#245 September 2016 gratis www.intro.de
ENDLICH SOMMER! »Tschick« von Fatih Akin
Beginner — M.I.A. — Mode und Musik aus Dänemark — Glass Animals
— Messer — Angel Olsen — Kathleen Hanna — David F. Ross — Henrik Vibskov — Maxim
#Pop #Kultur #Life #Style
G E L - K AYA N O T R A I N E R E V O C H A M E L E O I D M E S H
#Intro Editorial
#Intro
Foto: Teresa Freitas
Ein letzter Hauch von Sommer weht – zumindest durch unsere Titelstory zu Fatih Akins »Tschick«-Verfilmung. Irgendwie scheint es folgerichtig, dass der perfekte Sommerfilm in diesem Jahr erst im September erscheint. Viel Sommer hatten wir ja nicht gerade. Im Gegenteil: Festivals soffen regelrecht ab, die Augustgrippe feierte weitläufig Renaissance, und der Juli fühlte sich bisweilen an wie ein besonders grauer Oktober. Aber Wetter mal beiseite – schließlich gibt es viel zu viele spannende Musikthemen, um sich schon wieder über diesen Mist aufzuregen: die Beginner sind zurück, M.I.A. bringt ihr angeblich letztes Album raus und Angel Olsen bezirzt uns wieder mit ihrem knarzend schönen Indie-Pop. Außerdem befassen wir uns in Vorbereitung auf das Reeperbahn Festival mit Dänemark, das sich dort mit zahlreichen Acts präsentiert. Unsere Autorin Annett Bonkowski schickten wir auf musikalischen Newcomer-Fang nach Kopenhagen. #Style-Redakteurin Frederike Ebert traf dort Designer, Musiker und Künstler Henrik Vibskov in seinem Studio und stürzte sich ins Getümmel der Fashion Week. Viel Spaß beim Lesen! Daniel Koch (im Namen der Redaktion)
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Das Leben der Anderen
DAS LEBEN DER ANDEREN
So konzentriert schaut Fatih Akin, wenn er seine zwei »Tschick«Hauptdarsteller und knapp 50 14-jährige Komparsen in einer Schule in Werder bei Berlin dirigiert. Für unsere Titelstory auf Seite 56 besuchten Daniel Koch und Michael Obenland dort einen der letzten Drehtage des Films, interviewten die Schauspieler und fingen mit ihren Kameras zahlreiche Impressionen vom Set ein. Den Videobeitrag dazu findet auf intro.de unter #Tschick.
»Tschick« von Fatih Akin
Beginner — M.I.A. — Mode und Musik aus Dänemark — Glass Animals 245_COVER_5.indd 1-2
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#245 September 2016 gratis www.intro.de
Tschick — Beginner — M.I.A. — Mode und Musik aus Dänemark — Glass Animals — Messer — Angel Olsen — Kathleen Hanna — David F. Ross — Henrik Vibskov — Maxim
— Messer — Angel Olsen — Kathleen Hanna — David F. Ross — Henrik Vibskov — Maxim
# 245 September 2016
#Pop #Kultur #Life #Style
ENDLICH SOMMER! »Tschick« von Fatih Akin
Tschick — Beginner — M.I.A. — Mode und Musik aus Dänemark — Glass Animals — Messer — Angel Olsen — Kathleen Hanna — David F. Ross — Henrik Vibskov — Maxim
ENDLICH SOMMER!
#245 September 2016 gratis www.intro.de
#Pop #Kultur #Life #Style
# 245 September 2016
ENDLICH SOMMER! »Tschick« von Fatih Akin
Beginner — M.I.A. — Mode und Musik aus Dänemark — Glass Animals 245_COVER_5.indd 3-4
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Beginner — M.I.A. — Mode und Musik aus Dänemark — Glass Animals 245_COVER_5.indd 5-6
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# 245 September 2016
#Pop #Kultur #Life #Style
Tschick — Beginner — M.I.A. — Mode und Musik aus Dänemark — Glass Animals — Messer — Angel Olsen — Kathleen Hanna — David F. Ross — Henrik Vibskov — Maxim
DÄNISCHE DELIKATESSEN Kunst, Musik und Fashion aus Dänemark
Angel Olsen — Kathleen Hanna — David F. Ross — Henrik Vibskov — Maxim
Tschick — Beginner — M.I.A. — Mode und Musik aus Dänemark — Glass Animals — Messer — Angel Olsen — Kathleen Hanna — David F. Ross — Henrik Vibskov — Maxim
— Messer — Angel Olsen — Kathleen Hanna — David F. Ross — Henrik Vibskov — Maxim
# 245 September 2016
#Pop #Kultur #Life #Style
— Messer — Angel Olsen — Kathleen Hanna — David F. Ross — Henrik Vibskov — Maxim
#245 September 2016 gratis www.intro.de
Die Trennerseiten dieser Ausgabe stammen von Teresa Freitas. Auf ihrem Instagram-Account @teresacfreitas präsentiert die junge Portugiesin surreale Portraits, traumgleiche Naturaufnahmen und geheimnisvolle Objektfotografie – die sie übrigens meist mit ihrem Smartphone aufnimmt. Im Interview, das ihr auf intro.de unter #Teresa Freitas findet, erklärt sie: »Meine Bilder zeigen nicht unbedingt, was ich sehe, sondern eher, was ich gerade denke. Sie sind praktisch die spontane visuelle Interpretation eines Gedankens.«
Fatih Akin und »Tschick« — Beginner — M.I.A. — Glass Animals — Messer — 245_COVER_5.indd 7-8
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Aus der Redaktion
Wie heißt es noch bei Pokémon? »Gotta Catch ‘Em All«! Im September liegt Intro mit gleich vier Covern an den Auslagestellen. Zum einen wollten wir die drei wichtigsten Charaktere aus »Tschick« mit einem eigenen Bild ehren. Zum anderen gibt es im Hamburger Raum ein Cover zu unserem DänemarkSchwerpunt, der sich durch dieses Heft zieht. Das Land präsentiert sich wie in jedem Jahr auf dem Reeperbahn Festival und ist ein steter Quell guter Musik, Kunst und Mode. All diese Spielarten verbindet das Motiv von Henrik Vibskov, der nicht nur kurz in der Band von Trentemøller spielte, sondern inzwischen ein international renommierter Modedesigner und Künstler ist.
Frederike: »Ich würde gerne den Himmel tauschen.« Wolfgang: »In Serien passiert ständig was Schlimmes. Selbst bei den Teletubbies ist andauernd Stress.« Carsten: »Ach komm, lass mich in Ruhe mit Pumuckl! Haste mal gesehen, wie der rumläuft, der Typ?!« Laura: »Also für nen Dienstag ist mir so ne Ananas wirklich ein bisschen zu krass.«
Inhalt
INHALT #Intro
#Pop
Bilder von: Tilman Brembs, Sasha Kurmaz, Daniel Josefsohn 8
Keine halbgare Scheiße: Beginner 36
Champagner für: Adiam 12 Glass Animals: Eis und Luftballons
14
Hat einen Hals: Maxim 16 Auftakt mit: Teenage Fanclub, Kratzen & Beißen, Coup, Banks & Steelz, Die Höchste Eisenbahn, Bear’s Den, Egon Forever, Her, Wild Beasts 18
Karriere, Freiheit und Shitstorms: M.I.A. 38 Ein Haufen dänischer Newcomer 40 Cover-Welten: Adler 44 Mehr als nur Riot-Grrrl: Kathleen Hanna
46
Messer: Liebe zur Jalousie 48 Unendlicher Spaß mit: Angel Olsen
50
#Kultur »Tschick«: Fatih und die Kids 56 »Absolutely Fabulous« feiert sich selbst 60 Jonah Hill: Humor im Krisengebiet 61 Literatur: Besuch in der »Schottendisco« 62 Neue Serien und Filme fürs Sofa 65 Neue Games: »No Man’s Sky« 70
#Life Ein Tag in Kopenhagen mit M.I.L.K. 74 Fotostrecke: Nach dem Festival 78 Rezepte der Popkultur: Erbsenküchlein 82
#Style Interview mit Henrik Vibskov
84
Fashion Week Kopenhagen 86 Technik: Schreibtischgadgets 90
#Review Platten vor Gericht 94
Foto: Kasper Palsnov
Neue Platten: Jamie T, Beginner, Coup, Crystal Castles, De La Soul, M.I.A., Maxim, Messer, Roosevelt, Wilco, Okkervil River und viele mehr 96 Impressum / Dein Intro 6
#Preview
Abo 13
Intro empfiehlt 118
Katz & Goldt / Demnächst 130
Kalender 120
5
6
#Intro #Dein Intro
DEIN INTRO Und wo warst du im September 2006? Intro #141
IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln Fon +49 221 949930, Fax +49 221 9499399 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellv. Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirector Holger Risse Projektleitung Martin Lippert
Covergeschichte: What the fuck soll HSC bedeuten?
Fußball schon wieder? Nö! Mit Bällen hat diese Abkürzung diesmal nichts zu tun, sondern mit der »Hamburg-SoulConnection«. Die steht stellvertretend für Jan Delay und International Pony. Beide Hamburger Acts teilen sich brav das Cover unter dem Stichwort Northern Soul. Storys: I’m From Barcelona, The Presets, Madsen, Ed Harcourt, Hush Puppies, De Rosa, Joy Denalane, Kante, Mia., Klee, The Hidden Cameras, The Thermals, The Pipettes, Iggy Pop, TV On The Radio, Thom Yorke, ESG, Peaches, Razorlight Wichtige Alben: Jan Delay »Mercedes-Dance«, CSS »Cansei De Ser Sexy«, Joy Denalane »Born & Raised«, The Hidden Cameras »Awoo«, Eagles Of Death Metal »Death By Sexy«, Hush Puppies »The Trap«, Ice Cube »Laugh Now, Cry Later«, iLikeTrains »Progress Reform«, Kante »Die Tiere sind unruhig«, Klez.e »Flimmern«, Muse »Supermassive Black Hole«, Peaches »Impeach My Bush«, Peter Bjorn And John »Writer’s Block«, The Pipettes »We Are The Pipettes«, Sufjan Stevens »The Avalanche« Platten vor Gericht: Sieger: Sonic Youth – 8,81 / Letzter: Madsen – 4,44 Besondere Vorkommnisse: Wie? Die Hälfte aller Acts im Heft stammt aus Deutschland? Trotzdem leugnet die Redaktion jegliche Deutschtümelei. Purer Zufall also? Laut Editorial schon. Und natürlich nehmen wir unseren ExKollegen in diesem speziellen Fall jedes Wort ab. Schlagzeile des Monats: Else Kling aus der Lindenstraße stirbt +++ Wolfgang Petry verkündet Karriereende +++
Redaktion Senta Best (#Life), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (#Review), Frederike Ebert (#Style), Frederike Wetzels (Foto), Kristina Engel, Ina Halbfas (Lektorat), Sermin Usta (Volontariat) Redaktionsassistenz Alexandra Heckel Live-Redaktion Carsten Schumacher, Henrike Schröder, Thomas Lorber Layout Jörn C. Osenberg (osi) Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Philip Fassing (Leitung Digitale Medien & Produktentwicklung), Bastian Küllenberg (Leitung Digitale Medien & Social Media), Julia Brummert Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Hannah Bahl, Emanuel Bergmann, Kristof Beuthner, Alex Bohn, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Dominik Bruns, Cay Clasen, Dominik Djilaeu, Doc Intro, Sascha Ehlert, Rami Eiserfey, Valentin Erning, Lars Fleischmann, Lisa Forster, Boris Fust, Nina Gierth, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Nils Herrmann, Mark Heywinkel, Salwa Houmsi, Leopold Hutter, Christian Ihle, Ulf Imwiehe, Paula Irmschler, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Kerstin Kratochwill, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Nadja Neqqache, Sarah Neuhaus, Katja Peglow, Kerstin Petermann, Olaf Radow, Verena Reygers, Henje Richter, Martin Riemann, Felix Scharlau, Christian Schlodder, Simone Schlosser, Kira Schneider, Michael Schütz, Hanno Stecher, Christian Steigels, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Daniel Voigt, Linus Volkmann, Benjamin Walter, Timo Weber, Jan Wehn, Liz Weidinger, Michael Weiland, Holger Wendt, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff, Marius Wurth, Louisa Zimmer, Menachim Zwartmann Cover Jakob & Hannah (Tschick), Henrik Vibskov (Dänemark) Illustrationen Peter Hoffman, Alexandra Ruppert, Vanessa Weber Fotos Alexander Dahas, Teresa Freitas, Jakob & Hannah, Robin Hinsch, Kaspar Palsnov, Katharina Poblotzki, Nadine Schwickart, Svenja Trierscheid, Lukas Vogt, Jan Philip Welchering, Matthew Arthur Williams, Pressebildfreigaben und Getty Images Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Anika Winter PraktikantInnen Angela Klein, Christine Rudi, Sophia Sailer, Laura Nürnberger Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 9499341) Abo Moritz Tontsch (abo@intro.de) Brandmanagement Eike Wohlgemuth Vermarktung Director Sales & Marketing Oliver Bresch (Fon +49 221 9499313) (Media & Marken) Head of Sales Intro Martin Lippert (Fon +49 221 9499317) (Musik, Film, Marken) Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: David Winter -63 (Head of Digital Sales / Marken & Media), Sabrina Esser -33 (Marken & Media), Kathrin Marion Fischer -75 (Digital Sales) Büro Berlin Fon +49 30 4036705-Durchwahl: Sebastian F. Dudey -11 (Live Entertainment & Kleinanzeigen), Frank Straessner -20 (Marken, Media & Musik) Auftragsannahme & Administration Eva Sieger (Leitung) -14, Florian Schuster -16 Fax +49 221 9499388 Aktuelle Anzeigenpreisliste: Mediadaten 2016 (Nr. 26 aus 11/2015) Download Mediaunterlagen hoerstmann.de/mediadaten Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900
Hach. Seufz. Danke Anna für dieses süße Foto und diese netten Zeilen : »Hey Leute, dem acht Monate alten Nikita scheint diese Ausgabe zu gefallen! Nicht von ungefähr, immerhin liest die Mutter die Intro schon seit dem Jahre 2000, und das ist (etwas) mehr als ihr halbes Leben ;).« Wir gratulieren (acht Monate zu spät, sorry dafür) zum Nachwuchs!
Ein weiterer klassischer Fall von »Zu spät fürs Heft« war das Telefonat, dass Sermin Usta mit Kelvin Mercer von De La Soul führte. Als er ihr ausführlich von der Arbeit an »...and the Anonymous Nobody« erzählte, war diese Ausgabe bereits in Druck. Dem Internet sei dank, könnt ihr das aufschlussreiche Interview auf intro.de unter #De La Soul lesen.
Termine für Nr. 246 / Oktober 2016. Redaktionsschluss: 02.09.2016; Termin- & Anzeigenschluss: 09.09.2016; Druckunterlagenschluss: 13.09.2016; Erscheinungstermin: 26.09.2016 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-geprüfte Auflage & Verbreitung II. Quartal 2016 Druckauflage: 92.080 / verbreitete Auflage: 89.189 (Durchschnittszahlen) Bezugsquellen Erhältlich an 1.231 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! Proud Member of Hörstmann Unternehmensgruppe
PROMOTION
Festivalguide und feldten haben 10x2 Golden Festival Tickets verlost und die Gewinner u. a. zum Melt!, Dour, Balaton Sound, Sziget, Nature One und dem Watt En Schlick gebracht.
GOLDENER FESTIVALSOMMER MIT #FELDTENZELTEN Der Festivalguide hat gemeinsam mit feldten in diesem Sommer 20 Gewinnerinnen und Gewinner mit dem Golden Festival Ticket auf zehn der besten Open Airs geschickt. Stell’ dir vor, du bekommst Festival-Tickets geschenkt, musst dich nicht um die An- und Abreise kümmern und vor Ort ist schon jemand da, der dein Zelt aufbaut, die Isomatte ausrollt und den Schlafsack auspackt. Klingt nach einem Traum? Der wurde in diesem Sommer für 20 Festivalfans wahr.
VERLOSUNG Wir verlosen zwei feldten Festival Packages inklusive feldten Barefoot Spray, feldten Textile Wash sowie den feldten Belt als praktischer Wegbegleiter. Zusätzlich erhältst du den neuesten Coup aus dem Hause feldten: den Empire Dirt Blocker, der ultimative Schutz für deine Sneakers & Caps. Es reicht eine Mail mit dem Betreff »feldten-Finale« an verlosung@intro.de. Weitere Infos: feldtenzelten.com.
Zurück kamen sie alle nur mit den besten Erinnerungen. Charlotte zum Beispiel war beim Watt En Schlick in Dangast: »Das Festival ist mit seiner Location direkt am Strand und dem Watt direkt vor den Bühnen einfach unvergleichlich. Mit viel Liebe zum Detail, schöner Musik und der Eigeninitiative der Einheimischen war die Atmosphäre auf dem Festival ganz besonders gechillt und familiär«. Bei allen Festivals logierten die Gewinner in einem mit feldten-Produkten imprägnierten Zelt und waren so vor Wind und Wetter bestens geschützt. »Das feldten-Zelt konnte mit all seinen Vorzügen genutzt werden. Bei starkem Regen und frischen Böen vom Meer sind wir trotzdem trocken geblieben und bei strahlendem Sonnenschein konnten wir nach langer Feierei morgens im kühlen Zelt noch richtig lange ausschlafen! Super!«, sagt Charlotte. Nicht nur starken Wind und Regen an der Nordseeküste, sondern neun weitere Festivals mit unterschiedlichstem Wetter – von Dauerregen und Gewitter, bis praller Sonnenschein – hat das Zelt unbeschadet überstanden.
DANKE! „Festivalguide und feldten bedanken sich bei allen Teilnehmer. Wir hoffen ihr hattet einen tollen Sommer!“
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Telleraugen hat Tilman Brembs in seinem Leben wahrscheinlich noch öfter gesehen als Glasaugen. Der Berliner war in den 90ern Hausfotograf des Techno-Magazins Frontpage und damit ganz nah an der sich entfaltenden Szene in der Nachwende-Hauptstadt. In der Schaufensterfläche der Torstraße 61 in Berlin sind unter dem Titel »Analog Rave« noch bis zum 13. September einige seiner Werke zu sehen.
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Was in der heutigen Zeit noch als Aktionskunst durchgehen könnte, zeigt der Fotograf Sasha Kurmaz. Er bringt seine provozierenden Werke zwischen Buchseiten und auf Werbeflächen unter – natürlich ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Eine solche bekam der Ukrainer aber von der C/O Berlin: Er darf seine Arbeiten noch bis zum 25. September im Amerika Haus ausstellen.
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Biografische Brüche, euer Name sei Daniel Josefson. Schulabbruch, Bankbetrug, Aufstieg zur Style-Ikone, unzählige Auszeichnungen – all das hat der Berliner Fotograf in seiner Vita vorzuweisen. Am 13. August verstarb er, durch einen Schlaganfall geschwächt, mit 54 Jahren. Wir trauern um einen für uns prägenden Künstler und erinnern mit einem Motiv aus der 2014 erschienenen Monografie.
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#Pop #Adiam
Adiam
DEN GANZEN TAG CHAMPAGNER T #Pop — Beim Hören von »Black Wedding«, dem neuen Album der schwedischen Wahl-Berlinerin Adiam, könnte man auf düstere Gedanken kommen. Im Gespräch mit Annette Walter entpuppt sich die 34-Jährige jedoch als gut gelaunte und entspannte Gesprächspartnerin.
Zu ihrem Lo-Fi-Lebensstil passt, dass die Künstlerin, die mit vier Schwestern als Tochter eritreischer Eltern im schwedischen Uppsala aufgewachsen ist, mittlerweile verheiratet ist. »Ich bin traditionell erzogen worden und mag diese Struktur.« Der Kontakt mit den Schwestern ist sehr intensiv: »Wir telefonieren und chatten jeden Tag. Musik ist sehr präsent in unserem Leben, wir senden uns dauernd Songs.« Für »Black Wedding« hat Adiam zum ersten Mal mit Dave Sitek von TV On The Radio zusammengearbeitet. Die Chemie stimmte sofort: »Als ich Dave traf, wusste ich, dass es mit ihm funktionieren würde. Das Schöne am Kreativsein ist ja, dass es magisch ist, wenn es zwischen zwei Menschen matched.« Während der Aufnahmesessions verbrachten die beiden
attoos sind das Erste, was bei Adiam ins Auge fällt: auf ihrem Hals, ihren Armen, ihren Händen und neuerdings auf ihrem Oberschenkel. »Champagne all day« steht dort unter der Zeichnung eines Champagnerglases. »Ich müsste es eigentlich eincremen und dürfte nicht in die Sonne. Bei den ersten Tätowierungen war ich noch vorsichtig, aber jetzt ist es mir egal«, sagt sie lachend. Für Adiam haben Tattoos eine tiefe Bedeutung: »Wenn ich lerne, mit einem Tattoo zu leben, beweist mir das, dass ich eine Periode meines Lebens akzeptiere. Wir neigen dazu, frühere Ereignisse löschen »Das Schöne am Kreativsein ist ja, dass zu wollen.« es magisch ist, wenn es zwischen zwei Die 34-jährige gebürtige SchweMenschen matched.« din, die seit mehreren Jahren in Berlin lebt – mittlerweile mit ihrem Mann, einem Deutschen, in der Nähe mehrere Wochen in Los Angeles und hatten des Südsterns –, ist im Gespräch ähnlich ent- eine straffe Arbeitsroutine: »Wir haben jeden spannt wie bei der Nachsorge ihrer Hautma- Tag um zwölf Uhr mittags begonnen, bis zwei lereien. Ein exzessives Rockstarleben führt oder drei Uhr nachts gearbeitet, dann ein paar sie sowieso nicht. Okay, ab und an mal in die Stunden geschlafen und weitergemacht«, erBar Würgeengel auf einen Drink. Ansons- zählt sie von der Zeit in Silver Lake. Außerdem ten fährt sie lieber allein auf dem Fahrrad an habe Karen O mit ihr den Song »Sleep« geden Schlachtensee oder schreibt Songtexte schrieben: »Sie ist eine sehr, sehr coole Frau. auf ihrem Balkon in Kreuzberg. »Meine Text Ihre Bühnenpräsenz ist unglaublich.« Ihre sind wie mein Tagebuch, wie eine Therapie. eigenen Livequalitäten kann Adiam bald unNach dem Schreiben fühle ich mich sehr er- ter Beweis stellen – nach dem Album-Release leichtert.« Das Private, Intime liegt ihr am beginnt ihre Tour. Herzen: »Mir geht es mehr um Sounds als um politische Aussagen.« — Adiam »Black Wedding« (Vertigo Berlin / Universal)
RLIN E B A Z O O L A P A L L O L STEHT BEIM BÜHNE! R E D F U A T S B L E S T A E MIT S
hen! SEAT überrasc Lasst euch von beim kann man sich n ne üh B en en ied stars wie Auf fünf versch iesem Jahr Rock d in SEAT packt lin er B a Order ansehen. Lollapalooz ew N ars, sondern er d o n o s Of Le r die großen St g fü in t K , ch ni ad er he io ab allest Rad ne obendrauf – eten »SEAT Sm üh B tt ta re es te ei sg w au ne ic ine noch ei von Roland Mus robieren und se sp er d au uf er A d r. je he ch uc si en oder für die Bes te bereit, an den ja noch der ein en ch m si ru lt st el In es g en – vielleicht d einem Stage« steh SEAT Ateca un . Und wer weiß m nn ne ka ei n in se ei ch ew au b pensäue in ibt es Skills fekt auf die Ram assend dazu g P er p u. ie az d d «, fi E ro K P andere AT CAR-A-O CUPRA die »SE SEAT Leon ST ste Gifs en ist. e Band dann er llt te es spe zugeschnitt g en m m icken. per Mail versch nn die neu zusa ka er d « o ox B en if st o G p T A en Fall! rm Mit der »SE lohnt in jedem -Media-Plattfo n al ue ci ha So f sc ei au rb n, vo oder nicht – von sich mache tiger Rockstar nf kü zu b o al Aber eg
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#Pop #Glass Animals
Glass Animals
VON HONIGBÄREN UND SCHLAUEN KONZEPTEN #Pop — »How To Be A Human Being«, fragen sich die Glass Animals aus Oxford auf ihrem zweiten Album. Warum, erklärten Drummer Joe Seaward und Sänger Dave Bayley unserer Autorin Sophia Sailer bei e inem Zwischenstopp im Kölner Intro-Büro. Zum Dank für ihren Besuch bekamen sie Eis und einen Papagei-Luftballon. Foto: Frederike Wetzels
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on Musikern erwartet man so einiges: Sex, Drugs- und andere Rock’n’RollKlischees, Arroganz, Genervtheit von zu vielen Interviewterminen und so weiter – dass sie sich über Luftballons und Eis freuen wie Schulkinder, ist eher unüblich. Liegt es an der Erleichterung nach der Veröffentlichung ihres zweiten Albums? »Zaba« – das erste, international erstaunlich erfolgreiche Album der Band – warf trotz schnörkel- und makellosem Oxford-Englisch einige Fragen auf: Was zur Hölle sind »peanutbutter vibes«? Und warum besingt Dave in der Single »Gooey« offensichtlich den honigschlürfenden Pooh Bear? »Eigentlich hatten wir keine Ahnung, was wir da gerade tun. Wir waren naiv und zu schüchtern, um über bestimmte Dinge zu reden. Vielleicht sogar ängstlich. Deshalb sind die Texte sehr abstrakt oder sogar kryptisch«, lautet Daves Erklärung ein Jahr und 130 Konzerte später. So einfach ist das also. Noch immer macht es eher den Eindruck, als ob da keine angehenden Popstars mit über sieben Millionen Spotify-Followern im Interview sitzen, sondern Kumpeltypen, die weder sich selbst, noch die Welt um sie herum allzu ernst nehmen. Eine Gelassenheit, für die es allerdings Zeit brauchte: »Wir fühlen uns jetzt viel wohler mit dem, was wir tun«, konstatiert Joe, »wir sind selbstbewusster, weil wir jeden Tag Musik machen und so mit der Zeit besser wurden. Zumindest ein bisschen.« Auf ihr zweites Album »How To Be A Human
Während der zahlreichen Touren hat Dave immer wieder heimlich Wutanfälle, Gespräche an der Supermarktkasse oder Party-Smalltalk aufgenommen und sich zu den Stimmen erst passende Charaktere und dann Lyrics ausgedacht. Für jeden Song hat er sich in eine bestimmte Person hinversetzt. Oder, wie er es pointiert erklärt: »Man hat eine Idee, wie der Mensch sein könnte und wie die Musik zu seinem Leben klingen würde. Einige Geschichten können dich zum Lachen bringen, andere zum Weinen. Es ist alles dabei.«
Being« hat sich das ebenso ausgewirkt wie auf die Konzerte, in denen die Band gerne mal weiß besockt die Bühne gegen den Bartresen tauscht und die Performance von dort aus weiterführt. Aber auch in Sachen Lyrics trauen sich die Briten mehr als noch vor einem Jahr. Verständlicher sind sie geworden und ja, irgendwie auch durchschaubarer, aber dadurch eben auch zugänglicher als noch zu Pooh-BearTagen. Und sie widmen sich eben jener Frage, die sich im besten Fall jeder regelmäßig stellen — Glass Animals »How To Be A Human Being« (Caroline / Universal) — Auf Tour vom 05. bis 07.11. sollte: »How to be a human being?« Ihr zweites Album liefert zwar keine di»Man hat eine Idee, wie der Mensch sein rekten Antworten, folgt aber einem könnte und wie die Musik zu seinem Leben cleveren Konzept: klingen würde.«
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#Pop #Maxim
Maxim
EINMAL M AUSKOTZEN BITTE! #Pop — Wer aus dem Radio plötzlich eine samtene Stimme hört, die singt »Herzlichen Glückwunsch, jetzt bist du kaputt«, könnte Maxim und seiner Single »Willkommen im Club« auf den Leim gegangen sein. Der Kölner ist einer der wenigen deutschsprachigen Künstler, die eingängige Popmusik mit haltungsstarken und dunklen Themen verbinden. Gemeinsam mit Daniel Koch regte sich Maxim über die traurige Radiolandschaft auf und sprach über sein neues Album. Foto: Nadine Schwickart
ir kommt es so vor, als hättest du versucht, einen möglichst vielseitigen und betont internationalen Sound zu finden. Liege ich da richtig?
Schon. Obwohl ich es schlimm finde, dass man das unterteilt. Das sagt nichts Gutes über den Zustand deutscher Popmusik. Hierzulande hat man sich dran gewöhnt, dass es einen bestimmten Produktionsweg gibt. Diese Formel: Ein bisschen Schlager, ein bisschen Coldplay. Ich gehe halt los und schaue, was ich mag: Was mag ich bei Portishead? Was bei Massive Attack? Was bei Frank Ocean? Was bei Stromae? Bei den Texten mache ich mir vorher sehr bewusst, wo ich gerade stehe und was ich sagen will. Gerade das frage ich mich bei vielen deutschen Musikern. Joris, Philipp Dittberner, Mark Forster: Das ist alles so gefühlsduselig und zugleich sprachlich diffus. Was wollen die mir sagen und warum tun sie es nicht?
Das ist mein Aufregerthema Nummer eins. Ich hab ’nen Riesenhals, wenn ich darüber nachdenke. Klar, deutsche Texte sind nicht leicht: Viele Pfade sind ausgetrampelt, viele Metaphern klischeebeladen. Aber warum arbeitet keiner an sich, um genau das zu vermeiden? Ich treffe die Jungs, die du genannt hast, ja
auch hin und wieder. Klar sind die nett und alles, aber ich denke oft: »Ich wette, du würdest dir dein eigenes Album nicht kaufen.« Dabei könnten sie es doch endlich richtig machen!
Mich kotzt dabei besonders dieses immer wieder bemühte »Wir-Gefühl« an. Dein Albumtitel »Das Bisschen was wir sind« scheint das bewusst brechen zu wollen und das »wir« kleiner zu machen.
Ja, genau. Alle singen vom »wir« und verweigern dabei sogar eine eigene Haltung, damit sich ja keiner davon ausgeschlossen fühlt. Das kann man doch heutzutage nicht mehr bringen! Wenn einer mein »Pille aus Luft« hört, dann weiß er danach zumindest ein wenig, wo ich so stehe und dass ich zum Beispiel kein AfD-Wähler bin. Und das tun besagte Jungs nicht! Du kannst doch nicht riskieren, dass die AfD-Affen dann bei dir vor der Bühne stehen und den Scheiß mitsingen, nur weil du nie deutlich gemacht hast, für was du stehst. Und das muss ich jetzt mal raushauen, weil es mich schon eine ganze Weile beschäftigt: der EMSong »Wir sind groß« von Mark Forster. Da singt er »Die Welt ist klein und wir sind groß« und die Öffentlich-Rechtlichen picken das auch noch als offiziellen Song. Ich will Mark Forster gar nicht persönlich angreifen, vermutlich hat er es aus einem positiven Gefühl heraus geschrieben. Aber das dann als Song zu Fahnenwedelbildern und »Deutschland!«Rufen im Stadion zu wählen? Das ist für mich die Definition von Nationalismus. Das ist in dem Kontext scheiße. Da wird sich jeder AfDTyp geil bei fühlen. — Mehr Interview auf intro.de — Maxim »Das Bisschen was wir sind« (Warner / VÖ 02.09.16) — Auf Tour vom 02.09. bis 29.11.
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#Pop
Wild Beasts
MÄNNLICHKEITSFRAGEN #Pop — Wild Beasts fahren die Krallen aus. Auf ihrem neuen Album klingen die Briten nicht mehr nett und nahbar, sondern kratzbürstig und stark. Das englische Understatement macht auf »Boy King« einem amerikanischen Proteinshake-Selbstbewusstsein Platz. Wie es dazu kam, erklären sie Hannah Bahl in Berlin.
H
ayden Thorpe und Tom Fleming haben ein Abenteuer gesucht und es in Dallas, Texas gefunden. In Amerika haben die Briten Van Halen gehört, durch 80er-JahrePlattenkisten gestöbert und innerhalb von zwei Wochen ihr neues Album »Boy King« aufgenommen. Schon bei den ersten lauten Gitarrenriffs wird einem klar, das sich Wild Beasts hier in einer neuen Sphäre bewegen. Das erklärt auch Hayden direkt im Interview: »Früher sind wir immer nur um den Abgrund herumgeschlichen, dieses Mal haben wir uns direkt in die Dunkelheit gewagt.« Auf »Boy King« geht es um Männlichkeit und die Frage, welche Rolle man in dieser Gesellschaft spielt: LESEPROBE
Ist man der noch nicht sozialisierte emotionale Junge oder hat einem die Welt schon ihre Idee von Männlichkeit aufgezwungen? Zu diesen Fragen haben die Jungs dann auch noch eine gehörige Portion Ironie gemischt, die dem Sound zu einer neuen Here-I-Am-Lässigkeit verhilft. Mit Songs wie »Get My Bang« oder »Alpha Female« legt Hayden auf »Boy King« außerdem mit seinem Songwriting immer direkt den Finger in die Wunde, weil er Dinge wie den kapitalistischen Black Friday oder eine ziemlich feministische Weltsicht in den Fokus rückt, wenn er singt: »I will not hold you back, simple as that, Alpha Female I’ll be right behind you.« Trotz Proteinshake-Attitude hat
dieser Wild-Beasts-King dann also irgendwie doch noch Manieren. Das klingt manchmal so, als würde einem Hulk Hogan die Tür aufhalten, oder wie Tom erklärt: »In unserer Musik ging es eigentlich immer auch um männliche Schwäche und Verletzlichkeit, mit ›Boy King‹ haben wir den Spieß jetzt mal umgedreht. Aber am Ende sind wir wahrscheinlich immer noch der feministische Cock-Rock-Dude, der in der Stadt rumläuft.« — Wild Beasts »Boy King« (Domino / GoodToGo) — Auf Tour vom 24.09. bis 20.10.
#Redaktionstipp
»Running Girl« von Yi Luo Hier ist alles anders: Die Sprache, die Leute, das Essen, die Umgebung. Die Chinesin Li lebt seit einem Jahr in Deutschland. Seit ein paar Wochen hat sie einen Job im Sushi-Restaurant, es läuft also ganz gut. Und doch flüchtet sich Li in Fantasiegeschichten über die Restaurantgäste und bereitet sich akribisch auf Skype-Gespräche mit ihrem Freund zu Hause in China vor. Li ist die Heldin in Yi Luos Graphic Novel »Running Girl«. Die Comiczeichnerin und Autorin stammt aus China und lebt seit 2007 in Deutschland. Damals begann sie, ihre Erlebnisse zu zeichnen und im Blog »Yinfinity« zu veröffentlichen, daraus entstand »Running Girl«. Die Graphic Novel erzählt eine sehr einfühlsame Geschichte über das Fremdsein und ist nicht nur dank der sympathischen Heldin lesenswert, auch die Aquarellbilder sind sehr schön anzusehen. Julia Brummert (Online-Redaktion)
PR OM OT I ON
MIT BENCH IN LONDON #LOVEMYHOOD MIT R U D I M E N TA L Nachdem das Streetwear-Label Bench bereits Sängerin Jess Glynne für die #LoveMyHood Kampagne gewinnen konnte, geht es jetzt ebenso glanzvoll weiter: Gemeinsam mit den Ostlondoner Drum‘n‘Bass-Helden Rudimental launchte Bench seine neue Kollektion und feierte dies gebührend in der Hood der Hackney-Natives. Die NT‘s Bar, eine lauschige Location im Dachgeschoss eines alten Backsteingebäudes, befindet sich am Saum der Kreativ-Hochburg der englischen Hauptstadt, dem Nordosten Londons. Journalisten, Blogger und Streetstyle-Begeisterte haben sich dort versammelt, um gemeinsam mit der Band Rudimental auf den Launch der Herbst/Winter 2016 Kollektion des britischen Kult-Labels Bench anzustoßen, das die vier Musiker als Botschafter ihrer #LoveMyHood Kampagne gewinnen konnte. Der Stadtteil Hackney – mit Shoreditch, der Brick Lane und seinen unzähligen kleinen Studios, Ateliers und Märkten – ist ein Ort, dem sein Ruf als kunst- und stilprägendes Fleckchen Erde vorauseilt. Dort liegen auch die Ursprünge von Rudimental, die sich seit dem Beginn ihrer Karriere im Jahr 2012 von Hackney aus als erfolgreicher Export in die ganze Welt hinaus erwiesen haben. Amir Amor, DJ Locksmith, Kesi Dryden und Piers Aggets Musik ist Drum‘n‘Bass und Elektro versetzt mit allem, was der Schmelztiegel ihres Heimatviertels an Sounds zu bieten hat. »Melting pot, das sage ich ständig, aber es trifft eben wirklich zu,« sagt Piers. »Da sind verschiedene kulturelle Hintergründe, und wir sind eben auch vier völlig verschiedene Typen, die zusammen Musik machen.«
Hierin findet die Band ihre Schnittstelle mit Bench. Das Hauptaugenmerk des Labels, so erzählen die Jungs, lag darauf, den Eastender-Vibe einzufangen. Laut Amir ist die Zusammenarbeit fast eine kosmische Fügung. »Es passt einfach, wir haben früher schon immer diese Kleidung getragen,« sagt er und DJ Locksmith fügt hinzu: »Als Band machst du dir ja schon Gedanken, wie das rüberkommt, so eine Marke zu vertreten. Aber sie liebten unsere Musik, und wollten sie im Vordergrund der Zusammenarbeit. Es ging darum, unsere Persönlichkeiten darin rüberzubringen.« Passenderweise ist die NT‘s Bar ebenfalls nicht bloß eine hippe Location: im umittelbarer Nähe befindet sich das Studio, in dem Rudimental viel Zeit verbracht und ihr Album »We The Generation« fertiggestellt haben, in einer entspannten Jam-Session mit Barbecue und Foto-Shoot. Die gleichnamige Single sei der Song, der den Patchwork-Charakter ihrer sozialen und musikalischen Wurzeln und deren Werdegang bebildert, erzählt die Band.
#Pop #Life
Mein Song und seine Geschichte
TEENAGE FANCLUB »AIN’T THAT ENOUGH« #Pop — Fast 20 Jahre sind vergangen, seit Teenage Fanclub mit »Ain‘t That Enough« Platz 17 der britischen SingleCharts erreichten und damit ihren größten Hit landeten. Später erhielt das Stück in »31 Songs« von Nick Hornby gar seine eigene literarische Lobeshymne. Grund genug also, um mit Gitarrist Norman Blake zurückzublicken, bevor dieser Tage die neue LP der Schotten erscheint. Die heißt übrigens »Here« und ist wieder einmal voller melancholischmelodischer Gitarrenpopsongs.
I
ch denke, dass der Song so entstanden ist wie alle unsere Songs. Grundsätzlich üben wir erst einmal die Rohfassung ein. Dann gehen wir ins Studio und nehmen die Basis des Stücks auf. Danach kommen die Lyrics hinzu und wir feilen an den Harmonien. Die Musik entsteht immer zuerst, dann erst der Gesang. Keiner von uns kommt mit einem fertigen Song ins Studio. Wir hatten nie die Erwartung, dass unsere Songs Hits werden würden. Aber wenn für uns die Möglichkeit bestanden hätte, einen Hit zu landen, dann sicherlich zum damaligen Zeitpunkt. Denn 1997 befanden wir uns wohl auf dem Höhepunkt unserer Popularität. »Ain’t That Enough« war so erfolgreich, dass wir damit sogar bei »Top Of The Pops« aufgetreten sind. Jeder Musiker unserer Generation hatte die Ambition, dort einmal zu spielen. Es hat eine Menge Spaß gemacht, bei der Show mitzumachen. Etwas seltsam war, dass die Kids zu unserem Song getanzt haben. Aber wenn man im Publikum bei »TOTP« steht, tanzt man zu allem. Vor allem, wenn jemand hinter dir steht und ruft: »Dance!«
Es war sehr schmeichelhaft, dass Nick Hornby »Ain’t That Enough« in seinem Buch »31 Songs« gelobt hat. Aber unsere größte CelebrityStory ist eine andere. Ein Freund erzählte mir, dass Phil Collins Fan von uns geworden ist, nachdem er einige unserer Tracks an einem Flughafen gehört hatte. Natürlich haben wir diese Geschichte nicht geglaubt. Aber ein paar Monate später habe ich ein Interview mit Phil Collins im »Q Magazine« gelesen. Dort hat er auf die Frage, was er momentan am liebsten hören würde, geantwortet: »Die neue Teenage-Fanclub-LP ›Songs From Northern Britain‹«. Das war bizarr. Offensichtlich weißt du nie, wer deine Musik mögen wird. Interview: Dirk Hartmann — Teenage Fanclub »Here« (Pema / Rough Trade / VÖ 09.09.16)
Teenage Fanclub »Ain’t That Enough« If you can I wish you would Only if you feel you should Bring your loving over All adds up with circumstance All stood up with taking stands Bring your loving over Highlights glisten Silence listens Days that found you Embrace that found you Here is a sunrise Aint that enough True as a clear sky, ain’t that enough Toy town feelings here to remind you Summers in the city do what you gotta do Time can only make demands Fill it up with grains of sand Bring your loving over Highlights glisten Silence listens Days that found you Embrace that found you Here is a sunrise Aint that enough True as a clear sky, ain’t that enough Toy town feelings here to remind you Summers in the city do what you gotta do Toy town feelings whose gonna argue Summers in the city Summers in the city
Foto: Martyn Goodacre / Getty Images
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THE LAST DAYS OF DISCO
#Kratzen & Beißen
Gegen die Natur #Life — Wenn sich das Wetter gelegentlich zu dem ein oder anderen Sonnenstrahl durchringt, gehen immer mehr Leute in den Wald, fahren in den Campingurlaub oder aufs Land – und zwar freiwillig! Wie können die nur? Wundert sich Naturhasser Rami Eiserfey.
Illustration: Alexandra Ruppert
Irvine Welsh meets Roddy Doyle – ein hinreißender Roman über das Aufwachsen in der schottischen Provinz in den 80er-Jahren. € 14,99 (D) · ISBN 978-3-453-27040-4 · Auch als E-Book erhältlich
© Alan McCredie · © Nagel: Harald Hoffmann
Ich hasse die Natur! Als Junge, der auf dem Dorf aufgewachsen ist, war ich ständig von »frischer Landluft« und »beruhigender Stille« umgeben. Übersetzt heißt das: Es roch immer nach Kuhfladen und ich musste zwei Kilometer bis zum nächsten Kippenautomaten laufen. Während die Kinder aus der Stadt im Sommer im Hallenbad planschen durften, musste ich mit meinem besten Freund (der einzige Mensch unter 60 Jahren aus meiner Umgebung) im Wald mit dem Hund Gassi gehen und mich vor Ungeziefer aller Art retten. Als ich mir mit 14 Jahren ein Bushido-Album runterladen wollte, brauchte ich dafür ganze zweieinhalb Tage, dank der langsamen Dorf-Internetleitung und eines völlig überforderten AOL-Verkäufers. Leute, die aufs Land fahren, um Urlaub zu machen, um »in der Natur zu sich selber zu finden« denken doch nach einer Woche Baggersee, sie hätten im Geiste den Jakobsweg passiert. Spätestens wenn das Handy leer ist und die zweite verschwitzte und einigermaßen unheimliche Nacht im Schlafsack überstanden ist, flüchten sie schnell zurück in den Schein der Großstadtlaternen. Ähnlich geht es auch mir. Wenn ich auf Festivals länger als zehn Stunden ohne Akkuladegerät und meine unbegrenzte Serien-Bibliothek auskommen muss, bekomme ich mindestens schwitzige Hände und Schnappatmung. Denn die Wunder der Technik helfen mir zu vergessen, dass wir in einer selbstzerstörerischen und schrecklichen Welt leben: Guantanamo. Missachtung der Menschenrechte. Mario Barth. In der Natur bin ich gezwungen, mir über solche Dinge Gedanken zu machen – um dann später zu bemerken, dass das ganze Nachdenken eben doch aussichtlos ist. Oder um es in den Worten von Mark Renton zu sagen: »Das ist ein Scheißzustand, in dem wir leben und daran ändert auch die frische Luft in der ganzen gottverdammten Welt nichts!« In diesem Sinne: Save the planet, kill yourself!
DAVID F. ROSS LIEST: HAMBURG 19.9. Nochtspeicher BERLIN 20.9. Ramones Museum KÖLN 21.9. King Georg Klubbar Moderation und Lesung der deutschen Textpassagen: NAGEL Leseprobe und weitere Infos unter heyne-hardcore.de
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#Style
Schatzparade
Horse Torch
DINGE, DIE DICH WOLLEN #Style – Intro sammelt jeden Monat nerdige Schätze für insgesamt unter 100 Euro – aus dem Internet und der echten Welt.
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OKTOBER 16 • ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ 20.02.17 ERLANGEN 15.10.16 KÖLN • MÜNCHEN • ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ 21.02.17 LEIPZIG 18.10.16 HAMBURG • 21. OKTOBER 16 • ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ 22.02.17 OSNABRÜCK 19.10.16 FRANKFURT • HAMBURG • 24.02.17 FLENSBURG ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ 20.10.16 MÜNCHEN 25.02.17 HAMBURG ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ | 30.10.2016 BERLIN MUSIK & FRIEDEN ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ KAKKMADDAFAKKA • TOCOTRONIC • AUGUSTINES ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ WE WERE PROMISED JETPACKS • HONNE • THE SLOW SHOW ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ THE BOXER REBELLION • RHODES • WE ARE SCIENTISTS ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ VON WEGEN LISBETH • ALEX VARGAS • BLAUDZUN • MALKY • SARA HARTMAN • VIMES ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ LOLA MARSH • SEAFRET • PALACE • WINTERSLEEP • IMMANU EL • BOMBAY • YUNG • OTHERKIN ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ GIANT ROOKS • WOMAN • PARCELS • HEIN COOPER • PAUW • FRERE • FABER • TEN FÉ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ NEW DESERT BLUES • MODEL AEROPLANES • AXEL FLOVENT • GUNDELACH and some more… ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ 29. SEP – 01. OKT 2016 • DORTMUND ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ TICKETS UNTER: WAYBACKWHEN.DE ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ TICKETS: 01806 62 62 80* & (040) 413 22 60 ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ *€ 0,20 / ANRUF AUS DEM FESTNETZ, MOBILFUNK MAX. € 0,60 / ANRUF ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ 13.09.16 BERLIN // 14.09.16 HANNOVER
15.09.16 LEIPZIG // 16.09.16 MÜNCHEN
18.09.16 AUGSBURG // 20.09.16 STUTTGART 21.09.16 FRANKFURT
20.09.16 DÜSSELDORF / 26.09.16 BERLIN
(AUSVERKAUFT)
WITH SPECIAL GUEST
KARSTEN JAHNKE KONZERTDIREKTION GMBH
»DER JUNGE, DER RENNT« TOUR 16/17
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#Pop
IT’S A MATCH! Xatar und Haftbefehl stehen aufeinander.
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Der Babo und der Baba aller Babas zusammen auf einer Platte. Wer ist denn nun der Größere? Xatar: Er ist der Größere. Haftbefehl: Aber er ist der Breitere.
Aber ohne Spaß: Am Ende ging es nicht mehr um Xatar und Haftbefehl sondern um Coup. Und da zählte nur noch, dass das Produkt baba wird.
Zum Album gab es einen halbstündigen actionreichen Bastard aus Videoclip und Gaunerkomödie, bei dem ihr sogar das Drehbuch geschrieben habt. Warum die komödiantische Seite? Haftbefehl: Weil wir wirklich so sind. Wir kön-
nen manchmal fünf Stunden am Stück lachen. Xatar: Wir wollten einfach nicht, dass es zu ekelhaft kommt und die Leute denken, wir machen jetzt den Rambo. Wäre das für die Street Credibility nicht besser gewesen? Xatar: Wir brauchen keinen Fame von der
Straße. Wir sind schon immer Straße gewesen. Das ist der große Unterschied. Die Autorität ist immer noch da. Nun ist es ja speziell bei dir, Haftbefehl, so, dass deine Musik auf einmal Hörerkreise erschlossen hat, auf die du vielleicht nicht unbedingt abgezielt hast, und dafür alte Fans sagen, dass das nicht mehr real sei. Haftbefehl: Ich bin mir sicher, ein paar alte
Fans verloren zu haben. Das sind die, die nur
Xatar: Was wir rappen, ist ein eigener Film und künstlerischer als der Mehr Vorschläge senden Kram von irgendwelchen Milch-Rappern, die dafür gefeiert werden. Die betrachten das oft als Business und als Schiene, die man fahren muss, bis sie nicht mehr funktioniert. Als Künstler gehst du zwangsläufig andere Wege, weil du nicht immer das Xatar & Haftbefehl gleiche machen kannst. Du musst dich entwickeln, sonst kriegst du ’nen miesen Abturn, Mainstream hin oder her. etwas feiern, wenn es klein und frisch ist. Das Haftbefehl: Irgendwann konzentriert man sich ist immer so ein Ding des Abgrenzens und dass halt auf Hits. Das ist überall so. Jay-Z rappt ja man den Künstler für sich haben will und ihn auch nicht mehr über Crack. Mit einigen Songs wie »AFD« habt ihr ja fallen lässt, wenn er zu groß wird. Xatar: So waren wir früher ja auch. auch aktuelle politische Entwicklungen Haftbefehl: Als alle meine Leute früher Tupac aufgegriffen. gehört haben, bin ich auf Biggie eingestiegen, Xatar: Songs wie »AFD« sind drauf, weil uns weil der in unserer Gruppe keine Rolle gespielt solche Sachen wichtig sind und die gekickt hat. Ich wollte mich überhaupt nicht mit Tu- werden müssen. Wir denken viel über so was pac auseinandersetzen. Was meine Musik an- nach, auch wenn man vieles nur oberflächlich geht: Die ist ja immer noch rough, aber eben ankratzen kann. professioneller. Wir beide sind eben nicht in Haftbefehl: Ich will auch einfach nicht immer Brooklyn groß geworden. Wir haben uns alles nur primitive Musik machen, bei der es nur daselbst beigebracht und immer weiter professi- rum geht, wie krass man ist. Von den 25 Songs, onalisiert. Da kann keiner mehr erwarten, dass die wir ursprünglich fürs Album hatten, hat man auf irgendwelche Sample-Beats rappt. die Hälfte geknallt, die andere war eher deep. Das Ding ist durch. Muss man als Street- und Gangster-Rapper irgendwann zwangsläufig den Weg in Richtung Mainstream gehen?
— Coup »Der Holland Job« (Four / Sony) — Das komplette Interview auf intro.de
#Pop
#Pop — Gibt es ein neues Tinder für Kollaborationen, mit denen keiner gerechnet hätte? Hier melden sich jedenfalls gleich zwei Duos, bei denen man sich fragt, wie die wohl zusammen kamen. Zum einen die Deutschrap-Paten Haftbefehl und Xatar alias Coup, die Christian Schlodder in der Präsidentensuite des Hotel Pullmann in Berlin traf. Zum anderen haben sich Interpols Paul Banks und RZA vom Wu-Tang Clan zusammengetan. Sie nennen sich Banks & Steelz und plauderten mit Sermin Usta über ihr Debüt »Anything But Words«.
Banks und Steelz stehen aufeinander.
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Paul, du sagtest mal, dass Menschen dich häufig falsch einschätzen. Wie kommt es, dass dich viele für introvertiert halten? Paul Banks: Weil ich das vermutlich
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damit im weitesten Sinne politisch interpretiert werden können, ist die Platte im Kern nicht politisch. Macht ihr euch dennoch Sorgen über die aktuelle Lage in den USA, auch wenn ihr es nicht in euren Songs thematisiert? RZA: Was wir für die Gesellschaft
bin. Ich werde ruhig, wenn Menschen mich langweilen. Vielleicht liegt es aber auch an der Musik, die tun können ist, Menschen echte Geich mit Interpol mache. Ich denke, wer ein annähernd vollständiges Bild Banks & Steelz fühle abzuverlangen und dabei zu meines Charakters haben möchte, unterhalten. Dazu sind Musiker in sollte sich vor allem meine Soloalder Lage, Politiker nicht. ben, Mixtapes und Kollaborationen Paul Banks: Für mich ist Trump eine anhören. Die zeigen am ehesten, wie ich bin. entschied ich, es als Artwork für mein Mixtape dieser armseligen Gestalten, die nach außen Auf jeden Fall jemand mit subtilem Humor. zu nehmen. Daher der Titel. hin nicht das sagen, was sie im Privaten tat2013 hast du ein HipHop-Mixtape namens Wir wissen bisher wenig über die Entste- sächlich denken. Das ist das eigentlich Lä»Everybody On My Dick Like They Supposed hung von »Anything But Words«. Außer, cherliche an der Sache. Die Dinge, die er über To Be« veröffentlicht. Ein interessanter Titel. dass ihr euch in New York getroffen, Schach Mexikaner und Moslems offen sagt, können RZA: Wirklich subtil dein Humor (lacht). gespielt und asiatische Nudelsuppe ge- nur ein schlechter Scherz sein. Dazu kommt, Banks: Lass mich das erklären: Der Titel ist gessen habt. Monate später seid ihr dann dass solche Aussagen wirklich gefährlich sind. durch eines meiner Bilder entstanden. Kennst in RZAs Studio in L.A. gestrandet. Stimmt Wir werden sehen, wohin das alles führt. Und du den Film »Cobra« mit Sylvester Stallone? das in etwa? obwohl mir die politische Situation in den USA Ein cheesy 1980er-Streifen, in dem Stallone RZA: Eigentlich fing alles mit unseren Jams Sorgen bereitet, fände ich es zu offensichtlich, eine dicke Karre fährt und wahllos rumballert. an. Wir hatten wirklich eine Menge Spaß und Songs darüber zu schreiben. Dann gibt es noch diesen anderen Charakter, haben viel Weed geraucht. RZA: Wenn die Leute wollen, dass ich mich den typischen Latino, wie er damals in fast Paul Banks: Das haben wir, ja. politischen Themen widme, müssen sie mich jedem Film auftauchte. Ich fand ihn cool und RZA: Das Demo haben wir Warner gezeigt. davon überzeugen, meine Musik aufzugeben habe ihn gemalt. Kurz darauf habe ich ein In- Als es ihnen gefiel, fingen wir an, ernsthaft an und mich dann wählen. Das würde allerdings terview mit Rick Ross gesehen, wie er einem dem Album zu arbeiten. Irgendwo dazwischen nicht passieren. Journalisten antwortete: »Everybody On My lagen unsere Schach-Turniere und die Abende — Banks & Steelz »Anything But Words« (Warner) Dick Like They Supposed To Be«. Ich dach- in Chinatown. te, das ist das Beste, was ich je gehört habe, Auch wenn Songs wie »Love & War« als — Intro empfiehlt die Tour vom 13. - 14.11. und schrieb dieses Zitat auf das Bild. Später Kampf zwischen den Geschlechtern und
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#Pop #Kultur
Drei Fragen an …
BEAR’S DEN #Pop — Das Cover des zweiten Albums von Bears’s Den aus London verrät es bereits: »Red Earth & Pouring Rain« ist von nächtlichen Auto- und Busfahrten inspiriert. Akustisch bedeutet das den Abschied vom Banjo-seligen Folk-Sound des Debüts zugunsten von Synthesizern und einem melancholischen 80er-Jahre-AOR-Vibe. Wie es dazu kam, erzählten Andrew Davie und Kevin Jones Intro-Autorin Nina Gierth. Welche Musik hört ihr gerne nachts beim Autofahren? Kevin Jones: »Boys of Summer« von Don
Henley.
Andrew Davie: Da gibt es so viel. Drake ist zum
Beispiel sehr gut für Nachtfahrten geeignet. Bruce Springsteen und Tom Petty auch. Was motivierte euch zum neuen Sound? AD: Es war keine wirklich bewusste Entschei-
dung. Sechs Monate vor Aufnahmebeginn haben wir ein Demo des Titelsongs gemacht und erkannt, dass das die Richtung ist, in die wir gehen möchten. Wir waren beeinflusst von der Musik, die wir damals gehört haben und von den Bands, die wir während unserer vier Jahre auf Tour erlebt haben. Habt ihr beim Abebben des Folk-Hypes der vergangenen Jahre einen Backlash erlebt? AD: Ein bisschen schon. Aber uns ging es nie
um die Instrumente, die wir benutzen, sondern darum, dass unsere Songs einzigartige Geschichten erzählen, die musikalisch so schön wie möglich umgesetzt sind. — Bear’s Den »Red Earth & Pouring Rain« (Communion / Caroline / Universal) — Auf Tour vom 23.10. bis 12.11.
Platte zum Gericht #Redaktionstipp
Border Movement Viel zu selten geht der musikinteressierte Blick über Europa und die USA hinaus. Border Movement versucht das zu ändern und verbindet Deutschland mit Südasien. Nicht nur vom Standpunkt des Rezipienten, sondern der Künstler selbst erfährt man über musikalische Entwicklungen, Labels, Künstler-Residenzen, Veranstaltungen und Festivals im Bereich der elektronischen Musik. Um vor Augen zu führen, dass es in Südasien noch mehr gibt außer Bollywood. Henrike Schröder (Volontärin Festivalguide)
Ween »The Mollusk« zu Fettuccine mit Meeresfrüchten
Lars Ulrich
an seinen Metallica-Kollegen
James Hetfield
Viele Welthits entstanden auf ganz banale Art und Weise. Auch bei Metallicas »Enter Sandman« gilt leider die alte Regel: Wenn du die Musik einer Band liebst, WIRKLICH liebst, dann befass dich bloß nicht mit ihrer Geschichte. Macht nur traurig. 10. März 1990 11:52 Uhr
Hi James, hast du schon was für die neue Platte? Wir müssen bald mal loslegen damit! LU
12:01 Uhr
Sklaventreiber, lass mich doch bitte erst mal frühstücken! Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages! Lars Ulrich an James Hetfield 12:02 Uhr
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Mist, Frühstück fällt heute aus – die Flaschen sind alle leer. Na, gut, vielleicht habe ich was … Da, Da-da-da-daaaaa! 28.06.16 11:44 Da, Da-da-da-daaaaa! Da, Da-da-da-daaaaa! Daaaa-da-da-da-da-da-da-daaaaaaaaaa! Wie findste? 12:04 Uhr
Oh ja, Mann. Das ist cool … Ich mach dann dazu … Bumm---Bumm-PAH-Bumm-Bumm! Bumm---Bumm-PAH-Bumm-Bumm! Bumm---Bumm-PAH-Bumm-Bumm! Bumm---Bumm-PAH-PAH-Bumm-BummBumm-PAH! LU 12:06 Uhr
Ja, das rockt! 12:07 Uhr
Hast du auch schon einen Text? LU
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Felix Scharlau
SMS AUS MORDOR #Kultur — Dass Felix Scharlau ein Mann der abgehangenen, trocken abgelieferten und gut sitzenden Pointen ist, wissen wir noch zu gut aus den Redaktionskonferenzen seiner aktiven Intro-Zeit. Nun hat er dieses Talent erneut auf den Markt gebracht und ein lustiges Buch mit einem sehr langen Titel veröffentlicht: »Da kannste Gift drauf nehmen, Julia! Dein Romeo – Die besten Handy-Chats, die es nie gab«. Dafür musste Felix sich nicht nur in James Hetfield und Lars Ulrich reindenken, sondern auch in Gott, Goofy, Lady Di, Adolf Hitler, Barbie, Ken, Saddam Hussein, Helmut Kohl und Samweis Gamdschie – der ja bekanntlich zum Ende des dritten Herr der Ringe-Filmes bei nur einem Balken Empfang die berühmte SMS schickte: »Gandalf, wir können nicht mehr. Schick die Adler!« Erschienen ist der Spaß bei Goldmann.
HALTUNG ODER UNTERHALTUNG ?
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#Pop
Die Höchste Eisenbahn
DIE GOLDHASEN DER ANDEREN #Pop — Es war höchste Eisenbahn, dass sich Francesco Wilking, Moritz Krämer, Felix Weigt und Max Schröder endlich wieder ins Studio gesetzt haben. Die letzte gemeinsame Platte ist schließlich schon vier Jahre her. Wieder bringen uns die vier tollen Singer/SongwriterPop und ein Album mit dem wahrscheinlich besten Titel des Jahres: »Wer bringt mich jetzt zu den Anderen«. Francesco und Moritz stellten sich mit betont trockener Ironie den Fragen von Lena Ackermann. Es gibt ein neues Album von euch, heißt das, die »Supergroup« hat sich für euch bewährt? Francesco Wilking: Du sagst schon wieder
gegangen sind. Weil man sie irgendwie sympathisch findet und nicht enttäuscht werden möchte. MK: Also ich finde den nicht sympathisch. Supergroup. Das hören wir heute ständig. Weil er den Goldhasen hat. Und wer Kunst Moritz Krämer: Da müssen wir uns jetzt wohl anhäuft und nur in die private Sammlung dran abarbeiten. stellt, der ist ein Depp. FW: Oder endgültig davon distanzieren. F W: Also ich hätte gerne den Goldhasen von Wenn man euer neues Album mit dem letz- Beuys und das Klavier von John Lennon. ten vergleicht, dann seid ihr etwas sanfter geworden, oder? FW: Das erste war aggro, oder was meinst du? Nicht aggro, aber vielleicht etwas ironischer. FW: Findest du? Ja? Dann müssen wir wohl
noch ’ne neue Platte aufnehmen. Die Platte erledigt sich für einen Musiker quasi, wenn die Aufnahmen abgeschlossen sind. Dann sollen die anderen sagen, was sie davon halten. Wenn man alles zusammennimmt und sagt, es ist lebensbejahend – ja, warum nicht. Hoffentlich! Moritz Krämer: Der Hauptunterschied war dieses Mal, dass wir versucht haben, viele Dinge gemeinsam, also zu viert, zu schreiben. Für mich war diese Arbeitsweise eher fremd, weil ich bis dahin alleine geschrieben habe. FW: Und wir haben auf der letzten Platte vielleicht auch mehr stehen lassen als auf der jetzigen. Schöne Geschichten erzählt ihr jedenfalls immer noch. Wie die in »Timmy«, da singt ihr über einen Typen, der zuerst eine Bombe baut und dann zum erfolgreichen Geschäftsmann auf den Virgin Islands avanciert, wo er sich Kate Winslet als Englischlehrerin für seine Kinder leistet. FW: Timmy ist einer von diesen guten Typen,
die die Welt regieren, von denen man aber nicht wissen möchte, was für einen Weg sie
— Die Höchste Eisenbahn »Wer bringt mich jetzt zu den anderen« (Tapete / Indigo) — Auf Tour vom 29.10. bis 26.11.
#Redaktionstipp
Kitnoir
Hinter dem Namen »Kitnoir« steckt keine schwarze Ausrüstung, sondern was viel Besseres: Bio-Fashion. Die Jungdesignerin Mareike Knevels legt viel Wert auf Fairness und Nachhaltigkeit. Zusammen mit ihrem Freund betreibt sie in ihrem Wohnzimmer eine Siebdruckwerkstatt und zaubert schöne Illustrationen auf fairtrade Bio-Baumwolle aus nachhaltigem Anbau. Obwohl die beiden wissen, dass sie damit nicht den Raubbau der Welt stoppen können, versuchen sie, die Art und Weise des Konsums zu ändern. Zusammen wollen sie sich also nicht nur den Traum eines eigenen Street-Fashion-Labels erfüllen, sondern auch ein Stück die Welt retten. Christine Rudi (Praktikantin Bildredaktion)
Trentemøller
»DIE CLUBZEITEN SIND VORBEI«
.. .. AUSV ERKA UFT AUSV ERKA UFT 29.11. MUnchen · 30.11. Stuttgart · 02.12. Hannover · 03.12. DUsseldorf AUSV ERKA UFT 04.12. Frankfurt · 06.12. Hamburg · 07.12. Leipzig · 09.12. Berlin · 10.12. Lingen
#Pop — Anders Trentemøller versuchte sich als Jugendlicher in Rockbands, wurde später zum weltbekannten Club-House-DJ und entdeckt auf seinem vierten Studioalbum »Fixion« endgültig die cineastische Melancholie für sich. Christian Schlodder traf ihn in Berlin. Du bist als Club-DJ bekannt geworden, hast der Szene aber vor einigen Jahren den Rücken gekehrt. Seitdem hört man immer leisere, auf »Fixion« fast nur noch leise Töne. Wieso?
Die Clubzeiten sind vorbei. Die Szene, in der ich unterwegs war, ist ziemlich langweilig. Alles ist irgendwie immer das gleiche. Allerdings begann der Schritt viel früher. Auf meinem ersten Album hört man schon eine gewisse Melancholie. »Fixion« ist noch tiefer davon eingefärbt. Obwohl in der Melancholie unfassbar viel Schönheit steckt, ist es nicht so, dass ich das plane. Es ist wohl die Art der Musik, die aus mir spricht. Ich hörte, du schottest dich während der Arbeit komplett ab. Verzichtest du dann ganz auf Einflüsse von außen?
