Yuna
19.04.16 Berlin, Grüner Salon
04.04.16 Hamburg 06.04.16 Berlin
Dr. Dog
19.04.16 Berlin, Privatclub 20.04.16 HH, Nochtspeicher
Treetop Flyers 24.04.16 25.04.16 26.04.16 28.04.16
Sophia 24.04.16 25.04.16 28.04.16 30.04.16
HH, Nochtspeicher Berlin, Grüner Salon Köln, Studio 672 München, Orangehouse
Köln, Artheater HH, Nochtspeicher München, Ampere B, Kantine am Berghain
Emily Wells
04.04.16 Hamburg 10.04.16 Berlin 11.04.16 Nürnberg 12.04.16 Frankfurt 13.04.16 Schorndorf 14.04.16 München
Phil Cook & The Guitar Heels 28.04.16 Berlin, Privatclub
Get Well Soon
29.04.16 Dortmund, Konzerthaus 30.04.16 Frankfurt, Mousonturm
Calexico
29.04.16 Stuttgart, Im Wizemann 04.05.16 Ravensburg, Konzerthaus
Patrick Wolf
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Shakey Graves 02.05.16 03.05.16 07.05.16 08.05.16
Köln, Studio 672 München, Ampere HH, Nochtspeicher Berlin, Bi Nuu
Monk Parker
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Eliza Shaddad + Sarah MacDougall
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Vanessa Carlton
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Holy Esque
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Imarhan
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Dinosaur Jr.
Noel Gallagher´s High Flying Birds + Augustines 14.04.16 München 15.04.16 Köln
07.06.16 Leipzig, Täubchenthal 13.06.16 Erlangen, E-Werk
Drive Like Jehu 08.06.16 Berlin, Lido
Autolux
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Editors
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Beirut
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Cat Power 11.07.16 12.07.16 13.07.16 16.07.16
Köln, Gloria Darmstadt, Centralst. Kassel, Kulturzelt Karlsruhe, Zeltival
Tindersticks
24.11.16 Berlin, Konzerthaus
Chilly Gonzales
21.12.16 Düsseldorf, Tonhalle
Benjamin Clementine 17.07.16 Berlin
Tickets & Infos: www.schoneberg.de
Mehr Informationen und Tickets unter fourartists.com
21.10. KIEL - MAX 22.10. HAMBURG - GROSSE FREIHEIT 23.10. DORTMUND - FZW 24.10. KÖLN - LIVE MUSIC HALL 26.10. FRANKFURT - BATSCHKAPP 27.10. STUTTGART - LKA 28.10. ZÜRICH - DYNAMO
19.04. BERLIN MUSIK & FRIEDEN 20.04. KÖLN YUCA
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08.05. BERLIN ASTRA 10.05. MÜNCHEN TONHALLE 11.05. KÖLN LIVE MUSIC HALL 12.05. HAMBURG DOCKS
Laura Gibson Empire Builder City Slang / Universal / VÖ 01.04.16
Aus dem Chaos hat Laura Gibson auf ihrem vierten Album einen tanzenden Stern geboren: Indie-Folk für die nächste Generation. Vordergründig passiert bei Laura Gibson nicht viel: Ein paar Schlaginstrumente sorgen für Rhythmus, ein Streicher lässt verzerrte Saiten quietschen, und Gibson singt mit genau der scheinbar unbeteiligten Stimme, die zeitgenössische Singer/ Songwriterinnen sich gerne zu eigen machen, um Distanz zu schaffen. Hintergründig passiert auf »Empire Builder« aber jede Menge, etwa im Eröffnungssong »The Cause«, dessen Geplänkel sich in einen Sturzbach verwandelt, der mühelos das Gleichgewicht hält. Dass Laura Gibson sich für ihr viertes Album so freispielen konnte, dass sie locker in einem Atemzug mit Wye Oak genannt werden darf, ist dem Chaos geschuldet. Genauer gesagt einer Gasexplosion, die Gibsons Wohnung in New York zerstörte und mit ihr Tagebücher, Songtexte und Instrumente. Innerhalb weniger Monate schuf die Musikerin als Übernachtungsgast auf den Sofas von Freunden neue Songs – bessere als je zuvor. Ließ Gibsons Vorgängeralbum »La Grande« schon erahnen, dass diese Frau nicht in der Singer/Songwriter-Sackgasse landen würde, hebt »Empire Builder« sie über alle Erwartungen hinaus. Verena Reygers
Hælos Full Circle Matador / Beggars / Indigo
3 1 .03. s tu ttga r t 0 1 . 04. zü ri ch 0 2 . 0 4 . fra nk fu r t a . m. 0 4 . 04. h e i d e lb e rg 0 5. 04. köln 0 7 / 0 9. 04. ze rma tt 1 2 . 04. le i p zi g 1 3 . 04. e rla nge n 1 4 . 0 4. mü nch e n 1 5 . 04. e s s e n 1 6 . 04. d re s d e n 2 2 . 04. h a mb u rg 2 3. 04. p a ri s 2 9. 04. b e rli n
Weinen in der Diskothek: Die Londoner Band Hælos macht keine fröhliche Musik, an Selbstsicherheit fehlt es ihr dennoch nicht. Man würde Hælos nicht unbedingt mit The xx verwechseln, so fehlt bei den Newcomern etwa die prominente Gitarre. Dennoch fühlt es sich so an, als würden sie die gleichen Londoner Nächte beschreiben, vielleicht aus einem unterschiedlichen Blickwinkel, auf anderen Substanzen. R’n’B und zeitgemäß pluckernde Elektronik sind das Rückgrat des extrem atmosphärischen Sounds, der bei dunklem 1990erPop wie Everything But The Girl borgt und ihn lautstark aufbohrt. Aber bloß keine hektischen Bewegungen auf der Tanzfläche machen. Derart bequem ist die langsam einsetzende Kältestarre von Hælos, dass man sich fast widerwillig mitgenommen fühlt, wenn sie wie im Song »Oracle« doch mal das Tempo minimal anziehen. Die Londoner kommen mit »Full Circle« nicht komplett aus dem Nichts, alle drei haben bereits unabhängig voneinander Musik veröffentlicht. Da wurde bei der Produktion nicht mehr viel gesucht, der Sound ist in trockenen Tüchern. Kann man ein bisschen abgewichst finden, aber ein Debütalbum von Leuten, die genau wissen, was sie da tun, hat man ja auch nicht alle Tage. Michael Weiland
The Heavy Hurt & The Merciless Ninja Tune / Rough Trade / VÖ 01.04.16
16.05. KÖLN YUCA 17.05. HAMBURG PRINZENBAR 18.05. BERLIN PRIVATCLUB
11.04. BERLIN PRIVATCLUB 12.04. HAMBURG NOCHTSPEICHER 13.04. KÖLN YUCA
Zum ersten Mal haben private Krisen ein The-HeavyAlbum geprägt. Rock als Ventil führt bei ihnen aber zu überzeugenden Ergebnissen. Im besten Fall klingt Rockmusik mitreißend, aufrührerisch und angriffslustig. Alles Attribute, die The Heavy nachweislich in ihrer Musik untergebracht haben. Auf ihrem vierten Album mehr denn je, denn private Rückschläge schrien geradezu nach neuer Musik als Ventil. Und wie steht man besser wieder auf als mit einer gen Himmel gereckten Faust?
So trägt die neue LP nicht zufällig den Titel »Hurt & The Merciless« – aus Schmerz erwächst bei The Heavy eine noch größere Konsequenz ohne Mitleid für unsere Ohren und Beine. Entsprechend energisch klingt die Platte, auf der sich die Band mit zwölf Songs in ziemlich guter Form präsentiert. Der Rock’n’Roll der Briten lebt vor allem von der hitzig-souligen Stimme von Frontmann Swaby, und überhaupt findet sich nicht wenig Big-Band- und Soulman-Attitüde auf »Hurt & The Merciless«, ebenso aber auch Mariachi-Bläser und exotische Percussion-Elemente. Alles ist eher Rock im Anzug als in Lederjacke, sehr stylish und präzise. The Heavy spielen sich mit Kraft und Sonnenbrille aus der Krise – ein mächtiges Ausrufezeichen. Kristof Beuthner
Tim Hecker Love Streams 4AD / Beggars / Indigo / VÖ 08.04.16
Der kanadische Ambient-Künstler Tim Hecker hat wieder eine Kirche in Island besucht. Doch während auf »Ravedeath, 1972« von 2011 noch die Orgel im Mittelpunkt stand, ist es diesmal der Kirchenchor. Spätestens mit Oneohtrix Point Nevers »R Plus Seven« hat sich die Stimme als Instrument im Ambient neuen Raum verschafft. Nicht etwa als Gesangsspur, sondern als ein schwebend-ätherisches und erhabenes Element neben Drone, Reverb oder Orgel und ähnlich wie diese zerstückelt, geloopt und geschichtet. So wie damals OPN alias Daniel Lopatin verbindet Hecker auf »Love Streams« sehr direkt klingende digitale Synthie-Sequenzen mit hallenden Chorälen, die dem Album etwas Leichtes und Verträumtes geben. Gut vorstellbar, dass sich Hecker dieses Element genau bei Lopatin abgeschaut hat, als dieser 2012 für »Instrumental Tourist« mit ihm arbeitete. Jedenfalls korrespondiert der Höhepunkt von »Love Streams«, das zentrale Doppelstück »Castrati Stack« und »Voice Crack«, ganz wunderbar mit dessen VocalExperimenten. Wo OPN allerdings geradezu chirurgisch klar war, da verdichtet und verzerrt, stapelt und versteckt Hecker eher. Für ihn ist diese Überfülle nichts Neues, sondern geradezu Markenzeichen. Er erweitert dies auf »Love Streams« aber produktiv auf einen neuen Bereich, und das alleine ist schon das Album wert. Henje Richter
Jupiter Jones Brüllende Fahnen Four / Sony
Jupiter Jones haben erfahren, was Scheidungskinder längst wissen: Eine Trennung kann nicht nur unausweichlich sein, sondern sich auch positiv auf die Entwicklung auswirken. Auch auf eine musikalische. Es ist nahe liegend, auf der Vernunftscheidung im Hause Jupiter Jones (minus Nicholas Müller, plus Sven Lauer) rumzureiten und jene zu beklagen. Lauer hat es nicht leicht, und vielleicht hätte die Band sich lieber umbenennen sollen. Die Fangemeinde wurde gespalten und dann gleich noch mal: Müller macht nun bei Von Brücken weiter. Der Pressetext zu »Brüllende Fahnen« ist demnach auch sehr persönlich, klar, man kann nicht drum herum reden: Schwüre auf Männerfreundschaft, muss weitergehen, Herzenssache, Staub abkloppen, wieder aufs Pferd, saufen, Punkrock. Punkrock? »Brüllende Fahnen« ist kein Jupiter-Jones-Album, aber das waren die letzten beiden auch schon nicht mehr. Umso erquicklicher, dass die neuen Jupiter Jones wenigstens nicht mehr nach Revolverheld klingen. Sven Lauer hat eine klassische Deutsch-Indie-Stimme, die auf Platte leider zu monoton klingt, aber auch mal schön, wie im besten Song »70 Siegel«. Ansonsten spürt man einfach sehr viel von diesem berüchtigten frischen Wind und akzeptiert die neue Familie. Auf Selbstfindungsreisen in die Ferne habe man als Band verzichtet, so klingt dieses Album nun musikalisch selbst sehr nach Roadtrip, textlich eher nach Sofa. Und wie bei einer vernünftigen Scheidung ist das Ergebnis schon okay. Elternokay. Paula Irmschler
Damien Jurado Visions Of Us On The Land Secretly Canadian / Cargo
Herrlich: Damien Jurado entwickelt seine Traumwelt weiter. Alles hallt, alles ist retro, mit einem Drogenguss überzogen. Es glitzert, im Wasser schreit ein Untergehender. Am Ende einer langen, drei Alben dauernden Reise durch Maraqopa – Damien Jurados Traumwelt, ein wenig psychedelisch, aber natürlich ohne Drogen – sind da nur noch eine Gitarre und eine langsam verklingende Erinnerung an die Schnappschüsse einer verstörenden Reise zur Wahrheitsfindung. »Kola« heißt der spartanische Abschluss einer der beeindruckendsten Trilogien seit langer, langer Zeit. Auf den 16 Songs davor definiert Jurado seine Form des Folk erneut neu. Allerhand wundersame Begebenheiten, vertont zwischen der Breitwand-Psychedelica der ausklingenden 1960er und den Fleet Foxes. Wundersame Instrumentierung, punktgenaue Produktion von Richard Swift und Jurado, der dazu Zeilen wie »I lost my mind, so I stepped out for a time, went for a walk on a long road to unwind« singt und aussteigt aus der Welt. Jurado will das als Filmmusik zu seiner Reise durch Maraqopa verstanden wissen. Einer Reise vorbei an den großen Themen des Lebens. Immer ist da was mit Liebe, mit Tod, mit Leben. Man muss sich Damien Jurado als einen wunderbaren Kauz vorstellen, irgendwo am Straßenrand rumstehend und nur darauf wartend, seine Geschichte zu erzählen. Man wird nur Fragmente verstehen. Das reicht aber. Stephan Uersfeld
Rave-Rock-Indie is not dead! Die unkaputtbaren Mancunians James beschwören mit Ecstasy und Gitarren ihre Jugend. James waren einst die süßen Britpop-Jungs mit Indie-Hits wie etwa »Sit Down«. Tatsächlich ging ihr Repertoire aber weit darüber hinaus. Angefangen als Improv-Band, oft eigensinnig und quer zu den Erwartungen, veröffentlichten sie zuletzt zum Beispiel ein Fast-Konzeptalbum über den Tod. Nun also das »verflixte 14. Album«, wie Sänger Tim Boothe anmerkt, ihr bestes natürlich (O-Ton) und das vielleicht schwierigste (ebenfalls O-Ton). Und er singt: »I can’t fly but I can catapult...« Das trifft es womöglich ganz gut. Denn so einiges wurde hier scheinbar mit Gewalt in die Höhe geschossen, vor allem von Produzent Max Dingel (The Killers, Muse). Der pumpt Stücke gerne mal so lange auf, bis sie platzen. So sind die stärksten Songs auf dem Album entweder die, die ihre charmante Einfachheit bewahren konnten (das Titelstück), oder aber die, die radikal den Indie-Rave-Dancefloor der 1990er heraufbeschwören (schließlich hat Boothe ja auch als Tänzer bei der Band angefangen). Schon beim letzten Album hatte man Keyboarder Mark Hunter ermuntert, sein Instrument endlich mal lauter zu drehen. Das hat er bei den Proto-Rave-Krachern auf »Girl At The End Of The World« konsequent getan und sie damit geprägt. Dazu kommen ein Distortion-Bass, ein Four-to-the-floor-Beat mit wirbelnder Snare, mehrere Schichten Gitarren und Smileys. Das Ganze steigert sich, und unweigerlich wirft man die Arme in die Luft und sagt »Hallo« zur Euphorie. Solange die Sonne zu Stücken wie »Attention« oder »Surfer’s Song« aufgeht, wird James auch in den nächsten 30 Jahren nicht die Puste ausgehen. Claudius Grigat
To u r d a t e s
SPARTA BOOKING PRÄSENTIERT:
H E I S S K A L T „VOM WISSEN UND WOLLEN“ · 10/06/16
23.03. CH - BASEL · KASERNE
23.09. KAISERSLAUTERN · KAMMGARN
24.03. CH - ZÜRICH · BOGEN F
24.09. FREIBURG · JAZZHAUS
25.03. CH - THUN · CAFÉ MOKKA
25.09. FRANKFURT · DAS BETT
26.03. CH - THUN · CAFÉ MOKKA
28.09. BERLIN · LIDO
03.04. BONN · GREEN JUICE SPECIAL
29.09. DRESDEN · BEATPOL
07.04. AT - WIEN · ARENA
30.09. AUGSBURG · KANTINE
AUSVERKAUFT
08.04. AT - INNSBRUCK · WEEKENDER
01.10. MÜNSTER · SPUTNIKHALLE
09.04. AT - LUSTENAU · CARINISAAL
02.10. LEIPZIG · WERK 2
20.04. BREMEN · TOWER
06.10. ROSTOCK · MAU CLUB
21.04. KIEL · SCHAUBUDE 22.04. BERLIN · AUSTER CLUB
07.10. BIELEFELD · FORUM AUSVERKAUFT
08.10. ESSEN · WESTSTADTHALLE
AUSVERKAUFT 23.04. LEIPZIG · NOEL‘S BALLROOOM
