Intro #246

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#246 Oktober 2016 gratis www.intro.de

Radikale Empathie

KATE TEMPEST Danny Brown — Warpaint — Bastille — AlunaGeorge — Tim Burton — Pixies

— Gurr — Jon Furlong — Banks — Drohnen — The Lemon Twigs — Abay im Fernsehgarten

#Pop #Kultur #Life #Style


www.pop-abo.de AKUSTIK-POP IM KONZERTHAUS DORTMUND

16 ICKS RST mber 20 E D TIN . Nove 13 E tag, FAC 16 Sonn CAL mber 20 I D e RA v o 8. N OP 017 ag, 1 t i e r F BCH 2 LAM Februar . AM 7 1 , g NGH 17 I N Freita CUN ärz 20 ONS RLIE .M RAG CHA stag, 25 D O Sam E TW 2017 D TH 17. Juni N A RT ag, EWE Samst


#Intro Editorial

#Intro

Nachdem das Ergebnis der Brexit-Abstimmung feststand, bin ich vor Schreck fast aus dem Bett gefallen. Die knappe Entscheidung, der verlogene Wahlkampf von Boris Johnson und Nigel Farage (und ihr späteres Schwanzeinziehen), das Unvermögen der Labour Partei, Euphorie für die Europa-Idee zu wecken – das alles war so erbärmlich und machte mich dermaßen wütend, dass ich am liebsten sofort und höchstpersönlich England aus der EU getreten hätte. Doch die Tage nach der Brexit-Wahl haben gezeigt, wie viele vor allem junge Menschen sich laut und leidenschaftlich zu Europa bekennen. Unsere Titelheldin Kate Tempest ist eine davon – und sagt im Interview viele schlaue Dinge über die Brexit-Misere. Damit wir uns nicht vollends von politischen Dingen runterziehen lassen, gibt es an anderer Stelle im Heft ein Prise Weltflucht in die Popkultur mit Tim Burton, tollen Künstlerinnen wie Banks und Aluna Francis von AlunaGeorge und Acts wie Warpaint und den Pixies. Viel Spaß beim Lesen!

Foto: Jessica Backhaus

Daniel Koch (im Namen der Redaktion)

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Das Leben der Anderen

DAS LEBEN DER ANDEREN

Die 22-jährige Fotografin Clara Nebeling porträtierte für uns in London Kate Tempest. Dort zeigte sich, was wir schon hatten munkeln hören: Fotoshootings sind nicht unbedingt Kates Sache. Deshalb wurden aus den geplanten 60 Minuten am Ende ungefähr fünf. Trotzdem hatte Clara, die gerade erst von Australien nach London gezogen war, eine Handvoll sehr schöner, naher Portraits für uns. Danke dafür! Was sie sonst noch macht, seht ihr auf claranebeling.com

Die geheimnisvollen, melancholischen Fotografien, die in diesem Monat unsere Trennerseiten zieren, stammen aus der Reihe »Six Degrees Of Freedom« von Jessica Backhaus. Die Deutsch-Amerikanerin bereiste für die Aufnahmen Orte ihrer Kindheit, um fotografisch die Lücken ihrer Biografie zu schließen. In Buchform ist die Arbeit im Kehrer Verlag, Heidelberg erschienen. Bis zum 21. Oktober kann man sie noch in der Kölner Galerie Anja Knoess sehen, danach bis Mitte November in der Galerie Robert Morat in Berlin. Ein Interview mit Jessica findet ihr auf intro.de unter #Jessica Backhaus.

Aus der Redaktion Am 9. September wurde zum ersten Mal der Preis für Popkultur im Berliner Tempodrom verliehen. Auch wir waren mit unserer »Warum seid ihr so scheiße leise?«-Titelstory in der Kategorie »Schönste Geschichte« nominiert. Verloren haben wir am Ende gegen Jan Böhmermanns Schmähgedicht. Aber hey, es gab gute Live-Musik, mit Bernd Begemann einen herrlich unseriösen Moderator und – wie man sieht – reichlich Bier und Wein.

Bis vor einigen Wochen wohnte Intro-Autorin Aida Baghernejad in der unmittelbaren Londoner Nachbarschaft von Kate Tempest. Nicht nur deshalb war Aida für unsere Titelstory die perfekte Wahl: Sie erlebte hautnah den Tag des Brexits und die aggressive Stimmung, die seitdem auf der Insel vorherrscht – eine Erfahrung, die auch das Gespräch der beiden prägte. Hier sieht man Aida auf dem »March For Europe« Anfang September in London – mit einer Message, die wir nur unterschreiben können.

Philip: »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal darüber schreibe, wie man am besten Eier ausbrütet. Jetzt ist es passiert.« Carsten: »Menno, immer ist alles zu alt, was ich sage.« Wolfgang: »Oh, ich sehe gerade, dass hier unter dem Schreibtisch noch ne Unterhose von mir liegt. Die hab ich letztens zum Trocknen da hingelegt.« Senta: »Oh Gott, wo ist mein Schwert?«


Inhalt

INHALT #Intro

#Pop

Bilder von: Katja Ruge, Oliver Barrett, Laurence Philomene 8

Kate Tempest und die große Illusion namens London 38

Auf eine Pommes mit: Gurr

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Daniel Scheinert und die Darmwinde des »Swiss Army Man« 14 Wären so gerne Bon Jovi: The Lemon Twigs

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Auftakt mit: Placebo, Kratzen & Beißen, Oh Pep!, Jennifer Rostock, Heaven Shall Burn, Jenny Hval, Egon Forever, Kobito, Preoccupations, Deap Vally, Volker Wittkamp 18

Warpaint: Sheena is a punkrocker, Jenny Lee auch 42 Pop und Psychologie: Banks 44 Mut zur Lücke: Danny Brown

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Mit Aydo Abay im ZDF-Fernsehgarten 48 Cover-Welten: Radioteleskope 52 Es ist eine wilde, wilde Welt: Bastille

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AlunaGeorge: Alles oder Nichts! 56 Alte Helden, junge Lieder: Pixies 58

#Kultur Ein besonderes Kind: Tim Burton 62 Film Festival Cologne: Filme feste feiern 65 Im Kino: Das kalte Herz, Affenkönig 66 Neue Serien und Filme fürs Sofa 67 Neue Games: »Deus Ex« und »Grow Up« 72

#Life Reportage: Drohen uns Drohnen? 76 Satt werden auf der Berlin Food Week 80 First World Problems: Innere Leere 81 Rezepte: Louis und die Kohlkopfsuppe

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#Style Interview: Jon Furlong und »Obey Clothing« 84 Der Adidas Gazelle wird 50 86 Fünf zeitlose Sneaker 88 Technik: Gadgets von der IFA 90

#Review Foto: Joseph Wolfgang Ohlert

Platten vor Gericht 94 Neue Platten: Against Me!, All Diese Gewalt, Bon Iver, Mykki Blanco, Nick Cave & The Bad Seeds, Die Antwoord, Dillon und viele mehr 96 Impressum / Dein Intro 6 Abo 13 Katz & Goldt / Demnächst 130

#Preview Intro empfiehlt 120 Kalender 122

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#Intro Dein Intro

DEIN INTRO Und wo warst du im Oktober 2006? Intro #142

Covergeschichte: Was machen eigentlich The Rapture

heute? Im Oktober 2006 zierte Frontmann Luke Jenner noch das Intro-Cover und seine Band war mit Album Nummer zwei der ganz heiße Scheiß. Zehn Jahre später hat sich die Band bereits seit zwei Jahren aufgelöst. Hilft nur der Griff in die Kiste mit den angestaubten Platten. Storys: Dendemann, Lo-Fi-Fnk, Amp Fiddler, The Dears, Grizzly Bear, Regina Spektor, Tapes ’n Tapes, Console, The Rapture, Lily Allen, Justin Timberlake, Scissor Sisters, Luomo / Dani Siciliano, Charlotte Gainsbourg, Yo La Tengo / Lambchop, Mando Diao Wichtige Alben: The Album Leaf »Into The Blue Again«, The Black Keys »Magic Potion«, Bonnie Prince Billy »The Letting Go«, Bosse »Guten Morgen Spinner«, Console »Mono«, International Pony »Mit Dir sind wir vier«, Mando Diao »Ode To Ochrasy«, Motörhead »Kiss Of Death«, The Rapture »Pieces Of People We Love«, The Roots »Game Theory«, The Whitest Boy Alive »Dreams« Platten vor Gericht: Sieger: The Whitest Boy Alive – 7,63 / Letzter: Johnossi – 4,43 Besondere Vorkommnisse: Erinnert sich noch jemand an Paris Hilton? Wahrscheinlich schon. Und wie sieht’s mit ihrem ersten und gleichzeitig letzten Album »Paris« aus? Hm … Bei uns im Heft noch populär angekündigt, endete ihre Gesangskarriere noch bevor sie richtig begonnen hatte. Glücklicherweise. Schlagzeile des Monats: Google kauft YouTube für 1,65 Milliarden Dollar / Michael Schumacher tritt (zum ersten Mal) aus der Formel 1 zurück

IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellv. Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirector Holger Risse Projektleitung Martin Lippert Redaktion Senta Best (Textchefin), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (#Review), Frederike Ebert (#Style), Frederike Wetzels (Foto), Kristina Engel (Lektorat), Sermin Usta (Volontariat), Ina Halbfas (Lektorat) Redaktionsassistenz Alexandra Heckel Live-Redaktion Carsten Schumacher, Henrike Schröder (Volontariat), Thomas Lorber Layout Jörn C. Osenberg (osi) Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Philip Fassing (Leitung Produktentwicklung), Bastian Küllenberg (Leitung Social Media), Julia Brummert Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Hannah Bahl, Emanuel Bergmann, Kristof Beuthner, Fionn Birr, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Dominik Bruns, Cay Clasen, Dominik Djilaeu, Doc Intro, Sascha Ehlert, Carlotta Eisele, Rami Eiserfey, Valentin Erning, Lars Fleischmann, Lisa Forster, Isabelle Friedrich, Nina Gierth, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Andreas Grüter, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Nils Herrmann, Mark Heywinkel, Salwa Houmsi, Leopold Hutter, Christian Ihle, Ulf Imwiehe, Paula Irmschler, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Kerstin Kratochwill, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Nadja Neqqache, Sarah Neuhaus, Luka Nowak, Katja Peglow, Olaf Radow, Verena Reygers, Henje Richter, Martin Riemann, Felix Scharlau, Christian Schlodder, Simone Schlosser, Kira Schneider, Michael Schütz, Hanno Stecher, Christian Steigels, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Daniel Voigt, Linus Volkmann, Timo Weber, Jan Wehn, Liz Weidinger, Michael Weiland, Holger Wendt, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff, Marius Wurth, Louisa Zimmer, Menachim Zwartmann Cover Clara Nebeling Illustrationen Peter Hoffman, Alexandra Ruppert Fotos Jessica Backhaus, Tim Bruening, Nora Dal Cero, Christian Debus, Wes Frazer, Peter Kaaden, Mia Kirby, Martin Krüger, Clara Nebeling, Joseph Wolfgang Ohlert, Pressebildfreigaben und Getty Images Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Anika Winter PraktikantInnen Linda Remmlinger, Caroline Wiederkehr, Tobias Tißen, Laura Nürnberger Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41) Abo Moritz Tontsch (abo@intro.de) Brandmanagement Eike Wohlgemuth Vermarktung Director Sales & Marketing Oliver Bresch (Fon +49 221 94 993-13) (Media & Marken) Head of Sales Intro Martin Lippert (Fon +49 221 94 993-17) (Musik, Film, Marken) Büro Köln Fon +49 221 94 993-Durchwahl: David Winter -63 (Head of Digital Sales / Marken & Media), Sabrina Esser -33 (Marken & Media), Kathrin Marion Fischer -75 (Digital Sales), Geraldine Schleder -19 Büro Berlin Fon +49 30 4036705-Durchwahl: Sebastian F. Dudey -11 (Live Entertainment & Kleinanzeigen), Frank Straessner -20 (Marken, Media & Musik) Auftragsannahme & Administration Eva Sieger (Leitung) -14, Florian Schuster -16 Fax +49 221 94 993-88 Aktuelle Anzeigenpreisliste: Mediadaten 2016 (Nr. 26 aus 11/2015) Download Mediaunterlagen hoerstmann.de/mediadaten Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900

Bei der Weltpremiere der »Tschick«-Verfilmung von Fatih Akin im Berliner Kino International posierten die drei Hauptdarsteller Mercedes Müller, Tristan Göbel und Anand Batbileg mit ihren jeweiligen Covermotiven unserer Septemberausgabe. Wir glauben, an ihrem Grinsen abzulesen, dass sie damit ungefähr so happy waren wie wir.

Da es uns immer störte, dass es keine deutsche Website gibt, die alle relevanten Neuerscheinungen eines Release-Freitages zusammenfasst, haben wir sie kurzerhand selbst angelegt. Wenn ihr also wissen wollt, auf welche Alben ihr in welchem Monat an welchem Freitag sparen müsst, schaut einfach auf intro.de/plattenvorschau nach.

Termine für Nr. 247 / November 2016. Redaktionsschluss: 07.10.2016; Termin- & Anzeigenschluss: 14.10.2016; Druckunterlagenschluss: 18.10.2016; Erscheinungstermin: 31.10.2016 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-geprüfte Auflage & Verbreitung II. Quartal 2016 Druckauflage: 92.080 / verbreitete Auflage: 89.189 (Durchschnittszahlen) Bezugsquellen Erhältlich an 1.231 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!


KĂźnstler: Matthew Cusick

Stoppt den Klimawandel, bevor er unsere Welt verändert. www.greenpeace.de/helfen


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Die Hamburgerin »Everything changed Katja but Ruge nothing’s hat imchanged. Laufe ihrer That’s 25-jährigen the way you wantals Karriere it to Musikfotografin be.« So sagte es vielLuke-Skywalker-Darsteller erlebt. Auch unsere Seiten hat sieHamill mit einer ganzen Reihe von bereiMark in einer Kurzdoku überKünstlerporträts »Star Wars – Das Erwachen chert. Einder paar Macht«. der saftigsten Diese Szene Storys aus erzählen dem Filmtrailer die Bilder, zeigt die sehrunter sie deutlich, demwas Titeler»Ladyflash« meint: Vertraute bis zum Raumschiffe 26. Oktober kämpfen in der einen neuenGalerie Kulturreich Kampf (Wexstraße in den Überresten 28 in Hamburg) des alten. Klar, ausstellt. dass die Fans bei diesen Szenen Pipi in den Augen bekommen.


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Wie alles, was Wes Anderson anpackt, sind auch die bei Abrams Books erschienenen Bände der »Wes Anderson Collection« wahre Meisterwerke. Die neue, dritte Ausgabe widmet sich einer ständig aktualisierten Ausstellung der Spoke Art Gallery in San Francisco namens »Bad Dads«, deren beitragende Künstler (hier Oliver Barrett) von den Filmfiguren Andersons inspiriert sind.


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»Curated By Girls« ist eine Plattform, die es sich zum Ziel gesetzt hat, spannende Kunst unabhängig vom Geschlecht oder der Rasse ihrer Urheberinnen und Urheber zu präsentieren. In Berlin zeigt das Team am 8. und 9. Oktober die Ausstellung »Freer In Berlin« im Studio Blender & Co. in Neukölln. Dort findet sich auch dieses Foto von Laurence Philomene.


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#Pop #Gurr

Gurr

ANGST U VOR TAUBEN #Pop — Gurr bringen ihr erstes Album heraus und nennen es »In My Head«. Julia Brummert traf Andreya Casablanca und Laura Lee in einer Pommesbude in Berlin-Lichtenberg und ließ sich Geschichten über Aufnahmesessions mit zwielichtigen Gestalten aus San Francisco erzählen. Foto: Martin Krueger

nser Menü: Pommes mit Mayo und Ketchup, dazu Ayran, Apfelschorle und Cola. Andreya Casablanca und Laura Lee sitzen an einem dieser Berliner Un-Orte: vor einer Pommesbude an einer Hauptstraße in BerlinLichtenberg. Schön ist anders, aber Gurr wollten es so, weil um die Ecke ihr Proberaum liegt und die Fritten solide sind. Gerade proben sie, weil demnächst ein paar Konzerte als Vorband von Jimmy Eat World und Kakkmaddafakka anstehen. Darauf folgen diverse Shows beim Reeperbahn Festival – zum Beispiel bei Intros Superintim – und eine eigene kleine Tour. Das Warmspielen dient vor allem der Bewältigung der eigenen Nervosität: »Wir sind eher kleine Hühner, bevor wir auf die Bühne gehen, und sehr nervös«, scherzt

Andreya. Sicher sind sie sich zumindest, was ihr Debüt angeht. »Einige unserer alten Aufnahmen fanden wir nach einer Weile wirklich schlecht. Deshalb haben wir uns diesmal Zeit gelassen, obwohl es scheiße teuer ist, ein Album aufzunehmen und dir kein Label mehr einen Vorschuss zahlt. Aber das war es wert: Wir sind sehr zufrieden.« Und das völlig zu Recht: Der garagige Rock’n’Roll auf »In My Head« glänzt durch perfekt aufeinander abgestimmtem Gesang, eine charmante Patzigkeit und ein Händchen für gut sitzende Melodien. Dass das so gut harmoniert, mag sicher auch an der engen Freundschaft von Andreya und Laura liegen. Die beiden kennen sich aus dem Studium, haben im Kurs »Academic English« nebeneinander gesessen und bei einem gemeinsamen Projekt beschlossen, dass es Zeit wird, eine Band zu gründen. Später gingen sie zeitgleich für ein Semester nach Amerika. Dort entstanden unter abenteuerlichen Bedingungen erste Aufnahmen. »Wir waren im Studio von zwei schrägen Typen, die wir bei einem Konzert in San Francisco kennengelernt »Wir waren haben«, sagt Laura und Andreya nimmt im Studio von lachend den Faden zwei schrägen auf, wie es eben nur Typen, die richtig gute Freunwir bei einem dinnen können: »Einer hieß Dapper Dan, Konzert in der andere Charles San Francisco Gonzales. Dan hatte kennengelernt wegen eines Autohaben« unfalls vorne keine Zähne mehr. Sehr vertrauenserweckend.« Mit einem Van ging es dann direkt vom Konzert in deren Studio. Laura: »Das Auto hatte keine Fenster mehr und war von einer Weed-Farm geklaut.« Und Andreya ergänzt: »Die haben die ganze Zeit gekokst und gekifft – also erst gekokst, dann gekifft, damit sie high werden und dann wieder runterkommen.« Nachdem das Umfeld schon mal stimmte, fehlte nur noch der passende Bandname: »Gurr« kam ihnen in den Sinn, als sie einmal über Lauras Angst vor Tauben sprachen. »Die ist so schlimm, dass ich sogar die Straßenseite wechsle, wenn eine Taube vor mir auftaucht«, beichtet Laura. Außerdem passt Gurr lautmalerisch einfach gut zum Lärm der frühen Songs. Klangliche Ähnlichkeit zur feministischen Riot-Grrrl-Bewegung der 90er ist durchaus vorhanden, aber man sollte Gurr nicht als Erbinnen einer Bewegung, sondern als das sehen, was sie sind: Eine coole Band, die ihre Einflüsse nach eigenen Angaben von Jeff The Brotherhood oder den Stone Roses nimmt, aber auch Platten wie das Debüt von Avril Lavigne, die Spice Girls und Angel Olsen mag. — Gurr »In My Head« (Duchess Box / H'Art / VÖ 14.10.16) — Auf Tour am 30.09.


Abo

#ABO

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DIE ABO-PRÄMIEN, EMPFOHLEN VON INTRO

Brandt Brauer Frick »Joy«

John Carney »Sing Street«

Shane Black »The Nice Guys«

LP – Because / Warner

BD – Studiocanal

BD – Concorde

Felix van Groningen »Café Belgica«

Kate Tempest »Let Them Eat Chaos«

The Returned (Les Revenants) »Staffel 2«

DVD – Pandora / Al!ve

LP – Fiction/Caroline / Universal

BD – Studiocanal

Gurr »In My Head«

Nicolas Roeg »Der Mann, der vom Himmel fiel«

Thomas Stuber »Herbert«

LP – Duchess Box / Redeye

DVD – Wild Bunch

BD – Studiocanal

* Abo-Preise: Inland 30 € (inkl. Prämie), Ausland 35 € (exkl. Prämie), Ausland 42 € (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, danach automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis vierzehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo.

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#Kultur #Daniel Scheinert #Swiss Army Man

Es ist ein Wunder, dass Dan Kwan und ich überhaupt etwas produziert haben. Wir würden allein komplett unterschiedliche Spielfilme machen. Aber wir wissen nun, wie es zusammen funktioniert: Sobald einer etwas gefunden hat, das den anderen zum Lachen bringt, untersuchen wir die Quintessenz des Witzes. Habt ihr beim Schreiben schon gezielt nach einer ungewöhnlichen Story gesucht, für die es keine Referenzen gibt?

Kwan und ich hätten wahrscheinlich ein Problem damit gehabt, einen »normalen« Film zu drehen. Die Angst, etwas was zu schreiben, was sich vorher schon jemand so ähnlich ausgedacht hat, ist dafür bei uns zu ausgeprägt. Deswegen schaut man sich an, was andere gemacht haben – und treibt es auf die Spitze. Wie habt ihr Daniel Radcliffe von der merkwürdigen Rolle der angeschwemmten Leiche überzeugt?

Wir hatten zuerst Paul Dano für die Rolle des Hank gecastet, und ihn gefragt, mit wem er gerne spielen wolle. Pauls Antwort lautete: Daniel Radcliffe. Dann schickten wir Daniel unser Skript. Die Herausforderung, den ganzen Film über eine Leiche zu spielen, hat ihn wohl gereizt. Er fragte sofort, ob er alle Stunts selbst drehen kann. Er meinte die Stürze.

»Für die Berg- und Sturzszenen hatten wir ­BodyDummys. Dazu ein Model von Radcliffes Hintern, aus dem Durfte er sie drehen wir viel Luft oder wurde mit Doubentweichen les gearbeitet? Für die Berg- und lassen Sturzszenen hatten wir konnten.«

­ ody-Dummys. Dazu ein B Model von Radcliffes Hintern, aus dem wir viel Luft entweichen lassen konnten. Für die Erektion stand am Set eine Animatronic bereit, die wir live steuerten.

Daniel Scheinert

PREIS FÜR PUPSKULTUR #Kultur – Das Regie-Duo Daniels drehte Musikvideos für Battles, Tenacious D und The Shins. Ihr erster Spielfilm ist eine Insel-Romanze zwischen einem Lebenden und einem Toten. Lars Fleischmann sprach mit Daniels-Hälfte Daniel Scheinert über die Filmbeziehung zwischen Paul Dano und Daniel Radcliffe. Foto: Wes Frazer

Paul Dano durfte sich seinen Filmpartner sozusagen aussuchen – war die Atmosphäre am Set sehr intim?

I

n »Swiss Army Man« ist Paul Dano allein auf einer einsamen Insel, bis der tote Manny angespült wird. Würdest du einen furzenden und spuckenden Leichnam mit auf eine einsame Insel nehmen?

Klar, ich hätte gerne einen Manny an meiner Seite, falls es mich je auf eine Insel verschlägt. Obwohl er ja schon ein bisschen eklig ist. Wir haben »Swiss Army Man« übrigens für Leute gemacht, die Fürze doof finden. Das Publikum soll nicht darüber lachen. Es ist ein Furz-Drama, keine Comedy. Nur um das klarzustellen.

Klar, Paul und Daniel waren sich ganz nah. Aber die Stimmung war auch ausgelassen. Die Dreharbeiten haben einfach Spaß gemacht. Im Vorfeld hatten wir uns noch sehr ernsthaft mit Rom-Coms auseinandergesetzt. Aber sobald so ein »Leichnam« den Berg runtergeschmissen wird, müssen halt alle lachen. Wart ihr überrascht, als ihr den Preis für die beste Regie auf dem diesjährigen Sundance Film Festival gewonnen habt?

Nein, eigentlich nicht. Die Resonanz aus dem Publikum war schon sehr gut. Die Kritiker waren eben negativer. Irgendwo hieß es, die Leute hätten die Vorführung reihenweise verlassen, weil eine furzende Leiche eine der Hauptrollen Kommt man eher auf so eine absur- spielte. Da war wohl der Wunsch nach einer de Konstellation zwischen zwei Leuten, guten Schlagzeile Vater des Gedankens. wie die zwischen Hank und Manny auf der besagten Insel, wenn man die Story zusammen schreibt?

— »Swiss Army Man« (USA 2016; R: Daniel Kwan, Daniel Scheinert (Daniels); D: Paul Dano, Daniel Radcliffe, Mary Elizabeth Winstead; Kinostart: 13.10.16)



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#Pop #The Lemon Twigs

The Lemon Twigs

EINMAL BON JOVI SEIN M

trotz ihrer Liebe zur Vergangenheit sind die beiden froh, im Hier und Jetzt zu leben. Michael erklärt: »Ich glaube, in den 70ern wären wir als Band auf jeden Fall weniger einzigartig als heute gewesen. Wir haben auch einen modernen Blick auf die Dinge und schließen keine Epoche kategorisch aus. Die Glamourzeit der 80er lieben wir genauso wie die 70er. Trotzdem ist das Hier und Jetzt sehr ok.« Den modernen Twist hat ihrem Album übrigens Jonathan Rado von Foxygen verpasst. Die Jungs haben ihn über Twitter angeschrieben und er hat sie daraufhin kurzerhand ins Studio nach Los Angeles eingeladen, wo »Do Hollywood« in zwölf Tagen aufgenommen wurde. Dass die beiden dabei nichts von Hollywood gesehen haben, ist auch schon wieder sehr ironisch. Aber sowas passiert ihnen gerade

ichael und Brian D’Addario sehen aus, als seien sie direkt aus »Wayne’s World« in die Realität gefallen – mit kurzem Zwischenstopp in David Bowies oder Mick #Pop — Als wir Michael und Jaggers Kleiderschrank. Im ersten Moment ist man sich deshalb nicht ganz sicher, ob hier Brian D’Addario von The nicht gerade eine große ironische Inszenierung Lemon Twigs treffen, sind die stattfindet. Kurze Zeit später wird klar: Nein, beiden schon etwas fertig von die beiden sind echt und bereit für Songs »Ich glaube, in den 70ern wären wir als Band einem vollen Interviewtag, an in Heavy Rotation auf jeden Fall weniger einzigartig als heute dem sie über ihr Debüt »Do sowie ohnmächtige gewesen.« Hollywood« ausgefragt wurden. Mädchen. Das Rockstarleben hatten Aufgewachsen in New York haben Brian und Michael, die ge- ständig: »Das ist ja jetzt erst unser zweiter die beiden sich etwas anders rade mal 19 und 17 sind, Popkultur schon mit Tag im Rockstarleben«, erzählt Michael. »Es vorgestellt. Mehr Models, der Muttermilch aufgesogen: Ihr Vater war ist alles sehr verrückt. Und irgendwie Geldverweniger Hotelzimmer und professioneller Studiomusiker. So findet man schwendung, dass man in eine schöne Stadt mehr von der großen Freiheit. in den Tiefen des Internets alte Homevideos, kommt, den ganzen Tag nur Interviews gibt in denen die beiden als Kinder lauthals Beatles- und abends sofort weiterfliegen muss. EigentDie Realität ist härter und Songs performen. Bei den D’Addarios ging es lich müsste man Bon Jovi sein, damit man langweiliger als erwartet – wie selten um Schule, sondern immer um Musik, selbst die Spielregeln diktiert und der ganze sie Hannah Bahl im Interview wie Brian im Interview erklärt: »Es war ein Luxus Spaß macht.« Dann blickt er an die Hogestanden. konstantes popkulturelles Grundrauschen. telzimmerdecke und ruft theatralisch: »God Fernseher oder Plattenspieler liefen immer, why didn’t you make me Bon Jovi?!« man konnte der Popkultur nicht entkommen.« Mit ihrem Lo-Fi-Pop erinnern die Lemon — The Lemon Twigs »Do Hollywood« Twigs in ihren guten Momenten an eine raue (4AD / Beggars / Indigo / VÖ 14.10.16) Mischung aus Beatles und Beach Boys. Doch


ZA BERLIN O O L A P A L L O L IM E B T SEA DER BÜHNE F U A M A S IN E M E G S R FANS UND STA

einiges: m Jahr wieder se ie d in t o b a Berlin rkshops rund Das Lollpalooz lla Fun Fair, Wo Lo m ei b en at b o nd natürlich Tänzer und Akr Grünen Kiez. U im el d an aw New Order Klim gs Of Leon und um Natur und in K , ad he io ad s wie R Festivals. Musik von Star en Bühnen des en d ie ch rs ve nf D«, konnten live auf den fü ered by ROLAN ow p es aber e, ag St st n. Dabei blieb Smalle le T el A st E s »S ei er ew d B r uf als zu den A te stler des Festiv her ihre Skills un ün K uc e es er b d al an iv st er d Fe men dann o die te in diesem Rah en sich der eine lt um el rä es r g l ke el al hn W nicht: Sc ünstler Alan « ab. n. Sony Music K Single »Faded he ic re lg fo Hobby-Rocker er e E« in einem Ehrung für sein EAT CAR-A-OK »S er gleich auch eine d ei b l ei if Box« erw it der »SEAT G konnten sich d M e n. sp se in ei ue ew b sä A en Die Ramp machen, auf Leon ST CUPR e Gifs von sich er einem SEAT st d er o n ca an te d A d T an A SE llte B rschicken. zusammengeste konnte die neu oder per Mail ve en st o p en rm lattfo Social-Media-P


#Pop

Mein Song und seine Geschichte

PLACEBO »PURE MORNING« #Pop — Wenn das Debüt einer Band einschlägt wie ein Komet, ist das zweite Album bekanntlich nicht einfach. So schüttelten Placebo 1998 den Kopf, als ihr Label darauf beharrte, das nicht ganz ernst gemeinte »Pure Morning« als Single herauszubringen. Der Song avancierte trotzdem zum Hit und fand sogar in Werbeclips Verwendung. Nun wollen Placebo die alten Geister zum 20-jährigen Bandbestehen wieder beschwören. Bassist Stefan Olsdal betraute uns mit der Entstehungsgeschichte des unverhofften Kleinods, das sie nach über zehn Jahren zum ersten Mal wieder live spielen werden.

E

igentlich sollte es ›Pure Morning‹ gar nicht geben. Nachdem die Touren zum ersten Album abgeschlossen waren, gingen wir gleich wieder ins Studio und hockten über Monate den lieben langen Tag in einem völlig düsteren Raum ohne Fenster und Tageslicht. Nur abends gingen wir ab und an raus in einen Pub, um ein paar Freunde zu treffen. Als die Platte fertig war, ging es ans BSeiten-Aufnehmen. In den 90ern bedeutete das für uns: ein bisschen Spaß haben, Cover spielen und einfach schauen, was dabei rauskommt. Eines Abends saßen wir mit Phil Vinall – der ›Nancy Boy‹ vom Debüt produziert hat – in der Küche und ließen diese Aufnahmen laufen. Auf einmal rief er: ›Woah, warte, was war das? Spiel das nochmal!‹ Aus einer unvollendeten B-Seiten-Aufnahme wurde dann der GitarrenLoop, aus dem ›Pure Morning‹ entstand. Wir sponnen weiter daran herum, und das Label überredete uns, den Song mit aufs Album zu nehmen und zur ersten Single zu machen. Wir waren erst nicht so begeistert. Der Song war so nebenbei entstanden und hatte viel weniger künstlerischen Wert als alle anderen auf der Platte. Zum Beispiel ist die Zeile ›a friend with weed is better‹ einfach ein T-Shirt-Slogan, der in den 70ern und 80ern in den USA wahnsinnig beliebt war. Brians Texte sind ja oft

popkulturell inspiriert, oder von Büchern – aber das war einfach ein Joke. Eingespielt haben wir den Song in einem echten Drecksloch von Studio in einem damals ziemlich runtergekommenen Stadtteil Londons. Eines Nachts filmten die CCTV-Kameras an dem Haus eine Gruppe Leute, die plötzlich wegrannte. Am Morgen drauf wurde dort eine Leiche gefunden. Hinter den Mülltonnen unseres Studios! Obwohl wir ein angespanntes Verhältnis zur Vergangenheit haben, habe ich mittlerweile mehr Respekt vor dem, was war. Und davor, dass Songs ihr eigenes Leben haben. Es ist okay, dass wir sie geschrieben haben und es ist okay, dass es Leute gibt, die sie mögen. Da jetzt ein Jubiläum ansteht, dachten wir: Feiern wir es eben und spielen ›Pure Morning‹ nach zehn Jahren Pause wieder live. Es ist ja auch immer noch eine Ode an die Freundschaft. Wir waren damals umgeben von vielen wundervollen und seltsamen Leuten und viele davon sind in diesem Song verewigt. Ehrlich gesagt, werden wir uns vor der Tour erst mal daran erinnern müssen, wie man ›Pure Morning‹ überhaupt spielt.« Interview: Kira Schneider — Placebo »A Place For Us To Dream« (Vertigo Berlin / Universal / VÖ 07.10.16) – Auf Tour vom 31.10. bis 24.11.

Placebo »Pure Morning« A friend in need’s a friend indeed A friend with weed is better A friend with breasts and all the rest A friend who’s dressed in leather A friend in need’s a friend indeed A friend who’ll tease is better Our thoughts compress which makes us blessed And makes for stormy weather A friend in need’s a friend indeed My Japanese is better And when she—s pressed, she will undress And then she’s boxing clever A friend in need’s a friend indeed A friend who bleeds is better My friend confessed she passed the test And we will never sever Day’s dawning, skins crawling Day’s dawning, skins crawling Day’s dawning, skins crawling Day’s dawning, skins crawling Pure morning, pure morning Pure morning, pure morning A friend in need’s a friend indeed A friend who’ll tease is better Our thoughts compress which makes us blessed And makes for stormy weather A friend in need’s a friend indeed A friend who bleeds is better My friend confessed she passed the test And we will never sever Day’s dawning, skins crawling Day’s dawning, skins crawling Day’s dawning, skins crawling Day’s dawning, skins crawling Pure morning, pure morning Pure morning, pure morning Pure morning, pure morning Pure morning, pure morning A friend in need’s a friend indeed My Japanese is better And when she’s pressed, she will undress And then she’s boxing clever A friend in need’s a friend indeed A friend with weed is better A friend with breasts and all the rest A friend who’s dressed in leather

Foto: David Corio / Getty Images

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PALACE »SO LONG FOREVER« CD / LP / DIGITAL 04.11.2016

WALLIS BIRD »HOME« CD / LP / DIGITAL OUT NOW

KATE TEMPEST »LET THEM EAT CHAOS« CD / LP / DIGITAL 07.10.2016

PHANTOGRAM »THREE« CD / LP / DIGITAL 07.10.2016


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#Style #Life

Schatzparade

DINGE, DIE DICH WOLLEN #Style – Intro sammelt jeden Monat nerdige Schätze für insgesamt unter 100 Euro – aus dem Internet und der echten Welt.

SUMME

55,80

Einhorn Klebebandhalter

Big Bang Zauberwürfel

Eiswürfelform Frozen Smiles

Tierische Kräutertöpfchen

Hätte das Einhorn vor ein paar hundert Jahren dieses Regenbogen-Klebeband zum Hufe gehabt, wäre ihm das zweite Horn möglicherweise gar nicht erst abhanden gekommen. Gesehen für € 12,95 bei radbag.de

Was soll ein Rubik Zauberwürfel, den man nicht lösen kann? Na, Taschentücher aufbewahren – der nächste Tränensalat kommt bestimmt! Für € 19,95 bei radbag.de

Bricht das Eis auf jeder noch so beschissenen Party: Ein gepflegtes Eiswürfel-Gebiss im Gin Tonic. Die falschen Zähne sind maßstabgetreu einem Otto-Normalverbrauchergebiss nachempfunden. Gibt’s für € 8,95 bei geschenkefuerfreunde.de

Was ist ultra-putzig und noch dazu voll helle? Richtig: Ein Pandabär, der sein auf dem Rücken befindliches Futter a.k.a. Basilikum mithilfe eines Strohhalms selbst gießt. Für € 13,95 bei radbag.de


#Kratzen & Beißen

Gegen »Was ist das für 1 Life« #Life — Ausnahmezustand in deutschen Medienbetrieben: Das Internet hat mal wieder einen vom Stapel gelassen. Deine BWL-Kommilitonen, Radiosender, ja sogar die Sparkasse und unser Autor Fionn Birr fragt es: »Was ist das für 1 Life?« Die eigentliche Frage müsste aber lauten: »Was habt ihr damit zu tun?«

Illustration: Alexandra Ruppert

Wir Twitterkinder wissen, dass sich ein virtueller Gag quasi über Nacht zu einem Burger-werbenden Untoten verwandeln kann. Speziell dann, wenn Erwachsene profitorientiert mitlesen und jede Vokabel protokollieren, als wäre es eine verbale Cash Cow (R.I.P., »Gönnung«). Kürzlich warb eine Bank gar: »Gönn Dir ist einfach. Wenn man 1 gute Bank hat vong Vorsorge her«. Das. Ist. Wirklich. Passiert. Die Sprache der Jugend, für ach so trendbewusste Agenturensöhne ist sie nur ein Werbemittel, aus dem sie nun ein Monster erschaffen haben, das uns spaßgesellschaftlich entgegenfeixt – direkt an der Zielgruppe vorbei in die träge Gesellschaftsmitte. Was ist das für 1 Farce? »Mega von Lachkick her«, klopfen sich Social-MediaManager angeblich seriöser Medien unterdessen auf die Schulter für ihre Zeitgeistigkeit. Berufsjugendlichkeit hin, Kundennähe her – es reicht! Die FAZ war noch nie hip, der Stern schon immer glanzlos. Und wer glaubt eigentlich, ein Witz würde lustiger, wenn man ihn nochmal erzählt? All ihr Lustmolche werdet weder auf dem Touchscreen haben, dass der Ursprung der »1« in eurem Life auf einem Money-Boy-Tweet basiert, noch, dass die absurden Sprachspiele von Paul Rippe euch die ebenfalls vergewaltigte »von-her«-Pointe beschert haben. Vermutlich schämt ihr euch jetzt sogar dafür – gut so! Denn dank euch haben sich zahlreiche WWWitzbolde humor-beschwipst in die grammatische Erbärmlichkeit gestürzt, sprechen die »1« wie »Eins« aus und ironisieren damit auch noch die Ironie – bis zur Bedeutungslosigkeit. Egal was das für 1 Life nun war: Ihr habt es dem Tod geweiht.

»ABSOLUT LOLLA« BEIM LOLLAPALOOZA BERLIN Das absolute Highlight des Festivalsommers 2016: Das Lollapalooza – Künstler und Fans aus der ganzen Welt trafen sich, um gemeinsam internationale Live-Musik, Fashion, Kunst und den Sommer zu feiern. Und mittendrin Absolut. Treffpunkt und Highway des Festivals war die Absolut Allee. Der schnellste Weg um von den Beginnern zu Radiohead und von den Kaiser Chiefs zu Max Herre zu kommen. An der Absolut Art Bar und auf dem gesamten Festival Gelände haben Bartender das besondere Lolla-Feeling in einen Drink gemixt – den Absolut Lolla: Der weltweit erste eigens kreierte Festivaldrink. So konnte man das Festival nicht nur hören und sehen, sondern auch schmecken. So einfach gelingt der Absolut Lolla: Ein Glas mit Eiswürfeln füllen. 4 cl Absolut Vodka und einen Schuss frischen Limettensaft dazu geben. Mit Waldmeisterlimonade auffüllen und mit Minzblättern und frischen Beeren garnieren. Skål!


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Vom Autor und Regisseur von ONCE und CAN A SONG SAVE YOUR LIFE? #Pop

Oh Pep!

URBANE MANDOLINEN #Pop — Das Duo Oh Pep! wurde in den letzten Monaten zum geheimen Festival-Liebling. Auf ihrem Debüt »Stadium Cake« verpacken Liv und Pepi allerlei Hochs und Tiefs in sympathische Melodien. Text: Kira Schneider

D

Mit der Musik von

THE CURE DURAN DURAN THE CLASH HALL & OATES THE JAM A-HA SPANDAU BALLET

AB 6.10. ALS DVD, BLU-RAY & DIGITAL!

ass Olivia Hally und Pepita Emmerichs in Form von Oh Pep! überhaupt zueinander gefunden haben, verdanken wir einem weisen Musiklehrer, der vor sieben Jahren Liv für ein Schulkonzert Pepi an die Seite gestellt hat. »Wir haben danach weiter Songs gecovert – eine Woche lang, bis uns langweilig wurde«, erzählen sie. Auf die ersten Eigenkreationen folgten drei EPs, und nun das Debüt »Stadium Cake«. Der Indie-Pop der beiden Australierinnen nimmt diese Bezeichnung etwas widerspenstig an: Wo man heute meist Gitarrenriffs und niedliche Synthies bekommen würde, greifen die zwei gerne auf Mandoline, Geige und andere Instrumente zurück, die eher Bluegrass und Folk schreien, um ihnen allen Traditionen zum Trotz einen lebhaften, jugendlichen und auch urbanen Sound abzujagen, wenn er gebraucht wird. »Die können wir eben am besten spielen«, sagt Liv dazu. Sie hat klassische Musik studiert, Pepis Studienwahl fiel auf Jazz – der Pool, aus dem die zwei

Ideen schöpfen, ist dementsprechend riesig. Mit dem Attribut »quirlig« ist es bei ihrer Musik nicht getan. »Am ehesten ist es Musik voller Gegensätze«, sagt Liv und Pepi fügt hinzu: »Die Melodien sind schon oft fröhlich, aber wenn man auf die Texte hört …« Tatsächlich werden auch die unangenehmeren Aspekte des Lebens sachte, aber unnachgiebig zum Gegenstand erhoben und Zeilen wie »I know what I want is not what I need« sorgen für viele zutiefst nachvollziehbare Momente. Derzeit genießen die beiden das Leben auf Tour: »Für den NPR-Tiny-Desk-Auftritt sind wir in zwei Tagen quer durch die USA gerast, an einem Hurricane vorbei, und der Bassist hat vor laufender Kamera das erste Mal überhaupt mit uns zusammengespielt. Es ist oft verrückt und stressig, aber wunderbar.« — Oh Pep! »Stadium Cake« (Star House Collective) — Auf Tour vom 19. bis 21.10.16


#Pop #Style

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#Tech-Talk

TIGER LOU ÜBER DIE GIBSON ES-330 #Style — Wenn man einen Songwriter wie Rasmus Kellerman alias Tiger Lou nach seinem liebsten Studiospielzeug fragt, muss man sich nicht wundern, wenn seine Wahl auf eine Gitarre fällt. Die Gibson ES-330 aus dem Jahr 1966 prägte den Sound seines neuen Albums »The Wound Dresser«, wie er Annett Bonkowski verriet.

Ich habe jeden Monat ein anderes Lieblingsspielzeug. Das wichtigste Instrument für das neue Album war aber definitiv meine Gibson ES-330 aus dem Jahr 1966. Ich habe die Gitarre recht billig bekommen und sie dann für jeden Song auf »The Wound Dresser« benutzt. Ich habe noch nie ein Modell gespielt, dass sich so gut anfühlt und klingt, konnte sie aber leider nie im Proberaum oder auf der Bühne spielen, da sie eine so große Rückkopplung erzeugt. In den USA habe ich aber nun einen Typen gefunden, der f-hole plugs herstellt und dadurch das Problem gelöst hat. Die ES-330 hat den Sound der neuen Platte sehr beeinflusst, denn klanglich strahlt sie viel Wärme aus, bleibt dabei aber sehr deutlich. Der

Korpus erzeugt fast von alleine verzerrte Töne, denen gleichzeitig etwas Sanftes anhaftet. Ich betrachte mich nicht als guten Gitarristen, wenn ich ehrlich bin. Ich kann aber Tiger-LouSongs ziemlich gut spielen. Mein Stil ist sehr dynamisch, was perfekt zu dieser Gitarre passt. Außerdem ist sie trotz ihrer Größe ziemlich leicht. Das gefällt mir. — Tiger Lou »The Wound Dresser« (Startracks / Indigo)

BEAUTIFUL MUSIC BEAUTIFUL PLACES Eine Veranstaltung der SSC Group.

Tickets: new-fall-festival.de

#NEWFALLFESTIVAL


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#Pop

HALTUNG, BITTE! JENNIFER ROSTOCK »Genau in diesem Ton« ist sehr direkt und euer politischstes Album. Joe Walter: Es ist ja nicht das

erste Mal, dass wir politisch sind und eine Aussage treffen. Davor musste man eher zwischen den Zeilen lesen, nun sind wir etwas direkter, mit klarer Sprache und weniger kryptisch. »Kopf oder Zahl« war eigentlich auch als politischer Text angelegt. Nur hat ihn niemand verstanden.

Dabei hat man euch lange eher als eine Gute-Laune-Band wahrgenommen. Christoph Deckert: Wir hatten

schon immer politische Ansätze und Meinungen, nur haben wir das Pop-Ding drum herum anders gestrickt. Joe: Wir haben uns ganz am Anfang nie damit beschäftigt, wie Sachen da draußen ankommen. Das lief dann etwas aus dem Ruder, da Leute uns als von

Plattenfirmen zusammengecastete Imageband gesehen haben, was nie gestimmt hat. Christoph: Wir haben Sachen einfach gemacht, weil wir sie lustig fanden, nicht weil wir uns über Außenwahrnehmung Gedanken gemacht haben. Und die Leute sahen uns plötzlich nur noch als Band, die im ZDF-Fernsehgarten auftritt und bei GZSZ. Joe: Wir denken mittlerweile etwas mehr darüber nach, wie Sachen ankommen könnten, trotzdem wollen wir keinem Image entsprechen. Das Themenspektrum auf der Platte ist sehr groß. Hattet ihr manchmal die Befürchtung, dass man die Komplexität mancher Themen nicht immer richtig rüberbringen kann? Joe: Das war manchmal auch et-

was schwierig. Wir haben uns im Vorfeld viel über Themen unterhalten. Gerade bei »Wir sind alle nicht von hier« haben wir viel diskutiert und ein Jahr am Text gearbeitet. Man muss immer aufpassen, dass er auf der einen Seite nicht zu plump ist und auf der anderen Seite noch verstanden wird. Jennifer Weist: Aber so ist es ja eigentlich immer: Im besten Fall schreibt man Songs über Themen, mit denen man sich ernsthaft beschäftigt. Bei »Wir sind alle nicht von hier« gab es im Vorfeld wirklich viele Fragen zu klären: ob wir das machen, ob wir das so konkret machen und ob wir Namen nennen. Kurz vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern habt ihr euren AfD-Song online gestellt und damit viele Reaktionen provoziert, sowohl positive als auch negative. Meint ihr, dass ihr damit die Leute erreicht habt, die ihr erreichen wolltet?

Joe: Man kennt das ja auf Face-

book: Da kriegt man mit politischen Posts oft nur die Leute, die einem eh zustimmen, weil sie der gleichen Meinung sind. Man konnte an den Kommentaren sehen, dass wir diese Meinungsblase längst hinter uns gelassen haben, weil der Song so oft geteilt und verbreitet wurde. Und es wurde auch darüber diskutiert, weil wir mal Fakten benannt und versucht haben, sachlich zu bleiben. Vielleicht ist das sogar der sachlichste Song, der je über die AfD geschrieben wurde. Jennifer: Wir haben in den Strophen auch wirklich nur das wiedergegeben, was in ihrem Parteiprogramm steht. Joe: Die AfD inszeniert sich ja immer als die »Partei der kleinen Leute«, ist aber laut Wahlprogramm genau das Gegenteil – eher eine braune Version der FDP. Das wissen viele Wähler nicht, weil sie nur aus Protest ihr AfD-Kreuzchen gemacht haben. Nach der Wahl in Sachsen-Anhalt gab es Umfragen, die belegen, dass weit über 50 % der Wähler das nicht wussten. Deshalb hilft es wenig, wenn man einfach alle potenziellen AfDWähler verurteilt. Man muss sie anders erreichen und versuchen, sie zum Nachdenken zu bringen. Christoph: Der Internet-Trend war aber eher, sich über »den kleinen Mann« lustig zu machen, und seine Rechtschreibfehler zu korrigieren. So kommt es natürlich nie zu einer sachlichen Debatte. Joe: Genau. Deshalb war der Song letztendlich der Versuch, da Sachlichkeit reinzubringen und nicht schon wieder den Mittelfinger auszupacken. — Jennifer Rostock »Genau in diesem Ton« (Four / Sony) — Auf Tour vom 20.01. bis 25.02.17


#Pop

#Pop — Im Juni sprachen wir für unsere Titelstory in großer Runde über Haltung im Pop. Ein Thema, das dieser Tage wieder aktueller wird und uns sowieso am Herzen liegt. Deshalb haben wir uns noch einmal mit zwei Acts zusammengesetzt, die uns mit ihren politischen Statements beeindruckt haben: Christian Schlodder traf Jennifer Rostock, die sich im tausendfach geklickten AfD-Song klar positionieren und Tobias Tissen interviewte Maik Weichert, Hauptsongwriter und Gitarrist von Heaven Shall Burn, eine der wenigen explizit politischen Metalbands.

HEAVEN SHALL BURN Als Außenstehender bekommt man leicht den Eindruck, dass sich wenige Metal-Bands klar politisch positionieren. Ist dem wirklich so? Maik Weichert: Ich habe das Ge-

fühl, dass es sich bei den meisten meiner Kollegen um hochpolitische Menschen handelt. Es haben sich nur viele dazu entschieden, ihre Ansichten aus der Kunst herauszuhalten. Es ist daher schon die Ausnahme, wenn sich eine Band dazu entschließt, sich so politisch zu zeigen, wie wir es tun. Welche Reaktionen bekommt ihr darauf? Maik: Hauptsächlich Lob. Dafür,

dass wir politisch sind und eine klare Haltung vertreten, kriegen wir sogar positives Feedback von Leuten, die überhaupt nicht unserer Meinung sind. Gerade im Metal gibt es ja ein recht konservatives Klientel und durchaus einige CDU-, CSU- oder FDP-Anhänger, die uns aber trotzdem respektieren und schätzen. Eben weil wir eine eindeutige Haltung nach außen tragen und nicht wie andere Bands versuchen, nirgendwo anzuecken, um die Plattenverkäufe zu maximieren.

Trotz eurer klaren politischen Haltung seid ihr schon auf mehreren Festivals aufgetreten, bei denen auch Frei.Wild gespielt haben, denen ja oft eine rechte Gesinnung nachgesagt wird. Habt ihr euch im Vorfeld Gedanken über einen Boykott gemacht? Maik: Ich weiß nur von einem

gemeinsamen Festival mit Frei. Wild. Damals war ihre politische Einstellung noch gar kein Thema. Abgesehen davon halte ich das ganze Getue für eine einzige große, geschmacklose PromoMasche der Band und teilweise

auch ihrer Gegner. Frei.Wild sind eine Projektionsfläche, an der alle ihre Meinungen abarbeiten und die Band selbst ist gar nicht das Problem, sondern nur der Profiteur. Es gibt wirklich andere Felder, auf denen es viel nötiger ist, Flagge gegen Rechts zu zeigen, aber dort winkt oft keine Medienpräsenz, sondern es gibt nur hässliche Auseinandersetzungen. Wenn es aber vorkommt, dass wir uns mit einer fragwürdigen Band die Bühne teilen sollen, dann ist es für uns das allerletzte Mittel, zu einem Boykott aufzurufen. Denn das würde nur Publicity für die jeweilige Band bedeuten. Deshalb haben wir uns entschlossen, in einem solchen Fall lieber eindeutig Flagge zu zeigen, keinen Schritt zurückzuweichen und eher auf der Bühne bei genau diesem Festival unsere Meinung über die Band zu sagen. Das haben wir zum Beispiel

bei einigen Auslandsfestivals mit »grenzwertigen« Metal-Bands so gemacht. Es ist ja auch ein wichtiges Zeichen für die gegen Rechts eingestellten Besucher, dass ihre Band dort Klartext spricht.

In der 20-jährigen Geschichte von Heaven Shall Burn habt ihr schon viele Missstände angesprochen, habt Kritik an Krieg, Jagd oder Religion geübt. Gibt es ein Thema, welches dich derzeit besonders umtreibt? Maik: Abgesehen von der allge-

meinen Nachrichtenlage, die immer präsent ist, gibt es momentan zwei Themen, die mich besonders beschäftigen: zum einen, dass Scheindiskussionen wie in Frankreich geführt werden, ob eine Frau mit Burkini ins Meer darf, obwohl eigentlich darüber gesprochen werden sollte, dass das Meer, in das diese Frau geht, komplett verschmutzt ist. Oder

auch, dass unsere Regierung den Entschluss, gegen Kinderehen vorzugehen, als Erfolg verkaufen will, wobei das eine Selbstverständlichkeit sein sollte und dafür die wirklichen Probleme in den Hintergrund gedrängt und nicht beachtet werden. Was mich außerdem durchgehend beschäftigt, ist das Endstadium des Kapitalismus, das wir erreicht haben. Wir leben in einer Gesellschaft, in der es nur darum geht, Gewinn zu machen. In der alles, was auch nur einen Pfennig Gewinn einfahren kann, privatisiert und alles, was Verlust macht, vergesellschaftet wird. Das führt unweigerlich zu einer komplett entsolidarisierten Gesellschaft. — Heaven Shall Burn »Wanderer« (Century Media / Sony) — Längere Versionen der Interviews auf intro.de unter #Jennifer Rostock und #Heaven Shall Burn

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#Life #Pop

Jenny Hval

ALLES AUSSER TWILIGHT #Pop — Vampire, Menstruation, Erschöpfung und Virginia Woolf: Auf ihrem Album »Blood Bitch« sieht Jenny Hval rot. Mit Aida Baghernejad hat sie über Blut, Feminismus und Twilight gesprochen.

»Ich bin das Anti-Twilight. Ich bin der AntiChrist«, lacht Jenny Hval, als ich sie auf Twilight anspreche. Auf ihrem neuen Album schlüpft sie in die Rolle eines Vampirs, aber statt eines glitzernden alten Mannes, der sich in ein Schulkind verliebt, ist ihre Vampirfigur genderfluide, einsam und wahnsinnig ehrlich. Inspiriert ist »Blood Bitch« von Virginia Woolf und den Low-Budget-Horrorfilmen des Regisseurs Jess Franco. »Seine Filme sind nicht besonders progressiv, aber sie kriegen hin, was Twilight fehlt: Sie sind herrlich unmoralisch.« So wie die Filme billig und schnell produziert wurden, so wollte auch Hval diesmal weitaus einfacher, eben lo-fi arbeiten. Gerade so reduziert auf das Wesentliche klingen Hvals Songs mehr nach Pop als jemals zuvor. Im besten Sinne. Stört sie sich an der Bezeichnung Popmusik? »Nein. Absolut nicht. Für mich sind auch Beyoncés Produktionen experimentell, viel experimenteller als das meiste, was in der Indie-Szene passiert.« Beyoncé mag Feminismus erst vor Kurzem für sich entdeckt haben, bei Jenny Hval nimmt die Auseinandersetzung mit den Zwängen, die es so mit sich bringt, eine Frau zu sein, schon immer eine zentrale Rolle ein. Erst recht auf Blood Bitch. »Ich fühle mich wie ein Vampir. Ich bin jetzt über 30, toure immer noch, spiele immer wieder mit anderen Menschen. Weil so viele, gerade junge, Frauen die Musikszene verlassen. Die Industrie bietet keinen Raum für das weibliche Subjekt.» Wie schafft sie es, in dieser Welt zu überleben? »Ich weiß nicht, wie man es schafft. Das herauszufinden, ist meine Lebensaufgabe.« Und ihr dabei zuzuhören, ist unsere. — Jenny Hval »Blood Bitch« (Sacred Bones / Cargo / VÖ 30.09.16) — Auf Tour vom 24. bis 28.10.

Mach’s dir selbst #15 Kippenstummel versenken #Life — Wer schon mal auf einer Party war, kennt das Problem – vor allem die Gastgeber: Im Klo vor sich hingammelnde Kippenstummel lassen sich einfach nicht per Spülung in die Kanalisation befördern. Tagelang schwimmt das Dreckszeug an der Oberfläche und erzeugt Ekel. Doch reinfassen und die unsinkbaren Stummel entfernen? Bäh! Folgender Tipp rettet dir den Arsch. Du brauchst nichts als Presslufthammer, Pömpel und Gaffa-Tape. Illustration: Peter Hoffmann


#Redaktionstipp

»Unter Knochen« Ich weiß nicht, wo es herkam, aber eine Weile lang habe ich alle Bücher verschlungen, die eine Vision vom Leben nach dem Tod zeichnen. Sogar durch Dantes »Göttliche Komödie« habe ich mich gequält, die ja nach der Hölle furzlangweilig wird. In dieser Zeit entdeckte ich auch die Comicreihe »Unter Knochen« des Franzosen Éric Liberge, die noch im Splitter-Verlag erhältlich ist. Was aussieht und klingt wie ein Albtraum – wir landen als irgendwie noch lebende Skelette im Fegefeuer auf dem Planeten Pluto – ist eine ziemlich deepe, abgefahrene und oft lustige Geschichte, bei der sich die Skelette zum Beispiel in finsteren Kneipen all die Gifte reinballern, die sonst ihren Körper zersetzt haben. Vier Bände gibt es davon, mit der großen Auflösung aller Rätsel am Ende, plus ein nachgereichtes Prequel. Ich habe sie kürzlich noch mal gelesen und muss sagen: Die Geschichte und die etlichen Milliarden von Hand gezeichneten Knochen begeistern noch immer. Daniel Koch, Chefredakteur

STS

SPECIAL GUE


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#Kultur #Pop

TOP7

DIE COMICCON-STARGÄSTE 01 Ron Perlman (Dortmund)

Lange bevor der Schauspieler 2004 als »Hellboy« seine Paraderolle als bärbeißiger Teufelssohn mit kindlichem Herzen fand, überzeugte Perlman in »Der Name der Rose« oder »Die Stadt der verlorenen Kinder« die Cineasten. Game-Fans hingegen ist seine Stimme bestens als Erzähler aus »Fallout« bekannt.

02 Christopher Lloyd (Berlin)

Sein Leinwanddebüt gab Christopher Lloyd 1975 in Miloš Formans »Einer flog über das Kuckucksnest«, doch den Platz im Popkultur-Olymp brachte ihm die Rolle des Doc Brown in der »Zurück in die Zukunft«-Reihe ein. Ob Lloyd im Delorean zur ComicCon nach Berlin reist, ist bis dato nicht bekannt.

05 Robert Englund (Berlin)

Dieses Gesicht sorgt für Albträume, und das nicht nur bei den jugendlichen Protagonisten der »Nightmare On Elm Street«-Filme. Wer sich in der Kindheit heimlich, wenn die Eltern nicht zu Hause waren, auf ein Date mit Freddy Krüger eingelassen hat, der vergisst diesen rotschwarz gestreiften Pullover nie wieder.

#Kultur — Nach der erfolgreichen Premiere 2015 gibt es die German ComicCon in diesem Jahr direkt doppelt. Ein fester Bestandteil der Veranstaltungen sind Autogramm- und Fotosessions mit internationalen Stargästen aus Film und Fernsehen. Bastian Küllenberg stellt die sieben klangvollsten Namen der Gästelisten von Berlin und Dortmund vor.

03 David Hasselhoff (Dortmund)

Einem Auto verdankt auch dieser Gast einen großen Teil seines Starruhms. Auch wenn er in den letzten Jahren eher mit persönlichen Krisen und den Folgen seiner Alkoholsucht in die Schlagzeilen kam, bleibt David Hasselhoff alias Michael Knight eine Ikone der 80er- und 90er-Jahre.

06 Natalia Tena (Berlin)

Ob als Nymphadora Tonks in den »Harry Potter«-Verfilmungen oder als Wildling Osha in »Game Of Thrones«, das Fantasy-Fach liegt Natalie Tena. Wenn die Britin nicht gerade vor der Kamera steht, spielt sie mit ihrer Band Molotov Jukebox eine eingängige Mischung aus Indie-Pop und Weltmusik. 2016 erschien das zweite Album »Tropical Gypsy«.

— German ComicCon (15. und 16.10. Berlin, Messe / 2.–4.12. Dortmund, Westfalenhalle)

04 Famke Janssen (Berlin)

Von der schurkischen Gehilfin zur Superheldin. Famke Janssen jagte James Bond in »GoldenEye«, wurde als Lehrerin in Robert Rodriguez’ »The Faculty« von außerirdischem Gewürm infiltriert und verkörperte seit 2000 mehrfach die Stufe-5-Mutantin Jean Grey in der »X-Men«-Reihe.

07 Billy Dee Williams (Dortmund)

Obwohl Billy Dee Williams in über 40 Filmen mitspielte, erinnert die Welt sich seiner am liebsten als Lando Calrissian, Verwaltungschef der Wolkenstadt auf Bespin und alter Weggefährte von Han Solo. Weniger bekannt ist dagegen, dass Williams 1961 ein durchaus hörbares Album mit Jazz-Standards aufnahm. Text: Bastian Küllenberg


„EINE NATURGEWALT, EIN EINZIGARTIGES ROAD MOVIE“ VARIETY

„OPTIMISTISCH UND EINFACH WUNDERSCHÖN ... EIN FILM FÜR DIESE GENERATION“ TWITCH

SASHA LANE

Preoccupations

KANADISCHES GRUSEL­ KABINETT #Pop — Aus Viet Cong werden Preoccupations – sonst ändert sich nix. Warum das so ist, erklären Sänger Matt Flegel und Gitarrist Scott Munro Lena Ackermann.

Auch Punks können vernünftig sein. Zumindest im Falle der Preoccupations aus Kanada. Bis vor Kurzem hießen die Jungs nämlich noch Viet Cong, eine – egal wie man es dreht und wendet – etwas dämliche Namenswahl. »Es gab ziemlich viel Protest. Vietnamesische Großmütter, die Schilder hochgehalten haben und mit uns über die Vorfälle gesprochen haben. Also keine Internet-Trolle, sondern Leute, die tatsächlich davon betroffen waren«, erklärt Frontmann Matt Flegel. Und weil Punkerherzen, wie wir längst wissen, viel weicher sind, als ihre raue musikalische Schale

vermuten lässt, war eine Neubenennung die einzige Option. »Unser Freund Chad hat uns eine Liste gegeben, auf der angemessene Bandnamen standen. Wir haben die Vorschläge auf ein paar wenige zusammengeschrumpft und mussten dann Preoccupations nehmen. Die anderen Namen waren nämlich schon vergeben.« Nachdem die elendige Namensgeschichte nun aus der Welt geräumt ist, kann man sich endlich wieder auf die Musik der vier Kanadier konzentrieren. Die, so sagt Gitarrist und Keyboarder Scott Munro zu Recht, sei »schließlich das Allerwichtigste«. Das Album der frisch getauften Preoccupations ist genauso spektakulär wie ihr hochgelobter Erstling. Die von den vier Herren zu Melodien geformten Urängste – herausragend unterlegt von Flegels dämonischer Stimme – lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. Wir werden alle sterben, so erinnert uns Frontman Flegel lakonisch an die ultimative Bestimmung, dazu schrillt eine sengende Gitarren-Sirene. Eine Reise in das bizarre Postpunk-Gruselkabinett der Preoccupations ist deshalb dringend zu empfehlen.

SHIA LABEOUF

RILEY KEOUGH

DREHBUCH UND REGIE ANDREA ARNOLD

AB 13. OKTOBER IM KINO

— Preoccupations »Preoccupations« (Jagjaguwar / Cargo) — Auf Tour vom 25. bis 28.11.

Redaktionstipp

Fairer Kuhhandel Eins vorweg: Die Autorin dieser Zeilen isst kein Fleisch. Dass das für Dinge wie den ökologischen Fußabdruck, den Karmapunktestand, die sogenannte Dritte Welt und nicht zuletzt natürlich die armen Viecher Sinn macht, muss hier wohl hoffentlich nicht mehr erklärt werden (#obdudoofbist). Für alle, die (noch) doof sind oder ohne BBQ nicht leben können, gibt es www.kaufnekuh.de. Das saftige Steak auf der Startseite macht direkt klar, dass hier keine Kuh gekuschelt, sondern gefuttert wird. Aaaaaber: Geschlachtet wird erst, wenn jeder einzelne Schenkel verkauft wurde – übrigens zu fairen Preisen, weil ohne Zwischenhandel. Und bis zum Tag X können die Kühe sich fein den Weidenwind auf familiengeführten Bauernhöfen um die leckeren Hinterteile wehen lassen. Alles Weitere erfahrt ihr auf kaufnekuh.de Senta Best, Textchefin

/american.honey.DE


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#Pop

Deap Vally

EIN SELBST GESTRICKTES INTERVIEW #Pop — Die Energie, die Sängerin und Gitarristin Lindsey Troy und Drummerin Julie Edwards als Deap Vally entfachen, lässt anderen Rockduos wie Death from Above 1979 todsicher die Eier schlottern. Daniel Koch traf die beiden in Berlin und sprach mit ihnen über ihr zweites Album »Femejism«, Strickkunst und die teuer erkaufte kreative Freiheit.

J

ulie Edwards fragt: »Stört es dich, wenn ich stricke?« Nö. Wenig später legt deshalb auch Lindsey Troy los. Wer das Duo aus L.A. schon seit ihrem 2013er Debüt »Sistrionix« kennt, oder auf einem Deap-Vally-Konzert war, wundert sich darüber nicht. Immerhin verkaufen sie seit Jahren an ihrem Merchstand Mützen, die sie zur Entspannung auf Tour gestrickt haben. Außerdem ist es Teil ihrer Gründungsgeschichte, wie Lindsey noch einmal erzählt: »Julie hatte ein Handarbeitsgeschäft, in dem auch viele Künstlerinnen und Künstler ihren Stoff kauften, um damit Streetart zu machen. Wir lernten uns kennen, als ich sie nach ein paar Tipps fragte.« Das Faible zum Handgemachten findet sich auch im Artwork ihres zweiten Albums mit dem grandiosen Titel »Femejism«. Es stammt von Rachel McCollum AKA Milo, die als eine der Erfinderin der sogenannten Graffelti-Kunst gilt. »Das Wort Femejism ist eine Erfindung von Julie«, erklärt Lindsey. »Ich mag, dass es viele ernste Assoziationen in sich trägt, und trotzdem humorvoll ist. Das trifft uns als Band

ganz gut.« Und übrigens auch ihre Songs – wie man an dieser Stelle anmerken sollte. Die Entstehung von »Femejism« zog sich über zwei Jahre, was zum einen daran lag, dass Julie Mutter wurde. »Die anderen Faktoren«, so Julie, »waren der Zeitplan unseres Produzenten Nick Zinners, der ja bei den Yeah Yeah Yeahs ist und zig andere Projekte hat, und die Tatsache, dass wir alle Kosten selbst tragen. Da war es ganz gut, das Album in Blöcken einzuspielen.« Diese Freiheit sei ihnen besondes wichtig gewesen, sagt Lindsey: »Ich habe nichts gegen Labels, aber ich war es leid, dass einem ständig jemand ungefragt reinreden wollte. Ich hatte schon immer das Gefühl, wir sind am besten, wenn wir auf uns allein gestellt sind. Das wollten wir beweisen.« Haben sie mit diesem Album getan. — Deap Vally »Femejism« (Cooking Vinyl / Indigo) — Auf Tour vom 28.09. bis 03.10. — Mehr Interview auf intro.de unter #Deap Vally

#Redaktionstipp

Fotzenfenderschweine Almut Klotz’ »Fotzenfenderschweine« (Verbrecher Verlag) haut dich um. Die 2013 verstorbene Autorin und Musikerin bei Lassie Singers, Parole Trixie und Popchor Berlin schrieb bis zu ihrem Tod an dem autobiografischen Text. Die Geschichte ist das Vermächtnis ihrer Beziehung zum Musiker und Autor Reverend Christian Dabeler. Und diese Beziehung ist die Überwindung ruinöser Selbstausbeutung und Vereinzelung – durch die Liebe. Die tiefe Wahrheit, die in Almut Klotz’ Fragment steckt, berührt empfindlich jene Verhältnisse, unter denen diese Liebe entstand. Kann man füreinander und gegen die Umstände da sein, ohne sich selbst völlig aufzugeben? Wie man es versucht, und dabei auch gegen Unzulänglichkeiten des eigenen Mikrokosmos ankämpft, erfährt man in dem schmerzhaft ehrlichen und erschreckend unterhaltsamen Buch. Großer Respekt. Wolfgang Frömberg (stellvertretender Chefredakteur)


PROMOTION

Am 8. September fand in London die dritte Ausgabe von Volkswagen Garage Sound statt – diesmal mit Jess Glynne und Anne-Marie. Nach drei Konzerten von „www.facebook.com/ volkswagengaragesound“ Volkswagen Garage Sound kann man bereits ein erstes Resümee ziehen: Jeder der Events ist ein Volltreffer. Egal, ob mit dem treibenden House-Sound von Felix Jaehn oder Wiz Khalifas geschliffenen Reimen – zu begeistern wusste die Multimedia-Musik-Reihe von Anfang an. Am 8. September kam ein neues Kapitel zu der Erfolgsgeschichte von Volkswagen Garage Sound hinzu. Im KOKO, einem ehemaligen Theater im hippen Londoner Stadtteil Camden, fand das dritte Konzert anlässlich des Launchs der neuen Volkswagen up! beats-Modelle statt. Mit der Grammy-Gewinnerin Jess Glynne („Rather Be“, „Real Love“) und der dreimaligen Karateweltmeisterin Anne-Marie („Alarm“) präsentierten sich dieses mal zwei britische Top-Acts, die sich schon im Vorfeld des Konzerts publikumsnah zeigten. So stattete Jess Glynne einer Gesangsklasse der Guildhall School Of Music einen Überraschungsbesuch ab und lud die Kinder der Klasse spontan zum Konzert ein. Außerdem erklärten sich beide Künstler für ein spontanes Meet & Greet mit einer Gruppe von Fans bereit, die schon früh morgens vor dem Koko ausgeharrten, um als erste in die Konzerthalle zu kommen. Die Tickets für Volkswagen Garage Sound gibt es nirgendwo zu kaufen – sie können einzig über die Social Media Kanäle gewonnen werden. So sorgten der intime Rahmen und die spannende Booking-Kombination wieder dafür, dass die Veranstaltung zu einem ganz besonderen Erlebnis wurde.

