Meltnews 2011 - Freitag

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Eine Zeitung von Intro und Frankfurter Rundschau

INCLUDING ENGLISH SECTION FROM PAGE 26–29

No 1 FREITAG 15. JULI 2011

Paul kalkbrenner

Robyn

Interview

raven mit sarkozy | Seite 6

Schweden gibt dir einen zungenkuss | Seite 7

Melt!-Programmchef stefan Lehmkuhl gibt auskunft | Seite 22

Foto: e.d.iphotoeye

Audiolith Pre-Party mit Special Guest

Auf geht’s, ab geht’s! Die Party kann los­ gehen. Hey, die Party ist bereits losgegan­ gen! Das nun mehr 14. Melt!-Festival öffnete seine Tore – mit einem Rie­ senknall. Gestern machten die profes­ sionellen AudiolithUngetüme gemein­ same Sache mit Wass Bass. Geschwitzt und geflasht bleibt nichts zu sagen außer: Herz­ lich Willkommen, ab geht die Fahrt!

Gestern Nacht hatte das Warten ein Ende. Das Hamburger Label Audio­ lith, das über Jahre bereits mit Park­ platz-Raves Gräfenhainichen, Bagger und Co. aufgemischt hatte, ließ es sich auch im zweiten Jahr in Fol­ ge nicht nehmen, alles auf Start zu brettern. Frittenbude und Egotronic spülten erste Schweißrinnen in un­ seren Erlebnispark und ließen keine Füße ungehüpft. Und auch Medien­ gruppe Telekommander haben noch einmal gezeigt, wie man Wahnsinn auf Beat schaltet. Wehmut mischte sich dabei allerdings wirklich nicht in ihre Performance, obgleich für die beiden der Gig gestern der Beginn eines langen Abschieds war. Gefei­ ert, getanzt – und bald vermisst. Die Mediengruppe steht nämlich an der Schwelle zum nächsten, zu ihrem letzten Album. Die Crowd wusste es zu schätzen, noch einmal »telekom­ mandiert« zu werden. Special Guest waren dann Wass Bass (featuring Ni­ co Seyfrid of K.I.Z.-fame) Die hauten eindrucksvoll die tanzbare Message

raus, dass Qualitäts-Beats à la Cul­ ture Beat auf Acid und der hoch­ verdichtete Wahnsinn eines Klaus Kinski kein Widerspruch sein muss. Am Ende lagen sich auf der Bühne alle in den Armen und schwitzten sich gegenseitig voll. Melt! 2011 ist erwacht. Geschlafen wird irgend­ wann später. Wir haben die Prota­ gonisten des Auftakts gebeten, die ganze Baggerfahrt im Hier und Jetzt in Worte zu fassen. Strizi Streuner (Frittenbude): »Das komplette Melt! ist ja eigentlich nur ein Tag, an dem man ab und zu weg­ schlummert für ein paar Minuten, nie duscht, dafür aber alle zwei Stunden in den See springt. Ab und zu geht die Sonne auf oder unter, den Mond sieht man selten, da alles so surreal beleuchtet wird. Wir sind ja gerne am längsten wach und am längsten vor Ort. Donnerstag bis Montag. Ir­ gendwie verliert man sich ständig, findet dafür meistens aber die an­ deren wieder.«

Nico Seyfrid (Wass Bass): »Wir sind zum ersten Mal auf dem Melt! Also erstmal sehen, was so geht. Aber ich könnte eine schöne Anekdote vom Frauenfeld [Open Air in der Schweiz, Anm.] erzählen: MC Motherfucker [be­ kannt aus der Punkband Terrorgruppe] und ich sind nackt in den Whirlpool ge­ sprungen, alle Rapper haben komisch geguckt. Und der Bezug zu Audiolith? Na, das Album von meiner anderen Band WassBass kommt wahrscheinlich dort raus. Außerdem kann man mit Lars vom Label und den anderen gut saufen, was ja nicht mit jedem ange­ nehm ist. Zum Beispiel mit uns ist das ziemlich unangenehm. Und ansonsten, will ich unbedingt am Samstag DAF und Atari Teenage Riot sehn.« Torsun Burkhardt (Egotronic): »Das Melt! ist für mich immer ein ganz be­ sonderes Festival. Nicht nur, dass wir uns schon ewig versuchen mit Egotro­ nic dort einzuzecken, was in den letzten Jahren auch fast immer gelang, nein, die Liebe geht sogar so weit, dass wir uns

für die Dauer des Events keine weiteren Shows booken lassen, um alle Tage dort verweilen zu können. Normalerweise heißt für mich auf ein Festival zu fahren Folgendes: Anreise, Aufbau, Show, Ko­ ma, Abreise. Dank des Sleepless-Floors kann man beim Melt! glücklicherweise zwischen den einzelnen Shows des ei­ gentlich immer fulminanten Line-Ups komplett auf Schlaf verzichten, um wirk­ lich jede Minute den Flair des Geländes und die Stimmung auf Selbigem genie­ ßen. Meine persönlichen Höhepunk­ te im letzten Jahr waren übrigens das Nachmittags-Set von Oliver Koletzki und die Show von Booka Shade. Ersteres, weil es mir trotz sengender Hitze ab und an Gänsehaut bescherte und Zweiteres, weil ich konsequent alle Freunde damit nervte, unbedingt mit mir dort hin zu müssen. Was soll ich sagen: Alle kamen sie mit und tanzten wie blöde. In diesem Moment hätte ich guten Gewissens ster­ ben können, ohne das Gefühl zu haben, nochmal irgendwas zu verpassen.« Gesammelt von: Linus Volkmann


