#Pop #Kultur #Life #Style
FUTURE ISLANDS
Becher halbvoll
Ace Tee — The Jesus And Mary Chain — Scarlett Johansson — Judith Holofernes —
Jim Jarmusch — Milky Chance — Fashion & Feminismus — Sookee — Sleaford Mods — Tiger Girl — Ron Gilbert
#251 April 2017 gratis www.intro.de
Erlebe besseren Sound auf sonos.com
#Intro Editorial
Foto: Thomas Nondh Jansen
#Intro
»It’s not easy, just being human«, singt Samuel T. Herring von Future Islands in »Through The Roses«. Der Song ist eine Reflexion über das Menschsein – und passt perfekt in unsere haarigen Zeiten. Herring erklärt: »Es schmerzt, festzustellen, dass ein Großteil der Menschen sagt: ›Wenn du nicht wie ich bist, dann verpiss dich!‹« Herring widersteht jedoch dem Impuls, Wut mit Wut zu vergelten und setzt auf Empathie und Zusammenhalt. Der Song endet mit dem Mantra: »Together we can pull through.« Deshalb möchte ich mich heute mal anstecken lassen von diesem Optimismus, dass politisch schlimme Zeiten auch immer den Zusammenhalt von jenen fördern, denen etwas an der gesamten Menschheit gelegen ist. Und bevor ich jetzt gänzlich wie ein bekiffter Hippie klinge, verweise ich noch auf die Folgeseiten, wo ihr Storys über Sleaford Mods, Ace Tee, Sookee, »Tiger Girl« und das Zusammenspiel von Fashion und Feminismus lesen könnt. Viel Spaß beim Lesen und: Peace out! Daniel Koch (im Namen der Redaktion)
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Das Leben der Anderen
DAS LEBEN DER ANDEREN
Manchmal sind es die unscheinbaren Alltagsgegenstände, an denen unser Blick hängen bleibt. Auf unserem Cover ist es zum Beispiel der Pappbecher in der Hand des Future-Islands-Sängers. Dieses Detail inspirierte uns zur Auswahl des Künstlers der Ausgabe. Thomas Nondh Jansen hat für seine Serie »Living Room Safari« Gegenstände auf mal lustige, mal abenteuerliche und mal bekloppte Weise inszeniert – da wird auch mal eine Spülbürste zum Star. Ein Interview mit ihm findet ihr auf intro.de.
Die Organisatorinnen des Women’s March in Washington kündigten Anfang Februar einen »Day Without A Woman« an. Sie haben Frauen weltweit dazu aufgerufen, am Weltfrauentag, zu streiken, um so auf die Ungerechtigkeiten gegenüber Männern auf dem Arbeitsmarkt hinzuweisen. Gleichzeitig gab es den Aufruf, an diesem Tag aus Solidarität Rot zu tragen, wenn man nicht in den Streik treten könne. Das fand in unserer Redaktion am besagten 8. März großen Anklang.
Für Intro schrieb Christine Franz gelegentlich auch schon mal, meistens ist sie jedoch als Redakteurin für »Tracks« auf arte unterwegs. So lernte sie auch die Sleaford Mods kennen. Aus der Begegnung in Nottingham bei warmem Dosenbier wuchs die Idee, eine abendfüllende Doku über die Band zu drehen. Hier sieht man Tine auf dem Flow Festival in Helsinki, wo ihr Iggy Pop erst eine Lobeshymne auf die Mods diktierte, um ihr nachts noch Dankesworte auf die Mailbox zu sprechen. Auf unseren #Pop-Seiten gewährt uns Tine weitere Blicke auf die Entstehung ihres Films »Bunch Of Kunst«.
Aus der Redaktion
Wo wir gerade beim Thema Feminismus sind, sei an dieser Stelle auf unsere Gastautorin Julia Korbik verwiesen. Die freie Journalistin arbeitete bereits zum Beispiel für The European, die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, den NDR und den Tagesspiegel. 2014 erschien ihr sehr empfehlenswertes Buch »Stand Up. Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene«. Für uns befasste sie sich mit dem Modetrend der feministischen Statement-Shirts, die in vielen Fällen alles andere als fair produziert sind und damit die eigene Message sabotieren.
Frederike W: »Wie soll ich denn das Wasser auf dem Boden finden, das ist doch durchsichtig.« Wolfgang: »Kann man sich jetzt nicht mal mehr aufregen, ohne gleich einen Beruhigungstee angedreht zu kriegen?« Holger: »Ich spiele am Volume-Regler, wie es mir gefällt!« Sermin: »Wann können wir denn anfangen, Bier zu trinken?«
Inhalt
INHALT #Intro
#Pop
Bilder von: Kim Sielbeck, Diane Vincent, Avida Byström & Molly Soda 8
Die Vermessung der Gefühlswelt: Future Islands 34
90er-Backflash mit Ace Tee
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Jack Urwin verrät Entgiftungstipps 16 Mögen Nudeln mit Soße und Eiskonfekt: Blond 18 Auftakt mit: Maxïmo Park, Kratzen & Beißen, Tale Of Us, Goldfrapp, Golf, Fotos, Top 7 DJ Bobo-Zitate 20
Judith Holofernes: Schutzbrille auf und los 38 Father John Misty: Drama, Baby! 40 Doku wegen Dosenbier: Sleaford Mods
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Beste aller Zeiten: Die Regierung 46 Milky Chance: Alles so schön organisch 48 Halbtrockener Humor: The Jesus And Mary Chain 52 Insights statt Punchlines mit Sookee 54 Mighty Oaks: Ohne Bier am Frühstückstisch 56 Aus der Zeit gefallen: Timber Timbre
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#Kultur Maria Dragus und Ella Rumpf über »Tiger Girl« 62 Scarlett Johansson über »Ghost In The Shell« 66 Jim Jarmusch über »Gimme Danger« 68 Nick Cave in »One More Time With Feeling« 72 Neu auf DVD: »Snowden«, »Deepwater Horizon« 74 Hat Gaming-Geschichte geschrieben: Ron Gilbert 76 Neue Games: »The Legend Of Zelda«, »Horizon: Zero Dawn« 78
#Life Independent-Games: Kein Held, keine Waffe 82 First World Problems: Schönheit 85 Rezepte der Popküche: »Doublemeat Medley« aus »Buffy« 86
#Style Feministische Mottoshirts 88 Essay: Grrrl-Power zum Anziehen? 92
#Review
Foto: Jakob & Hannah
Platten vor Gericht 98 Neue Platten: Real Estate, Cameron Avery, Cold War Kids, Depeche Mode, Fotos, Nelly Furtado, Goldfrapp, Hauschka, The Jesus And Mary Chain, Mastodon, Mighty Oaks, Milky Chance, Conor Oberst, Soulwax, Spoon und viele mehr 100 Impressum / Dein Intro 6 Abo 15 Katz & Goldt / Demnächst 130
#Preview Intro empfiehlt 120 Kalender 122
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#Intro Dein Intro
DEIN INTRO Und wo warst du im April 2007? Intro #148
IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln Fon +49 221 949930, Fax +49 221 9499399 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellvertretender Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirektor Holger Risse Stellvertretende Artdirektorin Frederike Wetzels Projektleitung Martin Lippert
Covergeschichte Über die Lesbarkeit dieses Titelact-
Namens kann man sich streiten. Über die Arctic Monkeys im Jahr 2007 natürlich auch. Trotzdem – und trotz einer »legendär-seltsamen Listening-Session, die das kranke Pop-Business für seine Opinion-Leader« bereitstellte – schafften sie es im April auf den Intro-Titel. Storys Merz, Klaxons, Feist, Maxïmo Park, Mika, Dubstep, Ragazzi, Fertig Los!, Apostel Of Hustle, The Stooges, The Rakes, Enter Shikari, The Jai-Alai Savant, Bright Eyes, Beatsteaks, El-P, RJD2 Wichtige Alben 31Knots »The Days And Nights Of Everything Anywhere«, CocoRosie »The Adventures Of Ghosthorse And Stillburn«, Beatsteaks ».limbo messiah«, Battles »Mirrored«, Bodi Bill »No More Wars«, Bright Eyes »Cassadaga«, Bubonix »Please Devil, Send Me Golden Hair«, LCD Soundsystem »Sound Of Silver«, Nils Koppruch »Den Teufel tun« Platten vor Gericht Sieger: CocoRosie – 7,81 / Letzter: Indra Afia – 1,36 Besondere Vorkommnisse Leider würde auch heute noch auffallen, was damals schon mit »leider, denn das sollte es nicht mehr« ins Leser-Auge stach: der hohe Anteil an Künstlerinnen im Heft. Lady Sovereign, CocoRosie, Uffie, Bunny Rabbit, Laura Veirs, Feist und Hanne Hukkelberg. Schlagzeile des Monats Ermittlungen gegen Radsportprofi Jan Ullrich +++ Über 1.000.000 Million Menschen demonstrieren gegen die Staatspräsidenten-Kandidatur von Recep Tayyip Erdoğan +++
Redaktion Senta Best (Textchefin, #Life), Frederike Ebert (#Style), Kristina Engel (Lektorat), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (CvD, #Review), Şermin Usta, Frederike Wetzels (Foto) Redaktionsassistenz Alexandra Heckel Live-Redaktion Thomas Lorber, Henrike Schröder (Volontariat), Carsten Schumacher Layout Jörn C. Osenberg (osi) Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Julia Brummert, Philip Fassing (Leitung Produktentwicklung), Bastian Küllenberg (Leitung Social Media) Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Hannah Bahl, Kristof Beuthner, Fionn Birr, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Dominik Bruns, Dominik Djialeu, Sascha Ehlert, Carlotta Eisele, Rami Eiserfey, Valentin Erning, Lars Fleischmann, Lisa Forster, Marco Fuchs, Nina Gierth, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Patrick Heidmann, Nils Herrmann, Mark Heywinkel, Salwa Houmsi, Ulf Imwiehe, Paula Irmschler, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Julia Korbik, Kerstin Kratochwill, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Jan Martens, Nadja Neqqache, Sarah Neuhaus, Laura Nürnberger, Katja Peglow, Olaf Radow, Verena Reygers, Henje Richter, Felix Scharlau, Christian Schlodder, Simone Schlosser, Kira Schneider, Leonie Scholl, Michael Schütz, Silvia Silko, Hanno Stecher, Christian Steigels, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Tobias Tißen, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Annette Walter, Timo Weber, Jan Wehn, Liz Weidinger, Michael Weiland, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Marius Wurth, Louisa Zimmer, Menachim Zwartmann Coverfoto Martin Krüger Illustrationen Peter Hoffmann, Alexandra Ruppert Fotos Mustafah Abdulaziz, Jessica Barthel, Carmen Catuti, Christian Debus, Patrick Desbrosses, Lea Franke, Jakob & Hannah, Thomas Nondh Jansen, Peter Kaaden, Martin Krüger, Manuel Nieberle, Jenny Schäfer, Miriam Marlene Waldner, Getty Images und Pressebildfreigaben Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Anika Winter PraktikantInnen Lea Franke, Leon Messing, Philipp Röttgers, Nils Schlechtriemen, Alena Struzh, Celia Woitas Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41) Abo Moritz Tontsch (abo@intro.de) Brandmanagement Eike Wohlgemuth Vermarktung Director Sales & Marketing David Winter (Fon +49 221 94993-63) (Media & Marken & Digital) Head of Sales Intro Martin Lippert (Fon +49 221 94993-17) (Musik, Film, Marken) Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: Sabrina Esser -33 (Marken & Media), Kathrin Marion Fischer -75 (Digital Sales), Geraldine Schleder -19 Büro Berlin Fon +49 30 4036705-Durchwahl: Sebastian F. Dudey -11 (Live Entertainment & Kleinanzeigen), Frank Straessner -20 (Marken, Media & Musik) Auftragsannahme & Administration Eva Sieger (Leitung) -14, Florian Schuster -16 Fax +49 221 94993-88 Aktuelle Anzeigenpreisliste Mediadaten 2017 (Nr. 27 aus 11/2016) Download Mediaunterlagen hoerstmann.de/mediadaten Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900
Sara Glidden, von der dieses Bild
stammt, begann vor rund einem Jahrzehnt mit dem Zeichnen von Comics. Mit »Israel verstehen - in 60 Tagen oder weniger« wurde sie zur hochgelobten Newcomerin des noch recht jungen grafischen Journalismus, über den sie mit uns im Interview sprach. Nur eines von vielen Features, die ihr auf intro.de in unserer Rubrik #Comics findet.
Termine für Nr. 252 / Mai 2017: Redaktionsschluss: 30.03.2017; Termin- & Anzeigenschluss: 06.04.2017; Druckunterlagenschluss: 10.04.2017; Erscheinungstermin: 24.04.2017
In einem starken Veröffentlichungsmonat wie dem April dürft ihr euch nicht wundern, wenn wir auf intro.de noch viele weitere Interviews parat haben. Zum Beispiel eines mit Spoon (Foto) über ihr mal wieder formidables Album, oder mit Dear Reader, mit denen wir ein sehr tiefschürfendes Gespräch über die Gemütspole Optimismus und Depression führten.
Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-geprüfte Auflage & Verbreitung IV. Quartal 2016 Druckauflage: 79.558 / verbreitete Auflage: 77.730 (Durchschnittszahlen) Bezugsquellen Erhältlich an 1.203 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! Proud member of Hörstmann Unternehmensgruppe
DAS M AGA Z I N F Ü R P O P, POLITIK & FEMINISMUS
JETZT IM HANDEL & ALS EPAPER
Internationale Kurzfilmtage Oberhausen 11. – 16. Mai 2017
www.kurzfilmtage.de
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Dieses quietschbunte Dschungelkunstwerk hat Kim Sielbeck erschaffen. Es stammt aus dem Buch »Finding Beyoncé« einer Hommage an »Wo ist Walter«. Im dem Band, der vor kurzem bei Sugoi Books erschienen ist, wurde jede Seite von einem anderen Künstler gestaltet. Doch eins bleibt immer gleich, nämlich die Frage: Wo ist eigentlich Beyoncé?
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Was ist Kunst, was nicht und was verletzt die Netiquette? Bei der Beantwortung dieser Frage stehen vor allem soziale Netzwerke im Sperrfeuer der Kritik. Wie falsch Facebook und Co. mit ihren Algorithmen oft liegen, zeigt der Bildband aus dem Prestelverlag »Pics Or It Didn’t Happen« von A rvida Byström und Molly Soda. Denn er versammelt Bilder bekannter und unbekannter Fotografen, die auf Instagram angemahnt und gelöscht wurden.
11 Was wie eine mediterrane Waldlandschaft in einem psychedelischen Lichtspiel aussieht, gehört zu der Ausstellung »Pineal Eye« von Diane Vincent, die noch bis zum 8. April in der Berliner EXP12 zu sehen ist. Vincent führt in ihren Arbeiten Natur und Kontemplation zum Themenkreis Wellness zusammen, der durch eine speziell für die Ausstellung konzipierte Yogaklasse ergänzt wird.
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Frech und flippig wie die Westseite der Berliner Mauer in den 1980ern ist dieses unbetitelte Werk der Malerin Simone Lanzenstiel nur vordergründig. Es ist Teil der Ausstellung »Paint On. Dimensionen des Malerischen«. Die versucht, (nicht nur) gestaltende Kunst auf der Metaebene ihrer Entstehungsprozesse zu fassen, und noch bis zum 1. Mai in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen ist.
FOO FIGHTERS • MUMFORD & SONS THE XX • HARDWELL • BEATSTEAKS
MARTERIA • ANNENMAYKANTEREIT • CRO MARSHMELLO • TWO DOOR CINEMA CLUB LONDON GRAMMAR • GEORGE EZRA GALANTIS • RUDIMENTAL • METRONOMY MICHAEL KIWANUKA • OLIVER HELDENS
WANDA • DJANGO DJANGO • KUNGS • WESTBAM BOMBA ESTÉREO • THE VACCINES • BEAR’S DEN THE HEAD AND THE HEART • PHANTOGRAM • ANNE-MARIE AMINÉ • MIKE PERRY • MARTIN JENSEN • DRUNKEN MASTERS NGHTMRE • MEUTE • AND MORE TO BE ANNOUNCED SOON INFO & TICKETS: LOLLAPALOOZADE.COM VISIT US:
#LOLLABERLIN
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#Pop #Ace Tee Der Song und das Video wirken wie ein Zeitloch, in mehrfacher Hinsicht. Zum einen erinnert alles sehr an die 90er. Zudem ist es ein Sommervideo, das im Winter veröffentlicht wurde. Die Stimmung ist völlig losgelöst von allem, was die Medien sonst aktuell bestimmt. Ist es das, was ihr kreieren wolltet?
Das Video, der Song – das ist alles einfach das, was wir auch sonst sind. Diese Vibes, die du da siehst. Wir alle »Wir alle sind eine Community. Wir schaffen zu- sind eine sammen, erschaffen Community. zusammen. Ich glau- Wir schaffen be, genau deswegen zusammen, finden viele das Video so gut. Man möchte erschaffen Teil davon sein! Weil zusammen. wir Spaß haben. Das Ich glaube, ist nicht gestellt, es genau ist echt, jede Szene. Natürlich habe ich deswegen vorher ein Konzept finden viele erstellt, aber alles das Video andere ist einfach so so gut. Man passiert. Wie sah denn dein Konzept aus?
Das basiert einfach auf Kleidung. Auf Stil. Auf Farben. Looks. Frisuren. Ich habe die Haare von allen Mädchen gemacht. Damit waren wir einen ganzen Tag beschäftigt. Das war anstrengend, aber that’s the work. Ich bin auch Friseurin.
Ace Tee
Wolltet ihr die 90er bewusst wieder auf leben lassen?
DAS GEGENTEIL VON DOWN #Pop — Im Dezember veröffent licht die Hamburgerin Ace Tee gemeinsam mit Kwam.e den Song »Bist du down?« auf YouTube. Kurz darauf hat ihr Backflash auf 90er-Style, R’n’B und Boom Bap den Sprung in die USA geschafft, 1,5 Millionen Mal wurde das Video bisher geklickt. Wie es dazu kommen konnte, ließ sich Miriam Mentz von Ace Tee erzählen. Auf intro.de gibt’s ein längeres Interview, an dem auch Kwam.e teilnahm. Foto: Jenny Schäfer
möchte Teil davon sein!«
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Wir tragen diesen Style einfach. Es geht darum, unique zu sein. Und wie kannst du das noch – in einer Welt, die so mega materialistisch ist? Und was die Musik angeht: Wir haben unseren Sound gefunden, unsere eigene Schublade. Das ist mir wichtig, weil ich keine Lust habe, mit anderen Leuten identifiziert zu werden, zu hören, das klingt doch nach dem oder dem. Leute versuchen immer alles einzuordnen. Klar kannst du Vergleiche ziehen, aber keiner passt zum Ganzen. Weil wir unseren eigenen Flow kreiert haben. Der zeigt sich auch in unserem Rap-Style. Der klingt englisch, weil ich die Wörter anders betone. Das hat so noch keiner gemacht. Samy Deluxe hat seinen coolen Flow, viele haben ihn kopiert. Dann macht wer hr habt in den letzten Wochen gezeigt, was eine neue Version draus, und viele kopieren es bedeuten kann, viral zu gehen! Habt ihr das. Dann ist Trap wieder das Ding, und alle die Veröffentlichung irgendwie vorberei- machen Trap. Aber das ist langweilig.
tet? Euch professionelle Unterstützung gesucht? Netzwerke aktiviert?
Die Leute, die beim Video mitgemacht haben, wussten Bescheid. Wir haben eine kleine Release-Party gefeiert. Dann sind alle nach Hause gegangen und haben das Video geshared. Mehr nicht. Aber dann wurde es wieder und wieder geteilt, und kurz darauf war es um die halbe Welt gegangen und wurde sogar in Amerika gefeiert. Es gab eine Reihe dieser Momente, in denen wir uns angeguckt haben und einfach nicht sprechen konnten.
Wenn alles gut geht, veröffentlicht ihr im August euer Album »Sip Slow«. Wie weit seid ihr damit, und was können wir erwarten?
Wir arbeiten dran. Es ist keine Fortsetzung von »Bist du down?«. Im Grunde war das eine Art Vorbereitung, eine Frage. Wenn die Leute, die das gehört haben, die mit »Ja!« beantworten, geht es weiter! Die Platte wird die »many shades of Ace Tee« zeigen. — Ace Tee »Bist du down?« (Nur! Musik)
Abo
Abonnier uns: 10 × Intro, 1 × Festivalguide und eine Prämie. Für nur 30 Euro.* Die Abo-Prämien, empfohlen von Intro Andrew Dominik Nick Cave And The Bad Seeds – One More Time With Feeling
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LP – 4AD / Beggars / Indigo
––––– Oliver Stone Snowden
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––––– Future Islands The Far Field
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2BD – Kobalt / Rough Trade
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BD – Universum
––––– Sleaford Mods English Tapas LP – Rough Trade / Beggars / Indigo
––––– Tale Of Us Endless
LP – Deutsche Grammophon / Universal
––––– Timber Timbre Sincerely, Future Pollution LP – City Slang / Universal
*Abo-Preise: Inland 30 € (inkl. Prämie), Ausland 35 € (exkl. Prämie), Ausland 42 € (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, danach automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis vierzehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo.
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#Kultur #Jack Urwin
Jack Urwin
EIN ANDERER MANN IST MÖGLICH #Kultur — Bier trinken, sich schlagen, der harte Typ sein, niemals weinen, Fußball gucken, nicht über Gefühle sprechen … In seinem Buch »Boys Don’t Cry« nimmt Jack Urwin diese Vorstellungen von Männlichkeit auseinander. Julia Brummert sprach mit ihm über »Toxic Masculinity« und entsprechende Entgiftungsmaßnahmen. Foto: Lea Franke
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s ist ein wenig ärgerlich: Da muss erst ein Mann über die Probleme von Geschlechter-Stereotypen schreiben, damit Männer sich angesprochen fühlen. Jack Urwin ist bei Weitem nicht der Erste, der sich mit diesem Thema auseinandersetzt, aber er trifft mit »Boys Don’t Cry« den Tonfall e iner Theken plauderei. Ist das Buch deswegen schlecht? Im Gegenteil. Urwin erklärt: »Ich wollte, dass das Buch eine einfache Einführung in das Thema ist. Es richtet sich an Männer, die keinerlei Hintergrundwissen in Gender Studies haben.« Ins Zentrum seiner Einführung stellt er die These der »Toxic Masculinity«, einer gefährlichen Interpretation von Männlichkeit, in der Urwin viele gesellschaftliche Probleme begründet sieht: »›Toxic Masculinity‹ ist für mich das, was passiert, wenn Ideale falsch verstanden werden. Viele Männer glauben, dass es bei Stärke und Mut um Gewalt geht.« Jack Urwin wurde 1992 in England geboren. Sein Vater starb sehr früh an einem Herzanfall, und Urwin ist überzeugt, dass dies zu verhindern gewesen wäre, wenn er offen über vorangegangene Beschwerden gesprochen hätte. Also begann er sich Gedanken über die Gründe dieser typisch männlichen Verschwiegenheit zu machen und schrieb für Vice einen Artikel über Männlichkeit. Der endete damit, dass Urwin ankündigte, um Himmels willen kein Buch über das Thema verfassen zu wollen. Es kam anders. Ob Männer auch Feministen sein können? Urwin klingt unsicher: »Man hört immer so viel über diese männlichen Feministen, und es stellt sich oft raus, dass viele einfach schreckliche Typen sind, deren Handlungen nicht zur »Männer Idee des Feminismus können vom passen. Ich sehe mich Feminismus als Unterstützer des Feminismus. Männer lernen.« können vom Feminismus lernen.« Blöderweise haben sich auch Maskulinisten Urwins Thesen zunutze gemacht und sie so gedreht, dass sie behaupten: »Endlich spricht es mal jemand an.« Das tut Urwin aber nicht. Er sagt, dass »Toxic Masculinity« allen schadet und dass Gleichberechtigung das Ziel sein muss. Auch wenn Urwin mit diesen Männern nichts zu tun haben will, muss er sich natürlich mit ihren verdrehten Thesen auseinandersetzen. Neben der vielen Aufmerksamkeit haben sich auch andere Dinge in Urwins Alltag verändert: »Ich führe eine glückliche Beziehung. Ein Grund dafür ist, dass wir von Anfang an sehr offen miteinander waren, weil ich mich mit mir selbst auseinandergesetzt habe. Es ist frustrierend, auf Beziehungen zu schauen, die schiefgegangen sind, und zu realisieren, dass das Hauptproblem mein Verhalten war.« — Jack Urwin »Boys Don’t Cry. Identität, Gefühl und Männlichkeit« (Edition Nautilus, 232 S., € 16,90)
“Sincerely, future pollution”
OUT 31/03/17
OUT 07/04/17
LIVE – 04.04. Berlin – 05.04. Leipzig – 06.04. Hamburg (sold out) – 27.04. Nürnberg – 04.05. Köln
LIVE – 10.04. Köln – 11.04. Berlin – 15.04. Hamburg
CD / LP / DIGITAL
CD / LP / LTD. LP / DIGITAL
SINKANE Life & Livin‘ It
SIR WAS Digging A Tunnel
L I V E : 02.04. Berlin, 03.04. Köln, 04.04. Heidelberg, 05.04. München, 27.05. Immergut Festival, 29.07. Juicy Beats Festival, 05.08. Appletree Garden Festival
LIVE: 03.04. Köln*, 04.04. Heidelberg*, 05.04. München*, 08.04. Hamburg, 09.04. Berlin /// * mit Sinkane
CD / LP / Ltd. LP / DIGITAL
CD / LP / DIGITAL
DEAR READER Day Fever
CD / LP / Ltd. LP
L I V E : 22.04. Stade Hanse Song Festival, 17.04. Mannheim Maifeld Derby
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#Pop #Blond
Blond
CHEMNITZ IST DANKBAR
Instrumenten kamen auch die echten Auftritte und echtes Publikum. Geld verdienen wollen sie unbedingt mit der Musik, erklärt Johann: #Pop — Steppenläufer wehen über die Straße, »Wir haben gar keine das Wahrzeichen trägt Deutschlandtrikot, und Lust, was anderes zu machen, und ertragen an der »Zentralhaltestelle« verkauft jemand die Härte des Lebens nur Crystal Meth. Wir befinden uns in Chemnitz. so lange, bis wir so erfolgreich geworden sind, Blond treten im sagenumwobenen Club Atomino auf – vorher treffen sie sich noch mit dass sich das erledigt.« Die Liveauftritte von Paula Irmscher. Foto: Manuel Nieberle Blond sind bei Fans schon berüchtigt. Nina: ie Hansons von Ostdeutschland tragen »Es geht immer irgendwas schief. Es kommt ihre Abiball-Klamotten und sind zumin- durchaus mal vor, dass Johann mir den Gidest heute kaum aufgeregt. »Weil wir das tarrenhals gegen den Kopf schlägt. Lotta und Publikum schon kennen«, erklärt Sängerin ich unterhalten uns immer, und wenn ich was Nina. »Es schaut uns aufbauend an und feiert vergeige, holt sie mich raus.« Bei Blond gibt es uns, egal, was ist.« Hier, in einer der drei Met- immer ein paar Coversongs aus unerwarteten ropolen Sachsens, sind Lotta, Johann und Nina Gefilden. Wenn Lotta Nicki Minaj covert oder groß geworden. »Wir haben schon als Kinder Nina Miley-Cyrus-Songs schmettert, rasten alle angefangen, Musik zu machen. Wir haben aus. Lotta: »Wir sind ziemliche Rampensäue uns Instrumente aus Pappe gebastelt und so und werden mit jedem Konzert selbstbewussgetan, als hätten wir Auftritte«, erinnert sich ter. Wir mögen Abwechslung auf der BühNesthäkchen Lotta. Johann ging schon bald in ne. Deswegen haben wir eben eine rappende die Musikschule und beherrscht deswegen alle Schlagzeugerin und machen Umbrüche von möglichen Instrumente, Nina nahm Gitarre- ernster Gitarrenmusik zu Kanye West, und nunterricht bei Karl von Kraftklub, und Lotta die Leute denken: ›Hä?‹« Dass die Musik von lernte Schlagzeug und Rap. Mit den echten Blond durchaus ernst ist, überrascht viele.
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Nina: »Sie sind beeindruckt, dass junge Leute wie wir Musik machen, die nicht so zeitgemäß klingt. Uns wurde gesagt, wir klingen wie The Cranberries, dabei kennen wir nur den einen Song. Ich stehe vor allem auf Indiekram, Lotta mag R’n’B, und Johann hat den beschissensten Musikgeschmack: düstere Gitarrenmusik. Aber genau aus diesen Sachen setzt sich unser Sound zusammen.« Den Blond-Sound konnte man im letzten Jahr erstmals gepresst auf der selbstbetitelten EP hören. In diesem Jahr soll eine zweite folgen. Der größte Coup in der jungen Karriere gelang Ende Oktober, als die Band im Schrank von »Circus HalliGalli« landete. Lotta: »Die waren supernett und sehr froh, dass auch mal Frauen auftreten. Wir haben sogar eine Choreo gelernt, was sonst niemand macht. Wir sind gern zwischen cool und uncool. Zu Hause haben wir das dann mit all unseren Freunden angeguckt.« Und Chemnitz? Ist »Wir wollen und bleibt Zuhaukeine Stadt, die se für die drei. Nina schwärmt: »Man fertig ist und kann sich hier kreativ von der man vertun, und alle helfen sich gegenseitig. alles serviert Chemnitz ist dankbar. bekommt. Es gibt nicht alles, und Selbstmachen wenn man was maist anstrengend, chen will, dann baut man das eben auf. Wir aber es wollen keine Stadt, lohnt sich die fertig ist und von irgendwann.« der man alles serviert bekommt. Selbstmachen ist anstrengend, aber es lohnt sich irgendwann.« Wenn man sich Blond so anhört und ansieht, scheint dieses »irgendwann« sehr bald zu sein. Tschüss Steppenläufer! — Blond »Blond« (Atomino / Broken Silence / VÖ 15.04.16)
NEW ALBUM 03.03.2017 LlVE:
08.05. Wien 10.05. München 12.05. Schorndorf 14.05. Wiesbaden 15.05. Köln
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#Pop
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Fotos
ALLES KANN, NICHTS MUSS #Pop — Nach diesem Motto trafen sich Fotos immer mal wieder, um gemeinsam Musik zu machen. Nach ungefähr sieben Jahren Pause musste es nun aber endlich mal eine neues Album geben – und darauf vermischen sie ihren Indierock mit kosmischen Mitteln, wie sie Verena Reygers verrieten.
otos? Da war doch was ... Richtig! Mit seinem selbstbetitelten Debüt etablierte sich das Quartett 2006 hierzulande als ernst zu nehmende Konkurrenz zur britischen Class of 2005; auf dem folgenden »Nach dem Goldrausch« frönte man Soul und Funk und läutete 2010 mit »Porzellan« vorzeitig den Retro-Postpunk-Boom ein. Sieben Jahre später gibt es nun eine neue Fotos-Platte. »Dieses Album zeigt noch mal ein ganzes Spektrum mehr an Genres«, erklärt Frontmann Tom Hessler die Zielrichtung auf »Kids«. Diese Offenheit belegt nicht nur die erste Single »Alles offen«, die in ihrer Euphorie manchen Fotos-Fan in den Wahnsinn zu treiben droht, sie zieht sich durch ein Album, das irgendwie, na ja, abhebt. Dass es überhaupt zustande gekommen ist, überrascht auch die Band: »Wir hatten immer wieder Arbeitsphasen, die von unerträglich langen Pausen unterbrochen wurden«, erzählt Gitarrist Deniz Erarslan. Dabei betont er, dass diese Phasen beständig von dem Gefühl gekennzeichnet waren, dass alles kann und nichts muss. Fotos folgten der Freude, und so entstand ein Song wie »Ozean« schon 2012 – aufgepeppt von PlastikschlauchGeräuschen und Sambatrommeln. Verzettelt hätten sich die vier fast trotzdem, wäre da nicht Hesslers ehemaliger Studionachbar Tobias Siebert gewesen, der sich beim gemeinsamen Kochmarathon nach dem Material erkundigt hatte. Fotos beauftragten daraufhin Klez.eMastermind Siebert als Produzenten und liefern mit »Kids« nun ein Album ab, auf dem sich frei wuchernder Krautpop mit Hesslers Konzept der écriture automatique vermengt. »Ein spirituelles Album« nennt Hessler es. Und das klingt alles andere als abgehoben. — Fotos »Kids« (CNTCT / PIAS / Rough Trade / VÖ 31.03.17) — Auf Tour vom 25. bis 29.04. — Mehr Interview auf intro.de
#Redaktionstipp
Jørgen Dobloug: Oslo – Basel – Düsseldorf Die Geschichte hinter diesem Ausstellungskatalog könnte glatt im Tränenkanal RTL2 laufen: Der Düsseldorfer Tim Tilgner lernt mit Ende 20 seinen Vater kennen – den in Oslo lebenden Künstler Jørgen Dobloug. Der Maler war Meisterschüler und Freund von Joseph Beuys und in Düsseldorf und Oslo bekannt durch seine abstrakten Zeichnungen und Gemälde mit ihren auffälligen Farbkompositionen. Jahre später beschließt Tim, das komplette Werk seines Vaters aufzuarbeiten – bisher hat er es bis Nummer 2.500 gesichtet und katalogisiert, und noch ist kein Ende in Sicht. Mit Doblougs Frühwerk hat Tilgner seine erste Ausstellung kuratiert. Die fand kürzlich in Oslo statt und war supererfolgreich: Sowohl das Nationalmuseum Norwegen als auch andere norwegische Museen und private Sammler haben Werke gekauft. Dieses Buch ist der dazugehörige Ausstellungskatalog. Senta Best (Textchefin)
// Ein Film von Oscar®-Preisträger
OLIVER STONE
TOP 7
DJ BOBO ZITATE Mit DJ-Bobo-Texten verhält es sich wie mit altbewährten Bauernweisheiten: Auf derartig hellsichtige und zeitlose Formeln kommt man nur, wenn man tagtäglich einer simplen und erfüllenden Tätigkeit folgt. Bei DJ Bobo heißt die: »Keep the party going!« – und das seit 25 Jahren! Tourstart zum Jubiläum ist im April. Text: André Hörmeyer 03 »The way that I live has a big big price. Sometimes I’m nice sometimes I’m ice cold.« Gerade zum Frühling ist diese Weisheit aus »There’s A Party« ein wichtiges Thema. Denn auch 2017 wird der Verzehr von Eis exponentiell zur Außentemperatur steigen. Und das kann einen »big big price« fordern, schließlich ist so manche Zunge schon an beispielsweise Capri-Eis kleben geblieben, wenn es »ice cold« statt »nice« war – #Dummunddümmer.
Der sicherste Ort ist die Flucht
JOSEPH GORDON-LEVITT // SHAILENE WOODLEY
04 »So many people don’t care about rules. Honest people seem to be the fools.« Was klingt wie ein Tweet von Donald Trump, entstammt einem tiefsinnigen Rave-Hit von 1996 mit dem vielversprechenden Titel »Pray«. Überhaupt scheint DJ Bobo die 140-Zeichen-Sprachkunst 25 Jahre vor allen anderen entdeckt zu haben. Schließlich liest sich jedes der hier genannten Zitate wie ein knackiger Tweet, oder nicht?
„SPANNEND UND PACKEND INSZENIERT“ DIE WELT KOMPAKT
05 »I make you sweat. I make you wet. This is my mission that I got to get.« Was viele nicht wissen: Peter René Baumann, wie der umtriebige Schweizer Rave-Chihuahua mit bürgerlichem Namen heißt, hat über die Jahre das eine oder andere erfolgreiche Nebenprojekt gestartet. Unter dem Namen »Detlef D! Soost« ist er in den 00er-Jahren im Rahmen der Pro7-Show »Popstars« zur deutschen FernsehDance-Koryphäe aufgestiegen. Für den geübten BoboRezipienten ist es also eine Leichtigkeit, diese Zeile als Querverweis zu seinem schweißtreibenden Alter Ego Detlef D! zu lesen.
01 »This is the party song that makes the party going on.« Die tiefere Wahrheit dieses Zitats aus »There’s A Party« eröffnet sich jedem, der schon einmal auf einer Hausparty ohne klar abgestellten Musikverantwortlichen war. Spätestens, wenn jeder zweite Song durch das Krächzen und Knarzen des Aux-Kabels an einer neuen iPhoneKopfhörerbuchse unterbrochen wird und sich BerghainTechno-Tracks mit Britney Spears abwechseln, sehnt man sich nach jemandem, der eiskalt Songs auswählt, die die Party wirklich nach vorne bringen.
02 »You are only temptation. One and one is two. I lost the vibration.« In »Where Is Your Love« zeigt sich Bobo als ganz großer Visionär. Schon 1998 wusste er: Das mit dem Internet kann nicht gut gehen. Mit dem Song erteilt er dem postfaktischen Zeitalter eine klare Absage. Und erfindet nebenbei ein neues Stilmittel, das uns in Zeiten von russischen Hackerangriffen und Fake-News Halt gibt. Man könnte es die »Sudden Truth« nennen. So folgt der Eröffnung »You are only temptation« eine schlagartige und kompromisslose Gegenüberstellung mit der Realität »One and one is two«, ehe die Konsequenz dieses Konflikts und damit das große Dilemma unserer Zeit – »I lost the vibration« – erkennbar wird.
„EIN ABSOLUT SEHENSWERTER FILM“ ARD TTT
06 »I am dreaming in the sunshine. I dream of all the people I talked to in my life.« Inzwischen ist weithin bekannt, dass Mark Zuckerberg die Idee für Facebook nur geklaut hat. Schon 1997 ereilte DJ Bobo die Version eines weltweiten Netzwerks. Den Moment der Erleuchtung hält er im Song »It’s My Life« gewohnt poetisch fest. »Sunshine« steht dabei für das helle Licht des Computerbildschirms. Die Idee, mit allen Menschen verbunden zu bleiben, mit denen man in seinem Leben irgendwann mal irgendwas gesprochen hat, ist der erste historische Hinweis auf das Konzept der Facebook-Freundschaft.
07 »Freedom is the magic word. The only thing that will never hurt.« Wie kann ein Mensch so viel Wahrheit in so wenige Worte packen? Und diese dann auch noch so oft drehen und wenden, bis sie sich reimen? Hör bitte niemals auf, DJ Bobo! Die Welt braucht Visionäre wie dich. Wir sehen uns auf der DJ Bobo: Mystorial – 25th Anniversary Tour! — DJ Bobo »Mystorial« (Yes / Sony) — Auf Tour vom 21.04. bis 26.05.
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KRAFTKLUB TOUR 2017
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HAMBURG HOCHVERLEGT BERLIN AUSVERKAU OSNABRÜCK KÖLN AUSVERKAU HEIDELBERG WÜRZBURG AUSVERKAU FULDA AUGSBURG HOCHVERLEGT CHEMNITZ BERLIN ZUSATZSHOW
»SEI EIN FABER IM WIND« TOUR 2017 11.10. U GART 12.10. ASCHA ENBURG 13.10. NÜRNBERG 14.10. WIESBADEN 17.10. BREMEN 18.10. ESSEN 19.10. BIELEFELD 21.10. MÜN ER 22.10. RO OCK 24.10. HANNOVER 26.10. MAGDEBURG 27.10. DRESDEN 28.10. LEIPZIG 30.10. MARBURG 02.11. GÖ INGEN 03.11. AACHEN
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#Redaktionstipp
Art Record Covers Eigentlich bin ich ungeeignet für Coffeetable-Books. Ich besitze keinen Nierentisch oder Ähnliches (Organmöbelspender, anyone?). Aber dieses Ding behält man eh lieber auf den Knien, als es auf den Tisch zu legen. Es geht um Künstler, die Cover gestaltet haben. Warhols Banane, die künstlerische Liaison von Barney und Björk oder Arbeiten von Banksy, Basquiat, Baselitz, Beuys und auch solchen mit anderen Anfangsbuchstaben. Es gibt auch tolle Entdeckungen mit statistischen Daten plus musikalischen und künstlerischen Zusammenhängen, zum Beispiel, dass William S. Burroghs mal ein Ministry-Cover gestaltet hat. Ein großartiger und anregender Überblick, ein zusätzlicher Kick fürs Plattensammeln. Carsten Schumacher (Chefredakteur Festivalguide)
»Wir haben eigentlich die ganze Zeit gebrannte CDs gehört. Das Studio war eine Hütte im Wald. Es ist toll dort, aber die Wohnquartiere da sind es nicht. Es gibt nichts zu tun, und wir hatten nur so einen kleinen CD-Player, mit dem wir die Talking Heads und James Brown hörten.« Spoon über die Entstehung ihres neuen Albums »Hot Thoughts«.
Das ganze Interview gibt’s auf intro.de.
24.-27. MAI 2017
PRASENTIERT VON:
#Kratzen & Beißen
Gegen Avocados #Life — »Eat me I’m smooth.« Mit solch kecken Werbesprüchen lockt die grüne Frucht im Supermarkt. Die Hass Avocado ist angeblich eine besonders schmackhafte Züchtung, benannt nach ihrem Entdecker Rudolph Hass. Sie trägt ihren Namen völlig zu Recht, findet Celia Woitas. Egal, ob im Salat, zum Dippen oder im Kuchen: Avocados passen scheinbar zu allem und werden deswegen auch so ziemlich in jedem Gericht verarbeitet. Zum Leidwesen meiner Wenigkeit. Mir schien die allseits gehypte Riesenbeere noch nie appetitlich – und zwar nicht erst seit der Ausstrahlung von »Feuchtgebiete«. Es ist zwar nicht so, dass Avocados einen schlechten, sondern eher, dass sie null Geschmack haben. Eine große Portion gar nichts im Essen – wer will das nicht? Anscheinend nur ich. Da hört man dann so »sinnvolle« Tipps wie: »Es kommt auf das Würzen an.« Den Löffel Salz kann ich mir aber auch ganz ohne das vermeintliche Gemüse einverleiben. Schlimmer als die Frucht ist allerdings der mittlerweile herrschende Hype darum. Avocado kann man sich ins Gesicht oder auf die Zähne schmieren, aus dem Kern super Anhänger schnitzen, die sich aus meiner Sicht höchstens für die Bio-Tonne eignen, oder neue Trend-Getränke daraus entwickeln. Meine letzte Facepalm-Entdeckung dazu: Avocado-Bier. Super! Dass für die Hundertprozentverwurstung pro Jahr an die 4000 Hektar Wald gerodet werden, damit die Pflänzchen auch bald ganz Mexiko besiedeln, juckt den VorzeigeVeganer, der sich der bewussten und gesunden Ernährung verschworen hat, recht wenig. Apropos gesund. Als Allesheiler sollte die Avocado am besten auch in jedem Erste-Hilfe-Kasten zu finden sein. Vor allem aufgrund seiner ungesättigten Fettsäuren steht der Grünling in jedem Gesundheits-Forum an erster Stelle. Was dabei gern verschwiegen wird: Das »gute« Cholesterin ist gar nicht so gut. Für Menschen mit einer ihnen oft unbekannten Genmutation wird das HDL-Cholesterin ganz schnell zum Herzinfarktrisiko. Na ja, der dadurch entstehende organische Abfall erzeugt wenigstens wieder ein paar mehr Bodennährstoffe – perfekt, um neue Avocado-Bäume zu pflanzen.
25. MAI 2017
PEACHES
SANKT PETER // BEGINN 20:00 UHR
26. MAI 2017
BIRDY
24. MAI 2017
DILLON + SMITH&THELL
ALTE OPER // BEGINN 19:00
SANKT PETER // BEGINN 20:00
25. MAI 2017
25. MAI 2017
AGNES OBEL
BOY
AKUSTIK KONZERT MIT STREICHERN
ALTE OPER // BEGINN 19:00
ALTE OPER // BEGINN 21:30
24. MAI 2017 ALTE OPER // 19:00 UHR
MARTINA SCHWARZMANN + CLAUDIA KORECK
24. MAI 2017 ALTE OPER // 20:30 UHR
ALEXA FESER
25. MAI 2017 KURTHEATER BAD HOMBURG // 20:00 UHR
REBEKKA BAKKEN
Illustration: Alexandra Ruppert
26. MAI 2017 GIBSON // 20:00 UHR
IMANY+ PARADISIA
26. MAI 2017 SPEICHER BAD HOMBURG // 20:00 UHR
LEONA BERLIN
26. MAI 2017ALTE OPER // 22:00 UHR
BLUES PILLS
TICKETS UNTER: WWW.FRANKFURT-TICKET.DE WWW.W-FESTIVAL.DE
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#Pop
Mein Song und seine Geschichte
MAXÏMO PARK »GOING MISSING« #Pop — »Going Missing« war bei der Veröffentlichung 2005 vielleicht nicht unbedingt die schillerndste Single der Briten. »Apply Some Pressure« kam schmissiger daher, »Graffiti« bestach textlich. Trotzdem war »Going Missing« nicht weniger besonders – vor allem nicht in dieser frühen Phase der Band, wie Sänger Paul Smith erzählt.
Maxïmo Park »Going Missing«
Aufgezeichnet von Christian Schlodder
I sleep with my hands across my chest and I dream of you with someone else
I sleep with my hands across my chest And I dream off you with someone else I feed my body with things I don’t need until I sink to the bottom Don’t act like it came as a surprise Don’t believe me?, then look into these eyes This can’t go on so I should just regret it regret it regret it And even though I led you on forget it forget it forget it I’m going missing for a little while I’ve got nothing left to loose I don’t listen to anything I still remember how you move And I taste your scent upon my lips Well how it started, I will never know But now I’ve reached my limit Do you ever want to wear your body out? Until there’s nothing left to take? The rain began to push you away Has midnight come too soon again? I’ve got nothing in defense I’ve got nothing left to loose
— Maxïmo Park »Risk To Exist« (Cooking Vinyl / Sony / VÖ 21.04.17) — Auf Tour vom 23. bis 25.06.
Foto: Dave Hogan / Getty Images
Z
u dem Zeitpunkt, als wir den Song schrieben, steckten wir alle in einer Sackgasse. Nicht kreativ, aber persönlich. Jeder hasste seinen Job mehr oder weniger. Uns war klar, dass wir aus unserem bis dahin offiziellen Teil des Lebens einfach verschwinden sollten. Nebenbei probten wir einmal in der Woche und versuchten neue Songs zu schreiben. Damals gab es viele Balladen-Bands. Geschwindigkeit machte also den Unterschied. Um uns herum versuchten alle, wie die Strokes oder White Stripes zu klingen. Wir haben uns damals eher an Postpunk orientiert. Nebenbei hörten wir Captain Beefheart und adaptierten viel von seiner Verspieltheit. Für die KeyboardParts orientierten wir uns an Stereolab – auch, um zu verhindern, dass sie wie bei vielen anderen Bands nerven. Wir experimentierten viel herum, bis wir den Grundriff hatten. Klar, »Graffiti« und »Apply Some Pressure« hatten mehr Power. Doch bei »Going Missing« kam dieser Aha-Moment, dass wir gemeinsam einen Song geschrieben und jeder etwas dazu beigetragen hatte. Wir spürten eine starke, unerklärliche Euphorie. Ich kannte die Jungs zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange und sollte die Lyrics schreiben. Ich kann mich noch immer an das Notizbuch erinnern, in das ich meine Songideen schrieb. Und komischerweise erinnere ich mich noch sehr genau an den Bus, mit dem ich immer zu Duncan und Lukas fuhr. Die wohnten zusammen in einem kleinen KellerZimmer, in dem auch noch ihre Waschmaschine stand. Dort haben wir angefangen. Die Busfahrt dauerte ungefähr 30 Minuten. Ich hörte Musik und schrieb vor mich hin, dabei
entstand auch der Song. Als ich die Lyrics einsingen sollte, war das anfangs komisch. Ich dachte nur: »Wie soll ich über meine Gefühle, die ich auf einer Busfahrt zu Papier gebracht habe, singen, wenn ich diese Typen kaum kenne?« Ich wollte auch nicht, dass sie denken, dass ich auf einmal nur noch depressive Stücke machen will. Dann spielten wir den Song ein und wussten direkt: Damit können wir Maxïmo Park definieren. Dieser Song hat sich von all dem abgehoben, was es zu diesem Zeitpunkt gab, so dachten wir damals. Diese Zeit mit Anfang 20 ist fest in meinem Kopf gespeichert. Ich wurde zu dem Menschen, der ich werden wollte. Wir alle betraten gerade die normale Welt mit tausend Fragen im Kopf, was wir mal werden und machen würden. Wir waren irgendwo auf halber Strecke zwischen einem alten Ding und einem komplett neuen. »Going Missing« ist unumstößlich an diese Zeit geknüpft.
#Pop
#Redaktionstipp
AvoSeedo Booka Shade
MEHR EIER WAGEN #Pop — Das Tech-House-Duo Booka Shade legt mit seinem neuen Album »Galvany Street« einen Schlenker Richtung Madchester-Pop ein. Henje Richter sprach mit ihnen über Innovation im Techno und Männlichkeit in der Musik.
Booka Shade haben ihre »Eier« wiedergefunden. Das Wort »Balls« fällt mehrere Male im Interview mit Arno Kammermeier und Walter Merziger. Wir sitzen in den Riverside Studios in Berlin und führen das Gespräch auf Englisch, denn mit in der Runde sitzt der irische Ex-Archive-Sänger Craig Walker. Der hat ihnen nicht nur dabei geholfen, die Dinger wiederzufinden, sondern erweitert das vormalige Dance-Duo auf seinem neuen Album »Galvany Street« um Gesang und Rock-Attitüde. »Balls« klingt im Englischen auch nicht so obszön wie im Deutschen. »Wir waren mit unserem vorherigen Album ›Eve‹ vor vier Jahren in einer kreativen Krise«, sagt Merziger gleich zu Beginn. »Doch wir haben uns damals nicht getraut, etwas grundlegend anders zu machen. Nun erst gehen wir das Risiko ein.« Sie vergleichen ihren jetzigen Wandel mit der Aufgabe ihrer Rolle als Charts-Hit-Komponisten vor 15 Jahren und der Gründung von Booka Shade. »Als wir damals starteten, war das eine aufregende Zeit
für uns und für den Techno allgemein«, so Kammermeier. »Aber in den letzten Jahren fanden die Innovationen woanders statt, zum Beispiel im Pop. Wir haben uns davon jetzt inspirieren lassen.« Die zufällige Begegnung mit Walker, der 2015 nach Berlin gezogen war, spielte für die nun eingeschlagene Richtung eine entscheidende Rolle. »Es fühlte sich auch für mich neu an, mit den Jungs zu arbeiten«, sagt Walker. »Denn ich hatte bisher eher selten mit elektronischen Acts zu tun. Aber gleich der erste Song passte total.« Besagter Song namens »Digging A Hole« wurde der Album-Opener und macht das Album düsterer, ernster und, so Kammermeier, auch männlicher. »Mal sehen, ob sich das auch im Publikum auf unserer Tour widerspiegelt«, meint er. — Booka Shade »Galvany Street« (Blaufield / Rough Trade / VÖ 07.04.17) — Mehr Interview auf intro.de
Lust auf eigene Bio-Avocados, aber selbst der pflegeleichteste Farn ist bei dir kläglich eingegangen? AvoSeedo hilft, aus einem Avocadokern den ersten Setzling zu ziehen. Den geschälten Kern in den Behälter legen und das Ganze mehrere Wochen in einem Wassergefäß an einem sonnigen Ort keimen lassen. Am Umtopfen und an viel Geduld kommst du dennoch nicht vorbei: Auf die Früchte muss man bei guter Pflege mindestens ein Jahr warten. Hilfreiche Tipps und einen Online-Shop gibt’s auf www.avoseedo.com. Alena Struzh (Praktikantin Festivalguide)
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#Pop
Tale Of Us
DIGITALE UNSTERBLICHKEIT #Pop — Matteo Milleri und Carmine Conte alias Tale Of Us zogen erst nach Berlin, um kurz darauf die Tanzflächen der elektronischen Musikwelt zu erobern. Nun veröffentlichen sie ihr zweites Album ausgerechnet auf einem Klassiklabel. Wie es dazu kam, ließ sich Christian Schlodder erklären.
A
lles hat klein in Berlin angefangen, wir haben nicht viel nachgedacht«, sagt Matteo Milleri. Die gemeinsame WG in Berlin, in der aus Milleri und Carm Conte Tale Of Us wurden, gibt es nicht mehr. Beide wohnen nun getrennt, aber nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Zu Hause sind sie allerdings sowieso so gut wie nie. Über 100 Auftritte rund um den Globus spielen die beiden mittlerweile pro Jahr. »Eine Achterbahnfahrt, mit der wir anfangs nicht viel Erfahrung hatten. Jetzt kosten wir jeden Moment aus«, sagt Milleri. Ihr neues Album »Endless« erscheint bei der Deutschen Grammophon, dem ältesten Plattenlabel der Welt und eigentlich bekannt für klassische Musik. Milleri und Conte machen kein Geheimnis daraus, dass sie ein großes Faible für die Komponisten Max Richter und Vangelis haben. Und so fließen die Stücke sphärisch ineinander. »Atmosphärisch«, darauf besteht Milleri. »Es ist der Klang unserer beiden Leben. Die Herausforderung war daher, etwas zu schaffen, was für jeden Zuhörer anders
klingt; was zugänglich ist, aber dennoch tiefgründig«, sagt Conte. Der Mix aus Ambient, Neo-Klassik und Electronica klingt im ersten Moment so gar nicht nach ihrer avantgardistischen Dance Music der letzten Jahre. »Wir ergründen damit neue Welten«, sagt Milleri. Leise Töne, die nach großer Kunst und ein wenig nach Abschied von den Tanzflächen klingen. Vielleicht ist es auch folgerichtig, weil die beiden sich viele Gedanken über richtige Zeitpunkte gemacht haben – Zeitpunkte zum Beginnen und vor allem zum Aufhören. »Musik ist eine besondere Kunstform. Eine, die nicht verschwinden kann. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man etwas wahrscheinlich Unauslöschliches geschaffen hat in dem Moment, in dem es auf Platte ist«, sagt Milleri. Digitale Unsterblichkeit also – ein schönes Karriereziel. — Intro empfiehlt: Tale Of Us »Endless« (Deutsche Grammophon / Universal / VÖ 31.03.17) — Auf Tour vom 01.04. bis 16.07., auf dem Melt! vom 14. bis 16.07.
SOULWAX
Das neue album
»FROM DEEWEE«
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CD · LP · DigitaL
BESTE EUROPÄISCHE SERIE PRIX EUROPA
VOM REG I SSEU R VON „EVEREST“
GEFANGEN IN I SL A N D
Euer letztes Album »Tales Of Us« ist vor vier Jahren erschienen. Was hat euch seitdem am meisten zum Schreiben neuer Songs inspiriert?
Alison: Ich bin ein großer Fan davon, einfach in einen Raum zu gehen und Dinge zu tun. Ich glaube nicht daran, herumzusitzen und darauf zu warten, dass einen die Inspiration trifft. Du musst einfach anfangen. Als Künstler, egal, ob Maler oder Autor oder Musiker, geht es immer darum, Ideen zu sammeln und Dinge zu beobachten. Die beziehst du natürlich 3 Fragen an ... in deine Arbeit mit ein. Aber erst im Prozess des Erstellens erkennst du, was du machen möchtest und was nicht.
GOLDFRAPP
#Pop — Schon seit 18 Jahren sind Will Gregory und Alison Goldfrapp gemeinsam als Goldfrapp aktiv. Nun präsentieren sie ihr siebtes Studioalbum »Silver Eye«, an dessen Produktion eine ganze Liste namhafter Musiker beteiligt war: John Congleton, The Haxan Cloak, Leo Abrahams, David Wrench und der legendäre Mute-Gründer Daniel Miller. Außerdem hat Sängerin Alison erstmalig selbst das Artwork entworfen. Interview: Leonie Scholl
»Silver Eye« ist eine Metapher für den Mond. Was fasziniert dich an ihm?
Ich habe viele Gedanken zum Mond. Sie sind alle auf dem Album. [lacht] Aber ja. Er ist wunderschön. Er ist schon immer da. Er ist mein liebster Stein. Ich mag seine Geschichte. Seine Verwendung in der Literatur, der Kunst. Ich mag es, ihn anzuschauen. Es gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, wenn ich aus dem Fenster schaue und ihn sehe. Ich finde es beruhigend, dass er sich niemals verändert und du weißt, dass er immer da sein wird. Er ist auch noch recht unversehrt von uns Menschen. Es gibt wirklich viele Dinge, die ich an ihm mag. Du singst, produzierst aber auch. Passiert es oft, dass Menschen denken, dass Will die technischen Sachen macht und du eher das weibliche Aushängeschild bist?
Das stimmt ja auch: Er macht das meiste Technische. Aber das tun andere Menschen, die mit uns zusammenarbeiten, auch. Was mich wirklich ärgert, ist, dass manchmal, wenn wir zusammen interviewt werden, ihn die Leute etwas über Musik fragen und mich über Makeup oder solche Dinge. Das ist wirklich frustrierend. Weil ich die Musik genauso schreibe und produziere. — Goldfrapp »Silver Eye« (Mute / PIAS / Rough Trade / VÖ 31.03.17) — Mehr Interview auf intro.de
»RAU, EIGENWILLIG UND WANDLUNGSREICH.« SPIEGEL ONLINE
»AGATHA CHRISTIE MEETS NORDIC NOIR« THE GUARDIAN
JETZT ALS DV D, BLU-RAY & D IGITAL!
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#Style
Tech-Talk
GOLF ÜBER AUTO-TUNE U #Style — Momentan sind die Kölner Herren von Golf mal wieder oder immer noch auf »Playa Holz«-Tour. Vorher gewährten sie uns noch einen Blick in ihre Studiowerkstatt und erzählen vom Fluch und Segen des Auto-Tune-Effekts.
m das vorneweg erst mal klarzustellen: Bei Golf gibt es kein Auto-Tune. Auch wenn es namentlich natürlich ganz gut passen würde. Lol. Fakt ist, dass wir es nicht hinbekommen, Auto-Tune in unseren Songs zu verwenden, ohne dass es zu gewollt klingt. So wie Cher oder Kanye West den Effekt ausreizen oder Bands wie Der Ringer ihn witzig zitieren, können wir damit nicht umgehen. Also lassen wir es lieber direkt. Trotzdem hat die Anschaffung des TC-Helicon Voice Tone C1 Vocal-Prozessors sich gelohnt. Denn obwohl man den am Ende nicht hört, ist er ein wichtiger Bestandteil unseres Songwritings geworden. Wie Yung Hurn schon vor Jahren wusste, macht Auto-Tune jeden zum Opernsänger. Das nutzen wir schamlos aus. Wenn eine Melodie im Kopf festhängt und nicht durch die Finger auf Tasten oder Saiten will, singen wir sie einfach. Dank Auto-Tune sitzt jede Note perfekt, was es möglich macht, die Melodien am Computer in MIDI-Clips zu transformieren. Die kann man dann nachher zu jedem Instrument werden lassen, das einem vorschwebt. Auto-Tune gibt uns als technisch limitierten DIY-Schlafzimmer-Musikern die Möglichkeit, unsere Ideen richtig zu artikulieren, und hat damit auch abseits von Ironie und Trap Respekt verdient. — Golf »Playa Holz« (Styleheads / Groove Attack) — Intro empfiehlt die Tour vom 28.03.–04.04.
„We w a n t e d t o s h o w a p u r e , h o n e s t a n d d i f f e r e n t p a r t o f o u r s e lv e s.“
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MIGHTY OAKS #Redaktionstipp
Schals von Kalk-Kani Der Fan-Schal ist seit jeher ein Symbol des Zusammenhalts und der Zugehörigkeit. In Anlehnung daran schlägt die Kollektion von Kalk Kani eine Brücke zwischen Hooligans und Döner, Shisha-Bar und Kulturverein, Kunst und Ramschladen. Köln Kalk eben: Straßenabitur und Underdog-Ästhetik. Für mich persönlich stehen die Schals von Kalk Kani jedoch für die Versöhnung meiner Jugend auf dem Land mit Roller-Gangs in Karl-Kani-Anzügen mit meinem derzeitigen Leben in Köln. Die Schals wurden von der Kalkerin Holle Schlickmann entworfen, in Deutschland produziert und sind über kalk-kani.de erhältlich.
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27.04. Berlin, Astra Kulturhaus 28.04. München, Muffathalle 29.04. Köln, Gloria
Frederike Wetzels (Bildredakteurin) meltbooking.com facebook.com/wearemeltbooking
24.04. Berlin, Badehaus 26.04. Hamburg Prinzenbar
26.04. Leipzig, Institut fuer Zukunft 27.04. Berlin, Gretchen 29.04. Würzburg, Kurt&Komisch 30.04. Essen, Hotel Shanghai 02.05. Nürnberg, Z-Bau 04.05. Zürich, Exil 05.05. München, Ampere 06.05. Wien, Grelle Forelle 07.05. Dresden, Groovestation 09.05. Stuttgart, Kleiner Klub Garage 11.05. Saarbrücken, Kleiner Klub Garage 12.05. Frankfurt, Zoom 13.05. Münster, Skaters Palace 14.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich
ÁSGEIR
09.05. Berlin, Festsaal Kreuzberg 10.05. Hamburg, Mojo 13.05. München, Strom 17.05. Köln, Luxor
ISAIAH RASHAD
09.04. München, Ampere 11.04. Köln, CBE 15.04. Frankfurt, Zoom 16.04. Berlin, Lido
STORMZY
16.05. Berlin, Yaam 17.05. Hamburg, Uebel & Gefährlich 20.05. Köln, Live Music Hall 23.05. Frankfurt, Zoom
THE 1975
21.06. Köln, Palladium 22.06. Hamburg, Mehr! Theater 24.06. München, Tonhalle 25.06. Offenbach, Stadthalle
MOGWAI
14.10. Berlin, Columbiahalle 16.10. Hamburg, Docks 17.10. Köln, E-Werk 02.11. Leipzig, Täubchenthal 03.11. München, Backstage
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#Life #Pop
Das Unbehagen in den Städten Ab jetzt zeichnet der Illustrator Peter Hoffmann in jeder Ausgabe absurde Szenen, die so oder so ähnlich in wahrscheinlich jeder Großstadt vorkommen.