Ja, schon. Ich brauche die Isolation. Mein Studio liegt zwar in der Nähe von Kopenhagen, aber eher ruhig am Strand. Die Aufnahmen sind dort größtenteils im Winter entstanden. Ich bin jeden Morgen runter ans Wasser gelaufen. Es ist einfach großartig, wie klar dein Kopf wird, wenn niemand außer dir an dieser Stelle steht. Dieses ganz spezielle Gefühl der Einsamkeit, das mag ich. Und ich brauche diese Ruhe. Eine Stadt wie Berlin
SUPPORT:
mit all ihren Möglichkeiten würde mich überfordern. Gibt es aktuelle Trends in dänischer Popmusik, die dir gefallen?
Aktuell versuchen viele Bands, R’n’B-Elemente in ihre Stücke einzubauen. Egal ob Electro, Rock oder gar Folkrock: Alles ist etwas R’n’B angehaucht. Das war interessant, als es anfing, mittlerweile klingt aber alles irgendwie monoton und berechenbar. So ist das wohl mit Trends. Ansonsten ist in Dänemark generell viel passiert. Vor allem im Hinblick auf Mode und das Kulinarische wird das Land mittlerweile wahrgenommen. Was die Musik angeht, bin ich froh, dass man nicht sofort an Aqua mit »Barbie Girl« denkt, wenn der Name Dänemark fällt. Das ist ja schon ein Erfolg. — Trentemøller »Fixion« (In My Room / Rough Trade / VÖ 16.09.16) — Intro empfiehlt das Konzert am 21.09.
PIAS NITES BOHREN & DER CLUB OFGORE + SPECIAL GUEST
29.09. STUTTGART · 30.09. WIESBADEN 01.10. HAMBURG · 03.10. HANNOVER 04.10. LEIPZIG · 05.10. BERLIN 09.10. OBERHAUSEN
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#Kultur
TOP 7 GILMORE GIRLS 01 Das gute Essen Lorelai und Rory Gilmore sind die Menschen mit dem besten Stoffwechsel der Welt. Wie sonst hätten sie die vier Einladungen zum Thanksgiving-Essen (ja, vier an einem Tag!) überstanden? Und auch an normalen Tagen gibt’s Burger bei Luke als Vorspeise, abends gutes Essen bei den Großeltern und zwischendurch Snacks bei Sookee in der Hotelküche. Wer Inspiration zum Thema Essen sucht ist hier genau richtig.
02 Mutter und Tochter? Freundinnen? Man weiß nicht so recht, wer hier die Mutter und wer die Tochter ist. Lorelai jedenfalls verhält sich häufig wie ein Teenager, während Rory meist die vernünftigen Entscheidungen trifft und ihre Mutter oft zurechtweisen muss. Aber egal wie man es dreht oder wendet, die beiden sind tatsächlich das, was viele Mütter und Töchter gern von sich behaupten: Beste Freundinnen. Mit allen Konsequenzen.
05 Die große Frage Dass Luke der beste Partner für Lorelai ist, ist eh klar. Bei Rory stellt sich das mit den Herzensmännern aber viel komplizierter dar. Der niedliche Dean, ihre erste große Liebe? Logan, der reiche Yuppie-Typ mit Gelfrisur und Hang zum Mansplaining? Oder doch Jess, der coole Künstler, der irgendwann Autor wird und Rory nach dem großen Streit mit Lorelai den Kopf wäscht? Ach wisst ihr, eigentlich kennen wir die Antwort schon.
#Kultur – Der 25. November 2016 könnte als der Tag mit den meistgestellten Urlaubsanträgen des Jahres in die Geschichte eingehen. Netflix zeigt dann endlich die neuen Folgen der »Gilmore Girls«. Schon jetzt kann man alle alten Staffeln über den Streaming-Dienst schauen. Für alle, die noch immer nicht überzeugt sind, haben wir hier sieben Gründe, wieso sich das Binge-Gucken lohnt. Text: Julia Brummert
03 Die großartigen Nebenrollen Rorys beste Freundin Lane und ihre beste Hassliebefreundin Paris verdienen mindestens genauso viel Aufmerksamkeit wie Lorelai und Rory. Lane macht im Verlauf der Staffeln eine spannende Entwicklung durch: Sie versteckt CDs vor ihrer erzkonservativen Mutter und wird später Schlagzeugerin in einer Rockband. Und auch Paris ist klug, vielseitig, manchmal bitterböse, urkomisch und sorgt für ein paar der besten Momente in der Serie.
06 All die schrägen Kleinstadtfeste Nimm das, Schützenfest! In Stars Hollow haben die das mit den Volksfesten zigmal besser drauf. Da werden Gemälde mit lebenden Personen nachgestellt, da wird 24 Stunden lang Marathon getanzt, da werden Heuballenlabyrinthe aufgebaut und zu Halloween Spukhäuser eingerichtet … und schon erscheint das öde Leben in der Kleinstadt wie ein einziger, nach Kürbissuppe duftender Traum.
04 Die Musik Die Bangles! Blondie! The Shins! – »Gilmore Girls« glänzt durch einen tollen Soundtrack und viel Liebe zum Detail. Im Hintergrund läuft immer eine gute Mischung aus Klassikern und damals aktuellen IndieSongs – und Lane bringt einem viel über Klassiker bei. Die Folge, in der StraßenmusikerInnen Stars Hollow bevölkern, weil einer dort neulich einen Plattenvertrag bekommen hat, gehört ebenfalls zu den Höhepunkten.
07 Die tollen Menschen aus Stars Hollow Die Feste wären nicht halb so schön, würden nicht all die wunderbar bekloppten Charaktere aus Stars Hollow an ihnen beteiligt sein: Kirk mit seinen unzähligen Jobs, Miss Patty mit ihrer Tanzschule und den Träumen vom Broadway, der unerträgliche Stadtrat Taylor, der brummelige Luke, die liebenswerte Sookie und ihr Ehemann … Guckt einfach noch mal die allerletzte der alten Folgen. Wer da nicht sofort nach Stars Hollow reisen will, hat kein Herz.
#Pop
Apple Music Festival London
Gewinne eine Reise zur Show von Bastille #Pop — Mitte des Monates werden Bastille ihr zweites Album »Wild World« veröffentlichen, ein Interview dazu wird es in unser Oktoberausgabe geben. Am 26. September stellen Bastille die neuen Songs live auf dem Apple Music Festival im Londoner Roundhouse vor. Wie man es schon vom iTunes Festival kannte – so hieß die Veranstaltung bis 2014 – wird dort vom 18. bis zum 30. September wieder alles auftreten, was im Pop Rang und Namen hat. Das Schaulaufen ist mittlerweile Tradition und findet bereits zum zehnten Mal statt. Tickets gibt es nur zu gewinnen. Die Gigs werden jedoch komplett im Stream auf Apple Music zu sehen sein. Wir verlosen zwei Tickets plus Reise und Unterkunft, der Einsendeschluss ist allerdings schon der 4. September. Also fix auf intro.de unter den Hashtags #AMF10, #Apple Music oder #Bastille schauen und mitmachen. Viel Glück!
Enjoy responsibly.
LIEBER PLATTENBAU ALS REIHENHAUS.
YES, WE ARE NUTS! #YesWeAreNuts yeswearenuts.de
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#Pop #Life
Black Oak
SONGS ZUM SCHWARZEN KAFFEE #Pop — Holland ist das offizielle Partnerland des Reeperbahn Festivals in diesem Jahr und bietet dort deshalb vom 21. bis 24. September seine spannendsten Acts auf. Das Duo Black Oak, das sich aus Geert van der Velde von The Black Atlantic und Thijs Kuijken von I Am Oak zusammensetzt, ist einer davon. Die beiden spielen auf ihrem Debüt »Equinox« nicht nur dunkelschönen Folk, sie reichen auch noch das passende Getränk dazu. Text: Michael Schütz
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in warmer Frühlingsabend in Köln. Vor der St. Michael Kirche am Brüsseler Platz sitzen hunderte junger Menschen und nippen am Büdchenbier. Dann erheben sich immer mehr von ihnen und schreiten bedächtig ins Kirchenschiff. Da wartet allerdings kein dröger Gottesdienst, sondern die sanfte Messe eines Black Oak-Konzerts. Geert van der Velde und Thijs Kuijken spielen zunächst dezent verstärkt vor dem Altar, für die Zugabe lockt man dann das Publikum in die kleine Krypta, wo Black Oak komplett unplugged musizieren – und spätestens hier die zur Hälfte anwesende Intro-Redaktion bekehren. Ihr Folk mag traditionell wirken, aber die Stimmen der beiden und der in jedem Song ihres Albums »Equinox« spürbare Respekt vor der Kunst des anderen machen sie so besonders. »Wir schätzten uns schon immer und machten, wenn wir uns irgendwo trafen, Witze darüber, dass wir mal eine ›Supergroup‹ gründen und unsere beiden Bands zu Black Oak verschmelzen sollten«, erklärt Geert. Irgendwann machten sie dann genau das und schrieben 2014 zum ersten Mal gemeinsam. Thijs ergänzt: »Unsere Sessions waren dabei sehr intuitiv. Wir schließen uns ein paar Stunden ein – und am Ende stand immer ein Song.« Elf davon findet man nun auf »Equinox«, das im Mai bei Kumpel & Friends Records erschien und das sie auf dem Reeperbahn Festival noch einmal live vorstellen werden. Da empfehlen wir übrigens einen Gang zu ihrem Merch-Stand, denn Black Oak sind nicht nur Freunde der nächtlichen Schwärze, sie sind auch leidenschaftliche Kaffeetrinker – und haben deshalb eine eigene Marke, die fast noch schöner verpackt ist, als ihr Album. — Black Oak »Equinox« (K&F Records / Broken Silence)
Mach’s dir selbst #14 Die Auster des kleinen Mannes #Life — Warum manche Menschen gerne Austern essen? Vermutlich, weil diese salzigrotzigen Klumpen besonders rar, damit sehr teuer, also exklusiv sind? Vielleicht liegt’s auch am beruhigend-ungenierten Kindheitsgefühl, das sie vermutlich im Mund erzeugen (#Hörensagen). Dass man für das schleimige Rotz-Schnodder-Feeling im Mund ab jetzt nicht mal mehr das Portemonnaie anfassen muss, ist umso geiler. Prost Mahlzeit! Idee & Illustration: Peter Hoffmann
#Pop
Milliarden
MIT PATHOS GEGEN DEN DISPO #Pop — Ben Hartmann und Johannes Aue nennen sich zusammen Milliarden, klingen manchmal wie ein zeitgenössisches Update von Selig und werden mit ihrem Album »Betrüger« zweifelsohne polarisieren. Michael Schütz traf die beiden in einem Berliner Biergarten und sprach mit ihnen über Heiner Müller, kreative Reibungen und schizophrene Selbstausbeutung.
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ugegeben: Songs wie »Freiheit ist ne Hure«, der zuerst zum Film »Tod den Hippies!! Es lebe der Punk« zu hören war, machen es geschmäcklerischen Indie-Seelen nicht leicht. Die Texte sind pathetisch, mal treffend, mal mit Freude am Ziel vorbeigeschossen, der Gesang exaltiert, zum Teil reicht er sogar bis in den roten Bereich hinein. Trotzdem: Wer sich drauf einlässt und ihre Konzerte besucht, freundet sich mit diesem groß aufspielenden Sound schnell an. »Unsere Musik speist sich aus Gegensätzen: Johannes spielt Klavier und ist großer Popfan, ich hingegen habe in meiner Jugend am liebsten Punk gehört.« Und Johannes ergänzt: »Ich freue mich immer, wie gut das aufgeht, weil wir trotz der kreativen Reibung auch ständig die Balance im Blick haben.« Die Texte zur Musik schreibt Ben allein. Den Selig-Vergleich hört er nicht so gern. »Solche Referenzen werden von außen
aufgezwungen. Deutsche Musik hat mich nie so inspiriert. Dafür aber Lyrik von Heiner Müller oder Kippenberger. Und das ist natürlich viel zu hoch gegriffen, weil wir kitschigen, pathetischen Pop-Punkrock oder was auch immer machen.« Wiederkehrendes Motiv in der Musik von Milliarden ist akuter Geldmangel – das prekäre Leben zieht sich durch fast alle Songs. Johannes dazu: »Das ist total schizophren. Man beutet sich selbst aus, um Album, Crew und das Leben zu finanzieren, und trotzdem liebt man die Musik zu sehr, um sich zu beschweren. Und dann stehst du bei Rock am Ring auf der Bühne und deine Mutter wundert sich, warum der Automat deine Karte geschluckt hat.« — Milliarden »Betrüger« (Vertigo Berlin / Universal) — Auf Tour vom 27.10. bis 26.11.
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jeden Monat neu: Teilnahme unter intro.de/Quiz
DAS QUIZ #245 Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich natürlich alles um die Herrndorf-Verfilmung »Tschick«. Los geht’s… 1. »Tschick« wurde verfilmt von...?
3. Hauptfigur Andreij kommt aus?
M Fatih Akin
B Grönland
A Wim Wenders
I Russland
N Klaus Lemke
Z Emsland
2. Buchautor Herrndorf war nebenbei auch...?
4. Was für ein Auto klauen die Protagonisten?
R Sänger und Tänzer
D Messerschmitt Kabinenroller
A Maler und Illustrator
R Opel Blitz
G Astronaut und Lokführer
K Lada
Die Gewinne
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»If everybody looked the same, we'd get tired of looking at each other« sangen die Chi-Lites – das »4 Sterne Nachbar«-Tee von Lobster & Lemonade Apparel ist eine Liebeserklärung an unseren Abwehrchef und alle Nachbarn. Es gibt drei Shirts bei uns zu gewinnen.
Zum Kinostart einer der besten Britcoms überhaupt (ab 8.9.) verlosen wir ein Fanpaket aus zwei Kinotickets, Masken, Krönchen und der neuen DVD-Box »Die komplette Serie. Absolut alles« inklusive allen fünf Staffeln und allen Specials auf 10 DVDs.
Gleich dreimal (Berlin, Dortmund, Frankfurt) kommt das Mekka für Comic-, Franchiseund Serien-Fans nach Deutschland – los geht’s am 15. & 16.10. in der Messe Berlin, mit illustren Gästen wie Lena Headey und Robert Englund. Wir verlosen 2 x 2 Tickets.
Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 26. September. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahme auch postalisch möglich: Intro GmbH & Co. KG, c/o »Das Quiz«, Oppenheimstr. 7, 50668 Köln.
#Pop
#Pop
Foto: Teresa Freitas
Es gibt Acts, die sich wie Tüchlein im Wind durch ihre Karriere treiben lassen. Die allerdings müssen diesen Monat draußen bleiben: Mit M.I.A., Kathleen Hanna, Messer und Angel Olsen kommen bei uns Charaktere zu Wort, die genau wissen, wo sie stehen. Wenn sich die Newcomer unseres Dänemark Specials Acts wie diese zum Vorbild nehmen, kann nicht mehr viel schiefgehen.
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#Pop #Beginner
Das Trio aus Hamburg veröffentlichte 1998 mit seinem zweiten Album »Bambule« eine wichtige DeutschrapPlatte, die bis heute nachwirkt. Nach 13 Jahren erscheint mit »Advanced Chemistry« nun Album Nummer vier. Der Titel ist als Verbeugung vor dem Heidelberger HipHop-Urgestein gleichen Namens zu verstehen. Advanched Chemistry implementierten 1993 mit »Fremd im eigenen Land« deutschen Rap in der hiesigen Musikszene und legten damit den Grundstein für Bands wie die Beginner. Jan Wehn sprach mit Eizi Eiz, Denyo und DJ Mad über Deadline-Druck, hohe Ansprüche, die lange Auszeit und 25 Jahre Bandgeschichte. Foto: Jan Philip Welchering
Beginner
KEINE HALBGARE SCHEISSE
#Pop #Beginner
wenigstens zehn Sekunden zuhört. Das ist echt ein Privileg. Aber genau deshalb wollen wir es auch nicht verkacken.
Wann ging es bei euch wieder richtig los? Denyo: 2015 waren wir an dem Punkt, an dem wir gesagt
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enn ich zurückschaue, kommt es mir vor, als wäre nach »Blast Action Heroes« irgendwie die Luft raus gewesen. Wie habt ihr diese Zeit empfunden? Denyo: Das ist sehr interessant. Denn da hat
sich tatsächlich ein Loch aufgetan. Trotz unseren tollen Ideen und den clublastigen Sounds auf »Blast Action Heroes« kam international eine Phase, in der es noch mehr Synthie-Beats gab und Crunk plötzlich total angesagt war. Außerdem waren wir vom Touren und den ganzen Egos echt ausgebrannt und Musik wurde immer wertloser. Die MP3s kamen, die Industrie ging den Bach runter, MTV war nicht mehr MTV, sondern ein Jamba-Werbeträger. Alles fühlte sich nicht mehr so geil an. Jan hat dann für sich entschieden, dass er mal ganz raus will und läutete seine Funk-Ära ein. Eigentlich war ja gedacht, dass wir beide jeweils ein Soloalbum machen, er als Jan Delay, ich als The Denyos, und danach machen wir mit den Beginnern weiter. Aber auch wenn wir immer close waren, war das nicht die Zeit, in der wir gute Musik zusammen machen konnten. Hinzu kam, dass Jan erst beim zweiten Album so richtig mit der Disco-No.-1-Band eingegrooved war und das machen konnte, was er schon auf »Mercedes Dance« wollte. Also haben wir ihn ziehen lassen. International ist im Rap nicht viel Spannendes passiert und hierzulande war gerade Aggro am Start. Ich war dann in Berlin und hatte eine richtige HipHop-Depri-Phase, weshalb ich begonnen habe, ganz andere Sachen zu produzieren. Ich habe ein Singer-Songwriter-Album und einen Soundtrack aufgenommen und gemeinsam mit Mad viel aufgelegt. Habt ihr auch mal ans Aufhören gedacht? Denyo: Grundsätzlich war für mich immer klar, dass es
weitergeht, man dem Ganzen aber auch Raum geben muss. Natürlich kann man sich auch mit einer Deadline Druck machen, aber es musste immer auch die Option zum »Ah, nee, doch nicht« geben. Eizi Eiz: Mir war auch klar, dass da was Neues kommen wird. Aber es musste eben auch unseren Ansprüchen genügen oder sie sogar noch übertreffen. Denyo: Parallel dazu haben wir aber auch wieder erste Shows gespielt, was total Spaß gemacht hat, weil der Vibe stimmte – aber wir waren eben noch nicht advanced.
Heutzutage traut sich ja schon fast keiner mehr »Wir sind noch nicht so weit« zu sagen. DJ Mad: Man kann jetzt nicht mehr mit halbgarer Scheiße
kommen. Dafür ist einfach viel zu viel Mist da draußen, der zwar formal richtig ist, aber nichts reißt. Denyo: Ich bin wahnsinnig dankbar dafür, dass wir mit den Beginnern in so einer Position sind, dass dieses Album eine derartige Aufmerksamkeit genießt. Diese Chance, noch mal eine Platte zu veröffentlichen, die genau wie die Songs auf »Bambule« auch nach ein paar Jahren noch gehört wird, will man ja auch nutzen – und dann mit was richtig Derbem kommen. DJ Mad: Der Rückenwind, den wir gerade bekommen, ist echt fies. Die Tour war fast ausverkauft, bevor es überhaupt einen Beweis dafür gab, was die Fans erwartet. Andere Artists würden sich ein Bein ausreißen, damit man ihnen
haben: »Jetzt machen wir wieder was.« Wir haben in den Jahren davor schon ein paar Skizzen gemacht, die wir dann wieder rausgeholt haben. »Rap & fette Bässe« ist ein Beat von Jan und Tropf, der damals schon geknallt hat. »Nach Hause« war ursprünglich ein Beat von mir, für den ich mit Wobble-Bässen rumexperimentiert habe, der aber noch nicht ganz so gut klang. Dafür haben wir Chris von Symbiz ins Boot geholt. Das ist genau das, was Mad eben meinte. Wir mussten uns ja jetzt nicht krampfig irgendetwas aneignen, sondern hatten jemanden dabei, der unsere alte Musik kennt, weil er früher Fan von uns war und jetzt am Puls der Zeit ist. Jan und ich haben uns auf die Lyrics konzentriert. So konnten wir aus der Essenz der damaligen Beats von Jan, Tropf und mir und den neuen Sachen das Ding fertigmachen. Eizi Eiz: Beats bauen und Rappen ist in meinen Augen Sport, also haben wir immer weitertrainiert. 2014 waren wir vielleicht besser darin, aber unsere Ansprüche sind auch wieder gestiegen. Erst im letzten Sommer haben wir gemerkt, dass sich unsere Ansprüche mit der Musik decken und dass da was geht. Wäre dem nicht so gewesen, hätten wir die Songs nicht rausgebracht. DJ Mad: Die Beginner wollen ja immer etwas Neues machen und nicht so klingen wie früher. Man erfindet im HipHop gerade aber keine grundsätzlich neuen Strömungen wie in den 80er-Jahren, als SP-1200 die SP1200 kam und plötzlich alles anders Lautet der Name eines war. Heute bekommst du das eher durch die Samplers der Firma Emu Systems, Inc., der im Jahre geschickte Neumischung bekannter Zutaten 1987 erschien und eng mit hin. Die Generation, die es gewohnt ist, mit dem goldenen Zeitalter des Synthesizern und Plug-ins aus dem Nichts HipHop verwoben ist. Die Stärken und Schwächen Musik zu erschaffen – was grandios und eine des SP-1200, der eigengroße Kunst ist –, ist gar nicht fit in diesen tümlich kratzige Sound des ganzen Samplefragen. Das ist meinem Ver- integrierten Drumcomputers und die verwaschenen ständnis nach aber eine der Hauptantriebsfe- Basslines prägten den dern im Rap – eine MPC konnte alleine auch Sound dieser Ära. Zugleich nicht viel, da musste der Flash von woanders war es mit dem SP-1200 plötzlich möglich, einen kommen. Ein gutes Beispiel für dieses Zusam- kompletten Song mit nur menbringen ist sicherlich »Rambo No. 5«. Da einem mobilen Gerät zu zimmert die ganze Zeit dieses ultrapenetrante bauen. Hornriff durch, aber gepaart mit dem 75-BPMLowbass-Scheiß funktioniert das Ding auf Gzuz deinem Handylautsprecher genau so wie im Gzuz ist Mitglied der 187 Straßenbande, die man Club – so ein Ding hat sonst keiner. Das Feedback, egal ob positiv oder negativ , auf »Ahnma« war ja wirklich beeindruckend. Habt ihr mit solchen engstirnigen Kommentaren gerechnet, die sich über den »Türsteher« Gzuz beschweren? Eizi Eiz: Am besten haben mir die Kommen-
als Hamburgs beliebteste Straßenrapper bezeichnen könnte. Im Gegensatz zu den Bushidos dieser Welt kann Gzuz auf eine langjährige Straßenkarriere inklusive Haftstrafe wegen räuberischen Diebstahls zurückblicken. Im Juli eröffnete er mit seinen Kollegen neben dem Grünen Jäger in Hamburg das TattooStudio 187 Ink.
tare »Was machen diese beiden Typen neben Gzuz« und »Seit wann rappt Jan Delay denn?« gefallen. (Gelächter) Denyo: Ich finde das aber total geil, weil es junge Leute sind, die uns noch gar nicht auf dem Zettel hatten. Wenn sie sich nämlich darauf einlassen, checken sie auch, dass wir nicht irgendeine Band sind, sondern dass es uns schon seit 25 Jahren gibt. Abgesehen davon hätte ich niemals damit gerechnet, dass es so viel positives Feedback gibt. Das ist nicht selbstverständlich. — Eine längere Version des Interviews findet ihr auf intro.de — Beginner »Advanced Chemistry« (Vertigo Berlin / Universal) — Auf Tour vom 10.09. bis 27.03.
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#Pop #M.I.A.
M.I.A.
»ICH WOLLTE IMMER PROBLEME REDEN« Mit »A.I.M.« feiert M.I.A. ihr zehnjähriges Jubiläum als Anti-Popstar. Das Album wird nicht nur das vorerst letzte sein, es hat auch die bislang ungewöhnlichste Botschaft in M.I.A.s Revoluzzer-Karriere, denn »A.I.M.« soll vor allem eines: uns glücklich machen. Lena Ackermann hat Mathangi »Maya« Arulpragasam in Berlin getroffen und mit ihr über Karriere, Freiheit und Shitstorms gesprochen.
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#Pop #M.I.A.
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ie Ikone des »Agitprop-Pop« sitzt mit überschlagenen Beinen in einem breiten, samtbezogenen Sessel und fischt mit ihren neon-orange lackierten Nägeln geröstete Salzmandeln aus einem Glas. Die New York Times hat das Genre »Agitprop-Pop« extra für M.I.A. erfunden. Es greift, wenn sich ein Musiker in seiner Arbeit mit politischen Themen auseinandersetzt, die so unsexy sind, dass man sie besser nicht behandeln sollte. Natürlich hält die Musikerin selbst nichts von dieser luftleeren Wortschöpfung, weil nichts bedeutungsloser sei als ein krampfhaft aufgedrücktes Label. Und doch ist etwas dran, schließlich ist M.I.A. seit zehn Jahren ziemlich weit weg von dem, was sonst im Mainstream-Pop zu finden ist. Ihr in Electroclash verpackter politischer Aktivismus ist gnadenlos. Ihre Songs sind Geschosse. Schon mit ihrem ersten Album »Arular« kletterte sie von Null auf Popstar. Dank ihrer Starrsinnigkeit ist sie – trotz Primetime-Auftritten bei der SuperbowlHalbzeitshow – aber doch ein Underground-Star geblieben. Es ist schon nach 20 Uhr, seit Stunden kämpft die Klimaanlage in der hippen, holzvertäfelten Hotelsuite erfolglos gegen die drückende Luft. Auch Mathangi »Maya« Arulpragasam kämpft: Der heutige Interviewmarathon
musst, kannst du in dir selbst die Kraft finden, weiterhin an Liebe, Frieden und Gleichberechtigung zu glauben«, erklärt Maya. »Wenn du also nach allem, was du durchgemacht hast, keinen Hass spürst, nicht verbittert bist und vor allem nicht aufgibst – dann scheint mir das die punkigste Botschaft zu sein, die es im Moment gibt.« Ihr neuestes Werk »A.I.M.« ist M.I.A.s Re-Interpretation von »Imagine«, ausgedacht auf einem Roland MC-505 – dem Lennon-Flügel 2.0. »Love wins – What’s up with that? Living it – What’s up with that? Being here – What’s up with that? Identities – What’s up with that? Your Privilege – What’s up with that?«, will M.I.A. wissen. »Freedom, ‘I’dom, ‘Me’dom – Where’s your ‘We’dom?« – ihr Appell an das globale Wir-Gefühl hat keinen faden Weltverbesserer-Ton. Maya spricht schlicht aus Erfahrung. »Menschen kämpfen dafür, es über eine Grenze zu schaffen, einen Job zu finden, sich ein Leben aufzubauen. Ich habe all diese Dinge erreicht. Und nachdem du diese Erfahrungen gemacht hast, ist es wichtig zu zeigen, dass du nicht verbittert, nicht verrückt und nicht wütend bist.« Die Sache mit der Wut bleibt dennoch nicht aus. Während des Interviews trägt Maya ein Shirt mit dem Slogan »Fly Pirates«. Damit tritt sie auch im Video zu »Borders« auf und kas- Fly Pirates sierte schon im Dezember 2015 Är- Im Video zu »Borders« tritt M.I.A. unter ger mit dem Fußballclub Paris Saint- anderem in einem Trikot des Fußballclubs Paris Saint-Germain auf. Einziger Germain. Im Sommer wurde M.I.A. Schönheitsfehler: Anstatt »Fly Emirates«, kurzfristig vom Headlining-Spot dem Logo des Hauptsponsoren, steht auf des Afropunk Festivals abgezogen. dem Shirt »Fly Pirates«. Grund genug für PSG-Geschäftsführer Jean-Claude Blanc, Schuld daran: eine Aussage über einzuschreiten. Er forderte Universal in die Black Lifes Matter-Bewegung einem Schreiben auf, die Verbreitung des und der im Netz folgende Shit- statt Videos zu unterlassen, und verlangte eine »Entschädigung für den entstandenen Think-Storm. »Im Moment reprä- Schaden«. Die Nutzung der Vereins-Marke sentiert das Internet vor allem Ne- in einem Video, das den Umgang mit gativität. Aber es hängt auch mit Flüchtlingen kritisiert, sei eine »Quelle für die Diskreditierung des Klubs.« Amerika zusammen und der Art, wie dort kommuniziert wird. Ich glaube allerdings, dass Amerikaner – selbst die armen Menschen dort – Privilegien haben, die eine arme Person aus Afrika nicht hat. Wenn du also aus einem deprimierenden Kriegsgebiet kommst und dann jemand im Netz behauptet: ›Oh, mein Gott, du bist ein Rassist‹, dann ist das keine große Sache. Ärgerlich ist aber, dass mein Album ein ganz anderes Gefühl rüberbringt. Ich meine, einer meiner Produzenten ist Blaqstarr aus Baltimore. Und die entscheidende Aussage ist, dass wir die Black Lives Matter besten Freunde sein werden, also etwas ganz Internationale Aktivisten-Bewegung, die aus der afroamerikanischen Gemeinund gar Positives.« schaft in den USA entstanden ist und sich Angeblich soll »A.I.M.« das letzte M.I.A.- gegen Gewalt gegen Schwarze einsetzt. Album sein. »Ich will studieren, vielleicht ein M.I.A. hatte im April in einem Interview Buch schreiben.« Ihren Abschied aus dem mit der Londoner Zeitung Evening Standard folgende gesellschaftskritische Musikbusiness hat Maya allerdings schon öf- Überlegung angestellt: »Würden Beyoncé ter angekündigt. Die Ikone des Anti-Pop ist oder Kendrick Lamar auch sagen, dass eine erfolgreiche Künstlerin. Sie ist eine Ge- muslimische Leben zählen? Oder syrische Leben zählen? Oder ob dieses Kind in flüchtete, ein durch ihren Erfolg privilegierter Pakistan zählt?« Hipster, eine Rebellin mit radikalen Ansichten. Man muss nicht alle ihrer Auffassungen teilen. Aber man muss sie beglückwünschen, sie hat mit »A.I.M.« wieder einmal ein fantastisches Album vorgelegt. Es wäre also besser, wenn M.I.A.s messerscharfer Clash-World-Sound vorerst nicht aus der Musikszene verschwinden würde.
ÜBER beschäftigt sie schon seit zehn Stunden. Aber Maya, ganz Profi, bleibt gelassen und knackt ihre Salzmandeln. »Ich habe nicht den ›Popstar-Sprech‹, mit dem ich möglichst reich werden könnte, und war auch nie selbstsüchtig genug, um die Erfahrungen von Menschen zu verleugnen. Ich wollte immer über Probleme reden, darüber sprechen, was in der Welt vor sich geht.« Die Suche nach einem Thema für ihr aktuelles Album kann ihr nicht schwergefallen sein. Mit neun Jahren kam Maya als Flüchtling von Sri Lanka nach London. Das war 1986. Heute herrscht die Flüchtlingskrise überall, fest verwoben mit Terror, der längst nicht mehr nur die Geflüchteten betrifft. Zwei Themen, die dieselben Emotionen schüren: Trauer, Wut, Angst. Nichts davon hat auf M.I.A.s aktuellem Album »A.I.M.« Platz. Ihre Botschaft ist so progressiv, weil sie nicht von Beschwerden, sondern von Perspektiven handelt. Und M.I.A. geht noch einen Schritt weiter: Sie wagt es, eine optimistische Zukunftsprognose abzugeben. Dazu passt der Claim auf dem »A.I.M.«-Cover: »Uniting people since 2003.« Es scheint eine vergleichsweise softe Botschaft für die Frau zu sein, die selbst einmal als Terroristin verdächtigt wurde, deren Videos nach Propaganda untersucht und von YouTube immer mal wieder gesperrt werden. »Auch wenn du gegen einen ganzen Haufen Widerstände ankämpfen
— M.I.A. »A.I.M.« (Universal / VÖ 09.09.16)
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#Pop #Dänische Newcomer
SPOT ON:
DÄNISCHE NEWCOMER Auf dem Spot Festival in Aarhus und dem altehrwürdigen Roskilde laufen sich in jedem Jahr zahlreiche dänische Newcomer für potenzielle internationale Karrieren warm. Wir stellen fünf von ihnen vor, denen wir genau das wünschen. Außerdem haben wir für unsere Website einen Experten gefragt, wo eigentlich all die guten Acts herkommen. Das Gespräch mit dem Spot-Chef findet ihr auf intro.de unter #Spot Festival. Interviews: Annett Bonkowski, Daniel Koch / Illustration: Vanessa Weber
COMMUNIONS Herkunft: Kopenhagen Genre: Dänischer Britpop für die Zeit nach dem Brexit Mitglieder: 4 Besondere Vorkommnisse: »Wir sind mit unserem Album fast
fertig«, behaupteten die Communions im Gespräch mit uns. Veröffentlicht wird es über das renommierte US-Label Fat Possum, das großer Fan der EP ist. Keine schlechte Adresse. Die Communions werden zudem auf dem Reeperbahn Festival spielen, . Aktuelles Album: »Communions« EP (Tough Love / Cargo)
Was hat euch vier zusammengebracht? Was war sozusagen die Kommunion der Communions?
Martin Rehof: Wir waren schon zu Schulzeiten Freunde. Ich wollte immer schon eine Band gründen und fragte Jacob van Deurs Formann und Frederik Lind Köppen, ob sie mitmachen wollen. Ich hatte ein paar Songs geschrieben und dachte, das sei ein guter Startpunkt. Ein Bassist fehlte uns noch, also fragte ich meinen Bruder Mads. Bitte versteht es als Kompliment: Warum klingt ihr so verdammt britisch?
MR: Gute Frage. Bei uns kommen viele Einflüsse zusammen und britische Gitarrenmusik wie die der Smiths steht hoch im Kurs. So ist es wohl Teil unserer musikalischen DNA geworden, ohne dass wir das groß geplant hätten. Trotzdem ist es seltsam zu lesen, wir würden Britpop machen. Wir spielen Rockmusik mit sehr poppigen Elementen – und sind keine Revivalband. Ihr arbeitet an einem Ort namens Mayhem in Kopenhagen. Diesen Namen hörten wir hier öfter. Was hat es damit auf sich?
MR: Mayhem besteht aus einigen verlassenen Lagerhallen, in denen ein paar Leute irgendwann Konzerte veranstaltet und Proberäume eingerichtet haben. Als wir die Communions gründeten, waren Jacob und Frederik schon Teil dieser Clique und hatten dort einen Proberaum. Mayhem ist ziemlich einzigartig in der Stadt: Es gibt kaum offizielle Restriktionen oder Vorgaben, wie man dort etwas zu veranstalten hat. Es fühlt sich alles sehr frei an.
#Pop #Dänische Newcomer
LISS Herkunft: Aarhus Genre: Soulgetränkter Pop Mitglieder: 4 Besondere Vorkommnisse: Die Bandmitglieder sind gerade ihren
Teenagerschuhen entwachsen, schon laufen sie der heimischen Konkurrenz davon. Ihre zweite Single »Always« wurde von Pharrell Williams höchstpersönlich in seiner Radio-Show »OTHERtone« gespielt – ein Ritterschlag für das Quartett. Aktuelles Album: »First« EP (XL / Beggars / Indigo) Nach ein paar Singles und einer EP – wann können wir mit einem Album rechnen?
Søren Holm: Es wäre verrückt, in dieser Phase von einem Album zu sprechen. Wir empfinden es als angenehm, erst einmal kleinere Ergebnisse unserer Arbeit zu veröffentlichen. Obwohl wir in den letzten Monaten sehr viel dazugelernt haben, müssen wir unseren Sound noch weiter definieren. Und eine größere Fanbase aufbauen. Erst dann macht es Sinn, ein Album herauszubringen. Die letzten Monate waren im positiven Sinne turbulent für euch. Habt ihr euch schon an den Musikzirkus gewöhnt?
Villads Tyrrestrup: Nach mehreren Showcases und Festivals haben wir uns an den Trubel gewöhnt, vor allem, weil wir sehr schnell vom Proberaum in Aarhus auf dieses professionelle Level geklettert sind. Vor kurzem waren wir in Barcelona, um neue Songideen aufzunehmen. Wir konzentrieren uns nach wie vor am liebsten auf die Musik und weniger auf das Drumherum. Woher kommt der deutliche Soul-Einfluss in euren Songs?
SH: Ich glaube, es liegt uns einfach im Blut. Auch wenn es wie ein Klischee klingt. Soul und Funk haben uns schon früh in unserer Kindheit begleitet. Unsere Eltern mochten diese Art von Musik und so kamen wir automatisch damit in Berührung und haben sie für uns entdeckt. Soul-Pop hat in Dänemark schon lange ein großes Publikum.
PALACE WINTER Herkunft: Kopenhagen, Melbourne Genre: Americana-Dream-Pop-Rock Mitglieder: 2 Besondere Vorkommnisse: Der Australier Carl Coleman und der
Däne Casper Hesselager trafen sich auf einer Tour ihrer beiden Bands. Nach sechs Wochen des gemeinsamen Reisens und Austauschens von Ideen beschlossen die beiden Musiker, zukünftig als Duo weiterzumachen. Aktuelles Album: »Waiting For The World To Turn« (Tambourhinoceros / Indigo) Wer oder was hat euch bei dem Vorhaben, euer Debüt auf die Beine zu stellen am meisten geholfen?
Carl Coleman: Da wir keine dieser Bands sind, die ein Album in einer Woche aus dem Ärmel schütteln, war es für uns wichtig, eine Deadline zu haben. Dieser Zeitdruck war eine große Motivation. Manchmal ist es einfacher, wenn einem der Uhrzeiger sagt, wann Schluss ist, sonst tüftelt man ewig weiter. Es ist wie beim Backen, irgendwann ist der Kuchen eben fertig. Ihr habt zuvor eine EP namens »Medication« aufgenommen. War es anders oder schwerer nun auf Albumlänge zu arbeiten?
CC: Wir haben beim Songwriting für das Album noch enger zusammengearbeitet als vorher. Die EP war ein wichtiger Schritt für uns, um unseren jeweils unterschiedlichen Background mit den Sounds des anderen zu verbinden. Auf unserem Debüt waren wir dadurch in der Lage, uns musikalisch noch viel tiefgehender zu erforschen. Wenn ich die EP betrachte, ist es fast so, als würde ich mir Babyfotos von uns ansehen. Was unterscheidet beziehungsweise verbindet euch als Team besonders?
Casper Hesselager: Jeder von uns hat natürlich seine Schwächen und Stärken, aber es funktioniert als Band gerade deshalb, weil wir uns gegenseitig so gut ergänzen. Im Studio sind wir eine richtige Einheit. Carl frickelt teilweise mehr beim Songwriting herum, ich wiederum beim Mixen und dem technischen Finetuning.
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#Pop #Dänische Newcomer
CHINAH Herkunft: Kopenhagen Genre: Electro-Dream-Float-Melancholy-Pop Mitglieder: 3 Besondere Vorkommnisse: Sängerin Fine Glindvad singt trotz
fester Band immer noch gerne fremd. Sie hat ihre wandlungsfähige Stimme schon diversen befreundeten Künstlern geliehen. So hört man sie im Solostück »Fill Me« des WhoMadeWho-Mitglieds Tomas Barfod und auf der Single »Violence Of You« von den Kopenhagenern Bottled In England. Aktuelles Album: »Once The Lights Are On« EP (No3) Eure Sängerin Fine Glindvad war zuvor als Solokünstlerin unterwegs. Du und Simon Andersson habt sie im Studio und live unterstützt. Wie wurde daraus eine Band?
Simon Kjær: Wir sehen diesen Prozess ein wenig anders. Ja, wir haben mit Fine Musik gemacht und dabei gemerkt, dass es uns viel mehr Spaß macht, gemeinsam auf Augenhöhe Songs zu komponieren. Wir sehen es also nicht als ein Soloprojekt, das zur Band gewachsen ist, sondern als neue Band, die eben aus diesem Zusammentreffen entstand.
LIIMA Herkunft: Kopenhagen, Berlin Genre: Elektro-Pop-Avantgarde Mitglieder: 4 Besondere Vorkommnisse: Die kennen wir doch. Aber nur fast.
Das dänische Trio Efterklang schnappt sich den finnischen Perkussionisten und Wahlberliner Tatu Rönkkö und formt mit ihm und einer Reihe elektronischer Beats das neue Projekt Liima. Im Finnischen heißt das Klebstoff und genau der schweißte die Mitglieder auf ihrer musikalischen Reise fest zusammen. Aktuelles Album: »ii« (4AD / Beggars / Indigo) Wenn man als Musiker so lange dabei ist, wie sehr reizt einen dann ein neues Projekt?
Casper Clausen: Viele haben uns vorab für verrückt erklärt, aber wir wollten uns einfach eine neue Perspektive verschaffen. Vielleicht ist es falsch, die eigene Karriere aus einem Gefühl heraus in neue Bahnen zu lenken, aber wir sehnten uns nach diesem Umbruch. Der Prozess der Albumentstehung war eine ganz andere Erfahrung für uns. Es hat uns mit sehr viel Spannung und Begeisterung erfüllt, noch einmal ein Debüt aufzunehmen. Für »ii« seid ihr jeweils eine Woche an vier verschiedene Orte gereist. Warum?
CC: Wir leben meist ohnehin wie Vagabunde, also hielten wir es für eine gute Idee, unsere kreative Energie gemeinsam in Finnland, Istanbul, Berlin und Madeira ganz fokussiert in einwöchige Sessions zu bündeln. Ich betrachte das Album wie eine Reihe von Postkarten, anhand derer wir unsere gesammelten Momentaufnahmen, Begegnungen und Erinnerungen mit einem Publikum teilen. Wie sollten die Zuhörer die Platte und die vielen verbundenen Eindrücke am besten auf sich wirken lassen?
CC: Mir gefällt die Vorstellung, dass das Album in einer gemeinschaftlichen Runde gehört wird und nicht isoliert als Individuum. Es ist nicht unbedingt eine Kopfhörer-Platte, sondern ein Ergebnis, das schon in der Entstehung davon lebte, miteinander geteilt zu werden.
Ihr wart zu dem Zeitpunkt allesamt etablierte, eigenständige Musiker. Wie schwer ist es, nun alles zusammen zu machen? Wie ist die Arbeitsteilung?
SK: Wir sind selten 100 % einer Meinung. Wenn wir Musik machen, ist es eher chaotisch als harmonisch. Wir diskutieren, verhandeln, verwerfen Ideen, manchmal auch bis zur Frustration. Das Problem ist, dass uns selbst die kleinsten Details wichtig sind. Am Ende sind wir jedoch wundersamerweise immer zufrieden. Ihr spielt in diesem Jahr auf dem Reeperbahn Festival. Hamburg ist ja eine spannende Stadt, die Reeperbahn ein wilder Ort: Was sind eure Pläne für die Zeit nach eurem Gig?
Es spielen sehr viele tolle Acts dort – wir hoffen, möglichst viele von ihnen kennenzulernen oder zumindest live zu sehen. Die Reeperbahn macht Spaß, und es ist schön, dass dort so viele Clubs so dicht zusammenliegen. Wir haben noch keinen Besuch im Strip-Club geplant, aber wenn du was empfehlen kannst …
AB 15. SEPTEMBER IM KINO
EIN FILM VON
NACH DEM ERFOLGSROMAN VON
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#Pop #Cover-Welten
#Pop #Cover-Welten
Cover-Welten
ADLER Adler – Günstige Mode für Damen, Herren, Übergrößen und Kinder. Ups, falsches Teekesselchen. Aber eben der erste Google-Hit. Wenn das diese als arrogant verschrienen Vögel wüssten. Ohne Rücksicht auf Verluste beherrschen sie den Luftraum, killen Kleinvieh, zerfleddern Leichen selbst menschlicher Natur und verbreiten auch in der Musikwelt gnadenlos Angst und Schrecken, guck:
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#Pop #Kathleen Hanna
Kathleen Hanna
IKONE WIDER WILLEN Gar nicht so einfach, im Genre Punkrock würdevoll zu altern. Die 47-jährige Riot-GrrrlIkone Kathleen Hanna schafft es trotzdem. Auf dem zweiten The-Julie-Ruin-Album »Hit Reset« meldet sie sich frisch genesen und mit geballter Faust zurück. Unsere Autorin Katja Peglow erfuhr unter anderem, wie man es schafft, nicht bloß auf seine spektakuläre Vergangenheit reduziert zu werden. Foto: Katharina Poblotzki
die Geschichte der Black-Power-Bewegung in ihren S ongs aufgreift . Ich
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in wenig traurig stimmt die Ansage im Lyme-Borreliose die man als Popschreiberin sonst eher von aus Vorfeld des Interviews, Kathleen Hannas Fiese, durch Zecken der Gala bekannten Film- oder Musikstars übertragene bakterielle kennt: keine Fragen zum Privatleben, also zu Vergangenheit als Riot Grrrl der ersten Infektionskrankheit, die bei Stunde doch bitte schön möglichst Nichtbehandlung oder zu Adam »Ad Rock« Horovitz von den Beastie wenig zu thematisieren. Schließlich später Diagnose schlimms- Boys, mit dem Hanna seit 1996 zusammen ist die Aktivistin und Musikerin bis heute tenfalls fast überall im Kör- und seit 2006 verheiratet ist. Und auch keine per (Haut, Herz, Gelenke, das erklärte Lieblings-Rebel-Girl aller Dritte- Nerven) Entzündungen und zu ihrer viel diskutierten Lyme-BorrelioseWelle-Feministinnen und solcher, die aktuell chronische Schmerzen her- Krankheit, die 2013 in der über Kickstarter vorrufen kann. Bei Hanna finanzierten Doku »The Punk Singer« von Sini auf ihren Spuren wandeln (Beth Ditto, Katie hat die Therapie fast sechs Crutchfield, Miley Cyrus). Doch momentan Jahre gedauert. Anderson enthüllt wurde und als maßgeblicher verspürt die in New York lebende Punk-Ikone Grund dafür gilt, warum es so lange still um die keine große Lust, in Interviews wieder und wieMusikerin war. »Manchmal verspüre ich das der ihre Geschichte von der strippenden Kunststudentin Bedürfnis, meinen Krankheitsverlauf mit der Öffentlichkeit zur Begründerin des Riot-Grrrl-Movements zu erzählen, zu teilen, und manchmal eben nicht. Manchmal antworte und schiebt jeglichem aufkeimenden Nostalgiebedürfnis ich Arschlöchern auf Twitter. Und manchmal nicht«, erschnell einen Riegel vor: »Ich bin sehr stolz darauf, ein klärt Hanna ihr seit Riot-Grrrl-Tagen nicht unkompliziertes Teil von Bikini Kill gewesen zu sein. Aber ich bin es auch Verhältnis zu den neuen und alten Medien. »Ursprünglich leid, als Aushängeschild der Bewegung immerzu über Riot sollte sich der Film ausschließlich auf meine Arbeit und Grrrl reden zu müssen.« nicht auf meine Ehe fokussieren. Doch als ich das fertige Deshalb nur in aller Kürze: Vor 25 Jahren startete Material sah, hat es mich schlichtweg umgehauen. Ich fand, Kathleen Hanna mit Bikini Kill ihre Revolution auf dass unsere Beziehung wirklich gut getroffen war, also Mädchenart und schrieb mit Riot Grrrl Musikgeschichte. habe ich sie drin gelassen. Es wäre mir seltsam erschienen, Heute entern Popstars wie Beyoncé oder Taylor Swift meinen besten Freund und Partner seit über 20 Jahren nicht ganz selbstverständlich mit feministischen Messages die zu erwähnen. Also habe ich meine Meinung geändert.« Bühnen und erreichen damit Millionen von Zuhörern. Eine Inzwischen gilt Hanna glücklicherweise als genesen – der Entwicklung, die Hanna erstaunlich positiv bewertet: »Ich Titel ihres neuen Albums ist also in doppelter Hinsicht als finde es gut, wenn Künstler sich zu feministischen Belangen programmatisch zu verstehen – und macht aktuell nur äußern und Beyoncé beispielsweise die Geschichte der noch das, worauf sie Lust hat. Das hört man ihrem neuesten Black-Power-Bewegung in ihren Songs aufgreift. Ich mag musikalischen Output auch an. »Hit Reset« sprudelt nur keinen elitären Feminismus, der nur einer eingeschwore- so über vor punkiger Energie und mitreißenden Girlnen Gemeinschaft zur Verfügung steht.« Group-Melodien, lässt textlich aber deutlich tiefer blicken Schon in der Blütezeit der Bewegung der 1990er ließ als der etwas leichtere Vorgänger. Zeilen wie »Slept with sich die Ex-Bikini-Kill-Sängerin nur ungern von den the lights on, on the floor / Behind a chair that blocked Medien in die Rolle des Maskottchens drängen. Noch the door« aus dem titelgebenden Opener lassen erahnen, ein Grund, warum Kathleen Hanna aktuell lieber über dass Hanna nicht die rosigste Kindheit erlebt und ihrem ihre neuen Projekte reden will – zumal sich im Leben waffenvernarrten Vater auch nach etlichen Jahren Therapie der Mittvierzigerin zuletzt viel getan hat: neues Label noch immer nicht verziehen hat. Natürlich hat Hanna (Hardly Art, eine Tochterfirma von Sub Pop aus Seattle), schon zu Bikini-Kill-Zeiten mit ihrer charakteristischen neue künstlerische Ambitionen (zuletzt war Hanna in Valley-Girl-Stimme über Themen wie sexuellen Missbrauch einer kleinen Rolle an der Seite von Greta Gerwig in der oder häusliche Gewalt gesungen – doch nie mit einer Liebeskomödie »Maggies Plan« im Kino zu bewundern) solch persönlichen Dimension. Deutlich besser ist sie auf und vor allem: ein neues Album mit ihrer aktuellen Band die Waxahatchee-Sängerin und Riot-Grrrl-Erbin Katie Crutchfield zu sprechen, die während eines gemeinsamen The Julie Ruin. Nach Bikini Kill und Le Tigre ist The Julie Ruin das Festivalauftritts spontan dazu überredet wurde, im Video dritte musikalische Projekt, das Kathleen Hanna in ihrer zur lärmenden Selbstermächtigungs-Hymne »I Decide« Laufbahn als Künstlerin wagt (die gleichnamige Soloplatte mitzuwirken. (Hanna dazu: »Ich glaube, ich muss ihr dafür aus dem Jahr 1997, nach der sie ihr aktuelles noch einen Strauß Blumen oder so schicken!«) Zum Schluss findet sie dann doch noch ein Bandprojekt benannt hat, nicht mitgezählt). paar versöhnliche Worte für ihre verkorkste Und eines, das ihr besonders wichtig ist. Wie Toxische das bereits vor zwei Jahren veröffentlichte Beziehungen Kindheit. Der von ihr als »corny« bezeichnete ungestüme Julie-Ruin-Debüt »Run Fast« Noch so etwas, worauf Album-Closer »Calverton« ist eine zu Tränen wildert auch der Nachfolger in der musika- Kathleen Hanna keinen rührende Klavierballade und Ode an ihre inBock mehr hat: von sich lischen Vergangenheit der Riot-Grrrl-Ikone, selbst eingenommene zwischen geschiedene Mutter, ohne die sie nie allerdings deutlich klassischer instrumentiert. Fanboys, die von ihr dafür den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt hätte. Gleichwohl müffelt auf »Hit Reset« nichts beklatscht werden wollen, Ein schöneres Kompliment hätte Kathleen auch Musik von Frauen nach reifem Alterswerk, auch wenn Hanna zu hören. Nachzuhören in Hanna der Urheberin ihrer Girl Power gar darauf mit den toxischen Beziehungen ihrer »Mr. So And So«, einem nicht machen können. sarkastischen Fuck-youVergangenheit abrechnet. Song an alle Mansplainer Vielleicht knüpft die Plattenfirma im Vorfeld und Lach-doch-mal-Typen — Kathleen Hanna mit The Julie Ruin »Hit Reset« (Hardly Art / Cargo) — Auf Tour vom 26. bis 27.11. deshalb so viele Bedingungen an das Gespräch, auf diesem Planeten.
m a g k e i n e n e l i t ä r e n F e m i n i s m u s , d e r n u r e i n e r e i n g e s c h w o r e n e n G e m e i n s c h a f t z u r Ve r f ü g u n g s t e h t . «
»Ich finde es gut, wenn Künstler sich zu feministischen Belangen äußern und Beyoncé beispielsweise
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#Pop #Messer
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it dem Cover ihres dritten Albums überraschen Messer: Zierten diese zuvor stets von Frontmann Hendrik Otremba gemalte Porträts, sieht man nun die Fotografie einer halb verschlossenen Jalousie. Nun gut, der umtoste Postpunk der Westfalen lud noch nie zum Westfalen gemütlichen Platznehmen auf dem durchge- 2010 in Münster gegründet, sessenen Sofa ein, aber so zugezogen, wie sich leben die Messer-Mitglieder inzwischen verstreut: »Jalousie« präsentiert, stellt sich doch die Fra- Wulf und Chittka leben ge, ob Messer neuerdings etwas zu verbergen in Hamburg, Otremba ist haben. Nach den Alben »Im Schwindel« und vor Kurzem nach Berlin übergesiedelt. Milek wohnt »Die Unsichtbaren«, die recht schnell aufein- in Rheine, McCartney hält ander folgten, hat die Band sich für »Jalousie« in Münster die Stellung. Zeit genommen – drei Jahre, in denen Messer bewährte Strukturen zugunsten unerschlossener Räume aufbrachen. »Es gab auf vielen Ebenen kleine Zäsuren«, bestätigt Otremba beim Interviewtermin im Konferenzraum der neuen Labelheimat Trocadero Records. Neben ihm sitzt Percussionist Manuel Chittka, der die Band nun als festes Mitglied verstärkt, beiden gegenüber Schlagzeuger Philipp Wulf. Jugendfreund und Bandkumpel Pascal Schaumburg dagegen hat die Gruppe auf eigenen Wunsch verlassen. Eine starke Zäsur, auch wenn es keine Prügeleien gab, wie Otremba grinsend betont. Statt Schaumburg ist nun Milek für Gitarre und auch Synthesizer verantwortlich. Bleiben Vorgänger. Statt mit der Wucht des Live-Moments im noch Pogo McCartney und sein Bass. Nicht nur die veränderte Bandbesetzung hat zu ei- Proberaum werkelten sie im eigens in Münster eingener Neuausrichtung im Sound geführt. Messer wollten richteten Studio an den Songs. »Wir wollten den Sound auf keinen Fall eine weitere Rockplatte machen, die sich unbedingt detailreicher haben«, erklärt Wulf. Das ist ihnen so locker aus dem Ärmel schütteln ließ wie die beiden gelungen. Die Postpunk-Wucht haben Messer zwar nicht aufgegeben – Songs wie »Der Mann, der zweimal lebte« oder »Detektive« treiben in gewohnter Weise voran –, aber die Band hat ihr eine ungeheure klangliche Vielfalt zur Seite gestellt. Bläser treffen auf Percussions, Krautrock auf Postpunk und McCartneys drängender Bass auf klirrende Synthieflächen. Wo vorher Druck herrschte und Messer ihre Klangklingen regelrecht aneinander wetzten, schärfen sie diese nun elegant und mit einer gewissen Neo-NoirStimmung. Das beginnt schon beim Opener »So sollte es sein«: Vogelgezwitscher begleitet das anschwellende Intro, bevor ein sakraler Orgelton es durchbricht. Otrembas Stimme schleppt sich voran, Neo-Noir-Stimmung abgefangen vom Gesang Stella Sommers (Die Begriff aus der Filmkritik, Heiterkeit) und der einsamen Trompete Micha der sich auf zeitgemäße Filme bezieht, die Elemente Achers (The Notwist). des Film Noir der 30er- und Die Orgel ist eine weitere Überraschung 40er-Jahre aufgreifen. Für auf »Jalousie«. Auch für die Band selbst, denn Otremba aber auch ein Stichwort für seinen Roman Um neue Ausdrucksformen finden zu können, kein Geringerer als Bassist McCartney sitzt »Über uns der Schaum« – hier hinter den Tasten. Inspiriert von Nick eine Art Detektivgeschichbraucht es Zeit und Mut. Für ihr drittes Album Caves Song »Push The Sky Away«, hat er sich te, die 2017 erscheinen »Jalousie« haben Messer beides genutzt und wird. diverse Orgeln angeschafft, darunter alte Vermit einigen Zäsuren neue Räume jenseits von mona-Instrumente aus den 70ern. »Um dann festzustellen, dass Produzent Rob Ellis das in Wahrheit Postpunk, Krautrock und Artpop geöffnet. auf einem kleinen microKORG-Synthesizer eingespielt Verena Reygers traf die Band zum Gespräch hat«, erzählt Wulf lachend, und die anderen fallen mit über Jalousien, Neo-Noir-Stimmungen, die ein. Trotzdem ringt ihnen McCartney ordentlich Respekt Liebe, orgelnde Bassisten und das Glück. ab: »Pogo war immer nur Bassist«, sagt Otremba, »von morgens bis abends. Dieses ultimative Instrument mit Foto: Lukas Vogt einem so komplexen Instrument wie der Orgel abzulösen, das hat mich nicht nur überrascht, da habe ich auch jede Menge Achtung vor.«
Messer
JA ZUR JALOUSIE
#Pop #Messer
Aber auch die anderen Mitglieder der Band haben sich an Neues herangewagt: Während Schlagzeuger Wulf sein altes Saxofon reaktivierte, konzentrierte sich Otremba auf stimmliche Experimente. Statt wie bisher in einem kleinen, schalltechnisch schwierigen Raum gegen Schlagzeug und Bass anzusingen, konnte er sich auch als Sänger neu entdecken: »Ich habe zu Hause viel ausprobiert, und Pogo, der eigentlich fünfzig Prozent der Platte in unserem Studio in Münster aufgenommen hat, stand mit einer Engelsgeduld Take um Take durch. Der hat mir so viel Raum gegeben. Das war super!«, lobt er den Bandkollegen. Eine ähnliche Experimentierfreude wählte Otremba für seine Songtexte. Für den Künstler war immer klar, dass er keine klassische Popsprache bedienen wollte. Das langweilt. Trotzdem ermöglichte ihm der großzügig gesteckte Zeitrahmen, Herangehensweisen und Ausdrucksformen zu überdenken. »Ich habe festgestellt, dass ich mich manchem, das mir vorher viel zu billig vorgekommen wäre, widmen kann, weil es die größere Herausforderung ist.« So singen Messer über Themen wie Liebe, Glück und andere
positive Gefühle, »aber ohne die Augen zu verschließen«, wie Otremba betont. Vielmehr wollen sie sich einer Frage von Glück nähern, ohne sich im Privaten zu verkriechen. Gefühlsduseleien findet man auf »Jalousie« nicht. Da bleibt die Band ihren Texten treu, »die sich einem hermeneutischen Verstehen ganz bewusst verschließen«, wie Wulf es nennt. Selbst Otremba ist froh, dass es Stücke gibt, von denen er nicht sagen kann, worum es geht. »Aber ich weiß, dass es mir um etwas geht und dass ich auch noch herausfinden darf, um was.« Diese Verweigerung der Transparenz macht Messer genauso spannend wie ihre musikalische (Neu-)Ausrichtung. Hinter der Jalousie hat sich unendlich viel getan: Man hat getüftelt und sich ausprobiert, experimentiert und Neues gewagt und somit ein Album reifen lassen, das den düsteren Abgründen den Rücken kehrt – nicht um naiv und zwanghaft happy zu sein, sondern als Zeugnis bewusst gewählter Weiterentwicklung. Messer haben sich zurückgezogen, um Neues entstehen zu lassen. Mit Verbergen hat das nichts zu tun. Im Gegenteil. »Ich bin immer noch ein sehr großer Fan von dieser Jalousie«, sagt Otremba. »Ich finde diese Idee so super, dass man nichts dahinter sieht – das macht so viel auf!« — Messer »Jalousie« (Trocadero / Indigo) — Auf Tour vom 28.10. bis 03.12.
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#Pop #Angel Olsen
Angel Olsen
DIE FREIHEIT UNTER DER DISCO-PERÜCKE Was soll denn das? Die silbrig glitzernde Matte im Video zu »Shut Up And Kiss Me« riecht nach Verrat. Davor war Angel Olsen doch eine von uns: grungig ins Gesicht fallender Pony, stilvolle Kleider wie aus geordneteren Zeiten – und jetzt: Disco-Perücke und Satin-Collegejacke. Hat etwa der unendliche Spaß in Form der Entertainment-Industrie von der Sängerin Besitz ergriffen? Fragt sich Sascha Ehlert. Foto: Svenja Trierscheid
Die Person in den Videos ist nicht dieselbe wie die, die die Songs geschrieben hat. Es ist eine erfundene Figur.« Angel Olsen überlegt einen Moment, bevor sie bestimmt weiterspricht: »Diese Lieder kommen zwar aus mir heraus, verwandeln mich aber in etwas anderes.« Es ist einer ihrer ersten Interview-Tage zu »My Woman«, ihrem zweiten Album beim Prestige-Indie-Label Jagjaguwar. In Berlin wird sie nur einen Tag bleiben, schon heute Abend geht es weiter nach Paris. Noch macht es ihr Spaß, über diese Platte zu reden: »Ich bin gerade dabei, die Fragen der Journalisten für mich selbst zu beantworten.« Bisher habe sie keine echte Chance gehabt, sich in Ruhe hinzusetzen und das fertig gemasterte Album einfach nur zu hören. »Und jetzt muss ich plötzlich Wege finden, das, was ich gemacht habe, auf eine intelligente Art und Weise zu beschreiben.« Oh, übrigens: Sie sitzt auf dieser Hotelzimmer-Couch so, wie man sich Angel Olsen in der Vergangenheit vorgestellt hat: ein schlichtes Outfit, das man schnell vergisst, aber eine spröde Ausstrahlung, die haften bleibt. Kein Satin, keine Disco-Perücke. Auf »Intern«, der ersten Singleauskopplung aus »My Woman«, singt Olsen mit ihrer markanten Stimme: »Something in the world will make a fool of you.« Eine Zeile, die im Kontext des Songs als allgemeingültige Wahrheit über das Leben präsentiert wird. Außerhalb des Songs kann sie aber gleichzeitig auf die Motivation bezogen werden, die Angel Olsen dazu trieb, gerade diesen weniger grungigen und dafür mehr discolastigen Song als Erstes zu veröffentlichen und sich im schlichten Video dazu silbrigen Kopfschmuck zu verpassen: »Viele denken seit der Single bestimmt: ›Oh, sie macht jetzt ein Synthie-Album,
sie hat uns betrogen. Jetzt verändert sich ihr Stil drastisch.‹ Tatsächlich hat sich meine Musik zwar verändert, aber keinesfalls so radikal, wie vielleicht einige gedacht haben. Ich erlaube mir einfach mehr Spaß, indem ich offener bin und verschiedene Instrumente ausprobiere. ›My Woman‹ ist definitiv kein Disco-Album. Das Video war eher dazu da, die Leute in die Irre zu führen.« Jagjaguwar Tatsächlich hat sich klanglich gar nicht 1996 in Bloomington, so unfassbar viel verändert in der Angel- Indiana gegründetes Indie-Label von Darius van Olsen-Welt. Immer noch dominieren subtil Arman. Der Name stammt angeschlagene Gitarren irgendwo zwischen von einem Generator für Grunge, 1990er-Indierock und Folk; Synthies das Tabletop-Rollenspiel »Dungeons & Dragons«. Die kommen nur auf einer Handvoll Songs zum erste Veröffentlichung auf Einsatz. Im Vordergrund stehen weiterhin die dem Label war »Bombay Vocals, zum einen ihre Form, zum anderen ihr Aloo« von The Curious Digit. Heute sind viele Inhalt. »It’s all over baby, but I’m still young«, Indie-Größen bei Jagjagusingt sie auf »Shut Up Kiss Me«, der ersten war, unter anderem Bon Iver, Ladyhawk, Foxygen »echten« Single von »My Woman«. und Dinosaur Jr. Im Video dazu kommen besagte Disco-Erinnerungsstücke (Perücke und Satin-Bomber1990er-Indierock jacke) zum Einsatz. Olsen macht eine alte ameEines dieser schwer zu rikanische Rollschuhbahn unsicher, scheint definierenden Nichtdort gefangen, bricht schließlich aber doch Genres. Leider mangelt aus und skatet in die Nacht. Das Video hat es an guten Begriffen, mit denen man amerikanische sie selbst gemacht. »Ich habe zwar vorher nie Mittelschichts-Rockmusik, etwas mit Film zu tun gehabt, wollte mich für die kein Grunge war, dieses Album aber auch mal in diesem Bereich zusammenfassen konnte. Deshalb fallen unter kreativ austoben.« So schrieb sie für die ersten diesen Begriff gemeinbeiden Videos zu »My Woman« selbst das hin so unterschiedliche Treatment, führte Regie und kümmerte sich Künstler wie Pavement und Angel Olsens Weggefährte um die Produktionsarbeit, also ums Mieten Bonnie »Prince« Billy. von Equipment, um die Drehortsuche und um die Bezahlung der Mitarbeiter. Selbst den Schnitt der Videos bestimmte sie mit. »Das war natürlich eine Herausforderung. Plötzlich war ich eben nicht mehr nur die Künstlerin, sondern auch dafür verantwortlich, mit dem vorhandenen Geld zu hantieren. Wenn ich
#Pop #Angel Olsen
zum Beispiel teures Equipment auslieh, bedeutete das automatisch, dass mir in einer anderen Angelegenheit jemand auf Freiwilligenbasis hilft.« Trotz des großen Aufwands empfindet Angel Olsen die durch diese Arbeitsweise größere Freiheit als Segen. Sie ist ihr enorm wichtig. Da ihr letztes Album relativ gut lief, ist sie glücklicherweise nicht so abhängig vom Label. Nur die Promotionsphase muss natürlich trotzdem sein. »Interviews zu geben fühlt sich für mich oft merkwürdig an, so, als würde ich nackt herumlaufen und die ganze Zeit gepiekst und angetatscht. Aber ich bin mir sicher, dass es sich für dich auch merkwürdig anfühlt, bohren zu müssen, um etwas über mich herauszufinden.« Zum Glück ist das gar nicht notwendig. Schon im Pressetext zu »My Woman« wird Angel Olsen mit einem Satz zitiert, der dieses Album perfekt auf den Punkt bringt: »Diese Platte handelt von dem komplizierten Chaos, das es bedeutet, eine Frau zu sein und für sich selbst einzustehen.« Olsen setzt ihre
Gefühle dabei allerdings in Songtexte um, die stets auf Allgemeingültigkeit abzielen und Geschlechtergrenzen ohnehin sprengen. Am Ende schreibt Angel Olsen eben Pop-Lieder im besten Sinne. »Das ist mir auch wichtig: Dass die Texte offen genug sind, um den Leuten eigene Interpretationen zu ermöglichen, obwohl sie natürlich von meinen persönlichen Erfahrungen beeinflusst sind.« Wie eingangs erwähnt, wechselt Olsen aber mit dem Prozess des Einsingens von ihrem Ich in eine irgendwie reale und irgendwie fiktive Songwriter-Figur, die gewissermaßen aus der Vogelperspektive auf das Leben der realen Angel schaut. Auf die Frage, wie sich diese Figur seit dem letzten Album verändert habe, antwortet Olsen: »Sie hat an Humor gewonnen.« Dafür steht auch die Perücke. Ihre Texte und Themen sind Angel Olsen noch immer sehr ernst, in der Umsetzung ist sie mittlerweile aber spielerischer geworden. Diese Freiheit steht ihr gut. — Angel Olsen »My Woman« (Jagjaguwar / Cargo / VÖ 02.09.16) — Auf Tour vom 19. bis 28.10.