VOLKSWAGEN GARAGE SOUND IN LONDON


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#Pop #Style

Kobito

EGAL OB ZECKE ODER EMO #Pop — »Auch mal schön: Viel über Musik gesprochen.« Mit diesen Worten verabschiedete sich Kobito nach dem folgenden Interview und spielte damit auf die Problematik eines jeden »Zeckenrappers« an, oft auf den politischen Schwerpunkt reduziert zu werden. Spätestens nach Kobitos neuem Album »Für einen Moment perfekt« greift das Z-Wort aber nun zu kurz. Warum, klärte Daniel Koch bei einem Gespräch In »Schlechter Scherz« thematisierst du durchaus amüsant die Risiken und Nebenwirkungen, nur als Zeckenrapper wahrgenommen zu werden. Ich finde das Wort und das, wofür es steht nach wie vor sehr stark. Haderst du mit dem Begriff?

Ich distanziere mich nicht von dem Begriff, weil ich das Gefühl hätte, glatter oder greifbarer werden zu müssen, um ein größeres Publikum zu erreichen. Ich empfinde ihn nur als zu eindimensional. Ich stehe zu den Ansagen, die wir gemacht haben und bin stolz darauf, dass wir gewisse Räume freigetreten haben. Aber du kennst das Album ja: Da ist eben nicht nur Zeckenrap drauf. Es gibt Stücke wie »The Walking Deutsch«, die man noch in diese Kategorie packen könnte, aber viele Stücke, die mir sehr wichtig sind, wären wohl eher EmoRap, wenn man schon in Schubladen denkt. Ich bleibe dann wohl eher Emo-Rap-Fan: Mein Lieblingssong ist nämlich »Aus Papier«, wo du deine frühe Liebe zum Schreiben thematisiert. Wie fing das bei dir an?

Als Kind habe ich zu Weihnachten in der Familie alternative, selbstgeschriebene Weihnachtsgeschichten verschenkt. Auch wenn das

jetzt etwas blöd klingt: Letztens habe ich mal wieder eine in die Finger bekommen, und die war schon krass gut, obwohl ich sie mit zwölf geschrieben hatte. Da war schon so eine kindliche, empörte Sozialkritik drin. Das Feedback meiner Familie fiel damals so positiv aus, dass ich früh das Gefühl hatte: Ok, Schreiben kann ich.

In »Stadt der Freiheit« singst du: »Sind verloren in einer Stadt voll Freiheit, die sie uns nicht geben will, denn Freiheit ist ein großes Wort und für dich nur ein Spiel.« Welche Beobachtung inspirierte dich zu dem Song?

Ich habe ihn 2015 geschrieben, weil mir auffiel, dass sich viele lautstark mit Flüchtenden solidarisieren, dann aber trotzdem eher erschrocken an ihnen vorbeigehen, wenn sie das Stadtbild stören. Das hat meine Wahrnehmung von Berlin durchaus verändert. Diese Stadt macht soviel Image-Politik mit ihrer vermeintlichen Freiheit. »Komm her! Baller dir die Birne weg! Sei frei! Sei queer! Sei straight! Sei was immer du willst! Sei Berlin!« Und trotzdem gibt es immer mehr Leute, die überhaupt nicht von dieser Freiheit profitieren, weil sie angeblich das Stadtbild stören und man ihnen die kalte Schulter zeigt. — Kobito »Für einen Moment perfekt« (Audiolith / Cargo) — Mehr Interview auf intro.de unter #Kobito

#App des Monats

Double Dog #Style — Wird es Tote geben? Sicher nicht. Trotzdem ist eine gewisse Sorge angebracht, wenn jemand eine Mutproben-App auf den Markt bringt und »Dares« generieren lässt, bei denen man Punkte oder gar Geldbeträge bekommt – wenn man sie absolviert und sich dabei filmen lässt. »Double Dog« heißt die App, weil immer auch die Möglichkeit besteht, dass man die gestellte Mutprobe selbst durchziehen muss, wenn sie zu hart ist und das Gegenüber sie verweigert. Ironischerweise startet »Double Dog« zu einer Zeit, in der ein ähnliches fiktives Programm namens »Nerve« gerade in einem Hollywood-Film durchexerziert wird, mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Trotzdem hat das alles seinen Reiz, oder wie es ein Fan auf der Website beschreibt: »Ich liebe Double Dog, weil es mich bescheuerte Dinge machen lässt. Und ich anderen Leuten dabei zuschauen kann, wie sie bescheuerte Dinge machen.« Die App gibt’s für iOS und Android auf doubledogapp.com


Bikini Berlin

GALAXY GALLERY 360

INSTAGRAM-FOTOGRAFIE-KUNST IM BIKINI BERLIN Zur IFA in Berlin fand vom 30. August bis zum 5. September die Galaxy Gallery im Bikini Berlin statt. Bei der von Samsung initiierten und von Starfotograf Joachim Baldauf kuratierten Fotoausstellung wurden Motive erfolgreicher Instagrammer aus der #SamsungSnapshooter Community gezeigt, die das Thema »360°« interpretierten.

Max Muench

Martin Widenka

Komrad Langer

Es war eine interessante Mischung, die sich am Eröffnungsabend Ende August zu Sekt und frischer Citruslimo im Bikini Berlin in der City West versammelt hatte. Vom Technik-Spezi, über die Instagrammerin mit über 100.000 Followern, bis hin zum Fotokunst-Connaisseur im extravaganten Maßanzug war alles vertreten bei der Vernissage der zweiten Galaxy Gallery. In diesem Jahr sollten sich die Instagram-FotografInnen der #SamsungSnapshooter-Community dem Thema »360°« widmen. Eine naheliegende Wahl, da Samsung mit der Kamera Gear 360, den Smartphone-Modellen S7 und S7 edge sowie der Samsung VR-Brille das visuelle 360°-Erlebnis und somit das Eintauchen in diese neue Art der Fotografie ermöglicht. Die im Rahmen der Galaxy Gallery 360 entstandenen Kunstwerke sind faszinierend: Mal haben die FotografInnen hirnverdrehende Wasserspiegelungen festgehalten, extra inszenierte und abfotografierte Choreografien oder aber Architektur, die einen von allen Seiten umschließen will. Spannend war dabei vor allem die Möglichkeit, dass man »live« bei der Entstehung der Fotografien dabei sein konnte, weil die #SamsungSnapshooter ihre Arbeit mit 360°-Grad-Kameras gefilmt hatten. Wer wollte, konnte die Technik vor der Vernissage ausprobieren, ein paar der InstagrammerInnen hatten zu Photowalks durch Berlin geladen. Die Auswahl der Bilder für die Ausstellung übernahm wie schon bei der ersten Ausgabe im Vorjahr Joachim Baldauf, der schon für Magazine wie GQ und Vogue fotografierte und unter anderem Claudia Schiffer inszenierte. In seiner kurzen Ansprache zur Eröffnung sagte er: »Was mich wieder verblüfft hat, war die hohe Qualität der Fotos. Die Ausstellung hätte noch viel größer sein können, so viele tolle Bilder haben mich erreicht.« Aber der Platz sei natürlich begrenzt gewesen. Was glücklicherweise nicht für das Internet gilt: Wer bei Instagram nach den Hashtags #SAMSUNGsnapshooter oder @samsungmobile_de sucht, findet tausende ähnlich verblüffende und inspirierende Bilder dieser hochkreativen Community.


#Kultur

Volker Wittkamp über »Fit im Schritt«

JEDER HIPPIE MUSS MAL PIPI #Kultur — An dieser Stelle hat Volker Wittkamp als Doc Intro schon viele Musiker beraten. Mit Tipps für Wehwehchen wie Tourschnupfen und Monsterkater. Sein Buch »Fit im Schritt« zielt jetzt voll auf die Mitte der Gesellschaft. Das muss doch ein Bestseller werden! Interview: Wolfgang Frömberg Der Unterleib ist ein weites Feld. Hängst du den Job als Urologe jetzt an den Nagel und schreibst nur noch Sachbücher?

Die Urologie sollte nach der Lektüre hoffentlich jedem klar sein, beim Darm ist die Konkurrenz zu groß und charmant – und mein Fachwissen nicht ausreichend genug. Da bleibt mir nichts anderes übrig als in der Urologie zu verweilen, was aber schön ist. Naja, vielleicht werde ich jetzt Gynäkologe und schreibe darüber, örtlich ist das ja von meinem Fachgebiet nicht sehr weit entfernt. Die Kapitel tragen Überschriften wie »Der Penis«, »Der Hoden« und »Die Prostata«. Einige Subheadlines lauten »Dicke Eier«, »Eine Prostata, groß wie eine Orange« und »Samenleiter on/off«. Richtet sich das Buch nur an Männer?

Du vergisst bei deiner Aufzählung Kapitel wie »Blase« und »Niere« – Organe, die sich ja bekanntlich in beider Geschlechter tummeln und Probleme bereiten können. Falls man im Freundeskreis von 20- bis 30-Jährigen nachfragt, haben oft die Frauen mehr Erfahrungen in der Urologie. Schuld daran ist die Blasenentzündung, um die es auch in meinem Buch geht. Außerdem sind Frauen passiv betroffen, wenn es um Themen wie frühzeitigen Samenerguss, Erektionsstörungen oder Geschlechtskrankheiten geht. Und wenn der Mann im Alter Probleme mit der Prostata hat, ist die Frau vielleicht auch an einer Lösung des Problems interessiert. Du hast kürzlich eine Lesung in Köln absolviert. Fand das Publikum die medizinischen Wahrheiten über den »Schritt« eher lustig, schockierend, interessant oder alles zusammen? Gab es Flitzer und was ist bei kommenden Shows zu erwarten?

Foto: Christian Faustus

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Euer Ex-Redakteur Linus Volkmann, der liebenswerterweise die Lesung moderiert hat, war kurz vorm Flitzen. Das restliche Publikum lauschte mehr interessiert als schockiert – zwischen stillem Zuhören und lautem Lachen. Am Ende gab es sogar eine kleine Fragerunde. Viele haben aber für »Freunde« gefragt, die persönlich nicht anwesend waren. Das Publikum und ich hatten Spaß – und ich könnte mir vorstellen, das zu wiederholen. — Volker Wittkamp »Fit im Schritt« (Piper, 236 S., 15 Euro)

»Hahahahahahahahaha, Pedder, wir lieben dich, aber lass bloß den Rüssel von den Fantasiepillen, denn der Absud hier klingt zwar professionell gemacht für ein musikalisches Autoscooter-­ Begleitprogramm, dafür jedoch pausenlos ­penetrant nach poppigharmlosen ­Mallorca-Ministry für ganz Verzärtelte und Konfliktscheue.« Diesen Rat gibt unser Autor Ulf Imwiehe der MetalIkone Peter Tägtgren in seiner Rezension von »Coming Home« (Nuclear Blast / Warner), dem neuen Werk seiner Band Pain. Mehr Reviews auf intro.de unter #Plattenkritik und ab Seite 93.


DAS ITALIENISCHE LEBENSGEFÜHL KOMMT NACH BERLIN Unter dem Motto »Aperitivo starts at 4« bringt MARTINI mit dem »Caffè Torino« die echte italienische Aperitif-Kultur für vier Wochen nach Berlin. In Italien, Spanien und Frankreich sind Vermoutherias längst bekannt – man trifft sich ab 16:00 Uhr mit ein paar Freunden zum »Aperitivo« und genießt nach einem stressigen Arbeitstag bei ein paar Drinks den Moment. Dieses Lebensgefühl und die italienische Tradition bringt MARTINI jetzt nach Deutschland und eröffnet die erste Riserva Vermoutheria »auf Zeit«. Das Besondere daran ist die entspannte Atmosphäre und die Verkostung der zwei »Vermouth di Torino« – dem MARTINI »Riserva Speciale« und dem »Riserva Speciale Rubino«, die sonst nur in ausgewählter Gastronomie erhältlich sind. Ab Anfang Oktober bietet das »Caffè Torino« in der Diderot Bar im Szeneviertel Prenzlauer Berg die optimale Gelegenheit, in Erinnerungen an den vergangenen

Sommer zu schwelgen und dabei das italienische Lebensgefühl mit Freunden und Bekannten zu teilen. Was jedoch noch fehlt, ist die passende Musik. Die steuert am 30. Oktober das Intro-DJ-Team dazu, denn dann feiern wir den Release der neuen Intro-Ausgabe im »Caffè Torino«. Der Eintritt ist frei und die Drinks gehen natürlich auf uns. Wer gerne teilnehmen möchte, meldet sich bitte hier an: apero-moment@intro.de. Wann? Vom 10. Oktober bis 06. November Donnerstag bis Samstag Von 16:00 Uhr bis 22:00 Uhr Sonntags bereits ab 14:00 Uhr Wo? Caffè Torino in der Diderot Bar in Prenzlauer Berg, Raabestraße 1, 10405 Berlin

Wer jedoch nicht so lange warten möchte, kann sich mit diesem Rezept vorab schon mal einen erfrischenden Martini Negroni zubereiten: Zutaten: 40 ml MARTINI Riserva Speciale Rubino 20 ml Bombay Sapphire Gin 20 ml MARTINI Bitter Zubereitung: Fülle ein Tumbler-Glas mit Eis, gib alle Zutaten hinzu und garniere den Drink mit einer Orangenspalte. Schmeckt auch als Negroni Bianco. Tausche hierfür den MARTINI Riserva Speciale Rubino gegen Ambrato aus und füge statt einer Orangenscheibe eine Grapefruitscheibe hinzu.


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#Promotion

jeden Monat neu: Teilnahme unter intro.de/Quiz

DAS QUIZ #246 Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich natürlich alles um die britische Poetin Kate Tempest. Los geht’s… 1. Wo ist Kate aufgewachsen?

3. Wo trat Kate schon einmal auf?

K Süd-London

L Disneyland

L Nord-Nottingham

T Dismaland

F West-Westminster

U Kaufland

2. Wie heißt ihr zweites Solo-Album?

4. Wie nennt sie ihre Philosophie?

A »Let Them Eat Chaos«

P Radiale Philologie

T »Let Them Eat Coke«

E Radikale Empathie

P »Let Them Eat Cake«

T Radiologisches Persil

Die Gewinne

The Nice Guys × Collector’s Edition

Kapten & Son »Soho Crystal Black«

5 Gum Monatsration × Selfiestick

Jack Daniel’s »Tennessee Fire«

ONYGO »Shoe love is true love«

concorde.de

kapten-son.com

5gum.de

jack-fire.de / massvoll-geniessen.de

onygo.com

Russell Crowe und Ryan Gosling sind die »Nice Guys« im Hollywood der 70er. Zum DVD- & Blu-ray Start des toll ausgestatteten Buddy Movies (ab 13.10.) verlosen wir drei Fanpakete aus Blu-ray und Soundtrack auf 180g Doppelvinyl inkl. Poster & 3D-Centerfold.

Transparente Gestelle liegen dieses Jahr voll im Trend – und mit ihren klassischen, schwarzen Gläsern passt die in Italien hergestellte »Soho Crystal Black« auch noch perfekt zu jedem Outfit. Wir verlosen ein Exemplar dieses zeitlosen Sonnenbrillen-Modells.

Auch 5 Gum hat die Trendfarbe schwarz für sich entdeckt und präsentiert sich ab sofort in stylishen neuen Verpackungen – als Einzelstreifen oder in der Dose. Damit ihr stets versorgt seid, verlosen wir zehn Monatsrationen »5 Gum«-Kaugummi und dazu jeweils einen hochwertigen Selfiestick.

Den brandneuen Jack Daniel’s Tennessee Fire genießt man als Shot: leicht scharf, zimtig und ein wenig süß. Wir verlosen 5 Sets bestehend aus einer Flasche Jack Fire und 2 Shot-Gläsern in streng limitierter und nicht im Handel erhältlicher, handgenähter Feuerwehrschlauch-Hülle.

Onygo ist online wie offline, als Blog – und im Store. Onygo widmet sich ganz den weiblichen Schuhfans: Sneaker, Heels, Boots u.v.m. – das Sortiment zeigt einen Querschnitt der aktuellen Trends. Zur Feier der Store-Openings in fünf Städten verlosen wir eine limitierte adidas Gazelle mit speziellem Onygo Boxing.

Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 31. Oktober. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahme auch postalisch möglich: Intro GmbH & Co. KG, c/o »Das Quiz«, Oppenheimstr. 7, 50668 Köln.


#Pop

#Pop

Foto: Jessica Backhaus

Kate Tempest findet in ihren Gedichten und Songs Schönheit oft in alltäglichen Dingen – da passt es doch, hier ein poetisches Pool-Stillleben zu zeigen. Alles andere als still sind Künstlerinnen wie Banks, Warpaint oder Aluna Francis von AlunaGeorge, die zwar in ihrer Musik manchmal leise operieren, aber trotzdem ganz genau wissen, wie man in diesem Macker-Biz namens Musik gehört wird.

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#Pop #Kate Tempest


#Pop #Kate Tempest

Kate Tempest

RADIKALE EMPATHIE Rap, Theater, Romane, Dichtung – es gibt nichts, was Kate Tempest nicht kann. Dieses Jahr wurden bereits ihr erster Roman und ihr zweiter Gedichtband veröffentlicht. Jetzt folgt ihr zweites Soloalbum »Let Them Eat Chaos«. In der Single »Europe Is Lost« hat sie den Zustand der Welt auseinandergenommen. Aber ist Europa wirklich schon verloren? Aida Baghernejad, die noch bis vor Kurzem in Tempests Nachbarschaft wohnte, hat nachgefragt. Fotos: Clara Nebeling

I

nterviews sind eine seltsame Angelegenheit. Man verbringt eine halbe, vielleicht eine Dreiviertelstunde mit jemandem, versucht so tief wie möglich in diese Person einzutauchen, um dann schnell zu verschwinden und dem Nächsten Platz zu machen. Unser Treffen findet an Kate Tempests bereits drittem Interviewtag statt. Wie hält man das aus? »Es ist so surreal. Man hat diese unglaublich intensiven Gespräche, immer und immer und immer wieder. Die Art von Gespräch, das man mit guten Freunden vielleicht um vier Uhr morgens hat.« Vier Uhr morgens. Ein wiederkehrendes Thema für Tempest. Ihr zweites Album »Let Them Eat Chaos« handelt von dieser seltsamen Stunde. Genau genommen geht es um 4:18 Uhr. Nicht mehr ganz Nacht, noch nicht ganz Tag. Warum die Obsession mit dieser Uhrzeit? »Es ist eine besondere Zeit. Sie gehört nicht deinem Arbeitgeber, nicht deinen Plänen für den nächsten Tag, sie gehört auch nicht der vorherigen Nacht.« Auf dem Album bleibt die Zeit um 4:18 Uhr stehen, und man begegnet sieben verschiedenen Menschen und ihren Geschichten. Wieder eine Art Konzeptalbum, wie auch der Vorgänger »Everybody Down«, und doch ganz anders: Es gibt keine zusammenhängende Geschichte, sondern kleine Vignetten, in denen man die Gedanken dieser sieben Personen, die von Verdrängungsängsten, Selbstzweifeln, Arbeit und der Liebe wachgehalten werden, kennenlernt. »Das Album ist die Summe seiner Einzelteile und noch mehr als das. So etwas begeistert mich. Ich habe mich einfach gefragt: Wer ist um diese Zeit wach? Wer sind diese Menschen?« Vielleicht Menschen wie sie selbst: »Vier Uhr morgens ist eine gute Zeit, um zu schreiben. Niemand will dann etwas von dir. Diese paar Stunden vor und direkt nach dem Sonnenaufgang sind besonders.« Gerade in London, wo um vier Uhr höchstens noch Füchse durch die Stadt streifen, weil bis vor wenigen Wochen auch am Wochenende die U-Bahn um Mitternacht dicht machte.

»Es ist eine verdammte Schande« Überhaupt, London. Dieser teure Moloch, dieses chaotische Wunderland. Es ist Tempests große Liebe. Das merkt man sofort, wenn man ihr zuhört. Auf ihrem ersten Album und dem dazugehörigen, im April veröffentlichten Roman »Worauf du dich verlassen kannst«, in ihren kürzlich auf Deutsch erschienenen Gedichten und jetzt auch auf der neuen LP – es geht vor allem und immer wieder um die unbändige Liebe zu dieser Stadt. Sie hat ihr ganzes Leben in Südlondon verbracht – dort, wo bis vor wenigen Jahren noch Gangs herrschten und jetzt Yummy Mummies am Wochenende auf Yummy Mummies dem Brockley Market über die letzte Säug- Slang-Begriff für junge, lingsyogastunde lästern. »Mit den Alben und stylishe und wohlhabende Mütter. Ein Klischee, das dem Roman mache ich nichts anderes, als die angeblich zu Depressionen Leute auf einen Spaziergang durch Südlondon bei »normalen« jungen mitzunehmen. Das ist meine Art, Dinge zu ver- Müttern führen kann, die nicht dauergutgelaunt sind stehen, zu würdigen und mich selbst in diesem und sofort nach der Geburt Südlondon zu definieren, das in mir drin ist, wieder aussehen wie 21. genau wie auch um mich herum.« Das kann ich gut nachvollziehen: Ich habe bis vor wenige Wochen in ihrer Nachbarschaft gelebt. In ihren Texten sehe ich mein altes Viertel vor meinen Augen. Aber auch dieser Flecken London hat sich verändert, er bietet jenen, die ihn Heimat nennen, immer weniger Raum. Die Verteilungskämpfe werden härter, die Wohnungen jedes Jahr teurer. Auf »Let Them Eat Chaos« spricht Tempest über Gentrifizierung. Sie lässt die, die gehen müssen, zu Wort kommen, und auch die, die ihren Platz einnehmen. Denn leichter wird es nicht, besonders nicht, wenn man jung ist. Oder eine Frau. Oder eine junge Frau in der sogenannten Kreativindustrie. Kate Tempest macht all das seit über zehn Jahren mit. Kann sie mit ihrer Kunst überleben? »Ich gebe mein Bestes. Aber von den Künstlerinnen, die ich kenne, sind viele nicht mehr in der Gegend.

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#Pop #Kate Tempest

Das ist natürlich von der Art ihrer Arbeit abhängig. Einige mussten gehen, andere sind freiwillig umgezogen. Die Community hat sich verändert. Die Freiräume, von denen es früher ganze Straßen gab, sind verschwunden. Jetzt hat sich alles auf vielleicht einen Raum konzentriert. Es ist schwierig. Und es ist eine verdammte Schande. Was hat London der Welt anzubieten? Kultur! Das ist, was wir haben und immer hatten. Die Homogenisierung der Kultur bedeutet, dass die Stadt sehr bald schon nicht mehr die Künstler, Autoren, Musiker und Denker hervorbringen kann, die London in den letzten fünf, sechs Jahrzehnten geprägt haben. Es ist hart. Es wird immer härter.« Aber wem gehört die Stadt? Nur Menschen wie ihr, die tatsächlich hier geboren sind? Oder auch Leuten wie mir, die dort ihr Glück suchen? Diese Diskussion ist nicht nur in London aktuell, sondern auch in Berlin, Hamburg, Barcelona, Warschau, New York. Eigentlich überall. »Ich glaube an offene Grenzen, an Migration. Was sollen ›eingeborene Londoner‹ überhaupt sein? Städte sind auf Veränderung aufgebaut. Aber was sich so unfair anfühlt ist diese Bewegung hin zu einer ganz bestimmten Sorte von Menschen, die in London willkommen gehei-

Luxuswohnungen hochgezogen wurde. Nach all den Reisen fühlen sich mein Kopf und mein Körper ein wenig erschöpft. Dann wäre es schön, einfach mal einen Baum zu sehen. Oder das Meer. Und ich beginne, mir sehr klar über die Illusion von London zu werden. Wir alle nehmen an dieser großen Illusion teil. Und es wird immer schwerer für mich, da mitzumachen.« In ihrem Roman beschreibt Tempest eine Musikindustrie-Party, wahrscheinlich eines der Dismaland besten Beispiele für die Homogenisierung von Anti-Freizeitpark des Kultur, für die Kannibalisierung des Under- Street-Art-Phantoms Banksy. Ein riesiges Kunstgrounds durch den Mainstream. In den dort projekt, das letztes Jahr in beschriebenen Machtverhältnissen spiegeln einem verlassenen Wassersich die Bewegungen in der Stadt. Wer hat park im Westen Englands entstand. Definitiv nichts Zugang, wer nicht, wer kann sich die Luxus- für Kinder. apartments leisten und wer muss schauen, wo er bleibt. Die Illusion des Rockstar-Lebens, die Illusion der Kreativität. Detailliert schreibt Kate über all den kostenlosen Alkohol, all den leeren Glamour, die schmierigen alten Männer, all das Koks, die aufstrebenden jungen Künstler am kürzeren Ende des Hebels und all die kaputten Träume. Spiegeln sich da

»Ich war am Boden zerstört. Ich dachte, als Gesellschaft entwickeln wir uns hin zu mehr Empathie, zu mehr Inklu­sion, so kitschig das auch klingt. Plötzlich zu reali­sieren, dass die treibenden Kräfte hinter den Entscheidungen der meisten Menschen Angst und Schuldzu­weisung sind, hat mich erschüttert.« ßen werden, und die Unmöglichkeit für alle anderen, zu überleben. Das ist neu. Ich habe noch nie so etwas wie jetzt erlebt, auch meine Eltern nicht, niemand. Es gab immer Raum in der Stadt für Künstler, es gab immer Raum für normale Menschen. Es gab immer Sozialwohnungen und jetzt … jetzt scheint es nur noch Luxusapartments zu geben für Menschen, die 700.000 Pfund für eine Zwei-ZimmerWohnung ausgeben. Es geht nicht um Leute, die in die Stadt kommen, um sich ihre Leben aufzubauen. Sondern darum, wer verdrängt wird.«

eigene Erfahrungen? »Yeah. Ich war voller Ekel gegenüber dieser Szene, durch die ich eine Weile geschwommen bin. Wahrscheinlich ist dieser Teil ein bisschen zu nah an meinem eigenen Leben. Ich wünschte, ich hätte ein bisschen mehr Distanz gehabt, bevor ich das Kapitel schrieb.« Buch und erstes Album erzählen auf unterschiedliche Weise die gleiche Geschichte. Eigentlich hätten sie gleichzeitig veröffentlicht werden sollen, doch dazu kam es nicht: »Ich habe so lange gebraucht, das Buch zu schreiben. Es dauert so elendig lange, einen Roman zu schreiben!« Es war überhaupt eine aufregende Zeit für Tempest: Während ihrer langen Tourneen arbeitete sie im Bus an dem Die große Illusion Roman, ihr zweiter Gedichtband wurde veröffentlicht, sie trat in Banksys »Freizeitpark« Dismaland auf, heimste Immer mehr junge Menschen verlassen London Richtung Preise ein und sammelte Geld für die in Calais gestranBristol, Manchester, Brighton und immer öfter auch: deten Geflüchteten. Berlin. Auch Tempest kann es sich mittlerweile vorstellen, die Stadt, die ihre größte Inspiration ist, hinter sich zu lassen: »Ich habe mein ganzes Leben in Südlondon »Ich habe nichts vorausgesagt« verbracht, es ist ein großer Teil von allem, was ich über Menschen weiß. Dort habe ich Leute kennengelernt und So hat sich die Veröffentlichung von »Let Them Eat Chaos« mich selbst gefunden. Aber zum ersten Mal in 30 Jah- eben ein wenig verzögert, obwohl das Album schon seit ren fühlt es sich so an, als ob es Zeit wäre, woanders zu Monaten fertig ist. Vielleicht gar nicht so schlecht, denn sein. Die Veränderungen geschehen so schnell. Die Prei- heute wirkt es noch viel dringlicher als vor einem halben se steigen. Jedes Mal, wenn ich in den Himmel schaue, Jahr. Schon im letzten November wurde die Single »Europe hat er sich verändert, weil ein neuer Wolkenkratzer mit Is Lost« veröffentlicht. Nur wenige Monate später hat eine


#Pop #Kate Tempest

Mehrheit von 51,9 % in Großbritannien dafür gestimmt, die EU zu verlassen. Stand der Track schon, bevor der Rest aufgenommen wurde? »Nein, alles war schon fertig! Ich musste nur wegen des Romans drauf sitzen bleiben, aber ich beschloss, ›Europe Is Lost‹ trotzdem schon zu veröffentlichen: Es musste zu genau diesem Zeitpunkt gehört werden. Meine Arbeit sucht sich aktiv ihre Hörer. Sie will dich. Sie will gehört werden.« Der Song ist eine wütende Anklage gegen die Beschissenheit der Dinge und seziert sehr klar den Zustand der Welt: Konsumkultur, Erderwärmung, Polizeigewalt und Rassismus, der Terrorismus gebärt. Politiker, die in kriminelle Machenschaften verstrickt sind – kurz: ein Rundumschlag. Auf dem Album steht der Song in einem neuen Kontext, man hört ihn als Monolog der Pflegerin Esther, die von der Nachtschicht zurückgekommen ist. Heute wirkt der Titel fast prophetisch. Wie fühlt es sich an, so sehr Recht zu haben? »Ich lag nicht bei irgendetwas richtig. Wenn man verfolgt, was in der Welt passiert, weiß jeder, was los ist. Wir alle haben darauf reagiert. Ob nun mit einem eskalierenden Gefühl der Verzweiflung, einer Vogel-Strauß-Mentalität, oder mit tiefer Empathie, die dich zwingt rauszugehen, aktiv zu werden und zu helfen – in Calais, auf Kos oder wo auch immer. Ich habe nichts vorausgesagt, ich war nur aufmerksam. Der Track handelt nicht unbedingt vom Brexit, sondern davon, wie leer und schwierig das Leben geworden ist.« Jetzt nach dem Referendum ist es schwer, etwas anderes als das herauszuhören. Auch für sie als Musikerin wird es in den kommenden Jahren wahrscheinlich ungleich komplizierter, in Europa zu touren. Und in London, wo die überwiegende Mehrheit eigentlich klar gegen den Brexit gestimmt hat, wird es merklich kälter: Schon direkt nach der Abstimmung hörte man von rassistischen Attacken. »Meine Freundin ist auch EUMigrantin, und alle unsere Freunde kommen aus ganz Europa und der Welt. Plötzlich gab es so viele Fragen: Was hat das zu bedeuten? Müssen alle gehen? Muss sie gehen? Es entstand so viel Misstrauen zwischen den Leuten, alle beäugten sich argwöhnisch: Hast du Brexit gewählt? Bist du EU-Migrant?« Das überwiegende Gefühl in jenen Tagen unter den jungen Menschen in London war reine Verzweiflung. Viele fühlten sich überhört, ignoriert und ihrer Zukunft beraubt. Auch Kate ging es ähnlich: »Ich war am Boden zerstört. Ich dachte, als Gesellschaft entwickeln wir uns hin zu mehr Empathie, zu mehr Inklusion, so kitschig das auch klingt. Plötzlich zu realisieren, dass die treibenden Kräfte hinter den Entscheidungen der meisten Menschen Angst und Schuldzuweisung sind, hat mich erschüttert.« Das Problem ist nicht der Brexit, auch er ist nur ein Symptom für die Verteilungskämpfe in einer zunehmend ungleichen Gesellschaft, wo nicht mehr die Gemeinschaft zählt, nicht mehr Zusammenhalt, sondern das individuelle Fortkommen und höchstens noch das der vermeintlich »eigenen Leute«. Aber gerade dieser Schock kann auch eine Chance sein, findet Kate: »Ich schätze, das Positive daran ist, dass es jetzt klar ist, dass man nicht mehr passiv herumsitzen kann. Es ist Zeit, aktiv zu werden und sich zusammenzuschließen.«

»Die Unmenschlichkeit unserer Zeit verstehen« Auch auf »Let Them Eat Chaos« sind die Protagonisten mit ihren persönlichen Problemen beschäftigt, bis sie erkennen, dass sie nicht allein sind. Sie sind nicht die einzigen, die um 4:18 Uhr wach liegen und nicht mehr weiterwissen. »Das ist meine Art zu sagen: Hey, wir sind alle Teil des Ganzen. Es gibt kein ›die Anderen‹. Das sind alles wir. Und mit Demut und aktiver Empathie können wir uns hoffentlich vorwärts bewegen. Es ist alles in der Geschichte schon mal da gewesen. Wenn wir es wagen, uns damit zu beschäftigen, dann gibt es die Hoffnung, dass wir uns zu einer positiveren und friedlicheren Zukunft weiterentwickeln können. Aber bis dahin müssen wir die Unmenschlichkeit unserer Zeit verstehen. Sonst drehen wir uns im Kreis.« Wie das Problem heißt, ist klar: Neoliberalismus. In Großbritannien ist man da schon immer einige Schritte weiter gewesen als auf dem Kontinent, und die Gräben zwischen arm und reich sind um ein Vielfaches tiefer. Doch auch hierzulande grassieren die Einsparungen, das Klima wird ungemütlicher und der Ruf der Menschen nach autoritären Parteien, die die Rückkehr zu einer heilen Welt versprechen, die es niemals gab, wird lauter. Für die Ziele, die auf der Insel eine Partei wie UKIP verfolgt, für die gibt es hier die AfD. Aber was ist die Lösung? »Radikale Boris Johnson Empathie« nennt Tempest ihre Philosophie. Bis Mai noch Bürgermeister Aber gerade in einer Zeit, in der so viel Miss- von London, seit neuestem trauen gegenüber den eigenen Nachbarn und Außenminister Großbritandem vermeintlich Fremden herrscht, gegen- niens. Die Nachricht seiner Berufung brachte den über allem und jedem, in einer Zeit, in der Sprecher des US-AußenPopulisten leichtes Spiel haben, Ängste und ministeriums zum Lachen. Misstrauen weiterzuschüren und zu missbrau- Johnson ist bekannt für seine wilde Frisur und chen, finde ich es nicht ganz einfach, jedem dafür, mehrmals in seinem diese Liebe und Empathie entgegenzubringen. alten Leben als Journalist Verdienen auch Menschen wie Boris Johnson gefeuert worden zu sein, weil er es mit der Wahrheit so viel Empathie? »Ja, genau das ist radika- nicht so genau nimmt. Er le Empathie! Auch Boris Johnson. Er hatte hat den Brexit zumindest in vielleicht eine schwierige Zeit im Internat, Teilen zu verantworten. wurde wahrscheinlich gehänselt, seine Eltern haben ihn dort allein gelassen, er fühlte sich verloren und verletzlich. Da musste er dieses System des Mobbings, Manipulierens und der Selbsterhaltung erlernen. Wahrscheinlich hat das alles ein riesiges, leeres Loch in seinem Herzen hinterlassen. Er braucht vermutlich einfach nur eine ganze Menge Liebe. Es ist schwierig und vielleicht sogar nutzlos, diesen Weg zu gehen, dieses tiefe Gefühl von Empathie zu kultivieren. Aber was kann man sonst machen?« »Tunnel Vision«, der letzte Track auf »Let Them Eat Chaos«, verbreitet genau diese Botschaft. Die Welt da draußen ist kaputt, wir sind taub geworden angesichts des Elends in Syrien, im Mittelmeer, auf Kos. Wir sind zu beschäftigt, zu überfordert, es ist einfach zu viel. Aber es gibt Hoffnung. Es gibt Empathie. Liebe. Zusammenhalt. Wenn man ganz genau hinhört, merkt man, wie Tempest beim Rappen grinst. Sie glaubt daran, dass noch nicht alles verloren ist. Nach einer Dreiviertelstunde mit ihr glaube ich das auch. — Kate Tempest »Let Them Eat Chaos« (Fiction / Caroline / Universal / VÖ 07.10.16) — Auf Tour vom 29.10. bis 03.11.

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#Pop #Warpaint

Wenn eine Band ankündigt, mit dem neuen Album ihren Sound verändern zu wollen, kann das Ergebnis ziemlich gut oder verdammt übel klingen. Warpaint ist Ersteres gelungen. Auf »Heads Up« haben sie genug Veränderung zugelassen, um zu überraschen. Sie wirken dabei aber immer noch genauso wunderbar wie einst auf ihrer Debüt-EP »Exquisite Corps«. Lena Ackermann hat Bassistin Jenny Lee Lindberg in Berlin getroffen. Foto: Mia Kirby

Warpaint

SHEENAS HERAUSFORDERUNG J enny Lee Lindberg sitzt in einem Friedrichshainer Innenhof und zündet sich eine Zigarette an. Neben ihr steht ein angenippter Sojamilch-Latte, den die Sonne langsam verdampfen lässt. Der Kaffee gehört Gitarristin Theresa Wayman, die eigentlich auch noch dazukommen sollte. Bis eben war sie mit einem Telefoninterview beschäftigt, jetzt hat sie sich ins Hotel verzogen. Interviews gebe sie doch lieber alleine, wird mir zugeflüstert. Tatsächlich sollen Warpaint schwierige Interviewpartner sein. Munkelt man. Trockener Humor und ständige Themenwechsel seien schwere Vorrausetzungen für Journalisten. Doch Jenny Lee ist gut gelaunt. Sie zieht an ihrer Zigarette, fährt sich durch die ausgebleichten, verwaschenen rosa Haarspitzen und rückt ihre schwere, braune Lehrerinnen-Hornbrille zurecht. Sie verströmt einen angenehm schweren Blumenduft, der locker den Zigarettenrauch überdeckt. »Wir arbeiten seit zwölf Jahren zusammen. Und es war nicht immer einfach. Ehrlich gesagt ist es eine ziemliche Herausforderung, mit drei anderen Frauen in einer Band zu spielen. Drei starke Frauen, von denen jede sehr talentiert und großartig ist. Was uns am stärksten verbindet ist die Tatsache, dass wir enge Freunde sind. Wir können sehr ehrlich miteinander umgehen. Und unsere Freundschaft erlaubt uns eine ganz bestimmten Tiefe, die unsere Musik maßgeblich bestimmt.« Seit der Veröffentlichung ihrer ersten EP »Exquisite Corpse« im Jahr 2008 geht die Karriere der vier Damen steil bergauf. Lindbergh kommentiert den Werdegang etwas zurückhaltender: »Ich war immer zufrieden mit dem jeweiligen Level unseres Erfolges. Wir sind nicht direkt an die Spitze geraten. Wir haben sehr hart für unsere Karriere gearbeitet. Unser Erfolg fühlt sich gut an, weil er kein Märchen, sondern das echte Leben ist.« Das erste Warpaint-Album »The Fool« war eine ätherische Reise ins melancholische Herz des psychedelischen Rock’n’Roll. Mit Songs, die so mystisch und düster sind, als zöge Robert Smiths roter Lippenstift unendliche Schlieren durch eine dunkle Unterwasserwelt. Doch schon mit ihrer zweiten Platte hat sich die Band aus dem Untergrund näher an die Oberfläche gewagt und die schwarze Warpaint-Tiefsee mit kräftigeren Beats aufgewühlt. Das dritte Album sei für sie eine Evolution, hatte Lindbergh im Vorfeld angekündigt.


#Pop #Warpaint

Tatsächlich klingen Warpaint auf »Heads Up« anders: fokussierter, weniger verwaschen, tanzbarer. Der Band ist es gelungen, ihren sirenenhaften Sound zu perfektionieren, ohne ihn tiefgreifend zu verändern. »Wir wussten ganz genau, was wir wollten. Wir sind direkter geworden. Wir wollten einfach mehr Experimente zulassen. Rückblickend fanden wir, dass unser letztes Album ein wenig zu festgelegt geklungen hat.« Die Essenz dieser Experimente ist von einer Energie geprägt, die langfristig ein breiteres Publikum ansprechen kann. Ungewöhnlich ist der Ansatz, mit dem die Band ihren Klang revolutioniert hat: Um zu einem neuen Sound zu finden, holten sie sich mit Jacob Bercovici den Mann an Bord, der ihre erste EP produziert hat. Außerdem ist das Album mit nur fünf Monaten Studiozeit für Warpaint-Verhältnisse ungewöhnlich schnell entstanden. »Daran kann man erkennen, dass wir seit zwölf Jahren miteinander arbeiten. Wir sind besser darin, Dinge nicht ständig zu hinterfragen, nicht zu viel zu analysieren. Wir vertrauen unseren ersten Instinkten und haben dadurch größere Freiheiten.« Im Gegensatz zu den letzten Aufnahmen, bei denen sich die vier unter anderem in einer Wüste kurz hinter Los Angeles trafen, ist die aktuelle Platte ausschließlich im Studio entstanden. Anstatt wie damals von nervösen Anwohnern wegen einiger Songzeilen Satanismus mit Satanismus in Zusammen»We’ll kill you, we’ll rip hang gebracht zu werden, wurde you up and tear you in im Studio vor allem gelacht. Ganz two« singen Warpaint in so ausgelassen klingt »Heads Up« ihrem Song »Disco//Very«. natürlich nicht, aber ein Stück poWährend der Aufnahmen spielten die vier Frauen sitiver wirkt die sphärische Melanunter freiem Himmel in eicholie der Band schon. Zu hören ner kargen Wüstengegend. ist das im erfrischenden »New Der angebliche Lärm und die brutalen Zeilen riefen Song«, dem äußerst tanzbaren »So besorgte Anwohner auf den Good« oder dann, wenn die vier Plan, die satanische Rituale in »By Your Side« die Zeile »Now vermuteten. Sie informierten die Polizei, die Warpaint I know I’m not alone, got my girls, das Proben unter freiem I’m not alone« singen. Himmel untersagte.

In ihrem ersten großen Artikel wurden Warpaint als »Königinnen des Underground« gefeiert und als »die weiblichen Nirvana« bezeichnet – eher wegen ihrer Grunge-Klamotten, weniger aufgrund der Musik. In der Aufmachung von »Heads Up« zeigen sich die Frauen kaum noch wie Nirvana, sondern eher wie ein feminines Gegenstück der Ramones. Man fühlt sich an deren legendäres »Rocket To Russia«-Cover aus dem Jahr 1977 erinnert. Da stehen die vier New Yorker Punk-Ikonen in einer versifften Seitengasse, direkt um die Ecke des berühmten CBGB. Damals hatten die Ramones die drei Punk-Akkorde perfektioniert und mit ihrem dritten Album und Hits wie »Sheena Is A Punkrocker« den kommerziellen Durchbruch geschafft. CBGB Auf dem Cover von »Heads Up« steht der Bandname in Das CBGB gilt als Geburtsden gleichen stolzen, rosaroten Versalien wie einst bei ort des US-Punk. Der Club existierte von 1973 bis 2006 den Ramones. Aber im Gegensatz zu Joey, Johnny, Dee auf der Bowery Street im Dee und Tommy zeigen Jenny Lee, Emily, Theresa und New Yorker Stadtteil ManStella darauf nur ihre schwarz-weißen Silhouetten. Die hattan. Kurz nach seiner Öffnung wurde der Laden vier Kalifornierinnen stehen mit dem Rücken zur Kamera, zum Szenetreffpunkt von halten sich an den Händen und blicken aus dem Fenster Punk- und Wave-Bands. ihres Proberaums ins grelle Licht von Los Angeles. Jede Neben den Ramones traten hier auch Patti Smith, Blonvon ihnen wäre eine perfekte Vorlage für »Sheena«, die die und die Talking Heads Protagonistin aus dem Ramones-Song, die archaische zum ersten Mal auf. Dschungelkönigin und moderne Punk-Sirene. Sie scheinen ganz genau zu wissen, was sie wollen. — Warpaint »Heads Up« (Rough Trade / Beggars / Indigo) — Auf Tour vom 30.10. bis 01.11.

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#Pop #Banks

allem dann, wenn man Banks persönlich spricht. In einer Berliner Hotelsuite sitzt eine ganz in schwarz gekleidete, zurückhaltende, fast unsichere Frau, die Fragen mit größter Vorsicht und wenigen Worten beantwortet. Neben der extrovertierten und oft erschütternden Banks lernt man so eine weitere Seite ihres Charakters kennen: »Alles beginnt sich langsam zu fügen, einen Sinn zu ergeben. Vor zwei Jahren war ich mir oft noch unsicher, weil mir die Abläufe des Pop-Geschäfts unbekannt waren. Und, um ehrlich zu sein, war ich manchmal auch überfordert. Ich stand mit ›Goddess‹ das erste Mal auf großen Bühnen. Mittlerweile bin ich entspannter und routinierter, auch, wenn es um meine Person geht«. Banks suchte den Blick in die Vergangenheit und fand die Aussicht auf die Zukunft: Wer bin ich? Wie will ich sein? Und 2014 war nicht das Jahr des Hasen, der Ratte oder des Büffels, es war das Jahr von Jillian Rose Banks. Mit ihrem Debüt »Goddess« avancierte wer bedingt mich auf diesem Weg? In vielen Fällen sind es Eltern oder die R’n’B-Sängerin neben Genre-Kolleginnen wie FKA Twigs und Ex-Partner, die die größten Risse im Kelela zur Stimme des Jahres. Mit Sermin Usta sprach die Kalifornierin Selbstbild verursachen. Banks weiß, wovon sie redet. Für ihre Bachelorüber ihr neuestes Werk »The Altar«, ihren Bachelor in Psychologie arbeit beschäftigte sie sich mit dem und die Scheidung ihrer Eltern, die sie der Musik ein großes Stück Einfluss elterlicher Scheidungen auf näherbrachte. Foto: Joseph Wolfgang Ohlert Partnerschaften der Kinder: »Das habe ich in erster Linie für mich getan. Ich wollte wissen, ob ich vielie öffentliche Rasur von Britney Spears versetzte leicht deswegen in manchen Dingen verkorkster bin als ihre Fans vor knapp zehn Jahren in Entsetzen und andere«, gibt sie mit einem verschämten Lächeln zu. brachte Boulevardmedien zum Rotieren. Der Mo- »Es kann gut sein, dass die meisten ihren Eltern oder ment, als Sicherheitskameras filmten, wie sich die Ex-Freunden die Schuld an ihren Problemen geben, aber in der Öffentlichkeit eher prüde Britney einfach ich tue das nicht«. Zahlreiche Studien zeigen, dass für den Kopf rasierte. Wie schlecht musste es dem damals Scheidungskinder tatsächlich ein höheres Risiko besteht, größten Popsternchen gehen, dass sie zu solchen Maß- in Partnerschaften schlechter zurechtzukommen. Vor nahmen griff? Bei näherer Betrachtung eine sinnbildliche, allem dann, wenn die Eltern sich nicht an gewisse Veraggressive, aber mit Sicherheit auch befreiende Aktion. haltensregeln halten: »Ich weiß nicht, ob die Scheidung Im Gegensatz zu Britney wusste Banks schon immer um der eigenen Eltern irgendetwas Lehrreiches haben kann. die Notwendigkeit der Hygiene der eigenen Psyche. Als Auch wenn die beiden mir gezeigt haben, was es heißt, mit Absolventin eines Studiums der Psychologie dem eigenen Partner ehrlich zu sein und ihn respektvoll Philippa Price ist es für sie Fluch und Segen zugleich, in die zu behandeln. Vielleicht hat mir ihre Trennung bewusst Die Regisseurin, Designerin eigene Seelenwelt abtauchen zu können: »Ich gemacht, dass Beziehungen Arbeit bedeuten. Dass man und Künstlerin ist vor allem wurde schon oft gefragt, ob meine Kenntnisse versuchen muss, eine Verbindung zu Menschen aufrecht für ihre aggressive, faszinieder menschlichen Psyche beim Schreiben mei- zu halten, die man liebt und schätzt«. rende Bildsprache bekannt. ner Texte hilfreich seien. Ich bin mir ziemlich Musik als Therapieform ist etwas, das Banks weder erSie inszenierte Videos und Visuals für Künstler wie sicher, dass das nicht so ist. Im Gegenteil. Ich funden hat, noch für sich vereinnahmen darf; aber etwas, Rihanna, Pharrell Williams musste lernen, den Kopf abzuschalten und mir dass sie auf ihre ganz eigene Art perfektioniert hat. Denn und das Coachella Festival. keine Gedanken darüber zu machen, wie man mit der Scheidung der Eltern bekam die damals 14-JähDem Live Fast Mag verriet sie, dass ihre verrückten meine Songs verstehen könnte.« Getreu dem rige von ihrer Mutter ein Keyboard geschenkt, dessen Träume ihre größte InspiraMotto »Fuck With Myself« wagt die heute Melodien und dazu passende Textfetzen sie mit einem tionsquelle sind. 28-Jährige im Video zur gleichnamigen ersten Diktiergerät aufnahm. Die Geheimnisse eines Teenagers, Single ihres neuen Albums »The Altar« den- dessen Eltern sich eben erst getrennt haben? Die Angst, »Goddess« noch einen reflektierten und dabei verstören- die man hat, wenn keine Partnerschaft länger als einen Die LP ist Popmusik auf den Blick auf ihr Selbstbild: Eine in der Luft Jahrestag überdauert? Banks hat einen Weg gefunden, mit der Höhe der Zeit. Das schwebende, sich selbst attackierende Banks diesen Ängsten umzugehen: »Die Musik hat mich damals großartige erste Album, das leckt und küsst einen glatzköpfigen Puppen- vor einem großen Loch bewahrt. Ich glaube, dass mein man von Banks nach zwei Wunsch, Musik zu machen, genau zur rechten Zeit kam«. EPs und mehreren Singles kopf, der ihr kaum ähnlicher sehen könnte. erwartet hatte, zeigt das Die Frage, ob sie sich vorstellen könne, irgendwann in Was von Regisseurin Philippa Price visuell Talent der Sängerin in all wie eine Musical-Version von »The Ring« in- ihren Beruf als Psychologin einzusteigen, beantwortet ihren Facetten. Mit ihrem szeniert wurde, ist nur der Anfang von dem, Banks mit einem eindeutigen Lächeln: »Ich habe schon Debüt hat die damals 26-Jährige vor allem die was Banks auf ihrem Album präsentiert: früh gemerkt, dass ich für diesen Job nicht gemacht bin. Fusion von 1990er-R’n’B, »Wenn ich in den letzten vier Jahren etwas Als Psychologin bist du gezwungen, dich von dir selbst zu HipHop-Elementen und gelernt habe«, so die Sängerin, »dann, dass ich lösen, um deinen Patienten Raum zu geben. Man muss Elektronika vorangetrieben. Dank Produzenten wie selbst mein größter Feind bin. Dabei sollte man sich die Geschichten zwar Tag für Tag anhören, darf sie Sohn und Shlomo ist und eigentlich sich selbst am nächsten stehen und sich aber nicht zu Herzen nehmen. So wie ich mich kenne, bleibt Banks’ Debüt eines sein engster Freund sein«. Der Wunsch nach kann ich das nicht.« der wichtigsten Alben dieser Zeit. Selbstliebe statt Selbsthass ist erstrebenswert, aber in ihren Bildern dennoch verstörend. Vor — Banks »The Altar« (Capitol / Universal / VÖ 30.09.16)

Banks

IHRE WIRKLICHKEIT

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#Pop #Banks

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#Pop #Danny Brown

Danny Brown

VIELE LEBEN SPÄTER Eigentlich ist er die schönste Zahnlücke nach Vanessa Paradis. Zum Interviewtermin in London trägt Danny Brown allerdings goldene oder Diamant besetzte Grillz und versucht seine offenkundige Neigung zu Drogen nicht zum Thema des Gesprächs zu machen. Es geht schließlich um mehr als das. Sermin Usta traf den Rapper aus Detroit pünktlich zum Release von »Atrocity Exhibition« und sprach mit ihm über Depressionen, Drogen und Joy Division. Foto: Tim Bruening


#Pop #Danny Brown

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ir sitzen im fünften Stock eines hippen Hotels mitten im noch hipperen Shoreditch, einem Viertel im Londoner Osten. Danny Brown lehnt nach vorne gebeugt auf der Couch und dreht sich genussvoll einen Joint, der Plattenspieler ist in Reichweite. Dabei fährt seine Zunge immer wieder über seine glänzenden Grillz. Im Hintergrund dröhnt das Album eines mir unbekannten Rappers aus Detroit – der Stadt, die einst als florierende Autometropole galt und heute, egal ob im Osten oder Westen, nicht mehr als ein Moloch aus Häuserruinen, geschlossenen Shops und einer verarmten Bevölkerung ohne Sozialleistungen ist. Kurz: der Stadt, in der Danny Brown aufwuchs. Deine Heimatstadt hat begnadete Künstler wie J Dilla, Eminem und Jack White hervorgebracht. Glaubst du, Detroit hatte Einfluss darauf?

Detroit? Nein. Es gibt dort nur einfach nichts zu tun. Das Leben in New York und L.A. ist viel sozialer. Ich würde ständig ausgehen und meine Zeit verschwenden. In Detroit ist das anders. Ich verbringe die meiste Zeit zu Hause, mit meiner Katze, und mache Musik. Das ist der Vorteil, wenn man nicht viel machen kann. Vor Jahren sagtest du in einem Interview, dass »Weiße Drogen nehmen, um Party zu machen« und »Schwarze, um aus einer Depression zu fliehen«. Siehst du das heute noch genau so?

Ehrlich? Lass uns nicht über Dinge sprechen, die ich vor Jahren mal irgendeinem Journalisten erzählt habe. Ich sehe das heute nicht mehr so. Die Leute, egal ob Schwarz oder Weiß, haben ihre ganz persönlichen Gründe, weswegen sie Drogen nehmen. Welche Gründe sind das?

Es ist doch offensichtlich, dass die meisten der Realität oder ihren Depressionen entfliehen wollen. Die richtigen Drogen helfen dir dabei, in eine Welt abzutauchen, in der du für eine bestimmte Zeit glücklich bist. Hattest du schon mal mit Depressionen zu kämpfen?

landete. Genug Stoff also, um ein ganzes Lebenswerk damit zu füllen. Und genau damit hat Danny Brown spätestens 2010 mit »Hybrid« begonnen. Mit dem Nachfolger »XXX« und der millionenfach geklickten Single »Grown Up« schrieb und produzierte er im Alleingang sein bis dahin erfolgreichstes Album. Zwei Jahre später folgt »Old«, Browns bis dato drittes Album. Mit »Atrocity Exhibition«, dem zweifellos reifsten und gleichzeitig experimentierfreudigsten Danny-Brown-Album, möchte der heute 35-Jährige seinen Erfolg auf die nächste Grillz Stufe hieven. Nach drei Jahren Auszeit erscheint nun dein viertes Album »Atrocity Exhibition« erstmalig bei Warp Records. Trägt die Platte eigentlich nur zufällig den Namen eines bekannten Joy-Divison-Songs?

… oder Grills ist Zahnschmuck, der aus der HipHop-Szene stammt. Eddie Plein soll als einer der ersten die Kronen in New York verkauft haben. Einer von Pleins ersten Kunden war Flavor Flav von Public Enemy, dessen Grillz zu seinem Markenzeichen wurden. Heute tragen neben den Herren der RapSzene auch Pop-Sternchen wie Katy Perry, Rihanna, Miley Cyrus und Madonna die Zahnkronen als TrendAccessoire.

Ich hatte mehrere Titel im Sinn. Dann dachte ich an »Atrocity Exhibition« und erinnerte mich an die Freakshow, die im Song beschrieben wird. Es geht darum, den Menschen beim Versagen zuzusehen oder auch zu gaffen, wie bei einem Autounfall. Viele fühlen sich von solchen Situationen unterhalten, darum geht es auf der Platte. Eigentlich wollen sie wegschauen, aber sie können nicht, weil es sie so J Dilla sehr fasziniert. Das ist zumindest bei uns in a.k.a. James Yancey a.k.a. Jay Dee war einer der Amerika so. Du sagtest mal, dass deine Zwanziger die schlimmste Zeit deines Lebens waren. Wieso?

Ich war dauernd pleite und versuchte damals im Musikgeschäft Fuß zu fassen. Die meisten Leute würden sagen, dass sie in ihren Zwanzigern dauernd Party gemacht haben und die beste Zeit ihres Lebens hatten. Bei mir war das anders. Ich musste um alles kämpfen. Detroit ist da anders als New York. Du musst nicht nur Talent, sondern auch Glück haben, damit sich etwas an deiner Situation ändert.

versiertesten Produzenten unsere Zeit. Zu Lebzeiten feierte Dilla mit der HipHop-Band Slum Village seine ersten Erfolge. Nach deren Debüt »Fantastic, Vol. 2« machte sich Dilla selbstständig und veröffentlichte 2001 sein erstes Solowerk »Welcome 2 Detroit«. 2003 veröffentlichte er zusammen mit Madlib unter dem Namen Jaylib das Album »Champion Sound«. Im Februar 2006 erlag der damals 32-Jährige der Autoimmunkrankheit Lupus. Bis dahin produzierte er Künstler wie A Tribe Called Quest, De La Soul, Wu-Tang, Busta Rhymes, D’Angelo, und Kanye West.

Klar, ich kämpfe damit schon mein Leben lang. Deswegen habe ich immer mehr Drogen genommen, bis es irgendwann zu viel war. Aber ich arbeite an mir. Auch ich werde Mal ganz unschuldig gefragt: Wann hast du entschieden, Rapper zu werden? erwachsen. Was macht man, um aus einem depressiven Moment Das war schon im Kindergarten. Ich habe herauszukommen? später auch vor meiner Klasse gerappt, wenn Wenn die Gedanken zu stark werden, muss man sie direkt wir etwas aufführen sollten. Meine Lehrerin bekämpfen, in dem man die Dinge ausspricht, die einem mochte es, die anderen Kinder auch. Später Sorgen machen. So mache ich das. Ich gehe nicht zu ei- habe ich es meinem Cousin gezeigt. An seiner nem Therapeuten oder so, aber ich rede ständig davon, Reaktion habe ich gemerkt, dass es gar nicht was mich beschäftigt. Oder ich mache Musik. Das wäre so schlecht war, also habe ich weitergemacht. Lässt es sich leicht mit dir arbeiten? dann der nächste Schritt. Auf keinen Fall. Ich brauche viel zu lange für einen Song. Geboren in Detroits berüchtigtem Stadtteil Linwood Das ist der Grund, weshalb ich keine Studios mag. Ich gewächst Danny Brown alias Daniel Dewan Sewell als Kind höre nicht zu den Leuten, die ins Studio gehen und sagen: zweier Teenager auf. Vater Charles ist von Beruf House-DJ »Yo, lass uns eine Platte machen«. Ich schreibe nachts, und und erst 16 Jahre alt, als sein Sohn zur Welt kommt. Die am Tag nehme ich auf – das geht am besten zu Hause. Mutter ist Hausfrau, bis sie sich von ihrem Mann scheiden lässt. Verhältnisse, die von der weißen Mittelschicht — Danny Brown »Atrocity Exhibition« (Warp / Rough Trade / VÖ 30.09.16) – Auf Tour vom 25. bis 29.11. diskriminierend als »broken family« bezeichnet worden wären. Mit 16 fängt Danny an, regelmäßig Drogen zu nehmen und sie zu verticken. Sein ganzes Umfeld, so der Rapper, habe ihn darauf vorbereitet. Es habe niemanden gegeben, der nichts mit Drogen zu tun hatte. Kein Wunder also, dass Brown bald darauf für Monate im Knast

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#Pop #Abay #ZDF-Fernsehgarten

Mit Abay im ZDF-Fernsehgarten

ES GIBT NUR COOL UND UNCOOL … UND WIE MAN SICH FÜHLT

Senta Best hat sich für Intro Wallraff-like in den ZDF-Fernsehgarten geschlichen. Also haben Schlager und Indie doch mehr Berührungspunkte, als wir wahrhaben wollen? Wenn es nach Aydo Abay ginge: Warum nicht?! Ein Erlebnisbericht, der Tage später zu einer Debatte über die verlogene Indie-Welt, bescheuerte Codes, Beatrice Egli und Windelheulsusen führte.


#Pop #Abay #ZDF-Fernsehgarten

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achdem ich die lange Schlange der Reisebusse passiert und die vor dem Backstage-Bereich wartenden Fans mit ihren Umschlägen für Autogrammkarten bestaunt habe, treffe ich Aydo Abay. In circa zwei Stunden wird er mit dem Song »1997« aus dem gerade veröffentlichten Album »Everything Is Amazing And Nobody is Happy« beim Fernsehgarten auftreten. Obwohl ihn mit Sicherheit keiner der besagten Fans jemals zuvor gesehen, geschweige denn seinen aktuellen Bandnamen Abay gehört hat, hält er schon Stunden vor der Show ei- Frankierte sonige frankierte sowie adressierte wie adressierte Umschläge in der Hand. Dazu Umschläge passend kuckt er leicht irritiert. Aus Insider-Kreisen wissen Irritiert war auch die Musikre- wir, dass es nicht wenige Fernsehgarten-Zuschauer dakteurin des Fernsehgartens, als gibt, die Sonntag für Abays Band vor ihr stand: drei, Sonntag mit frankierten sorry, aber in die Jahre gekomme- Rückumschlägen vor den Backstage-Toren des ne Herren an Bass, Gitarre und ZDF stehen, um AutoDrums. Wo denn die Band vom gramme von egal wem Pressefoto sei? Aydos unbedarft- einzuheimsen. Aydo Abay beispielsweise bekam ein ehrliche Antwort: »Jonas ist auf Foto gezeigt mit der Frage, einem Golf-Benefiz-Tunier und ob er das sei, dann wurde der Rest kann leider auch nicht. er freudig gebeten, seine Unterschrift darunterzuDa habe ich die Band vom Papa setzen. meines Ex-Bassisten gefragt. Die freuen sich!« Mir erklärt er, nachdem es Tage nach dem TV-Auftritt ein wenig Ärger mit dem ZDF gab: »Warum auch nicht? Es war weder ein Statement noch wollte ich das ZDF verarschen. Ich fand es einfach ultrawitzig, viel witziger als wenn meine richtige Band da gestanden hätte. Ich hab die alten Herren damit sehr glücklich gemacht. Alle waren happy. Außer dem ZDF. Vielleicht hatten die ein bisschen Schiss, dass – ich will jetzt nicht die Band von Oles Papa beleidigen – man die Band nicht vom Fernsehgarten-Publikum unterscheiden kann. Wenn ich mit meiner normalen Band hingegangen wäre, hätten alle gesagt: ›Was für Spackos, treten die jetzt im Fernsehgarten auf!‹ So war es eigentlich ein Glücksfall!«

Warum bist du als sogenannter Indie-Künstler ausgerechnet zum ZDF-Fernsehgarten gegangen?

Weil ich Bock hatte! Und weil es eben ein TV-Spot ist. Davon gibt es nun mal nicht viele in Deutschland. Aber man muss sehen, dass man das so cool wie möglich macht und nieman- Falsch dargestellt den veralbert. Darum ging es auch Nach dem Auftritt überhaupt nicht. Die Presse hat schrieben Online-Medien Schlagzeilen, Sätze und das im Nachhinein völlig falsch Satzfetzen wie »Abay dargestellt. Aber so ein Auftritt ist gegen das ZDF: Mit ›FCK natürlich ne Gratwanderung. Es NZS‹-Shirt und Rentnerband im Fernsehgarten« hätte auch voll in die Hose gehen und »Wie Aydo Abay dem können. Also nicht währenddes- Fernsehgarten am Wochenende den Spiegel vorgehalsen – ist ja alles Playback! Inwiefern dann?

ten hat« oder auch »Wilde Anarchie und Rowdytum«. Irgendwie auch logisch, dass das ZDF im Nachgang eine Beschwerde-EMail schrieb.

Naja, wir sind ja eh nicht gerade auf dem Peak unserer Karriere. Es bestand natürlich die Gefahr, dass wir danach komplett abgemeldet gewesen wären. Es gab wirklich ein paar, die entsetzt gefragt haben, warum wir das machen. Als ich das auf Facebook gepostet habe, hatten wir acht »Gefällt-mir-nicht-mehrs« – und wir haben doch eh nicht so viele. Was glaubst du, warum einigen der Auftritt nicht gepasst hat?

Wegen dieser verlogenen Indie-Hipster-Scheiße. In unserer sogenannten Indie-Welt wird immer alles auf die Goldwaage gelegt. Da gibt es eine Einschätzung von ein, zwei bis acht Leuten, die ihre Meinung hinausposaunen, nach der du als Musiker entweder cool bist oder nicht. Und der Rest hört drauf. In der Schlagerwelt kann eine Beatrice Egli 800 Tage rumgehurt haben, nach diesen 800 Tagen wird die trotzdem freundlich begrüßt und alle klatschen mit, das ist denen scheißegal. Natürlich zeigt das auf der einen Seite die Oberflächlichkeit, bestätigt aber auf gar keinen Fall, dass der Indie-Hipster mehr denkt als andere. Der ist einfach nur ein Nerd. Beatrice war übrigens total nett zu mir. Und die hat niemals 800 Tage rumgehurt, ist klar, ne?! Das ist so ein Dorf-Prinzip-Style, wo sich die Nachbarn über irgendwas das Maul zerreißen. Finde ich aber ein bisschen geiler als alles immer nur kacke zu finden, nur weil es gerade angesagt ist. Bestes Beispiel: Tame Impala fanden in unserer schönen Indie-Hipster-Welt vor zwei Jahren noch alle super, mittlerweile findet die jeder zum kotzen und live die langweiligste Band ever. Obwohl sich nicht viel verändert hat, außer, dass die Band viel erfolgreicher geworden ist. Ich hab mal mit einem Typen über das damals neue Arcade-Fire-Album geredet und er meinte, dass ihn die Band überhaupt nicht mehr interessiert, dass er nur die B-Seite der ersten Single gut findet. Nur weil die da noch keiner kannte und es ein Geheimtipp war. In der Indie-Welt gibt es viele komische Faktoren und Codes, die man einhalten muss. Die sagen, wer wann wo cool ist. Und warum findest du den Fernsehgarten toll?

Die Sendung zielt eben darauf ab, dass die Leute nicht viel denken müssen und einfach berieselt werden. Ich guck das, weil ich dabei abschalten kann. Man wird zu nichts animiert. Das Gehirn ist komplett am floaten, der German Clap ist erwünscht. Die Themen sind alle so nichtssagend, du nimmst dir noch ein Smoothie-Rezept mit, fertig – dein Sonntag ist gerettet. Ich hab übrigens ganz viele Freunde,

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#Pop #Abay #ZDF-Fernsehgarten

darunter auch Musiker, die das gleiche Credo verfolgen: Sonntagsmorgens mit Kater aufwachen und dann Fernsehgarten gucken. Mitklatschen. Die schöne heile Welt. Und der Tipp für den Smoothie: Danach ist alles wieder gut. Bestes Antikaterfrühstück! Backstage gibt es da übrigens kein Bier. Das finde ich ganz schlimm. Ich dachte, die wären alle hackedicht. So Dieter-Thomas Heck zu Ehren, so »Gib ma ein Bier, die Kamera ist gerade aus«. Nix. Alle nüchtern! Wolltest du mit dem Auftritt der Indie-Welt einen Spiegel vorhalten?

Ich maße mir nicht an, dass ich irgendwem einen Spiegel vorhalten kann, soll doch jeder machen, was er will. Ich wollte dahin, weil ich das so absurd fand. Ich dachte immer, Alter, wenn du da auftrittst mit der Musik, die du machst und deinem Background, dann brichst du alle Regeln, die du überhaupt nur brechen kannst. Das war erst mal nur ein Wunsch. Und als unser Schlagzeuger gesagt hat, dass es wahrscheinlich klappt, hab ich »ach du Scheiße!« gedacht. Und warum ist deiner Meinung nach der Auftritt in der Presse ein bisschen falsch dargestellt worden?

