Intro #256

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#Pop #Kultur #Life #Style

Spiel nicht mit

WANDA den Schmuddelkindern!

Jamila Woods — Kettcar — St. Vincent — Es — Elisabeth Moss — Wolf Alice — Fink

— Benjamin Clementine — Torres — Action Bronson — Besuch einem SXF-Studio — Razz — Kelela

#256 Oktober 2017 gratis www.intro.de


Foto: Kuenstleragentur

Benjamin Clementine 20. November

koelner-philharmonie.de 0221 280 280


e n i t n e m e l Benjamin C s e l a z n o G y Chill Nils Frahm y a M k c i r r e D d l a w s O n o Moritz v o k n a S s e l y M o n a t s i r T o c Frances a g e M a d e Androm a r t s e h c r O Express n i u g n e P o GoG a l i e L ‘ u o r h Mas und viele andere




20 JAHRE FESTIVALGUIDE DAS ÄLTESTE DEUTSCHE MEDIUM FÜR FESTIVALKULTUR

Bügelt die Kutte, taucht das Köpfchen ins Glitterfass und holt die Ausgeh-Gummistiefel aus dem Schrank – wir feiern!

Bei Tischtennis, Beer-Pong und an der Absolut-Bar eröffnen wir den Geburtstagsreigen mit der Vernissage einer Konzertfoto-Ausstellung von Festivalguide-Fotograf Christian Hedel.

AM 05. OKTOBER 2017 IM GREATLIVE, KÖLN

#FESTIVALFANATICS WELCOME!

SEIT 1997

2 0 JA HR E DAS ORI G I NAL


Foto: Jaume Albert Martí

#Intro Editorial

#Intro

»Wenn ich für jemanden ein Arschloch bin und es ihn unterhält: super. Dann hab ich alles richtig gemacht.« Das jedenfalls behauptet Marco Michael Wanda in unserer Titelstory. Zum Interview traf Elsa Swanenburg Teile von Wanda zwischen »Black Mamba« und Bierchen auf dem Prater in Wien. Nachdem die vier Österreicher unsere Jubiläumsparty zum 25. mit ihrem wilden Nirvana-Set aufgemischt hatten, war für uns klar, dass sie auch mit Album Nummer drei auf unser Cover müssen. Die melancholische und zugleich hoffnungsvolle Stimmung passt außerdem perfekt zu diesen ersten Herbsttagen. Neben Wanda haben wir aber auch weitere spannende Menschen getroffen: Marcus Wiebusch, der sich mit Kettcar eindrucksvoll und meinungsstark zurückmeldet, die glamourös-geniale St. Vincent, Miss Rätselhaft a.k.a. Torres, »Blk Girl Soldier« Jamila Woods, die wandlungsfähige Schauspielerin Elisabeth Moss – und wir ließen uns von Benjamine Clementines Aura einhüllen. Wir hoffen, ihr habt beim Lesen ähnlich viel Spaß wie wir beim Schreiben. Kommt gut in den Herbst! Daniel Koch (im Namen der Redaktion)

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Das Leben der Anderen

DAS LEBEN DER ANDEREN Ein Heft ist ja immer nur so gut wie seine Leserinnen und Leser. Deswegen schmeißen wir regelmäßig kleine wie große Events, um euch kennenzulernen. Auf einem davon – dem Intro Intim in der Kölner Wohngemeinschaft im Rahmen der c/o pop – entstand dieses Publikumsfoto, kurz bevor Voodoo Jürgens, Josin und Schwarz die kleine Bühne betraten. Danke an dieser Stelle an alle Gäste, alle Acts und Kollegin Julia Brummert, die eloquent durch den Abend moderierte.

Der 1980 im spanischen Valencia geborene Fotograf Jaume Albert Martí hat für sein Projekt »Ratón Salvaje« dem Vergnügungspark, den er als Kind so liebte, ein Denkmal gesetzt. Oder vielmehr: den Ticketverkäuferinnen und -verkäufern, die hinter den leuchtenden Fassaden oft ein eher schwieriges Nomadenleben führen. »Ratón Salvaje« heißt übersetzt übrigens »Wilde Maus« und ist zugleich der Name des Jahrmarkts, der einmal im Jahr in Valencia Station macht. Ein Interview mit Jaume Albert Martí gibt’s auf intro.de unter #Künstler des Monats.

Von Nick Helderman stammen das wunderschöne Coverfoto und die Bilder für die Titelstory – hier sieht man ihn bei der Arbeit mit Marco Michael Wanda. Für diesen Job gebührt Nick ein Jetset-Orden: Er kam früh morgens von einem Festival in London, traf Band und Autorin auf dem Prater in Wien und flog nach einem feuchtfröhlichen Abend am Folgetag – ebenfalls sehr, sehr früh – zurück in seine Heimatstadt Amsterdam.

Leri Matehha ließ sich für unsere Modestrecke »Suits Every Body« in modische Anzüge kleiden, die Mann und Frau gleichermaßen tragen können. Mit dieser Ausgabe verabschiedet sich unsere #StyleRedakteurin Frederike Ebert in den Mutterschutz – wir wünschen alles Gute und erwarten den ersten Besuch mit Nachwuchs!

Aus der Redaktion Wolfgang: »Es wird gelesen, was auf den Tisch kommt.« Martin: »Pah, dann rauche ich eben mein Mittagessen!« Fred: »Oh, ich dachte, wir könnten uns so Hüte aufsetzen und aussehen wie kleine Hunde oder so.«


Inhalt

INHALT #Intro

#Pop

Bilder von: Martin Petersen, Ben Toms, Roman

Im Boxring mit Wanda 40

Schramm, Alec Soth 12

Klatsch, Tratsch und Musik: St. Vincent

Moses Sumney: Charisma, Baby! 16

The Killers: Ist Rock tot? 46

Jamila Woods: Referenzen wie Brotkrumen 18

Benjamin Clementine: Disney-Wonderland 48

Wieder aufgetraucht: Fink 20

Nur im Herzen Punk: Kettcar 50

Auftakt mit: Starsailor, Protomartyr, Shout Out

Mehr Jung als Freud: Torres 54

Louds, Leslie Clio, Top 7 LCD Soundsystem

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Chefkoch Action Bronson

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Kelela im kulturellen Kampfgebiet 58 Strammer Max und Gyrosteller: Razz 60 Post von Wolf Alice

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#Kultur Neuverfilmung mit Special-Effects: »Es« 66 Elisabeth Moss im Gespräch 68 Neu im Kino: »Tom Of Finland« und »Conny Plank« 70 Neu auf DVD: »Countdown Copenhagen«, »Lommbock« und »House Of Cards« 74 Neue Games: »The Long Dark« und »Mario + Rabbids Kingdom Battle« 76

#Life Reportage: Studiobesuch beim SFX-Spezialisten 80 Popküche: Schattenwolf-Scones aus »Game Of Thrones« 86

#Style Foto: Svenja Trierscheid

Modestrecke: Suits Every Body 90 Prof. Dr. Barbara Vinken über Power Suits 95

#Review Platten vor Gericht 98 Neue Platten 100 Impressum / Dein Intro 10

#Preview

Abo 11

Intro empfiehlt 118

Katz & Goldt / Demnächst 130

Kalender 120

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Dein Intro

DEIN INTRO Und wo warst du im Oktober 2007? Intro #154

IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln Fon +49 221 949930, Fax +49 221 9499399 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Director Publishing & Projektleitung Intro Martin Lippert Director Brand & Media Cooperations David Winter Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellvertretender Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirektor Holger Risse

Covergeschichte: Die Kompakt’sche Superboygroup Su-

permayer, bestehend aus Superpitcher und Michael Mayer, ist gekommen, um die Musikwelt mit Tanzbeats zu retten. Ob Pop oder Techno scheint dabei erst einmal egal! Wie wahre Magier schweben sie mehr über als auf dem Cover. Storys: Chrome Hoof, Stars, Young Galaxy, Jens Friebe, Supermayer, Devendra Banhart, PJ Harvey, Múm / Robert Wyatt, Beirut, Jack Peñate, Foo Fighters, The Robocop Kraus / The Weakerthans, Kilians Wichtige Alben: Babyshambles »Shotter’s Nation«, Devendra Banhart »Smokey Rolls Down Thunder Canyon«, Nick Drake »Family Tree«, Escapado »Initiale«, José González »In Our Nature«, PJ Harvey »White Chalk«, A Life, A Song, A Cigarette »Fresh Kills Landfill«, M.I.A. »Kala« Platten vor Gericht: Sieger: Stars – 8,12 / Letzter: Gentleman – 4,37 Besondere Vorkommnisse: Kochen mit Debbie Harry, dem einstigen Glamour-Girl der 80er. Während man hinter den Töpfen Großes erwartet, fällt schon im zweiten Absatz der Satz »2007 ist nicht gerade das Jahr, in dem Stars noch wirklich Stars sind«. Hinzu kommt der schwierige Umstand, dass der Fotograf die Songs des neuen Albums auf der Hinfahrt nicht länger als zehn Sekunden ertragen kann. Eine weitere Enttäuschung für ihn ist das Gesicht der 62-Jährigen: Es hat zu viele Operationssäle von innen gesehen. Schlagzeile des Monats: Live-Aufzeichnung der »Johannes B. Kerner«-Show: Eva Herman fliegt raus +++ Präsident Sarkozy macht die Trennung von seiner Frau öffentlich +++

Stellvertretende Artdirektorin Frederike Wetzels Redaktion Senta Best (Textchefin, #Life), Frederike Ebert (#Style), Kristina Engel (Lektorat), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (CvD, #Review), Şermin Usta, Frederike Wetzels (Foto) Live-Redaktion Thomas Lorber, Henrike Schröder (Volontariat), Carsten Schumacher Layout Jörn C. Osenberg (osi) Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Julia Brummert, Philip Fassing (Leitung Produktentwicklung), Bastian Küllenberg (Leitung Social Media) Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Hannah Bahl, Kristof Beuthner, Fionn Birr, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Dominik Bruns, Helen von Daacke, Sascha Ehlert, Rami Eiserfey, Valentin Erning, Lars Fleischmann, Lisa Forster, Nina Gierth, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Dirk Hartmann, Patrick Heidmann, Nils Herrmann, Mark Heywinkel, Ulf Imwiehe, Paula Irmschler, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Kerstin Kratochwill, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Jan Martens, Mathias Meis, Sarah Neuhaus, Katja Peglow, Olaf Radow, Verena Reygers, Henje Richter, Philipp Röttgers, Nils Schlechtriemen, Christian Schlodder, Simone Schlosser, Kira Schneider, Leonie Scholl, Michael Schütz, Silvia Silko, Hanno Stecher, Christian Steigels, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Elsa Swanenburg, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Tobias Tißen, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Oliver Uschmann, Annette Walter, Timo Weber, Liz Weidinger, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Marius Wurth, Louisa Zimmer Coverfoto Nick Helderman Illustrationen Peter Hoffmann, Alexandra Ruppert Fotos Natasha Auf’m Kamp, Carmen Catuti, Jacopo Emiliani, Dafy Hagai, Nick Helderman, Robin Hinsch, Laura McCluskey, James Perolls, Katharina Poblotzki, Lukas Senger, Svenja Trierscheid, Alexander Wagner, Erik Weiss und Pressebildfreigaben Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Svenja Bender PraktikantInnen Benjamin Bender, Melanie Frommelius, Hanna Rose, Marlien Rubner, Luca Schröder, Lukas Senger, Lena Zschirpe Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 9499341) Abo Moritz Tontsch (abo@intro.de) Brand & Media Cooperations Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: David Winter (Leitung) -63 (Media & Marken & Digital), Martin Lippert -17 (Musik, Film, Marken), Sabrina Esser -33 (Marken & Media), Kathrin Marion Fischer -75 (Digital Sales), Geraldine Schleder -19 Büro Berlin Fon +49 30 4036705-Durchwahl: Sebastian F. Dudey -11 (Live Entertainment & Kleinanzeigen) Auftragsannahme & Administration Eva Sieger (Leitung) -14, Florian Schuster -16 Fax +49 221 9499388 Aktuelle Anzeigenpreisliste Mediadaten 2017 (Nr. 27 aus 11/2016) Download Mediaunterlagen hoerstmann.de/mediadaten Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900

Der Oktober ist seit jeher der Kampfmonat in Sachen Albenveröffentlichungen. Kein Wunder, dass schon wieder nicht alles ins Heft passte. Unser schönes Interview mit Fünf Sterne Deluxe zum Beispiel, das Carina Hartmann für uns führte und das ihr auf intro.de findet. »Für uns ist das kein Comeback, es geht einfach weiter im Kontext«, sagt Bo darin.

Es ist das Jahr der Jubiläen: Intro wird 25, Melt 20, Tapete 15 und das Grand Hotel van Cleef ebenfalls 15 Lenze alt! Letzerem sei an dieser Stelle von ganzem Herzen (wenn auch ein wenig verspätet) gratuliert! Julia Brummert nutzte beim Trip zum Kettcar-Interview in Hamburg die Gelegenheit und schaute bei den Herren vorbei. Das Gespräch gibt es auf intro.de!

Termine für Nr. 257 / November 2017: Redaktionsschluss: 06.10.2017; Termin- & Anzeigenschluss: 13.10.2017; Druckunterlagenschluss: 17.10.2017; Erscheinungstermin: 30.10.2017 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen Bezugsquellen Bezugsquellen erhältlich an ausgewählten Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!


#Abo

Abonnier uns: 10 × Intro, 1 × Festivalguide und eine Prämie. Für nur 30 Euro.* www.intro.de/abo

Die Abo-Prämien, empfohlen von Intro pfohle em n n vo

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*Abo-Preise: Inland 30 € (inkl. Prämie), Ausland 35 € (exkl. Prämie), Ausland 42 € (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, danach automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach Veröffentlichung der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis 14 Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: intro.de/abo.

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Mit den bisherigen sechs Ausgaben hat sich das Berliner Sova Magazin nicht nur in unsere Wahrnehmung gespült. Es geht um Fotografie, Mode und Kunst – und das mit einem frischen und eigenen Ansatz. Die siebte Ausgabe erscheint im Oktober und behandelt das schwierige Thema »Adult«. Der Fotograf und Creative Director Martin Petersen hat dieses Motiv dazu beigesteuert.


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Naturdokumentationen, Architekturfotografie, Souvenirpostkarten, Briefkunst – die Einflüsse des britischen Fotografen Ben Toms sind so vielfältig wie originell. Nachvollziehbar wird diese Zusammenkunft an Inspirationen in »Untitled«. Seine bei Owl Cave Books erschienene Anthologie fasst 20 seiner aktuellen Werke zusammen.


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Roman Schramm ist eine Art Crossover-K체nstler der aktuellen Fotografie. Der Hamburger verbindet neue mit klassischen Disziplinen und erg채nzt sie dar체ber hinaus um bildende K체nste. Was in der Theorie angestrengt wirken kann, gelingt ihm nahezu spielerisch. Den Beweis liefert sein bei Argobooks erschienener Band.


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Dass Alec Soth meist nach den Regeln der Dokumentarfotografie arbeitet, mag man angesichts der scheinbar kunstvollen Inszenierungen seiner Motive kaum glauben. Doch darin liegt seine wahre Klasse: Was Realität abbildet, ist bei ihm oft pure Poesie. Seine Einzelausstellung Gathered Leaves ist noch bis zum 7. Januar im Haus der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen zu sehen.


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#Pop #Moses Sumney

Moses Sumney

STILLE ORTE #Pop — Die Musik, die Stimme und das Charisma von Moses Sumney wirken auf ganz besondere Weise. Sitzt man ihm gegenüber, ist man ein wenig benommen von seiner Erscheinung, seiner Stimme, seinen Gesten. In ebendiesem Benommenheitszustand hat Stephan Uersfeld den folgenden Text verfasst. Foto: Laura McCluskey

A

n einem heißen Tag im August liegt Moses Sumney, Pastorensohn aus Los Angeles, in einem Raum in einer der oberen Hinterhofetagen des Berliner Szenehotels Michelberger. Unweit des Hotels verweilen etliche von der Hitze geplagte Menschen für einen Moment auf der Warschauer Brücke. Sie lassen ihren Blick über die Skyline der deutschen Hauptstadt schweifen, um sich dann mit einem Getränk am Spreeufer niederzulassen und auf die Nacht zu warten. Sumney braucht heute keine Skyline mehr: Er ist erschöpft. Er wartet auf das nächste Interview. In Gedanken geht er noch einmal seine Antworten durch und fragt sich, was er wohl noch alles beantworten muss. Er ist erschöpft, aber glücklich. Er steht auf, durchschreitet den Raum, scannt ihn, das Sofa und wie es, wenn er sich setzte, das Licht für einen Wimpernschlag verdrängen würde. Wieso sehen wir die Welt, wie wir sie sehen, fragt er sich. Und wann formt sich der Blick auf die Welt, und wie verformt er sich? Waren es die Kirchen, die Hinterzimmer der Gebäude, die zu Kirchen wurden und in denen er die ersten Jahre seines Lebens verbrachte? Waren es die langen Busfahrten während der sechs Jahre als Jugendlicher in Accra, die er entkoppelt von seinem eigentlichen Leben in der kalifornischen Sonne verbrachte? Er hört Nelly Furtado, er hört Brandy und fühlt, wie es war, damals, als sein Vater ihm diese Alben von von dessen Reisen aus den USA mitgebracht hatte. Seine letzte Verbindung. Sein Ausgangspunkt. Die Rückkehr nach Los Angeles. Die Arbeit im Social-Media-Department einer Pizzakette, die Kampagnen-Planungen, die Customer Relations. Ray LaMontagne auf den Ohren. Die ersten Schritte in die Musik. Seine Treffen mit Dave Sitek, mit Solange. Ein Showcase auf der New York Fashion Week. Wie er seinen Stil findet. Schicht für Schicht. Bis sie ihn erdrücken. Doomed. Flügel aus Plastik. Prepared for the fall. Die Vergleiche, die nie ausbleiben. Prince, Jeff Buckley, Nina Simone. Nur die ganz großen Namen. Simone covert er. Solange ist sein Anker. Immer wieder die Frage nach ihr, nicht nach ihm. Noch. Kein Gospel, keine Energie. Sumney will, sagt er leise vor sich hin, während er das Fenster öffnet und die Augustluft in den Raum strömt, seinen Zuschauern das Reden nicht verbieten. Aber seine Musik, findet er, ist an stillen Orten besser aufgehoben. Sie ist Kunst, sie erschließt sich nur, wenn man sich auf sie einlässt. Er blickt aus dem Fenster. Morgen wird er woanders sein. Auf der Warschauer Brücke stehen die von der Hitze geplagten Menschen. Still. Kein Windhauch. — Moses Sumney »Aromanticism« (Jagjaguwar / Cargo) — Auf Tour vom 07. bis 18.11.


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Nur als Bandname gut: Die verpassten Chancen. Start moving. Der neue Ibiza.

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#Pop #Jamila Woods

Jamila Woods

NEUE SANFTE HÄRTE #Pop — Die 1989 geborene Sängerin, Dichterin, Aktivistin und Lehrerin aus Chicago macht eingängigen R’n’BPop – unter dessen perfekter Oberfläche sozialkritische und stolze Poesie lauert. Daniel Koch traf Woods zu einem Gespräch über ihr Debütalbum »Heavn«, Polizeigewalt, die Kraft der Worte und den Wert der Gemeinschaft. Foto: Svenja Trierscheid

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n »BLK Girl Soldier« singst du: »They want us in the kitchen / Kill our sons with lynchings / We get loud about it / Oh now we’re the bitches.« Trotz der kämpferischen Härte dieser Zeilen hat deine Musik einen warmen, optimistischen Vibe und fast schon sakrale Gesangsmelodien. Woher rührt das?

Dank meiner Großmutter hörte ich von Kindesalter an viel Gospelmusik. Später interessierte ich mich sehr für die Geschichte und Codes der Spirituals zur Zeit der Sklaverei. Die Dienstherren dachten damals, ihre Sklaven sängen über Jesus, in Wirklichkeit tauschten sie jedoch Tipps aus, wie man fliehen konnte. Ich mag es, wenn Musik auf diese Weise an Tiefe gewinnt, wenn ich Referenzen wie Brotkrumen auslege – die man finden kann, aber nicht muss. Und ich mag es, wenn das, was ich sage, und die Form, in der ich es sage, die 50 öffentliche Schulen geschlossen. Ohne Organisationen wie die YCA wird es schwieeinen direkten Gegensatz ergeben. Du unterrichtest Jugendliche im kreativen riger, den Kids Kultur und Gemeinschaft auf Schreiben und gibst Kurse für die YCA – die positive Weise zu vermitteln. Young Chicago Authors. Wie kam es dazu?

Dank der YCA lernte ich meine Liebe zur Poesie kennen und fand meine Stimme. Dort trug ich zum ersten Mal vor anderen ein Gedicht vor. Ich verdanke diesen Menschen vieles, ohne die YCA wäre ich nicht die Künstlerin, die ich heute bin. Das möchte ich zurückgeben. Aber es ist mehr als das: In Chicago haben linke wie rechte Lokalpolitiker in den letzten Jahren um

Vor Kurzem marschierten in Charlottesville Nazis und Rassisten auf. Gleichzeitig sitzt ein Präsident im Weißen Haus, den rechte Medien wie Fox, Info Wars und Breitbart an die Macht gebracht haben. Wie wütend macht dich das?

Natürlich ist das widerlich. Aber anstatt meine Energie an blanke Wut zu verschwenden, versuche ich es konstruktiv zu sehen: Viele

privilegierte Menschen, die sich als liberal bezeichnen, aber eine Realität wie den immer noch grassierenden Rassismus verleugnet haben, sind plötzlich aufgewacht und sagen: »Fuck, das ist real!« Diese Demonstrationen, diese Reden, diese Übergriffe erschrecken sie in ihrer Heftigkeit. Ich hoffe, dass sie dadurch aktiver werden, man die kleinen linken Grabenkämpfe vergisst und sich Seite an Seite stellt. Denn machen wir uns nichts vor: Ohne privilegierte weiße Unterstützerinnen und Unterstützer wird eine Bewegung wie Black Lives Matter nicht die Wirkung haben, die sie braucht, um wirklich etwas in der Gesellschaft zu verändern. — Jamila Woods »Heavn« (Jagjaguwar / Cargo / VÖ 06.10.17) — Mehr Interview auf intro.de



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#Pop #Fink

Fink

ENDEN UND ANFÄNGE #Pop — Resurgam. Wer während der Schulzeit zum Latein lernen verdammt war, weiß, was das bedeutet: »Ich werde auferstehen.« Fink nimmt das Wort gleich als Titel für sein neues Album. So richtig abgetaucht war er jedoch nie – also warum bloß? Das fragte Madleen Kamrath sich und ihn. Foto: Carmen Catuti

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ntspannt sitzt Fin Greenall alias Fink auf einer Couch in seinem Studio. Es liegt im tiefsten Wedding, im sogenannten Kulturquartier, das früher Krematorium war. Nebenan ist ein Friedhof. In seinem Song »Day 22« singt Fink davon, sich von irdischem Ballast zu befreien. Sein Album heißt »Resurgam«. Braucht es noch mehr Anhaltspunkte? Klare Sache, dieser Mann ist religiös geworden! Doch darauf angesprochen, verneint Fink sofort: »Ich bin eher nachdenklich als religiös. Spirituell.« Fink sagt, nach der Tour zu »Hard Believer« sei er in ein tiefes Loch gefallen. Habe sich ausgebrannt gefühlt. Damals lebte er bereits in Berlin und ging viel aus – zu viel. »Du bekommst ein Burn-out, wenn du dir keine Zeit für dich selbst nimmst. Genau deswegen kam ich an meine Grenzen. Ich dachte, ich hätte so viel Spaß, und dachte nicht darüber nach, dass ich keine 21 mehr bin.« Statt bis fünf Uhr morgens Biere in der Berliner Bar Franken zu kippen, gibt es jetzt Meditation und Yoga. Resurgam ist auch ein Wort aus seiner Kindheit. Es ist die Inschrift auf einem Bildnis in der Kirche seines Geburtsortes St. Ives in Cornwall. Sie steht in der Nähe des Strandes. Er hat dieses Wort so oft angesehen, es brannte sich ein. Die Küste sei ein besonderer Ort, an den er gehe, um über Wichtiges nachzudenken, sagt er. Der Frage, was genau das sein könnte, weicht er gekonnt aus. Hört man seinem Album genau zu, klingt es fast nach dramatischen

Liebes-Verflechtungen. Wir einigen uns darauf, dass es um Enden und Anfänge geht. Der Sound auf »Resurgam« ist wieder positiver, leichter als auf »Hard Believer«. Weniger Blues, mehr Dub, weniger Wall of Sound, mehr Sound of Fink, von U2-Hausproduzent Flood und in dessen Studio in London aufgenommen. Wer den typischen Fink sucht, höre sich »Not Everything Was Better In The Past« an. Neben »This Isn’t A Mistake« ist der Titeltrack »Resurgam« der wichtigste und auch stärkste Song für Fink selbst. Eine Herausforderung für ihn, gesanglich und instrumental.

Wobei wir wieder bei der Frage sind: Warum »Resurgam«, wenn er doch nie wirklich abgetaucht war? Nach »Hard Believer« aus dem Jahr 2014 veröffentlichte er sein Remix-Album »Horizontalism« und den »Sunday Night Blues Club« – der anstrengend ist für Menschen, die Blues nicht mögen. Andere Bands gönnen sich längere Pausen. Fink sieht es anders: »Es fühlt sich an, als sei ich weg gewesen. Der letzte Auftritt als Fink war 2015. 2016 habe ich gar kein Album rausgebracht und auch kein Konzert gegeben. Ich brauchte einfach eine Pause. I just needed to chill the fuck out.« Was ihn dennoch zurückbrachte: »Ich liebe es, Musik zu machen, ich liebe das Touren. Das sind die Dinge, die mich immer wieder motivieren.« Hoffentlich hält dieses Gefühl noch eine ganze Weile an. — Fink »Resurgam« (R’Coud’d / Ninja Tune / Rough Trade) — Auf Tour vom 19.10. bis 01.12.


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#Pop #Life

Mein Song und seine Geschichte

STARSAILOR »FOUR TO THE FLOOR« #Pop — »Four To The Floor« avancierte 2004 zum weltweit größten Hit für die Post-Britpopper aus dem englischen Wigan. Dass das so nicht geplant war und in welcher Verbindung der Song zu ihrem neuen Album »All This Life« steht, erzählt Sänger und Gitarrist James Walsh Intro-Autor Dirk Hartmann.

E

s hat alles mit einem Riff angefangen, das ich ein paar Mal auf der Gitarre gespielt habe. Dann kam unser Drummer Ben Byrne auf die Idee mit dem Four-to-thefloor-Beat. Dieser Beat hat einen ganz bestimmten Disco-Groove. Zu dem Zeitpunkt, als wir den Song aufgenommen haben, bin ich zum ersten Mal Vater geworden. Das spiegelt sich auch in den Lyrics wider. Der Song ist eine Art Liebeslied. Dieses Glück drückt sich in der Textzeile »I could have it all / Whenever you are near« aus. »Four To The Floor« behandelt aber auch andere Themen. So bezieht sich die zweite Strophe auf den negativen Einfluss, den Margaret Thatcher in den 80er-Jahren auf die Gesellschaft in Großbritannien ausgeübt hat. Der Song hat zwar nicht wie geplant in den Indie-Clubs gezündet, dafür wurde der Track aber im Thin-White-Duke-Remix von Stuart

Price ein großer Hit in der DanceMusic-Szene. »Four To The Floor« war nicht nur ein Hit auf Ibiza, sondern belegte auch in Frankreich, Belgien und Australien Platz eins der Charts. Unser Ziel, einen Hit zu landen, haben wir letztendlich also doch erreicht. Das hatte für uns zudem den Vorteil, mit diesem Erfolg ein völlig neues Publikum erschlossen zu haben. Der Song bewegt immer noch etwas in mir, er besitzt eine gute Energie. Aber auch live strahlt der Track weiterhin jede Menge Kraft aus. Das Publikum liebt ihn wie am ersten Tag. Jedes Mal, wenn wir das Lied spielen, zaubert »Four To The Floor« ein Lächeln in alle Gesichter. »Take A Little Time« von unserem kommenden Album »All This Life« hat einen ähnlichen Sound – wir haben immer noch eine Schwäche für solche Songs. Deswegen performen wir »Four To The Floor« auch heute noch gerne und freuen uns über die Reaktionen unserer Fans. — Starsailor »All This Life« (Cooking Vinyl / Sony)

Four To The Flour With hand on heart you right from the start You taught me to take my part No cross to bear No reason to care My life was all up in air Four to the floor, I was sure Never seeing clear I could have it all Whenever you are near The iron hand Did not understand The plight of the common man Four to the floor, I was sure Never seeing clear I could have it all Whenever you are near Four to the floor, I was sure She would be my girl We’d rent a little world Have a little girl Four to the floor, I was sure Never seeing clear I could have it all If only you were here Four to the floor, I was sure She would be my girl We’d rent a little world Have a little girl


TUN E D BY

#Life — Cover-Kitchen

Casper »Lang lebe der Tod«

3 - DAY FES T I VA L

Für »Lang lebe der Tod« sechs formschöne Lakritz-Schnecken aufdröseln, auseinanderziehen und im Stacheldraht-Look ineinander drehen. An den entsprechenden Stellen passende Knotenstücke anbringen – fertig. Lang lebe Haribo! Ihr habt auch Ideen für Cover, die man mit Essen nachstellen kann? Her damit! Schickt einfach eine Mail mit dem Betreff »Cover-Kitchen« und eurem Vorschlag an verlosung@intro.de. Wir wählen aus, kochen nach und versorgen den Gewinner mit einem Überraschungspaket mit aktuellen Alben und Filmen.

»Ich spreche sonst nie über das, was in mir vorgeht. Andere haben enge Freunde – ich habe nur die Musik als Ventil.« Angus Stone — Angus & Julia Stone »Snow« (Vertigo / Universal) — Intro empfiehlt die Tour vom 11.10. bis 05.11. — Das ganze Interview mit Angus & Julia Stone auf intro.de

• R OMEO ELVIS + LE MOTEL • • HER • R ILES • J BER NAR DT • • LIL STAR • E DSUN • DOR IAN & LOUVAR • NOVA T WINS • • AIMING FOR ENR IKE • • FAON FAON • SUPER ORGANISM • • THEM LIGHTS • TUYS • PAULI. • • F.U.N.C • TOMIN •

+ 3 - DAY C O N FER EN C E M EE T, E XC H A N G E A N D N E T WO R K AT LUX EM B O U R G ’ S L E A D I N G C O N FER EN C E C O N N EC T I N G M U S I C , I .T. A N D T H E C R E AT I V E I N D U S T R I ES . K E Y N OT E S BY:

BENJI ROGERS ( D OT B LO C KC H A I N P R O J E C T ) IMOGEN HEAP ( S I N G E R - S O N GW R I T E R A N D E N G I N E E R )


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#Pop #Life #Kultur

Shout Out Louds

DIE WÖLFE HEULEN NOCH

De Maizière des Monats

#Pop — Vier Jahre lang war es ruhig um die Shout Out Louds. Mit »Ease My Mind« erscheint nun das fünfte Album der Band aus Schweden. Julia Brummert hat mit Sänger Adam Olenius telefoniert.

K

eine Ahnung, ich hatte die Augen geschlossen«, sagt Adam Olenius auf die Frage, wie die Fans auf die neuen Songs reagiert hätten, als er mit den Shout Out Louds im Sommer ein paar Festivals spielte. Dabei kann er wirklich unbesorgt sein. Die Shout Out Louds verlassen sich auf das, was sie immer schon gut konnten: zauberhafte Melodien schreiben. Olenius’ Stimme ist nach wie vor geprägt von Sehnsucht, und die etwas schwurbeligen Experimente vom Vorgänger »Optica« haben sie auf »Ease My Mind« einfach unterlassen. Stattdessen gibt es vertrauten, schönen Indie-Pop. Vier Jahre sind seit dem letzten Album vergangen, Olenius hat eine Solo-EP aufgenommen, und Keyboarderin und Sängerin Bebban Stenborg ist bei Astropol eingestiegen. Irgendwann kam die Band aber wieder zusammen, als alte Freundinnen und Freunde, die zusammen Musik machen, wie Olenius erklärt: »Über die Jahre fiel es uns immer leichter, Lösungen für

Probleme zu finden, wenn es welche gab. Wir haben gelernt, besser miteinander umzugehen. Wir sind stärker geworden und fühlen uns fast wie ein Wolfsrudel. Wir wissen, was wir als einzelne Personen draufhaben und wie jeder seinen Beitrag leisten kann.« Irgendwann haben sie neue Songs geschrieben, einige verworfen und zwischen August 2016 und Februar 2017 an »Ease My Mind« gearbeitet. »Natürlich machen wir uns Gedanken darüber, wie das Ergebnis klingen wird, aber eigentlich steht im Mittelpunkt, die Familie wieder zusammenzubringen«, sagt Olenius. »Das ist wie eine Reunion – als würde man seine Freunde nach langer Zeit wiedersehen. Wir sehen einander nicht als Kollegen. Wenn wir das tun würden, gäbe es die Band nicht mehr.« Wie harmonisch es bei den Shout Out Louds zugeht, sieht man auch in den zahlreichen »Discoveries«-Videos, die die Schweden während ihrer Tourneen aufnehmen. Man möchte am liebsten in den Bandbus einsteigen und mitreisen. Oder direkt nach Mallorca fliegen, wo das Video zur ersten Single »Oh Oh« entstanden ist. Zunächst muss aber das Hören des neuen Albums reichen. Und das klingt ganz genau so: wie ein Wiedersehen mit alten, lang vermissten Freundinnen und Freunden. — Shout Out Louds »Ease My Mind« (Columbia / Sony) — Intro empfiehlt die Tour vom 04. bis 14.10.

#Life — Vielleicht ist unser werter Herr Innenminister im Oktober ja genau das nicht mehr – allzu sehr sollte man auf den Wechsel allerdings nicht hoffen. Diesmal wurde dem armen Thomas fast ein wenig übel mitgespielt: Als sein Ministerium ein Foto postete, das ihn bei einer Gruppenarbeit mit Schülerinnen und Schülern in der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen zeigt, sah man ihn vor einem Papier mit Argumenten zum Standpunkt: »Ich bleibe zu Hause! Denn Gegendemos bringen nichts. Sie werten die Nazis nur auf und bringen denen mehr Aufmerksamkeit.« Darunter stand: »Es gibt genug Probleme.« Oder: »Zu Hause ist man sicherer.« Nach dem hämischen Shitstorm klärte sein Ministerium auf: Es sei eine »grob verzerrende Einschätzung der Situation.« Das sei »eine Diskussion innerhalb eines Rollenspiels, bei dem Schüler am Beispiel einer größeren rechtsextremen Kundgebung« eine von drei Positionen einnehmen sollten. Tja, und eine davon trauten viele anscheinend sofort Thomas De Maizière zu. Auch irgendwie bedenklich ...


#Kultur — Um Nick Cave ranken sich zahlreiche Mythen. Sein Werk ist reich an schrägen Gestalten, sein Leben gezeichnet von Leidenschaft und Tod. Der Künstler Reinhard Kleist (»Der Traum von Olympia«) nähert sich diesem Leben mit grobem Strich, sein Comic »Mercy On Me« steckt voller Zitate und zerrissener Figuren. Eine ausführliche Kritik findet ihr auf intro.de. Das Buch gibt’s als regulären Comic und als wunderschönes Artbook. Es zeigt gute Einblicke in Kleists Arbeit, die übrigens von Cave selbst begleitet wurde.

Zwei wie ihr, die dürfen sich nie verlieren

Luke Skywalker

Troy Bolton

(Mark Hamill in »Star Wars«)

(Zac Efron in »High School Musical«)


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#Pop #Life

DAS UNBEHAGEN IN DEN STÄDTEN #Life — Der Illustrator Peter Hoffmann hält absurde Szenen fest, die wahrscheinlich in jeder Großstadt vorkommen.

Leslie Clio

5 Dinge, die ich liebe, andere aber hassen #Pop — Am 3. Oktober startet die Clubtour zu ihrem Album »Purple«, dazu gibt es eine neue Akustik-EP. Wir trafen Leslie auf ein Käffchen, bei dem sie uns unter anderem ihre persönlichen Guilty Pleasures aufzählte. Das Interview gibt’s auf intro.de. 01 Knoblauch

04 Spontaneität

Wenn jemand nach Knoblauch riecht, macht mich das grundsätzlich glücklich, weil ich dann weiß, dass derjenige gut gegessen hat. Sehe ich bei mir selbst auch so, ohne Knoblauch fang ich gar nicht erst zu kochen an.

Pläne sind cool, aber man soll sie auch ändern dürfen. Ich habe Freunde, mit denen man 14 Tage im Voraus ein Abendessen planen muss, und das geht bei mir grundsätzlich schief. Einen Anrufer, der mir sagt, er hole mich in zehn Minuten mit dem Auto zum See ab, empfange ich dagegen mit Kusshand.

02 Chlor Mein Lieblingsduft. Deshalb findet man mich auch viel in Schwimmbädern. Mein erstes eigenes Parfüm, das vielleicht so um 2025 erscheint, wird definitiv eine sehr dominierende Chlornote enthalten.

03 Sprung ins kalte Wasser

Der Gedanke, sich über Verspätungen aufzuregen, liegt mir sehr fern, schließlich gibt es immer was zu tun: schnell ‘nen Artikel lesen, was liken, ‘ne E-Mail schreiben, telefonieren, etwas zu Ende denken. Jemanden wegen Verspätung zu stressen finde ich banane. — Neue Akustik-EP im Oktober — Auf Tour vom 03.10. bis 11.11.

Artwork: zentraleberlin.com · Foto: eyecandyberlin.com

Am besten einmal am Tag. Ich brauche dringend eine eigene Regenwassertonne. Es klärt den Kopf und härtet ab.

05 Warten

fourmusic.com jennifer-rostock.de facebook.com/jenniferrostock

DAS NEUE ALBUM AB APRIL 2018 AUf ToUR


#Kratzen & Beißen

Gegen Blogger #Life — »Schreibt mir in die Kommentare, lasst ein Like da, teilt mein Video, kauft über meinen Link, lasst euch meinen Namen auf die Stirn tätowieren, verstoßt eure Eltern und liebt stattdessen mich: euren Blogger.« Aber nicht mit Rami Eiserfey! Der zeigt diesem »Berufsstand« lieber den Mittelfinger.

Illustration: Alexandra Ruppert

Bloggerin Carmushka, ihres Zeichens hohle Fritte und ehrenamtliche Verkaufsvertreterin aus der Hölle, hat es auf den Punkt gebracht: Bloggen ist nicht nur Arbeit, sondern auch ein echt harter Job! Man hat es schon schwer, wenn die Eltern das Taschengeld auf 2000 Euro im Monat reduzieren – die Miete im Münchner Loft zahlt sich schließlich auch nicht von allein. Zum Glück lebt der Großteil der jüngeren Generation in einer Traumwelt, bestehend aus Unboxing Videos, Haul-Battles, perfekt inszenierten Emotionen und falscher Freundlichkeit. Die hohlen Idole unserer Zeit propagieren ihren menschlichen Morast auf Videoplattformen und über soziale Netzwerke, um das größte Gut der Jugend für sich zu gewinnen: die Kohle. Gebt euer Taschengeld komplett bei DM aus, für Schminkzeug, das ihr als 13-jährige Schülerinnen dringend haben müsst. Ihr braucht keinen Hauptschulabschluss, solange ihr eine Kamera und Langeweile habt. Zieht eurer Anhängerschaft die Kröten aus der Tasche und füllt ihre leeren Seelen mit eurem grenzdebilen Gift. Ihr seid erst dann richtige Blogger, wenn ihr fertig geschminkt aufwacht und euer fester Freund Egon euch Erdbeeren ans Bett bringt, für die in Spanien Kinder auf dem Feld verendet sind. Erstellt Affiliate-Links für Nirvana-Shirts, ohne jemals einen Song von ihnen gehört zu haben. Kurt Cobain steht von den Toten auf, um sich direkt noch mal abzuknallen. Die Ramones schlagen euch mit eurem Selfiestick den Schädel ein, während Elvis Presley euch in ein Sandwich packt und daran erstickt. Mit Grimm werde ich diejenigen strafen, die es wagen, meiner Schwester Bibi einen Daumen runter zu geben. Es soll Frösche vom Himmel regnen, bis auch die letzte unschuldige Seele von der Influencia-Seuche dahingerafft wurde.

DIE KOMPLETTE FÜNFTE SEASON

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#Pop

TOP 7

DIE DNA DES LCD SOUNDSYSTEM #Pop — James Murphy ist zurück. Mit seinem Comeback-Album »American Dream« hat er direkt die erste Nummer eins in den USAlbumcharts hingelegt – ein zweiter Frühling trotz vertonter Midlife-Crisis. Zur Feier des Tages haben die Intro-LCD-Ultras Holger Risse und Martin Lippert die DNA des Murphy-Sounds an sieben Songs festgemacht.

02 ESG My Street

03 Joy Division No Love Lost

Der Titel »Daft Punk Is Playing In My House« weist in die falsche Richtung: Der vielleicht erfolgreichste Song des LCD Soundsystem klingt nicht versnobt französisch, sondern eher wie der räudige Sohn von »My Street« der New Yorker Avant-Funk-Band ESG. Hier verneigt sich zum stoischen Schlag der Kuhglocken Murphys Brooklyn der Nullerjahre vor der South Bronx der 80er. Und, das muss man feststellen: »My Street« ist nicht minder gut gealtert.

06 The Velvet Underground White Light, White Heat

— LCD Soundsystem »American Dream« (Columbia / Sony)

Der Hitverweigerungshit »You Wanted A Hit« von Murphy hat deutlich hörbar den Groove beim Grauzone-Klassiker »Eisbär« von 1981 geborgt. Das merkten zahlreiche Fans kurz nach dem 2010er-Release »This Is Happening« und lenkten endlich mal wieder ein wenig Aufmerksamkeit auf die Schweizer Band um Martin Eicher. Warum kam eigentlich noch keiner auf die Idee, daraus ein Mash-up zu machen? »You Wanted An Eisbär« – wir würden es feiern.

04 The Cure Short Term Effect

In diesem Fall legt James Murphy mal eine deutliche Spur zu einer Band, die er verehrt: Für eine Split-7“ zur gemeinsamen Tour mit Arcade Fire coverten LCD Soundsystem den frühen Joy-Division-Brocken »No Love Lost«. Murphys pointierter Zynismus und Ian Curtis’ trockene Verzweiflung passten ja eh schon immer gut zusammen – in Verbindung mit dem rauen Nachspiel des Instrumentalparts klingt Murpyhs Update fast so dringlich wie das heilige Original.

05 Paperclip People Throw

Für die iTunes-Version des »This Is Happening«-Albums legte James Murphy noch ein zehnminütiges Cover des Detroit-Techno-Klassikers »Throw« drauf, das Carl Craig unter seinem Alias Paperclip People 1994 auf den Markt gebracht hatte. Die Version von LCD Soundsystem befindet sich dabei meistens auf Augenhöhe zum Original, kühlt dessen Betriebstemperatur aber spürbar herunter, zumindest, bis Murphy zu einem heliumhohen Falsettgesang ansetzt, der auf geniale Weise nervt.

01 Grauzone Eisbär

»I Used To« vom neuen LCD-Soundsystem-Album ist eine mehr als offensichtliche Verneigung vor The Cure. Während die amerikanische Musikwebseite The Ringer meinte, sie klänge, »als würde man alle Stücke auf ›Disintegration‹ gleichzeitig abspielen«, stand allerdings eher »Short Term Effect« vom Album »Pornography« Pate. Murphy bekannte sich erst unlängst in einem GuardianInterview als Fan: »Ich war besessen von The Cure. Es brach mir das Herz, als Lol Tolhurst die Band verließ.«

07 Harry Nilsson Jump Into The Fire

James Murphy verneigt sich gleich mehrfach vor The Velvet Underground: Während »All My Friends« »Waiting For The Man«-Referenzen anklingen lässt, lästerten viele Kritiker über »Drunk Girls«, der Track sei »White Light, White Heat« – bloß im Jahr 2010 und mit neuem Text. John Cale und Murphy kennen und schätzen sich übrigens – was man in einem gemeinsamen Interview für den Guardian erfährt und auch daran erkennt, dass Cale auf der »All My Friends«-Single ein Cover beisteuert.

Der 1994 verstorbene Songwriter stammte wie Murphy aus Brooklyn. LCD Soundsystem coverten dessen rockigen Hit aus dem Jahr 1971 – vom Album »Nilsson Schmilsson« – und machten ihn nicht nur tanzbar, sondern auch zu einer gern gespielten Zugabe auf ihren Konzerten. Auch bei der »Abschiedsshow« tauchte »Jump Into The Fire« in der Setlist auf. Sollte und kann man sich im Film »Shut Up And Play The Hits« ansehen.


#Pop

Herzensläden

GEBÄUDE 9 #Pop – Jeden Monat stellen wir einen Club vor, der uns am Herzen liegt. Diesmal das Gebäude 9 in Köln, das Wohnzimmer der Intro-Redaktion.

Lebt man als Nachtmensch länger in einer Stadt, schält sich im Laufe der Zeit ein Ort heraus, der zur Basis und auch einer Art zweiten Heimat wird. Ein Ort, an dem man verlässlich die guten Menschen trifft und kaum schlechte, an dem man sich noch verabredet, wenn der Rest der Stadt nachts durchlebt und fad erscheint. Eben der Ort, dem man immer vertrauen kann. Für alle Generationen von

Intro-Redaktionsmitgliedern war dieser Ort seit dem Umzug nach Köln das Gebäude 9. In einer Halle der ehemaligen Motoren- und Fahrzeug-Fabrik Klöckner-Humboldt-Deutz war 1996 der Club mit den verlässlich spannendsten Rock- und Pop-Konzerten der Stadt entstanden. Das Gebäude 9 wurde aber auch schnell zum Rückzugs- und Sehnsuchtsort mit einem stets geduldigen und empathischen

Tresen. Logisch, dass Intro dort einen Großteil seiner Intro-Intim- und Introducing-Konzerte veranstaltet hat. Den räudigen Charme des Gebäude 9 kennt man mittlerweile nicht nur in ganz Köln, sondern auch im ganzen Bundesgebiet: Gleich viermal wurde der Club mit dem Spielstättenprogrammpreis »Applaus« der Initiative Musik ausgezeichnet, 2015 sogar als »Spielstätte des Jahres«. Die damals erhaltenen 25.000 Euro hat das Gebäude 9 in Langfristigkeit investiert, wie Betreiber Jan van Weegen erzählt: Man schaffte unter anderem neue Bühnenmonitore an. Denn bei allem Charme bleibt eines sicher: Um weiterhin Heimat zu sein, muss sich auch ein Club wie das Gebäude 9 weiterentwickeln. Text: Christian Steinbrink / Foto: Christian Faustus

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#Pop #Life

#Life — Ashley Shotwell ist die Frau für außergewöhnliche Kuchenbestellungen. Auf Instagram (@ashleyshotwellcakes) kann man ihr bei der Arbeit zuschauen. Die amerikanische Bäckerin setzt viele Sonderwünsche ihrer Kunden um. Nach eigener Aussage hat sie schon »Torten mit brennenden Polizeiwagen, mit Genitalien und eine ›Resist Fascism‹-Torte« gebacken. Für diese Torte fing sie sich den Hass amerikanischer Nazis ein – was ihr aber wenig auszumachen scheint. Den Kollegen von Vice Munchies verriet sie:

»Die Torte war nicht meine eigene Idee. Jemand hat sie bestellt. Aber ich hatte kein Problem damit. Ich dachte mir, dass die einzigen Menschen, denen ich damit vor den Kopf stoßen würde, Nazis wären.« Also nicht heulen, liebe Nazis: Eine Torte lässt man sich doch gerne vor den Kopf stoßen.

Protomartyr

JEDE D MENGE LÄRM #Pop — Soeben hat die Postpunk-Band Protomartyr ihr neues Album »Relatives In Descent« veröffentlicht. Chris Umbach hat mit einem unerwartet entspannten Joe Casey über das Übel der Welt gesprochen und erfahren, warum die Band 2017 kein fluffigeres Album machen konnte.

rei Mal haben Protomartyr nun schon Tonträger mit ihrem sehr eigenen, grimmigen Sound bepresst. Jedes Mal setzte dieser sich aus einem dunkel holpernden Soundkoloss und dem lyrisch versierten Brüllen von Joe Casey zusammen, den man am Telefon fast nicht wiedererkennt. Ausgelassen plaudert dieser Mann, der in seinen Texten den Untergang der Welt, oder mindestens der Menschlichkeit, besingt. Vor der Ankündigung von »Relatives In Descent« sagte Casey in Interviews noch, er wolle endlich ein Album machen, das nicht so düster werde wie seine drei Vorgänger. »Das hat dann leider nicht geklappt«, gesteht er lachend. »Meine aktuelle Stimmung gab es einfach nicht her.« Im täglichen Kreuzfeuer von Fake News und Populismus erkoren Protomartyr »Wahrheit« zum zentralen Thema

von »Relatives In Descent«. »Ich glaube, dass es eine Art universelle Wahrheit für uns alle gibt: eine Art verbindende Menschlichkeit. Aber ich glaube, in der Geschichte – und gerade heute – ist da einfach jede Menge Lärm und zu viel Ablenkung zwischen uns und dieser Wahrheit. Sie versucht durchzudringen, schafft es aber nicht.« Nicht ganz unschuldig daran ist wohl das gute alte World Wide Web: »Es ist ein grandioses Tool, aber ich denke auch – ohne zu dystopisch sein zu wollen –, dass es all den Lärm und unnötige Missverständnisse stärkt.« Jetzt klingt der Mann am anderen Ende der Leitung doch etwas besorgt. Auf die Frage, ob er – auch bezogen auf den Albumtitel – denn überhaupt noch Hoffnung empfinde, sagt er zum Abschluss: »Wir haben das Gefühl, die Welt zerfällt. Es gibt schlicht Phasen, in denen solche Sachen passieren. Ich hoffe, dass nach diesen auch wieder Phasen des Verstehens kommen. Ich hoffe es wirklich. Aber ich bin kein Experte. Ich habe keine Ahnung.« Dann lacht er erleichtert. — Protomartyr »Relatives In Descent« (Domino / GoodToGo / VÖ 29.09.17)


#Pop

WEEK–END#7

»Vor einiger Zeit traf ich 3D von Massive Attack. Wir sprachen lange über die guten alten Zeiten. Ich erzählte ihm, dass meinen Töchtern scheißegal ist, wer wir waren und welche Hits wir hatten. Sie kennen nicht mal einen Massive-AttackSong. Das ist der Grund, weshalb ich nicht gerne in der Vergangenheit lebe.« Tricky — Tricky »Ununiform« (False Idols / !K7 / Indigo) — Das ganze Interview mit dem TripHop-Pionier auf intro.de

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#Pop

E

Chelsea Wolfe

DAS TIER IN IHR #Pop — Nicht nur in kĂźnstlerischer Hinsicht markiert ÂťHiss SpunÂŤ fĂźr Chelsea Wolfe einen Durchbruch. Im Ferngespräch mit der Kalifornierin lernte Valentin Erning das neue Album als akustisches Therapietagebuch kennen.

in pelziges, unfĂśrmiges Dämonenwesen hockt in einem klinisch weiĂ&#x;en Zimmerwinkel – pechschwarz, lauernd, offenbar bereit zum Sprung. So präsentiert sich Chelsea Wolfe auf dem Cover ihres neuen Albums ÂťHiss SpunÂŤ. Ein dickes Fell ist auch auf HĂśrerseite durchaus geboten; um eine Drohgebärde handelt es sich trotzdem nicht. ÂťAls Kind musste ich mir die Haare kämmen und mich schĂśn anziehen, bevor ich das Haus verlieĂ&#x;ÂŤ, erzählt die Kalifornierin. ÂťIn Wirklichkeit war ich chaotisch, mochte alles Asymmetrische und riss LĂścher in meine Kleidung. Wie ich mein Haar trug, war fĂźr mich ein Ausdruck von Freiheit.ÂŤ Der Befreiungskampf, den Wolfe auf ihrem fĂźnften Album austrägt, dringt bis weit unter die Mähne. Als die ersten neuen Songs entstanden, hatte sie sich dort niedergelassen, wo sie vor Jahren aufgewachsen war. Ein Umzug mit Folgen: Alte Fehler und zerbrochene Beziehungen waren plĂśtzlich wieder präsent, Erinnerungen stifteten Verwirrung. ÂťManche gehen zur Psychotherapie oder sprechen sich mit Freunden und Familie aus. Ich habe diesen Weg niemals beschritten. Es gab nur mich und die Musik mit ihrer spirituellen Komponente.ÂŤ Oft habe sie mit Alkohol und Drogen experimentiert, beim Songwriting habe sie auch Pilze zu Hilfe genommen, um zu sich selbst durchzudringen. ÂťIch wollte brutal ehrlich mit mir und der Welt sein, bin andererseits aber auch vor der Wirklichkeit geflohen. Das braucht jeder von Zeit zu Zeit, aber ich habe es bisweilen Ăźbertrieben. Meine selbstzerstĂśrerischen Tendenzen habe ich mir eingestanden, und das Album fertigzustellen war eine groĂ&#x;e Erleichterung.ÂŤ — Chelsea Wolfe ÂťHiss SpunÂŤ (Sargent House / Cargo) — Mehr Interview auf intro.de

CLAES

BANG ELISABETH

MOSS

DOMINIC

WEST TERRY

NOTARY

„Einfach brillant!“

„Macht einen HeidenspaĂ&#x;!“ ZEIT DE

VANITY FAIR

„Solch einen Cannes-Gewinner gab es noch nie.“

„Eine grandiose Gesellschaftssatire.“

USA TODAY

SPIEGEL ONLINE

THE SQUARE DREHBUCH UND REGIE RUBEN Ă–STLUND www.TheSquare-Film.de

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AB OKTOBER IM KINO


#Style #Life

OMAR SOULEYMAN

NEW ALBUM OUT OCTOBER THE 6TH #Style — Auf Elefantenfüßen durch den Porzellanladen trampeln? Mal auf Pferdehufen zur Arbeit galoppieren? Oder lieber nachts auf Tigerpfoten durchs Unterholz streifen? Dank des – angesichts des Angebots sehr treffend benannten – US-Versandservices whatonearthcatalog.com ist all das möglich. Man braucht nur diese Socken und ein wenig Mut zur Hässlichkeit. Zumindest untenrum …

#Life — Die »Flying V«-Gitarre von Gibson stand Pate für diese formschöne Käsereibe, mit der schon Kirk Hammett seinen Parmesan, Lenny Kravitz seinen Gouda, Richie Sambora seinen Butterkäse und Jimmy Hendrix seinen Cheddar gerieben hat. Eine Warnung sei hier jedoch angebracht: Es braucht ein wenig Übung, wenn man ein Stück Tilsiter zum Solo von »Master Of Puppets« reiben will. Gibt’s bei amazon.de.

ON LIMITED EDITION COLOURED 2LP AND CD

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#Pop #Style

#Pop #Wer wir sind

#Pop #Wer wir sind

#Pop #Wer wir sind

SON LITTLE WHITE WINE DER WAHNSINN Herkunft Leipzig Genre Düsterer Cabaret-Indie Mitglieder 3 Besondere Vorkommisse Für Joe Hage (der

Herkunft Los Angeles Genre Future Soul mit Blues- und

R’n’B-Einflüssen Mitglieder 1

Besondere Vorkommnisse Aaron Livings-

ton ist der Sohn eines Pastors und seit seiner Kindheit viel unterwegs. Auf seinen Reisen als Musiker stößt er immer wieder auf neue, inspirierende Orte wie das australische Darwin, das für sein zweites Album eine entscheidende Rolle spielte. Aktuelles Album »New Magic« (Anti- / Indigo) Wie viele Zaubertricks kamen bei deinem neuen Album zum Zuge, wie viel davon ist handfeste Arbeit?

bei White Wine mit Fritz Brückner und Kirmes alias Christian Kuhr musiziert) ist White Wine die erste Band, mit der er live auf der Bühne steht und in der noch dazu ein Fagott auftaucht. Aktuelles Album »Killer Brilliance« (Altin Village & Mine / Morr / Indigo / VÖ 29.09.17) Auf Tour vom 28.09. bis 28.10. Der Albumtitel lässt viel Raum für Interpretationen. Aber was steckt nach eurer Definition dahinter?

Mir fiel auf, dass Amerikaner ständig »killer« statt »great« sagen, in Großbritannien dagegen »brilliant«. Dass das zusammen auch noch eine eigene abstrakte Bedeutung hat, packte mich. Ich dachte: »Was ist so brillant am Töten?« und dabei an jeden möglichen Kontext, der mir dazu einfiel. Der sarkastische Blickwinkel stach heraus, und mit diesem Blick sind auch die meisten Songs geschrieben worden. Das Album ist düster geworden, ich würde sogar sagen: stellenweise experimentell. Entstehen diese Tonwelten bei euch in

Ein wenig Magie ist wohl immer dabei, wenn man kreativ ist, aber das meiste war wirklich harte Arbeit. Wenn ich eine Weile nichts herausbringe, dann bekomme ich Angst, die Fähigkeit zu verlieren, Songs zu schreiben. Ich habe längere Zeit nichts geschrieben, obwohl ich es wirklich versucht habe.

mit Hang zur gesellschaftstadelnden Sarkasmus-Schelle Mitglieder 2 Besondere Vorkommnisse Weil dem PunkDuo vorgeworfen wurde, auf Konzerten Samples oder Backingtracks einzubauen, hat Der Wahnsinn auf seinem aktuellen Album kurzerhand elf der zwölf Tracks als Live-Versionen dazugepackt. Und siehe da: Sie klingen tatsächlich nicht wie Milli Vanilli. Aktuelles Album »Aus Liebe zum System« (Wahnsinns Records) Auf Tour vom 01.10. bis 23.12. Man sagt, ihr feiert die Errungenschaften der freien Marktwirtschaft. Wir leben in einer traumhaft übersättigten Welt, nicht wahr?

Satt? Das wäre ja furchtbar! Wir müssen alle hungrig bleiben! Jagen, nach dem besten Preis, der geilsten Wurst, dem meisten Fame! Wer satt ist, kauft ja nicht mehr. Der Laden muss am Laufen bleiben! Wachstum, Wachstum, Wachstum!

Wie hast du deiner Musik folglich neues Leben eingehaucht?

Ich habe meine Obsession, ganze Songs zu schreiben, gegen die Obsession eingetauscht, Beats auf meinem iPad zu produzieren. Ich fing damit an, als ich das letzte Mal durch Deutschland getourt bin, und seitdem ist es etwas außer Kontrolle geraten. Mit der App »Figure« kann man wirklich schreckliche Beats erzeugen und einfach nichts falsch machen. Im Handumdrehen entstehen damit haufenweise kleiner Song-Schnipsel, die mir einen Anstoß gegeben haben.

Herkunft Hamburg Genre Augenzwinkernder Deutsch-Punk

In Bezug auf euer neues Video »Fleisch«: Macht es Sinn, dass Protest auch grotesk ist?

Während meiner Zeit dort habe ich mich selbst um einiges klarer gesehen. Kaum hatte ich einen Fuß auf den Boden gesetzt, war es, als ob sich ein Kanal in mir geöffnet hatte. Der wahre emotionale Kern der Platte ist in Australien entstanden.

Was verwirrt, ist wertvoll! Raus aus der Komfortzone, rein ins Leben. Keine Ahnung, was du mit Protest meinst. Wir haben ein duftes Ich habe bei diesem Album definitiv viele Video gemacht. Sound-Experimente gemacht, um zu sehen, Eure musikalischen Vorbilder? ob daraus ein Song entstehen könnte. Manch- GG Allin und Kanye West. mal hat es funktioniert, manchmal nicht. Oft Wärt ihr nicht ein optimales Sprachrohr für hab ich es den anderen gezeigt, um zu sehen, eine Partei wie Die Partei? Hat Punk wieder den Auftrag, politisch zu sein? was ihnen dazu noch einfällt. Wie würdet ihr selbst den Stil des Albums Wir sind nicht interessiert an Parteien, sondern an Konzernen. Zurzeit bauen wir Kontakte beschreiben? Als unseren Stil. Wir waren alle Punkrock-Kids, zur Großindustrie auf. Wir wollen mit Menlieben aber auch jedes andere erdenkliche schen zusammenarbeiten, die in dieser Welt Genre – außer vielleicht Country-Pop. Aber wirklich was zu sagen haben. Außerdem haben ich denke, unser gemeinsamer Einfluss rührt wir vor, viel in Deutschland auf Tour zu sein. daher, dass Punkrock eine Musik ohne feste Dafür brauchen wir Geld. Liebe GroßkonzerRegeln oder Sounds ist. Es kommt darauf an, ne: Wenn ihr das lest, wir schreiben gerne ein paar Jingles für euch! was du daraus machst.

Annett Bonkowski

Lena Zschirpe

Warum war Australien so wichtig für dich bei der Entstehung von »New Magic«?

Jamsessions vorab, oder kommen sie zufällig beim Aufnehmen dazu?