Zwei wie ihr, die dürfen sich nie verlieren Pokémon-Edition
Miley Cyrus
Lickitung
Kanye West
Squirtle
Katy Perry
Azumarill
Nicki Minaj
Jynx
Selena Gomez
Nidorina
Letzte Woche bat mich eine ältere Dame am U-Bahnsteig, ein paar Schritte beiseite zu treten. Es stellte sich heraus, dass ich vor dem Werbescreen stand und sie gerne die Sendungen schauen wollte.
WENN GANGSTA-RAPPER ALTERN. HEUTE: BUSHIDO Auf Twitter am 08:35 - 13. Feb. 2017
»In der Postfiliale Hindenburgdamm 1 12203 Berlin herrschen unfassbare Zustände. Service und Freundlichkeit liegen im Minusbereich!!!«
#Style
App des Monats
INKS
#Style — Flippern ist mindestens so entspannend wie ein Meditationsworkshop und eine der ältesten Ideen für Tablet-Spiele oder Smartphone-Apps. Wer dem Konzept dennoch neue Farben abgewinnen kann, hat an dieser Stelle Ruhm und Ehre verdient.
Man hätte diese iOS-App aus dem Hause State Of Play Games auch »Pollock Pinball« oder »Bridget Riley Roller« nennen können, denn INKS ist deutlich erkennbar eine Verehrung jener Künstlerinnen und Künstler, die sich als Sprengmeister von Farbexplosionen verdient gemacht haben. Das Prinzip ist so einfach wie kurzweilig: Auf über 24 Flippertischen schießt man mit Bällen auf Bouncer und Platten, aus denen sich wunderschöne Farben ergießen. Rollt die Kugel durch eine der Pfützen, zieht sie eine Linie über den Spieltisch, sodass man mit ein wenig Übung kleine Kunstwerke erspielen kann, die natürlich auf den gängigen Social-Media-Kanälen teilbar sind. Klingt einfacher, als es letztlich ist, aber ein Pollock wird man ja auch nicht von jetzt auf gleich. — Infos und Download auf inksgame.com
freefire-film.de
The taable ist eine kreative Gemeinschaft, gegründet von Axel
Oswith und Amanda Kusai. In ihrem Studio in Jakarta, Indonesien setzen sie sich mit Kunst und Fotografie auseinander. Die Interpretationen aus ihrem Alltag führen zu witzigen und cleveren Serien wie #CelebsAlterEgoSeries auf Instagram. — thetaable.com / instagram.com/thetaable
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#Promotion
jeden Monat neu: Teilnahme unter intro.de/Quiz
DAS QUIZ #251 Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich natürlich alles um Future Islands. Los geht’s … 1. Woher stammen die Future Islands?
3. Mit wem gibt es dort ein Duett ?
C Maryland
G Madonna
P La La Land
V Debbie Harry
U Disneyland
L Robbie Williams
2. Ihr neues Album heißt ?
4. Wie heißt die erste Single?
T »The Near Field«
E »Ran«
A »The Far Field«
O »Stimpy«
O »The Deep Field«
C »Sportschau«
Die Gewinne
Jason Markk »Essential Kit«
Eastpak »Trans4 S«
»Springinsfeld« Festivaltickets
Yeni Rakı »Set«
jasonmarkk.com
eastpak.com
springinsfeld-festival.de
yenirakiglobal.com
Für Sneakerfans verlosen wir ein Jason Markk »Essential Kit«, bestehend aus einer Flasche Reinigungslotion, einem Cleaning Brush, dem Repel Pump Spray, das eure Schuhe bombenfest imprägniert und einem Suede Cleaning Kit, speziell für Wildleder-Sneaker.
Der »Trans4 S« von Eastpak ist dank robustem Material und schicken Lederapplikationen der perfekte Kabinenkoffer für jeden Städtetrip. Das Innenleben besteht aus zwei großen Fächern zum sicheren Verstauen aller Gegenstände. Wir verlosen einen Koffer.
Bei der Premiere des Springinsfeld Festivals bildet der Fühlinger See die Kulisse für elektronische Klänge, exotische Köstlichkeiten und phantasievolle Überraschungen. Wir verlosen 2 Tickets für das Event mit Martin Solveig, Alle Farben u.v.m.
Im Zuge des 5. Spirit of Istanbul Festivals, das Anfang März in Berlin stattgefunden hat, verlosen wir ein Yeni Rakı Set, bestehend aus einer Flasche und zwei Gläsern. Yeni Rakı wird als Szenegetränk stilecht, mit Wasser und einigen Eiswürfeln genossen.
Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 23. April. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
#Pop
Foto: Thomas Nondh Jansen
#Pop Der April fühlt sich immer an, als gäbe es unendlich viele tolle Veröffentlichungen. Da hilft nur der Biss in den sauren Apfel, beziehungsweise der Griff zu den spannendsten Künstlerinnen und Künstlern. Für uns sind das unter anderem QueerTier-Forscherin Sookee, der Kokosnuss-ÖlStyler Father John Misty, Gotham Girl Judith Holofernes, Insel-Grantler Timber Timbre und die Rant-Meister Sleaford Mods.
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#Pop #Future Islands
Future Islands
EMPATHIE, PLEASE! Den Durchbruch haben Future Islands schon hinter sich: Ihr viertes Album »Singles« ging 2014 ziemlich durch die Decke. Nun beweisen sie mit »The Far Field« erneut, dass man das Genre Synth-Pop mit viel Herzblut, harter Arbeit, irrem Bühnen-Charisma und gutem Songwriting in etwas sehr Magisches verwandeln kann. Daniel Koch traf die drei zu einem frühmorgendlichen Interview mit Kaffee – passend zum Arbeitsethos der Band aus Baltimore. Foto: Martin Krüger
E
s beginnt mit einem Zucken. Irgendwo zwischen Hüfte und Kniekehle bricht Samuel T. Herrings Körper kurz aus seiner Motorik-Routine. Dann greifen die Beine den Rhythmus auf, treten auf der Stelle, vermessen mit erst zaghaften, dann raumgreifenden Ausfallschritten die Bühne. Seltsam sieht das aus, als sei die untere Körperhälfte in einem anderen Modus als die obere. Das enge Hemd, der straffe Gürtel und die leicht spießige Stoffhose verstärken dieses Gefühl noch. Doch dann bricht der Song los. Und Herring bricht aus. Er greift mit den Händen zu den Scheinwerfern, als wären sie Sterne. Er schlägt sich auf die Brust. Er ballt die Fäuste. Er starrt auf Dinge, die nur er zu sehen scheint. Mit einem Blick so hart und weich zugleich, dass man nie weiß, ob man Angst vor diesem Mann haben muss oder sich auf der Stelle in ihn verlieben will. Sein Mund ist mal Schmachtschnute, mal Brüllbeule, mal bloß ein Lippenflattern, das leise Worte formt. Und dann diese Stimme: geraspelte Sehnsucht, beseeltes Pathos und manchmal auch ein wütendes Bellen. Vielleicht, um zu zeigen, dass unter dem sanften Klang noch etwas Dunkles lauert oder etwas, das beißt, wenn man den weisen Worten von Liebe, Sehnsucht, Empathie und Wahrhaftigkeit nicht ganz genau zuhört. Wer schon mal eine Performance von Future Islands gesehen hat, wird sich ziemlich wahrscheinlich fragen: Wer ist dieser
Samuel T. Herring? Was ist er? Ein Charisma-Monster? Ein DNA-Mix aus den Genen von Frank Sinatra, einer Operndiva, Dave Gahan und einem Hooligan, den man aus dem Moshpit eines Oi!-Konzerts entführt hat? Letzteres würde zumindest die Bewegungen seines unteren Körperteils erklären. Wir werden es nie wissen – oder uns einfach darauf einigen, dass dieser Mann und diese Band ganz außergewöhnliche Erscheinungen darstellen.
»Do the dance!« Beim Interview in einem hippen Mitte-Ho- Art Lord & tel, das nicht so ganz zu ihnen passen will, The Self Portraits strahlen Sänger Samuel T. Herring, Bassist Die Band existierte William Cashion und Keyboarder Gerrit Wel- zwischen 2003 und 2005. Neben der Future-Islandsmers konzentrierte Gelassenheit aus, die man Besetzung spielten dort wohl nur erlangt, wenn man seit fast 15 Jahren Adam Beeby und Kymia gemeinsam musiziert. Die drei lernten sich Nawabi, mit Letzterer teilte sich Samuel T. Herring den während des Studiums in Greenville, North Gesang. Sein BühnenCarolina kennen, formten 2003 zunächst die auftritt war schon damals fünfköpfige Band Art Lord & The Self Portraits, exzentrisch, was sich – wie man bei frühen Live-Aufdie bis 2005 existierte. Kurz darauf gründeten nahmen auf YouTube sehen sie Future Islands – zunächst mit einem festen kann – auch an seiner Drummer, den sie über die Jahre gegen eine extravaganten Frack- und Bartmode zeigte. Session- und Tourbegleitung eintauschten.
#Pop #Future Islands
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#Pop #Future Islands
Den aktuellen Schlagzeuger Michael Lowry lernten sie in Baltimore kennen, wo Future Islands seit 2007 wohnen. Fragen nach Samuels Tanzstil nehmen sie gelassen hin – vermutlich, weil sie einfach zu oft gestellt werden. Mal antwortet Samuel, er überlege, ein Aerobic-Video rauszubringen, dann wieder behauptet er grinsend, er arbeite an einem neuen Move, bei dem er das Bein so hart und schnell hochziehe, dass er sich selbst ausknocke. Dann erzählt er, wie er einmal nach einem Konzert vor den Fans geflüchtet sei, weil ihm nach Ruhe zumute war und er draußen eine rauchen wollte. Also entfernte er sich von dem Pulk Menschen vor dem Club, stellte sich in eine dunkle Seitengasse, in der zwei Obdachlose saßen. Einer von ihnen sagte: »Hey, du bist doch der Typ aus dem Fernsehen. Do the dance, man! Do the dance!« Der »Sache mit dem Fernsehen« verdanken die Future Islands, dass sie seit dem 3. März 2014 nicht mehr der Geheimtipp der gut Informierten sind: An diesem Abend spielten sie in der Late-Night-Show von David Letterman den Vorboten ihres Albums »Singles«. Zwar mag der starke Song »Seasons« auch seinen Teil beigetragen haben, hauptsächlich aber war es Samuels Performance, die auf der ganzen Welt für Aufsehen sorgte. Weil sich jeder fragte: Wer ist denn dieser geile Typ? Und auch wenn so etwas in der WTF-Maschine Internet ja recht häufig passiert – hier traf es endlich mal Künstler mit Substanz, einer Geschichte und einem Arsch voller guter Songs – zu diesem Zeitpunkt verteilt auf vier Alben.
Hit-Singles für Punkclubs »Das war eine verrückte Zeit«, meint William, bevor Samuel ins Detail geht: »Eigentlich hatten wir uns damals schon damit abgefunden, eine Band zu sein, die niemals im Rampenlicht stehen wird. Wir waren sehr glücklich damit. Wir konnten von der Musik leben und hatten uns als hart tourende Band eine Fanbasis erspielt, die uns viel gab. Nach Letterman kamen dann ständig Typen, die uns vertreten oder uns helfen wollten, und wir meinten nur: ›Hey, uns geht’s gut. Wir kommen klar. Wo wart ihr vor sechs Jahren?‹« Ihr Album »Singles« tat dann das Übrige: Es erschien kurz nach dem Letterman-Boost und erfüllte genau das, was der Titel versprach: Es enthielt viele potenzielle Singles. »Seasons (Waiting On You)« war die offizielle, aber auch »Sun In The Morning«, »A Song For Our Grandfathers« und vor allem »A Dream Of You And Me« boten perfektes Hit-Material. Gerrit, der Mann an den Keyboards, sonst eher verhalten oder müde im Gespräch, erinnert noch einmal daran, dass sich das alles nur im Rückblick so smooth anhört: »Wir haben ›Singles‹ komplett aus eigener Tasche bezahlt und waren danach fast pleite. Das hätte auch anders ausgehen können.« Samuel lacht laut auf: »Nicht nur fast. Ich war wirklich blank.« Aber William bestätigt recht freimütig: »Der Titel war zwar ironisch anmaßend, doch wir wussten schon, dass wir eine gute Platte mit guten Songs gemacht hatten.« Und am Ende wird ihnen auch bewusst gewesen sein, dass sie das Geld ebenfalls hätten reinspielen können, wenn das Album nicht so eingeschlagen hätte – zur Not eben mit einer längeren und spartanischeren Tour. Europa im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen spielen bei der Erfolgsgeschichte eine wichtige Rolle. 2009 kamen Future Islands zum ersten Mal nach Deutschland, um ihr noch ungeschliffenes Debüt »Wave Like Home«
vorzustellen. »Deutschland war das erste Land, in dem wir einen Booker hatten«, erklärt Samuel. »Andreas Kohl, der mittlerweile ein guter Freund ist, hatte unsere erste Platte entdeckt und wegen einer Tour angefragt. Er schickte uns durch elf oder zwölf Punkclubs im ganzen Land. Perfektes Timing: Kurz darauf fassten wir auch in den Staaten Fuß und spielten viele Shows. Das erlaubte uns, in Europa und in den USA gleichzeitig langsam und stetig zu wachsen.«
Unter falschem Namen Aber genug von den alten Zeiten. »The Far Field« bietet schließlich ebenfalls eine Menge Gesprächsstoff. »Die Arbeit am neuen Album war bedeutend angenehmer als bei ›Singles‹«, erzählt William. »Wir gingen davon aus, monatelang in einem kleinen Studio in Texas zu hocken oder so, aber unser Produzent John Congleton John Congleton wollte unbedingt in die Sun- ... war mal Frontmann der set Sound Recorders Studios in Los Angeles. Band The Paper Chase und arbeitet heute als ProduWir haben in der Nähe ein Haus gemietet zent, Mixer, Songwriter und und sind zum Arbeiten immer ins Herz von Engineer. Er produzierte Hollywood gefahren, in die Räume, in denen zum Beispiel die Wild Beasts, Xiu Xiu, The Districts, auch Prince und die Beach Boys Songs aufge- The Mountain Goats und nommen haben. Wir haben immer noch alles St. Vincent. selbst bezahlt, aber es war total relaxt – und wir waren danach nicht pleite.« »Unsere ersten Sessions machten wir im Januar letzten Jahres auf einer Insel an der Küste von North Carolina«, so Samuel. »Zu der Zeit ist da kaum jemand, nur die nötigsten Geschäfte haben auf. Das hat sehr geholfen, uns auf die Arbeit zu konzentrieren.« Man habe sich durchaus gesorgt, ob man es noch schaffe, gemeinsam neue, gute Songs zu schreiben, weil das während des Tourens zu kurz gekommen sei. »Aber dann war der Flow plötzlich da, und den brauche ich, weil ich versuche, jeden Song mit der ersten Emotion anzugehen, die er in mir auslöst.« »Samuel schreibt seine Texte auf meine und Williams Instrumentals«, erklärt Gerrit. »Wir jammen viel zusammen, suchen uns die Parts, die uns gefallen, und arbeiten dann mal gemeinsam, mal jeder für sich an den einzelnen Songs.« Und wie sich das für eine Band gehört, die an die Währung Live-Qualität glaubt, wurden viele dieser Songs während ihrer Entstehung unter falschem Namen auf kleinen Konzerten ausprobiert.
Reise, Reise »The Far Field« enthält erschreckend viele Highlights. Schon die starke Vorabsingle »Ran« kündigte das an und heimste Dutzende positive Reviews ein. Und das, obwohl Future Islands immer noch aus der Zeit gefallen klingen und bisweilen sogar wie der Versuch, Spandau Ballet in cool zu sein. »North Star« ist eine fast schon schlageresk beginnende Hymne über die Antriebskraft der Liebe, die einen selbst durch schwere Schneestürme bringt, wenn man zu seiner Liebsten will: »Now I’m stuck in this place, without you / Thinking – what should I do? / All I knew – I couldn’t wait – one more night / And if this plane won’t fly / Then I’ll drive«, schmachtet Samuel hier; und was gelesen ein wenig banal klingt, klingt mit seinem Sehnen in der Stimme zum Niederknien schön. »Shadows« wiederum ist ein arschcooles Duett, das auf einem dieser melodischen Bassläufe schwingt, wie sie nur William Cashion so lässig
#Pop #Future Islands
hinbekommt. Dazu singt Blondies Debbie Harry: »These old shadows / They turn me like a screw / And dance the dance of Dante, entreating you.« Auf »The Far Field« kann man viele wiederkehrende Themen ausmachen, aber keines ist so präsent wie die Motive des Reisens und der Sehnsucht. Im Guten wie im Schlechten, sagt Samuel: »Diese Lieder sind natürlich Ausdruck unseres Lebens in den letzten Jahren. Es ist schwer, die Menschen, die man liebt, immer wieder für Wochen oder Monate zu verlassen und permanent auf der Straße zu sein. Aber manchmal sind es eben genau diese Straßen, die dich wieder nach Hause führen.« Einen therapeutischen Effekt habe das Songwriting in diesem Fall auch gehabt, sagt Samuel: »2014 und 2015 waren sehr schnell vorbei. Wir kamen nie wirklich zur Ruhe und hatten nie die Gelegenheit, diese verrückte Zeit zu reflektieren oder überhaupt darüber zu reden. Gleichzeitig war es verstörend für mich, dass ich mich danach auch nicht entspannen konnte. Wir haben im letzten Jahr kaum Konzerte gespielt – und trotzdem habe ich weiter Musik gemacht oder bin ständig in mein Auto gestiegen und habe meine eigenen Touren gemacht. ›North Star‹ ist auf so einer Fahrt entstanden, als ich durch das halbe Land und einen Schneesturm gefahren bin, um einen Menschen wiederzusehen.«
Die Vermessung der Gefühlswelt Obwohl Future Islands in ihren Liedern nie wirklich politische Texte verwursten, sondern eher die menschliche Gefühlswelt vermessen, trägt auch »The Far Field« wieder dieses kämpferische Werben für Empathie in sich. Am ehesten kann man es in Samuels Gesang und Performance verorten. Der stärkste Song der Platte »Through The R oses« scheint genau das unterstreichen zu wollen. Man kann sich jedenfalls schon jetzt auf die kommenden Liveshows freuen, wenn Samuel auf der Bühne steil geht und wie ein irrer Propagandaminister der Liebe, des Respekts und des Verständnisses die folgenden Zeilen singt: »It’s not easy, just being human / And the lights and the smoke and the screens / Don’t make it better / I’m no stronger than you and I’m scared ... / But we can pull through — together / Together / We can pull through.« »Das Stück habe ich eher mit Blick auf die Menschlichkeit als auf die Politik geschrieben. Aber natürlich reden wir gerade viel über Politik; und auch wenn sie in unserer
Musik nicht explizit thematisiert wird, wollen Blondies Debbie wir damit für Verständnis und Respekt werben. Harry Nenn es eine Politik der Empathie! Die braucht Die Punk-Ikone und es, um diesem pauschalen Hass zu begegnen, Blondie-Sängerin muss man hoffentlich keinem der momentan so hoch im Kurs steht. In den mehr vorstellen. William USA gibt es viele, die Schwule hassen oder Cashion sagte im Interview Schwarze hassen, dann aber trotzdem ihren zur Zusammenarbeit bei »Shadows«: »Alle fragen schwulen oder schwarzen Nachbarn ganz okay uns, wie es mit ihr im finden, weil er sich im Ort engagiert und auch Studio war. Leider hat sie ihren Part nicht bei uns seinen Rasen gut in Schuss hält.« eingesungen, wir haben Trump und Co. haben diese Vorurteile na- sie also nie getroffen. Aber türlich noch verstärkt. »Diese Probleme gab sie liebte den Song, und es vor ihm auch schon«, meint Samuel, »aber ich finde, sie hat ihn mit ihrem Gesang zu ihrem Trump hat leider gezeigt, dass es für viele okay gemacht.« zu sein scheint, ganze Gruppen zu verachten. Das macht mir Angst. Als wir vom Brexit hörten, dachten wir noch: Sind die da drüben Musik gemacht bescheuert? Und dann wird fünf oder sechs Samuel und William Monate später Trump gewählt, und Amerika haben in dieser Zeit ihr Nebenprojekt The Snails zeigt, dass es nicht besser ist. Ich weiß immer reaktiviert, das seit 2008 noch nicht, wie ich damit umgehen soll. Es existiert. 2013 erschien die schmerzt, festzustellen, dass ein Großteil der erste EP »Worth The Wait«, 2016 dann das DebütalMenschen anscheinend einen Dreck auf an- bum »Songs From The dere gibt und sagt: ›Wenn du nicht bist wie Shoebox«. ich, dann verpiss dich!‹ Die Angst spüren wir immer mehr in unserem Freundeskreis. Weiße Männer scheinen die Einzigen zu sein, die gerade wenig zu befürchten haben – und ich als weißer Mann hab trotzdem Schiss. Ich weiß nicht, was da los ist: Warum diese Wut auf Muslime? Auf Homosexuelle? Auf Frauen? Vor allem auf Frauen: Mir kommt es die letzten Jahre fast so vor, als hätte jemand eine Hetzjagd auf Frauen eröffnet. Was soll das, und wo kommt das her?« Genau diese Frage gälte es jetzt zu beantworten, meint Samuel, und liefert dann noch das perfekte Schlusswort: »Ich ringe damit, ich verstehe das nicht, aber ich spüre bei uns und bei unseren Freunden, dass wir alle verstanden haben, dass Grübeln und Klagen nicht mehr zählt. Alle, die wie wir diese Angst teilen, müssen sich endlich zusammentun und sehr bestimmt auf die andere Seite zugehen. Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass nicht alle zu Arschlöchern mutiert sind.« — Future Islands »The Far Field« (4AD / Beggars / Indigo / VÖ 07.04.17) — Intro empfiehlt die Tour vom 06. bis 08.11.
»ICH HABE DIE HOFFNUNG NOCH NICHT GANZ AUFGEGEBEN, DASS NICHT ALLE ZU ARSCHLÖCHERN MUTIERT SIND.« Samuel T. Herrings (Future Islands)
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#Pop #Judith Holofernes
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ein neues Album heißt »Ich bin das Chaos«. Ist Chaos für dich etwas Positives?
Das Faszinierende am Chaos ist die Gleichzeitigkeit von Bedrohung und Charme. Als wir den Song aufnahmen, sagte ich zu Teitur: »Hier muss ich eigentlich wie der Joker aus ›Batman – The Dark Knight‹ singen.« Er hat sehr herzlich gelacht und gesagt, das werde schwierig. Dennoch hat er verstanden, was ich meinte. Es musste schon ein bisschen Gotham drin sein und diese Freude an der Zerstörung. Aus dem Chaos entstehen schließlich wieder Wachstum, Geburt und Schöpfung – und genau das finde ich daran faszinierend. Färöer
Die autonome, zur dänischen Krone gehörende Inselgruppe im Nordatlantik hat – trotz ihrer beschaulichen Größe – eine sehr lebhafte Musikszene, die man sich zum Beispiel vom 13. bis 15. Juli beim dortigen G! Festival anschauen kann. Neben Lokalheld Teitur sind dort zum Beispiel Konni Kass mit ihrem elektronisch verzierten Pop oder Danny & The Veetos zu hören, die bisweilen wie eine Kreuzung aus Sigur Rós und den ganz frühen Shins klingen.
Einen Teil des Albums hast du mit Teitur auf den Färöer-Inseln aufgenommen. Hatte dieser spezielle Ort einen spürbaren Einfluss?
In »Oder an die Freude« verwandelst du Beethoven in einen Verweigerungssong und singst »Freude schöner Götterfunken, Tochter mach dein Physikum«. Hast du selbst jemals diesen Druck von zu Hause bekommen, über den du da singst?
Meine Eltern haben sich schon irgendwie immer Sorgen gemacht. Mein Vater hat damals gefragt, ob ich nicht doch einfach nur zur Sicherheit studieren möchte. Und da ich ein kleines Erfüllerchen bin, habe ich angefangen, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation zu studieren, weil mir im Beratungsbüro gesagt wurde, dass man da fast nicht hingehen müsse und das super einfach sei. Das Studium habe ich schnell abgebrochen. Ich habe mich schon früh gefragt, wieso man sein Lebensglück aufschieben soll. Wenn jetzt irgendwer darüber nachdenkt, ob er das, was er macht, auch wirklich will, ist es mir eine Ehre, diese Person vom Studium abzuhalten.
Ja, einen sehr starken, wenn auch manchmal absurden. In einigen Songs hört man den Einfluss direkt, wie bei »Optimist«, dazu kann man sich eine zerfurchte, skandinavisch schöne Trostlosigkeit vorstellen. Aber wenn man einen wilden Song wie »Analogpunk« schreibt und dabei auf eine offene Schafwiese und Klippen guckt, dann ist das schon irgendwie sehr schräg. Es ist unwirklich schön da, Teitur hat ein kleines Holzhäuschen, und du schaust aus dem Fenster, und draußen ist das Meer. Außerdem wird es nicht dunkel. Man kommt dort in eine Art Zwischenwelt. Wir haben uns fast Es gibt auf dem Album den Song »Unvernur von kaltem Kaffee ernährt und gearbeitet schämtes Glück«, in dem du singst: »Ich wie die Wahnsinnigen. glaube, mir geht es zu gut.« Hast du manchmal das Gefühl, deinen Erfolg nicht zu verdienen?
Ich habe schon das Gefühl, im Leben überdurchschnittlich viel Glück abbekommen zu haben. In Gesprächen mit Freunden habe ich dann gemerkt, dass ich damit nicht allein bin. Man fühlt sich für sein Glück ja immer irgendwie ein bisschen schuldig und fürchtet, dass das Universum für ausgleichende Ungerechtigkeit sorgen wird und mit Thors Hammer eingreift. Wenn man aus einer anderen Perspektive auf das Leben schaut, könnte man natürlich auch wieder sagen, dass die Balance von dunkel und hell wahrscheinlich am Ende immer irgendwie ausgewogen ist.
Judith Holofernes
»EIN BISSCHEN GOTHAM MUSS SCHON DRIN SEIN« Auf den Färöer-Inseln hat Judith Holofernes gemeinsam mit dem Songwriter Teitur wie eine Wahnsinnige Songs aufgenommen, die extrem gut zu dieser dystopischen Zeit passen. Auf »Ich bin das Chaos« führt uns Judith in die Dunkelheit, ohne dabei die Taschenlampe zu vergessen. Hannah Bahl hat sie zum Interview getroffen – samt Chai Tee und unerschütterlichem Optimismus.
#Pop #Judith Holofernes
In »Der Krieg ist vorbei« singst du: »Lass die Waffen fallen, nimm meine Hand.« Sollen wir das jetzt in diesen Zeiten mehr beherzigen?
Du hast mal gesagt, dein Album finge erst vor einem dunklen Hintergrund an, richtig zu leuchten. Spielst du dabei auch mit der Idee von Leonard Cohen, der sang: »There is a crack in everything, that’s how the light get’s in?«
Der Song ist mir inzwischen fast etwas gruselig, weil er schon viel älter ist. Dass uns diese Thematik in der Realität so eingeholt hat, ist schon sehr absurd. Es ist aber auch eine Allegorie, in der es um die inneren Kämpfe geht und darum, dass ich nicht loslassen kann. Ich habe in manchen Momenten gemerkt, dass ich in einem Fightor-flight-Modus festhänge, bei dem am Ende nur Weitermachen hilft. Deshalb singe ich ja: Fight-or-flight»Ich weiß nicht, wie man aufhört, nur, wie Modus man anfängt.« Der Begriff stammt von
Ich habe schon diese Sehnsucht, einen rein dunklen Song zu schreiben, aber das gelingt — Judith Holofernes »Ich bin das Chaos« (Därängdängdäng / Embassy Of Music / Warner) mir nie so ganz. Irgendwo ist immer noch Liebe — Auf Tour vom 24.04. bis 03.08. und Licht drin. Ich versuche, in der Musik an die grundmenschlichsten Gefühle ranzukommen. Dieses Leiden, das wir spüren, ist ja kollektiv und nicht meins allein. Ich gehe also über einen sehr persönlichen Zugang an etwas Universelles ran, was mit den Grundbedingungen unserer Existenz zu tun hat. Als Musikerin erkläre ich mich vielleicht auch dazu bereit, Abgründe zu erforschen, damit ich sie als eine Art Stellvertreterin für andere vermessen oder kartografieren kann. Das ist natürlich nicht immer einfach und manchmal auch beängstigend, aber dann muss man eben seine Schutzbrille aufsetzen und trotzdem rein.
dem amerikanischen Physiologen Walter Cannon und wird vor allem in der Stressforschung benutzt. »Fight or flight« als Kampf- oder Flucht-Reaktion beschreibt die rasche körperliche und seelische Anpassung von Lebewesen in Stress- oder GefahrenSituationen.
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#Pop #Father John Misty
Father John Misty
EINE PORTION DRAMA BITTE!
Auf »Pure Comedy« erzählt Father John Misty als musikalischer Stand-upComedian vom kosmischen Witz und warum das menschliche Dasein eine Absurdität ist. Lena Ackermann hat Josh Tillman, so sein bürgerlicher Name, getroffen und mit ihm über die Menschheit, die Vorzüge von Kokosnussöl und die Humorlosigkeit weißer Männer gesprochen. Foto: Peter Kaaden
#Pop #Father John Misty
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er sich in den letzten Monaten gefragt hat, wie die Welt in die ganze Scheiße hineingeraten ist, in der sie momentan steckt, sollte das aktuelle Album von Father John Misty hören. Auf »Pure Comedy« erklärt Josh Tillman – der gar nicht mehr wie ein Father aussieht, seitdem er sich den priesterlich-hippen Vollbart abrasiert hat – in 13 Songs die Menschheit. Sein Fazit: Wir wollten es nicht anders! Wie weit die Belege dafür zurückreichen, zeigt ein Aufsatz zu »Pure Comedy«, in dem Tillman das biblische Buch Kohelet zitiert. Auf der Platte besingt er die Absurdität des menschlichen Daseins und gibt einen Einblick in die Gefühlswelten des dramatischen Affentheaters im Weißen Haus. Und das, obwohl Tillman seine Texte Buch Kohelet längst fertig geschrieben hatte, als sich die Kohelet, oder auch Ekklesiastes, ist das Buch konkrete Möglichkeit des Präsidenten Trump des Alten Testaments mit gerade einmal abzuzeichnen begann. Dass eine dem stärksten philosophi- große Komödie nicht ohne Drama auskommt, schen Einschlag. Die Texte werden König Salomon zu- ist kein Geheimnis. Und da wären wir dann geschrieben. Josh Tillman auch schon beim Kern von »Pure Comedy«. zitiert in seinem das Album Zwischen Bananenschalen, Asche und einer begleitenden Aufsatz einen der bekanntesten unangetasteten Schüssel voller Gummibärchen Verse des Buches: »Was steht ein Glas Bio-Kokosnussöl. »Das Zeug ist geschehen ist, wird wieder hervorragend für die Haare. Vor allem, wenn geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun: man lange nicht geduscht hat.« Der frisch geEs gibt nichts Neues unter duschte Tillman grinst und massiert sich zum der Sonne. Zwar gibt es Beweis eine Portion Fett in die Spitzen. Dann bisweilen ein Ding, von dem es heißt: Sieh dir das an, modelliert er die speckigen Strähnen, zündet das ist etwas Neues – aber sich die nächste Zigarette an und beobachtet auch das gab es schon den aufsteigenden Rauch, als wäre damit alles in den Zeiten, die vor uns gewesen sind.« gesagt. Sarkasmus ist sein Ding. War es schon immer. Schließlich ist er in einer erzkonservativen Familie aufgewachsen und musste sich als Kind verschiedensten Erweckungsszenarien unterziehen. Dass sich daraufhin keinerlei Religiosität eingestellt hat, dürfte vor allem für seine Eltern ernüchternd gewesen sein. »Diese Leute und die Szenarien waren vollkommen wahnsinnig«, befindet er heute. Eine harte Schule, in der er vor allem eines gelernt hat: Ironie. Anstatt in fremden Zungen zu sprechen, seziert Tilman musikalisch lieber die großen Fragen unserer Zeit, die gleichzeitig auch die Themen der religiösen Lehre sind. Angst, Liebe, Sinn. »Es mögen Klischees sein, aber es gibt nun einmal nichts anderes, über das ich schreiben könnte.« Die Antworten, die Father John Misty auf diese Fragen findet, sind oft genial komisch, im jetzigen Fall aber auch ziemlich düster. So singt er im Titelstück: »The only thing that seems to make them feel alive is the struggle to survive / But the only thing that they request is something to numb the pain with / Until there’s nothing human left / Just random matter suspended in the dark / I hate to say it, but each other’s all we got.« Ein schwacher, aber immerhin: ein Trost. »Das menschliche Leben ist nun einmal eine Absurdität, und das meine ich weder respektlos noch zynisch.« In Ermangelung eines Aschenbechers drückt Tillman seine Kippen in einem halbvollen Glas Sprudelwasser aus – die Krux der Nichtraucherbüros. »Ich glaube, dass der kosmische Witz eine große Freiheit in sich birgt. Wenn man sich einmal anschaut, wie unbedeutend und klein die Menschheit im Angesicht des Universums ist, dann ist es kein Wunder, dass sich dieselben Fehler in der Geschichte ständig wiederholen. Das ist für mich eine reine Komödie.«
Auch wenn man der Figur Father John Misty einen gewissen Hang zum Größenwahn nicht absprechen kann, mit »Pure Comedy« dürfte Tillman seinen Zweiflern endgültig beweisen, dass er auch liefern kann, was er verspricht. Dass das Album sowohl textlich als auch musikalisch extrem gut klingt, liegt sowohl an seiner treffenden Frechheit als auch am Aufnahmeprozess: Das Album wurde komplett live eingespielt. Mit Band, Studiomusikern und einem opulenten Gospelchor. Manchmal hört man auch einfach nur Tillman, der allein am Piano in L.A. im Studiokomplex sitzt. Man kann nicht sagen, dass Father John Misty für seine glanzvolle Wiederauferstehung irgendwelche Mühen gescheut hätte. Vom mit einer Kamera begleiteten Aufnahmeprozess existieren wahnwitzige 80 Stunden Rohmaterial. »Ich wollte mit diesem Album etwas fundamental anderes machen, verglichen mit allem, was ich bislang getan habe. Das hat funktioniert.« Neu ist auch die Art, mit der sich Tillman offenbart. Da kann er in »Leaving L.A.«, seiner persönlichen Reinterpretation Max Martin von Lennons »The Ballad Of John And Joko«, ... kommt aus Schweden zwar behaupten, er verliere mit jeder seiner und heißt eigentlich Karl Veröffentlichungen an Menschlichkeit, eigent- Martin Sandberg. Der Mann ist eine echte Hitlich ist aber das Gegenteil der Fall. Maschine, er hat Songs Mit 35 Jahren ist Josh Tillman nicht nur für so ziemlich jeden wieder zurück in L.A., sondern auch gänzlich größeren Namen im Popim Musikgeschäft angekommen. Zuletzt hat er Business geschrieben. Die Backstreet Boys, *NSYNC, an Songs für zwei der momentan größten US- Britney Spears, Taylor Swift Popstars mitgeschrieben. »Die Arbeit für Bey- oder The Weeknd sind nur oncés ›Hold Up‹ hat nur ungefähr eine Stunde eine Auswahl. Insgesamt gehen 21 Billboardgedauert. Sie haben mir den Track geschickt, Nummer-eins-Hits auf das ich hab einen Text und eine Melodie geschrie- Konto des 44-Jährigen. In ben, aufgenommen und das Ding zurückge- den 90er-Jahren schrieb Martin übrigens auch den schickt. Mit Lady Gaga habe ich gejammt, dabei größten Hit einer vor allem kamen ›Sinner’s Prayer‹ und ›Come To Mama‹ in Deutschland erfolgraus. Die Zusammenarbeit ist nur deshalb zu- reichen schwedischen Retortenband: »Wish You stande gekommen, weil beiden meine Platte Were Here« von Rednex! vorgespielt wurde und sie meine Musik gut fanden. Das bewundere ich! Ich meine, diese Stars haben Zugang zu jedem Hit-Schreiber der Welt. Und dennoch sind sie in der Lage, etwas völlig Unerwartetes zu hören und zu sagen: ›Hey, lass uns das machen!‹ Dabei wäre es viel einfacher, mit Hit-Maschinen wie Max Martin zusammenzuarbeiten.« Eigentlich, sagt Tillman, war die Idee, sich mit Ko-Produktionen in den Pophimmel zu katapultieren, ganz und gar subversiv. »Das sind Songs, die du den ganzen Tag im Radio hörst. Ich dachte, es wäre cool, die Gesellschaft dadurch beeinflussen zu können. Aber so einfach funktioniert es dann leider doch nicht.« Logisch, dass ein Mann mit einer derart arroganten Ader auch mal auf Ablehnung stößt. »Mir wird oft unterstellt, ich wolle belehren. Was für ein humorloser Vorwurf! Ich habe das Gefühl, dass im Moment eine sehr bourgeoise, liberale Sensibilität herrscht. Weiße Liberale können es einfach nicht leiden, wenn ihnen ein anderer weißer Liberaler Vorträge hält. Das wird direkt als nicht authentische Stimme wahrgenommen, als privilegierter, übergebildeter Beitrag.« Deshalb lässt Tillman diese Kritik locker abperlen und verweist schlicht auf sein neuestes Werk, das die Menschheit – diese »bedeutungslosen, Smartphone-besessenen, eigennützigen Welt-Zerstörer« – zwar durchaus belehren will, aber in dieser »Pure Comedy« eben auch den höllischen Spaß sieht. — Father John Misty »Pure Comedy« (Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 07.04.17)
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#Pop #Sleaford Mods #Bunch Of Kunst
Sleaford Mods »Bunch Of Kunst«
»Do Germans get the lyrics
at all?« Andrews Wohnung, Juli 2014
Auf diesem Sofa wurden so ziemlich alle frühen Sleaford-ModsSongs bis zum Album »Key Markets« aufgenommen. Jason brachte nach der Arbeit die Texte auf dem Handy mit, und Andrew stöpselte seinen Laptop ein. Diese Aufnahme entstand bei unserem allerersten Besuch in Nottingham im Sommer 2014, für einen TVBeitrag für artes »Tracks«. Der Tag endete in einem Dosenbierbesäufnis, einem DJ-Battle zwischen Andrew und meinem Kameramann und dieser seltsamen Idee, einen Film zu machen. Die Idee klang auch am nächsten Morgen mit Kater noch ganz gut.
Warum Frontgrantler Jason Williamson und Laptop-Dompteur Andrew Fearn auch mit ihrem neuen Album »English Tapas« englische Arbeiter und deutsche Feuilletonisten gleichermaßen begeistern? Vielleicht liefert die Dokumentation »Bunch Of Kunst« von Christine Franz eine Erklärung. Die Arte-»Tracks«-Redakteurin und Intro-Autorin kam den Sleaford Mods in den vergangenen Jahren erstaunlich nahe, filmte beispielsweise in Andrews Wohnzimmer, in Jasons Küche und vor der Plattensammlung von Manager Steve Underwood. Ganz nebenbei dokumentierte sie damit auch den Hype, der diese Zeit prägte. Uns gewährte Franz einen bebilderten Blick hinter die Kulissen von »Bunch Of Kunst«, den sie – inspiriert vom DIY-Ethos der Band – auf eigene Kosten produzierte.
#Pop #Sleaford Mods #Bunch Of Kunst
Steves letzter Arbeitstag, Januar 2015
Steve Underwood ist Manager der Mods und so was wie der heimliche Held der Band-Geschichte. Seit Anfang der 90er betreibt er das Avantgarde-Label Harbinger Sound und entdeckte die Band Ende der 2000er in Nottingham. Ihm haben wir auch das Busvideo von »Tied Up In Nottz« zu verdanken – er war 14 Jahre lang Linienbusfahrer für Nottingham City Transport und fuhr den Doppeldecker aus dem Video. Als dieses Bild entstand, hatte er den Job gerade an den Nagel gehängt, um sich ab sofort Vollzeit den Sleaford Mods zu widmen. Damals fragte er sich noch, was er nur mit der vielen freien Zeit anstellen solle, außer German-Postpunk-Platten zu hören oder im Pub zu sitzen. Dazu kam er allerdings in den nächsten Monaten kaum noch.
UK Smalltown Tour, März 2015
Unterwegs durch die vergessenen Kleinstädte Nord- und MittelEnglands. Sleaford Mods wollten an die Basis. Dahin, wo sich kaum eine Band und schon gar kein Londoner Politiker mehr blicken lässt: Orte wie Scunthorpe, Stockton-on-Tees oder Wakefield. Der Schweiß tropfte von der Decke, gestandene Altskins waren beim Anblick der Band den Tränen nahe. »They are the voice of Britain. They tell what Britain is like at the moment«, diktierte uns einer in die Kamera. Word!
European Tour, April 2015
Eine Frage, die uns bei fast jedem Konzert in England gestellt wurde: »Do Germans get the lyrics at all?« Wir: Für rappelvolle Hallen, Moshpits und Herzblutverehrung reicht es jedenfalls! Wie dieser Fan aus München sehr anschaulich beweist.
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#Pop #Sleaford Mods #Bunch Of Kunst
Glastonbury Festival, Juni 2015
Ich glaube, das war so ziemlich genau der Moment, in dem Jason klar wurde, was gerade mit ihm und seiner Band passierte. Glastonbury war so was wie der Turning Point. Der anschließend von der BBC im Internet gestreamte Konzertmitschnitt war – nach dem Auftritt des Dalai Lama – der meistgeschaute an diesem Festival-Wochenende – und katapultierte Sleaford Mods endgültig in jedes Wohnzimmer Englands. Als wir mit dem Film anfingen, dachten wir noch, er würde mit dem Gang auf die Glastonbury-Bühne enden. Was sollte danach schließlich noch kommen? So einiges, wie sich herausstellte.
Dismaland, September 2015
Ein verregneter Tag zwischen politischer Pop-Art in Banksys dystopischem Freizeitpark – ein besseres Setting für einen Sleafords-Gig hätte man sich wohl kaum ausdenken können. Parktischerweise hing neben der Bühne ein Kunstwerk mit David »Brexit Referendum« Cameron, das angeheizt von Songs wie »Face To Faces« diverse Bierflaschen abbekam. Deleted Scene des Herzens, die es am Ende nicht mehr in den finalen Cut geschafft hat. Audienz bei Iggy Pop, August 2016
Das passiert, wenn man auf einem Konzert den Sleaford-Mods-Fan vor sich anquatscht. Der stellte sich als Redakteur von BBC 6 Music vor und fragte, ob man nicht mal mit Iggy Pop über Sleaford Mods sprechen möchte. Schließlich hätte der die Jungs ja gerade als »wichtigste Rock’n’Roll-Band auf dem Planeten« geadelt. Eineinhalb Jahre später sitzen wir tatsächlich mit Iggy in einem 5-Sterne-Hotel in Helsinki. Er trägt Jogginghose und Oma-Lesebrille und zitiert aus Jasons Songtextband »Grammar Wanker«, als sei es Shakespeare. Dass er am nächsten Tag auch noch mal anruft und alles Gute für den Film wünscht, war an Craziness kaum noch zu überbieten. Note to self: Einfach öfter Leute auf Konzerten ansprechen, man weiß ja nie, wer da so vor einem steht.
— Ab Ende April in ausgewählten Kinos. Termine auf bunchofkunst.com — Interview mit der Regisseurin auf intro.de — »Bunch Of Kunst. A Film About Sleaford Mods« (GB 2017; R: Christine Franz) — Sleaford Mods »English Tapas« (Rough Trade / Beggars / Indigo)
EINE KLASSIK FÜR SICH.
JOEP BEVING PREHENSION
JARVIS COCKER & CHILLY GONZALES ROOM 29
VÍKINGUR ÓLAFSSON PHILIP GLASS: PIANO WORKS
TALE OF US ENDLESS
MAX RICHTER THREE WORLDS: MUSIC FROM WOOLF WORKS
www.klassikakzente.de www.deutschegrammophon.com
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#Pop #Die Regierung
Die Regierung
BESTE REGIERUNG ALLER ZEITEN
#Pop #Die Regierung
Damit hätte auch niemand mehr gerechnet: Die Regierung ist wieder da. Tilman Rossmy sitzt am Tresen und erzählt von den Sachen, die ihm aufgefallen sind, während er weg vom Popbusiness-Fenster war. Doch insgesamt hat sich nicht viel verändert: Er nölt immer noch, und Die Regierung ist fantastisch, findet Stephan Uersfeld. Foto: Patrick Desbrosses
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as neue Regierung-Album heißt »Raus«. Es ist eine ziemliche Sensation. Und das 22 Jahre nach »Alles gar nicht wahr«, dem Abgesang auf die Hamburger Schule und deren Protagonisten, die sich mehr für Koks und ihre Frisuren als für alles andere interessierten. Das war nicht mehr Tilman Rossmys Ding. »Mir ging das Geschrammel auf den Sack. Das war vom Timing her total tödlich«, sagt Rossmy heute über das Ende seiner Teilnahme an der Hamburger Szene. Er wird jetzt bald 60, hat zwischendurch mal dies und mal das gemacht und schrammelt jetzt wieder. Wenn auch nur als Teilzeitarbeiter. »Die Regierung soll schon Indie sein und in ihrer Tradition bleiben. Es macht doch keinen Sinn, mit dieser Band eine Country-Platte zu machen.« Country war irgendwann zu seiner Sache geworden, nachdem er aus der Indie-Welt ausgestiegen war, in der Die Regierung 1994 mit »Unten«, ihrem bis dato letzten, auf dem damaligen Vorzeigelabel LADO erschienenen Album, überhaupt erst richtig angekommen waren. Damals schien alles perfekt. Die Regierung hatte abgeliefert: Erst »Supermüll«, den 1984 aufgenommenen und lange verschwundenen, dann 2015 neu aufgelegten Meilenstein der Postpunk-Historie, der damals mit ein paar Jazzmusikern eingespielt worden war, die dieser Musik eigentlich nur wenig abgewinnen konnten. Zu diesem Zeitpunkt war Rossmy bereits Mitte 20. Und als er nach einem weiteren Album in den Norden gezogen war und als Klassenältester der Hamburger Schule mit »Unten« seine Spuren hinterließ, in seinen 30ern. »Ich war da die große, weiße Hoffnung«, sagt Rossmy. Aber nicht lange. Seine Zeit war abgelaufen. Man sprach davon, mit Tocotronic auf Tour zu gehen. Die Regierung als Main-Act, die Tocos als Support. Kurz darauf hätte man es umdrehen können, sagt Rossmy. »Tocotronic waren immer so supernett. Die waren alle wie Kunststudenten aus England, haben das ganze Marketing durchgezogen. Fotos, die immer das gleiche Feeling hatten. Fotos, Image, das hatten wir anderen LADO-Bands alle irgendwie nicht drauf. Wir haben Fotos mit Kettensägen gemacht.« Das war Mitte der 1990er sicher nicht förderlich – in einer Zeit, in der sich die deutsche Popkultur noch einmal kurz erhob, bevor sie den Bach runterging. In England duellierten sich damals Oasis und Blur, aus Amerika wurden immer neue Gitarrenbands über den Ozean gespült. Pavement, The Lemonheads. Dieser Kram. In Deutschland war die Hamburger Schule der heiße Scheiß.
Die Regierung aber gab es nicht mehr. Aus. Rossmy wurde danach bewusst anti-alternativ, wie er es ausdrückt. »Mein Vertrieb Rough Trade wollte mich in die TocotronicEcke drücken, und ich komme dann mit ganz anderem Zeug an. Die anderen haben auf Krach gemacht. Ich konnte das nicht mehr hören. Ging mir echt auf den Zeiger. Das hat ein paar Freundschaften zerstört.« Aus Anti-Alternativ wurde Country, aus LADO erst Glitterhouse und wenig später ein Eigenvertrieb, aus der Regierung wurde das Tilman Rossmy Quartett, das durch die Lande tingelte und in kleinen Kellerclubs auftrat. Zwar kamen immer noch Leute. Aber die wollten die alten Die-Regierung-Hits hören. Rossmy reiste im eigenen Land umher, coverte sich selbst, begeisterte sich für Sufismus, schrieb Lieder über Wein, über den Geist der Dinge. »Meine spirituelle Phase«, sagt er. »Das habe ich ein paar Alben lang so gemacht.« Alben, die immer weniger Menschen hören wollten, die immer weniger Beachtung fanden. Einmal in dieser Zeit trat eine Münchener Besetzung von Die Regierung auf dem Immergut auf. 2006 war das. Den Auftritt Sufismus konnte man vergessen, die Band zerbrach. Der Begriff ist so etwas Rossmy zog durch die Lande, wohnte in wie ein Sammelbecken für verschiedene Strömungen und flüchtete aus Lörrach, weil man da auch des islamischen Glaubens, kaputtgeht. Er ging nach München und von die die Mystik des Islam in dort aus in die Schweiz. »Ich habe dann Ski- den Mittelpunkt stellen und das unmittelbare Erleben Touren gemacht. Mit Fellen unter den Skiern, Gottes anstreben. Der auch in Gebiete, in denen es keine Lifte gibt. Prophet Mohammed wird Das ist echt irre. Und fast die einzige Art, in als erster »Sufi« betrachtet, der zuerst ein gänzlich der modernen Welt noch Einsamkeit zu er- von Gott durchdrungenes leben. Total allein im Schnee. Das ist tief. Da Leben führte. triffst du die Angst. Du kannst da sterben, ‘ne Lawine auslösen. Was auch immer. Das hat mich gepackt.« Er ist nicht gestorben, wurde Vater, und irgendwann wollten die alten Fans im heimatlichen Essen wieder seine Songs hören. Das Quartett konnte nicht auftreten, sollte auch nicht mehr. Doch die frühe Essener Besetzung von Die Regierung konnte. Das Konzert war ausverkauft, das Gefühl wieder da. Ein paar Songs lagen auch rum. Dann eben ‘ne Platte machen. Ein Label fand sich unter den alten Fans der Band recht schnell: »Ich kannte Staatsakt gar nicht und hab erst mal Google angeschmissen«, sagt Rossmy. »Das ist ja schon das LADO-Auffangbecken. Wir sind jetzt wieder Teil von der Indie-Familie. LADO Ich höre mir die ganzen Staatsakt-Sachen an. Das Label gibt’s nun auch schon zehn Jahre nicht Isolation Berlin find ich ganz gut.« mehr. LADO war die »Raus« ist kein Alterswerk, »Raus« ist richtig Abkürzung für das 1988 guter Indie-Pop. Rossmy schmeißt darauf mit von Carol von Rautenkranz seinen Beobachtungen nur so um sich. Viel und Pascal Fuhlbrügge gegründete Label L’Age D’Or, hat sich bei ihm in den Jahren angesammelt, das 2007 dichtmachte. Im viel geht raus. Schonungslos, scharfsinnig. Roster fanden sich solch Beobachtend. Mit Lloyd-Cole-Cover, mit einer prägende Bands wie Die Sterne, Huah!, Tocotronic, Tom-Liwa-Huldigung, diesem bemerkenswer- Kolossale Jugend, Milch, ten Liedermacher, der von Rossmy bewundert Ostzonensuppenwürfelwird. Mit der Mutation eines Klee-Songs, an machenkrebs, Fink, Stella, Spillsbury und Superpunk. dem Gunter Gabriel gescheitert ist und dem Die Regierung eine Sinnlosigkeit hinzufügt, die, so Rossmy, »schon wieder Sinn ergibt«. Diese Regierung ist die beste Regierung aller Zeiten, und neben Kritikerlob wäre jetzt auch ein wenig Respekt vom Rest der Welt schön. Damit es weitergeht. »Ich glaube nicht, dass ›Raus‹ schon das Ende war. Wir haben ein paar neue Songs, starke Songs. Da wird schon noch was kommen. Die Regierung oder Nashville. Wer weiß.« — Die Regierung »Raus« (Staatsakt / Universal)
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#Pop #Milky Chance
Milky Chance
ES BLÜHT SO SCHÖN Im Vorbeigehen die Welt erobern und dann nach Kassel abhauen, um den zweiten Angriff auf das Pop-Business vorzubereiten – so läuft das bei Milky Chance. Nur dass diese Angriffsmetaphorik so gar nicht zu ihnen passt: Entspannt erzählen sie Silvia Silko vom zweiten Album »Blossom«. Foto: Christian Debus
#Pop #Milky Chance
S
ommer 2016. Milky Chance sind fern der Heimat. Ein Festivalauftritt in den USA steht kurz bevor. Die Sonne brennt. Clemens Rehbein und Philipp Dausch legen sich Backstage im Schatten ins Gras. Die ersten Songs des neuen Albums sind längst im Kasten, ein Titel ist aber noch immer nicht in Sicht. Das Thema nagt an ihnen, geht ihnen nicht aus dem Kopf. Auch nicht jetzt, kurz vor der Show, wo sie ihre Kräfte sammeln. Ihre Blicke richten sich gen Himmel, der blau zwischen der Blüten tragenden Baumkrone aufblitzt. Dann ist alles plötzlich eindeutig, und einer der beiden ruft: »Ich hab’s: ›Blossom‹, Alter!« »Blossom – das Wort hat einen schönen Klang, und seine Bedeutung ist so organisch«, erklärt Philipp, während er sich den Begriff noch ein paar Mal auf der Zunge zergehen lässt. Die Dinge in ihrer Natürlichkeit nicht einzuschränken scheint eine generelle Vorliebe der Band zu sein. Ist ja auch alles »einfach so« passiert: 2013 wissen Clemens und Philipp nicht so recht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen. »Wir haben unser Abi gemacht, Schule war also aus. Wir wollten rumreisen, hatten vorher aber noch ein bisschen Zeit. Also haben wir die Songs, die Clemens geschrieben hat, aufgenommen und bei YouTube hochgeladen.« Einfach so halt ... Der Rest der Geschichte ist bekannt: Die Kasselaner verpassen mit ihrem Hit »Stolen Dance« scheinbar über Nacht so ziemlich der gesamten Welt denselben Ohrwurm. Sie spielen ausverkaufte Touren rund um den Erdball, erreichen mit »Sadnecessary« Platin-Status und dürfen als erste deutsche Band den US-Talkmaster Jimmy Kimmel in seiner Late-Night-Show beehren. »Das ging schon alles wahnsinnig schnell, aber was sollen wir sagen? Man muss einfach mitgehen«, erklärt Philipp. »Wobei es immer mal wieder Momente gab, in denen uns plötzlich bewusst wurde, wie groß das alles geworden ist. So eine Lawine will man ja eigentlich nicht aufhalten, aber das Bewusstsein, dass man es auch gar nicht könnte, löst schon ganz schön Respekt aus«, räumt er ein. Trotzdem wirken die beiden wenig beeindruckt von den Vorgängen um sie herum. Philipp zuckt bloß mit den Schultern: »Reisen wollten wir ja sowieso, Musikmachen mögen wir auch.« Etwas Besseres hätte ihnen vor gut drei Jahren also gar nicht passieren können. Aus der romantischen Geschichte vom kometenhaften Aufstieg zweier deutscher Jungs ist inzwischen eine ernste Sache geworden, an der eben auch Verantwortung und nicht nur der eigene Job hängen. »Aber das ist ja nichts, was nur wir durchmachen«, wiegelt Clemens ab. »Jeder junge Mensch muss irgendwann ins Arbeitsleben starten und Verantwortung übernehmen – in verschiedenen Bereichen des Lebens. Man durchläuft diesen Prozess und fragt sich, wo man steht und wer man sein oder werden
will. Dann muss man Antworten für sich finden, und das ist meistens gar nicht so einfach.« Clemens wirkt bei diesen Worten ungewohnt ernst. Dabei findet man in seinen Songtexten häufig reflexive und zweifelnde Momente, über die die sonnengeküssten Melodien und die eingängigen Rhythmen von Milky Chance hinwegtäuschen. Eingängiger oder direkter seien auch die Songtexte geworden, meint Clemens: »Auf ›Blossom‹ bin ich sehr viel deutlicher als noch auf ›Sadnecessary‹. Da habe ich noch verschachtelter geschrieben, und keiner wusste, worum es wirklich geht.« Aber nicht nur die Texte des Albums geben mehr her, auch die Produktion hat den DIY-Charakter des Debüts längst überholt. Für die Grundideen und Songkonstrukte gehen Milky Chance zunächst jedoch keine Kompromisse ein und arbeiten, wie sie es gewohnt sind: nur miteinander in der Abgeschiedenheit ihrer geliebten Halbprovinz. »Als wir angefangen Jimmy Kimmel haben, für ›Blossom‹ zu schreiben, haben wir Auch hierzulande dürfte versucht, die Musik aus uns heraus entstehen Kimmel kein Unbekannter sein: Obwohl die Talkshow zu lassen. Wir haben uns der gesamten Außen- seit 2003 auf dem USwirkung entzogen.« Sender ABC ausgestrahlt Das ist ein hoher Anspruch, vor allem, wenn wird, sind die Clips aus der Sendung, ähnlich wie man als das Aschenputtel-Phänomen der in- bei Jimmy Fallon, weltweit ländischen Poplandschaft gehandelt wird: Je YouTube-Klickgaranten. erfolgreicher das Debüt, desto mehr Skepsis Zudem moderierte Kimmel kürzlich die Oscar-Vererwartet einen beim zweiten Album. »Zum leihung. Als musikalische Schreiben kann man einen solchen Druck Gäste hat Kimmel neben nicht gebrauchen, also muss man sich da- Milky Chance zum Beispiel schon Metallica, Norah von einfach frei machen und nicht drüber Jones, Die Antwoord und nachdenken.« viele andere begrüßt. Die hörbaren Neuerungen kamen erst in der zweiten Phase der Aufnahmen. Dabei arbeiteten Philipp und Clemens erstmals mit einem Produzenten zusammen. Die Wahl fiel auf Tobias Kuhn, der schon erfolgreich mit Tobias Kuhn Tomte und Udo Lindenberg gearbeitet hat. ... hat zum Beispiel Thees Schnell wurde klar, dass es zwischen Produ- Uhlmanns Soloalbum produziert und war als Kozent und Band gut passte. »Tobi hat ein wahn- Produzent an »Ballast der sinnig gutes Gespür dafür, wo man hinwill«, Republik« von Die Toten Hosen beteiligt. Zudem lobt Philipp. ist Kuhn Filmkomponist, Und was ist mit der Außenwelt und den Songwriter für andere (er eigenen Erwartungen? Achtet man am Ende schrieb beispielsweise an nicht doch darauf, welcher neue Song sich als Adel Tawils Single »Lieder« mit und produzierte diese Hit eignen würde? »Durchaus«, sagt Philipp. auch), aber auch und vor »Auch, um nicht wegen ›Stolen Dance‹ als allem Musiker. Er war One-Hit-Wonder gelten zu müssen. Aber das Sänger und Songwriter bei den grandiosen Miles und Ganze sollte dennoch die Balance halten und betreibt noch immer sein ungekünstelt bleiben.« Philipp denkt kurz Soloprojekt Monta. nach und ergänzt: »Uns war aber klar, dass wir jetzt kein Heavy-Metal-Album raushauen können.« Flamenco-Anleihen und Jazz-Elemente scheinen jedoch ungefährlich zu sein – und so findet sich auf ›Blossom‹ die eine oder andere Überraschung, obwohl man meist im selbstgezimmerten Folktronica-Kosmos bleibt: »Wer weiß, wohin wir uns irgendwann entwickeln werden«, meint Clemens. »Jetzt gerade beschäftigen wir uns aber erst mal mit den vielen Dingen, die uns persönlich und als Musiker die letzten Jahre so passiert sind – da ist vieles entstanden, und das hat eine eigene Dynamik. So schön wie bei einer aufkeimenden Blüte und so zufällig wie bei den ganzen Verästelungen einer Baumkrone.« »Blossom« halt. Is’ klar. — Milky Chance »Blossom« (Vertigo / Universal)
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#Pop #Cover-Welten
Cover-Welten
KAKTEEN Dieser Ryan Gosling der Fauna sieht zugleich hot und ein bisschen gefährlich aus – würde er Kleidung tragen, es wäre zu 120% eine weiße Jacke mit Skorpion-Patch! Trotzdem kann er auch sanft und wunderschön (siehe Blüten). Noch dazu hält er mental und auch körperlich einiges aus: Er benötigt wenig Wasser und so gut wie keine Liebe und Pflege. Und wenn man nicht aufpasst, überlebt er sogar sein Herr- oder Frauchen. All das sind gute Gründe, den Kaktus auf so viele Cover zu hieven.