Die waren der Meinung, ich hätte den Fernsehgarten untergraben. Viele dachten, ich hätte ne Wette verloren. So war das aber nicht. Ich dachte eher … ich hab eigentlich gar nicht gedacht. Es war alles sehr aufregend und der Typ von einer Online-Zeitung hat es so dargestellt, als wollte Beatrice Egli ich das ZDF bloßstellen. Anfangs hat der darin fast einen Hat mit »Sag mir wo Skandal gesehen. Da hab ich erklärt, dass ich das FCK-NZS- wohnen die Engel« 2007 den schweizerischen VorShirt einfach tragen musste, weil es Deutschland gerade entscheid zum Grand Prix sehr schlecht geht, dass das aber eine ganz andere Sache der Volksmusik und Jahre wär. Und die alte Band einfach ne lustige Idee. Wenn jetzt später als eine der wenigen Frauen die zehnte Staffel noch eine Klage vom ZDF kommt, dann am ehesten wegen von »Deutschland sucht dem Shirt: Man darf beim Fernsehgarten keine politischen den Superstar« gewonnen. Statements äußern oder präsentieren. Das steht, glaub Ihre Songs mit Titeln wie »Auf die Plätze, fertig, ins ich, sogar im Vertrag, den hab ich aber sofort verloren. Glück!« oder »Kick im AuDas Shirt ist aber kein politisches Statement, ich mag halt genblick« erreichten immer einfach nur keine Nazis. Ich stehe zu dem Shirt und wenn wieder die deutschen und österreichischen Charts. die mich verklagen wollen, sollen die das eben machen. Im Seit 2013 tritt Egli regelmäVorfeld musst du zu dieser Kostümfrau und die fragt dich, ßig im Fernsehgarten auf. was du anziehst, und du musst die Sachen präsentieren. Dabei ist das FCK-NZS-Shirt irgendwie durchgeflutscht. Der gemeine Fernsehgarten-Zuschauer hört normalerweise nicht unbedingt deine Musik …

Schon klar, aber es ging ja darum, auch mal Grenzen zu durchbrechen. Also in 20 Jahren, wenn es den Fernsehgarten dann überhaupt noch gibt, müsste so was wie – was ist denn gerade in? – Messer oder Drangsal dort stattfinden, um die jetzigen Indie-Hipster, die dann alt sind, irgendwie glücklich zu machen. Und die feiern dann vielleicht auch German-Clap-mäßig die Drangsal-Single von vor 20 Jahren ab. Oder?

Aber es gibt dann ja vielleicht auch immer noch Schlagermusik. Und die findet dann immer noch dort statt. Die Indie-Welt ist ja nicht populär in dem Sinne.

Aber es gibt doch auch so was wie Annemariekantereit (sic). Die berühren ja Indie-Kids und Omas gleichermaßen. Also wäre das doch so ein Fall für den ZDF-Fernsehgarten in 20 Jahren … oder meinst du, Schlager ist gerade … hm, was ist denn mit diesen ganzen Heulsusen? Diese ganze melancholische Windelheulsusenmusik, zum Beispiel Joris und wie heißt der noch gleich – Max Giesinger? Davon gibt es doch unendlich viele gerade. Die würden wahrscheinlich in 20 Jahren in so Sendungen auftreten. Du wolltest mit deinem Auftritt also erreichen, dass in 20 Jahren möglicherweise nicht nur Windelheulsusen, sondern auch Indie-Acts beim Fernsehgarten auftreten?

Ich weiß gar nicht, ob ich das kann. Aber es wäre wünschenswert, wenn wir Musikschaffende auch in 20 Jahren ne Basis hätten, wo wir uns noch mal treffen könnten. Der Fernsehgarten ist ja ein ganz großes Treffen von alten und neuen Stars. Und vielleicht finden wir dann auch alle da statt. Da trifft man dann beispielsweise Tocotronic und fragt: Und, wat macht die Rente? Oder wen kann man sonst da treffen? Roosevelt, der ein Best-of-Medley macht? Im Moment gibt es so was ja gar nicht. Wir sind entweder gerade hip oder weg. Es gibt nichts dazwischen. Ich muss noch was zu Beatrice Egli sagen: Ich überlege gerade, ob ich die für unser nächstes Video anfragen soll. Also ernsthaft, sie wäre die ideale Besetzung. Es geht um einen Sekten-Kollektivmord, den sie anführt. Vielleicht hat sie ja Bock drauf. Darf ich das aufschreiben?

Ja klar, ich hab sie aber noch nicht gefragt.

Warum willst du sie fragen? Nur weil sie nett war?

Ja, aber auch, weil ich die äußerst professionell fand. Wir Indie-Typen oder Rocker oder was weiß ich wie man uns nennt, sind ja immer sehr nörgelig und haben keinen Bock auf bestimmte Sachen und alles geht uns auf den Sack. Als Radiohead »OK Computer« rausgebracht hat, gab es doch diesen Film, in dem die einmal um die Welt reisen und alle sagen, was für eine geniale Platte das ist, und die Band hängt nur mit diesem schiefen Gesicht da und sagt: »Boa, mich nervt das voll, schon wieder ein Interview, alle sagen, wir sind genial, ich kann es nicht mehr hören.« Wenn Beatrice Egli um die Welt jetten würde, wäre die sicher ultrafit und würde sich die ganze Zeit freuen. Natürlich muss man auch die andere Seite sehen. Viele Schlagertypen haben sich ja umgebracht. Dein Fazit des Auftritts?

Mir hat’s gefallen, der Band auch, die Leute haben mitgeklatscht. Witzigerweise hat ja auch unser Lied ganz gut da reingepasst. Zwar ist das textlich eher dunkel, aber als das aus den Monitor-Boxen lief, hab ich gedacht: »Ja Mann, das ist eigentlich voll das schöne Schlagerlied.« Und nicht viel anders als der Grützenkack von dem Klavierheinie, der vor uns aufgetreten ist. Ich hab dem ZDF noch ne Mail geschickt, weil die echt nett waren und nicht sauer sein sollen. Darin steht so was wie: »Ist doch schön, dass zwei Welten aufeinander zugegangen sind und Musik kennt ja keine Grenzen.« Ich denke, das ist die Sprache, die die verstehen. Noch kam aber nichts zurück. — Abay »Everything’s Amazing And Nobody Is Happy« (Unter Schafen / Al!ve)


VON DEN TYPEN VON BAD NEIGHBORS

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#Pop #Cover-Welten


#Pop #Cover-Welten

Cover-Welten

RADIOTELESKOPE Radioteleskope, diese Riesen mit den putzigen Stempeln in der Mitte, waren mal so was wie die Elefanten im Zoo: Man hatte das Gefühl, dass sie irgendwie weiser sind als man selbst. Als Kinder wurden wir früher in die Eifel gekarrt, um sie zu betrachten. Seht, sie sind die Lauscher der Erde und horchen in die Weiten des Alls. Das war romantisch. Heute denken wir alle nur noch an die NSA und fragen uns, warum Radioteleskope nicht allen anderen Abhöranlagen gleichen und stattdessen wie umgedrehte Regenschirme aussehen. Wer gibt diesen gutmütigen Riesen ihre Unschuld zurück, die sie damals noch auf der 500-Pfennig-Briefmarke hatten? Wir! Seht selbst …

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#Pop #Bastille

Bastille

WELT VERRÜCKT B Auf dem Cover ihres neues Albums blicken Bastille von einem Wolkenkratzer auf die Welt hinab. Ähnlich abgeklärt ist die Band an die Produktion von »Wild World« herangegangen, das ihren Status als Hit-Maschine zementieren soll. Hannah Bahl hat sich mit der Band in Berlin getroffen und über den Spaß an popkulturellen Zitaten und Panikattacken beim Glastonbury gesprochen. Foto: Christian Debus

ei manchen Bands wünscht man sich heimlich, dass sie nie richtig groß werden. Man hat diese selbstsüchtige Angst vor zu perfekten Radiosongs, einem glatten Einheitslook und Presseterminen mit Gurkenschnittchen im Luxushotel. Bastille sind mittlerweile zwar übergroß geworden, haben die Klippe des Gefällig- und Arrogantwerdens aber mit ihrem neuen Album gerade noch so umschifft. Auch wenn das Boot ein paar Kratzer abbekommen hat. »Wild World« macht keinen Hehl daraus, dass es der Soundtrack für anstehende Arena-Touren sein wird. Erst beim zweiten Hören schimmert so langsam die Schnitzeljagd popkultureller Zitate durch, die Bastille für aufmerksame Hörer gelegt haben. So findet sich in »The Currents« zum Beispiel ein Verweis auf einen amerikanischen Cartoon der 50er-Jahre, der perfekt in dieses politisch verrückte Brexit-Trump-Jahr passt. Dort hört man eine Stimme


#Pop #Bastille

sagen: »When anybody preaches disunity, tries to pit one against the other through class, warfare, race, hatred or religious intolerance, you know that person seeks to rob us of our freedom and destroy our very lives«. Ist damit Trump gemeint und sind Bastille also mittlerweile doch politischer geworden? Frontmann Dan Smith sagt dazu relativ diplomatisch: »Vielleicht sind wir das. Irgendwie bleibt einem bei diesem Wahnsinn in der Welt ja nichts anderes übrig. Früher hätten wir wahrscheinlich nichts dazu gesagt, sondern uns unseren Teil gedacht, aber das geht jetzt einfach nicht mehr«. Keyboarder Kyle Simmons wiederum unterstreicht, dass ihnen genau dieses Referenzspiel sehr wichtig ist: »In dieses popkulturelle Spiel steigern wir uns manchmal ganz schön rein. Wir hatten ein Sample aus einem italienischen 70er-Science-FictionStreifen, das wir unbedingt nutzen wollten. Tom Middleton Aber wir konnten einfach nichts über den Film Der Engländer ist nicht herausfinden. Früher hätten wir das natürlich nur ein Freund der Band, trotzdem gemacht, jetzt steht leider die Rechtssondern eigentlich für seine Remixe bekannt, die abteilung eine Plattenfirma hinter uns, die da er gemeinsam mit Mark ein Auge drauf hat.« Beim Suchen und Finden Pritchard umsetzt. Mit dem der Zitate half ihnen übrigens ihr Freund und gemeinsamem AmbientProjekt Global Communi- Videoclip-Regisseur Tom Middleton. Aber ein Eindruck bleibt trotz aller Zitatcation haben sie mehrere Alben veröffentlicht, von spielereien: Bastille wollen auf diesem Album denen es eines auf die »1000 albums to hear alles. Laut, leise, nachdenklich und zart sein. before you die«-Liste des Das geht nicht immer gut, führt aber zu einer Guardian geschafft hat. interessanten Mischung aus Songs, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Smith erklärt diese Entwicklung so: »Bei unserem Debüt gab es Songs, die von Anfang an gesetzt waren. Dieses Mal haben wir es uns schwerer gemacht: Wir hatten eine riesige Auswahl und wollten unbedingt zeigen, wie wir uns auf der Reise der letzten Jahre entwickelt haben. Wir wollten Twists und Turns.« Die Essenz von »Wild World« verortet er im Song »Warmth«, in dem er zu einem pumpenden Klatscht-mit-mir-Beat singt: »Hold me in this wild wild world, cause in your bones I forget how cold it can be.« »Das Gefühl, auf dem dieses Album basiert, hat viel mit diesem Song zu tun«, so Smith. »Ich schaue oft Nachrichten und bin jedes Mal überwältigt und durcheinander von all den Dingen, die jeden Tag in dieser Welt passieren. Da merkte ich, dass es am Ende einfach nur darum geht, die eine Person, bei und mit der man sich sicher fühlt, zu finden. Bei der man innehalten und durchatmen kann.« Entschleunigung scheint Bastille in den letzten Jahren wichtiger geworden zu sein. Das mag überraschen, wenn man bedenkt, dass sie ihr beachtliches Tourpensum inzwischen im Dienste des größten Tourneeveranstalters der Welt, Live Nation, bestreiten und dafür angeblich einen Millionenbetrag kassieren, den man sicher nicht für eine Handvoll Tourdaten bekommen würde. Aber Bastille sind nach ihrem Raketenstart mit »Bad Blood« vor drei Jahren spürbar entspannter und erwachsener geworden. Bei unserem letzten Zusammentreffen waren alle vier noch recht wild unterwegs: Da hatte Smith mit Jägermeisterstempel

im Gesicht bei Rock im Park den Weg zum Tourbus nicht mehr gefunden, bis man ihn schließlich fand und nach Hause brachte. Gitarrist Will Farquarson hatte ein noch relativ frisches »Bad Blood«-Tattoo, das er sich im Suff auf dem South By Southwest Festival in Austin stechen ließ. Heute scheinen die Jungs wesentlich entspannter zu sein, wie Farquarson grinsend bestätigt: »Meine Freundin hat mir vorgeschlagen, mir bei diesem Album vielleicht ein geschmackvolleres Tattoo stechen zu lassen, obwohl es auch irgendwie lustig wäre, links ›Wild World‹ und rechts ›Bad Blood‹ stehen zu haben. Aber das Tattoo steht für mich einfach für diesen verrückten Abend und dieses Leben, mit dem wir alle nicht gerechnet haben. Dan und Chris haben mich damals beim South By Southwest zum Bankautomaten geschleppt und ich habe betrunken mein letztes Geld gezogen. Am nächsten Morgen bin ich mit Tattoo und halb rasiertem Kopf aufgewacht und konnte mich nur noch daran erinnern, dass die anderen versprochen hatten, sich auch tätowieren zu lassen.« Wenn eine Band-Freundschaft daran nicht zerbricht, weiß man auf jeden Fall, dass die Liebe zueinander groß ist. Dass die Band sich schlicht weigert, die eigene Größe einzugestehen, ist vielleicht ein Geheimrezept für die gute Stimmung. Zumindest sieht Smith das so: »Wir sperren uns gegen den Gedanken, dass wir jetzt berühmt sind. Wir sind wie absurde Comic-Superhelden, die eigentlich tagsüber ein normales Leben führen und nachts vor Tausenden von Menschen auf der Bühne stehen. Meistens geht es mir gut damit, aber zwischendurch bekommt man schon mal eine Panikattacke. Ich würde mir wünschen, dass ich mir manchmal weniger Gedanken um alles mache und so etwas wie das Glastonbury Festival einfach mal ohne die vorher aufkommende Angst genießen kann.« Wer ganz genau hinhört, findet diesen Wunsch nach innerer Ruhe auch auf »Wild World«. In »Four Walls (The Ballad Of Perry Smith)« Perry Smith zum Beispiel, für das Truman Capotes Buch Perry Smith ist ein Mörder »Kaltblütig« die Inspiration lieferte und Dan in Truman Capotes TrueCrime-Novel »Kaltblütig«. Smith über »die Frage, was im Leben richtig Capote hatte sich über Jahoder falsch ist« sinniert. Oder im für Bastilles re an einem Familienmord Verhältnisse eher ruhigen »Glory«, das laut in Kansas abgearbeitet und daran die Frage nach Smith »für diesen ›Wayne’s World‹-Moment Schuld und Vergebung in steht, in dem du betrunken bist und eine dieser der Gesellschaft unternächtlichen Unterhaltungen mit einem guten sucht. Diese Arbeit ließ Capote fast wahnsinnig und Freund hast, in dem du über Gott und die Welt zum Alkoholiker werden. redest und kurz das Gefühl hast, den Kern Bis heute ist »Kaltblütig« der Dinge zu begreifen.« Interessanterweise der wichtigste New-Journalism-Roman, weil er einen klingt die Band in diesen Momenten eher bei komplett neuen Schreibstil sich als in den zahlreichen, stets gelungenen begründete. Stadionhymnen-Refrains. Und auch die Tatsache, dass Smith »Glory« als seinen liebsten Song auf der Platte bezeichnet, gibt den Fans der ersten Stunde die Hoffnung, dass die leisen Töne noch nicht ganz verschwunden sind – und vielleicht auf dem nächsten Album wieder mehr Platz finden. — Bastille »Wild World« (Virgin / Universal) — Auf Tour vom 17. bis 29.11.

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#Pop #AlunaGeorge

AlunaGeorge

KÄMPF ODER STIRB! Vor drei Jahren feierten AlunaGeorge mit ihrer eigensinnigen Mixtur aus R’n’B, Elektro, Dancehall und Pop einen fulminanten Einstieg ins Musikbusiness. Das aktuelle Album der beiden Wahl-Londoner erfüllt nun die hohen Erwartungen, die Musikkritiker in das Duo gesetzt haben – »I Remember« kann es allemal mit dem erfolgreichen Debüt der Band aufnehmen. Lena Ackermann traf Sängerin Aluna Francis in einer Wohnung in Kreuzberg. Foto: Peter Kaaden


#Pop #AlunaGeorge

I

m Videoclip zum Titelsong schlägt die Sehnsucht im pink-gedimmten Licht eines Neonröhrenflamingos zu: Aluna Francis sitzt in einer Londoner Wohnung, in der Ecke am Fenster steht der Flamingo, neben dem Bett sammeln sich leere Flaschen. »I remember the sound of your heart racing, when you do bad things to me, I wanna feel like it’s the first night«, schnurrt Francis. Dabei weiß sogar der Lampen-Flamingo, dass man solchen Typen eigentlich nicht nachtrauern darf. Aber in der Liebe liegen schöne Erinnerung und Trauer eben oftmals verdammt nah beieinander. Glücklicherweise haben AlunaGeorge auf »I Remember« nicht nur melancholische Liebeslieder, sondern die gesamte Lebensgenese, die auf eine Trennung folgen kann, zu bieten. Und so singt Aluna Francis nicht nur von melancholischer Begierde, sondern auch aufgekratzt über Selbstfindung und -bestimmung. Unterlegt werden ihre Geschichten von den verschroben knackenden Beats ihres Kreativpartners Georg Reid und einer eigenwilligen Mixtur aus R’n’B, versetzt mit einer Prise Dancehall und etwas 2Step, glasiert mit lupenreinem Pop. Dass die Band mit ihrer zweiten Platte so viel Reife beweist, liegt vor allem an Alunas Ehrgeiz. »Als schwarze Frau in der Musikindustrie habe ich eine ›Kämpf oder Stirb‹-Attitüde entwickelt. Entweder ich gebe oder ich verliere alles, was ich habe.« Dieses leidenschaftliche »Alles oder Nichts«-Credo zieht sich durch sämtliche Stücke. In der Kreuzberger Wohnung, in der wir sie zum Interview treffen, wirkt es, als warte Aluna Francis nicht auf einen Journalisten, sondern schon auf den Fotografen: Ein durchs Fenster fallender Lichtstrahl streift die unverputzten Berliner Hipster-Wohnungswände, schlängelt sich an der Lehne eines petrolfarbenen Sofas entlang und landet in einem feinen Strich auf den nackten Schultern der Sängerin, die in ihrem legeren Sommerkleid so perfekt aussieht, als wäre sie stundenlang für diesen Moment gestylt worden. Verständlich, dass die 28-Jährige seit ihrem Durchbruch nicht nur als Musikerin, sondern auch als Stilikone gehandelt wird. Aluna lacht zur Sound of… Begrüßung und erklärt glaubhaft, sie habe ... ist eine seit 2003 veröf- genau 15 Minuten gebraucht, um sich fertig fentlichte Liste des Senders zu machen. Die Sängerin ist längst nicht so BBC, die eine Prognose darüber gibt, welche neuen unnahbar, wie sie auf den Pressefotos wirkt. Musiker im folgenden Jahr Ihr platonischer Partner in Crime, George den Durchbruch schaffen Reid, der auch mit inzwischen 28 noch so könnten. Die vorgeschlagenen Kandidaten dürfen aussieht wie ein nerdiger Schuljunge, ist in zwar schon in den Charts London geblieben. Promotionsreisen sind gewesen sein, aber weder seine Sache nicht. einen Top-20-Hit gehabt Vor drei Jahren landeten AlunaGeorge noch durch Bandmitglieder oder Fernsehshows mit ihrem Debütalbum »Body Music« einen Berühmtheit erlangt haben. wahren Volltreffer. Hochgelobt von Kritikern Befragt werden über 140 Musikkritiker, Journalis- schafften es die beiden im Jahr 2013 auf die ten und Autoren. Unter wegweisende Sound of…-Top-Newcomer-Liste anderem standen 50 Cent, der BBC, die Single »White Noise« landete auf Adele, die Yeah Yeah Yeahs oder Michael Kiwanuka Platz zwei der UK-Charts. Die Zukunft sehe auf dem prestigeträchtigen rosig aus, prophezeite man dem ungleichen ersten Platz. In diesem Jahr Duo damals. Dann wurde es ruhig um die tippten die Kritiker auf Jack Garratt. beiden. Lange hat die Band auf das Erscheinen der aktuellen Platte hingefiebert. »Die Musikindustrie ist äußerst schnelllebig und hat ein stark ausgeprägtes Kurzzeitgedächtnis.« Zwischenzeitlich habe sie gefürchtet, mit ihren Songs nicht mehr aktuell zu sein, erklärt Aluna. Dabei positioniert sich die Band mit dem Song »In Control« genau an dem Punkt, an dem sich die momentan erfolgreichsten weiblichen Pop-Stars sammeln. Die Aussage ist simpel: Sexuelle Dominanz ist kein für

Männer reserviertes Privileg, die Kraft einer Flume Frau ist das, was sie sexy macht. Während sich Heißt eigentlich Harley Rihanna bei ihren Auftritten herausfordernd Edward Streten, ist 25 und kommt aus Sydney. In Ausin den Schritt greift oder Beyoncé im Film zu tralien gilt der Mann längst »Lemonade« am Steuer eines Monstertrucks als Superstar-DJ. Im Mai ganze Straßenzüge plättet, geht Aluna Fran- wurde das zweite Album »Skin« des umtriebigen cis ganz pragmatisch an das Thema heran. Produzenten veröffentlicht, Mit dem Satz »I’m in control« spricht sie ih- letztes Jahr hat er für eines ren Beitrag zur weiblichen Selbstbehauptung seiner vielen Live-Sets auch dem Melt! Festival einfach ganz direkt aus. Im Video verzichten einen Besuch abgestattet. AlunaGeorge auf unterkühlten London-Hype, In Deutschland ist Flume sondern setzen auf lockeren Karibik-Flair. Alu- vor allem eingeschworenen Fans bekannt. Neben na schaut stolz in die Kamera, neben ihr stehen AlunaGeorge hat Flume Rejunge Männer mit nackten Oberkörpern und mixe für Arcade Fire, Lorde eine Riege lässiger dominikanischer Schön- oder Sam Smith produziert. Für unsere Mai-Ausgabe heiten in knappen Hotpants. »Der Song feiert hat sich der freundliche das, was der Feminismus uns ermöglicht hat. Australier mit unserem Dass eine Frau sagen kann: Ich weiß, was ich Autor Steffen Greiner unterhalten und ihm seine will, ich mache, was ich will und schaut her, Musik erklärt: ein bisschen wie wunderbar es funktioniert. Ich verstehe, ungemütlich, aber mit Herz dass einige junge Frauen zögern, für den Femi- soll sie sein. Das Gespräch findet ihr auf intro.de unter nismus einzustehen, denn manchmal möchte #Flume man ganz einfach nicht kämpfen. Und genau darum geht es in diesem Song. Um die Minute, in der man nicht für Kontrolle kämpfen muss.« Auch wenn Aluna behauptet, sich nicht von äußeren Einflüssen lenken zu lassen, kann sie ihre Liebe zu Frank Ocean auf dem Album nicht verbergen. Außerdem haben die beiden nicht länger alleine vor sich hingewerkelt, sondern viele Kollaborationspartner in ihr Boot geholt. Unter anderem mischen Popcaan und Flume bei den aktuellen Songs mit. Auch Reids Schlafzimmer hat mittlerweile ausgedient. Während der Erstling »Body Music« noch zum größten Teil zwischen Reids Bett und Kleiderschrank aufgenommen wurde, sind die beiden für »I Remember« in ein richtiges Studio gegangen. Auch das Songwriting hat sich laut Francis verändert. »Ich habe mich in den neuen Stücken mehr mit tatsächlichen Erlebnissen auseinandergesetzt, anstatt von fiktiven Dingen zu erzählen.« Während die Songs so mühelos klingen, als wären sie den beiden einfach aus den Händen gefallen, offenbart sich Aluna als disziplinierte Arbeiterin. »Ich möchte, dass die Leute verstehen, was ich zu sagen habe. Ich habe viele Bücher über Songwriting, Poesie und kreatives Schreiben gelesen. Dabei habe ich gelernt, einen Gedanken so zu verändern, dass am Schluss etwas dabei herauskommt, was wirklich Sinn macht. Es ist nicht so, dass ich plötzlich mit meinen Texten aufwache, als wäre ich ein Genie. Ich bin alles andere als das. Bei meiner früheren Band bin ich damit auf viel Ablehnung gestoßen. Als würde ich so die Magie des kreativen Prozesses töten. George hingegen hat direkt verstanden, was ich machen möchte.« Kein Wunder, dass es bei den beiden mit der Zusammenarbeit so gut funktioniert. — AlunaGeorge »I Remember« (Island / Universal) — Auf Tour am 30.11.

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#Pop #Pixies

Pixies

E

s passiert nicht oft, dass einem Band und Label nicht mal drei Jahre nach einer Veröffentlichung erzählen, wie scheiße sie diese eigentlich fanden. Dabei ist auf »Indie Cindy«, das aus drei EPs zusammengesetzt wurde, ja nicht alles schlecht. Der Titelsong zum Beispiel und … ok, dann wird es auch schon dünn. »Ach, ich weiß auch nicht, was da los war«, grummelt Joey Santiago entschuldigend, während er sich die Glatze kratzt. »Es war halt alles Mist. Die Aufnahmen waren völlig zerfasert, diese EP-Idee gefiel mir nicht so recht und richtig rund lief der Bandmotor auch nicht.« Was nicht wirklich verwundert, da Original-Pixie Kim Deal 2013 die Band verlassen hatte. Ihre Nachfolgerin Zwan Kim Shattuck wiederum wurde nach wenigen Billy Corgan hatte sich für Monaten recht unwirsch vor die Tür gesetzt, seine Allstar-Band eine ilwas zur Folge hatte, dass man sich bei den lustre Runde zusammengeEP-Aufnahmen selbst behelfen musste. Für stellt: Sein Ex-Kollege von die Touren ab 2014 holte man sich schließlich den Smashing Pumpkins, Jimmy Chamberlin, saß an Paz Lenchantin, die zuvor schon mit Maynard den Drums. Will-OldhamJames Keenan bei A Perfect Circle oder mit Kumpel Matt Sweeney Billy Corgan bei Zwan gespielt hatte. Mit ihr und Slint-Mitglied David Pajo spielten Gitarre und schnurrte – laut offizieller Pixies-Propaganda Paz Lenchantin Bass. zu »Head Carrier« – der Bandmotor wieder Trotzdem währte der Spaß wie nie zuvor. nur eine Welttournee und ein halbgutes Album Tatsächlich spürt man schnell, dass Lennamens »Mary Star Of The chantin den Pixies gut tut. Später beim Konzert Sea« lang. in der Zitadelle Spandau bringt sie am meisten Bewegung auf die Bühne, grinst breit und bereichert mit ihrer Gesangsstimme die Pixies-Classics ebenso wie die vier neuen Stücke der Setlist. Aber wie wird man denn nun eine der vier Feen, die den Pixies den Namen geben: »Also, die Zutaten sind ziemlich klar: Du steigst ein mit ›Surfer Rosa‹, verbringst eine gewisse Zeit in ›Doolittle‹, lernst den ›Bossanova‹ und paukst ›Trompe Le Monde‹. Und dann wachsen dir, wenn du gut bist, spitze Ohren, du schrumpfst auf Feengröße und es sprüht Glitter aus deinem …« Ein lautes Lachen von Santiago, bevor Lenchantin schließt: »… Verstärker.« Santiano will nach dieser Pointe noch was loswerden: »Das mag ich so an ihr: Sie ist ein Rockchic – und eine Lady!« Lenchantin lässt sich das letzte Wort in der Sache nicht nehmen und schließt ab: »Das mag ich an Interviewtagen: Endlich macht man sich mal Komplimente.« Gleiches hört man auch von Black Francis: »Man sagt mir immer, es müsse doch wahnsinnig schwer sein, Teil der Pixies zu werden und Kims Position in der Band einzunehmen. Ich halte das für eine Unterstellung. Ist das so

WENN DIE LINKE HIRNHÄLFTE MIT DER RECHTEN …

Braucht es noch ein weiteres Interview mit alten Helden, die man auf immer und ewig für ihre Klassiker lieben wird? Im Falle der Pixies hätte man diese Frage nach dem enttäuschenden »Indie Cindy« eher verneint. Jetzt aber kommen Pixies-Kopf Black Francis, Gitarrist Joey Santiago, Drummer David Lovering und Neuzugang Paz Lenchantin mit dem erstaunlich frischen »Head Carrier« zurück. Ein guter Grund, sich noch mal mit allen Vieren zu treffen, fand Daniel Koch und tat dies vor ihrem Konzert in Berlin im Juli.


#Pop #Pixies

auf ein Wort runterbrechen: Spaß!« David Lovering: »Wir waren perfekt vorbereitet: Ich konnte die Rohversionen der Songs schon vorher rauf- und runterspielen.« Joey Santiago: »Wir haben viel miteinander rumgehangen: den ganzen Tag im Studio gearbeitet, abends zusammen Wein getrunken, nachts manchmal bis um vier Musik gehört. So hatte ich mir das Bandleben immer vorgestellt.« Nur Black Francis macht sich einen Spaß draus, die Jubelhymnen zu brechen: »Bevor ich nach London aufbrach, lief es zwischen mir und meiner Frau beschissen. Wir stritten Tom Dalgety ständig. Ich wollte mich vor der Abreise mit ihr Der englische Produzent versöhnen, aber den Gefallen hat sie mir nicht ist ein Garant für druckvoll getan. Ich habe mich also recht angepisst in die produzierten Lärm: So arbeitete er zum Beispiel Arbeit gestürzt und hatte nicht so viel Spaß. am selbst betitelten Aber es tut mir kreativ gesehen gut, wenn es Royal-Blood-Album, an Reibung in meinem Leben gibt.« »Pylon« von Killing Joke schwer? Seit Paz da ist, bezweifle ich es. Sie kam und an »Pale Communion« Unter diesen Vorzeichen ist mit »Head von Opeth. In den Worten dazu, ich dachte mir: ›Wow. Sie ist nett. Sie ist von Black Francis kam die Carrier« ein sehr gelungenes Pixies-Album clever. Sie versteht uns. Sie ist eine großartige Konstellation so zustande: entstanden. Mal catchy (»Bel Esprit«), mal Musikerin.‹ Dieser Prozess war eigentlich sehr »Es war ein Vorschlag des schreiend (»Baal’s Back«), mal surfig (»Classic Labels. Wir waren zusamsmooth. Und mit ihr klingen die Pixies wieder men essen und nach einer Masher«) und wie immer gewohnt hirnverwie die Pixies. ›Indie Cindy‹ mussten wir zu halben Stunde merkte ich drehend, wenn man Black Francis’ Worten dritt einspielen, mit Paz haben wir wieder die schon: Das passt.« lauscht. In »Head Carrier« singt er zum Beiklassischen vier Pixies-Charaktere: drei Typen, spiel: »I got a prison cough / A three-headed eine Frau.« Ihr Humor scheint auch einen guten Einfluss monster cut Denny’s head right off / You can’t be too chill auf Black Francis zu haben. So brachte Lenchantin ihn you can’t be too zen«. Zeilen wie ein guter Brainfuck. Was – sogar dazu, eine Art Entschuldigungsbrief an Kim Deal kaum habe ich es ausgesprochen – Paz Lenchantin übrigens zu schreiben. »Das war unser Deal«, grinst Lenchantin: zu der Frage führt: »Und wie fühlt sich das dann in deinem »Wenn ich ihm schon einen Song singe, will ich auch ent- Kopf an: Fickt da die rechte Hirnhälfte die linke?« Äh. Ja. scheiden, was ich singe.« Also wünschte sie sich eine Art Genau so. Und wie geht es einem als Musiker dabei? Joey Versöhnungsbrief an Kim Deal. »All I Think About Now« Santiago winkt ab: »Ach, da achte ich nicht drauf. Wenn er heißt der Song nun und ist einer der schönsten auf »Head Bock hat, erklärt er mir schon, was er meint. Aber ich bin Carrier«. Lenchantin singt darauf stellvertretend für Black ja für die Gitarrenakkorde zuständig.« Und Black Francis Francis: »If I could go to the beginning / I would be ano- selbst winkt ebenso entschlossen ab: »Ach, ich weiß ja ther way / Make it better for today«. Das ist erstaunlich, bei manchen Songs auch gar nicht mehr, worum es mir wenn man bedenkt, dass er nach ihrem Ausstieg häufig eigentlich ging. Deshalb erkläre ich mich nur selten. Ich mit dem Satz »Ich bin froh, dass sie weg ist« zitiert wurde. sehe das gar nicht ein. Außerdem kann man die Pixies Trotzdem spürt man an diesem Interviewtag, dass der auch lieben, ohne mich zu verstehen.« neue Bandfrieden nicht aufgesetzt ist. So zeigen sich alle geschlossen begeistert von den Aufnahmen in London mit — Pixies »Head Carrier« (Pixiesmusic / PIAS / Rough Trade / VÖ 30.09.16) — Live in Köln am 24.11. Produzent Tom Dalgety. Paz Lenchantin: »Ich könnte es

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REAL

DEUTSCHE TV PREMIERE 9. OKTOBER 21:40 UHR Informationen und Empfangsmöglichkeiten unter www.kinowelt.tv / zu empfangen bei:

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MEN DANCE


#Kultur

#Kultur

Foto: Jessica Backhaus

Irgendwie unheimlich, dieses verlassene ­Skateboard auf diesem so aufgeräumt bemalten Platz. Genau die passende Atmosphäre für »Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children«. Tim Burton hat den Bestseller von Ransom Riggs verfilmt und uns in London erzählt, wie es war. Damit wir nicht ganz in Fantasywelten abdriften, freuen wir uns auf das Film Festival ­Cologne und das Seriencamp in München.

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#Kultur #Kino #Tim Burton #Die Insel der besonderen Kinder

Das müde Tim Burton über »Die Insel der besonderen Kinder«

Tim Burtons Filme erzählen seit über 30 Jahren Märchen von Außenseitern und zauberhaften Wesen, düster und glamourös schillernd zugleich. Wolfgang Frömberg traf ihn anlässlich s ­ eines neuen Films »Die Insel der besonderen Kinder« in London und sprach mit ihm über Fotos aus Flohmarktkisten und andere Geister.

T

im Burton kommt aus dem Bad seines Londoner Hotelzimmers. Es ist der amerikanische Unabhängigkeitstag und man könnte meinen, ein gebürtiger Kalifornier würde diesen Anlass feierlich begehen. Aber Burton sieht so fertig aus, als habe er ihn einen Tag zu früh und sehr ausgiebig zelebriert. Mit wuscheligem Haarschopf über leicht verquollenem Gesicht schlurft er zur Couch und macht es sich darauf bequem. Offenbar hat er einen Blick in den Badezimmerspiegel werfen können. Die Anreise aus Shanghai wenige Stunden zuvor sei der Grund für den leicht derangierten Look, meint er. »Heute soll ich stundenlang über eine Arbeit reden, die noch nicht fertig ist«, fügt er hinzu. »Ich fühle mich wie ein Zombie«.

Aus der Garage der Eltern Die Postproduktion seiner Romanverfilmung »Die Insel der besonderen Kinder« läuft noch. Burton will an letzten Details tüfteln, weshalb der Film vor dem Interview nicht komplett gesichtet werden kann. Da mag es verwundern,


#Kultur #Kino #Tim Burton #Die Insel der besonderen Kinder

Gespenst dass er stattdessen in der Welt herumreist. Doch letztlich hat er einen guten Grund für den Trip in die chinesische Metropole. Zurzeit gastiert die große Burton-Werkschau in Shanghai. Eine umfangreiche Sammlung, zu der auch Gedichte und früheste Zeichnungen aus seiner Jugendzeit zählen. Die Show wurde 2009 im MoMA in New York eröffnet und zieht seither um den Globus. »In jedem Land ist sie anders aufgebaut«, erklärt Burton, »und das macht die Sache immer wieder reizvoll. Anfangs konnte ich mich nicht damit anfreunden. Die Ausstellungsstücke waren nicht für die Öffentlichkeit gedacht, und die Kuratoren mussten mein Haus und die alte Garage meiner Eltern durchstöbern, um das Privatarchiv mühsam zu sortieren. Erst als ich zur Eröffnung ins MoMA kam, fielen mir die positiven Aspekte auf. Ich bin kein großer Künstler, doch die Ausstellung macht den Prozess der Entwicklung von Ideen nachvollziehbar. Und darum geht es auch in der Kunst. Außerdem kommen viele Leute, die normalerweise nicht in ein Museum gehen würden. Ein Effekt, der vor allem bei den Kids zu beobachten ist.« Kids, an deren Fingern noch Popcornreste kleben dürften. Tim Burton hat in den letzten gut 20 Jahren beinahe

20 Kinofilme gedreht. Er gehört zu den Regisseuren, die einen Blockbuster wie einen Autorenfilm inszenieren. 1990 rettete er einem gewissen Johnny Depp das Leben als schöpferisches Wesen. Man muss nur lesen, wie Depp seine damalige Lage als Hauptdarsteller in der TV-Serie »21 Jump Street« schildert: »Sprachlos und verloren wurde ich als Posterboy-Variante eines jungen Republikaners an die amerikanische Jugend zwangsverfüttert, als Fernsehheld, Teenie-Schwarm, Idol und Augenweide bewundert und als patentierte Plastik-Actionfigur an eine Packung Frühstücksflocken auf Rädern getackert, die mit 300 Sachen auf einen 20-Minuten-Ruhm als Brotboxverzierung zusteuerte.«

Scheren, die vom Himmel fielen »Und dann erhielt ich eines Tages ein Drehbuch von meiner neuen Agentin«, so Depp weiter, »das wie ein Geschenk des Himmels schien. Es war die Geschichte eines Jungen, der Scheren anstelle von Händen hat – ein unschuldiger Außenseiter in Suburbia. Ich habe es sofort

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#Kultur #Kino #Tim Burton #Die Insel der besonderen Kinder

verschlungen und geheult wie ein kleines Kind. Die Vorstellung, dass sich jemand etwas so Brillantes ausdenken und dann auch noch filmisch umsetzen könnte, erschütterte mich zutiefst.« Er bekam die Hauptrolle als »Edward mit den Scherenhänden« – der Beginn einer bis heute anhaltenden Affäre zwischen Maestro Burton und Muse Depp. Zuvor konnte der Regisseur bereits ein größeres Publikum mit »Pee Wees irre Abenteuer«, »Beetlejuice« und »Batman« rühren. Die Haltung des Außenseiters, der eine märchenhafte Welt erschafft, in der Freaks zu ihrem Recht kommen, zieht sich seitdem durch alle Filme Burtons – bis hin zu »Die Insel der besonderen Kinder«. Allerdings spielt Johnny Depp darin ausnahmsweise mal keine Rolle. »Die Insel der besonderen Kinder« basiert auf einem Bestseller. Autor Ransom Riggs war jahrelang auf Flohmärkten unterwegs und sammelte alte Fotografien. Die Motive der Bilder, die auch im Roman abgedruckt wurden, sind mysteriös, wenn nicht sogar unheimlich. Auf einer Aufnahme sieht es so aus, als würde das fotografierte Mädchen mit beiden Füßen über dem Boden schweben, auf einem anderen stehen sich zwei als Clowns geschminkte Kinder gegenüber. »Ich liebe solche alten Fotos«, sagt Burton, »und war sofort begeistert.« Die Fotos atmen beinahe denselben Geist wie Burtons Filme. Meist bemerkt man den Trick, der hinter einem Detail steckt oder den Streich, den die Sinne einem beim Betrachten spielen. Manche Aufnahmen bergen einen Rest Geheimnis und alle richten sich altmodisch an die Fantasie. Auch die Reibung zwischen Realität und Fiktion scheint bei Burton und Riggs ähnlich intensiv. Burton füllt die Leerstellen zwischen Absurditäten, die ihm in der Wirklichkeit begegnen, indem er das Notizbuch weiterspinnt, das er täglich mit Worten und Zeichnungen vollkritzelt. Ein Beispiel: Barnabas Collins aus Burtons Film »Dark Shadows«, der im 18. Jahrhundert geboren wurde, erblickt nach seiner Wiederauferstehung in der Jetztzeit das McDonald’s-Logo mit dem Werbespruch »Over 9 Billion Served«. Verblüfft ruft Johnny Depp als Barnabas aus: »Mephistopheles!« Zauberhafter kann man eine Spitze gegen die Fast-Food-Kette kaum auf die Leinwand bringen. Und in Burtons großartiger Version von »Planet der Affen« aus dem Jahr 2001 ist es ausgerechnet der National-Rifle-Association-Aktivist Charlton Heston, der dem jüngeren Affen General Thade erklärt, dass die Schusswaffe das Zeichen für den Einfallsreichtum und die Brutalität der Menschen sei. Eine Szene, die einem nicht nur bei jedem neuerlichen Amoklauf in den Sinn kommt. Romanautor Ransom Riggs wiederum dachte sich eine Story aus, in der die Figuren seines aus Flohmarktkisten zusammengestellten Fotoalbums zu lebendigen Charakteren wurden, die vom Massenmord durch Nationalsozialisten bedroht sind.

Kinder mit besonderer Eigenschaft »Mich hat einerseits die Hauptfigur Jacob direkt angesprochen«, erzählt Burton, »sein Gefühl, nicht in eine bestimmte Welt zu gehören. Außerdem mochte ich die Besonderheit der Kinder. Sie sind weder Superhelden, noch auf negative Weise merkwürdig. Es ist nur so, dass sie einige herausragende Eigenschaften haben.« Burton ist immer noch kein Freund von Computereffekten, legt aber viel Wert auf Kulissen, Kostüme und Masken. Das sieht man auch den wenigen Szenen aus »Die Insel der besonderen

Kinder« an, die in London vorab gezeigt werden. Jacob reist im Lauf der Handlung nicht nur auf eine Insel vor der Küste von Wales, sondern er begibt sich auch in die Vergangenheit. Auf den Spuren seines Großvaters gerät er in einen Loop, den die Heimleiterin Alma LeFay Peregrine (Eva Green) während des Zweiten Weltkriegs erschaffen hatte, um ihre Zöglinge vor einem Bombenangriff durch die deutsche Luftwaffe zu schützen. Der Twist: Alle Kinder sind Juden, auch das macht sie besonders. Wobei Tim Burton behauptet, in seiner Verfilmung gehe es nicht um Nazis und Juden, sondern um »Menschen und ihr Verhältnis zum Fantastischen. Im Film kommt zwar der reale Horror vor, den die Deutschen verbreiteten, aber mich interessiert, wie die Erinnerung das Denken beeinflusst.« Sie gaukelt einem gerne vor, der Horror der Johnny Depp Johnny Depp spielte Vergangenheit sei wirklich vergangen. Das Haus, in dem gedreht wurde, existiert seit »Edward mit den Scherenhänden« in sieben tatsächlich. Es steht in Belgien und fügt sich weiteren Burton-Filmen ein in die Reihe der Gebäude, die in den Filmen eine tragende Rolle. DaBurtons meist ein stark symbolisch aufgela- runter »Sweeney Todd«, »Sleepy Hollow«, »Charlie dener Ort des Geschehens sind. Erinnern wir und die Schokoladenfabrik« uns an das verstorbene Ehepaar Maitland aus und »Alice im Wunderland«. »Beetlejuice«, das die eigenen vier Wände nicht Die im Artikel benutzten Zitate stammen aus seinem verlassen kann, nachdem es sich in Geister Vorwort zum von Mark verwandelt hat. Burtons Häuser sind Orte, Salisbury herausgegebenen die zwischen den Welten liegen – und viel Buch »Der melancholische Magier« (Quadriga Verlag) Spielraum für steile Interpretationen lassen: Sie könnten Zellen der Gefangenschaft oder Nester der Geborgenheit sein. Betrachtet man Charlton Heston das Kino selbst als einen Möglichkeitsort, sei Der 2008 verstorbene die Frage erlaubt, ob Burton, Jahrgang 1958, Heston wurde durch Hauptrollen in Monumendarin noch Potenzial für die Entwicklung talfilmen wie »Ben Hur« von Ideen sieht, ob nun beim Künstler oder und »Die zehn Gebote« beim Zuschauer. Gehen die Leute als Geister zum Hollywoodstar. Mit zunehmendem Alter trat ins Kino, kommen sie als Menschen heraus? er immer vehementer als »Es ist gut, dass die Leinwände wieder größer Vertreter der politischen werden«, findet er. »Es gab Zeiten, da waren Rechten in Erscheinung. 1992 machte er Ice-T und sie so klein, dass man genau so gut Fernsehen den Song »Copkiller« für gucken konnte. Ich bin weiterhin ein großer Riots in L.A. verantwortlich. Fan dunkler Kinosäle. Allerdings weiß man Von 1998 bis 2003 war er Vorsitzender der organisierheute zu viel über die Filme. Dadurch geht ten Waffenlobby National die Magie verloren.« Rifle Association. Über »Die Insel der besonderen Kinder« wissen wir, dass darin zwei Figuren zusammenkommen, die das Leben von Menschen retten, indem sie die Zeit anhalten. Sie wandeln durch ihre Welten wie Gespenster, die im eigenen Spuk gefangen sind. Die von Ransom Riggs erfundene Miss Peregrine steckt in der Zeitschleife fest, und der von Burton selbst erfundene Tim Burton in seinem Universum aus weitergesponnenen Notizbucheintragungen. Das ist besser, als sich den Monstern kampflos zu ergeben, auch wenn der Kampf erschöpfend ist. »Mir gegenüber saß ein blasser, zerbrechlich wirkender Mann mit traurigen Augen und Haaren, die aussahen, als wären sie nicht nur von der letzten Nacht durchwühlt. Ein Kamm mit Beinen hätte um die Haarpracht dieses Typen einen weiten Bogen gemacht«, schreibt Johnny Depp über seine erste Begegnung mit Tim Burton. »›Mann, schlaf dich erst mal aus!‹ waren die ersten Worte, die mir durch den Kopf gingen, aber das konnte ich natürlich nicht sagen.« — »Die Insel der besonderen Kinder« (USA 2016; R: Tim Burton; D: Eva Green, Kim Dickens, Samuel L. Jackson; Kinostart: 06.10.16; Fox)


#Kultur #Kino #Film Festival Cologne

Film Festival Cologne

DER ZEIT VORAUS, AM PULS DER ZEIT »Was ist ein Name?«, fragte der alte Shakespeare. Für ihn war klar: »Was uns Rose heißt, wie es auch hieße, würde lieblich durften.« Wie zum Beweis macht die Cologne Conference unter neuem Banner weiterhin ein formidables Programm. Lars Fleischmann hat schon mal reingeschnuppert.

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ie beliebte Cologne Conference hat seit diesem Jahr einen neuen Namen. So findet vom 7. bis 14. Oktober das 26. Film Festival Cologne statt. Es gab gute Gründe für die Änderung des bekannten Labels. Lange Jahre war das Kölner Festival ein Exot – durch die Einbeziehung von Fernsehproduktionen ins Programm seiner Zeit voraus und schon bei David Lynchs »Twin Peaks« ganz vorne dabei. Spätere Panels über grandiose Formate wie die HBO-Crime-Serie »The Wire« gab es in Deutschland ansonsten selten zu sehen. Deren Showrunner David Simon besuchte die Conference persönlich, auch die »Mad Men«-Stars Jon Hamm und Elisabeth Moss schauten vorbei. Dabei standen die Zeichen noch auf strikte künstlerische Trennung zwischen TV-Serien und Kinofilmen. Heute verschwimmen die Grenzen. Es gibt einen Paradigmenwechsel in der Rezeption – erst eine Serie bingewatchen, dann einen Spielfilm auswählen –, aber auch

bei den Produzenten Scott Walkers Soundtrack. Ebenfalls im Pround Akteuren, die gramm ist der neue Xavier-Dolan-Film »It’s verstärkt zwischen Only The End Of The World«. Im Serienfach sticht die Neuauflage der reFilmen und Serien switchen. Das heißt, volutionären Show »Roots« heraus, die in den es gibt auch mehr 1970er-Jahren den Diskurs über die Sklaverei Festivals, die sich in den USA grundlegend änderte. Kaum ein für Serien interessie- Zufall, dass in Zeiten von »Black Lives Matter« ren. Diesem Wandel die Geschichte noch mal aufgerollt werden trägt der neue Name muss, um einige der subtilen rassistischen Rechnung. Zudem möchte das Film Festival Verschärfungen der letzten Jahre thematisieren Cologne der vermeintlichen Nerd-Ecke ent- zu können. Zum Glück behält das Film Festival fliehen. Gerade die Serienliebhaber und ihre Cologne auch die hervorragende Doku-Sparte Panels muten manchmal so speziell an wie die bei. So darf man auf »Weiner« gespannt sein. ultraspezifischen Nachfragen des Comic-Buch- Elyse Steinberg und Josh Kriegman gelingt Verkäufers bei den »Simpsons« – und der alte eine wohltemperierte Auseinandersetzung Name mochte somit den Eindruck verstärken, mit einem der charismatischsten Politiker es handele sich um eine Art wissenschaftlicher der USA. Anthony Weiner wurde bekannt, als Konferenz. Fotos seines »Schrittes« in der Öffentlichkeit Dabei war das Programm immer divergent, auftauchten. Der Sexting-Skandal zerstörte unterhaltsam und erfolgreich. Und so folgt das seine Karriere und Ehe. In Köln erfährt man, Film Festival Cologne der eigenen Tradition, warum. wenn es neben Spitzenserien, wie im vergangenen Jahr »Mr. Robot«, auch großartige Filme — Film Festival Cologne, 07. – 14.10. 16, Infos über das vollständige Programm unter cologne-confernece.de präsentiert. Zu sehen ist dieses Jahr unter anderem »The Childhood Of A Leader« von Brady Corbet, — Exklusives »Roots«-Screening für Intro-Leser am 12.10., 20 Uhr, Residenz, der sehnlichst herbeigeKöln (Tickets unter intro.de/gewinne), wünschte Film über die anschl. Party in der Klubbar King Georg »Karriere« eines Faschis- — »The Men Who Fell To Earth«, KölnPremiere des 4K-Remaster Sonntag, ten, gespielt von Robert 09.10.16, 12 Uhr. Siehe Seite 68. Pattinson – inklusive

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#Kultur #Kino

Affenkönig

WOLFIS GROSSES FRESSEN

Das kalte Herz

LEERSTAND IM BRUSTKORB Johannes Nabers Neuverfilmung des Hauff-Märchens »Das kalte Herz« besticht mit Moritz Bleibtreu und Frederick Lau in den Hauptrollen. Sie bringen die zeitlose Message von Gier und Läuterung gut rüber.

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m Boden einer Schlucht mitten im Schwarzwald hat Moritz Bleibtreu ein schmuddeliges Loch bezogen. Dort schneidet er allen, die ihn darum bitten, ihr Herz heraus – und das sind am Ende gar nicht mal so wenige. Wer einst Hauffs Märchen vorgelesen bekam, dem dürfte schnell aufgehen, welche Rolle dem Schauspieler da zugefallen ist: Bleibtreu darf in der jüngsten Adaption von »Das kalte Herz« den garstigen Holländer-Michel mimen. Er leistet passable Arbeit. Die Wurzel allen Übels aber bohrt sich ein, lange bevor die Menschen dem Unterhändler des Teufels ihr Herz dalassen: die Gier. Ihr exemplarisches Opfer, Peter Munk ist als Köhler so etwas wie der Fußabtreter der Dorfgemeinde. Sein Streben nach Geld und Ansehen entspringt zunächst einer naiven Sehnsucht, wächst sich aber schon bald zur Obsession aus, nachdem ihm das sagenumwobene Glasmännchen eine Reihe leichtfertig geäußerter Wünsche erfüllt. Einmal Blut geleckt, gerät auch er schließlich an den Holländer-Michel und rangiert bereitwillig sein Herz aus. Eine folgenschwere Entscheidung, und auch wenn man sich ab diesem Punkt insgeheim Darsteller Frederick

Laus dümmlichen Dackelblick zurückwünscht, sorgt Munks stoßweiser Wandel zum prunksüchtigen Machtmensch doch gerade rechtzeitig für Tempo, bevor es im Rückwärtsgang gen Läuterung geht. Auch späte Einsicht soll schließlich belohnt werden. Dass sich Regisseur Johannes Naber die Freiheit nimmt, den Plot hier und da nach seinem Geschmack zurecht zu zupfen, ist bis auf wenige Schlenker legitim. Denn Geschichten sind da, um sie weiterzuerzählen, und ein bisschen Abrieb hat bislang noch keinem Märchen geschadet. Rund 200 Jahre ist die Erzählung jetzt alt und die wohl populärste Adaption ist die DDR-Verfilmung von 1950, die allerdings allein aus zeitlichen Erwägungen schon außer Konkurrenz geführt werden muss. So oder so beweist Naber ein gutes Gespür für die schwarzromantischen Schwingungen der Vorlage und macht ihrer zeitlosen Message alle Ehre. Im Grab umdrehen muss sich hier also niemand. Valentin Erning — »Das kalte Herz« (D 2016; R: Johannes Naber; D: Moritz Bleibtreu, Frederick Lau, Kinostart: 20.10.16; Weltkino)

Drei alte Freunde suhlen sich bei einer Party in ihrer Midlife-Crisis. Alkohol und andere Kleinigkeiten – wie Frauen und Kinder – machen es nicht besser.

Für einige Meme-Verrückte mag Harambe der Affenkönig sein, in Oliver Rihs’ (»Schwarze Schafe«) gleichnamigem Film heißt er Wolfi. Der Lebemann feiert seinen 45. Geburtstag und lädt drei Jugendfreunde samt Familie in die Provence ein. Firmenverkäufe an »die Chinesen« haben ihm zu Reichtum verholfen – und zu einer großen Villa mit Pool, Pferden, einem Straußenvogel und Prostituierten. Es soll gefeiert werden, also wird viel getrunken – und auch so manche illegale Droge genommen. Die Männerbande rumpelt zwischen tiefer, alter Liebe und tiefsitzenden Kränkungen hin und her. Die Lebenswege sind zu unterschiedlich ausgefallen: Viktor, genannt Ficktor, ist Regierungsmitarbeiter und zu Tode gestresst, außerdem ist seine Freundin hochschwanger. Ralphs Tochter ist 14 und soll so was wie eine Hexe sein. Er mimt den Hausmann, seine Frau arbeitet als Psychologin. Und Martin ist ein in die Jahre gekommener Elektro-SchlagerProduzent mit herzkrankem Sohn, oder so was, er braucht jedenfalls Geld. Trotz oder wegen der Fixierung auf die Männer, ist der Film immer dann am besten, wenn es um die anderen Figuren geht. Die Midlife-Crisis-Typen nerven mit ihren Krisen. Sie sind ekelerregend selbstbezogen. Das erinnert teilweise an Marco Ferreris Film »Das große Fressen« (1973) – nur in sehr Deutsch und recht schlecht. So wird man wohl auch weiterhin an etwas anderes denken wollen, wenn man den Begriff »Affenkönig« hört. Lars Fleischmann — »Affenkönig« (D 2016; R: Oliver Rihs; D: Jytte-Merle Böhrnsen, Samuel Finzi, Oliver Korittke; Kinostart: 13.10.16; Port-au-Prince)


#Kultur #Kino

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n der Hochschule für Fernsehen und Film München kann man wieder im Kino relaxen, während einem die Highlights der laufenden und kommenden Seriensaison auf großen Leinwänden präsentiert werden. Vom 20. bis 23. Oktober findet dort das Seriencamp als »Internationales Festival für Serien und TV-Kultur« seine Fortsetzung. Und eine schnelle Absetzung, die so manche TV-Produktion erleidet, ist angesichts der Qualität des Programms und des Erfolgs im ersten Jahr 2015 nicht zu befürchten. In den selbsterklärenden Sektionen

Seriencamp

Alternative zum Sofa Was ein Seriencamp ist, weiß jeder: ein Sofa, eine Auswahl an Snacks und Getränken sowie eine Glotze gehören dazu. In München wurde 2015 ein anderes, sehr gut kuratiertes Seriencamp eröffnet. »New Show«, »Sneak Peek« und »New Season« zeigt das Seriencamp eine Reihe an spannenden Shows. Herauszuheben sind die Agenten-Serie »Büro der Legenden«, in der Mathieu Kassovitz (bekannt aus »Hass – La Haine«) als Syrien-Veteran undercover ermittelt – und »Waterworld«, eine HBO-Produktion und Adaption des gleichnamigen Kultfilms von Michael Crichton aus dem Jahr 1973. Gespannt sein darf man wieder auf die »Sneak Peek«-Entdeckungen, die noch ohne deutschen Sender sind, darunter belgische, französische und australische Serien. Ein Favorit auf den Preis in dieser Kategorie, der

im Gegensatz zum »New Show«Publikums-Award von einer Jury vergeben wird: der Mystery-Hit »The Kettering Incident«. Die Geschichte spielt in Tasmanien. Mit ihren geheimnisvollen Ereignissen in einem unheimlichen Wald stellt sie »Akte X« und »Twin Peaks« in den Genre-Schatten. Das allein sollte als Cliffhanger neugierig genug aufs Seriencamp machen. Paula Fuchs — Alle weiteren Infos unter seriencamp.tv

Andrea Arnold steht als Regisseurin für ungeschminkte Wahrheiten. Sie hat mit den Jahren eine eigene Art der Inszenierung dieser Wahrheiten gefunden. Ihren ersten Spielfilm »Red Road« realisierte sie vor zehn Jahren in einem Lars-von-Trier-Wettbewerb, durch den Regeln für das Filmemachen vorgeschrieben waren. Ihr großer Erfolg »Fish Tank«, das harte Porträt eines Mädchens aus der ostenglischen Arbeiterklasse, zeigte noch eine Neigung zu von Triers Dogma-Arbeiten – allerdings mit menschlichen Zügen. Das neue Roadmovie »American Honey« (USA 2016; D: Sasha Lane; Kinostart: 13.10.16; Universal) verspricht mehr Action denn je. Es geht um die Freiheit und Kaputtheit, sprich: die Abenteuer einer Drückerkolonne in den USA. Hauptfigur ist wieder eine junge Frau. Arnold, die auch Emily Brontes »Wuthering Heights« adaptierte, setzt typischerweise auf eine Laiendarstellerin.

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#Kultur #DVD

Der Mann, der vom Himmel fiel

BOWIE AUF ERDEN David Bowie umgab Zeit seines Lebens die Aura des Außerirdischen. In Nicolas Roegs Science-FictionDrama »Der Mann, der vom Himmel fiel« spielt er sich selbst als Alien. Die Frisur bewies genügend Halt für zwei klassische Albumcover, der Film hielt sich als Kultobjekt – und wurde nun restauriert.

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egisseur Nicolas Roeg wird bis heute für Filme wie »Performance« (1970), »Walkabout« (1971) und »Wenn die Gondeln Trauer tragen« (1973) gefeiert. Doch die kulturelle Bedeutung von »Der Mann, der vom Himmel fiel« verknüpft man in erster Linie mit Hauptdarsteller David Bowie. Die Wiederveröffentlichung hat allerdings nichts mit Bowies Tod am 10. Januar dieses Jahres zu tun. Die Pläne wurden für das 40-jährige Jubiläum des Films geschmiedet – nun ist die 4K-restautrierte Fassung auf Blu-ray, DVD und digital erhältlich. Sie wird außerdem in ausgewählten Kinos gezeigt. »Der Mann, der vom Himmel fiel« ist ein Science-Fiction-Drama mit angeschlossener

Love-Story. Es basiert auf Walter Trevis’ gleichnamigem Roman von 1963. David Bowie in seiner ersten Hauptrolle spielt einen humanoiden Außerirdischen. Als Thomas Jerome Newton landet er auf der Erde, um Wasser für seinen darbenden Heimatplaneten zu gewinnen. Mit den Jahren hat der Film einen Status angenommen, der über das Science-Fiction-Publikum und Bowies Fangemeinde hinausgeht. Als Grund kann man die surreale Bildsprache und die unterkühlte Atmosphäre anführen. Ein bisschen Gossip muss aber sein: Bowies geistige Verfassung während des Drehs ist Gegenstand legendärer Spekulationen. 1975 war er auf der Höhe seiner Kokainabhängigkeit angelangt. In einem Interview gab er acht Jahre später zu Protokoll, dass er sich nur an sehr wenig erinnern könne. Die schauspielerische Leistung in der Rolle des Alien bezeichnete er als naturalistische Darstellung eines seelischen und körperlichen Verfalls. Weitere acht Jahre später relativierte Bowie dieses Urteil: Roeg und er hätten eine fruchtbare Arbeitsbeziehung gehabt, bei der er genau so hart und so lange gearbeitet habe wie

alle anderen am Set. Ursprünglich sollte Bowie auch den Soundtrack zum Film liefern, anderweitige vertragliche Verpflichtungen vereitelten dies. »Der Mann, der vom Himmel fiel« manifestierte sich trotzdem in Bowies Musik. Die Cover seiner Alben »Station To Station« und »Low« werden jeweils von Fotomotiven aus dem Film geschmückt. Und die Dampflokomotive aus der Eröffnungsszene rauscht seitdem durch das Titelstück von »Station To Station«. Während der Film an den Kinokassen eher hinter den Erwartungen zurückblieb, erfreut er sich heute in Heimkinozirkeln großer Popularität. David Bowie selbst wurde dafür auf der 26. Berlinale mit dem Saturn Award für den besten Darsteller geehrt. Ein Erfolg, den er in seiner Schauspielerkarriere nie mehr wiederholen konnte. Alexander Dahas

— Intro empfiehlt: »Der Mann, der vom Himmel fiel« (R: Nicolas Roeg; D: David Bowie; 4K Remaster, Mediabook inkl. Soundtrack, VÖ: 20.10.16, Studiocanal) — Soundtrack erscheint im November als Vinyl und große Box, gefolgt von diversen Bowie Re-Issues. — »The Men Who Fell To Earth« Köln-Premiere des 4K Remaster als Sonntags-Matinée; Sprachfassung: OV, Residenz, Kino 1, Sonntag, 09.10.16, 12 Uhr. — Tickets zu gewinnen unter intro.de/previews


#Kultur #DVD

Green Room

KEIN SPASS IN OREGON Patrick Stewart als Obernazi, Anton Yelchin in einer seiner letzten Rollen, Imogen Poots als Skinhead-Girl. Dazu ein simpel-vertrackter Plot und eine Meute Schäferhunde …

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in Green Room ist in der Musikersprache das, was ansonsten Backstagebereich heißt. Ein Ort, der meistens schäbiger aussieht als jede Asselpunkband. Eine solche findet sich in diesem Film darin eingeschlossen wieder, was kein Wunder ist, wenn man irgendwo in den Wäldern Oregons vor einer Rotte Neonazis »Nazi Punks Fuck Off« spielt und sie bei ihren mörderischen Umtrieben unterbricht. Obernazi Darcy Banker (Patrick Stewart, mustergültig gegen den Strich besetzt) beschließt, dass die Eindringlinge stilecht per Schäferhund hingerichtet gehören. Aber da hat die Band natürlich auch etwas gegen. Regisseur Jeremy Saulnier sorgte schon mit seinem Low-Budget-Schocker »Blue Ruin« für cineastisches Zungeschnalzen, »Green Room« zieht die Anschnallgurte noch etwas fester. Als Date-Movie nur bedingt zu empfehlen, serviert der Film eine brutale Kaltschale roher Gewalt, die Happy Endings jeglicher Art infrage stellt. Denn: Hier geht es um etwas. Die Fantasy-Filmfest-Gemeinde feierte »Green Room« völlig zu Recht als genreübergreifende Adrenalinpeitsche, bei der man sich nebenbei auch noch super in Skinhead-Renee Imogen Poots verlieben kann. Ein veritabler Höllenritt.

— »Green Room« (R: Jeremy Saulnier; D: Anton Yelchin, Patrick Stewart; VÖ: 07.10.16; Universum)

Alexander Dahas

Fucking Berlin 2008 sorgte der Debütroman der 1982 geborenen Autorin Sonia Rossi für einige öffentliche Aufmerksamkeit. Sie hatte nämlich aus einem ganz bestimmten Grund ein Pseudonym gewählt: In dem autobiografischen Buch geht es

um ihre Zeit, in der sie in Berlin als Sexarbeiterin jobbte, um ihr Studium zu finanzieren. Rossis öffentliche Auftritte mit Sonnenbrille und Perücke sind sowohl als Zeichen der Echtheit des Erlebten wie auch als berechtigter

Grund für Zweifel an ihren Schilderungen zu betrachten. In diesem Spannungsfeld – und im Spannungsfeld der Debatten über die gesellschaftliche Verhandlung der Prostitution und über den sozialen und rechtlichen Status von Sexarbeiterinnen, spielt Florian Gottschicks Verfilmung; in der Hauptrolle ist Svenja Jung zu sehen. Autorin Rossi arbeitet heute übrigens in der IT-Branche. — »Fucking Berlin« (D 2016; R: Florian Gottschick; D: Svenja Jung; VÖ: 11.10.16; Eurovideo) — Kinotour vom 10.–14.10. in Berlin, Hamburg, Köln & München inkl. After-Show-Party: Ticketverlosung auf intro.de

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#Kultur #DVD

Sing Street

DER DUFT DER ACHTZIGER Die Zutaten eines John-Carney-Films machen die ganze Familie glücklich – von den alt gewordenen Indie-Eltern bis zum trotzigen Kind. »Sing Street« ist ein duftes Beispiel.

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ohn Carney ist der Typ, dem zuzutrauen ist, Popmusik demnächst in ein Parfüm zu verwandeln. Seine Musikromanzen »Once« und »Can A Song Save Your Life« küssten selbst bei herzkalten Erfüllungsjournalisten Gefühle wach, die sich mit Zuneigung verwechseln ließen. Sein Geheimrezept: Nostalgische Klänge zu verschrobener IndieLiebe, dargeboten in leicht sonnenstichigem Sozialrealismus. Sein neuer Film »Sing Street« schießt den Vogel der Jugend ab und inszeniert

einen irischen Teenager aus den 1980er-Jahren, der aus dem Stehgreif eine Goth-WaveNew-Romantic-Pop-Band gründet, um das unerreichbare Mädchen mit dem SchminkOverkill zu beeindrucken. Vor diesem charmanten Coming-of-Age-Drama muss man einfach den Hut ziehen. »Sing Street« sieht aus wie die Neuerfindung von Belle and Sebastian für das Kino und versöhnt nachträglich mit den Eighties-Hits von Duran Duran und A-ha. Bonuspunkte gibt es für das stilecht

eingefangene Irland der betulichen ThatcherJahre, für Aiden Gillen (»Game of Thrones«) in der Rolle des arbeitslosen Architektenvaters – und für die menschenfreundliche Note, nach der alles duftet. Alexander Dahas — Intro empfiehlt: »Sing Street« (R: John Carney; D: Ferdia Walsh-Peelo, Maria Doyle Kennedy; VÖ: 06.10.16; Studiocanal)

Mogwai liefern den Soundtrack zur zweiten Staffel der französischen Horror-Mystery-Serie »The Returned«. In einem französischen Bergdorf kehren plötzlich Verstorbene heim. Sie haben sich weder in Zombies noch in andere Monster verwandelt, sondern wirken ganz »normal«. Für ihre Angehörigen und Freunde ist das eine mehr als unheimliche Situation. Während die Dorfbewohner außerdem mit den Auswirkungen eines Hochwassers kämpfen, kommen neue Wiedergänger an. Die Opfer eines Dammbruchs. Was steckt hinter diesem Phänomen? Das Original bleibt auch in dieser Season gespenstischer als das ebenfalls erfolgreiche USRemake. Showrunner Fabrice Gobert weiß, wie man eine gruselige und beklemmende Atmosphäre erzeugt, ohne dass es esoterisch oder albern wird. Magnifique! — Intro empfiehlt: »The Returned – Die komplette zweite Staffel« (F 2015; R: Fabrice Cobert; D: Anne Consigny, Céline Sallett; VÖ: 06.10.16; Studiocanal)


#Kultur #DVD

Filme, die im Boxmilieu spielen, enthalten oft eine Spur der romantischen Vorstellung, dass dort harte Kerle mit einem weichen Kern ihrer ehrlichen Arbeit nachgehen. Aufrechte Typen, die im Leben eigentlich keine Chance hatten, und diese mit ihren Fäusten genutzt haben. Wobei man nie vergessen sollte, dass es beim Boxen tatsächlich zunächst darum geht, nicht getroffen zu werden – und erst in zweiter Linie darum, den Gegner auf die Bretter zu schicken. Thomas Stubers Boxer-Drama »Herbert« handelt von einem 51-jährigen Faustkämpfer, der als Geldeintreiber und Türsteher sein Gnadenbrot frisst, bis eine Nervenkrankheit diagnostiziert wird. Also heißt es für Herbert: weiterkämpfen. Aber als Zuschauer kann man dem Punch dieser Story nicht mehr ausweichen. — Intro empfiehlt: »Herbert« (D 2016; R: Thomas Stuber; D: Peter Kurth, Lina Wendel; VÖ: 07.10.16; Wild Bunch)

Das Tagebuch der Anne Frank

PRINSENGRACHT 263 Das Leben im Versteck – in den von den Nazis besetzten Niederlanden. Eine wahre Geschichte, aufgezeichnet von der jungen Anne Frank, verfilmt von Hans Steinbichler.

