#247 November 2016 gratis www.intro.de
Bye bye, Kunstfigur!
LADY GAGA Soko — Bon Iver — Agnes Obel — 10 Jahre Diynamic Music — Gilmore Girls —
Goldroger — Emma Cline — Adam Driver — Orte rechter Gewalt — Clueso
#Pop #Kultur #Life #Style
Das geht doch besser
Sound-Desaster #28 „Hält kaum noch“
Sound-Desaster #30 „Kabelsalat“
Sound-Desaster #14 „Tassen-Bass“
Sound-Desaster #15 „Cinch-Clinch“
Sound-Desaster #09 „Schlechte Verbindung“
Erlebe besseren Sound auf sonos.com Sound-Desaster #02 „MacGyver“
AM 01.12.2016 AB 20.15 UHR LIVE IM WDR FERNSEHEN, IN 1LIVE UND AUF 1LIVE.DE
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#Abo
#ABO
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DIE ABO-PRÄMIEN, EMPFOHLEN VON INTRO
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Diverse Unter meinem Bett 2
tro. de
Hervé Martin-Delpierre Daft Punk – Unchained
CD – Oetinger Audio / Tonpool
BD – Polyband
Odd Couple Flügge
The Notwist Superheroes, Ghostvillains & Stuff
LP – Cargo
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Lady Gaga Joanne LP – Interscope / Universal
3LP – Alien Transistor / Indigo
Urban Homes Jams LP – Altin Village & Mine / Morr / Indigo
Weinberg – Im Nebel des Schweigens Die komplette Serie BD – Studiocanal
* Abo-Preise: Inland 30 € (inkl. Prämie), Ausland 35 € (exkl. Prämie), Ausland 42 € (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, danach automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis vierzehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo.
#Intro Editorial
#Intro
Lady Gaga war schon immer Thema bei uns. Mal stiefelte sie in weirden Kostümen durch unsere Bilderstrecke, dann wiederum schickten wir ein Lady-Gaga-Double für unsere Modestrecke durch Köln. Für ihr neues Album »Joanne« arbeitete die Gaga mit Mark Ronson, Kevin Parker von Tame Impala, Florence Welch und Father John Misty zusammen und schredderte mal eben ihre übertriebene Inszenierung, die sie noch auf »Artpop« pflegte. Das gefiel uns so gut, dass wir sie nur zu gerne zur Audienz trafen. Und wo wir gerade bei starken Frauen sind, Lady Gaga ist diesbezüglich in dieser Ausgabe in guter Gesellschaft: Wir haben mit Amy Sherman-Palladino, der Macherin der »Gilmore Girls«, und der toughen Newcomerin Gnučči gesprochen. Zudem gibt’s Interviews mit Autorin Emma Cline, Alleskönnerin Soko und DIY-Popstar Agnes Obel. Für unsere Modestrecke haben wir außerdem die Boxerinnen des Kölner Boxclubs Guts & Glory besucht. Viel Spaß beim Lesen!
Collage: Anthony Gerace
Daniel Koch (im Namen der Redaktion)
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Das Leben der Anderen
DAS LEBEN DER ANDEREN Der kanadische Fotograf und Künstler Anthony Gerace ist ein Meister der Collage. Motive aus seiner Reihe »Fig. 1-99« zieren in diesem Monat unsere Rubrikseiten. »Eigentlich wollte ich mit dieser Arbeit eine Geschichte über eine zerbrochene Beziehung erzählen, aber am Ende wurde es der Versuch, eine visuelle Sprache zu finden, um die Welt zu erklären«, sagt Anthony. Ein Interview mit ihm findet ihr auf intro.de. Lady Gaga blättert in der Dänemark-Edition unseres Septemberheftes, während sie ihr Sofa mit Titelstory-Autorin Katja Peglow teilt. Bis es zum Gespräch kam, dauerte es allerdings eine Weile. Schuld war Gagas übervoller Terminkalender. Was sie zu erzählen hatte, erfahrt ihr auf Seite 36.
Aus der Redaktion Frederike: »Warum soll ich googlen, wenn ich euch habe?« Senta: »Was trinkt man denn sonst, wenn man kein Bier trinkt?«
Ein Schnappschuss von der Ausstellung »Orte rechter Gewalt« in der Kunsthochschule für Medien in Köln im Rahmen des »Photoszene-Festivals«. Wir fanden die Arbeit des Fotografen Philipp Böll so wichtig, dass wir sie unbedingt in unserem #Life-Ressort ausführlich vorstellen wollten.
Carsten: »Ihr seid die Kanarienvögel der Redaktion. Wenn ihr umkippt, weiß man, dass man lüften muss.« Lisa Puri ist eine von drei Frauen, die wir für unsere Modestrecke im Boxclub Guts & Glory in Köln besucht haben. An dieser Stelle gratulieren wir ihr zur Goldmedaille, die sie in ihrem 50. Kampf im Finale der Deutschen Meisterschaften der Frauen holte. Außerdem möchten wir uns ganz herzlich bei allen Beteiligten bedanken!
Daniel: »Der Text muss dann aber auch gut sein. Das muss sprachlich fetzen.« Wolfgang liest gedankenverloren: »Jung, begehrt und manchmal überfordert. Es geht nicht um mich.«
Inhalt
INHALT #Intro
#Pop
Bilder von: Inka & Niclas, Ilse Ruppert,
Lady Gaga: Tschüss Kunsthaarmonster 40
Tim Bruening 12
Steckt voller Gegensätze: Goldroger 44
Gnučči: Selfmade Balkan Babe 16
The Slow Show: Einnehmendes Hörerlebnis 46
Hat keine Charles-Manson-
Fühlt sich gläsern: Agnes Obel
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Obsession: Emma Cline
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Cover-Welten: Verhüllte Gesichter 50
Ist relativ unrelaxed: Nicolas Sturm
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Alles neu, alles anders: Clueso 52
Auftakt mit: Sophie Ellis-Bextor, Kratzen & Beißen,
Brandt Brauer Frick machen trotzdem weiter 54
Soft Hair, Karies, Unter meinem Bett 2, Top 7
Endlich wieder aufgetaucht: Bon Iver
Bücher, Odd Couple, Egon Forever
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Feiert 10-Jähriges: Das Label Diynamic 58
#Kultur Soko über »Die Tänzerin« 62 Adam Driver über »Paterson« 64 »Gilmore Girls« – Gespräch mit den Serienschöpfern 68 Neue Serien und Filme fürs Kino und Sofa 70 Neue Games: »Virginia«, »Shu« und »Lichtspeer« 76
#Life Fotoreportage: Orte rechter Gewalt 80 Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein: Prekariat 84 Rezepte der Popküche: Pop Tarts
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#Style Modestrecke: Boxerinnen im Ring 88
#Review Platten vor Gericht 96 Neue Platten: Crystal Fighters, Roman Flügel, The Hidden Cameras, Kings Of Leon, Lambchop, Jamie Lidell, Madness, Maeckes, Agnes Obel, Conor Oberst, John K. Samson, Solange und viele mehr 98 Abo 6
#Preview
Impressum / Dein Intro 10
Intro empfiehlt 120
Katz & Goldt / Demnächst 130
Kalender 122
9
10
#Intro Dein Intro
DEIN INTRO Und wo warst du im Novem ber 2006? Intro #143
Covergeschichte: Manchmal wundert man sich, wie
schnell die Zeit vergeht: The Walking Dead schon zehn? Da stimmt doch was nicht. Die Ähnlichkeit ist frappierend; sogar das The stimmt überein. Tatsächlich sind die böse dreinschauenden Typen auf dem Cover nicht The Walking Dead, sondern The Killers. Im Interview stellt man bei Sänger Brandon Flowers allerdings weder Tötungsabsichten noch andere Bestrebungen zur Grausamkeit fest. Im Gegenteil: Er gibt sich lammfromm. Storys: These Arms Are Snakes, M. Ward, Vert, Tilly And The Wall, Wolke, The Blow, Eskobar, Jet, Clickclickdecker, Bonobo, DJ Shadow, Dan The Automator, Lupe Fiasco, Janet Jackson, Trentemøller, Bonnie »Prince« Billy, Kasabian, The Lemonheads Wichtige Alben: Die Aeronauten »Hier: Die Aeronauten«, Bonobo »Days To Come«, Burial »Burial«, Kid Koala »Your Mom’s Favorite DJ«, Eskobar »Eskobar«, The Lemonheads »The Lemonheads«, Mouse On Mars »Varcharz«, Trentemøller »The Last Resort«, Xiu Xiu »The Air Force« Platten vor Gericht: Sieger: Pharrell – 7,75 / Letzter: I’m From Barcelona – 3,37 Besondere Vorkommnisse: Im Steil-Teil beschäftigt sich die Redaktion mit Südtirol und eruiert, erprobt, erschmeckt und erlebt, was die hiesige Szene in Sachen Mode, Essen, Trinken und Ausgehen zu bieten hat. Und das auch noch im Intro-untypischen Querformat. Schlagzeile des Monats: Hussein wird wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt +++ Einführung der Gepäckbeförderungsrichtlinien in Flugzeugen
IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstr. 7, 50668 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellv. Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirector Holger Risse Projektleitung Martin Lippert Redaktion Senta Best (Textchefin), Frederike Ebert (#Style), Kristina Engel (Lektorat), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (#Review), Judith Süggeler (Lektorat), Sermin Usta (Volontariat), Frederike Wetzels (Foto) Redaktionsassistenz Alexandra Heckel Live-Redaktion Thomas Lorber, Henrike Schröder (Volontariat), Carsten Schumacher Layout Jörn C. Osenberg (osi) Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Julia Brummert, Philip Fassing (Leitung Produktentwicklung), Bastian Küllenberg (Leitung Social Media) Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Hannah Bahl, Emanuel Bergmann, Kristof Beuthner, Fionn Birr, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Dominik Bruns, Cay Clasen, Dominik Djilaeu, Doc Intro, Sascha Ehlert, Carlotta Eisele, Rami Eiserfey, Valentin Erning, Lars Fleischmann, Lisa Forster, Isabelle Friedrich, Nina Gierth, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Nils Herrmann, Mark Heywinkel, Salwa Houmsi, Christian Ihle, Ulf Imwiehe, Paula Irmschler, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Kerstin Kratochwill, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Nadja Neqqache, Sarah Neuhaus, Laura Nürnberger, Katja Peglow, Olaf Radow, Verena Reygers, Henje Richter, Martin Riemann, Felix Scharlau, Christian Schlodder, Simone Schlosser, Kira Schneider, Michael Schütz, Hanno Stecher, Christian Steigels, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Daniel Voigt, Timo Weber, Jan Wehn, Liz Weidinger, Michael Weiland, Holger Wendt, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff, Marius Wurth, Louisa Zimmer, Menachim Zwartmann Cover Frederike Wetzels und Pressebildfreigabe Illustrationen Anthony Gerace, Peter Hoffmann, Alexandra Ruppert Fotos Deniz Alaca, Philipp Böll, Patrick Desbrosses, Niels Freidel, Lukas Gansterer, Joseph Wolfgang Ohlert, Jan Philip Welchering, Getty Images und Pressebildfreigaben Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Anika Winter PraktikantInnen Linda Remmlinger, Madeleine Schrader, Tobias Tißen, Caroline Wiederkehr Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41) Abo Moritz Tontsch (abo@intro.de) Brandmanagement Eike Wohlgemuth Vermarktung Director Sales & Marketing Oliver Bresch (Fon +49 221 94 993-13) (Media & Marken) Head of Sales Intro Martin Lippert (Fon +49 221 94 993-17) (Musik, Film, Marken) Büro Köln Fon +49 221 94 993-Durchwahl: David Winter -63 (Head of Digital Sales / Marken & Media), Sabrina Esser -33 (Marken & Media), Kathrin Marion Fischer -75 (Digital Sales), Geraldine Schleder -19 Büro Berlin Fon +49 30 4036705-Durchwahl: Sebastian F. Dudey -11 (Live Entertainment & Kleinanzeigen), Frank Straessner -20 (Marken, Media & Musik) Auftragsannahme & Administration Eva Sieger (Leitung) -14, Florian Schuster -16 Fax +49 221 94 993-88 Aktuelle Anzeigenpreisliste: Mediadaten 2016 (Nr. 26 aus 11/2015) Download Mediaunterlagen hoerstmann.de/mediadaten Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900
Fakten! Fakten! Fakten! Keine Panik, wir sind hier nicht bei diesem bekackten Nachrichtenmagazin aus München. Wir wollen euch nur auf unser neues Videoformat »Die Akte ...« hinweisen, bei dem wir euch auf bunte Weise, mindestens einmal im Monat Wissenswertes und Unsinn über eure Lieblingsacts vermitteln. Gibt's auf: youtube.com/intromagazin
Unser Heft ist immer viel zu schnell viel zu voll. Das Internet hingegen bietet Platz noch und nöcher. Deshalb machen wir auf intro.de nonstop weiter. Hier finden sich unter #Interview weitere Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern. Zum Beispiel mit Jamie Lidell, Lambchop und den Herren von Jagwar Ma (Foto).
Termine für Nr. 248 / Dezember 2016, Januar 2017. Redaktionsschluss: 04.11.2016; Termin- & Anzeigenschluss: 11.11.2016; Druckunterlagenschluss: 15.11.2016; Erscheinungstermin: 28.11.2016 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-geprüfte Auflage & Verbreitung III. Quartal 2016 Druckauflage: 105.526 / verbreitete Auflage: 102.648 (Durchschnittszahlen) Bezugsquellen Erhältlich an 1.203 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!
#Pop #Promotion #Superintim
präsentiert
So war das Superintim 2016
EIN FEST DER HARTEN SCHNITTE Diesen Barmann muss man im Auge behalten. Es ist gerade mal Viertel vor zwei, als sich ein junger Mann nähert und schüchtern eine Limo und ein Wasser bestellt. Der Barman platziert die Getränke vor ihm und fragt ganz unverblümt: »Bitte sehr – noch einen Whiskey mit Zimtnote auf Eis dazu?« Kurze Schrecksekunde, zögern, dann sagt der junge Mann: »Oh, klar. Warum nicht?« Das ist der richtige Spirit für einen Nachmittag mit uns. Zu den ersten Drinks entern Warhaus aus Belgien den Raum. Das Projekt des Balthazar-Sängers, bei dem Maarten Devoldere seine Liebe zu den Cohens, Caves und Reeds der Popwelt auslebt, bringt neben drei weiteren Bandmitgliedern auch Besteck für eine Stadionbühne mit. Wie schon im letzten Jahr belassen wir es als Gastgeber nicht beim schnöden Gig, sondern stellen die Band vor, machen kurze Interviews und laden zu Zwischenfragen während des Sets ein. Das Superintim setzt auf harte Schnitte, deshalb haben wir überhaupt kein Problem damit, nach dem dramatischen Einstieg die zwei Berlinerinnen Gurr über die Bühne fegen zu lassen. Und die beweisen live, was ihr Debüt »In My Head« ebenso tut: Schöner treffen Energie, Krach, melodieseliger Gesang und auf zweieinhalb Minuten komprimiertes Songwriting selten aufeinander.
Am Samstag des Reeperbahn Festivals luden wir wie schon im letzten Jahr zum Superintim in der Superbude. Dem Verwirrspiel aus Moderation, Konzert, Zwischenruf-Ping-Pong und Interview stellten sich diesmal Warhaus, Gurr, Konni Kass und Fil Bo Riva.
Nach der guten Prise »Gurr-Core«, wie die Berlinerinnen ihren Stil nennen, lässt Konni Kass melancholische, poppige Songwriterinnenklänge von den Färöer Inseln folgen – vorgetragen mit ihrer wandlungsfähigen Stimme. Konni, die gerade neben der Popkarriere auch das Medizinstudium angeht, übt sich dabei in Understatement: »Wenn du auf den Färöer Inseln Musikerin werden willst, musst du nur den Arm haben und sagen: ›Ich will!‹«. Stimmgewalt und Understatement dann auch bei Fil Bo Riva. Der 23jährige, in Italien aufgewachsene, später in Dublin und jetzt in Berlin lebende Songwriter wird seit einer kleinen Weile heiß gehandelt. Kein Wunder: Diese melancholische Röhren muss und wird gehört werden – und klingelt beim letzten Drink noch immer angenehm in den Ohren.
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Manches macht eben erst auf den zweiten Blick Sinn – zum Beispiel, dass dieses Bild von Inka & Niclas Teil einer Ausstellung namens »Bling Bling Baby!« ist. Mutter Natur glänzt eben manchmal doch viel mehr, als ein Rapper mit noch so vielen Goldketten es jemals könnte. Dieses und andere Bilder zwischen Glitzer, Glamour und Pop gibt es ab dem 19.11. im NRW-Forum Düsseldorf zu sehen.
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Der hier noch recht junge Rio Reiser wurde Ende August zu seinem 20. Todestag noch einmal ordentlich gefeiert – inklusive Best-of-Album und einem sehr guten Buch seines Bruders Gert Möbius. Dieses Foto stammt jedoch aus Ilse Rupperts Fotobuch »Artists Of The Eighties«, in dem sie die 1980er-Jahre mit einem sehr persönlichen Blick portraitiert.
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Dieses Bild ist bezeichnend, um auf Tim Bruenings Fotobuch »Wie Gott in Frankreich« hinzuweisen, dem es entstammt. Für sein Projekt hat Tim, der übrigens auch für uns fotografiert, dem französischen Lifestyle zwischen Mainstream und Gegenkultur nachgespürt. Dafür reiste er nach Cannes, Nizza und Paris. Seine Bilder kann man derzeit in der Galerie Âme Nue in Hamburg sehen.
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#Pop #Gnučči
Gnučči
»ICH BIN DAS, WAS IHR BRAUCHT« W #Pop — Die schwedische Rapperin mit Balkan-Roots hat uns auf der gemeinsamen Tour mit Princess Nokia dermaßen umgehauen, dass wir sie uns gleich zum Interview gekrallt haben. Selten war der etwas strapazierte Begriff »Geheimtipp« treffender. Wer das nicht glaubt, der schaue sich einfach mal ihren Clip zu »Young Paula Abdul« an. Sara Ulrich traf Gnučči vor ihrer Show im Institut für Zukunft in Leipzig. Foto: Lukas Gansterer
ihr immer wieder klargemacht wurde, nicht Teil dieser Kultur zu sein: »Ich konnte mich nicht auf das beziehen, wo ich herkomme und nicht auf das, wo ich aufgewachsen bin. Also musste ich selbst etwas aus mir machen.« Dabei entwickelte sie eine Individualität, die sich nicht nur auf ihre Persönlichkeit, sondern auch auf ihre Musik auswirkt. Zwar lässt sich Gnučči grob dem Genre HipHop zuordnen, sie spielt jedoch sehr mit diversen Einflüssen. Da krachen Balkan-Sounds auf House, Dancehall, Pop und Electro – eine wilde Mischung, die nur durch ihre bombastische, energetische Interpretation im Zaum gehalten wird. In organisatorischen Dingen lässt sich das »self-made Balkan Babe« – wie sie sich selbst nennt – nicht reinreden. Gnučči veröffentlicht hauptsächlich auf ihrem eigenen Label Famalam, managt sich und produziert ihre Videos selbst. »Ich liebe es, DIY-Artist zu sein. So kann ich mir die Leute aussuchen, mit denen ich arbeite«, sagt sie. Hin und wieder kollaboriert sie mit internationalen Künstlern wie Tim Turbo, Schlachthofbronx oder der schwedischen Produzentin Tami T. Der Startschuss für ihre
enn man mit Ana Rab alias Gnučči spricht, dominiert sie schnell das Gespräch. Aber nicht in einer negativen, sondern in einer selbstbewussten, klugen Art und Weise. Sie lenkt die Unterhaltung auf Themen, die ihr wichtig sind. Da verwundert es nicht, dass weibliche Selbstermächtigung ein zentrales Motiv ihrer Kunst ist. So zum Beispiel in ihrem aktuellen Hit »Young Paula Abdul«, einem Breakbeat-Track, der eine Hommage an ihre Girl Gang ist. Gnučči selbst sagt, ihre Musik solle für ihre Fans so etwas wie die »beste feminis- »Ich konnte mich nicht auf das beziehen, tische Freundin« sein. Und wo ich herkomme und nicht auf das, wo ich wie es sich für eine Freunaufgewachsen bin. Also musste ich selbst din gehört, baut sie dich auf, wenn du mal an dir zweifelst. etwas aus mir machen.« Wie beispielsweise der Track »Goodah«, der in Schweden als feministische Karriere war ein Feature mit ihrem jetzigen Pop-Hymne gefeiert wird. »Hey, egal was sie Ehemann, dem südafrikanischen Rapper und sagen, wir sind eh zu gut für sie«, heißt es darin. Produzenten Spoek Mathambo. Gnuččis Feminismus ist nicht aus dicken Auch wenn Gnučči seitdem zahlreiche SoloTheoriewälzern angelesen, sondern wie sie – Tracks und Kollaborationen herausgebracht verdammt natürlich, eine Selbstverständlich- hat, ist sie noch immer eher Insider-Tipp als keit. »Man muss politisch sein, denn Politik Chartstürmerin. Der taffen Frau ist das egal: beeinflusst unser Leben«, sagt sie. In ihrem Fall »Scheiß drauf, was die Leute wollen. Ich bin trifft das ganz besonders zu: Mit fünf Jahren das, was ihr braucht.« Und damit hat sie verfloh sie mit ihrer Familie aus der heute serbi- dammt recht. Denn mit ihrem poppigen, bomschen Hauptstadt Belgrad vor dem Jugosla- bastischen, feministischen Rap ist Gnučči ein wienkrieg. Als Einwandererkind musste sie Must-know der neuen Girl-Rap-Generation. lernen, sich in der ihr fremden schwedischen Gesellschaft durchzubeißen. Sie erzählt, dass — Gnučči »Psychohappy« (Famalam)
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#Kultur #Emma Cline
Emma Cline
WAS IHR IM SOMMER 1969 GETAN HABT #Kultur — Emma Clines Roman ist eine Coming-of-New-AgeGeschichte. Heldin Evie gerät Ende der 1960er in eine mörderische Community. Zwischen Weltflucht und - eroberung erlebt sie die Pubertät als zwiespältiges Abenteuer. Wolfgang Frömberg sprach mit ihr über die Girls der Gegenwart. Foto: Joseph Wolfgang Ohlert
Z
wei Jahrzehnte bevor die Schriftstellerin Emma Cline das Licht der kalifornischen Sonne erblickte, ereigneten sich in ihrer Heimat die Morde der Manson Family. »Deren Taten sind in Kalifornien noch sehr gegenwärtig«, erklärt Cline beim Gespräch in Berlin-Mitte über ihren Debütroman »The Girls«. Zwar bilden jene Geschehnisse den Hintergrund der fein strukturierten Comingof-Age-Story, »aber ich habe keine CharlesManson-Obsession«, sagt sie entschieden. Manson gilt als die Verkörperung des Bösen. Seine Kommune bestand vor allem aus jungen Frauen. Die so genannten Manson Girls hatten die bürgerlichen Verhältnisse hinter sich gelassen und sich mit Haut und Haar ihrem angeblichen Guru verschrieben. Es klingt wie ein glücklicher LSD-Trip im Summer of Love. Aber die Tage im August 1969, in denen auch die berühmte Schauspielerin Sharon Tate und ihr ungeborenes Kind Opfer der Manson Family wurden, bedeuten aus heutiger Sicht eher das Ende der Hippie-Ära. Im Buch rebelliert Ich-Erzählerin Evie Boyd als Teenager gegen ihre Mama und den Rest der Gesellschaft. Sie gerät in die Nähe einer Aussteiger-Sekte, die der echten Manson Family ähnelt. Für Emma Cline, die mit mehreren Schwestern aufwuchs, hat der Titel »The Girls« mindestens eine doppelte Bedeutung. Es geht ihr um das Frausein im Allgemeinen. »Pubertierende Mädchen muss man als eine der am meisten vernachlässigten gesellschaftlichen Minderheiten ansehen«, erklärt sie. Ihr Roman ist eine Mischung aus autobiografischen
richtigen Ton zu treffen«, sagt Cline. Es könnte daran liegen, dass die 27-jährige Autorin ihre Hauptfigur mit dem Abstand einer älteren Lady über die Zeit als Teenager nachdenken lässt. Emma Cline setzt in Evies Rückblicken viele Nadelstiche. Mehrere Anspielungen auf sexuelle und andere Gewalt, die sich im zunächst nur angedeuteten Showdown entladen. Ob sie von der Frage ausgegangen sei, wie die Mädchen zu Mörderinnen wurden – und warum zum Teufel sie das alles für einen Kerl machten? »Als Schriftstellerin geht es mir nicht darum, Antworten zu finden. Mich inter»Pubertierende Mädchen muss man als eine der essiert, wie ich eine am meisten vernachlässigten gesellschaftlichen Geschichte erzählen kann«, erklärt Cline Minderheiten ansehen« den Spannungsbogen Erfahrungen, phantastischen Elementen und zwischen damals und heute, Fiktion und Readen blutigen Begebenheiten, die einst Los lität, unter dem für die Leser von »The Girls« Angeles erschütterten. Wobei die wahren Er- trotzdem Erkenntnisse lauern. Der Sound des eignisse um die Manson Family allmählich Romans trifft den Zeitgeist nämlich doppelt hinter die Beobachtungen und Gedanken der gut. So beschreibt der kalifornische Spirit der 14-jährigen Heldin zurücktreten. Die Verhält- 1960er-Jahre auch Berlin-Mitte 2016: »Alles nisse der 1960er-Jahre, der Stress mit Freunden konnte Yoga sein, das Geschirr abwaschen, und Familie sowie der Versuch der Selbstver- die Lamas striegeln …«. Bisschen unheimlich. wirklichung in der Kommune eines Typen namens Russell – Evies Stimme lässt all das akut — Emma Cline »The Girls« erscheinen. »Am schwierigsten war es, den (Carl Hanser Verlag, 348 S., 22 Euro)
#Promotion
»Ich finde eine klare Trennung zwischen den Musikstilen schwachsinnig«. Davon ist Eddie überzeugt, und seine Meinung ist absolut zeitgemäß. »Ich kann heute Schlagzeug in einer Punkband spielen und morgen am Drum-Computer einen House-Groove programmieren. Warum sollte sich das ausschließen? Wer Musik liebt, liebt nicht bloß ein Genre«. Damit ist Eddie nicht ganz so leicht einzuschätzen, aber auch nicht einfach abzustempeln. Er ist individuell, aber genau das macht ihn authentisch und echt. Es sind Typen wie er, die in dem Magazin vorgestellt werden, das AXE anlässlich seiner neuen Premium-Männerpflegeserie herausgebracht hat. Die Kampagne dazu heißt #findyourmagic und feiert das Unperfekte, Individuelle, das einen Mann erst attraktiv macht. Damit unterstützt AXE Männer bei ihrem individuellen Style mit Ecken und Kanten fernab hergebrachter Schönheitsideale. Eben Männer wie Eddie, die nicht einschwenken, sondern ihren eigenen Weg suchen.
FIND YOUR MAGIC Stil zu haben, bedeutet heute nicht mehr, einförmig einem bestimmten Genre nachzuhängen. Stil ist heute der Einzigartige Mix aus Vorlieben. Das weiß Eddie nur zu gut: Als Schlagzeuger spielt er Rock’n’Roll, als DJ legt er Techno auf.
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#Pop #Nicolas Sturm
Nicolas Sturm
I CAN’T Z RELAX IN DEUTSCHLAND
weifel, Zweifel, Overkill! Darf das Staats- erreichen.« Pop bedeutet hier natürlich etwas akt-Label sich einen Songwriter im Re- anderes als bei Balzer oder Diederichsen, nämpertoire erlauben, der klingt wie the late lich eher: Der gute, alte, fließende Mainstream. great Nils Koppruch mit abgeschmirgelter Und »diese Themen« bedeutet konkret: Magie – ein Label, das die Poplinke sonst mit Kritik an der eigenen Angst und den Produwundervoller und wichtiger Musik von Die zentinnen und Produzenten von gesellschaftHeiterkeit, Die Türen, Ja, Panik, Jacques Pal- licher Angst. »Das ist daraus entstanden, was minger oder Isolation Berlin versorgt? Und sich zuletzt in Deutschland entwickelt hat. muss angesichts von Fremdscham-Zeilen wie Was man sich vor ein paar Jahren noch nicht »I can’t chillax in a place like this« aus dem hätte vorstellen können, abgeschottet in der Song »Land der Frühaufsteher« die Doktrin, Festung Europa, weil wir uns selbst betrogen #Pop — Nein, relaxen in Deutschland geht immer noch dass jede politische Äußerung erst einmal gut haben – plötzlich klopft diese Angst an und ist, gleich wieder begraben werden? Ja und jein. wird geschürt von bestimmten Personen. Und nicht! Und gerade schon mal Denn eine gute politische gar nicht. Auch Nicolas Sturm Äußerung ist nicht zwingend »Abgeschottet in der Festung Europa, auch gut gemacht. Aber ei- weil wir uns selbst betrogen haben – fühlt sich nicht wohl und widmet dem gesellschaftlichen nen Liedermacher kann sich plötzlich klopft diese Angst an und wird Staatsakt durchaus leisten. Klima und den Folgen für das Nicolas Sturm, Songwriter aus geschürt von bestimmten Personen.« eigene Leben ein Album voller dem Umfeld von Gisbert zu Knyphausen und Träger des Udo-Lindenberg- dadurch entwickeln sich auch im persönlichen 1980s-Poprock-Generika. Das »Panik«-Preises hat mit »Angst Angst Over- Bereich irrationale Ängste.« Passenderweise Telefoninterview mit Steffen kill« bei Staatsakt sein zweites Soloalbum vor- wählte er für dieses Beinahe-Konzeptalbum Greiner führte der Freiburger gelegt. Und entkräftet charmant Kritik: »Es ist einen anderen Gitarren-Sound als auf seinem aber ausgerechnet arg einfach ein Pop-Album, und das ›Pop‹ will ich Debüt 2012: Sturm verortet sich ästhetisch in deutsch: von der Autobahn aus. nicht negativ verstehen. Auch wenn viele Pop einer ähnlichen Angst-Epoche, den 1980ern – und Staatsakt noch nicht zusammenbringen: nur, dass damals andere, nämlich die Ängste Foto: Deniz Alaca Ich habe mit Staatsakt-Chef Maurice Summen vor Atomkrieg und Weltauslöschung und nicht jemanden gefunden, der das Album versteht die Angst vor Fremdem das Problem waren. und Lust hat, sich auf sowas einzulassen. The Cure und The Smiths etwa winken nicht Man muss sich auch trauen, Pop mit diesen nur musikalisch aus jedem Ton, sondern letzThemen zusammenzubringen, sonst wird es tere auch in der arg schönen Zeile »Wie weit immer schwierig sein, auch andere Leute zu ist jetzt?« aus dem Song »Nach der Revolte« – in Anlehnung an »How Soon Is Now«. Für ihre kaum zu verleugnende Beliebigkeit ist Sturms Musik nämlich sehr geschichtsbewusst und zitatreich gestaltet – und ihr Macher ein bisschen zu reflektiert, als dass man ihn mit einem einfachen Rant abhandeln könnte. — Nicolas Sturm »Angst Angst Overkill« (Staatsakt / Caroline / Universal) — Auf Tour vom 02. bis 10.11.
SO WAR DER HELGA!®2016 Konfetti, Bier und Bühnen-Anarchie. Der Helga!® 2016 war wie immer eine Veranstaltung für diejenigen, die schon alles gesehen haben. Die Hamburger Techno-Marching-Band Meute eröffnete mit Wumms die Verleihung, auf dessen roten Teppich die schrägen Vögel definitiv besser passten als üppige Abendkleidung. Von beiden Seiten des Saales eingezogen, die Moderatoren Bernd Begemann und Festivalguide Chefredakteur Carsten Schumacher hinzugezogen, war die Bühne schon direkt knallig voll. Sieben Awards suchten ihre Gewinner – sechs davon auf Basis einer Juryentscheidung und einer, der Hauptpreis, kam wie immer vom Festivalpublikum persönlich.
DA S S I N D A L L E G E W I N N E R D E S H E LG A ! ® I N D E R Ü B E R S I C H T :
Anmutigstes Campingelände FEEL
Netteste Security OPEN FLAIR
Wundervollstes Entleerungserlebnis FEEL
Lodernste Liebe zum Detail FUSION
Emotionalster Moment HIGHFIELD
Größtes Zurechtfinden MS DOCKVILLE
Bestes Festival (Publikumsvoting) HURRICANE
Präsentiert von
Ein Award von
Den Award, bei dem sich wohl alle im Saal einig waren, dass ihn genau die Richtigen bekommen, wurde in der Kategorie »Netteste Security« vergeben! Für das Open Flair waren die sehr gut durchtrainierten Sicherheitsfachleute Thorsten Hinrichs und Oliver Kleen gekommen, die überglücklich auf die Bühne stürmten und sofort Bier, Auszeichnung und Jägermeister in die Hand gedrückt bekamen. Und als wäre jetzt noch nicht genug Schnaps auf der Bühne, sorgte etwas später Lollapalooza–Festivaldirektorin Fruzsina Szép mit Pálinka aus ihrer Heimat dafür, dass in der Kategorie »Liebe zum Detail« auch die Verleihung selber bedacht wurde. Allerdings wurde geteilt: Der Award ging an die Fusion, der Schnaps an die Moderatoren. Als »Bestes Festival« wurde diesmal das aufgrund schwerer Unwetter mehrmals unterbrochene Hurricane Festival geehrt, dass gerade in dieser schwierigen Situation Nerven behielt und das Publikum mit exzellentem Krisenmanagement überzeugen konnte. Die Veranstalter hatten die Besucher ihrer Jubiläumsausgabe über gleich mehrere Kommunikations-Kanäle ständig auf dem Laufenden gehalten und dabei trotz verzweifelter Lage nie den Humor verloren. Und das haben sie mit einer Helga!®-Verleihung gemein, weshalb das Theater auch jedes Jahr wieder bummsvoll ist.
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#Pop #Style
Mein Song und seine Geschichte
SOPHIE ELLIS-BEXTOR »MURDER ON THE DANCEFLOOR« #Pop — Nach der Auflösung ihrer Band theaudience feierte Sophie EllisBextor im Jahr 2000 mit der Single »Groovejet (If This Ain’t Love)« ihren ersten Hit, damals noch als Stimme des italienischen DJs Spiller. Doch keiner ihrer Songs manifestierte die Karriere der Musikerin so wie der ein Jahr später folgende Disko-Knaller »Murder On The Dancefloor« vom ersten Soloalbum »Read My Lips«. Mittlerweile ist der Song ein »alter Freund« für sie geworden. Als ich gerade Songs für meinen ersten Solo-Deal ›Read My Lips‹ zusammenstellte, sagte mein A&RManager: ›Hey, ich kenne da einen Typen namens Gregg Alexander‹. Dieser Typ hätte einen Song namens ›Murder On The Dancefloor‹ geschrieben, der noch nicht fertig sei und ziemlich merkwürdig klänge, so mein Manager. Das stimmte tatsächlich. Gregg war damals bei einer Band namens New Radicals und hatte das Stück auf Kassette aufgenommen, es bestand nur aus Gitarre und Gesang. Ich erinnere mich noch genau daran, wie er mir das Tape im Studio zum ersten Mal vorspielte. Ehrlich gesagt klang das Ganze ziemlich schrecklich. Gregg hatte quasi nur den Chorus fertig, die restlichen Stellen füllte er mit merkwürdigen ›Wohohowowow‹Gesängen auf. Der Chorus hatte allerdings einen ziemlich ansteckenden Vibe. Also ging ich ins Studio und schrieb den Song fertig. Als Gregg meine Version gehört
hatte, rief er mich an und sagte ganz kühl: ›You better not steal the moves, Sophie!‹ In dem Moment dachte ich ›Oh mein Gott, er hasst es‹. Dabei wollte er mich nur ein bisschen ärgern, tatsächlich fand er den Song super. Er ist jetzt 15 Jahre alt, ich habe ihn geschrieben als ich 21 oder 22 war. Trotzdem singe ich ihn bei jedem Auftritt – mittlerweile also wohl schon an die 3.000 Mal – und bin keineswegs genervt davon. Ehrlich gesagt kann ich Künstler nicht verstehen, die sich weigern, ihre großen Hits zu singen. Es ist doch ein großes Geschenk, wenn du ein Stück singen kannst, das das Publikum kennt und liebt. Wie bekannt der Song wirklich ist, ist mir tatsächlich erst in den letzten Jahren aufgefallen. Es gibt einen Unterschied, ob man einen Hit geschrieben hat oder ob ein Stück erst mit den Jahren zu einem Klassiker wird. Es gab andere Singles von mir, die erfolgreich in den Charts waren, aber ›Murder On The Dancefloor‹ ist wirklich allen in den Köpfen geblieben. Der Song hat mittlerweile ein Eigenleben entwickelt. Ich werde ihn auch weiterhin spielen, schließlich habe ich gerne alte Freunde bei mir, auch während eines Konzertes. Solange mein Publikum den Song hören will, werde ich ihn singen. Ganz klar.« Aufgezeichnet von Lena Ackermann — Sophie Ellis-Bextor »Familia« (EBGB’s / Red Essential)
(Murder) It’s murder on the dancefloor But you better not kill the groove DJ, gonna burn this goddamn house right down Oh, I know, I know, I know, I know I know, I know, I know about your kind And so, and so, and so, and so, and so And so, and so I’ll have to play If you think you’re getting away I will prove you wrong I’ll take you all the way Boy, just come along Hear me when I say, hey It’s murder on the dancefloor but you better not kill the groove Hey, hey, hey, hey It’s murder on the dancefloor But you better not steal the moves DJ, gonna burn this goddamn house right down Oh, I know, I know, I know, I know I know, I know, I know there may be others And so, and so, and so, and so, and so And so, and so you’ll just have to pray If you think you’re getting away I will prove you wrong I’ll take you all the way Stay another song I’ll blow you all away, hey It’s murder on the dancefloor but you better not kill the groove Hey, hey, hey, hey It’s murder on the dancefloor But you better not steal the moves DJ, gonna turn this house around somehow Murder on the dancefloor (On the dancefloor) But you better not kill the groove Hey, hey, hey, hey It’s murder on the dancefloor (On the dancefloor) But you better not steal the moves DJ, gonna burn this goddamn house right down Don’t think you’ll get away I will prove you wrong I’ll take you all the way Boy just come along Here me when I say, hey It’s murder on the dancefloor but you better not kill the groove It’s murder on the dancefloor But you better not steal the moves DJ, gonna burn this goddamn house right down It’s murder on the dancefloor but you better not kill the groove …
Foto: John Rogers / Getty Images
Sophie Ellis-Bextor »Murder On The Dancefloor«
PRESENTS
#Tech-Talk
KESHAVARA ÜBER DEN SUZUKI OMNICHORD 250M #Style — Keshav Purushotham a.k.a. Keshavara, der vielen noch als Sänger der Band Timid Tiger bekannt sein dürfte, veröffentlicht dieser Tage sein erstes Solo-Album »Keshavara«. Und das hat soundmäßig einiges zu bieten. Nicht unerheblichen Anteil daran hat die 1980er-Zauberkiste Suzuki Omnichord 250m, wie er uns hier erklärt:
»Das Omnichord ist eigentlich super obskur. Es besteht komplett aus Plastik, wie ein Spielzeug. Die Bedienung ist cool und schlau gemacht und – was für mich natürlich am wichtigsten ist: Das Ding liefert geile Sounds. Die klingen zwar billig, aber irgendwie echt gut. Wobei, wenn ich ehrlich bin, gibt’s wahrscheinlich nur zwei gute Sounds. Links finden sich 38 Akkorde auf je einem Knopf, also alle, die man so braucht. Auf der rechten Seite befindet sich das sogenannte Strumplate. Darauf kann man Tonleiter-passend herumspielen. Die
Grundidee des Instruments war angelegt an eine Harfe, eine Zither oder so etwas. Meine Version des Omnichords hat zum Glück einen Midi-Anschluss. Wenn man also nicht so gut am Klavier ist – wie ich, der ja von der Gitarre kommt – dann ist das schon sehr praktisch, weil man das Gerät so mit Synthesizern verbinden kann. Auch fürs Songwriting kommen einem abgefahrene Ideen, weil das alles einer anderen Intuition folgt. Eine Drum-Section gibt es obendrein. Auf meinem Album habe ich das Omnichord teilweise subtil genutzt; bei ›5Forty5‹ aber zum Beispiel ist es doch sehr prominent. So oder so: Es macht sehr viel Spaß, damit zu spielen.«
15.11. FRANKFURT · 16.11. STUTTGART 18.11. HANNOVER · 19.11. DRESDEN · 21.11. SAARBRÜCKEN 22.11. MÜNSTER · 26.11. BREMEN
08.12. KÖLN 09.12. BERLIN 10.12. HAMBURG
— Keshavara »Keshavara« (Papercup / Indigo)
#Redaktionstipp
Nectar & Pulse Wer würde nicht gerne eine fremde Stadt mal als Einheimischer erleben? Nectar & Pulse bietet dir mit einem persönlichen Travel Guide genau diese Möglichkeit. Gespickt mit Insidertipps aus der ganzen Welt kannst du dir deinen eigenen Reiseführer zusammenzustellen und Menschen aussuchen, die deine Interessen teilen. Den Travel Guide findest du auf nectarandpulse.com Caroline Wiederkehr (Praktikantin Fotoredaktion)
16.11. BERLIN
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#Pop
Odd Couple
FLÜGGE GEWORDEN #Pop — Die gebürtigen Ostfriesen und Jetzt-Berliner Tammo Dehn und Jascha Kreft alias Odd Couple würden gerne Platt sprechen können. »Wenn wir es versuchen, klingt das immer wie eine schlechte Kopie«, sagen sie. Das darf man ihnen getrost
nachsehen, da der Sound ihrer zweiten Platte »Flügge« umso origineller daher kommt.
Flügge werden kann mitunter ein langer Prozess sein. In der Evolution eines Musikerlebens passiert das oft auch erst, nachdem man es einige Male mehr oder weniger erfolgreich probiert hat. Viel zusammen probiert haben auch Jascha Kreft und Tammo Dehn. Die beiden gebürtigen Ostfriesen, die das Duo Odd Couple bilden, kennen sich bereits aus dem Kindergarten. Irgendwann
zogen sie nach Berlin, gründeten eine Neuköllner WG, in der sie noch immer wohnen. Nun wurden sie von ihrem Label eher überrumpelt, doch noch schnell ihr zweites Album aufzunehmen. Der Wurf ins kalte Wasser. Anderthalb Monate Zeit. Eigentlich nicht viel, um flügge zu werden – zumindest nicht geplant. »Thematisch geht es darum, seinen Weg zu bestimmen, nachdem man von zu Hause ausgezogen ist: Was man will, wer man eigentlich ist. Flügge bedeutet für uns in diesem Selbstfindungsprozess der Moment, in dem man denkt: ›Ah, ach so ist das!‹ Nur um in halbjährlichen Erkenntnissen festzustellen, dass es vielleicht doch ganz anders sein kann«, sagt Tammo. Dieser Selbstfindungsprozess kommt musikalisch mit eingängigen Riffs, einem Mischmasch aus englischen und deutschen Texten und Overdubs daher. Digitale Nachbearbeitung: Fehlanzeige. Also fast so wie im wahren Leben. Umso erstaunlicher ist daher, dass viele Grundriffs auf dem Album sehr alt sind. Einige gehen sogar noch auf Versuche in ihren Kinderzimmern zurück, als die beiden grade mal 16 waren. »Das war wohl damals der Peak unserer kreativen Schaffensphase«, sagt Jascha mit einem breiten Lächeln. Vielleicht verdeutlicht das aber ganz gut, dass die Jungs schon weit vor diesem Album flügge waren. Christian Schlodder
#Redaktionstipp
Skizzenbuch Köln von Peter Hoffmann Das Leben kann so ungerecht sein: Während man normalerweise entweder die Profession zum Schreiben ODER zum Zeichnen hat, kann Peter Hoffmann einfach beides. Der Beweis? Sein kürzlich erschienenes Skizzenbuch über Köln. Der Autor (grrrr) und Illustrator vermittelt beispielsweise, wie man sich in einem Kölner Brauhaus zu verhalten hat und verrät die besten Spaziergänge zu den schlimmsten kölschen Bausünden. Außerdem klärt er äußerst charmant über Köln-typische Kleinigkeiten auf, an denen unsereins möglicherweise tagtäglich völlig gedankenlos vorbeistolpert. Einziger Trost: Schon vor Jahren konnten wir Peter für unser Format »Mach’s dir selbst« verpflichten und freuen uns jede Ausgabe erneut über seine aberwitzigen Ideen und Illustrationen. Die Texte kommen allerdings von uns … noch! Senta Best (Textchefin)
— Intro empfiehlt: Odd Couple »Flügge« (Cargo / VÖ 04.11.16) — Intro empfiehlt die Tour vom 02.11. bis 10.12.
#Style #Pop
#App des Monats
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#Redaktionstipp
DJ Shadow »Endtroducing – 20th Anniversary Edition«
Auf’s Haus
#Style — Die Idee ist natürlich eine gute: Restaurants, Bars, Hotels, whatever bieten diverse Vergünstigungen wie zum Beispiel einen Drink auf’s Haus an und »verschenken« das gegen einen Social Media Post. Was zu der Frage führt: Ist diese App nun das Paradies für Schnorrer, das App gewordene Gutscheinheft oder endlich die Würdigung, dass es auch als Szenebar das Facebook-Like nicht für umme gibt? Die Antwort liegt wohl irgendwo in der Mitte, wobei »Auf’s Haus« erst noch beweisen muss, das tatsächlich genug Gastronomen Bock auf diese App haben. Bisher finden sich nämlich in Köln nur ein paar räudige Burger-KingFilialen, wohingegen Berlin immerhin schon einen Headshop und ein paar gute Restaurants im Repertoire hat. Deshalb kurbeln wir jetzt mal ein wenig die Hoffnung an, dass es hier bald mehr zu finden gibt und auch die Lieblingsbar einen Pfeffi auf’s Haus anbietet.
1996 begann die Zukunft. Das zumindest behaupteten nicht wenige der überschwenglichen Kritiken zu DJ Shadows »Endtroducing«. Und tatsächlich: Auch nach 20 Jahren hat das Album nichts von seiner Faszination verloren. Josh Davis, so der bürgerliche Name des Künstlers, strickte aus Samples einen eigenen Kosmos zusammen. Seine Hilfsmittel waren der Oldschool-Sequenzer Akai MPC 60, ein Tapedeck sowie der Technics SL-1200. Zum Jubiläum erscheint das Album als aufwendig gestaltete Box mit sechs LPs voller Outtakes, Remixes und Raritäten. Ein Prestigeobjekt, das wir auf intro.de verlosen! Bastian Küllenberg (Leitung Digitale Medien)
— Infos und Download auf aufs-haus.de
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#Pop
Unter meinem Bett 2
»IM WAHREN MÄRCHEN HAT #Pop — Durchgeknallte Elektrowürmer, Flüsse weinende Mütter und die Cola-Rebellion am Kiosk. Mit »Unter meinem Bett 2« versuchen sich Bela B, Laing, Das Bo und viele andere an der Fortsetzung des Erfolgsrezepts »Kinderlieder von Leuten, die bislang nur für Erwachsene geschrieben haben«. Ob das taugt, kann nur die Zielgruppe sagen, in unserem Fall: Die Schwestern Merle und Luana. Ihr Vater Carsten Schumacher hat ihnen die Songs vorgespielt. Illustration: Alexandra Ruppert
M
erle ist sechs Jahre alt, ihre Schwester Luana zehn. An beiden wurde schon so manche Musik ausprobiert. Von ihrem Vater Carsten wissen sie beispielsweise, dass ein Schulweg rund 40 Grindcore-Songs lang ist. Und während andere ganzjährig in der Weihnachtsbäckerei leben, nimmt sich Familie Schumacher auch mal einen Nachmittag, um die Zeilen des K.I.Z-Songs »Hurra die Welt geht unter« in ihrer Bedeutung zu entwirren.
Seit verschiedene Bands und Singer-Songwriterinnen abseits ihres regulären Schaffens auch Lieder speziell für Kinder schreiben, haben die beiden Schwestern den direkten Vergleich, denn die meisten von diesen Künstlern kannten sie schon vorher. »Unter meinem Bett« hieß die erste Zusammenstellung, die es seitdem auch nach ganz oben in die Kinderzimmer-Charts geschafft hat – jetzt erscheint der schlicht »Unter meinem Bett 2« betitelte Nachfolger. Und wieder wird Song für Song abgeklopft. »Mir gefällt es, weil es im Alltag spielt«, meint Luana durchaus anerkennend zum Song »Mücken nerven Leute« von Laing. Themen mit Bezug zur eignen Erlebniswelt funktionieren halt immer, bei Erwachsenen ebenso wie bei Kindern. Die Identifikation
nimmt allerdings zu, je spezieller der Zuschnitt ist. »Heute gehöre ich gern dazu, morgen denk ich: Lasst mich in Ruh’«, heißt es in Albrecht Schraders »Ich und die anderen«. »Manche findet er an einem Tag blöd oder an einem anderem Tag nett und das find ich halt gut«, stellt Merle fest und man merkt, dass ihr dieser Text gefühlsmäßig näher liegt als ein Lied über Stechmücken, die ja zum Glück nur gelegentlich zum Problem werden (ganz im Gegensatz zu »den anderen«, von denen schon Sartre wusste, dass sie die Hölle sind). Ein weiteres Themengebiet, mit dem sich die kindliche Seele gern und intensiv beschäftigt, ist die Anarchie. »Ene mene Mopel, zum Mittag gibt es Popel«, skandiert Das Bo, als stünde es gerade auf den Barrikaden und würde ein Heer von Kindern auf die Regellosigkeit einschwören. Jenes Bo, über dessen »Türlich Türlich«Video Luana unlängst noch sagte »Warum wackeln die andauernd mit dem Popo in die Kamera, man kann ja gar nix hören?!!«. Mit »Quatschmachen & Schlapplachen« hat Bo
#Pop
ER KEINEN HUT« allerdings den Nerv getroffen, ganz besonders im Finale mit »Synthie, dem durchgeknallten Elektrowurm«, der wild durch die Gegend quietscht. Von der Anarchie bis zur Revolution ist es dann nicht mehr weit. »Jede Menge lehrreiche Lieder«, grinst Luana, als Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen erzählen, wie sie heimlich zum Kiosk gehen, um verbotene Cola zu trinken. Ihre jüngere Schwester Merle indes hinterfragt den Text. »Seine Eltern sagen, dass Cola nicht gut ist und er sagt, das sei ein Mythos, aber es stimmt doch«, stellt sie fest, findet den inkorrekten Text aber trotzdem gut. Und damit wären wir beim emotionalen Zwiespalt, der in so einer Rebellion wohnt, denn noch ist man schließlich mit den Autoritäten äußerst nah verwandt. »Was der Papa sagt«, heißt da auch der Song des Herrenmagazin-Sängers Deniz Jaspersen und mit »… ist nicht immer richtig« geht sein Refrain weiter. Nächster Halt »Diktatur der Angepassten« oder wie? Die Kinder lächeln verschmitzt und bleiben lieber auf der musikalischen Ebene. Merle klopft versonnen den Beat des schmissigen Refrains, bis das Stück immer mehr in Richtung Dixieland abdriftet. »Ich fand gut, dass am Ende diese komischen Trompetentöne kamen, und dann hörte sich alles so komisch an. Das war so, als ob jemand von der Band nicht so richtig Trompete geübt hätte«, urteilt sie anschließend. Es war ihre erste Begegnung
mit diesem umstrittenen Subgenre. Aber auch richtige Geschichten werden erzählt. So wie die von Enno Bunger. »Es geht um ein Stachelschwein, was einen Kuchen für einen Freund backt, aber dann steht da ein Schild, dass die Feier ausfällt und es ist traurig. Aber dann kommt es zu einer Hasenparty und da wird aber nicht gesungen oder getanzt, weil alle Angst vor dem Stachelschwein haben und dann ist es wieder traurig und dann gehen auch alle Luftballons kaputt. Aber am Ende kommt ein Igel und fragt, ob sie Freunde sein wollen und das ist sehr nett. Ich find das schön.« Voller Empathie für Säugersorgen fangen beide Schwestern an, melancholisch den Refrain zu singen. Verständnis für aus der Gesellschaft Ausgegrenzte – ist das die Kinder-Version von Nick Caves »Murder Ballads«? Nunja, der Unterschied liegt wahrscheinlich in der Unschuld
des Stacheligen und im Fehlen eines Konfliktes. Den erlebt man jedoch ganz klar in Bela Bs Version der Geschichte vom Wolf und den drei kleinen Schweinchen, die in »Der Wolf mit dem Hut« allerdings ein wenig anders verläuft. »Ich fand’s gut, dass es wie eine Geschichte anfängt, aber dann wird’s was anderes, was Ausgedachtes. Zum Beispiel: Im wahren Märchen hat er keinen Hut!«, analysiert Merle und wippt mit den Füßen. Dass die Musik plötzlich so richtig abgeht, findet sie besonders gut. Dass Bela B dabei zunehmend berlinert und die Schweinchen dem Wolf was »uff sein schönet, jrosset Maul« geben wollen, fällt ihr gar nicht so sehr auf. »Den lieben langen Tag« beendet dann der letzte Song von Dota. »Ich fand schön, dass gesungen wird, wie Tiere und Menschen abends einschlafen, also der Igel rollt sich ein und so. Wie beim »Abendlied« von Blumfeld«, sagt Luana. Das ist im Original natürlich von HansDieter Hüsch. Und die Mutter, die in »Svenja und Raul« von Erdmöbel »einen Fluss weint« verweist auf Julie London. Und wenn man von Locas in Love »Von hier oben« mit dem Mädchen und ihrem Hund im Raumschiff gehört hat, könnte man direkt mit »Der Mond« von Rocko Schamoni weitermachen, aber dafür ist wohl der liebe lange Tag nicht lang genug. Dafür macht »Unter meinem Bett 2« aber auch morgen noch Lust, an anderer Stelle weiterzuhören, denn so schlimm unterschiedlich sind Songs für Erwachsene und Lieder für Kinder manchmal gar nicht. — Diverse »Unter meinem Bett 2« (Oetinger Audio / Tonpool)
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#Kultur #Life
TOP 7
BÜCHER GEGEN DIE HERBSTDEPRESSION #Kultur — Im Herbst segeln die Blätter von den Bäumen, die Dunkelheit fällt nach der Zeitumstellung noch vor dem Abend über den Tag her – und die Temperaturen rasen in den Keller. Zeit, sich unter der Decke zu verkriechen und ein paar Bücher vom Nachttisch zu lesen. Wolfgang Frömberg hat so schon den Sommer verbracht und empfiehlt seine Favoriten des Jahres. Von der Great American Novel aus der PunkÄra New Yorks bis zum ganz speziellen Positionspapier eines Hamburger Militanten.
03 Diverse: Damaged Goods
1976 hätte man für die Behauptung, später würden 40 Jahre »No Future« in Ausstellungen und Büchern gefeiert, wohl eine Dose Bier an den Kopf bekommen. Heute darf man selbige gemütlich auf dem Sofa öffnen – und sich das Gebräu zu den von Jonas Engelmann unter dem Titel »Damaged Goods« kompilierten »150 Einträgen in die PunkGeschichte« reinziehen. Gute Autorinnen schreiben über interessante Platten und erzählen neue Geschichten. Und sowieso: Punk taugt doch eher zum Weiterspinnen als zur Nostalgie. 04 James Tiptree Jr.: Die Mauern der Welt hoch
Hinter diesem Pseudonym verbarg sich die 1915 geborene Autorin Alice B. Sheldon. Seit Ende der 1960er-Jahre schrieb sie als Mann und hielt ihr wahres Ich selbst vor engen Brieffreundinnen lange geheim. Mit den Eltern war sie als Kind in Afrika auf Großwildjagd, später arbeitete sie beim Geheimdienst. Aber Tiptree war keine Reaktionärin. In vielen Briefen warf sie Identitätsfragen auf, ihre Short Storys sind tolle, feministische Science-Fiction – und dieser späte Roman ein i-Tüpfelchen aufs Lebenswerk. 05 William Gibson: Peripherie
Cyberpunk-Opa William Gibson hat noch mit jedem Roman seit »Neuromancer« bewiesen, dass er sich dem Zeitgeist nicht anbiedern muss. Entweder sein Sound trifft ihn genau – oder er ist ihm um einige Takte voraus. Zwischenzeitlich war er als Erzähler in der Gegenwart gelandet, in »Peripherie« entwirft er wieder eine nahe Zukunft, in der die Realität zum Game wird und umgekehrt. Die Charaktere kommen wie üblich aus den Milieus der Subkultur, der organisierten Kriminalität und der Pop-Celebrities.
01 Garth Risk Hallberg: City On Fire
06 Margarete Stokowski: Untenrum frei
Der Autor wurde 1978 geboren und erzählt in seinem Wälzer »City On Fire« aus vielen Perspektiven von der Jahreswende 1976/77. Die Musiker einer Proto-No-Wave-Band gehören ebenso zum Figuren-Ensemble wie ein Teenage-Punk-Girl, der investigative Zeitungsreporter und die Familienmitglieder einer Investment-Dynastie. Fixpunkt der Story ist ein mysteriöses Verbrechen im Central Park. Nebenbei zeichnet Hallberg in vielen Details den Stadtplan eines alten New York, das so nicht mehr existiert.
Der große Wurf der SPON-Kolumnistin: »Für mich bedeutet Feminismus, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer Sexualität und ihrem Körper dieselben Rechte und Freiheiten haben sollen. Natürlich ist das keine Frage, die man nur anhand von Kriterien wie Weiblichkeit, Männlichkeit, Hetero-, Homo- oder Bisexualität diskutieren kann. Einschränkungen von Rechten und Freiheiten haben und hatten immer schon auch mit Herkunft zu tun: im ethnischen Sinne wie auch als Klassenfrage.«
02 Elena Ferrante: Meine geniale Freundin
07 Ale Dumbsky: Rede auf drei Stühlen
Es war ein Aufreger in der Literaturszene, als die wahre Autorin hinter dem Pseudonym Ferrante von einem Literaturpaparazzo enttarnt wurde. Länger als dieser Buzz währt jedoch die Freude an der Geschichte von Ich-Erzählerin Lenù und Freundin Lila selbst. Lenù führt die Leser in die Gedanken eines Mädchens, das mit den Verhältnissen im Neapel der Nachkriegszeit kämpft. Eine abenteuerliche Freundschaft und ein Seiltanz zwischen kindlicher Naivität und großer Weisheit.
Man muss nicht zwischen den Stühlen sitzen bleiben, sondern kann auch zwischen ihnen hin- und herwechseln, um Formen des Protests und des Widerstands zu artikulieren – darunter solche, die man für falsch hält. Ale Dumbsky, einst Mitglied bei den Goldenen Zitronen und Mitbegründer des Labels Buback Tonträger, hat für seinen leidenschaftlichen und schlauen Text eine besondere Choreografie erdacht. Eine Art Kriegstanz gegen das beharrliche Aussitzen gesellschaftlicher Dummheit.