#Pop #Cover-Welten
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#Pop #The Jesus And Mary Chain
Von beidem ein wenig. Wir waren aufs Schlimmste gefasst und nach ein paar Tagen einfach erleichtert, dass es sich ganz okay anfühlte. Diese Stimmung hat uns durch die Aufnahmen gebracht.
The Jesus And Mary Chain
Nervt es dich eigentlich, dass alle immer Storys über die Anfangsjahre und über euren Brüderzwist hören wollen?
Eigentlich nicht. Der ganze Mist ist ja tatsächlich passiert. Wir haben manchmal nur 20 Minuten gespielt, haben dem Publikum den Rücken zugewandt, wurden mit Flaschen beworfen, haben zurückgeworfen. Heute fühlt es sich an, als wären das nicht wir gewesen, aber ich habe kein Problem, darüber zu reden. Was mich nervte, war, dass alle »Psychocandy« mit diesen Riot-Shows in Verbindung gebracht haben. Deshalb konnte ich das Album eine lange Zeit nicht ertragen. Ich dachte, die Leute mochten es bloß, weil es für Riots, Gewalt und Chaos stand. Das hätten wir heute nicht mehr bieten können. Aber dann merkten wir, dass »Psychocandy« eigentlich ziemlich gelungen ist und wir es nie im Ganzen gespielt hatten. Und es stellte sich heraus, dass es immer noch vielen Seine Stimme ist weich, sein Humor halbtrocken: Jim Reid von The Menschen sehr viel bedeutet, obwohl Jesus And Mary Chain lässt nur manchmal durchblicken, dass er und es über 30 Jahre alt ist.
IMMER NOCH AGGRO
sein Bruder William mal ziemlich wilde Gestalten im Rockbiz waren – was ihre Frisuren und ihr Verhalten betraf. Mit Daniel Koch sprach Reid über Aggressionen, Altersweisheit und »Damage And Joy«, das erste Album der Band seit 1998. Foto: Mustafah Abdulaziz
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hr spielt schon seit 2007 wieder Konzerte. Warum hat es mit »Damage And Joy« dennoch so lange gedauert?
Über dieses Album reden wir seit zehn Jahren. Ich habe mich oft gefragt, ob wir es jemals aufnehmen werden. Eigentlich wurde es nur konkreter, weil wir merkten: Entweder wir machen es, oder wir hören auf, den Leuten davon zu erzählen. Das war wie ein schlechter Running Gag. »Wann kommt das Album?« – »Bald.« – »Is’ klar.« Hat dann zwar immer noch ein paar Jahre gedauert, aber das lag vor allem an mir. William drängelte schon 2007 nach den ersten Reunion-Shows darauf, aber mir passte es damals nicht. Ich war gerade wieder Vater geworden und wollte lieber meine Tochter Candice aufwachsen sehen, anstatt mich monatelang mit meinem Bruder im Studio zu streiten, wie es 1998 bei »Munki« der Fall Alan McGee gewesen war. Also suchte ich ständig neue Der Musiker, Manager und Labelbesitzer ist eine der Ausreden, um das zu vermeiden. Irgendwann schillerndsten Figuren im war so viel Zeit vergangen, dass es sich wie ein britischen Pop. Man kennt »Jetzt oder nie«-Moment anfühlte.
ihn vor allem als Gründer von Creation Records, das er von 1983 bis 1999 betrieb. Hier veröffentlichten zum Beispiel Oasis, The Jesus And Mary Chain, Slowdive und My Bloody Valentine.
Habt ihr Vorkehrungen getroffen, damit ihr euch nicht wieder an die Gurgel geht?
Unsere Idee war, ausnahmsweise mal mit einem Produzenten zu arbeiten. Das hatten wir nie getan. Wir wollten jemanden, der zugleich diplomatische Fähigkeiten hat. Alan McGee schlug uns Youth vor. Wir trafen ihn, und er Youth sagte genau die richtigen Dinge und hatte Hinter dem jugendlichen Lust, mit uns zu arbeiten. Youth, William und Pseudonym verbirgt sich ich haben fest damit gerechnet, dass es wieMartin Glover, der nicht nur Produzent, sondern auch der laut wird und wir uns Prügel androhen. Gründungsmitglied und Zur Überraschung aller war dem aber nicht Bassist von Killing Joke ist. so. Es wurden auch keine Flaschen geworfen Youth saß zum Beispiel bei »Bitter Sweet Symphony«, oder mit Messern gefuchtelt. Wir waren sehr »Lucky Man« und »Sonnet« rücksichtsvoll und erwachsen.
von The Verve am Mischpult und produzierte für Tom Jones, Paul McCartney und The Orb.
Erstaunlich. Werdet ihr altersmilde, oder war Youth gut darin, euer Temperament in den Griff zu kriegen?
Damals sagtest du, euer aggressiver Sound sei eine Reaktion auf die langweilige Musik zu dieser Zeit. Eure sägenden Gitarren klingen nicht so, als hätte das nachgelassen. War es schwer, diese Wut wiederzubeleben?
Ich werde nie das Problem haben, zu wenig Aggression in mir zu spüren. Schon gar nicht heutzutage, wo alles so aalglatt klingt, als wäre Musik nur dafür geschrieben, niemanden im Hipster-Café zu verunsichern. In diesem Klima klingt ja selbst Burt Bacharach aggro. Also, um deine Frage zu beantworten: Nein, es war nicht schwer.
Schon auf »Psychocandy« hörte man eure Liebe zu den Girl-Groups der Sixties. Auf »Damage And Joy« scheint sie sich in der Tatsache zu manifestieren, dass ihr besonders viele Duette singt. Wie kam es dazu?
Wir hatten Lust auf Duette und haben einfach mal rumgefragt. Unser alter Freund Bobby Gillespie hatte gerade mit Sky gearbeitet und meinte: »Die müsst ihr fragen!« Isobel Campbells Gesang habe ich schon immer geliebt, sie und Mark Lanegan waren für mich die neuen Nancy Sinatra und Lee Hazlewood. Ich rief sie an und sagte ihr das so, obwohl ich sie vorher nicht kannte. Das hat ihr gefallen.
Ihr habt eure Heimat Schottland mittlerweile hinter euch gelassen. Dein Bruder wohnt in den USA und hat böse Zeilen über das Land auf der Platte untergebracht, du wohnst in Südengland. Wie stehst du zum Brexit?
Das Thema deprimiert mich. Ich habe natürlich nicht »Leave« gewählt. Ich bin Europäer, und es betrübt mich zutiefst, dass diese beschissenen Idioten entschieden haben, die EU zu verlassen. Es ist hart, aber mir sind die Hände gebunden. Ich hoffe, die Schotten werden ein zweites Referendum abhalten, aber das bringt mir auch nichts mehr, weil ich in Devon lebe. Ich muss dank dieser verfickten Kleingeister also die EU verlassen, na toll. — The Jesus And Mary Chain »Damage And Joy« (ADA / Warner)
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#Pop #Sookee
Sookee
S TAT U S ?
E S I S T KO M P L I Z I E R T
#Pop #Sookee
Frauen im Deutschrap? Sind glücklicherweise spätestens seit Haiyti und SXTN kein Schock mehr. Sookee ist seit Jahren konsistent dabei. Jetzt tut sie sich den Zirkus erneut an – mit ihrem Album »Mortem & Makeup«. Aida Baghernejad hat sich mit ihr über Lernprozesse, Sexismus und schwule Pinguine unterhalten. Foto: Jessica Barthel
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ie Welt, sie geht den Bach runter. Rassismus, Sexismus, der ganze Quatsch, er geht ja leider nicht von selbst weg. Umso wichtiger, dass es Menschen wie Sookee gibt: Seit über zehn Jahren ist sie in der Rapszene unterwegs und liefert Insights statt Punchlines. Auch wenn es manchmal (also eigentlich immer) Kritik regnet. Technisch sei sie ja sauber und so weit vorne wie sonst wenige in Deutschland, quakt es aus den Kommentarspalten, aber diese Texte, das wäre ja purer Männerhass, voll peinlich. Statt Argumenten wird das Schreckgespenst Alice Schwarzer aus der Mottenkiste geholt, weil es wahrscheinlich die einzige Person ist, die von solchen Typen mit Feminismus in Verbindung gebracht wird. Oder es wird gleich nur rumgepöbelt. »Was will die Frau überhaupt im Rap? Sie soll zurück in die Küche gehen!!!« Alles das typische Blabla. Alles verdammt anstrengend. Nicht nur deswegen könnte man Sookees eigener Beziehung zum Rap wohl am ehesten den Status »Es ist kompliziert« zuschreiben. Im Track »Vorläufiger »Vorläufiger Abschiedsbrief« auf ihrem letzten Album Abschiedsbrief« rechnete sie mit Sexismus, Homophobie und Ein Song vom Album »Lila Gewalt im Deutschrap ab. Es schien, als wolle Samt«, der mit folgenden sie sich eine Weile aus der Popwelt zurückzuLines beginnt: »Rap war selten gut zu mir, Rap hat ziehen. Doch ganz weg war sie nie: Als Aktivismich immer geboxt / Hab tin war sie die letzten Jahre viel unterwegs, ist viel zu oft mit Stift und getourt, hat Tracks veröffentlicht und ein Kind Blatt in meinem Zimmer gehockt / Ich hab niemals bekommen. Warum tut sie sich den Zirkus jetzt gefreestyled, ich hab mich wieder an – mit neuem Album, Promo und niemals getraut / Ich wollte allem, was dazugehört? »Ich glaube, ich habe lieber MC sein, doch war immer wieder nur Frau / mich zwischenzeitlich von meiner eigenen Es hat Jahre gebraucht, bis Emanzipation emanzipieren müssen. Außerich mir meiner bewusst dem habe ich überprüft, an welcher Stelle aus war / Bis ich ne Base und Fame hatte und dann kam einem Prinzip ein Dogma geworden ist, mit die Verlustangst.« Alle dem ich mir und anderen Leuten weder gut Texte von Sookee findet ihr noch recht getan habe.« Zurück auf Los also. übrigens unter sookee.de/ material/lesen. Oder? Nicht ganz: Für »Mortem & Makeup« hat Sookee umgebaut. Neues Management, neues Label, eigene Tourband und -crew. »Es ist mein fünftes Album. Ich hätte nicht noch ein fünftes Mal dasselbe machen können.« Sich die Sache einfach zu machen ist aber nicht ihr Ding: Statt für grölbare Parolen und Storys aus dem (imaginierten) Getto stand Sookee schon immer für komplexe Diskussionen. Und zwar so sehr, dass die Kollegen von Noisey einmal schrieben, ihre Texte klängen wie eine »Vorlesung aus dem Soziologie-Grundstudium« – und ganz unrecht hatten sie damit nicht. Trotzdem ärgerte sich Sookee über die Kritik. Vor allem, weil diese einen wunden Punkt traf. Aber Sookee wäre nicht Sookee, hätte sie sich nicht damit konfrontiert, statt es entweder wegzuwischen oder wie Fler in einem YouTube-Interview Journalisten zu dissen. Wenige Künstler gehen mit ihrer Selbstkritik so offen um wie sie. Sie hat in der Vergangenheit sogar gleich mehrere Tracks mit dem Titel (und Inhalt) »Lernprozess« veröffentlicht.
Im Schwanzvergleich-Genre Rap macht jemand seine eigene Fehlbarkeit öffentlich? Und geht damit auch noch nach vorne? Unerhört! Auf dem neuen Album hat die Soziologie-Vorlesung einem Ausflug ins Kinderzimmer Platz gemacht. Einfache, zugänglichere Sprache, verspielte kindliche Perspektiven. Eine gewisse Neigung zum Pathos? Vielleicht. Wahrscheinlich auch irritierend für jene, die Sookee vor allem als die reimende Diskurs-Kanone kennen. Aber wenn es um Themen wie Verschwörungstheorien oder Homophobie geht, schlägt sie nun einen anderen Ton an: »Die alte Sookee hätte jetzt einen theoretischen Text darüber geschrieben« – die neue schreibt einen Track wie »Queere Tiere«, wo schwule Pinguine und GenderBending-Meerestiere auftreten. Das ist ganz schön herzig und weit weg vom Fremdwörterbuch. So kuschelig geht es aber nicht auf dem ganzen Album zu: Gleich der erste Track »Q1« nimmt sich sächsische Cops, brennende Geflüchteten-Unterkünfte und neue Asylgesetze vor und wünscht Beatrix von Storch Torten ins Gesicht. Dislikes sind bei so einem Thema und jemandem wie Sookee natürlich immer sicher – und kamen auch prompt, als sie das Video hochlud. Trotzdem ist sie stolz auf das neue Album. »Ich bin so froh, das gemacht zu haben! Ich war vorher immer unsicher, hab mich gefragt, ob ich jemandem damit Unrecht tue, und war auch immer mit mir im Skills-Zweifel. Aber die Platte find ich jetzt richtig geil!« Klar, Sookee steht nicht allein da – nicht als explizit linke Rapperin, nicht als weibliche explizit linke Künstlerin, auch nicht als einzige mit dezidiert Rapperin queer-feministischer Perspektive auf die Din- Als Stimme linker Ideen ge. Trotzdem sticht sie aus der recht kleinen war Sookee auch Teil des »Pop & Politik«-RoundtabSzene heraus, eben weil sie länger dabei ist als les in Intro #243. Darin defidie meisten. Weil sie trotzdem geblieben ist. nierte sie ihr musikalisches Weil sie in der Szene groß geworden ist und Schaffen so: »Mein Wunsch ist, Musik zu machen, die diese in Deutschland mitgeformt hat: »Ich was will, die dokumenvermisse diese ganzen Frauen, die mal dabei tiert, kommentiert, sich waren, aber in andere Berufe gegangen sind, einmischt und ein bisschen die Gegenwart begleitet. sich zurückgezogen haben, die keinen Bock Also gesellschaftspolitische mehr auf die Szene hatten. Das sind alles legi- Gegenwartsbegleitung auf time Gründe. Das geht mich auch einen Scheiß einer symbolischen Ebene. Ich glaube an den Satz, an – aber trotzdem werden es leider weniger. dass alles politisch ist.« Es gibt keine Rapperin mit einer Diskografie von mehr als drei Platten. Wo sind die restlichen?« Immerhin haben in den letzten Jahren viele sehr verschiedene Frauen den Deutschrap aufgemischt: Haiyti, SXTN und seit Neuestem auch Ace Tee. Ob all diese coolen Frauen dabeibleiben oder wieder verschwinden werden, weil es eben keinen Spaß macht, sich tagtäglich beschimpfen zu lassen, bleibt offen. Sookee ist aber wieder am Start. Und hat auch gar nicht vor, es den Hatern leicht zu machen. — Sookee »Mortem & Makeup« (Buback / Indigo) — Intro empfiehlt die Tour vom 20.04. bis 30.11.
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#Pop #Mighty Oaks
Brexit, Trump und Fake News. Alles halb so wild, bei den Mighty Oaks ist die Welt noch in Ordnung. Das zweite Album der Band klingt zwischendurch nach schön geordnetem Leben in der Truman Show. Zu perfekt? Oder haben wir nur verlernt, dass ein Album auch einfach gut klingen darf, ohne alles in Frage zu stellen? Hannah Bahl hat die Band getroffen, um diese Fragen zu klären. Foto: Carmen Catuti
Mighty Oaks
ALLES HALB SO WILD
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u musst deinen Eltern eine Band vorstellen? Bring die Mighty Oaks mit nach Hause! Mit ihrer Weltliebe und der kumpelhaften unangreifbaren Nettigkeit wickeln Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders jeden um den Finger. Und du musst dir keine Sorgen machen, dass sie morgens mit einer Flasche Bier am Frühstückstisch erscheinen. Mit ihrem Debüt »Howl« waren die Mighty Oaks schon 2014 die absolute Konsens-Band. Immer wieder tauchte dieser Moment auf, in dem morgens auf einer WG Party oder beim letzten Zelt-Festivalbier »Brother« lief und man sich bei »I’d follow you, to the end of the world, if only you would ask me to« tanzend und knutschend in den Armen lag – Menschen, an deren Namen man sich jetzt nicht mehr erinnern kann. Und auch wenn sie sich längst von ihrem Indie-Status freigestrampelt haben, knüpfen die Mighty Oaks mit ihrem Album »Dreamers« genau an diese Roadtrip- und Alltagsflucht-Sehnsucht an. Mit Universal steht allerdings auch ein Label hinter der Band, das bei diesem Album ganz klare Erwartungen formuliert hat. Dass diese Auflage der Band eine ziemliche Balance-Fähigkeit abverlangt, gibt Sänger Ian Hooper ganz offen zu: »Universal ist auf jeden Fall eine große Popbude. Da immer bei sich zu bleiben ist schon eine Herausforderung. Wir haben schon darum gekämpft, uns treu zu bleiben, und deshalb singen wir direkt im ersten Song: ›No matter what you do people are gonna criticize.‹ Das Label wollte natürlich, dass wir große Popnummern schreiben. Wir haben aber von Anfang an gesagt, dass wir keine easy-cheesy Band werden Bear Creek Studio wollen, die nur von einem erfolgreichen Song Das Studio ist Teil einer lebt, sondern wir wollen unsere Alben gerne alten Farm und liegt im malerischen Woodinville spielen und an ihnen wachsen.« im US-Staat Washington – Diese Eigenwilligkeit und Durchsetzungs- übrigens nicht unweit der kraft wird einem vielleicht beim ersten Hören Gegend, in der Ian Hooper aufgewachsen ist. Gedes Albums nicht direkt auffallen, aber wenn gründet wurde es 1977 von man länger an der Oberfläche der geschlif- Joe und Manny Hadlock. fenen Songs kratzt, schimmert sie auf jeden Seitdem haben hier zum Beispiel Soundgarden, Foo Fall durch. In »Dust« zum Beispiel geht es Fighters, James Brown, um Vergänglichkeit und die große Frage, ob Lionel Richie, Eric Clapton man sein Leben mit den richtigen Dingen und Brandi Carlile ihre Musik aufgenommen. verbringt. Aufgenommen haben die Mighty
#Pop #Mighty Oaks
Oaks das Album im Bear Creek Studio mit Ryan Hadlock, der auch The Lumineers produziert hat und der Musik an manchen Stellen ihren rumpelig-treibenden AmericanaSound verpasst hat, der an Bands wie Crosby, Stills And Nash oder Fleetwood Mac erinnert. Die Herausforderung bei diesem Feelgood-Album? Man ist von diesem ganzen Happy-Sound schnell etwas übersättigt und könnte den Jungs vorwerfen, dass ihr Album auch als perfekter Hipster-Lebensweisheiten-Abreißkalender funktionieren würde und dass dieser einfache Weg der schönen Zitate und eingängigen Melodien nicht immer der spannendste ist. Man wünscht sich geradezu, dass dieses Roadtrip-Album zwischendurch auf einen privaten Feldweg einbiegt, an dessen Ende jemand mit abgesägter Schrotflinte steht. »Dreamers« bleibt leider auf der sicheren Straße. Dieser Wohlfühl-Sound hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass bei den Mighty Oaks in den letzten Jahren alles sehr entspannt und gut gelaufen ist. Wahrscheinlich hatte Ian 2016 neben Donald Trump als einer der wenigen Menschen ein richtig gutes Jahr, wie er
lachend bestätigt. »Für viele Leute war 2016 Ryan Hadlock ein richtig beschissenes Jahr, aber ich habe ... ist der Sohn der Beargeheiratet, bin Vater geworden, wir haben Creek-Gründer und führt das Studio in zweiter Geneunser zweites Album geschrieben. Nur einen ration weiter. Hadlock wird Baum habe ich nicht gepflanzt. Bei mir war vor allem dafür gefeiert, 2016 ein super Jahr, und diese Euphorie hat dass er The Lumineers mit ihrem Debüt in Platinsich sicherlich auch in die Songs geschlichen.« Nähe gebracht hat. Er Vielleicht brauchen wir gerade jetzt hoff- produzierte auch Acts wie nungslos große Romantiker wie die Mighty die Strumbellas, Ra Ra Riot, Vance Joy und G. Love & Oaks, die daran glauben, dass man alles über- Special Sauce. winden kann und dass die Liebe das Einzige ist, was gegen den Welthass hilft. Darüber sind sie sich im Interview einig: »Träumen ist in den heutigen Zeiten auf jeden Fall wichtig, das darf man jetzt nicht an die Angst verlieren.« Träumen wir also weiter mit den Mighty Oaks von Lagerfeuer-Momenten und ungefährlichen Straßen, nur das Losfahren darf man nicht vergessen. — Mighty Oaks »Dreamers« (Vertigo / Universal / VÖ 24.03.17) — Intro empfiehlt die Tour vom 12.04. bis 03.05.
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#Pop #Timber Timbre
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anchmal lebt es sich in der Nische gut: Auch wenn Timber Timbre aus Kanada bereits ihr viertes Album veröffentlichen und seit zwölf Jahren existieren, gilt die Band aus Montréal immer noch als Geheimtipp. Sänger und Multiinstrumentalist Taylor Kirk kann damit leben. »Ich glaube, wir hatten nie eine Rezension in einem wirklich einflussreichen Magazin«, lacht er. Okay, der Herr neigt zum Understatement, was zum nachdenklichen und bedächtigen Eindruck passt, den der 35-Jährige im Interview beim Label City Slang in Neukölln abgibt. Kirk ist am Vorabend erst in der Hauptstadt gelandet, hat standesgemäß im Michelberger Hotel übernachtet und wirkt noch etwas müde vom Flug aus Kanada. Seine Haare sind schütter, die Arme üppig tätowiert, er wirkt zurückhaltend und keinesfalls wie ein rampenlichtsüchtiger Frontmann. Berlin mag er: »Die Zerbrochenheit erinnert mich an Montréal.« Dort lebt Kirk nach Stationen in Los Angeles und Toronto seit zwei Jahren. Überschaubare Orte schätzt er, denn »eigentlich bin ich kein Großstadtmensch«. Vielmehr ein Musiker, der für seine Arbeit die
runtergeblasen und es für die Songs verwendet haben.« Offenbar die ideale Umgebung, um ein aus der Zeit gefallenes und schwermütig-schönes Album zu erschaffen. Die erste Single »Sewer Blues« ist eine sehnsüchtigunterkühlte und synthesizerlastige Ballade wie aus dem Soundtrack zu Nicolas Winding Refns »Drive« oder David Lynchs »Blue Velvet« mit einem für Kirks Songwriting typisch vieldeutigen Text: »Now I come for you, I come for your womb, for your vapour and your perfume, for your fog filled rooms.« Auch wenn man es der Platte nicht unbedingt anhört, reichen die Einflüsse von Tears For Fears, Suicide über Phil Collins und David Bowie bis hin zu Talking Heads und Toc Toc. Ein Spagat zwischen dem Glam von Roxy Music und French Disco quasi, so jedenfalls umschreibt Kirk es. Sein Blick fällt während des Interviews auf ein Poster des Sängers Lee Hazlewood, das an der Wand hängt: »Als ich mit dem ›Dreams‹-Album beschäftigt war, habe ich mir bei den Songs vorgestellt, ich hätte eine Stimme wie Hazlewood. Na ja, ganz komme ich nicht ran«, grinst er. Kirk ist generell jemand, der sich lieber abgrenzt als vereinnahmen lässt. Er verortet seine Band in keiner Musikszene, auch nicht in der von Montréal. »Wir haben nie gedacht, dass wir zu einer Gemeinschaft gehören. Ich habe mich beim Musikmachen immer gefühlt, als wäre ich eine Insel.« Es gebe in der gegenwärtigen Szene sowieso keine Musiker, die er als Einfluss für sich betrachtet, »auch wenn mich Bands wie Cold Specks motivieren und inspirieren«. Entspricht der melancholische Sound der zweiten Single »Velvet Gloves & Spit« seiner Stimmung während der Entstehung? Kirk überlegt lange. Er habe die Vision einer tanzbaren Platte im Kopf gehabt. Andererseits berichtet er, wie turbulent die Schaffensperiode des Albums für ihn gewesen sei. »Ich hatte Selbstzweifel, einsame Hotelnächte in Paris und ein einen Bruch in meiner Beziehung zu Musik. Alles in meinem Leben fühlte sich destabilisiert Schloss auf dem Land, das sich als Schatzkiste entpuppt: an. Es war eine Phase absoluten Zweifelns. Timber-Timbre-Sänger Taylor Kirk erzählt Annette Walter, Vorher bin ich alles mit sehr viel Selbstverwas ihn während der Entstehung von »Sincerely, Future trauen angegangen und habe mir nie Sorgen um die Hörer gemacht.« Eigentlich sei er ein Pollution« umtrieb. Foto: Jakob & Hannah impulsiver Mensch. Aber dieses Mal habe er sich anders gefühlt: »Ich habe alles zu Tode Nick Cave And The Einsamkeit braucht. Um Songtexte zu schrei- analysiert: Wenn wir einen Song geschrieben haben, zerBad Seeds ben, begibt er sich beispielsweise eine Woche brach ich mir den Kopf, ob wir damit auch in zwei Jahren ... nahmen in La Frette ihr in eine Art freiwillige Isolation in ein Pariser noch auf Tour gehen wollen.« kommerziell erfolgreichs- Hotelzimmer: »Danach habe ich sie einfach Kommerzieller Erfolg ist Kirk dabei egal: »Es rechnet tes Album »Push The Sky Away« auf. In der fiktiven gesungen, ohne viel darüber nachzudenken.« sich gerade so bei uns. Manchmal weiß ich auch nicht, Für die Aufnahmen quartierte er sich, sei- wie lang wir noch durchhalten, weil unsere Arbeit kaum Dokumentation »20.000 Days On Earth« über Cave ne Bandkollegen Mathieu Charbonneau und nachhaltig ist. Die Tatsache, dass es überhaupt funktioniert, vermitteln die Filmemacher Jane Pollard und Iain Simon Trottier und den Gast-Schlagzeuger ist erstaunlich für mich. Unsere Fans sind sehr loyal. Die Forsyth einen sehr schönen Olivier Fairfield drei Wochen in ein Schloss Musikwirtschaft ist kaputt, und es stellt sich die Frage, Eindruck davon, wie es auf mit Studio ein. Natürlich nicht in irgendein ob sie sich je wieder reparieren lässt. Aber ich will mich dem Schloss aussieht. Schloss: La Frette liegt 15 Kilometer von Paris nicht beklagen.« Ist der kryptische Titel »Sincerely, Future Pollution« also entfernt und wird verwaltet von dem franzöOberheimsischen Musiker und Komponisten Olivier ein düsterer Blick in die Zukunft? In »Western Questions« Synthesizer Bloch-Lainé. Auch Nick Cave And The Bad singt Kirk: »I’m the hero of the human highway, I’m the Das amerikanische Unternehmen wurde 1970 von Seeds haben hier bereits aufgenommen. Das saviour of the atmosphere.« Der Song habe durchaus eine Tom Oberheim gegründet. Schloss entpuppt sich als Schatztruhe voller politische Dimension, sagt Kirk. »Ich hatte die Vorstellung, Er gehörte zu den Pionieren Vintage-Instrumente, an der sich Timber Tim- dass der Titel eine Warnung oder ein Omen einer andebei der Entwicklung des Synthesizers. So produ- bre gerne bedienten. Mal kam ein Oberheim- ren Zivilisation an uns ist.« Teilt er die allgegenwärtige zierte Oberheim mit dem Synthesizer aus den 1970ern zum Einsatz, mal Trump-Frustration? Kirk seufzt: »Manchmal bin ich ganz DS-2 den ersten digitalen eine LinnDrum-Maschine aus den 1980ern. froh, Kanadier zu sein.« Sequenzer und mit dem Synthesizer Expansion »Du musst dir das so vorstellen, dass wir quasi Module (SEM) den ersten in jeder Ecke dieses Hauses ein Instrument — Intro empfiehlt: Timber Timbre »Sincerely, Future Pollution« (City Slang / polyphonen Synthesizer. entdeckt, im übertragenen Sinn den Staub Universal / VÖ 07.04.17) — Intro empfiehlt die Tour vom 10. bis 15.04.
Timber Timbre
JEMAND IST EINE INSEL
#Pop #Timber Timbre
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GEPRIESEN VOM RAUSCH, GESEGNET VOM SCHLAMM, GELESEN VON EUCH. DANKE! SEIT 1997
2 0 JA H RE DAS ORI G I N AL
#Kultur
Foto: Thomas Nondh Jansen
#Kultur Tiger und Vanilla aus »Tiger Girl« hätten dieses kleine Küchenkunstwerk vermutlich in einen Scherbenhaufen verwandelt und die Bürste dem Nächstbesten ins Ohr gerammt. Gleiches gilt für Scarlett Johansson, die in »Ghost In The Shell« allerlei Cyberwesen verdrischt. Aber genug der Aggression: Lassen wir noch Raum für das Iggy-Pop-Fantum von Jim Jarmusch und die bewegende Trauer von Nick Cave.
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#Kultur #Kino #Maria Dragus #Ella Rumpf #Tiger Girl
#Kultur #Kino #Maria Dragus #Ella Rumpf #Tiger Girl
Maria Dragus und Ella Rumpf über »Tiger Girl«
FREUNDINNEN MÜSSTE MAN SEIN
Kein Drehbuch, aber ein Adrenalinrausch, als würde Pippi Langstrumpf im »Fight Club« auftreten. Jakob Lass’ »Tiger Girl« boxt die Konventionen des deutschen Films mal eben zur Seite. Alexander Dahas traf sich mit den beiden Hauptdarstellerinnen Maria Dragus und Ella Rumpf zum Kaffeetrinken in Berlin und ließ sich über Feminismus mit Fäusten aufklären. Fotos: Patrick Desbrosses
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as Licht der grellen Februarsonne liegt wie Glanzpapier auf dem Tempelhofer Feld in Berlin. Im Ambiente des zwei Blocks entfernten Cafés sehen Maria Dragus und Ella Rumpf ganz friedlich aus. Aber wenn sie gleichzeitig lachen, kehrt der Spirit des rasanten Films zurück, in dem sie die Hauptrollen spielen. »Tiger Girl« wurde soeben auf der Berlinale gezeigt, und so mancher Berichterstatter rieb sich verwundert die Augen: Viele deutsche Filme des diesjährigen Jahrgangs wurden wie gewohnt als albern, bleiern oder langweilig verschrien. Doch die 90 Minuten von »Tiger Girl« gingen vorüber wie eine Achterbahnfahrt. Am Skript kann es nicht gelegen haben: »Viele Leute verstehen gar nicht, dass es kein Drehbuch gab«, erklärt Maria Dragus. »Bloß ein paar Sätze, die grob beschrieben, worum es in der Geschichte gehen soll. Wir hatten insgesamt 52 Drehtage, da fielen im Endeffekt Hunderte Stunden von Material an. Gewissermaßen alles Outtakes, die nicht im Film vorkommen, aber sehr lustig sind.« Dragus spielt in »Tiger Girl« eine Polizeischülerin, die durch die Prüfung fällt. Deshalb beginnt sie eine Ausbildung in der Security-Branche. Ihre Mitschüler kommen einem rein äußerlich vom Disco-Eingang bekannt vor, und der Drill von Ausbilder Orce Feldschau wirkt ausgesprochen realistisch. Vermutlich, weil er auch im echten Leben diesen Job macht. Als die junge Auszubildende eines Nachts in einer U-Bahnstation von mehreren Arschlöchern belästigt wird, kommt ihr Tiger Girl zu Hilfe. Das Kennenlernen wirkt entrückt, märchenhaft. Ella Rumpf spielt die jugendliche Freischärlerin, die in einem alten Bus wohnt, mit dem Baseballschläger umzugehen weiß und grundsätzlich nur das macht, wozu sie Lust hat. Zusammen geben die beiden eine explosive Mischung ab.
Tigers Fuck-you-Attitüde kitzelt bei ihrer Kumpanin eine bislang verborgene Persönlichkeit wach, für die »Vanilla the Killer« ein zutreffender Kosename ist.
Zwei Kämpferinnen »Tiger Girl« ist ein Film über verschiedene Formen der Eskalation. »Gewalt kann auch etwas Psychologisches sein«, meint Rumpf. »Wenn es darum geht, Macht über jemanden auszuüben, muss man ihm nicht unbedingt in die Fresse schlagen.« In einer Szene wird das besonders deutlich. Tiger und Vanilla patrouillieren in Sicherheitsdienst-Uniformen übers Tempelhofer Feld und weisen echte Passanten mit willkürlichen Aufforderungen zurecht. »Die Leute kuschen krass, sobald man als Respektsperson daherkommt«, stellt Rumpf im Nachhinein fest. »Selbst die Kamera wird ausgeblendet. Wahrscheinlich denken sie, das sei Reality-TV.« Manche Szenen wurden mit Zufallsbegegnungen gedreht, die erst mal keine Ahnung hatten, dass sie in einem Spielfilm auftauchen würden, andere mit Laien wie Vanillas Ausbilder und Kollegen, die Bescheid wussten. Stellenweise treten be- Fogma kannte Schauspieler wie Robert Gwisdek und Das Manifest steht unter Franz Rogowski auf. Dieser Mix aus Fiktion dem Motto »Regeln sind Freiheit« und folgt zwölf und Realismus bewirkt, dass einem das Lachen Prämissen. Die erste davon manchmal im Halse stecken bleibt. lautet: »Fogma ist ein ExpeRegisseur Jakob Lass sorgte bereits mit riment für Freiheit«, und die zwölfte geht so: »Ein_e Fogdem wilden »Love Steaks« für Aufsehen ma überwindet die Angst.« und arbeitet momentan an der Verfilmung Die vielleicht bedeutendste von Tino Hanekamps Debütroman »So was Prämisse scheint aber diese simple Feststellung zu von da«. Außerdem stammt aus Lass’ Um- sein: »Fogma ist Mut zum feld das »Fogma«-Manifest für deutsche Risiko.«
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#Kultur #Kino #Maria Dragus #Ella Rumpf #Tiger Girl
Mumblecore-Produktionen, also Indie-Filme mit wenig Budget und hohem DIY-Faktor. »Fogma« hat Lass ans dänische »Dogma 95« angelehnt, sein »Tiger Girl« ist ein reiner Improvisationsfilm, an dem die SchauFight Club spielerinnen so lange miteinander arbeiteten, David-Fincher-Film bis sie sich fast in zwei andere Menschen veraus dem Jahr 1999. Die wandelt hatten. »Ich kenne es aus vielen ImRomanvorlage stammt vom Ex-Fabrikarbeiter Chuck provisationsfilmen, dass die Schauspieler sich Palahniuk. Im Mittelpunkt letztlich selbst darstellen«, sagt Maria Dragus. steht die Testosteron- »Das ist am einfachsten, weil man genau diese getriebene Freundschaft zwischen dem Erzähler Wahrheit provozieren möchte. Wir wussten (Edward Norton) und Tyler allerdings schon von Anfang an, dass unser Durden (Brad Pitt). Ihre Ge- Film etwas Überspitztes, nahezu Comichaftes schichte endet mit einem Killer Twist, den man so haben würde und dass wir deshalb eine ganz schnell nicht vergisst. andere Herangehensweise brauchten. Eine, die über die Körperlichkeit, über die Kampfszenen hinausgeht. Bei der man sich fragt: Wie kämpft Tiger? Wie kämpft Vanilla?«
Besserer »Fight Club«? Tiger kämpft im Grunde fair. Sie boxt und tritt eigentlich nur, um sich gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr zu setzen. Vanilla hingegen tendiert nach ihrer Wandlung eher zum asozialen Move. Was als Ode an Spaß, Freundschaft und Selbstbestimmung beginnt, bekommt einen zunehmend düsteren Einschlag. Woher der kommt? »Vielleicht ist es
ein Ego-Trip von Tiger, Vanilla den eigenen Lebensstil aufdrängen zu wollen«, vermutet Ella Rumpf, »weshalb die Geschichte eine andere Entwicklung nimmt als gedacht.« Ein wenig erinnert »Tiger Girl« an Filme wie »Fight Club« oder »Falling Down«, deren frustrierte Alltagshelden nach ihrem Erweckungserlebnis mit dem Faschismus zu flirten beginnen. Manche »Fight Club«-Fans lassen inzwischen in unappetitlichen YouTube-Kommentaren ihre wahre Gesinnung vom Stapel. Der entscheidende Unterschied ist, dass für »Tiger Girl« keinesfalls Applaus von entrechteten weißen Männern an der Grenze zum Amoklauf kommen wird. »Vor allem Frauen sagen, dass sie ›Tiger Girl‹ sehr befreiend finden«, freut sich Maria Dragus. »Meine Mutter meinte sogar, sie hätte bei keinem meiner Filme so viel gelacht wie bei diesem.« Für die Schauspielerin wendet sich der etwas andere MartialArts-Film auch gegen sogenannten »Rollenrassismus«. Gerade in Deutschland werde bei der Besetzung gerne in Stereotypen gedacht. »Darunter leiden Schauspieler«, so Dragus. »Es herrscht nicht die Offenheit, die es möglich machte, dass jeder immer alles spielen könnte. Für mich war es in dieser Hinsicht interessant, eine Rolle zu übernehmen, in der eine Frau in einem Männerjob zu sehen ist – und so wie ihre Kollegen Gewalt ausübt. Wenn man mit zwölf Schränken, die alle Bodyguards werden wollen, zusammen im Selbstverteidigungskurs steht, versucht man eigene Stärken zu finden, um da durchzukommen. Plötzlich ist es irrelevant, welches Geschlecht man hat.«
Kein Masterplan Einen feministischen Film hätten sie nicht machen wollen, bekunden die beiden Schauspielerinnen und sprechen damit wahrscheinlich auch für Filmemacher Jakob Lass. Zumindest nicht, wenn es bedeutet hätte, mit einem inhaltlichen Programm aufzutreten. Dass es gerade feministisch sein könnte, genau das nicht zu tun, sondern stattdessen Fäuste fliegen zu lassen, nehmen Dragus und Rumpf lächelnd und kaffeeumrührend zur Kenntnis. Die Stimmung gleicht dem Moment von »Tiger Girl«, in dem klar wird, dass es sich auch bei dem harten Drogenhändler Biggie um eine Goldkettchen tragende Gangsterbraut im Feinrippunterhemd handelt. »Wir kennen uns schon, seit wir 16 sind«, erklärt Ella Rumpf. 2012 standen Dragus und Rumpf gemeinsam für »Draußen ist Sommer« vor der Kamera. »Zwischen uns gibt es eine Vertrauensbasis, die man nicht künstlich herstellen kann. Wir sind auf derselben Wellenlänge.« Tja, Freundinnen müsste man sein, das sang schon Funny van Dannen. Und wie sieht es mit dem Verhältnis zu ihren Filmfiguren aus? »Was das Selbstbewusstsein angeht, wäre ich manchmal gerne wie Tiger. Ich teile auch gewisse Werte mit ihr. Nur dass sie gewalttätig ist und ich eher nicht«, meint Rumpf. Jedenfalls vorerst nicht. Bei einem neuerlichen Treffen mit Regisseur und Produzentin haben Maria Dragus und Ella Rumpf bereits scherzhaft angefragt, wie es denn mit einem Sequel aussehen würde. »Als Titel kommt eigentlich nur ›Vanilla the Killer‹ infrage«, sagen sie. Und lachen so, dass die Leute schon wieder gucken. — »Tiger Girl« (D 2017; R: Jakob Lass; D: Ella Rumpf, Maria Dragus, Enno Trebs, Orce Feldschau; Kinostart: 06.04.17; Constantin)
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#Kultur #Kino #Scarlett Johansson #Ghost In The Shell
Scarlett Johansson über »Ghost In The Shell«
PESSIMISMUS IST MENSCHLICH
Masamune Shirows Manga wurde mehrfach als Anime verfilmt. In Rupert Sanders’ Realverfilmung spielt Scarlett Johansson die Heldin Major. Einen Cyborg mit viel Persönlichkeit (»Ghost«) unter der Biokapsel (»Shell«). Patrick Heidmann sprach mit Johansson über Science-Fiction im digitalen Zeitalter.
#Kultur #Kino #Scarlett Johansson #Ghost In The Shell
Es gibt viele Science-Fiction- und Fantasy-Geschichten, die mir sehr gefallen. Aber eine besondere Schwäche für dieses Genre? Nein, habe ich nicht. Dass ich so viele Filme gedreht habe, die man unter diesem Label zusammenfassen kann, ist für mich eher Zeichen eines Trends. Was steckt für dich hinter diesem Trend?
Wir leben in einer Welt, in der wir unsere Identität als Menschheit mehr denn je hinterfragen müssen. Und diese Entwicklung schlägt sich in den Filmen nieder. Meine spezielle Erfahrung in dem Segment wurde mir erst wieder bewusst, als ich bei »Ghost In The Shell« mit Juliette Binoche zusammenarbeitete. Für die war das total neu, sie musste sich richtig reinfuchsen in diesen Tech-Jargon. Und ich so: »Willkommen in meiner Welt, Juliette!« Ich erinnere mich ja kaum noch an Dreharbeiten, bei denen ich nicht mit futuristischem Vokabular um mich werfen musste.
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chon in der Comic-Vorlage von 1989 geht es um Künstliche Intelligenz und Cyber-Terrorismus. Ist »Ghost In The Shell« der ultimative Film fürs durchdigitalisierte Zeitalter?
»Ghost In The Shell« spielt in einer düsteren Zukunft. Die technische Entwicklung wirkt eher besorgniserregend. Machst du dir Gedanken darüber, was uns in den kommenden 50 und mehr Jahren erwartet?
Als Mutter einer Tochter denke ich natürlich darüber nach. Wie könnte ich nicht! Allerdings muss ich gestehen, dass es mir dabei weniger um technologischen Fortschritt, Künstliche Intelligenz und solche Sachen geht. Was mir wirklich Sorgen macht, sind Um- Mamoru Oshiis erste weltfragen. Denn wenn ich mir ansehe, wie Anime-Verfilmung es um unsere Welt bestellt ist und wie wenig Der Film stammt aus dem Beachtung man der Natur 2017 gerade in den Jahr 1995. Regisseur Oshii ist auch Schriftsteller und USA schenkt, dann muss man ja fast Angst hat einen ganz eigenen, haben, dass es in vieler Hinsicht vielleicht ernsten und realistischen Animations-Stil entwickelt. bald zu spät ist …
Die Geschichte ist zeitgemäß. Vor allem, wenn man sich Mamoru Oshiis erste Anime-Verfilmung ansieht, die inzwischen über 20 Jahre alt ist. Meine Güte, war die ihrer Zeit voraus! Damals wurde die Abkopplung vorweggenommen, die ein Nebeneffekt des digitalen Zeitalters ist. Das Paradoxe ist ja, dass wir einerseits umfassend global miteinander verknüpft sind, uns aber gleichzeitig leer und einsam fühlen wie nie zuvor. Gerade in dieser Mit der Fortsetzung von Hinsicht passt »Ghost In The Shell« genau in die heutige Überkommt dich ab und zu ein Gefühl von »Ghost In The Shell« nahm Hilflosigkeit? Gesellschaft. er am Wettbewerb des Du persönlich scheinst nicht so sehr mit der Welt ver- Geht es uns nicht allen bisweilen so? Aber aus Filmfestivals Cannes teil. Der erste Teil gilt neben bunden. Zumindest sucht man dich auf Twitter, Insta- Hilflosigkeit kann auch Aktivismus entstehen. »Akira« als Vorreiter des gram und Co. vergeblich … Außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass internationalen Erfolgs der Dafür habe ich keine Zeit. Mein Leben ist voll genug mit man sich immer an die Hoffnung klammern Anime-Kultur. anderen Dingen. Abgesehen davon bin ich einfach eine muss. Wer sich bloß dem Schicksal ergibt, versehr private Person und habe kein Interesse, die Welt an tut die Chance, selbst etwas zu verändern. Auch ich muss meinem Leben teilhaben zu lassen. Meine Freunde treffe mich angesichts des Klimawandels immer zusammenreiich in der echten Welt und nicht online. Wenn ich deine ßen, um nicht allzu pessimistisch zu werden. Wobei ich Telefonnummer nicht habe und wir nicht in Kontakt dann manchmal an einen Satz aus einem der Filme denken geblieben sind, dann wollen wir uns vermutlich nicht muss, die ich mit Woody Allen gedreht habe: »Pessimismus sehen. Oder zumindest will ich dich nicht sehen. Klingt ist Realismus, nur anders geschrieben.« wahrscheinlich zickig, aber so ist es eben. Bist du am technischen Fortschritt allgemein interessiert?
Technologie ist nicht wirklich mein Ding. Hat mich nie sonderlich in den Bann gezogen oder fasziniert. Allein das Wechseln vom Blackberry zum iPhone war für mich ein langwieriger Prozess, der fünf Jahre gedauert hat. Vielleicht hat das damit zu tun, dass ich Dinge gerne in der Hand habe und spüre. Je virtueller es wird, desto weniger Gefallen finde ich daran.
Vor »Ghost In The Shell« hast du in Filmen wie »Marvel’s The Avengers«, »Her«, »Under The Skin« und »Lucy« mitgespielt – hast du auch privat ein Faible für ScienceFiction und Fantasy?
— »Ghost In The Shell« (USA 2017; R: Rupert Sanders; D: Scarlett Johansson, Michael Pitt, Juliette Binoche; Kinostart: 20.03.17; Paramount)
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#Kultur #Kino #Jim Jarmusch #Gimme Danger
Jim Jarmusch über »Gimme Danger«
FILM FÜR IGGYPOP-KULTUR
To Me Marlon«, der auf Tonaufnahmen von Marlon Brando basiert. In beiden Fällen werden die Protagonisten weder glorifiziert, noch wird ihr Leben beschönigt. Aber die Filme sind eben auch nicht ausbeuterisch. Wann hast du The Stooges für dich entdeckt?
Das war als Teenager, zu Hause in Akron, Ohio. Meine Freunde und ich waren ziemlich wild und immer auf der Suche nach neuen Bands, deren Musik wir dann stundenlang bei irgendwem im Keller hörten. The Stooges sprachen uns sofort an. Sie zeigten uns, dass es okay Als Teenager wurde Jim Jarmusch Fan der Ur-Punk-Band war, wild und frei und anders zu sein. Leider habe ich sie damals nie live gesehen. Aber bei The Stooges. Sein kongenialer Dokumentarfilm über die ihren späteren Konzerten und auch bei Iggys Geschichte ihrer Hits wie »I Wanna Be Your Dog« geriet auch Solo-Auftritten habe ich diese positiven Vibes zur Liebeserklärung an Stooges-Frontmann Jim Osterberg a.k.a. immer noch gespürt. Ich war tagelang wie high. Iggy Pop. Patrick Heidmann sprach mit der Indie-Film-Ikone über So stark hat ihre Botschaft auf mich gewirkt.
die Hommage an die ehemalige Band des alten Kumpels.
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im Jarmusch trifft Iggy Pop. Was ist es für ein Gefühl, wenn man mit einem langjährigen musikalischen Helden zusammenarbeitet?
Ich versuche immer auszublenden, dass ich auch Fan bin. Jim – also Iggy – und ich kennen uns mittlerweile seit 20 Jahren, deshalb gelingt mir das meistens ganz gut. Das gilt genauso für die Filme mit Neil Young oder Tom Waits. Aber tatsächlich bin ich manchmal sprachlos, wenn Iggy an meinem Geburtstag anruft und Nachrichten hinterlässt wie »Happy Birthday, J.J.! Ich denke an dich!«
Und wie kam es zum persönlichen Kontakt mit Iggy?
Wir hatten viele gemeinsame Freunde. Mein Kumpel Dougie Bowne war nicht nur Drummer bei den Lounge Lizards, er spielte auch mit Iggy. Und um ein paar Ecken kannte ich Iggys damalige Frau Suchi. So kam es, dass wir uns immer mal wieder begegneten und etwas unternahmen. Irgendwann kam Iggy bei mir zu Hause vorbei, wir tranken Tee und unterhielten uns. Von da an sind wir Freunde geblieben. — »Gimme Danger« (USA 2017; R: Jim Jarmusch; D: Iggy Pop, Ron Asheton, James Williamson; Kinostart: 27.04.17; StudioCanal)
Ist es nicht hinderlich, wenn man mit dem Protagonisten seiner Dokumentation befreundet ist?
Zum einen ist »Gimme Danger« kein Film über Iggy, sondern über The Stooges. Und zum anderen ging es mir ja nicht um eine Konfrontation oder um Kontroversen. Ich mag keine Dokumentationen, die im Müll anderer Leute herumwühlen. Das finde ich langweilig, unhöflich und beleidigend. »Montage Of Heck« über Kurt Cobain zum Beispiel ist ein richtiger Scheißfilm. Dinge, die er als Schüler gemacht hat, für eine solche Dokumentation auszuschlachten und dann sogar seine Tochter dazu zu bringen, das mitzuproduzieren? Richtig ätzend. Oder »Amy«. Wer Amy Winehouse als Musikerin respektiert, will doch nichts mit diesem ganzen Klatsch- und Tratsch-Dreck zu tun haben. Meine Meinung. We l c h e Dokumentarfilme empfehlenswert?
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Mir gefällt »Don’t Look Back«, D.A. Pennebakers Film über Bob Dylan, der daran auch selbst mitgewirkt hat. Oder Stevan Rileys »Listen
— Intro präsentiert: »Gimme Danger – Iggy`s Birthday Bash«, Preview Screening und Party, 20. April 2017, Kino International, Berlin — Weitere Infos: intro.de/iggy
#Kultur #Kino #Raoul Peck #I Am Not Your Negro
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ein Kino hat mit mir selbst zu tun«, sagt Raoul Peck, »und mit der Welt, in der ich lebe. James Baldwin habe ich schon sehr früh gelesen. Ich war 16 oder 17, und er hat mir das Rüstzeug fürs intellektuelle Denken mitgegeben.« Peck ist als Regisseur kein Unbekannter. Auf der diesjährigen Berlinale reüssierte er mit dem möglicherRaoul Peck weise zu didaktischen Spielfilm über »I Am Not Your Negro« »Der junge Karl Marx«, daneben lief der zuvor bereits preisgekrönte »I Am Not Your Negro« im Panorama-Segment. Der Dokumentarfilm hat es in sich: Er folgt in erster Linie dem Lebenslauf des Bürgerrechtlers und Schriftstellers James Baldwin. Der zog 1965 von Paris nach New York, um dem Emanzipationskampf der schwarzen US-Bevölkerung hautnah beizuwohnen. Raoul Pecks Filmessay »I Am Baldwin stellt sich als begabter Not Your Negro« spinnt einen und klarsichtiger Redner heraus, der in seinen konzisen AusfühText weiter, den der Schriftrungen die Perspektive der weißen steller und Bürgerrechtler Bevölkerungsgruppen mit einkalJames Baldwin zu Lebzeiten kuliert. Letzten Endes steht er vernicht mehr vollenden konnwirrt vor einem Berg rassistischen Denkens und Handelns. Was, fragt te. Lebzeiten, die dem Kampf Baldwin sinngemäß, ist für den gegen Rassismus gewidmet »Rassenhass« verantwortlich, der waren. A lexander Dahas traf im Grunde keine Gewinner kennt den haitianischen Filmemaund nicht einmal den Tätern halbgare Antworten liefert? cher in Berlin. Peck zieht eine historische Parallele. »Wir leben angeblich in einer Welt, in der es keine Klassen mehr gibt, sondern nur noch Meinungen«, sagt er. »Wie findet man Klarheit in einer solchen Welt?« Die Antwort liegt erstens auf der Hand und
MARX MACHT MOBIL
zweitens in der Vergangenheit, genauer gesagt in 1964, dem Jahr, in dem Baldwin politisch aktiv wurde. »Es ist kein Zufall, dass mein Film fragt: ›Wie ist diese Welt? Und nicht: Wie verkauft man uns diese Welt‹?«, sagt Raoul Peck. Mit Blick auf seinen aktuellen Spielfilm über Marx’ frühe Jahre geht er noch einen Schritt weiter. »Baldwin und Marx sagen dasselbe, nämlich, dass unsere Gesellschaft eine historische ist. Nirgendwo steht geschrieben, dass es für immer so weitergeht. Doch die Zukunft hängt davon ab, ob wir die Probleme erkennen. Ob wir dieselbe Diagnose treffen. Und ob eine Mehrheit bereit ist, zusammenzuarbeiten und die Verhältnisse zu ändern.« »I Am Not Your Negro« ist am stärksten, wenn der Film seiner Hauptfigur das Wort erteilt. James Baldwin entpuppt sich als rhetorisch gewandter Analytiker, dessen Einlassungen einen Schatten ins 21. Jahrhundert werfen. Und das nicht nur, weil Erzähler Samuel L. Jackson kürzlich einen Streit mit Präsidentschaftsclown Donald Trump vom Zaun brach. »Baldwin sagt, dass wir die Akteure unserer Gesellschaft sind«, protokolliert Raoul Peck. »Er lieferte die Instrumente, um das Heute zu analysieren. Ich weiß nicht, was in 25 Jahren sein wird. Aber es wird auf jeden Fall das sein, was wir jetzt gemeinsam entscheiden.« Zunächst empfiehlt sich ein Blick in den Rückspiegel. »I Am Not Your Negro« präsentiert nicht umsonst eine Menge Fernsehauftritte, die damals revolutionär wirken mochten und die sich heute wie Selbstverständlichkeiten ausnehmen. Weil jemand rechtzeitig darum gekämpft hat. — »I Am Not Your Negro« (F/USA 2016; R: Raoul Peck; Kinostart: 30.03.17; Edition Salzgeber)
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#Kultur #Kino
Die andere Seite der Hoffnung
DANKE FÜR DEN FISCH Aki Kaurismäki gelingt nach »Le Havre« ein weiterer starker Film über Migration. Der syrische Refugee Khaled Ali wehrt sich gegen seine Abschiebung aus Finnland.
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on Aki Kaurismäki ist der Spruch überliefert, es gebe in Helsinki keinen Ort mehr, an dem er seine Kamera noch nicht aufgestellt habe. Deshalb verlagerte der Filmemacher (»Leningrad Cowboys Go America«) seinen Lebensmittelpunkt nach Portugal. Für »Die andere Seite der Hoffnung« kehrt er jedoch an den gewohnten Schauplatz zurück. Noch 2011 hatte er einen beeindruckenden Ausflug nach Frankreich unternommen. In der Hafenstadt Le Havre inszenierte er den gleichnamigen Spielfilm, in dem sich ein Schuhputzer eines Refugees annahm. Kaurismäki bleibt beim Thema Migration – und wählte seine Heimat Finnland wohl nicht von ungefähr als Drehort. Der recht junge Staat ist landschaftlich ein Paradies, wirtschaftlich allerdings eher ein Paradies des Neoliberalismus, sieht man mal von den weniger liberalen Alkoholpreisen ab. Außerdem gehören in Suomi Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bei
gewissen Leuten zum Alltag wie der Gang in die Sauna. Auch in dieser Beziehung gelingt den Finnen die Annäherung an das westliche Europa. Im Film bekommt es der syrische Flüchtling Khaled Ali (Sherwan Haji) mit bösen und guten Finnen zu tun. Allerdings vergisst Kaurismäki neben den Einzelnen nicht das System, das dahinter – und vor allem auch hinter menschenverachtenden Abschiebungen – steht. Auch Khaleds Geschichte beginnt im Hafen. Später erfahren wir, dass er bloß zufällig in Finnland gestrandet ist. Ein anderer Vagabund inmitten dieses Randgebiets der Festung Europa ist der einheimische Handelsvertreter Waldemar Wikström (Sakari Kuosmanen). Der lässt sein altes Leben hinter sich und wird Gastronom. Die kleine Crew des Restaurants, das er kauft, besteht aus einer Gang Abgehalfterter, wie sie für Kaurismäkis Geschichten typisch sind. Hier findet Khaled vorübergehend ein neues Zuhause, illegal, da er sich der Ausweisung nach Ablehnung seines Antrags auf Asyl entzogen hat. Kaurismäki verknüpft die Lebenslinien der beiden Männer an diesem Knotenpunkt. Dabei
geht er einerseits sehr humorvoll, andererseits aber auch sehr drastisch vor, etwa, wenn finnische Faschos Khaled angreifen. Immer wieder treten (Rock-)Bands auf, um Themen wie Heimat und Tradition zu besingen. So spöttisch wie liebevoll gerät die Episode, als Waldemar Wikström und seine Angestellten versuchen, ihrer Gaststätte einen exotischen Touch zu verleihen. Man kommt auf die Idee, japanische Spezialitäten anzubieten. Prompt erscheint eine große Zahl asiatischer Gäste. Das Experiment geht daneben, weil der Koch zu wenig Fisch für die benötigten Mengen Sushi bestellt hat. Also serviert man eine Art finnisches Sushi: eingelegte Salzheringe auf Reis mit einer Extraportion Wasabi. Kaurismäki hat eben ein Auge für die Absurdität des modernen Lebens. Wolfgang Frömberg — »Die andere Seite der Hoffnung« (FIN/D 2017; R: Aki Kaurismäki; D: Sakari Kuosmanen, Kati Outinen, Sherwan Haji; Kinostart: 30.03.17; Pandora)
#Kultur #Kino
Free Fire
TREFFEN UND GETROFFEN WERDEN Nach der leicht surrealen Ballard-Verfilmung »High-Rise« inszeniert Regisseur Ben Wheatley nun eine Nonstop-Schießerei. Auch die 70erJahre hat er gut getroffen.
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is dato musste man den jungen Quentin Tarantino den »Herrn des Koffers« nennen. Meisterhaft dienten ihm die ledernen, altmodischen Begleiter als Objekte der Begierde – und das gleich zwei Mal. Was für ihn in »Reservoir Dogs« und »Pulp Fiction« funktionierte, sollte knapp 15 Jahre später für den Regisseur Ben Wheatley noch gut sein: Der reiste für »Free Fire« in die Vergangenheit. Wir schreiben das Jahr 1978. Große Koteletten, Haifischkragen und Rollkragenpullis in Brauntönen. Man braucht kein Duft-Kino, um den ausgedienten Kleiderschrank der (Groß-)Eltern zu riechen. Doch in »Free Fire« geht es nicht um vergangene Klamottentrends, sondern um Waffen und Moneten. Ein großer Deal
bekämpfen sich die Kontrahenten; wobei das Drama eher Komödie denn Tragödie ist. »Free Fire« stellt Sehgewohnheiten in Frage und widmet sich ein wenig zynisch, aber gleichzeitig todernst dem Genre des Actionfilms – mit Liebe zum Detail. Der Soundtrack wurde stilecht von Geoff Barrow (Portishead, Beak) produziert.
zwischen den IRA-Kämpfern Chris (Cillian Murphy) und Frank auf der einen, Vernon und Martin auf der anderen Seite steht an; vermittelt wurde das Ganze von Justine (Brie Larson). Dass so ein Deal meist nicht einfach Lars Fleischmann über die Bühne geht, muss man keinem erzählen. Diesmal bricht allerdings ein Konflikt aus, — »Free Fire« (F/GB; R: Ben Wheatley; D: Enzo Cilenti, dessen Ausmaß schon überrascht. In dem von Sam Riley, Cillian Murphy; Kinostart: 06.04.17; Splendid) Martin Scorsese produzierten Film stehen neben den SchauspielerIn- — Intro Previews: Montag, 03.04.17, nen ein Lagerhaus und Waffen Sprachfassung OmU, aller Art im Rampenlicht. Nach der in Berlin, Hamburg, Eskalation vergeht keine Sekunde München, Köln (je 20 Uhr) und mehr ohne Schuss, Schlag oder anFrankfurt (20:45 Uhr) dere Gemeinheiten. Eingeschlos— intro.de/previews sen wie auf einer Theaterbühne,
Gold
DICK IM GESCHÄFT W
ährend Matthew McConaughey in »The Wolf Of Wall Street« selbst als Börsenmakler seine Kunden übers Ohr haut, muss er sich vor dieser Berufsgruppe in Stephen Gaghans »Gold« in Acht nehmen. Er übernimmt die Rolle des völlig verarmten Kenny Wells. Nach dem Tod seines Vaters leitet Kenny die Familienfirma, die sich auf die Ausbeutung von Bodenschätzen spezialisiert hat. Gold findet sich bisher nicht, doch eines
Regisseur Stephen Gaghan gelingt bei der Goldsuche ein reizvoller Kontrast zwischen 1980er-Wall-StreetGroßstadtdschungel und indonesischer Wildnis. Nachts träumt Kenny von Indonesien und dem Fund seines Lebens. Mithilfe des Geologen Mike Acosta (Edgar Ramirez) begibt er sich dorthin auf Schatzsuche. Sehr überzeugend fügt sich McConaughey in die Rolle des Alkohol- und Nikotinsüchtigen Kenny. Neben den 20 Kilo, die er sich für die Rolle angefressen hat, legte er auch mit Hand an die Produktion. Die Firmenkulisse im Film erinnert an ein typisches 1980erJahre-Wall-StreetSzenario, was sich auch in der Zeit der Geschichte und den dargestellten Charakteren widerspiegelt:
viele geschäftstüchtige Männer und eine nicht allzu willensstarke Frau. Die Dschungelkulisse Indonesiens verleiht dem Ganzen eine sehr abenteuerliche Note. Durch die wunderschönen Bilder wirkt die unberührte Natur im Vergleich zur Wall Street deutlich zeitloser. Doch das Spiel mit den Gegensätzen zeigt sich nicht nur in der Szenerie. So scheinen die Bemühungen Kennys im einen Moment noch vergebens, während die Geschäfte im nächsten nicht besser laufen könnten und im übernächsten ein Riesenskandal folgt. Das wirkt Langeweile erfolgreich entgegen, wird als spannungserhaltendes Mittel gegen Ende des Films jedoch etwas überstrapaziert. Die passende Schlusswendung darf jedoch nicht fehlen und schafft ein überraschendes Finale. Celia Woitas — »Gold« (USA 2016; R: Stephen Gaghan; D: Patrick Masselt, John Zinman; Kinostart: 13.04.17; StudioCanal)
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#Kultur #DVD #One More Time With Feeling
One More Time With Feeling
UNTER DEM DAMOKLESSCHWERT Es sollte eine Dokumentation der Aufnahmen zum jüngsten Album von Nick und seinen Bad Seeds, »Skeleton Tree«, werden. Doch Andrew Dominiks Film steht voll und ganz im Zeichen der Trauer um einen der Söhne von Cave und Susie Bick.