SEITE 2 MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011 Editorial

Herzlich Willkommen! Das Melt! 2011 hat seine Arme geöff­ net – und wir freuen uns, mit euch wieder vier Abende, Tage, Nächte abzufeuern und durchzufeiern. Die Pre-Party-Nacht mit den charmanten Audiolith-Wüstlingen von Egotronic, Frittenbude und Co. liegt bereits hinter uns - Details dazu finden sich auf der Titelseite dieser Tageszeitung. Richtig, ihr befindet euch hier in einer täglichen Zeitung von dem und über das Melt! An dieser Stelle werden euch Redak­ teure der Frankfurter Rundschau und des Intro-Magazins bis Sonntag über die Acts des anstehenden Tages informieren. In der ersten Ausgabe schreiben unsere Autoren unter an­ derem über Robyn, Paul Kalkbren­ ner, Boys Noize, Miss Kittin und The Drums. Aber auch die Highlights der letzten Nacht lassen wir für euch noch einmal Revue passieren. Zu­ dem kommt mit jeder Ausgabe ein Poster mit Foto-Impressionen des gerade Erlebten und ihr erfahrt die brisantesten Geschichten von hinter den Kulissen, aktuelle Programmän­ derungen, sowie News aus der Welt, das Wetter (auch wichtig) – und na­ türlich alles weitere rund um das Melt! in seiner 14. Auflage. Auf den Seiten 22 und 23 findet sich dazu Festivalmacher Stefan Lehmkuhl in einem ausführlichen Interview, auf Seite 24 erfahrt ihr mehr über die von Melt! zusammen mit der Green Music Initiative ins Leben gerufene Nachhaltigkeitsinitiative M!Eco. Al­ so haltet ab jetzt Ausschau nach der Ausgabe des Tages. Sie wird frei ver­ teilt und euch finden. Jetzt wollen wir der Party aber nicht länger im Wege stehen und erklären feierlich den Ameisenstaat von Beats, Bagger und Begeisterung für eröffnet. Wir sehen uns hier und da und überall – aber liegen uns garantiert spätestens am Sonntag alle in den Armen, wenn Jarvis Cocker »This Is Hardcore« anstimmt. This is Melt!

Auch China misstrauT dem Dollar Der Druck der Rating-Agenturen auf Washington wächst. Jetzt droht auch die chinesische Rating-Agentur Dagong mit einer Herabstufung der US-Bonität – selbst wenn sich Demokra­ ten und Republikaner noch über die Erhöhung der Schuldengrenze einigen. PEKING. So langsam wird es eng für die Regierung in Washington. Zu viele Leerverkäufe und Kreditkartenblasen haben die Wirtschaft ins Trudeln ge­ bracht. Das rächt sich jetzt: Neben der quasi hauseigenen Rating-Agen­ tur Moody's droht auch die chine­ sische Rating-Agentur Dagong den US-Amerikanern, die Kreditwürdig­ keit der USA herabzusetzen. Selbst wenn sich der Kongress und das Wei­ ße Haus noch über die Erhöhung der Schuldengrenze einigen, werde die Herabstufung voraussichtlich erfol­ gen, heißt es am Donnerstag in einem Papier über die Einstufung der USA, das Dagong der Nachrichtenagentur dpa in Peking übermittelte. Die USRegierung habe «keine bedeutende Politik zur Verringerung des Defizits», so Dagong, die zu den führenden chi­ nesischen Rating-Agenturen zählt. Als größter ausländischer Kreditge­ ber der USA ist die chinesische Regie­ rung sehr besorgt über die Schulden­ krise in den USA. Nach Angaben des amerikanischen Finanzministeriums hielt China im April 1,152 Billionen USDollar an Schatzanleihen. Die amerikanische Rating-Agentur Moody‘s, die den US-Staatsanleihen bisher die Top-Bonität «AAA» ver­ lieh, hatte am Mittwochabend in New York mitgeteilt, dass diese Top-Bonität jetzt infrage stehe. Anders als interna­ tionale Agenturen hatte Dagong die Kreditwürdigkeit der USA allerdings schon längst viel niedriger eingestuft und im November von «AA» bereits