09.10. HAMBURG · KNUST
24.04. MÜNCHEN · KRANHALLE
11.10. HANNOVER · LUX
AUSVERKAUFT
AUSVERKAUFT 27.04. FRANKFURT AM MAIN · PONYHOF
12.10. KÖLN · UNDERGROUND
28.04. HALDERN · HALDERN POP BAR
13.10. SAARBRÜCKEN · KLEINER KLUB
29.04. BE - EUPEN · ALTER SCHLACHTHOF
14.10. ERLANGEN · E-WERK
30.04. DÜSSELDORF · PITCHER
15.10. MÜNCHEN · STROM
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07.05. WEISSENBURG · HEIMSPIEL FSTVL
22.10. KOBLENZ · KUPPELSAAL
08.05. BÖBLINGEN · CASA NOSTRA
23.10. LINDAU · CLUB VAUDEVILLE
AUSVERKAUFT
ABRAMOWICZ Ash Koosha I Aka I Ninja Tune / Rough Trade / VÖ 01.04.16
Kakkmaddafakka KMF Bergen Mafia / Believe / Soulfood
Ach, lasst mich. Schon wieder gibt es nichts Herausragendes zu einer neuen Platte von Kakkmaddafakka zu sagen. Und ich habe keinen Bock, in den »Aber live sind die doch so gut«-Kanon einzuschwenken. Erprobte Methode: Mit »Galagapos« veröffentlichten Kakkmaddafakka einen ersten Song, dann legten sie Blaupapier drauf, und dabei kam irgendwie ihr drittes Albums »KMF« heraus. Zwölfmal Repeat. Gelernt haben die Norweger vom Bisher-Produzenten Erlend Øye offenbar so viel, dass sie den Job nun selbst machen, und das immerhin unauffällig, also wohl gut. Und noch etwas hat sich verändert: Statt Jonas Nielsen spielt nun Emin Kittelsen Keyboard. Ansonsten widmen sie sich den üblichen Themen: Liebe, Land und Leben, verpackt in total unanstrengende Klänge und geträllert von Axel Vindenes’ verwechselbarer Stimme. Man könnte also eigentlich alles, was über die letzten Platten von Kakkmaddafakka gesagt wurde, direkt kopieren: Jaja, eigentlich eine LiveBand, verrückte Typen, nette Songs, feine Single, irgendwas über den anstehenden Sommer. Und während ich überlege, wie ich die Zeichenzahl hier vollbekommen soll, stelle ich fest: Nö, es reicht, ich lass mich nicht mehr verschaukeln! Auf Facebook bezeichnen Kakkmaddafakka »KMF« als ihr bestes Album, tatsächlich jedoch gehen sie einfach nur den nächsten Schritt Richtung Professionalisierung des eigenen Durchschnitts. Aber andererseits ... bald ist ja Sommer, und Festivals stehen an ... und live sind sie echt gut. Paula Irmschler
Der iranische Musiker und selbst erklärte Synästhetiker Ash Koosha legt mit »I Aka I« sein erstes Album auf Ninja Tune vor. Es schillert in allen Farben. Synästhesie ist die Fähigkeit, von einem Sinn zum anderen zu springen, also etwa Farben zu riechen oder, wie im Falle von Ash Koosha, Töne zu sehen. Diese seltene Fähigkeit macht sich der im Iran aufgewachsene und im Londoner Exil lebende Koosha zunutze, um präzise geometrische Formen in musikalische Texturen zu übersetzen. Und man meint zu hören, was nur er sehen kann, wenn er an Amon Tobin erinnernde komplexe Beatstrukturen mit Samples von Umgebungsgeräuschen und zerhackten Gesangsspuren zu Mustern verwebt. Der Einfluss seiner Zeit am Konservatorium in Teheran und seine klassische Musikausbildung mögen ein Übriges dazu beitragen, dass das Ergebnis fremdartig und neuartig, aber auch immer wieder vertraut und wohlgeordnet wirkt. In »Biutiful«, einem der zugänglichsten Stücke, schimmert beispielsweise ein leichter Pianolauf vor Synthesizer-Sirenen und Breakbeats, während in der Vorab-Single »Mudafossil« nahöstliche Klänge mit einem düsteren Bass verwoben sind – mal ist die Struktur vertraut, aber die Instrumentierung ungewöhnlich, mal ist es anders herum. Immer jedoch schafft es Koosha, darauf neugierig zu machen, wohin der jeweilige Track noch führen wird. Und meist ist das Ergebnis dann tatsächlich überraschend. Henje Richter
Kendrick Lamar Untitled Unmastered Interscope / Universal
James Girl At The End Of The World BMG / PIAS / Rough Trade
Andere zieren sich mit nebulösen Ankündigungs-Tweets, Kendrick haut einfach raus: »Untitled Unmastered« ist ein gern genommenes Zwischenstück nach »To Pimp A Butterfly« und unterstreicht die Ausnahmestellung des HipHop-Wunderkindes. Wirklich geplant dürfte Kendrick Lamar die Ad-hoc-Veröffentlichung dieses Nachschlags zu seinem letztjährigen
21.04. (PL) Poznan, Springbreak 23.04. Bausendorf, Riez Indoor 01.05. Lübeck, Maifest 19.05. Köln, Underground 26.05. Berlin, Cassiopeia 27.05. Hamburg, Rock Café 28.05. Braunschweig, B58 Fest 02.07. Enkirch, Fallig Open Air 06.08. Elsdorf, Oakfield Festival
SPARTA BOOKING PRÄSENT
11.04. KÖLN - ZUM SC 11.04. KÖLN - ZUM SCHEUEN REH BERLIN - MUSIK 11.04. KÖLN12.04. - ZUM SCHEUEN REH 12.04. BERLIN- -MUSIK MUSIK & FRIEDEN 12.04. BERLIN & HAMBURG FRIEDEN 13.04. 13.04. HAMBURG - MOLOTOW SPARTA BOOKING PRÄSENTIERT SPARTA BOOKING PRÄSENTIERT
13.04. HAMBURG - MOLOTOW
Die neue EP „Two Peace Signs“ ab dem 08.04. digital erhältlich
Die neu ab dem
08.04. GERA • GERAER SONGTAGE 24.-26.06. SCHEESSEL • HURRICANE 24.-26.06. NEUHAUSEN • SOUTHSIDE 22.07. DARMSTADT • SOMMERPERLEN 27.08. GIESSEN • KULTURSOMMER
30.03. SAARBRÜCKEN - Kleiner Klub 31.03. ULM - Roxy 03.04. BONN - Green Juice Special 15.04. ERLANGEN - E-Werk 16.04. MARKNEUKIRCHEN - Musichall 20.04. WÜRZBURG - Cairo 21.04. OSNABRÜCK - Bastard Club 22.04. DÜSSELDORF - Zakk 23.04. ESSEN - Weststadthalle 14.05. (CH) ZÜRICH - Dynamo / Werk 21 24.05. (CZ) PRAG - Rock Café 28.05. BRAUNSCHWEIG - B58 Fest 10.06. ROTTERSH. - Und ab geht die Lutzi! 11.06. KIRCHANSCHÖRING - Im Grünen 22.07. LEIPZIG - Parkbühne w/Sportfreunde Stiller 29.07. ELEND - Rocken am Brocken 30.07. MEGESHEIM - Der Krater bebt! 05.08. HORB AM NECKAR - Mini-Rock-Festival 22.08. WIESEN - And There Come The Wolves
08.04. HAMBURG / RAMBA ZAMBA 23.04. BERLIN / REMMI DEMMI FESTIVAL 28.04. LEIPZIG / WERK 2 29.04. POTSDAM / WASCHHAUS 30.04. OSNABRÜCK / KLEINE FREIHEIT 05.05. DRESDEN / GROOVESTATION 06.05. HANNOVER / BÉI CHÉZ HEINZ 07.05. FLENSBURG / KÜHLHAUS 03.-05.06. MENDIG / ROCK AM RING 03.-05.06. NÜRNBERG / ROCK IM PARK 21.-24.07. CUXHAVEN / DEICHBRAND 29.-31.07. DANGAST / WATT EN SCHLICK 12.08. ESCHWEGE / OPEN FLAIR
25.04. DORTMUND / Sissikingkong 26.04. TRIER / Mergener Hof 03.05. DÜSSELDORF / The Tube 04.05. HAMBURG / Kleiner Donner 07.05.(CH) ZÜRICH / Obenuse Fest 08.05. FREIBURG / White Rabbit 10.05. STUTTGART / Keller Klub 11.05. MÜNCHEN / Orange House 12.05. AALEN / Frapé (unplugged!) 14.05. LEIPZIG / Beard Ättäck Fest 15.05. (AT) ATTNANG-PUCHHEIM / Pfingstspektakel
03.04. BONN, GREEN JUICE SPECIAL 08.04. FRANKFURT AM MAIN, ELFER 09.04. WARENDORF, IFAN FESTIVAL 30.04. BERLIN, BI NUU 17.06. MERKERS, ROCK AM BERG 09.07. NEUENKIRCHENER OPEN AIR
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#Review Meisterwerk »To Pimp A Butterfly« nicht haben. In diesem Sinne wäre das Release eine Überraschungs-LP, wie man sie sich gern gefallen lässt: Es drückt einen Künstler plötzlich, und deshalb haut er einfach raus. Daran würde auch nichts ändern, sollte diese Platte wirklich nur Kendricks Eitelkeit nach der unmissverständlichen Aufforderung des Basketball-Stars LeBron James geschuldet sein. Es wäre dann nur noch viel erstaunlicher, dass »Untitled Unmastered« im Gegensatz zu den anderen Instant-Releases von Popstars in diesem Winter vollauf zu überzeugen weiß. Und das, obwohl Kendrick sich für die acht neuen, deutlich oldschooliger verjazzten Stücke nicht einmal Titel einfallen lassen wollte. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, denn musikalisch drücken sie vor allem seine stete, verspielte Kreativität und Experimentierwut aus, die wie bei seiner amtlicheren LP im Vorjahr wieder ausnahmslos immer gelingen. Die Tracks könnten schlichte Fingerübungen sein, die Texte im Affekt aus Lamars Feder geflossen. Der Unterschied: Hier macht alles Sinn, jeder Song hat einen bestechenden Flow, selbst der verkiffte Acht-Minuten-Jam, den er an die vorletzte Stelle des Albums gepackt hat. Dementsprechend ist »Untitled Unmastered« sicher nicht das nächste Masterpiece-Statement des Rappers, es unterstreicht aber seine Ausnahmestellung und sein Können auf fast jedem Terrain. Im Ernst: Was kann dieser Knabe eigentlich nicht? Christian Steinbrink
The Last Shadow Puppets Everything You’ve Come To Expect Domino / GoodToGo / VÖ 01.04.16
Mehr orchestraler Sixties-Pop war nie: Ein Arctic Monkey und ein Ex-Rascal tappen auch auf ihrem zweiten Album nicht in die Pathos-Falle. Es ist ein Wunder, dass Alex Turner und Miles Kane überhaupt zusammengefunden haben. Kane, der sogar Noel Gallagher wie einen Chorknaben aussehen lässt, erzählte kürzlich, er habe bei den Arctic Monkeys deshalb nicht mitgemacht, weil er schon einen Steifen in der Hose hatte und unbedingt Frontmann einer Band werden wollte, weshalb er dann bei The Rascals landete. Wäre mit Alex Turner vor der Nase sonst auch kompliziert geworden. Zum Glück ist das Britpop-Geschichte, und die Schattenmarionetten machen acht Jahre nach ihrem vermeintlichen one shot »The Age Of Understatement« wieder ein Album. Zum Glück, schließlich wäre uns sonst dieses Juwel entgangen, das sich ohne jede Hochstapelei »Everything You’ve Come To Expect« nennt. Ein Werk, das so sehr vor Britishness strotzt, dass man es
eigentlich von einem der Schüler der Britpop-Klasse von 1995 erwartet hätte. Wie auf ihrem Debüt machen die Lads aus Sheffield und Merseyside von den Sixties beeinflussten orchestralen Pop. Immer noch groß ist ihr Drang, einen herzzerreißenden Popsong (»Dream Synopsis«) zu schreiben. Es hat auch nicht geschadet, Owen Pallett an Bord geholt zu haben. Bisweilen klingen Stücke wie »Dracula Teeth« wie vertonte Bewerbungsbriefe für den nächsten James-BondSong. Das mit dem Understatement war sowieso die größte Lüge der Band: Unter einem spektakulären Breitwand-Sound machen es die Puppets nicht. Annette Walter
Liima ii 4AD / Beggars / Indigo
Efterklang holen sich bei dem finnischen Perkussionisten Tatu Rönkkö Hilfe, die sie gar nicht gebraucht hätten. Hinter dessen Beat-Konstruktionen verschwinden die eigentlich wunderbaren Songs im Nichts. Ein wenig absurd ist es schon: Efterklang haben sich für ihr neues Projekt ausgerechnet das finnische Wort für Klebstoff ausgesucht. Und so verleimen Casper Clausen, Mads Christian Brauer und Rasmus Stolberg in Zusammenarbeit mit dem Finnen Tatu Rönkkö ihren typischen Efterklang-Sound mit bemühten elektronischen Beats. Nicht in dem Sinne, wie man eine gesprungene Tasse wieder zusammenklebt, sondern eher, als wenn man zwei Dinge verbindet, die nicht unbedingt zusammenpassen. Und es passt tatsächlich nicht: Die per Music Production Center handgemachten Beats von Tatu Rönkkö mögen zwar für sich genommen innovativ und tiefgängig sein, im Zusammenspiel mit der verspielten Leichtigkeit und bedrückenden Schönheit des typischen Efterklang-Sounds von »Tripper« bis »Piramida«, der auch auf »ii« immer wieder kurz hervorblinzelt (»Amerika«), wirkt es mehr als bemüht. Die in den Vordergrund drängenden Beats quietschen und fiepen (»Roger Waters«) oder hüpfen nervös scheppernd vor sich hin (»You Stayed In Touch With The Wrong Guy«), dass man sich stellenweise ein gutes Lösungsmittel für diesen Klebstoff wünscht. Marius Wurth
Lontalius I’ll Forget 17 Partisan / PIAS / Rough Trade
Er heißt wie ein Schmetterling, hat ein Online-Repertoire aus atmosphärischen Rap-Covern und eröffnet Shows für Death Cab For Cutie. Jetzt macht Eddie Johnston Ernst und setzt auf seinen introvertierten und melodischen Indie-Pop. Das gibt wunderbaren Herzschmerz. Man denkt beim Hören von »I’ll Forget 17« manchmal an Frank Ocean oder Drake. Nach Ersterem ist das Album tatsächlich benannt, es ist eine Zeile aus Oceans »White«. Lontalius ist knapp 20 und hat mit seinem Debütalbum die Höhen und Tiefen der Jugend ziemlich treffsicher eingefangen, ist aber beleidigt, wenn man ihn als »Youngster« bezeichnet. Songs wie »Glow« und »All I Wanna Say« verkörpern hormontrunkene Sommernächte und wirken wie ein Blick in Johnstons Tagebuch. Im Gegensatz zu vielen seiner geouteten Kollegen scheut er sich auch nicht, die besungene Person mit »Him« zu benennen: »Boy I know that your eyes still glow.« Seine Musik ist ehrlich und hat ein massentaugliches Potenzial. Mit 13 hat Johnston sich erstmals für Alternative-Rap und Musikproduktion interessiert, heute drücken sich R’n’B-Einflüsse bei ihm größtenteils durch schwere Basslines aus. Meistens schweben darüber noch eine Gitarre und sphärische Synthie-Melodien, die eher an Indie-Rock erinnern. Kaum verwunderlich, dass Johnston bereits mit Frank Oceans Produzent Om’Mas Keith an Songs für die nächste Platte arbeitet. Elisabeth Haefs
The Lumineers Cleopatra Decca / Universal / VÖ 08.04.16
Das schwere Album nach dem Megahit: Die Lumineers lösen diese Problemstellung auf pragmatische Art und klingen jetzt mehr nach Springsteen als nach Mumford. Ho! Hey! Kennen wir, oder? Lief ja überall rauf und runter, man musste es hören, ob man wollte oder nicht. Der Mainstream war halt noch nicht so folkübersättigt, ihn beeindruckte dieser Sound noch sehr. Gut für die Lumineers, denen dieser Umstand massives Airplay und einen ordentlichen Schub verschaffte. Das erhöht nun aber auch zwangsläufig den Druck auf das Nachfolgealbum zum selbstbetitelten Debüt. Dass Stücke wie »Cleopatra« mit ihrer hübschen Eingängigkeit wieder gut ins Radio passen werden, gereicht der Band nicht zum Nachteil, weil sie es glücklicherweise vermeidet, sich selbst zu kopieren, und ihren hemdsärmeligen Folk stattdessen in einen sehr amerikanischen, an den Boss erinnernden und somit deutlicher in der Working Class beheimateten Sound transformiert hat. Der ist zwangsläufig gestenreicher
BRÜLLENDE FAHNEN DIE NEUE SCHALLPLATTE AB 25.03.