#Kultur #DVD # One More Time With Feeling
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Nick Cave And The Bad Seeds »Skeleton Tree« ist das 16. Studioalbum der Band, zu deren Gründungsmitgliedern Blixa Bargeld gehörte. Im Mai erscheint »Lovely Creatures«, eine umfassende Best OfCompilation mit Songs der ersten 15 Alben seit dem Debüt »From Her To Eternity«.
ielleicht ist alles ein Missverständnis. Ein Fehler. Ein Unglück, das sich im Moment des Aussprechens und des Zeigens abwenden oder zumindest in etwas Produktives umformen lässt. Irgendwie beschleicht einen dieses Gefühl an vielen Stellen von Andrew Dominiks Dokumentarfilm, der um den Entstehungsprozess des letzten Nick-Cave-And-The-Bad-Seeds-Albums »Skeleton Tree« kreist. Die Irritation beginnt schon beim Titel »One More Time With Feeling«: Handelt es sich um die stolpernde Variante von »Once more, with feeling«, dem alten Motto aller aufführenden Künstler, Musiker, Schauspieler? Oder drückt der Titel doch etwas anderes aus? Geht es darum, sich noch einmal in etwas reinzubewegen, sich noch einmal zusammenzureißen? Ganz genau werden wir das wohl nicht ergründen können. Genauso wenig, wie wir »One More Time With Feeling« jemals vollkommen ergründen werden. Dafür bleibt zu vieles ungesagt, und über dem Ungesagten schwebt zudem ein Damoklesschwert. Es droht jederzeit Köpfe abzuschneiden, Herzen zu zerreißen, den Film zu beenden. Ursprünglich geplant war eine Form von Marketing, sozusagen Promo auf ganz hohem Niveau. In 3D. Und ganz anders als »20.000 Days On Earth«. Jene Fake-Doku, eher ein Essay Nick Caves über sich selbst, war von vornherein als Meisterwerk geplant. Dass auch »One More Time With Feeling« ein filmisches Meisterwerk geworden ist, hat einen traurigen Grund: den Tod Arthurs, einer der Zwillingssöhne Caves und seiner Frau Susie Bick. Nicht weit von seinem Elternhaus in der Nähe von Brighton, wohl als Folge eines Experiments mit LSD, fiel Arthur im Juli 2015 eine Klippe runter. Dass ausgerechnet Nick Cave, dessen Heroin-Missbrauch in den 1980er- und 1990er-Jahren legendär ist, seinen Sohn durch einen Drogentrip verliert, ist eine weitere der Gemeinheiten, die das Schicksal auf Lager hat. Die Grausamkeit, sein Leben weiterführen zu müssen, obwohl man gar nicht unbedingt mag. Wie das aussehen kann, beobachten wir mit Regisseur Andrew Dominik. Ein furchtbar geschlagener, ein zerstörter, ein wankender Nick Cave ist zu sehen. Man spürt die Anstrengung aller Beteiligten, dieses Album und auch diesen Film zu Ende zu bringen. Das Beste aus der Situation zu machen. Manchmal blitzt etwas auf, das fast positiv ist, in einer Zeit, die nichts Schönes bereitzustellen scheint. Zum Beispiel das Verhältnis von Cave zu seinem Langzeitgefährten Warren Ellis. Immer wieder sieht man das fast schon beruhigte Gesicht Caves, der zu wissen scheint, dass Ellis ihm so viel abnehmen wird, wie er kann. Auch wenn Ellis selbst zu trauern scheint. Der Tod eines Menschen kennt eigentlich keine positive Wendung, hat nichts Gutes an sich. Diese Erkenntnis macht »One More Time With Feeling« zum Meisterwerk. Egal, wie man es schafft, nach einem Schicksalsschlag über die Runden zu kommen: Am Ende ist nichts mehr, wie es war. In introspektiven Sätzen erzählt Cave davon. Auch das Album »Skeleton Tree« wäre niemals in dieser Form herausgekommen, wenn er die Kraft gehabt hätte, es zu verhindern. Bei einer normalen Qualitätskontrolle wäre es durchgerutscht. Doch das hier ist nicht normal. Und genau diesen Shift hört man dem Album an – und man sieht ihn festgehalten auf Andrew Dominiks eindringlichem Film. Lars Fleischmann — Intro empfiehlt: »One More Time With Feeling« (GB/F 2016; R: Andrew Dominik; D: Nick Cave, Warren Ellis; VÖ 31.03.17; Kobalt)
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#Kultur #DVD
Snowden
DER LANGE WEG NACH MOSKAU Oliver Stone zeigt sich mit der Geschichte vom Whistleblower von seiner besten Seite. Joseph Gordon-Levitt ebenfalls.
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inen Film über verstorbene Bürgerrechtler kriege man in den USA jederzeit finanziert, monierte Oliver Stone, mit lebendigen sieht es dagegen ganz anders aus. Die Frage, ob es sich bei Edward Snowden um einen Bürgerrechtler handelt, kann man genauso kontrovers diskutieren wie Stones in der Regel wenig sensiblen Regiestil. Doch genau das wird hier getan: Der Film folgt der Entwicklung des Systemadministrators vom devoten Geheimdienstzuarbeiter zum Mann, der das Wort Whistleblower in verschiedene Vokabulare gebracht hat. Gewissensbisse sind auf der Leinwand mitunter schwer darzustellen, aber im Pfadfindergesicht von Joseph GordonLevitt spielt sich in 130 Minuten mehr ab als beim durchschnittlichen Büroangestellten im Laufe seiner ganzen Karriere. Für Oliver-StoneVerhältnisse ist »Snowden« außerdem bemerkenswert diszipliniert und undemagogisch, so, als hätte der Regisseur einer gespenstisch realistischen Befürchtung entgegenwirken wollen. Die weitreichenden Enthüllungen über die illegalen Spionagetätigkeiten US-amerikanischer Geheimdienste sorgten nämlich nur punktuell und kurzfristig für Entrüstung. In den drei Jahren zwischen Snowdens Gang an die Öffentlichkeit und dem Kinostart dieses Films ist das gesellschaftliche Interesse an dem Fall in weiten Teilen einer chloroformiert wirkenden Egal-Haltung gewichen, während der Mann selbst seine Tage im Moskauer Exil verbringt. Eine Ironie der Geschichte. Alexander Dahas — Intro empfiehlt: »Snowden« (USA/D 2016; R: Oliver Stone; D: Joseph Gordon-Levitt, Zachary Quinto; VÖ 07.04.17; Universum)
»Abgesehen davon, dass Newt Scamander Schüler in Hogwarts war und Dumbledore kennt, hat unser Film inhaltlich kaum etwas mit den ›Harry Potter‹Geschichten zu tun. Allerdings habe ich noch mal in die alten Filme reingeschaut, denn ich muss in ›Phantastische Tierwesen ...‹ einen Obliviate-Zauber anwenden. Und ich wollte sehen, wie Emma Watson es gemacht hat. Wenn ich es nur halb so faszinierend hinbekommen habe wie sie, dann bin ich zufrieden.« Eddie Redmayne über seine gewissenhaften Vorbereitungen auf die Hauptrolle im »Harry Potter«-Spin-off »Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind« (GB/USA 2016; R: David Yates; D: Eddie Redmayne, Katherine Waterston; VÖ 06.04.17;
Warner). Nach einem Originaldrehbuch von J.K. Rowling.
#Kultur #DVD
Deepwater Horizon
GANZ VIEL ÖL INS FEUER Ein Katastrophenfilm in der Tradition von »Flammendes Inferno« und »Airport«. Leider nach wahren Begebenheiten.
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enn ein Tsunami aufs Land trifft oder ein Atomreaktor havariert, schlägt die Stunde der Experten. Dank extensiver Berichterstattung weiß ein paar Wochen lang jeder Laie, was ein Abklingbecken ist – danach ist dieses Wissen wieder vergessen wie die Dinosaurierbücher beim Eintritt in die Pubertät. Für die Dauer eines klassischen Katastrophenfilms lassen sich diese technischen Kniffe allerdings wieder zum Leben erwecken, denn in diesem Action-Subgenre übersetzt sich Fachchinesisch aus gestresstem Männermund
INTERPOL
in dasselbe Spannungselement, das im Horrorfilm von Nebel und Windgeheul eingenommen wird. »Deepwater Horizon« steht in der Tradition von Seventies-Evergreens wie »Airport« oder »Flammendes Inferno«, die bei aller fotogenen Zerstörung wesentlich seriöser daherkamen als später »Volcano«, »2012« und Co. Ganz wie im echten Leben ist auch das Happy End nicht ganz so happy, denn nach der Explosion auf der Bohrinsel, die elf Menschen das Leben kostete, begann erst der Umweltalbtraum im Golf von Mexiko, den man beim besten Willen nicht in ein kinotaugliches Licht rücken kann. Weil große Teile des Films auf wahren Ereignissen beruhen, legt sich ein
PERFORMING TURN ON THE BRIGHT LIGHTS
26 CAR SEAT HEADREST | RAZZ AUG
GURR | GIANT ROOKS | ABAY
27 KYTES | PICTURES AUG
THE ROB RYAN ROADSHOW THE DEAD LOVERS | AND MORE CUSTOM BIKE SHOW IN DER WHEELS AREA | RIDE OUT ORIGINAL MOTODROM | DELICIOUS FOOD & DRINKS NEW HERITAGE MARKET IM GENERAL STORE | KIDS AREA
ALTES KRAFTWERK RUMMELSBURG
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ominöser Schatten über die Heldengeschichte. Mächtigen Konzernen wie BP und Halliburton gegenüber fühlt man sich da schnell wie Mark Wahlbergs kleine Filmtochter, die alles begreift und wenig ändern kann. Alexander Dahas — »Deepwater Horizon« (USA 2016; R: Peter Berg; D: Mark Wahlberg, Kurt Russell; VÖ 07.04.17; StudioCanal)
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#Kultur #Games #Ron Gilbert #Thimbleweed Park
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ach deiner Zeit bei Lucas Arts hast du viele Projekte realisiert, mit deiner Firma Humongous Entertainment Games für Kinder entwickelt und dich mit Cavedog Entertainment actionlastigeren Titeln gewidmet. Warum nun die Rückkehr zu einem klassischen Point-and-Click-Adventure?
Ron Gilbert über »Thimbleweed Park«
»ICH SPIELE NIE ADVENTURE GAMES« Ron Gilbert hat bei Lucas Arts mit »Maniac Mansion«, »Zak McKracken« sowie den ersten beiden Folgen der »Monkey Island«Reihe Gaming-Geschichte geschrieben. Nun erscheint das per Kickstarter finanzierte »Thimbleweed Park«, ein klassisch anmutendes Point-and-Click-Adventure, an dem auch alte »Monkey Island«-Gefährten mitgewirkt haben. Warum es trotzdem keine reine Nostalgie-Veranstaltung ist und was ihn zu der Geschichte inspiriert hat, verriet er »Monkey Island«-Ultra Daniel Koch.
Gary Winnick, mit dem ich damals an »Maniac Mansion« gearbeitet hatte, und ich fragten uns eines Tages, was eigentlich den Charme all dieser Spiele ausmacht. Ich mag moderne Games für Kinder Adventures, aber mir kommt es so Gilbert gründete die Firma vor, als würde ihnen genau dieser Humongous EntertainCharme fehlen. Uns fiel auf, dass ment 1992 mit seiner Kollegin Shelley Day, um wir da zwar einer Meinung wasogenannte »Junior Advenren, aber selbst gar nicht benennen tures« zu konzipieren. Die konnten, warum wir so fühlten. erfolgreichsten Spiele aus den Reihen »Putt-Putt«, »Thimbleweed Park« ist also ein »Freddi Fish« und »Pajama Experiment. Wir suchen die AntSam« und »Spy Fox« wort auf die Frage, ob wir den nosverkauften zusammengenommen über 15 Millionen talgischen Charme wiederbeleben Games. Humongous war zu können, wenn wir noch einmal ein Hochzeiten der drittgrößte Spiel dieser Art machen. Anbieter von Bildungssoftware für Kinder.
Nostalgie scheint gerade hoch im Kurs zu sein. Alte Serien werden wiederbelebt, man kauft mehr Vinyl, die Neunziger sind wieder cool. Hatte diese Stimmung Einfluss auf die Entscheidung?
Eher nicht. Das Problem mit Retrothemen und Nostalgie ist ja, dass die Leute vieles besser in Erinnerung haben, als es eigentlich war. Man kann also nicht einfach das Altbewährte nachbauen. Wir wollen ein Spiel liefern, das sich so spielt, wie sich die verklärte Vergangenheit anfühlt. Die Grafik ist zwar im Kern bewusst retro, aber die Geschichte, die Steuerung, die Details und die Effekte sollen moderne Elemente haben, eingepackt in dieses schöne Geschenkpapier der Nostalgie. »Maniac Mansion« und vor allem »Zak McKracken« haben mich damals vor allem durch die witzigen Dialoge begeistert. Deshalb freue ich mich, endlich fragen zu können: Wie funktioniert der konkrete Schreibprozess? Schreibst du eine Art Drehbuch?
Das wäre kaum möglich. Es geht ja um Interaktion, um das Spielen. Man kann nicht an alles denken, deshalb wäre ein Drehbuch ein eher schlechtes Format. Wir machen es so, dass wir während des Programmierens erst einmal die groben Informationen in die Dialoge schreiben. Oft sind das nur Stichworte. Dann spielen wir die einzelnen Szenen und fügen die Details hinzu, die Pointen, und bauen die Dialoge darauf auf. Ich habe einen großen Teil von »Thimbleweed Park« geschrieben, aber meine Kollegin, die Game-Designerin Jenn Sandercock, hat auch einen großen Anteil daran. Die Art, wie man in deinen Spielen Orte erkundet, Charaktere kennenlernt, Rätsel findet und löst – das sind Muster, von denen ich glaube, dass ich sie auch in
#Kultur #Games #Ron Gilbert #Thimbleweed Park
einigen aktuellen Serien wiedererkenne. »Westworld« zum Beispiel. Was meinst du dazu?
Ich glaube, das stimmt. »Westworld« zu schauen fühlt sich wirklich an, als würde jemand gerade ein Adventure lösen und man säße daneben. Viele von denen, die heute Drehbücher schreiben, sind vielleicht von den Adventures der Neunziger und vom Storytelling der Comics dieser Zeit geprägt worden.
In deinem Blog hast du eine deutliche Inspirationsquelle für »Thimbleweed Park« genannt: David Lynch. Mich erinnert das mysteriöse Kleinstadt-Setting nicht nur an »Twin Peaks«, sondern auch an Stephen Kings Kleinstadtromane wie »Brennen muss Salem«, »Needful Things«, »Tommyknockers« oder »The Dome«. Ist dem so?
Ja, Lynch und King standen eindeutig Pate, als wir das Szenario und die Story entwarfen. King war stets gut darin, die altbewährte Geschichte einer kleinen Stadt, in der seltsame Dinge passieren, immer wieder neu zu erzählen. Und Lynch verehre ich vor allem, weil er vertraute Dinge nimmt und ihnen bloß einen kleinen Twist gibt, um sie plötzlich creepy erscheinen zu lassen. Was ich allerdings verneinen würde, sind Parallelen zu »Akte X«, die manche zu sehen glauben. Die einzige Gemeinsamkeit ist meiner Meinung nach, dass zwei Detectives im Mittelpunkt stehen. Aber Mulder und Scully sind ein Team, Ray und Reyes in »Thimbleweed Park« hingegen trauen sich nicht über den Weg, spielen Machtspiele und haben völlig gegensätzliche Motive, warum sie dort sind. Als ich einen Großteil von »Thimbleweed Park« schrieb, schaute ich gerade »True Detective« auf HBO – in die Richtung könnte man eher Vergleiche ziehen. Ist es Zufall, dass »Twin Peaks« im selben Jahr zurückkommt, in dem auch »Thimbleweed Park« erscheint?
Haha, die haben das erst nach uns verkündet. Also gehe ich davon aus, dass sie dachten: »Oh, ›Thimbleweed Park‹ kommt raus – auf den Zug sollten wir aufspringen!« Du bist gerade auf einer kleinen Tour und stellst Fans und Kickstarter-Unterstützern dein neues Spiel vor. Wie sind diese Abende für dich? Wirst du immer noch mit Gags aus »Monkey Island« begrüßt, und jemand ruft dir zu: »Hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe!«?
Diese Abende sind sehr schön. Die Fans haben zum ersten Mal die Möglichkeit, »Thimbleweed Park« zu spielen, und ich merke, wie einige positiv überrascht sind, weil sie ein Retrogame erwartet haben und dann feststellen, dass es sich bedeutend frischer spielt, obwohl es diese alte Pixel-Art-Ästhetik hat. Was die Sache mit den alten Sprüchen angeht: Das passiert tatsächlich relativ häufig.
Viele rufen mir Beleidigungen aus Beleidigungen aus den Schwertkämpfen von »Mon- den Schwertkämpfen key Island« zu, und ich weiß oft Die Schwertduelle in den gar nicht, was sie meinen, weil ich ersten beiden »Monkey Island«-Spielen sind eher mich nicht mehr an all diese Lines Wortgefechte als Kämpfe. erinnern kann. Aber im Grunde ist Es gilt, eine Beleidigung mit es eine schöne Sache, weil sie mir der richtigen Erwiderung auszukontern. Wer sich manchmal erzählen, wie sehr sie also anhören muss »Meine die Spiele geliebt haben. Das gibt Narbe im Gesicht stammt mir viel, weil es mir zeigt, dass wir aus einem harten Kampf«, der antwortet mit: »Aha! etwas erschaffen haben, das die Mal wieder in der Nase Leute wirklich gemocht haben, gebohrt, wie?« und zwar nicht bloß, weil es das Game der Stunde war. Bist du noch aktiver Gamer? Und wenn ja: Was spielst du?
»Diablo« und »World Of Warcraft« sind wohl meine Favoriten – oder andere Spiele in dieser Art. Adventures spiele ich so gut wie nie. Ich liebe es, sie zu erschaffen, aber wenn ich versuche, eines zu spielen, treibt es mich in den Wahnsinn. Letztens habe ich »Oxenfree« getestet, weil es mir empfohlen wurde, und ich bin fast durchgedreht, weil ich unbedingt herausfinden wollte, wie die Mechanik hinter den Dialogen funktioniert. Deshalb spiele ich nicht, was ich selbst produziere, weil ich immer den Schwachpunkt suche und versuche, dem Game auf die Schliche zu kommen. Das ist eher ungesund. — »Thimbleweed Park« für Windows, Mac OS, Linux (Terrible Toybox)
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#Kultur #Games
The Legend Of Zelda: Breath Of The Wild
AUF ACHSE Mit der Switch schlägt Nintendo nicht nur im HardwareBereich das nächste Kapitel auf, sondern läutet auch für seine ikonische »The Legend Of Zelda«-Reihe eine neue Ära ein.
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ur du, dein Schwert und ein fremdes Land voller Mysterien. Mit dieser simplen Formel ist die »The Legend Of Zelda«-Reihe schon in den Achtzigerjahren zur ultimativen Projektionsfläche kindlicher Abenteuer-Fantasien geworden. Auch Erwachsene konnte sie in ihren unzähligen Inkarnationen bis heute fesseln. Dabei war die Serie nie um neue Ideen verlegen. Sei es die Einführung der Bewegungssteuerung, von Multiplayer-Komponenten oder Touch-
Was wäre, wenn die menschliche Zivilisation zusammenbrechen würde und sich die neuen Steinzeitmenschen vor riesigen fleischfressenden Robo-Dinosauriern verstecken müssten? Auch wenn diese Frage vielleicht an den Dreadlocks herbeigezogen klingt, wird sie trotzdem von dem Science-Fiction-Action-Rollenspiel »Horizon: Zero Dawn« beantwortet. Im Volk der furchtlosen Außenseiterin Aloy hält ein Matriarchat die Welt zusammen. Nur die auserkorene Bilderstürmerin kann zentrale Fragen beantworten, für die man das Heimatland verlassen müsste (verboten) oder deren Antworten in den Ruinen technischer Vorzeit schlummern (auch verboten). Als die junge Heldin einen Augmented-Reality-Ohrknopf findet, entsteht daraus kein nahe liegender Gag, sondern ein treffendes Porträt kindlicher Neugier und Sehnsucht nach Nähe. Das Spiel nimmt seine Prämisse überraschend ernst und kommt damit überraschend weit. Irgendwas muss Aloy natürlich tun. Sie überquert politische Verwerfungen, sammelt Ressourcen und jagt Robo-Dinos. Fast so, als würden die Entwickler gerne ähnlich konstruierte Blockbuster wie »The Witcher« und »Far Cry« spielen. Das macht Spaß, aber es birgt
screen-Mechaniken der DS-Ableger – als FirstParty-Entwickler wusste Nintendo die eigene Technik immer wieder in neue Spielkonzepte zu überführen. Die zahlreichen Neuerungen in »The Legend Of Zelda: Breath Of The Wild«, dem ersten großen Launch-Titel für Nintendos Switch-Konsole, äußern sich dagegen weniger über die Technik, sondern vielmehr über das eigentliche Gameplay. »The Legend Of Zelda: Breath Of The Wild« ist zuallererst Ausdruck einer gelungenen Modernisierung, die in vielerlei Hinsicht aufgeht. Hyrule, die Welt von »Breath Of The Wild«, ist größer, hübscher und interaktiver als jede
Horizon: Zero Dawn
bisher da gewesene Interpretation. Das birgt neue Freiheiten, die sich auch auf die Scharmützel mit der Gegnerschaft auswirken. Der Game-Over-Screen kommt in »Breath Of The Wild« nämlich schnell und erbarmungslos. Eine Sekunde der Unachtsamkeit, und schon wird man von Wegelagerern eingekreist, die unseren Protagonisten gerade zu Beginn des Spiels mit wenigen Schlägen niederstrecken. Ein Umstand, dem mit neuen Möglichkeiten begegnet wird. So können Gegnergruppen erstmals auch lautlos ausgeschaltet werden, um die direkte und weitaus anspruchsvollere Konfrontation zu vermeiden. Die Vertiefung der Rollenspiel-Elemente schlägt sich derweil in einem weitaus komplexeren Item-Management nieder, mit dem etwa von der jeweiligen Ausstattung abhängige Rüstungs- und Angriffswerte einhergehen. Dabei ist nicht die Tatsache an sich bemerkenswert, sondern vor allem die Art und Weise, wie diese Ideen in die klassische Zelda-Formel einfließen. Keine dieser neuen Mechaniken wirkt fremdartig oder gar überflüssig. Die Balance zwischen neuen Ideen und alten Stärken wird hier perfekt getroffen und in Nintendo-typischer Manier nahezu makellos inszeniert – alles gerahmt von einer fesselnden Geschichte, die einen immer tiefer in die titelgebende Wildnis von Hyrule vordringen lässt. Dass man sich häufig nicht mal entscheiden muss, ob man nun der Geschichte folgt oder die weitläufige Welt des Spiels frei erkundet, ist die eigentliche Errungenschaft. Beide Herangehensweisen fließen nämlich derart organisch ineinander, dass sich das eine unwillkürlich aus dem anderen ergibt. Philip Fassing — »The Legend Of Zelda: Breath Of The Wild« für Nintendo Switch und Wii U (Nintendo)
AUFSTAND DER STAUBSAUGER auch einen Weckruf für unsere Zukunft. Lenken wir feindliche Späher per Steinwurf ab, dann erkunden sie arglos die Einschlagstelle – die perfekte Gelegenheit für einen Hinterhalt. Kommt allerdings der nächste vorbei, mustert er nur misstrauisch den erstochenen Kollegen, bevor ihn das gleiche Schicksal ereilt. Auf diese Art können wir komplette Dörfer verschwinden lassen. Da dürfen wir uns nicht wundern, wenn uns selbstfahrende Staubsauger überflügeln. Jan Bojaryn — »Horizon: Zero Dawn« für PlayStation 4 (Sony Interactive Entertainment / Guerrilla Games)
#Kultur #Games
Keine Skills am Controller aber La Paloma pfeifen
Illustration: Alexandra Ruppert
Das kooperative Puzzle-Spiel »Snipperclips« ist einer der ersten Titel, der die flexiblen Multiplayer-Möglichkeiten von Nintendos neuer Konsole nutzt. Hallo Teamwork! Videospiel-Laie Carsten Schumacher darf sich dementsprechend erstmals über ungebetene, pardon, helfende Hände »freuen«. Ein Protokoll.
Schön, mal nicht allein zum Scheitern verurteilt zu sein, aber könntest du bitte aufhören, meine Papierfigur zu zerschneiden? Gut, das mag jetzt schon irgendwie zur Lösung des Rätsels beigetragen haben – mir wäre trotzdem lieb, wenn du vorher fragen würdest, bevor du mit dem Verstümmeln beginnst. Wir sind hier nicht beim IS! Und nun auf die virtuellen Knie mit dir, damit ich an diesen Knopf dort oben komme und wir das Level endlich beenden können. Ich hatte im Kunstunterricht bei Frau Borkenschwick immer eine 3+, trage stolz den violetten
Gürtel in Origami und bin auch ausreichend in Mengenlehre unterrichtet, das befähigt mich zweifellos zu einer führenden Rolle bei diesem kooperativen Bastelspaß. Eine angenehme Lernkurve, nicht zu anspruchsvoll, aber auch nicht völlig trivial. Gut, genauso dachte ich mal über meine Karriere, und nun sitze ich hier und werde der YouTube-Jugend als greiser Technologie-Verweigerer vorgeführt. Dabei war ich schon Cut-up, als William S. Burroughs noch mit Endreimen gespielt hat! Ich glaube aber, tief in meiner desillusionierten Seele so etwas wie Spaß bei dieser Jungbrunnen-Tätigkeit zu verspüren, und würde diesem Telespiel 7 von 10 Wählscheibentelefonen geben. — »Snipperclips« für Nintendo Switch (Nintendo / SFB Games)
PRESENTS
StijlMarkt Markt für junges Design, Fashion und guten Geschmack.
22–23 April, München 6–7 Mai, Nürnberg 13–14 Mai, Mainz 20–21 Mai, Köln Sa / So 11–– 18 Uhr Eintritt 5 Euro
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#Life
#Life
Foto: Thomas Nondh Jansen
Hat hier etwa jemand versucht, eine ver gurkte »Tetris«-Partie nachzubauen? Wie auch immer – das Bild passt vorzüglich zu unserem Text über Independent-Games. Der geht der Frage nach, was »indie« in der Games-Branche bedeutet und wie sich das so spielt. Dazu gönnen wir uns den Doublemeat-Medley-Burger von Buffy und schieben First World Problems der schönen Art.
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#Life #Independent-Games
Independent-Games
Hinter dem Regal
In jedem handelsüblichen Videospiel kommt mindestens ein Held mit einer Waffe vor. Er muss etwas retten, zerstören oder aufspüren. Doch muss das sein? Jan Bojaryn findet: Nein. Seit Jahren kennt beziehungsweise verfolgt er die Arbeit von Entwicklern von Independent-Games, die einen anderen Ansatz und ein neues Publikum zum Ziel haben. Die Macher von »Future Unfolding«, »Hidden Folks« und »Mimics« hat er von Bildschirm zu Bildschirm interviewt. Illustrationen: Alexandra Ruppert
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Das Äußere eines Spieleentwicklers entspricht gelegentlich tatsächlich dem Klischee: blass, rotäugig und irgendwie ausgefranst. Vielleicht liegt es am wilden Bartwuchs? Am Bild der Webcam? Im Fall von Adriaan de Jongh ist es eher eine Art Post-Release-Blues. Immerhin hat er eine imposante Frisur. Sein Haar türmt sich voller Sprungkraft. Trotzdem blinzelt er mich entwicklerklischeehaft müde aus seiner Amsterdamer Küche an. Und hat allen Grund dazu: Adriaan hat gerade ein Spiel veröffentlicht, ist dann zu einer Entwicklertagung auf die andere Seite der Welt gereist und hat jetzt einen Kater. Leere Blicke und dicke Schädel sind nach der Veröffentlichung eines Spiels relativ normal. Denn jedes Spiel ist ein großes kreatives Projekt, dessen Entwicklung oft Jahre verschlingt. Und wer in einem kleinen Team selbstständig Spiele entwickelt, macht es sich absichtlich schwer. Die Branche bietet einfachere Jobs, die besser bezahlt sind. Aber kaum einer ist spannender. Denn als Spieleentwickler von – nennen wir sie mal – Independent-Games befüllt man nicht das Top-Ten-Regal des Elektroniksupermarkts. Kein Fußball, keine Schusswaffe, kein unrasierter Antiheld tritt ins Bild. Eine neue Generation von Spielemachern probiert aus, was überhaupt geht.
Was in der großen Spielebranche gern Inspiration genannt wird, heißt anderswo Inzest. Hatte ein Spiel mit Crafting Erfolg, haben demnächst alle Spiele Crafting. Es ist, als hätte der Lehrer bei der Klassenarbeit den Raum verlassen. Die Welten, die Helden, Alle schauen alles deren Aufgaben: Alle schauen alles vonein- voneinander ab ander ab. Spielemacher, die ihre Inspiration Ein klassisches Videospiel woanders holen, gab es schon immer. Aber es im Jahr 2017 ist ein ActionRollenspiel, in dem der Held werden mehr und mehr, und sie finden stetig eine große, offene Spielwelt ein größeres Publikum. Eigentlich kein Wun- voller Gegner bereist. der – denn viele dieser Spiele sind mittlerweile Gelegentlich muss er dabei Türme erklimmen, um neue zugänglicher als die vermeintlich sicheren Hits. Bereiche der Landkarte Bei den kleineren Titeln müssen Spieler keine sichtbar zu machen. Auf möglichst dramatischen Herausforderungen der Karte sind unzählige simple Missionen und Samlösen, nicht die Welt retten und keine Busla- melobjekte markiert. Die dungen voller Menschen erschießen. Ziel kann Objekte kommen entweder alles Mögliche sein: die Freude am gemeinsa- in ein Sammelalbum oder sie werden als Baumatemen Spiel oder die Lust am Entdecken. Und rial für neue Gegenstände die Inspiration stammt oft von weit jenseits benötigt. des engstirnigen Nerdkosmos’.
#Life #Independent-Games
Wunderschöne Gehirnverwirrungen Aus diesem weiten Jenseits scheint auch »Future Unfolding« zu kommen. Offizielle Heimat des Spiels ist Berlin, hier sitzt das Studio Spaces of Play. Entwickler Andreas Zecher lebt eigentlich in Stockholm, seine Kollegen Marek Plichta und Mattias Ljungström arbeiten zwar in Berlin, kommen aber aus Polen und Schweden. »Wir sind drei verschiedene Persönlichkeiten mit verschiedenen Interessen aus verschiedenen Ländern«, fasst Andreas zusammen. Vor sechs Jahren konnten die drei mit »Spirits« Erfolg einheimsen, einer ruhigeren, schöneren Abwandlung von »Lemmings«. Ihr neues Spiel »Future Unfolding« ist schwerer zu fassen. Ist es eine Art »Legend Of Zelda« ohne Anleitung? »Ein Action-Adventure in einer surrealen Traumwelt«, schlägt Andreas vor. Es beginnt mit einer Spielfigur, die im Schneidersitz auf einer Wiese hockt. Um sie herum erkennt man schemenhaft Bäume, vielleicht einen hüpfenden Hasen, Büsche und Steine. Die Spielfigur kann herumlaufen, schneller rennen, sich wieder hinsetzen und meditieren. Klare Anweisungen bleiben aus. Alles ist in diesem Spiel verborgen. Es gibt zwar Level, Gegner, Rätsel, ein klar definiertes Spielende. Aber das können Spieler selbst aufdecken. Wenn sie wollen. »Future Unfolding« ist nicht nur ungewöhnlich ruhig, es sieht auch ungewöhnlich aus. Die schemenhafte Welt erinnert mit ihren farbigen Lichtstimmungen an den Impressionismus, aber die Perspektive stimmt nicht: Alles wird von oben gezeigt. Art Director Marek erklärt, warum ihn dieser Blickwinkel fasziniert: »Wenn man einen Menschen im Video von oben laufen sieht, wirkt das komisch. Unser Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, etwas aus dieser Perspektive zu sehen. Es wirkt surreal, falsch.« Aus der Vogelperspektive erkennt man alles nur schemenhaft. Der Löwe könnte auch ein Fuchs oder ein Wolf sein. Die Spieler müssen interpretieren, was sie sehen. Das klingt abschreckender, als es ist. Erstens sieht auch die reale Welt gelegentlich rätselhaft aus, aber immer schön. Schatten Zweitens werfen alle Dinge einen Schatten. Shadow Art ist eine Wenn sich Tiere erheben, drehen oder losKunstform, in der Objekte laufen, erahnt der Spieler ihre Seitenansicht. so arrangiert werden, dass Der Weg zu einem ungewöhnlichen Indieihre Schatten ein neues Bild ergeben. Von diesem Titel ist lang. Mehr als vier Jahre haben Spaces Effekt hat sich »Future Un- of Play das Spiel aus einer sehr losen Idee auffolding« inspirieren lassen. Auch hier zeigen Schatten gebaut. Mattias hat beim Programmieren nicht alles von einer neuen, oft auf die übliche Hilfssoftware zurückgegriffen, unerwarteten Seite. sondern so gut wie bei Null angefangen. Marek hat wie bei einem Zeichentrickfilm alles von Hand animiert. Das Ergebnis funktioniert auf mehreren Ebenen. Spieler können sich an den kreativen Einflüssen austoben, die Rätsel und Mechanismen der Welt studieren – oder einfach ein Stündchen in dieser anderen Welt spazieren gehen. »Future Unfolding« funktioniert als kryptische Rätsellandschaft oder als interaktiver Bildschirmschoner. Und erinnert daran, was in diesem Medium kreativ möglich ist.
Kamelsounds in Wimmelbildern Sich kreativ in einer anderen Welt auszutoben gilt auch für Adriaan de Jonghs Spiele. Sein neuer Titel »Hidden Folks« funktioniert irritierend einfach: Es gibt 14 animierte Wimmelbilder in Schwarz-Weiß, in denen es jeweils eine Reihe versteckter Ziele aufzustöbern gilt. Die Spieler können in die Bilder hereinzoomen und hin- und herscrollen. Das Vergnügen daran ist ansteckend und dabei so grundlegend, dass es viele Gewohnheitsgamer nicht besonders ernst nehmen – dieses Spiel können schließlich auch Kinder spielen. Unbeschwerte, spielerische und alberne Experimente sind typisch für Adriaan. Mit dem kleinen Studio Game Oven hat de Jongh »Fingle« erfunden. Das schmierige Fingerpetting gehört immer noch zu den besten Möglichkeiten, einem Menschen für unangenehme 15 Minuten näherzukommen. Besser kennen sollten sich die Spieler dagegen für »Bounden«, schließlich müssen sie gemeinsam ein Handy halten und im Duett Ballett tanzen. Inzwischen folgt Adriaan seinen kreativen Impulsen ohne Studio. »Hidden Folks« hat er zusammen mit dem Illustrator und Designer Sylvain Tegroeg entwickelt. Die beiden trafen sich auf einer Ausstellung. Sylvains Bilder sehen verspielt aus. Alles scheint sich zu bewegen, kleine Menschlein wuseln durch perspektivisch korrekte Architekturzeichnungen. Dass aus den Wimmelbildern eine Art Wo-ist-Walter-Spiel entstand, leuchtet ein. Die Idee ist so einfach, dass man sich eher fragt, warum es nicht viel mehr solcher Spiele gibt. Das Menü, die Sprache, die ganze Struktur aus 14 Bildern, auf denen Spieler herumklicken oder -tippen, Türen öffnen und Heuballen aus dem Weg rollen – alles wirkt simpel. Das hat auch einen praktischen Grund: Ein Zwei-Personen-Team kann kein großes Spiel entwickeln. Ein neues Wimmelbild kann
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#Life #Independent-Games
Mehr brachliegende Talente nutzen
Sylvain an einem Tag zeichnen, aber bis zum fertigen interaktiven Ergebnis dauert es locker zwei Wochen. Nur 14 Bilder haben es ins Spiel geschafft, allerdings wurden während der Entwicklungszeit insgesamt 50 erstellt, getestet und verworfen. Die Sounds des Spiels wurden mit dem Mund erstellt. Diesen Arbeitsprozess beKamelsounds schreibt Adriaan folgendermaßen: »Ich habe Kamele machen seltsame mir zum Beispiel Kamelsounds auf YouTube Geräusche. Sie können gur- angehört, diese ins Mikrofon imitiert und das geln, quietschen, wiehern und meckern. Hunderttau- Ergebnis geschnitten und gemischt.« Adriaans Spiele wirkten schon immer, als sende Menschen sind laut YouTube fasziniert davon. wären sie für ein neues Publikum erschaffen. Doch nur Adriaan de Jongh hat einen Weg gefunden, Dabei ist das gar nicht sein erklärtes Ziel: »Ich dieses Musterbeispiel für denke bei einem neuen Projekt nicht über Prokrastination produktiv die Zielgruppe nach«, behauptet er. »Ich will zu nutzen. meine Spiele so nutzerfreundlich wie möglich machen, aber das hat für mich eher mit gutem Design zu tun.« Seine Spiele sind für alle da. »Hidden Folks« kann jeder bedienen. Das Spiel läuft auch auf Handys, aber die üblichen Hürden eines Handyspiels fehlen – es gibt weder Zeitlimits noch Bestenlisten oder Sterne am Ende eines gelösten Puzzles. »Ich will nicht über den Spieler urteilen«, sagt Adriaan. Statt zu Wettkämpfen und Leistungssteigerungen aufzurufen, will er Menschen ein interessantes Spielzeug in die Hand geben. »Chill« spielt eine große Rolle in seinem Wortschatz.
Aus einer lockeren Atmosphäre entstand auch die Idee zu »Mimics« von Navel. Die zwei Ludwigsburger Fabian Schaub und Thomas Krüger haben an einem Game Jam teilgenommen. Thomas erklärt, was es damit auf sich hat: »Es ist ein ein- bis zweitägiges Treffen von Entwicklern, die sich zu Teams zusammenschließen und in kürzester Zeit ein Spiel zu einem Thema entwickeln.« Das Thema lautete in diesem Fall »Memes«. Aber statt wie üblich auf lustige Bilder zu schießen oder etwas über den Bildschirm zu jagen, dachten Fabian und Thomas erst mal einen halben Tag über einen neuen Ansatz nach. Am Ende stand eine gleichermaßen brillante wie beknackte Idee: In »Mimics« geht es darum, möglichst denkwürdige Grimassen per Selfie nachzuahmen beziehungsweise herauszufinden, welche Vorlage der jeweilige Spieler imitiert hat. Das Spiel könnte man auch als beißenden Kommentar auf eine Gesellschaft verstehen, in der wir uns ständig selbst inszenieren. Aber dem Entwickler-Team reicht es, einen lustigen Titel vorzulegen, der auch Menschen mit sozialer Scheu zu öffentlichen Entgleisungen hinreißt. »Ich habe das Spiel vorhin in der Bahn gespielt. Da haben die Leute schon komisch geguckt«, stellt Thomas zufrieden fest. Fabian ist vor allem zufrieden, dass »Mimics« für jeden zugänglich ist. Er spielt zwar selbst viel, aber wenn er Spiele entwickelt, möchte er keine Gamer-Skills voraussetzen, sondern lieber Spielformen ausprobieren, die wenig verbreitet sind. »Mimics« lebt auch von der Qualität der über 200 Bilder. Fabian und Thomas können das Netzwerk an Medienkünstlern der Ludwigsburger Filmakademie anzapfen. Einige der Illustratoren sind mitt- Illustratoren lerweile selbst als Spielemacher erfolgreich. Zu den Zeichnern gehören Navel stehen dagegen noch am Anfang. Sie Marius Winter und Benedikt Hummel, die haben mit ihrem Spiel noch keinen kommer- zusammen als Major Bueno ziellen Erfolg. Dafür müssten mehr Spieler grandiose Spielexperimente ihren Titel entdecken und dann auch noch drei veröffentlichten. Auch Lea Schönfelder ist dabei. Sie Euro zahlen, um die Vollversion freizuschalten. hat mit dem VerrenkungsIllusionen machen die beiden Entwickler sich spiel »Perfect Woman« für nicht. »Spiele sind eben ein Hit Driven Busi- Aufsehen gesorgt. Heute arbeitet sie bei Ustwo ness«, stellt Fabian mit der Nüchternheit eines Games, dem Studio hinter 50-jährigen Investors fest. Aber die beiden »Monument Valley«. träumen von einer Zukunft ohne Fördergelder und Auftragsarbeiten. Bei Rezensionen schneidet das Spiel jedenfalls sehr gut ab. Und Grimassen-Schneiden ist ein weit verbreitetes, wenig eingesetztes Talent. Auf diesem Gebiet liegt also sehr viel Potenzial brach. — futureunfolding.com — hiddenfolks.com — mimicsgame.com
#Life #First World Problems
#First World Problems
Schönheit Einmal im Leben umgehört, und schnell wird klar: Selbiges ist kein Zuckerschlecken! Es folgt eine neue Ausgabe viel diskutierter First World Problems. Irgendwas ist doch immer, findet auch Olaf Radow. Zum Beispiel Schönheit.
Illustration: Alexandra Ruppert
Yabadabadoo! Donald Trump ist ein schöner Mann. A real man in 2-DOptik, ein sexy Player, ein Ästhet. Ebenso Steve Bannon: entzückend bezaubernder TrinkerChic. Taylor Swift ist dagegen eher gewöhnlich. Ein graues Landei mit trockenen Lippen. Aber schön. Ich liege im Bett und lese die neue Preeek. Eine HammerZeitschrift. Preeek ist Afrikaans und heißt frei übersetzt so viel wie »frech«. Die Buren haben’s mir gebracht. Preeek ist die Lösung. Doch wo ist das Problem? Der mediale und reale Overkill, die Übertötung und in der Folge der Verlust des Horizonts. Die Suche nach der roten Linie und dem nebligen Bereich dahinter. Das alles lähmt mich. The next step is to be taken. Preeek ist Print. Klar begrenzt auf 30×42 cm Grundfläche, 120 Seiten Hochglanz, viel Bild, wenig Text. Pure Schönheit. Und jetzt gibt es sogar eine deutsche Ausgabe. Preeek schaufelt historische Schätzchen aus geheimen Asservatenkammern, Homestorys voller Anmut und ohne unnötigen Tiefgang. Eine Melange aus Bunte und View für den abgefuckten Freigeist. Seit Tagen blättere ich und staune: Kim Jong-il mit seiner dritten Ehefrau, der Tänzerin Ko Yong-hui, und dem kleinen aufgeweckten Bübchen Kim Jong-un, 1985 beim Sonntagsspaziergang im Jogak-Park in Pjöngjang. Schön. Martin Chulz 2016 beim traditionellen Eisbeinessen der Hamburger Schiffsmakler ins Gespräch vertieft mit dem österreichischen Ministerialrat Thomas Brummund. Ein kleines Stück Würselen scheint von der Keule getropft zu sein und klammert sich panisch an ein Barthaar. Schön. Robert Mugabe, feixend mit einer Missionsschwester im Schatten einer Schirmakazie, circa 1970. Schön. Francis Bacon mit seinem Liebhaber George Dyer, Wange an Wange, 1964 auf der documenta in Kassel. Schön. Selena Gomez und Justin Bieber, Händchen haltend auf der Ehrentribüne beim Wimbledon-Finale 2015. Schön. Beate Zschäpe mit Uwe Mundlos auf einem Silbermond-Konzert in Antwerpen, Feuerzeuge schwenkend, die Äuglein tränenfeucht. Sehr schön.
Das Schöne und das Erhabene sind zurückgekehrt in mein Leben. Niemand muss mir mehr die Welt erklären. Weder Helmut Schmidt noch Schweinchen Dick haben das geschafft. Die Kehrwoche ist nun beendet. Alles ist aus dem Weg geräumt: das doofe Internet, Wissenschaft und Kunst, Liebe und Witz, alternative Fakten und Fake News, Betulichkeit und Meinungsschwatze, die verdammte Suche nach der Wahrheit, der einfachen Lösung, dem Guten im Menschen, dem perfekten Kartoffelpüree mit soundso viel guter Butter. Gebannt starre ich Martin Chulz an. Er ist schön. Seine Positionen und Visionen sind mir egal. Nur ganz kurz versuche ich, in ihn einzutauchen – alter Reflex – und etwas hinter der Fassade zu finden. Innere Werte? Ich sehe einen eingewachsenen Zehnagel, eine alte Kriegsverletzung, die sein Vater ihm vererbt hat, einen leicht erhöhten Harnsäurespiegel. Er riecht dezent nach Urin. Das gefällt mir gut. Der Schwartenfitzel hält sich wacker. Aber er wird fallen. Heute oder morgen. Das werde ich regelmäßig kontrollieren. Rasch zurückgeblättert. Kim Jong-un ist ein wahrhaft zauberhaftes geschniegeltes Bürschchen von vielleicht vier Jahren. Er trägt die Uniform eines Obergefreiten der Koreanischen Volksarmee mit wollenen Knäufen an Jacke und Otterfellmützlein. Im Speckhändchen ruht eine Gummizwille. Ein schönes Kind. Ich habe keine Fragen mehr.
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#Life #Rezepte der Popküche
Rezepte der Popküche: »Buffy The Vampire Slayer«
Doublemeat Medley
Vor 20 Jahren ging in den USA »Buffy The Vampire Slayer« auf Sendung. Buffy kämpft gegen Dämonen – und auch ums finanzielle Überleben. Beim Jobben im »Doublemeat Palace« findet sie die Wahrheit über die geheime Zutat des »Doublemeat Medley«-Burgers heraus. Ein Genuss für jeden Buffy-Fan. Buffy Summers steht nicht im »Bann der Dämonen«. Auch wenn der deutsche Titel von »Buffy The Vampire Slayer« das suggeriert. Buffy kämpft. Sie rammt Vampiren Pflöcke in die kalten Herzen und bricht Dämonen das Genick. Buffys Freunde, die Scoobies, helfen ihr dabei. Für sie und Buffy ist die Patrouille auf dem Friedhof der Kleinstadt Sunnydale so alltäglich wie für andere der Gang zur Highschool, zum College oder eben zum McJob. Als Slayer hat Buffy es nicht leicht. Als junge Frau auch nicht. Ihre Mutter ist gestorben, ihre kleine Schwester Dawn scheint nicht ganz real, ihre beste Freundin Willow ist süchtig nach (schwarzer) Magie. Auf einige amouröse Desaster folgt auch noch eine Affäre mit dem untoten Tunichtgut Spike. Es ist die Zeit, in der alle Handlungsstränge von Joss Whedons Show auf die große Katastrophe hinauslaufen. Kleinere Katastrophen weisen den Weg. In der Folge »Doublemeat Palace« heuert Buffy aus Geldnot bei der gleichnamigen Fast-Food-Kette an. Deren Spezialität: der Burger Doublemeat Medley. Er soll aus Brot, Beilagen, Huhn, Rindfleisch und einer
geheimen Zutat bestehen. Von Anfang an wird Buffy das Gefühl nicht los, dass im Doublemeat Palace etwas nicht stimmt. Manager Manny lässt durchblicken, viele Mitarbeiter seien spurlos verschwunden. Kein Wunder, bei so einem miesen Job! Buffy vermutet deren Überreste aber etwas paranoid in den Burgern. Kumpel Xander bringt das Dilemma von Buffys Doppelleben auf den Punkt: »I think you’re seeing demons, where there’s just life.« Schließlich tritt im Finale der Folge doch noch ein richtiger Dämon in Erscheinung. Mit der geheimen Zutat hat das Ekelvieh jedoch nichts zu tun. Puh! Ein echter Doublemeat Medley, so erfährt Buffy, besteht bloß aus einer Gemüsemischung, angereichert mit etwas Rinderfett. »The secret ingredient in beef is beef?« staunt sie. Ein Trick. So, als wären Horror und Fantasy die geheimen Zutaten einer Horrorund Fantasy-Serie. Einer genialen Show, in der es eigentlich um das wahre Leben geht. Und um ein Mädchen, das heldinnenhaft gegen alle Zumutungen kämpft. Das hätte mit Fast-Food-Unterhaltung echt nichts zu tun. Wolfgang Frömberg
Das Rezept Zutaten für dich und die Scoobies: 4 Veggie-Bratling Fleischgeschmack 4 Veggie-Bratling Hühnchengeschmack 4 Hamburger-Brötchen 4 Scheiben Cheddar-Käse Gemüsegurken Tomaten Eisbergsalat Mayonnaise Ketchup 2-4 Teelöffel Öl Und so geht’s: Mit einem Brotmesser den oberen Teil der Hamburger-Brötchen horizontal in zwei Hälften schneiden und zur Seite legen, wo bereits die in Scheiben geschnittenen Tomaten und Gurken sowie in Form gezupfter Salat bereitliegen. Das Öl in einer Pfanne auslassen und zunächst die Veggie-Bratlinge Fleischgeschmack, dann die VeggieBratlinge Hühnchengeschmack zwei bis drei Minuten braten, in der letzten Minute jeweils eine Scheibe Cheddar auf die Burger legen. Mayonnaise auf die nicht zweigeteilten unteren Hälften der Hambuger-Brötchen verteilen. Salatblätter hinzufügen, den gebratenen Veggie-Bratling mit Hühnchengeschmack hinzufügen und mit Gurkenscheiben garnieren. Das Ganze mit der Brötchenscheibe für die Mitte abdecken. Darauf Mayonnaise, Salatblätter, VeggieBratling Fleischgeschmack, Ketchup und Tomatenscheiben geben. Schließlich dem Doublemeat Medley mit der verbleibenden Hälfte des oberen Hamburger-Brötchens die Krone aufsetzen.
Illustration: Alexandra Ruppert
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#Style
#Style Foto: Thomas Nondh Jansen
Wirkt fast, als hätten sich die Fruchtzwerge auf diesem Foto bewaffnet, um mit Wattestäbchen-Speeren in den Krieg zu ziehen. Ähnlich kämpferisch geht es auch in unserem StyleRessort zu: Wir widmen uns dem Thema Mode und Meinung und erörtern in der Modestrecke sowie in einem Kurz-Essay das Zusammenspiel von Fashion und Feminismus.
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#Style #Fashion & Feminismus
Sarah Farina, DJ und Veranstalterin: »Durch Gleichberechtigung können wir eine friedvollere und gerechtere Welt gestalten.«
Shirt: Femtastics × Black Velvet Circus
#Style #Fashion & Feminismus
Joseph Wolfgang Ohlert, Fotograf und Künstler: »Letztendlich geht es darum, sich nicht anpassen zu müssen, sondern herauszufinden, was man will, und dafür einzustehen und zu kämpfen.«
Shirt: Glamour × Dorothee Schumacher
Fashion & Feminismus
Mode mit Haltung r mehr Designer setzen in Inwieweit kann oder muss Mode aktuell politisch sein? Imme Nr. eins: Feminismus. Nur ist ihren Kollektionen auch auf Statement-Shirts – Trendthema berechtigung drin. Warum nicht überall, wo Gleichberechtigung draufsteht, auch Gleich Modestrecke haben wir die das so ist, erklärt Julia Korbik auf den folgenden Seiten. Für Teil (voll fair produziert, versteht ganz unterschiedliche Persönlichkeiten mit jeweils einem tet. Ein paar Shoppingsich) ausgestattet und gefragt, was Feminismus für sie bedeu fürs gute Gewissen. nur d Empfehlungen gibt es natürlich auch – selbstreden Fotos: Miriam Marlene Waldner, Styling: Frederike Ebert
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#Style #Fashion & Feminismus
Sarah Diehl, Regisseurin und Autorin: »Gleichberechtigung kann nur dann funktionieren, wenn Männer auch die Arbeit übernehmen, die Frauen tun.«
Shirt: KDG × Jane Wayne Dorothee Schumacher
#Style #Fashion & Feminismus
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Dorothee Schumacher
Female Collective
Hades
Strange Ways
Etsy
Everlane
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#Style #Fashion & Feminismus
Feministische Statement-Shirts
Grrrl-Power zum Anziehen? sind in dieser Shirts, Sweater und Beanies mit feministischen Statements , die man bei tücke Stoffs die sind Saison stark angesagt. Doch wie empowernd da »Made in wie hier l H&M, Zara und Co. kaufen kann, wenn auf dem Waschzette Grund. Bangladesh« steht? Julia Korbik geht dieser Frage auf den
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eminismus ist gerade günstig zu haben: Nur knapp zehn Euro kostet ein rosafarbenes T-Shirt mit »Feminist«-Schriftzug bei H&M, ein »Grrrl Power«-Shirt ist auf dem Online-Marktplatz Etsy für 15 Euro zu haben. Das gute Gewissen gibt’s gratis dazu, schließlich bezieht man mit einer politischen Botschaft auf der Brust Stellung, man engagiert sich. Wer sagt denn, Feminismus und Fashion hätten nichts miteinander zu tun? Tatsächlich ist Feminismus in den letzten Jahren zum modischen Trend geworden: Karl Lagerfeld schickte 2014 Models mit Parolen wie »History is Her Story« über den Laufsteg, das Modehaus Dior präsentierte 2016 T-Shirts mit dem Slogan »We should all be feminists«. Wenn es um feministische Mode geht, muss es aber nicht immer High Fashion sein: T-Shirts mit den Slogans »The Future is Female, Feminist AF« oder »Nasty Woman« (Donald Trump lässt grüßen) sind angesagt und auch für Normalsterbliche erschwinglich. Ganz unproblematisch ist diese Symbiose aus feministischer Haltung und Konsum allerdings nicht. Denn ist es nicht ein bisschen zu einfach, das Tragen eines Kleidungsstücks automatisch mit Aktivismus gleichzusetzen? Eine politische Haltung mal eben so überzustreifen – und sie dann in der hintersten Ecke des Kleiderschranks verschwinden zu lassen, sobald etwas anderes angesagt ist? Hinzu kommt, dass feministische Klamotten zwar empowernde Botschaften transportieren – an ihrer Herstellung aber oft ganz und gar nichts ermächtigend ist. Im Gegenteil. 2014 taten sich die britische Frauenvereinigung Fawcett Society, das Elle Magazin und die Kleidungsmarke Whistles zusammen, um eine neue Version des »This is What a Feminist Looks Like«-T-Shirts herauszubringen. Benedict Cumberbatch, Emma Watson und viele andere Berühmtheiten und Politiker ließen sich damit fotografieren.
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Feministischer Spirit lag in der Luft – doch dann kamen Vorwürfe auf, die Shirts würden in einem Sweatshop auf Mauritius produziert. Die Fawcett Society ordnete eine Untersuchung an und verkündete danach, alles sei in Ordnung, die Kleidung würde nach ethischen Standards produziert. Imageschaden gerade noch mal so abgewendet. Trotzdem: Wie ethisch können diese Standards sein, wenn ein paar der aktuell im FawcettSociety-Online-Shop erhältlichen Shirts gerade einmal 15 britische Pfund (ungefähr 17 Euro) kosten? Immerhin kam der Erlös aus dem T-Shirt-Verkauf einem guten Zweck zu, nämlich der Fawcett Society selbst: Wer ein »This is What a Feminist Looks Like«Shirt kaufte, machte also nicht nur eine klare Ansage, sondern trug einen kleinen Teil zur Unterstützung von Frauen bei. Das sieht bei großen Modeketten naturgemäß anders aus: Von den Verkäufen profitiert einzig und allein das Unternehmen – da kann das entsprechende T-Shirt noch so fröhlich feministische Botschaften verkünden, die Kollektion noch so sehr auf Diversität und emanzipatorische Vibes setzen. So wie bei H&M und der »She’s a lady«-Kampagne von 2015. Das dazugehörige Video feiert Frauen in allen Formen und Lebenslagen: Selbstbewusst und achselbehaart lungern sie im Bett rum, leiten Vorstandssitzungen, sitzen breitbeinig in der Bahn oder schauen zufrieden in den Spiegel. Untermalt wird das Ganze von Lion Babes »She’s A Lady«-Cover, und die Botschaft ist klar: »Sei du selbst! Was eine Lady ist, bestimmst alleine du!« So weit, so empowernd. Für die »Ladys« in den süd- und südostasiatischen Textilfabriken, die die H&M-Mode nähen, bringt der schwedische Konzern allerdings kein Interesse auf – die gehören ja auch nicht zur Zielgruppe. Laut Angaben der Kampagne »Labour Behind the Label« stellen Frauen ungefähr 80 Prozent der Arbeiter
#Style #Fashion & Feminismus
müssen ustrie. Viele von ihnen in der globalen Textilind t 5000 mi ähren. So gut man eben Kinder und Familie ern tliche nit sch rch Monat – der du Taka (knapp 59 Euro) im n. In kan en ähr ern ilie eine Fam Lohn in Bangladesch – oder h in Indien, Bangladesc vielen Textilfabriken, ob hal: rop ast kat eitsbedingungen Kambodscha, sind die Arb ten ich Sch e ang enl nd Wasser, stu mangelnder Zugang zu emikalien. Ch e siv Etsy res agg d un ohne feste Pausenzeiten Vorgesetzten von n rde we en dch Mä Frauen und junge d: Die rt und sexuell belästigt. Un systematisch diskriminie rben sta 2 uns nicht automatisch zu schlechten oder gar ik kann tödlich sein. 201 Arbeit in einer Textilfabr als hr me rik Fab n bösen che Menschen. Aber es macht uns zu ignonis ista pak er ein bei einem Feuer in ranten Menschen. »You are what you wear«, sturz 2013 in Banglaein rik Fab em ein bei ; 300 Menschen davon heißt es. Was sagt es über uns aus, wenn uns hen getötet, die meisten desch wurden 1127 Mensc ieren duz pro ng idu unsere Kle politische Haltung gerade mal ein paar e ihr t dor die n, rke Frauen. Zu den Ma Euro wert ist? Deshalb lautet die Devise: Augen on und Mango – ein »Girl ett Ben rk, ma Pri en ört ließen, geh Euro. auf beim Kauf vermeintlich feministischer Klango übrigens aktuell 16 Gang«-Shirt kostet bei Ma s die un ist em tzd motten. Tro t. Statt uns über Billigpreise zu freuen, ann bek d sin hen All diese Tatsac sollten wir Fragen stellen: Wo kommen die wichtiger als die ethische oft o cad Avo er ser un Bio-Qualität s dafür Klamotten her? Wer hat sie gemach tten. Dabei sollten wir un t? Wird Qualität unserer Klamo d wer ein Teil der Einnahmen un n me kom n tte mo Kla vielleich e t sogar ser für un her interessieren, wo s- wohltätige Zwecke n, wenn darauf femini gespend dan et? Fallen die ade Antger , hat rt zie sie produ eine worten nicht befriedig end aus, muss eben nach n. Denn Feminismus ist g anderen Möglich tische Botschaften prange run nie mi kri Dis die en keiten geg gesucht werden. Denn m alle vor h Bewegung, die sic also T-Shirts tragen, die es gibt sie, die Alternativen zur feministischen wir nn We zt. set ein von Frauen r unter Fast Fashion. Zwar meist etwas ng zur Schau tragen, abe teurer, dafür zwar eine politische Haltu rden aber tatsächlich inklusiv wo rt zie du pro gen un e ing gutem Gewissen. Bed gen rdi menschenunwü Ein Shirt ist eben nicht nur ein Shirt – und ammen: Wir empowern zus tig rich ht nic s wa da sind, passt mit femi- die positive feministische Botscha niemanden. Ein T-Shirt ft auf der nur uns selbst und sonst omatisch Brust trotz Billigpreis oft teuer erkauft. aut ht nic gt wie ge ssa Me er end nistisch motivier ner Herstellung auf. n alle negativen Aspekte sei aus politisch sein: Es ist ebe rch du Dabei kann Konsum s: ing erd All en. geb aus ser Geld nicht egal, wofür wir un lässt sich nicht kaufen. Eine politische Haltung auf einem KleiderSie hängt nicht irgendwo schaft. Wer sich Ku bügel und wartet auf nd st nennt, kann ini Fem er od Feministin »The Future is nicht guten Gewissens paar Euro kauein für Female«-Shirts ustrie unterfen und damit eine Ind tematisch stützen, in der Frauen sys e IndustEin n. rde we ausgebeutet und imrie, die immer schneller bei Fast – rt zie mer mehr produ hr um me ht nic es t Fashion geh geht her sic z gan d un ät, alit die Qu gen gun din sbe es nicht um gute Arbeit für die Näherinnen. inistische KlamotWorking Girls Dass wir vermeintlich fem den passenden auf hr me ei dab d un ten kaufen Herstellung, macht Slogan achten als auf die
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#Style #Technik
Audio-Gadgets fürs Smartphone
AUF DEM SPRUNG Der MP3-Player ist tot. Kaum jemand hat neben dem Smartphone noch ein weiteres Gerät in der Hosentasche. Dass dieser Umstand nicht unbedingt zu einem besseren Hörvergnügen führt, sollte man allerdings auch nicht totschweigen. Mit folgendem Zubehör kommen audiophile Menschen trotzdem auf ihre Kosten.