ETEP 2016 #Kratzen & Beißen
Gegen Start-ups
Illustration: Alexandra Ruppert
#Life — Schöne neue Arbeitswelt. Jeder ist irgendwie Entrepreneur. Alles ist hip, innovativ und natürlich auch total Startuppig. Christian Schlodder fragt sich irgendwo zwischen Finanzierungsrunden, Elevator Pitch und allgemeinem BullshitBingo, ob es überhaupt eine Exit-Strategie aus dem Neoliberalismus 2.0 gibt. Es gibt Worte, die – warum auch immer – bei der Wahl zum Unwort des Jahres regelmäßig unberücksichtigt bleiben. Worte wie Elevator Pitch oder Exit-Strategie zum Beispiel. Eigentlich ist nahezu der gesamte Start-up-Szene-Sprech dafür prädestiniert. Dort, wo Banalitäten hübsch verpackt werden und so ziemlich jeder davon träumt, mit seinen teils absurden Ideen (einfach mal nach Blippy suchen!) der nächste Mark Zuckerberg zu werden. Dieser Traum läuft meist gleich ab: Jemand hat eine mehr oder weniger gute Idee, schreibt einen Businessplan (oder auch nicht) und hofft auf Investoren. Dann sucht man sich andere junge Idealisten, die 40 bis 60 Stunden pro Woche Verantwortung für Investorenträume tragen und in den meisten Fällen irgendwo zwischen Praktikantenvertrag und 2.000 Euro brutto entlohnt werden. Aus Arbeitnehmerperspektive ist die Start-up-Welt oft nur eine Hipster-Version von Ausbeutung, 2.0 quasi – nur dass es viele nicht stört, ausgenutzt zu werden, da am Ende des Open-Floor-Offices (Großraumbüro ohne Privatsphäre) eine Tischtennisplatte steht – an der zu spielen man allerdings eh keine Zeit hat. Denn wenn man es erst einmal in ein Start-up geschafft hat, das wahrscheinlich wie ein Fluss in Zentralafrika heißt, macht man mitunter sogar wirklich Sachen, die kreativ, innovativ und irgendwas-mit-iv-hinten sind – allerdings leider ausnahmslos für den oder die Gründer und deren Geldgeber. Die träumen nur davon, ihren mit vielen Superlativen beworbenen Stuss für viel Kohle zu verkaufen. Exit-Strategie. Am Ende ist ein Start-up somit meist nicht viel mehr als die American-Dreamisierung von Allerweltsideen in App-Form. In Summe also nur ein Mikrokosmos aus gutklingender Inhaltslosigkeit, oft naiven Ideen und Networking Events, bei denen die Hemden button-down und die Nasen weit oben getragen werden. Ab und an ist ein solches Start-up garniert mit einem sozialen Weltrettungsanstrich, der fein überdeckt, dass es am Ende um die große Kohle für wenige und die größtmögliche Ausbeutung von vielen geht. Vielleicht besteht bereits die Überlegung, »Start-up« zum Unwort des Jahres zu machen. Wahrscheinlich ist es nur noch nicht passiert, weil die Jury nicht verstehen kann, warum diese Kultur immer noch abgefeiert wird.
A RECORD YEAR!
The European Talent Exchange Program
More Festivals More Festival Shows!
TOP10 - ETEP-ARTIST-CHART AURORA, NO Blossoms, UK Liima, DK/FI Amber Arcades, NL Have You Ever Seen The Jane Fonda Aerobic VHS?, FI Fews, SE Leyva, AT The Academic, IE Lost Frequencies, BE Jain, FR
13 shows 11 shows 8 shows 7 shows 6 shows 6 shows 6 shows 6 shows 5 shows 5 shows
TOP 11 - ETEP-FESTIVAL-CHART 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
The Great Escape, UK Reeperbahn Festival, DE Europavox, FR Pukkelpop, BE Lowlands, NL MaMa Event, FR Les Nuits Botanique, BE Way Out West, SE Øyafestivalen, NO Glastonbury, UK Frequency Festival, AT
35 acts 30 acts 16 acts 15 acts 13 acts 9 acts 9 acts 8 acts 8 acts 8 acts 8 acts
Thank You Europe ETEP supports new artists at Eurosonic Noorderslag 2017 www.eurosonic-noorderslag.nl More on the European Talent Exchange Program on www.etep.nl
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#Style #Pop
Sprachverzerrer Voice Changer Mit diesem Gerät können Erpresser sich einen Haufen Arbeit sparen – der Gebrauch ist sehr viel leichter als beispielsweise das umständliche Zusammenkleben von Erpresserbriefen: Einfach, passenden Gerätemodus auswählen (Alien, Monster oder Roboter), Opfer anrufen und schon bald klingelt’s in der leeren Kasse. Für € 12,95 bei geschenkefuerfreunde.de
Handtuch Periodensystem Statt Spickzettel vollzukritzeln lernen die papiervermeidenden Kids von heute spielend leicht während der Körperhygiene. Möglicherweise haben gar Serienhelden wie Walter White diese furztrockenen Formeln wieder sexy gemacht?! Gesehen bei getdigital.de für € 24,95
Batman-Regencape
Schatzparade
DINGE, DIE DICH WOLLEN #Style – Wir sammeln jeden Monat nerdige Schätze für insgesamt unter 100 Euro – aus dem Internet und der echten Welt.
SUMME
€
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Wenn außer drögen Alltagsfantasien mal wieder nichts dein Leben erträglicher macht, überbrückt dieser Superhelden-Poncho die Wartezeit bis zum nächsten Wochenende: einfach überziehen und abwarten. Irgendwer lässt sich immer retten. Für € 8,95 bei getdigital.de
Duschvorhang Soziales Netz Social-Media-Addicts können heutzutage ständig und überall ihrer Passion nachgehen – außer unter der Dusche. Was aber, wenn dir die Duschhaube einfach so verdammt gut steht? Dieser praktische Plastikvorhang löst dein Dilemma. Für € 19,95 bei monsterzeug.de
u NTEr mEInEM BETt2
BRANDNEUE SONGS VON DEN BESTEN DEUTSCHEN BANDS UND SONGWRITERN
ALBUM-RELEASE KONZERTE 7.1.2017
3 Fragen an …
KARIES
Berlin
8.1.2017
Hamburg
#Pop — Im Umfeld von Die Nerven und Human Abfall sozialisiert, beweisen die vier Jungs von Karies mit ihrem gelungenen zweiten Album »Es geht sich aus« erneut ihr Gespür für catchy Melodien im düster-nervösen Post-Punk-Sound. Sänger und Bassist Max Nosek, der mittlerweile in Berlin lebt, erklärt Annette Walter, warum der Bandname nur ein Gag war und dass er dem Erfolg immer noch misstraut.
gs von
Neue Son
Ihr habt euch nach einer Zahnkrankheit benannt. Wie kam es dazu?
Wir haben uns den Namen ganz spontan bei einem unserer ersten Auftritte im Sommer 2012 überlegt. Kevin Kuhn von Die Nerven organisierte damals ein Festival, bei dem jeder spielen konnte. Wir hatten uns davor nur ein paar Mal getroffen und gejammt und sind dann einfach so aufgetreten. Eigentlich war Karies nur als Name für diesen einen Auftritt gedacht. Mehr war nicht geplant. Ich halte es immer noch nicht für realistisch, dass wir irgendwann ausschließlich Musik machen werden. Ich dachte lange, wir nehmen ab und zu mal ein Demo auf und laden das dann auf Bandcamp hoch.
Entsteht eure Musik aus einer Kritik an den Verhältnissen?
Das ist schwer zu verorten. Wir treten nicht mit einem sozialkritischen Anspruch auf. Die gesellschaftlichen Zustände werden bei uns ja nicht explizit benannt. Es geht uns um eine bestimmte Negation des Ist-Zustandes. Wir verspüren ein Unbehagen, ohne genau sagen zu können, woher das kommt. Vielleicht ist das Teil des Problems. Es geht uns um Gefühlslagen, in denen es Probleme gibt, die wir allerdings nicht genau benennen können. Ich finde es problematisch, wenn man einen Unterschied zwischen dem privaten und dem öffentlich-gesellschaftlichen Raum machen will. Für mich gibt es keinen Rückzugsraum, Wie wichtig sind Post-Punk-Bands wie Gang in dem ich das Gefühl habe, dass alles um mich of Four, The Fall und Wire, Fehlfarben oder herum weg wäre und dann etwas ganz Persönliches herauskommt. Wir wollen in unseren Malaria! als Einflüsse für euch? Benny, unser Gitarrist und Sänger, hat mir die Texten eine Doppelbödigkeit transportieren. ganze Post-Punk-Musik der frühen 1980er, die bei uns oft als Referenz herangezogen wird, — Karies »Es geht sich aus« (This Charming Man / Cargo / VÖ 04.11.2016) lustigerweise erst nach unseren Aufnahmen vorgespielt. Ich kannte das alles vorher gar nicht. Human Abfall und Die Nerven haben für mich einen größeren Einfluss als die alten Sachen. Natürlich hat auch unsere Heimat Stuttgart für uns eine Rolle gespielt, weil wir dort Max Rieger kennengelernt haben, mit dem wir unser zweites Album aufgenommen haben.
BELA B AS BO LAING / D ENBAHN STE EIS DIE HÖCH E / DOTA CÄTH GER ENNO BUN u.v.a.
Ab 4 Jahren / 1 CD UVP: 16,99 € (D) / 17,20 € (A) Auch als Vinylausgabe
www.oetinger-audio.de
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#Kultur #Pop
Soft Hair
ZWEI MIT HAAREN #Pop — Connan Mockasin und Sam Dust gehören zusammen. Nicht nur, weil sie als Musiker gerne gegen den Strom schwimmen, sondern weil sie dies so nonchalant und mit jeweils eigenwillig frischen Impulsen tun. Zusammen trotzen Soft Hair dem Gegenwind mit schönen Frisuren und Songs. Annett Bonkowski sprach mit ihnen über ihr gemeinsames Debüt.
Gäbe es eine moderne Version von Adam und Eva, so wäre das Duo Soft Hair mit großer Wahrscheinlichkeit die Versuchung schlechthin im Popmusik-Paradies. Aufgeladen mit akustischen Reizen bis hin zur imaginären Schlafzimmerdecke, mit formschöner Haarpracht und verführerischen bis leicht verruchten Songs, sind Soft Hair wie verbotene Früchte, die zum Genuss und damit zur Sünde verlocken. Beim Promotag herrscht jedoch Casual Friday bei dem kauzigen Duo, das sich für das aktuelle Album fünf Jahre Zeit ließ. Die Pyjamahose samt buntem Playboy-BunnyPrint von Mockasin lässt beide mit einem Augenzwinkern über Sinnlichkeit versus Sex-Appeal in ihren Songs diskutieren. Dust erklärt sich das Ergebnis ihrer
Mach’s dir selbst #16 Vernissagen-Bullshit-Bingo #Life —Ausstellungen sind oft ätzend. Menschen stehen mit Sektflöte in der Hand herum, gucken möglichst schlau aus der Wäsche und verhalten sich möglichst unauffällig, um von niemandem in unangenehme Gespräche über Kunst verwickelt zu werden. Die Lösung: Unser Vernissagen-Bullshit-Bingo. Einfach zusammenkleben, absurde Worthülsen ablesen – und den nächsten Gesprächspartner in den Wahnsinn treiben. Illustration: Peter Hoffmann
gemeinsamen Arbeit mit der Unfähigkeit, besagten Sex-Appeal musikalisch zu erzeugen: »Es wird immer gesagt, dass Popmusik sexy sei. Wir wollten, dass unser Album voll von diesen sexy Momenten ist. Da wir aber beide keine Ahnung hatten, wie das geht, strahlen die Songs nun eher eine Sinnlichkeit und Intimität aus.« Prägendes inhaltliches Motiv ist aber vor allem die Eifersucht, wie Mockasin verrät: »Es ist eine so starke Emotion. Obwohl wir beide zum Zeitpunkt der Album-Entstehung glücklich waren, fanden wir es spannend, uns mit einem gewissen Abstand dazu zu befassen.« In »Jealous Lies« oder »Lying Has To Stop« zum Beispiel. Anstelle von lautstarken Argumenten paaren Soft Hair ihren emotionalen Frust aber lieber mit dahingehauchten Synthesizer-Bubbles – und sind genau in dieser Konstellation dann doch ganz dicht dran am vertonten Sex-Appeal. — Soft Hair »Soft Hair« (Weird World / Domino / GoodToGo)
„Jarmusch-Fans werden den Film lieben“ SWR Kulturzeit
„Ein leiser, überaus poetischer und wunderschöner Film“ Die Zeit
AB 1 7. November im KINO /Paterson.DerFilm www.Paterson-DerFilm.de
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Schon am Flaschendesign sieht man, dass Bulldog Gin kein gewöhnlicher Drink ist: Er trägt ein Halsband. Ein perfektes Symbol für einen Gin, der einerseits nach Stil und Klasse schmeckt, andererseits aber auch eine wilde, kantige Attitude in sich trägt, die man manchmal eben an die Leine nehmen muss. Möglicherweise liegt das an seiner Entstehungsgeschichte: Als der Investmentbanker Anshuman Vohra keinen Bock mehr auf seinen Bürojob hatte, gründete er 2007 kurzerhand Bulldog und startete damit eine Erfolgsstory. Mittlerweile ist das Getränk auch in ganz Deutschland erhältlich. Klar, dass diese »Einfach mal machen!«-Einstellung Typen wie David und Jakob von Dandy Diary gefällt. »Wir feiern Bulldog und seine Attitude«, schwärmt David. »Ob als Starter in den Abend bei uns im Dandy Diner oder später in der Nacht auf einer unserer Partys: Bulldog ist der stilsichere Begleiter.« Tja, und das stimmt ganz besonders, wenn man sich auf einen Bulldog Gin im Soho House trifft und auch die weitere Begleitung – namentlich Alyssa Cordes, Cheyenne Tulsa und Giannina Petrovic – überaus stilvoll ist.
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KANTE MIT STIL BULLDOG GIN WAS PASSIERT, WENN MAN DEN HERREN VON DANDY DIARY, DEN MODELS ALYSSA CORDES, CHEYENNE TULSA UND GIANNINA PETROVIC UND EIN PAAR FLASCHEN BULLDOG GIN FÜR EIN PAAR STUNDEN EINE SUITE IM SOHO HOUSE IN BERLIN ÜBERLÄSST? SEHT SELBST …
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jeden Monat neu: Teilnahme unter intro.de/Quiz
DAS QUIZ #247 Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich natürlich alles um US-Superstar Lady Gaga. Los geht’s… 1. Wie heißt sie denn richtig?
3. Wie nennt sie ihre Fans?
N M. L. Ciccone
T Maggots
G S. J. A. Germanotta
G Little Monsters
O C. Sarkisian
V Belieber
2. Wer zählt nicht zu Lady Gagas Einflüssen?
4. Wer hat nicht am neuen Album »Joanne« mitgeschrieben?
A Iron Maiden
A Tony Bennett
B Black Sabbath
T Beck
C Heaven Shall Burn
P Josh Homme
Die Gewinne
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»Hotel« nennt sich die fünfte Staffel der Anthologie-Serie, in der Lady Gaga die tödliche Hotelchefin Elizabeth verkörpert. »American Horror Story: Hotel« ist seit Mitte Oktober auf DVD & Blu-ray erhältlich – wir verlosen drei Blu-ray Boxen.
Mehr garstige kleine Hobbits geht nicht: Die »Mittelerde Ultimate Collector‘s Edition« vereint beide Trilogien als Extended Editions auf 30 Blu-rays, in einem Holzbücherregal mit Schubern in Lederoptik. Wir verlosen eines dieser Prachtexemplare.
Der Icon Slim Laptop Backpack kommt modern und ziemlich minimalistisch daher. Durch mehrere Fächer bietet er maximalen Stauraum für dein Hab und Gut. Das Laptopfach kann bis zu 15’’ große Laptops aufnehmen. Wir verlosen einen Incase ICON Slim Pack.
Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 28. November. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahme auch postalisch möglich: Intro GmbH & Co. KG, c/o »Das Quiz«, Oppenheimstr. 7, 50668 Köln.
#Pop
#Pop
Collage: Anthony Gerace
Die Karriere der Lady Gaga setzt sich aus vielen Puzzleteilen zusammen, die ein sehr viel grelleres Bild ergeben als dieses hier. Und genau dafĂźr lieben wir sie. Der weitere #Pop-Teil besteht aus Goldroger, Agnes Obel, Brandt Brauer Frick, Clueso, einem Portrait des Hamburger Elektroniklabels Diynamic Music und, wie passend: einem Bon-Iver-Puzzle.
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#Pop #Lady Gaga
#Pop #Lady Gaga
Lady Gaga
HORROR STATT HUMMER Ob mit Hummer auf dem Kopf, als Kunsthaarmonster oder im Fleischkleid – für viele war es am Ende quasi egal, wie Lady Gagas Musik eigentlich so klingt. Nach Jahren als exzentrische Kunstfigur setzt sie ihren Fokus auf »Joanne« auf Songwriting, Handwerk und Authentizität. Ob das aufgeht und wie es dazu kam, verrät uns Katja Peglow, die sich in Berlin zu Lady Gaga auf die Couch setzen durfte.
B
erlin im September: Es ist einer der letzten h eißen erwischt und langsam macht sich leichte Nervosität breit Tage des Jahres und Lady Gaga wirkt zum ersten – schließlich ist das heute schon mein zweiter Versuch, Mal entspannt. Gerade hat sie auf der Jahrestagung die schwer beschäftigte Pop-Ikone in Berlin zum Gespräch ihrer Plattenfirma Universal in der Berliner Merce- zu erwischen. Der Vormittagstermin im eleganten Hotel des-Benz Arena »Perfect Illusion«, die erstaunlich Waldorf Astoria war aus Zeitgründen kurzfristig geplatzt: rockige erste Single ihres kommenden Albums »Joanne« Das ehrgeizige Unterfangen der Künstlerin, sich zu Beginn vor lauter steifen Anzugträgern vorgestellt und dafür des Presse-Marathons nach jedem Interview für ihre GeStanding Ovations geerntet. Knapp 15 Minuten dauer- sprächspartner neu in Schale zu werfen, hat den minutiös te die Präsentation mit anschließendem Inaustarierten Zeitplan der deutschen Promoterview, geführt vom Universal-Chef Frank Joanne terinnen ordentlich aus den Fugen gebracht. Briegmann höchstpersönlich. Zum Abschied Joanne Stefani Germanotta, In der Mercedes-Benz Arena bleibt es dann bekam Lady Gaga einen Schlüsselanhänger ge- wie Lady Gagas verstorbe- gegen Nachmittag zum Glück beim letzten ne Tante mit vollem Namen schenkt, der ihrem aktuellen Lieblingsgefährt Outfit-Wechsel des Tages: Ultraknappe hieß, ist übrigens keine nachempfunden ist (ein alter Mercedes Benz schwarze Shorts und eine lässige LeopardenUnbekannte im GagaW123, falls hier irgendein Auto-Crack mitliest). Universum: Bereits auf dem bluse, in der die Sängerin noch eben schnell Debüt der Sängerin taucht Mit diesem Erbstück von ihrem verstorbenen sie in schriftlicher Form auf. ihre in der prallen Hitze wartenden Fans beGroßvater wurde sie schon häufiger auf den Im »The Fame«-Booklet ist grüßt. Ganz schön normal für eine Style-Ikone, ein Gedicht von ihr in voller die weltweit für ihre extrem ausgefallenen Straßen New Yorks von Paparazzi geblitzt. Länge abgedruckt (»For a Für das kurze Intermezzo in Berlin hat sie Moment«). Außerdem führt Looks gefeiert wird und angeblich ihren ersextra ihre Reisepläne umgeworfen und ist ten Manager im Yeti-Kostüm gefeuert haben Papa Joe seit 2012 eine am Vortag mit dem Privatjet inklusive elf- nach ihr benannte Trattoria soll. In den katakombenartigen Gängen der in der Nähe des Central köpfiger Entourage angereist. Später soll es Arena herrscht derweil geschäftiges Treiben. Park. weiter nach London gehen, doch davor muss Ein Backstage-Raum muss noch für die letzdie 30-Jährige noch die letzten Interviews des ten Pressetermine hergerichtet werden. In Tages absolvieren. Ich habe den Slot am Ende der Zwischenzeit bekomme ich von ihrem
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#Pop #Lady Gaga
Promoter endlich die ersten Songs vom neuen Album geposteten Work-in-Progress-Bildern ab, die im Netz vorgespielt, bevor ich in die heiligen Hallen geführt werde. kursierten und den Popstar in ungewohnten Posen bei den Albumaufnahmen zeigten: Gaga an der Gitarre, Gaga am Schlagzeug und Gaga an der Schreibmaschine, auf der Zigarette mit Quietschgeräuschen sie die Songtexte zum neuen Album tippte. Um kurz nach vier darf ich endlich neben Stefani Germanotta, wie Lady Gaga mit bürgerlichem Namen heißt, auf einem viel zu großen, roten Ledersofa Platz nehmen, dessen nervige Quietschgeräusche hinterher viel zu laut auf meiner Aufnahme zu hören sein werden. Die 30-Jährige ist trotz der mehrstündigen Verspätung gut gelaunt. Sie wirkt tiefentspannt, konzentriert und höflich: »Stört es dich, wenn ich mir eine Zigarette anzünde?« Nö. Dann kann es ja endlich losgehen:
Es gab also keinen Masterplan, bevor ihr ins Studio gegangen seid?
Du hast dir für dein neues Soloalbum drei Jahre Zeit gelassen. Fühlst du dich nach den geteilten Reaktionen auf »Artpop« unter Druck gesetzt – oder bist du einfach nur froh, wieder zurück zu sein?
Geht es darum auch in deiner ersten Single »Perfect Illusion«?
Nein, zum Glück nicht. Ich wollte kein weiteres massenkompatibles Pop-Album aufnehmen – was immer das auch heißen mag – sondern eins, das auch Leute anspricht, die sich bisher noch nicht mit mir als Person oder mit meiner Musik identifizieren konnten. Mir ging es diesmal weniger darum, ein besonderes Image zu erfüllen. Ich will, dass die Leute die neue Platte einfach hören und denken: »Wow, die hat ja dieselben Probleme wie ich!« Genau, es geht darum, dass wir im digitalen Zeitalter ständig denken, diese perfekte Illusion von uns kreieren zu müssen, obwohl wir sie in der Realität gar nicht aufrecht erhalten können. Wir setzen uns immerzu diesen ganzen Scheinwelten aus und sind im Grunde doch alle nur auf der Suche nach funktionierenden menschlichen Beziehungen.
Paradoxerweise verspüre ich dieses Mal weniger Druck, eben weil ich länger weg war und mir für die neue Platte mehr Zeit gelassen habe. Ich habe mir deutlich mehr Freiheiten genommen und mit einer ganzen Reihe von tollen Leuten zusammengearbeitet, die ich musikalisch Ich bin vorhin deinem Vater auf dem Flur begegnet, als sehr schätze. Einer davon ist Mark Ronson, mit dem du bereits 2009 zusammengearbeitet hast. Er hat einen Track des Rappers Wale produziert, bei dem du Gastsängerin warst. Habt ihr euch dabei kennengelernt?
er gerade von einem Spaziergang an der Berliner Mauer zurückkam. Begleitet er dich häufig auf solchen Reisen?
Meine Familie wird mir immer wichtiger, je älter ich werde. Und deswegen nehme ich sie so oft es geht mit. Ja, da habe ich Mark das erste Mal getroffen, obwohl wir Vielleicht bin ich deshalb auch so entspannt, was die uns eigentlich schon deutlich länger kennen. Wir sind Rezeption der neuen Platte angeht. Mir reicht es schon, beide auf der Upper West Side in derselben Nachbarschaft wenn mein Vater die neuen Songs mag. aufgewachsen und zur Schule gegangen (Anm. d. Red.: er in die Collegiate School, sie in den Convent Of The Sacred Heart, eine katholische Mädchenschule). Natürlich kann- Mom-Jeans statt Fleischkleid te ich ihn damals noch nicht so richtig, er ist schließlich zehn Jahre älter als ich. Als wir uns dann nach so langer Auch wenn die rockige Comeback-Single »Perfect Illusion« Zeit durch Wale im Studio wieder begegnet sind, war die mit Josh Homme an der Gitarre nicht ganz an die Klasse Freude groß. Seitdem wollte ich unbedingt wieder mit vergangener Hits anknüpfen konnte, so ist sie für Gagas ihm zusammenarbeiten. aktuelle Inszenierung als Mensch aus Fleisch und Blut Wie muss man sich die Zusammenarbeit denn genau taktisch doch klug gewählt. Passend dazu verzichtet sie vorstellen? derzeit auf allzu provokante Mode-Statements, sowohl Ganz klassisch. Ich habe vor zwei Jahren angefangen, die auf als auch abseits der Bühne. An den Anblick von Gaga ersten Songs für mein neues Album am Piano oder der in ausgebeulten Mom-Jeans muss man sich nach all den Gitarre zu schreiben. Ich wollte alles möglichst simpel Jahren mit Fleischkleid oder Vogelkäfig-Outfit wohl erst halten. Mit den Entwürfen bin ich dann zu Mark ins Studio noch gewöhnen. In einem Interview mit der Sunday Times gegangen. Dort haben wir wochenlang an den Arrange- begründete Gaga ihren modischen Sinneswandel ganz ments gefeilt, bis wir beide mit dem Ergebnis zufrieden banal: »Du kannst nicht mit einer Horde von Jungs Musik waren. Es war ein gemeinschaftlicher Prozess, alles lief machen, wenn sie die ganze Zeit nur auf den Hummer ziemlich organisch ab. Ich würde die Zusammenarbeit mit auf deinem Kopf starren«. Mark als eine kreative Wiedergeburt für mich bezeichnen. Ich durfte vorhin in ein paar Songs reinhören …
Viel Gefühl und wenig Masterplan Eine solche Wiedergeburt hatte Lady Gaga nach »Artpop« auch nötig. Das bei Fans und Kritikern durchgefallene dritte Konzeptalbum ist eher wegen seines inhaltsleeren Kunstgequatsches (»My Artpop can mean anything!«) als wegen einprägsamer Hits in Erinnerung geblieben. Anders als auf ihren ersten beiden Alben, die um relativ simple Konzepte wie Ruhm (»The Fame«) und Toleranz (»Born This Way«) kreisten, hat sich das Mother Monster an dem überambitionierten und überproduzierten Dancefloor-Nachfolger verhoben. Dass ihr neues Album nun eine komplett andere musikalische Richtung einschlagen würde, zeichnete sich bereits an den im Vorfeld
Hat’s dir gefallen? Entschuldigung, dass ich dir einfach so ins Wort falle. Sorry, Darling! Kein Problem. Mir gefällt der weniger artifizielle Ansatz der Platte, dass du eine neue Seite von dir offenbarst und dich jetzt stärker als Songwriterin präsentierst. Gleichzeitig klingt alles aber trotzdem noch nach Pop. Also sehr modern und …
Wolltest du grade »frisch« sagen? [rückt dabei etwas näher heran]
Naja, im Vergleich zu deinem Album mit Tony Bennett schon …
Haha, ich verstehe, was du meinst. Freut mich, dass es dir gefällt!
Vor allem die eine sanfte Folk-Ballade ist bei mir hängengeblieben.
#Pop #Lady Gaga Beteiligung dadurch in der öffentlichen Wahrnehmung gemindert wird?
Meinst du »Joanne«?
Ja, ich glaube so hieß der Song.
Mein Zweitname ist »Joanne«, weißt du? Den Namen habe ich von meiner Tante Joanne, die 1974 im Alter von 19 Jahren an Lupus gestorben ist. Sie war die ältere Schwester meines Vaters. Die neue Platte ist von ihr inspiriert, ihr gewidmet und heißt auch so.
Mir ist bewusst, dass man gerade weiblichen Popstars in dieser Hinsicht noch oft misstraut. Deshalb habe ich auf dem Album auch mit Florence Welch und der CountrySongwriterin Hillary Lindsey zusammengearbeitet. Die Wahrheit ist aber, dass das leider noch immer die trauDas wusste ich noch nicht. Würdest du sagen, dass »Jo- rige Realität ist, in der wir leben. Wir Frauen müssen anne« dein bisher persönlichstes Album geworden ist? uns immer mehr anstrengen, um respektiert oder gleich Ich würde meine Alben alle als persönlich behandelt zu werden. bezeichnen, aber das aktuelle vielleicht noch Tony Bennett Legendärer US-Jazzsänger ein wenig mehr. Für mich klingt es ziemlich autobiografisch. Du singst zum ersten Mal in deinem Leben über deine Familie, oder?
Ich habe mir auf jeden Fall große Mühe gegeben, nicht mehr nur über mich selbst zu singen. [lacht]
Du hast auch mit Kevin Parker von Tame Impala und Father John Misty zusammengearbeitet. Beides Namen, die man nicht unbedingt auf dem neuen Album eines globalen Superstars erwartet hätte. Wie kam es dazu?
Kevin habe ich über Mark kennengelernt und Father John Misty über John Janick von Interscope Records. Ich hatte einfach Lust, mit brillanten Musikern wie zum Beispiel Beck zusammenzuarbeiten, den ich übrigens auf einer Fashion-Show gestalkt habe! Die Leute haben ja immer die verrücktesten Vorstellungen von mir als Popstar und vergessen dabei oft, wo ich herkomme. Ich mache das Ganze schließlich schon eine ganze Weile und habe auch so angefangen: Nur ich am Klavier, irgendwo in einer dreckigen Bar in Downtown.
Joanne und die Männer
mit italienischen Wurzeln und aktueller Busenfreund und Nachbar der Pop-Ikone im Big Apple. 2014 nahm er gemeinsam mit Lady Gaga das Album »Cheek To Cheek« auf. Kürzlich feierte er Seite an Seite mit der Popdiva seinen 90. Geburtstag – eigenen Angaben zufolge plant er noch lange nicht in den Ruhestand zu gehen.
Stimmgewaltige Performance Beim letzten Superbowl erhielt die stimmgewaltige Popsängerin großes Lob für ihre beeindruckende Gesangsleistung. Ihre Darbietung der USNationalhymne wurde von vielen Medien als die beste seit Whitney Houstons Performance von 1991 bezeichnet, die übrigens – Fun Fact am Rande – vorab live aufgezeichnet worden sein soll. Im nächsten Jahr wird Gaga als Headlinerin die begehrte Halbzeitshow am 5. Februar 2017 in Houston, Texas bestreiten.
Erst Kunstblut, dann Studio
Neben der Musik erkämpft sich Lady Gaga aktuell auch noch auf einem anderen künstlerischen Feld Respekt: der Schauspielerei. Ihr TV-Debüt gab sie als aufsässiger Teenager bei den »Sopranos«. Aktuell gehört sie zum exzellenten Cast der nicht immer ganz so exzellenten US-Kultserie »American Horror Story« und machte dort zuletzt als blutrünstige Gräfin ihrem Spitznamen »Mother Monster« alle Ehre. Da wir uns langsam dem Ende nähern: Wie viel Spaß macht es dir, in einer RyanMurphy-Show (dem Erfinder von »American Horror Story«) mitzuwirken?
It’s a blast! Ich liebe Horrorfilme, ich mag Hitchcock. Grundsätzlich gilt: Ich arbeite unglaublich gerne mit kreativen Leuten zusammen und das ganze Team um Ryan ist erstklassig und hochprofessionell.
Darfst du schon irgendwas über die neue Staffel verraten – außer dass du wieder dabei sein wirst (Anm. d. Red.: Die 6. Staffel war zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht angelaufen)?
Meine Rolle ist viel unglamouröser und weniEin cleverer Schachzug. Statt wie beim VorAmerican ger raumgreifend als beim letzten Mal – also gänger »Artpop« erneut auf eine aufgeblasene Horror Story komplett anders angelegt. Ich bin diesmal Marketingkampagne und teure Musikvideos Extrem erfolgreicher und nur in vier Folgen zu sehen. Es geht um die zu setzen, promotet die Sängerin ihr neues, blutiger Seriendauerbren- spurlos verschwundene Roanoke-Kolonie, ner aus den USA. Jede »erdigeres« Album lieber mit intimen Ex- Staffel der stark stilisierten die ersten Siedler Nordamerikas. Aber darf klusivshows in kleinen Clubs. Wie zuletzt Horror-Anthologie erzählt ich das überhaupt schon verraten, Nick …? eine komplett neue Geauf der von einem großen US-Bierhersteller [guckt fragend zu ihrem Promoter] schichte mit denselben gesponserten Dive-Bar-Tour durch die Ver- Schauspielern in anderen Wenn es um ein Embargo gehen sollte: Dieeinigten Staaten. Während der dreitägigen Rollen. Für ihre Darstellung ses Interview erscheint erst Ende Oktober … der »Countess« aus der Kneipentour stellte die Künstlerin vor allem Cool, dann kann ich dir ja wenigstens eine fünften »Hotel«-Staffel ihr country- und americanalastiges Mate- gewann Lady Gaga Anfang Szene von den Dreharbeiten zeigen. [holt rial in den Mittelpunkt, wie beispielsweise ihr Handy raus und zeigt mir eine leicht verdes Jahres einen Golden Globe. die von Father John Misty mitkomponierte schwommene Aufnahme, in der die von ihr Läuterungsballade »Sinner’s Prayer«. Damit gespielte Figur ein noch pochendes Herz an beweist sie, dass sie auch ohne knallige Showeffekte wie Kathy Bates verfüttert] feuerspuckende BHs das Publikum einzig mit ihrer stimm- Beeindruckend! Ich glaube, ich darf dir nur noch eine gewaltigen Performance fesseln kann. Wenn die gefeierte Frage stellen: Du hast einem US-Interviewer gesagt, Tony-Bennett-Kollaboration »Cheek To Cheek« aus dem dass dein Mitwirken an der kommenden »American vorletzten Jahr zeigen sollte, was für eine talentierte Sän- Horror Story«-Staffel dein neues Album kreativ beeingerin Lady Gaga ist, dann soll »Joanne« die Welt daran flussen wird. Darf ich fragen, wie du das gemeint hast? erinnern, was für eine begnadete Songwriterin noch Durch meine Schauspielerei kann ich – im Fall von »AHS« immer in ihr steckt. – eben auch eine extrem düstere Seite von mir ausleben. Sich solch extremen Rollen wie bei »AHS« hinzugeben, Du hast vorhin auf der Bühne gesagt, dass du dich durch hat etwas ungemein Befreiendes, fast schon Kathartisches die Arbeit am neuen Album endlich als weibliche Mu- an sich. Nach so einem anstrengenden Drehtag voller sikerin akzeptiert fühlst. Gleichzeitig waren an der Kunstblut gehe ich gestärkt in jede Aufnahmesession! Produktion von »Joanne« aber fast nur Männer beteiligt. Hast du keine Angst davor, dass deine kreative
— Lady Gaga »Joanne« (Interscope / Universal)
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#Pop #Goldroger
Goldroger
IMMER IN DIE ANDERE RICHTUNG Goldroger mag keine Grenzen. Schon auf dem Mixtape »Räuber leiter« verweigerte er sich RapStereotypen und schrieb stattdessen lieber Geschichten über Freund schaft, Träume oder Liebe. Mit dem Debütalbum »Avrakadavra« macht es sich der Dortmunder nun in der Zwischenwelt bequem. Fionn Birr sprach mit ihm über Crossover, Youtube und Transzendenz. Foto: Jan Philip Welchering
#Pop #Goldroger
Nun, rund ein Jahr später, erscheint »Avrakadavra«, Goldrogers erstes Studioalbum. Ein Debüt, das das Ruhrpott-Kind in monatelanger Home-Recording-Kleinarbeit mit dem Produzentenduo Dienst&Schulter komponiert hat. Der gemeinsame Nenner: die Bodenständigkeit des HipHop und die psychedelische Experimentierfreude der Hippie-Musik. »Wunschbilder sprengen den Rahmen der Möglichkeiten/Schaufenster zerspringen, wenn die Traumfänger schreiben«, mit dem Herz im HipHop geht Goldroger abermals in Richtung Antithese: Fuzz-Effekt statt Autotune, D.I.Y. statt Presets-Beats. Das chamäleonartige Rhythmus-Fundament des HipHop fusioniert auf Gold»Ich hätte mein Album auch ›Kontraste‹ nennen können«, gogers erster LP mit den psychedelischen Riffs von Jimi sagte Goldroger kürzlich mit leichter Ironie in einem Hendrix oder Led Zeppelin, organische Synthie-Auswüchse Interview. So abgedroschen sich diese Titel-Idee auch liest, verwebt er mit den lyrisch-eindeutigen Zweideutigkeiten so anschaulich untermalt sie die Gegensätze von Sebastian der Beatniks. »Mir geht es mittlerweile darum, herauszuGoldstein. Denn Goldroger ist kein herkömmlicher Rapper, finden, was es jenseits von Genre-Grenzen gibt. Man sagt der auf Youtube-Ruhm und Marken-Endorsements fixiert ja auch: ›Musik liegt zwischen den Tönen.‹ Was passiert, ist oder US-amerikanischen Vorbildern mit Macho-Meta- wenn man beim Metal das Schlagzeug rausnimmt oder eine phern nacheifert. Rap ist für ihn, trotz HeranE-Gitarre auf einen Techno-Beat legt?« Oldwachsen in der vielbeschworenen Aggro-Ära Fuzz-Effekt school-Rock und Newschool-Rap sind die Eckzwischen 2001 und 2009: eine Ausdrucksform. Eine Fuzzbox (meist ein pfeiler. Goldrogers Debüt ist, wenn man so will, Die erste Stereoanlage schenkt ihm seine Fußpedal) ist ein Effektge- das erste deutsche Psychedelic-Rap-Album. rät zur Übersteuerung der Mama zum 13. Geburtstag, dazu gab’s je ein Signale einer E-Gitarre. Der Doch der frühere Punk kann auch seine Album von Die Ärzte und Eko Fresh – ein verzerrte, kratzige Sound Abneigung gegenüber den Blumenkindern musikalischer Gegensatz, der sich quasi stil- stellt die Obertöne eines nicht verstecken: »Ich kann etwas mit dieKlangs stärker heraus und ser Musik, der Idee von freier Liebe und der prägend auswirkt. Doch Goldroger wird erst ist charakteristisch für die Suche nach transzendentalen Erfahrungen mal Punk. Aversion, Auflehnung, Attitüde: Rockmusik der 1960erdie drei Subkultur-Grundsäulen der urbanen Jahre. Ein berühmter Song anfangen. Aber wenn ein Musiker beginnt, mit Fuzz-Effekt ist »(I Can’t Hemisphäre werden quasi personifiziert in Get No) Satisfaction« von sich selbst zu kategorisieren, limitiert er sich diesem Dortmunder Rotzlöffel. Seine Sturm- The Rolling Stones. automatisch selbst.« Alternativ zu sein ist kein und-Drang-Phase dreht sich um Patches, Pöbel Image, Goldroger tut das, was man in der deutund Gesocks – und Gras. »Ich bin erst durchs Cloud Rap schen Rap-Szene als »sich gerade machen« Kiffen zum Rap gekommen«, erzählt Goldroger Ein umstrittenes HipHopbezeichnet. Auch von veralteten Kunstbegrifheute schonungslos wie klischeebefreit und Subgenre, das sich seit den fen wie »Crossover« will er nichts wissen: 2010er-Jahren entwickelt erwähnt »Searching For The Jan Soul Rebels« hat. Der ursprüngliche »Wir sind keine Band mit HipHop-Einflüssen, von Jan Delay – also den Reggae-Ausflug eines Cloud Rap um Künstler wie wir machen HipHop mit Band-Referenzen.« einstigen Rapstars – als Initialzündung für sei- Main Attrakionz bediente Stilmittel der Gitarrenfraktion sind nur Besich aus Versatzstücken ne Rap-Ambitionen. Der Panoramablick eines aus Ambient, Wave oder zugspunkte, der Proberaum ist komprimiert Paradiesvogels ist eben eine Lebenseinstellung. Trip-Hop. Da viele Vertreter in einem Laptop, Genregrenzen nur noch ein Doch erst 2014, nach ein paar freizeitlichen allerdings auch Trap-Songs Vorschlag in der Timeline. »Avrakadavra« ist produziert haben, sind die Kalauer-Reimketten im Kinderzimmer, erfolgt Grenzen fließend. Musik der Digital Natives. Oder wie Goldroger die finale Mutation zum Rapper: mit der Teiles beschreibt: »Das ist halt Youtube: Egal, wie nahme am Video-Battle-Format »Moment Of Truth«. Das lange es her ist, alles ist nur einen Klick entfernt.« So stellt ist mehr auf Song-Konzepte als auf den damals Klickzahlen er auf seinem Album Georg Büchner wie selbstverständversprechenden Rap-Schlagabtausch fokussiert; Goldrogers lich neben Noel Gallagher, bringt Fler mühelos neben Weg führt also wieder in die entgegengesetzte Richtung. RAG unter und parkt Kim Jong-un hinter Midas – call it Doch Goldroger – der einzige Underdog und obendrein Patchwork-Rap. per Zufallslos im Contest – gewinnt aus dem Stand. Man Wenn dieser Tage Journalisten wie Youtube-Kommenmuss nicht Katja Ebstein heißen, um diese Sensation zu tarschreiber über die Zukunft der hiesigen HipHop-Landschaft sinnieren und abermals mit dem Ungetüm »Cloud betonen. Nach einem Deal beim szenebewussten Tastemaker- Rap« herumwedeln, wird Goldroger gelassen bleiben. Sein Label Melting Pot Music veröffentlicht Goldroger 2015 Album sitzt selbstbewusst zwischen den Genres – denn das Mixtape »Räuberleiter« und erntet dafür Auskenner- darum, so seine Idee, ginge es im HipHop: »HipHop setzt Applaus von Intro bis Juice. Der samplebasierte Wohn- sich immer schon aus anderen Einflüssen zusammen – du zimmer-Boom-Bap und Goldrogers reflektierte Wort- kannst alles integrieren.« Ein Musikstil also, der Widerspiele aus Politik- oder Popkultur-Referenzen geben dem sprüche nicht aufhebt, sondern ausdrücklich sucht – naMittelstands-Rap tatsächlich so etwas wie seine Coolness türlich fühlt sich Goldroger damit wohl und hat seine zurück. Aber Goldroger ist kein Vollblut-MC. Schon damals Zukunft bereits im Blick: »Das ist die ultimative Musik! lässt er verlautbaren: »Ich bin dreidimensional. Die meisten Eines Tages wird alles HipHop sein.« Rapper sind der Druffi, der Staatsfeind, der Womanizer und so weiter. Ich versuche, mich als Mensch mit vielen — Goldroger »Avrakadavra« (Melting Pot / Groove Attack) — Auf Tour vom 03. bis 05.11. Facetten zu zeigen.«
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#Pop #The Slow Show
The Slow Show
DAS PRIVILEG DER STILLE Gerade erst ist The Slow Shows zweites Album »Dream Darling« erschienen. Im Rahmen des Dortmunder Festivals Way Back When traf Tobias Tißen Sänger Rob Goodwin und stand später gebannt im Publikum. Foto: Frederike Wetzels
»Who are we now?«, haucht Rob Goodwin mit seinem tiefem Bariton, den man bereits nach einmaligem Hören unter tausenden Stimmen wiedererkennen würde. Goodwin ist ganz in die Musik versunken. Das stoische, aber sanfte Piano, die leise Gitarre und die getupften Drums des Songs »Strangers Now«, dem Opener des Bariton neuen Albums »Dream Darling«, scheinen ihn Die mittlere männliche Ge- immer tiefer in einen tranceartigen Zustand sangs-Stimmlage zwischen hineinzuziehen. Mit geschlossenen Augen Tenor und Bass. Bekannte Baritone in der Popmusik kniet er im Scheinwerferlicht. Zunächst minisind beziehungsweise malistisch und verträumt, verdichtet sich das waren Leonard Cohen, Nick Stück immer weiter zu einem allumfassenden Cave, Johnny Cash, Frank Sinatra, Ian Curtis und Klangteppich aus Piano, Schlagzeug, Gitarre, Elvis Presley. Streichern und Bläsern. Das Publikum im Saal
des Dortmunder domicil steht still und horcht gebannt. In diesem Moment sind alle eins – mit der Band und mit der Musik. Nichts stört dieses Erlebnis, das den gewöhnlichen Rahmen eines Konzerts mit seiner Intensität zu sprengen scheint. Nachdem der letzte Ton verklungen ist, gibt es einen wunderschönen Moment der Stille. Es scheint, als müsste jeder das Gehörte erst einordnen, seinen Weg aus seinem persönlichen Delirium herausfinden. Erst dann schwillt Applaus an – und will gar nicht mehr aufhören. Nicht der Jubel, sondern genau diese wertvollen Momente der Ruhe treiben The Slow Show an, wie Sänger Rob Goodwin vor dem Auftritt erklärt: »Die Stille ist ein Privileg. Man kann sich kein besseres Feedback wünschen. Wenn jemand gebannt deiner Musik lauscht, dann ist das
#Pop #The Slow Show
ein größeres Kompliment als alle positiven Reviews dieser Welt.« Wir sitzen auf einer Bierbankgarnitur vor dem Dortmunder FZW. Aus dem Inneren ertönt leise Musik. Es dämmert bereits, viel Zeit bleibt nicht mehr bis zum Auftritt im domicil. Dennoch nimmt Rob sich Zeit für unser Gespräch, spricht langsam und ruhig, als sei ihm Lampenfieber ein Fremdwort. Er trägt seine charakteristische Schiebermütze, sein weißes Hemd ist weit aufgeknöpft. Während er immer wieder an seinem Bier nippt, beantwortet er meine Fragen und macht dabei den Anschein eines bodenständigen und bescheidenen Mannes, der es nicht nötig hat, große Töne zu spucken. »Ab und zu kommen wir uns selbst wie die Klassenstreber vor. Wir versuchen derzeit noch, uns an das Umfeld zu gewöhnen«, erzählt Rob und als hätte er Angst,
undankbar zu wirken, fügt er hinzu: »Wir sind uns aber auch bewusst, dass das alles andere als selbstverständlich ist – wir genießen jeden Augenblick«. Wie sehr der charismatische Brite auf dem Boden geblieben ist, wird im weiteren Verlauf des Gespräches deutlich. Er wird nicht müde, zu betonen, wie dankbar er und seine Bandkameraden für die Chancen sind, die ihnen gegeben wurden. Nie hätten sie gedacht, dass ihre Kunst auf solche Beachtung stoßen könnte: »Wir wollten einfach nur Musik machen, die uns selbst gefällt. Sie musste in keine Szene passen und niemandem etwas geben, außer uns«, so Goodwin. Gerade in Deutschland traf der Sound aber auf offene Ohren. Deshalb erlangten sie hier schnell einen Grad der Popularität, der den in ihrer Heimat überstieg. »Man kann schon sagen, dass Deutschland als Zünder für unsere Karriere diente. Ohne die Chancen, die uns hier gegeben wurden, wären wir jetzt nicht dort, wo wir sind. Wir haben mit Haldern Pop Recordings ein Haldern Pop deutsches Label und viele deutsche Freunde Recordings gefunden. Auch wenn wir sehr stolz auf unsere Intro-Lesern ist es natürlich Heimat sind, wird Deutschland immer einen nicht unbekannt, aber immer wieder erwähnenswert: besonderen Platz in unseren Herzen haben.« Das vom gleichnamigen So bescheiden sich The Slow Show auch Festival betriebene Indegeben, für ihren besonderen Charakter ist die pendent-Label aus ReesHaldern am Niederrhein. Im Band selbst verantwortlich. Ihre Musik und vor Jahr 2004 gegründet, hat allem die Live-Auftritte wirken hautnah und das Label unter anderem bauen eine enge Verbindung zum Zuhörer Alben von William Fitzsimmons, The Soundtrack Of auf. Das liegt zu großen Teilen an der Offen- Our Lives oder Friska Viljor herzigkeit, die sie zu ihrem Publikum pflegen: veröffentlicht. »Jeder Song ist zutiefst persönlich und basiert auf eigenen Erfahrungen. Es liegt uns sehr am Herzen, dass wir vollkommen ehrlich sind und unsere Hörer das mitbekommen«, meint Rob. Für das einnehmende Hörerlebnis sorgt darüber hinaus aber auch die außergewöhnliche Finesse in den musikalischen Arrangements. Das beweist auch das neue Album. Noch stärker als sein Vorgänger erreichen die Songs durch kleine Details eine enorme Tiefe. Sei es das minimalistisch pointierte Piano in »Hurts«, die melodietragenden Streicher in »Ordinary Lives« oder das stets zurückhaltende, aber präzise Schlagzeugspiel – jeder Song verfügt über mehrere Schichten, die man nach und nach abblättern kann, bis darunter immer neue Feinheiten ans Tageslicht kommen. Diese Qualität begründet Rob mit den verschiedenen musikalischen Hintergründen der Musiker: »Chris und Joel haben eine Passion für Jazz, Fred hat eine klassische Ausbildung und liebt Soundtracks, und ich komme aus der Pop-Ecke. Wir treffen uns in der Mitte und kreieren so den Slow-Show-Sound«. Und genau dieser Sound ist es, der die Zuschauer im domicil wenig später so fesselt. Die intensive Stimmung ist spätestens bei der Zugabe »Bloodline« kaum mehr auszuhalten. Wehmut macht sich breit, weil nun jeder weiß, dass diese Slow Show bald vorbei sein wird. Ein letztes Mal kann man beobachten, wie sich Augen schließen, Mundwinkel nach oben ziehen, Köpfe hin und her wiegen. Und dann ist sie wieder da: Die Stille nach dem nun wirklich letzten Ton, in der ein jeder zurück in die Realität findet – bis man sich schließlich erinnert, dass ein so gutes Konzert lauten Beifall verdient und man doch so langsam mal klatschen könnte … — The Slow Show »Dream Darling« (Haldern Pop / Rough Trade) — Intro empfiehlt die Tour vom 16. bis 19.11.
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#Pop #Agnes Obel
Agnes Obel
DIESES GLÄSERNE LEBEN Der Einsatz ihres Songs »Just So« in einem rührseligen Smartphone-Werbespot 2009 war ein guter Kickstart für die Karriere der dänischen Pianistin und Songwriterin. Aber er war irreführend: Agnes Obel produziert mitnichten leicht konsumierbaren Wohlklang für die Warenwelt. Das beweist sie auf ihrem dritten Album »Citizen Of Glass« umso eindrucksvoller. Daniel Koch traf Obel in ihrer Wahlheimat Berlin und sprach mit ihr über Rammstein, den Überwachungsstaat, schwindende Privatsphäre und die zweifelhaften Freuden einer Fahrt in der U8.
#Pop #Agnes Obel
Du sprichst fließend deutsch, führst deine Interviews aber lieber auf Englisch. Warum das?
Schön, dass mal einer fragt. Und das auch noch auf Englisch! Ich gerate oft an Interviewer, die auf Deutsch loslegen und fühl mich dann schlecht, wenn ich darum bitte, die Sprache zu wechseln. Bei komplizierten Themen – und über die eigene Musik zu sprechen zählt definitiv dazu – kann ich mich im Englischen präziser ausdrücken. Das ist alles. Hast du schon mal darüber nachgedacht, einen Song in deutscher Sprache zu singen?
ich irgendwann vielleicht mal Kinder kriege, wird diese Erfahrung sicher ihren Weg in einen Song finden. Was sagt das über mich aus? Was macht es mit mir, wenn ich – oder meine Kinder – Jahre später diesen Song hören? Solche Fragen können einen schon in den Wahnsinn treiben. Und damit sind wir wieder beim »Gläsernen Bürger«: Die Metapher hat diese Gedankenflut bei mir in Gang gesetzt. Ich wollte sie auf das Album packen, um mein Songwriting zu befeuern – was ja erschreckend gut funktioniert hat. Der Titel findet sich meiner Meinung nach auch im Sound wieder. Mir kam es vor, als hättest du neben deinem Pianospiel vor allem versucht, filigrane Instrumente und Klänge zu verwenden, um alles gläsern klingen zu lassen. War dem so?
Nicht wirklich. Meine Texte sind eher songgetrieben und assoziativ. Das passt nicht zum Deutschen. Ich liebe es, wie ernst und präzise man in dieser Sprache sein kann. Deshalb sollte man sie nutzen, um die wirklich todernsten Themen Ja. Vor den Aufnahmen gab es eine Recherchephase, in der anzugehen. Dafür bin ich nicht geschaffen. ich gezielt nach Instrumenten suchte, die ich noch nicht Also machen Rammstein es genau richtig … kannte. Ich habe viel im Internet bestellt, ein Museum Haha, ja. Tod, Gewalt, Inzest, Mord – die nutzen die ganze für Instrumente besucht und Samples gekauft, wenn es Palette. Und dieses Überdeutsche scheint ja im Ausland die entsprechenden Geräte nicht mehr gab. Ich kann jetzt besonders gut zu funktionieren. Ich finde, jeder deut- zum Beispiel ein Trautonium spielen. Es klingt wundervoll: sche Staatsbürger müsste an den Rammstein-Tantiemen schön und unangenehm zugleich. Wenn man dann noch beteiligt sein, schließlich schlachten die das Deutschsein ein Spinett dazu mischt, erzeugt das eine zerbrechliche Schönheit, die sich selbst nicht so ganz über den Weg ganz schön aus. Du ahnst, warum ich in diese Richtung frage: Dein Al- traut. Das war der Vibe, den ich wollte. Gläserner Bürger Oder auch: Gläserner Mensch. Die Metapher wurde zum ersten Mal in Zusammenhang mit der Diskussion um das Volkszählungsgesetz im Jahr 1982 benutzt, damals befürchtete man die vollständige »Durchleuchtung« der Bürger. Seitdem wird die Metapher immer wieder genutzt, um vor allem die Risiken der Sammlung von personenbezogenen Daten zu beschreiben.
bum heißt »Citizen Of Glass«, es ist die Übersetzung des deutschen Begriffs »Gläserner Bürger«, die dir als Inspiration diente. Ging es dir um die politische Komponente, oder fühlst du dich gläsern, wenn du deine im Kern ja sehr persönliche Musik vorträgst?
Beides. Auf meiner letzten Tour las ich viel über Edward Snowden und seine Enthüllungen. In den deutschen Medien fiel dabei ständig der Begriff »Gläserner Bürger«. Er ließ mich nicht mehr los, weil er auf vielen Ebenen relevant ist. Bei der staatlichen Überwachung, die nach 9/11 verstärkt wurde und inzwischen nicht mal mehr Verdachtsmomente braucht. Aber auch im Privaten werden wir von Google, Facebook, Trautonium Instagram und Co. dazu getrieben, immer perDas nach seinem Erfinder sönlichere Einblicke in unser Leben zu geben. Friedrich Trautwein Oder ist es so, dass diese Medien uns endlich benannte elektronische Musikinstrument ist ein die Werkzeuge an die Hand geben, um unseren Vorläufer des Synthesizers Selbstdarstellungsdrang ausleben zu können? und wurde 1930 erstmals Wollen wir das? Oder müssen wir das? Was öffentlich auf dem Berliner Fest »Neue Musik« vor- war zuerst da: Henne oder Ei?
geführt. Aufgrund seines hohen Produktions- und Kaufpreises wurde nur eine kleine Auflage gebaut, damals maßgeblich von der Firma Telefunken.
Es ist eben verdammt verlockend, anderen beim Leben zuzuschauen.
Genau. Diese Medien verstärken diesen Wunsch, liefern aber kein reales, sondern ein verzerrtes und oft auch geschöntes Bild. Und das verändert, wie wir uns selbst sehen oder verhalten. Wir werden einerseits gläserner, betrachten uns selbst jedoch oft durch die Fenster dieser Medien und machen uns Gedanken über unsere Wirkung dort – obwohl oder gerade weil diese vielleicht gar nicht so viel mit dem zu tun hat, wie uns unsere Mitmenschen im realen Leben wahrnehmen. All das fasziniert mich, weil es ja auch positive Effekte haben kann, gleichzeitig jagt es mir manchmal eine Höllenangst ein. Geht dir das bei deiner Musik ähnlich? Viele betrachten dich ja durch das Fenster deiner Songs und deiner Texte.
Da gibt es Parallelen, klar. Musik ist für mich etwas sehr Persönliches. Was zynisch gesagt bedeutet: Ich nutze mein eigenes Leben als Material für neue Lieder. Wenn
Du hast nahezu jedes Instrument auf »Citizen Of Glass« eingespielt, schreibst alle Songs selbst, produzierst – höchstens mal mithilfe deines Lebenspartners – alles im eigenen Studio in Berlin. Warum eigentlich dieser mühsame DIY-Weg? Du könntest inzwischen locker ein Studio samt Produzententeam in L.A. klarmachen und dir ein Streicherensemble gönnen.
Das klingt jetzt fürchterlich, aber der Grund ist: Ich will besser werden. Bei einem Produzenten im gemieteten Studio lernst du höchstens, dein Songwriting zu verbessern. Für mein zweites Album »Aventine« habe ich gelernt, Streicher zu arrangieren und zu spielen. Diesmal nahm ich mir Keyboards vor und lernte neue Wege, meine Musik abzumischen. Das wiederum kann ich bei meinem nächsten Projekt einbringen. Es ist ein Lernprozess, den ich sehr mag. Gut, manchmal nervt es mich auch, aber mein Freund ist sehr gut darin, mich zu bestärken, nicht davon abzuweichen. Eines muss ich noch wissen, weil wir im selben Viertel wohnen: Wie hat es dich nach Neukölln verschlagen?
Ich war 2006 zum ersten Mal in Berlin und habe eine Weile an der Humboldt Universität studiert. Als ich wieder nach Kopenhagen musste, um das Studium zu beenden, wusste ich schon, dass ich wiederkommen will. Seit 2009 lebe ich nun mit meinem Freund in Neukölln. Damals war es da einfach sehr günstig und ich mochte diese erschlagende Vielfältigkeit. Obwohl es ein paar zwielichtige Ecken im Viertel gab, fühlte sich das Leben dort sehr entspannt an. Ich hätte nie gedacht, dass Neukölln mal so schick wird. Es ist erschreckend, wie schnell die Gentrifizierung um sich greift. Aber zum Glück gibt es ja noch den Hermannplatz. Der ist immer noch rough. Der real deal sozusagen. Und die U8 – die erdet einen auch immer wieder: Jedes Mal wenn ich nach einem Studiotag nach Hause fuhr und von der Arbeit noch etwas benommen war, sah ich dort eine Kotzlache – und war sofort wieder in der Realität. — Agnes Obel »Citizen Of Glass« (PIAS / Rough Trade) — Auf Tour vom 05. bis 15.11.
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#Pop #Cover-Welten
#Pop #Cover-Welten
Cover-Welten
VERHÜLLTE GESICHTER Warum etliche Musiker diverser Stilrichtungen auf verhüllte Köpfe stehen? Wir wissen es nicht. In unserer Ahnungslosigkeit werfen wir an dieser Stelle einfach frech ein paar Begriffe in den Ring: Hässlichkeit, Religion, Scham, blaues Auge, Burka(-verbot), dicke Lippe, (royaler) Maskenball, gute Überraschung, böse Überraschung, Hochzeit, Vermummungsverbot, Mann mit der eisernen Maske, Mystik, Style, …
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#Pop #Clueso
Clueso
EINMAL ALLES GESAGT Aus der deutschen Musikszene ist Clueso nicht wegzudenken – und trotzdem haderten wir oft mit seiner Musik. Zu glatt? Zu sehr Mainstream? Strittig war für uns jedoch nie, dass er ein guter Typ ist! Sein vielleicht etwas zu programmatisch rausposaunter »Neuanfang« spiegelt sich auch musika lisch wider. Aida Baghernejad hat im Interview rausgefunden, was es damit auf sich hat. Foto: Patrick Desbrosses
#Pop #Clueso
»Sag mal, bist du eigentlich dieser Dorian Gray?« Clueso lacht, wenn man ihn mit dieser Frage begrüßt. Aber mit 36 Jahren sieht er eben noch fast genauso aus wie mit 18, als es mit seiner Karriere losging. Zunächst trat er in besetzten Häusern in Erfurt auf, später bespielte er die fettesten Bühnen Deutschlands, hatte Kollaborationen mit Größen der deutschen Popmusikgeschichte von Lindenberg bis BAP. 2008 reiste er zu Raabs Bundesvision Song Contest. Wie fühlt sich das an, so im Rückblick? »Vom besetzten Haus zu Udo Lindenberg ist es gar nicht so weit. Wir waren früher eine kleine HipHop-Clique und haben jede Party mitgenommen – wir haben vor Punks gebreakt, ebenso wie in der Großraumdisko. Und es war völlig egal. Die Punks haben gelacht und die in der Großraumdisko auch.« Die Bühnen wurden größer, aber die Umstände blieben eigentlich immer ähnlich. Clueso lebt immer noch gerne in Erfurt, hängt dort wie früher mit seinen Kumpels ab und sieht heute noch so aus wie ein verschmitzt grinsender Teenager. Trotzdem ist alles anders. Seine Karriere wuchs erst langsam, am Ende aber gewaltig. »Es waren Halbjahresträume: mal hier, mal da spielen, vielleicht ein Feature mit jemandem, eine eigene Platte aufnehmen, ein eigener Proberaum.« Irgendwann wurden daraus Touren mit einer ganzen Menge Leute. Verantwortung für eine Band, Crew, viele Freunde, aber auch zu viele Versprechen vielleicht. »Ich habe mir nie einen Kopf darum gemacht.« Irgendwie spontan machen, Hauptsache der Kühlschrank war voll und die Gitarre am Start. Nach 15 Jahren ging das alles nicht mehr. Letztes Jahr kündigte Clueso den Cut an. Trennte sich von seiner Band, löste sein Label auf, zog aus seiner langjährigen WG aus. Alles auf Anfang. Macht man das so leicht? Neuanfänge sind ja so ein Musikerklischee. Richtungswechsel, sich neu erfinden – all das hat man schon mal gelesen. Wenn Clueso aber selbst erzählt, klingt das nach weitaus mehr. Es sei schmerzhaft gewesen, sich von der Band zu trennen und nicht leicht, eine neue Art zu arbeiten zu finden. Aber eine nötige Befreiung. Nicht mehr verantwortlich sein, sich aber auch nicht mehr hinter der Gruppe verstecken können. »Nix mehr mit Prokrastination und die anderen sind schuld. Ich bin schuld.« Jetzt steht Clueso ganz für sich. »Neuanfang« klingt fast wie ein Konzeptalbum. »Das war gar nicht so geplant. Ich hatte ein akustisches Reisealbum geplant.