Benni Bender


Mehr Informationen und Tickets unter fourartists.com

01.03. 04.03. 06.03. 11.03. 15.03. 18.03. 20.03. 23.03.

JENA • 02.03. CHEMNITZ LUXEMBOURG • 05.03. SAARBRÜCKEN WIESBADEN •10.03. FLENSBURG DORTMUND • 13.03. MANNHEIM KOBLENZ • 16.03. ULM WÜRZBURG • 19.03. ERFURT HANNOVER • 21.03. FREIBURG LEIPZIG • 24.03. MAGDEBURG

16.11. KÖLN - CLUB BAHNHOF EHRENFELD 19.11. HAMBURG - MOJO CLUB 20.11. BERLIN - COLUMBIA THEATER 27.11. FRANKFURT - ZOOM

ChrisBy turning on and off the various layers you can see how I cut into the different layers to produce the compound path effect whichout having to use the compound path option. I didn't use the compound path option as it would have made the logo more complex than necessary and might have caused some printing problems. -Andy

Modelabel des Monats

PALOMA WOOL #Style — Natürlich kann man Feminismus als Modetrend durchaus kritisch betrachten, dennoch spült diese Strömung wunderschöne Teile in unsere Schränke, zum Beispiel von Paloma Wool. Der Name des Kollektivs, das weit mehr ist als eine reine Textilfabrik, kursiert seit mehreren Monaten in Fashion-Kreisen, meist verbunden mit der Abbildung das absoluten Key-Pieces: einer weißen Oversize-Bluse, die ein Allover-Print mit weiblichen Silhouetten ziert. »Leandra« heißt das gute Stück und ist »Proudly made in Barcelona«, wie alle Stücke der Brand, die sich als »a project on photography, clothing and other experiments« verstanden wissen will. Für schlappe 80 Scheine kann man das Stück, das in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Tana Latorre entstanden ist, im hauseigenen Onlineshop kaufen. Ein Blick auf die Seite lohnt sich sowieso: Es gibt schöne unifarbene Leinen-Teile sowie Leder-Schuhe und -Accessoires. Produziert wird in Alicante, und statt auf häufig wechselnde Kollektionen setzt Paloma Wool auf ein ständiges Sortiment, das fortlaufend erweitert wird. — Alle Infos auf palomawool.com

14.10. HAMBURG • 15.10.BERLIN •17.10.MÜNCHEN 18.10.FRANKFURT • 26.10.STUTTGART • 29.10.ERLANGEN

31.10. LUDWIGSHAFEN

07.11. HAMBURG

ENJOY JAZZ FESTIVAL@DAS HAUS

MOJO CLUB

06.11. KÖLN

ASTRA

BÜRGERHAUS STOLLWERCK

12.11. BERLIN

03.11. Köln Yuca 04.11. Hamburg Häkken 05.11. Berlin Cassiopeia


Zwischen Einhörnern und Blumenkindern – so war’s mit SEAT beim Lollapalooza Berlin 2017 MUSIKALISCH IST DAS LOLLAPALOOZA NATÜRLICH IMMER EINE REISE WERT. DOCH DAS, WAS DRUM HERUM PASSIERT, KANN MANCHMAL NOCH MEHR BEGEISTERN. SEAT WEISS, WIE ES GEHT. Bereits zum dritten Mal fand am 9. und 10. September 2017 das Lollapalooza Berlin statt. Dieses Mal pilgerten an beiden Tagen rund 85.000 Fans zur Galopprennbahn Hoppegarten direkt am Rande der Hauptstadt. Das musikalische Line-up war wieder bombastisch: Mit Cro, den Foo Fighters, The xx, den Beatsteaks, London Grammar und Marteria war die Headliner-Dichte überragend. Sogar das Wetter spielte größtenteils mit. Auch SEATs Auftritt auf dem Lollapalooza konnte sich sehen und hören lassen. Unter dem Motto »Created in Barcelona« brachte der Autohersteller ein Stück spanisches Lebensgefühl nach Berlin. Auf einer iberisch anmutenden Meile, die zur wohl berühmtesten Attraktion Barcelonas, dem Park Güell – oder zumindest zu einer täuschend echt aussehenden Leinwand – führte, konnten die Besucher dem Festivalwahnsinn für einen kurzen Augenblick entfliehen. Dort konnte man sich im sogenannten »SEAT GIF Spin«, das aus neun Kameras bestand, mit Konfetti bewaffnet in Szene setzen und lebendige 3D-Fotos schießen. Diese durften später selbstverständlich auch unter dem Hashtag #SEATbestmoments auf Social-Media-Plattformen geteilt werden.


PROMOTION

Den neuen SEAT Ibiza gab es natürlich auch mit einer gehörigen Portion Spaß zu erleben. Aus diesem Grund stattete SEAT die Modelle mit je einer Karaoke-Maschine, einem Screen und einer Kamera aus. Et voilá: das »SEAT CAR-A-OKE« war komplett. Wer sich traute, konnte sich dann mit seinen Freunden ins Fahrzeug setzen und mit Klassikern von Britney Spears, Bon Jovi, Adele und Co. die Zuschauer in der Lounge amüsieren. Diese konnten das Spektakel nämlich auf einer Leinwand live mitverfolgen. Wer auf dem restlichen Festivalgelände einen Moment Ruhe genießen wollte, verzog sich einfach in eine der fünf »Flower SEAT Lounges«. Auf gemütlich angerichteten Paletten gab es genügend Platz, um in der Sonne Kraft zu tanken – solarbetriebene Handyladestation inklusive! Das Lollapalooza war wie immer ein großer Erfolg und ein fantastisches Spektakel: Einhörner, Nonnen, Blumenkinder, Raver, Altherren-Rocker und Holzpferde – alle feierten und tanzten miteinander an einem der letzten milden Sommerwochenenden des Jahres. Unter ihnen waren auch die Gewinner der VIP-Tickets, die zusammen mit SEAT ein unvergessliches Wochenende in Berlin samt Graffiti-Workshop und DJ-Bootstour auf der Spree erleben durften. Nach einem solchen Erlebnis dürften die ersten sich schon wieder nach der Festival Saison 2018 sehnen!


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#Promotion

jeden Monat neu: Teilnahme unter intro.de/Quiz

DAS QUIZ #256 Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich natürlich alles um die österreichischen Amoristen Wanda. Los geht’s … 1 Wie heißt das neue Wanda-Album?

3 Ein weiterer Song auf dem Album heißt …?

1 »Avanti«

4 »Ein letztes Frankfurterlied«

0 »Niente«

0 »Ein letztes Thüringerlied«

1 »Basta«

4 »Ein letztes Wienerlied«

2 Titel der zweiten Single?

4 Und des Sängers Herz ist aus …?

0 »Columbo«

3 Marzipan

0 »Kojak«

2 Nikotin

7 »Derrick«

1 Lederspeck

Die Gewinne

Free Fire »Futurepak«

Reinhard Kleist × Nick Cave

1. FC. Köln Europatrikot

Dropkick Murphys × FC St. Pauli

Hafendieb × Helga! Goodie Bag

splendid-film.de

carlsen.de

fc-fanshop.de

fcsp-shop.com

hafendieb.de

Mit »Free Fire« hat Ben Wheatley (»High Rise«) einen hochgradig stylishen und rasanten Nonstop-ShootOut über einen aus dem Ruder gelaufenen Waffendeal realisiert. Wir verlosen dreimal die Limited Edition Blu-ray im sogenannten »Futurepak« aus Metall.

Reinhard Kleist hat mit »Mercy On Me« eine biographische Hommage an Nick Cave als Graphic Novel illustriert. Wir verlosen je einmal den Comicband (signiert von Nick und Reinhard!), das ergänzende Artbook und die Cave Best of-CD »Lovely Creatures«.

Nach 25 Jahren ist der 1. FC Köln wieder zurück auf der europäischen Fußballbühne – klar, dass ganz Köln Kopf steht. Wir verlosen einmal das Outfit für Fußballabende in der Euro-League: das offizielle Europatrikot des 1. FC. Köln. Mer stonn zo dir!

Die Dropkick Murphys und der FC St. Pauli lieben sich gegenseitig – was läge also näher, als gemeinsame Sache zu machen? Wir verlosen eine der streng limitierten 7“ Picture Discs des Songs »You’ll Never Walk Alone« und ein FC St. Pauli Longboard.

Seit 2013 verleihen Festivalguide und das Reeperbahn Festival den Award »Der Helga!«. Ebenso legendär wie die Award-Show: unser alljährliches Goodie Bag. Mit viel Liebe hergestellt von Hafendieb, mit umso mehr Durst befüllt von der Festivalguide-Crew.

Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort. Teilnehmen könnt ihr unter intro.de/quiz, per Mail mit dem Betreff »Das Quiz #256« an verlosung@intro.de oder per Post an Intro GmbH & Co. KG, Das Quiz, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln. Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 24. Oktober 2017. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


Foto: Jaume Albert MartĂ­

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#Pop #Wanda

Wanda

DEINE ANGST UND MEINE AUCH Die Wiener Boys Wanda schmusen sich mit schmachtender Gitarren­ musik seit 2014 bedingungslos in die Herzen ihrer Fans und Kritiker. Auf Album Nummer drei, »Niente«, werden Saufen und Amore nun von Kindheit und Vergänglichkeit abgelöst. Eine herzzerreißende Platte, die trotz vermeintlich melancholischer Rückschau irre hoffnungsvoll und zutiefst positiv ist. Elsa Swanenburg traf Sänger Marco Michael Wanda und Gitarrist Manuel Poppe im Wiener Wurstelprater zum gemeinsamen Erinnern und Angstbekämpfen durch Rausch und Selbstzerstörung. Fotos: Nick Helderman


#Pop #Wanda

K

aum zu glauben, dass jedes einzelne Mitglied dieser Band noch lebt. Ernsthaft! Wanda haben sich seit ihrem Wahnsinnsdebüt »Amore« nicht nur Sommer für Sommer um Kopf und Kragen getourt, sie haben sich und ihre Körper dabei an die Belastungsgrenzen getrieben – und darüber hinaus. Alkohol, Drogen, schlaflose Nächte: Klar, das macht Spaß und ist manchmal sogar befriedigend, zum Beispiel, Wahnsinnsdebüt wenn man das Leben kurzweilig als etwas »Amore« Sinnhaftes begreifen will. Aber so exzessiv Es brauchte ein bisschen, und hedonistisch sich die Bandmitglieder seit bis das auf dem kleinfeinen Problembär-Label veröfJahren selbst zerlegen, so wundersam und fentlichte Debüt seine Welwunderschön ist es, dass alle fünf noch auf len schlug. Intro-Redakteur Linus Volkmann war jedoch diesem Planeten weilen. früh begeistert und schrieb: Es ist ein Montagabend mit Marco Michael »Geilness und Untergang Wanda und Manu Poppe. Wir sitzen im Gös- – für mich eine der aufser Eck, einem Biergarten im vergnüglichen regendsten deutschsprachigen Platten des Jahres. Teil des Wiener Praters. Links rauschen die Wiener Schmäh inklusive. Mega-Blitz-Achterbahnzüge an uns vorbei, Wanda verhalten sich zu von rechts tänzelt der Discovery-Revolution- Revolverheld und Konsorten wie ein Fassbinder-Film Schatten – das ist ein Freefall-Tower – über zu Astro-TV. Knallt, knallt, die Schaumkronen unserer halbleeren Glä- knallt.« ser hinweg. Die Sonne scheint, sie wird bald Wiener Prater untergehen. Ihr habt in den letzten Jahren unglaublich viel erlebt. Wie verarbeiten eure Hirne das überhaupt? Marco: Die Rückspiegel sind abmontiert. Zu-

rückschauen geht nicht.

Aber muss man ja, wenn auch nicht bewusst. Der Geist arbeitet schließlich immer – so ganz abmontieren kann man die Rückspiegel nicht, fürchte ich. Marco: Ich bin nicht so veranlagt, zurück-

­zuschauen.

Meinst du, das ist Veranlagung? Marco: Ich glaube schon, ja. Ich sitz sehr fest

Der Prater oder auch Volksprater oder eben Wurstelprater existiert bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts. Der urtümliche Name Wurstelprater bezieht sich auf die von Joseph Anton Stranitzky kreierte Figur des »Hanswurst«, die auf den Volksbühnen sehr beliebt war. Als diese Bühnen aus der Altstadt vertrieben wurden, fanden sie im 2. Bezirk, Leopoldstadt, ein neues Zuhause und bildeten dort den Kern des Praters.

im Sattel. Mich hat kein Schritt unserer Karriere überrascht. Das ist wie am Reißbrett: immer dasselbe. Man wird berühmt, dann passiert viel, dann geht’s wieder bergab. Immer dasselbe Spiel. Mich überrascht nichts.

Wann ging es bei euch denn mal bergab? Marco: Gute Frage. Ausgebrannt sein, das gibt’s sicher

schon mal bei uns. Weil das alles einfach viel ist, vor allem viel Arbeit. Aber physisch, nicht geistig. Manu: Ich zum Beispiel weiß, dass ich ungefähr 56 Jahre alt werde – und mit 53 anfange, zurückzuschauen. Das geht sich genau aus. Aber nicht jetzt, nicht mit 31. Marco: Ich bin nicht einer dieser Musiker, die voller Demut angetreten sind, um jeden anzulügen, indem sie sagen, sie glauben, dass in zwei Monaten alles wieder vorbei sein wird. Das glaube ich nicht. Ich bin voller Hoffnung und Gewissheit. Mit so einer Haltung kann man schnell auch wie ein überhebliches Arschloch wirken. Marco: Wenn ich für jemanden ein Arschloch bin und es

ihn unterhält: super. Dann hab ich alles richtig gemacht. Ich werfe keine Flaschen auf unsere Fans wie andere Vollidioten aus der Branche. Wir sind ja eigentlich nette Menschen, in Wahrheit. Manu: Simma aber wirklich! Marco: Ja, wirklich!

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#Pop #Wanda

Wanda und die Wahrheit – ein kompliziertes Thema. Marco scheint sich als Subjekt auf zweiter Ebene selbst erschaffen zu haben: Spricht man mit ihm, antwortet meist ein anderes Ich. Eines, das in Interviews wie in den Boxring einsteigt. Die Medien als Gegner. Ärmel hochkrempeln und mit trockenem Witz und schrägen Äußerungen Unruhe stiften. Das Interview: die Flucht nach vorn, um bloß nicht zu viel Persönliches preiszugeben. »Siegessicher« nennt er sich. Siegessicher sei er, wenn es um den Fortbestand des eigenen Erfolgs gehe. Läuft doch die ganze Zeit schon gut, wird auch weiterhin so laufen. Ausverkaufte Tourneen, hohe Chartsplatzierungen mit »Amore«, noch höhere mit dem Nachfolge-Werk »Bussi«. Kein Wunder, dass diese Band in jeder Sekunde von sich selbst überzeugt ist. Sie darf und sollte das. Wären Wanda nicht Wanda, man hätte sie längst in einer goldenen Vitrine neben all den anderen rigoros aufpolierten Gewinnertypen zur Schau zu stellen versucht. Die Verlierer würden sicher nicht schlecht staunen: all die Nörgler und Kritiker, Checker und Urteilsheuristen. Sobald Marco den Kämpfer mimt, tritt jegliche Form von Vergangenheit außer Kraft. Referenzen, Rückbezüge, Empfindungen, die eigene Meinung: Alles scheint nie da gewesen. »Weiß ich nicht«, »vielleicht« und »das treibt mich nicht um« als Pauschalantworten. Sein alternatives Ich wird zum Subjekt, das sich als die von jeder Vergangenheit unabhängige Zukunft konstituiert. Eine Zukunft, die in keiner Weise von der Vergangenheit bestimmt ist. Blöd nur, dass das neue Album »Niente« haufenweise Vergangenes verhandelt. Erinnerungen an die Kindheit, verblasste Gefühle, verlebte Sommer. Ist das alles Literatur und hat wirklich rein gar nichts mit seinen Erschaffern gemein? Wir bestellen mehr Bier. Der Wind weht zarte Zigarettenasche über die Gartentische. Das Tageslicht schwindet. Marco: Ich bin mir meiner selbst genauso sicher wie mit

fünf Jahren. In der Pubertät soll man sich angeblich voll verändern. Das ist bei mir aber einfach nicht passiert.

Was bedeutet das? Marco: Ich liebe mich noch auf dieselbe Weise. Wenn

überhaupt, hat sich dieses Empfinden zu mir vertieft. Ich bin aber auch genauso unzufrieden mit mir wie vor Jahren.

Was macht dich unzufrieden? Marco: Mein Gott, da fällt mir nix ein gerade. Es ist nicht

so, als würde mich diese Frage umtreiben.

Aber mich treibt sie um, deshalb frage ich dich das. Marco: Was natürlich mit dem Erfolg kam, war, dass man

sich ständig auf einem Level der Schuld wiederfand.

Hast du ein konkretes Beispiel? Marco: Da ruft ein alter Freund an, aber den kann man

nicht treffen, dann ruft er noch mal an, und irgendwann ruft er nimmer an. Man wär gern für alle available. Aber solche Dinge brechen sich natürlich ein bisschen mit so einem großen Erfolg, klar. Manu: Es tut weh, wenn dir jemand sagt: Ich hab das Gefühl, dass wir uns aus den Augen verlieren. Man denkt zwar an diese Person, aber das geht sich oft nicht aus, dass es sich ergibt und man sich sieht. Wie gehst du damit um? Manu: Ich versuche, die Person doch noch irgendwie zu

treffen. Aber es tut einfach weh.

Wir schauen uns an. Betroffen, wahrhaftig. In den Gassen des Praters zerren aufgekratzte Kinder an den Armen ihrer Väter und Mütter, sie wollen alles und sofort. Zuckerwatte, Autoscooter, Grottenbahn. Der Himmel verdunkelt sich. Überall bunte Lichter, überall aufgewühlte Herzen.

Marco: Man wird schon irgendwas

lernen dabei. Manu: Aber nur, weil’s wehtut, kann man’s ja nicht ändern. Man hat diese Person ja länger nicht gesehen, weil die Umstände es schwer machen, und nicht, weil man kein Interesse mehr an der Freundschaft hat. Marco: Magst du noch so was Ehrliches hören? Sag. Marco: Unlängst haben wir drü-

ber geredet ... Ich bin gerade erst umgezogen. Und alle drei Tage kam meine Mutter mit irgendwelchen Vorhängen und Stühlen und anderem Stuff an, aber ich wusste genau, dass es ihr gar nicht darum ging, mir bei der Wohnung zu helfen. Sie wollte mich einfach sehen. Aber ich war nie da.

Wie macht man das, ohne verrückt zu werden? Manu: Stell dir vor, ein Famili-

enmitglied wird sterben. Du hast immer weniger Zeit, es zu treffen. Dann kannst du versuchen, es jeden Tag zu sehen, bis es stirbt. Aber wenn es gestorben ist, wird es sich immer so anfühlen, als ob du es hättest öfter sehen können. Und inwiefern ist es dabei dann hilfreich, es »einfach laufen zu lassen«? Manu: Wenn man es laufen lässt,

kann man mit dem Zeitdruck Frieden schließen.

Und der eigene Tod, macht der Angst? Marco: Ich glaube nicht, dass man

von Menschen in unserem Alter überhaupt verlangen kann, dass sie, wenn sie morgen sterben, mit Das stimmt mich traurig. ruhigem Gewissen ins Grab geMarco: So was tut fucking weh. hen, oder? Das sind die Schattenseiten des Das denke ich auch. Der baldiErfolgs. Wenn man mal auf Drugs ge Tod wäre für jeden von uns abstürzt und voll im Arsch ist, das sicher zu früh, weil wir noch so ist ja keine Schattenseite, sondern viel wollen. geil und Luxus. Marco: Das wär ein viel zu früher Und macht Spaß. clean cut. Etwas, vor dem ich viel Marco: Das macht Spaß, ja. In zu viel Respekt hab. Und etwas, dieser Kaputtheit kann man sich das auch nicht der Anspruch sein suhlen. Aber wenn das Zwischen- kann. menschliche leidet, das tut weh. Trotzdem wissen wir aber, dass Das ist viel schlimmer als alles wir endlich sind. andere. Marco: Der Tod ist eine ständige Bedrohung, aber ihn ständig wahrWir erinnern uns an früher. Manu zunehmen würde für mich eher erzählt, wie er als kleiner Bub zum für eine Depression sprechen als ersten Mal im Prater war. Marco, für etwas Philosophisches. wie man mit der Schule regelmä- Du besingst ihn oft in euren ßig Ausflüge dorthin unternahm. Songs. Und ich, wie mein schüchterner Marco: Aber nicht, weil er mich Vater mich vor einigen Wochen dauernd beschäftigt. Mich bevorsichtig um ein Wanda-Auto- schäftigt wenig. gramm bat, weil wir sie kürzlich Ich meine das Gegenteil: Vielerst gemeinsam bei einem Konzert leicht singst du nicht über den gesehen hatten. Die beiden sind Tod, weil er dich beschäftigt, von der kleinen Anekdote sichtlich sondern fängst an, dich mit ihm ergriffen, stellen Fragen, hören zu, zu beschäftigen, sobald du über ihre Herzen sind weit geöffnet – ihn singst. vorm inneren Auge scheinen sich Marco: Nein, eigentlich nicht. alte, ganz eigene, liebevoll konser- Manu: Ich sag dir was. Wenn ein vierte Kindheitsfilme abzuspielen. Konzert zu Ende und der letzte Irgendwann werden unsere Eltern Ton gespielt ist, wenn man merkt, nicht mehr unter uns sein. Marco dass es aus ist – das ist ‘ne urgute greift zu Zettel und Stift und hin- Übung, um mit der Vergänglichterlässt meinem Vater eine Notiz. keit klarzukommen. Habt ihr Angst vorm Sterben? Manu: Weniger, weil Zeit eine Er-

findung ist.

Nun, das, wie wir Zeit messen, ist eine Erfindung. Zeit als solche gibt es ja schon. Manu: Hm, ja. Ich glaube, man

Da findet also doch eine gewisse Verarbeitung statt. Marco: Aber wir verarbeiten das

ja gar nicht.

Manu ja scheinbar schon. Du vielleicht nicht. Marco: Aber er lügt! Manu: Nein, ich sage die Wahrheit. Marco: Wir wollen um jeden Preis

muss das Leben einfach laufen lassen. leben.


#Pop #Wanda

Manu: Das Verarbeiten kommt

irgendwann.

Wenn ihr das Gefühl nach Konzerten nicht als Verarbeitungsmoment betrachtet, scheint sich dieses Gefühl aber dennoch ein Stück weit an der unmittelbaren Vergangenheit zu orientieren. Manu: Ich sag dir ‘ne Wahrheit.

Weißt du, was zur Verarbeitung wichtig ist? Sag. Manu: Nicht kiffen. Vorm Ein-

schlafen nicht kiffen!

Was? Manu: Ja. Wenn du vorm Einschla-

fen kiffst, setzt die Tiefschlafphase nicht ein. Und die ist wichtig, um Dinge zu verarbeiten. Wenn man die nicht hat, ist man geliefert. Unsere Augen sind wach, die Oberkörper nach vorn gelehnt. Wir stützen uns mit den Ellbogen auf der Tischkante ab und starren einander an, so, als würden wir im Kollektiv auf eine erlösende Antwort zu einer mächtigen Frage warten, die gar niemand gestellt hat. Wir trinken noch mehr Bier.

Die schleichende Dämmerung lässt den Himmel in tiefem Azur erstrahlen. Die blaue Stunde beginnt. Wir ziehen los. Der Prater: eine Heterotopie, wie Michel Foucault sie sich nicht schöner hätte erträumen können. Ein unwirklicher Ort – verstörend und verstörend schön zugleich – mit Regeln, die so eigen sind, dass man sich permanent den Schlaf von den trägen Lidern reiben will, bis man bemerkt, dass man eigentlich klar sieht: die gut betuchte Kleinfamilie, die in Ralph-LaurenPolohemdchen uniformiert durch die Gassen des Vergnügungsviertels stolziert. Die zwei düsteren Typen, die am Spielautomaten randalieren. Der Junkie, der mit durchgeweichtem Pappbecher um Münzen bettelt. Die Ghettoboys, die ihre Mädchen fest im Arm halten und sicher Puppen nennen. Und wir, betrunken und schrecklich übermütig. Die Fahrgeschäfte leuchten, wir halten immer wieder an, damit der Fotograf Marco und Manu in der unwirklich schönen, kindlichen

Szenerie drapieren kann. Wildwasserbahn und Black Mamba Würstchenbude. Achterbahn und Adrenalin. Seit 2011 ist diese – ja, wie An jeder Ecke stehen sich Angst und Mut ge- nennt man das? Chaospendel? Katapult? – Attraktion genüber und fletschen die Zähne. Teil des Praters. Mit der »Komm, wir gehen auf die Black Mamba«, gleichnamigen Achterbahn sagt Manu. Wir kichern, ziehen unsere Jacken im Phantasialand hat sie indes nicht viel zu tun. Die aus und laufen aufgeregt zum Tickethäuschen. österreichische Zeitung Der Neben uns: ein tschechisches Pärchen – er im Standard kürte sie letztes Tanktop, sie bauchfrei –, beide in etwa so alt Jahr zur »grausamsten Achterbahn des Praters«. wie wir. Mit schmerzerfüllten Gesichtern star- In der Fahrkritik heißt es: ren sie das schlangenähnliche Riesen-Pendel »Ich schreie und schäme hinauf, das uns bald mit 80 Stundenkilome- mich nicht einmal dafür. Die Mamba ist verdammt tern völlig unkontrolliert kopfüber durch die weit oben und gnadenlos.« Wiener Nacht schleudern wird. »Das macht Das trockene Fazit des irre Spaß«, versichert Manu, »versprochen!« Testers: »Ernsthaft?« PS: Unsere Autorin ist übrigens Sie zögern. Er besticht sie. Sie schmunzeln (wieder) wohlauf. und kommen mit. »Hast du Angst?« fragt er. »Nein«, sage ich. »Sicher?« »Nein?« »Also schon a bissel.« »Vielleicht.« »Hab keine Angst! Ich halte deine Hand.« — Wanda »Niente« (Vertigo / Universal / VÖ 06.10.17) — Auf Tour am 30.09.

Heterotopie Michel Foucault prägte diesen Begriff in der Frühphase seiner Philosophie. Sehr verkürzt könnte man sagen, er meinte damit Orte, die nach eigenen Regeln funktionieren, an denen die gesellschaftlichen Normen einer Zeit gar nicht oder nur in Teilen umgesetzt sind. Als Beispiele nannte er unter anderem Kinos, Gefängnisse, Theater, Kolonien, Bordelle – und eben Festwiesen wie den Prater.

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#Pop #St. Vincent


#Pop #St. Vincent

St. Vincent

HAUPTSACHE ECHT In den letzten zwei Jahren fand Annie Clark a.k.a. St. Vincent oft auf den Seiten der Klatschpresse statt. Schuld war die Beziehung zu ihrer mittlerweile Ex-Freundin Cara Delevingne. Seit Schluss ist, geht es wieder um ihre Musik: Ihr fünftes Soloalbum »Masseduction« steht in den Startlöchern. Doch auch darauf thematisiert sie ihre ehemalige Liebe zum Supermodel. Osia Katsidou traf die Texanerin in London, um über das neue Werk, die Ex-Freundin und die Zukunft zu sprechen. Foto: Dafy Hagai

A

nnie Clark und ich waren ursprünglich im Londoner Zoo verabredet. Ich hatte mir schon ausgemalt, wie wir vor dem Flamingo-Gehege langsam hin und her wandern, während die lauten Rufe bunter Riesentukane meine Fragen über ihr neues Album unterbrechen. Nun ist es leider doch das übliche Hotel-Interview geworden. Also sitzen wir in ihrem Zimmer im schicken Soho-House – sie auf einer beigefarbenen Chaiselongue, ich auf einem gepolsterten Sessel. Clark trägt einen schwarz-weißen Catsuit mit Animal Prints – immerhin eine kleine Zoo-Referenz. Und sie trägt knallroten Lippenstift, der an der filigranen Teetasse, an der sie nippt, nicht abfärbt. Das neue St.-Vincent-Album ist zum Interviewtermin noch ein mittelgroßes Geheimnis. Es gibt bis dato keinen Titel und kaum Infos, abgesehen davon, dass Jack Antonoff das Werk mitproduziert hat. Acht Songs hat die Plattenfirma mir vorher zum Anhören geschickt. Sie klingen alle sehr nach St. Vincent: experimenteller und spielerisch geistreicher Pop-Rock. »Die Songs kommen von überall«, sagt Clark selbst ein wenig floskelhaft. Sie habe keine Ahnung, was man über ihr fünftes Solo-Werk wissen müsse. »Höchstens, dass ich dieses Album einfach liebe.« Es sei die beste Sache, die sie musikalisch je gemacht habe. Sie habe sich dafür absolut geöffnet, erzählt sie, deswegen sei es gefühlstechnisch extrem geworden und kein bisschen heuchlerisch. Nicht umsonst gab es viele Spekulationen um den ersten Song, der den Titel »New York« trägt. Er soll von der Trennung von ihrer ExFreundin, dem Supermodel Cara Delevingne, handeln. So jedenfalls titelten einige Medien. Im Song singt Annie Clark: »New York isn’t New York without you, Love.« »Die Wahrheit ist, dass der Song von Cara handelt – und eben auch nicht«, sagt sie ein wenig zögerlich. »Es geht um so viele Menschen, um Freunde, echte Heldinnen und Helden. Und es ist ein Liebesbrief an New York.« Schon beim Schreiben der Midtempo-Ballade mit Chor-Einlagen – für die sie die Gitarre beiseitelegte und das Klavier hervorholte – hatte Clark das Gefühl, dass es jemandes Lieblingssong werden könnte. »So habe ich noch nie zuvor für ein Lied von mir empfunden«, erzählt sie. Das Getratsche um dessen Bezug zu ihrer Ex-Partnerin habe sie nicht gestört. Schon beim Entstehen in ihrem Bett, wo sie die meisten Songs schreibt, dachte sie: »Selbst wenn die Leute annehmen könnten, er handele von Cara – was soll schon passieren? Schließlich ist alles an ›New York‹ aufrichtig.« Und Ehrlichkeit birgt für Annie Clark nie irgendeinen Schaden. »Der Song hat nichts Schmieriges, es geht am Ende um Liebe, Mitgefühl und Zwischenmenschlichkeit«, sagt sie. »Alle hatten doch schon mal das Gefühl, dass jemand der einzige Mensch ist, der einen wirklich versteht«, kommentiert sie die Zeile: »You’re the only motherfucker in this city who can handle me.« Ihre Beziehung zu Cara Delevingne war für sie von großer Bedeutung und musste zwangsläufig in dem Album verarbeitet werden, das

sie als Schnappschuss ihres Lebens bezeichnet. Jack Antonoff Sie scheut sich auch nicht, über das Model zu Antonoff ist Gitarrist sprechen, erzählt ungeniert von einem Tag in und Songwriter bei Fun, Leadsänger der Bleachers der Vergangenheit, an dem die beiden in Lon- und Lebenspartner von don im Kostüm zur »Star Wars«-Kinopremiere Lena Dunham. Momentan gegangen seien: »Ich war ein Druide, und Cara scheint er einer der am heißesten gehandelten war als Jabba verkleidet. Sie sah so süß aus«, Auftrags-Songwriter zu sagt sie schwärmend. »Es war superlustig, wie sein. Seine Credits stehen sie in der Aufmachung versuchte, aus dem unter anderem auch bei Alben von Taylor Swift, Auto zu steigen.« Das Pärchen war ein Segen Grimes und Lorde – die für die Regenbogenpresse: Zwei junge Cele- er auch bei diversen TVbrity-Frauen in einer gleichgeschlechtlichen Auftritten begleitete. Liebesbeziehung – das sorgte für ordentlich Aufmerksamkeit. Bevor Clark mit Delevingne »The Future Is in Verbindung gebracht wurde, fand sie nur in Female« alternativen Musikmedien statt. Nachdem sie Der Slogan, der dieser Tage gemeinsam mit dem Model abgelichtet worden sein Revival feiert, stammt von der 1931 geborenen war, stand St. Vincents Name überall im Netz. Feministin, Aktivistin und Die beiden wurden zu Ikonen des Internet- Science-Fiction-Autorin Feminismus hochstilisiert. Man sah sie in den Sally Miller Gearhart, die 1981 mit ihrem Essay »The berüchtigten T-Shirts mit der Aufschrift »The Future – If There Is One – Is Future Is Female«. Female« der noch jungen Allerdings wurde diese Art der Vermischung Gender-Debatte Feuer gab. feministischer Haltung mit Popkultur in letzter Zeit auch stark kritisiert: Sie würde die Ernsthaftigkeit der politischen Ansprüche verwässern und den Feminismus zur Trenderscheinung degradieren, so der Vorwurf. Clark sind diese Argumente durchaus bekannt, sie ist aber der Meinung, dass man mit der jüngsten Feminismus-Welle auch ein bisschen nachsichtig sein müsse: »Dieser Pop-Feminismus ist wie ein neugeborenes Fohlen, das noch nicht richtig stehen kann«, sagt sie. »Aber bald schon wird es zu was Starkem und Stolzem.« Ab Oktober stellt Annie Clark ihre neuen Songs live vor. Sie hat ihre weltweite Tour »Fear The Future« genannt. Doch damit wollte sie nicht düster klingen. »Wir leben zwar in Zeiten, in denen das Politische privat ist und das Private politisch, und in der Künstlerinnen und Künstler ihre Haltungen kundtun dürften, doch was die Zukunft angeht, bin ich positiv gestimmt. Die Jugend sorgt schon dafür, dass alles gut wird.« Und Annie Clark sorgt dafür, dass ihre Musik immer ehrlicher wird. Dazu gehört für sie, sowohl politisch als auch privat sein zu dürfen: »Früher wollte ich einfach schräge Kunst machen, oder etwas, das einfach anders klingt. Heute möchte ich bloß echt sein.« — St. Vincent »Masseduction« (Loma Vista / Caroline / Universal / VÖ 13.10.17) — Auf Tour am 26.10.

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#Pop #The Killers

The Killers

»WIR GLAUBEN AN ROCK’N’ROLL!« Fünf Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung bringen die Killers mit »Wonderful Wonderful« ihr fünftes Studioalbum heraus und laden nach London ein. Der Band merkt man ihr Vollprofitum mittlerweile an – auf der Bühne ebenso wie im Studio und auch im Gespräch. Trotzdem gelang es Leonie Scholl, ihnen das eine oder andere spannende Statement zu entlocken. Fotos: Erik Weiss

I

n der Medienwissenschaft gibt es die Theorie, dass im Radio die Hits aus vergangenen Jahrzehnten deshalb gespielt werden, weil Menschen gerne die Musik ihrer Jugend hören, denn diese Zeit verbinden sie mit schönen Erlebnissen, dem ersten Verliebtsein und einer sorgenfreien Zeit. Aus keinem anderen Grund würde man 2017 noch auf die Idee kommen, »Hits aus den 90ern« zu spielen. Schließlich haben sich das Hörverhalten und

der gesamtgesellschaftliche Musikgeschmack »Rock ist tot!« längst gewandelt – so ist in diesem Jahr erst- Der Kiss-Bassist sagte malig HipHop das führende Genre auf dem diese Worte 2014 in einem Interview mit dem Magazin US-amerikanischen Musikmarkt. »Rock ist Esquire – er sagte sogar, tot!« hat Gene Simmons schon vor drei Jahren Rock sei »endlich tot«. Aber verkündet, allerdings eher in dem anpran- es sei »kein natürlicher Tod« gewesen, denn »Rock gernden Zusammenhang, dass junge Rock- wurde ermordet«. Die Killer bands nicht mehr unterstützt werden und seien all die Menschen, Rockmusiker nicht mehr in Stein gemeißelte die nicht mehr genug Geld für Musik bezahlen Gitarrengötter sind. Auch sie müssen sich als wollten. »Es ist traurig für Folge der Digitalisierung dem Zeitgeist des junge Bands«, so Simmons weiter. »Heutzutage hat neuen Jahrtausends stellen. man mehr Chancen, wenn So auch The Killers. Gleich vorneweg: »Hot man täglich in der Dusche Fuss« und »Sam’s Town« sind meines Erach- singt und sich damit bei tens zwei der besten Alben der 2000er, und ›X-Factor‹ bewirbt, als wenn man Gitarrenunterselbst »Human« auf »Day & Age« hatte noch richt nimmt und eine Band Klasse. Was danach kam, erinnerte an lieblos gründet.« zusammengezimmerte, teils selbstmitleidige Tunes von alternden Rockstars ohne irgendwelche Neuerungen. Reicht das? Offensichtlich: The Killers füllten trotzdem noch Hallen und führten mit jeder neuen LP die internationalen Albumcharts an. Ob sich das mit »Wonderful Wonderful« ändern wird? Vermutlich nicht. In London erwarten mich Regenwetter, ein perfekt gestylter Brandon Flowers und Drummer Ronnie Vannucci. Angesprochen auf das beschriebene Dilemma, reagieren sie mit Abwehrhaltung. Ronnie: »Du siehst nicht viele HipHop-Acts, die dem Lauf der Zeit standhalten. Wenn du zu einem Rock’n’Roll-Konzert gehst, werden dort 40 Jahre alte Songs gespielt, und die Leute sind immer noch davon berührt. Das macht Rock’n’Roll mit den Leuten, aber kein anderes Genre. Wir glauben an Rock’n’Roll!« Die beiden sind Interviewprofis. Jede Antwort klingt wie dem Pressekit entnommen. Der einzige Moment, in dem sie in Schwärmen ausbrechen, ist, als es um ihren Mitproduzenten Jacknife Lee geht. Ronnie: »Er hatte die Rolle einer Marionette, eines fünften Mitglieds und Führungsberaters zugleich. Manchmal lag er für mehrere Stunden auf dem Boden und hatte 20 oder 30 Pedale vor sich. Er wusste oft viel eher, was wir wollen, als wir selbst. Er hat diese andere Perspektive auf die Band. Und er glaubt an Rockmusik und will, dass sie weiterlebt. Er


#Pop #The Killers

Jacknife Lee

weiß aber auch, dass sich die Musiklandschaft gewandelt hat und man es anders angehen muss, wenn man 2017 eine Rock’n’Roll-Platte machen will.« Brandon ergänzt: »Er hat diese ansteckende Energie und diese Begeisterung für Musik. Wenn man so viel herumkommt wie wir und sich auch mit der Businessseite auseinandersetzen muss, vergisst man manchmal, worum es wirklich geht. Er hat uns geholfen, uns wieder daran zu erinnern.« Es klingt ein bisschen so, als seien The Killers müde vom immerwährenden Druck, neue Musik schreiben zu müssen. Dafür spricht auch, dass ein Song auf der neuen Platte »Have All The Songs Been Written« heißt. Brandon: »Wie vermutlich alle, die eine Weile lang Musik machen, haben auch wir uns irgendwann diese Frage gestellt. Es ist ironisch, dass daraus ein eigener Song entstanden ist.« Was also haben The Killers im Jahr 2017 zu bieten? Ein Album mit dem Namen »Wonderful Wonderful« könnte schon fast als ein rebellisches »Fuck you!« in Richtung der »Denkt kreativ!«-Fraktion gelesen werden. Brandon kommentiert staubtrocken: »Wir finden das, was wir tun, immer ›wonderful‹. Du musst stolz auf das sein, was du gemacht hast. Wenn du denkst, dass es nicht gut genug ist – bring es nicht raus.« Ich wünschte mir, genau das hätten sie vor der ersten Single »The Man« gedacht. Im Video macht Brandon auf dicke Hose und stapft mit Cowboyhut durch die Stadt. Auf meine Frage, ob das als Macho-Geste oder ironisch zu verstehen sei, lacht er nur. Auf jeden Fall sei es eine Hommage an Peter Gabriels »Big Time«.

Vom Punkrock-Gitarristen zum Electro-Künstler, zum Stadionpop-Produzenten: Das ist ungefähr der Werdegang von Garrett Noel Lee alias Jacknife Lee. Wobei Lee das Filigrane ebenso beherrscht wie die Wucht, die es für den Mainstream braucht: Er arbeitete sowohl mit Aqualung als auch U2, Bloc Party und Taylor Swift.

Einige ihrer Ansichten haben sich im Laufe der Jahre geändert. Brandon erzählt: »Seit ich Kinder habe und sehe, wie unterschiedlich sie alle sind, habe ich viel mehr Verständnis für andere Menschen. Du musst dich irgendwann entscheiden, welchen Weg du gehst, und dann auch dahinterstehen. Natürlich hat sich auch unsere Sicht auf Männlichkeit verändert. Als wir anfingen, dachten wir, es gehe um Muskeln und Geld, aber mit der Zeit haben wir gelernt, dass es um dein Herz und deine Art zu denken geht. Davon handeln auch die anderen Songs des Albums.« Aber auch wenn ich mit der Single nicht ganz warm werde: The Killers können es noch. Zwischen vielen U2Stadionrocknummern ist tatsächlich ein Song, der mein Indie-Herz höher schlagen lässt: die aktuelle Single »Run For Cover«. Ronnie erklärt dazu: »Es ist der älteste Song auf dem Album. Wir haben ihn schon vor neun Jahren angefangen zu schreiben. Seitdem hat uns Brandons älterer Bruder Shane etwa einmal im Jahr erinnert, daran weiterzuarbeiten.« Brandon: »Es ist das erste Mal, dass wir an einem Song so lange festgehalten haben, aber das muss für ihn sprechen. Wir sind immer noch ganz begeistert.« Trotz aller Begeisterung: Als ich das Hotelzimmer verlasse, werde ich den Eindruck nicht los, dass der große Rockmythos tatsächlich tot ist. Er liegt irgendwo begraben – von Drake-Memes und Kendrick-Lamar-Mixtapes in den Staub getreten. Auch wenn meine Generation wohl auch in den kommenden 20 Jahren noch ausrasten wird, sobald »Mr. Brightside« im Radio läuft. Aber dafür gibt es schließlich eine wissenschaftliche Erklärung. — The Killers »Wonderful Wonderful« (Island / Universal)

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VOM BORDSTEIN ZUR SKYLINE

#Pop #Benjamin Clementine

Benjamin Clementine

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Einst war er Straßenmusiker in Paris, heute ist Benjamin Clementine ein preisgekrönter, als genial angesehener Sonderling, der immer noch dafür kämpft, endlich verstanden zu werden. Vincent Lindig hat genau das versucht und mit Clementine über die Inspiration zu seinem neuen, sehr politischen Album »I Tell A Fly« gesprochen. Foto: Jacopo Emiliani


#Pop #Benjamin Clementine

D

ie Geschichte von Benjamin Clementine könnte aus der Disney-Märchenfabrik stammen: Als Kind bringt der Außenseiter und Schulversager sich selbst Klavierspielen bei – gegen den Willen seines streng christlichen Vaters. Als 19-Jähriger lässt er seine Heimatstadt London hinter sich und geht nach Paris. Hier schlägt er sich jahrelang als Straßenmusiker durch und lebt auf der Straße oder in Hostels. Durch Gigs in UBahnhöfen und Cafés erlangt er ein wenig Berühmtheit und wird schließlich entdeckt. Von da an geht es Schlag auf Schlag: 2015 gewinnt er den Mercury-Preis für sein Debütalbum, wird als neue Hoffnung der Avantgardemusik gefeiert und spielt auf den angesehensten Festivals der Welt. Es regnet Vergleiche mit Ausnahmetalenten wie David Bowie oder Freddy Mercury, die Musikwelt steht Kopf vor Entzücken. Endlich gibt es wieder eine schillernde Figur, deren Geschichte von Genie und Exzentrik erzählt. Mit seinem neuen Album »I Tell A Fly« wird Clementine diesen Ruf festigen: Das Album ist der Ausdruck eines jungen Mannes, der sich mit seiner Umwelt beschäftigt – und gleichzeitig Lichtjahre von ihr entfernt scheint. Dein neues Album »I Tell A Fly« ist sehr politisch. Haben Musiker eine Verantwortung, sich zum Lauf der Welt zu äußern?

Ja, das denke ich schon. Aber ich nenne keine Namen von Politikern oder von Ländern, sondern beschreibe, was ich sehe. Das ist kein politischer Standpunkt, sondern menschliche Betrachtung. Ich spüre eine Verantwortung. Vorher waren meine Texte eher introspektiv, ich habe über meine Gefühlswelt gesungen. Diesmal wollte ich mich selbst herausfordern. Ich wollte über Dinge schreiben, die mich umgeben und beeinflussen. Der rote Faden des Albums besteht in der Auseinandersetzung mit dem Anderssein, dem »Alien«, wie du es nennst. Ist unsere Gesellschaft auf einem guten Weg, Antworten auf drängende Fragen wie Flucht und Vertreibung zu finden, oder wird uns das noch eine Weile begleiten?

Diese Fragen werden bleiben, sie waren immer schon da. Wir alle flüchten vor Dingen, die uns verletzen. Wir waren Neandertaler, sind dann zum Homo Erectus geworden – wir sind gereist, um hierher zu kommen. Ich habe mit diesem Album einen Kommentar abgegeben: Es ist kein Wunder, dass gerade jetzt viele Menschen in Bewegung sind. Wir sind arrogant, wenn wir auf sie herabschauen – denn wir alle sind zu einem Zeitpunkt auf Reisen gewesen und haben uns bewegt. Inhaltlich hast du damit einen Perspektivwechsel vollzogen: von innen nach außen.

Das ist richtig, aber gleichzeitig bleibt die Betrachtung meiner Außenwelt introspektiv. Denn wenn mir die Welt nichts bedeuten würde, könnte ich nicht über sie schreiben. Meine Auseinandersetzung damit ist sehr persönlich und nicht politisch. Auch mein Gesangsstil und die Produktion haben sich sehr verändert. Wodurch kam der Wechsel zustande?

Mein erstes Album handelte von meiner Vergangenheit. Das aktuelle handelt von meiner Gegenwart – und von der Zeit, in der ich lebe. Hätte ich auch dieses Mal wieder die gleiche Themenwelt gewählt, wäre das unerträglich langweilig geworden. Ich mag neue Herausforderungen – und ein Album wie »I Tell A Fly« zu schreiben war verdammt schwierig. Beim letzten Mal habe ich ein Produzententeam um mich gehabt, diesmal habe ich alles selbst in die Hand genommen. Ich habe das aus einem Grund gemacht: Wenn ich es nicht jetzt getan hätte, wäre die Gelegenheit verflogen.

Der Stil deiner Musik ist schwer zu beschreiben und vereint viele Einflüsse in sich. Welches Genre hat für dich gar keinen Reiz?

HipHop. Ich finde das einfach überhaupt nicht interessant. Vielleicht wird es sich mir eines Tages erschließen, das ist eines meiner Ziele: HipHop-Musik zu mögen. Jetzt gerade mag ich es überhaupt nicht. Auch den lyrischen Aspekt verstehe ich nicht, da wende ich mich eher Bob Dylan oder auch Jimi Hendrix zu. Aber mir ist schon bewusst, dass HipHop zum Beispiel in den USA quasi die neue Religion ist. Als junger Mensch scheinst du deine Inspirationen aus ganz anderen Quellen zu ziehen. Auf dem neuen Album gibt es einen Song namens »One Akward Fish« – bist du ein Sonderling?

Auf eine Weise schon, ja. Mein Vater hat mich als Kind strikt von HipHop fernhalten wollen. Wenn ich Klamotten mit nach Hause brachte, die ansatzweise mit dieser Kultur zu tun hatten, hat er sie mir weggenommen und verbrannt. Er wollte nicht, dass ich auf der Straße Probleme mit der Polizei bekomme, das war seine große Angst. Also hat er mich beschützt, und ich denke, das hat er gut gemacht.

Das klingt aber auch sehr repressiv. Bist du auch durch diese Erziehung zum Sonderling geformt worden?

Paris Paris war ihm zunächst ein reiner Zufluchtsort. In einem früheren Interview sagte er, er sei »nicht nach Paris gekommen, um der Künstler zu werden, der ich heute bin. Paris war nur die Konsequenz aus meiner damaligen Lebenssituation: ein Zufluchtsort.« Dennoch ist Clementine der Meinung: »In Paris durfte ich plötzlich sein, wie ich sein wollte: Jemand, der sich austoben will. Der frei denken will. Der kämpfen will. Und lieben.«

Mercury Preis für sein Debutalbum Als Clementine den Preis für »At Least For Now« auf der Bühne des BBC Broadcasting House entgegennahm, brach er in Tränen aus, bat die Mitnominierten auf die Bühne und widmete den Award allen Opfern der Paris-Attentate. Sein Sieg überraschte nicht nur Clementine, auch die Wettbüros sahen eher Jamie xx, Florence And The Machine oder Aphex Twin vor ihm.

Ja. Und manchmal wünsche ich mir, dass das nicht so wäre und ich einfacher zu beschreiben wäre. Ich wurde in die Nähe von David Bowie gerückt, meine Musik als Pop beschrieben, als Avantgarde-Klassik – ich will zumindest in der Nähe von gewissen Schubladen verortet werden. Aber es ist kein Wunder, dass ich schwer zu beschreiben bin. Das liegt daran, dass ich nicht versuche, wie jemand anders zu klingen. Immerhin habe ich dadurch eine Carte blanche: die Freiheit, auszudrücken, was auch immer ich will. Ist diese Schwierigkeit, deine Musik zu beschreiben, eine Freiheit für dich?

Nein, überhaupt nicht. Es ist eine Last! Denn ich will, dass Menschen mich kennen und verstehen. Weil ich die Menschen verstehen will. Aber unglücklicherweise bin ich als Person und Künstler schwer zu beschreiben. Einfach, weil ich versuche, ich selber zu sein. Meine Musik, das bin einfach ich. Keine Schublade wird dabei helfen, das zu beschreiben. — Benjamin Clementine »I Tell A Fly« (Caroline / Universal / VÖ 15.09.17) — Auf Tour vom 18. bis 22.11.

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#Pop #Kettcar


#Pop #Kettcar

Kettcar

NICHT ZYNISCH WERDEN?!

Pegida, G20, Trump, Nordkorea, AfD – diese Zeiten sind, pardon, zum Kotzen. Aber einer findet trotzdem immer die richtigen Worte – und das seit etwa 25 Jahren. Julia Brummert traf Marcus Wiebusch in Hamburg, um mit ihm über das neue Kettcar-Album, 15 Jahre Bandgeschichte, … But Alive und das Durchhalten zu sprechen. Foto: Robin Hinsch

B

ezeichnest du dich selbst heute als Punk?

absieht – nur noch von Rechts zu kommen scheint. Das ist bitter. Überall sieht man besorgte Bürger und rechtspoNicht mal im Herzen? pulistische Vollidiotenmeinungen. Da muss man als links Doch. Da schon. fühlender Mensch sehr genau überlegen, wo man sich wie Und wie stellt sich das für dich dar? positioniert. Man ist da – das klingt in »Ankunftshalle« Das ist für mich eine Grundhaltung. Damals, an – manchmal der Verzweiflung nahe. als ich Punk wurde oder mich zu dieser Szene Die Konflikte in der linken Szene tauchen auf dem Alhingezogen fühlte, ging es mir darum, meinen eigenen bum immer wieder auf. Die erste Single »Sommer ‘89« Maßstäben zu folgen und nicht dem, was die Gesellschaft, thematisiert das. Auch in »Den Revolver entsichern« die Familie oder Autoritäten mir vorgeben. Das ist noch geht es darum, dass sich Menschen mit eigentlich gleicher und guter Intention gegenseitig kaputt kritisieren. heute so. In den Anfangstagen von Kettcar habt ihr oft Kritik für Das ist eigentlich nicht die Idee, die hinter »Den Revolver eure »Befindlichkeitstexte« bekommen. Ist der Titel »Ich entsichern« steht. Es ging uns darum, auch mal einen Song vs. Wir« eine Anspielung auf die Diskussionen damals? für etwas zu schreiben und nicht immer gegen etwas. Der Titel ist – wenn du das Album als unser politischstes In diesem Fall sind es die Menschen, die heute mit dem interpretierst, und das machen gerade alle – Ausdruck der rechten Kampfbegriff »Gutmenschen« bezeichnet werden. für mich urpolitischen Frage: Mit wem will man verdammt Die, jenseits von Zynismus und Apathie, noch irgendwas noch mal eigentlich noch was zu tun haben in Zeiten, in wollen und Sachen angehen. Und natürlich habe ich diese denen die sogenannten demokratisch legitimierten Vollidi- naiven Hippies, die Moralapostel und die selbstgerechten oten-Entscheidungen im Minutentakt auf uns einkrachen? Weltverbesserer früher auch so gehasst. Entscheidend Gerade wenn man, wie ich, aus linken Zusammenhängen scheint mir aber zu sein, dass man auch zugibt, dass man kommt, dann weiß man, was für unfassbare Grabenkämpfe keine einfache Lösung hat und dass man demnach nicht es da gibt. Es gibt kein linkes »Wir«, es gibt kaum noch zu allem eine Meinung hat und einfach mal die Fresse hält Linke, die sagen: »Wir machen das jetzt mal zusammen!« und trotzdem Sachen macht, von denen man überzeugt ist. Es ist eine einzige Zerfleischerei. Der Albumtitel kulmi- Wenn du ihn als wichtigsten Song nennst, wieso niert in dem Song »Wagenburg«, in dem »Ich« und »Wir« habt ihr euch dann für »Sommer ‘89« als erste Single ganz hart gegeneinander geclasht werden, um dann eine entschieden? Antwort zu finden auf AfD und Pegida. Wenn diese Leute Weil der Song mehr ballert, wir sind ja auch nicht bescheusagen: »Wir sind das Volk!«, schreien sie eigentlich: »Ich ert. Du könntest mich auch fragen, wieso »Revolver« der bin das Volk!« Die wollen das für sich und nicht für ein letzte Song ist. In der Außendarstellung ist er vielleicht übergeordnetes Wir. Es ein ganz großes Dilemma, dass nicht unser wichtigster Song, aber für uns intern ist er der Widerstand auf der Straße – wenn man mal von G20 so wichtig, weil er gemeinschaftlich entstanden ist und Nein.

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#Pop #Kettcar

Aus heutiger Sicht hört man das dem Album auch an. Wir waren lost. Mein Bruder ging auf dem Zahnfleisch, weil er nebenbei noch einen »richtigen« Job hatte, und Reimer und ich haben uns auch nicht mehr verstanden. Wir mussten irgendwas machen. Ich habe gefühlt, dass ich Songs in mir hatte, die raus mussten, die bei Kettcar niemals gegangen wären. »Der Tag wird kommen« zum Beispiel. Dann habe ich den Jungs gesagt, dass ich ein Soloalbum mache und dass wir jetzt eine Pause einlegen. Wie war das dann, als ihr entschieden habt, weiterzumachen? Seid ihr in den Proberaum gegangen und habt drauflos gespielt?

Nee, wir haben einfach zusammengesessen, Musik gehört und überlegt, was wir an deutschsprachiger Musik gut finden, was ist das Letzte, was wollen wir gar nicht mehr, wo sind gute Ansätze, wovon wollen wir uns unterscheiden? Unsere Maßgabe war, dass wir ein druckvolles, energetisches Album machen wollen, wie früweil er zeigt, wie Kettcar 2017 funktionieren. Wir arbeiten her. Wir wollten uns den Themen der Zeit stellen und heute ganz anders als 2002. nicht in Eskapismus verlieren, wie es 90 Prozent des HipWie zeigt sich das? Hop gerade macht oder dieser »Menschen Leben Tanzen Wir arbeiten zusammen. Früher waren die Songs sehr Welt«-Schwachsinn. stark davon geprägt, dass ich sie mehr oder weniger allein In einem früheren Intro-Interview hast du gesagt, dass gestemmt habe. Das ist heute komplett anders, wir arbeiten »Balu« der beste Song sei, den du je geschrieben hast. sehr stark zusammen und sind im Entstehungsprozess der Gilt das auch heute noch? Songs wesentlich kommunikativer. Das ist eine schwierige Frage. Wenn ich damals gesagt Dazwischen war ja auch noch was. Wenn du sagst, du habe, »Balu« ist der beste Song, dann war das da auch kamst von ... But Alive zu Kettcar mit all diesen Ideen, schon gelogen. Wahrscheinlich war das eine unmittelbawo ordnest du da Rantanplan ein? re Sache. Für die Indie-Polizei ist das der schlagereskeste Bei Rantanplan war ich eher so etwas wie ein Erfüllungs- Song, den wir jemals gemacht haben, während ich ihn gehilfe. Das habe ich gerne gemacht, und das als ziemlich deepen Song betrachte. Er wird ja immer als ... But Alive war gut, und ich habe da ein paar ganz gute stumpfes Liebeslied abgetan, aber das ist er im Grunde gar Wie wichtig diese Band Songs geschrieben, aber im Grunde genom- nicht. Zurückblickend habe ich aus künstlerischer Sicht für den deutschsprachigen men war das nicht mein Baby. Anders als bei hier und da höher getroffen, vielleicht mit »Sommer ‘89« Punkrock war und wen sie alles beeinflusst hat, wollen ... But Alive habe ich nicht groß gehadert, als oder »Der Tag wird kommen« oder auch mit »Wagenburg« oder »Straßen unseres Viertels« von diesem Album, die und müssen wir hoffentlich ich ausgestiegen bin. nicht mehr erklären. Du hast viele politische Songs geschrieben Songs hänge ich für mich persönlich in diesem Moment Wir verweisen an dieser Stelle dennoch auf die noch und immer wieder gegen die gleichen Idio- sehr hoch. Das hat viel damit zu tun, dass ich mir etwas immer existierende Home- ten gewettert. Wie schaffst du es, da nicht vornehme und mich freue, wenn es dann künstlerisch page but-alive.de. Hinter durchzudrehen? hinhaut. dem charmant-altmodischen Webdesign versteckt Wenn ich das mal ganz pathetisch sagen darf: Ein großes Thema in deinen Liedern war immer, die Entsich ein kleiner Schatz: Mein Herz ist härter. Ich will nicht zynisch scheidung treffen zu müssen, ob man das »gute, wilde« Unter dem Punkt »MP3s« werden. Die Themen, die sich im Rechtspo- Leben möchte oder sich doch für Sicherheiten entscheikönnt ihr alte Demos und Raritäten kostenlos und pulismus heute darstellen, sind andere. Es gibt det. Bist du froh, dass du dich irgendwann für das Künstlegal herunterladen – ein einen Unterschied zwischen Rostock, Hoyers- lerleben entschieden hast und dabei geblieben bist? geiler Service aus Zeiten werda und heute. All das zu benennen und es Schon, ja. Ich bereue sehr wenig in den letzten 25 Jahren. vor Spotify, iTunes und YouTube. auch mal wieder auf den Punkt zu treffen wie Gerade vor dem Hintergrund, dass ich auch meinen Kinin »Sommer ‘89«, so einen Song zu schreiben, dern mitgeben kann: Das Beste, was du im Leben hast, bei dem mir wildfremde Leute auf der Straße auf die Schul- ist, wenn du etwas findest, das du liebst, und dann daran ter klopfen und sagen: »Alter, so geht Musik heute!« ... festhältst; dich nicht hin und her schleudern lässt von den ... Das ist dir passiert? ganzen Zumutungen des Alltags. Ich habe irgendwann die Ja, das ist passiert. Ich treffe es künstlerisch manchmal. Musik für mich entdeckt. Wir haben trotz all der WiderMit »Der Tag wird kommen« habe ich getroffen und mit stände – das war auch hart, zum Teil haben wir von Nudeln »Sommer ‘89« ebenfalls. Vielleicht gibt es den einen oder mit Senf gelebt – daran festgehalten, und ich freue mich, anderen Song, mit dem ich es auch treffe, mit dem ich das das Leben der Menschen bereichern zu können. Leben anderer Menschen bereichern kann. Wenn ich das schaffe, dann habe ich meinen Job erfüllt. Und dann freue — Kettcar »Ich vs. Wir« (Grand Hotel van Cleef / Indigo / VÖ 13.10.17) ich mich natürlich. — Auf Tour vom 18.01. bis 24.03. Kettcar haben eine recht lange Pause gemacht. War dein Plan, eine Soloplatte zu machen, der einzige Grund?

»Zwischen den Runden« war geprägt von Extremen, so schlecht wie zu dem Zeitpunkt war die Band nie aufgestellt.