Outdoor Tech. Adapt: Der Kabellose
Neben den qualitativen Aspekten sind es manchmal ganz profane Dinge, die das Smartphone als Musik-Player unpraktikabel erscheinen lassen. Wenn man sich etwa für einen Blick auf das Display erst mal durch den Kabelsalat in der Jackentasche graben muss, dann wünscht man sich so etwas wie Adapt. Der kompakte Receiver-Clip wird mit den Kopfhörern verbunden, die das Audiosignal fortan per Bluetooth empfangen, und verbannt die lästigen Strippen dorthin, wo sie am wenigsten stören. — Outdoor Tech. Adapt, circa € 40, outdoortechnology.com
Soundmagic E10C: Die Grundlage
Die Suche nach den richtigen Kopfhörern mag trivial sein, ist aber für ein hochwertiges Hörerlebnis mit dem Smartphone essenziell – und kann in Anbetracht des unerschöpflichen Angebotes bisweilen auch Kenner überfordern. Mit dem E10 ist Soundmagic schon vor Jahren ein großer Wurf gelungen. Die neu aufgelegte E10CVariante knüpft nahtlos an diese Qualitäten an und bietet noch immer ein nahezu unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. — Soundmagic E10C, circa € 50, soundmagic.com
Nexum AQUA: Das Upgrade
Die teuersten Kopfhörer sind nur so gut wie der Verstärker, durch den das Ausgangssignal läuft. Eine Komponente, die bei der Smartphone-Produktion nicht unbedingt an erster Stelle steht und dementsprechend klangliche Kompromisse mit sich bringt. Wer diese nicht eingehen möchte, verschafft am elegantesten mit dem Nexum AQUA Abhilfe. Der ultraleichte KopfhörerVerstärker verfügt über eine Leistung von 100 mW, einen hochauflösenden DigitalAnalog-Wandler von Wolfson und wird per Mikro-USB mit Strom versorgt. — Nexum AQUA, circa € 90, nexum-design.com
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1992:1992: The Polyphonic The Polyphonic SpreeSpree »Lithium« »Lithium« 1993:1993: Beatsteaks Beatsteaks vs. Dirk vs. von Lowtzow Dirk von Lowtzow »French »French Disko« Disko« 1994:1994: The Go! TheTeam Go! Team »Bull»Bull In The In The Heather« Heather« 1995:1995: William William Shatner Shatner »Common »Common People« People« 1996:1996: Tocotronic Tocotronic »Sailor Man« »Sailor Man« 1997:1997: Earl Zinger Earl Zinger »Song »Song 2wo«2wo« 1998:1998: José González »Teardrop« José González »Teardrop« 1999:1999: The Walkabouts The Walkabouts »That‘s How »That‘s How I Live« I Live« 2000:2000: Bart Davenport Bart Davenport »Come On »Come On Let’s Let’s Go« Go« 2001:2001: Die Sterne Die Sterne »Madame Hollywood« »Madame Hollywood« 2002:2002: WhoMadeWho WhoMadeWho »Satisfaction« »Satisfaction« 2003:2003: Nostalgia Nostalgia 77 »Seven Nation 77 »Seven Nation Army« Army« 2004:2004: AnnenMayKantereit »Hand AnnenMayKantereit »Hand In Hand« In Hand« 2005:2005: Die Liga Dieder gewöhnlichen Liga der gewöhnlichen Gentlemen Gentlemen feat. Andreas feat. Andreas Dorau Dorau »Gegen »Gegen den Strich« den Strich« 2006:2006: Die Türen Die Türen »Remmidemmi (Rock-A-Billy-Version)« »Remmidemmi (Rock-A-Billy-Version)« 2007:2007: FranzFranz Ferdinand Ferdinand »All My »All My Friends« Friends« 2008:2008: Friendly Friendly Fires Fires »I’m Good »I’m Good I’m Gone« I’m Gone« 2009:2009: BirdyBirdy »1901« »1901« 2010:2010: Fehlfarben Fehlfarben »Nach »Nach fest kommt fest kommt lose«lose« 2011:2011: Jochen Jochen Distelmeyer »Video Distelmeyer »Video Games« Games« 2012:2012: AbayAbay »Angels« »Angels« 2013:2013: AnnaAnna CalviCalvi »Papi Pacify« »Papi Pacify« 2014:2014: Lambert Lambert »Pisse« »Pisse« 2015:2015: Love Love A »Love A »Love Yourself« Yourself« 2016:2016: The Kills The »Desperado« Kills »Desperado«
#Review
# Review Unsere liebsten Platten
Spalter
01 The Jesus And Mary Chain Damage And Joy
Judith Holofernes Ich bin das Chaos Därängdängdäng / Embassy Of Music / Warner
Abgebrüht werden Judith Holofernes’ Songs in diesem Leben nicht mehr sein, so viel scheint sicher. Aber muss man ihr daraus einen Strick drehen? Arbeitet sie auf ihrem zweiten Soloalbum »Ich bin das Chaos« mit zu vielen Klischees von Betulichkeit, oder steckt in ihrem Songwriting neben Engagement doch deutlich mehr Kunst? Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter
Eine Band hat Judith Holofernes trotz der andauernden Pause von Wir Sind Helden natürlich noch hinter sich. Neben ihrem Mann Pola Roy besteht diese vor allem aus dem färöischen Songwriter Teitur, der ihr bei ihrem zweiten Soloalbum zur Seite stand. Und bei einem bedächtig-verschleppten Opener wie »Der letzte Optimist«, der Zeilen wie »hinter diesen Sternen, nichts als Satellitenschrott, Unendlichkeit und Elend« hervorbringt, fällt es schwer, Holofernes nicht glücklich und in Gedanken umarmen zu wollen. Aber genau diese heile Welt der schlauen und vorsichtig optimistischen Menschen lässt sie auch den Chor von »Freude schöner Götterfunken« in ein undeutbares Plagiat (»Oder an die Freude«) verwandeln, bei dem sich die Schnittmenge aus doppeldeutigem Humor und anthroposophischer Deutungshoheit irgendwo auf dem antiautoritären Kinderfest verorten lässt. Dazu gibt es adrett gepflegten Ich hätte bei Judith Holofernes’ Produktions- und Garagenrock, nicht zu peneSchreibprozess auf den Färöer-Inseln sehr gerne Mäustrant und möglichst fröhlich, chen gespielt. Denn es ist tatsächlich wahr, dass sich der leider oft vom poetischen nicht alle Entscheidungen, die sie für »Ich bin das Textmaterial und dem Talent Chaos« traf, umstandslos erschließen – speziell der Chor in »Oder zu musikalischer Traurigkeit an die Freude«. Man muss diesem Song jedoch zugute halten, dass (»Oh Henry«) ablenkt. Am Ende er direkt danach auf eine gute Art ausflippt. »Ich bin das Chaos« ist das viel Konsens-Folk-Pop, ist keine Liebe auf den ersten Blick – das Album wächst seinen der Holofernes sicher aus der Hörern aber ans Herz, wenn man ihm eine Chance gibt. Das liegt zum einen an Holofernes’ noch immer ganz wunderbarer Stimme, Seele spricht, aber doch hinter den Erwartungen zurückbleibt. ihrem so typischen Kieksen in den Höhen und dem sanften Klaas Tigchelaar Flüstern in den Balladen. Eine Stimme, die sofort Vertrautheit vermittelt, wenn man sie hört. Zum anderen liegt das aber auch an ihrem nach wie vor sicheren Händchen für verspielte PopSongs. Was Kollege Tigchelaar als »antiautoritäres Kinderfest« bezeichnet, ist in Wahrheit schlicht die Lust am Herumspielen, am Ausprobieren mit Instrumenten, am Spaß an den Möglichkeiten der Musik. Wenn die Songs dann auch meine kleinen Neffen zum Wippen bringen, ist das doch völlig okay. Nein, dann ist das sogar ziemlich gut. Julia Brummert
02 Future Islands The Far Field 03 Die Regierung Raus 04 Sookee Mortem & Makeup 05 Judith Holofernes Ich bin das Chaos 06 Father John Misty Pure Comedy 07 Timber Timbre Sincerely, Future Pollution 08 Soulwax From Deewee 09 Mighty Oaks Dreamers 10 Sleaford Mods English Tapas
Eure liebsten Platten 01 Bilderbuch Magic Life 02 LaBrassBanda Around The World 03 Joy Denalane Gleisdreieck 04 Sleaford Mods English Tapas 05 The xx I See You 06 All Them Witches Sleeping Through The War 07 Antilopen Gang Anarchie und Alltag 08 Thievery Corporation The Temple Of I & I 09 Bonobo Migration 10 Thundercat Drunk Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Verlosungen teil!
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#Review #Platten vor Gericht
Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via intro.de Juror werden!
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Stormzy Gang Signs & Prayer Merky / ADA / Warner
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Sleaford Mods English Tapas Rough Trade / Beggars / Indigo
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Jarvis Cocker Chilly Gonzales Room 29 Deutsche Grammophon / Universal
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Dirty Projectors Dirty Projectors Domino / GoodToGo
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Boss Hog Brood X Bronzerat / Soulfood
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Valerie June The Order Of Time Concord / Caroline / Universal
7
Hauschka What If City Slang / Universal
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Judith Holofernes Ich bin das Chaos Därängdängdäng / Embassy Of Music / Warner
9
Temples Volcano Heavenly / Coop / PIAS / Rough Trade
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Booka Shade Galvany Street Blaufield / Rough Trade
All Time Faves
Mighty Oaks
Tanya Kahana
Fotos
Kreidler
Synchronsprecherin Jennifer Lawrence
Tom
Alexander
Ø 6,60
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Ø 5,50
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Horse Thief Fear In Bliss
Boy We Were Here
Cymande Cymande
The Beatles Remain In Light
Led Zeppelin IV
Damon Albarn Everyday Robots
DJ Sotofett Drippin’ For Tripp (Tripp-A-Dubb-Mix)
Kraftwerk Blood On The Tracks
Radiohead OK Computer
Ulla Meinecke Löwen
Will Long & DJ Sprinkles Mint / Clay
John Cage What’s Going On
Stormzy seems to be a complex man, based on this album which mixes grime, gospel and R’n’B with ease. What he does he does well. Very raw and very English. It definitely has that »don’t give a fuck« attitude. Lyrically funny, sums up the frustration of many Brits, but musically? Not my cup of tea. I’d be lying if I said I didn’t find this odd! Chilly Gonzales is a great musician, and musically there are some interesting bits, but I can’t get into it! I can’t find any flow in this album, it seems all over the place, and disjointed. Maybe it was something that Dave Longstreth needed to get out of his system. Not usually the kind of music I listen to, but I like the fat sound, and the vintage vibe. »Signal« sounds like Patti Smith meets James Bond!
A good sounding album that mixes soul, country, blues with the occasional African twist like in »Man Done Wrong«. A pleasantly natural and honest album. This feels like a soundtrack to a movie. The instrumentation, sounds and arrangements are interesting. I’m missing the film to go with it though! It’s not really the kind of thing I listen to, but it’s decent German pop music. Lyrically she strikes a good balance between the observational stuff and humour. I like the vibe of this album. Definitely has that vintage sound, but it still has enough of a modern influence for it to not sound like a tribute act. Musically I think it’s cool. Like the sounds, rhythms and beats. The vocals don’t do it for me though.
Ich habe großen Respekt vor dieser ultraflotten Rapperei, aber mir persönlich ist Grime einfach zu anstrengend.
Könnte ein Album werden, das ich anfange, nur aus Quatsch zu hören, und ehe ich mich versehe, bin ich voll drin. Oh, schon passiert.
You had me at »Help Yourself To Pretzels«. Wie ein intimes, sehr amüsantes Theaterstück auf Platte mit herrlichen Klavierklängen.
Erinnert mich an Justin Timberlakes »20/20 Experience«. Und ja, das ist etwas Gutes!
Wilkommen zu deiner Rock’n’Roll-Party — verraucht, ausgelassen und mit einem schmutzigen Grinsen im Gesicht, yes!
Ich mag nicht, was sie — leider zu oft — mit ihrer Stimme macht. Ohne den Twang wär’s ein schönes, beruhigendes und entspanntes Album. Vielfältig, bunt, sphärisch, außergewöhnlich, überraschend. Eine Reise durch den Kosmos. Und ein Fan mehr.
Fröhlich-verbummelter kluger Sound mit Herz und Verstand. Judiths außergewöhnliche Stimme ist der süße Leim, der alles zusammenhält. Psychedelische Klänge und hohe Stimmen sind mir zusammen zu fiepsig. Melodisch gelungen, mir fehlt aber der Wiedererkennungswert. Vielschichtige Sounds, verlockende und interessante Aufbauten am Anfang der Tracks — gegen Ende manchmal belanglos, aber bleibt hängen.
Klingt gefährlich. Sicher sehr angesagt!
Die haben die Hölle von innen gesehen. Musik zur Lage der Nation. Maximale Verweigerung von Rockstargesten. Noel Gallaghers schlechtes Gewissen. Elder Statesmen machen Kammerpop. Der RollingStone-Redakteur freut sich aufs Interview in Paris. Wie ein Gedichtband und eine Tasse Earl Grey am Kamin. Totale Ansage. Textlich, produktionstechnisch und vom Mut-Level vorne dabei. Sauanstrengend, aber zeigt einfach, wo 2017 der Hammer hängen kann. Jon Spencer und Cristina haben nach 17 Jahren ein Comeback-Album gemacht. Und es klingt genau wie vor 17 Jahren. Coole Säue, wie eh und je. Aber schon Bluesrock. D e r Rol l i n g -S t o n e Redakteur ist gleich in Paris geblieben, er geht noch zum Valerie-June-Konzert. Er hatte Valerie letztes Jahr schon in Nashville interviewt. Hauschka spielt Hauschka. Prepared Piano, Loopmaschine, Sampler. Geht immer gut rein bei der Zugfahrt.
Judith Holofernes macht, was sie am besten macht: gewitzte Texte und Gitarrenpop.
Psychedelic Pop und clevere Kompositionen.
Sehr in die Jahre gekommen, dieser polierte PopHouse. Jetzt mit viel VocalGästen, das soll in den USA zünden.
Viele Silben hier. Ich rede zu viel und höre zu wenig zu. Nur deswegen kann ich mich gut damit identifizieren.
Sehr reflektierte Darstellung vermeintlicher Ignoranz. Unmöglich zu hören, ohne ständig über den verdammten Brexit nachzudenken. Groß. Gelungene Platte, natürlich. Wie erwartet von diesen zwei Schlaunasen. Hätten aber ein paar Schritte weiter gehen müssen. Mehr Risiko!
Der Kontrast von Abstraktion, überhöhter Emotionalität plus ein Spielen mit aktuellen Produktionsklischees ergibt: eine spannende Ambivalenz. Eine Gesamtästhetik, die komplett nicht meine ist. Macht bestimmt Leuten, die so etwas leiden können, viel Spaß.
Eine Melange aus vielen guten Referenzen. Für mich nicht besonders relevant, für andere vermutlich schon.
Kollege Hauschka ist fleißig. Dieses Mal mehr elektronische Schichtungen — für mich oft ein bisschen zu viel »Variation«. Trotzdem toll.
In ungefähr 30 Jahren wird sie bestimmt eine ganz tolle Platte machen. Bis dahin: muss ich leider verzichten.
4
So schrecklich gemastert, dass ich eine möglicherweise vorhandene gute Idee nicht erkennen kann. Nicht mein Ding.
Oft führt Produktion einfach nur zu Produkt. Brauchen wir mehr davon? Sehr geschickt hergestellt, sicher, aber letztendlich hohl.
#Review #Platten vor Gericht
Kraków Loves Adana
Chefboss
Mädness & Döll
Leoniden
Alice, Maike
Ø 3,60
Ø 5,80
Ø 5,56
Ø 8,00
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Hauke Struckmann
Carsten Schumacher
Leser
Intro & Festivalguide
Ø 5,60
Ø 5,50
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4,35
Angelo Badalamenti Twin Peaks – OST
Peter Fox Stadtaffe
Big L Lifestylez Ov Da Poor & Dangerous
The Mars Volta De-Loused In The Comatorium
Damien Rice O
Black Sabbath Black Sabbath
Elliott Smith Either/Or
Jay-Z The Blueprint
A Tribe Called Quest Midnight Marauders
Michael Jackson Dangerous
Brand New The Devil And God Are Raging Inside Me
Sunn O))) Monoliths & Dimensions
Bloc Party A Weekend In The City
Wyclef Jean The Carnival
Nas Illmatic
Trip Fontaine Dinosaurs In Rocketships
Herrenmagazin Atzelgift
Naked City Naked City
Jakob, Lennart, Djamin
Deniz
Ein vielschichtiges und starkes Debüt, das mich persönlich musikalisch nicht packt. Shout out für die Lyrics und die unverhohlen religiöse Referenz auf dem Cover. Ein relevantes Album, welches bei mir leider nicht zündet.
Zwischen Kunst und Kitsch ist ein schmaler Grat. Angesichts der Herkunft der beiden soll es aber mal einer wagen, »Room 29« in letztere Schublade zu stecken. Dieses Album ist so aalglatt, weiß und heteronormativ, man möchte irgendetwas kaputt hauen.
Organischer, düsterer, kraftgeladener GarageRock. Vielleicht zu einfach?
Die Gefälligkeit der Arrangements sollte einem schon klar sein, wenn man Songtitel wie »Long Lonely Road«, »With You« oder »Two Hearts« wählt.
3
»What If« this is art and I don’t get it?
Nahbare, eingängige, gefällige Arrangements mit teils humoristisch angehauchten, teils verkomplizierten, alltagsinspirierten Texten. Das ist deutsche Popmusik.
Vi e l s c h i c h t i g, b u n t und heiter ohne den Tiefgang von MGMTs »Congratulation«.
Das finde ich richtig spießig und viel zu glatt. Darf ich mich enthalten?
Wir haben Stormzy nicht so aggressiv in Erinnerung. Aber sein Album erzählt eine Geschichte, und das mit nicen Beats und nicem Rap — Stormzy advanced. Geil, dass es so ‘ne Mucke noch gibt. So kompromisslos durchgezogen, diesen englischen Ich-bin-aus-derVorstadt-und-prügel-michgerne-in-Pubs-Vibe. A: Eine Autofahrt, nur diese LP und ich, dann könnten wir Freunde werden. M: Möchte ich hören, wenn es in Strömen regnet und ich in einem gemütlichen Café sitze. Ganz flashig. Kannten die vorher nicht, aber das Album ist so ausdrucksstark, dass wir ‘ne gute Vorstellung von denen haben, auch wenn wir nicht alle Nummern feiern. Wir finden White Stripes besser ...
Wir mögen den CountryVibe! »If And« läuft jetzt gerade beim Schreiben auf Schleife.
Mucke, bei der man sich banausig vorkommt, wenn man nicht so wirklich was damit anfangen kann.
Ab der Mitte der LP hat sie uns gekriegt. Vielleicht aus Sentimentalität. Sie zeigt, was in deutscher Musik außer »Wir genießen den Moment« und »Du bist stark« geht. A: Nett. M: Erinnert mich an die Musik, die meine Eltern in meiner Kindheit gehört haben, gefällt mir gut!
Die Mucke bedient genug Hörgewohnheiten, dass wir uns wohlfühlen, hat aber auch genug musikalische Kniffe, dass wir uns nicht langweilen.
D: Poah. Stormzy hat mich schon mit dem Intro — jedes Wort sitzt. So kann Grime in 2017 sehr gerne klingen. Hammer!
M: Die kannte ich ausnahmsweise vorher schon. Scheißen auf ziemlich vieles, finde ich witzig.
M: Okay, wow. Da steige ich nicht durch. Will ich auch gar nicht, glaub ich.
D: Kannte ich auch nicht. Das Intro hat mich runtergezogen, zur gleichen Zeit aber Lust auf mehr gemacht. Finde ich sehr spannend.
D: Interessanter Sound, kannte ich nicht. Für meinen Geschmack könnte es insgesamt aber noch mehr Punk und weniger Blues sein. Trotzdem gut! D: Super gemacht. Der Country-Touch im Sound gefällt mir persönlich aber nicht. Dennoch, eindrucksvoller Sound!
M: Ein Instrumentalalbum, das vermutlich nicht aufregen soll. Hat so weit funktioniert.
D: Judith mochte ich bei Wir Sind Helden schon. Komplett anderer Sound als damals, steht ihr sehr gut. Feier ich.
M: Kann ich gar nix mit anfangen, sorry.
M: Atmosphärisch geschlossenes Album ohne Ausreißer. Die Grundstimmung durchweg melancholisch. Was für lange Autofahrten und verspulte Sonntage.
D: Habe mich lange auf das Album gefreut. Eigentlich gut, aber mir wird zu viel gesungen.
J: Am Anfang ihrer Karriere hat mich die Idee überzeugt, aber mittlerweile ist der Gag durch.
J: Ein Album, das man erst studieren muss, bevor man etwas dazu sagen darf. Mich würde interessieren, wie Chilly unsere Platte bewerten würde. J: David Longstreth, ich liebe dich!
L: Erinnert an White Stripes. J: Boss Hog haben’s aber wahrscheinlich erfunden. Ist das schon ausgelutscht?
L: Dafür sind wir nicht alt genug. Die weiß, was sie macht. J: Davon lasse ich mich nicht einlullen!
L : War nominiert für den Oscar. J: Zu Recht! Wir sind nicht diejenigen, die darüber urteilen dürfen!
L: Sie klingt nach ‘ner wahnsinnig netten Grundschullehrerin. Nicht böse gemeint!
J: Mich haben die Melodien umgehauen. Schön komplexe Harmoniewechsel!
J: Supergeile Produktion, holt mich aber nicht so ab. Typischer deutscher Electro. L: Laut schockt das bestimmt richtig.
Grime, der manches Mal an einen düsteren Dizzee Rascal erinnert, an anderen Stellen aber auch ruhigere Töne anschlägt. Ausgewogene Mischung. So stelle ich mir DankoJones-Demos von vor 20 Jahren vor, wäre er Engländer und mit Mike Skinner aufgewachsen. Großartig.
Zwei Masterminds machen unaufgeregte Klaviermusik mit Vocals irgendwo zwischen Sprechgesang, Chanson und Loungejazz. Auf Dauer leider eintönig.
Hektische Instrumentierung, Auto-Tune, souliger Gesang, schräge Melodien. Dieses Album will zu viel auf einmal. R’n’B für Fortgeschrittene. Energiegeladener RetroRock mit Stoner- und Blues-Anleihen, der Spaß macht. Leider sind die verzerrten Vocals auf Länge sehr fordernd. Der leicht nölige Gesang macht es diesem Album schwerer, als es sein müsste. Der Mix aus Folk, Blues und Gospel weiß ansonsten zu gefallen. Instrumentalmusik mit Klavier im Zentrum. Es passiert viel, aber wenig, das hängen bleibt. Für meine Ohren zu anstrengend.
Ihr Gesang war und ist nicht mein Ding, und bei den Texten und allem anderen möchte ich auch lieber ausschalten. Für Fans sicher top.
Psychedelischer Indie, der an MGMT erinnert. Scheint beim ersten Hören etwas eintönig, ist jedoch recht vielfältig und kurzweilig.
Electro-Gefrickel. Teilweise düster, selten eingängig, oft spannend, manchmal anstrengend. Erinnert streckenweise an die Chemical Brothers.
Grimes’ finest new debut album! Stormzy hat viel Vorschuss bekommen – zu Recht. Das Cover ist dazu eine der schönsten Da-Vinci-Neuinterpretationen ever. And the beat goes on. Gotta luv em! Auf MikroEbene kann man sogar eine Drift Richtung Toy Dolls feststellen!
Der Ober-Punk sagt, man dürfe das nicht gut finden. Zu reaktionär, schwarz/weiß, burgeois. Trotzdem: überragende Songs! Produzenten-Musik. So ungefähr wie Jongleure im Park: Das Können ist faszinierend, das Zur-SchauStellen beinahe zum Fremdschämen langweilig. 16 Jahre war Cristina Martinez berufstätige Mutter. Es ist wie bei Freunden, die nach etlichen Jahren plötzlich wieder auftauchen, und alles ist wie früher. Die Musik fällt aus der Zeit und bietet der Stimme eine Bühne. Man kann’s als Starbucks-Musik bashen oder einfach mal chillaxen und Props geben. Jetzt nur die Gewürze, scheiß auf Kohlehydrate, Ballaststoffe, Eiweiß! Der Koch ist radikal, die Küche experimentell, der Gast verwirrt, die Touristen vergrault. Post-Helden-Judith wird ein Strick aus Anthroposophie und Kinderladen gedreht. Weg mit dem Klischee, die Frau will was und hat mehr Fairness verdient. Temples könnten sich wie Tame Impala (*spuck*) entwickeln, mal sehen. Ihr neuer psychedelic RetroPop ist dennoch liebevoll gebastelt. Ein Album wie eine Ansammlung von ClubRemixen diverser DepecheMo de -S ongs. Mal für bombastische Shows geeignet, mal schlicht blutarm.
100
#Review Kreativität wiedergutgemacht werden können. Und »Woke Up On The Move« handelt von dem Verhältnis zwischen Schönheit und Zerstörung. Am Ende balancieren sich alle Gegensätze aus. Tai Chi in Album-Form also. Philipp Röttgers
Allred & Broderick Find The Ways Erased Tapes / Indigo / VÖ 07.04.17
Spektakel der Ausgabe
Real Estate In Mind Domino / GoodToGo
Nach dem Ausstieg ihres Gitarristen Matt Mondanile heben Real Estate ihren luftigen Surf-Pop auf eine neue Klangebene. Wer hätte gedacht, dass da überhaupt noch Optimierungspotenzial vorhanden ist?
Die drei bisherigen Real-Estate-Alben bewegten sich allesamt nah an der Grenze zur Perfektion. Dieser verträumte, angejazzte Trademark-Sound aus verschachtelten Jangle-Gitarren war schon immer so geschmeidig, dass jegliche Kritik sanft abprallen musste. Nachdem Gründungsmitglied Matt Mondanile 2015 beschloss, sich nur noch seinem Projekt Ducktails zu widmen, durfte man gespannt sein, wie es mit Real Estate weitergehen würde. »We didn’t want to change anything arbitrarily, but it felt good to reach out into some more exploratory space while still holding on to what makes us Real Estate in the first place«, fasst Bassist Alex Bleeker das Leitmotiv des vierten Studioalbums zusammen. Herausforderung angenommen. Mondanile wurde durch Julian Lynch ersetzt, die Kernkompetenz der Band erhalten. In ihren Anlagen klangen Real Estate schon immer ein bisschen nach The Sea And Cake, nun kommen neben California-Sunshine-Pop auch noch Einflüsse der New Yorker Band Woods durch. Der schwebende Harmoniegesang darf auch mal über verzerrten Gitarren thronen, und gefällige Synthies treiben die Single »Darling« an. »Time« mit seinen schüchternen Beats verfrachtet die Hörer gedanklich an die hawaiianische Küste, zumindest da sollte es ja keine Probleme bei der Einreise geben. Andere Genrevertreter werden sich wohl auch in Zukunft an der Dynamik und dem Variantenreichtum von »In Mind« die Zähne ausbeißen. Man sieht sich dann in den Jahresbestenlisten 2017. Thorsten Streck
Sie brauchen zwar alles in allem ein wenig Anlauf, aber in ihren besten Momenten schwingen sich die Songwriter David Allred und Peter Broderick zu sakralen Höhen auf. Ich erinnere mich an den Moment vor über einem Jahrzehnt, als ich Bright Eyes’ Song »First Day Of My Life« zum ersten Mal hörte – daran, dass man da einfach ein bisschen Tränen schlucken und nicken wollte und heimlich rüberschauen zur Person, um die es da gehen musste, weil man die schon zu kennen glaubte, ganz so wie die Menschen im anrührenden Video. Ähnlich ging es mir mit »The Ways«, dem zentralen Stück dieses gemeinsamen Albums von David Allred und Peter Broderick, die a cappella und tatsächlich bewegend den Stand der Dinge darlegen, zu Hoffnung und gegenseitiger Empathie ermutigen. Minimalistisch und intim präsentiert sich auch der Rest der Kollaboration, mit der Broderick, der neben seinem Solowerk auch mit M. Ward und Nils Frahm spielte, wieder zum Neo-Klassik-Label Erased Tapes zurückkehrt. Vocals, Kontrabass und Geige bestimmen den rohen Sound. Dass die Chemie zwischen den beiden im Folk beheimateten Songwritern stimmt, ist in jedem Ton spürbar, das ins sakrale strebende Klangbild zwischen Avantgarde und Fleet Foxes ist außergewöhnlich. Leider aber haben beide, eigentlich Meister berührender Melodien, für dieses Album nicht immer die besten Stücke ihrer Laufbahn gefunden, sodass »Find The Ways«, aller musikalischen Brillanz, allem Schlucken und Nicken zum Trotz, oft ein wenig zu weit auf Distanz bleibt. Steffen Greiner
Arbouretum Song Of The Rose Thrill Jockey / Rough Trade
Acid Pauli BLD Ouie / Rough Trade
The Notwist müssen mittlerweile ohne Martin Gretschmann auskommen. Und was macht der? Bringt von Berlin aus ein zweites Album als Acid Pauli heraus. Martin Gretschmanns bisher einziges Album als Acid Pauli – es gab eine Unzahl an Singles – kam 2012 auf Clown & Sunset heraus, dem damaligen Label von Nicolas Jaar. Und das passte auch ganz wunderbar, schließlich trieb Gretschmann schon seit
geraumer Zeit nicht mehr der namensgebende Acid an, sondern psychedelisch-jazzige Klänge nordafrikanischer Prägung. Das einzige Problem war, dass Jaar eben gerade diese musikalische Lücke schon besetzt hatte und man nicht umhinkonnte, an den einen zu denken, während man den anderen hörte. Mit »BLD« setzt Gretschmann seinen Acid Pauli nun weit genug von Jaars Sound ab, um eine eigene Identität zu entwickeln. Geblieben sind die Behutsamkeit und Eleganz, doch werden sie nun um ein konventionelleres Rhythmus-Gerüst ergänzt, das die Songs erdet und entspannt. Man könnte es als eine Reihe von leichten und dichten Trippelschritten in Richtung Ursprung beschreiben (der Sound hört sich tatsächlich oft trippelnd an), die Gretschmann sehr steht und die ein zusammenhängendes, harmonisches Ganzes entstehen lässt. Von The Notwist ist das natürlich Meilen entfernt. Aber das war ja auch nie die Frage, oder? Henje Richter
Die Blues-Folker um Dave Heumann huldigen auf ihrem neuen Album ihrer Vergangenheit und versuchen sich an einer musikalischen Umsetzung des Tai-Chi-Prinzips. Arbouretum brauchten für die Aufnahmen ihres neuen Albums statt der üblichen paar Tage gleich mehrere Wochen. Musikalisch ist auf »Song Of The Rose« aber alles wie gewohnt: Im Zentrum der Blues/Folk/ Rock-Mischung stehen Dave Heumanns Gesang und seine melodiösen Gitarrenlinien, die oftmals an die Grenze zur Improvisation stoßen. Unterstützt wird er durch die treibenden Rhythmen von Corey Allender und Brian Carey an Bass und Drums und die delikaten Keyboards von Matthew Pierce. Die musikalische Harmonie wird konzeptionell philosophisch-abstrakt wiedergegeben: So schließt der Titelsong nach »Song Of The Nile« und »Song Of The Pearl« eine Trilogie ab, die sich mit taoistischer und gnostischer Mystik beschäftigt, und bezieht sich auf »The Rose« von Heumanns Vorfahren, dem Poeten Richard Lovelace. »Absolution Song«, auf dem sich das Schlagzeug-Trio Drums Of Life als Gast austobt, fragt, ob Missetaten durch
Cameron Avery Ripe Dreams, Pipe Dreams Anti- / Indigo
Für sein Debütalbum kehrt Cameron Avery dem schelmischen Sound-Kaleidoskop der Musikszene seiner australischen Heimat den Rücken zu und präsentiert stattdessen zarten Hollywood-Glamour. Geigen statt Synthies, Wehmut in der Stimme statt knurrende Vocals: Cam Avery, der die Musikwelt unter anderem mit Tame Impala, Pond und The Growl aufmischte, bricht aus den schrägen, bunten Soundpools dieser Bands aus, um einen Haken in die 1940er und 1950er der USA zu schlagen. Mal mit Streicher-Arrangements untermalt, mal in Begleitung von sanft gezupften Gitarrensaiten hallt Averys unerwartet beseelte, tiefe Stimme in Songs wie »Do You Know Me By Heart?« oder »A Time And Place« wie ein akustisches Dessert. Nur manchmal haut der Australier auf die Pauke. Aber ganz im Sinne der strengen Schmachtlinie bleiben diese Momente verträumt und gewinnen durch ein dringliches Schlagzeug, gelayerte Vocals oder sich verdichtende Streicher höchstens etwas an Dynamik – kein Vergleich also zu beispielsweise der knarzenden, grobmaschigen Welt von The Growl. Es scheint, als habe sich Avery völlig der vagen Romantik hingegeben, was man ihm zunächst gerne abnimmt. Obacht jedoch, wenn man derlei zarte Gefühlsduselei und bisweilen auch etwas kitschige PopballadenGesänge lieber meidet – die sind das Mark des Albums. Avery singt von dem Auf und Ab eines Lebens auf der Suche nach dem gewissen Etwas, vielleicht nach der großen Liebe. Das klappt aber nicht so recht, weshalb es dann ans Betäuben geht. »So I gave myself to the sure things, the simple and the bored things« und »I got shows to stop and pills to pop«, raunt er ins Mikrofon. Eine Flasche Whiskey dazu, und eine emotionale Nacht des Hinterfragens sämtlicher Lebens- und Liebesentscheidungen ist so gut wie geritzt. Kira Schneider
Julien Baker Sprained Ankle Matador / Beggars / Indigo
Julien Bakers Debütalbum ist leicht instrumentiert, aber schwer behangen. Mit dem überfälligen internationalen Release über das Label Matador schwindet auch die letzte Ausrede, es nicht gehört zu haben. Der verstauchte Knöchel ist ein beliebtes dramaturgisches Werkzeug unter minderbegabten Drehbuchschreibern des Horrorgenres. Und er ist eine schöne Metapher für kleine Dinge, die das große Ganze empfindlich stören. Nicht ganz zufällig outet sich Julien Baker auf ihrem Debüt »Sprained Ankle« als Beute ihres Schicksals. Das tun zwar viele
#Review ihrer Zunft; so stilsicher und distinguiert wie sie allerdings nur jene, denen es tatsächlich im Blute liegt, von den Lasten eines Erdenlebens zu erzählen. Denn mal ehrlich: Wer sich ständig durch Singer/Songwriter-Alben arbeitet – sei es wegen Schlafstörungen, zur Selbstgeißelung oder auf der Suche nach den wahren Pächtern der Weisheit in Verarbeitungsfragen –, der mag Ernüchterungen vermutlich immer besser verarbeiten, mit etwas Pech aber an einen Punkt gelangen, an dem die Zwecklosigkeit eines gesamten Genres im Raum steht. Tja. Und da müssen dann Platten wie diese her – damit man wieder weiß, wofür man es tut. Platten, die zeigen, dass auch Kastanienmännchen monolithische Denkmäler sein können, wenn die Richtige sie erbaut. Abwartend, sich vortastend, geduldig horchend – so hat Baker, damals 19, dieses Album gefertigt, und genau so sollte es auch vom Hörer absorbiert werden. Der Geist des Verharrens hängt in dieser Sammlung feinschichtig instrumentierter One-Take-Songs; ins Phrasen-Limbo der gestörten Befindlichkeiten gleitet die Jung-Slowcorelerin trotz ihrer stilbildenden Verletzlichkeit zu keiner Zeit ab. Im Gegenteil: Mit dem ihr eigenen Erzählcharme trifft sie wortwörtlich ins Schwarze und vaporisiert ihren und unseren Leidensdruck. Zurück bleibt eine anschmiegsame akustische Wärme. Valentin Erning
Booka Shade Galvany Street Blaufield / Rough Trade / VÖ 07.04.17
Keine Überraschung: Booka Shade haben erst mal genug von House und wenden sich auf »Galvany Street« ihrer ersten Liebe zu: dem Synthie-Pop. Überraschend kommt es nicht mehr, doch mit ihrem neuen Album »Galvany Street« machen Booka Shade es offiziell: Mit Techno oder House haben sie bis auf Weiteres nichts mehr zu tun. Den puristischen Underground hatte das Duo ja schon länger hinter sich gelassen, jetzt sind sie auch auf den Mainstages der großen Electro-Festivals nicht mehr wirklich zu Hause. Stattdessen wenden sich die Berliner ihren Wurzeln im Synthie- und Electro-Pop zu und gestalten ihr Sounddesign folgerichtig traditionsbewusst. Die zehn Songs auf »Galvany Street« klingen wie eine rhythmisch aufgepimpte Variante der Pet Shop Boys, auch weil Booka Shade auf dem Album einen Fokus auf die Gesangsposition gelegt haben: Für den Großteil der Stücke taten sie sich mit Craig Walker zusammen, der die Briten Archive Anfang der 2000er als Frontmann zeitweise in elektronischere Fahrwasser geführt hatte. Diese Kollaboration, die durch weitere Gastsänger variiert wird, wirkt durchweg stimmig und gelungen, auch weil Booka Shade in ihre Produktionen stets geschmackssichere Elemente aus House, Funk und Soul einbinden. Natürlich ist das nicht mehr drängend, forsch oder großkotzig, sondern feinsinnig und durchaus saturiert. Alles andere wäre angesichts von Hintergrund und Alter der Protagonisten aber auch reichlich schräg gewesen. Christian Steinbrink
Blaenavon That’s Your Lot Transgressive / Coop / PIAS / Rough Trade
Vier Jahre haben sich Blaenavon nach der ersten EP für ihr Debütalbum Zeit gelassen. Und auch wenn »That’s Your Lot« eine Indie-Rock-LP weit über dem Durchschnitt ist, hört man ihr die lange Schaffenszeit an. Es müsste das Jahr 2013 gewesen sein, als die Single »Into The Night« – dieser aufregende Mix aus melancholischem Gesang, synkopierten Rhythmen, eingängigem Refrain und Johnny-Marr-Gedächtnis-Gitarre – das unheimliche Potenzial Blaenavons aufzeigte. Kurz darauf die tolle »Koso EP« mit dem potenziellen Depri-Disco-Hit »Prague« und dann: Stille. Kaum ein Lebenszeichen. Nach einer unter dem Radar geflogenen EP im letzten Jahr kommt jetzt endlich das Debütalbum. Das ging auch deswegen nicht früher, weil eine erste Version weder Label noch Band richtig überzeugen konnte. Konsequenterweise wurde alles überarbeitet, was deutlich zu hören ist: Die Leichtigkeit und Impulsivität von früher ist einer melancholischen Schwere und leichten Verkopftheit gewichen. Das kann man als natürlichen Reifeprozess positiv oder als verfrühtes Altern negativ betrachten. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Die uneingeschränkte Begeisterung von vor vier Jahren ist sicher nicht mehr da. »That’s Your Lot« ist aber immer noch ein überdurchschnittliches Indie-Rock-Album, mit allen genannten Zutaten und großen Songs wie »Take Care«, »Orthodox Man« oder dem epischen »Swans«. Leider klingt es ein wenig zu häufig wie das reflektierte vierte Album einer etablierten Band und nicht das aufregendmitreißende Newcomer-Debüt. Marius Wurth
Boss Hog Brood X Bronzerat / Soulfood
Jon Spencer und Cristina Martinez kehren nach 16-jähriger Pause mit einem neuen Album ihrer gemeinsamen Band zurück. Zum Glück hat sich an ihrem ruppigpoppigen Garage-Blues-Weltbild nicht viel geändert. Wer Jon Spencers Werk in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß, dass der Blues auch bei seinem Seitenprojekt Boss Hog eine wichtige Rolle spielt und immer schon gespielt hat. Blues nicht im Sinne verschwitzter Gitarrensoli und biergetränkter Kneipenmelancholie, sondern in Hinsicht auf intensive, knochentrockene Ruppigkeit. Die war auch auf Boss Hogs letztem, gefeierten Album »Whiteout« im Jahr 2000 schon da, aber mit viel Beat-Blumigkeit und etwas mehr ChartsGefügigkeit gewürzt. Auf »Brood X« zeigt die lange Auszeit (die zumindest für Martinez wohl auch der selbst gewählten Elternzeit für den gemeinsamen Sohn geschuldet war) aber eine entschlackende Wirkung abseits des sich dann doch deutlich gewandelten Musikgeschäfts. Verkürzt gesagt sind Boss Hog 2017 in etwa die Blues Explosion mit weiblichem Gesang sowie ein paar melodiöseren Rundungen, die bei der Hauptband gewöhnlich von zertrümmernden Gitarren und Feedback erschlagen werden. Rockmusik ohne direkte Zitate, Klischees oder abgelutschte Posen, aber mit einem warmherzigen Flashback der 1960er inklusive aufgeschürfter Kanten an Omas goldbestickten Bordüren. Klaas Tigchelaar
The Cairo Gang Untouchable Drag City / Rough Trade
Auch im zweiten Jahrzehnt ihres Bestehens zelebrieren Emmett Kelly und seine Cairo Gang großes Rock-Reenactment im Geiste der 1970er. Neben dem Kulturwissenschafts-Blockbuster »Auch im kleinsten Teelöffel spiegelt sich die Sonne« und einem obskuren FurryFetisch-Hentai, auf dem ein anthropomorpher Fuchs den Betrachtenden stolz einen gigantischen Penis entgegenreibt, zählt Max Goldts Diktum »Das Publikum beklatscht sein eigenes Gedächtnis« zu den wenigen Dingen, die mir tatsächlich aus Uni-Seminaren in Erinnerung geblieben sind. Im Konzert klatscht das Publikum also nie, weil das Stück besonders gut ist, sondern weil es sich daran erinnert, das Stück schon einmal gehört zu haben. Bei der Cairo Gang beklatscht das Publikum die eigene kollektive Erinnerung an die Rockgeschichte. Auch das neue, fünfte Studioalbum des erweiterten Solo-Projekts von Gitarrist Emmett Kelly ist hochgradig gelungenes 1970er-Rock-Reenactment ohne jedes Meta, aber mit verführerischer Energie und richtig starken Songs zwischen Hymne, Americana und Jingle-Jangle-Ballade. Nicht umsonst haben große Rückwärtsgewandte wie Bonnie »Prince« Billy und Ty Segall in den letzten Jahren mit Kelly zusammengearbeitet. In ihrem Schatten ist The Cairo Gang zu einer eigenen Größe geworden. Bloß beigetragen zum Fortschreiben jener Geschichte wird hier natürlich: eigentlich nichts. Steffen Greiner
Daniel Brandt Eternal Something Erased Tapes / Indigo
Ein Elektronikalbum mit Instrumenten und Live-Touch: Daniel Brandt spinnt seine Tracks so flexibel und abwechslungsreich, dass diese Platte immer neu entdeckt werden kann. Daniel Brandt ist sonst bei einer Band beschäftigt, deren Name nach der Kälte einer Wirtschaftskanzlei klingt: Brandt Brauer Frick. Ganz ohne Konzept dürfte dieser Name nicht gewählt sein, schließlich wohnt der Musik des Techno-Projekts aus Berlin ebenjene atmosphärische Distanz inne, wie man sie von artverwandten Künstlern wie Kraftwerk kennt. Die Kälte ist auch aus »Eternal Something« nicht gewichen, doch zeigt sich eine noch größere Offenheit im Umgang mit Sounddesigns als bei Brandts eh schon nicht an gängigen Songstrukturen interessierten Hauptband. Er wollte Songs, die sich wie Dance-Tracks aufbauen, aber dennoch nicht wie Clubmusik anfühlen, so Brandt. Ziel erreicht. Tatsächlich sind die Stücke wie ein Live-Art-Happening konzipiert. Unerwartete Dinge passieren, da der Herangehensweise ein adaptives Verfahren zugrunde liegt. So verändern Tracks wie »Chaparral Mesa« ihre Form, häuten und wandeln sich permanent und beeindrucken gleichzeitig durch ihren rauschhaften Sog. Während andere Elektronikkünstler Sollbruchstellen nutzen, um einen zeitweiligen Mangel an Ideen zu kaschieren, ist bei Brandt jeder Raum ausgefüllt, was »Eternal Something« schon jetzt zu einer der spannendsten und besten Genre-Platten des Jahres werden lässt. Kai Wichelmann
British Sea Power Let The Dancers Inherit The Party
Chaplin Wenn uns morgen keiner weckt
Caroline / Universal / VÖ 31.03.17
Tapete / Indigo / VÖ 31.03.17
Die Britpop-Seeflotte zelebriert den Eskapismus in Zeiten des Verfalls. Thursday I don’t care about you, it’s friday, I’m in love. Von den euphorischen Eröffnungsakkorden des Songs »Bad Bohemian« an ist klar, dass der Albumtitel »Let The Dancers Inherit The Party« mehr als nur ein griffiger Slogan ist. Die neuen British-Sea-Power-Stücke sind Maßanfertigungen für die Tanzfläche und sollen einen Kontrapunkt zum politischen Wahn und den Schreckensnachrichten der Gegenwart setzen. Von dem wunderbar rohen Überraschungs-Ei »The Decline Of British Sea Power« aus dem Jahr 2003 ist das zwar weit entfernt. Weil British Sea Power jedoch so gekonnt 1980er-Bands und 1980er-Bands imitierende Bands imitieren, kann man dem Sextett aus Brighton nicht wirklich böse sein. Einzig der »Sechs Freunde«-Killers-Kokolores in »Keep On Trying« hätte nicht sein müssen. Mit »What You’re Doing To Me« und »Saint Jerome« gibt es dafür zwei ihrer bis dato besten Songs, und auch sonst fühlt sich das Album wie ein unterhaltsamer Streifzug durch Clubs an. Altbekanntes Terrain, kurzweilige Unterhaltung und am Ende zu dem zarten Rausschmeißer »Piano Alone« mit einer neuen Liebe oder einsam mit einem verdammten Laugenbrötchen an der Haltestelle frieren. Sebastian Jegorow
Zwischen Dylan, Springsteen und Element Of Crime produzieren Chaplin auf ihrem zweiten Album eine eigenbrötlerisch-charmante Musik für Boheme und Bürgertum. In musikalischer Hinsicht beziehen sich Chaplin auf den Dylan-Sound zu Zeiten von »Blonde On Blonde«. Sie streifen aber auch schön schmierige 1980er-Klänge, etwa in meinem Lieblingslied »A44«, das mit einem körperlos sphärischen Keyboard wie in Springsteens »I’m On Fire« instrumentiert ist. Haltungsmäßig etabliert die Band eine bartstoppelig verzweifelte Männlichkeit kurz vor Kneipenschluss. Daraus Klischees abzuleiten fällt nicht besonders schwer, ist aber auch zu billig. Die Texte sind so arrangiert, dass sie manchmal fragwürdige Wortspiele hervorbringen, bei denen es darum zu gehen scheint, möglichst abwegig zu wirken. Inhaltlich konfrontieren die Songs mit Trennungssituationen und emotionaler Anspannung. Indem die Lieder mit Alltag und Absurdität aufgeladen sind und einen ruppigen Anti-Charme verbreiten, stellen sie auch einen Bezug zu Element Of Crime her, deren Gitarrist Jakob Ilja dieses Album produziert hat. Beide Bands zeichnet zudem das Talent aus, gekonnt das Terrain zwischen Kleinkunst und Varieté zu zitieren, ohne je mit ihm identisch zu sein. Mario Lasar
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#Review
Chefboss Blitze aus Gold Vertigo Berlin / Universal
Chefboss und ihr Werk »Blitze aus Gold« stehen für alles, was an der sich im Amt befindenden Jugend zu verachten ist. Wisst ihr, was richtig geil ist? Mal schön abfeiern und den Kopf ausschalten! Chefboss machen mit ihrer immer wiederkehrenden Ansage ein ganz neues Fass auf, das hat so fast noch keiner propagiert: gude Laune, Ballern, Goldschmuck, Konfetti, Holi Festival, Schaumparty, Knicklicht, diese komischen Gitterbrillen, na, wann kommt wohl der Break?, Turn-up-Geschmeiß, Wodka-Bull, dicke Beats, Abfahrt, Beerdigung. Chefboss, das sind Alice Martin und Maike Mohr, die ordentlich im Worst-of-Genre-Fundus pulen, um das Ergebnis der Feten-Meute großzügig und neonfarben ins verschwitzte Gesicht zu schmieren, allen voran der leider nicht totzukriegende Dancehall. Dabei sind sie sich nicht mal zu schade, den ekelhaftesten DJ-Move der Welt, das Air Horn, einzusetzen. Tröööt. Textlich ist es immer dasselbe: Abkehr vom Alltag, wir hauen heute mal richtig auf die Kacke, fühlen uns total geil, die Nacht gehört uns. Konkret: »Alle drehen durch und es wird getanzt« (»Könige der Nacht«), »Wir zerlegen diesen Club zu Mosaik« (»Mosaik«), »Bis der Himmel unseren Namen trägt« (»Feuerwerk«), »Niemand und nichts ist mehr sicher, nachts unterwegs, Blitzlichtgewitter« (»Blitzlichtgewitter«). Noch nie war Erwachsen-Sein und Zu-Hause-Bleiben so attraktiv. Paula Irmschler
Cold War Kids LA Divine Samantha Crain Capitol / Universal / VÖ 07.04.17 You Had Me At Goodbye Cold War Kids betreten mit einem Themenalbum zu ihrer Heimatstadt ausgetretene Pfade, streuen aber doch ein paar interessante Experimente ein. Ein Album zum Thema Los Angeles? Haben die Red Hot Chili Peppers da nicht den weltweiten Bedarf auf die nächsten 20 Jahre hinaus gedeckt? Anscheinend nicht. Also erzählen die Cold War Kids auf »LA Divine« jetzt noch mal, wie besonders, verrückt und ambivalent die kalifornische Metropole doch ist. Deshalb geht’s auch erst mal ziemlich erwartbar los. Uptempo-Nummern mit Hang zur Stadiongeste wie die Single »Love Is Mystical« machen nichts wirklich falsch, fügen der Cold-War-Kids-Diskografie aber auch nichts Neues hinzu. Das Spannendste an dem Album sind wahrscheinlich die drei jeweils gerade mal eine Minute langen Songminiaturen. »Wilshire Protest«, ein Spoken-Word-Stück zu verschrobenem Gitarren-Gefrickel, schildert beispielsweise die Eindrücke einer Demo kurz nach der Trump-Wahl. In diesen Momenten wird das Thema des Albums lebendig, verlässt die ausgetretenen Pfade zigmal erzählter Geschichten und findet eine eigene Stimme. Von dieser Experimentierfreude hätte »LA Divine« gerne etwas mehr haben können. Dominik Bruns
Cologne Tape Welt Magazine / Kompakt / Rough Trade / VÖ 31.03.17
Clark Death Peak Warp / Rough Trade / VÖ 07.04.17
Es tanzt das ZNS: Clark pflanzt in die elektronischen Skelette von »Death Peak« menschliche Stimmen ein, arrangiert jeden Track anders und lässt sich sogar zu lebendigen und tanzbaren Rhythmen hinreißen. Der in Berlin lebende Brite Chris Clark experimentiert auf seinem neuen Album »Death Peak« mit Stimmen. Gesang in Form von eingängigen Refrains darf man davon aber nicht erwarten. Vielmehr ist die Stimme nur ein weiteres Instrument, »einfach der perfekteste Synthesizer«, wie Clark selbst sagt. Mit dieser Technik entstanden neun energiegeladene, raffinierte und mitreißende Club-Tracks, die ihre Höhepunkte in den frühen Morgenstunden haben – dann, wenn die Nacht erstirbt: Der Höhepunkt im Tod ist eine Metapher, die Clark bewusst gewählt hat. Er will mit seiner Musik Höhen erreichen, die einen Blick auf die Zerstörung ringsum erlauben und so Schönheit durch Dekonstruktion schaffen. Die Tracks würden demzufolge am besten zu den ersten Sonnenstrahlen nach einem Outdoor-Rave in einer Frühlingsnacht passen, wenn man die Zerstörungswut und den Restmüll seiner Mittänzer in gleißendem Licht sieht. Clarks Musik ist der Soundtrack einer Szenerie, die brutal, schonungslos und doch irgendwie auch zärtlich ist. Kerstin Kratochwill
Wenn man so viele grandiose Musiker zusammenbringt, dann kommt man um das böse Wort mit »S« wohl nicht herum. Für eine solche Konstellation ist der Begriff »Supergroup« erfunden worden: Ada, Barnt, Popnoname, Jörg Burger, John Harten, Philipp Janzen, Mario Katz, John Stanier (Battles) und The Field – was für eine Aufzählung – lösen nach sieben Jahren ein Versprechen ein. Mit dem Mini-Album »Render«, Nummer eins des Magazine-Katalogs, erzählten sie einst von einer glorreichen Zukunft und einer gar nicht allzu fernen Vergangenheit. Von ehemaligen Künstlerzellen, von Gemeinschaft, von individueller Idee – es steckte so viel in »Render«. Doch danach blieb es erst mal still. Der Name Cologne Tape rekurriert zwar auf Köln und impliziert einen Mittelpunkt, der aber ist so gar nicht gegeben: Die Musiker wohnen teils in Köln, teils in Hamburg oder Berlin; alle sind sehr beschäftigt, viel auf Reisen, da ein DJ-Booking, dort ein Bandauftritt. Und nur selten fand man Zeit, um in den Kölner Dumbo-Studios, die praktischerweise von Philipp Janzen mitbetrieben werden, neue Musik auszuprobieren. Der dortige Aufnahmeraum scheint für Jam-Sessions wie geschaffen zu sein. Vielleicht nicht ganz so groß wie das berühmte Can-Kino-Studio, doch im Grunde kann man es sich so vorstellen. Über die Jahre hatte sich genügend Material angesammelt, um sich noch mal zu treffen und »Welt« aufzunehmen. Das Album enthält acht feiste Nummern zwischen Kraut, Pop, elektronischer Tanzmusik und avantgardistischen Ausdrücken. Dafür hat sich das Warten gelohnt! Lars Fleischmann
Full Time Hobby / Rough Trade
Samantha Crain ist lange kein »Kid Face« mehr: Auf »You Had Me At Goodbye« zeigt sie sich in all ihren Facetten und gibt sich mal spielerisch-humorvoll, mal melancholisch und erwachsen. »I know it’s an antiseptic greeting and you’d think I could do better but I don’t think I can«, stellt die US-amerikanische Sängerin Samantha Crain aus Oklahoma gleich zu Anfang ihres fünften Albums klar. Dabei ist diese Form der Begrüßung alles andere als steril und begeistert, ganz entgegen dem Titel »You Had Me At Goodbye«. In zehn Songs erzählt sie Geschichten aus dem Alltag: Diese sind mal oberflächlich und banal, etwa, wenn sie vom sonntäglichen Großeinkauf erzählt, im größeren Kontext jedoch nie platt, sondern ehrlich und authentisch. Hinter scheinbar humorvollen Phrasen wie »loneliest handsome man in the world« verbergen sich hin und wieder auch tiefgründige, melancholische Wahrheiten und machen die Platte so zur musikalischen Tragikomödie. Die Hauptdarstellerin ist Crain selbst, die nicht davor zurückscheut, sich auch mal von ihrer hässlichen und uncharmanten Seite zu zeigen, und somit dem stereotypisierten Musikbusiness ein Frauenbild entgegensetzt, das ehrlich und sympathisch ist. Auch musikalisch lässt sie sich nicht auf ein Genre festnageln und hält die Waage zwischen Indie, Folk-Rock und Singer/Songwriter. Im Schlusssong »Wreck« beweist sie, dass das »Kid Face« Vergangenheit ist: Zu gewohnten Country-Sounds singt sie erwachsene Worte und verzichtet dabei ausnahmsweise auf skurrile Anekdoten: »I don’t want just anyone, I need a worker, not a volunteer. I’ve got so much love to give, I don’t want to be the wreck that burns and burns and burns.« Laura Nürnberger
Depeche Mode Spirit Columbia / Sony
Auf ihrem 14. Album fächern Depeche Mode noch einmal die komplette Bandbreite der stilistischen Entwicklung ihrer 36-jährigen Bandgeschichte auf. Das klingt zerfahren, aber auch deutlich dringlicher als zuletzt. Eines wollten Depeche Mode auf »Spirit« ganz deutlich nicht mehr sein: zahm. Altersmilde kann man ihrem 14. Album beileibe nicht unterstellen oder vorwerfen. Mithilfe ihres neuen Produzenten James Ford (Simian Mobile Disco) ließen sie nicht nur die Ecken und Kanten ihrer Kompositionen ungeschliffen, sondern gönnten sich auch eine zuletzt kaum mehr spürbare emotionale Schärfe und Vielfalt. Dass das zulasten des Hit-Appeals geht, ist nur zwangsläufig, für Band und Fans aber sicher zu verschmerzen. »Spirit« ist ganz deutlich als komplexes erzählerisches Großwerk angelegt, es reicht stilistisch über die Rock- und Blues-Phasen der Band bis in ihre düsteren Synthie-Anfänge und sogar darüber hinaus: Kraftwerk finden auf dem Album nicht nur als klangliche Ideengeber statt, sondern
endlich auch wieder mit all ihrem abstrakten Forscherdrang. Diese Ambition ist ehrenwert, gelingt aber zumeist nur verschroben. Auch lyrisch will das herausgegebene Themenfeld »Politik« nicht wirklich drängend mit Depeche Modes Stil-Hybriden zusammenpassen. Ausnahme und Höhepunkt ist der Closer, Martin Gores Ballade »Fail«, die mit ihrer Hymnik schlussendlich alle Fans befrieden wird – auch wenn sie das eigentlich gar nicht muss: »Spirit« enthält viel, ist substanziell und ereignisreich, das Album erschließt sich nur nicht umstandslos. Ein Stück weit ist es ein Versuch, der sicher besser hätte gelingen können, an dem man sich aber ausdauernd und genüsslich abarbeiten kann. Christian Steinbrink
Diet Cig Swear I’m Good At This Frenchkiss / The Orchard / VÖ 07.04.17
Diet Cig liefern mit »Swear I’m Good At This« eine Pop-Punk-Platte, die Spaß macht und die die Lebensgeister all jener aufputscht, die Sexismus zum Trotz einfach nur sie selbst sein wollen. Mut zur Verletzlichkeit, Mut zum GenervtSein! Das ist das Credo von Alex Luciano und Noah Bowman, zusammen Diet Cig, und es ist das Mark des Debütalbums des New Yorker Pop-Punk-Duos. Ein gesticktes Knäuel aus bunten Flecken auf dem Cover, die rosa Schreibschrift und der ComicheftGlitzerschein – hier steckt keine gewöhnliche Aufmüpfigkeit rebellischer Jungspunde drin, das hier geht an die Mädchen in dieser großen, weiten Jungswelt. »I’m just a kid, a girl, a runt, and I’m starting to get real sick of trying to find my voice surrounded by all boys«, singt Alex Luciano, und ihre glasklare Stimme schallt über stürmische, sonnige Riffs hinweg. Das musikalische Konzept: Drums und Gitarre, Gitarre und Drums und viel Wut in den Fingerspitzen. Wieso? Ganz einfach: Wer gegen etwas aufbegehrt, hat brutal zu sein, hart und kaltblütig. Luciano will sich aber nichts mehr vorschreiben lassen – weder, wie Mädchen zu sein haben, noch, wie rebellische Mädchen zu sein haben: »I’m not being dramatic, I’ve just fucking had it with the things that you say you think that I should be.« Diet Cig tragen ihre bunten Farben wie Kriegsbemalung und spielen ihre sommerlichen Sounds wie Schlachtgesänge. Sie feiern mit Songtiteln wie »Sixteen«, »Apricot« oder »Bath Bomb« das unverfroren Mädchenhafte, mal Sorglose, mal Kummervolle. »Swear I’m Good At This« ist ein kleines Geschenk an alle modernen Kat Stratfords, die gerade in den USA allen Grund haben, die Köpfe ein bisschen hängen zu lassen. Kira Schneider
Father John Misty Pure Comedy Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade / VÖ 07.04.17
Ein Mann des subtilen Humors war Father John Misty alias Josh Tillman schon immer. Die reinste Komödie erkennt der Singer/ Songwriter nun in nichts weniger als der menschlichen Existenz an sich.