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ie Abbildbarkeit des Holocausts ist Gegenstand historischer Debatten, und als Primärquelle ist ein Zeitdokument wie das Tagebuch der Anne Frank nach wie vor unersetzlich. Anders gesagt: Was die zunächst 13-jährige Jüdin zwischen 1942 und 1944 in ihrem Amsterdamer Versteck aufzeichnete, gehört nicht nur zu den unbestechlichen Dokumenten des Massenmords an den europäischen Juden, es hat inzwischen seinen festen Platz in der Weltliteratur eingenommen. Jede Verfilmung muss daher auch dem Anspruch gerecht werden, geschichtliche Verantwortung

zu tragen. Inwiefern die historische Wahrheit des deutschen Verbrechens gegen die Menschlichkeit von Hans Steinbichlers Kino-Adaption eingefangen worden ist, ist damit automatisch ebenfalls Gegenstand der Diskussion. Sollte man diesen Film in der Schule zeigen? Ja. Positiv hervorzuheben ist vor allem Lea von Ackens lebensgroße Interpretation der Anne Frank – zwischen frühreifer Erkenntnis und

unschuldiger Neugierde. Auch Ulrich Noethen und Martina Geideck überzeugen als ihre Eltern, Otto und Edith Frank. Dramaturgische Entscheidungen – etwa für einen Moll-lastigen Klaviersoundtrack – darf man infrage stellen. Aber die Wucht der Erste-Person-Perspektive bringt der Film stark rüber und ist deshalb unbedingt sehenswert. Alexander Dahas — »Das Tagebuch der Anne Frank« (R: Hans Steinbichler; D: Lea van Acken, Martina Gedeck; VÖ: 15.09.16, Universal)

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#Kultur #Games

Grow Up

MAMA KANN WARTEN Ist es die tapsige Motorik der Spielfigur, die märchenhafte Flora oder doch eher die unterbewusste Befriedigung des HüpfburgTriebes? Etwas an »Grow Up« infantilisiert und lässt aus schwindelerregenden Höhen auf den Ernst des Lebens hinabschauen.

Deus Ex: Mankind Divided

KÖRPERKULT Wie wäre es, einmal selbst eine Mensch-Maschine zu sein? Seit mehr als einem Jahrhundert arbeiteten sich Literatur, Kino und Videospiele an dieser Idee ab – so auch »Deus Ex: Mankind Divided«. Um sich auf die Spuren dieser Faszination für den Transhumanismus zu begeben, verschlägt es Gregor Wildermann in das Jahr 2029. Die Angst ist zurück. Und damit auch eine Menge Fragen: Was dürfen Maschinen? Wie weit darf künstliche Intelligenz reichen? Und wie stehe ich zu Menschen, die durch bionische Implantate augmentiert werden? Ähnlich wie das Science-Fiction-Kino haben auch Videospiele dieses Szenario immer wieder aufgegriffen und mithilfe der dafür hervorragend geeigneten Spielmechaniken klassische Rollenspiele und Action-Adventures im wahrsten Sinne des Wortes durchgespielt. Nach dem 2011 erschienenen Vorgänger »Deus Ex: Human Revolution« wird die Geschichte des damaligen Protagonisten Adam Jensen nun weitererzählt, und dieses Mal ist das Timing perfekt. Die komplexen Fähigkeiten der Hauptfigur werden von einem weitaus übersichtlicher gewordenen Inventarsystem aufgefangen und die optische Umsetzung der Szenarien, wie etwa einer »Blade Runner«-Version von Prag, sind allein schon aufgrund ihrer Liebe zum Detail jeden Meter wert. Bei der eigentlichen Geschichte verliert sich das Spiel zeitweilig in den unzähligen Nebensträngen, und auch die Doppelrolle des Protagonisten Adam Jensen macht es nicht unbedingt einfacher, der Handlung zu folgen. Jensen ist

nämlich einerseits als Regierungsagent der Taskforce 29 unterwegs, andererseits aber auch Spion der Hackergruppe Juggernaut Collective. Gleichzeitig erhöht diese Vielschichtigkeit aber auch den Wiederspielwert von »Deus Ex: Mankind Divided«, was durch die zahlreichen Lösungsansätze der Level sogar noch unterstrichen wird. Dennoch verlangt das Spiel viel Geduld, denn der wirkliche Spielspaß entwickelt sich vor allem dann, wenn man je nach Situation auch das passende Tool oder Add-On wählen und die Herausforderungen so möglichst geschickt meistern kann. Davon abgesehen ist »Deus Ex: Mankind Divided« einer jener Titel, die als »Let’s-Play«-Mitschnitt auf YouTube oder Twitch fast noch mehr unterhalten, als in eigener Mission unterwegs zu sein. Und das ist in diesem Fall sogar als deutliches Kompliment zu verstehen. Gregor Wildermann — »Deus Ex: Mankind Divided« für PC, Playstation 4 und Xbox One (Square Enix)

Wer von uns hat nicht schon einmal seine Mutter im Kaufhaus verloren? Umgeben von Spielsachen sind Raum und Zeit schnell außer Kraft gesetzt, genauso schnell kullern aber auch Tränen, wenn man aus dem Bann des bunten Tands wieder hochschreckt. Ein Debakel, ohne Frage. Doch es geht schlimmer. Etwa, wenn sich das Spielparadies endlos in die Vertikale erstreckt und Mama einen niemals abholen kommt, weil irgendein Arsch sie in zig Einzelteilen über den Planeten verteilt hat. In »Grow Up« verliert dieses Szenario seinen Schrecken. Natürlich möchte BUD seiner MOM helfen. Aber der ungelenke Roboter weiß auch um die Faszination des Raumes. Anstatt auf der Stelle Ausrüstung für die Rettungsmission zusammenzuklauben, lässt es sich auch einfach in kindlicher Naivität durch eine Welt aus Polygonen kraxeln und daran erfreuen, weit und breit keinen Gegner zu erblicken. Jedenfalls keinen, der es aktiv auf einen abgesehen hätte. Einzig Distanz und Schwerkraft erweisen sich als Widersacher. Um sie zu überwinden, sät BUD Blumen, Bäume und Kakteen, die ihn auf jede erdenkliche Weise in die Höhe befördern. Man könnte zwar

auch permanent klettern, doch so entzückend es anfangs gewesen sein mag, den motorisch beschränkten Blechfratz wie eine Marionette die Felsen hinauf zu bugsieren: Ist man erst mal auf einer gigantischen Bohnenranke um die halbe Welt gesurft, verliert selbst die kühnste Freeclimbing-Partie ihren Reiz. Jetzt nur nicht erwachsen werden – man könnte die schöne Aussicht verpassen. Valentin Erning — »Grow Up« für PC, Playstation 4 und Xbox One (Ubisoft)


#Kultur #Games

Keine Skills am Controller aber La Paloma pfeifen

Illustration: Alexandra Ruppert

Die erste Staffel des episodisch fortlaufenden »Hitman«Reboots neigt sich langsam dem Ende zu. Grund genug, Videospiel-Laien Carsten Schumacher in der Rolle des glatzköpfigen Profikillers nach Bangkok zu schicken, wo er dem »aufstrebenden Indie-Rockstar« Jordan Cross eine Mitgliedschaft im Club 27 klarmachen soll. Ein Protokoll. Wahnsinn, meine Zielperson hat gleich komplette Etagen samt Sicherheitsdienst und Studioequipment in diesem Kolonialpalast angemietet. Der Typ sieht dazu aus wie eine Mischung aus Jared Leto und David Garrett. Im Mission-Statement steht, das sei Indie. Hat jemand mal die Games-Branche aufgeklärt, wie es der Musikindustrie so geht? Dagegen ist ja selbst Bono mehr Indie. Überall liegen betrunkene Soundtechniker und tragen T-Shirts der Band im scheußlichen CorporateDesign. Mit welcher Taste kann ich nach dem Geschäftsführer verlangen? Wenn mich das Spiel bei diesem Wutbürger-Ansatz nicht unterstützt, muss

es der verzogene Freak mit dem Man Bun halt auf die harte Tour lernen. Gut, an meiner Eleganz eines lautlosen Auftragskillers kann noch gearbeitet werden, aber ich schmeiße meinen Widersachern dann doch lieber Feuerlöscher ins Gesicht – Schusswaffen sind so unpersönlich. Der Weg ist jetzt jedenfalls frei und es kommt zum Showdown in der Gesangskabine. Und zack! Der Club 27 hat ein neues Mitglied! Wozu die Aufregung, Leute? Ein schlechtes »Indie«-Album auf unseren Review-Seiten weniger und umso mehr Platz für diesen sadistischen Sandkasten in Videospielform. Ok, das sieht die Entourage des Schönlings anders und mir gehen die Feuerlöscher aus, aber dank ausgelebter Gewaltfantasien empfindet der Musikredakteur in mir Genugtuung und gibt 9 von 10 Klappmessern! — »Hitman – Episode 4: Bangkok« für PC, Playstation 4 und Xbox One (Square Enix / IO Interactive)

40 T H A NNIV ER SA RY EDIT ION

L I MIT ED S O U N DT RACK EDIT ION mit de r EXKLUS I V E N JOHN PHI LLI P S C D und vie le n Extr a s!

BONU S MAT ER I A L D av i d B ow i e I nte rv i ew • N e u e I nte rv i ews m it M ay Ro u t h , D av i d Ja mes, Sa m Tay l o r-Jo h n s o n u n d M i c h a e l D e e l ey • N e u e s Fe atu rette „ T h e Lo st S o u n dt ra c ks “ • D o ku m e ntat i o n : „ Watc h i n g t h e A l i e n“ u .v.m.

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7.– 14. Oktober 2016 filmfestival.cologne

StijlMarkt Markt für junges Design, Fashion und guten Geschmack.

15–16 Oktober, München 22–23 Oktober, Mainz 5–6 November, Nürnberg 3–4 Dezember, Leipzig 10–11 Dezember, Freiburg i. Br. Sa / So 11–– 18 Uhr Eintritt 5 Euro

www.dawanda.com

Photo: IT’S ONLY THE END OF THE WORLD, Shayne Laverdière, courtesy of Sons of Manual

stijlmarkt.de facebook.de/stijlmarkt


#Life

#Life

Foto: Jessica Backhaus

Wo man hier gerade so auf einen Regenschirm starrt: Wie verhalten sich handels체bliche Drohnen eigentlich bei Regen? Eine Antwort auf die Frage findet sich vielleicht in der Reportage 체ber die fliegenden Rasenm채her. Viel wichtiger ist aber: Was machen Drohnen eigentlich mit unserem Leben? Und unserer Privatsph채re? Und sind das schon First World Problems, wie wir sie sonst nur in unserer Kolumne haben?

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#Life #Drohnen

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E G FLIE RASENMÄHER Drohnen

Kleine Fluggeräte brummen durch die Straßenschluchten. Was wollen sie? Uns überwachen? Pizza liefern? Oder nur ein Selfie ihrer Besitzer machen? Jan Bojaryn stellt sich den fliegenden Kameras. Illustration: Alexandra Ruppert


#Life #Drohnen

Fliegende Schnurrbärte

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rohnen sind heiß. Das merkt man, wenn man sich zwischen Technikjournalisten zum Messestand eines Drohnenherstellers hindurchdrängelt, um eins dieser Dinger in die Hand zu nehmen. Alle wollen das. Alle machen ein Foto. Ich auch. Ich nehme die »Breeze« von Yuneec in die Hand – ein kleines, leichtes, weißes Gerät. Die ist wirklich sehr glatt. Meine Hand sieht daneben gleich ein bisschen hässlicher aus, so haarig und voller Falten.

Dass es Drohnen gibt und dass sich auch Privatleute damit eindecken ist nichts Neues. Falls es jemals einen Hype gab, müsste der eigentlich vorbei sein. Auf dem IFA-Medienevent an einem brütend heißen Spätsommerabend in Berlin kann man beobachten, dass die Dinger trotzdem noch Menschen begeistern. Liegt das an technischen Daten? Die Yuneec Breeze fliegt länger mit einer Batterieladung, sie filmt in höherer Auflösung, sie ist leichter. Sie ist offenbar für Menschen geeignet, die zusätzliche Hardware mit auf Ausflüge nehmen, nur um Selfies aus der Luft zu schießen. Ich mache schon genug Selfies. Als kleiner Junge habe ich gegen staatliche Überwachung demonstriert. Heute würde ich mir die Demo sparen. Wenn ich noch Haare hätte, könnte ich mir meine Privatsphäre da reinschmieren. Wir sind längst in der Überwachungsgesellschaft angekommen.

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#Life #Drohnen

Während ein harter Kern politisch bewegter Menschen für Datensicherheit kämpft, entblößt sich die Mehrheit freiwillig. Flüchtige Arbeitsbekanntschaften behelligen mich auf Facebook mit Privatfotos. Mein Ärger ist scheinheilig – auch ich bin auf Facebook mit Ex-Intro-Redakteur Linus Volkmann befreundet. Aber mir sind Drohnen unheimlich. Ich kenne Menschen, die welche benutzen, weil ihnen das Spaß macht. Aber die Geräte schwirren über Demos in meiner Stadt, fliegen durch Science-Fiction-Filme und sowieso durch jedes Videospiel, das mindestens zwei Jahre in der Zukunft spielt. Immer sind sie ein Symbol des Bösen; Big Brothers summender, brummender Schnurrbart. Die manifestierte Überwachung. Aber warum kaufen sich Menschen solche Drohnen privat? Haben die auch einen Nutzen? Kann ich sie zur Pizzeria schicken, um meine Bestellung abzuholen? Die Polizei auf einer Demo zurückfotografieren? Irgendeine Form von Spaß mit ihnen haben?

Fliegende Staubfänger Ben Kreimer scheint meine Skepsis zu teilen: »Leute sagen mir, sie hätten auch so eine. Aber die steht dann als Staubfänger im Regal. Die meisten fliegen nur ab und zu mal damit.« Ben klingt äußerst entspannt. Bei ihm in der Bay Area ist Labor Day und er klingt am Telefon nicht gerade so, als hätte er sich schon weit vom Bett entfernt. Kein Problem, über Drohnen könnte er auch im Schlaf referieren. Eigentlich hatte ich ihn mir als Fürsprecher der Technologie vorgestellt. Immerhin hat er sich die Berufsbezeichnung »journalism technologist« ausgedacht, um seine Arbeit zu beschreiben. Also glaubt er an den Nutzen der Technologie? Er muss lachen. »Absolut«, sagt er. »Genau darum geht’s. Ich untersuche, wie man mit Drohnen Geschichten erzählen kann. Nicht nur im Journalismus.« Tatsächlich macht Ben alles Mögliche mit Drohnen. In Kenia hat er die Geräte für einen Imagefilm durch ein Naturschutzgebiet geflogen und neugierige Giraffen umrundet. In der Südtürkei hat er eine Ausgrabungsstätte für Archäologen abfotografiert. Einige seiner schönsten Reiseerfahrungen habe er bei der Arbeit gehabt, erzählt Ben. Aber privat nutzt er Drohnen eher selten. »Da müsste ich erst mal in den Park fahren«, sagt er, und lässt den Gedanken ins Leere laufen. Wenn ich ihn dagegen nach professionellen Einsatzmöglichkeiten frage, sprudelt es aus dem Lautsprecher: »Da gibt es mehr, als man sich vorstellen kann! Von Landwirtschaft über Journalismus, Archäologie – jedes Gebiet, in dem in irgendeiner Form Daten im Raum erfasst werden. Inspektionen von Infrastruktur, von Windkraft- und Wasserkraftwerken. Die Liste geht einfach immer weiter.« Billige fliegende Kameras und Sensoren können Gutes tun. Das verstehe ich. Aber kann Ben auch verstehen, dass mir Drohnen etwas unheimlich sind? Dass ich nicht von oben gefilmt werden will, wenn ich im Park döse? Eher nicht: »Wenn du dich in der Öffentlichkeit aufhältst, dann gibt es die Erwartungshaltung, dass du auch gefilmt oder fotografiert werden kannst.« In den USA gebe es zwar auch eine Spionagedebatte, aber die drehe sich eher um private Grundstücke. Und dabei verstehen die Leute keinen Spaß. »Hier wurde auch schon mit Schusswaffen auf Drohnen geschossen. Weil das hier Amerika ist«, sagt er und lacht wieder. Aber dass privat verkaufte Drohnen ernsthaft als Spionagewerkzeug benutzt werden, hält er für unwahrscheinlich. Der heimliche Kamerablick durch Schlafzimmerfenster sei nicht realistisch. »Erstens sind die Kameras nicht gut für Spionage geeignet, weil sie fast

nie ein Zoom-Objektiv haben. Zweitens musst du schon ein geübter Pilot sein, um die Drohne wirklich ruhig vor einem Fenster zu parken. Drittens wirst du wegen der Propeller nicht nah genug ans Fenster kommen. Viertens sind diese Dinger wirklich laut.« Auch Beschattung und Verfolgung seien mit aktuellen Modellen nicht zu machen, dafür seien die Batterielaufzeiten zu kurz. In Smartphones und sozialen Netzwerken erkennt Ben viel größere Gefahren für die Privatsphäre: »Wenn du vor Drohnen Angst hast, aber dir um Datensicherheit keine Gedanken machst, dann solltest du das mal hinterfragen.« Für Spionage gebe es doch heute viel bessere Werkzeuge, »als eine fliegende Maschine, die sich wie ein Rasenmäher anhört.« Vielleicht sind meine diffusen Ängste vor zivilen Drohnen auch nur miefige Vorurteile, genährt vom Hass auf militärische Drohnen und von einfallsloser Science-Fiction. Mir wird klar, dass ich mich überwinden und die Technologie einfach ausprobieren muss; mich selbst beim Dösen im Park filmen. Aber darf ich das überhaupt?

Fliegende Strafzettel Der Luftrechtsexperte und Schnurrbartträger Elmar Giemulla muss nicht lange überlegen, bevor er antwortet: »Wenn die Drohne nicht über fünf Kilogramm wiegt, dann geht das. Ich darf sie nicht über 100 Meter steigen lassen, und ich darf andere nicht gefährden.« Und in der Nähe von Flughäfen? »Ich darf mit einer Drohne nicht näher als 1,5 Kilometer an die Flughafengrenze fliegen. Sonst ist das gleichbedeutend Pizzeria mit dem Straftatbestand der Gefährdung des Erste Lieferdrohnen gibt Luftverkehrs.« Solche Sätze rollen dem Fach- es zwar, aber die meisten Meldungen darüber sind mann und Juristen ungebremst von der Zunge. bisher nur PR-Gags. In Dann nennt er kalte Zahlen. Das Steigenlassen vielen Ländern scheitert die der Drohne am Flughafen kann »mit einem Zustellung an fehlenden oder strengen ZulassungsBußgeld bis zu 10.000 Euro belegt werden.« regeln. Und an der Technik. Und wer mit der Drohne wirklich jemanden Wenn der Pizzabote Sichtgefährdet, muss mit »bis zu fünf Jahren Frei- kontakt zur Drohne halten muss, kann er auch gleich heitsstrafe« rechnen. selber klingeln. Das klingt abschreckend. Aber Giemulla weiß selbst, dass viele Menschen nach dem Kauf journalism einer Drohne etwas besseres zu tun haben, als technologist den warnenden Beipackzettel zu studieren: Ben Kreimer ist Mitglied »Die Leute haben nicht das Bewusstsein, dass des »Drone Journalism sie am Luftverkehr teilnehmen und Drohnen Lab« der University of bestimmten Vorschriften unterliegen.« Doch Nebraska in Lincoln. Er schwimmt in einer journaden Vorschriften ist es egal, ob sich der Nutzer listischen Strömung, die informiert hat, warnt er. Es gebe ja auch keinen in neuer, erschwinglicher Führerschein für Fußgänger, und trotzdem Technologie die Zukunft des Fachs erkennt. Neben müssten die sich an Verkehrsregeln halten. Drohnen arbeitet er mit Strenge Regeln gibt es also auf der einen Sei- VR-Brillen und Opente, aber auch eine »Regelungslücke«, erklärt Source-Sensortechnik. Beispiele sammelt er unter mir Giemulla. Denn »wie so eine Drohne benkreimer.com – auch überhaupt erkannt und auf einen Betreiber das YouTube-Video mit zurückgeführt werden kann«, das soll erst den Giraffen. »demnächst« feststehen. Bis dahin bleiben Menschen, die sich von Drohnen belästigt füh- Beipackzettel len, ziemlich machtlos. Sie dürfen sich theore- Man müsste lesen können tisch wehren. Aber wie? Die Polizei müsse zwar kommen, wenn man sie zu Hilfe rufe, aber »da stoßen sie auf das Vollzugsdefizit.« Drohnen werden nicht registriert und haben kein Nummernschild. Da sind die Aussichten ernüchternd: »Die Polizei kann also eigentlich nur mit den Schultern zucken.« Was auch nicht gehe, sei der Abschuss der Drohne. Auch nicht mit einem Luftgewehr: »Sie müssen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachten.«


#Life #Drohnen

denken. Dabei haben die zivilen und die militärischen Maschinen wenig miteinander gemein. »In der Szene ist das Wort ›Drohne‹ auch gar nicht so beliebt. Man sagt eher Multikopter«, erklärt er mir. Paul macht Businessfotografie, sein Phantom 3 ist schon über Baustellen und Wohnhäusern geflogen. Er ist versichert und hat eine Genehmigung für gewerbliche Flüge; ungefragt legt er mir seine Mappe mit ordentlich abgehefteten rechtlichen Hinweisen und Gebrauchsanleitungen vor. Ginge es nach ihm, wären die Regeln strenger. »Wenn da irgendwelche Leute an Flughäfen rumfliegen, ist das ja auch für mich eine Belastung.« Der Quadkopter auf dem Tisch ist etwas kleiner, als er auf Fotos aussieht. Ich kann ihn bequem mit einer Hand heben, er wiegt 1,5 Kilogramm. Trotz der Warnung erschrecke ich mich, als Paul die Maschine einschaltet. So ruckartig, blinkend und hupend schütteln sich sonst eher Roboter, wenn man den Schalter umlegt. Die Fernbedienung sieht robust aus, mit zwei echten kleinen Joysticks. Und natürlich kann man ein iPad draufklemmen, um sich den Kamera-Feed live anzuschauen. Als die Maschine abhebt, verstehe ich den RasenmäherVergleich. Ein wütender Schwarm elektrischer Bienen erhebt sich. So unscheinbar das Fluggerät auf dem Tisch wirkte, so monströs ist das Geräusch der vier rotierenden Carbon-Propeller. Während der Phantom 3 langsam aufsteigt, hat er den Charme eines exotischen Modellflugzeugs. Aber die Behäbigkeit trügt. Mit einem lässigen Daumendruck lässt Paul das Gerät in die Höhe schießen. Einen Augenblick sieht es so aus, als falle es nach oben. Dabei ist der Quadkopter keine Renndrohne. »Wenn man das mit Autos vergleichen würde, wäre das hier ein Golf«, erklärt Paul zur Einordnung. Ganz einfach ist die Steuerung des Fluggeräts aber doch nicht. Paul muss Sichtkontakt zur Drohne halten, aber auch das Display beim Filmen beobachten. Wenn er mit dem Phantom 3 arbeitet, markiert er zuerst Wegpunkte. Erst wenn die dann automatisch abgeflogen werden, konzentriert er sich auf die Kameraführung. Für den Testflug brauchen wir das nicht. Paul tippt auf den Aufnahmeknopf und lässt die Drohne über den Innenhof kreiGebrandetes sen. Das Bild auf seinem iPad sieht ruhig und Polohemd scharf aus. Es spiegelt allerdings stark, wie Paul hat sein Unternehmen »Pykado« genannt. Das das iPads eben tun. Als das Gerät seine Runde Unternehmenslogo steht beendet hat, verstehe ich, warum Paul nicht auf seinem Hemd, pas- an die Überwachung durch Drohnen glaubt. sende Sticker hat er auch auf die Drohne geklebt. Es ist nicht nur der Lärm. Es sind auch die Die Webseite pykado.de Perspektive und die Kamera. Als ich uns auf sieht aus wie sein Studio: dem Live-Feed entdecke, dröhnt die Drohne sehr sauber. Neben Hotels, Lampen, Brillengestellen uns kräftig an. Zu überhören ist das nicht. und gedeckten Tischen Und erst als sie tief herabsinkt, sind unsere findet man in seinem Gesichter halbwegs gut zu erkennen. Portfolio auch ein paar Zurück im Studio schauen wir uns das hochDrohnenvideos. auflösende Video noch einmal an. Ich kann die Faszination nicht leugnen: Der Höhlenmensch in mir staunt, dass ich den Häuserblock plötzlich von oben Fliegende Multikopter sehe. In Flugzeugen fühle ich mich ähnlich. Als das Video dagegen uns Menschen zeigt, bin ich fast enttäuscht. Mein Ich fahre lieber nicht in einen Park. Ich besuche jemanden, Handy macht bessere Selfies. Nicht wegen der Kamera, der sich mit der Technik auskennt. Eingeklemmt zwischen sondern vor allem wegen der Perspektive. Leicht von oben einem Verwaltungstrakt der Bundeswehr und Bahnglei- in der Totalen sehe ich nicht besonders ansprechend aus. sen liegt das Fotostudio von Paul Kuchel. Der helle, große Und warum fuchtele ich beim Sprechen so mit den Armen? Raum wirkt so makellos, dass ich mir die Schuhe ausziehen Ton hat das Video auch nicht. möchte. Paul drückt mir die Hand, macht mir einen KafVielleicht ist die Angst vor Kameradrohnen also überfee und packt den DJI Phantom 3 auf den Tisch. Paul ist trieben. Ich kann die Faszination jetzt nachvollziehen: Profi bis ins gebrandete Polohemd hinein. Um das Image Fliegen ist schön, fertig. Das reicht mir nicht, um so ein der Technologie macht er sich durchaus Sorgen; er weiß, Spielzeug zu kaufen. Aber immerhin bin ich ein kleines dass viele beim Wort »Drohne« zuerst an Kriegsführung bisschen neidisch auf Leute, die damit arbeiten.

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#Life #Berlin Food Week

01 Verrücktes Popcorn & Tee im Späti Deluxe

05 Essen gehen mit Rauchzeichen

Berliner lieben ihre Spätis! Im Späti Deluxe stehen 60 Aussteller nebeneinander und buhlen um eure Aufmerksamkeit. Ihr könnt hungrig durch die Gänge gehen, mit einer Hand bezahlen und mit der anderen essen. Bei »5 cups« bekommt ihr den besten Tee der Welt, bei »Knalle Popkornditorei« Weiße-Schokolade-SalzbrezelPopcorn und bei »BRLO« dann endlich euer Bier.

Während der gesamten Berlin Food Week habt ihr die Möglichkeit, für 29, 49 oder 79 € ein Drei- oder Fünf-Gänge-Menü in wirklich erstklassigen Restaurants zu bekommen. Über 50 Läden sind dieses Jahr dabei und bieten sieben Tage lang ein gesondertes Menü an – und zwar im Zeichen des Rauches. Offenes Feuer, Geräuchertes und BBQs stehen dieses Jahr auf der Themenliste. Garantiert gut: das Jolesch in Kreuzberg, die Hafenküche in Rummelsburg oder das Agüevo! in Friedrichshain.

— 01.–08.10. ganztägig, Späti Deluxe im Kraftwerk

02 Workshop mit Zucker&Jagdwurst

— 01.–08.10. ganztägig, diverse Locations

06 Workshop über Foodstyling & -fotografie mit KptnCook

Wie war das noch gleich: Eigenwerbung stinkt! Egal! Bei meinem eigenen Workshop erwarten euch Snickers, Bountys und literweise Schokolade – allerdings wird das ganze süße Zeug vegan zubereitet. Wie das geht, zeigen euch meine Kollegin Julia und ich in der Actionküche.

Mit dem Fotografieren von Essen macht man sich schnell mal Feinde. Warten, Warten, Warten – kalt. Klar! Wenn man jedoch genau das zu seiner Passion beziehungsweise seinem Beruf macht, gibt es so einige Dinge, die man lernen, verbessern und probieren kann. Eva und Tanja von der Rezepte-App »KptnCook« geben Tipps & Tricks zum Fotografieren und Stylen von Knödeln, Karotten und Kuchen. Cool für Foodblogger, Instafoodies und alle, die das perfekte Foto schießen wollen, bevor die Suppe wieder kalt ist.

— Montag, 03.10. 11:00–12:30 Uhr, Actionküche im Kraftwerk, kostenlos

03 Tribeca Ice Cream@Restaurant Street

Da ja Essen nicht nur zum Anschauen da ist, sondern vor allem zum Essen, solltet ihr der Restaurant Street einen Besuch abstatten. Verschiedene Küchen bieten ihre Signature Dishes an und ihr könnt alle probieren. Mit dabei ist auch die Superfood-Eismanufaktur Tribeca. Deren Eissorten sind nicht nur vegan, raw und bio, sondern auch proteinreich. — 01.–08.10. ganztägig, Restaurant Street im Kraftwerk

04 bEAT Berlin mit Ruby’s & Abby System (live)

Wo bleiben der Schnaps und die Musik? Ah hier! Foodies, Köche und DJs versammeln sich am Donnerstagabend im Kraftwerk und verdrücken ein musikalisches Fünf-Gänge-Menu. Dafür haben fünf DJs und fünf Berliner Restaurants gemeinsam Gerichte entwickelt. Die Band Abby und das Kreuzberger Restaurant Ruby’s servieren Ricotta-Gnocchi mit Walnuss-Spinat, Radicchio und Parmesan-Fondue. Abby bleiben auch gleich für ein Live-Set. — Donnerstag, 06.10. 19:00 Uhr – open end, Kraftwerk

TOP 7 BERLIN FOOD WEEK Wir präsentieren zum ersten Mal die vom 1. bis zum 8. Oktober stattfindende Berlin Food Week. Seit 2013 versammeln sich dort Blogger, Köche und alle, die Hunger haben, und trinken auf Kohlewasser, Biofleisch, riesigen Turmsandwiches und Pop-up-Hot-Dogs das eine oder andere Craft Beer. Wir haben IntroAutorin und Food-Bloggerin Isabelle Friedrich vom veganen Blog »Zucker&Jagdwurst« gebeten, uns die Highlights der Berlin Food Week schmackhaft zu machen.

— Sonntag, 02.10. 18:00–19:30 Uhr, Actionküche im Kraftwerk, Anmeldung kostenlos

07 Gedankenfutter bei der Next Generation Food

Damit die Woche nicht nur auf den Magen und die Geschmacksund Geruchssinne geht, empfiehlt sich ein Gang zur Next Generation Food, bei der sich kluge Köpfe über die Themen Food Trends, Food Commerce, Food Content & Communication und Food Tech austauschen. Klingt nach harter Kost und ist bisweilen sicher auch sehr fachlich, aber gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Ernährung, Produktion und vor allem Vermarktung von Nahrungsmitteln nicht nur Trendthemen sind, sondern auch wichtige Fragen an die Gesellschaft stellen, sollte man hier ruhig mal reinhören. — Mittwoch, 05.10. 09:00–18:30 Uhr — Intro empfiehlt: Berlin Food Week, 01.–08.10.16, alle Infos und Locations auf berlinfoodweek.de

Foto: Nora Dal Cero, Styling: Alexandra Eichenauer

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#First World Problems

Innere Leere

Illustration: Alexandra Ruppert

Einmal im Leben umgehört und schnell wird klar: Selbiges ist kein Zuckerschlecken! Es folgt eine neue Ausgabe viel diskutierter First World Problems. Irgendwas ist doch immer, findet Olaf Radow. Zum Beispiel innere Leere. Seit vier Jahren habe ich mich darauf gefreut. Jeden Tag daran gedacht. Und jetzt ist es da, das Sabbatjahr. Ein komplettes Jahr nur für mich allein. Runterkühlen. Abschalten. Auf andere Gedanken kommen. Kein Schnaps. Psychohygienische Drogen am Morgen: absetzen. Valium am Abend: absetzen. Kein Stress. Bitte kein Stress. Lieb sein. Sabbat: das Gebot des 7. Tages. Du sollst nicht arbeiten! Dich gar nicht anstrengen. Ruhe bewahren. Keine Verpflichtungen. Einfach mal die Fresse halten. Ich. Und Du auch. Kein Input. Keine Reisen. Kein Sport. Vor meinem inneren Auge schweben ein paar süße Mäuse vorbei und die vage Vorstellung einer endlosen Meditation, einer Katharsis. Scheiß die Wand an! Vorher aber noch ein wenig Media Misuse. Ein paar Hate Days auf Twitter, Facebook, Instagram. Oder noch kurz gruscheln bei studiVZ? SPON, Google News, Kicker, Kopp, YouPorn. Alles Mist … Gert Postel verehrt Dunja Hayali. AfD in Meck-Pomm. Blasserdünnerjunge macht seinen Job. Tobi Schlegel rettet jetzt Leben. Mutter Teresa ist heilig. Klimawandel doch erfunden. Tschüss, Schweini. Flüchtlinge im Freibad. Besorgte Bürger in Freital. Gina-Lisa. Sibylle Berg und der mittelalte, weiße, heterosexuelle Mann als Ausgeburt der Hölle. Mo… Mo… Moment mal: Das bin ja ich! Der mittelalte, weiße, heterosexuelle Mann verachtet seine Chefin, liest Zeitung, hat schütteres Haar und die Welt ist ihm zu bunt. Aber nein, das bin ich doch nicht! Nicht in diesem heiligen Jahr. Ich bin ein sehr junger, mittelalter, weißer, heterosexueller Mann, habe keine Chefin, lese keine Zeitung, besitze wallendes Haupthaar und die Welt ist bunt wie ein Aquarium. Fein! Find ich gut. Ich stehe nackt vorm Spiegel und rasiere mich. Überall Haare, wo früher keine waren. Sogar an den Schultern und am heiligen Präputium. Eeeekälich! Weg damit! Das Gesicht grau. Schattig verfärbte Augenringe. Leerer Blick. Kleine, weiche Männerbrüste. Frecher Spitzbauch. Leckere Feigwarzen am filigranen Gemächt. Dünne Beinchen, dazwischen satte karibische Trockenfrüchte im ausgeleierten Dauersack. Süße Füße. Immerhin. Aber … ficken würd’ ich mich nicht. Muss ja auch nicht sein. Können andere besorgen. Jetzt ganz nah ran an den Spiegel. Tief in die Augen schauen. Direkt ins Hirnelein. Ich hör es leise säuseln und flöten. Sweet and deep, somehow. Jetzt mal Peterchen anrufen. Mein einziger Kumpel Peter hat sein Sabbatical grad hinter sich. Nach zehn Monaten kam der Burn-out als Folge exzessiver Beschäftigung mit sich selbst. Innere Leere, tiefe Trauer, alles nicht so schön. Paris-Syndrom vielleicht. »Peterchen, alte Forke, ich hab mir nen Namen für ne Band ausgedacht: Irreversibel Geschädigt.« »Aber du spielst doch gar kein Instrument!« »Das kann ja noch kommen. Außerdem kann ich singen. Und noch was: Mein neuer Roman wird ›Karibische Früchte – Teil 1‹ heißen. Wie findste das?« »Alter, der Name ist scheiße und … was heißt hier neuer Roman? Du hast doch noch nie einen geschrieben. Du hast nen Schaden!« »Deine Mudda!« Peterchen soll sich mal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Hat von nix nen Plan. Kriegt nie eine ab. Erzählt jeder, er sei Anästhesist! Das hätte er wohl gern. Rettungssanitäter ist er. Das fülle ihn jetzt aber nicht mehr aus, erzählt er mir nun. Immer diese Leute retten. Die innere Leere jeden Tag nach Feierabend. Da müsse doch noch was kommen. »Und jetzt pass mal auf. Ich hab mich beim ZDF beworben. Die suchen einen Moderator für »Aspekte«. Weißte? Viele Bewerber. Aber … halt dich fest … mich haben se genommen.« »Ja. Dann man viel Erfolg. Tschüss. Schlaf gut.« Penner.

NEW ALBUM: HEADS UP CD/LP/DL ab 23.9. LIVE: 30.10. Köln, 01.11. Berlin

DOUBLE LP or DOUBLE CD including alternate versions and previously unreleased recordings from THE WHITE STRIPES, THE RACONTEURS and solo albums completely remastered.

JETZT IM HANDEL ALS 2CD/2LP/DL!

THE LEMON TWIGS

„Glam baroque starts here: prodigious brothers from New York make lush, lo-fi pop inspired by the Beatles, Beach Boys and any number of eclectic influences.“ The Guardian


#Life #Rezepte der Popküche

#Rezepte der Popküche

Die Kohlkopfsuppe aus »Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe« Wer mit seinen Blähungen noch nie Außerirdische angelockt hat, dem fehlt vermutlich einfach bloß das passende Kohlkopfsuppenrezept – oder ein bisschen Pennälerhumor à la Louis De Funès. »Das Dorf war ein Dorf. Der Zahn der Zeit muss hier so stark genagt haben, dass es auch diesen Zahn nicht mehr geben dürfte. Zwei Typen, deren Gedanken aus gegerbtem Leder zu bestehen schienen …« Was anfängt wie die romantischste Lovestory ever (?) entpuppt sich als Film über die Abgründe der Menschheit: Es geht vorrangig um Körpergeräusche und Sauferei; ein Film also, den man wieder und wieder kucken kann. Die beiden Rentnerfreunde Francis und Claude leben im eingangs genannten Dorf. Außer Saufen und Sterben erwarten sie nicht mehr viel vom Leben. Doch halt! Eine Sache wäre da noch: Neben jedem randvollen Gläschen zelebrieren sie ihre außerordentlichen Darmwinde, von denen sie jeden Tag aufs Neue ernsthaft beeindruckt scheinen: »Dass das die Hose aushält!« Eines Tages ertönt bei einem jener Orchester ein furchterregendes Donnergrollen. »Das ist ne Warnung vom großen Meister da oben. Die Furzerei geht ihm auf den Wecker. Das ist ein direkter Draht zum Chef«, stellt Claude verwundert fest. Statt des Chefs

fühlt sich ein Außerirdischer vom Planeten Oxo angesprochen. Mitten in der Nacht steht der mit seinem Raumschiff im gelb-roten DirkBach-Gedenkanzug oder auch »Plastiksmoking« (Claude) auf dem Grundstück der beiden und spielt Claude eine Audioaufnahme von dessen immensen Blähungen vor. Darüber kann der sich nur wundern: »Wenn man nicht mal mehr in Gottes freier Natur einen fahren lassen kann, ohne dass gleich ein Marsmensch runterfällt, dann wird’s aber ernst.« Claude kredenzt dem neuen Freund seine köstliche Kohlkopfsuppe und gibt ihm noch ein gutes Portiönchen davon mit ins All. Ein paar Nächte später steht der Außerirdische wieder vor der Tür und verlangt nach mehr Suppe. Auf Oxo hat man bereits einen Ermittlungsausschuss in Sachen Kohlkopfsuppe gegründet. Immerhin stellt die Speise eine Gefahr für die fremden Wesen dar … Wer derart Gefährliches nachkochen will, dem sei folgendes Rezept ans Herz gelegt – selbstredend nach Sichtung des Films! Senta Best

Das Rezept Zutaten für vier Blähungswillige: 1 Weißkohl 100 Gramm Rinderbeinscheibe 200 Gramm Zwiebeln 200 Gramm Kartoffeln 4 Möhren 4 Knoblauchzehen 1 Baguette 100 Gramm geräucherter Speck 0,3 Liter süße Sahne 0,3 Liter Wasser 0,3 Liter Weißwein Salz Pfeffer Und so geht’s: Den Weißkohl von Strunk und äußeren Blättern befreien und schneiden. Wasser und Wein im Topf mit Salz abschmecken, den Kohl dazugeben. Zwiebeln und Möhren klein schneiden und mit in den Topf geben, danach die Beinscheibe hinzufügen und das Ganze circa eine Stunde köcheln lassen. Schließlich die geschälten und gewürfelten Kartoffeln und den geschnittenen Knoblauch dazugeben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und weitere 30 Minuten kochen lassen. Speck, Brot und geschlagene Sahne als Beilage reichen.

Illustration: Alexandra Ruppert

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#Style

#Style

Foto: Jessica Backhaus

Diesem stylischen Strohhalm wohnt eine zeitlose Schönheit inne. Ein Klassiker wie die Gazelle von Adidas, dessen Geschichte wir nachspüren, wird er jedoch wohl nicht werden. Apropos Klassiker: Die Mode von Shepard Faireys »Obey Clothing« entwickelt sich jetzt schon in diese Richtung, obwohl die Marke des Streetart-Künstlers erst 2001 gegründet wurde.

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#Style #Jon Furlong

Jon Furlong

VON STREETWEAR ZU STREETART

Du hast mal behauptet, dass du keine Ahnung von Streetart und Streetwear hattest, bist dann aber über Obey der Leibfotograf von Shepard Fairey, einem der berühmtesten Street-Art-Künstler, geworden. Wie passt das zusammen?

Alles fing mit einem guten Freund von mir an, der im Vertrieb von Obey Clothing arbeitete. 2004, ich war Anfang 20, fragte ich ihn, ob er mir einen Job besorgen kann. Er konnte – in einem Lager von Obey. Dort gab es nur den Lagerleiter und mich. Ich begann, Fotos von den Klamotten zu machen, auch für die Website und Kataloge, bevor ich dann in die Marketing-Abteilung beordert wurde. Und das war schon etwas merkwürdig, da ich bis zu meinem Jobstart im Lager wirklich keine Ahnung hatte, was Obey und wer Shepard Fairey ist.

Mit ein paar Klamottenfotos wird man aber doch nicht gleich zum persönlichen Fotografen von Shepard Fairey, oder?

Shepard habe ich erst 2006 persönlich getroffen. Etwa ein Jahr später war ich Teil der Crew, die ihn auf eine Show und Ausstellung begleiten durfte. Dort habe ich nebenbei Fotos gemacht. Allerdings nicht mit dem Ziel, mal für ihn fotografieren zu dürfen. Für mich war Shepard ein ganz normaler Typ, den ich genau so normal behandelte wie er mich. So begann das alles und über die Zeit wurde ich Shepards Mann für die Fotos. War es hilfreich für den Anfang, dass ihr beide leidenschaftliche Skateboarder wart?

Ich wuchs quasi mit dem Skateboard an den Füßen auf. Und Shepard war früher auch ziemlich groß darin. Die Verbindung hat es vielleicht einfacher gemacht. War dein Weg des Fotografen vorgezeichnet?

Jon Furlong hatte mit Mode eigentlich nicht viel am Hut, als er 2004 anfing, bei Obey Clothing im Lager zu arbeiten. Zunächst fotografierte er dort die Klamotten, wurde aber schnell zum Hausund Hoffotografen von Shepard Fairey, Street Artist und Kopf der Fashion-Marke. Mittlerweile ist Furlong an Faireys Seite, wenn er Städten rund um den Globus eine künstlerische Note mit Aussage verpasst. Christian Schlodder hat den Weltenbummler für ein Interview abgegriffen. Fotos: Jon Furlong

Eigentlich war ich immer mehr im Medium Film zu Hause. Als ich jünger war, wollte ich aber unbedingt Fotograf in Kriegs- und Krisengebieten werden. Ich liebe diese Schwarz-Weiß-Kontraste des Lebens. In solchen Gegenden kann man die zwei gegensätzlichen Seiten zeigen, wie diese Welt da draußen aussieht; eine dunkle und eine etwas hellere. Meine Eltern haben mir das damals allerdings relativ schnell verboten. Heute bin ich sogar froh drüber. Immerhin dokumentierst du mit Shepard Fairey ja auch seine Kritik an dieser Welt.

Ja, das stimmt. Ohne für Shepard sprechen zu können, ist der Großteil seiner Arbeit voller kritischer Bedeutung und Sinn. Etwas, das eine Botschaft transportiert und Leute zum Nachdenken animiert. Deshalb ist er sich


#Style #Jon Furlong

auch immer darüber bewusst, wo er seine Werke anbringt Du hast dich mal als emotionalen und nicht technischen und wie er das tut. Fotografen beschrieben. Was meinst du damit? Was bestimmt auch bedeutet, dass du schwindelfrei Ich sehe mich immer noch so. Viele Leute fragen mich, sein musst. welche Objektive ich benutze, welche Brennweiten und Tatsächlich hatte ich anfangs panische Angst vor der all das Zeug. Und ich kann es ihnen nicht mal sagen. Klar, Höhe. Doch mir blieb ja nicht viel übrig, wenn ich eine ich kenne die Basics der Fotografie, aber ich bin eher davon gute Aufnahme machen wollte. Mittlerweile geht’s angetrieben, was ich im richtigen Moment sehe und weiß, ganz gut. dass ich das festhalten will. Wenn wir unterwegs sind, Wie sieht eure Zusammenarbeit denn aus, mache ich auch nicht Hunderte oder Tauwenn ihr in den Straßen unterwegs seid? Shepard Fairey sende Fotos, in der Hoffnung, dass eins davon Wir haben eine gute Verbindung und Kom- Der Street-Art-Künstler, gelingt. Ich lass es ganz natürlich passieren. munikation. Ich will nicht, dass er aufgesetzt Grafikdesigner, Aktivist Also plane ich auch keine Einstellungen oder und Illustrator stammt herumpost und Dinge für die Kamera tut. Alles aus der Skateboard-Szene irgendetwas im Vorfeld. So wirken die Bilder soll ungestellt sein und ein Stück Wirklichkeit und machte zum ersten eben weniger gekünstelt. Und natürlich weiß abbilden. Darin sind wir uns einig, und ich Mal mit seiner Stickerserie ich auch, dass ich mit dieser Herangehenswei»Andre The Giant Has A weiß, dass er genau das auf den Fotos sehen Posse« von sich reden. Mit se nicht der beste Fotograf der Welt werden will – und die Leute da draußen scheinbar auch. einem Motiv also, das den kann. Es gibt Tausende, die besser als ich sind. bekannten Wrestler Aber ich fühl mich ganz gut und sicher darin, zeigt und bereits was ich mache und wie ich das mache. 1989 von Fairey designt wurde. Dank der Verbreitung durch die Skaterszene tauchten die Sticker bald in ganz Amerika auf. Weltbekannt wurde er spätestens 2008 mit seinem »Hope«Poster, das Barak Obama zeigt.

Obey Clothing Die Modemarke wurde im Jahr 2001 von Shepard Fairey gegründet, um seine Artworks, aber auch seine Message in die Modewelt zu transportieren. Dabei bedienen sich viele Motive den von Fairey vereinnahmten Elementen kommunistischer Propaganda, oft in Verbindung mit Anti-Establishment-Statements. Auch die Verbindung zur Skater- und Musikwelt bleibt klar erkennbar: Aktuell gibt es bei Obey zum Beispiel eine Kollektion, die in Zusammenarbeit mit den Bad Brains entstand.

Hilft die Herangehensweise, wenn man Street-Art dokumentieren will?

Viele Leute denken, dass es unfassbar einfach sein müsse. Man steht an einer Ecke, jemand sprayt ein Graffiti. Auslöser. Fertig. Aber man braucht den Blick von innen – und den Zugang und das Vertrauen der Protagonisten sowieso. In dem Fall fühlt es sich am Ende sogar so an, als ob man dabei wäre, Geschichte zu dokumentieren. Denkst du manchmal daran, dass dieser Fokus auf Street-Art und den einen Künstler auf Dauer nicht auch zu eindimensional für einen Fotografen sein könnte?

Tatsächlich stimmt das zu einem gewissen Teil. Man muss sich ja immer weiterentwickeln und auch ich versuche mich immer wieder neu zu erfinden. Vielleicht werde ich mich deshalb auch mal in anderen Ländern umsehen, um die Arbeiten von unterschiedlichen großartigen Künstlern einzufangen. Mit meiner aktuellen Situation bin ich aber auch sehr zufrieden: Ich kann rumreisen, viele coole Leute kennenlernen und eben dazu auch noch ein Stück Geschichte dokumentieren. Aber wer weiß, vielleicht lande ich auch irgendwann mal beim National Geographic und mache so’n Zeug wie Tier- und Pflanzenfotos.

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#Style #Adidas Gazelle

50 Jahre Adidas Gazelle

DON’T CALL IT A COMEBACK! Vergesst den Retrohype und das ganze Gerede von der alten Turnschuhschule, in der angeblich alles besser war. Die Rückkehr­ der Adidas Gazelle sorgt in Zeiten immenser modischer Irrungen und Wirrungen für absolut zeitloses Stilbewusstsein – und das ist schließlich das Einzige, was wirklich zählt, meint Andreas Grüter.

Bequem, praktisch, funktional – rein stilistisch betrachtet ist die Adidas Gazelle einer dieser klassischen Trainer, wie sie in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre an den Füßen vieler Sportler zu finden waren. Und doch unterscheidet sich der Werdegang des schlichten Suede-Styles, der ursprünglich 1966 in einer roten Indoor- und einer blauen Outdoor-Version gelauncht wurde, dank einiger Launen der Geschichte signifikant von dem seiner Zeitgenossen. Nachdem der mehrfach aufgerüstete Schuh seinen sportlichen Dienst nach mehr als eineinhalb Jahrzehnten final quittierte und neue, technisch ausgereiftere Modelle übernahmen, machte er Anfang der 80er-Jahre zunächst Karriere als Lieblingsfootwear der Casuals, jener britischen Subkultur, die den cleanen und detailbewussten Look der Mods mit erlebnisorientierter Fußballfankultur vermischte. Massive modische Spuren hinterließ die Gazelle anschließend außerdem in der Reggae-, Acid-Jazzund HipHop-Szene, wurde aber auch vom Britpop und der Alternative-RockGemeinde hochgeschätzt. So tauchten die Kicks nicht nur an den Füßen der Gallagher-Brüder und Jay Kay von Jamiroquai auf, sondern wurden auch von Top-Model und Grunge-Poster-Girl Kate Moss offensiv

als Teil ihres Fashion-Selbstverständnisses zelebriert. Nach einer kurzen Produktions­pause zwischen 2001 und 2005 feierte Adidas in diesem Sommer anlässlich des 50. Geburtstags der Gazelle den Relaunch des Modells. Endlich ist der Klassiker wieder fester Bestandteil des Adidas-Originals-Sortiments und findet als Skateboarding-Signature-Modell von Skateboarder Dennis Busenitz auch wieder zurück in die Sportwelt. Nachdem sich die Modelle des ersten Drops nicht nur in klassischen Colourways, sondern vor allem in zarten Pastelltönen präsentierten, stehen für den Herbst und Winter nun starke Farben im Fokus: Vintage-inspirierte Nuancen wie das Rostrot »Craft Chili« und das senfige »Eqt Yellow« lassen an die 70erJahre denken, das intensiv-leuchtende »Shock Purple« kann fast schon als eine Reminiszenz an die Rave-Kultur verstanden werden. Doch nicht nur an der Farbgebung wurde gefeilt, auch der Shape des Schuhs bekam ein minimales Make-over: Die Herrenvariante ist etwas weiter geworden – mehr Tragekomfort für alle, die nicht nur auf großem, sondern auch auf breiterem Fuß leben. Die neuen Modelle sind ab sofort erhältlich.


#Adidas Gazelle #Style

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#Style #Top 5

SNEAKER, DIE NIE AUS DER MODE KOMMEN

Bei Schuhen ist es ähnlich wie bei Musik: Trends kommen. Trends gehen. Und Trends kehren zurück. Rami Eiserfey vom Sneakermagazin Praise sagt euch, in welche Modelle ihr jetzt investieren solltet – wenn ihr sie nicht eh noch im Schuhschrank habt.

3. Nike Air Max TN Spätestens seit der 187 Straßenbande reden alle nur noch von den sogenannten »Haifischnikez«. Was früher nur Pusher getragen haben, hat sich über die Grime-Szene in London so langsam wieder in unsere Hemisphären geschlichen.

1. Asics Gel-Lyte III

4. Vans Old Skool

Vor 25 Jahren kam Asics Tiger zum ersten Mal auf die Idee, die Zunge eines Schuhs zu spalten. Heute, nach zahlreichen Kollaborationen, wie mit dem New Yorker Designer Ronnie Fieg, ist das Modell aktueller und angesagter denn je.

Fragt man Kanye West oder Jerry Lorenzo, was ihre Alltagsschuhe sind, antworten beide mit »Vans Checkerboard«. Das Schachmuster und die vulkanisierte Sohle finden inzwischen sogar in High-Fashion-Kreisen statt.

2. Converse All Star Modern

5. Puma Suede

Wenn es um zeitlose Silhouetten geht, kommt keiner am Converse All Star vorbei. 2016 hat Converse den Schuh »modern« gemacht und ihm mit freundlicher Hilfe von Nike ein Update in Form von leichteren Materialien und einem gemütlicheren Fitting verabreicht.

Kangol-Hut, Tracksuit und Puma Suedes: So sahen die Ursprünge von Hip Hop aus, vor allem in der BreakdanceKultur. Da wundert es nicht, dass auch Newschooler wie Young Thug, Rae Sremmurd und Kylie Jenner die Kulttreter tragen.


PRESENTS

29. /30.10.16 X-POST COLOGNE #sneakerness2016


90

#Style #Technik

Die Stille: Here One

Das schlimmste an Messen ist das Gequatsche. Dagegen hilft das Here One. Ab in die Ohren damit und schon kann man die ganze Halle leiser drehen. Was auf den ersten Blick aussieht wie relativ schicke kabellose Ohrhörer, stellt sich fast als ein Ohrcomputer heraus. Mit ihm kann man Musik hören, telefonieren und Sprachbefehle ans Handy schicken. Vor allem aber lässt sich mit der passenden App die Welt lauter und leiser regeln oder gleich der Sound verändern. Stimmen lauter, die U-Bahn leiser, mehr Hall, mehr Bass – alles kein Problem mehr. — erscheint in diesem Jahr, circa 265 Euro für Vorbesteller

IFA-Gadgets

BEIM NÄCHSTEN GONG IST ES BIER UHR Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin geht es in diesem Jahr um Waschmaschinen. Aber auch Kernfragen werden gestellt: Wie spät ist es eigentlich? Wo kann ich ein gutes Bier trinken? Wann hört der Lärm auf? Alles eine Frage des Geldes, wie Jan Bojaryn herausgefunden hat.

Das Bier: Pico Brew

Die Uhr: Samsung Gear S3

Wir alle haben uns an Craft Beer gewöhnt. Aber was sollen wir tun, wenn unsere Facebook-Bekanntschaft aus Seattle vom Pseudokölsch schwärmt, das der Eckladen einfach nicht ausschenken mag? Oder was, wenn der nächste Eckladen weiter als 100 Meter entfernt ist? Kein Problem, ab jetzt können wir dieses Gerät auf die Theke stellen. Mit einem Design irgendwo zwischen Kaffeemaschine und Mini-Geschirrspüler vermittelt Pico Brew eine Eleganz, von der Gärfässer nur träumen können. Und es macht Bierbrauen obszön einfach, schließlich gibt es vorgemischte, lizensierte Craft-Beer-Zutaten.

Die beste Smartwatch kam noch nie von Apple. Wer sich ein halbes Handy ans Handgelenk hängen wollte, landete eher bei der Gear S2. Denn nur Samsung verstand, wie man einen winzigen runden Touchscreen sinnvoll bedienen konnte: Mit einem Rädchen rund um das Ziffernblatt. Dieses Rädchen des Nachfolgers S3 hat dezente Zacken bekommen, das Gehäuse ist etwas größer. So sieht die Smartwatch jetzt aus wie ein Chronometer. Was nicht gerade ideal für schmale Handgelenke ist, aber ideal für Menschen, die gerne erkennen, was auf dem immer eingeschalteten Bildschirm zu sehen ist. Dazu gibt’s mehr Leistung und mehr Akkulaufzeit.

— erscheint in diesem Jahr, circa 710 Euro für Vorbesteller

— erscheint in diesem Jahr, Preis noch unbekannt


WILLKOMMEN IN DEINEM LIEBLINGSLADEN, DEM ORT DER VERDORBENHEIT REG VOM ISSE THE VON UR

BRO CIRC KEN LE

EIN FILM VON

FELIX VON GROENINGEN TOM VERMEIR | STEF AERTS MUSIK VON SOULWAX www.belgica-film.de

AB 14.10. AUF DVD UND ALS EST/VOD


N– 0 3 out on 30/09/2016

www.praisemag.com


#Review

# Review Spalter

Unsere liebsten Platten

Warpaint Heads Up Rough Trade / Beggars / Indigo

Dürfen Warpaint Kopf nach oben in die Sonne blinzeln, oder müssen sie uns weiterhin in der Dunkelkammer Gesellschaft leisten? »Heads Up« entfacht einen Streit, der sich auf die Bewertung von Gradwerten ausweitet. Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

01 Kate Tempest Let Them Eat Chaos 02 Warpaint Heads Up 03 AlunaGeorge I Remember 04 Danny Brown Atrocity Exhibition 05 Pixies Head Carrier 06 The Lemon Twigs Do Hollywood 07 Touché Amoré Stage Four

»Wann hört das endlich auf«, frage ich mich, irgendwo auf einem frühherbstlichen Feld in den Weiten Brandenburgs. Es ist heiß, noch einmal knallt die Sonne. Das neue Warpaint-Album am Start. Niemand da. Los geht es. Besser als die Vorfreude wird es nicht. Die Poster-Girls des IndieRock machen jetzt in Pop. Das Unheil kündigt sich bereits im ersten Song »Whiteout« an. In »By Your Side«, dem auch erst zweiten Song des Albums, sind Theresa Wayman, Jenny Lee Lindberg, Emily Kokal und Stella Mozgawa dann endgültig vom Weg abgekommen. Sie wollten schneller und tanzbarer klingen, dabei verirren sie sich aber bereits hier. Wahrscheinlich wollen sie mystisch klingen, doch da ist nur Kälte. Dann folgt schon »New Song«, und da zerschießt es das Album, zerschießt es die Band. Musik für die nächste GNTM-Live-Show, hastig eingespielt zwischen zwei Heidi-Klum-Moderationen. Man muss kein Freund der Sonne sein, um am neuen Das geht dann so weiter, Album von Warpaint Gefallen zu finden, Mr. Uersfeld. Aber und man fragt sich, wann es hilft, die Sonnenbrille beim Ereifern einfach mal kurz das Album eigentlich endet. abzunehmen und tief durchzuatmen: Ja, die vier KaliforUnd was das alles soll. Warnierinnen haben sich auf ihrem dritten Album »Heads Up« abermals paint sind aus der Dunkelein neues, leicht abgewandeltes Sound-Gewand zugelegt. Und im Zuge dessen den schwebenden Post-Punk ihres selbstbetitelten Vorgängers heit getreten und im Licht um dezent treibende HipHop-Beats und R’n’B-Einflüsse erweitert. verbrannt. Schade. Auf den Feldern der Uckermark Früher nannte man so etwas künstlerische Weiterentwicklung. Für zeichnen sich in der Ferne diese haben sich Warpaint laut Presseinfo von so unterschiedlichen Windränder ab. Nichts ist Künstlern wie Kendrick Lamar, Janet Jackson, Nile Rodgers und Björk für immer. inspirieren lassen. Hören tut man dies indes nur selten so explizit wie Stephan Uersfeld in der ersten Single »New Song«, die, wie schon »Disco/Very« auf dem Vorgänger, die Grenzen der Tanzbarkeit auslotet, nur eben deutlich hittiger produziert ist. Der potenzielle erste Dance-Hit Warpaints steht exemplarisch für ihre Hinwendung zum Pop, bleibt im Album-Kontext aber die einzige knallige Gute-Laune-Offensive. Die restlichen Songs auf »Heads Up« tragen noch immer die schwermütige Handschrift der Band, auch wenn sich durch die kalifornische Düsternis der ein oder andere Mitsing-Refrain zieht (»So Good«). Ja, Warpaint wollen mit ihrem neuen Album mal aus der Dunkelkammer rausblinzeln. Im Licht verbrennen sie deswegen noch lange nicht, wenn dabei so tolle Songs wie der sinnlich vor sich hin groovende Opener »Whiteout« herauskommen. Luka Nowak

08 Banks The Altar 09 Cymbals Eat Guitars Pretty Years 10 Bastille Wild World

Eure liebsten Platten 01 Beginner Advanced Chemistry 02 Jennifer Rostock Genau in diesem Ton 03 Nick Cave & The Bad Seeds Skeleton Tree 04 Billy Talent Afraid Of Heights 05 Bastille Wild World 06 Maxim Das Bisschen was wir sind 07 The Divine Comedy Foreverland 08 Wilco Schmilco 09 Dinosaur Jr. Give A Glimpse Of What Yer Not 10 Beyoncé Lemonade

Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Ver­losungen teil!

93


94

#Review #Platten vor Gericht

Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via Facebook Juror werden!

Andreas Fröhlich

Rummelsnuff

Wallis Bird

Farhot

Ø 4,10

Ø 6,00

Ø 7,40

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5

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3,23

Miles Davis Kind Of Blue

The Smiths Strangeways, Here We Come

Prodigy Music For The Jilted Generation

Beth Gibbons Out Of Season

Tuxedomoon Half Mute

Laibach Opus Dei

Fela Kuti Expensive Shit

GZA Liquid Swords

Arvo Pärt Tabula Rasa

Coil Horse Rotorvator

Villagers Becoming A Jackal

Björk Homogenic

Bob Andrews / Die drei ???

1

Frank Ocean Blonde Boys Don‘t Cry

2

Angel Olsen My Woman Jagjaguwar / Cargo

3

Glass Animals How To Be A Human Being Wolf Tone / Caroline / Universal

4

De La Soul And The Anonymous Nobody

Frank Ocean macht alles richtig – Musik für Leute, die die Wasserwaage erst dann benutzen, wenn die Nägel schon in der Wand sind. Kommt mir sehr entgegen. Klingt irgendwie nach Kirchentag und Dolly Parton auf schmutzig. »Shut up, kiss me«, singt sie. Okay, aber nimm bitte vorher die Oblate aus dem Mund, Mädchen. Absolutes Highlight. Noch besser als der Vorgänger. Perfekte Geschichtenerzähler, musikalisch wertvoll, intelligent mit Witz und Style. Kaufe ich. Nach wie vor gilt: »It’s funky, it’s disco, it’s HipHop and it’s classic!«

Schön. Hat aber nichts. Fans und Kritiker wittern schon jetzt mindestens zehn Hits auf dem Album, alle reden darüber. Und das ist das Problem. Trauriges Mädchen mit schwermütigen Melodien, Hall und keckem Gitarrensound aus einer anderen Zeit. Der Rummelsnuff wünscht sich mehr Tempo. Keine schlechte Musik, aber sehr verbastelt und zu überfrachtet. Leider bleibt nichts davon im Ohr.

Da kann der Rummelsnuff nicht so druff. Hier fehlt der Ohrwurm, das Besondere an den Songs.

I get the hype, it’s actually fucking brilliant. Stories from an adventurer who doesn’t give two fucks musically.

This is my thing. Soft hazy distortion. Cool but not too cool. Nice stories – I want to listen more.

Very nice, good and mixed, like the stories. Keep it up, would be awesome live.

It’s nostalgic and name heavy, I got lost searching for tunes though. I love this band and will listen again.

Kobalt / Rough Trade

5

Jamie T. Trick EMI / Universal

6

Coup Der Holland Job Four / Sony

7

The Slow Show Dream Darling Haldern Pop / Rough Trade

8

Banks & Steelz Anything But Words Warner / Warner

9

Beginner Advanced Chemistry Vertigo Berlin / Universal

10

Jennifer Rostock Genau in diesem Ton Four / Sony

All Time Faves

Von Clash klauen, an die Ramones verteilen und die auch noch beklauen, da schalte ich innerlich ab! Die Kopie einer Kopie einer Kopie. Robin Hood geht anders. Schade, ich habe mich so auf die Bud Spencer/ Terence Hill-Tracklist gefreut – was ist passiert? Zu wenig Motherfuck? Nur mit Babelfisch im Ohr zu empfehlen. Der Vergleich mit Nick Cave ist natürlich Blödsinn, aber die Stimme ist gut. Rob Goodwin hat es begriffen: Das Leise ist am Ende das Lauteste! Gefällt. Man merkt: Die beiden Jungs lieben Tischtennis. Trotz Pop-HipHop funktioniert hier Rap-Pingpong-Rock perfekt, ohne Pipapo.

Komisch, aber bei »Es war einmal« habe ich die ganze Zeit Biene Majas Freund Willi vor Augen. Oh nein, und jetzt auch noch Rabe Socke!

GZSZ-Texte treffen auf Discounter-Geschrammel mit ganz viel Wut aus der Dose. Ein Album wie die Kölner Fußgängerzone: Man ist froh, wenn man durch ist.

Abwechslungsreich bis durchwachsen. Toller Auftakt, auch wenn der zweite Song arg stresst. Bis zum Ende zwiespältig – manches zündet, anderes weniger. Die treten mal richtig die Tür ein. Derber Minimalismus in einfallsreich und trotzdem dem Rummelsnuff fremd. Textlich überladen, aber die Samples gefallen. Zauberhafte Arrangements, wunderbare Chöre. Auch wenn sie wegen ihrem Sound zuweilen ein wenig altklug erscheinen, freue ich mich über den Tipp. Dass Bands, die so was machen, reichlich Fans rekrutieren können, ist bekannt. Dass Rummelsnuff nicht in vorderster Front dazugehört, auch.

Für den Käpt’n fühlt es sich an, als würde man einen Fleischer zu Konditoreispezialitäten befragen. Die Jungs werden das verschmerzen können. Stadionrock mit wenig Anspruch. Auch wenn es zwischendurch mal losrumpelt, ist das was für kleine Mädchen, die ein Idol suchen, aber nichts für Rummelsnuff.

Very British again (with various British styles of pop). Big nostalgia trip, he sounds like he made a big effort.

Now this is good shit. I like it. Not sure of all the lyrics but hope this is people who have robbed shops but are good to their mothers. The tunes are huge. Well done! Soft and passionate. Good music to hold your loved one to, while reading them a sad book. There will be sex afterwards.

Congrats on this album. I’m sure loads of people will love it.

The sounds are very well looked after, it sounds like an album I’d be drinking down the promenade with my friends, who also rob shops.

I really like the sounds, the mixing and the performance of this album.

Der könnte wahrscheinlich Jennifer-RostockLieder singen, und ich würde es feiern. Für mich hat er auf »Blonde« alles richtig gemacht. Ich muss an »Twin Peaks« denken. Für meinen Geschmack könnte die Produktion noch etwas mumpfiger klingen. Würde der Sängerin mehr Platz geben. Das Album beginnt mit vielen Samples, klingt zumindest so. Sympathisch und geschmacklich eher auf der guten Seite. »Take A Slice« ist mein Favorit. Cooles Album. Ich liebe die Streicher! Diese Dangermouse-Moves hier und da verzeih ich den Jungs. Wie immer stilsicher. Legenden auf ihrem Feld. Diesen Drum-Loop bei »Solomon Eagle« darf man eigentlich nicht mehr so verwenden. Aber er kann was. »Dragon Bones« gefällt mir am besten. Hier soll ich also ein Album bewerten, an dem ich als »Die Achse« mit Blanco zusammen mehr als die Hälfte produziert habe. Kann ich natürlich nicht. Konnte mir kein Lied merken. Sind aber alle schön, auch schön zum Einschlafen. Der Sänger hat bestimmt immer sehr viel Zeit für alles. Cooler Typ. Einer der größten OGs im HipHop! Freut mich, dass man bei »Point Of View« noch den alten RZA hört. Ein alter Wu-Tang-Fan wird hiermit wohl nix anfangen können. Nach langer Zeit eine Platte für ihre Fans. Eißfeldt hat hier und da coole Zeilen. Denyo disst Alligatoah. Für ihn hoffe ich, dass Alligatoah nicht zurückschießt. Bei dem Hass auf sie denkt man, dass die nichts können. Dabei klingt das gekonnt. Aber ich fühle nichts. Bei den Balladen gibt's geschmackliche Patzer.


#Review #Platten vor Gericht

Half Girl

Rockstah

Dillon

Afrob

Julie

Marco Hekler Leser

95

Lars Fleischmann Intro

Ø 7,60

Ø 5,80

Ø 6,80

Ø 8, 20

Ø 6,70

Ø 4,89

Ø

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6,72

10

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6,40

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5,15

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7

10

3

1

5,12

David Bowie The Rise And Fall Of Ziggy Stardust …

Justice †

Billie Holiday alles

Mobb Deep Hell On Earth

Radiohead OK Computer

Dean Blunt The Redeemer

Motörhead No Remorse

Eminem The Slim Shady LP

LFO Frequencies

Public Enemy It Takes A Nation Of Millions To …

Kendrick Lamar To Pimp A Butterfly

Tocotronic Wir kommen um uns zu beschweren

Lassie Singers Hotel Hotel

Foo Fighters The Colour And The Shape

Jeff Buckley Grace

Gang Starr Step In The Arena

System Of A Down Toxicity

Michaela Melián Baden-Baden

Album heißt »Blonde«, Song 15 »Seigfried«. Ocean wirkt wie ein Heldentenor. Wünsche mir eine kritische Wagner-Inszenierung zum Thema »Weiße Übermacht«! Die Stimme des Engels schneidet mit Katzenkraft ins Herz. Die honigweich hallenden Gitarren stillen den schönen Schmerz.