#Review geraten, entbehrt aber keinesfalls einer gewissen Klasse im Songwriting. Versierte Hörer wird das Album sicherlich zu keinem Zeitpunkt überraschen, trotzdem präsentiert es die Band gereift und stilvoll und unterhält dadurch prächtig. Kristof Beuthner
M83 Junk Naïve / Indigo / VÖ 08.04.16
Nostalgie neu gedacht: M83 baut auf »Junk« den Sound seiner Jugend nach und schließt so einen Kreis. »Junk« also. Schrott, Ramsch, Krempel. Für Anthony Gonzalez beschreibt das ziemlich gut, wie wir in Zeiten der voranschreitenden Digitalität mit Kunst im Generellen und Musik im Speziellen umgehen. Vermutlich ist das auch der Grund, warum sich seine Musik, seit 2001 das selbstbetitelte Debüt erschien, nie dem Zeitgeist unterworfen hat. Schon damals konnte man in Samples, Sounds und Singsang eine Sehnsucht nach der Vergangenheit heraushören, und auch »Junk« ist wieder von einer nostalgischen Note geprägt. Aber Gonzalez’ Rückwärtsgewandtheit ist zum ersten Mal nicht als Haltung, sondern als Methode zu verstehen. Die 15 Stücke sind die nächste Stufe seiner akustischen Vergangenheitsbewältigung und kommen in etwa der Vorgehensweise von Bibio auf dessen neuem Album »A Mineral Love« gleich. »Junk« zitiert die Vergangenheit nicht nur, sondern bildet sie in Gänze nach. Die Stücke sind mal Fernsehserien-Themes oder Softporno-Soundtracks, strahlen Dancefloor-Dumpfheit aus oder sind an der Grenze zur Peinlichkeit vorbeischrammende Schunkel-Chansons für die Familienfeier. Man könnte meinen, dass dieses akustische Allerlei recht zusammenhangslos wirkt, aber im Gegenteil: Alle Retro-Simulationen machen einen seltsam vertrauten und zusammenhängenden Eindruck – vielleicht, weil man ihre Versatzstücke seit gut 15 Jahren in der Musik von M83 hört. Jan Wehn
The Magnetic North The Prospect Of Skelmersdale
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Wenn eine Band ein Konzeptalbum über die offizielle Heimatstadt der transzendentalen Meditationsbewegung schreibt, darf man entspannte Hippie-Musik erwarten. Doch The Magnetic North tappen glücklicherweise nicht in die Klischee-Falle. Nachdem Skelmersdale in den Nachkriegsjahren am Reißbrett entstand, fand sich dort eine kleine Community zusammen, deren Idee es war, ein »ideales Maharishi-Dorf mit goldenem Meditationsdom« (The Guardian) zu entwerfen. Schnell begeisterten sich mehr Menschen für dieses Konzept der Entschleunigung und bewussten Innerlichkeit. Diese einzigartige Stadt, die heute rund 40.000 Einwohner zählt, nehmen sich The Magnetic North respektvoll und als genaue Beobachter vor und gehen auf Spurensuche. An Notizen, Archiv-Artikeln und Aussagen der Bewohner entlang bewegt sich das Trio inhaltlich und musikalisch fernab von beseelter Hippie-Nostalgie. Mit Champer-Pop, Songskizzen und Tonaufnahmen aus ferner Zeit funktioniert »The Prospects Of Skelmersdale« in erster Linie als atmosphärisches Ganzes. Das bedeutet auch: Nicht jede Passage ist zwingend, nicht jede Idee spannend umgesetzt, dennoch taucht man sehr gerne ein in einen Kosmos, der den wenigsten bekannt sein dürfte. Kai Wichelmann
Marathonmann Mein Leben gehört dir People Like You / Sony
Die Münchener Postcore-Band trägt auf ihrem dritten Album ein paar Mal zu dick auf und klingt oft zu gefällig. Marathonmann bleiben ihrem bisherigen, ebenso simplen wie überzeugenden Konzept treu: eingängige, melodische Riffs mit einer großen Kelle Melancholie, verpackt in eine transparente, schlanke Produktion, dazu das klassische Themenspektrum der Spätadoleszenz – Wut, Verzweiflung, Liebeskummer, Zweifel am Sinn des Lebens und so weiter. Marathonmann verstehen sich zwar immer noch darauf, solche Inhalte in deutsche Texte zu verpacken, ohne dabei gestelzte oder sperrige Wortgebilde zu basteln. Aber so direkt und unprätentiös wie auf den ersten beiden Alben gelingt das nicht mehr. Los geht es gleich beim Intro »Stand der Dinge«, einem dick aufgetragenen Spoken-Word-Stück über Selbstentfremdung und emotionale Abstumpfung. Auch der erste Song mit dem abgegriffenen Titel »Das Leben der Anderen« kommt mit Zeilen wie »lieben, bevor der Hass dein Herz zerfleischt« nicht am Pathos vorbei. Das bleiben nicht die einzigen lyrischen Schwachpunkte des Albums. Musikalisch zeigen sich die Münchener etwas glatter: Der Sound ist Seite nicht 1 mehr so kantig, der Gesang über weite Strecken nicht
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mehr so schön rau und krakeelig wie bislang. Das macht die LP insgesamt alles andere als schlecht – aber nicht so stark wie ihre Vorgänger. Till Stoppenhagen
Matze Rossi Ich fange Feuer End Hits / Cargo
Matze Rossi musste Mitte 30 werden, um mit seinen Songs ein größeres Publikum zu erreichen. Seine neue LP »Ich fange Feuer« profitiert von den Erfahrungen eines Punks und den Einsichten des Alters. Mehr denn je lechzt das Land nach Künstlern, die ihm das Leben in ein paar Strophen und einem Refrain zusammenfassen. Gefunden hat es bei seiner Suche nicht nur Clueso, Thees Uhlmann und Die Ärzte, sondern mittlerweile auch Matze Rossi. Nach Jahrzehnten auf Tour hat der ExTagtraum-Punkrocker mit seinem letzten Soloalbum »Und jetzt Licht, bitte!!!« ein Publikum von einer schon nicht mehr für möglich gehaltenen Größe gefunden. Mit seiner neuen, vierten LP »Ich fange Feuer« wird sich seine Anhängerschaft sicher noch mehren, und Rossi muss sich dafür noch nicht einmal besonders verstellen. Er ist kein geleckter Menschenfänger und auch kein Phrasendrescher, sondern blickt mit größtmöglicher Aufrichtigkeit sowohl zurück als auch nach vorne. Für seine Themen braucht er mehr als zwei Sätze, er ist kein Meister der hinreißenden Formulierungen, dafür aber durchweg glaubwürdig. Natürlich klingt das nicht besonders artifiziell, vielleicht hie und da sogar eine Spur zu emotional. Aber es lohnt sich, Matze Rossi zuzuhören, so wie man Kevin Devine, Rocky Votolato oder Marcus Wiebusch zuhört. Wer in Folksongs von Ex-Punks Wahrheit sucht, wird hier fündig. Christian Steinbrink
Moderat III Monkeytown / Rough Trade / VÖ 01.04.16
Huch, aus dem Laptop-Boygroup-Projekt ist versehentlich eine Band geworden. Auf »III« verfolgen Moderat den Ansatz »mehr Songwriting, weniger Rave«. Der Adler ist gelandet! Die drei Typen aus der sogenannten Rave-Szene, die ihre Projekte Apparat und Modeselektor
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BATTLES
Special Guest: THE FIELD (live) & PHILIPP GORBACHEV (nur in Berlin) 07.04. München, Kammerspiele Kammer 2 08.04. Berlin, Columbia Theater
ANIMAL COLLECTIVE JAZZ CARTIER Support: GFOTY 04.04. Hamburg, Gruenspan 05.04. Berlin, PBHFCLUB
ASHER ROTH
04.04. Köln, Yuca 06.04. Frankfurt, Zoom 13.04. Berlin, Prince Charles 15.04. Hamburg, Uebel & Gefährlich
CHVRCHES
Support: SHURA 04.04. Köln, E-Werk 05.04. München, Tonhalle 06.04. Berlin, Columbiahalle
JAMIE WOON
Support: JODIE ABACUS 09.04. Frankfurt, Zoom 15.04. München, Technikum 22.04. Berlin, Heimathafen Neukölln 23.04. Hamburg, Laeiszhalle
MURA MASA
12.04. Berlin, PBHFCLUB
TRICKY
presents Skilled Mechanics Support: KIKO & creativemaze 16.04. Hannover, BeiChezHeinz
YUNG LEAN
24.04. Köln, CBE 25.04. Hamburg, Uebel & Gefährlich 02.05. Berlin, Yaam 03.05. Frankfurt, Zoom
THE 1975
Support: THE JAPANESE HOUSE 02.04. Hamburg, Sporthalle 08.04. Berlin, Columbiahalle 10.04. München, Zenith (verlegt aus Tonhalle)
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27.04. Berlin, Prince Charles 01.05. Hamburg, Kleiner Donner
vor über einem Jahrzehnt zu einem Dings namens Moderat zusammenschmissen, sind ... ja, was? Fast hätte ich »erwachsen geworden« gesagt. Pfui. Aber was schwachsinnig klingt, muss ja nicht zwangsläufig doof sein. Der Albumtitel »III« jedenfalls wurde mit Bedacht gewählt und vollendet quasi die Trilogie der bisherigen Moderat-Alben: Während das erste Werk noch die Verbindung zweier Acts markierte, die Moderat auf Nummer »II« konsequent in Richtung Band weiterdachten, klingt »III« nun, als sei aus zwei plus eins eine richtige Band mit komplexen, popbasierten Songs geworden. Zufall? Versehen? Egal! Hauptsache geil. Und auch wenn ich mir selbst in puncto Empfehlungen nicht immer über den Weg traue (Tagesform, Baby!): Der geilste Song ist definitiv »Running«! Nein, »Reminder«! Nein, »Intruder«! Senta Best
den agilen, mitunter auch mal drögeren Elder-Statesman-Punk eines Mannes, der Depression und Wut in seiner aktuellen Lebensphase zu dosieren vermag. Aber immerhin: Auf »Patch The Sky« wirkt Mould entschlossener als zuletzt. Der hymnische Nähmaschinen-Punk seiner 1990er-Band Sugar blitzt häufiger als Eigenreferenz auf. Das letzte Stück »Monument« erinnert in seiner wundervoll deprimierten Grundstimmung gar an Moulds dunkles Zeitalter, an jene frühe, von Krisen geprägte Solo-Phase direkt nach dem Ende von Hüsker Dü. Auch witzig: Mehrfach klingt »Patch The Sky« nach den Foo Fighters – wenn die mal wieder einen guten Song geschrieben hätten. Mould-Freund Dave Grohl sitzt bestimmt gerade zu Hause und freut sich über dieses Album. Oder er denkt sich: »Scheiße.« Felix Scharlau
Mogwai Atomic
Night Moves Pennied Days
LOGIC
27.04. Köln, Luxor 29.04. Frankfurt, Zoom 07.05. Hamburg, Mojo Club
KANO
02.05. Berlin, Prince Charles 03.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich
PRINCE RAMA
12.05. Berlin, Kantine am Berghain 13.05. Köln, Artheater
OMAR SOULEYMAN 13.05. Berlin, Kesselhaus
LUH
24.05. Köln, Yuca 25.05. München, Strom 26.05. Hamburg, Nachtasyl
EMPRESS OF
05.06. Berlin, Kantine am Berghain
Rock Action / PIAS / Rough Trade / VÖ 01.04.16
Zusammengesetzt aus einer SoundtrackArbeit, klingt dieses neue Mogwai-Album wie der Besuch auf einem fremden, steinigen Planeten, bei dem einen aber immer dieses mulmige Gefühl begleitet ... Ein Unbehagen ist durchaus gewollt, denn der Soundtrack, der die Grundlage für diese Songs bildete, begleitet eine Dokumentation über das nukleare Zeitalter, angefangen mit dem Bombenabwurf auf Hiroshima. Während andere Mogwai-Soundtracks wie der zum Fußballer-Stalking »Zidane« noch nahe an ihren regulären Alben waren oder der zu »The Fountain« zwar abstrakter, aber dennoch verwunschen und romantisch klang, steht »Atomic« unter einem anderen Eindruck. Denn auch wenn das Thema für viele abstrakt sein mag, ist die Band alt genug, um sich an Tschernobyl erinnern zu können, außerdem hat sie selbst schon in Hiroshima gespielt. Und so ist die Klangfarbe dieses Albums, bei dem der Synthesizer als zentrales Instrument fungiert, fast durchgehend entweder traurig oder bedrückend, was es nicht weniger faszinierend macht. »Atomic« ist bereits Mogwais vierter Soundtrack, und die Band wird gerade in dieser Rolle immer unschlagbarer. Carsten Schumacher
MAJID JORDAN
07.06. Frankfurt, Zoom 08.06. Berlin, Yaam
WOLF ALICE
28.08. Hamburg, Knust 01.09. Stuttgart, Kellerclub 02.09. München, Strom 03.09. Frankfurt, Zoom
Domino / GoodToGo / VÖ 08.04.16
Bombastischer Psychedelic-Pop mit einem nachdenklichen Unterton: In so einer Verpackung kriegt man seine melancholische Poesie unbemerkt auf die Tanzfläche der Indie-Disco. Das Debütalbum »Coloured Emotions« präsentierte Night Moves aus Minneapolis 2009 noch als Trio. Doch nach dem Weggang von Multiinstrumentalist Mark Ritsema machen die Highschool-Freunde John Pelant und Micky Alfano zumindest im Studio als Duo weiter. Sie schwören weiter auf eine elektronisch-psychedelische Spielart des klassischen, mit Herzschmerz verzierten Country-Folk. Bombastische Klangflächen werden von flauschigem Schlagzeugspiel und mannigfaltigen Chorgesängen flankiert, was den durchaus relevanten Folk-Faktor erst mal darauf herunterbricht, dass die Songs sicherlich auch mit nur einer Akustikgitarre und einer Stimme funktionieren würden. Das knallig bunte Verpackungspapier, welches »Pennied Days« dick umhüllt, will Gefälligkeit ausdrücken und danach zu einem gedankenverlorenen Tanz auffordern. Gute Laune geht zwar vor, aber andererseits hat Pelant vornehmlich Texte über Selbstfindung und Zukunftsängste geschrieben. Die Kombination wirkt überzeugend: traurige Gedanken in einer melodischen Darbietung, die öfter mal bewusst an kitschige Pop-Momente der späten 1970er erinnert, wo zumindest Fleetwood Mac, Neil Young oder das gute Retro-Derivat MGMT nicht weit weg sind. Klaas Tigchelaar
Bob Mould Patch The Sky Merge / Cargo
Hüsker Dü wird es nie wieder geben. Gute Songs vom ehemaligen Hüsker-Dü-Gitarristen Bob Mould aber schon. Auf »Patch The Sky« sind es sogar mehr als zuletzt. Bob Mould ist ein Held. Vielleicht weniger aufgrund dieses Soloalbums, dem fünften in den letzten acht Jahren. Sondern weil er neuerlichen Gerüchten, wonach sich Hüsker Dü, eine Band, so wundervoll, brachial und seltsam wie nur wenige in der Geschichte des Rock, wiedervereinigen würden, vehement eine Absage erteilt hat. Mal wieder. Als vergilbte Polaroid-Fotos aus glücklichen Teenager-Tagen sollen sich andere RockMarken vom Primavera Festival an die Wand pinnen lassen. Natürlich ist »Patch The Sky« kein zweites »Zen Arcade«. Es umreißt, wie alle Mould-Alben der vergangenen 15 Jahre,
OK Kid Zwei Four / Sony / VÖ 08.04.16
Hip-Pop ist so ein omnipräsentes Ding geworden, dass man fast vergessen hat, dass er nicht immer Charts-kompatibel und aussagelos weichgespült war. OK Kid setzen mit »Zwei« eine erfreuliche Ausnahme – mit vermeidbaren Abstrichen. Ach, Zahlen sind etwas Tolles: Das zweite Album der drei Kölner erscheint drei Jahre nach dem Debüt »OK Kid«. Auf dem Cover
Trennung als Chance und Aufbruch in neue Klangdimensionen: Der Ex-Smith-Westerns-Sänger Cullen Omori entführt uns in eine verträumte Version von Glam-Pop. 2014 trennten sich die Smith Westerns, eine dieser zuvor so hochgejazzten IndieBands, deren Massen-Appeal dann doch nie so ausgeprägt war wie von vielen erwartet. Cullen Omori stand mit 25 Jahren plötzlich alleine da, hatte nie etwas anderes als Musik gemacht und fand sich im Limbus aus Getriebenheit und lethargischer Starre wieder. Nach einer Phase der Neuorientierung nutzte er seine innere Dunkelheit aber bald als Impuls, um elf neuen Songs das Leben zu schenken und sich selbst zu retten. Kein schlechter Ansatz, speisen sich doch aus derlei Gemengelagen häufig die schönsten Aufbrüche. Omoris Solo-Output klingt nur noch in Nuancen wie der seiner alten Band; ihr Erbe erstrahlt wie ein abgedunkeltes Upgrade mit wavigen Percussions und hallenden Gitarren in gleißendem Schwarz. Dazu kommt Omoris jungenhafte Stimme, die in ihren besten Momenten wie die eines Crooners aus der Halbwelt klingt. Pop könne er nicht schreiben, meint er, nur eine weirde, abgefahrene Version davon. »New Misery« ist so eine Version, ein 1980er-schwangerer Hybrid aus Dream- und Glam-Pop, aber darin durchweg classy, sexy und betörend. Kristof Beuthner
Pet Shop Boys Super X2 / Kobalt / Rough Trade / VÖ 01.04.16
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TICKETS SIND BEI ADTICKET ERHÄLTLICH SZIGETFEST.DE
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Island Of Freedom
3 TAGE - 80 KÜNSTLER - 4 BÜHNEN
DAUGHTER EXPLOSIONS IN THE SKY
DINOSAUR JR. MO LIIMA AUGUSTINES METZ KADAVAR SPAIN DESTROYER OKTA LOGUE SUUNS ELIAS WHITE FENCE L'AUPAIRE DRANGSAL PROTOMARTYR
KAPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI KID SIMIUS ALGIERS DIE NERVEN PISSED JEANS ISOLATION BERLIN SARA HARTMAN TREND MARTIN KOHLSTEDT LILLY AMONG CLOUDS DANCING YEARS SARAH AND JULIAN THE GREAT JOY LESLIE (MAGICIAN) VOGEL DIE ERDE ESSEN FABER ALEX MAYR MOTHERS
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Parquet Courts Human Performance