MASCHINENRAUM MIT PHILIP FASSING
Alte Helden oder neue Hoffnungen? Wozu überhaupt entscheiden, wenn die Neuerscheinungen im Techno- und House-Fach derart vielfältig daherkommen wie aktuell.
Seit rund fünf Jahren veröffentlichen Fjaak nun schon beständig neue Musik und loten dabei die Grenzen zwischen Techno, House und britischer Bass-Musik aus. Der ausgeprägte Hang zur analogen Klangerzeugung zahlte dabei von Beginn an auf diese Idee ein, ist das Zusammenspiel der Maschinen hier doch weitaus mehr als eine abgenutzte Promo-Formel. Das zeigt sich bei dem Debütalbum des Berliner Trios einmal mehr. »Fjaak« (Monkeytown) oszilliert verblüffend unangestrengt zwischen Oldschool-Rave und modernem Eklektizismus, ohne dabei allzu verkrampft die Tanzfläche bedienen zu wollen. Die späten 2000er waren eine Blütezeit für düster interpretierte UK-Garage-Insignien und haben allein mit den Alben von Burial nicht nur einen, sondern gleich zwei weit über das Genre hinausstrahlende Klassiker hinterlassen. Joe McBride alias Synkro gehört ebenfalls zu den Pionieren dieses Revivals und hat in diesem Zeitraum einen unfassbaren Output hingelegt – qualitativ wie quantitativ. »Memories (2008-2011)« (Apollo) versammelt nun noch einmal eine Auswahl dieser Ära und demonstriert die gesamte Bandbreite von Synkros elaboriertem Schaffen. Zwei Jahre ist es nun schon wieder her, dass Martin Enke alias Lake People sein fantastisches Debütalbum bei Permanent Vacation veröffentlicht hat. Eine Zeit, die der Leipziger nicht tatenlos verbracht hat, wie unter anderem die EP »Break The Pattern« (Uncanny Valley) beweist. Umso schöner, wenn dann auch noch an die hohe Qualität des besagten Albums angeknüpft wird. Die vier Titel orientieren sich dabei deutlich an Enkes Vorliebe für analoge Reminiszenzen der alten Schule, allerdings ohne dabei in irgendeiner Form gestrig zu wirken. W3C konnte mit seinen finsteren Bass-Dystopien bereits Dubstep-Veteran Pinch überzeugen, der das Debüt des lettischen Newcomers kurzerhand auf seinem Vinyl-Label Cold Recordings veröffentlichte. Mit »State Of Absolute Alienation« (Infinite Machine) folgt nun die nächste EP, auf der einmal mehr Grime-, Industrial- und UK-Hardcore-Referenzen zu gespenstischen Beat-Mechanismen verkettet werden. Das gelingt vor allem mit Titeln wie »Short Circuit«, die ihre Motive in bester Stop-and-go-Manier stets andeuten, aber nie ganz ausführen. René Pawlowitz hat viele musikalische Gesichter, sein bekanntestes dürfte aber nach wie vor Shed sein. Unter diesem Namen hat Pawlowitz in den vergangenen Jahren drei fantastische Alben veröffentlicht, deren Qualitäten sich vor allem auf ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein in Sachen Rave-Kultur zurückführen ließen. »The Final Experiment« (Monkeytown) ist in dieser Ahnenfolge nicht
nur das musikalischste und entspannteste Album, sondern zeigt auch ganz neue Seiten des Berliners. Mit »Box Drop« (Ostgut Ton) macht Nick Höppner im Grunde dort weiter, wo er 2015 nach der Veröffentlichung seines Debütalbums aufgehört hat. Das kommt vor allem dem mächtigen Opener- und Titeltrack zugute, der eine respektvolle Modernisierung der Berliner Dub-Techno-Schule demonstriert. Die B-Seite findet ihr Glück dagegen in üppigen Synthesizer-Flächen und verspielten Arpeggien, die wie für den Festival-Sommer gemacht scheinen. Für einen ganz kleinen Augenblick könnte man zu Beginn von »Bitter Music« (Perc Trax) auf die Idee kommen, dass es Ali Wells alias Perc mit seinem dritten Album zumindest ein bisschen entspannter angehen lässt. Ein Eindruck, der schnell verworfen werden muss, schließlich ist auch die nunmehr dritte LP der britischen Techno-Ikone durch und durch abweisend, ja, geradezu harsch in ihrer strikten Ablehnung harmonischer Aspekte. Wie gewohnt ist es aber auch hier die gespenstische Aura, die für unbequeme Gänsehaut sorgt, nicht allein der Wille zur maximalen Abstrahierung. Eine Qualität, mit der Perc auch gerne noch die nächsten drei Alben bespielen darf.
Es gibt nicht viele Tracks, die eine Laufzeit von mehr als zehn Minuten rechtfertigen können. »1-4 Doctor C’Est Chouette« von Laurent Garniers EP »Tribute« (Kompakt Extra) wäre so ein Fall, entwickelt der Song als Aufmacher der drei neuen Titel über diesen Zeitraum doch einen emotionalen Sog, den man so nur selten im klassischen Techno-Fach findet. Dass die B-Seite mit dieser schwindelerregenden Fallhöhe nur bedingt umgehen kann, ist in Anbetracht dieser Qualität zu vernachlässigen. Marquis Hawkes taucht aus guten Gründen regelmäßig in dieser Rubrik auf, schließlich gelingt es dem Wahlberliner immer wieder, der klassischen Deep-House-Formel neue Aspekte abzugewinnen. So trifft auch »Sweet Temptation« (Aus Music) die perfekte Balance aus beseelter Sampling-Akrobatik und ungeschliffenen Grooves. Die eigentliche Qualität ist bei diesem Kunststück allerdings die Souveränität, mit der A- und B-Seite gleichermaßen hochwertig bespielt werden, ohne einen vermeintlichen Hit voranzustellen und die Ausschussware in den hinteren Rängen zu parken.
and many more …
Fr 5. Mai 20:00 Kölner Philharmonie
Käptn Peng Inna Modja Malikah stargaze u. a.
Der ehemalige Fleet-Foxes-Drummer betrachtet unseren großen, im Weltall umherschwirrenden Felsen auf »Pure Comedy« aus einer Perspektive, als wäre er ein mitleidig lächelnder Tentakel-Alien aus einer fremden Galaxie und nicht der an einem Vollbart klebende Musiker, der er ist. Und was ist das doch für eine göttliche Komödie: die Illusion der Freiheit, an und für sich lächerliche Religionen, die auf Zombies und Taschenspielertricks aufgebaut sind, und immer wieder die ultimative Albernheit, Sinn in all dem finden zu wollen. Ebenso albern ist es natürlich, sich über all das zu stellen, indem man zehn Strophen lange Tiraden darüber schreibt – wie Tillman in einer zehn Strophen langen Tirade bemerkt (»Leaving L.A.«). Andererseits kann man sich das Elend mit dieser (der Thematik angemessen epochalen und knapp 75 Minuten langen) »Pure Comedy« nicht nur vor Augen führen, sondern ebenso sehr versüßen: Father John Misty zieht wie bereits auf »I Love You, Honeybear« wieder einmal alle Register der Songwriter-Kunst, meistert kurze Pop-Stücke wie »Total Entertainment Forever« ebenso wie das sphärisch ausufernde »So I’m Growing Old On Magic Mountain« und holt sich an passenden Stellen Unterstützung durch Bläser, Streicher und Chöre dazu. Und siehe da, am Ende des abschließenden »In Twenty Years Or So« kann sich dann auch der alte Griesgram Tillman über das Wunder freuen, am Leben zu sein. Das ist vielleicht kein Grund zum Lachen – wunderschön ist es dennoch. Jan Martens
Unterstützt durch
Johnny Flynn Sillion Transgressive / Coop / PIAS / Rough Trade
So 7. Mai 18:00 WDR Funkhaus Wallrafplatz
Saul Williams Mivos Quartet
Der britische Folkmusiker Johnny Flynn gibt sich wie üblich schräg, poetisch und witzig – eine notwendige Abwechslung in diesem oft weichgespülten Genre. »Sillion« ist ein Wort für frisch gepflügten Ackerboden, das Johnny Flynn sich aus einem Gedicht entliehen hat. Durch Ereignisse wie den Brexit wurde dem Briten bewusst, dass er die Erde unter seinen Füßen spüren muss, und so entstand der Titel. Die elf neuen Songs sind verquer und ungeschliffen, im Gegensatz dazu war Flynns Duett mit Laura Marling (»The Water«) fast brav und glatt. »Sillion« ist merklich behutsam entwickelt, reflektiert und dabei selbstironisch, voller Referenzen und manchmal auch politisch (»Jefferson’s Torch«). Das Gedankenspiel »Wandering Aengus« handelt von einer irischen Mythenfigur, basierend auf einem Gedicht von W.B. Yeats, komplettiert mit Streichern und Bläsern von Flynns langjähriger Begleitband The Sussex Wit. Beunruhigender Wahnsinn flimmert hingegen in »Barleycorn« – Flynn, ein mindestens genauso leidenschaftlicher Schauspieler wie Musiker, spielte zur Zeit der Aufnahmen in dem Theaterstück »Hangmen« einen Psychopathen. Ein schöner Bonus ist der Knisterklang einer Vinylograf-Aufnahme in »Heart Sunk Hank«. Das zunächst dramatisch klingende »The Night My Piano Upped And Died« ist wohl die deutlichste Demonstration von Flynns großem Talent, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Elisabeth Haefs
Formation Look At The Powerful People Warner
achtbruecken.de 0221.280 281
Das schon länger erwartete Debütalbum der Briten Formation schafft es zu selten, zu der Klasse ihrer Vorbilder LCD Soundsystem und !!! aufzuschließen. Großbritannien kann scheinbar alles. Besonders gut konnte das Land schon immer Musikstile adaptieren, die eigentlich mit anderen Regionen assoziiert werden. Die Londoner Formation sind dafür mit ihrem Debütalbum nach vier Jahren Aufbauphase nur das aktuellste Beispiel. Die zehn teilweise schon monatelang live erprobten Stücke von »Look At The Powerful People« sollen nun also den überschwänglichen, gleichzeitig unterkühlten Disco-Punk von US-Bands wie !!!,
Out Hud oder LCD Soundsystem für das Königreich einnehmen. Die Krux daran ist, dass die Briten eben doch nur bedingt aus ihrer Haut fahren können. Daher kommt es, dass »Look At The Powerful People« bei aller stilvollen Eleganz zu oft der Enthusiasmus abgeht beziehungsweise zu dargestellt wirkt. Zwar machen Formation in ihren Arrangements und dem Songwriting vieles richtig, sie haben bei ihren Vorbildern gut zugehört und –geschaut – richtig gut stehen ihnen ruhigere, an Bands wie TV On The Radio erinnernde Stücke wie »Blood Red Hand« –, aber den Wahnsinn, der gerade !!! zu einem Gutteil ausmacht, kann man eben nicht einfach reproduzieren. Teilweise schaffen Formation es, diesen Makel mit musikalischem Können zu kompensieren. Zu Wahnsinn reicht es dadurch aber nicht. Christian Steinbrink
Fotos Kids CNTCT / PIAS / Rough Trade / VÖ 31.03.17
Nach dem Goldrausch zerfallen die Sterne zu Staub? Von wegen. Der Stern der totgeglaubten Fotos leuchtet mit »Kids« wieder hell am Firmament der Popmusik. Fotos erden den charmant-distinguierten Schlaumeier-Pop auf »Kids« mit einer ganz eigenen Coolness. Aus den jungen Männern sind nachdenkliche Beobachter in den Dreißigern geworden. Ihr angenehm unbeschwerter und dabei doch tiefgründiger Kulturpessimismus tänzelt ohne jegliche Allüren fett und satt durch die neun Tracks des Albums und verzichtet gänzlich auf die zu erwartenden und sich geradezu anbiedernden popkulturellen Kalendergeschichten. Ein unerwartet sinnierender Futurismus besiegt die verklärende urbane Romantik und wird treffend durch Synthies untermalt. Zwischen schwelgendem Dream-Pop und pulsierendem Indie-Minimal shoegazen Fotos in der Linie von »Nach dem Goldrausch« und »Porzellan« durch einen weit gezeichneten Kosmos von Fragen. Dieser scheint heimisch und die Fragen vertraut. Rückzug, Besinnung oder gar Widerstand? Die dezidierte Antwort liefern sie gleich mit und schütten reinen Wein ein, wenn Sänger Tom Hessler bekennt: »All das Unrecht dieser Welt wird auch heute nicht zerschlagen.« Schade eigentlich, Fotos und uns wäre es gegönnt. Menachim Zwartmann
Frances Things I’ve Never Said Capitol / Universal
Mit Zeit, Geduld und Klavier wird alles besser: Das Debüt der Britin Frances wurde lange erwartet und enttäuscht keineswegs. Manche Songs auf Frances’ Debütalbum hatten zehn Jahre Zeit, um sich zu entwickeln. Mit zwölf hat die heute 23-Jährige angefangen, sie zu schreiben. »Grow« und »Let It Out« gab es beispielsweise schon auf ihren Tourneen zu hören. Dieses Debüt ist keine Revolution, aber ein abgerundetes und bodenständiges Stück Popglanz für diejenigen, die mit dem Glamour und Drama einer Adele nichts mehr anfangen können. Große Namen wie Greg Kurstin (The Bird And The Bee), Jimmy Napes (Sam Smith) und Howard Lawrence (Disclosure) haben hier mitgemischt. Frances singt meistens schnörkellos und verkörpert dabei viel Seele, besonders auf der Bühne. Ihre Stimme und deren immense Substanz kommen aber tatsächlich ohne Begleitung am besten zur Geltung (»Don’t Worry About Me«). Zwischen opulenten Streicher-Balladen (»Drifting«) und perfektioniertem Radiopop wie der Hymne »No Matter« entpuppen sich besonders die reduzierteren Stücke als Schönheiten: Ihre Zusammenarbeit mit den Londonern Ritual, »When It Comes To Us«, lebt von behutsamer Intimität und stilvollem Understatement. Um aber doch noch ein bisschen zu meckern: Etwas weniger hätte gereicht, aus den 16 Songs hätten zehn herausdestilliert werden können. Auch die Texte sind stellenweise zu unterwürfig. Aber es sei Frances verziehen, denn das klingt alles ziemlich großartig. Elisabeth Haefs
ZIEGENBLUT & MÖTÖRÖL MIT CARSTEN SCHUMACHER
Bist du gerade nackt? Manchmal hilft das, diese Kolumne zu lesen. Hemmung, wie der Name schon sagt, hemmt nur. Wir lassen lieber alles raus. Oder rein, je nachdem.
Ich tanze gerade um einen heiligen Baum und trage einen Büffelkopf. Das alles ist nur passiert, weil ich einer von mir gleichsam wie den Baum verehrten französischen Band auf die Spur kommen möchte. Aluk Todolo sind ein Trio zwischen Okkult, Psychedelic, Kraut und Noise und gehen mit »Archives Vol. 1« (Temple Of Torturous) zurück zu ihren Ursprüngen. Und wenn man weiß, dass Aluk-To-Dolo eigentlich die Religion des Toraja-Volkes im Süden Indonesiens ist, suche ich die Verbindung zu diesem archaischen Ritus. Und siehe da: Die Musik eignet sich hervorragend! Es sind rohe Mitschnitte, teilweise experimentell, manchmal auch alternativ zu existierenden Aufnahmen. Und selbstverständlich sollte man Fan und sich bei Bedarf auch für einen Büffelkopf nicht zu schade sein.
Legen wir das müffelnde Ding mal beiseite. Was sollen Pallbearer denken? Die haben mit »Heartless« (Nuclear Blast) nun den Nachfolger zum gefeierten »Foundations Of Burden« veröffentlicht und die doomigen Riffs dabei komplett analogisiert. Als hätte man sich bei der Betrachtung eines Monumentes auf eine Parkbank gesetzt, deren Killer-Feature es ist, die (bekanntlich elastische) Zeit extrem zu dehnen. Und dabei wäre man noch cozy in Decken gewickelt worden, wie man sie aus »Unsere kleine Farm« kennt. Es ist ja bekannt, dass die Band aus Arkansas betont analog aufnehmen wollte. Aber dass es am Ende wirkt, als hätte Grizzly Adams, der Mann aus den Bergen, höchstpersönlich ein Studio aufgemacht und seinen Bären Ben ans Mischpult gesetzt, haut selbst den stärksten Trapper vom Muli.
Und wie auf Stichwort fällt mir ein, dass ja auch noch Steel Panther kommen, um mit »Lower The Bar« (Kobalt) ihr Niveau erneut zu senken – von der Innenseite des bandeigenen Wertesystems betrachtet! Natürlich handelt es sich bei dem längsten Hair-Metal-Witz der Welt um ein Retro-Phänomen, das die Reize des Subgenres besser auf den Punkt bringt als alle Originale. Trotzdem enttäuscht die Band diesmal, denn wo beim Vorgänger noch unbestreitbare Hits wie »Gangbang At The Old Folks Home« oder »Bukakke Tears« zu finden waren, für die Poison oder Mr. Big sich die Köpfe rasiert hätten, häuft sich diesmal die Enttäuschung. Bei »That’s When You Came In« cruist man noch durch goldene Zeiten, das war’s dann aber auch.
Was für eine Überraschung ist dagegen die neue Body Count! »Bloodlust« (Century Media) ist das beste Album der Band seit »Born Dead«, und die ist 23 Jahre alt. Die aktuelle Lage und der Alltagsrassismus in den USA sind anscheinend Kerosin im Tank von Ice-T und Ernie C., das zeigen allein Titel wie »No Lives Matter« oder »Black Hoodie«. »Bloodlust« birst vor Energie, Dave Mustaine und Max Cavalera flankieren mit Gastauftritten. Ungefähr in der
sir Was
08.04.17 HH, Clubh. Schanzenpark 09.04.17 B, Kantine am Berghain
Japandroids 19.04.17 20.04.17 22.04.17 23.04.17
HH, Uebel & Gefährlich Köln, Gebäude 9 B, Columbia Theater Frankfurt, Zoom
Esben And The Witch 19.04.17 22.04.17 23.04.17 24.04.17 25.04.17 26.04.17 27.04.17
Münster, Gleis 22 Köln, Artheater Wiesbaden, Schlachthof München, Milla Nürnberg, Club Stereo Berlin, Bi Nuu Hamburg, Molotow
Josefin Öhrn + The Liberation Mitte erklärt der Meister dann den musikalischen Stammbaum der Band, bevor Body Count tatsächlich Slayers »Raining Blood« covern, was absolut nicht verzweifelt, sondern als echte Verehrung rüberkommt.
Rüber nach England: Brutality Will Prevail pflegen auf »In Dark Places« (Holy Roar) wieder den ungehobelten, metallischen und dunklen Hardcore mit Sludge-Touch, für den sie bekannt sind. Drummer Mophead ist wieder zurück, was laut Band dieses Brecheisen von Album zur Güte hat reifen lassen. Nun aber fix nach Hamburg zu Mantar. »The Spell« (Nuclear Blast) ist eine EP mit drei Songs, von denen zwei vom Tisch gefallen sind, als die Songs für »Ode To The Flame« ausgesucht wurden und die beiden Musiker sich einig waren, dass zu lange Platten scheiße sind. Dazu gesellt sich der Titelsong, der zu den ersten Nummern gehörte, die das Duo überhaupt erjammt hatte. Instrumental existiert die Aufnahme schon seit den 2013er-DebütSessions, nun wurde sie neben Hannos Gesang noch von Bölzer-Frontmann Okoi Jones als Gast ergänzt. Alles in allem sehr empfehlenswert, wenngleich man sich sitzen gelassen fühlt, wenn nach nur drei Nummern schon wieder alles verraucht ist.
Mit weniger Furor und Räudigkeit, dafür mit fast verwirrender Komplexität und einer beachtlich feisten Verzerrung der Gitarren wartet die britische Instrumental-Metal-Band Telepathy auf. »Tempest« (Golden Antenna) klingt aufgeräumter als das Debüt, bietet jede Menge Post-Metal-Dynamik und ist ein Leckerbissen für alle, die auf ein fettes, raumgreifendes und mächtiges Klangbild stehen. Das Ding ist so breit, dass es beinahe nicht durch die Tür passt. Fast möchte man der Band raten, sie möge sich doch etwas mehr Zeit mit den Ideen lassen. Nur sieht man sich als Instrumental-Band immer unnötig unter Zwang gesetzt, wenn man sich nicht etwas runterdimmt. Aber das ist wahrscheinlich fortwährender Teil der Versuchsreihe. Eine erstaunliche Platte.
Und wie aufs Stichwort schließt sich der Kreis mit Zu. »Jhator« (House Of Mythology) lädt wieder dazu ein, den Büffelkopf aufzusetzen, denn die Band suchte sich alte tibetanische Begräbnisriten als Ausgangspunkt für die Arbeiten am neuen Album und traf dabei die Philosophie des Labels, das Visionäre zu versammeln sucht. Das Album arbeitet sich instrumental voran, als hätte man eine Sonde ins Unbekannte geschickt. Es durchläuft verschiedene Stadien und macht sich gar nicht erst die Mühe, diesen Prozess auch noch in Songs zu unterteilen. Es gibt zwei Tracks, einen für jede Vinylseite, und das reicht. Das Avantgarde-Trio aus Rom beweist dabei Mut zur Geduld mit dem eigenen Sound und saugt seine Hörer ein – bis aufs letzte Büffelhaar.
21.04.17 Köln, Blue Shell 22.04.17 Mainz, schon schön 23.04.17 B, Kantine am Berghain
John Smith
Alex Vargas
08.04.17 Berlin 09.04.17 Hamburg 10.04.17 Köln 11.04.17 München
Talisco
10.04.17 München 11.04.17 Frankfurt 12.04.17 Berlin 13.04.17 Hamburg
21.04.17 K, Wohngemeinschaft 23.04.17 Berlin, Grüner Salon 24.04.17 MS, Pension Schmidt
Jeb Loy Nichols 23.04.17 24.04.17 25.04.17 26.04.17 27.04.17
München, Muffactcafé Berlin, Privatclub Köln, Stadtgarten HH, Nochtspeicher Schorndorf, Manufaktur
Rhys Lewis
25.04.17 Köln, Studio 672 26.04.17 Berlin, Flux FM Bergfest
Jens Lekman
17.04.17 Hamburg 18.04.17 Berlin 19.04.17 Köln 28.04.17 München
Loïc Nottet
09.05.17 Köln, Stadtgarten 11.05.17 Berlin, Frannz Club
The New Pornographers 11.05.17 Berlin, Lido
Chantal Acda 19.05.17 21.05.17 22.05.17 23.05.17 24.05.17 25.05.17 26.05.17
Stuttgart, Laboratorium München, Milla Nürnberg, Z-Bau DD, Societaetstheater Berlin, Privatclub H, Feinkost Lampe Köln, Studio 672
Dinosaur Jr.
06.06.17 Stuttgart 07.06.17 Wiesbaden 12.06.17 Hamburg 13.06.17 Bochum
Ron Gallo
22.05.17 Köln, Blue Shell
Manel 23.05.17 24.05.17 25.05.17 26.05.17 27.05.17
München, Strom Köln, Gebäude 9 Hamburg, Knust Berlin, Lido Frankfurt, Das Bett
Spoon
17.06.17 Berlin 18.06.17 Mannheim 19.06.17 München 20.06.17 Hamburg 03.07.17 Köln
San Fermin
25.05.17 Berlin, Grüner Salon
The Kills
07.06.17 Leipzig, Täubchenthal
J. Bernardt
15.06.17 B, Kantine am Berghain
Thurston Moore Group 18.06.17 20.06.17 21.06.17 30.06.17 04.07.17
MA, Maifeld Derby Hamburg, Knust Köln, Stadtgarten München, Strom Dresden, Beatpol
Devendra Banhart 20.06.17 Berlin 16.07.17 München
Moddi
28.06.17 München, Ampere
Interpol
16.08.17 München, Muffathalle
Clap Your Hands Say Yeah
25.09.17 B, Kantine am Berghain
The Shins
14.08.17 Hamburg 15.08.17 Berlin 16.08.17 Köln
Tickets & Infos: www.schoneberg.de
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#Review
15 JA
HRE DESIGN G R I L L
25
NTRO JAHRE I
Nelly Furtado The Ride Eleven Seven / Warner / VÖ 31.03.17
Mehr Indie, weniger Glanz: Nach fast fünf Jahren Pause veröffentlicht die kanadische Musikerin ein Album, das sie selbst als »Ausnüchterung« bezeichnet. Die Erfolgswelle, auf der Nelly Furtado lange geritten ist, hinterließ ihre Spuren: Das letzte Album floppte, sie begann sich zu sammeln. Der Manager, der sie 20 Jahre begleitet hat, wurde abgesägt. »The Ride« hat sie mit John Congleton und Mark Taylor produziert. Herausgekommen ist eine Mischung aus ihrer typisch quirligen Ader und roheren Texten und Klängen. Insgesamt mutet das dunkler an als alles, was sie bisher in ihrer vielseitigen Karriere geschrieben hat. Neben Songs über Verdrängung (»Carnival Games«) und Gefühllosigkeit (»Flatline«), die musikalisch aber keineswegs deprimierend sind, findet sich hier hübsch verpackter Pop wie »Live« oder »Tap Dancing«. Letzteres dreht sich fast mitleiderregend um den ständigen Zwang, die Entertainerin spielen zu müssen. Furtado macht mithilfe ihrer Vorliebe für schrullige Klänge aus scheinbarem Durchschnittspop etwas Einzigartiges. Dabei lässt sie sich trotz ihres irreführenden Mainstream-Images in keine Form pressen. Das schräge Element in Klang und Songwriting erinnert zeitweise an ihr Debüt »Whoa, Nelly!«, trotzdem gibt es keine Rückwärtsbewegung. Die Single »Pipe Dreams« mit Oldschool-Synthies und einem ruhigen Aufruf zur Ehrlichkeit ist programmatisch für diese neue Richtung, die sich auf zukünftigen Platten aber bestimmt wieder völlig verändern wird. Elisabeth Haefs
Future Islands The Far Field 4AD / Beggars / Indigo / VÖ 07.04.17
Der große Durchbruch ist geschafft, jetzt geht’s an die Legendenbildung. Auf ihrem Reise-Album »The Far Field« machen Future Islands fast alles richtig, beschäftigen sich aber einen Hauch zu deutlich mit Feelgood-Pop. Wo warst du am 04.03.2014? Der Tag nach Letterman. Der Tag, an dem das Video des Sängers mit der Reibeisenstimme und den Gummiknien viral ging. Der Tag, an dem Future Islands berühmt wurden. Und vielleicht auch der Tag, der begründet, warum »The Far Field« das poppigste Album der Band geworden ist. Denn darauf werden alle Register typischer Pop-Alben gezogen: »Time On Her Side« ist eine wunderschöne New-Wave-Ballade, »Ran« die klassische Feelgood-Single, »Through The Roses« der Schmachtfetzen, zum Tanzen ist »North Star« da, und »Shadows« ist das unvermeidliche Duett (großartige Partnerin: Debbie Harry von Blondie). Zwar waren Future Islands noch nie den großen Melodien, Posen oder Hymnen abgeneigt – ganz im Gegenteil. Und auch auf »The Far Field« – das sich komplett dem Unterwegssein widmet – sind diese in großartiger Weise vorhanden. Der Unterschied zu den frühen Alben ist jedoch, dass streckenweise
die unbequeme, rohe Energie von Songs wie »Tin Man« oder »Before The Bridge« fehlt. Und das liegt eben nicht nur an der professionelleren, weil teureren Produktion, sondern auch an den Liedern selbst, die einfach rüberkommen, als wären sie für größere Massen und Konzerte geschrieben worden. Was nicht zuletzt eine Reaktion auf den stark gestiegenen Bekanntheitsgrad dank des LettermanAuftritts sein dürfte. Nichtsdestotrotz darf man nicht vergessen: Das ist Meckerei über Kleinigkeiten. Future Islands sind immer noch die wahrscheinlich beste, authentischste und mitreißendste Synthie-Pop-Band im gesamten Indie-Universum, biedern sich nirgendwo an, und im ganzen Jahr wird vermutlich kein besseres Roadtrip-Album rauskommen als »The Far Field«. Marius Wurth
Goldfrapp Silver Eye Mute / PIAS / Rough Trade / VÖ 31.03.17
Goldfrapp häuten sich einmal mehr: Die Madonna der 1990er steht für »Silver Eye« Pate. Den Hörer erwartet also knarzende, leicht düster angehauchte Dance-Music. Alison Goldfrapp, die schillernde Sängerin des britischen Duos, gilt als Schrecken aller Tontechniker. Sie ist eine Perfektionistin, die jeden Klang und jede Geste ihrer Performance unter Kontrolle haben will. Unter diesem Zwang leidet inzwischen auch die Musik von Goldfrapp ein wenig. Während das letzte Album »Tales Of Us« noch den SongwriterFolk perfekt imitierte, wenden sich Goldfrapp nun einer neuen musikalischen Spielwiese zu. Wiederholung ist dem Duo offenbar ein Graus, die Veränderung wird zum Markenzeichen. Auf »Silver Eye« experimentieren sie mit Synthies herum und entwerfen so eine aggressive und aufgekratzte Club-Stimmung. Die Fans von Goldfrapps elektronischer Seite werden das Album lieben, die Freunde des sphärischen Parts werden zumindest in Alison Goldfrapps wunderbarer Stimme Halt finden, die hin und wieder auch über ruhigeren Stücken schwebt. Denn eins beherrscht die Sängerin nach wie vor in Perfektion: ihre Zuhörer in immer neue musikalische Wälder voller rätselhafter Verästelungen zu locken. Kerstin Kratochwill
Yasmine Hamdan Al Jamilat Crammed Discs / Indigo
»Al Jamilat« ist in einer Zeit der Spaltung und Abgrenzung der wohl ästhetischste Beweis für die Notwendigkeit und Schönheit kultureller Vielfalt. Ähnlich wie ihr Debütalbum »Ya Nass« ist auch »Al Jamilat« ein Abbild der Person und Geschichte Yasmine Hamdans und erzählt von einer Reise durch die Kulturen. Aufgrund des libanesischen Bürgerkriegs verbrachte die in Beirut geborene Musikerin ihre Kindheit als Nomadin und fand auch nach der Rückkehr in ihre Heimatstadt weder Heimat noch Stadt vor. Die herrschende Zerstörung und das Chaos schafften jedoch auch Raum für Neues und brachten eine lebhafte und junge Künstlerszene mit Hamdan an ihrer Spitze
HEIMSPIEL MIT KRISTOF BEUTHNER
Zweite Chancen, kleine Comebacks, große Gefühle, neue Meister, liebe Briefe, große Vorbilder und des Weihnachtsmanns Brüder: ein herzliches, heimeliges Heimspiel.
Wenn ein einziger Song es schafft, ein ganzes Heimspiel-Neuntel einzunehmen, muss er es wert sein. Allein, dass er ein neues Lebenszeichen des schwer vermissten Gisbert zu Knyphausen markiert, macht »Das Licht dieser Welt« (K&F) schon zu einem Ereignis. Dass der Beitrag zum Soundtrack des Films »Timm Thaler oder das verkaufte Lachen« aber eine so schier wunderschöne, innige und liebevolle Ode an einen kleinen Erdenbürger geworden ist, die das Herz schon nach den ersten Zeilen in eine warme Decke wickelt, zeigt, wie sehr dieser Mann uns fehlt. Eben, weil nur er das so kann, so ehrlich, wahrhaftig und präzise. Auf Vinyl als reduzierte und als Band-Version erhältlich.
Einen guten Schritt nach vorne macht Patrick Richardt, bei dessen Debüt man sich 2013 noch fragen musste, warum das ehrenwerte Grand Hotel van Cleef, Heimat von Granden wie Tomte und Kettcar, sich so durchschnittlichen Deutsch-Indie-Pop ins Haus holt. Album Nummer zwei namens »Soll die Zeit doch vergehen« (Grand Hotel van Cleef) klingt deutlich relevanter; es markiert ein neues Zeitgefühl seines Interpreten nach einer schweren persönlichen Krise. Ohne Herrn Richardt Böses zu wünschen – aus Krisen erwächst halt häufig die beste Musik. Immer noch keine Offenbarung, aber insgesamt schlüssig und wohltemperiert. Ähnliches würde ich gerne auch über Jeden Tag Silvester sagen können. Aber das ist eine Band, die sich zu unstet zwischen Indie-Deutschpop und Charts-Schlager im Nirwana zwischen Campusradio und Mainstream tummelt und auch mit der zweiten LP »Geisterjägerstadt« (Chef Records Ratekau) nicht klar Position bezieht. Das gefällt Leuten, die sich CDs von Max Giesinger kaufen, vermutlich schon besser als Patrick-Richardt-Fans, ein zweites »80 Millionen« gelingt dem Quartett trotz aller Euphorie, die es versprüht, aber dennoch nicht. Zwischen Indie-Pop, Hörspiel und musikalischem Briefroman schwebt das neue Album von Me And Oceans namens »MIR – Briefe an Juri« (Analogsoul). Eingebettet in SongwriterPop und dezente Elektronik, werden Briefe an Juri Wolkow, Missionsleiter der russischen Raumstation MIR, vorgelesen. Das ergibt ein spannendes Projekt, kein klassisches Albumkonstrukt, aber menschlich-nachdenkliche, poetische Momentaufnahmen in Lesung und Lied. Überaus lässig kommt das zweite Album der Breisgauer Brothers Of Santa Claus daher, das zwar »Not OK« (Jazzhaus) heißt, in Wirklichkeit aber tatsächlich sogar viel mehr als nur okay ist. Denn der zwischen alt-J-Referenzen und stilsicherem Songwriter-Pop angesiedelte Sound der Band ist so einnehmend smooth, so gekonnt unprätentiös und so wunderbar funky, dass er einen sofort am Haken hat und ohne Längen oder Filler die kompletten zehn Songs über sexy zappeln lässt.
1960er- und 1970er-Referenzplatten gibt es wie Sand am Meer. Nils Neumann, der sich The 6th Son Of Anderson Lee nennt, kocht auf »Bangkok« (Fuego) auch mit keinen anderen Zutaten als alle anderen. Aber es nötigt einem schon Respekt ab, dass er all diese kleinen Hymnen zwischen Blues-Rock (»Don’t Make Me Run« klingt frappierend nach den Black Keys), Psychedelic, Country und Fuzz allein komponiert und arrangiert hat und sich eine Band nur deshalb dazuholt, weil er halt allein nicht alles gleichzeitig spielen kann. Davon darf es gerne noch mehr geben. Die beste Story über Velveteen aus Frankfurt ist, dass 2008 ihr Album »Home Waters« im Netz auftauchte und für einen Leak der damals neuen Death-Cab-For-Cutie-Platte »Narrow Stairs« gehalten wurde – so frappierend war die Ähnlichkeit. Mit Ben Gibbard und seinen Jungs hat Velveteens neues Werk »Gather & Reset« (Fuego) nur noch entfernt etwas zu tun, einig sind sich beide Bands aber immer noch in puncto wunderschöne Melancholie, die Velveteen wieder so brillant und traumwandlerisch in hibbelige Percussions, flächige Synthies und sonor schmeichelnde Vocals kleiden, dass es eine Schande ist, dass diese Band immer noch nicht auf großen Bühnen spielt.
Apropos Ähnlichkeiten mit großen Bands: So ganz kann man die Virtual Plants nicht einordnen, von allen Granden mit verhuscht-spukigem Electro-Pop und entrückter Frauenstimme stehen die Würzburger aber definitiv The xx am nächsten. »Sleeping On Trains« (Normoton) glänzt durch feingliedrige Arrangements, tiefe Melancholie und einen zurückgezogen-schüchternen Charme. Die Platte reicht zwar nicht auf voller Länge an die britischen Vorbilder heran, hat aber definitiv ausreichend Klasse, um nicht bloß im Fahrwasser zu schwimmen. Zum Abschluss muss einmal mehr das tolle Berliner Neoklassik-Label Neue Meister gelobt werden, das vor gut einem Jahr mit dem Release von Federico Albaneses »The Blue Hour« eröffnet wurde und nun auf »Live In Berlin« (Neue Meister) mit orchestral arrangierten Stücken von Francesco Tristano, Johannes Motschmann oder eben Albanese selbst in gewohnt stilvoller Manier auf ein tolles Jahr zurückblickt. Egal, ob sphärischer Ambient, Piano-Melancholie, orchestrale CinemascopeEpik oder elektronische Flächen: Das Deutsche Kammerorchester Berlin macht diese wundervoll vielseitige Zusammenstellung noch einmal ein gutes Stück größer.
BENNE 19.04.17 20.04.17 22.04.17 04.05.17 05.05.17 07.05.17 04.06.17
DÜSSELDORF KIEL STADE MÜNSTER MICHELSTADT BERLIN BINZ
NISSE
18.05.17 KÖLN 19.05.17 HAMBURG 20.05.17 BERLIN
VÖK
27.04.17 HAMBURG 02.05.17 KÖLN 05.05.17 BERLIN
SERAFYN
20.04.17 FRANKFURT 21.04.17 LEIPZIG 22.04.17 KÖLN
TIGER LOU
13.04.17 HAMBURG
DAMIAN LYNN 17.04.17 18.04.17 19.04.17 20.04.17 21.04.17 22.04.17 24.04.17 25.04.17 26.04.17 24.06.17 02.09.17
LEIPZIG BERLIN HAMBURG HANNOVER KÖLN HEIDELBERG FRANKFURT STUTTGART MÜNCHEN BONFELD HEMER
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HEIN COOPER 08.09.17 09.09.17 10.09.17 12.09.17 13.09.17 14.09.17 15.09.17 16.09.17
FRANKFURT DÜSSELDORF HAMBURG HANNOVER STUTTGART ERLANGEN FREIBURG MÜNCHEN
ACID ARAB 17.06. 29.07. 18.08. 18.08.
MAIFELD DERBY BURG HERZBERG DOCKVILLE FESTIVAL C/O POP FESTIVAL
JOHANNES MOTSCHMANN 02.06.17 07.06.17 08.06.17 10.06.17 29.06.17
DRESDEN LEIPZIG DÜSSELDORF BERLIN HAMBURG
HELGI JONSSON WITH TINA DICO MARIANNE LEWANDOWSKI & DENNIS AHLGREN 26.04.17 HAMBURG 27.04.17 LEIPZIG 28.04.17 WIESBADEN 29.04.17 KARLSRUHE 19.05.17 KÖLN 20.05.17 HEIDELBERG 21.05.17 LUDWIGSBURG 15.06.17 ULM 16.06.17 DUISBURG 06.07.17 WÜRSELEN 07.07. – 08.07. RUDOLSTADT FESTIVAL
BUSTY & THE BASS 23.05.17 24.05.17 25.05.17 26.05.17
KÖLN BREMEN HAMBURG BERLIN
DEBRAH SCARLETT 16.05.17 BERLIN
CHRISTIAN LÖFFLER & MOHNA 07.04. 08.04. 13.04. 14.04. 15.04. 20.04. 21.04. 22.04. 25.04. 26.04. 27.04. 28.04. 29.04. 05.05. 12.05. 13.05. 25.05. 26.05. 27.05. 01.06. 02.06. 29.06.
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*WITHOUT MOHNA
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MAI 2017 – BERLIN ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ COLUMBIA THEATER 01.06.17 KÖLN GLORIA ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ 03.06.17 HAMBURG MOJO CLUB ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ 03.10 . K Ö L N ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ PA L L A D I U M ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ 0 6 .10 . B E R L I N ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ C O LU M B I A H A L L E ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ Hauschka What If ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ 07.10 . O F F E N B A C H ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ S TA DT H A L L E ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ Jamiroquai Automaton ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ TICKETS: 01806 62 62 80* & (040) 413 22 60 ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ *€ 0,20 / ANRUF AUS DEM FESTNETZ, MOBILFUNK MAX. € 0,60 / ANRUF ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ hervor. Noch heute überträgt die Musik der mittlerweile in Paris ansässigen Sängerin das gleiche Gefühl subversiver Rebellion. Mit »Al Jamilat« bewegt sie sich im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, zwischen arabischen und westlichen Werten. Den traditionellen Gesang bettet sie in Electro-, Pop- und Folk-Arrangements und begreift die ästhetischen Unterschiede nicht als Graben, sondern als Quelle für Vielfalt und Schönheit. Sie wirft auf diese Weise Identitätsfragen auf und um – nicht nur als in Europa lebende Araberin, sondern auch als Frau in einer von Männern dominierten (arabischen) Musikszene – und schafft auf rein musikalischer Ebene einen Diskurs, wo Worte buchstäblich an ihre Grenzen stoßen. »Al Jamilat« bringt in elf Songs so mühelos und selbstverständlich zwei verschiedene Kulturen in Einklang, dass sich, wenn auch für einen kurzen Moment, alle Grenzen und Mauern in Luft auflösen. Laura Nürnberger
Love« fällt insgesamt sehr aus dem Rahmen von »What If« und teilt das Album geradezu in zwei Hälften. Denn der Rest sind die synkopisch-vertrackten Tracks, die man von Hauschka kennt, die er hier aber noch einmal voll aufdreht. Es scheppert und klimpert allerorten, die Rhythmen tanzen ihren Reigen, und das Piano wandert dazu in der Gegend herum. Es ist faszinierend zu verfolgen, wie Hauschka trotz aller Verspieltheit immer seine Linie beibehält und die von ihm bekannte Direktheit in die Songs hineinproduziert. Im Zentrum steht die eine, simple Klaviermelodie. Im Grunde also ist das nichts Neues, aber ein bisschen mehr als das Alte ist es in seiner Experimentalität dann doch. Es scheint Bertelmann nach einer Menge Auftragsarbeit wichtig gewesen zu sein, mal wieder richtig die Sau rauszulassen. Lass krachen, Volker. Henje Richter
City Slang / Universal
Moshi Moshi / Coop / PIAS / Rough Trade
24.04.2017 HAMBURG STAGE CLUB 29.04.2017 BERLIN FRANNZ CLUB 01.05.2017 KÖLN LUXOR
04.05.2017 MÜNCHEN STROM
AiNSWoRTh
05.06.2017 — HAMBURG TURMZIMMER (UE&G) 06.06.2017 — KÖLN YUCA (CBE) 07.06.2017 — BERLIN KANTINE AM BERGHAIN
Auf ihrer zweiten Platte »Write In« sind Happyness eher light, aber immer noch besser als der derzeitige Rest. 2015 war »Weird Little Birthday«, das Debüt von Happyness, das Beste, was zu dieser Zeit musikalisch in die Welt geboren wurde. Man war sofort so erfüllt, ja, verliebt in diese Normalo-Jungs aus London, dass man nicht noch mehr erwarten wollte, denn das wäre Gier und Sünde. Jetzt gönnen sie uns trotzdem ein zweites Album, und das ist selbstverständlich keine Enttäuschung. Wieder dieser ungezwungene amerikanische 1990er-Garage- und College-Rock, wieder ein bisschen Melancholie, wieder eine zu Tränen treibende Schönheit und Perfektion. Dabei muss man es bei »Write In« erst mal schaffen, sich vom Opener und der VorabSingle »Falling Down« zu lösen, denn allein die Nummer treibt einen locker für drei Tage zufrieden-druff in die Zimmerecke. Danach bemerkt man, dass im Gegensatz zu Album Nummer eins alles etwas reduzierter, kleiner, bodenständiger ausgefallen ist. Kein Hit diesmal, kein Ausreißer, nichts, wo einem wie beim Debüt der Mund offen stehen bleibt. Kein Wunder: Es wurde alles selbst produziert, gerade mal 500 Pfund hat das Ganze gekostet. Ein bisschen ist es, als sei der Band der Zauber abhandengekommen. Aber es bleibt noch immer genug übrig, um glücklich zu werden und sich auf die schrammeligen Konzerte zu freuen. Paula Irmschler
Wandlungsfähiger, euphorisch inszenierter Synthie-Pop aus Istanbul, der unter dem Vorzeichen des Zeitalters der Chancen auf die 80er verweist. Jakuzi sind eine Band aus Istanbul um den Garage-Punk-Veteranen Taner Yücel und den Singer/Songwriter Kutay Soyocak. Ihr Debütalbum hat allerdings nichts mit Garage-Punk zu tun. Vielmehr adaptiert die Band ungemein unverbrauchte und suggestiv umgesetzte Synthie-Pop-Muster. Da verwundert es nicht, dass das Album, zunächst in klassischer DIY-Manier auf Kassette und bei Bandcamp veröffentlicht, sowohl in der Türkei als auch in Großbritannien und Frankreich sofort ins Zentrum des medialen Interesses rückte. Manche vergleichen Jakuzi mit Future Islands. Die Gemeinsamkeit liegt in der Tendenz zu einer leicht theatralischen 1980erÄsthetik, wobei Jakuzi mit mehr Eleganz zu Werke gehen und es hin und wieder sogar schaffen, wie die leibhaftigen Roxy Music zu klingen, etwa in »Bir Düşmanim Var«. An diesem Titel sieht man bereits, dass hier Türkisch gesungen wird, was zur Folge hat, dass ich von den Texten kein Wort verstehe – die Band könnte das Telefonbuch vortragen. Aber auch das wäre okay, weil man so gezwungen wird, Gesang nicht unter dem Aspekt von Bedeutung wahrzunehmen, sondern als Sound-Element, das in enger Verbindung zur Musik steht. Hier regiert Euphorie ob der eigenen Kreativität. Dadurch vermittelt die Musik ein Gefühl von Möglichkeit, die über alle Restriktionen hinausgeht. Insofern erhält der Bezug auf die 1980er, die gemeinhin als Epoche der Chancen gelten, zusätzliche symptomatische Bedeutung. Was hier außerdem positiv zu Buche schlägt, ist die Fähigkeit zur Wandlungsfähigkeit innerhalb eines Genres, die immer wieder zu neuen Akzentverschiebungen führt und eindrucksvoll das Songwriter-Talent Jakuzis demonstriert. Mario Lasar
City Slang / Universal / VÖ 31.03.17
Volker Bertelmann alias Hauschka bringt nach mehreren Soundtracks wieder ein reguläres Album heraus. Es besticht durch Experimentierfreude und Komplexität. Das fünfte der neun Stücke auf dem neuen Hauschka-Album ist eine Klavierballade. Eigentlich nichts Ungewöhnliches für einen klassisch ausgebildeten Pianisten wie Volker Bertelmann, doch »I Can’t Express My Deep
Virgin / Universal / VÖ 31.03.17
Nach siebenjähriger Schaffenspause gelingt Jamiroquai auf ihrem neuen Album
IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK
Indie-Rock wird von Verächtern nicht zuletzt dafür kritisiert, dass er zu wenig politisch sei. In dieser Ausgabe gibt es als Argumentationsfutter ex- und implizite Gegenbeispiele.
Wir starten den Monat ausnahmsweise mit einer Wiederveröffentlichung, allerdings von einer Band, deren Namen man gar nicht oft genug in Texten über Indie-Rock erwähnen kann: »Some Voices« und »Offcell«, die zwei EPs, mit denen die stilbildende Band Pinback ihre volle Brillanz entwickelte, werden als »Some Offcell Voices« (Temporary Residence) erstmals proper auf LP veröffentlicht. Bemerkenswert an dieser puren, mittlerweile fast zwei Jahrzehnte überdauernden Klasse ist die Einsicht, dass der Genius des US-Duos doch erst mit dem Release von »Offcell« ein Jahr nach »Some Voices« zutage trat. Aber das ist Kritteln auf höchstem Niveau, maßgeblich ist nur die dringende Empfehlung, diese Band zu entdecken.
Irgendjemand im Vermarktungsstrang Mark Kozeleks will uns das neue Sun Kil MoonAlbum »Common As Light And Love Are Red Valleys Of Blood« (Rough Trade) als Zwischenveröffentlichung verkaufen, wohl vor der nächsten Kollabo-LP mit Jesu. Als Sessions-Compilation aus Kozeleks Kumpanei mit Steve Shelley (Sonic Youth) unter dem Eindruck des TrumpSchildbürgerstreichs. Dabei ist diese DoppelCD kein Deut schlechter als viele der anderen großartigen Kozelek-Releases und auch lyrisch nicht noch lakonischer oder düsterer – wäre ja auch kaum vorstellbar. Stattdessen findet sich der Prosa-Meister unter den Indie-Songwritern inmitten seiner gewohnt fragilen, mantraartigen Arrangements plötzlich als spät entdeckter Prophet wieder, und auch diese Rolle erfüllt er mit der ihm exklusiven Würde und Klasse.
Auch Anohni widmet sich auf ihrer neuen EP »Paradise« (Rough Trade) wieder politischen Sackgassen und schwingt sich zu einem beeindruckenden feministischen Appell auf. Musikalisch sind die sieben Stücke ihrer Kurzveröffentlichung ähnlich furios und Genregrenzen sprengend wie schon ihr gefeiertes letztjähriges Album »Hopelessness«. Extrem beeindruckend, was für eine Klasse Anohni auch auf einem vermeintlichen ZwischenRelease auffährt. Ein anderer dieser längst über jeden Zweifel erhabenen Künstler ist der Brite Fink, der auf seinem eigenen Label nur noch das macht, was er will. Dementsprechend ist »Sunday Night Blues Club, Vol. 1« (R’Coup’D) eine Zwischenveröffentlichung, auf der sich der ExElektroniker ausschließlich den sphärischen Auswüchsen des fragilen Blues widmet. Und auch das gelingt dank seines Talents faszinierend, wenn auch ohne Hemmungen vor Kitsch. Fink hat die Stimme, er hat das Songwriting, und vor allem hat er das nötige Gefühl. In einer gerechten Welt wäre Shannon Wright eine der Grandes Dames des Indie-Rock, in etwa auf einem Level mit einer PJ Harvey. Das unterstreicht auch ihr neues Album »Division« (Vicious Circle), das ihr Talent in
st 2017
10. - 12. Augu Püttlingen
Donnerstag
Casper heaven shall burn Anti-flag emil bulls The Amity Affliction faber Antilopen gang adam angst
Freitag
einer erstaunlichen stilistischen Bandbreite dokumentiert, weil es genauso wüste und unwirtliche wie zarte und fragile Passagen beinhaltet. Wann ist es endlich so weit, dass Wright als die Ikone gefeiert wird, die sie schon lange ist?
Schon vor drei Monaten fand Jay Som in dieser Auswahl statt, damals noch mit ihrer Kleinformate-Compilation »Turn Into«. Was sie damals versprach, hält das erste propere Album »Everybody Works« (Polyvinyl) auf jeder Ebene ein: Die zehn Songs der LP klingen zusammenhängender produziert, besitzen aber mindestens genauso viel träumerischen Lo-Fi-Charme und melodiöse Sinnlichkeit, dass man sich mit dieser Platte in die Wanne legen mag. Sicher nichts für große Bühnen, kann dafür aber im Kleinen noch viel mehr lieb gewonnen werden. Ein ähnliches Kleinod ist »It’s A Myth« (Merge), das Debütalbum von Washingtons Eva Moolchan alias Sneaks. Der Lo-Fi-Charme ist ähnlich, allerdings treibt Sneaks in ein schlankes und von Postpunk inspiriertes minimales Wave/No-Wave-Umfeld und braucht dafür nichts außer einem billigen Keyboard, DrumComputer und ihren dahinassoziierten Lyrics. Eben wegen der kurzen Spielzeit und der wie beiläufig wirkenden Skizzen ist das ein an Arthur Russell erinnernder diebischer Spaß. Extrem vielversprechend ist die unlängst wiederveröffentlichte Debüt-»EP 1« (PIAS) der Dream-Popper Cigarettes After Sex um den ziemlich androgyn singenden Frontmann Greg Gonzalez. Als würdige Erben von Bands wie Mazzy Star, Galaxie 500 oder Slowdive bestechen sie nicht nur durch ein hochklassiges Songwriting, sondern machen auch in puncto Arrangements vieles richtig, indem sie sich allem versperren, was nicht schon in den 1990ern originäres Mittel war. Aber ob das wirklich trägt, wird erst das kommende Album zeigen. Dass sich ein Set von Julia Holter von ihren Studioalben musikalisch ein gutes Stück unterscheidet, weiß jeder, der sie einmal live sah. Diese deutlich betulichere, akustischere Facette ihres Schaffens dokumentiert sie nun auf ihrem ersten Live-Album »In The Same Room« (Domino), mit dem ihr Label eine Reihe namens »Domino Documents« starten will, dessen Konzept die Künstler für die Live-Aufnahmen 24 Stunden lang in ein Londoner Studio sperrt. Wenn die Ergebnisse so vielseitig und tief gelingen wie bei Holter, kann man sich darauf freuen. Zum Schluss dürfen wir noch in »The Great Plains« (Ferryhouse) des norwegischen Popstars Thomas Dybdahl versinken. Der hat in Indie-Hausen vielleicht keine Lobby, aber dennoch so viel Gefühlig- und Sinnlichkeit in seinen Songs, dass man geneigt ist, eine furiose Gleichung aufzustellen: Kreuzt Lambchop mit Kings Of Convenience, Damien Rice und cleanem Pop, dann seid ihr nah dran.
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| Saarbrücke
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Samstag
Rise Against alligatoah irie révoltés
zugezogen maskulin BRKN
Bis auf wenige Tageskarten ausverkauft!
rocco-del-schlacko.de
BILLY TALENT • RISE AGAINST BIFFY CLYRO • CASPER ALLIGATOAH • IN EXTREMO JENNIFER ROSTOCK • THE AMITY AFFLICTION BLUES PILLS • ANTI-FLAG • ANTILOPEN GANG FIDDLER‘S GREEN • DJANGO 3000 • SKINNY LISTER KYLE GASS BAND • EMIL BULLS • WATSKY VON WEGEN LISBETH • COUNTERFEIT • THE AMAZONS RAKEDE • BUKAHARA • HEISSKALT • ROGERS TIM VANTOL • MARATHONMANN • LIEDFETT • BRKN UND VIELE ANDERE... ROTHENBURG 0B DER TAUBER
10.-13. AUGUST 2017
WWW.TAUBERTAL-FESTIVAL.DE
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#Review
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20.04. GERA - COMMA @SONGTAGE GERA
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21.04. ERLANGEN - E-WERK
22.04. FRANKFURT A. M. - GIBSON CLUB 25.04. HAMBURG - DOCKS 27.04. MÜNCHEN - MUFFATHALLE
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24.04. BERLIN - ASTRA
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29.04. STUTTGART - IM WIZEMANN
30.04. HEIDELBERG - KARLSTORBAHNHOF
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01.05. ZÜRICH - KAUFLEUTEN
02.05. KREFELD - KULTURFABRIK
27.04. FRANKFURT - ZOOM 28.04. KÖLN - LUXOR 29.04. DRESDEN - BEATPOL 01.05. LEIPZIG - NAUMANNS 02.05. HAMBURG - MOJO CLUB 03.05. BERLIN - BI NUU 05.05. MÜNCHEN - AMPERE 06.05. STUTTGART - WIZEMANN CLUB 08.05. NÜRNBERG - HIRSCH 09.05. WIEN - FLEX CAFE 10.05. SALZBURG - ROCKHOUSE BAR 11.05. MANNHEIM - ALTE FEUERWACHE 12.05. REGENSBURG - MISCHWERK
28.06. HAMBURG MOJO 29.06. KÖLN GLORIA 03.07. BERLIN GRETCHEN 06.07. MÜNCHEN MUFFATHALLE
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»Automaton« eine ausgewogene Mischung aus Alt und Neu. Mit acht Studioalben in 25 Jahren Bandgeschichte können Jamiroquai keine besonders hohe Veröffentlichungsfrequenz vorweisen. Das sei ihnen aber allemal gegönnt, da die Band um Mastermind Jay Kay bisher noch nie wirklich enttäuscht hat. Diesmal haben sie sich jedoch länger Zeit gelassen als je zuvor. Ob sich die Wartezeit von stolzen sieben Jahren trotzdem gelohnt hat? Für die Acid-Jazz- und Funk-Rock-Anhänger der ersten Alben dürfte die Antwort darauf zunächst »Nein« lauten. Jamiroquai haben sich weiterentwickelt und nun ganz offensichtlich mehr Freude an elektronischen Sounds. Es gibt Anleihen an EDM und Trap, schon der Titeltrack »Automaton« weckt Assoziationen zu den französischen Electro-Heroen Daft Punk. Aber Jamiroquai bedienen sich für »Automaton« auch beim Disco-Sound der 1970er oder den Synthesizern der frühen 1980er. All das wirkt zunächst sehr untypisch für die Briten und braucht ein wenig Gewöhnungszeit, doch spätestens nach den ersten fünf Tracks wird klar: Das sind Jamiroquai 2017, und das ist stark! Zu diesem Urteil kann man aber nur kommen, weil diese vielseitige Mischung vom guten alten Jamiroquai-Summer-FeelgoodFunk zusammengehalten wird, der schließlich doch das Herzstück des Albums bildet. So bekommt man auf »Automaton« schlussendlich eine in sich stimmige Mischung, die sich zu einem dichten und bunten Klangteppich formiert und wunderbar unter Jay Kays wie immer enthusiastisch-mitreißende Stimme legt. Auch wenn sich der Sound entscheidend verändert haben mag, sollte man »Automaton« eine Chance geben – denn vor allem im Hinblick auf den kommenden Sommer finden sich darauf einige Kandidaten, die eine perfekte Ergänzung zu Feelgood-Hits wie »Cosmic Girl« oder »Seven Days In Sunny June« darstellen. Tobias Tißen
13.03.17 12:22
The Jesus And Mary Chain Damage And Joy ADA / Warner
Bilderbuch • Moderat SOHN • Mighty Oaks Mura Masa • HONNE
Von Wegen Lisbeth • Dan Croll • Tua Claire • Fatoni • FIL BO RIVA • Rampue James Hersey • Malky • Milliarden Liquid & Maniac • dePresno • Golf FUCK ART, LET'S DANCE! • Pomrad Lilly Among Clouds • Neufundland WOMAN • C.O.W. 牛 • Mavi Phoenix Julian Stetter • JOSIN • Banfi Luisa Babarro • u.v.a.
8.-10.06.2017 Schloss Kaltenberg Tickets auf pulsopenair.de
Die legendären Krawallbrüder Jim und William Reid veröffentlichen ihr erstes Studioalbum seit fast 20 Jahren und machen darauf ohne Alterserscheinungen weiterhin Krach und unbeeindruckt da weiter, wo sie aufgehört haben. Seit 2007 sind The Jesus And Mary Chain bereits wieder gemeinsam live unterwegs. Nun gehen sie den Weg, den schon andere Indie-Größen wie The Pixies gegangen sind, und legen Jahre nach ihrer Reunion auch endlich neue Songs nach. Der Überraschungsfaktor auf »Damage And Joy« tendiert zwar gegen Null, aber das war zu erwarten. Die Trilliarden von Epigonen aber, die sich in den letzten 30 Jahren erquicklich und ehrerbietig am Sound der Band bedient haben, würden dafür töten, solche Noise-Popsongs mit dieser Leichtigkeit und Coolness aus dem Ärmel schütteln zu können. Dass die meisten Drum-Beats, Gitarrenharmonien und Gesangsmelodien nur allzu bekannt klingen – geschenkt. Denn auch früher waren die Variationen bei JAMC eher geringfügig, aber es spielt eben keiner die drei Akkorde auf diese Art geiler. Soundtechnisch knüpft man direkt beim letzten Studioalbum »Munki« an, das 1998 das vorläufige Ende besiegelte. Mithilfe von Gastsängerinnen – darunter Isobel Campbell, Sky Ferreira und Reid-Schwester Linda Fox alias Sister Vanilla – gelingt es den Reid-Brüdern immer wieder, ihr liebeskrankes
Rocker-Machismo mit zarten Momenten zu kontrastieren. Altersweisheit gibt’s hier nicht, man feiert die ewige Jugend. Liebe, Liebeskummer, Sex, Drugs und Rock’n’Roll und wie sich das alles bedingt – daraus waren seit dem Debüt »Psychocandy« alle JAMC-Songs gemacht, das gehört sich so. Da verzeiht man auch die Tatsache, dass die fünf stärksten Songs gleich am Anfang stehen und dass das Album etwas an Überlänge, manchen textlichen Banalitäten und zwei, drei schwächeren Songs leidet, während Songs wie »War On Peace« und »Sing For A Secret« wiederum alle Stärken der Band in sich bündeln. Timo Weber
K.Flay Every Where Is Some Where Night Street / Interscope / Universal / VÖ 07.04.17
K.Flays zweites Album »Every Where Is Some Where« ist genau das, was wir jetzt alle brauchen. Kristine Flaherty alias K.Flay aus Chicago meint es richtig ernst. Ihre Musik ist so direkt, wie sie nur sein kann. Mal davon ab, dass ihr Sound aus HipHop, Electro und Indie bis hin zu Sachen, die sogar auf Tanzflächen laufen könnten, selten so gut funktioniert hat wie auf diesem Album, kommt man nicht umhin, besondere Aufmerksamkeit auf ihre unverwechselbare Stimme und vor allem ihre Texte zu richten. Denn Letztere sind wirklich mal, Achtung Phrase!, erfrischend. In einer Zeit, in der alles aufbauende Poetry oder lebensmüde Dystopie sein muss, bringt K.Flay Sachen auf den Punkt, rappt und singt sich Emotionen und Gedanken unverhohlen von der Leber, ohne auch nur in eine Klischeefalle zu tapsen. Sie reflektiert eigene Schwächen (»Hollywood Forever«), beschreibt Sehnsüchte (»Dreamers«), Enttäuschungen (»It’s Just A Lot«), erzählt sehr persönliche zwischenmenschliche Geschichten (»Mean It«, »You Felt Right«) und kann auch aktuell und politisch: »The daughters aren’t safe at night / I am feeling like my body ain’t mine« (»The President Has A Sex Tape«). Applaus, Applaus, besser wird es 2017 nicht mehr. Paula Irmschler
Kensington Control Universal / VÖ 07.04.17
Der nächste Schritt ist getan: Kensington aus Utrecht schicken sich an, die größte holländische Band dieser Tage zu werden. Kensington schreiben ihre Erfolgsgeschichte weiter: Nach den bisherigen drei Alben, ausverkauften und immer größer werdenden Clubs ist es nun Zeit, auch die Stadien zu erobern. Dafür bot der sehnsüchtige, an den richtigen Stellen pathetische Rock des Quartetts schon immer viel Stoff; »Control« legt nun an den ebenso richtigen Stellen eine Schippe drauf. Noch größer, breiter, hymnischer eröffnet schon »Do I Ever« den neuen Reigen, und auch die übrigen Songs pushen kräftig die Hände zum Klatschen in den Himmel. Dass der Band die Finesse im Songwriting nicht abgeht, ist ihr Plus; so schützt sie sich vor der Beliebigkeitsfalle, wenngleich »Control« wirklich kaum Neues
#Review Infos & Tickets: www.concertteam.de
05.04.2017 | Köln | Club Bahnhof Ehrenfeld
GUTS
LOVE ATTACK MIT SERMIN USTA
LiSa HanniGan 17.04.2017 | Köln | YUCA am CBE
Von Ostasien über Götterverehrung bis hin zu Ambient und Flöten-Samples. Niemand darf mehr behaupten, dass HipHop und Soul nicht über den Tellerrand hinausblicken.