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#Pop #Torres

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ie meisten Regisseure machen Filme mit ihren Augen. Ich mache Filme mit meinen Eiern«, soll der surrealistische Filmemacher und Autor Alejandro Jodorowsky mal gesagt haben. Mackenzie Scott alias Torres tritt quasi in seine Fußstapfen: Ihr drittes Album »Three Futures« rumort mit den Eingeweiden und treibt den Verstand in die Enge. »You ordered me a salted water / Fed your heels into the grooves / I was still undercooked and you / Could hardly feed yourself« oder »I saw someone posted up / Under the Myrtle viaduct / A concrete Ganesha, winking« – Torres spielt auf »Three Futures« mit so vielen Bildern, Verweisen und Surrealitäten, wer kann sich da noch einen Reim drauf machen? Aber das ist alles beabsichtigt: »Ich wollte eine Platte über das Unbewusste machen«, sagt Scott am Telefon, während der erste Kaffee des Tages ihre Gehirnzellen aktiviert. »Was das Selbst betrifft, so darf man nichts verstecken. Es ist wie ein Haus oder ein Raum, der komplett erleuchtet sein

– »Geruch ist etwas sehr Wichtiges für mich« – Palo Santo verbrennt? Eben! So oder so, auf »Three Futures« vereinigt sich Verkopftes und Unterleibsgesteuertes zu einem musikalisch aufregenden Ritt zwischen Alternative Rock und Postpunk – angetrieben von perkussiven Beats, die klingen, als habe Torres ein ganzes Heer an Synthesizern beauftragt. »Das ist der Trick«, lacht sie, »ich habe meine Gitarre bloß so oft durch durchs Effektgerät gejagt, dass sie kaum noch zu identifizieren ist.« »Three Futures« klingt sehr viel kompakter und direkter als der Vorgänger »Sprinter«. Während sich Torres da noch die Seele aus dem Leib ächzte und schrie, schüttelt sie den Furor nun lässig ab. Eine beeindruckende Entwicklung für eine Musikerin, deren Debüt vor vier Jahren noch klare Singer/Songwriter-Strukturen erkennen ließ. Noch beeindruckender, da die als Adoptivtochter eines Baptistenpfarrer-Paares in Georgia aufgewachsene USAmerikanerin zwar schon früh Klavier, Flöte und Akustikgitarre spielen lernte, die Magie der E-Gitarre aber erst im College entdeckte. Neben ihren Lyrics ist das Gitarrenspiel heute Torres’ stärkstes Ausdrucksmittel – kein Wunder also, dass sie damit auf »Three Futures« Soundgrenzen durchschreitet. Mit Produzent Rob Ellis, der schon »Sprinter« betreute, entwickelte die Musikerin einen konkreten Plan für ihr drittes Album, der vor allem der Prämisse folgte, kein zweites »Sprinter« zu machen. Drei Platten galten dabei als Referenz: Portisheads »Third«, Kate Bushs »Hounds Of Love« und »Tango In The Night« von Fleetwood Mac. Tatsächlich klingt »Three Leicht macht es uns Mackenzie Scott mit ihrem dritten Futures« nach keinem der drei, auch wenn kantiger TripHop, sphärischer New-WaveAlbum als Torres nicht. Nackte Körper, winkende Pop oder energetischer Folkrock immer wieElefantengötter und jede Menge andere ungeklärte Elemente der durchscheinen. Ähnlich wie zuletzt Laura bevölkern den Alternative-Pop auf »Three Futures«. Verena Marling oder auch St. Vincent vermengt Scott Einflüsse der Popkultur mit ihren eigenen von Reygers ging mit der US-Amerikanerin auf Entdeckungstour Träumen und Unterbewusstsein gespeisten ins Unterbewusstsein. Foto: Katharina Poblotzki Eingebungen. Für den Sound haben Scott und Ellis – neben den Gitarreneffekten – viel mit muss und in dem es keine dunklen Ecken geben darf.« analogen Synthesizern statt mit Bassgitarre gearbeitet; auf Freud, ick hör dir trapsen. Mehr noch als der Begründer Becken haben sie ganz verzichtet – Torres findet, ihre Stimder Psychoanalyse aber hat – neben Nabokov, Hemingway, me harmoniere nicht gut mit deren metallischem Klang. Carrie Brownstein und besonders C.G. Jung – der bereits So bewusst wie unbewusst Scott den Entstehungsprozess erwähnte Jodorowsky die 26-Jährige beeinflusst. Scott von »Three Futures« vorangetrieben hat, in ihrer Musik gerät ganz aus dem Häuschen, als der Name geht es um mehr als die künstlerische Entwicklung: »Ich Alejandro seines Werks »Psychomagic: The Transfor- bin ziemlich seltsam«, sagt sie. »Für mich ist es nicht sehr Jodorowsky mative Power Of Shamanic Psychotherapy« angenehm oder ›einfach‹, eine normale Person dieser Mit surrealen Filmen wie fällt: »Dieses Buch hat so viel verändert. Nicht Gesellschaft zu sein. Es hängt natürlich davon ab, wie du »El Topo« (1970) oder »San- nur, wie ich über Energie denke und mit ihr ›normal‹ definierst, aber ich fühle mich in dieser Rolle ta Sangre« (1989) erwarb sich Jodorowsky den Ruf umgehe, sondern auch über Symbole und wie nicht so wohl wie in der als Künstlerin.« Ob in ihrer alten als Kultregisseur. Aber auch wir sie benutzen, um zu heilen oder zu kom- Heimat Georgia, während der Collegezeit in Nashville oder als Comicautor, Verfasser munizieren.« Konkreter bedeutet das, Prozesse in Brooklyn, wo Scott mittlerweile lebt – Torres sagt, sie spiritueller Bücher sowie Tarot-Kenner macht der nicht im eigenen Interesse manipulieren zu sei nicht gut darin, eine Alltagsperson zu sein, die leicht fast 90-jährige Chilene von wollen, sondern die Erwartung an das Er- mit anderen kommuniziert: »Deshalb schreibe ich Songs.« sich reden. gebnis loszulassen und zu beobachten, was Dass diese Songs auch nicht gerade »einfach« mit ihren geschieht. Eine Technik, die Scott auch fürs Hörern kommunizieren, stört die Musikerin nicht. »›Three Rob Ellis Songschreiben anwendet: »Es einfach passie- Futures‹ ist keine linear erzählende Platte, sie ist intuitiv. ... kennt man als Produzen- ren lassen« – eine Bewusstseinserfahrung, die Ich hoffe, dass die Leute, die diese Songs hören, sie versteten von PJ Harvey, er hatte nicht nur Jodorowsky als Luzidität beschreibt. hen, indem ihr eigenes Unterbewusstsein reagiert, bevor aber auch bei Alben von Marianne Faithfull, Bat For Was für die einen esoterisch klingt, ist für an- der Verstand versucht, sie zu verstehen.« Also eine Platte Lashes und Scott Walker dere der Zugang zum surrealen Schaffen. Und für die Sinne? »Genau!« Oder, schlichter ausgedrückt: die Finger am Regler. wer will den einer Künstlerin verwehren, die Songs aus den Eiern heraus. »Three Futures« produzierte der Brite zusammen mit auf die Frage, was für ein Gemälde ihre Musik Torres am Rande von Man- wäre, Salvador Dalís »Der große Masturbator« — Torres »Three Futures« (4AD / Beggars / Indigo / VÖ 29.09.17) chester und in Dorset. nennt und auf Tour bei allen Gelegenheiten — Intro empfiehlt die Tour vom 13. bis 16.11.

Torres

SONGS AUS DEN EIERN


#Pop #Torres

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#Pop #Action Bronson

Action Bronson

PASTA UND PUNCHLINES

Egal, auf welcher Bühne Arian Asllani auftritt, es ist immer eine große Show. Ob als TV-Koch, Snapchat-Kuppler, Kochbuchautor oder in der Booth – Action Bronson a.k.a. Bronsoliño a.k.a. Bam Bam a.k.a. Mr. Wonderful hat mindestens so viele Talente wie Namen, findet Sermin Usta. Ein Gespräch über Sampling, Selbstvermarktung und Fünftausend-Dollar-Dates.


#Pop #Action Bronson

Leidenschaft für Filmklassiker

miteinander zusammen. Es ist Teil meines Universums.« Ein Imperium, das dank des TV-Senders Viceland steDass Bronson in seinen tig wächst. Heute ist Bronson ein Meister der SelbstverTexten für obskure marktung. Kein Interview, in dem er nicht charmant auf Popkultur-Referenzen sein aktuelles Album »Blue Chips 7000« verweist, stolz bekannt ist und gerne Filmsein Kochbuch »Fuck, That’s Delicious: An Annotated musik sampelt, ist bekannt. Wie groß seine Liebe zum Guide To Eating Well« hochhält oder sein eigenes Merch Film aber tatsächlich ist, trägt. Bei dem 33-Jährigen stapeln sich die Projekte. Seizeigen seine Musikvideos ne Umtriebigkeit ist aber keinesfalls bloßer Zeitvertreib, zu »Let Me Breathe« und »The Chairman’s Intent«. In sondern eher sein Lebenswerk. Seit 2011 arbeitet Bronson dem einen spielt Bronson mit erschreckender Leichtigkeit kontinuierlich auf seinen einen über jedem Skript inen erstklassigen Rotwein, serviert zu einem stehenden Regisseur und Legendenstatus hin. Eine 35-Stunden-Woche wäre für ihn leckeren Muschelgericht, verbinden viele mit im anderen einen Kungder blanke Horror, erzählt er, und klagt wenige Minuten Fu-Kämpfer mit blonder Urlaub in Frankreich. Lamm, Zaziki und einen Langhaar-Perücke, der im später im Interview über Magenprobleme. »Jeder Moment eiskalten Ouzo assoziieren die meisten mit einer Stile der 70er-Jahre zünfti- unseres Lebens ist kostbar. Ich hasse es, wenn andere meine griechischen Taverne, während man bei Pasta, ge Schlägereien anzettelt. Zeit vergeuden, indem sie zu spät kommen oder schlecht geschwenkt in Knoblauch und Olivenöl, von der vorbereitet sind.« Abendsonne Italiens und Amore träumt. Wer The Alchemist Letzteres würde dem MC aus Queens nicht im Traum aber denkt bei kulinarischen Spaziergängen wie solchen Alan Daniel Maman kommt einfallen. Auf der Suche nach außergewöhnlichen Samples reist Bronson um die ganze Welt. Und auch wenn Saman einen zentnerschweren, stark tätowierten Rapper mit aus Beverly Hills und ist als Produzent und Live-DJ rotem Rauschebart und tiefblauen Augen, der Weed raucht, auf Eminems Label Shady pling bei der jüngeren Rapper-Generation aus der Mode wie andere Whatsapp-Nachrichten checken? Dass wir alle Records gesignt. Er produ- gekommen zu sein scheint, hat sich der MC niemals in Opfer unserer eigenen Schubladen sind, zeigt derzeit nie- zierte für Rap-Größen wie seinem Stil und Geschmack beirren lassen. Bronson und Eminem, Mobb Deep, Nas, mand so deutlich wie Rapper Action Bronson. Der Sohn Jadakiss und seit einigen seinem Hausproduzenten The Alchemist, der ihn auch in seiner Kochshow stets begleitet, kommen auch heute albanischer Einwanderer ist einer der wenigen Künstler, Jahren auch für Action die sich nicht nur in der Spitzengastronomie durchgesetzt Bronson. Mit Beat-Tapes keine Donna-Summer-Samples in die Tüte. Dafür aber wie »Israeli Salad« oder haben, sondern auch im TV- und Musikgeschäft. brillante, meist exotische Melodien und Versatzstücke »Russian Roulette« zeigt Nach einer Kochausbildung am New Yorker Art Institute der Produzent, wie entwaff- verschiedenster Genres, denn vor allem sein Entdeckerarbeitete der MC aus Flushing, Queens als Küchenchef nend sein Talent in Sachen drang ist größer als jede Limitierung des Marktes. Wenn er Beats und Instrumentals diverser Restaurants. Erst, als er sich wegen eines ge- ist. An »Blue Chips 7000« die Rechte für ein Sample braucht, so Bronson, muss sich brochenen Fußes einige Wochen schonen musste, kam arbeiteten neben ihm noch sein Label Vice Records darum kümmern. Auch wenn das der Sohn eines jüdischen Bäckermeisters aus Langeweile Party Supplies, Harry Fraud heißt, dass das Release-Datum seines Album verschoben und Knxwledge mit. zum Rappen. Auf Songs wie »Jerk Chicken« oder »Roaswerden und ein Label-Vertreter im Hinterland Sibiriens ted Bone Marrow«, in denen er seine Liebe zum Essen auf die Jagd nach einer Unterschrift gehen muss. »Auf dem aufs Detaillierteste veranschaulicht, folgten Mixtapes, Kollabos und Album sind Samples vom ganzen verdammten Planten. Ich nehme eine Online-Kochsendung namens »Action In The Kitchen«. Hier die Menschen überallhin mit: nach Italien, Äthiopien, Russland.« ging Bronson New Yorks Streetfood- und Restaurant-Kultur auf den Nur deswegen rangiert »Blue Chips 7000« zwischen stilvoller Haute Grund. Schließlich gilt seine Heimatstadt nicht nur als Schmelztiegel Cuisine und fettigem Fast Food. der Kulturen und Nationalitäten, sondern auch als Ursprungsstätte Apropos: Jetzt fehlt ja eigentlich nur noch ein eigenes Restaurant, diverser Food-Trends, wozu Stadtteile wie Chinatown, Harlem, Little um die Marke Action Bronson mit all ihren Facetten zusammenzuItaly und Brooklyn beitrugen. bringen, oder nicht? »Die Vorstellung, ein eigenes Restaurant zu beBronsons Heimatbezirk Queens, die unterschätze Perle der schlaf- sitzen, reizt mich gar nicht. Ich würde höchstens wieder als Chefkoch losen Millionen-Metropole, ist flächenmäßig nicht nur sechsmal so arbeiten. Meine Freunde bitten mich manchmal, in ihren Restaurants groß wie Manhattan, sondern mit über 50 Prozent Immigranten-Anteil auszuhelfen. Wenn ich dann mit einem ganzen Team in der Küche der wirkliche Melting Pot der Stadt. Hier grenzt Irland an Klein- stehe und den ganzen Druck abbekomme, genieße ich das sehr.« Ob Griechenland, und Westafrika liegt direkt neben einem tschechischen er dadurch auf die Idee gekommen sei, ein Fünftausend-Dollar-Dinner Biergarten. Ein Bezirk, der neben kulinarischen Besonderheiten in den auf seiner Website anzubieten? »Das ist nicht nur ein Dinner mit mir. 1920ern vor allem wegen seiner Filmindustrie beliebt war. Ob Bronsons Das ist ein Dinner, das ich zubereite. Wir werden gemeinsam in der Leidenschaft für Filmklassiker, Kung-Fu-Streifen und cineastische Küche stehen, rumhängen, Musik hören, Gras rauchen und nachher Selbstdarstellung in seinen Videos daher rührt? »Ich lebe in einer der gut essen. Am Ende des Tages sind genau das die Erfahrungen, die die schönsten Städte der Welt. Ganz New York ist eine Inspiration für Leute machen wollen.« mich. Alles, was ich sehe und was mir gefällt, weckt eine neue Leidenschaft in mir. Die Musik, das Kochen, mein Garten – all das hängt — Action Bronson »Blue Chips 7000« (Vice / Atlantic / Warner)

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#Pop #Kelela

Kelela

Mit einem Sound irgendwo zwischen 90er-R’n’B und Avantgarde-Electro stellt Kelela seit Jahren das offenste Geheimnis der Black Music dar. Nun erscheint ihr offizielles Debütalbum »Take Me Apart«. Steffen Greiner sprach mit ihr über die Identitäten von schwarzen Musikerinnen und Musikern und über künstlerisches Erwachsenwerden. Foto: Alexander Wagner

R’N’B ALS KAMPFGEBIET P ost-Racial? Im Moment gibt es das nicht«, sagt Kelela Mizanekristos. Wir sprechen über Moses Sumney, einen ihrer engsten Freunde (siehe Seite 16). Genau wie sie testet Sumney gerade die Grenzen der »Black Music« aus und steigt damit wie nebenbei zum Superstar auf. In einer Sache unterscheiden sich die beiden allerdings erheblich: Sumney will nicht R’n’B machen müssen, nur weil er schwarz ist – Kelela will R’n’B machen, weil sie schwarz ist. Weil das noch etwas bedeutet, weil es noch Möglichkeitsräume zu erkämpfen gilt, für Frauen, für people of colour, für Queere. »In meinen Lyrics und Sounds möchte ich schwarzen Frauen einen Ort geben, sich uneingeschränkt zu fühlen, in Klang eingebettet und komplex: alles zu sein und nichts. Es existieren zu wenig Räume, die schwarzen Frauen das geben können. Das zu ändern ist mehr oder weniger mein Lebensziel.« »Ich tue mich schwer mit dieser Musik«, dachte ich beim ersten Hören. Das passiert oft. Klar gibt es viele Alben, in die man nicht hineinkommt, obwohl man ganz instinktiv weiß, dass sie großartig sind. Ich kann bis heute nicht verstehen, was alle am letzten Album von Bon Iver finden. Oder an Radiohead an sich. Nur dass im Fall von Kelela klar ist, dass es nicht bloß eine Frage des Geschmacks ist. Warum ich nicht an die Großartigkeit der Musik herankomme, ist eine Frage von Sozialisation und sozialen Strukturen, in denen ich realisiere: Ich bin ein weißer heterosexueller Mann. Und während die Strukturen der Jon B Welt mir meistens in die Hände spielen: Diese Der amerikanische Musik mit ihrem jubilierenden Gesang, ihrer Songwriter, Sänger und Schwülstigkeit, Sanftheit und Geilheit ist nicht Produzent erlangte seine größten Erfolge Mitte der für mich gemacht. Gut so. »Das hatte ich im Kopf, als ich das Album 90er-Jahre mit den Alben »Bonafide« (1995) und aufnahm. Ich habe viel mit weißen Männern »Cool Relax« (1997). Bevor er selbst ins Scheinwerfer- gearbeitet. Ich habe auch mit schwarzen Songlicht trat, schrieb er Songs writern, die die schwarze Gesangstradition für unter anderem Toni verstehen, gearbeitet. Ein Großteil meiner Braxton, Michael Jackson, Color Me Badd und die Arbeit war das Hybridisieren des Sounds. In Spice Girls. jedem Song treffe ich eine Entscheidung und

weiß: Mit jeder Entscheidung entfremde ich mich von einem Hörer und gewinne einen anderen dazu.« Für Kelela ist der gegenwärtige R’n’B ein kulturelles Kampfgebiet. In den 70ern und den 80ern war R’n’B zärtlich, sagt sie, überschwänglich, erregt, aber die Musik von heute hat das vergessen. »Es hilft, ein Gespür für Schmerzen zu haben. Wenn man um die Lebensrealität schwarzer Menschen in den USA weiß, versteht man die Musik ganz anders. Das haben nur wenige nicht-schwarze Menschen geleistet. Sie lieben die Musik, aber nur als Derivat, nicht im Kern.« Alles habe sich in den 90ern geändert, sagt sie, mit Menschen wie Robyn oder Jon B, die nicht nur den Gesangsstil, sondern auch den Habitus des R’n’B übernommen hätten. Seitdem ist das Singen in Runs, in diesem typisch verschnörkelten R’n’B-Stil, losgelöst von der Kategorie race – und wurde damit zu einer weißen Angelegenheit. »In diesem Moment ging etwas verloren. Darum beziehe ich mich in meiner Musik auf die 70er und 80er. Denn heute singt jeder in Runs, aber niemand versteht die Menschen, die diesen Gesangsstil erfunden haben.« Ihre Musik feiert jene 90er oft genug. Wie damals steht sie wieder an der Kreuzung von Pop, HipHop und R’n’B. Es scheint, als habe Kelela die einzigen unbeschwerten Jahre ihrer Generation – als die Welt einmal kurz zu blühen begann, bevor die Geschichte mit 9/11 harsch zurückschlug und uns bis heute belästigt – irgendwie aufbewahren und in die düstere Gegenwart retten können. Sie sprießt, sie


#Pop #Kelela

überschlägt sich, aber sie hat auch Ecken und Kanten, die sie klar im Jetzt verorten. Denn Kelela veröffentlicht nicht umsonst auf dem Warp-Label, das auch die Heimat von Acts wie Mount Kimbie und Flying Lotus ist. Hinter ihrem Gesang stehen elektronische Arrangements, die blitzschnell die Richtung ändern, Soundwände und schräge Rutschen. Sounds, denen man anmerkt, dass ihre Sozialisation selbst sehr divers war: Björk zählte genauso zu Kelelas frühen Lieblingskünstlerinnen wie Miriam Makeba. Und natürlich gibt es darum auch für Menschen wie mich – also Nicht-Schwarze, Nicht-Frauen – diese Anker: Momente, die unmittelbar die Kategorien durchbrechen. Eine unscheinbare Bridge bei der grandiosen Single »LMK« etwa macht mich fast rasend vor Glück. Diese Momente waren es, die Kelela so viel Zeit gekostet haben, mit ihrem lang erwarteten Debüt aufzuschlagen. Denn während ihr erstes Mixtape bereits 2013 durch die Dance-Szene wirbelte, blieb ihre zugleich verführerische wie avantgardistische EP »Hallucinogen« von 2015 ihr letztes eigenes Werk. In der Zwischenzeit wurde sie über Feature-Spots bei Solange oder den Gorillaz einem immer breiteren Publikum bekannt. Solange retweetete die Albumankündigung zu »Take Me Apart« dann auch gleich mit einem lustvollen Seufzen.

Die Begeisterung ist nachzuvollziehen. Allein deshalb, weil mit Kelela diesmal kein 19-jähriges Wunderkind mit Vorschusslorbeeren bedacht wird, sondern eine 34-Jährige, die den sexistischen Mechanismen der Musikindustrie ein Schnippchen schlägt. Die reflektiert und mit Lust an der Konfrontation selbstbestimmt und offen davon erzählt, was ihre Musik für sie und die Gesellschaft bedeutet: »Mit 25 hatte ich mich innerlich aufgegeben. Auch wegen der Obsession der Gesellschaft in Bezug auf Jugend und die entsprechenden Erwartungen. Dann habe ich beschlossen, mir noch eine Chance zu geben. Und diesmal wirklich alles zu geben. Noch dieses eine Mal. Das änderte alles. Ich ließ alle Erwartungen an mein Leben los und stellte mein Ego hintan. Ich verlor meine shitty arrogante Attitüde. Ich umgab mich mit Menschen, die tun, was sie wirklich tun wollen. Ich nahm einen Job Miriam Makeba im Callcenter an und zog von einem punki- Die 1932 in Johannisburg gen Hausprojekt in meine eigene Wohnung. geborene und 2008 in Italien verstorbene Sängerin Tagsüber arbeitete ich, nachts nahm ich Musik kämpfte Zeit ihres Lebens auf. Und jetzt bin ich hier. Und eines möchte gegen Rassismus und ich allen mitgeben«, sagt Kelela mit ihrem be- Apartheid und verbrachte viele Jahre im Exil. Ihr größstimmten, aber doch weichen, empathischen ter internationaler Hit war Tonfall: »Seid Punk, aber kümmert euch um der in ihrer Muttersprache euch selbst.« Self-Care-Musik, vielleicht trifft Xhosa geschriebene Song »Pata Pata« (1967), der es das den Sound Kelelas sogar am besten. Und in ihrer Exilheimat USA und jetzt räumt endlich euer Zimmer auf! in Deutschland gar in die — Kelela »Take Me Apart« (Warp / Rough Trade / VÖ 06.10.17)

Top 20 schaffte. Weitere Anspieltipps sind »The Click Song«, »Malaika« und »Soweto Blues«.

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#Pop #Razz

Razz

WO SICH EMS UND HASE GUTE NACHT SAGEN Wer es schafft, den Blur- und The-Smiths-Produzenten Stephen Street für einen Konzertbesuch ins Emsland zu kriegen, muss etwas auf dem Kasten haben. Dachten wir uns und besuchten Razz in ihrer Heimatstadt Meppen. Im September erschien ihr zweites Album »Nocturnal«, das genau wie ihre Live-Shows das Zeug hat, 16-jährige Kids zurück zu Papas Indierock zu bringen. Daniel Koch interviewte die Band beim Hausbesuch. Foto: Natasha auf’m Kamp


#Pop #Razz

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ch warte an einem warmen Spätsommertag im Stadtzentrum von Meppen auf Razz – in einer Postkarte. Das Motiv: Marktplatz, norddeutsche Kleinstadt. Hinter uns sieht man das niedliche Rathaus mit seinen Türmchen, das 1408 aus Findlingen entstand. Heute ist es – wie viele Orte in der Gegend – relativ fest in CDU-Hand. Kurz bevor mich die Band abholt, bleibt ein alter Mann in historischer Amtskleidung vor dem Rathaus stehen, läutet eine alte Glocke und ruft etwas auf Plattdeutsch. Fünf Gäste zählt diese Stadttour, die man in allen Varianten buchen kann. Auch »Die urige Stadt(ver)führung« befindet sich im Angebot. Leistungen: »Stadtführung. Kräuterlikör. Ein ›Strammer Max‹.« Niklas Keiser (Gesang, Gitarre), Christian Knippen (Gitarre), Lukas Bruns (Bass) und Steffen Pott (Schlagzeug) sind schon von Weitem als Band auszumachen. Die vier kennen sich seit Kindheitstagen, haben diesen selbstsicheren Swag, den man sich eher als Musiker auf Deutschland-Tournee als bei einer Kaufmannslehre in Meppen einfängt, und tragen allesamt Schwarz – was gut zu ihrer Musik passt. »Ihr seht aus wie eine Band«, sage ich und kriege gleich grinsend die Retourkutsche. Steffen brummt mit tiefer Stimme: »Ha, nix für ungut. Du siehst aus wie ein Musikjournalist.« Niklas sieht auf mein Interpol-Shirt und lacht: »Hast du das absichtlich angezogen?« Gute Frage eigentlich. Und ein perfekter Einstieg. Denn Razz wurden schon oft als Meppens Antwort auf Interpol oder die Editors bezeichnet. Ihr Sound ist ähnlich dunkel und zugleich eindringlich, Niklas’ Stimme lässt sich gut zwischen Tom Smiths’ Pathos und Paul Banks tieftönigem Lamento verorten. »Diese Vergleiche ehren uns natürlich, obwohl wir schon glauben, dass wir etwas Eigenes haben«, sagt Niklas. Die Texte sind schwermütig und sinnsuchend, ohne ins Wehleidige zu kippen. Niklas erzählt: »Wir hatten Unmengen an Demos, aber noch keine Texte. Als ich loslegen wollte, hatte ich eine Schreibblockade. Davon handelt ›Paralyzed‹. Später fiel mir auf, dass ich vor allem die Themen verhandele, die mich beschäftigen, wenn ich nicht schlafen kann. Dieses nächtliche Ruhelose brachte uns auf den Titel.« Razz spielen diesen Sound schon seit ihrer Gründung in Teenie-Tagen. Als ihr immer noch aktueller Manager sie 2012 auf einem Festival in Meppen »entdeckte«, waren sie 16 und 17 und ihre Musik noch ein wenig Postpunk-lastiger. Das Debüt aus 2015, »With Your Hands We’ll Conquer«, zeigte mehr Reife und Facetten. Auf »Nocturnal« klingen sie nun geschliffen und selbstsicher, mehr nach London als nach Meppen. Auch das ist kein Zufall: Produziert hat nämlich Stephen Street. Wie so etwas passiert? Christian erzählt: »Die Verbindung kam über unser Label. Die Kaiser Chiefs sind da jetzt unter Vertrag, und Stephen hat sie damals produziert.« Niklas ergänzt: »Er kam dann für ein Konzert von uns nach Meppen, um uns kennenzulernen.« Lukas ergänzt: »Wir waren hier ums Eck beim Griechen.« Eine schöne Vorstellung: Der Mann, der in den 80ern mit Marr und Morrissey im Studio saß, die Babyshambles in die Spur brachte und unter anderem Blurs »Parklife« produziert hat, bestellt in dieser emsländischen 35.000-Seelenstadt im Delphi einen Gyrosteller. Wir ziehen um und setzen uns vor Mikes Pub an einen Außentisch. Man kennt sich, und der Besitzer scheint zu wissen, was hier läuft. Kaum kommt das Bier, läuft drinnen die Razz-Platte. Falls ich mir noch nicht sicher sein sollte, ob ich die Musik gut finde. Wäre aber nicht nötig gewesen.

Mit Street trafen sich Razz für eine Studio- Stephen Street session in Berlin, um schließlich in einem Für die Smiths und später Studio in Leer »Nocturnal« aufzunehmen. Morrissey war Street als Engineer und Produzent »Für Stephen war das, glaube ich, gar nicht so tätig, sein Name steht auf leicht«, sagt Niklas. »Das ist halt Ostfriesland. einigen der erfolgreichsten Ziemlich karg da. Etwas anders als London Britpop-Alben, Blur nannten ihn lange Zeit ihren oder Berlin.« Steffen erzählt lachend: »Stephen Hausproduzenten. Aber meinte nur: ›Wow, hier geht echt wenig.‹ Und auch Suede, Babyshamhat sich immer mega gefreut, wenn wir saufen bles, Promise Ring, The Cranberries und Catatonia gegangen sind.« finden sich im zufriedenen Meppen selbst spielt bei all dem eine gar Kundenkreis von Stephen nicht so große Rolle. Bock darauf, eine Band Street. zu gründen, bekamen Razz durch das Hören der Kings Of Leon, durch Konzerte, auf die Nugat die Eltern sie mitnahmen, das Abi Festival in Der Produzent und DJ hält Lingen oder das Stemweder Open Air. Oder, im sich medial gerne zurück, wurde aber dennoch schon Falle des Schlagzeugers, durch den Drummer von Noisey, Juice und den der Killerpilze: »Der war damals 13, ich zehn Kollegen vom splash! Mag – da dachte ich: ›Wow, vielleicht kann ich das interviewt. 2015 erschien Nugats erstes Release, auch.‹« Allerdings scheint die musikalische »Beats x Beer x Green Früherziehung in Meppen zu fruchten: Alle EP«, da war er gerade spielten zuvor in diversen Schulprojekten. »In- mal 17 und schon ein paar Jahre am Start. Den kleinen zwischen kennt man uns«, sagt Niklas, »aber Hype, der folgte, schob viele auch erst, nachdem sie uns mal im Radio Nugat ganz bescheiden auf gehört haben oder so. Bei einem Bekannten sein Alter: »Wenn ich schon 22 wäre, würde ich nicht von uns, dem Produzenten und DJ Nugat, ist diese Resonanz bekommen. es genauso: Erst, wenn mal was in der Zeitung Ich wüsste keinen anderen steht, merken viele: Och, das ist ja ganz geil.« Grund, ehrlich gesagt.« Ähm, vielleicht waren die Wenn man Razz auf einer Festivalbühne Beats auch ganz geil? sieht – wie ich wenige Tage nach unserem Treffen auf dem Pure & Crafted –, merkt man, dass ihnen Erstaunliches gelingt: Ähnlich wie die Giant Rooks schaffen sie es, den zuletzt etwas angestaubten Indierock wieder an ein junges Publikum zu bringen. »Ich glaube, das kommt wieder«, meint Christian. »Ich habe mit vielen Leuten aus dem Business darüber gesprochen, und alle teilen dieses Gefühl. Stephen meint das auch.« Und Niklas ergänzt: »Man merkt es ja auch daran, dass gerade viele Bands dieser Art aufblühen – seien es Leoniden oder Giant Rooks.« Mit Letzteren sind sie übrigens nicht nur befreundet, die Rooks haben auch ein Feature zum facettenreichen Razz-Song »Another Heart Another Mind« beigesteuert. Letzter Locationwechsel. Für das Shooting gehen wir ans Ufer, dort, wo sich Ems und Hase gute Nacht sagen und ineinander fließen. Eine norddeutschere Kulisse als diese gibt es in ganz Meppen nicht. Und dennoch sind auch Razz kurz davor, ihre Heimat bald hinter sich zu lassen: Einige liebäugeln mit großen Städten wie Hamburg oder Berlin, einer hat schon ein WG-Zimmer in Osnabrück. Davor und dazwischen wird aber erst mal getourt. Im November in Deutschland, doch ein Abstecher nach England ist auch drin. »Wäre natürlich toll, wenn wir einen guten Eindruck hinterließen«, sagt Niklas. Und wer weiß: Vielleicht kriegt der NME ja spitz, dass Street die Jungs mag: »Meet the northern Krauts Stephen Street is rooting for!« Das wäre doch eine Headline, die helfen würde. — Razz »Nocturnal« (Long Branch / SPV) — Auf Tour vom 22.11. bis 01.02.

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#Pop #Wolf Alice

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ch denke, wir haben versucht, unsere Hörer zu verwirren«, schmunzelt Ellie ein wenig zurückhaltend und streift sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie erklärt gerade, wieso ausgerechnet der musikalisch eigensinnigste Track die erste Single zum neuen Album geworden ist. In der Kampfansage »Yuk Foo« verarbeitet die junge Britin einiges an Ärger. Gegen wen sich der Mittelfinger bei Worten wie »You bore me to death« hebt, dürfe man selbst wählen. »Ich persönlich habe dabei einige Sachen kanalisiert, die mich ankotzen, seien es Leute, die meinen, ihre Erwartungen anderen gegenüber immens hochschrauben zu müssen, oder Menschen, für die es okay ist, andere zu betrügen«, erklärt sie in einem so ruhigen Tonfall, dass man sich kurz fragt, wo sich die resignierende Kreisch-Stimme aus der Single versteckt hält. Trotz des »most blogged about band«-Stempels, den die BBC Wolf Alice bereits 2013 aufgedrückt hatte, verschanzen sich die vier Musiker nicht komplett im World Wide Web. Auch für ihre Fans versuchen sie, so greifbar wie möglich zu bleiben. Deshalb gab es zur Albumankündigung von »Visions Of A Life« nicht einfach nur einen lahmen Tweet, sondern auch kleine Hinweise in einigen Fan-Briefkästen. Die Botschaft der Postkarten bestand aus Lyric-Schnipseln und Titeln der einzelnen Tracks. »Wir wollten etwas sehr Besonderes für unsere Hörer machen. Die sozialen Medien

Wolf Alice

SCHNIPSELJAGD AUF BRIEFKÄSTEN Mit »My Love Is Cool« kämpften sich Wolf Alice 2015 endgültig aus der leicht angestaubten GrungeSchublade, in die man sie anfangs gepackt hatte. Zwei Jahre nach ihrem Debüt schickt die Band aus dem Norden Londons nun ihren Nachfolger »Visions Of A Life« hinterher. Celia Woitas traf Ellie Rowsel (Gesang, Gitarre), Joel Amey (Schlagzeug), Joff Oddie (Gitarre) und Theo Ellis (Bass) zum Interview. Fotos: James Perolls


#Pop #Wolf Alice

sind nicht das Gleiche wie ein Treffen im echten Leben. Du kannst die Leute zwar erreichen, aber es ist nicht sehr persönlich«, äußert Ellie mit Überzeugung. »Gerade in der Ghoster heutigen Zeit wirkt alles Physische so viel vertraulicher. Wolf Alice bekamen den Das schafft eine viel coolere Verbindung zu deinen Fans«, Auftrag, für den Soundtrack fügt Theo nickend hinzu und nimmt einen Schluck von zur »Ghostbusters«Neuverfilmung (2016) seinem Wasser. einen Song beizusteuern. Druck oder gar Angst lassen sich die vier vom Riesen »Ghoster« findet sich namens Musikbusiness und dem dazugehörigen Medien- zwar auf dem offiziellen rummel aber auch weiterhin nicht machen. »Wir haben Soundtrack, taucht im Film aber leider nicht auf. Theo sehr hohe Anforderungen an uns selbst«, erklärt Theo. sagte dazu, noch immer »Solange wir wissen, dass wir diese erfüllen und alles ge- sichtlich genervt: »Wir geben haben, ist die größte Last bereits genommen. Auf hatten zu unserem zweiten Album noch keine Musik Nominierungen oder Ähnliches haben wir ja eh wenig veröffentlicht. Die Leute Einfluss.« Trotzdem sei es natürlich ziemlich cool, wenn wussten also nicht, was wir ein Song besondere Aufmerksamkeit erfahre. Mit »Giant so machen, und dann kam dieser verdammte Song Peach« und »Ghoster« steuerte die Band beispielsweise über Geister heraus. Das Songs zu den Soundtracks von »Detour« und »Ghost- muss total seltsam gewirkt busters« bei. Ellie fällt ein, wie sie im Kino gesessen habe haben.« und der Trailer zu »T2 Trainspotting« gelaufen sei: Als »Silk« vom letzten Album als musikalische Bildstütze Justin erklang, konnte sie sich einen freudigen Gluckser nicht Meldal-Johnsen Der in Oregon geborene länger verkneifen. Soundtechnisch holten sich Wolf Alice Hilfe für die US-Amerikaner hat als Produzent schon einige Aufnahmen von Produzent Justin Meldal-Johnsen. Eine Bands begleitet. Neben große Veränderung im Sound brachte der Wechsel aber Aufnahmen mit M83, nicht. Das sei ja auch nicht Sinn und Zweck, stellt Ellie Jimmy Eat World oder The Naked And Famous war er klar: »Ich glaube, ein guter Produzent holt das Beste aus auch für die Produktion der dir heraus, ohne deinen Sound zu verändern ... Es sei denn, letzten beiden Paramoredu bist richtig schlecht und brauchst dringend einen neuen Alben verantwortlich. Zwischenzeitlich stand er Sound«, fügt sie nach einer kurzen Pause witzelnd hinzu. außerdem als Bassist mit Das haben Wolf Alice Gott sei Dank nicht nötig. Nine Inch Nails und Beck »Yuk Foo« erinnert mit seinem Wutpotenzial an die auf der Bühne. Riot-Grrrl-Bewegung der 90er-Jahre; der Opener »Heavenward« enthält viele Shoegaze-Sounds. Mit den restlichen Songs der Platte taucht man in altbekannte poppige,

aber überwiegend ruhige Gefilde. Der Drang, etwas Neues auszuprobieren, klingt immer wieder durch. »Auf unserem ersten Album haben wir uns in vielen Dingen eher zurückgehalten. Dieses Mal sind wir um einiges ausgelassener vorgegangen«, meldet sich Joff zu Wort, während die Hitze bei den anderen so langsam an der Aufmerksamkeitsfähigkeit kratzt. Wer also nach der ersten Singleauskopplung dachte, dass Wolf Alice mit »Visions Of A Life« nun doch den Kopfsprung in eine vorgefertigte Genreschublade wagen würden, nachdem sie sich aus der letzten so mühselig herausgekämpft hatten, darf den Rest des Albums als energisch verneinendes Kopfschütteln interpretieren. Dass Ellie, Joel, Joff und Theo lieber durch verschiedene Musikstile tappen, als sich in einem festzusetzen, zeigten sie immerhin auch schon mit ihrem Debüt »My Love Is Cool«. »Wir haben auch dieses Mal circa zwei Jahre an unseren Songs gebastelt. Thematisch geht es hauptsächlich um persönliches Zeug«, sagt Ellie. Das glaubt man ihr in ihrer schüchternen, aber vertrauenswürdigen Art sofort. Auch das Artwork der Platte bestätigt es: Hier erlaubt Ellie einen privaten Einblick in ihr Fotoalbum. Ein Bild ihrer Tante Helen als junges Mädchen im weißen Kleid und in leichtfüßiger Ballettpose, daneben ein Sockel, auf dem ein Pferdeschädel thront: wunderschön und gleichzeitig superskurril. Ein Foto, zu dem einem tausend gute Geschichten einfallen, während man sich nebenbei von den sphärisch-poppigen Klangwolken des Albums einlullen lässt. — Wolf Alice »Visions Of A Life« (Caroline / Universal / VÖ 29.09.17) — Intro empfiehlt die Tour vom 30.10. bis 02.11. und vom 09. bis 10.01.

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Motiv: GOOD TIME

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Foto: Jaume Albert MartĂ­

#Kultur

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#Kultur #Kino #Es

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DAS LEBEN IST KEIN LANGER RUHIGER FLUSS Stephen Kings Roman mit dem monströsen Zirkusclown Pennywise wurde Anfang der 1990er-Jahre schon einmal verfilmt. Was ist von dem neuen Blockbuster zu erwarten, der in den USA bereits die Kinokassen klingeln ließ? Text: Wolfgang Frömberg

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er Anfang des Stephen-King-Romans »Es« gehört zu den besten der Weltliteratur. Das klingt dick aufgetragen? Na, okay. Zumindest alle King-Auskenner dürften aber halbwegs einverstanden sein, wenn der einleitende Satz dieses Artikels stattdessen lautete: Das erste Kapitel des Romans »Es« gehört zu den besten, die Stephen King je geschrieben hat. Und er hat seit seinem Debütroman »Carrie« 1974 ein Haufen Zeug veröffentlicht, das sich zudem millionenfach verkaufte. Regisseur Andy Muschietti bleibt in seiner »Es«-Verfilmung nah an Kings genialem Einstieg. Wir folgen Georgie Denbrough (Jackson Robert Scott) aus dem Provinzstädtchen Derry. Gemeinsam mit seinem Bruder Bill (Jaeden Lieberher) baut der kleine Junge ein Papierschiffchen. Draußen schüttet es sintflutartig, und Georgie rennt dem Boot hinterher – im Rinnstein rast es mit der Strömung –,

bis es im Gully verschwindet. Aus dem Unter- Carrie grund taucht der Zirkusclown Pennywise (Bill Der Roman wurde 1976 Skarsgård) auf und bringt Georgie um. Er ist von Brian de Palma auf die Leinwand gebracht. Neben nicht das erste Opfer des gruseligen Typen – der von King vehement und auch nicht das letzte. Und was macht das kritisierten »Shining«-AdPapierschiffchen? Es setzt seine Reise durch aption von Stanley Kubrick gehört der Mystery-Thriller das Kanalsystem fort, bis es irgendwo wieder mit Sissy Spacek in der ausgespuckt wird. Im Buch heißt es: »Ich weiß Hauptrolle zu den künstnicht, wo es schließlich strandete. Vielleicht lerisch ambitioniertesten King-Verfilmungen. Das strandete es auch überhaupt nicht; vielleicht Remake aus dem Jahr 2013 erreichte es das Meer wie ein Zauberboot im kann man sich allerdings Märchen und segelt heute noch. Mit Sicher- getrost sparen. heit kann ich nur sagen, dass es noch auf den Wellen tanzte, als es die Stadtgrenze von Derry im Bundesstaat Maine passierte, und dort entschwindet es für immer aus der Geschichte.«


#Kultur #Kino #Es

Soll heißen, dass die Handlung die Stadtgrenze im Gegensatz zum Schiffchen nie passieren wird. Die Fantasie des Erzählers könnte das Boot weiterreisen lassen, aber Fantasie ist in einer Mystery- oder Fantasy-Geschichte ja nicht alles. Also zieht King den Leser tief mit in den Gully hinein – in die Abgründe der Gesellschaft. Der Roman erschien 1986. Noch tobte der Kalte Krieg, und Ronald Reagan regierte die USA. Stephen King stammt aus Maine. Viele seiner Bücher spielen dort, einige davon in Derry. In »Es« beschreibt er das fiktionale Städtchen als Brennpunkt des konservativen Hinterlands, in dem Homophobie, Klassenhass und Rassismus alltäglichen Horror verbreiten. Wem käme das nicht auch aus Deutschland bekannt vor! Bloß dass es hier keinen annähernd so großen Genre-Autoren gibt, der die durchschnittlichen Verhältnisse beschreibt und deren Außenseiter porträtiert – mit der Ausführlichkeit und Hingabe eines Charles Dickens –, während er nebenbei eine Horror-Ikone wie Pennywise aus dem Ärmel schüttelt. Es spricht für Stephen Kings Humor, dass er Pennywise im Buch als Mix aus dem US-TV-Clown Bozo und dem Fast-Food-Ketten-Maskottchen Ronald McDonald beschreibt. Ein popkulturelles Fabelwesen als Inkarnation des Bösen. Von der Blockbuster-Verfilmung dieser Great American Novel samt ihrem nach Popcorn duftenden Monster durfte man erwarten, dass sie die gegenwärtige Gesellschaft mit Pennywise konfrontiert, so wie King es 1986 mit der damaligen gemacht hatte. Aber Regisseur Andy Muschietti inszeniert lieber das Abenteuer ein paar jugendlicher Freaks – von denen Beverly Marsh (Sophia Lillis) dank ihrer »Ich war bei der Geburt schon schlauer als alle Jungs mit 18«-Aura und Ben Hanscom (Jeremy Ray Taylor) wegen seines »Ich bin ein kleiner Igel kurz vor dem Winterschlaf«-Charme am ehesten in Erinnerung bleiben.

Die Kids haben durchaus echte Probleme: eklige Eltern, brutales Mobbing, Pubertätskummer. Aber die im Roman so präsente Klassenfrage und Schwulenfeindlichkeit taugen im Jahr 2017 wohl nicht fürs Blockbuster-Kino. Gerade so, als wären sie seit den 1980er-Jahren aus dem realen Leben verschwunden. Anders als Pennywise treten sie allerdings nicht nur alle 27 Jahre an die Oberfläche. So ist Muschiettis »Es« eine ästhetische Reminiszenz an die Ära geworden, in der jener Teil der sehr langen Romanhandlung spielt, den sein Film abbildet: die 80erJahre. Wie das Papierschiffchen aus der Eröffnungssequenz der Geschichte kehren die Eighties derzeit immer wieder an die Oberfläche zurück. Erst kürzlich feierten sie ein Comeback als magischer Fixpunkt der Serie »Stranger Things«. Darin wurden lauter Filme mit jugendlichen Außenseitern zitiert. Neben »Goonies« und »E.T.« auch die Stephen-King-Verfilmung »Stand By Me«. So entspricht Muschiettis Version von »Es« durchaus dem Zeitgeist. Mit dem Nebeneffekt, dass die Kinder der 80er hier eher Furcht vor den überbordenden Special Effects des 21. Jahrhunderts zu haben scheinen als vor einem allgegenwärtigen Bösen. Jenen Fans, die trotzdem sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten, gab Stephen King auf seinem Twitter-Account bereits einen guten Rat, der in etwa so lautete: »Warum warten? Man kann jetzt schon das ganze Buch lesen.« — »Es« (USA 2017; R: Andy Muschietti; D: Bill Skarsgård, Jaeden Lieberher, Sophia Lillis; Warner; Kinostart: 28.09.17)

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#Kultur #Kino #Elisabeth Moss #The Square

Elisabeth Moss im Gespräch über »The Square«

WAS HAT DER AFFE MIT DER KUNST ZU TUN?

Elisabeth Moss wurde durch ihre Darstellung der Peggy Olson in der Serie »Mad Men« berühmt – als Sekretärin, die Karriere als Copywriter macht. Ihr Weg als Schauspielerin führte sie nicht nur in weitere großartige Produktionen wie die nun fortgesetzte Jane-Campion-Serie »Top Of The Lake« und die MargaretAtwood-Adaption »The Handmaid’s Tale«, sondern auch nach Europa. Patrick Heidmann sprach mit ihr über ihre Rolle in der schwedischen Komödie »The Square«.


#Kultur #Kino #Elisabeth Moss #The Square

In »The Square« steht die gleichnamige Kunstinstallation im Mittelpunkt. Deine Rolle ist zwar eher klein, aber die Journalistin Anne verhält sich dennoch sehr eigenwillig und stiftet so eine Menge Verwirrung. Ist dir diese Frau sympathisch?

Sie ist mir nicht unsympathisch. Und es hat enormen Spaß gemacht, sie zu spielen. Ich liebe es, Figuren zu verkörpern, die man nicht durchschaut und die dem Zuschauer ein Rätsel bleiben. In dieser Hinsicht ist Anne in »The Square« extrem: Sie ist seltsam, intelligent, aber eben auch ein bisschen durchgeknallt.

Sie steigt dem Kurator des Stockholmer Museums ziemlich vehement nach ...

Das Unangenehme und Peinliche ihres Verhaltes hat mich als Schauspielerin interessiert. So etwas sieht man im Kino eher selten. Dabei waren wir doch alle schon in Situationen, in denen wir entweder selbst jemandem zu nah auf die Pelle gerückt sind oder es jemanden gab, der uns unangenehm belagert hat. Auch wenn ich persönlich kein konfrontativer Mensch bin: Wenn mir jemand signalisiert, dass er kein Interesse hat, ziehe ich mich schnell zurück. In »The Square« taucht plötzlich ein Affe auf. Was hat es mit ihm auf sich?

Ich bin mir nicht sicher, ob er bloß der Einbildung des Protagonisten Christian entspringt. Für mich ist der Affe jedenfalls eines der besten Beispiele dafür, was das europäische Kino so spannend macht. In Hollywoodfilmen findet man nie etwas Unerklärtes. Da wird alles ausbuchstabiert – und wenn Fragen offen bleiben, werden einige Zuschauer gleich wütend. In der französischen Nouvelle Vague oder bei Fellini wurde nicht alles erklärt. Und in den Filmen von Ingmar Bergman gibt es Szenen, die scheinbar gar keinen Sinn machen. Aber gerade das macht seine Kunst ja so reizvoll und intelligent.

Ist es selbst für dich bemerkenswert, zwei so gefeierte Serien in einem Jahr zu drehen?

Würdest du Ruben Östlund, den Regisseur von »The Square«, mit diesen Kino-Legenden in einem Atemzug nennen?

Warum nicht? Ich bin begeistert von seiner Arbeitsweise. Das war so anders als alles, was ich bisher kannte. Er dreht nie mehr als eine Szene am Tag – acht oder neun Stunden lang. Im Durchschnitt haben wir 70 Takes gedreht und größtenteils improvisiert. Unglaublich, wie viele verschiedene Varianten wir durchspielten. Es waren viele Szenen dabei, die es verdient hätten, als Bonusmaterial einer DVD veröffentlicht zu werden. Kamst du mit diesem Ansatz auf Anhieb zurecht?

Ja, es hat mich künstlerisch sehr befriedigt. Aber ich kann nicht leugnen, dass es verdammt anstrengend war. Ich bin einen anderen Ablauf gewohnt: 20 Minuten drehen, Pause. Ich widme mich meinem Telefon, plaudere oder snacke. Dann geht es wieder los. Dieses Spiel wiederholt sich den ganzen Tag. Bei Ruben wird ohne Unterbrechung gearbeitet – von einer gemeinsamen Mittagspause abgesehen. Das schlaucht ganz schön.

Klar, aber es ist Zufall. Bei der zweiten Staffel von »Top Of The Lake« dauerte es lange, bis alles geklärt war. Ich wartete ewig auf konkrete Ansagen, wann wir mit den Dreharbeiten beginnen würden. Es wurde knifflig, als es mit »The Handmaid’s Tale« losgehen sollte, ich aber noch mitten in der Arbeit zu »Top Of The Lake« steckte. Zum Glück hatte ich beim Timing Mitspracherecht, da ich an »The Handmaid’s Tale« als Produzentin beteiligt bin. Deshalb konnte ich zwischendurch sechs Wochen Pause machen. Leider ist so ein aufregendes Jahr mit einem so vollen Terminkalender für mich und andere Schauspieler eher die Ausnahme. — »The Square« (S/D/F/DK 2017; R: Ruben Östlund; D: Claes Bang, Elisabeth Moss, Dominic West; Alamode; Kinostart: 19.10.17) — Die deutsche Fassung von »The Handmaid’s Tale« läuft ab Oktober bei Telekom Entertain. »Top Of The Lake« kann man in Deutschland komplett beim Film Festival Cologne sehen.

Neben »The Square« bist du in Deutschland in zwei der spannendsten Serien des Jahres zu sehen. In der zweiten Staffel von »Top Of The Lake« und in »The Handmaid’s Tale«. »The Handmaid’s Tale« Sind TV-Serien deine gro- Der Roman der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood stammt aus dem Jahr 1985. Er wurde bereits von Volker Schlöndorff unter dem Titel »Die ße Leidenschaft? Geschichte der Dienerin« verfilmt. Die Handlung spielt in der Zukunft, in der

Nein, meine Leidenschaft Frauen nach dem Putsch der »Söhne Jakobs« in der neu gegründeten Republik sind tolle Drehbücher. Und Gilead rigoros unterdrückt werden. tolle Filmemacher. Das war schon so, als ich bei Aaron Sorkins »The West Wing« mitwirkte. Meine Karriere begann in den 1990erJahren, als Serien spannend wurden, weil tolle Autoren sich ihnen widmeten und gute Schauspieler und Regisseure folgten. Heutzutage ist das noch stärker der Fall.

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#Kultur #Kino #Dome Karukoski #Tom Of Finland

Dome Karukoski über »Tom Of Finland«

Ist man in Finnland stolz auf Tom Of Finland?

Aufgrund seines englischen Künstlernamens, weil er amerikanische Polizeiuniformen zeichnete und da seine Arbeiten in den USA veröffentlicht wurden, hielten die meisten ihn für einen Amerikaner, der vielleicht mal in Finnland Urlaub gemacht hat. Erst nach seinem Tod 1991 wurde bekannt, dass er ein Finne namens Touko Laaksonen war. Damals schämten sich wohl viele Landsleute. Man machte sich SorErst gab es Briefmarken mit seinen Werken, jetzt kommt ein gen um Finnlands Ruf im Ausland. Dank der Biopic über den Zeichner homoerotischer Fantasien, Tom Of Bemühungen der Tom Of Finland Foundation Finland, in die Kinos. Patrick Heidmann traf Regisseur Dome änderte sich das. Es gab sogar offizielle BriefKarukoski. marken mit seinen Zeichnungen als Motiv. Aber verklemmte Konservative beschimpfen as hat dich als heterosexuellen Wann hast du zum ersten Mal seine Zeich- so etwas heute noch als Homo-Propaganda.

»ICH BIN EINE MÄNNLICHE SCHWULENMUTTI«

W

Mann am Künstler Tom Of Finland interessiert?

Ich bin so schwul, wie man es als heterosexueller Mann nur sein kann. Ich komme aus einem linken und liberalen Haushalt. Mein Vater ist Künstler, meine Mutter Journalistin. Und ich habe viele schwule Freunde. Ich bin eine männliche Schwulenmutti. Berührungsängste gab es also keine. Tom Of Finland hat einen Weg gefunden, den Leuten zu zeigen, dass sie sich für ihre Fantasien und Fetische nicht schämen müssen. Und das zu einer Zeit, als er noch fürchten musste, als Homosexueller im Knast zu landen – oder kastriert zu werden. Das fand ich spannend.

nungen gesehen?

Da muss ich 12 oder 13 Jahre alt gewesen sein. Einer meiner Freunde, der sich wenig später auch geoutet hat, besaß einen der Comics. Wir hatten noch keine Haare am Sack, aber guckten uns mit großen Augen die Bilder dieser riesigen Schwänze an. Voller Ehrfurcht, dass es Penisse in dieser Größe gab. Später kam Bewunderung für sein künstlerisches Talent hinzu. Durch Gespräche mit meinen schwulen Freunden wurde mir außerdem klar, welche Wirkung es auf junge Homosexuelle hat, wenn sie begreifen, dass ihr Interesse an Schwänzen nichts Abartiges ist – und sogar Kunst sein kann.

Für einen Spielfilm über den vielleicht bekanntesten Zeichner homoerotischer Illustrationen kommt in »Tom Of Finland« erstaunlich wenig Sex vor. Warum?

Wir haben eine Sexszene zwischen Tom und seinem Lebensgefährten gedreht. Aber die konnte es in Sachen Erotik nicht mit seinen Zeichnungen aufnehmen. Deswegen flog sie raus. Überhaupt ging es ja darum, den tristen Alltag in Finnland zu zeigen, um das Gefälle zu Toukos Fantasie und Kunst umso deutlicher zu machen. Abgesehen davon bin ich erstaunt, dass gerade schwule Kritiker sich beschweren, der Film sei nicht sexuell genug. Eigentlich fordern doch genau die immer, dass Geschichten über schwule Männer nicht nur von Sex handeln dürfen, sondern homosexuelles Leben in aller Komplexität zeigen sollen. — »Tom Of Finland« (FIN/DK/S/D/IS 2017; R: Dome Karukoski; D: Jakob Oftebro, Werner Daehn; MFA; Kinostart: 05.10.17)


#Kultur #Kino #Film Festival Cologne

Film Festival Cologne

CAN, COENS, CAMPION Letztes Jahr überraschte das Kölner Filmfestival mit einem neuen Namen, in diesem Jahr zieht es um. Trotz aller Änderungen – das Profil des abwechslungsreichen Programms ist schärfer denn je.

N

ach der letztjährigen sehr erfolgreichen Premiere unter neuem Namen und mit neuer Ausrichtung – weg vom Branchentreff-Flair der Cologne Conference und dem »gefühlten« Fokus auf das Medium TV, hin zu mehr Kino und zum Film Festival Cologne – ­ ­wird es dieses Jahr eine weitere Neuerung geben: Die Festivalzentrale wandert 400 Meter weiter – auf das Residenz-Kino als Anlaufstelle folgt nun der Filmpalast. Dort ist in sieben Kinosälen viel Platz für Filme – eine willkommene Zentralisierung. Darüber hinaus wird sich das Film Festival Cologne auch die übrige Stadt mit weiteren Veranstaltungen erschließen. So findet die

Verleihung des diesjährigen Kölner Filmpreises im Börsensaal der Kölner IHK statt. Die Preisträgerin ist schon bekannt: Jane Campion. Die neuseeländische Regisseurin wurde sowohl durch ihre KinoMeusterwerke wie »Das Piano« oder »Portrait Of A Lady« als auch durch grandiose TV-Produktionen bekannt. Das international gefeierte Krimiformat »Top Of The Lake« geht in Köln in die zweite Runde; die neue Staffel mit dem Titel »China Girl« feiert Deutschlandpremiere – am Festivalmittwoch kann man alle sechs Folgen hintereinander schauen. Neben vielschichtigen Krimi- und Drama-Momenten darf man sich in diesen Folgen auf Elisabeth Moss freuen, die

— Intro Preview: »Blood Simple« (Di, 03.10., 14h, Cineplex Filmpalast, Kino 7). Wir verlosen Tickets unter www.intro.de/ previews.

den meisten als Peggy Olson aus »Mad Men« bekannt sein dürfte. Moss glänzte bereits in der ersten Staffel von »Top Of The Lake« und ist gleich mit zwei neuen Highlights am Start. Damit bestätigt sie ihren Status als zurzeit eine der wichtigsten Serien-Darstellerinnen (siehe Interview auf Seite 68). Zusätzlich darf man ihr Können in »The Handmaid’s Tale« bestaunen. Das Film Festival Cologne zeigt den Auftakt der Serie nach dem gleichnamigen Roman von Margaret Atwood, in der auch Alexis »Rory Gilmore« Bledel mitspielt, in einem der vielen Showcases. Vermehrte Kooperationen fördern die Programmvielfalt und bringen gleichzeitig kuratorische Schärfe mit sich. Eines der wichtigsten Themen des Festivals scheint »Pop« zu sein. Gemeinsam mit StudioCanal zeigt Intro den 4K-Director’s-Cut des Coen-Brothers-Debüts »Blood Simple«. Der gewitzt-schräge Detektivfilm offenbarte schon 1984, welch grandiose Filme der Coens noch folgen sollten. Zusammen mit dem SXSW-Festival aus Austin wird die neue JuddApatow-Produktion »The Big Sick«, eine bittersüße Liebeskomödie aus der Feder von Michael Showalter (»Wet Hot American Summer«), gezeigt. Zu den unzähligen Highlights zählen außerdem die Musikdokus über Conny Plank (siehe Seite 72), Kraftwerk, Can und weitere Vertreter des Krautrock. Besonders empfehlenswert sind auch die beiden Dokumentarfilme aus der »Made in NRW«-Sparte: »Ultraslan« über Istanbuler Ultras und »Tokio Hotel – Hinter die Welt«. Lars Fleischmann — Das Film Festival Cologne findet vom 29. September bis 6. Oktober 2017 statt. Alle Infos zum Programm: filmfestival.cologne

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#Kultur #DVD

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Conny Plank – The Potential Of Noise

DIE COOLSTE SAU IM SCHWEINESTALL Er prägte den Krautrock-Sound und gilt als einer der wenigen deutschen Produzentenstars. Im Dokumentarfilm »Conny Plank – The Potential Of Noise« nähert sich unter anderem sein Sohn dem musikalischen Sonderling Konrad »Conny« Plank.

uch wenn die letzten Jahre hinsichtlich der Legendenbildung um den Produzenten Conny Plank einiges bewirkt haben, ist sein Name bis heute eher wenigen Leuten bekannt. Obgleich es also Compilations und Re-Issues en masse gab, sprechen wir über pophistorisches Nischenwissen. Manche Experten legen Wert auf die wichtige Rolle, die Plank bei der »(Er-) Findung des Krautrock« gespielt hat – und lassen außen vor, dass er auch großen Anteil an internationalen Pop-Produktionen hatte, wie etwa bei den Eurythmics oder auch Gianna Nannini. Was macht Plank zu einem der wenigen deutschen Produzentenstars? Dieser und auch sehr persönlichen Fragen geht der Film »Conny Plank – The Potential Of Noise« nach. Großen Anteil hat sein Sohn Stephan Plank. Sehr nah, das erfährt man recht früh, war Stephan seinem Vater Conny aber nicht. Schon 1987, da war der Ko-Regisseur des Dokumentarfilms erst 13, starb der Vater. Gemeinsam mit ihm und dem anderen Regisseur, Reto Caduff, gehen wir auf Entdeckungsreise in die Welt des musikalischen Sonderlings. Es gibt schöne Interviewpassagen mit vielen Stars, darunter befinden sich auch einige, die man in Bezug auf Plank so vielleicht nicht auf dem Schirm gehabt hatte. Zum Beispiel die Scorpions, die von der gemeinsamen Zeit im Studio erzählen. Sänger Klaus Meine betont, dass Conny Plank eben nicht in Schubladen gedacht habe, sondern für alle Facetten der Popmusik offen gewesen sei. Für einige mag dies ein Riss im Fundament des hohen Sockels sein, auf dem Plank seit Jahren platziert wird, seiner Ausnahmestellung unter den wenigen bekannten deutschen Pop-Produzenten tut es jedoch keinen Abbruch. Zu eigen und revolutionär ging es in seinem Studio zu, im ehemaligen Schweinestall eines Bauernhofs, 35 Kilometer von Köln entfernt. Dieses Klima, in dem zahlreiche Künstler ihre besten Alben aufnahmen, versucht der Film zu transportieren – mit Original-Aufnahmen, Interviews und den Erinnerungen Stephan Planks. Und zu großen Teilen gelingt das auch. Ebenfalls geht es um die Schattenseiten: Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das grandiose musikalische Erbe auf Kosten der Vater-Sohn-Beziehung gegangen ist. Trotz der angedeuteten Tiefe reißt der Film aber nicht sonderlich mit. Zu spröde wird darin über äußerst interessante Musik geredet, das Format Dokumentarfilm zu keinem Zeitpunkt ausgereizt. Bis zuletzt wartet man auf etwas mehr Experimentierfreudigkeit, etwas mehr Genialität. So bleibt es eine anständige Annäherung an eine der interessantesten Figuren der (deutschen) Pop-Geschichte, die mehr Potenzial gehabt hätte. Lennart Itzler — »Conny Plank – The Potential Of Noise« (D 2017; R: Reto Caduff, Stephan Plank; Edition Salzgeber; Kinostart: 28.09.17)


KRAFTKLUB Die Nile Hilton Affäre

VOR DER REVOLUTION ERMORDET

»KEINE NACHT FÜR NIEMAND« TOUR 2018 22.02. GRAZ (AT) • 23.02. WIEN (AT) • 24.02. MÜNCHEN • 25.02. BAMBERG 28.02. ZÜRICH (CH) • 02.03. MAGDEBURG • 03.03. BIELEFELD 09.03. SAARBRÜCKEN • 10.03. MANNHEIM • 11.03. ZWICKAU • 14.03. WETZLAR 16.03. DÜSSELDORF • 17.03. KIEL • 18.03. LINGEN • 21.03. GÖTTINGEN 23.03. KÖLN • 24.03. FREIBURG »OPEN AIRS 2018« 04.08. BERLIN • 25.08. DRESDEN

ARY 27.10. München 29.10. Köln 02.11. Berlin

Regisseur Tarik Saleh triumphierte mit dem politischen Film Noir dieses Jahr beim Sundance Festival.