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Die längste Ehe im Popgeschäft hält weiter: Mit dem juvenil klingenden Alterswerk »Super« feiern Neil Tennant und Chris Lowe 30 Jahre Pet Shop Boys. Einen virtuellen Scoop schafften die Pet Shop Boys Anfang des Jahres: das Logo »Super« in Pink-Gelb. An dem vorgeblichen Produktcharakter ihrer Werke hatten die beiden Briten schon immer einen Heidenspaß. Bei der Titelwahl wendeten sie wieder die erprobte Lieblingsmasche an: ein Alltagswort neu zu konnotieren und popkulturell zu adeln. Die Hit-Maschine Tennant/Lowe knüpft damit an das 2009er-Werk »Yes« an und exerziert vor, was High-End-Pop im Jahr 2016 sein kann. Meint: eine Handvoll maximal Dancefloor-kompatibler, eingängiger Songs, etwa das sakrale »Inner Sanctum« oder das laserpoppige »Say It To Me«, eine Studie der Introspektion bei der melancholischen Despotendämmerung-Ballade »The Dictator Decides« oder Zukunftspessimismus galore in »Sad Robot World«. Ekstatische Freude darf man wiederum an »The Pop Kids« haben, das im Katalog der Band weit oben rangieren wird: das »Domino Dancing« der 2010er, Liebeslied, Autobiografie und Manifest in einem, ausgeklügeltes Tennant-Songwriting zwischen Grandeur und Simplizität in einem smarten Track. »We were young but imagined we were so sophisticated. Telling everyone we knew that rock was overrated.« Es ist ein Blick zurück, eine liebevolle Provinzlergoes-London-Anekdote und eine Ode an die unerschöpflichen Selbsterfindungschancen des Lebens. Erinnern wir uns: Es gibt keine schlechten PSB-Platten. Nur gute und sehr gute. »Super« ist eine sehr gute. Annette Walter
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Sub Pop / Cargo
10.-17. August 2016
Isolation Berlin Muse Sigur Rós David Guetta K.I.Z. Noel Gallagher’s High Flying Birds CHVRCHES M83 Parov Stelar MO The Last Shadow Puppets Kuns t Bastille ABU Crystal Castles Years & Years Unkle Die Nerven Sia Jake Bugg Bloc Party Liebe Róisin Murphy The Lumineers John Newman Oscar and the Wolf Kodaline Bullet for my Valentine Fatoni Sum 41 Bring Me The Horizon Travis Scott Gastarbeiter DJ Set
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Cullen Omori New Misery
Quarts aufgenommene »Content Nausea« mitzählt. Was man sollte: Der InterimsNamenswechsel hatte wohl weniger mit aufnahmeästhetischen Gründen zu tun als damit, keine zwei Alben in sechs Monaten herausbringen zu wollen. Jedenfalls ist »Human Performance« schon wieder ein sehr gutes Indie-Rock-Album geworden, ideenreich und gewieft, aber auch ein klitzekleines bisschen unspannend: Parquet Courts sind abgrundtief verlässlich. Die Pavement-Vergleiche werden sie in diesem Leben nicht mehr los – und sei es bloß, um am lebenden Objekt zu demonstrieren, dass in Wahrheit keine Band wie Pavement klingt. Dafür haben sie oberflächlich deren Slacker-Gestus ausgeliehen, um damit Wire zu zitieren, wie eine VelvetUnderground-Anmaßung zu klingen oder für ein paar Takte wie Jello Biafra zu tremolieren. Das klingt eigen und wieder nicht und oft ein bisschen zu schlau fürs eigene Wohl. Ganz bestimmt steckt ein großes Album in den New Yorkern. Wenn sie sich einfach mal ein bisschen Zeit dafür ließen, verdammt. Michael Weiland
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von »Zwei« grüßen zwei Finger, wahlweise Peace-Zeichen oder ausgestreckter Mittelfinger. Kein Zufall, denn was sich dahinter verbirgt, ist Hip-Pop mit Aussage und Kontur. Und während andere davon singen, dass sie lange nicht mehr wie ein Astronaut geflogen sind, heißt es bei OK Kid einfach: »Mir egal. Bis ich aufschlag, beweis ich, dass ich flieg.« Was woanders Sinnsuche ist, ist hier auch mal Gin-Suche, wie im Track »Bombay Calling«. Zwischen Szene-Alkoholismus und Friedenserklärung mit dem Mittelfinger rappt auch noch Megaloh. So pointiert, so einfach und so genial kann das manchmal sein, wenn man etwas zu sagen hat und das auch noch will. Umso mehr schmerzt, wenn der WischiWaschi-Pop in manchen Tracks doch überhandnimmt. Da sind sie, die Abstriche. Doch dann lässt man sich noch mal reinziehen und drückt einfach Play. »Wahrscheinlich nicht so schlau wie ihr. Schillers Faust nie gelesen, Larry-Clark-Filme zitiert«, heißt es gleich am Anfang. Irgendwie großartig, trotz Abstrichen. Christian Schlodder
Freih eit
#Review
COSMO SHELDRAKE WEAVES JULIEN BAKER THE DEAD SOUTH NEWMOON FINS FREIBURG NEUFUNDLAND OGOYA NENGO & THE DODO WOMEN'S GROUP WOMAN SEA MOYA BOUNTY ISLAND SEARCH YIU
& VIELE MEHR!
Rough Trade / Beggars / Indigo / VÖ 08.04.16
In Schulnoten ausgedrückt, krebsen Parquet Courts seit Jahren auf einer guten Zwei herum. Auf die Eins plus mit Sternchen muss man aber weiter warten. Irgendwas muss mit Parquet Courts passieren. »Human Performance« ist ihr fünftes Album in genauso vielen Jahren, jedenfalls, wenn man das unter dem Namen Parkay
INFOS & TICKETS: WWW.MAIFELD-DERBY.DE
Plague Vendor Bloodsweat Epitaph / Indigo
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#Review Wiedersehen macht Freude: Plague Vendor haben ihr zweites Album »Bloodsweat« auf endlosen Tour-Strecken bis aufs Blut getestet. Durch die Pressung hat es kein bisschen an Biss verloren. 17 Minuten – in dieser Zeit droschen sich Plague Vendor 2014 durch ihr Full-Length-Debüt. Ein Stummel von einem Album, der sich knapp vor der Ziellinie an KurzstreckenMitbewerbern wie Touché Amoré vorbeischob. Ungefähr doppelt so viel Zeit lässt sich das Trio auf dem Nachfolger. Träge hat der Raumgewinn sie nicht gemacht, nur vielleicht ein bisschen gelassener. Und weil Plague Vendor sich nicht zu fein waren, ihre neue Platte schon im Vorfeld auf der Bühne zu testen, schlummert in jedem Track ein Déjà-vu. Das tritt allerdings erst dann zutage, wenn der Song einem schon längst mit Volldampf über die Zehen gebrettert ist, denn auch die zweite LP hat es faustdick in den Rillen: Erst täuscht sie Umgänglichkeit vor; in der nächsten Sekunde wirbelt es einen jäh herum. Plague Vendor schrammeln, Plague Vendor brettern, Plague Vendor biegen den Ton, bis er bricht. Was den Kaliforniern in harmonischer Hinsicht abgeht, macht Sänger Brandon Blaine mit seinem gesanglichen Repertoire wieder wett: Scheinbar wahllos verteilt er seine Texte auf rotziges Geschrei und unterkühlt-monotones Postpunk-Blaffen à la She Wants Revenge, bis er am Ende, völlig verausgabt, in delirantes Bibbern verfällt. Zwanghaft veranlagte Kategorie-Apostel lässt die Band also weiterhin abblitzen. Manche probieren es mit Voodoo-Punk, treffen aber nicht den Kern. Mit schändlichem Fernverwünschungshokuspokus hat das alles nämlich viel weniger zu tun als mit wahrer Wut und echtem Bock. Und auf Album Nummer fünf, das 2022 erscheint, machen sie dann vier Stunden FuneralDoom. So einfach ist das. Rechnerisch gesehen. Valentin Erning
Daten-Nirwana riss. Ein ärgerlicher Zwischenfall, den heute aber niemand mehr ungeschehen machen möchte, denn Cooper entstieg der digitalen Asche mit Instrumenten – als ein noch größerer Geschichtenerzähler. Mit viel Fingerspitzengefühl kitzelt er das Magische aus dem scheinbar Profanen heraus. »The Family Tree: The Leaves« vollendet nun die akustische Ahnentafel, die 2012 mit »The Family Tree: The Roots« ihre ersten Gravuren erfuhr. Ganz behutsam hat der Singer/Songwriter seinen nostalgischen Fabelzyklus seither weitergesponnen; auch Arrangements und Instrumentierung – zu der selbst Geräusche zählen – zeichnen detailverliebt den Wandel der Zeiten nach. Textlich stellt auch Teil drei wieder unter Beweis: Radical Face ist ein Meister der Bildsprache, lässt kaum zwei Zeilen verstreichen, bis er die nächste große Metapher auspackt. Wie auf dem Notenblatt weiß Cooper auch hier genau, wo er die Schnörkel setzen muss, um einen Song nicht zu überfrachten. Radical Face hören, das ist wie Schmökern mit den Ohren. Eine Bedienungsanleitung für die eigene Fantasie. »And then we burned our tiny worlds and found the ocean just beyond those paper walls«, um mit den Worten desjenigen zu schließen, der sie uns gegeben hat. Valentin Erning
The Range Potential Domino / GoodToGo
Primal Scream Chaosmosis Ignition / Indigo
Das elfte Album der Band um Bobby Gillespie klingt überraschend unbeschwert. Was ist denn mit denen passiert? Auch in Primal Screams Bandgeschichte kommen für Rock’n’Roll typische Abhängigkeiten vor, Gefallsucht gehört aber sicher nicht dazu. Das Trio ihrer 1990er-Alben – »Screamadelica«, »Give Out But Don’t Give Up« und »Vanishing Point« – beschreibt einen Zickzackkurs von Rave über schwitzenden Schmock- zu Krautrock. Beim Hintereinanderweghören kriegt man ein Schleudertrauma. »Chaosmosis« ist wieder kein Album, das man hätte erwarten können, aber aus genannten Gründen sind Erwartungshaltungen bei Primal Scream auch nicht unbedingt ratsam. Dampfte das Vorgängerwerk »More Light« noch die psychedelischen Reste einer Reihe von »Screamadelica«-Wiederaufführungen aus, ist Bobby Gillespies System jetzt wieder frisch. Die Zeit der mit bizarrem Kraftaufwand vollzogenen Kehrtwenden ist vorüber, mit Gästen wie HAIM, Sky Ferreira und Björn Yttling von Peter Bjorn And John werden krachende IndiePop-Songs mit einer typisch weiten Spannbreite zwischen Stampfrock und Electronica gespielt. Kein Statement, kein Subtext – könnte es sein, dass die Band einfach mal Spaß hat? Das gefällt und will gefallen. Darüber muss man nicht die Nase rümpfen. Michael Weiland
Der US-amerikanische Soundtüftler James Hinton macht als The Range mit seinem zweiten Album nahtlos dort weiter, wo sein Debüt »Nonfiction« endete: gut gemeinte, aber recht harmlose Musik für alle, die alleine vor Computern sitzen. Wollte YouTube ein »Botschafter-Programm« aufmachen, The Range wäre die beste Wahl dafür. Das liegt nicht nur daran, dass der Mittzwanziger nach eigenen Angaben viele Samples seiner Wohnzimmer-Produktionen aus Clips des Social-Video-Netzwerks zieht. Sein Sound verkörpert auch sonst alles von dem, was Google gerne über seine Tochterfirma verbreitet: dass dort alles zugänglich ist, sauber, geordnet und individuell, Ausdruck persönlicher Kreativität und – in seiner für Zitate und Vernetzungen angelegten Architektur – zudem wunderbar sozial. Vor allem aber könne sich jeder mit seinen Sorgen und Nöten online stellen und Zuspruch, Rat und Hilfe bekommen, so zumindest das Ideal. Durchgehend drehen sich die nachdenklich-persönlichen Lyrics auf »Potential« um Scheitern, Versagen und diffuse Ängste. Hinton bettet diese gerippten Hilferufe in gezähmte Breakbeats, weiche Synthies und warme Pianoläufe und kommentiert die Samples damit gewissermaßen. Es ist die alltägliche Panik im Internet, verpackt in Trost und Halt spendende nette kleine Clips und Sounddateien eines Mitnutzers. Es mag nicht die körperliche Umarmung eines echten, alten Freundes sein, aber es ist das Beste, was gerade verfügbar ist. Henje Richter
Soulwax Belgica PIAS / Rough Trade
Radical Face The Family Tree: The Leaves Nettwerk / Soulfood
Radical Face alias Ben Cooper macht aus hässlichen Dingen schöne, pflanzt blühendes Leben mitten in die Tristesse. Mit dem letzten Teil seiner »The Family Tree«Trilogie hat er sich das »episch«-Gütesiegel endgültig verdient. Mit 19 hatte Ben Cooper zwei Romane im Anschlag, die allerdings die Computerfestplatte nach einem Absturz mit ins
Die verschiedenen Künstler auf diesem Soundtrack zu »Belgica« von Felix van Groeningen werden direkt im Titel demaskiert: Hinter allen steckt das geniale Brüder-Duo Dewaele, besser bekannt als Soulwax oder 2manydj’s. Das Spiel läuft so: 15 Tracks werden frei erfundenen Künstlern zugeordnet, hinter denen stets Stephen und David Dewaele stecken. Nicht nur als Soulwax brachten die beiden ihre Heimat Belgien vor knapp 15 Jahren auf die popmusikalische Landkarte, auch als DJ-Team und Remix-Künstler spielen sie seitdem ganz vorne mit. Der Soundtrack zu dem Musikfilm um den fiktiven angesagten Nachtclub Belgica bietet ihnen eine neue kreative Spielwiese, die eine große stilistische Bandbreite nicht ohne eine Prise Humor abdeckt. So serviert etwa die Band Kursat 9000 orientalischen DancePop, und The Shitz spielen perlenden Gitarren-Electro im Soulwax-Stil. Unter dem Namen Diploma läuft der Titel »Got Any Chris Rea?« mit funky Soul-Pop, bevor Danyel Galaxy mit
trippy Synthie-Flächen diesen originellen Soundtrack stilistisch abrundet. Im Ganzen ist das eine prima Party-Platte mit einigen garantierten »Was läuft denn da gerade?«-Momenten, gut aber auch für den faulen DJ, der sich mal für eine Stunde vom Pult verkrümeln möchte, während die Tanzmeute seine originelle Tracklist abfeiert. Klaas Tigchelaar
Starwalker Starwalker Prototyp / Al!ve / VÖ 01.04.16
Zurück aus dem Museum hat Airs Jean-Benoît Dunckel dank der Zuarbeit des Isländers Barði Jóhannsson alte Form und Frische wiedergefunden. Es brauchte wohl einen Jungbrunnen, um Airs Jean-Benoît Dunckel nach so vielen Jahren wieder zurück zum Pop finden zu lassen. Der kam in Form des isländischen Musikers Barði Jóhannsson, der mit seiner recht cheesy klingenden Band Bang Gang bisher eher mäßig zu überzeugen wusste. Zusammen mit Dunckel in der Formation Starwalker auf dem gleichnamigen Debütalbum ist das ganz anders: Die beiden erinnern mit ihren watteweichen Fantastereien wohlig an Airs »Virgin Suicides«-Zeiten, nur etwas konkreter und kompakter. Die zehn Stücke der LP wirken bei all ihrer grundsätzlichen, landläufig bekannten Verträumtheit überzeugend ausformuliert und in Einzelfällen, wie dem Opener »Holidays« oder der Single »Everybody’s Got Their Own Way«, sogar hittig. Und selbst langjährigen Air-Connaisseurs wird »Starwalker« kaum wie ein müder Abklatsch, sondern vielmehr wie eine Rückkehr zu alter Frische vorkommen. Denn auch wenn solch bildgewaltige Theatralik und Melancholie in ElectroPop-Produktionen gegenwärtig sicher kein Hype der Stunde sind, gewinnen hier doch Erfahrung, gekonnte Klasse und endlich wieder die pure Lust am Musizieren. Christian Steinbrink
Teleman Brilliant Sanity Moshi Moshi / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 08.04.16
»Brilliant Sanity« versöhnt den späten Britpop der 2000er mit den elektronischen Experimenten unseres Jahrzehnts. »Düsseldorf taucht in diesem kalten grauen Licht auf.« Ja, dieses Düsseldorf. Es schlich sich als ewige KraftwerkReferenz schon in unzählige Platten. Nur, was hat die Rheinmetropole im Opener des Zweitwerks von Teleman verloren? Vermutlich nichts: »Manchmal nimmt sich ein Album etwas zu ernst«, sagt Teleman-Sänger Jonny Sanders und zersägt alle Kategorisierungsversuche mit seiner Ehrlichkeit. Vorbei sind die Tage, als er und sein Bruder mit Pete And The Pirates den Durchbruch im lichter werdenden Britpop-Dschungel herbeisehnten und dann doch nach zwei Alben das Handtuch warfen. Manchmal hat man halt Pech. Teleman ist anders: ambitioniert, aber nicht karrieristisch. Entspannt und offen für Neues. Im Dunstkreis ihrer britischen Kollegen Django Django und Outfit werkelten Teleman an einem luftigen Pop-Entwurf, der sich von starren Grenzen frei macht. »Brilliant Sanity« ist sowohl club- als auch kopfhörertauglich und versöhnt den Britpop der 2000er mit den elektronischen Experimenten unseres Jahrzehnts. Wer braucht da schon Kraftwerk? Holger Wendt
The Thermals We Disappear Saddle Creek / Cargo
FENSTER ZUM HOF MIT BASTIAN KÜLLENBERG
Was Wuppertal, Bayern und Westafrika gemeinsam haben? Sie alle kommen in der aktuellen Groove-Kolumne vor. Und das Wetter ist sicher auch überall ähnlich.