Hat hübsche Sounds: Querflöten, Elektrovögel, Maunzen. Die Stimme aber weckt in mir den Drang, im nächsten Fight Club etwas Schönes zu zerstören. Die soziale Seite des HipHop! Gefiel mir schon 1989 als Gruftie. 2016: Bonding mit Punk! Ein Song namens »CBGB’s« mit 1a Basslauf. Metal küsst Electro, Pop macht mit, alle sind glücklich und kratzig und wild. Adrenalin schießt ein, Drone Strike! Zerstörungsdrang wird wieder Energie. Ich trag ja gern Blender am Handgelenk. Hafti und Xatar dagegen zwei Rolys pro Arm. Marken und Gefluche. Aber schönes SazIntro und 1a Anti-AfD-Song! Sä n g e r h at Ro s e n mitsamt den Dornen gefressen und mit Blut und Tränen nachgespült. Johnny Cashs Enkel aus Manchester?

RZA vom Wu-Tang Clan und Paul Banks von Interpol? Warum sind Grandmaster Flash und Joy Division da nicht schon drauf gekommen? Finde sie schon wegen ihres Gesamtwerks gut. Süße Stimme von Jan Delay. Machen Advanced Chemistry jetzt auch eine Platte, die »Beginner« heißt? Hab en einen AntiAfD-Song (gibt ExtraPunkte), ihn aber nicht wie Coup auf die Platte gepackt. Hier nur Fashionrock mit Leistungssportgesang.

Stilsicher as fuck besingt der neue alte Frank Ocean wieder einmal die Drogen, das Leben und alles andere in fast perfekter Atmosphäre.

Trauriges Mädchen singt auf traurigen Songs über traurige Themen im IndieFolk-Grunge-Gewand. David und Kurt hätten auf jeden Fall ihre Facebook-Seite geliked. Eine von diesen angenehmen Indie-Sommerplatten, bei denen man nicht versteht, warum sie erst Ende August erscheinen. Macht aber auch 2017 noch Spaß. Wer immer noch davon träumt, mal auf dem Splash-Zeltplatz mit Damion Davis zu cyphern, der wird daran seine helle Freude haben. Der Rest hört Probe. Eine Platte, die klingt, als hätten sich englische Internatsschüler nach dem Unterricht zum Prügeln in einer dunklen Londoner Gasse verabredet. Groß! Ein weiteres Album für ironisches Mitgrölen auf versnobten Studentenpartys. Fernab davon aber ein großer, lauter Spaß. Nur das Cover ist scheiße. Ich kann mit Nick Cave schon nix anfangen, folglich auch nicht mit seiner Kopie, die auf 20 % Leistung läuft. Ist aber bestimmt super Musik, um sich umzubringen. Dinge, die Thees und Casper hierzulande mit Bravur meistern, scheitern bei RZA und Interpol bereits im Opener. Zu stressig, zu unausgewogen, zu konstruiert. Denyo wäre gern Marteria, DJ Mad nicht 60 und Eißfeldt irgendwo anders. Ein Legendenstatus rechtfertigt dann eben doch keine uninspirierte 08/15-Platte. Die emanzipierte Form von Silbermond macht alles wie immer und ist dabei gewohnt Berlin. Wenig Peinlichkeiten, viele kleine Hits – mag ich irgendwie.

Ich schätze Frank Ocean bereits seit Jahren sehr. Was kann ich zu »Blonde« sagen? Ich liebe es. Ich liebe dich. Danke, Frank.

Angels Musik erinnert mich an Fleetwood Mac und Lana Del Rey. »I dare you to understand what makes me a woman« ist ein wichtiger Gedanke, den ich mit ihr teile. »How To Be A Human Being« hört sich an, als würde es nach Körpern, Regen, Zigaretten und Sand riechen. Das sind alles Dinge, die ich mag. »We are the present, past and still the future. Bound by friendship, fuelled and inspired by what’s at stake«. Wie schön, so etwas nach zwölf Jahren zu hören. Das Album klingt wahnsinnig britisch, was mich immer wieder beeindruckt. Ich fühle mich etwas klaustrophobisch. Aber so ist das eben manchmal. Die Instrumentalversionen sind so super. Ich habe das Album mehrmals gehört und wünschte mir, ich könnte nur die Hälfte von dem verstehen, was sie rappen. Schwierig. Löst leider überhaupt nichts in mir aus.

»Anthing But Words« hört sich an wie der Soundtrack zu einer US-Dramaserie. Bei Wu-Tang Clan und Interpol dachte ich an etwas weniger Berechenbares.

Ich mag Denyos und Jan Delays Stimmen, doch kann ich weder inhaltlich noch musikalisch etwas mit »Advanced Chemistry« anfangen. Feministisch, sozialkritisch und hysterisch. High five, Jennifer Rostock!

Das ganze Politische rund um Frank Ocean finde ich nervig. Manchmal sind die Leute halt interessanter als die Musik und ich glaube, das ist bei ihm der Fall. Hatte das Gefühl, ich müsse die Rasierklingen auspacken und mich umbringen. Aber die ruhigen Sachen erzeugen Gefühle, damit kann ich was anfangen. Typisch britisch, handwerklich echt gut und mit hohem Wiedererkennungswert. Super Platte!

Hier gilt das Gleiche wie für die Beginner: So stelle ich mir De La Soul im Jahr 2016 vor. Gute Chords, smoothe Raps, st arke Instrumentals. Finde ich geil. Die Jugend hört so viele verschiedene Musikstile, die Subkulturen sterben langsam aus. Diese Vermischung spiegelt sich in dem Album bestens wider. Hafti und Xatar haben ein gutes Ohr. Die Symbiose aus beiden funktioniert, und die Zusammenstellung der Musik ist außergewöhnlich – und nicht 08/15. Ich mag diese rauchige Stimme nicht so. Kann es nicht richtig einordnen, es ist einfach nicht meins. Respektiere aber sehr, dass sie etwas Spezielles machen. Ich finde nicht, dass diese Mischung funktioniert. Klingt viel zu hektisch, weil die Vocals mit dem schnellen Rock mithalten müssen. Kann ich leider nichts mit anfangen. Das Album ist so, wie man sich die Beginner 2016 vorgestellt hat. Sie haben ihr Ding durchgezogen. Man hört zu 100 %, dass es ihr Album ist. Gelungenes Comeback.

Eine Mischung aus Grunge, Nena, Tote Hosen und sogar RATM – Kompliment! Aus der Ferne war ich ein halber Hater, aber ich bin positiv überrascht!

Vier Jahre musste man auf den Nachfolger von »Channel Orange« warten – es hat sich gelohnt. Punktabzug gibt es jedoch für den exklusiven Deal mit Apple. Großartige Produktion und fantastische Lyrics – so lässt sich »My Women« wohl am besten beschreiben. Dazu kommen die tollen Vocals von Angel Olsen. Irgendwie ganz anders als das Debüt, dennoch typisch Glass Animals. Ein perfektes Album, um die restlichen Sommertage zu genießen. Überzeugt durch seine coole, experimentelle Mischung verschiedener Genres genauso wie durch seine großartige Gästeliste.

Jamie T. liefert ein Album ab, dass düsterer und experimentierfreudiger ist als seine Vorgänger, ohne jedoch seinem Stil untreu zu werden – grandios. Das ist einfach nicht meine Musik – aber für die Message des Songs »AFD« gibt es einen Trostpunkt von mir.

Hier wird nicht viel experimentiert, sondern das Konzept des Vorgängers beibehalten. Die weihnachtlichen Klänge wirken im Winter vielleicht etwas mehr als jetzt. Als großer Interpol-Fan war ich gespannt auf die Platte. Leider werden hier Erinnerungen wach an das ziemlich mittelmäßige Konzert bei Rock im Park. Die Beginner liefern mit »Advanced Chemistry« eine solide Platte ab. Kommt zwar nicht an »Bambule« heran, hat aber dennoch ihre Höhepunkte. Für ihre Anti-AfD-Aktion verdienen Jennifer Rostock großen Respekt. Leider finde ich ihre Musik trotzdem nicht gut.

I don’t believe the Hypes – Kanye zum Beispiel ist mir egal. Frank Ocean würde ich hingegen mit der Waffe verteidigen. Und das meine ich todernst! Das nächste grandiose Album. Eine begnadete Songwriterin. Sie formt Depression zu was ganz Tollem. »Shut up, kiss me, hold me tight!« Nicht lang schnacken. Voll okaye Popmusik und gutes zweites Album. Könnten damit abräumen. Super Produktion!

Ich wünschte, ich würde mich für De La Soul interessieren. Es wäre unbedingt ein Leben mit mehr Sinn. Doch ich kann nicht.

Komplett planlos, das Album. Alle Nummern klingen unterschiedlich. Nach dem Schrotgewehr-Prinzip: Ein Song wird schon treffen. Nope, you’re still a bitch. Die Produktionen sind ultrafett. Aber insgesamt haben beide das alleine schon besser gemacht. Dann doch lieber im Express den RapperKrieg verfolgen. Alle Gründe, warum ich keine »Indie-Musik« mehr höre, konzentriert in einer Band. Die Stimme geht als Empfängnisverhütung durch.

Wer ist das? Ach, RZA und der Interpol-Dude. Irgendwie gruselig. Fürs Radio aber auch okay. Hauptsache Ghostface-Feature!

Ich raff nicht, was das alles soll. Neben den Texten schreien auch alle Samples: »Wir sind hängen geblieben!« »Schelle« ist der absolute Tiefpunkt. Ever. »Wenn man uns nicht kennt, ist es leichter uns zu hassen«. Dann macht doch einfach Musik, die nicht so hassenswert ist.


96

#Review sind, kommen die House- und HipHop-Beats aus westlicher Tradition. Das führt mitunter dazu, dass die Tracks recht konventionell wirken – das hier ist nicht arabische Musik mit westlichen Einflüssen, sondern europäische Clubmusik mit östlichem Einschlag. In Zeiten von Islamphobie und Renationalisierung ist aber zu betonen, wie souverän und selbstverständlich das musikalisch alles zusammenpasst. Henje Richter

Spektakel der Ausgabe

Kate Tempest Let Them Eat Chaos Fiction / Caroline / Universal / VÖ 07.10.16

Kate Tempest erzählt Geschichten, wie Mike Skinner sie leider nicht mehr erzählt. Storys, die tief runterziehen, um dann am Boden doch noch Hoffnung zu finden.

Sieben Menschen, die zwar die gleiche Londoner Straße bewohnen, aber nichts voneinander wissen: Davon erzählt Kate Tempest auf ihrem zweiten Album nach dem gefeierten »Everybody Down«. Ähnlich wie auf dem Vorgänger skizziert die Autorin und Rapperin kaputte Figuren, isolierte Großstadtverlierer, die in ihrem Leben feststecken. Geschichten, die sich sehr britisch und zugleich universell anschlussfähig anfühlen, so wie Mike Skinners The Streets zu seinen besten Zeiten. Auch wenn »Let Them Eat Chaos« einen großen Storybogen erzählt, funktionieren die Songs auch für sich genommen – so wie »Lionmouth Door Knocker«, eine Hymne an das Gefühl, gerade als einziger Mensch in der Stadt wach zu liegen und nachzudenken, oder die bereits letztes Jahr veröffentlichte Single »Europe Is Lost«, das anklagende Grablied für den europäischen Gedanken. Tempest könnte die gesamte Spielzeit wohl auch ohne musikalische Begleitung tragen, so packend ist ihre Vortragsweise. Ursprünglich wurde »Let Them Eat Chaos« schließlich als Spoken-Word-Performance geschrieben, die parallel auch als Taschenbuch erscheint. Die Industrial-Beats sind dazu passend oft minimalistisch, teils so fragil und kurz vor dem Zusammenbruch wie die Charaktere, von denen das Album erzählt. Die geballte Weltuntergangsstimmung wäre fast zu niederschmetternd, wäre da nicht Tempests Stimme, in der sich immer noch Liebe und Hoffnung für ihre Charaktere zeigt, egal wie kaputt sie auch sein mögen. Bei allem Pessimismus ist »Let Them Eat Chaos« ein Aufschrei gegen Lethargie auf allen Ebenen. Solange es Geschichtenerzählerinnen wie Kate Tempest gibt, gibt es wohl doch noch Hoffnung. Dominik Bruns

Acid Arab Musique De France Crammed Discs / Indigo / VÖ 07.10.16

Orientalische Klänge haben in der elektronischen Musik seit einigen Jahren wieder Konjunktur. Das Pariser Duo Acid Arab reiht sich da gut ein.

Afrob Mutterschiff One Shotta / Soulfood

Der nächste bitte: Mit Afrobs selbsternanntem Future-Sound-Rap betritt wieder ein Rap-Urgestein eine neue Stufe seines facettenreichen Schaffens. Das 2014er-Album »Push« markierte mit dem für ihn bis dato höchsten Chart-Einstieg tatsächlich einen Meilenstein in der musikalischen Vita des Wahl-Hamburgers Afrob. Wie hart es ist, sich als ehemaliges Aushängeschild einer pulsierenden und in der letzten Dekade auf links gedrehten Szene frisch und relevant zu halten, haben etliche Mitstreiter leidvoll erfahren müssen. Nicht zuletzt darum ist »Mutterschiff« primär klanglich ein satter Schritt nach vorne: Keine Wiederholung alter Muster, mehr Wut; mehr Breite in Sound und Flow. Der Titel ist futuristisch zu verstehen, die Vielfalt an Einflüssen aus dem neuen US-Rap sind deutlich zu hören und richten den Blick auf einen möglichen Sound von morgen. Die Features mit Gentleman oder Samy Deluxe sind der einzige Link in die Vergangenheit. Versetzt mit Jazz- und SoulElementen klingt Afrob deutlich spaciger und dichter als zuvor. Textlich steckt er dick im Jetzt, aber da gibt es auch genug zu erzählen, über ihn selbst und über die Zeit, in der er lebt. So geht ein gutes Statement, wie man im Game weiterschreitet, ohne sich in alten Trademarks zu verstricken. Kristof Beuthner

Against Me! Shape Shift With Me Xtra Mile / Indigo

Fatima Al Qadiri, Omar Souleyman und durch Remixe auch Imarhan haben zuletzt erfolgreich eine Brücke vom Nahen Osten und Nordafrika in die Clubs des Westens geschlagen. Die beiden Pariser DJs Guido Minisky und Hervé Carvalho kommen ihnen als Acid Arab nun aus der anderen Richtung entgegen. Wie die Namen schon verraten, liegen deren Ursprünge nicht im Osten, sondern in Frankreich. Aber sie machen sich zunutze, dass man Paris nicht verlassen muss, um eine Vielfalt an orientalischen Einflüssen aufnehmen zu können. Das mit einer langen Reihe an arabischstämmigen Gastmusikern aufgenommene Debüt pendelt stark zwischen beiden kulturellen Polen. Während die Instrumentierung und der Gesang arabisch

Ausdruck der auch im Punk beheimateten linken Bigotterie. Das ist ein weiterer Umstand, der von Against Me! bereits thematisiert wurde. Damals wie heute, auf der neuen LP »Shape Shift With Me«, spielt die Band aus Florida schnellen und melodischen Punkrock, der von Bruce Springsteen und schummrigem Lagerfeuer, Blues und Folk beeinflusst wird. Es bleiben das treibende Schlagzeug und die melodischen Gitarren, die Graces liebenswürdig und notwendig schiefen Gesang umgarnen. Against Me! halten auch trotz neuer Besetzung an Bass und Schlagzeug ihre Klasse, und das ist in diesem Fall eine absolut gute Nachricht. Menachim Zwartmann

In bewährter Manier umtreibt Laura Jane Grace der Punkrock und die Gesellschaft. Ihre Band ist der progressive Beweis, dass Folk-Punk nicht zwingend verschwitzte und betrunkene Zurschaustellung vermeintlicher Männlichkeit bedeuten muss. Dass einst aus Tom Laura wurde, dürfte mittlerweile der gesamten Hardcore-Szene bis in den Mainstream hinein bekannt sein. Dankenswerterweise kann deshalb aus Boulevard- auch wieder Musikjournalismus werden. Schließlich wurde im Kontext von Against Me! in den vergangenen vier Jahren größtenteils und teilweise ausschließlich über die geschlechtsangleichende Operation Tom Gabels, der heute Laura Jane Grace ist, gesprochen und geschrieben. Die daraus resultierenden Erfahrungen verarbeitete sie 2014 auf dem Album »Transgender Dysphoria Blues«. Dieses Phänomen und der Umstand, dass die Musik selbst vernachlässigter Gegenstand der Berichterstattung war, ist ein

Airbourne Breakin’ Outta Hell Vertigo / Universal

Mit »Breakin’ Outta Hell« ist es Airbourne erstmals gelungen, die Energie ihrer LiveShows auf Platte zu bannen. Guter Rock’n’Roll macht Unmögliches möglich. Er bringt leergeliebte Herzen wieder zum Flattern, zaubert ein versonnenes Lächeln in die grimmen Züge des verwittertsten Silberrückens, und in seiner reinsten und direktesten Form kann man sich mit ihm sogar durch die Ohren besaufen. Mit Suff kennen sich die ewig durstigen australischen Road-Dogs Airbourne bestens aus. Keine ihrer schweißtreibenden Shows kommt ohne Huldigung an den geliebten Dämon Alkohol aus, und wenn man Sänger und Gitarrist Joel O’Keefe bei einer seiner von Road Crew und Sicherheitsleuten gleichermaßen gefürchteten Klettertouren in die Lichttraversen beobachtet und dabei seine zwischen verschmitztem Irrsinn und irrlichterndem, unstillbarem Lebenshunger changierende Miene studiert, fragt man sich mitunter, ob da ein Mann versucht, vor dem eigenen Hedonismus gen Himmel zu fliehen. Die Power und Dringlichkeit ihrer Konzerte einzufangen, ist dieser so rustikalen wie schlichten Band im Gegensatz zu ihren Schutzheiligen und musikalischen Impulsgebern AC/DC bislang jedoch nie so recht gelungen. Bis jetzt. Denn was das Quartett auf seinem aktuellen Album an primitiver und dabei hocheffektiver Wirkmacht entfesselt und dabei dem lasterhaften Leichtsinn Hymne auf Hymne darbringt, sucht in seiner Mischung aus präzisem Groove, minimalistischen Hooks und dem genau richtigen Maß an hingesudelter Schludrigkeit seinesgleichen. Das ist stumpf, das ist doof, das ist albern und mackerhaft peinlich, denn das ist Rock’n’Roll. Aber das ist vor allem auch sehr, sehr mitreißend in seiner robusten und dabei lodernden Rohheit. Diene der Party? Oh, bitte … Airbourne sind die Party. Ulf Imwiehe

Alcest Kodama Prophecy / Soulfood / VÖ 30.09.16

Alcest bekennen sich zu allem, was sie je ausgemacht hat: »Kodama« kultiviert waldgrünen Atmo-Blackgaze mit subtil


#Review

dämonischen Schlieren – und verteilt nebenbei genüsslich Ohrfeigen an ewig gestrige Metal-Machos. Wer kennt sie noch, die kleinen Baumgeister, die im Ghibli-Klassiker »Prinzessin Mononoke« so süß ihre Köpfe verdrehten? »Kodama« heißen die putzigen Indikatortierchen im Original, und so lautet auch der Titel des neuen Albums von Alcest – womit das nächste Kapitel in Sachen Naturmystik aufgeschlagen wäre. Das Setting der Trickfilm-Fabel bot Stéphane »Neige« Pauts und Jean »Winterhalter« Deflandres musikalischem Ansatz einen denkbar günstigen Nährboden. Der spirituelle Einschlag, die aquarellartig mit dem Gesang verlaufenen Gitarren, die fast aufreizende Melancholie – sie sind liebgewonnene Markenzeichen von Alcests Erzähltechnik, die rasch mit der frischen Materie anbandeln. Unerwartet hingegen kommen keifender Gutturalgesang und der untertourige Blast-Beat, hatte Neige doch zuletzt keinen Hehl daraus gemacht, des Metallischen überdrüssig zu sein. Eine Abkehr, die mit dem letzten Album »Shelter« eigentlich besiegelt schien. Doch es kommt anders: Auf »Kodama« unternehmen die Franzosen den womöglich klügeren Schritt und verflechten die Leichtbauweise des Vorgängers mit der unverwechselbaren Tonalität der frühen Veröffentlichungen. Herausgekommen ist ein Album wie aus einem Guss – ein andersweltlicher Klang-Atlas voller verwunschener Melodien, sachte umspült von zarter Distortion, der schließlich in warmen Drones eindämmert. In anderthalb weltlichen Worten: wunder-wunderschön. Valentin Erning

seine Hörerschaft so nah an sich heranlässt wie selten zuvor. Kai Wichelmann

All diese Gewalt Welt in Klammern

Matthias Arfmann Presents Ballet Jeunesse

Staatsakt / Caroline / Universal

Decca / Universal

Max Riegers zweites Soloalbum ist sphärischer und shoegaziger als Die Nerven, aber genauso dringlich und irritierend. Hand drauf: Max Rieger, im Hauptberuf Sänger und Gitarrist und Lichtgestalt von Die Nerven, ist dieser Tage der wohl umtriebigste und spannendste deutsche Künstler mit Gitarre in der Hand. Unter dem Namen All diese Gewalt hat der gleichermaßen unverschämt junge wie talentierte Stuttgarter nun sein zweites Soloalbum aufgenommen. Die Gitarre zittert nervös, als sei es Anfang der 1980er und der Untergang würde immer noch getanzt. Sphärischer und shoegaziger als die Nerven ist das, aber genauso dringlich und irritierend, mit weniger In-die-FresseNoise, ohne dadurch an Intensität einzubüßen. Schon der Opener »Wie es geht« nimmt einen dahin mit, wo man hin wollte, ohne es gewusst zu haben: dreieinhalb Minuten Klang, dann dieses Schlagzeug, das mitten im Raum fluoresziert, und am Ende Krach. Das hat nicht selten etwas filmmusikalisches, Themen werden wiederholt, neu aufgenommen und verfremdet. Zum Drone-Krach gesellen sich vor allem in der zweiten Hälfte Electronica und Ambient, wie in »Ohne Titel« oder »Kuppel«. 200 bis 300 Spuren finden sich in jedem Stück, jede von ihnen hat Rieger selbst eingespielt. Da wabert und pluckert und vogelstimmt es nur so vor sich hin. »Sag du mir, wie es geht«, singt Rieger. Genau so. Christian Steigels

»Arfmann an den Reglern macht den Shit tight«, sagten die Beginner einst über ihren langjährigen Wegbegleiter. Dass das auch im Ballett so gut funktioniert, ist sensationell. Geht jemand von euch regelmäßig ins Ballett? Nein? Habe ich mir gedacht. Dass der Hamburger Musikproduzent Matthias Arfmann das ändern kann, darf man wenigstens vorsichtig vermuten. Das Projekt, 13 bekannte Ballett-Klassiker wie Tschaikowskys »Nussknacker« oder Stravinskys »Feuervogel« mit elektronischen Elementen aufzupimpen, ohne ihnen ihre edle Ausstrahlung zu nehmen, aber auch ohne ihnen den Geruch von Recycling-Pop anzuheften, ist ambitioniert. Aber das Ergebnis ist eine kleine Sensation. Auf Synthie-Pop und HipHopbzw. Reggae-Beats zaubert Arfmann aus den bekannten Melodien völlig neue Stücke, doch den Vogel schießt er mit seinen Kollaborationen ab: Jan Delay gibt bei »Peter und der Wolf« den Loriot-Erzähler, Bloc-Party-Sänger Kele Okereke ist die neue treibende Synthetik von »Je Rêve« auf den Leib geschrieben, und Schorsch Kamerun fasst in »Säbeltanz« die Gesamtwirkung von »Ballet Jeunesse« zusammen: »Immer spielt ihr alte Lieder, jetzt und dann und wann, ungewagt und überbieder – wozu?« Ein spannendes Experimentalalbum mit großer Innovationskraft – und darin ein voller Erfolg. Kristof Beuthner

Archive The False Foundation

Devendra Banhart Ape In Pink Marble

Dangervisit / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 07.10.16

Nonesuch / Warner

Ihr zehntes Album markiert einen Meilenstein in dem musikalischen Universum Archives: Hier kann es innerhalb eines Songs gleichzeitig gewittern, hell strahlen und vollkommen ruhig sein. Ihre Experimentierfreude haben Archive auch nach 20 Jahren noch nicht verloren: Allein die erste Single »Driving In Nails« ist ein sechsminütiges Epos mit repetitiver Melodie, die immer wieder durch Hall, krachenden Industrial oder anschwellenden Gesang unterbrochen wird. Im Video dazu sieht man die Musiker in Kraftwerk-Posen stoisch den Song spielen, obwohl er alles andere als monoton ist. Auch die anderen Lieder leben von einer schwindelerregenden Dramaturgie, egal, ob sie sich langsam aufbauen oder zwischen Postrock und Elektronik umherirren. Archive wagen sich auf »The False Foundation« tiefer in Progressive- und Art-Rock-Gefilde, um dann Haken in Richtung härterer Landschaften zu schlagen. Der Titelsong zeigt schließlich noch eine ganz andere Seite der Band: Tanzbarer Synthie-Pop und treibende Beats lassen hier keinen Zweifel aufkommen, dass die Genre-Beschreibung Postrock bei ihnen keiner weiteren Überprüfung standhält. Archive verlassen wieder ein sicheres Gelände und begeben sich auf eine unwegsame und darum umso aufregendere Reise. Kerstin Kratochwill

Der einst so verrückte Waldschrat schafft es anno 2016, seinen Output zu ordnen. Was man hört, ist größtenteils reduzierter Lofi-Folk. Immer noch toll, aber ohne den Wahnsinn vergangener Zeiten. Ist aus Devendra Banhart ein konventioneller Künstler geworden? Die Antwort ist ein klares Jein. Die Rezeption vergangener Alben (vor allem »Cripple Crow« und »Smokey Rolls Down Thunder Mountain«) bedeutete immer auch, eine Eintrittskarte in ein weitergedachtes »St. Pepperland« zu erhalten, samt Tiergeräuschen und Geschichten über Seepferdchen. Man wurde maximal unterhalten. Schon sein letztes Album »Mala« deutete aber den Willen an, das Chaos zu ordnen. Diese Idee verfolgt Banhart auf seinem neunten Soloalbum weiter. »Ape In Pink Marble« ist in sich geschlossen, ruhig und gelassen. Oft braucht es nicht mehr als Banhart, seine Gitarre, eine Geschichte über die Liebe und ein paar Synthies. Das ist oft wunderschön, wie in »Mara« oder im kleinen Mini-BossanovaStück »Theme For A Taiwanese Woman In Lime Green«. An anderer Stelle ist das Album schlichtweg zu ereignislos. Vor allem im letzten Drittel passiert nicht mehr viel, sodass man sich kurz die psychedelischen Rauschzustände vergangener Platten zurückwünscht. Als Ausgleich gibt es allerdings einen gereiften Künstler zu entdecken, der

AlunaGeorge I Remember Interscope / Universal

Mit ihrem zweiten Album zeigen AlunaGeorge, dass ihrem Pop-Kalkül stets auch noch Coolness und Können innewohnt. Boom-Boom-Boombast von den Balearen, karibisches Cajon-Geklapper, hoch- und runtergepitchte Vocalsample-Massaker oder wahlweise auch mal synthetische SaxophonSalven in den Refrains – eigentlich fährt »I Remember«, das zweite Album von AlunaGeorge, mit all jenem eklektizistischen Einheitsbrei auf, der schon das Anspielen der aktuellen Top-30-Charts unmöglich macht. Aber Aluna Francis und George Reid schaffen es, diese Elemente aus dem 2016er-Popkompositionsbaukasten irgendwie schlauer, charmanter und letztendlich schöner zusammenzubasteln als die MØs, Major Lazers und Mike Perrys dieser Welt. Genauso, wie die beiden auch schon vor gut drei Jahren auf ihrem Debüt »Body Music« die beiden coolsten Dinge der Stunde – also sich aus R’n’B speisende Bassmusik und sich aus Bassmusik speisender R’n’B – miteinander verbanden und das so natürlich wie nur irgendwas erschienen ließen. Das gelingt AlunaGeorge auch mit »I Remember« – dem Kalkül wohnen stets so viel Coolness und Können inne, dass man den beiden für ihren Breitband-Sound gar nicht böse sein kann. Zumal neben Gassenhauern wie dem trötenden Titeltrack »Full Swing« mit Pell oder »My Blood« mit Zhu dank Songs wie dem sinnlichen Slow-Jam »Mediator« auch noch zeitloser R’n’B in Reinform aufgetischt wird. Und mit »Not Above Love« gibt es auch noch eine astreine Blue-Cantrell-Reminiszenz, die nahtlos an das »This Is How We Do It«-Cover von Montell Jordan auf der letzten Platte anknüpft. Schönes Album. Jan Wehn

Banks The Altar Capitol / Universal / VÖ 30.09.16

Mit ihrem Debüt »Godess« hat Jillian Banks vor zwei Jahren das Versprechen eingelöst, das sie mit den vorab veröffentlichten EPs gegeben hatte. Mit »The Altar« führt sie das zwar weiter, kann aber nicht an die Klasse des Debüts anschließen. Vor der Veröffentlichung zu ihrem Debüt »Godess« gab sich die Jillian Banks verhüllt und mysteriös. Gesprächstermine waren rar, auch ein Pre-Listening wirkte wie ein Staatsakt. Der Nachfolger »The Altar« wurde vorab ebenfalls unter das Siegel der Vertraulichkeit gestellt. Doch das Video zur ersten Single »Fuck With Myself« zeigte, dass sich etwas verändert hat: Vollkommen nackt sieht man die Mittzwanzigerin in einem leeren Raum, sie schmiegt sich an eine andere Frau, leckt ihr Ohren und Gesicht, bis die Gespielin schließlich in Flammen aufgeht. Banks scheint aus der Larvenhülle, die sie während »Godess« noch umgab, geschlüpft zu sein. Das tiefschwarze Augen-Make-up ist der letzte Überrest ihrer anfänglichen Erscheinung. Musikalisch stand sie bisher für schummrigen, von TripHop beeinflussten R’n’B, und das ist auf den zwölf Tracks ihrer neuen LP nicht viel anders. Der Track »Trainwreck« ist eine der Ausnahmen, er klingt extrem poppig und irgendwie unecht. Der Beginn des Openers »Gemini Feed« ist das einzige, klitzekleine Abdriften von einer sonst perfekten Produktion der Platte. Halbdunkle Sounds und mächtige Bässe dominieren und werden nur ab und zu von Balladen wie »Mind Games« durchbrochen. Gegen Ende nimmt die Qualität des Albums deutlich ab, man ertappt sich manchmal sogar dabei, gar nicht mehr richtig hinzuhören. Das wäre bei »Godess« nie passiert. Nadja Neqqache

Beach Slang A Loud Bash Of Teenage Feelings Big Scary Monsters / Al!ve

Die Punkrock-Combo aus Philadelphia ist auf ihrer Suche nach der verlorenen Jugend irgendwo in den späten 1990ern hängen geblieben. Darauf schnell noch eine Dose stechen. Okay, bei dem Albumtitel ist der Kreis der potenziellen Rezipienten sowieso von vorn herein klar umrissen. Hobby-Hedonisten, Berufsjugendliche oder solche, die es erst noch werden wollen, müssen allerdings auf der Stelle hellhörig werden! Zehn Punk-Hymnen zum Abgehen mit deutlichen 1990er-Alternative- und College-Rock-Anleihen, selten länger als drei Minuten, flächige Gitarren, zackige Breaks: Willkommen auf der Tanzfläche der verrauchten Independent-Diskothek ihres Vertrauens. Wem jetzt nicht zumindest das Knie ein wenig zuckt, guckt sich Konzertmitschnitte mittlerweile eh lieber vor dem heimischen Fernseher an. Eine gut

97


LOFT.DE FACEBOOK.COM/LOFTCONCERTS

MATT SIMONS 13.10. PBHFCLUB

DUB FX

dosierte Schnittmenge aus Jawbreaker, Hot Water Music und frühen Gaslight Anthem. Man braucht nicht viel davon, um glücklich zu sein. Ob die Halbwertszeit besagten Albums allerdings die der eigenen Adoleszenz überdauert, ist zumindest fraglich. Was soll’s: »Get teenage kicks right through the night, all right!« Thorsten Streck

19.10. HUXLEYS

WARHAUS 19.10. PBHFCLUB

BLOSSOMS 26.10. MUSIK & FRIEDEN

THE CAT EMPIRE 27.10. COLUMBIAHALLE

DIGITALISM 29.10. GRETCHEN

WARPAINT 1.11. ASTRA

NATHANIEL RATELIFF & THE NIGHT SWEATS 3.11. ASTRA

BOOKA SHADE 4.11. HEIMATHAFEN NEUKÖLLN

BLAUDZUN 6.11. MUSIK & FRIEDEN

PIAS NITES:

BOHREN & DER CLUB OF GORE

9.11. PASSIONSKIRCHE

Izzy Bizu A Moment Of Madness Epic / Sony

Die Vorschusslorbeeren sind reichlich und längst gepflückt. Jetzt muss sich das R’n’B-Sternchen mit ihrem Debütalbum »A Moment Of Madness« beweisen. Bislang war das britische Thronerbe im weiblichen PopSoul der Post-Winehouse-Ära immer irgendwo zwischen »Warwick Avenue« und »Hometown Glory« geklärt worden. Nun haben sich Guardian und BBC aber auf die Musikerin Izzy Bizu eingeschossen. Entsprechend platziert sich deren Debütalbum »A Moment Of Madness« auch dank RadioBreakern wie »White Tiger« und Critic’s-Choice-Award-Fame charmant zwischen Proberaumromantik und Stadionambitionen. Hier schicken sich Hausfrauen und Hoodboys schon zu Beginn die Kuss-Emojis zu. Seit 22 Jahren vibriert Bizus »Naive Soul« erst durch ihre unvernarbte Powerstimme, mit der man sich trotz Google Maps noch traut, sich im Schlaraffenland zu verlieren oder mit geschlossenen Augen zu fliegen. Housiger Twen-Pop küsst slicken Motown-Chic – »It’s okay to enjoy yourself«. Bizus glattgebügelter Radio’n’B trieft mit großen Gesten in kleinen Lauten vor Diabetiker-Dramatik von entzückend bis überzuckert. Händeklatschend oder bodenstampfend retro-ravet man durch die Postkarten-Motive eines Popstars in spe. Das ist gut, wahr und schön – nur verrückt werden muss man deswegen wahrlich nicht. Fionn Birr

HANNAH GEORGAS 9.11. MUSIK & FRIEDEN

KUULT 12.11. BI NUU

PATRICE 15.11. PBHFCLUB

HOW TO DRESS WELL 16.11 GRETCHEN

THE SLOW SHOW 18.11. GRETCHEN

PARCELS 23.11. PRIVATCLUB

ROYAL REPUBLIC 25.11. COLUMBIAHALLE

SCHMUTZKI 25.11. SO36

KOFELGSCHROA 25.11. BI NUU

HONNE 29.11. LIDO

BOSSE

5.12. COLUMBIAHALLE ZUS ATZ SHOW

KAKKMADDAFAKKA 16.2. HUXLEYS

FRITZ KALKBRENNER 17.3. VELODROM

TICKETS: KOKA36(.DE)

einen Verdacht, wer hier mitschuldig gewesen sein könnte: Kanye West, mit dem Vernon in den letzten sechs Jahren immer wieder abhing, musizierte, Hirngespinste entwickelte. Denn die Haltung, die Vernon für dieses Album einnahm, ist der undurchschaubaren, nicht zu beeindruckenden und noch weniger zu brechenden Stoa des HipHop-Halbgottes nicht unähnlich. Tatsächlich hat Bon Iver hiermit aber noch größeres geleistet und zu einem ganz anderen Gott des Pop aufgeschlossen: Auch Prince hat sich im Laufe seines Lebens völlig unbeeindruckt die eine oder andere mittelschwere Eskapade geleistet und veröffentlicht, ohne dass ihm das irgendetwas hätte anhaben können. So wird es Bon Iver in einer Zukunft, in der »22, A Million« wahrscheinlich nur halbaufmerksam als kauzige Randnotiz betrachtet werden wird, auch gehen. Mehr noch: Es macht Vernon in seiner fantastischen, undurchdringlichen Gefühlswelt nur noch unangreifbarer. Christian Steinbrink

Bon Iver 22, A Million Jagjaguwar / Cargo / VÖ 30.09.16

Gab es seit 1965, als Bob Dylan den Folk mit E-Gitarre und Rockband schredderte, je ein größeres Grollen in dem Genre als gerade? Bon Iver zerschießt seinen Stil mit Laserstrahlen und Auto-Tune-Versuchen, outet sich als Fantast und manifestiert doch nur seinen Ruf als überlebensgroßer Künstler. Es wäre einfach, angesichts von »22, A Million« erbarmungslos mit der Keule zu schwingen, das ganze Album mit Hohn und Spott zu übergießen und immer wieder »Was hat er sich dabei gedacht?« zu wüten. Das wäre nicht übertrieben, genauso wenig wie die Bezeichnung »Karriere-Killer« für dieses umstrittene, dritte Bon-Iver-Album nach zwei sehnsüchtigen Großtaten des zeitgenössischen Folk-Pop. Um kurz eine grobe Einschätzung der Album-Fakten zu geben: Das Songformat hat Bon Iver alias Justin Vernon zumindest aktuell überwunden. Die zehn Stücke sind halb ausformulierte Skizzen zwischen seiner bewährten Über-denWolken-Harmonik, viel abgebrochenem R’n’B, verstiegenem Jazz, einem souligen Versuchs-Vibe und einer offenbar nicht zu bremsenden Lust auf Effektgeräte jeder Art. Dazu Songtitel, die jeder für sich – selbst für Vernons Inner Circle – ein kryptisches Rätsel darstellen dürften. Das Dilemma lässt sich exemplarisch anhand von »715 – CR∑∑KS« ganz gut beschreiben: Eine Ahnung von einem A-capella-Stück, das zwar soulig wirkt, aber so tief in den Topf mit Auto-Tune getaucht wurde, dass es komplett versumpft. Gerade mal ein Song (»8 Circle«) verdient nach konventionellem Verständnis diese Bezeichnung und vermittelt damit einen Eindruck, wie dieses Album auch hätte klingen können. Aber wer hat eine LP wie diese denn schon kommen sehen? Bislang hat Justin Vernon trotz der steigenden Wertschätzung aus der Glitzerwelt des Pop zumindest für sein Solo-Werk abseits seiner Gastbeiträge nie den Eindruck erweckt, aus der Ahnenlinie der Traditionalisten des Folk derart ausbrechen zu wollen. Nun, da »22, A Million« vorliegt, gewinnt man schnell

Mykki Blanco Mykki !K7 / Dogfood / Indigo

Mykki Blancos Trap-Rap ist langanhaltender als jeder Snapchat-Trip. Schon vor der Veröffentlichung seines Debütalbums ist Mykki Blanco ein Household-Name in der Rap- und LGBTQISzene, sei es durch seine offenen Bekundungen als Transgender und HIV-Positiver oder durch diverse Mixtapes und EPs. Acht Jahre nachdem Michael Quattlebaum Jr. die Person Mykki Blanco erschuf, erscheint nun das Debütalbum »Mykki«, das vorab schon mit dem emotionalen Kurzfilm zum Song »High School Never Ends« die Erwartungen hochgesteckt hat. Blanco ist eben nicht nur musikalisch, sondern auch visuell ein Ausnahmetalent. Auf »Mykki« bleibt nur das vertonte Erlebnis, aber auch das beeindruckt maßlos. Musikalisch weist das Album vor allem gelungenen, aggressiven Trap-Rap auf, der in »For The Cunts« allerdings in den stark überzogenen Hyper-Pop im Stil des britischen Labels PC Music mündet. »Mykki« ist politisch, aber im selben Maße aggressiv, sexy und berauschend, schließlich rappt Mykki unentwegt über Lean, Teile und Weed. Trotz der Drogen- und Sexbezüge ist »Mykki« aber am Ende viel mehr ein bereichernder musikalischer Kanon als ein kurz anhaltender Trip oder eine Snapchat-Story, über die Mykki in »Loner« rappt. Der entblößende Song – inklusive eines Features der Sängerin Jean Deaux – ist ohnehin die langanhaltendste Momentaufnahme auf »Mykki«, denn er thematisiert Einsamkeit im digitalen Zeitalter wie wohl noch kein anderer zuvor. Dass Mykki Blanco wenige Wochen vor Release selbst in heteronormativen Magazinen gefeiert wird, zeigt, dass er längst vom Subkultur-Liebling zur Massenware geworden ist. Und das ist auch gut so. Louisa Zimmer

Blaudzun Jupiter Glitterhouse / Indigo / VÖ 07.10.16

Dem fünften Album des Barock-Pop-Meisters von nebenan mangelt es nicht an guten Melodien, aber ein wenig an Ideen. Johannes Sigmond ist der Win Butler der Niederlande. Breitwandige Indie-Pop- und Folk-Klänge sind das Metier des Blaudzun-Masterminds. Und jetzt plant der Holländer auch noch eine Trilogie. Das klingt nach ausgetüfteltem Konzept und einem Mehr an Bombast. Aber Fehlanzeige. Die neun Songs auf Teil eins, »Jupiter«, vergleicht Sigmond mit einer Kurzgeschichtensammlung. Von einem thematischen Bogen ist nicht die Rede. Auch in Sachen Arrangements fällt das fünfte Blaudzun-Album eher schlank aus. Okay, Sigmonds dramatischer Falsett tönt einem gleich zu Beginn entgegen, in den Balladen wabern die Streicher, und wenn der Titelsong ein Achtelnoten-Rennen zwischen Klavier und Schlagzeug veranstaltet und sich Klangschicht für Klangschicht in die Höhe schraubt, stellt sich wieder ein Arcade-Fire-Déjà-vu ein. Doch ist das Ganze versetzt mit einem kräftigen Schuss


Power-Pop, was »Jupiter« ein Gefühl von Leichtigkeit gibt und einige wunderbare Ohrwürmer mit sich bringt. Problematisch ist, dass sich die Songs oft auf einem in die Länge gezogenen Songwriting-Einfall ausruhen und rasch in der Repetition versinken. Schade ums Potenzial! Nina Gierth

Boy Omega Full Moon Mantra Riptide / Cargo

Der elektronisch schimmernde Klangkosmos auf »Full Moon Mantra« bringt nicht nur durch schlaflose Nächte. Er erhellt Tage, rettet Wochen, vielleicht sogar Leben. Ein Mantra ist ja ein bestimmter Vers, der durch repetitives Rezitieren das Individuum in einen höheren Bewusstseinszustand versetzen kann. So in etwa verhält es sich mit dem vorliegenden Album von Martin Hasselgren alias Boy Omega. Wiederholtes Abspielen der LP kann zu unerwarteten Glücksgefühlen führen. Insofern schon mal Daumen hoch für den Albumtitel. Aber lange Rede, wenig Sinn: »Full Moon Mantra« ist tatsächlich überirdisch. Die unsägliche Wortschöpfung Indietronic darf hier mal wieder aus der Mottenkiste. Notwist-Frickeleien in »Treasure Maps« flirten mit Ambient-Pop, ein epischer Arcade-Fire-Anspruch (»Punch Out«) trifft auf den lupenreinen Synthie-Popsong »A New Light«. Folk-Pickings verschmelzen mit wabernden SynthieFlächen, der Titeltrack schaukelt sich unerwartet sogar in Richtung Dancefloor. So würden Tame Impala vielleicht klingen, kämen sie aus Schweden. Das Bett ist gemacht, aber nicht nur Mondsüchtige dürfen noch aufbleiben. In diesem Sinne: Repeat, repeat, repeat! Thorsten Streck

Nick Cave & The Bad Seeds Skeleton Tree Bad Seed / Rough Trade

Ein Album unter Schock: Zwischen den Welten in allerschwärzester Schwärze schwebend versucht Nick Cave, dem persönlichen Trauma Herr zu werden und nicht darin zu versinken. Während des Entstehungsprozesses von »Skeleton Tree« verunglückte Nick Caves 15-jähriger Sohn Arthur tödlich. Als er wieder in der Lage ist, die Studioarbeit erneut aufzunehmen, begleitet der befreundete Regisseur Andrew Dominik einen Cave, der immer noch verzweifelt darum bemüht ist, den Verlust für sich fassbar zu machen. Der daraus entstandene, das Album begleitende Film »One More Time With Feeling« soll Cave die sonst üblichen Presse-Interviews ersparen, geht aber weit darüber hinaus, ist als filmisches Zeugnis von beeindruckender emotionaler Tiefe eng mit dem Album verbunden und ermöglicht am Ende den Zugang zu den merkwürdig schwebenden Songs. Wie aus einer merkwürdigen Zwischenwelt erscheinen die Stücke auf »Skeleton Tree«, als wäre die Welt um sie herum unkonkret, verschwommen, hinter einer Membran liegend. Kein schmissiger Refrain, kein »God Is In The House«, kein Dandy-Schwof, keine Murder-Ballade. Die Songs stammen von einem Geschichtenerzähler, der nicht mehr an Geschichten glaubt, der auch kein Interesse an den üblichen Kalendersprüchen hat, mit dem man das Unfassbare für sich handhabbar zu machen hofft. Ein Cave, der mit sehr viel Mühe versucht, dem Chaos und der Verzweiflung Herr zu werden und seine Stimme zu behalten und der dabei von seinen langjährigen Bandbegleitern in tiefer Empathie gestützt wird. Damit wird »Skeleton Tree« verbunden sein, nur als Album funktionieren und für immer eine Sonderrolle in der Geschichte der Band einnehmen. Carsten Schumacher

Clipping Splendour & Misery Sub Pop / Cargo

Danny Brown Atrocity Exhibition Warp / Rough Trade / VÖ 30.09.16

Der Detroiter HipHop-Künstler Danny Brown überzeugt immer dann, wenn er extrem wird. Nicht jeder Track auf seinem dritten Hauptwerk zündet, doch Brown hat immer noch genug Geschichten zu erzählen. Kaum ein Rapper hat mehr Street Credibility als Danny Brown. Lange Jahre im Drogensumpf versunken, ist er erst in seinen späten 20ern in die Musik geflüchtet und mit seinem letzten Album »Old« sogar in den US-Charts gelandet. Ging es auf seinem Breakthrough-Album »XXX« vor allem um Drogenkonsum und -handel, befasste er sich auf dem Nachfolger mit dem späten Erwachsenwerden. »Atrocity Exhibition« nun kommt mit ein wenig mehr Distanz daher und braucht erstmal einen Moment, um auf Touren zu kommen. Da helfen auch Browns zum Überschlag neigende Stimme und die Auftritte von Kendrick Lamar und Earl Sweatshirt nicht. Erst wenn »Ain’t It Funny« reinhaut, ist mit Rumpelbässen und Fanfarenstößen die volle Aufmerksamkeit garantiert und wird auch immer wieder gehalten. »When It Rain« ist ein weiteres Highlight, minimal in den Mitteln, aber maximal im Ausdruck. Brown ist immer dann am besten, wenn er den Junkie spielt und bis zur Lächerlichkeit überzieht, so auch hier wieder. Aber der Eindruck kann nicht ganz abgewehrt werden, dass der Abstand zum Erzählten größer geworden ist. Einer Exhibition – also Ausstellung – steht das aber vermutlich gut zu Gesicht. Henje Richter

Clipping versuchen sich an Science-Fiction-Literatur. Das Konzeptalbum »Splendour & Misery« ist gefüllt mit anstrengendem, wütendem und erhellendem Protest-Rap. Das namenlose Subjekt von »Splendour & Misery« findet sich als einziger Überlebender eines Sklavenaufstandes auf einem Raumschiff wieder. Man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass Clipping mit der Geschichte und dem Album auf den immer noch vorherrschenden Rassismus und die Gewalt gegen die schwarze Bevölkerung der USA anspielen, zumal sich dieses Thema wie ein roter Faden durch ihre Diskografie zieht. »Splendour & Misery« geht aber noch einen Schritt weiter, auch was die Instrumentierung angeht. Die Beats klingen wie frisch aus dem Maschinenraum: Eine Mischung aus Radiorauschen, Frequenzüberlagerungen, den Wächtern aus »Matrix«, dem Rauchmonster aus »Lost«, mechanischen Apparaturen, Alarmsirenen und White Noise. Ein wunderbar metallisch-mechanisches Gebräu, über dem das Trio die Verhältnisse anprangert: Polizeigewalt, Stigmatisierung und Hilflosigkeit bündeln sich in der exemplarischen Zeile »Should’ve made the news a little tighter / ’cause it ain’t nobody dead / just a motherf****n’ riotist« aus »Air ’Em Out«. Durchsetzt ist das zerstückelte Album (viele Interludes, kurze Songs) mit Gospel- und Soul-Einlagen, die ein letztes Fünkchen Hoffnung transportieren. Woran soll man sich angesichts der Verhältnisse auch sonst klammern? Marius Wurth

Schmeckt anders. Ist anders.

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Jetzt Konzerttickets Colt Silvers Swords Deaf Rock / Rough Trade / VÖ 30.09.16

Dass die drei Franzosen mit Indie-Disco und New Rave souverän umgehen können, bewies schon ihr letztes Album. Neben gekonntem Feinschliff gibt es diesmal auch ein bisschen Orchesterarbeit dazu.

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»Red Panda« hieß 2103 das zweite Album, mit dem die Colt Silvers aus Strasbourg eine beeindruckende und tanzbare New-RaveDuftmarke hinterließen. Die Fährte ließ den Hörer aber eher in Richtung Editors und Hercules & Love Affair taumeln, als dass man die französischen Vorzeige-Popzauberer Phoenix oder Daft Punk auf der Karte gehabt hätte. Und der anglophile Sound präsentiert sich auch auf »Swords« in seiner ganzen selbstbewussten Herrlichkeit. Aufgenommen wurde in New York, obwohl mit Fab Dupont (The Dø, Santogold, Marc Ronson) ein französischer Koproduzent mit am Mischpult saß. Das Sound-Aufgebot ist bewährt, ohne zu langweilen: 1980er-Popmelodien, wohlige Schlagzeug-Rhythmen, Refrain-Chöre, ein bisschen Synthie-Schwemme sowie hier und da eine kurze vokale Verbeugung vor Holly Johnson (Frankie Goes To Hollywood) umreißen das Klangbild. Eine Form von Weiterentwicklung bildet neben dem Schaffensprozess in Amerika auch die Beteiligung des Strasbourg Philharmonic Orchestra ab, das speziell auf dem Track »Devil In Africa« seine Opulenz ausspielen darf. Ansonsten enthält die LP viele positiv aufgeladene und tanzbare Feel-Good-Momente, die der schwer gewordenen französischen Lebensart souverän den Rang ablaufen. Klaas Tigchelaar

Cooking Vinyl / Sony

Der Gitarrist der Yeah Yeah Yeahs dreht als Produzent die Amplituden auf und Deap Vally spielen auf ihrem zweiten Album bluesinfizierten, giftigen Rotz-Rock mit tollen emanzipatorischen Texten. Das Duo aus Los Angeles setzt hier sicher nicht auf musikalische Innovation. Die Gitarren sind angezerrt und die Drums grooven, es ist jenes Mittel der Dekonstruktion, dessen sich auch The Kills oder Sleater-Kinney bedienen. Was hier angenehm auffällt, ist die Attitüde und der Wille zur absoluten Hingabe. Hier wird gekratzt und gebissen und vielleicht auch mal in die Ecke gespuckt. Das wirkt nicht nur befreiend, sondern ist durch die klugen und witzigen Texte mit Botschaft auch absolut glaubwürdig: »I am not ashamed of my mental state and I am not ashamed for my bodyweight. And I am not ashamed of my rage. I am not ashamed of my age. I am not ashamed of my sex life, even though I wish it was better«, heißt es in »Smile More«. Musikalisch gibt es kaum Verschnaufpausen, durch schiefe Gitarren und holpernde Rhythmen wird glücklicherweise jedem Verbrüderungshymnus vorgebeugt, und wenn wie in »Critic« die Schlagzahl runtergefahren wird, dann ätzt Sängerin Lindsey Troy: »Everyone is a fucking critic«. Glücklicherweise braucht es den mahnenden Zeigefinger des Kritikers nicht, denn hier stimmt alles. Kai Wichelmann

Sinderlyn / Cargo

Auf ihrem vierten Album erweitert die derzeit spannendste Indie-Rock-Formation ihr Klangbild um derangierte Saxofonpassagen, Synthies und Gitarrenfiguren der 1980er. Die Musik der New Yorker Cymbals Eat Guitars ist deshalb so besonders, weil die Band es immer wieder schaffte, verschiedene Stile in ihr Klangbild zu integrieren, ohne dass ihnen Treibkraft und Power verloren ginge. Auch in den ruhigen Passagen lodert Feuer, und Sänger Joseph D’Agostino führt mit der Stimme eines aufgeregten Jungen durch Noise-Rock, Post-Punk und Klavierpassagen. Auf dem vierten Album »Pretty Years« ist alles noch mehr im Fluss, die Gruppe setzt mit New Wave, Pop und atmosphärischer Kälte zum endgültigen Siegeszug an. Songs wie »Have A Heart« oder »Wish« gehören zum besten, was die Gruppe bisher veröffentlicht hat, da sie es versteht, Noise und Schönheit miteinander zu verbinden. Ihre alten Stärken verleugnen Cymbals Eat Guitars dabei nicht – für Postcore-Freunde gibt es kurze Gitarrenbrecher wie »Beam«. Insgesamt sind die Gitarren spärlicher gesetzt, dafür aber umso effektiver. Getragen wird die Platte wieder von klugen Texten, die sich als Hinweise auf die angespannte weltpolitische Lage deuten lassen: »Goodbye to those dancing days« schreit D’Agostino an einer Stelle ins Nichts, was die zuweilen unbehagliche Atmosphäre der Platte gut illustriert. Du bist auf der Suche nach dem bis dato besten Indie-Rock-Album des Jahres? Hier ist es. Kai Wichelmann

Zef / Rough Trade

Die Antwoord ruhen sich nicht auf ihrer Trademark aus und trauen sich mit ein wenig Hilfe von DJ Muggs in amerikanische Sound-Gefilde. Ganz nebenbei erlebt man noch die Geburtsstunde eines kleinen, großen Rap-Talents. Der Vorwurf, Die Antwoord seien nur live oder in Verbindung ihrer Videoclips so richtig geil, greift schon lange nicht mehr. Inzwischen kennt man die Bilderwelt, die Ninja, Yolandi Visser und DJ Hi-Tek mit dem Künstler und Fotografen Roger Ballen kreiert haben. Wenn es bisher also nur für die Single »Banana Brain« ein gewohnt irres Video gibt, muss bei den restlichen Tracks eben das Kopfkino ran und sich Horror-Lolitas, Ninja-Prolls, blutende Freaks und hochglanzgefilmten White Trash selbst bauen. Das klappt auf »Mount Ninji And Da Nice Time Kid« besser denn je, da Die Antwoord diesmal nur manchmal den Rummelbums-Techno rausholen – in »I Don’t Care« und besagtem »Banana Brain« zum Beispiel – und konträr zu ihrem neuen Wohnort Los Angeles die Klangfarben noch einmal verdüstern. Yo-Landi bezeichnete die Kernzutaten ihres Sounds dabei als »African Roots & American Slambam«. Für den amerikanischen Part zeichnete unter anderem DJ Muggs von Cypress Hill verantwortlich. Das Ergebnis ist ein Ritt durch alte und neue Skills: »We Have Candy« eröffnet mit überdrehten Chören, »Daddy« bedient und verarscht die Lolita-Inszenierung gleichermaßen, bis dann »Shit Just Got Real« Sen Dog an Bord holt und den Culture Clash eröffnet, den man sich fast noch krasser gewünscht hätte. Denn diese Nummer und das dunkel pumpende »Stoopid Rich«, das verkifft brillante »Fat Faded Fuck Face« oder das fast


ZIEGENBLUT & MÖTÖRÖL MIT CARSTEN SCHUMACHER

Wie klingt es, wenn Darkthrone im Fackelschein Joy Division hören? Oder ein Wikinger rappt? Oder satanische Drogenbarone sich Trump vorknöpfen? Alle Antworten hier.

Oh Mann, was haben wir die Alben von At The Drive-In rauf und runter gehört, als die Band uns im letzten März besuchen kam. Wild Throne hatten das damals schon längst erledigt und hatten ihr Debüt »Harvest Of Darkness« (Roadrunner) mit Ross Robinson aufgenommen, der ja auch »Relationship Of Command« produziert hat. Bei Wild Throne klingt alles noch ein wenig mehr nach MathRock und Prog. Trotzdem eine großartige Platte. Merkwürdige Verwandtschaft mit Black Peaks: Auch sie haben ein gefeiertes Debüt herausgebracht, das nun verspätet auch bei uns erscheint. Und auch ihr Sound ist alles andere als straight. Warum gibt es die Kategorie AD(H)S-Rock eigentlich nicht? Jedenfalls fragt man sich bei »Statues« (Cooking Vinyl), wie die Band es überhaupt schafft, wenigstens für die hymnischen Refrains still sitzen zu bleiben. Okay, alles fantastische Alben, aber in Satans Augen Streberkrach. Nehmen wir uns also der dunklen Seite an. Serpent Ascending haben es nach acht Jahren geschafft, aus ihrem finnischen Demo-Keller heraufzukrabbeln und mit »Ananku« (I, Voidhanger) das erste richtige Album aufzunehmen. Ein wundervoll okkultes Stück Death Metal mit waberndem Gesang, rohen Drums, saftigen, teilweise dissonanten Gitarren und genau der Art von Metal-Mystik, die den Sell-out-Verdacht fernhält. Ähnlich häretisch, dafür mit mehr Punk’n’Roll spielen Okkultokrati aus Norwegen auf »Raspberry Dawn« (Southern Lord). Greg Anderson sagt, sie klängen wie Dark Throne, die im Licht einer Fackel Joy-Division in den dunklen Wäldern von Oslo hören. Aber was weiß der schon! Und apropos Skandinavien: Die Isländer Skálmöld haben mit »Vögguvísur Yggdrasils« (Napalm) gerade eine neue Platte draußen und erzählen darauf die Geschichte von Muspellsheim und Nifelheim, was für Viking-Metal jetzt nicht ungewöhnlich wäre. Aber wer mal einen Sänger mit Death-Metal-Stimme rappen hören will, sollte unbedingt einen Song wie »Nifelheimur« checken. Das ist dann so eine Art Viking-Rap-Crossover. Vom Kuriosum zum Kleinod: Dreamarcher haben mit ihrem Debüt »Dreamarcher« (Indie) ein Experiment veröffentlicht, bei dem die Band in überzeugender Weise immer wieder anders klingt. Doom, Prog, Black-Metal, Alternative, Ambient – alles geht. Lässt man das Album im Hintergrund laufen, hat man das Gefühl, dass sich jemand nicht entscheiden kann, welche Band laufen soll – faszinierend! Ähnlich faszinierend, dafür aber so imposant wie eine Winterlandschaft bei Vollmond ist Mare Cognitum aus Kalifornien, bestehend aus einem einzelnen Musiker. Der hat mit »Luminiferous Aether« (I, Voidhanger) ein

Black-Metal-Album eingespielt, das beinahe symphonisch anmutet, aber zu unterproduziert ist, um kitschig zu wirken. Endlich ist Geldmangel mal für etwas gut!

Jetzt aber wieder Licht und Räucherstäbchen an, denn bei Monkey3 aus der Schweiz hat alles diesen trippig-psychedelischen Charme, wenn sie ihren kosmischen Rock spielen, der ein wenig, aber nicht zu proggy rüberkommt und gar nicht so schlecht produziert ist. »Astra Symmetry« (Napalm) ist das sechste Album einer Band, die aus dem Stoner-Rock kommt, ihm aber entwachsen zu sein scheint und auch weitgehend auf Gesang verzichtet. Schöne Musik für einen Abend mit dem Duftkissen. Und wo wir gerade über ältere Semester reden: Auch Sahg aus Norwegen haben ein neues, schmissiges Midtempo-Hardrock-Album, dessen Titel »Memento Mori« (Indie) unter dem Einfluss des Ablebens der Ikonen Lemmy Kilmister und David Bowie gefunden wurde. Der Verlust dieser Vaterfiguren stand Pate, und uns wäre das fast nicht aufgefallen, weil Teufel, Tod und düstere Gedanken hier nun mal zum guten Ton gehören! Von hier aus einige Schritte Richtung StonerMetal liegt der Riff-Rock des südkalifornischen Trios Kyng, dessen drittes Album »Breathe In The Water« (Razor & Tie) von Machine produziert wurde. Dabei handelt es sich allerdings nicht, wie in der ersten Schrecksekunde vermutet, um den Puhdys-Sänger, sondern um den Clutch-Produzenten. Schön heavy und mit Gastbeiträgen der Gitarristen Zach Blair (Rise Against) und Brian Blickle (Ex-Baroness).

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So, jetzt noch schnell was zu Opeths neuer Platte »Sorceress« (Nuclear Blast) sagen, ohne die Worte »1970er-Prog-Rock-Revival«, »Jon-Lord-Orgel«, »Jazz« und »Nick Drake« zu benutzen … äh … hm … Na, jedenfalls haben Brujeria auch endlich wieder eine neue Platte gemacht. Die satanischen Drogenbarone um Mastermind Juan Brujo wurden natürlich von der Agitation Donald Trumps wachgeküsst. Am Record Store Day hat die mysteriöse mexikanisch-amerikanische Band dem Präsidentschaftskandidaten die Single »Viva Presidente Trump!« gewidmet – auf Vinyl in den Farben der mexikanischen Flagge. Sie hätten den Song viel lieber »Kill Trump!« genannt, hatten aber die Befürchtung, den anschließenden Rechtsstreit zu verlieren. Jetzt bauen sie darauf, dass der verhasste Kandidat die Präsidentschaftswahl gewinnt, und sie danach im Kampf gegen ihn triumphieren, ohne eine einzige Kugel abgeben zu müssen. Den Abschluss des wie immer komplett auf Spanisch gesungenen Albums »Pocho Aztlan« (Nuclear Blast) bildet übrigens die alte Single »California Uber Aztlan«, die auf keiner guten Metal-Party fehlen darf. Lang lebe Brujeria!

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balladeske »Street Lights« zeigen zum ersten Mal in musikalische Richtungen, die man Die Antwoord in ihrem recht gemütlichen Kultstatus nicht mehr zugetraut hätte. Als Gäste sind neben Sen Dog auch Dita Von Teese und Jack Black zu hören – eine eher ungewöhnliche Zusammenstellung. Und dann gibt es noch den heimlichen Star der Platte: Lil’ Tommy Terror, ein höchstens sechsjähriger Junge, den Ninja vor gut anderthalb Jahren mit einem Instagram-Post vorstellte. Der rappt direkt aus dem Leben und wünscht sich vom Allmächtigen nichts weiter als »Wings On My Penis«. Ehrlicher kann man eine RapKarriere nicht starten. Daniel Koch

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Die Band um das Songwriter-Duo Patterson Hood und Mike Cooley wartet mit einem politischen Bewusstsein auf, das hierzulande oft schmerzlich vermisst wird. In elf Songs werden über Generationen gewachsene politische Missstände schonungslos seziert. Das Land der ach so unbegrenzten Möglichkeiten ist letztlich nur noch ein Abklatsch einer ehemals glorreichen Nation, zerfressen von Rassendiskriminierung, Polizeigewalt gegen Afroamerikaner, Amokläufen, Waffenlobbyismus oder politischem Selbstmord. Hood bringt es in »What It Means« auf den Punkt: »We’re living in an age where limitations are forgotten. The outer edges move and dazzle us, but the core is something rotten.« Auch musikalisch bleibt die Band ihrem Raster auf dem mittlerweile 13. Studioalbum treu: nach vorne drängender Roots- und Southern-Rock, eher Young als Springsteen, mal die frühen Stones zitierend, aber auch gerne an der Grenze zum Indie à la Guided By Voices. Was bleibt, ist eine ehrliche Rockplatte, getrieben von der verzweifelten Suche nach einem besseren Amerika, das es so nicht gibt und wohl auch nie gegeben hat. In 20 Jahren ist es Zeit für eine neue Bestandsaufnahme. Der Kampf ist noch nicht verloren. Thorsten Streck

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26.09.16 27.09.16 28.09.16 29.09.16 30.09.16 01.10.16

Dillon feiert live ein Wiedersehensfest mit alten Bekannten, das prachtvoller kaum hätte ausfallen können. Vor einiger Zeit hat sich Dominique Dillon de Byington in Berlin mit ihren Freundinnen getroffen, um dort ein bisschen zu musizieren. Dankenswerterweise ist dabei ein Live-Album herausgekommen, das es in sich hat. Zwei Jahre nach ihrem letzten Studioalbum »The Unknown« erscheint sie erneut auf der Bildfläche und lässt sich dabei von einem Frauenchor unterstützen, mit dessen Hilfe sie jeden ihrer eigentlich so vertrauten Songs in ein neues, ausgetüfteltes Kunstwerk verwandelt. »Live at Haus der Berliner Festspiele« rennt so locker lässig den Erwartungen an eine konventionelle Live-Umsetzung davon: Viel mehr als eine öde Brücke zwischen zwei Alben ist es eine neue und ungleich opulentere Tür in das Klanggebäude der gebürtigen Brasilianerin — quasi die angeberische Steigerung der vorangegangenen Alben, derer es sich bedient. Großzügig aufgetragen, aber nicht so dick, dass Übersättigung droht. Selbst das plattgeliebte und zigmal gehörte »Thirteen Thirtyfive«, das problemlos auch nur mit Dillons Lykke-Li-Gedächtnisstimme funktioniert hat, bekommt einen Frischehauch, für den es offenbar nur ein gutes Dutzend zusätzlicher Mädels gebraucht hat. Besonders »Tip Tapping« wird durch den LiveSupport zu einem echten Gänsehautmoment frisch aus der Kitsch-Backstube. Aber auch alle anderen Songs dieses Albums zeigen die ungeahnte Vielschichtigkeit von Dillons Musik. Danke für diesen Denkzettel. Carlotta Eisele

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Ausserdem Auf Tour

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C Duncan The Midnight Sun FatCat / Al!ve / VÖ 07.10.16

C Duncan liefert mit »The Midnight Sun« herrlich herbstlichen Klassik-Pop. Sein Debütalbum »Architect« hat Christopher Duncan im vergangenen Jahr eine absolute Outsider-Nominierung beim britischen Mercury Prize beschert. Weniger als ein Jahr später ist er, der in seiner Musik Elektronik mit Klassik und Pop verbindet, immer noch nicht im Alternative-Mainstream angekommen. Vielleicht liegt das daran, dass der atmosphärische Klangteppich des Schotten einer Haltung bedarf, die eben sowohl entspannt als auch konzentriert sein muss. Denn auch das, was C Duncan auf seinem zweiten Album »Midnight Sun« fabriziert, ist höchst anspruchsvoller, emotionaler Pop, dessen Akkordfolgen, Stimmwechsel und Instrumentierung durchaus im Musikunterricht analysiert werden könnten. Während »Do I Hear« feinste Lofi-Orgeln präsentiert, erinnert »Window« beinahe schon an Choräle im sonntäglichen Gottesdienst. Letztendlich ist es aber vor allem der vibrierende SynthesizerSound aus »Like You Do«, der den Sound von »The Midnight Sound« so schummrigschön macht. Der Albumtitel ist im Übrigen als Konzeptalbum an die Sci-Fi-Serie »The Twilight Zone« aus den 1950ern angelehnt: »Midnight Sun« ist der Name von Duncans Lieblingsfolge. Genauso sollte das ultimative Drinnen-Dasein im Herbst aussehen: in eine Decke einrollen, C Duncan hören und »The Twilight Zone« gucken. Louisa Zimmer

Drive-By Truckers American Band ATO / PIAS / Rough Trade / VÖ 30.09.16

Die Drive-By Truckers zelebrieren mit »American Band« 20 Jahre Bandjubiläum: Es wird sich nichts verändern, es wird immer dasselbe sein. Wer hier, von Albumtitel und Cover inspiriert, einen patriotischen, pathostriefenden Lobgesang auf die amerikanische Heimat erwartet hat, sieht sich schnell enttäuscht.