15 Skizzen, die größtenteils in Hotelzimmern Dorian Gray aufgenommen wurden.« Aber mit jedem neu- »Das Bildnis des Dorian en Song wurde klarer, dass etwas anders wer- Gray«, Klassiker von Oscar Wilde. Der arrogante Doriden muss, dass da eine Menge Gedanken und an ist so verliebt in sein eiGefühle im Raum standen, die raus wollten. genes Gesicht, dass er sich Wie zum Beispiel auf dem Song »Gordo«: wünscht, ein gemaltes Porträt von ihm möge an seiner Da erzählt der heimliche Weltraum-Nerd die statt altern. Die Geschichte Geschichte vom ersten Primaten im All. Ein- geht natürlich nicht gut gepfercht in eine Rakete schaut das traurige aus. Clueso dagegen ist gar nicht selbstverliebt und Äffchen auf die Erde zurück und versteht die arrogant. Welt nicht mehr. »Ich habe alle Knöpfe und Hebel gedrückt, alles gemacht was ihr sagt, wann ist es vorbei?«, singt Clueso als Gordo. Aber ein bisschen klingt es auch so, als ob Clueso selbst spräche, der der sich schon jahrelang im Hamsterrad Musikindustrie dreht. »Für mein Empfinden ist es mein bislang privatestes Album. In jeder meiner Epochen schwang neben den großen Themen auch etwas anderes mit. Ich habe eine Sprache entwickelt und wollte zeigen, dass ich damit jonglieren kann. Ich hatte eine Band und wollte, dass sie leuchtet. Beim neuen Album wollte ich gar nichts. Nur das Thema Neuanfang verarbeiten. Deswegen sind es auch nur zehn Songs, danach hatte ich alles gesagt.« Es soll der Soundtrack zum Schritt ins Unbekannte sein, ins X. Es ist aber nicht alles Blick nach innen und persönliches Thema, im Gegenteil. Ob nun öffentliche Statements, wie das Posten der Flüchtlingsurkunde seines Großvaters auf seiner Facebook-Seite, seine Reise nach Äthiopien mit Viva con Agua in diesem Jahr Viva con Agua oder private Aktionen, wie den ganzen Winter »Es waren nur 10 Tage, aber über, Woche für Woche, auf der Mittwochs- es fühlte sich an wie drei Wochen«, beschreibt Cluedemo in Erfurt gegen die AfD demonstrieren. so seine erste Projektreise »Bei solchen Veranstaltungen ist Erfurt ge- mit dem Verein aus Sankt spalten. Ich bin der Meinung, dass nichts jetzt Pauli. »In Äthiopien habe ich die globalen Zusamplötzlich erst aufgetaucht ist, was nicht schon menhänge gesehen, wie vorher da war. Diverse Zeiten und bestimm- das eine mit dem anderen te Personen, die sich als falsche Anwälte für zu tun hat. Und wenn’s Leuten dreckig geht, muss man das Volk hinstellen und verkaufen, wie zum helfen. Ganz einfach.« Beispiel Höcke, sind wie ein Schallloch von einer Gitarre. Wenn es zugeklebt ist, hast du keinen Klang, der Resonanzköper ist wichtig. Das heißt aber nicht, dass der Korpus nicht da ist. Jetzt kommen Leute zutage, die Angst haben, die sich nicht verstanden fühlen, die vielleicht zu DDR-Zeiten nicht die Möglichkeit hatten, sich kreativ zu entfalten, von denen viele mehr Probleme haben als Optionen. Viele haben Angst. Und Angst verbreitet Hass.« Wo er selbst steht, ist klar: »Man muss offen Stellung beziehen. In die Musik versuche ich es aber nicht einzubauen, das Politischste in einem Song für mich ist ›Alle wollen am Leben sein oder am Meer‹. Das ist für mich Politik genug in der Musik.« Auf der Bühne, auf Facebook, privat oder in Interviews gibt es die Statements dazu. »Ich stelle mir auch die Frage, wie viel Kraft hat ein Künstler? Die Leute hören ja nicht mich, sondern sich. Mit allem, was ich singe und sonst so von mir gebe, kann ich höchstens etwas auf die eine Seite einer Waagschale legen. Ob die dann kippt und in welche Richtung, das liegt nicht in meiner Hand.« — Clueso »Neuanfang« (Vertigo Berlin / Universal) — Auf Tour vom 11.12. bis 14.02.
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#Pop #Brandt Brauer Frick
Brandt Brauer Frick
FREUDE IN EINER ABGEFUCKTEN WELT
#Pop #Brandt Brauer Frick
Auf ihrem neuen Album »Joy« mutieren die Berliner Techno-Klassik-Tüftler Brandt Brauer Frick zur klassischen Band. Henje Richter traf die drei Musiker in Berlin und redete mit ihnen über Kapitalismus, Fundamentalismus, Fremdenangst, und wie man trotz der Umstände weitermacht. Foto: Joseph Wolfgang Ohlert
»Heutzutage wird ja alles, und insbesondere die Freude, überhöht, nur um den Menschen was zu verkaufen«, sagt Paul Frick an einer Stelle des Interviews. Fricks spezielles Thema an diesem warmen Nachmittag im Frühherbst ist das Verkaufen, oder eben das Nicht-Verkaufen – was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, sitzen Paul Frick, Daniel Brandt und Jan Brauer doch im Berliner Büro von Warner Music. Major Label also, da liegt der Verdacht des Ausverkaufs nah. So nah, dass Frick ihm gleich entgegentreten muss: »Warner sind nur der deutsche Partner unseres französischen Labels Because Music. Das wussten wir bis vor Kurzem auch nicht«, erklärt er entschuldigend. Die drei Mittdreißiger passen mit ihren gemütlichen Klamotten, selbstgedrehten Zigaretten und halb herausgewachsenen Frisuren auch nicht in das schicke Konferenzzimmer mit der langen Warner-Ahnenreihe an der Wand. Sie sind Geschöpfe des Neuköllner Kiezes, in dem ihr Studio liegt: Irgendwie schon hip, aber das Gegenteil von schick. Dabei kommen Brandt Brauer Frick (BBF) aus bürgerlichen Verhältnissen: Frick war auf der Universität der Künste, die anderen sind nach Berlin zugezogene Wiesbadener, zusammen machen sie von Jazz und Klassik geprägte Techno-Tracks. Mit dieser Mischung haben sich die drei über die letzten sieben Jahre ein ausgesuchtes Publikum erspielt und die Grenzen ihrer Musik mal mit Ensemble, mal mit verschiedenen Gastmusikern immer wieder verschoben und erweitert. Auf ihrem vor Kurzem erschienenen vierten Album »Joy« zieht der Pop in ihre Musik ein. Das liegt vor allem an dem kanadiBeaver Sheppard schen Sänger Beaver Sheppard, der mit VollEr brachte in knapp zehn bart in Frauenkleidern gerne Gendergrenzen Jahren vier teils selbstver- verschiebt und zur Zeit volles Bandmitglied ist. legte Soloalben raus. Seine stilistische Spannbreite »Wenn wir mit anderen Künstlern zusammen reicht von Akustik über Pop arbeiten, legen wir denen normalerweise fast bis hin zu Electro. fertige Instrumentaltracks vor, etwa auf unserem letzten Album ›Miami‹«, erklärt Brandt. Sheppard hingegen war diesmal schon zu Beginn des Produktionsprozesses dabei. »Es war wie bei einer richtigen Band: Er kam mit Songideen und gemeinsam machten wir was daraus. Man könnte sagen, dass wir uns in den Dienst seiner Stimme gestellt haben«, so Brandt weiter. Die Harmonien kamen allein von dem Trio, die Melodien hat der gelernte Singer-Songwriter Sheppard hingegen mit entwickelt. »Er ist ein wahnsinnig exzentrischer Typ, und zumindest ich war anfangs ziemlich skeptisch, wie die Arbeit mit ihm wird«, gibt Frick zu. »Aber er ist sehr diszipliniert, wenn es drauf ankommt.« Die Arbeit mit ihm hat dann so viel Spaß gemacht, dass »Joy« der Albumtitel wurde. Im Gegensatz zu ihren Ensemblezeiten, in denen sie als BBFE firmierten, kommt Sheppard trotz gleichberechtigter Bandmitgliedschaft nicht im Namen vor. »Wir haben das aber kompensiert, indem wir ihn auf das Cover gehoben
haben«, erklärt Jan Brauer. Das Cover-Artwork zeigt das wütende Gesicht von Beaver Sheppard in Nahaufnahme und stellt die ganze Widersprüchlichkeit der Freude dar, die BBF mit dem Album ausdrücken wollen. »Und auch im Video zu ›Holy Night‹, das wir letztes Jahr vorab veröffentlicht haben, wird ihm ein Denkmal gesetzt«, so Brauer weiter. In dem Animationsvideo von Danae Diaz errichten fleißige Arbeiter eine Danae Diaz Götterstatue mit Sheppards Gesichtszügen, Die in Berlin lebende spanidie am Ende lebendig wird und die gesamte sche Illustratorin kennt BBF sehr lange und hat schon Stadt in Trümmer legt. »Die Idee kam mir an für deren Debütalbum das einem Abend im Berliner Club about:blank«, Coverartwork und Porträts so Brauer. »Beaver ist eben ein sehr faszi- gezeichnet, sowie das Video zu »Caffeine« animiert. nierender Mensch, nicht nur musikalisch, sondern auch als Typ, mit all seinen unterschiedlichen Facetten.« BBF spielen auch im Video mit der Idee, etwas zu erhöhen und zu verkaufen. »Denn in der Religion ist es ja genauso wie im Kapitalismus: Etwas wird übertrieben und dann unter die Leute gebracht«, so Frick. »Und den Göttern ist es dann egal, was sie unter den Menschen anrichten.« Das Album ist ein verdeckter Rundumschlag der Gesellschaftskritik, von Kapitalismus über Fremdenfeindlichkeit bis hin zu Fundamentalismus. »Und letztlich geht es darum, wie man in dieser ziemlich abgefuckten Welt trotzdem Hoffnung und Freude behält und versucht, Probleme zu lösen«, sagt Brandt. Bei den aktuellen politischen Entwicklungen habe das Thema »Freude« einfach in der Luft gelegen, so Brandt. »Heute haben ja alle möglichen Leute fürchterlich viel Angst«, erklärt Frick dazu. »Wir hingegen haben uns lieber auf die Suche nach der Freude begeben.« Die Freude ist für die Band allerdings keine einfache Angelegenheit, sondern schließt immer auch ihr Gegenteil mit ein. »Der Wunsch nach Freude ist ja nur da, wenn auch ihr Gegenpol vorhanden ist. Nur Party zu machen wird schnell langweilig, aber nach fünf Tagen Arbeit ist die Freude daran umso größer«, erläutert Brandt. Und Frick fügt hinzu, bei seinem Thema bleibend: »Man wird heute mit so viel vereinfachter Verkaufsfreude zugeschissen, das kann ja keiner ertragen. Bei uns ist die Freude keine einfache Emotion, sondern setzt sich aus vielen Sachen zusammen, und sie schließt ihr Gegenteil mit ein, auch Wut und Angst.« Und so klingt das Album trotz aller Dynamik und hörbarer Lebenslust oftmals auch düster. »Uns wurde schon häufig gesagt, unsere Musik sei ja ganz toll, und irgendwie auch Kunst, aber insgesamt schon ziemlich deprimierend«, so Frick. »Wir empfinden das aber ganz anders. Für uns ist unsere Musik die reinste Freude.« Und Brandt fügt hinzu: »Es ist jedenfalls das fröhlichste Album, das wir je gemacht haben.« — Brandt Brauer Frick »Joy« (!K7 / Because / Warner) — Auf Tour vom 05. bis 12.11.
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#Pop #Bon Iver
Bon Iver
KAMMERFLIMMERN
#Pop #Bon Iver
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S
amstagabend, Funkhaus Nalepastraße, Berlin. Träge schwingt die Pforte von Saal I auf. Justin Vernon reißt seine Basecap vom Kopf, das Resthaar steht ihm zottelig zu Berge. »Kommt alle herein!«, ruft er und macht eine ausladende Armbewegung. Ein Tag ist seit dem Release seines dritten Albums vergangen, zwei, seit es auf Kassettenrekordern seine stille Straßenpremiere feierte. Jetzt dreht der verlorene Sohn des Folk seine Vergangenheit live durch den Wolf. Diskografisches Kammerflimmern, wenn man so will. Mit dem Rücken zum Publikum huldigen Justin Vernon und sein eingeschworener Band-Zirkel der Musik, getreu dem Bonmot, das der Mann des Abends neulich selbst in die Welt setzte: »Faces are for friends«. Und jedermanns Freund sein, das gehe schließlich zeitlich gar nicht. Trotzdem fühlt man sich dem Mann heute näher, als man zu hoffen gewagt hatte – was nicht nur am barrierefreien Bühnenaufbau liegt. Gestochen scharf resonieren die neuen Sounds, resoniert dieses vertraute Falsett im Raum. Es ist genau die User-Experience, die Vernon niemandem vorkauen wollte – nicht als Promo-Knallbonbon, nicht in Interviews. Nach dieser innigen Dreiviertelstunde braucht es das aber auch nicht mehr. Keine Gesichter, kein Geplauder, an ihre Stelle tritt: Magie. Dass jemals ein neues Bon-Iver-Album erscheinen würde, traute man sich zuletzt kaum noch zu hoffen. Das Aufquellen seines Einsiedlerprojektes zur Big Band hatte Vernon verstört, ebenso die vielen Menschen um ihn herum, und dann noch die zwei Grammys, die ihm »Bon Iver, Bon Iver« 2012 einbrachte, während das halbe Internet sich über diesen kauzigen Typ mokierte. Diese unbequem authentische Zäsur im eitlen Reigen der Lobhudelei war eines seiner letzten Signale, bevor er vom Radar verschwand. Und was tut er jetzt? Reanimiert seine Band, umgibt sich mit mehr Menschen als je zuvor und scheint sich dabei pudelwohl zu fühlen – für den Moment zumindest, auf diesem Festival, für das er über 80 Freunde zu einer gigantischen Jam-Session zusammengetrommelt hat. Wer hat diesen Mann repariert? Wahrscheinlich noch niemand. Eher scheint er die Ersatzteile quer über das Artwork seines neuen Albums gestreut zu haben. Ein undurchdringlicher Wust rätselhafter Piktogramme und numerologischer Kunstgriffe, die bis in die Songtitel hineinragen. Und die man sich 37 Hörminuten später dahin stechen lassen möchte, wo die Musik schon längst ist: unter die Haut. Eine Mystifizierung, derer es in dieser Nachdrücklichkeit nicht bedurft hätte. »22, A Million« ist in seinen Songs schon Glyphenwerk. Sein kaleidoskopisches Sounddesign ist nur scheinbar ein Zeichen von Impulsivität, denn es war eine schwere Geburt. Entstanden ist es aus einer lang gehegten Hassliebe zu einem einzelnen schiefen Beat, und hätte Justin Vernon nicht auf Freunde wie Ryan Olson gehört, wäre »22, A Million« spätestens Anfang dieses Jahres in der Tonne gelandet. »Ich war dieses Album leid und auch die Arbeit daran«, offenbarte Vernon auf der ersten
und einzigen Pressekonferenz zum Album. Eine skurrile Vorstellung angesichts der Erhabenheit, die dieser Platte aller Skizzenhaftigkeit zum Trotz aus jeder Rille strahlt. »It might be over soon«, singt Vernon am Anfang, nur um dann das aufflackern zu lassen, was eigentlich überholt schien: sowohl den körnigen Eremiten-Folk des brillanten, generationsprägenden Debüts als auch die überwältigenden Panoramen des Nachfolgers. Die Schlüsselzeile war zum Mantra geworden, als der widerwillige Popstar sich auf der Flucht vor dem Rampenlicht bis nach Griechenland durchschlug. Seinen Dämonen konnte er damit zwar nicht entwischen – aber er konnte sie entwaffnen. Was man zu Zeiten der »Blood Bank«-EP noch als launenhafte Spielerei abzutun geneigt war, entwickelt sich nun zum maßgeblichen Charakteristikum: Autotune. »22, A Million« ist erst das dritte Bon-Iver-Album, wirkt aber wie die Quintessenz eines epochenübergreifenden Künstlerdaseins, zerfasert vom Störfeuer des eigenen, ruhelosen Genies. Ein Statement, wie es nur diejenigen abgeben, die sowieso schon alles erreicht haben. »Ich musste es radikal klingen lassen, um neuen Output mit mir selbst vereinbaren zu kön- Kassettenrekorder nen«, so Vernon. Er, der sich eines Winters Eine Adresse, eine Uhrzeit in der Waldhütte verbarrikadierte und in Ge- und das war’s – prägnant wie ein Erpresserbrief, stalt des unbehandelten »For Emma, Forever aufregend wie der erste Ago« nicht nur mit dem ultimativen Post- Schultag und ohne PresseBreakup-Soundtrack, sondern auch einem Extrawürste. Gleiches Recht für alle! der größten Singer-Songwriter-Alben aller Zeiten zurückkehrte, hat sich an Trennungen gewöhnt. Künstlerisch konnte Vernon das Ryan Olson bislang ausschließlich zum Vorteil gereichen. Schaltzentrale von Poliça, »Traurig zu sein über etwas ist okay«, räumt Gründer der 22-köpfigen Indie-Supergroup Gayngs der 35-Jährige ein. »Aber sich dann darin zu und Ko-Kurator des Misuhlen, im selben Muster hängenzubleiben, chelberger Music Festivals – neben Vernon und den das ist schlicht langweilig.« Dessner-Twins. Zählt zu Das mit dem Berühmtsein behagt ihm Bon Ivers Inner Circle. weiterhin nicht so recht. Ganz offenbar rührt daher auch die Idee dieser einen Pressekonferenz zum Album: antreten, Fragen klären, abtauchen. Sich dann vielleicht sogar noch einmal selbst für beendet erklären, Waldhütten und Effektgeräte niederbrennen, um sich als anderer Bon Iver wieder zu materialisieren. Oder er erfüllt sich doch noch seinen Traum: ein Diner – mit Frühstück, Whiskey und Musik, irgendwo im Nirgendwo. Diese User-Experience müsste sich dann endgültig jeder Einzelne persönlich abholen. »Thanks for coming«, würde es von der Theke hinüberwehen. Nur wäre es kein Abschied, wie jetzt gerade in Saal I, als die Geräte vom Strom gehen. Man könnte einfach sitzenbleiben. — Bon Iver »22, A Million« (Jagjaguwar / Cargo) — Auf Tour vom 24.01. bis 06.02.
Bildidee: Frederike Wetzels
Justin Vernon ist wieder aufgetaucht. Mit »22, A Million« hat er ein hyperaktives und doch schlüssiges Meisterwerk abgeliefert. Darüber sprechen wollte er allerdings kaum. Stattdessen lud er gemeinsam mit Freunden zum Michelberger Music Festival in Berlin ein. Valentin Erning hat sich von ihm berauschen lassen.
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#Pop #Diynamic Music
10 Jahre Diynamic Music
HAMBURGER PATCHWORK Dem Hamburger House- und Techno-Label Diynamic Music gelingt es seit nunmehr zehn Jahren, in einer zunehmend globalisierten und launischen Club-Szene erstaunliche Erfolge einzufahren. Ein Siegeszug, der dieser Tage mit einer Jubiläums-Tour gefeiert wird, die am 26. November ein Heimspiel hat. Philip Fassing (Text) und Niels Freidel (Fotos) sind dem Kult um Kßnstler wie Solomun, Stimming und H.O.S.H. in Paris auf den Grund gegangen.
#Pop #Diynamic Music
regelmäßigen Nächten auf Ibiza aber nur Ibiza bedingt in Einklang. Ein guter Anlass, um Die Club-Szene von Ibiza bei jemandem nachzufragen, der es wissen funktioniert bekanntlich nach ihren eigenen Regeln. muss: Mladen Solomun. Der gebürtige Bosni- Doch mit Veranstaltungen er hat das Label im Jahr 2006 zusammen mit wie »Solomun +1« oder der Adriano Trolio gegründet. Auch als Künstler »Diynamic Outdoor«-Reihe hat sich das Label in den hat er Diynamic Music nachhaltig geprägt vergangenen Jahren eine und mit einer resoluten wie unaufgeregten beachtliche Reputation Philosophie zu einer international respektier- auf der spanischen Insel erarbeitet. ten Adresse wachsen lassen. Eine Bilanz, die freilich nicht nur Solomun zu verdanken ist, sondern auch langjährigen Weggefährten wie H.O.S.H., Stimming, Adriatique oder Kollektiv Turmstrasse, die den Ruf des Labels als Plattform für die melancholische Seite elektronischer Tanzmusik von Beginn an mitgestaltet haben. Wie gefragt dieses Image inzwischen ist, zeigt ein flüchtiger Blick auf die Daten ihrer Jubiläumstour: Neben naheliegenden Gastspielen in Städten wie London oder Amsterdam geht es über Montreal und Los Angeles bis nach Mexico City. Wir stoßen an einem herbstlichen Septemberabend in Paris zu der Clique. Hier sollen gleich zwei ausverkaufte Clubs parallel von Solomun, H.O.S.H., Stimming, Kollektiv Turmstrasse, Adriatique und Johannes Brecht bespielt werden. »Was ist denn das für ein Stress?«, murmelt Solomun ein wenig verschlafen, während er nach längerem Klingeln und Klopfen endlich die Tür zu seiner Hotel-Suite im Pariser Nord-Westen aufzieht, mich mit prüfendem Blick mustert, dann aber eine herzliche Begrüßung folgen lässt und hinein bittet. Die Vorhänge sind zugezogen, das Licht ist gedämpft. Solomun hat am Tag zuvor noch in Montpellier gespielt und muss nun schon wieder seine Kräfte für die anstehende Nacht Amsterdam Dance sammeln. Ein Jet-Set-Leben, das vor etwa sechs Event Jahren an Fahrt aufnahm: »Das müsste damals Eines der weltweit größten beim Amsterdam Dance Event gewesen sein«, und wichtigsten Festivals für elektronische Musik und erinnert er sich, während er sich mit seiner Club-Kultur, das seit rund Hand nachdenklich durch die Haare fährt. 20 Jahren jeden Oktober »Wir hatten dort bereits im Vorfeld einen Club in Amsterdam ausgerichtet wird. Neben den mit einer Kapazität von etwa 1.400 Gästen zahlreichen Live-Shows ausverkauft und sind das Risiko eingegangen, und DJ-Sets lockt auch das direkt noch eine Nacht dranzuhängen – die umfangreiche Konferenzprogramm jedes Jahr dann auch innerhalb kürzester Zeit ausver- mehrere hunderttausend kauft war. So was spricht sich rum, erst recht Besucher in die niederländische Hauptstadt. bei einem Branchen-Festival.«
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ür den Pedanten in uns ist die Zehn eine gute Sache. Sie lässt sich als kontextualisierte Ziffer zu einer Dekade zusammenfassen, ist in vielen Wertungssystemen das Maß aller Dinge und bringt darüber hinaus noch eine Menge an philosophischen und religiösen Deutungsmustern mit sich. Kurz: Diese Zahl steht für eine gewisse Übersichtlichkeit, mit der sich unsere chaotische Welt hervorragend sortieren und ordnen lässt. Der vielschichtige Kosmos des Hamburger House- und Techno-Labels Diynamic Music ist dagegen selbst in seinem zehnten Jahr alles andere als einfach zu durchdringen. Die im September erschienene Jubiläums-Compilation mag eine gute Momentaufnahme des Labels bieten, bringt die Koordinaten aus unzähligen Veröffentlichungen, ausverkauften Showcases, verschiedenen Sublabels und
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#Pop #Diynamic Music
Wenn Solomun in diesem Zusammenhang von einem Risiko spricht, nimmt man ihm sofort ab, dass Diynamic Music nie als große Vision am Reißbrett entstanden ist, sondern zunächst ganz pragmatische Gründe hatte: Man wollte seine eigene Musik unter die Leute bringen. Ein Wunsch, der in den Anfangstagen des Labels noch über Partys in Hamburg querfinanziert werden musste. »Es hat uns damals schon ein Stück weit ausgemacht, dass wir melodischer als andere unterwegs waren«, spekuliert er rückblickend über das schnell gewachsene Interesse an der Musik des Labels, dank dem sich die eigenen Veröffentlichungen bald auch ohne Nebeneinkünfte verwirklichen ließen. Während inzwischen fast unbemerkt die Dunkelheit über Paris hereingebrochen ist, stellen wir fest, dass unten bereits unser Wagen wartet. Der bringt uns wenige Minuten später zum Monsieur Bleu – einem Restaurant an der Avenue de New York, direkt gegenüber der Seine. Hier soll ich den Rest der Posse kennenlernen. Und tatsächlich sitzt bereits ein großer Teil des Teams in ausgelassene Gespräche vertieft um die nobel eingedeckten Tische. Man muss kein besonders guter Menschenkenner sein, um schnell festzustellen, dass die Vorstellung vom Label als große Patchwork-Familie hier durchaus als gelebte Realität bezeichnet werden darf. Nach dem Essen beschließen wir, zu Fuß ins Hotel zurückzukehren. »So viel Zeit muss sein«, sagt Martin Stimming halb spöttisch, als er am Ufer der Seine stehenbleibt und seine Smartphone-Kamera auf den nächtlichilluminierten Eiffelturm richtet. Der hochgewachsene und doch ein wenig knabenhaft anmutende Produzent trägt als klassisch trainierter Musiker mit einem außergewöhnlichen Händchen für undogmatische Ansätze ein wenig
den Ruf des Wunderkinds auf seinen schmalen Schultern. »Meine Live-Routine hat mich zuletzt derart genervt, dass ich sie entweder komplett umstellen musste oder gleich hätte hinschmeißen können«, erklärt er die ungewohnte Abwesenheit eines Laptops bei seinen jüngeren Live-Auftritten. Als ich Martin später auf der Bühne des Yoyo Clubs stehen sehe, spüre ich förmlich, wie befreiend der Wechsel auf analoges Equipment für die packende Live-Performance seines aktuellen Albums »Alpe Lusia« gewesen sein muss. Behutsam tupft er Piano-Figuren über organisch schnalzende Drum-Loops und windet sich mit jeder präzise reingedrehten Filterfahrt fast schon schmerzvoll um die Regler seiner Controller. Aber bevor es in den Yoyo Club geht, bahnen wir uns im Schlepptau von Solomun erst mal einen Weg durch den labyrinthartigen Backstage-Bereich des etwa einen Kilometer entfernten Zig Zag Clubs. Dort werden wir durch eine unscheinbare Holztür geschleust und stehen plötzlich genau hinter Johannes Brecht auf der Bühne, der den vollen Laden bereits erstaunlich gut auf Temperatur gebracht hat und sich gerade in den letzten Zügen seines Live-Sets befindet. Der ohnehin schon um sich greifende Jubel schwillt deutlich an, als die Fans in den vorderen Reihen Solomun im Hintergrund erspähen. Es wird nicht das letzte Mal in dieser Nacht sein, dass die Gäste bei seinem Anblick in Euphorie ausbrechen, um gemeinsame Fotos bitten oder selig Herzen mit ihren Händen in seine Richtung formen. »Es gab da schon diesen Hamburg-Vibe, der uns alle beeinflusst hat«, erzählt mir Holger Behn alias H.O.S.H. später. Dann ergänzt er, dass das Label in einer Stadt wie Berlin vermutlich so nie hätte entstehen können. Es ist kein Zufall, dass er dabei in der Vergangenheitsform spricht, ist die Posse doch inzwischen auf der ganzen Welt verstreut und die hanseatische Heimat oft ferner denn je. Umso glücklicher scheint man über Momente wie diese zu sein, bei denen man mit fast voll versammelter Mannschaft die Nacht vor sich hat. Und die ist selbstverständlich lang – nicht zuletzt auch dank des wachsenden Kaders, mit dem das Label vermutlich auch in den nächsten zehn Jahren noch eine Menge neuer Fans gewinnen wird. — Diverse »10 Years Diynamic« (Diynamic Music / Rough Trade)
#Kultur
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Collage: Anthony Gerace
Dass wir in diesem Bild eine Eisfläche sehen, könnte am bevorstehenden Winter liegen. Vielleicht aber auch an der Tatsache, dass Loïe Fuller, die im Film »Die Tänzerin« von Soko gespielt wird, immer in eine Eistonne stieg, um ihre Muskelkrämpfe loszuwerden. Wie auch immer, was wir wissen: Es ist ein guter Film, ebenso wie »Paterson«. Ach ja, die »Gilmore Girls« sind auch zurück. Wie toll ist das bitte?!
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#Kultur #Kino #Soko #Die Tänzerin
Soko über »Die Tänzerin«
AB IN DIE EISTONNE
Soko in der Rolle ihres Lebens. Für Regisseurin Stéphanie di Giusto verkörpert die Sängerin die Tanz-Avantgardistin Loïe Fuller. Julia Brummert traf sie in Paris und sprach mit ihr über das Leben der Wegbereiterin des Modern Dance. Nebenbei erfuhr sie, warum der Osteopath während der Dreharbeiten zu Sokos besten Freund wurde.
#Kultur #Kino #Soko #Die Tänzerin
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ein Gespräch mit Soko findet in einem sehr schönen und sehr teuren Hotel in Paris statt, gleich gegenüber der Oper. Eine passende Location für den Ortstermin zum Film »Die Tänzerin«, der sich auch um einen großen Auftritt in diesem imposanten Operngebäude dreht. Als ich dem Promoter erzähle, dass ich mich angesichts des Luxus-Ambientes fast für meinen gewöhnlichen Aufzug schäme, muss er lächeln: »Du hast Soko noch nicht gesehen, mach dir keine Sorgen«. In der Suite erwartet mich die 31-Jährige aus Bordeaux dann tatsächlich im The-Cure-Shirt. Dazu trägt sie eine rote Cap, einen Tüllrock – und ein breites Grinsen im Gesicht. Obwohl sie des Öfteren in Filmen und TV-Serien zu sehen war, hauptsächlich in französischen Produktionen, kennen die meisten Soko als Sängerin. Auch wenn sie sich nicht als Schauspielerin bezeichnet: »Da muss schon jemand an die Tür klopfen oder die Tür besser gleich eintreten und mir ein tolles Filmprojekt anbieten, das nichts mit meinem Alltag als Musikerin zu tun hat.« »Die Tänzerin« erzählt die Geschichte von Loïe Fuller. Soko spielt zwar die Hauptrolle, wusste aber vorher selbst nicht, wen sie da verkörpern soll: »Aber ich kannte die Regisseurin Stéphanie di Giusto und wollte unbedingt mal mit ihr zusammenarbeiten. Sie rief mich an und sagte: ›Ich schreibe ein Drehbuch für dich – es wird die Rolle deines Lebens‹. Ich dachte mir: ›Ok, cool, ich bin dabei, was auch immer du vorhast‹. Ein Glück, dass dieses ›Was auch immer‹ die unglaubliche Geschichte von Loïe Fuller war.« Loïe Fuller wird 1862 als Marie Louise Fuller in den USA geboren und wächst zunächst bei ihrem Vater auf. Die Handlung des Films setzt an, als er erschossen wird. Louise kommt in New York bei ihrer Mutter unter. Nach einigem Hin und Her geht sie in den 1890er-Jahren nach Paris und strebt eigentlich eine Karriere als Schauspielerin an. Stattdessen macht sie sich schließlich einen Namen – als Tänzerin. Allerdings nicht irgendeine! Loïe, wie sie sich von da an nennt, ist eine Ausnahmeerscheinung. Sie improvisiert und tanzt zu zeitgenössischer Musik von Komponisten wie Edvard Grieg oder Claude Debussy. Fuller arbeitet zudem als Choreografin und gibt ihr Wissen an andere Tänzerinnen weiter. Zu den bekanntesten zählt Isadora Ducan – im Film gespielt von Lily-Rose Depp. Soko: »Loïe war eine Pionierin der Belle Epoque und eine Avantgardistin. Sie hat das elektrische Licht ins Theater gebracht und 25 Techniker angeleitet, ihre Kostüme selbst geschneidert und sich um alle Requisiten gekümmert.« Doch diese Selbstermächtigung hat auch ihre Schattenseiten. Stéphanie di Giustos Film zeigt, wie die Künstlerin fast an ihrem Ehrgeiz zerbricht: Soko tanzt als Loïe mit langen Bambusstäben in der Hand, wirbelt ein opulentes,
weißes Kleid um sich und lässt es von bunten Scheinwerfern beleuchten. Loïe ist es egal, dass die Technik Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht ausgereift und die Feuergefahr deshalb entsprechend groß ist. Ebenso schert es sie wenig, dass ihre Auftritte immense Belle Epoque Summen verschlingen und ihr Körper immer Eine schöne Zeit war dieser schwächer wird. Weil ihre Augen vom Licht historische Abschnitt – etwa 30 Jahre ausgehend geblendet sind, muss sie eine Sonnenbrille vom Ende des 19. Jahrhuntragen, die Muskelschmerzen erträgt sie nur derts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs dank Bädern in Eiswasser. – vor allem für das mittlere Soko mochte die körperliche Herausforde- und gehobene Bürgerrung, vor der sie als Darstellerin stand: »Ich tum. In diesen Kreisen wollte keine Doubles. Das hätte sich angefühlt, genossen die Profiteure der Industrialisierung als würde ich Loïe hintergehen. Ich habe des- das Flanieren auf den halb während des Drehs meinen Alltag auf den Boulevards der großen Kopf gestellt, habe anders gegessen, geschlafen, europäischen Städte, das Leben in Cafés und Cabagelebt als sonst. Manchmal bin ich aufgewacht rets und die Entwicklung und konnte kaum laufen. Ich konnte mir nicht einmal selbst die Unterwäsche anziehen. Mein Osteopath wurde mein bester Freund.« Anschauungsunterricht gab es für Soko nur aus zweiter Hand. Fuller hat sich niemals filmen lassen, ist der Öffentlichkeit ausgewichen. Auf Youtube existieren zwar einige Videos von ihr, darauf ist sie aber nie selbst zu sehen. »Thomas Edison hat eine ihrer Imitatorinnen gefilmt. Loïe hatte fast schon panische Angst vor Kameras, wollte nicht in einer kleinen Box eingesperrt werden. Außerdem glaubte sie nicht, dass der Film den Zauber ihres Tanzes einfangen könnte. Bei den Videos wurde die Farbe nachträglich auf den Schwarz-Weiß-Film gemalt. Als ich einen dieser Clips zum ersten Mal sah, war ich überzeugt, dass es das Schönste ist, was ich je gesehen habe«, erklärt Soko fast aufgedreht. »Dabei war das nicht mal Loïe selbst. Wie schön muss ihr Tanz in Wirklichkeit gewesen sein!« — »Die Tänzerin« (F 2016; R: Stéphanie di Giusto; D: Soko, Gaspard Ulliel, Lily Rose-Depp, Mélanie Thierry; Kinostart: 03.11.16)
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#Kultur #Kino #Paterson #Adam Driver
Adam Driver über »Paterson«
NOMEN EST OMEN Adam Driver spielt in »Paterson« einen Busfahrer namens Paterson, der das Willam-Carlos-Williams-Gedicht »Paterson« liebt – und auch noch in einer Stadt namens Paterson lebt. Patrick Heidmann traf Adam Driver dieses Jahr in Cannes. Der Star aus »Girls« und »Star Wars« macht sich Gedanken über Autos in Jarmusch-Filmen – und über sein ehemaliges Leben als Soldat. Auf Seite 66 erklärt Lars Fleischmann in seiner Rezension, warum »Paterson« einer der poetischsten Filme von Jim Jarmusch ist. Foto: Mary Cybulski.
#Kultur #Kino #Paterson #Adam Driver
Da geht es mir vermutlich wie den meisten Leuten: Mit Lyrik habe ich mich jenseits der Pflichtlektüre in der Schule nicht besonders viel beschäftigt. William Carlos Williams, Frank O’Hara oder Ron Padgett waren vor »Paterson« für mich mehr oder weniger unbeschriebene Blätter. Umso glücklicher bin ich, dass ich sie nun besser kenne. Es sind große Künstler. Was macht Jim Jarmusch als Filmemacher aus?
Was mir bei Jim sofort aufgefallen ist – in seinen früheren Filmen und im persönlichen Umgang mit ihm – ist seine unglaubliche Musikalität. Damit meine ich nicht die fantastische Musik, die er in seinen Soundtracks einsetzt, sondern sein Gespür für Rhythmus und Timing. Es ist fast so, als würde er seine Filme nicht in erster Linie vor dem inneren Auge sehen, sondern in seinem inneren Ohr hören, noch bevor er sie dreht. Gab es während der Dreharbeiten ein besonderes Highlight?
Na klar. Ich durfte ein Fahrzeug steuern! Transportmittel sind ja fast immer eines der Schlüsselelemente Schlüsselelemente in Jims Filmen. In einem In »Only Lovers Left Alive« Jim-Jarmusch-Film hinterm Steuer eines Wa- dienten Autofahrten durch die verlassenen und verwilgens zu sitzen, ist in etwa so legendär, wie in derten Gebiete zur Erkuneinem Film der Coen-Brüder einen Cowboyhut dung Detroits. Im Grunde zu tragen. Keine Ahnung, ob er sich dessen be- sind alle seine Filme mehr oder weniger verkappte wusst ist. Aber für mich war das Fahren dieses Roadmovies. Mit »Night On Busses ein archetypisches Jarmusch-Erlebnis! Earth« hat Jarmusch auch Auf Patersons Nachttisch sieht man ein Bild von dir in Militäruniform. Ist das aus deinem Privatarchiv?
schon einen Film gemacht, der ausschließlich in einem Taxi spielt.
Es stammt aus meiner Zeit bei der Marine, wo ich fast drei Jahre lang gedient habe. Dass Paterson ein ehemaliger Soldat ist, stand nicht im Drehbuch und es spielt für die Geschichte auch keine Rolle. Trotzdem fand ich dieses beiläufig integrierte Foto wichtig. Die meisten Menschen haben ein Klischee von Soldaten im Kopf. So als seien wir alle aggressive Leute mit posttraumatischen Belastungsstörungen. Tickende Zeitbomben. Aber man kann als Soldat auch unaufgeregt zurück ins »normale« Arbeitsleben finden. Mir hat es gut gefallen, das zu zeigen.
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eine Figur in »Paterson« spricht relativ wenig. War die Wortkargheit des Busfahrers eine besondere Herausforderung für dich?
Wie bist du von der Marine zur Schauspielerei gekommen?
Nach den Erfahrungen beim Militär war ich der Meinung, dass verglichen damit, sämtliche Zivilisten-Probleme nicht der Rede wert sind. Dank dieses aufgeblähten, irgendwie auch falschen Selbstvertrauens wagte ich es, alles auf eine Karte zu setzen und mich in New York an der Schauspielschule zu bewerben. Weil ich davon überzeugt war, dass ich im Falle des Scheiterns auch obdachlos im Central Park würde überleben können.
Wenn ich an den Film denke, vergesse ich schnell, wie stumm Paterson ist. Schon beim Dreh habe ich mir das kaum bewusst gemacht. Es gibt so viele Eindrücke, die er verarbeitet, und das fühlt sich für mich nicht anders an, als wenn ich mich über Dialoge mit einer Figur und deren Umfeld auseinandersetze. Die Zuschauer können zwar meine Gedanken nicht hören, aber ich hoffe, dass Karrieretechnisch bist du durch deine Rolle in Lena Dunsich der eine oder andere trotzdem überträgt. hams »Girls« innerhalb von fünf Jahren durchgestartet. Hast du die Rolle bewusst als Kontrast zu Kylo Ren ausgesucht, den du in »Star Wars – Das Erwachen der Macht« gespielt hast?
Dein Arbeitsleben ist nicht ganz so normal wie das des Busfahrers Paterson.
Das stimmt. So richtig habe ich noch nicht verarbeitet, wie sich mein Leben entwickelt hat. Wenn plötzlich Regisseure an deine Tür klopfen, deren Arbeit du sonst als Fan begleitet hast, kommt das nicht unmittelbar in deinem Bewusstsein an. Zumal ich nicht viel Zeit habe, um meine Entwicklung zu analysieren. Ein Job jagt den nächsten. Allerdings finde ich diesen Stress ganz gut. Warum sollte ich in Grübeleien versinken und dabei doch zu dem Schluss kommen, dass wir alle eines Tages alleine sterben werden? Eine wichtige Rolle in »Paterson« spielt die Poesie. Hast Lieber genieße ich die Fahrt mit dem Schnellzug, auf den du einen Bezug zu Gedichten? ich aufgesprungen bin. Eine Rolle für Jim Jarmusch hätte ich auch zu jedem anderen Zeitpunkt angenommen. Aber der Gegensatz von Filmen wie »Paterson« und »Star Wars« ist schon reizvoll. Man bekommt nicht oft die Gelegenheit, in einer Produktion mitzuspielen, in der auf Explosionen und Action verzichtet wird. Ich finde es mutig von Jim, zu zeigen, dass auch ein ganz normaler Mann wie Paterson kinotauglich ist. Die Leinwand braucht nicht zwingend das Spektakel.
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#Kultur #Kino #Paterson
Jim Jarmuschs »Paterson«
BUSFAHRER AUF VERSEN Mit dem Vampirfilm »Only Lovers Left Alive« schaffte es Autor und Regisseur Jim Jarmusch 2013 auf das Cover von Intro. Das ist kein Zufall. Seine Filme sind nicht nur anspielungsreiche Arthouse-Produktionen mit tollen Scores und Soundtracks. Jarmusch macht Filme, wie andere Leute Songs und Gedichte schreiben. Das zeigt sich auch in seinem zwölften Spielfilm »Paterson«.
um die Schönheit des Einfachen geht. Paterson verfasst sie in seiner Pause, die er an den Wasserfällen des Passaic Rivers verbringt – oder im heimischen Keller. Die Poesie hat es auch Jim Jarmusch angetan. Ähnlich wie seine vorherigen Filme – vor allem »Ghost Dog« und »Limits Of Control« – fließt auch »Paterson« ruhig dahin. Fein rhythmisiert, mit kleineren und größeren Variationen. Nicht nur auf der Textebene, also in den wohltemperierten Gesprächen und in Form von Einblendungen. Die malerische Idylle der Bilder ist in ihrem Mix zwischen den verschiedenen Orten – Eigenheim, Naturgewalt, Großstadt, Bar – ebenso Träger dieser angewandten Poesie. Das etwas schnöde Kompliment »Der Film ist wie ein Gedicht« ist im Fall von »Paterson« wörtlich zu nehmen. Das Lyrische bringt den Zuschauer in eine besondere Stimmung. Es wäre aber falsch, Jarmusch l’art pour l’art zu unterstellen – Kunst um der Kunst willen. Er schafft es, in ebenso einfachen Worten ein Bild des modernen Amerikas zu zeichnen, wie es William Carlos Williams – oder Allen Ginsberg, der im Übrigen auch aus Paterson stammte – im letzten Jahrhundert als Dichter Manic Pixie versuchten. In wenigen Details von »Paterson« Dream Girl wird die Krise der amerikanischen Gesellschaft Eine stereotype Rolle für offenbar: Hier eine überalterte Busflotte, dort Mädchen. Eine Vorstellung, wie Mädchen für der allein dahinreimende Rapper (Method heterosexuelle, männliche Man) im Waschsalon. Die Fassaden der dritt- Nerds sein können – im größten Stadt New Jerseys sind von Struktur- Real Life genauso wie im Film. Sie sind kreativ, wild, wandel und Aderlass gezeichnet. Denn was abenteuerlustig und haben idyllisch erscheint, zeugt manchmal vom Al- viele schmachtende Typen leingelassensein. Pa- als Verehrer, zum Beispiel Dichter, die gerettet werden terson, der Busfahrer, wollen. schreibt dagegen an. Mit einer gehörigen Portion Liebe für das Konkrete, das Gutgemachte und die Liebe selbst.
»I have eaten / the plums / that were in / the icebox...«. So lautet der Anfang des kurzen Gedichts »This Is Just To Say« des amerikanischen Schriftstellers William Carlos Williams. In Jim Jarmuschs »Paterson« spielen die Worte eine zentrale Rolle. Williams gilt als einer der wichtigsten US-Literaten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er verfasste sowohl Lyrik als auch Prosa und brachte den europäischen Dadaismus und Surrealismus nach Amerika. Neben seiner Rolle bei der Verwurzelung von AvantgardeLiteratur in der damals noch jungen Weltmacht USA, sticht das »Gedicht in 5 Bänden« mit dem Titel »Paterson« aus seinem Werk hervor. Williams schrieb 15 Jahre daran. Auch der Busfahrer Paterson ist ein großer Fan von William Carlos Williams. Er trägt nicht nur den gleichen Namen wie das Gedicht und wie seine Heimatstadt, durch die er täglich fährt, er hat auch noch das Glück, von Hollywood-Beau, »Girls«-Star und Han Solos Sohn Adam Driver verkörpert zu werden. So trägt Driver seine markanten Gesichtszüge und seinen zugleich stämmigen wie staksigen Körper jeden Morgen aus dem Bett, in die Küche, zur Arbeit, nach Hause und zur nächsten Bar. Nur um diesen Ablauf am nächsten Tag wieder von vorn zu beginnen. Doch Paterson hat zwei Anker im Leben: die Poesie und seine Frau Laura. Das Manic Pixie Dream Girl liebt es, Dinge schwarz-weiß zu malen – und das ist keineswegs sprichwörtlich gemeint. Golshifteh Farahani, die Fans der iranischen Filmfabrik bekannt sein sollte, interpretiert ihre Figur mitreißend manisch. Man vergisst beinahe, dass Manic Pixie Dream Girls nerven. Und dann gibt es da noch Marvin, die britische Bulldogge. Der Hund vervollständigt das klei— Intro Previews: Dienstag, 15.11.16 in ne Großstadt-Idyll. In seiner Freizeit schreibt sechs Städten: Berlin, Hamburg, Köln, Busfahrer Paterson moderne Gedichte. Es sind München, Potsdam und Stuttgart Beobachtungen des Alltäglichen, in denen es — intro.de/previews
Lars Fleischmann — »Paterson« (USA 2016; R: Jim Jarmusch; D: Adam Driver, Golshifteh Farahani; Kinostart: 17.11.16; Weltkino)
DEUTSCHE TV PREMIERE 4. NOVEMBER 20:15 UHR
Informationen und Empfangsmöglichkeiten unter www.kinowelt.tv / zu empfangen bei:
© 2013 KILLIFISH PRODUCTIONS, INC. ALL RIGHTS RESERVED.
KEIRA KNIGHTLEY IN
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#Kultur #Serie #Gilmore Girls
»Gilmore Girls: Ein neues Jahr« – Interview mit den Serienschöpfern
AUFERSTANDEN AUS RUINEN Lorelai, Rory, Lane, Luke, Miss Patty und Co kehren zurück. Alte und neue Fans sind im »Gilmore Girls«-Fieber, die Reisetaschen für den finalen Ausflug nach Stars Hollow und Luke’s Diner gepackt und bald erfahren wir die berühmten letzten vier Worte der Serie. Katja Peglow sprach mit Serienschöpferin Amy Sherman-Palladino und ihrem Mann, dem Produzenten Daniel Palladino, über die Impulse für das Comeback der Show mit der idyllischsten Kulisse, den rasantesten Dialogen und den zahllosesten Popreferenzen.
#Kultur #Serie #Gilmore Girls
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ie letzte Folge der siebten Staffel der »Gilmore Girls« lief 2007. Warum hat es bis zur Rückkehr nach Stars Hollow so lange gedauert?
ASP: Wir wollten mit Stars Hollow einen Ort schaffen, an dem sich jeder sofort willkommen und geborgen fühlt. Die Idee ist uns während eines Trips durch Washington Depot Amy Sherman-Palladino: Es gab lange keine gekommen, einem Bezirk im US-Bundesstaat Connecticut. Plattform wie Netflix, die es uns erlaubt hätte, Das ist die reale Stadt, auf der die von uns kreierte Heimat die Geschichte in der jetzigen Form zu Ende zu erzählen. der »Gilmore Girls« basiert.
Stars Hollow Die Serie spielt zwar im US-Bundesstaat Connecticut, die Folgen wurden aber in der Regel auf dem Gelände der Warner Bros. Studios in Burbank, Kalifornien gedreht. Ein Großteil der Kleinstadt-Außenfassaden wie Luke’s Diner oder Miss Pattys Tanzschule lebte nach dem Finale in zahlreichen anderen Serien (»Hart of Dixie«, »Pretty Little Liars«) und Filmen (»Die Muppets«) weiter.
Hat die überwältigende Resonanz auf die Reunion beim ATXFernsehfestival in Austin im letzten Jahr den Stein für das Netflix-Revival ins Rollen gebracht?
Viele zeitgenössische DramaSerien sind eher schwer und düster. Würde eine derart beschauliche Serie wie »Gilmore Girls« heute noch produziert werden?
ASP: Die Pilotfolge, die wir vor 16 Jahren gedreht haben, würde heute wohl nur noch in Serie gehen, wenn darin Zombies vorkämen.
ASP: Das ATX-Festival war ein Schlüsselmoment und den Cast nach all den Jahren wieder vereint zu sehen ein prägendes Erlebnis. Es war nicht nur für uns als Serienmacher ein hochemotionales Wochenende, sondern für alle, die an der Reunion beteiligt waren und ihr Interesse an einer Neuauflage bekundeten.
Ihr seid nach der vorletzten Staffel im Streit aus der Produktion der Serie aus- Streit gestiegen. Wie hat euch Vertragsschwierigkeiten das Finale gefallen, oder führten nach der sechsten Staffel zum Ausstieg des wollt ihr darüber noch im- Ehepaars. Die bis dato mer nicht reden? letzte Staffel wurde von
ASP: Ich habe es ehrlich gesagt bis heute nicht gesehen. Noch nicht einmal zur Vorbereitung?
Überrascht es euch, dass die Serie heute genauso populär ist wie in den Nullerjahren?
ASP: Ist das denn so abwegig? Okay, ich kenne ein paar Ausschnitte. DP: Wir wissen genug, keine Sorge!
Daniel Palladino: Seitdem die sieben bisherigen Staffeln komplett auf Netflix zu sehen sind, hat es einen Popularitätsschub gegeben, weil eine ganz neue Generation die »Gilmore Girls« für sich entdecken konnte. Für uns ist das schon verblüffend.
Wie fühlt es sich jetzt an, »Gilmore Girls« nach all den Jahren selbst zum Abschluss gebracht zu haben?
War Crowdfunding jemals eine Option für die Finanzierung einer Fortsetzung?
ASP: Es ist ein tolles Gefühl. Wir könnten mit dem Resultat nicht zufriedener sein, auch wenn ich in den letzten Monaten um 100 Jahre gealtert bin.
DP: Wir halten nicht allzu viel von solchen Finanzierungsmodellen, es sei denn, sie sind für einen wohltätigen Zweck. Fans sollten nicht für die Geschäftsideen von Unternehmen aufkommen müssen, die damit ja schlussendlich Geld verdienen wollen. ASP: Dafür sind die Sender und Studios da.
Die neue Staffel »Gilmore Girls: Ein neues Jahr« besteht aus vier Folgen à 90 Minuten. Warum?
DP: Amy ist ein großer Fan der BBCSerie »Sherlock«. Daher kam die Inspiration für das neue Format. Gab es während der Dreharbeiten einen emotionalen Höhepunkt?
Edward Hermann, der den kauzigen Patriarchen Richard Gilmore spielte, ist 2014 an einem Hirntumor gestorben. Wie seid ihr beim Schreiben der neuen Folgen damit umgegangen?
ASP: Eds plötzlicher Tod hat uns alle ziemlich getroffen. Wir wussten, dass er krank ist, aber nicht, wie schlimm es um ihn steht. Sein Ableben wird Gegenstand der Episoden sein. Mehr will ich aber nicht verraten.
»Gilmore Girls« spielt größtenteils in einer fiktiven Bilderbuchkleinstadt, genau wie Amys Nachfolge-Show »Bunheads«, in der Emily-Gilmore-Darstellerin Kelly Bishop die Hauptfigur verkörpert. Ihr selbst lebt in New York. Was fasziniert euch so sehr am Kleinstadtleben?
einem anderen Autorenteam geschrieben. Diesen Herbst sorgt Netflix mit der sofortigen Verfügbarkeit aller vier neuen Folgen für die längste Nacht des Jahres. Die neue Staffel stammt aus der Feder der Palladinos, auch für die Dreharbeiten waren sie verantwortlich.
DP: Für mich war es der erste Spaziergang durch die wiederaufgebauten Kulissen von Stars Hollow, die nach dem Finale 2007 abgerissen worden waren. Da kamen auf einmal jede Menge verschütteter Erinnerungen und Emotionen wieder hoch. Ist das Kapitel der »Gilmore Girls« für euch nun endgültig abgeschlossen?
DP: Man soll niemals nie sagen. Wer weiß, vielleicht machen wir als nächstes einen deutschen Ableger der Serie. In Bayern soll es auch eine Menge idyllischer Dörfer geben. — »Gilmore Girls: Ein neues Jahr« läuft ab dem 25. November 2016
auf Netflix
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#Kultur #Kino
Die Mitte der Welt
SMALLTOWN BOY Ein Teenager erlebt stürmische Zeiten: Die Familie kommt schräg rätselhaften Stimmung ist kein einfacher Stoff. Regisseur Jakob M. Erwa ist es jedoch gelungen, drauf, er selbst verliebt sich in einen Jungen. In den besten das Buch in eine zeitgenössische Filmsprache Momenten ist die Roman-Adaption ein Film für Erwachsene.
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er 17-jährige Phil (Louis Hofmann) kehrt von einem Sprachcamp zu seiner alleinerziehenden Mutter und seiner Zwillingsschwerster zurück. Zuhause findet er eine Welt vor, die aus den Fugen geraten ist: Der Garten des Anwesens inmitten einer spießigen Kleinstadt wurde von einem Sturm zerstört, die unkonventionelle Mutter ist seltsam verschlossen, seine Schwester meidet ihn. Immerhin: Während
die Stimmung Zuhause düster ist, verliebt sich Phil stürmisch in seinen neuen Klassenkameraden Nicholas (Jannik Schümann), der die Zuneigung erwidert. »Ich bin glücklich und begeistert und sehr sehr froh«, schrieb Schriftsteller Andreas Steinhöfel im Januar über die Verfilmung seines Coming-of-AgeRomans »Die Mitte der Welt«. Der Roman aus dem Jahr 1998 mit seiner Handlung auf mehreren Zeitebenen und seiner melancholischen,
Transit Havanna
Warten auf das richtige Leben Filmemacher Daniel Abma erzählt aus dem kubanischen Transgender-Alltag. Nüchtern und einfühlsam porträtiert er Anwärter auf eine geschlechtsangleichende Operation.
zu übersetzen, ohne die Geschichte trivial wirken zu lassen. Die Verfilmung ist an den Stellen am stärksten, an denen Erwa nicht versucht, einen Jugendfilm zu realisieren und stattdessen in einem mitreißenden Rhythmus und mit stimmungsvoll collagierten Bildern von der Selbstfindung eines Kleinstadt-Jungen erzählt. Hanno Stecher — »Die Mitte der Welt« (D 2016; Jakob M. Erwa; D: Louis Hofmann, Jannik Schümann, Sabine Timoteo; Kinostart: 10.11.16; Universum)
Aktivistin Malú, Ziegenhirtin Odette und Juani, Kubas bekanntester Transsexueller, stehen auf der Warteliste für geschlechtsangleichende Operationen. In »Transit Havana« werden sie in alltäglichen und sehr intimen Momenten porträtiert, allesamt verbunden durch Mariela Castros regierungsgeförderte Organisation »Cenesex«, die sich für sexuelle Erziehung und LGBT-Rechte einsetzt. Einmal jährlich kommen zwei Ärzte aus Europa für kostenlose Operationen nach Havanna. Die Liste wird langsam und scheinbar willkürlich abgearbeitet, die »Kandidaten« wirken am Wendepunkt festgefroren. Abmas Dokumentation ist dramaturgisch wie ein Spielfilm angelegt,
inhaltlich ermöglicht er einen klischeefreien Blick auf die kubanische Gesellschaft. Die schlimmen Umstände, mit denen die Protagonisten zu kämpfen haben, werden von ihnen direkt und beeindruckend nüchtern dargelegt. So wird der »schön« fotografierte Dokumentarfilm zeitweise schwer verdaulich. Auch die überraschende Öffnung Kubas, die während der Dreharbeiten stattfand, hat für die Betroffenen einen ambivalenten Charakter. Sie wagen kaum zu hoffen, dass sich dadurch viel für sie ändern wird. Elisabeth Haefs — »Transit Havanna« (D/NL 2016; R: Daniel Abma; D: Malú Caño Valladeres, Giselle Odette Diógenes; Kinostart: 3.11.16; Rise and Shine Cinema)
#Kultur #Kino
Eddie Redmayne über »Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind«
HOGWARTS IMMER, RÜCKWÄRTS NIMMER 2015 gewann Eddie Redmayne für seine Darstellung des Wissenschaftlers Stephen Hawking einen Oscar. Dann war er als Transgender-Künstlerin in »The Danish Girl« zu sehen. Jetzt zaubert er wie Emma Watson – in einem Film nach der Romanvorlage von J.K. Rowling.
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ie Geschichte ist ein »Harry Potter«Ableger. Schreckt man vor einem solch schweren Erbe nicht zurück?
Sobald jemand Harry Potter erwähnt, verspüre ich einen gewissen Druck. Ich bin selber Fan, so wie Millionen andere. Aber mit Regisseur David Yates und Produzent David Heyman hatten wir zwei Experten im Team, die sich in der Welt von Harry Potter bestens auskennen.
Hast du dir die alten »Harry Potter«-Filme zur Vorbereitung angeschaut?