Jene Jahre, in denen die Regierung in Niger den Tuareg verbot, Gitarre zu spielen, da sie darin ein Zeichen der Rebellion sah, hat Bombino überstanden. 2007 musste er bereits zum zweiten Mal sein Geburtsland verlassen. Bereits 1990 war der heute 36-Jährige mit Vater und Großmutter als Folge der Tuareg-Rebellion nach Algerien geflohen. Nun veröffentlicht die lebende Gitarren-Legende ihr fünftes Soloalbum »Azel« (Partisan). Nachdem der Vorgänger »Nomad« von Dan Auerbach (The Black Keys) produziert wurde, reiste Bombino für die aktuellen Aufnahmen nach Woodstock, New York, um zusammen mit Dave Longstreth (The Dirty Projectors) in einer alten Scheune aufzunehmen. Eine Kollaboration, die funktionierte. Mit »Azel« bleibt sich Bombino, der den »Bluesman of Africa« Ali Farka Touré und Jimi Hendrix zu seinen großen Idolen zählt, musikalisch darin treu, afrikanische Elemente und amerikanischen Blues und Rock zu verbinden.
Es gab Zeiten, da machten es die Albumtitel den Menschen leicht: »The Supremes Sing Country Western & Pop«, »Nina Simone Sings The Blues« – da bleiben bezüglich Klang und Stil keine Fragen offen. Bryson Tiller hatte für sein Debütalbum eine ähnliche Idee: »Trapsoul« (Sony) ist, kurz zusammengefasst, ein Zusammentreffen von Trap und modernem Soul. Sowohl Dru Hill und Omarion als auch Drake zählten zu den Einflussgebern des 23-Jährigen aus Kentucky. In den USA erschien das Album bereits im letzten Sommer und erreichte Platz 11 der Charts, die Hitsingle »Don’t« wurde millionenfach gestreamt. Damit katapultierte sich Tiller aus dem Stand in die US-Spitzenriege. Wenn man dieses Jahr nur ein R’n’B-Album hören will, könnte es »Trapsoul« werden.
Vor zwei Jahren baute er »Menschenpyramiden« und hinterließ mit dem dazugehörigen Video auch außerhalb der Wuppertaler Heimat seine Duftmarke. Jetzt erscheint mit »Limbus« (Vinyl Digital) das lang erwartete Opus magnum. Direkt der Opener definiert die bekannten Feindbilder: Prezident nennt YouTuber und Autoren der Vice würdelos, entwirft das Schreckensszenario einer Fahrt im Ford Focus in die Vorhölle des »ewigen IKEA«. Dieser Kreislauf führt »von den Bienenwaben der Bürozellen ins auf Raten finanzierte Grab«. Gesellschaftskritik, dass sich die Balken biegen. Das Problembewusstsein entsteigt nicht selten den weniger nüchternen Stunden und zieht wie Nebelschwaden durch graue Straßenschluchten. »Dreck reinigt den Magen«, weiß diese »ehrliche Haut«, und eine Kelle Pathos hat noch keinem geschadet. Deutschrap mit metertiefen Zornesfalten gegen »gönnerhafte Herrenmenschen« und »Hunde, die dem eigenen Schwanz nachjagen«. Lyrische Höchstleistungen treffen auf ungewaschene Punchlines, und das Fazit ist so düster wie wahr: »Die meisten Menschen sind exakt, wofür man sie hält: Anfang und Ende aller Übel der Welt.«
LaBrassBanda sind ziemlich furchtbar, das weiß man schon länger. Warum sollte da das dritte Soloalbum von deren Frontmann besser sein? Vielleicht, weil Stefan Dettl auf »Soultrain« (RCA) keinen bayerischen Volksmusik-SkaRock spielt, sondern das, was er im Titel bereits ankündigt: Soul. Oder besser: was er dafür hält. Und zwar auf Bayerisch. Das klingt zwar oft nach einer Weißwurst-Variante von Jan Delay zu »Mercedes Dance«-Zeiten, ist aber insgesamt tatsächlich solider gemacht, als man erwartet hätte. Braucht man deshalb aber immer noch nicht. Dann doch lieber Berliner Afrobeat: Omar Diop stammt aus dem Senegal, lebt seit 1997 in der deutschen Hauptstadt und gründete kurz nach seiner Ankunft die Band Lion Express, aus denen Jahre später Tiliboo Afrobeat hervorgingen. Neben den Congas von Diop ist das Balafon, ein westafrikanisches Xylofon, zentral für den Klang der Combo, zu der unter anderem auch der Whitest-Boy-Alive-Schlagzeuger Sebastian Maschat sowie Gitarrist Nick Morrison (Charity Children, Polyversal Souls) gehören. Highlife und Afrofunk vereinen sich auf dem Debütalbum »Silabaa« (Mamasweed) zu tanzbaren Rhythmen. Fela Kuti wäre stolz auf seine Lehrlinge.
Bevor Kuti zum Wegbereiter des Genres wurde, war auch für ihn der Highlife-Sound aus Ghana prägend, in dem sich afrikanische Rhythmik mit Jazz verbindet. Bereits während seiner Zeit an der Trinity School Of Music in London gründete er 1961 Fela Ransome Kuti And His Koola Lobitos. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis deren Klang sich weiterentwickelte und Kuti gegen Ende der Dekade den Begriff Afrobeat erfand. Das Frühwerk blieb dagegen lange Zeit ein Fall für Spezialisten. 2005 wurde erstmals eine Compilation mit Stücken der Band von einem japanischen Chemieprofessor zusammengestellt, ansonsten sucht man vergebens nach ReIssues. Das macht die Dreifach-CD »Highlife-Jazz And Afro-Soul (1963-1969)« (Knitting Factory) zur ersten offiziellen Werkschau. Eine CD versammelt eine Reihe Singles, die zweite ist ein ReIssue des einzigen StudioAlbums von 1969, und als Bonus erhält man zahlreiche Live-Aufnahmen. Gäbe es diese feine Zusammenstellung auch auf Vinyl, man müsste laut »Pflichtkauf« rufen. Doch auch digital macht sich diese Musik gut im imaginären Plattenschrank.
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10./11.06.16 Schloss Kaltenberg Milky Chance • Crystal Fighters MØ • Frittenbude • BOY Kakkmaddafakka OK KID • Aurora • Maeckes • Slow Magic Abby • Audio88 & Yassin • Roosevelt • Dexter Schlachthofbronx • Leyya • Sara Hartman LGoony & Crack Ignaz • Kytes • Lola Marsh Hadern im Sternenhagel • Occupanther Faber • LOT • CHINAH • Ami • Liam x • u.v.a.
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Die Veteranen der The-Bands-Generation der 2000er strengen den Kopf mit ihrem schrammeligen Powerpunk-Poprock nicht übermäßig an. Auf dem Boden, den The Strokes ab 2000 bereitet hatten, war der Erfolg einer amerikanischen Band schon vorprogrammiert, wenn man einen belanglosen Begriff mit einem »The« aufmöbelte. In dieser Zeit betraten auch die Thermals aus der Hipster-Hochburg Portland die Szenerie. Verschwinden ist seitdem, wie es der Albumtitel suggeriert, keine Option für das Trio. Es hält sich mit seinem Powerpop-Punkrock wacker auf solidem Niveau. Im Intellektuellen-Business war die West-Coast-Truppe ja nie daheim, weshalb Todeslyrik wie im Vier-Akkorde-Kracher »Hey You« ulkig ausfällt: »Now the only hand left I can see is pointing straight, straight to the grave that is calling for me.« Auch die Koketterie mit unserem Ableben in »If We Don’t Die Today« und »The Great Dying« steht im Gegensatz zum leicht konsumierbaren Trademark-Sound, der nie groß für Innovation wirbt. Das ist eben Musik fürs Abfeiern mit einem Lager in der Hand statt mit Sounds, die die Intelligenz beanspruchen. Das Problem mit dieser Platte: Sie klingt austauschbar, und ihr mangelt es an Individualität. »My Heart Went Cold« könnten auch die Editors an einem fröhlichen Tag geschrieben haben. Für was The Thermals eigentlich stehen – darauf hat man auch nach dieser Platte keine Antwort. Annette Walter
Weezer überzeugen auf ihrem zehnten Album durch eine gestiegene stilistische Vielfalt und sind dennoch weit von ihren Heydays entfernt. Längst sind Weezer im Alltag einer professionellen Rock’n’Roll-Band angekommen – genau genommen schon seit 20 Jahren. Denn alles, was die Band seit der Veröffentlichung ihres Meisterwerks und zweiten Albums »Pinkerton« und dem damit vollendeten Legendenstatus anpackte, schien auf die Verwaltung ihrer Errungenschaften ausgerichtet. Für mehr war und ist besonders Frontmann Rivers Cuomo wahrscheinlich aber auch der falsche Charakter – zurückhaltend und schrullig im Sozialverhalten, dem ewigen Pennäler-Humor treu und stets den Themen verhaftet, die ihn schon als Außenseiter-Teenager beschäftigten. Was Cuomo aber gut kann und auf diesem zehnten Album wieder zur Geltung kommt, ist das Schreiben von Songs, die lieblich rocken und schon beim beiläufigen Hören im Ohr haften bleiben. Gut an Weezers »White Album« ist die gestiegene Vielfalt in ihren Arrangements, die Kalifornier rocken nicht mehr so arg, sondern variieren mit sonnendurchflutetem Beach-Boys-Rock (»Wind In Our Sail«), Indie-Pop (»L.A. Girlz«) und sogar Rap-Passagen (»Thank God For Girls«). Das erinnert stellenweise gar an Weezers stilprägendes blaues Debüt, verliert den Vergleich im Endeffekt aber doch: Weezer gelingen einfach nicht mehr die Songs zum Niederknien. Schon seit 20 Jahren nicht. Und daran wird sich voraussichtlich auch nichts mehr ändern, sollte Rivers Cuomo nicht irgendwann doch erwachsen werden. Christian Steinbrink
Town Of Saints No Place Like This Snowstar / Caroline / Universal / VÖ 01.04.16
In neuer Besetzung lassen Town Of Saints die abgetragenen Folk-Gewänder am Straßenrand liegen. Man schwingt sich in luftige Indie-Höhen auf, eine Überdosis Breitwand-Sound im Rücken. In Holland sind Town Of Saints längst eine große Sache. Hierzulande dürften sie den meisten höchstens als Teil des Musikerkollektivs Tour Of Tours ein Begriff sein. Mittlerweile zur kompletten Band aufgestockt, zeichnete das niederländisch/finnische Duo Harmen Ridderbos und Heta Salkolahti in der Vergangenheit eher für euphorisch beschwingten Folk im Stile der Pogues verantwortlich. Jetzt alles auf Anfang: »No Place Like This« experimentiert mit tropischen AfrobeatEinflüssen, pendelt zwischen melodieverliebtem Schweden-Pop à la Moneybrother (»Württemberg Calm«) und einer theatralischen Arcade-Fire-Inszenierung (»No Place Like This«) hin und her. Man fragt sich, ob die Band soundtechnisch nicht manchmal einfach zu viel will, wird jedoch postwendend versöhnt, wenn Salkolahtis Stimme in »Shapes« engelsgleich nur über einer Violinenmelodie thront. »There’s no place like home«, postuliert Ridderbos im Titelsong: Town Of Saints haben scheinbar ein neues Zuhause gefunden. Ob man da heimisch werden will? Thorsten Streck
NIGHTLINE
JAMIE WOON 23. April 2016
PANTHA DU PRINCE 3. Mai 2016
NILS FRAHM 5. Mai 2016
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Weezer White Album Atlantic / Warner / VÖ 01.04.16
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Jan St. Werner Felder Thrill Jockey / Rough Trade / VÖ 01.04.16
Elektronische Musik, die das Herz bezirzt und das Hirn fordert: Jan St. Werners Feldforschung klingt mal einfühlsam, mal brachial, dann wieder brachial einfühlsam – und immer anders als der Status quo oder die gute alte Tradition. Jan St. Werner hat eine Geschichte, die sich nicht mit wenigen Stichworten erzählen lässt. Bekanntester Teil dürfte bis heute die Band Mouse On Mars sein, die er gemeinsam mit Andi Thoma gründete. MOM gelang es in den 1990ern, nerdige Frickelei mit RockAppeal zu kombinieren, wobei sie sich beim Experimentieren von gängigen Frickel- und Rock-Begriffen weit entfernten. Mittlerweile arbeitet Jan St. Werner in Berlin an und in mehreren Projekten gegen die »vorgemischte Welt«, so der Titel seines vor gut zehn Jahren veröffentlichten Buches über gegenwärtige elektronische Musik. Fernab von Presets erforscht er auf »Felder« Sound-Zusammenhänge und Möglichkeiten nonkonformistischer Tracks. So könnte es klingen, wenn eine Fabrik träumt oder ein Club versucht, aus sich herauszugehen. Versteht man den Titel »Felder« als musiksoziologische Anspielung, bietet sich die konzentrierte Erforschung der Töne an, die von Jan St. Werner selbst auf Forschungsreise durch die Musikhistorie geschickt werden. Improv, Industrial, Minimalismus, Fahrstuhlmuzak, Klassik ... Melodien auf der Flucht überdauern in Klangformationen und ziehen weiter. Manchmal wünschte man, die Stimme des Talk-Talk-Sängers Mark Hollis würde sich daraus erheben – als Geist zwischen den Feldern. Eine aufregende Mixtur, die selbst das Abo-Publikum der Kölner Philharmonie von den Sitzen reißen dürfte. Wenn auch nicht vor Begeisterung. Wolfgang Frömberg
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21.05. FRANKFURT MAIN MOUSONTURM 06.06. BERLIN VOLKSBÜHNE 07.06. KÖLN KULTURKIRCHE 08.06. HAMBURG ÜBEL & GEFÄHRLICH 09.06. CH-ZÜRICH KAUFLEUTEN 15.06. MÜNCHEN MUFFATHALLE
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ALBUM AB 08.04.2016!