Crooked Man Crooked Man DFA / Coop / PIAS / Rough Trade


NACH DEM AUTOBIOGRAFISCHEN BESTSELLER VON SONIA ROSSI

HEIMSPIEL MIT KRISTOF BEUTHNER

Ein bunter Musikmonat: Von SongwriterPunk über Tele-Funk, Gaga-Glam und Shoegaze bis zum Indie-Geschichtsbuch ist alles dabei. Und zum Schluss singt ein Chor.

Wenn ein Album »Record Full Of Last Songs« heißt, darf man den perfekten Abgesang erwarten. Was gibt es schöneres, als das eine Stück, das eine intensive Trauerplatte nach Hause bringt? Bleedingblackwood ist das Projekt von Timo C. Engel, der auf seinem Debüt (bleedingblackwood.bandcamp.com) in düster verschachtelten Mini-Epen den dunklen Wolken seiner Seele Luft macht. Das pendelt sich irgendwo in Nick-Cave-Nähe ein, wird gespeist von dezentem Jazz und Folk und ist wirklich hübsch anzuhören in seiner Tristesse, wenn auch von Zeit zu Zeit vielleicht etwas zu sehr dick aufgetragen. Und wo gerade so intensive Traurigkeit Einzug erhält: Da kommt ein Album von einer Band namens Dreiviertelblut doch gerade recht, zumal wenn es auf den schönen Namen »Finsterlieder« (Millaphon) hört. Da könnte man jetzt üblen Mittelalter-Kram vermuten, in Wirklichkeit sind es aber schön melancholische Folkweisen in Münchner Mundart, sehnsuchtsvoll und nachdenklich, trotz der altertümlichen Darbringung thematisch aber durchaus am Zahn der Zeit. Denn Tod, Trauer und Angst sind leider zu einer allgegenwärtigen Bedrohung unseres Lebens geworden. Schönklang können auch Tristan Rêverb auf »Senseless Presence« (Treibender Teppich), bei deren Bandnamen das »Rêve« (französisch für Traum) nicht von ungefähr kommt, genau wie der Name des Labels hier wie die Faust aufs Auge passt. Denn wie ein Teppich formen hier Strukturen aus Jazz, Ambient und Folk einen watteweichen Untergrund, auf dem man wie im Traum zu wandeln scheint; warm und nachtschwarz, schwelgerisch und auch manchmal ein wenig wunderlich. Clubmusik für dunkle Bars mit Sesseln. Perfekt, um die Seele baumeln zu lassen. Groß. Zu den sich langsam verfärbenden Blättern passt auch ein wenig Songwriter-Pop. Zum Beispiel von Maciek Swietoslawski, der aus Polen nach Hannover zog, um seinem weitgehend in ein organisch-pures Akustikgewand gekleidetes Debüt »Maciek« (Magic Mile) Gehör zu verschaffen. Das ist sehr poppig geraten; Künstler wie Ed Sheeran oder Jason Mraz (falls den noch jemand kennt) standen deutlich hörbar Pate, und auch wenn das im Gesamtbild ein wenig belanglos plätschert, ist es doch sehr liebevoll und formschön geraten. In der Einsamkeit einer verlassenen Kirche auf einer abgeschiedenen amerikanischen Militärbasis wurde »Stuck« (Sic Life), das zweite Album der Münsteraner Andalucía aufgenommen. Zu diesem traumhaft tristen Szenario passt auch der Sound des Duos: rau, düster, trostlos, aber eben auch sehr intensiv, pur und zupackend. Das Schlagzeug schleppt sich durch die acht Stücke, die Gitarre sorgt für gelegentliche Ausbrüche, und dazu singt

JEDER MENSCH, DEN DU TRIFFST, ÄNDERT DEINEN BEAT MIT DEM GROSSARTIGEN SOUND VON ALLE FARBEN UND EXKLUSIVEN MUSIKCLIPS

Philipp Ohnesorge, als gäbe es kein Morgen. Aber nein, das ist eine wirklich starke, tiefe und so puristische Platte, dass man sich in ihr herrlich gehalten fühlt.

Eher aus der tüftelnden Ecke kommt der Produzent Arpen, dessen nach ihm selbst benanntes Debüt (Analogsoul) die Brücke zwischen Songwriting-Kunst und Fotografie baut. Jawohl, Fotografie: Inspirieren lassen hat Arpen sich zu seiner Platte nämlich unter anderem durch die Werke von Taryn Simon, die sich auch im Booklet der Platte wiederfinden und so zu einem Teil der Musik werden, wenn man sie beim Hören betrachtet. Die weiche Stimme erinnert an Sufjan Stevens, der zwischen Jazz, Elektronik und Pop oszillierende Sound öffnet auf sehr innige Weise herbstlich gefärbte Welten. Drehen wir die Dezibelzahl wieder ein wenig nach oben und kommen an bei Heim aus Bayern, und keine Sorge: Deren Debüt »Palm Beach« (Tapete) heißt bloß so. Von Sonne ist hier wenig zu spüren, vielmehr lärmen und mäandern hier die Gitarren, als gälte es, eine hiesige Version von Dinosaur Jr. zu rechtfertigen. Nicht nur klanglich stehen Heim der Band um den großen J Mascis nah: Dessen Unsicherheit und Melancholie ist allgegenwärtig; es ist ein weltverdrossenes, lautes Album, das sehr straight und organisch klingt. Und wenn der Druck gar zu groß wird, dann wird auch mal geschrien. Dringend hörenswert.

ALS DVD, BLU-RAY UND VOD

Wer jetzt noch schwerere Gitarren braucht, ist bei Etiolated Kingdom gut aufgehoben. Die Lyrics der Münchner sind nicht immer über jeden Zweifel erhaben, aber seinen Vorbildern – Pearl Jam, System Of A Down, Tool – wird »Crown Of Creation« (Hicktown) vortrefflich gerecht. Riesengroße Rockballaden ohne zu großes Pathos, aber mit viel Kraft, massiven Riffs und treibenden Drums ziehen einen aus dem Sessel, lassen den Kopf erst nicken, dann kreisen. Es wird Zeit, wieder aufzustehen. Eau Rouge aus Stuttgart müssen sich einen guten Namen hierzulande erst noch erspielen, sorgten aber immerhin auf dem ShowcaseFestival South By Southwest in Texas schon für Begeisterung. Das kann man verstehen: Ihr Debüt »Nocturnal Rapture« (AdP) mischt mühelos im Indie-Pop-Shoegaze-Kosmos von Bands wie Phoenix oder M83 mit; der Sound ist schön verhallt und äußerst tanzbar und die discoinfizierte Single »Hunting Melodies« ist sogar ein kleiner Hit für die geneigte Dancefloor-Crowd. Diese Jungs darf man sich gerne, ja sogar sehr gerne merken.

fuckingberlin.com

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16.03.2017 LINGEN EMSLANDARENA

Auch die Fraktion Ü50 kommt noch mit Debütalben um die Ecke. Bei Crooked Man gibt es Musikgeschichte zu ergründen. Zeitmaschine, 30 Jahre zurück, 1986: Der Sohn eines Farmers aus einem ländlichen Vorort der Arbeiterstadt Sheffield ist davon angepisst, dass es keine anständigen Partys gibt. So »fucking bored« beschließt er, als DJ Parrot die Jive-Turkey-Party zu gründen. Schnell schlägt’s ein – sowohl das Acid des »Summers Of Love« als auch die Partyreihe. Sheffield war schon seit Cabaret Voltaire auf der musikalischen Landkarte vertreten und wird eines der interessantesten Sub-Zentren des Ravin’ Britain. Zurück in die Gegenwart: Nach einer langen Wartezeit erscheint 2014 eine vielbeachtete Optimo-Trax-EP mit dem Titel »Undigitize«. Obwohl er nie ganz von der Bildfläche verschwunden war, ist sie nach langer Zeit ein neues Lebenszeichen des Künstlers, der bürgerlich tatsächlich Richard Parrott heißt. Parrott hat Blut geleckt, und deshalb kommt nun sein erstes Soloalbum als Crooked Man auf DFA heraus. Dort ist er auch soundmäßig gut aufgehoben. Obwohl ihm nichts ferner liegt, als Clubs zu besuchen, scheint House für ihn ein wichtiger Bestandteil geblieben zu sein. Manchmal klingt sein Album nach Shitrobot, manchmal nach The Juan Maclean – wie zum Beispiel »Scum Always Rises To The Top«. Richtig interessant wollen die Tracks aber nicht werden, sie klingen zumeist fast schon lieblos nach EDM mit Wave-Einflüssen. Die Gefahr, dass man von diesem Album etwas auf Partys zu hören bekommt, besteht kaum. Vielleicht wäre ein Besuch im Club in Vorbereitung für diese LP doch besser gewesen. Lars Fleischmann

Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter der Tickethotline 0591 912950 oder 0591 9144144 und auf www.emslandarena.com

El Perro Del Mar Kokoro Ging Ging / Rough Trade

Dreampop-Fernreise: Sarah Assbring bettet ihre Gedanken zur äußeren und inneren Weltlage in sphärisch-verträumte Sounds Süd- und Ostasiens. Seit der Geburt ihres Sohnes denkt Sarah Assbring alias El Perro Del Mar mehr über die Welt nach als vorher. Über das, was derzeit mit den vielen Menschen passiert, die ihre Heimat verlassen müssen; über die hart angeschlagene Umwelt und die obskuren Entwicklungen in der Weltpolitik. Dass ihr eigenes Herz durch all das ebenfalls ein anderes ist, scheint klar. Der introvertiert verträumte Sound von Assbrings Projekt bekommt dafür auf »Kokoro« eine Frischekur verpasst: Immer noch schwebt ihre Stimme elfengleich über den Dingen, und doch verändert sie ihren Stil um Elemente aus der süd- und ostasiatischen Musik wie der chinesischen Guzheng und der japanischen Shakukachi-Flöte bis hin zu arabischen Saiteninstrumenten und äthiopischer Rhythmik. Das Songwriting ist aber nach wie vor ihrem eigenen Klangkosmos angepasst, klingt aber durch seinen neuen Background nun eine gute Portion ambitionierter. Verstärkt um Musiker aus etwa Indien und Pakistan, kreiert sie eine Welt, von der aus sie scheinbar zögerlich, aber doch dringlich ihr Inneres nach außen kehrt. Ein märchenhaftverspielter Dream-Pop-Trip. Kristof Beuthner

East Cameron Folkcore Better Off Grand Hotel van Cleef / Indigo

13.10.16 LUKE MOCKRIDGE

AUSVERKAUFT

29.10.16 PEPE LIENHARD 17.11.16 BAP 18.11.16 REVOLVERHELD

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19.11.16 JETHRO TULL 10.12.16 BILLY TALENT

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10.03.17 BEGINNER 16.03.17 BOSSE 03.05.17 TIM BENDZKO NEU unter Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen, -144 9144 0591 oder 50 9129 0591 ne der Tickethotli und auf www.emslandarena.com WEITERE VERANSTALTUNGEN UNTER:

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Diese Band brennt, sie steht kurz vor der Explosion. Ihr Folk-Punk hat Soul und die Dringlichkeit quillt ihnen aus den Poren. Nein, sie sind nicht einverstanden. »I don’t know which is better, to be alive or to be well« – wenn Jesse Moore eher nachdenklich diese Zeilen singt, scheint im Nordosten von Austin, Texas, bei aller Besorgnis noch die Form gewahrt. East Cameron Folkcore ist ihre politische Haltung, die eigentlich alle Texte durchzieht, immer wieder angekreidet worden. Wäre man nicht besser dran, die Landschaft zu besingen und die Welt in einem langsamen Walzer um sich drehen zu lassen? Doch keine Spur. Diese Band ist auf Dringlichkeit abonniert, sonst fänden sie auch nicht zu diesem Sound, der wie eine punkige Big-Band-Version der Two Gallants klingt, mit einem Sänger, der den Soul-Turbo anschmeißen kann, wenn ihn die Dringlichkeit zu zerreißen droht und dem alle Menschen mit Emotionen dann schutzlos ausgeliefert sind. Das in Kombination mit guten, in den Texten festgehaltenen Gründen macht das Rezept auch beim vierten Album noch unwiderstehlich mitreißend. »That they’re keeping us numb and we’re raising the dumb, offering up all our secrets alike at a time« – wenn man das hört, weiß man, dass Wut und Drangsal keine Masche sind. Jesse Moore macht sich Luft. Beim letzten Mal als Konzeptalbum, diesmal in kompensierter Form. Und wie immer sind es die Uptempo-Nummern wie der Titelsong, die in ihrer Wucht klarmachen, wie viel größer die Kraft des Wesentlichen gegenüber allem anderen ist. Sich mit den Verhältnissen arrangieren? Fuck, no! Carsten Schumacher

Flock Of Dimes If You See Me, Say Yes Partisan / PIAS / Rough Trade

Endlich hat Jenn Wasner, Wye-Oak-Mitglied und Klangtüftlerin, ihr Pop-Album als Solistin vollbracht. Flock Of Dimes verstreut anspruchsvolle Glückseligkeit. Nach zehn Jahren im Gitarrenkosmos von Wye Oak sowie sporadischen Singles hat Jenn Wasner unter dem Namen Flock Of Dimes nun ein Album fertiggestellt. Enthalten sind einige der Singles wie »Semaphore« oder »Everything Is Happening Today«, daneben aber auch viel neues Material, das Wasner eigenhändig komponiert und produziert hat. Die Platte startet mit einem kurzen Kate-Bush-Déjà-vu namens »Sometimes It Is Right…«: Eine entrückte Stimme schallt den Flur entlang, Chorusgitarren und vertracktes Rhythmus-Geflirre bescheren 1980er-PopTiefgang, den auch Frau Bush einst so verwunschen inszenierte. Mit Wye Oak zollte Wasner der Grand Dame des Pop ohnehin schon Tribut, bevor sie nun ihre volle Bandbreite an verwunschenen und experimentelleren Elektro-Plüsch-Pop-Tüfteleien offenbart. Eine variable, warme Stimme überstrahlt die Kompositionen, zusammengesteckt aus einer Vielzahl von Sounds, Melodien, Nebelschwaden und Chorgesängen. Eher abgeklärt denn naiv bedient sich Wasner beim 1980erPop, bei deutschen Krautrock-Rhythmen und natürlich immer wieder auch bei Bush, die in diesem Debüt eine ebenbürtige, zeitlich modernisierte Nachfolgerin gefunden hat. Klaas Tigchelaar


IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK

Gönnen wir uns zum Jahreszeitenausklang noch einmal den Spaß hitzig ausbrechender Gitarren, Emo und Postcore. Wir haben aber auch Alternativen.

Bei der Niederschrift dieses Artikels hat es vor der sperrangelweit offenen Balkontür noch über 25 °C, es ist also quasi Spätsommer. Da muss mir ein Hang zur juchzenden Emo-Melodie gegönnt sein, zur Not kann man sich diese Heftseite ja in neun Monaten wieder vornehmen. Also eine Lobhudelei auf die Kanadier Gulfer und ihre EP »What Gives?« (Big Scary Monsters), die alles hat, was den harmonieseligen Nach-Hardcore-Stil so unwiderstehlich macht: ausbrechende Refrains, gehackte Rhythmen, wendige Dynamiken, und immer wieder bedrückende Leere. Könnte wahrlich kraftvoller produziert sein, dieses Debüt, aber so dreckig und klein, wie es ist, entwickelt es genügend Charme für schnelle Kicks.

Nicht viel anders stehen die Dinge bei Signals Midwest und ihrem Album »At This Age« (Tiny Engines): Etwas mehr Emo als Math-Rock, etwas mehr Hot Water Music als die zuletzt auf demselben Label veröffentlichenden The Hotelier. Da interessiert es gar nicht so sehr, ob das jetzt über oder auf dem Durschnitt des Genres liegt. Denn das ist Musik, die vor allem in den richtigen Momenten zur Entfaltung kommt. Und wir hören nicht auf: Würde nicht fast zeitgleich das neue Touché-Amoré-Album erscheinen, wäre »Love Is Not Enough« (Hassle) der Waliser Casey ein sicherer Anwärter auf das Postcore-Album der Woche. Im Vergleich zu den US-Kollegen ist dieses Debütalbum metallischer und sauberer produziert, und die Screamo-Parts grollen ein wenig mehr. Aber Casey verstehen sich mindestens ebenso gut auf die emotionale Verausgabung dieses Stils und die Variation mittels zurückgenommener Parts. Eine andere britische Band, die ihren US-Helden das Wasser abzugraben droht, ist das Trio Doe. Das spielt Indie-Rock wie aus einer Zeit, in der man sich mit Bands wie den Breeders, Weezer oder Sleater-Kinney in diesen Stil verliebte. Das mag hoffnungslos gestrig klingen, klar. Andererseits: Ich bin mir nicht sicher, ob die Pixies mit ihrem neuen Album an die Klasse von »Some Things Last Longer Than You« (Specialist Subject) herankommen. Wenn man von der Hitze des Tages endlich in die abkühlende Sommernacht entlassen wurde, ist die Zeit für »The End Of Comedy« (Domino) von Drugdealer gekommen. Darauf sind soulige Lofi-Miniaturen aus dem ArielPink-Umfeld, die den Westcoast-Yachtrock der 1970er genauso durchexerzieren wie die Laurel-Canyon-Leichtigkeit des Seins. Auf diesem Debütalbum gibt es nichts, was einen davon abhalten wollte, im Liegestuhl auf der Dachterrasse langsam wegzudämmern.

Was da noch fehlt, ist The Cure. Oder wenigstens John Maus. Das stilistische Feld, das zwischen diesen beiden Acts aufgespannt ist, füllt der Westküsten-Exilant Black Marble mit seinem zweiten Album »It’s Immaterial« (Ghostly International) aus. Umstandslos eingängige Popsongs werden mit aufs zweckmäßigste reduzierten Arrangements instrumentiert, sodass dabei ein Dream-Pop-Noir herauskommt, der so lange ein guter Begleiter ist, bis die Sonne wieder aufgeht und brennt. Davon völlig unberührt bleibt eigentlich nur Entrance. Der Mann, dessen sträflich unbeachtete Karriere vor zehn Jahren endete und der nun dank namhafter Fürsprecher (Cat Power, Spike Jonze) mit der neuen EP »Promises« (Thrill Jockey) zum Comeback ausholt. Ihm reichen fünf Songs, um sich ins Licht und The Divine Comedy und Scott Walker zumindest aktuell in den Schatten zu stellen. Das ist vor Harmonie überquellender, vollmundiger Bluesund Folkrock, dessen Talent einem vor Verblüffung den Mund offen stehen lässt. Auch wenn die Hitze ihn austrocknet. Ähnlich vornehm ignorieren sonst nur noch Aquaserge auf ihrer EP »Guerre« (Crammed Discs) die Temperaturen. Die klingen nämlich, als würde Serge Gainsbourg über den gesüßt verquirlten Ambient-Pop von Stereolab und Tahiti 80 singen. Tatsächlich ist die Band ein schon länger existierendes Spaßprojekt von Musikern aus diesen Bands und dem erweiterten Tame-Impala-Umfeld, die aber zumeist in Frankreich residieren. Angesichts dessen muss sich niemand mehr fragen, wie cool man Schwüle eigentlich wegsäuseln kann. Nachdem sich Hundreds für ihr kommendes, drittes Album für eine neue Heimstatt entschieden haben, hat das Berliner Qualitätslabel Sinnbus schon ein neues, möglicherweise noch verheißungsvolleres Electro-Pop-Pferd im Stall – und das kommt ausgerechnet aus der Schweiz: Odd Beholder legen mit ihrer Debüt-EP »Lightning« (Sinnbus) die Messlatte reichlich hoch und wecken Referenzen zu sowohl Daughter als auch The xx und Bodi Bill. Besonders beeindruckend ist aber die atmosphärische Dichte der sechs Tracks, denen sehr gerne bald ein Album folgen darf. Leicht und gehaltvoll sind wir gestartet, und so soll es auch enden: Die Mitglieder der Belgier Robbing Millions sind eigentlich in experimentelleren Spielfeldern aktiv, auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum (PIAS) verbinden sie ambitioniert dichte Arrangements und instrumentale Fertigkeiten aber mit der sonnendurchfluteten Verspieltheit des Indie-Pop. Sie sind dabei kaum auf Hits aus, was den Genuss der zehn Songs nur noch angenehmer macht. So dürfte es klingen, wenn man den Postrock Tortoises in den Pop weiterdenkt. Und mit diesem Gedanken ab in den Herbst.

Das Debütalbum von Gurr inklusive der zwei Singles ‘Moby Dick’ und ‘Walnuss’

CD / LP / DIGITAL Ab 14.10. im Fachhandel erhältlich ALBUM RELEASE SHOW 28.11. @ KANTINE AM BERGHAIN, BERLIN dq-agency.com/dq_ticketshop/gurr/

Duchess Box Records


PEACHES

plus SPECIAL GUESTS 24.11. Berlin, Columbiahalle 25.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich 26.11. Köln, E-Werk @ Melt!.Zip

THE PARLOTONES

Support: KYLES TOLONE 03.10. Frankfurt, Zoom 04.10. München, Orangehouse 05.10. Hannover, Musikzentrum 06.10. Berlin, Bi Nuu 07.10. Hamburg, Uebel & Gefährlich

NAKED

06.10. Berlin, Berghain Kantine

BEATY HEART

Support: BAYONNE 11.10. Berlin Berghain Kantine

CLEAN BANDIT

13.10. Berlin, Columbia Theater

ROOSEVELT

Support: BAYONNE* 13.10. Zürich, Papiersaal* 14.10. München, Strom 15.10. Leipzig, Werk 2 18.10. Hamburg, Uebel & Gefährlich* 29.10. Düsseldorf, Capitol Club @ New Fall Festival 30.11. Berlin, Lido 24.03. Köln, Gloria

WILD BEASTS

Support: DOUGLAS DARE* 16.10. Köln, Luxor* 20.10. Berlin, Kesselhaus

PARQUET COURTS Support: PILL 17.10. Köln, Gebäude 9 18.10. Berlin, SO36 20.10. München, Strom

DEATH GRIPS

25.10. Hamburg, Übel & Gefährlich 26.10. Köln, Stadtgarten (Sold Out) 27.10. Berlin, Berghain (Sold Out)

CALIBRO 35

24.10. Frankfurt, Zoom 26.10. Köln, Studio 672 27.10. Hamburg, Hafenklang 03.11. Berlin, Lido

MILD HIGH CLUB

27.10. München, Strom 28.10. Berlin, Badehaus Szimpla

FLUME

09.11. Berlin, Columbiahalle 11.11. Köln, Palladium 12.11. München, Zenith

C DUNCAN

02.11. Berlin, Grüner Salon 03.11. Hamburg, Turmzimmer

STORMZY

03.11. Frankfurt, Zoom 09.11. Köln, Gebäude 9 10.11. Berlin, Bi Nuu

GLASS ANIMALS

05.11. Hamburg, Mojo 07.11. Berlin, Columbia Theater

MURA MASA

Support: BONZAI 06.11. Berlin, Postbahnhof 09.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich 10.11. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld

65 DAYS OF STATIC

Support: THOUGHT FORMS 06.11. München, Kranhalle 09.11. Berlin, Columbia Theater 10.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich

KEVIN GATES

07.11. München, Ampere 10.11. Frankfurt, Zoom 12.11. Berlin, Lido 13.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich

FLUME

09.11. Berlin, Columbiahalle (Sold Out) 11.11. Köln, Palladium (Sold Out) 12.11. München, Zenith

BEAK>

Support: MARIO BATKOVIC 14.11. Berlin, Columbiatheater 15.11. Hamburg, Nochtspeicher

ANNA MEREDITH

18.11. Berlin, Berghain Kantine 19.11. Hamburg, Kampnagel 20.11. Frankfurt, Mousonturm Studio 1

TOM MISCH

MICK JENKINS

THE 1975

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Das maskierte Musikerkollektiv aus Schweden entwickelt seinen außergewöhnlichen Trademark-Sound aus Psychedelic, World Music und Desert Rock weiter und wendet sich diesmal folkigeren, spirituell anmutenden Klängen zu. Gleich beim Album-Opener »Djôrôlen/ Union Of Sun And Moon« wird offensichtlich, dass es sich bei der dritten Goat-LP um das Ritual-Folk-Album der Band handelt. Die mantraartige Gesangseröffnung der beiden Frontsängerinnen wird abrupt von einer treibenden Akustikgitarre sowie einer äußerst markanten Panflöte abgelöst. Mehr Folklore geht nicht. Ungewollt geweckte Assoziationen mit fragwürdigem Inka-Musik-Kitsch für die Fußgängerzone verschwinden jedoch ganz schnell, wenn die verzerrte Gitarre einsetzt. Es folgt das bereits als Single veröffentlichte, eher gelassen dahingroovende »I Sing In Silence«. Auch hier wird die Panflöte prominent, wenn auch weitaus zurückhaltender eingesetzt, so auch im daran anschließenden InstrumentalJam »Temple Rhythms«. Cooler wurde dieses schnulzige Instrument im Pop-Kontext bisher kaum verwertet. Bei »Trouble In The Streets« nähert sich das Kollektiv gekonnt Paul Simons filigran instrumentiertem »Graceland«-Album an. Goat präsentieren sich insgesamt so vielseitig, offen und in Teilen in sich gekehrt wie nie zuvor, ohne dabei ihre Kernkompetenz zu vernachlässigen. Denn kurz vor Ende ist es schlagartig vorbei mit der folkloristischen Gemütlichkeit und das Album erreicht mit »Goatfuzz« seinen wahrhaftig lärmenden Höhepunkt. Led-Zeppelin-Riffs treffen darin auf den bandtypischen, perkussiven Tribal-PsychSound und den aufmüpfig bellenden Gesang der beiden Sängerinnen, bevor das Finale der LP instrumental ausklingt. Goat inszenieren sich zwar als geheimnisvoll-weltentrückte Hippiemusikkommune, in Wahrheit verbirgt sich dahinter jedoch einfach ein extrem einfallsreiches und virtuoses Musikkollektiv, das sich mit seiner Kostümierung und einem sehr zurückhaltendem Social-Media-Auftritt wohltuend mysteriös gibt. Allzu ernst muss man diese rituelle Voodoo-meets-AlejandroJodorowsky-Ästhetik dabei nicht nehmen, sie dient allein der optischen Verstärkung des Sound-Konzepts, welches Goat vor allem bei ihren Live-Shows grandios umzusetzen wissen. Timo Weber

25.11. Berlin, Yaam 26.11. Frankfurt, Gibson 27.11. Köln, Die Kantine 29.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich 03.12. München, splash!.zip

Support: CARMODY 30.11. Köln, Yuca 01.12. Berlin, Lido (verlegt aus Berghain Kantine)

01.11. München, Ampere 05.11. Frankfurt, Zoom 06.11. Berlin, Bi Nuu 07.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich

Rocket / Cargo / VÖ 07.10.16

DANNY BROWN

Support: HOPE 30.10. Berlin, Berghain Kantine

KELLY LEE OWENS

Goat Requiem

13.02.17 Köln, Palladium 15.02.17 München, Tonhalle 17.02.17 Offenbach, Stadthalle 18.02.17 Hamburg, Sporthalle

Green Day Revolution Radio Warner / VÖ 07.10.16

Green Day rufen die »Revolution Radio« aus. Man merkt, dass sie den Schreien nach mehr Punk-Prägnanz ein paar Schritte entgegenkommen, nicht aber auf Kosten des Pop. Ein neues Album von Green Day? Nur eins? Das ist schon einmal beruhigend. Die neue Platte des kalifornischen PunkrockUrgesteins kann man aus zwei Perspektiven

sehen. Die erste, meist anzutreffende: »Na ja … ist halt nicht ›Dookie‹ (wahlweise auch ›Kerplunk‹ oder ›Nimrod‹). Das war noch schön. Jetzt sind sie sell-out.« Die zweite ist die eines interessierten Ohrs. Schließlich hat die Band ihre Fähigkeit, die Nase in den Wind zu halten und sich in kleinen Schritten zu entwickeln, von Album zu Album vor dem Versumpfen im Punk-Altersheim gerettet. »Bang Bang« belohnt offene Ohren, denn tatsächlich erinnert der Song sehr an »Dookie«. Da haben Green Day sich wohl auf die Prägnanz und Schlagkraft ihrer frühen Tage besonnen. Die Themen sind aufgefrischt, der Wunsch nach Internet-Fame bekommt eine gewatscht und der amerikanische Schusswaffenwahn sowieso. Der 1990er-Vibe hält sich noch über »Revolution Radio«, aber »Say Goodbye« ist mit einem Satz wieder in den Jahren 2004/2009, in deren melodiösem Hymnen-Stil Green Day dann auch verbleiben. Nicht unoriginell, wohlgemerkt, mal schelmisch und mal kriegerisch. »Outlaws« holt großzügig aus und pfeffert die volle Ladung 2000er-Green-Day-Powerballaden-Drama, zu der sich der eine oder andere Teenager damals heimlich Tränen aus den Augenwinkeln wischte. »What good is love and peace on earth when it’s exclusive? Where’s the truth in written word if no one reads it?« steht exemplarisch für die Entscheidung von Billie Joe Armstrong, die Jugend weiterhin trösten zu lehren und zum Handeln zu bewegen. Er ist mit seinen 44 Jahren wohl doch sentimental geworden, das Akustik-Schlusslicht »Ordinary World« ist quasi »Over The Rainbow« reloaded. Kurz: Punk-Puristen, bitte geht weiter, es gibt hier nichts zu sehen. Alle anderen: Lieber Green Day im Radio, als das, was da sonst läuft. Wirklich. Kira Schneider

Harmonious Thelonious International Dance Record Italic / Rough Trade

Harmonious Thelonious feiert auf »International Dance Record« in seinem ganz eigenen Tom Tom Club eine fette Fete. »International Dance Record« ist ein ambitionierter Name für eine LP. Für Stefan Schwander, der seit 2008 vornehmlich als Harmonious Thelonious auftritt, aber alles andere als absurd. Für alte Haudegen, denen Antonelli oder A Rocket In Dub noch etwas sagen sollten, mag es ungewohnt sein, was für ein Sound sich auf diesem Album auftut. Doch auch schon bei Antonelli ging es zumeist um repetitive Minimalstrukturen, die in seichten Variationen große Gewalt verstecken und ausleben konnten. Mittlerweile konzentriert sich Schwander auf übereinander geschichtete DrumPatterns, gepaart mit Melodien. Er macht Musik, die Trance-Zustände triggern soll. Auf der Tanzfläche könnte man in seinen Stücken auch wirklich den Verstand verlieren. »International Dance Record« setzt hier an, wirkt an vielen Stellen aber freundlicher als Vorangegangenes, eingängiger, geradezu sommerlich. Der Einfluss von vornehmlich (west-)afrikanischer Musik, ihren Harmonieund Rhythmusstrukturen ist omnipräsent. Es trommelt durchgängig, viel Magie wird entfacht. Ganz sicher bin ich mir ob dieser Platte aber erst, wenn ich meinen Verstand wiedergefunden habe. Lars Fleischmann


KLAUS BÖNISCH FÜR KBK GMBH PRÄSENTIERT:

LOVE ATTACK MIT SERMIN USTA Es wäre fahrlässig, persönliche Bestenlisten zu früh abzuschließen. Zu hoch ist die Gefahr, dass ein Künstler wie Vince Staples plötzlich wieder mit einer EP à la »Prima Donna« (DefJam) aufkommt und alles bereits gehörte in den Schatten stellt. Knapp ein Jahr nach seinem bahnbrechenden Doppelalbum »Summertime ’06« und zwei großartigen Mixtapes legt Staples nun mit der von James Blake produzierten EP nach. Auf sieben Tracks zeigt Staples, wie schonungslos und poetisch Real Talk im Jahr 2016 zu klingen hat: »County jail bus, slave ship, same shit / a wise man once said / that a black man better off dead / so I’m war ready«. Mit Stücken wie diesem »War Ready« oder dem Titelsong, an dem A$AP Rocky mitwirkte, zieht Staples wieder Mal alle in seinen Bann und damit in sein Panoptikum aus hoffnungslosen, aber ehrlichen Geschichten.

Hätte es irgendeine Geschichte mehr verdient, in einer millionenschweren Produktion erzählt zu werden, als die des HipHop? Sehen wir es also positiv, dass sich ausgerechnet Baz Luhrmann, der für Filme wie »Moulin Rouge« und »Romeo und Julia« verantwortlich zeichnet, in der Netflix-Serie »The Get Down« der Entstehung des Stils und damit logischerweise auch der Disco-Ära widmet. Um ihr gerecht zu werden, verpflichtete Luhrmann neben seriösen Zeitzeugen wie dem Journalisten George Nelson auch Grandmaster Flash und den unbezwungenen Eastcoast-Helden Nas. Insbesondere ihm ist es zu verdanken, dass die Serie nicht nur historisch und in Bildern, sondern auch musikalisch anspruchsvoll und unterhaltsam ist. Der umfangreiche Score (House Of Iona) enthält neben alten, aufpolierten Disco-Hits wie »Think About It« von Lyn Collins vor allem neue Songs von den Cast-Mitgliedern Justice Smith und Shameik Moore sowie Stücke von Nas, Michael Kiwanuka, Leon Bridges und Raury.

Mit »Pick Up The Phone« hat Travis Scott gemeinsam mit Yung Thug bereits vor Wochen einen Vorgeschmack auf sein neues Album gewährt. Nun ist der »Rodeo«-Nachfolger »Birds In The Trap Sing McKnight« (Sony) da und mindestens so zufriedenstellend wie Scotts Debüt. Sein kunstvolles Artwork zeigt den 24-jährigen Kanye-Zögling mit ausgebreiteten Rabenflügeln in einer aufsteigenden Rauchwolke so düster und umnebelt wie die Auto-Tune-Trap-Hymnen seiner neuen Platte. Scott wird auf dem Album unter anderem von André 3000 und Kendrick Lamar begleitet. Über seine Beats rappten schon Legenden wie Ghostface Killah, Mos Def und MF Doom. Nun tritt Produzent Scott Herren alias Prefuse 73 wieder auf Albumlänge und ohne prominenten Back-up ins Rampenlicht. Gemeinsam mit dem Bostoner MC Michael Christmas produzierte er unter dem Namen Fudge die LP »Lady Parts« (Lex), die, wie der Name andeutet,

16.10.16 FRANKFURT / 19.10.16 HAMBURG 20.10.16 BERLIN / 22.10.16 DÜSSELDORF 19.11.16 NÜRNBERG / 21.11.16 MÜNSTER WWW.KB-K.COM

als eine Hommage an die Frauen dieser Welt gelesen werden darf. Wie immer stehen bei Prefuse nicht nur Rap-Parts im Fokus. Tracks wie »In My Shoes« zeigen, dass Fudge alles können: Beats, Rap, Gesang – und das auf hohem Niveau.

Wer MC Renes Werdegang verfolgt hat, weiß, dass er sich selbst nur ungern zu ernst nimmt. Dieses Mal ist es anders: Während sich andere gar nicht erst die Mühe machen, um herauszufinden, woher sie stammen und wie viel verschiedene Kulturen in ihnen zusammenlaufen, begab sich der gebürtige Braunschweiger Anfang des Jahres erstmals auf eine Reise nach und durch Marokko, um gemeinsam mit Produzent Figub Brazlevič das Land seiner Urväter zu erkunden. Das dabei entstandene Reisetagebuch »Khazraje« (Peripherique) erhielt seine prägendsten Momente in Marrakesch, ist inspiriert von der Musik der Gnawa, den täglichen Rufen des Muezzin und der Identitätssuche eines mittlerweile 40-jährigen MCs. Die 14 Tracks der LP zeigen, dass dem Rapper die Reise und der orientalische Einfluss gut zu Gesicht stehen.

Von Marokko nach Berlin. Wie umtriebig Figub Brazlevič ist, zeigt sein nächstes Projekt: Aus der Idee, befreundeten Produzenten eine Plattform zu bieten, wuchs über die Jahre eine Beat-Tape-Serie, die stilsicherer kaum sein könnte. Nun erscheint die dritte Ausgabe von »Audiodope« (Vinyl Digital) des Berliner Kollektivs Krekpek. Das Besondere daran: Viele der Produktionen stammen nicht aus Deutschland, sondern auch aus Frankreich, Belgien oder Österreich. Wie vielseitig und anspruchsvoll sich der Rundumschlag der europäischen Beat-Szene anhört, zeigen unter anderem die instrumentalen Stücke von Bluestaeb, Gibmafuffi, FloFilz, S. Fidelity und Brazlevič selbst.

Sie hält die Griot-Tradition Westafrikas am Leben und ist dabei funkiger und bluesiger als manch ein zeitgenössischer Vertreter dieser Genres: Noura Mint Seymali stammt aus einer bekannten maurischen Griot-Familie und begann ihre Karriere im Alter von 13 Jahren als Backgroundsängerin im Ensemble ihrer Stiefmutter Dimi Mint Abba. Ihr aktuelles Album »Arbina« (Glitterbeat) bedeutet übersetzt so viel wie »Gott« und ist bereits ihre zweite Veröffentlichung hierzulande. Hierfür ist die Sängerin samt Band nach New York gereist, um gemeinsam mit Tony Maimone aufzunehmen. Im Vordergrund von »Arbina« steht nicht nur die Darstellung der maurischen Kultur, sondern vor allem Seymalis Gesang, der hypnotische Klang der traditionellen Harfe sowie die Gitarren ihres Ehemannes Jeiche Ould Chighaly.

TICKETS: WWW.MYTICKET.DE UND WWW.TICKETMASTER.DE

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VISIONARY COLLECTIVE PRÄSENTIERT:

30.11.16 MOJO HAMBURG 01.12.16 BINUU BERLIN / 08.12.16 MTC KÖLN

29.11.16 BOCHUM / 30.11.16 NL-AMSTERDAM 01.12.16 HAMBURG / 03.12.16 BERLIN 04.12.16 FRANKFURT/ 06.12.16 MÜNCHEN 07.12.16 CH-ZÜRICH / 08.12.16 A-WIEN

10.10.16 BERLIN / 11.10.16 HAMBURG 12.10.16 KÖLN / 13.10.16 STUTTGART

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DEGENUNDFLORETT.DE //2016

Over- und Underground, frisch und traditionell, heimisch und weltoffen und oft auch über stilistische Tellerränder hinaus: Groove wütet wieder auf allen Spielfeldern.


The Head And The Heart Signs Of Light Warner

Weil Fortschritt so wichtig ist: Die Folk-Band aus Seattle kann inzwischen nur noch mit Abstrichen als eine solche bezeichnet werden. Ist ja alles schön und gut mit dem Kopfkino von malerischen Waldlichtungen, Holzhütten und langen Bärten, zu dem ein hippieesk-glasklarer Folk-Soundtrack läuft. Die gleiche Platte servierten die erfolgreichen Großen dieser Disziplin ja schließlich alle nicht – weder die Epigonen Mumford & Sons noch aktuell die Emporkömmlinge Bear’s Den; The Lumineers taten das noch am ehesten. Und so ist das dritte Album von The Head And The Heart dann tatsächlich auch weit entfernt vom schimmernd-organischen Gitarrensound des Debüts und dessen leuchtend-fließenden Harmonien. Stattdessen serviert die Band um Sänger Jonathan Russell jetzt einen zwar immer noch harmonisch astreinen, dafür aber leider stark sterilisierten Pop-Sound, der sehr glatt produziert ist und durch den Fluss, der geradewegs ins Formatradio führt, kaum noch Wiederhörenswertes bietet. Nett und betulich ist das Ganze schon, aber es spricht nicht für eine Platte, wenn sie lediglich nicht beim Bügeln stört. Besonders innovativ waren The Head And The Heart nie, aber wenigstens schön. »Signs Of Light« hinterlässt einen nun vor allem: gleichgültig. Kristof Beuthner

How To Dress Well Care Domino / GoodToGo

Empathie statt Egozentrismus: Mit »Care« plädiert Tom Krell dafür, mehr auf sich und andere achtzugeben. Auf How To Dress Wells viertem Album ist der Name Programm: Es geht ums Kümmern. Und zwar nicht nur darum, auf sein eigenes Wohl bedacht zu sein, sondern auch mal links und rechts vom Smartphone zu schauen, wem es vielleicht gerade nicht ganz so gut gehen könnte – ganz egal, ob man mit diesen Menschen verwandt oder befreundet ist oder ihnen zum ersten Mal über den Weg läuft. Krell singt von Menschlichkeit, aber auch von Männlichkeit, von fehlender Zweisamkeit und zu vielen Twitter-Mentions, kurzum: davon, dass wir alle in der Theorie immer näher zusammenrücken, offener und toleranter, im besten Fall freier werden, aber in der Realität eigentlich das genaue Gegenteil geschieht. »Care« ist der Versuch eines Ausbruchs aus der internetinduzierten Isolation, ein Plädoyer für das Analoge, das Angucken, Anfassen, Anhören von allem und jedem. Apropos: Auch um seinen Sound und das Songwriting hat Tom Krell sich gekümmert. Im Vergleich zu den ersten drei Alben klingt »Care« über weite Strecken nach echter Popmusik. Geholfen haben dabei Ambient-Avantgardistin Kara-Lis Coverdale und Krell-Kollaborateur CFCF genauso wie Dancehall-Impresario Dre Skull und Mixing-Engineer Andrew Dawson, der so ziemlich jedes Kanye-West-Album, aber auch Produktionen für die Sleigh Bells, Childish Gambino, die Pet Shop Boys oder Beyoncé aufpoliert hat. Manch einem mag das ein wenig zu glatt tönen, der Rest erfreut sich an einem sehr schönen vierten Album von How To Dress Well und nimmt den nächsten Menschen, der ihm auf der Straße über den Weg läuft, mal in den Arm. Jan Wehn

Jenny Hval Blood Bitch Sacred Bones / Cargo / VÖ 30.09.16

Die norwegische Experimental-Pop-Künstlerin Jenny Hval legt nach dem fantastischen »Apocalypse, Girl« vom letzten Jahr schon wieder ein intensives, mitunter lustiges und vor allem sehr gutes neues Album vor. »Worum geht es auf diesem Album, Jenny«, fragt eine Freundin am Anfang des Tracks »The Great Undressing«. »Es geht um Vampire«, antwortet Jenny Hval, die sich, wie auch schon auf vorherigen Alben, gerne mal kurz erklärt. Nein, eigentlich gehe es um Blut und Körperverfremdungen, stellt sie dann richtig. Aber die Metapher des Vampirs klingt wohl einfach gut und passt noch dazu. Das Körperthema wird nicht nur in den Texten angegangen, auch die Musik und andere Geräusche spielen eine Rolle: Es wird hektisch geatmet und geflüstert, gekratzt, geraschelt und geknistert. Die Effekte finden sich vor allem in den experimentellen Interludien, die die harmonischeren Songs »Female Vampire«, »Conceptual Romance«, »The Great Undressing« und »Secret Touch« dadurch umso klarer hervortreten lassen. Ein wenig exzentrisch wirkt das alles schon, aber auch sehr intim, oft klug und immer emotional in der Nähe, die Jenny im Kontrast zwischen physischen Geräuschen und persönlichen Texten aufbaut. Und siehe an, da schreibe ich auch schon Jenny, so persönlich meint man Hval nach dem Genuss des Albums zu kennen. Henje Richter

Jones New Skin 37 Adventures / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 07.10.16

Sind hochkarätige Unterstützer, Erwartungsdruck und eine neue Haut der Stoff, aus dem Debütalben der Extraklasse geschmiedet werden? Im Fall von Jones durchaus! Wer das Time Out Magazine und Sam Smith hinter sich vereint, der muss doch zu etwas taugen. Sobald dann noch die notorische FKA-Twigs-Referenz dazukommt und weitere Medien einen neuen Stern am elektronischen TripHop-Himmel ausrufen, kann ja nichts mehr schiefgehen. Die Londonerin Jones verlässt sich aber nicht nur auf ihr ordentliches Bündel Vorschusslorbeeren, sondern legt mit »New Skin« tatsächlich gehaltvoll nach. Zwar drängelt sich The-xx-Mischer Rodaidh McDonald auf Jones’ Debütalbum »New Skin« frech in den Vordergrund, aber gerade seine Referenzen sind es, die ihrer souligen, sanften und angenehm unaufgeregten Stimme den nötigen Tiefgang verleihen. Wenn sie mal die große Melancholie-Keule auspackt, ist der wohlige Schauer nicht weit: »Hoops« entpuppt sich als wahres Kleinod. Greift Jones zu betont opulenten, poppigeren Vibes, droht zunächst die Gefahr, ins Belanglose abzudriften. Zum Glück bleibt es bei einer Drohung, denn sie schafft es immer wieder, auf das ganz große Drama zu verzichten. So kriegen Stücke wie »Lonely Cry« die Kurve. Londoner Lässigkeit gepaart mit mädchenhafter Leichtigkeit tragen die Hörer durch »New Skin«, so easy, dass man danach problemlos auch Kernphysik beherrschen kann. So rein vom Gefühl her. Carlotta Eisele

Kaiser Chiefs Stay Together Long Branch / SPV / VÖ 07.10.16

Das neue Kaiser-Chiefs-Album eignet sich als frisches Guilty Pleasure und sollte zwingend für immer abgekultet werden. Tja, wer hätte es erwartet: Das sechste Album der Kaiser Chiefs enthält elf Songs (plus Hidden Track), von denen keiner zu viel oder überhaupt schlecht ist. Den 1980er-Kitsch, den viele andere Bands als Retrospaß eher karikieren als imitieren, hat die Band aus Leeds noch wirklich gefressen. Kein Wunder, wenn man mit Brian Higgins zusammenarbeitet, der schon die Pet Shop Boys oder New Order unterstützt hat. »Stay Together« sei ihr »Relationship Album« und »Parachute« der erste Love-Song seit »Ruby«, lässt die Band verlauten. Tatsächlich geht es ausschließlich um Liebe. Und Liebe ist bei den Kaiser Chiefs offenbar noch die Vorstellung von naiven 14-Jährigen, voller Optimismus, ein ganz klares Ja. Man kann einfach nur einschlagen. Eingepackt in astreine Pop- (»Good


Clean Fun«, »Indoor Firework«) und Disco-Nummern (»Press Rewind«, »High Society«) macht sogar Liebeskummer noch Spaß (»Why Do You Do It To Me«, »Still Waiting«): »If we’ve only got one parachute, You know I’d give it to you«. Wie schafft man es nur, Kitsch so geil zu verwandeln? Paula Irmschler

To u r d a t e s

Kishi Bashi Sonderlust Joyful Noise / Cargo

Keaton Henson Kindly Now PIAS / Rough Trade

Der geniale Londoner Songwriter wagt lautere Töne inmitten von klassischer Instrumentierung und elektronischen Elementen. Keaton Henson gilt als scheu und eigenbrötlerisch. Nimmt man hinzu, dass er der Sohn einer Ballerina ist und gerne über den Tod singt, steht dem Klischee der feinsinnigen Künstlerseele nichts mehr im Wege. Mit herzzerreißender Traurigkeit in seinen größtenteils akustischen Songs hat er bisher überzeugt. Nach den ersten beiden Alben erschienen je eine elektronische und eine instrumentale Experimental-LP, um die Wartezeit auf dieses dritte offizielle Studioalbum zu überbrücken. »Kindly Now« strotzt vor üppiger, orchestraler Musik, dazwischen erklingt hier mal etwas Elektronisches, dort mal ein einsames Piano. Das Schreiben breiter angelegter Arrangements hat Henson erst vor kurzem erlernt. Auf seiner neuen Platte ist seine zerbrechliche Stimme ein wenig lauter als zuvor, auch die elektronischen Spielereien machen Hensons musikalisches Erscheinungsbild ein wenig nahbarer. Insbesondere bei »The Pugilist« und »Old Lovers In Dressing Rooms« dringt das wunderbar leidende Gefühl, das die ersten Veröffentlichungen dominierte, aber wieder an die Oberfläche. Bei so viel feinfühliger Genialität kann man Henson den Künstler-Narzissmus, der in manchen Texten steckt, gerne verzeihen. Elisabeth Haefs

Auf seinem dritten Studioalbum glänzt Kishi Bashi wieder mit überzuckertem Pop mit sehr viel Glitzer. »Would you be my lover?« Eine Aufforderung. Ganz ohne Ironie oder doppelten Boden. »I wanna say what lovers say!« Einfach, unkompliziert. Ehrlich. Diese herzerwärmenden, unverstellten Zeilen stammen vom Violinen-Virtuosen (aufgepasst liebe WDR5-Hörer) Kishi Bashi. Doch das war nicht immer so: »Die Tourneen und der damit verbundene Lebensstil haben mir und meiner Familie sehr viel abverlangt.« »Sonderlust« ist somit Kishi Bashis Rückführung zur Work-LifeBalance. Für einen Workaholic wie ihn sicher nicht so einfach. Bisher war er am ehesten für seine Zusammenarbeiten mit Regina Spektor und Of Montreal bekannt. Mit letzteren teilt er auch ein musikalisches Grundverständnis: Erlaubt ist erstmal alles. Es sollte nur bunt und vielschichtig sein und jede Menge Glitzer enthalten. »Sonderlust« hat dementsprechend unglaublich viel Glitzer. Wäre es ein Gebäude, könnte man es vom Weltall aus sehen, oder hören: Synthie-Pop, J-Pop, Barock-Pop – in jeder Faser steckt eine andere Referenz. Auf diese Cheesyness muss man natürlich stehen. Genauso wie auf die Violineneinlagen. Holger Wendt

Kobito Für einen Moment perfekt Audiolith / Broken Silence

Keshavara Keshavara Papercup / Indigo / VÖ 30.09.16

Der Timid-Tiger-Sänger Keshav Purushotham hat ein Album produziert, das sich zwischen relaxter Elektronik und latenter Tanzbarkeit bewegt. Keshavara ist das neue Projekt des Timid-Tiger-Sängers Keshav Purushotham. Während ich Timid Tiger stets unter dem Stichwort »wimpiger Gitarrenpop« abgelegt hatte, geht Keshav nun in eine ganz andere Richtung: Er arbeitet mit dezenten Break-Beats, die die Grundlage für an Electro-Pop gemahnende Instrumentierungen bilden. Keshavaras Sound ist erfüllt von kosmischer Schlaffheit, die eine eminent suggestive Wirkung entfaltet, ohne dass man gleich eingelullt wird. Er groovt, verhängt aber kein Tanzdiktat. Die Single »It’s Raw!« wurde bereits gefeiert, und das völlig zurecht: Die Beats klingen trocken und sind mit Knistern unterlegt, was vermuten lässt, dass es sich um Samples handelt. Denkbar ist aber auch, dass das Knistern hinzugefügt wurde, um ein analoges Gefühl zu vermitteln. Indikatoren von Mittelbarkeit werden hier also dazu genutzt, Authentizität zu kommunizieren, was ziemlich cool ist. Dazu singt Keshav fast schon rhythmisch, allerdings ohne zu rappen. Sein Vortrag ist völlig fokussiert, steht im Einklang mit den Beats und bleibt dabei immer zurückgelehnt. Was an diesem Album besonders gefällt, ist die Tendenz zu minimalen, reduzierten Gesten. Die Stücke sind spartanisch arrangiert und wollen nie zu viel. Selbst leicht repetitive Motive wie in »The Man Who Tried To Kill The Moon« wirken vor diesem Hintergrund nicht enervierend, sondern werden in einen sanftmütigen Innerlichkeitsmodus integriert. Die Musik zeichnet sich trotz aller Reife dadurch aus, dass sie nicht alles zu einer homogenen Masse verrührt. Vielmehr erscheinen die einzelnen Instrumente und Soundquellen so konturiert, dass sie in ihrer Unterschiedlichkeit zum Klingen gebracht werden. Mario Lasar

Sollte es bereits einen Zeckenrap-König geben, dann sägt Kobito gerade kräftig an dessen Thron. Ob Kobitos neues Werk den Titel »Für einen Moment perfekt« trägt, weil das sein erster Gedanke zum fertigen Album war? Er wäre ihm auf jeden Fall gegönnt. Bislang war er als Mitglied der linkspolitischen TickTickBoom-Crew und durch Musikprojekte mit Sookee (Deine Elstern) bekannt. Sein drittes Soloalbum hat er mit treibenden, mal poppigen, mal tappigen, gut produzierten Beats voll bepackt. Er zeigt, wie man neben Reflexionen auch politische Inhalte und Gesellschaftskritik in Songs packen kann, ohne dabei oberlehrerhaft zu wirken. Die Unterstützungen durch die Rapper Refpolk, Spezial-K und Amewu sind zwar nicht überraschend aber plausibel, zumal »The Walking Deutsch« mit K schon vor einem Jahr veröffentlicht wurde. Dafür steuert jedoch auch Newcomerin Haszcara einen Vers zu dem Track »Auf Papier« bei. Selbst bei der auf Hit konzipierten Hymne »100.000 Kilometer« hat man das Gefühl, dass sich der Berliner treu bleibt und tief aus seiner Seele spricht. Nach eigenen Angaben kennt den selbsternannten Zeckenrap-Star »kein Schwein«. Es sollten aber ruhig alle seine Lieder kennen. Chapeau! Dominik Djialeu

Milliarden: Betrüger Tour 2016

SPECIAL GUESTS * Raglans ** LIAN *** Lulu & die Einhornfarm 27.10. BREMEN Tower * 28.10. BRAUNSCHWEIG Eulenglück * 29.10. DÜSSELDORF The Tube * 02.11. MÜNCHEN Backstage * 03.11. ZÜRICH Bogen F * 04.11. STUTTGART Keller Klub * 05.11. FRANKFURT AM MAIN Nachtleben * 10.11. WIEN B72 11.11. AUGSBURG SoHo Stage ** 12.11. JENA Kassablanca ** 17.11. MÜNSTER Sputnikcafé *** 18.11. TRIER Betrüger Fest / Ex Haus *** mit Coppersky und Abramowicz

19.11. NÜRNBERG MUZ *** 24.11. BERLIN SO36 ** / *** 25.11. ROSTOCK MAU Club ** 26.11. HAMBURG Molotow **

ABRAMOWICZ 07.10. Hamburg, Hafenklang 15.10. Hof, Zur Linde 20.10. Bremen, Lagerhaus 17.11. Koblenz, Circus Maximus 18.11. Trier, Ex Haus 22.11. Stuttgart, Goldmark‘s 24.11. Leipzig, nato 25.11. Hannover, Béi Chéz heinz 26.11. Oberhausen, Druckluft

DEBÜT ALBUM „BETRÜGER“ AB SOFORT IM HANDEL

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21.12. HAMBURG KNUST 22.12. LEER ZOLLHAUS 23.12. BREMEN SCHLACHTHOF

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01.10. NEUMÜNSTER - Altes Stahlwerk* 21.10. LUDWIGSBURG - Scala ** 22.10. ERLANGEN - E-Werk ** 23.10. WIESBADEN - Walhalla ** 27.10. HAMBURG - Stage Club ** 28.10. PRÜM - Eifel hilft ** 02.12. (BE) EUPEN - Alter Schlachthof * 13.01. KÖLN - Kulturkirche * Duo / ** Kleines Besteck

Hamilton Leithauser + Rostam I Had A Dream That You Were Mine Glassnote / Caroline / Universal

Die Walkmen-Trauergemeinde darf sich über Hamilton Leithausers vielseitige Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Vampire-Weekend-Auteur Rostam Batmanglij freuen. Seit vielen Jahren soll Rostam Batmanglij von dieser Zusammenarbeit geträumt haben. Er war bereits beim Solodebüt des Walkmen-Sängers an zwei Songs beteiligt, nun also ein Album lang das Rat Pack Batmanglij und Leithauser, das

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#Review stilsicher durch die 1950er und 1960er schlendert und dabei Bar-Blues, Folk, Rock’n’Roll und Country unter einen einzigen Hut bekommt. Leithauser lässt sich in »Rough Going« auf ein paar lockere Shu-Bi-Dus ein, reitet mit Batmanglij im beschwingten »In A Black Out« in den Sonnenaufgang und schafft mit »The Bride’s Dad« den Spagat aus einem zarten Wiegen- und enthusiastischen Schunkellied. In »Sick As A Dog« trifft er mit den Worten »I use the same voice I always have« selbst den Nagel auf den Kopf. Eigentlich könnte man Leithauser wohl sogar in ein Polka-Kleid stecken, er würde noch immer nach der geliebten alten Mischung aus edlem Dandy und rauem Prügelknaben klingen. »I Had A Dream That You Were Mine« entpuppt sich als ein facettenreiches »50 Shades Of Leithauser«, ohne dass der Sänger aus Brooklyn an irgendeiner Stelle deplatziert wirken würde. Sebastian Jegorow

»A Forest« wurde als »Klassiker des kontemplativen House« (Spiegel Online) gefeiert. Zwar verzichtete er damals wie auf seinem neuen Werk »Mare« keineswegs auf Beats, doch steht extrovertierter Hedonismus hier niemals im Vordergrund. Der Sound, der auf »Mare« kreiert wird, kommt beim Rezipienten auch deswegen als deep an, weil die Musik allzu extreme Höhen vermeidet. Was die Arrangements angeht, finden die Stücke eine angenehme Balance aus Abstraktion und dezenten Verzierungen. Die Musik arbeitet mit divergierenden Sounds, deren Gegenläufigkeit eine Dynamik etabliert, die die Tracks antreibt. So wird in »Youth« ein melodischmelancholisches Klaviermotiv mit einer monotonen Rhythmusspur konterkariert, was eine subtile Reibung erzeugt. Dabei geht es hier an keiner Stelle darum, Misstöne herauszustellen. Vorherrschend ist eine harmonische Ausrichtung, bei der die Anordnung verschiedener Elemente wie Streicher, Keyboards und Beats perfekt aufeinander abgestimmt ist. Zusätzlich erhält die Musik eine individuelle Note durch die Tatsache, dass auf vielen Stücken gesungen wird, wobei Gesang hier meist als weiteres Sound-Detail eingesetzt wird. Die menschliche Stimme galt ja schon in der Antike als reinster Ausdruck der Seele. Mario Lasar

Christian Löffler Mare Ki / Rough Trade / VÖ 07.10.16

Christian Löffler hat ein vom Meer inspiriertes House-Album der seelenvollen, introvertierten Art produziert, das dennoch nicht auf Beats verzichtet. Christian Löfflers Perspektive auf House hebt sich dadurch von anderen Entwürfen des Genres ab, dass er ihre introvertierte Seite herauskehrt. Schon sein Debütalbum

LVL UP Return To Love Sub Pop / Cargo

Langsam geht’s wieder: Erneut überzeugt eine Indie-Platte mit Schrägheit in Denken und Tönen, Sensibilität für Leben und Melodien. »Indie« hat sich scheinbar endlich gesund geschrumpft und klingt wieder so, wie es das Wort »independent« verheißt – und nicht wie Mando Diao. Liegt daran, dass sich die 1990er als Bezugsdekade durchsetzen, aber auch, dass zentrale Figuren, Courtney Barnett etwa oder Mitski, nicht mehr unbedingt weiß und männlich sind – und so andere, nicht-hegemoniale Lebensrealitäten ihren Platz in der Musik finden. So eröffnet sich gerade ein Feld, in dem eine weiße, männliche Mittelschichtsband wie LVL UP aus New York nun nonkonsensuellen Sex durch eine vertraute Person (»Pain«) thematisieren kann und sich damit ästhetisch verführerisch gegen den üblichen Rock-Sexismus positioniert. Die Musik dazu klingt manchmal, etwa im Opener »Hidden Driver«, als hätten die melancholisch-süßlichen frühen Shins am bitter-smarten Schierlingsbecher des 1990er-Indie à la Built To Spill, Pavement oder, älter noch, der Dinosaur Jr. genippt. Dann glaubt man, dass »Return To Love«, das Sub-Pop-Debüt der Band, vielleicht einfach ein gelungener Meta-Kommentar zur legendären Geschichte des Labels sei. In jedem Fall ist es ein cleveres, emotionales, herrlich fuzzendes Album – einer der besten IndieEntwürfe des Spätsommers. Steffen Greiner

Frank Ocean Blonde Boys Don’t Cry

Auf seinem zweiten Album liefert Wunderkind Frank Ocean erstaunlich gewohnten, smoothen R’n’B, der die riesige PopstarGästeliste kaum gebraucht hätte. Der Buzz um den Release von »Blonde« bzw. »Blond« (das, warum auch immer, mal mit, mal ohne E geschrieben wird) war erwartungsgemäß riesig. Erst munkelte man über diverse Veröffentlichungstermine, die sich allesamt als falsch entpuppten. Dann poppte diesen Sommer ein ambitioniertes, visuelles Album mit dem Titel »Endless« auf, und nur 48 Stunden später trat der Künstler dann tatsächlich mit dem Album »Blonde« an die Öffentlichkeit. Dabei handelt es sich um einen iTunes-exklusiven-Download. Viel Bohei, den es vermutlich nicht gebraucht hätte, denn die Qualität dieser Platte spricht eindeutig für sich. Ocean ist mit »Blonde« ein durchweg schön hörbares und fluffiges R’n’B-Album mit Gospel- und Soul-Einflüssen gelungen, die stellenweise an Prince und James Blake erinnern. Sein Songwriting ist ebenso unkonventionell wie abwechslungsreich. Das erlebte man bereits auf seinem gefeierten Debütalbum »Channel Orange« aus dem Jahr 2012. Ihm gelingt der Spagat zwischen Introspektion wie in der sexy und berührenden Ballade »Self Control« (»I’ll be the boyfriend in your wet dreams tonight«) und dem unpeinlichen Aufgreifen sozialkritischer Themen, wenn er sich etwa der hehren Aufgabe annimmt, in »Be Yourself« gegen den Konsum von Alkohol und Drogen zu wettern und zur Selbstermächtigung zu ermutigen, auch wenn seine politische Agenda nicht im Entferntesten mit der Radikalität eines Kendrick Lamar korreliert. Wenn man sich ansieht, wer alles bei »Blonde« mitgemischt hat, wird schnell klar,


#Review in welcher Liga der umtriebige Musiker aus Kalifornien mittlerweile angekommen ist. Wer als Gastsänger Beyoncé und Kendrick Lamar engagiert und sich bei der Produktion von Pharrell Williams, Jamie xx und Tyler, The Creator unterstützen lässt, muss sich um seine Credibility keine Sorgen mehr machen. Annette Walter

Cry« verströmt leise den Duft von »Back To Black«. Ansonsten verläuft das Album eher minimalistisch und verhältnismäßig wenig aufmüpfig: Akustikgitarre, Percussion, hin und wieder ein paar jazzige Harmonien und neue Instrumente; lediglich »Punk Love« haut mit Riffs und Schlagzeug ein bisschen auf die Pauke. Was Hanna auf ihren Reisen an Erfahrungen gesammelt hat, das tönt aus den Lyrics, deren alltagsphilosophischer Charakter vor allem an Regina Spektors »Far« erinnert. »Dirty Mouth Sweet Heart« ist Musik zum Wolkenbeobachten und Grashalmkauen. Kira Schneider

Mittelfeld des jeweiligen Genres einordnen. Für die hektische, zuckrig-poppige und nur halb ironische Mischung, die er diesmal aufgegriffen hat, gibt es noch keinen etablierten Namen: Am besten trifft wohl die Bezeichnung »Hyperkinetischer Pop«. »Human Energy« enthält dabei mehr konventionelle Elemente als die Songs von Sophie, A.G. Cook und dem Durchschnitt des Londoner Label PC Music, die das Genre gegründet haben. Stewart erdet die hohe Energie und Süße von drei Dingen auf einmal – Pop, Drum’n’Bass und 1990er-Synthie – meist besser als die Spezialisten, deren Songs vor Aufregung auch gerne mal vornüberfallen. Und das ist dann schon lecker. Henje Richter

irgendwo zwischen Berlin, Rosà und New York scheinbar zu alter Stärke zurück. Auf ihrem neuen Album kommen Merchandise ihrem Unique Selling Point deutlich näher. Die Produktion erscheint zunächst wie ein Unfall, entfaltet jedoch mit etwas Soundschichtenwühlerei ihren einzigartigen Sog. Carson Cox wandelt mit seinen Vocals wie ein Geist durch die Songs und klingt dabei nach einer wunderbaren Mischung aus Sehnsucht und Schlafproblemen. Auch wenn die Band in einigen Songs über coole Posen nicht hinauskommt, zeigen vor allem »Lonesome Sound«, »My Dream Is Yours« und die Ballade »I Will Not Sleep Here«, welch enormes Potenzial hier tatsächlich versteckt ist. Sebastian Jegorow

Merchandise A Corpse Wired For Sound

Meshuggah The Violent Sleep Of Reason

4AD / Beggars / Indigo

Nuclear Blast / Warner / VÖ 07.10.16

Auf seiner vierten LP besinnt sich das Postpunk-Trio aus Florida auf seine Stärken. Mit »Children Of Desire« und insbesondere der »Totale Nite«-EP haben Merchandise im Jahr 2012 einen Fensterplatz im Hype-Zug abbekommen. Wer angesichts furioser Songs wie »Anxiety’s Door« sein Erstgeborenes oder Bausparverträge auf die Band gesetzt hat, war nach dem Major-Debüt leicht ernüchtert. »After The End« war zwar grundsolide, wurde jedoch mit zu viel Klarlack besprüht. Im Anschluss an die Veröffentlichung verstreute sich die Band in alle Winde und fand

Mensch-Maschinen beim kontrollierten Durchdrehen: Meshuggahs neuer ThrashBrocken fordert vom Hörer viel Arbeit. Nach den relativ zugänglichen Alben »Obzen« von 2008 und »Koloss« von 2012 verlangen die schwedischen Metal-Virtuosen dem Hörer jetzt deutlich mehr ab. Schon beim Opener »Clockworks« gibt das Schlagzeug seine ungeraden Takte in irrsinnigem Tempo vor, während die Gitarren ihre Thrash-Riffs um schrille Dissonanzen erweitern. »MonstroCity« ist eine schwer verdauliche Lehrstunde in Takt- und Tempowechsel. Bei »By The Ton«

Hanna Leess Dirty Mouth Sweet Heart CNTCT / PIAS / Rough Trade

Als würde eine Weltenbummlerin ihr Reisetagebuch musikalisch zum Besten geben: Hanna Leess präsentiert ihr entspanntes Debüt »Dirty Mouth Sweet Heart«. Eine leise, gemütliche Folkgitarre läutet »Dirty Mouth Sweet Heart« ein, das Debütalbum der Amerikanerin Hanna Leess. Die bewältigte erst eine spontane halbe Weltreise, bevor sie in Berlin landete und beschloss, dass das ihre Stadt ist – vorerst. Dort floss die Musik aus ihrer Feder, mit der Leess ihr Leben lang geliebäugelt hat. Festlegen mag und braucht sie sich weder was ihren Wohnort noch ihr Genre betrifft: Ihre heisere, rauchige Stimme schlängelt sich wie ein roter Faden durch elf Tracks, die mal nach Soul, mal nach Folk, mal nach Indie-Pop klingen und wahlweise den 1960ern oder 1970ern entsprungen sein könnten. An die Stimmgewalt einer Amy Winehouse kommt Hanna Leess nicht heran, wohl aber an die Textur. Insbesondere die Single »My God Knows How To

Machinedrum Human Energy Ninja Tune / Rough Trade / VÖ 30.09.16

Das Ü-Ei hat mal wieder zugeschlagen: Auf seinem neuesten Werk hört sich Travis Stewart alias Machinedrum mal wieder ganz anders an als zuvor. Diesmal sind Schoko und Plastik drin, wie es sich gehört. Der US-Amerikaner Travis Stewart ist dafür bekannt, aktuelle Trends in der europäischen elektronischen Musik aufzugreifen und sich kopfüber in sie hineinfallen zu lassen. Ob Drum’n’Bass, Grime, Techno oder Ambient, in den letzten 15 Jahren füllte er seine Alben stets mit neuen, überraschenden Sounds. Man mag das Mitläufertum oder auch kreative Offenheit nennen, doch Stewart liefert zuverlässig und auf Anhieb vernünftige Resultate, die sich qualitativ mindestens im soliden

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geht das Riffing streckenweise in Richtung Free Jazz. Sofern man bei Meshuggah überhaupt von Eingängigkeit sprechen kann, sind solche Momente auf diesem Album selten – »Ivory Tower« ist eines der wenigen Beispiele. »The Violent Sleep Of Reason« ist ein Geniestreich, der viel Zeit braucht, um voll und ganz genießbar zu werden. Wer seinen musikalischen Horizont erweitern will und dafür keine Anstrengung scheut, kann mit diesem Album sehr viel Spaß haben — irgendwann. Till Stoppenhagen

Neurosis Fire Within Fires Neurot / Cargo

11.10. München · 12.10. Konstanz 14.10. Erlangen · 15.10. Stuttgart 16.10. Darmstadt · 17.10. Oldenburg 19.10. Bochum · 21.10. Cottbus · 22.10. Potsdam

OLLIE GABRIEL Running Man Tour

13. 12. Köln · 14. 12. Frankfurt 15. 12. Stuttgart · 17. 12. Hamburg 18. 12. Berlin

IMMER ALLES TOUR 2016 26. 10. Düsseldorf · 27. 10. Münster · 28. 10. Köln 02. 11. Erfurt · 04. 11. Rostock · 05. 11. Magdeburg 24. 11. Berlin · 26. 11. Leipzig · 27. 11. Dresden