Foto: dpa

auf «A+» herabgesetzt. Dagong hob die geringe Fähigkeit der amerikani­ schen Wirtschaft hervor, aus eigenen Kräften wieder Wohlstand zu schaffen. «Mit der notwendigen Straffung der Geldpolitik wird sich in den nächsten zwei Jahren eine Verlangsamung der amerikanischen Wirtschaft zeigen.» Es drohe sogar eine Wiederholung der Finanzkrise von 2008. Eine Sparpolitik sei kaum möglich, so dass das Defizit wahrscheinlich bis 2015 hoch bleiben werde, sagte Dago­ ng in dem Papier voraus. Die Schulden müssten durch neue Anleihen bezahlt

werden. Doch werde die Fähigkeit, neu­ es Geld am Markt aufzutreiben, durch die Sorgen über die finanzielle und wirt­ schaftliche Lage der USA bedroht. «Wenn es in der Überprüfungszeit keine großen Ereignisse gibt, die eine bedeutende Besserung ihrer Fähigkeit und ihres Willens bringen, die Schul­ den zu bezahlen, wird Dagong die Kre­ ditwürdigkeit der USA entsprechend herabstufen», fasst das Papier zusam­ men. Dagong-Chef Guan Jianzhong sagte der «China Daily», die Herab­ stufung sei nur «eine Sache der Zeit und des Umfangs». alö/dpa

Melt! Compilation Vol. 7 Melt! für zuhause – das geht! Der aufregende Stilmix, der die Veranstaltung in Ferropolis so gut macht, findet seine Entsprechung Jahr für Jahr auf der Melt! Compilation – so auch 2011. Indie trifft auf Elektro, Laut begleitet Leise, Pop verschmilzt mit Subkultur und Gitarrenriffs erweitern Techno-Beats auf 17 Tracks, ausgewählt von den Festivalmachern höchstpersönlich. Für den Weg hin zum Festival und den zurück, für zuhause und für die Stunden auf dem Campingplatz – seit dem 3. Juli überall zu haben.

Viel Spaß wünschen euch: der Veranstalter Matthias Hörst­ mann, Programm-Chef Stefan Lehmkuhl, das ganze Team des Melt! und die MeltNews!-Redaktion

Tracklist

GESTERN Rob Da Bank über das HEUTE Zwillingsfestival des Melt! MORGEN Bestival »Die diesjährige Ausgabe des Bestival hat es in sich: neben einer weltexklu­ siven Performance von Björk und dem europaweit einzigen Set von The Cu­ re zieht es außerdem noch zahlreiche weitere Acts von den Village People bis DJ Shadow im September auf die Isle Of Wight. Neu sind in diesem Jahr sind die Roller Disco mit adäquater

Dubstep-Soundanlage, ein Under­ ground-Restaurant, in dem Gerichte auf feinstem Porzellan serviert wer­ den und waschechter Voodoo-Blues im Swamp Shack. Der Dresscode 2011 lautet: Popstars, Rockstars und Divas. Freddie Mercurys und Lady Gagas in authentischem Fleischdress werden in Scharen erwartet!«

01 Planningtorock »Doorway« 02 Digitalism »2 Hearts« 03 C rystal Castles Featuring Robert Smith »Not In Love« 04 The Naked And Famous »Young Blood« 05 Bodi Bill »Hotel« 06 Modeselektor feat. Nazizi & Abbas »Monkey Flip« 07 FM Belfast »I Don’t Want To Go To Sleep Either« 08 Siriusmo »Einmal In Der Woche Schreien« 09 Robyn »Call Your Girlfriend« 10 Clock Opera »Once And For All« 11 When Saints Go Machine »Fail Forever« 12 Cut Copy »Take Me Over« 13 Patrick Wolf »The City« 14 Metronomy »The Look« 15 The Drums »Best Friend« 16 The Hundred In The Hands »Commotion« 17 White Lies »Bigger Than Us«


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011 Inhalt

SehenswürdiGkeiten

Audiolith

Melt!-Welt-News 02

Ferropolis – eine Insel inmitten von Nichts? Keineswegs. Auch rund um das Melt!-Gelände gibt es viel zu entdecken. Für die paar Stunden, in denen mal keine Musik laufen soll.

Bauhaus Dessau Lutherstätten Wittenberg Eine Schule von Weltgeltung. Und ein Haus in Dessau. Das von Walter Gropius entworfene Kunstwerk hat Dessau auch über die Grenzen des Landes hinweg bekannt gemacht. Das Bauhaus ist ein in den 1930er-Jahren entstandener Gebäudekomplex, der von seinem Gründer Walter Gropius ursprünglich als Hochschule konzi­ piert wurde. Im Nationalsozialismus wurde das Bauhaus geschlossen, die wichtigsten Architekten der Moder­ ne emigrierten. Nach einer wechsel­ vollen Geschichte gründete die Wei­ marer DDR-Architektur-Opposition das Bauhaus an altem Ort neu. In der Wendezeit entstanden in den Werk­ stätten wichtige Ideen wie das »Indus­ trielle Gartenreich«, aus dem heraus auch Ferropolis gegründet wurde. Seit 2006 ist dieses bedeutende Werk moderner Architektur komplett restauriert. Die Stiftung Bauhaus Des­ sau ist heute nicht nur ein Museum, sondern einer der wichtigsten Im­ pulsgeber in internationalen Archi­ tekturdebatten.