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08. –09.07. HAPPINESS FESTIVAL 29. –31.07. TREBUR OPEN AIR 05. –06.08. MINI ROCK FESTIVAL 11. –14.08. TAUBERTAL FESTIVAL 19. –21.08. KARBEN OPEN AIR
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29.03. STUTTGART UNIVERSUM 31.03. DRESDEN BEATPOL 08.04. FRANKFURT ELFER MUSIC CLUB 09.04. HANNOVER INDIEGO GLOCKSEE 10.05. WIESBADEN SCHLACHTHOF 12.05. MÜNSTER GLEIS 22 13.05. BREMEN LAGERHAUS
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02.05. BERLIN PRIVATCLUB 03.05. KÖLN BLUE SHELL 04.05. HAMBURG MOLOTOW SKYBAR 09.05. MÜNCHEN KRANHALLE
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Nach den Junior Boys, Modeselektor und DJ Hell kompilieren jetzt WhoMadeWho geschmackssicher geschmeidigen Jazz an jauchzende Club-Tracks. Kaffee trinkende, flirtende und diskutierende Astronauten in voller Montur zieren das Booklet der neuen »Body Language«Ausgabe. Sie lauschen den zukunftsweisenden, zirpenden Tracks von George FitzGerald, &Me, Modeselektor, Dixon oder The Acid, die sich WhoMadeWho aus Kopenhagen für ihren pluckernden und treibenden Trip ins All ausgesucht haben. Der Mix ist eher zum Schweben denn zum Tanzen geeignet, auch wenn die Band den Dancefloor, der mit einer nostalgischen Discokugel charmant lockt, immer im Auge behält. WhoMadeWhos Reise durch die Clublandschaft führt sie von Zeitgenössischem zu Hymnen und wieder zurück zum House. Auch ein eigenes, bisher unveröffentlichtes Stück mit dem Titel »Hi & Low« ist dabei. Darauf verschmelzen sie ihre ureigene Mischung aus fluffigem Jazz, Dance Music und Rock wieder zu einem unwiderstehlichen und unverwechselbaren Amalgam. Kerstin Kratochwill
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Get Physical / Rough Trade / VÖ 01.04.16
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WhoMadeWho Body Language Vol. 17
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Die Väter des englischen Rüpel-Techno versammeln auf ihrem neunten Album eine stilistische Bandbreite, die trotz mancher Wagnisse im Ergebnis eher halbgar wirkt. In Zeiten von David Guetta, Avicii und Konsorten wird gerne vergessen, dass elektronische Musik schon mal außergewöhnlich massentauglich war. Was Marushas »Somewhere Over The Rainbow« für Deutschland war, markierte Underworlds »Born Slippy« für Großbritannien. Was zwischen dem Hit aus dem »Trainspotting«-Soundtrack und dem neunten Album von Underworld passiert ist, hatte mit Underground auch nicht mehr viel zu tun: Karl Hyde und Rick Smith traten bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London auf und kollaborierten mit Tiësto. Nun also »Barbara Barbara, We Face A Shining Future«. Besagte Barbara wird auf dem Album nicht weiter erwähnt, die Worte sollen aber die letzten gewesen sein, die Rick Smiths Vater vor seinem Tod sprach. Auf ihrem ersten Album seit sechs Jahren liefern die beiden Electro-Opis einen vielseitigen Mix aus Stadion-Techno (»I Exhale«), Ambient (»Motorhome«) und reinen Instrumental-Stücken (»Santiago Cuatro«). Besonders innovativ ist Underworlds Mische aus Beats und Sprechgesang mittlerweile nicht mehr. Sie schaffen es allerdings auch noch nach 28 Jahren Bandgeschichte, einen inklusiven Bogen zwischen Underground und Mainstream zu spannen. Louisa Zimmer
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Caroline / Universal
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Underworld Barbara Barbara, We Face A Shining Future
27.04 FLENSBURG VOLKSBAD 28.04. KIEL PUMPE 29.04. HANNOVER CAFÉ GLOCKSEE 30.04. BERLIN LIDO 02.05. WÜRZBURG CAIRO 03.05. AUGSBURG SOHO STAGE 04.05. STUTTGART GOLDMARKS 05.05. CH - BERN ISC 06.05. KARLSRUHE ALTE HACKEREI 07.05. CH-ZÜRICH OBENUSEN FESTIVAL 09.05. SAARBRÜCKEN KLEINER KLUB 10.05. WIESBADEN SCHLACHTHOF 11.05. KÖLN GEBÄUDE 9 12.05. MÜNSTER GLEIS 22 13.05. BREMEN LAGERHAUS 14.05. HAMBURG KNUST
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Fire«, das mit seinen ausladenden Hooks ganz oben auf das Electro-Art-Pop-Regal gestellt werden darf. Konstantin Maier
Yeasayer Amen & Goodbye Mute / GoodToGo / VÖ 01.04.16
White Wine Who Cares What The Laser Says? This Charming Man / Cargo
Dank eines ausladend barocken, zeitlos anmutenden Indie-Rock gibt es im musikalischen Kuriositätenladen des Trios White Wine viel zu entdecken. Ein neodadaistischer Zirkus zieht von seiner deutschen Homebase Leipzig aus durchs Land. An Bord hat die Band um die US-Indie-Ikone Joe Haege (31Knots, Tu Fawning, Menomena) ein Sammelsurium an düsteren, weirden Sounds und einen riesigen Instrumentenpark. Es scheppert schief, pfeift hoch oder klatscht blechern auf »Who Cares What The Laser Says?«. Ein bisschen fühlt man sich wie in einem musikalischen Kuriositätenladen eingesperrt, denn die gestandenen Studiofetischisten White Wine machen genau das, was man nicht von ihnen erwartet: Sie inszenieren Sounds mit einem gewissen Trash-Appeal. Das Ergebnis: ein barocker, ausladender und gleichzeitig zeitlos anmutender Indie-Rock. Doch egal, wie viel Kante die Songs des Albums auch besitzen mögen – man fühlt sich doch immer gut darin aufgehoben. Es gibt in so einem Kuriositätenladen eben viel zu sehen. Zum Beispiel von Synthesizern zersägte Songs wie »Drama Queen«, die mit Percussions wieder zusammengekloppt werden. Oder »Relic On
Yeasayer sind nicht religiös, beschäftigen sich aber mit religiösen Themen, zum Glück mehr lyrisch als musikalisch. Yeasayer lieben Widersprüche. Die außerirdische Mixtur ihrer früheren Alben aus futuristisch-apokalyptischen Beats und zukunftsweisendem Experimental-Rock kontrastierte die behandelten archaischen und martialischen Themen wie Religiosität, Boxkämpfe und römische Gladiatoren. Den dystopischen Sound haben Yeasayer beibehalten, nun aber mit einem Schuss Pop-Kompatibilität und Eingängigkeit angereichert. Vor allem das Zusammenspiel aus Religion, Natur und Technologie hat es dem Quartett aus Brooklyn auf »Amen & Goodbye« angetan, die Auseinandersetzung mit Religiosität ist nicht zu übersehen. Die Songs tragen sakrale Titel wie »Divine Simulacrum«, »Child Prodigy« oder »Prophecy Gun« wie einen dampfenden Weihrauchkessel vor sich her. Eine Blaupause für das gesamte Album ist die großartige Single »I Am Chemistry«, die vordergründig irdische Themen wie die chemische Formel für Sarin-Gas und toxische Naturpflanzen behandelt. Mit dem dazugehörigen Musikvideo über eine verunglückte Marsmission inklusive Aliens wird aus dem Song mit herzzerreißend schönem GospelSingsang plötzlich eine Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit, Wiedergeburt, Transzendenz und dem Leben nach dem Tod. Marius Wurth
NISSE
L‘AUPAIRE 11.04. 12.04. 14.04. 15.04. 17.04.
FRANKFURT STUTTGART MÜNCHEN ZÜRICH (CH) KÖLN
18.04. 19.04. 20.04. 21.04.
HAMBURG LEIPZIG DRESDEN BERLIN
11.04. 12.04. 13.04. 14.04. 15.04. 16.04.
HANNOVER DORTMUND DARMSTADT ZÜRICH (CH) KONSTANZ ULM
18.04. WIEN (AT) 19.04. NÜRNBERG 20.04. MÜNCHEN 21.04. ERFURT 22.04. BERLIN 23./24.04. HAMBURG
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27.04. – 05.05.
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DANIEL NITT 06.04. – 15.04.
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JAY JAY JOHANSON 25.05. HEIDELBERG
KRISTOFER ASTRÖM 31.03. – 13.04.
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SELECTIVE ARTISTS A DIVISION OF A.S.S. CONCERTS
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#intro empfiehlt Jupiter Jones
Schon gewöhnungsbedürftig, wenn eine Band einen neuen Sänger bekommt. Jupiter Jones machen das Beste aus der Situation und betreten mit dem neuen Album »Brüllende Fahnen« wieder den Pfad Richtung Punkrock. — 20.04. Hamburg — 21.04. Berlin — 22.04. Dresden — 23.04. Hannover — 24.04. Osnabrück — 27.04. Saarbrücken — 28.04. Stuttgart — 29.04. Augsburg — 30.04. München
Choir Of Young Believers
Wer die Serie »Die Brücke« kennt, kennt auch den Choir Of Young Believers, denn deren »Hollow Talk« untermalt den Vorspann der düsteren Krimi-Reihe. Aber auch abseits von schwedisch-dänischen Serien verdient der sphärische Synthie-Pop der Band Applaus. — 11.04. Bielefeld — 12.04. Hamburg — 13.04. Berlin
The 1975
Kakkmaddafakka
Mit ihrem zweiten Album ist The 1975 »ein komplexer Neuentwurf von 1980er-Pop-Zärtlichkeit gelungen«, schrieb unser Rezensent. »Polierter Pop-Funk, geschmeidiger Soul und eine Pop-Cleverness, die erst auf den zweiten Blick zu schimmern beginnt.« Wir sind scharf auf die Live-Umsetzung!
Eigentlich könnten Kakkmaddafakka längst Popstars sein, wenn ihr Leichtsinn sie nur nicht immer wieder ausgebremst hätte. Jetzt unternehmen die Norweger einen weiteren Versuch. Die Aussichten stehen unverändert gut.
— 02.04. Hamburg — 08.04. Berlin — 09.04. München
Element Of Crime
— 05.04. Saarbrücken — 06.04. Köln — 07.04. Leipzig — 08.04. Erlangen — 09.04. Berlin — 11.04. Hannover — 12.04. Wiesbaden — 13.04. München — 14.04. Stuttgart — Geht weiter!
Mine
EMPFOHLEN VON INTRO Element Of Crime gehen den zweiten Teil ihrer DeutschlandTour an. Begründung: »Eine Band, die keine Konzerte gibt, ist ja irgendwie scheintot, das will man sich gar nicht ausmalen.« Stimmt. — 09.04. Mannheim — 10.04. Karlsruhe — 11.04. Saarbrücken — 12.04. Ulm — 15.04. Lindau — 16.04. Würzburg — 17.04. Erfurt — 18.04. Magdeburg — 20.04. Düsseldorf — 21.04. Münster — 22.04. Bielefeld — Geht weiter!
Für alle von uns empfohlenen Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Empfehlungen unter intro.de/termine #intro empfiehlt
Mine selbst beschreibt ihre Musik als Zwischenspiel aus Folk, HipHop und Elektronika. Am Anfang ihrer Karriere stand das klassischste aller Instrumente: ihr Klavier. Heute bereist die Singer/ Songwriterin mit ihren einfühlsamen Geschichten das Land. — 27.04. Köln — 28.04. Saarbrücken — 29.04. München — 30.04. A-Wien — Geht weiter!
Elliphant
Yung Lean
Fatoni
Basia Bulat
Elliphant veröffentlicht ihre zweite LP »Living Life Golden«. FreundInnen wie Skrillex, Azealia Banks, Major Lazers Diplo und Mø sind mit von der Partie. Vielleicht wird der eine oder die andere die Rampensau auch auf Tour begleiten. Zuschauen lohnt sich!
Das emotionale Mantra der Sad Boys Yung Lean, Yung Gud und Yung Sherman spiegelt sich definitiv nicht in ihrem Erfolg wider. Schließlich waren sie es, die Schweden auch raptechnisch ins Gespräch brachten. Nun kommt Skandinaviens größter Exportschlager in Sachen Trap auf Tour.
Die Zeit heilt alle Hypes, aber niemals den um seine Person. Das zeigt Fatoni auf seinem Album »Yo, Picasso« witzig und wortgewandt.
Die Kanadierin Basia Bulat hat es lange mit Folk-Pop probiert. Man hat sie für Preise nominiert, vor Hockey-Spielen singen lassen und Werbespots mit ihren Liedern unterlegt – doch mehr passierte nicht. Mittlerweile lässt sie den Folk weg und erhöht damit die Tanzbarkeit ihrer Songs enorm.
— 11.04. Berlin — 12.04. München — 13.04. Köln
— 24.04. Köln — 25.04. Hamburg
— 05.04. Frankfurt a. M. — 06.04. Münster — 07.04. Köln — 08.04. Bremen — 09.04. Kiel — 19.04. Kassel — 20.04. Dresden — 21.04. Leipzig — 22.04. Berlin — 23.04. Hamburg — 27.04. A-Wien — 28.04. Nürnberg — 29.04. Stuttgart — 30.04. München
— 26.04. Köln — 27.04. Berlin
Chefket
Bombay
Er ist Rap, er ist Soul sowie Jazz, Rock’n’Roll und jetzt vielleicht auch akustisch unterwegs? Reduziert auf Stimme, Klavier und Violine, nahm Chefket kürzlich drei Akustik-Songs seiner aktuellen Platte »Nachtmensch« auf.
Die Amsterdamer Bombay Show Pig haben ihren Bandnamen in Richtung Austauschbarkeit verkürzt. Wieso bloß? Vielleicht, weil sie sich auf die eindeutige Klasse ihres psychedelischen Indie-Sounds weiterhin verlassen können – live wie auf Platte.