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PROMOTION
So war das Tomorrowland 2016 mit Mazda Auch dieses Jahr lockte das weltberühmte EDM-Festival Tomorrowland wieder über 150.000 Besucher und die Gewinner der Ticketverlosung von Mazda und Festivalguide ins belgische Boom. Die Anreise zu diesem sagenumwobenen Open Air führt durch verschlafene Dörfer, die gar nicht den Eindruck vermitteln, dass sich in der Nähe das Tomorrowland befinden soll. Nur die zahlreichen Festival-Flaggen, die aus den Fenstern der Anwohner hängen, versichern, dass man sich nicht verfahren hat. Plötzlich ist er da, der beeindruckende Haupteingang zum Tomorrowland mit seinem riesigen, aufblasbaren Regenbogen. Das Festival erinnert mit seinen vielen bunten Farben und finsteren Märchenfiguren an einen unheimlichen Vergnügungspark in einer zauberhaften Parallelwelt. Bald steht man vor der auf dem Wasser aufgebauten Sound of Tomorrow-Stage von Mazda, auf der sechs aufstrebende DJs die einzigartige Chance nutzen wollen, mit einem 60-minütigen DJ-Set auf sich aufmerksam zu machen. Mit Erfolg: Sie ziehen viele vorbeigehende Festivalbesucher an und bringen sie zum Tanzen.
Ein paar Schritte weiter pilgert das Publikum zur Mainstage, zum Auftritt von The Chainsmokers. Dort ist der Zuschauerbereich bis auf die umliegenden grünen Hänge bereits mit feiernden EDM-Fans gefüllt. Der Anblick gleicht einem ausverkauften Fußballstadion mit Menschen aus aller Welt, die sich in ihrer heimischen Flagge eingehüllt haben, um das Spektakel mitzuerleben. Die Mainstage liefert den spektakulärsten Anblick des gesamten Festivals. Das DJ-Pult steht in einem fabelhaften Märchenwald, über dem ein Fluss verläuft und in einem Wasserfall mündet. Doch das Feuerwerk, das das abschließende 75-minütige Set von Axwell Λ Ingrosso begleitet, ähnelt noch eher einer Siegesfeier und versetzt das Publikum in Ekstase. Die zwei Gewinner der Tomorrowland-Ticketverlosung von Mazda und Festivalguide, die mit einem Mazda CX-3 nach Belgien angereist sind und in der Dreamlodge des Festival übernachten durften, sind jedenfalls begeistert: »Das Festival war der Hammer! Ich war schon auf einer Menge Festivals, aber das Tomorrowland kann man mit absolut nichts vergleichen. Man kann es auch gar nicht in Worten ausdrücken: man kann es nur richtig fühlen, wenn dort gewesen ist. Wir sind sehr dankbar«.
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#Kultur
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Foto: Teresa Freitas
In die Wüste werden die Helden im Film beziehungsweise Roman »Tschick« zwar nicht geschickt, aber die brandenburgische Provinz, die sie mit ihrem geklauten Lada erkunden, erscheint bisweilen ähnlich spärlich bevölkert. Zurück in den Metropolen der Welt ziehen wir mit »Schottendisco«-Autor David F. Ross durch Glasgow und wandeln in New York auf den Spuren der Serie »Vinyl«.
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#Kultur #Kino #Tschick
Tschick
»DIE KIDS HABEN DEN FILM GESCHMISSEN« Wenn ein Lieblingsbuch verfilmt wird, kann man schon mal Schiss bekommen. So wie bei »Tschick«, dem Bestseller von Wolfang Herrndorf. Ab Mitte September ist der Film im Kino zu sehen und Regisseur Fatih Akin muss sich riesigen LieblingsbuchErwartungen stellen – auch denen von Intro-Chefredakteur Daniel Koch. Mit kritischem Blick besuchte er die Dreharbeiten, telefonierte mit Fatih Akin, sprach mit Maik-Darsteller Tristan Göbel, Film-Tschick Anand Batbileg sowie mit Mercedes Müller, die als Isa »voll psycho« sein darf und schaute am Ende der Reise dann endlich den – Spoiler – wirklich sehr gelungenen Film. Fotos: Jakob & Hannah
#Kultur #Kino #Tschick
A
ls Erstes ist da der Geruch von Blut und Kaffee. Mit dem allerersten Satz aus Wolfgang Herrndorfs »Tschick« muss auch dieser Text beginnen. Und es ist nicht mal gelogen: Die erste Tasse Kaffee des Tages steht dampfend neben mir und das Blut läuft mir immer wieder mal aus der Nase, weil diese dank Sommergrippe die Schlagzahl von acht bis elf Niesern pro Stunde nicht aushält. Aber das nur am Rande. Und als Vorwarnung, dass dies ein persönlicher Text ist – in den ich mich trotz der vier Interviewpartner auch noch als Autor reindränge. Denn »Tschick« ist für mich Herzenssache.
Mein Tschick, dein Tschick Jeder, der dieses 2010 erschienene Buch für sich entdeckt hat und es nicht als Schullektüre durcharbeiten musste, wird wohl seine eigene »Tschick«-Geschichte, -Interpretation und -Lobeshymne mit sich herumtragen. »Arbeit und Mir wurde es von einem ehemaligen Kollegen Struktur« empfohlen, dessen Buchgeschmack ich sehr Herrndorf begann dieses schätze. Er kannte Herrndorf und hatte das digitale Tagebuch, nach- Glück, dessen Lesung im Roten Salon in Berdem im Februar 2010 ein bösartiger Hirntumor lin 2010 zu besuchen. Damals hatte der Autor bei ihm diagnostiziert vor der Lesung sein Rezept für »Tschick« in worden war. Inzwischen einem Interview so zusammengefasst: »Auf ist der Text in Buchform erschienen, im Netz kann die Idee zu dem Buch bin ich gekommen, weil man ihn noch immer unter ich in letzter Zeit Bücher meiner Jugend wiewolfgang-herrndorf.de in der gelesen hatte. Da ist mir aufgefallen, dass Gänze lesen. Der letzte von ihm geschriebene Eintrag diese drei Gemeinsamkeiten hatten. Erstens: besteht aus dem Wort Die Erwachsenen werden sofort eliminiert. »Almut« und bezieht sich Zweitens: Es geht auf große Reise und die auf seine gute Freundin Almut Klotz, die vier Tage führt – drittens – aufs Wasser.« Sein Roman vor ihm dem Krebs erlag. sei dann der Versuch gewesen, dieses Rezept Die letzten Worte auf dem heute »in der Bundesrepublik ZweitausendirBlog schrieben Herrndorfs Freunde nach seinem Tod: gendwas« anzuwenden. So entstand die Idee, » Wolfgang Herrndorf hat Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow sich am Montag, den 26. alias Tschick mit einem geklauten Lada von August 2013, gegen 23.15 Uhr am Ufer des Hohenzol- Marzahn zwar nicht aufs Wasser, aber immerlernkanals erschossen.« hin in die ostdeutsche Provinz zu schicken. Während dieser Zeit entfaltete sich die tra »Nordsee ist gische Geschichte seiner letzten Jahre, verbunMordsee« den mit dem intimen Einblick, den Herrndorf Der Jugendfilm erschien durch seinen Blog »Arbeit und Struktur« bis 1976. Regie führte Hark kurz vor seinem Tod gewährte. Das alles verBohm, der auch das Drehbuch schrieb. Die stärkte natürlich das Interesse an diesem Buch »moderne Huckleberry- und vermutlich war das der Grund, warum Finn-Geschichte« spielt im ich mal wieder ganz bockig dachte: »Don’t Hamburger Arbeitermilieu und dreht sich um den believe the hype«. Später bereute ich es: Als 14-jährigen Uwe, der sich ich nach einigen Jahren »Tschick« endlich eine mit dem asiatischen Jungen Chance gab, traf mich die Geschichte mitten Dschingis anfreundet, den er lange terrorisiert hat. Die ins Herz. Ich verschlang das Buch auf zwei Musik im Film stammt von Zugfahrten und stellte erstaunt fest, dass es Udo Lindenberg. aus dem Stand den Weg in den Kanon meiner Lieblings-Jugendbücher geschafft hat. Genau deshalb näherte ich mich der Verfilmung eher mit Skepsis denn mit bedingungsloser Vorfreude und machte mich auf den Weg, diese Skepsis in den Griff zu bekommen.
Voll auf Risiko Fatih Akin schätze ich nicht nur für »Gegen die Wand«, »Auf der anderen Seite« und »Soul Kitchen«, sondern auch und vor allem, weil er im Vorfeld ähnliche Bedenken zu einer »Tschick«-Verfilmung äußerte wie ich. Als ich ihn nach diversen Terminverschiebungen, Krankheiten und verpassten Zügen aus Hamburg endlich zumindest am
Telefon sprechen kann, erklärt er: »Ich betrachte Bücher, Filme und Platten, die mich im Leben begleitet haben, als meine Freunde. Die Filme ›Stand By Me‹ und ›Nordsee ist Mordsee‹ sind meine Freunde und die Bücher ›Huckleberry Finn‹ und eben ›Tschick‹. Für mich ist ›Tschick‹ kein Buch, das über zwei Millionen Menschen gelesen haben, für mich gibt es über zwei Millionen Fassungen von ›Tschick‹, weil jeder Mensch anders ist und weil diese Geschichte jedem eine andere Form der Identifikation bietet. Also war für mich klar: Ich mach meinen ›Tschick‹, und zwar so, wie ich es empfunden habe.« Auch Fatih Akin bekam »Tschick« eher spät in die Finger, aber seine Begegnung damit war ähnlich nachdrücklich wie meine: »Ich habe das Buch erst 2011 gelesen. Schon bei der Szene, wo die beiden Jungs in die Sterne gucken und merken, wie klein und unbedeutend, aber dann irgendwie doch bedeutend sie eigentlich sind, wusste ich, dass ich das verfilmen will. Ich habe gleich bei Rowohlt angerufen und bin voll auf Risiko gegangen, weil ich den Roman noch gar nicht zu Ende gelesen hatte – und erfuhr dann, dass ich einer von 30 war. Alles, was Rang und Namen hat, hatte sich natürlich auch beworben.« Den Zuschlag erhielt zunächst »Kriegerin«-Regisseur David Wnendt, der aber aus inhaltlichen oder zeitlichen Gründen – die einen sagen so, die anderen so – nicht mehr zur Verfügung stand. Keine optimale Ausgangssituation für Fatih Akin, der an diesem Punkt ein bereits geschriebenes Drehbuch vorfand, das ihm »nicht gut genug« gewesen sei. Also holte er sich die richtigen Leute ins Team, um das zu ändern – und zugleich dem Erbe Wolfgang Herrndorfs gerecht zu werden: »Am Schreibprozess waren Hark Bohm und Lars Hubrich beteiligt. Letzterer war ein Freund von Wolfgang Herrndorf. Durch Lars bekam man einen sehr intimen Blick in die Herrndorf-Welt, was natürlich sehr wichtig war. Mit Hark schrieb ich eigentlich gerade an meinem nächsten Film ›Aus dem Nichts‹ mit Diane Krüger, als der Anruf von den ›Tschick‹-Produzenten kam, ob ich Regie führen wollte. Hark war ja auch Regisseur und Autor von ›Nordsee ist Mordsee‹. Ich habe schon immer eine Parallele zwischen seinem Film und ›Tschick‹ gesehen. Erst war er traurig, dass wir unseren Schreibprozess an ›Aus dem Nichts‹ unterbrechen mussten, aber dann merkte ich, dass wir noch mal ans Drehbuch von ›Tschick‹ mussten und ich wusste nicht, ob ich das in der kurzen Zeit alleine schaffte. Also habe ich ihn auch an Bord geholt.« Nach dem Telefonat mit Fatih Akin fühle ich mich schon einmal besser: Er kommt mir vor wie jemand, der ähnlich intensiv für seine Lieblingsbücher brennt und deshalb weiß, was auf dem Spiel steht. Und er hat sich quasi doppelt abgesichert, indem er einen der erfahrensten Drehbuchautoren und einen Freund des verstorbenen Herrndorf ins Team geholt hat.
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#Kultur #Kino #Tschick
Die Hölle der 8. Klasse Ein kalter Herbsttag im November 2015: Ich bin eingeladen, einem der letzten Drehtage von »Tschick« beizuwohnen und die beiden jugendlichen Hauptdarsteller kennenzulernen. Geplant sind diverse Schulszenen, ein Gang des Erzählers Maik Klingenberg, gespielt von Tristan Göbel, durch das Minenfeld der Schulflurgespräche und zwei Schulhofszenen, in denen Schauspielneuling Anand Batbileg als Tschick den coolen, bisweilen derangierten Außenseiter geben darf. Als Kulisse dient das Ernst-HaeckelGymnasium in Werder und obwohl gerade Ferien sind, scheinen Dreiviertel der Schüler als Statisten anwesend zu sein. Dementsprechend aufgeheizt ist die Stimmung. Fatih und sein Team registrieren derweil amüsiert bis genervt, dass die Kids sich heute besonders in Schale geschmissen haben und ihre besten, nagelneuen, oft neongrell leuchtenden Sneakers anhaben. »Da müssen wir aufpassen oder nacharbeiten.« Ein weiteres Problem: Die Szenen sollen am letzten Tag vor den Sommerferien spielen, die Temperaturen liegen allerdings derzeit eher am Gefrierpunkt. Also muss beim Außendreh nach jedem Take die gesamte Truppe in Jacken und Thermodecken gehüllt werden. In den beiden Szenen fällt einem die große Stärke des Films auf: »Tschick« zwingt eben nicht – wie viele amerikanische High-School-Filme – einen Haufen 20-Jähriger dazu, sich mal wieder wie 14 zu benehmen. Die beiden Hauptdarsteller sind tatsächlich in dem Alter, in dem man die 8. Klasse zu durchleiden hat. In Verbindung mit diesem typischen Ambiente eines deutschen Gymnasiums fühle auch ich mich, als wäre ich wieder zurück in der beschissensten Phase meiner Schulzeit. Tristan schafft es tatsächlich, meine nicht so schönen Erinnerungen mit nur einer Szene zu wecken: In der schlendert er durch eine Menge feixender Klassenkameraden, die über eine Party reden, zu der er nicht eingeladen ist. Auf Kommando lässt er die Schultern hängen, als hätte er Backsteine im Rucksack. Anand wiederum, der auf dem Schulhof eine Konfrontation mit dem Schulschönling hat – und ihn mit einem geflüsterten Satz und einem kalten Blick zum Schweigen bringt –, spielt Tschick mit der sperrigen Coolness eines »Asis«, der sich einen Scheiß um die Meinung der anderen schert.
Don Quijote und Sancho Panza Die beiden treffen natürlich nicht exakt das Bild, das ich mir als Leser gemacht habe, aber sie ziehen mich sofort in die Lebenswelt, die wohl auch Herrndorf vorschwebte. Er wollte ja ein Jugend- Don Quijote und buch schreiben und keines für alte Säcke, die Sancho Panza sich an ihre Jugend erinnern wollen – wobei Der übergeschnappte der Roman am Ende natürlich beide Gruppen Möchtegern-Ritter und sein Knappe sind die bedient. Fatih Akin erzählt mir, wie er die tragikomischen Helden der Schauspieler gefunden hat: »Ich caste sehr zwei Don-Quijote-Romane visuell. Ich fotografiere die Leute und schaue, des Spaniers Miguel de Cervantes, die 1605 und welche Gesichter, Seelen und Körper zusam- 1615 erschienen. Den darin menpassen. Bei Maik und Tschick habe ich geschilderten Kampf gegen Don Quijote und Sancho Panza gesucht, aber Windmühlen kennt wohl jeder. Auch Fatih Akin hatte zugleich auch Bud Spencer und Terrence Hill.« ihn beim »Tschick«-Dreh Ich sitze zum Interview mit Anand und Tris- im Sinn und wollte deshalb tan schließlich in einem Klassenzimmer. Die unbedingt eine Szene an einem großen Windrad. »Ich Zeit ist knapp, denn Kinderdarsteller dürfen sehe da schon Parallelen. pro Tag nur fünf Stunden am Set und da- Nur, dass dieses Windrad von drei Stunden vor der Kamera verbringen. für die Kids kein Monster ist, sondern eher einer von Anand Batbileg ist sicher die Überraschung den Transformers.« des Films. Es ist sein erster Dreh überhaupt:
»Man schreit viel in dieser Rolle – und Isa ist echt gut im Anschreien.« Mercedes Müller
#Kultur #Kino #Tschick
»Ich bin eher zufällig an die Rolle gekommen. Mein Vater hat damals in der Mongolischen Botschaft gearbeitet und eine Mail mit dem Casting-Aufruf bekommen. Die hat er ausgedruckt und in mein Zimmer gelegt. Ich habe sie erst ignoriert, dachte, das wäre Müll, war aber zu faul, den Zettel wegzuschmeißen. Beim Zimmeraufräumen habe ich ihn dann gelesen und mich beworben. »Bilder deiner Ich habe mir beim Vorsprechen viel Mühe großen Liebe« gegeben. Außerdem habe ich mir – ohne Fatih Wolfgang Herrndorfs »un- vorzuwarnen – in der Maske Tschicks Irovollendeter Roman« über Frisur verpassen lassen. Ich glaube, das hat Isa, in dem er verschiedene Szenen ihres Lebens und auch geholfen.« Seine schauspielerischen Erihrer Wanderschaft aus der fahrungen fasst er so zusammen: »Ich wurde Ich-Perspektive erzählt. mal von meiner Schule in einen Theaterkurs Den Titel hatte er selbst zu Lebzeiten festgelegt, geschickt. Aber da bin ich rausgeflogen, weil ebenso dass seine Freunde ich ein paar Streiche gespielt habe, die dem Marcus Gärtner und Lehrer nicht gefallen haben. Gedreht habe Kathrin Passig das Manuskript für eine Veröffentli- ich zuvor nie.« Eine Antwort, wie sie auch chung bearbeiten sollten. Tschick selbst hätte geben können. Aber, so Herrndorf hat sich bis Anand: »Ehrlich gesagt bin ich fast das Gegenzuletzt mit Isa beschäftigt, das belegt der vorletzte teil von Tschick. Ich habe nicht viele Sachen Eintrag auf »Arbeit und gemeinsam mit dem Typen.« Dafür liefert er Struktur«: »Passig und im Film eine erstaunliche Leistung. Marcus kommen. Lesen Isa, Tristan Göbel wiederum ist schon Vollprofi. halten es für machbar.« Zwar scheint auch ihm wie Anand die Interviewsituation anfangs nicht ganz geheuer, denSoundtrack noch hat er schon zahlreiche Drehs hinter sich zum Film und entstammt einer Familie, die gleich vier »Die Seele eines Films ist Kinderdarsteller hervorgebracht hat. Im Kino für mich die Musik. So was konnte man Tristan zum Beispiel in »Westen« gebe ich natürlich nie ab. Ich bin da eher so der Jonny und »Winnetous Sohn« sehen. »Ich weiß nicht, Controletti und will alles ob sich die Leser die Figur Maik wie mich vorabnicken.« Das gestand Re- gestellt haben«, überlegt er laut, »aber ich gebe gisseur Fatih Akin im Interview zum Soundtrack, das mein Bestes.« Das tut er wirklich. Vor allem ihr auf intro.de findet. Wie besagte Schulszenen und jene mit seiner al»ein tolles Mixtape« solle koholkranken aber liebenswerten Filmmutter dieser funktionieren. Das ist ihm geglückt. Darauf sind sehr bewegend. Dann sagt er plötzlich lavertreten sind zum Beispiel chend: »Ich weiß auch nicht, warum ich so oft K.I.Z, Yakoto, Beginner, Außenseiterrollen spiele. Muss wohl an meiner Bilderbuch und Vincent Pope. Exklusiv ist die einge- Art liegen. Dabei bin ich gar nicht so – und in deutschte Coverversion des der Schule hatte ich auch nie Probleme.« Wie Stereolab-Songs »French die beiden so nebeneinander sitzen, merkt Disco«. Eingespielt wurde sie von den Beatsteaks – man, dass aus den Roadtrip-Dreharbeiten auch mit Tocotronics Dirk von eine Freundschaft entstanden ist. Als ich sie Lowtzow als Gastsänger. nach der Zusammenarbeit mit Fatih frage, lächeln beide wissend. »Das ist ganz entspannt mit Fatih. Der schreit nie rum …« und Tristan ergänzt: »Er zerreißt nur immer sein Drehbuch, wenn er wütend ist.« Fatih selbst gerät geradezu ins Schwärmen, wenn man ihn nach den beiden fragt. Mit dieser Euphorie, die oft in seinen Antworten mitschwingt, gesteht er: »Ich habe es nie bereut, mit so jungen Darstellern zu arbeiten – die Kids haben den Film geschmissen.« Die harten Auflagen sieht er rückblickend eher als Geschenk: »Da ich recht spät ins Projekt gekommen bin, musste ich voll auf die Tube drücken, um bei diesen Vorgaben den Film pünktlich fertig zu kriegen. Das war schon auf Risiko gespielt, aber durch den Zeitdruck hat der Film diese unmittelbare Wahrhaftigkeit, die mir sehr wichtig war, und die mir immer vorschwebte.«
»Schon so ein wenig Psycho …« Wer das Buch kennt, weiß, dass neben Tschick und Maik noch ein weiterer Charakter unentbehrlich ist. Als die beiden auf einer Müllkippe nach alten Schläuchen suchen, um Sprit für ihren geklauten Lada zu stehlen, beobachtet sie ein »dreckiges Mädchen« namens Isa. Mit einem laut
gebrüllten »Ihr Schwachköpfe!« platzt sie in die Geschichte. Obwohl Isa verhältnismäßig kurz Teil des Roadtrips ist, prägt sie das Buch, als spielte sie ebenfalls eine Hauptrolle. Auch Wolfgang Herrndorf verliebte sich in diesen wilden Charakter: Er schrieb bis kurz vor seinem Tod über Isa – diese Texte wurden postum als »unvollendeter Roman« mit dem Titel »Bilder deiner großen Liebe« veröffentlicht. Die Filmrolle der Isa übernimmt die 19-jährige Schauspielerin Mercedes Müller, die mit vier Jahren zum ersten Mal vor der Kamera stand und bereits diverse TV- und Kinorauftritte hatte. Ich treffe sie beim Pressetag wenige Stunden vor unserem Titelfotoshooting im schnieken Soho House in Berlin und erkenne sie ohne Isa-Kostüm kaum wieder. Dennoch gesteht sie lächelnd: »Ich freue mich drauf, gleich wieder Isa zu sein.« Die Szene auf der Müllhalde, in der sie Tschick und Maik zum ersten Mal anschreien darf, ist eine ihrer Lieblingsszenen: »Es war ein cooler Drehtag. Die Müllhalde war keine Kulisse, sondern echt und ich musste mit einem Kran zum Fenstersims hochfahren, von dem aus ich die beiden zum ersten Mal anblaffe. Man schreit viel in dieser Rolle – und Isa ist echt gut im Anschreien.« Das Pendeln zwischen den Extremen machte für Mercedes den Reiz aus: »Erst brüllt sie wild umher, dann fragt sie plötzlich zuckersüß: ›Wo wollten wir noch mal hin?‹. Das ist schon so ein bisschen Psycho.« Das Buch hat sie erst in Vorbereitung auf die Rolle gelesen. »Zum Glück hatten wir es nicht im Unterricht, obwohl ich Deutsch-LK hatte. Ich kenne viele, die eine Schulerinnerung daran haben. Wenn man es freiwillig liest, macht es natürlich mehr Spaß. Ich fand es superschön und hatte ja auch das Glück, dass es über Isa noch ein eigenes Buch mit ihrer Vorgeschichte gibt, das hat sehr geholfen.« Dass wir sie auch auf dem Titel wollten, obwohl sie im Film nur knapp 30 Minuten zu sehen ist, findet auch sie schlüssig: »Isa ist schon sehr dominant, oder? Meiner Meinung nach macht sie den Film noch cooler.« Auch wenn Mercedes das eher bescheiden und fragend formuliert, kann ich diese Aussage unterschreiben.
Am Ende der Skepsis Fatih Akins Version von »Tschick« ist tatsächlich cool. Ich habe in jeder Szene seine Euphorie für die Geschichte gesehen, die unverbrauchte Energie eines Anand Batbilegs gespürt, bin dem Charme einer Mercedes Müller erlegen und war ergriffen von der subtilen Art, mit der Tristan Göbel seinen Maik Klingenberg vom Außenseiter zum Helden reifen lässt. Auch der Soundtrack des Films, den Fatih Akin und sein Team »wie ein gutes Mixtape« kompiliert haben, überzeugt und hält das Tempo dieses tragikomischen Bastards aus Roadmovie und Jugendfilm, den die Eltern ihren Kids normalerweise verbieten müssten – eigentlich aber selbst sehen wollen … Bleibt natürlich die Frage, ob das jeder, dem Wolfgang Herrndorfs »Tschick« wichtig ist, ähnlich sehen wird. Vermutlich nicht. Aber das ist dann deren Problem. Fatih Akin wollte einen Film mit »Seele«, mit »Wahrhaftigkeit«, er wollte »Rock ’n’ Roll« – das jedenfalls waren die Schlagworte, die am Telefon immer wieder fielen. Das alles hat er geschafft und mich trotz aller anfänglichen Zweifel mit seinem »Tschick« vollends überzeugt. — »Tschick« (D 2016; R: Fatih Akin; D: Tristan Göbel, Anand Batbileg, Mercedes Müller; Kinostart: 15.09.16) — »Tschick« O.S.T. (Warner / VÖ. 09.09.16)
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#Kultur #Kino # Absolutely Fabulous
Jennifer Saunders & Joanna Lumley über »Absolutely Fabulous«
FREUNDINNEN FÜRS LEBEN
In 24 Jahren haben die beiden durchgeknallten und meistens angetrunkenen Freundinnen Eddie und Patsy die Herzen mehrerer Serien-Fan-Generationen erobert. Jetzt kommt »Absolutely Fabulous – Der Film« auf die Leinwand. Patrick Heidmann sprach mit Darstellerin und Autorin Jennifer Saunders sowie ihrer Filmpartnerin Joanna Lumley. Wart ihr schon befreundet, bevor ihr 1992 die ersten Folgen von »Absolutley Fabulous« gedreht habt? Lumley: Nein, wir kannten uns nicht persön-
lich. Als wir uns das erste Mal bei der BBC begegneten, ging es schon darum, ob ich Patsy spiele. Saunders: Ich fragte mich: »Lumley – kann die witzig sein?« Dann sah ich einen Ausschnitt aus Joannas Sendung »The Wax Show« – darin war sie umwerfend komisch. In einem Sketch spielte Joanna sich selbst, allerdings vor die Hunde gekommen und schwer alkoholisiert. Das war perfekt. Genau diesen Humor suchte ich für die Geschichten von Eddie und Patsy. Nicht erst im aktuellen Film stimmt die Chemie zwischen euch – wie bei einem alten Ehepaar. Lumley: Wir sind Seelenzwillinge. Daran wird
uns für immer zusammengeschweißt. Abgesehen davon, sind wir auch jenseits der Kameras sehr schnell gute Freundinnen geworden.
Der Film ist so etwas wie die Krönung einer langen Erfolgsgeschichte. Gab es jemals große Schwankungen in der Popularität von »Absolutely Fabulous«? Saunders: Nicht, dass wir es bemerkt hätten.
Lumley: Es ist schön zu sehen, wie die Zu-
schauerschichten sich über die Jahre verändert haben. Viele Fans der ersten Stunde sind heute Rentner. Und neue, junge Fans kommen ständig dazu. Meine Schwiegertochter zum Beispiel fing kürzlich an, »Absolutely Fabulous« meinen 11- und 13-jährigen Enkelinnen zu zeigen. Die entdecken jetzt eine ganze neue Seite an ihrer Oma. Niemand liebt Eddie und Patsy mehr als die schwulen Fans. Hattest du es als Autorin darauf angelegt? Saunders: Gar nicht. Mit »Absolutely Fabu-
lous« habe ich versucht, meine Freunde zum Lachen zu bringen. Eddie und Patsy waren schon immer überlebensgroß, überzeichnet, beinahe wie aus einem Cartoon. Außerdem standen sie immer für Leute, die sich nicht darum scheren, was andere von ihnen denken. So wie es ihnen selbst immer egal war, ob ihr Gegenüber homo, hetero oder sonst was war.
Ist nun »Absolutely Fabulous – Der Film« das Ende einer Ära? Oder werden wir Eddie und Patsy nach dem Kinoabenteuer noch einmal wiedersehen? Saunders: Es würde mich nicht wundern. Aber
Aber wir haben uns immer bemüht, den Leuten nicht auf den Wecker zu gehen. Deswegen gab es nur alle paar Jahre neue Folgen. Lumley: Jedes Mal, wenn wir zurückkehrten, warten wir mal ab. Erst einmal müssen genug waren wir kurz unsicher. Aber wir wurden Menschen ins Kino gehen. Ich habe gelernt, immer wieder gefragt, wann wir endlich weiniemals nie zu sagen. termachen. Deswegen gibt es nun den Film. Wie sehr hat das Internet dazu beigetragen, dass die Bekanntheit über die Jahre konstant blieb? Saunders: Mir sind öfter Menschen begegnet,
sich auch nie etwas ändern, weil Eddie und Pat- die berichteten, dass ihre Kinder uns dank sy unzertrennlich sind. Unsere Figuren haben YouTube kennengelernt haben.
— »Absolutely Fabulous – Der Film« (GB/USA 2016; R: Mandie Fletcher; D: Jennifer Saunders, Joanna Lumley; Kinostart: 08.09.; Fox) — Intro empfiehlt: »Absolutlely Fabulous – Die komplette Serie: Absolut alles und jedes Special« (10 DVDs, ist bereits bei Polyband erscheinen)
#Kultur #Kino
Jonah Hill über »War Dogs«
ERNST, ABER LÄCHERLICH In »War Dogs« spielt Jonah Hill einen Glücksritter der Rüstungsindustrie. Patrick Heidmann sprach mit ihm über sein Interesse an ernsten Geschichten und seinen Sinn für Humor. »War Dogs« erzählt eine wahre Geschichte. Es geht um zwei junge Männer, die im großen Rüstungsgeschäft mitmischen. Hattest du davon schon vorher gehört?
Ich hatte den großen RollingStone-Artikel gelesen, auf dem der Film basiert und hatte sogar versucht, mir die Rechte daran zu sichern, aber Todd Phillips war schneller. Als er mir die Rolle anbot, habe ich mich erst geziert. Schließlich hatte ich zunächst gehofft, aus der Sache mein eigenes Projekt zu machen. Aber als ich die finale Drehbuchfassung las, konnte ich einfach nicht ablehnen. Die Rolle war zu gut, um sie nicht zu spielen.
Efraim Diveroli, den du spielst, will mit dem Film nichts zu tun haben. Er hat sogar dagegen geklagt. Erschwert es die Arbeit, wenn man die reale Person nicht kennenlernt?
Die Reportage, die mich auf seine Person aufmerksam machte, war so fundiert, dass ich auch ohne ein Treffen ein ganz gutes Bild von ihm hatte. Und ich habe im Laufe der Jahre oft genug reale Personen verkörpert, um zu wissen, dass man sich vom echten Vorbild ohnehin ein bisschen frei machen muss. Denn letztlich ist man Teil eines Spielfilms, da sind das Drehbuch geht – und das trotzdem ausgeund der Regisseur wichtiger als sprochen witzig ist. Die Figuren nehmen wir sehr ernst, auch wenn die Realität. Empfindest du es als Gratwan- sich die Jungs bisweilen lächerlich derung, wenn eine Komödie wie benehmen. Fragwürdig hätte ich »War Dogs« vom Krieg handelt? es nur gefunden, wenn es um eine Ich betrachte »War Dogs« weni- alberne Komödie ginge, die nichts ger als Komödie. Eher als ein Dra- zu sagen hat. ma, in dem es um ernste Themen
— »War Dogs« (USA 2016; R: Todd Phillips; D: Jonah Hill, Miles Teller; Kinostart: 29.09.; Warner)
15. bis zum 25. September ist der Kinosaal
des Museum Ludwig wieder Mittelpunkt des Treibens, 83 weitere Filme quer durch sämtliche Genres aus 25 Ländern erweitern dann den Horizont. Wie gewohnt, sind zahlreiche Protagonisten vor Ort. Im Rahmenprogramm: Ausstellungen und Konzerte. Ein Highlight ist die Filmreihe »Sisters in African Cinema – Filmemacherinnen, Frauenbewegung und Feminismus im afrikanischen Kino«, die durch ganz Deutschland tourt und auch im Fokus des diesjährigen Kölner Festivals steht. Ob es um eine alleinerziehende Mutter in Kamerun geht (»W.A.K.A.«) oder um die Folgen von sexuellem Missbrauch (»It’s me, Anna«) – die Themen kommen einem selbst mit eurozentristisch eingeschränktem Blick bekannt vor. Dabei sind sie in der speziellen afrikanischen e.V. schafft es auch in der 14. Ausgabe, ein auf- Gegenwart angesiedelt. geklärtes Filmprogramm entgegenzusetzen. Paula Fuchs Klischeebeladene Afrikabilder tauchen hierzu- Seit der Premiere 1992 wurden in Köln bereits — Weitere Informationen zum Programm und einen lande viel zu häufig auf. Das Afrika Filmfestival über 500 afrikanische Filme gezeigt, über 100 Einblick in die umfassende Filmdatenbank von »Jenseits von Europa« des Filminitiativ Köln Gäste stellten sich den Zuschauern vor. Vom Filminitiativ e.V. unter www.filme-aus-afrika.de
14. Afrika Filmfestival Köln
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#Kultur #Schottendisco #David F. Ross #Glasgow
Ein Besuch beim »Schottendisco«Autor David F. Ross in Glasgow
Durch die Glaskugel in die Vergangenheit David F. Ross’ Debütroman erinnert an Irvine Welshs »Trainspotting«. Aber die Geschichte spielt nicht in Edinburgh, sondern Anfang der 1980er-Jahre im Milieu der Glasgower Arbeiterklasse, die Rolle von Heroin übernimmt das gute alte Vinyl. Wolfgang Frömberg reiste nach Schottland und begab sich mit Ross auf einen Trip über die Schnellstraße nach Irvine – und auf eine Reise durch die Zeit. Foto: Matthew Arthur Williams
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#Kultur #Schottendisco #David F. Ross #Glasgow
as Flugzeug wird bald die Landebahn küssen, unten ist bereits Glasgow zu erkennen. Erster Eindruck: Die Stadt scheint von Moos und Rost überwachsen zu sein. Wobei das dunkle Grün der satten Wiesen das rötliche Braun verdrängt, je weiter ich den Blick zum Stadtrand schweifen lasse – bis der Flieger wieder in eine der vielen Wolken eintaucht, die mir die Sicht vernebeln. Sie hängen über diesem Auenland der Arbeiterklasse, wie es sich für mich in David F. Ross’ Roman »The Last Days Of Disco« darstellt, fast so, als wollten sie für eine Postkarte posieren. Ich weiß ja: Graue Wolken gehören hierhin, ähnlich wie Schottenröcke, Dudelsäcke, Whisky und die Schafe auf den Hügeln. Schließlich habe ich »Schottland« gegoogelt, bevor ich mich zum Interview mit Ross verabredete. Zum Glück ahnen die Schnucken da unten nicht, dass sie womöglich zu Haggis verarbeitet wer- Haggis den, denke ich beim Landeanflug. Vergeblich Gilt als kulinarisches halte ich nach den Stadien der rivalisierenden Highlight der schottischen Küche. Außer Zwiebeln, HaFußballklubs Celtic und Rangers Ausschau. fermehl und Pfeffer enthält Später erklärt mir der in Glasgow geborene das Gericht so ziemlich Rangers-Anhänger Ross, dieser Julitag sei für alles, was ein Schaf in sich hat. Magen, Herz, Leber, örtliche Verhältnisse ganz schön sunny. Ko- Lunge, Nierenfett. Klingt misch, weil doch Regentropfen auf die Wind- nach einer Mutprobe. schutzscheibe seines BMW älteren Modells prasseln. Auch Ross’ herbe Aussprache ist merkwürdig. Vom sommerlich warmen Tag abgesehen, lacht den Schotten momentan nicht unbedingt die Sonne aus dem Arsch. Nach dem Votum für einen Verbleib im Vereinigten Königreich und dem jüngsten Referendum, in dem der Abschied eben dieses Königreichs aus der Europäischen Union beschlossen wurde, fühlen sie sich angeschmiert. Einer der Gründe, nicht für die Unabhängigkeit zu stimmen, war ja der Verbleib Schottlands in der EU durch die Anbindung an Großbritannien gewesen. Also egal, wie man das Wörtchen »Brexit« ausspricht, in den Ohren der Schotten klingt es hart. Ross wird nicht mit Frust und Skepsis geizen, sobald unser Gespräch auf das Thema Politik zurückkommt. An den konservativen Torys und Typen wie Boris Johnson lässt er kein gutes Haar. Nach der Landung ist erst mal Sightseeing angesagt. Doch schon kurz nachdem ich eine Runde um die Glasgower School Of Art gedreht habe, in der 2014 ein Feuer ausbrach – da blutete nicht nur Ross, der als Architekt arbeitet, das Herz –, holt er mich vom Hotel ab. Schon mal was von Irvine gehört? Das Örtchen liegt einige Autominuten von Glasgow entfernt. Ross steuert das verschlafene Nest an, in dem einst noch etwas mehr los war, als nämlich Alfred Nobel dort Dynamit herstellen ließ. Ross hat dem lokalen Literaturfestival versprochen, beim Ringelpiez für Presse und Sponsoren anwesend zu sein. Freundlich schüttelt er Hände und hört zu, wie ein anderer Schriftsteller von der »einsamen Tätigkeit« des Schreibens schwadroniert. Dann kehren wir zurück nach Glasgow, wo Ross noch immer lebt. Wenn auch nicht mehr in der Arbeitergegend, in der er aufgewachsen ist. Während der Fahrt soll ich ihm erklären, woher das Interesse aus Deutschland rührt. Ross wirkt ehrlich überrascht, dass sein Debütroman »The Last Days Of Disco« hier erscheint. Das ließe sich mit dem Näschen des HeyneHardcore-Herausgebers Markus Naegele erklären, sage ich, der bereits John Niven (»Kill Your Friends«) für den hiesigen Markt entdeckte. Niven, übrigens aus Irvine stammend, schrieb auch eine knackige Lobhudelei auf Ross’ Roman. Der bekam den deutschen Titel »Schottendisco« verpasst. Eine Anspielung auf Wladimir Kaminers Beststeller »Russendisko«. Und ein Witz, den Ross ebenso wenig versteht,
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#Kultur #Schottendisco #David F. Ross #Glasgow
»Das ist eine Parallele zur Architektur. Ich habe die Story nicht auf Sand gebaut, sondern sie wie ein Gebäude in den Kontext der Verhältnisse drum herum gesetzt.«
wie ich so manchen Brocken seines schottischen Englischs. Jetzt spiegelt. Das liest sich beinahe wie ein Blick durch Die raue Musikalität dieses Akzents ist in der deutschen die Glaskugel in die Vergangenheit – oder durch die DisÜbersetzung kaum zu erahnen. Man muss sich auf die cokugel. Der 1964 geborene Ross erinnert sich, wie er als Geschichte einlassen, um an »Schottendisco« Gefallen zu 18-Jähriger tatsächlich fürchtete, den Einberufungsbefehl finden. Apropos Geschichte: Das gilt im doppelten Sinne zu bekommen und in den Krieg geschickt zu werden. Er auch für die historische Dimension des Buchs, hatte Glück, jobbte sich durchs Leben, begann das a wee bit an den Vibe von Irvine Welshs »Trainspotting« erst recht spät ein Architekturstudium. Mitt»Trainspotting« erinnert. Es spielt Anfang der Irvine Welshs 1993 erschie- lerweile kann er Geschichten aus aller Welt 1980er-Jahre und besteht aus drei Erzählsträn- nener Roman spielt in der erzählen, zum Beispiel, wie eines Tages Gaddafi Drogenszene Edinburghs, gen. Anhand dieser Stränge entwickelt der im Stadtteil Leith. Welsh mit seinem Tross an ihm vorbeispazierte, als Autor ein unterhaltsames Plotpourri – und schrieb mit »Porno« und er in kurzen Hosen in der Lobby eines teuren dreht der politischen Kaste jener Tage gna- »Skagboys« auch Prequel Hotels in Libyen stand. Aber seine große Liebe und Sequel der Geschichte, denlos einen Strick. Wie viel von ihm selbst die 1996 von Danny Boyle bleibt die Popmusik, die im Leben so vieler der erste Ansatz ist, die herrschenden Verhältnisse wohl darin steckt? »Ich glaube nicht, dass das verfilmt wurde. hinter sich zu lassen. Schreiben eine einsame Tätigkeit ist«, erklärt Ross seine Arbeitsweise anders als der Kollege In »Schottendisco« lässt Ross die Musik in Irvine. »Der Roman trägt autobiografische noch mal gegen die Umstände antreten. ErZüge, denn die Figuren wären kaum entstanden, wenn ich innern wir uns an das Zitat von den über drei Milliodamals nicht ähnliche Leute gekannt hätte. Und die Leute nen Arbeitslosen im Jahr 1982: Eigentlich hat keiner aus wären nicht so gewesen, wenn die Zeit eine andere gewesen dem Figuren-Ensemble des Romans einen richtigen Job. wäre. Das ist eine Parallele zur Architektur. Ich habe die Zwielichtige Typen, arme Künstler und perspektivlose Story nicht auf Sand gebaut, sondern sie wie ein Gebäude Minderjährige bilden das muntere Milieu eines Lumpenin den Kontext der Verhältnisse drum herum gesetzt.« und Ganovenproletariats, das von einigen Turbulenzen So hat er dem Romangeschehen das viel sagende Zitat durchgeschüttelt wird. Hauptfigur Bobby ist gerade volleines Parlamentsabgeordneten aus dem Jahr 1982 voran- jährig geworden und träumt von der Karriere als DJ einer gestellt: »Nachdem die offizielle Zahl der Arbeitslosen mobilen Disco. Das Repertoire reicht von Motown über nun die Drei-Millionen-Marke überschritten hat, ist die Northern Soul bis zum Postpunk seiner Gegenwart. Es ist Premierministerin stolz darauf, so viele Familien in Groß- der Sound, dem Paul-Weller-Fan David F. Ross bis heute britannien in so tiefe Verzweiflung gestürzt zu haben? Ist treu ist. Ebenso wie der Frau, mit der er bereits an seinem sie stolz darauf, dass sie und die Regierung der britischen 18. Geburtstag ausging. »Genau wie Bobby kann ich mich Wirtschaft verheerenderen Schaden zugefügt haben als an den Tag kaum erinnern …«, gibt er zu. Während Bobby das deutsche Oberkommando im letzten Krieg?« betrunken abstürzte, war er bei seinem schicksalhaften Gemeint ist Premierministerin Margaret Thatcher, die Date wahrscheinlich bloß verdammt nervös. Auch den Charakteren aus »Schottendisco« hält Ross als »Eiserne Lady« während ihrer Amtszeit von 1979 bis 1990 den Neoliberalismus feierte. Die Entfesselung des die Stange, als wären es alte Freunde. Auf dem Rücksitz Marktes durch Privatisierung und Deregulierung. Sie be- des BMW liegt druckfrisch der gerade erschienene zweite griff die Gesellschaft nicht als Gemeinschaft, sondern als Roman »The Rise And Fall Of The Miraculous Vespas«, in einen Haufen von Einzelschicksalen. Und verdem mehrere Figuren und Schauplätze wiederbitterte Einzelne brauchen Schuldige, wenn es Falklandinseln auftauchen. Es ist die Geschichte einer fiktiven nicht läuft. Wir kennen das natürlich auch aus 1982 besetzten argentiniBand, ebenfalls aus den Eighties. Daneben lieDeutschland. Die Sündenböcke sind hier und sche Truppen die Inseln im gen ein paar Singles, die er unter dem Namen südlichen Atlantik, Großheute Linksradikale, Migranten oder die Lü- britannien reagierte mit The Miraculous Vespas zusammen mit seinem genpresse. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl militärischem Aufmarsch Kumpel Robert Hodgens von The Bluebells wird bei aller sozialen Ungleichheit dennoch und Kampfhandlungen. produziert hat, was ihn hörbar begeistert. Die Etwa 1.000 Menschen herbeigeführt. Über »kulturelle Grenzen« und starben, bis Argentinien Scheibenwischer arbeiten träge an diesem »nationale Interessen«. Im Zweifelsfall durch kapitulierte. sonnigen Tag in Glasgow, im Auto laufen The militärische Intervention. Eingestreute Zitate Smiths, und Ross redet über die Zeiten, in kündigen den Einbruch des Kriegs in die turdenen der NME noch ein gutes Magazin war, bulente Romanhandlung an. 1982 kämpfen über seine einstigen fußballerischen Ambitio Großbritannien und Argentinien mit aller Gewalt um nen – und über die Schriftstellerei als Hobby. Je mehr er die Falklandinseln. aus seinem Leben erzählt, desto besser verstehe ich ihn. Früher war halt nicht alles besser, auch wenn »Schottendisco« von einer Art traurigen, zukunftweisenden — David F. Ross »Schottendisco« (Heyne Core, 336 S.; 14,99 Euro) Nostalgie durchdrungen ist, weil sich im Damals eben das — Auf Tour in Deutschland vom 19. – 21.09.
#Kultur #DVD
Ascension
KÖNNEN STERNE SCHNUPPE SEIN? Eine Weltraumarche auf Himmelfahrtskommando. Was ist Ziel ihrer 100-jährigen Reise? Und wie kommen die Reisenden mit dem Provinzleben in der Nussschale klar?
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ie sechsteilige Science-Fiction-Serie beginnt wie ein Krimi im 1960er-Jahre-Outfit. Das Raumschiff Ascension befindet sich im 51. Jahr einer 100-jährigen Reise durchs All. Auf dem Schiff lebt bereits die dritte Generation. Während sich das Leben auf der Erde
weiterentwickelt, bleibt es an Bord in den 60er Jahren stehen. Eine Welt im Reagenzglas. Die Enge führt zu Kabale und Liebe – zu Aufstand, Wut und Affären. Das ist der Normalzustand. Als der Mord am Teenager Lorelei Wright geschieht, scheint auf der Erde langsam das Interesse an der geheimen Mission geweckt, die an das reale Orion-Projekt unter John F. Kennedy angelehnt ist, bei dem es um die Entwicklung eines nuklear angetriebenen Raumschiffs ging. »Ascension« ist Genre-Mix und Sozialstudie
zugleich. Der Twist, ein Kleinstadt-Setting in die weite Leere des Alls zu verschieben, führt zu einer mehr als spannenden Konzentration an Geschichten. Eine Dichte, die einen selbst zu beängstigen weiß, weil man ständig daran denken muss, dass es kein Entrinnen aus dieser Hölle geben wird. Lars Fleischmann — Intro empfiehlt: »Ascension – Die komplette Serie« (R: Stephen Williams; D: Brandon P. Bell, Gil Bellows; VÖ: 18.08.; Studiocanal)
1969 verlegte »Casino Royale«-Regisseur Robert Parrish eine Spiegelachse durch die Galaxie – nach einem Drehbuch der »Thunderbirds«-Autoren Gerry und Sylvia Anderson. In »Unfall im Weltraum (Journey To The Far Side Of The Sun)« ist eine Mission unterwegs zu einem offenbar erdgleichen Planeten hinter der Sonne. Doch sie schlägt auf krude Art und Weise fehl. Astronaut Glenn Ross kommt nach der Havarie in einer spiegelverkehrten Welt zu sich – genau wie sein Doppelgänger von der Gegenerde, dem zur selben Zeit exakt das Gleiche widerfährt. Hier vermengt sich gut abgehangener Futurismus (der sich im wundervollen Design der Ausstattung zeigt) mit den bizarren Dystopie-Gelüsten einer vergangenen Epoche. Psychedelisch anmutende Klänge untermalen diesen herrlich vertrackten Film. — Intro empfiehlt: »Unfall im Weltraum« (Journey To The Far Side Of The Sun) (USA 1969; R: Robert Parrish; D: Roy Thinnes; VÖ: 25.08.16; Koch Media)
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#Kultur #DVD
TOP 7 DROGENKARTELL FÜR ANFÄNGER
¿Plata o plomo? Im kolumbianischen Drogensumpf existieren nur zwei Währungen. Mit Glück lässt Pablo Escobar dich wählen. Anschließend bist du entweder korrupt oder tot. Oder du heißt Steve Murphy oder Javier Peña und bietest Don Pablo in der Dramaserie »Narcos« die Stirn. Falls du Escobar am liebsten beerben würdest, haben wir sieben »kluge« Ratschläge für dich.
01 Ware
Zunächst einmal brauchst du Stoff – und zwar den richtigen. Komm den Schnöseln in Florida bitte nicht mit Marihuana, denn das ist so was von Siebziger! Da drüben wollen sie’s schneien sehen – nicht erst zu Weihnachten. Ergo: Ab in die Dschungelküche, hijo de p*ta!
02 Logistik
03 Charisma
04 Killerinstinkt
Wer steckt dir, was du nie erfahren durftest? Wer lässt ungesund idealistische Querulanten verstummen? Wer fährt für dich das ganze Koks nach Miami? Etwa deine Mamacita? Die glaubt doch noch, du wärst Geschäftsmann. Dabei bist du nur ein armer Mann mit Geld.
Anders ausgedrückt: Du sollst nicht sprechen müssen, um zu wirken. Der patriarchalische Oberlippenbart und die stechenden Augen sind nur die halbe Miete, aber schon mal ein guter Anfang. PS: Auch eine gut sortierte Waffenkammer fällt traditionell unter diesen Punkt.
Mit Krieg und Frieden ist es wie mit dem Esel und der Möhre. Machen wir uns nichts vor: Du musst viele Menschen töten. Sehr viele. Und deinem kleinen Sohnemann solltest du bis ganz zuletzt in die Augen schauen können. Ohne zu blinzeln, versteht sich. Na?
05 Networking
06 Häuser
07 Gefängnis-Attrappe
Wenn gar nichts mehr geht, musst du halt ins Gefängnis. Aber bauen solltest du es dir schon selbst – schließlich soll ja alles so weitergehen wie bisher. Insofern brauchst du natürlich auch noch jemanden, der dir die Billardtische, Hummer und Masseusen in den Bau schafft.
Zusammengestellt von Valentin Erning
Ob du nun in Kolumbien zur Präsidentschaftswahl antrittst oder einfach nur jemand für immer schweigen soll – ohne ein Bataillon von Maulwürfen und eine durchtriebene Journalistin, die deine windschiefe Ideologie dem Volk schmackhaft macht, stehst du auf verlorenem Posten.
Brauchst du. Viele. Und noch mehr Häuser. Natürlich übers ganze Land verstreut. Denn du möchtest sicher sein – und als Mann deines Schlages, einem Escobar ebenbürtig, bist du das niemals länger als ein paar Wochen am Stück. Ohne Helikopter allerdings ... na ja, du kannst es dir denken.
— »Narcos – Staffel 1« (R: Andreas Balz; D: Wagner Moura, Pedro Pascal, Boyd Holbrook; VÖ 01.09.16; Polyband)
#Kultur #DVD
Triple 9
BULLEN IN FREIER WILDBAHN Korrupte Polizisten, skrupellose Mafiosi, Gangkriminalität. Regisseur John Hillcoat (»The Road«) inszeniert ein hochkomplexes Sittenbild Atlantas.
Die Kommune
LIEBE OHNE DOGMA Thomas Vinterberg hat die Wackelkamera hinter sich gelassen. In seinem Liebes drama nach einem Bühnenstück sorgt er trotzdem für weiche Knie.
»Das Fest« war der erste Dogma95-Film von Thomas Vinterberg. Er wurde bald nach seiner Veröffentlichung für das Theater adaptiert und seitdem schon einige Male inszeniert – mal besser, mal schlechter. Vinterbergs »Die Kommune« dagegen kommt von der Bühne auf die Leinwand. Man merkt es der Geschichte an, dass sie für einen engeren Raum geschrieben wurde. Einen Raum, in dem sich menschliche Abgründe und Eigenheiten konzentriert darstellen lassen. Erik (Ulrich Thomsen) erbt eine Villa. Seine Frau Anne (Tryne Dyrholm) findet, dass man daraus eine Kommune machen könne. Das Haus sei viel zu groß für das Irgendwas-um-die-50-Ehepaar
und ihre Teenager-Tochter Freja (Martha Sofie Wallstrøm Hansen). Ein Casting-Prozess beginnt, die Gruppe findet sich. Zwar kommen Konflikte zwischen den Kommunenbewohnern auf, doch scheint jeder gut damit leben zu können. Bis Erik sich neu verliebt und Anne sich dafür einsetzt, dass Emma, ihre jüngere Version, mit einzieht. Für Anne beginnt selbstgewählt die schwerste Zeit ihres Lebens.
D
ie dreifache Neun steht im Funkverkehr der amerikanischen Polizei für die höchste Alarmstufe. »Man down«. Heißt: ein Kollege am Boden, wahrscheinlich angeschossen, vielleicht tot. Alle Kräfte werden zusammengezogen, um den Kollegen Schutz zu bieten – und möglicherweise sofort Rache am Copkiller zu nehmen. In John Hillcoats Film mit absoluter Starbesetzung geht es um korrupte Polizisten, skrupellose Mafiosi, Gangkriminalität. Die Geschichten stammen aus den Untiefen Atlantas. Eine Gruppe um Michael Atwood (Chiwetel Ejiofor), die zu Teilen aus Cops besteht, denen ihre Bezahlung
zu gering und denen mehr an Raub gelegen ist, muss für die Mafiosa Irina Vlaslov Überfälle machen. Kate Winslet ist in ungewohnter Rolle zu sehen. Sie spielt eine ultrabrutale Kartellchefin, die versucht, ihren Mann aus dem Gulag zu holen. Er ist der eigentliche Kopf des Klans. Klingt komplex? Das ist nur der Anfang. »Triple 9« verflechtet jede Menge Figuren miteinander zu einem modernen ActionThriller-Szenario mit einem wunderbaren Erzähltempo. Lars Fleischmann — Intro empfiehlt: »Triple 9« (R: John Hillcoat; D: Casey Affleck, Chiwetel Ejiofor, Anthony Mackie; VÖ: 16.09.16; Wild Bunch)
Lars Fleischmann — Intro empfiehlt: »Die Kommune« (R: Thomas Vinterberg; D: Ulrich Thomsen, Tryne Dyrholm; VÖ: 25.08.16; Prokino)
Durch die immer noch erdrückende Ungleichbehandlung von Männern und Frauen, eignen sich Schwestern vortrefflich, um »Gefangenschaft« und »Befreiung« zu thematisieren. »Mustang«-Erzählerin Lale (Günes Sensoy) und ihre Schwestern werden nach einem harmlosen Ausflug mit einigen Jungs zum Strand in ihrem Zuhause eingesperrt. Die sozialen Verbindungen der Waisen werden abgeschnitten, jeder von ihnen droht die Verheiratung. In den weichgezeichneten Bildern wirken sie vielleicht wie Figuren aus einem Märchen. Aber die in einer Szene übereinanderliegenden Mädchen sind nicht Schneewittchen nachempfunden, sondern der vielköpfigen Hydra, die gegen die patriarchale Gesellschaftsordnung kämpft. Wenn ein Kopf »abgeschlagen wird«, wachsen neue nach. Bis die Befreiung gelingt. — Intro empfiehlt: »Mustang« (R: Deniz Gamze Ergüven; D: Günes Sensoy, Doga Seynep Doguslu; VÖ: 16.09.16; Weltkino)
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#Kultur #DVD #Vinyl
Vinyl
Es war einmal in Amerika Die HBO-Serie »Vinyl« inszeniert das Schallplattengeschäft der frühen 1970er-Jahre wie einen Gangsterfilm. Zwischen Haifischkragen und Kokaineskapaden schimmert eine unverblümte Nostalgie durch, deren Zeitkronzeuge die Musik von damals ist. Alexander Dahas (Text & Fotos) hat alle zehn Folgen gesehen und begab sich in New York auf Spurensuche.
I
m Sommer 2016 begebe ich mich in einer kleinen Journalistengruppe auf die Spuren der HBO-Serie »Vinyl«, die im Jahr 1973 in New York spielt. Schnell muss ich feststellen, dass viele Schauplätze nicht mehr existieren.
Für ihre Geschichtsschreibung waren die Autoren der Serie sowohl auf die popkulturelle Überlieferung als auch auf ihre Fantasie angewiesen. Ein gewisser Abstand kann auch von Vorteil sein, überlege ich. Leider fällt mir nicht
mehr ein, ob sich das berühmte Rock-Diktum »Wer sich daran erinnern kann, war nicht wirklich dabei« auf die 1960er- oder auf die 70er-Jahre bezieht. Das Dabeisein hätte sich jeweils aus ganz unterschiedlichen Gründen gelohnt – und das Vergessen auch. 1967 hatte in den USA der Sommer der Liebe begonnen, der sechs Jahre später in einen langen Spätherbst der Frustration übergegangen war. Der Vietnamkrieg war noch immer im Gange und Nixon weiter an der Macht. Die
#Kultur #DVD #Vinyl
Modedrogen hießen nicht mehr – wie noch in den Sixties – Haschisch und LSD, sondern Koks und Heroin. Die Gegenkultur verspürte 1973 eine Katerstimmung, die sich nur durch noch mehr Exzess kontern ließ. Die dazu passende Musikrichtung hieß Glamrock – und der Chartbreaker Alice Cooper. Ein Act, der auch dadurch bekannt geworden ist, dass er lebende Hühner ins Publikum warf. Viele Anekdoten aus dieser hedonistischen Epoche, die durch Magazinartikel, Interviews und Bücher bekannt sind, spielen in »Vinyl« eine Rolle. Der Kopf dahinter ist Terence Winter, aber die Show wurde von Martin Scorsese und Mick Jagger mitkonzipiert. Die 1970er waren vermutlich auch ihre wildeste Zeit. Wobei die Rolling Stones damals lieber von Südfrankreich aus zuschauten, als sich im Big Apple ins Getümmel zu stürzen. Stichwort: Abstand. In der Handlung der Serie mischen sich Fiktion und Wirklichkeit. Das Geschäft mit der Musik boomte. Das ist Tatsache. 1973 wird ein weiteres Bombenjahr für die Plattenindustrie werden. Bereits in der ersten von zehn Folgen ist dies im Hauptquartier von American Century Records zu spüren. Die Plattenfirma, die nur in »Vinyl« existiert, hat allerdings den Anschluss verpasst und versucht, ihre Künstler an das deutsche Polygram-Label zu verscherbeln. Kurz bevor der lukrative Deal zustande kommt, kriegt Labelchef Richie Finestra (Bobby Cannavale) einen Moralischen: Er möchte die Firma flottmachen – mit den Bands von morgen. Eine davon könnten die unbehauenen Nasty Bits werden. In ihrem dilettantischen Ungestüm nehmen sie die rohe Kraft des Punk vorweg. Die Band ist erfunden, ihre Story realistisch. Neben der vor Polyester strotzenden Ausstattung kommt der Soundtrack zu »Vinyl« der Wirklichkeit am nächsten. Doch wenn die große Liebe der 100-Millionen-Dollar-Produktion die Musik sein soll, geht die Handlung dieser Liebe mitunter fremd. Dann erinnert alles eher
Südfrankreich 1971 flüchteten die Stones vor der britischen Steuer an verschiedene Orte in Südfrankreich. Keith Richards bewohnte die Villa Nellcôte in Villefranche-sur-Mer, die einmal als Quartier der Gestapo gedient hatte. In Frankreich entstand auch das Album »Exile On Main Street«.
das Beste verpasst zu haben. Und das gilt vor allem für die Musik. Für die Ramones ist es 1973 eigentlich zwar noch ein bisschen früh, aber »Vinyl« zeichnet sich dadurch aus, die Namen der Ur-Punks und anderer Heroen wie HipHop-Pionier Kool Herc zu droppen. Die filmische Glorifizierung der kurzen Scheinblüte des Pop steht durchaus in einer gewissen Tradition. Es gehört zum American Way of Life, allem Authentischen den Garaus zu machen – und dafür nebenan ein Museum oder einen Themenpark zu eröffnen. Wer nun wie unsere kleine Journalistengruppe heutzutage die in »Vinyl« auftauchenden Locations in New York besucht, kann sich selbst ein Bild von dieser Tradition machen. Das ehemalige Fillmore East beherbergt inzwischen eine Bankfiliale, in deren Eingangsbereich noch ein paar Schwarz-Weiß-Fotos aus der ruhmreichen Pop-Ära hängen. Max’s Kansas City ist einem Café gewichen, das CBGB’s einem Modegeschäft. Die Straßen von Alphabet City – damals noch als »Assault, Battery, Crime & Death«
an eine Mafiaserie: Die Gangstersitten, die im Business herrschen, die Drogeneskapaden und die Faszination fürs Oberflächliche – es fühlt sich an, als könnten jederzeit die Vorfahren der Sopranos auftauchen. Daneben wird der Aspekt des Legendären betont. Wenn die großen Stars der Vergangenheit wie Robert Plant, David Bowie und Andy Warhol durch die Kulissen geistern und denkwürdige Sprüche klopfen, muss man als Zuschauer einer anderen Generation den Eindruck gewinnen, pophistorisch verpönt – sind mittlerweile der Ground Zero der Gentrifizierung in der East Side. Und anstelle des Mercer Buildings, das in der Serie so fotogen einstürzt, steht inzwischen ein Zweckbau der Universität. Nur das Essen im Chelsea Hotel ist heute noch genauso gut wie damals, als dort die Knebelverträge mit naiven Musikern unterschrieben wurden, wie man in »Vinyl« erfährt. Manche Dinge ändern sich nie. — »Vinyl« (C: Terence Winter; D: Bobby Cannavale, Olivia Wilde,Ray Romano; DVD & BD, VÖ: 08.09.16; Warner)
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#Kultur #Games
No Man’s Sky
DER WEG IST DAS ZIEL Offene Welten sind in Videospielen längst das Maß der D inge. Das Science-Fiction-Adventure »No Man’s Sky« verspricht gar ein komplettes Universum mit buchstäblich Trillionen von erkundbaren Planeten. Gregor Wildermann war beim Anspiel termin im European Space Operations Centre in Darmstadt.