Meine Figur Newt Scamander war selbst Schüler in Hogwarts und kennt Dumbledore. Ansonsten hat der Film inhaltlich kaum etwas mit den anderen Geschichten zu tun. Allerdings habe ich reingeschaut, weil ich einen Obliviate-Zauber anwenden muss. Ich wollte noch mal sehen, wie Emma Watson es gemacht hat. Wenn ich es nur halb so faszinierend hinbekommen habe wie sie damals, J.K. Rowling hat das Drehbuch selbst ver- mag. Und wie es mir bei »The Danish Girl« bin ich zufrieden. Was für ein Typ ist deine Figur Newt fasst. War sie oft am Set? wichtig war, der zugrundeliegenden wahren Scamander? Sie war jeden Tag da und man konnte immer Begebenheit gerecht zu werden. Newt ist kompliziert, ganz schön frech und zu ihr gehen, wenn man eine Frage hatte. Dabei Patrick Heidmann ziemlich eigensinnig. Alleine oder in Gegen- war sie offen für neue Ideen und Vorschläge. wart seiner Tierwesen fühlt er sich deutlich Gleichzeitig hat sie mir Respekt eingeflößt. — »Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind« wohler als unter Menschen. Man braucht eine Natürlich wollte ich sie nicht enttäuschen. So (GB / USA 2016; R: David Yates; D: Eddie Redmayne, Weile, bis man warm wird mit Newt – und das wie ich bei »Die Entdeckung der UnendlichEzra Miller, Zoë Kravitz; Kinostart: 17.11.16; Warner) fand ich richtig erfrischend. keit« wollte, dass Stephen Hawking den Film — Eine längere Version des Gesprächs auf intro.de
Berlins internationales Kurzfilmfestival Interfilm (14. bis 20.11.) lädt in diesem Jahr zu einigen aufregenden Kurztrips ein. Das Programm lässt dem Zuschauer die Wahl zwischen Ausflügen nach Festlandchina, Taiwan, Hongkong, Italien, Mexico City, Argentinien und in die Virtual Reality. Durch das gesamte Festival zieht sich eine Reihe bemerkenswerter Animationsfilme, zu den Spielorten zählt das wiedereröffnete Zeiss-Großplanetarium. Eine Werkschau widmet sich allein den Filmen des argentinischen Regisseurs Juan Pablo Zaramella. Sein »Luminaris« schafft es in weniger als sechs Minuten, mehr über Arbeit, Liebe und das Kino zu erzählen, als viele 120-Minuten-Schinken. Zaramella wird selbst anwesend sein und dürfte auch einen Abstecher zum Kinder- und Jugendfilmfestival KUKI empfehlen. — Mehr Infos zu Interfilm – 32. Internationales Kurzfilmfestival Berlin unter interfilm.de
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#Kultur #DVD
Weinberg – Im Nebel des Schweigens
IN DIE SUPPE GESPUKT
einen Ruf zurück, der längst verloren geglaubt schien. Friedrich Mücke in der Hauptrolle ist Das Ahrtal liegt höher als das tiefe ein toller Schauspieler, aber zu den wahren Stars gehören neben der abgründigen TopoTal der deutschen TV-Unterhaltung. grafie die Bewohner des Tälchens: eine illustre Dank einer Serie, die das Beste des Sippe, die den Niedersachsen-Tatort mit David Niedersachsen-Tatort mit Mystery à la Lynchs »Twin Peaks«-Personal kombiniert. Es gibt eine Nachwuchspunkband namens Angry »Twin Peaks« und »Lost« kreuzt. Fucks, einen vietnamesischen Pfarrer, eine mannstolle Wirtin und ihren pornösen Mann – und die allgegenwärtige Atmosphäre von Missgunst, Klüngelei und Verschwiegenheit, wie in kleinen Gemeinden gedeiht. Der Unheimlichkeit der Gemütlichkeit wird hier aber nicht nur mit den Mitteln des Krimis nachgespürt, sondern auch mit jenen Elementen, die Serien wie »Lost« oder »The Returned« so magnetisch machen. Die fehlende Erinnerung ie deutsche Provinz ist der Ort, an dem der Hauptfigur spiegelt sich in der Ahnungslosigkeit der Zuschauer, die erst nach und nach die Gebrüder Grimm einst ihre Schauermärchen aufgesammelt haben. Und Gedächtnislücke. Der Zugereiste holt Hilfe hinter die Geheimnisse des Ortes kommen und wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort im nah gelegenen Ort mit dem vielverspre- vom fein geschwungenen Spannungsbogen in ist – in der Herbstnebelsuppe im Ahrtal etwa –, chenden Namen Kaltenzell, aber die Leiche ist den Bann gezogen werden. dann kann man die Gestalten, die diese Ge- plötzlich verschwunden. Stattdessen geistert Alexander Dahas schichten bevölkern, leibhaftig sehen. So wie die Weinkönigin quicklebendig über das Dorf— Intro empfiehlt: »Weinberg – Im Nebel des die Weinkönigin, die eines trüben Morgens fest, wobei »geistern« genau das richtige Verb Schweigens« (D 2015; R: Till Franzen, Jan Martin leblos am Rebstock hängt. Ein junger Mann hat zur Beschreibung dieser Mystery-Serie ist. Sie Scharf; D: Gudrun Landgrebe, Friedrich Mücke; VÖ: 03.11.16; Studiocanal) sie entdeckt, er ist direkt unter ihr aufgewacht, besteht aus insgesamt sechs Episoden und gab mit Blessuren im Gesicht und einer großen der deutschen Fernsehlandschaft letztes Jahr
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Game Of Thrones – Staffel 6
Wenn das Blut gefriert Winterschläfer leben ungemütlich in Westeros. Bei Schnee und Eis geht der Kampf der Thronanwärter erst los. Showdown is coming.
Da habt ihr ihn, euren Winter! Der Norden jedenfalls trägt nun Weiß. Doch die Jahreszeit selbst ist nicht der einzige Grund, warum man sich im sechsten Westeros-Urlaub warm anziehen sollte. Denn während die Königreiche miteinander im Clinch liegen und das Schmieden von Allianzen nur schwerfällig vorangeht, ist der gemeinsame untote Feind vor der Mauer angelangt. Was ist dieser throngewordene Klumpen Schwerter noch wert, wenn die Tore nicht halten? Im Akkord entwirren die Showrunner David Benioff und D.B. Weiss das kunstfertig verwobene Intrigengespinst von George R.R. Martins Buchreihenvorlage »Das Lied von Eis und Feuer« und lassen Druck vom Kessel. Das resultiert einerseits in ungewohnt übersichtlichen Fügungen und erleichternder
Bösewicht-Liquidation, andererseits aber auch in spektakulären Schlachtenszenen, die den Krieg in all seiner plumpen Primitivität entblößen. Platz für sportlich-geschmeidiges Schaulaufen mit blitzender Klinge ist hier jedenfalls nicht. Vielmehr liegen Galle, Blut und Fäulnis in der Luft. Nach einigen richtungsweisenden Twists der Schlüsselfiguren bleiben den Machern nur noch zwei kurze Staffeln, um dem Serien-Epos ein großes Finale zu bereiten. Es wird so sicher kommen wie der Winter. Valentin Erning — »Games Of Thrones – Staffel 6« (USA 2015; R: Neil Marshall; D: Lena Headey, Peter Dinklage; VÖ: 17.11.16; Warner)
#Kultur #DVD
Mittelerde Collection Es scheint wahr zu sein, dass Freunde von J.R.R. Tolkiens Fantasy-
Deine Schatzkiste
Welten eine engere Bindung zu den Büchern des Autors haben als praktisch alle anderen Leser zu allen anderen Büchern und deren Verfassern. »Du hast die ›Herr der Ringe‹-Trilogie noch nicht gelesen? Ich beneide dich! Was würde ich dafür geben, das Auenland Peter Jackson hat Tolkiens »Herr der Ringe«- noch einmal zum ersten Mal kennenlernen zu dürfen!« Peter Jacksons Epos ein Denkmal gesetzt. Dieses Monument bildgewaltige Verfilmungen hätten angesichts einer so harten Fanbase ins Auge gehen können. Aber was die monumentalen Landschaften könnt ihr euch jetzt ins Regal stellen. von Mittelerde und ihre sagenhafte Bevölkerung angeht, scheint der Regisseur direkt hinter die Stirn der Anhängerschaft geblickt zu haben. Sowohl die »Ringe«-Trilogie als auch die drei Schinken zum Prequel »Der Hobbit« entsprechen bis zum letzten Monsterzahn der Vorstellung der Tolkien-Verehrer. Gleichzeitig gibt das detailreiche World-Building der Phantasie genug Auslauf, um sich tagelang von der Realität zu verabschieden und als Ork oder Elb in Mittelerde weiterzuleben. Mit der Komplettbox, die beide Filmserien vereint, kann man das Unterfangen nun in chronologischer Reihenfolge angehen, und zwar bis der Blu-ray-Player glüht. Schließlich sagt schon die Verpackung: »Mein Schatz!« Ihr solltet das Ding gut vor Gollum verstecken, besonders wenn ihr die 30-Discs-starke Ultimate Collector’s Edition euer Eigen nennt. Alexander Dahas — »Mittelerde Collection« (»Der Hobbit: Eine unerwartete Reise«, »Der Hobbit: Smaugs Einöde«, »Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere«, »Der Herr der Ringe: Die Gefährten«, »Der Herr der Ringe: Die zwei Türme«, »Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs« in der Kinofassung, 6 Discs), VÖ: 03.11.16; Warner — »Mittelerde Ultimate Collector’s Edition« (30 Discs und Sonderausst.), VÖ: 03.11.16; Warner
The Neon Demon
SCHAULAUFEN DER MODEOPFER Nicolas Winding Refns HochglanzHorrorfilm ist eine Spur glamouröser und düsterer als sein stylischer Thriller »Drive«.
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n »The Neon Demon« taucht Nicolas Winding Refn die Modewelt von Los Angeles in ein blutrotes Licht. Der Film dreht sich um ein junges Model, das auf dem Weg zum Ruhm in seelische Abgründe vorstößt, an denen es zunehmend Gefallen findet. Der Regisseur ist verliebt in eine Bildsprache, die Sex mit glatten Objekten fetischisiert. Junge Mädchen küssen Spiegel, stolzieren nackt durch unbeleuchtete Hollywood-Villen oder liegen photogen in sich ausdehnenden Blutlachen. Alles was man klischeehaft über die FashionBranche zu wissen glaubt – Loyalitäten zählen nichts, die Konkurrenz muss vernichtet werden –, wird hier auf eine satirische Spitze getrieben, die auch vor Kannibalismus nicht zurückschreckt. Die Idee, dass Schönheit die
einzig wahre Währung ist, ist zwar nicht die Für Freunde der Lookismus-Forschung ein neuste Erkenntnis, wurde aber selten zuvor grimmiges Vergnügen. mit solcher Wolllust attackiert. Als Huldigung Alexander Dahas und Abrechnung ist »The Neon Demon« ein eiskaltes Messer ins Herz des oberflächlichen — »The Neon Demon« (F/DK/USA 2016; R: Nicolas Winding Refn; D: Elle Fanning, Christina Hendricks; Geschmacks, das hinter seinem verführeriVÖ: 27.10.16; Koch Media) schen Look das blanke Entsetzen bereithält.
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#Kultur #DVD
Better Call Saul – Staffel 2
NEUES VOM TRICKSER D Ein Anwalt muss kein Moralapostel sein. Jimmy McGill denkt auch in der zweiten Staffel zuerst an sich und dann an die Klienten.
Wer sich von »Daft Punk – Unchained« eine Enthüllung der spektakulären Art erhofft hatte, den enttäuscht Regisseur Hervé Martin-Delpierre gerne. Denn seine Dokumentation nähert sich auf akribische Weise und mit interessanten Interviewpartnern wie Pharrell Williams der Geschichte des französischen Duos, das die Begriffe House, Pop und Postpunk mit den Alben »Homework«, »Discovery«, »Human After All« und »Random Access Memory« neu buchstabierte. So kommen wir Antworten auf die Frage näher, was für Gedanken sich unter den Helmen von Thomas Bangalter und GuyManuel De Homem-Christo zusammenbrauen, ohne dass die beiden selbst aktuelle O-Töne beisteuern. Abgerundet wird die einstündige Daft-Punk-Chronik durch eine Menge Footage – von den 1990er Jahren bis heute. — Intro empfiehlt: »Daft Punk – Unchained« (F/GB 2015; R: Hervé Martin-Delpierre; VÖ: 28.10.16; Polyband)
as Schöne am bürgerlichen Leben: Nur weil man die Gesetze befolgt, muss man nicht auf den Kontakt mit der Unterwelt verzichten. Die Kinogeschichte basiert auf den Abenteuern Krimineller. Vince Gilligan, Showrunner von »Breaking Bad«, denkt sich solche Biografien wie am Fließband aus. Eine seiner schillerndsten Figuren ist Jimmy McGill, der später zu Walter Whites Winkeladvokat Saul Goodmann mutiert. Der moralelastische Anwalt gedieh schon im Mutterformat in jenem speziellen Zwielicht, das »Breaking Bad« so bahnbrechend machte. Menschen, die nach
dem Ende von Walter Whites Abenteuern den kalten Entzug fürchteten, können sich über die zehn neuen Episoden der zweiten Staffel des Spin-offs »Better Call Saul« freuen, in dem Jimmys/Sauls ganze Geschichte erzählt wird. Neben den juristischen Taschenspielertricks hat er alle Hände voll zu tun, seine gespaltenen Verhältnisse zu Bruder Chuck, Freundin Rhea und dem ebenfalls aus »Breaking Bad« bekannten Killer Mike Ehrmantraut zu kitten. Ohne Erfolg. Das Sequel zum Prequel wirft einen weiteren langen Blick in McGills Vergangenheit zwischen Gefängnis und Strafgericht. Ein Stück schwarzen Humors, das von tiefem Humanismus durchdrungen ist – auch dank Hauptdarsteller Bob Odenkirk. Alexander Dahas — »Better Call Saul« (USA 2016; C: Vince Gilligan; D: Bob Odenkirk, VÖ: 17.11.16; Sony)
#Style
#Kultur #Technik
Samsung Gear 360: Die Exklusive
360-Grad-Inhalte auf dem Smartphone-Display zu betrachten ist okay, wirklich zur Geltung kommen die Schnappschüsse und Videos aber erst mit dem entsprechenden Zubehör: der VirtualReality-Brille. Und die hat Samsung mit der Gear VR passend zur 360-Grad-Kamera ebenfalls im Programm. Mit einer Bildqualität von 30 Megapixeln (beide Linsen) liefert die Gear 360 ordentliche Ergebnisse ab, was im Großen und Ganzen auch auf die Videoaufnahmen zutrifft. Die werden mit einer Auflösung von 3840 x 1920 Pixeln festgehalten. Im Gegensatz zu den beiden anderen Modellen funktioniert die Gear 360 allerdings nur mit einer Auswahl aktueller Samsung-Smartphones. — Samsung Gear 360, ca. 340 Euro, samsung.com
360-Grad-Kameras
NIE WIEDER TOTE WINKEL Für die einen Revolution, für die anderen nur der Sturm im Wasserglas: Immer mehr digitale Inhalte werden von ihren zweidimensionalen Fesseln befreit und räumlich erfahrbar. 360-Grad-Shots aus dem Konzertpublikum, Virtual-Reality-Livestreams für die Massen und Filmtrailer mit optionalem Schulterblick machen es vor. Im Zeitalter der Partizipation stellt sich allerdings auch die Frage, wie und zu welchem Preis man die eigenen Inhalte in die dritte Dimension überträgt – wir haben drei Antworten.
Ricoh Theta S: Die Unkomplizierte
LG 360 Cam: Die Günstige
Wer prinzipiell an VollsphärenKameras interessiert ist, aber keine Lust hat, sich in umständliche Bedienungskonzepte einzuarbeiten, ist mit der Ricoh Theta S gut beraten. Das Gerät kommt mit gerade mal drei Knöpfen aus: Auslöser, WLAN- und Power-Taste. Details werden über die zugehörige App geregelt. Unpraktisch wird es dagegen, wenn man seine Ergebnisse direkt in den sozialen Netzwerken teilen möchte – das geht nämlich nur über Umwege. Abstriche muss man zudem bei der Auflösung machen, die nur bedingt mit der Konkurrenz mithalten kann.
Die LG 360 Cam ist mit ihrem vergleichsweise niedrigen Preis von 200 Euro ein ideales Modell für neugierige Tester, die sich erst einmal mit der Technik vertraut machen möchten. Dass in Anbetracht des geringen Kostenpunkts klare Abstriche in Sachen Qualität gemacht werden müssen, sollte allerdings klar sein. So verfügen die beiden Linsen nur über eine Bildqualität von jeweils 13 Megapixeln, Videos werden mit 2560 x 1280 Pixeln aufgenommen. Das mag auf dem Smartphone-Display zunächst keinen großen Unterschied machen, zeigt sich am Bildschirm oder im VR-Headset dafür umso deutlicher.
— Ricoh Theta S, ca. 380 Euro, theta360.com
— LG 360 Cam, ca. 200 Euro, lg.com
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#Kultur #Games
Festival For Games
Virginia
FILMRISS Das Debüt des britisch-irischen Entwicklerstudios Variable State polarisiert mit seiner ungewohnt filmischen Inszenierung wie kaum ein anderes Indie-Spiel in diesem Jahr – und überzeugt genau deswegen auf ganzer Linie.
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in Junge ist verschwunden. Zwei FBI-Agentinnen klingeln bei den Eltern – einer scheinbar ganz normalen Familie. Wie erzählt man so eine Geschichte, deren Inspiration aus »Twin Peaks«, »Akte X« und ähnlichen Serien kommt, wenn das Medium aber Videospiele sind? Vielleicht so: Der Spieler steuert die Protagonistin aus der Egoperspektive. Dabei bestimmt er jedoch nicht, was die Protagonistin tut. Stattdessen bewegt er sich durch kurze Szenen und drückt immer denselben Aktionsknopf, um verschiedene Dinge zu tun. Die Heldin wacht auf, sie geht zum Waschbecken. Schnitt. Frisch gewaschen und angezogen verlässt sie die Wohnung. Schnitt. Sie geht aus dem Fahrstuhl und durchquert das Großraumbüro auf dem Weg zum Vorgesetzten. Schnitt. Die harten Szenenwechsel geben »Virginia« den schnellen Rhythmus vor und dennoch bewegt sich das Spiel durch eine eher langsame, gewundene Handlung. Auch gewöhnliche Spiele haben Leerlauf, lassen ihre Helden ziellos stöbern und kramen, sich verlaufen und scheitern. »Virginia« ist dabei aber so konzentriert und kurzweilig wie ein Film. Vom Vorspann bis in die Breitbildbalken strebt man hier in das andere Medium. Von dort leiht es sich mächtige Werkzeuge. Der Schnitt wird zum Erzähler, indem er Motive und Handlungsstränge verknüpft. Die Menschen halten dagegen die Klappe. Immer wieder übernimmt das Spiel auch die Regie und zeigt Sonnenuntergänge, Kaffeetassen, Rückblenden, Traumsequenzen, Ausbrüche
aus der realistischen Erzählung. »Virginia« erfüllt keine landläufigen Erwartungen daran, was ein Spiel ist. Es ist eine interaktive Erzählung. Die sieht anfangs ernüchternd nach Fanfiction aus: Dana Scully ermittelt in Twin Peaks. Aber dann laufen die Ermittlungen völlig an den vermeintlichen Vorbildern vorbei. Die Geschichte ist menschlicher, bodenständiger, als es die frühen Fieberträume von reanimierten Vögelchen nahelegen. Und sie löst sich in Fragezeichen auf. Diesen Film muss man öfter schieben, bis man Freunden angetrunken Theorien auftischen kann. Aber das ist der zweistündige Trip wert. Jan Bojaryn
— »Virginia« für PC, PS4, Xbox One (Variable State)
NEXT LEVEL 2016 Die Next Level Conference wird zum Festival und lädt vom 3. bis zum 6. November in das NRW-Forum Düsseldorf, um sich über die Zukunft digitaler Unterhaltung auszutauschen.
Kaum eine Branche befindet sich aktuell derart im Umbruch wie die Welt der Videospiele. Virtual- und Augmented-Reality-Technologien versprechen gänzlich neue Erfahrungswelten, längst verinnerlichte Produkt-Zyklen werden zunehmend auf den Kopf gestellt und die digitalen Vertriebsmöglichkeiten haben dank ihrer demokratisierenden Wirkung und dem Boom im Mobile-Segment für derart viele Nischen gesorgt, dass die Artenvielfalt nicht mal mehr ansatzweise zu überschauen ist. Die Next Level Conference ist seit jeher ein hervorragender Anlaufpunkt, um trotz der um sich greifenden Unübersichtlichkeit ein Gefühl für das Potential dieses jungen Mediums zu entwickeln und dessen anhaltenden Synergien mit der bildenden Kunst zu betrachten. Mit dem Wandel von der Konferenz zum Festival geht vor allem eine gesteigerte Interaktivität einher, die die Besucher und Besucherinnen je nach Belieben zu Protagonisten experimenteller und performativer Versuchsanordnungen werden lässt. Auf Vorträge, Panels und Diskussionen muss man trotz der Neuorientierung natürlich nicht verzichten – genauso wenig, wie auf den obligatorischen Game-Jam, zahlreiche Möglichkeiten zum Netzwerken und natürlich viele Gelegenheiten zum Testen neuer Titel. Paula Fuchs — Next Level 2016 – Festival For Games, 03.-06.11., NRW-Forum Düsseldorf
#Kultur #Games
Keine Skills am Controller aber La Paloma pfeifen
Illustration: Alexandra Ruppert
»Slain: Back From Hell« ist ein Klassiker, den es niemals gegeben hat. Eine Ode an die »Castlevania«-Serie. Und eine Liebeserklärung an die Metal-Kultur mit all ihren Klischees. Selbstverständlich muss sich Videospiel-Laie und Metal-Fan Carsten Schumacher sich ein Bild davon machen. Ein langhaariger Mann mit Schwert und Umhang – endlich darf ich mal ich selbst sein! Kurz noch den Soundtrack in den Optionen hochdrehen und schon kann es losgehen. Wie enttäuschend: der Regler geht nicht mal bis elf. Kein MetalKlischee, aber die naheliegendste »Spinal Tap«Referenz auslassen?! Wen kann man in diesem Ragnarök-Szenario zur Rechenschaft ziehen? Ich möchte den Kerkermeister sprechen! »Bathoryn erwachet! Das Land leidet erneut, erhebt euch!« Schöne Einleitung, genau das geht jeden Morgen in meinem Kopf vor, wenn ich mich von »Blood Fire Death« wecken lasse. Allerdings schon ein wenig entwürdigend, wie beiläufig man
32ND INTERNATIONAL SHORT FILM FESTIVAL BERLIN
dann im Minutentakt um die Ecke gebracht wird – hier fliegen echt mehr Knochen als bei »Germany’s Next Topmodel«. Immerhin gibt’s viel anmutig im Wind wehendes Haar. Wie machen diese Ghouls das nur? Pantene Pro-V? Guhl Seidenglanz? »Das Erwachen des Skeletthenkers verpestet die Luft«, heißt es nun. Das schockt mich, als jemand, der jeden Tag am Clevischen Ring in KölnMülheim (66µg Stickstoff!) vorbei kommt, eher weniger. Bei Marteria klang das mit den lila Wolken trotzdem irgendwie romantischer. Egal, Level geschafft. Nächster Stopp: »Der Bau«. Willkommen am Berliner Flughafen! Jetzt macht auch plötzlich alles einen Sinn: Ich bekämpfe die Dämonen der geschassten Architekten und insolventen Bauinvestoren. Und wie im echten Leben ist dieser Kampf irgendwie nicht zu gewinnen. Fertigstellung des Levels: keine Angabe. — »Slain: Back From Hell« für Playstation 4, PC (Wolf Brew Games)
14. - 20. NOVEMBER 2016 INTERFILM.DE ARTWORK © 2016 Olaf Nicolai
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#Kultur #Games
Shu
DIE LÄNGE DES GEDULDSFADENS Wenn gute Ideen und liebevolle Optik alles wären, dann müsste »Shu« über jeden Zweifel erhaben sein. Leider ist es nicht ganz so einfach.
Auf ihr Wesen heruntergebrochen sind Spiele nichts anderes als Prüfungen, die unsere Geduld, Neugier oder Intelligenz testen. In der Regel lässt die Möglichkeit der ständigen Wiederholung irgendwann darauf schließen, ob es am eigenen Können oder dem Spieldesign mangelt, wenn etwas nicht klappt. Bei »Shu«
kann man sich darüber jedoch nie wirklich sicher sein. Das Spiel macht in dem großen Angebot an Download-Titeln vor allem durch seine asiatische Scherenschnitt-Ästhetik neugierig. Die namensgebende Hauptfigur ist eine Mischung aus Rotkäppchen und Karlsson vom Dach: Shu kann ihren Rock als eine Art Gleitschirm nutzen. Während das zumindest noch durch eine kurze Einblendung erklärt wird, ist für den Rest der Geschichte um die Flucht vor einem vernichtenden Sturm viel
Phantasie nötig. Ebenfalls etwas unklar ist das Leveldesign, denn als Plattformer im 2.5DFormat täuscht das Spiel eine räumliche Tiefe vor, die es bei der Führung von Shu eigentlich gar nicht gibt. So weiß man am Ende kaum noch, welche Elemente der insgesamt 15 Level nur schmuckes Beiwerk oder tatsächlich erreichbare Abschnitte sind. Wer sich davon nicht irritieren lässt und einmal den Flow gefunden hat, kann »Shu« bestimmt ins Herz schließen. Meine Freundschaftsanfrage wird noch etwas auf sich warten lassen. Gregor Wildermann — »Shu« für PC, PS4 und Playstation Vita (Coatsink)
Lichtspeer
IM GEIFER DES GEFECHTS Wurfgeschosse, Leichen-Schaschlik und Pixelblutfontänen: »Lichtspeer« vom polnischen Entwickler-Duo Lichthund bietet beste Voraussetzungen zur Aufarbeitung der eigenen athletischen Vergangenheit – unter anderem.
Man kannte mich als Abiturient Erning. Höflich, schmächtig, 4+ im Speerwurf. Doch das liegt Jahre zurück. Jetzt heiße ich Helga und führe den Spieß zur Kurzweil der Götter – wie
es sich für eine gestandene Germanin geziemt. Das hier ist meine Chance auf Reinwaschung, und die will ich ausschlachten. Muss ich sogar, denn ein nicht enden wollender Strom debiler Ungeheuer trachtet mir nach dem Leben, darunter Zyklopen-Yetis, absurd adrette Wurst-Zombies, Wikinger-Pinguine und geflügelte Piranha-Füchse. Wie angewurzelt stehe ich da und fertige sie ab; ein Biest nach dem anderen geht von phallischem Magenta
durchbohrt zu Boden. Archaische Nulltoleranz, futuristisch aufgemacht – ich bin impermeabel und lebe Frauke Petrys feuchten Traum. Zur Belohnung gibt es LSD, was natürlich für nichts anderes stehen kann, als für Licht Standard Denomination und flugs in Skills und Moves investiert werden muss, damit ich dem Ansturm der Horden weiterhin Paroli bieten kann. Denn die Häscher-Infanterie hat nicht nur eine irrwitzige Kondition, sondern auch ständig neue Kostümideen. Ja selbst die Schwerkraft paktiert mit dem Feind. Weshalb sonst sollten die Walrosse nach dem Rutschen falkengleich in der Luft stehen, bevor sie einen ins Pfannkuchenformat pressen? So stressig all das klingen mag: Der sportliche Ehrgeiz überlagert selbst im härtesten »Lichtspeer«Level jeden Frust. Dem prompten Respawn im selben Spielabschnitt und dem Verzicht auf einen Game-over-Kahlschlag sei Dank. Valentin Erning — »Lichtspeer« für PC und PS4 (Lichthund)
#Life
#Life
Collage: Anthony Gerace
Zum Haare raufen und oft nur mit Kippe zu ertragen ist dieses Leben im Prekariat. Trotzdem oder gerade deshalb erklären wir es zur »Bewegung«. Ernster, oder besser: noch ernster, wird es in der Fotoreportage von Philipp Böll. Er hat Orte fotografiert, an denen Menschen durch rechtsmotivierte Taten gestorben sind. Und davon gibt es leider viel zu viele.
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#Life #Reportage #Orte rechter Gewalt
Philipp Böll
ORTE RECHTER GEWALT
Es ist nicht nur erschreckend, wie sehr sich Europa und Deutschland derzeit nach rechts bewegen, sondern auch, wie viele eklige Details auch jetzt noch in Sachen NSU bekannt werden. Nachdem die Terrorzelle im November 2011 aufgeflogen war, beschäftigte sich der Kölner Fotograf Philipp Böll mit Orten in Deutschland, an denen Menschen ab 1990 durch rechte Gewalt zu Tode gekommen sind.
4. April 2006 Dortmund, Nordrhein-Westfalen Der dreifache Familienvater Mehmet K. wird am helllichten Tag mit mehreren Schüssen in seinem Kiosk getötet. Erst im November 2011 werden die Täter ermittelt: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Die Selbstenttarnung der rechten Terrorzelle NSU offenbart ein jahrelanges Versagen der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden, die nie in Richtung eines rechtsextremen Motivs ermittelt haben. Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des NSU, schweigt bis heute zu den Taten.
#Life #Reportage #Orte rechter Gewalt
29. Mai 1993 Solingen, Nordrhein-Westfalen Gürcün I. (27), Hatice G. (18), Gülüstan Ö. (12), Hülya G. (9) und Samine G. (4) sterben, nachdem vier junge Solinger einen Brandanschlag auf ihr Haus verüben. Der Strafsenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichts verurteilt die zur Tatzeit 16, 17, 20 und 23 Jahre alten Täter wegen auf Ausländerhass basierenden fünffachen Mordes, 14-fachen Mordversuches und besonders schwerer Brandstiftung zu einmal 15 und dreimal zehn Jahren Haft.
6. Oktober 1999 Lichtenberg, Berlin Kurt S. wird von vier Neonazis in seiner Wohnung misshandelt und lassen ihn schwer verletzt zurück. Wenig später kommen sie wieder und töten ihn mit einem mitgebrachten Messer, sowie Tritten gegen Kopf und Körper. Die Täter sind bereits einschlägig vorbestraft. Das Landgericht Berlin verurteilt die beiden 23-Jährigen im April 2000 zu lebenslangen Freiheitsstrafen. Die beiden anderen Angeklagten, 18 und 19 Jahre alt, werden nach Jugendstrafrecht zu acht beziehungsweise achteinhalb Jahren Haft verurteilt.
9. Juni 2005 Nürnberg, Bayern Ismail Y. (50) wird in seinem Dönerstand in der Nürnberger Scharrerstrasse mit fünf Schüssen in Kopf und Oberkörper getötet. Das Bundeskriminalamt geht bei den Ermittlungen davon aus, dass das Opfer in Verbindung mit türkischen Drogenhändlern aus den Niederlanden steht. Seit November 2011 kann die Tat zweifelsfrei der Mordserie des NSU zugeordnet werden.
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#Life #Reportage #Orte rechter Gewalt
8. Mai 1997 Königs Wusterhausen, Brandenburg Augustin B. (59) wird von einer Gruppe junger Rechtsextremisten zu Tode geprügelt. Die Täter beschließen in den Morgenstunden, ihrem Nachbarn »Stress« zu machen: Sie steigen über den Balkon ein, schlagen auf ihn ein und verwüsten seine Wohnung. Eine Stunde später kommen sie wieder, bedrohen Augustin Blotzki erneut und halten ihm vor, sein Name klinge »ausländisch«. Sie beschimpfen ihn als »Bulgarensau« und »Ausländerschwein«. Unzählige Fußtritte, Stuhlbeinund Faustschläge folgen. Als er nur noch schwach atmet, wird eine Vase auf seinem Kopf zerschlagen. Das Landgericht Potsdam verurteilt einen 24-jährigen zu 14 Jahren Haft, zwei 16- und 19-Jährige zu achteinhalb Jahren Jugendstrafe. Eine zur Tatzeit 15-Jährige wird zu vier Jahren, ein weiterer 16-Jähriger zu sechseinhalb Jahren verurteilt – beide wegen Körperverletzung mit Todesfolge.
28. Juli 1993 Petershagen, Brandenburg Hans-Georg J. (35) ist in der S-Bahn nach Ostberlin eingeschlafen, als in Strausberg eine Gruppe Neonazis den Zug besteigt: René B. (20), Henry G. (19) und Thomas D. (18). Die drei Auszubildenden sind stark alkoholisiert. Sie wollen »jemanden aufklatschen«, um sich Geld zu beschaffen. Die Gruppe fällt über J. her, prügelt und tritt immer wieder auf ihn ein, durchwühlt seine Taschen nach Geld. Die Täter erbeuten 2,50 DM und stoßen J. bei Petershagen aus der fahrenden S-Bahn. Wenige Stunden später stirbt er an seinen schweren Verletzungen. Der Haupttäter René B. wird zu acht Jahren Jugendstrafe verurteilt. Im Gefängnis wird er der Kopf einer rechten Häftlingsgruppe und auch nach seiner Entlassung im Jahre 1998 bewegt er sich weiterhin aktiv in der rechtsextremen Szene.
29. April 2000 Halberstadt, Sachsen-Anhalt Helmut S. (60) wird von dem damals 29-jährigen Andreas S. im Treppenhaus des Plattenbaus, in dem beide leben, niedergestochen und verblutet. Ursache war ein Streit über die laute Musik, die aus Andreas S. Wohnung drang (unter anderem das Horst-WesselLied). Bei der Wohnungsdurchsuchung findet die Polizei über 80 zumeist indizierte CDs mit rechtsextremer Musik, Dutzende von Kassetten und Videos aus Produktionen des im gleichen Jahr verbotenen Neonazinetzwerks »Blood & Honour« sowie 90 Hefte mit Neonazi-Propaganda. Zur Überraschung vieler Prozessbeobachter wird der Angeklagte aufgrund eines »intensiven Notwehrexzesses« freigesprochen. Das Urteil bleibt auch nach einer Revision bestehen.
#Life #Reportage #Orte rechter Gewalt
7. Oktober 2003 Overath, Nordrhein-Westfalen
Mechthild B. (53), Hartmut N. (61) und Alja N. (26) werden mit einer Pumpgun von dem bekennenden Rechtsextremisten Thomas A. (45) erschossen. Der Anwalt Hartmut N. hatte zuvor in einem Mietschuldenstreit die Gegenseite von Thomas A. vertreten. A. dringt mit seiner damals 19-jährigen Freundin in N.s Kanzlei ein und erschießt die Familie durch Kopfschüsse aus nächster Nähe. Während der späteren Gerichtsverhandlung bezeichnet er die Morde als eine »von mir selbst durchgeführte Maßnahme zur Gesundung des deutschen Volkes«, die »mehr als notwendig« gewesen sei. Das Landgericht Köln verurteilt A. im Dezember 2004 wegen Mordes mit besonderer Schwere der Schuld zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.
26. Juli 1994 Kreuzberg, Berlin
16. September 1991 Schwedt, Brandenburg Der alkohol- und psychisch kranke Wolfgang A. (28) stirbt, nachdem er von acht Jugendlichen über einen Zeitraum von mehreren Stunden auf einem Spielplatz, der Treffpunkt der jungen rechten Szene ist, brutal misshandelt wird. Im März 1993 verurteilt das Bezirksgericht Frankfurt (Oder) sieben der Täter zu Bewährungsstrafen zwischen acht Monaten und zwei Jahren. Der achte, der den zum Tode führenden Tritt gegen dem Kopf geführt haben soll, ist aufgrund seines Alters nicht strafmündig.
Jan W. (45), Bauarbeiter aus Polen, wird von einer Gruppe junger Männer in die Spree getrieben. Er wird gewaltsam daran gehindert, ans Ufer zurückzuschwimmen und ertrinkt. Eine Polizeistreife hört die Rufe »Polacken, verpisst euch« und »lasst den Polen nicht raus«. Auf den Tod von Jan W. reagiert die Gruppe belustigt. Im Mai 1995 werden vier 19- bis 25-jährige Männer und zwei 16- und 17-jährige Mädchen wegen Körperverletzung mit Todesfolge und schwerer Körperverletzung zu Bewährungsstrafen und Freiheitsstrafen bis zu vier Jahren verurteilt.
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#Life #Kolumne #Ich möchte Teil einer Bewegung sein
Ich möchte Teil einer Bewegung sein Folge 6: Prekarier
Das mit der Bewegung haben so ähnlich schon Tocotronic gesungen. Damit haben sie einen Impuls beschrieben, der die Popkultur am Leben hält. Auch unsere Kolumnistin Paula Irmschler kennt dieses Gefühl. Auf der Suche nach Halt und einer Peer-Group, die ihr ein Zuhause gibt, stolpert sie allerdings manchmal auch dahin, wo es wehtut. Diesmal in die fiesen Auswüchse des Turbokapitalismus.
Illustration: Alexandra Ruppert
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»Wenn Sie sich waschen und rasieren, haben Sie in drei Wochen einen Job«, sagte einst ein weiser, weißer Mann namens Kurt Beck zu einem wütenden Arbeitssuchenden. Mit einem Hochschulstudium sollte es aber doch auch ohne entsprechende Körperpflege klappen. Bachelor und Master sorgen schließlich zuverlässig dafür, dass man innerhalb von rund fünf Jahren bildungsfertig und marktwirtschaftbereit ist. Von da an nur Reichtum, Reputation und irgendwann Rente. Oder? Natürlich klappt das in der Realität nur mit der Wirtschaft naheliegenden Studiengängen oder Technikgedöns. »MINT gewinnt«, so der Slogan der zynischen Verwertungslogik, ihr ungewaschenen Hippies! Für Leute mit Geisteswissenschaftsambitionen ist eine Festanstellung allerdings ähnlich aussichtsreich wie ein Lottogewinn – Hygiene hin oder her. Auch mit Uniabschluss-Wisch ist nix mit Elite oder Einstiegsgehalt. Hallo prekäres Von-derHand-in-den-Mund-Dasein, Rattenappartement, fehlende Versicherungsleistungen und dauerhafter Zustand der »Neuorientierung«. »Prekarier« – das klingt wie ein Essverhalten, bedeutet aber in erster Linie ständige Existenzunsicherheit. Immerhin mit einem gewissen Repertoire an Nahrung wie Nudeln, Toast, Nudeln, Surf Cola, Wurst, die beim Aufmachen nach Pups riecht, im besten Falle ja!-Ketchup. Und Nudeln. Das ist zwar verdammt beschissen, aber auch alternativlos. Dementsprechend kann man sich den ganzen Armutslifestyle auch gleich zur romantischen Identität zurechtbiegen: Statt Museum – lümmeln unter der Parkskulptur, statt Ausgehen – cornern am Eckkiosk, statt Cafébesuch – Filterkaffee auf der eigenen Fensterbank. »Netflix and Chill« ist unsere Auslandsreise, Dosenbier unser Wein, Aldi-Feinkost unser
Restaurant, der Fahrkartenkontrolleur-Sprint unser Sportprogramm. Angehende Künstler und große Denker haben das schon immer so vorgemacht, allein der Storys wegen. Da kommt schon mal die Frage auf: Was war zuerst da? Die Storys oder das prekäre Dasein? Geht das eine ohne das andere überhaupt? Ich jedenfalls will es herausfinden: Es folgt also stumpfes Regale-Einräumen, für das ich zu langsam bin, Werbecola-Ausschank an problematische Kids auf einer Jugendmesse, bei der ich gleichzeitig »Gibt’s hier was umsonst???« gefragt, beklaut und angespuckt werde, Kasse in einer Großraumdiskothek, in der ich ständig zu viel Kohle rausgebe, und ein zweiwöchiger Ausflug ans Fließband eines großen Automobilherstellers – inklusive Pausenerfahrung als einzige Frau im Team der BILD-Zeitungsleser, Pegida-Fahrgemeinschaften-Planer und Nutten- und/oder Ehefrauen-Beschimpfer. Doch auch ein blindes Huhn findet mal eine Korn-Cola. Und so lande ich an der Garderobe eines netten Clubs, sage in der Stunde achtzig Mal »einen Euro bitte!« und »Nein, schau noch mal nach, ich habe dir definitiv eine Marke gegeben«, lasse mich anbrüllen und bezirzen, verkünde irgendwann: »leider voll!« und meine damit die Garderobe und mich – und habe unendlich viel Material für all die Romane, für die ich keine Zeit haben werde. Aber wenigstens spüre ich das echte Leben – und umgestoßenes Bier auf meiner Strumpfhose.
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#Life #Rezepte der Popküche
#Rezepte der Popküche
Die Pop Tarts aus »Gilmore Girls« Am 25. November laufen endlich die vier neuen Folgen »Gilmore Girls« . Aus diesem Grund backen wir das Symbol für Lorelais Rebellion gegen ihre Eltern nach: Pop Tarts. Und wir wählen nicht Lorelais Toaster-Variante, sondern backen wirklich selbst! Im Leben der Gilmore Girls dreht sich ziemlich viel um Essen: Morgens gibt’s Donuts bei Luke, zwischendurch Pizza oder Chinesisch von Al’s Pancake World und später das fette Abendmahl bei den Großeltern. Essen, Essen, Essen. Doof nur, dass Lorelai Gilmore gar nicht kochen kann, sie bestellt lieber oder geht zu Sookie oder Luke, wenn sie hungrig ist. Oder sie isst Pop Tarts. Nicht nur, weil sie lecker sind, sondern auch, weil sie eine besondere Bedeutung in Lorelais Leben haben. In einer Folge hält sie einen bewegenden Monolog über ihr erstes Pop Tart, das sie als Teenager bei einer Freundin zu Hause aß: »Ich wusste, meine Mutter würde allein bei dem Gedanken, dass ich ein Pop Tart essen könnte zusammenzucken … Es schmeckte nach Freiheit, Rebellion und Unabhängigkeit«. Lorelais Eltern gehören zu den oberen Zehntausend. Sie erwarten von ihrer Tochter, sich den Regeln der High Society von Neuengland zu beugen. Privatschule, Dinnerpartys und Wohltätigkeitsveranstaltungen dominierten
den Teenager-Alltag. Junkfood eher weniger. Dabei wäre ihre Mutter Emily wohl froh gewesen, wenn es nur bei Pop Tarts geblieben wäre: Lorelai wird mit 16 schwanger, verlässt die Familie und schlägt sich als Zimmermädchen durch. Bis zur Annäherung an ihre Eltern vergehen mehrere Jahre. Mit der fällt der Startschuss zur Serie. Die Toaster-Törtchen tauchen aktuell auf einem Promo-Bild zur neuen Staffel auf – drapiert neben einem Apfel. Fans erkannten schnell den Wink zur Folge mit dem BanglesKonzert aus der ersten Staffel. Trotzdem gab’s Diskussionen um eine Schwangerschaft einer der Gilmore Girls. Wieso sonst sollte sich plötzlich der Speiseplan geändert haben? Genaueres wissen wir ab dem 25. November. Zum Bingewatchen lautet unsere klare Empfehlung: Pop Tarts, was auch sonst? Da die Fertig-Variante nicht zum Standard-Repertoire deutscher Supermärkte gehört, haben wir ein Rezept für euch. Julia Brummert
Das Rezept Zutaten für sechs Rebellions-ToasterTörtchen Teig 370 g Mehl 1 Prise Salz 1 TL Zucker 230 g kalte Butter 6 TL kaltes Wasser Mögliche Füllungen Zucker und Zimt Marmelade Nuss-Nougat-Creme Früchte oder was ihr sonst mögt Glasur 70 g Puderzucker 1 EL Milch Dekoration Außerdem: 1 Ei und etwas Milch Und so geht’s: Beim Teig handelt es sich um einen klassischen Mürbeteig. Und der braucht vor allem Geduld. Alle Zutaten in eine Schüssel geben und entweder mit den Knethaken oder den Händen zu einem glatten Teig verrühren und zu einer Kugel formen. Dann für mindestens eine Stunde in den Kühlschrank damit. Den Backofen auf 175°C Ober- und Unterhitze vorheizen. Den Teig ausrollen und zwölf Rechtecke (etwa 12x7 cm) ausstechen. Sechs davon kommen aufs Backblech. Die Ränder mit der Mischung aus Ei und Milch einpinseln, dann die Füllung mittig verteilen und schließlich die restlichen Rechtecke wie einen Deckel verwenden. Die Ränder mit einer Gabel zusammendrücken, Eigelb auf die Pop Tarts streichen und etwa für 15 Minuten in den Ofen, bis die Pop Tarts goldbraun sind. Nun noch mit der gemischten Glasur bepinseln und nach Belieben mit bunten Streuseln dekorieren.
Illustration: Alexandra Ruppert
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#Style
#Style Collage: Anthony Gerace
Muskeln, Masse, Männlichkeit? Lisa Puri, Simone Preis und Klaudia Cwiek stärken im Ring nicht nur ihre Schlaghand, sondern auch ihr Selbstbewusstsein. Für unsere Modestrecke fotografierten wir die drei unterschiedlichen Frauen im Boxclub Guts & Glory in Köln.
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Aus der Deckung #Style #Boxen
Boxclub: Guts & Glory Boxerinnen: Lisa Puri, Simone Preis und Klaudia Cwiek Fotos: Frederike Wetzels Assistenz: Caroline Wiederkehr Styling: Frederike Ebert Assistenz: Alexa Ramthun Haare/Make-up: Stanislas Dulong
ÂťEinfach ausprobieren!ÂŤ Lisa Puri, amtierende Deutsche Meisterin
#Style #Boxen
Links Jacke: Tiger of Sweden, Kleid: Uniqlo Rechts Klaudia Body: Edited, Rock: Weekday Lisa Shirt: Nike, Rock: Paige Socken: Stance, Schuhe: Converse
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#Style #Boxen
#Style #Boxen Top: Edited, BH: Intimissimi, Hose: Weekday
»Mein Ehrgeiz ist gewachsen« Simone Preis, boxt seit vier Jahren
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#Style #Boxen
»Das Boxen gibt mir körperlich und mental Kraft« Klaudia Cwiek, boxt seit zwei Jahren
#Style #Boxen Links Body: Weekday, Kopfhรถrer: Urbanears Rechts Sweater: Uniqlo, Kleid: Asos, Socken: Hudson, Schuhe: Converse
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N– 0 3 out now
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#Review
# Review Spalter The Lemon Twigs Do Hollywood 4AD / Beggars / Indigo
Hier sind die nächsten jungen Dinger, die mit betont alter Musik den Hype der Stunde entfachen. Die Frage ist: Verpufft das ganze Tamtam in den nächsten Wochen oder haben wir es hier tatsächlich mit Rockstars in spe zu tun? Die Manege Hollywoods ist offen und hell erleuchtet. Noch mehr battle unter intro.de/spezial/spalter
Unsere liebsten Platten 01 Nicolas Jaar Sirens 02 Agnes Obel Citizen Of Glass 03 Brandt Brauer Frick Joy 04 Conor Oberst Ruminations 05 Lady Gaga Joanne 06 The Lemon Twigs Do Hollywood
Nein, ich möchte nicht darüber schreiben, dass der eine der beiden D’Addario-Brüder aussieht wie die queere Version von allen Bowies auf einmal, obwohl er erst 17 ist. Das ist das verdammte Ding dieser Generation: Die vor uns konnten gut schreien, wir konnten gut das Maul halten, die nach uns können halt gut queer, und das ist so geil wie eigentlich langsam normal. Kommen wir also zur Musik. Und die funktioniert so: All jene Akkorde, die jeder Gitarrist nochmal üben muss, bevor er »Here, There And Everywhere« spielt, die mit verwirrenden Zahlen und Kreuzen, die dann, wenn sie erklingen, das Herz weiter öffnen als ein Bypass – jene Akkorde also lesen die Lemon Twigs auf und collagieren aus ihnen Pop-Hymnen in bester Tradition von Queen bis Roy Orbison, wo jeder Takt seinen eigenen Haken schlägt und trotzdem immer irgendwie triumphal in Richtung Himmel strebt. Strunzkonservativ also, Bei aller Liebe, Greiner: Da ist mir viel zu wenig mit Harmonien, die vermutlich Feierei in deinem Text. Denn tatsächlich ist diese schon Bach nicht verstört hätBand, ist dieses Album eine Sensation. Wann gab ten. Aber in seiner Wundertües das denn schon mal: Eine Bande von U20ern, tenhaftigkeit immer wundervoll. die den Punks Queen, Lennon und Bowie erklärt, das auch Bei näherem Hinsehen fällt alnoch erfolgreich, und die dann sogar live jedes vollmundige lerdings auf, dass, wo Freddie Versprechen einlöst? Weiß der Teufel, wie Brian und Michael Mercury noch kokettierte, seiD’Addario und ihre New Yorker Nachbarskinder Danny Ayala ne Musik sei wie ein Einweg und Megan Zeankowski das hinbekommen haben. Nur eins rasierer, die Songs der Lemon ist sicher: Eine Masse Talent muss dabei sein. Außerdem eine Twigs in ihrem Kokettieren mit Ader für Exaltiertheit, denn wie sollte man es sonst schaffen, die der Musikgeschichte vermutlich musikalischen und Show-Qualitäten Freddy Mercurys derart tatsächlich in ein paar Monaten smart, unpeinlich und dennoch wirkungsvoll in diese abgefuckte aus dem Kopf verschwunden Gegenwart zu überführen? Letztendlich wäre das aber alles nichts ohne das geschliffene Songwriting, das mehr als die Hälfte der sind. Das Meta-Einfluss-Ding zehn Stücke von »Do Hollywood« – und lang nicht nur die hat jedenfalls vor drei Jahren Singles »These Words« und »As Long As We’re Together« – bei Foxygen besser geklappt. Steffen Greiner zu echten Hymnen des 1970er-Rock macht, obwohl sich die Band in all ihrem juvenilen Überschwang noch deutlicher hätte fokussieren können. Lieber Greiner, du liegst so falsch: Diese Songs werden nie und nimmer nach ein paar Monaten aus dem Kopf verschwunden sein, sondern den Grundstein für eine große Karriere legen. Sofern diese Kids vorher nicht durchdrehen. Denn eine Performance wie die der Lemon Twigs hat seit Mercurys Tod niemand mehr liefern können. Christian Steinbrink
07 Soft Hair Soft Hair 08 The Slow Show Dream Darling 09 Bon Iver 22, A Million 10 Nicolas Sturm Angst Angst Overkill
Eure liebsten Platten 01 Bon Iver 22, A Million 02 Kate Tempest Let Them Eat Chaos 03 Green Day Revolution Radio 04 Sportfreunde Stiller Sturm & Stille 05 Beginner Advanced Chemistry 06 Passenger Young As The Morning Old As The Sea 07 Nick Cave And The Bad Seeds Skeleton Tree 08 White Lies Friends 09 Airbourne Breakin’ Outta Hell 10 Pixies Head Carrier
Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Verlosungen teil!
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#Review #Platten vor Gericht
Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via intro.de Juror werden!
1
Kate Tempest Let Them Eat Chaos Fiction / Caroline / Universal
2
Warpaint Heads Up Rough Trade / Beggars / Indigo
3
Nick Cave & The Bad Seeds Skeleton Tree
White Lies
Gurr
Charles, Jack
Andreya, Laura Lee
Ø 5,40
Ø 6,30
Ø 6, 20
Ø 5,40
5
10
7
2
5
9
6
9
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8
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5
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4
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3
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8
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3
4
7
4
1
Talking Heads Stop Making Sense
Le Tigre Le Tigre
Bright Eyes Digital Ash In A Digital Urn
Pop Levi The Return To Form Black Magick Party
Duke Ellington Far East Suite
Black Lips Good Bad Not Evil
Rocket Freudental Die Weisheit wächst auf …
Trio Trio
Talk Talk Laughing Stock
Oasis Definitely Maybe
Hildegard Knef Knef
Queens Of The Stone Age Queens Of The Stone Age
J: Poetry I'm cool with. Music I'm cool with. But I don't like the mix. Maybe it's a british thing, but I can't deal with it.
C: I really love the production of their last records. They had really strong songs, but their songwriting isn't rememberable...
C: I'm a really big fan. Amazing record and film. J: The film gives a great insight. He was really honest with everything.
Bad Seed / Rough Trade
4
Bon Iver 22, A Million Jagjaguwar / Cargo
5
The Lemon Twigs Do Hollywood 4AD / Beggars / Indigo
6
M.I.A. AIM Interscope / Universal
7
Pixies Head Carrier Pixiesmusic / Rough Trade
8
Die Antwoord Mount Ninji And Da Nice Time Kid
J: I was surprised how much I liked this album. The worst thing are the song titles. C: I don't think he can win new fans with this.
J: Brave devision with their hairs. Pretty eccentric. C: Tame Impala made this retro 1970s psychedelic thing mainstream again.
C: This sounds so lazy. Quick samples, loops and autotune voice. J: Her voice sounds so disinteresting. Definitely not her best work.
J: Sounds like Iron Maiden or something. Why is he so angry? I can't really connect with this anger. C: I wouldn't say forced, but it doesn't sound honest. J: They are crazy. C: I have a lot of respect for them even I don't relate on their music. I think they are really hardworking.
A: Zum ersten Mal Kate Tempest angehört, habe das immer mit Singer-Songwriter verwechselt. Bin aber voll überrascht. Neues Binge-Listening gefunden. L: »Disco//Very« war mein Lieblingssong auf der letzten LP, jetzt machen sie genau so weiter. Wir bewerben uns hiermit um einen lebenslangen Support-Slot! L: Zu düster für mein sonniges Gemüt. Als Filmmusik funktioniert das sicher gut. Tiefsten Respekt dafür, wie offen er künstlerisch mit dem Tod seines Sohns umgeht. A: Weil ich »Skinny Love« mit Herzschmerz 300 Mal am Tag gehört habe, geht diese Stimme gar nicht mehr. Nach zwei Songs brauche ich eine Pause vom Heulen. L: Diese Doo-Wop-Zirkusmelodien gehen gar nicht. Vielleicht muss man Musik studiert haben, um das zu verstehen. Aber fünf Punkte für »These Words«! L: Etwas weniger Pistolenschüsse und mehr Feelgood-Hymnen als vorher. Finde es immer noch geil und verstehe den Hate nicht. Bitte, bitte noch ein Album! L: Ich mag die Pixies ja eigentlich, aber dieses Album ist so richtig ekeliger Altherren-Rock! Immerhin entschuldigt er sich bei Kim Deal. A: Als die beiden vor ein paar Jahren ihr Comeback hatten, hab ich das abgefeiert. Ist mir aber zu absurd, unheimlich und stressig.
Zef / Rough Trade
9
Mac Miller The Divine Feminine Warner
10
Banks The Altar Capitol / Universal
All Time Faves
J: Pretty 90s. Perfect for a hotel reception. C: Or a »Sex And The City« kind of scene. Nothing unusual. It sounds too save.
J: I was expecting more. But the vocals are strong. C: Fucking autotune, I'm so tired of that. It really sounds like a demo to me.
A: Das wird auf jeden Fall auf unsere Tour-Playlist für lange Autoreisen gepackt. Der Track »Soulmate« gleich drei Mal.
A: Ich fand ihr erstes Album schon toll. Reiht sich mit leicht verdaulichem Pop zwischen Grimes und FKA Twigs ein. »Fuck With Myself« läuft auf Dauerschleife.
Maeckes
Odd Couple Tammo, Jascha
Meine Freundin Judith hat mich vor einer Weile darauf hingewiesen, mir das anzuhören. Das hab ich nie getan. Zu Unrecht.
Wow... da kann ich nichts zu sagen.
»Distant Sky« würde ich gerne noch auf auf meine Platte »Tilt« hinter den Song »Kreuz« packen.
Es klingt, als ob Bon Iver ein bisschen zu viel mit Kanye West rumhing. Aber komischerweise gefällt mir das Ergebnis.
Elvis ist tot. Michael ist tot. Amy ist tot. Kurt ist tot. Die Beatles leben noch. Irgendwie.
Immer top Videos. Immer politisch, ohne dass es zu nervig wird. Immer aktuell produziert. Immer denke ich mir, ich sollte es mal anhören. Nie höre ich's an. Die Pixies erinnern mich immer an eine coole Teenagerzeit, die ich mal in einem Film gesehen habe. Und an »Fight Club«.
Ein Die-Antwoord-Album ist wie ein Die-AntwoordKonzert. Nur, dass man dabei blind ist. Es nervt und macht wenig Sinn. Aber eigentlich ist es auch voll geil. Ich kannte nur sein Lied »Donald Trump«. Dies ist sein Hillary-Clinton-Album: Musik nach dem demokratischen Grundprinzip. Gut in Anbetracht anderer Optionen. Taylor Swift und Róisín Murphy haben scheinbar ein Kind gezeugt. Und ganz Soundcloud zusammen hat dessen Album produziert. Wow.
J: Das strengt mich alles zu sehr an. Mir ist jetzt nach Brightblack Morning Light.
8
J: Ich bin Fan seit »Exquisite Corpse«. Die Songs und Sounds lassen nach. Aber ich bleibe Fan.
T: Die LP folgt selten einem durchschaubaren Takt. Die Bad Seeds richten alle Ohren auf Nick Cave. Ich musste weinen. Drei Mal. Mehr muss ich nicht sagen. J: Hat da James Blake mitgemischt? Die hatten sicherlich eine Menge Spaß im Studio. Die Titelliste deutet auf eine kreative Höchstphase hin. J: Ah, toll! Mir sind diese Gestalten schon Backstage beim Reeperbahn Festival aufgefallen. Ich hätte mal »Hallo« sagen sollen. Mehr davon, bitte. T: Ich hatte mehr erwartet. Vor allem von den Texten. Ist »Freedun« ernst gemeint? Wenn ja, dann ist das ziemlich peinlich. Dennoch solide Produktion – aber nichts für mich. T: Sie sind zurück! Unerwartete Akkordwechsel und genug dissonante Punkte bieten einen starken Kontrapunkt zu den meist extrem poppigen Refrains. Spannend. T: Tja, witzig. aber musikalisch einfach nicht mein Ding. Bloß wer ist dieser kleine Junge auf »Wings On My Penis«? Geiler Track.
Blöd gelaufen, dass ich die LP nach Nick Cave gehört habe. Berührt mich leider gar nicht. Produktionstechnisch hat die Platte allerdings ein paar coole Ideen. J: Damit können wir nichts anfangen.
#Review #Platten vor Gericht
Friends Of Gas Goldroger
Christian Löffler
Brandt Brauer Frick
Tina Bergs Leserin
Daniel, Paul
97
Klaas Tigchelaar Intro
Ø 4,95
Ø 6,10
Ø 4,10
Ø 5,70
Ø 7, 25
Ø 5,90
Ø
10
9
5
8,5
7
7
7,05
2
8
8
5
7
10
6,80
6
3
6
6,5
8
5
6,75
3
7
10
5
8
8
6,70
9
4
Stilsicher, ist mir aber zu kitschig.
5,5
9
4
6,35
8
4
0
Absolut nervig. Überhaupt nicht mein Fall.
5
6
7
5,20
7,5
1
7
Irgendwie entspannend klassisch. Mag ich.
5
6,5
2
5,10
5,5
7
0
Katastrophal.
7
5
9
4,85
0
Hm.
7
1
Einen Punkt für das Dollarzeichen.
5,5
8
3
4,45
2,5
6
0
Damit kann man mich jagen!
4
8
4
4,05
Can Monster Movie
The White Stripes Elephant
Death Cab For Cutie Transatlanticism
Bob Dylan Time Out Of Mind
Bilderbuch Schick Schock
Chavez Better Days Will Haunt You
Tocotronic K.O.O.K.
Kendrick Lamar Section 80
Lawrence The Night Will Last Forever
John Coltrane A Love Supreme
Olli Schulz Feelings aus der Asche
Forget Cassettes Salt
At The Drive-In Vaya
Gorillaz Demon Days
Joy Division Unknown Pleasures
Tom Waits Swordfishtrombones
The Hives The Black And White Album
The Cardigans Super Extra Gravity
Wichtig, dass es sowas gibt! Endlich bringt jemand alles auf den Tisch. Höchste Zeit! Nur Drang ist interessant, und hier gibt es viel davon! Will ein Ozean sein, bleibt aber ein Bergsee.
Der große Nick Cave produziert Kopfkino! Klingt wie das 13. Murena-MurenaAlbum. Große Literatur. Viel Pathos. War etwas anderes zu erwarten? Anfangs denkt man an isländische Strickpullover-Musik. Lifestyle-Ambient, der unentschlossen ist, weil er nicht weiß, ob er Wohlklang oder Verstörung will.
5
Yesterday.
M.I.A. ist das Zugpferd für aufgeklärten R'n'B mit politischem Inhalt. Auch hier ist Drang maßgeblich. Sie ist eine Art Lehrerin in diesem Bereich. Die Pixies klingen meist erfrischend gelb und zitronig. Das Album hätte vielleicht reduzierter und spannender gestaltet werden können. Prollkultur auf hohem Niveau. Konsequent, überzeugend, zynisch auf eine Art, wie es gefällt. Wo führt das hin? Wie geht das weiter? Psychokindertechno?
Beim ersten Hören denkt man an Mainstream-R'n'B. Bei genauerem Hinhören kommt aber mehr Bewusstsein zum Vorschein.
Oh mein Gott, ich kannte die gar nicht. Das ist das Krasseste, was ich seit langem gehört habe. Erinnert mich an The Streets, nur in noch geiler? Rotation! Wahnsinn! Wurde mir neulich von dem Illustratorinnen-Duo Yawn empfohlen, bin seitdem Fan. Definitiv ein Album des Jahres. Von Anfang bis Ende großartig. Ehre wem Ehre gebührt – aber damit kann ich nichts anfangen. »Magneto« ist ein cooler Song, aber der Rest muss einfach nicht sein. Belastend monoton. Ich gestehe: Das vorige Album fand ich zum wegpennen. Das hier ist super. Klingt wie eine HipsterVersion von Coldplay – im positiven Sinne. Wunderschön! Ein klassisch-moderner Sound mit viel Liebe zum Detail. Hat mein Herz und meine Jahres-Charts im Sturm erobert. Danke für den Tipp! Ich stehe voll auf M.I.A als audiovisuelles Gesamtkonzept, aber das hier klingt für mich wie ein zusammengewürfeltes Mixtape. Gnadenpunkte für die Singles. Oh nein, mach das aus! Schrecklich. Dann sogar lieber M.I.A. – zusammen mit Nick Cave von mir aus.