Wittenberg ist eine der wichtigsten Wirkungsstätten Martin Luthers und damit eine der Keimzellen der Refor­ mation in Deutschland. Hier nagelte Luther im 16. Jahrhundert seine 95 Thesen an die Schlosskirche. Ein Teil der Gebäude aus dieser Zeit ist auch noch heute zu besichtigen: das Lu­ therhaus, das Melanchthonhaus, die Stadt- und die besagte Schlosskirche.

Dessau-Wörlitzer Gartenreich

Rund um die Stadt aus Eisen ist die Ge­ gend durchaus einmalig und sehens­ wert. Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich umfasst mehrere besondere Land­ schaftsparks, darunter den berühmten Wörlitzer Park. Dieser war in der zwei­ ten Hälfte des 18. Jahrhunderts, angelegt durch den Dessauer Fürstenhof, der erste Park der Aufklärung auf dem eu­ ropäischen Kontinent. Von England und

01

Paul Kalkbrenner & The Drums

06

Robyn & Miss Kittin

07

Boys Noize

08

Cut Copy, Azari & III & Audioakt

10

Intro Kneipe

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Carl Craig & Nôze

12

The Naked And Famous

13

Melt! Selektor Stage

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Melt! 2010

16

Gui Boratto, Fritz Kalkbrenner & Swans

18

Tensnake & Bauhaus

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Stefan Lehmkuhl

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M!Eco 24 English Version Foto: Joachim Bednorz – Stiftung Bauhaus Dessau

Italien inspiriert entstand eine Reform­ landschaft, die noch heute ihre große Kraft entfaltet. Schon Goethe schrieb: »Hier ist es unendlich schön ...« (1778)

Biosphärenreservat Mittlere Elbe Entlang der Elbe sind in Sachsen-An­ halt große Teile der Flusslandschaft

unter Naturschutz gestellt. Viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflan­ zenarten entfalten sich auf einer Fläche von sage und schreibe 126.000 Hektar. In der Kapenmühle zwischen Oranien­ baum und Dessau kann man sich über besonders lohnende Radstrecken und Orte informieren. Hier ist auch der Elbebiber zu sehen, vielleicht sogar in seinem Bau mit seinen jungen Bibern.

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Sponsoren 31

Melt!wetter am Freitag, 15. Juli 2011

wechselnd bewÖlkt

Kiffen auf Pinochets Landsitz

12° C

Die Polizei findet eine Hasch-Plantage auf dem Landsitz des toten chilenischen Ex-Diktators Augusto Pinochet.

intro lesen, hören und sehen.

Von Wolfgang Kunst (FR) Auf seinem Landsitz Los Boldos hielt sich der chilenische Diktator Augus­ to Pinochet am liebsten auf, hier steht das Museum mit seiner Asche – und jetzt stellte sich heraus: Auf Los Boldos haben Unbekannte auch eine Marihuana-Plantage angelegt. Die Pflanzung war mit einem Berie­ selungssystem ausgestattet, das die Konstrukteure an die Wasserversor­ gung des luxuriösen Landsitzes an­ schlossen. Neben großen Mengen an Kunstdünger fand die Polizei 182 Marihuana-Stöcke und darüber hin­ aus eine frühere, reiche Ernte: zwei Kilo Marihuana in getrocknetem Zustand. Wer dieses Kiffer-Paradies

ausgerechnet auf dem Landsitz des chilenischen Diktators geschaffen hat, ist unbekannt. „Ich habe keine Ah­ nung, von wem das sein könnte“, sag­ te der Gärtner Carlos Tapia Sánchez der chilenischen Zeitung La Tercera. Der erstaunliche Fund wurde bereits im März des vergangenen Jahres ge­ macht, aber er ist erst jetzt bekannt geworden. „Das erstaunt mich“, er­ klärte Lucía Pinochet Hiriart, die äl­ teste Tochter des 2006 verstorbenen Diktators, „wir hatten keine Ahnung, was in Los Boldos vorgeht, es ist ja of­ fen und halb verlassen.“ Ein Angestell­ ter des Landgutes, das in der Region Valparaíso liegt, sagte der Zeitung, seit

dem Erdbeben Ende Februar 2010 sei kein Besucher mehr hergekommen. Die Einfahrt mit den Wachhäus­ chen, in denen früher stets um die 30 Soldaten für die Sicherheit Pinochets sorgten, mache einen vernachlässigten Eindruck, schrieb La Tercera. Teile des Besitzes sind allerdings noch bewacht, um das Mausoleum zu schützen, in dem die Asche Pinochets liegt. Das Anwesen Los Boldos ist 51 Hektar groß – vom Portal sind es sechs Kilometer bis zu dem Ort, wo die Unbekannten gesät hatten, was sie nicht ernten konnten. Pinochet hatte den Landsitz 1994 ge­ kauft, als er nicht mehr Staatschef, aber immer noch Heereschef war. Er