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arik Saleh hat ein feines Gespür sowohl für das NoirGenre als auch für den Vibe einer politischen Ära. Mit »Die Nile Hilton Affäre« verfilmt der schwedische Regisseur mit ägyptischen Wurzeln eine wahre Begebenheit. Allerdings verlegt er den Fall aus dem Jahr 2008 in die Zeit kurz vor Ausbruch des Arabischen Frühlings ins Jahr 2010. In einem Luxus-Hotel in Kairo wird die Leiche einer berühmten Sängerin aufgefunden. Ziemlich schnell ist dem Polizisten Noredin (Fares Fares) klar, dass an der Sache etwas faul ist. Vom Hotel bekommt er noch vor den ersten ernsthaften Ermittlungen eine Art Schweigegeld ausgezahlt – und sein Vorgesetzter zieht ihn plötzlich von dem

Fall ab. Es handele sich um Selbstmord, erfährt Noredin, obwohl dem Opfer die Kehle aufgeschlitzt worden ist. Der sanftmütige Witwer, dessen Frau bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, kämpft mit den Tücken des modernen Lebens. Der Fernsehempfang ist schlecht, manchmal laufen bloß italienische Sender, während er abends vor der Glotze noch ein Tütchen quarzt, und das Internet ist dem Facebook-Neuling ein Rätsel. Aber er will sich den Verhältnissen nicht einfach beugen und ermittelt auf eigene Faust – in einem Kairo zwischen Korruption, Resignation und Aufbruch. Die Spur führt zu den Reichen und Mächtigen. Ein schlichter Held in einer komplexen Situation, der sich nach und nach als vielschichtiger Mensch entpuppt, für den es nur eine Lösung geben kann: die Wahrheit. Paula Fuchs — »Die Nile Hilton Affäre« (S/D/DK 2017; R: Tarik Saleh; D: Fares Fares, Hania Amar; Port-au-Prince; Kinostart: 05.10.17

— Intro Previews: Mittwoch, 04.10.17, in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Frankfurt um 20 und 20:30 Uhr. Wir verlosen Tickets unter intro.de/ previews.

CASPER »LANG LEBE DER TOD« TOUR 2017/18 31.10. Münster 02.11. Luxemburg (LU) 03.11. Zürich (CH) 04.11. Stuttgart 08.11. Hamburg 10.11. Dortmund 14.11. Wien (AT) 17.11. München 18.11. Frankfurt/Main 21.11. Leipzig 22.11. Bremen 24.11. Berlin 25.11. Hannover (AUSVERKAUFT) 09.03. Würzburg 10.03. Erfurt FABER »SEI EIN FABER IM WIND« TOUR 2017/18 10.10. Freiburg 11.10. Stuttgart 12.10. Aschaffenburg 13.10. Nürnberg (AUSVERKAUFT) 14.10. Wiesbaden 17.10. Bremen 18.10. Essen 19.10. Bielefeld 21.10. Münster 22.10. Rostock 23.10. Berlin (AUSVERKAUFT) 24.10. Hannover 26.10. Magdeburg 27.10. Dresden (AUSVERKAUFT) 28.10. Leipzig 30.10. Marburg 02.11. Göttingen 03.11. Aachen (AUSVERKAUFT) 04.11. Saarbrücken 14.11. Dornbirn (AT) 15.11. Salzburg (AT) 17.11. Ebensee (AT) 20.11. Wien (AT) (AUSVERKAUFT) 21.11. München 05.12. Zürich (CH) 06.12. Zürich (CH) (AUSVERKAUFT) 07.12. Luzern (CH) 08.12. Basel (CH) 21.12. Winterthur (CH) 22.12. Bern (CH) FINDLAY »Forgotten Pleasures« LIVE 2017 07.11. Bremen 10.11. Berlin 11.11. Münster 12.11. Stuttgart 13.11. München

OLIVER POLAK »Über Alles« Tour 2017 04.10. Wien (AT) 05.10. München 06.10. Stuttgart 07.10. Zürich (CH) 10.10. DüsseldorF 11.10. Münster 13.10. Frankfurt/Main 14.10. Köln 15.10. Amsterdam (NL) 18.10. Dresden 19.10. Leipzig 20.10. Berlin 21.10. Hamburg PRINZ PI »Nichts War Umsonst« Tour 2018 26.01. Stuttgart 27.01. Leipzig 02.02. Baunatal 03.02. Münster 16.02. Dresden 17.02. Wien (AT) 18.02. Erlangen 23.02. Köln 24.02. Hamburg 01.03. Saarbrücken 02.03. Zürich (CH) 03.03. Bern (CH) 08.03. Dortmund 09.03. Hannover 10.03. Berlin 23.03. Frankfurt/Main 24.03. München 12.04. Herford 13.04. Bremen VON WEGEN LISBETH »Hallo Dispo« Tour 2017 26.09. Berlin (AUSVERKAUFT) 27.09. Berlin (AUSVERKAUFT) 28.09. Berlin (AUSVERKAUFT) 29.09. Leipzig (AUSVERKAUFT) 30.09. Dresden (AUSVERKAUFT) 02.10. Zwickau 03.10. Kassel 05.10. Erlangen (AUSVERKAUFT) 06.10. Ingolstadt 07.10. Wien (AT) (AUSVERKAUFT) 08.10. München (AUSVERKAUFT) 10.10. Ulm 11.10. Frankfurt/Main (AUSVERKAUFT) 12.10. Köln (AUSVERKAUFT) 14.10. Karlsruhe 17.10. Trier 18.10. Dortmund 19.10. Hannover 20.10. Bremen (AUSVERKAUFT) 21.10. Rostock 05.11. Hamburg TICKETS & INFOS UNTER WWW.LANDSTREICHER.COM

LOLA MARSH 23.10. Berlin 25.10. Bielefeld 26.10. Hamburg 27.10. Köln 28.10. München

MILKY CHANCE »THE BLOSSOM TOUR« 2018 19.02. STUTTGART • 20.02. DRESDEN • 21.02. DORTMUND 22.02. HAMBURG 24.02. • GENF (CH) • 25.02. MÜNCHEN 01.03. LINZ (AT) »MILKY CHANCE & FRIENDS« 2018 18.08. BERLIN


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#Kultur #DVD »House Of Cards« ist ein Phänomen. Man bekommt nicht nur Angst vor dem machtgeilen Pärchen Frank und Claire Underwood (Kevin Spacey und Robin Wright), gleichzeitig ist man fasziniert von deren berechnendem Verhalten. Nein, es gruselt einen bei der Vorstellung, dass jene Typen, die im wahren Leben an den sogenannten Schalthebeln der Macht sitzen, diese mit ebenso blutverschmierten Händen bedienen wie die beiden reizenden Politprofis. Aber wer einmal mit ihnen in den Sumpf aus Mord, Korruption und Intrigen gestiegen ist, wird die Underwoods in Staffel 5 sicher wiederwählen. — »House Of Cards – Staffel 5« (USA 2017; C: Beau Willimon, Michael Dobbs, Andrew Davis; VÖ 05.10.17; Sony)

Lommbock

SELBSTOPTIMIERUNG? W NEIN DANKE! Die gelungene Fortsetzung der Kifferkomödie »Lammbock« legt nahe, dass die meisten Männer mit ihrem ersten Joint ihren persönlichen Zivilisationsgipfel erklommen haben.

iedersehen macht manchmal tatsächlich Freude. Vor 15 Jahren war »Lammbock« ein Mundpropaganda-Phänomen, das Kinogänger das Unwort »Kultfilm« flüsternd die Säle verlassen ließ. Der Begriff passte ausnahmsweise auf den heiteren, redseligen und kurzweiligen Film, der mit viel Cannabiskonsum, noch mehr »Pulp Fiction«- und »Clerks«-Geplauder und einem kleinen bisschen Inzest aufwartete. Dass das niedrige Budget für die Mehmet-Scholl-Fantasien und das richtungslose Philosophieren der beiden Tagediebe verantwortlich gewesen sein soll, wirkt heute umso charmanter. Auch, weil die Welt von »Lommbock« eine härtere und kältere ist. Stefan (Lucas Gregorowicz) hat es nach Dubai verschlagen, in eine klimatisierte Chi-Chi-Yuppiewelt – mit fester Freundin. Vor der Eheschließung muss er ein wichtiges Dokument im heimischen Würzburg abholen. Dort rennt er seinem Ex-Kollegen Kai von der Pizzabande in die Arme. Dessen Biografie fehlt ein wenig der Glam: Sein AsiaLieferservice (Lommbock) läuft miserabel, seine Beziehung kriselt,

und die Versuche, auf der Wellenlänge seines Stiefsohns zu funken, sind nicht gerade von Erfolg gekrönt. Dafür funktionieren die alte Freundschaft und die pralle Tüte noch. So kommt es nach einem gemeinsamen Snoop-DoggGedächtnisabend zum Filmriss, dem sich wiederum dieser Film verdankt. Im Unterschied zu Chaos-Klamotten à la »Hangover« schlägt allerdings ein warmes Herz unter dieser Männerromanze, die von den gut gealterten Hauptdarstellern glaubwürdig gespielt wird. Ein lebensanschaulicher Zugewinn lässt sich zwischen dem Gras und den Gags überraschenderweise auch noch verbuchen. Die vermeintlich unreifen Gespräche der beiden kiffenden Kindsköpfe münden im tröstlichen Eingeständnis, dass es eben nicht immer die Volldampf-Selbstoptimierer sind, für die das irdische Dasein eigentlich erfunden wurde. Alexander Dahas — Intro empfiehlt: »Lommbock« (D 2016; R: Christian Zübert; D: Lucas Gregorowicz, Moritz Bleibtreu, Alexandra Neldel; VÖ 29.09.17; Wild Bunch / Universum)


#Kultur #DVD

Countdown Copenhagen

DER ULTIMATIVE TUNNELKICK Drei schwer bewaffnete Geiselnehmer kapern eine U-Bahn und fordern für ihre 15 Entführungsopfer Lösegeld. Die Zeit läuft – auch wenn man sie als Zuschauer sofort vergisst ...

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enn sich die somalischen Piraten clever anstellen, sagt ein Verhandlungsführer zu seinem Vorgesetzten, werden für die Freilassung einer Schiffsbesatzung schon mal hohe Millionenbeträge verlangt – und auch gezahlt. Auch mit syrischen Freischärlern hätte man schon gute, aber teure Erfahrungen gemacht. Stillschweigend, versteht sich. Die drei Geiselgangster, die mitten in Kopenhagen die Fahrgäste eines U-Bahnwaggons kidnappen, scheinen ein wenig aus der Reihe zu fallen. Vier Millionen Euro würden ihnen schon reichen, um den Albtraum ihrer Gefangenen

zu beenden. Aus dem Untergrund kontaktieren sie eine Fernsehreporterin, die mit den Forderungen live auf Sendung geht: Von nun an sitzt die Öffentlichkeit mit am Verhandlungstisch. Dem Chef der Anti-Terror-Einheit passt das gar nicht, denn anlässlich der spektakulären und hochprofessionellen Geiselnahme liegen Hintergedanken seitens der Geiselnehmer nahe. Die Zeit scheint auch auf ihrer Seite zu sein, denn mit jedem verstrichenen Tag werden die Gefangenen nervöser, die Regierung hilfloser und die öffentliche Meinung prekärer. Als Privatpersonen zu einer Spendenaktion für das

»Born To Be Blue« ist ein wahrhaft gelungenes Biopic über das Leben des berühmten Jazz-Trompeters Chet Baker. Eine von der ersten Filmsekunde an vibrierende Antithese zu Moralstücken über ähnlich kaputte Genies und das wundervolle Gegenstück zum nervigen »La La Land«, in dem ein weißer Held die schwarze Musik retten will. Dagegen ist Chet schon eine gebrochene Figur, die immer Haltung bewahrt – auch wenn das manchmal bedeutet, sich wie ein Arschloch zu verhalten. Robert Budreaus Film steckt voller einfühlsamer und schmerzvoller Momente. — »Born To Be Blue« (USA 2017; R: Robert Budreau; D: Ethan Hawke, Carmen Ejogo; VÖ 20.10.17; Alamode)

Lösegeld aufrufen, eskaliert die Lage endgültig. In herkömmlichen Actionkrimis hätte die Hälfte der Handlung aus Schießereien bestanden. Doch das achtteilige Serienformat zwingt die Gangster zu Ruhe und Gesprächsbereitschaft wie ein guter Verhandlungsführer. »Countdown Copenhagen« geht so nah heran, dass dem Zuschauer Szenen vom Gladbecker Geiseldrama und den RAF-Entführungen

einfallen ­– und der Walter-Matthau-Klassiker »Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123«. Der Flirt mit der Echtzeit funktioniert ebenfalls: Die acht Folgen bilden die acht Tage der Krise ab und stellen dabei jeweils einen Protagonisten in Rückblenden vor. Hochspannung im Untergrund. Alexander Dahas — Intro empfiehlt: »Countdown Copenhagen – Die komplette erste Staffel« (DK 2016; R: Kasper Barfoed u. a.; D: Johannes Lassen, Paprika Steen, Sara Hjort Ditlevsen; VÖ 19.10.17; StudioCanal)

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#Kultur #Games

The Long Dark

DIE NOTWENDIGKEIT DER STRAPAZE Wie die Survival-Simulation »The Long Dark« das Leiden als notwendiges Übel inszeniert.

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b man zu Beginn von »The Long Dark« in den Tiefen eines verschneiten Waldes, am Fuße eines schroffen Berghanges oder am Rande einer Holzfäller-Siedlung beginnt, ist reine Glückssache. Danach zählt nur noch eines: Überleben. Obwohl die Handlung des Spiels nach einer geothermischen Katastrophe ansetzt und damit einmal mehr das postapokalyptische Szenario als Rahmen für seine zahlreichen Geschichten wählt, setzen uns hier keine marodierenden Banden oder mutierte Wesen zu, sondern schlichtweg die harte Witterung und der eine oder andere Wolf. Klingt harmlos, ist in seiner gnadenlos naturgetreuen Inszenierung aber unbarmherziger

als jedes Ballerspiel. Wer trinken will, muss den Schnee nicht nur schmelzen, sondern ihn auch noch abkochen – Bakterienalarm! Wer von einem Wolf angegriffen wurde, darf die Wunde nicht einfach nur verbinden, sondern muss sie vorher desinfizieren und danach die entstandenen Risse in der Kleidung nähen. Hunger, Kälte, verstauchte Füße, nasse Jacken oder einsetzende Übermüdung – irgendetwas zerrt hier immer an der Energie. Doch »The Long Dark« bringt einem schnell bei, dass es trotzdem weitergehen muss. Stillstand

ist Tod, denn die Ressourcen der erstbesten Unterkunft sind schnell verbraucht. Der Spieler wird so ständig dazu gezwungen, halbtot und ohne ausreichende Versorgung den nächsten Unterschlupf zu finden, wo hoffentlich noch ein paar Konservenbüchsen, Müsliriegel und eine alte Matratze warten. Das Leiden des Protagonisten wird zum notwendigen Übel für den Spielfortschritt. Ein

Mario + Rabbids Kingdom Battle

AN DEN HASEN HERBEIGEZOGEN Wenn mit Nintendo und Ubisoft zwei der größten und altgedientesten Publisher ihre Maskottchen zusammenwerfen, klingt das nach viel Corporate

Identity und wenig Spiel. Weit gefehlt, wie »Mario + Rabbids Kingdom Battle« eindrucksvoll demonstriert.

das Mushroom Kingdom einfallen, und der »Super Mario«-Cast müsste es wieder richten – mit Laserkanonen und taktischem Es klingt wie der Pitch eines be- Teamplay. Nicht dass die Prämistrunkenen Reddit-Users: Stell dir sen für Nintendo-Spiele jemals vor, die Raving Rabbids würden in wirklich plausibel gewesen wären, dieses unwahrscheinliche Mash-up mutete aus der Ferne aber doch ein wenig zu abseitig an. Rundenbasierte Strategiespiele gelten mit ihrem oft ausschweifenden Regelwerk zudem nicht gerade als einsteigerfreundlich. Dass es Ubisoft entgegen jeglicher Zuversicht dennoch gelingt, Sinn und Ordnung in dieses disparate Konzept zu bringen, ist die vielleicht erfreulichste Überraschung des Sommerlochs.

fortwährendes Unbehagen, das sich strikt gegen die antrainierte Konditionierung wendet, vor einer Herausforderung erst mal alles so gut wie möglich aufzustocken. In »The Long Dark« muss man sich den größten Widrigkeiten ohne Taschen voller Medikits und Munition stellen und zur Not eben humpelnd, kurz vor dem Kreislaufkollaps und halb verhungert die nächste Zuflucht aufsuchen – und genau das macht das Spiel so gut. Philip Fassing — »The Long Dark« für PC, PlayStation 4 und Xbox One (Hinterland Studio Inc.)

Die chaotische Exposition von »Mario + Rabbids Kingdom Battle« wird mit Zeitreisen, Sprüngen zwischen den Dimensionen und einer mächtigen Fusions-Technologie hergeleitet, die letztendlich schuld an dem Chaos in Marios sonst so beschaulicher Heimat ist. So an den Haaren herbeigezogen diese Prämisse auch ist, so sehr punktet sie in ihrer Erzählweise mit Charme, Humor und allerlei Referenzen. »Mario + Rabbids Kingdom Battle« ist eine so aufrichtige und ehrliche Liebeserklärung an Nintendo, dass man über die wenigen vorhandenen Probleme des Spiels mühelos hinwegsehen kann. Philip Fassing — »Mario + Rabbids Kingdom Battle« für Nintendo Switch (Ubisoft)


#Kultur #Games

Life Is Strange

SCHLAGFERTIGKEIT IST DIE BESTE WAFFE Die erste Episode des »Life Is Strange«-Prequels »Before The Storm« weckt schmerzhafte Erinnerungen an das Leben als Teenager, ist atmosphärisch und schön anzusehen – aber auch sehr langsam erzählt.

Arcadia Bay ist ein hübsches kleines Städtchen in Oregon mit traumhafter Landschaft und einer guten Highschool. Doch die pittoreske Idylle ist Chloe egal, sie will einfach nur weg. Sie ist 16, ihr Vater ist bei einem Autounfall gestorben, ihre beste Freundin Max (die Heldin aus »Life Is Strange«) ist nach Seattle gezogen und meldet sich nicht mehr, und ihre Mutter führt eine Beziehung mit einem unsympathischen Grobian. Klar, dass sie verzweifelt ist und

rebelliert. Dann begegnet sie bei einem Konzert Rachel, einem der beliebtesten Mädchen ihrer Schule, und die beiden freunden sich überraschenderweise an. Wie schon »Life Is Strange« ist auch »Before The Storm« zunächst eine recht alltägliche Teenager-Geschichte. Wer den ersten Teil gespielt hat, weiß aber, dass in den nächsten zwei der insgesamt drei Episoden noch einige überraschende Wendungen warten. Das Entwicklerteam hat sich im neuen Spiel auf Bewährtes verlassen, so hat »Before The Storm« wie schon sein Vorgänger viel Empathie für seine bis ins Detail stimmigen Charaktere und eine schöne Grafik. Neu ist, dass Chloe nicht wie Max im ersten Spiel die

Zeit zurückdrehen kann. Dafür kann sie, frech und großschnäuzig, wie sie ist, prima diskutieren, und ihre Entscheidungen haben einen deutlicheren Einfluss auf die Entwicklung der Geschichte. Der von Daughter geschriebene Soundtrack schafft Atmosphäre. Nur allzu ungeduldig darf man nicht sein: Das Spiel kommt nur sehr schleppend in die Gänge und ist

eher interaktiver Film als Adventure. Die Rätsel sind nie schwierig, dafür aber gerne kleinteilig. Ein bisschen mehr Action hätte »Before The Storm« zwar gutgetan, aber vielleicht gibt es davon mehr in den beiden kommenden Episoden. Julia Brummert — »Life Is Strange: Before The Storm« für PC, Playstation 4, Xbox One (Square Enix) — Ein Interview mit Daughter findet ihr auf intro.de

08. – 10.12.2017 SAALBACH

BROILERS • WANDA CHRISTINA STÜRMER • BOSSE Käptn PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI EMIL BULLS • GROSSSTADTGEFLÜSTER ITCHY • FABER Monsters of liedermaching DICHT & ERGREIFEND MASSENDEFEKT • LIEDFETT UND VIELE ANDERE! www.berg-festival.com

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PRESENTS

14. /15.10.17 X-POST COLOGNE #sneakerness2017


Foto: Jaume Albert MartĂ­

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#Life #Hausbesuch #Special Effects


#Life #Hausbesuch #Special Effects

Hausbesuch beim SFX-Experten

PIMMEL UND KOTZAPPARATE Er brachte Tom Hanks zum Kotzen, hat immer drei verschiedene Pimmel zur Auswahl und zeichnet für Sidos berühmte Masken verantwortlich. Kürzlich hatte er seine experimentierfreudigen Finger bei »Blade Runner 2049« im Spiel: Der Experte für Special Effects (SFX) Marcel Caspers betreibt im Berliner Stadtteil Lichtenberg seine »dr jones laboratories«. Gabriele Summen hat einen Blick in seinen Arbeitsalltag geworfen – wenn man dabei überhaupt von Alltag sprechen kann. Fotos: Frederike Wetzels

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uf einem 15.000 qm großen stillgelegten Bahngelände liegen die BLO-Ateliers, Homebase einer der größten Künstlergemeinschaften im Berliner Osten. Wo einst Honeckers Regierungszug stand, um jederzeit abdampfen zu können, falls der Klassenfeind angreifen sollte, werkeln heute um die 90 Künstler und Handwerker – darunter auch Marcel Caspers. Neben dem Atelier des SFX-Experten wird an Einrichtungsgegenständen für das Berghain und andere Berliner Clubs gehämmert, ein paar Meter weiter baut jemand Fahrräder aus Bambus zusammen, während ein Steinmetz an kühlen Möbeln aus Beton arbeitet. Rund um das Bahngelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks Lichtenberg Ost rumpeln S-Bahnen sowie Fern- und Güterzüge über die Gleise. »Das Gute ist, dass man auf diesem Gelände keine Townhouses bauen kann: Der Boden ist viel zu verseucht, und zu allen Seiten gibt es Bahngleise und nur einen einzigen Zugang«,

sagt Caspers mit dem für ihn typischen Überlebenshumor. 2004 wurde das Gelände vom gemeinnützigen Verein Lockkunst e.V. angemietet und wird seitdem ohne öffentliche Subventionen bewirtschaftet. »Im Sommer verirren sich immer irgendwelche Bahnrentner hierhin«, erzählt Caspers bei einem kleinen Rundgang über das punkig-grüne Gelände, das unter Denkmalschutz steht und auf dem auch ein paar Bienenstöcke eine Heimat gefunden haben. »Die werden dann ganz nostalgisch und erzählen mir, dass sie hier 40 Jahre gearbeitet haben, und fragen, ob sie sich 'nen Gleisnagel rausschrauben dürfen«, fährt der bärtige Künstler fort, der einst bei den legendären Cockbirds gesungen hat und zurzeit gelegentlich mit der Punk-Band The Problems auftritt. Jetzt aber nichts wie rein in die gute Stube, die »dr jones laboratories« sind für Horrorfilmfans schließlich ein wahres Paradies: Auf den Regalen und Fensterbänken liegen Ratten, aus denen Gedärme hervorquellen, blutige Köpfe, glitschige Kois, irgendwo mittendrin kann man Abgüsse von Sidos erster und zweiter Maske erkennen. Ratten, Gedärme, Sido? Wie kommt man bloß zu einem solchen Beruf?

»Ich habe mit acht Jahren ›King Kong und die weiße Frau‹ gesehen und wusste sofort, dass ich so etwas auch mal machen möchte. Später habe ich mich dann erst an Filmhochschulen für Trickfilm beworben, aber da wird man natürlich nicht genommen, wenn man nicht zeichnen kann«, erzählt Caspers. »Als ich nach Berlin gekommen bin, hatte ich Glück und habe ein Stop-Motion-Studio gefunden, in dem ich dreieinhalb Jahre gearbeitet habe. Zwar habe ich dort kein Geld verdient, aber viel über Mechanik und Grundlagen gelernt. Das wurde mir dann irgendwann zu langweilig, und ich wollte lieber mit echten Menschen arbeiten. Beim Trickfilm haben wir manchmal an einer Acht-SekundenEinstellung 14 Stunden gedreht. Oft siehst du monatelang nur die Leute, mit denen du arbeitest, dabei bin ich fast wahnsinnig geworden.« Daraufhin landete Caspers bei dem Puppenspieler Thomas Rohloff, mit dem er auch den Koffer aus der Kindersendung »Siebenstein« weiterentwickelt beziehungsweise fernsteuerbar gemacht hat. Bei seinem ersten Kinofilm, dem Trashfilm »Lovelorn«, hat Caspers dann zwei Mädels


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kennengelernt, die für das SFX-Make-up verantwortlich waren. Mit ihnen hat er schließlich die Firma »dr jones laboratories« gegründet. Als die Aufträge irgendwann ausblieben, ist er bei einem Kollegen reingerutscht, der die klassischen Special Effects anbietet, also Schnee, Regen, Explosionen, Feuer. »Gemeinsam haben wir mal Tom Hanks zum Kotzen gebracht. In ›Ein Hologramm für den König‹ gab es eine Szene, bei der er aufs Bett brechen sollte – was allerdings nicht funktioniert hat. Also haben wir einen Kotzapparat gebaut und den an Hanks' Gesicht geklebt. Hanks war wirklich nett und easy, hatte aber die ganze Zeit einen Bodyguard dabei, der immer alles zuerst sehen wollte. Als wir rausgingen, saß Tom Hanks in seiner Lounge und rief uns grinsend hinterher: ›You made me sick!‹« Auch Caspers grinst jetzt und holt dabei einen lebensecht wirkenden Koi von der Wand. Den hat er für Matthias Schweighöfers Film »Der Nanny« gebaut. »Im Film gibt es eine Szene, in der ein Ferrari eine Treppe runterfährt und in einem Koi-Teich landet. Nach und nach poppen ein paar Kois nach oben. Den Effekt haben wir hinbekommen, indem wir

den Fischen an verschiedenen Stellen Schwimmer eingebaut haben. Dazu gab es Ösen und Bodenanker, die an einem langen Drahtseil befestigt waren. Das Seil habe ich vom Ufer aus rausgezogen und konnte so die Fische nach und nach hochspringen lassen.« Am allermeisten schwärmt Caspers von Produktionen mit Marcus Mittermeier und dem Drehbuchautoren Jan Henrik Stahlberg. »Bei ›Muxmäuschenstill‹ ging es um mehrere Szenen mit Exhibitionisten im Görlitzer Park. Weil die Statisten nicht bereit waren, ihren echten Schwanz rauszuholen, habe ich dafür drei verschiedene Pimmelmodelle gebastelt. Seitdem ruft Stahlberg mich mindestens alle zwei Jahre an, und ich frage ihn, welchen Pimmel er nun wieder braucht. Meist soll ich einfach alle drei mitbringen. Einer davon passt immer – bei seinen Filmen spielt irgendwie immer ein Pimmel mit.« Die Herstellung der Penisse hat sich ziemlich gelohnt, denn Caspers konnte sie nicht nur immer wieder in Stahlbergs Filmen verwenden, sondern zum Beispiel auch für Rosa von Praunheims Psychothriller über den Kannibalen von Rothenburg. Aber ein wahrer SFX-Spezialist hat über mehr Absurditäten als

Kois, Pimmel und Kotzapparate zu berichten. In Mittermeiers und Stahlbergs Mediensatire »Short Cut To Hollywood« beispielsweise gab es eine Szene, in der die Protagonisten nachts einem Kojoten ausweichen mussten. Also galt es, einen toten Kojoten zu besorgen. Damit der nicht zu stinken anfing, musste er gefroren sein. Aber wie soll man einen toten gefrorenen Kojoten auch nur annähernd lebendig aussehen lassen? »Wir haben ein Stahlgestell schweißen lassen und nachts vor dem Eiswürfelautomaten unseres Motels einen Tapeziertisch aufgebaut und mit Blumendraht den toten Kojoten auf das Drahtgestell geknüppelt. Die fettleibigen Amis, die sich nachts Eiswürfel für ihre Coke holten, haben nur den Kopf geschüttelt über ›those crazy Germans‹.« Damit die Kojoten-Augen noch ein bisschen reflektierten, das Tier also nicht völlig hinüber aussah, hat Caspers ihm nachts am Set Folie aus einer Überlebensdecke unter die Augen gefummelt und seinen Kopf mit einer Angelsehne an der Schwanzwurzel befestigt. Caspers Arbeit hat aber glücklicherweise nicht immer mit Pimmeln, Kotzapparaten und toten Tieren zu tun. Zwischen anderen

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#Life #Hausbesuch #Special Effects

Wunderlichkeiten hängt beispielsweise auch Sidos legendäre Maske an der Werkstatt-Wand. Der Kontakt kam über den Horrorfilmregisseur Jörg Buttgereit zustande. Sidos damaliges Label Aggro Berlin hatte recht genaue Vorstellungen, wie die Maske aussehen sollte. Die zweite Maske hat Caspers vor drei Jahren gemeinsam mit Sido »in einem sehr kreativen Whatsapp-Verlauf« entwickelt: »Damals hatte ich noch die alte, ziemlich kleine Werkstatt, Sido war vier Wochen zuvor Vater geworden. Er kam mit Frau und Säugling vorbei, wir saßen zu viert in meinem kleinen Kabuff, und ich hab seinen Schädel abgeformt. Supernetter Kerl übrigens.« Der Kontakt zu Buttgereit brachte Marcel Caspers auch die Mitarbeit am Film »Die Reise ins Glück« ein. Dort war er für explodierende Wachteleier und Schweineinnereien während eines Empfangs zuständig. Doch die Explosion beim Dreh verlief nicht ganz so wie geplant: »Das artete in eine Riesensauerei aus, weil erstens der Pyrotechniker keine Ahnung und aufgrund dessen viel zu viel Ladung reingepackt hatte und zweitens der SFX’ler – also ich – damals auch keine Ahnung hatte und

echte Schweinelungen, -leber, -nieren und so weiter verwendet hatte. Trotz Zeitlupe hat man nichts von der Explosion sehen können, dafür tropfte aber noch eine Stunde später pulverisiertes Schweineinneres mit Kunstblut von der Hallendecke.« Bei Caspers’ Job kommt es also vor allem auf Erfahrung, ziemlich viel Experimentierfreude und natürlich Kontakte an. Selbige brachten ihm schließlich die Mitarbeit am neuen »Blade Runner« ein: Nachdem er vor zwei Jahren bei den Dreharbeiten zu »Captain America« mitgewirkt hatte, fragte ihn die SFX-Firma, ob er für ein halbes Jahr nach Budapest ziehen würde, um bei den Special Effects für »Blade Runner 2049« mitzuarbeiten. »Das war natürlich nicht nur finanziell sehr verlockend. ›Blade Runner‹ hat ja genau wie ›Alien‹ das Sci-Fi-Genre komplett neu definiert, und jeder neue Film muss sich auch nach all den Jahren immer noch daran messen lassen. Und obwohl ich am Film mitgewirkt habe, weiß ich nur teilweise, wie der neue ›Blade Runner‹ aussehen wird. Die Trailer werden im Netz ja genauso gnadenlos auseinandergenommen wie damals die Sex-Pistols-Reunion-Tour. Bleibt nur zu

hoffen, dass die Visual-Effects-Abteilung dafür sorgt, dass am Ende alles zusammenpasst und nicht am Rechner unnötigerweise nachgebaut werden muss.« Ein bisschen was weiß Caspers dann aber doch noch von den Dreharbeiten zu berichten: »Herr Gosling ließ sich meistens in einer verdunkelten Limousine zum Training fahren, während Harrison Ford täglich mit dem Elektro-Golfcart ankam. Indy Jones lenkte natürlich selbst, seine Bodyguards mussten auf dem Rücksitz Platz nehmen – im Tick-Trick-und-Track-Style.« Als ich Caspers’ Labor verlasse, fällt mir noch ein imposantes Rindergeweih auf, das an einer Wand lehnt. Das präpariere er gerade für seinen Frisör, erzählt Caspers. Als Bezahlung gibt’s ein Jahr umsonst Haare schneiden – für ihn und seine Frau.


WANDA N I E NT E

DAS NEUE ALBUM A B 0 6 —- 1 0 —- 2 0 1 7

WA N D A M U S I K . CO M


#Life #Rezepte der Popküche

Rezepte der Popküche: »Game Of Thrones«

Schattenwolf-Scones von Hot Pie Die Fantasy-Serie »Game Of Thrones« ist brutal und blutrünstig. Bei so viel Machtkämpfen und Intrigen­spielt Essen eine eher untergeordnete Rolle, würde man denken. Doch weit gefehlt. Schließlich taucht immer wieder der Bäckerjunge Hot Pie auf. Die letzte Folge der siebten Staffel flimmerte gerade erst über die heimischen Bildschirme des Landes. Nein, der Welt. »Game Of Thrones« gilt längst als eine der erfolgreichsten Serien aller Zeiten. In einem verworrenen Spiel aus Macht und Intrigen, gespickt mit Liebes- und Sexszenen, liegen schwache Nerven vor allem während der brutalen Kriegs- und Kampfszenen oft blank. Der Streit der großen Königshäuser um den Eisernen Thron in Königsmund führt auf allen Seiten zu herben Verlusten – ans Herz gewachsene Protagonisten sterben wie die Fliegen, während Hassfiguren nicht selten die Macht ergreifen. Doch erkennen alle Beteiligten vor und hinter den Bildschirmen irgendwann, dass ihnen ein viel größerer Krieg durch einen mächtigen (unmenschlichen) Feind bevorsteht. For real! Ob am Ende die Tyrells, Graufreuds, Baratheons, Arryns, Starks, Martells, Tullys und Lennisters zusammen kämpfen, erfahren wir erst in sage und schreibe zwei (!) Jahren. Bis dahin muss Stärkung her! In der zweiten Folge der aktuellen Staffel trifft Arya Stark auf ihrem Weg nach Königsmund,

wo sie die amtierende Königin Cersei töten will, unerwartet auf ihren alten Freund und Wegbegleiter Hot Pie. Da dessen Mutter Bäckerin war, wurde ihm das Talent für delikate Mehlspeisen quasi in die Wiege gelegt – was den interpretierfreudigeren Zuschauern schon in Staffel 1 klar wurde. Hier fiel sein köstlicher Name zum ersten Mal. Freunde werden Arya und Hot Pie allerdings nicht direkt: Der Bäckerjunge ärgert Arya, woraufhin sie droht, ihn umzubringen – Kinder halt. In Staffel 2 treffen die beiden erneut aufeinander, nachdem Arya nach dem Mord an ihrem Vater als Junge verkleidet fliehen muss. In Staffel 3 trennen sich die Wege der beiden: Hot Pie beschließt, im Gasthaus an der Kreuzung zu bleiben und dort als, na!? richtig: Bäcker zu arbeiten. Er backt Arya das Wappentier ihres Hauses, einen Schattenwolf-Scone, den sie mürrisch entgegennimmt. Beim Wegreiten dreht sie sich aber noch einmal um, um Hot Pie zu bestätigen, dass sein Scone sehr gut sei. Lüge, Intrige oder Wahrheit? Wir backen nach und klären auf! Helen von Daacke

Das Rezept Zutaten für 12 Schattenwolf-Scones: 260 g Vollkornmehl 50 g Maismehl 65 g Zucker 1 EL Backpulver 1 Ei 1 TL Vanilleextrakt Prise Salz Bio-Orangenschale 240 ml Sahne (oder mehr, wenn nötig) Butter Und so geht’s: Orange heiß abwaschen und Schale abraspeln. Mehl, Maismehl, Zucker, Backpulver, Salz und Orangenschale miteinander vermengen. Ei, Vanille und Sahne verquirlen und unter die Mehlmischung rühren, bis der Teig weich und geschmeidig ist. Teig auf der Arbeitsfläche ausrollen und mit einem scharfen Messer grobe Wolfsformen ausstechen. ExtraStreifen für die Beine ausschneiden und auf den Körper pressen. Jetzt fehlt noch ein Zickzack-Muster für die Zähne – fast fertig! Die Kekse in einem vorgeheizten Backofen für 15-20 Minuten bei 220ºC backen, bis sie goldbraun sind. Warm mit weicher Butter servieren.

Illustration: Alexandra Ruppert

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MI 22.11.17

FR 13.04.18

FR 04.05.18

BENJAMIN CLEMENTINE

WALLIS BIRD

EIVOR /

POPMUSIK IN BESTER AKUSTIK konzerthaus-dortmund.de/popabo


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www.praisemag.com


Foto: Jaume Albert MartĂ­

#Style

#Style 89


#Style #Anzug #Unisex

Sakko: Herr von Eden, Hemd: Arket, Krawatte: Tiger of Sweden

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Der Anzug

Suits Every Body Er ist der Blaumann der Business-Menschen, die Uniform des modernen Mannes: Der Anzug findet in der kommenden Saison seinen Weg aus dem Büro auf den Laufsteg – und damit auch auf die Straße. Längst ist der Zweiteiler nicht mehr nur Geschäftsleuten vorbehalten: Subkulturen greifen seit jeher gern auf ihn zurück, und auch Frauen fühlen sich in der Kombination aus Sakko und Hose sichtlich wohl. Fotos: Lukas Senger, Frederike Wetzels Styling: Frederike Ebert, Chiara Baluch (Assistenz) Haare/Make-up: Sabine Högerl Model: Leri Matehha Sonnenbrille: Cheap Monday, Shirt & Schmuck: Model’s own


Sakko: Richard Beil, Rollkragenpullover: Uniqlo, Hose: A.W.A.K.E., Socken: Weekday, Schuhe: Dr.Martens, Kette: Stylist’s Own

#Köllefornia #Bademode #Style #Style #Anzug #Unisex 91



Mantel: Valentine Gauthier, Hemd: Ader Error, Hose: Asos, Hut & Hosenträger: Stylist’s Own

#Style #Anzug #Unisex 93


Hut: Stylist’s Own, Ohrring: Mango, Sakko: Sandro, Shirt: Ribeyron, Hose: Helmut Lang, Laptoptasche: Jost, Schuhe: Vagabond

94 #Style #Anzug #Unisex


#Style #Power Suits

Power Suits

»Ein doppelter männlicher Körper«

Ohne Power Suits geht diesen Winter gar nichts – zumindest in der Damenmode. Aber wie kommt es, dass gerade ein derart zeitloses Kleidungsstück regelmäßig zum Trend avanciert? Frederike Ebert hat mit einer gesprochen, die es wissen muss: Prof. Dr. Barbara Vinken, die vielleicht bedeutendste Modetheoretikerin Deutschlands. Woher stammt der Anzug?

Der Anzug entwickelte sich aus der Kleidung des dritten Standes. Die Kleidung des bürgerlichen Mannes bleibt ausschließlich auf die des geschmückten Höflings bezogen. Nicht mehr schön, sondern korrekt angezogen zu sein ist Ziel des Bürgers. Warum gibt es in der Damenmode kein ebenbürtiges, ähnlich populäres Pendant?

Nach der Revolution wurden Mode und Weiblichkeit oder gar Weibischkeit synonym. Die Frauen mussten der Mode nicht entsagen, dafür aber teilten die Männer Macht, Geld und Autorität mehr oder weniger brüderlich unter sich auf. Da blieb kein Platz für ein weibliches Pendant zum Anzug. Eigentlich ist der Anzug ein förmliches Kleidungsstück, das bestimmten Berufsgruppen vorbehalten ist. Dennoch wird er auch immer wieder von Subkulturen zweckentfremdet: von den mexikanischen Pachucos der 30er über die englischen Teddy Boys der 50er bis hin zu den Mods in den 70ern/80ern. Woher kommt die Faszination für den Anzug?

Foto: Erielle Bakkum Photography

Ja, und denken Sie an die Gentlemen of Bacongo. Eine mich begeisternde Faszination, die den bürgerlichen Sprechakt des Anzugs dekonstruiert. Sinn und Zweck des Anzugs ist ja, in Kleidern zu signalisieren, dass man Wichtigeres im Kopf hat als die Kleider, die man trägt. Distinktion liegt darin, sich nicht durch Kleider, sondern durch Leistung hervorzutun. Der Anzug schafft so etwas wie einen doppelten männlichen Körper, einen Amtskörper, in dem der individuelle Körper aufgeht. Diese beiden den Anzug bestimmenden Sprechakte entlarven die Aneignungen des Anzugs durch Subkulturen. Denn ihr Anzug sticht sofort ins Auge, und ihr Körper darin tritt bestimmt nicht in Reih und Glied zurück. Um es etwas salopp zu sagen, wird der Anzug in den Subkulturen gründlich umgekrempelt. Der Anzug ist nur ein Beispiel für zahllose Stücke der Männermode, die auch von Frauen getragen werden. Welchen Reiz übt er auf Trägerinnen aus?

für das Amt, das sie bekleidet, an. Wenn die Hosenanzüge dann nicht wie eine Mimikry ans Männliche aussehen sollen, haben sie aber meistens noch einen anderen Vorteil: Sie spielen mit den weiblichen Reizen, umfließen und umspielen den Körper weicher, sind farbiger und verzichten oft nicht auf das Spiel zwischen Haut und Stoff – anders als der männliche Anzug. Warum funktioniert die Adaption nur in diese eine Richtung: Frauen bedienen sich bei den Männern? Anders­ herum greifen Menswear-Kollektionen nur selten Elemente der Womenswear auf.

Die weibliche Mode des 20. Jahrhunderts wird modern, indem sie Stück für Stück Männerkleider in Frauenkleider übersetzt. Das hat Coco Chanel gesagt, die es wissen muss. Mit dem Smoking von Yves St. Laurent war diese Übersetzung der nachrevolutionären Männermode in die Frauenmode abgeschlossen. Die Bleistiftanzüge von Cardin, die Anzüge von Helmut Lang und die von Slimane für Dior übertragen umgekehrt Techniken der weiblichen Haute Couture in die Herrenmode: Diese Anzüge sitzen wie angegossen. Genderneutrale Bekleidung ist schon seit mehreren Saisons ein großes Thema – bislang zwar vor allem im Bereich der High Fashion, aber auch immer mehr HighStreet-Brands greifen den Trend auf. Warum wird gerade Berufsbekleidung wie der Anzug oder der Overall dabei gerne zitiert?

Genderneutralität halte ich für den falschen Begriff. Ich würde eher von cross dressing reden. Und es ist ja nicht zu übersehen, dass das Anziehen der Kleider des anderen Geschlechts einen erotischen Mehrwert produziert. Marlene Dietrich sah in Smoking mit Zylinder und Zigarette verrucht aus. Und, wie gesagt, Overalls und Anzüge werden in den weiblichen Linien von einer Funktionskleidung, die sie quasi augenzwinkernd zitieren, zu einem Schmuck, der die Reize unterstreicht.

Werfen wir einen Blick in die Glaskugel: Wie werden wir uns in 50 oder 100 Jahren kleiden? Werden wir noch zwischen Damen- und Herrenmode unterscheiden?

Vor der Revolution trennte die Mode streng, wie Schiller schreibt, die Stände. Heute trennt sie die Geschlechter und zieht ihren Reiz daraus, Im Hosenanzug scheint auch die Frau den geforderten sich die Kleider und Allüren des anderen Geschlechtes überzustreifen. männlichen Modeverzicht zu leisten: Wie er zieht sie sich Im Moment sehe ich nicht, wodurch diese Hauptopposition zwischen Herren- und Damenmode, die in der Mode reizend umspielt wird, ersetzt werden könnte. Und zu guter Letzt: In welche Art von Anzug sollte man investieren?

Bloß keine bierernste Mimikry ans Männliche. Wie wäre es mit einer Rüsche an der Hose?

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The National xx Sleep Well Beast

DAS NEUE ALBUM ALS CD/LP/DL

T O R R E S THREE

FU TU RES

DAS NEUE ALBUM AB 29. SEPTEMBER ERHÄLTLICH


#Review

# Review Spalter Wanda Niente

Unsere liebsten Platten

Vertigo / Universal / VÖ 06.10.17

Zwei Alben lang war bei Wanda alles tutti, es wurde in vollen Zügen geliebt und gelebt. Mit »Niente« folgt nun der Backlash. Doch geben die Wiener dadurch ihren Zauber für fade Nüchternheit auf, oder werden sie erst so zu einer vollwertigen Rock’n’Roll-Größe, die mehr als nur ein Lied zu singen hat? Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

01 Ibeyi Ash 02 Casper Lang lebe der Tod 03 Torres Three Futures 04 Kele Okereke Fatherland 05 Wanda Niente

Man wusste es von Beginn an: Ewig geht das nicht gut. Seit ihrem Debüt 2014, mit dem die Österreicher Wanda die deutschsprachige Popwelt im Handstreich eroberten, war klar: Dieser Stern glüht so hell und gleißend, der wird auch in absehbarer Zeit verglühen. »Columbo« fällt halt nicht immer etwas ein. »Niente« ist das dritte Album der fünf Jungs, und es ist mindestens der Anfang vom Ende. »Immer leichter wird es schwer«, singt Marco Michael Wanda und hat recht. Ich würde Wanda immer noch gegenüber sämtlichen Deutsch-Poppunk-irgendwas-Bands mit sloganhaft-beliebigen Konsenstexten und tausendfach durchexerzierter korrekter Attitüde bis aufs Wiener Taschenmesser verteidigen: Rock’n’Roll ging eine gar nicht mal so kurze Weile lang genau so, wie Wanda das machten. Aber der selbstreferenzielle Drahtseilakt zwischen augenzwinkerndem Sexismus und dem Mut zur Peinlichkeit sowie Dass der Kollege Steigels hier einen Abgesang auf drogeninduziert akzeptablem Wanda anstimmt und die Wiener nach ihrem dritten Album ad acta legen will, ist überhaupt nicht notHedonismus mit naiv-cleverer wendig. Denn »Niente« ist eben nicht das monotone Poetik war und ist eben genau das: ein Drahtseilakt. Und 2017 Runterrocken eines zu Tode erzählten Witzes, sondern seine stürzen sie ab. Klar, die Gitarre konsequente, notwendige musikalische und perspektivische beim Opener »Weiter, weiter« ist Weiterentwicklung. Während der Vorgänger »Bussi« noch waschecht Wanda. Aber das allervon der Stahlkraft des Klassikerdebüts zehrte und wenig Neues meiste klingt schlicht wie eine geeinbrachte, agiert die Gruppe nun anders: Wanda zeigen sich wollte, aber nicht gekonnte Kopie das erste Mal deutlich angeschlagen, auch bei ihnen wird alles ihres Schaffens. Überhits wie das schwerer. »Columbo« kann auch nicht weiterhelfen, und Marco Michael Wanda gibt nicht mehr den Gockel, sondern sehnt sich im besten Sinne nicht tot zu hörende »Bologna«, tolle Textzeilen nach dem heimeligen Schutz der Kindheit zurück. Vormals war wie »Weil du weiße Zähne hast, alles »Easy Baby«, jetzt wird am Ende der LP sogar gestorben. obwohl du ständig rauchst, ist der Die dunkle Seite der Dekadenz hat Besitz von Wanda ergriffen. Thomas in dich verliebt und ich Musikalisch geht es bisweilen fragmentarischer und offener zu. Die Gitarren klingen melodiöser, erinnern ein ums andere auch« und die mit ekstatisch nur unzureichend beschriebenen LiveMal an The Cure statt an Pub-Rock-Seligkeit. Im vorletzten Auftritte werden die Popzeiten Stück »Ein letztes Wienerlied« kippt Sänger Marco vor lauter überdauern. »Niente« aber nicht. Verzweiflung fast vom Stuhl, geht flehend in einem Meer aus Christian Steigels Streichern unter. In der Summe ist »Niente« eine zutiefst hingebungsvolle und romantische Platte, die verletzlicher, direkter und abwechslungsreicher als ihre beiden Vorgänger geworden ist, ohne dass die Band dabei in Wehleidigkeit verfallen würde. Oasis hatten am selben Ausgangspunkt »Be Here Now« und wurden zur Karikatur ihrer selbst, Wanda hingegen haben sich durch diese mutige Platte von jeglichen Zwängen befreit. Kai Wichelmann

06 Benjamin Clementine I Tell A Fly 07 Action Bronson Blue Chips 7000 08 Kelela Take Me Apart 09 Wolf Alice Visions Of A Life 10 LCD Soundsystem American Dream

Eure liebsten Platten 01 The War On Drugs A Deeper Understanding 02 The National Sleep Well Beast 03 Casper Lang lebe der Tod 04 Queens Of The Stone Age Villains 05 Beatsteaks Yours 06 Cro tru. 07 Steven Wilson To The Bone 08 RIN Eros 09 Mogwai Every Country’s Sun 10 Lana Del Rey Lust For Life

Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Ver­losungen teil!

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#Review #Platten vor Gericht

Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via intro.de Juror werden!

Fünf Sterne Deluxe

Aivery

Siriusmo

Maurice & Die Familie Summen

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Fünf Sterne Deluxe Flash

The Slits Cut

Stevie Wonder Innervisions

Funkadelic One Nation Under A Groove

Fünf Sterne Deluxe Silium

Sonic Youth Bad Moon Rising

Bob Marley Exodus

Knarf Rellöm Fehler Is King

Fünf Sterne Deluxe Neo.Now

The Libertines The Libertines

Sergej Prokofjew Peter und der Wolf

Steely Dan Aja

Das Bo, Tobi Tobsen

1

Action Bronson Blue Chips 7000 Vice / Atlantic / Warner

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Queens Of The Stone Age Villains Matador / Beggars / Indigo

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Beatsteaks Yours Warner

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The War On Drugs A Deeper Understanding Atlantic / Warner

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Mogwai Every Country‘s Sun Rock Action / PIAS / Rough Trade

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Hercules & Love Affair Omnion Skint / BMG / Warner

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Zola Jesus Okovi Sacred Bones / Cargo

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Grizzly Bear Painted Ruins RCA / Sony

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Iron And Wine Beast Epic Sub Pop / Cargo

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Anna Of The North Lovers PIAS / Rough Trade

All Time Faves

B: Bronson ist ‘n Flasher. Geiler Typ. Rap. Kochen. Kiffen. Flasht natürlich! T: Geiler Shizzle. Business as usual. Action Bronson 4 President. B: Sinnpaarbretterdrauf. Er hat ja den Soundtrack für Fatih Akins neuen Streifen gemacht. Flasht also. T: Stoner Rock. Mag ich beides. B: Immer sympathisch, live natürlich ‘ne Macht. T: Die Beatsteaks sind die besten Menschen der Welt.

B: Rod Stewart? Har t er 1980erBackflash und gar nicht meins. Flasht nicht. T: Ich hab irgendwie nichts Passendes zum Anziehen. T: Na toll. Wer hat ihn nass werden lassen? B: Will nichts von mir und gibt mir nichts. Flasht nicht.

B: Hat flashige Elemente, aber flasht mich dann doch nicht. T: Gibt’s nichts dran auszusetzen. Außer, dass ich damit nichts anfangen kann.

B: Morbide. Atmosphärisch. Groß. Jodorowsky hätte seine Freude an dieser Scheibe. Flasht! T: Hat es gerade geschneit?

T: »Painted Ruins«. Das passt. Wo ist Grizzly Adams? B: Das ist der Mix aus Mogwai und Iron & Wine. Flasht mich also überhaupt nicht. B: Gut zum Bügeln. PS: Ich bügle nicht. T: Oh, sorry. Bin gerade eingeschlafen. Wunderschön. Aber wo ist der Bass hin?

T: So macht man das wohl im Moment. Klingt hart nach Schema wegproduziert. B: Kann ich jetzt endlich die Action Bronson hören? Flasht nicht.

HipHop-Megadude-Posen sind prinzipiell schon mal nervig. »Let It Rain« ist die schlimmste Nummer. 2 Sterne für die Beats. Ziemlich penisfixiert, das Ganze. Ist ein bisschen ungewohnt für QOTSA. Cool, dass sie sich in eine andere Richtung entwickeln. Shaker ist immer top, überraschend funky. Ganz komische Lebenskonzepte, die in »I Do« beworben werden. Die Stimme vom Sänger ist okay, auch die Nummer mit Jamie T ist nett.

Klingt schon ähnlich alles, wir fanden’s etwas langatmig. Kann man gut auf langen Autofahrten hören und dabei auch schlafen.

Ziemlich elektronisch für Mogwai, das war doch mal anders? »Aka 47« ist ein super Song. Schon stimmig, aber eher was für den Hintergrund. Schön stimmig, das ist schon angenehm zum Nebenbeihören. Die Streicher bei »In Lies« sind toll. Aber doch mehr zum Nebenbeihören. Heavy Pop irgendwie. Schon schön, aber nicht so das, was wir uns öfter als ein Mal anhören.

Die Songs sind so schön melancholisch. Bei Franziska hat dieses Album den bereits bestehenden FanNerv getroffen. Finden wir sehr schön zum Anhören. Singer/Songwriter-Pop, wie Iron & Wine ihn machen, ist nicht unser Fall. Es ist ein bisschen langatmig und klingt doch alles sehr ähnlich. Ja, nett. Poppig, schöne Stimme. Also, es klingt im Gesamten sehr kompakt, vor allem, wenn man ein Faible für Electro-Pop hat.

Knaller wie immer. Geil zum Autofahren, mein Kumpel Jan Driver ist Fan. Alles richtig fett, nur das Saxofonsolo war nicht ganz so mein Ding. In den 1990ern standen meine Bandkollegen und ich mehr auf alles aus den 1970ern, neue Musik lehnten wir aus Prinzip ab. Außer Rap und Clubmusik. Die Jungs machen einfach ihr Ding, is super. Ich sage dieser Band eine riesige Zukunft voraus!

Vielleicht sind die Texte ja gut? Für ihre und die Fans von Guns N’ Roses bestimmt Knaller. Nicht so meins.

Die Musik passt perfekt zum Cover. Mein Favorit ist der zweite Song auf der Platte.

Erinnert mich an meine Lehrzeit: Auf der Rüstung lief Radio, mein Vorarbeiter hat absurd eckig getanzt, während ich die Gipssäcke hochtragen musste. Voll die filmischen Sounds, großer Raum, viel Blau, Neonröhren und Nebel. Alles scheint sehr wichtig zu sein. Auch wieder interessant.

Irgendwie gut, hab den Namen schon mal gehört, aber das erste Mal bewusst ein Album von denen angehört. Mein Favorit: »Losing All Sense«. Muss man in der Stimmung für sein, ein bisschen Zeit mitbringen und auch auf die Texte achten, denk ich mal. Der Anfang von »Last Night« ist super. Weiß gekacheltes Bad, ganz sauber, es duftet nach frischer Seife, so hotelmäßig. Im Nebenraum läuft der Fernseher, irgendeine Doku oder Werbung.

Im Norden, im Süden, im Osten, im Westen: HipHop ist am besten! 10 Punkte für Styles und Skills.

Josh Homme ist großer Funkadelic-Fan. Ein Funkadelic-Fan kann kein schlechter Mensch sein. 10 P-Funk-Punkte.

Wer schafft es sonst schon, Curry36 und Konnopke auf einem Album zu vereinen?! 10 Punkte für die beste Currywurst der Stadt. Das Vorgängeralbum war so unglaublich gut, dass er danach eigentlich nur enttäuschen konnte! 10 Punkte für Trick 17 (den mit der Selbstüberlistung). Bei Mogwai muss ich daran denken, dass die Spex mal in Köln ansässig war und Mogwai zu dieser Zeit die zweitwichtigste Band der Welt. 10 Spex-Punkte. Allein für den Albumtitel »Omnion«: 10 wortwitzige Flashpunkte.

Manchmal weiß man gar nicht, was man schreiben soll. 10 EmojiPunkte (Mundwinkel darkwavig nach unten gezogen).

Fein gewebt wie ein persischer Teppich. Americana für Digital Natives. 10 handgewebte i-Punkte.

Habe mit dem Produzenten O.L.A.F Opal eine Whatsapp-Gruppe aufgemacht: »Wein & Vinyl« wird darin zu verhandeln sein. 10 Erinnerungspunkte. Im Norden ist der Süden am schönsten. 10 Punkte für die Schönheit der Dinge.


#Review #Platten vor Gericht

Slime

Fuck Art, Let’s Dance!

The Hirsch Effekt

Reza Danaei

Elf

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Michelle Henße

Wolfgang Frömberg

Leserin

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The Damned Damned Damned Damned

Messer Jalousie

The Mars Volta De-Loused In The Comatorium

Cro-Mags Age Of Quarrel

Real Friends Maybe This Place Is The Same And …

Talking Heads Fear Of Music

Sex Pistols Never Mind The Bollocks

Klaxons Myths Of The Near Future

Tool Lateralus

Kraftwerk Trans Europa Express

You Me At Six Sinners Never Sleep

Au Pairs Playing With A Different Sex

The Clash alles

Fuck Art, Let’s Dance! Forward! Future!

Nine Inch Nails The Fragile

The Smiths Meat Is Murder

alt-J An Awesome Wave

Man Parrish Man Parrish

Coole Samples. Sicher humorvoll, das Ganze, wenn man es komplett verstehen könnte. Das war aber schon immer das Problem bei englischsprachigem HipHop. Immer noch der geile Desert Sound wie bei Kyuss. Gesanglich erinnert das oft an Chris Goss von den Masters Of Reality. Geil!

Sehr abwechslungsreich. Paar Songs zu viel. Macht mehr deutsche Texte! Geiler Sound. Moses Schneider? Sowieso die beste deutsche Live-Truppe. Bisschen Bob Dylan und Tom Petty hör ich da raus. Die haben beide allerdings mehr Eier beim Singen. Ganz nett.

Weltschmerz, ick hör dir trapsen. Bisschen Fahrstuhlmucke ist auch dabei. Und Psychedelic. Hendrix war geiler in dem Genre.

Disco-House? Nur mit komischen Drogen zu ertragen. Ich nehme aber keine Drogen. So fucking what!

Schon wieder Weltschmerz und Gejammer. Vielleicht zum Einschlafen gut, aber nur, wenn man vorher den Ausschalter drückt.

Was für ein Hippie-Gejammer, zu viele seltsame Drogen im Spiel. Don’t like!

Der Name klingt fast nach Metal, die Musik leider nicht. Regenwettermusik für Weicheier.

Norwegischer Elfengesang. Fahrstuhlmusik. Ich steh mehr auf Turbonegro.

Keine 100 BronsonBurger könnten Action Bronsons Hunger nach Oldschool-Beats stillen. Ein gekonnter Schritt zurück zu seinen Anfängen. Ein solides Album. Nach der längeren Abwesenheit trauen sie sich trotzdem zu wenig.