Pure Hochglanz-Plastikproduktion trifft total verrückten, überdrehten Inhalt. Aber ich finde es geil. Auf eine perverse, eher im Geheimen zelebrierte Art. Die Länge ist mit zehn Tracks perfekt. Mac Miller in Hochform samt Blockbuster-Features! Anspieltipps: »Planet God Damn«, »God Is Fair« und »Congratulations«. Scheint jetzt, nachdem sie sich anfangs so frisch und anders angefühlt hat, in ihrem eigenen Trott angekommen zu sein. Stabil. Das war es aber auch schon.
Hätte ich früher wahrscheinlich richtig gut gefunden.
»Above Control« ist super!
Die Stimme mochte ich noch nie besonders. Aber die Instrumentierung ist gut.
Inspirierend!
P: Origineller Flow und psychedelische Instrumentals. Mag die Raps noch lieber als die gedichtmäßigen Parts. D: Ich finde sogar die Gedichte klasse! P: Ich finde das eher unangenehm und kitschig. D: Gefällt mir gut. Hat einen geilen Drum-Sound!
P: Kann mit dieser Platte nicht so viel anfangen, obwohl er ein sehr starker Typ ist. D: Hammer Platte und der Film dazu ist auch empfehlenswert! P: Ich mag dieses salbungsvolle im Gesang nicht. Aber es ist interessant gemacht. D: Ich finde den Vocal-Effekt nicht gut. Live ist Bon Iver allerdings stark! P: Ich frage mich, woher sie die Motivation nehmen, genau wie in den Sixties zu klingen. Für mich zu aufgesetzt. D: Gefällt mir gut, starke Songs dabei. P: Klingt alles etwas hohl. Eine sehr einfallslose Platte. D: Ich stehe auf die Produktion, kann es mir aber nicht wirklich anhören.
P: Ich kann diesen glatten Funpunk-Vibe der meisten Lieder schwer ertragen. D: Macht Spaß, aber den Sound hätten sie sich bei Parquet Courts abschauen sollen. D: Geht tierisch ab! Unangenehm, aber deswegen auch stark. Sind auf die Videos gespannt, als reine Musik ist es schon irgendwie gemein. P: Hat coole Momente, aber auf Dauer zu glatt, zu monoton und nicht überraschend. D: Angenehm, um es im Hintergrund zu hören, aber nichts Neues. P: Das ist mir zu plastikmäßig, sehr vorhersehbare Songs. D: Nicht so mein Ding, aber ihre Stimme ist gut.
Geschichten für und über die Schlaflosen unter uns. Starke Texte gepaart mit starken Beats laden zum Kopfnicken und Mitwippen ein.
Schönes, typisches Warpaint-Album mit HipHopEinfluss. Passt gut zu herbstlichen, kalten Monaten und um gedankenversunken aus dem Fenster zu schauen. Ich liebe Nick Caves Stimme! Perfekt für die düsteren Jahreszeiten und um sich um die Melancholie des Lebens zu kümmern.
Extreme musikalische Entwicklung. Auch mit verfremdeten Stimmen können Emotionen erzeugt werden. Zudem die kreativsten Titel, die ich je gesehen habe. Macht sofort gute Laune und weckt nostalgische Gefühle. Dabei wirkt das Album aber nicht altbacken, sondern sehr erfrischend. Wird bei mir öfter laufen. Sehr experimentelles Album, das aktuelle politische Themen behandelt. Die Mischung aus HipHop und Worldbeat ist gut, allerdings nervt das Flötengedudel. Solides Album, wie erwartet. Lässt sich gut hören, besonders die Ballade »All I Think About Now«, die »Where Is My Mind« rezitiert, sich aber neu erfindet. Albern und tanzbar wie immer. Kirmesgeballer par excellence, gepaart mit langweiligem HipHop. Die Skits lassen das Album wie ein infantiles Hörspiel wirken. Miller bedient sich einer wahnsinnigen Bandbreite an verschiedenen Einflüssen. Macht viel Spaß beim Hören, besonders die Songs mit Jazz- und Funk-Einflüssen. Geheimnisvoll, abwechslungsreich, sexy, kühl und selbstbewusst. Einige Vocal-Tricks sind too much. Ich wünsche mir mehr solcher Alben.
Die Reimeschmeißerin und Autorin, deren Texte so tief eintauchen, dass die Musik manchmal bewusst verblasst. Gut, knallt aber wie ein D-Zug an mir vorbei. Die Vorfreude war nicht umsonst: Ein tiefgründiges, flirrendes Kaleidoskop zwischen Postpop, Indie-Soul, Dance-Rock und verwaschener Genialität. So düster war es bei Cave lange nicht. Bedingt durch den Tod seines Sohnes ein Stück Leidensarbeit – abseits dessen für Außenstehende schwer zugänglich. Justin Vernon entdeckt Chers Vocal-Effekt . Trotz des ironischen Bruchs wieder ein mitreißender Teil des hymnischen, Bon-Iver-Klang-Universums. Die jugendfreie Version von Beatles und Bowie. Klanglich authentisch und nett gemacht, aber wer braucht das?
Ernst, hart, düster und zwischendurch auch mal groovy – Mayas Wut findet wieder die richtige Mischung aus dringlicher Botschaft und knalligem Tanzflur. Früher war mal wieder alles besser! Statt sich diesen verbitterten Aufguss alter Qualitäten anzutun, lieber das opulente und großartige Frühwerk hören. Die White-Trash-Prolls pimpen ihre KirmesTechno-Dröhnung mit mehr HipHop. Kurzweilig, clever und auch jenseits der Bühne erschreckend amüsant. Geleckter, weißer V.I.P.Area-Soul-Rap mit dicker Hose. Kann ich nichts mit anfangen.
»Gemini Feed« ist ein starker, tanzbarer Opener, danach verwässert alles zu radiotauglichem, dunklem Trip-Hop-Gewäsch ohne Seele.
98
#Review
Bayonne Primitives City Slang / Universal
Spektakel
Nicolas Jaar Sirens Other People / Rough Trade
Auf seinem zweiten Soloalbum führt Nicolas Jaar den Legionen von Bedroom-Produzenten vor, wie packend und eigen Listening-Electro klingen kann.
Als Nicolas Jaar 2010 sein Debütalbum »Space Is Only Noise« veröffentlichte, nahm in den Sphären von komplexer elektronischer Musik ein Raunen seinen Anfang, das auch Jahre später nicht verstummt ist. Mit dem Album offenbarte sich der Musiker als Meister von sinnlichintuitiven Tracks, die uneingeschränkt überzeugten, auch wenn sie keinem schnelllebigen Electro-Trend folgten. Danach ließ sich Jaar Zeit, trat selten auf und schlug mit seinem Duo Darkside einen konventioneller abgedunkelten Pfad ein. Seine Fans aber vergaßen sein herausragendes Talent nicht. Trotzdem blieb sein zweites Album »Sirens« bis kurz vor seiner Veröffentlichung ein Geheimnis, das jetzt umso härter in der Szene der vornehmen elektronischen Musik einschlägt. Denn es bietet alles, was man sich von Jaar wünschte, nachdem sein Debüt verklungen war. Die sechs Tracks umfassende Vinyl-Version ist nicht so fragmentarisch instrumentiert wie Jaars Frühwerk, gleichzeitig aber nicht weniger abstrakt und ein Abbild all der Spielfelder, die der Musiker in den letzten Jahren erkundete. Während »No« wieder die romantische Schönheit des Bossa Nova behauptet und »The Governor« einen an Orbital erinnernden Breakbeat darstellt, kommt »Three Sides Of Nazareth« aus der glänzenden Kühle von Postpunk. Allen Tracks ist gemein, dass sie Jaars unerreichte Fähigkeit für packende Atmosphären spiegeln, ohne deren bekannte Erkennungsfanfaren zu reproduzieren. »Sirens« beweist ihn wieder als riesiges Talent, dem offenbar ein Fingerschnippen für einen Output von einer Klasse reicht, für die man auch erneut sechs Jahre zu warten bereit wäre. Christian Steinbrink
American Football American Football Wichita / Coop / PIAS / Rough Trade
Der vielzitierte Paukenschlag: Die EmoKönige American Football veröffentlichen satte 17 Jahre nach ihrem Debüt endlich die zweite LP. Der ebenfalls selbstbetitelte Erstling der Band um Mike Kinsella, der dieses Jahr schon erfolgreich sein Nebenprojekt Owen reanimierte, erschien 1999 (der Blütezeit der guten Seite des Emo) und ist eine dieser
unvergesslichen und einzigartigen Lieblingsplatten, von denen man mit den Jahren annehmen musste, sie wären nicht zu überbieten – The Postal Services »Give Up« lässt grüßen. Nach dem Split im Jahr 2000 und der Live-Reunion 14 Jahre später ist nun ein neues Album da, das gar nicht versucht, besser zu sein als sein berühmter Vorgänger, sondern auf wohltuend vertrauliche Weise die Stärken der Band bündelt: durchdachtes Riffing, fein vertrackte Melodieführung, herrlich mehrstimmiger Gesang. Die Grundstimmung ist herbstlich melancholisch, trägt aber eine so sanfte Gelassenheit in sich, dass man sich unweigerlich an Death Cab For Cuties legendäres »Transatlanticism« erinnert fühlt. Fans wird diese Platte restlos glücklich machen – eine ganze neue Generation an Musikmenschen darf sich dazu durch den Herbst kuscheln und in ihrer Traurigkeit gehalten fühlen. Willkommen zurück! Kristof Beuthner
Ein Loop-Magier aus Austin denkt sich durch minimalistische Traditionen und Stadionpop an den französischen Atlantik, um dort nachts ein paar Kreise in den Strand zu tanzen. Funktioniert sogar. Am Anfang der musikalischen Karriere von Robert Sellers steht Phil Collins. Denn so wie er wollte er trommeln. Und so Gitarre spielen wie Eric Clapton. Da war er neun. Heute klingt er wie Lubomyr Melnyk (jener zu Recht immer bekanntere, kultisch verehrte Messias, der eigentlich minimalistischen, dennoch gigantischen Continuous Music), wie er Caribou und die Momente interpretiert, in denen Animal Collective sich in rituellen Kreisen drehen. Das wirkt ziemlich beglückend auf eine ziemlich befremdliche, aber intuitive Art, die in Avantgarde ebenso wurzelt wie in Versalien-Pop. Die Musik ist von einfacher, dennoch nur selten platter Schönheit, die aber einer komplexen Unzahl von Schichten an Loops und Rhythmen bedarf. Was hier manchmal nicht passt, ist der Gesang, der dann in Richtung eines Kishi-Bashi-Kunsthandwerks kippt. Besser sind die hypnotischen, repetitiven, oft schnell getupften Melodiefiguren und Texturen, die glücklicherweise den Sound dominieren. Das französische Bayonne ist übrigens die Stadt, in der der von mir ebenfalls kultisch verehrte Subjektdestrukteur Roland Barthes eine glückliche Kindheit hatte, die ihm im Rückblick die Trauer über die entschwundene Zeit und das Altern nahm. Ähnlich kurz schafft es diese Platte, die latente Trauer des Alltags in den Hintergrund zu rücken. Steffen Greiner
Brandt Brauer Frick Joy !K7 / Because / Warner
Musik ohne Körper. Töne ohne Heimat. Brandt Brauer Frick wurde es zu langweilig, alle nur zum Tanzen zu bringen und dafür vom Feuilleton auch noch geliebt zu werden. Mit »Joy« geben sie ihrer musikalischen Unruhe einen Namen und manchen Fans sicher ein paar Rätsel auf. Brandt Brauer Frick haben es sich eigentlich noch nie leicht gemacht, doch »Joy« öffnet eine neue Dimension der Verwunderung. Schon der Opener des Albums erweckt den Eindruck, dass hier auch zwei Platten übereinander laufen könnten. Das ist ein Trugschluss: Willkommen in der mehrdeutigen Klangwelt dieser Berliner Band. Auf ihren Vorgängerwerken zeigten Brandt Brauer Frick quasi anhand von Mathematik, dass Klassik, Club und Jazz nicht allzu weit auseinanderliegen. Doch das neue Material dürfte selbst Kenner der Band überraschen. Die ausgeprägte Experimentierfreude vereint hier in Clustern unterschiedlichste Einflüsse und lässt Gewächse wie »Poor Magic«, eine Art hibbeliger Avantgarde-Jazz, entstehen. Die einstige mathematische Abgeklärtheit ist längst einer unruhigen Symbiose aus allem gewichen. Ja, wirklich aus allem, was die Klangwelt hergibt: Klavier, Schreie, Synthesizer, Snares, Geklöppel, Atonalität, Stimmverzerrer. Als wäre ihre musikalische Blase semipermeabel
und die ganze Welt diffundiert hinein. Diese Musik hat zumindest keinen beschreibbaren Körper, sie kann alles sein. Gesanglich wird sie erstaunlich einheitlich von dem Kanadier Beaver Sheppard begleitet. Vielleicht sind Brandt Brauer Frick damit bei ihrem Anspruch angekommen, nämlich in der Welt der Kunst. Haben wir es doch geahnt, dass sie verachtungsvoll auf uns hinabschauten, als sie einst noch ihre Stakkatos stumpf und tanzbar auf ihre Instrumente einklopften. Konstantin Maier
Tom Chaplin The Wave Island / Universal
Wer erinnert sich noch an Keane, deren schwülstiger Balladen-Poprock Mitte der 2000er kommerziell höchst erfolgreich war? Ihr Sänger Tom Chaplin knüpft jetzt solo nahtlos an deren blasses Erbe an. Wir erinnern uns: Keane sind diese nichtssagende Normalo-Band, deren Anhänger gern auf Coldplay-Konzerten Leuchtarmbänder schwenken, und die zugab, lieber richtig »big« sein zu wollen, statt als Indie-Geheimtipp herumzukrebsen. Ganz schön viel Hybris für ihre mediokre Orchesterkitschmusik. Aber weil Shit sells, ging ihr Kalkül auf: Ihr Debüt »Hopes and Fears« erlangte Mitte der 2000er den Erfolg, den man künstlerisch anspruchsvolleren Bands gewünscht hätte. Und auch ihre folgenden drei Studioalben, die den anbiedernden Sound in den Exzess trieben, schafften es alle auf Platz eins der britischen Albumcharts. Nun hat Chaplin eine Diät aus Bier und Kokain hinter sich und nicht mal ein Check-in in der Priory-Klinik konnte ihm seinen weichgespülten PathosPop austreiben. So intoniert er schmalzige Überlebensballaden, die irgendwie von Liebe, aber auch einem Jungen in Nöten erzählt. Es macht schon stutzig, wie sich der 37-Jährige auf dem Cover inszeniert: Vollständig bekleidet entsteigt er der Gischt stürmischer Wellen. Chaplins Musik ist so kalkuliert wie formatradiotauglich, dass es einem graust, nicht zu vergessen, die Gesangsorgasmen, zu denen er sich in jedem Song schmachtet, und die in Weisheiten wie »Bring The Rain« oder »Hold On To Our Love« gipfeln. Vielleicht sind Chris Martin und Chaplin am Ende doch ein- und dieselbe Person. Annette Walter
Josienne Clarke And Ben Walker Overnight Rough Trade / Beggars / Indigo
Die kleine Nachtmusik des englischen Kammerfolk-Duos passt super in die dunkle Jahreszeit, ist aber auch etwas einschläfernd. Auf dem Cover ihres letzten Albums sieht man Josienne Clarke und Ben Walker im viktorianischen Outfit einen Säulengang entlang wandeln, wie treffend. Der Folk, den die Sängerin und der Gitarrist zusammen interpretieren, eignet sich nämlich nicht für einen schmissigen Jig. Es ist vielmehr die Sorte Folk, der man in bestuhlten Konzertsälen andächtig lauscht. Dass sich das neue, vierte Album »Overnight«, das auch
#Review ein paar Cover-Versionen von Künstlern wie Gillian Welch und Jackson C. Frank enthält, um Nacht und Dämmerung dreht, passt gut ins getragene, schwermütige Klangbild, das neben traditionellem englischen Folk auch Sprengsel von Country, Jazz und etwas Flamenco-Gitarre aufweist. Für extra Feierlichkeit sorgen die kammerorchestrale Begleitung und der bisweilen kunstliedhafte Vortrag Clarkes, der ein Stück wie »Sleep« an den Rand der E-Musik schiebt. Kunst- und geschmackvoll ist das, keine Frage. Ermüdend wird es auf Dauer allerdings ebenfalls. Daran ändert auch der wie ein Fremdkörper wirkende Retro-Lounge-Pop der Single »The Waning Crescent« wenig. Marcus Mumford, wo bist du, wenn man dich braucht? Nina Gierth
Dies macht bereits der Opener klar, der sich über elf Minuten erstreckt. Doch die Gitarrenläufe und ihre Stimme entwickeln langsam einen Sog und führen den Hörer durch die Geschichten von Verdammnis, Verderb und Schönheit, die vom 16. Jahrhundert bis in die 1950er als musikalische Überlieferung weitergereicht wurden. Dabei fühlt sich »Lodestar« wie ein klassisches Collins-Album an, ohne dass der Produzent Ian Kearey all die vergangenen Jahre und die brüchigere Stimme zu kaschieren versucht hätte. Die Distanz zwischen damals und heute veranschaulicht am besten der Klassiker »Death And The Lady«, der nun – neben Höhepunkten wie »Washed Ashore« oder »Cruel Lincoln« – in einer neuen Fassung mit Gitarrenbegleitung, den Jahresringen um Shirley Collins' Stimme und der schmerzhaften Lücke, die ihre verstorbene Schwester hinterlassen hat, zu einem rührenden und überaus wertvollen Alterswerk wird. Sebastian Jegorow
Clueso Neuanfang Vertigo Berlin / Universal
Was für Britney »Blackout« war, ist für Clueso sein neues Album »Neuanfang«. Es ist peinlich, aber wir müssen da durch. In 15 Jahren das nunmehr siebte Album, ständige Tourneen, nebenbei Projekte mit anderen Künstlern – Clueso war zuletzt ausgebrannt wie ein Teenie-Star. Anstatt einer Drogensucht entschied er sich dafür, Band und Manager rauszuschmeißen und ein Album aufzunehmen, das einen »Neuanfang« markieren soll. Darauf zu hören ist Clueso jetzt als Klischee, zehn Songs voller Belanglosigkeiten und deren Wiederholungen, ohne Ideen, und vor allem ohne Neues. Mit seinem 2008er-Werk »So sehr dabei« hatte Clueso sich gefunden und ab da verloren: Alles Folgende waren Versuche, daran anzuknüpfen – und »Neuanfang« ist deren endgültiges Scheitern. Das vermeintliche Zurück zu den Wurzeln ist ein Zurück zu Pubertätsprosa und Popknatsch: »Ich sag’ hallo mit ’nem Gruß aus der Achterbahn und ich fühl’ mich gut, denn es fühlt sich so gut an«. Selbstreferenzielles (»Neue Luft« und »Sorgenfrei« klingen wie sein 2008er-Song »Barfuss«) und die für Clueso typischen, überproduzierten Balladen (»Erinnerungen«, »Wenn Du liebst«, »Jeder Lebt Für Sich Allein«): alles nicht neu. Ein fetter Etikettenschwindel, die ganze Nummer, aber von hier an kann es nicht schlimmer werden, alle Klischees müssten aufgebraucht sein, also setzen wir alle Hoffnungen ins nächste Album. Paula Irmschler
Shirley Collins Lodestar Domino / GoodToGo / VÖ 04.11.16
Wenn das mal keine Lücke im Lebenslauf ist: Nach 38 Jahren kehrt die britische Zeitreise-Expertin Shirley Collins mit einer neuen Geschichtsstunde in Sachen Folk zurück. Shirley Collins prägte Generationen von Songwritern wie Bert Jansch, Billy Bragg oder Colin Meloy. Und auch im digitalen Zeitalter findet die britische Musikerin, die vor knapp 40 Jahren ihre Stimme verlor und sich aus dem Musikbusiness zurückzog, einen Draht zum Hörer. Das puristische »Lodestar« ist dabei alles andere als anbiedernd und zwangsläufig auch alles andere als leicht zugänglich.
Crystal Fighters Everything Is My Family PIAS / Rough Trade
Auf ihrem dritten Album dehnen die Crystal Fighters ihren Eklektizimus in jede nur erdenkliche Dimension des Kitsches aus. Erlaubt mir diesen emotionalen Ausfall: Sind die Crystal Fighters verrückt geworden? Das, was sie ihren Fans hier anzudrehen versuchen, bekommt man sonst höchstens von den Flaming Lips und Miley Cyrus im Doppelpack zu hören. Natürlich hatte die Band auch auf ihren beiden vorangegangenen Alben schon viel Vielfalt und wenig Stil zugelassen, aber im Vergleich zu dieser LP war das nichts. Man kann nur darüber spekulieren, ob ihr nochmal eine Spur überdrehterer Eklektizismus mit dem Tod ihres Schlagzeugers Andrea Marongiu vor ziemlich genau zwei Jahren zu tun hat, man kann es als Außenstehender aber auch sehr gerne lassen. Fest steht, dass die internationalen Londoner dieses Mal überschwängliche Folkpop-Nummern mit Ween-Kniff wie »Yellow Sun« neben geschmackliche Totalausfälle stellen: Mit »Good Girls« nähern sie sich schon balearischer Cheesyness an, aber mit »In Your Arms« stecken die Crystal Fighters endgültig und metertief in einem Sumpf aus schlechtem House, schlechtem Eurodance und schlechten Trap-Beats. Und sie hören bis »Lay Low« am Ende der elf Songs nicht mehr damit auf, sondern unterbieten ihr Niveau mit Balearic-Totalausfällen wie »All Night« oder dem Pathos-Rocker »Moondog« sogar noch. Die Crux: Diese Mixtur macht mehr Spaß als jede Bad-Taste-Party in den 2000ern. Die Band kultiviert den Kitsch mit soviel Konsequenz und Einfallsreichtum wie wenige andere vorher und überzeugt damit sogar humorloseste Gemüter. Vor so etwas kann man auch mal Respekt haben. Christian Steinbrink
Douglas Dare Aforger Erased Tapes / Indigo
Puristisch, aufgeräumt und kontrolliert experimentell – so kommt auch Douglas Dares zweites Album daher. Keine Selbstverständlichkeit bei den Themen, mit denen sich der Londoner auf »Aforger« auseinandersetzt. Die einen drehen den Schlüssel gleich zweimal um, andere lassen die Tür zur Künstlerseele sperrangelweit offenstehen. Douglas Dare hat sie in verlockendem Winkel angelehnt. Dahinter liegt ein Raum voller zwielichtiger, aber redseliger Klangskulpturen. Formen, die ihm das Leben abnötigte. Denn seitdem der Londoner Songwriter und Pianist uns 2014 sein LP-Debüt »Whelm« samt begleitendem Gedichtbüchlein kredenzte, ist einiges passiert. Eine Überdosis enttäuschten Vertrauens verleitete Dare zur konzeptionellen Aufweichung vom Wahrheits- und Wirklichkeitsbegriff, die im Sound von »Aforger« eindrucksvoll gespiegelt wird: Dares naturtrübe Vocals, meist in Begleitung von gebündelten und gebrochenen PianoAkkorden, sind umwirkt mit mattgebürsteten Beats und ausgeklügelt effektierten bis hin zu spukigen Geräuschen, über deren Ursprung sich nur mutmaßen lässt. Trackweise bleibt der Platz am Klavier auch mal frei und Dare experimentiert im Trauerzug zerdehnter Bläser (»Stranger«) oder unter der tränennassen Bettdecke (»The Edge«) – mit Worten, die so zerbrechlich wirken, dass man fürchtet, man könnte sie zerhören. In »New York« wiederum plustert sich ein ganzes Orchester auf, doch die Theatralik bleibt durchweg zuckerfrei. Und obschon der junge Künstler hier vor allem sich selbst entgiftet, bietet »Aforger« seinem Hörer noch genügend Raum zum Auswringen des eigenen klammen Jammerläppchens. Herbstalbum, da bist du ja. Valentin Erning
Marcel Dettmann DJ-Kicks !K7 / Indigo
Der Berghain-Resident Marcel Dettmann gibt sich die Ehre und schafft ein weiteres Kapitel »DJ-Kicks«-Geschichte. Kein Wort mehr über die »DJ-Kicks«Reihe! Nach nunmehr 21 Jahren und 55 Ausgaben sollte eigentlich jeder wissen, was auf sie und ihn zukommt. Die Großen der elektronischen Musik finden sich ein, um ... Ja, was eigentlich? Einen DJ-Mix abzugeben? Die kann man doch mittlerweile in Legion umsonst haben. Jeder noch so kleine Blog – und die großen Institutionen sowieso – leistet sich eine Mixtape-Serie. Man wird zugeschüttet mit Mixen, die alle angehört werden wollen – doch um damit auch nur halbwegs hinterher zu kommen, müssten die Tage doppelt so lang sein. Trotzdem stellt »DJ-Kicks« immer noch eine große Herausforderung dar: Das Bewundernswerte an der 1995, vom heute eher unbekannten C.J. Bolland initial bespielten Reihe, liegt darin, dass sie die Musiker weiterhin dazu bringt, eben hier ihre tollen, großen, besonderen Mixe abzuliefern. Und so ist es auch mit der neuen Ausgabe von Marcel Dettmann. Wer einen Berghain-morgens-um-elf-Mix erwartet, wird enttäuscht. Weder simples noch komplexes Techno-Geballer ist zu hören, sondern eine fein austarierte Auswahl an unveröffentlichten Stücken aus dem Dettmann-Umfeld (wie die Kollaboration mit Levon Vincent) und vergessenen Perlen. Hier wird kein Abbild einer Club-Nacht geschaffen, sondern aufgezeigt, was danach übrig bleibt – im Kopf, in den Knochen, im Herzen. Lars Fleischmann
The Dillinger Escape Plan Dissociation Cooking Vinyl / Sony
Fulminanter Endspurt oder gemütliches Ausklingen? Für The Dillinger Escape Plan kann es nur einen Weg geben, die Ferien einzuläuten: den krassesten. Mathcore halt. Es hat sich ausgewütet – vorerst zumindest. Denn mit ihrem sechsten Album verabschieden sich The Dillinger Escape Plan auf unbestimmte Zeit in eine Schaffenspause. Wer könnte ihnen das übel nehmen: Gemessen an Takt- und Hakenschlägen hat sich die Band aus dem verrufenen New Jersey – allen voran Gründungs- und Dauermitglied Ben Weinman – ihre Auszeit redlich verdient. »Dissociation« heißt der Druckbehälter, von dem nun bis auf Weiteres zu zehren ist. Unterversorgt haben die Filigranberserker uns wahrlich nicht: Es stehen rund 50 Minuten akustischer Stress und tabulose Regelbrüche mit jeder Menge Schaum vorm Mund bereit. Panisches, aber hochkomplexes Gekritzel unter maximalem Minendruck – durchlöchert von Unmengen an Ausnahmen und Rückausnahmen. So finden sich neben prisenweisem Jazz auch aphex-twinsche D’n’B-Störfeuer (»Fugue«) und protziges Progressive-Gewichse (»Low Feels Blvd«). Vokalist Greg Puciato jedenfalls darf zum Abschluss noch mal sein gesamtes Repertoire aufs Rost pfeffern. Zurückgelehnte Einschübe tonaler Schöngeistigkeit – man nehme nur das glukosige Schmachten und die himmelhochjauchzenden Streicher in »Nothing To Forget« – wirken da wie klinisch isolierte Gewebeproben einer schlecht gelifteten Realität, denen man sich hinten raus allerdings – ob nun ironisch oder nicht – fast etwas zu ausführlich widmet. Um sämtlichen umstehenden Genres noch mal so richtig in den Gedärmen zu rühren, langt’s aber locker. Und für einen zünftigen Abriss sowieso. You will be missed! Valentin Erning
Efterklang feat. Karsten Fundal Leaves – The Colour Of Falling Tambourhinoceros / Indigo / VÖ 04.11.16
Nieder mit dem Post-Rock, nieder mit dem orchestralen Pop, nieder mit den engen Konventionen der Oper. Efterklang sind mit einer Wucht aus Faszination und Mysterium zurück. Für ihre aufwändigen Liveshows sacken Efterklang Lob und Entzücken ein. Auf der Bühne und auch ihren Alben nehmen die Dänen gerne Orchestergröße an – ihre feinen Harmonien und Melodien verwandeln sich dann in wuchtige Kompositionen. Efterklang verstehen sich nicht als reine Pop-Band: Sie schöpfen ihre Inspiration aus verschiedensten Projekten wie etwa einer Filmproduktion mit Vincent Moon. Es könnte ebendieser Quell gewesen sein, aus dem auch »Leaves – The Colour Of Falling« entsprang. In 16 ausverkauften Shows im Keller eines ehemaligen Kopenhagener Krankenhauses brachten
99
100
#Review
Spektakel
Conor Oberst Ruminations Nonesuch / Warner
sowieso, was sie hier erwartet. Für die anderen ist diese Besprechung: Doctorella ist die Band um die Schwestern Sandra und Kerstin Grether, die die hiesige Pop-Linke seit den frühen 1990ern mitgeprägt haben – als feministische Poptheoretikerinnen, Autorinnen (»Zuckerbabys«, Kerstin) und Musikerinnen (Parole Trixi, Sandra). Bislang wirkten Doctorella eher wie eine sympathische, etwas redundante Fußnote im Gesamtwerk. Die Band macht deutschsprachigen Jingle-Jangle-Gitarren-Pop, knallbunt wie die frühen Beatles, schunkelig wie Erdmöbel, seit kurzem könnte man auch sagen: Wie Schnipo Schranke für schon ein wenig länger Erwachsene. Bloß: Das funktioniert auf »Ich will alles von dir wissen« auf einmal unfassbar gut. Doctorella beweisen Mut zu schiefem Spaß und zum naheliegenden, nur minimal abgeschrägten Refrain. »Ich Will Alles Von Dir Wissen« ist ein Genuss, der seine Hörer ewig grinsen, freuen und schwelgen lässt. Steffen Greiner
es winken aber auch Fleetwod Mac oder Sonic Youth. Was dabei entsteht, ist zeitlos, eigenständig und hat einen OhrwurmCharakter, der hinter dicken Gitarrenwänden und peitschenden Trommelwirbeln nur dezent verborgen wird. Darüber schwebt der bezaubernde Girl-meets-Boy-Gesang von Gemma O’Connor und Brodie J Brümmer, der den Songs eine beschwingte Pop-Atmosphäre verleiht, die mit harten Grunge-Elementen und noisigen Rockfetzen kokettiert. In »1987« ist diese unerbittliche und unwiderstehliche Mischung perfekt gelungen. Aber auch sonst ist das Debütalbum »Mindfulness« voller zuckriger, hallender und energetischer Hymnen, die ein Echo des Albumcovers sind: Falken, gemalt in Wasserfarben. Das Bild passt: Das oft als konturlos einschmeichelnd kritisierte Dream-Pop-Genre wird hier von Raubvögeln in den dunstigen Shoegaze-Farben Pink und Blau gekrallt. Sie segeln davon, und Flyying Colours fliegen einfach mit. Kerstin Kratochwill
Ekat Bork Yas yes
Foreign Fields Take Cover
Mit Kargheit ans Ziel: Nach Jahren des Übergangs liefert der Mann mit der brüchigen Stimme endlich das Album, was man sich schon immer von ihm wünschte.
Nach den Meisterwerken der Bright Eyes wurde Conor Oberst der Kult um seine Person offenbar zu viel. Er versteckte sich in der Mystic Valley Band und nahm launige, aber nicht immer großartige Musik auf. Jonathan Wilson lieferte für sein letztes Album »Upside Down Mountain« voluminöse Klangkonstruktionen, in denen sich Oberst gekonnt bewegte, aber immer dann am besten war, wenn außer seiner markanten Stimme wenig anderes zu hören war. Für »Ruminations« zog sich der Sänger nun nach Nebraska zurück und wandelte die Langeweile in eine Inspiration um, die ihn letztlich neue Songs schrieben ließen. Nur 48 Stunden dauerten die Sessions, in denen er Piano, Mundharmonika oder Gitarren einspielte. Durch die karge Instrumentierung wirkt das Album wie eine skelettierte Version der Bright Eyes. Letztlich ist diese Herangehensweise aber Trumpf, denn so wird sein wiedererstarktes Songwriting offen gelegt. Der Mann mit der brüchigen Stimme kann auf seinem besten Album seit Jahren zeigen, dass seine Art des Songschreibens keine Patina angesetzt hat. Die kreisförmige Klaviermelodie in »Gossamer Thin« bekommt man nicht mehr aus dem Kopf, im Lo-Fi-FolkStück »Counting Sheep«, findet man sich in einem Horrorszenario wieder: »Catheter piss, fed through a tube, a cyst in the brain, blood on the bamboo«. Die Mischung aus lyrischer Radikalität und individuellem Songwriting ist es, die Conor Oberst wieder ganz nach oben hievt. Kai Wichelmann
Efterklang nach zweijähriger Pause im vergangenen Jahr eine Oper auf die Bühne. Ein genreübergreifendes Sammelsurium an Tracks, das in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Karsten Fundal entstanden ist. Die Kulisse vom vergangenen Sommer bleibt einmalig, mit dem nun veröffentlichten Song-Zirkel wird die Oper jedoch in Teilen erneut zum Leben erweckt. In abweichender Anordnung der Titel nehmen die Dänen zusammen mit diversen Gästen den Hörer mit in eine Welt unter dem Asphalt der Straßen und schicken ihn in ein Karussell, das sich, angetrieben von Liebe, Leben und der Suche nach sich selbst, immer weiterdreht. So ist dieses quasi Konzeptalbum anspruchsvoll und teils sehr schwer. Efterklang schlüpfen mit »Leaves – The Colour Of Falling« mal wieder in ein ganz neues Kostüm. Eines, das ihnen zwar außerordentlich gut steht, das sie aber dennoch für besondere Tage aufbewahren sollten. Nadja Neqqache
Doctorella Ich Will Alles Von Dir Wissen Bohemian Strawberry / ZickZack / Indigo
Zwischen Frucht-Vaginen und Tocotronic: Doctorella machen anspielungsreiche Jingle-Jangle-Pop-Chansons geradewegs aus dem Herzen des Riot-Grrrlism, die ihre Wahrheit im Camp finden. Fast 15.000 Menschen drücken Doctorella bei Facebook ihr Gefallen aus – damit dürfte die Anzahl der Menschen, die in Deutschland irgendwie in »linker Popkultur« machen, ungefähr umfasst sein. Und die wissen natürlich
Motor / Edel / VÖ 04.11.16
Ekat Bork bestückt ihr zweites Album mit schweren elektronischen Elementen und abgründigem, radiounfreundlichem Pop. Ekat Bork kommt aus dem östlichsten Zipfel Russlands. Angeblich ist sie irgendwann einfach in die Transsibirische Eisenbahn gestiegen und abgehauen. Sie hat sich in St. Petersburg durchgeschlagen und ist schließlich in der Schweiz gelandet, um dort Gesang und Schreiben zu studieren. Über Verbindungen zur italienischen und schweizerischen Musicalszene kam Schwung in ihre Karriere. Auch wenn die Künstlerin aufgrund ihrer Herkunft als folkloristisch und exotisch vermarktet wird, gibt es einen avantgardistischen, experimentellen Einschlag in ihrer Musik. »Yas yes« heißt so viel wie »Jetzt bin ich hier« und klingt unbequemer als ihr erstes Album. Fast alle Songs machen einen zerstückelten Eindruck, es entsteht nur selten ohrenfreundliche Bewegung. Borks kreative Mitarbeit an ihren Videos, beispielsweise zur Single »Red Sektor«, zeigt ihre Vielseitigkeit. Der Clip besticht durch eine kalte, grandios verstörende Optik. Diese Kälte wird durch die gespenstische Instrumentierung in Songs wie »The Jump Off The Cliff« klanglich untermauert. Ihre Stimme kann mit ihren Höhen und Tiefen abgründig, bedrohlich oder einfach nur verzweifelt klingen, sie geht selten ohne Widerstand ins Ohr. Nur »Dakota« und »Happiness« sind gefällig klingende Ausnahmen. Elisabeth Haefs
Communion / Caroline / Universal
Organisch, sphärisch und weitverzweigt sind die Klang- und Imaginationsräume auf dem durchweg gelungenen, zweiten Album dieses umtriebigen AvantgardistenDuos aus Wisconsin. Ambient, Electronica, whatever. Bild und Klang haben die Foreign Fields auf »Take Cover« zu einem engmaschigen Gesamtkunstwerk verknüpft, dessen graziles Formgefühl mystisch-verwegen, glücklicherweise jedoch in keiner Sekunde transzendent oder gar esoterisch erscheint. Wohltuend und von der sanft-schaumigen Welle des Neo-AmbientRock stolz getragen, werden hier Jazz- und Synthie-Rock-Elemente ebenso geschickt wie klangvoll zu einem Gemälde arrangiert, das den kühlen Sonnenaufgang nach einer klaren Sternennacht am Ufer des Lake Michigan tuscht. Die schmerzende Wehmut einer Anohni trifft auf die lässigen Downbeats von DJ Shadow. Sicherlich verspielt und manchmal auch psychedelisch, verhandeln Brian Holl und Eric Hillmann Episoden vom Scheitern und Aufstehen, von Chancen und Sackgassen, von Licht und Dunkel. »Take Cover« ist eine traumgleiche und minutiöse Elegie in einschmeichelnder Erzählkunst. Menachim Zwartmann
Roman Flügel All The Right Noises Flyying Colours Mindfulness Club AC30 / Broken Silence
Mit einem farbenfrohen, strahlenden Reverb-Sound umarmen die psychedelischen Shoegazer Flyying Colours aus Australien ihre Hörer. Flyying Colours wirbeln eine Zeitschleife zurück in die Zeit ihrer großen Vorbilder auf: In diesem bunten Strudel grüßen Bands wie Ride, My Bloody Valentine oder Swervedriver,
Dial / Rough Trade
Einer der härtesten Arbeiter des TechnoBusiness hält auch trotz hoher Schlagzahl sein herausragendes Niveau. Zweifelsohne gehört Roman Flügel zu den Granden des deutschen Techno. Mit seinem Output (mit Jörn-Elling Wuttke) als Acid Jesus, Alter Ego oder Sensorama begann er den Stil schon maßgeblich mitzugestalten, als einige, die auch heute noch zu seinen Sets gehen, noch nicht mal geboren waren. Kennzeichnend war für ihn immer auch seine hohe Schlagzahl, dementsprechend ist es
#Review nicht ganz leicht, ob seiner Veröffentlichungen den Überblick zu behalten. Roman Flügel ist, vielleicht mehr als andere, ein Getriebener. Unzählige Shows und Partys hat er in seiner langen Karriere gespielt, bediente von Electro bis Techno, von Deep- bis Leftfield-House nahezu jede Spielart der elektronischen Tanzmusik. Doch seine Ankunft beim Hamburger Dandy-Label Dial hat seinem Repertoire einen Ausdruck hinzugefügt, den man von ihm zuvor noch nicht kannte: das zurückgelehnte Experimentieren. Schon auf Flügels 2011erAlbum »Fatty Folders« durfte man wunderbar romantischen Deep-House genießen, und das viel zu wenig wahrgenommene »Happiness Is Happening« war nah dran an einer futuristischen Danksagung an das Leben und die Liebe. An dieser Stelle schließt »All The Right Noises« an. Das Album enthält Ambient à la Brian Eno, 1980er-Synthie-Pop und New Romantics, teilweise sogar Trance. Natürlich ist das alles sehr deutlich in Flügels Duktus ausgedrückt: Es zwitschert, es pluckert, manchmal beept es sogar. Eben so, wie man es von diesem Großmeister kennt. So wird auch diese LP wieder zu einem Highlight. Lars Fleischmann
Friends Of Gas Fatal Schwach
legen die Australier ein sonnendurchflutetes Sommeralbum vor, dessen Songs Leichtigkeit und laissez-faire vermitteln. In »Before«, dem Opener von Empire Of The Suns neuem Album, heißt es »Can’t wait for summer«. Das erinnert daran, dass sich Australien, die Heimat der Band, natürlich auf der Südhalbkugel der Erde befindet und der Sommer dort tatsächlich gerade erst vor der Tür steht. Auf diese Entsprechung muss man hierzulande zwar verzichten, aber die Illusion von Wärme, die diese Musik kommuniziert, fällt so überzeugend aus, dass sie ziemlich real wirkt. Die Produktion des Albums wird dabei von zur Schau gestellter Künstlichkeit dominiert, die aber nie kalt oder abweisend konnotiert ist, sondern stets einladend wirkt. Empire Of The Sun sind einer Smoothness auf der Spur, die sich zum Yacht-Rock der späten 1970er und frühen 1980er zurückverfolgen lässt. Das balearische Prinzip der Entschleunigung gehört ebenfalls zu ihren prägenden Stilmitteln. In kritischen Momenten könnte man der Band vorwerfen, einem – jede Reibung ausschließenden – FormatradioSound in die Hände zu spielen, aber letztlich wird dieser Vorwurf durch die Qualität des Songwritings entkräftet. Exemplarisch steht dafür »First Crush«, eine unaufdringliche Midtempo-Nummer mit weichem Synthesizer-Arrangement und tollem Kitsch-Flair, die als echter Hit durchgeht. Darauf folgt gleich der nächste Höhepunkt: »ZZZ«, ein verdichtetes Synthie-Funk-Stück in Westcoast-Manier, das Autofahrten durchs nächtliche Miami des Jahres 1985 illustrieren könnte. Mario Lasar
Staatsakt / Caroline / Universal
Rhythmischer, minimalistischer Aufruhr aus München: Friends Of Gas nehmen mit textlich kluger und erfreulich intensiver Kunstgewalt den Pop-Schein des Alltags in den Schwitzkasten. Es darf als charmante Stil-Dekonstruktion gedeutet werden, wenn Nina Walser im Song »Teeth« in der repetierten Zeile »I don’t need my teeth« den englischen »th«-Laut manisch schreiend in ein scharfes deutsches »s« entgleiten lässt. Schließlich sind die durchaus wortgewaltigen Texte ihrer Band Friends Of Gas doch eh meist auf Deutsch gesungen. Antihaltung und Intensität müssen sich eben nicht zwingend auf grollende Slo-MoGitarren und verzerrte Bässe beschränken. Die Wirksamkeit dieses bedrohlichen Debütalbums erinnert oft an die Veröffentlichungen des legendären Hausmusik-Labels aus Weilheim (Village Of Savoonga, Fred Is Dead) und manchmal an den genialen Größenwahn von Patrick Wagners Band Surrogat. Mantrahafte Spulen aus dissonanten Klängen kämpfen gegen Walsers kehligen SchreiMinimalismus, reduziert, verkürzt und trotz aller Diskurs-Verunglimpfungen näher an der Neuen Deutschen Welle als all das, worauf die Presse diesen Stempel in den letzten Jahren gedrückt hat. Postpunk für depressive Schlauköpfe, die dem klischeehaften Terrarium der bunten Warenwelt mal wieder einen Glasschlag wünschen. Klaas Tigchelaar
Empire Of The Sun Two Vines EMI / Universal
Nach ihrem 2008er-Hit »Walking On A Dream« und Millionen verkaufter Platten
in der zweiten Hälfe des Albums wieder auf seine Kosten: Dort weichen die Funk-Bissen dem geliebten, struppigen und benebelten Leierkasten-Beach-Goth-Sound. Hört alle auf zu jammern, tanzt lieber! »City Club« eignet sich perfekt dafür. Kira Schneider
Goldroger Avrakadavra Melting Pot / Groove Attack
Er kommt nicht von der Straße und das hört man auch: Goldrogers neue LP ist eine bemerkenswerte Alternative zum Status Quo von Deutschrap. Nach einer Tour mit Johnny Rakete und Veedel Kaztro und dem Release seines gefeierten »Räuberleiter«-Mixtapes hat sich Goldroger in ein winziges Tonstudio in Köln eingeschlossen, um mit dem Produzenten-Team Dienst&Schulter an seinem Debütalbum zu feilen. Auch wenn Straßen-Rapper zurzeit stärker angesagt sind als die anständigen Jungs von nebenan, versucht Goldroger nicht, irgendetwas vorzutäuschen. Seine Musik pendelt sich stilistisch zwischen Rap, Rock, Pop, OK Kid, den Orsons, Cro und den Fantastischen Vier ein. Nach eigenen Angaben hat er mit »Avrakadavra« eine Parallelwelt geschaffen, in der er auf Inhalte und Texte setzt und man mehr als nur ein paar Schnaps braucht, um sich mit ihnen zu beschäftigen. So ist es auch: Der Dortmunder liefert eine sehr lässige, verträumte Platte mit 13 Songs ab, die mit cleveren Lyrics und Witz die Gehirnzellen aktivieren, gute Laune fördern und Bock darauf machen, rauszugehen, um etwas zu erleben. Die Highlights des Albums sind melancholische Songs wie »Sieben Meilen«, die Reggae-Nummer »Unter Nelken« oder der Banger »Wir sind da«. Zumindest durch den Herbst bringt Goldroger seine Hörer damit sehr gut. Dominik Djialeu
Lee Fields & The Expressions Special Night Big Crown / Groove Attack / VÖ 04.11.16
Lee Fields hat sich wieder mit The Expressions zusammengetan und wirkt spröde einfach am besten. Gemeinsam schaffen sie ergreifenden Soul zwischen Wehmut, Leidenschaft und Verzweiflung. Mit 65 Jahren sind die Hände rau, viele Tiefs sind durchgestanden, Höhen natürlich auch. Und genau so klingt auch das fünfte Album des Soul-Crooners Lee Fields aus North Carolina. Spröde, schön, warm und herzig. Die Songs scheinen eines deutlich hervorzuheben: Eine tiefe Dankbarkeit gegenüber dem Leben und allen, die dazu beitragen. Natürlich ist das Leben nicht immer Sonnenschein, wie Fields auch in Songs wie »Work To Do« herausstellt, in dem er einen Alkoholiker besingt, der trotz Therapie weitertrinkt und versucht, seine Familie zusammenzuhalten. Besonders liebevoll ist der Opener und Titelsong geraten, der mit der süßholzraspelnden Zeile »Every night with you is a special night« beginnt und mit einem aus tiefster Inbrunst vorgetragenen »Thank you« etwas kitschig wirkt. Aber bei Lee Fields ist das alles erlaubt, denn die Wahrhaftigkeit und Authentizität, mit der er seine Soul-Weisheiten vorbringt, lassen über solche Spitzfindigkeiten hinwegsehen. Fields, dessen Stimme stellenweise an James Brown erinnert, hat mit den Expressions seinen musikalischen Hafen gefunden. Und dieser SoulTanker schippert groovy und abgeklärt wie eh und je durch ein musikalisches Meer: Mal, wie in »Lover Man«, mit Funk an Board, mal cremig-soulig wie in »I’m Coming Home«. Sein im positiven Sinne abgenutzter Sound passt wunderbar zur klagenden Stimme der Vergangenheit in unserer Gegenwart. Konstantin Maier
The Growlers City Club
Gurr In My Head Duchess Box / H’Art
Das Berliner Duo Gurr schüttelt auf seinem Debütalbum scheinbar mühelos poppigen 1960er-Surf-Sound aus dem Ärmel. Mit offenem Cabrio-Verdeck und Wind im Haar sehen Gurr auf dem Cover von »In My Head« aus, als seien sie gerade auf dem Weg zum kalifornischen Strand. Wäre da nicht im Hintergrund das Logo eines großen Discounters, das die Betrachter auf den Boden der deutschen Tatsachen zurückholt. Alles an Gurr wirkt, als würden sie geradewegs von der US-Westküste kommen, nicht aus Berlin. Mit der 2015er-EP »Furry Dream« gab es einen ersten kleinen Hype, Support-Slots vor Jimmy Eat World und Kakkmaddafakka folgten. Das Debütalbum klingt nun etwas weniger verzerrt und glatter als »Furry Dream«, die Lo-Fi-Ästhetik aber bleibt erhalten. Der Sound rumpelt immer noch ordentlich, aber man hört klarer, was da warum rumpelt. Auf die Frage nach Genre-Bezeichnungen antworten die Berlinerinnen selbstsicher mit »First Wave Gurrpower«, die Referenzen auf Riot-Grrrl-Bands sind aber eher subtil. Statt politischer Messages zu verzerrten Riffs gibt’s eher Lyrics über das Nachholen von Pubertäts-Exzessen (»Underage drinking, fucking around, I had to turn thirty before I could be so cool«) zu cleanen Gitarren. Gurr verpassen dem 1960er-Surf-Sound moderne Poppigkeit und wirken dabei so mühelos und elegant, dass sie selbst sperrige deutsche Worte wie »Belanglosigkeit« nach unbeschwerter Surfer-Ästhetik klingen lassen. Dominik Bruns
Cult / Rough Trade / VÖ 04.11.16
Die Growlers sind auf »City Club« mit ihrem Sound vom Strand in die Stadt gezogen. Say hello to Disco Goth! Dass Julian Casablancas sich in die Growlers verliebt hat, erfuhr die Welt vor circa drei Jahren auf Twitter, als er ihren Song »One Million Lovers« postete und sagte, er wolle in einer Welt leben, wo so etwas Preise für den besten Song und das beste Video gewinnt. Ob er ihnen nachstellte oder wie die Romanze im Detail verlief, weiß man nicht, aber jetzt erscheint das fünfte Album der Growlers, das Casablancas selbst produziert hat, auf seinem Label Cult Records. Die Fanbase der Growlers ist darüber immens gespalten: Die eine Hälfte feiert den neuen Sound, die andere weint und trägt den alten lamentierend zu Grabe – viel zu früh. Die Eigentümlichkeit ihres BeachGoth ist keineswegs verflogen – die Musik knirscht weiterhin herrlich vor Surfrock, Pop, Country und neuerdings sogar Afro-Funk, nicht zu vergessen Brooks Nielsens unverwechselbare Kieselstimme – nur eben ein wenig geschliffener, urbaner, poppiger. Das Meeresrauschen macht Platz für SynthieFunk, die Party ist vom Strand in die Stadtdisko gezogen, die Basslines sind muskulöser, die Gitarren und Synthesizer schillernder und prominenter. Es nützt nichts, um den heißen Brei herumzureden: Man hört verdammt gut, wer da Hand angelegt hat. »Dope On A Rope« zum Beispiel ist ein zuckersüßes Exempel für die klassische Strokes-Gitarre. Der eingefleischte Growlers-Fan kommt aber
The Hidden Cameras Home On Native Land Outside / Yep Roc / H’Art
Mit einem countryesken Kanada-Tribut aus dem Berliner Exil gelingt Joel Gibb und seinen namhaften Gästen das bis dato beste Album der Hidden Cameras. Seit 15 Jahren zieht der Sänger Joel Gibb mit seinen Boys Of Melody durch die Welt und hatte bereits Auftritte in James Cameron Mitchells »Shortbus«, einigen Pornokinos und bei Mehmet Scholls Abschiedsspiel. Wie sich nun herausstellt, verbrachte der Schelm nebenbei zehn der letzten 15 Jahre mit der Arbeit an dieser musikalischen Liebeserklärung an Kanada. Für ihre Heimat präsentieren sich die Hidden Cameras von ihrer Schokoladenseite und zelebrieren die dortige Natur in einigen ihrer bis dato besten Songs. So lebt das Album von Gibbs Affinität zu eingängigen Singalongs, von der sich auch Gäste wie Ron Sexsmith, Feist oder Rufus Wainwright anstecken ließen. Nachdem vergangene Alben wie »Awoo« oder »Age« noch gelegentlich leicht überstürzt und kantig wirkten, setzt »Home
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#Review
02. – 04.12.2016 SAALBACH – HINTERGLEMM
On Native Land« komplett auf Harmonien und Schunkelstimmung. Zwischen die eigenen Songs, von denen vor allem »Counting Stars« heraussticht, mischen sich einige Cover, eine Hi-Fi-Fassung von »He Is The Boss Of Me« und kanadische Volkslieder, bei denen man sich Torontos Songwriting-Elite um ein Lagerfeuer versammelt vorstellt. Sebastian Jegorow
Hope Sandoval & The Warm Inventions Until The Hunter Tendril Tales / Rough Trade / VÖ 04.11.16
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Die Mazzy Star-Sängerin beweist mit ihrer Band zusammen mit My-Bloody-ValentineDrummer Colm Ó Cíosóig abermals, dass sie mit ihrem somnambulen Dream-Folk und ihrer betörenden Stimme in einer ganz eigenen Umlaufbahn unterwegs ist. Hope Sandoval lässt sich gerne Zeit. Bei ihrer Hauptband Mazzy Star vergingen schon mal knapp 17 Jahre, bis ein neues Album fertiggestellt wurde. Auch »Until The Hunter« ist erst das dritte Quasi-Solo-Album seit 2001. In der Zwischenzeit hat Sandoval mehreren Bands und Acts ihre markante Stimme geliehen, am prominentesten sind sicherlich ihre Kollaborationen mit Massive Attack. Zudem ist sie eine beliebte DuettPartnerin, zuletzt auf dem neuen Album der Psychedelic-Wiedergänger Psychic Ills. Doch diesmal dreht sie den Spieß zum ersten Mal um und hat sich mit Kurt Vile einen männlichen Counterpart ins Boot geholt. Der gemeinsame Song »Let Me Get There« bildet den tiefenentspannten, zurückgelehnten Höhepunkt des Albums. Doch zuvor wird man mit dem Album-Opener »Into The Trees« in bedrohlich dröhnenden neun Minuten in eine düstere Zwischenwelt geleitet, sodass man den folgenden, sommerlich-säuselnden Duett-Gesang niemals für möglich gehalten hätte. Die geloopte Stimme und die tiefdunklen Drums erinnern stark an die Zusammenarbeit mit Massive Attack. Doch »Until The Hunter« ist auch das abwechslungsreichste Album im Schaffen Sandovals. Die Songs »The Peasant« und »Treasure« klingen in bester Mazzy Star-Manier angenehm irdisch und entrückt zugleich, bei »A Wonderful Seed« und »I Took A Slip« dagegen erwarten den Hörer versponnener Weirdo-Folk. »Liquid Lady« beendet das Album mit einer besoffen dröhnenden Slide-Gitarre und einem TwinPeaks-Groove. Es wird bestimmt wieder lange dauern, bis Sandoval mit den Warm Inventions neue Musik veröffentlicht. Viele Jahre, in denen die Popmusik einige aufgeregte Hypes überstehen muss. Die Musik von Hope Sandoval ist die Antithese von Hypes, sie ist stattdessen gehaltvoll, unaufgeregt, stoisch zeitlos und verspielt zugleich. Timo Weber
zweiten Album der Liverpooler Indie-Band Hooton Tennis Club auf. Viel mussten Hooton Tennis Club nicht an der Erfolgsformel ihres Debütalbums »Highest Point In Cliff Town« ändern. Beim Nachfolger »Big Box Of Chocolates« haben sie eigentlich nur die Stellschrauben ein wenig nachjustiert. Die Band um Ryan Murphy und James Madden lässt einfach ihre Pavement-Zitatebene ein Stück weit hinter sich, der schlanke DIY-Ansatz wird zugunsten einer reichhaltigeren Instrumentierung aufgeweicht. Was bleibt, ist lässig abgehangener Schnodder-Pop zwischen überschwänglichem Optimismus und purer Verletzlichkeit, der sich aber nicht zu sehr im Schrammel-Indie verzettelt. Wer will sich auch schon zwischen melodieseligen Britpop-Strukturen und dezenten DinosaurJr-Avancen entscheiden? Das Album badet ausgiebig in der Nostalgiewanne der 1990er und versprüht deshalb eine wohlige Vertrautheit aus Teenagertagen. Wo ist eigentlich mein Teenage-Fanclub-Shirt abgeblieben? Thorsten Streck
Hundreds Wilderness Embassy Of Music / Warner / VÖ 04.11.16
Zwei Jahre nach ihrer letzten LP »Aftermath« besinnen sich die Geschwister Milner wieder ihrer Electro-Pop-Tradition. Der Sog ihrer Sounds ist dabei ein ganz besonderer. Wäldern kommt in der Mythologie eine starke symbolische Bedeutung zu: Märchenhelden zum Beispiel durchqueren sie im Laufe ihrer Erzählungen immer wieder. Sie nehmen darin die metaphorische Rolle einer düsteren, kaum Gutes verheißenden Wildnis ein, sind aber auch Orte des Wandels und Räume der Melancholie. Die dritte Platte des Hamburger Electro-Duos Hundreds malt klanglich eine Wildnis, die kraftvoll, dunkel, neblig, aber dennoch klar erkennbar wirkt. Die von Philipp Milner sorgsam arrangierten Electro-Tracks treffen auf die melancholischen Texte seiner Schwester Eva, deren Gesang wieder das atmosphärische Zentrum der Musik darstellt. Wie schon auf den zwei Vorgängerplatten arbeitet sie dabei nicht auf catchy Refrains hin, man musste deren Songs schon damals mehr als einmal hören, um den detailverliebten Pop der Geschwister zu fühlen. Auf »Wilderness« verhält es sich ähnlich, bis plötzlich Songs wie »Bearer And Dancer« und »Spotless« ins Klangkorsett einbrechen und man binnen Sekunden und spätestens mit dem Refrain den Sog und die Euphorie spürt, die Hundreds auszeichnet und zumindest hierzulande einzigartig macht. »Wilderness« lässt dabei den Morgentau spüren, es atmet die kühle Luft von draußen und gibt eine Ahnung von der starken Emotion der Einsamkeit im Gehölz, das das Geschwister-Duo schon beim Vorgänger »Aftermath« maßgeblich inspirierte. Sermin Usta
DOSENbier & popcorn noir
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Hooton Tennis Club Big Box Of Chocolates Heavenly / Coop / PIAS / Rough Trade
Bittersüßer Britpop im Slacker-Lo-Fi-Gewand. Diese Rechnung geht auch auf dem
Illum Sphere Glass Ninja Tune / Rough Trade / VÖ 04.11.16
Das zweite Werk von Illum Sphere versetzt den Londoner aus dem Newcomerstatus in die Kategorie »nicht überzeugend«.
ZIEGENBLUT & MÖTÖRÖL MIT CARSTEN SCHUMACHER
Birkenrindenluren, Klebstoffschnüffel-Punk, das Ende von Ohio und Lieder über starke Frauen – ein weiterer bunter Monat für die schwärzeste Musik.