20° C

ließ ein Schwimmbad, ein Kino, eine Bibliothek, einen Gymnastikraum und einen unterirdischen Bunker anlegen. In den weitläufigen Parkanlagen ging er spazieren, oft umgeben von einigen seiner fünf Kinder, 23 Enkel und drei Urenkel. Um den 55. Jahrestag der Hei­ rat mit seiner heute 89-jährigen Frau Lucía zu begehen, ließ er eigens eine Kapelle bauen. Während seiner mehr als 500 Tage dauernden Haft in England soll er ge­ äußert haben, am meisten fehle ihm Los Boldos. Als er dann später wegen des Vorwurfs der Menschenrechts­ verletzungen unter Hausarrest stand, verbrachte er ihn hier.

www.intro.de/ipad


SEITE 4 MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011 Amanatidis Verklagt Eintracht FRANKFURT/MAIN (dpa) Der Streit zwischen Fußball-Zweitligist Ein­ tracht Frankfurt und seinem ehema­ ligen Kapitän Ioannis Amanatidis hat die nächste Eskalationsstufe erreicht. Wie das Arbeitsgericht Frankfurt am Main am Donnerstag mitteilte, hat der griechische Stürmer den «Erlass einer Einstweiligen Verfügung ge­ gen seinen Arbeitgeber, die Eintracht Frankfurt Fußball AG, beantragt». Amanatidis, der von Trainer Armin Veh trotz eines noch bis 2012 laufen­ den Vertrages nicht mehr berück­ sichtigt wird, verlangt im Wege des Eilverfahrens «seine vertragsgerech­ te Weiterbeschäftigung», insbeson­ dere die Teilnahme am Training der Profi-Mannschaft. Dies hatte ihm die Eintracht bislang verwehrt. Stattdes­ sen hatte der Verein ihn angewiesen, bei den Amateuren mitzutrainieren. Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen reagiert überrascht über den Schritt des Angreifers, der von ihm jahrelang unterstützt worden war. «Davon ist mir nichts bekannt», sagte Bruchhagen der Nachrich­ tenagentur dpa. Der Präsident des Frankfurter Arbeitsgerichts, Frank Woitaschek, bestätigte der dpa den Vorgang aber. Auch der Eintracht sei der Antrag zugestellt worden. Die Verhandlung soll am kommenden Dienstag stattfinden.

nazi lenkt Studenten-Magazin München (dpa) Ein rechter Akti­ vist hat die Studenten-Zeitung an der Universität der Bundeswehr München übernommen. Die Prä­ sidentin der Universität, Merith Niehuss, ist alarmiert. Solange der Oberleutnant, der für Medien der «Neuen Rechten» wie «Junge Frei­ heit» und «Sezession» schreibt, nicht gegen Gesetze verstoße, kön­ ne gegen ihn aber nichts ausgerich­ tet werden. Der Oberleutnant hatte - wie alle der­ zeit etwa 3200 Studenten - ein um­ fassendes Auswahlverfahren durch­ laufen. Er sei vom studentischen Konvent offenbar ohne Kenntnis sei­ ner rechten Einstellung zum Chefre­ dakteur des Magazins «Campus» be­ stellt worden, sagte Niehuss. Sie gehe davon aus, dass das Verteidigungs­ ministerium die Veröffentlichungen und Aktivitäten des Studenten nun näher überprüfe, um möglicherweise Konsequenzen zu ziehen.

Foto: bac

Künstler vor der Bühne 18 Studenten stellen auf dem MeltFestival ihr Können im Foto­graben unter Beweis. Autor: Sebastian Bach Clemens Mitscher ist wohl der ein­ zige Mensch auf dem MELT-Festival, auf dessen T-Shirt zwei E-Mails ab­ gedruckt sind - eine auf der Vorder­ seite, eine auf der Rückseite. Das hat natürlich einen Grund. Am 20. Januar diesen Jahres verschickte Mitscher ei­ ne E-Mail an Geert Schäfer, den Head of Photography des MELT-Festivals. Darin schrieb der an der Hochschule

für Gestaltung in Offenbach tätige Lehrer, dass er mit seiner Studien­ gruppe ein paar Aufnahmen auf dem MELT-Festival machen wolle – einfach um den Umgang mit der Kamera zu erlernen. Schäfers Antwort erfolgte knapp eine Woche später. Er zeigte sich interessiert und sagte zu. Darüber freute sich Mitscher so sehr, dass er sich den E-Mail-Dialog kurzerhand auf ein T-Shirt drucken ließ. Diese Freude merkt man ihm bis heute an. „Es ist einfach außergewöhnlich in einem solchen Ambiente fotografieren zu dürfen“, sagt er. Natürlich steht beim MELT-Fes­ tival aber vor allem das Fotografieren der Künstler im Vordergrund. „Wir planen an diesem Wochenende 60 bis 100 Acts zu fotografieren“, sagt der Student Pascal Davíd Breitenbach.