L
anger Bart, müde Augen und doch ist da noch ein Lachen, das von seiner kindlichen Begeisterung zeugt. Hinter Sean Murray liegen fünf Jahre Arbeit und man merkt deutlich, dass ihm der Hype um das Spiel seiner Firma Hello Games persönlich zugesetzt hat. Allerdings hatte »No Man’s Sky« für ein Konsolenspiel nicht gerade wenig versprochen: ein komplettes Universum auf Basis einer Software, die immer neue Planeten, Umgebungen und fantastische Lebensformen kreieren
I Am Setsuna
DAMALS WAR’S Vor ein paar Jahrzehnten waren japanische Rollenspiele noch ganz weit oben, weil technisch wegweisend, visionär erzählt und spielerisch innovativ. Diese Zeiten sind vorbei. Heute glauben nur noch wenige Menschen, dass dieses Genre außerhalb einer schrumpfenden Nische in den Niederungen japanischer Popkultur überhaupt eine Zukunft hat. Die Entwickler von »I Am Setsuna« gehören dazu.
Das humorlos auf den Namen »Tokyo RPG Factory« getaufte Studio ist angetreten, um so tolle
würde, so der Anspruch. Beim Anspieltermin im European Space Operations Centre in Darmstadt scheint Murray zu wissen, dass es noch einiges an Erklärungsbedarf gibt. Den Kernreiz des Spiels bringt er dementsprechend so auf den Punkt: »Warum gibt es so viele Regeln, warum bestimmte Einschränkungen? Die Gründe liegen in den Prinzipien des Spieldesigns und der Wertigkeit von Ressourcen, deren Mangel oder Tausch eine Herausforderung darstellt. Doch erst wenn die Grenzen
Rollenspiele wie früher noch mal zu entwickeln. Erstaunlich ist nur, dass »I Am Setsuna« nicht auf den allseits überstrapazierten Retro-Pixel-Look setzt. Und die Geschichte ist ebenfalls ungewöhnlich. Sie bleibt nahe bei ihrer ursprünglichen Idee: Eine junge Frau soll geopfert werden, um das Land zu retten. Gespielt wird die letzte Eskorte. »I Am Setsuna« hat zwar das genreübliche Ensemble exzentrischer Antihelden im Gepäck, verzichtet aber auf die Versteifung der Geschichte mit unnötigen Plot-Twists und irritierenden Stimmungswechseln. Es bleibt melancholisch, was gut zu diesem eingeschneiten Winterspiel passt. Vor allem in den unzähligen Kämpfen hält sich Setsuna an seine Vorbilder. Dabei dürften sich die Menschen vor dem Bildschirm
erreicht oder überschritten werden, wird der Weg dahin zu einem Erlebnis, das in Erinnerung bleibt.« Das Ziel in »No Man’s Sky« ist zunächst relativ klar: Der Spieler muss zum Mittelpunkt des Universums reisen. Doch wie bei vielen Reisen beginnt der Antritt mit Schwierigkeiten. So gilt es, ein defektes Raumschiff durch Einsammeln diverser Rohstoffe wie Eisen oder Plutonium erst mal wieder in Stand zu setzen. Innerhalb dieser »Survival-Sandbox« erscheint das Spiel zuerst wie eine Kreuzung aus Pfadfinder-Urlaub und Management-Kurs. Entsprechende Ressourcen werden über das sogenannte Multifunktionswerkzeug eingesammelt und im Menü fast schon erschreckend klassisch verwaltet. Doch in den besten Momenten genießt man die ungewöhnliche Planetenumgebung, staunt über fremdartige Tiergeräusche, die Dynamik des Soundtracks und fühlt sich dabei wie ein Robinson Crusoe im Weltraum, dessen Wurzeln eher bei Verner Panton als bei George Lucas liegen. Doch welche Rolle haben die roten Atlas-Steine? Kann man andere Spieler treffen oder muss man die sogar bekämpfen? Vielleicht sollte man »No Mans Sky« wie eine Sneak-Preview im Kino behandeln und ganz ohne Vorwissen einfach auf sich wirken lassen – einsteigen und losreisen. An einem Tag nur zehn Minuten, am nächsten Tag vielleicht zehn Stunden. Wie bei einer Reise auf unserem Planeten, wo der Weg auch oft viel spannender als das Ziel ist. Gregor Wildermann — »No Man’s Sky« für PlayStation 4 und PC (Sony / Hello Games)
trübe fühlen, die noch jugendlich, für gealterte Fans eines gealterten naiv und begeisterungsfähig vor Genres könnte die Tokyoter Roldem Meilenstein »Chrono Trig- lenspielfabrik eine Zukunft haben. ger« saßen. Das war im Jahr 1995. Jan Bojaryn Doch dieses Paradies bleibt verloren – kein behutsam moder- — »I Am Setsuna« für PlayStation 4, PlayStation Vita, PC nisiertes Spiel bringt es zurück. (Square Enix / Tokyo RPG Factory) Aber als eine Art Schlagerradio
#Kultur #Games
Keine Skills am Controller aber La Paloma pfeifen
Illustration: Alexandra Ruppert
Augmented-Reality-Utopie, Gamification-Revolution oder einfach nur der größte Konsens seit Tiefkühlpizza: Kaum ein Phänomen der Popkultur hat in diesem Jahr derart hohe Wellen geschlagen wie »Pokémon Go« – der erste Mobile-Ableger von Nintendos Nostalgie geschwängertem KnopfaugenFranchise. Videospiel-Laie Carsten Schumacher hat sich an die Hand nehmen lassen, um dem Hype auf den Grund zu gehen. Ein Protokoll. Seit gut einem Jahr lasse ich nun schon diese Kolumne über mich ergehen und nie war es ein Problem, dass ich mich dabei der Bequemlichkeit halber ein wenig »frei« mache. Nun heißt es plötzlich, das könne die Kinder im Park »irritieren«. Dieses »Spiel« missfällt mir schon jetzt. Okay, genug der Anführungszeichen. Aber wie wenig Ehre besitzen wir eigentlich, dass wir die direkt neben der Redaktion liegende Pokemon-Arena irgendwelchen verwahrlosten Schulschwänzern überlassen? Los, zeig mir schnell, wie ich ein hoffnungslos unterlegenes Pokémon in einen aussichtslosen Kampf schicke! Was meinst du mit, das sei Tinder
SOUNDTRACK AB 09.09. FILM AB 15.09.
und eigentlich noch nicht mal mein Handy? Die Figuren, die ich suche, heißen »Rattikarl«, »Krabby« und »Traumato«? Die kenn ich noch von früher aus der Trinkhalle! Wieso sehen die jetzt aus wie Minions nach nem Fukushima-Urlaub? Komm, lass mal lieber die Straßenseite wechseln, da drüben gibt’s Kölsch für nen Euro – vermutlich eines dieser Lockmodule, von denen immer alle reden. Und wirklich: Ich spüre plötzlich wieder ein wenig Leben in meinen müden Gliedern. Der Weg vom Büro über die Straße hat sich gelohnt, ganz wie sie in den Berichten zu »Pokémon Go« immer sagen: Bewegung an der frischen Luft – unbezahlbar und absolut neu! Geile Features, hoffentlich sichert sich Nintendo nicht die exklusiven Rechte daran. Protokoll: Philip Fassing — »Pokémon Go« für Android, iOS (Nintendo / Niantic)
DER SOUNDTRACK ZUR VERFILMUNG DES ERFOLGSROMANS MIT DER EXKLUSIVEN SINGLE “FRENCH DISKO” VON BEATSTEAKS VS. DIRK VON LOWTZOW SOWIE MUSIK VON BEGINNER, K.I.Z, SEEED, BILDERBUCH, ROYAL BLOOD, Y´AKOTO, COURTNEY BARNETT, FRAKTUS, TOM TOM CLUB, RICHARD CLAYDERMAN, VINCE POPE
© 2016 LAGO FILM GMBH, STUDIOCANAL FILM GMBH
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PRESENTS
10. /11.09.16 LES DOCKS CITÉ DE LA MODE ET DU DESIGN PARIS #sneakerness2016
#Life
#Life
Foto: Teresa Freitas
Ein Tuch wie dieses hätte auch dem Sänger von M.I.L.K. gestanden, der uns Kopenhagen zeigte und dabei gestand, dass er seine Songtexte manchmal am Fuße einer Amor-Statue schreibt. Etwas rauer geht es auf den Fotos von Robin Hinschs Serie »Over« zu: Dort zeigt der Künstler, was am Ende eines Festivals so alles übrig bleibt. Zum Kochen geht’s derweil in den Knast, wo wir ein Erbsenküchlein improvisieren.
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#Life #M.I.L.K. #Kopenhagen
M.I.L.K.
EIN TAG IN KOPENHAGEN Im stylishen Kopenhagen flaniert man am besten mit jemandem durch die Straßen, der die Stadt wie seine eigene Westentasche kennt. Wie zum Beispiel mit dem dänischen Newcomer und Pop-Export Emil Wilk, Sänger und Songwriter von M.I.L.K. Deren Singles »Following The Sun« und »If We Want To« passen perfekt zum Spätsommer. In Bornholm geboren, aber längst zum Kopenhagen-Insider mutiert, führt der M.I.L.K.Kreativ- und Wuschelkopf unsere Autorin Annett Bonkowski einen Sommertag lang zu den schönsten Flecken seiner Wahlheimat. Fotos: Kaspar Palsnov
#Life #M.I.L.K. #Kopenhagen
02 Thorvaldsen Museum
Bertel Thorvaldsens Plads 2, 1213 København K
»Frühmorgens ist es besonders schön, hier umgeben von all der Kunst einen Kaffee zu trinken und Songtexte zu schreiben. Der Ort erinnert mich daran, produktiv zu sein, und motiviert mich, künstlerisch Wertvolles zu schaffen. Das Licht ist unheimlich schön, und zusammen mit der Stille hat es eine beruhigende Wirkung auf mich. Die schönste Skulptur im Museum ist für mich die des Amors. Ich bin nicht religiös, aber ich glaube an die Liebe.«
01 Chicky Grill Bar
03 Kayak Bar
Halmtorvet 21, 1700 København V
»Dieser Ort ist perfekt, wenn du am Tag zuvor eine Show gespielt hast und deinen leichten Kater mit gutem Fast Food bekämpfen willst. Es ist sehr gemütlich hier und nicht so gewollt trendy wie in vielen anderen Restaurants in Kopenhagen. Ein Freund von mir feierte hier einmal eine Abschiedsparty, und es wurde so wild, dass ein paar von uns Hausverbot bekamen. Deswegen traue ich mich nur noch ab und zu hierher und schaue, ob mich jemand hinter der Theke wiedererkennt. Heute scheinen wir Glück zu haben.«
Børskaj 12, 1221 København K
»Mein absolutes Lieblingsgetränk im Sommer ist Aperol Spritz, den ich am liebsten hier direkt am Wasser genieße. Mir gefällt diese Bar besonders gut, weil die Getränke preiswert sind und es Live-Musik gibt. Es mag vielleicht wie eine reine Strandbar wirken, aber im Winter gibt es sogar eine Sauna. Man kann also erst in den sehr sauberen Fluss springen und dann schwitzen.«
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#Life #M.I.L.K. #Kopenhagen
07 Vega
Enghavevej 40, 1674 København V
»Vega ist ein ganz besonderer Ort für mich, der mit vielen guten Erinnerungen verbunden ist. Ich habe hier über die Jahre so viele gute Shows gesehen. Selbst im größten Saal wirkt die Atmosphäre irgendwie stets intim. Ich liebe es herzukommen, weil der Ort nicht an spezifische Genres, sondern immer an eine gewisse Qualität gebunden ist. Im November werde ich mein erstes großes Konzert im Vega spielen – eine riesige Ehre für mich.«
05 København K
06 Grand Teatret
Studiestræde 32 b, 1455 København K
»Es ergibt für mich keinen Sinn, alle paar Monate einem neuen Trend hinterherzulaufen. Ich kaufe nicht viele Klamotten, aber wenn, dann vor allem in Secondhandshops wie diesem. Fast mein ganzer Kleiderschrank besteht aus alten Sachen. Einen wirklichen Stil habe ich nicht. Ich mag es einfach, Dinge zu mixen, und ich habe ein Händchen dafür, gute Vintage-Klamotten aufzuspüren.«
08 Bibliotekshaven
Søren Kierkegaards Pl. 1, 1218 København
»In diesem Garten gleich neben der königlichen Bibliothek verbringen viele bekannte dänische Politiker ihre Mittagspause. Normalerweise sieht man sie im Fernsehen hitzige Debatten führen, aber hier wirken sie total entspannt. Ich bin während meines Filmstudiums oft hergekommen und habe in dieser kleinen Oase Leute beobachtet oder meine Nase in die Bücher gesteckt, weil diese Ruhe mitten in der Stadt schwer zu finden ist.«
Mikkel Bryggers Gade 8, 1460 København K
»Ich bin ein leidenschaftlicher Film-Fan und sehe mir alles Mögliche an: kleine abgefahrene Produktionen oder große HollywoodBlockbuster. Kino ist für mich eine ständige Inspirationsquelle, aber auch ein Ort der Unterhaltung. Das Grand Teatret ist besonders alt und romantisch. Ein guter Freund von mir hat hier einmal gearbeitet und mich manchmal zu Vorstellungen reingeschleust.«
presented by
B E LIE BTE R AL S B L AU E R HIM M E L:
DER HELGA!® 2016 Der Helga!® 2016 wird am 22. September auf dem Reeperbahn Festival im Imperial Theater in Hamburg verliehen. Und ihr bestimmt, wer ihn bekommt! Unter festivalguide.de/derhelga könnt ihr abstimmen!
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#Life #Over #Robin Hinsch
#Life #Over #Robin Hinsch
»Over« von Robin Hinsch
DIE KARAWANE ZIEHT WEITER …
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#Life #Over #Robin Hinsch
#Life #Over #Robin Hinsch
Der in Hamburg lebende Fotograf Robin Hinsch tauchte schon oft in unserem Magazin auf. Mal mit passgenauen Bandportraits, mal mit politischen Fotografien, die er zum Beispiel bei den Gezi-Protesten in Istanbul schoss, oder in der heißen Phase auf dem Maidan in Kiew. Die Motive der folgenden Serie fand er jedoch nicht in einem Krisengebiet – auch wenn sie durchaus so aussehen. »Seit circa 2013 beschäftige ich mich immer wieder mit den Hinterlassenschaften von Festivals. In diesem Kontext ist auch die Serie ›Over‹ entstanden «, erklärt Robin. »Die Party lässt Äcker zurück, die aussehen als wäre ein Hurrikan über sie hinweggefegt.« Bei manchen Fotos darf man diesen Satz wortwörtlich nehmen: »Die meisten Bilder entstanden sonntags oder montags auf Festivals wie der Fusion, dem Wacken, Melt, Dockville, Deichbrand – oder eben auf dem Hurricane.« Wir wollten euch diese Bilder zwar in erster Linie zeigen, weil wir ihrem apokalyptischen Charme erlegen sind, möchten aber auch die Gelegenheit nutzen, um mal zu fragen: Muss man wirklich so asozial sein, gleich das gesamte Zelt zurückzulassen? Wer sich angesprochen fühlt, darf jetzt gerne peinlich ertappt erröten …
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#Life #Rezepte der Popküche
#Rezepte der Popküche
Changs Erbsenküchlein aus »Orange Is The New Black« Chips, Erbsen, asiatisches Suppengewürz, eine Mikrowelle oder eine Pfanne voller Öl. Die Insassin Chang hat eine ganz eigene kulinarische Kreation hervorgebracht. Ihre Erbsenküchlein könnten auch bekömmliches Studentenfutter abgeben.
Das Rezept Zutaten für einen Serienabend ohne Freunde: 1 Packung Chips/Tacos deiner Wahl 1 Dose Erbsen
Wer kennt sie nicht, die zickigen WG-Mitbewohner, die nachts den Kühlschrank leer essen und mit denen man um das Fernsehprogramm zanken muss? So ähnlich gestaltet sich das Zusammenleben im Frauengefängnis in Litchfield. Nachdem es sich Vorstadt-Yuppie Chapman gleich in der ersten Staffel bei der russischen Gefängnisköchin Red verscherzt, würde die sie am liebsten verhungern lassen. In der zweiten Staffel bringt Neuankömmling Vee das Knastgefüge durcheinander, indem sie die Macht durch Zigarettenhandel an sich reißt. Als das Gefängnis dann wegen Budgetkürzungen geschmacklosen Fertigbrei einführt, ergibt sich für Chapman eine Gelegenheit, ihr eigenes Business aufzubauen: Sie kauft sämtliche Ramen-Nudelsuppen bei Chang im Knastladen auf und machte deren Gewürzpäckchen zur Währung. Mit der kauft sie ihren Insassinnen die getragene Unterwäsche ab, die sich wiederum draußen zu Geld machen lässt. Besagte Chang scheint derweil schon längst resigniert zu haben, etwa so wie eine Bummelstudentin der alten Schule im hundertsten Semester.
Tatsächlich hat sie es aber faustdick hinter den Ohren. Im Schuppen des Gefängnishofs schaut sie heimlich Serien auf einem unentdeckten Smartphone – wer braucht schon die ständigen Streitereien ums TV-Programm im Aufenthaltsraum!? Außerdem kostet sie die Vorzüge des Jobs im Gefängnisladen voll aus: Chips, aus der Kantine geklaute Erbsen und das schon erwähnte Suppengewürz. Daraus backt sie unter Einsatz ihrer Füße und der Mikrowelle einen Snack, den sie in ihrem Refugium – und vor allem in Ruhe – genießt. Weil das Mensaessen dem im Knast sowieso recht nahe zu kommen scheint, hier mal das Rezept zu Changs Erbsenküchlein zum Nachbacken. Sind die Erbsen erst mal aus dem Speisesaal oder dem Regal der Mitbewohner geschmuggelt, braucht es nicht mehr viel krimineller Energie, um sich einen gemütlichen Abend zu machen. Dabei könnt ihr ja »Orange Is The New Black« gucken. Kleiner Trost für geplagte WG-Opfer: Immerhin sitzt ihr auf dem Sofa und nicht im Knast. Sophia Sailer
1 Ramen-Nudelsuppe (davon nur das Gewürzpäckchen) 200 ml Wasser optional: 1 Esslöffel Öl zum Anbraten
Und so geht’s: Ein Loch in die Chipstüte pieksen, diese in ein Geschirrtuch einwickeln. Danach darauf herumtreten, bis die Chips zerbröselt sind. Wasser in die Tüte geben und mit den Bröseln zu einer gleichmäßigen Masse vermengen. Erbsen abgießen und unterheben. Im Anschluss mit dem Ramen-Gewürz veredeln. Vier gleich große Küchlein formen und sie im Anschluss im erhitzten Öl goldbraun braten – oder wie in der Serie einfach in der Mikrowelle erhitzen.
Illustration: Alexandra Ruppert
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#Style
#Style
Foto: Teresa Freitas
Wer sich wie unsere #Style-Kollegin vier Tage durch die Fashion Week in Kopenhagen treiben lässt, sieht irgendwann kein Land mehr, sondern nur noch schöne Menschen, Kleider, Hosen und Jacken. Gibt Schlimmeres. Zeit für ein deepes Gespräch über Schweine, Gobelins und Polka-Dots mit Henrik Vibskov, dem dänischen Musiker, Designer und Künstler, blieb dennoch.
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#Style #Henrik Vibskov
Henrik Vibskov
DER CATWALK WIRD ZUM SCHLACHTHOF Musiker, Modedesigner, bildender Künstler – es gibt kaum etwas, was Henrik Vibskov nicht kann, außer vielleicht Nichtstun. Während er in Kopenhagen gerade seine Kollektion für den nächsten Frühling und Sommer zeigt, bereitet er schon seine Solo-Schau in der Kölner Galerie »Ruttkowski;68« vor. Trotzdem hat sich der dänische Designer Zeit genommen, um Frederike Ebert in seinem Kopenhagener Studio zum Interview zu treffen. Fotos: Kaspar Palsnov
Du betreibst in Kopenhagen ein Café, das »Den Plettede Gris«, also »Das gescheckte Schweinchen« heißt, und hast eine Stiftung für junge Kreative, die sich P.I.G. nennt. Nun noch die neue Kollektion »Salami Kitchen of the Non-Existent« – was ist das für ein Ding mit dir und den Schweinchen?
Ich weiß es nicht so genau. Schon meine Abschlussshow am Londoner Central Saint Martins College of Art and Design hat sich um Schweine gedreht. Vielleicht liegt es daran, dass meine Großmutter eine Schweinefarm hatte. Als ich damals meine Show konzipieren musste, habe ich gleich die Idee gehabt, dass es um Schweine gehen sollte. Über die Jahre kommt das Thema immer wieder in einer anderen Variante auf. Auch auf den Schürzen, die du für das Diner der Dandy-Diary-Blogger aus Berlin gemacht hast, sind lustige Schweineköpfe zu sehen.
Stimmt, aber das ist nicht auf meinem Mist gewachsen – es war ihre Idee!
Mit welchen Materialien hast du in der aktuellen Kollektion gearbeitet – sicher nicht mit Wurst?!
Nein, natürlich nicht mit Salami! Ich habe eigentlich mit denselben Materialien gearbeitet wie sonst auch: Baumwolle, Seide und Strick. Was hat es mit dem Titel auf sich?
Das hat sich eigentlich aus den Arbeiten entwickelt, die ich für den Stand der Kölner Galerie »Ruttkowski;68« bei der Art Cologne angefertigt habe. Ich habe damals schon mit Wandteppichen herumexperimentiert. Aber ich wusste noch nicht genau, in welche Richtung das gehen würde. Irgendwann bin ich dann aufgewacht und habe mir gedacht, dass es doch gut wäre, wenn man große Essenstafeln mit Knoblauch und Oliven mit Pickern drin zeigen würde. Außerdem fand ich die Marmorierung von Fleisch spannend, wie man sie in Schinken findet. Für meine Spring/ Summer-2017-Kollektion wollte ich diesen Ansatz weiterverfolgen und eine große künstlich beleuchtete Salami-Fabrik entwerfen. Salami hat in Dänemark eine lange Tradition. In den 70ern und 80ern waren die Würste hier sehr groß und richtig künstlich rot. Heutzutage würde das niemand mehr essen, weil es voller künstlicher E-Nummern ist. Mittlerweile ist alles bio. Gibt es deswegen auch so viele Polka-DotElemente in deiner Kollektion, weil Punkte ein bisschen an die Fetteinschlüsse bei der Salami erinnern?
Ja, aber nicht nur da findet sich das Thema wieder, sondern auch in den Silhouetten, den Formen und dem Artwork. Und diese Schlachtplatten-Thematik lässt sich auch in den Stricksachen erkennen. Außerdem geht es um die Frage nach der Perspektive auf Fleisch: Ist das etwas, worüber wir in 50 Jahren so sprechen, als könnte man sich nicht mehr vorstellen, dass wir das jemals gegessen haben?
#Style #Henrik Vibskov
Ich bin Vegetarierin.
Es werden immer mehr. Die Produktion von Fleisch schadet der Umwelt, sie verbraucht sehr viel Wasser. Die Nahrungsmittelindustrie ist vulgär in beide Richtungen. Mein Studio liegt gleich beim Sternerestaurant Noma, dort wird so etwas wie der Staub eines Vogels serviert, der ein paar Samen aufpickt. Und auf der anderen Seite verhungern immer noch jeden Tag Menschen. Das ist doch pervers. Wo wir gerade beim Thema Überfluss sind: Das Setting von deiner Show haben hunderte Salamis bestimmt – aus Stoff, nicht aus Fleisch, versteht sich. Die sind ja keine klassische Metzgerware, also wer hat sie gefertigt?
nicht nur Textilien, sondern entwickeln daraus schon Vorbereitungen für deine Ausstellung auch andere Sachen, Kunstwerke zum Beispiel. im Dezember … Das ist ein guter Punkt: Du bist auch Musiker Wir arbeiten konstant an unterschiedlichen und Künstler. In welchem der drei kreativen Dingen, die sich aber gegenseitig voranbringen Umfelder bewegst du dich am liebsten? und gemeinsam wachsen. Zum Beispiel fertige Gerade habe ich mal wieder einige Gigs ge- ich für das Restaurant gerade Holzobjekte, spielt, ich war auf Festivals und habe ein Kon- die vielleicht Bestandteil meiner Ausstellung zert im Tivoli gegeben, dem Vergnügungspark in der Galerie »Ruttkowski;68« sein werden. mitten in Kopenhagens Zentrum. Ich spiele Du stellst regelmäßig in Köln aus, zeigst deiseit 34 Jahren Schlagzeug, das ist jetzt viel- ne Kollektionen in Paris, hast einen Shop in leicht nicht ganz so wie Gehen, aber doch New York und wirst in Asien total gehypet. ähnlich für mich. Mode ist eine andere Sache, Warum hast du dich dafür entschieden, deida ändert sich ständig etwas – außer vielleicht, nem Heimatland und Kopenhagen die Treue dass wir immer Kleider machen. Aber es gibt zu halten? verschiedene Trends und Stilrichtungen, die Zum einen ist die Logistik in Kopenhagen sehr sich konstant verändern. Das geht natürlich gut. Man ist in 15 Minuten beim Flughafen. mehr an die Nerven. Aber ich fühle mich wohl Zum anderen müssen wir Dänen, weil Dänemit dem, was ich tue – gerade durch den Mix mark sehr klein ist, gut in fremden Sprachen der unterschiedlichen Projekte. Ich mache sein und über unseren eigenen Tellerrand einfach wahnsinnig viel. Meine Agentin hat schauen. Wir können nicht überleben, wenn auch schon den Überblick verloren. Sie weiß wir unter uns bleiben. Außerdem habe ich noch gar nicht, dass ich gerade einem Freund Kinder und das Leben hier ist sehr leicht. Und ich liebe Fahrradfahren! Ich bereise also lieber dabei helfe, ein Restaurant zu eröffnen. Du bist wirklich ständig in neue, spannen- von hier aus den Rest der Welt.
Wir haben tatsächlich nicht nur falsche Würste hergestellt, sondern auch echte! Ich habe immer noch welche im Kühlschrank … Wir haben den Metzger für Salamis kontaktiert – er wurde uns von ein Freund empfohlen, der sich in diesen Upper-Class-Restaurant-Sachen gut auskennt. Ich dachte am Anfang, ich könnte die Salamis verkaufen, aber das ist ein ganz anderes System als in der Modeindustrie. Aber de Projekte involviert: hier Kostüme für das so arbeiten mein Team und ich, wir machen Steirischer-Herbst-Festival in Österreich, da
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#Style #Kopenhagen Fashion Week
Han Kjøbenhavn
Ganni
Kopenhagen Fashion Week
OVERSIZED UND UNDERRATED Fotos: Copenhagen Fashion Week
Derbe Dr.-Martens-Boots und klobige Eytys-Sneaker, knallroter Strick zu rosafarbener Seide, Sweatpants in Flieder mit gelben Kanjis, Oversized-Steppjacken im Stil des Trend-Labels Vetements oder feine Nadelstreifen auf übergroßen Sakko-Mänteln – auf der Modewoche in Kopenhagen werden die Trends präsentiert, die wir im nächsten Frühling und Sommer tragen sollen und vielleicht auch wollen. Frederike Ebert war vor Ort und hat sich die Schauen der etablierten Designer, aber auch des talentierten Nachwuchses angesehen. Illustrationen: Vanessa Weber
#Style #Kopenhagen Fashion Week
Ellen Pedersen
Dienstag, 9. August Future of Fashion In den herrschaftlichen Hallen der ehemaligen Kopenhagener Börse findet am Dienstagabend die »Future of Fashion 2016 Graduate Show« statt. Die Absolventen von drei Modeschulen, der Königlich Dänischen Kunstakademie, der VIA Design und der Designschule Kolding, präsentieren dort ihre Vorstellungen von der Zukunft der Mode – und die beinhalten neben Sportwear-Einflüssen, plakativen Prints und asymmetrischen Rüschen-Layerings leider auffällig oft Pelz. Klar, Kopenhagen hat eine große Fellindustrie und das Event wurde sicher nicht ganz uneigennützig von Kopenhagen Fur gesponsert. Trotzdem ist Pelz doch wohl hoffentlich out.
Mittwoch, 10. August Nicholas Nybro Die vielleicht seltsamste Show der Modewoche war Nicholas Nybro. Unter dem Titel »More Than a Number« zeigt der Designer im Souterrain des Steak Royal seine Visionen für den kommenden Frühling und Sommer. Allerdings an Models, die so gar nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen: ältere Damen und ergraute bis kahle Gentlemen. Auch die Kollektion war nicht klassisch-schön, sondern eher ein bisschen so, als würde sich Oma als Barbie verkleiden: viel Lurex, viel Pink, viel schimmernder Satin.
Baum und Pferdgarten
Da verwundert es nicht, dass Nybro, wenn er nicht gerade für seine eigene Linie entwirft, vor allem auch Kostüme macht. Fonnesbech Das krasse Kontrastprogramm gibt es im Anschluss bei Fonnesbech. Das nachhaltige Label, das es übrigens schon seit 1847 gibt, wählt ein minimalistisch, beinahe schon japanisch anmutendes Setting. Auch die Looks der ersten Kollektion, die Designerin Mia Lisa Spon für das Label entworfen hat, sind schon fast zurückhaltend: Kastige Kurzjacken mit Workwear-Anleihen werden gelayert mit simplen Longsleeves, schlichte Blusen rutschen über Schultern, leichte Knitwear mit tiefem V-Ausschnitt wird zu asymmetrischen Röcken mit Schnallendetails kombiniert. Han Kjøbenhavn Han ist Hype! Was das dänische Label seit seiner Gründung 2008 vorgelegt hat ist nicht von schlechten Eltern. Zu Beginn vor allem auf Sonnenbrillen spezialisiert, hat Han zuletzt nicht nur eine Kooperation mit dem TrekkingTreter-Hersteller Teva initiiert, sondern auch endlich eine Kollektion für Männer und Frauen präsentiert – yay! Der nächste Sommer wird asiatisch: bestickte Seide, japanische Kanjis und breite, gesmokte Hosenbünde, die an Kampfsportkleidung erinnern, prägen die S/S17-Looks. Ein paar NadelstreifenHosen und Bomberjacken dazu, Brille im Oakley-Style auf – fertig ist der Han-Look in
zartem Flieder, Braun, Zitronengelb oder aus Moonwashed-Denim.
einer ordentlichen Portion skandinavischer Schlichtheit.
Henrik Vibskov Willkommen in Vibskovs Wunderland! Was der Designer entwirft, hat mit skandinavischer Schlichtheit nicht viel zu tun. Mitten im ehemaligen Meatpacking District von Kopenhagen zwischen verlassenen Schlachthöfen zeigt der Musiker/Modedesigner/Künstler seine neue Kollektion unter dem Titel »Salami Kitchen of the Non-Existent«. Auf dem Laufsteg installiert Vibskov eine StoffsalamiFabrik, die darum umherlaufenden Models tragen Oversized-Silhouetten mit Polka-DotPrints oder Knitwear mit abstrakten Mustern, afrikanisch anmutende Stoffbänder fixieren die ausgefallenen Kopfbedeckungen.
Ganni Kaum ein Kopenhagener Label ist so populär wie Ganni – nichts ging in diesem Sommer ohne ihre »Murphy«-Shirts mit farbenfrohen Frucht-Motiven. Die werden in der kommenden Sonnensaison vermutlich von »Space Cowboy« abgelöst. Das Motto der Kollektion ist nämlich auch als Statement-Shirt zu erwerben, eines der voraussichtlich erschwinglichsten Teile der Marke und somit auch Bestseller. Ansonsten ist »mix & mismatch« angesagt: Snakeskin-Jacken werden zu Bollerbuchsen mit breiten Schnürungen gemixt, Blumenkleider zieren Westernfransen. An den Füßen trägt das Ganni-Girl TrekkingSneaker mit breiten Schleifen oder gleich Cowboy-Boots.
Donnerstag, 11. August Mark Kenly Domino Tan Skulpturale Silhouetten sowie ein kontrastierender Mix aus zartfließenden und steifstehenden Stoffen kennzeichnen die S/S17Kollektion von Mark Kenly Domino Tan, der auf der Designschule Kolding studiert hat und seit 2012 ein Label unter eigenem Namen betreibt. Gelernt hat er unter anderem bei Balenciaga, Alexander McQueen und Sonia Rykiel und seine Entwürfe können durchaus mit den ganz Großen der Branche mithalten – ein bisschen wie Céline, gepaart mit
Ellen Pedersen Ihre S/S17-Kollektion widmet die junge dänische Nachwuchsdesignerin Ellen Pedersen »My Generation«. Inspiriert von dem StreetFashion-Fotograf Jamel Shabazz präsentiert sie ihre Interpretation vom New Yorker Stil der 80er-Jahre, für die sie Sportswear-Silhouetten mit HipHop-Attitüde mixt. Oversized-Outerwear trifft auf kurze Shorts, Steppjacken auf übergroße Sweater. Unverzichtbar sind Label-Patches und -Stitchings auf Poloshirts und schlichten Käppis. Die Models tragen außerdem Schlag- und Siegelringe, die Ellen
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#Style #Kopenhagen Fashion Week
Uniforms for the Dedicated
Asger Juel Larsen
Pedersen gemeinsam mit dem Schmuckdesigner Conor Joseph entworfen hat. It’s a hard knock life for us!
eingewebten Rautenmustern. Beige, Schwarz und Weiß dominieren die Farbpalette, neben Raw Denim wird auch Seersucker verarbeitet.
Baum und Pferdgarten Die italienischste Show der Kopenhagener Modewoche? Ganz klar: Baum und Pferdgarten! Guccieske Mustermixe treffen auf Hosenanzüge im Stil von britischen Internats-Uniformen, Rippstrick aus glitzerndem Lurex, gern in Form von Stulpen, wird zu Track-Pants in simpel-sportlichem Stil gestylt. Plisseeröcke aus Gold-Lamé treffen auf biedere Strickjacken, karierte Bumbags lassen an Burberry denken. Hier und da erinnern schlichte Hemdblusenkleider mit überlangen Ärmeln daran, dass man sich in der dänischen Hauptstadt befindet und nicht im sonnigen Mailand.
Lovechild 1979 Ist hier noch jemand auf der Suche nach der perfekten Hochzeitslocation? Dann sollte er oder sie schleunigst den Glyptoteket Haven auschecken. Der weitläufige Garten neben einem Museum lässt die Herzen von Romantikfans ganz sicher höher schlagen – und bildet die perfekte Kulisse für die feminin-verträumten Kreationen von Lovechild 1979, so etwas wie das dänische Chloé. Floral gemusterte One-Shoulder-Kleider aus fließender Seide, Blusen mit wolkenähnlichen Mustern und die perfekten Pyjama-Anzüge kommen vor den ausladenden Blumenarrangements bestens zur Geltung. Lovechild widmet seine S/S17Kollektion den starken Frauen unserer Zeit und umgibt sie mit einem Hauch der 50er an der italienischen Riviera.
Uniforms for the Dedicated Die Uniform des modernen Mannes ist der Anzug – und genau darauf hat sich das dänische Label Uniforms for the Dedicated spezialisiert. Spektakulär sind weder die Entwürfe für den nächsten Frühling und Sommer noch deren Präsentation, aber der Teufel liegt hierbei ganz klar im Tailoring-Detail: Zeitlose Basics in hochwertiger Verarbeitung und aus ausgefallenen Materialien prägen den Look auf dem Laufsteg. Schmal geschnittene Sakkos treffen auf ebensolche Hosen, darüber trägt Mann klassische Bomberjacken mit güldenen Zippern oder übergroße Capes mit
Asger Juel Larsen Asger Juel Larsen ist im Herzen Punk. Deshalb sieht sein Publikum auch eher nach Aftershowparty eines Skate-Contest in den 90er-Jahren aus als nach Fashionshow. Genau die findet als Abschluss des zweiten Tages der Modewoche in Børsen unter dem Motto »Burned Not Fried« jedoch statt. Oversized geschnittene Holzfällerhemden, übergroße Bikerjacken und mit Patches bestickte Strickpullis, die locker als Kleid durchgehen würden,
abgeschnittene Jeansshorts und dazu klobige Tassle Loafers von Doc Martens an den Füßen – so ungefähr sieht der Style von Kopenhagen aus, den Asger Juel Larsen in seiner Kollektion auf die Spitze treibt.
Freitag, 12. August Randy Wer oder was bitte ist Randy? Der Name im Schauenplan der Kopenhagener Modewoche dürfte selbst bei eingefleischten (oder selbsterklärten) Fashion-Experten für Schulterzucken gesorgt haben. Gerade mal 400 Abonnenten hat das Label von Adrian Soelberg bei Instagram, der als Randy seine dritte Menswear-Kollektion in einer kleinen Kunstgalerie zeigt. Trotzdem fasst die Show so ungefähr alle Trends zusammen, die in den vergangenen Tagen auf den Laufstegen oder Straßen gesichtet wurden: Hier Hosenbünde mit Kampfsport-Anleihen, da Seidenhemden mit chinesischer Ornamentik, Strickpullis im Army-Style, Workerwear-Hemden mit Schnallen-Details, kastenförmige Jacken in Khaki und dazu derbe Boots aus schwarzem und weißem Lackleder mit massiven Sohlen. Unaufgeregt, aber gut. Elaine Hersby Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, einer Fashionshow zuzusehen, während man gemütlich im Acapulco Chair oder wahlweise
in einer Badewanne Platz nimmt? Bei der Präsentation von Elaine Hersby ist genau das der Fall. Die komplett gekachelte Location bietet genügend Separees, in denen man es sich mit einem Kaltgetränk gemütlich machen kann, während ein angenehm ausgewogener Model-Mix in Teilen der S/ S17-Kollektion vorbeiflaniert. Die Farbpalette reicht von Weiß und Créme bis hin zu Rose und Schwarz, die teils sehr figurbetonten Stücke kombinieren Sweatshirt-Jersey mit latexähnlichen Materialien, Steppnähte sorgen für Bondage-Anleihen, die ein bisschen an Hervé Léger erinnern. HÆRVÆRK Niels Gundtoft Hansen ist ein echter Krawallbruder – insofern verwundert es nicht, dass er seine Kollektion nicht in Kopenhagen, sondern in der Freistadt Christiania ausrichtet. Der Geruch von Marihuana, dessen Konsum hier erlaubt ist, dringt durch die Türen von Alis Wonderland, dem kleinen Indoor-Skatepark direkt neben der Pusher-Street. Man sitzt auf Bierkästen, während leicht verlottert aussehende Models energischen Schrittes die Bühne betreten. Für deren Walk hätte Heidi sicher kein Foto gehabt. Die Looks wirken wie aus der Öltonne gefischt und durch den Farbeimer gezogen: glänzende Oberflächen auf steifen Stoffen. Primärfarben und Monrianeske Prints machen deutlich, dass HÆRVÆRK mehr Konzeptkunst als Mode für echte Menschen macht.
#Style #Shopping
Hose: Nümpf
Regenjacke: Rains
SKANDINAVISCH SHOPPEN Alle Produkte gibt es über zalando.de/daenische-mode
Euer Kleiderschrank braucht dringend ein modisches Makeover im skandinavischem Stil? Zum Glück muss man nicht bis nach Kopenhagen fahren, um dänisches Design zu kaufen. Brands wie Samsoe & Samsoe, Rains und Nümpf bekommt man auch hierzulande ganz bequem online.
Kleid: Samsoe & Samsoe
Jacke: Vila
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#Style #Technik #Gadgets
»Wie viel Arbeit uns die moderne Technik doch abnimmt!«, schwärmt man hin und wieder gerne. Nur um im nächsten Moment einen beknackten SnapchatFilter über ein Selfie zu klatschen oder den eigenen Namen in die Google-Suche einzutippen. Dass Arbeit ein dehnbarer Begriff ist – geschenkt. Oft wird ebenjene aber an einem Schreibtisch verrichtet, einem Ort, an dem innovative Technik abseits von Notebook und Smartphone erstaunlich abwesend sein kann. Für den Merkzettel schwört man auf das altehrwürdige Post-it am Bildschirmrand, die schnelle Notiz wird mit dem abgegriffenen Kugelschreiber hingekritzelt. Die folgenden drei Gadgets zeigen, dass uns einfallsreiche Technik auch am Arbeitsplatz weiterbringen kann.
Gadgets für Schreibtischtäter
WORK IT
Für den Netzwerker: SwivelCard
Auch wenn sie den Austausch von Kontaktdaten in gewissen Situationen vereinfachen mögen, haftet Visitenkarten ein etwas prätentiöser Ruf an. Das eigentliche Problem ist allerdings, dass man am Ende doch wieder irgendeine E-Mail-Adresse oder Homepage per Hand abtippen muss. SwivelCard löst diese Hürde auf denkbar einfache Art und Weise: Die smarte Visitenkarte ist mit einem ausklappbaren USB-Anschluss und NFCTechnologie ausgestattet, deren Funktionen sich individuell programmieren lassen. Per Computer- oder Smartphone-Connection kann man damit gewünschte Arbeitsproben, Kontaktdaten, Webseiten, Downloads oder andere relevante Medien abrufen. — SwivelCard, ab 35 Euro (10 Stück), swivelcard.info
Für den Haptiker: Nuimo Wireless Controller
Trotz allgegenwärtiger Touchscreens unterscheidet sich die Haptik unseres Arbeitsalltags mit Maus und Tastatur im Anschlag eigentlich kaum von der, derer wir eigentlich schon vor zehn Jahren bei der Arbeit am Computer überdrüssig waren. Das Berliner Start-up Senic zeigt mit einem frei programmierbaren Wireless-Controller, wie sich unsere Technik auch abseits gängiger Eingabemethoden intuitiv bedienen lässt. Mit Gestensteuerung, Touchsensor und Reglerfeedback lässt sich so ziemlich jeder Aktion am Bildschirm eine organische Eingabe zuweisen – völlig egal, ob man gerade in Adobe Premiere, Photoshop, PowerPoint oder einfach nur im Browser zugange ist. — Nuimo Wireless Controller, ca. 140 Euro, senic.com
Für den Freigeist: Phree
Wer seine Ideen und Notizen bevorzugt in der Cloud ablegt, sieht sich gerne mit lästigen Hürden konfrontiert: Das Smartphone muss aus der Tasche gefischt, die App gestartet und die flüchtigen Gedanken umständlich eingetippt werden. Phree lässt den Nutzer dank einer ausgefeilten Sensor-Technologie spontane Einfälle auf jede erdenkliche Oberfläche kritzeln, um sie parallel auf das gewünschte Gerät und die entsprechende App zu übertragen. Das funktioniert unter anderem mit Word, Evernote oder der Google-Handschrifteingabe und sollte wirklich in keiner Vorlesung und in keinem Meeting mehr fehlen – wider die Zettelwirtschaft. — Phree, ca. 175 Euro, otmtech.com
PROMOTION
Palmistry
Bread&Butter by Zalando
Kid Antoine
Fashion & Musik für alle!
Fashion Weeks können ein ganz schön exklusiver, elitärer Zirkus sein: Die Front Rows der Fashion Shows sind mit VIPs besetzt, die Messen Fachbesuchern vorbehalten. Nicht so bei der Bread&Butter by Zalando, die unter dem Motto NOW vom 2. bis 4. September 2016 in Berlin stattfindet: Hier sind alle gern gesehene Gäste! Die Bread&Butter meldet sich zurück: Zum ersten Mal richtet in diesem Jahr Zalando die Veranstaltung aus. Und das heißt nicht nur alles neuer, größer, schöner, sondern vor allem auch: für alle! Dass der Besuch sich lohnt, zeigt ein Blick auf die Liste der teilnehmenden Labels, die ihre spannendsten Neuheiten vorstellen: Adidas, Converse, Eastpak, Fossil, G-Star Raw, Herschel, Levi’s, Marina Hoermanseder × Hello Kitty, Minimum, Rains, Nike und Vans sind mit von der Partie – und viele, viele mehr. Wer denkt, dass bei der Bread&Butter einfach nur ein paar Klamotten in den Kojen hängen, der irrt gewaltig! Denn die Damen und Herren von Zalando haben ein Rahmenprogramm gebacken, dass nicht nur Modemenschen Tränchen der Freude in die Augen treibt: Im mobilen Tailorshop können die Besucher ihre liebsten Levi’s-Stücke customizen oder im G-Star Raw Lab das Headquarter des Denim-Herstellers besuchen – das wird auf der Bread&Butter by Zalando dem Original nachempfunden, inklusive des Office von Markenbotschafter und Miteigentümer Pharrell Williams. Brands wie Puma, Topshop oder Selected scheuen keine Mühen und stellen eigene Fashion Shows auf die Beine. Zum Abschluss des Events zeigt auch Zalando die Key Trends für Herbst/Winter 16 auf dem Runway. Der See Now/Buy Now-Aspekt macht die Schauen zum interaktiven Abenteuer. Denn alle Neuheiten sind direkt online erhältlich!
Why Be
Und weil Mode ohne Musik nur halb so schön ist, hat sich die Bread&Butter by Zalando Unterstützung vom berühmt-berüchtigten Boiler Room geholt und präsentiert gemeinsam mit der DJ-Reihe Künstler wie Palmistry, Kid Antoine oder Why Be. Bread&Butter by Zalando, 2. – 4. September 2016 Arena Berlin, Eichenstraße 4, 12435 Berlin Tickets (15 Euro pro Tag) sind erhältlich auf breadandbutter.com
#sneakerness2016
#Review
# Review Spalter
Unsere liebsten Platten
Blood Orange Freetown Sound
01 Messer Jalousie
Domino / GoodToGo
Dev Hynes ist über die letzten Jahre zu einem der einflussreichsten und politischsten Produzenten für R’n’B und Pop geworden. »Freetown Sound« ist nun sein drittes Soloalbum als Blood Orange. Doch stimmen seine sozialkritischen Ambitionen auch noch mit seinem Sound überein? Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter
02 M.I.A. A.I.M. 03 Beginner Advanced Chemistry 04 Angel Olsen My Woman 05 Glass Animals How To Be A Human Being 06 Banks & Steelz Anything But Words
Carly Rae Jepsen, Solange Knowles, Sky Ferreira und FKA Twigs – Dev Hynes hat ein Händchen für die Produktion von Musikerinnen. Auch auf »Freetown Sound«, seinem Drittwerk als Blood Orange nach »Coastal Grooves« (2011) und »Cupid Deluxe« (2013) ist eine lange Reihe an weiblichen Gastsängerinnen dabei. Teils beeindrucken diese wie Newcomerin Empress Of, teils fallen sie nicht weiter auf wie Debby Harry oder Nelly Furtado, vor allem aber werden sie von der gewohnt souveränen Produktion elegant durch das Album getragen. Die Themen, über die Hynes und seine Gäste singen, umfassen Rassismus, Feminismus und Queerness, sind also sowohl persönlich als auch gesellschaftlich relevant. Doch nur weil ein Album wichtig ist, ist es noch lange nicht bemerkenswert, und leider rauscht »Freetown Sound« häufig seicht und gefällig am Ohr vorbei. Es wirkt über weite Strecken überprofessionalisiert und beDer Richter hat Recht: Kämpferisch im Sinne eines trügt klanglich die kämpferisch Erwartungshorizonts von Drastik klingt »Freetown formulierten Aussagen, indem es Sound« nicht. Doch wie kommt er nur darauf, dass sie musikalisch nicht unterfütKritik zwangsläufig mit drastischen, verschrobenen tert, sondern unterspült. Weiche oder meinetwegen harten Sounds unterlegt sein muss? Ich Saxophonsoli und elegante Bongos dachte, dass wir solch ein eindimensionales Verständnis von passen einfach nicht zu Black Lives subversiven Potenzialen im Pop längst überwunden hätten – Matter, und so hinterlässt das eigentlich seit Aretha Franklin, spätestens aber seit Beyoncé. Album neben einem SchulterzuDementsprechend stimmt seine Darstellung vom Ungleichgecken leider auch ein Stirnrunzeln. wicht zwischen ernstem Inhalt und seichten Sounds nicht – das Henje Richter Gegenteil ist der Fall. Dev Hynes’ Anliegen erreichen gerade dadurch ihre Dringlichkeit, weil sie in einem umwerfend eingängigen Electro-Funk-Gewand dargeboten werden. »Freetown Sound« ist Hynes’ Meisterwerk, ein Album, das ihn zu Princes rechtmäßigem Erben machen dürfte. Man kann verstehen, warum Carly Rae Jepsen, Debbie Harry und Nelly Furtado hier mittun wollten, denn Hynes lässt ihren Gesang in einem coolen und elektrisierenden, gleichzeitig ernsten und dringlichen Funk-Gewand strahlen. Einem Gewand, in dem es nie um Hits geht, sondern um eine sehr lebensnahe, dementsprechend auch mal triste oder nüchterne Gefühlswelt, in der auch politische Missstände verhandelt werden können. Das katapultiert Blood Orange in eine Reihe nicht nur mit verstorbenen, sondern auch mit lebenden Größen: Frank Ocean muss sich für sein kommendes Album schon arg strecken, um diese Klasse zu erreichen. Drake hat Dev Hynes derweil schon abgehängt. Christian Steinbrink
07 Maxim Das Bisschen was wir sind 08 Coup Der Holland Job 09 The Julie Ruin Hit Reset 10 Teenage Fanclub Here
Eure liebsten Platten 01 Michael Kiwanuka Love & Hate 02 Coup Der Holland Job 03 Dinosaur Jr. Give A Glimpse Of What Yer Not 04 Blink-182 California 05 Billy Talent Afraid Of Heights 06 Red Hot Chili Peppers The Getaway 07 AnnenMayKantereit Alles nix Konkretes 08 Biffy Clyro Ellipsis 09 Radiohead A Moon Shaped Pool 10 Russian Circles Guidance
Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Verlosungen teil!
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#Review #Platten vor Gericht
Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via intro.de Juror werden!
Sportfreunde Stiller
Die höchste Eisenbahn
Abay
Ira Atari
Aydo & Jonas
Bernhard & Ira
Ø 6,90
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Ø 8,00
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Tolle Stimme, tolle Stimmung, tolle Musik.
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Alt-J im Wilden Westen. Tolle Stimme.
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Überproduzierter College Rock. Nichts für uns.
Helmet Meantime
Francesco De Gregori Rimmel
Coil The Ape Of Naples
Refused The Shape Of Punk To Come (B)
The Notwist 12
Ton Steine Scherben Keine Macht für niemand
Weezer Weezer (blau)
Sarah Vaughan Crazy And Mixed Up (I)
Beastie Boys Ill Communication
Peter Brötzmann Machine Gun
Tom Petty Full Moon Fever
The Knife Silent Shout (B+I)
Flo Weber
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The Avalanches Wildflower XL / Beggars / Indigo
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Michael Kiwanuka Love And Hate Polydor / Universal
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Metronomy Summer 08 Warner
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The Julie Ruin Hit Reset Hardly Art / Cargo
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Messer Jalousie Trocadero / Indigo
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Róisín Murphy Take Her Up To Monto
Was ist das denn bitteschön? HipHop-Pop? R‘n‘B-Calypso? Der Soundtrack zum Freibad-Slamming? Das bockt. Arschcooler Shit. Headbanging! Michael startet gleich mit einer 10-Minuten-Oper, die er mit The Last Shadow Puppets hätte aufnehmen können. Klar, Coolheit wird hier groß geschrieben! Konsequenter Discogroove im Erdengewand. Mit Falsett und slapping Oktavenbass genau da, wo das Tanzbein am lockersten schwingt. Kunst-Punk. Könnte aus Japan stammen. Oder aus Sendling. Bin mir unsicher, ob ich tanzen oder geisterhafte Gemälde an die Wand schmieren soll … Jalousien hoch für das Klingentheater. Ich wünsche mir dazu ein Bühnenstück von Bert Brecht. Geht das?
Es blubbert und tingelt, es klappert und swingelt, es nervöselt und blinkt – und Róisín singt.
Tanzbares Sample-Gewitter. Dreht einem den Kopf auf elliptischen Bahnen um die eigene Achse, macht aber auf jeden Fall gute Laune. Süßer Retro-Soul-Pop mit Streichern und BluesGitarren. Oh ja!
Metronomy-Konzerte sind ein beliebtes Ausflugsziel der Eisenbahn. Das Album läuft bestimmt im Herbst im Tourbus. Alle unsere Lieblingsfarben. Toller Damen-Rock mit allem, was dazu gehört. Kinderorgel, Punk, Rotzgörengesang, super!
Atmosphärischer Post-Punk. Die düsteren Texte, Produktion und Saxofon saugen einen an den Ort, wo Ahoi-Brause in Zeitlupe zergeht. Alle unsere Lieblingsfarben und noch irgendwas epileptisches.
J: Da samplet sich jemand einen Wolf. A: Ich mag Samples. Und Graubrot. Aber frisch. Am nächsten Tag nicht mehr. Dann bitte vor der Darreichung toasten. J: Grandiose Platte A: Ich war ergriffen, verwirrt, verzückt, hab mich vier Stunden im Kreis gedreht, einen Altar für Hummeln gebaut. Ein Meisterwerk. J: Immer so weiter. A: Ich mach weiter. Den Sommer 08 mochte ich nicht.
J: So wild und frech, dass ich kurz eingeschlafen bin. Leider ohne Kriegsbemalung. A: Ich mag malen.
J: Deutschland ist langweilig. A: Ich mag Deutschland.
J: Man könnte jetzt sagen, dass Moloko viel besser waren. Aber das stimmt nicht. Coole Braut. A: Ich mag Róisín.
Klingt wie ein uninspiriertes Mixtape. Kann aber auch sein, dass wir es einfach nicht verstehen. Oh, es ist ja auch ein Mixtape.
Schöne Stimme.
Einfach eine der besten Bands überhaupt. 1000 Punkte.
Großartige und kompromisslose Kathleen Hanna. Riot Grrrl forever!
Haben auch schon mit Jochen Arbeit von Einstürzende Neubauten zusammengearbeitet, das hört man ein wenig. Finden wir sehr spannend. I: Ich als alter Moloko-Fan vergebe hier neun Punkte, weil Róisín Murphy eine der tollsten Stimmen ever hat.
PIAS / Rough Trade
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Blood Orange Freetown Sound Domino / GoodToGo
8
Roosevelt Roosevelt City Slang / Universal
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Jake Bugg On My One EMI / Universal
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Biffy Clyro Ellipsis Warner
All Time Faves
Smooth zwischen Discolektro und Oldschool-Funkpop. Soulfood für softe Sexpraktiken. Als würde Michael Jackson aus dem Auto in die Wüste glotzen. Der deutsche Jimmy Somerville. Eine weiche, fliegende Stimme. Am Autoscooter würde ich im Takt mit dem Fuchsschwanz wedeln. Country für britische Pubgänger. »Ain‘t No Rhyme«, ein G.Love-affines Stück, macht am meisten Bock. Zwischen Stoutbeer und Federkernmatratze. Mir ist dieses Mal nur zu wenig von den rhythmischen Vertracktmonstern mit den massiv-eingängigen, sehr eigenen Harmonien besitzenden Refrains dabei.
Kollagen-R‘n‘B für Little Miss Sunshine.
Melancholische Disco-Musik mit irren Keyboards, Bongos und viel Hallllllllll. Fantastisch!
Die Platte klingt toll. Würde man gerne mögen, stresst aber irgendwie.
Die schottischen Alternative-Progger sind schon länger eher poppig unterwegs. Eingängiger Schweinerock zum Schwofen zu flotten Riffs.
J: New Kids On The Block auf Acid. Ich finde das faszinierend. A: Ich mag Acid.
J: Mit diesem Pale Ale-BurgerladenHipsterbärte-Vodafone-Lebensgefühl kann ich nichts anfangen. Ich scheiße auf meinen inneren Kompass. J: Jetzt wurde ihm so lange eingeredet, dass er ein Jahrhundert-Talent ist, bis er nicht mal mehr gute Songs schreibt. Schade. A: Ich mag Talent. J: Die Band kann sich nicht entscheiden, ob sie wie Billy Talent oder Sum 41 klingen will. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. A: Ich mag #TheBiff.
Plätschert so dahin. Wir fühlen uns nicht angesprochen. Klingt wie ein langweiliger Sommerabend ohne Freunde.
#Review #Platten vor Gericht
Muso
Markus Naegele
Gudrun Gut
Daniel Werner
Max Eberle
Sprecher »Das perfekte Dinner«
Leser
Heyne Core / Fuck Yeah
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Kerstin Kratochwill Intro
Ø 7,30
Ø 6,30
Ø 5,10
Ø 5,60
Ø 5,50
Ø 5,00
Ø
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5,00
Drake Thank Me Later
Bruce Springsteen Born To Run
Neu! Alles
King Crimson Islands
The National Boxer
The Smiths The Queen Is Dead
Stieber Twins Fenster zum Hof
Pixies Surfer Rosa
Barbara Morgenstern Eine Verabredung
Soft Machine Volume Two
Radiohead In Rainbows
My Bloody Valentine Loveless
Sizarr Psycho Boy Happy
Ramones It‘s Alive
Lizzy Mercier Descloux Fire
Broadcast Alles
Queens Of The Stone Age Songs For The Deaf
David Bowie Outside
Samplemania. Weird, aber auch irgendwie faszinierend.
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London Soul – wonderful!
Ich liebe Metronomy schon seit »Nights Out«. Wahnsinnsband und live auch Killer.
Art-Punk? Das ist bestimmt ganz nice, wenn man leicht einen sitzen hat, keine Termine und auf einer Studenten-Indie-Party abhängt. Damit kriegt ihr mich – finde ich super, super Texte. Fand ja auch die Goldenen Zitronen schon immer top.
Hab sie mal live gesehen und das war schon beeindruckend. Das hier berührt mich allerdings nicht so.
Oh, yeah! Mein Mitbewohner ist riesen Dev-Hynes-Fan.
Jaaa, das feier ich so ab, da bin ich wirklich Fan. Marius, mach mir mal 'nen Beat!
Soo jung und sooo erwachsene Musik. Das beste, was sich eine LateNight-Show als Music Act wünschen kann.
Ganz schön mainstreamig geworden. Fand das mit ihnen assoziierte Label Chemikal Underground immer cool – das ist mir aber ein bisschen zu viel Radio-Rock.
Beastie Boys, Flaming Lips, Zappa, Sly & Family Stone in den Mixer, gut durchschütteln, Stolperbeats dazu. Wahnsinn!
Opulent arrangiert, das fließt, geht tief rein. Soul-Psychedelic-BluesRock. Handclaps, Chöre, ganz groß!
Synthie-Funk-Pop. Soll smart und clever sein, ist aber manieriert. Bald vergessen. Dabei mochte ich die bisher.
Zickig-zackiger GarageIndie-Rock mit Knallbonbons und Wumms. Toll produziert.
Düster-NDW, flirrende Delay-Gitarren, treibender Bass. Die besten Songs erinnern an Die Regierung und Fehlfarben.
Ambitionierte ComputerStudio-Mucke. Klingt aber vor allem angestrengt und seelenlos. Überschätzt!
Super! Wie ein wildes Mixtape. Groovt wie Hölle. Aber ob ich mich morgen an einen Track erinnern kann?
Laptop-Indie-Dance-Pop. Für die Festival-Chill-outZone. Stört mich nicht, kann aber auch gut ohne leben.
Ging bisher an mir vorbei. Track zwei macht auf Chili Peppers, was soll das? Zerrissenes Album. Identitätssuche?
Prätentiöse Rockmusik, Mucker-Musik, Blockbuster-Effekte. Dazwischen ein paar gute Songs. Die MetalVersion von Muse. Uff!
Eine freche Reise durch die Musikwelt. Cool. Lustig. Supergut. Wild thing? I think I love you.
Traditionell meets Pop. Hat aber ’ne hohe Qualität. Hittig. Kommerziell, musikalisch und sehr gut gemacht. »Major-Thema«, wie man in der Branche sagt. Discoid. Auch ein bisschen schräg. Neee. Ein bisschen Nite Jewel ist zwar drin, deswegen fünf Punkte.
It‘s a Band. Bisschen punkrocking. X-Ray Spex etc. fallen mir ein. Nett.
Bisschen schwer alles. Nett schleppend. Deutsche Betroffenheitsmusik. Ist nicht schlecht. Goldene Zitronen? Ich bin Berliner Schule und dies ist nicht meins. Supergutes Cover, klingt auch gut. Gefällt mir bisher am besten. Also hat Charme. Ist ungewöhnlich. Aber typisch englisch. Trotzdem gutes Ding. Free-Jazz meets HipHop und R‘n‘B. Wollen was sagen. Haben was zu sagen. Klingt nach Networking und politischer Aktivität und Amerika und Michael Jackson. 1980er-Funk und -Pop. Nee, nichts für mich.
»Poor boy. I‘m just a poor boy« und dann ist er noch »lonesome«. Das schreit: Klischee. Aber immerhin 200 Shows im Jahr. Ist mir zu weinerlich. Zu glatt. Hm. Heavy Rock? Interessant produziert. Erinnert an ein paar coole Bands, aber freiwillig würde ich das nicht hören. Tut ein bisschen zu wichtig.
Too many samples are bad for your health.
Gute Stimme, hoffnungslos überproduziert. Schade. Im Ernstfall greift man zu Bill Withers oder Al Green.
Wieder ziemlich schön, wieder einen Hauch zu clever und glatt, um vollends zu betören.
Frech, frisch, kreuzsympathisch. Ganz lieb gemeinte sechs Punkte. Mit Sternchen.
Nölig, prätentiös, unmittelbar, eindringlich. Find’s besser, als ich wollte.
Eine winzige Note zu viel Amy Winehouse im Abgang. Abzuraten, wenn man Migräne hat.
Convenience-Soul mit Polit-Attitüde. Schon ganz gut. Am Kamasi-Saxofon kommt man heute wohl nicht mehr vorbei.
Hübscher Elektro-Pop. Innovationsfaktor geht gegen null. Es gibt bei weitem Schlimmeres im Leben.
Ist das noch Country oder schon Kuschelrock? Unangenehme Quäkstimme, nervig.
Abgedroschene Riffs und ebensolche Texte. Mit Kinderchor! Stadionverbot.
Wer 16 Jahre nach dem Debüt noch mal so abliefert, verdient stehende Ovationen. Neben DJ Shadow und J Dilla für mich die Meister der Sample-Kunst. Allein die Songlängen verraten, dass dieses Werk höhere Ambitionen hegt, als nur eine kuschlige Songwriter-Platte zu sein. Gelungene Weiterentwicklung! Seit dem großartigen »The English Riviera« geht ihrem Konzept mit den abgefahrenen Retro-Synthies und den weirden Lyrics ein wenig die Luft aus. Uhhh, Rrrrrriot Grrrrrrlz. Durchaus dynamisch und spritzig, aber aufgrund der Vocals auch ein wenig strapaziös.
Schwerfällig, verkrampft und daher irgendwie typisch deutsch. Macht mir in etwa so viel Spaß wie die Predigt eines 90-jährigen katholischen Priesters. Zunehmende Experimentierfreude prügelt mir zumindest die ewige »Sing It back«-Resonanz aus dem Kopf. Beweist damit solide Vielseitigkeit – mehr nicht. Habe großen Respekt vor seiner Produktion und Konzeptualisierung. Auch das Aufgreifen von aktuellen Rassismusdiskursen gibt Pluspunkte. Solide Mucke für HandyWerbungen. Durchaus groovy, aber dann doch sehr im Synthie-Pop-Einheitsbrei festsitzend. Erinnert teils auch zu sehr an Hot Chip. Ekelhafte Retortenmusik. Verstehe nicht, warum der Typ nicht in der Versenkung verschwunden ist. Gibt es noch Menschen, die denken, er sei der neue Bob Dylan? Hello we are Biffy Fucking Clyro! This is our new album which will push us more and more into irrelevance! So let’s take our shirts off!
Jukebox an, Nostalgiefaktor hochgeschraubt, und das fröhliche Sample-Raten geht los: Die furiose Zitatmaschine überfordert mit überbordendem Spielspaß. Hier wird die ganz große Oper für die Seele mit all ihren Liebesschmerzen aufgeführt: Soul nach alter Schule. Marvin Gaye lässt grüßen!
Verdammt funky: Macht Lust auf Rollschuhlaufen im Park, Disco-Nächte mit Lollies und Ferien mit Sonne – also Dinge, die man im Sommer 16 vermisst. Hey ho, let’s go, Riot Grrrls auf den Spuren der B-52’s: Lärmende PunkKracher mit mädchenhaftem Gesang, die aufwecken. Reset zur Revolte! Bitte nicht mit Messer in der Hand bei Deprilaune hören: ansonsten gepflegte Melancholie mit tollen Texten und Melodien für Joy-Division-Fans. Call it Nu-Disco or PostDisco: Es ist einfach Miss Murphy in Perfektion. Eine unwiderstehliche Stimme fliegt über federleichte und funkelnde Songperlen! Bin zu sehr mit Toni Braxton während eines Ladenjobs gequält worden, um das zu ertragen: Formschönes R‘n‘B-Gejaule, aber Pluspunkt für Blondie! Poppige Tanzmusik, wie man sie schon ein bisschen zu oft gehört hat: Eingängig und tut nicht weh. Schmilzt halt wie ein Sommereis zu schnell weg. Persönlicher Brexit: Nölige englische Reinkarnation von Bob Dylan, geschmackssicher für hippen Cold Coffee aufgebrüht. Not my cup of tea. Fühle mich in ein BonJovi-MTV-Video versetzt und möchte eine sinnlose Kissenschlacht machen: TeenieRock für Festivalgänger in ihren Vierzigern.