Ein chinesisches Sprichwort besagt: »Ein edler Herr soll sich nicht mit dem zufriedengeben, was er schon hat. Er sollte sich stetig weiterentwickeln.« Das hat sich der Franzose Arnaud Bernard alias Onra zu Herzen genommen und die dritte und damit finale Ausgabe seiner »Chinoiseries«-Serie fertiggestellt. Auf 32 Tracks entführt der Beat-Produzent erneut in die ältesten Kulturen der Menschheit, deren musikalische Eigenheiten Onra 2010 auf einer Asien-Reise für sich entdeckt hat. Wie auch beim Rest der Trilogie kann die Arrangements von »Chinoiseries Pt. 3« (All City) nicht einmal der versierteste Instrumentalist beim ersten Hören identifizieren. Das Album ist ein BeatMeer aus asiatischen Samples und westlichem HipHop, in dem man direkt knietief drinsteckt.
Zwar sind Cover-Versionen längst nicht mehr so verschrien, wie sie es einst waren. Trotzdem versetzen sie alten Fans meist noch einen Stich ins Herz. Um auf den Punkt zu kommen: Was gibt es Schlimmeres als ein verhunztes Wu-Tang-Clan-Cover? Leon Michels weiß sicher von der Bürde, die er mit seiner neuesten Veröffentlichung »Return To The 37th Chamber« (Big Crown) auf sich geladen hat. Aus diesem Grund haben sich El Michels Affair besonders ins Zeug gelebt. Voll instrumentierte Cover-Versionen wie »Tearz« mit The-ShacksSängerin Shannon Wise feiern den Clan ebenso wie Wendy Rene, der wir das wunderschöne Sample »After Laughter« zu verdanken haben. Wu-Mastermind RZA darf sich davon zutiefst geehrt fühlen. Die Vinyl-Edition kommt mit vier unterschiedlichen, handgezeichneten Motiven im Shaolin-Style.
07.04.2017 | Köln | Kantine
Nun zu einer Künstlerin, deren Musik ebenfalls die Klasse hat, um irgendwann im Plattenschrank als »Klassiker« durchzugehen. Als Y’akoto mit ihrem Debüt »Babyblues« 2012 die Bühne betrat, ordneten diesem Nordlicht nur wenige eine solch warme und wandelbare Stimme zu. Dabei ist die Hamburgerin Jennifer Yaa Akoto Kieck schon verdammt lange dabei, wie ihr poppiges und kurzweiliges Zweitwerk »Mermaid Blues« (Warner) mit seiner Routine eindrucksvoll beweist. Für Y’akoto und den zeitgenössischen Deutsch-Pop ist dieses Release jedenfalls ein großer Schritt nach vorn. Wo wir gerade von Klassikern sprechen: Mayer Hawthorne und Jake One alias Tuxedo ließen sich für »II« (Stones Throw) wieder einmal vom Soul, Funk und Blues vergangener Tage inspirieren. Oder wie Snoop Dogg es im Intro der LP ganz richtig formuliert: »The only time you wear a Tuxedo is when it’s time to party.« Dem werden sie auf den elf neuen Tracks stellenweise auch gerecht. Sie klingen äußerst tanzbar und modern, gleichzeitig hört man der LP die spirituelle Verbundenheit mit den Größen des Funk an, mehr aber auch nicht. Hätten Hawthorne und One den Fokus etwas weniger auf die Produktion der Platte gerichtet,
würden die Songs vielleicht weniger glatt und überproduziert, dafür aber persönlicher klingen. Es gibt Crew-Namen, und es gibt Crews mit Namen. Und wenn Letztere dann noch ein Album mit dem vielversprechenden Titel »Alexander Marcus« (Muther Manufaktur) veröffentlichen, sollte spätestens klar sein, mit wem man es zu tun hat: mit Pierre Sonality und Doz9 alias Die Kraszesten nämlich. Die zwei MCs aus dem Funkverteidiger-Umfeld melden sich fünf Jahre nach ihrer »Jetzt noch Kraszer«-LP wieder zu Wort. Features kommen diesmal von Galv und Mase. Eine Platte, so real wie die Trainingsanzüge mit Stern, die die beiden im Video zu »2243« tragen. Dass vieles im Leben Auslegungssache ist, zeigt Fatonis neuestes Release. Der Münchner MC präsentiert uns sein neuestes Werk »Im Modus« (Believe), sicher ist sicher, als Mixtape und nicht als Nachfolger seines gefeierten Debüts »Yo, Picasso«. Und auch wenn hinter den 15 neuen Tracks kein konkretes Vorhaben steckt, außer, alles bisher Da-Gewesene mit ein paar Trap-Krachern in den Schatten zu stellen, überzeugt Fatoni wie gewohnt mit gesellig-humorvollen Tracks und stellenweise schockierend zynischen Punchlines. Besonders die Tracks »Krisengebiet« mit Retrogott und »Da.Yo.Ne« mit Juse Ju und Edgar Wasser hätten seinem zweiten Album besonders gut gestanden.
Zuletzt war Karriem Riggins noch mit einem Beat auf Kanye Wests »The Life Of Pablo« vertreten, dann hatte er die Finger bei Kaytranadas »99.9%« im Spiel. Nun überrascht der Produzent mit seinem zweiten Soloalbum »Headnod Suite« (Stones Throw). Auf 29 Tracks, die selten die Drei-Minuten-Marke passieren und viel mehr nach Skizzen klingen, gewährt uns der Jazz-Drummer einen eindrucksvollen Einblick in seine MPC-Fertigkeiten und seine beeindruckende Sammlung an Drum-Kits. Wer Beats sucht, die man nebenher hören kann, ohne enorm gefordert zu werden, ist beim Produzenten-Duo Mecstreem & Doe Diggla an der falschen Adresse. Ihre Musik kann mehr als nur entspannt und mühelos zum Sonntagsbrunch dudeln. Ihrem gemeinsamen Release »Hydrofunk« (RecordJet) sollte man nämlich genauer zuhören. Nicht zuletzt, weil die beiden Wahl-Berliner nicht zusammen an Beats arbeiten, sondern ihre eigenen Kompositionen auf der LP gegenüberstellen, ohne sich dadurch miteinander zu messen. Von Dub- und Ambient-Einflüssen bis hin zu Flöten-Samples lassen die beiden wenig aus, um die starke Dramaturgie dieses Instrumentalalbums aufrechtzuerhalten.
My BaBy
03.05.2017 | Köln | Artheater
He iS LeGend 07.05.2017 | Köln | Studio 672
LewiS & LeiGH 09.05.2017 | Düsseldorf | Savoy Theater
Fink´S SUnday niGHT BLUeS CLUB ToUr 11.05.2017 | Düsseldorf | ZAKK Club
TweLve Food ninja 24.05.2017 | Köln | Club Bahnhof Ehrenfeld
jake iSaaC
16.06.2017 | Köln | Tanzbrunnen Open Air
arCade Fire 29.06.2017 | Köln | Gloria Theater
HiLTop HoodS 25.07.2017 | Essen | Zeche Karl
we are SCienTiSTS 25.07.2017 | Köln | Live Music Hall
reSidenTe
03.10.2017 | Dortmund | FZW Club
TiM vanToL
12.10.2017 | Düsseldorf | Mitsubishi Electric Halle
niCk Cave 13.10.2017 | Köln | Palladium
SiGUr róS 15.10.2017 | Oberhausen | Turbinenhalle 2 17.11.2017 | Köln | E-Werk
irie revoLTeS
07.11.2017 | Düsseldorf | Mitsubishi Electric Halle
jaMiroqUai 12.11.2017 | Köln | E-Werk
Fink
24.11.2017 | Köln | Live Music Hall
SeiLer & Speer
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#Review serviert. Das Gespür für emotionale und mitreißende kleine Hymnen besitzt Sänger Eloi Youssef aber fraglos. Songs wie »Slicer«, »All Before You« oder »Sorry« sind ganz starker Pop und mögen den Indie-Gourmet nur mäßig beeindrucken; Freunden der großen Geste zwischen Roadtrip, Mainstage und Radio dürfte »Control« mit seinen rollenden Drums, den mächtigen Arrangements und den Breitwand-Chören aber ein wahres Fest sein. Kristof Beuthner
SAMSTAG 3. JUNI
SONNTAG 4. JUNI
MONTAG 5. JUNI
JUSTIN BIEBER GREEN DAY KINGS OF LEON
die für die Kompositionen sorgt; Heitmann hat jetzt Distribution zu erledigen – erst der Feinschliff passiert gemeinsam. Der Sound des Hamburger Duos ist freilich immer noch hochklassig: Über den schummrigen Synthieund Dream-Pop-Stücken, die klanglich und in ihren Arrangements den mächtigen The xx nahestehen, thront wie ein düsterer Engel mit ungeheurer Flügelspannweite das tief-dunkle Timbre Ciceks, das dem zurückgezogenen Spuk der Sounds von Kraków Loves Adana eine äußerst konkrete große Präsenz verleiht. So mäandert »Call Yourself New« in keiner künstlichen Zwischenwelt, sondern greift abermals gekonnt in die Schnittstelle zwischen Dancefloor und Wohnzimmer. Das ist für dieses Duo alles andere als neu, aber weiterhin hochklassig. Kristof Beuthner
Kid Koala feat. Emilíana Torrini Music To Draw To: Satellite Arts & Crafts / Rough Trade
THE DRUGS DON’T WORK. Azubi (m/w) gesucht: zum Kaufmann/zur Kauffrau für Büromanagement
Anschnallen, es geht ins All! Kid Koala hat seine Plattensammlung zu Hause gelassen und sich für ein berauschendes Album mit Emilíana Torrini zusammengetan. So schön klingt der Mars. Stell dir vor, du fliegst zum Mars. Du packst einfach deine Sachen und sagst »Ciao Welt«. Wenn du dann in deiner Raumkapsel sitzt und unterwegs bist, solltest du dieses Album als Soundtrack auflegen. Diese Grundidee ist Ausgangsbasis für die künstlerische Zusammenarbeit von zwei fraglos großen Musikern. Der eine ist Kanadier, heißt Kid Koala und ist durch seine außergewöhnlichen Scratches und Samples bekannt geworden. Unter anderem reihte er Niesgeräusche zu einem Song zusammen. Die andere ist die isländische Sängerin Emilíana Torrini, die oftmals unterschätzt wird, weil sie mit dem vergleichsweise schlichten Song »Jungle Drum« kommerziellen Erfolg hatte. Wie wunderbar die Kombination der beiden Künstlerseelen funktioniert, zeigt nun »Music To Draw To: Satellite«. Der DJ Kid Koala verlässt seine Sample-Basis und produziert mit allen möglichen Instrumenten Arrangements, die verloren, schwebend und verträumt im Raum hängen wie Nebel. Die ausgesprochen zauberhafte Stimme Torrinis setzt zwischen den instrumentalen Raumfahrten ein. »Collapser« ist derart intensiv und warm geraten, dass hier nur diejenigen nichts fühlen, die kein Herz haben. Die Grundkonstante des Albums ist das Rauschen, als Zustand und als Rhythmus. Rauschen nicht als Hektik, sondern als Isolation. Also worauf noch warten? Ab zum Mars! Konstantin Maier
Kreidler European Song Bureau B / Indigo / VÖ 07.04.17
In der Schnittmenge zwischen analoger und digitaler Technik gibt es noch viel Neuland zu entdecken: Kreidler schmeißen wieder ihre Mensch-Maschine an und kombinieren Krautrock mit Minimal zu einem entrückenden Sound, der Böses erahnen lässt. Düster, maschinell angetrieben, repetitiv aushöhlend. Die Düsseldorfer Band Kreidler bewegt sich irgendwo zwischen Neo-Avantgarde, Krautrock, Prototechno und PatternMusik. Kühle Schönheit umgibt die düsteren Werke von Thomas Klein, Detlef Weinrich, Andreas Reihse und Alexander Paulick. Im Zentrum auch dieser in Mexico City aufgenommenen Platte, die den verheißungsvollen Titel »European Song« trägt, stehen stoisch agierende Drums und Bässe. In dieses stetig mahlende Rhythmus-Werk verzahnen sich düstere Loops und Andeutungen von Melodien. Dass eine Platte mit eindeutig politischem Bezug mittlerweile allein schon durch die Titel so düster gerät, ist eher eine traurige Entwicklung und Konsequenz der aktuellen politischen Lage. So tragen die Songs Titel wie »Boots«, »Kannibal« oder »No God«. Immer wieder tauchen Elemente am Sound-Horizont auf, die an entmenschlichte Stimmen erinnern, nach Masse klingen, nach Hysterie. Wirklich wohl ist einem beim Hören solcher Musik nicht, aber der gewünschte Effekt des Kreidler-Minimalismus setzt dadurch ein: Der Sog zieht die Hörer in den Bann, brutal, treibend und entrückend. Konstantin Maier
Praktis (m/w) gesucht: Grafik, Redaktion, Bildredaktion und Vertrieb & Marketing.
Aktuelle Ausschreibungen & Details unter intro.de/jobs.
Kraków Loves Adana Call Yourself New
Lake Forever Or Never
Better Call Rob / Rough Trade
Tapete / Indigo / VÖ 07.04.17
Ein Neuanfang, der vornehmlich ein struktureller ist: Auf ihrem neuen eigenen Label bezaubern Kraków Loves Adana immer noch mit schummrigem Synthie-Pop. Der Titel der inzwischen dritten Platte von Deniz Cicek und Robert Heitmann alias Krakow Loves Adana bezieht sich tatsächlich vor allem auf die neue, komplett eigengesteuerte Herangehensweise an ihre Musik; »Call Yourself New« ist das erste Release auf Heitmanns eigenem Label Better Call Rob. Neu ist auch, dass es nun Cicek allein ist,
Lake spielen auf »Forever Or Never« schlaue Indie-Versionen von 1970erSoftrock mit Hipster-Update und Vollbart. So wie auf »Forever Or Never« könnte es sich angehört haben, wenn irgendwann Mitte der 1970er im Dodge (oder Audi 80) das Radio aufgedreht und das Fahrzeuginnere sofort von abwechslungsreichen, aber extrem unaufdringlichen Softrockpop-Wellen geflutet wurde. Aber natürlich war das, was die Mainstreamsender damals wirklich spielten, nicht annähernd so klug, avanciert,
#Review verspielt, augenzwinkernd und nerdig wie das, was Lake aus Olympia, Washington (nicht zu verwechseln mit den deutsch-britischen Rockdinosauriern Lake, die tatsächlich aus dieser goldenen Ära des Softrock stammen) auf ihr mittlerweile achtes Album gebannt haben. Hierzulande dürfte das Quartett immer noch einen Geheimtipp-Status haben – auch wenn es sich auf der anderen Seite des Atlantiks spätestens durch die Verwendung seiner Musik in der Kult-Serie »Adventure Time« ordentlich Meriten verdient hat. Vielleicht ändert sich das jetzt mit dem neuen deutschen Label. Lakes ambitionierter Mix aus The Sea And Cake, Destroyer, Camera Obscura und The Alan Parsons Project hätte es auf jeden Fall verdient. So, wie es in den Texten unprätentiös um alltägliche Geschichten oder auch um philosophische Fragestellungen geht, perlt der Sound verführerisch um die Stimmen des den Band-Kern bildenden Ehepaars. Man erahnt nur, wie viel hier mithilfe von analogen Sounds und digitalen Kniffen, großer Musikalität und ziemlicher Arrangement-Fantasie herumgetüftelt wurde. So ist »Forever Or Never« gewissermaßen die perfekte Platte für den aktuellen Frühling im Autoradio, auch wenn das nur in einem Opel Adam oder Skoda Superb steckt. Claudius Grigat
Aimee Mann Mental Illness
Schicksalsschläge verkraften: Freunde und Verwandte haben in dieser Zeit eine bittere Krebs-Diagnose erhalten oder sind sogar daran verstorben. »Wir denken viel über Vergänglichkeit nach«, lässt Sänger Troy Sanders wissen. Aus diesem Grund behandelt »Emperor Of Sand« auch das Thema Sterblichkeit – es ist das erste Konzeptalbum der Band seit »Crack The Skye« aus dem Jahr 2009. Musikalisch haben sich die US-Amerikaner jedoch nicht ihrer Vergangenheit besonnen, sondern beschreiten neue Pfade: Während der Opener »Sultan’s Curse« noch Hoffnungen auf ein weiteres herausragendes SludgeAlbum weckt, zeigt bereits der folgende Track »Show Yourself«, dass Mastodon einen Teil ihrer Wucht gegen einfache Melodiösität getauscht haben und auch progressives Riffgewitter nur noch fragmentarisch auftaucht. Stattdessen gibt es erstaunlich belanglose Alternative-Rock-Refrains, die zwar ins Ohr gehen, aber nicht die erhoffte MastodonKomplexität und -Genialität mitbringen. Dennoch gibt es immer wieder Momente, die Besserung erhoffen lassen – vor allem, wenn Brett Hinds und Bill Kelliher ihre Gitarrensaiten doomig malträtieren oder filigrane Power-Solos abfeuern. Auch Songs wie das psychedelisch angehauchte »Clandestiny« sorgen für einen »Es geht ja doch«-Effekt. Insgesamt fällt es trotzdem schwer, mit dieser softeren, fast massentauglichen Ausrichtung klarzukommen. Sobald man jedoch weiß, was die Platte kann und was nicht, und man seine Erwartungshaltung aufgegeben hat, kann man »Emperor Of Sand« als genau das genießen, was es ist: ein solides, eingängiges Album, das sich irgendwo zwischen melodiösem Alternative-Rock und semi-komplexem Progressive-Metal platziert. Tobias Tißen
Mastodon Emperor Of Sand Reprise / Warner / VÖ: 31.03.17
Mit »Emperor Of Sand« haben Mastodon einen Stilwandel durchgemacht. Von einer auf den Vorgängeralben basierenden Erwartungshaltung macht man sich daher am besten frei, denn auf Anhieb überzeugen kann die neue Ausrichtung nicht. In den drei Jahren seit ihrem letzten Album »Once More ‘round The Sun« mussten die Prog-Metal-Ikonen Mastodon einige
OUT
9.0
F E S T I VA L
SuperEgo / Membran / VÖ 31.03.17
Die Gottkaiserin der zurückgelehntlakonischen Folk-Pop-Ballade seufzt sich elegant und sanft wie lange nicht durch ihre schlicht-schöne Melancholie. Auf ihrem neuen Album schreckt Aimee Mann nicht vor Streichern zurück. Was sie wagt, gelingt: Selbst solch ein Element fügt sich wunderbar in ihren typischen Sound aus simplen Akustikgitarren-Riffs und schwermütig nasalen Vocals ein. Nach dem genialen rockigen Vorgänger »Charmer« ist »Mental Illness« sehr ruhig ausgefallen und sehr sparsam instrumentiert – nur ab und zu kommen Klavier, Bass, Drums und besagte Streicher hinzu. Selbst wenn, wie in »Simple Fix«, das Arrangement mal etwas üppiger ausfällt, hat der Song noch immer etwas Skizzenhaftes. Jede Menge Luft also für Manns starken, undramatischen Gesang und die großartigen Harmonien, sich zu entfalten und sofort im Kopf festzusetzen. Fünf Jahre ließ sie sich für dieses Album Zeit – das Ergebnis ist jede Sekunde des Wartens wert. Till Stoppenhagen
DAY
BIG
LIE
DFET T B O S MAR S E BILL ATHONMANN
Mighty Oaks Dreamers Vertigo / Universal
Wer Unvorhersehbarkeit generell für überbewertet hält, kann bei »Dreamers« bedenkenlos zugreifen. Den Sympathiebonus kann den Mighty Oaks aber niemand absprechen. Der Gitarrenpop der Mighty Oaks ist auf ihrer zweiten LP dem Jutebeutel entwachsen, nachdem die Berliner 2014 noch als kernige Folk-Romantiker bekrittelt worden waren. Karohemd, Mandoline, Harmoniegesang und dazu eine mitreißende Live-Performance passten damals aber auch ins Bild. Das Trio hatte sich mit seinem Debütalbum »Howl« den Mumford&Sons-Gedächtnisorden verdient, was für sie rückblickend wohl eher Fluch als Segen bedeutete. Die nun auf »Dreamers« angedachte Aufbruchsstimmung hält sich aber erwartungsgemäß in Grenzen. Sicher finden sich psychedelische AmericanaAnklänge in »Call Me A Friend« und vor allem »Dust«. Ihr penetrantes Lagerfeuer-Flair pimpt die Band grundsätzlich in Richtung eines raumgreifenden Westcoast-Pop auf, und eine soulige Piano-Pop-Nummer wie »All I Need« kriegt man nicht mehr so leicht aus dem Schädel. Trotzdem folgen Stücke wie »Be With You Always« in Rhythmik und Songstruktur dem Erfolgsrezept des Überhits »Brother«. Diese verdammte Catchiness zeigt unter den Checkern erste Abnutzungserscheinungen, die breite Masse nickt das aber genauso ab wie die letzte MatthiasSchweighöfer-Platte. »Dreamers« ist deshalb das Konsensalbum, das demnächst nicht nur in Studi-WGs in Dauerrotation läuft. Aber mal ehrlich: Es gibt beschissenere Ohrwürmer. Thorsten Streck
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4. + 5.8.
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KAARD ISS RW O HE F LASH N F
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SAMSTAG
(NRW)
BILLY TALENT RISE AGAINST BIFFY CLYRO BROILERS ALLIGATOAH HEAVEN SHALL BURN IN EXTREMO SDP MADSEN PENNYWISE SSIO DANKO JONES BLUES PILLS THE AMITY AFFLICTION ANTI-FLAG JORIS ANTILOPEN GANG JULY TALK SKINNY LISTER KYLE GASS BAND WATSKY HEISSKALT SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR MAECKES MOOSE BLOOD VON WEGEN LISBETH DJANGO 3000 ITCHY POOPZKID COUNTERFEIT ADAM ANGST SHAWN JAMES AND THE SHAPESHIFTERS BUKAHARA THE BABOON SHOW EGOTRONIC B-TIGHT VERSENGOLD MARATHONMANN THE INTERSPHERE LIEDFETT THE HIRSCH EFFEKT ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN TIM VANTOL THE PROSECUTION RAZZ GIANT ROOKS BRKN RAKEDE VAN HOLZEN SMILE AND BURN JAMES KAKANDE WATCH OUT STAMPEDE DER FALL BÖSE BRETT WEITERE ACTS IN VORBEREITUNG ... UND KLEINKUNST & WALKACTS
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#Review
Milky Chance Blossom
Mutter Der Traum vom Anderssein
Vertigo / Universal
Die eigene Gesellschaft / Hanseplatte
Vielleicht nicht die Liebe im Bauch, jedoch den Schalk im Nacken und mit Sicherheit die Fluppe auf dem Zahn: Süßlich-breit grooven Milky Chance weiterhin durch Folk und Electronica. Üblicherweise steht Kassel, die westdeutsche Halbprovinz mit der beschaulichen Kunst- und Kulturszene, lediglich alle fünf Jahre durch die dort ansässige documenta im Fokus einer breiteren Öffentlichkeit. Im documenta-Jahr 2017 haben Clemens Rehbein und Philipp Dausch ihre ramponierte Klampfe eingepackt und kehren aus ihrem bewegten und rauschenden Strandurlaub heim, um sich der nordhessischen Tristesse zu stellen. »Blossom« wirkt im Vergleich zu seinem Vorgänger »Sadnecessary«, dem gefeierten Debüt aus dem Jahr 2012, wesentlich ernsthafter und deutlich entschleunigt. Die Grundstimmung der Songs ist hörbar unaufgeregter, die Arrangements der noch immer blumigen Melodien sind mithin reduzierter. Das nächtliche Lagerfeuer am Strand ist verglommen, stattdessen schaut man fast wehmütig auf die fernen Lichter aus der westhessischen Senke. Die meditative Leichtigkeit ist einer warmen und organischen Ernsthaftigkeit gewichen, mit der Electronica, Folk und die 1980er zum weiterhin unverkennbaren Milky-Chance-Sound montiert werden. Menachim Zwartmann
Auch mit ihrem neuen Album »Der Traum vom Anderssein« prägen Mutter in Sachen Brachialität und Sinnlichkeit eine Klasse für sich. »Mich hat immer gewundert, warum Mutter nicht total super berühmt ist«, sagte Stereo-Total-Sängerin Françoise Cactus in der Doku »Wir waren niemals hier« von 2005. Nun, das mit der totalen Superberühmtheit wird sich auch mit Mutters elftem Album »Der Traum vom Anderssein« nicht ändern. Warum ist klar: dieses Chaos, diese Lust am Nichtgreifbaren, dieser, ja, Krach, den Max Müller und seine Mitstreiter auch nach mehr als drei Jahrzehnten auf Platte und seltener auch auf Bühnen bringen. Warum ist aber auch nicht klar, denn ihrem Noise-Ansatz wohnt ja auch diese verschroben-bezaubernde und ultrazerbrechliche Eingängigkeit inne, die eben nur Mutter können. »So bist du« oder der Titelsong atmen diese Eingängigkeit mit geradezu hymnischem Impetus. Da merkt man, woher neuere Bands wie Die Nerven in ihren besten Momenten ihre Inspiration haben. Mutter existierten immer schon parallel, neben allem und allen, über allem und allen. Auch 2017. Man kann in ihrem immer noch brachialen Sound alles hören, all das Leid, die Unsicherheit, die Zweifel, in unverfälschter Direktheit. »Menschen werden alt und dann sterben sie«, wie kann man das bitte schön
klarer formulieren? Max Müller bleibt der größte aktuelle deutsche Texter. Wer was anderes behauptet, lügt. »Wer erzählt dir die Geschichten, die du dir anhörst? Und irgendetwas, und irgendetwas stimmt immer nicht darin. Egal, ob sie dir sagen, dass es so gewesen wäre, für mich klingt das wie eine Verschwörungstheorie, von der keiner weiß, ob es so gewesen ist. Und trotzdem hörst du gern zu. Und auch wenn nichts davon stimmt, es macht uns so erhaben. Jede kleine Gewissheit, es könnte so gewesen sein, macht dich froh.« Christian Steigels
Mister & Mississippi Mirage V2 / H’art / VÖ 07.04.17
Verträumter Folk ade: Mister & Mississippi aus Utrecht machen einen Zeitsprung und landen im neonfarbenen Glamour der synthetischen 1980er. Steht ihnen gut. Warum nur wenden sich so viele IndieFolkies plötzlich dem von den 1980ern infizierten Synthie-Wave-Pop zu? Bear’s Den, The Head & The Heart und The Paper Kites haben es vorgemacht, jetzt ziehen Mister & Mississippi nach. Kalkül? Zufall? Fakt ist, dass von dem majestätisch glänzenden, feingliedrigen Folk, dessen Klasse das Quartett aus Utrecht um Sängerin Maxime Barlag zu einem kleinen Geheimtipp hatte reifen lassen, auf »Mirage« nicht mehr viel übrig ist. Zu knackigen Bassläufen und Wave-Keyboards
wird jetzt weniger geschmachtet, ganz im Gegenteil trägt Barlag ihre zehn neuen Stücke mit einem neu gewonnenen Pop-Appeal in der Stimme. In den Charts-verdächtigsten Momenten erinnert das an Gwen Stefani auf Höhe der späten No Doubt. Das markiert zwar im bandinternen Oeuvre einen glatten Bruch, aber das ist auch gewollt. Gut, dass Mister & Mississippi ihre Neuordnung so stilvoll und versiert angehen. Das wird die alte Fanbase herausfordern, hierzulande aber vielleicht auch eine neue eröffnen. Kristof Beuthner
Nick & June My November My AdP / Al!ve / VÖ 31.03.17
Eine herbstlich-schwere Rockoper vom bisher filigran-melancholischen Folk-Duo, Konzept und Kontrolle inklusive. Bisher waren sich die Kritiker einig: Nick & June sind die Nürnberger Variante von Angus & Julia Stone. Das Duo spielte fragilen bis träumerischen, vorwiegend akustischen Folk-Pop, bittersüß und balladesk. Das ändert sich nun doch recht dramatisch, und zwar buchstäblich. Das neue, zweite Album des mittlerweile zur Band angewachsenen Duos Nick & June ist nämlich ein Konzeptwerk: ein vorwiegend monologisiertes Drama um den fiktiven Charakter »November Boy«. Ursprünglich ein Prosawerk, wurden aus den einzelnen Kapiteln lyrische Texte und schließlich Musikstücke. Und die sind weit entfernt
T NZER O K GE S R O PA EINZI U E L T TE IN MI
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#Review von jedem einfachen Folk-Pop-Entwurf. Nick & June fahren ein großes, ausgefuchst arrangiertes Instrumentarium auf und packen ordentlich Hall auf die Spuren. Das enthält viel Melancholisch-Nachdenkliches, schließlich ist der November Boy von Selbstzweifeln, Enttäuschungen und Verbitterung geplagt. Aber »My November My« knarzt und zerrt auch, und es wird sogar mal wütend gebellt. Das tut dem Album gut, denn so erhält es eine Dynamik, welche die drohende Langeweile durch zu starke künstlerische Kontrolle und epische Momente galant umschifft. Bisweilen wird es auch politisch, vereinzelt sogar explizit (»Fuck 3rd Of October«). »My November My« macht tatsächlich den Eindruck einer echten Rockoper – vor allem, weil hier eines komplett fehlt: jede Leichtigkeit. Und das ist vollkommen wertfrei gemeint. Claudius Grigat
vergessenen Ranzen in Nebraska, dieser für Obersts Musik so ironisch bezeichnenden Gegend. In Wahrheit aber hat »Ruminations« der Tatsache Nachdruck verliehen, dass das bedröppelte Wunderkind zu Recht sich selbst genug ist und die Hörerherzen nur noch das Wachs in seiner Hand sind, erwärmt durch die eindringliche Teilnahmslosigkeit seiner Songs. Nur kurze Zeit später scheint er jedoch des Alleinseins überdrüssig, winkt all seine Freunde zu sich herein und behängt die porösen Song-Gerippe von »Ruminations« mit instrumentalem Nippes vom Singer/Songwriter-Dachboden – »Salutations« ward geboren. Das mag stimmungsvoll klingen – vertraut noch dazu – und ist zudem musikalisch tadellos umgesetzt; der Zugewinn für das einzelne Stück allerdings ist zweifelhaft. Eher büßen Songs »Counting Sheep« in der AugmentedReality-Ausgabe an Wirkung ein – was dazu verführt, auf ebenjenes »Ruminations« zurückzugreifen, um die ganze blöde Watte wieder rauszupulen. Eine Wechselwirkung, vor der die immerhin sieben erstveröffentlichten Tracks der Platte ihrer Natur nach gefeit sind. Somit ist »Salutations« letztlich zweierlei: grandios und überflüssig. Valentin Erning
Conor Oberst Salutations Nonesuch / Warner
Mit Ende 30 rangiert der Bright-EyesBestatter Conor Oberst noch immer auf der Höhe seiner Kunst. »Salutations« hätte er sich dennoch getrost sparen können. Kaum ein halbes Jahr ist vergangen, seit Conor Oberst auf »Ruminations« blankzog. Das, was von Bright Eyes übrig blieb, war nunmehr Oberst pur, bis auf die Knochen. Und wäre der Mann nicht so ein begnadeter Poet, es hätte sich angefühlt wie der Biss in ein versteinertes Milchbrötchen aus irgendeinem
The Moonlandingz Interplanetary Class Classics Transgressive / Coop / PIAS / Rough Trade
Der Psych-Rock der Moonlandingz ist eine Hymne an Außenseiter. Früher haben Eltern ihre Kinder noch vor Bands gewarnt, die ihnen zu gefährlich schienen. Vielleicht passiert das heute noch mit Rappern, aber die meisten Rockbands sind mittlerweile zu brav dafür geworden. Etwas durchgeknallter kommen The Moonlandingz daher, eine Supergroup aus Mitgliedern der Bands Fat White Family und Eccentronic Research Council. Während sie ursprünglich als fiktives Projekt für ein Album Letzterer ins Leben gerufen wurden, haben The Moonlandingz sich nun zu einer richtigen Band entwickelt. Das Debütalbum »Interplanetary Class Classics« wurde mit Sean Lennon in New York aufgenommen. Laut Bandkopf Adrian Flanagan feiert die Band mit ihrer Mischung aus Psychedelic, Rock und Pop Außenseiter, Depressive, Einsame und Ausgestoßene. »Die schiefe Diskothek soll das Feuer in ihrer Seele wieder entfachen«, beschreibt Flanagan seine Ambition. Tatsächlich ist »Interplanetary Class Classics« ein düsteres, verrücktes und zuweilen verzweifeltes Album mit Synthesizer- und Orgelklängen. Während die ersten Tracks »Vessels« und »Black Hanz« in ihrer dunklen Schrulligkeit an die Fat White Family selbst erinnern, entwickelt das Album nach seinem ersten Drittel eine nachdenkliche Verträumtheit, die letztlich aber wieder aufgelöst wird. Die Ballade »The Strangle Of Anna« mit Slow-Club-Sängerin Rebecca Taylor ist der wohl beste Song des Albums. Weitere Gäste treten am Ende mit Randy Jones von Village People auf »Glory Hole« und Yoko Ono auf »The Cities Undone« in Erscheinung. Die Kollaboration mit Ono ist der letzte Song und ein futuristisches PsychSpektakel. Mit »Interplanetary Class Classics« ist The Moonlandingz eine Ode an die Imperfektion gelungen. Ein Album, das gut zu Halluzinationen in der Unterwelt passt. Louisa Zimmer
Kelly Lee Owens Kelly Lee Owens Smalltown Supersound / Rough Trade
Kelly Lee Owens hat einen Techno-Maschinenfunk-Pop produziert, der auch auf dem Dancefloor genügend Platz für Stimme und Geschichten lässt. Vielen wird Kelly Lee Owens noch nichts sagen, aber die Produzentin aus London ist einer der Geheimtipps des Jahres. Das hat verschiedene Gründe, zuerst natürlich ihre Musik. Nach zwei selbst veröffentlichten Singles und einer EP folgt nun als nächster logischer Schritt ein Album, und auf LP-Länge weiß Owens noch mehr zu überzeugen. Verspulte Loops, treibende Drum-Sounds und der nötige Pop-Appeal lassen einen verdrehten Underground-Dancefloor-Sound entstehen, der für die derzeitige Szene wie gemacht ist. Es gibt sogar etwas TripHop, das Revival rollt also langsam an. »Keep Walking« ist ein astreines Massive-Attack-Update. An anderer Stelle klingt Owens mal nach Julia Holter, dann nach Grimes, im nächsten Moment nach der Panorama Bar. Dieses breite Spektrum ist aber glücklicherweise auf einen fluiden Ablauf der Tracks komprimiert, die für Dance-Stücke recht kurz sind. Außerdem ist es Owens gelungen, sich die absolut richtigen Partner an Bord zu holen. Der ehemalige Arbeitskollege Daniel Avery (unter anderem Optimo Trax) hat teilweise koproduziert, die norwegische Underground-Königin Jenny Hval ist auf der ersten Single »Anxi« dabei.
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U H D UND BLU-RA Y STEELBOOK
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#Review Obendrein hat Owens mit Smalltown Supersound das richtige Label hinter sich. Die Norweger sind von jeher für ihre eklektische, aber auch stringente Auswahl an Künstlern bekannt. Also Ohren spitzen und Augen aufhalten: Kelly Lee Owens hat sich mit ihrem ersten Album schon Richtung Überholspur begeben. Lars Fleischmann
Pharmakon Contact Sacred Bones / Cargo / VÖ 31.03.17
Freitag, 18. AUGUST 2017
LINGEN Open-Air-Platz EmslandArena Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 17.00 Uhr
r der Ticket-Hotline Vorverkaufsstellen, unte Tickets an allen bekannten w.emslandarena.com ww auf und 4 414 914 1 0591 912950 oder 059
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29.07.2017 SPARKASSENPARK M‘GLADBACH
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09.06.2017 FREIGELÄNDE ARENA OBERHAUSEN
10.06.2017 6.8.2017 06.08.2017 MÖNCHENGLADBACH SPARKASSENPARK M‘GLADBACH SPARKASSENPARK M‘GLADBACH SPARKASSENPARK BEGINN: 20.00 UHR
TICKETMASTER: 01806 - 999 00 00* · www.ticketmaster.de EVENTIM Tickethotline: 01806 - 57 00 00* · www.eventim.de sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen.
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Bislang hatte es Pharmakon auf das Tier in uns abgesehen; »Contact« strebt nun nach Transzendenz, erzwungen durch Geräuschexzesse. Der Ekel bleibt. Die Banalität des Seins, wie es in unseren verrottenden Körpern dahinvegetiert, oder überhaupt des Menschlichen, diesem unsagbar schlechten Witz, dieser Sollbruchstelle in den Weiten des Universums – das war schon immer Margaret Chardiets konfrontativste Wahrheit. Als Noise-Starlet Pharmakon verklanglicht sie den Ekel, den die Krone der Schöpfung vor sich selbst empfinden müsste. So jedenfalls lief es bisher. Auf »Contact« geht es nun verstärkt um etwas, das auf Pharmakons Shows immer schon dazugehörte: das Loslösen – oder vielmehr: Losreißen von ebendiesem hülsenhaften Körperlichen, der »Bestial Burden«, wie es Titel und Artwork ihres letzten Albums so fein auspointierten. Allerdings eben nicht mit jauchzenden Chören und ähnlichem Budenzauber, sondern mittels schmutziger elektronischer Klangerzeugung, grafischer: dem akustischen Pendant zu Krätze, Strahlenkater und Migräne. Damit Pharmakon, deren wahnhaft-animalischer Präsenz live kaum standzuhalten ist, auch im Albumformat funktioniert, musste die Abwesenheit der Künstlerin auf strukturellem Wege kompensiert werden. In der Konsequenz studierte Chardiet die Mechanismen von Trance und konstruierte ihre jüngste Noise-Nausea nach diesem Rezept. Das Resultat verfängt, unterscheidet sich aber, von gewissen Sequenzierungsmustern abgesehen, trotz gespiegeltem Konzept nur unerheblich vom bisherigen Output. Wer allerdings erfahren will, wie es ist, sich von zirpenden RoboHeuschrecken die Haut abschaben zu lassen, oder sich nach Tuchfühlung mit beliebten Entertainment-Apparaten wie Schrottpresse und Knochensäge sehnt, findet in »Contact« ein Plätzchen zum Verweilen. Und auch wenn das Krüppelbiest nach einer knappen halben Stunde den Betrieb einstellt: Chardiets toxischer Atem ist noch lange danach im Nacken zu spüren. Valentin Erning
langsam, schwer und behäbig. Schon der vielsagend »Easy Does It« betitelte Opener räumt einem vier Takte langen Riff mehrere Minuten für den Aufbau des Songs ein. Und auch auf den restlichen sieben Songs von »Dialectic Of Ignorance« ist von Hektik kaum eine Spur: Gitarre und Drums erzeugen durch stete Repetition einen Sog, in den Van Carneys sphärischer Gesang nur noch stärker hineinzieht und aus dem man höchstens dann gerissen wird, wenn der Bass mal wieder besonders stark wummert oder der Gitarrist sich doch ein paar Sekunden Gegniedel nicht verkneifen kann. Wer eine Dreiviertelstunde übrig hat, kann komplett in »Dialectic Of Ignorance« eintauchen. Allen anderen reichen bereits »Youth And Age« oder »Dirtbags« als akustisches Pendant zu einem TL;DRKommentar unter einem Online-Artikel. Die Hobby-Brauer Pontiak dagegen sehen unendliche kreative Möglichkeiten in der Gemeinsamkeit des Songschreibens und der Bierherstellung und haben damit sicherlich recht. Beim anschließenden Konsum beider Erzeugnisse sollte man jedoch, dem eigenen Schädel zuliebe, lieber moderat zugreifen. Jan Martens
Pulled Apart By Horses The Haze Caroline / Universal
S elten war ein Bandname passender. »The Haze« ist ein Album, das so zerrissen ist wie eine »Crossing All Over«-Compilation. Pulled Apart By Horses sind live eine recht gute Anlaufstelle für Menschen, die sich zur Gitarrenbegleitung gerne anschreien lassen. Ihr neues Album, das auf einer Farm in Wales geschrieben und eingeübt wurde, soll nun die Spontaneität des Debüts wieder aufleben lassen. Das klingt nach einem irren Abenteuer, ist aber letztlich dann doch eher ein zielloses Abgrasen von Alt-Rock-Referenzen. Man hört dem Album wieder die gesamte alternative Bandbreite von Stoner Rock über Grunge bis hin zu Post-Hardcore an. Gut sind Pulled Apart By Horses immer dann, wenn sie von den QOTSA-Riffs und Mitgröl-Refrains ablassen und beispielsweise im kratzbürstigen »Prince Of Meats« überraschend das Tempo variieren oder in »Lamping« in psychedelischen Rauchschwaden aufgehen. Sonst wird all die Energie und Wucht viel zu oft in Stücken verbraten, die nicht mehr als leere Redundanz sind. All das soll wohl antreiben, könnte aber nicht egaler sein. Sebastian Jegorow
The Last Night of the Electrics Tour 2
W EINZIGESENNR OP AIR
09.07.2017 FREILICHTBÜHNE LORELEY 12.07.2017 SPARKASSENPARK M‘GLADBACH
08.07.2017 SPARKASSENPARK M‘GLADBACH
06.06.2017 LANXESS ARENA KÖLN
Die Regierung Raus Pontiak Dialectic Of Ignorance Thrill Jockey / Rough Trade W EINZIGESENNR OP AIR
30.08.2017 SPARKASSENPARK M‘GLADBACH
W EINZIGESENNR OP AIR
04.07.2017 KÖLN TANZBRUNNEN
W EINZIGESENNR OP AIR
05.08.2017 SPARKASSENPARK M‘GLADBACH
TICKETS UNTER: SPARKASSENPARK.DE
Pontiacs waren einst recht ansehnliche amerikanische Sportwagen. Zum psychedelischen Riff-Rock von Pontiak passt das aber kaum. Vielleicht eher ein Traktor? Ein Traktor mit Blümchenmusterlackierung? Flott, sportlich und locker ist der Sound von Pontiak eben gerade nicht, sondern
Staatsakt / Caroline / Universal
Fast von Beginn seiner Existenz an wartete Intro auf ein neues Die-RegierungAlbum. Jetzt ist es da und erfüllt mit seiner schnoddrigen Bodenständigkeit jede noch so hochgesteckte Erwartung. Wer die letzten 25 Jahre Intro und seine ehemaligen und aktuellen Protagonisten verfolgt hat, dem wird eines aufgefallen sein: Die Lieblingsband der verschiedenen Redaktionen, die immer präsent, aber nie da war, hieß Die Regierung. Egal, was in Sachen Pop-Lyrik
gerade en vogue oder verachtenswert war, ob Gitarren oder Synthesizer den Sound der Stunde bestimmten – die Songs der Alben der Band um den von einem kleinen Zirkel gottgleich verehrten Tilman Rossmy, zuvorderst »Unten« aus dem Jahr 1994, waren über jeden Zweifel und jede wetterwendische Mode erhaben. Selbst Rossmys kommerziell verunglückte Solo-Karriere im Anschluss an das Ende der Band tat dem keinen Abbruch. Irgendwann verlegte Rossmy seine Kunst ins Private, veröffentlichte in immer kleineren Zusammenhängen Alben, weg war er also nie, obwohl Familie und Brotjob sicher die wichtigere Rolle in seinem Leben spielten. Trotzdem besaß die 2015 aus Anlass der Wiederveröffentlichung des Die-RegierungDebütalbums »Supermüll« erfolgte Reunion mit einer kleinen Tour für den Mythos der Band eine enorme Fallhöhe, sie glückte aber uneingeschränkt. Und, noch wichtiger, gab den Anstoß für das neue Album »Raus«, das erste seit ganzen 23 Jahren. Es ist keine Überraschung, dass diese Band aus durchweg störrisch-eigensinnigen Charakteren keinen Grund sah, sich für dieses Comeback-Album an zeitgenössischen Entwicklungen zu orientieren. Nüchtern betrachtet spielen Die Regierung auf »Raus« einfach und lässig ihre außerordentlichen Qualitäten aus. Wieso auch nicht, schließlich hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten keine deutschsprachige Rockband aufgetan, die ihnen das Wasser reichen kann. Das betrifft zum einen ihren schlichten und bockigen, von Postpunk beeinflussten Stil, Songs zu arrangieren, und zum anderen Rossmys Songwriting. Niemand schafft es wie er, Geschichten aus der eigenen unaufgeregten Vita in Liedzeilen zu packen und so aus Stroh Gold zu spinnen. Aus nichts wird bei ihm Glamour, aus Alltagsweisheiten werden Weisheiten. Und es ist seine erdige Bodenständigkeit, die viele verwirrt (und immer schon verwirrt hat) und anderen eine Heimstatt bietet, dort, wo diese Seelen sich aus Gründen von Coolness und akademischem Duktus vorher nie zu suchen trauten. »›Raus‹ ist ein würdiges Alterswerk geworden, das man sich schöner nicht hätte ausmalen können«, schreibt das Label Staatsakt in selbstbewusster Nonchalance über diese Platte. Natürlich ist sie in Wahrheit viel mehr, gleichzeitig aber auch nicht. Zumindest ist sie wichtig für alle Die-Regierung-Fans. Denn sie führt vor Augen, dass diese Band mit allem, was sie ausmacht, heute genauso weit über dem Standard rangiert wie damals. Christian Steinbrink
mehr Stadion. Dabei schaffen Ludwig-Leone und Co. detailverliebt arrangierte Hymnen, die mit Ohrwurmqualitäten, Kunstfertigkeit und Einfallsreichtum glänzen, in ihrer Ausgefeiltheit aber auch etwas steril anmuten. Die dissonanten Streicher und das schräge Saxofon tun da zwischendurch ganz gut. Im Anschluss möchte man vor Ludwig-Leone den Hut ziehen. Und eine Runde RumpelPunk auflegen. Nina Gierth
Alexandra Savior Belladonna Of Sadness Columbia / Sony / VÖ 07.04.17
Alexandra Saviors erster Streich »Belladonna Of Sadness« klingt so cool, als hätte sie es rumlungernd und rauchend im Bett aufgenommen. Wenn eine junge Künstlerin mit einem etablierten Künstler zusammenarbeitet, patschen sich Kritiker sogleich in die Hände und schmeißen mit Mentoren- und Musenunterstellungen um sich. Alexandra Savior ist 21 Jahre alt, hat ihr Debütalbum in Zusammenarbeit mit Superboy Alex Turner aufgenommen, und hier ist es nicht anders: Dass Turner einen großen Einfluss auf Savior hatte, ist offensichtlich – manchmal sogar etwas zu sehr: »M.T.M.E« erinnert zum Beispiel stark an Arctic Monkeys’ »Crying Lightning«, und in »Bones« singt Savior sogar wie eine weibliche Ausgabe Turners. Doch Savior hat mehr als genug auf dem Kasten. Sie schreibt nicht nur Songs, sondern produziert auch ihre Musikvideos selbst. Die ersten elf Songs der Portlanderin sind souliger Indie-Pop und klingen stark (»Shades«), schwelgend (»Cupid«) und gefährlich (»Mystery Girl«). Hörbar ist auch, dass ihre musikalischen Vorbilder Nina Simone, Nico und Billie Holiday sind. Die Amerikanerin ist das Britischste, was es momentan zu hören gibt. Sie klingt unbeeindruckt, fast schon arrogant und dabei so gut, dass es sich lohnen wird, dranzubleiben, um zu sehen, was da noch alles kommt. Paula Irmschler
San Fermin Belong
Sookee Mortem & Makeup
Downtown / Interscope / Universal / VÖ 07.04.17
Buback / Indigo
Frage: Wie klingt es, wenn ein klassisch geschulter Komponist einen auf Indie-Pop macht? Antwort: So wie auf »Belong«. Nein, diese New Yorker bilden keine gewöhnliche Band. Ellis Ludwig-Leone, Mastermind der Band und Yale-Absolvent in Komposition, schreibt nebenher für Orchester und Ensembles. Bei San Fermin zieht er die Strippen und ist ansonsten der Nerd an den Tasten, der den Vokalisten Allen Tate und Charlene Kaye das Scheinwerferlicht überlässt. Mit einer achtköpfigen Combo inklusive Violine, Saxofon und Trompete hat Ludwig-Leone eine Mindestbesetzung versammelt, um seinen ausladenden und gerne auch mal überladenen Kammer-Pop live halbwegs angemessen umzusetzen. Das Album »Belong« fällt nun einen Tick kompakter aus als seine zwei Vorgänger. Weniger Orchester, mehr Synthesizer, weniger Konzertsaal,
Fast schon eine Konsens-Depression: Die Zeiten werden härter. Die Rapperin Sookee war vorher schon hart und bringt auf »Mortem & Makeup« wieder drängende Gegenwartsprobleme auf den Punkt. Während deutsche Rapper – bis auf wenige Ausnahmen – gerne die metaphorische Länge ihrer Geschlechtsorgane zu wenig originellen Beats vergleichen, setzt Nora Hantzsch alias Sookee in ihrer Musik auf komplexere Berieselung zu Statement-Texten. Und da sich ihre ziemlich flinken Reime weiterhin vor allem den Themen Gendertheorie, Rassismus und Sexismus widmen, wird der gemeine Vorstadtgangster hier geistig wohl nicht immer hinterherkommen. Dementsprechend greift eine Verortung Sookees in der klassischen HipHop-Monokultur viel zu kurz, zumal sie sich in vielen Projekten abseits der Musik erfolgreich gegen Homophobie und
Sven Väth London ATB Bochum Markus Schulz Miami Chris Liebing Frankfurt Len Faki Berlin Frontliner Amsterdam Korsakoff Akersloot MOGUAI Ruhr-Area Felix Kröcher Frankfurt Charly Lownoise & Mental Theo Amsterdam Neelix Hamburg Mad Dog Rom Ilario Alicante Livorno Dr. Peacock Limmen Rebekah Birmingham Crypsis Denekamp The Sickest Squad LIVE Mailand Enrico Sangiuliano Mailand BMG LIVE Wiesbaden Kerstin Eden Frankfurt Drokz Alblasserdam Dune Münster Ravers Nature LIVE Hof Jam (Jam & Spoon) LIVE Frankfurt Tensor & Re-Direction LIVE Essen/Dortmund Ransom ´s-Hertogenbosch Hardy Hard Berlin D-Liciouz Stuttgart GSB Darmstadt Cherry aka BreakNtune Stettin Frank Sonic Düsseldorf Distiller Dortmund Tha Watcher Tilburg MC H Ruhr-Area Friends of MAYDAY LIVE Original-Tickets: mayday.de Vorverkauf: EUR 58,-* Abendkasse: EUR 68,- (*zzgl. VVK-Gebühr) Kostenlose Hin- & Rückreise: Mit der Eintrittskarte mit allen VRR-Verkehrsmitteln (2. Kl.) im VRR-Raum. vrr.de
MAYDAY.DE
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#Review Geschlechterdiskriminierung engagiert. »Ich wollte lieber MC sein, doch war immer wieder nur Frau. Es hat Jahre gebraucht, bis ich mir meiner bewusst war, bis ich ‘ne Base und Fame hatte, und dann kam die Verlustangst«, rappte sie in »Vorläufiger Abschiedsbrief« vom 2014er-Album »Lila Samt«. Auf »Mortem & Makeup« scheinen die Zweifel nun verflogen, die Texte sind direkt und greifen tief in die Subebenen von Faschismus, Sexismus und Haltlosigkeit. Die löbliche Ausnahme ist also keine Geschlechterfrage, sondern eine von Haltung, Style und Tiefgang. Und mit Grim104 und Charlotte Brandi hat sie obendrein auch noch zwei herausragende Features am Start. Klaas Tigchelaar
Soulwax From Deewee PIAS / Rough Trade
In den 2000ern holten Soulwax die IndieJünger auf die Tanzflächen der Clubs und brachten ihnen das Raven bei. Jetzt legen sie ein neues Album vor, das wenig überrascht. Schlimm ist das aber keinesfalls. Lange gab es von den Belgiern Soulwax kein Album im klassischen Sinne. Weg von der Tanzfläche waren die Gebrüder Dewaele allerdings nie. Egal, ob sie mit 2manydj’s die Clubs auseinandernehmen, mit James Murphy (LCD Soundsystem) unter dem Projektnamen Despacio auf Tour gehen, an Radioshows arbeiten oder Remixe produzieren – über zu wenig Beschäftigung können sich die beiden wohl nicht beschweren. Was kann die Band ihrem letzten Remix-Album »Nite Versions« von vor 13 Jahren aber noch hinzufügen? Ehrlich gesagt nichts, aber das ist auch gar nicht weiter schlimm. Innovationsmotor kurz mal Stopp! Immer noch regiert auf »From Deewee« die Mischung aus arschknackigen analogen Synthesizern gepaart mit bassigen Riffs und rotzigen Drums. Die Mischung klingt nach Nacht, nach Zigaretten, nach Trouble und nach unendlichem Spaß. Ob Indie-Disco oder Technopunk noch zeitgemäß sind, das kann die Geschmackspolizei unter sich ausmachen. Die Platte wurde live im eigenen Studio eingespielt, und man kann sich schon beim Hören die Schweißtropfen an der Clubdecke vorstellen. Das Album schreit förmlich: »Hör diese Band live! Es wird die Nacht deines Lebens!« »The Singer Has Become Deejay« heißt ein Song auf der Platte, der die programmatische Entwicklung der Band ganz gut auf den Punkt bringt. Konstantin Maier
Sorority Noise You’re Not As ___ As You Think Big Scary Monsters / Al!ve
Von wichtiger, intimer, emotional ungefilterter Musik war die Rede. Doch auf ihrer dritten LP versäumen Sorority Noise, ihrer vorgeblichen Message Gewicht zu verleihen. Und da ist sie, die Lücke. Einfach so, ohne dass sich jemand freigelaufen hätte. Man müsste sie nutzen, den tödlichen Pass spielen, eiskalt abstauben. Alles, was es dazu braucht: ein Adjektiv, von dem dieses Album
möglichst weit entfernt ist. Wobei: Vielleicht ist es ja auch gar keine Lücke. Vielleicht ist es einfach dieser Interpretationsspielraum, von dem immer alle reden. Diese Platte ist nämlich für euch – ja, das wird die Band so meinen –, sie ist, was ihr draus macht! Dabei soll doch eigentlich die Musik was mit uns machen. Oder etwa nicht? So oder so: Hier nimmt sich jemand in seiner Menschlichkeit unwahrscheinlich wichtig. Wobei man Sorority Noise ein überdurchschnittliches Know-how in Sachen Dynamik ja kaum absprechen kann: Wie sie zunächst blankproduzierte Gitarrenklötze ins Bild wuchten, um sodann Intimität beschwörend in die Flüsterzone abzutauchen, hat fraglos System. Schule macht das Ganze darum allerdings noch lange nicht. Denn was auf dieser Platte geschieht, ist die musikalische Entsprechung von Kochsalzlösung. Die Arrangements haben den Spannungsbogen einer Kinderserie, Exzesse wirken steril, und Cam Bouchers faselige Gesangsparts schwimmen wie Treibholz obendrauf – unstet, matt und ohne Gewicht. Das einzig Erbauliche an dieser zäpfchenförmigen Ladung Bezugsmucke ist die positive Überraschung beim ersten unwillkürlichen Blick auf die Tracklist, der verrät, dass nur noch zwei Minuten verbleiben. Genug, um den Stellungsfehler zu bestrafen: You’re not as fancy as you think! Valentin Erning
Spiral Stairs Doris And The Daggers Domino / GoodToGo
Der einstige Pavement-Gitarrist Scott Kannberg verliert sich auf seinem zweiten Soloalbum in zähem Mittelmaß. Lange hat Scott Kannberg keine Musik gemacht. Er zog nach Australien, wurde Vater, mähte seinen Rasen, was man so macht. Hört man das zweite Soloalbum des einstigen Pavement-Gitarristen, denkt man unweigerlich: Ja, hättest du auch weiter machen können. »Doris And The Daggers« ist ähnlich inspirierend wie das Rasenmähen eines anderen: für den Künstler selbst funktioniert das vielleicht, für andere ist es schlicht uninteressant. Bei den College-Rock-Heroen aus Stockton zeichnete Kannberg immerhin für zwei sehr gute Momente verantwortlich: »Kennel District« und »Date With Ikea« stammen aus seiner Feder. Alles jedoch, was er nach Pavement unternahm (ein paar Alben mit der Band Preston School Of Industry, ein erstes Soloalbum), machte nur auf schmerzliche Weise deutlich, dass Pavements Größe eben vor allem dem Genius von Chef-Songwriter Stephen Malkmus zu verdanken war. Auch »Doris And The Daggers« ist schlicht überflüssiger Gitarrenfolk-Pop, nach dem kein Hahn krähen würde, wäre da nicht die Vita des Künstlers. Lässigkeit wird hier wie Langeweile buchstabiert. Bessere Momente wie »Emoshuns« oder »Dundee Man« wären nur maximal okaye B-Seiten seiner Hauptband gewesen. »Writing music doesn’t come easy to me – it’s hard to write a song that’s good«, sagt Kannberg selbst. Er hat recht. Christian Steigels
Spoon Hot Thoughts Matador / Beggars / Indigo
Keine Ermüdungserscheinungen bei der vielleicht besten kleinen Indie-Rock-Band der Welt: Sogar ohne akustische Gitarren versprühen Spoon Glanz und Sex-Appeal und haben auch nach über 20 Dienstjahren noch Überraschungen im Gepäck. Der erste Gedanke beim Hören dieser Platte: Das Gitarrensolo im Titelsong ist so schön eigensinnig, songdienlich und sexy, dass es auch nach all den Jahren immer wieder erstaunlich ist, wie leicht der Band um Britt Daniel die Ideen zufliegen. Nach diesem klanglichen Ausrufezeichen und dem größten Hit gleich zu Beginn stellt sich die Gruppe einmal mehr in den Dienst ihres Sounddesigns, das stets von Forscherdrang geprägt war und diesmal besonders glänzt und funkelt. Während sich auf den Vorgängern auch mal Ahnungen von Soul-Rock oder dem Country-Twang von Wilco befanden, nähert sich die Band nun Funkmastern wie Prince oder der Nonchalance von Phoenix an, was im Ergebnis zu einer tanzbaren und sehr dicht versponnenen Platte führt. Mit »Can I Sit Next To You?« meldet sich Nile Rodgers im Geiste zu Wort. Aber Spoon wären nicht die Band, deren Mischung aus Evolution und Hit-Appeal auch nach knapp 25 Dienstjahren die Spannungskurve hoch hält, wenn sie nicht wieder ein paar bisher unerhörte Gimmicks eingebaut hätten: Als bemerkenswert muss hier unbedingt »Pink Up« genannt werden, ein Stück mit avantgardistischem Touch, Neo-Classic-Elementen und Rückkopplungen. Fast sieben Minuten lang. Und natürlich beherrschen Spoon auch diese Disziplin. Im letzten Song »Us« kommen die Amerikaner sogar ganz ohne Gesang aus, berühren damit aber maximal. Die sich immer wieder erhebenden Saxofone klingen wie ein Schuss ins Jenseits, wie ein Weckruf an David Bowie. Kai Wichelmann
Stormzy Gang Signs & Prayer Merky / ADA / Warner
Auf »Gang Signs & Prayer« wagt sich Stormzy ein gutes Stück über die bekannten Grenzen seines Grime hinaus. Mit seinem millionenfach auf YouTube aufgerufenen Track »Shut Up« war Stormzy maßgeblich dafür verantwortlich, dass Grime in der Popkultur wieder an Bedeutung gewonnen hat. Der Brite, bürgerlich Michael Omari, gilt als Symbolfigur der neuen GrimeWelle, obwohl er mit »Gang Signs & Prayer« erst jetzt sein Debütalbum veröffentlicht. Der Südlondoner bedient sich auf seinem Debüt nicht nur harter Raps und schneller, für Grime typischer Beats, sondern greift in manchen Tracks bewusst auf radiotaugliche Pop-Elemente zurück. In dem Song »Blinded By Your Grace, Pt. 1« versucht sich Stormzy sogar an einer Ballade und sprengt damit endgültig die Genre-Grenzen. Doch da er primär ein Rapper ist, bleiben die Grime-Tracks des Albums seine eigentliche Stärke. Wie sein amerikanischer Cousin Rap ist Grime vor allem von seinen Slangs gekennzeichnet, in diesem Fall dem sogenannten »Roadman Slang«. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit diesem Zungenschlag ist empfohlen, um beim Hören von »Gang Signs & Prayer« nicht »lost in translation« zu geraten. Die Auskenner hingegen wissen: Mad ting fam! Nils Herrmann
Tale Of Us Endless Deutsche Grammophon / Universal / VÖ 31.03.17
Das Debütalbum des in Berlin lebenden italienischen Duos Tale Of Us entfernt sich vom Dancefloor und versenkt den Hörer stattdessen in einem riesigen Ozean aus Ambient-Klängen. Es ist mal wieder Zeit für eine alte Weisheit: Wenn es einen Beat hat, ist es kein Ambient. Matteo Milleri und Carmine Conte sind mit ihren Singles und Kooperationen bisher durch gefühlvollen Deep-House und intelligenten Ambient-Techno aufgefallen, und das nicht zu knapp: Die Fanbase ist da, und ihre Erwartungen sind groß. Umso erstaunter wird sie sein, auf »Endless« fast perfekten Ambient (ohne Techno) zu finden. Tale Of Us machen gewissermaßen auf Floating Points, der mit seinem Debüt kürzlich auch alle Erwartungen in den Wind geschossen hatte, um PostRock-Jazz-Irgendwas zu machen. Ähnlich wie bei ihm kann man ihrem Album schwer vorwerfen, anders zu sein als die DancefloorSingles. Es ist im Gegenteil schön zu sehen, dass auch sie die Unterschiede im Medium »Album« bemerken und die lange Spielzeit anders füllen als auf den One-Shots zuvor. Und es gibt einige tolle Momente auf dem Album, die Produktion ist angenehm dicht, die Stimmung interessant düster. Allerdings hält das Album seine Spannung nicht über seine ganzen 80 Minuten durch: Zu ähnlich sind sich die Klänge, zu wenig innovativ die Melodieentwicklungen, zu intensiv die Instrumentierung. Irgendwann hat man das Gefühl, durch Sirup zu waten und keine Luft mehr zu bekommen. Das Titel-Versprechen der Endlosigkeit verkehrt sich in sein Gegenteil, und man wünscht sich einen rettenden Beat. Henje Richter
Tamikrest Kidal Glitterbeat / Indigo
Tamikrests nordafrikanischer Tuareg-Rock überzeugt mit traditionellen Wurzeln, treibendem Groove und perlenden Gitarren. Tamikrest gehören der zweiten Generation von Tuareg-Bands an, die die traditionelle Musik ihres Volkes mit modernen Elementen westlicher Pop- und Rockmusik verbinden. Gewidmet ist ihr viertes Album Kidal, einem der wichtigsten kulturellen Zentren der Tuareg im südwestlichen Teil der Sahara, in dem sich auch die Band gründete. Wie ihre Vorbilder Tinariwen, die seit den 1980ern aktiv sind, kombinieren auch die im Exil in Algerien lebenden Tamikrest seit 2006 einen ruhigen, aber treibenden HandpercussionGroove mit minimalen Bassläufen, perlenden Gitarrenläufen und zurückhaltendem, aber stets gefühlvollem Gesang. Beeinflusst von Flamenco, Pink Floyd und dem algerischen Popmusiker Rachid Taha, erinnert ihr hypnotischer Sound an intensiven und einfach strukturierten kraftvollen Blues, Folk und amerikanischen Wüstenrock. Die Texte der Songs handeln vom Schicksal ihres vertriebenen Volkes, von Macht und Widerstand und dem nur kurze Zeit nach dem Aufstand von 2012 existierenden unabhängigen Staat Azawad im Nordosten Malis. Andreas Brüning
#Review es aber auch, Zugang zu diesem ambitioniert klingenden Album zu finden. Definitiv eine Platte für Liebhaber. Annette Walter
The Bug vs. Earth Concrete Desert Ninja Tune / Rough Trade
Zwei Freunde des Extremen treffen sich in der Langsamkeit und erschaffen ein Soundgemälde urbaner Dystopie. Der eine elektronisch, der andere mit der Gitarre. Außenseitermusik. Dylan Carlson, der Typ, der Cobain die Schrotflinte besorgt hat und dessen Band Earth dafür sorgte, dass der Ambient-MetalFunke das Feuer von Sunn O))) entfachte, dieser Dylan Carlson war ausgegangen, um einen Auftritt von Kevin Martin zu besuchen. Martin macht seit den 1990ern Musik, man kennt ihn als Techno Animal, Ice, Curse Of The Golden Vampire oder eben The Bug. Im Rahmen des speziellen, vom Illustrator Simon Fowler arrangierten Aufeinandertreffens der beiden trat er allerdings als King Midas Sound auf und setzte ein derart heftiges StroboGewitter ein, dass Epileptiker Carlson den Raum schlicht nicht betreten konnte. Dementsprechend mussten sich die beiden noch ein wenig aus der Ferne beobachten, hatten jedoch wechselseitige Freude am jeweils extremen Ansatz des anderen. Und da Kevin Martin bereits mit den unterschiedlichsten Musikern von Gonjasufi bis Justin Broadrick zusammengearbeitet hat und in der elektronischen Musik eine weite Bandbreite abdeckt, konnte er sich auch in absoluter Langsamkeit auf Carlson zubewegen. Derartig auf Bässen floatend und über den Gitarrenhals durch kühle Dunkelheit driftend, bauen die zwei zwar keinen Leuchtturm von Album, gewinnen aber den Nerdy-Nineties-Ikonen-Award des Monats. Carsten Schumacher
The Laetitia Sadier Source Ensemble Finding Me Finding You Drag City / Rough Trade
Laetitia Sadier hat sich nach Stereolab als eigenständige Musikerin etabliert und irritiert mit einem sperrig-experimentellen Album. Die Französin Laetitia Sadier kennt man bereits seit den 1990ern als Sängerin der mittlerweile aufgelösten Stereolab oder Gaststimme auf dem Blur-Song »To The End«. Nun hat sie nach zwei Soloalben wieder eine Band, die ihren Namen trägt. Die klingt dann sehr zurückhaltend, etwa im Bossa-Nova-meets-Easy-Listening-Track »Undying Love For Humanity« oder in »Love Captive«, einem Duett mit Alexis Taylor (Hot Chip). Im somnambulen »Psychology Active (Finding You)« erinnert ihre Stimme gar an eine heitere Version von Nico, »The Woman With The Invisible Necklace« wartet dagegen experimentell dissonant auf. Sadier ist eine Künstlerin, die bewusst keine eingängigen Songs produziert (singletaugliches Material sucht man auf diesem Album vergeblich), sondern mit schrägen und sperrigen, electroniclastigen Sounds herumspielt und dabei ihre musikalische Persönlichkeit gefunden zu haben scheint. Entsprechend schwer ist
Timber Timbre Sincerely, Future Pollution City Slang / Universal / VÖ 07.04.17
Vocoder-Gesang, Synthesizer, verzerrte Funk-Bässe: Die Kanadier Timber Timbre erweitern auf ihrem vierten Album ihren sinistren Glam-Folk, ohne dabei ihren Wiedererkennungswert einzubüßen. Die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA und das daraus resultierende vergiftete politische Klima habe das Songwriting Timber Timbres für ihr neues Album »Sincerely, Future Pollution« nachhaltig beeinflusst. Chaos und Konfusion haben von den Songs Besitz ergriffen, ließ Frontmann Taylor Kirk verlautbaren. Auf der Single »Sewer Blues« verhandelt Kirk den Moment, als das Undenkbare geschehen und das politische System ad absurdum geführt worden war, die Gullys sinnbildlich mit dem Schmutz der Zukunft überliefen, während jeder auf Social-Media-Diensten vor sich hin surfte. Kirk flüchtete daraufhin in düstere und dystopische Gedankenwelten. Doch künstlerisch erfuhr das Trio dadurch einen Schub, der sie mutiger werden ließ, neue Sounds auszuprobieren und so das Geschehene zu verarbeiten. Während das Album mit »Velvet Gloves & Spit« noch wie eine logische Fortsetzung vom 2014er-Album »Hot Dreams« beginnt, wird dieser erste Eindruck von einem funky groovenden Synthie-Bass im anschließenden »Grifting« dann schlagartig ausgehebelt. Eine ominöse Unruhe macht sich breit. Das softrockig groovende »Skin Tone« klingt so gar nicht nach Entspannung und das Gitarrensolo in »Moment« seltsam gequält. Erst ab der Mitte kehren Timber Timbre zurück zu dem bildgewaltigen Americana-Noir, der ihre Vorgänger ausmachte – nur gebrochen von dem ungemütlich grollenden Titeltrack und dem dezenten Einsatz einer VocoderStimme und säuselnder Synthie-Sounds. Das Finale gerät mit »Floating Cathedral« trotzdem weitestgehend versöhnlich. Dem kanadischen Trio gelingt es ausgezeichnet, sein Unbehagen zu kanalisieren. Nur hätte es Trump dafür nicht unbedingt gebraucht. Timo Weber
The Pigeon Detectives Broken Glances Dance To The Radio / Al!ve
Ein Comeback, und keiner geht hin: Die Pigeon Detectives aus Leeds machen auch auf ihrem fünften Album immer noch Musik, auf die keiner so recht gewartet hat. The Pigeon Detectives aus Leeds: Das ist auch die Geschichte einer Band, die immer nur irgendwie dabei war, nie aber wichtig oder gar spannend. Als Nachzügler der legendären Class of 2005 um Bloc Party, Kaiser Chiefs oder Maxïmo Park erschien 2007 mit »Wait For Me« ein Debüt, das lediglich die Schnittmenge seiner Vorbilder darstellte; mit »I’m
Not Sorry« gab es wenigstens einen kleinen Hit. In der Folge war nichts annähernd innovativ oder eigen, dafür aber definitiv hin und wieder in Ansätzen catchy und gut hörbar. Nichts anderes lässt sich über das inzwischen fünfte, auf dem eigenen Label veröffentlichte Werk »Broken Glances« sagen. Mit »Lose Control« gibt es eine nette, tanzbare Single; der auffällig Synthie-poppige Rest lässt sich wie die Story der Vorbilder erzählen, von denen auch keine Band mehr so klingt wie zu ihren Anfängen. Genauso kriselnd bis musikalisch irrelevant, wie seine einstigen geistigen Väter inzwischen geworden sind, plätschert auch das fünfte Pigeon-Detectives-Album dahin. Die Chance, endgültig aus dem Schatten der Großen zu treten, hat das Quintett abermals verpasst. Kristof Beuthner
ein paar Missstände aufgefallen, Fremdenhass zum Beispiel, Pegida, AfD oder der Terror des IS. Er verarbeitet diese Einsichten in Tracks wie »LMS 2017«, »Almans« oder »Angst«. Das gelingt ihm nur begrenzt: Der sonst so lässige Veezy wirkt angestrengt, die Texte haben weniger Flow und wirken zusammengeschustert, von seiner selbst ernannten »Veezyness« ist nicht mehr viel zu erkennen. Das ist ärgerlich, denn gerade solch wichtige Themen fordern wuchtige Aussagen und bissige Punchlines. Der »Hund ohne Leine«? Vielleicht doch eher ein Stubentiger. Aber hey, Veezy studiert halt auch nicht SoWi, sondern »Flermanistik« und gesteht mit Aussagen wie »keine Termine und leicht einen sitzen, wir reißen nur Witze, doch schreiben Geschichte«, dass genau hier seine Königsdisziplin liegt. Hier, in Songs wie »Flermanistik« oder »Veezy macht blau«, ist er smart und selbstironisch, seine Punchlines scharfsinnig und catchy. Die Lederjacke steht ihm wie angegossen, jetzt muss er nur noch in die Schuhe reinwachsen. Laura Nürnberger
The Wooden Sky Swimming In Strange Waters Nevado / Rough Trade / VÖ 07.04.17
Auf ihrem fünften Album erweitern The Wooden Sky ihren Folkrock um psychedelische und ziemlich abgedrehte Elemente. The Wooden Sky machen auf »Swimming In Strange Waters« (nach einer Zeile aus dem »Dune«-Roman benannt) den Eindruck, als hätten sie tatsächlich aus merkwürdigen Gewässern getrunken: Durch den Titeltrack zieht sich eine unaufdringlich wabernde SynthieMelodie, »Life Is Pain, Life Is Beauty« beginnt mit der Imitation einer Sitar und endet in einem geradezu hypnotischen Orgel-Loop. Und das sind nur die ersten zwei Songs, bevor sich danach Dire Straits oder Fleetwood Mac als weitere Assoziationen aufdrängen. Zum Glück hatten The Wooden Sky allerdings schon immer ein Händchen fürs Songwriting: Weder spielten sie je Easy-Listening-Folk à la Mumford & Sons, noch verzichteten sie auf stimmige Experimente, wie sie auch auf »Swimming In Strange Waters« zu griffigen Songs wie der entspannten Ballade »Born To Die« führen. Bei anderen Stücken muss man sich hingegen eine Freejazz-Trompete wegdenken oder durch merkwürdige Gewässer paddeln, um zum Kern der Songs durchzudringen. Aber es ist ja nicht so, dass The Wooden Sky uns nicht gewarnt hätten. Jan Martens
Veedel Kaztro Büdchentape III Melting Pot / Groove Attack / VÖ 31.03.17
Auch Veezy wird älter und philosophiert auf »Büdchentape III« über gesellschaftskritische Themen – wenn er nicht gerade blaumacht. Kölsch, Kippe, Lederjacke hat er allerdings gegen ein Paar zu große Schuhe eingetauscht. »Ich häng nie wieder am Büdchen ab – Spaß! Alles immer noch wie üblich, Mann« – stimmt nicht. Veedel Kaztro ist groß geworden, und da beschäftigt man sich eben nicht mehr nur mit Kölsch, Kippe, Lederjacke, sondern schaut auch über den eigenen Stadtund Tellerrand. Dort sind dem Kölner Rapper
Wire Silver/Lead Pink Flag / Cargo / VÖ 31.03.17
Rund 40 Jahre nach ihrem ersten LiveAuftritt liefern Wire ein Album voller Altersmilde ab. Wie ein Brummkreisel rotieren Wire seit vier Jahrzehnten an Genregrenzen vorbei und geben der Musikgeschichte immer wieder kleine Stupser. Selbst mit ihrem zweiten Comeback im Jahr 2003 waren sie der Reunion-Welle voraus, sie konnten sich damals von ihrer 1980er-Schwächephase aber souverän rehabilitieren. Auf ihrem 15. Album entfernen sich die vier Briten nicht allzu weit von ihrem letzten Output und dem dazugehörigen Nachschlag »Nocturnal Koreans« weg. Etwas mehr Kante und Biss wie beim großartigen »Red Barked Tree« würde man sich wünschen, doch nach Kante und Biss ist Wire momentan scheinbar gar nicht zumute. Stattdessen schippert die Band mit der Gemütlichkeit eines Kreuzfahrtdampfers von Track zu Track und setzt voll auf Harmonien und gradliniges Songwriting. Angefangen beim stimmungsvollen »Playing Harp For The Fishes«, fließt auf »Silver/Lead« alles ineinander, und Colin Newman lässt sich bei Songs wie »Diamonds In Cups« zu wunderbaren Pop-Momenten hinreißen, die den Ansatz von Kritik an dem kraftlos werdenden WireKreisel wieder verstummen lassen. Sebastian Jegorow
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#Intro empfiehlt
Candelilla
Christian Löffler
Clock Opera
Desperate Journalist
Mit ihrem dritten Album »Camping« sind die vier Münchnerinnen Candelilla in die erste Liga der deutschsprachigen Postpunk-Bands aufgestiegen.