Wann endet dieses Album endlich? Mit 21 Titeln zu lang und mit zu wenig Charakter und Aussagekraft.

Unser Guilty Pleasure. Springsteen-Kitsch, dessen man sich nicht erwehren kann. Was geht bei »Pain« für ein Gitarrenfeuerwerk?

Holy shit, it’s Mogwai. Ist das nach 20 Jahren dann Post-Post-Rock? »Old Poisons« muss live richtig heftig sein. Hammer!

Das Album hört sich an wie Onion und lässt Tränen kullern.

Mittelalter-Sing-Sang in Neo-Tokio-Optik.

Wunderschöne Atmosphäre. Sehr kräftig und nicht verschlafen. Wird zur späten Hälfte unnötig trippy.

Herbstliche Extravaganz und pure Liebe für I&W-Anhänger.

Klassischer 1980er-PopVibe, wie ihn jeder gerade macht. Leider wird das Rad nicht neu erfunden.

Coole Samples. Der tausendmal gehörte Beat in »Let Me Breathe« passt nicht zum Rest des sonst okayen Albums. Das Ende ist ziemlich random. Starkes Album, braucht mehrere Hördurchgänge, sie hatten schon bessere Songs. Stimmlich stärker denn je und einige Killer dabei! Die Band gilt schon lange als echter Geheimtipp. Auf der CD sind sehr viele Lieder drauf. Bei manchen ist die Gitarre nicht so gut gestimmt. Frech! Nicht zu verwechseln mit War From A Harlots Mouth, aber leicht mit Bryan Adams. Sehr schön. Gerade, wenn jetzt die kalte Jahreszeit kommen tut! Ein sphärisches, gefühlvolles, episches und zugleich lebendig-rockiges Album. Tolles Ding, toppt aber nicht die Vorgänger.

Nice produzierte 1980erBeats und -Synths. Wird auch nur selten nervig.

Schöne, dunkle Gefühle und gute Ideen, wiederholt sich aber zu sehr. Die größere Vision fehlt auf Albumlänge. Es geht besser!

Was für ein elend lahmes Geseier. Indieschmindie at its worst. Wer hört sich diese Hippie-Scheiße an? Bestimmt viele. Hilfe!

Davon hat die Musikwelt doch nun wirklich genug. Sehr einseitig, so wie der Dude selbst, der lediglich eine Stimmlage beherrscht.

Bei den meisten Songs dachte ich: »Den kenn ich doch ausm Radio.« Um es mit dem Refrain von »Lovers« zu sagen: Schalalala-langweilig.

Rough Trade / Groove Attack

Gute Beats, funky Samples und ein top Entertainer am Mic, jetzt schon eines der US-Rap-Highlights des Jahres.

Klingt dank Mark Ronsons Produktion frischer und moderner, kann aber den ersten drei Alben leider nicht das Wasser reichen.

Bei 21 Songs auf dem Doppelalbum findet jedes Töpfchen sein Deckelchen. Pluspunkt für das Coverartwork.

Springsteen-Einflüsse und Stadion-Rock-Melodien müssen keine Nachteile sein: schöne Platte!

Die Single ist ein NewOrder-mäßiger Hit, der Rest sphärischer, mysteriöser Postrock. Das Album würde ich auf eine lange Zugreise mitnehmen. Richtig gutes neues Album, das sich gekonnt bei Disco, 1980er-Pop und Downbeat bedient. Stark!

Die Siouxsie Sioux von heute begeistert mit intensivem Industrial-Goth-Pop auf dem tollen Label Sacred Bones. Mein Favorit!

Verträumter Psych-IndiePop, leider nicht mehr so neu und aufregend.

L a n g w e i l i g e s Fol kSinger/Songwriter-Gejammere. Nee, so gar nicht mein Ding.

Opulent und bombastisch, aber leider seelenlos produzierter Synthie-Pop. Verzichtbar.

Wer auf chilligen Lo-Fi1990er-Rap und absurde Texte steht, wird mit der Platte sicher glücklich.

Auf diese Band ist Verlass. Ein bisschen Groove, Funk, Drama und wie gewohnt einfach guter Rock, bei dem niemand still sitzen kann. Geht ins Ohr, geht in die Beine. Hat man das Album durchgehört, ist auch schon die nächste Festivalsaison eröffnet. Weniger ist oft doch mehr. Der Soundtrack für den nächsten Roadtrip. Im Herbst. Bei Regen. Adam Granduciel schafft mit Text und Stimme Bilder, die einen erst mal nicht mehr loslassen. Dieser beinahe kosmische Sound kommt (fast) komplett ohne Vocals aus — die songinternen Entwicklungen sprechen schon laut genug für sich. Atmosphärische Synthies und dynamische Melodien. Eine gelungene Darstellung von Melancholie, die einen fast erdrückt.

Düster, kalt, elektronisch, tief gehend. Nika Danilova setzt nicht das erste Mal auf die Konfrontation mit dem Tod, die dem Album zusätzliche Schwere verleiht. Dunkel und so gar nicht catchy. Klingt mit jedem Hören anders, und das macht es gerade besonders.

Sehr schönes, jedoch sehr glattgebügeltes Folk-PopWerk, auf dem Sam Beam uns erneut an seiner sanften und lagerfeuertauglichen Stimme teilhaben lässt. Skandinavische Leichtigkeit im Electro-PopGewand. Das Duo hat zwar das Rad nicht neu erfunden, aber den Feel-Good-Vibe adaptiert.

Der raucht bestimmt so viel wie ich vor 20 Jahren. Leider habe ich damals nicht so gute Musik gemacht. Abgefahren, psychedelisch und klug. Die haben einen echt klirrenden Signature-Sound, und sie haben Dave Grohl! Und früher hatten sie auch noch aufregendere Songs.

Live sollen sie besser sein als Die Toten Hosen und Kraftwerk zusammen. Im Ernst, nicht meine Musik, so Feuerzeugrock zum Rumkumpeln. Voll lobenswert, dass sie sich wenigstens bemühen, echte Popsongs zu schreiben, die es mal in eine Karaoke-Bar oder in die Werbung schaffen. Mir gefällt es, sobald sie die nassen Schuhe ausziehen und etwas leichter klingen — nämlich wie eine Mischung aus New Order und Slowdive. Da bekomme ich Lust, in einen Club zu gehen, in dem House oder Electro läuft, und zu tanzen. Aber eigentlich ist das Ballettmusik, oder?

Fände es spitze, wenn ein Eiskunstlauf-Paar beim Eistanzen mal eine Kür zu »Exhumed« tanzen würde. In Kostümen aus »Game Of Thrones«. Verhält sich zu einem Punk-Song wie ein Nouvelle-Vague-Film zu Louis de Funès. Und ich bin meistens eher in der Stimmung für Louis de Funès. Lagerfeuermusik für Leute, die am Induktionsherd Marshmallows nach Rezept von Jamie Oliver rösten. Als Kind war ich auch gern Cowboy. Das dröhnt gut übers ganze Festivalgelände. Jeder würde auch gleich den Hit downloaden, wenn er ihn bloß wiedererkennen könnte.


100

#Review

Angus & Julia Stone Snow Vertigo / Universal

Spektakel der Ausgabe

Kele Okereke Fatherland BMG / Warner / VÖ 06.10.17

So viel Veränderung hört man nicht alle Tage: Der einst unterkühlte Kele Okereke flutet das Publikum mit traumleichter Wärme.

Schon seiner Band Bloc Party konnte man viel Gutes nachsagen – überbordende Kuscheligkeit und atmosphärische Wärme aber eher weniger. Solo gab sich Kele Okereke auf seinen bisherigen Alben recht unterkühlt, auch wenn »Trick« bereits ein großer Schritt weg war vom Electro-Brett »The Boxer«. Auf »Fatherland« hört man den nigerianisch-stämmigen Briten allerdings anders als jemals zuvor: warme Bläser, zärtlich gezupfte Gitarrensaiten, eine samtweiche Stimme und Rhythmen, die man nicht mehr im Club verortet, sondern auf der Veranda einer Kneipe in New Orleans, um elf Uhr vormittags, zum beschwingten Brunch – was ein Kompliment darstellen soll. Stück für Stück entfaltet Okereke hier Gefühle, die in ihrer aufbauenden, beschwingten und seltsam romantischen Art mit »dankbarer Zuwendung zu Mensch und Welt« nur unzureichend beschrieben sind. Man höre allein »Yemaya«, das Lied über die nigerianische Flussgöttin (in Teilen Kubas und Brasiliens die des Meeres und der Mutterschaft), betörend gezupft und gehaucht wie von einem spirituell entflammten Nick Drake. Oder das augenzwinkernde »Do U Right«, gleich einer sanften Motown-Revue, deren schöne Zeile »You spend all my money, honey« die Liebe des Erzählers nicht schmälert. Oder das bezaubernde Duett mit der britischen Soulsängerin Corinne Bailey Rae. »Fatherland« ist musikalische Magie, menschliche Nächstenliebe und eine herausragende Entdeckungsreise. Oliver Uschmann

Aivery Because Siluh / Broken Silence

Gerade im schöngeistigen Wien weiß man, wie aus einem Walzer eine Walze wird. Man meint jetzt schon, die Macker in den Rockkneipen – sofern sie je in den Besitz dieses kleinen Schatzes kommen – maulen zu hören, dass es Frauen, die sich an einem grungigen Indie-Sound mit Punk-Attitüde versuchen, schon Anfang/Mitte der 1990er gab und dass man sie Riot Grrrls nannte. Aber Macker sind immer schwachsinnig und gehören

kastriert – um das zu kapieren, muss man keine Feministin sein. Entsprechend positiv kann man auch werten, dass Jasmin Rilke, Franziska Schwarz und Doris Zimmermann aus Wien sich nicht in Olympia, Seattle oder Portland verorten lassen möchten. Selbstbewusst und niveauvoll schrammeln sie rum und schreien in die Mikros, ohne sich volllabern zu lassen. Damit passen sie gut in die Künstlerzelle um das Label Siluh. Während also irgendwelche Schwanzträger ihr Weizen kippen und quengeln, spielen Aivery einfach unbequemen Rock und zerstören mit Songs wie »Don’t Dare« genüsslich alle Erwartungen. So sollte es immer sein und erinnert mich an eine Zeit, in der ich mich auf dem Weg zum Fußball oder zur Uni von der ersten LP von Be Your Own Pet habe anschreien lassen. Jetzt lasse ich mich auf dem Weg zur Arbeit von Aivery einpeitschen, um Mackern mit meinem Blick in den Schritt zu treten. Lars Fleischmann

Die Geschwister mit den kratzigen Stimmen aus Down Under sind zurück: die Stones auf dem Weg ins Radio, mit Gitarren, Rock’n’Roll und Bontempi-Orgeln. Es ist ein weiter Weg von Rick Rubins kalifornischen Shangri La Studios ins Hinterland von Byron Bay, Australien. Soundmäßig aber gar nicht, wie die neue LP von Angus & Julia Stone beweist. Hatte das letzte, selbstbetitelte und von Rubin produzierte Werk noch einen großen Schritt vom filigranen, akustisch-melancholischen Folk hin zu einem differenzierteren, wagemutigeren, rockigeren Sound bedeutet, ist »Snow« nun dessen konsequente Fortführung. Dabei haben die Stones diesmal alles selbst gemacht, in Angus’ eigenem Hüttenstudio, auch die Songs haben sie zusammen geschrieben. Julia behauptet, sie habe die ungestörte Zweisamkeit über Wochen hinweg sehr genossen – das muss wahre Geschwisterliebe sein. Auf jeden Fall hört man als Ergebnis ein in sich konsistentes Album, das mit BontempiOrgel-Beats, elektronischen Elementen, angezerrten Gitarren, bluesigen Sprengseln und Rock’n’Roll-Phrasierungen das Träumerische der frühen Alben weitgehend hinter sich lässt. Ausnahmen wie das schwelgerisch-schöne »Nothing Else« bestätigen die Regel. Reizvoll und außergewöhnlich ist es mehr denn je, wenn die beiden nicht bloß zusammen oder zweistimmig singen, sondern abwechselnde Frage-Antwort-Teile einbauen, die den Songs eine zusätzliche Ebene verleihen. Das kommt vor allem deshalb besonders gut, weil es textlich selbstredend wieder vorwiegend um Beziehungen geht (mittlerweile nicht mehr immer rasend einfallsreich). Insgesamt lässt sich aber der Eindruck nicht abwehren, dass das, was an arrangement- und produktionstechnischem Ideenreichtum aufscheint, nicht immer auch bei den Kompositionen der Fall ist. Das Ganze klingt zwar recht abwechslungsreich, ist aber vom Songmaterial her eher dem schwächeren Output der Australier zuzuordnen und scheint am ehesten in Richtung Mainstream-Radio zu schielen. Zum schönen Soundtrack für ein paar warme Herbsttage sollte »Snow« aber trotz des Titels taugen. Claudius Grigat

ab, die bei Liveauftritten gern mal in zweistelliger Zahl auf der Bühne steht. Fünf Stücke mit einer Spielzeit zwischen neun und 15 Minuten: Ins Radio kommt man damit nicht! Aber hoffentlich in so manch kritischen Gehörgang, denn Antibalas möchten 2017 die Gesellschaft aufrütteln. »Wir sind an einem Wendepunkt angelangt, es ist Zeit für Veränderung«, so der kämpferische Kommentar von Sänger Duke Amayo. Wenn in »Gold Rush« nach fünf Minuten der Gesang einsetzt und eine bittere Geschichtsstunde über Gier und Völkermord erteilt, erinnern die New Yorker daran, wie politisch Tanzmusik sein kann. Bastian Küllenberg

Ariel Pink Dedicated To Bobby Jameson Mexican Summer / Al!ve

Aufregende Weirdo-Psychedelic bekommt man immer noch am liebsten vom Chef serviert. Ariel Pink hat sein Händchen für eigensinnige Songs nicht verloren und pendelt diesmal besonders stark zwischen den Polen Pop und Dadaismus. Als der in Kritikerkreisen äußerst beliebte John Maus sich vor ein paar Jahren aus unerklärlichen Gründen aus dem Musikbusiness zurückzog (um bald mit zwei neuen Alben zurückzukehren), hatte der auch als Philosophie-Dozent tätige Künstler längst den Staffelstab des Weirdo-Pop weitergegeben und in fähige Hände gelegt. Ariel Pink besaß die nötige Exzentrik und das Popverständnis, um problemlos die zunächst als tragisch empfundene Lücke auszufüllen. Den Hang zum düsteren Konzept erahnt man bei Pink auch, allerdings fächert sich seine Kunst differenzierter auf. So auch auf dem neuen Werk, das der Amerikaner dem kultig verehrten, jedoch kommerziell weitgehend erfolglosen Musiker Bobby Jameson widmet. »Time to meet your god, time to get regards«, ruft Ariel Marcus Rosenberg aus und erinnert hier besonders an den Ziehvater Maus. In der Folge werden wieder verschiedene Spielarten musikhistorischer Genres genüsslich ausgebreitet, ohne dass der Trademark-Sound des Musikers auch nur an einer Stelle verloren ginge. »Feels Like Heaven« ist 1980er-Pop in seiner romantischsten Reinform, »Santa’s In The Closet« feiert das Infantile, und der Titelsong klingt wie ein Stück der Doors in einer ADHS-Version. Alles beim Alten, und doch hat Pink die losen Enden seiner Kunst vielleicht noch nie so perfekt zusammengefügt wie auf dieser vor genialen Einfällen strotzenden Wahnsinnsplatte. Kai Wichelmann

Antibalas Where The Gods Are In Peace Daptone / Groove Attack

Seit 20 Jahren beleben Antibalas den Afrobeat. Mit dem neuen Album ist die New Yorker Band politischer denn je. »Your favorite band’s favorite band«, nennen sich Antibalas scherzhaft. Seit zwei Jahrzehnten sind die New Yorker nun damit beschäftigt, den Menschen im westlichen Kulturkreis Afrobeat im Geiste Fela Kutis nahezubringen. Der Status als Kritikerlieblinge ist ihnen dabei schon lange sicher, und auch »Where The Gods Are In Peace« rückt keinen Fußbreit vom hohen Standard der auf Daptone Records veröffentlichenden Combo

Phoebe Bridgers Stranger In The Alps Dead Oceans / Cargo

Neben großartigen Momenten gibt es auf dem Debüt der mit einigen Vorschusslorbeeren bedachten Künstlerin leider auch viel Leerlauf. Anfang dieses Jahres war da dieser eine Song, den ich nicht mehr aus dem Kopf bekam: »Smoke Signals« von Phoebe Bridgers. In diesem Stück spooky Flüster-Folk ehrte


Fink

27.10. BERLIN Säälchen 28.10. HAMBURG Uebel & Gefährlich 03.11. KÖLN Gebäude 9 05.11. MÜNCHEN Ampere

So sehr Inga Copeland und Dean Blunt auch dafür bekannt sein mögen, Anhängerschaft und Fachpresse zu trollen – mit einem weiteren Album von Hype Williams hätte man nach dem angeblich ohne jegliche Mitwirkung der beiden entstandenen Werk aus dem vergangenen Jahr nicht unbedingt gerechnet. Nun ist es aber da, heißt »Rainbow Edition« (Big Dada) und weiß nicht so recht, wohin mit sich. Irgendwo zwischen augenzwinkernden Klingelton-Presets und ewiger Vaporwave-Romantik will es sich gemütlich machen, ohne sich so richtig auf eines von beiden festnageln zu lassen. Neben der »DJ-Kicks«-Reihe bekommt mit der von Midland bestrittenen »Fabriclive 94« (Fabric) eine weitere altgediente Mix-Serie hochkarätig besetzten Zuwachs. Der charmante Londoner erfährt nicht ohne Grund enormen Zulauf und spielt sich auf gewohnt hohem Niveau durch diesen eher technoid gehaltenen Mix. Über manche Strecke fällt das leider fast schon ein wenig zu routiniert aus und kühlt dementsprechend hin und wieder auch merklich ab. Ein paar mehr Ecken und Kanten hätten der zweifellos stilsicheren Auswahl gut gestanden. Juju & Jordash haben sich noch nie dafür interessiert, den bequemen Weg zu nehmen und ihre Arbeit mit Formeln und Schablonen zu vereinfachen. Sei es der undogmatische Umgang mit den zahlreichen Referenzen, der kompromisslos hohe Stellenwert der Improvisation oder auch diese organische Art und Weise, mit der die beiden analoge und digitale Klänge miteinander vereinen – alles Qualitäten, die man sich erst mal erarbeiten muss und mit denen auch »Sis-boom-bah« (Dekmantel) glänzen kann. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit Submerse der gleichen Disziplin stetig neue Facetten abgewinnen kann. Bei seinem Genre handelt es sich in diesem Fall um instrumentale HipHop-Skizzen mit einer ausgeprägten Vorliebe für elektronische Musik. »Are You Anywhere?« (Project Mooncircle) steht in der Tradition eines wahnsinnigen Outputs, klingt mit seinen beseelten und detailverliebten Slow-Jams aber immer noch

genauso frisch wie bei der ersten Veröffentlichung. Und solange das aufgeht, wird der in Tokio lebende Engländer hoffentlich auch nicht damit aufhören.

Wer sich irgendwann mal gefragt haben sollte, welchen Eindruck die großen Melancholiker des Clubs auf nachkommende Generationen von Produzenten hinterlassen haben, dem könnte man gut Aparde vorspielen. Das soll keinesfalls als vorgeworfenes Epigonentum missverstanden werden, im Gegenteil, schließlich gelingt es dem Berliner mit »Glass« (Ki Records) eindrucksvoll, die einst gesetzten Impulse von Acts wie Moderat oder Pantha Du Prince mit einer ganz eigenen Handschrift zu buchstabieren, die gleichermaßen vertraut und unbekannt anmutet. Glaubt man dem Pressetext zur jüngsten Veröffentlichung von Maurits Verwoerd alias Nachtbraker, dann ist die EP »Misses Madame Mademoiselle« (Heist) einem irren Zufall geschuldet, der sich so vermutlich nur in Amsterdam ereignen kann. Sagen wir es so: Das stimmige Gastspiel von Lokal-Legende San Proper soll so nicht geplant gewesen sein. Ein Segen, dass es dank einer offenen Studiotür und eines eingeschalteten Mikrofons dennoch dazu gekommen ist und dieser kongeniale Disco-Nonsens nun ein Publikum finden kann. Mit »Total 17« (Kompakt) schreitet derweil die altgediente Compilation-Reihe aus Köln gen Volljährigkeit und weiß mit der bewährten Mischung aus exklusiven Neuheiten und Rückschau zu überzeugen. Es war ein starkes Jahr für das Label, in dem Veteranen wie Laurent Garnier und Sasha genauso abgeliefert haben wie die Neuzugänge, namentlich etwa Locked Groove oder Demian. Dazu dann noch unveröffentlichte Tracks von Jürgen Paape, Superpitcher und vielen anderen – was will man mehr? Rob McAndrews alias Airhead ist jemand, den man nach dem Ende der Post-DubstepÄra schnell aus den Augen verlieren konnte. Während alten Weggefährten wie James Blake mit wachsender Zugänglichkeit der Sprung in die Headliner-Slots gelang, wo McAndrews fortan als Live-Gitarrist mitwirkte, wurden die Veröffentlichungen des Engländers zunehmend karger und verschrobener. Eine Entwicklung, die bis zu einem gewissen Punkt spannend war, sich mit »Shaded / Antipolo« (Hemlock) aber ein Stück weit auserzählt anfühlt.

Crooked Colours

Matt Cutler alias Lone hat in den vergangenen Jahren sowohl in der Rolle des Produzenten und Live-Acts als auch mit seinem eigenen Label Magicwire spannende Impulse setzen können und mit nostalgischen wie facettenreichen Alben und EPs einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sein Beitrag zur »DJ-Kicks«-Reihe (!K7) spiegelt erkenntnisreich Cutlers eigene Sozialisierung und damit quasi den Weg zu dem unverkennbaren Trademark-Sound des Engländers wider. House, Ambient, HipHop und sogar Radiohead finden einen Platz in diesem stilistisch eklektischen, atmosphärisch aber völlig homogenen und hörenswerten Mix.

02.10. HAMBURG – 03.10. KÖLN 04.10. MÜNCHEN – 05.10. NÜRNBERG 06.10. LEIPZIG – 07.10. BERLIN

TORA

Das Sommerloch ist überstanden, diese Ausgabe könnte gut doppelt so lang sein. Grund genug, einen Blick auf die besten Neuheiten aus dem Electro-Fach zu werfen.

25.09. KÖLN / 26.09. MAINZ / 27.09. STUTTGART 28.09. MICHELSTADT 30.09. ERFURT / 02.10. HAMBURG / 03.10. BERLIN / 20.10. NÜRNBERG 22.10. MÜNCHEN / 23.10. LEIPZIG

Bakery

19.10. MÜNCHEN Muffathalle 26.10. STUTTGART LKA Longhorn 12.11. KÖLN E-Werk 13.11. FRANKFURT Batschkapp 26.11. BREMEN Modernes 27.11. HAMBURG Docks 28.11. ERLANGEN E-Werk 29.11. LEIPZIG Felsenkeller 01.12. BERLIN Tempodrom

Jordan Rakei

MASCHINENRAUM MIT PHILIP FASSING

12.10. BERLIN


102

#Review die Amerikanerin Bowie und Lemmy und berührte mit einer sehr bildhaften und romantischen Textzeile: »And you must have been looking your me, sending smoke signals, pelicans circling, burning trash out on the beach.« Einer der Songs des Jahres. Jenes Stück eröffnet nun das Debütalbum der auch von Conor Oberst (hier auch in einem Stück als Gast zu hören) hofierten Künstlerin und setzt die Qualitätsmaßstäbe hoch an. Leider berührt in der Folge kaum ein Stück so wie dieser Opener. Schon »Motion Sickness« plätschert vergleichsweise ereignislos und an Feist erinnernd an den Gehörgängen vorbei. Das bereits auf einer letztjährigen EP erschienene »Killer« ist ein weiterer Höhepunkt, die zirkulierende Klaviermelodie und das Szenario eines im Sterben liegenden und an Geräte angeschlossenen lyrischen Ichs tun dabei ihr Übriges. Doch insgesamt ist aus dieser Platte nicht das Potenzial einer neuen Folk-Heldin herauszuhören. Dafür sind die Songs – trotz vielversprechender Titel wie »Demi Moore« und guter Ansätze – einfach zu durchschnittlich und antiquiert. Kai Wichelmann

Bereits Benjamin Clementines Debüt war eine fordernde Odyssee durch Soul, Jazz, Chanson, Klassik und Kammerpop. Der Nachfolger begrüßt seine Hörer nun mit einem Rausschmeißer: »Farewell Sonata« ist wie eine kurze, radikalere Neuauflage von »Bohemian Rhapsody«. Radikal wird Clementine auch andernorts. In der leicht spacigen Soul-Pop-Nummer »Jupiter« zeigt er sich radiofreundlich wie nie zuvor, dagegen ist »Phantom Of Aleppoville« eine Suite zwischen instrumentaler Klangtapete, avantgardistischem Interludium und angejazzter Klavierballade. In »One Awkward Fish« kollidieren analoger Breakbeat, Cembalo-Improvisation, Synthie-Flächen und sakraler ChorGesang. Überhaupt sind opernhafte Chöre, Cembalo und Electronica neue Spielzeuge des 28-Jährigen, der sich lyrisch nicht mehr nur dem eigenen Schicksal widmet, sondern auch den Außenseitern, Umherziehenden, Geflüchteten im globalen Kontext. Das Resultat ist zwiespältig. Wirkte der Vorgänger noch organisch und wie aus einem Guss, schwankt das Zweitwerk oft zwischen Langatmigkeit und enervierender Manieriertheit. Ein kunstvolles Werk, sicher, aber oft auch disparat und anstrengend. Für Fliegengewichte eher ungeeignet. Nina Gierth

BSMG Platz an der Sonne Nesola / Vertigo / Universal

Die Deutschrap-Quintessenz aus MHD und Wizkid heißt BSMG. Megalohs ConsciousRap-Supergroup definiert die afropäische Identität zwischen Afrobeats, Trap und Dancehall aber nur teilerfolgreich neu. Gerade, als der deutsche HipHop seine Party-Tauglichkeit wiederentdeckt, bricht inmitten der bewusstseinserweiternden Ecstasy-Einigkeit ein bedrohlicher ConsciousRap-Monolith aus Berlin-Moabit über den Turn-up herein. »Seit 500 Jahren wird Afrika von der Geschichte gefickt«, gibt sich das Dreikopf-Monster aus Megaloh, Musa und Ghanaian Stallion kriegerisch im Kampf gegen Rassismus, Kapitalismus oder N-WortDebatten als 2017er-Version der Brothers Keepers. Ganz nach Malcolm X kämpft die »Black Superman Gang« mit »allen notwendigen Mitteln« aus Trap-Drumplay, westafrikanischen Pop-Arrangements und Rap mit Zeige- wie Mittelfinger-Gestik auf den ethnologischen Spuren von Megalohs Erfolgsalbum »Regenmacher«. Das ist streckenweise leichtfüßig wie die besungene Sprint-Legende »Jesse Owens« oder eingängig wie der »Nach Hause«-Weg mit Joy Denalane. Doch immer, wenn »Zu viele« »Dunkle Kapitel« in diesem Tribe called »Geschichtsunterricht« aufziehen, verwelkt die erforderte Consciousness zur Unaufmerksamkeit, als spitteten hier zwei überambitionierte Afrikanistik-Professoren gegen schlaftrunkene Erstis an. »Platz an der Sonne« trägt das Herz am rechten Fleck, hat das Auge aber etwas zu sehr im Detail. Fionn Birr

Cold Specks Fool’s Paradise Arts & Crafts / Rough Trade

Auf »Fool’s Paradise« findet die Songwriterin Ladan Hussein den Weg von der Dunkelheit zurück ins Licht – und darüber hinaus zu sich selbst. »Doom Soul«, so bezeichnete Ladan Hussein alias Cold Specks einst ihren mal durch Gospel-Elemente düster-sakral nuancierten, mal durch Freejazz-Sprenkel atonal verfremdeten Stil, dessen einzige Konstante stets ihre machtvolle wie zerbrechliche Stimme war. Dieser lässt »Fool’s Paradise« nun ähnlich viel Raum wie bei den mit A-cappella-Passagen durchzogenen Liveauftritten und beschränkt sich auf eine unaufdringliche Melange aus Lounge und TripHop, die sanft aus dem dunklen bisherigen Schaffen der Somali-Kanadierin hervorglimmt. Geschuldet ist diese Ruhe Husseins intensiver Beschäftigung mit einer Heimat, die sie nie persönlich kennenlernen durfte und die nun zu einer neuen Akzeptanz ihrer eigenen Identität geführt hat. Diese Auseinandersetzung zeigt sich auch in Songs wie dem Titeltrack, in dem Cold Specks einzelne Zeilen auf Somali vorträgt und der von der mythischen somalischen Königin Araweelo handelt. Jene wurde aufgrund ihrer Vorliebe, männliche Gefangene kastrieren zu lassen, in der Folklore mal als Monster, mal als Symbol weiblicher Macht dargestellt und bewegt sich damit ähnlich zwischen den abstrakten Polen von Dunkelheit und Licht wie Cold Specks. Am letzteren scheint sie nun endlich ihre Heimat gefunden zu haben. Jan Martens

Benjamin Clementine I Tell A Fly Caroline / Universal / VÖ 29.09.17

Die Fliege aus dem Albumtitel sollte sich gefasst machen: Der Piano-Mann aus London wird sie wegblasen.

Casper Lang lebe der Tod Columbia / Sony

Auf »Lang lebe der Tod« präsentiert sich Casper, der Tausendsassa des deutschen Rap, erneut als musikalisches Chamäleon und nimmt seine bislang dunkelsten Farbtöne an. Als Casper 2016 den dunkel wummernden Industrial-Track »Lang lebe der Tod« präsentierte, war das ein Statement. Ein weiteres Statement war es, aufgrund von Unzufriedenheit mit dem restlichen Material nur wenig später das Release des gleichnamigen Albums auf unbefristete Zeit, letztlich um ein ganzes Jahr, zu verschieben. Das sprach ebenso sehr wie die kreative Vorabsingle für die Vision und den Perfektionismus des Künstlers Benjamin Griffey. Geknüpft wurde einer der thematischen roten Fäden des Albums dennoch bereits damals schon: Große Teile von »Lang lebe der Tod« handeln von Tod und Leid und davon, wie sie zum einen den abgestumpften Gaffern als Unterhaltung dienen können, zum anderen aber eben auch als eindringliche Motivatoren, das Leben ohne Angst zu genießen. So konkret wie in »Deborah«, das ähnlich intim Depressionen thematisiert, wie es damals »Michael X« über den Selbstmord eines Freundes tat, wird Casper dabei aber selten. Auch hinsichtlich seiner verrauschten Sperrigkeit bleibt der Song eine Ausnahme: Nicht zuletzt dank der Stempel, die Gäste wie Drangsal oder Portugal.The Man dem Album aufdrücken, bleibt »Lang lebe der Tod« trotz seiner düsteren Grundstimmung meist überraschend leicht zugänglich – im Falle des etwas befremdlich an Deichkind erinnernden »Sirenen« fast schon zu sehr. Dem abschließenden »Flackern, flimmern« gelingt hingegen das Kunststück, einen Black-MetalMittelteil zu einem selbstverständlichen Bestandteil eines emotionalen Epos’ über den Sonnenschein nach dem Sturm zu machen. Eine Großtat, die sich an viele weitere im Schaffen Caspers reiht. Jan Martens

DAF Das ist DAF Grönland / Rough Trade / VÖ 29.09.17

DAF machen Musik, die auch heute noch frisch und immer ein wenig schauderhaft klingt. Die Radikalität, Kompromisslosigkeit und Stringenz der Band sucht bis heute ihresgleichen. Mit der Veröffentlichung der ersten vier Alben erinnert sie an eigentlich vergangene Zeiten. Anfang der 1980er war es nicht weniger als eine Sensation, als Deutsch Amerikanische Freundschaft aus Wuppertal eine militärische Ästhetik mit der Energie des Punk und der technologischen Strenge eines BrachialSequencers verbanden. Gabi Delgado-López bellte dazu höchst provokante Slogans, während Robert Görl brutales Gewummer aus dem Kabelgewirr herausquetschte. Die Hymne »Tanz den Mussolini« landete einst auf dem Index verschiedener Radiosender, weil Jesus Christus und Adolf Hitler in einem Atemzug genannt wurden. Der ungehemmte Flirt mit nationalistischer Symbolik war ein Schock für das sozialdemokratische PostHippie-Deutschland. Die nun erscheinende Box mit dem Titel »Das ist DAF« beinhaltet neben den ersten vier DAF-Vinyl-Alben eine Remix-LP und eine 7“ mit neuen Songs. Obwohl auf »Die Kleinen und die Bösen« von 1980 noch Gitarre und Bass zu hören sind und die Band erst mit dem folgenden Album ihren Pionierstatus erlangte, schält sich schon hier der elektronische Grundstock heraus, der DAF bald charakterisierte. Auf den Folgealben »Gold und Liebe« und »Für immer«

schlachtete das Duo seine Sound-Symbiose dann aus. Damals zeigte es sich als Teil einer Avantgarde, deren Leitgedanke sich durch Vehemenz und Experimente dem DIY-Gedanken verschrieb. Auch heute haben Delgado-López’ und Görls beste Arbeiten nichts von ihrer Frische und Durchschlagskraft eingebüßt. Ihre späteren weltanschaulichen und ästhetischen Amalgame von Pop und (krypto-) faschistischem Gedankengut ziehen bis heute Fäden zu Bands wie Rammstein. DAF bringen Musik und Text auf den Punkt. Das können nicht viele, damals wie heute. Konstantin Maier

Cristobal And The Sea Exitoca City Slang / Universal

Vier Londoner würzen ihren Sound mit dem Erbe ihrer musikalischen DNA und vermengen Bossa Nova, Afro-Pop und Folk zu einem neuartigen Gericht namens »Exitoca«: Exotik statt Exit! Das Gehirn spielt uns mitunter den Streich, Buchstaben in falscher Reihenfolge zu einem für es richtig erscheinenden Wort zusammenzusetzen: So wird aus »Exitoca« schnell »Exotica«, was zur Musik von Cristobal And The Sea aber auch zu passen scheint. Hier werden eklektisch und unerschrocken Stile und Genres so wild gemischt, als würden Talking Heads und Can ein Fest feiern und The Mamas & The Papas gemeinsam mit Bow Wow Wow wild durch es hindurchtanzen. Die vier Band-Mitglieder von Cristobal And The Sea stammen aus Spanien, Portugal, Frankreich und Großbritannien und lernten sich in London kennen, als der Brexit noch ein schlechtes Wortspiel war. Nun ist er bittere Realität und ihr Wortspiel »Exitoca« ein farbenfroher und fröhlicher Widerstand dagegen. Eine eindringliche Mahnung, andere Kulturen nicht auszuschließen, sondern zu umarmen, wie London es jährlich beim Notting Hill Carnival tut. Auch dieses Fest begann als Protest gegen nationalistische Töne, das Motto damals lautete: »Die Kunst eines Volkes ist der Beginn seiner Freiheit.« Kerstin Kratochwill

Melanie De Biasio Lilies Le Label / PIAS / Rough Trade / VÖ 06.10.17

Nach dem dichter bewachsenen, experimentelleren »Blackened Cities« übt sich Melanie De Biasio auf »Lilies« wieder in gestochen scharfem Minimalismus. Alles kommt in Prisen, nahezu lasziv über den Grundrhythmus geblättert. Jeder Klang ist perfekt ausgeleuchtet; jeder Tonspur, jeder Schallwelle, die an ihren Bestimmungsort gleitet, haftet dieselbe Unentbehrlichkeit an – und doch erscheint all das häufig wie eine zufällige, unverbindliche Begegnung, ein beiläufiges Aufeinandertreffen. Melanie De Biasios stoischer, ja, fast hypnotischer Gesang gleitet in beschwörender Ruhe durch den geöffneten Raum und hält die Chose in der Schwebe. Selbst in »Sitting In The Stairwell«, eigentlich kaum mehr als ein paar staubtrockene Zeilen zu rhythmischem Fingerschnippen, hält dieser Schwebezustand an. So viel Platz wie ihrer Musik hatte sich


ZIEGENBLUT IM DOSENBIER MIT FRIESE UND HÖLLE

Die Kunden im Plattenladen müssen immer als Geiseln herhalten, wenn Friese und Hölle ihre Gitarrenbretter auspacken und über die Boxen laufen lassen.

Hölle betritt den Underdog Recordstore. Friese: Gut, dass du kommst, Hölle. Wir haben hier gerade eine Wette laufen. Stell dir vor, dass jeweils drei Typen aus der Stadt, die uns »Keine Lieder über Liebe« beschert hat, und drei Typen aus der Stadt, die uns »The Wire« geschenkt hat, ihre beiden Kapellen auf Platte gegeneinander antreten lassen. Wer gewinnt? Hölle: Ist das soulige Ding, das gerade läuft und viel zum warm für den Detroit-Sound der Dirtbombs ist, ein Marvin-Gaye-Cover? Okay, wenn das jetzt noch der Hamburger Teil dieser Split-Platte ist, dann wird es Baltimore sehr schwer haben. Was liegt denn da auf dem Teller? F: Das ist die neue Split-LP von Black Lung (Baltimore) und Nap aus Oldenburg (und nicht Hamburg). Und ja, Black Lung covern tatsächlich Marvin Gaye in einer Art StonerRap-Rock. Meiner Meinung nach sogar der einzige Schwachpunkt der Platte. Ansonsten geben sich beide Bands keine Blöße. Nap haben ein wenig mehr Hawkwind gehört, Black Lung dafür mehr am Blues als an der Psych geschnüffelt. H: Bin bei »Black Lung vs. Nap« (Nois-o-lution) für Team Black Lung und sehe eher einen farblos dahinplätschernden Song wie »Vorlaut« von Nap als Schwachpunkt der ansonsten wirklich guten Platte an. Gib dem Plattenteller doch mal einen Tritt, ich brauch gerade was mit mehr Gas.

F: Um diesen Kahn auf mehr Speed zu bekommen, müssen wir ein paar Leute von Bord werfen und das Ruder zwei Damen aus Skandinavien überlassen. 1990er-OldschoolBlack-Metal, der eigentlich jedem Puristen das Herz höher schlagen lassen sollte. H: Ah, diese Kälte wärmt mein Herz! Es ist eine lupenrein luziferische Raserei inklusive majestätischer Selbstüberschätzung und giftigem Gekreische wie von einem tarantulischen Hexensabbat auf Speed und Pilzen. Ich mag’s. Eigentlich sogar sehr. F: »Potestas Magicum Diaboli« (Kvlt) nennt sich die Scheibe, Asagraum die Band, und ich habe ausnahmsweise überhaupt nichts daran auszusetzen. Was bei mir und Black Metal ungefähr so oft passiert wie bei Trumps Tweets.

H: Ha! Dann würde ich gerne wissen, was du hiervon hältst! Ich gebe einen Tipp: nicht Blut aus Nord, nicht Deathspell Omega und trotzdem Frankreich. F: Oha, Celeste haben wieder eine Platte gemacht? Bin gespannt. Sympathisch fand ich sie immer, ist halt eine Denovali-Band. Nur überzeugen konnten sie mich nie wirklich. Auch diese Platte dümpelt ein wenig im Einheitsbrei von modernem Black/ Post Metal umher. Alles grundsolide, aber die Kante, an der man sich stoßen kann, fehlt. H: Ich verstehe, was du meinst: »Infidèle(s)« (Denovali) bleibt recht homogen, brettert durch, hat wenig Schwankungen und keinen Punkt, an dem man aufmerkt und gepuzzelt auf den Plattenspieler guckt. F [Manu-Chao-LPs auspreisend]: Also, überraschen tut mich da gar nix!

H: Yo, stimmt, ist fast Malen nach Zahlen. Bei dem Spruch lege ich aber gleich mal »Navigation« (Meta Matter) von Nyos auf. Zwei Finnen. Und die erste Platte, die sie nicht selbst herausbringen, sondern auf einem Kleinstlabel aus Karlsruhe. F: Repetitive Frickel-Riffs in Takten, für deren Entschlüsselung ein M.I.T.-Abschluss sinnvoll wäre. Trotzdem sehr melodisch und allem voran hypnotisch. Ich kann mich noch daran erinnern, dass zu C64-Zeiten psychedelische Bilder über Formeln am Bildschirm zusammengebastelt wurden. Das fühlt sich ein wenig wie ein musikalisches Äquivalent an. H: Wie ein Zusammenschluss von Hummeln und Ameisen. Die Hummeln sind wuchtig und ziehen ihren Stiefel durch. Eigentlich dürften sie gar nicht fliegen, aber man folgt den flauschigen kleinen Dickerchen trotzdem sehr gern. Sie gewinnen nicht nur, sie lullen auch ein. Und dann sind da noch die Ameisen, die einen klaren und bisweilen komplizierten Plan verfolgen und rastlos und fast hyperaktiv an ihrer Sache arbeiten. Du kannst dich auf Dauer bei Nyos einfach entscheiden, ob du den Hummeln oder den Ameisen folgst, beides geht. F: Nyos sind definitiv Ameisen. Wuselig, wenn man genau hinschaut, aber wenn der Blick den ganzen Staat erfasst ...

Die Tageshummel kommt jetzt auf den Teller: »Rust« (Riding Easy) von Monolord. H: Okay, diese Hummel brutzelt aber gerade in der Hochvolt-Insektenfalle, wobei ich nur die Verzerrung meine. Die Tonlage ist natürlich Keller, Schweden-Doom. Der darüber transzendent dahinschwebende Gesang ist auch schön, aber ich mag die Band vor allem für das Ten-Ton-Hammer-Riffing. F: Wie sagt man so schön: Hier fuzzt alles zusammen. Eine vertonte Walze, der man so schwer entkommen kann wie ein Reh dem Scheinwerferlicht. Wenn wir hier wie bei Nyos ins Detail gehen würden, bliebe nur noch Stillstand. H: Tiefe Nachtschwärze. Der Zeitpunkt, wenn nur noch die Scheinwerfer der UFOs die schlafenden Mammuts erleuchten.

Auch »8« (Neurot) von Ufomammut kann und darf hier nicht unerwähnt bleiben. F: Das schleppt sich zwar auch schwer, aber nicht so fließend und walzend wie zuvor bei Monolord. Scheinbar schleppt die Band tatsächlich ein widerspenstiges Mammut hinter sich her. Eine tongewaltige Elefantenjagd sozusagen. H: In der Rhythmik ist das manchmal eher eine Hasenjagd und ein Treiben, kein Ziehen. Aber wer wäre ich, kleinlich zu sein, während ihr hier die »Superfuzz Bigmuff« für kaum mehr als einen Zehner anbietet. Die nehme ich, und dann bin ich raus für heute. Mach et jut!

WE DELIVER THE GOODS. MOSES SUMNEY Aromanticism

CD/LP (Jagjaguwar)

07.11. Köln, Kulturkirche 09.11. München, Ampere 12.11. Berlin, Berghain Kantine 18.11. Hamburg, Uberjazz Festival

PHOEBE BRIDGERS Stranger In The Alps CD/LP (Dead Oceans)

DESTROYER Ken

CD/LP (Dead Oceans)

12.11. Hamburg, Kampnagel 17.11. Berlin, Festsaal Kreuzberg 19.11. Düsseldorf, New Fall Festival

I Love You Like A Brother CD/LP (Dead Oceans)

30.10. Köln, Blue Shell 31.10. Hamburg, Molotow Musikclub 01.11. Berlin, Privat Club 03.11. München, Kranhalle 04.11. Stuttgart, Keller Klub

JAMILA WOODS Heavn

CD/LP (Jagjaguwar)

03.11. Köln, Gebäude 9

WOLF PARADE

Cry Cry Cry

CD/LP (Sub Pop)

27.11. München, Hansa 39 29.11. Berlin, Bi Nuu 30.11. Hamburg, Grünspan

www.cargo-records.de


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#Review De Biasio bei der Arbeit nicht zugestanden: Höhlenbrüterin, die sie ist, zog sie sich für »Lilies« in die Isolation ihres stickigen Aufnahmeraums zurück und komponierte los, abgekapselt von Reizen und Zyklen aller Art, um ganz mit ihrer Musik zu verschmelzen – mit diesen weich gezeichneten, trabenden Bassläufen, dem verhuschten Piano und den Wölkchen dazwischen. Die Enge oder die Isolation seines Geburtsortes sind »Lilies« zu keinem Zeitpunkt anzumerken, wohl aber eine tiefe Fokussiertheit, die man beim Hören nur zu gerne selbst einnimmt, um seinerseits eingenommen zu werden. Zuletzt etwa von der surrealen Geräuschkulisse eines Krötentümpels (nur geraten), vor der die Künstlerin ihr Album abmoderiert, bevor sich die Stille über alles stülpt, als wäre sie nie weg gewesen. Nun, war sie ja auch nicht. Valentin Erning

dein Herz malen, Lolli-Pop in Perfektion, stets irgendwie den 1960ern abgehört, psychedelisch, hypnagogisch. Matt Mondanile gehörte lange zum Kern der Indie-Gruppe Real Estate, hat privat eine Vorliebe für musikalische Experimente (er arbeitete etwa mit Oneohtrix Point Never und den Drone-Künstlern The Skaters), entwirft aber auf seinem sechsten Album doch wieder ein melancholisch-sonniges Klangkaleidoskop. Schade ist nur, dass sich diesmal im Unterschied zu den vorherigen Werken – insbesondere dem herrlichen »St. Catherine« (2015) mit zwei Features von Julia Holter, das sich barock und etwas manisch mit der Bildsprache seiner katholischen Sozialisation auseinandersetzte – ein Konzept nicht so recht erschließt. Davon, dass er in seiner Musik gern Field-Recordings mit Gitarren-Hooklines verbunden sieht, wie er mal in einem Interview sagte, ist hier jedenfalls wenig zu spüren. Die Umstände der Entstehung scheinen für Mondanile schwer gewesen zu sein, dennoch sind viel Wohlklang und Wohlgefallen auf »Jersey Devil« zu hören. Auch wenn klar ist, dass das hier den Winter nicht überleben wird: Gerade kann man es durchaus ein bisschen lieb haben. Steffen Greiner

Deerhoof Mountain Moves Joyful Noise / Cargo

Deerhoof spielen mal wieder knapp an unseren Hörgewohnheiten vorbei und treffen damit trotz einiger Schwächen ins Schwarze. ​An sich ist es nachvollziehbar, warum der Durchschnittsmensch beim Hören einer Deerhoof-Platte das Gesicht verzieht, als würde er gerade eine Sauerkraut-Torte vorgesetzt bekommen. Und es ist eines der großen PopRätsel, wie die Band aus San Francisco seit nun über 20 Jahren diesen vertonten Zickzack aus schrägen Gesangslinien, Sprachwirrwarr und Brüchen in kohärente Alben umwandelt. Das Label Joyful Noise bietet im Rahmen seines »Artists in Residence«-Projekts 2017 ein Deerhoof-Jahresabo an. Neben einigen Split-LPs ist dabei auch dieses komplette Studioalbum entstanden, das stark vom Kollaborationsgeist geprägt ist und mehr denn je zur Überraschungstüte wird. Deerhoof haben hierfür Gäste wie Juana Molina oder Stereolabs Lætitia Sadier mitausrasten lassen und sich zudem selbst an fremde Stücke gewagt. So la-la-lallert sich Xenia Rubinos im verträumten »Singalong Junk« in den Rausch, Wye Oaks Jenn Wasner mischt beim Pop-Juwel »I Will Spite Survive« mit, das Mash-up aus Händel und »Gracias A La Vida« geht in die Hose, der Titeltrack fühlt sich zunächst an wie Zahnschmerzen, und das Bob-Marley-Cover »Small Axe« überrascht im Gesamtkontext als kleines, reduziertes Highlight. Dass das Ganze insgesamt letztendlich doch wieder gut funktioniert, ist ein echtes Wunder. Verwundert nach über 20 Jahren Deerhoof andererseits aber nun wahrlich niemanden mehr. Sebastian Jegorow

EA80 Definitiv: Ja Majorlabel / Broken Silence

Auch 2017 wird Haltung im Punkrock immer noch mit zwei Buchstaben und zwei Zahlen buchstabiert. Nein, viel zu bieten hat meine Heimatstadt Mönchengladbach nicht. Den besten Fußballverein Deutschlands, klar, und mit Gregor Schneider einen der wichtigsten zeitgenössischen deutschen Künstler – aber musikalisch ist nicht viel zu holen am Niederrhein. Die einstige Kurzzeit-Grunge-Hoffnung Sun, der Rapper Eko Fresh (war bei mir auf der Schule, Grüße an dieser Stelle). In der Summe ist das dann doch eher dünn, käme nicht die größte, weil konsequenteste deutsche Punkband aus MG-Actiontown. Seit beinah vier Jahrzehnten verweigern sich Junge, Oddel, Hals Maul und Nico mit EA80 und ihren diversen Nebenprojekten allem und jedem. Eigenvertrieb, kein Merch, keine Promo, kein Quatsch. »Definitiv: Ja« ist sechs Jahre nach »Definitiv: Nein« das zwölfte Studioalbum der DüsterpunkNihilisten. »Pessimismus war gestern«, führen sie im Titelsong auf die falsche Fährte. Stimmt natürlich nicht. »Ich möchte, dass dieser Schmerz sein eigenes Wort bekommt. Einen Namen ganz für sich allein«, singt Junge im mächtigen Opener »Ramputage«. Bei »Riot Grrrls« werden sie mit einer einzigen Textzeile ungewohnt explizit politisch. »Wenn du nicht da wärst, würde ich dich vermissen bis ans Ende meiner Tage«, beschließt das Album in »Mantra«. Diese Worte gelten für EA80 auch 2017. Christian Steigels

Ducktails Jersey Devil New Images

Ducktails schenkt dem Jahr ein letztes Sommeralbum mit süß-melancholisch verwaschenem Gitarren-Pop. In ein Ducktails-Album kann man sich hineinlegen wie in eine süße Sucht: himmelhohe Hymnen, Gitarrenlinien, die sanft Kringel auf

im eigenen Superhelden-Goldkäfig. Das resultiert in voraussehbarem Gitarrengeballer und wenig Heldenmut, der doch so dringend gebraucht wird. Es ist sicherlich nicht einfach, Dave Grohl zu sein. Der Typ, der als Schlagzeuger von Nirvana groß rauskam und mit den Foo Fighters längst den Kult-Status der Grunge-Erfinder um Kurt Cobain mehrmals überrundet hat. Alles erreicht und trotzdem getrieben von der nächsten Mega-Manie, sieht man Grohl mit diesem und jenem Gaststar auf der Bühne, bei dieser Zeremonie und jenem YouTubeMitschnitt, in dem er kess etwas von seinem makellosen Rockstar-Privatleben preisgibt. Die Foo Fighters sind der Monstertruck im weltweiten Gitarrenrock-Zirkus. Ob ihre Ungelenkigkeit aber von einer trägen Egal-Haltung herrührt oder der verblasste Heldenmut schlicht vom Ego überstrahlt wird, kann man auch beim neuen Album nur vermuten. Es enthält eine gute Portion schunkelbares, perfekt durchproduziertes und gespieltes Gitarrengehacke mit ein bisschen Screamo-Profil, das jeden Festival-Rocker zufriedenstellen wird. Aber immer dann, wenn es spannend wird (z. B. im fluffigen »Dirty Water« oder dem McCartney’esken »Sunday Rain«), löst sich die Hoffnung auf ein wenig Genialität spätestens beim ersten Refrain in hochpoliertem Bombast auf. Und da wir nicht hier sind, um dem »nicest dude in rock« (Spin) bedingungslos zu huldigen, können wir nur hoffen, dass sich die Band bei so viel Belanglosigkeit bald auflöst – ist angesichts der ausverkauften Arenen der Begleittour aber leider höchst unwahrscheinlich. Klaas Tigchelaar

Foo Fighters Concrete And Gold RCA / Sony

Die Foo Fighters sind eine der populärsten Rockbands des Planeten und gefangen

Zeitpunkt in die Karten schauen. Man hat der Dinge zu harren, die da kommen, und das ist gut so. Einmal weit aufmachen, bitte! Valentin Erning

Fink Resurgam R’Coup’d / Ninja Tune / Rough Trade

Fink probt die »Wiederauferstehung« aus der Asche des Folk. Leider stellt er sich dabei etwas schwerfällig an. Fin Greenall hat seit den 1990ern mehr als eine Inkarnation durchlaufen: vom Techno-DJ zum Singer/Songwriter zur Band. Und jetzt das: Produzent Flood hat den in Berlin lebenden Briten dazu gebracht, die Akustikgitarre fast komplett beiseitezustellen. Stattdessen geht es auf dieser Platte mit einem achteinhalbminütigen Minimal-Blues-Brocken von einem Titeltrack los. Es folgt ein gut fünfminütiger Minimal-Blues-Brocken, dann ein weiterer, diesmal immerhin mit einem lieblichen Vibrafon-Outro. Und so weiter. »Resurgam« ist ein dunkles, behäbiges Album. Atmosphäre ist wichtiger als Melodie, und anstelle eines Refrains wird lieber der Songtitel mantrahaft wiederholt. Nur manchmal hellt die Stimmung auf, etwa mit der afropoppigen Gitarre und dem Groove von »Godhead«. Andernorts mäandern die Songs vor sich hin, brauen sich in den besten Momenten zu fiebrigen Crescendi zusammen, mit brütendem GitarrenNoise, ambienter Elektronik und nervösem Schlagzeug. Manchmal versumpfen sie aber auch in zielloser Repetition. »Not Everything Was Better In The Past« heißt ein Stück. Nein, früher war nicht alles besser. Aber manches. Nina Gierth

Ben Frost The Centre Cannot Hold Mute / PIAS / Rough Trade / VÖ 29.09.17

Wem der gute Musikjahrgang 2017 bislang noch nicht so recht munden wollte, der ist gut beraten, einen Termin bei Ben Frost ins Auge zu fassen. Dessen neues Gerät hinterlässt nichts als blank polierte Gehörgänge. Man stelle sich einen monströsen Zahnreinigungsapparat vor, der, hungrig nach Plaque und anderen Ablagerungen, über die Landschaft fegt. Rücksichtslos zehrt er seine Stromversorgung auf und schnellt während der Ausspülphasen abrupt in den StandbyModus zurück. Abseits der tanzenden Borsten verengt sich der Sound zu einer primitiven Lebensform, deren einzige Funktion es zu sein scheint, die Existenz von Raum und Zeit zu markieren. Und vielleicht auch, ein wenig Spannung aufzubauen, sollte Ben Frost jemals Gedanken an ein derart altbackenes Stilmittel verschwendet haben. In den nach keinem erkennbaren Muster ausgelösten Aktivitätsschüben wird geschliffen und geschmirgelt, geschweißt und geätzt, dass es eine Wonne ist. Immer präsent: ein geheimnisvoller Tremor, der das akustische Geschehen vom reinen dentalen Lärmprotokoll abhebt. Frost hat diese nonkonforme Fräse in Echtzeit zum Leben erweckt und – noch dampfend – in die Obhut von Produzent Steve Albini gegeben. Eine seltsame Art der Zusammenarbeit, so durch die Babyklappe, aber offenbar eine ergiebige – klanglich zumindest. Der Albumtitel »The Centre Cannot Hold« nimmt Bezug auf ein Gedicht W.B. Yeats’ und soll auf die beklagenswerte Gesamtweltlage anspielen; die Position dahinter bleibt jedoch unscharf. Das Gespann verwischt Spuren, krümelt mit sprunghaften Tracktiteln daher und lässt sich zu keinem

Fuck Art, Let’s Dance Forward! Future! Audiolith / Broken Silence

Fuck Art, Let’s Dance scheitern ein weiteres Mal daran, einer groovebefreiten Nation den Groove bringen zu wollen. Viel zu wenige haben Fuck Art, Let’s Dance als das wahrgenommen, was sie sind – wahrscheinlich wegen ihres bescheuerten Bandnamens: Sie sind die maßgebliche deutsche Dance-Postpunk-Band. In diesem Kontext funktionierte die Nationalitätsbezeichnung bislang als stigmatisierendes Negativargument, und das hatte seine Gründe: Die Hamburger tauchten auf, als Bands wie The Rapture und Bloc Party auf der einen und Editors auf der anderen Seite schon wieder abtauchten, und sie konnten das Paradoxon, einer groovebefreiten Nation den Groove bringen zu wollen, nie auflösen. Das machte ihr Debütalbum »Atlas« schon vor drei Jahren schal, und das hat sich jetzt, beim Nachfolger mit dem überkandidelt-progressiven Titel »Forward! Future!«, nicht entscheidend geändert. Denn hierauf bleiben FALD die Band, deren Groove nüchtern und normiert wirkt und die es nicht schafft, aus der Dimension des Standards auszubrechen – Ausnahmen wie »Vicious Circle« bestätigen die Regel. Dazu werden die unterkühlte Pose zur bloßen Pose und der Regelbruch zum Kalkül. Die größte Qualität der Band liegt dadurch weiterhin in der Funktionalität und Verlässlichkeit ihres


HEIMSPIEL MIT KRISTOF BEUTHNER

Ein Satz warme Ohren gefällig? Gerne doch: Mit Wohlfühl-Folk, Erwachsenen-Pop, Queer Trash, Punk, R’n’B, Rap und echt starkem Trap lebt das Heimspiel, um zu geben.

Beginnen wir mit einer guten Portion WohlfühlPop von Liza & Kay, deren zweites Album »Mit der Aussicht Einsicht« (Kühlschrank) 13 Songs lang mit fein ziselierten Harmonien im Folkpop-Gerüst auf sehr angenehm-poetische Weise vom Leben erzählt, ohne jemals ganz dringlich zu werden. Zeilen wie »Komm, frischer Wind, wir mischen den Staub auf« versprühen allerdings eine Aufbruchstimmung, die das insgesamt doch sehr in sich ruhende musikalische Gerüst nicht halten kann. Auch Fortuna Ehrenfeld treten nicht gerade aufs Gaspedal: Wenn die Band ihren Sound als »Pop für Erwachsene« labelt, ist das allerdings kein Grund, als junger Mensch wegzuhören. »Hey Sexy« (Grand Hotel van Cleef) strotzt vor kurios-denkwürdigen Texten, und trotz Songtiteln wie »Der Puff von Barcelona« hat die Kölner Band nicht ansatzweise mit Prolligkeit zu kämpfen. Der feingliedrige, zuweilen eigenwillige, manchmal chansoneske Indie-Pop ist gut fürs Herz und wahrhaftig auch für den Kopf. Die Paderborner Aufbau West kommen mit Haltung um die Ecke. Ihre fünf Songs starke EP »Die Märchen der Gebrüder Grimmig« (Recordjet) ist nicht nur eine Bestandsaufnahme von Deutschlands Gesellschaft 2017 und deren schlimme Erinnerungen weckenden Auswüchsen, sondern auch eine schallende Ohrfeige an alle, die nur zuschauen statt anzupacken und sich gerade zu machen, um den Pegidioten dieses Landes zu zeigen, wo der Hammer hängt. All das kommt in einem beißenden PostpunkGewand mit galligem Halbsprechgesang daher und ist sehr hörenswert. Alles außer einem mächtig strangen Album wäre eine große Überraschung, wenn man weiß, dass hinter der Boiband kein Geringerer als der große lyrische Querphrasierer Hans Unstern steckt. Zusammen mit Tucké Royal und dem Berliner Beat-Lieferanten Black Cracker widmet er sich auf »The Year I Broke My Voice« (Staatsakt) der Unterdrückung des queeren Lifestyles, dem unkontrollierten Jugendwahn dieser Gesellschaft und der Liebe an vergifteten Orten. Seltsam catchy und spannend, das Ganze. For Them All aus Koblenz zelebrieren auch auf ihrer neuen EP »Thoughts« (Midsummer) einen mitreißenden Mix aus Punk und Powerpop. Da wird alles aufgefahren, was diese beiden Genres so herrlich kompatibel macht: die großen Hooks, die tighten Riffs, die einprägsamen Melodien, die zwischen Singen und Schreien changierenden Vocals. »Every Night« ist ein kleiner Hit, aber das sechs Songs starke »Thoughts« enthält eh keinen Füller.