— 14.04. Heidenheim — 15.04. Freiburg — 17.04. Regensburg — 21.04. Dortmund — 22.04. Osnabrück — 23.04. Braunschweig — 27.04. Karlsruhe — 28.04. Würzburg — 30.04. Wiesbaden
— 04.04. Dortmund — 05.04. Mainz — 07.04. München — 08.04. Hamburg — 09.04. Berlin
Logic
William Fitzsimmons
Etwa ein Jahr nach seinem MajorDebüt »Under Pressure« ist Rapper Logic mit neuem Album zurück. »The Incredible True Story« beweist ein weiteres Mal die Ausnahmestellung des US-Rappers, die auch für die Shows von ihm und seiner RattPack-Crew gilt.
»Charleroi: Pittsburgh Volume 2« heißt die neue EP von William Fitzsimmons. Sie umfasst die zweite Hälfte der Story, die er dann auch auf Tour erzählen wird: die Geschichte seiner Großmutter, die er und sein Vater aufgrund unglücklicher Umstände nie kennenlernen durften.
— 27.04. Köln — 29.04. Frankfurt a. M. — Geht weiter!
— 11.04. Berlin — 12.04. Hannover — 13.04. Hamburg — 14.04. Köln
OK Kid
Teleman
Mit dem selbstbetitelten Debütalbum haben die Kölner OK Kid schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Nachfolger »Zwei« soll das nun toppen. Dazu gehört natürlich die große Deutschlandtour.
Von London aus bricht das Indie-Pop-Quartett Teleman zu vier Deutschlandterminen auf. Anlass: ihr zweites Album »Brilliant Sanity« mit ausgeklügelten Arrangements und feinen Melodien.
— 15.04. Stuttgart — 17.04. Frankfurt a. M. — 18.04. Nürnberg — 19.04. Mannheim — 21.04. Rostock — 22.04. Hannover — 23.04. Leipzig — 24.04. Dortmund
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TOURDATEN 20 Jahre Rookie mit Pascow, Love A, Steakknife, Illegale Farben 02.04. Köln
Adam Angst mit Smile And Burn 08.04. Bielefeld 09.04. Berlin 10.04. Düsseldorf 15.04. Koblenz 16.04. Saarbrücken
Akua Naru
15.04. Münster 16.04. Lübeck 19.04. München 20.04. Erlangen 21.04. Mannheim 22.04. Freiburg 23.04. Duisburg 27.04. Berlin 28.04. Hamburg 29.04. Bremen 30.04. Leipzig
Albrecht Schrader 12.04. Köln 13.04. Hamburg 14.04. Berlin
Aldous Harding 17.04. Berlin 18.04. Hamburg 19.04. Köln 20.04. München
Allen Stone
20.04. München 21.04. Berlin 27.04. Hamburg
Alligatoah
02.04. Berlin
Andra Day 13.04. Berlin
Animal Collective mit GFOTY 04.04. Hamburg 05.04. Berlin
Anna Ternheim
05.04. Berlin 06.04. Hamburg 10.04. Frankfurt a. M. 11.04. Köln
AnnenMayKantereit mit Lola Marsh* 30.03. Dortmund* 01.04. Berlin* 02.04. Rostock* 04.–05.04. Hamburg* 07.04. Flensburg* 08.04. Bielefeld* 13.04. Stuttgart 17.04. Nürnberg 19.–20.04. München 23.04. A-Wien 25.04. Dresden 26.04. Leipzig 28.04. Frankfurt a. M. 29.04. Saarbrücken
Asher Roth + Nottz 04.04. Köln 06.04. Frankfurt a. M. 13.04. Berlin 15.04. Hamburg
At The Drive-In
Präsentiert von Intro
Präsentiert von Intro
07.04. Dresden 08.04. Leipzig 09.04. Husum
29.04. Hamburg Geht weiter!
The Chap
30.03. Köln 04.04. Berlin 05.04. A-Wien
Aurora
A Place To Bury Strangers 08.04. Essen 09.04. Berlin
Baroness
01.04. Hannover 02.04. Wiesbaden
Battles
07.04. München 08.04. Berlin
Bear‘s Den
06.04. München 08.04. Berlin 09.04. Hamburg 10.04. Köln
Bernd Begemann mit Die Befreiung* 09.04. Lübeck 23.04. Stade* Geht weiter!
The Besnard Lakes 10.04. Köln 11.04. Hamburg 13.04. Berlin
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29.04. Münster Geht weiter!
Big Ups
10.04. Köln 14.04. München 16.04. Hamburg 18.04. Berlin
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Blackout Problems 30.03. Saarbrücken 31.03. Ulm 16.04. Markneukirchen 20.04. Würzburg 21.04. Osnabrück 22.04. Düsseldorf 23.04. Essen
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Born Ruffians & Cristobal And The Sea 07.04. Münster
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29.04. Stuttgart
The Bronze Medal
11.04. Berlin 12.04. Leipzig 13.04. Nürnberg 14.04. Dresden 15.04. Hamburg 16.04. Mainz
Charity Children 08.04. Hamburg 09.04. Dresden 14.04. Heidelberg 15.04. Köln 16.04. Fulda 17.04. München 20.04. Wiesbaden 21.04. Nürnberg 22.04. Leipzig 28.04. Berlin Geht weiter!
Charles Bradley 08.04. Köln 09.04. Berlin 12.04. Hamburg
Chris Cornell
02.04. Hamburg
Chvrches mit Shura
04.04. Köln 05.04. München 06.04. Berlin
The Coral mit Blossoms 09.04. Köln 10.04. Hamburg 12.04. Berlin
Crippled Black Phoenix 10.04. Hamburg
The Crookes
25.04. Köln 29.04. Hamburg 30.04. Berlin Geht weiter!
Damien Jurado mit The Weather Station 20.04. Berlin 21.04. Hamburg 28.04. Köln
Damon & Naomi mit Richard Youngs 22.04. Berlin
Die Aeronauten 31.03. Augsburg 01.04. Erfurt 02.04. Leipzig 03.04. Essen Geht weiter!
DIIV
30.03. Köln 31.03. Berlin 01.04. München 10.04. Hamburg
Präsentiert von Intro
Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen 30.03. Leipzig 31.03. München 01.04. Nürnberg 02.04. Dresden 07.04. Ravensburg 10.04. A-Wien Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Dota
22.04. Bremen 23.04. Hamburg Geht weiter!
Drangsal
06.04. Berlin 21.04. Berlin
Dr. Dog
19.04. Berlin 20.04. Hamburg
Ed Prosek
29.03. Düsseldorf 01.04. Saarburg 02.04. Mainz 03.04. Hamburg 06.04. Berlin 08.04. Berlin
Egotronic
Great Lake Swimmers 16.04. Berlin 17.04. Dresden 18.04. Jena 19.04. Köln
Heinz Strunk
29.03. Dresden 30.03. Jena 31.03. Bielefeld 01.04. Hannover 02.04. Lüneburg 07.04. Potsdam 13.04. Münster 14.04. Düsseldorf 15.04. Marburg 16.04. Würzburg 18.04. Heidelberg 19.04. Erlangen 20.04. München 21.04. Stuttgart 22.04. Konstanz 23.04. Freiburg 24.04. Frankfurt a. M. Geht weiter!
Heisskalt
03.04. Bonn 07.04. A-Wien 20.04. Bremen 21.04. Kiel 22.04. Berlin 23.04. Leipzig 24.04. München 27.04. Frankfurt a. M. 28.04. Rees-Haldern 30.04. Düsseldorf Geht weiter!
16.04. Hannover Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Emmy The Great 04.04. Köln 06.04. Berlin
27.04. Köln 28.04. Hannover Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Präsentiert von Intro
04.04. Nürnberg 05.04. Berlin
31.03. Nürnberg 01.04. München 07.04. Hamburg 08.04. Berlin 09.04. Dresden 15.04. Bremen 16.04. Frankfurt a. M. 17.04. Köln
Farao & Dralms
Fat Freddy‘s Drop 01.04. Köln 02.04. Berlin
Federico Albanese
Isbells
I Heart Sharks
Präsentiert von Intro
Isolation Berlin
30.03. Leipzig 31.03. Rostock 01.04. Hamburg 02.04. Münster 03.04. Hannover 04.04. Rees-Haldern 05.04. Wiesbaden 06.04. Nürnberg 07.04. Coburg 08.04. Karlsruhe 09.04. Stuttgart 10.04. München 11.04. Gießen 12.04. Bremen 13.04. Oldenburg 14.04. Bielefeld 15.04. Düsseldorf 16.04. Essen 23.04. Berlin 28.04. Dresden 29.04. Jena 30.04. Chemnitz Geht weiter!
Jamie Woon
09.04. Frankfurt a. M. 15.04. München 22.04. Berlin 23.04. Hamburg
Janet Jackson
14.04. Frankfurt a. M.
Jennylee
10.04. Köln 11.04. Berlin
Jochen Distelmeyer 06.04. Dresden 07.04. Bremen 08.04. Magdeburg 09.04. Hamburg 12.04. Essen 13.04. Bielefeld 14.04. Frankfurt a. M. 15.04. München 16.04. Augsburg 18.04. Düsseldorf 19.04. Heidelberg 20.04. Köln 21.04. Hannover 23.04. Stade Geht weiter!
16.04. Mannheim 23.04. Stade
Frøkedal
04.04. Berlin 05.04. Hamburg 06.04. Köln 08.04. München
Fuck Art, Let‘s Dance! 16.04. Husum 22.04. Leipzig
Funeral For A Friend 29.03. München 30.–31.03. Wiesbaden 02.–03.04. Köln
Get Well Soon
28.04. Gera 29.04. Dortmund 30.04. Frankfurt a. M.
GLORIA
15.04. Osnabrück 20.04. Nürnberg 21.04. Gera 22.04. Dresden
Gold Class
21.04. Freiburg 22.04. Braunschweig 23.04. Berlin
Da gehen wir hin Tipps der Redaktion#241
Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte
Frederike Ebert Xiu Xiu Ribn Jennylee Laurel Halo Moomin & Smallpeople
Bastian Küllenberg Radical Face Black Oak The Coral Tobi Dahmen (Lesung) Damien Jurado
Carsten Schumacher At The Drive-In Jochen Distelmeyer Blood Ceremony Motorpsycho Pelican
#Termine Juliette & The Licks 20.04. Berlin 21.04. München 22.04. Frankfurt a. M. 26.04. Köln 27.04. Hamburg Geht weiter!
K-X-P
19.04. Berlin 20.04. Dresden
Katrin Bauerfeind 11.04. Hannover 12.04. Hamburg 13.04. Lüneburg 22.04. Berlin 23.04. Wolfenbüttel 24.04. Bielefeld Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Kid Simius 02.04. Stuttgart 22.04. Leipzig 28.04. Köln 29.04. Hamburg
Kimya Dawson mit Little Wings 25.–26.04. Berlin
King Charles 07.04. Berlin 12.04. Köln
Kirk Knight + Rejjie Snow 29.03. Hamburg 30.03. München 01.04. Berlin
Präsentiert von Intro
K.I.Z
30.03. München 01.04. Stuttgart 02.04. Bamberg
Kristofer Aström 31.03. Flensburg 01.04. Bielefeld 02.04. Berlin 03.04. Bremen 04.04. Düsseldorf 05.04. Heidelberg 07.04. München 10.04. Dresden 11.04. Wiesbaden 12.04. Münster 13.04. Hamburg
L‘aupaire
11.04. Frankfurt a. M. 12.04. Stuttgart 14.04. München 17.04. Köln 18.04. Hamburg 19.04. Leipzig 20.04. Dresden 21.04. Berlin Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Leoniden 11.04. Köln 12.04. Berlin 13.04. Hamburg
Let’s Eat Grandma 26.04. Berlin
Liima
Präsentiert von Intro
Lola Marsh 11.04. München 12.04. Heidelberg Geht weiter!
The Lytics
06.04. Berlin 07.04. Hamburg 08.04. Dresden 09.04. Jena 10.04. Rees-Haldern 11.04. Oberhausen 12.04. Köln 13.04. Bremen 14.04. Osnabrück 15.04. Heidelberg 17.04. Wiesbaden Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Macklemore & Ryan Lewis 07.04. München
21.04. Hannover 22.04. Osnabrück 23.04. Berlin 27.04. Dresden 28.04. Köln Geht weiter!
Nada Surf
03.04. Hamburg 04.04. Köln 05.04. Dortmund 17.04. Stuttgart 18.04. Berlin 19.04. Nürnberg 20.04. A-Wien 21.04. München
Nao
11.04. Köln 15.04. Berlin
Neonschwarz 07.04. Lüneburg 08.04. Hamburg Geht weiter!
Manic Street Preachers
Nneka
Mantar
Noel Gallagher’s High Flying Birds
25.04. Köln 26.04. Hamburg
14.04. Leipzig 15.04. Kiel 20.04. Dortmund 21.04. Wiesbaden 22.04. Braunschweig 23.04. Hagen 29.04. Berlin Geht weiter!
Marlon Williams & The Yarra Benders 11.04. Berlin 12.04. Hamburg 13.04. Köln
Masha Qrella
30.03. Berlin 31.03. Hamburg 01.04. Düsseldorf 02.04. Offenbach Geht weiter!
Matt Simons
14.04. Hamburg 18.04. Köln 25.04. Berlin 27.04. München
Method Man & Redman
27.04. München 28.04. Berlin 29.04. Hamburg 30.04. Köln Geht weiter!
Me And My Drummer 14.04. Hamburg 15.04. Berlin 16.04. Dresden 18.04. München 19.04. A-Wien 20.04. Stuttgart 21.04. Essen 22.04. Erlangen
Mission Of Burma 25.04. Berlin
Moderat
20.04. Nürnberg 21.04. Berlin 28.04. Hannover Geht weiter!
30.03. Leipzig 31.03. München 01.04. Wiesbaden 09.04. Hamburg Geht weiter!
Love A
Mura Masa
02.04. Köln
Motorpsycho
12.04. Berlin
07.04. Hamburg 11.04. Berlin
12.04. A-Wien 14.04. München 15.04. Köln
Olli Schulz
14.04. Lübeck 15.04. Worpswede 16.04. Lingen 17.04. Hameln 19.04. Karlsruhe 20.04. Schweinfurt 21.04. Weinheim 22.04. Freiburg 23.04. Jena
Pascow
01.04. Düsseldorf 02.04. Köln Geht weiter!
The Posies
10.04. Berlin 16.04. Hamburg
Pusha T
25.04. Berlin
The Rifles
07.04. Köln 08.04. Aschaffenburg 09.04. München 11.04. Berlin 12.04. Hamburg
03.04. A-Wien 06.04. Berlin 07.04. Hamburg 08.04. Essen 11.04. Nürnberg 13.04. München 15.04. Friedrichshafen Geht weiter!
05.04. Köln 06.04. Leipzig 07.04. Dresden 08.04. Berlin 10.04. Hamburg 23.04. Stade 29.04. Erlangen 30.04. Fulda Geht weiter!
12.04. Jena 13.04. Kassel 14.04. Osnabrück 15.04. Stade 16.04. Soest 18.04. Darmstadt 19.04. Stuttgart 20.04. Baden-Baden 22.04. A-Wien Geht weiter!
Scout Niblett 31.03. Leipzig 01.04. Erfurt 02.04. A-Wien 03.04. München 07.04. Köln 08.04. Hamburg 09.04. Berlin
SSIO
Präsentiert von Intro
Stereo Total
11.04. Düsseldorf 12.04. Stuttgart 13.04. München
Radiation City
20.04. Hamburg 21.04. Berlin 22.04. Leipzig 23.04. Schorndorf 25.04. München 28.04. Heidelberg
Radical Face
11.04. Köln 12.04. Köln 13.04. Berlin 14.04. Berlin 23.–24.04. Frankfurt a. M.
— 22.–25.04. Bispingen — Byron Stingily, Dimitri From Paris, Friction, Gloria Scott, Hans Nieswandt, Jazzanova feat. Paul Randolph, John Morales, Lloyd Attrill, Mirko Machine, Miss Kelly Marie, Mousse T., Myles Sanko, Onour Engin, Rasmus Faber Orchestra, Sister Sledge, Smudo, Steve Hobbs, Supergid, Tavares, The Baltic Soul Orchestra, The Reflex
Schnipo Schranke
29.04. Dortmund
Protomartyr
Der Baltic Soul Weekender richtet sich an anspruchsvolle Festival-Fans, »moderne Über30-Jährige«, wie es im Programm heißt, die nicht gern campen, aber trotzdem nicht auf Festival-Atmosphäre verzichten mögen. Geschlafen wird in Bungalows, gefeiert in sechs Venues in den Center Parks Bispinger Heide. Dort gibt’s ein buntes Programm aus Soul, Jazz und Funk. Alles findet drinnen statt, so dass niemand Angst vor wechselhaftem Aprilwetter haben muss.