EVROPI live on tour

SEVEN

BackFunk LoveSoul

Tour 2016

Moddi Unsongs Propeller / H’Art

Moddi interpretiert auf seinem bereits vierten Album Stücke, die im Original der Zensur zum Opfer fielen. Unter den Songs, die Moddi für sein neues Projekt aussuchte, sind sowohl Klassiker wie Billie Holidays »Strange Fruit« als auch Semibekanntes wie »Punk Prayer« von Pussy Riot oder völlig Obskures wie »Where Is My Vietnam?« von Viet Khang. Moddis Aneignung der Vorlagen fällt in der Regel elegisch und tastend aus. In »A Matter Of Habit« gibt es einen sehr schönen Moment, in dem die Musik abzuheben scheint und auf Streichern gen Himmel schwebt. Ansonsten bleiben die Interpretationen musikalisch meist flach und uninspiriert. Ein Umstand, der auch damit zusammenhängen mag, dass die Musik nicht die textliche Aussage dominieren soll. Aber auch so ist Moddis Ansatz nicht unproblematisch. Man darf sich fragen, ob die Lieder, die hier versammelt werden, nicht zu eng mit dem jeweiligen Kontext verbunden sind, der sie erst hervorgebracht hat. Die völlig undifferenzierte Aneinanderreihung von Stücken, die Missstände thematisieren, blendet die Umstände aus, denen die Songs ihre Existenz verdanken, um stattdessen die reine Geste des Protests in seiner ästhetisierend emotionalisierenden Pose auszustellen. Protest wird hier als Programm abgespult, das gerechten Zorn vermitteln will, ohne darauf hinzuweisen, dass ein Unterschied besteht zwischen Lynchjustiz im Süden der USA (»Strange Fruit«) und einem Anti-Kriegslied wie »Army Dreamers«. Außerdem singt Moddi all diese Songs mit so einer weinerlichen Stimme, dass nur noch opfermäßige Betroffenheit kommuniziert wird, obwohl es doch darum gehen sollte, Handlungsmacht zu formulieren. Zugute halten muss man Moddi aber, dass er mit diesem Album Liedern zu einer Öffentlichkeit verhilft, die ihnen in vielen Fällen verwehrt geblieben ist. Mario Lasar

T SVERKAUF 30.10. Wien · 31.10. Dresden · 1.11. Leipzig · 2.11.AU Hamburg KAUFT· 5.11. Flensburg · 6.11. Osnabrück · 7.11. Berlin 3.11. Bremen SVER AU ERKAUFT KAUFT · 12.11. KAUFT · 9.11. Hannover · AU AUSVKöln SVER 8.11. Bielefeld 11.11. Dortmund SVER AU KAUFT · 16.11. Stuttgart 13.11. Oberhausen · 14.11. Frankfurt AUSVER

17.11. München · 18.11. Karlsruhe 13. NOVEMBER KÖLN 16. NOVEMBER BERLIN 17. NOVEMBER HAMBURG 18. NOVEMBER MÜNCHEN & the Fashion Bruises

BRIGHT LIGHT BRIGHT LIGHT LIVE 2016

7. 11. KÖLN

8. 11. BERLIN

Maria Mena I N C ONCERT

23.10. OSNABRÜCK · 24.10. KÖLN · 25.10. MÜNCHEN

27.10. BERLIN · 28.10. HAMBURG · 30.10. HANNOVER 31.10. LEIPZIG · 1.11. MAINZ · 2.11. BREMEN

T H E S E R I O U S A RT O F P RO M OT I O N

W W W. PR K N E T. D E

Mozes And The Firstborn Great Pile Of Nothing

Die Post-Metal-Sludge-Doom-Apokalyptiker Neurosis lassen es zum 30. Geburtstag wieder gewohnt gut krachen. In den drei Jahrzehnten ihres Bestehens haben Neurosis vermutlich mehr Weltuntergänge heraufbeschworen als die Zeugen Jehovas jemals vorherzusagen gewagt hätten (natürlich nicht ohne als explizit linke Band die Erlösung im Diesseits zu suchen, statt beim lieben Gott). Auch anlässlich des Jubiläums setzt sich die Band aus Oakland nicht unter Innovationsdruck, sondern verfeinert die infernalischen Lärmmeditationen, die man seit »Souls At Zero« von 1992 von ihr kennt, konsequent weiter: gemarterter Schreigesang, brutal mahlende Metal-Riffs, immer wieder unterbrochen von leisen, melancholischen Momenten, bis sich die Konstrukte aus Gitarren-Wänden und ekstatischem Drumming zum kathartischen Finale steigern. Deutliche Unterscheide zwischen »Fire Within Fires« und seinen Vorgängern dürften wohl nur langjährigen Fans beim direkten Vergleich auffallen. Fünf Stücke, frei von Überraschungen — aber sehr, sehr gut. Till Stoppenhagen

Off World 1 Constellation / Cargo / VÖ 30.09.16

Sandro Perri kombiniert Museumselektronik mit akustischen Instrumenten zu erstaunlich zeitloser Musik. Vorsichtig und noch ein wenig orientierungslos bahnt sich ein reichlich betagt klingender Synthesizer den Weg in Sandro Perris (Polmo Polpo, Glissandro 70) neues Album. Der Musiker aus Toronto hat nämlich eine besondere Vorliebe für Geräte wie den EMS Synthesizer, Syntorchestra oder Prophet 5, deren Klänge sich dementsprechend wie ein roter Faden durch das folgende halbe Dutzend Tracks ziehen und der Musik stets eine warme und sehr entspannt gedämpfte Unterwasserstimmung verleihen. Ansonsten ist das Album äußerst abwechslungsreich instrumentiert; Perri versammelt hier nämlich unveröffentlichte Musik, entstanden in den letzten Jahren mit einem guten Dutzend Musikern an den unterschiedlichsten Instrumenten. Da erklingen PedalSteel-Gitarre, Klavier und Cembalo, ein japanisch anmutendes Saiteninstrument harmoniert wunderbar mit einer holperig programmierten Snare Drum und Banjo, Violine und Cello fremdeln keineswegs mit der breiten Palette an elektronischen Klangerzeugern. Das macht Off Worlds »1« sehr abwechslungsreich und klingt trotzdem wie aus einem Guss. Andreas Brüning

Burger / Red Eye

Das zweite Album der Niederländer Mozes And The Firstborn ist voller Wärme, Charme und Zeilen, die man sich nach nur zwei Hörduchgängen für immer merkt. Nostalgisch waren Mozes And The Firstborn schon auf ihrem ersten Album. Jetzt verlassen sie die Garage und spielen Indie-Rock in seiner schönsten Form. Sauberer produziert und so eingängig, dass man recht schnell jeden Refrain mitsingen kann. Das ist in keiner Weise negativ gemeint, »Great Pile Of Nothing« ist ein herausragend schönes Album. Songs wie »Crawl« brillieren durch Atmosphäre, »Power Ranger« ist ein charmantes Liebeslied, »OC/DC« klingt, als hätten die Niederländer ihre liebste Weezer-Platte hervorgekramt und »Snowman« hat einen vortrefflich absurden Text: »Won’t you come inside my little snowman?« Was auch immer das bedeuten mag, irgendwie ist das süß und man möchte antworten: »Na klar!« Im Film »Absolute Giganten« heißt es, dass immer Musik da sein müsste, bei allem, was man macht. Für die nächsten Wochen zumindest könnte einfach bei allem ein Mozes-And-The-Firstborn-Song laufen, irgendeiner vom »Great Pile Of Nothing« passt immer. Ein Album, das vielleicht keine Legende wird, aber mit seinem Charme und seiner Wärme sicherlich viele Herzen erobert. Julia Brummert

Oy Space Diaspora Crammed Discs / Indigo

Das schweizerisch-ghanaische Duo Oy überzeugt mit lebendigem und intelligenten Tanz-Pop in Form einer humorvollen und farbenprächtigen Space Opera. Ein handgespieltes Schlagzeug, psychedelische und hymnische Synthesizer-Klänge und eine klare und kraftvolle Frauenstimme bestimmen den Sound von Oy, einem Duo bestehend aus der Sängerin Joy Frempong und dem Schlagzeuger und Multiinstrumentalisten Marcel Blatti. Frempong spielt Synthesizer, singt mit sich selbst und ihren editierten Vocal-Samples im Chor und erzählt dabei humorvoll die fantastische Geschichte der »Space Diaspora«, vom zukünftigen Leben auf einem Planeten gleichen Namens, auf dem die Menschen endlich aus ihren Fehlern gelernt haben. Der


#Review Background der Musiker liegt irgendwo zwischen Klangexperiment und Theatermusik, Dub und HipHop, welchen die beiden Musiker mit Elementen aus Dance, Electronica und afrikanischer Musik zu ihrer ganz eigenen, frischen Popmusik verarbeiten. Frempongs Gesang erinnert mal an Laurie Anderson und mal an Sun Ras June Tyson, klingt dabei aber wunderbar eigenständig. Insgesamt ist »Space Diaspora« äußerst experimentierfreudig, aber nie anstrengend; poppig und tanzbar, aber kein bisschen banal oder belanglos. Andreas Brüning

Euphorie »Dang!« umstandslos freisetzt, ist schwer zu beschreiben. Vielleicht sollte man sich bei diesem Album an den bewährten Sinnspruch halten: Über Musik zu sinnieren ist wie über Architektur zu tanzen. Und über Liebe zu singen nur dann möglich, wenn sie einen trifft wie ein Schlag. Dang! Sermin Usta

Phantogram Three Caroline / Universal / VÖ 07.10.16

Mac Miller The Divine Feminine Warner

2010 bestieg Pittsburgh den Rap-Olymp, indem die Stadt Mac Miller in die Schlacht um den Titel des coolsten MCs schickte. Miller hat den Thron erobert und wird ihn, wie es aussieht, vorerst nicht räumen. Hätte Ariana Grande nicht schon vor Wochen dem Rätselraten ein Ende gesetzt und das Geheimnis via Instagram gelüftet, wäre es spätestens nach diesem Album klar: Mac Miller ist in Love und das nicht halbherzig, sondern ganz und verdammt noch mal gar. Was einst als hippes Lebensgefühl in Form seines Mixtapes »K.I.D.S.« begann, ist bereits vor langer Zeit seinen Chucks und Decks entwachsen. Keine zwei Alben danach präsentierte der dann 23-jährige Miller »GO:OD AM« und allen war klar: Dieses Meisterwerk wird schwer zu überbieten sein. Aber wer glaubt, dass zwölf Monate nicht ausreichen, um über sich hinauszuwachsen, der wird von »The Divine Feminine« eines Besseren belehrt. Die Liebe gab Miller offensichtlich nicht nur Kraft, sondern auch Inspiration für neue, einzigartige Songs: »Soulmate«, »Cinderella«, »Stay«, »Skin« und zu guter Letzt »Dang!«, um nur fünf von zehn Tracks zu nennen, die Miller mit Anderson .Paak, Kendrick Lamar, Ty Dolla $ign und eben seiner Liebsten zustande gebracht hat. Wie groß seine Bandbreite ist, zeigen vor allem die zwei letztgenannten Stücke. Wie sehr »Skin« im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht und wie viel

Die dritte LP des Duos ist düsterer, schwergewichtiger und fesselnder als die tanzbaren Vorgänger: Phantogram erkunden nun die Phänomene des Schmerzes. Während der Arbeit zu »Three« wurden Sarah Barthel und Josh Carter vor allem mit Verlusten konfrontiert: Barthels Schwester beging Selbstmord, und mit David Bowie und Prince starben zwei ihrer größten Vorbilder überraschend. Phantogram verarbeiten diese Emotionen in eklektischen, elektronischen und energiegeladenen Songs. Die Melancholie bricht zwar immer wieder durch, doch ein treibender Rhythmus pocht stets vor sich hin – als würden Phantogram damit das Leben in den Adern selbst heraufbeschwören wollen. So heißt ein Lied folgerichtig »Run Run Blood«. Musik fungiert hier als Katharsis, Kraft und Kampf gegen den Tod. Dabei klingt »Three« keinesfalls wie eine vertonte Psychoanalyse, sondern eher wie die spielfreudige Verschmelzung von Inspirationen: Der Funk von Prince und die Experimentierfreude von Bowie schimmern immer wieder durch, und Phantogram antworten dem Schmerz mit der einnehmenden Wärme einer Musik, die nicht schmerzbeladen, sondern schmerzlindernd in ihrer schieren und schönen Vielfältigkeit ist. Kerstin Kratochwill

Jacques Palminger & 440Hz Trio Spanky und seine Freunde Staatsakt / Caroline / Universal / VÖ 07.10.16

Jacques Palminger ist lachender Vagabund und Grandseigneur deutschsprachiger Unterhaltungsmusik. Nun verlebendigt er in der ihm eigenen, formvollendeten Laszivität die hanseatische Varietät eines Glenn Miller. Wie schon bei seiner ersten Zusammenarbeit »Jzz & Lyrk« mit Richard von der Schulenburg, John Raphael Burgess und Olve Strelow (alles Absolventen des Elitelyzeums Hamburger Schule) von 2012 pointiert der Entertainment-Derwisch Jacques Palminger unseren alltäglichen Irrsinn in der Tradition eines Manfred Krug zu jazzigem Easy Listening. »Spanky und seine Freunde« ist mal Kalendergeschichte, mal Weissagung und auch einmal Ode. Liebevoll arrangierte Fahrstuhlmusik für die Busfahrt zwischen Ohnsorg-Theater und Golden Pudel Club. Bereits die Goldbergvariationen Johann Sebastian Bachs hatte Palminger zusammen mit dem belgischen Jazzmusiker Lieven Brunckhorst als kammermusikalische Séance interpretiert. Hier setzt »Spanky und seine Freunde« musikalisch an und spinnt ein dichtes Netz aus fiebrigen Tagträumen und bewusstseinserweiterndem Surrealismus, geschult durch gefühlte 100 Jahre Pop, Chanson und Schlager. Die Absurdität des skurrilen Humors Studio Braunscher Prägung erlebt hier ihre kunstvolle Vertonung. Das ist Fraktus für den Saab fahrenden Bildungsbürger. Menachim Zwartmann

Drei Jahre ist es her, dass »The Rising Of The Son« einen wieder sehr reggaelastigen Patrice präsentierte. Auf »Life’s Blood« gibt es nun ein behutsam, aber hörbar vorangetriebenes Update. Der Vorbote, die Single »Burning Bridges«, kann dabei gut als exemplarisches Beispiel dienen: Das Prinzip »Offbeat« herrscht, aber die Picard Brothers (auch auf dem letzten Major-Lazer-Album aktiv) und Diplo sorgen für sehr viel Hier und Jetzt im Sound-Design. Vieles auf dem Album ist tanzbar, erhebend und klingt progressiv, etwa der OMI-Feature-Track »Meanin’«. Auch andere karibische Inseln hört man durch, außerdem, wie spätestens seit »Nile« gewohnt, auch wieder starke R’n’B- und Soul-Anteile. Inhaltlich geht die Bandbreite von One-NightStands bis hin zu den Anschlägen von Paris. Aber wie immer ist es Patrices charakteristische Stimme, die alles zusammenhält und auch jenseits der Roots-Atmosphäre für Bob-Marley-Gänsehaut sorgt. Vor allem aber wirkt »Life’s Blood« auch in seinen Uptempo-Momenten und Loudness-Peaks immer extrem entspannt. Vielleicht entstand daraus auch die Idee, die neuen Songs in Unterwasser-Listening-Sessions in Freibädern zu präsentieren. Insgesamt ist das eine prima Spätsommer-Platte. Nur warum man die Titel-Typo von »Dirty Dancing« übernommen hat wüsste ich noch gerne. Claudius Grigat

Patten ψ Warp / Rough Trade

Patrice Life’s Blood Supow / Rough Trade / VÖ 30.09.16

»Life’s Blood« ist eine gelungene Rückmeldung des Reggae’n’Soul-Brothers aus Köln: Entspannte Beats, international formatierter Sound und immer noch viel Bob Marley.

Experimenteller geht’s kaum noch: Patten haben 48 Stunden englisches UntergrundRadio auf 40 Minuten zusammengepresst. Das ist jetzt gar nicht als Diss gemeint, liebe IDM-Gemeinde, die Patten seit 2011 abfeiert, aber die neue Platte des Londoner Duos nervt ein wenig. Dazu muss man natürlich direkt hinterherschicken, dass diese Künstler das natürlich nur allzu billigend in Kauf nehmen. Patten sind mit ihrem neuen Album »ψ« (der griechische Buchstabe Psi) darauf aus, Erwartungshorizonte und Hörgewohnheiten zu überreizen. Die weiterhin anonym auftretenden Mitglieder namens »A«

22.07.2017 SPARKASSENPARK MG

15.07.2017 SPARKASSENPARK MG

22.07.2017 SPARKASSENPARK MG

BEGINNER ER BEGINN 2.2016

FREITAG, 2.1

SAMSTAG,

ADVANCED CHEMISTRY TOUR 2017

3.12.2016

INFOS & TICKETS UNTER: WWW.ARAG-BIGAIR.DE

2./3.12.2016 SPARKASSENPARK MG

02.11.2016 MITSUBISHI HALLE DÜSSELDORF

31.10.2016 LICHTBURG ESSEN

20.03.2017 LANXESS ARENA KÖLN 24.03.2017 MITSUBISHI HALLE D‘DORF

TICKETS UNTER: SPARKASSENPARK.DE & WESTTICKET.DE

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und »D« haben sich mittlerweile als die führenden Musiker des Projektes herauskristallisiert – in früheren Jahren hieß es auch mal, es gäbe mehrere Zusammensetzungen Pattens. Die zwölf Tracks des Albums wirken dessen unbeachtet häufig so, als hätte eine ganze Gruppe von Menschen ihre Einflüsse zusammengeworfen und auf- und übereinandergeschichtet. Diese teils unzähligen ephemeren Texturen und Strukturen verschmelzen meist zu einem massiven Block. Die Auseinandersetzungen mit Trap, Grime, Hardcore und auch Juke hört man eindeutig. Schnipsel aus Pop oder House fliegen aber auch rum. Und so sind die Ansätze hier eigentlich ganz wunderbar hyperaktiv und mit einer beneidenswerten Dringlichkeit vorgebracht, aber können eben auch verschrecken und nerven. Lars Fleischmann

Pixies Head Carrier Pixiesmusic / PIAS / Rough Trade / VÖ 30.09.16

Auf »Head Carrier« finden sich die verbliebenen Pixies wieder, wie ein älter gewordenes Paar, das auf einmal wieder merkt, worauf ihre Leidenschaft einst gründete. »Please, I wanna be in your band«, singt Frank Black in »Oona«. Ein Satz, den wohl alle mit Gitarrenmusik sozialisierten Kids in den frühen 1990ern unterschrieben hätten. Aber anno 2016? Nach dem extrem uninspirierten »Indie Cindy« von 2014, dem ersten Album seit der Auflösung 1993, waren die Erwartungen an ein neues Album mit ängstlich nur unzureichend beschrieben. Ist ja immer doof, wenn große Bands ihr Erbe leichtfertig zerstören. But fuck it. »Head Carrier« ist gut. In nicht wenigen Momenten sehr gut. Da findet eine Band sich wieder, wie ein älter gewordenes Paar, das auf einmal wieder merkt, worauf die Leidenschaft einst gründete, nachdem die Kinder aus dem Haus sind. Der Titelsong hätte »Trompe Le Monde« sehr gut zu Gesicht gestanden. »Might As Well Be Gone« lässt einen verträumt an »Velouria« denken, »Baal’s Back« funktioniert über das charakteristische Bellen von Black, dass man immer noch drei Meilen gegen den Wind hört. Und »Um Chagga Lagga« – wenn jemand sagte, das sei eine alte unveröffentlichte B-Seite aus »Surfer Rosa«-Zeiten, man würde es glauben. Klar, das von der neuen Bassistin Paz Lenchantin gesungene »All I Think About Now«, das als Abschiedsnote an Bass-Übermutter Kim Deal verstanden werden kann, zitiert ein wenig zu vordergründig »Where Is My Mind«. Trotzdem: I wouldn’t mind being in your band. Not at all. Christian Steigels

Powernerd Nerd Power Seayou / Rough Trade

Ab in den Autoscooter: Powernerd surfen auf der RetroWave-Welle in die 1980er. Engelsgleiche Modern-Talking-Synthies, FlippersGedächtnis-Schlagzeug und ein Yngwie-Malmsteen-Signature-Gitarren-Solo – das Intro zu »Nerd Power« macht den Giftschrank der 1980er ganz weit auf. Der Grat zwischen Ironie und Hommage an schmierige Synthie-Sounds ist bekanntlich sehr schmal. Aber die Gestalten hinter Powernerd wissen wenigstens, was Selbstironie bedeutet. Mit dem BMX rast die Retro-Wave-Combo aus Wien tiefer in den Retrofuturismus. Sie umfährt dystopische Instrumentals (»Powernerd Anthem«, »Dystopia«), die auch gut in die Netflix-Serie »Stranger Things« gepasst hätten. Und bevor es dann mit The Grind Theory (»Body Heat«) in die Rollerdisco geht, wird noch fix im Autoscooter abgespackt (»White Cars« feat. Johann Martinus Bass). Die Band selbst versteckt sich wie Daft Punk hinter einer Discokugel-Uniform. Kann man machen. Leider verzockt sich das Trio auf den letzten Metern ein wenig. Die Gitarrensoli sind bisweilen unerträglich. Den Kratzer auf dieser CD können nicht mal Van-Halen-Fans flicken. Holger Wendt

Preoccupations Preoccupations Jagjaguwar / Cargo

Auf ihrem zweiten Album brillieren Preoccupations mit Punk in Moll. Wie lange sich Preoccupations wohl noch mit der Kontroverse um ihren ehemaligen Bandnamen Viet Cong herumplagen müssen? Viel zu lange, sollte man nach dem Hören des zweiten Albums »Preoccupations« meinen. Im April dieses Jahres wurde aus Viet Cong Preoccupations, ein Name, der sich auch mit dem zweiten Album der Band einprägen soll. War das Debütalbum im Januar 2015 schon selbstbetitelt unter dem ehemaligen Bandnamen veröffentlicht worden, erscheint das zweite nun einfach neu selbstbetitelt als »Preoccupations«. Und dieses zweite Album des Garage-/Punk-Quartetts aus Calgary schreit förmlich nach Herzschmerz, Leid und Trauer. Schon der zweite Song »Monotony« krächzt an allen Ecken und Enden und löst sich am Ende mit der Zeile »Get the hell out of the street« doch noch von Dur nach Moll auf. War das Debüt noch euphorisierend und etwas mehr auf den Moshpit ausgelegt, geben sich Preoccupations nun gänzlich der lethargischen Düsternis hin. Und die ist so bittersüß, das sie wie in »Zodiac« schon wieder in Pogo-Stimmung ausartet. Mit den eher melancholischeren Songs »Forbidden« und »Sense« schaffen es Preoccupations aber dann endgültig, den Hörer davon zu überzeugen, dass sie mit dem Namenswechsel auch eine musikalische Weiterentwicklung vorgenommen haben. Und die fühlt sich für die Summertime Sadness 2016 genau richtig an. Louisa Zimmer

PWR BTTM Ugly Cherries Big Scary Monsters / Al!ve / VÖ 07.10.16

Eindeutig uneindeutig: von Toiletten, hässlichen Kirschen und jeder Menge Glitzer. In Zeiten, in denen die freie Toilettenwahl für Transgender vielen US-Amerikanern mehr aufstößt als die Präsidentschaftskandidatur von Donald Trump, sind queere Bands wie PWR BTTM umso wichtiger. Ben Hopkins und Liv Bruce, die das vokal- und geschlechtslose Queer-Punk-PerformanceKonstrukt PWR BTTM betreiben, lernten sich am College in New York kennen, weil sich beide für Drag- und DIY-Kultur interessierten. In der hitzigsten Welle der Toiletten-Debatte veröffentlichen sie ihr Debütalbum »Ugly Cherries«, was die einen auf die Palme und die anderen in die Clubs bringt. Diese Dialektik drehen Hopkins und Bruce auch gerne mal auf links: »We can do our make-up in the parking lot. We can get so famous that I might get shot. But right now I’m in the shower.« Das Spiel mit den Identitäten und Stimmungen macht »Ugly Cherries« unglaublich dynamisch. Ihr Ziel ist es, Räume zu schaffen, in denen sich ausnahmslos jeder wohlfühlen kann. Sie bewegen sich dabei zwischen Courtney Barnett, Bikini Kill und den Allah-Las. Selbstironie und Glitzer sind ihre wichtigsten Komponenten. Holger Wendt

Rummelsnuff Rummelsnuff & Asbach Out Of Line / Rough Trade

Obskure Arbeiterlieder, Produktionen zwischen Shanty und Gameboy und verwirrende Männerromantik. Käpt’n Rummelsnuff bleibt seinem Kurs treu, auch wenn das Schiff aufgrund von Experimenten öfter ins Wanken gerät.


MASCHINENRAUM MIT PHILIP FASSING

Neue Singles, Alben, EPs, Compilations und Kollaborationen im Überblick – mehr Format-Vielfalt geht nun wirklich nicht.

»Evidence From A Good Source« (3024) markiert das erste gemeinsame Album der niederländischen Bass-Enthusiasten Martyn und Steffi, die hier einmal mehr als Doms & Deykers firmieren. So wie beide als Solisten schon seit Jahren spannende Impulse in der Clubszene zu setzen wissen, laufen sie auch als Duo zur Höchstform auf. Mit einer vielfältigen und angenehm frei interpretierten Vorstellung von Techno und House wird die Hürde der Albumlänge fast schon spielerisch genommen und von cleveren Visionen ausgeleuchtet. Mit »A Made Up Sound (2009–2016)« lässt David Huismann alias A Made Up Sound auf seinem gleichnamigen Label eine beeindruckend variable Karriere Revue passieren, die sich vereinfacht betrachtet in drei Perioden aufschlüsseln lässt: die frühe UK-Bass-Phase, eine eher technoide Etappe und die Ankunft auf gänzlich experimentellem Terrain. Ganz ohne Brüche kommt diese Compilation dementsprechend nicht aus – umso erstaunlicher, dass Singles wie »Alarm« oder »Sun Touch« auch sechs Jahre später nichts von ihrer rau und funky dahin groovenden Faszination verloren haben. Es grenzt mittlerweile schon an Wahnsinn, mit welcher unbeirrbaren Beständigkeit das Berliner Label Project Mooncircle eine fantastische Neuentdeckung nach der anderen in Umlauf bringt. Samuel Evans alias Rain Dog knüpft mit seinem zweiten Album »There Be Monsters« (Project Mooncircle) nahtlos an diesen Kurs an und kreiert auf einer Strecke von 16 Titeln unwahrscheinliche Momente der Intimität, die mit erstaunlicher Souveränität in Szene gesetzt werden. Uncanny Valley etabliert mit »Give’n’Take« derweil eine neue Serie, die zum Auftakt von Robert Arnold alias Cuthead bestritten wird und Künstler des Dresdner Labels dazu auffordert, sich eine Veröffentlichung mit den Lieblingskünstlern ihrer Wahl zu teilen. Im Falle des Debüts dieser Reihe ist das Ergebnis ein reizend heterogener Schlagabtausch zwischen Max Graef, S3A, Moony Me und eben Cuthead, die mit verstimmten Jazz-Samples, stotternden Grooves und ganz viel Seele kauzige HouseEntwürfe wälzen. Ein Album von Jan Jelinek innerhalb eines Absatzes zu besprechen, ist milde gesagt anspruchsvoll – einen Versuch muss es alleine der Erwähnung halber trotzdem Wert sein. »Schaum« (Faitiche) ist die zweite Kollaboration mit der japanischen Vibraphon-Koryphäe Masayoshi Fujita, dessen Tonspuren hier einmal mehr von Jelineks charakteristischer Loop-Wissenschaft in Augenschein genommen werden. Liest sich seltsam, klingt aber tatsächlich genau so: als würden sich zwei auditive Wesen vorsichtig annähernd erkunden

Moddi

06.10.16 Berlin, Silent Green 07.10.16 Hamburg, Häkken

Benjamin F. Leftwich 08.10.16 10.10.16 11.10.16 15.10.16

Hamburg, Häkken Berlin, Privatclub Leipzig, Naumanns München, Kranhalle

Matt Woods

10.10.16 K, Wohngemeinschaft 11.10.16 Berlin, Musik & Frieden 12.10.16 Heidelberg, Karlstorbhf.

Goat

10.10.16 11.10.16 12.10.16 13.10.16

Köln, Stadtgarten München, Ampere Berlin, Berghain Heidelberg, Karlstorbhf.

und abtasten, mit sachte auf dem Vibraphon dahingetupften Harmoniefiguren auf statisch kreisende Effektketten reagieren, sich dabei aber zu keiner Zeit wechselseitig dominieren.

Scott Matthews

Dass man Kölschs Beiträge zur SpeicherReihe eigentlich fast blind kaufen kann, dürften aufmerksame Leser dieser Kolumne bereits registriert haben. So verhält es sich auch mit »Speicher 93« (Kompakt Extra), die erneut von dem Dänen bestritten wird. Obwohl man hier bereits im Opener mit einem kolossalen Bläser-Loop konfrontiert wird, nimmt auch die B-Seite nur wenig Rücksicht auf die PathosVerträglichkeit des Hörers und schaukelt sich von einer geradlinigen Dub-Techno-Referenz in fast schon trancige Nuancen hoch.

Liima

Jan Simon Spielberger dürfte sowohl als DJ und Produzent unter dem Namen Shir Khan als auch in der Rolle des Betreibers von Exploited Records auf bewegte Jahre zurückblicken können. Ideale Voraussetzungen, um mit einer umfangreichen Compilation auch jene Hörer abzuholen, die vielleicht nicht immer alle Entwicklungen des Labels verfolgt haben, sich aber dennoch in dem variantenreich um House, Techno, Disco und Pop kreisenden Sound wiederfinden. So kommen mit »Shir Khan Presents Dancing And Romancing« (Exploited) auf drei CDs viele alte Bekannte zusammen, darunter etwa Munk, Claptone, Adana Twins, Joyce Muniz oder Moodymanc.

Wenn Running-Back-Betreiber Gerd Janson und Permanent-Vacation-Affiliate Phillip Lauer mal wieder gemeinsame Sache machen, kann dabei eigentlich nicht viel schief gehen. Als Tuff City Kids konnte das Super-Duo bereits zahlreiche Hits in den Clubs dieser Welt lancieren und mit »Labyrinth« (Permanent Vacation) dürfte sich das kaum anders verhalten – nicht zuletzt, weil man hier mit der norwegischen Pop-Sängerin Annie den perfekten Gegenpart zu den discoiden Ausflügen der beiden gefunden hat. Als Vorbote eines geplanten Albums geht das Ganze jedenfalls hervorragend auf. Hinter dem Namen Struction verbirgt sich der jüngste Neuzugang bei R&S Records, dessen Debüt-EP »Gefüge« derart routiniert daherkommt, dass man den Verdacht nicht ganz los wird, dem anonymen Seitenprojekt irgendeines etablierten Künstlers aufzusitzen. Alleine der Opener trägt hier bereits derart viel historischen und künstlerischen Ballast auf seinen Schultern, dass es wirklich viel Konzentration erfordert, den fliegenden Wechseln zwischen Techno, Breaks und UK-Bass zu folgen. Qualitäten, die nach hinten raus leicht nachlassen, aber trotzdem auf erstaunlich hohem Niveau gehalten werden können.

19.10.16 Köln, Studio 672 20.10.16 HH, Nochtspeicher 25.10.16 Berlin, Grüner Salon

Gold Panda

05.10.16 Berlin 06.10.16 Köln 07.10.16 Heidelberg

The Kills

22.10.16 Berlin 23.10.16 Hamburg 25.10.16 Köln 26.10.16 München

24.10.16 Köln, Gebäude 9

Amanda Bergman

26.10.16 Berlin, Grüner Salon 28.10.16 HH, Nochtspeicher 29.10.16 Köln, Studio 672

Xenia Rubinos

27.10.16 MA, Alte Feuerwache 28.10.16 Hamburg, Mojo Club 29.10.16 B, Kantine am Berghain

Sophia 29.10.16 30.10.16 31.10.16 01.11.16 02.11.16 04.11.16

28.10.16 Köln 29.10.16 Frankfurt 31.10.16 Hamburg 01.11.16 Berlin

Köln, Stadtgarten Karlsruhe, Jubez Frankfurt, Zoom Berlin, Bi Nuu Leipzig, UT Connewitz Schorndorf, Manufaktur

Minor Victories 30.10.16 31.10.16 01.11.16 02.11.16 06.11.16

Crystal Fighters

Düsseldorf, Zakk Berlin, SO36 Dresden, Beatpol München, Technikum Hamburg, Markthalle

Kate Tempest

30.10.16 Hamburg 01.11.16 Frankfurt 02.11.16 Berlin 03.11.16 München

Depresno 31.10.16 01.11.16 02.11.16 04.11.16

München, Milla Köln, Yuca Berlin, Musik & Frieden Hamburg, Häkken

Black Mountain 01.11.16 02.11.16 03.11.16 04.11.16

Düsseldorf, Zakk Wiesbaden, Schlachthof Leipzig, UT Connewitz München, Strom

Boss Hog

Tindersticks

07.11.16 Leipzig 13.11.16 Dortmund 14.11.16 Berlin

02.11.16 Frankfurt, Zoom 03.11.16 Berlin, SO36 05.11.16 Köln, Gebäude 9

Dinosaur Jr.

03.11.16 Köln, Live Music Hall 11.11.16 Berlin, Astra

The Joy Formidable

06.11.16 Köln, Gebäude 9 14.11.16 München, Hansa 39 25.11.16 Heidelberg, Karlstorbhf.

Caravan Palace

Benjamin Clementine 29.11.16 Berlin

20.11.16 HH, Große Freiheit 36 21.11.16 Düsseldorf, Zakk

Talisco

25.11.16 Köln, Gebäude 9 26.11.16 Heidelberg, Karlstorbhf. 28.11.16 Berlin, Musik & Frieden

Joan As Police Woman & Benjamin Lazar Davis

04.12.16 Berlin, Heimathafen 05.12.16 Hamburg, Grünspan

Bon Iver

24.01.17 Frankfurt 05.02.17 Hamburg 06.02.17 Berlin

Tickets & Infos: www.schoneberg.de


BUBACK.DE/KONZERTE - INFO@BUBACK.DE TICKETS: BUBACK.EVENTECHO.DE

Der Popeye der Techno-Szene, der Hüter der Eisernen Tür veröffentlicht »Rummelsnuff & Asbach« gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten Maats Asbach. Derbe Strommusik nennt Rummelsnuff sein Schaffen selbst, und der Genre-Name scheint ganz treffend: inszenierter Germanenkult (Achtung Ironie), die elektronische Herangehensweise mit Gameboys ähnlichen Maschinen und Arbeiterromantik im besten Sinne. Das Doppelalbum scheint nicht gewillt, an einem Konzept festzuhalten, sondern gibt sich stilistisch in viele Richtungen offen: »Dr. Rummel Mr. Snuff« klingt ungewohnt nach Kneipen-Disco an der Grenze zum Wahnsinn, während »Helmut« sich textlich wie musikalisch, der Tod stets spürbar, im Sägewerk verirrt hat und »Bursche« sich als angesoffenes Seemanns-Shanty gibt. So ganz steigt man bei Rummelsnuff nie durch. Die Fallstricke sind gut gestrickt. Was soll das oder wie ist das zu verstehen? Fragen wie diese tauchen sicherlich öfter im Zusammenhang mit der superheldenähnlichen Kunstfigur auf. Antworten gibt es keine, aber auf eine bizarre Art ist Rummelsnuff gerade deswegen ein perfektes Pop-Objekt, ohne Deutungshoheit quasi. Steuer halten, Seemann! Konstantin Maier

Indie-Hall-Gitarren, HipHop-Zitate und melancholische VocalSamples. Das Gemisch erweist eine so gute Konsistenz, dass die Mische am Ende gar wie ein eigenes Genre klingt, das irgendwo im Bermudadreieck zwischen Shigeto, Bonobo und SBTRKT zu verorten ist. Produzentenmusik ja, aber kein Nerdism um jeden Preis. Immer wieder baut der junge Produzent Brücken der Hörbarkeit, wie etwa im R’n’B-lastigen »Brace«, bei dem ihm der Crooner Marc Roland gesanglich zur Seite steht. »Flac« hält eine traumhafte Balance zwischen einem späten Floorfiller und einer entspannten Nachmittagssession. Kein Wunder, dass Sekuoia schon Künstler wie Washed Out, MØ und WhoMadeWho supporten durfte. Mit seinem Debüt dürfte er aus deren Schatten getreten sein. Konstantin Maier

Silver Apples Clinging To A Dream Chicken Coop / Cargo

SAMY DELUXE + DLX BND BERÜHMTE LETZTE WORTE TOUR 2016 SUPPORT: APPLETREE / PRÄSENTIERT VON TEUFEL, KULTURNEWS UND PIRANHA 13.10. 1 4.10. 15.10. 1 6.10. 1 7. 10. 18.10. 24.10. 25.10. 26.10. 27. 10. 28.10. 29.10.

KIEL BREMEN (AUSVERKAUFT) MÜNSTER (AUSVERKAUFT) OBERHAUSEN KÖLN FRANKFURT STUTTGART (AUSVERKAUFT) MÜNCHEN WÜRZBURG BERLIN (VERLEGT) HAMBURG (AUSVERKAUFT) HAMBURG (ZUSATZTERMIN)

Emma Ruth Rundle Marked For Death Sargent House / Cargo / VÖ 30.09.16

Auf ihrem selbstbewussten Solo-Zweitling »Marked For Death« rettet Emma Ruth Rundle die Songwriter-Zunft im Alleingang. Ihre Lieder sind emotional, aber fern von Theatralik, minimalistisch, aber zugleich voller Präsenz. Singer/Songwriter gibt es wie Fruchtfliegen. Das Format einer Emma Ruth Rundle erreichen jedoch nur wenige unter ihnen. Der künstlerische Anspruch der Marriages-Sängerin geht weit darüber hinaus, mit Klampfe auf dem Schoß winselnd Probleme zu wälzen – das hört man ihrem zweiten Soloalbum schon nach wenigen Augenblicken an. »Marked For Death« demonstriert, wie viel Gewicht, Charakter und Musikalität auch in vergleichsweise urwüchsigen Arrangements untergebracht werden kann. Auch ohne raffinierten Schliff funkeln die Songs im Reverb; sich subtil einfädelnde Streicher verleihen dem organischen Sound eine sinistere Süße, die das jeweils nächste Gitarrenstürmchen verlässlich wieder zerstäubt. Doch selbst das noisige Gewand steht der polymorphen Liedersammlung hervorragend. Die Unangestrengtheit, mit der die Kalifornierin ihr Innerstes nach Außen kehrt, imponiert. Zu triumphalen Momenten der Preisgabe gesellen sich allerdings auch verschlüsselte Nummern wie das hypnotisch taumelnde »Medusa«. »The only church I’ll ever know is in the earth, the ground below me says: Come home now, you’re done«, verlegt Rundle in »Heaven« schließlich selbigen nach unten, und wenn in »Real Big Sky« zuletzt die Saiten schlackern, macht die Gänsehaut gleich mit. Hier gehe es ums Ausgeliefertsein, um Wehrlosigkeit im Angesicht des Versagens. Doch wer mit solcher Macht kontert, dessen Rücken muss keine Wand der Welt fürchten. Valentin Erning

Hoppla?! Ein neues Album der Pioniere der elektronischen Pop-Avantgarde hatte wohl kaum jemand auf dem Schirm. Ihr spacig-minimalistischer Sound war eine enorme Einflussgröße für unterschiedlichste Musikstile. Nun gibt es das eher unerwartete Update 4.0. Nach 19 Jahren erscheint tatsächlich eine neue LP des ehemaligen Duos, das Simeon Coxe nach dem Ableben seines Partners Dan Taylor im Jahr 2005 als Solo-Projekt weiterführt. Ihre musikalische Legende hatten die beiden bereits zwischen 1967 und 1969 geschaffen, als sie sich daran machten, nur mit selbstgebautem Synthesizer und Drum-Set Krautrock, Electronica und den Proto-Punk von Suicide vorwegzunehmen. Der radikale Spagat zwischen Avantgarde und Pop fand selbstverständlich erst viel später seine angemessene Anerkennung. Das neue Album versucht gar nicht erst, wie eine 2016er-Version der Silver Apples rüberzukommen, sondern verwaltet gekonnt das musikalische Erbe. Der spacige Sound ist heute nicht mehr visionär, sondern retrofuturistisch. »Clinging To A Dream« klingt wie ein folgerichtiger Nachfolger von »Contact«, dem zweiten Album von 1969. Das war im Grunde auch 1998 bei ihrem ersten Comeback schon nicht anders. Trotzdem lassen sich Spuren der musikalischen Gegenwart finden – jedoch ohne jede Form der Anbiederung. Songs wie »Nothing Matters« und »Susie« warten mit modernen Beats auf, bringen das bewusst schlicht gehaltene Songwriting dabei jedoch nicht aus dem Gleichgewicht. Mit dem Opener »The Edge Of Wonder« und dem Schluss-Track »The Rain« bestätigt Coxe zudem noch einmal, dass minimalistische Klangkunst und eingängige Popmusik sich nicht konträr gegenüberstehen, sondern im besten Fall einander bedingen. Timo Weber

Sin Fang Spaceland Morr / Indigo

BEGINNER LIVE 2017

07.03. 08.03. 09.03. 10.03. 12.03. 13.03. 14.03. 15.03. 1 7.0 3 .

KIEL BREMEN BRAUNSCHWEIG LINGEN KASSEL ERFURT LEIPZIG DRESDEN BAMBERG

1 8. 03. 1 9. 03. 20.03. 22.03. 24.03. 25. 03.

SAARBRÜCKEN FRANKFURT KÖLN CH-ZÜRICH DÜSSELDORF BOCHUM (AUSVERKAUFT) 26.03. MÜNSTER 27. 03. BERLIN

Sekuoia Flac Humming / Rough Trade

Hypnotische Rauchschwaden, entliehenes DubstepBrummen sowie R’n’B-Sensibilität. Auf seinem Debüt macht der junge Däne Sekuoia einiges richtig. Ein entspannter Tanz, egal ob Nachmittag oder Afterhour. Bei Produzentenalben ist es ja immer so eine Sache, ob sie einen kriegen oder nicht. Bei Patrick Madsen alias Sekuoia ist es eigentlich kaum möglich, dass seine Arbeit einen nicht kriegt. Er ist einer der Musiker, die gerne genannt werden, wenn es über den Sound der Stunde oder der Zukunft geht. Der 21-jährige dänische Produzent mit Wohnsitz in Kopenhagen kombiniert gekonnt und mit somnambuler Sicherheit Ambient-Nebelschwaden, Dubstep-Brummen,

Ein ehemaliger isländischer Folk-Sänger macht mit Hilfe von Postrock-Stars und Indie-Pop-Darlings auf R’n’BKünstler. Geile Mischung! So klingt es also, wenn ein Isländer zu viel Frank Ocean, The Weeknd und Drake hört. Die Dynamik, das Songwriting, die immanente Körperlichkeit und Sexualität des vielleicht innovativsten Genres der letzten Jahre hört und spürt man zwar jederzeit, jedoch ist irgendwas anders. ExSeabear-Frontmann Sin Fang aka Sindri Már Sigfússon und Sigur-Rós-Frontmann Jónsi verpassen der ContemporaryR’n’B-Produktion nämlich einen kristallinen Schleier. Die treibenden Beats klingen wie mit einer dünnen Eisschicht überzogen, die Hi-Hats kristallklar und die süßen Melodien klirren zerbrechlich und wunderbar vor sich hin, so eisig ist »Spaceland« produziert. Die endgültige Abwendung Sin Fangs von analogen Instrumenten war eine vorauszusehende Entwicklung. Dass diese Hinwendung zur rein elektronischen Produktion so wunderbar und spielerisch gelingt, liegt auch an den Gästen: Der Opener »Candyland« wird nicht zuletzt wegen Jónsis Gast-Part zum frühen Highlight des Albums;


»Never Let Me Go« wandelt Seabear-Kollegin Sóley zum wunderbaren Liebes-Duett um und das vertrackt geloopte »Please Don’t« bietet den intimsten Moment des Albums, wenn die Norwegerin Farao und Sin Fang zusammen singen: »I saw your face in the melting snow«. Marius Wurth

The Slow Show Dream Darling Haldern Pop / Rough Trade / VÖ 30.09.16

Lasset das Seufzen beginnen. Die zartbesaitete Band aus Manchester punktet wieder mit schleppenden Songs voller Weltschmerz und Zauber. Manchester hat es noch immer drauf. Die britische Arbeiterstadt schafft es auch heute noch, die Traurigsten unter den Bands hervorzubringen. The Slow Show, die man musikalisch wohl eher irgendwo zwischen Cincinnati (The National) und Nashville (Lambchop) verorten würde, sind da keine Ausnahme. Die Entdeckung des Haldern-Pop-Labels spannt auch auf ihrem zweiten Album den Melancholie-Bogen mit großen Gesten bis zum Äußersten und hangelt sich an den üblichen Vokabular-Koordinaten tears, hurt, you und me entlang. Trotz all des Trübsalblasens enttäuschen The Slow Show jedoch keinesfalls. Grund dafür ist die unwiderstehliche Art, mit der sie ihre Songs vortragen und ihre Stärken ausspielen. Das delikate Teamplay aus Rob Goodwins Brummbär-Gesang und der klassischen Begleitung inklusive Bergarbeiter-Blaskapelle formiert sich zu einem akustischen Dackelblick. Da verzeiht man The Slow Show das mäßig spannende Songwriting und verfällt der geglückten Darbietung von Highlights wie »Brawling Tonight«, die als Krönung nun häufiger von weiblichen Vocals geschmückt werden. Das ist Jammern auf hohem Niveau. Sebastian Jegorow

Regina Spektor Remember Us To Life Warner / VÖ 30.09.16

Regina Spektors »Remember Us To Life« gibt wieder viel neuen Audiostoff für Independent-Romanzen. Das ist schon alles, aber nicht nichts. »… einer der kreativsten und musikalischsten Männer« wird man so wohl niemals irgendwo lesen. Mit Frauen ist das hingegen gängig, so auch in der Albumankündigung zu »Remember Us To Life«. Regina Spektor wird oftmals als glänzendes Beispiel einer Nische, der die Hälfte der Weltbevölkerung angehört, ins Feld geführt. Ihr Profil: zarte, ausdrucksstarke, hohe Stimme, weiche Melodien, verträumte Texte, Leichtigkeitsstimmung. In ihrer dem Album vorangegangenen Pause hat sich Spektor mehr Privatleben gegönnt, war aber zugleich kreativer, wie sie verlauten lässt. Den Output hat sie nun mit Leo Abrahams (David Byrne, Brian Eno, Frightened Rabbit, Paolo Nutini) in ihr sechstes Album gegossen und in ein ihrem Profil entsprechendes Werk verwandelt. Da sind Hin- und Herhüpf-Songs wie die Single »Bleeding Heart«, das zauberhafte, melancholische »Older And Taller« oder das experimentierfreudige, schnalzige »Small Bill$«, das man lieber Rihanna überlassen hätte. Sonst leider viel Langeweile, aber zumindest die Gewissheit, dass es nicht stören wird, wenn einem der ein oder andere Song noch mal zur musikalischen Untermalung in Filmen oder im Radio begegnet. Paula Irmschler

Sportfreunde Stiller Sturm & Stille Vertigo Berlin / Universal / VÖ 07.10.16

Good news for people who love bad news: Die Sportfreunde Stiller haben ein neues Album aufgenommen. Sie sind weiter vorsichtig optimistisch. Die Sportis, wie wir sie liebevoll schon nach der ersten EP »Thonträger« genannt haben, beginnen ihr neues Werk »Sturm & Stille« mit bedächtigen, nahezu nachdenklichen Sekunden. Doch schon kurz danach wird klar: Die Sportis sind back! Jeder Song ein potenzieller Formatradiohit. Oder wie es die Plattenfirma nennt: »Süße Medizin gegen Zaudern, Zweifel und Zögern. Gegen Pessimismus, Mutlosigkeit, Engstirnigkeit, Traurigkeit und Lieblosigkeit«. Alle Sorgen über Bord, und die Dog-Eat-Dog-Platten gleich mit. Nur keine Zweifel. »Ich denke an dich und mich im Eisregen mit gefrorenem Lachen«, singt Peter Brugger einmal, und ich weiß wirklich nicht mehr weiter. »Ich glaube immer noch daran, dass man sich frei entscheiden kann«, heißt es in einem dieser ewig fröhlichen Lieder voller lustiger kleiner Keyboard-Linien, juliaengelmannscher Weisheiten und ironischen Protestnoten gegen die modernen Zeiten. Das ist alles schon sehr crazy. Gute Laune mit Erziehungsauftrag und Mario-Götze-Zitaten. Was machen Liquido eigentlich heute? Stephan Uersfeld

Yann Tiersen Eusa Mute / PIAS / Rough Trade / VÖ 30.09.16

Bezeichnet man Yann Tiersen als einen Multiinstrumentalisten, kommt das schon einer Untertreibung gleich. Auf »Eusa« hat er sich dennoch für das Piano allein entschieden und trifft damit die goldene Mitte. Spricht ein Musiker davon, in der Natur von der Muse geküsst worden zu sein und zu vertonen, was Wiesen und Felder ihm vorgegeben haben, möchte man erst einmal die Augen verdrehen – zu platt und abgedroschen klingen solche Erklärungsversuche. Nicht so bei Yann Tiersen. Wenn der französische Komponist von menschenleeren Landschaften in seiner Heimat, der Bretagne erzählt, klingt das tatsächlich wie das Echo einer nie zuvor gesehenen Gegend. Die 18 Stücke auf seinem neuen Album »Eusa« formen eine Landkarte der kleinen, in der keltischen See gelegenen Insel Ouessant, bretonisch heißt sie Eusa. Zwischen kreisenden Arrangements wie »Lok Gweltaz«, das stark an Tiersens Meisterwerk »Amélie« erinnert, finden sich freie Improvisationen, die alle den Namen »Hent« tragen, was aus dem bretonischen übersetzt »Pfad« bedeutet. Stücke mit einfachen, direkten Melodien wie »Pern« oder »Penn Ar Lann« wechseln sich mit düstereren Kompositionen wie »Porz Goret« ab. Niemand sonst vertont Landschaften wie Yann Tiersen – kinderleicht und trotzdem bedeutungsschwanger. Nadja Neqqache

Tiger Lou The Wound Dresser Startracks / Indigo

Tiger Lou gibt es noch. Mit »The Wound Dresser« meldet sich Rasmus Kellermann mit halbherziger Düsterkeit zurück. 2009. Wer erinnert sich noch? Solange ist es her, dass Tiger Lou aufgetreten sind. Damals haben sie spontan mal aufgehört, ohne offiziell aufzuhören, und jetzt sind sie eben einfach wieder da. Das Leben war Schuld, wie so oft. Kein Problem! Tiger Lou ist vor allem Rasmus Kellermann, der instrumentell alles kann, außer besonders gut singen. Für die Bühne nimmt er sich eine Band zur Seite, für die Platten wird aber fast alles allein eingespielt, bis auf ein bisschen Hilfe vom Drummer Pontus Levahn, der bei der Produktion und Auswahl involviert war. »The Wound Dresser« ist nun bereits das vierte Album und hat wie seine Vorgänger nichts Besonderes vorzuweisen. Alles schreit nach Düsterkeit, Melancholie


#Review und Schwarz-Weiß-Ästhetik. Musik für in die Jahre gekommene Linkin-Park-Fans, die ein bisschen ruhiger geworden sind. Wäre Kellermann konsequenter, könnte er vielleicht klingen wie die Vorbilder Nine Inch Nails oder Marilyn Manson, so kratzt das Ding aber leider nur an der Deepness-Oberfläche. Da hilft nicht mal The-National- und InterpolProduzent Peter Katis. Paula Irmschler

Die Höchste Eisenbahn

29.10.16 30.10.16 31.10.16 01.11.16 02.11.16 04.11.16 05.11.16 06.11.16 08.11.16

Rostock Bremen Münster Frankfurt Köln AUSVERKAUFT! Hannover Dresden Leipzig Osnabrück

09.11.16 10.11.16 11.11.16 13.11.16 15.11.16 16.11.16 17.11.16 18.11.16 19.11.16

Essen Würzburg Magdeburg Berlin Erlangen Freiburg VERLEGT! Stuttgart CH-Schaffenhausen CH-Zürich

21.11.16 22.11.16 23.11.16 24.11.16 25.11.16 26.11.16 18.02.17 19.02.17

Pohlmann

06.12.16 07.12.16 08.12.16 10.12.16

Gütersloh Köln Oldenburg Husum

11.12.16 13.12.16 14.12.16 15.12.16

Berlin Aschaffenburg Braunschweig Worpswede

16.12.16 Bad Oldesloe

Mister Me

24.09.16 04.10.16 05.10.16 06.10.16 07.10.16

Rock am Teich Ludwigshafen Stuttgart Frankfurt Nürnberg

08.10.16 21.10.16 22.10.16 23.10.16 24.10.16

Osnabrück Norderney Kiel Lübeck Lüneburg

25.10.16 27.10.16 29.10.16 30.10.16

Leipzig Hildesheim Reutlingen Saarbrücken VERLEGT!

Malky

30.09.16 24.11.16 11.01.17 13.01.17 14.01.17 16.01.17 17.01.17

Dortmund FR-Monaco Bremen Hannover Erfurt Leipzig München

18.01.17 20.01.17 21.01.17 22.01.17 24.01.17 25.01.17 26.01.17

AT-Wien CH-Zürich Freiburg CH-Bern Stuttgart Heidelberg Nürnberg

28.01.17 30.01.17 01.02.17 03.02.17 12.02.17

Köln Frankfurt Dresden Magdeburg Berlin

Wer bringt mich jetzt zu den Anderen Präsentiert von Ampya, ByteFM, laut.de & Musikexpress

Jahr aus Jahr ein 2016 Präsentiert von Akustik Gitarre & kulturnews

Ich trink immer noch auf dich Tour 2016 Präsentiert von ThePick

Where is Piemont? Live Präsentiert von event., Intro & Ask Helmut

München AT-Wien AT-Innsbruck Heidelberg Erfurt Hamburg AUSVERKAUFT! Köln ZUSATZShow Hamburg ZUSATZShow

www.tickets.gastspielreisen.com Gastspielreisen Rodenberg GmbH Dieffenbachstraße 33 | 10967 Berlin-Kreuzberg Tel 030 8321 822 22 | www.gastspielreisen.com

„WINTER“ TOUR 2016

& SPECIAL GUESTS 02.10. COESFELD • FABRIK 17.10. NÜRNBERG • HIRSCH 03.10. HAMBURG • MARKTHALLE 18.10. WIESBADEN • SCHLACHTHOF 04.10. BERLIN • HUXLEY´S NEUE WELT 19.10. MÜNCHEN • BACKSTAGE 20.10. HANNOVER • CAPITOL 05.10. LEIPZIG • WERK 2 07.10. DRESDEN • BEATPOL 22.10. STUTTGART • LKA 17.12. KÖLN • PALLADIUM Karten an allen bekannten VVK-Stellen • Tourneeleitung: Contour Music Promotion GmbH

NEUES ALBUM „WINTER“

IM HANDEL ERHÄLTLICH

Touché Amoré Stage Four Epitaph / Indigo

Alle AngAben ohne gewähR

118

Krebs, du Arschloch! Nachdem Jeremy Bolm seine Mutter an die Krankheit verloren hatte, kauterisierten Touché Amoré die seelische Wunde im Studio. Das Resultat ist ein Album von brutaler Ehrlichkeit. Die Medizin pflegt das Grauen zu verstecken. Hinter Griechisch und Latein, zwischen Tabellen, Schemata und Zahlen. Für Krebspatienten etwa birgt die Zahl Vier einen besonderen Schrecken. Im vierten Stadium hat die Krankheit im gesamten Körper gestreut. Metastasen sind entstanden; der Kampf ums eigene Leben steht auf der Kippe. Jeremy Bolms Mutter hat diesen Kampf verloren – und ihr Sohn liefert sich den bislang härtesten Nahkampf mit dem Schicksal: »Stage Four«. Zum ersten Mal übertritt er dabei die 30-Minuten-Grenze. Zum ersten Mal ist er Sänger im klassischen Sinne: Bolm schreit nicht mehr nur in die Melodie hinein – er trägt sie phasenweise selbst, lässt das innere Auge ausbluten und zieht sich dabei jede Hautschicht einzeln ab. Wut, Schmerz und Trauer fluten das Vakuum, verknüpft mit detailgenauen, entwaffnend intimen Retrospektiven. Bolm hat den Weg gewählt, sie zu perpetuieren und immer wieder neu zu durchleben, bis der Ballast abgetragen ist. Trotz all seiner Tragik nämlich ist »Stage Four« kein genuin verzweifeltes Album. Kämpferische Percussion, treibende Basslines und verspielte Gitarren werfen ein warmes Licht der Läuterung über den Scherbenhaufen. Und gerade als sich in »Scyscraper« der surreale Kontrast zum Guten hin aufgelöst zu haben scheint, springt die Mailbox an und die Falltür auf: die letzte Sprachnachricht der Verstorbenen als finale Salzprise einer wortwörtlich aufreibenden Wundschau. Es muss ja nicht immer die Kunst das letzte Wort haben. Valentin Erning

und aggressiveren Electro-Punk-Momenten noch mehr romantischen Kitt auszustreichen. Hilfe bekam er am Gesang unter anderem von Jehnny Beth (Savages), Marie Fisker, Lisbet Fritze und Jeppe Brix (Howl Baby Howl). Minimale Veränderungen offenbaren sich eher in Details, insgesamt wirken die Kompositionen im konstanten Mix aus trägen RetroSynthesizern und knappen Drum-Loops sehr aufgeräumt und kalkuliert. Vom Beginn bis zum Ende spinnt sich ein straffer roter Faden, der jenseits des Club-Circuits die Tugend des Albumkonzeptes wiederbelebt. Wie ein Goldschürfer hat Trentemøller die essenziellen Bestandteile ausgewaschen und in zwölf Songs gegossen, die sowohl instrumental als auch mit Gastgesängen einen wohlüberlegten Bogen von cineastischer Opulenz (»November«) hin zu minimalistischen Klangstrukturen (»Sinus«) schlagen – womit der Däne seinen originären Status erneut souverän ausbaut. Klaas Tigchelaar

Ultimate Painting Dusk Trouble In Mind / Cargo / VÖ 30.09.16

Noch eine Spur zurückgelehnter als zuvor präsentiert sich das englische Duo. Die satte Indie-Klangmalerei der beiden Vorgängeralben weicht einem weichgezeichneten Impressionismus, dem bisweilen etwas die Kontur fehlt. Drei Alben in drei Jahren haben James Hoare und Jack Cooper aufgenommen und sich dabei vom lieblich lärmenden 1990erIndie-Rock hin zum schnörkellosen GitarrenFolk-Pop weiterentwickelt. Das Duo klingt nun eher wie eine Vier-Mann-Band und agiert beim Aufbau ihrer Songs recht dezent, aber selbstverständlich gekonnt. Die bessere Produktion führt allerdings auch zu einer bisher ungekannten Distanz, teilweise mäandern die eher besinnlichen Songs etwas spannungslos vor sich hin. Die dicken Pinsel und den Topf mit den kräftigen Ölfarben haben sie jedenfalls gegen eine Farbpalette mit Pastelltönen und etwas dezente Tusche getauscht. Sicherlich, Ultimate Painting standen auch vorher nicht sonderlich auf Kraftmeierei, aber dem neuen Werk stünden ein paar mehr Lieder wie die beiden an Yo La Tengo oder American Analog Set erinnernden Tracks »Silhouetted Shimmering« und »Bills« ganz gut zu Gesicht. Ihre Velvet-UndergroundPhase hätten sie hinter sich gelassen, verrät die Band-Info. Ja, warum eigentlich? Wer sich an so viel Unaufgeregtheit nicht stört und eh zurückhaltendes Songwriting präferiert, kann in »Dusk« selbstverständlich eine tolle Platte für den Spätsommer finden. Ein klein wenig mehr Verrücktheit hätte es gelegentlich aber schon sein können. Timo Weber

Trentemøller Fixion In My Room / Rough Trade

Alles wie immer? Auf dem Nachfolger zu seinem 2013er-Album »Lost« spinnt Trentemøller unvermittelt weiter an seinem melancholisch dunklen ElectroFirmament, aufgehübscht mit der üblichen Menge an Gästen. Warum immer das Rad neu erfinden wollen? Für Anders Trentemøller geht es bei seinem vierten Album schlicht darum, dem eigenen musikalischen Universum mehr Platz zu gewähren, zwischen Synthie-Minimalismus

Wallis Bird Home Mount Silver / Caroline / Universal / VÖ 30.09.16

Wallis Bird hat ihr Zuhause gefunden. Die neue Platte ist ein manchmal überbordendes Zeugnis vom Gefühl des Ankommens.


Es ist erfreulich, wenn jemand eine solch welterschütternde Liebe erlebt, dass sie gar nicht mehr versteckt werden kann. Bei aller, Verzeihung, Liebe für die irische Künstlerin aus Wexford hätte trotzdem eine Liebeserklärung weniger diesem Album gut getan. Wallis Bird, die seit langer Zeit in Berlin lebt, hat als Kind einen Finger verloren, und sich das Spielen der Rechtshänder-Gitarre mit links beigebracht. Auf der Bühne beherrscht sie ein ganzes Energiefeld. Diese Energie beschränkt sich nicht auf schöne Dinge und ist ihr auf »Home« ein wenig verloren gegangen. An der Schönheit dieses Albums besteht kein Zweifel, nur die typischen, manchmal beißenden Ecken und Kanten der Wallis Bird wurden eingeweicht. Und das, obwohl sich der Sound subtil durch hinzugefügte Synthies verändert hat. Bei »Change« und »Seasons« hingegen funktioniert die ausgefuchste Romantik so gut, dass man ihr plötzlich gar nicht mehr böse sein kann. Elisabeth Haefs

The Wedding Present Going, Going… Scopitones / Cargo

Die Indie-Ikonen Wedding Present fangen auf ihrem Roadtrip-Album an zu kuscheln, bevor wie wieder in bewährt hochklassige Fahrwasser geraten. Sorry, dass zwanghafte Menschen wie ich immer wieder auf Bandnamen rumhacken müssen. Aber wer denkt sich den Mist denn aus? Nennt mich ruhig völlig unromantisch, weil ich Hochzeiten und die damit verbundenen Geschenke bescheuert finde. Aber so schlimm kann es um meinen Seelenzustand nun auch wieder nicht bestellt sein – würde ich sonst etwa so sehr auf Songs wie »Marblehead« und »Sprague« abfahren? Die für The Wedding Present doch ziemlich untypischen Stücke sind – ebenso wie die Opener »Kittery« und »Greenland« – hymnenhafte Kuschelsongs für Lover. Oder Träumer. Oder hoffnungslose Romantikerinnen wie mich? Die einigermaßen schlüssige Erklärung für die vier von 20 ungewöhnlichen Songs liefert die Entstehungsgeschichte des Albums: Frontmann David Gedge reiste mit der Fotografin Jessica McMillan durch die USA, um Kurzfilme zu drehen. Diese sollen die 20 zusammenhängenden Songs, in denen die Geschichte eines Roadtrips erzählt wird, visuell begleiten. Das Album »Going, Going…« müsste also strenggenommen »Driving, Driving…« heißen. Ab »Two Bridges« kommt der altbewährte Sound der Indie-Helden aus UK schließlich wieder durch. Großartige Ausreißer gibt es danach nicht mehr, eher gewohnt abwechslungsreichen Gitarren-Indie. Funfact am Rande: Mein Nachname hat rein gar nichts mit »George Best«, dem ikonischen Wedding-Present-Debütalbum von 1987, zu tun. Und mit dem Fußballer bin ich auch nicht verwandt. Senta Best

White Lies Friends PIAS / Rough Trade / VÖ 07.10.16

Die White Lies gehen beim Alleingang lieber kein Risiko ein. Statt ausufernder Leidenschaft gibt es sicheres Freundebleiben. Die White Lies sind eigentlich wie McDonald’s: Das Angebot ist immer das gleiche, sie sind leicht zugänglich, man hat regelmäßig Lust drauf, aber manchmal reicht auch schon der Gedanke daran völlig aus. Nicht zu fassen, dass das vierte Album von der Band komplett allein aufgenommen, produziert und finanziert wurde. Als hätten die drei es nie anders gemacht, als hätten sie nie jemand anderen gebraucht. Denn »Friends« ist wieder so ein typisches White-Lies-Menü mit bekannten Zutaten: Tragende Hymnenbrötchen mit fettem Synthie-Fleisch, fader Textgurke, die man auch weglassen kann, und die wie Cola aufputschende Stimme von Harry McVeigh. Dass »Take It Out On Me« die erste Single ist, war klar, schließlich ist es erneut so ein White-Lies-Song, zu dem man nachts irgendwo in irgendeinem Zustand aufwachen und sofort mitsingen kann. Sonstige eingängige Anwärter für den Posten: »Morning In L.A.«, »Summer Didn’t Change A Thing« und »Hold Back Your Love«. Das letztgenannte Stück hätte auch als Titel der Platte gepasst, denn die Texte handeln oft vom Zögern in der Liebe: »I want to feel it all, but don’t want to lose it«, »I wake up lonely and I don’t know why«, »We just play along, come on, come on«. So was halt. Deswegen hat die Band vermutlich auch den Ball flach gehalten und auf der Platte keine allzu großen Experimente versucht. Der Kitschsiedepunkt ist beim Titelsong leider auch erreicht. Die nächsten White-LiesHäppchen reichen dann auch in drei Jahren. Paula Irmschler

Yello Toy Polydor / Universal / VÖ 30.09.16

Alle paar Jahre veröffentlichen Yello ein neues Album mit elektronischer Musik. Frei von Erwartungen, Stil-Vorgaben oder Pop-Konventionen glänzen die 14 neuen Songs schlicht als schlanke, aber anspruchsvolle Hintergrundberieselung. Zumindest über Dieter Meier ließe sich viel erzählen, ohne das musikalische Schaffen des Schweizer Künstler-Duos auch nur ansatzweise zu streifen. Da es aber genau darum gehen soll, müssen spannende Geschichten über Rinderzucht, eigene Weine, Feinkostgeschäfte und exaltierte Maßanzüge eben auf der Strecke bleiben. Und da die Herren Yello ihre 60. Geburtstage sowie zwölf vorhergehende Studioalben bereits souverän hinter sich gebracht haben, enthalten sie sich der Jurywertung mit kreativer Gleichmut. Was einst als dadaistisches Kunstprojekt startete und mit Boris Blanks Klangcollagen, lateinamerikanischem Hüftgewackel und Meiers assoziativem Wortgebrummel sogar einen Charts-Hit (»The Race«, 1988) und einen »Echo« für das Lebenswerk (2014) einheimste, findet stets fachliche Anerkennung bei zahlreichen DJs und Techno-Produzenten. Als Gäste sind diesmal die chinesische Künstlerin Fifi Rong und die Singer/Songwriterin Malia vertreten, die bereits für ihr Solowerk mit Blank zusammengearbeitet hat. »Toy« darf also ruhig wörtlich genommen werden, ein wertfreies Spielzeug zweier passionierter Künstler und Genießer, die possierliche Geräusche, trippige Klangflächen, kleine Späße und tiefer gehende Textpassagen zu einem zeitlosen Klangstrom formen, der keine Vergleiche oder kritische Wertungen beachtet. Klaas Tigchelaar

K.I.Z »HURRA DIE WELT GEHT IMMER NOCH UNTER« TOUR 2017 13.01. 21.01. 27.01. 04.02. 10.02.

ESSEN · 14.01. FREIBURG · 15.01. PRA ELN (CH) FRANKFURT/MAIN · 22.01. RO OCK KIEL · 28.01. KASSEL · 03.02. ZWICKAU REGENSBURG · 09.02. NEU-ULM INNSBURCK (AT) · 11.02. . PÖLTEN (AT)

A TALE OF GOLDEN KEYS 31.10. BREMEN 01.11. HAMBURG 02.11. HANNOVER 03.11. KÖLN AURORA 18.10. FRANKFURT AM MAIN 20.10. DORTMUND CLICKCLICKDECKER 27.01. HAMBURG 28.01. MÜN ER 29.01. BERLIN DOTA »KEINE 04.10. 13.10. 14.10. 15.10. 16.10. 17.10. 18.10. 25.11. 26.11. 27.11. 28.11. 29.11.

GEFAHR« TOUR 2016 POTSDAM CHEMNITZ KARLSRUHE MAINZ AACHEN DÜSSELDORF MÜN ER FULDA ULM WIEN LINZ REGENSBURG

FABER 08.10. 10.10. 12.10. 13.10. 15.10. 17.10. 18.10. 21.10. 22.10. 27.10. 28.10. 29.10.