Sein letztes Jahr veröffentlichtes Album »Mare« beweist einmal mehr Christian Löfflers Status als eine der großen, romantischen Autorenpersönlichkeiten der elektronischen Musik. Seine Sets sind bei aller Sinnlichkeit trotzdem treibend und äußerst tanzbar.
»Venn«, das zweite Album der Briten Clock Opera, bietet harten Tobak, schließlich handelt es vom Schmerz einer Fehlgeburt. Wieso ihnen gerade dieses Thema relevant erschien, werden die Indie-Rocker sicherlich auf Tour erläutern.
Desperate Journalist haben sich nicht nur nach einem The-CureSong benannt, sie schlagen auch stilistisch eine ähnliche Richtung ein. Nach ihrem 2014er-Debüt legt die Postpunk-Band nun nach und präsentiert ihr Zweitwerk »Grow Up«.
— 13.04. Rostock — 25.04. Heidelberg — 26.04. Berlin — 27.04. Leipzig — 28.04. Dresden — 29.04. Hamburg
— 06.04. Dortmund — 08.04. Frankfurt a. M. — 09.04. München — 10.04. Hamburg — 11.04. Berlin — 12.04. Köln
— 08.04. Mainz — 09.04. Freiburg — 11.04. Stuttgart — 12.04. Köln — 13.04. Hamburg — 14.04. Leipzig — 15.04. Bremen
— 15.04. München — 16.04. Kusel — 18.04. Oberhausen — 19.04. Dresden — 20.04. Leipzig — 21.04. Berlin — 22.04. Hamburg — 24.04. Erfurt — 25.04. Frankfurt a. M. — 26.04. Nürnberg — 27.04. Karlsruhe — 28.04. Saarbrücken — 29.04. Schorndorf
Isiah Rashad
Her
INTRO EMPFIEHLT Letztes Jahr auf dem Appletree Garden spielte das französische Soul-Pop-Duo Her seine erste Deutschlandshow. Adrett gekleidet in Anzug mit Einstecktuch, braucht es laut des gleichnamigen Songs nur »Five Minutes«. Für was genau, findet ihr auf der Tour heraus.
Für alle von uns empfohlenen Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter intro.de/termine #intro empfiehlt
Als kleiner Junge wollte Isiah Rashad Priester werden. Der Traum hielt an, bis der 15-Jährige OutKasts Meilenstein »ATLiens« hörte und selbst zu rappen begann. Mit seinem zuckersüßen Debüt »The Sun’s Tirade« kommt er nun auf Tour. — 09.04. München — 11.04. Köln — 15.04. Frankfurt a. M. — 16.04. Berlin
— 12.+13.04. Berlin
My Baby
Nick Hakim
Repetitor
Sookee
»Delta Trans Louisiana Dub Indie Funk« hat das Amsterdamer Trio My Baby seine Musik getauft. Die Mischung aus akustischem Blues mit trippigen Psychedelic-Parts sowie Funk- und Folk-Elementen sollte man live gehört haben.
Eine neue große Soul-Stimme kommt auf uns zu: Auf seinem im Mai nach zwei EPs erscheinenden Debütalbum packt der US-Amerikaner Nick Hakim mit bodenloser Tiefe und majestätischen Gesten, die man auf der anstehenden Tour wohl zum letzten Mal in einem intimen Rahmen bewundern darf.
Sprechen Sie Serbisch? Wenn nicht, bieten diese Shows eine vergnügliche Gelegenheit, es zu lernen. Repetitor spielen schneidigen, rasanten Postpunk mit Garage-Elementen und liegen damit erstaunlich nah an der Klasse der Genre-Ikonen aus UK und USA.
Wahrscheinlich gibt es einfachere Orte, um über Sexismus und fehlende geschlechtliche Diversität zu diskutieren, als die deutsche HipHop-Szene. Die Rapperin Sookee tut es trotzdem und das nicht erst seit gestern.
— 15.04. Hamburg — 16.04. Berlin — 17.04. Köln — 18.04. München
— 22.04. Köln — 25.04. Berlin
— 14.04. Berlin — 15.04. Hamburg — 24.04. Bremen — 25.04. Oberhausen
— 20.04. Bochum — 21.04. Bielefeld — 22.04. Bremen — 27.04. Jena — 28.04. Erlangen — 29.04. München — 30.04. Heidelberg — Geht weiter!
#Intro empfiehlt
Fil Bo Riva
Gangly
Glass Animals
Hello Piedpiper
Rein stimmlich könnten sich Hennig May und Fil Bo Riva an der Theke äußerst gut verstehen. Schließlich scheint der Italiener die zweittiefste Stimme des Landes zu haben. Mit den Songs seiner Debüt-EP »If You’re Right, It’s Alright« kommt der 24-Jährige nun auf Tour.
Der Track »Fuck With Someone Else« brachte 2014 die Sache für Gangly ins Rollen. Nach wenigen Tagen kannte das Trio in seiner Heimat Reykjavík jeder. Kurze Zeit später fand der kühle R’n’B der Isländer auch hierzulande zig Anhänger, was die drei nun auch für zwei Termine nach Deutschland treibt.
Bereits im vergangenen Jahr konnten die Glass Animals live begeistern. Wer die Briten verpasste, bekommt jetzt eine neue Chance. Mit ihrem aktuellen Album »How To Be A Human Being« erzählt die psychedelisch angehauchte Indie-Rock-Band skurrile Lebensgeschichten erfundener Personen.
Zwei Hände, eine Stimme und das, was die Köpfe der Zuschauer daraus machen. So beschreibt Fabio Bacchet Hello Piedpiper. Mit dem neuen Album »The Raucous Tide« kommen jetzt die Stimmen eines ganzen Chors dazu.
— 23.04. Berlin — 24.04. Hamburg
— 27.04. Berlin — 28.04. München — 29.04. Köln
— 14.04. Stuttgart — 15.04. Aachen — 20.04. Erlangen — 23.04. Köln — 24.04. Hamburg — 25.04. Berlin — 26.04. Dresden — 27.04. Osnabrück — 28.04. Mannheim — 29.04. Wiesbaden
Jens Lekman
LGoony
Lowly
Mighty Oaks
Der lakonischste Crooner der Popwelt hat nach fünf Jahren ein hinreißendes Album veröffentlicht. Auf »Life Will See You Now« erweitert Lekman das Set seiner Stile um Calypso und Funk, ohne dabei auch nur ein μ an Charme, Witz und Eleganz zu verlieren.
Mit seinem Album »Intergalactica« machte der Kölner seiner Fa n gemeinde ein nettes Weihnachtsgeschenk und zeigte damit abermals, dass er den CloudRap nicht nur komplett verinnerlicht hat, sondern auch anführt.
Diese fünf Dänen zeigen, dass Gegensätze durchaus inspirierend sein können. Lowly, die sich auf der Musikhochschule kennengelernt haben, sollen privat nämlich ganz unterschiedliche Musik mögen – was man ihrem Debüt »Heba« und seinem IndiePop keinesfalls anhört.
Dieses Trio zählt zu den spannendsten Indie-Folk-Acts der Szene. Die in Berlin ansässige Band feierte mit ihrem 2014 veröffentlichten Debüt »Howl« bereits große Erfolge. Ende März erscheint der Nachfolger »Dreamers«, auf den eine umfangreiche Tour folgt.
— 21.04. Essen — 22.04. Münster — 23.04. Dresden — 30.04. A-Wien — Geht weiter!
— 17.04. Hamburg — 18.04. Berlin — 19.04. Köln — 28.04. München — 29.04. Hannover
— 26.04. Leipzig — 27.04. Berlin — 29.04. Würzburg — 30.04. Essen — Geht weiter!
— 03.04. Köln — 04.04. Berlin — 05.04. Hamburg
— 12.04. Hamburg — 25.04. München — 28.04. Frankfurt a. M. — 29.04. Köln — 30.04. Stuttgart — Geht weiter!
Talisco
Temples
Tamikrest
Timber Timbre
Unterwegs ist es am schönsten, meint Talisco. In den letzten zwei Jahren bespielte der französische Musiker nämlich überall auf der Welt die verschiedensten Bühnen. Die gelebte Freiheit verwertete er gleich in seinen neuen Songs, die er nun live präsentieren wird.
Endlich holen uns Temples dort ab, wo die Briten uns einst stehen ließen: Ihr neues Album »Volcano« bietet pompösen und melodiösen Psychedelic-Rock inklusive experimenteller Einwürfe, die das Ganze nicht zu einer bloßen Hommage an die 1960er werden lassen.
Tamikrest zählen zu den bekanntesten Musikern Westafrikas. Spuren von Dub, Blues, Funk und ArtRock fließen in ihre Interpretation der traditionellen Tuareg-Musik, die sie über die Westsahara hinaus bekannt gemacht hat.
Der matte Glanz auf den Songs der kanadischen Folk-Crooner Timber Timbre will einfach nicht fahl werden. Das belegt einmal mehr die tolle Single »Velvet Gloves & Spit« des neuen Albums »Sincerely, Future Pollution«, und das wird auch die anstehende Tour zeigen.
— 10.04. München — 11.04. Frankfurt a. M. — 12.04. Berlin — 13.04. Hamburg
— 07.04. Köln — 08.04. München — 10.04. Berlin — 11.04. Hamburg
— 08.04. Osnabrück — 10.04. Konstanz — 24.04. Heidelberg — 25.04. Köln — 26.04. Koblenz — 27.04. Hamburg — 28.04. Berlin — Geht weiter!
— 10.04. Köln — 11.04. Berlin — 15.04. Hamburg
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#Termine
TOURDATEN Empfohlen von Intro
25 Jahre Intro Live
mit Soulwax, Wanda, Drangsal, 2manydjs, DJ Supermarkt, Deewee DJs, Meute*, Lea Porcelain**, Berliner Kneipenchor**
Bilderbuch
27.03. Offenbach 28.03. Köln 29.03. Berlin 30.03. München 31.03. Leipzig 02.04. Stuttgart 03.04. Hamburg Geht weiter!
31.03. Köln* 01.04. Berlin**
Empfohlen von Intro
ABAY
31.03. Aachen 01.04. Düsseldorf 02.04. Hannover 04.04. Kassel 05.04. Offenbach 06.04. Freiburg 08.04. Ravensburg 11.04. Saarbrücken 12.04. Darmstadt 13.04. Würzburg 15.04. Chemnitz Geht weiter!
23.04. Dresden 24.04. Nürnberg 25.04. Mainz 26.04. Köln 27.04. Münster 28.04. Bremen 29.04. Hamburg
Empfohlen von Intro
Akua Naru 27.03. Stuttgart 28.03. Nürnberg 29.03. Bochum 30.03. Bonn 31.03. Kiel 01.04. Lüneburg 02.04. Potsdam
Alexandra Savior 28.04. Berlin
Empfohlen von Intro
AnnenMay Kantereit 27.03. Leipzig 06.04. Saarbrücken 08.04. Düsseldorf 09.04. Münster 11.04. Bremen 13.04. Berlin
Audio88 & Yassin 30.03. Wiesbaden 31.03. Osnabrück 01.04. Kiel
Empfohlen von Intro
Balbina
28.03. Leipzig 29.03. Dresden 30.03. Erlangen 31.03. Stuttgart 02.04. München 03.04. A-Wien 05.04. Heidelberg 06.04. Darmstadt 07.04. Köln 08.04. Münster 10.04. Hannover 11.04. Dortmund 12.04. Hamburg 13.04. Berlin
Empfohlen von Intro
Bergfilm 01.04. Münster 29.04. Hannover
BirdPen
29.03. Berlin 30.03. Hamburg 02.04. Leipzig
Booka Shade 06.04. Berlin
Binoculers
Daedelus
21.04. Mannheim 22.04. Berlin 28.04. Hannover
Danko Jones mit Audrey Horne 31.03. Bochum
Dat Adam
28.03. Berlin 29.03. Hamburg 31.03. Hannover 01.04. Köln 02.04. Dortmund 04.04. Frankfurt a. M. 05.04. Heidelberg 06.04. München 07.04. Stuttgart 09.04. Leipzig 10.04. Nürnberg 11.04. Würzburg 19.04. A-Wien
Deafheaven
Empfohlen von Intro
Ed Sheeran mit Anne-Marie, Ryan McMullan 27.03. Berlin
Einar Stray Orchestra 11.04. Dresden 12.04. Nürnberg 17.04. Freiburg 18.04. Köln 23.04. Bielefeld 25.04. Leipzig 26.04. Berlin 27.04. Hamburg
Electric Guest 24.04. Hamburg 25.04. Berlin 27.04. München 28.04. Köln
Empfohlen von Intro
Electronic Beats Clubnight mit John Talabot, Axel Boman 22.04. Leipzig
Emeli Sandé
Empfohlen von Intro
28.04. Wiesbaden Geht weiter!
28.03. München 03.04. Berlin 04.04. Köln
06.04. Hamburg 11.04. Köln 12.04. Berlin 13.04. Frankfurt a. M.
Dear Reader
Entrance
Cameron Avery
Deftones
Cabbage
17.04. Köln 25.04. München 28.04. Berlin 29.04. Hamburg
Empfohlen von Intro
27.03. Leipzig 22.04. Stade Geht weiter!
19.04. München 23.04. Offenbach 27.04. Berlin 28.04. Hamburg Geht weiter!
Empfohlen von Intro Charlie Cunningham Desperate Journalist 27.03. Berlin 29.03. Münster 30.03. Köln 01.04. Frankfurt a. M. 02.04. Mannheim 03.04. München 09.04. Stuttgart
Chelsea Wolfe 27.04. Berlin
Christiane Rösinger 01.04. Berlin 04.04. Hamburg 05.04. Köln 06.04. Frankfurt a. M. 07.04. Schorndorf 11.04. A-Wien 12.04. München 13.04. Leipzig Geht weiter!
Cigarettes After Sex 11.04. Berlin 12.04. Hamburg 26.04. München
Circa Waves mit Inheaven
18.04. Hamburg 19.04. Berlin 25.04. München 26.04. Köln
Claire
27.04. Frankfurt a. M. 28.04. Köln 29.04. Dresden Geht weiter!
08.04. Mainz 09.04. Freiburg 11.04. Stuttgart 12.04. Köln 13.04. Hamburg 14.04. Leipzig 15.04. Bremen
Devendra Banhart
27.04. Berlin
Erik Cohen 08.04. Kiel
Esben And The Witch 19.04. Münster 22.04. Köln 23.04. Wiesbaden 24.04. München 25.04. Nürnberg 26.04. Berlin 27.04. Hamburg
Faber
20.04. Hamburg 21.04. Berlin 22.04. Osnabrück 24.04. Köln 25.04. Heidelberg 26.04. Würzburg 27.04. Fulda 28.04. Augsburg
Friends Of Gas 03.04. A-Wien 08.04. Berlin 26.04. Nürnberg Geht weiter!
Giant Rooks
06.04. Stuttgart 08.04. München 09.04. A-Wien 10.04. Leipzig 11.04. Bochum 12.04. Köln 20.04. Osnabrück Geht weiter!
Gisbert zu Knyphausen
Heisskalt
29.03. Ulm 30.03. Düsseldorf 31.03. Wuppertal 01.04. Lingen 04.04. Karlsruhe 05.04. Konstanz 06.04. Nürnberg 07.04. Jena 08.04. Magdeburg 10.04. Chemnitz 11.04. Aschaffenburg 12.04. Würzburg 13.04. Trier
HGich.T
07.04. Rostock 21.04. Regensburg Geht weiter!
08.04. Rostock 09.04. Husum 22.04. Stade
Empfohlen von Intro
Golf
28.03. A-Wien 30.03. Nürnberg 31.03. Dresden 01.04. Erfurt 02.04. Berlin 03.04. Hamburg 04.04. Hannover
Gonjasufi
18.04. Leipzig 19.04. Köln 20.04. Frankfurt a. M. 21.04. Hamburg 22.04. Berlin 23.04. München 25.04. Nürnberg
Hauschka
04.04. Berlin 05.04. Leipzig 06.04. Hamburg 27.04. Nürnberg Geht weiter!
Heinz Strunk
31.03. Hamburg 11.04. Marburg 13.04. Lingen 25.04. Bielefeld 26.04. Köln 27.04. Soltau 28.04. Flensburg Geht weiter!
Hurray For The Riff Raff 29.03. Hamburg 30.03. Berlin 31.03. München 02.04. Münster
Iron Maiden mit Shinedown
24.04. Oberhausen 25.04. Oberhausen 28.–29.04. Frankfurt a. M. Geht weiter!
Japandroids
19.04. Hamburg 20.04. Köln 22.04. Berlin 23.04. Frankfurt a. M.
Jarvis Cocker & Chilly Gonzales 27.–29.03. Berlin
Jeb Loy Nichols 23.04. München 24.04. Berlin 25.04. Köln 26.04. Hamburg 27.04. Schorndorf
The Jesus And Mary Chain 20.04. Darmstadt 21.04. Hamburg 24.04. Berlin 25.04. Köln
04.04. München 05.04. Berlin
Empfohlen von Intro
Da gehen wir hin
Empfohlen von Intro
mit V.Raeter*, Juse Ju*
Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte
Die Regierung 10.04. Dortmund 11.04. Köln 12.04. Darmstadt 13.04. Schorndorf 18.04. Hamburg 19.04. Berlin 20.04. Leipzig 21.04. München
Drangsal
31.03. Köln 01.04. Berlin 20.04. Osnabrück
Drugdealer
04.04. Hamburg 05.04. Berlin 06.04. Köln
Dua Lipa
07.04. Berlin 08.04. Köln
Fatoni
29.03. Heidelberg* 31.03. Trier* 01.04. Bielefeld* 05.04. Aachen* 06.04. Hannover* 07.04. Magdeburg* 08.04. Erfurt* 20.04. Essen* 21.04. Lüneburg* 26.04. München 27.04. Leipzig 28.04. Hamburg 29.04. Köln
Fotos
25.04. München 26.04. Leipzig 27.04. Berlin 28.04. Hamburg 29.04. Köln
Frances
22.04. Köln 27.04. Hamburg 28.04. Berlin
Tipps der Redaktion#251 Christian Steinbrink
Leoniden Christiane Rösinger Die Regierung Jens Lekman The Jesus And Mary Chain
Frederike Wetzels Bilderbuch Cigarettes After Sex Christian Löffler Rejjie Snow Vimes
Eike Wohlgemuth Joy Wellboy Laibach Esben And The Witch The Jesus And Mary Chain Glass Animals
#Termine Empfohlen von Intro
Joe Goddard 28.04. Berlin
Joy Denalane
20.04. Gera 21.04. Erlangen 22.04. Frankfurt a. M. 24.04. Berlin 25.04. Hamburg 26.04. Köln 27.04. München 29.04. Stuttgart 30.04. Heidelberg Geht weiter!
Empfohlen von Intro
Joy Wellboy 02.04. Köln
Judith Holofernes mit Teitur 22.04. Stade 23.04. Berlin 24.04. Hannover 25.04. Dresden 27.04. Bremen 28.04. Stuttgart 29.04. Freiburg
Empfohlen von Intro
Karies
27.03. Leipzig 28.03. Dresden 29.03. Berlin 30.03. Hamburg 31.03. Köln
Kraków Loves Adana 25.04. Hamburg 26.04. Berlin 27.04. Dresden
Kurt Krömer
21.–22.04. Hannover 23.04. Halle
Lea Porcelain 01.04. Berlin 12.04. Berlin 14.04. Hamburg
The Lemon Twigs 04.04. Hamburg 05.04. Berlin
Empfohlen von Intro
Leoniden
27.03. Magdeburg 28.03. Leipzig 30.03. Berlin 31.03. Wiesbaden 01.04. Stuttgart 02.04. München 04.04. Köln 05.04. Saarbrücken 06.04. Würzburg 07.04. Michelstadt 08.04. Augsburg 09.04. Ludwigshafen
Lisa Hannigan
04.04. Hamburg 07.04. Köln 24.04. München 26.04. Berlin (TV Noir) 27.04. Berlin
Lukas Graham 03.04. Hamburg
Mädness & Döll 15.04. Hamburg 16.04. Berlin 19.04. Leipzig 20.04. München 21.04. Stuttgart 22.04. Wiesbaden 23.04. Köln
Mantar
Empfohlen von Intro
Megaloh
21.04. Chemnitz 22.04. Zittau 28.04. Berlin
23.04. Berlin
20.04. Duisburg 23.04. Wiesbaden 26.04. Würzburg 27.04. Ulm 28.04. Kaiserslautern 29.04. Heidelberg 30.04. Dresden
Melt Klub mit Superpoze, Av Av Av 20.04. Berlin
Empfohlen von Intro
Merchandise 06.04. Köln 07.04. Hamburg 21.04. München
Messer
31.03. Rheine 01.04. Wuppertal 02.04. Ludwigshafen 03.04. Trier 04.04. Karlsruhe 07.04. Freiburg 08.04. Darmstadt
Me And That Man 27.03. Frankfurt a. M. 31.03. Köln 05.04. München 06.04. Berlin
Empfohlen von Intro
Mile Me Deaf 19.04. Berlin 20.04. Chemnitz 21.04. Nürnberg 22.04. Darmstadt Geht weiter!
Milliarden
31.03. Düsseldorf 01.04. Warendorf 19.04. Magdeburg 20.04. Ulm 22.04. Würzburg
Mndsgn
28.04. Mannheim 29.04. Berlin
Moddi
27.03. Dresden 28.03. Erlangen 29.03. Offenbach 30.03. Köln
Moon Duo
27.03. Leipzig 28.03. Berlin
The Moonlandingz 22.04. Köln 24.04. Berlin 25.04. Hamburg
Mutter
28.04. Hamburg 29.04. Berlin Geht weiter!
Empfohlen von Intro
Oddisee & Good Compny 10.04. A-Wien
Odd Beholder
16.04. Offenbach 26.04. Berlin 27.04. München 28.04. Leipzig
Odd Couple Otago
28.03. Düsseldorf 29.03. Kassel 30.03. Köln 03.04. Wiesbaden 04.04. Freiburg 05.04. Würzburg 07.04. Dresden 09.04. Berlin 10.04. Leipzig 11.04. Hamburg
Empfohlen von Intro
Oum Shatt 29.03. Dortmund 30.03. Bielefeld 31.03. Darmstadt 01.04. Hannover 20.04. Osnabrück 21.04. Wuppertal 22.04. Freiburg 28.04. München 29.04. A-Wien 30.04. Ulm
Empfohlen von Intro
Parcels
30.03. A-Wien 31.03. München
Patrick Richardt
04.04. Freiburg 05.04. Köln 06.04. Oberhausen 07.04. Hamburg 08.04. Bielefeld 12.04. Berlin 13.04. Hannover 19.04. München 21.04. Dresden 22.04. Ludwigshafen 27.04. Osnabrück
Paul Kalkbrenner 07.04. Berlin 13.04. Leipzig 14.04. Hamburg 15.04. Köln
Pharmakon 22.04. Berlin
Empfohlen von Intro
Philipp Poisel
27.03. Lingen 28.03. Hannover 29.03. Hamburg 31.03. München 01.04. Stuttgart 03.04. Berlin 04.04. Leipzig 05.04. A-Wien 07.04. Bamberg 08.04. Köln 09.04. Bielefeld 11.04. Oberhausen 12.04. Frankfurt a. M.
PINS
31.03. Berlin 01.04. Hamburg
Pulled Apart By Horses 11.04. Köln 12.04. Hamburg 13.04. Berlin
Pumarosa
24.04. Berlin 26.04. Hamburg
Rag‘n‘Bone Man 04.04. Berlin 12.04. Hamburg 13.04. Leipzig Geht weiter!
Rejjie Snow
06.04. Köln 07.04. Hamburg 13.04. Berlin
YYYYYYY
Empfohlen von Intro
Romare
Music Sneak
31.03. Mannheim 02.04. Berlin
Die Jahrhunderthalle Frankfurt eröffnet in ihrem ehemaligen Restaurant einen neuen Club. Die Location wird mit der Einführung eines originellen Konzertformats gefeiert. Die Music Sneak im JahrhunderthallenClub gestaltet sich wie eine Kino-Preview: Die Acts sind bis vor dem Konzert geheim. So bietet die monatliche Konzertreihe mit mindestens drei verschiedenen Newcomern aus möglichst unterschiedlichen Genres auf drei Bühnen abwechslungsreiche Abende. Die Veranstalter des im Vintage-Stil gestalteten Clubs versprechen hohes Soundniveau, Flair und spannende Neuentdeckungen. Die Events werden von dem Slam-Poeten Finn Holitzka moderiert. Alena Struzh
Empfohlen von Intro
Roosevelt 01.04. A-Salzburg 02.04. A-Wien 04.04. München 05.04. Nürnberg 06.04. Ulm 07.04. Lörrach 08.04. Stuttgart 09.04. Mannheim 17.04. Leipzig 18.04. Hannover 19.04. Dresden 20.04. Berlin 21.04. Hamburg 22.04. Osnabrück
— 14.04. & 26.05. & 12.06. Frankfurt a. M.
RY X + Das Deutsche Kammerorchester 08.–09.04. Berlin
Schlachthofbronx 15.04. Stuttgart 16.04. Weiden 21.04. Leipzig Geht weiter!
Seasick Steve
25.04. Bochum 26.04. Darmstadt 28.04. Dresden 30.04. Erfurt
Shobaleader One 27.03. München 30.03. Berlin
Sinkane
02.04. Berlin 03.04. Köln 04.04. Heidelberg 05.04. München Geht weiter!
Sir Was
08.04. Hamburg 09.04. Berlin
Slowdive
03.04. Berlin
Sportfreunde Stiller 28.04. Regensburg 29.04. Ulm Geht weiter!
Tale Of Us
01.04. Mannheim Geht weiter!
Thomas Dybdahl 24.04. Berlin Geht weiter!
Tiger Lou
13.04. Hamburg
Empfohlen von Intro
Vimes
28.04. Erfurt 29.04. Leipzig 30.04. Rothenburg (Tauber) Geht weiter!
Empfohlen von Intro
Empfohlen von Intro
06.04. Rendsburg 07.04. Lübeck 08.04. Kiel 19.04. Magdeburg 20.04. Reutlingen 21.04. Leipzig 22.04. Düsseldorf 23.04. Freiburg 25.04. Darmstadt 26.04. Erlangen 27.04. Marburg 28.04. Wolfsburg 29.04. Osnabrück 30.04. Potsdam
09.04. Köln
Turbostaat
Tuxedo
15.04. Hamburg 16.04. Berlin
Vitalic
30.03. Berlin 31.03. München 01.04. Köln
VÖK
27.04. Hamburg Geht weiter!
Wallis Bird
20.04. Freiburg 21.04. Konstanz
Waving The Guns 08.04. Freiburg Geht weiter!
William McCarthy (Augustines) 06.04. Mainz 07.04. Hamburg 08.04. Berlin 10.04. Hannover 11.04. Nürnberg 12.04. München 14.04. Leipzig 15.04. Köln
Yasiin Bey
Die kommen, die Touren Albrecht Schrader (22.05.–29.09.) Asgier (09.–17.05.) Basia Bulat (29.–31.05.) The Big Moon (07.–10.05.) Bombino (02.–09.05.) British Sea Power (18.–25.05.) Cherry Glazerr (13.–16.05.) Day Wave (15.–16.05.) DMA’s (08.–09.05.) Emma Ruth Rundle (02.–07.05.) Happyness (09.–10.05.) Howe Gelb (07.–20.05.) Jake Isaac (08.–24.05.) The Japanese House (02.–03.05.) Kreidler (18.05.) Love A (11.–27.05.) Mew (25.–27.05.) Miya Folick (01.–31.05.) Sóley (10.–14.05.) Splashh (04.–06.05.) Thee Oh Sees (06.–08.05.) Vimes (28.04.–05.05.)
Die kommen, die Festivals Cardinal Sessions (18.–20.05.) Immergut (26.–27.05.) Riviera Pop (19.–21.05.) SPOT (04.–07.05.) Unter einem Dach (13.05.) W-Festival (24.–27.05.)
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#Live #Festival
Popsalon Osnabrück Mit Indie-Konzerten, Clubpartys und Akustiksessions in fünf Locations holt der Popsalon vielversprechende Newcomer in die Geburtsstadt dieses Magazins.
MAYDAY Zum bereits 32. Mal findet die größte Indoor-Veranstaltung für elektronische Musik Deutschlands statt. Vor 26 Jahren als Rettungsaktion für einen Jugendradiosender ins Leben gerufen, bietet die Mayday seitdem jedes Jahr »True Rave« – und hat damit den Radiosender schon lange überlebt.
Mit ihrer 26-jährigen Geschichte scheint die Zuschreibung »Mutter aller Raves« durchaus berechtigt. Bereits 1991 fand in Berlin die erste Mayday statt, um den – durch die Wende vor dem Aus stehenden – Jugendkultursender der ehemaligen DDR, DT64, zu unterstützen. Als erster deutscher Radiosender, der Techno ausstrahlte – unter anderem in Marushas Sendung »Dancehall« –, ermöglichte DT64 einer breiten Masse erstmals Zugang zu dem Genre. Der Radiosender zog unter dem Namen Sputnik auf eine andere Frequenz um, mit der Mayday ging es jedoch weiter: Von 1992 bis 1996 fand sie zweimal jährlich statt – in einer westdeutschen Stadt und in Berlin. 1997 pendelte sich die Veranstaltung schließlich auf Dortmund ein, wo sie seitdem einmal jährlich
stattfindet. Mit über 35 Acts aus verschiedenen elektronischen Genres findet die Mayday Ende April in der Dortmunder Westfalenhalle statt. Unter dem Motto »True Rave« verspricht sie 14 Stunden Musik von internationalen Top-DJs und Live-Acts auf insgesamt drei Floors. Eine Neuerung wird es dieses Jahr auch geben: Durch Umbauarbeiten in den Westfalenhallen wird das Floorkonzept leicht verändert. »Die Gesamtfläche wird sich etwas reduzieren, nicht aber der technische Aufwand für die Showproduktion«, erklärt Oliver Vordemvenne vom Veranstalter I-Motion. So werden beeindruckende Bühnenkonstruktionen, riesige LED-Flächen sowie modernste Licht-, Laser- und Soundtechnik immer noch fester Bestandteil der Party sein. Henrike Schröder — 30.04. Dortmund — Charly Lownoise & Mental Theo, Chris Liebing, Distiller, Dúné, Enrico Sangiuliano, Felix Kröcher, Frank Sonic, Friends Of Mayday, Frontliner, GSB, Hardy Hard, Ilario Alicante, Jam, Kerstin Eden, Korsakoff, Len Faki, Mad Dog, Markus Schulz, MC H, Moguai, Neelix, Ransom, Ravers Nature, Rebekah, Sven Väth, Tensor & Re-Direction, Tha Watcher, The Sickest Squad u. a.
Seit 2010 lädt die Agentur Zukunftsmusik mit dem Popsalon Osnabrück zu einem Clubfestival ein, das überwiegend Indie-Acts kurz vor ihrem Durchbruch präsentiert. Bands wie Bilderbuch und Kraftklub beehrten das Festivals bereits vor ihrem kommerziellen Erfolg. In der Lagerhalle, dem Haus der Jugend, dem Glanz&Gloria und der Kleinen Freiheit spielen am dritten AprilWochenende unter anderem Von Wegen Lisbeth mit ihrem Debütwerk »Grande«, Glockenspiel und Steeldrum im Gepäck, Max Gruber alias Drangsal sowie das Hammenser Indie-Wunder Giant Rooks. Bei dem Line-up, das überwiegend aus Künstlern aus dem deutschsprachigen Raum besteht, bilden dieses Jahr die kanadischen Indie-Popper Foreign Diplomats und das Singer/Songwriter-Duo Black Oak aus Holland die internationale Ausnahme. Auch die im Vorjahr eingeführte Campfire Lounge mit Akustik-Shows am Lagerfeuer wird fortgesetzt. Alena Struzh — 20.–22.04. Osnabrück — Black Oak, Drangsal, Faber, Giant Rooks, Gisbert zu Knyphausen, Julian Philipp David, Keshavara, Mavi Phoenix, Meute, Oum Shatt, Razz, Roosevelt, Von Wegen Lisbeth, Voodoo Jürgens u. a.
Jetztmusik Mit einem Programm aus Label-Ausstellung und audiovisuellen Performances gibt das Jetztmusik Festival in exotischen Locations eine Bühne für Kunstsymbiosen.
Bereits seit elf Jahren holen die Veranstalter der Jetztmusik in Mannheim die Kunst aus den Museen und die elektronische Musik aus den Clubs und verbinden Pop- und Hochkultur auf möglichst verschiedene Daedelus Arten miteinander. Für zehn Tage entsteht in diversen Locations eine Schnittstelle zwischen Jetztmusik eine Dokumentation Musik, Kunst, Literatur, Tanz der Gegenwartskultur in ihren und Bildung. Damit möchte die unterschiedlichen Formen
erschaffen. Nicht nur Kunst-, auch Kulturverflechtungen werden gefördert: Der britische DJ Simon Shackleton führt ein Orchesterstück auf, Rapper Ata Kak reist aus Ghana an und die bolivianische Klangkünstlerin Elysia Crampton bespielt den neuesten Location-Zugang des Festivals: die Mannheimer Bank of America. Alena Struzh — 20.–30.04. Mannheim — Ata Kak, Candy Pollard, Carla dal Forno, Daedelus, Elysia Crampton, Imre Kiss, Lubomyr Melnyk, Martin Albrecht, Move D, Sam Shackleton feat. Modern Pop Ensemble u. a.
Gisbert zu Knyphausen
#Live #Festival
Judith Holofernes
Hanse Song Festival Das sechste Hanse Song Festival in Stade an der Unterelbe wird die Einwohner wieder auf Trab halten und zahlreiche Gäste aus dem nahen Hamburg ziehen.
Festivals in kleinen Städtchen – immer wieder schön. 21 Konzerte auf sechs Bühnen, das bedeutet in so einer Umgebung immer, dass alles Verfügbare aktiviert wird. Landgericht, Seminarturnhalle,
Schwedenspeicher Museum, Königsmarcksaal, St.-CosmaeKirche – als Tourist hätten sich die meisten Festival-Besucher wohl nie hierher verirrt, aber gelockt von der Musik, lernen sie Stade nun an nur einem einzigen Tag kennen. Und nur wenn es richtig stark regnet, wird man deswegen Beschwerden hören. Ansonsten schlendert man mit Timetable und Lageplan durch die Sträßchen und sucht nach Singer/Songwritern, Ex-NDW-Ikonen, RiotGrrrl-Erbinnen oder Düsseldorfer Electro-Poppern. Man wird nicht alles sehen können, das ist vorab klar. Wer sich nicht entscheiden kann, ist hier falsch, denn das Programm läuft von nachmittags bis kurz vor Mitternacht und auf allen sechs Bühnen parallel. Es kann aber auch Ziel sein, je ein Konzert in jeder Spielstätte gesehen zu haben, denn allein dafür lohnt die Anreise. Carsten Schumacher — 22.04. Stade — Andreas Dorau, Benne, Carlos Cipa, Chad Lawson, Christian Kjellvander, Dear Reader, Enno Bunger, Friedrich Sunlight, Gisbert zu Knyphausen, Gurr, JaKönigJa, Judith Holofernes, Lina Maly, Mario Batkovic, Schrottgrenze, Stabil Elite u. a.
Showcase#4: Cabbage Regelmäßig lädt das Frankfurter Zoom zu der Konzertreihe Showcase ein – das nächste Mal Mitte April zum Konzert der britischen Band Cabbage.
Als Institution des Frankfurter Nachtlebens musste der Sinkkasten Artsclub 2011 schließen. Ein Jahr später wurde er an gleicher Stelle als Zoom neu eröffnet. Die Räume wurden dafür verkleinert, das Programm komplett umgekrempelt: Neben Comedy-Veranstaltungen, Lesungen und Partys findet regelmäßig die Konzertreihe Showcase statt. Bei vorheriger Anmeldung sind die Konzerte kostenlos, und selbst an der Abendkasse kostet ein Ticket lediglich fünf Euro. Im Zuge der Konzertreihe spielt am 13. April im Zoom die britische Postpunk-Band Cabbage. Mit ihren politischen Texten über Kapitalismus und Rebellion haben sie es bereits auf die »Sound of 2017«-Liste der BBC geschafft. Und auch ihre LiveShows gehören angeblich zum Besten, was England derzeit zu bieten hat. Henrike Schröder
Cabbage
— 13.04. Frankfurt a. M. — Cabbage u. a.
9.-16. August 2017 BUDAPEST / UNGARN
MAJOR LAZER • BILLY TALENT MANDO DIAO • STEVE AOKI PJ HARVEY • KASABIAN
DIMITRI VEGAS & LIKE MIKE • ALT-J KÄPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI THE NAKED AND FAMOUS • ALMA • ROOSEVELT INTERPOL • JAMIE CULLUM • CRYSTAL FIGHTERS FRITZ KALKBRENNER • FLUME • VINCE STAPLES BAD RELIGION • DJ SHADOW • CHARLI XCX TWO DOOR CINEMA CLUB • WHITE LIES VAN HOLZEN • NERVO • OLIVER HELDENS • GEORGE EZRA • RUDIMENTAL DANNY BROWN • ANDY C • BEAR‘S DEN • SUNNERY JAMES & RYAN MARCIANO METRONOMY • TOM ODELL • DUBIOZA KOLEKTIV • WATSKY • THE KILLS MAC DEMARCO • JAGWAR MA • GUSGUS • KENSINGTON • VALENTINO KHAN ANNE-MARIE • NOTHING BUT THIEVES • THE PRETTY RECKLESS CLEAN BANDIT • DE STAAT • PUGGY • BIGA RANX • U.V.M.
Tickets sind bei ADticket erhältlich. szigetfest.de
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MICHELLE GUREVICH 04.04.2017 Leipzig, UT Connewitz 06.04.2017 Berlin, Heimathafen Neukölln 07.04.2017 Hamburg, Nochtspeicher
XIU XIU 04.05.2017 Berlin, Musik & Frieden
HOMESHAKE 14.05.2017 Köln, Bumann & Sohn 27.05.2017 Neustrelitz, Immergut Festival 28.05.2017 Berlin, Lido 29.05.2017 Hamburg, Clubheim
JULIEN BAKER 24.05.2017 Jena, Trafo 25.05.2017 Berlin, Kantine am Berghain 26.05.2017 Neustrelitz, Immergut Festival 28.05.2017 Hamburg, Aalhaus 29.05.2017 Münster, Pension Schmidt 30.05.2017 Heidelberg, Karlstorbahnhof 31.05.2017 München, Milla 02.06.2017 Moers, Moers Festival
WISDOM IN CHAINS · MASSENDEFEKT WOLF DOWN · THE BABOON SHOW · RANTANPLAN SAM ALONE & THE GRAVEDIGGERS TRUST IN RANDOM · COCK RIOT
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WHY? 16.06.2017 Mannheim, Maifeld Derby 17.06.2017 Duisburg, Traumzeit Festival 18.06.2017 Hamburg, Uebel & Gefährlich 20.06.2017 Berlin, Festsaal Kreuzberg
MAC DEMARCO 07.11.2017 Hamburg, Gruenspan 08.11.2017 Berlin, Astra 10.11.2017 Köln, Die Kantine
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21 Konzerte 6 Bühnen 1 Ticket
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Festivalbeginn: 17 Uhr
22. April 2017 in Stade Königsmarcksaal St. Cosmae-Kirche Schwedenspeicher Alter Schlachthof Seminarturnhalle Landgericht
Karten erhältlich im Tapete-Ticketshop (www.tapeterecords.de) und an allen bekannten Vorverkaufsstellen VVK ab 35,- € (zzgl. Gebühren) www.hansesongfestival.de
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THE MASTER MUSICIANS OF JAJOUKA 21.04. ISLAM CHIPSY & EEK 26.04. TAMIKREST 27.04. XIU XIU 05.05. JOHN MORELAND & NOAH GUNDERSEN
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Mi. 24.05.2017 | Gloria, Köln
AGNES OBEL Mi. 31.05.2017 | E-Werk, Köln
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Do. 18.05. 19:00 Uhr
BERGFILM Im Substage Café
So. 21.05. 19:00 Uhr
DORJE FEAT. ROB CHAPMAN Alter Schlachthof 19
76131 Karlsruhe
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09.04 | Bembers 13.04 | Frankfurte Klasse 20.04 | Jan Philipp Zymny 21.04 | Fil Bo Riva 26.04 | Jakob Bro Trio 27.04 | David Pfeffer 27.04 | FIL 12.05 | Sebastian 23 12.05 | Marko Haavisto & Poutahaukat 13.05 | Chakuza & Bizzy Montana 18.05 | Christian Kjellvander 26.05 | Jamaram 06.06 | Shantel & Bucovina Club Orkestar 23.06 | Klaus Major Heuser Band 17.07 | Lee Fields & The Expressions 25.07 | We Are Scientists 23.09 | Kuult 12.10 | Kadavar 18.10 | Faber VVK unter www.zechecarl.de und an allen bekannten VVK-Stellen Stand: 08.03.2017 (Änderungen vorbehalten!)
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22.06.2017 257ers
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24.06.2017 ANDREAS BOURANI 30.06.2017 SARAH CONNOR + WINCENT WEISS
06.07.2017 JEAN-MICHEL JARRE 12.07.2017 ZUCCHERO 13.07.2017 AMY MACDONALD 25.07.2017
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JAKUB ONDRA Mi. 26.04.2017 | Kulturkirche, Köln Mi. 26.04.2017 | Underground, Köln
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MERCHANDISE RED CITY RADIO Fr. 07.04.2017 | Gebäude 9, Köln Do. 27.04.2017 | MTC, Köln TEMPLES SHORTSTRAW special guest: Creatures Sa. 08.04.2017 | Artheater, Köln
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Sa. 29.04.2017 | Artheater, Köln
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THE INTERSPHERE
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Do. 20.04.2017 | YUCA, Köln
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Do. 25.05.2017 | Gebäude 9, Köln
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#Preview #Demnächst #Katz und Goldt
Demnächst: Intro No. 252 — 24.04.2017
At The Drive-In, Gorillaz, Feist, Kasabian, Käptn Peng & Die Tentakel Von Delphi, Sylvan Esso, Fazerdaze, Ridley Scott über »Alien: Covenant«, Mac DeMarco, Tom Schilling & The Jazz Kids
BONOBO LIVE ▂ DIE ANTWOORD ▃ DIXON ◊ FATBOY SLIM* ▌▌ GLASS ANIMALS ▥ HERCULES & LOVE AFFAIR ▁ KAMASI WASHINGTON ▃ M.I.A. ∞ MACEO PLEX ▁ MØ ▀ MODESELEKTOR DJ ◊ PHOENIX ≈ RICHIE HAWTIN LIVE ▃ SAMPHA ▄▌ SOHN ▁ TALE OF US ▁ THE KILLS ▥ WARPAINT AGENTS OF TIME ▄ AGORIA ▃ ÂME B2B RØDHÅD ◊ ANDY BUTLER DJ ∞ AURORA HALAL LIVE ▁ BARKER & BAUMECKER ▂ BEN FROST LIVE ≈ BICEP LIVE ▥ BJARKI LIVE ▌▌ CINTHIE ▃ CLAPTONE ◊ COURTESY ▀ DAN BEAUMONT ∞ DANIEL AVERY ▥ DAVE ▂ DAVIS ▁ DENIS HORVAT ◊ DENIS SULTA ∞ DJ DEEP ≈ EGYPTIAN LOVER ◊ ELISABETH ▂ ELLEN ALLIEN ≈ FJAAK ▥ GUSGUS ▁ HAIYTI ▃ HONNE ▄▌ JENNIFER CARDINI ▃ JIMI JULES ▂ JOB JOBSE ▁ JON HOPKINS DJ ◊ JP ENFANT ▥ JULIA GOVOR ∞ KATE TEMPEST ▂ KIDDY SMILE ≈ KÖLSCH DJ ◊ KONSTANTIN SIBOLD ▀ LAKUTI ▥ LIL SILVA ▄▄▄ MAGGIE ROGERS ▃ MALL GRAB ▥ MARCEL DETTMANN ◊ MASSIMILIANO PAGLIARA ▂ MICHAEL MAYER ▁ MK ▃ MONOLOC ▃ MUTINY ON THE BOUNTY ▄▌ NAO ▥ RAMPUE LIVE ▃ RECONDITE LIVE ▂ RED AXES ▌▌ RROXYMORE ◊ SKATEBÅRD ▂ SONJA MOONEAR ∞ SOULECTION SHOWCASE ◊ SYLVAN ESSO ▁ TEREZA ▂ THE LEMON TWIGS ◊ TIJANA T ∞ TINI ◊ TOM MISCH LIVE ▥ TONY HUMPHRIES ▀ VOLVOX ◊ VON WEGEN LISBETH ▂ WHOMADEWHO DJ ◊ AND MANY MORE
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