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#Review Bandgeschichte hervorgegangen. Ionenantriebe, Laserkanonen und Asteroidengürtel jedenfalls dürfen sich kompetent vertreten fühlen. Game-Muffeln sei gesagt: Die konzentrierte Albumfassung »Music For An Infinite Universe« funktioniert auch als Einzelkunstwerk hervorragend. Das breit angelegte Addendum »Soundscapes« indes liefert mit Drones und Delay reichlich panoramische Untermalung für die etwas weniger actionreichen Momente im digitalen All-Tag. Und nun hilf mir doch mal endlich wer in den Raumanzug, verdammt! Valentin Erning
Spektakel
Jamie T Trick
EMI / Universal / VÖ 02.09.16
Breaking: Britpop noch immer nicht durch! Während seine musikalischen Vorbilder verdient pausieren, übernimmt Jamie T deren Job in Streber-Ausführung.
Was machen Mike Skinner, Kasabian oder die Arctic Monkeys eigentlich gerade? Egal, denn Jamie T, der Torsun Burkhardt des Post-Brexit-Insel-Indie, hat sein viertes Album »Trick« rausgerückt, und das strotzt nicht nur vor musikalischen Vordenker-Referenzen, sondern zeugt auch vom gruseligen Talent des Engländers. Zwölf Songs, die den Verdacht erhärten, dass das 30-Jahre-Werden nicht Krise, sondern zweite Pubertät sein kann. Stürmend und drängend hat Jamie Treays ein Brett nach dem anderen auf diese Platte gepackt. Wüsste man es nicht besser, könnte man so einfach nicht feststellen, was sich wohl am besten als Single eignen könnte. Die Frage wäre eher: Was nicht? Da sind Ohr-Ungeziefer wie das leichte »Power Over Men«, das eingängige »Dragon Blues« oder der Indie-Song, der diesen Sommer noch gefehlt hat: »Joan Of Arc«. Und da sind Reminiszenzen an vergangene Zeiten: In »Police Tapes« versucht Jamie T sich an der Gesangart Johnny Rottens, »Tescoland« vereint Abzählreim und Springsteen, und »Robin Hood« kann als Remake von »Blitzkrieg Bop« durchgehen. Pubertätsgerecht ist dann auch noch Platz für schwere Heulsongs: In »Self Esteem« wird der triste »London Summer« besungen, und in »Sign Of The Times« resümiert er: »I was never enough«, ein kleines Stück Krise also doch. Letztlich hat das Rennen um die Single übrigens das pumpende Intro »Tinfoil Boy« gemacht. Jamie, falls du das hier liest: Du bist mehr als genug. Paula Irmschler
65daysofstatic No Man’s Sky: Music For An Infinite Universe Concord / Universal
Die Dimensionen von »No Man’s Sky« übersteigen zumindest im Theoretischen die menschliche Vorstellungskraft. Die Postrock-Heroen 65daysofstatic waren unerschrocken genug, dem Spiele-Hit einen Soundtrack auf den Leib zu schneidern. Wie klingt die Unendlichkeit? Mit dieser esoterisch anmutenden Frage sahen sich
65daysofstatic als Soundtrack-Beauftragte für den heiß ersehnten Open-World-Hit »No Man’s Sky« konfrontiert. Im Game reist der Spieler per Raumschiff durch endlose Galaxien und kann dort tun und lassen, was er will. 18.446.744.073.709.551.616 fremde Welten erkunden zum Beispiel, was ihm schlappe 500 Milliarden Jahre abverlangen würde – Notwendigkeiten wie Kämpfen und Handeln noch nicht einmal inbegriffen. Und während er all das tut, läuft diese Platte? Na ja, fast: Die Loops, Texturen und Melodien der Band werden – analog zum Spieluniversum selbst – in einem fortwährenden Prozess immer wieder zerpflückt und neu zusammengesetzt, sodass sie es ganz ohne plumpes Paraphrasieren mit der Ewigkeit aufnehmen können. Das Sci-Fi-Setting kommt dem Quartett aus Sheffield dabei entgegen, hat es doch zuletzt verstärkt synthetische Elemente in seinen Postrock-Sound eingelassen. Aus dieser jüngsten Auftragsarbeit sind nun die bislang futuristischsten Kompositionen der
Aufmerksamkeit schreit. Sie existiert seit 2004, nannte sich allerdings bis 2016 noch Andrew Jackson Jihad. Seit diesem Jahr aber nehmen sie laut eigener Aussage erstens vom Gebrauch des Wortes Jihad Abstand und wollen zweitens keine Erinnerungen an Präsident Andrew Jackson mehr aufwerfen. Stichwort Aufmerksamkeit: Kürzlich erregten sie eben diese mit dem Video zu »Goodbye, Oh Goodbye« (Stichwort OK-Go-Parodie. Nein, mach ich nicht, guck es bitte einfach an. Ja: jetzt!) und dann auch noch mit dem Albumtitel, benannt nach einem der größten Bücher der Welt, Teil 2. Der Slogan »No more Shame. No more Fear. No more Dread« dagegen klingt ebenso wenig nach Kirche wie die Musik. Die nämlich besteht aus einer wilden Mischung aus punklastigem GarageGeschrammel und 77er-Rock’n’Roll, noch dazu sind die Texte äußerst pfiffig: Kann es eine schönere Liebeserklärung geben als »I love you cause i love you cause i can«? Never. Senta Best
Abay Everything’s Amazing And Nobody Is Happy Unter Schafen / Al!ve
Indie-Ikone trifft auf Pop-Songwriter: Abay kombiniert die Blackmail-Stimme mit poppigem Indie-Rock. Aydo Abay gehört zu den prägenden Stimmen der deutschen Indie-Szene. Wohl am prominentesten als Sänger von Blackmail, aber auch mit zahlreichen Nebenprojekten. Nach dem Blackmail-Ausstieg 2008 folgt jetzt das erste Album des neuen Projekts Abay. Auch wenn der Name den Gedanken eines Soloalbums nahelegt, ist Abay doch eine Band. Der zweite Kopf hinter Abay ist nämlich Jonas Pfetzing – ein Name, der in der Indie-Szene nicht für so viele Aha-Momente sorgt, war er doch bisher hauptsächlich als Songwriter und Gitarrist von Juli aktiv. Das Songwriting ist dementsprechend zwischen Pop und Indie-Rock angesiedelt, aber nicht zu glattgeschliffen. Der Name des Albums ist einer Louis-CK-Comedy-Routine über ungerechtfertigte Unzufriedenheit entliehen. Dabei klingt Abays Weltsicht gar nicht so richtig amazing und alles andere als happy, erzählen die Lyrics doch von Umweltzerstörung und zwischenmenschlichen Enttäuschungen. Exemplarisch zeigt sich der Stilspagat von Abay im episch langen Titeltrack, der nach fünf Minuten in eine Gitarreneffekt-Kakophonie ausbricht und dann etwa zwei Minuten lang denken lässt »Ok, jetzt ist der Song aber wirklich vorbei«, um dann bei Minute Sieben doch noch mal die Kurve zu kriegen. Auch wenn allein die Stimme dazu zwingt, immer wieder an Blackmail zu denken und auch Pfetzings Songwriting ihn als Fan der Band ausweist, ist »Everything’s Amazing And Nobody Is Happy« alles andere als ein Aufguss des alten Sounds, sondern es findet neue, interessante Facetten. Dominik Bruns
AJJ The Bible 2 SideOneDummy / Cargo
Diese Band benennt ihr Album kurzerhand nach einem der größten Bücher der Weltgeschichte. Aber warum auch nicht mit Größenwahn nach Aufmerksamkeit schreien, wenn sonst keine Sau hinhört? Sachen gibt’s: Da treibt man sich seit Jahrzehnten im Popjournalismus rum – und kennt AJJ nicht. Und das, obwohl die Band aus Phoenix mit diversen Mitteln nach
The Album Leaf Between Waves Relapse / Rough Trade
Jimmy LaValle meldet sich aus der kreativen Schaffenspause zurück: Sein sechstes Album als The Album Leaf ist ein psychedelischer, aber sonniger Trip. Ein Stück auf »Between Waves«, das schon vom Titel her romantische, sonnendurchflutete Strandfantasien anregt, heißt »Back To The Start«. Das ist insofern interessant, weil LaValle, bevor er sich ganz The Album Leaf widmete, in einer kalifornischen Postrock-Band namens Tristeza spielte, nach deren Werk die neue Album-Leaf-LP deutlich klingt. Die Melancholie in den acht aus 30 Kompositionen ausgewählten Stücken ist allgegenwärtig, doch schweift der traurige Blick hoffnungsvoll auf den leuchtenden Horizont übers ewige Wasser hinweg. Vor allem aber ist »Between Waves« das erste richtige Bandalbum im Kosmos von The Album Leaf – die anderen drei Mitglieder waren gleichberechtigte Songwriter. Das ergibt eine spürbare Harmonie und Spielfreude, eine wahrhaftig positive und mitreißende Dynamik zwischen Ambient, Electronica, Indie-Pop, Postrock und psychedelischem Kraut. Vocals sind gelegentlich da, rücken aber gegenüber dem Vorgänger von 2010 wieder deutlich in den Hintergrund. Davor stehen die prächtig mäandernden Soundscapes, die mit entspanntem Flow und unwiderstehlichem Groove wahrhaft euphorisieren. Kristof Beuthner
Allah-Las Calico Review Mexican Summer / Al!ve / VÖ 09.09.16
Ein psychedelischer Trip mit hohem Nostalgiewert: Die Allah-Las liefern keine Songs im engeren Sinne, sondern ein perfekt konzipiertes Klangdesign direkt aus dem Jahre 1966. Das, was auf den ersten beiden Platten der Allah-Las funktionierte, ist auch die Formel für Album Nummer drei. Mit der Band aus Los
#Review Angelas ist der Tauchgang in die 1960er keine Schwierigkeit. Jedes Geräusch auf dieser Platte klingt, als sei es direkt über eine Zeitmaschine ins Hier und Jetzt transferiert worden. Für popkulturelle Ästheten und Nostalgiker theoretisch ein Fest, schließlich wird hier die ganze Bandbreite des Psychedelic-Pop aufgeboten. Von leicht windschiefen BeatGitarren über von den Kinks beeinflussten Sunshine-Pop wird an stilvoll eingesetzten Einflüssen nicht gespart. Für einen Platz in der vorderen Reihe reicht es allerdings doch nicht. Die meisten Stücke rauschen wie eine laue Sommerbrise vorbei, memorable Melodien sind Fehlanzeige und die Produktion ist zwar authentisch, aber undynamisch. Und so löst die Band beim Hörer unbewusst genau das aus, was sie sicher am wenigsten wollte: den Wunsch, sich den zeitgenössischen Granden des Genres wie Tame Impala oder Real Estate zuzuwenden oder gleich die Zeitreise in die 1960er anzutreten. Kai Wichelmann
Auf dem zweiten Release mit Arc Iris lebt die impulsive Songwriterin ihr Genie ohne jede Rücksicht auf Gepflogenheiten und ohne Scheu vor Überspitzung weiter aus. Broadway, Country, Jazz, Cabaret: Man könnte es für eine Irrfahrt halten, auf die sich Adams hier zusammen mit ihrer kongenial aufgestellten Kapelle begibt, würde man es nicht seit dem Debüt besser wissen. »Prog« lautet das vergleichsweise plumpe, hier aber doch einzig treffende Etikett für derlei Abenteuer. Die scheinbar kaum selektierte Fülle an Instrumenten, die auf »Moon Saloon« zum Einsatz kommt, hat die Band jedenfalls kalkuliert über die Breite der Tracklist aufgefächert. Adams und ihre Wingmen lustwandeln durch den Wald der Inspiration und sammeln Reisig für das große Feuer – das jedoch nicht ganz so bald in prasselnder Flamme aufgehen mag. Denn in all seiner stilistischen Überschwänglichkeit ist »Moon Saloon« mehr Leistungskatalog denn Album, und das Hörergemüt, das ihm in einer Tour überallhin folgt, muss erst einmal gefunden werden. Doch Hartnäckigkeit zahlt sich aus: In der richtigen Dosierung wachsen die Songs zwar nicht zusammen, dafür aber irgendwie ans Herz. Valentin Erning
Apologies, I Have None Pharmacie Uncle M / Cargo
Dunkle Zeiten liegen hinter Apologies, I Have None. Tröstlich, dass sie wahrhaft vergangen scheinen: Der Indie-Hardcore der Briten hat seinen Fokus zurück. Besetzungswechsel in der Band, persönliche Unwägbarkeiten, die alltägliche innere Hölle: Hinter den verbliebenen Mitgliedern von Apologies, I Have None liegen harte Zeiten. Doch der Hoffnungslosigkeit, Sinnkrise und Schwere hatten sich Josh McKenzie, der inzwischen alleine vorne am Mikro steht, und seine Band auf der »Black Everything«EP, dem Nachfolger zu dem famosen Debüt »London«, bereits entledigt. Nach dieser offenbar notwendigen Katharsis klingt die Band auf »Pharmacie« nun wieder deutlich fokussierter und konzentrierter, wenngleich ähnlich tiefschwarz und trist. Ihre Song-Konstruktionen mit den Laut-leise-Wechseln und emotionalen Ausbrüchen werden aber hin und wieder durch Phrasen variiert, die fast schon Pop sind. Beim Opener »Love & Medication« zieht sich das durch das gesamte Stück, das hymnische »Killers« bricht zur Mitte hin auf und entlädt sich in bombastischem Rausch. Die dunklen Geister besiegt man am besten mit brachialem Gegenwind: »Pharmacie« ist ein vortreffliches Zeugnis dafür, dass die Band den Kampf gegen die inneren Dämonen angenommen hat und souverän führt. Kristof Beuthner
Arc Iris Moon Saloon Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade
Wenn das neue Arc-Iris-Album »Moon Saloon« eines nicht verdient, dann verfrüht aufgegeben zu werden. Jocie Adams ist eine, die wirklich etwas bewegt. Der Haken: Man muss in Vorleistung treten. Nichts gegen The Low Anthem, aber: Was Jocie Adams sich bei ihrem Ausstieg gedacht hat, muss man sie nun wirklich nicht mehr fragen. Die Antwort lag schon beim ersten Album ihrer neuen Bigband auf der Hand.
Atmosphere Fishing Blues
Banks & Steelz Anything But Words Warner
Passt schon, Herr Banks: Die Zusammenarbeit mit RZA ist nicht der erhoffte, große Knaller, dennoch wird man in diesem Jahr kaum eine bessere Fusion aus HipHop und Pop hören können. Paul Banks ist der Düsterfürst des IndieRock. Seine schneidige Stimme, die Joy-Division-Gitarren und die anzüglichen Geschichten machten ihn und seine Band Interpol zur gefährlichsten und gleichzeitig coolsten Kapelle der Indie-Rock-Szene der beginnenden 2000er. Doch da sich seine Hauptband vor allem musikalisch in sehr engen Bahnen bewegte, war spätestens nach Album Nummer drei die Geschichte quasi auserzählt. Was folgte, waren experimentellere Soloalben, auf denen Banks die Interpol-DNA aber auch nicht ablegen konnte. Seine Liebe zu HipHop kommunizierte der Engländer schon sehr früh. Folgerichtig gibt es nun nach langer Vorankündigung das erste gemeinsame Album mit der HipHop-Ikone RZA (Wu-Tang Clan). Die Ambition, eine große Platte zu machen, ist darauf unüberhörbar. Über cineastische Beats liefert RZA die schnellen und aggressiven Rap-Parts, Banks in der Regel die Refrains, die zu den poppigsten Beiträgen aus dem Schaffen des Künstlers zählen. Neben starken Tracks (die Single »Giant« eröffnet das Album wie ein Versprechen) gibt es aber auch Leerlauf; Songs, in denen beide Musiker eher nebeneinander als miteinander musizieren. Doch auch selbst in diesen Momenten ist das Niveau hoch genug, um zu sagen: Fortsetzung erwünscht! Kai Wichelmann
Rhymesayers / ADA / Warner
HipHop für Indie-Kids, Grown-Ups und Tune-Addicts: Nach 20 Jahren im Geschäft klingen Atmosphere auf »Fishing Blues« gewohnt luftig, solide und höchst unterhaltsam. Das Duo aus Minneapolis, das einst mit Spawn als Trio begann und in der Folge den Beatz-Underground in Minnesota vor allem mit seinem eigenen Label Rhymesayers und dem angeschlossenen Plattenladen definierte, hat sich zu einem neuen Album aufgerafft: »Fishing Blues« ist die nunmehr neunte reguläre LP und besteht aus den behutsam weiterentwickelten Grundzutaten des Duos, das ein bisschen aussieht wie die US-Variante von Yello: Überwiegend live eingespielte, hochmelodiöse und atmosphärische Instrumentals von Produzent Ant hinter den tiefsinnigen, oft augenzwinkernden Geschichten in extrem rollendem Flow von Rapper Slug. Die Band (auf Tour sind tatsächlich in der Regel mindestens zwei weitere Live-Musiker dabei), die vor vielen Jahren das erste HipHopSigning beim Punk-Label Epitaph war und stolz ist auf ihren Ruf, HipHop-Live-Events auch für ein Publikum jenseits von »finster dreinschauenden Männern, vollgetankt mit Ego und Testosteron« attraktiv gemacht zu haben, ist trotzdem kein Weißbrot-Act. Atmosphere stehen vielmehr in der Tradition eines »Conscious storytelling« wie es etwa der befreundete Common oder die von Slug verehrten Roots pflegen – ohne dabei Humor und Lebensfreude zu vergessen. Und so ist auch »Fishing Blues« – unter anderem mit Features von Aesop Rock, Kool Keith und Kim Manning – deepes, fesselndes Oldschool-Entertainment. Claudius Grigat
A Day To Remember Bad Vibrations
Seele tropft und sich an seiner eigenen trügerischen Milde berauscht. Allein dafür schon lohnt sich dieses Album. Es küsst, es beißt, es jammert und keift, es lebt im Erhabenen wie im Banalen. Beeindruckend! Ulf Imwiehe
Bastille Wild World Virgin / Universal / VÖ 09.09.16
Bastille sind das Musterbeispiel dafür, was herauskommt, wenn die Idee »Indie« zum Profitramschetikett wird. Ja, Indie war mal so eine Art Gegenentwurf zum verbrämten, vermeintlich seelenlosen Pop: origineller, schäbiger, gewitzter, experimentierfreudiger, insgesamt alternativer. Man muss kein Nostalgiker sein, um zu raffen, dass das erstens eine Illusion und zweitens vorbei ist. Man will eigentlich nichts sagen, selbstverständlich wollen und sollen alle Künstler auch Geld mit ihrer Arbeit verdienen. Wenn aber weder Bastille, ihr zweites Album »Wild World« oder wenigstens einer der darauf enthaltenen 14 Tracks nur einen kleinen Funken von Reibung erzeugen, wird’s grausig. Ein Retortenergebnis einer Nichtretortenband. Hier ein Bums-Beat, dort ein paar gängige Effekte, den vergangenen Hit der ersten Platte immer wieder leicht erinnernd, ein paar Bläser, einmal Streicher, nette verwechselbare Stimme des Sängers (besonders gut allerdings bei der Ballade »Two Evils«), insgesamt straff überproduziert. »Snake« klingt nach Bärten, »Winter Of Your Youth« nach Armewinken, die Single »Good Grief« nach Festivalnachmittag. Der Rest nach allem anderen, zum Beispiel nach Years & Years, die das besser können. Ernsthaft: Ein Dreieck als Logo - und das 2016? Insgesamt wirken Bastille zu konzipiert, zu gewollt, zu sehr wie Kassenklingeln. Das ist natürlich legitim, aber wenn schon Pop, dann will ich besser belogen werden. Paula Irmschler
ADTR / Epitaph / Indigo / VÖ 02.09.16
Musikalisch bietet das sechste ADTRAlbum wenig Neues – ihre Wucht und Intensität überzeugen aber ein weiteres Mal. Es ist ein Phänomen, nicht nur in einer von Drastik getragenen Musik wie dem Metalcore, dass nahezu jeder Laut ein ganzes Kaleidoskop an emotionalen Seinszuständen transportiert. Selbst im kreatürlichsten Schrei steckt der Hauch der Liebe, die Sehnsucht nach Trost, und selbst die zuckrigsten Refrains offenbaren immer wieder Untiefen der Verzweiflung. Und so sind auch auf dem sechsten Album der Genre-Stars A Day To Remember Euphorie und Schmerz, Hoffnung und Bitterkeit, Zorn und Zärtlichkeit so eng miteinander verwoben, dass man sich irgendwann fragt, ob nicht ohnehin alles, was an Gutem sich bieten mag, von Anfang an die Verderbnis in sich trägt. Gedanken, die so aufwühlen, wie sie angesichts eines stilistisch durchaus handelsüblichen Materials überraschen, das die typische Melange aus honigsüßer Pop-PunkMelodik, viehisch brutalen Breakdowns und übellaunigen Growls bietet, die diese Band im Laufe ihrer Existenz zur Perfektion getrieben hat. Rein musikalisch betrachtet öffnet »Bad Vibrations« somit keine neuen Horizonte. Doch die Wucht und Intensität, mit denen hier die Injurien der Existenz verhandelt werden, erreicht tatsächlich ungeahnte Dimensionen. Wohlgemerkt durchaus auch im Negativen, weil Aufdringlichen. Denn der Sirup, der hier über manche hochmelodische, ultraeingängige Passage gegossen wird, droht sämtliche Rezeptoren zu verkleben. Und birgt doch ein goldensahniges Giftwesen, das direkt aus der
Beach Baby No Mind No Money Island / Caroline / Universal / VÖ 02.09.16
Großbritannien gehen die Popstars einfach nie aus. Und auch im Shoegaze-Indie kann man das Zeug zu großen Hits haben. Das Quartett aus London zeigt auf seinem Debüt, wie man Popsongs schreibt. Shoegaze, New Wave oder Indie-Rock sind erstmal keine Stilrichtungen, die innovationsheischende Hörer momentan die Ohren spitzen lassen. Bei der Flut an monatlichen Veröffentlichungen herrscht ohnehin ein ständiges Sättigungsgefühl. Aber wer schon auf Beach Babys vorab veröffentlichte Singles »Ladybird« und »No Mind No Money« gestoßen ist, wird sicher gespannt sein: Zwei hochwertige, kurzweilige Popsongs mit leichtem Retro-Touch, 1980er-Chorusgitarren und zuckrigen Keyboard-Melodien, die von einem soliden Rhythmusgerüst und zwei charismatischen Sängern eingerahmt werden. Nun bekommen sie adäquaten Nachschub. Denn dieses Debütalbum knüpft ziemlich nahtlos an die bereits bekannten Stücke an: elf Songs (natürlich inklusive der Singles), die keine
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#Review Technikexkurse, intellektuellen Schlenker oder sonstigen Ballast mit sich rumschleppen, sondern melancholisch und im Sinne des ewigen Partystudenten dem perfekten Refrain hinterherjagen. Indie-Tanzmusik im Slipstream von Ariel Pink, TV On The Radio und Belle & Sebastian mit deutlich mehr Motoröl, der man sich nur mühsam entziehen kann. Klaas Tigchelaar
Beginner Advanced Chemistry Vertigo Berlin / Universal
»Keine halbgare Scheiße« wollten die Beginner bei ihrer Rückkehr abliefern. Ein hehres Ziel, dem sie in Teilen auch gerecht werden. Das große, Generationen zusammenführende Deutschrap-Meisterwerk ist es dennoch nicht. Es ist natürlich unfair, den Beginnern vorzuwerfen, das Unmögliche nicht geschafft zu haben. Dennoch kann man nicht ausblenden, dass sich im HipHop die Platten weitergedreht haben und in ihrem Sound ein großer Batzen Nostalgie mitschwingt. Eizi Eiz’ Rap-Tempo wirkt dieser Tage fast schon gemächlich, während DJ Mads Beats meist eher fluffen als schieben. Denyo macht raptechnisch derweil die beste Figur, was sich schon in der Single »Ahnma« abzeichnete. Aber lassen wir »uns die legendäre Stimmung nicht verderben«. Denn natürlich ist es absolut zu begrüßen, dass wir die Beginner wiederhaben und sie noch immer Platzhirsche, pardon -füchse des Genres sind. Nicht alles zündet, die zweite Single »Es war einmal« zum Beispiel. Smarte Nostalgie, liebevoll getextet, buntes Video, aber eben in dieser »Opa erzählt vom Krieg«-Tonalität vorgetragen, bei der man den einstigen »Hosenscheißern« eine Packung »Seni Plus«-Windeln schenken will. Doch bringt »Meine Posse« feat. Samy Deluxe den Wumms wieder mit zeitgemäßem BassWobble und hörbarem Rückgrat zurück. In »Schelle« scheint sich Eizi Eiz an die Zeit zu erinnern, als er nach den »Jan Soul Rebels« suchte, so richtig »nach Karibik«, wie Denyo behauptet, klingt die Nummer dennoch nicht – eher nach »Tropical Islands«. Und warum Eizi Eiz mittendrin plötzlich skandiert, der Monsanto-Konzern sei der Feind, weiß man auch nicht so recht. Vielleicht fiel ihm ein, dass er mal dezidiert politisch war, und wollte noch eine konkrete politische Aussage unterbringen. Aber zugegeben: Es ist Jammern auf hohem Niveau. Viele Songs sitzen eben genauso, wie sie sind: »Thomas Anders« mit Megaloh zum Beispiel, »Macha Macha« mit Haftbefehl auf jeden Fall – auch wenn einem dort besonders krass bewusst wird, wie sich der Ton des erfolgreichen HipHop in der Pause der Beginner verändert hat. Deshalb sei ihnen mit dieser Platte der Erfolg gegönnt. Daniel Koch
Billy Talent Afraid Of Heights Warner
Längst sind Billy Talent im RockstarHimmel angekommen. Ihre Themen
und Ambitionen haben sie dorthin aber mitgenommen. Melodisch-aggressiv, gewohnt konfrontativ und durchaus massenkompatibel zeigen sich die fünf Kanadier auf ihrer fünften LP, die sowohl von gesellschaftlichen als auch den eigenen Kämpfen handelt. Billy Talent üben sich auf »Afraid Of Heights« in ihrer ganz eigenen Ästhetik des Widerstands: Den frühen, getönten Post-Hardcore haben sie längst hinter sich gelassen und zu einer saturierten Spielart des Rock’n’Roll gefunden. Die MSErkrankung von Drummer Aaron Solowoniuk ist mittlerweile in einem Stadium, das es ihm unmöglich machte, an den Aufnahmen mitzuwirken. Für ihn ist Mate Jordan Hastings von Alexisonfire eingesprungen. Das auf »Afraid Of Heights« präsentierte musikalische Handwerk lässt die frühen Punk- und Metaleinflüsse der Band erkennen, die hier immer mehr durch Elektronik- und Streicherarrangements angereichert wurden. Weniger laut und schrill als früher, aber dafür unmissverständlich wie eh und je beziehen Billy Talent Stellung gegen die rechte Waffenlobby, multinationale Großkonzerne und natürlich auch gegen den allgegenwärtigen, geschmacklosen sowie fortwährend intellektuell unterfordernden Donald Trump. Menachim Zwartmann
»California« ist so furchtbar eingängig, dass man die Platte eigentlich nicht hassen kann. Blink-182 sind in der Erinnerung ja noch immer diese sympathisch-albernen Jungs, die nackig rumrennen, Geld durch die Gegend schmeißen und Skateboard fahren. Die Breaks auf »California« sitzen, die Melodien gehen nicht aus dem Kopf und die Refrains sind so verflixt einfach gestrickt, dass man sie nach zweimaligem Hören mitsingen kann. Und dann sind da noch diese vielen »Nanana«- und »Ohoho«-Parts, die live von tausenden Leuten gesungen bestimmt ebenfalls toll klingen. Doof nur, dass Blink-182 so eine Platte schon sechsmal gemacht haben. Noch mal doof, dass sie das nicht nur schon mal, sondern auch schon viel besser und glaubwürdiger gemacht haben. Der Witz, eigentlich zu alt für den Scheiß zu sein, ist nach all den Jahren auserzählt. Die Band ist ganz einfach wirklich zu alt für Zeilen wie »We are the kings of the weekend«, in Lieder gepresste Postkartensprüche wie »We all need something to live for« oder Quatsch-Geschichten wie »She is anti-social and she’s an angel, yeah. I’m in deep with this girl but she’s out of her mind«. Noch dazu wird jeder einzelne Gesangspart mit so vielen Effekten verwischt, dass am Ende sogar egal ist, dass Tom DeLonge nicht mehr dabei ist. Matt Skibas Stimme wird einfach so verschwurbelt, dass der Unterschied nur selten auffällt. »California« ist so ideenreich und innovativ, wie sein Titel schon vermuten lässt – nämlich gar nicht. Julia Brummert
Blaney feat. Mark E. Smith Urban Nature Yerrrr Pro / Cargo
Der alte Haudegen Blaney lässt auf seinem neuen Album dank Working-Class-Charme und klasse Songwriting nichts anbrennen. Nein, Blaney ist kein Gangsta-Rapper. Ein erster Blick auf das Cover könnte ihn aber glatt in diese Ecke stellen. Doch seinem ebenso spitzfindigen wie melancholischen Blick fehlt die Aggressivität. Street-Credibility hat der Mann dennoch. Nach Jahren auf Tour mit The Fall hat der Engländer genauso viel erlebt wie durch seine Working-Class-Sozialisation. Seine Stimme ist windschief, die Geschichten pendeln zwischen Pub-Besuch und dem ironisch resignativen Umgang mit der Liebe und ihren Folgen. Gleichzeitig ist das Album auch eine lokale Angelegenheit: Ed Blaney wuchs in der nordenglischen Industriestadt Salford auf, und die Erlebnisse von dort sind mal explizit, dann wieder in Nuancen Thema auf dieser Platte. Sein Partner ist Arbeitstier und The-Fall-Frontmann Mark E. Smith, der wieder einmal auf einigen Stücken stimmlich aushilft und nebenbei dafür verantwortlich ist, das Album von jeglicher Gefälligkeit zu befreien. Was die Platte zusätzlich trägt ist ihre Unvorhersehbarkeit: Muskulöser Brit-Rock (»Diamond«) steht neben sensiblen Balladen (»Secrets«) und Spoken-Word-Spielereien (»The Coat«). Insgesamt ziemlich großartig. Kai Wichelmann
Blink-182 California BMG / Warner
»What’s my age again?« ist eine Frage, die sich Blink-182 mal ganz im Ernst stellen sollten. Entwicklung? Ach was, wer braucht die schon?
Peter Broderick Partners Erased Tapes / Indigo
Der Zufall spielt auf Peter Brodericks neuntem Album eine tragende Rolle. Über den Umweg der Abstraktion findet der Komponist auf »Partners« zu purer Emotion. Erased Tapes, das Fach-Label für avantgardistische Feinheit und Entschleunigung, ist die Heimstatt von Peter Brodericks neuntem Album »Partners«. Der beweist darauf, inspiriert durch Neue-Musik-Erfinder John Cage, wie intuitiv und zugänglich das Klavier trotz überlagerndem Konzept klingen kann. Broderick lässt auf »Partners« nämlich den Zufall mitspielen. Mehr noch: Er komponiert mit ihm Seite an Seite. So ist das Stück »Under The Bridge« rein zufällig zusammengesetzt und quasi das Produkt einer willkürlichen Dekonstruktion einer Komposition. Schwarz auf weiß mag das gefährlich wie gutbürgerliches Kulturmilieu wirken, aber auf Platte funktioniert es wunderbar. Entrückend ist allein schon der Auftakt des Albums: Broderick trägt ein Gedicht vor, das ebenfalls aus rein zufällig zusammengesetzten Worten besteht. In jeder Zeile kommt »In A Landscape« vor, der Name eines Stückes des erwähnten John Cage. Darauf folgt dann eine Interpretation des Stücks. In »Conspiraling« erinnert der wortlose Gesang Brodericks an die Laute, die Glenn Gould von sich gab. Sie klingen wie eine Art Prototyp von Gesang und wirken beim Hörer ganz hinten im Kopf, wo Schönheit, Natur und Musik eingespeichert sind: Abstraktion wird zu purer Emotion. Um etwas Abstand zu seinem Werk zu gewinnen, will Broderick es sich selbst übrigens erst in einigen Jahren anhören. Dann dabei zu sein könnte spannend werden. Konstantin Maier
Blind Pilot And Then Like Lions ATO / PIAS / Rough Trade
Blind Pilot machen folky Spätsommermusik und klingen dabei wie Fleetwood Mac nach einer Frischzellenkur: Einfach mal die Seele baumeln lassen. Immer dem Sonnenuntergang entgegen. »And Then Like Lions«, das dritte Studioalbum der Band aus Portland, bildet wohl den perfekten Soundtrack für den lange geplanten Trip an die amerikanische Westküste. Softer Midtempo-Folkrock, immer im Rahmen der Geschwindigkeitsbegrenzung, dazu glasklarer Gesang und der obligatorische Naturbezug wie in »Umpqua Rushing«. Warum also überhaupt ins Plattenregal damit, wenn da schon die komplette Fleet-Foxes- und BandOf-Horses-Diskografie verstaubt? Es ist alles so einfach: Dem Sextett um Songwriter Israel Nebeker gelingt hier das perfekte Mittel zwischen folkiger Miniatur und mit Bläsersätzen gespicktem 16:9-Panorama-Sound. Unverschämte Melodiebögen thronen mal über schlanker Akustikgitarre, um sich im nächsten Moment hinter orchestralem Pomp zu verstecken. Und sind die beschrittenen Pfade auch noch so ausgetreten: Langeweile sucht man hier vergebens. Mit diesem Album müssen sich Blind Pilot jedenfalls nicht hinter All-time-faves wie den Shins oder Neutral Milk Hotel verstecken und werden so selbst zur Referenz. Thorsten Streck
Camera Phantom Of Liberty Bureau B / Indigo
Camera peitschen Musik wie eine schwindelerregend schnelle Achterbahn: Mit treibenden Beats, flirrenden Synthies und manischen Melodien heben sie Krautrock auf ein völlig neues Level. Als musikalische Vorfahren der Berliner Camera werden immer wieder Neu! oder La Düsseldorf genannt, doch auf ihrem mittlerweile dritten Album beweisen sie, dass sie inzwischen auf ihrem ganz eigenen Planeten angekommen sind. Dort haben die Lieder aufgekratzte und alberne Namen wie »Affenfaust« oder »Tribal Mango« und schlagen die musikalische Faust in den Magen der Hörer, nicht ohne sie danach wie selbstverständlich mit einem einschmeichelnden Tribal-KrautBeat zu trösten. Ein manisch hämmernder Puls sorgt dabei immer für eine monotone Melodie, die schon ins Hypnotische reicht. Unterbrochen wird der aufgestachelte und aufgekratzte Sound von leiernden KeyboardFlächen, die sich wie eine eigene Stimme einmischen. Bei dem Track »Fröhlichkeit« ist das besonders schön zu erleben, denn da erheben sich Klänge wie aus einem alten C64-Spiel und katapultieren die Hörer in eine unschuldige Zeit zurück, in der Musik die Kraft und Energie hatte, um Leben zu retten. Camera sind Weltenretter, denn ihre Musik ist zugleich rituell, risikofreudig und rasend mitreißend. Kerstin Kratochwill
LOVE ATTACK MIT SERMIN USTA
11.09.16 12.09.16 13.09.16 14.09.16 15.09.16 16.09.16 17.09.16
Die süßesten Trauben des Sommers w erden spät gelesen: Love Attack protzt diesen Monat mit Chicagoer Nachwuchs, aufstrebenden Beat-Jungs und alten Wegbegleitern.
Den Anfang macht eine Stimme, die man nach dem ersten Hören nicht mehr vergisst: Aaron Neville, Mitbegründer der berühmten Neville Brothers, hat in diesem Jahr mehr als einen Grund zum Feiern. Neben seinem 75. Geburtstag steht der Release seines neuen Albums »Apache« (Tell It) an, mit dem der Soul-Master aus New Orleans sich und seinen Fans ein hinreißendes Geschenk macht. Die elf Songs der LP orientieren sich dabei stark an den Anfängen seiner Karriere und dem, was Neville am besten kann: bewegende Balladen schreiben und über das Leben und die Liebe sinnieren. Besonders im Song »Sarah Ann«, einer Liebeserklärung an seine zweite Ehefrau, zeigt der Sänger Gespür für echte Emotionen.
Sein 2014er-Debüt »My Krazy Life« gilt schon jetzt als Westküsten-Klassiker. Damals hatte er Drake, Jeezy, Lamar und Schoolboy Q als Albumgäste, nun will sich YG mit »Still Brazy« (Def Jam) erneut in den internationalen HipHop-Annalen verewigen. Das gelingt ihm tatsächlich auch. Die Melange aus einer Prise Größenwahn, vernarbten Schusswunden, politischen Kampfansagen (»Fuck Donald Trump«) und den wummernden Bässen altbekannter Westcoast-Produktionen macht die LP des Compton-Representers zu einer der wichtigsten Erscheinungen des Jahres. Der Umzug von Santiago de Chile nach Saarbrücken hat sich für Brous One gelohnt: Dank Retrogott und dessen Entourage wurden hierzulande schnell viele Heads auf seine Beats aufmerksam. Derweil geht die Reise des BeatBastlers immer weiter, aktuell hängen seine Gedanken wohl zwischen Washington, Saarbrücken und New York. Denn für sein aktuelles Kollabo-Projekt hat Brous eine warme Ladung Beats zu Künstlern aus dem Redefinition-Umfeld wie El Da Sensei (Artifacts), Sadat X (Brand Nubian), Raw Poetic oder Damu The Fudgemunk über den Teich geschickt. Heraus kam die großartige LP »Consequences« (Redefinition), auf der Damu und Retrogott für die Scratches verantwortlich zeichnen – warme Drums, jazzige Boom-Bap-Beats und das Knacken von Vinyl inklusive.
Timothy Auld
Sein Stück »Follow« gab noch während seiner Schulzeit den Anstoß. Es folgten »Beat Tape 1« und »Beat Tape 2« und Remixes für Künstler wie Lianne La Havas, Mos Def und Busta Rhymes. Heute gilt Tom Misch als einer der wichtigsten Newcomer der britischen Produzentenszene. Dennoch ist sein neues Werk »Reverie« (Beyond The Groove) das offizielle Debüt des Londoner Singer/Songwriters. Einen modernen HipHop-Stil ergänzt Misch mit Jazz, Soul und akustischem Pop – und das mit Erfolg: Seine Follower-Zahlen steigen stetig, und hoffentlich bald auch die Verkaufszahlen dieser großartigen EP.
Fast zwei Jahre hat Noname alias Noname Gypsy uns hingehalten, jetzt ist es endlich da, die MC-Nachwuchshoffnung aus Chicago ist mit ihrem Full-Length-Debüt auf der Straße. Wunderschöne Beats, unaufgeregte Texte und Raury als einzig bekannter Feature-Gast machen »Telefone« (nonamehiding.com) zu einem kunstvollen Mixtape, dessen Sound nicht nur in Chiraq, sondern im ganzen Land seinesgleichen sucht. Er ist ein analoger Boy, der in einer digitalen Welt lebt: Als ich vor ein paar Jahren auf seine Musik stieß, war ich davon überzeugt, mich verliebt zu haben. Niemand klingt wie FloFilz: warm, anonym, zeitlos, professionell und doch so stark nach Untergrund. Ich wünschte mir, seinen Sound konservieren zu können, aus Angst, es könnte nur eine geniale Schaffensphase eines jungen Beat-Produzenten sein, der irgendwann Trap der Klassik und Electro-Beats den Jazz-Samples vorzieht. Heute weiß ich, dass meine Sorgen unberechtigt waren, denn FloFilz ist sich auf seiner neuen LP »Cenário« (Melting Pot) treu geblieben. Er hat zu Ende gebracht, was 2014 mit »Metronom« in Paris begann. Er hat sich aber auch entwickelt, das merkt man mindestens an den beiden Songs mit Sängerin Olivia Wendlandt und den Geigen in »Bairro Alto«, die Flo erstmals selbst eingespielt haben soll.
Letzten Winter haben sich Degenhardt & Kamikazes zusammengefunden, um im stillen Kämmerlein etwas Großes auszuhecken. Heraus kam die EP »Krahter« (Vinyl Digital), die an der einen oder anderen Stelle sogar nach TripHop klingt. Kein Wunder, wenn man liest, dass die melancholischen, dunklen Wintermonate die prägendste Phase der Albumproduktion gewesen sein sollen. Aber wenn so etwas dabei herauskommt, muss man der Dunkelheit ausnahmsweise auch mal dankbar sein. Nachdem Degenhardt erst im März sein Album »Terror 22« veröffentlichte, gibt es für seine Fans mit »Krahter« gleich einen Nachschlag – eigenwillig, real und mit genau dem richtigen Maß an Verachtung.
Zurück in Zeiten, in der Boom-Bap-Beats selbstverständlich waren und Samples zum guten Ton zählten. Das ehemalige Massive-TöneMitglied Wasi alias Wasilicious alias Duan Wasi, der einst Meilensteine wie »Kopfnicker« produzierte, hat seine alten Festplatten durchstöbert und einen netten Fundus aus unveröffentlichten 1990er-Beats zusammengestellt. Den veröffentlicht Wasi nun als »Lost Beats« (Vinyl Digital). Das Ergebnis klingt stringent und puristisch, und mehr braucht es für gute Beats ja auch nicht. Das Klangbild, Tempo und die Arrangements entsprechen dem soundästhetischen Gerüst des guten, alten Stuttgarter 1990er-HipHop.
Köln, Studio 672 Leipzig, Täubchenthal Hamburg, Prinzenbar Berlin, Musik & Frieden Dresden, Scheune Heidelberg, Karlstorbhf Nürnberg, Club Stereo
Wovenhand 12.09.16 13.09.16 21.09.16 22.09.16 23.09.16
Köln, Gebäude 9 Frankfurt, Zoom München, Ampere Leipzig, UT Connewitz Berlin, Heimathafen
Gold Panda
05.10.16 Berlin 06.10.16 Köln 07.10.16 Heidelberg
Daniel Norgren
24.09.16 Erfurt, Franz Mehlhose
Moddi
06.10.16 Berlin, Silent Green 07.10.16 Hamburg, Häkken
Benjamin F. Leftwich 08.10.16 10.10.16 11.10.16 15.10.16
Hamburg, Häkken Berlin, Privatclub Leipzig, Naumanns München, Kranhalle
The Kills
22.10.16 Berlin 23.10.16 Hamburg 25.10.16 Köln 26.10.16 München
Matt Woods
10.10.16 K, Wohngemeinschaft 11.10.16 Berlin, Musik & Frieden 12.10.16 Heidelberg, Karlstorbhf.
Goat
10.10.16 11.10.16 12.10.16 13.10.16
Köln, Stadtgarten München, Ampere Berlin, Berghain Heidelberg, Karlstorbhf.
Amanda Bergman 26.10.16 Berlin 28.10.16 Hamburg 29.10.16 Köln
Scott Matthews
19.10.16 Köln, Studio 672 20.10.16 HH, Nochtspeicher 25.10.16 Berlin, Grüner Salon
Liima
24.10.16 Köln, Gebäude 9
Sophia 29.10.16 30.10.16 31.10.16 01.11.16 02.11.16 04.11.16
Köln, Stadtgarten Karlsruhe, Jubez Frankfurt, Zoom Berlin, Bi Nuu Leipzig, UT Connewitz Schorndorf, Manufaktur
Xenia Rubinos
27.10.16 Mannheim 28.10.16 Hamburg 29.10.16 Berlin
Minor Victories 30.10.16 31.10.16 01.11.16 02.11.16 06.11.16
Düsseldorf, Zakk Berlin, SO36 Dresden, Beatpol München, Technikum Hamburg, Markthalle
Depresno
31.10.16 München, Milla 02.11.16 Berlin, Musik & Frieden
Crystal Fighters 28.10.16 Köln 29.10.16 Frankfurt 31.10.16 Hamburg 01.11.16 Berlin
Black Mountain 01.11.16 02.11.16 03.11.16 04.11.16
Düsseldorf, Zakk Wiesbaden, Schlachthof Leipzig, UT Connewitz München, Strom
Dinosaur Jr.
03.11.16 Köln, Live Music Hall 11.11.16 Berlin, Astra
Tindersticks
14.11.16 Berlin, Konzerthaus
Kate Tempest
30.10.16 Hamburg 01.11.16 Frankfurt 02.11.16 Berlin 03.11.16 München
Caravan Palace
20.11.16 HH, Große Freiheit 36 21.11.16 Düsseldorf, Zakk
Talisco
25.11.16 Köln, Gebäude 9 26.11.16 Heidelberg, Karlstorbhf. 28.11.16 Berlin, Musik & Frieden
Joan As Police Woman & Benjamin Lazar Davis
04.12.16 Berlin, Heimathafen 05.12.16 Hamburg, Grünspan
Benjamin Clementine 29.11.16 Berlin
Tickets & Infos: www.schoneberg.de
100
#Review
Alex Cameron Jumping The Shark
Man kann diese Einordnung lässig abnicken und merken, dass Coomes bestimmt auch als Pop-Autor seinen Weg gemacht hätte. Auf »Bugger Me« begibt sich der ehemalige Weggefährte von Elliott Smith munter ins Antiquariat des Pop und erschafft kunstvoll verstaubte Horror-Trash-Klangcollagen mit einem schönen Sinn für Humor. Timo Weber
Secretly Canadian / Cargo
Auf seinem bereits drei Jahre alten Debüt präsentiert Alex Cameron durchwachsenen Synthie-Pop. Gescheiterte Ambitionen und Selbstzerstörung sind die zentralen Themen von Alex Camerons Debütalbum. Auf »Jumping The Shark« erzählt der mittlerweile in Berlin lebende Australier in acht Songs mit fiktiven Charakteren die Geschichten nach, die er im Showgeschäft erlebt hat. »Jumping The Shark« wurde bereits vor drei Jahren auf seinem eigenen Label veröffentlicht, nun wird es via Secretly Canadian neu aufgelegt. Ständiger Begleiter Camerons ist nicht nur sein »Geschäftspartner« und Saxofonist Roy Malloy, sondern auch der monotone SynthieBeat, der an die 1980er erinnert. Und der lässt Alex Camerons Geschichten aus dem Showbusiness zwar authentisch glamourös und tragisch wirken, gleichzeitig gerät durch ihn das komplette Album zu einer instrumentalen Monotonie. So sind es letztendlich nicht düstere Songs wie »Real Bad Lookin’«, sondern optimistischere wie »Happy Ending« oder »The Comeback«, die sich auf »Jumping The Shark« wirklich einprägen. Alex Cameron inszeniert sich selbst in seinen Videos als schräger Rockstar der Internetära. Doch auch wenn »Jumping The Shark« über ein paar gute Melodien verfügt, wirkt das Endergebnis dank der mauen Arrangements eher ambitionslos. Louisa Zimmer
Sam Coomes Bugger Me Domino / GoodToGo
Gesang, Orgel und eine uralte DrumMachine genügen Ex-Quasi-Mitglied Sam Coomes, um creepy klingenden Pop aufzunehmen, der definitiv nicht für die Massen geeignet ist. Ein sehr angenehmes Angebot für den faulen Rezensenten: Sam Coomes schreibt den Beipackzettel zu seinem neuen Album »Bugger Out« einfach selbst und skizziert darin neben einer selbstironischen Biografie auch gleich seine künstlerische Idee. Man erfährt, dass es in Zeiten, in denen jeder Mensch dank Computern mit ein paar Mausklicks problemlos vollarrangierte Songs erstellen kann, für ihn eine besondere Ambition gewesen sei, Musik auf - produktionstechnisch gesehen - unterstem Niveau zu komponieren. Nur so lassen sich die vom Markt bestimmten Produktionsstandards noch aushebeln. Fuck you, Pro Tools! Die Rhythm Box aus den 1960ern, die Coomes verwendet hat, lässt sich dementsprechend nicht einmal programmieren. Bei den ersten Songs des Albums zeigt er spielerisch auf, dass zwischen dem harmonischen Surf-Pop von den Beach Boys und dem repetitiv-zerstörerischen Proto-Punk von Suicide keine Welten liegen. Coomes selbst erkennt in seiner minimalistischen Ästhetik Referenzen zu Timmy Thomas und Chris Montez, deren größte Hits (»Why Can’t We Live Together«, »Let’s Dance«) auf quietschenden Klapper-Keyboards aufgenommen wurden.
Coup Der Holland Job Four / Sony
Wenn sich Haftbefehl & Xatar zu einem Duo mit dem Namen Coup vereinen, kann das nur ein Alibi für eine geplante Weltherrschaft sein. Oder eben für den ultimativen Deutschrap-Coup. Karrieremäßig konnte Xatar seinen achtjährigen Knastaufenthalt bisher ganz gut verwerten. Kurz nach seiner Entlassung – und zugleich auch kurz vor Haftbefehls »Russisch Roulette«-Release – entstand schon die Idee einer Kollaboration. Zuvor erwartete beide Künstler aber noch der Solo-Durchbruch in den erweiterten Deutschrap-Mainstream. Von dort aus stürmt Xatar den Beat nun mit: »Wer hat euch gesagt, Gangsterrap muss nicht echt sein?«. Kunstcharaktere à la Kollegah sind Haftbefehl und Xatar alias Coup jedenfalls nicht. Und das daraus resultierende Feingefühl für Realitätsabgleichs-Rap zeichnet eben den Charme ihrer Musik aus. Geschichten vom Leben im Sog der Kriminalität: Drogen, Schießereien und Straßenelend, durchzogen von abgeklärter Wachsamkeit. Weiter könnte diese Welt von der eines Brudiletten tragenden Deutschrap-Fans wohl nicht entfernt sein. Egal wie sehr diese Differenz Coups Rockstar-Attitüde am Ende auch schmückt, die Worte »Depressionen im Ghetto« von Haftbefehls letzten »Unzensiert«-Mixtapes verleihen ihren Songs einen unvergänglichen Eisen-Beigeschmack. »Der Holland Job« liefert nicht nur genügend Hits für eine kollektive Bass-Ohnmacht, sondern auch Tracks zum Kater-Kopfnicken am Morgen darauf. Und der Erschöpfungsschlaf ist mit einem schrecklich floskelbeladenen Joy-Denalane-Part auch abgedeckt. Trotzdem zeigen Haftbefehl und Xatar mit einem Hook-Besuch der Rapperin Haiyti, dass sie den Überblick über den Zeitgeist nicht verloren haben. Nach »Holland Job« darf also gerne hinterfragt werden, ob »unechter« Gangsterrap wirklich genauso viel Spaß macht. Salwa Houmsi
schlägt sich der Song doch relativ gradlinig durch die bedrohlichen Synthesizer-Flächen, während Frances’ Stimme aus der Ferne einen Melodiefaden einspinnt. Auch weitere Tracks deuten einen verschobenen Fokus an, mehr Gesangsparts und ein Hauch mehr Melodie. Fans können sich ungeachtet dessen trotzdem auf genug schneidende Elektronik, rauschende, sägende und hämmernde Rave-Momente und Chiptune-Klangscherben freuen, die auch dieses vierte Album zu einem akustisch-instabilen, aber aufregenden Horrortrip formen. »Frail«, einer der ersten Tracks des neuen Line-ups, der bereits letztes Jahr veröffentlicht wurde, ist übrigens auch enthalten. Ob die neue Konstellation indes an die Magie der früheren Liveauftritte anknüpfen kann, die mit Glass’ wahnsinniger, ekstatischer und bedrohlicher Bühnenpräsenz nicht unbeträchtlich die Qualität des Projektes definierten, darf mit Spannung erwartet werden. Klaas Tigchelaar
wurden. Kein Wunder, wenn sich der ehemalige The-Smiths-Bassist und die Sängerin der Cranberries zusammentun. Es regnete Vorschusslorbeeren, durch den immer wieder verschobenen Release stieg die Spannung weiter an. Nun ist die Platte da und zeigt, dass auch große Namen nicht zwangsläufig zu Großem führen. Die zehn Tracks, die in der Zusammenarbeit von O’Riordan, Rourke und Koretsky entstanden sind, plätschern auf eine seltsame Art heterogen vor sich hin. Zu breit scheint das Spektrum der Einflüsse, die sich in den Songs widerspiegeln: Electronica, New Wave, Post-Punk, Post-Disco, HipHop. O’Riordans Gesang ist dabei zu seicht für den überladenen Sound. Vielleicht hätte es der Platte sogar besser getan, ganz auf die Vocals zu verzichten. Nadja Neqqache
Lucy Dacus No Burden
De La Soul And The Anonymous Nobody
Matador / Beggars / Indigo / VÖ 09.09.16
Kobalt / Rough Trade
»No Burden« ist eine Platte wie ein Bildungsroman und offenbart ein Talent, mit dem die Musikerin Lucy Dacus die Warteschlange zum Ruhm umgehen dürfte. Jetzt wird’s ernst. Mit dem Opener ihres Debütalbums präsentiert Lucy Dacus ihren großen Masterplan. Lustig sein war gestern, von jetzt an spielt sie Gitarre und wird eben Künstlerin. Hier mag man noch schmunzeln, doch die Geschichte vom kleinen lustigen Mädchen hat eine Wendung. Ihr an nur einem Tag eingespieltes Album »No Burden« ist jedenfalls eine authentische Mischung aus Garage-Pop und herzerweichender Selbstfindung. Während Dacus im Opener und »Strange Torpedo« noch mit gezielten Hooks die barnettsche Simplizität pflegt, gewinnen ihre Songs im Laufe der Zeit an Tiefe. So werden Stücke wie »Dream State …« langsamer oder tänzeln selbstverliebt vor sich hin, ohne am unverbrauchten Charme der Songwriterin zu knabbern oder eine gelegentliche Punchline auszulassen. Und spätestens wenn sie in »Map On A Wall« fragil »Please, don’t make fun of me« bittet und am Ende mit »… Familiar Place« die Klammer gekonnt schließt, hat sie sämtliche Zweifel ausgeräumt. Als wenn nach diesem Album irgendein Idiot ihren Plan belächeln würde. Sebastian Jegorow
Die HipHop-Gralshüter De La Soul sind zurück. Und ein bisschen fühlt sich »And The Anonymous Nobody« an, als wäre die Zeit stehengeblieben. Schon seit Jahren veröffentlichen De La Soul ihre Songs ohne Anbindung an ein Plattenlabel – den Reiz der künstlerischen Freiheit, ohne Druck von außen, haben sie zu schätzen gelernt. Um der Produktion ihres neuen Albums »And The Anonymous Nobody« den letzten Feinschliff geben zu können, riefen die HipHop-Legenden im vergangenen Jahr aber zu einem Crowdfunding auf, bei dem sie letztlich von über 11.000 sehnsuchtsvoll wartenden Fans unterstützt wurden. So konnte das erste Studioalbum der Band seit zwölf Jahren, das Ergebnis von über drei Jahren Arbeit und 200 Stunden aufgenommenem Material, fertiggestellt werden. Wie auch schon bei vorangegangenen Produktionen nutzen Posdnous, Dave und Maseo ausschließlich eigene Samples, um möglichen rechtlichen Problemen aus dem Weg zu gehen. Sie veröffentlichen ein von Soul, Reggae und Disco beeinflusstes RapAlbum, dass reibungslos an die musikalische Vergangenheit des Trios anknüpft. Neben alten Bekannten wie Blurs Damon Albarn, mit dem De La Soul 2005 bereits den GorillazSong »Feel Good Inc.« produzierten, sind auch Größen wie Usher, 2Chainz, Pete Rock und Snoop Dogg auf der Platte zu hören. Mit ihrer Hilfe ist »And The Anonymous Nobody« zu einem perfekten HipHop-Album für den kommenden Herbst geworden – eine solide, entspannte Rap-Platte, an der besonders HipHop-Nostalgiker ihre Freude haben werden. Dominik Djialeu
D.A.R.K. Science Agrees Crystal Castles Amnesty Fiction / Caroline / Universal
Mit dem Ausstieg von Sängerin Alice Glass schien das Ende der Crystal Castles besiegelt. Glücklicherweise hat Soundtüftler Ethan Kath mit Edith Frances eine Nachfolgerin gefunden, die das Chaos zumindest auf Platte weiter abfeiert. Natürlich muss sich Edith Frances dem Vergleich mit einer Ausnahme-Frontfrau wie Alice Glass stellen. Die erste Single »Char« ist deswegen möglicherweise bewusst gewählt,
Cooking Vinyl / Indigo / VÖ 09.09.16
Bereits vor sieben Jahren beschlossen Olé Koretsky, Dolores O’Riordan und Andy Rourke die Gründung eines neuen Projekts. Zunächst sollte es Jetlag heißen, später D.A.R.K.. Nach langem Herumprobieren gibt es nun die erste Hörprobe. Eigentlich war die Veröffentlichung des Debüts »Science Agrees« schon für Mai geplant. Dann wurde sie kurzfristig noch mal in den September geschoben. Nun ja, gut Ding will Weile haben – sagt man ja immer. Alleine die Zusammensetzung, die hinter dem Projekt steckt, sorgte im Vorfeld dafür, dass D.A.R.K. als Supergroup gehandelt
Cassius Ibifornia Island / Universal
Cassius bewegen sich im Spannungsverhältnis zwischen Westcoast, Disco, Funk, Gospel, Afro-Beat und Synthie-Pop. Um dieses füllhornartige Programm bewältigen zu können, haben sie namhafte Gäste wie Cat Power und Mike D eingeladen.
TUNED BY
ROCKHAL
MASCHINENRAUM MIT PHILIP FASSING
Das Sommerloch ist überwunden, der Maschinenraum läuft auf Hochtouren: Das sind die aktuell spannendsten Veröffentlichungen aus dem Fach für elektronische Musik.
Mit »Caramel« (Planet Mu) veröffentlicht Tom Scholefield alias Konx-Om Pax sein bereits drittes Album, auf dem der schottische Produzent einmal mehr die akustische Entsprechung zu den abstrakten Visionen schafft, die er als Grafikdesigner und Animationskünstler schon für viele namhafte Künstler in Form von LiveVisuals und Artworks realisierte. Wie schon auf seinem vorangegangenen Album »Regional Surrealism« gelingt es Scholefield auch hier wieder hervorragend, den gerne mal ausufernden Umfang frei angelegter Ambient-Improvisationen auf das Wesentliche zu verdichten und verhältnismäßig wenig abzuschweifen. Dubstep-Urgestein und Weltenbummler Mala hat es nach seiner musikalischen Kuba-Reise aus dem Jahr 2012 nach Peru verschlagen, wo er für sein jüngstes Album »Mirrors« (Brownswood) lokale Musiker, regionale Klänge und natürlich die entsprechende Inspiration suchte. Überflüssig zu erwähnen, dass er fündig wurde. Der Respekt und unbedingte Wille zum Experiment, mit dem sich Mala diesen Aufnahmen widmet, zeugen hier von einer ganz eigenen Herangehensweise – ein Angang, der den einfachsten Weg per se auszuschließen scheint. Das Londoner Duo Molo verkettet derweil mit mathematischer Präzision ruhelos oszillierende Moll-Akkorde und lebhafte Percussion-Muster zu futuristischen R’n’B-Miniaturen, die über ihre verhältnismäßig geringe Spielzeit immer wieder verblüffend neue Formen annehmen. Fünf Titel zählt ihre jüngste EP »Shapes« (Symbols), von denen sich jeder unentwegt um die eigene Achse zu drehen scheint. Launisch möchte man das fast nennen – wäre es nur nicht so verdammt mondän und gelassen. Felix Manuel alias Djrum ist bereits seit einigen Jahren eine zentrale Figur in der Evolution der britischen Bass-Musik und hat mit zahlreichen Veröffentlichungen aktiv an der fortwährenden Verpuppung zentraler Spielarten mitgewirkt. »Forgetting« (2nd Drop) markiert den ersten Teil einer geplanten EP-Trilogie und reißt mit gerade mal vier Titeln ein Referenzspektrum an, dass andere nicht mal in ein komplettes Album verbaut bekommen. So geht es von Post-Dubstep über Grime bis hin zu Ambient und Free Jazz, ohne dass man auch nur ein einziges Mal das Gefühl bekäme, irgendwo nicht mitgenommen zu werden. Auf »Rent« (Internetghetto) imaginiert der litauische Produzent Karolis Rimkus alias Ophex derweil eine völlig skelettierte Interpretation gängiger Jersey-Club-Motive, die ihre markante Dynamik einzig aus dem Spiel mit den Erwartungen zieht. Angedeutete Drops werden schlichtweg nicht in die gewohnte Energie umgesetzt, sondern prallen immer wieder jäh gegen die nachfolgende Loop-Variation. Das kann bisweilen irritieren, spielt
aber zugleich auch erfrischend unbefangen mit den durchkonditionierten Gewohnheiten des Hörers. Gary Caruth alias Sad City widmet sich mit seinem Debütalbum »Shapes In Formation« (Meda Fury) einer Idee von Clubmusik, wie sie nach einer langen Nacht im Unterbewusstsein weiter ihre Kreise zieht, während man längst im heimischen Bett erschöpft gen Schlaf driftet. Lückenhaft und unwirklich, aber auch voll von seliger Melancholie. Songs, die eher Ahnungen gleichen und in ihrer Beschaffenheit so fragil anmuten, dass sie jederzeit wie eine flüchtige Erinnerung vom abschweifenden Geist geschluckt zu werden drohen. Das selbsternannte »Depressive Suicidal Black Pop«-Trio WWWINGS war bereits im April dieses Jahres an dieser Stelle ein Thema, mit »Phoenixxx« (Planet Mu) erscheint nun das Debütalbum des enigmatischen Trios. Auch hier versucht man sich an der radikalen Dekonstruktion bestehender Clubmusikformeln, deren Gliederungen durch infernalisch verzerrte Effektketten und eine bis zur vermeintlichen Geschmacklosigkeit betonte Digitalästhetik auf den Kopf gestellt werden. So in etwa muss sich Timbaland im Merzbow-Remix anhören. Dominick Fernow ist mit Projekten wie Prurient, Cold Cave oder Vegas Martyrs auf derart unterschiedlichen Feldern tätig, dass man sich ernsthaft fragen muss, wie dieser Mann auch noch Vatican Shadow mit Leben füllt – einem Alias für den eher technoiden Output des umtriebigen Labelbetreibers und NoiseProduzenten. Der harsche Industrial-Techno früherer Veröffentlichungen mag mit »Media In The Service Of Terror« (Hospital) ein wenig zahmer geworden sein, allerdings kaum weniger bedrückend. Das deutet der hochpolitische Albumtitel bereits an und schlägt sich auch in den düsteren Kompositionen nieder. Alan Abrahams alias Portable hat in seiner inzwischen über 15 Jahre andauernden Schaffensphase so viel Musik veröffentlicht, dass es allenfalls Fans der ersten Stunde gelingt, diesen umfangreichen Output in seiner Gänze zu kontextualisieren. Nichtsdestotrotz bietet sein jüngstes Album, irritierenderweise ebenfalls »Alan Abrahams« (!K7) betitelt, einen guten, weil äußerst zugänglichen, Einstieg in die Arbeit des gebürtigen Südafrikaners. Vor gar nicht so langer Zeit hätte man das noch Autoren-Techno genannt, heute würde man vermutlich eher von elektronischer Popmusik mit Hang zum Experimentellen sprechen – und die gelingt noch immer kaum jemandem besser als Portable.