Wir haben es geahnt: Der Grammy hat Ghost noch weiter unter Druck gesetzt, sich dem Pop statt dem Satan hinzugeben. Auf der EP »Popestar« (Loma Vista) thront die wirklich schmissige Single »Square Hammer« auf einem Berg von Cover-Versionen von Bands wie Echo & The Bunnymen oder Simian Mobile Disco. Darunter auch das phänomenale »Missionary Man« der Eurythmics, das hier aber fast lieblos rüberkommt und vor zehn Jahren schon mal von Left Hand Solution eine bessere Gitarren-Version spendiert bekam. Schnell was Sperriges als Exorzismus beziehungsweise Teufelseintreibung. King 810 berichten mit »La Petite Mort Or A Conversation With God« (Roadrunner) von der dunklen Seele der USA, von Gewalt und Verzweiflung. Dunkel und tieftönend schmatzen Beats und Riffs im Hintergrund und von Glocke über Piano bis Kinderchor bietet die Produktion alles auf, während David Gunn darüberliegend eine ungeheure Menge zu erzählen hat und nichts davon ein Happy End zu haben scheint. Toll, so weit unten können wir direkt mit Void Meditation Cult weitermachen, die für King 810 mal locker den Keller ausschachten – derart finster ist der Sound ihres Debüts. Nach einem Demo und einer Split wurde »Utter The Tongue Of The Dead« (Hells Headbangers) schon sehnsüchtig erwartet, und tatsächlich könnte man zu diesem rituellen Krächzen der Transistor-Verzerrung, dem Grollen und Flüstern hervorragend Kultisches tun. Der Gesang klingt manchmal so, als würde die Seele Ohios rituell unter einem Mühlstein zermahlen. Ohio selber wird es nicht anders empfinden. Gegen diese schabende Garstigkeit wirkt das Quartett Black Table mit ihrem zweiten Album »Obelisk« (Moment Of Collapse) fast wie Pink Floyd. In Sachen Produzent, Studio und Mastering ist deren Liste der Referenzen wirklich lang, aber die Band um Sängerin Mers Sumida lotet den Metal schon in ernst zu nehmender Weise aus. Es blastet und keift, weiß aber auch doomig zu schreiten oder gar für einen atmosphärischen Panoramablick inne zu halten. Kein Black Metal von der Stange, sondern abwechslungsreich und bisweilen komplex. Und wo wir gerade bei starken Frauen sind: Clutch bringen mit »La Curandera« (Weathermaker) gerade eine Sammlung von Songs heraus, in denen es um charakterstarke Protagonistinnen geht. Die Compilation wurde bislang nur in den USA im Rahmen einer Brustkrebsvorsorgekampagne veröffentlicht und ist jetzt auch weltweit zu haben – Vinyl only! »Defying The Metastasis« (Blood Harvest), der Titel des dritten Albums der Band Polyptych aus Chicago, scheint da direkt zum Thema zu passen. Ein wirklich erstaunliches Quartett, das ihren technischen, progressiven Death Metal
Feinstes und faires Seemannsgarn
mit Präzision spielt, gern auch mal eine kleine Melodie einflechtet und nie aus der Puste zu kommen scheint. Inhaltlich geht es um die Verzweiflung des Individuums in der Auseinandersetzung mit einer übermächtigen äußeren Welt – aber wir wollen nicht langweilen.
Dann lieber Punk! Das britische Duo Slaves hat sich auf seinem zweiten Album »Take Control« (Universal) von Beastie Boy Mike D aufnehmen lassen, der das Herz von Black Flag gewandet in der Wucht eines Slayer-Albums vor Augen hatte. Lenkt jetzt aber alles vom tatsächlichen Ergebnis ab, das klingt, als hätten die Sleaford Mods einen Kanister Molotow Soda gesüffelt und zwischen den Schlucken tüchtig Klebstoff geschnüffelt. Eine perfekte Platte, um zu später Stunde am Kronleuchter zu schaukeln. Albern. Jetzt aber wieder ernsthaft: Die Norweger Wardruna haben mit ihrer Ambition, eine musikalische Interpretation für jede der 24 alten nordischen Runen zu erschaffen, ein drittes Album herausgebracht. Auf »Runaljod – Ragnarok« (By Norse) sind neben Taglharfe und Kraviklyra auch Ziegenhorn- und Birkenrindenluren zu hören. Die Trilogie ist damit abgeschlossen. Apropos: Sufjan Stevens? Du schuldest uns noch die Konzeptalben zu den restlichen 48 Bundesstaaten! Ärgerlich sowas, aber lassen wir das hinter uns und erfreuen uns am Post-Metal-Debüt des Berliner Quartetts Ånd. Auf »Aeternus« (This Charming Man) wird deutsch gekeift, was nicht die einzige Parallele zu Der Weg einer Freiheit wäre, im Gegensatz zu den Würzburgern aber häufiger Volten schlägt und den Hummelgitarren noch zahlreiche andere Spielformen an die Seite stellt – all das in einer sehr transparenten Aufnahme, innerhalb derer nur der Gesang wie aus der Nachbardimension herüberhallt. Und wo wir gerade über Unorthodoxes plaudern, muss man unbedingt noch Svin erwähnen. Deren viertes Album »Missionær« (PonyRec) wurde auf Island im Studio von Sigur Rós aufgenommen und hat anscheinend auch die dortigen Geister mitgenommen. Denn die Dänen sind mit einer fantastischen Mischung abstrakter Klänge zwischen Ambient, Postrock und Polyrhythmik zurückgekehrt, die wirklich alle Grenzen sprengt. Normal sind Verweise auf Sonic Youth, Jazz und Arvo Pärt megalomane Schaumschlägerei, aber hier findet sich tatsächlich all das wieder und hätte so auch auf ECM erscheinen können. Bliebe zum Schluss nur noch darauf hinzuweisen, dass Bohren und der Club of Gore mit ihrer wohl langsamsten, schwärzesten und jazzigsten Form von Metal jetzt mit ihrer Einsteiger-Compilation »Bohren For Beginners« (PIAS) darauf hinweisen, dass ihre Alben alle erneut auf Vinyl aufgelegt werden. Schöner kann diese Kolumne nicht ausdampfen.
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#Review WIZ ARD PROMOTIONS PRESENTS
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Man gibt neuen Künstlern ja erst mal Kredit. Potenzial ist da, und auch, wenn das Ergebnis zunächst nur durchwachsen ist, könnte da noch was Großes draus werden. So erging es vermutlich nicht nur mir mit dem Debüt »Ghosts Of Now And Then« des Briten Ryan Hunn vor zwei Jahren. Gutes Label, nettes Artwork und von den richtigen Vorbildern beeinflusst, zudem grad noch so im Trend der Beatmaker-Szene zwischen L.A., London und Glasgow. Beim zweiten Album wird alles dann aber ernster und erwachsener, und genau so klingt »Glass« auch: Düsterer, minimalistischer und nuancierter. Nur leider nicht sonderlich begeisternd. Zu viel bleibt in simplen Entwürfen und kleinen Bewegungen hängen, zu oft passiert ein wenig und dann nichts mehr. Musik, wie gemacht dafür, zu enttäuschen. Vielleicht ist das ja Konzept, aber wenn, dann ist es ein sehr gewagtes. Und vielleicht kommt ja doch noch mal der große Wurf von Illum Sphere. Aber das hier ist er nicht, und ich zergehe auch nicht mehr in Erwartung darauf. Henje Richter
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der Versenkung verschwunden. Da kann man sich wieder denen widmen, die dieses Genre ursprünglich mal ausgemacht haben. Wirklich weg waren Jimmy Eat World eigentlich nie, alle drei Jahre kam verlässlich ein neues Album. Richtig schlecht war keines davon, wirklich begeisternd, so wie einst »Clarity« oder »Bleed American«, aber auch nicht. Auf ihrer Tour durch kleine Clubs konnte man sich kürzlich schon davon überzeugen, dass Jimmy Eat World immer noch (oder vielleicht doch wieder?) brennen. »Integrity Blues« hat einen selbstbewussten Sound, der nicht stur am Stil der frühen Erfolge festklebt, sondern sich weiterentwickelt hat. Ganz besonders hört man das bei »Pass The Baby«, das mit minimalistischer Instrumentierung und Electro-Sounds eine Stimmung aufbaut und sie im Finale mit Schrammel-Gitarren genüsslich zu Klump haut. »Through« zeigt, wie ein Coming-OfAge-Song von 40-jährigen klingen kann, ohne anbiedernd zu sein, und »Pol Rogers« hat die aufs Gramm passende Dosis Pathos, die man vom Finale einer Jimmy-Eat-World-Platte erwartet. »Integrity Blues« ist im positiven wie negativen Sinn kein nächstes »Clarity« oder »Bleed American«, zeigt die Band aber in der besten Form der letzten Jahre. Dominik Bruns
Jagwar Ma Every Now & Then Marathon Artists / Rough Trade
Mit ihrem grandiosen Debüt landeten Jagwar Ma 2013 besonders im UK einen Coup. Auch auf ihrem neuen Album mischen die drei Australier atmosphärischen Synthie- und Psychedelic-Pop. Gabriel Winterfield ist zwar nicht der größte Sänger im Musikuniversum, zu der Art, wie Jagwar Ma musizieren, passt seine Stimme jedoch wie keine zweite. Ein Zusammenspiel von psychedelischem Rock und zappelndem Dance kombinieren die Australier mit Chicago House, Madchester und Soul der 1960er. Schon das Debüt war reich an Sounds, mit »Every Now & Then« lehnt sich das Trio aber noch weiter aus dem Fenster und zeigt deutlich mehr Trip-Hop-Einflüsse als zuvor. Dadurch ist ihr Sound noch einmal enorm gewachsen. Einige der Tracks wie »O B 1« wirken unbändig, das liegt vor allem an den üppigen Arrangements, die stellenweise sogar etwas zu überladen wirken. Dies gleichen Jagwar Ma an andere Stelle aber wieder aus, der Track »Loose Ends« beispielsweise fokussiert einen extrem schneidigen Groove. Es passiert viel auf dieser Platte, aber Jagwar Ma verstehen sich darauf, immer wieder Akzente zu setzen oder ihr Tempo zu beruhigen. So gerät das Album alles in allem extrem kurzweilig – und da ist ja auch noch Winterfields Gesang als Garnitur. Nadja Neqqache
Joan As Police Woman Let It Be You Reveal / H’art
Benjamin Lazar Davis durfte an diesem Album als Kollaborateur der inoffiziellen Soul-Heldin Joan Wasser teilnehmen. Das Ergebnis braucht ein wenig Zeit, um seine wahre Größe zu entfalten. Unabhängig voneinander waren Joan Wasser und der bei Okkervil River und diversen weiteren Bands aktive Benjamin Lazar Davis vor dieser Zusammenarbeit auf Afrika-Reise. Sie als Teil von Damon Albarns Africa Express in Äthiopien, er als Klangforscher in Westafrika. Auf die typische Art, die man von Wasser mittlerweile fast erwartet, haben ihre dort erfahrenen Eindrücke Eingang in diese zehn neuen Songs gefunden. Sie beschränkt sich dabei nicht auf simple Ethno-Beats, Kalimba-Melodien oder WorldMusic-Verneigungen, sondern nutzt vertrackte Rhythmen und musikalische Muster, die als vielschichtige Schablonen in den AlternativeSoul-Jazz-Doo-Wop der Künstlerin integriert werden. Der erste Eindruck ist indes ein ganz anderer, eine elektronische Gratwanderung, die im »Overloaded«-Refrain gar chartsaffine EDM-Autotune-Chöre adaptiert. Ohnehin wird viel mit Stimmeffekten gearbeitet, die Wassers charismatisch-knarzige Stimme erst im letzten, sehr charmanten Song »Station« hervorstechen lassen. Um die Faszination dieser Kollaboration zu filtern, braucht es mehrere Hördurchgänge, bis sich die IDM mit viel Soul aus den überwiegend sehr vielschichtigen Songkonstrukten herausschält. Klaas Tigchelaar
Jimmy Eat World Integrity Blus
17.01. MÜNCHEN • 18.01. STUTTGART 21.01. KÖLN • 26.01. BERLIN
RCA / Sony
Make Emo great again? Jimmy Eat World arbeiten sich mit »Integrity Blues« aus ihrer Durchhänger-Phase heraus. Ist die Schamfrist vorbei? Darf man den Begriff Emo wieder positiv besetzen? Die ganzen schwarz geschminkten OperettenEmo-Bands sind ja schon lange genug in
Junk Son Beginning Ending Pretending 37 Adventures / Coop / PIAS / Rough Trade
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HEIMSPIEL MIT KRISTOF BEUTHNER
Rappelvolle Plattenkiste: In diesem Heimspiel gibt es Hamburg-Liebe, Italien-Sehnsucht, verflossene Jugend, Obskurität und zwei Bands, die ganz groß werden dürften.
Eine echte Liebeserklärung an Hamburg hat Daniel Behle im Gepäck. Der Tenor hat zusammen mit dem Schnyder Trio auf »Mein Hamburg« (Berlin Classics) satte 18 Chansons aus der schönsten Stadt im Norden für Stimme, Cello, Geige und Klavier arrangiert: beispielsweise den Albers-Klassiker »Auf der Reeperbahn« oder fernwehgetränkte Seefahrerlieder wie »Kleine Möwe, flieg nach Helgoland« und »Grüße von der Mole«. Wer Hamburg mag, dem dürfte das sehr gefallen. Durchschnittsalter 17,5 Jahre: Das ist schon beachtlich für eine Band. Die Giant Rooks aus Hamm spielen ihren an James Blake oder alt-J erinnernden Art-Pop aber mit so viel Finesse und Energie, dass man ob des Alters der fünf Jungs ungläubig den Kopf schüttelt. Die EP »The Times Are Bursting The Lines« (store.giant-rooks.com) beinhaltet vier Stücke, von denen das schillernde »Småland«, das von Erinnerungen an einen Urlaub in Schweden erzählt, tief in den Gehörgängen hängen bleibt. Die werden groß. Trust. Und richtig groß werden, das dürfen gerne auch Fil Bo Riva, deren Sänger und Namensgeber zwar aus Italien stammt, aber auch in Berlin und Dublin lebt und wirkt. Von der Straße in die Clubs - das hat bei AnnenMayKantereit schon geklappt, für die Fil Bo Riva mit seiner Henning Mays nicht unähnlichen Stimme schon als Vorband fungiert hat. Die EP »If You’re Right, It’s Alright« (PIAS) hat fünf Songs und schlicht keinen Füller; »Like Eye Did« und »Killer Queen« handeln von einer gescheiterten Liebe und sind in ihrem Mix aus Blues, Folk und Soul richtig, richtig stark. Apropos Italien: Erinnert sich noch wer an das Electro-Pop-Duo Werle & Stankowski? Deren zweite Hälfte Johannes nennt sich nun Gío und bringt mit der italophilen EP »Amarsi Un Po’« (Tofumusic) sommerliche Leichtigkeit zurück. Das klingt synthiepoppig und locker und hat nachweislich schon bei Erlend Øye vor ein paar Jahren prima funktioniert. Und wer kein Italienisch spricht, kann den Titelsong mit »To Feel In Love« auch auf Englisch anhören. Der Effekt ist der gleiche: ein schöner. Von Italien zurück nach Deutschland und von dort nach Mexiko, wo die Ska-Band Wisecräcker genau wie hier eine gewisse Popularität genießt. Zu deren 20-Jährigem erscheint nun mit »20 Years – 20 Songs« (Magic Mile) eine umfassende Werkschau mit Klassikern wie »Kein Bock« oder »Muckerpolizei«, spanischsprachigen Stücken wie »Contigo Más Bien« oder »Modo De Odio« und einigen Coverversionen (»Master Of Puppets«, »Porqué Te Vas«). Die politische Strahlkraft der Band hat nichts an ihrer Dringlichkeit eingebüßt, ihr hibbeliger, bläserschwangerer Sound sowieso nicht.
Und wenn wir dann schon über Fernweh sprechen, liegt der Griff zum zweiten Album von Max Paul Maria namens »Figurines« (DevilDuck) nahe. Im Alltag einer Tour gereift erzählen die 13 Stücke – vom Standpunkt des grauen Berlins aus – vom Unterwegssein, vom Suchen und vom Ankommen. Die Gesellschaft seiner Band hat der Songwriter verinnerlicht; seine neuen Stücke klingen rauer und voller, aber immer noch pur und rastlos. So fühlt sich Reisen im Kopf an. Eine große Portion Melancholie bringt auch Joseph Myers mit. Der bärtige Songwriter veröffentlicht mit »Against The Sea« (Timezone) schon sein drittes Album. Ihm geht es jedoch weniger um Fernweh; er erzählt stattdessen eine Geschichte von der Trauer über den Verlust des geliebten Großvaters. Wenn er dann in »Until Bad Dreams Are Done« seine kleine Nichte ins Bett bringt, hat diese warmherzige Musik etwas ungemein Tröstliches, das gut darüber hinwegsehen lässt, dass Myers keinen Innovationspreis mit seiner Kunst gewinnt. Letzteres lässt sich auch über As We Go sagen. »Stumble And Stand« (Redfield) ist trotzdem eine Platte geworden, der man gerne zuhört, wenn man in kleinen Jugendzentren groß geworden ist und Emo-Punk zu seiner musikalischen Sozialisation zählt. Präzises Riffing, gallige Reibeisen-Vocals, das ein oder andere billige Pils und eine Zigarette: Fertig ist die schöne kleine Reise in eine Zeit, in der man felsenfest davon überzeugt war, mit drei Akkorden die Welt ändern zu können. Ihr sogar schon zehntes Album präsentieren die Osnabrücker Sankt Otten, dieses Mal in Zusammenarbeit mit dem Ambient- und Drone-Künstler N. »Männerfreundschaften und Metaphysik« (Denovali) reiht sich in den Kanon der obskuren Album- und Songtitel des Duos ein. Die tonnenschweren Synthie-Flächen von N liegen wie ein Bleivorhang über dem ohnehin nicht sehr lebensfrohen Neo-Kraut Sankt Ottens, man nehme allein das grandiose »Massiere die Maschine«. Ein abermals faszinierendes Stück Kunst. Allerhand Obskurität gibt es in schöner Regelmäßigkeit vom Label Fidel Bastro, und so landen wir zu guter Letzt wieder in Hamburg: »Dangerous Eiertanz« (Fidel Bastro) heißt das neue Album von Freispiel, auf dem zu drückenden 1980er-Bassläufen und SynthieElectro-Punk lakonische, dadaistisch-düstere, mal gesungene, mal gesprochene Texte an eine längst vergessene Ära der alternativen deutschsprachigen Musik erinnern, die existierte, bevor NDW populär wurde.
11.11.16AUSVERK Wiesbaden AUFT! Schlachthof 14.11.16 Hamburg Mehr! Theater
24.09.17 BIELEFELD 27.09.17 FRANKFURT 28.09.17 STUTTGART 30.09.17 WÜRZBURG 01.10.17 HANNOVER 02.10.17 MÜNCHEN 05.10.17 BERLIN 06.10.17 LEIPZIG 09.10.17 KÖLN 12.10.17 SAARBRÜCKEN 13.10.17 BREMEN 14.10.17 HAMBURG
15.11.16 Berlin Tempodrom 22.11.16 München Zenith
21.11. BERLIN MUSIK UND FRIEDEN 26.11. WIEN CHAYA FUERA
HUNDREDS WILDERNESS TOUR
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17.11. LEIPZIG - DISTILLERY 18.11. HAMBURG - KLEINER DONNER 20.11. KÖLN - YUCA 23.11. WIEN - B 72 24.11. MÜNCHEN - MILLA 25.11. STUTTGART - SCHRÄGLAGE 26.11. BERLIN - PRIVATCLUB
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25 Jahre Intro Magazin
DIE COMPILATION DEINES LEBENS
Wer Junk Sons »Beginning Ending Pretending« gerecht werden will, sollte das Album mindestens drei Mal hören – von Beginning bis Ending. Nach James Blake und Rosie Lowe bringt das Londoner Goldsmiths College mit Junk Son ein weiteres elektronisches Wunderkind hervor. Im Schatten seiner Vorgänger steht der junge Produzent und Musiker dabei nicht, denn sein Debütalbum »Beginning Ending Pretending« überzeugt von Anfang bis Ende durch Raffinesse und Detailverliebtheit: Scheinen die Songs beim ersten Hinhören simpel und wenig aufwändig, macht sich erst beim mehrmaligen Hören eine Dichte und Komplexität bemerkbar, die der Musik ihre Mehrdimensionalität und Tiefe schenkt. Der Effekt: Mit jedem Hören entdeckt man das Album neu, findet Details und Feinheiten, die man vorher nicht bemerkt hat. Man hört sich dementsprechend nicht satt, sondern süchtig. So kann es auch sein, dass man die Musik mal dem experimentellen Rock, mal dem Downtempo zuordnen möchte. Songs wie »I’ll Be So« oder »Picture« erinnern mit ihren polyphonen Melodie-Clustern und House-Beats an Bonobo, andere wie »Fool«, »Games« oder »Crawl« durch ihre vertrackten Rhythmen und dominanten Synthie-Sounds wiederum an Ultraísta. Bei aller Vielschichtigkeit wünscht man sich dennoch gelegentlich mehr Struktur und Übersichtlichkeit – vielleicht muss man’s aber auch einfach nur nochmal hören. Laura Nürnberger
25 Coverversionen, davon 10 exklusiv The Polyphonic Spree × Nirvana Beatsteaks & Dirk von Lowtzow × Stereolab The Go! Team × Sonic Youth William Shatner × Pulp Tocotronic × Turbonegro Earl Zinger × Blur José González × Massive Attack The Walkabouts × Blumfeld Bart Davenport × Broadcast Die Sterne × Felix da Housecat WhoMadeWho × Benny Benassi Nostalgia 77 × The White Stripes AnnenMayKantereit × Beatsteaks Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen × Tocotronic Die Türen × Deichkind Franz Ferdinand × LCD Soundsystem Friendly Fires × Lykke Li Birdy × Phoenix Fehlfarben × Die Sterne Jochen Distelmeyer × Lana Del Rey Abay × The xx Anna Calvi × FKA Twigs Lambert × Schnipo Schranke Love A × Justin Bieber The Kills × Rihanna 2CD & Download ab 9.12.
Christian Kjellvander A Village: Natural Light Tapete / Indigo
Auch auf dem sechsten Soloalbum des Berufserwachsenen und Vollzeitmelancholikers Kjellvander findet sich große, dunkel schimmernde Schweden-Americana. Das kann doch kein Zufall sein, dass auch das nächste Großwerk von LoosegoatsSänger Christian Kjellvander nach »The Pitcher« wieder im Spätherbst veröffentlicht wird. Vielmehr erscheint es wie ein reines Klischee, diese Musik als Herbstmusik zu lancieren. Schließlich wurde sie tatsächlich erneut in einer alten Kirche im Dorf Österåker aufgenommen (die Kjellvander als Domizil und Aufnahmestudio gekauft hat) und klingt ohnehin, als würden die Tindersticks mit Leonard Cohen (mit dem Kjellvander ja auch schon getourt ist) und Townes van Zandt (erklärtes Vorbild) in einem dunklen Wald am Lagerfeuer musizieren. Wenn dann der InfoZettel auch noch verrät, dass Kjellvander in der Zwischenzeit einen Teilzeitjob auf einem Friedhof angenommen hat und dann Songtitel wie »Misanthrope River« und »Riders In The Rain« zu Buche schlagen, ist der Hinweis auf den trockenen Rotwein im Ohrensessel bei gedimmtem Licht und schwerer See vor der Veranda fast zwingend. Wer jetzt endgültig die Augen verdreht, dem sei gesagt, dass das alles halb so schlimm ist mit dem Klischee. Das Tapete-Label bürgt für Qualität, Christian Kjellvander kann Songs schreiben, die die Klippen der melancholischen Peinlichkeiten weit umschiffen, und vor allem können er und seine Mitstreiter arrangieren, dass es eine wahre Freude ist. Kein Song tappt da in die Falle der Erwartbarkeit, die Gitarren sind weit weg von jeglicher Virilität und der Raum zwischen den Noten ist ausreichend und klebefrei gestaltet. Ja, es geht um Liebe, Leben und Tod. Ja, Minor Majority, Holmes oder The Grand Opening sind nachbarschaftlich und klanglich nahe. Ja, das ist nicht überraschend. Aber so wärmend, spannend und eigensinnig,
so selbstverständlich und plausibel, so schön darf klassische Schweden-Americana sein. Soll sie sogar. Auch und gerade in einem verdammt kalten Herbst. Claudius Grigat
Fritz Kalkbrenner Grand Départ Suol / BMG / Warner
Auf »Grand Départ« führt Fritz Kalkbrenner seine Erfolgsformel fort und liefert Erwartbares ohne sein Potenzial ganz auszuschöpfen. »Grand Départ« ist ein zweischneidiges Schwert – ganz so, wie man es von Fritz Kalkbrenner seit jeher gewohnt ist. Auch sein viertes, mit gut 80 Minuten Spielzeit erstaunlich langes Album, enthält Momente von einer wunderschön souligen Tiefe, so zum Beispiel der Einstieg mit »Don’t You Say«. Demgegenüber steht der so ermüdend eindimensional puffende, typische Kalkbrenner-Beat, der in leichten Variationen wieder viele der neuen Tracks anschiebt. Natürlich hat Kalkbrenner damit ein Markenzeichen geschaffen, das zu einem Gutteil für seinen Erfolg verantwortlich ist – besser macht es diese Strategie aber nicht. Man könnte sich Kalkbrenner gut als Crooner über den gewaltigen Arrangements einer Soul-Bigband vorstellen, zumal er auch als Songwriter das Zeug dazu hat, solche Zügel in den Händen halten zu können. Im Vergleich zu solchen Erwägungen bleibt »Grand Départ« aber nüchtern kalkulierter Gebrauchs-House, der den Erfolg des Berliners mehren wird. Ein Befreiungsschlag als Künstler steht bei ihm noch aus, ist aber denkbar. Christian Steinbrink
Karies Es Geht Sich Aus This Charming Man / Cargo / VÖ 04.11.16
Das zweite Album der Stuttgarter lässt seine Hörer zu ungehaltenem Postpunk frösteln. Optimismus? Pessimismus? Karies entscheiden sich für Realismus. Was soll auf einer Platte, die »Es Geht Sich Aus« heißt, auch schon abgebildet sein außer einem halbvollen Glas Wasser? Das süddeutsch-österreichische Idiom bedeutet im Rest dieses Sprachraums so viel wie »läuft«, nur mit noch weniger Begeisterung. Moment, ist das Glas nicht vielmehr halb leer? Ach, es ist vertrackt. Die Songs auf dem zweiten Album von Karies sind nachvollziehbar wenig extrem, nicht zufrieden, aber auch nicht richtig wütend: Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt bilden ja auch niemandes Lebenswirklichkeit ernsthaft ab. Auf den Bünden knarzende Bassläufe geben den Songs Drehmoment, gelegentlich taucht eine Kuhglocke auf: Alles in allem klingt das mehr beherrscht als beherzt. Ausbrechen will diese Musik nicht, sie macht eher den Punkt, es ausgerechnet nicht zu tun. Als eine Art Spin-off der Stuttgarter Kollegen Die Nerven gestartet, gibt es mittlerweile keine Überschneidungen in der Besetzung mehr, Schlagzeuger Kevin Kuhn und Sänger/Gitarrist Max Rieger haben allerdings an Songwriting und Aufnahmen mitgewirkt.
IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK
Herbst – gehen wir es etwas ruhiger an: Folk und Country, Singer/Songwriter und ein wenig melodiöser Dream-Pop. Nur in Polen bleiben die Verzerrer eingestöpselt.
Die heißeste LP des Indie-Monats kommt nicht aus New York, London, oder L.A., sondern aus Whitesburg, einem Nest in Kentucky, das kaum eine der Menschenseelen, die das hier lesen, je zu Gesicht bekommen haben dürfte: »Mexico« (K&F / Hometown Caravan) kommt von zwei Brüdern aus dieser kulturell nicht eben vielfältig begüterten Südstaatengegend und enthält Alternative-Country-Songs von einer Dezenz und Güte, dass mir die Spucke wegbleibt. Die Stücke, die Wayne Graham auf ihrem vierten Album versammelt haben, sind traditionell zurückhaltend und bodenständig instrumentiert, aber dennoch so smart, schlank und gut geschrieben, dass Wilco, Sparklehorse und der Gottvater Gram Parsons als Referenzen herhalten müssen. Ein paar Dresdener haben sie entdeckt und ihnen einen Europa-Release ermöglicht: Ab Ende Oktober sind sie hierzulande auf Tour. Diese Empfehlung ist zwingend.
Das weibliche Äquivalent dazu stellt Chris Pureka dar. Ihr Album »Back In The Ring« (Haldern Pop) mag über all dem Bohei ob der neuen The Slow Show-Platte untergegangen sein, als sehnsüchtige Songwriterin an der elektrischen Gitarre offenbart sie dennoch eine eigene Klasse. Wer Ani DiFranco, Liz Phair oder Cat Power nach wie vor verehrt, kann mit »Back In The Ring« eine Entdeckung machen. In betulicheren Gefilden breitet das Londoner North Sea Radio Orchestra seinen Folk aus. Die zehn Stücke auf »Dronne« (The Household Mark) sind teilweise richtiggehend barock instrumentiert, entfalten aber dennoch eine Klasse, die nicht gestrig wirkt. Ganz im Gegenteil: Die Euphorie des alten Belle & Sebastian-Community-Gedankens kommt hier in den Sinn, auch wenn die klassischen Instrumente wie Streicher oder sogar ein Spinett deutlich gekonnter, mal krautig und mal klassisch arrangiert sind. Dennoch bleibt bei diesem Orchester der Song im Fokus, was die Platte sehr lohnenswert macht. Ähnlich puristisch, aber noch verhuschter klingt das Album der Londoner Landflüchtlinge Dead Light. Dem Duo kommt die Stille ihrer neuen provinziellen Heimat entgegen, denn ihre Instrumental-LP verlangt nach Aufmerksamkeit, um neben der kammermusikalischen, von der Dynamik des Postrock durchzogenen romantischen Klasse auch ihre forschende Qualität zu entdecken. Die breit angelegten Arrangements wurden sanft mit Störgeräuschen verfremdet und so in einen – selbst für die experimentelle Szene – außerordentlichen Kontext gestellt. So haben die elf Kompositionen auf »Dead Light« (Village Green) nichts Aufsehenerregendes, aber umso mehr Substanz.
Von hier ist der Weg hin zu Benoit Pioulards neuem Werk »The Benoit Pioulard Listening Matter« (Kranky) nicht weit. Spannend an der neuen LP des profilierten Soundforschers ist vor allem, dass er auf dem Album den Hang
10.03.17 LINGEN
zum Song wiederentdeckt. Mehrere der Stücke haben einen aufgeräumten, geradezu leichten Vibe, wie man ihn ähnlich von den Pop-Alben von Jim O’Rourke oder David Grubbs kennt. Störgeräusche sind natürlich immer noch Teil von Pioulards Musik, der neue Kontrast wirkt aber ausnehmend anregend und geglückt.
Ein Schritt weiter in Richtung Pop und wir sind bei »Something Got Lost Between Here And The Orbit« (Nevado) von Royal Canoe. Tatsächlich versuchen sich die Kanadier an den sezierenden Pop-Forschungen alt-Js und sind dabei fast genauso erfolgreich. Die zwölf Songs ihres Zweitwerks sind geprägt von durchdachten Rhythmus- und Stimmungswechseln, verlieren aber nie den Bezug zum Dreieinhalb-Minuten-Format und entwickeln in den besten Momenten sogar einen warmsouligen Vibe.
16.03.17 LINGEN
Ein anderer verlässlicher Anker im zeitgenössischen Indie-Rock sind und bleiben The War On Drugs. An diesen US-Amerikanern orientieren sich die Schweden Little Children auf ihrem Zweitwerk »f.f« (Cosmos), ohne damit zu einem schnöden Abklatsch zu mutieren. Typisch skandinavisch finden sie einen effizienteren, eingängig poppigeren Weg, um die sehnsüchtige Klasse der US-Vorbilder in Songs zu gießen. Zugegeben, das Ergebnis hätte genauso gut von The War On Drugs selbst kommen können – das macht es aber nicht schlechter. Anderes Beispiel: Chain Wallet. Ganz der Schule ihrer Vorbilder a-ha folgend, schaffen die Norweger auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum (Jansen Plateproduksjon) einen durch die 1980er beeinflussten Dream Pop, der seine bedrückende Schönheit ganz unverbrämt herausstellt und den die The Pains Of Being Pure At Heart sicher auch nicht besser hinbekommen hätten. Zehn Songs, in die man sich hineinlegen möchte, und an denen man trotz aller Schlichtheit mit jedem Hördurchgang etwas Neues entdeckt. Man muss schließlich nicht immer Talk Talk respektive Mark Hollis nachfolgen und Schwierigkeiten bereiten, um Pop von großer Güte zu kreieren.
27.03.17 LINGEN
»Lass uns einen Hype entfachen!«, war der Radiojournalist und Kritikervorbild Klaus Fiehe kürzlich ganz aus dem Häuschen. Es ging ihm um die polnische Prog-Indie-Band Trupa Trupa, und natürlich hat er vollkommen Recht. Deren gerade wiederveröffentlichtes Album »Headache« (Ici d’ailleurs) verbindet die dynamische Wucht von Broken Social Scene mit der rhythmischen Wendigkeit von The Wrens. Es gab in den letzten Monaten nicht viele Indie-Alben, die tief und neu klingen: »Headache« ist eine rühmliche Ausnahme aus einer überraschenden Richtung.
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Das Schwaben-Netzwerk funktioniert also weiterhin. Oder, wie es in der besten Zeile des Albums heißt: »Alleine kann man schlecht pervers sein, ich musste wieder unter Leute gehen«. Trotzdem: Needs more cowbell. Michael Weiland
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Kick Joneses Unexpected Gifts Rookie / Cargo
Nach 24 Bandjahren, vier Alben und einer siebenjährigen Produktion auch noch mit einem Doppelalbum aufzutrumpfen, muss zumindest mit viel Respekt belohnt werden. Die Punkrock-Powerpop-Mannschaft aus Kaiserslautern, vor Urzeiten aus der Funpunk-Band Walter Elf hervorgegangen, ist dem rüstigen Altpunk sicher noch ein Begriff. Nicht nur wegen des Labels Rookie, das von Gitarrist Jürgen Schattner betrieben wird und natürlich auch diese Platte veröffentlicht. Eine gewisse Altersmilde wohnt auch »Unexpected Gifts« inne, wenn die Band mit Gitarren, Bass, Schlagzeug, Trompeten, Orgeln und vorwiegend englischen Texten routinierte Stil-Aquarelle malt. Gezügelte Punk-Gitarren, charmanter Bubblegum-Pop sowie Wave- und Beat-Ideen wurden in 20 Songs gewandet, die prinzipiell nichts falsch machen. Im Gegensatz zu jungen, aufstrebenden Musikern mit übersprudelnden Ambitionen und größenwahnsinnigen Visionen muss die Relevanz der »Unexpected Gifts« auch nicht hinterfragt werden. Abgesehen davon läuft der Album-Doppelpack auf jeder Party garantiert als durchaus vertretbare Hintergrundmusik durch, ohne dass sich die Bandmitglieder dadurch auch nur ansatzweise beleidigt fühlen müssen. Klaas Tigchelaar
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Kings Of Leon Walls
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Columbia / Sony
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Hört, hört! Das neue Album der Kings Of Leon ist gar nicht so scheiße und die Band auf einem guten Weg. Bei einem Titel wie »Walls« drängen sich Spekulationen und Metaphern geradezu auf: Welche Mauern sind es, zwischen denen sich das lyrische Ich bewegt oder eingrenzt, und werden sie eher gesprengt oder gepflegt? Die Kings Of Leon machen es wie die Leute hierzulande 1989 und wählen den friedlichen Protest, sie malen Mauersteine an und erweitern schrittweise die eigene Freiheit. Das in Los Angeles produzierte siebte Studioalbum der Band aus Tennessee ist zweifelsohne bodenständiger, persönlicher, unverschraubter und weniger effekthascherisch als die letzten seiner Vorgänger. Obwohl die Familie Followill für Musikavantgardisten längst auf einer Abwink-Stufe mit Nickelback steht, lohnt es sich vielleicht doch, langsam mal wieder hinzuhören. Neben dem unvermeidlichen Stadionrocksong »Waste A Moment«, der vertonten Pyrotechnik »Over«, dem auf Ohrwurm getrimmten »Reverend« und dem zum Mutti-Dance auffordernden »Around The World« finden sich hier tatsächlich echte Perlen: »Find me« bekommt den Hörer ganz
unaufdringlich, »Eyes On You« hat respektable Bluesrock-Ambitionen, »Conversation Piece« und das Schluss- und Titelstück »Walls« sind in ihrer Zurückgenommenheit die absoluten Highlights der Platte. Insgesamt sind die Kings Of Leon mit »Walls« weniger U2, weniger Las Vegas und endlich erträglich. Darauf lässt sich aufbauen. Paula Irmschler
Kofelgschroa Baaz Trikont / Indigo
Vier Jungs aus dem PassionsspielVorbergort Oberammergau festigen mit ihrem dritten Album ihren Sitz im Neue-Volksmusik-Olymp. Mit »Neue« als Vorsatz behilft man sich meist weiter, um zu zeigen, dass ein Act eigentlich nicht in das klassische Genre passt – und kreiert damit gerne auch gleich noch einen neuen Trend (vergleiche Neue Klassik, Neuer Deutscher HipHop, Nu Metal). Nun also »Neue Volksmusik«. Da schwingt dann auch gleich noch etwas Avantgardistisches mit, so wie bei Neuer Musik. Den Jungs von Kofelgschroa wird das so recht wie egal sein. Volksmusik ist es allemal, schließlich waren sie auch früher schon in der örtlichen, vereinsmäßig organisierten Traditionspflege aktiv. Zum Alternative Folk wird die Musik, die hauptsächlich auf Helikontuba, Akkordeon, Gitarre und Horn basiert, vor allem durch die Querköpfigkeit ihrer Erfinder – so sagen sie selbst. Soll heißen: Durch die Weigerung, bei den althergebrachten Weisen zu bleiben und jeden Ton perfekt zu intonieren, und durch die Leidenschaft für Repetitives und Zerfranstes. So klingt beispielsweise der Titeltrack mit seinen neun Minuten, als würde Detroit nur einen Steinwurf entfernt liegen von Kloster Ettal und Schloss Linderhof. Und der fast dadaistische Spaß, bei »Loopmaschine« den Kehrvers »Die Loopmaschine hängt« beständig zu wiederholen, weist in die gleiche Richtung. Mehr noch als auf den beiden Vorgängeralben gibt es jetzt Ausflüge ins Psychedelische, und das auch textlich (»Käfer«, »Ballon«), Leichtes sowie – auf die eigene schräge und witzige Art – Leben und Liebe Reflektierendes (»Pokal«, »Heute bin ich froh«). So entfaltet das Ganze einen ziemlich unwiderstehlichen Sog und sollte in den Feuilletons endlich die Rede von der »Rettung der deutschen Volksmusik« auslösen. Claudius Grigat
Kool Savas Essahdamus Essential / Sony
Es ist nicht so, als wäre er je weg gewesen, aber »Essahdamus« könnte Kool Savas wieder an die Spitze des Deutschrap bringen. »Essahdamus« ist kein Album, sondern ein Mixtape. Das ist aber letztlich völlig unwichtig, viel wichtiger ist: Kool Savas veröffentlicht neue Tracks, bei denen selbst seine Hater heimlich mit dem Kopf nicken werden. Zu großen Teilen wurden die Tracks von Smoove, Abaz und Savas selbst produziert. Die eindringlichen, sauber arrangierten Beats von solch entspannten Stücken wie »Sneakers & Heels« oder »Ich Bin Fertig« erinnern an
LOVE ATTACK MIT SERMIN USTA
Steppen durch den Groove: Von R’n’B über alten Soul bis hin zu Orchesterwerken und immer wieder tief in den Rap-Untergrund.
Who is H.E.R.? Dass sich in Zeiten von digitalen Fotoalben und Snapchat-Storytelling überhaupt noch jemand diese Frage stellt, ist unwahrscheinlich. Besonders dann, wenn eine Veröffentlichung so großartig geschrieben, eingesungen und produziert wurde wie »Vol. 1« (Sony), die Debüt-EP der mysteriösen R’n’BMusikerin. Der genaue Grund, weshalb der ehemalige Kinderstar Gabi Wilson versucht, ihre Identität versteckt zu halten, ist unklar. Vielleicht möchte die Sängerin, die auf Alicia Keys als Mentorin zählen kann, es einfach anders machen als ihre Genre-Kollegen, deren einst so freizügige Selbstdarstellung womöglich Schuld daran ist, dass selbst guter R’n’B heute zu Schlafzimmer-Mucke verkommen ist.
Toby Pazner kennt das Gefühl, aus dem Hintergrund zu beobachten, wie sich die eigenen Kompositionen verselbständigen und zu Hits werden. Als Mitglied der Daptone-Family hat er mit jeder Menge namhafter Künstler zusammengearbeitet, von denen er viele nun für sein aktuelles Projekt The Olympians verhaftete. So entstanden im Sommer 2008 die ersten Tracks seines umfangreichen Soul-Projektes, das erst im Frühjahr diese Jahres vollendet wurde. Aber die Arbeit an »The Olympians« (Daptone) hat sich gelohnt: Von großzügig arrangierten Streichern und Harfen über Vibraphon und Gitarren bis hin zum Keyboard-Sound mit steiler Bläserwand ist Pazners Vision klanglich geglückt und damit ein echtes Daptone-Highlight.
Als Rapperin, Moderatorin und Autorin schafft es Fiva seit den späten 1990ern, künstlerische Duftmarken zu setzen. Mit »Keine Angst vor Legenden« (Kopfhörer) präsentiert sie nun mit der Jazzrausch Bigband unter dem Projekttitel Fiva x JRBB ihr nächstes klangstarkes Mammut-Projekt. Die Stimme der Münchnerin steht den gewaltigen Arrangements der 20-köpfigen Bigband dabei in nichts nach. Im Gegenteil: Auch wenn Fivas Rap eher wie ein orchestral begleitetes Spoken-Word-Album klingt, können sich die 14 Tracks der LP sehen lassen. Sich durch HipHop einen Raum zu verschaffen, ohne dabei bestehenden Vorgaben nachzuhängen, kann Fiva heute noch ebenso gut wie früher.
In einem ehemaligen Stasi-Gebäude nahe des S-Bahnhofs Lichtenberg befinden sich die »Wir waren mal Stasi«-Studios. Der Ort ist beliebter Hangout-Spot und kreative Zelle von Künstlern wie Kid Simius, Tua, Marsimoto und dessen Live-DJ Nobodys Face, der nun mit seinem Konzept-Release »Niemandsland« (Four) von sich hören lässt. Die Platte, deren Name verdächtig nach Identitätsfindung klingt, beschreibt einen Tag im Leben der fiktiven Figur Henrik Miko. Hierfür reflektierte der Rostocker seine musikalische Sozialisation irgendwo im nirgendwo zwischen HipHop und Electro. Unterstützt wurde der Green-BerlinGründer dabei von Chefket, Tua, Kid Simius und Marsimoto.
Der aus dem UK stammende S.Maharba überzeugt derweil mit seinem selbstbetitelten Debütalbum (BTS Radio). Er zeigt sich stilistisch mit Künstlern wie Flying Lotus, Knxwledge oder Ta-ku verwandt, machte es sich in den letzten zehn Jahren aber in einer eigenen Nische gemütlich. Die einzigartigen Samples und Beats des britischen Sound-Bastlers sind als Re-Release ab sofort auch auf Vinyl erhältlich. Farhot liefert mit seiner Electro-Funk-HipHopKomposition unter dem Namen Fuchy den ersten Release seines neuen Labels Kabul Fire ab. Der progressive Stil seines animierten Zöglings vermengt Synthie-Pop mit Einflüssen der Future-Bass-Szene zur wunderbaren EP »420« (Kabul Fire). Schmutzig, funky und stets detailverliebt. »I’m addicted to sounds and melodies, chords and samples, colors and soundscapes«, heißt es auf der Bandcamp-Seite des Pac-Div-Mitglieds Like. Diesen Satz würden höchstwahrscheinlich alle hier versammelten Damen und Herren so unterschreiben. Er ist aber auch die Maxime, die Like auf seinem Solo-Debüt »Songs Made While High« (Jakarta) auslebt. Entstanden ist das Album in Äthiopien, jede Melodie ist ein Gebet, jeder seiner Tracks ein Dank für vergangene und ihm noch bevorstehende Tage.
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Die größte Kunst, um im Musikgeschäft zu bestehen, liegt darin, einen Hype zu überleben. Lance Butters dürfte diese Herausforderung mittlerweile gemeistert haben. Gemeinsam mit Wegbegleiter Ahzumjot meldet er sich nun mit der Free-EP »Die Welle« zurück. Darauf zeigt Butters wieder, wie erstklassig er frontet und wie unkreativ bis scheiße viele andere dagegen klingen. Schon das erste Video gibt die düstere Stimmung der EP wieder und einen perfekten Vorgeschmack auf die gemeinsame Tour Ende November. Ich gebe zu: Zu dieser Veröffentlichung habe ich nicht viel zu sagen, außer der Gewissheit, mehr davon hören zu wollen. Denn auch auf Albumlänge halten Lord Space alias Lord Folter und Joe Space alles ein, was ihre vorangegangenen Singles versprachen: Schleppende Beats und misanthropische Texte machen »Nachtalb« (Vinyl Digital) zu einer großspurigen und gleichzeitig großartigen LP und lassen Lord Space als Vertreter des Untergrundes mühelos neben Größen wie Audio88 & Yassin bestehen. »Yuma« (HHV) lautet der Name eines ungewöhnliches HipHop-Projekts, für dessen Entstehung Chinch33 erlesene Produzenten der hiesigen Beat-Szene mit den spannendsten MCs des US-Untergrunds zusammenbrachte. Mit dabei sind unter anderem Dexter, Twit One, Hus Kingpin, Apani B und John Robinson. Chinch selbst lieferte die Cuts. Das hätte leicht schiefgehen können, ist dem Hamburger letztlich aber ausnehmend gut gelungen.
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#Review manchen Stellen stilistisch an 3p-Produktionen. Savas’ Lyrics wirken reduzierter und klarer als auf den meisten seiner vorherigen Platten. Deutschlands Rapper mit dem längsten Atem klingt nicht mehr ganz so dreckig und ist zahmer als gewohnt, hat aber noch immer etwas zu sagen. Er wäre aber nicht Savas, wenn nicht trotzdem immer noch diverse Schwänze gelutscht werden würden. Neben Features von Azad, Sido und Olli Banjo liefert Savas zusammen mit Gentleman, PA Sports und Vega »On & On«, den absoluten Uptempo-Banger der Platte. Ein beachtliches Mixtape, die Tour dann nächstes Jahr – es scheint, als käme man in der nächsten Zeit nicht an Savas vorbei. Oder wie es ein Samy Deluxe in Höchstform in »Wahre Liebe« formuliert: »Spätestens in einem Jahr füllen die anderen Rapper wieder die Regale bei Lidl«. Dominik Djialeu
Laish Pendulum Swing Talitres / Rough Trade / VÖ 04.11.16
Mit Rotwein und diesem kleinen FolkAlbum für den großen Liebeskummer richtet sich Laish in London ein. Danny Green ist Laish und einer dieser Troubadoure, die man ständig im Nebenraum der großen Party findet. Diese Troubadoure sitzen da, zupfen an ihren Gitarren und singen bedeutungsvolle Lieder über verflossene und zukünftige Lieben. Das Glas Rotwein ist halbleer, der Bart gepflegt, düstererer Optimismus. Sie haben sich in ihrem Schmerz eingerichtet, und an ihren Lippen hängen die, die so gerne Teil dieses Schmerzes sein wollen. Folkmusic. Beschwingt. Melancholisch. Ehrlich. Green war lange Zeit Teil der Musikszene Brightons. Dort spielte er mit Sons Of Noel And Adrian, dort nahm er zwei Alben auf, und dort hielt er es nicht mehr aus. Er war ein Fossil. Man kannte ihn, man kannte sein Leid, seine Lieder. Mit letzter Kraft schleppte er sich nach London. Alles auf Anfang. Eine neue Stadt, neue Hinterzimmer, neues Tempo. Neuer Schmerz. Eine turbulente Zeit für diesen Mann, ein ruhiges Album für uns. Manchmal jedoch mit erschütternden Texten.
»The last time I saw her, she was living with a boy. He gives her body joy«. Stephan Uersfeld
Jamie Lidell Building A Beginning Jajulin / Rough Trade
Lambchop Flotus City Slang / Universal / VÖ 04.11.16
Kurt Wagner und seine Band gehen einen Schritt weiter und updaten ihren Sound behutsam – aber doch entscheidend genug, um alte Fans vor den Kopf zu stoßen. Behutsam ist überhaupt das Wort, das mir immer im Kopf herumgeht, wenn ich Lambchop höre. Ob bei den ersten Werken, die in ihrer behutsamen Transformation des klassischen Nashville-Sounds Alternative Country mitbegründeten, oder später, bei »Nixon« beispielsweise, als behutsam der Soul Einzug in die Lambchop-Welt hielt und samt Marvin-Gaye-Gedächtnis-Kopfstimme zwischen dem Gebrummel des alten Teppichverlegers für Distinktion sorgte. Oder, noch etwas später, die behutsamen Off-Beats und jazzigen Sprengsel auf dem kongenialen »Is A Woman«. Eigentlich aber und vor allem ist es der Charakter dieser Musik, die sich so behutsam, fast zärtlich anschleicht, dann festsetzt und umarmt werden will, auch wenn sie immer wieder ihre Stacheln zeigt, die aber eigentlich eher Widerhaken sind. Eine ganz eigene Sportart eben, die Klangwelt von Kurt Wagner und Lambchop. Und jetzt erst recht: Bei »Flotus« (auch »For Love Often Turns Us Still«) gibt es mehr denn je elektronische Spielereien, programmierte Beats, Krautrock und R’n’B-Texturen – nichts, was im Soundgefüge der Band noch nicht dagewesen wäre, aber jetzt eben mehr in den Vordergrund gerückt und ausgedehnt. Besonderes Gimmick diesmal ist allerdings, dass Kurt Wagner seine eigene Stimme als Instrument entdeckt hat – und zwar behandelt. Sie wird gesampelt, zerhackt, getunet, gefiltert und sequenziert. Das nimmt dem Lambchop-Trademark-Sound der letzten Jahre vor allem eines: Die Behaglichkeit. Tee und Kerzenlicht passen nicht mehr automatisch, Kräuterzigaretten dafür mehr denn je. Herz, was willst du mehr? Claudius Grigat
Die 1970er haben angerufen, Jamie Lidell ist rangegangen und hat genau hingehört. Nach elektronischen Experimenten und normalem Pop jetzt also ernstgemeinter Soul: Jamie Lidell kann auf besorgniserregende Weise einfach alles. Apropos Erregung: Mit »Building A Beginning« könnte man problemlos seiner Bums-Playlist 14 neue Songs hinzufügen – soll ja Leute geben, die sowas haben. Dabei erinnert der lidellsche Soul stark an musikalische Größen und kitschige Klänge der 1970er, allen voran und immer wieder Stevie Wonder, dessen Stimme der Engländer sich stark annähert. Aber auch ein kleiner Mann hat Lidell inspiriert: Sein Sohn Julian, für den er Songs kreieren wollte, die den Burschen »umherspringen« lassen. Neben sexy Balladen (»Building A Beginning«, »Find It Hard To Say«, »Don’t Let Me Let You«) und Retroklängen (»Me And You«) gibt es aus diesem Grund auch schnellere bis funkige Lieder (»Julian«), Backgroundsängerinnen (»Motionless«, »Nothing’s Gonna Change«) und viel instrumentales Pipapo (»How Did I Live Before Your Love«). Insgesamt ein Album für alle erdenklichen Innenaktivitäten rund um Familie und Liebe, kurz: Herbst. Paula Irmschler
The Lion And The Wolf The Cardiac Hotel Grand Hotel van Cleef / Indigo
Ein weiterer UK-Singer-Songwriter mit Melancholie-Überschuss. Aber Thomas George kann sich mit sanfter Treffsicherheit von gängigen Vorurteilen freimachen.
LADY GAGA NEW ALBUM OUT NOW FEATURING BECK, FATHER JOHN MISTY, FLORENCE WELCH, KEVIN PARKER, JOSH HOMME PRODUCED BY MARK RONSON
Endlich die erste gescheite Platte zum aufbäumenden Wintergefröstel. Von der Isle Of Wight kommend, teilt Multi-Instrumentalist Thomas George kleine Klangminiaturen aus, die im Studio zu opulenter Größe aufgeblasen wurden. Folkige Chöre sind da das naheliegendste Stilmittel, aber auch dezente Bläser, paukige Schlagzeug-Fills und andickende Tasteninstrumente werden in den Streit geworfen, um bloß nicht als die soundsovielte depressive Bart-Gitarren-Fratze abgetan zu werden. Und diesen Anspruch kann George locker erfüllen. Songs, die wahrscheinlich auch am Kamin mit nur einer Gitarre ihre traurige Intimität freisetzen, erscheinen in einer klanglich reinen Band-Instrumentierung, die mehr als einmal Assoziationen mit Sam Prekops »Who’s Your New Professor«-Soloalbum von 2005 oder dem unbeschwerten Postfolk von The-Get-Up-Kids-Sänger Matt Pryor unter dem Namen The New Amsterdams wachrüttelt. George kommt dagegen ohne konterkarierende Hauptband aus, weswegen er sich wohl im Projektnamen entweder den Löwen oder den Wolf als Kompagnon hinzugedichtet hat. Klaas Tigchelaar
Ludvig Moon KIN Motor / Edel
»KIN« ist eine Soap-Opera im LP-Format: Direkt, einfach, nett und ein wenig zu dramatisch. Ach du liebes Norwegen. Immer wieder spuckst du Musiker über den Skagerrak in die Welt. Du bist kulturell ganz weit vorne, hast haufenweise lebendige Musikszenen. Ludvig Moon ist nun der nächste Künstler, der versucht, sich seine Sporen außerhalb der norwegischen Charts zu verdienen. Dafür wird groß aufgefahren: Als Referenzen werden Sufjan Stevens, die Flaming Lips und Radiohead bemüht. Und genau da liegt der Hase begraben. Diese Einflüsse möchte man der Band nicht absprechen; aber egal, wie viel Herzblut und Seele auch in den Songs stecken mag – mit diesen Größen kann es Bandleader Anders Magnor Killerud nicht aufnehmen. Was schade ist, weil wir hier
MASCHINENRAUM MIT PHILIP FASSING
Wenn das Fach für Neuheiten plötzlich voller Alben ist, dann kann nur Herbst sein. Hier sind die spannendsten Veröffentlichungen für Freunde von Disco, House und Techno.
Ganze fünf Jahre ist es inzwischen her, dass Tiger & Woods mit »Through The Green« erfreuten – einem fast schon unverschämt mondänen Debütalbum, das die Kunst des Disco-Edits erstaunlich souverän durchbuchstabierte. Dass die beiden den Faden mit »On The Green Again« (T&W) nun wieder genau dort aufnehmen, darf dementsprechend als erfreuliche Nachricht verstanden werden. In treibende Loops gewickelte Versatzstücke des 1980er-Funk kann es schließlich nie genug geben – erst recht nicht, wenn sie so auf ihre Essenz verdichtet werden wie hier. Ewan Smith alias Youandewan stellt bereits seit einigen Jahren unter Beweis, dass er seine Produzentenrolle zu keiner Zeit als Dienstleistungsgeschäft versteht und die Funktionalität seines scheu-melancholischen HouseEntwurfs streng der emotionalen Wirkung unterordnet. Im Grunde beste Voraussetzungen für ein Langstrecken-Debüt, das sich nicht wie eine Kollektion zusammenhanglos kompilierter Singles anfühlt, und hier tatsächlich mit derart viel Leidenschaft und Seele beschritten wird, dass man »There Is No Right Time« (Aus Music) am liebsten ganz für sich allein hätte. So viel Egoismus muss an dieser Stelle erlaubt sein. Es ist ein beliebtes Missverständnis, die Komplexität eines Songs an der Quantität seiner Aufnahmespuren oder des zugrunde liegenden Equipments festzumachen. Wie fehlgeleitet diese Annahme ist, kann man hervorragend an dem jüngsten Album von Benjamin Brunn veranschaulichen, der mit »Plastic Album« (Third Ear) einmal mehr vorlebt, wie man auch mit einem übersichtlichen Setup ganze SoundWelten kreieren kann. Für seine mal elegant, mal leicht verspult dahin mäandernden HouseSkizzen braucht Brunn nämlich in der Regel nicht mehr als eine Roland TR-808 und einen Clavia Nord Synthesizer. Phil Gerus hat bereits mehrfach bewiesen, dass er wirklich ein goldenes Händchen für die tanzbare Zusammenführung von VintageR’n’B, Disco und House hat – EPs für Labels wie Bastard Jazz oder Futureboogie haben daran bisher keinen Zweifel gelassen. Mit »Pleasure & Pains« (Lumberjacks Boogie) kann der aus Moskau stammende Produzent dieses Niveau fast schon erschreckend souverän halten und demonstriert einmal mehr, wie Funk für den Club heutzutage zu klingen hat: trocken, reduziert und doch voller Hingabe und liebevoller Details. Sascha Borchardt alias Monoloc ist mit seinem zweiten Album »The Untold Way« (Dystopian) ein so stimmungsvoller Soundtrack zum Weltuntergang – oder dem, was danach kommt – gelungen, dass man sich dem surrealen Zauber dieses zwischen Techno und Ambient pendelnden Werks kaum entziehen kann. Obwohl das Album in seiner düsteren
Crystal Fighters
31.10.16 Hamburg , Docks 01.11.16 Berlin, Tempodrom
Minor Victories 31.10.16 01.11.16 02.11.16 06.11.16
Berlin, SO36 Dresden, Beatpol München, Hansa 39 Hamburg, Markthalle
Sophia
01.11.16 Berlin, Bi Nuu 02.11.16 Leipzig, UT Connewitz 04.11.16 Schorndorf, Manufaktur
Black Mountain 01.11.16 02.11.16 03.11.16 04.11.16
Düsseldorf, Zakk Wiesbaden, Schlachthof Leipzig, UT Connewitz München, Strom
Opulenz streckenweise fast schon an die Arbeit klassischer Horrorfilm-Komponisten wie Alan Howarth oder Fabio Frizzi erinnert, sucht man hier vergeblich nach nostalgisch zurückblickenden Referenzen oder gar cineastischen Reminiszenzen. Dafür sind Borchardts finstere Arrangements schlichtweg zu abgeklärt.
Boss Hog
Mit Platten für Labels wie Phonica, Permanent Vacation oder Mule Musiq hat sich Neil McDonald alias Lord Of The Isles in den vergangenen Jahren eine beträchtliche Reputation erarbeitet, zu der nun auch »In Waves« (ESP Institute) beitragen wird. Auf seinem Debütalbum vermittelt der erratische Schotte eine zu gleichen Teilen kauzige und melancholische Vorstellung davon, wie Dance irgendwann mal hätte klingen können. Eine Form des Retrofuturismus, die sich dem augenzwinkernden Selbstzweck ähnlich gearteter Musik widersetzt und so erstaunlich aufrichtig wirkt.
Japanese Breakfast
Marquis Hawkes hätte eigentlich allen Grund, die Dinge nach der Veröffentlichung seines fantastischen Debütalbums im vergangenen Juni etwas langsamer anzugehen. Stattdessen macht der Berliner aber genau dort weiter, wo er damals aufgehört hat und veröffentlicht mit dem Instant-Hit »Dornroosje« (Aus Music) eine Ode an den gleichnamigen Club im niederländischen Nijmegen. Über eine stolze Spieldauer von knapp neun Minuten variiert Hawkes hier eine dramatische Akkord-Figur, die trotz ihrer simplen Beschaffenheit souverän über die ausgedehnte Spielzeit trägt und sich dank Hawkes’ markanter Handschrift schlichtweg gut anfühlt. Paul Rose alias Scuba hat keinen guten Zeitpunkt erwischt, um die jüngste Ausgabe der Fabric-Mix-Serie zu übernehmen. Schließlich ist die Zukunft der Londoner Club-Institution aktuell alles andere als gewiss. Die schwierigen Umstände halten ihn allerdings nicht davon ab, mehr als 40 Tracks von Künstlern wie Midland, Carl Craig, Pearson Sound oder Ben Klock für diesen technisch wie musikalisch beeindruckenden »fabric 90« zu verdichten und zu einer abstrakten Erzählung über das Nachtleben zu formen. Obwohl die knapp 75 Minuten mit einem klaren Fokus auf Techno in seiner klassischen Spielart bestritten werden, gibt sich der Mix in seinem Wechselspiel aus melancholischen Akzenten und funktionalen Passagen überraschend abwechslungsreich.
Kate Tempest
30.10.16 Hamburg 01.11.16 Frankfurt 02.11.16 Berlin 03.11.16 München
02.11.16 Frankfurt, Zoom 03.11.16 Berlin, SO36 05.11.16 Köln, Gebäude 9
Tindersticks
07.11.16 Leipzig 13.11.16 Dortmund 14.11.16 Berlin
Dinosaur Jr.