Melt! Hymne: »2 Hearts« von Digitalism Im letzten Jahr haben WhoMadeWho bereits die »Stahlgiganten« in Ferro­ polis besungen. 2011 sind nun Digita­ lism an der Reihe: »2 Hearts«, die erste Single des aktuellen Albums »I Love You, Dude«, haben die Jungs dem Fes­ tival als Melt! Hymne 2011 geschenkt. Wie es dazu kam? »Wir haben einen Koffer mit Geld hingeschickt und die haben ja gesagt... nein ich glaube, wir haben eine sehr gute Beziehung zum Melt! Festival«, so İsmail »Isi« Tü­ fekçi, die eine Hälfte des Hamburger Duos. »Das war auch mit das erste Festival, das uns supportet hat. Wir haben 2006 gespielt, 2007 und 2009.« – »Wir sind also fast Residents«, er­ gänzt Jens »Jence« Moelle. »Wir ha­ ben auch schon einmal vor ein paar Jahren darüber gesprochen, just for fun, lass doch mal was machen. Dieses Jahr kam es dann endlich zustande.«

Mit dem Song schla­ gen Digitalism eine Brü­ cke zwischen Dancefloor und Pop und legen stilsi­ cher einen sommertaug­ lichen Tanzflächenfüller vor – die perfekte Einstim­ mung auf den Festival-Wahn­ sinn in Ferropolis. Und eine zweite Hymne aus dem Hause Digitalism scheint keinesfalls abwegig. »Zu Stefan Lehmkuhl (Melt!-Veran­ stalter) haben wir eigentlich auch ein gutes Verhältnis. Eigentlich war ja erst die Idee mit ihm etwas zu machen, dass er singt. Aber das hat jetzt aus zeitlichen Gründen nicht gepasst, aber das kriegen wir auch noch hin...«

Die Melt! Hymne 2011 ist auf www.meltfestival.de als kostenloser Download erhältlich.

„Bei der Bühnenfotografie kann man besonders viel lernen“, ergänzt sein Kommilitone Urs Daun. „Das liegt an den besonders schwierigen Ar­ beitsbedingungen: Man hat oft nur wenig Licht und sehr wenig Zeit, al­ les muss ganz schnell gehen.“ Hinzu komme, dass man Künstler auf gro­ ßen Festivals meist nur während der ersten drei Songs fotografieren dürfe. „Dadurch hat man noch mehr Zeit­ druck“, sagt Daun. Seit der Entstehung des Projekts im Jahr 2010 durften die Studenten ihre Künste vielfach unter Beweis stellen. Sie fotografierten auf dem Burg Herzberg Festival und be­ suchten innerhalb von drei Monaten 25 Konzerte. „Das MELT ist für noch eine Steigerung zum Burg Herzberg Festival“, sagt Breitenbach. Für die Finanzierung des Ausflugs

fanden sich glücklicherweise zahlrei­ che Sponsoren. Besonders stolz sind die Studenten auf ihre tollen Kameras, die ihnen von der Firma Hasselblad zur Verfügung gestellt wurden. Ihr Studio haben sie in einem kultigen Ami-Tourbus direkt in Bühnennähe. Die Besitzer dieses Schmuckstücks vom Apple-Vertrieb „mStore“ in Ham­ burg, erwähnen wir an dieser Stelle besonders lobend, da sie uns mit Rat und Tat beim Aufbau unserer Compu­ tersysteme im Produktionscontainer behilflich waren. Und natürlich haben sie auch einen sehr schönen Bus. Von diesem Standort aus, werden die 18 Studenten und ihre drei Lehrer in den nächsten Tagen versuchen, das Erleb­ nis MELT für die Nachwelt greifbar zu machen. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

Pete Doherty: Schulden in Berlin

Hinter den Kulissen

Finja Green Text: George Grodensky Finja Götz ist im Stress. Fragen über Fragen häufen sich bei der 26-Jährigen, die in der Festival-Orga eingebunden ist. Das Telefon im Melt!-Produktions­ büro steht selten still. Trotzdem hat sie immer ein Lächeln auf den Lippen. Als könne ihr all die Aufregung rund um das Großevent nichts anhaben. Was ihr sicher hilft: Götz ist ein ausgesprochen freundlicher und lebhafter Mensch. “Gigantisch” sei ihr erster Eindruck vom Melt! gewesen. Ein Eindruck, der sich über die Jahre eher noch vertieft hat. “Eine ganz neue Welt” habe die Hamburgerin kennengelernt als die Veranstaltungskauffrau vor drei Jah­ ren bei der Firma Melt! Festival ange­ heuert hat. “Man sieht ja als Besucher nur, dass alles toll aussieht und läuft.” Die ganze Arbeit hinter den Kulissen erschließt sich den Gästen eher nicht. Drei Bereiche des Festivals liegen in ihrer Verantwortung. Götz obliegt die