Sarah And Julian
Pop-Abo mit Get Well Soon
01.04. Kiel 02.04. Münster 03.04. Kempten 08.04. Bremen 09.04. Warendorf 14.–15.04. Köln Geht weiter!
Baltic Soul Weekender
Präsentiert von Intro
31.03. Hannover 01.04. Berlin 02.04. Hamburg 03.04. Köln
Prinz Pi
Friction
Rusconi
30.03. Dresden 31.03. Leipzig 01.04. Nürnberg 04.04. A-Wien 06.04. München 10.04. Freiburg 11.04. Stuttgart 16.04. Köln 17.04. Frankfurt a. M. 19.04. Hamburg 20.+24.04. Berlin
Sunset Sons
20.04. Stuttgart 27.04. Hamburg 28.04. Berlin 29.04. Köln 30.04. München
Tocotronic
06.04. Jena 07.04. Leipzig 08.04. Bochum 09.04. Kiel 10.04. Hamburg
Tom Liwa & Flowerpornoes 23.04. Zittau
Torsun
17.04. Würzburg 18.04. Nürnberg 19.04. Köln Geht weiter!
Treetop Flyers 24.04. Hamburg 25.04. Berlin 26.04. Köln 28.04. München
Präsentiert von Intro
Tricky
16.04. Hannover
Präsentiert von Intro
Turbostaat 29.03. Stuttgart 30.03. A-Wien 31.03. Dresden 01.04. Berlin 02.04. Hamburg Geht weiter!
Turin Brakes
22.04. Hamburg 23.04. Berlin 24.04. Köln 25.04. Frankfurt a. M. 26.04. Erlangen 27.04. München
Präsentiert von Intro
Vimes
30.03. Düsseldorf 16.04. Kassel
Von Brücken 08.04. Gera Geht weiter!
Wolfmother
22.04. Köln 23.04. Wiesbaden Geht weiter!
Woods Of Birnam 22.04. Aachen
Xiu Xiu
04.04. Duisburg 05.04. Köln 10.04. Offenbach 11.04. Esslingen 12.04. Hamburg 15.04. Berlin
Youth Of Today 28.04. Berlin
Die kommen, die Touren Bernd Begemann (20.05.–06.12) Ciaran Lavery (24.–25.05.) Dancing Years (31.05.–05.06.) Einar Stray Orchestra (08.05.–04.06.) Jack Garratt (01.–31.05.) Jain (04.–06.05.) Kaytranada (05.–07.05.) Kevin Morby (09.–14.05.) Mac Miller (08.–12.05.2016 Marble Sounds (08.–15.05.) Mikroboy (16.05.–31.05.) RY X (10.–16.05.) Talking To Turtles (18.–21.05.) Troy von Balthazar (16.–28.05.)
Die kommen, die Festivals Immergut (27.–28.05.) Maifeld Derby (03.–05.06.) Open Ohr (13.–16.05.) Pfingst Open Air Salching (12.–15.05.) Pfingst Open Air Werden (16.05.) Women Of The World (24.–28.05.)
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#Live #Festival
Marusha waren unter anderem dabei. Den Radiosender hat die Mayday nicht gerettet, dafür aber eine Tradition ins Leben gerufen. Seither fand die Mayday ein- bis zweimal im Jahr in Deutschland statt, außerdem gibt es Ableger in Polen und Russland. Westbam prägte die Veranstaltung bis zu seinem Ausstieg 2014 insbesondere mit seinen Hymnen. Stücke wie »Sonic Empire« oder »Forward Ever Backward Never« wurden zu Klassikern des Techno und auch über die Rave-Szene hinaus zu Hits. 1996 fand die letzte Mayday in Berlin statt, mittlerweile hat sie ihre feste Heimat in Dortmund gefunden. Gleich geblieben ist der Anspruch, »the best of House and Techno« zu zeigen: Hardcore, Drum’n’Bass, Trance und seit einiger Zeit auch immer mehr EDM – sie alle haben einen festen Platz bei der Mayday. Zur 25. Ausgabe kommen erneut alte Hasen und Newcomer aus dem Techno zusammen: Wie bei der allerersten Ausgabe 1991 ist diesmal wieder Sven Väth dabei, aber auch Robin Schulz und Gestört Aber GeiL werden auflegen. Bei der Mayday ist Party-Ausdauer gefragt: 14 Stunden lang gibt’s Programm auf fünf Floors bei wie immer beeindruckender Lichtshow. Und da sag noch mal einer, Tänze Als einer der ersten richtigen Raves in Berlin Mayday feiert ihren in den Mai müssen piefig sein. 25. Geburtstag. gestartet, hat die Mayday mittlerweile 25 Jahre I h r e n A n f a n g — 30.04. Dortmund — Aka Aka feat. Thalstroem, Andy auf dem Buckel. Bis heute legt das Event Düx, Ante Perry, Atmozfears, Blasterjaxx, BMG, Charly nahm die Mayday Lownoise & Mental Theo, Christian Gerlach, Cuebrick, großen Wert darauf, allen Spielarten des Techno 1991 in Berlin. Väter Dalora, Danielle Diaz, Destructive Tendencies, Distiller, DJ Emerson, Dr. Peacock, Dúné, Format:B, Friends Of der Party waren DJ gerecht zu werden. So kommen zum Jubiläum Mayday, Gestört Aber GeiL, Hardfloor, Hooligan, Hugel, Westbam und sein neben DJ-Legenden wie Sven Väth auch neue Jeff Mills, Klaudia Gawlas, Len Faki, Lenny Dee, MC H, Bruder DJ Dick. Die MC Tha Watcher, Moguai, Niereich, Noize Suppressor, große Acts wie Robin Schulz nach Dortmund. Oliver Moldan, Omegatypez, Partyraiser, Passenger Of erste Mayday war eine Shit, R3hab, Ravers Nature, Robin Schulz, Showtek, Soli-Party für den ostSlam, Sound Rush, Sven Väth, Tanith, Tensor & Re»Tanz in den Mai« – ist das nicht dieses Scheu- deutschen Jugend-Radiosender DT64, der nach Direction, The Disco Boys, Tom Novy, Twoloud nenfest, bei dem sich das DJ-Team »Funky« der Wende vor dem Aus stand. Daher auch der mit der Top-40-Coverband abwechselt, wäh- Name des Festivals: »Mayday« wie der Hilferend plöddriges Bier in schmuddeligen Plastik- ruf. Dass dies in doppelter Bedeutung auch bechern ausgeschenkt wird? Klingt schlimm? noch auf die Nacht zum ersten Mai-Tag passEin Glück, dass es dazu Alternativen gibt. Eine te – umso besser. 18 DJs spielten damals in der von ihnen wird in diesem Jahr versilbert: Die Halle Weißensee: Westbam, Sven Väth und
MAYDAY 25
Unter einem Dach Wo viele hoffnungsvolle neue Künstler auf kleinem Raum Musik machen, stehen die Chancen, auf neue Lieblingsbands zu treffen, sehr gut. Das Unter einem Dach holt Newcomer nach Erlangen und verzichtet bewusst auf die großen Headliner. Wie der Name schon verrät, passiert bei diesem Festival alles unter einem Dach: Die Konzerträume des Erlangener E-Werks sind ausgebucht, und es gibt überall etwas anderes zu entdecken. Auf den zwei Etagen des stillgelegten Kraftwerks lädt das Unter einem Dach zwölf Bands ein, die auf vier verschiedenen Bühnen spielen. In puncto Genres hat sich das Festival von Folk und Singer/Songwriter über Punk bis zu HipHop und Rhythm & Soul keine Grenzen gesetzt. Seit letztem Jahr gibt es neben den Indoor-Bühnen auch noch eine ganz besondere an der frischen Luft. Im Garten des E-Werks werden Bands auf dem Dach eines alten Schulbusses spielen – streng genommen müsste sich das Festival also jetzt »Unter und auf einem Dach« nennen. Als großes Finale gibt es am Ende
Musikfest Elbphilharmonie
des Tages eine Aftershow-Party mit Special Guest. Marsimotos DJ und Produzent Dead Rabbit heizt nachts den Tanz-Werk Club ein. — 29.04. Erlangen — 3Plusss, Babeth, Chefket, Dead Rabbit, Il Tempo Gigante, Impala Ray, Maeckes, Me And Reas, Monobo Son, Rhonda, Sarah And Julian, Trouble Orchestra
Jamie Woon
Maeckes
Das »Fallen aller Genregrenzen« sei der große Trend in der Musik dieses Jahrhunderts – sagt das Internationale Musikfest Hamburg und widmet dieser Annahme die Event-Reihe »Nightline«, die an drei separaten Abenden stattfinden wird. Jamie Woon pendelt mit seinem neuen Album »Making Time« zwischen Soul und Deephouse. Sein minimalistisches Equipment aus Gitarre und Drums hat er um ein paar Instrumente erweitert und übernimmt
den ersten von drei Abenden. Als Nächstes wird der ElektronikKünstler Pantha Du Prince sein Projekt The Triad präsentieren, eine Zusammenarbeit mit PandaBear-Gitarrist Scott Mou und dem norwegischen Drummer und Komponisten Benedik Hovik Kjeldsberg. Angekündigt ist ein »psychedelisches Erlebnis«: Das Trio will ein »audiovisuelles Universum« aus minimalistisch-schweren ElectroKlängen erbauen. Am Ende steht ein Abend mit Nils Frahm, dem Erschaffer des »Victoria«-Soundtracks, der als Teil des Trios Nonkeen auftritt. Popmusik trifft klassische Komposition trifft Improvisation. Die drei Abende finden als Kooperation mit dem Uebel & Gefährlich statt. — 21.04.–22.05. Hamburg — Jamie Woon, Nils Frahm u. v. a.
#Live #Festival
SPOT FESTIVAL Die zukünftigen Hype-Bands aus Skandinavien sehen, bevor sie groß werden, und vielleicht sogar die neuen Sigur Rós entdecken? Das geht beim Spot Festival in Dänemark.
Jedes Frühjahr werden ganze Busladungen voller Musikjournalisten, Label-Vertreter und Booker aus der ganzen Welt nach Aarhus gekarrt, um die vielversprechendsten neuen Bands und Künstler aus Nordeuropa kennenzulernen und die Begeisterung mit nach Hause zu tragen. Zu den Bands, die hier noch mit Newcomer-Status zu sehen waren, gehören unter anderem Sigur Rós, Shout Out Louds und Kakkmaddafakka. Die Chancen stehen also gut, auch in diesem Jahr die großen Bands von übermorgen schon jetzt vor
kleinem Publikum zu sehen. Das Spot ist aber trotzdem keine reine Insider-Veranstaltung, bei der nur Branchenvertreter auflaufen, und so hat jeder Besucher die Chance, in Aarhus auf die Suche nach vielversprechenden Newcomern zu gehen. Möglichkeit dazu gibt’s bei weit über 100 Shows auf insgesamt 17 Bühnen. Die Spanne reicht dabei vom kleinen Club bis zum opulenten Konzertsaal und von Indie über Electro bis HipHop oder Metal. — 28.04.–01.05. DK-Aarhus — Anya, Barrow, Bloody Beach, Caroline, Collider, Death Hawks, Emilie Ramirez, Exec, Felix De Luca, Girls In Airports, Kakkmaddafakka, Katinka, Liss, Liima, Modest, Molly, Moses, Møl, Narcosatanicos, Northern Assembly, Osix, Saint Cava, Saveus, Tårn, Virgin Suicide, Wangel, Xolo Island
Liima
POP-ABO MIT GET WELL SOON Alte Liebe rostet nicht: Get Well Soon kommen zurück ins Konzerthaus Dortmund. Mit Liedern über die Liebe bestreitet Konstantin Gropper den Abschluss der Pop-AboSaison 2015/16.
Get Well Soon
Die Liebe ist das große Thema auf Get Well Soons neuem Album »LOVE«. Man könnte meinen, das sei nun schon zu Genüge beschrieben worden. Wenn jedoch das Orchester einsetzt und Konstantin Gropper loslegt, voller Poesie den Schmerz des Scheiterns und die Schönheit des Glücks in Musik zu verpacken, muss tot sein, wer nicht ergriffen ist. Im Interview erklärte er seinen musikalischen Ansatz für dieses Album: »Ich habe bisher immer versucht, möglichst weit weg vom Pop zu sein,
Hanse Song Festival »Stood« sagt man auf Plattdeutsch zum Hanse-Städtchen Stade. Das liegt oben im Norden, gleich um die Ecke von Hamburg. Sie ist nicht nur Heimat vieler Platt sprechender Menschen, sondern auch die des Hanse Song Festivals. Shanty-Chöre gibt’s beim Hanse Song eher nicht zu erwarten. Ein bisschen schade, denn es wäre schon schön, Jochen Distelmeyer von einem Chor alter Seebären begleitet zu sehen. Doch immerhin spielt Distelmeyer beim Hanse Song und mit ihm eine Auswahl an Indie- und Folkbands und Solo-KünstlerInnen. Das Hanse Song findet an besonderen Orten in Stade statt: im Königsmarcksaal im Rathaus, im Landgericht, Schwedenspeicher und in dem alten Schlachthof zum Beispiel. Alles liegt fußläufig beieinander, und unterwegs von Konzert zu Konzert kann man sich von Stades Charme umgarnen lassen.
bei Folklore oder Klassik. Jetzt habe ich als geistigen Überbau ausschließlich Pop gehört und das als Herausforderung gesehen. Aber klar, Pop ist eine Ansammlung von Klischees, mit denen man wunderbar spielen kann.« Diese Kombination aus Orchester und Pop passt damit perfekt ins Dortmunder Konzerthaus. Bereits 2010 waren Get Well Soon dort zu Gast. Einen Auszug aus dem Konzert kann man sich netterweise auf youwillgetwellsoon.com kostenlos runterladen und damit schon mal einen Vorgeschmack auf den diesjährigen Auftritt im Konzerthaus bekommen. — 29.04. Dortmund — Get Well Soon
Popsalon Osnabrück
— 23.04. Stade — And The Golden Choir, Bernd Begemann & Die Befreiung, Bill Pritchard, Der Ringer, Eric Pfeil, Federico Albanese, Jochen Distelmeyer, Joco, John Bramwell, Jonas Alaska, Kristoffer Bolander, Lùisa, Martin Kohlstedt, Matteo Capreoli, Nicolas Sturm, Pohlmann, Sarah And Julian, Talking To Turtles, Wellness u. v. a.
Gloria
Bernd Begemann & Die Befreiung
Das Clubfestival Popsalon kehrt nach einem Jahr Pause zurück und holt an drei Tagen wieder Newcomer nach Osnabrück. 2014 feierte der Popsalon Osnabrück sein Jubiläum, und danach war plötzlich Funkstille – kein Popsalon 2015. Nach einem Jahr Ungewissheit geht es jetzt aber zum Glück doch mit dem kleinen Clubfestival weiter. An drei Abenden gibt es eine Mischung aus Indie, Pop und Elektronik in den Locations Haus der Jugend, Lagerhalle und Kleine Freiheit.
Neu hinzu kommt in diesem Jahr die Campfire Lounge im Stadtgalerie Café, die gemütliche AkustikShows bei Lagerfeuer-Atmosphäre verspricht. Nach den letzten Bands wird freitags und samstags bei Aftershow-Partys aufgedreht. Während sich das Line-up hauptsächlich aus Deutschland und dem europäischen Umland speist, gibt es beim sechsten Popsalon eine Premiere: Mit Motorama ist erstmals eine Band aus Russland beim Festival zu Gast – russischen New Wave hört man ja auch nicht alle Tage. — 14.–16.04. Osnabrück — Gloria, Motorama, Neufundland, OK Kid, Olympique, Say Yes Dog, Schnipo Schranke, Tüsn
Texte: Julia Brummert, Dominik Bruns, Lena Willems
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