03.11.16 Köln, Live Music Hall
06.11.16 Berlin, Musik & Frieden
The Joy Formidable
06.11.16 Köln, Gebäude 9 14.11.16 München, Hansa 39 25.11.16 Heidelberg, Karlstorbhf.
The Growlers 08.11.16 09.11.16 10.11.16 11.11.16
Olsson
16.11.16 Berlin
Hamburg, Knust Frankfurt, Zoom München, Strom Dresden, Beatpol
Inna Modja
17.11.16 Köln, Yuca 18.11.16 Berlin, Privatclub
Dawa
19.11.16 Köln, Artheater 04.12.16 München, Milla 05.12.16 Berlin, Grüner Salon
Caravan Palace 20.11.16 Hamburg 21.11.16 Düsseldorf
Talisco
25.11.16 Köln, Gebäude 9 26.11.16 Heidelberg, Karlstorbhf. 28.11.16 Berlin, Musik & Frieden
She Keeps Bees 01.12.16 04.12.16 05.12.16 06.12.16
Köln, Blue Shell Münster, Gleis 22 Berlin, Grüner Salon Mainz, Schon Schön
Hiss Golden Messenger 07.12.16 Berlin, Privatclub
Benjamin Clementine 29.11.16 Berlin
King Creosote
10.12.16 Berlin, Grüner Salon
Chilly Gonzales & Kaiser Quartett
15.12.16 Bremen, Die Glocke 21.12.16 Düsseldorf, Tonhalle
Bon Iver
24.01.17 F, Jahrhunderthalle
Lambchop 05.02.17 12.02.17 15.02.17 17.02.17 18.02.17 20.02.17 21.02.17 22.02.17 28.02.17 01.03.17
Tycho
Erlangen, Markgrafenth. Mainz, Frankfurter Hof M, Kammerspiele Dortmund, Konzerthaus Berlin, Heimathafen Hannover, Capitol Köln, Gloria HH, Elbphilharmonie Leipzig, Felsenkeller Mannheim, Capitol
10.02.17 Berlin, Heimathafen 22.02.17 Köln, Gloria
Joan As Police Woman & Benjamin Lazar Davis
04.12.16 Berlin 05.12.16 Hamburg
And The Golden Choir 07.12. - 21.12.16 Leipzig / Schorndorf Karlsruhe / München Frankfurt / Köln Hamburg / Berlin
Tickets & Infos: www.schoneberg.de
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#Review nicht über totale Grütze reden. Ludvig Moon spielen okayen Singer-Songwriter-Pop, der sich zwar zu sehr an rockistischen Mustern abarbeitet, jedoch nie in die Nähe der gefährlichen Nickelback-Asymptote kommt. Man muss sich das vorstellen wie »GZSZ«: Okaye Geschichten in einfachen Strukturen, die manchmal eine dramatische Windung zu viel nehmen, aber eben auch kein ScriptedReality-Schrott sind. Wirklich begeisternd ist das gleichwohl natürlich nicht, dafür ist das Album dann doch zu egal und uninteressant. Lars Fleischmann
»Don’t Leave The Past Behind You« reichlich Hits auf der Platte, die nachhaltig vorbeugen, dass die Gruppe Staub ansetzt. Und die kleinen und skurrilen Alltagsgeschichten dürfen natürlich auch nicht fehlen. In »Mr. Apples« werden unterhaltsam menschliche Widersprüche verhandelt. Mr. Apples ist eigentlich ein frommer und streng gläubiger Katholik, doch abends verliert er sich im Glücksspiel, treibt sich in entlegenen Spielunken herum und bringt sein Geld durch. Dass in den Liedern von Madness immer auch ein gewisses Maß an Tragik und Melancholie Platz hatte, war stets entscheidend, um nicht zu einer reinen Fun-Pop-Band zu verkommen. Musikalisch bleibt dieses Mal vieles im MidtempoBereich, man hört besonders viele Saxofone, die Ska-Elemente von früher sind mittlerweile kaum noch präsent, was zu der Erkenntnis führt: Das hier ist in erster Linie Popmusik. Kai Wichelmann
Oswald Achenbachs – die Italiensehnsucht ist seit dem 18. Jahrhundert ein Motiv bildender wie darstellender Künste. Daniel Stoyanov und Michael Vajna alias Malky nehmen sich dieser Tradition an und zeichnen musikalisch ihre ganz eigene Idee des Piemont. Einen wohlklingenden Imaginationsraum, der in geradezu symphonischer Dichte Streicher, Bläser und Klavier versammelt, um diese immer wieder durch Disco- und Funk-Elemente aufzuwirbeln. So weicht die kompositorische Schwermut den Fanfaren des Aufbruchs. Gedacht und komponiert als originäres Songwriter-Album, wächst sich »Where Is Piemont« zügig zu einem opulenten Film-Soundtrack des großen, alten Hollywood aus: Agenten des Kalten Kriegs intrigieren, die Kamera fokussiert den MacGuffin und schließlich fahren Cary Grant und seine Grace Kelly im eleganten Cabriolet auf einer Straße dem goldenen Sonnenuntergang entgegen. Menachim Zwartmann
Madness Can’t Touch Us Now Universal
Die Etikettierung als reine Ska-Band passte für Madness nie so richtig. Sie zeigen auf ihrem zwölften Studioalbum abermals, was sie für eine tolle, typisch britische Pop-Band sind. Nachdem das Comeback-Album »The Liberty Of Norton Folgate« 2009 den zweiten Frühling in der mittlerweile auch schon fast 40-jährigen Karriere von Madness einläutete, veröffentlichen die Briten nun ihr zwölftes Studioalbum. Natürlich ist der Überraschungseffekt mittlerweile gänzlich verpufft, allerdings spielen Madness hier größtenteils ihre Stärken aus und wissen immer noch, wie man tolle Pop-Songs schreibt. Auch wenn das Album eine Spur zu lang geraten ist, finden sich mit Stücken wie »Good Times« oder
Malky Where Is Piemont Columbia / Sony
Zwischen priesterlicher Schwermut und der Grandezza eines Flaneurs orchestrieren Malky in 13 Liedern den traurigschönen Soul des sommerlichen Fernwehs. Italien als Projektionsfläche der eigenen Sehnsüchte, als Ort von Träumen und unausgesprochenen Wünschen: Ob Goethe in seinem Reisebericht, Rudi Schuricke in seinen populären Schlagern der 1950er oder die gerne verkannte Landschaftsmalerei eines
die mysteriöse Aura rund um das Stuttgarter Die-Orsons-Mitglied nur noch spannender. Sicher ist nur, dass »Tilt« das Format des HipHop-Albums in alle möglichen Extreme ausdehnt – sowohl musikalisch als auch textlich und ganz allgemein künstlerisch. Das reicht vom Rock-Rap der Prägung des späteren Casper im Opener »Der Misserfolg Gibt Mir Unrecht« über den besagten MissyElliott-Bouncer »Tilt« und traurige, emotional packende Liebeslieder wie »Kreuz« bis hin zu wenigen sanft poppigen, in der Tradition der Orsons stehenden Tracks wie »Loser«. Markantestes Merkmal ist aber Maeckes’ nochmal gesteigerte Lust an lyrischen und musikalischen Experimenten, etwa in der so müde wie nebulös klingenden Kindheitserinnerung »Urlaubsfotograf«, dem vokalzentrierten und mit einem Josef-Hader-Feature garnierten »Kino« und mehreren Tracks, die zumindest in Teilen einen in Relationen des HipHop-Genres fast schon avantgardistischen Ambient-Charakter besitzen. Aber weil das so gelungen ist und so anregend klingt, ist »Tilt« ein Album, das auf jeder Ebene sehr viel bietet und kaum Ausfälle enthält, und das Maeckes als einen der größten Lyricists im deutschsprachigen HipHop beweist. Egal, wer er nun eigentlich ist oder nicht ist. Christian Steinbrink
Maeckes Tilt Vertigo Berlin / Universal
Mit »Tilt« legt Maeckes den HipHop lahm. Ihm gelingen Dinge, die man im Genre bisher für unmöglich hielt. Wer ist dieser Maeckes? Die Frage, die der vorab veröffentlichte Titelsong seines je nach Zählweise dritten, vierten oder fünften Studioalbums stellt, beantwortet auch die Langstrecke nicht zweifelsfrei. Das ist aber keineswegs enttäuschend, sondern macht
Marching Church Telling It Like It Is Sacred Bones / Cargo
SELECTIVE ARTISTS PRÄSENTIERT
25.11.16 E-Werk Erlangen
LUBOMYR MELNYK Local Natives • Mule & Man • Isolation Berlin • Drangsal Prince Rama • Formation • Haiyti • C.O.W.牛 • Ströme Kero Kero Bonito • Nick Yume • Timothy Auld • Nalan381 Große Aftershowparty mit PULS DJs Karten gibts bei Erlangen Ticket & Nürnberg Ticket Mehr Infos auf deinpuls.de
01.12.2016 03.12.2016 04.12.2016 05.12.2016 06.12.2016
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MÜNCHEN DÜSSELDORF HAMBURG FRANKFURT BERLIN
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#Review Nach wie vor voller Schatten, aber mit Lichtblicken, auf die man nicht mehr zu hoffen gewagt hat, kehrt Elias Rønnenfelts Marching Church zur Predigt zurück. Elias Bender Rønnenfelt und seine aufwühlende Musik kennt man hauptsächlich durch seine Band Iceage. Sein ursprünglich als einmalig angedachtes Soloprojekt Marching Church ist diesem vergänglichen Status aber mittlerweile entstiegen, nun steht Album Nummer zwei an. Schon Iceage ist mit seiner kratzigen Instrumentierung und Rønnenfelts Gesang, der klingt, als würde er damit seine Seele an die Wand gegenüber schmieren wollen, nicht jedermanns Geschmack. Marching Church begab sich aber in noch tiefere Gewässer des Experimentellen, des Atonalen und des Arrhythmischen – Musik, die eher Performance-Art als Musik ist. Dementsprechend überrascht der Opener »Let It Come Down« mit einer samtigen FolkGitarre in voller Harmonie, gelegentlichen Piano-Einwürfen und, man glaubt es kaum, auch Rønnenfelts unerwartet melodiösem, sogar sanften Gesang. Natürlich wird nichts das Wehklagen, das Stöhnen und das gewaltsame Luftholen je aus seinem Gesang tilgen können. Anders als oft zuvor singt er aber hier nicht gegen die Musik an, sondern zu ihr. Die Songs sind strukturierter, prägnanter und erinnern weniger an Sumpf und Verderben als dass sie einen Menschen zeichnen, der seine Beobachtungen über die verquere Welt zu seinen Füßen in diese hinausschreit. Das ist eben die Sache bei Rønnenfelt: Wenn ein Song »Florida Breeze« heißt, erwartet man das musikalische Äquivalent von Palmen und verwehte Gitarrensounds. Bei ihm bekommt man die luftige Gitarre, aber auch Kirchenglocken und das Gefühl, dass in Florida jemand gestorben ist und die Trauerprozession den Sarg langsam über den weißen Sand von Miami Beach trägt. Kira Schneider
Album homogen und wirkt teilweise wie ein Mixtape, das sehr schnell das Zeug zum Klassiker offenbart. Lars Fleischmann
Michael Mayer & !K7 / Indigo
Romantische Beziehungen stehen im Mittelpunkt der neuen Veröffentlichung des Kompakt Co-Chefs Michael Mayer. Seit Jahren versucht man, der Spielart des Technos, die Anfang der 2000er rund um das Label Kompakt entstand, mit dem Begriff »Sound Of Cologne« gerecht zu werden. Diese Bezeichnung war schon immer zumindest ungenau. Die romantische Seele des Kölner Sounds hat ihre Herkunft nämlich weiter südlich – in Baden-Württemberg. Es ist natürlich Quatsch zu behaupten, dass man der Musik von Superpitcher, Tobias Thomas und eben Michael Mayer diese Herkunft anhört. Auf der anderen Seite könnte das elegische Moment ihrer Musik eben doch aus den dunklen Tälern dieses Landstrichs stammen, und das ändert sich auch auf »&«, dem neuen Werk Mayers, nicht. »&« ist als großes Kollaborationsalbum angelegt und unterstreicht die melancholische Seite des Kompakt-Heads. Zusammen mit alten und neuen Weggefährten entstanden zwölf Stücke, die viel über Michael Mayer selbst erzählen, auch über seine Bereitschaft, sich anderen Künstlern immer wieder zu öffnen. So sind alte LabelKollegen wie Jörg Burger, die Voigt-Brüder oder Miss Kittin vertreten, daneben aber auch jüngere Gesichter aus der Führungsetage des DJ-Business wie Barnt und Kölsch. Trotz aller unterschiedlichen Einflüsse bleibt das
THE DRUGS DON’T WORK.
Wutanfall gegen Ende des Titelstücks war wohl als epische Eruption vorgesehen, wirkt aber inmitten dieses Wartezimmers aus Gitarrenwänden merkwürdig hölzern. Und so wird man immer wieder nett vertröstet und durchgereicht, bis auch die letzte Klimax abgesägt ist. 2014 veröffentlichten Mono gleich zwei Alben, die sich ohne Not gegenseitig ergänzen sollten. Heute scheint gerade im Fehlen eines Gegenstücks das entscheidende Versäumnis zu liegen. Valentin Erning
Mono Requiem For Hell Pelagic / Cargo
Nebelkerzen-Crescendi statt orgasmischer Entladungen: Mono halten ihre Hörer mit »Requiem For Hell« in einer endlosen Aufwärtsspirale gefangen. Wenn der Bass nicht droppt, Level: Post-Rock. »Und kann der tiefste Grad solch Licht umschlingen / Zu welcher Weite muss der letzte Kranz / Der Blätter dieser Himmelsrose dringen?«, fragt Dante im dritten und letzten Teil seiner »Commedia Divina«. Gustave Doré, der Gottvater aller Grafiker, hatte versucht, die Tragweite einer möglichen Antwort in einer wahnwitzigen Illustration anzudeuten, die sich über ein strudelartiges Spalier schwärmender Engelskrieger schließlich irgendwo im Licht verliert. Was dahinter liegt, bleibt ein Geheimnis, und fast scheint es, als hätten Mono diese Szene als selbstironisches Sinnbild auf das Cover ihres neuen Albums verfrachtet. Letzteres trägt den nach MetalWühltisch müffelnden Titel »Requiem For Hell« und schraubt seine Hörer in Spiralen gen Leere. Ihre ungeheure emotionale Bildschärfe ist den Post-Rock-Ikonen zwar keineswegs abhandengekommen, nur zerfällt eben auch das schönste Geflecht, wenn man am Schluss den Knoten vergisst. Der atonale
Motorama Dialogues Talitres / Rough Trade
Der düstere Charme des Postpunk umweht auch das vierte Album der sträflich unbeachteten Russen Motorama. Die Blog-Community hat Motorama, die streng dreinblickenden Herren aus Russland, schon vor Jahren entdeckt, als sie ihr Debütalbum »Alps« frei zugänglich auf der bandeigenen Webseite zum Download anboten. Doch wurden sie vorschnell in die Ecke von Joy Division gestellt. Ja scheint es hierzulande für viele ein Hindernis zu sein, sich tiefergehend mit der Band zu beschäftigen. Tatsächlich loten sie auch auf ihrer vierten Platte gekonnt die Grenzen des New-Wave und Postpunk aus und schaffen es mit Keyboardflächen, seltsam desperat klingenden Gitarrenmelodien und dem Gefühl von sibirischer Kälte einen ganz eigenen Stil erkennen zu lassen. Schwebende Wave-Hymnen
Selective Artists presents:
José González performing with
The String Theory
Wir vergeben regelmäßig vergütete Praktika in den Bereichen Redaktion, Bildredaktion, Grafik und Vertrieb & Marketing.
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17.01.17 BERLIN Admiralspalast 19.01.17 DÜSSELDORF Capitol Theater 30.01.17 MÜNCHEN Muffathalle www.jose-gonzalez.com
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#Review wie »Tell Me« stehen neben Düster-Pop wie »Sign«. Insgesamt ist die Musik der Russen nicht auf Fortschritt angelegt, sondern auf Verfeinerung. Diese wird sichtbar durch den vermehrten Einsatz von Akustikgitarren und einer bewussteren Hinwendung zum Pop. Eines ist aber geblieben: »Dialogues« ist genauso gut wie seine Vorgänger, was bei aller Freude fast schon wieder beängstigend ist. Kai Wichelmann
Newmoon Space PIAS / Rough Trade
Nada Surf Peaceful Ghosts City Slang / Universal
Mit »Peaceful Ghosts« liefern Nada Surf ein erstklassiges Live-Album ab: Indie-RockSound und Orchesterklänge ergänzen sich in Perfektion. Was, schon wieder ein Nada Surf-Album? Ja, richtig gelesen. Erst im März dieses Jahres erschien das siebte Studioalbum der New Yorker. Auf »Peaceful Ghosts« gibt es diesmal jedoch keine neuen Songs zu hören, denn es handelt sich um ein Live-Album in ungewohntem Gewand. In Zusammenarbeit mit Multiinstrumentalist und Calexico-Mitglied Martin Wenk und Komponist Max Knoth schufen die Indie-Rocker 13 orchestrale Versionen ihrer Songs – von Klassikern (»Blonde On Blonde«) bis hin zu Songs der neuen Platte (»Rushing«) – und spielten diese live mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg ein. Die Arrangements sind dabei so wunderbar ausgefeilt und die Bläser und Streicher so geschickt eingesetzt, dass sie auf zauberhafte Weise den im Mittelpunkt stehenden Gesang umspielen. Daneben dominiert ein vordergründiges und gleichzeitig zurückhaltendes Schlagzeugspiel die Songs und treibt die Platte voran. Klares Highlight bleiben jedoch die formidablen Orchesterarrangements, die sich wunderschön in die Nada Surf-Stücke einpflegen, deren Charakter aufgreifen und sie dennoch neu interpretieren. »Peaceful Ghosts« reißt episch mit, verursacht Gänsehaut und wirkt einfach beeindruckend ästhetisch. Ein Ohrmuschel-Schmeichler von der ersten bis zur letzten Note. Tobias Tißen
Das hätte auch John Peel gefallen: Die Belgier Newmoon führen das Erbe von My Bloody Valentine und Slowdive fort. Calm down, Geschmackspolizei: Der Bandname hat nichts mit der »Twilight«Saga zu tun, sondern ist eine Referenz an Elliot Smiths posthum veröffentlichte Compilation gleichen Namens. Fast ein wenig irreführend, denn atmosphärisch ist das Debüt der fünf Jungen aus Gent und Antwerpen dem Vampir-Sujet näher als dem traurigen Songwriter. »Space« ist eine laute Studie in Dream-Pop und Shoegaze. Hinter den von Effekten überladenen Gitarrenwänden erkennt man Yuck oder The Pains Of Being Pure At Heart als Referenzgrößen jüngeren Datums, die Ü30-Generation darf frei wählen zwischen Ride, Slowdive und My Bloody Valentine. Ein Teil der Band spielte einst in der Hardcore-Formation Midnight Souls, das Erbe ist noch zu hören. Die Gitarren pflügen wie zärtliche Rasenmäher durchs Feld, der Sänger versteckt sich genreimmanent schüchtern hinter den Instrumenten, seine Stimme gleicht einer romantisch-flehenden Version von »Fünf Freunde im Nebel«. »Head Of Stone« offenbart kluges Songwriting, das Gitarrensolo in »Coma« gereicht auch J Mascis zur Ehre. Musik für lange, verregnete Fahrradfahrten im Dunkeln an der belgischen Küste von Knokke nach Middelkerke. Christian Steigels
The Notwist bannen die herausragende Musikalität ihrer letzten Tournee auf Tonträger und schaffen damit im Vergleich zu ihren Studioaufnahmen sogar einen Mehrwert. Man mag dem Konzept Livealbum skeptisch gegenüber stehen. Man kommt aber auch nicht umhin zu konstatieren, dass es aktuell mit Dillon, Nada Surf und nun auch The Notwist mindestens drei Umsetzungen gibt, deren Live-Aufnahmen einen echten Mehrwert im Vergleich zu den Studio-Tracks bieten. Während die zwei erstgenannten ihren Songs mit Chören respektive Orchester einen opulenteren, aber immer noch schneidigen Charakter geben, reicht es bei den IndieStars aus Weilheim eine Nummer dezenter. Schließlich waren die letzten Band-Tourneen emotionale Ereignisse von ausgefeilter Musikalität, ganz der Ambition der Gebrüder Acher folgend, immer einen Schritt mehr zu tun und sich weiterzuentwickeln. Die opulente Triple-LP-Veröffentlichung »Superheroes, Ghostvillains + Stuff« enthält ganze 16 der ausladend arrangierten Tracks aus allen Schaffensphasen The Notwists, die man auch auf den meisten der Konzerte zu hören bekam. Und die Aufnahme ist so gut, dass sie das Hochgefühl, das die Auftritte bewirkten, wiederaufleben lässt. Auch wenn der Mitschnitt von einem normalen Tournee-Konzert aus Leipzig stammt, ist das herausragend und vermittelt eine Ahnung, was es mit dem Reiz von Livealben auf sich haben könnte. Christian Steinbrink
NxWorries Yes Lawd! Stones Throw / Groove Attack
The Notwist Superheroes, Ghostvillains + Stuff Alien Transistor / Indigo
Nach Zuarbeiten für Dr. Dre und Flying Lotus haben sich Knxwledge und Anderson .Paak nun Zeit für ihr gemeinsames, souliges und spirituelles Debüt auf Albumlänge genommen. Knxwledge und Anderson .Paak machen als NxWorries mit »Yes Lawd!« erstmals auf Albumlänge gemeinsame Sache. Die LP stellt die moderne Fassung einer Sonntagspredigt dar, doch anstatt der Lobpreisung Gottes eröffnet sie einen Kosmos, der sich wie die
Vertonung eines Blaxploitation-Films anhört. Mit »Bitches«, »Hustlin’« und »Money« nutzen die beiden ein für Gangster-Images stereotypes Vokabular, schaffen es aber trotzdem immer souverän, sich von Klischees freizumachen. Die vermeintlich eindimensionale »Hustler«-Perspektive, die eigentlich eher Gestalten wie Gucci Mane zugeschrieben werden kann, wissen NxWorries durch gesellschaftskritische Lyrik und die musikalische Leichtigkeit eines D’Angelo zu konterkarieren. Dazu kommen die prägenden religiösen Referenzen – nicht umsonst sind beide Musiker in ihrer Kindheit christlich sozialisiert worden. So gestalten sich auch die Botschaften der NxWorries zumeist positiv, genauso wie der Eindruck, den »Yes Lawd!« hinterlässt. Amen! Nils Herrmann
Agnes Obel Citizen Of Glass PIAS / Rough Trade
Selbst ein hehres Konzept kann der Schönheit von Agnes Obels Musik rein gar nichts anhaben. »Citizen Of Glass« also. Der Gläserne Bürger. Das klingt zunächst verdächtig nach einer neuen Muse-Single – und dünstet entsprechend aus. Doch anders als Bellamy und Kollegen, die ernsthafte weltpolitische und gesellschaftliche Missstände in hochnotpeinlicher Blockbuster-Gigantomanie zuverlässig ins Lächerliche ziehen, hat sich Agnes Obel im kleinen Kosmos der Kammermusik häuslich eingerichtet. Die Instrumentierung ist titelgemäß transparent, Obels makellose Stimme gewohnt weit nach vorn gezogen, wenn nicht gerade ein Instrumental-Track läuft. »In my house the silence rang so loud«, singt sie in »Mary« und beschreibt darin recht treffend das Wesen ihrer Musik, der wieder ihre ganz eigene, uhrwerkhafte Mechanik zugrunde liegt und die ihre Kraft – neben dem taktenden Pizzicato – auch aus den Pausen auf den einzelnen Spuren, aus den Einschlüssen besinnlichen Schweigens zu schöpfen scheint. Musik wie geschaffen zur Untermalung dunstiger Dämmerungsszenen. Neue Möbelstücke wie Gläserspiel, Vibraphon und
22.07.2017 SPARKASSENPARK MG
02.11.2016 MITSUBISHI HALLE DÜSSELDORF
08.07.2017 SPARKASSENPARK MG
DEICHKIND
ADVANCED CHEMISTRY TOUR 2017
05.08.2017 SPARKASSENPARK MG
BEGINNER
20.03.2017 LANXESS ARENA KÖLN 24.03.2017 MITSUBISHI HALLE D‘DORF
15.07.2017 SPARKASSENPARK MG
22.07.2017 SPARKASSENPARK MG
BEGINN
ER
2.2016
FREITAG, 2.1
2./3.12.2016 SPARKASSENPARK MG
TICKETS UNTER: SPARKASSENPARK.DE & WESTTICKET.DE
SAMSTAG,
3.12.2016
#Review das Trautonium, eine Art Ur-Synthie, fügen sich sauber ein. Den mit Abstand kantigsten Augenblick der Platte bietet dagegen »Familiar«, in dem die Dänin ihren Gesang so weit runterpitcht, bis man Anohni an ihrer Seite glaubt. Und was hat es jetzt mit dem Konzept auf sich? Nun, würdigen wir zur Feier des Klanges die verschlungenen Gedankenkonstrukte, die diesem Album vorausgeschickt wurden, nicht eines Satzes und genießen »Citizen Of Glass« in seiner besten Rolle: als Zufluchtsort vor konzeptuellem Wildwuchs. Einfach nur Musik. Es kann so schön sein. Valentin Erning
Josefin Öhrn + The Liberation Mirage Rocket / Cargo
Thrill Jockey / Rough Trade
Die Plattenfirma will sie tot sehen. Irgendwann. Oozing Wound antworten mit Sci-FiNoise und Songs über US-Senatoren. Ein Soundtrack für den nächsten Rambo-Film. Letzte Ausfahrt: Noise! Denn Thrash Metal wollen Oozing Wound nicht sein, obwohl: Jetzt jazzt Noisey sie schon zu den »Nirvana of thrash« hoch, und diese Vorlage muss natürlich ausgenutzt werden. Nirvana verkaufen immer noch Platten, gerade weil Kurt Cobain tot ist. Deswegen will Thrill Jockey das jetzt ausschlachten, den Finger noch tiefer in die nässende Wunde legen. Aber Zack Weil, Kevin Cribbin und Casey Marnocha lächeln das weg. Ihr Album, sagt Cribbin, sei – Volume-Regler hoch und auf richtigen Lautsprechern natürlich – perfekt für ein abendliche Bong-Session. Und besser als jedes bisher von der Band veröffentlichte Album. Der Grund: Sie sind alle besser geworden. Und natürlich haben sie Recht. Auf zehn Liedern und drei Vinyl-Seiten breiten Oozing Wound ihre Klanggewitter aus, versehen mit ausgewählten Texten wie »Drain me, til dry, some men, don’t die, they don’t die. But I’ll be dead.« Da reibt sich die Plattenfirma die Hände, wir ziehen noch einmal an der Bong und was da blubbert, sind unsere Gedanken, die immer weiter abdriften. Alles ist mies, und mein Leben eine Lüge. Mit diesem Album aber eine außerordentliche Lüge. Oozing Wound stelle ich mir neben meine alten Amphetamine-Reptile-Platten. Stephan Uersfeld
The Orb Cow / Chill Out, World! Kompakt / Rough Trade
Odd Couple Flügge Cargo / VÖ 04.11.16
Mit einem neuen Ambient-Album geht das Duo The Orb zurück zu seinen entspannt psychedelischen Wurzeln und klingt dabei dennoch absolut zeitlos. Alex Patterson und Thomas Fehlmann kehren mit »Cow / Chill Out, World!« zu den
Anfängen von The Orb zurück und veröffentlichen ein Ambient-Album, wie man es seit 1990 und »A Huge Ever Growing Pulsating Brain That Rules From The Centre Of The Ultraworld« nicht mehr von ihnen gehört hat. Sie kommen komplett ohne Dance-Beats aus und kombinieren ein wohlüberlegtes Sammelsurium spannender Klänge aus unergründlichen Sprach-Schnipseln, Plattenknistern und Field Recordings wie Vogelgezwitscher, Waldgeräuschen, rhythmisch bellenden Hunden und kreischenden Möwen. Dazu kombinieren die Altmeister KrautrockSchleifen mit schwebenden SynthesizerFiguren, Unterwasser-Bässen und einer Echokammer voller Klaviere und Jazztrompeten. »Cow« ist mit einem knappen Dutzend blubbernder, schwebender oder psychedelischer Tracks voll warmer Klänge und entspannender Atmosphären eine tolle Mischung aus Hörstück und Kopfnicker geworden, der man den Spaß am Improvisieren und Ausprobieren sowie große Spielfreude anhört. Andreas Brüning
Marc O’Reilly Morality Mortality Virgin / Universal
Marc O’Reilly vertieft die bodenständige Fusion von Blues-Rock und Folk, die sich schon auf seinen vorherigen Alben gezeigt hat. Marc O’Reilly hat viele Wurzeln. Er ist Arzt und arbeitet nebenbei mit seinem Bruder an einem Electro-Pop-Projekt. Elektronisches ist auf seinen eigenen Alben allerdings nicht viel zu hören. Wie auf seinen beiden vorangegangenen Eigenveröffentlichungen vereint Marc O’Reilly auf seiner ersten Major-Label-Platte zwei Klangrichtungen: »Morality Mortality« ist ein Wechselspiel zwischen eher kratzigem Blues-Rock und weichem, introspektivem Folk. Beide Seiten zieht der Ire gleichermaßen durch, dabei zeigen sich auf der Folk-Seite abwechslungsreiche Melodien und Arrangements, während der amerikanische Blues ein bisschen im Einheitsbrei versinkt. Das langsame Element steht O’Reilly besser – ob es aber dieses Album alleine getragen hätte,
D E S I G N / VO J D. N ET
Josefin Öhrn + The Liberation schütteln psychedelisch treibende Mantras aus ihren Trompetenärmeln, die sowohl therapeutischen als auch tanzbaren Charakter haben. Es beginnt hypnotisch, repetitiv und motorisch, dann steigert sich die Band mit dem eigenwilligen Namen Josefin Öhrn + The Liberation in einen regelrechten Rausch zwischen wabernden Krautrock-Fetzen und verhallenden Dub-Beats. Man glaubt den Musikern sofort, dass die Songs dieses Albums in nächtlichen, ausufernden Jam-Sessions entstanden sind, denn derart intensiv und mit dem nüchternen Blick des Tages sind die süchtig machenden Melodien kaum zu stemmen. Dabei vermeiden sie hippieeskes Geschwurbel; die Lieder haben Kraft und Biss, zuweilen sind sie gar bedrohlich und umkreisen den Hörer unaufhörlich. Josefin Öhrn und ihre Liberation verstehen ihre Musik wirklich als Befreiung, denn sie hat die Energie, eine Heilung freizusetzen, die sich aus einer Loslösung schöpft. Wer sich mit ihnen treiben lässt, wird diese Glückshormone spüren. Auch wenn es nur eine Illusion sein mag – den irisierenden und flüchtigen Zauber des Moments hat die Band auf »Mirage« jedenfalls perfekt in Musik übersetzt. Kerstin Kratochwill
Oozing Wound Whatever Forever
Während sich Odd Couple auf ihrem Debüt weitgehend am Garagen-Business abarbeiten, ist ihr Zweitwerk musikalisch nicht so leicht greifbar. Der Grund: Abwechslungsreichtum. Sorry: »Flügge« ist einfach ein saudoofes Wort. Aber zum zweiten Werk von Odd Couple leider in mehrfacher Hinsicht passend. Die Generation Y kreist ständig um wechselnde Lebensentwürfe und scheitert daran. Darum geht es in »Flügge«. Das überall und allzeit verfügbare Zuviel von allem lähmt. Auch beim flügge werden: »Too many options make me feel like I’m lost«. Interpretierfreudige beziehen das Wort flügge einfach auf die diversen musikalischen Stilrichtungen, davon gibt’s auf »Flügge« noch mehr als auf dem Debüt. Klassischer Rock’n’Roll wechselt sich mit bluesigen und krautigen Elementen ab, und natürlich fällt auch der Garagen-Sound des Vorgängers »It’s A Pressure To Meet You« nicht ganz hinten über. Das ist zwar abwechslungsreich und nie langweilig, doch irgendwas fehlt. Mehr von dieser direkten, speziellen und sehr nach vorne preschenden Art wie beim Opener »Haste Strom Haste Licht« vielleicht. Und mehr von der eigenwilligen Eingängigkeit alter Songs wie »Nightcrawl«, »Overtüre« und »I Am Observer«. Trotzdem macht vieles auf »Flügge« ziemlich Bock, vor allem das Grungige, Verrotzte, Ungekämmte, oder die deutschsprachigen Songs wie das Titelstück, »Gedächtnismann« oder »Gehirnkasten«. Neben Lob und dem bisschen Tadel ist noch ein Hinweis wichtig: Odd Couple sind und bleiben vor allem eine Live-Band, deren Konzerte niemanden unbegeistert, trocken und nüchtern entlassen. Senta Best
Ve r a n s t a l t e t vo n
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#Review ist eine andere Frage. Die versetzten Rhythmen und das Gitarrensolo beim ruhigen, aber dringlichen »Steal Love« sind jedenfalls einprägsamer als die andere, laute Hälfte der Platte. Dass seine Stimme gelegentlich an Bon Iver erinnert, wird so fast zur Nebensache. Es ist kein Wunder, dass »Of Nothing«, ebenfalls aus der stillen Folk-Ecke, zur ersten Single des Albums auserkoren wurde. Elisabeth Haefs
Oval Popp Uovooo / Indigo
Dreht Oval jetzt den Swag auf? »Popp« ist ein erstaunlich geradliniges Elektronik-Album, das die experimentelle Arbeitsweise des Künstlers unter ein Beat-Diktat stellt. Versuch geglückt. Dass Markus Popp dem neuen Oval-Album seinen eigenen Namen gegeben hat, ist vermutlich nicht als definitives Statement zu lesen, so nach dem Motto: Das ist es jetzt. Ehrlich gesagt klingt es eher nach doppelter Authentifizierung: Ich bin’s, ehrlich. Denn »Popp« ist für Oval-Verhältnisse geradezu unheimlich zugänglich – sein Clubalbum, sagt der Künstler selbst. Der hat sicherlich andere Vorstellungen von Tanzmusik als jede willkürlich zusammengewürfelte Hände-in-die-LuftMeute, trotzdem ist da was dran. »Popp« besteht aus einer Unzahl chaotischer synthetischer Klänge, die in ständiger Wiederholung und Beziehung zueinander wundersamerweise Tracks ergeben. Das ist immer noch experimentelle elektronische Musik, im Gegensatz zu vorangegangenen Alben ist die Versuchsreihung aber nicht so ganz ergebnisoffen: Kicken soll es schon. Was für ein Unterschied beispielsweise zum 2000er-Album »Ovalprocess«, bei dem die veröffentlichte Musik weniger wichtig schien als die gleichnamige Software – und das Hören eher einer Geduldsprobe glich, wo doch zuvor der Weg das Ziel war. Letztlich ergibt der Titel der Platte halt doch Sinn: Wie könnte das poppigste Album in fast einem Vierteljahrhundert Oval denn auch sonst heißen? Michael Weiland
Palace So Long Forever Caroline / Universal / VÖ 04.11.16
Ein paar wirklich tolle Pop-Hits reichen leider nicht, um das Debüt der Londoner Palace zu einem wirklich großen Wurf zu machen. Hey, Leute von der Pop-Akademie, wenn ihr mal was Frisches fürs Proseminar »Pop im 21. Jahrhundert« braucht, dann nehmt doch »It’s Over« vom Debütalbum von Palace. So geht nämlich Pop: Eine stetig fordernde Gitarre, ein Chorus zwischen Verzweiflung und vager Hoffnung, eine warme, unaufdringliche Rhythmus-Sektion, am Ende ein wenig Falsett fürs Herz. Groß. In England sind Palace schon eine ziemliche Nummer, ihre ersten beiden EPs wurden allenthalben gelobt, über fehlendes Radio-Air-Play konnte man sich auch nicht beschweren. Das verwundert nicht, machen die fünf doch archetypisch britischen Sound neuer Prägung, man denke an Bands wie Kooks und Maccabees. Das Debütalbum »So Long Forever« wurde nun im »kreativen Nervenzentrum« The Arch erarbeitet, einem Londoner Hangout für junge Musiker und Künstler. Trotz des slicken Spots lässt das Gesamtergebnis frühe Fans eher unbefriedigt zurück. Die erwähnte Übermutter »It’s Over« oder »Bitter« sind gute bis sehr gute Songs, die man auch gerne zwei- oder dreimal hören mag. Aber auf der langen Strecke wabert das Album dann doch eher so dahin, zu wenig bleibt hängen. Und textlich bleiben Palace zu häufig bei Allgemeinplätzen: »Live well, you’ll reap what you saw« – stimmt natürlich, war in der Bibel aber schon wesentlich pointierter und griffiger formuliert. Christian Steigels
Powell Sport
»Sport« beeindruckt aber nicht nur mit seinem hohen Wiedererkennungswert, sondern rockt auch einfach wie verrückt. Andreas Brüning
Pyur Epoch Sinus Hotflush / Groove Attack
Die Münchnerin Sophie Schnell legt als Pyur ihr erstes Album vor. Es ist eine gesunde Mischung aus Ambient und Drone, aber eher was für die Experten. »Epoch Sinus« ist eines dieser Alben, die erst nach 15 Sekunden einen hörbaren Ton von sich geben. Sanftes Geklingel entfaltet sich, bald hinterlegt mit einzelnen Tönen, Geräuschen und verzögerten Rhythmen. Im Grunde beschreibt dies das gesamte Album, das von Schnell als eine Einheit gesehen werden will. »A Tree« und »The Field« sind langsamer und düsterer, während »Allness« mit relativ frohlockenden Melodiesprüngen aufwartet. Aber die Bandbreite ist insgesamt recht begrenzt – oder eben zusammenhängend. Die Songtitel geben einen Hinweis auf die ganzheitliche, esoterische Einstellung von Schnell. Und wie so häufig, wenn alles mit allem zusammenhängt, gehen die Konturen ein wenig verloren. Schnell arbeitet zutiefst assoziativ und intuitiv, aber die Verbindungen und Emotionen werden der Außenwelt – also dem Hörer – nicht immer klar. Ein abgeschlossenes Universum also, das den Besucher nicht unbedingt mit offenen Armen empfängt. Wer sich die Zeit dafür nimmt, findet letztlich den einen oder anderen eigenen Anknüpfungspunkt. Insgesamt aber keine leichte Kost, sondern etwas für Ambient-Liebhaber. Henje Richter
XL / Beggars / Indigo
Powell macht aus Punk-Gelärme und experimentellen Sounds eine klasse Tanzplatte, die nicht nur gut klingt, sondern auch richtig rockt. Oscar Powell gräbt für seine Debüt-LP eine Menge rumpelige, unsauber geschnittene, historische Punkrock-Samples und Vocal-Schnipsel aus und kombiniert sie mit experimentellen digitalen Sounds und Störgeräuschen, knarzenden Filter-Sounds und ab und an sogar einer gewissen Alan Vega-Unnahbarkeit. Die Bearbeitung erfolgt natürlich auf absolut zeitgemäßem und äußerst geschicktem Weg mit modernster Studio-Technik, was den dabei entstandenen Tracks eine beeindruckend klare und besonders »aufgeräumte« Ästhetik verleiht. Seine Musik ist dadurch samt aller Schrabbel-Punk-Attitüde sozusagen das Gegenteil von Lo-Fi und verfügt zudem – trotz aller vordergründig holpernden Rhythmus-Konstruktionen – über eine große Tanzbarkeit. Das ist kein Wunder, denn der Mann aus London betreibt seit Jahren das experimentelle Dance-Label Diagonal mit Künstlern wie Russell Haswell, Container oder Not Waving.
Radian On Dark Silent Off Thrill Jockey / Rough Trade
Fehler ist King: Das Wiener Trio macht fließende Tracks aus schrundigen Rockband-Sounds. Der vielleicht schönste Fehler der Musikgeschichte, jedenfalls für einige, ist das Geräusch, das ein übersteuerter Verstärker macht. Ursprünglich eher nicht im Sinne des Erfinders, ist Verzerrung aus der Rockmusik gar nicht wegzudenken. Die dreiköpfige Band Radian aus Wien ist geradezu verliebt in Feedback, in abgedämpfte Saiten einer
CHRISTMAS ROCK NIGHT - INTERNATIONAL CHRISTIAN MUSIC EVENT SINCE 1980
9.+10. DEZEMBER 2016
DISCIPLE WOLVES AT THE GATE FIT FOR A KING PHINEHAS ATTALUS
DARKNESS DIVIDED HB VERIDIA RANDOM HERO ILIA SAFEMODE SLEEPING ROMANCE SIGNUM REGIS NORMAL IST ANDERS STARYEND HAUS ENNEPETAL
58256 ENNEPETA ENNEPETAL
www.christmasrocknight.de
CVJM ENNEPETAL RÜGGEBERG E.V.
KLAUS BÖNISCH FÜR KBK GMBH PRÄSENTIERT: dass »Good Luck Everybody« stellenweise nicht ganz fokussiert und mit über 50 Minuten auch etwas überladen wirkt. Songs wie »Spooky Lover« könnten der telefonbuchdicken Anthologie amerikanischer Rockmusik dann doch noch die eine oder andere Fußnote hinzufügen. Zu dumm nur, dass Kieran »Saint« Leonard Brite ist. Jan Martens
28.11. BERLIN / 30.11. KÖLN
John K. Samson Winter Wheat Anti- / Indigo
The Radio Dept. Running Out Of Love Labrador / Broken Silence
Nach sechs Jahren Pause kehren die einstigen Lo-FiPopper als Indie-Elektroniker zurück – ohne Rock’n’Roll, aber mit Haltung. Auf dem letzten Album von The Radio Dept. namens »Clinging To A Scheme« war einem Song ein ThurstonMoore-Zitat aus der Sonic-Youth-Tour-Dokumentation »1991: The Year Punk Broke« vorangestellt: »People see rock’n’roll as youth culture and when youth culture becomes monopolized by big business what are the youth to do?« Aufgepasst, die Frage ist nicht rhetorisch. Während Moore allerdings dem Kapitalismus gleich an den Kragen will, lassen The Radio Dept. einfach eine freundliche Sequencer-Melodie laufen. Die weit weniger kampfbereite Botschaft: Na gut, dann machen wir eben was anderes, hier habt ihr euren Rock wieder. Wenn man so möchte, denkt »Running Out Of Love« sechs Jahre später das Ganze zu Ende: Aus der gitarrenlastigen Indie-Band, die The Radio Dept. mal war, ist über ShoegazeUmwege mittlerweile ein astreiner Electro-Pop-Act geworden. Der Referenzrahmen, das merkt man schon, ist weiter aufgespannt als bei anderen Viervierteltakt-Musikanten. Der durchweg linke, antiautoritäre Gestus der Musik ist ebenfalls alles andere als subtil. Ein gewisses Verstörungspotenzial hat es schon, wenn die Band, die mit »Where Damage Isn’t Already Done« einen unzerstörbaren Lo-Fi-Fuzzpop-Hit geschrieben hat, auf einmal Dancehall andeutet. Letztlich ist es nur ein anderes Songwriting-Vehikel. Und egal, was es sonst an Brüchen in ihrer Diskographie gibt, an Eingängigkeit mangelt es den Schweden auch heute nicht. Michael Weiland
Saint Leonard’s Horses Good Luck Everybody Xtra Mile / Indigo
Ländernamen nutzen, um Musik zu beschreiben: darf man mal, wenn man sich für seinen Americana-Rock so extensiv am US-Kulturschatz bedient wie Saint Leonard’s Horses – und das dann auch noch gutgeht. Besonders leicht wird das Rezensenten-Leben, wenn Saint Leonard »Johnnie Walker« auf »Hotel California« reimt und damit schon mal vorsorglich die musikalischen Eckpunkte und irgendwie auch die Themen zusammenfasst: Alternative Rock mit Country- und Folk-Anleihen in Schattierungen von düster bis schwarz, die Lyrics pessimistisch-introspektiv und voller Referenzen von James Joyce bis »Dr. Strangelove«. Als hätte Saint Leonard das Album (sein erstes) auf Tourneen mit Ryan Adams und Father John Misty erdacht, in einer gotischen Kirche geschrieben und auf Stanley Kubricks Anwesen aufgenommen – was in diesem Fall aber sogar alles stimmt. Bei diesem ganzen Input ist es dann wohl unvermeidbar,
Vom Lieben und Scheitern in Winnipeg: Immer noch werden die Weakerthans vermisst. Zumindest ihr Sänger wagt sich nun wieder mit einer Solo-Platte nach draußen. Die Kanadier The Weakerthans sind verantwortlich für einen Back-Katalog, der uns so manchen Liebeskummer erleichtert und sich bis heute nicht abgenutzt hat. John K. Samson, dessen erster autonomer Ausflug auch schon wieder vier Jahre her ist, war als Kopf dieser Band maßgeblich für das Songwriting verantwortlich. So überrascht es kaum, dass seine Alben mehr sind als Methadon, sondern eine folgerichtige Fortsetzung seines Schaffens mit der Ex-Band. Das Gespür für warmherzige Melodien und intensive Lyrics voll tiefster Melancholie, aber auch feinem Witz und fanfreundlichen Selbstzitaten (die durch Weakerthans-Platten bekannte Katze Virtute kommt auch auf »Winter Wheat« wieder vor) hat er nicht verloren, er nimmt den Songs nur ein wenig Druck. Samsons Solo-Songs sind Folkpop-Kleinode, die mit Gitarre und Bass, sanfter Percussion und dezent schmückendem Klangwerk organisch und pur klingen. Es ist gut, dass Samson solche Platten macht: »Winter Wheat« ist eine Wohltat für Ohr und Herz, die förmlich nach einem dicken Schal und einem Glas Rotwein im Lieblingssessel schreit. Kristof Beuthner
Solange A Seat At The Table
Special Guests: Mayorkun, Dremo & Lola Rae 07.12.16 BERLIN
Special Guest: The Souls
28.11.16 BERLIN
WWW.KB-K.COM
TICKETS: WWW.MYTICKET.DE UND WWW.TICKETMASTER.DE
Ticket-Hotline: 01806 - 999 000 555
(0,20 €/Anruf aus dem dt. Festnetz / max. 0,60 €/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz)
FACEBOOK.COM/KBKGMBH
VISIONARY COLLECTIVE PRÄSENTIERT: D’VISION OF KBK
29.11.17 BOCHUM / 30.11.17 AMSTERDAM 01.12.17 HAMBURG / 03.12.17 BERLIN / 04.12.17 FRANKFURT 06.12.17 MÜNCHEN / 07.12.17 ZÜRICH / 08.12.17 WIEN
Columbia / Sony
Nachdem Solange ihre Schwester Beyoncé für deren letztes Album »Lemonade« maßgeblich beeinflusst hat, kehrt sie nun selbst mit einem feinen R’n’B-Album zurück. Es ist ein wenig schade, dass Solange für die Veröffentlichung ihres dritten Albums denselben Weg des weitgehend unkommentierten Überraschungs-Releases gewählt hat wie zuletzt ihre Schwester Beyoncé. Denn noch mehr als die zuletzt durchaus komplexen Werke des US-Popstars wäre es »A Seat At The Table« wert gewesen, in das Album erklärend einzuführen – auch deswegen, weil es keine Hits besitzt, sondern andere, inhaltliche Schwerpunkte setzt. Das ist vielleicht auch schon der größte Unterschied zwischen den beiden Schwestern. Kurz gesagt: Beyoncé versteht sich auf das Spiel der Glitzerwelt und findet in ihm emanzipatorische Potenziale, während Solange trotz ihrer hinreißenden R’n’BStimme eher außerhalb von ihr agiert – auch wenn sie, anders als noch auf ihrem herausragenden Vorgänger »True«, für ihre neue LP nach Kollaborateuren innerhalb des hocheffizienten Erfolgs-R’n’B suchte. Trotz all des daraus resultierenden Wohlklangs ist »A Seat ...« ein durch und durch ernsthaftes Werk geworden, das mit ganzen acht Vocal-Interludes einen Fokus auf seine Lyrik legt. Wie von Solange erwartet, geht es dabei um das (Über-)Leben als Schwarze in den USA. Ein Anliegen, das ihr ein Persönliches ist, nicht zuletzt deshalb lässt sie auch ihre Mutter Tina über die »beauty of being black« reden. Solanges Botschaft überragt ihre musikalische Extravaganz und ist damit ganz Soul. »A Seat ...« ist ein im besten Sinne dezentes Werk, das seine Klasse, anders als bei heutigem R’n’B üblich, in den unaufdringlichen Zwischentönen sucht. Die Tracks sind auch konventioneller arrangiert als noch auf »True«. In diesem Sinne ist das Album Folk – sympathisch und wertvoll, und gleichzeitig weit davon entfernt, Solange den oft angekündigten Durchbruch zu bescheren. Dafür mag man sie bedauern, gleichzeitig hätte man sich von ihr kein feineres, wärmeres und komplexeres R’n’B-Album wünschen können. Christian Steinbrink
30.11.16 HAMBURG / 01.12.16 BERLIN 08.12.16 KÖLN
20.02.17 KÖLN / 21.02.17 HAMBURG 22.02.17 BERLIN
DEGENUNDFLORETT.DE //2016
auf Anschlag gedrehten E-Gitarre, in den dumpfen Lärm, den selbst leichteste Berührungen eines Basses bei heillos aufgerissenen Volume-Reglern erzeugen. Die gesamte Klangästhetik von »On Dark Silent Off« spielt mit dem Start/Stopp breitbeiniger Stromgitarrenmusik, ohne selbst wirklich Dresche auszuteilen. Heavy klingt das trotzdem. Die Instrumentaltracks machen es sich auf halber Treppe zwischen Post-Rock und Electronica unbequem, im Lärm verschwimmt ganz angenehm, was handgemacht und was programmiert ist. Ein bisschen arg zerdacht ist das schon: Aus einem wenig exakten, nachlässigen Ausgangsmaterial sich größtsorgfältig einen Wolf zu konstruieren, ist schließlich das Gegenteil von Rockmusik. Als valide Kritik lässt sich das allerdings nicht anführen: Dann ist es eben kein Rock’n’Roll, was soll’s. Die Musik taugt, wie der Österreicher sagt. Und der Schmutz unter den Fingernägeln ist echt, da kann er noch so oft digitalisiert werden. Michael Weiland
15.03.17 BERLIN / 16.03.17 KÖLN WWW.VISIONARY-COLLECTIVE.DE TICKETS: WWW.MYTICKET.DE UND WWW.TICKETMASTER.DE
Ticket-Hotline: 01806 - 999 000 555 (0,20 €/Anruf aus dem dt. Festnetz / max. 0,60 €/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz) FACEBOOK.COM/VISIONARYCOLLECTIVE
Soft Hair Soft Hair
THE 1975
13.02. Köln, Palladium 15.02. München, Tonhalle 17.02. Offenbach, Stadthalle 18.02. Hamburg, Sporthalle
MICK JENKINS
Weird World / Domino / GoodToGo
FLUME
09.11. Berlin, Columbiahalle 11.11. Köln, Palladium 12.11. München, Zenith
PEACHES
Support: ALLAN RAYMAN* 01.11. München, Ampere 05.11. Frankfurt, Zoom 06.11. Berlin, Bi Nuu* 07.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich*
Special Guests: SIMONNE JONES*, LOGIC*, CAKES DA KILLA* ** 24.11. Berlin, Columbiahalle* 25.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich** 26.11. Köln, E-Werk @ Melt!.ZIP
KIRK KNIGHT
DANNY BROWN
04.11. Berlin, St. Georg 08.11. Frankfurt, Zoom 12.11. Zürich, Stall 6
GLASS ANIMALS
Support: PUMAROSA 05.11. Hamburg, Mojo 07.11. Berlin, Columbia Theater
MURA MASA
Support: JADU HEART 06.11. Berlin, Postbahnhof 09.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich 10.11. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld
65 DAYS OF STATIC
Support: THOUGHT FORMS 06.11. München, Kranhalle 09.11. Berlin, Columbia Theater 10.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich
KEVIN GATES
07.11. München, Ampere 10.11. Frankfurt, Zoom 12.11. Berlin, Lido 13.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich
ADNA
Supporting BLAUDZUN* 07.11. Köln, Gebäude 9* 08.11. Frankfurt, Nachtleben* 14.11. Magdeburg, OLiKino
THE JAPANESE HOUSE 14.11. Berlin, Auster-Club
BEAK>
Support: MARIO BATKOVIC 14.11. Berlin, Columbia Theater 15.11. Hamburg, Nochtspeicher
MAVERICK SABRE
17.11. Berlin, Berghain Kantine 18.11. Köln, Veedel Club 19.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich 20.11. Frankfurt, Zoom
ANNA MEREDITH
18.11. Berlin, Berghain Kantine 19.11. Hamburg, Kampnagel 20.11. Frankfurt, Mousonturm Studio 1
meltbooking.com facebook.com/wearemeltbooking
25.11. Berlin, Yaam 26.11. Frankfurt, Gibson 27.11. Köln, Die Kantine 29.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich 03.12. München, Kleine Olympia Halle @ Splash!.ZIP
STILL PARADE
Support: SEA MOYA 26.11. Darmstadt, Das Blumen 27.11. Berlin, Urban Spree 29.11. Hamburg, Häkken 30.11. Köln, Artheater 01.12. Augsburg, Soho Stage 02.12. Göttingen, Nörgelbuff
Psych-Pop-Freak Connan Mockasin und LA Priest finden mühe- und eierlos in ihre Rollen als Adam und Eva des funky New-Yacht-Beinahe-Weird-Chillwave. Das neue Metronomy-Album habe keine Eier, warf eine Freundin neulich so in den Raum. Diesseits des Diskurses ist das natürlich ein großes Kompliment. Aber nota bene: Gegenüber den Yacht-Beat-Bastlern Soft Hair wirkt der discoide Kopfstimmen-Kollege von Metronomy gleich wie musikgewordenes Testosteron. Wenn Soft Hair Eier hat, dann welche mit Lindor-Füllu- … Moment, was? Review-Polizei? Sexual-Metapher und Schoko-Metapher in einem Satz ist zu viel? Alright – ja – okay, klar – danke! Gut, dann zu den harten Fakten: Ein Jahr nach der KollaboEP mit Blood Orange ist es für den seit Jahren in der Szene herumspukenden Connan Mockasin nun endlich Zeit für das schon länger in der Luft liegende Zusammenspiel mit Sam Dust, früher Kopf von Late Of The Pier, jetzt experimentell-elektronisch auf Abwegen als LA Priest. Mit Soft Hair machen die beiden abseitigen 1980er-Weichzeichner-Pop, der gerne ein Näschen queerer und weirder wäre als er ist und manchmal bloß nacherzählt, was als Chillwave zurecht schnell vergessen war. Der aber in Momenten wie der Single »Lying Has To Stop« doch so herrlich groovt als wäre die Welt ein schaumiger Sonnenuntergang in Miami Beach. Steffen Greiner
TOM MISCH
Support: CARMODY 30.11. Köln, Yuca 01.12. Berlin, Lido
FUTURISTIC
30.11. Berlin, Prince Charles 01.12. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld
KREPT & KONAN
30.11 Frankfurt, Zoom 03.12 München, Kleine Olympia Halle @ Splash!.ZIP 04.12 Berlin, St. Georg
POST MALONE
30.11. Berlin, Postbahnhof 02.12. Frankfurt, Zoom 03.12. München, Kleine Olympia Halle @ Splash!.ZIP
DENZEL CURRY 08.12. Berlin, Yaam
CRACK IGNAZ & FREUNDE 14.12. Wien, Arena Wien
LGOONY & FREUNDE 22.12. Köln, Live Music Hall
RAE SREMMURD
24.01. Köln, Kantine 29.01. München, Muffathalle 05.02. Berlin, Postbahnhof 07.02. Hamburg, Uebel & Gefährlich
Nicolas Sturm Angst Angst Overkill Staatsakt / Caroline / Universal
Die Ruhe vor dem Sturm ist vorbei. Mit seinem Zweitwerk wechselt Nicolas Sturm zum Label Staatsakt und beweist sich als würdiger Vertreter von Haltung und Sprachbegabung in der deutschsprachigen Musiklandschaft. Es ist nie leicht, über jemanden eine Rezension zu schreiben, wenn man sich schon mal einen Tresen, eine Schachtel Zigaretten und eine Nacht geteilt hat. Doch niemand hat gesagt, dass es leicht wird. Vielleicht ist das beschriebene Problem ein Luxusproblem, vielleicht gibt es in unserer Post-Post-Post-Welt nur noch solche. Wenn man Nicolas Sturm zuhört, wie er da über aufgepeitschte Brit-Pop-Gitarren dichtet, so merkt man schnell: Nach Überfluss folgt ziemlich schnell überflüssig. »Oh wann genau wird das alles hier passieren?«, fragt er ins scheinbar unendliche Nichts, und es trifft einen in die Magengrube. Das ist Erwachsenwerden at it’s best, aber Sturm wickelt die Probleme in eine schöne Larmoyanz, perfekt ausgependelt zwischen jugendlicher Naivität und erwachsenem Perpetum Probleme alias Leben. Mit seinen mittlerweile deutlich politischeren Statements dürfte er sich neben Label-Kollegen wie Ja, Panik wohl fühlen. Ganz so sprachverliebt wie bei den Berliner Wienern geht es bei Sturm aber nicht zu: In den Strophen von »Das Leben Das Du Führst« klingt er wie der deutsche Julian
Casablancas und dehnt die Vokale so betont gelangweilt, als wäre 2008 nie vergangen. Danach mischt er in »Nach Der Revolte« verwaschene Schrammel-Gitarren mit seinem sanft und poppig verlorenen Sänger-Ich. »Angst, Angst, Overkill« ist ein wunderbar tristes Werk für nasse Straßen, für Gedanken, für diese ständige Nachdenklichkeit. Und damit ein großer Wurf für die kleinen Leute, denen es eigentlich doch immer scheiße geht. Konstantin Maier
Syd Arthur Apricity Communion / Caroline / Universal
Syd Arthur zeigen sich als soundtechnisch aufgemotzte Canterbury-Band, die sich nicht zwischen eigenbrötlerischen Experimenten und offensiver Kommerzialität entscheiden will. Syd Arthur kommen aus dem südenglischen Canterbury und bestehen seit 2003. Der Bandname soll als Hommage an Syd Barrett und Arthur Lee verstanden werden, zwei Heroen der Psychedelic der 1960er. Um den dadurch erweckten Erwartungen gerecht zu werden, haben Syd Arthur sich darauf verlegt, die sagenumwobene Canterbury-Szene rund um das Jahr 1970 mit einem neuen, postpsychedelischen Geist aufzuladen. Dieser Szene, die Jazz mit Prog-Rock und britischer Spleenigkeit kreuzte, werden unter anderem Soft Machine, Caravan und Hatfield And The North zugerechnet. Wie gehen Syd Arthur nun mit der Verwaltung des musikalischen Erbes um? Zunächst fällt die knallige Produktion auf, die man den moderat verschachtelten, dabei tendenziell poppigen Songs angedeihen hat lassen. Die Band legt es offensichtlich nicht darauf an, ihre archaischen Vorbilder möglichst authentisch zu kopieren. Wenn hier etwas mal nicht zusammenpasst, ist das schon angenehm. Die diffus »zeitgemäße« Produktion trägt aber auch dazu bei, dass die Musik beim Hören vorbeirauscht. Der Klang ist großflächig und horizontal angelegt, statt Tiefe und Raum zu suggerieren. Einen Song wie »Sun Rays« könnte man sich mit seiner kleistrigen Symbiose aus verzerrten Gitarren und aufgedonnerten Keyboards auch gut in einer Sendung von Heidi Klum vorstellen. Demgegenüber steht ein Song wie »Seraphim«, der in klassischer Prog-Manier musikalische Extreme aneinanderreiht, ohne auf inneren Zusammenhalt und kommerzielle Verwertbarkeit Wert zu legen. Syd Arthur bewegen sich in einem seltsam zufälligen Spannungsfeld zwischen Eigenbrötlerei und offensiver Anbiederung. Hier passiert einiges, weshalb ein abschließendes Urteil schwer fällt. Mario Lasar
Toy Clear Shot Heavenly / Coop / PIAS / Rough Trade
Mit leichten stilistischen Korrekturen an ihrem hochklassigen Neo-PsychedelicSound nehmen Toy einen neuen Anlauf. Die Bescheidwisser dies und jenseits des Atlantiks haben Toy, das Quintett aus Brighton, schon seit dessen Debüt aus dem Jahr 2012 auf dem Schirm. Die Publikumsresonanz seitdem war jedoch nur bescheiden
optimistisch. Vielleicht wirkte die Gemengelage aus trippy waberndem Psych- und Krautrock, Paisley Pop und hypnotischem Shoegaze einfach zu stromlinienförmig? Mit einem so repetitiven Rhythmuskonzept läuft man eben schnell Gefahr, in der Masse angeschwemmter Inselbands unterzugehen. »Clear Shot«, Toys Update für 2016, stellt nun der Kontinuität den Kontrollverlust gegenüber. Die dissonanten SchrammelGitarren vor dichten New-Order-Synthies im Titelsong klingen schon mal vertraut. Im weiteren Verlauf zeigt sich aber, dass Toy nicht mehr krampfhaft versuchen, ihre Songs in vorhersehbare Raster zu pressen. Sie zeigen endlich mehr Mut zur fließenden Idee. Dröge Strukturbesessenheit war gestern und wird in einem Breitwand-Sound aufgelöst. Innovative Klangfarben wie das schneidende Keyboard-Motiv in der verwaschenen Acid-Pop-Nummer »Fast Silver« weisen in eine neue Richtung. Und eine so brillante Shoegaze-Single wie »I’m Still Believing« hätten The Pains Of Being Pure At Heart auch nicht besser hingekriegt. Thorsten Streck
der mit der Akustikklampfe gegen Missstände im Leben antritt. Auf »Kingsdown Sundown« nimmt sich der Brite dabei leider etwas zu ernst. Einen Superlativ muss man Will Varley gönnen: Wer seine Tourneen mit Vorliebe zu Fuß bewältigt, dem ist zumindest der imaginäre Wanderpokal sicher, und bei über 500 zurückgelegten Meilen ist dann auch der Support-Slot für die Proclaimers nur konsequent. Mit gewitzt-ironischen Songs wie »King For A King« gibt Varley auf der Bühne auch gerne mal den witzelnden Entertainer. Davon bleibt auf »Kingsdown Sundown«, mit Ausnahme des bissigen »We Want Our Planet Back«, jedoch wenig übrig: Das vierte Album des Londoners ist inhaltlich wie musikalisch trübe und ernst; zu einem Gitarrenspiel, das an Nick Drake oder Jeff Buckley erinnert, singt und säuselt Varley von der Flüchtlingskrise, von Abschieden und verflossenen Beziehungen. Gegen die einzelnen Songs ist wenig Konkretes zu sagen – vor allem, weil sie nach dem Hören meist direkt schon wieder aus dem Gedächtnis verschwunden sind. Man glaubt und gönnt Will Varley den Wunsch, auch einmal ein dermaßen ehrliches, kathartisches Album machen zu dürfen. Es ist dennoch schade, wenn der stärkste Eindruck, den »Kingsdown Sundown« hinterlässt, dann doch der seiner Schuhsohlen auf britischen Landstraßen ist. Jan Martens
Two Door Cinema Club Gameshow Warner
Manchmal scheitert ein Album an den hohen Erwartungen, doch daran liegt es beim dritten Werk des Two Door Cinema Club nicht. Es ist einfach schlecht. Kritikern wird nachgesagt, sie hörten sich Alben oft gar nicht mal ganz an, bevor sie ihre halbgare Meinung kundtun. Stimmt nicht, denn auch Kritiker haben eine Arbeitsethik, und die besagt, dem künstlerischen Werk gerecht werden zu wollen. Doch mitunter kommt eines daher, das die Versuchung zum Ausschalten sehr groß macht, oder besser, die Ohren schmerzen lässt. TDCC waren noch nie wirklich tiefgründig, weder musikalisch noch lyrisch. »Something Good Can Work« hieß ihr erster Hit vor fünf Jahren und er gab das Motto vor: Irgendwie wird’s schon gut genug sein. Und live funktioniert das ganz gut, ebenso im Formatradio – zumindest wenn man nur mit halbem Ohr hinhört. Aber diese schlechte 1980er-Mainstream-Persiflage, zu der TDCC mittlerweile mutiert sind, lässt sich auf Albumlänge wirklich nicht ertragen. Klischeehafte Chorus-Refrain-Bridgewechsel, eine immer wieder schiefe Tonlage von Leadsänger Alex Trimble und Texte, die jeden Intellekt beleidigen. Noch nicht mal vernünftig abgemischt ist das Ganze, sondern zeigt immer wieder starke Verzerrungen, Übersteuerungen und Clipping, zumindest in der Vorabversion. Möglicherweise ist der letzte Song auf dem Album ganz toll. Akutes metaphorisches Ohrenbluten hat das Durchhören hier leider unmöglich gemacht. Henje Richter
Will Varley Kingsdown Sundown Xtra Mile / Indigo / VÖ 04.11.16
Jeder Aktivist ein Gitarrist: Will Varley ist nicht der Erste und wohl auch nicht Letzte,
Xiu Xiu Plays The Music Of Twin Peaks Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade
Wow, Bob, wow: Die US-amerikanischen Impro-Post-Rocker Xiu Xiu offenbaren im Twin-Peaks-Universum Artverwandtes. Es soll ja Menschen geben, die »Twin Peaks« nicht für die großartigste Fernsehserie aller Zeiten halten. Aber selbst diese verirrten Schäfchen müssen zugeben, dass bei der Frage nach dem besten Soundtrack einer Fernsehserie kein Weg an Angelo Badalamenti vorbeiführt. Anlässlich einer David-Lynch-Ausstellung im australischen Brisbane spielten Xiu Xiu eine Auswahl jener Songs – und fanden so sehr Gefallen daran, dass sie damit ins Studio gingen. Eine Liaison mit Ansage, weist das Twin-Peaks-Universum doch enorme Ähnlichkeiten zum Schaffen der US-amerikanischen Impro-Post-Rocker auf. Diese Gleichzeitigkeit von Romantik und Terror, von verstörender Sexualität und Niedlichkeit. Die springende Platte zu Beginn des Albums, wenn Sarah Palmer die Treppe herunterkriecht, das ist auch ein Xiu-XiuMoment. Die Zerbrechlichkeit sämtlicher Twin-Peaks-Charaktere, dieses Moment kurz vor dem Kippen, das sich eigentlich schon längst im Prozess des Kippens befindet, all das ist schmerzlich präsent in den Xiu-XiuInterpretationen. Jamie Stewarts Gitarre im Höhepunkt »Into The Night« zerschneidet die ohnehin schon dünne Luft, seine androgyne Stimme in »Sycamore Trees« zittert wie das Licht, wenn Dale Cooper und Harry S. Truman Laura Palmer untersuchen. Auch visuell gibt es übrigens Ähnlichkeiten: Beim Konzert im Kölner Stadtgarten tanzte Stewart wie der »Little man from another place«. Es wäre folgerichtig, würden Xiu Xiu in den neuen Twin-Peaks-Folgen im Roadhouse oder im One Eyed Jack’s auftreten. Oder besser noch in der Black Lodge. Christian Steigels
HALTUNG ODER UNTERHALTUNG ?