ESCH/ALZETTE (LUXEMBOURG)
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12 nov 2016
THE LUMINEERS JAKE BUGG NAO × CLEVELAND × TUYS × AAMAR × EDSUN × SCARLET ANGER × SOULHENGE × FRACTAL UNIVERSE × SLEEPER’S GUILT
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* PLUS PRESALE FEE & DEPENDING ON DATE OF PURCHASE
102
#Review Das erste Stück auf Cassius’ neuem Album »Ibifornia« heißt »The Missing«, wird von OneRepublic-Sänger Ryan Tedder vorgetragen und klingt wie eine elektronisch ausgerichtete Variante von Yachtrock. Ultramoderne trifft hier auf 1970er-Coolness – eine ziemlich gute Kombination. Tedder erweist sich auf »Ibifornia« als vielbeschäftigter Gast, der auch auf »Hey You!« singen darf, einem auf Gospel verweisenden Song mit toll sprödem Saxofon, der das Gefühl von Wahrhaftigkeit aufruft. All das ist aber nichts gegen das zentrale Stück dieser LP: »Action«, ein Duett zwischen Cat Power und Mike D von den Beastie Boys, macht auf einladend ruppige Weise genau das, was der Titel verspricht. In einer nicht enden wollenden, groovenden Aufschubstruktur belebt sich das Stück immer wieder neu, wird von einem Grace-JonesSample beatmet und weigert sich, überhaupt jemals aufzuhören. Der Sound orientiert sich dabei an analog/digitalen Bastardisierungen im Sinne von DFA (die sich ihrerseits natürlich nach Disco-Not-Disco-Vertretern wie Liquid Liquid modellierten). Dieser kontrastive Ansatz prägt das gesamte Album und sorgt dafür, dass stets eine knisternde Reibung das Geschehen bestimmt. Die einzelnen Songs können für sich stehend mehr als überzeugen, allein fehlt ein übergreifendes Konzept, das aus den Teilen ein Ganzes machen würde. Das ist ein oft beobachtetes Problem von Produzentenmusik, die sich in zu hohem Maße der Hilfe von Gästen bedient. Arbeitsteilung generiert eben immer auch Entfremdung, wie schon Karl Marx wusste. Dennoch wohnt »Ibifornia« ein ganz eigener Reiz inne, der sich nicht zuletzt darauf gründet, dass der Mangel an Kohärenz dadurch wettgemacht wird, dass die Songs von einem hohen Energielevel angetrieben werden. Mario Lasar
wie! Die sanft schwebende Hymne »Some Sunsick Day« beschließt das Album mit seinem prägnanten Streicher-Sample auf wahrlich bezaubernde Art und Weise. Timo Weber
Der Herr Polaris Mehr innen als außen Grand Hotel van Cleef / Indigo
Das Hamburger Herzenslabel GHVC findet durch das Erbe einer Platte von Death Cab For Cutie und einen jungen Augsburger endlich zu alter Stärke zurück. Dereinst, vor ungefähr 13 Jahren, lizenzierte das Hamburger Label Grand Hotel van Cleef das Album »Transatlanticism« einer damals in Europa noch weitgehend unbekannten amerikanischen Band namens Death Cab For Cutie und drückte so unwissentlich einen entscheidenden Knopf bei Bruno Tenschert. Die innige Melancholie, die mächtigen Songs: All das war ungeheuer inspirierend für den Augsburger, der inzwischen als Der Herr Polaris Musik macht. Sein zweites Album erscheint nun folgerichtig beim diesem Label, das damals Olli Schulz, Tomte und Kettcar im Programm hatte und dem nachhaltig gute deutschsprachige Releases seither leider fehlen. Die Intensität der Inszenierung beim Herrn Polaris – Bandinstrumentarium, analoge Elektronik, zurückhaltende Vocals mit exzellent pointierten Texten über das Leben, das Selbst und die Liebe, die DeathCab-Indie-Pop-Bezüge in Songs wie »Ich komm mit« oder »Mehrere Leben führen«: Das macht die Stärke dieses Albums aus, all das sind Elemente, die »Mehr innen als außen« zu einer der besten, weil schönsten und persönlichsten Platten machen, die wir dieses Jahr aus Deutschland hören werden. Kristof Beuthner
Morgan Delt Phase Zero Sub Pop / Cargo
Das Zweitwerk des kalifornischen Einzelkönners Morgan Delt bietet weniger Psych-Potpourri und Experimentierfreude, dafür ein ausgefeilteres Songwriting und mehr Kohärenz. Morgan Delts erste Single »I Don’t Wanna See What’s Happening Outside« ist ein grandioser Album-Opener und bietet mit seinem sommerlichen Psych-Pop samt krautigen Versatzstücken einen fließend steigenden Spannungsbogen. Die nachfolgenden Songs büßen dann allerdings erst einmal etwas an Intensität ein und benötigen Zeit zur Entfaltung. So entsteht in der Mitte des Albums ein seltsamer Schwebezustand. Man fragt sich: Ist das jetzt etwas uninspiriert verdaddelt oder vermeidet der Künstler hier geschickt die gängigen Genre-Klischees? Die Antwort darauf findet sich nicht so schnell, doch gewährt man den Songs ein paar Durchgänge, zeichnet sich schon bald ab, dass »Phase Zero« ausgezeichnete Grower-Qualitäten besitzt. Delt hat wieder alle Instrumente selbst eingespielt und gibt sich auf dem Nachfolger des quietschbunten Debütalbums aufgeräumter und unaufgeregter. Zugleich sind die Songs dabei tatsächlich komplexer strukturiert und feingliedriger arrangiert. Dass das Ganze nicht allzu bemüht klingt, sondern eher wie eine leicht zugekiffte Fingerübung wirkt, ist dabei der Clou. Erst zum Ende verlässt Morgan Delt dann den psychedelischen Gedankenstrom wieder und findet noch einmal zurück zum straighten Sunshine-Pop. Und
So weit, so dramatisch. Deshalb singt er wehmütig von Liebe, etwa im gelungenen »Other People«: »There is no you, there is no me, when set against eternity. And jealousy is just an urge to rule over the universe. It is worthless and destructive, and always counter productive«. In anderen Songs lebt der Nordire sein Faible für tote Monarchen aus, wahlweise Napoleon oder Katharina die Große. Überhaupt Geschichte: Wann hörte man zuletzt einen Popsong, dessen Text die Entente Cordiale erwähnt, jenes Abkommen zwischen Frankreich und dem Vereinigten Königreich von 1904? Insgesamt ein stimmiges Album, dessen pompösen Stil man allerdings mögen muss. Annette Walter
The Divine Comedy Foreverland Divine Comedy / PIAS / Rough Trade / VÖ 02.09.16
Gediegener Kammerpop aus England: Neil Hannon, der Mann hinter dem Ein-MannProjekt Divine Comedy, macht Musik, die man entweder elegant oder schwülstig finden kann. Wer sich nach dem Hauptwerk des Dichters Dante Alighieri nennt ist zweifellos ein kulturbeflissener Mensch. Folgerichtig war Neil Hannon immer der Mann für den orchestralen Popentwurf, der hinter seinem Projekt The Divine Comedy verschwand. Ein von irdischen Banalitäten gelangweilter Dandy, der in Großbritannien noch am ehesten einen Bruder im Geiste in Jarvis Cocker fand. Als Wiedergänger einer Figur wie Oscar Wilde stellt man sich Hannon vor, wie er seine Songs an einem Klavier im Salon eines viktorianischen Herrenhauses champagnertrinkend hinter schweren Samtvorhängen komponiert. Auch »Foreverland« ist mondän und gewohnt opulent arrangiert und steht deshalb in einer Linie mit Divine Comedys zehn vorangegangenen Alben. Hannon selbst beschreibt das Thema so: »Es geht darum, einen Soulmate zu treffen, glücklich zusammenzuleben und um das, was nach diesem Glück geschieht«.
gleichnamigem Buch über die wichtige Rolle Düsseldorfs in der Historie des Pop. Passend zur englischen Version des Buches kommt jetzt die Fortsetzung. Am Anfang stehen La Düsseldorf mit Klaus Dinger am Schlagzeug, dessen stilprägender Apatschen-Beat zusammen mit Michael Rothers unverwechselbarem Gitarrenspiel Neu! zu einem Klassiker des Genres machte. Der 1978 erstochene Streetmark-Frontmann Wolfgang Riechmann, dessen einziges Album »Abendlicht« sich durchaus mit den Klassikern der Berliner Schule messen kann, ist ebenso vertreten wie die nächste Generation der Düsseldorfer Musiker wie DAF, Der Plan, Rheingold oder Die Krupps, sowie unterhaltsame Merkwürdigkeiten wie das Propaganda-Seitenprojekt Topolinos oder Düsseldorfs Szenefriseur Teja Schmitz. Herausragend wie schon im ersten Teil der Compilation klingt wieder Chrislo Haas’ und Beate Bartels Liaisons Dangereuses, die von DAF und Mania D kommend mit ihrer zukunftsweisenden Musik eine Blaupause für spätere Genres wie Techno und EBM ablieferten. Andreas Brüning
Die Höchste Eisenbahn Wer bringt mich jetzt zu den Anderen Tapete / Indigo
Die Berliner Indie-Supergroup mit dem infantil-ironischen Namen gefällt mit fluffiger Melancholie und einem Gespür für zarte Melodien und klingt nur am Ende etwas angestrengt unangestrengt. Nervig sind unter anderem auch die Menschen, die Buchstabenwunderkerzen schwenken, eine Nacht in der Ausnüchterungszelle für rebellisch halten und dann auch noch Tillmann – die Studienratseltern lassen grüßen – heißen. Schluffis wie den besingen Die höchste Eisenbahn, die Band von Moritz Krämer, Francesco Wilking (Tele), Max Schröder (Tomte) und Felix Weigt am liebsten. Am besten funktioniert das im Song »Gierig«, der von einem Lebenskünstler namens Louis erzählt, der immer die falschen Blumen kauft und vermutlich im Suff eine Telefonzelle umnietet. Die Stärken der Gruppe liegen in einem Gespür für schöne Melodien, einem sphärisch-zarten Sound, einem beiläufigen Fabulieren über Befindlichkeiten ohne plakatives Sloganeering und dazu dem schlaftrunken-schnoddrigen Gesang abwechselnd von Krämer und Wilking. Ihr Sammelsurium an Liedern wabert nonchalant herum und schleicht sich geschmeidig ins Gemüt. Die Band beherrscht die Kunst der Zwischentöne. Viele Songs flimmern vor subtilem Weltschmerz: das Leben als Schwebezustand. Auch schön der charmante Titelsong: »Frag mich, ob wir uns wieder verlieren. Und sag’ nicht, auf jeden Fall«. Oder die Ballade »Nicht atmen«: »Wer gießt die Formen, die dir sagen, wie du sein musst«. Im letzten Drittel geht der Platte leider etwas der Atem aus. Schlagerlyrik wie »Unsere Liebe wird aufgehen wie eine Blume« schmälern den positiven Gesamteindruck aber nur ein wenig. Annette Walter
Diverse Electri_city 2 Grönland / Rough Trade
Grönland Records findet auch für den zweiten Teil seiner Düsseldorf-Compilation wieder genug spannendes und angenehm krudes musikalisches Material. Teil 1 der »Electri_city«-Zusammenstellung erschien als Soundtrack zu Rüdiger Eschs
Diverse Total 16 Kompakt / Rough Trade
Die Qualität dieser Compilation-Reihe steht unumstößlich wie ein Monolith. So auch auf der neuen, 16. Ausgabe. Die jährliche Best-Of-Compilation aus dem Hause Kompakt glänzt mit zwei Dutzenden Hits und unveröffentlichten Tracks von Label-Veteranen und Newcomern: John Tejada ist zu hören, Michael Mayer, Reinhard Voigt, Patrice Bäumel und viele andere. Alex Unders Space-Sounds grooven luftig, Ulrich Schnauss’ Dave DK-Bearbeitung treibt orchestral mit hymnischen Gitarren- und Glockenklängen, Teebs Moon Grotto Mix von The Orb schiebt und drückt unterschwellig mit Vogelzwitschern und Disco-Sounds, Maceo Plex feat. C.A.R. verknüpft Trance mit einem sakralen Chor und entmenschten Roboter-Stimmen. Jürgen Paapes cinematisch-atmosphärischer Track klingt dunkel, minimal und trotzdem ziemlich funky, Clarian liefert einen tollen Nacht-Autobahn-Soundtrack, DJ Hell mixt Terranova und überzeugt dabei mit rollendem Bass und pfeifenden Melodiefetzen. Die Compilation-Teilnehmer arbeiten auch gern mit Stimmen, unter anderem in The Fields schwebend vernebelten Kaitlyn-Aurelia-Smith-Mix, der ModernistKooperation mit Hot Chips Joe Goddard, Hunter/Game im Redshape Mix oder Komon & Will Saul, die ihren Track mit UK-BassSounds und -Atmosphäre anreichern. Andreas Brüning
Exploded View Exploded View Sacred Bones / Cargo
Eine Ex-Politikjournalistin lässt sich von Virginia Woolfs Avant-Queerness und der Musik der Velvet Underground inspirieren und wächst damit weit in die gotischen Hochbunker der Metropolen hinein.
ZIEGENBLUT & MÖTÖRÖL MIT CARSTEN SCHUMACHER
Von kalifornischen Misanthropen, Mischern auf Müllhalden, Experimenten in Salt Lake City, gälisch grunzenden Höhlenmenschen und dem Landestheater Memmingen.
Was uns unlängst beschäftigt hat: Muss Black Metal eigentlich immer völlig erwartbar aus eher lebensfeindlichen Gegenden wie Norwegen, Ukraine oder Österreich kommen? Auch in Kalifornien hat man Tage, wo’s nicht so läuft. In San Jose beispielsweise, wo Black Fucking Cancer wohnen, die man wahrscheinlich nicht mit Smoothie in der Hand beim Joggen auf der Flaniermeile treffen wird. Ihr in gewisser Nachdrücklichkeit ebenfalls »Black Fucking Cancer« (Osmose) betiteltes Debüt überzeugt vor allem durch den Feedback-Schmutz, mit dem sie werfen, und die Rüpelhaftigkeit, mit der sie ihr Gedresche angehen. Eine Melange aus Gorgoroth, 1349 und Sunn O)))? Letztere vielleicht nur in Momenten der inneren Einkehr, wenn sie wieder verträumt von Unterjochung und Massenexekutionen schwärmen. Kalifornischer Gruppenzwang, da siehst du, was du angestellt hast!
Doch kehren wir lieber vor der eigenen Haustür: Japanische Kampfhörspiele sind seit neuestem volljährig und meinten in einer Art MidlifeCrisis plötzlich einen englischen Albumtitel verwenden zu müssen. »The Golden Anthropocene« (Unundeux) spielt dabei auf eine noch nicht durchgesetzte geochronologische Epoche an, die die Menschheit als entscheidenden geologischen Faktor betrachtet (siehe auch Klimawandel, Ozonloch, Müll auf dem Land und in den Meeren). Beinahe in einem Anflug von Konzept hat die Deathgrind-Hoffnung des Ruhrgebiets das Album dann auch auf einer Müllhalde mixen lassen. 20 Tracks lang musste der Mischer dort sitzen und bodenlos wird die Frechheit erst, wenn darunter Songs sind, die wie bei »Tag 1 Nach Den Menschen« über sechs Minuten gehen. Was war da denn los? Hätte man nicht nach »Tag 1 nach den Menschen feiert der blaue Planet erst mal ne schöne Party und zwar drei Milliarden Jahre lang, bis wieder alles in Ordnung ist« Schluss machen können? Nein, die Wand des Atomschutzbunkers musste wieder vollgekritzelt werden, denn im Alter wird man ja mitteilungsfreudiger. Wenigstens ist es nicht überproduziert, dafür abwechslungsreich, humorvoll, punkig und am Ende sogar sehr gut gemischt.
Doch kommen wir nun von einer alternden Ruhrpott-Band zu etwas völlig anderem: Sodom gehen einem so populären wie sinnvollen Trend nach und orientieren sich an den Zeiten ihrer Klassiker-Alben, die deutschen Thrash-Metal bis nach Saigon berühmt gemacht haben. »Decision Day« (Steamhammer) hat natürlich auch wieder die CamouflageHosen an und handelt irgendwie von D-Day und dem dritten Weltkrieg. Das Cover hat der durch viele Motörhead-Artworks bekannte Joe Petagno gestaltet und will darauf »die Geschichte der Menschheit veranschaulichen, von ihrer Schöpfung bis zu dem Schlamassel, in dem wir uns heute befinden«. Das meiste davon ist allerdings ins Innere des Booklets geflogen,
vorn drauf ist wie immer der Knarrenheinz und jede Menge Piffpaffpuff. Ganz anders dagegen Tesa aus Lettland, die gerade mit Neurosis auf Tour waren und dafür ihr fünftes Album »Ghost« (My Proud Mountain) nach nur einem Jahr neu veröffentlichen. Ein sehr atmosphärisches Post-Metal-Album der ungoogelbaren Band (»Tesa Band« bleibt an anderen Themen hängen), das bislang zu Unrecht unbeachtet blieb.
Ähnlich interessant ist die Idee der beiden israelischen Musiker Kobi Farhi (Orphaned Land) und Erez Yohanan (Amaseffer), die den Weg Abrahams in Form von Balladen und Metal Songs nachzeichnen. Die Idee für das unter Orphaned Land & Amaseffer erschienene Album »Kna’an« (Century Media) wurde ausgerechnet am Landestheater Memmingen geboren und hat vielleicht deswegen auch neben dem Instrumentalkolorit des Nahen Ostens diesen symphonischen Anstrich bekommen. Die wahre Geschichte dieses Übervaters der abrahamitischen Religionen dürfte zwar trockener ausgefallen sein, aber wer über so was wettert, darf im Zweifel auch keine opulenten Sandalenepen ansehen. Und wer würde darauf gerne verzichten wollen (*rhetorischefrageoff*)?
Und wenn wir schon in der Wüste hocken, können wir uns auch mit Utah und Salt Lake City beschäftigen. Von dort stammt nämlich die experimentelle Metal-Band SubRosa, die ermutigt vom Erfolg des Vorgängeralbums »More Constant Than The Gods« ihren Weg auf »For This We Fought The Battle Of Ages« (Profound Lore) weitergehen und dabei klingen, als hätte man Postrock-Bands wie Rachel’s oder Clogs mit einer derbe monolithischen Doom-Band gekreuzt oder Thee Silver Mt. Zion mit einer schwarzen Seele aus Metal. Ein Album, das eine Geschichte voller Dynamik, Düsternis, Violinen und im Stehen britzelnden Akkorden erzählt, die man so noch nicht gehört hat. Gemischt wurde dieses jahresbestenlistentaugliche Album dann auch noch vom Bassisten von Marduk. Und: Einzig die Rhythmus-Sektion der Band ist männlich.
To u r d a t e s
Milliarden: Betrüger Tour 2016
SPECIAL GUESTS * Raglans ** LIAN *** Lulu & die Einhornfarm 03.09. HANNOVER Hoffest 17.09. KARLSRUHE Laut & Leise / Substage 27.10. BREMEN Tower * 28.10. BRAUNSCHWEIG Eulenglück * 29.10. DÜSSELDORF The Tube * 02.11. MÜNCHEN Backstage * 03.11. ZÜRICH Bogen F * 04.11. STUTTGART Keller Klub * 05.11. FRANKFURT AM MAIN Nachtleben * 10.11. WIEN B72 11.11. AUGSBURG SoHo Stage ** 12.11. JENA Kassablanca ** 17.11. MÜNSTER Sputnikcafé *** 18.11. TRIER Betrüger Fest / Ex Haus *** mit Coppersky und Abramowicz
19.11. NÜRNBERG MUZ *** 24.11. BERLIN Bi Nuu ** 25.11. ROSTOCK MAU Club ** 26.11. HAMBURG Molotow **
DEBÜT ALBUM „BETRÜGER“ AB SOFORT IM HANDEL
ABRAMOWICZ 17.09. Karlsruhe, Laut & leise 18.11. Trier, Ex Haus 26.11. Oberhausen, Druckluft 16.12. Krefeld, Magnapop w/ Idle Class
GETADDICTED.ORG
SPARTA BOOKING PRÄSENTIERT
01.10. NEUMÜNSTER - Altes Stahlwerk* 21.10. LUDWIGSBURG - Scala ** 22.10. ERLANGEN - E-Werk ** 23.10. WIESBADEN - Walhalla ** 27.10. HAMBURG - Stage Club ** 02.12. (BE) EUPEN - Alter Schlachthof *
21.12. HAMBURG KNUST 22.12. LEER ZOLLHAUS 23.12. BREMEN SCHLACHTHOF
* Duo / ** Kleines Besteck
Doch zurück zur hemmungslosen Raserei und Höhlenmenschen mit mächtigen Verstärkern: Coscradh ist gälisch für »Massaker« und der Name einer irischen Black-/Death-Metal-Band, die derart beneidenswert verschwenderisch mit Hall und Brutalität um sich wirft, dass gute Laune vorprogrammiert ist. Das Debüt »Coscradh« (Invictus) lacht Worten wie »filigran«, »bedacht« und »vermarktungsfähig« aus seiner Höhle heraus frech ins Gesicht. Eine ayurvedische Kur für alle, die auch schon Venom für eine gute Idee hielten, nur haben die sich im Zweifel nie dafür interessiert, was zur Hölle bloß eine ayurvedische Kur ist. Übersetzen wir lieber mit: Wie das erste Bier nach der Ankunft auf dem Festivalgelände, nur teurer.
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#Review Annika Hendersons Musik klang seit ihrem ersten Album als Anika stets wie von den Bookern von urbanen Festivals mit Dreieck im Logo und Bunkerstage erträumt. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie trotz prominenter Zusammenarbeiten mit etwa Neu!s Michael Rother oder Geoff Barrow von Portishead nie die Kult-Gefolgschaft um sich scharen konnte, die blonde Co-Todesengelinnen wie Molly Nilsson oder Zola Jesus mit ihren ähnlich heiß-kalten, angekrauteten Nico-Sounds erreichten. Mit ihrer neuen Band Exploded View lässt Anika sich nun nicht nur mehr auf den psychotisch-noisigen Sound der Velvet Underground ein, sondern tritt auch weiter weg von den punk-driven Flirts mit deren anderer Seite, dem Pop der 1960er, der bislang in ihrer Musik spürbar war. Exploded View wagt den Zerfall, das Auseinanderbrechen, und stolpert dennoch erhobenen Hauptes stoisch vorwärts. Jeder Ton des Debüts ist im ersten Take aufgenommen. Gemeinsam mit den mexikanischen Musikern Martin Thulin, Hugo Quezada und Amon Melgarejo entstand ein treibendes, anstrengendes, atmosphärisches Album, das zu erschließen sich lohnt. Steffen Greiner
Factory Floor 25 25 DFA / Coop / PIAS / Rough Trade
Willkommen im Genreparadies: Im Kern spielen Factory Floor Post-IndustrialWave-Neo-Synthie-Disco-House. Bedeutet: Tanzen außerhalb der Konventionen. Von Beginn an galten Factory Floor als Produzenten, deren Tracks zwar eigentlich zu spröde sind, um tanzbar zu sein, doch in den richtigen Händen zur Dancefloor sprengenden Waffe werden. Mittlerweile ist die Band auf zwei Mitglieder zusammengeschrumpft, Nik Void und Gabriel Gurnsey verfolgen diesen Weg aber konsequent weiter. Dafür haben sie sich vom Schlagzeug als physischer Realität auf der Bühne verabschiedet, ihr Set-Up tighter gemacht und als Band auf den Sprung zum Live-Act am Sound getüftelt. »25 25« klingt auf der einen Seite wie die Vorgängerwerke, auf der anderen aber eben auch nicht. Bekannte Zutaten wie mysteriöse, trancige Vocal(-Samples) und Soundflächen, die gerade aus ihrer geringen Variabilität ihre Stärke gewinnen, sind geblieben. Doch die letztendliche Mixtur klingt deutlich verändert. Man könnte nun vermuten, dass das auch mit der neuen Live-Ambition zu tun haben könnte. »25 25« wirkt jedenfalls wie ein BewerbungsDemo für die Sorte von Festivals, die in den letzten fünf bis zehn Jahren aus dem Boden sprossen: Open Airs irgendwo zwischen Club, Bass, Avantgarde und Noise. Das ist natürlich nicht zu kritisieren, sondern tendenziell eine positive Entwicklung. Auffallen darf einem die klangliche Nähe zu aktuellen Trends aber auch. Also keine Überraschung , diese Platte, sondern recht altbekannt. Was der Klasse Factory Floors aber keinen Abbruch tun muss. Lars Fleischmann
Dinosaur Pile-Up Eleven Eleven So / Rough Trade
Mit »Eleven Eleven« setzen Dinosaur PileUp eine neue Jahresbestmarke in Sachen knorriger Noise-Rock. Da ist sie wieder, diese spröde knarzende, sich eckig windende Knorrigkeit, die guten Noise-Rock auszeichnet. Wie stählerne, sich langsam aufspleißende Trosse durchdringt dieses schroffe Schaben im Spannungsfeld zwischen Bass und Gitarre die Musik und legt eine Spur, die den Hörer wie auf bloßen Füßen über einen Schotterweg führt. Denn so wichtig clevere Arrangements und mitreißende Emphase in der rustikalen Gitarrenmusik auch sein mögen – ohne diese latent subkutane Rostigkeit bliebe selbst von so manchem Klassiker wenig mehr als ein Stückchen nettes Sing-Along-Songwriting. Dinosaur PileUp aus Leeds verstehen sich in dieser hohen Kunst der dezenten Verschmutzung, und so zeichnet sich auch ihr drittes Album durch eine nahezu perfekte Vermengung von Druck, Dreck und Drive aus. So schlicht die Musik zunächst auch wirken mag und so griffig sich nahezu jeder Refrain in das Langzeitgedächtnis schmiegt, so ausgeklügelt dosiert die Band diese Sammlung potenzieller Alternative-Hits mit einer fiebrigen Kaputtheit, die den smoothen Songs die nötige Portion Lodern verleiht. Die gelungenste Vereinigung von Schmerz, Schmelz und Schmutz seit Nirvana? So nahe der Vergleich stilistisch auch liegen mag, qualitativ sind Dinosaur Pile-Up noch nicht ganz da, wohin ihre glühendsten Fans sie sich wünschen. Sollte sich die Band jedoch weiterhin in solch konsequenter Weise entwickeln, kann man sie sich durchaus irgendwann als Thronfolger Kurt Cobains ausmalen. Bis dahin bleibt ein großartiges Album, das die härtesten Noise-Rocker mit den sentimentalsten Grunge-Veteranen im Pit zusammenbringt. Ein echtes Highlight in einem an Highlights alles andere als armen Jahr in Sachen Rock mit Seele und Faust in der Tasche. Ulf Imwiehe
trotz seiner selbstauferlegten stilistischen Beschränktheit ziemlich gut ist, darf auch eine clevere Bowie-Hommage (»Heroes«) mit loser Textinterpretation nicht fehlen. Klaas Tigchelaar
Glass Animals How To Be A Human Being Wolf Tone / Caroline / Universal
»Zaba«, das Debütalbum der Glass Animals, wurde 2014 zu einem wahrhaften Überraschungserfolg. Mit dem Nachfolger »How To Be A Human Being« könnte der Coup noch einmal gelingen. Wie ein Reporter hat Dave Bayley im vergangenen Jahr während der Tourneen seiner Band Glass Animals Gesprächsfetzen dokumentiert. Menschen, die er schon seit Jahren kennt, kamen dabei genauso zu Wort wie flüchtige Begegnungen. Aus den Audioschnipseln entwarf Bayley neue Charaktere, so, wie es Drehbuchautoren für gewöhnlich machen; Charaktere für jeden der elf Titel seines neuen Albums. Für ihre erste LP hatten sich Glass Animals noch an Literaturvorlagen gehalten (den Titel entlieh die Band der Kindergeschichte »The Zabajaba Jungle« von William Steig), nun schreiben sie mit »How To Be A Human Being« ihre ganz eigene Geschichte. Der Sound, der die einzelnen Episoden zusammenhält, ist dabei überaus eindeutig. Der Opener »Life Itself« offenbart bereits nach den ersten Sekunden den unverwechselbaren Glass-Animals-Stil: dunkel und funkelnd, lasziv und groovend. Die dunstigen Gesänge Bayleys schweben über einem minimalen Schlagzeug, verschrobenen Sound-Effekten und Synthie-Riffs. Soul und R’n’B durchdringen die elf Tracks genauso wie HipHop-Elemente und machen sie hochklassig und massentauglich zugleich. Nadja Neqqache
Family*5 Was zählt Tapete / Indigo
Peter Hein, der ewige Fehlfarben-Frontmann und Teilzeit-Literat, kommt unverhofft mit seiner zweiten alten Liebe um die Ecke. Nach zwölf Jahren Stille gibt es ein neues Family*5-Album, bei dem sich eine kritische Klassifizierung per se verbietet. Auf einen »Kultstatus«, Legendenbildung oder den bösen Zeitgeist wird in dieser Familie sowieso geschissen. Gravierender wiegt da die Tatsache, dass Peter Hein sich wohl mit keinem mehr messen muss. Weise Altersmilde, die sich auch auf Kompagnon und Gitarrist Xaõ Seffcheque, die restliche Band und nicht zuletzt auf Produzent Ekki Maas (Erdmöbel) übertragen lässt. Ein feines AlteHerren-Album ist »Was zählt« geworden, von Maas sanft verjüngt, ohne wirklich modisch zu klingen. Vergleiche mit Fehlfarben oder anderen alten Herren wie Element Of Crime sind da obsolet. Stattdessen wird in alter Weise mit Sarkasmus die Faust emporgestreckt: Gegen langatmige Gitarrensoli, Folklore-Betroffenheit und Craftbeer-Attitüde serviert die Band kleine Bläsersätze, gezügelte PunkHeroik und poetische, rastlose Hein-Texte, die sich wahlweise recht konkret und bissig der Sozialkritik widmen (»Draht«), oder barjazzignachdenklich dem letzten Drink entgegeneiern (»Kalt«). »Ich bin auch nur einer von den Typen, denen sie das Leben verbieten«, jault Hein die Generationskonflikte in »Granit« kurzerhand hinfort. Und weil es der Band wahrscheinlich egal ist, dass dieses Album
dabei weder sich noch seine Hörer. Der Trip klingt wie frühe Throbbing Gristle mit einer Prise Black Sabbath, etwas Stooges und ein wenig Autechre, dazu die tonnenschweren Riffs von Cure-Gitarrist Pearl Thompson und Verzerrung über nahezu allem: Bass, Beats, Vocals, sogar Sitar. Und Titel, die zum Beispiel »Maniac Depressant«, »Ole Man Sufferah«, »The Kill«, »When I Die«, »Devils« oder »Last Nightmare« lauten. Letzteres bleibt ihm zu wünschen. Uns bleibt auf jeden Fall ein Album mit »Musik zur Zeit«. Claudius Grigat
Thom Sonny Green High Anxiety Infectious / Coop / PIAS / Rough Trade
21 Songs, 21 Videos, 21 Stimmungen: Alt-Js Drummer offenbart mit einem vielschichtigen, aber nicht grade auf Konsum getrimmten Solodebüt eine neue Facette seines Könnens. Mit seiner Hauptband Alt-J eilt Thom Sonny Green von Erfolg zu Erfolg, mit seinem ersten Soloalbum fängt der Musiker nichtsdestotrotz mehr oder weniger bei Null an – auch wenn sein Startkapital monetär und in puncto Erfahrung etwas höher ausfallen dürfte als bei Frischlingen im Business. Jedenfalls scheint er bei seiner Band künstlerisch nicht vollkommen ausgelastet zu sein – das deutet zumindest sein Solodebüt »High Anxiety« an. Streng genommen ist es mehr eine Performance als ein konventionelles Album. Die 21 darauf enthaltenen Songs sind experimentelle Soundscapes und werden von 21 Visuals begleitet, die Stimmungen hervorheben und verdichten. Musikalisch paaren sich Drones, Clicks & Cuts und sphärische Synthie-Flächen mit Schlagzeug-Samples und Field Recordings. Die Stimmung wabert von hoffnungsvoll zu bedrohlich, von gespenstisch zu vertraut. Das Kopfkino läuft derweil auf Hochtouren. Es zeigt einen Film, der nur im Entfernten mit Alt-J zu tun hat. Und das ist auch gut so. Holger Wendt
Gonjasufi Callus Warp / Rough Trade
Gonjasufi hat sich für die düstere Seite entschieden: »Callus« enthält Tracks aus Schmerz, Verstörung, Dunkelheit und Verzweiflung. Sumach Ecks alias Gonjasufi hat mit »Callus« (zu deutsch Narbe) ein Album aufgenommen, das klingt, wie es aussieht: Golgatha bei Nacht. Der Flying-Lotus-Freund und Yogalehrer aus Las Vegas mit dem ausgeprägten Hang zum von Noise getriebenen Sound-Experiment lässt sich wie folgt zur aktuellen (politischen) Lage zitieren: »Many of us feel hopeless, all while racial & religious tensions are growing stronger«. Das scheint gar nicht so sehr aus der Luft gegriffen zu sein. Nur ein paar Ortsmarken aus den Nachrichten während der kurzen Zeit zwischen Bemusterung und Schreiben dieser Review: Orlando, Dallas, Baton Rouge, Nizza, Würzburg, München und die Küste vor dem Libanon, wo das gesunkene Flüchtlingsschiff mit 675 Leichen geborgen wurde. Gonjasufi weiter: »We have to put an end to this hate«. Er persönlich versucht dies mit einer Umarmung des Schmerzes, um durch die Qual hindurch zur anderen Seite zu gelangen. Und er schont
Gudrun Gut Vogelmixe Run United / H’Art / VÖ 02.09.16
Es gibt Vögel, die Handy-Klingeltöne imitieren. Deshalb ist die Idee, Vogelgesänge zu remixen nur folgerichtig. Dem widmet sich die Elektronik-Pionierin Gudrun Gut auf vielfältige, versponnene Weise. In Zeiten, in denen nationale Identität zum Sprengstoff wird, erinnert Gudrun Gut daran, dass nicht nur fremde Vögel nach Deutschland migrieren und hier heimisch werden, sondern auch Heimatlieder einwandern können. Musik zieht schließlich stets mit, wenn man seine Heimat verlässt und sich woanders niederlässt. In 60 Minuten hört man so Spuren aus der Türkei, Kamerun, Marokko, Kroatien, Kuba, Portugal, Bulgarien oder auch Transsilvanien: Hier lebt immer noch eine kleine Gruppe deutschsprachiger Menschen mit ihrem eigenen Dialekt. Zu hören etwa in dem Volkslied »Ein kleines Wildvögelein«, das sich zu einem heimlichen Protestsong entpuppte. Denn die Zeile »Ich bin ein kleiner
HEIMSPIEL MIT KRISTOF BEUTHNER
Ein bunter Musikmonat: Von SongwriterPunk über Tele-Funk, Gaga-Glam und Shoegaze bis zum Indie-Geschichtsbuch ist alles dabei. Und zum Schluss singt ein Chor.
Zu einer wahren Herzensangelegenheit könnten Café 612 werden, deren weitgehend spärlich akustisch instrumentiertes Debüt »Von Katzen und Mäusen« (Omaha) nicht nur durch die Label-Heimat eine Nähe zu Gisbert zu Knyphausen aufweist. Dessen schmerzlich wahrhaftige Lebensbetrachtungen fehlen seit Jahren so sehr, aber gleich der Opener »Komme wieder« gleicht einer tröstend streichelnden Hand, die mindestens die Wartezeit auf ein neues Gisbert-Album verkürzt, aber eher mehr ist. So wundervoll innig texten derzeit nur sehr wenige. Apropos Gisbert und Melancholie, da war doch mal was: »Auf Wiedersehen, Melancholie, die Zeit mit dir vergess’ ich nie« reimt auch Sebastian Block auf seinem neuen Album »Der Mond ist Schuld« (Januar) – das hat aber alles nur wenig mit Gisbert zu Knyphausen zu tun. Das hier ist ein sehr poppiges, aber durchaus freundlich und funky funkelndes Album, in dessen besten Momenten man an die frühen Tele denkt. Das ist ja auch so eine schmerzhaft vermisste Band, an die man sehr gerne erinnert wird. Zu den wirklich guten Songwritern dieses Landes gehört Tilman Benning alias Tigeryouth, dessen Songs auf seinem zweiten Album »Tigeryouth« (Zeitstrafe) durch illustre Gäste (unter anderem von Captain Planet und Hass auf alles) verstärkt werden und dadurch noch an Intensität gewinnen. Die rauen, wütenden, wahren Worte Bennings reißen noch größere Löcher, wenn er sie nicht alleine singt. Und durch den fehlenden Fokus auf das ganz große Instrumentarium (die Akustikgitarre in zentraler Rolle) sind vor allem sie da, tun weh und lassen einen dunklen Fleck zurück. Toll. Das Debüt von Storno heißt »Wellness« (Salon Alter Hammer) und ist alles andere als selbige. Das krachend zackige Erbe von 1990er-Punkund Indie-Rock-Heroen klingt nicht von ungefähr durch, schließlich besteht die Band aus Mitgliedern von Telemark, Knarf Rellöm und den Flowerpornoes. Eine dreckige, dringliche Punk-Attitüde trifft auf mächtige Riffs und New-Wave-Strukturen, dazu wird par excellence ins Mikrofon gebellt. Das ist über die Maßen stilvoll, schön und schmerzhaft direkt. Apropos Telemark: Die Duisburger haben ebenfalls ein neues Album am Start. Das gute Stück heißt »Input/Out« (Salon Alter Hammer) und muss sich in punkto Dringlichkeit ebenfalls vor niemandem verstecken. Hier treffen dunkle Postpunk-Phrasen auf düstere Bassläufe und knallige Wave-Synthies; der Ton ist resignativ und entgeistert. Telemark kennen ihr Erbe und auch das, was sie selbst verwalten, und doch sind die Songs auf »Input/Out« in ihrer ätzend zwingenden Giftigkeit ein neuer Schaffenshöhepunkt.
Warum es so lange gedauert hat, bis eine Band sich Einhorn nennt, versteht kein Mensch. Nun ist eine da, ihr Debüt heißt »Galactica« (Las Vegas), und sie kommt aus Österreich, dem Land der Wandas und Bilderbuchs, also derzeit ein guter Exporteur. Einhorn hat mit den beiden genannten nichts gemein, spielt zwischen Glam- und Synthie-Pop mit viel Gaga-Koketterie und Charme in der Liga von Acts wie Klaus Johann Grobe: Bands, die ihr Handwerk beherrschen, die man zwar nicht ernst zu nehmen braucht, mit denen man aber eine Menge Spaß hat. Auch Vague kommen aus Österreich und beherrschen ihr Handwerk, haben aber noch weniger mit Wanda und Bilderbuch zu tun als Einhorn. Auf »In The Meantime« (Siluh) sind Shoegaze und Postpunk Phase. Davon gibt es hier eine eher zurückhaltende, leicht psychedelische Version, die schillert und mit herrlich verhallten Melodien wirklich zu begeistern weiß. Ohne übertrieben große Geste ist das mal eine Post-Punk-Platte, die völlig ohne Editors-Vergleich auskommt. Wesentlich konsequenter gehen die Schweizer L’Arbre Bizarre zu Werke. Auf ihrem Debüt »Bokeh« (Sonic Gaze) spielt die Band einen überaus düsteren noisy Post-Punk, der keine Gefangenen macht und alles will außer Sonnenlicht zwischen den tonnenschweren Bassläufen und dunklen Gitarrenriffs. Immer wieder zerreißen L’Arbre Bizarre ihre Klangstrukturen und werfen uns Hörer von einer resignativen Gefühlslage in die nächste. »Bokeh« zu lauschen ist nicht angenehm, aber fraglos sehr intensiv. Einen Streifzug durch die Historie des IndieRock unternehmen Fuck Yeah aus München auf ihrem gleichnamigen Debüt (My Redemption). Das geht zurück bis in die 1960er zu den Garagenbands, spaziert am 1970er-Glamrock vorbei, nimmt den noisy Underground der 1980er mit, landet beim Grunge aus den 1990ern und gibt der britischen Class of 2005 einen lässigen Handshake. Das Schöne ist, dass sich die Band mit dem allessagenden Namen bei so viel Referenz nie verzettelt, sondern stets so wirkt, als wäre sie wirklich in jedem dieser Jahrzehnte zu Hause. Kommen wir zum Schluss noch mal zu etwas völlig anderem. Das tolle Berliner Label Neue Meister bringt uns seit Anfang des Jahres wundervolle Varianten neoklassischer Musik nahe. Nach Klavierplatten von Federico Albanese und Stadt-Elektronik von Johannes Motschmann verbindet Sven Helbigs »I Eat The Sun And Drink The Rain« (Neue Meister) nun klassischen Chorgesang mit elektronisch-elegischen Ambient-Flächen. Ein tolles, spannendes und sehr stimmungsvolles Experiment; definitiv anders, definitiv hörenswert.
NEUES ALBUM CD, DELUXE CD, LP, LP & 7“
LIVE: 24.09. HAMBURG REEPERBAHNFESTIVAL 16.10. KÖLN LUXOR 20.10. BERLIN KESSELHAUS
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#Review wilder Vogel und niemand kann mich zu etwas zwingen« zeigt auf schlichte und doch eindrückliche Weise, was wir alle sein können, wenn wir nur unsere Flügel ausbreiten und Freiheit einfordern: Wanderer durch die Welt ohne die Grenzen der Regime. Hat man sich durch die volkstümlichen Vogellieder gehört und schiebt dann die Remix-CD mit den Neuinterpretationen von Gudrun Gut ein, ist man sofort fasziniert von der sensiblen und schönen Überarbeitung: Wie ein freier Vogel pickt sie einzelne Elemente auf und verspinnt ihre elektronischen Fäden zu einem Nest, in dem man fortan hausen möchte. Denn Zeilen wie »Welch ein Singen, Musizieren, Pfeifen, Zwitschern, Tirilieren« sind einfach ein warmes und gleichzeitig anregendes Heimatgut, das heute mehr denn je eine Entdeckung wert ist. Kerstin Kratochwill
Half Girl All Tomorrow’s Monsters Siluh / Cargo / VÖ 09.09.16
Monster, Musik, Fankultur, Frauenbefreiung. Das sind, sehr verknappt, die Eckpfeiler, zwischen denen Berlins »AllGirl-Supergroup« ihr schrammeliges Debütalbum aufgespannt hat. Jenseits aller Lobhudeleien, von denen die überschwängliche Bandinfo so einige versammelt hat, sind es vor allem die Querverweise zu Garagenrock, Doo-Wop-Gesängen und Surfgitarren-Ekstase, die den Sound Half Girls recht nüchtern zusammenfassen. Wer
sich für diese Skills entscheidet, will sicher keinen Innovationspreis gewinnen, sondern ungekünstelten Spaß haben. Vielleicht ist es auch der Versuch, angesammelten Ballast abzuwerfen, schließlich spielen oder spielten alle Protagonistinnen noch in anderen Bands (Mutter, Britta, Luise Pop, Die Heiterkeit und Mondo Fumatore). Monsterlich wird es klanglich leider eher selten, meist überwiegt eine spontane Mischung aus Dilettantismus und Niedlichkeit, Texte erklingen wahlweise auf Englisch oder Deutsch. Gut vorstellbar, dass Half Girl damit live einen rauschend schwungvollen Abend bescheren können, aus der Konserve wirkt »All Tomorrow’s Monsters« aber über weite Strecken relativ uninspiriert und vorhersehbar. Zumal die auserwählte Stilverschmelzung schon von zahlreichen Bands (The Raincoats, Wild Flag) deutlich packender und zielstrebiger dargeboten wurde. Klaas Tigchelaar
Lisa Hannigan At Swim PIAS / Rough Trade
Einst paddelte Lisa Hannigan als VocalUnterstützung im Schlepptau von Damien Rice herum. Inzwischen hat sich die irische Singer/Songwriterin frei geschwommen und hängt ihren Ex-Partner ab. Es scheint, als habe Lisa Hannigan den Bruch mit ihrem Freund und Bandleader im Jahr 2007 besser verwunden als dieser. Nachträglich äußerte Rice Reue, und auch
sein überladenes 2014er-Album klang stellenweise wie ein Brief an die Verflossene. Die ist inzwischen in einer neuen Beziehung und liefert – nach kreativen Anlaufschwierigkeiten – nun ihr drittes Solo-Werk ab, das in Zusammenarbeit mit The-National-Gitarrist Aaron Dessner in einer ehemaligen Kirche aufgenommen wurde und in Sachen Abwechslung und Arrangements mehr überzeugt als zuletzt Kollege Rice. Klar, auch bei Hannigan ist melancholischer Wohlklang Programm. Und so engelsgleich die Mittdreißigerin auch singen mag, Stücke wie das spirituelle »Anahorish« oder die Pianoballade »Prayer For The Dying« kommen allzu betulich daher. Aber dann sind da auch der hypnotische Sog von »Lo«, der gespenstisch anmutende Walzer »Tender« und das Schlussstück »Barton«, in dessen feierlicher Stimmung ein pluckernder Beat und eine angezerrte E-Gitarre angenehme Kontrapunkte setzen. Die würden auch einem Damien Rice gut zu Gesicht stehen. Nina Gierth
Hieroglyphic Being The Disco’s Of Imhotep Technicolour / Rough Trade
Jamal Moss bleibt widerborstig und experimentierfreudig und pirscht sich dennoch ohne unangenehme Zugeständnisse langsam an größere Dancefloors heran. Mit »The Disco’s Of Imhotep« liefert der Produzent Jamal Moss aus Chicago ein für seine Verhältnisse richtig zugängliches
Album ab. Das war nicht immer so: Für das vor neun Monaten erschienene Drone-Album »We Are Not The First« etwa improvisierte er zusammen mit Marshall Allen (Sun Ra Arkestra), Greg Fox (Liturgy) und der Sängerin Shelley Hirsch; seine (Solo-)Alben als Sun God oder Africans With Mainframes bewegen sich stilistisch irgendwo zwischen House, Electro, Techno, Noise und Cyberjazz. Experimentierfreudig ist seine Musik auch jetzt, rhythmisch manchmal ungewöhnlich und spannend gewöhnungsbedürftig, dabei aber zwingend tanzbar und dennoch in seiner Rauheit immer noch angenehm weit entfernt vom Tanz-Mainstream. Glasklar perlende Synthesizer treffen auf Jungle-Rhythmen, angezerrte Lo-Fi-Beats auf eine quietschende Funk-Orgel, Trance-Sounds, hymnische Melodien und harsch ballernde IndustrialBeats, scharfkantig kreischende Sounds und mächtige Distortion-Bässe. Und manchmal reicht sogar eine stumpf holzende Kickdrum samt Stimmendurcheinander für einen von Moss’ spannenden Tracks. Andreas Brüning
Hotel Schneider Zurück in den Ring Chateau Lala / Broken Silence / VÖ 09.09.16
Soul auf Deutsch? Kannste vergessen, wie die Einheitsbrei-Charts und schmerzfreie Coverbands täglich belegen. Deswegen macht Dennis Schneider (Ex-Muff-Potter) auch »Angry Soul« und zwinkert dabei.
WICHTIGE ALBEN DEUTSCHER POPGESCHICHTE LIVE
10.12. FEHLFARBEN 12.12. THE NOTWIST DIE GOLDENEN 13.12. ZITRONEN 14.12. MICHAEL ROTHER 15.12. TORCH 16.12. MUTTER 17.12. ASD M O N A RC H I E U N D A L LTAG
10.09.2016 11.10.2016 13.10.2016 14.10.2016 29.10.2016 17.11.2016 18.11.2016 19.11.2016 10.12.2016 10.03.2017
The Bosshoss ausverkaufT Wickie – Das familienmusical luke mockriDge ausverkaufT oTTo PePe lienharD Big BanD BaP revolverhelD ausverkaufT JeThro Tull Billy TalenT ausverkaufT Beginner
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NEON GOLDEN
LENIN
FLAMMENDE HERZEN
B L AU E R SA M T
H AU P TSAC H E M U S I K
W E R H ÄT T E DA S G E DAC H T ?
ZAKK / DÜSSELDORF
L I E B L I N G S P L AT T E - F E S T I VA L . D E
IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK
Spricht was dagegen, auch mal die musikalischen Vorreiter zu ehren? Nein! Mehrere der Kandidaten des Monats nehmen sich dieser Aufgabe mit frischen Neubearbeitungen an.
Selbst diejenigen, die um Jazz- und 1970er-Rock sonst einen großen Bogen schlagen, könnten sich potenziell in »Aimless Mary« (BJK) der Norweger Needlepoint verlieben. Das liegt an ihren furiosen Arrangements und dem versierten, manchmal in den Folk übertretenden Songwriting, aber auch an der warm akzentuierenden Produktion dieser skandinavischen Könner, von denen der Weg zu Motorpsycho natürlich wieder nicht weit ist. Mit Sicherheit eine erfreuliche Überraschung für alle, die sie bis zu dieser dritten LP nicht kannten – und das dürften die meisten sein. Bevor Touché Amoré später im September ihr neues Album veröffentlichen, kann man sich die Zeit bestens mit den Departures vertreiben. Denn die Briten deklinieren auf ihrem dritten Album »Death Touches Us, From The Moment We Begin To Live« (Holy Roar) die düstere Romantik und all die Dynamiken und Dringlichkeiten durch, die zeitgenössischen emotionalen Postcore für die meisten so unwiderstehlich machen. Klingt nach Reißbrett, sagst du? Da mag was dran sein, aber im Songwriting und Shouting des Sängers stecken unbestreitbare Klasse. Man beachte auch das tolle Covermotiv. Aber zurück in unser Kerngeschäft: Die Band Kanipchen-Fit in den Untiefen des niederländischen Indie-Undergrounds aufzutun, ist trotz des merkwürdigen Namens sicher keine leichte Aufgabe. Hat man das aber erstmal geschafft, wird man mit »Unfit For These Times Forever« (Makkum) belohnt, einem Album, das alte, schrammelige, widerständige Indie-Pfründe auf angenehme Weise neu belebt. Das erinnert in seinem Habitus mal an The Ex oder Chumbawamba, musikalisch eher an The Fall und in melodischen Momenten gar an Sebadoh. Auf jeden Fall hört man so eine entspannend liebenswerte Unfertigkeit heute viel zu selten. Ganz arglos und naiv schütteln die Empty Houses aus Detroit auf »Daydream« (Sargent House) Pop-Perlen von schlichter Schönheit und in bester Tradition von Big Star oder den B-52s aus ihren Ärmeln. Die zehn Songs erinnern schnell an die 1980er, zünden aber umstandslos und wecken die Emotionen, die man schön stumpf »gute Laune« nennt – auch wenn die Texte mal in eine melancholischere Richtung weisen. Wer sich nach den frühen, ungestümen Zeiten sehnt, in denen Bands wie Interpol oder Editors ihre ersten Alben veröffentlichten, kann mit von »Melatonin Spree« (Kshantu) von den Bantam Lyons ein anregendes Déjà-vu bekommen. Kaum zu glauben, wie formvollendet diese jungen Franzosen die aufwühlende Hitze dieses Stils beleben. Noch unglaublicher, dass noch keines der großen Indie-Labels sie entdeckt und unter Vertrag genommen hat. Liegt’s an der Herkunft? Ansonsten dürfte das nur eine Frage der Zeit sein.
Ein derart irritierend hässliches Cover wie das von »Cities & Schools« (File 13) wird völlig bedeutungslos, wenn man so einschmeichelnde Indie-Pop-Songs hat wie Jon Lindsay. Songwriting und ein Händchen für funktional unterstützende Arrangements sind hier alles, was zählt, glücklich macht und manchmal sogar an die Posies oder Weezer in ihren besten Zeiten erinnert. Wenn das nicht ganz reicht: Einfach mit geschlossenen Augen anhören. Diejenigen, die immer noch treu und verbissen an der Klasse der Lo-Fi-Miniaturen eines Calvin Johnson und seines Labels K Records festhalten, können ihren Griff jetzt ein wenig lösen. Denn der aus Australien stammende Weltenbummler David West gibt sich auf seinem ersten Album nach einem Kassetten-Release aus dem vergangenen Jahr jeder nur erdenklichen stilistischen und klanglichen Schrulle hin und verpackt sie in dennoch hinreißend dreckige, sanft groovende Lo-Fi-Songs. »Peace Or Love« (Tough Love) besitzt eine Sinnlichkeit, die man sich erst erkämpfen muss, bevor man sie nie wieder missen will. Es scheint eine gute Jahreszeit für verspielten Lo-Fi-Indie aus Australien zu sein, denn in eben diesem Umfeld tummelt sich auch eine Band mit dem schlichten Namen Terry. Ihr nicht weniger schlicht betiteltes Album »Terry HQ« (Upset The Rhythm) franst an den Rändern des Genres zwar nicht ganz so arg aus wie David West, in ihren öfter an sonnigere Moldy Peaches erinnernden Songs regiert aber trotzdem Ziellosigkeit und Überschwang. Mal entwickeln sie eine süße Melancholie, mal sind sie witzig, immer aber auf eine wie beiläufig schrammelnde Weise unterhaltsam. Den Bon-Iver-Gedächtnispreis für das lieblichste Indie-Folk-Album räumen diesen Monat Darlingside aus Cambridge mit »Birds Say« (More Doug) ab. Watteweiche Gesangsharmonien fast wie von den Housemartins. Geige, Banjo und sehnsüchtige Songs über die Ferne – alles dabei. Aber alles prägnant ausgestaltet und von einer Güte, dank derer man die Band auch unter Dutzenden wiedererkennen kann. Die Last der folgenschweren Postrock-Tradition ihrer Heimatstadt Chicago scheint auf den Schultern von Health & Beauty nicht viel mehr zu wiegen als ein Federchen. Kein Wunder, schließlich ist die Band schon seit mehreren Jahren aktiv. Auf ihrem bereits sechsten Album »No Scare« (Wichita) ehren sie das prägende Genre Windy Citys mit melodischen Reminiszenzen an The Sea And Cake und experimentellen an Tortoise, aber auch mit Blues und Improvisation. Kaum zu glauben, dass eine Band mit diesen instrumentalen Fähigkeiten so lange unentdeckt blieb – die bisherigen Veröffentlichungen erschienen nur in Kleinstzusammenhängen.
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#Review Wie viele Musiker (und Produzenten) haben bereits versucht, authentische Soulmusik aus Deutschland in die Welt zu schicken, mit englischen oder deutschen Texten? Und beinahe alle sind daran gescheitert, sind an Klischees hängengeblieben oder haben keine Seele gefunden. Dennis Schneider, ehemals Gitarrist und zweite Stimme bei Muff Potter, wachte irgendwann auf einer Party auf, die musikalisch von Curtis Mayfield, The Temptations, Barry White und Nina Simone versorgt worden war, und dachte: Das ist es! Glücklicherweise hat er den Soul auf ganz eigene Art interpretiert, als leicht ruppigen, stets tanzbaren, deutschsprachigen IndiePop, bei dem er sich ernsthaft berührt die Seele aus dem Leib greint und eine weiße Stratocaster-Gitarre schwingt. Gute Texte in bester Muff-Potter-Tradition bilden ein Bindeglied zu seiner ehemaligen Band, die auch nie wirklich unter Punk lief, obwohl sie in dieser Schublade lag. Songs wie »Transformer« oder »War das schon alles« rütteln am Selbstverständnis deutschsprachiger Popmusik, letzteres mit einer direkten Ansage, die spätestens beim Chorgesang mitreißt. Stellenweise hätte man sich vielleicht noch ein bisschen mehr rotzige Spontaneität gewünscht, aber jenseits der Soul-Debatte ist dies eine der wirklich guten deutschen PopPlatten des Jahres, die in Detroit trotzdem nie jemand hören wird. Klaas Tigchelaar
The Hunna 100 Warner
Im verregneten August dieser Tage weht sommerlicher und seichter Indie-Rock aus Hertfordshire über den Ärmelkanal herüber. The Hunna singen von einem Feuer – dem Inbegriff abendlicher oder auch romantischer Betätigungen. Im Video zu dem gleichnamigen Song sind junge, hübsche Menschen zu sehen, die für ihr Alter viel zu stark tätowiert sind, wahlweise Beer Pong spielen oder ausgelassen umherspringend die zugegebenermaßen schnelle, härtere und melodische, letztlich aber doch konventionelle Spielart
eines flauen Indie-Rock zelebrieren, den Circa Waves oder Coasts zuletzt wesentlich spielfreudiger und vollmundiger umsetzten. »100« klingt wie der obligatorische Soundtrack für den nächsten Einkauf bei Urban Outfitters oder die sonntägliche Fahrt auf dem Longboard durch den Grüngürtel. Von der Musik dieses Debütalbums wie dem Feuer werden am nächsten Morgen nur noch die Glut eines Amüsements, in jedem Fall aber ein dicker Kopf und die ernüchterte Einsicht übrigbleiben, dass man seine Zeit durchaus besser hätte investieren können. Menachim Zwartmann
Ira Atari Moment Audiolith / Broken Silence
Ein Album für den »Moment«, in dem man in die herbstliche Sonne blinzelt und denkt: Kann ich den Sommer nicht noch ein wenig festhalten? Die Songs des sympathischen Duos, das Pop und Electro miteinander vermählt, pendeln zwischen Leichtigkeit und Melancholie. Sängerin Ira und Schlagzeuger Bernhard sind Ira Atari. Gemeinsam erforschen sie die verschiedenen Schattierungen von Gefühlen: Von himmelhoch jauchzenden Popperlen bis zu zu Tode betrübten Liebesliedern durchschreiten sie musikalisch alle Felder der Emotionen. Sie übersetzen dies mal mit analogen, mal digitalen Mitteln und klingen dabei hier kindlich unschuldig und dort erwachsen und cool. Acts wie La Roux und Lykke Li haben diese Art von kühlem, lässigem Synthie-Pop sicherlich schon früher zelebriert, doch Ira Atari ergänzen ihren eigenen, bestechenden Charme. Die in Soul, Electro und IndiePop getränkten Lieder funkeln, schwimmen und glänzen im schimmernden Poolwasser, das Ira Atari nur ein wenig aufwühlen: Es bleibt meist eine glatte Oberfläche, die mit der Zeit ein wenig träge macht. Manchmal hätte dem ästhetisch perfekten Album eine mutige Arschbombe in den Synthie-Pool gut getan und den Hörer extrem erfrischt. So bleibt es größtenteils beim Dösen und Genießen in der Sonne. Kerstin Kratochwill
Vielleicht ist es das auch schon gewesen, was man als Massenrock-Band an Subversion anbieten kann. Christian Steinbrink
Jennifer Rostock Genau in diesem Ton Four / Sony / VÖ 09.09.16
Wer sind diese Jennifer Rostock? Das profane oder das politische Gewissen des deutschen Rock? »Genau in diesem Ton« findet einen Mittelweg zwischen beiden Antworten. Jennifer Rostock haben sich in den letzten Monaten einige Male politisch und sozialkritisch so genau richtig positioniert, dass man sich fragte, ob man die Band vielleicht völlig zu unrecht als Rockfestival-Chaoten der schlichten Effekte abgestempelt hatte. Gerade Sängerin Jennifer Weist taugt mittlerweile als feministisches, antirassistisches Role-Model, und das in einer in ihrem Druck nicht zu unterschätzenden öffentlichen Rolle mitten im Mainstream. Da kommt das neue, fünfte Album als inhaltlicher Abgleich gerade recht. Und tatsächlich sind da einige Songs, die in ihrer Ambition zu Klartext beeindrucken: »Neider machen Leute« etwa ist eine auf Songtext-Länge verknappte, dementsprechend pointierte, aber auch umfassende Reflexion der Widersprüche und Potenziale des eigenen Lebens als von Feinden und vermeintlichen Freunden sexualisierter Popstar. »Hengstin« erweitert das Thema um Rap, einen simplifizierten Missy-Elliott-Beat und amtliche Doppelreime. Und es wäre zu wünschen, dass sich ein so deutlich gegen Fremdenfeindlichkeit geschriebenes Stück wie »Nicht von hier« bei der Masse durchsetzt. Aber natürlich haben Jennifer Rostock ihren penetranten Rock-Gestus deswegen nicht hinten rüber fallen lassen. Schon der Einstieg mit den Singles »Uns gehört die Nacht« und »Irgendwas ist immer« bringt jede Festivalmeute zum springen und wiederkäut die alten, vielleicht auch ewig jungen Themen vom wir gegen euch, dem wahren gegen das falsche Leben, Authentizität gegen Fake und den schönen Erinnerungen, als wir noch jung waren: Viel Platz, damit Weist ihre Nina-Hagen-Qualitäten vorführen kann. Die Band hat es geschafft, ihre Botschaften deutlich zu machen, aber eben auch, sie so gut zu verpacken, dass sie keinen Fan abschrecken.
Khompa The Shape Of Drums To Come Monotreme / Cargo / VÖ 02.09.16
Fäuste in die Luft: Der Postrock-Drummer Davide Compagnoni und die totale Selbstverwirklichung am Schlagzeug. Zugegeben, das klingt jetzt erstmal nur bedingt aufregend für all jene, die nicht »Drums & Percussion« oder »Sticks« im Abo haben: Davide Compagnoni, normalerweise an der sogenannten Schießbude bei der experimentellen Postrock-Metal-Band Stearica, hat ein Soloalbum gemacht, auf dem er mittels eines eigens entwickelten Step-Sequenzers nicht nur alles, sondern alles an den Drums selbst einspielt. Die Drums, die Gitarren-, die Synthie-, die Bassflächen. Natürlich weht da auch ein nicht von der Hand zu weisender Hauch Muckerprahlerei mit, aber eben auch eine Menge Punkrock und Noise, nicht umsonst ist der Titel eine Referenz an Refuseds »The Shape Of Punk To Come«. Manchmal fühlt man sich an Health aus ihrer frühen Phase erinnert, »Religion« könnte auch von Refused selbst stammen, auch die Labelkollegen von This Will Destroy You winken manchmal herüber. Eine Art Gesang in Form von japanischen Gastvocals von Taigen Kawabe (Bo Ningen) gibt es nur bei »Upside-down World«, man vermisst ihn sonst aber auch nicht. Die Fäuste kann man schließlich auch ohne Texte in die Luft recken. Christian Steigels
BEGINNER 10.09.2016 ARENA OBERHAUSEN
ADVANCED CHEMISTRY TOUR 2017 20.03.2017 LANXESS ARENA KÖLN 24.03.2017 MITSUBISHI HALLE DÜSSELDORF
02.11.2016 MITSUBISHI HALLE DÜSSELDORF 21.11.2016 MÜNSTERLANDHALLE MÜNSTER
31.10.2016 LICHTBURG ESSEN
22.07.2017 SPARKASSENPARK MG
2./3.12.2016 SPARKASSENPARK MG
TICKETS UNTER: SPARKASSENPARK.DE & WESTTICKET.DE
#Review
Japanese Breakfast Psychopomp Dead Oceans / Cargo
Auf Michelle Zauners persönlichem Debütalbum als Japanese Breakfast praktiziert sie Trauerbewältigung zwischen Moll und Dur. Dem gemeinen DIY/Dream-Pop/GarageKosmos hapert es nicht unbedingt an Melodien, wohl aber an guten Geschichten. Zwischen Verliebtheit, Herzschmerz und Drogenrausch geht es doch mitunter recht belanglos zu. Mangelnde Authentizität kann man Michelle Zauner alias Japanese Breakfast nicht vorwerfen: Auf ihrem Soloalbum thematisiert die Little-Big-League-Sängerin den Tod ihrer Mutter, die links auf dem Plattencover zu sehen ist. Während der Albumtitel »Psychopomp« noch auf den Zwischenzustand, der zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein liegt, hinweist, klingt das Album musikalisch nach einer Mischung aus Sommer-Roadtrip und bitterem Verarbeitungsprozess. Schon der Opener »In Heaven« mixt Zeilen voll Trauer wie »The dog’s confused she’s sniffing at your empty room« mit einem harmonischen Zusammenspiel aus Violine und Gitarre. Die Magie von »Psychopomp« liegt genau in dem Zusammenspiel aus zartelektronischem Retro-Dream-Pop und dem bitteren Inhalt. Michelle Zauner baut unter dem immens intimen Thema einen Klangteppich auf, der den Zuhörer förmlich auf eine Reise zu Verlust und Bewältigung mitreißt. Dieser Klangteppich findet auf »Everybody Wants To Love You« seinen Höhepunkt: Mit einer Mischung aus unheimlicher Trauer und der Kraft des Positivismus steht der Song wohl symbolisch für das wunderbar gehaltvolle »Psychopomp«. Louisa Zimmer
gekonnte Arrangements und drei Stimmen voller Glanz und harmonischer Klasse. Drei Schwestern, die zusammen Musik machen? Bei den meisten wird wohl sogleich der Name Haim in der Gedächtniskartei nach vorne gesteckt. Und auch, wenn man eigentlich über Joseph spricht, liegt man da gar nicht so falsch. Joseph sind Natalie, Meegan und Allison Closner aus Portland und klingen ungefähr so, als stammten Haim nicht aus Los Angeles, sondern aus Idaho. Das mag zunächst wenig ansprechend klingen, hat aber durchaus seinen Reiz: antriebstarker Country-Blues-Pop, versetzt mit blütenzarten Balladen. Auch lyrisch sind Joseph und Haim Fasern eines Fadens: erwachsen werden, Beziehungen, allerlei Gefühl. Um über die Marke des nur gut gemachten Popsongs hinauszuschießen, fehlt Joseph noch das berüchtigte gewisse Etwas, aber eines fällt sogleich auf: die absolut unfair hohe Klasse des Gesangs einer jeden der Schwestern und ein bemerkenswertes Gespür für makellose Mehrstimmigkeit – von beidem machen die drei schamlos Gebrauch. Zwischen Nettigkeiten voller »Ooooh«s, Schnipsen und Off-BeatRefrains lauert in einem relativ klassischen Country-Instrumenten-Pool der eine oder andere Moment für wahlweise anerkennendes Nicken oder Gänsehaut. Drei hervorragende Stimmen verfließen zu einem eindringlichen, emotionalen Apparat, der unverwandt über jedes Schaudern des Zuhörers hinweg funktionieren und selbigen ins Mark treffen wird. Kira Schneider
Fidel Bastro / Broken Silence
ATO / PIAS / Rough Trade
Das Debüt der Schwesternband Joseph namens »I’m Alone, No You’re Not« birgt
besessen, kollaboriert mit Künstlern wie Jon Hopkins und Michael Johnston, um nebenbei dann auch gänzlich eigenes Material auf den Markt zu bringen. Vor dem Hintergrund, das die Alben des Schotten komplexe Klangtempel sind und keine hingeschluderten Lo-FiEruptionen, ist diese Form des Arbeitsethos gleich noch respektabler. Die neue Solo-Platte »Astronaut Meets Appleman« ermöglicht abermals ein Eintreten in die ganz eigene, musikalische Welt des knapp 50-Jährigen, die sich vielleicht am ehesten als Kammer-Rock klassifizieren lässt. Groß angelegte Orchesterpassagen treffen auf akustische Gitarren, und über den entstehenden Wohlklang legt sich die ungemein sanfte Stimme des Musikers. Diesmal kommen vor allem seine keltischen Wurzeln gut durch (in mehreren Stücken sind Dudelsäcke zu hören), und eine dezente Hinwendung zum kompakten Pop (»Wake Up To This«) ist ebenfalls spürbar. An der grundsätzlichen Ausrichtung hat sich allerdings wenig geändert – und das ist genau richtig so. Kai Wichelmann
La Femme Mystere Disque Pointu / VÖ 02.09.16
Kiesgroup Eulen und Meerkatzen
Joseph I’m Alone, No You’re Not
Pflichtthema an Schulen sein sollte, kann ich als Kölner meine Aversion gegen die schönere, coolere Stadt 30 km weiter den Rhein hinauf abmildern. Auf der neuen LP »Eulen und Meerkatzen« übertreffen sich die Jungs um den Songwriter Andreas van der Wingen mal wieder selbst. Man findet hier noch uncoolere und noch bessere Perlen des deutschsprachigen Pop: Gelogen unpolitische, nur scheinbar unpunkige, möchtegernhochliterarische, dialektisch-materialistische Darstellungen der Realitäten der Berliner Republik. Deutschland, wie es nun mal ist: Biedermeier und muffig. So wie Till Eulenspiegel in der Geschichte um die Eulen und die Meerkatzen verkaufen Kiesgroup eine höhere Wahrheit und uns natürlich gleichzeitig für dumm. Ihr musikalisches Gerüst sind durch die Mangel gedrehte ChansonSchlagerstrukturen, vermengt mit Bass, DIYSounds und Synthesizer-Melancholie. Vielleicht ist das nun der große Wurf, der dieser Band schon so lange zusteht. Wahrscheinlich aber nicht. Denn es warten an jeder Ecke dumme, missgünstige Bäcker, die den wahren Wert erst nicht erkennen und dann auch noch sauer werden. Kiesgroup erinnern daran, dass wir häufiger mal bei Eulenspiegel reingucken sollten, um diese Gesellschaft zu verstehen. Anscheinend hat sich wenig geändert in deutschen Landen. Lars Fleischmann
Kann diese Düsseldorfer nun endlich jemand entdecken, zu Stars machen und ihnen drei Echos und fünf Grammys schenken? Wohl jeder hat so eine Band, die man einfach nur verehrt, aber gar nicht wirklich greifen kann. Kiesgroup sind so eine Band – zumindest für mich. Seit dem Album »Das Leben als Umweg zwischen Nichts und Nichts«, das alleine wegen seines Titels
CASEY
„Hillcoat bietet feinstes, also derbstes Action-Kino.