In eine ganz ähnliche Kerbe schlagen die Schweizer Cold Reading, deren neue EP »Sojourner« (KROD) die beim Debütalbum gesammelten Vorschusslorbeeren rechtfertigt. Dass das Quartett aus Luzern bei aktuellen Szenegrößen wie The Hotelier und All-Timern wie Get Up Kids als Live-Support dabei war, machen die vier neuen Stücke, von denen »Books & Comfort« am meisten beeindruckt, leicht nachvollziehbar. Es wird Zeit, diese Band mit ihrem druckvoll-dichten EmoRock zu feiern. Auch in Österreich spielt man dieser Tage hochenergetischen Punk: Kitty In A Casket haben ihr Motto zum Albumtitel gemacht. »Rise!« (Rodeostar) ist ein Aufruf zu mehr Zivilcourage und Gegenwehr gegen Ungerechtigkeiten, weil das eigene Schicksal nicht von außen bestimmt werden darf. Kitty Casket, die der Band ihren Namen gab, widersteht mit erdigen Riffs und starken Refrains jeder Form von Riot-Grrrl-Schema und lässt »Rise!« – unabhängig von seiner wichtigen Message – auch im Pop-Kontext aufrichtig wirken. Jacob Vetter alias Jata hat lange mit der Musik anderer Leute herumexperimentiert, bevor sich der studierte Jazzsänger an ein eigenes Album wagte. Sein Debüt »Mexico« (Snowhite) ist von Einflüssen aus Rap, R’n’B und Electronica geprägt und changiert zwischen Aufbruchstimmung und Wehmut. Das spiegelt einerseits die musikalische Sozialisation Vetters wider und deutet andererseits seine Aufbruchbereitschaft in alle möglichen inspirierenden Genres an. Sehr stilvoll, sehr aufregend. Auch Alexander Körner, der sein zunächst solo angelegtes Projekt Frère inzwischen als Quartett präsentiert, entpuppt sich als besonderes Talent: Sein Debüt »Void« (Popup) vereint die Verspieltheit Efterklangs und den Postrock von This Will Destroy You mit der kompositorischen Finesse Bon Ivers. Das sind große Namen, ja, aber die acht Stücke, die mal in die eine, mal in die andere Richtung ausschlagen, ergeben zusammen ein so stimmungsvolles Ganzes, dass die Vergleiche keinesfalls aus der Luft gegriffen sind. Abschließend noch eine eigentlich unlösbare Aufgabe: innerhalb von 24 Stunden ein komplettes Trap-Album zu schreiben und zu komponieren, zu produzieren und aufzunehmen, zu mixen und zu mastern, ein Artwork zu erstellen und zwei Musikvideos zu drehen. Geht klar! Quemlem Swyne haben das gepackt, und »24/1« (Rummelplatzmusik) hört sich nicht mal nach Schnellschuss an, sondern besitzt richtig satte Beats und tatsächlich sogar gute Texte. Nur das mit dem Artwork müssen die Jungs noch üben.

ACID ARAB 27.10. 28.10. 24.11. 01.12.

BERLIN MÜNCHEN WIESBADEN BOCHUM

ALIOCHA

18.11. BERLIN 19.11. HAMBURG

AMBER RUN 01.11. 02.11. 03.11. 04.11. 05.11.

WITH THE STRING THEORY

01.11. BERLIN 02.11. BERLIN AUSVERKAUFT 07.11. WIESBADEN

FRANKFURT BERLIN HAMBURG KÖLN MÜNCHEN

BUSTY AND THE BASS 16.10. BERLIN 17.10. KÖLN

GRANDBROTHERS 28.10. 02.11. 03.11. 27.11. 29.11. 30.11. 01.12. 03.12. 15.12.

JOSÉ GONZÁLEZ

MÜNCHEN LÜBECK HANNOVER KÖLN BERLIN WIEN (AT) SALZBURG (AT) FRANKFURT HAMBURG

MOGLI

28.09. 29.09. 30.09. 26.10. 27.10. 28.10. 29.10. 01.11. 02.11. 16.11.

LEIPZIG AUSVERKAUFT DORTMUND DRESDEN AUSVERKAUFT HANNOVER AUSVERKAUFT KÖLN AUSVERKAUFT MÜNCHEN FRANKFURT AUSVERKAUFT BERLIN AUSVERKAUFT HAMBURG AUSVERKAUFT DÜSSELDORF

JOON MOON 07.11. BERLIN

KRISTOFER ASTRÖM & RASMUS KELLERMAN 02.12. 03.12. 04.12. 05.12. 07.12. 09.12. 12.12. 13.12. 14.12. 15.12.

BERLIN BREMEN MÜNSTER KÖLN MÜNCHEN STUTTGART KARLSRUHE NEUNKIRCHEN WIESBADEN TANGERMÜNDE

LAMBERT 27.10. 28.10. 15.11. 16.11. 17.11. 22.11. 23.12.

MÜNCHEN BOCHUM KÖLN WUPPERTAL BIELEFELD BERLIN HAMBURG AUSVERKAUFT

MESSER 27.10. 28.10. 29.10. 30.10.

OSNABRÜCK LÜNEBURG ROSTOCK BERLIN

MICHAEL SCHULTE 02.11. 03.11. 04.11. 05.11. 07.11. 08.11. 09.11. 11.11. 12.11. 14.11. 15.11. 16.11. 17.11. 18.11.

BALBINA 19.11.17 20.11.17 21.11.17 24.11.17 25.11.17 27.11.17 29.11.17 30.11.17 02.12.17 17.12.17 15.03.18 16.03.18 17.03.18 21.04.18

STUTTGART HEIDELBERG MÜNCHEN AUGSBURG FRANKFURT KÖLN ESSEN MÜNSTER POTSDAM BERLIN OLDENBURG LÜNEBURG JENA POTSDAM

TOM SCHILLING & THE JAZZ KIDS

20.10. WESTHOFEN 21.10. REUTLINGEN 22.10. NÜRNBERG 24.10. AUGSBURG 25.10. ULM 26.10. – 28.10. KALTERN (IT)

OSNABRÜCK BERLIN LEIPZIG DRESDEN MÜNCHEN STUTTGART MRS. GREENBIRD HEIDELBERG BREMEN 05.12. DRESDEN FRANKFURT 06.12. HANNOVER HAMBURG 07.12. BERLIN DORTMUND 10.12. HAMBURG HANNOVER 11.12. KÖLN WUPPERTAL 12.12. FRANKFURT A.M. KIEL 13.12. MÜNCHEN www.selectiveartists.de


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#Review Sounds: Wer gerne zu einer Mixtur aus Dance und Indie tanzt, kommt hier umstandslos auf seine Kosten. Für Single-Veröffentlichungen und die Konzertsituation mag das ausreichen, für ein Album ist es aber zu wenig. Christian Steinbrink

Fünf Sterne Deluxe Flash Warner / VÖ 06.10.17

In das illustre Revival alter HipHop-Helden reihen sich nach 17 Jahren Abstinenz nun auch Fünf Sterne Deluxe ein. »Wir bringen den Flash zurück« ist das Versprechen gleich am Anfang. Halten können die Hamburger es dennoch nicht. Es knallt, Moin Bumm Tschack. Ein Track, der sich mit Ansage in die Gehörgänge frisst – dank massivem Beat von Schlachthofbronx, audiovisuell grandios begleitet von Paul’s Boutique (auch verantwortlich für die Videos der Beginner). Das machte, zugegeben, Hunger auf das erst dritte Album der WaterkantRapper, Helden der eigenen Jugend, ergo längst vergangener Tage. »Das ganze Schiff war irgendwann gestrandet«, so zieht es die Hörer in die 20 Tracks umfassende Scheibe. Von der Sandbank kommt es am Ende irgendwie trotzdem nicht. Titel wie »Beatboxrocker« und »Das Feeling ist sensational« wirken wie aus der Zeit gefallen, mancher Gag ist gar älter als die Elb-Combo selbst (immerhin 20 Jahre). Auch viele Punchlines, vor allem von Das Bo, wollen selbst mit allen zugedrückten Augen einfach nicht zünden, auch wenn einem bei Titeln wie »Inspektor Jabidde« die gute Idee quasi ins Gesicht springt. Zur Halbzeit des Albums, beim Track »Davon«, rufen Tobi Tobsen und Das Bo ihren Fans entgegen, dass man eben davon nicht genug bekommen könne. Schon an diesem Punkt ist man angesichts dieses Comebacks trotz aller Nostalgie skeptisch. Bumm Tschack. Christian Schlodder

der beiden Gallagher-Brüder den großen im Vorfeld veröffentlichten Balladenmoment »For What It’s Worth« an. Schuld und Sühne sind normalerweise keine Themen, mit denen ein Gallagher hausieren geht, doch ist es genau diese emotionale Offenheit, die seine lyrischen Plattitüden aus dem BeatlesSatzbaukasten wertvoll egalisieren. Nach dem soliden »Wall Of Glass« kam zumindest in England sogar ein Hype ins Rollen. Es stellte sich die Frage: Kann Liam qualitativ zu seinem schier unerreichbaren Bruder Noel aufschließen? Zumindest zeigt er, was Noel weiterhin fehlt: der Punch und die Verve in der Stimme. So gelingt es Liam durch seine Art des Singens, selbst klassisches B-SeitenMaterial wie »Universal Gleam« oder »You Better Run« auf ein Mindestmaß an Qualität zu hieven. Allerdings kann er Schwächen im Songwriting vor allem in der zweiten Albumhälfte nicht mehr kaschieren, da helfen auch keine Streicher, Saxofone oder Gospelchöre. Dennoch hat die Platte ihre Momente: »Bold« war der Song, der das jetzige Label schließlich überzeugte, hier zeigt sich Liam reumütig, das Stück selbst ist eine richtige Hymne. Die schönste Melodie ist Gallagher und Konsorten in »Paper Crown« eingefallen, und auch »When I’m In Need« mit seinem Folk-Touch darf als gelungen bezeichnet werden. Musikalisch ist die Platte dicht an Gallaghers typische Referenzen gebunden, diesmal mit einem größeren Ausschlag in Richtung The Who als zu den Beatles. So gilt: Auch wenn sich Liam überzeugend aus der Affäre gezogen hat, werden die Rufe nach einer Oasis-Reunion durch dieses in der Summe durchwachsene Album nicht leiser. Kai Wichelmann

Godspeed You! Black Emperor Luciferian Towers

Akten. Die Rückseite der ebenso spartanisch wie pointiert gestalteten Vinylausgabe ziert das Foto eines B52-Piloten mit der Hand am roten Knopf, darüber in Kinderschrift: »How they killed us.« Nils Schlechtriemen

Emily Haines & The Soft Skeleton Choir Of The Mind Last Gang / SPV

Metric-Frontfrau und Broken-SocialScene-Mitglied Emily Haines bringt nach geschlagenen elf Jahren ihr zweites Soloalbum heraus. Aber was lange währt, wird manchmal echt gut. »Knifes Don’t Have Your Back« war 2006 eine Überraschung. Statt des damals so großen Indie-Rock, wie ihn auch Metric spielten und immer noch spielen, bot das Solodebüt von Emily Haines vornehmlich Klavierballaden. Es war ein bescheidenes und intimes Kleinod, das sich vermutlich immer noch in manchem CD-Regal finden lässt und nicht unbedingt Staub ansetzt. Diesmal ist die Überraschung nicht, wie sich Haines solo anhört, sondern dass es überhaupt noch mal ein Album von ihr allein gibt. Bis auf ein oder zwei Songs mit treibendem Metric-Beat setzt sie wieder an, wo sie damals aufgehört hat, und die Balladen funktionieren immer noch genauso gut. Zugegeben, wer musikalische Innovationen sucht, sollte lieber woanders schauen. Aber die mit ihrer herb-süßlichen Stimme vorgetragene Verwundbarkeit, der besungene Herzschmerz und die selbstbewusste Melancholie transportieren Haines’ innere Welt dicht und empathisch zum Zuhörer. Es würde nicht überraschen, wenn es wieder ein Jahrzehnt dauerte, bis sie nachlegt. Aber »Choir Of The Mind« wird diese Zeit meistern. Henje Richter

Constellation / Cargo

Liam Gallagher As You Were Warner / VÖ 06.10.17

Das Solodebüt von Englands größtem Großmaul hat seine Momente. Thematisch dreht sich die Platte ungewohnt offen um Gallaghers folgenschwere Trennung von seiner Langzeitpartnerin Nicole Appleton. Nachdem sich Liam Gallagher 2014 entschied, Beady Eye nicht weiterzuführen, saß er lange untätig rum. Bereits seit 2013 gingen er und Nicole Appleton getrennte Wege, nachdem seine folgenschwere Affäre mit der Journalistin Liza Ghorbani aufgeflogen war. Diese turbulente Zeit inspirierte ihn dazu, im Haus von Oasis-Urmitglied Bonehead erste Demo-Songs für ein neues Album einzuspielen. Nach einem Platten-Deal mit Warner wurden dem einstigen Oasis-Sänger zahlreiche Produzenten und Songwriter zur Seite gestellt. Komplett in fremde Hände legte er die Platte dennoch nicht: Für die Komposition und die Texte war der Brite zumeist allein oder zumindest mit verantwortlich. »I wanted to write an apology. Not to one person, but to everyone, because I’m no good at saying sorry«, kündigte der jüngere

Kanadas Endzeitformation betreibt wortlose Politisierung mit überwältigenden Soundwänden – auf »Luciferian Towers« dringlicher und zugleich hoffnungsvoller denn je. Die bedruckten Innenseiten der GatefoldLP-Version der neuen Godspeed-Platte zeigen links eine Szenerie großer Felsen in einer kargen Steppenlandschaft, rechts in Gefechtsbereitschaft versetzte Gewehrläufe unter einem kafkaesk aufgebäumten Regierungsgebäude – tristes Naturfoto und bürgerkriegsähnliche Momentaufnahme, beispielhafte Ambivalenz der Musik dieses Albums. Drunter und drüber lassen sich kryptisch gestotterte Halbaphorismen entziffern, deren kurze Umschreibungen wohl nicht zufällig an den geradezu cineastischen Monolog zu Beginn des »Dead Flag Blues« vom 1997 veröffentlichten Debüt »F#A#infinity« erinnern. Die Rede ist von ausdruckslosen Gesichtern nihilistischer Würdenträger, wie sie die Geschichte zu Tausenden kennt, von der Arroganz der Macht, deren Hybris immer wieder die gleiche Lehre nach sich zieht: Katastrophen werden von denen verursacht, die ihre Folgen nicht tragen müssen. Ein gewisses Moment des Untergangs war ja schon immer Teil des mehr oder weniger orchestralen Postrock von GY!BE, doch noch nie klang das irgendwie stinkwütende Gitarrenjaulen in Fusion mit den immer wieder an- und abschwellenden Streichern so merkwürdig triumphal wie auf »Luciferian Towers«. Als hörte man die Begleitmusik zu einer mörderischen und unbedingt erfolgreichen Revolution in vier

typische, gurgelnde Schleifpapier-Intonation wie ein Roger Miret mit Melodieverständnis zu sehr auf die Spitze treibt, muss man schmunzeln, um freilich im nächsten Moment wieder berührt zu sein. »Never Going Back« tariert sämtliche Stärken der Band erneut perfekt aus: Man möchte raus, in die Welt, auf die Landstraßen, in die Sümpfe, um sich auf der Ladefläche eines Pick-up trinkend dem euphorischen Weltschmerz hinzugeben. Das selbst produzierte Album gibt sich insgesamt ein wenig ruppiger und reduzierter, bleibt aber ansonsten ein überraschungsfreies, behagliches Homecoming. Oliver Uschmann

Hot Water Music Light It Up

Hundred Waters Communicating !K7 / Indigo

Die Skrillex-Labelmates bleiben sich treu: Nach der famosen ÜberraschungsEP »Currency« finden sich auch auf dem großartigen neuen Album »Communicating« wieder vor allem: Gefühle, Gefühle, Gefühle. Man kann es immer noch nicht so recht glauben: Hundred Waters veröffentlichen auch ihr drittes Album »Communicating« auf dem Label von Brostep-Druffi Skrillex. Unglaublich, weil der Sound der Band aus Florida kaum weiter von der EDM-Ekstase des Undercut-Trägers entfernt sein könnte. Nicht unbedingt klanglich, sondern strukturell: Sängerin Nicole Miglis und ihren Mitstreitern gelingt es auch auf ihrem dritten Album wie kaum einer anderen Band, Verletzlichkeit und Fragilität in elektronische Sounds zu pressen. Das selbstbetitelte Debüt war noch »Digital Folk« (Pitchfork), der an allen Ecken funkelte, der Nachfolger »The Moon Ran Like A Bell« dann düsterer, intimer und deutlich elektronischer – diesen Weg setzen Miglis und Co. auf »Communicating« fort, das laut eigener Auskunft ein Beziehungsalbum ist, wie beispielsweise das wunderschön herzergreifende »Blanket Me« unterstreicht. Faszinierend, mit welcher Detailversessenheit, Akkuratesse und Genialität Hundred Waters mitreißende PopRefrains, Engelsgesang, balladeske Pianos, Drum-Computer-Beats und Synthie-Sounds zu einem ergreifend-eingängigen musikalischen Gefühlschaos vermengen. Gäbe es diese Band nicht, müssten Björk, Daughter und Perfume Genius sie gemeinsam erfinden. Marius Wurth

Rise / BMG / Warner

Wer einen Sound erfindet, darf ihn auch (bei-)behalten. Hot Water Music spielen ruppig-herzigen Gefühlspunk, wie man ihn kennt und liebt. Es gibt Platten, die haben sich so tief ins kollektive Unterbewusstsein tätowierter Kumpeltypen eingebrannt, dass sie es selbst nicht mal merken. Andernfalls hätten Hot Water Music wohl nicht ausgerechnet für den Titelsong ihres achten Albums so tief in die Riffrumpelkiste von Bad Religions »No Control« gegriffen. Was den Kaliforniern ihr 1989er-Brett, ist den Männern aus Gainesville bis heute ihr 1999er-Meilenstein »No Division«, das Überalbum emotional brennender Punkrock-Kunst, ein vom Himmel gefallenes Wunder, bis heute unerreicht. Allein an Chuck Ragans Schluchzen in »It’s Hard To Know« auch nur zu denken erzeugt Gänsehaut. Der Fluch eines solchen Ausnahmemoments in einer Karriere liegt darin, dass alles Spätere manchmal wie ein Abziehbild wirkt, in überzogenen Momenten gar wie eine Parodie. Wenn Ragan auf diesem Album hier und da seine

Hurts Desire Columbia / Sony / VÖ 29.09.17

Größer, pompöser, erfolgreicher – Hurts mögen Superlative. Auf »Desire« kommt ihr Synthie-Pop jedoch dann am besten, wenn die Briten mit diesen Trademarks brechen. Man könnte meinen, Theo Hutchcraft und Adam Anderson hätten nicht nur ihren weltweit ersten Live-Auftritt auf einer Modemesse (2010 in Berlin) gespielt, sondern wären auch auf einer solchen geboren und aufgewachsen. So bleibt ihr aktuelles Video zu »Beautiful Ones« mindestens ebenso sehr aufgrund seiner stilsicheren Ästhetik im Gedächtnis


IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK

Keine Sommerferien für mich, stattdessen Künstler aus musikalisch vernachlässigten Urlaubsländern gehört. Erkenntnis: Auch in Portugal oder Kroatien gibt es klasse Indie!

»Universal High« (Marathon Artists) von den Briten Childhood ist ein übrig gebliebenes Album aus dem Sommer, in dessen erquickenden Soul man sich mit Wonne reinschmeißen mag. Im Vergleich zu dem schon sehr guten Debütalbum »Lacuna« zeigt sich die Band verspielter und selbstbewusster, sie verpackt ihren Pop extrovertierter und dennoch so sinnlich wie eh und je. Rare Grooves schieben an, Synthie-Melodien entführen die Fantasie. Das ist natürlich theatralisch, aber auf sehr anregende Art und Weise. Das gegenteilige Konzept haben die Norweger Flunk für ihr neues Album »Chemistry And Math« (Beatservice) gewählt. Sie spielen Dream-Pop der reduziertesten Sorte, angetrieben von matten TripHop-Beats, und reizen mit nichts anderem als einer angedeuteten Atmosphäre. Auf Albumlänge ist das ein schmaler Grat, nüchterne Langeweile und eine magische Anziehungskraft wechseln sich ab, aber gerade dieser Kontrast sorgt für eine Reibung, die man letztlich ergründen will. Mit »Music From Before The Storm« (4AD) stoßen Daughter in den boomenden Markt der Videospiel-Soundtracks vor. Wer denkt, dass das Resultat dieser Arbeit für die Game-Reihe »Life Is Strange« bruchstückhaft und funktional klingen dürfte, wird von der britischen DreamPop-Band positiv überrascht: Das Album ist zwar das ambitionierteste ihrer Diskografie, es offenbart aber auch herausragende Qualitäten in Hinsicht auf avancierte Songstrukturen und Atmosphären. Für Postrock-Fans könnte »Music ...« sogar zum liebsten Daughter-Album werden. Wieso es nötig ist, den Allgemeinplatz »50,000,000 Elvis Fans Can’t Be Wrong« (Western Vinyl) im Albumtitel noch mal zu betonen, können Caroline Says im Laufe ihrer neun Songs nicht auflösen. Vor allem deshalb, weil der wunderbar sehnsüchtige Dream-FolkPop von Mastermind Caroline Sallee aus Austin nur sehr indirekt Verweise zum King aufmacht. Ganz im Gegenteil füllt Sallee eine sehr zeitgenössische Indie-Nische mit warmen und herzlichen Song-Kleinoden ähnlich formidabel aus wie der zuletzt an dieser Stelle gefeierte Polyvinyl-Act Jay Som. Die Australier Gold Class mögen klassische Joy-Division-Epigonen sein, ihr zweites Album »Drum« (Felte) strahlt aber auch eine ähnlich starke räudige Anziehungskraft aus wie weiland Ian Curtis und Konsorten. Gitarren und Schlagzeug rupfen kräftig an den zehn Songs, die Sänger Adam Curley mit der extrovertierten Stoik seines Timbres gar nicht zusammenzuhalten sucht. Das ist Postpunk der ganz alten 1980er-Schule, die aber noch besser klingt als anno dazumal und besonders live ihre Wirkung vervielfachen dürfte.

Ähnlich eindeutige Erinnerungen macht »It’s A Dare« (Startracks) von Rome Is Not A Town auf. Die glasklare Referenz der Schwedinnen sind aber Sonic Youth, Thurston Moore wird vom Label sogar mit wohlwollenden Worten zitiert, und selbst das Artwork dieses Debüts weist eindeutig in die Zeit um das Jahr 1990. Gleichwohl ist es musikalisch stark, sein IndieRock wirkt kraftvoll und verschroben, und die Band ist durchaus mit demselben Entdeckergeist wie früher Moore und Co. ausgestattet.

The Amazons

29.09.17 Berlin, Privatclub 15.11.17 Frankfurt, Zoom 20.11.17 Schorndorf, Manufaktur

Slowdive

03.10.17 Berlin, Huxleys 04.10.17 HH, Uebel & Gefährlich

Ewert & The Two Dragons 10.10.17 Berlin, Privatclub 11.10.17 Köln, Studio 672

The Dream Syndicate

19.10.17 HH, Uebel & Gefährlich 21.10.17 B, Festsaal Kreuzberg

Leyya

29.10.17 Frankfurt, Ponyhof Club 30.10.17 B, Kantine am Berghain

Hurray For The Riff Raff 02.11.17 Berlin, Privatclub

Angelo De Augustine

09.10.17 München 10.10.17 Erlangen 11.10.17 Leipzig 12.10.17 Köln 13.10.17 Hamburg 14.10.17 Berlin

Algiers

03.11.17 Bielefeld, Nr. z. P. 05.11.17 Dresden, Beatpol 06.11.17 Berlin, Lido

Ride

Auch die französischen Geschwister Ropoporose greifen für »Kernel, Foreign Moons« (Yotanka) in die Indie-Trickkiste der frühen 1990er, verpassen ihrem zwischen Sonic Youth, Shellac und Stereolab gelagerten Sound aber einen frisch unkonventionellen Anstrich. Die zwölf Stücke dieses Debüts klingen schroff und unlackiert nach Underground und unter anderem deshalb auch so mitreißend, zumal einige unerhörte Sounds ihr Instrumentarium Marke Eigenbau durchscheinen lassen.

Island

Die komplexeste LP dieser Auswahl kommt von dem französischen Indie-Kollektiv Valparaiso, dessen Name auch schon einen Hinweis auf das Albumkonzept gibt. »Broken Homeland« (Zamora) dreht sich um die grenzenlose Fantasie des Reisens und besitzt sie offenbar auch. Basis ist ein an Calexico erinnernder TexMexRock, der aber auch süd- und mittelamerikanische folkloristische Elemente umfasst und von Gästen wie Howe Gelb, Josh Haden oder Shannon Wright mitgetragen wird. Dementsprechend vielseitig ist das Album, es besitzt aber trotz aller Reichhaltigkeit auch einen stimmungsvollen roten Faden.

Shout Out Louds

02.11.17 K, Wohngemeinschaft 06.11.17 Berlin, Baumhaus Bar

Den Reigen der Erneuerer altehrwürdiger Indie-Stile machen (The) Lesser Men voll. Den Kroaten glückte mit »Sometimes So« nicht nur ein waschechter Shoegaze-Hit, auch ihr Album »Bedrooms« (Geenger) verbindet The Cure und Schrammel-Indie-Rock auf verblüffend hohem Niveau. Die zehn Songs sind unter ihren HallEffekten hymnisch und eingängig und halten doch auch die eine oder andere Finesse bereit. Abschließend ein arroganter Satz, aber ich schreibe ihn trotzdem: Man erlebt es selten, dass eine osteuropäische Indie-Band ein westliches Niveau so spielend erreicht.

Auf den ersten Blick mögen die Portugiesen First Breath After Coma das klassische Feld des Postrock der Mogwai-Prägung bestellen. Allein fügen sie dessen Laut/Leise-Schema einige wirklich feine Nuancen hinzu, wenn sie denn überhaupt einmal Gitarren auftürmen. »Drifter« (Popup) ist ein Album von beeindruckender Reife und instrumentaler Finesse, dessen ungewöhnlich zentrale Gesangsstimme manchmal sogar Erinnerungen an die abstrakte Düsternis des Postpunk aufmacht und die sowieso schon überlegene Dramaturgie der Songs noch um weitere Facetten erweitert.

J. Bernardt

07.10.17 Heidelberg 08.10.17 Köln 09.10.17 Berlin

Olsson

05.11.17 Berlin, Astra

Jason Isbell + Tift Merritt

07.11.17 HH, Uebel & Gefährlich 08.11.17 B, Columbia Theater

17.10.17 Hamburg 18.10.17 Berlin 19.10.17 Köln 21.10.17 Heidelberg

The Barr Brothers

10.11.17 Köln, Studio 672 12.11.17 Berlin, Privatclub

Thurston Moore Group 14.11.17 Frankfurt, Das Bett

16.11.17 17.11.17 18.11.17 22.11.17

Sophia 18.11.17 20.11.17 23.11.17 28.11.17

Köln, Blue Shell Hamburg, Häkken B, Kantine am Berghain München, Unter Deck

Shabazz Palaces 23.10.17 Berlin 24.10.17 Köln

Hannover, Café Glocksee Berlin, Musik & Frieden Heidelberg, Karlstorbhf. Dresden, Beatpol

Idles

26.11.17 Münster, Gleis 22 27.11.17 Hamburg, Molotow 28.11.17 Köln, Gebäude 9

Rhys Lewis

Perfume Genius 13.11.17 Hamburg 19.11.17 Berlin 20.11.17 Köln 22.11.17 München

27.11.17 Hamburg, Häkken 29.11.17 Berlin, Privatclub

Michael Malarkey

28.11.17 Berlin, Privatclub 29.11.17 Köln, Luxor

Charlie Cunningham

04.12.17 Oldenburg, Kulturetage 06.12.17 Mainz, Capitol

John Smith 10.12.17 11.12.17 13.12.17 14.12.17

Hamburg, Nochtwache Berlin, Privatclub München, Unter Deck Köln, Studio 672

Benjamin Clementine

18.11.17 Hamburg 19.11.17 München 20.11.17 Köln 21.11.17 Berlin 22.11.17 Dortmund

The Lone Bellow

25.01.18 Berlin, Privatklub 27.01.18 Köln, Studio 672

Girls In Hawaii 12.02.18 13.02.18 14.02.18 16.02.18

München, Strom Dresden, Beatpol Berlin, Bi Nuu Köln, Gebäude 9

The War On Drugs

20.11.17 München 21.11.17 Hamburg 22.11.17 Berlin

Tickets & Infos: www.schoneberg.de


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D E S I G N : TA PA S & T WA I N B E R L I N F OTO : O L A F H E I N E

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2 017

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2 017

M.D D EE W W W.E V EN T I M.D E

wie wegen seines eindringlichen Statements gegen AntiTransgender-Gewalt. Der dazugehörige Song, der den kühlsterilen Synthie-Pop der Briten ein Stück weiter perfektioniert, gibt sich ebenso makellos. Als individuelles Accessoire steckt sich »Beautiful Ones« ein kleines Solo einer Classic-RockGitarre ins Knopfloch – andere Songs finden ihr Alleinstellungsmerkmal darin, dass sie wie »Boyfriend« mit ihrem Disco-Revival-Vibe an vergessene Artefakte wie die Scissor Sisters erinnern oder den Pomp zumindest kurzfristig mehrere Stufen herunterfahren: Wenn sich »Chaperone« nur auf ein paar einzelne verspielte Klaviernoten stützt, klingt Hutchcraft zumindest so lange wirklich authentisch und zerbrechlich, bis seine Stimme doch wieder unter Loops begraben wird. Da verblasst die innere Schönheit hinter der akribisch gestylten Hülle. Kein Wunder, bei dem ersten Auftritt. Jan Martens

07.11.17 LINGEN

Best In Me«), bevor ein Fuzz-Gitarren/Orgel-Zusammenspiel mit Französisch säuselndem Sprechgesang (»A L’Ombre Du Temps«) den Schlusspunkt der Platte bildet, dann wissen die Berliner genau, welch grandios starke Mischung sie hier produziert haben. Und dem Hörer lassen sie damit keine andere Wahl, als euphorisch die Hände in die Luft zu schmeißen und sofort Tickets für die anstehende Tour zu bestellen. Tobias Tißen

Kelela Take Me Apart Warp / Rough Trade / VÖ 06.10.17

W W W.E V EN T I M.D E

Ibeyi Ash XL / Beggars / Indigo / VÖ 29.09.17

24.11.17 LINGEN R A T O R

L I V E

C H I M P E R A T O R

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P R Ä S E N T I E R T

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DIE BUNTE SEITE DER MACHT TOUR 2018 DIE BUNTE SEITE DER MACHT NTE SEITE DER MACHT TE DER MACHT TOUR 2018 TOUR 2018 R 2018

UNTE SEITE DER MACHT TOUR 2018

Ibeyi haben ein verträumtes, aber ernstes Album aufgenommen, das elektronische und traditionelle Einflüsse verbindet. Die Zwillinge Lisa-Kaindé und Naomi Díaz kreieren auf »Ash« einen Sound, der mit Worten kaum zu beschreiben ist. Noch elektronischer als auf dem Debütalbum geht es zu, aber dennoch typisch soulig und experimentell. Zwischen Samples, Beats, Saxofonen, Auto-Tune und Zitaten preschen immer wieder die starken Stimmen der beiden hervor, die wie zurückgehalten wirken und bei denen man das Gefühl hat, dass, wenn man sie ganz walten lassen würde, sie alles sprengen könnten. Beeindruckend viersprachig singen Ibeyi auf ihrer zweiten Platte von Träumen, vom Jungsein, von Liebe, von Kultur und von Umständen, mit denen sie zu kämpfen haben, wie Rassismus und Gewalt. Ging es in ihrem Debüt verstärkt um Vergangenes, so ist ihre zweite Platte eine wunderschöne, aber wahrhafte Abbildung des Jetzt. Immer wieder finden sich Notizen der Kampfbereitschaft. So wird in dem Song mit dem wunderbaren Titel »No Man Is Big Enough For My Arms« aus der feministischen Rede Michelle Obamas zitiert. »Deathless« handelt davon, wie Lisa-Kaindé mit 16 Jahren zu Unrecht verhaftet wurde. Das Highlight ist das siebenmütige »Transmission/Michaelion«, ein kraftvoller Track mit Zitaten von Frida Kahlo, gelesen von der Mutter der Zwillinge. »We sing and our tears dry, facing a clear sky.« Und da ist sie dann doch, die Sprengung. Paula Irmschler

»Take Me Apart« klingt als Aufforderung radikal, zusammen mit dem leicht bekleideten Coverräkeln sogar verrucht. Doch Kelela war noch nie extrem, und das bleibt auch auf ihrem Debüt so. Die Westküsten-US-Amerikanerin Kelela Mizanekristos trat erstmals Anfang dieses Jahrzehnts in Erscheinung, als starke Stimme im Fade-To-Mind-Labelkosmos für Acts wie Kingdom, Teengirl Fantasy und Bok Bok. Diese waren damals an der vordersten Front amerikanischer elektronischer Tanzmusik und sind es teils noch heute. Kelela erdete ihre Tracks gewissermaßen mit ihrem schönen R’n’B-Gesang und emotionalen Texten. Diese Erdung hat sie nun auf ihrem Solodebüt beibehalten: Langsam rumpelnde Breakbeats, hallende Claps und klimpernde Synthies bieten die Laken, in die sich ihre Stimme bettet. Das ist alles ganz solider moderner und manchmal auch düsterer R’n’B. Allerdings ist das Album unterm Strich zu oft im Gewöhnlichen verhaftet und lässt etwas musikalische Würze vermissen. Da hilft es auch nichts, dass sie textlich versucht, mit sexy Anspielungen das Interesse des Hörers zu binden. Wäre Kelela vom Mainstream nach außen gewandert, könnte man »Take Me Apart« als bemerkenswert mutiges und innovatives Outing ansehen. Von der anderen Seite kommend enttäuscht es letztlich in seiner Zahmheit. Henje Richter

The Killers Wonderful Wonderful Island / Universal

17.02.18 LINGEN

T I C K E T S & I N F O S U N T E R W W W. S D P -T I C K E T S . D E T I C K E T S & I N F O S U N T E R W W W. S D P -T I C K E T S . D E

OW S . US N WKWE W RI NWF W DT PE - TR I C T .SS. D P E -T I C K E T S . D E

16.03.18 LINGEN Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter der Ticket-Hotline 0591 912950 oder 0591 9144144 sowie auf www.eventim.de und www.emslandarena.com

Kadavar Rough Times Nuclear Blast / Warner / VÖ 29.09.17

Seit ihrer Gründung im Jahr 2010 groovten sich die Berliner Kadavar in die Speerspitze des Stoner- und Psychedelic-Rock. »Rough Times« setzt diesen Siegeszug fort. Kadavar haben Eier! Schon die ersten Sekunden des eröffnenden Titelsongs knallen wie eine Naturgewalt aus den Lautsprechern, und es wird mit jedem vibrierenden Akkord ihres vierten Studioalbums deutlicher. Schlagzeug und Bass bilden die Grundlage, die Gitarre gesellt sich dazu, und nach nicht einmal einer Minute steht fest: Kadavar kehren furios zurück und haben einen emanzipierten Sound im Gepäck. Der setzt sich zwar erneut aus den musikalischen Filetstücken der geistigen Vorbilder rund um die immer wieder zitierten Hawkwind, Pentagram und Black Sabbath zusammen, doch die drei Bandmitglieder schwelgen nicht bloß in Erinnerungen an die glorreichen 1970er, sondern fügen ihrem brachial groovenden Retro-Stoner-Rock noch einen angenehm dezenten, Wolfmother’esken Pop-Appeal hinzu, ohne sich jedoch vollständig in diesem zu verlieren. Außerdem wird deutlich: Kadavar wissen von ihrer Qualität, mit der Zeit wuchsen nicht nur die Bärte, sondern auch das Selbstbewusstsein. Wenn auf eine astreine Hardrock-Nummer mit »Paranoid«-Zitat (»Words Of Evil«) ein schwelgerischer Classic-Rock-Song mit Folk- und Southern-Rock-Einflüssen folgt (»You Found The

Nach fünfjähriger Schaffenspause melden sich The Killers aus der Glitzermetropole Las Vegas zurück und haben mit »Wonderful Wonderful« ihr erwachsenstes und vielseitigstes Album dabei. Nach ihrer letzten Platte »Battle Born« im Jahr 2012 verordneten sich The Killers eine Kreativpause. Frontmann Brandon Flowers veröffentlichte in dieser Zeit sein zweites Soloalbum, und auch Gitarrist Mark Stoermer begab sich allein ins Studio. Nun, fünf Jahre später, ist die Band aus Las Vegas endlich zurück und zeigt sich ebenso gereift wie experimentierfreudig. Das beweist schon der starke einleitende Titeltrack, der sich mit einer Mischung aus Hörnern, Bass und Schlagzeug um Flowers’ Gesang herum aufbaut und den tanzbar-treibenden Zuckerguss-Pop-Rock der vorangegangenen Alben zugunsten einer fast progressiven Rock-Nummer beinahe gänzlich über Bord wirft. In der Folge bekommt der Hörer dann sowohl astreinen Stadion-Rock, der sich ohne Probleme auf einem U2-Album finden lassen könnte (»Life To Come«), als auch eine im feinsten Falsett-Gesang vorgetragene und von säuselnden Chören umspielte Pop-Ballade (»Some Kind Of Love«). Doch schlussendlich bleiben nur die Songs im Ohr, die den typischen Killers-Sound der vergangenen Veröffentlichungen aufgreifen: Die Singles »The Man«, vor allem aber »Run For Cover« sind kraftvoll, prahlerisch, gehen ins Ohr. Während also die musikalisch starken, ebenso vielseitigen wie vielschichtigen Tracks mit ihrem letzten Akkord auch aus dem Gedächtnis verschwinden, wird man die hitträchtigeren nur schwer wieder los. Und eigentlich will man das auch gar nicht, denn am Ende ist das Verlangen groß nach dem guten, alten, pompös-poppigen »Mr. Brightside«- oder »Human«Sound. Und so ertappt man sich dabei, wie man emsig im CD-Regal kramt, statt kurz den Repeat-Knopf zu betätigen. Tobias Tißen


#Review Infos & Tickets: www.concertteam.de

03.10.2017 | Dortmund | FZW Club

Tim VanTol

LOVE ATTACK MIT SERMIN USTA

Tom Thaler & Basil 06.10.2017 | Köln | Jungle

Vom Besten der »Freshman Class 2017« bis hin zu Berlins Rap-Elite: Die wichtigsten Veröffentlichungen der letzten Wochen bieten viel Diskussionsstoff.

Man könnte psychologische Abhandlungen über ihn mit Videos seiner spektakulärsten Live-Shows und Gewaltausbrüche stützen. Nur würde man damit XXXTentacion nicht gerecht. Der 19-jährige Rapper und Sänger aus South Florida überschreitet nicht nur mit seinem Verhalten regelmäßig Grenzen. Allen Schlagzeilen zum Trotz ist sein Debüt »17« (Bad Vibes Forever) schon jetzt eines der spannendsten HipHop-Alben des Jahres. Was sich auf dieser LP als Musik ausdehnt, ist das Zeugnis kranker, filterloser Gedanken, die manisch und zutiefst ehrlich niemanden unberührt lassen. Während sein größter Hit »Look At Me« auf dem Album nicht enthalten ist, beglückt XXXTentacion mit minimalistischem EmoSongwriting und Songs wie »Depression & Obsession«: Eine roh gezupfte Akustikgitarre und lyrische Selbstzerstörung lassen die 1990er mit echter Grunge-Attitüde wieder aufleben.

Auf seinem dritten Album »Cozy Tapes Vol. 2: Too Cozy« (A$AP Worldwide) hat es sich der A$AP Mob für seine Verhältnisse leider etwas zu gemütlich gemacht. Nach A$AP Twelvyys Debüt »12« und A$AP Fergs Mixtape »Still Striving« sollte der Nachfolger des 2016er»Cozy Tapes Vol. 1« den Release-Sommer der New Yorker komplettieren. Allerdings hat sich der Mob nur wenig Neues einfallen lassen, um seine Fans zu überraschen. Schon der Opener »Perry Aye« deutet an, wohin die Reise geht: nämlich nirgendwohin. Allerhöchstens auf die »Bahamas«, wie einer der besseren Tracks der durchweg monotonen, mit schlechten Hooks durchsetzten LP heißt. Da helfen auch Gäste wie RZA, Frank Ocean und Chief Keef nicht, die Skills des Mobs zu aktivieren.

Die New Yorkerin Destiny Frasqueri hatte sich ab 2012 als Rapperin Wavy Spice einen Namen gemacht, bis sie sich als Princess Nokia neu erfand und mit queeren Selbstermächtigungshymnen wie »Tomboy« gegen Körperklischees, Schwulen-Diskriminierung und Rassismus anging. Ihr großartiges, über Soundcloud veröffentlichtes »1992«-Mixtape erscheint nun als »1992 Deluxe« (Rough Trade) mit acht neuen Tracks. Auf diesem Debüt zeigt die Rapperin mit puerto-ricanischen und nigerianischen Wurzeln auf höchstem Niveau, wie genial Female-Rap klingen kann: »My little titties be bookin’ cities all around the world.« Mit ihren Songs und der Arbeit an ihrem feministisch-kreativen »Smart Girl Club« bietet die 25-Jährige Frauen auf der ganzen Welt eine Perspektive und das Gefühl, alles machen und sagen zu können. Allein dafür hat die Newcomerin den größten Respekt verdient.

05.10.2017 | Köln | YUCA am CBE

Sonntagabend. Zeit zum Rappen. Die Treppe führt abwärts in ein Kellerlokal. Eine zehn Zentimeter hohe Bühne an der Stirnseite des Raumes ist mit Fähnchen geschmückt. Es riecht nach Stinkbomben, Räucherstäbchen und Zigarettenrauch. Ein Typ schiebt sich vors

JusTin nozuKa 10.10. | Bochum | Zeche · 11.10. | Köln | CBE 17.10. | Münster | Sputnik Halle

madeline Juno 17.10.17 | Wuppertal | Hist. Stadthalle · 08.11.17 | Essen | Colosseum · 16.01.18 | Dortmund | Konzerthaus 28.01.18 | Düsseldorf | Tonhalle · 04.02.18 | Bielefeld | Rudolf-Oetker-Halle

sChiller

24.10.2017 | Köln | Gloria Theater Mikrofon und begrüßt die fünf Gäste im Publikum – das Open-Mic im Royalbunker ist damit eröffnet. Hier geht es »um aggressiven Humor und intelligente Gewalt. Um intelligenten Humor und aggressive Gewalt«, wie sich die Posse des Royalbunker auf ihrer Webseite erinnert. Savas & Sido zählen zu den bekanntesten MCs, deren erste Auftritte einst in diesem Berliner Keller-Club stattfanden. Kein Wunder, dass sie ihr gemeinsames Kollabo-Album nun im Titel ihrem künstlerischen Ursprung widmen (Urban / Universal). Dass die zwei Deutschrap-Urgesteine keine Hits brauchen, um ihre Fangemeinde zu überzeugen, zeigt ihr neuestes Album nur zu gut. Mit wenig Innovation in puncto Flow und Story gibt es von KKS und dem Aggro-Berliner überraschend wenig Neues zu hören. Dass ihre Kollaboration etwas Besonderes ist, steht dabei außer Frage.

Mehr als drei Jahre nach »Stories From The Brass Section« gibt es mit »It’s Nice Outside« (Don’t Sleep) endlich ein neues Kollabo-Projekt von Anti-Lilly und Beatbastler Phoniks. Der MC aus Houston hatte es in der Vergangenheit aufgrund von Depressionen, einem monotonen Nine-to-five-Job und schlechten Freunden nicht leicht. Erst nach einer selbst auferlegten Isolation kam der Rapper wieder zu sich, als er die jazzig-smoothe Lebenswelt von Phoniks erlebte. Ihr sehr persönliches Album, das einige Original-Voicemail-Auszüge samplet und durch wunderschöne Beats brilliert, ist alles in allem sehr positiv. Diese Künstlerin zählt neben FKA Twigs, Laurel Halo und Holly Herndon zur Speerspitze des avantgardistischen Pop: Die Sängerin und Geigerin Brittney Denise Parks alias Sudan Archives remixte bereits als 19-jährige Studentin einen Kanye-West-Song und coverte als »Queen Kunta« Kendrick Lamars »King Kunta«. Als sie auf YouTube zufällig auf sudanesische Geiger stieß, blieb sie daran fasziniert hängen, was man auf ihrer neuen EP »Sudan Archives« (Stones Throw) durchweg hört, vor allem aber auf dem Track »Oatmeal«. Ihr afrikanisch-arabischer Genre-Mix wird von der Künstlerin aus L.A. mutig und recht experimentell auf eine neue Ebene gehievt.

Das Livealbum »Beats, Rhymes & Mr. Scardanelli« (One Shotta) ist ein besonderer Höhepunkt für Deutschrap-Nostalgiker. Darauf setzt Afrob den Schwerpunkt überraschenderweise nicht auf seine größten Hits, wie die Hitdichte in seiner Diskografie vermuten lassen könnte. »Reimemonster« mit Ferris MC, »Get Up« mit Joy Denalane oder »Einfach«, die 1999er-Liebesgeschichte mit Meli von Skills En Masse, hat er sich gemeinsam mit den Tribes Of Jizu dennoch zur Brust genommen und in den Red Bull Studios neu eingespielt. Ein musikalisches Highlight für die älteste Garde der DeutschrapFans – nicht zuletzt, weil man die wunderbare Stimme von Meli zu hören bekommt.

aimee mann 24.10.2017 | Köln | CBE

CunninlynguisTs 28.10.2017 | Köln | Blue Shell

millionaire 30.10.2017 | Düsseldorf | The Tube

WeaVes

02.11.2017 | Köln | Blue Shell

Jaimi FaulKner 03.11.2017 | Köln | Theater der Wohngemeinschaft

Chelou

03.11.2017 | Köln | YUCA

sampa The greaT 08.11.2017 | Köln | YUCA am CBE

mad Child 12.11.2017 | Köln | E-Werk

FinK

14.11.2017 | Köln | Stadtgarten

melanie de Biasio 17.11. | Köln | Jungle · 25.11. | Dortmund | FZW Club

anTiheld

25.11.2017 | Köln | Blue Shell

milBurn

25.11. | Düsseldorf | The Tube · 15.12. | Münster | Sputnik Café

impala ray

25.11. | Frankfurt | Elfer Music Club · 26.11. | Düsseldorf | The Tube

BelaKo

26.11.2017 | Köln | CBE

puBliC serViCe BroadCasTing 27.11.2017 | Köln | Live Music Hall

BlaCK reBell moTorCyCle CluB 13.12.2017 | Köln | Blue Shell

Kim Janssen 16.01.18 | Köln | YUCA am CBE · 17.01.18 | Frankfurt | Nachtleben

The Kolors

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#Review

Kölsch 1989 Kompakt / Rough Trade

»1989 war ein schwieriges Jahr für mich, an das ich mich nur durch dessen Grautöne erinnere«, sagt der Däne Rune Reilly Kölsch und schafft mit dem gleichnamigen Album ein Stück Licht im Grau. Allein drei Mal in 13 Tracks erinnert Kölsch durch die Wahl der Track-Titel an sein persönliches Farbschema vor fast 30 Jahren: »Grå«, »Grey« und »Grau«. Ein besonderes Jahr, politisch für die Welt, persönlich für ihn, musikalisch für die Welt der elektronischen Musik. Es beginnt mit einem wilden Durcheinander von Streichern, orchestralen Fragmenten und Elementen, die er auf »1989« vermehrt einsetzt und die sich schnell ins Digitale hinüberschieben, hinein in seine elektronische Autobiografie. Der Eröffnungstrack schließt mit einer Audiobotschaft seines Großvaters. Durch die Mischung aus Titeln wie »Serij«, »14« und »Liath« (in dem Kate Robinson den Violinen-Part übernommen hat) wirkt »1989« düster, stellenweise melancholisch – und hoffnungsvoll treibend zugleich. In dieser musikalischen Verarbeitungsschleife der eigenen Pubertät, die von der Scheidung seiner Eltern überdeckt war, dringt am Ende dann also doch mehr Licht durch all das Grau, als er selbst in dieser Zeit sehen möchte. Und das ist auf vielen Ebenen erhellend. Christian Schlodder

Art-Pop-Komponist Loney Dear für sein aktuelles Album kaum finden können. Wer in einer fortgeschrittenen Phase seines Schaffens das berüchtigte »self-titled« als Albumtitel wählt, gibt damit ein deutliches Statement zu seinem Werk ab, dass besagtes perfekter und besser den Künstler widerspiegelnd nicht sein könne. Besonders hoch hängt diese Messlatte bei einem Ausnahmetalent wie Emil Svanängen, den die Musikwelt gern auf eine Stufe mit ihren größten Genies stellt: Brian Wilson, Brian Eno, Bon Iver. Dennoch überspringt »Loney Dear« diese mit Leichtigkeit. Mit Unmengen an Instrumenten, Synthesizern, Effekten, Geräuschen und seiner himmlisch-hohen Stimme erschafft der Schwede einen weiten Kosmos aus sanften, sphärischen Klängen, der trotzdem homogen genug ist, um ihn entspannt und in sich selbst verloren eine knappe halbe Stunde lang durchschweben und mit einem Gefühl tiefer innerer Ruhe wieder verlassen zu können. Solch eine Erfahrung ermöglichen wenige Platten. Dass zu diesen auch die früheren Werke Svanängens gehören, schmälert diese Leistung nur wenig. Kaum weniger schwierig, als Vollkommenheit zu erreichen, ist es schließlich, vollkommen zu bleiben. Jan Martens

Maurice & Die Familie Summen Bmerica Staatsakt / Caroline / Universal / VÖ 06.10.17

Alex Lahey I Love You Like A Brother Dead Oceans / Cargo / VÖ 06.10.17

Alex Lahey hat ganz klassisch das Jazz-Studium geschmissen, um Pop-Rock zu machen. Entsprechend erfrischend hört sich ihr Debütalbum an, das neben College-Sorgen auch eine anständige Portion Ironie und Witz besitzt. Mit der Ablehnungs-Hymne »You Don’t Think You Like People Like Me« wurde Alex Lahey vergangenes Jahr in ganz Australien bekannt. Das nun vollendete Debüt klingt nach einer Mischung aus dem College-Sound der 1990er und Millennial-Paranoia, abgerundet mit einem Schulterzucken. Von Themen wie Geldnöten und Selbstverwahrlosung aus Liebeskummer (»I Haven’t Been Taking Care Of Myself«) wird der Sound aber nicht beschwert. Laheys rotzige bis rebellische Vermittlung lässt diese altbekannten Sachverhalte einzigartig und charmant erklingen. Selten kommen ernstere Töne durch, »Backpack« beispielsweise thematisiert den traurigen Umstand, an eine Person nicht heranzukommen – hier wird mit Streichern und Bläsern auch feiner und vielseitiger instrumentiert als in der gefälligen Single »Every Day’s The Weekend«. Das intensive und laute »Awkward Exchange« sticht heraus, ebenso das melancholisch angehauchte und etwas lethargische Schlusslied »There’s No Money«. Trotzdem wird Lahey – zu Recht – ungern mit ihrer australischen Kollegin Courtney Barnett verglichen, schließlich machen sie ziemlich unterschiedliche Musik. Vereint sind sie nur durch die Kombination von australischem Akzent und ziemlich trockenem Humor. Elisabeth Haefs

Loney Dear Loney Dear Real World / PIAS / Rough Trade / VÖ 29.09.17

Für Plato war das gleichseitige Dreieck das Symbol der Vollkommenheit. Ein besseres Covermotiv hätte

Funky fresh und durchzogen von situationsbezogenem Bewusstsein: Das Solo-Projekt von Staatsakt-Labelbetreiber Maurice Summen will so recht keines sein, denn es haben sich zahlreiche Wahlverwandtschaften und Wegbegleiter darauf eingefunden. Nicht umsonst erinnert der Name von Maurice Summens Soloprojekt an Sly & The Family Stone, denn ebenso funky geht es auch auf »Bmerica« zu. Wobei die B-Variante wohl als sympathisches Abfallprodukt gemeint ist. Doch von Mängelexemplar kann hier nicht die Rede sein, vielmehr handelt es sich um eine neue Spielart von deutschsprachigem Funk auf der Suche nach dem Zeitgeist. Die Leichtigkeit des Stils steht auf dem Album so gut wie immer im Kontrast zu den Texten. Natürlich wirkt die Welt bei genauerer Betrachtung mangelhaft, zwischen Internet-Prokrastination wie in »#Bock«, Entfremdung der Kommunikation in »Nichtantworten ist das neue Nein« oder dem widersinnigen Umgang mit dem »Klima« schneidet der Mensch eher mit Note B ab. Der Funk dient hier aber nicht als bloße Schablone, sondern bildet auch dank der dicken Produktion eine Projektionsfläche, auf der sich Disco-Lichter mit einem Ganzkörperscanner mischen. Ungewohnt fresh, irritierend sexy und gewohnt bedacht – der perfekte B-weis, dass sich hellsichtige Beobachtungen nicht hinter traurigen Gitarren verstecken müssen. Konstantin Maier

Black, Mudhoney, Fugazi oder Sonic Youth erinnert, immer übersteuert, immer kompromisslos. Besser und eindringlicher als auf Platte ist das nur noch live. »A couple beers, then you’re on, then you black out, then you wake up«, sagte Sänger Alex Edkins einmal über die Auftritte seiner Band. Sollte man auf keinen Fall verpassen. Ohropax zu Hause lassen – nach wenigen Wochen wird der Schmerz sicherlich nachlassen. Christian Steigels

Motorpsycho The Tower Stickman / Soulfood

Immer gleich, immer anders. Auch nach fast 30 Jahren sind die Norweger immer noch an der Weiterentwicklung ihres Stils interessiert. Auf unzähligen Alben haben Motorpsycho unzählige Spielarten ausprobiert. Tendenziell eher in härteren Rock-Gefilden unterwegs, dürften die Psychonauten, wie die Fans von Motorpsycho liebevoll genannt werden, mit diesem Album wieder mehr auf ihre Kosten kommen. Besonders auf dem Vorgänger (das Instrumentalalbum »Begynnelser« nicht mitgezählt) »Here Be Monsters« versuchte sich die Band aus Trondheim an Hippie-Folk und fast schon zarten Softrock-Anleihen. »The Tower« ist thematisch dem Turmbau von Babel gewidmet und verströmt seine Reize erst nach und nach. Es handelt sich hier nämlich um einen harten Brocken, der zehn Stücke auf 85 Minuten verteilt – und in der Summe wieder härter rockt. Das ist anstrengend, unbequem, kryptisch, aber auch unfassbar unterhaltsam. So wie ein frühes Album von The Mars Volta. Und damit definitiv nichts für zwischendurch. Wer hier dranbleibt, wird belohnt und in hart wirbelnden Stücken wie der Single »A.S.F.E« großartig durchgeschüttelt. Wenn aber in einem 15-Minuten-Stück wie »A Pacific Sonata« über die gesamte Spielzeit fast gar nichts passiert, dann ist das künstlerisch integer, der Geduldsfaden wird jedoch unnötig strapaziert. Zum Glück finden Motorpsycho aber auch schnelle Lösungen und kommen in dem Kelten-Folk von »The Maypole« in kürzester Zeit auf den Punkt. Die Skandinavier haben wieder ein Statement gesetzt, und es macht nach wie vor Spaß, diese Band in ihrer Entwicklung zu begleiten. Denn man weiß nie, was als Nächstes passieren wird. Kai Wichelmann

Myrkur Mareridt Relapse / Rough Trade

Metz Strange Peace Sub Pop / Cargo

Drei Instrumente, vier herausgeschleuderte Buchstaben – Metz prügeln sich in eindrucksvoller Manier durch ihr drittes Album. Ein mindestens verprügelter, womöglich angeschossener Hund? Ein manischer Kassengestellträger, der einfach gar keinen Bock mehr hat auf den ganzen Scheiß? Ein lässig danebengegangener Rettungseinsatz bei einem Großbrand im Post-Hardcore-Club? Die zugegebenermaßen hilflosen Beschreibungen treffen die Klangwelten auf Metz’ drittem Studioalbum »Strange Peace« nur bedingt. Sicher ist: Die vier herausschießenden Buchstaben sind unbedingt als Lautstärke zu verstehen, daraus speist sich der Soundkosmos von Metz. Nur Wände aus vier bis sechs Saiten, keine Soli, Song gewordene Statements in 30 Sekunden bis drei Minuten. Die drei Kanadier pflügen in der klassischsten aller Rockband-Besetzungen alles kaputt, was nicht schnell genug die Garage verlässt. Post-Hardcore, der an die Melvins, Big

Auf Tuchfühlung mit den eigenen Albträumen konnte Myrkur ihr musikalisches Hausrezept verfeinern. »Mareridt« ist ein wendungsreicher Walkürenritt zwischen Licht und Dunkel. Einst machte Amalie Bruun mit ihrer Band Ex Cops grundsoliden Gitarrenpop. Mittlerweile verkörpert sie den Typus des musikalischen Gestaltwandlers wie kaum jemand sonst. Mit Wechselduschen aus nordischer Folklore – archaische Holzklampfen inklusive – und pechschwarzem Black Metal provoziert und begeistert die Multiinstrumentalistin gleichermaßen. Und auch wenn sich ihr Brand Code gut und gerne um ein paar Sack Klischee-Ballast erleichtern ließe: Die Transformation von der Engelsgestalt zum geifernden Dämon und zurück hat Myrkur nunmehr perfektioniert. Denn was auf ihrem Albumdebüt »M« oft noch nach üblen Frequenzüberschneidungen klang, wird auf »Mareridt« zur bipolaren Einheit, in der Metal viele kleine Heldentode stirbt. Während die Dänin sich ihren peinigenden Albträumen stellt, entbrennt ein martialisches Kräftemessen zwischen ihren so gegensätzlichen Identitäten. Ohne Vorwarnung schlagen friedvolle Gesangsvorträge und glockenhelle Almrufe in ein unkontrolliertes diabolisches Fauchen um – und die ländliche Fidelei gerät zum Tod bringenden Geknüppel. Dass beide Stimmen aus derselben Kehle stammen, fällt schwer zu glauben; und dass mehr als die Hälfte der Stücke auf »Mareridt« im sicheren Abstand zur Vier-Minuten-Marke rangiert, überrascht angesichts der epischen Stoßrichtung. Doch ist es nicht gerade die schnelle Taktung, die einen guten


Albtraum ausmacht? Myrkur jedenfalls hat sich nach diesem furiosen Kraftakt ein paar ruhige Nächte redlich verdient. Valentin Erning

Oscar & The Wolf Infinity PIAS / Rough Trade / VÖ 29.09.17

Kontrastreicher Electro-Pop in allen Farben der Nacht: Max Colombie alias Oscar & The Wolf festigt seinen Stand als Belgiens spannendster Pop-Export. In seiner belgischen Heimat ist Max Colombie ein Superstar, hierzulande dem Geheimtipp-Status aber noch nicht vollends entwachsen. Sein Kontraste zelebrierendes Alter Ego Oscar & The Wolf, das sich gerade durch seine fulminanten Live-Shows immer mehr in den Fokus spielt, geht auf »Infinity« den nächsten Schritt: Der zugleich knallig-hektische wie verträumt-nachdenkliche Sound Colombies oszilliert zwischen tanzbaren Beats, James-Blake-Referenzen und sehr persönlichen, nicht immer jugendfreien Lyrics. Der Oscar im Projektnamen ist ein Träumer, ein romantischer Poet; der Wolf dagegen steht für die wilde und ungezügelte, aber auch einsame Seite in ihm. »Infinity« bietet erneut nachtsamtige, laszive und zugleich experimentelle, von Electro- über DreamPop bis Soul und House eine ungeheure Spanne an Einflüssen abdeckende Popmusik, über der Max Colombies Stimme hintergründig-sehnsüchtig dahinschwebt. Die zwölf neuen Stücke besitzen nur die eine Krux: Tanzen oder bedächtig lauschen? Die Entscheidung fällt bei der großen Finesse von »Infinity« abermals schwer. Kristof Beuthner

Als vor fast genau sechs Jahren das erste Primus-Album seit »Antipop« (1999) erschien, taumelten Rock-Fans aus allen Ecken des Genres freudetrunken durch die großen Elektronik-Fachmärkte: »Green Naugahyde« war zwar eine gelungene Rückmeldung nach über einem Jahrzehnt Sendepause, wurde vom Publikum aber schnell als musikalisch stagnierend wahrgenommen – eine Einschätzung, die im Rückblick deutlich besser gealtert ist als der damalige Hype. Der zwischenzeitlich als Herzensangelegenheit Claypools realisierten Neuinterpretation des 1971er-Soundtracks zu »Willy Wonka & The Chocolate Factory« maß die Fanbase dann nur noch wenig Relevanz bei. Das dürfte bei »The Desaturating Seven« anders aussehen. Das Trio zeigt sich auf den knackigen 34 Minuten dieses Albums beherrscht und weniger ausgefranst als auf den letzten Veröffentlichungen. LaLondes Gitarren wird viel Raum für verquer-atmosphärische Licks eingeräumt, die sich zwischen dem genussvoll pointierten Schlagzeugspiel von Tim Alexander zu echten Peaks hochschaukeln – hin und wieder schimmern fast schon Prog-Qualitäten durch. Claypools Lyrics sind ebenso wie die Idee zum Album gänzlich vom 1978 veröffentlichten Kinderbuch »The Rainbow Goblins« inspiriert und wirken oft wie satirisch vorgetragene Träume, die man sowieso kaum versteht, während der Bass erwartungsgemäß ein absoluter Hochgenuss ist (»The Trek«, »The Dream«). Das Album endet mit den gleichen einsam gezupften Akustiksaiten, von denen es eröffnet wurde, und scheint den Repeat-Knopf nahelegen zu wollen – bei diesem ebenso kurzweiligen wie verspielten Vergnügen eine Aufforderung, der man gerne nachkommt. Nils Schlechtriemen

Protomartyr ergründen auf »Relatives In Descent« das Zerfasern objektiver Wahrheit in beeindruckender Sprache und im kalt schillernden Postrock-Gewand. »A Private Understanding« eröffnet das dritte Album der Detroiter Postpunk-Band Protomartyr als Leitbild, das die thematische Richtung vorgibt: »People live with a private understanding, sorrow’s the wind blowing through, truth is hiding in the wire«, bricht es kalt wütend über zerrende Gitarren aus. Die zwölf Songs des Albums verhandeln Facetten des Postfaktischen und die Natur der Wahrheit. Dabei erzählt Sänger Joe Casey oft eher, als dass er singt; er beherrscht das Erzählen aber perfekt. So wie in »Don’t Go To Anacita«, das mit nur wenigen Worten die beklemmende Stimmung einer empathielosen Cyberpunk-Stadt schafft, die durch den industriellen Gitarren-Sound noch verstärkt wird. »Windsor Hum« wiederholt immer wieder ein abgekämpft-zynisches »Everything’s fine«, so, als würde die mantraartige Wiederholung die Lüge wahrer machen. Joe Casey denkt sich so sprachgewaltig und anspielungsreich durch das Thema des Albums, dass es eine Freude ist, ihm durch seine Gedankenspiele zu folgen. Dominik Bruns

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Epitaph / Indigo / VÖ 29.09.17

Domino / GoodToGo / VÖ 29.09.17

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Propagandhi Victory Lap

Protomartyr Relatives In Descent

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Propagandhi kehren mit melodischem Hardcore-Punk mit dem Mut der Verzweiflung zurück, außerdem einem politischen Überbau, der gehörig nerven kann. Ja, richtig gelesen. Propagandhi haben sich zweifellos große Verdienste erworben als politisch radikalste aller Bands, die einst aus dem Melodycore hervorgingen, und schon in den 1990ern Konzerte unterbrochen, wenn die Herren der Schöpfung im Pit zu ruppig wurden. Weshalb es auch heute bei ihnen heißt: »Single-Moms nach vorn, Deadbeat-Dads nach hinten.« Aber die Band, deren deutsche Tourpartner davon berichten, dass sie tatsächlich im Bus der Marx-Lektüre frönt, lebt auch seit Jahrzehnten ein Paradox: Einerseits betonen Propagandhi seit ihrem Klassiker »Less Talk, More Rock«, dass sie vor allem mit Wucht und Wonne akustisch um sich schlagen wollen; andererseits transportieren sie eine politisch korrekte Überstrenge, nach der sie eigentlich eher skelettiert kargen Postcore spielen müssten, statt in bester, ausproduzierter Epitaph-Manier auf die Glocke zu hauen. Das ganze, an übereifrige AStA-Referenten erinnernde Elend ihres überpolitisierten Denkens offenbaren sie, wenn sie betonen, dass ihre neue, aus 400 Auditions ausgesuchte Gitarristin Sulynn Hago »eine hispanische Lesbe« sei. Statt ihre Wahl positiv rassistisch/sexistisch zu begründen, hätten sie auch einfach mal stolz betonen können, mit Hago fortan eine Spitzenklasse-Instrumentalistin im Team zu haben, die sogar lehrt und ebenso in Jazz wie Klassik brilliert. Den sich rifftechnisch interessant verknotenden Songs dieses Albums steht ihr Spiel gut zu Gesicht. Dennoch – oder gerade drum – hat diese Packung Power-Polit-Core zu wenig markante Songs und zu viel Jam-Charakter und ihre stärksten Momente dann, wenn in Chris Hannahs Gesang die Emotionen der vergangenen Jahre durchschimmern, in denen geliebte Menschen sowohl verstarben wie geboren wurden. Oliver Uschmann

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Primus The Desaturating Seven ATO / PIAS / Rough Trade / VÖ 29.09.17

Jenseits der Käsemeere beginnt alles wieder von vorne: Primus finden zur Urformation Claypool-LaLonde-Alexander zurück und kondensieren feinsten Funk-Rock aus drei Jahrzehnten Bandgeschichte.