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#Intro empfiehlt
Banks & Steelz
Basia Bulat
Beak>
Blaudzun
Dass Paul Banks und RZA mal als Banks & Steelz gemeinsame Sache machen würden, konnte niemand erahnen. Mit »Anything But Words« zeigt das Duo aber, dass diese Fusion in jeder Hinsicht passt. Ob sie live neben ihren gemeinsamen Songs auch Interpolund Wu-Tang-Hits spielen, wird sich in Köln und Berlin zeigen.
Die Kanadierin gehört zu den aktuell fleißigsten LiveKünstlerinnen. Nur wenige Monate nachdem Basia Bulat uns hierzulande besuchte, kommt sie für ein paar weitere Konzerte zurück. Kein Wunder, schließlich findet der charmante Indie-Pop ihres aktuellen Albums »Good Advice« immer mehr Fans.
Geoff Barrow ist ein Perfektionist. Das hat zur Folge, dass man lange auf neue Veröffentlichungen von ihm warten muss, wenn auch nicht ganz so lange wie bei seiner zweiten Band Portishead. Seine neuen Tracks stellen nun den Soundtrack zu Tom Greens Filmdebüt »Couple In A Hole« dar.
Tickets für seine Konzerte sind nicht nur in seiner niederländischen Heimat, sondern auch bei uns schnell vergriffen. Kein Wunder, schließlich reist SingerSongwriter Blaudzun mit einer neunköpfigen Band an, die zeigt, dass manche Songs live noch hymnischer und mitreißender klingen als aus der Konserve.
— 13.11. Köln — 14.11. Berlin
— 18.11. Bielefeld — 19.11. Hamburg — 20.11. Berlin
— 12.11. Leipzig — 14.11. Berlin — 15.11. Hamburg
— 06.11. Berlin — 07.11. Köln — 08.11. Frankfurt — 09.11. München — 12.11. Stuttgart
Hundreds
Ian Fisher
INTRO EMPFIEHLT Die Geschwister Milner haben schon viele Konzertbesucher in den Bann gezogen. Ihr sphärischer Electro-Pop-Sound wirkt packend und passt perfekt zu der zarten Stimme von Sängerin Eva Milner. — 03.11. Jena — 04.11. Leipzig — 05.11. Rostock — 07.11. Hannover — 08.11. Köln — 09.11. München — 10.11. Stuttgart — 12.11. Frankfurt a. M. — 14.11. Dresden — 15.11. Berlin — 16.11. Hamburg — 17.11. Bremen — Geht weiter!
Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter intro.de/termine #Intro empfiehlt
Ian Fishers neues Album heißt »Koffer«, und den Titelsong singt der US-Amerikaner tatsächlich auf Deutsch. Für »Koffer« gilt, was wir schon über sein letztes Album schrieben: »Ian Fisher erinnert daran, warum ein gutes SongwriterAlbum Leben verändern kann«. — 19.11. Dachau — 30.11. München — 01.12. Dresden — 02.12. Halle — 03.12. Berlin — Geht weiter!
Mayer Hawthorne
Mura Masa
Shura
65daysofstatic
Der legendäre Motown-Sound ist oft kopiert worden, aber selten so großartig wie von Mayer Hawthorne. Dessen Album »Man About Town« ist kein nostalgischer Ausflug in eine längst eingestaubte Ära, sondern Motown für eine neue Generation.
Der 20-jährige Brite Mura Masa gilt als vielversprechender Newcomer der elektronischen R’n’BSzene. Mit außergewöhnlichem Gespür bastelt er Beats, bei denen niemand still halten kann und garniert sie mit den großen Stimmen von NAO oder Denai Moore.
»No Man’s Sky: Music For An Infinite Universe« mag Gamern als Soundtrack zum gleichnamigen PC-Spiel bekannt sein. Doch auch abseits davon katapultiert das Album der instrumentalen PostrockBand 65daysofstatic den Hörer in höhere Sphären.
— 08.11. Berlin — 09.11. Hamburg — 10.11. Düsseldorf — 13.11. A-Wien — 16.11. Mannheim
— 06.11. Berlin — 09.11. Hamburg — 10.11. Köln
Nachdem Shura im Juli ihr Debüt »Nothing’s Real« veröffentlichte, tourt sie nun durch Europa. Ihr eigenes »Shuniverse«, das sie hier live präsentiert, wird beherrscht vom Pop und Rock der 1980er. Ganz im Stil der frühen Madonna, gepaart mit dem Grunge-Look eines Kurt Cobain. — 13.11. Berlin — 14.11. Hamburg — 15.11. Köln
— 06.11. München — 09.11. Berlin — 10.11. Hamburg
#Intro empfiehlt
Flume
Frightened Rabbit
Glass Animals
How To Dress Well
Mit seinem 2007 erschienenen Debütalbum legte Harley Streten alias Flume den Grundstein für eine neue Liaison zwischen HipHop, Electronica und Pop, die in den folgenden Jahren viele Nachahmer fand. Nun kommt der Australier mit seinen ausgefeilten und cleveren Arrangements hierzulande auf Tour.
Diese Schotten sind ein Beispiel für gesundes Wachstum: Mit jeder Platte wurden die sehnsüchtigen Indie-Rocker Frightened Rabbit populärer und besser. Vorläufiger Höhepunkt ist ihr fünftes Album »Painting Of A Panic Attack«, das sie nun auf einer HeadlinerTournee vorstellen.
Spätestens seit dem legendären Live-Mitschnitt des Konzerts, auf dem ihr Frontmann Dave Bayley in Socken auf dem BarTresen performte und die Fans die Bühne stürmten, ist klar: diese Indie-Rock-Band sollte man live gesehen haben. Diesen Herbst gibt es die Gelegenheit.
Erst kürzlich erschien das vierte Studioalbum »Care« des amerikanischen Singer-Songwriters How To Dress Well, auf dem er sich um das Wohlergehen der Gehörgänge seiner Fans kümmerte. Auch auf der kommenden Tour wird er das ganz sicher nicht vernachlässigen.
— 21.11. München — 22.11. Köln — 23.11. Berlin — 27.11. Hamburg
— 05.11. Hamburg — 07.11. Berlin
— 15.11. Hamburg — 16.11. Berlin
— 09.11. Berlin — 11.11. Köln — 12.11. München
Ira Atari
Jupiter Jones
Maeckes
Maxim
Ihr Status zwischen Mainstream und Indie, Club und Pop, Tiefe und Spaß machen den Sound von Ira Atari zu etwas Besonderem. Gemeinsam mit ihrem Schlagzeuger Bernhard Raser geht es nun wieder auf Tour.
»Brüllende Fahnen« könnte der Titel eines Falles von »Die drei ???« sein – ist es aber nicht, sondern der Titel des aktuellen Jupiter Jones-Albums. Die Band aus der Eifel, die sich nach dem ersten der drei Detektive aus Rocky Beach benannte, präsentiert ihr neues Material nun wieder live.
Erwachsen, aufgeräumt und trotzdem ironisch zeigt Maeckes auf seinem neuen Album »Tilt«, dass die Musik das beste Vehikel für seine scharfsinnigen Beobachtungen bleibt. Ob gerappt, gesungen oder in Begleitung seiner Band: Maeckes kann was.
Auch auf seinem neuen Album »Das bisschen was wir sind« zeigt Maxim, dass eine deutschsprachige Mischung aus Electro-Pop und R’n’B nicht inhaltsleer sein muss und auf jeder Ebene vorzüglich funktionieren kann.
— 03.11. Leipzig — 04.11. München — 10.11. Hamburg — 11.11. Osnabrück — 12.11. Kassel — 17.11. Berlin — 18.11. Bremen — 19.11. Jena — 23.11. Dresden — 24.11. Köln — 25.11. Wiesbaden
— 27.11. Frankfurt a. M. — 28.11. Koblenz — 29.11. Düsseldorf — 30.11. Bochum — Geht weiter!
— 21.11. Leipzig — 22.11. Dresden — 23.11. Nürnberg — 24.11. München — 25.11. Stuttgart — 26.11. Heidelberg — 28.11. Frankfurt a. M. — Geht weiter!
— 19.11. Bremen — 20.11. Hamburg — 21.11. Berlin — 23.11. Leipzig — 24.11. München — 25.11. A-Wien — 27.11. Stuttgart — 28.11. Frankfurt a. M. — 29.11. Köln
Talisco
The Heavy
The Slow Show
Turbostaat
Sein Song »Your Wish« mutierte unter Kennern zum Sommerhit des letzten Jahres. Talisco ist einer dieser Acts, dem man den Spaß an der Musik bei jedem Auftritt ansieht. Ihr wollt Indie-Pop, der Laune macht? Dann seid ihr bei diesen Konzerten genau richtig.
»How You Like Me Now«, fragten The Heavy 2009. Und auch im Jahr 2016 kann die Antwort darauf nur positiv ausfallen. Wer das anders sieht oder noch keine eigene Meinung zu den Briten hat, kann sich auf der anstehenden Tour von ihren Qualitäten überzeugen.
Auch wenn ein Vergleich an dieser Stelle überflüssig ist: Wir glauben, dass jeder, der The National mag, auch The Slow Show mögen wird. Denn die emotionalen Hymnen der Band verursachen eine Atmo sphäre, die nur wenige derart stilvollendet hinbekommen.
Die beste deutsche Punkband ist immer noch auf dem Weg nach »Abalonia«. Keine weiteren Worte über die Klasse der Flensburger sind nötig, Tourdaten reichen.
— 25.11. Köln — 26.11. Heidelberg — 28.11. Berlin
— 17.11. München — 18.11. Frankfurt a. M.
— 16.11. Köln — 17.11. Hamburg — 18.11. Berlin — 19.11. München
— 01.12. Rostock — 02.12. Jena — 04.12. Pfarrkirchen — 06.12. Regensburg — 07.12. Heidelberg — 09.12. Frankfurt a. M. — 10.12. Hannover — 18.01. Bochum —19.01. Bremen — 20.01. Bielefeld — 21.01. Hamburg — 25.01. Göttingen — 26.01. Saarbrücken — Geht weiter!
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#Termine
TOURDATEN Adam Green
01.11. Berlin 02.11. Leipzig 03.11. Hamburg
Agnes Obel
05.11. Wangels 14.11. Berlin 15.11. München
Akua Naru
17.11. Reutlingen 19.11. Konstanz 24.11. Dresden 25.11. Jena 26.11. Essen
Allah-Las
31.10. Hamburg 02.11. Berlin 04.11. München
Empfohlen von Intro
Amanda Palmer 01.11. Berlin 03.11. Köln
Amber Arcades
Beginner
08.11. Hannover 09.11. Münster 10.11. Mannheim 11.11. Bielefeld 12.11. Bremen 14.11. Offenbach 15.11. Fürth 17.11. A-Wien 19.11. Wiesbaden 21.11. Würzburg 22.11. Augsburg 23.11. Stuttgart 25.11. München 26.11. Ulm 27.11. Freiburg 28.11. Oberhausen Geht weiter!
Benjamin Clementine 29.11. Berlin
Empfohlen von Intro
Bernd Begemann 25.11. Dortmund 26.11. Aachen Geht weiter!
23.11. Köln 24.11. Düsseldorf 25.11. Rees-Haldern 26.11. Hamburg 28.11. Leipzig 29.11. Berlin 30.11. Münster
Biffy Clyro
Archive
29.11. München 30.11. Stuttgart
21.11. Berlin 22.11. Hamburg 23.11. München 25.11. Köln
Audio88 & Yassin
01.11. Hamburg 02.11. Bremen 03.11. Hannover 04.11. Münster 05.–06.11. Darmstadt 09.11. Nürnberg 10.11. Leipzig 11.11. Berlin
Autechre
19.11. Berlin 20.11. Hamburg 21.11. Leipzig
Azymuth
03.11. Dortmund 06.11. Köln 21.11. München
Bastille
17.11. Hamburg 25.11. Berlin 28.11. München 29.11. Düsseldorf
Beach Baby
31.10. Berlin 03.11. München
Beach Slang
13.11. Hamburg 14.11. Hannover 15.11. Berlin 17.11. Leipzig 20.11. München 21.11. Münster 22.11. Köln
04.11. Hamburg 08.11. Frankfurt a. M. 11.11. Köln
Billy Talent mit Monster Truck, The Dirty Nil
Black Mountain 01.11. Düsseldorf 02.11. Wiesbaden 03.11. Leipzig 04.11. München
Booka Shade 04.11. Berlin
Boss Hog
02.11. Frankfurt a. M. 03.11. Berlin 05.11. Köln
Brandt Brauer Frick 05.11. München 11.11. Hamburg 12.11. Leipzig
Captain Planet 11.11. Kassel 12.11. Köln Geht weiter!
Empfohlen von Intro
Cass McCombs 04.11. Berlin
Cate Le Bon
06.11. München 08.11. Berlin 10.11. Hamburg
Chance The Rapper 16.11. Berlin
The Cinematic Orchestra 12.11. Hamburg
Empfohlen von Intro
Choir Of Young Believers 13.11. Berlin
Cigarettes After Sex 16.11. Frankfurt a. M. Geht weiter!
Crystal Castles 31.10. Berlin 01.11. Hamburg 02.11. Köln
Empfohlen von Intro
Crystal Fighters 31.10. Hamburg 01.11. Berlin
C Duncan
02.11. Berlin 03.11. Hamburg
The Cure mit The Twilight Sad 06.11. Stuttgart 07.11. Frankfurt a. M. 08.11. Leipzig 10.11. Köln
Danny Brown
25.11. Berlin 26.11. Frankfurt a. M. 27.11. Köln 29.11. Hamburg
Deerhoof
05.11. Heidelberg 12.11. Leipzig
Die Heiterkeit
17.11. Düsseldorf 18.11. Stuttgart 21.11. Heidelberg 22.11. Frankfurt a. M. 23.11. Bremen 25.11. Berlin
Die Höchste Eisenbahn
31.10. Münster 01.11. Frankfurt a. M. 02.11. Köln 04.11. Hannover 05.11. Dresden 06.11. Leipzig 08.11. Osnabrück 09.11. Essen 10.11. Würzburg 11.11. Magdeburg 13.11. Berlin 15.11. Erlangen 16.11. Freiburg 17.11. Stuttgart 21.11. München 22.11. A-Wien 24.11. Heidelberg 25.11. Erfurt 26.11. Hamburg
Empfohlen von Intro
DMA‘s
31.10. Heidelberg 01.11. Leipzig 03.11. Nürnberg 04.11. Hannover 05.11. Wangels
Dinosaur Jr.
03.11. Köln 04.11. Wangels 11.11. Berlin
Drangsal
03.11. Münster 04.11. Wiesbaden 05.11. Wangels 11.11. Stuttgart 12.11. Dortmund 18.11. Dresden 19.11. Berlin 24.11. A-Wien 25.11. Erlangen 26.11. München Geht weiter!
East Cameron Folkcore
03.11. Trier 04.11. Reutlingen 09.11. Nürnberg 10.11. Dresden 11.11. Bremen 12.11. Hamburg 14.11. Berlin 15.11. Weinheim 16.11. Köln 17.11. Lingen 18.11. Braunschweig 19.11. Essen
Ebbot Lundberg & The Indigo Children 30.11. Leipzig
Egotronic & Der Tante Renate 04.11. Berlin 10.11. Wiesbaden 11.11. Leipzig 25.11. Kassel 26.11. München Geht weiter!
Empfohlen von Intro
Fatoni
02.11. Trier 03.11. Heidelberg 04.11. Lindau 09.11. Aachen 10.11. Essen 12.11. Bielefeld
Federico Albanese 11.11. Wiesbaden 13.11. Bielefeld
Greg Holden
Jake Bugg
The Growlers
JaKönigJa
08.11. Köln 09.11. Berlin 18.11. Hannover 19.11. Hamburg
08.11. Hamburg 09.11. Frankfurt a. M. 10.11. München 11.11. Dresden 12.11. Berlin
Hanna Leess
19.11. Köln 20.11. Stuttgart 23.11. Leipzig 24.11. Hannover 25.11. Hamburg 28.11. Frankfurt a. M. 29.11. München
Heinz Strunk
02.11. Osnabrück 03.11. Wolfsburg 04.11. Oldenburg 17.11. Bonn 18.11. Kaiserslautern 19.11. Lauterbach 20.11. Dortmund 23.11. Essen 24.11. Oranienburg 25.11. Erfurt 26.11. Magdeburg 27.11. Hildesheim 30.11. Eckernförde
Honne
07.11. Frankfurt a. M. 28.11. Hamburg 29.11. Berlin Geht weiter!
Hooton Tennis Club 22.11. Hamburg 23.11. Köln 24.11. Berlin
Empfohlen von Intro
Isolation Berlin 01.11. Leipzig 24.11. Würzburg Geht weiter!
Jamie T
07.11. Berlin
14.11. München 18.11. Hamburg 19.11. Berlin 29.11. Frankfurt a. M.
12.11. Düsseldorf 13.11. Münster 19.11. Frankfurt a. M. 20.11. Dresden 21.11. Hamburg 23.11. Osnabrück 30.11. Berlin
Japanese Breakfast 05.11. Köln 06.11. Berlin
Ja, Panik
07.11. Hamburg 08.11. Berlin 10.11. München
Jesper Munk
08.11. Stuttgart 09.11. Köln 11.11. Hamburg 13.11. Berlin
Jimmy Eat World 12.11. Stuttgart 15.11. Hamburg 16.11. Münster 17.11. Wiesbaden
John Grant
01.11. Frankfurt a. M. 02.11. Leipzig 03.11. Berlin
The Julie Ruin 26.11. Köln 27.11. Berlin
Kate Tempest
01.11. Frankfurt a. M. 02.11. Berlin 03.11. München
Kevin Morby
12.11. Köln 13.11. Berlin 14.11. München
Kula Shaker
06.11. Köln 07.11. Frankfurt a. M.
Feine Sahne Fischfilet 25.11. Köln 26.11. Saarbrücken Geht weiter!
Da gehen wir hin
Fjørt
Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte
31.10. Karlsruhe 02.11. Augsburg 03.11. A-Wien 04.11. Würzburg 05.11. Ravensburg
Glen Hansard 24.11. Leipzig 25.11. Berlin
Goldroger
03.11. Berlin 04.11. Köln 05.11. Stuttgart
Gold Class
01.11. Berlin 02.11. Hamburg 02.11. Saarbrücken
Empfohlen von Intro
Graham Candy 12.11. Hamburg
Tipps der Redaktion#247 Frederike Ebert
Poliça Hundreds Allie Christian Löffler Cigarettes After Sex
Bastian Küllenberg Azymuth Le Guess Who? Festival Town Of Saints Michael Kiwanuka Preoccupations
Carsten Schumacher The Cure East Cameron Folkcore Michael Kiwanuka Nails Slaves
#Termine Empfohlen von Intro
Kobito
03.11. Marburg 04.11. Essen 05.11. Landau 10.11. Mainz 11.11. Karlsruhe 12.11. Konstanz 17.11. Flensburg 18.11. Rostock 19.11. Kiel 24.11. Münster 25.11. Braunschweig 26.11. Bremen Geht weiter!
Kvelertak mit Skeletonwitch 16.11. Berlin 17.11. Dresden 21.11. München Geht weiter!
Lambert
31.10. Leipzig 01.11. Erlangen 02.11. Düsseldorf 03.11. Bielefeld
Lance Butters & Ahzumjot 20.11. Dresden 22.11. Essen 23.11. Stuttgart 24.11. München 30.11. Nürnberg Geht weiter!
Lee Ranaldo & El Rayo 21.11. Köln 22.11. Berlin 23.11. Leipzig 25.11. A-Wien
Messer
31.10. Kaiserslautern 01.11. Wiesbaden 02.11. Köln 03.11. Berlin 04.11. Gießen 05.11. Stuttgart 06.11. A-Wien 07.11. München 08.11. Dresden 09.11. Leipzig 10.11. Jena 11.11. Hannover 12.11. Hamburg Geht weiter!
Me And My Drummer 05.11. Karlsruhe 06.11. Ulm 07.11. Konstanz 17.11. Mannheim Geht weiter!
Michael Kiwanuka 09.11. Berlin 10.11. München 22.11. Köln
Mike Skinner & Murkage 03.11. Berlin
Minor Victories 31.10. Berlin 01.11. Dresden 02.11. München 06.11. Hamburg
Empfohlen von Intro
Moop Mama
01.11. Berlin 02.11. Köln
01.11. Köln 02.11. Dortmund 03.11. Münster 04.11. Bielefeld 05.11. Hannover 08.11. Bremen 09.11. Berlin 10.11. Hamburg 11.11. Kiel 12.11. Rostock 29.11. Mannheim 30.11. Wiesbaden Geht weiter!
Local Natives
Mouse On Mars
Let‘s Eat Grandma 14.11. Hamburg 15.11. Berlin
Lisa Hannigan mit Heather Woods Broderick
16.11. Hamburg 17.11. Berlin 25.11. Erlangen 26.11. München
Lola Marsh
21.11. München 22.11. Berlin
Lou Rhodes 07.11. Berlin
The Lumineers 11.11. Wiesbaden 14.11. Hamburg 15.11. Berlin 22.11. München
Malky
09.11. Augsburg 11.11. Freiburg Geht weiter!
Matze Rossi
26.11. Hamburg 27.11. Leipzig 28.11. Hannover 29.11. Köln 30.11. Erlangen Geht weiter!
Meshuggah mit High On Fire 22.11. Berlin 26.11. Stuttgart
04.11. Düsseldorf
Mykki Blanco 04.11. Berlin 05.11. München
Nada Surf
05.11. Potsdam 06.11. Wiesbaden 09.11. Krefeld 10.11. Bremen 11.11. Osnabrück
NAO
16.11. Hamburg 17.11. Berlin
Nicolas Jaar
21.11. Köln 22.11. München Geht weiter!
The Notwist 06.11. Berlin Geht weiter!
Empfohlen von Intro
OK KID mit Faber*, Muso**
31.10. Augsburg** 05.11. Würzburg* 06.11. München* 07.11. Wiesbaden* 08.11. Saarbrücken*
Empfohlen von Intro
Odd Couple 02.11. Dresden 08.11. Bocholt 09.11. Darmstadt 10.11. Kiel 11.11. Oldenburg 14.11. Hamburg 15.11. Bremen 16.11. Halle 17.11. Schorndorf 18.11. Karlsruhe 19.11. Freiburg 20.11. Bielefeld 21.11. Saarbrücken 22.11. Mainz 23.11. Nürnberg 28.11. Würzburg 29.11. Köln
Oum Shatt
15.11. Mainz 16.11. Frankfurt a. M. 17.11. München 18.11. Rees-Haldern 19.11. Wuppertal 20.11. Hamburg
Peaches
24.11. Berlin 25.11. Hamburg
Pet Shop Boys 26.11. Leipzig 27.11. Köln 30.11. Hamburg
Phantogram 11.11. Berlin
Phillip Boa & The Voodooclub 04.11. Hannover
[PIAS] Nites mit Bohren & Der Club Of Gore 09.11. Berlin
Pisse
17.11. Dresden 18.11. Würzburg 19.11. Karlsruhe 22.11. München 24.11. Berlin 25.11. Hamburg 26.11. Köln 27.11. Wiesbaden
Pixies
24.11. Köln
Placebo mit The Mirror Trap u.a. 31.10. Hamburg 02.11. Köln 04.11. München 05.11. Leipzig 07.11. Berlin 23.11. Frankfurt a. M. 24.11. Stuttgart
Poliça mit Fog
04.11. Berlin 05.11. München
Pop-Abo: mit Tindersticks*, Radical Face** 13.11. Dortmund* 18.11. Dortmund**
Red Hot Chili Peppers mit Deerhoof 01.11. München 03.11. Berlin 14.11. Köln 17.11. Hannover 19.11. Frankfurt a. M. 21.11. A-Wien
Rue Royale
Groningen calling. Das Indoor-ShowcaseFestival Eurosonic Noorderslag eröffnet traditionell Mitte Januar das Musik- und Festival-Jahr. Dann fluten wieder zahlreiche Musikfans, Booker, Veranstalter, Label-Macher und Journalisten das kleine Studentenstädtchen und tauschen sich darüber aus, was für das kommende Jahr wichtig zu werden scheint. Es geht von Club zu Club und oft werden Zufallsbegegnungen zu den eigentlichen Highlights. Musik aus Portugal steht 2017 im Fokus – da sind Überraschungen vorprogrammiert. Denn Hand aufs Herz: Wie viele Bands aus Portugal kennt ihr? Carsten Schumacher
Saul Williams
31.10. Frankfurt a. M. 01.11. Berlin
Schnipo Schranke 04.11. Chemnitz 05.11. Wangels 17.11. Frankfurt a. M.
— 11.-14.01. NL-Groningen — Alma, Anna Of The North, Be Charlotte, Cleveland, Damian Lynn, Drangsal, Flex Fab, Gisela João, Glockenwise, Inner Tongue, Irah, Jakob Kobal, James TW, Joan Thiele, Papercutz, Rein, Salute, Stray Dogg, Tepes, The Gift, Viagra Boys, Ward Thomas, Warhaus, We Bless This Mess u. v. a.
Slaves
03.11. Köln 05.11. Hamburg 06.11. Berlin
Sleaford Mods 24.11. Berlin 25.11. Hamburg
Empfohlen von Intro
Snowhite And The Seven Years mit Oum Shatt, Velvet Two Stripes, Snøffeltøffs 19.11. Berlin
Sophia
31.10. Frankfurt a. M. 01.11. Berlin 02.11. Leipzig 04.11. Schorndorf
Stereo Total
11.11. Leipzig 12.11. Hannover 13.11. Bremen 14.11. Düsseldorf 16.11. Konstanz 17.11. Heidelberg 18.11. Mainz 19.11. Kassel
Steve Gunn mit Nathan Bowles 05.11. Berlin 06.11. Köln
Still Parade
26.11. Darmstadt 27.11. Berlin 29.11. Hamburg 30.11. Köln Geht weiter!
The Strumbellas 16.11. Berlin
Sunset Sons
15.11. Hamburg 16.11. Berlin 28.11. Köln
Radical Face
Tinariwen
19.11. Hamburg
Eurosonic Noorderslag
Empfohlen von Intro
04.11. Bremen 05.11. Düsseldorf 06.11. Heidelberg 12.11. Erlangen 14.11. Freiburg
Preoccupations
Warhaus
06.11. Berlin 07.11. Göttingen 08.11. Hannover 09.11. Düsseldorf 10.11. Köln 11.11. Frankfurt a. M. 13.11. Stuttgart 14.11. Münster
11.11. Berlin
Tindersticks
Wooden Shjips
Tortoise mit White Wine*
Die kommen, die Touren
13.11. Dortmund 14.11. Berlin
01.11. Leipzig 04.11. Dresden 06.11. Rostock 07.11. Bochum* 08.11. Bonn* 09.11. Ludwigshafen 11.11. Bremen
Town Of Saints 02.11. Mainz 03.11. Bremen 04.11. Kiel 05.11. Münster 17.11. Köln 18.11. Erfurt 19.11. Stuttgart 21.11. Nürnberg 22.11. München
Empfohlen von Intro
Trümmer 03.11. Hamburg
Warpaint
01.11. Berlin
Empfohlen von Intro
White Lies 31.10. Berlin 05.11. A-Wien 09.11. München
Wilco
07.11. Berlin
Wolfmother
15.11. Frankfurt a. M. 16.11. Stuttgart 18.11. Hannover 19.11. Dresden 21.11. Saarbrücken 22.11. Münster 26.11. Bremen
10.11. Berlin 11.11. Leipzig
AnnenMayKantereit (23.01.–11.05.) Bombay (06.–10.12.) ClickClickDecker (27.–29.01.) Coma (02.–10.12.) Crack Ignaz (14.12.) Der Herr Polaris (10.–22.01.) Highs & Newmen (14.–18.12.) I Heart Sharks (19.01.–11.02.) Joan As Police Woman & Benjamin Lazar Davis (04.–05.12.) Keshavara (11.–22.12.) K.I.Z (13.01.–11.02.) LGoony (22.12.) Malky (11.01.–12.02.) Night Moves (11.–12.01.) PWR BTTM (08.–10.12.) Ry X (07.–09.12.) The Temper Trap (15.12.–10.02.) Tiger Lou (03.–08.12.) Unter meinem Bett 2 (07.–08.01.) Weval (02.–06.12.)
Die kommen, die Festivals ARAG Big Air Freestyle (02.–03.12.) Bergfestival (02.–04.12.) Eurosonic Noorderslaag (11.–14.01.) Lieblingsplatte-Festival (10.–17.12.) Splash!.zip (03.12.)
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#Live #Festival
The Julie Ruin
Theresa Nink, beide absolute Musikfreaks, die sich mit ihrem Projekt weniger dem Profit, sondern der Passion hingeben und sich zu diesem Zweck auf Pfade abseits des Mainstreams und des Massenkonsums wagen. Das Resultat: Ein liebevoll gestaltetes Festival, dessen Örtlichkeit, Artwork, Programm und Konzept eine Symbiose eingehen, die die Grenzen der Musik hinter sich lassen und das Festival zu einer ganzheitlichen und genreübergreifenden Erfahrung machen. So bietet das Festival auch in diesem Jahr wieder neben einer Reihe von Konzerten ein Filmprogramm und verlagert sich aus diesem Anlass erstmalig an zwei der drei Veranstaltungstagen von der Stadthalle Köln-Mülheim in den Kölnischen Kunstverein. Musikalisch erwartet die Besucher eine Mischung aus Alternative, Post-Punk, Psychedelic Rock, experimenteller Elektronik und Jazz-Fusion – stilistisch festnageln lassen sich die Veranstalter jedoch nicht und bringen auch in der sechsten Ausgabe exotische Kostproben überzeugte zuletzt in seiner fünften Jubiläums- ins Programm. ausgabe mit exklusiven Acts wie Billy Childish, Laura Nürnberger Ariel Pink oder The Notwist. Das kleine Kölner Indoor-Festival wird sowohl von Musikliebha- — 25.-27.11. Köln — Kurt Wagner, The Julie Ruin, Slapp Happy & faUSt, Baba Zula, Die Zimmermänner, bern als auch -experten für sein inspiriertes Lawrence (Felt), Babyfather, Les Filles de Illighadad, Surface To Air Missive, A Story Of Sahel Sounds u. v. a. und ausgewähltes Line-up geschätzt. Maßgeblich beteiligt daran sind Jan Lankisch und
WEEK-END FEST Abseits der üblichen Konzert-Locations findet vom 25. bis 27. November das Kölner Week-End Fest statt. Exklusiv und experimentell ist das Line-up auch in diesem Jahr – ein Festival von Liebhabern für Liebhaber.
Das Week-End Fest gilt seit jeher als verborgene Perle der Festivallandschaft und
Akua Naru
The Lumineers
Operation Ton
Sonic Visions
Operation Ton ist ein Festival für musikalische Zukunftsfragen. Wer sich darüber austauschen möchte, ist hier richtig.
Das luxemburgische Sonic Visions setzt seit 2008 Akteure der Musikindustrie zusammen an einen Tisch oder auf die Bühne.
Kaum hat der Musik-Zirkus die Reeperbahn und St. Pauli verlassen, können die ersten schon wieder umdrehen. Zumindest die Musiker, die Geeks, die Utopisten und alle, die an deren Gedanken interessiert sind, sollten das tun, denn jetzt widmet sich Hamburg mal denjenigen, die die Idee höher halten als deren Erlös. Natürlich wäre eine Kombination aus beidem wünschenswert, und genau deshalb muss man sich gegenseitig helfen, was voraussetzt, dass man sich kennt. Und genau dabei ist Operation Ton behilflich: Networking! Veranstaltet wird das Festival vom städtisch geförderten Verein RockCity Hamburg, der den ehemaligen Szenetreff zu einem impulsgebenden, künstlerischen Knotenpunkt mit überregionaler Strahlkraft gemacht hat. Das Jubiläumsprogramm kann sich entsprechend sehen lassen.
Das Sonic Visions in Esch-sur-Alzette im Süden Luxemburgs hat sich zum Ziel gesetzt, eine gemeinsame Plattform für Musiker, Produzenten, Manager und weitere Akteure der Musikindustrie zu schaffen und im Rahmen eines dreitägigen Festivals einen interdisziplinären Austausch zu ermöglichen. Neben Konzerten von lokalen und internationalen Künstlern steht vor allem die Musikkonferenz mit Vorträgen und Workshops im Mittelpunkt des Festivals und gibt jedem Interessierten die Möglichkeit, sich über Copyright, Management, Promotion und Marketing zu informieren. Auf musikalischer Ebene will das Festival mit seinem Konzertprogramm kleineren Acts eine Bühne geben und insbesondere luxemburgischen Bands ein internationales Publikum bieten. Und auch Freunde großer Live-Auftritte werden mit Acts wie Jake Bugg oder The Lumineers nicht zu kurz kommen.
Carsten Schumacher — 04.-05.11. Hamburg — Akua Naru, Booty Carrell, Carsten Friedrichs, Cosmic DJ, Den Sorte Skole, Disarstar, Enno Bunger, Habibi Funk, Lambert, Linus Volkmann, Mia Diekow, PeterLicht, Schwabinggrad Ballett, SHI, St. Michael Front, Stabil Elite, Stine Muehle, Sunny & Frank, T9, Tellavision, Tobias Reitz u. v. a.
Laura Nürnberger — 10.-12.11. Esch-sur-Alzette — BRNS, Cleveland, Dream Catcher, Eivør, Ice In My Eyes, Jake Bugg, Nao, Napoleon Gold, Petit Biscuit, Rome, Scarlet Anger, Sleepers’ Guilt, Soulhenge, The Lumineers, Tuys, When ‘Airy Met Fairy u. v. a.
#Live #Festival
PULS FESTIVAL Nach dem Open-Air-Auftakt im Sommer verzieht sich das Puls Festival nun bei sinkenden Temperaturen nach drinnen. Heather Woods Broderick
Le Guess Who? Der Herbst wartet mit ein paar geschmackssicheren Festivals auf, darunter die Jubiläumsausgabe des fantastischen Le Guess Who? in den Niederlanden.
Zum zehnten Mal öffnen sich in Utrecht die Türen zu den unterschiedlichsten Veranstaltungsorten. Das Le Guess Who? hat sich seit jeher den Bands für Fortgeschrittene verschrieben und verlässt sich dabei auf den Leumund vier verschiedener Künstlerinnen und Bands. Wilco, Savages, Suuns und Julia Holter kuratieren in diesem Jahr das Line-up und zeigen dabei mehr Mut als ihn andere Veranstalter aufbringen könnten. Es ist ein wenig wie beim ATP, was das Obskure auf den Bühnen angeht und ein wenig wie beim Primavera, was den Zauber der Zusammenstellung angeht. Ein großartiger Urlaubstrip für Musikfreaks mit Schlafmöglichkeit auf einem Hotelschiff und zahlreichen Rahmenveranstaltungen wie der größten Plattenbörse der Welt.
»Wir sind immer auf der Suche nach den Bands, die aktuell brennen und die Stimme unserer Zeit verkörpern« erklärt Puls-Musikchef Christoph Lindemann. Und seit 14 Jahren geht dieses Konzept auf. Mit einer Mischung aus aufstrebenden bayrischen, deutschen und internationalen Acts stellt er jedes Jahr ein Line-up zusammen, das vor allem zum Entdecken einlädt. »Unser Publikum hat hohe Erwartungen, weshalb wir jeden einzelnen Act sehr sorgfältig auswählen«, erläutert Lindemann. Im diesjährigen Line-up befinden sich so das ElectroPop-Projekt C.O.W., dessen Mitglieder vorgeben, aus Peking und Berlin zu sein, ohne dass sie genaueres über ihre Identität preisgeben. Etwas bekannter ist hingegen die Herkunft des HipHop-Künstlers Saint. Der 15-Jährige floh von Gambia nach Schweden und lebt jetzt in Stockholm. Neben den zahlreichen Neuentdeckungen treten jedoch auch der in Berlin beheimatete australische Elektronikkünstler Ry X und der heiß gehandelte NewWave-Act Drangsal auf. Beide arrangierten einige ihrer Songs für einen exklusiven Auftritt mit einem Ensemble des Münchner Rundfunkorchesters neu. Obwohl der Großteil der Acts in beiden Städten auftritt, wird dieses Arrangement nur exklusiv in München zu sehen sein. Am 26. November werden jedoch alle Konzerte zusätzlich im Livestream übertragen. Henrike Schröder — 25.11. Erlangen — Local Natives, Mule & Man, Isolation Berlin, Prince Rama, Haiyti, C.O.W., Drangsal, Nalan381, Formation, Nick Yume, Timothy Auld, Ströme, Kero Kero Bonito u. v. a. — 26.11. München — Local Natives, RY X & Münchner Rundfunkorchester, Mule & Man, Isolation Berlin, Prince Rama, Haiyti, C.O.W., Drangsal & Münchner Rundfunkorchester, Nalan381, Formation, Nick Yume, Timothy Auld, Saint, Ströme, Kero Kero Bonito u. v. a.
Iceland Airwaves Mit schneebedeckten Bergen, Vulkanen und Gletschern in nächster Nähe findet in der isländischen Hauptstadt Reykjavík Anfang November das Iceland Airwaves statt.
Nachdem Björk ihren Auftritt im letzten Jahr kurzfristig absagte, kam jetzt die unerwartete Nachricht, sie trete für zwei exklusive Shows beim Iceland Airwaves auf. Das isländische Festival, bei dem ganz Reykjavík zur Festivallocation wird, will vor allem einheimischen Künstlern, aber auch internationalen Newcomern eine Plattform bieten. In einer Stadt, die gerade mal 130.000 Einwohner fasst, wird kurzerhand jeder beheizbare Raum zum Konzertsaal: darunter Bars, Cafés, Plattenläden, Kinos, Hotels und sogar die Blaue Lagune. Die Touristenattraktion wird gegen Ende des Festivals zum Ausnüchtern, Energie tanken und Feiern gleichermaßen genutzt. Henrike Schröder — 02.-06.11. IS-Reykjavik — Agent Fresco, Anna Meredith, Axel Flóvent, Björk, Chinah, Conner Youngblood, Dolores Haze, FM Belfast, Jennylee, Julia Holter, Júníus Meyvant, Kate Tempest, Kevin Morby, King, Lake Street Dive, Let’s Eat Grandma, Liima, Lush, Mammút, Minor Victories, Múm & Kronos Quartet, Of Monsters And Men, PJ Harvey, Samaris, Santigold, Seratones, Show Me The Body, $igmund, Snorri Helgason, Sólstafir, The Internet, This Is The Kit, Torres, Vök, Warm Graves, Warpaint u. v. a
Carsten Schumacher — 10.-13.11. NL-Utrecht — Anna von Hausswolff, Beach Slang, Beak>, Black Mountain, Deerhoof, Die Nerven, Dinosaur Jr., Goat, Heather Woods Broderick, Jessy Lanza, Julia Holter, Laurel Halo, Lee Ranaldo & El Rayo, Neil Halstead, Peter Broderick, Ryley Walker, Savages, Steve Gunn, Suuns, Swans, The Black Heart Rebellion, Tim Hecker, Tortoise, Whitney, Wilco, Wooden Shjips u. v. a.
Björk
Local Natives
Pop-Abo im Konzerthaus Dortmund Mit Popkonzerten im Abo füllt das Konzerthaus Dortmund schon seit zehn Jahren ihren Saal, in dem sonst vor allem Opern und Sinfoniekonzerte aufgeführt werden. Im November erwarten die Abonnenten mit den Tindersticks und Radical Face zwei weitere Highlights. »Popmusik in bester Akustik« will das Konzerthaus Dortmund mit seinem Pop-Abo
bieten. Platz auswählen, in den Konzertsesseln versinken und die musikalische Vielfalt genießen. Mitte November beginnt die neue Spielzeit mit einem Sonderkonzert der Tindersticks. Mit ihrem schwermütigen Pop, getragen von melancholisch
Radical Face
schwelgenden Streichern, haben sich die Briten schon Anfang der 1990er Jahre gegen den damals so erfolgreichen Britpop gestemmt und ihren bis heute aktuellen Stil somit gefunden. Fünf Tage später wird diese Schwermut vom amerikanischen Singer-Songwriter Radical Face
aufgefangen, der mit seiner Alben-Trilogie »The Family Tree« oft genug die gleiche Stimmung vermittelt. Eingebettet in teilweise ausschweifende Anekdoten erzählt er mit seinen Liedern facettenreiche Familiengeschichten. Henrike Schröder — 13.11. Dortmund — Tindersticks — 18.11. Dortmund — Radical Face
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#Live #Festival
MELT!.ZIP & SPLASH!.ZIP Keine Festivals im Winter? Blödsinn. Festivals.ZIP füllt die Lücke mit einer komprimierten Version von Melt! und Splash!.
Okay, Ferropolis kommt vielleicht nicht nach Köln und München, dafür aber das, was die Location so besonders macht: die Festivals. An zwei Abenden werden das Melt! und Splash! »komprimiert und intensiviert« als ZIP-Version in die Clubs der zwei Städte geholt – zwar ohne Gummistiefel und Dosenravioli, dafür mit einem Line-up, das den Festivalsommer in Erinnerung bringt. Am 26. November kommen Festivalgänger aus ganz Deutschland ins Kölner E-Werk, um zu M83s »Midnight City« oder Peaches’ »Fuck The Pain Away« die schönsten Momente des
diesjährigen Melt! Revue passieren zu lassen. Ellen Allien und Claptone beweisen außerdem, dass sie mit ihren treibenden Beats nicht nur den Sleepless Floor in Ekstase bringen können. Eine Woche später, am 3. Dezember, erhält das Splash! Einzug in der Kleinen Olympiahalle in München und sorgt mit Roger Rekless, Chefket und Danny Brown für ein Revival des größten HipHop-Festivals Deutschlands. Laura Nürnberger — Melt!.zip — 26.11. Köln — Andy Buttler, Claptone, DJ Supermarkt, Ellen Allien, Few Nolder, Leon Vynehall, M83, Nils Hoffmann, Peaches, Skepta, Tourist u. a. — Splash!.zip — 03.12. München — Chefket, Coely, Danny Brown, Futuristic, Joey Purp, Juicy Gay, Liquid & Maniac, Post Malone, Roger Reckless, Schoolboy Q, Ufo361 u. a.
M83
ARAG BIG AIR FREESTYLE Anfang Dezember treffen am Niederrhein Wintersport- und Festivalatmosphäre aufeinander. So stehen beim Big Air Snowboard und Ski Event nicht nur die besten Wintersportler im Vordergrund, sondern auch Konzerte und DJ-Sets.
Beginner
In Mönchengladbach kommt am ersten Dezemberwochenende einiges zusammen: Erstmals kämpft die Weltelite des Ski- und Snowboard-Freestyles um wichtige WeltcupPunkte, womit im SparkassenPark der erste Big-Air-Doppelweltcup Europas stattfindet. Am Samstag treten dann die Snowboarder in den Fokus, während die weltbesten Freeskier sich einen Tag zuvor auf der gleichen Rampe messen.
Daneben wird an beiden Abenden die Skirampe zur Festivallocation. Mit den Beginnern und den Sportfreunden Stiller treten an den Wettkampftagen zwei Acts auf, die in diesem Sommer schon einige Festivals bespielt haben: »Beide Bands verbinden mit ihrer Musik Generationen. Daher passen die Beginner und die Sportis auch perfekt zu unserem Event. Beide sind großartige Festivalbands. Die Jungs wissen, wie man mehrere tausend Leute zum Kochen bringt«, erläutert Organisator Michael Hilgers. Im Anschluss an die Konzerte gibt es jeweils eine Weltcup-Party mit DJ-Sets. Henrike Schröder — 02.-03.12. Mönchengladbach — Beginner, Sportfreunde Stiller
BERGFESTIVAL Zum vierten Mal findet das Bergfestival in Saalbach-Hinterglemm statt. Aus der anfänglich vagen Idee, einfach mal ein winterliches Festival in den Alpen zu organisieren, ist mittlerweile eine Tradition geworden.
Der Sommer ist schon lange kein notwendiges Kriterium mehr, um ein Festival zu veranstalten. Wird es draußen langsam kälter, verzieht man sich einfach nach drinnen. Das Bergfestival dreht die Notwendigkeit sogar komplett um, ganz nach dem Motto: »Je kälter der Abend, desto heißer die Stimmung«. So bauen sie Anfang Dezember mitten im eigentlich so beschaulichen Winterskiort Saalbach-Hinterglemm die Hauptbühne ihres Festivals auf – mit
Punsch– und Glühweinständen statt Bierbuden. Doch nicht nur das Dorf selber, auch der Gipfel des umringenden Schattenbergs wird zur Festivallocation mit atemberaubendem Ausblick: verschneite Berggipfel, so weit das Auge reicht. Tagsüber Ski fahren, abends Pary: Auf über 200 Kilometern bestens präparierter Pisten kann man die Tage verbringen, bevor es abends Konzerte aus den Bereichen Pop, Rock, Elektro und Hip-Hop setzt. Danach geht’s noch zum Versacken in eins der urigen »Nachtlokale«. Henrike Schröder
Fjørt
— 02.-04.12. A-Saalbach-Hinterglemm — Alligatoah, Donots, Drunken Masters, Fjørt, In Extremo, LaBrassBanda, Matze Rossi, Skindred, Wolfmother, Zebrahead u. a.
#Live #Festival
SCHLACHTHOF WIESBADEN MURNAUSTR.1 65189 WIESBADEN
CLUB CULTURE / SLAMS KONZERTE / WORT+
U
P
D
A
T
E
Di. 01.11.2016 | Essigfabrik, Köln
Mo. 28.11.2016 | E-Werk, Köln
01.11. DI
MESSER / TELLAVISION
JEREMY LOOPS SPORTFREUNDE
02.11. MI
BLACK MOUNTAIN / THE PACK A.D.
Do. 10.11.2016 | Die Kantine, Köln
TWIN ATLANTIC
04.11. FR
DRANGSAL / SUPPORT: FABIAN
DELLÉ special guest: Sway Clarke
STILLER
03.11. DO 05.11. SA
HOLLY GOLIGHTLY & BAND
So. 13.11.2016 | Gloria, Köln
06.11. SO
NADA SURF / SUPPORT: YOKKO
07.11. MO
EMANUEL & THE FEAR
07.11. MO
OK KID / FABER EGOTRONIC / DER TANTE RENATE
IMANY
Do. 15.12.2016 | Gloria, Köln
10.11. DO 11.11. FR
FEDERICO ALBANESE (MUSEUM WIESBADEN)
Fr. 25.11.2016 | Live Music Hall, Köln
Fr. 16.12.2016 | Live Music Hall, Köln
12.11. SA
SWANS / ANNA VON HAUSSWOLFF
15.11. DI
MARGARET GLASPY
17.11. DO
JIMMY EAT WORLD
Prada, Memphis May Fire, Like Moths To Flames
21.11. MO
ROYAL REPUBLIC / DINOSAUR PILE-UP
So. 27.11.2016 | Die Kantine, Köln
21.11. MO
THE ANGELCY / BURIERS
DANNY BROWN
22.11. DI
BENJAMIN VON STUCKRAD-BARRE LIEST: „PANIKHERZ“
Fr. 18.11.2016 | Palladium, Köln
26.11. SA
IAMX
27.11. SO
GREGOR MEYLE
28.11. MO
ROBERT ELLIS / JENNY O
30.11. MI
MOOP MAMA
30.11. MI
THE MOVEMENT
05.12. MO
TIGER LOU / ROME IS NOT A TOWN
06.12. DI
BOMBAY
08.12. DO
NORTHCOTE / MATZE ROSSI
14.12. MI
WILL VARLEY / WOLLY‘S LIPS
20.01. FR
KEVIN DEVINE & THE GODDAMN BAND
09.02. DO
VON WEGEN LISBETH
25.05. DO
JOHN K SAMSON & THE WINTER WHEAT schlachthof-wiesbaden.de
PATRICE
Sa. 03.12.2016 | Live Music Hall, Köln
BANKS & STEELZ ABOVE & BEYOND Do. 24.11.2016 | Die Kantine, Köln
FRIDA GOLD
THE TEMPER SILVERSTEIN special guests: The Devil Wears TRAP
Do. 19.01.2016 | Gloria, Köln
THE HEAD & THE HEART
Sa. 26.11.2016 | Palladium, Köln
special guests: Dinosaur Pile-Up, Tim Vantol
(WALHALLA SPIEGELSAAL)
Unser komplettes Programm findet ihr im Internet unter
Di. 29.11.2016 | E-Werk, Köln
Fr. 09.12.2016 | Palladium, Köln (Verlegt von der Live Music Hall)
special guest: Normandie Tickets und Infos: www.waschhaus.de
Sa. 21.01.2017 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen Fr. 27.01.2017 | Lanxess Arena, Köln
Mo. 13.02.2017 | Palladium, Köln
THE 1975 Sa. 18.02.2017 | Palladium, Köln
Mi. 01.03.2017 | Palladium, Köln
Mo. 13.03.2017 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf
Mo. 13.03.2017 | Stahlwerk, Düsseldorf
WANDA Sa. 18.03.2017 | Palladium, Köln
Di. 28.03.2017 | Palladium, Köln
BILDERBUCH prime entertainment www.prime-entertainment.de
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www.hafen2.net
2016 30.10. Minor Victories Die Indie-Supergroup (Editors/Mogwai/Slowdive) 1.11. Black Mountain Neo Psychedelia
from Canada
CASS MCCOMBS
04.11.16 Berlin, Berghain Kantine
2.11. Lambert Live in der Christuskirche 3.11. Grossstadtgeflüster Fickt-Euch-Allee -Tour 2016
5.11. Sunset Sons Indie Rock from U.K. 14.11. Stereo Total Les Hormones Tour
04.11.16 Rolling Stone Weekender 10.11.16 Heidelberg, Enjoy Jazz Festival
DEERHOOF
15.11. Titanic Boygroup mit Martin Son-
18.11. Erik Cohen „Weisses Rauschen“ live
CATE LE BON
21.11. Caravan Palace Electroswing aus Frankreich
22.11. Ignite support: Paddy & The Rats 29.11. Jupiter Jones Brüllende Fahnen Tour
LIEBLINGSPLATTE-Festival: 10.12. Fehlfarben - Monarchie und Alltag 12.12. The Notwist - Neon Golden 13.12. Die Goldenen Zitronen - Lenin 14.12. Michael Rother - Flammende Herzen 15.12. Torch - Blauer Samt
06.11.16 München, Import/Export 08.11.16 Berlin, Berghain Kantine 10.11.16 Hamburg, Molotow
KEVIN MORBY
12.11.16 Köln, Blue Shell 13.11.16 Berlin, Columbia Theater 14.11.16 München, Strom
PREOCCUPATIONS 15.11.16 Hamburg, Molotow 16.11.16 Berlin, Bi Nuu 28.11.16 Köln, Luxor
LEE RANALDO & EL RAYO 22.11.16 Berlin, Bi Nuu
16.12. Mutter - Hauptsache Musik 17.12. ASD - Wer hätte das gedacht?
Tickets unter www.zakk.de Fichtenstraße 40, 40233 Düsseldorf
THE JULIE RUIN
26.11.16 Köln, Week-End Festival 27.11.16 Berlin, Columbia Theater
RYLEY WALKER
30.11.16 Schorndorf, Manufaktur 01.12.16 Erlangen, E-Werk 02.12.16 Berlin, Berghain Kantine 07.12.16 Hamburg, Nochtspeicher 08.12.16 Köln, Studio 672
MARISSA NADLER 12.12.16 Berlin, Privatclub 13.12.16 Leipzig, UT Connewitz
TICKETS & INFO: PUSCHEN.NET
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HAFEN 2
LIVE SO 06 Laurent Bourque DO 10 Team Kuriakos FR 11 Bohren & der Club of Gore SO 13 Chapter 5 SA 19 I Wear* Experiment SO 20 Jenny Don’t And The Spurs SO 27 Mockemalör HAFENKINO NOVEMBER FR 04 Welcome to Norway SA 05 Die Welt der Wunderlichs FR 11 Tschick FR 18 Die Zeit der Frauen SA 19 Morris aus Amerika FR 25 Die Insel der verlorenen Kinder SA 26 American Honey HAFENKINO DEZEMBER FR 02 Paterson SA 03 Girl On The Train KINO ZU FLUCHT FR 11 Cahier Africain und jeden DO HAFEN 2 intro 11.16.qxp_Layout 1 Nordring 129, D 63067 Offenbach
TUNES KA MP NA GE L.D
LUXUSLÄRM Fr. 04.11. UGLY KID JOE 20:00 Uhr
So. 06.11. 19:00 Uhr
KILLING JOKE Do. 10.11. APOCALYPTICA 19:00 Uhr
& Special guest: DAGOBA
Mi. 16.11. 19:00 Uhr
BRANT BJORK
Special guest & DESERT LEGEND SEAN WHEELER Support: BLACK RAINBOWS
Do. 17.11. 19:00 Uhr
BEING AS AN OCEAN & Special guests
Sa. 19.11. 19:00 Uhr
PHILLIP BOA AND THE VOODOOCLUB Support: EMILY’S GIANT
Di. 22.11. 18:30 Uhr
PIERCE THE VEIL Mit: LETLIVE, CREEPER
Mi. 23.11. 18:00 Uhr
ESKIMO CALLBOY Do. 24.11. SILVERSTEIN 18:30 Uhr
& DEVIL WEARS PRADA & MEMPHIS MAY FIRE Special guest: LIKE MOTHS TO FLAMES
Do. 01.12. 19:00 Uhr
MOOP MAMA Do. 15.12. SIERRA KIDD 19:00 Uhr
& Special guest: WENDJA
Mi. 21.12. 19:00 Uhr
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"Von Musen und Matrosen"-Tour
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"Homegrown"-Tour 2016
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