Personalverwaltung. Für hunderte von Melt!-Helfern und Mitarbeitern. Außer­ dem organisiert sie die verschiedenen Shuttle-Services. Etwa vom Camping­ platz oder vom Busbahnhof aus zum Festivalgelände. Besonders am Herzen liegt ihr aber das Projekt “M!Eco”. Das kurze “M!Eco” fasst alle Dinge zusammen, die das Festival so grün, nachhaltig und ökologisch wie mög­ lich machen sollen. “Wir als Veranstal­ ter tragen eine große Verantwortung”, findet Götz. Ein Festival diese Größen­ ordnung sei eine gute Möglichkeit, drei Tage lang an die Jugend heranzukom­ men. Das sei die relevante Zielgruppe für das Thema Nachhaltigkeit, sagt Götz. “Das sind die, die irgendwann un­ sere Zukunft maßgeblich beeinflussen.” Vorbilder für die junge Generation seien heute nicht mehr so sehr Leh­ rer oder Politiker. Die Jugend schaue verstärkt auf Künstler und andere Ak­ teure, die im Rampenlicht stünden. Natürlich könne das Festival nicht

von heute auf morgen komplett “grün” werden. Es sei aber wichtig zu zeigen, dass jeder seinen Teil zu einer bes­ seren Welt beitragen könne. Es geht darum, Möglichkeiten aufzeigen. “Die Themen kreativ anzugehen und ein Umdenken anzuregen.” Im vergangenen Jahr haben die Melt!-Organisatoren mit diesem Um­ denken begonnen. Als erstes Thema stand “Mobilität” auf dem Plan. Denn: Zu einem Festival reisen die meis­ ten Besucher mit dem eigenen PKW an. “Das hat viele Vorteile”, sagt Götz. Die Besucher können ihre Sachen im Auto lagern, es bietet auch Schutz vor Regen. Das Melt! hat daraufhin einen eigenen Zug eingerichtet. Der fährt auch in diesem Jahr wieder – von Köln über sechs Stationen bis aufs Festivalgelände. Immerhin 700 Men­ schen finden darin Platz. Der Clou: Die Zugreisenden können in den Wag­ gons übernachten, brauchen also kein Zelt. Und ihre Sachen können sie dort

auch lagern. Security-Leute passen darauf auf. In diesem Jahr haben sich die Or­ ganisatoren das nächste Thema ge­ setzt: Energie. “Wir versuchen auf LED-Leuchten umzustiegen”, sagt Götz, “überall wo es möglich ist”. LEDs seien wesentlich energieeffizienter als anderes Licht. Einen kleinen Teil des Stroms gewinnen die Veranstal­ ter über Solarzellen auf den Dächern. Seit vergangenem Samstag rollt auch eine Gruppe Radler Richtung Melt!-Ge­ lände. Die campieren nicht nur auf dem Gelände, sie richten auch eine FahrradDisco ein. Beim Biergarten am Cam­ pingplatz beim Busbahnhof können Festbesucher jetzt vor Öffnung des Ge­ ländes fit werden und vorfeiern. Aber: Nur wenn die Diskobesucher ordentlich in die Pedale treten, hat der DJ Strom für seine Plattenteller. Apropos Fahrrad. Auf der Rasenfläche vor der Gemini-Bühne finden Festivalbesucher eine per Peda­ le betriebene Handy-Ladestation vor.

Melt! bei ZDFkultur Die allerbesten Momente nach der Heimkehr noch mal rekapitulieren? Das geht dieses Jahr anschaulicher denn je. Dafür sorgt dankenswerter Weise der Sender ZDFkultur mit sei­ ner umfangreichen Berichterstattung vom Festival. Während die Daheim­ gebliebenen schon am Melt!-Samstag, den 16. Juli, ab 20.00 Uhr vier Stunden lang aus dem Ohrensessel heraus se­ hen können, was ihnen gerade ent­ geht, bekommen alle Rückkehrer ab Montag, dem 18. Juli, zwei Wochen lang jeden Werktag zwischen 19.00 und 20.00 Uhr die Highlights gebo­ ten. Garantiert mit allen Headlinern!