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Jordan Rakei Wallflower

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Ninja Tune / Rough Trade

Auf »Wallfower« untermauert Jordan Rakei seinen Status als Hoffnungsträger des zeitgenössischen Electro-R’n’B.

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WIZ ARD PROMOTIONS PRESENTS

SPECIAL GUEST:

HOLYGRAM 26.11. HAMBURG · 28.11. BERLIN · 29.11. LEIPZIG 30.11. MÜNCHEN · 2.12. OFFENBACH · 3.12. DÜSSELDORF

Ein Album auf dem kleinen australischen Label Soul Has No Tempo hat ausgereicht, um Jordan Rakei zum neuen Hoffnungsträger des zeitgenössischen R’n’B zu machen und ihm einen Vertrag bei der ruhmreichen Firma Ninja Tune einzubringen. Die Gründe dafür macht der Nachfolger »Wallflower« nun mehr als deutlich: In seinem Spielfeld ist Rakei ein Tausendsassa, er verbindet federnden R’n’B in seinen Popsongs mit loungigen Jazz-Elementen und einem warmen Electro-Unterbau. So weit, so bekannt von Genre-Genossen wie etwa Jamie Woon oder dem ihm besonders gesanglich nahestehenden James Blake. Doch Rakeis besondere Superkraft liegt in seinen instrumentalen Fähigkeiten und denen als Arrangeur. »Wallflower« ist immer dann besonders gut, wenn der Jazz-Anteil eine knackige Oberhand gewinnt und Rakei sich Verspieltheit traut. Natürlich versteht sich der Neuseeländer auch darauf, eine einnehmende, leicht anschlussfähige Sinnlichkeit zu transportieren, doch das konnten in jüngerer Vergangenheit viele. Sobald sich Rakei aber traut, in seinen Arrangements noch fordernder und lauter zu werden, kann er noch besser sein, als »Wallflower« sowieso schon ist. Christian Steinbrink

TH E PU N ISH M ENT O F LUXU RY TO U R

Das frühere Ko-Vampire-Weekend-Mastermind Rostam Batmanglij formuliert auf seinem Solodebüt eine Klangwelt aus großen Songs, cleveren Beats und jubilierenden Streichern. In seinem Quasi-Klassiker »Retromania« schreibt Simon Reynolds, dass Musiker gegenwärtig eigentlich mehr Kuratoren seien, die Songs aus Zitaten und Samples weben. Vielleicht auch darum erschien mir der 2010 auf »Contra« veröffentlichte Vampire-Weekend-Track »Diplomat’s Son« immer als Blaupause für die Musik dieses Jahrzehnts – auch wenn die schließlich ganz anders klingen sollte –: M.I.A.-Samples, Ivy-League-Streicher, selbstreflexives Referenz-Dropping, Polyrhythmik, Afrophonie, Beats. Mit diesen Elementen verhandelte der Vampire-Weekend-Multiinstrumentalist und -Produzent Rostam Batmanglij sein erstes schwules sexuelles Erlebnis. Nach Arbeiten mit Frank Ocean und Solange sowie einem Kollaborations-Album mit Hamilton Leithauser (The Walkmen) im letzten Herbst folgt nun sein Solodebüt unter dem Namen Rostam, und es klingt tatsächlich wie »Diplomat’s Son« auf Albumlänge gezogen. Die songwriterische Klasse seiner früheren Band erreicht er dabei (und ohne den kongenialen Ezra Koenig vermutlich natürlicherweise) nur in einigen der 17 Tracks. Dafür sind die Texturen und Klangideen allesamt zum Jubilieren, was das Album zu einer außerordentlich erfreulichen Angelegenheit macht. Steffen Greiner

Lee Ranaldo Electric Trim Mute / PIAS / Rough Trade

Von wegen Thurston Moores Sancho Panza. Der ehemalige Sonic-Youth-Gitarrist Lee Ranaldo werkelt weiter an seiner Solokarriere. Lee Ranaldo war neben seinen Großtaten für Sonic Youth ein experimentierfreudiger Solokünstler, noch ehe die Band das 20. Jahrhundert und kurz darauf sich selbst schlafen legte. Darauf folgte eine beachtliche Songwriting-Offensive Ranaldos, während der er zuletzt in Barcelona mit einem AkustikNachschlag zu seiner letzten LP »Last Day On Earth« so etwas wie ein Warm-up für dieses Album aufnahm. »Electric Trim« ist als weitere Zusammenarbeit mit dem Produzenten Raül Fernández Miró von Akustikgitarren geprägt. Wo »Between The Times & Tides« und »Last Night On Earth« noch dank netter Hooks kurzweilig, aber doch leicht schablonenhaft daherkamen, entdeckt Lee Ranaldo hier seine Abenteuerlust, ohne sich vom Hörer zu entfremden. Der vielschichtige Opener »Moroccan Mountains« und das Sharon-VanEtten-Duett »Last Looks« sind dabei zwei Paradebeispiele der neuen Freiheit: ein langsamer Stimmungsaufbau, Western-Gefühl, Entlastung für Steve Shelley durch digitales Getucker und zwischendurch immer mal wieder druckvolle Holla-die-Waldfee-Momente und Tempowechsel. Dass der Wilco-Gitarrist Nels Cline Ranaldos Background-Band The Dust unterstützt und der Autor Jonathan Lethem am Songwriting beteiligt war, wird da fast schon zur Fußnote. Vieles wächst auf »Electric Trim« langsam, doch es wächst stetig und lässt keinen Zweifel daran, dass Ranaldo sich hier von seiner besten Seite zeigt. Sebastian Jegorow

1.11. BERLIN · 3.11. FRANKFURT

SPECIAL GUESTS:

(N ICHT I N BERLI N)

10.11. BERLIN · 14.11. HERFORD 23.11. LEIPZIG · 25.11. MÜNCHEN

21.10. HAMBURG 23.10. BERLIN

Rostam Half-Light Nonesuch / Warner

Infos unter www.wizpro.com · Tickets:

· 01806 - 777 111

*20 Ct./Anruf - Mobilfunkpreise max. 60 Ct./Anruf

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Shigeto The New Monday Ghostly International / Cargo / VÖ 06.10.17

Zach Saginaw bleibt seinem Stilmix aus Downtempo-Detroit-Electro und Prisen von HipHop und Freejazz treu. Weil er die Grenzen trotzdem ein Stück weiter verschiebt, ist sein drittes Album keinen Moment langweilig. Auch für Musiksammler, die bei elektronischer Musik (und speziell der aus Detroit) besonders wählerisch und pedantisch sind, gibt es hin und wieder Aha-Momente, die 60 Jahre Popgeschichte fragmentarisch verblassen lassen. Shigeto ist einer der wenigen Künstler, der völlig verschiedene Einflüsse aus dem Electro- und House-Bereich, HipHopSprechgesang und chillige Freejazz-Samples so galant verschmelzen lässt, dass das Ergebnis seltsam logisch erscheint. Dieses Album ist eine offene Hommage an seine Heimat Michigan und Detroit, nachdem Saginaw zuvor einige Jahre in New York verbracht hat. Saxofone, Vibrafone und Fender-RhodesKlaviere fügen sich ungewohnt harmonisch in das feingliedrige Rhythmuskorsett, das sich tatsächlich eher im HipHop-Umfeld bedient, als sich auf die ausgelutschten Patterns japanischer Drum-Computer zu verlassen. Da braucht es eigentlich auch gar keine lustigen Quer-Referenzen (wie den Songtitel »Barry White«) oder besondere Features (trotzdem dabei sind Kaleena Zanders, ZelooperZ und Silas Green). Aber sie sind nice to have, wenn die Platte ohnehin schon ziemlich rund reinläuft. Klaas Tigchelaar


#Review

Shout Out Louds Ease My Mind Columbia / Sony

Auf ihrem fünften Album »Ease My Mind« lassen Shout Out Louds die alte Leidenschaft und Tanzbarkeit vermissen. Mitte der 2000er gehörten Shout Out Louds mit ihren ersten beiden Alben auf jeden ernst zu nehmenden Indie-Dancefloor. Sie spielten druckvollen Indie-Rock, der sich hier bei The Cure, dort bei The Smiths bediente und ein ordentliches Maß Leidenschaft und Dringlichkeit einbrachte. Leider begann danach schon der Niedergang. Während »Work« zumindest noch mit fantastischen Singles aufwarten konnte, fiel »Optica« hauptsächlich durch den Marketing-Stunt einer tatsächlich abspielbaren Schallplatte aus Eis auf. Auch nach einer längeren Bandpause und der Trennung von Drummer Eric Edman kann »Ease My Mind« das Ruder nicht wirklich rumreißen. Irgendwo da drin verstecken sich die alten Shout Out Louds, aber sie spielen gedämpft und hinter einer Milchglaswand. Die Songs plätschern vor sich hin, sind gefällig, ohne wirklich im Ohr zu bleiben. Nichts ist auch nur ansatzweise so tanzbar wie »Please Please Please« oder so herzzerreißend wie »Time Left For Love«. Wo mal echte Leidenschaft war, dominieren jetzt Routine und gutes Handwerk. Dominik Bruns

gegen alte und neue Nazis, Biedermänner und Brandstifter. Altersmüde ist Antifa-Hooligan und SlimeChefproll Dirk »Dicken« Jora offenkundig nicht. Er hat seine Band, Freunde und allerlei künstlerische Zuarbeiter zusammengetrommelt, um im Jahr 2017 die Welt nach Slime zu dekonstruieren. Das Themenkorsett ist naheliegend und links-kanonisch geschnürt: Faschos, Entsolidarisierung, Wohnraum und Verdrängung. Während die Themenwahl kanonisch wirkt, ist die Spielwiese umso extraordinärer: Mit Mischer Oliver Zülch (Die Ärzte, Sportfreunde Stiller, Die Toten Hosen) wird das durchgespielte Terrain des reduzierten, schnellen Deutschpunk verlassen und stattdessen Folk, (Power-)Pop und Rap erkundet. Sogar ein Kinderchor ist zu hören. »Hier und Jetzt« ist mit Sicherheit nicht der von Slime zu erwartende Tritt in die Eier. Der Knock-out des Gegners soll eher dadurch erzielt werden, sie schwindelig zu spielen und musikalisch zu irritieren. Slime sind nun im Lions Club des Punk angekommen, Jora darf mit Campino und Greg Graffin zum Yoga gehen. Mathias Meis

WINTER GATHERING Sløtface Try Not To Freak Out Propeller / Rough Trade

Siriusmo Comic Monkeytown / Rough Trade

Albentitel geben manchmal eine grobe Vorstellung, wie die LP klingen könnte. Siriusmos viertes Album »Comic« ist nicht nur dem Namen nach eine wilde, bunte Skizze. Moritz Friedrich hat neben der Musik eine große Passion für Graffiti-Kunst. Wer daran je gezweifelt haben sollte, wird von »Comic« drastisch in unruhige Klangfarben geführt. Der in Kollaboration mit Mr. Oizo entstandene Track »Doppelklick« etwa ist der perfekte Soundtrack für eine wilde Jagd durch UBahnschächte, »Wrong Password« klingt nach Beat gewordener Chrom-Bomb, spätestens bei »Bleat« passt auch kein Stencil mehr, weil dazwischen sogar mal (im weitesten Sinne) romantischer Siebdruck durchschimmert. Auch Kumpel Romano darf natürlich nicht fehlen. Die 14 Titel wirken in Summe unruhig, was aufgrund der Marschrichtung der Scheibe tatsächlich ein Kompliment an Siriusmo ist. Denn der Berliner schafft sich wieder einmal seine eigene kleine Welt aus Verspieltheit irgendwo zwischen Synthie-Pop und Elektronik. Nicht immer fassbar, am Ende dann aber doch recht unterhaltsam, wenn man bereit ist, das musikalische Malbuch auch mal gedanklich selbst zu füllen. Christian Schlodder

17. WEIHNACHTSKONZERT 2017

Alles kommt wieder, anscheinend auch Pop-Punk, und das sogar in gut: Sløtface erinnern zwar an fast zu Recht vergessene Bands wie Sum 41 oder Simple Plan, haben aber noch einiges mehr zu bieten. Nicht durchdrehen, ruhig bleiben. Keine ganz so einfache Forderung, die Sløtface in ihren Albumtitel gepackt haben. Denn der hibbelige Pop-Punk des norwegischen Quartetts ist schon seit den zwei tollen EPs aus dem letzten Jahr eher zum juvenilen Rumspringen als zum besonnenen Reflektieren geeignet. Was nicht heißt, dass hier überall stupide Plattitüden hervorsprudeln würden. Vielmehr arbeitet Frontfrau Haley Shea auf »Try Not To Freak Out« an einer Art von partytauglichem Ermächtigungs-Feminismus, der gleichzeitig Spaß und nachdenklich macht (siehe hierzu auch: Schnipo Schranke). Neben den feministischen Tendenzen und den so einfachen wie mitreißenden Refrains, Hooks und Riffs ist das popkulturelle Referenz-Dropping der dritte Aspekt, der »Try Not To Freak Out« ausmacht: Wenn im fantastischen »Pitted« in weniger als 2:30 Minuten unter anderem Beyoncé, Queen, Bowie, »Hotline Bling«, James Bond und die Partyspiele »I Have Never« und »Fuck, Marry, Kill?« genannt werden, taucht die Frage auf, warum dieser popkulturelle Wissenssport im HipHop so beliebt ist, im Indie-Rock jedoch nur so selten ausgeübt wird. Vielleicht könnte man dann beim Hören von »Try Not To Freak Out« auch nicht so aufgeregt durchdrehen, sondern tatsächlich ruhiger bleiben. Marius Wurth

plus Special Guests : The Young Gods

SA 16. DEZEMBER 2017 KÖLN - PALLADIUM

Info & Tickets: contour-music.de

AKTUELLES ALBUM „WINTER“

IM HANDEL

FREESKI & SNOWBOARD

Slime Hier und Jetzt People Like You / Sony / VÖ 29.09.17

23 Jahre nach »Schweineherbst« finden sich Slime in ebenjenem wieder. Sie stehen Höcke, Weidel und deren Schergen gegenüber, holen aus zum altersmilden Punch

Kaitlyn Aurelia Smith The Kid Western Vinyl / Cargo / VÖ 06.10.17

Die US-amerikanische Musikerin Kaitlyn Aurelia Smith bleibt mit »The Kid« da, wo

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sie mit ihren letzten Alben schon war: in den bezaubernden Höhen der melodiegetriebenen experimentellen Elektronik. Wer 2016 die Jahresendlisten von Onlinemagazinen wie Pitchfork oder FACT Mag studierte, traf gleich mehrmals auf Kaitlyn Aurelia Smith. Sie war sowohl mit ihrem eigenen Album als auch mit einer Kollaboration mit der inzwischen 70-jährigen Suzanne Cieni aufgefallen. Smiths Output war auch schon davor phänomenal intensiv, meist gab es neue Alben im Jahrestakt – mittlerweile ist sie im zweistelligen Bereich angekommen. Aber erst letztes Jahr wurden breitere Kreise auf die Nordwestküsten-Künstlerin und deren verwunschene Kompositionen aufmerksam. Ihre Musik ist eine Mischung aus der ruhigen, verspielten Elektronik Philip Glass’ und leierndem Gesang, nicht unähnlich dem von The Knifes Karin Dreijer Andersson: abgedreht, aber zugänglich; zitierend, aber doch sehr eigen. Smith komponiert nicht erst auf »The Kid«, aber hier besonders, perfekte experimentelle Popsongs. Ihre Hauptinstrumente sind ein klimpernder Modularsynthesizer von Buchla und eben ihre intensive Stimme. Ihre große Leistung aber ist, wieder und wieder den Sweet Spot zwischen Experiment und Song zu finden. Er wird sie zu Recht erneut in die Bestenlisten bringen. Henje Richter

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04.12.2017 KarLSruhE substaGe 10.12.2017 PotSDaM wascHHaus 12.12.2017 hannovEr caPitol WeeKeNd mAN Tour

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Son Little New Magic Anti- / Indigo

Für sein zweites Album hat Son Little eine neue Magie entfacht: Er führt Blues und Soul beseelt in die Zukunft. Anders als andere Stile werden Soul und Blues von Hörern und Kritik gemeinhin nicht dafür sanktioniert, wenn sie sich traditionsbewusst geben und ihre Wurzeln bemühen. Dementsprechend selten sind Künstler, die sich trotzdem aufmachen, um diesen Genres neues Leben einzuhauchen. Einer von ihnen ist der amerikanische Tramp Son Little, und seine Ambition ist nicht nur ehrenwert, sondern offenbart auch sein herausragendes Talent. Sein zweites Album »New Magic« besitzt schwere Tropfen aus Soul und Blues, schafft aber auch die Spagate zu HipHop, Rock, Funk und R’n’B. Die elf Stücke der LP sind so durchaus vielseitig geraten, werden aber von einem äußerst beseelten Songwriting zusammengehalten. Diese Qualität trat bereits auf seinem Debütalbum zutage und brachte ihm für seine Version von »See That My Grave Is Kept Clean«, eine Zusammenarbeit mit Mavis Staples, auch schon einen Grammy ein, entfaltet sich aber erst jetzt zu voller Blüte: Son Little zeigt sich als traditionsbewusster Soul-Künstler, der aber sogar noch mehr kann und damit in die Liga von Blood Orange und Danger Mouse vorstößt. Christian Steinbrink

12.10.2017 WEinhEiM caFÉ central 13.10.2017 ch - DavoS box

17.10. 18.10. 20.10. 21.10. 22.10. 24.10. 25.10. 27.10. 29.10.

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Nachdem Annie Clark alias St. Vincent auf ihrer letzten LP in die Rolle einer Sektenführerin aus der Zukunft geschlüpft war, wendet sich die 35-Jährige nun wieder irdischeren Dingen zu: Sex, Drugs und Cara Delevingne. Spätestens seit ihrer Liaison mit dem britischen Supermodel hat die WahlNew-Yorkerin ihre offizielle Rockstar-Phase eingeläutet, die jetzt in der Veröffentlichung ihres fünften Soloalbums »Masseduction« kulminiert. Darauf gibt es wie immer viel zu entdecken, auch wenn Fans diesmal auf Clarks charakteristischen Fuzz-GitarrenSound verzichten müssen. Doch Entwarnung: Ihre Neurosen hat sich die experimentierfreudige Musikerin trotz der Zusammenarbeit mit Jack Antonoff, dem Pop-Produzenten der Stunde, nicht wegscheuern lassen. »Pills« knallt wie eine ordentliche Ladung Speed, hat Cara Delevingne im Refrain und ist der erste Höhepunkt der Platte. Im pulsierenden »Los Ageless« steuert Clark auf einen hochemotionalen Showdown inklusive Gitarren-Inferno und Stroboskopgewitter zu und klingt wie das extrovertierte Gegenstück zur brav frisierten, nostalgischen Liebeserklärung »New York«. Die reduzierte Suizidballade »Smoking Section« lädt zum finalen Verschnaufen ein und unterstreicht Clarks außergewöhnliche Klasse als mit allen Wassern gewaschene Songwriterin. Wie auf dem Vorgänger spickt die Amerikanerin ihre ausgefallenen Arrangements mit Dissonanzen, die sich im Verlauf des Songs jedoch in griffige Harmonien auflösen. Das klingt in seiner ausgestellten Vielseitigkeit und Theatralik bisweilen anstrengend, aber alles andere wäre in Clarks unorthodoxem Pop-Universum auch viel zu langweilig gewesen. Katja Peglow

St. Vincent Masseduction Loma Vista / Caroline / Universal / VÖ 13.10.17

Programmierte Beats statt Fuzz-Gitarre: Mit »Masseduction« treibt St. Vincent ihren hochartifiziellen Rocksound auf die Spitze.

Torres Three Futures 4AD / Beggars / Indigo / VÖ 29.09.17

Noch immer wütend, aber auch weitaus näher bei sich: Torres’ Initiationsreise geht in die nächste Runde. »Three Futures« offenbart, warum Mackenzie Scott zu den wichtigsten Künstlerinnen des zeitgenössischen Postrock gehört. Man neigt dazu, Mackenzie Scotts wummernde Klangstürme als Spiegel ihrer Seele zu deuten. Die aufmüpfige Südstaatlerin, aufgewachsen als Adoptivtochter eines strenggläubigen Baptisten, macht Musik mit dem Regler am Herzen: Mit manischem Wahnsinn schmettert Torres in Sopran- und Alt-Stimmlagen ihren unterdrückten Zorn ins kathartische Fegefeuer. Musikalisch ist »Three Futures« vor allem ein organisches Album, das über weite Strecken ein sinistres und mysteriöses Eigenleben entwickelt – berechtigterweise heißt der achtminütige Schluss-Baustein »To Be Given A Body«. Außergewöhnlich ist, dass die zehn Tracks zu keiner Sekunde einen Spannungsaufbau vermeiden: Bedrohliche Bass-Drums, dröhnende Effekte, repetitive Percussions und nervöse Synthwave-Miniaturen mit kosmischen Anleihen aus Sci-Fi-Rock erzeugen insbesondere in »Greener Stretch« und »Helen In The Woods« ein derart fluoreszierendes Sounddesign, als bewerbe sich Torres mit ihrer nunmehr dritten LP für den nächsten »Stranger Things«-Soundtrack. Ihre E-Gitarre bleibt weiterhin psychedelisch, wenn nicht gar psychotisch – ihr taugt diese erregende Wucht offenbar als autotherapeutisches Heilmittel. So erzürnt sie auch sein mag, bleibt ihr dennoch eine beseelte Zartheit. Auf eine schlechthin bezaubernde Art ist Mackenzie Scott alltagspoetisch, wie dies zurzeit nur


noch einer Courtney Barnett gelingt. Man stelle sich nur vor, die beiden kollaborierten mal miteinander – angesichts von »Three Futures« sollte für diese eine Zukunftsvision doch Platz sein. Benni Bender

Steffi World Of The Waking State Ostgut Ton / Rough Trade

Atmosphärisch und reif ist das dritte Album der Resident-DJ der Panorama Bar. Wann ist Electro eigentlich der neue Prog Rock geworden? Dachte ich mir neulich schon bei der Festival gewordenen Industrial-Handwerks-Leistungsschau Berlin Atonal, oder als ich bei den KollegInnen vom Groove einen hochnerdigen Tech-Fetisch-Text über die neue Anlage der Panorama Bar las, dem etwas helleren Anhängsel des Berghain. Dachte ich mir jetzt wieder, wenn ich bei residentadvisor.net über Steffi lese, ihre Musik sei zeitlos und »rich in character and narrative«. Wie guter Wein, oder wie? Diese Frage müssen wir vielleicht nicht ausgerechnet anhand einer der noch immer zu wenigen weiblichen DJs klären, aber sie sei doch mal aufgeworfen. Steffi hingegen, selbst seit einem guten Jahrzehnt Resident in jener Panorama Bar, veröffentlicht nach einer recht brillanten Zusammenarbeit mit Kollegin Virginia im letzten Jahr nun wieder selbst ein Album, ihr drittes. »World Of The Waking State« ist keines, das die Floors erschüttern dürfte, sondern eines, das in warmen, verführerischen Grooves tatsächlich eher vom Erwachen erzählt als vom Stürzen in die Nacht. Es ist überraschend weiche Musik, die aber nie zu loungig wird, sondern deren Rhythmen, Polyrhythmen und Melodiepattern immer wieder gefangen nehmen. Zeitlos und reich im Charakter ist es geworden und sympathisch. Fast wie ein guter, reifer Wein. Steffen Greiner

Moses Sumney Aromanticism Jagjaguwar / Cargo

Auf »Aromanticism« breitet Moses Sumney all seine Klasse aus, was aber nicht heißt, dass es nichts zu verbessern gäbe. Warum Moses Sumney in den letzten Monaten so viele Vorschusslorbeeren entgegengebracht worden sind, wird schon nach wenigen Takten seines Debütalbums »Aromanticism« klar: Der in Ghana geborene Kalifornier versteht es wie kaum ein Zweiter, große, pathostriefende Gefühle mit subtilem Maß in seiner Soul-Stimme und den gerne orchestral instrumentierten Electro-Jazz- und Soul-Tracks unterzubringen. Diese Stimme zieht auch unbedarfte Hörer in emotionale Kampfzonen, von denen sie bisher nicht einmal wussten. Sumneys Supertalent irgendwo zwischen Adele und James Blake ist glasklar und sofort erkennbar, was aber nicht heißt, dass es an »Aromanticism« nichts zu kritteln gäbe: Der ruhige, tiefe Fluss, der sich durch das Album und seine Synthie-Spulen zieht, wirkt manchmal zu einförmig und wenig bogenreich. Nur an einzelnen Stellen wie

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Stuttgart ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ LIEDFETT ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ Di. 31.10.17 | Keller Klub Stuttgart ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ CABBAGE ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ Do. 2.11.17 | Im Wizemann Stuttgart ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ SONDASCHULE ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ Fr. 3.11.17 | Im Wizemann Stuttgart ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ MONSTERS OF ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ LIEDERMACHING Tricky Ununiform ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ Sa. 4.11.17 | Keller Klub Stuttgart ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ ALEX LAHEY ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ So. 5.11.17 | Konzerthaus Karlsruhe ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ TIM BENDZKO ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ So. 12.11.17 | clubCANN Stuttgart ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ FINDLAY ↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖↖ Fr. 17.11.17 | LKA Longhorn Stuttgart ↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗↗ KADAVAR 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etwa in »Lonely World« bleibt man hängen, die einzige Kontur ist Sinnlichkeit. Das soll nicht heißen, »Aromanticism« wäre fad, im Gegenteil ist es von einer faszinierenden Tiefgründigkeit. Es fehlen eben nur die Kanten, die aufrütteln könnten oder einen Hit herausschälen ließen. Christian Steinbrink

03.11.17 MÜNSTER – SKATERS PALACE 04.11.17 HAMBURG – UEBEL & GEFÄHRLICH 05.11.17 BERLIN – MUSIK & FRIEDEN 06.11.17 LEIPZIG – TÄUBCHENTHAL CLUB 08.11.17 HANNOVER – MUSIKZENTRUM 09.11.17 KÖLN – CLUB BAHNHOF EHRENFELD 11.11.17 ZÜRICH [CH] – KOMPLEX KLUB 12.11.17 WIEN [AT] – FLEX CAFE 13.11.17 MÜNCHEN – BACKSTAGE HALLE 15.11.17 STUTTGART – IM WIZEMANN CLUB 16.11.17 NÜRNBERG – Z-BAU GALERIE 17.11.17 MANNHEIM – MS CONNEXION COMPLEX 21.11.17 FRANKFURT – BATSCHKAPP

Epitaph / Indigo / VÖ 29.09.17

TWIABP erzählen auf ihrem dritten Album von Fremdheit und entwickeln ihren Sound hin zu neuer Präzision. Wer sich einen Bandnamen aus 48 Zeichen zusammenbastelt, stellt schon mal klar, dass Kürze und Prägnanz nicht so weit oben auf der Prioritäten-Liste stehen. Die ersten beiden Alben von TWIABP bestätigten diesen Eindruck durch ausufernde Postrock-Songs mit Emo-Einschlag. Auf »Always Foreign« entwickelt die Band ihren Sound nun weiter, wirkt pointierter und konzentrierter denn je. »Dillon And Her Son« zeigt, dass sie ihren Stil und ihre sonst ausufernden Spannungsbögen nun auch ohne Reibungsverluste auf unter 2:30 Minuten komprimieren können und damit noch schlagkräftiger wirken. »Gram« zollt dem Hang zur Hymne Tribut, ist aber reduzierter und weniger bombastisch und zeigt so, dass TWIABP auch ohne großes PostrockFeuerwerk emotionale Treffer landen können. Der Sound ist sauberer, die Gitarren wabern weniger, alles kommt mehr auf den Punkt. Das Thema der Fremdheit schwingt immer wieder in den Songs mit, wie in der Single »Marine Tigers« oder in »For Robin«, das von der Entfremdung von ehemals guten Freunden erzählt. Dominik Bruns

False Idols / !K7 / Indigo

Tricky ist endlich schuldenfrei, sagt er. Die dadurch freigesetzte Muße ist in jeder Sekunde von »Ununiform« spürbar. Mehr als 20 Jahre sind seit dem bahnbrechenden »Maxinquaye« von 1995 vergangen – ein Album, das von seinem Urheber nie in der TripHop-Schublade verortet wurde, aber dennoch immer wieder genau da landete und heute gar neben »Dummy« von Portishead und Massive Attacks »Mezzanine« als zündender Funke des Genres genannt wird. Trickys Soundpalette von damals gleicht einem sinnlichen Wust aus Downtempo, Dub, HipHop und Soul, der auch heute noch gnadenlos zeitgemäß klingt und reichlich Replay-Value besitzt. Für »Ununiform« besinnt sich der mittlerweile in Berlin lebende Produzent nach vielen durchwachsenen Veröffentlichungen von biederer Beliebigkeit wieder auf einen selbstreferenziellen Ansatz, mischt ruhig durch die Hose atmend Altbewährtes und holt gleichzeitig jede Menge Gäste an Bord. Vier der 13 Tracks wurden im Weihnachtsurlaub in Moskau aufgenommen – Features

Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

*€ 0,20 / Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. € 0,60 / Anruf


LONDON GRAMMAR

25.11. Köln, Palladium (Sold Out) — 26.11. Berlin, UFO im Velodrom 28.11. Hamburg, Mehr! Theater — 08.12. Stuttgart, Hegel-Saal (Sold Out) 09.12. München, Tonhalle (Sold Out)

SPIRAL STAIRS

FROM PAVEMENT / PRESTIN SCHOOL OF INDUSTRY 29.09. München, Strom 05.10. Berlin, Quasimodo 06.10. Hamburg, Knust 08.10. Köln, Luxor 09.10. Osnabrück, Bastard Club

KIRIN J. CALLINAN

01.10. Berlin, Kantine am Berghain 02.10. Hamburg, Nochtwache 04.10. Köln, Artheater

HIPPO CAMPUS 03.10. Berlin, Privatclub

TRAILER TRASH TRACYS 04.10. Köln, Blue Shell 05.10. Hamburg, Nochtwache 07.10. Berlin, Auster Club 09.10. München, Milla

ODESZA

07.10. Berlin, Astra Kulturhaus

GANG OF YOUTHS 11.10. Berlin, Musik & Frieden 12.10. München, Ampere 13.10. Köln, Artheater

CASHMERE CAT

13.10. Berlin, Bi Nuu 14.10. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld

ZOOT WOMAN

14.10. Hamburg, Uebel & Gefährlich 15.10. Bremen, Lagerhaus 16.10. Dresden, Beatpol 17.10. Leipzig, Täubchenthal 18.10. Berlin, Bi Nuu 19.10. München, Strom 20.10. Erfurt, Engelsburg 24.10. Darmstadt, Central Station 25.10. Essen, Zeche Carl 26.10. Stuttgart, Club Cann 27.10. Halle, Klub Drushba 28.10. Köln, Gebäude 9

ÁSGEIR

20.10. Hamburg, Docks 20.11. Berlin, Huxleys 21.11. Leipzig Werk2 22.11. München, Theaterfabrik

JAPANESE BREAKFAST 23.10. Köln, Blue Shell 24.10. Hamburg, Häkken 25.10. Berlin, Badehaus

MURA MASA 30.10. Berlin, Huxleys

meltbooking.com facebook.com/wearemeltbooking

mit dem Rapper Scriptonite (»Blood Of My Blood«) und Produktionen von russischen HipHop-Größen wie Vasiliy Vakulenko (»The Only Way«) oder Gazgolder lassen schnell erahnen, was einem in good old Russia in den letzten Jahren eigentlich so alles entgangen sein muss. Aber auch andere Kollaborationen funktionieren hier einfach hervorragend, wie etwa das treibende und Style-triefende »Dark Days« mit Mina Rose oder das folkig untermalte Hole-Cover »Doll«, dem Avalon Lurks ihre Stimme leiht. Natürlich ist das alles nicht neu, aber doch sehr eingängig und leicht zu mögen – musikalisch gesehen wahrscheinlich eine gegenseitige Bedingung. Dass die Produktion über jeden Zweifel erhaben ist, sei als Randnotiz noch angemerkt, insgesamt muss man aber schlicht attestieren: vielleicht das beste Tricky-Album seit »Blowback«. Nils Schlechtriemen

VESSELS

26.10. Berlin, Prince Charles 27.10. Hamburg, Kleiner Donner 28.10. Köln, Artheater

SYLVAN ESSO

26.10. Berlin, Astra Kulturhaus 27.10. Köln, Kulturkirche 29.10. Hamburg, Mojo Club 01.11. München, Ampere

ROMANO

25.10. Dresden, Scheune 26.10. Leipzig, UT Connewitz 27.10. Erfurt, Kalif Storch 28.10. Nürnberg, Nürnberg Pop 02.11. München, Strom 03.11. Freiburg, Waldsee 04.11. Stuttgart, Im Wizemann 06.11. Frankfurt, Zoom 07.11. Köln, Gebäude 9 09.11. Berlin, Columbiahalle 10.11. Hamburg, Docks 11.11. Bremen, Tower 12.11. Hannover, Musikzentrum

ZOLA JESUS

28.10. Köln, Luxor 20.11. Nürnberg, Z-Bau 22.11. Berlin, SO 36 23.11. Leipzig, UT Connewitz 25.11. Frankfurt, Mousonturm 29.11. Hamburg , Uebel & Gefährlich

WOLF ALICE

30.10. Berlin, Festsaal Kreuzberg 01.11. Hamburg, Mojo Club 02.11. Köln, Luxor

!!! (CHK CHK CHK)

05.11. Köln, Luxor 06.11. Berlin, Festsaal Kreuzberg 09.11. München, Strom

Vessels The Great Distraction Different / PIAS / Rough Trade / VÖ 29.09.17

Mit ihrer vierten LP steuern Vessels die Peak-Time genauso wie die Afterhour an. Unvermittelt nimmt »The Great Distraction« ihren Lauf. Eben ist es noch die Hektik des Alltags, die einen gefangen nimmt, schon ist man unmittelbar auf der Tanzfläche. Den Aufruf »Mobilise« braucht es gar nicht, man fühlt sich sowieso sofort in eine rauschhafte Clubnacht verfrachtet. Einen so unmittelbaren Sog hat kein Electro-Album seit dem Solodebüt von Jamie xx mehr ausgelöst. Eine große Stärke, denn so hat das Album über die ganze Spielzeit eine hohe, fast cineastische Autorität, so vollmundig und dicht schrauben sich hier die Soundlandschaften ineinander. Da die Engländer offenbar kluge und gewitzte Typen sind, decken sie das ganze atmosphärische Panoptikum einer Partynacht ab – denn irgendwann geht es vor die Tür oder zumindest dorthin, wo es leiser ist. Vessels werden zwar nie zu lange ruhig und sphärisch, schlagen wie in »Radio Decay« aber dennoch auch mal melancholischere Töne an. Neben laut schillernden Gastbeiträgen von den Flaming Lips darf gegen Ende John Grant übernehmen. Ein ebenso eigensinniges wie trauriges Stück steuert er bei, es liest sich wie ein Sinnbild für einen sich langsam erhebenden Morgen nach einer viel zu langen Nacht. Kai Wichelmann

BONOBO

07.11. Leipzig, Haus Auensee 08.11. München, Tonhalle 09.11. Köln, Palladium

NICK HAKIM

13.11. Köln, Stadtgarten 14.11. Berlin, Lido

NICK MURPHY

FKA CHET FAKER 22.11. Berlin, Columbiahalle 23.11. Köln, Palladium

TRICKY

28.11. Berlin, Festsaal Kreuzberg 29.11. Hamburg, Mojo Club 30.11. Köln, Luxor

Jahren sind eben ein respektables Statement, und Strebsamkeit ist ja auch per se nichts Schlechtes. Zumindest, wenn all die Plackerei in einem solch substanziellen Manifest der versponnenen Kaskadenmusik resultiert, wie es das aktuelle Album von Wand darstellt. Natürlich wird auch hier der Kosmos nicht neu vermessen, noch wird dem so zerfaserten wie archetypischen Genre irgendetwas Neues hinzugefügt. Was ja auch unmöglich wäre, schließlich ist Psychedelic-Rock per Definition niemals fertig, sondern ständig im Geborenwerden begriffen, im Wachsen und Quirlen, ganz wie die Seele selbst, und somit als musikalische Manifestation des stetig Werdenden und als künstlerisch-naiver Erklärungsversuch des Unergründlichen immer mehr Prozess als Resultat. Was diese silbrig und ultramarin flirrenden Songs in ihrer doppelbödig verwunschenen Präzision umso faszinierender macht, denn Wand klingen bei allem Hang zur ausladenden Geste angenehm konzise. Die Epik und das Wunder der Existenz liegen hier in Bündelung und Dichte. Fast so, als würde man auf Psilocybin den plötzlichen Drang verspüren, eine minutiöse Inventur des eigenen Daseins auf dem kleinsten Zettel der Welt auszuführen. »Plum« ist ein wunderbares und anregendes Album. Aber eben auch ein seltsam pilzbärtiges. Ulf Imwiehe

Wolf Parade Cry, Cry, Cry Sub Pop / Cargo / VÖ 06.10.17

Wolf Parade verabreichen ihrem kribbeligen Indie-Rock diesmal etwas regelmäßiger eine Ritalin-Tablette. Weniger mitreißend wird er dadurch nicht. »Cry, Cry, Cry« – und zwar Freudentränen! So manche Indie-Band des letzten Jahrzehnts hätte ruhig dem Vergessen anheimfallen können, über die Rückkehr von Spencer Krug und Dan Boeckner freut man sich aber doch: Zu keiner Band Montreals konnte man so schön unruhig mit dem Bein wackeln, keine klang so frisch nach Modest Mouse auf Red-BullShots wie Wolf Parade. Nach sieben Jahren Auszeit ist den Kanadiern lediglich ein wenig das Koffein ausgegangen, nicht aber die Kreativität. Auch auf »Cry, Cry, Cry« geben sich düstere Hymnen, quirliger Synthie-Rock, ausufernder Prog und Pop verschiedenster Färbung die Klinke in die Hand, bevor man überhaupt zum ersten Mal ausreichend Konzentration für die Lyrics findet. Jene verarbeiten unter anderem den Tod Leonard Cohens und die Folgen der US-Präsidentschaftswahl – passend zur immer noch herrlich quäkigmelancholischen Stimme Spencer Krugs. Ein derart euphorischer Abschluss wie »King Of Piss And Paper« ist dann die reinste Katharsis. Also: Geweint werden muss wirklich nur der Wiedersehensfreude wegen. Jan Martens

Wand Plum Drag City / Rough Trade

Neben ihrer enormen Produktivität zeigen sich Wand mit dem Psych-Rock auf »Plum« auch angenehm präzise. Die unterschwellige Bewunderung, mit der in Reviews immer wieder die erstaunliche Taktung dieser Fleißbienchen des Psychedelic-Rock hervorgehoben wird, hat fast schon etwas Calvinistisches. Und kaum mit dem Schreiben angefangen, geht auch dieser Text in die Arbeitseiferfalle. Ja, da staunt man als geborener Tagedieb und Faulenzer, dass einen so etwas tatsächlich mit einer Art Neid erfüllen kann. Aber vier Alben in ebenso vielen

Wolf Alice Visions Of A Life Caroline / Universal / VÖ 29.09.17

Nach dem Erfolg des Debütalbums im Jahr 2015 gehen Wolf Alice mit dem Nachfolger einen Schritt weiter und steigen tiefer.


#Review Dass die britische Musikpresse ihre neueste, unverbrauchte und gierige Alternative-Rock-Entdeckung gehörig abfeiert – geschenkt, das machen die ja immer. Aber auch andernorts lief es bisher ausnehmend gut für das Quartett, was eine gesteigerte Erwartungshaltung für das zweite Album bedeutet. Die Referenzen aus dem bunten Pool der Indie- und Shoegaze-Hysterie der 1990er gelten weiterhin, aber Wolf Alice offenbaren mit Songs wie der ersten Single »Yuk Foo« oder »Sadboy« nun auch eine durchaus bissige Seite, in der peitschende Gitarren und fuzzige Moshparts ihren Platz finden. Die Shoegaze-Momente sind intensiver, insgesamt dominiert ein angespanntes Unwohlsein, das auch in den ruhigeren Momenten von schwelgerischen Songs wie »Planet Hunter« nie ganz verschwindet. Mag mit der insgesamt angespannten politischen Weltlage zusammenhängen, in der auch Wolf Alice sich zunehmend gezwungen sehen, sich zu positionieren. Musikalisch fungieren sie als Generationen-Kitt, der Indie-Eltern und rockigen Nachwuchs gemeinsam zu Konzerten lockt, während »Vision Of A Life« dafür nicht nur mitreißendes, sondern durchaus auch tiefgehendes Songmaterial bereithält. Klaas Tigchelaar

Und tatsächlich: Während die Band live auf kritische Geister gelegentlich noch indifferent wirkte, ist sie bei »Killer Brilliance« nun auf dem Punkt. Über 14 Tracks entfalten White Wine ein großes Spektrum an Spielarten des modernen Songwritings und des dunklen Popsongs. Die Band schaut mal bei Nick Cave vorbei, dann bei Warren Ellis, PJ Harvey oder auch Gallon Drunk. George Michael (»Hurry Home«) oder sogar Caribou (»Abundance«) lassen sich ebenfalls ausmachen. Dazu kommen elektrische, digitale und auch klassische Instrumente wie ein Fagott zum Tragen. Hier unterwirft sich alles einer Soundidee, die von Verbitterung, Wut, Trauer und Disparatheit erzählt. So wenig man die Platte stilistisch einsortieren kann, so knallhart reißt sie mit und zieht ihre Hörer in ihr dunkles Inneres. Völlig unerwartet kommt aus Leipzig eine der brutalsten Platten des Jahres, die das Potenzial zum Klassiker hat. Lars Fleischmann

Altin Village & Mine / Morr / Indigo / VÖ 29.09.17

Wenn die Produktionsstätte eines Albums schon »Haunted Haus« heißt, dann kann es sich nur als unheimlich herausstellen. In diesem Falle sogar unheimlich gut! Ich bin nicht gerade als Sommelier bekannt, weiß kaum, zu welchem Essen Weißwein serviert wird; ich bin mir aber sicher, dass dieses dunkle Werk nicht zum Standardrepertoire der Kulinarik gehören kann. Joe Haege (31 Knots, Tu Fawning) hat mit seinen Mitstreitern Fritz Brückner und Christian Kühr eine ganz besondere Platte abgeliefert. Nachdem letztes Jahr oft von den ekstatischen Ausbrüchen verschiedener WhiteWine-Konzerte geschwärmt wurde, waren die Erwartungen an das nächste Album riesig.

Jagjaguwar / Cargo / VÖ 06.10.17

Artemisia / Cargo

Sargent House / Cargo

Weltschmerz im Schleudergang: Mit »Hiss Spun« legt Chelsea Wolfe ihre bislang stärkste Veröffentlichung vor. Rumoren und Röhren, Summen und Zischen, Biegen und Brechen: Entfesselter und aggressiver als auf ihrem fünften Album ist Chelsea Wolfe noch nie vor ihre Hörerschaft getreten. Doch »Hiss Spun« ist nicht einfach nur wütend. Es ist eine Machtdemonstration in Wort und Ton, eine akustische Selbstzerfleischung mit kathartischem Ergebnis. Sein großer Trumpf liegt in jener vielschichtigen Verquickung von Brutalität und Verletzlichkeit, wie nur Wolfe sie beherrscht. Die Kalifornierin lässt alles auf sich einprasseln, um es dann mit voller Wucht von sich zu schleudern. Gesanglich schraubt sie sich dabei in neue Höhen empor und zieht ihre Songs ins Vertikale; der Sog in die Tiefe aber scheint allgegenwärtig, sodass auch Leichtgewichte wie das zunächst geisterhafte »Twin Fawn« schließlich einbrechen und schwer in der seelischen Talsohle aufklatschen. Jess Gowries Drums schlagen

das ist daf

mit kristallklarem Gesang das sanfte Ende der Skala zu vergolden. Unter dem Strich steht ein fünfaktiges Epos, das hartgesottene Metal-Jünger berauschen wird, zugleich aber genug Szenenwechsel mitbringt, um auch Laufkundschaft zu binden. Und zum Runterkommen geht’s am Ende auf eine Runde Kielholen ins Ruhebecken. Was will man mehr? Valentin Erning

Jamila Woods Heavn

Wolves In The Throne Room Thrice Woven

Chelsea Wolfe Hiss Spun

White Wine Killer Brilliance

ein wie Meteoriten, die Bassregionen sind hungrig grollende Schluchten, über die sich schmutzige Distortion spannt. Für so was existiert in der Fachwelt ein Modewort, das aber an dieser Stelle kaum besser platziert sein könnte: »viszeral«. Dunkle Tiefschläge in den Bauchraum eben. Angesichts des persistierenden Grundbrodelns befremdet es kaum, wenn sich in »Vex« plötzlich Aaron Turner mit seinen kehligen Growls Raum verschafft. Der Sumac-Frontmann ist neben Troy van Leeuwen die zweite einschlägige Personalie für alle, die für die Größe dieses Albums tatsächlich noch Indizien benötigen. Valentin Erning

Wolves In The Throne Room laden zur großen Show: »Thrice Woven« ist ein sagenhaftes Spektakel – mit gutem Cast, starker Handlung und einzigartiger Atmosphäre. Räumt den Thronsaal, die Wölfe sind los! Und wie alles, was die Band um die Gebrüder Weaver anpackt, strahlt auch »Thrice Woven« einen unbändigen Ehrgeiz aus. Hier haben nicht nur Musiker eine Platte aufnehmen wollen, nein: Es sollte ein Werk entstehen, das diese Bezeichnung auch verdient. Dies ist auf ganzer Linie geglückt. Anstatt sich manisch feuernd hinter Blastbeats und Gitarrenwänden zu verschanzen, bittet die Band geradezu zum Tanz, und das auf immer wieder andere Art. Bloß nicht falsch verstehen: Das Rudel ist gut scharf und fletscht oft genug die Zähne, ist sich für großes Produktions-Kino aber nicht zu fein. Die neuen Tracks bieten über rund 40 Minuten vollmundige Melodien, prachtvolle Bilder, filigrane Geräusche und Sound-Aufbauten von filmischer Imposanz. Mythen- und Märchenmaterial darf ebenso wenig fehlen: Frostriesen, Raben und der Fenriswolf gehören auch 2017 zum Storytelling. Für noch mehr Atmosphäre sorgen veritable Stargäste: Neurosis-Sänger Steve von Till wurde als Erzählonkel engagiert, und die glorreiche Orgelzähmerin Anna von Hausswolff ist gleich doppelt vertreten, um

»Heavn« wurde bereits 2016 via Souncloud veröffentlicht. Jetzt kann man sich Jamila Woods’ musikalisches Manifest gegen Rassismus und Sexismus endlich in die Regale oder auf Altäre stellen. Es kann nun wirklich niemand sagen, es gäbe keine politische Musik mehr. Es sei denn, man verlässt sich nur auf die Bonos, Campinos und Weckers dieser Welt. Doch ganz besonders die schwarzen Frauen sind es aktuell, die mit der Thematisierung von Rassismus und Sexismus nicht mehr zu ignorieren sind. Schon als Teil der Gruppe M&O dokumentierte Jamila Woods diese Zustände, lange bevor Beyoncés »Lemonade« die schwarze Frau prominent auf die Pop-Agenda schob. »Heavn« ist nun Jamilas ganz persönliches Anthem. Woods, die im Kirchen- und Kinderchor gesungen hat, kam früh mit Gospel in Berührung. Auch auf »Heavn« finden sich diese Einflüsse, so benutzt sie in ihren Lyrics teilweise Psalm-Strukturen. Das ergänzt sie durch Soul, HipHop, Jazz, dicke Beats und Samples wie etwa The Cures »Just Like Heaven«. Die Songs handeln von ihrer Kindheit, von der Suche und Frage nach Herkunft und beinhalten immer wieder deutliche Kampfansagen. Zwischendurch kommen antirassistische und feministische Kämpferinnen zu Wort, es werden Geschichten erzählt und auf konkrete Vorfälle von Polizeigewalt rekurriert. »They want us in kitchen, kill our sons with lynchings. We get loud about it, oh, now we’re the bitches«, singt sie etwa den Nagel auf den Kopf treffend in »Blk Girl Soldier«. Wer jetzt noch weghört, ist der Feind. Paula Irmschler

ab 29.09.2017

erhältlich als vinyl box und cd box

www.groenland.com

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#Intro empfiehlt

Angus & Julia Stone

Astrid S

Cabbage

Cashmere Cat

Die australischen Geschwister Angus & Julia Stone sind hierzulande wegen ihrer akustischen Folk- und Indie-Pop-Bonbons in aller Munde. Mit ihrem bereits vierten Studioalbum »Snow« wollen sie diese Tradition fortsetzen und gehen dafür ab Oktober auf große Deutschlandtour.

Bislang hat die norwegische PopSensation Astrid S nur Singles veröffentlicht, die aber allesamt zu Hits avancierten. Ihr Durchbruch zum internationalen Popstar gilt als sicher, weshalb man sich ranhalten sollte, sie noch mal in vergleichsweise kleinen Venues zu sehen.

— 11.10. Köln — 13.10. Stuttgart — 29.10. Wiesbaden — 30.10. Berlin

— 16.10. Köln — 18.10. Berlin — 19.10. München — 21.10. Hamburg

Cabbage sind sich für keine Provokation zu schade und nicht nur deswegen Manchesters derzeit wohl spannendste Band. Hier ein Surren, da ein bedrohlicher Bass – das Quintett kommt selten zur Ruhe und überschreitet dabei immer wieder die Grenzen von Gallagher’schem Britpop und frechen Garage-Klängen.

Cashmere Cat hat vor Release seines Albums mit einem Screenshot der Tracklist von sich reden gemacht. Die Tracks seiner LP »9« featuren hochkarätige Künstler wie Ariana Grande, The Weeknd oder Selena Gomez. Ganz klar: Da hat der Überflieger am Mischpult gleich beim ersten Mal alles richtig gemacht.

— 25.10. Hamburg — 31.10. Stuttgart

— 13.10. Berlin — 14.10. Köln

Johnny Flynn & The Sussex Wit

Faber

INTRO EMPFIEHLT Gemeinsam mit seiner Band zieht Faber im Herbst von den Festivals in die Clubs. Seit seinem Debüt »Sei ein Faber im Wind« ist sein selbst ernannter »Akustik-Punk für Mädchen« gefragter denn je. — 10.10. Freiburg — 11.10. Stuttgart — 12.10. Aschaffenburg — 13.10. Nürnberg — 14.10. Wiesbaden — 17.10. Bremen — 18.10. Essen — 19.10. Bielefeld — 21.10. Münster — 22.10. Rostock — 23.10. Berlin — 24.10. Hannover — Geht weiter!

Für alle von uns empfohlenen Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter intro.de/termine #intro empfiehlt

— 31.10. Berlin — Geht weiter!

Leoniden

Lola Marsh

Auf ihrem Debüt treffen die Kieler den Indie-Zeitgeist auf den Punkt: Unverbrauchte Rhythmen, Punkgesang und Xylofon mischen sich mit einem Sound, der zu Hause und im Club zum Tanzen bringt.

Die israelische Band war bereits mit AnnenMayKantereit auf Tour. Deren Song »Oft gefragt« coverten sie auf Englisch. Im Gegenzug versuchten sie, Henning May Hebräisch beizubringen. Im Herbst sind sie nun mit ihrem Debüt »Remember Roses« auf Tour.

— 17.10. Dresden — 18.+19.10. Berlin — 20.10. Wolfsburg — 22.10. A-Wien — 24.10. Ulm — 25.10. Nürnberg — 26.10. Osnabrück — 27.10. Düsseldorf — 30.10. Essen — 31.10. Koblenz — Geht weiter!

Johnny Flynn ist im FolkKosmos schon lange nicht mehr entbehrlich – Lisa Mitchell, Laura Marling und alt-J haben das bereits erkannt. Sowohl allein mit gezupften Saiten als auch mit seiner Schwester Lillie im Duett gibt der Wahl-Londonder seine besondere Klasse zum Besten.

— 23.10. Berlin — 25.10. Bielefeld — 26.10. Hamburg — 27.10. Köln — 28.10. München

Maeckes & Die Katastrophe

Nach Plan B und den Orsons folgen jetzt Die Katastrophe. Die neue Gang an Maeckes’ Seite hält, was ihr Name verspricht: das perfekte Chaos mit tragikomischen Momenten und Tänzen im Kreditkartenregen. — 18.10. Rostock — 19.10. Bremen — 20.10. Berlin — 21.10. Hannover — 22.10. Leipzig — 24.10. Stuttgart — 25.10. Würzburg — Geht weiter!

Mammút

Die Musikszene Islands hat ein neues, dunkel-melodisches Wunderkind zu bieten: Wie isländische Wiegenlieder klingen die Songs der Band. Dafür wurden Mammút in ihrer Heimat mit dem Icelandic Music Award in gleich drei Kategorien ausgezeichnet. — 20.10. Köln — 21.10. Rheine — 22.10. Hamburg — 23.10. Berlin — 26.10. München


#Intro empfiehlt

Casper

Chelou

Cold Specks

Andreas Dorau

Vier Jahre mussten Fans von Casper auf ein neues Album warten. Nun hat die Durststrecke ein Ende: Mit »Lang lebe der Tod« zeigt sich der Exzentriker gesellschaftskritisch und spielfreudig.

Trotz großer Beliebtheit im Netz ist Chelou als Musiker noch immer anonym. Der Londoner präsentiert sich auch live reserviert, seine tiefgreifenden Balladen büßen dadurch aber an nichts ein. In Chelous Videos untermalen Animationen den melancholischen Pop, der mal akustischer, mal elektronischer daherkommt.

Sie arbeitete bereits mit Moby und Massive Attack zusammen. Nun veröffentlicht Ladan Hussein alias Cold Specks ihr drittes Album »Fool’s Paradise«. Ihre neuen Songs handeln vom Suchen und Finden der eigenen Identität als somalisch-kanadische Frau.

Mit seinem neuen Album »Die Liebe und der Ärger der anderen« zeigt sich Andreas Dorau, der Dada-Papa des deutschen Pop, in guter Spätform. Live muss man sich bei ihm sowieso auf alles einstellen, weshalb ein Besuch quasi immer lohnt.

— 10.10. Köln — 11.10. Hamburg — 14.10. Berlin — 15.10. Frankfurt a. M. — 16.10. München — 18.10. A-Wien

— 30.09. Essen — 06.10. Leipzig — 07.10. Münster — 14.10. Berlin — 20.10. München — Geht weiter!

— 31.10. Münster — 04.11. Stuttgart — 08.11. Hamburg — 10.11. Dortmund — 14.11. A-Wien — 17.11. München — 18.11. Frankfurt a. M. — 21.11. Leipzig — 22.11. Bremen — 24.11. Berlin — 25.11. Hannover — Geht weiter!

— 31.10. München — Geht weiter!

Grizzly Bear

I’m Not A Band

Japanese Breakfast

Alex Lahey

Ihre außerordentliche Klasse haben Grizzly Bear mit ihrem neuen Album »Painted Ruins« abermals unterstrichen. Diesen so abstrakten wie sinnlichen Pop bekommt man in so einer Form wirklich nur von ihnen, daher ist dieses Konzert ein Pflichttermin.

Auch wenn sie es mit ihrem Namen vehement bestreiten, sind sie es doch: eine Band – wenn auch eine ungewöhnliche. Mit ihrer Mischung aus Klassik und Electro gelingt ihnen eine moderne Symbiose, ohne nach Lindsey Stirling oder David Garrett zu klingen.

— 12.10. Berlin

— 29.09. Wurzen — 25.10. Stuttgart — Geht weiter!

Mit ihrem zweiten Album »Soft Sounds From Another Planet« hat sich Japanese Breakfast in der ersten Liga des verträumten IndiePop etabliert, vor allem, weil sie dem eigentlich ausgelatschten Stil trotz hochkarätiger Konkurrenz neuartige Facetten abzugewinnen weiß.

Alex Lahey sahnte letztes Jahr den bedeutendsten australischen Newcomer-Preis ab und wurde mit nur einer EP zum Popstar. Dass ihr nonchalanter Indie-Rock für die Charts und volle Clubs gemacht ist, möchte die Singer/Songwriterin während ihrer fünf Stopps in Deutschland unter Beweis stellen.

— 23.10. Köln — 24.10. Hamburg — 25.10. Berlin

— 30.10. Köln — 31.10. Hamburg — Geht weiter!

Jordan Rakei

Sylvan Esso

Warhaus

Wolf Alice

Der Sänger und Produzent Jordan Rakei entführt seine Zuhörer mit entspanntem R’n’B stilsicher ins Jazz-Universum. Auf seinem neuen Album »Wallflower« mixt er gefühlvollen Ambient mit einem neuseeländischen Folk-Vibe.

Sylvan Esso haben diesen Sommer für ausgelassene Festival-Momente gesorgt. Nun geht das Duo auf Tournee und kommt für vier Konzerte nach Deutschland, um seine Fans mit hybriden Klangspektakeln aus Indie-, Synthie- und Electro-Pop zu verzaubern.