AFFLECK
King Creosote Astronaut Meets Appleman Domino / GoodToGo / VÖ 02.09.16
Ausladender Kammer-Rock und sanfte Töne: King Creosote wird immer mehr zur Institution. »The Hardest Working Man in Show Business« sagte man einst über James Brown. In Zeiten, wo die Zyklen für Albumveröffentlichungen tendenziell länger geworden sind, ist Kenneth Anderson alias King Creosote eine Ausnahmeerscheinung - und er führt zumindest arbeitsphilosophisch das Erbe des Soul-Musikers weiter. Er veröffentlicht nahezu
CHIWETEL
EJIOFOR
ANTHONY
MACKIE
AARON
La Femme sind wahrhaftig ein Mysterium. Immer dann, wenn man glaubt, die Band aus Paris verstanden zu haben, überrascht sie ihre Fans neu. Wir fassen kurz zusammen: Gitarrist Sacha Got und Keyboarder Marlon Magnée gründeten La Femme 2010 in einem Kaff an der französischen Atlantikküste. Ihr eigentümliches, aber tanzbares Gebräu aus Wave, Punk, Folklore und Electro macht sie schnell in Paris bekannt. 2014 folgt das Debüt »Psycho Tropical Berlin«. Von jetzt an geht alles ganz schnell. Das Album klettert an die Spitze der französischen Digital-Charts und La Femme stehen bei den French Music Awards mit dem Electronic-Guru Jean Michel Jarre auf der Bühne. So viel Aufregung muss man auch erst mal verdauen. Diese Hast merkt man dem Nachfolger »Mystere« etwas an. Als Album wirkt es wie ein Sampler, der zeigen soll, was auf La
MIT
WOODY
PAUL HARRELSON
UND
KATE
WINSLET
Wenn die Schlusstitel laufen, fühlt man sich als Genre-Fan am Ziel seiner Bestimmung angekommen...“ INTRO
DER NEUE FILM VON
WWW.WILDBUNCH-GERMANY.DE
JOHN HILLCOAT
(„LAWLESS“, „THE ROAD“)
AB 16. SEPTEMBER ALS BLU-RAY, DVD UND VOD
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#Review Femmes’ Label Disque Pointu so alles geht. Schon die Singles sind komplett konträr: Während »Sphynx« ein Ausflug in synthielastige Cold-Wave-Sphären ist, besticht »Oú Va La Monde« durch seine westernartigen Ennio-Morricone-Gitarren. Verwirrend, aber warum sollte man sich auch für eine Klangfarbe entscheiden, wenn man alle haben kann? Holger Wendt
Benjamin Francis Leftwich After The Rain Dirty Hit / Caroline / Universal
Was nach dem Regen kommt? Noch mehr Regen, meint Benjamin Francis Leftwich. Aber vielleicht auch irgendwann mal ein Regenbogen. »After The Rain« ist Benjamin Francis Leftwich in Höchstform. Die Platte ist fast genauso langsam und emotional wie sein Debüt. Ohne die darin innewohnende Melancholie würde seine gehauchte und gedehnte Stimme wohl auch fehl am Platze sein. Und ohne diese – melodisch äußerst gefällige – Traurigkeit wäre das bisherige Gesamtwerk des Singer/Songwriters aus York recht langweilig geraten. Wie etwa das eindringliche und sehnsüchtige »Stole You Away« auf dem Debüt weisen »Tilikum« und »Groves« auf der neuen Platte die Richtung an. Aber etwas hat sich doch geändert: Das ausnehmend jugendliche Leiden, welches »Last Smoke Before The Sunstorm« dominierte, ist mit den 13 neuen Liedern forschender und abgeklärter
geworden. Vielleicht hat das mit dem Tod von Leftwichs Vater zu tun, oder es liegt an der instrumental aufgestockten Produktion. Vielleicht muss man aber gar nicht nach den Quellen für diese Veränderung suchen. Denn dieses Album steht Leftwich mit seiner eigenartigen Hauchstimme einfach so gut, dass sein Unwille zu wirklich tiefgreifenden Stilveränderungen bloß erfreulich ist. Elisabeth Haefs
Like A Motorcycle High Hopes Rookie / Cargo / VÖ 02.09.16
Punkrock von vier Frauen aus Kanada. Geradeaus und mit genug Wut für die Bewältigung der Arbeitswoche. Halifax scheint ein guter Nährboden für gradlinigen Punkrock zu sein. Wie auch ihre Rookie-Labelmates The Stanfields stammen Like A Motorcycle aus der Großstadt an der kanadischen Ostküste. Dabei hätte man die vier Musikerinnen ihrem Debütalbum »High Hopes« nach zu urteilen wohl eher im USBundesstaat Washington verortet, irgendwo zwischen Nirvanas Aberdeen und dem Olympia von Sleater-Kinney. Auf jeden Fall irgendwas mit Seattle! Wütende Rockmusik und der Geruch von umgestoßenen Bierflaschen dringen aus diesem Proberaumkeller ans Tageslicht. Der Lead-Gesang kommt von Schlagzeugerin Michelle Skelding, doch auch ihre Bandkolleginnen stimmen mit in den Chor ein, wenn es Song und Botschaft
gebieten. Das muss nicht immer vollkommen mitreißen, vermag aber in den besten Momenten die Fäuste an die Zimmerdecke schnellen zu lassen. Zehn Stücke für den kleinen Tobsuchtsanfall im Alltagskäse. Solche Alben braucht man alle paar Monate einfach. Bastian Küllenberg
dennoch anders: Die Gitarren werden ab und an ersetzt oder um Synthie-Flächen ergänzt, die an Vampire Weekend gemahnende Vorliebe zum Afro-Pop blitzt ebenso wie der an Grizzly Bear erinnernde Weirdo-Folk seltener auf als früher. Aber all das ist angesichts der großen Pop-Momente auf der Platte verkraftbar. »And if we don’t care then who cares. We’ve been dreaming of you, drinking from fountains of youth.« Christian Steigels
Local Natives Sunlit Youth Infectious / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 09.09.16
Nach dem nachdenklicheren zweiten Album wagen die Local Natives auf »Sunlit Youth« wieder den großen Indie-Folk-Pop-Entwurf. Meine Ex hat mir eine SMS geschrieben. Seit gefühlten Stunden höre sie nun schon »Fountain Of Youth« von der neuen LocalNatives-Platte. »Was für eine großartige Pop-Hymne! Danke für den Tipp.« Bitte – wenn du den Rest hörst, wirst du noch begeisterter sein, denke ich. Denn den Erstling »Gorilla Manor« hatten wir damals beide sehr gemocht. Nach dem nachdenklicheren »Hummingbirds« von 2013 orientiert sich die dritte Platte der Indie-Folk-Pop-Band aus Los Angeles nun wieder direkter an der cleveren Leichtigkeit des Debüts. Dieses sommerliche, aber nie seichte, weil musikalisch sehr versierte West-Coast-Indie-Gefühl, dieser immer noch nackenhaaraufstellende mehrstimmige Beach-Boys-Gesang wie in »Sea Of Years« oder »Villainy«, diese Trommelexzesse in »Past Lives« – hach. Ein paar Dinge sind
Cass McCombs Mangy Love Anti- / Indigo
Den retroaffinen Kalifornier Cass McCombs auf einen Stil festzunageln ist ein Ding der Unmöglichkeit. Auf seinem Album Nummer acht wird geschmust und geätzt, und das manchmal sogar gleichzeitig. Immer wieder irritierend, diese Platte. Aber sie kommt ja auch von Cass McCombs, dem Sonderling des US-amerikanischen – ja, was eigentlich? Retro-Psychedelic-Country-PopRock? Auf seinem neuen Werk schwelgt der Singer/Songwriter jedenfalls bevorzugt im gediegenen Soft-Rock-Modus der 1970er und sorgt damit für ein Wechselbad aus wohligen Schauern und Schaudern. Aber natürlich ist da mehr. »Rancid Girl« ist eine bluesige RockNummer, »Low Flyin’ Bird« strahlt unter der kalifornischen Sonne der späten 1960er, »Run Sister Run« schunkelt im Shuffle-Rhythmus vor sich hin und das Schlussstück »I’m A
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CHARLES BRADLEY TOUR 2016 15.11. BERLIN - ADMIRALSPALAST 16.11. MÜNCHEN - MUFFATHALLE 17.11.HAMBURG - DOCKS 19.11. FRANKFURT A. M. - GIBSON CLUB 10.12. KÖLN - LIVE MUSIC HALL
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#Review Shoe« klingt nach einer Chris-Isaak-Ballade im Kleinformat. Dabei zelebriert McCombs immer wieder seine Lust an der Repetition, aber auch seine politisch nonkonformistische und metaphernreiche Lyrik. Während im butterweichen »Opposite House« Gastsängerin Angel Olsen im Hintergrund säuselt, wimmelt es im besungenen Haus vor Schlangen und Mäusen – um nur ein Beispiel zu nennen, bei dem sich ein Abgrund in der anschmiegsamen Klangoberfläche auftut. Cass McCombs bleibt berechenbar unberechenbar. Gut so! Nina Gierth
James Vincent McMorrow We Move
Popstar-Anwärter mit hochdekoriertem Produzententeam geworden. Die Strahlkraft seines Songwritings ist gleichwohl ungebrochen. Maßgeblichen Anteil daran hat McMorrows eindringliches, frei schwebendes Falsett, aus dem man konsequenterweise auch gleich die Background-Chöre züchtete. Unterstützt von Nineteen85, Two Inch Punch und Frank Dukes hat der Ire seinen Sound unbeschadet in ein Milieu umtopfen können, mit dem er schon auf dem Vorgänger »Post Tropical« heftig liebäugelte. Getragen von HipHop-Beats (»Killer Whales«), 1980er-Synthies (»Surreal«) und futuristischen Loops (»Evil«) segelt McMorrow seiner vorläufigen Bestimmung entgegen – ganz ohne Boot. »We Move« – ein Arsch-hoch-Album mit Ansage. Was noch? Eine intime Berührung, ein lautes Flüstern, ein künstlerisches Erweckungserlebnis mit abschließender Piano-Ballade – wichtig für den Pop, wichtig für ihn selbst. Und bestimmt nicht das letzte Stadium der Morromorphose. Valentin Erning
kann sich seine Fans nicht aussuchen – muss aber auch akzeptieren, dass die Fans das eigene Werk spiegeln. Zum Thema: Milliarden spielen gefälligen Uptempo-Pop-Rock, sauber produziert und in keinem Moment überraschend. Die aus den beiden Masterminds Ben Hartmann und Johannes Aue bestehende Band bietet eine Pop-Rocky-Variante der österreichischen Schweinerocker Wanda, ohne deren Gespür für die richtigen Momente zu besitzen. Musik hin oder her (auch Wanda waren schon bei Ina Müller), vor allem textlich ist das Ganze einfach um Längen beliebiger. »Weil du weiße Zähne hast, obwohl du ständig rauchst, ist der Thomas in dich verliebt und ich auch«, singen Wanda, »Freiheit ist ’ne Hure und ich bin ihr Kind« Milliarden. Herrgottnochmal. Der rotzige Berliner Dialekt macht es nüscht besser, jar nüscht. Auch live werden sämtliche Register des Unschönen gezogen: Von Alle-auf-den-Boden-FußballChoreos bis Gasse bilden, durch die der Sänger durchtanzt. Nächster Halt kann da nur der ZDF-Fernsehgarten sein. Christian Steigels
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Kevin Barnes, der flamboyante Frontmann von Of Montreal, gefühlt immer mit Federboa und eyelinergeschwärzten Augen unterwegs, hätte gut in Todd Haynes’ 1970er-GlamrockDrama »Velvet Goldmine« gepasst. Entsprechend genderfluide präsentiert sich der Crossdresser Barnes auf dem mittlerweile 14. Album der kanadischen Band, das fröhlich die unterschiedlichsten Musikstile mixt und das man schwer in einem Genre verorten kann, so munter springt es zwischen den Musikjahrzehnten hin und her. Unverkennbar sind 1960er-Pop und Psychedelica-Einflüsse im frivol-hedonistischen »Gratuitous Abysses«, das mit T. Rex und den Scissor Sisters liebäugelt. »Chaos Arpeggiating« erinnert dagegen an die Indie-Slacker-Ikonen Pavement, die synthie-poppige Selbstermächtigungshymne »It’s Different For Girls« an Ladytron. Insgesamt ein vergnügliches Album, ähnlich überbordend und variantenreich wie die Farbexplosion des Covermotivs. Annette Walter
Believe / Soulfood / VÖ 02.09.16
James Vincent McMorrows drittes Album vollzieht die Wandlung vom organisch instrumentierten Verträumten-Folk zum vergleichsweise klinischen Studio-Pop. Doch die stilbildende Verletzlichkeit bleibt plastisch wie eh und je. Von der ersten Zeile seines Debütalbums an war man bereit, ihm jede Silbe abzunehmen. Auf »Early In The Morning« sang James Vincent McMorrow anrührig von Lilien, Ranken, Lehm und Vögeln. Von Dingen, die er unternehmen würde, wenn er doch nur ein Boot besäße. Es hätte ewig so bleiben können – McMorrow, der Hörer, die allumfassende Abgeschiedenheit, die seine Musik transportierte. Es kam anders: Sechs Jahre später ist aus dem romantischen Baumfreund ein
Milliarden Betrüger Vertigo Berlin / Universal
Nächster Halt ZDF-Fernsehgarten: Die Wanda-Wiedergänger aus der Hauptstadt spielen gefälligen Pop-Rock mit Texten zum Davonlaufen. Mehr muss man eigentlich nicht wissen: Im Dezember 2014 waren Milliarden auf besonderen Wunsch der Gastgeberin live bei »Inas Nacht« in der ARD zu Gast. Klar, man
Of Montreal Innocence Reaches Polyvinyl / Ada / Warner
Im 20. Jahr ihres Bestehens überraschen die Kanadier Of Montreal immer noch. Sänger Kevin Barnes gibt weiterhin den exaltierten Dandy und zelebriert 1960erPsychedelica und 1970er-Glamrock.
M.I.A. A.I.M. Universal / VÖ 09.09.16
Letztes Album? Nur noch positive Vibes? Zum Glück bleibt M.I.A. auf »A.I.M.« bei den Pfründen, die ihre Musik schon immer so stark, dringlich und zeitlos machten. Maya Arulpragasam mag älter und durch eine mittlerweile zehnjährige Karriere auch routinierter geworden sein – weniger emotional und wütend hat sie das nicht gemacht.
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#Review Daher kann man Äußerungen, nach denen ihr fünftes Album »A.I.M.« ihr letztes sein könnte, durchaus auch auf eine affektive Reaktion schieben und muss sie nicht für bare Münze nehmen. Auch die Aussage, dass es sich bei »A.I.M.« um ein dezidiert fröhliches Werk handeln soll, führt schon der bereits bekannte Eröffnungstrack »Borders« ad absurdum: Mit zusammengebissenen Zähnen kanzelt sie den unmenschlichen Wahnsinn ab, mit dem die erste Welt die Flüchtlingskatastrophe behandelt. Auch der in Zusammenarbeit mit Diplo entstandene »Bird Song« wirkt zumindest musikalisch schneidig und bedrückend. Zugegebenermaßen bleibt sie thematisch nicht durchweg so ernst, musikalisch sorgen aber auch nur Songausnahmen wie »Freedun« für unbeschwert gute Laune. Diese Ausreißer machen aber deutlich, dass Wut der Klasse ihrer Songs deutlich besser steht als Frohsinn. So ist es gut, dass M.I.A. zumeist auf ihren charakteristischen, dringlichen Sound setzt: Reduzierte, oft ausschließlich auf Rhythmen basierende Arrangements, kühle Raps und hin und wieder ein Sample aus der Folklore des indischen Subkontinents. Diese Umschreibung soll nicht despektierlich klingen: M.I.A.s Stil hat von seiner Schärfe auch nach zehn Jahren nichts verloren, die Künstlerin selbst sowieso nicht. Schließlich tönte sie kürzlich noch, ihr Album irgendwann und ohne ihr Label leaken zu wollen. Dazu kam es nun nicht, und das ist nicht schlimm. M.I.A.s Leben scheint eben ein steter Kampf mit Vorstößen und Rückzügen zu sein – ihre Musik ist es auf jeden Fall. Christian Steinbrink
Maxim Das Bisschen was wir sind Downbeat / Warner / VÖ 02.09.16
Geschichten brauchen nicht zwingend ihren Zauber zu verlieren, wenn sie in der Muttersprache vorgetragen werden. Das zeigt »Das Bisschen was wir sind«, Maxims inspirierte Serviceleistung für die aufstrebende Generation Deutschpop. Hier muss ein Regal voll mit Puzzle-Spielen umgestürzt sein. Rasch wurden die Teilchen zusammen mit Staubflusen wieder zusammengekehrt und in einem Karton mit der Aufschrift »Das Bisschen was wir sind« ausgeleert. Kontextlos ergäbe das einen sinnfreien Haufen Staub und Papier, Maxim jedoch zaubert daraus schwer durchdringbaren Puzzle-Pop. Zwölf Songs aus Erinnerungsfetzen, umrahmt von schwermütigem Electro-Pop. Zwar bleibt auch er nicht vor den für das Genre typischen Kitsch-Ausrutschern gefeit, die vermuten lassen, dass sein emotionaler Hintergrund in hochdramatischem Tränenfluss liegt. Denn »Das Bisschen was wir sind« besteht zu einem Teil aus zerbrochenen Nerven, Geschichten über gescheiterte Lieben oder – wie er es nennt – »Hypes«. Bei der Marteria-Kollaboration »Tourist« etwa wird Maxim zu Columbus und seine Flamme zu einer unergründeten Welt; in seiner nervlichen Überforderung stattet er diesem Ort einen Kurztrip ab, um sich rasch ein »I love you«-Shirt zu besorgen und dann wieder zu verschwinden. Doch das atmosphärische Werk, produziert unter anderem von Farhot und Tua, bleibt musikalisch zumeist so stimmig, dass es die Konzentration lohnt, Maxims Worte an den nötigen Stellen einfach auszublenden. Außerdem folgt auf jeden textlichen Ausrutscher auch immer wieder eine gute Idee: Mit verhältnismäßig verschachtelten Bildern, beispielsweise über die Tristesse des Alkoholismus, weiß Maxim das Schlager-Gewand doch noch früh und oft genug abzustreifen. Salwa Houmsi
Wiegende Jazz-Gitarren, chromatische Tonleitern und eine immer mal wieder einlenkende Gruppe beschwipster Synthesizer – so könnte man in wenigen Worten das Zweitwerk des Mild High Club beschreiben. Die Betonung liegt aber auf »könnte«: dieses seltsame kleine Juwel birgt zu viele Facetten, um sie stümperhaft zu übergehen. Was zunächst wie ein paar locker leichte, tranceartige Jazz-Pop-Variationen anmutet, wird nach und nach von fast noisigen Schlieren durchzogen. Zu den klassischen Jazz- und Swing-Pattern, die Old Hollywood schreien, und den verträumten musikalischen Luftschlössern gesellen sich und verschwinden sachte wieder arg verzerrte E-Gitarren oder grelle Synthie-Läufe, die einen je nach Empfinden (Stichwort mildes High) auf dem Boden halten oder geistig in höhere Stratosphären befördern. Das Ganze soll laut Mastermind Alex Brettin dem Gefühl einer Detektivstory nacheifern, ein musikalisches Schatten-undLicht-Spiel ist zumindest zweifellos erkennbar. Das geistige Bild eines Mac DeMarco, der durch ungeklärte Umstände in den 1950ern gelandet ist und sich samt Gitarre unter ein Jazz-Ensemble mischt, das ihn argwöhnisch beäugt, während er sein Bestes gibt, um nicht aufzufallen, lässt sich bis zum Ende des Albums nur schwer abschütteln. »Skiptracing« schlägt keine großen Wellen. Aber bevor man weiß, wie einem geschieht, taucht es seine Hörer vollkommen unter. Kira Schneider
Musik kann an der Schnittstelle zwischen unverbundenen, collagierten musikalischen Strukturen und einer melancholisch gefärbten Grundstimmung verortet werden. Die Tracks zeichnen sich durch eine stolpernde, polyrhythmische Qualität aus, die mit Techniken wie Delay und Stop & Go Disparatheit ausstellen. Sie klingen kleinteilig organisiert und hoch verdichtet. Wenn es mal so etwas wie flächige Klänge gibt, arbeitet Motion Graphics ausschließlich mit Tupfern. Obwohl er zu hochgradiger Formalisierung tendiert, orientiert sich Williams an nachvollziehbaren Songstrukturen. Sein weicher, zurückgenommener Gesang stiftet Identität, ohne im Zentrum zu stehen. Es sind diese Mittel, die dazu beitragen, dass das Album trotz seines zusammengesetzten Charakters an keiner Stelle Unruhe ausstrahlt. Dazu passt Williams’ Plan, durch das Zusammenspiel zwischen Umweltgeräuschen und intentionalen Klängen einen Bewusstseinsstrom herzustellen. Er manipuliert vorgefertigte Software-Sounds, die möglichst »authentisch« konventionelle Instrumente nachahmen sollen, indem er sie zu schnell abspielt, um so ihre Künstlichkeit offenzulegen. Bei allem theoretischen Überbau funktioniert »Motion Graphics« aber auch auf einer sinnlichen Ebene. Sein brüchiger Aufbau hält immer die Möglichkeit bereit, sich an jeder Stelle einklinken zu können. Wirklich ein sehr schönes Album. Mario Lasar
The Monochrome Set Cosmonaut
Muso Amarena
Tapete / Indigo / VÖ 09.09.16
Auf dem 13. Album der Altmeister des swingenden Gitarren-Pop wollen sich einfach keinerlei Verschleißerscheinungen einstellen. The Monochrome Set haben sich stets die Sorte AntiAuthentizität erhalten, die zur Zeit der Bandgründung dem Zeitgeist entsprechend zum guten Ton gehörte: Alle Äußerungen sind hochgradig sarkastisch aufgeladen. So lässt sich das Thema von »Suddenly, Last Autumn«, sich plötzlich als Bestandteil einer Fleischpastete zu erleben, als abseitiger Kommentar zum Vegetarismus-Diskurs auffassen. Durch die Tendenz, unkonventionelle Formen für althergebrachte Inhalte zu finden, strahlen die Texte von The Monochrome Set immer eine erfrischende Unverbrauchtheit aus. Statt hippiemäßig zu lamentieren, zieht man hier clevere Verschlüsselungsstrategien vor, die Substanz hinter vermeintlicher Oberflächlichkeit verbergen. Dementsprechend vermittelt die Musik eine Leichtigkeit, die bedeutungsschwangere Substanz in den Hintergrund drängt. Locker swingende Gitarren mit moderatem Twang-Einschlag verraten eine Vorliebe für die 1960er-Legenden The Shadows, die aber durch die abgründige Verworfenheit von Velvet Underground gefiltert wurde. In der Crooner-Stimme von Sänger Bid vermischen sich Schmelz und Süffisanz zu einem erhabenen Hybrid. The Monochrome Set erschaffen mit ihrer ironisch-distanzierten Art eine Perspektive auf die Wirklichkeit, die jede Auffassung von Normalität in Frage stellt. Die Kombination von Disparatem verleiht ihnen eine fast surrealistische Tendenz und lässt ihre Musik immer mal wieder magisch erscheinen. Mario Lasar
Motion Graphics Motion Graphics Domino / GoodToGo
Mild High Club Skiptracing Stones Throw / Groove Attack
Der Mild High Club präsentiert auf seinem zweiten Album »Skiptracing« einen derart benebelten Mix aus Psychedelic, Jazz und Funk, dass man bald die Milde seines Highs wohlwollend anzuzweifeln beginnt.
Der New Yorker Elektronik-Künstler Joe Williams alias Motion Graphics legt ein Debütalbum vor, das eine echte Sensation darstellt. Joe Williams nennt ECM-Jazz und japanische Popmusik der 1980er als Koordinaten seiner musikalischen Sozialisation. Vor allem letzteres zeigt sich auf offensichtliche Weise in der Ausrichtung seines ersten Albums, Ryuichi Sakamotos »Left-handed Dream« sowie Yukihiro Takahashis »Neuromantic« haben deutliche Spuren hinterlassen. Denn Williams’
Believe / Soulfood
»Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt« - die Worte des ersten deutschen Rappers J. W. von Goethe passen gut zu Muso, dem Antihelden des deutschen Cro-Rap. Mit HipHop zwischen Juice und Reclam-Heft stellt er Weichen neu. Einst war Muso beim deutschen Erfolgslabel Chimperator unter Vertrag. Doch Muso war schon damals anders, zu anders vielleicht. Auf jeden Fall unterschied er sich wie ein bösartiger Stiefbruder von seinen Kollegen Cro und Die Orsons. Muso hätte der Antiheld von Chimperator werden können: Düstere Textwelten, vertrackte Beats, unkonventionelle Produktion, der unbedingte Wille, es so zu machen, wie er es wollte – oder eben gar nicht. Auf seinem neuen Album »Amarena« klingt er entspannter: Er baut eingängige Refrains ein, mehr Gesang, die Samples sitzen am richtigen Fleck und das Herz erst recht. »Er ist guter Junge« könnte man sagen, denn was da aus den Boxen kommt ist authentisch, wenn er etwa sich selbst im Psychogramm »Regen« auseinandernimmt. Zwar ist der Wille zur Hörbarkeit etwas zu offenkundig geraten, wenn er sich wie in »Egofilm« Xavier Naidoo (vielleicht nicht die beste Idee) an seine Seite holt. Gleich »Two Steps Further« will der Heidelberger auf seinem Album machen. Und doch sind es eben diese Momente seiner eigenwilligen Kunst, die Hörer genau so oft irritiert wie fasziniert: Assoziationsketten, Zitate, Verfremdung, mehr Spoken Word als Rap, mehr Reclam-Heft als Juice, aber das sollte sich nicht ausschließen. Davon gibt es auf »Amarena« leider weniger als zuvor. Interessant bleibt der Antiheld trotzdem, weil er Fehler hat, leidet und den Eskapismus bricht. Konstantin Maier
Angel Olsen My Woman Jagjaguwar / Cargo / VÖ 02.09.16
Auf ihrem dritten Album sorgt die Songwriterin Angel Olsen für das musikalische Pendant zu den roten Samtvorhängen in Twin Peaks. Die Bang Bang Bar wäre die perfekte Location für die Präsentation dieses Albums. Wie einst Julee Cruise versprüht Angel Olsen auf »My Woman« Ballroom-Flair und badet in Reverbs. Dabei verabschiedet sie sich vom puristischen Sound des gefeierten Vorgängers und überrascht mit zwei grundverschiedenen Seiten. Während die erste Hälfte des Albums mit eingängigen Höhepunkten wie »Never Be Mine« oder »Shut Up Kiss Me« noch knackig auf den Punkt
kommt, nimmt sich die zweite Hälfte deutlich mehr Zeit und wird zu der erwarteten Aneinanderreihung an »Oha«- und »Uuh«-Momenten. Olsen zelebriert dabei die Langsamkeit, als wären die Songs während der Trinity-Session der Cowboy Junkies entstanden. Sie spielt mit dem Hörer und lässt ihre Songs von Gitarren in Stücke reißen, um sie kurze Zeit später für einen stürmischen Quickie wieder zurückzuholen. So werden »Heart Shaped Face« und »Sister« auf Dauerschleife zu abendfüllender Unterhaltung. Selbst wenn die Kellnerin bereits lustlos die Stühle hoch stellt – die Glitzerkugel dreht sich und ein letzter langsamer Tanz geht immer. Sebastian Jegorow
der LP klingen in weiten Teilen wie nackte Versionen früher Joanna-Newsom-Stücke. Ziemlich großartig also! Steffen Greiner
glAss AnimAls
The Ramona Flowers Part Time Spies Distiller / Al!ve / VÖ 09.09.16
Owen The King Of Whys Wichita / PIAS / Rough Trade
Owen hat sich für sein achtes Album in die Obhut der Bon-Iver-Crew begeben. Das hat seinen Stil zwar nicht verändert, wohl aber angenehm erweitert. Selbst Songwriter, die auf eine ganze Reihe von Großtaten zurückblicken können, kommen auf Dauer nicht umhin, mal etwas Neues zu wagen und die eigene Komfortzone zu verlassen. Ansatzweise hatte das der von Gott geküsste Mike Kinsella schon vor zwei Jahren versucht, als er ein überraschendes, wunderbar gelungenes Cover-Album namens »Other People’s Songs« veröffentlichte. Jetzt ist er für seine achte LP einen Schritt weiter gegangen – nämlich aus dem heimatlichen Chicago hinaus. »The King Of Whys« (Owen selbst könnte damit gemeint sein) klingt nicht nur in seinen Relationen breiter arrangiert, es wurde auch unter der Regie von S. Carey mit diversen Musikern aus dem Umfeld von Bon Iver in der Provinz Wisconsins aufgenommen. An der fragilen, nichtsdestotrotz starken, so melancholischen wie melodiösen Stimmung Owens hat das zwar nur wenig geändert, wohl aber an der Ausdrucksstärke und Robustheit seiner Songs: Alles klingt eine Spur formvollendeter, etwas countryesker und bühnenreifer. Für die vielen, hingebungsvollen Fans des sinnlichsten der Kinsella-Brüder (ansonsten Joan Of Arc, Cap’n Jazz …) hätte es das womöglich nicht gebraucht, sie wären auch wieder mit der alles offenlegenden Stimme Owens und seiner zarten Akustikgitarre allein zufrieden gewesen. Auf der anderen Seite zeigt »The King Of Whys« eine andere Facette dieses Ausnahmekönners, die die Liebe zu ihm nach sieben Alben angenehm variiert. Christian Steinbrink
Pascal Pinon Sundur Morr / Indigo
Eine isländische Künstlerfamilie bedient nur vordergründig den Trademark-Sound des heimischen Folk. Endlich ist dieser Sommer am Abbiegen, in dem Island vor allem mit dem »Thunder-Clap« des sympathischen Fußballteams bei der EM assoziiert wurde, den Verklärte irgendwie als Wikinger-Tradition ausmachten. Dabei hat Island doch so viele andere schöne Trademark-Rhythmen: Gar keinen zum Beispiel oder irgendwie sanft gepluckert oder spielzeugmäßig plinkernd. Aber endlich schließt der Sommer nun, endlich darf Island wieder all about Elfen sein, Zwerge und Feenwesen! Gut, diese Zeiten sind seit ein paar Jahren eigentlich gegessen, auch wenn Pascal Pinon das Kindchenschema Island auf ihrem Album »Sundur« vordergründig bedienen. Zwillingsschwestern mit den klingenden Namen Ásthildur und Jófríður Ákadóttir spielen an Harmoniegesang reichen, abseitigen Folk, Papa Áki Ásgeirsson steuert die SchrottteilRhythmik bei. Immerhin aber benannte sich die Band nach einem Sideshow-Darsteller. Und Jófríður ist auch Sängerin der Gruppe Samaris, die eher der James-Blake-Schule entstammt als Múms Kräutergarten. Das Touren jener Gruppe ist auch verantwortlich dafür, dass diesem dritten Album keine lange Einkuschelphase der Schwestern voranging. Das hier ist alles roh und spontan aufgenommen, mit der Energie von Künstlerinnen, die damit beschäftigt sind, sich gerade wieder zu finden. Das tut »Sundur« wirklich gut: Die Songs
The Ramona Flowers planen offenbar, demnächst Stadien zu füllen und blasen ihren Sound deshalb schon mal provisorisch im Stil von U2 und The Killers auf. The Ramona Flowers haben sich nach einem Charakter aus dem Comic/Film »Scott Pilgrim vs. The World« benannt. Statt des Lo-Fi-Sounds des Films ist bei ihnen aber eher Stadionästhetik angesagt. Der Opener »Dirty World« würde mit seinem fetten 1980er-Synthie- und Piano-Sound auch in Giorgio Moroders Diskografie passen und ist damit direkt der vielleicht beste Song des Albums. Das Debütalbum »Dismantle And Rebuild« vor zwei Jahren wurde von Kritikern noch mit Radioheads »Kid A« verglichen. Auf diese Idee würde bei »Part Time Spies« niemand mehr ernsthaft kommen, eher werden hier Assoziationen zu The Killers oder U2 geweckt. Die vertrackteren und experimentellen Sounds weichen klareren, wenn auch nicht beliebigen Strukturen. Selbst die ruhigeren Lieder klingen allesamt, als seien sie dafür gedacht, in riesigen Hallen gespielt zu werden und kippen dadurch gelegentlich in den roten Bereich des Kitsches. Andere Bands haben wenigstens den Anstand, erstmal Stadien zu füllen, bevor sie ihren Sound daran anpassen. Die Ramona Flowers versuchen den umgekehrten Weg. Dominik Bruns
Lou Rhodes Theyesandeye Nude / Al!ve
Seit den späten 1990ern ist Lou Rhodes für die betörenden Vocals des TripHop-Duos Lamb verantwortlich. Jetzt gibt sie sich auf ihrer vierten Solo-LP ausnehmend psychedelisch. »Theyesandeye« beginnt mit Möwengeschrei. Das passt zu dem dezent esoterischen Einschlag, den Lou Rhodes auch schon auf vorangegangenen Alben demonstrierte. Dass sie in erster Linie Singer/Songwriterin ist, wurde bei Lamb nicht immer deutlich, zeigt sich auf »Theyesandeye« aber umso mehr. Die Platte wirkt ruhig, besticht dabei aber durch immense instrumentale Vielschichtigkeit. Die Texte sind sehr verträumt, teils kaum greifbar, das Album schwankt zwischen Folk-Anklängen (»Hope & Glory«) und einer psychedelischen, mystisch angehauchten Atmosphäre. Und es bleibt nicht bei Vogelgeräuschen: Die Umwelt insgesamt bekommt mit »Sea Organ« eine Stimme, die für sie kämpft. Das Schlussstück »Magic Ride« erinnert ein wenig an Lambs größten Erfolg »Gorecki«, das The-xx-Cover »Angels« ist ein Traum aus Harfen. Diesen Vintage-Einschlag hat Rhodes bewusst eingesetzt, und er zieht sich mit überwirklichem Hall, Pedal Steel, Streichern und Harfen durch das ganze Album. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt auch Co-Produzent Simon Byrt. Letztendlich regiert aber wie immer die beschwörende und leise nachdrückliche Stimme von Rhodes, die wie aus einer Parallelwelt gefallen klingt. Elisabeth Haefs
How To Be A HumAn Being DAS NEUE ALBUM DER GLASS ANIMALS MIT DER SINGLE »LIFE ITSELF«
CD / 2 LP / DIGITAL OUT NOW
The Rifles Big Life Cooking Vinyl / Indigo
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#Review
Spektakel
Messer Jalousie Trocadero / Indigo
Messer sitzen in einem nur spärlich ausgeleuchteten Raum. Ein stetes Drohen, ein stetes Wabern. Hinter den Jalousien scheint das Licht. Doch da ist kein Vertrauen in dieser Halbwelt.
Die ersten Worte nach drei Jahren Pause: »Es riecht nach Regen, riecht nach Metall, es schmeckt nach Blut in deinem Mund«. Diese Worte bleiben das Grundmotiv eines der besten Alben des Jahres. Alles ist schwer, alles hat Bedeutung, auch die unheilvollen Träume, die sich da draußen hinter der Jalousie in der tristen Wirklichkeit widerspiegeln. In elf wabernden Skizzen legen Messer uns ihre Welt dar, immer sind sie zu schwach, immer sind sie ruhelos. Das erinnert an Mutters monumentales »Hauptsache Musik« (wenn auch selten musikalisch), aber auch an die vergessenen The Aim Of Design Is To Define Space, die in den 2000ern zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Das ist mehr Kante als Blumfeld. Das ist eine ganz eigene, hektische Darlegung der völligen Machtlosigkeit. Mit träger Stimme schleppt sich Sänger Hendrik Otremba durch das Album, bohrt sich tief in das Bewusstsein, bricht zusammen. »Ich will das alles, ich will das jetzt. Nur meine Träume will ich nicht«, singt er über ein drohendes Rauschen der Instrumente. Hin und wieder legt sich Micha Achers Trompete über die Hoffnungslosigkeit. Sie bleibt ein Grauschleier. Messer erdenken sich ihre Welt an einer alten Schreibmaschine. Sie sind fahl, konturenlos, trostlos, ermattet. Ihr Kampf ist bereits verloren. Stephan Uersfeld
Alles wie gehabt bei den Brit-Poppern aus Nordlondon: mitsingtaugliche PopNummern, in der Summe aber eher höhepunktarm. »Als die erste Londoner Band seit längerer Zeit, die es wert ist, sich ihren Namen auf dem Herzen eintätowieren zu lassen«, bezeichnete ein NME-Autor die Rifles anlässlich ihrer Debüt-LP. Ziemlich genau zehn Jahre nach der Veröffentlichung von »No Love Lost« erscheint das fünfte Studioalbum »The Big Life«. Musikalisch ist alles wie gehabt – irgendwo zwischen The Jam, Arctic Monkeys und den Libertines lässt man wenig Raum für Experimente. Dabei ist fehlender Raum nicht das Problem, das Doppelalbum vereint satte 18 Songs. Man habe sich schlicht nicht entscheiden können, sagt Sänger Joel Stocker. Das lässt sich kaum nachvollziehen. »Wall Around Your Heart« oder »Independent« sind schöne, mitsingtaugliche Britpop-Nummern – aber zu viele Songs rauschen dann doch nur so durch. Große, erinnerungswürdige Tracks
wie einst »Local Boy« bleiben die Ausnahme. Kann man gut hören auf einer Autofahrt von Walthamstow nach Kentish Town, oder von Wolfsburg Richtung Berlin, ohne zu sehr abgelenkt zu werden, nachher passiert sonst noch ein Unfall. Statt eines Tattoos auf dem Herzen sind die neuen Rifles mehrheitlich ein Fall für einen kleinen Aufkleber an der Stoßstange. Christian Steigels
Roosevelt Roosevelt City Slang / Universal
Roosevelt liefert mit seinem Debüt den Soundtrack zum in Shorts rumhängen und in die Wolken schauen. Wer hier allerdings die Kante sucht, wird nur babyglatten Marmor finden. Roosevelt alias Marius Lauber stellt sich mit seinem langerwarteten Debütalbum seiner schon jetzt beträchtlich großen Hörerschaft. Die Kompositionen auf »Roosevelt« gleichen warmen Farbverläufen: Zwar gibt es einen Gegensatz, doch die Harmonie der Kombination überwiegt, etwa in psychedelischen Hallspiralen und den omnipräsenten Synthesizer-Melodien. Das klingt durchweg gelungen, Caribou etwa hätte sicher nichts gegen einen Track wie »Sea« auf seinem Album gehabt. Roosevelt hält seine Tracks allesamt in einer angenehmen, bruchlosen Stimmung, Kanten sucht man vergebens. Der 25-Jährige schleift seine Stücke so lange, bis sie schöne, glatte Oberflächen erhalten. Wie Wellen, die immer wieder die Tiefe aufblitzen lassen, aber meist nur die gleißende Sonne spiegeln. Roosevelt bewegt sich mit seinem Debüt in einer Art Komfortzone, die perfekt ausgeleuchtet ist, doch entziehen kann man sich den behutsam geschichteten und funky verspielten Tracks zwischen Westküste und Manchester trotzdem nur selten. Wer gerne tanzt, eine Shorts trägt oder einfach seinen Arsch bewegen will, der möge hier zuschlagen. Roosevelt schlägt zurück, wenn auch nur sanft. Konstantin Maier
Wilco Schmilco Anti- / Indigo / VÖ 09.09.16
Wilco bleiben ebenso wandel- wie wunderbar. Hinter dem verschmitzten Namen »Schmilco« und dem comicartigen Cover verbirgt sich allerdings kein fluffiges GuteLaune-Album, sondern eine überwiegend akustische Einkehr. Es ist eine stete Freude, Fan von Jeff Tweedys Arbeit zu sein. Es wird einfach nicht langweilig. Nach dem Projekt mit seinem Sohnemann und dem lärmig-leichten Wilco-Überraschungsalbum »Star Wars«, das sie von heute auf morgen ins Netz stellten, kommt nun schon wieder was Neues. Und obwohl diese Songsammlung »Schmilco« heißt, ist der Grundton eher melancholisch und nicht so happy, wie man beim Blick auf das Cover vermuten könnte. Spannend ist bei allen zwölf Stücken vor allem, wie reduziert Wilco ihr Können ausspielen. Man weiß ja, zu was sie mit ihren Übermusikern Glenn Kotche oder Nels Cline fähig sind. Und trotzdem hält Tweedy die meiste Zeit das Tempo gedrosselt und umwebt seine Stimme sehr pointiert mit den Klängen seiner Kollegen. Man könnte »Schmilco« deshalb vielleicht als leisen Grower bezeichnen. Zunächst ziehen sie ihre Fans mit »Normal American Kids« perfekt in einen sanften Strudel. Tweedy sinniert über die »empty summer days« seiner Jugend: »I knew what I liked was not very much. High at the time, tied to the grit, always afraid of these normal american kids.« Mit »If I Was A Child« zieht das Tempo dezent an, der Bass knurrt funky, und trotzdem navigiert Tweedy die Stimmung zurück ins Melancholische. Später, in »Quarters«, spendieren Wilco dann leise Erinnerungen, dass sie auch viel wilder und experimentierwütiger sein können, sabotieren den ruhigen Flow mit einem von Kotches einzigartigen Rhythmen, bevor sie dann in ein Outro gleiten, das lediglich auf Akustikgitarre und leise weinender Steel Guitar setzt. Im besten Stück »We Weren’t The World (Safety Girl)« ist es dann wiederum
ein flirrend leichtes Pianospiel und der zuckersüße Refrain, die nicht mehr loslassen. Daniel Koch
Andrea Schroeder Void Glitterhouse / Indigo
Andrea Schroeder singt düstere Großstadtlieder für die verlorenen Stunden nach einer durchzechten Nacht. Cave, PJ Harvey und Nico grüßen. Doch Schroeder grüßt nicht zurück. Das dunkle Herz der Hauptstadt schlägt dort, wo der Hohenzollernkanal unter der Stadtautobahn in Richtung Tegel führt. An der Nordseite des Kanals führt ein kleiner Trampelpfad zum Ort der letzten Sekunden Herrndorfs, auf den Bänken sitzen frühmorgens die verwundeten Trinker der letzten Nacht. Sie halten sich am Sonnenaufgang über den alten Schering-Werken fest, nehmen noch einen letzten Schluck und dann fallen ihre Augen zu. Die ersten Ausflugsschiffe verlassen hinter den großen Tanks ihre Ankerpositionen. Another day in paradise. Es ist grell, zu hell. Die Sonne brennt auf dem Wasser, und auf der Föhrer Brücke sieht man verschwommen, wie Andrea Schroeder über allem wacht. »My skin is like fire«, singt sie. Niemand will mehr schlafen, nur noch hören. Das Rauschen der Stadtautobahn wird das Dräuen der sich langsam über den Morgen legenden Geigen. Es gibt kein Entkommen. Das Licht blendet, die Luft drückt jeden auf den Boden. Ein Königreich ohne Kronen. Und wenn man aufwacht, wird dort nur Leere sein. Sunday morning coming down. Stephan Uersfeld
Skye | Ross Skye | Ross Fly Agaric / Cooking Vinyl / Sony / VÖ 02.09.16
Während Morcheeba pausieren, geben zwei Drittel der Band ihr spätes Debüt in abgewandelter Formation. Der grassierenden Beliebigkeit der Hauptband kann aber auch sie nichts entgegensetzen. Die Pfründe, die Morcheeba in der zweiten Hälfte der 1990er mit Alben wie »Who Can You Trust?« und besonders »Big Calm« errungen haben, halten sich durchaus noch bis in die Gegenwart. Immerhin kann das britische Trio für sich in Anspruch nehmen, den Soul in den TripHop implantiert zu haben. Die LPs, die die Band danach veröffentlichte, ragten hingegen immer seltener über Beliebigkeit hinaus. Und auch das späte Debüt von zwei Dritteln der Band als Skye | Ross wirkt nicht so, als ob die Musiker eine Frischzellenkur genossen hätten. Natürlich ist die betörende, selbstbewusste Stimme von Skye Edwards noch immer über jeden Zweifel erhaben, den Arrangements der zehn neuen Stücke fehlt aber wieder die zähe, zerrende Dynamik, die den TripHop in seiner Frühphase zu einem Gutteil auszeichnete. Übrig geblieben ist ein souliger Pop, der so ähnlich auch von Simply Red stammen könnte, und der eine Atmosphäre besitzt, die selten reizvoll und meistens saturiert wirkt. »Skye | Ross« ist ein Alterswerk im eher negativen Wortsinn: Die Band spielt lässig ihre Qualitäten aus, ohne etwas zu wagen oder auch nur zu versuchen. Christian Steinbrink
INVITATION Slim Cessna’s Auto Club Snoop Dogg The Commandments Coolaid Cash Machine / SPV According To SCAC Glitterhouse / Indigo / VÖ 02.09.16
Mal kurz die Zehn Gebote nach eigenem Gutdünken umschreiben – man traut sich im Hause Cessna offenbar allerhand zu. Auch wenn dabei keine neue Weltreligion entstand, kam wenigstens ein gutes Country-Album raus. Schuster bleib bei deinen Leisten, Texter bleib bei deinen Themen. Immer schon hatte der Auto Club von Herrn Cessna einen ausufernden Hang zu religiösen und transzendentalen Themen, jetzt geht man noch einen Schritt weiter. Slim Cessna schreibt kurzerhand die Zehn Gebote um und gießt sie anschließend in Albumform. Herausgekommen ist mit »The Commandments According To SCAC« ein Album, das gleichförmig, aber nicht eintönig ist. Nach über 20 Bandjahren wissen die Mannen aus Denver eben, was sie können, und das können sie ziemlich gut: Düsteren Country-Folk-Rock mit mystischen Anleihen. Liest sich zuerst, als würde Dolly Parton mit Donald Trump in der texanischen Wüste zu Evanescence Line-Dance tanzen. So schlimm ist es natürlich nicht, ganz im Gegenteil: Die zehn musikalischen Gebote klingen eher nach einer Mischung aus Wilcos Songwriting-Fähigkeiten, Nick Caves wunderbarer Schroffheit und Elliott Smiths unergründlicher Traurigkeit. Marius Wurth
Slow Club One Day All Of This Won’t Matter Any More Moshi Moshi / Al!ve
Liegt hier etwa ein Album vor, das mit Song eins, zwei und drei sein Pulver schon verschossen hat? So ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Doch es schadet auch nicht, sich ein bisschen näher mit dem eher soulig-poppigen Rest zu beschäftigen. Wer ein viertes Album in zehn Jahren aufnimmt, dem könnte man den Stempel »Ruhe weg« aufdrücken. Und genau so beginnt »One Day All Of This Won’t Matter Any More«. Es hat einen ruhigen, wüstenrockartigen Sound, getragen von ebenso ruhigen männlichen Vocals, die schön einlullen – Sonnenuntergang galore. Doch Obacht, dieses Album ist ambivalent! Während man den ersten drei Songs den Begriff »Wüstenrock« zuschreiben könnte, geht es bei Song Nummer vier eher in Richtung Soul/Pop und sogar Country. Das mag vor allem an den Gitarren, aber auch an der kraftvollen weiblichen Stimme liegen. Die steht ruckzuck mit knallenger Jeans, karierter Bluse, Cowboyhut und Gitarre vor meinem inneren Auge auf der Bühne. Bei »Come On Poet« ist auch dieser Spaß vorbei, der Sound geht in eine Soul-Richtung, bei der so mancher aussteigen würde. Ich zum Beispiel. Insgesamt ein angenehmes Album, nicht zu aufregend, nicht zu viel wollend, aber an manchen Stellen dann irgendwie doch eine Spur zu öde. Senta Best
Der Altmeister des Rap gibt sich wieder die Ehre. »Coolaid« zeigt Snoop Dogg, wie man ihn kennt, nur in einer modernisierten, aufgepimpten Version. »Gangsta-Rap is back«, verkündete Snoop Dogg vor kurzem in einer amerikanischen Talkshow und belegt mit seinem neuen Album »Coolaid«, dass er nach über 25 Jahren Karriere noch immer zu den Aushängeschildern des HipHop gehört. Nach Abstechern in den Reggae und andere Musikprojekte ist »Coolaid« Snoops erstes reines HipHop-Album seit fünf Jahren und liefert den altbekannten G-Funk, mit dem er bereits in den 1990ern HipHop prägte. Dass sich das jedoch trotzdem nicht gestrig anhört, sondern sich ziemlich frisch am Sound von aktuellem Rap orientiert, ist nicht zuletzt auch seinen Produzenten zu verdanken. So arbeitete er unter anderem mit Timbaland, Swizz Beatz, Rockwilder und Just Blaze zusammen und holte sich neben Saga Free und Wiz Khalifa, der gleich zweimal auf der Platte vertreten ist, Features wie R’n’BSänger Jeremih und Rapper Too Short ins Boot. »Coolaid« ist wahrscheinlich eines der bedeutendsten Rap-Alben des Jahres: Es wird die Nostalgiker nicht enttäuschen und sich trotzdem auch bei der neuen HipHop-Generation seinen Respekt verdienen. Well done. Dominik Djialeu
Twin Atlantic GLA Red Bull / Sony / VÖ 09.09.16
Seit dem Erfolg ihres 2014er-Albums »Great Divide« spielen Twin Atlantic in der Premier League. Zum Glück ruhen sie sich nicht auf ihrem Erfolg aus. Wer den herrlich noisigen Rocksound von »Free«, dem 2011er-Zweitwerk der Schotten Twin Atlantic mochte, konnte vor zwei Jahren speziell die Single »Heart And Soul« von ihrem Durchbruchsalbum »The Great Divide« viel zu catchy finden. Sie war aber ein Hit und öffnete Sam McTrusty und seinen Jungs die Türen auf die großen Bühnen. So weit, dass die Band ans Aufhören dachte, ganz dem Satz »Wenn’s am schönsten ist, soll man …« entsprechend. Zum Glück haben sie sich nicht nur dagegen entschieden – sie gehen nun auf der neuen LP »GLA« auch einen deutlich unbequemeren Weg, statt den Regeln des Games folgend eine ordentliche Schippe Gigantismus und Bombast draufzulegen. Kraftvoll, laut, aber zwangsläufig poppiger für ein noch größeres Publikum? Weit gefehlt. Das neue Album von Twin Atlantic lärmt und kracht an allen Ecken und Enden, McTrustys markantes, mit breitestem schottischen Akzent geadeltes Organ passt sich perfekt in formvollendete Rocknummern ein, die gar nichts anderes wollen als nach vorne gehen. Die Band gönnt sich wieder mehr Komplexität und jede Menge Schub. Auf große Bühnen passt das zwar immer noch, aber es stößt Leuten mit Erwartungen auf erfreuliche Weise heftig vor den Kopf. Kristof Beuthner
DUTCH IMPACT PARTY
@ REEPERBAHN FESTIVAL THURSDAY 22 SEP 13:00 - 17:30 HRS Rats On Rafts (Club) Afterpartees (Club) Klangstof (Skybar) Bombay (Club) Klyne (Skybar) Black Oak (Club) Sevdaliza (Skybar)
13:30 - 14:00 14:30 - 15:00 15:00 - 15:30 15:30 - 16:00 16:00 - 16:30 16:30 - 17:00 17:00 - 17:30
VENUE MOLOTOW ADDRESS NOBISTOR 14, HAMBURG
Live performances by seven top acts hailing from The Lowlands. Free drinks and finger food for delegates
WWW.DUTCH-IMPACT.NL / WWW.REEPERBAHNFESTIVAL.COM
BROUGHT TO YOU BY EUROSONIC NOORDERSLAG. POWERED BY PERFORMING ARTS FUND, BUMA CULTUUR AND CREATIVE HOLLAND
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#Review
Spektakel
Okkervil River Away
Bezug zur Tristesse der Texte verloren zu haben scheint. Die Gebrüder Collis jedenfalls überspielen die vom Kollegen Tremain in Kopfstimme ausgebreitete Schwere wortwörtlich und halten es dabei nicht lange auf einer Note, geschweige denn in einer Taktart aus. Feingliedrige Gitarrenmotive mäandern im losen Verbund über die Bildfläche, wendiges Schlagzeugspiel führt durch einen erfrischenden Klang-Parcours. Das Flair ist durchgehend einladend, gibt sich aber an keiner Stelle für den schnellen Ohrwurm her. Auf die eine oder andere griffige Melodie mehr hätten TTNG es aber trotzdem ankommen lassen können – wie in »Whatever, Whenever«, das sie am Schluss zu einer euphorisierenden Postrock-Nummer ausschmücken. Valentin Erning
ATO / PIAS / Rough Trade / VÖ 09.09.16
Filmkulisse. Durch die erstmalige Verwendung von Loops und Samples hat er das Spielfeld noch etwas vergrößert, langweilig wird es trotz der melancholischen Grundstimmung ohnehin nicht. Das liegt am gesunden Songwriting, das sich nicht nur auf eine simple Klangästhetik beschränkt, sondern clevere Hooklines, packende Melodien und eine Vielfalt an Klangfarben bereithält. Die Kreativität changiert gekonnt zwischen surfigen Barsounds (»Low Lays The Devil«), leicht hoffnungsvollem Tränenpop (»House Of Spirits«) und elektrifizierten Stimmungstötern (»Here Come The Dead«). Durchaus keine Selbstmitleidsplatte für düstere Seelen, sondern ein komplexes, trauriges Statement mit vielen wundervollen Momenten und soviel Pop, wie schlechte Laune eben vertragen kann. Klaas Tigchelaar
Angeblich sollte »Away« gar kein Okkervil River-Album sein. Dafür ist es aber das beste der Band seit »The Stage Names« geworden.
Bedeutungsschwere war ja schon immer ein ausgewiesenes Themenfeld von Will Sheff, dem Proto-Intellektuellen der amerikanischen Alternative-Country-Szene. Im Opener »Okkervil River R.I.P.« besingt er dann auch folgerichtig die eigene Beerdigung. Aber keine Sorge, das soll keineswegs das Ende der Band vorwegnehmen, sondern steht nur sinnbildlich für einen kompletten Umbruch. Diverse Fluktuationen innerhalb des Bandgefüges und nicht zuletzt der Tod seines Großvaters lassen Sheff nachdenkliche Töne anschlagen. Bei allem Anstand und Mitgefühl bekommt das dem Album ausnehmend großartig: Okkervil River wollen einfach nicht mehr so verbissen nach Arcade Fire klingen wie noch auf der letzten Platte. Die zurückgenommene Produktion zahlt sich hier mehr als aus. Überladene Arrangements weichen klaren, fast schon jazzig verspielten Strukturen, dazu kommen prominente Gast-Vocals von Marissa Nadler. Sheffs’ Stimme gleitet in MorrisseyManier durch »The Industry«, ein Stück, das auch auf jeder Decemberists-Platte einen Platz gefunden hätte. Songs wie das puristische »Comes Indiana Through The Smoke«, eine Reflektion über die Vergangenheit seines Großvaters im 2. Weltkrieg, erinnern in ihrer Eindringlichkeit eher an Nick Cave und zeigen ganz unprätentiös, in welcher Liga Okkervil River eigentlich zu Hause sind. »I think this record was me taking my life back to zero and starting to add it all back up again«, beschreibt Sheff den Entstehungsprozess des Albums. Selten war ein Umbruch respektive Neuanfang so zielführend: »Away« steht ganz klar in einer Reihe mit früheren Großtaten der Texaner und katapultiert die Band mit einem Schlag wieder an die Spitze eines Genres, das sie selbst einmal entscheidend geprägt und dessen Grenzen längst gesprengt hat.
Teenage Fanclub Here PeMa / Rough Trade / VÖ 09.09.16
Teenage Fanclub, längst der Adoleszenz entwachsen, klingen auf »Here« sortiert und harmonisch wie eh und je. Für Fans beruhigend, für den Rest birgt das aber wenig Überraschungen. Wie hobbymäßig musizierende Sozialpädagogen halten sich die jeglicher Extravaganz absolut unverdächtigen Down-toearth-Schotten Teenage Fanclub seit 1990 in der britischen Musiklandschaft. Ohne großes Spektakel ziehen sie ihr Handwerk auf dem mittlerweile zehnten Album mit dem üblichen gitarrenlastigen Zuckerpop in der Tradition von britischen Kollegen wie Lightning Seeds routiniert durch. Keineswegs verwerflich, aber wenig aufregend. Norman Blake, Raymond McGinley und Gerard Love sind gewiss solide Songwriter, deren Musik ohne Gewissensbisse einen Pub-Abend beschallen könnte. Mehr aber auch nicht. Sie verwehren sich seit ihrer Gründung jeglicher Weiterentwicklung, sondern spielen stoisch gleich klingende Platten ein, allein, dass die Melodien variieren und die Songs anders heißen. Keine Irritation, durchweg Wohlklang, denn bei diesem Fanclub ist alles immer shiny und happy – kein Raum für Krisenängste. Und so hört man »Here« schnell und entspannt weg, mag die erste Single »I’m In Love« oder das zärtliche »The Darkest Part Of The Night«, auch wenn das alles nicht wirklich lange hängen bleibt. Annette Walter
Thorsten Streck
TTNG Disappointment Island Sargent House / Cargo
Entwarnung: TTNG haben ihre Sache viel zu gut gemacht, als dass sie den Titel ihres dritten Albums im Nachhinein bereuen müssten. »Disappointment Island« enthält überwiegend hochfeine Handarbeit.
John Byron war ein armer Tropf. Nicht nur, dass dem Seefahrer das Wetter nie so recht in die Karten spielen wollte. Auch mit den Eingeborenen hatte er selten Glück. So auch auf zwei Inseln des Tuamotu-Archipels im Pazifik, die der Unglücksrabe kurzerhand »Disappointment Islands« taufte. Ebendiesen Stempel haben auch die britischen MathrockSofties TTNG ihrem neuen Album verpasst. Und ja, er hätte ihnen um die Ohren fliegen können. Ist er aber nicht, denn von Enttäuschung ist »Disappointment Island« genauso weit entfernt wie vom Festland. Freunde wuchtiger Arrangements und distortionzerfressener Riffs dürfte diese Platte dennoch an verkehrte Gestade anspülen. Auch, weil die lieblich perlende Instrumentierung jeglichen
Ryley Walker Golden Sings That Have Been Sung Dead Oceans / Cargo
Mit viel Liebe zu verschnörkelten Arrangements verzahnt der Songwriter Ryley Walker die späten 1960er mit modernen Einflüssen seiner Heimatstadt Chicago. Bereits das Cover von »Golden Sings That Have Been Sung« wirkt wie ein verstaubter Fund aus der goldenen Elektra-Ära. Doch Ryley Walkers neues Songmaterial klingt trotz der Reminiszenz an Helden wie Tim Buckley weder antik noch verstaubt. Die acht wie aus der Zeit geplumpst wirkenden Songs auf dem Album atmen den Geist seiner windigen Heimat Chicago mit beiden Lungenflügeln und wecken mit den verspielten InstrumentalPassagen glückliche Erinnerungen an Jim O’Rourkes Drag-City-Schätze oder The Sea And Cake. Für den kleinen Schubser ist LeRoy Bach (Wilco) mitverantwortlich, der den auf Tour entstandenen Songs einen letzten Schliff gab. Im Vergleich zum fantastischen Vorgänger »Primrose Green« sind die Texte persönlicher und kommen neben einigen ernsten Momenten auch dem Lebenskünstler Ryley Walker näher, der auf Twitter manchmal über seine Irrwege oder seine Platten- und Mayonnaise-Sammlung schreibt. Das Gesamtpaket ist fester geschnürt und rückt Komplexität und Leichtigkeit einander noch näher. Aus dem talentierten Gitarren-Narr ist ein detailverliebter Auteur geworden, der via Chicago eine Brücke in die Vergangenheit schlägt. Sebastian Jegorow
The Veils Total Depravity Nettwerk / Soulfood
Veils-Mastermind Finn Andrews legt einen dankbaren Querverweis zur KultSerie »Twin Peaks«, in deren Fortsetzung er 2017 neben einigen anderen Musikern zu sehen sein wird. Passender Soundtrack dazu gefällig, Herr Lynch? Immerhin der Opener dieses fünften TheVeils-Albums, »Axolotl«, ist derzeit im Netz ein heiß diskutierter Anwärter für den neuen Soundtrack zur mystischen Serie von Regisseur David Lynch. Und natürlich passt der morbide, unheilvoll vorbeizirpende Sound von Andrews’ Band perfekt in die spezielle
Warhaus We Fucked A Flame Into Being PIAS / Rough Trade / VÖ 02.09.16
Der Sänger der belgischen Indie-Pop-Band Balthazar wendet sich mit seinem neuen Projekt der Liebe mit all ihren düsteren und abgründigen Schattenseiten zu. Wenn sich Maarten Devoldere (hauptberuflich Frontmann der belgischen Indie-RockFormation Balthazar) zu einer romantischen Geste hinreißen lassen würde, dann würde er
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wohl schwarze Rosen hinter seinem Rücken hervorzaubern. Oder eine Zeichnung mit Blutspritzern. Es ist die gefährliche und morbide Seite der Liebe, der er sich auf seinem Solodebüt als Warhaus zuwendet. Schuld und Sühne, Verachtung, unterkühlte Lust – Leichtigkeit und wirkliche Verbundenheit haben in diesen Songs kaum Platz. Stattdessen ist das Setting der zehn Lieder stets tragisch. Doch auch wenn Amor hier angeschlagen wirkt, zieht die Platte den Hörer nicht runter, sondern entfaltet eine verruchte Atmosphäre, die allein wegen ihrer Klangästhetik einfach gehört werden muss. Leonard Cohen stand hier Pate, genauso wie die Laszivität einer Jane Birkin. Die späte 1960er-Ästhetik wird nicht als nostalgischer Verweis, sondern als Mittel zum Fortschritt eingesetzt. Statt im schwelgerischen Schönklang unterzugehen, erinnert »We Fucked …« an die mittlerweile etablierten Modernismen von Danger Mouse. All diese Mittel wirken genauso stilvoll wie unterhaltsam. Und selbst wenn die düsteren Noir-Liebesgeschichten nur Pose sind, reichen sie für ein solides und eigenständiges Album. Kai Wichelmann
dadurch ein musikalisches Abbild seiner Heimatstadt London. Scott Garcias UK-Garage-Hymne »It’s A London Thing« scheint einen erheblichen Einfluss auf das vierte Album des Londoner Produzenten Zomby gehabt zu sein. Denn wie ein roter Faden ziehen sich Anleihen an die britische Hauptstadt und den Sound Großbritanniens der 1990er und frühen 2000er durch das Werk. Es überrascht aus diesem Grund auch nicht, dass »Ultra« voller UK-Garage-, Instrumental-Grime-, Dubstep- und D’n’BReferenzen ist. Doch die Mannigfaltigkeit von »Ultra« begrenzt sich nicht nur auf Genres, sondern hinterließ seine Spuren auch auf der Feature-Liste, die aus Darkstar, Banshee und Rezzett besteht. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit Zombys mit Burial. Auf ihrem Track »Sweetz« greifen die beiden Eindrücke ihres Londoner Alltags auf und lassen beim Hören Gefühle eines nächtlichen Spaziergangs durch das verregnete Süd-London aufkommen. Zombys »Ultra« bewegt sich in schnellen, düsteren und brachialen Sphären, und ist dabei zeitgleich eine Hommage und eine Neuinterpretation des sogenannten UKSounds. Ein Album, das vor allem durch seine Vielfalt überzeugt. Wheel up! Nils Herrmann
Drangsal 09.09. 21.09. 28.10. 29.10. 03.11. 04.11.