SALZBURG (AT) GRAZ (AT) WIEN (AT) KREMS (AT) DORNBIRN (AT) MÜNCHEN ERLANGEN KÖLN HAMBURG DRESDEN ERFURT AUSVERKAU HALLE/SAALE

GOLD CLASS 01.11. BERLIN 02.11. HAMBURG 03.11. SAARBRÜCKEN KEATON HENSON 26.10. BERLIN LOLA MARSH 21.11. MÜNCHEN 22.11. BERLIN MONOPHONICS »SOUND OF SINNING« TOUR 2016 27.10. HAMBURG 29.10. DÜSSELDORF 30.10. MÜN ER 31.10. WIESBADEN OLIVER POLAK PRÄSENTIERT CREEPY COMEDY CLUB 29.10. KÖLN »KÖLN COMEDY FE IVAL SPECIAL« 02.11. BERLIN

PHORIA 24.10. BERLIN 25.10. DRESDEN 28.10. MÜNCHEN RADICAL FACE 18.11. DORTMUND 19.11. HAMBURG SKINNY LIVING 03.11. BERLIN 05.11. KÖLN TRÜMMER »INTERZONE« TOUR 2016 12.10. HANNOVER 13.10. WIESBADEN 14.10. KÖLN 15.10. MÜN ER 16.10. LEIPZIG 18.10. SALZBURG (AT) 19.10. MÜNCHENE 20.10. INNSBRUCK (AT) 21.10. DORNBIRN (AT) 22.10. VÖCKLABRÜCK (AT) 23.10. WIEN (AT) vom 24.10. 26.10. U GART 03.11. HAMBURG vom 28.10. VON WEGEN LISBETH »GRANDE« TOUR 2016 06.10. BRAUNSCHWEIG AUSVERKAU 07.10. LEIPZIG AUSVERKAU 08.10. DRESDEN AUSVERKAU 10.10. INNSBRUCK (AT) 11.10. WIEN (AT) 12.10. MÜNCHEN aUSVERKAU 14.10. FREIBURG 15.10. ZÜRICH (CH) 17.10. HEIDELBERG 19.10. U GART AUSVERKAU 20.10. FRANKFURT AM MAIN AUSVERKAU 21.10. AACHEN 22.10. SAARBRÜCKEN 24.10. DÜSSELDORF 26.10. WÜRZBURG AUSVERKAU 27.10. FULDA 28.10. ERFURT AUSVERKAU »GRANDE« TOUR 2017 31.01. 01.02. 03.02. 04.02. 05.02. 08.02. 09.02. 10.02. 11.02. 14.02. 15.02. 17.02. 18.02. 19.02. 22.02. 23.02. 24.02. 25.02. 01.03. 02.03. 28.09.

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14.08. WIEN »ANNENMAYKANTEREIT & FREUNDE«

JAMES VINCENT MCMORROW 24.10. BERLIN 26.10. HAMBURG


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#Intro empfiehlt

Alligatoah

Amanda Bergman

Aurora

Beaty Heart

Vor zehn Jahren hat Lukas Strobel begonnen, als Alligatoah Battle-Rap zu machen. Während andere Kollegen in ihren Texten Mütter zum Beischlaf zwangen oder imaginäre Konkurrenten krankenhausreif prügelten, nahm er sich mit Ironie und Wortwitz ganz andere Gegner zur Brust.

Bisher kannte man die Schwedin nur unter den Pseudonymen Idiot Wind, Hajen und Amason. Mit »Docks« steht die Sängerin nun erstmals zu ihrem Realnamen – und auch zu ihrem eigenen Stil. Allen Folk- und Indie-Fans seien ihre Konzerte im September wärmstens ans Herz gelegt.

— 14.10. Mannheim — 15.10. Düsseldorf — 16.10. Rostock — 22.10. Leipzig

— 26.10. Berlin — 28.10. Hamburg — 29.10. Köln

Den Durchbruch hat die norwegische Pop-Chanteuse Aurora Aksnes in Rekordzeit und mit gerade mal 20 Jahren geschafft. Wie zu erwarten war, zündete ihre Mischung aus Breitwand-Pop und skandinavischer Mystik auch beim deutschen Publikum. Dementsprechend werden die von ihr betourten Hallen immer größer.

Bereits 2014 wurden die drei Londoner mit ihrem ersten Album von Publikum und Presse gefeiert. Ihre karibischen Indie-Pop-Sounds à la Vampire Weekend haben Beaty Heart auf »Till The Tomb« abgelegt. Sie zeigen sich mit lässigen Electro-Beats deutlich erwachsener als zuvor. Ob die drei live genau so cool sind wie auf Platte?

— 18.10. Frankfurt a. M. — 20.10. Dortmund

— 11.10. Berlin — 12.10. Köln

INTRO EMPFIEHLT Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter intro.de/termine #Intro empfiehlt

Odd Couple

OK Kid

Oscar

Roosevelt

Auch wenn die Garage klanglich ihre Heimat zu sein scheint, fühlen sich Jascha Kreft und Tammo Dehn auch auf großen Bühnen pudelwohl. Seit ihrer ersten Band, die sie im Kindergarten anführten, wissen sie, dass sie ein musikalisches Paar sind.

Drei Jahre sind vergangen, seitdem OK Kid mit ihrem Debütalbum die Indie- und HipHop-Hörer gleichermaßen erfreuten. Mit »Zwei« setzt sich das Trio nun mit gerecktem Mittelfinger noch bewusster zwischen alle Stühle.

Mit einer zündenden Mischung aus Bands wie Magnetic Fields und Jens Lekman schickt sich der Brite Oscar Scheller an, die Herzen von Indie-Europa zu erobern. Sein Debütalbum »Cut And Paste« trägt dazu mit einigen unverschämt eingängigen Lofi-Pop-Hymnen bei.

Der Sommer auf einer CD, das ist Roosevelts erstes und selbstbetiteltes Album. Die Blätter fallen, doch ihr habt noch keine Lust auf Herbst? Dann einmal bitte hier entlang, zu einem der Konzerte des Kölners.

— 27.10. Leipzig — 28.10. Erfurt — 29.10. Ulm — 30.10. München — 31.10. A-Wien — Geht weiter!

— 19.10. Essen — 20.10. Bielefeld — 21.10. Bremen — 22.10. Münster — 23.10. Kiel — 25.10. Berlin — 26.10. Dresden — 27.10. Kassel — 28.10. Karlsruhe

— 10.10. Hamburg — 11.10. Köln — 12.10. Berlin

— 14.10. München — 15.10. Leipzig — 17.10. Köln — 18.10. Hamburg — Geht weiter!


#Intro empfiehlt

Chrystal Fighters

Daughter

Digitalism

DMA’s

Chrystal Fighters sind die ewige Liebe der Indie-Vernarrten. Nach drei Jahren Pause veröffentlichen die Engländer nun ein neues Album und kommen im Rahmen ihrer Tournee auch in Deutschland zu Besuch.

Mittlerweile sind Daughter keine Underdogs mehr, sondern in der Riege der Indie-Stars angekommen. Das merkt man auch, wenn man das Trio mit den melancholisch-kraftstrotzenden Songs auf der Bühne bewundern kann.

Lange ließen sich Digitalism mit ihrem neuen Album Zeit, doch das Warten hat sich gelohnt. Auch wenn der Titel »Mirage« eher an stumpfe Las-Vegas-Shows erinnert, haben die zwei Hamburger das genaue Gegenteil erreicht.

Dass eine Gruppe mit drei Frontmännern funktionieren kann, beweisen die DMA’s. Auf der Bühne versprüht die australische Band mit insgesamt sechs Musikern und verzerrten Gitarren einen lockeren und sympathischen Indie-RockCharme. Auf ihrer nächsten Europa-Tour wollen die Australier noch mehr Herzen erobern.

— 28.10. Köln — 29.10. Frankfurt a. M. — 31.10. Hamburg — Geht weiter!

— 09.10. Leipzig — 10.10. Dortmund — 11.10. Hamburg — 12.10. A-Wien — 14.10. Berlin

— 20.10. München — 21.10. Dresden — 22.10. Leipzig — 27.10. Frankfurt a. M. — 28.10. Hamburg — 29.10. Berlin

— 31.10. Heidelberg — Geht weiter!

Fatoni

Kobito

Moop Mama

Die Zeit heilt alle Hypes, aber nicht den um seine Person: Der Münchner MC und Berufsschelm Fatoni, der sich seit seiner letzten Veröffentlichung »Yo, Picasso« ausschließlich der Musik und nicht mehr dem Theater-schauspiel widmet, kommt nun samt Posse auf Tour.

Die einen stehen auf seine musikalische Radikalität, andere auf seine versierten Beobachtungen: Mit dem Album »Zu Eklektisch« wagte Kobito 2011 den Alleingang. Es folgten Hymnen über »Blaupausen« und die damit verbundene zweijährige Auszeit. Nun erscheint sein neuestes Werk »Für einen Moment perfekt«.

Ihre Markenzeichen sind souligrockige R’n’B-Harmonien und ihre Stimme, die Mø gerne auch mal bekannteren Künstlern leiht: Ob für Major Lazers Hit »Lean On«, Aviciis »Dear Boy« oder als Konterpart für Iggy Azaleas »Beg For It« – was die Dänin anfasst, wird zum Hit.

Live ist die Münchener BrassKapelle Moop Mama schon länger eine verlässliche Größe. Mit ihrem neuen Album »M.O.O.P.Topia« hat die Band ihre herausragenden Qualitäten dank namhafter Gäste endlich auch auf Tonträger pressen können.

— 26.10. Hannover — 27.10. Magdeburg — 29.10. Erfurt — Geht weiter!

— 28.10. Konstanz — 30.10. Stuttgart — Geht weiter!

— 27.10. Nürnberg — 28.10. Chemnitz

— 05.10. Berlin — 07.10. Hamburg — 08.10. München — 09.10. Köln

Sekuoia

The Duke Spirit

The Wedding Present

Trümmer

Sekuoia verdrehte 2011 allen den Kopf, als er mit seiner EP »Trips« auf sein Talent aufmerksam machte. Diesen Herbst dreht sich jedoch alles um seine LiveSets, die Genre-Grenzen zwischen Indie- und Electro mühelos verschwimmen lassen.

Die Ex-Kunststudenten mit der schönen Stimme zum rauen Sound sind von Spirit beseelt: Sie scheißen auf Trends & Co. und verknüpfen kurzerhand Postpunk mit Blues-Rock. Bald kann man sich auch wieder von ihren LiveQualitäten überzeugen.

Als sich The Wedding Present gründeten, war der Begriff Indie-Rock noch nicht geboren. Dennoch bedienen sie seit 1984 diesen Stil. Nun steht ihre neunte LP an: »Going, Going« ist eine Kollektion aus 20 Tracks, jeweils von einem Film begleitet.

Mit der zweiten LP »Interzone« haben sich Trümmer zwischen diverse Stühle gesetzt und Kritiker wie Fans aufhorchen lassen. Ihren Platz im eigentlich so flüchtigen deutschsprachigen Pop haben sie damit für die Zukunft besetzt.

— 18.10. Berlin — 21.10. München — 27.10. Köln — 29.10. Hamburg

— 23.10. Hamburg — 24.10. Berlin — 25.10. München — 27.10. Düsseldorf

— 15.10. Bremen — 16.10. Hamburg — 17.10. Berlin — 18.10. Leipzig — 21.10. A-Wien — 22.10. Lugau

— 12.10. Hannover — 13.10. Wiesbaden — 14.10. Köln — 15.10. Münster — 16.10. Leipzig — 19.10. München — 23.10. AWien — 26.10. Stuttgart — Geht weiter!

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#Termine

TOURDATEN Ωracles

17.10. Hannover 18.10. Münster 19.10. Hamburg 20.10. Bremen 21.10. Berlin 22.10. Dresden 24.10. München 25.10. Augsburg 26.10. Weinheim 27.10. Mainz 28.10. Darmstadt 29.10. Bocholt

Adam Green

16.10. Heidelberg 17.10. München Geht weiter!

Agnes Obel

29.10. Düsseldorf 30.10. Stuttgart Geht weiter!

Empfohlen von Intro

The Album Leaf 24.10. Köln 25.10. Leipzig 26.10. Hamburg 27.10. Berlin 28.10. Frankfurt a. M. 29.10. Stuttgart 30.10. München

Empfohlen von Intro

Alin Coen Band 27.09. Hamburg 29.09. Essen 30.09. Köln 01.10. Heidelberg 02.10. Stuttgart 04.10. München 05.10. Erlangen 06.10. Leipzig

Allah-Las

31.10. Hamburg Geht weiter!

Angel Olsen mit Little Wings 19.10. Hamburg 25.10. Berlin 26.10. München 28.10. Köln

Apologies, I Have None 26.09. Berlin 28.09. Leipzig 29.09. A-Wien 06.10. München 07.10. Lindau 08.10. Karlsruhe 09.10. Wiesbaden 11.10. Trier 12.10. Koblenz 13.10. Hannover 14.10. Köln

Audio88 & Yassin 20.10. Köln 21.10. Trier 22.10. Stuttgart 23.10. München 27.10. A-Wien 29.10. Essen 30.10. Dresden

Ebbot Lundberg & The Indigo Children

Empfohlen von Intro

Christian Löffler 13.10. Berlin

05.10. Frankfurt a. M. 06.10. Münster 08.10. Rees-Haldern 09.10. Köln 11.10. Berlin 13.10. München 16.10. A-Wien 22.10. Weinheim Geht weiter!

27.09. München 28.09. Heidelberg 30.09. Dortmund 01.10. Leipzig 02.10. Erlangen 04.10. Hamburg 05.10. Berlin

Crystal Castles

Empfohlen von Intro

Bear‘s Den

17.10. Hamburg 18.10. Berlin 24.10. München Geht weiter!

Augustines

23.10. Hamburg 26.10. Berlin 27.10. München Geht weiter!

Benjamin Francis Leftwich 08.10. Hamburg 10.10. Berlin 11.10. Leipzig 15.10. München

Empfohlen von Intro

Bernd Begemann mit Die Befreiung* 13.10. Frankfurt a. M.* 14.10. Nürnberg* 15.10. Freiburg* 16.10. Karlsruhe* 20.10. Stuttgart* 21.10. Göttingen 24.10. Berlin Geht weiter!

Biffy Clyro

23.10. München 24.10. Berlin Geht weiter!

Empfohlen von Intro

Blumentopf 06.10. Hamburg 07.10. Köln 09.10. München 13.10. A-Wien 22.10. München

Empfohlen von Intro

Bombay

30.09. Dortmund 31.10. Mannheim

Brandt Brauer Frick 27.10. Düsseldorf 29.10. Stuttgart 30.10. Frankfurt a. M. Geht weiter!

Captain Planet 30.09. Oldenburg 01.10. Rostock 24.10. Münster 25.10. Wiesbaden 26.10. Stuttgart 27.10. München 28.10. Nürnberg 29.10. Göttingen Geht weiter!

Casper

27.09. Köln 28.09. Berlin 29.09. Stuttgart 30.09. München 01.10. Offenbach 04.10. A-Wien 05.10. Dresden

20.10. Frankfurt a. M. 31.10. Berlin Geht weiter!

The Cure mit The Twilight Sad

Dead Kennedys 20.10. Wiesbaden 21.10. Köln 22.10. Karlsruhe 23.10. Hannover

Deap Vally

28.09. Berlin 29.09. München 03.10. Wiesbaden

Death Grips

25.10. Hamburg 26.10. Köln 27.10. Berlin

DePresno

18.10. Frankfurt a. M. 20.10. Dortmund 31.10. München Geht weiter!

Der Herr Polaris

01.10. Rees-Haldern 02.10. Hamburg 09.10. Berlin 12.10. Köln 13.10. Reutlingen 15.10. München

Die Höchste Eisenbahn

29.10. Rostock 30.10. Bremen 31.10. Münster Geht weiter!

Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen 28.09. Köln 29.09. Dortmund 30.09. Kassel 01.10. Münster Geht weiter!

Empfohlen von Intro

Digitalism 20.10. München 21.10. Dresden 22.10. Leipzig 27.10. Frankfurt a. M. 28.10. Hamburg 29.10. Berlin

Drangsal

28.10. Köln 29.10. Nürnberg Geht weiter!

Dua Lipa

19.10. Berlin 20.10. Hamburg 22.10. Köln 24.10. Frankfurt a. M. 25.10. München

Fakear

29.10. Mannheim 30.10. Berlin

Federico Albanese 11.10. Dortmund 13.10. Leipzig 14.10. Dresden 15.10. Hannover 16.10. Düsseldorf 22.10. Hamburg Geht weiter!

Fjørt

21.10. Koblenz 22.10. Aachen 23.10. Bonn 24.10. Dortmund 25.10. Bielefeld 26.10. Bremen 27.10. Rostock 28.10. Potsdam 29.10. Leipzig 30.10. Wiesbaden 31.10. Karlsruhe Geht weiter!

Frank Carter & The Rattlesnakes 08.10. Hamburg 16.10. Berlin 17.10. München 21.10. Köln

Freakwater

26.09. A-Wien 29.09. Ravensburg 02.10. Frankfurt a. M.

Funny Van Dannen 20.10. Essen 21.10. Köln 22.10. Wiesbaden Geht weiter!

Grandbrothers 27.10. Düsseldorf 28.10. Stuttgart

Haley Bonar

13.10. Hamburg 14.10. Berlin 15.10. München 16.10. Offenbach

Heinz Strunk

18.10. Buchholz 20.10. Hameln 21.10. Göttingen 22.10. Friedberg 23.10. Mainz 24.10. Biedenkopf 29.10. Berlin

Heisskalt

28.09. Berlin 29.09. Dresden 30.09. Augsburg 01.10. Münster 02.10. Leipzig 06.10. Rostock 07.10. Bielefeld 08.10. Essen 09.10. Hamburg 11.10. Hannover 12.10. Köln 13.10. Saarbrücken 14.10. Erlangen 15.10. München 22.10. Koblenz 23.10. Lindau

Highasakite

03.10. Hamburg 04.10. Köln 07.10. München 08.10. Frankfurt a. M.

Empfohlen von Intro

Ira Atari 28.10. Kusel 29.10. Nürnberg Geht weiter!

Empfohlen von Intro

Isolation Berlin

05.10. Frankfurt a. M. 06.10. Konstanz 09.10. A-Wien Geht weiter!

James Vincent McMorrow 24.10. Berlin 26.10. Hamburg

Jamie Lidell & The Royal Pharaohs 22.10. Hamburg 23.10. Berlin 30.10. Köln 31.10. München

Jenny Hval

26.10. Berlin 28.10. Hamburg

Jochen Distelmeyer 27.09. Hamburg 28.09. Aachen 29.09. Bochum 01.10. Berlin

John Grant

28.10. Heidelberg

Kaiser Chiefs

26.10. Hamburg 27.10. Köln 29.10. Wiesbaden 30.10. München

Empfohlen von Intro

Kakkmaddafakka 29.09. Augsburg 30.09. Karlsruhe 01.10. Dortmund

Kate Tempest

29.10. Düsseldorf 30.10. Hamburg

KMPFSPRT

07.10. Trier 08.10. München 09.10. A-Wien 10.10. Konstanz 12.10. Leipzig 13.10. Rostock 14.10. Essen 15.10. Schweinfurt 17.10. Karlsruhe 19.10. Jena 20.10. Wiesbaden 21.10. Lingen 22.10. Köln

Gisbert Zu Knyphausen

20.10. Leipzig 21.10. Wiesbaden 22.10. Stuttgart 23.10. München

Goat mit Josefin Öhrn 10.10. Köln 11.10. München 12.10. Berlin 13.10. Heidelberg

Empfohlen von Intro

Gold Panda 05.10. Berlin 06.10. Köln 07.10. Heidelberg

Graham Candy

14.10. Leipzig 15.10. Dresden 17.10. A-Wien 20.10. München 23.10. Stuttgart 25.10. Dortmund 26.10. Wiesbaden 27.10. Köln 28.10. Frankfurt a. M. 29.10. Hannover Geht weiter!

Da gehen wir hin Tipps der Redaktion#246

Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte

Henrike Schröder PJ Harvey Moddi New Fall Festival John Grant Cardinal Sessions Festival

Jörn Osenberg (osi) The Kills PJ Harvey Roosevelt Daughter Studio Braun

Tom Lorber Benjamin Francis Leftwich Ben Caplan Daughter Die Höchste Eisenbahn Kaltern Pop


#Termine Keaton Henson 26.10. Berlin

Kiasmos

13.10. Berlin

Empfohlen von Intro

Martin Kohlstedt

22.10. Berlin 23.10. Hamburg 25.10. Köln 26.10. München

07.10. Leipzig 08.10. Görlitz 12.10. Dortmund 13.10. Wuppertal 14.10. Wiesbaden 15.10. Hannover Geht weiter!

Lambert

Megaloh

The Kills

Nite Jewel mit Sean Nicholas Savage 26.09. Berlin

Okta Logue

02.10. Frankfurt a. M. 04.10. München 06.10. Berlin

04.10. Hannover 05.10. Leipzig 06.10. Hamburg 07.10. Köln 08.10. Münster 19.10. Stuttgart 21.10. Nürnberg 22.10. A-Wien 23.10. München

26.09. Düsseldorf 27.09. Marburg 28.09. Erlangen 29.09. Leipzig 30.09. Dresden 01.10. Augsburg 03.10. Konstanz 04.10. Stuttgart 05.10. Freiburg 06.10. München 07.10. Wiesbaden 08.10. Münster 24.10. Berlin 25.10. Köln 26.10. Saarbrücken 28.10. Darmstadt

L‘aupaire

Messer

Parquet Courts

28.10. Bremen 29.10. Lüneburg 30.10. Kassel 31.10. Leipzig

Låpsley

28.10. Ulm 29.10. Regensburg 30.10. Heidelberg 31.10. Freiburg

Empfohlen von Intro

Laura Gibson 01.10. Hannover

Le Butcherettes 01.10. Stuttgart 04.10. München

The Lion & The Wolf 21.10. Wiesbaden 24.10. Köln 25.10. Hamburg 26.10. Essen 28.10. Bremen 30.10. Berlin

Lola Marsh

27.09. Köln 28.09. Freiburg 29.09. Dortmund

Love A

30.09. Heidelberg 01.10. Augsburg 02.10. A-Wien

The Low Anthem

22.10. Frankfurt a. M. 23.10. Köln 29.10. Hamburg 30.10. Berlin

Machinedrum 27.09. Berlin

Empfohlen von Intro

Madness 03.10. Berlin 04.10. Bochum

Malky

30.09. Dortmund 01.10. Mannheim 11.10. Frankfurt a. M. 12.10. Köln 14.10. Erfurt 16.10. Berlin 18.10. Leipzig 19.10. Nürnberg 21.10. München 23.10. Dresden 24.10. Stuttgart

Matt Simons

12.10. Hamburg 13.10. Berlin 15.10. Erfurt 16.10. Frankfurt a. M. 18.10. Düsseldorf 19.10. Stuttgart 24.10. München

28.10. Essen 29.10. Bremen 30.10. Bielefeld 31.10. Kaiserslautern Geht weiter!

Mild High Club 27.10. München 28.10. Berlin

Milliarden

27.10. Bremen 28.10. Braunschweig 29.10. Düsseldorf Geht weiter!

Mine

29.09. Erlangen 30.09. Potsdam 01.10. Trier 07.10. Konstanz 08.10. Jena 09.10. Regensburg 11.10. Karlsruhe 12.10. Heidelberg 13.10. Darmstadt 15.10. Marburg Geht weiter!

Minor Victories 30.10. Düsseldorf 31.10. Berlin Geht weiter!

Moddi

06.10. Berlin 07.10. Hamburg 08.10. Darmstadt

Muncie Girls

08.10. Karlsruhe 10.10. Berlin 11.10. Hannover 12.10. Bremen

Neonschwarz

30.09. Berlin 01.10. Chemnitz 02.10. Regensburg 03.10. München 13.10. Osnabrück 14.10. Oberhausen 15.10. Kiel 28.10. Wiesbaden 29.10. Stuttgart Geht weiter!

New Model Army 02.10. Coesfeld 03.10. Hamburg 04.10. Berlin 05.10. Leipzig 07.10. Dresden 17.10. Nürnberg 19.10. München 20.10. Hannover 22.10. Stuttgart

17.10. Köln 18.10. Berlin 20.10. München

Passenger

04.10. Berlin 29.10. Köln 30.10. Frankfurt a. M.

Patten

27.09. Berlin

Paul Simon

18.10. Leipzig 20.10. Berlin

Samy Deluxe

13.10. Kiel 14.10. Bremen 15.10. Münster 16.10. Oberhausen 17.10. Köln 18.10. Frankfurt a. M. 24.10. Stuttgart 25.10. München 26.10. Würzburg 27.10. Berlin 28.–29.10. Hamburg

Empfohlen von Intro

Sea+Air

26.09. Weiden 27.09. Halle 28.09. Jena 30.09. Magdeburg 02.10. Karlsruhe 04.10. Wiesbaden 05.10. Rostock 06.10. Flensburg 07.10. Husum 08.10. Greifswald 09.10. Münster 10.10. Essen 11.10. Aachen

Seasick Steve

19.10. Köln 20.10. Hamburg 24.10. Berlin 28.10. München 30.10. Wiesbaden

Sivert Hoyem

24.10. Berlin 25.10. Dresden 28.10. München 29.10. Nürnberg

03.10. A-Wien 04.10. Heidelberg 05.10. Düsseldorf 06.10. Berlin 09.10. Hannover 10.10. Leipzig 11.10. München

PJ Harvey

Empfohlen von Intro

Phoria

15.10. Köln

Placebo

31.10. Hamburg

Poliça

27.10. Köln 28.10. Frankfurt a. M. 29.10. Hamburg

Rampue

08.10. Ingolstadt 09.10. Berlin

The Rifles

03.10. München 04.10. Aschaffenburg 05.10. Berlin 06.10. Hamburg 08.10. Köln

Rüfüs

12.10. Berlin 13.10. Köln 19.10. Hamburg

Sarah And Julian

20.10. Berlin 21.10. Rudolstadt 23.10. Bremen 24.10. Lüneburg 26.10. Lichtentanne 27.10. Bielefeld 29.10. Nürnberg 30.10. Frankfurt a. M.

Empfohlen von Intro

Saul Williams

26.10. München 28.10. Leipzig 29.10. Hamburg 31.10. Frankfurt a. M.

Skye & Ross (Morcheeba) 10.10. Berlin 11.10. Hamburg 12.10. Köln 13.10. Stuttgart

Sophia

29.10. Köln 30.10. Karlsruhe 31.10. Frankfurt a. M.

Søren Juul

15.10. Hamburg 16.10. Berlin 17.10. Köln 18.10. München

SSIO

29.09. Kassel 30.09. Ulm 01.10. Würzburg 02.10. Leipzig 06.10. Osnabrück 07.10. Rostock 08.10. Berlin 09.10. Hamburg 13.10. Heidelberg 16.10. Saarbrücken

Steve Gunn

28.10. Nürnberg 29.10. Hamburg

Studio Braun

28.09. Dresden 29.09. Leipzig 30.09. Erlangen 01.10. Frankfurt a. M. 02.10. Köln 09.10. Kiel 10.10. Berlin 11.10. Hamburg

Suuns

Empfohlen von Intro

Telekom Electronic Beats mit Francesco feat. Derrick May

21.10. Frankfurt a. M. 22.10. Osnabrück 23.10. Köln 30.10. Hamburg 31.10. Berlin Geht weiter!

30.10. Köln

08.10. Berlin

TÜSN

13.10. Dresden 14.10. Hameln 15.10. Nürnberg 16.10. Wiesbaden 17.10. Köln 19.10. Hamburg 20.10. Wolfsburg 21.10. Kaiserslautern 22.10. Augsburg 23.10. Berlin

Ulrika Spacek 06.10. Berlin 07.10. Hamburg 11.10. Köln

Ultimate Painting 15.10. Berlin

Vimes

29.09. Dortmund 30.09. A-Wien

Von Brücken

01.10. Neumünster 21.10. Ludwigsburg 22.10. Erlangen 23.10. Wiesbaden 27.10. Hamburg

Empfohlen von Intro

Von Wegen Lisbeth 26.09. Köln 28.09. Essen 29.09. Bremen 30.09. Hannover 01.10. Dortmund 06.10. Braunschweig 07.10. Leipzig 08.10. Dresden 11.10. A-Wien 12.10. München 14.10. Freiburg 17.10. Heidelberg 19.10. Stuttgart 20.10. Frankfurt a. M. 21.10. Aachen 22.10. Saarbrücken 24.10. Düsseldorf 26.10. Würzburg 27.10. Fulda 28.10. Erfurt 29.10. Nürnberg

Empfohlen von Intro

Warhaus

18.10. Köln 19.10. Berlin 20.10. Frankfurt a. M. 21.10. München

Warpaint 30.10. Köln

We Are Scientists 26.09. Frankfurt a. M. 28.09. Bremen 29.09. Hannover 30.09. Dortmund 01.10. A-Wien 03.10. Berlin 04.10. Dresden

We Were Promised Jetpacks 30.09. Dortmund 01.10. Mannheim 02.10. Dresden

White Lies

Whitney

25.10. Köln 26.10. München

Wilco

29.10. Düsseldorf 30.10. Stuttgart Geht weiter!

Wild Beasts 16.10. Köln 20.10. Berlin

Wintersleep

27.09. Wiesbaden 28.09. Stuttgart 29.09. München 30.09. Berlin 01.10. Dortmund

Woman

29.09. Dortmund 06.10. Frankfurt a. M. 07.10. Darmstadt 08.10. Friedrichshafen

YAK

10.10. München 13.10. Berlin

Yann Tiersen

11.10. Leipzig 13.10. Hamburg 20.10. A-Wien

Yello

26.–30.10. Berlin

Die kommen, die Touren 65daysofstatic (06.-10.11.) Amanda Palmer (01.-03.11.) Andy Shauf (01.-05.11.) Banks & Steelz (13.-14.11.) Beak> (12.-15.11.) Blaudzun (06.-12.11.) Cass McCombs (04.11.) Flume (09.-12.11.) Frightened Rabbit (21.-27.11.) Glass Animals (05.–07.11.) How To Dress Well (15.-16.11.) Hundreds (03.-17.11.) Ian Fisher (30.-11.12.) Ira Atari (28.10.-25.11.) Jupiter Jones (27.11.-04.12.) Karies (04.-19.11.) Maeckes (21.11.-16.12.) Maxim (19.-29.11.) Mayer Hawthorne (08.-16.11.) Mura Masa (06.-10.11.) Shura (13.-15.11.) Talisco (25.-28.11.) The Heavy (17.-18.11.) The Slow Show (16.-19.11.)

Die kommen, die Festivals Iceland Airwaves (02.–06.11.) Operation Ton (04.–05.11.) Sonic Visions (10.–12.11.) Week-End Fest (25.–27.11.)

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#Live #Festival

Gibt es irgendeinen besonderen Moment, den du mit dem Festival verbindest?

Ja, vermutlich den Tag, an dem ich vor einigen Jahren zum ersten Mal bei einer der Kompakt-Partys spielte. Ich merkte dort, wie weit sich meine Musik inzwischen verbreitet hatte, und spielte in den frühen Morgen-stunden zwischen fünf und sieben Uhr. Ich werde nie vergessen, wie fantastisch die Energie in diesen Momenten war. Welchen Programmpunkt würdest du jemandem empfehlen, der zum ersten Mal beim Amsterdam Dance Event ist?

AMSTERDAM DANCE EVENT Der für seine melodisch-dramatischen Techno-Sets bekannte Däne Kölsch kennt sich beim Amsterdam Dance Event bestens aus und erklärt uns die Magie des großen Szene-Festivals. Was macht für dich den Reiz des Amsterdam Dance Event aus?

eigentlich immer super interessant ist. Außerdem treffe ich eine Menge guter Kollegen, die Das Festival macht die Stadt für einige Tage zu ich sonst das ganze Jahr über nicht sehe. Ich einem verblüffend kreativen Schmelztiegel. Es habe ohnehin viele Freunde in Amsterdam, sind so viele spannende Leute vor Ort, dass es was ja immer ein guter Anlass zum Feiern ist.

Es gibt im Laufe dieser einen Woche so viele spezielle Programmpunkte zu erstöbern und so viel zu sehen. Ich würde dementsprechend empfehlen, sich das Programm zu besorgen und loszulegen, weil hier einfach jeder etwas Spannendes für sich entdecken kann. Ich bin vergangenes Jahr zum Beispiel bei einem Workshop für VJs und Lichttechniker gelandet und es war total interessant zu lernen, wie dieser Aspekt der Clubkultur eigentlich funktioniert. Was ist dein Lieblingsclub in der Stadt?

Normalerweise das Trouw, dicht gefolgt vom Studio 80. Traurigerweise sind beide inzwischen geschlossen. Demzufolge würde ich das Paradiso nennen. Ich hatte das Glück, dort einige Male spielen zu dürfen. Dieser Ort trägt so viel Geschichte in sich, dass es einfach nur beeindruckend ist. Philip Fassing

— 19.–23.10. NL-Amsterdam § Andhim, Ben Klock, Craig David, Crystal Castles, Dave Clarke, Derrick May, Dixon, Ellen Allien, Henrik Schwarz, Hot Since 82, Jackmaster, Jeff Mills, Karenn, KiNK, Kölsch, Laurent Garnier, Len Faki, Marcel Fengler, Maya Jane Coles, Michael Mayer, Ricardo Villalobos, Richie Hawtin, Robin Schulz, Roman Flügel, Skepta, Sven Väth, Tale Of Us u. v. a.

MANIC STREET PARADE Im Schlachthofviertel findet Anfang Oktober das erste Clubfestival Münchens statt, das nicht nur internationalen Newcomern, sondern vor allem auch lokalen Künstlern eine Plattform bietet.

München gilt für manche eher als Hochburg biederer Hochkultur und des UpperclassClubbings denn als Hotspot der Popkultur. Um das zu ändern, greift die Manic Street Parade ein Festivalkonzept auf, dass sich in Städten wie Hamburg und Köln schon lange etabliert hat. Mit einem Clubfestival soll Musikentdeckern wie noch unbekannten Künstlern gleichermaßen ein Raum geschaffen werden. Dabei setzen die Veranstalter den Fokus vor allem auf zwei Punkte: Relevanz

und Qualität. So treten 17 Künstler auf, die zwar selten die Headliner-Spalten füllen, dafür aber an der Schwelle zur Bekanntheit stehen und damit perfekt in das Konzept passen. Denn »Künstler, die entdeckt werden wollen« sind sie alle noch ein Stück weit. Dabei finden sich vor allem in den eigenen lokalen Reihen interessante Künstler, wie die Münchner Rapperin und KulturpalastModeratorin Fiva, die gemeinsam mit der Jazzrausch Bigband auftreten wird. Henrike Schröder

Still Parade

— 08.10. München — Avec, Carnival Youth, Christian Löffler, Fai BaBa, Fiva x JRBB, Island, Jesse Mac Cormack, Josin, Klangstof, Lea Porcelain, Máni Orrason, Münchner Kneipenchor, Still Parade, Wellness u. v. a.


#Live #Festival

KALTERN POP Ein Festival wie ein guter Wein. Im Kaltern Pop schmeckt man das Savoir-vivre des Genusshörers verbunden mit der Landschaft der Gutesser.

Im Oktober ist die Open Air Saison rum und für Snowboarding-Festivals ist es zu früh. Der Herbst ist normalerweise die Domäne der Indoor-Festivals und Konzertreihen. Und doch gibt es dieses eine Festival, für das man zugegeben etwas weiter in den Süden fahren muss, das seinen Namen durchaus verdient und sogar noch Camping zulässt. Denn in Kaltern am See kann man tatsächlich noch von einem goldenen Oktober ausgehen, eine dafür prädestinierte Landschaft und eine hervorragende Küche genießen und sich musikalisch ganz in

die Hände der Trüffelschweine vom Haldern Pop fallen lassen. Es gibt Kenner-Musik, keine Rentner-Musik – das Kaltern Pop ist keine Butterfahrt des Tourismusbüros, es ist vielmehr die gut durchdachte Idee, dem Sommer noch ein letztes schönes Festival abzuringen, bevor er sich endgültig auf die Südhalbkugel verabschiedet. Zum zweiten Mal wird dafür ein ganzes Dorf bespielt, sodass Musik, Essen, Landschaft zu verschiedenen Facetten eines großen Gesamtgenusses werden. Wie ein guter Wein. Carsten Schumacher — 13.–15.10. I-Kaltern an der Weinstraße — Bear’s Den, Bilderbuch, Ebbot Lundberg & The Indigo Children, Hubert von Goisern, Jochen Distelmeyer, The Slow Show u. v. a.

YYYYYYYYYY

CARDINAL SESSIONS FESTIVAL Musik so reduziert darzustellen, dass nur noch Stimme und Instrumente übrig bleiben – das war das Ziel der Cardinal Sessions. Bei ihren Festivals darf nun doch der Verstärker dazukommen.

Leoniden

2010 wurden die Cardinal Sessions ins Leben gerufen. Damals ging es für die Studenten Lenny, Timo und Alex bei vor allem darum, ihre Lieblingskünstler kennenzulernen und deren Musik filmisch so darzustellen, wie man sie in offiziellen Musikvideos nur selten sieht. Die Künstler werden in versteckte Hinterhöfe, auf Feldwege zwischen Kuhweide und Weizenfeld oder in städtische Parks gestellt, ihre Sets werden aufs Wesentliche reduziert aufgenommen. Mittlerweile sind so schon über

500 Videos zustande gekommen, deren Klasse sich längst herumgesprochen hat. Nach fünf Jahren Akustiksessions war es schließlich Zeit für was Neues. So fanden im November und Mai die ersten Cardinal Sessions Festivals in Köln und Hamburg statt. Wieder ein halbes Jahr weiter folgt nun die dritte Auflage. In Zusammenarbeit mit Landstreicher Booking startet das Festival am 21. Oktober mit Künstlern wie Faber, Flyying Colours und Leoniden im Kölner Gebäude 9, bevor es einen Tag später – mit fast demselben Line-up – weiter nach Hamburg ins Molotow zieht. Henrike Schröder — 21.10. Köln, 22.10. Hamburg — Faber, Flyying Colours, Leoniden, Phoria, Pomme u. v. a.

NEW FALL FESTIVAL Das New Fall Festival findet dieses Jahr erstmals an zwei verschiedenen Standorten statt – aufgeteilt auf Düsseldorf und Stuttgart.

Mit räumlichen Erweiterungen und musikalischer Abwechslung erzählt das New Fall Festival seit seiner Premiere 2011 eine beständige Erfolgsgeschichte. Ausgehend von der Überlegung, ein Pop-Festival zu schaffen, das besondere Bands, einen würdevollen Rahmen und einen anspruchsvollen Sound vereint, fand das Festival 2011 mit etwa 4.500 Besuchern in Düsseldorfer Locations wie dem ehemaligen Planetarium und dem Konzertsaal des Museum Kunstpalast erstmalig statt. Fünf Jahre später erstreckt sich die räumliche

Erweiterung bis nach Baden-Württemberg. Erstmals treten einige Künstler auch in Stuttgart auf, andere wiederum exklusiv an jeweils nur einem der Standorte. Die barocke Residenzschlossanlage Neues Schloss und das Kulturzentrum Liederhalle sorgen dafür, dass sich der besondere Rahmen des Festivals auch auf Stuttgart überträgt. Henrike Schröder — 27.–30.10. Düsseldorf — Adam Green, Agnes Obel, Brandt Brauer Frick, Dillon, Dotan, Explosions In The Sky, Grandbrothers, James Rhodes, James Vincent McMorrow, John Grant, Kate Tempest, Regina Spektor, Roosevelt, Silversun Pickups, Wilco u. v. a. Agnes Obel

— 27.–30.10. Stuttgart — Agnes Obel, Boy, Brandt Brauer Frick, Dillon, Grandbrothers, James Rhodes, Regina Spektor, Wanda, Wilco u. v. a.

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#Live #Festival

Pop-Abo 40 regionale und überregionale Künstler, Newcomer sowie Urgesteine aus den Sparten Indie, Folk, Rock und HipHop werden in rund 20 Locations der Nürnberger Altstadt auf der Bühne stehen. Darunter fallen Spielstätten wie der Club Stereo, zahlreiche Bars, etwa die Hangover oder Hey Hey Bar, aber auch ungeVon Wegen Lisbeth wöhnlichere Spielorte wie der Plattenladen Goldvinyl, das Neue Museum Auditorium oder die Klarakirche. Ein Rahmenprogramm mit Kunst- und Kultur-Angeboten rundet die Konzerte und Live-Shows ab. Dazu haben sich die Veranstalter für die sechste Ausgabe des Stadtfestivals eine Besonderheit einfallen lassen: Das Programm beschränkt sich in diesem Jahr nicht nur auf einen Tag. Bereits Köln hat die c/o pop, Hamburg das ab dem 24. Oktober erhält man im Rahmen Reeperbahn Festival – und Nürnberg seit der Kulturwoche mit einem Festivalbändchen 2011 die Nürnberg.Pop. vergünstigten bzw. freien Eintritt Kinos, MuAm 29. Oktober verwandelt sich Nürnberg seen oder Restaurants. in eine Festivallandschaft der Elektro-, Laura Nürnberger Indie- und Folk-Musik. Mit 25 Bands, acht — 29.10. Nürnberg — Ahmet Iscitürk, Beatfrog, BetaSpielstätten und rund 900 Besuchern mensch, Blue Pine Theatre, Brickwater, Charles Junior, feierte die Nürnberg.Pop 2011 ihr Debüt. Nur Code Canary, Die Japanische Clubjacke, El Mago Masin, Linda Rum, Nick & June, Oh Lonesome Me, Sam fünf Jahre später haben sich nicht nur die Loves To Travel, The Black Elephant Band, The Green teilnehmenden Locations verdoppelt, sondern Apple Sea, The Mergers, The Robocop Kraus, The auch die Anzahl an beitragenden Künstlern: Same, Von Wegen Lisbeth u. v. a.

NÜRNBERG POP

APPLAUS 2016 Früher Spielstättenprogrammpreis, jetzt Applaus: Mit diesem Award werden jene Clubs geehrt, deren Konzerte und Veranstaltungen Mut erfordern und Talente fördern.

Viele Preise prämieren den Erfolg, die Verkäufe, die Wirtschaftsleistung und pudern obendrauf dann die Egos. Dieser hier jedoch, sein Name war vormals etwas sperrig Spielstättenprogrammpreis, belohnt diejenigen, denen es eben nicht nur ums Geld geht, die im Gegenteil sogar einiges davon aufs Spiel setzen. Ein Preis, der verstanden hat, dass unabhängige Clubs Orte der Kultur sind, denen man bei ihrer Arbeit als lokale Förderer den Rücken stärken muss, weil ihre Arbeit wichtig ist. Es ist ein Preis, der nicht nur auf die üblichen Metropolen schaut, sondern auch im Blick behält, wer in Heidelberg, Jena und Worms Spielstätten für tourende Bands betreibt, die noch darum kämpfen müssen, Gehör zu finden. Der Preis ist nicht zuletzt auch deswegen so beliebt unter den Clubs, weil er neben aller Ehre auch noch Geld zu vergeben hat. Eine neunköpfige Jury der Initiative Musik wählt 64 Preisträger aus, die bis zu 30.000 Euro gewinnen können, um damit ihr Programm weiter auszubauen.

Konzerte im Abo kaufen? Was im ersten Moment etwas altbackend klingt, füllt schon seit zehn Jahren das Konzerthaus in Dortmund.

Das Pop-Abo funktioniert wie ein klassisches Abonnement: Man wählt zwischen verschiedenen Preiskategorien, gibt einen Platzwunsch an und schon hat man seinen Stammplatz für die komplette Spielzeit. In einem Saal, in dem sonst vor allem Opern und Sinfoniekonzerte mit ganzen Orchestern gezeigt werden, kann man nun AlternativeCountry, R'n'B und Singer/Songwriter-Pop lauschen und in den Konzertsesseln versinken. In der Spielzeit 2016/17 bringt das deutschlandweit einzigartige Projekt nicht nur bereits etablierte Künstler, sondern auch Newcomer und Geheimtipps auf die Bühne. So spielt der US-Amerikaner Ben Cooper, der als Radical Face gerne mal vor jedem Lied ausschweifende Anekdoten erzählt, genauso wie Lambchop aus Tennessee, Charlie Cunningham, Ewert And The Two Dragons und – als Sonderkonzert – die Tindersticks. Henrike Schröder — Dortmund — 13.11. Tindersticks (Sonderkonzert), 18.11. Radical Face, 17.02. Lambchop, 25.03. Charlie Cunningham, 17.06. Ewert And The Two Dragons

Vorjahresgewinner Pablo Geller vom Gebäude 9

Mag sein, dass andere Awards mehr Star-Glamour bieten und rauschendere After-Show-Partys für die geladenen Gäste schmeißen, doch dieser hier investiert sein Geld sinnvoller, denn auf der Bühne stehen sollen schließlich andere. Applaus! Carsten Schumacher — 24.10. Köln

Radical Face


#Preview

SCHLACHTHOF WIESBADEN MURNAUSTR.1 65189 WIESBADEN

CLUB CULTURE / SLAMS KONZERTE / WORT+

U

P

D

A

T

E

Fr. 21.10.2016 | Live Music Hall, Köln

Fr. 25.11.2016 | E-Werk, Köln

So. 23.10.2016 | Live Music Hall, Köln

Fr. 25.11.2016 | Live Music Hall, Köln

TRÜMMER / NICOLAS STURM

DUB FX

NOTHING / MINT MIND

So. 30.10.2016 | Live Music Hall, Köln

Prada, Memphis May Fire, Like Moths To Flames

03.10. MO

DEAP VALLY / CONSOLERS

04.10. DI

SEA + AIR / THE CHOIR

07.10. FR

OKTA LOGUE / SUPPORT: PHIL FILL

12.10. MI

BLUES PILLS / KADAVAR

13.10. DO 14.10. FR 14.10. FR

MARTIN KOHLSTEDT (MUSEUM WIESBADEN)

DEAD KENNEDYS

WARPAINT

FEINE SAHNE FISCHFILET

SILVERSTEIN special guests: The Devil Wears Mo. 28.11.2016 | E-Werk, Köln

16.10. SO

TÜSN / PRADA MEINHOFF

18.10. DI

NEW MODEL ARMY

21.10. FR

THE LION AND THE WOLF / MATZE ROSSI

22.10. SA

FUNNY VAN DANNEN

28.10. FR

NEONSCHWARZ / WAVING THE GUNS

TINIE TEMPAH PATRICE

29.10. SA

KAISER CHIEFS

Di. 04.10.2016 | Palladium, Köln

30.10. SO

SEASICK STEVE

31.10. MO

MONOPHONICS

01.11. DI

MESSER / TELLAVISION

03.11. DO

TWIN ATLANTIC

04.11. FR

DRANGSAL / SUPPORT: FABIAN

special guest: Inglorious

06.11. SO

NADA SURF

Sa. 29.10.2016 | Palladium, Köln

07.11. MO

EMANUEL & THE FEAR

07.11. MO

OK KID

15.11. DI

MARGARET GLASPY

17.11. DO

JIMMY EAT WORLD

21.11. MO

ROYAL REPUBLIC / DINOSAUR PILE-UP

22.11. DI

BENJAMIN VON STUCKRAD-BARRE LIEST: „PANIKHERZ“

27.11. SO

GREGOR MEYLE

30.11. MI

MOOP MAMA

05.12. MO

TIGER LOU / ROME IS NOT A TOWN

Di. 01.11.2016 | E-Werk, Köln

THE CAT EMPIRE SPORTFREUNDE special guest: Tinpan Orange STILLER

(WALHALLA SPIEGELSAAL)

Unser komplettes Programm findet ihr im Internet unter

schlachthof-wiesbaden.de

Di. 08.11.2016 | Live Music Hall, Köln

Di. 29.11.2016 | E-Werk, Köln

special guest: Gregory Alan Isakov Fr. 18.11.2016 | Palladium, Köln

Sa. 26.11.2016 | Palladium, Köln

Tickets und Infos: www.waschhaus.de

special guests: Dinosaur Pile-Up, Tim Vantol Mo. 05.12.2016 | Palladium, Köln

special guests: Gojira, Like A Storm Fr. 09.12.2016 | Palladium, Köln (Verlegt von der Live Music Hall)

special guest: Normandie Sa. 21.01.2017 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen Fr. 27.01.2017 | Lanxess Arena, Köln

Mo. 30.01.2017 | Lanxess Arena, Köln

Mi. 01.03.2017 | Palladium, Köln

Mo. 13.03.2017 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

prime entertainment www.prime-entertainment.de

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128

#Preview

www.hafen2.net

U

P

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A

T

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WATSKY

Di. 11.10.2016 | Blue Shell, Köln

OSCAR

Mi. 12.10.2016 | YUCA, Köln

BEATY HEART Mi. 12.10.2016 | Studio 672, Köln

DER HERR POLARIS Fr. 14.10.2016 | MTC, Köln

APOLOGIES, I HAVE NONE

special guest: Blackout Problems Mo. 17.10.2016 | Blue Shell, Köln

KYTES

Mo. 17.10.2016 | MTC, Köln

NO SINNER Mo. 17.10.2016 | Studio 672, Köln

SØREN JUUL

Di. 18.10.2016 | Gebäude 9, Köln

WARHAUS

Di. 18.10.2016 | Studio 672, Köln

EAU ROUGE

Do. 20.10.2016 | Artheater, Köln

ALL DIESE GEWALT

Do. 20.10.2016 | MTC, Köln

VÖGEL DIE ERDE ESSEN Do. 20.10.2016 | YUCA, Köln

OH PEP!

Fr. 21.10.2016 | MTC, Köln

FRANK CARTER & THE RATTLESNAKES So. 23.10.2016 | Gebäude 9, Köln

THE LOW ANTHEM

So. 23.10.2016 | MTC, Köln

O K O K T T 20

Mi. 05.10.2016 | YUCA, Köln

DOUGLAS DARE

19.10. Berlin, Berghain Kantine

ANGEL OLSEN

19.10. Hamburg, Kampnagel 25.10. Berlin, Columbia Theater 26.10. München, Ampere 28.10. Köln, Stadtgarten

SUUNS

30.10. Köln, Luxor

KEVIN MORBY

12.11. Köln, Blue Shell 13.11. Berlin, Columbia Theater 14.11. München, Strom

PREOCCUPATIONS 15.11. Hamburg, Molotow 16.11. Berlin, Bi Nuu 28.11. Köln, Luxor

THE JULIE RUIN

26.11. Köln, Week-End Festival 27.11. Berlin, Columbia Theater

RYLEY WALKER

30.11. Schorndorf, Manufaktur 01.12. Erlangen, E-Werk 02.12. Berlin, Berghain Kantine 07.12. Hamburg, Nochtspeicher 08.12. Köln, Studio 672

TICKETS & INFO: PUSCHEN.NET

16

HAFEN 2

LIVE SA 01 He Died While Hunting SO 02 Holly Miranda SA 08 Nive Nielsen & The Deer Children SO 09 Sorry Gilberto DO 13 Del Vox FR 14 Autonomics SO 16 Haley Bonar, Half Girl FR 21 Kassette SO 23 She Makes War SA 29 Emily Jane White SO 30 Plumes HAFENKINO SA 01 Sing Street SO 02 Mistress America Hafenkino Geburtstagsfest FR 07 Toni Erdmann FR 14 Captain Fantastic SA 15 Ein Hologramm für den König FR 21 High-Rise SA 22 Julieta FR 28 Raum HAFEN 2 intro 10.16.qxp_Layout 1 Nordring 129, D 63067 Offenbach

Mi. 05.10. 19:00 Uhr

BOUNCING SOULS

Essen-Altenessen

+ THE MENZINGERS + ROGER HARVEY Sa. 22.10. 19:00 Uhr

DEAD KENNEDYS RED FANG So. 23.10. 19:00 Uhr

Torche & special guest Fr. 28.10. 19:00 Uhr

OK KID LUXUSLÄRM KILLING JOKE APOCALYPTICA Do. 03.11. 19:00 Uhr

So. 06.11. 19:00 Uhr Do. 10.11. 19:00 Uhr

& special guest: DAGOBA Mi. 16.11. 19:00 Uhr

BRANT BJORK PHILLIP BOA AND THE VOODOOCLUB Sa. 19.11. 19:00 Uhr

Alter Schlachthof 19

76131 Karlsruhe

www.substage.de 12.09.1 www.facebook.com substage.karlsruhe

SA 08.10 | Michael Krebs & Die Pommesgabeln des Teufels FR 14.10 | PA Sports & Special Guest Kianush SA 15.10 | Thomas Herder Band MI 19.10 | Breakdown of Sanity DO 20.10 | Funny van Dannen SA 22.10 | Kings of Floyd MI 26.10 | The Lion & The Wolf FR 28.10 | Messer MI 02.11 | Lacuna Coil MI 09.11 | Die höchste Eisenbahn DO 10.11 | 1LIVE Pop mit Mono! DI 15.11 | L’Aupaire MI 16.11 | Simon & Jan MI 16.11 | The Common Linnets FR 18.11 | Jahcoustix SA 19.11 | East Cameron Folkcore DI 22.11 | Lance Butters & Ahzumjot MI 23.11 | Tobi Katze FR 25.11 | Ralph Caspers MI 30.11 | The High Kings MI 30.11 | Duo Diagonal VVK unter www.zechecarl.de und an allen bekannten VVK-Stellen Stand: 13.09.16 (Änderungen vorbehalten!)

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TOSELAND

Mo. 24.10.2016 | Blue Shell, Köln

okt16

JOHANNES MEISSNER

zc_anzeige_intro_Oktober_2016.indd 1

Di. 25.10.2016 | Gebäude 9, Köln

MICHAEL FRANTI Di. 25.10.2016 | Stadtgarten, Köln

07.11.2016 / MO

Di. 25.10.2016 | Blue Shell, Köln

"TheCatastrophist"-Tour

LLOYD COLE

WHITNEY special guest: Julia Jacklin Mi. 26.10.2016 | MTC, Köln

DROWNERS special guest: The Esprits Mi. 26.10.2016 | Studio 672, Köln

CALIBRO 35

Do. 27.10.2016 | Blue Shell, Köln

JEFF THE BROTHERHOOD Fr. 28.10.2016 | Gebäude 9, Köln

DRANGSAL So. 30.10.2016 | MTC, Köln

BEACH BABY So. 30.10.2016 | YUCA, Köln

BLACK TUSK Do. 03.11.2016 | Gebäude 9, Köln

SLAVES

Mo. 07.11.2016 | Gebäude 9, Köln

BLAUDZUN

Mi. 09.11.2016 | Underground, Köln

YOUNG GUNS

Fr. 18.11.2016 | Underground, Köln

DANCE GAVIN DANCE

Fr. 25.11.2016 | Underground, Köln

TRUCKFIGHTERS

Tickets unter www.pa-co.eu oder www.adticket.de Tel. 0180 6050400* und an allen bek. VVK Stellen *(0,20 €/Anruf inkl. MwSt aus den Festnetzen, max. 0,60 €/Anruf inkl. MwSt aus den Mobilfunknetzen)

Tortoise

09.11.2016 / MI

Sarah Lesch

"Von Musen und Matrosen"-Tour

SA 01.10.16

10.11.2016 / DO

SO 02.10.16

Flox

ALIN COEN BAND MASHROU’LEILA

„WINTER“ TOUR 2016

"Homegrown"-Tour 2016

16.11.2016 / MI

The Angelcy

Alternative Folk aus Tel Aviv

27.10. Köln E-WErk Donnerstag BegInn: 20.00 Uhr

Gebäude 197 · SchanzenStraSSe 37 · 51063 Köln · www.e-werK-coloGne.com

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vvk bei den bekannten vvk-stellen, tel. Hotline: 01806 -999 0000 & ticketmaster.de

ENJOY JAZZ ERÖFFNUNG STADTHALLE HD MI 05.10.16

JMSN

DO 06.10.16

EKO FRESH

18.11.2016 / FR

FR 07.10.16

"Stadtland"-Tour 2016

MI 12.10.16

GOLD PANDA

Peter Pux

29.11.2016 / DI

Nick Howard

The All or Nothing – Tour Europe 2016

MATT WOODS

& SPECIAL GUESTS

DO 13.10.16

17.10. NÜRNBERG • HIRSCH 02.10. COESFELD • FABRIK 03.10. HAMBURG • MARKTHALLE 18.10. WIESBADEN • SCHLACHTHOF 04.10. BERLIN • HUXLEY´S NEUE WELT 19.10. MÜNCHEN • BACKSTAGE 20.10. HANNOVER • CAPITOL 05.10. LEIPZIG • WERK 2 07.10. DRESDEN • BEATPOL 22.10. STUTTGART • LKA 17.12. KÖLN • PALLADIUM

SO 16.10.16

TOUR 2016

NEUES ALBUM „WINTER“

30.11.2016 / MI

Jupiter Jones

"Brüllende Fahnen"-Tour

14.12.2016 / MI

Maeckes

"Tilt Tour" 2016 + Support

Karten an allen bekannten VVK-Stellen • Tourneeleitung: Contour Music Promotion GmbH

ticketmaster.de oder 01806 999 0000 Mo-Fr 8-22 Uhr / Sa,So und Feiertags 9-20 Uhr (0,20€/Anruf aus dt. Festnetz / max € 0,60/Anruf aus dt. Mobilfunknetz)

tourneeveranstalter: a.s.s. concerts & promotion gmbh · rahlstedter str. 92a · 22149 hamburg · tel. 0 40-67 56 99-0 · fax 0 40-67 56 99-30 · www.assconcerts.com

AB 26.08.

GOAT

ADAM GREEN’S ALADDIN

FILM & CONCERT FR 28.10.16

JOHN KAMEEL FARAH

JESUITENKIRCHE HD FR 28.10.16

JOHN GRANT + ARC IRIS MO 31.10.16

DMA’S

prime entertainment www.prime-entertainment.de

13.09.16 12:52

Heidelberg / Am Karlstor 1 Telefon 0 62 21 . 97 89 11


#Preview

BOLLMER

U

HÖR DEIN HERZ – TOUR 2016 04.10. DORTMUND FZW 31.10. DÜSSELDORF PITCHER

02.10. ZOOM 20.00 LAPSLEY

............................

WINGENFELDER RETRO LIVE 2016 12.10. BONN HARMONIE

............................

PHELA & TEX

TERMINE AB OKTOBER 2016

03.10. BATSCHKAPP 20.00 FLATBUSH ZOMBIES

19.10. BOCHUM ZECHE

JAKOB HANSONIS BAND

20.10. ZOOM 21.00 CRYSTAL CASTLES

PLAYS DAVID BOWIE

MODERATION: ALAN BANGS 21.10. DÜSSELDORF PITCHER

............................

NAIMA HUSSEINI

IMMER ALLES – TOUR 2016 26.10. DÜSSELDORF PITCHER 27.10. MÜNSTER HOT JAZZ CLUB

............................

ANDREAS KÜMMERT

............................

SEVEN

BACKFUNKLOVESOULTOUR2016 11.11. DORTMUND FZW 13.11. O'HAUSEN TURBINENHALLE

............................

FLASH FORWARD 12.11. KÖLN STEREO WONDERLAND

............................

THE HILLBILLY MOON EXPLOSION

20.11. KÖLN GEBÄUDE 9

............................

EIVØR

EIVØR FALL – TOUR 2016 22.11. KÖLN KULTURKIRCHE

............................

MATZE KNOP

20.10. AURORA, DePresno <<Programm Im FZW>>

29/09 01/10 02/10 02/10 04/10 05/10 06/10 07/10 09/10 10/10 11/10 13/10 14/10 14/10

DIAGNOSE DICKE HOSE 2016 27.11. KÖLN GLORIA

16/10 17/10

MAXIM

18/10 18/10

............................

19/10

............................ 29.11. KÖLN GLORIA

THE HIGH KINGS

30.11. ESSEN ZECHE CARL

............................

POHLMANN

„JAHR AUS, JAHR EIN” AKUSTISCH 07.12. KÖLN KULTURKIRCHE

............................

LUPID

SAG MEINEN NAMEN – TOUR 2016 13.12. KÖLN TSUNAMI CLUB

............................

ERDMÖBEL

14.12. DÜSSELDORF SAVOY 16.12. DORTMUND DOMICIL

............................

THE HIDDEN CAMERAS 15.12. KÖLN LUXOR

............................

MALKY

WHERE IS PIEMONT – TOUR 2017 28.01. KÖLN GEBÄUDE 9

............................

DIE HÖCHSTE EISENBAHN

WER BRINGT MICH JETZT ZU DEN ANDEREN – TOUR 2017 18.02. KÖLN GLORIA

............................

BOSSE

ENGTANZ – TOUR 2017 15.03. DÜSSELDORF STAHLWERK

............................

TIM BENDZKO

IMMER NOCH MENSCH – TOUR 2017 04.05. MÜNSTER MESSE + CONGRESS HALLE

............................ POPversammlung www.popversammlung.de

20/10 21/10 22/10 23/10 24/10 25/10 26/10 27/10

WAY BACK WHEN FESTIVAL TANKCSAPDA 7 JAHRE FZW PARTY BOLLMER FZW POETRY SLAM BONEZ MC & RAF CAMORA THE BASEBALLS MUNCIE GIRLS DAUGHTER, DAN CROLL EKO FRESH BIERSCHINKEN 12 BAMBULE: 5STERNE DELUXE,U.A. FZW SPORTSBAR: BVB : HERTHA BSC CARPENTER BRUT UNCLE ACID & THE DEADBEATS DANJU FZW SPORTSBAR: LISSABON : BVB HEINZ RUDOLF KUNZE AURORA MADELINE JUNO FZW SPORTSBAR: INGOLSTADT : BVB KONTRA K SOLD OUT! FJØRT GRAHAM CANDY ASP OLIVER KALKOFE & DIETMAR WISCHMEYER

28/10 BUKAHARA 29/10 FZW SPORTSBAR: BVB : S04 31/10 HALLOWEEN PARTY 02/11 MOOP MAMA 03/11 257ERS 05/11 LEAFMEAL FESTIVAL 06/11 DIE NERVEN 08/11 OBITUARY & EXODUS, PRONG,... 10/11 SCHMUTZKI 11/11 SEVEN 12/11 DRANGSAL 13/11 EUROPEAN OUTDOOR FILMTOUR 16/17 14/11 SARAH & PIETRO 17/11 ESKIMO CALLBOY 18/11 SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR 19/11 187 STRASSENBANDE 22/11 FZW SPORTSBAR: BVB : FCB 20/11 RALPH RUTHE 22/11 FZW SPORTSBAR: BVB : WARSCHAU 23/11 RECKLESS LOVE OUT! SOLD 24/11 DIE DREI ??? RRP INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE

WWW.FACEBOOK.DE/FZWEVENT FZW | RITTERSTR. 20 | 44137 DORTMUND

THE BOUNCING SOULS

D

A

T

SUUNS

Di. 01.11.2016 | Essigfabrik, Köln

JEREMY LOOPS Mi. 02.11.2016 | Essigfabrik, Köln

CRYSTAL CASTLES

Di. 04.10.2016 | Gebäude 9, Köln

Do. 03.11.2016 | Luxor, Köln

HIGHASAKITE

SCHMUTZKI

So. 09.10.2016 | Gloria, Köln

So. 06.11.2016 | Gloria, Köln

KULA SHAKER

So. 09.10.2016 | Luxor, Köln

Do. 10.11.2016 | Die Kantine, Köln

21.10. GIBSON 19.30 WHITE LIES

DICHT & ERGREIFEND

01.11. MOUSONTURM 21:00 JOHN GRANT

Mo. 10.10.2016 | Luxor, Köln

KELVIN JONES Di. 11.10.2016 | Essigfabrik, Köln

ALL THEM WITCHES

Do. 13.10.2016 | Essigfabrik, Köln

02.11. MOUSONTURM 20:00 NICOLAS STURM 03.11. ZOOM 21:00 STORMZY 05.11. ZOOM 20:00 MICK JENKINS

10.11. ZOOM 21.00 KEVIN GATES 19.11. MOUSONTURM 21.00 JA KÖNIG JA 23.11. CAPITOL OFFENBACH 20:00 SPORTFREUNDE STILLER

So. 13.11.2016 | Gloria, Köln

BANKS & STEELZ So. 13.11.2016 | Luxor, Köln

BERNHOFT & the Fashion Bruises

Mo. 14.11.2016 | Luxor, Köln

TWIN ATLANTIC Di. 15.11.2016 | Luxor, Köln

Do. 13.10.2016 | Gebäude 9, Köln

Do. 17.11.2016 | Bh. Stollwerck, Köln

RÜFÜS special guest: Kllo

Fr. 14.10.2016 | Gebäude 9, Köln

TRÜMMER

SARA HARTMAN special guest: Kilian & Jo THE COMMON LINNETS Mo. 21.11.2016 | Luxor, Köln

FOY VANCE

WILD BEASTS special guest: Douglas Dare

Mi. 23.11.2016 | Luxor, Köln

Mo. 17.10.2016 | Luxor, Köln

Do. 24.11.2016 | Die Kantine, Köln

TÜSN

IMANY

Di. 18.10.2016 | Luxor, Köln

So. 27.11.2016 | Die Kantine, Köln

FU MANCHU

DANNY BROWN

Mi. 19.10.2016 | Bh. Stollwerck, Köln

So. 27.11.2016 | Luxor, Köln

ARKELLS

SEASICK STEVE

Sa. 22.10.2016 | Die Kantine, Köln

DUA LIPA

26.11. GIBSON 19.30 DANNY BROWN

So. 23.10.2016 | Die Kantine, Köln

27.11. GIBSON 20:00 PATRICE

Mo. 24.10.2016 | Essigfabrik, Köln

06.12. BROTFABRIK 20:00 JAN PLEWKA

Mo. 24.10.2016 | Luxor, Köln

07.12. MOUSONTURM 20:00 ROCKO SCHAMONI & CHRISTOPH GRISSEMANN

DELLÉ

RED FANG + Torche + special guest

So. 16.10.2016 | Luxor, Köln

10.11. GIBSON 19.30 CHARLES BRADLEY

WHITE LIES special guest: The Ramona Flowers BEAR´S DEN special guest: Matthew & The Atlas THE ALBUM LEAF

LAST IN LINE

Mo. 28.11.2016 | Luxor, Köln

PREOCCUPATIONS Fr. 02.12.2016 | Essigfabrik, Köln

MAX & IGGOR CAVALERA

Fr. 02.12.2016 | Die Kantine, Köln

THE FRONT BOTTOMS special guest: Gnarwolves

Sa. 03.12.2016 | Die Kantine, Köln

KILLING JOKE

Di. 06.12.2016 | Die Kantine, Köln

Di. 25.10.2016 | Luxor, Köln

KVELERTAK

19.01. FESTHALLE FRANKFURT 19:45 DIE FANTASTISCHEN VIER

Mi. 26.10.2016 | Luxor, Köln

CHARLES BRADLEY

12.03. STADTHALLE OFFENBACH 20.00 GENETIKK

Do. 27.10.2016 | Die Kantine, Köln

19.03. JAHRHUNDERTHALLE FRANKFURT 20:00 BEGINNER

TICKETS MOUSONTURM: TEL 069.405.895-20 WWW.MOUSONTURM.DE INFOS BROTFABRIK: WWW.BROTFABRIK.INFO WEITERE VERANSTALTUNGEN: WWW.MARKUSGARDIAN.DE

E

So. 30.10.2016 | Luxor, Köln

21.10. MOUSONTURM 21.00 ALL DIESE GEWALT

30.10. JAHRHUNDERTHALLE FRANKFURT 20.00 PASSENGER

UND BAND TOUR 2016 09.11. BOCHUM ZECHE

THE BLACK QUEEN

Di. 04.10.2016 | Luxor, Köln

20.10. BROTFABRIK 20.00 WARHAUS

............................

Mo. 03.10.2016 | Gebäude 9, Köln

P

OKTA LOGUE special guest: Blackberries MADELINE JUNO Do. 27.10.2016 | Essigfabrik, Köln

KAISER CHIEFS

POLICA special guest: FOG

So. 30.10.2016 | Die Kantine, Köln

JAMIE LIDELL

Sa. 10.12.2016 | Live Music Hall, Köln

Di. 13.12.2016 | Essigfabrik, Köln

SKINDRED & ZEBRAHEAD

Do. 15.12.2016 | Gloria, Köln

FRIDA GOLD Fr. 16.12.2016 | Live Music Hall, Köln

THE TEMPER TRAP

prime entertainment www.prime-entertainment.de

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#Preview #Demnächst #Katz und Goldt

Demnächst: Intro No. 247 — 31.10.2016

Soko, The Slow Show, Gold Roger, Emma Cline, Brandt Brauer Frick, Lady Gaga



Dein duft, dein Ding.

A X E d a i ly f r a g r a n c e


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