Seit geraumer Zeit widmet sich Balthazar-Sänger Maarten Devoldere fast ausschließlich seinem Nebenprojekt Warhaus. Das ist nachvollziehbar, denn hier kann er in die bluesrockige Tiefe graben, die seiner Hauptband zumeist abging.

Vor zwei Jahren landeten Wolf Alice mit »My Love Is Cool« ein viel beachtetes Debüt zwischen Neo-Grunge, Dream-Pop und Indie-Rock. Nun legen die Londoner mit ihrer neuen LP »Visions Of A Life« nach und machen auf Tour auch drei Mal in Deutschland halt.

— 27.10. Berlin — 28.10. Hamburg — 03.11. Köln — 05.11. München — 16.11. Mannheim

— 26.10. Berlin — 27.10. Köln — 29.10. Hamburg — 01.11. München

— 30.10. München — 31.10. Berlin — Geht weiter!

— 30.10. Berlin — 01.11. Hamburg — 02.11. Köln

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#Termine

TOURDATEN Akua Naru

05.10. Frankfurt a. M. 07.10. Freiburg 11.10. München 12.10. Hannover 13.10. Oldenburg 14.10. Münster 17.10. Erlangen 18.10. Berlin 19.10. Hamburg 20.10. Duisburg 21.10. Leipzig 24.10. A-Wien

Aldous Harding 25.10. Berlin 26.10. Hamburg 28.10. Nürnberg 30.10. München

Clueso

25.09. Bielefeld 27.09. Frankfurt a. M. 28.09. Stuttgart 30.09. Würzburg 01.10. Hannover 02.10. München 04.–05.10. Berlin 06.10. Leipzig 09.10. Köln 10.10. Köln 12.10. Saarbrücken 13.10. Bremen 14.10. Hamburg

Coals

21.10. Osnabrück 22.10. Karlsruhe

16.10. Münster 17.10. Mainz 18.10. Oberhausen 19.10. Köln 20.10. Karlsruhe 21.10. Berlin 22.10. Hamburg 24.10. Darmstadt

Anna Of The North

Empfohlen von Intro

And So I Watch You From Afar

14.10. Hamburg 16.10. Berlin 19.10. Köln

Crooked Colours

24.10. Berlin 25.10. Hamburg 26.10. Köln

02.10. Hamburg 03.10. Köln 04.10. München 05.10. Nürnberg 06.10. Leipzig 07.10. Berlin

Banks

CunninLynguists

Arrested Development

28.10. Berlin 30.10. Köln Empfohlen von Intro

Bernd Begemann 20.10. Riedhausen 21.10. Blaubeuren 22.10. Regensburg Geht weiter!

Beth Ditto

26.09. Köln 27.09. München 05.10. Frankfurt a. M.

Bonaparte

30.09. Hamburg 20.10. Berlin

The Breeders 24.10. Berlin

Chad VanGaalen 20.10. Hamburg 22.10. Berlin

Christiane Rösinger

19.10. Berlin 25.10. Nürnberg 28.10. Dresden Empfohlen von Intro

Chuckamuck

29.09. Dresden 30.09. A-Wien 05.10. Freiburg 06.10. Schorndorf 09.10. Frankfurt a. M. 10.10. Heidelberg 11.10. Köln 12.10. Duisburg 13.10. Kassel 14.10. Hannover

24.10. Köln 25.10. Berlin 26.10. Hamburg

DAF

30.09. Berlin 22.10. Freiburg Geht weiter! Empfohlen von Intro

Dan Owen 03.10. Köln 04.10. Hamburg 05.10. Berlin 07.10. Wiesbaden

Dead Kennedys 22.10. Köln 23.10. Hamburg 25.10. Berlin

Dear Reader

04.10. Nürnberg 05.10. Regensburg 07.10. Reutlingen 19.10. Freiburg 20.10. Mainz 21.10. Erfurt 22.10. Dresden 23.10. Bochum

Declan McKenna 13.10. Berlin 14.10. Köln

Empfohlen von Intro

Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen 29.09. Leipzig 30.09. Mainz 01.10. Karlsruhe 02.10. Stuttgart 12.10. Düsseldorf 13.10. Aachen 14.10. Münster

Empfohlen von Intro

The Districts 27.09. Hannover 29.09. Nürnberg 01.10. Dortmund

Dotan

07.10. Köln 08.10. Hamburg 14.10. Berlin

Downtown Boys 24.10. Münster 25.10. Berlin 26.10. Hamburg

The Dream Syndicate

19.10. Hamburg 21.10. Berlin

Dua Lipa

19.10. München 20.10. Frankfurt a. M. 24.10. Köln 25.10. Berlin 27.10. Hamburg

Egotronic

05.10. Bremen 06.10. Osnabrück 07.10. Bonn 19.10. Braunschweig 20.10. Amberg 21.10. Augsburg 26.10. Regensburg 28.10. Düsseldorf

EMA

26.09. Berlin 27.09. München 09.10. Nürnberg

Ewert And The Two Dragons 10.10. Berlin 11.10. Köln

Fink

19.10. München 26.10. Stuttgart

Forest Swords

Empfohlen von Intro

27.09. Leipzig 12.10. Hamburg

mit Spook School

Future

Diet Cig 02.10. A-Wien 04.10. München 05.10. Berlin 07.10. Hamburg 09.10. Köln 10.10. Münster

The Drums 28.09. Berlin

13.10. Berlin 15.10. Köln 18.10. Frankfurt a. M.

Gewalt

29.09. Hamburg 30.09. Kassel 15.10. Köln 27.10. Heidelberg

Fuck Art, Let’s Dance!

29.09. Berlin 30.09. Hannover 05.10. Leipzig 06.10. Wiesbaden 07.10. Nürnberg 12.10. Dresden 13.10. München 14.10. Stuttgart 19.10. Würzburg 20.10. Köln 21.10. Braunschweig 27.10. Flensburg 28.10. Hamburg

Girls In Airports 28.10. Dortmund 29.10. Münster 30.10. Berlin

Gisbert zu Knyphausen

28.10. Berlin 29.10. Hamburg 30.10. Leipzig

Goldfrapp

22.10. Berlin

Grandbrothers 28.10. München

Heinz Strunk

06.10. Hamburg 07.10. Essen 20.10. Oldenburg 22.10. Buchholz

Helgen

04.10. Dresden 05.10. A-Wien 06.10. Nürnberg 07.10. Leipzig 08.10. Berlin 09.10. Hannover 11.10. Kiel 12.10. Rostock 13.10. Göttingen 14.10. Stuttgart 15.10. Ludwigshafen 17.10. München 18.10. Frankfurt a. M. 19.10. Düsseldorf 20.10. Köln 21.10. Münster 22.10. Hamburg

Husky

06.10. Hamburg 07.10. Leipzig 08.10. Berlin 09.10. Erlangen 12.10. München 22.10. Köln 23.10. Wiesbaden 24.10. Münster

Ilgen-Nur

02.10. Nürnberg 26.10. Köln 27.10. München 29.10. Saarbrücken

INVSN

11.10. Hamburg 12.10. Berlin 13.10. Nürnberg 14.10. Hameln 15.10. Leipzig 17.10. München 18.10. Münster 19.10. Wiesbaden 20.10. Saarbrücken 21.10. Weinheim 22.10. Köln

I Heart Sharks 06.10. Berlin 20.10. Lüneburg 21.10. Bremen

Jake Bugg 30.10. Köln Geht weiter!

Jesper Munk, Lary & Robot 15.10. München 16.10. Hamburg 17.10. Köln 18.10. Berlin

Kate Tempest

30.09. Köln 13.10. Bochum Empfohlen von Intro

Konni Kass

The Jesus And Mary Chain

Johnny Mauser & Captain Gips

Kraftklub mit Von Wegen Lisbeth*

30.09. Köln 01.10. Nürnberg 02.10. Leipzig 27.10. Kiel 28.10. Hannover Geht weiter!

John Legend

30.09. Berlin 01.10. München 08.10. Köln 09.10. Frankfurt a. M.

Judith Holofernes 29.09. Rostock 30.09. Berlin 01.10. Göttingen 03.10. Erlangen 04.10. Karlsruhe 05.10. Ingolstadt 06.10. Darmstadt

Justice

20.10. Berlin 21.10. Köln

J. Bernardt

07.10. Heidelberg 08.10. Köln 09.10. Berlin 27.10. München 28.10. Nürnberg Empfohlen von Intro

J. Cole

03.10. Köln 06.10. Berlin 07.10. Offenbach

Kadavar mit Death Alley 12.10. Essen 13.10. Hamburg 14.10. Leipzig 27.10. München 28.10. A-Wien Geht weiter!

Käptn Peng & Die Tentakel Von Delphi 11.–12.10. A-Wien 17.10. Dresden 18.10. Rostock 19.10. Bremen 20.10. Dortmund Geht weiter!

Empfohlen von Intro

Karies

13.10. Trier 14.10. Essen 15.10. Köln 16.10. Berlin 17.10. Chemnitz 19.10. A-Wien 21.10. Esslingen Geht weiter!

Kasabian

30.10. München 31.10. Berlin

27.09. Ludwigsburg 28.09. Wiesbaden 27.10. München 28.10. Bochum

Keele

27.09. Nürnberg 28.09. Hamburg 29.09. Münster 30.09. Berlin 01.10. Leipzig

12.10. Berlin 15.10. München

Empfohlen von Intro

Lambert

06.10. Berlin

20.10. Kempten 21.10. Stuttgart 24.10. Münster 26.10. Hannover 27.10. Bremen* 28.10. Dortmund* 30.10. Hamburg* 31.10. Hamburg* Geht weiter!

Kraków Loves Adana 19.10. Stuttgart 20.10. Köln 21.10. Aachen 22.10. Mainz 25.10. Hamburg Geht weiter!

Empfohlen von Intro

Kreidler 05.10. Hamburg

The KVB

30.09. Hamburg 02.10. Wiesbaden 03.10. Dresden 04.10. Nürnberg 10.10. Berlin

Lady Gaga

29.09. Hamburg 26.10. Berlin 28.10. Köln Geht weiter!

Lamb

05.10. Berlin 06.10. Köln

Leslie Clio

04.10. Frankfurt a. M. 05.10. München 06.10. Köln 08.10. Hamburg 09.10. Berlin 10.10. Essen 11.10. Freiburg 13.10. Heidelberg 15.10. Stuttgart 17.10. Nürnberg 18.10. Leipzig 19.10. Dresden 20.10. Münster

Lirr

04.10. Hamburg 06.10. Freiburg 07.10. Marburg 08.10. Münster 11.10. Köln 12.10. Berlin 13.10. Jena

Logic

22.10. Hamburg 23.10. München 26.10. Berlin 27.10. Frankfurt a. M.

Lorde

11.10. München 14.10. Köln 15.10. Berlin Empfohlen von Intro

Love A

29.09. Hannover 30.09. Flensburg 01.10. Rostock 02.10. Bremen 27.10. Weinheim 28.10. Koblenz

Loyle Carner

15.10. Berlin 17.10. München 18.10. Frankfurt a. M. 26.10. Stuttgart 29.10. Erlangen

Da gehen wir hin Tipps der Redaktion#256

Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte

Julia Brummert Shout Out Louds Lorde St. Vincent The National Japanese Breakfast

Daniel Koch Big Thief Nick Cave & The Bad Seeds Coals The National St. Vincent

Martin Lippert Slowdive Nick Cave & The Bad Seeds Mogwai Swans Week-End Festival


#Termine Lucy Rose

26.09. Köln 28.09. Berlin 29.09. Hamburg

Manchester Orchestra 30.10. Köln Geht weiter!

Manu Delago Handmade

04.10. Nürnberg 05.10. Stuttgart 06.10. Freiburg 08.10. Frankfurt a. M. 09.10. Leipzig 10.10. Bochum

Maurice & Die Familie Summen

19.10. Dresden 20.10. München 21.10. Schorndorf 23.10. Frankfurt a. M. 24.10. Köln 25.–26.10. Hamburg 27.10. Berlin Empfohlen von Intro

Maxïmo Park

Mura Masa 30.10. Berlin

The National

21.10. Hamburg 23.–24.10. Berlin

Neufundland 12.10. Trier 13.10. Mainz 14.10. Aalen Geht weiter!

Nicholas Müller

01.10. Münster 02.10. Rees-Haldern 03.10. Dortmund 05.10. Hamburg 08.10. Saarbrücken 09.10. Offenbach 10.10. Leipzig 11.10. Erlangen 12.10. Koblenz 15.10. Karlsruhe 22.10. München 23.10. Herbrechtingen 24.10. Groß-Gerau 25.10. Trier 26.10. Köln 29.10. Bremen 30.10. Hannover

mit Flawes

Nick Cave & The Bad Seeds

Melvins

Nick Mulvey

25.09. Köln 28.09. München 29.09. Berlin 30.09. Wiesbaden 01.10. Münster

22.10. Berlin

Messer

27.10. Osnabrück 28.10. Lüneburg 29.10. Rostock 30.10. Berlin

MHD

17.10. Berlin 18.10. Köln Empfohlen von Intro

Michael Nau

02.10. Berlin 03.10. Hamburg 04.10. Köln 05.10. München 07.10. Schorndorf Empfohlen von Intro

Modern English

03.10. Wiesbaden 04.10. München 05.10. Berlin 06.10. Hannover 07.10. Hamburg

Mogwai

14.10. Berlin 16.10. Hamburg 17.10. Köln Geht weiter!

Motorpsycho

20.10. Hamburg 21.10. Papenburg 22.10. Bremen 30.10. Frankfurt a. M. Geht weiter! Empfohlen von Intro

Mt. Wolf 28.09. Berlin 29.09. Hamburg

07.10. Frankfurt a. M. 09.10. Hamburg 12.10. Düsseldorf 22.10. Berlin Geht weiter!

23.10. Berlin 24.10. München 25.10. Hamburg

Odesza

07.10. Berlin

Oliver Polak

04.10. A-Wien 05.10. München 06.10. Stuttgart 10.10. Düsseldorf 11.10. Münster 13.10. Frankfurt a. M. 14.10. Köln 18.10. Dresden 19.10. Leipzig 20.10. Berlin 21.10. Hamburg

Olsson

17.10. Hamburg 18.10. Berlin 19.10. Köln 21.10. Heidelberg

PG.Lost

20.10. Hamburg 29.10. Freiburg Geht weiter!

Pharmakon

24.10. Köln 25.10. Hamburg Geht weiter!

The Riptide Movement

15.10. Berlin 16.10. München 17.10. Düsseldorf 18.10. Bochum 20.10. Hannover

Romano

25.10. Dresden 26.10. Leipzig 27.10. Erfurt 28.10. Nürnberg 31.10. A-Wien

Empfohlen von Intro

RIN

28.–29.09. Berlin 30.09. Dresden 01.10. Leipzig 05.10. Dortmund 06.10. Köln 07.10. Münster 08.10. Bielefeld 12.10. Hamburg 13.10. Kiel 14.10. Rostock 15.10. Hannover 19.10. Karlsruhe 21.10. Saarbrücken 22.10. Wiesbaden Geht weiter!

Sam Amidon

28.10. Düsseldorf 29.10. Hamburg 30.10. Berlin

Schlachthofbronx 28.10. Würzburg Geht weiter!

Schnipo Schranke 27.09. Bremen 28.09. Düsseldorf 29.09. Ludwigshafen 30.09.–01.10. Soest 03.10. Reutlingen 04.10. Karlsruhe 05.10. Schorndorf 06.10. Regensburg 07.10. Freising 26.10. A-Wien Geht weiter!

Shabazz Palaces 23.10. Berlin 24.10. Köln

Shame

23.10. Hamburg 25.10. Berlin 26.10. Köln

The Sherlocks 20.10. Berlin 23.10. Hamburg 25.10. Köln

Shigeto

05.10. Berlin Empfohlen von Intro

Shout Out Louds 04.10. A-Wien 09.10. München 10.10. Erlangen 11.10. Leipzig 12.10. Köln 13.10. Hamburg 14.10. Berlin

Empfohlen von Intro

Sigur Rós

09.–10.10. Berlin 12.10. Hamburg 13.10. Köln 14.10. Frankfurt a. M.

Slowdive

29.09. Dortmund 03.10. Berlin 04.10. Hamburg Empfohlen von Intro

Spiral Stairs

29.09. München 05.10. Berlin 06.10. Hamburg 08.10. Köln 09.10. Osnabrück

Stefanie Sargnagel 04.10. Bochum 18.10. München 19.10. Stuttgart 20.10. Frankfurt a. M. 22.10. Köln 23.10. Hamburg 24.10. Berlin 25.10. Leipzig 26.10. Nürnberg 30.10. A-Wien Geht weiter!

Stereo Total 14.10. Berlin

St. Vincent 26.10. Berlin

Swans

27.10. Berlin

SXTN

04.10. Hannover 05.10. Hamburg 06.10. Bremen 07.10. Osnabrück 09.10. Dortmund 10.10. Köln 11.10. Frankfurt a. M. 13.10. Freiburg 14.10. Karlsruhe 15.10. Saarbrücken 17.10. Stuttgart 20.10. Konstanz 21.10. München 23.10. A-Wien 25.10. Nürnberg 27.10. Leipzig 28.10. Dresden 29.10. Berlin Empfohlen von Intro

Tora

25.09. Köln 26.09. Mainz 27.09. Stuttgart 28.09. Michelstadt 30.09. Erfurt 02.10. Hamburg 03.10. Berlin 15.10. A-Wien 20.10. Nürnberg 22.10. München 23.10. Leipzig Empfohlen von Intro

Trailer Trash Tracys

04.10. Köln 05.10. Hamburg 07.10. Berlin 09.10. München

Triggerfinger 17.10. Freiburg 21.10. Bonn 23.10. München 25.10. Berlin

Vagabon

23.10. Berlin 24.10. Hamburg

Vessels

26.10. Berlin 27.10. Hamburg 28.10. Köln

Waxahatchee mit Allison Crutchfield

28.09. Berlin 30.09. Dortmund

Weezer

15.10. Berlin 16.10. Köln

Empfohlen von Intro

Von Wegen Lisbeth

26.–28.09. Berlin 29.09. Leipzig 30.09. Dresden 02.10. Zwickau 03.10. Kassel 05.10. Erlangen 06.10. Ingolstadt 07.10. A-Wien 08.10. München 10.10. Ulm 11.10. Frankfurt a. M. 12.10. Köln 14.10. Karlsruhe 17.10. Trier 18.10. Dortmund 19.10. Hannover 20.10. Bremen 21.10. Rostock Geht weiter! Empfohlen von Intro

We Invented Paris 05.10. Stuttgart 06.10. Heidelberg 07.10. Köln 11.10. München 12.10. Erlangen 13.10. Hannover 14.10. Dresden 19.10. Berlin 20.10. Hamburg 21.10. Oldenburg

Kiasmos

Scope Festival Berlin Zwei Männer, zwei Länder, eine Leidenschaft: Jazz. Als größte Plattform für nordischen Jazz südlich der Ostsee geht die deutsch-finnische Festival-Koproduktion Mitte Oktober in die zweite Runde. Letztes Jahr noch mit ausschließlich finnischen Künstlern, vereint das Festival dieses Jahr die Jazz-Crème-de-la-Crème ganz Skandinaviens unter einer Flagge. Dabei versteht es sich keinesfalls als lupenreines Jazz-Event, das Genre setzt hier nur den musikalischen Schätzwert. Nordischer Jazz steht im Zeichen der elektronischen Einflüsse. Passend dazu die Locations, denn das Scope Festival kapert die Szeneclubs der Hauptstadt. Hanna Rose — 18.–30.10. Berlin — ADHD, Amok Amor, Girls In Airports, Jaska Lukkarinen, Jay-Jay Johanson, Kiasmos, Matthias Nilsson, Nicola Cruz, Nils Petter Molvær, Nordic Jazz Comets, Rohey u. a.

Empfohlen von Intro

White Lies 04.10. Darmstadt 05.10. Saarbrücken 06.10. Stuttgart 08.10. Düsseldorf 09.10. Dresden 10.10. Berlin

Empfohlen von Intro

White Reaper

29.10. Hamburg 30.10. Berlin 31.10. Köln

White Wine

28.09. Leipzig 11.10. Berlin 13.10. Bremen 14.10. Köln 27.10. München 28.10. Nürnberg

Wolf Mountains 06.10. Köln 07.10. Hamburg 08.10. Berlin 09.10. Leipzig 10.10. Würzburg 11.10. Freiburg 12.10. Stuttgart

Y‘akoto

04.10. Freiburg 05.10. München 09.10. Stuttgart 10.10. Köln 12.10. Hannover 13.10. Frankfurt a. M. 14.10. Oldenburg 15.10. Berlin

Yeah But No

24.10. Darmstadt 25.10. Essen 26.10. Stuttgart 27.10. Halle 28.10. Köln

Zola Jesus 28.10. Köln Geht weiter!

Zoot Woman

14.10. Hamburg 15.10. Bremen 16.10. Dresden 17.10. Leipzig 18.10. Berlin 19.10. München 20.10. Erfurt 24.10. Darmstadt 25.10. Essen 26.10. Stuttgart 27.10. Halle 28.10. Köln

Die kommen, die Touren !!! (Chk Chk Chk) (05.–09.11.) (Sandy) Alex G (03.–08.11.) Albert Af Ekenstam (03.–07.11.) Bonobo (07.–09.11.) Future Islands (06.–08.11.) Goldroger (02.11.–03.12.) HER (06.–08.11.) Hundreds (30.11.–10.12.) Island (16.–22.11.) Jakuzi (16.–18.11.) Jumbo Jet (01.–30.11.) Karate Andi (16.11.–10.12.) Lasse Matthiessen (12.–24.11.) London Grammar (25.11.–09.12.)

Martin Kohlstedt (15.11.–21.12.) Max Richard Leßmann (25.–30.11.) Milky Chance (20.11.–06.12.) Mount Kimbie (10.–27.11.) Nick Hakim (13.–17.11.) Nick Murphy (22.–23.11.) Noga Erez (28.–30.11.) Nothing But Thieves (25.11.–06.12.) Oh Wonder (11.11.–01.12.) Torres (13.–16.11.) Unter meinem Bett 3 (02.–10.12.) Wolf Parade (27.–30.11.) Woman (24.11.–09.12.) Yello (29.11.–09.12.) Yung Lean (27.11.–09.12.)

Die kommen, die Festivals 21 Jahre Rookie Records (11.11.) Greatest Hits Festival (17.–20.11.) Le Guess Who? (09.–12.11.) New Fall (15.–19.11.) Pop-Abo mit Benjamin Clementine (22.11.) Sonic Visions (16.–18.11.)

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#Live #Festival

Cardinal Sessions Festival Die Macher hinter der Video-Reihe »Cardinal Sessions« stehen schon länger nicht mehr nur für AkustikSessions. Seit zwei Jahren ist das Film-Team außerdem als FestivalGastgeber tätig – und dabei ziemlich fleißig: Im Oktober findet das sechste Cardinal Sessions Festival in Köln, Hamburg und Berlin statt.

Benjamin Clementine

POP-ABO IM KONZERTHAUS DORTMUND Es bleibt deutschlandweit einzigartig: Das Pop-Abo ermöglicht, Popmusik in der großartigen Akustik eines klassischen Konzertsaals zu genießen – und das seit über zehn Jahren. Jetzt hat das Konzerthaus Dortmund das Programm für die Saison 2017/18 vorgestellt.

E

s ist das klassische Abo-Modell, das man von Theater und Oper kennt: Thematisch geklammert, werden Veranstaltungen im handlichen Gebinde zum Vorteilspreis angeboten. Dafür bekommt man feste Plätze beziehungsweise kann – für den Pop-Bereich ebenso ungewöhnlich – überhaupt sitzen. Seit rund zwölf Jahren nehmen jede Saison rund 300 Musikfans dieses Angebot wahr, um sich zurückzulehnen und voll im Klang aufzugehen – ohne dass der Typ vor einem die Sicht versperrt, die Nachbarn quasseln oder Leute einen von hinten mit Bier überschütten. Manchmal ist das Leben halt wie in einem Sketch von Loriot: Man will einfach nur in Ruhe sitzen. Und genau das ermöglicht das Pop-Abo und findet auch noch regelmäßig verheißungsvolle Künstlerinnen und Künstler, die mit der dort vorherrschenden Akustik überhaupt was anfangen können. Nicht jeder

Seit etwa sieben Jahren präsentieren die Studenten Lenny, Timo und Alex bei den »Cardinal Sessions« ihre Lieblingskünstler so, wie man sie in offiziellen Musikvideos kaum sieht: reduziert auf Stimme und Instrument und ganz ohne aufwendigen Plot oder artifizielle Videoeffekte. So stand etwa Fink in einem Maisfeld, Chuck Ragan unter Baumkronen am Saume eines Parkplatzes und Two Gallants auf einem Stoppelfeld. 2015 wurde das Konzept durch ein Festival ergänzt, YouTube als Zwischenschritt gestrichen. Stattdessen kam der Verstärker hinzu. Zweimal im Jahr organisieren die drei seitdem das Cardinal Sessions Festival: einmal im Frühling und einmal im Herbst. Im Oktober findet die sechste Ausgabe im Kölner Gebäude 9, im Hamburger Molotow und im Berliner Musik & Frieden statt. Auf jeweils zwei Bühnen stehen dann vor allem vielversprechende Newcomer aus unterschiedlichsten Genres und Ländern – ähnlich wie in den AkustikSessions unmittelbar und ohne aufwendige Effekte. Henrike Schröder — 20.10. Köln, 21.10. Hamburg, 22.10. Berlin — Albin Lee Meldau, Darjeeling, Jordan Mackampa, Mister & Mississippi, Yak u. a.

bevorzugt schließlich Ruhe und Stühle. Für die kommende Saison wurden nun mit Benjamin Clementine, dem britischen Singer/Songwriter mit dem großen Stimmumfang, Wallis Bird, der irischen Vollblutmusikerin mit der links gespielten Rechtshänder-Gitarre, und Eivør, der färöischen Songwriterin mit der zauberhaften Sopranstimme, drei Künstler gefunden, die die Akustik des Saals hervorragend für ihre Musik nutzen können, und allen dreien hört man in so einem Rahmen auch sehr gern zu. Wer die Tickets für alle drei Konzerte dann noch im Abo kauft, statt einzeln zu bezahlen, spart direkt fast ein Drittel und bekommt damit das dritte Konzert quasi geschenkt. Eine tolle Erfindung, dieses Pop-Abo. Carsten Schumacher — 22.11. Benjamin Clementine — 13.04. Wallis Bird — 04.05. Eivør

Albin Lee Meldau


#Live #Festival

WEEK-END-FEST In seinem siebten Jahr setzt das Kölner Week-End Fest seine Strategie zwischen Avantgarde und unkonventionellem Reiz beherzt fort.

Devendra Banhart

Seit Jahren agieren die Macher des WeekEnd Fest mutig an allen scheinbaren Naturgesetzen des Festival-Geschäfts vorbei. Das ist zweifelsohne riskant, hat aber auch frische und spannende Ergebnisse zur Folge. Allein schon das Booking zeigt sich kenntnisreich und macht keine Konzessionen an irgendeine Form von Massengeschmack. Gebucht wird, was gefällt, und sei die Umsetzung auch noch so aufwendig. Das hat den Effekt, dass bei dem Zwei-Tage-Festival in der Stadthalle von Köln-Mülheim immer wieder exklusive Kollaborationsauftritte zu sehen sind. Bei

der diesjährigen Ausgabe wird etwa der FolkWeirdo Devendra Banhart zusammen mit Jan Böhmermanns ortsansässigem RundfunkTanzorchester Ehrenfeld zu sehen sein. Aber auch das restliche Programm wird von reizenden Experimenten dominiert und in ein charmantes Ambiente eingebettet, das eine tradierte Stadthallen-Atmosphäre mit einer liebevollen grafischen Gestaltung, ein bisschen Glamour, etwas Komfort und einem Schuss Extravaganz verknüpft. So etwas gibt es deutschlandweit wirklich nur in Köln-Mülheim. Christian Steinbrink — 27.–28.10. Köln — Devendra Banhart & RundfunkTanzorchester Ehrenfeld & Jherek Bischoff, Holly Herndon, Juana Molina, Julie Byrne, Laurel Halo, O Terno, Pascal Comelade, Shintaro Sakamoto u. a.

KALTERN POP Oktober-Sonne auf dem Apfelstrudel, ein Spaziergang durch die Weinberge und zwischendurch immer wieder gute Musik an tollen Orten – beim Kaltern Pop in Südtirol ist er möglich, der perfekte Urlaub des genussorientierten Musikliebhabers.

Es ist das Gegenkonzept zu »Bühne mit großen Headlinern auf schmucklosem Acker«, das die Großen der Branche regelmäßig organisieren. Beim familiären Festival in Kaltern am See sind die Namen der Künstler nicht derart entscheidend. Hierher kommt man, um zu entdecken. Und wenn bekanntere Acts auftreten, kann man nahezu sicher sein, dass sie auf den Chor Cantus Domus oder das Orchester Stargaze zurückgreifen, die hier als Stammgäste quasi immer in Bereitschaft sind. Und statt

auf einem Acker findet alles in diesem südalpinen Flair statt, das das Dorf seinen Besuchern bietet, die sich übrigens schnell im Blick haben und schon nach wenigen Konzerten kennen, da sie sich genauso wie die hier untergebrachten Künstler deutlich von den normalen Touristen unterscheiden. Beim Kaffee auf der Dorf-Piazza sitzen aber alle einträchtig zusammen und schauen versonnen auf den Turm der Kirche, wo es dann gleich auch wieder weitergeht mit dem Konzertprogramm. Carsten Schumacher — 26.–28.10. Kaltern an der Weinstraße — Birthh, Broen, Daniel Brandt & Eternal Something, Erlend Øye, Gewalt, Hope, Intergalactic Lovers, Judith Holofernes, Loney Dear, Mario Batkovic, Martin Kohlstedt, Tom Schilling & The Jazz Kids, Voodoo Jürgens, Woman u. a.

Erlend Øye

NÜRNBERG.POP Schon zum siebten Mal verwandelt das Nürnberg.Pop die Altstadt in eine LiveMeile. Auch für Theater- und Kunstliebhaber lohnt sich ein längerer Aufenthalt in Franken.

Dem handverlesenen Line-up des Nürnberg.Pop fehlt es eigentlich an nichts. Seit dem letzten Jahr gibt’s zum Auftakt trotzdem obendrein noch eine Kulturwoche: Ab dem 22. Oktober läutet ein Rahmenprogramm aus Theater, Kunst, Kino und kulinarischen Abenteuern das Festival gebührend ein. Diesmal neu: Bereits am Sonntag eröffnen Tom Schilling & The Jazz Kids sowie A Tale Of Golden Keys das Festival, bevor es sechs Tage darauf musikalisch weitergeht. Die geschmackvolle Auswahl hervorragender Künstler und Bands verspricht

auch etwas für Kurzentschlossene. Denn bevor sich am Samstag die Headliner Warhaus und Aldous Harding die Ehre geben oder die Festivalvagabunde Woman und Gurr zum Tanzen aufrufen,steht bei über 50 Acts sicher auch die eine oder andere Neuentdeckung aus dem Indie-, Rock- oder HipHop-Kosmos auf den fränkischen Bühnen. Lena Zschirpe

Gurr

— 28.10. Nürnberg — A Tale Of Golden Keys, Aldous Harding, Bambi Davidson, Charles Junior, Gurr, Hadern Im Sternenhagel, Himpfelshofer Herzensbrecher, Jesse James & The Blue Flames, Johnny Rakete, Lazy Lu & Lorenz, Leak, Leyya, Me & Reas, Niklas Rehberger, Parabelflug, Rainer Reiher, Sorry James, Sound Organic Matter, The Variety Show, Tom Schilling & The Jazz Kids, Uli Tsitsos, Vincent Von Flieger, Warhaus, Woman u. a.

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#Live #Festival

RECLAIM THE BEATS Davon ausgehend, dass der moderne Unterhaltungsbetrieb das Resultat fortdauernder Unterdrückung ist, begibt sich das Reclaim The Beats Festival auf die Suche nach den Errungenschaften indigener Künste.

Kaum ein anderes Festival bemüht sich so passioniert um das Sichtbarmachen kultureller Vielfalt wie das Reclaim The Beats. Im Lineup finden sich vor allem afroamerikanische und queeren Künstler. Zwischen Konzerten und Workshops bietet das Festival unter dem Motto »Musik Restauration« Gelegenheit zum kulturkritischen Dialog. Benni Bender

Aérea Negrot

— 05.–14.10. Berlin — Aerea Negrot, DJ Holographic, DJ Zhao, Ford Kelly, Jenifa Mayanja, Kiddy Smile, Lakuti, Mandel Turner, Phrond, Sky Deep, Yuko Asanuma u. a.

MANIC STREET PARADE Zum zweiten Mal findet im Münchner Schlachthofviertel das Clubfestival Manic Street Parade statt.

In Städten wie Hamburg und Köln funktioniert das Konzept schon seit Jahren: Wenn es draußen langsam kalt und die Festivalsaison für beendet erklärt wird, verlagert man die Chose halt nach drinnen. Mit der Manic Street Parade hat letztes Jahr auch München nachgezogen. Das Clubfestival soll Musikentdeckern wie noch unbekannten Künstlern gleichermaßen eine Heimat bieten.

Amsterdam Dance Event Wer einen Überblick über die Entwicklungen der Electro-Szene erhalten will, kommt am Amsterdam Dance Event weiterhin nicht vorbei.

Es bleibt dabei: Das Amsterdam Dance Event ist das wichtigste Klassentreffen für die elektronische Musikszene Europas – sowohl für professionelle Akteure als auch für Fans. Seit Jahren ist der Besuch der vielen farbenfrohen Clubs und Live-Venues in der Hauptstadt der Niederlande für sie Pflicht, um tagsüber über die neuesten Entwicklungen des Stils zu diskutieren, abends Live-Shows zu sehen und nachts die Skills der DJ-Künstler in Clubnächten zu checken. Das Programm des ADE erstreckt sich während der fünf Festivaltage über jeweils 24 Stunden und kann auf den ersten Blick leicht überfordernd wirken. Die einzige Lösung: so viel mitnehmen, wie der Körper verträgt. Das Line-up schlägt wie gewohnt einen schönen Bogen von Pionieren des Genres bis hin zu Shooting-Stars inklusive einiger Präsentationen technischer Innovationen und vieler Diskussionsveranstaltungen und Vorträge. Zu den Höhepunkten zählen der Auftritt von Carl Craig mit dem Versus Synthesizer Ensemble sowie die gemeinsame Show von Soulwax und Tiga. Christian Steinbrink

Henrike Schröder — 27.–28.10. München — Acid Arab, Blond, Grandbrothers, Ilgen-Nur, Intergalactic Lovers, J. Bernardt, Lambert, Let’s Eat Grandma, Lola Marsh, Mogli, Otzeki, Poppy Ackroyd, Ropoporose, White Wine, Zeal & Ardor u. a.

Hanna Leess

— 18.–22.10. NL-Amsterdam — Apparat, Bicep, Boys Noize, Carl Craig, Dave Clarke, Fritz Kalkbrenner, Gui Boratto, Helena Hauff, Hercules & Love Affair, Jeff Mills, Jon Hopkins, Kiasmos, Kölsch, Modeselektor, Nina Kraviz, Paul Kalkbrenner, Ricardo Villalobos, Roman Flügel, Shlømo, Simian Mobile Disco, Sven Väth, Vessels, Wighnomy Brothers u. v. a.

OPERATION TON Im November wird der Hamburger Medienbunker zum Herzen des popkulturellen Austauschs. Operation Ton #11 stellt zwei Tage ins Zeichen musikalischer Zukunftsfragen.

Operation Ton ist ein familiäres GetTogether der Musikszene und ihres Dunstkreises mit dem Ziel, »smoothe Antworten der Kunst auf den harten Ton der Neuzeit zu finden«. Und so strotzt die Agenda nur so vor dissonanter Popkultur, kontroversen PanelDiskussionen, Entdeckerformaten, Lesungen und Konzerten – alle unter der verheißungsvollen Überschrift »Killing Me Softly«. Hanna Rose

Mine

— 03.–04.11. Hamburg — Cosmic DJ, JaKönigJa, Linus Volkmann, Manuel Schwiers, Margarete Stokowski, Mine, Pierre Sonality, Tim Neuhaus, Tribes Of Jizu u. a.

Boys Noize



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TUNES

Colossus Tour 2017

+ THE YOUNG GODS

KA MP NA GE L.D

16.12. KöLN PALLADIUM

To u r d a t e s

E

OK T– NO V 20 17

IAN HUNTER & THE RANT BAND 10.10. BONN HARMONIE

A N O M A L I E T O U R SUPPORTS:

21.10. KÖLN KANTINE

Colossus Tour 2017

23.11. KÖLN GEBÄUDE 9

21.10. Köln Kantine

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20.03.18 ESSEN LICHTBURG

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OPEN AIR 2018

22.06. - 31.08.2018

Ticket-Hotline: 01806 – 999 0000 Mo-Fr 8-22 Uhr/Sa, So & feiertags 9-20 Uhr (0,20 €/Anruf aus dt. Festnetz/max. 0,60 €/Anruf aus dt. Mobilfunknetz)

INFOS: NOISENOW.DE KUNSTRASEN-BONN.DE

* 8KIDS ** GRAN NOIR

*** BRETT **** ABOUT BÉLIVEAU

29.09. WÜRZBURG | B-HOF * 30.09. DORTMUND | WAY BACK WHEN 01.10. HAMBURG | PRINZENBAR * 02.10. OSNABRÜCK | SALZ FEST 04.10. SAARBRÜCKEN | KLEINER KLUB * 05.10. (CH) AARAU | KIFF * 06.10. MÜNCHEN | KRANHALLE * 07.10. (AT) WIEN | RHIZ * 13.10. AUGSBURG | SOHO ** 14.10. KOBLENZ | ROCKBUSTER FINALE 10.11. NÜRNBERG | CLUB STEREO *** 11.11. BRAUNSCHWEIG | EULENGLÜCK *** 12.11. LEIPZIG | TÄUBCHENTHAL *** 14.11. DRESDEN | GROOVESTATION *** 15.11. BERLIN | MUSIK & FRIEDEN *** 16.11. FLENSBURG | VOLKSBAD *** 17.11. BREMEN | TOWER *** 18.11. BONN | BLA *** 19.11. FRANKFURT | NACHTLEBEN *** 07.12. STUTTGART | KELLER KLUB **** 08.12. WEIDEN | DIE SÜNDE

OVERTHRUST 03.10. TARA TRANSITORY

SUPPORT: GLADBECK CITY BOMBING 12.10.

AWA 21.10. PSYCHIC TV 25.10. GENEVA JACUZZI

SUPPORT: DAVID MOON 27.10.

GREATEST HITS FESTIVAL

MIT PHILLIP SOLLMANN [EFDEMIN], U.V.A. 01.–04.11.

DESTROYER 12.11. THE RESIDENTS 15.11. ÜBERJAZZ FESTIVAL 17./18.11. FRANCESCO TRISTANO 25.11. LALI PUNA 28.11. K AMPNAGEL HAMBURG TICKETS 040 270 949 49 Foto: Geneva Jacuzzi

2017 8.10. White Lies Indie Rock from UK

THE KVB

12.10. You Me At Six Pop-Punk from England

11.11. Sookee Politischer Rap

30.09. Hamburg, Hafenklang 02.10. Wiesbaden, Schlachthof 03.10. Dresden, Groovestation 04.10. Nürnberg, K4 10.10. Berlin, Musik & Frieden

16.11. Howe Gelb Piano Trio

WHITE WINE

4.11. Low Roar Dream Pop aus Island

aus Berlin

Der Giant Sand-Frontman solo

11.10. Berlin, Berghain Kantine 14.10. Köln, Artheater

18.11. Ben L‘Oncle Soul New Soul aus Frankreich

THE FRESH & ONLYS

22.11. Boiband Urban Queer

21.10. Köln, Tsunami 27.10. Leipzig, die NaTo 29.10. Hamburg, Aalhaus 30.10. Berlin, Marie Antoinette

Rock

23.11. Bukahara Folk, Pop &

Worldbeat

29.11. Deaf Havana Indie Rock

CHAD VANGAALEN

from U.K.

2.12. The Adicts special guest:

20.10. Hamburg, Molotow 22.10. Berlin, Berghain Kantine

27.12. Mono & Nikitaman Ein

MOUNT EERIE

Spizzenergi

bisschen Sommer – Tour

05. + 06.11. Berlin, Silent Green

LIEBLINGS PLATTE FESTIvAL

MAC DEMARCO

Tahiti

DESTROYER

07.11. Hamburg, Gruenspan 08.11. Berlin, Astra – sold out 09.11. Berlin, Astra 10.11. Köln, Kantine – sold out

9.12. Mouse On Mars Iaora

12.12. Andreas Dorau Blumen

Und Narzissen

13.12. Family 5 Resistance 14.12. Stieber Twins Fenster 15.12. Flowerpornoes ...red‘

a u ß e r d e m a u f To u r : A b r a m o w i c z Bergfilm | De Fofftig Penns | Heisskalt T h e S k a t a l i t e s | To m T h a l e r & B a s i l

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Zum Hof

nicht von Straßen, nicht von Zügen

12.11. Hamburg, Kampnagel 17.11. Berlin, Festsaal 18.11. München, Ampere 19.11. Düsseldorf, New Fall

JULIEN BAKER

14.11. Berlin, Heimathafen Nk 15.11. Hamburg, Uebel & Gef. 16.11. Düsseldorf, New Fall TICKETS & INFO: PUSCHEN.NET


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U

"Metromonk" Tour

JAZZOFFENSIVE

Dear Reader

Fr 20.10.

SEBASTIAN LEHMANN

26.10.2017 / DO

Sarah Lesch

TILL REINERS

"Da draußen" Tour 2017

So 05.11.

JAN PHILIPP ZYMNY Mi 08.11.

LEA STREISAND

10.11.2017 / FR

Äl Jawala

"Hypnophonic" Tour 2017

14.11.2017 / DI

LOTTE

"Querfeldein" Tour 2017

16.11.2017 / DO

lilly among clouds „We ite ek rhin stre lig, itba coo r, l.“

Spie

Fr 17.11.

gel

SCHNIPO SCHRANKE Sa 18.11.

SANDOW Do 23.11.

onli

ne

"Aerial Perspective" Tour

17.11.2017 / FR

CHEFBOSS

"Blitze aus Gold" Tour

27.11.2017 / MO

Wolves in the Throne Room Tour 2017

Sa. 07.10.2017 | Artheater, Köln

KAWEHI

So. 08.10.2017 | Luxor, Köln

SPIRAL STAIRS from Pavement / Preston School Of Industry

Mo. 09.10.2017 | Jungle, Köln

MAX PROSA & BAND

STU LARSEN GANG OF YOUTHS

SA 21.10. LEROY SANCHEZ 20.00 Sa. 14.10.2017 | Luxor, Köln SO 22.10. MUDI 19.00

AMANDA

Sa. 14.10.2017 | MTC, Köln

DECLAN MCKENNA

So. 15.10.2017 | Luxor, Köln

MARIAN HILL

MI 25.10. LALI PUNA Fr. 20.10.2017 | Artheater, Köln 21.00

13.09.17 08:57

DO 26.10. HENNING WEHLAND 21.00

FESTIVAL FÜR MUSIKALISCHE ZUKUNFTSFRAGEN

3 / 4 NOV 2017 KONZERTE / DJ SETS / LESUNG / TALK / WORKSHOPS MIT DIE ACHSE ( FARHOT / BAZZAZIAN ) DREAM NAILS JAKÖNIGJA JOSH HALL LINUS VOLKMANN LOOP SESSIONS MARGARETE STOKOWSKI MINE UVAM. RESONANZRAUM + MEDIENBUNKER HAMBURG TICKETS + INFOS: OPERATIONTON.DE

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LESLIE CLIO special guest: Lee Mac Dougall

DI 17.10. SAINT VITUS special guest: Mia Aegeter 21.00

"Day Fever" Tour 2017

Mi 25.10.

Sa. 07.10.2017 | Luxor, Köln

MO 23.10. MAURICE UND DIE FAMILIE SUMMEN 21.00

Manu Delago Handmade 23.10.2017 / MO

6 Orte, 8 Konzerte, 1 Preis

SA 07.10. AZZIS MIT HERZ 19.00

MO 16.10. MADELINE JUNO 21.00

Tour 2017

Sa 14.10.

Fr. 06.10.2017 | Luxor, Köln

FR 13.10. Y’AKOTO 20.00

Imam Baildi

10.10.2017 / DI

KIRIN J CALLINAN

MI 04.10. LESLIE CLIO 21.00

MO 09.10. CHUCKAMUCK 21.00

09.10.2017 / MO

CLUB DER TOTEN DICHTER

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Mi. 04.10.2017 | Artheater, Köln

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Sa 07.10.

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DAN OWEN special guest: Joel Ney

01.10 | Fayzen 04.10 | Elif 05.10 | Max Prosa 10.10 | Leslie Clio 12.10 | Kadavar 18.10 | Faber 25.10 | Zoot Woman 26.10 | Bollmer 29.10 | Chakuza & Bizzy Montana 02.11 | Locas in Love 05.11 | PA Sports 09.11 | Anna Depenbusch & Band 10.11 | Dub Spencer & Trance Hill 14.11 | And So I Watch You From Afar 15.11 | Selig 22.11 | Neufundland 25.11 | Julius Lahai & Band 29.11 | Balbina 30.11 | Sarah Bosetti 13.12 | Brothers of Santa Claus 16.12 | Le Fly

CLUB CULTURE / SLAMS KONZERTE / WORT+ zc_anzeige_intro_Oktober_2017.indd 1

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Di. 03.10.2017 | Studio 672, Köln

PRÄSENTIERT VON ROCKCITY

MI 01.11. AMBER RUN 21.00

MAMMUT special guest: Broen

Sa. 21.10.2017 | Luxor, Köln

KT TUNSTALL Sa. 28.10.2017 | Luxor, Köln

ZOLA JESUS

DO 02.11. Sa. 28.10.2017 | Gebäude 9, Köln SHOWCASE#4 CABBAGE + THE MUNITORS + LEVENT + HI! SPENCER special guest: Yeah But No 20.00

ZOOT WOMAN

FR 03.11. MY BABY 20.00

Mo. 30.10.2017 | Gebäude 9, Köln

MANCHESTER ORCHESTRA

DI 07.11. Mi. 01.11.2017 | Luxor, Köln GRANADA 21.00

JOHNNY FLYNN & THE SUSSEX WIT

SA 11.11. BENJAMIN BOOKER Mi. 01.11.2017 | MTC, Köln 20.00 SO 12.11. MICHAEL SCHULTE 20.00 20.00 MO 13.11. TRIGGERFINGER 21.00

FRANKIE ROSE Do. 02.11.2017 | Luxor, Köln

WOLF ALICE special guest: The Magic Gang So. 05.11.2017 | Luxor, Köln

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MI 15.11. THE AMAZONS So. 05.11.2017 | Gebäude 9, Köln 21.00 DO 16.11. CHEFBOSS 21.00 SO 19.11. COMEBACK KID 20.00

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TOMMY GENESIS

Di. 07.11.2017 | Gebäude 9, Köln

ROMANO

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Cafe Central

SCHLACHTHOF WIESBADEN MURNAUSTR.1 65189 WIESBADEN

02.10. MO

THE KVB / SUPPORT: SUIR

03.10. DI

MODERN ENGLISH / MODERN DAYS

04.10. MI

FAYZEN

06.10. FR

FUCK ART, LET‘S DANCE! / CASUAL FRIDAY

07.10. SA

DAN OWEN / SUPPORT: JOEL NEY

08.10. SO

B-TIGHT / YAW HERRA

09.10. MO

IRIE RÉVOLTÉS

09.10. MO

TIM VANTOL

11.10. MI

MAX PROSA & BAND

13.10. FR

ORISHAS

14.10. SA

FABER

22.10. SO

RIN

23.10. MO

HUSKY / SUPPORT: JORDAN KLASSEN

26.10. DO

INTERGALACTIC LOVERS

29.10. SO

ANGUS & JULIA STONE

04.11. SA

BEATSTEAKS

05.11. SO

LOTTE

06.11. MO

LEE FIELDS & THE EXPRESSIONS

06.11. MO

CHEFBOSS

07.11. DI

JOSÉ GONZÁLEZ & THE STRING THEORY

10.11. FR

FÜNF STERNE DELUXE

11.11. SA

OH WONDER / SUPPORT: SIGRID

12.11. SO

CHRISTIAN STEIFFEN

24.11. FR

ACID ARAB (LIVE)

27.11. MO

SCHNIPO SCHRANKE

06.12. MI

EMIL BULLS / SUPPORT: GRIZZLY

10.12. SO

MINE & FATONI

02.02. FR

KETTCAR

FR 06 10 FUNPUNK

FR 17 11 „ShAKE ThE TREE“

SA 07 10 DELTA KONZERTE PRÄSENTIERT:

SO 19 11 POP

aBStÜrZenDe BrIeftaUBen tHe COrOnaS

DO 12 10 DELTA KONZERTE PRÄSENTIERT:

PaSCOW

FR 13 10 DELTA KONZERTE PRÄSENTIERT

tIM VantOl + SPeCIal GUeSt

MI 18 10 „KIKI“-TOUR 2017

nIMO

FR 20 10 PUNKROCK KULT !

HaSS

SA 21 10 DELTA KONZERTE PRÄSENTIERT:

InVSn

laUra CarBOne MI 25 10 ROCK

tHe HIrSCH effeKt

FR 27 10 DELTA KONZERTE PRÄSENTIERT:

lOVe a

SUPPOrt: HeIM, KreISel SA 28 10 DELTA KONZERTE PRÄSENTIERT:

DIaBlO BlVD.

SO 29 10 BLUES/ROCK`N ROLL

nIKKI HIll

FR 03 11 PUNKS NOT DEAD AT ALL !

SeX PIStOlS eXPerIenCe

SA 04 11 DELTA KONZERTE PRÄSENTIERT:

farMer BOYS

SA 11 11

hALLE_02 hD

aSP

GOtHMInISter SO 12 11 KICK ASS ROCK`N ROLL

Unser komplettes Programm findet ihr im Internet unter

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schlachthof-wiesbaden.de

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ELIF 04.10. ESSEN ZECHE CARL

............................

THE HILLBILLY MOON EXPLOSION

Do 19.10.17

PeterLiCht

Sa 21.10.17

OLssOn

enjOy jazz Mo 02.10.17

sOmi Festivaleröffnung

Di 03.10.17

Oren ambarChi

Fr 13.10.17

aggregat

Sa 14.10.17

ePhemeraLs

So 29.10.17

PradO jazz CLub

Mo 30.10.17

shabaka and the anCestOrs

Mo 30.10.17

gOnjasufi

SOCIal rePOSe One eYeD DOll

MI 22 11 SKA AUS NEW YORK CITY

tHe tOaSterS

DO 23 11 hARDCORE

COlDSIDe

MOMent Of trUtH, VeIlSIDe FR 24 11 EX hELLACOPTERS

IMPerIal State eleCtrIC DeaD lOrD

SO 26 11 METAL

laCUna COIl + SPeCIal GUeStS

FR 01 12 IRISh!

tHe O reIllYS & tHe PaDDYHatS

SO 03 12 RROCK

CKY+ SUPPOrt

FR 15 12 DARK

JeSS & tHe anCIent OneS CarnOnta, anOMalIe

SA 23 12 MAIMARKTCLUB MA

DIrKSCHneIDer raVen

DI 26 12 MAIMARKThALLE MA

IrIe reVOlteS

MISTER ME 29.11. KÖLN BLUE SHELL

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MISTER ME 30.11. MÜNSTER SPUTNIK CAFE

SION HILL

07.12. DÜSSELDORF PITCHER

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ChuCkamuCk

JaCK SlaMer

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04.10. ESSEN TEMPLE BAR

Di 10.10.17

tHe BreW

05.10. KÖLN JUNGLE

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18.10. KÖLN KULTURKIRCHE

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SPIELMAN IN BAD COMPANY

19.10. KÖLN TSUNAMI CLUB

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HELGEN 19.10. DÜSSELDORF PITCHER

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MISTER ME ............................

MALKY

16.12. KÖLN ARTHEATER

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RAZZ

10.01. DÜSSELDORF THE TUBE

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POHLMANN 16.01. AACHEN FRANZ

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HELGEN

POHLMANN

20.10. KÖLN STEREO WONDERLAND

17.01. BONN HARMONIE

............................

HELGEN 21.10. MÜNSTER SPUTNIK CAFE

............................

MIWATA 03.11. AACHEN FRANZ

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HAUDEGEN 15.11. KÖLN ESSIGFABRIK

............................

............................

FLASH FORWARD 25.01. MÜNSTER SPUTNIK CLUB

............................

FLASH FORWARD 26.01. KÖLN TSUNAMI CLUB

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OLYMPIQUE 03.02. KÖLN SUBWAY CLUB

............................

MIWATA

KAFFKÖNIG

16.11. DÜSSELDORF THE TUBE

28.02. KÖLN STEREO WONDERLAND

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MAXIM

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MOSES PELHAM

22.11. KÖLN KULTURKIRCHE

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POPversammlung

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U Fr. 06.10.2017 | Die Kantine, Köln

TERMINE AB OKTOBER

05.10. ZOOM 21:00 TRETTMANN 10.10. ZOOM 21:00 STU LARSEN 15.10. BROTFABRIK 20:00 COLD SPECKS 27.10. BATSCHKAPP 20:00 LOGIC 30.10. ZOOM 21:00 MOTORPSYCHO 05.11. GIBSON 20:00 KITTY, DAISY & LEWIS

03.11. INTERGALACTIC LOVERS

Mo. 02.10. 19:00 Uhr

TITO & TARANTULA Di. 10.10. PRIME CIRCLE Fr. 13.10. YOU ME AT SIX Sa. 14.10. SYNTHETIC ORANGE 19:00 Uhr

19:00 Uhr

18:00 Uhr

Mit: VILE ELECTRODES, PRESENCE OF MIND, HELIOPHILE, LIFE ON DEMAND, TRAIN TO SPAIN | Im Substage Café

So. 15.10. 18:00 Uhr

NICHOLAS MÜLLER LIEST

Ich bin dann mal eben wieder tot - wie ich lernte mit Angst zu leben | Im Substage Café

Sa. 21.10. 19:00 Uhr

beatsteaks Mi. 25.10. SION HILL Mi. 15.11. ARCHIVE Do. 23.11. BERGFILM Do. 30.11. KAYEF Fr. 01.12. DEAF HAVANA Mo. 04.12. ROYAL REPUBLIC Mi. 06.12. MISTER ME 18:00 Uhr

Im Substage Café

19:00 Uhr

18:00 Uhr

Im Substage Café

18:00 Uhr

Special guest: T-ZON

19:00 Uhr

19:00 Uhr

18:00 Uhr

Im Substage Café

Alter Schlachthof 19

76131 Karlsruhe

www.substage.de

www.facebook.com/substage.karlsruhe

29/09- WAY BACK WHEN 01/10 FESTIVAL 2017 03/10 TIM VANTOL & BAND ! 05/10 SOLD OUT RIN 06/10 BRKN 07/10 KEIMZEIT ! 08/10 SOLD OUT SILVERSTEIN ! 09/10 SOLD OUT SXTN ! SOLD OUT IRIE RÉVOLTÉS 10/10 11/10 GUANO APES 13/10 BAMBULE 2017: TORCH, TONI L, U.V.A. 16/10 KASALLA 18/10 VON WEGEN LISBETH ! 20/10 SOLD OUT KÄPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI 22/10 BLOND 24/10 CHRISTIAN STEIFFEN 25/10 GREBZ 26/10 MONTREAL 27/10 DIE APOKALYPTISCHEN REITER 28/10 TOXOPLASMA ! SOLD OUT BAUSA 29/10 30/10 KUULT 03/11 INTERGALACTIC LOVERS ! SOLD OUT FAISAL KAWUSI 05/11 07/11 SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR ! 10/11 SOLD OUT JOHANNES OERDING 13/11 WEDNESDAY 13 15/11 MICHAEL SCHULTE ! SOLD OUT SDP - PHOENIXHALLE 16/11 19/11 EOFT TOUR 17/18 21/11 PATRICK SALMEN & QUICHOTTE 21/11 MANDO DIAO PHOENIXHALLE

24/11 BUKAHARA 25/11 ANTIHELD 27/11 KONTRA K 29/11 ! SOLD OUT 02/12 07/12 08/12 09/12 11/12 12/12 13/12 15/12 17/12 30/12 10/01 11/01 14/01 16/01

PHOENIXHALLE

JULIAN LE PLAY VONA KMN GANG RUSSKAJA MINE & FATONI DAME

ALEX MOFA GANG

GLORIA FRITZ KALKBRENNER - PHOENIXHALLE GUILDO HORN ANTILOPEN GANG RAF CAMORA WEEKEND RAZZ PICTURES

INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE

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06.11. MOUSONTURM 20:00 THE RESIDENTS 08.11. ZOOM 21:00 SUN KIL MOON 10.11. MOUSONTURM 20:00 SVEN REGENER 16.11. ZOOM 21:00 CHEFBOSS 17.11. GIBSON 20:00 SOHN 17.11. MOUSONTURM 20:00 MIDORI TAKADA

LAMB

Sa. 14.10.2017 | Gloria, Köln

OLIVER POLAK special guest: David Deery

P

D

A

T

Sa. 18.11.2017 | Live Music Hall, Köln

MONSTERS OF LIEDERMACHING Sa. 18.11.2017 | Die Kantine, Köln

BRY 29.11.2017 | Die Kantine, Köln DEAD KENNEDYS Mi. PARCELS Do. 26.10.2017 | Die Kantine, Köln special guest: The Lovely Days SKINNY LISTER Do. 30.11.2017 | Die Kantine, Köln So. 05.11.2017 | Bürgerh. Stollwerck, Köln OSCAR AND LEE FIELDS & THE WOLF THE EXPRESSIONS So. 22.10.2017 | Die Kantine, Köln

Fr. 01.12.2017 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

KRULE BADBADNOTGOOD KING Mo. 04.12.2017 | Palladium, Köln Mo. 06.11.2017 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

Di. 07.11.2017 | Live Music Hall, Köln

KITTY, DAISY & LEWIS

Mi. 08.11.2017 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

MOTORPSYCHO

Mo. 13.11.2017 | Live Music Hall, Köln

OH WONDER

Fr. 17.11.2017 | Live Music Hall, Köln

SELIG

HURTS

Do. 07.12.2017 | Live Music Hall, Köln

GOGOL BORDELLO

Mi. 17.01.2018 | Palladium, Köln

ALT-J

Sa. 03.02.2018 | Palladium, Köln

KETTCAR

Mi. 11.10.2017 | Palladium, Köln

special guest: Isaac Gracie Di. 17.10.2017 | E-Werk, Köln

MOGWAI Sa. 21.10.2017 | Palladium, Köln

23.11. ZOOM 21:00 DENZEL CURRY 24.11. MOUSONTURM 21:00 ANDREAS DORAU

Mo. 30.10.2017 | E-Werk, Köln

25.11. MOUSONTURM 21:00 ZOLA JESUS

Mo. 06.11.2017 | Palladium, Köln

27.11. ZOOM 21:00 CURTIS HARDING

+ Black Honey

28.11. HUGENOTTENHALLE 19:00 KONTRA K.

Di. 07.11.2017 | Palladium, Köln

Do. 09.11.2017 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen

03.12. ZOOM 20:00 GURR 04.12. MOUSONTURM 21:00 FM BELFAST 06.12. ZOOM 21:00 NOTHING BUT THIEVES 09.12. BATSCHKAPP 20:00 YUNG LEAN 16.12. FRANKFURTER HOF/ MAINZ 20:00 MIGHTY OAKS

Do. 09.11.2017 | Palladium, Köln

Di. 21.11.2017 | Phoenixhalle, Dortmund Fr. 24.11.2017 | Palladium, Köln

special guest: Razz Do. 23.11.2017 | Palladium, Köln (verlegt von der Live Music Hall) fka Chet Faker Fr. 01.12.2017 | ISS Dome, Düsseldorf Sa. 02.12.2017 | ISS Dome, Düsseldorf (Zusatztermin, wegen großer Nachfrage)

04.02. FESTHALLE 20:00 DAVID GUETTA 24.04. ALTE OPER 20:00 NILS FRAHM 01.05. BATSCHKAPP 20:00 RIN

Fr. 01.12.2017 | Palladium, Köln

Sa. 02.12.2017 | Lanxess Arena, Köln

04.08. CAPITOL OFFENBACH 2019 20:00 BILDERBUCH TICKETS MOUSONTURM: TEL 069.405.895-20 WWW.MOUSONTURM.DE INFOS BROTFABRIK: WWW.BROTFABRIK.INFO

WEITERE VERANSTALTUNGEN: WWW.MARKUSGARDIAN.DE

E

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#Preview #Demnächst #Katz und Goldt

Demnächst: Intro #257 — 30.10.2017

King Krule, Lea W. Frey, Stranger Things, Gisbert zu Knyphausen, Julien Baker, Casper, Destroyer, Zugezogen Maskulin, Reportage: Musik aus Luxemburg




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