Glitterhouse / Indigo / VÖ 09.09.16
Ist das noch Country? Wovenhand klingen auf ihrem mittlerweile neunten Album mehr nach dem bedrohlichen Noise-PostRock von Swans oder Sunn O))) als nach ihren Wurzeln im Alternative-Country. Besonders fröhliche Musik hat David Eugene Edwards alias Wovenhand noch nie fabriziert. Biblische Bestrafung, die Widerspenstigkeiten des Lebens und die Unerbittlichkeit des Dunklen waren schon immer die dominierenden Themen seiner Songs. Dass darunter keine Gute-Laune-Musik lag, versteht sich von selbst. Mit »Star Treatment« geht er aber noch einen Schritt weiter. Hier klingt alles noch einmal unerbittlicher, düsterer und hoffnungsloser als auf den Vorgängern. Der Opener »Come Brave« donnert wie ein voll beladener Güterzug über einen hinweg; »Swaying Reed« legt sich wie eine große dunkle Gewitterwolke über den Hörer und »The Quiver« wiegt einen erst in Wohlklang, um dann umso apokalyptischer zu enden. Diese tonale Schwere und Hoffnungslosigkeit begründet sich vor allem in der Produktion, die David Eugene Edwards Stimme ein wenig in den Hintergrund rückt und stattdessen dem hämmernden Schlagzeug und den stechenden Gitarrenriffs mehr Platz einräumt. Und so klingt »Star Treatment« weitaus weniger nach dem bekannten Alternative-Country, den alteingesessene Fans erwarten würden, sondern eher nach Noise und Post-RockKünstlern wie Swans, Sunn O))) und Nick Cave und seinen Bad Seeds. Marius Wurth
Zomby Ultra
Scott Walker The Childhood Of A Leader O.S.T.
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Hyperdub / Cargo / VÖ 02.09.16
Zomby vereint Burial, Darkstar und Banshee auf einem Album und konstruiert
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WeeKeNd mAN Tour
4AD / Beggars / Indigo
Scott Walker prügelt mal wieder auf ein Orchester ein. Das Ergebnis bleibt grandios, aber krachend avantgardistisch. Nach dem ein wenig zu sehr gefeierten »Soused«, Scott Walkers Kollaboration mit den Drone-Göttern Sunn O))) vor zwei Jahren, hat sich der Altmeister nun auf den nächsten Ausflug gemacht. »The Childhood Of A Leader« ist dabei kein klassisches WalkerAlbum, sondern eine Auftragsarbeit, ein Soundtrack – der zweite nach »Pola X« von 1999. Der dazugehörige Film ist ein Historiendrama um einen Jungen, der sich nach dem ersten Weltkrieg und durch die Verhandlungen von Versailles zum Faschismus bekennt, und gewann in Venedig bei den Filmfestspielen zwei Preise. Damals bei der Vorstellung dabei: Scott Walker mit Gastmusikern, die den Soundtrack live performten. Ein Ereignis, das einigen sicherlich Gänsehaut, anderen wohl eher Albträume beschert haben muss. Wenn man sich Walkers Alben seit »Scott 1« von 1967 vergegenwärtigt, gab es in ihnen immer auch theatralische Komponenten, die an Soundtracks oder Bühnenmusik erinnerten. In dieser Hinsicht fasst das neue Werk sein Œuvre der letzten 30 Jahre zusammen. Seine Trademark-Sounds werden hier um eine Darstellung auf der bildlichen Ebene ergänzt, die ihnen vermutlich eh schon inhärent waren. Das Album prägen flirrende Streicher, die eine meist dissonante Fläche bilden, und oft nach Mahler klingende Bläsersätze. Dazu kommen krachende Schlagwerke und Drones. Nur die Stimme des Meisters hört man diesmal nicht, was alleine durch den Verlust der Textebene schmerzt, aber der Disziplin »Soundtrack« geschuldet ist. Wer hiernach noch glaubt, dass es Gutes auf der Welt gibt, hat sie noch nicht verstanden – und sollte sich noch mal dem Werk Scott Walkers hingeben. Lars Fleischmann
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„icH Habe Die Donots scHon live GeseHen, Da Hatten sie nocH nicHt Mal 1.000 konZerte GesPielt“ tour
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Wovenhand Star Treatment
11.11. 12.11. 18.11. 19.11. 23.11. 24.11. 27.11. 09.12.
Berlin Preis Für PoPkultur HamBurg reePerbaHnFestival Köln GebäuDe 9 nürnBerg nürnberG PoP münster Gleis 22 WiesBaDen scHlacHtHoF
Ausserdem Auf Tour
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#Intro empfiehlt
Alin Coen Band
Augustines
Blumentopf
Gold Panda
Dass Alin Coen mit »Alles was ich hab – live« endlich auch ein Konzertalbum veröffentlicht, scheint nur folgerichtig zu sein. Schließlich entfaltet sich der fragile Glanz ihres Folk vor Publikum am besten. Nun gibt es wieder die Gelegenheit, das nachzuvollziehen.
Einst wurden Augustines durch ihre Live-Shows berühmt. Ihre Qualitäten unterstrichen sie im Frühjahr abermals, als sie mit Noel Gallagher’s High Flying Birds durch ausverkaufte europäische Hallen tourten. Nun kann man sie sich noch mal auf ihrer HeadlinerTour ansehen.
Niemals wieder wird es so werden, wie es war, wenn Schu, Holunder, Cajus, Roger und DJ Sepalot ihre Drohung wahr machen und sich nach 32 Jahren Bandgeschichte tatsächlich auflösen. Wem bei diesem Gedanken die Tränen in die Augen steigen, sollte sich folgende Tourdaten mit einem schwarzen Rand in seinem Notizbuch markieren.
Gold Pandas frühe Alben auf Ghostly International gelten als Klassiker der modernen elektronischen Musik. Für seine neue LP »Good Luck And Do Your Best« ließ sich Derwin Schlecker von einer Japan-Reise inspirieren. Was dort genau geschah, wird er uns hoffentlich auf der Bühne präsentieren.
— 06.10. Hamburg — 07.10. Köln — 09.10. Mün chen — 13.10. A-Wien — 22.10. München
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— 22.09. Magdeburg — 23.09. Dresden — 24.09. Erfurt — 25.09. Berlin — 27.09. Hamburg — 29.09. Essen — 30.09. Köln — Geht weiter!
— 27.09. München — 28.09. Heidelberg — 30.09. Dortmund — Geht weiter!
Madness
Laura Gibson
EMPFOHLEN VON INTRO Die Dame und Musikerin, die letztes Jahr all ihr Hab und Gut bei einer Gasexplosion verlor, kommt diesen Herbst für ein paar Daten und mit ihrem tollen neuen Album »Empire Builder« nach Deutschland zurück.
Für alle von uns empfohlenen Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Empfehlungen unter intro.de/termine #intro empfiehlt
— 21.09. Nürnberg — 22.09. Berlin — 23.09. Frankfurt a. M. — 24.09. Hamburg
Es ist im wahrsten Sinne des Wortes Wahnsinn: Madness, die Ska-, Pop- und Punk-Pioniere aus UK, kommen für zwei Termine nach Deutschland, also in »Our House«. Das wird ein Volksfest der Superlative. Berlin und Bochum, zieht euch warm an! — 03.10. Berlin — 04.10. Bochum
The Chemical Brothers The Invisible
Sea + Air
Trentemøller
Sie gelten als Big-Beat-Pioniere der 1990er und sind trotz getaner Arbeit nie von der Bildfläche verschwunden – im Gegenteil: Auf »Born In The Echoes« liefern die Chemical Brothers Songs, die zu den besten ihrer Karriere gehören. Klanglich orientieren sie sich dabei an ihrem Ursprungssound.
Ob als Kollaborateure von Herbert, Roots Manuva, Jamie Woon und Hot Chip oder als StudioKapelle von Adeles »21« und »25« – die Band um Frontmann Dave Okumu hinterlässt stets bleibenden Eindruck. Mit ihrem dritten Album »Patience« kommen The Invisible nun auf Tour.
Daniel Benjamin und Eleni Zafiriadou beschreiben ihre Musik als »Ghost-Pop«: Exotische Melodien und alte Instrumente vereinen sich zu wunderschönen Songs, in denen das griechisch-deutsche Ehepaar Geschichten aus dem echten Leben erzählt.
Wer hätte jemals gedacht, dass sich der Däne, der in den 1990ern nach Stockholm zog, um dort eine Rockband zu gründen, zu einem der bekanntesten Produzenten seiner Zeit entpuppen würde? Vermutlich niemand. Genauso wenig wird heute sein Talent für Popmusik angezweifelt.
— 09.09. Gelsenkirchen
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— 23.09. Reutlingen — 24.09. Kaufbeuren — 25.09. Hof — 26.09. Weiden — 27.09. Halle — 28.09. Jena — Geht weiter!
— 21.09. Berlin
Júníus Meyvant
Kakkmaddafakka
PEACHES Im Spätsommer 2014 gab es einen Hype um einen Track namens »Color Decay«: einen großartigen Popsong, der aus der Feder des Singer/Songwriters Júníus Meyvant stammte. Nun kommt das isländische Pop-Wunderkind mit seinem lang erwarteten Debüt »Floating Harmonies« auf Tour. — 02.09. Berlin — 04.09. Dresden — 07.09. München — 09.09. Hamburg — 24.09. Köln
Wer Kakkmaddafakka einmal live erlebt hat, weiß, dass sich der Besuch ihrer Konzerte immer lohnt. Denn der Spaß, den die Norweger auf der Bühne haben, und die Feierwut, die binnen Sekunden auf ihr Publikum überschwappt, sind etwas Besonderes. Die Band mit dem amüsanten Taufnamen geht im Herbst wieder auf Tour. — 29.09. Augsburg — 30.09. Karlsruhe — 01.10. Dortmund
plus SPECIAL GUESTS 24.11. Berlin, Columbiahalle 25.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich 26.11. Köln, E-Werk @ Melt!.Zip
NEW FOUND LAND 12.09. München, Milla 13.09. Stuttgart, Cafe Galao 14.09. Köln, Artheater 15.09. Hamburg, Molotow
MATIAS AGUAYO & THE DESDEMONAS 19.09. Berlin, Berghain Kantine 20.09. Köln, Gewölbe
Martin Kohlstedt
MOTHXR
THE PARLOTONES
Support: KYLES TOLONE 22.09. Dresden, Scheune 26.09. Köln, Luxor 28.09. Stuttgart, clubCANN 29.09. Karlsruhe, Substage 03.10. Frankfurt, Zoom 04.10. München, Orangehouse 05.10. Hannover, Musikzentrum 06.10. Berlin, Bi Nuu 07.10. Hamburg, Uebel & Gefährlich
Martin Kohlstedt ist mehr als nur ein weiterer Jungstar der Neoklassik-Szene: Zum einen reüssiert er als Komponist atmosphärischer Piano-Miniaturen, zum anderen erarbeitet er mit Electro-Künstlern spannende Überarbeitungen seiner Stücke: Seine Werke »Tag« und »Nacht« erschienen auch in Rework-Versionen. — 03.09. Neustadt — 10.09. Altenburg
Das X steht wirklich nur im Namen, um die Suchmaschinen auszutricksen. Denn ohne würde man vergeblich nach den Indie-ElectroPoppern fahnden. Die Jungs um »Gossip Girl«-Darsteller Penn Bagdley wagen sich nach ihrem Hit »Easy« nun mit dem Debüt »Centerfold« auf unsere Bühnen.
FLATBUSH ZOMBIES
— 19.09. Frankfurt a. M. — 20.09. Berlin — 21.09. München — 22.09. Köln
CLEAN BANDIT
Support: A$AP TWELVYY 27.09. Hamburg, Docks 28.09. Berlin, Astra 02.10. München, Muffathalle 03.10. Frankfurt, Batschkapp
GOLDLINK
28.09. Berlin, Prince Charles 29.09. Köln, Bahnhof Ehrenfeld
13.10. Berlin, Columbiatheater
ROOSEVELT Von Wegen Lisbeth
Warhaus
— 16.09. Rostock — 17.09. Berlin — 22.09. Kiel — 23.09. Hamburg — 24.09. Münster — 26.09. Köln — 28.09. Essen — 29.09. Bremen — 30.09. Hannover
Für Maarten Devoldere von der belgischen Indie-Rock-Band Balthazar bricht mit seinem Alter Ego Warhaus eine neue Ära an. Auf seinem Solodebüt »We Fucked A Flame Into Being« besingt Devoldere die Liebe und den Exzess, also seine Zwanziger. — 21.09. Hamburg — 18.10. Köln — 19.10. Berlin — 20.10. Frankfurt a. M. — 21.10. München
09.11. Berlin, Columbiahalle 11.11. Köln, Palladium 12.11. München, Zenith
MILD HIGH CLUB
27.10. München, Strom 28.10. Berlin, Badehaus Szimpla
KELLY LEE OWENS
30.10. Berlin, Berghain Kantine
MICK JENKINS
01.11. München, Ampere 05.11. Frankfurt, Zoom 06.11. Berlin, Bi Nuu 07.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich
C DUNCAN
02.11. Berlin, Grüner Salon 03.11. Hamburg, Turmzimmer
STORMZY
03.11. Frankfurt, Zoom 09.11. Köln, Gebäude 9 10.11. Berlin, Bi Nuu
GLASS ANIMALS
05.11. Hamburg, Mojo 07.11. Berlin, Columbia Theater
MURA MASA
Support: BONZAI 06.11. Berlin, Postbahnhof 09.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich 10.11. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld
65 DAYS OF STATIC
Support: THOUGHT FORMS 06.11. München, Kranhalle 09.11. Berlin, Columbiatheater 10.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich
13.10. Zürich, Papiersaal 14.10. München, Strom 15.10. Leipzig, Werk 2 17.10. Köln, Stadtgarten 18.10. Hamburg, Uebel & Gefährlich 29.10. Düsseldorf, Capitol Club @ New Fall Festival
KEVIN GATES
PARQUET COURTS
09.11. Berlin, Columbiahalle 11.11. Köln, Palladium 12.11. München, Zenith
Support: PILL 17.10. Köln, Gebäude 9 18.10. Berlin, SO36 20.10. München, Strom
Ihr gerade erschienenes Debüt ist tatsächlich »Grande« geworden. Von Wegen Lisbeth reüssierten bereits als Tour-Support von AnnenMayKantereit. Jetzt sind sie bereit, die großen Bühnen als Headliner zu erobern.
FLUME
DEATH GRIPS
25.10. Hamburg, Uebel & Gefährlich 26.10. Köln, Stadtgarten 27.10. Berlin, Berghain (Sold Out!)
CALIBRO 35
26.10. Köln, Studio 672 27.10. Hamburg, Hafenklang 03.11. Berlin, Lido
meltbooking.com facebook.com/wearemeltbooking
07.11. München, Ampere 10.11. Frankfurt, Zoom 12.11. Berlin, Lido 13.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich
FLUME
BEAK>
Support: MARIO BATKOVIC 14.11. Berlin, Columbiatheater 15.11. Hamburg, Nochtspeicher
THE JAPANESE HOUSE 14.11. Berlin, Auster-Club
TOM MISCH
30.11. Köln, Yuca 01.12. Berlin, Berghain Kantine
120
#Termine
TOURDATEN ABAY
13.09. Berlin 14.09. Hannover 15.09. Leipzig 16.09. München 18.09. Augsburg 19.09. A-Wien 20.09. Stuttgart 21.09. Frankfurt a. M.
Akua Naru
09.09. Hannover Geht weiter!
Ala.ni
20.09. München 21.09. Düsseldorf 21.09. Hamburg 22.09. Frankfurt a. M.
All Tvvins
24.09. Berlin 25.09. Köln
Andreas Dorau & Pyrolator 10.09. Berlin
Apologies, I Have None 23.09. Münster 24.09. Bremen 25.09. Hamburg 26.09. Berlin 28.09. Leipzig 29.09. A-Wien
Beginner
10.09. Berlin
Ben Caplan
21.09. Hamburg 23.09. Flensburg 29.09. Nürnberg 30.09. Leipzig Geht weiter!
Ben Harper & The Innocent Criminals 24.09. Hamburg 25.09. Berlin 30.09. Köln Geht weiter!
Empfohlen von Intro
Bernd Begemann 09.09. Hamburg 16.09. Leipzig 17.09. Mainz Geht weiter!
Birdy
Empfohlen von Intro
Bombay 21.09. Hamburg 30.09. Dortmund Geht weiter!
The Boxer Rebellion 16.09. Frankfurt a. M. 17.09. München 20.09. Stuttgart 21.09. Hamburg 22.09. Bremen 24.09. Leipzig 25.09. Berlin 29.09. Dortmund
BOY
01.09. Nürnberg 02.09. Leipzig
Brandt Brauer Frick 31.08. Berlin
Carlos Cipa
23.09. Hamburg
Casper
27.09. Köln 28.09. Berlin 29.09. Stuttgart 30.09. München
Cavern Of Anti-Matter 30.09. Köln
Chefket
02.09. Berlin
Chris Cohen
14.09. Köln 15.09. Berlin 16.09. Hamburg
Chris Pureka
25.09. Rees-Haldern 26.09. Köln 28.09. Berlin 29.09. Dresden 30.09. München
Daniel Norgren 23.09. Hamburg 24.09. Erfurt
D.A.R.K feat. Dolores O‘Riordan (The Cranberries) 25.09. Berlin
Deap Vally
28.09. Berlin 29.09. München
Drangsal
09.09. Berlin 21.09. Hamburg
Ebbot Lundberg & The Indigo Children
Element Of Crime
Empfohlen von Intro
23.09. Hanau
Ezra Furman 31.08. Berlin
Feine Sahne Fischfilet 03.09. Jarmen
Fjørt
03.09. Rheine 21.09. Hamburg Geht weiter!
Flatbush Zombies 27.09. Hamburg 28.09. Berlin Geht weiter!
Frittenbude 09.09. Berlin
Fuck Art, Let’s Dance! 03.09. Berlin Geht weiter!
Gemma Ray
03.09. Dresden 19.09. Bremen 20.09. Halle 21.09. Erfurt 22.09. Schorndorf 23.09. München 24.09. Rosenheim 26.09. Freiburg 27.09. Wetzlar 28.09. Oberhausen 29.09. Rees-Haldern Geht weiter!
Empfohlen von Intro
Girls Names 31.08. Berlin
GoldLink
28.09. Berlin 29.09. Köln
Grandbrothers
Die Heiterkeit
GWLT mit Tamas, Amokkoma
07.09. Dortmund 08.09. Mainz 09.09. Erfurt 10.09. Dresden 11.09. Jena 13.09. Freiburg 17.09. A-Wien
14.09. Berlin 16.09. München 18.09. Köln Geht weiter!
22.09. Frankfurt a. M. 23.09. Münster 24.09. Dortmund 25.09. Köln 27.09. Hannover 28.09. Hamburg 29.09. Bielefeld 30.09. Rostock Geht weiter!
Grouplove
Black Oak
Helgi Jónsson
Justin Bieber
HER
Egotronic
17.09. Bochum 18.09. Wiesbaden 19.09. München
09.09. Essen 10.09. Köln 12.09. Gießen 13.09. Karlsruhe 14.09. München 15.09. A-Wien 16.09. Dresden 17.09. Leipzig 21.09. Hamburg
23.09. Kaiserslautern 24.09. Freiburg 25.09. Frankfurt a. M. 28.09. Berlin 29.09. Dresden 30.09. Augsburg
17.09. Münster 19.09. Berlin 20.09. München 21.09. Wiesbaden 21.09. Hamburg 22.09. Köln
03.09. Obererbach 09.09. Dresden Geht weiter!
23.09. Hamburg Geht weiter!
Bishop Nehru 20.09. Berlin 21.09. Hamburg 26.09. München 27.09. Köln
Heisskalt
July Talk
Kagoule
Deerhoof De Staat
28.09. München 29.09. Dortmund 30.09. Berlin
23.09. Hamburg 24.09. Düsseldorf 25.09. Frankfurt a. M. 26.09. Berlin
29.09. Stuttgart 30.09. Wiesbaden Geht weiter!
10.09. Berlin
Hein Cooper
03.09. Neustadt 17.09. Münster Geht weiter!
21.09. Hamburg 23.09. Köln
23.09. Stuttgart 24.09. Hamburg 25.09. Köln 26.09. Dortmund 28.09. Berlin 29.09. A-Wien 30.09. Chemnitz
20.09. Berlin 21.09. Hamburg
Hoodie Allen mit Bryce Vine
13.09. Hamburg 14.09. Berlin 15.09. Frankfurt a. M.
Imarhan
29.08. Weinheim 30.08. Frankfurt a. M. 31.08. Bremen 01.09. Berlin 21.09. Hamburg
Immanu El
30.09. Mannheim
Empfohlen von Intro
12.09. Berlin 14.09. Hamburg
K.I.Z
10.09. Dortmund
Kurt Krömer 08.09. Münster 10.09. Bremen
Empfohlen von Intro
The KVB 02.09. Berlin
L7
30.08 Berlin 02.09. Hamburg 03.09. München 07.09. Köln
La Luz
Karate Andi
Karies
01.09. Berlin 02.09. Erfurt 03.09. Duisburg
Katatonia
27.09. Leipzig 28.09. Frankfurt a. M. 30.09. Köln Geht weiter!
Kat Frankie
19.09. Trier
LEA
21.09. Hamburg 26.09. Leipzig 27.09. Dresden 28.09. Marburg 29.09. Münster 30.09. Kassel
Le Butcherettes mit The Picturebooks 22.09. Berlin 23.09. Köln 24.09. Hamburg Geht weiter!
Empfohlen von Intro
Listener
06.09. Neunkirchen 07.09. Köln 08.09. Oberhausen
Isolation Berlin
18.09. Darmstadt
02.09. Duisburg 03.09. Edling 23.09. Hanau 24.09. Kaiserslautern
01.09. Berlin 16.09. Magdeburg 17.09. Stuttgart 18.09. Darmstadt 21.09. Hamburg
22.09. Hamburg 24.09. Erlangen 25.09. Bremen 27.09. Köln 28.09. Freiburg 29.09. Dortmund
Jagwar Ma
Kid Simius
Love A
Kings Of Convenience
Lucy Rose
10.09. Berlin
The Jayhawks
11.09. Hamburg 17.09. Berlin 18.09. Frankfurt a. M.
Jeffrey Lewis & Los Bolts
06.09. Hamburg 07.09. Kiel
Jennifer Rostock 06.09. Hamburg 07.09. Köln 08.09. Berlin 11.09. Leipzig 13.09. München 14.09. Stuttgart
Jochen Distelmeyer 13.09. Freiburg 17.09. Reutlingen 27.09. Hamburg 28.09. Aachen 29.09. Bochum
Joe Volk
14.09. Berlin 15.09. Hamburg 16.09. Düsseldorf 17.09. Frankfurt a. M. 18.09. Rees-Haldern
John Coffey
07.09. Hamburg 08.09. Berlin 09.09. Nürnberg 10.09. Köln 18.09. Leipzig
Keøma
02.09. Berlin 24.09. Hamburg
20.09. Köln 22.09. Leipzig 24.09. Berlin
Lola Marsh
30.09. Heidelberg Geht weiter!
26.09. Hamburg 27.09. Berlin 28.09. Frankfurt a. M.
Da gehen wir hin Tipps der Redaktion#245
Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte
Christian Steinbrink Sam Beam & Jesca Hoop Listener Reeperbahn Festival Chris Cohen Kings Of Convenience
Eike Wohlgemuth Köbes Underground Lollapalooza Berlin Matias Aguayo & The Desdemonas Cavern Of Anti-Matter Suzanne Vega
Frederike Wetzels Kornern Festival Isolation Berlin Moderat Karies Vimes
#Termine Luh
02.09. Berlin
Luxembourg Sounds Like… Berlin mit Cleveland, Napoleon Gold, Aamar 07.09. Berlin
Machinedrum 27.09. Berlin
Mahogany + Friends mit Alice Phoebe Lou, Axel Flóvent, George Cosby
Mynth
16.09. Berlin 18.09. Hamburg 25.09. Offenbach
My Bubba
31.08. Berlin
Namika
01.09. Timmendorfer Strand 02.09. Leipzig 03.09. Berlin
Nasty
22.09. Berlin
23.09. Hannover 24.09. Offenbach 25.09. Stuttgart
Malky
Neonschwarz
21.09. Hamburg 30.09. Dortmund Geht weiter!
Margaret Glaspy
30.08. Rees-Haldern 31.08. Berlin 01.09. Nürnberg Geht weiter!
Matias Aguayo & The Desdemonas 19.09. Berlin 20.09. Köln 21.09. Hamburg
Megaloh
24.09. Berlin Geht weiter!
Me And My Drummer 10.09. Dardesheim 16.09. Dresden 17.09. Darmstadt 24.09. Hamburg
Mine
29.09. Erlangen 30.09. Potsdam Geht weiter!
Mister Me
08.09. Düsseldorf 09.09. Braunschweig 10.09. Dresden 11.09. Potsdam 24.09. Hürth
Mitski
22.09. Berlin 27.09. Frankfurt a. M.
Model Aeroplanes
02.09. Kummerfeld 03.09. Jarmen 30.09. Berlin Geht weiter!
New Found Land
Okta Logue
21.09. Bremen 22.09. Flensburg 23.09. Hamburg 24.09. Hannover 26.09. Düsseldorf 27.09. Marburg 28.09. Erlangen 29.09. Leipzig 30.09. Dresden Geht weiter!
Oliver Polak’s Creepy Comedy Club mit Ingmar Stadelmann, Masud, Christiane Olivier*, Dave Hill**, Serdar Somuncu*** 07.09. Berlin* 18.09. Berlin** 29.09. Berlin*** Geht weiter!
Olli Schulz
21.09. Hamburg 24.09. Hannover 25.09. Frankfurt a. M. 28.09. München 29.09. Dortmund
05.09. Hamburg 06.09. Dortmund 07.09. Bielefeld
Pantha Du Prince
Moose Blood
18.09. Darmstadt 19.09. München 21.09. Erlangen 23.09. Hamburg
13.09. Köln 14.09. Berlin 15.09. Leipzig 16.09. München 22.09. Wiesbaden 24.09. Hamburg
MoTrip
03.09. Berlin Geht weiter!
Mule & Man
02.09. Berlin 24.09. Hamburg
Preis für Popkultur mit Casper, Drangsal, Isolation Berlin, Bosse, Bernd Begemann 09.09. Berlin
PUP
13.09. Köln 14.09. Berlin 15.09. Leipzig 16.09. München 19.09. A-Wien 22.09. Wiesbaden 23.09. Münster 24.09. Hamburg
Rats On Rafts
21.09. Köln 26.09. Berlin
Otherkin
Moon Hooch
22.09. Hamburg 23.09. Berlin 24.09. München 29.09. Köln
Nite Jewel
Moderat
30.08. Berlin
Pinegrove
Radio Nukular
30.09. Berlin Geht weiter!
Mogwai
27.09. Berlin
02.09. Leipzig 03.09. Braunschweig 12.09. München 13.09. Stuttgart 14.09. Köln 15.09. Hamburg
02.09. Lingen 03.09. Bochum 04.09. Erfurt
02.09. Berlin
Patten
24.09. Bochum
The Paper Kites
Parcels
21.09. Hamburg
The Parlotones 22.09. Dresden 24.09. A-Wien 26.09. Köln 28.09. Stuttgart 29.09. Karlsruhe Geht weiter!
29.09. Köln 30.09. Stuttgart
Rampue
Suns Of Thyme
01.09. München 02.09. Augsburg 03.09. Stuttgart 06.09. Hannover 07.09. Frankfurt a. M. 08.09. Saarbrücken 10.09. Hamburg 18.09. Berlin 19.09. Köln 28.09. Nürnberg 29.09. Dresden
31.08. Leipzig 01.09. München 02.09. Wiesbaden 03.09. Bochum 05.09. A-Wien
30.08. Hamburg Geht weiter!
Suzanne Vega 30.09. Berlin Geht weiter!
SXTN
Roosevelt
Teitur
Roo Panes
Telekom Street Gigs mit Red Hot Chili Peppers
26.09. Köln 29.09. Berlin
Sam Beam (Iron & Wine) & Jesca Hoop 07.09. Berlin 08.09. Köln
Schmieds Puls 21.09. Hamburg 23.09. Berlin
Shotgun Jimmie
06.09. Berlin
Tiger Lou
21.09. Hamburg
Tindersticks 18.09. Essen Geht weiter!
Tocotronic 10.09. Berlin
Tom Liwa & Flowerpornoes
SSIO
Tom Schilling & The Jazz Kids
Steel Panther 30.09. München Geht weiter!
Stefanie Sargnagel 22.09. Trier 23.09. Oberhausen 24.09. Bremen 26.09. Hamburg 28.09. Bielefeld 29.09. Wiesbaden
Stephen Steinbrink 28.09. Hamburg 29.09. Berlin
The Strumbellas
29.08. Köln 17.09. Baden-Baden
Studio Braun 28.09. Dresden 29.09. Leipzig 30.09. Erlangen Geht weiter!
— 24.09. Hamburg – Blondage, Chinah, Communions, Iamjj u. a.
28.09. Berlin
29.08. Tübingen 30.08. Kassel 01.09. Schorndorf 02.–03.09. A-Wien 04.09. Dresden
23.09. Oberhausen 24.09. Bielefeld 25.09. Wiesbaden 29.09. Kassel 30.09. Ulm
Neben dem Länderschwerpunkt auf den Niederlanden widmet das Reeperbahn Festival dieses Jahr wieder einen ganzen Abend einem anderen Land: Dänemark. Auch dieses Jahr zeigt unser skandinavisches Nachbarland bei der Danish Night wieder sein ganzes kreatives Potenzial. Pünktlich ab 19:30 Uhr spielen vier vielversprechende dänische Bands: Es gibt Indie-Rock von Communions, melancholischen Pop von Singer/ Songwriter Iamjj und Electro-Pop von Chinah und Blondage. Dazwischen bleibt wie immer genügend Zeit für Bier und Barbecue. Henrike Schröder
Suuns
21.–22.09. Hamburg
31.08. Berlin 18.09. Darmstadt
Danish Night @ Reeperbahn Festival
Sunn O)))
20.09. München 21.09. Stuttgart 22.09. Leipzig 23.09. Hamburg 25.09. Berlin
24.09. Nürnberg
Blondage
07.09. Hamburg 18.09. Berlin Geht weiter!
28.09. Dresden 29.09. Leipzig 30.09. Erlangen
Trouble Orchestra 10.09. Emsdetten
Tua
06.09. Frankfurt a. M. 07.09. München 08.09. Stuttgart 09.09. Köln 10.09. Hamburg 12.09. Berlin 13.09. Leipzig
U.S. Girls
31.08. Berlin
Vimes
29.09. Dortmund 30.09. A-Wien
Wallis Bird
12.09. Köln 15.09. Weinheim 16.09. München 17.09. A-Wien 21.09. Berlin 22.09. Hamburg
The Weather Station
Die kommen, die Touren
We Are Scientists
Alligatoah (14.–22.10.) Amanda Bergman (26.–29.10.) Aurora (18.–20.10.) Beaty Heart (11.–12.10.) Blumentopf (06.–22.10.) Crystal Fighters (28.10.–01.11.) Daughter (09.–14.10.) Digitalism (20.–29.10.) DMA’s (31.10.–04.11.) Fakear (27.–30.10.) Gold Panda (05.–07.10.) Kobito (27.10.–17.12.) Madness (03.–04.10.) Mø (05.10.–09.10.) Moop Mama (29.10.–18.12.) OK KID (19.10.–08.11.) Oscar (10.–12.10.) Roosevelt (13.–18.10.) Saul Williams (26.10.–01.11.) Sekuoia (18.–29.10.) Skye&Ross (10.–13.10.) The Duke Spirit (23.–27.10.) The Wedding Present (15.–22.10.) Trümmer (12.10.–03.11.) Turbostaat (22.10.–18.01.) White Lies (21.10.–09.11.)
31.08. Berlin 01.09. Hamburg
26.09. Frankfurt a. M. 28.09. Bremen 29.09. Hannover 30.09. Dortmund Geht weiter!
The Who
10.09. Oberhausen 12.09. Stuttgart
Wife
27.09. Berlin
Wild Beasts
24.09. Hamburg Geht weiter!
Wintersleep
22.09. Hamburg 25.09. Köln 27.09. Wiesbaden 28.09. Stuttgart 29.09. München 30.09. Berlin Geht weiter!
Empfohlen von Intro
Wolf Alice
01.09. Stuttgart 02.09. München 03.09. Frankfurt a. M.
Wovenhand
12.09. Köln 13.09. Frankfurt a. M. 21.09. München 22.09. Leipzig 23.09. Berlin 24.09. Hamburg
You Am I mit The Last Things 09.09. Hamburg 10.09. Berlin
Die kommen, die Festivals Amsterdam Dance Event (19.–23.10.) Cardinal Sessions Festival (21.+22.10.) Kaltern Pop (13.–15.10.) New Fall (27.–30.10.) Nürnberg.Pop (29.10.)
121
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#Live #Festival
Festival natürlich zu keinem gefühlskalten Tagungsort, es unterstreicht vielmehr, dass das bisherige Konzept – die Kombination aus räudiger Straßen-Poesie rund um die unzähligen Konzerte junger und erlebnishungriger Bands in Verbindung mit Kunst und Austausch, Awards und Aktionen – ein erfolgreiches war und ist. Längst existiert zusätzlich zum Clubauch ein Gallery-Hopping, gibt es modulare Installationen zu erleben, Uraufführungen zu beklatschen und ein Musikfilmfestival zu besuchen. Und wer bei all dem Gewusel zwischen Molotow, St.-Pauli-Kirche, Uebel & Gefährlich, Spielbudenplatz und Prinzenbar Anzeichen der Erschöpfung zeigt, findet sicher den nächsten Fischbrötchen-Verkauf oder den Weg zum majestätischen LucullusGrill nahe der Davidswache. Kein Wunsch, der auf der Reeperbahn nicht in Erfüllung ginge; einzig der unabhängige Festival-Award »Der Helga!®«, den das Reeperbahn Festival gemeinsam mit unserem Schwestermagazin Festivalguide vergibt, muss hart verdient und kann nicht erkauft werden. Dafür ist auch er müssen direkt weiter zum nächsten wie das Festival bodenständig, hemdsärmelig, Club, um nichts zu verpassen. Genau humor- und fantasievoll zugleich. hier in St. Pauli liegen die kleinen Carsten Schumacher Spielstätten wie auf einer Perlenkette aufgereiht. Und so wurde Hamburg — 21.–24.09. Hamburg — Blossoms, Chefket, Crack Ignaz, Die Heiterkeit, Douglas Dare, Drangsal, Ebbot Lunderneut, was es als Sitz der beiden berg, Gang Of Four, Get Well Soon, Gold Panda, Her, großen Major-Labels Universal und Imarhan, Laura Gibson, Lola Marsh, Maeckes, Matias Warner bereits vor dem Fall der MauAguayo, Maxim, Me And My Drummer, Sophia, Tiger Lou, Villagers, Vimes, Von Wegen Lisbeth, Wallis Bird, er gewesen war: Musik-Hauptstadt Warhaus, Wild Beasts, Wintersleep, Wovenhand u. v. a. Deutschlands, zumindest für vier Tage im Vom 21. bis 24. September Fokus: Holland Jahr. Diese ganzen Argumensteigt auf der und rund um die Der Länderschwerpunkt hat sich und mal zu Industrial-R’n’B singt. te für ein Reeperbahn beim Reeperbahn Festival etabliert. Sie alle verbindet einzig, dass sie Amüsiermeile St. Paulis das Festival sind natürlich Jedes Jahr werden in Hamburg Acts aus den Niederlanden stammen mittlerweile elfte Reeperbahn aus einer bestimmten Musik- und und in Deutschland noch so gut auch international verKulturlandschaft besonders in den wie unbekannt sind. Und sie sind mittelbar. Wenn nicht Festival mit 700 Programmpunkten, Fokus gerückt. Diesmal sind es die ebenfalls verbunden durch den Umauf dem Oktoberfest, Niederlande, die die hoffnungsvolls- stand, dass alle gemeinsam beim darunter Konzerte, Panels, ten Vertreter ihrer Musikszene mit- niederländischen Showcase am dann doch klar auf der Diskussionsveranstaltungen und bringen, um die Aufmerksamkeit 22.09. im Molotow auftreten. Reeperbahn, die kennt des Reeperbahn Festivals auf sie Ergänzt werden diese sieben Kunstausstellungen. man schließlich weltzu lenken. Acts durch die bereits bekanntere Die Acts sind dabei durch- Band De Staat und den ebenso in weit. Im Juni gastierte aus bunt zusammengestellt . Deutschland etablierten Singer/ Seit dem Debüt des Reeperbahn Festivals im das Reeperbahn Festival mit einem Afterpartees sind beispielsweise Songwriter Blaudzun. Als zehnten Jahr 2006 hat sich im Musikgeschäft viel getan. eigenen Abend während der »Ineine College-Fun-Rock-Band mit und letzten Act bringen die NieGaragen-Sound aus Horst an der derländer die Amsterdamer IndieDamals wusste man in Deutschland noch nicht die Week« des größten MusikwirtMaas, Black Oak dagegen machen Pop-Band Causes mit, die zwar in so recht, wo sich die Branche in Zukunft unter- schaftsverbands Nordamerikas in Songwriter-Pop in Folk-Tradition der Heimat mit ihrer Debüt-Single einander und mit Vertretern aus dem Ausland New York und genoss damit eine und waren vormals bekannt als schon Platin-Status erreichte, auf Teil der Indie-Formation The Black dem Pinkpop auftrat und als Headtreffen sollte. Berlin? Köln? Hamburg? Die exponierte Position. Das AuswärAtlantic. Bombay sind die für ihre liner im berühmten Club Paradiso Popkomm war von Köln nach Berlin verkauft tige Amt hatte Unterstützung geLive-Shows gerühmte Amster- auftrat, von der hierzulande aber worden und verlor sich beim Neuanfang direkt geben, und die Hamburger überdamer Zusammenführung aus auch kaum jemand so richtig geGrunge-Sound und Manchester- hört hat. in der im Gegensatz zur Rhein-Metropole viel zeugten dort ihrerseits auf ganzer Rave-Reminiszenz, Klangstof eher Es lohnt also, sich bezüglich der größeren Stadt. Köln konnte man mit der Pop- Linie. Nun unterstützt wiederum ein Electro-Indie-Derivat auf hal- niederländischen Musikszene beim komm zum Vibrieren bringen, Berlin hat sie die US-Regierung Unternehmen, bem Weg zu Radiohead, und das Reeperbahn Festival umzugucken, Eindhovener Duo Klyne bietet denn nicht wenige raunen schon: schlicht geschluckt und »War was?« gerülpst. die das Reeperbahn Festival im Electro-Pop mit klarem Verweis Holland ist das neue Österreich. In Hamburg setzte man kurzerhand dort an, September in Hamburg besuchen auf den Sound der frühen 1980er. Uns ist diese Theorie allerdings wo sich die ganze Welt eh schon auskannte: auf werden. Das Festival ist damit inSchließlich wären da noch die Rot- derart global formuliert irgendwie terdamer Underground-Punk-Band zu verwirrend. der Reeperbahn. Fußläufigkeit ist der Schlüssel, ternational anerkannter BrückenRats On Rafts und die ebenfalls von wenn man ein Showcase-Festival aufbauen kopf für den Austausch von Kultur dort kommende Sängerin Sevdaliza, — 21.–24.09. Hamburg — Afterwill. Fachbesucher haben schließlich selten die und Visitenkarten. die mit ihrer lasziven Stimme mal zu partees, Black Oak, Bombay, TripHop, mal zu süßem Klavierspiel Zeit, ein komplettes Konzert anzusehen, sie Das alles macht das Reeperbahn Klyne, Rats On Rafts u. v. a.
REEPERBAHN FESTIVAL
#Live #Festival
SWR3 NEW POP Herausgeputzt mit guter Akustik und einem Herz für die kommenden Stars des geschmackvollen Radios – das ist das SWR3 New Pop in Baden-Baden.
Kurhaus, Festspielhaus, Theater – allein die Spielstätten verraten, dass man sich bei diesem Festival keine Gedanken über die Situation der Dixi-Klos machen muss oder der Besuch vom Wetterbericht abhängt. Der Kur- und Badeort mag zwar hauptsächlich für sein gediegenes Publikum und sein Casino bekannt sein, doch gerade die ruhigeren Künstler, die Singer/Songwriter und Folk-Bands mit mehrstimmigem Gesang finden hier eine gut austarierte Akustik und einen opulenten Rahmen, der einfach jedem schmeichelt. Drei Tage lang
wird Baden-Baden zur SWR3 New Pop City und bietet natürlich nicht nur leise Töne. Hier drohte schon manch ein Kronleuchter vorzeitig die Deckenkonstruktion loszulassen, wenn vor den Plüschsitzen Bands wie Biffy Clyro oder die Scissor Sisters tobten. Fast schöner sind allerdings die Konzerte der Newcomer, denn dass diese kurz darauf zu internationalen Stars werden, dafür haben die in Baden-Baden kuratierenden Radioleute ein besonderes Näschen, das nur selten irrt. Carsten Schumacher — 15.–17.09. Baden-Baden — Adesse, Alessia Cara, Jamie Lawson, Jess Glynne, Louane, Matt Simons, Sigala, The Strumbellas, Walking On Cars u. v. a.
The Strumbellas
WAY BACK WHEN Das Way Back When geht dieses Jahr in die dritte Runde und öffnet für drei Tage im Herbst erneut die Türen zu drei IndoorLocations in Dortmund.
Den 29. September und die beiden darauffolgenden Tage haben sich alle Indie-Freunde des Westens mit Sicherheit rot im Kalender angestrichen, denn während die Schwerpunkte im Ruhrgebiet sonst oft anders gesetzt werden, entwickelt sich Dortmund zum Hotspot der Indie-Kultur. Im Domicil, dem FZW und der Pauluskirche geben sich an die 40 Musiker die Kabel in die Hand. Darunter vielversprechende Newcomer sowie größere und kleinere Acts aus Indie, Folk und Electro-Pop. Zu den Besonderheiten des Festivals zählt neben den
Indoor-Locations der urbane Charakter. Das liebevoll ausgesuchte Line-up lädt außerdem zum Entdecken ein: Ähnlich wie beim Eurosonic oder Reeperbahn Festival haben die Veranstalter eine Spürnase für interessante und talentierte Newcomer und unentdeckte Acts. Vergleichbar zum Plattenladen kann man hier Neues und Altes durchstöbern – nur eben live. Eine Neuerung ist in diesem Jahr der Termin. Hatte das Festival in den ersten zwei Jahren noch am Pfingstwochenende seinen Platz, findet es dieses Jahr erstmalig im Herbst statt. Laura Nürnberger
Lola Marsh
— 29.09.–01.10. Dortmund — Honne, Kakkamaddafakka, Lola Marsh, The Boxer Rebellion, The Slow Show, Tocotronic, Vimes, Wintersleep, Woman, Yung u. v. a.
GOLDEN LEAVES Wer glaubt, im September sei die Festivalsaison schon vorbei, der irrt. Im Herbst kommt nämlich noch das schnucklige Golden Leaves Festival samt erlesenem Line-up und einzigartigem Konzept.
Roosevelt
Das Konzept des Golden Leaves Festivals klingt zunächst völlig verrückt: Der Eintritt ist für alle Gäste kostenlos. Möglich machen das nicht nur Spenden und eine CrowdfundingKampagne, bei der man Gästelistenplätze ergattern kann; vor allem sind dafür die Veranstalter und zahlreichen Helfer verantwortlich, die allesamt der Musik wegen ehrenamtlich arbeiten. Deshalb sind sie auch darauf angewiesen, dass die Ausgaben durch Getränke und Essen wieder reinkommen. Biertrinken für den
guten Zweck also! Bisher hat das immer gut funktioniert, in diesem Jahr findet das liebevoll gestaltete Festival nämlich zum fünften Mal statt – wie immer an einem Ort, der bis kurz vor Beginn geheim bleibt. Dort werden dann Musiker wie Roosevelt, Me And My Drummer, The Paper Kites, Alex Vargas und viele andere auftreten. Sie alle bewegen sich musikalisch zwischen Indie, Folk und Pop – kombiniert mit der liebevoll gestalteten Location die perfekte Gelegenheit, den Sommer ein letztes Mal aufleben zu lassen. Sophia Sailer — 17.–18.09. Darmstadt — Charlie Cunningham, Enno Bunger, Evening Hymns, Keøma, Me And My Drummer, Pelzig, Pins, Rhodes, Roosevelt, The Paper Kites u. v. a.
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#Live #Festival
Neben Headlinern wie Radiohead und Kings Of Leon, die hier je eine exklusive Deutschlandshow spielen, lockt das Lollapalooza vor allem durch sein liebevoll kuratiertes Rahmenprogramm. Eltern können ihre Kinder mitbringen, denn die werden im Kidzapalooza bestens unterhalten. Auf einer eigenen Bühne spielen Acts, die Musik jenseits von schnöden Kinderliedern machen, dazu gibt es viele Möglichkeiten, sich ordentlich auszutoben, zu verkleiden, zu staunen und zu spielen. In den Umbaupausen lohnt sich ein Spaziergang durch den grünen Kiez. Hier kann man prima entspannen, bei einem Glas Wein oder gutem Essen (auch vegetarisch oder vegan) und ganz nebenbei noch etwas lernen. Denn das Thema des Kiezes ist diesmal der Klimawandel, NGOs und andere soziale Vereine und Organisationen unterrichten die Gäste in unterhaltsamen Workshops über ihre Anliegen. Aber eigentlich ist es egal, wohin man schaut: An im vergangenen Jahr noch Austragungsort jeder Ecke hält das Lollapalooza schöne kleine des ersten Lollapalooza-Ablegers in Europa, und große Überraschungen bereit. wird für die Unterbringung von Geflüchteten Julia Brummert genutzt, ein neuer Veranstaltungsort musste her. Gefunden wurde er im Treptower Park, — 10.–11.09. Berlin — Beginner, Bilderbuch, James Blake, Kings Of Leon, Major Lazer, Max Herre, Milky Chance, der sich grüner, schattiger und kein bisschen New Order, Paul Kalkbrenner, Philipp Poisel, Radiohead, Róisín Murphy, Tocotronic, Zedd u. v. a. weniger schön zeigt als das Tempelhofer Feld.
LOLLAPALOOZA BERLIN Die Premiere im vergangenen Jahr hat die Messlatte hoch gelegt. Jetzt geht’s für das Lollapalooza Berlin in die zweite Runde, und man kann zuversichtlich sein, dass es wieder knallbunt und aufregend zugehen wird.
Es war keine leichte Aufgabe, die das Festival meistern musste: Der Flughafen Tempelhof,
Fjørt
The Black Atlantic
Trosse Kult
Melodica Festival Berlin
Das Trosse Kult ist gekommen, um das Städtchen Rheine im Münsterland gehörig aufzumischen. Dabei helfen in diesem Jahr großartige Punkrock-Bands.
Es gibt ein Wort, das die Stimmung bei den Melodica Festivals bestens beschreibt: Herzlichkeit. Hier wollen alle das Gleiche, nämlich, zu schöner Musik eine wunderbare Zeit haben.
Seit 2004 hilft der Trosse Kult e. V. dabei, das Münsterland kulturell zu bereichern. Seit 2005 gibt es das dazugehörige Festival. Rheine, die Heimat dieses Events, ist nicht gerade bekannt für eine große Punkrock-Szene, mal abgesehen von Inseln wie der Trinkhalle oder dem Onkel Rock. Umso schöner, dass beim Trosse Kult in diesem Jahr mit Turbostaat und Fjørt gleich zwei großartige Vertreter dieses Genres spielen. Zu den bekannten Acts gesellen sich ein paar Bands aus der Region, da sich das Trosse Kult genau das auf die Fahnen schreibt: die Förderung des Nachwuchses. Wer mag, kann auf dem Parkplatz des Festivals campen, für alle anderen gibt es bis zwei Uhr nachts ShuttleBusse zurück zum Rheinenser Hauptbahnhof. Nur aufgepasst – der letzte Zug in die nächste Stadt könnte da schon weg sein.
Es hat was von einem Klassentreffen, wenn die Musikerinnen und Musiker beim Melodica Festival zusammentreffen. Diese Reihe gibt es mittlerweile an verschiedenen Orten auf der Welt, immer mit dem gleichen Ziel, Kreative miteinander zu verknüpfen, um sich neue Musik und Projekte zu präsentieren, einander zu inspirieren und am Ende natürlich zu feiern und eine gute Zeit zu haben. Hier sind alle willkommen, und das ohne großes Hippie-Getue. Na gut, vielleicht ein bisschen. Die Melodica Festivals sind kostenlos, es wird eine Spendenbox herumgereicht. Die darf man eifrig füllen, denn das, was hier geboten wird, klingt nicht nur gut, sondern wärmt auch das Herz. Klingt kitschig? Guckt es euch doch einfach mal an.
Julia Brummert — 03.09. Rheine — Antillectual, Fjørt, Great Escape, Kapelle Petra, Liedfett, Long Distance Calling, Mailbox, Massendefekt, Middleman, Mr. Irish Bastard, Snareset, Turbostaat, Who Killed Bruce Lee u. v. a.
Julia Brummert — 03.–04.09. Berlin — Bernhard Eder, Daiana Lou, Fabrizio Cammarata, Fil Bo Riva, Ian Fisher, Luckless, Meadows, Paula Tebbens, Svavar Knutur, The Black Atlantic, Tim Neuhaus & The Cabinet, Town Of Saints u. v. a.
#Live #Festival
INTRO INTIM IN DER SUPERBUDE ST. PAULI »
Wir freuen uns, beim diesjährigen Reeperbahn-Festival eine liebgewonnene Tradition fortsetzen zu können: Das Intro Intim in der Superbude auf St. Pauli. Am Samstag, dem 24. September, laden wir wieder vier NewcomerActs für intime Konzerte in die ASTRA Rockstarsuite der Superbude in der Juliusstraße 1–7. Die 30 raren Tickets kann man nicht kaufen, sondern nur gewinnen!
»
Die Bands Communions
Gurr
Die Dänen Communions haben Außergewöhnliches geschafft: Sie wurden vom britischen Qualitäts-Indielabel Tough Love gesignt. Dort erschien unlängst die erste, selbstbetitelte EP des Quartetts, das dem altehrwürdigen Postpunk tatsächlich noch neue Facetten hinzuzufügen weiß.
Gurr sind uns bereits als Finalisten des »Mutti, wir spielen Melt!«-Bandwettbewerbs als herrlich räudiges, energetisches Garage-Duo aufgefallen. Jetzt steht das Debütalbums der beiden Berlinerinnen namens »In My Head« in den Startlöchern, das sie an diesem Nachmittag sicher vorstellen werden.
Fil Bo Riva
Warhaus
Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn Fil Bo Riva nicht in kürzester Zeit berühmt würde. Denn der Römer überzeugt mit seinen wunderbar souligen Folk-Songs und einer Reibeisenstimme, die angenehme Erinnerungen an AnnenMayKantereits Henning May weckt. Ende September erscheint seine Debüt-EP .
Warhaus ist das neue Soloprojekt von Balthazar-Sänger Maarten Devoldere. Zwar lieben wir auch Devolderes Hauptband, aber als düster-verschrobener Solist gefällt er uns sogar noch besser. Sein gerade erschienenes Debüt »We Fucked A Flame Into Being« erinnert auf sehr anregende Art an einen verträumten Nick Cave.
Den Zeitplan geben wir vor dem Event auf intro.de/superintim bekannt. Dort stehen dann auch alle nötigen Infos zur Verlosung. Tickets für das Reeperbahn-Festival gibt es unter reeperbahnfestival.com.
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AMSTERDAM DANCE EVENT KALTERN AM SEE – SÜDTIROL BILDERBUCH (AT) BEAR’S DEN (GB) HUBERT VON GOISERN (AT) THE SLOW SHOW (GB) JOCHEN DISTELMEYER (DE) ALBIN LEE MELDAU (SE) MICHAEL WOLLNY (DE) LUKE SITAL-SINGH (GB) EBBOT LUNDBERG & THE INDIGO CHILDREN (SE) JESSE MAC CORMACK (CAN) MATT MALTESE (GB) STARGAZE (DE) CANTUS DOMUS (DE) MATT WOODS (GB) AMI (DE) FABER (CH) MARA SIMPSON (GB) FENNE LILY (GB) MISTER MILANO (CH) DEZ MONA (BE) CHRIS PUREKA (US) FORTUNA EHRENFELD (DE) BELLY HOLE FREAK (IT) DJ ST. PAUL (NL) Jetzt
Busre die bucheise n
Natürlich findet in diesem Jahr auch wieder die wichtigste Dance-Messe Europas statt: Für das Amsterdam Dance Event Ende Oktober lohnt es sich, jetzt schon vorzuplanen.
Die Mischung, die das ADE jedes Jahr zusammenträgt, ist unvergleichlich: LiveKonzerte werden um herausragend besetzte Club-Events, Panels, öffentliche Interviews und Ausstellungen ergänzt. Das Programm ist dadurch unüberschaubar groß, und da hat man die Sehenswürdigkeiten Amsterdams noch nicht einmal gesehen. Christian Steinbrink — 19.–23.10. NL-Amsterdam — Crystal Castles, Digitalism, Henrik Schwarz, Jeff Mills, Kölsch, Maya Jane Coles, Ricardo Villalobos, Roman Flügel, Skepta, Suuns u. v. a.
FRITZ DEUTSCHPOETEN Zum siebten Mal jährt sich das von Radio Fritz initiierte Festival und präsentiert bekannte und neue deutschsprachige Talente.
Der IFA-Sommergarten in Berlin steht am 2. und 3. September wieder ganz im Zeichen der deutschsprachigen Musik: Seit 2010 versammeln sich dort etablierte und junge Talente der deutschen Musikszene auf der Bühne und verzaubern das Publikum mit Wortgewandtheit und Poesie. Präsentiert und übertragen wird das Festival von Fritz, dem jungen Radio des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Laura Nürnberger
Wanda
— 02.–03.09. Berlin — Bosse, Chefket, Fettes Brot, Grossstadtgeflüster, Joris, Maxim, MoTrip, Namika, Schmutzki, Sido, Wanda u. v. a.
KORNERN FESTIVAL Am 24. September feiert das Kornern Festival in Köln Premiere und lädt junge, internationale Talente ein.
In diesem Herbst findet das Kornern Festival erstmals statt und verwandelt den Kölner Stadtteil Ehrenfeld in eine kleine Festivallandschaft. Auf drei Club-Bühnen – im Club Bahnhof Ehrenfeld, dem benachbarten Yuca und im Artheater – werden junge Künstler aus England, Österreich, Island, Norwegen, Belgien und den USA auftreten und dem Publikum neuen Indie- und Electro-Pop vorführen. Laura Nürnberger
TICKETS & BETTEN & INFOS: www.kalternpop.com The Paper Kites
— 24.09. Köln — dePresno, Island, Júníus Meyvant, Lawrence Taylor, Outlaw Ladies, Purple, Samm Henshaw, The Paper Kites, Tobias Thomas, Wyoming u. v. a.
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MATT WILDE feat. Sönke Torpus special guest: Yellowknife Di. 06.09.2016 | YUCA, Köln
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Di. 06.09.2016 | Blue Shell, Köln
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10.11.2016 / DO
EFDEMIN, MOVE D, SHACKLETON, VIKTOR MAREK, SPECIAL GUEST U.V.M. 28.10.
Maeckes
"Tilt Tour" 2016 + Support
JENNY HVAL 28.10.
JMSN
Heidelberg / Am Karlstor 1 Telefon 0 62 21 . 97 89 11
K AMPNAGEL HAMBURG TICKETS 040 270 949 49 www.waschhaus.de
Foto: Dillon
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U 03.09. ZOOM 20.00 WOLF ALICE
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 13.09. BROTFABRIK 20.00
TERMINE AB SEPTEMBER 2016
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YOUNGBLOOD BRASS BAND
25.09. MOUSONTURM 21.00 HELGI JONSSON WITH TINA DICO AND MARIANNE LEWANDOWSKI 26.09. ZOOM 21.00 WE ARE SCIENTISTS
23.09. Benne <<Konzerte Im FZW>>
28/08 07/09 09/09 12/09 14/09 16/09 18/09 23/09 24/09 25/09 26/09 27/09 29/09 01/10 02/10 04/10 06/10 07/10 09/10 10/10 11/10 12/10 14/10 16/10 17/10 18/10 19/10 20/10 21/10 23/10 24/10 25/10 26/10 27/10 28/10 02/11 03/11 05/11 06/11 10/11 11/11 12/11 14/11 18/11 20/11 23/11 24/11 25/11 27/11 28/11 01/12 02/12 03/12 04/12 05/12 10/12 12/12 04/02 08/03
ROBERT REDWEIK FZW POETRY SLAM MUK.E 16 YOB & BLACK COBRA FARID BANG T-ZONE WE TRUST SHOW BENNE KARATE ANDI YESTERDAY SHOP,U.A. GWLT MAX GIESINGER WAY BACK WHEN FESTIVAL: KAKKMADDAFAKKA,.. TANKCSAPDA BOLLMER RAF CAMORA THE BASEBALLS MUNCIE GIRLS DAUGHTER EKO FRESH TEESY BAMBULE: 5STERNE DELUXE,U.A. CARPENTER BRUT UNCEL ACID & THE DEADBEATS DANJU HEINZ RUDOLPH KUNZE AURORA MADELINE JUNO KONTRA K FJØRT GRAHAM CANDY ASP OLIVER KALKOFE & DIETMAR WISCHMEYER
BUKAHARA MOOP MAMA 257ERS LEAFMEAL FESTIVAL DIE NERVEN SCHMUTZKI SEVEN DRANGSAL SARAH & PIETRO SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR RALPH RUTHE RECKLESS LOVE D OUT! DIE DREI ??? SOL RRP MIRJA BOES & BAND CHRIS TALL SOLD OUT! FRIDA GOLD POETS OF THE FALL BRIAN FALLON & THE CROWS GUILDO HORN VINCENT PFÄFFLIN
SAUROPROD + BIRTHH
CAPTAIN PLANET MAECKES 30 JAHRE IDIOTS DEVIN TOWNSEND PROJECT 19/03 KC REBELL 12/04 CHRISTINA STÜRMER INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE
WWW.FACEBOOK.DE/FZWEVENT FZW | RITTERSTR. 20 | 44137 DORTMUND
01.10. MOUSONTURM 20:00 STUDIO BRAUN 03.10. BATSCHKAPP 20:00 FLATBUSH ZOMBIES 20.10. BROTFABRIK 20:00 WARHAUS 21.10. MOUSONTURM 21:00 ALL DIESE GEWALT 21.10. GIBSON 19:30 WHITE LIES 25.10. ZOOM 21:00 MADELINE JUNO
30.10. JAHRHUNDERTHALLE 20.00 PASSENGER
D
A
So. 09.10.2016 | Gloria, Köln
Sa. 05.11.2016 | Live Music Hall, Köln (Verlegt vom Luxor)
MØ
Mo. 10.10.2016 | FZW, Dortmund
DAUGHTER
Fr. 21.10.2016 | Live Music Hall, Köln
CRYSTAL CASTLES
NATHANIEL RATELIFF & THE NIGHT SWEATS
special guest: Matthew Logan Vasquez So. 06.11.2016 | Gloria, Köln
DEAD KENNEDYS KULA SHAKER Sa. 22.10.2016 | Die Kantine, Köln
Di. 08.11.2016 | Live Music Hall, Köln
So. 23.10.2016 | Live Music Hall, Köln
Do. 10.11.2016 | Die Kantine, Köln
So. 23.10.2016 | Die Kantine, Köln
Do. 17.11.2016 | Bh. Stollwerck, Köln
WHITE LIES special guest: The Ramona Flowers
THE COMMON LINNETS
Do. 27.10.2016 | Essigfabrik, Köln
Do. 17.11.2016 | Die Kantine, Köln (Verlegt vom Luxor)
DUA LIPA DUB FX
KAISER CHIEFS Do. 27.10.2016 | Die Kantine, Köln
POLICA special guest: FOG
So. 30.10.2016 | Live Music Hall, Köln
WARPAINT
So. 30.10.2016 | Die Kantine, Köln
JAMIE LIDELL
TINIE TEMPAH DELLÉ
BEARTOOTH
Sa. 19.11.2016 | Die Kantine, Köln
LUKAS RIEGER Di. 22.11.2016 | Die Kantine, Köln
MICHAEL KIWANUKA special guest: Joseph
Fr. 25.11.2016 | Die Kantine, Köln
THE CAT EMPIRE ARCHIVE special guest: Tinpan Orange
Di. 29.11.2016 | E-Werk, Köln
Di. 01.11.2016 | Essigfabrik, Köln
JEREMY LOOPS
PATRICE
Di. 04.10.2016 | Palladium, Köln
special guest: Inglorious Sa. 29.10.2016 | Palladium, Köln
03.11. ZOOM 21:00 STORMZY 10.11. ZOOM 21:00 KEVIN GATES
special guest: Gregory Alan Isakov Fr. 18.11.2016 | Palladium, Köln
19.11. GIBSON 19:30 CHARLES BRADLEY 27.11. GIBSON 20:00 PATRICE
Sa. 26.11.2016 | Palladium, Köln
07.12. MOUSONTURM 20:00 ROCKO SCHAMONI & CHRISTOPH GRISSEMANN
special guests: Dinosaur Pile-Up, Tim Vantol
19.01. FESTHALLE FRANKFURT 19:45 DIE FANTASTISCHEN VIER 12.03. STADTHALLE OFFENBACH 20.00 GENETIKK
Di. 29.11.2016 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf
Sa. 21.01.2017 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen Fr. 27.01.2017 | Lanxess Arena, Köln
19.03. JAHRHUNDERTHALLE 20.00 BEGINNER TICKETS MOUSONTURM: TEL 069.405.895-20 WWW.MOUSONTURM.DE INFOS BROTFABRIK: WWW.BROTFABRIK.INFO
WEITERE VERANSTALTUNGEN: WWW.MARKUSGARDIAN.DE
E
Mi. 02.11.2016 | Essigfabrik, Köln
SAM BEAM AND JESCA HOOP
01.11. MOUSONTURM 21:00 JOHN GRANT 02.11. MOUSONTURM 20:00 NICOLAS STURM
T
Do. 08.09.2016 | Kulturkirche, Köln
Di. 01.11.2016 | E-Werk, Köln
27.10. ZOOM 21:00 DIGITALISM LIVE
P
prime entertainment www.prime-entertainment.de
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Demnächst: Intro #246 — 26.09.2016
Tim Burton über »Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children«, Kate Tempest, Bastille, AlunaGeorge, Banks, Abay
Du bist auf Diät. Auf Instagram. Auf ’m Trip. Auf ’ner Insel. Auf der Suche? Bring NEON ins Dunkel.
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