Samstag, 16. Juli 2011, 20.00 Uhr: MELT! 2011 LIVE aus Ferropolis, Moderation Jo Schück, Silke Super Montag, 18. Juli bis Freitag, 22. Juli 2011, jeweils 19.00 Uhr, Montag, 25. Juli bis Freitag, 29. Juli 2011, jeweils 19.00 Uhr: MELT! 2011, Livemusik aus Ferropolis, Moderation Jo Schück, Silke Super

Das Melt! wird sportlich GehÖrsChutz Es gibt bei der 14. Edition des Melt! nicht nur Musik, sondern auch ein breites Rahmenprogramm. Wem in diesem Jahr der Sinn nach sportli­ cher Betätigung steht, noch bevor die ersten Bands die Bühnen unter den Stahlgiganten einnehmen, hat die Qual der Wahl: In Zusammenarbeit mit Elbufercamp bietet das Melt! in diesem Jahr sowohl einen Fahrrad- als auch einen Drachenboot-Verleih an. Fahrräder können für das komplette Melt!-Wochenende (Fr-So) für EUR 1,50 pro Stunde plus Pfand ausgeliehen wer­ den. Erkundet die wunderschöne Ge­ gend um Ferropolis anhand der Beispiele

links. Ein Blick auf www.ferropolis.de ist dabei sicherlich hilfreich. Aber nicht nur zu Lande ist Ferro­ polis lohnenswert – auch für Wasser­ ratten hat das Melt!-Festival ein neues Top-Angebot: Samstag und Sonntag können in diesem Jahr Drachenboote gemietet werden. Von 10 bis 15 Uhr kön­ nen Mannschaften und Einzelpersonen, die sich im Voraus oder vor Ort beim Elbufercamp angemeldet haben, im 30-Minuten-Takt über den Gremminer See paddeln. Einzelne Personen zahlen EUR 4, komplette Teams (über 14 Per­ sonen) EUR 50 pauschal. Alle Infos und Anfragen unter: info@elbufercamp.de

Bei einem Festival kann es laut wer­ den. Aber keine Sorge. Die Lautstärke wird ständig vor den Bühnen kontrol­ liert. Außerdem sorgen die Veranstal­ ter dafür, dass das Gehör keinen Scha­ den nimmt. Solltest du die Lautstärke dennoch einmal als unangenehm laut empfinden, empfehlen die Verant­ wortlichen, Ohrstöpsel zu verwenden oder sich nicht in der Nähe der Laut­ sprecher aufzuhalten. Hochwertiger Gehörschutz kann am MerchandiseStand für 0,20 € gekauft werden.

BERLIN (dpa) Skandalnudel Pete Do­ herty (32) hat noch immer Schulden bei der Berliner Justiz. Doherty muss eine Strafe zahlen, weil er im Dezem­ ber 2009 im Stadtteil Kreuzberg ein parkendes Auto demoliert haben soll. Derzeit hapert es mit der La­ dung zum Haftantritt. «Die Zustel­ lung hat nicht funktioniert», sagte Staatsanwaltschaftssprecher Martin Steltner. Nun werde erneut versucht, Doherty das Schreiben zuzustellen. Wenn der Musiker die Summe be­ gleicht, ist die Angelegenheit laut Steltner erledigt. Wenn nicht, muss er 30 Tage hinter Gitter, zu einer sogenannten Ersatzfreiheitsstrafe. Doherty hat derzeit auch Ärger wegen einer Kneipentour in Re­ gensburg. Und erst vor kurzem verbrachte er nach britischen Me­ dienberichten sechs Wochen in Haft. Ursprünglich war Doherty wegen unerlaubten Kokain-Besitzes von einem Londoner Gericht zu sechs Monaten verurteilt worden. Er kam vorzeitig auf freien Fuß.

Iranische Filmemacherin verschwunden TEHERAN (dpa) Die iranische Schau­ spielerin und Dokumentarfilmerin Pegah Ahangarani ist nach Infor­ mationen der Deutschen Welle seit Tagen spurlos verschwunden. Sie sei offensichtlich verhaftet worden, teil­ te die Deutsche Welle am Donners­ tag in Bonn mit. Ahangarani sollte für den deutschen Auslandssender über die Fußballweltmeisterschaft der Frauen bloggen und dazu nach Deutschland reisen. Einen Tag vor ihrer Abreise aus Teheran sei ihr vom Informationsministerium nahege­ legt worden, auf die Reise zu verzich­ ten. Zudem sei ihr die Verhaftung angedroht worden. Ahangarani und die Deutsche Welle verzichteten auf das Blog-Projekt. Ahangaranis jüngster Film «Dehna­ maki-ha», in dem es um einen An­ führer der paramilitärischen Schlä­ gertruppe der Hizbollah geht, wurde vor wenigen Wochen von der BBC ausgestrahlt. Die Deutsche Welle hat gegen die Festsetzung der Schauspie­ lerin protestiert und ihre sofortige Freilassung gefordert.

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SEITE 6 MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011 IMPRESSUM Verlage Intro GmbH & Co. KG Venloer Str. 241–245 50823 Köln Fon (0221) 9 49 93-0 Fax (0221) 9 49 93 99 Mail verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de www.intro-verlag.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann In Kooperation mit Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH Geschäftsführer Karlheinz Kroke Karl-Gerold-Platz 1 60594 Frankfurt am Main Fon (069) 2199 1 Fax (069) 1310030 Mail leserbrief@fr-online.de www.fr-online.de Objektleitung Intro Martin Lippert Objektleitung Frankfurter Rundschau Nicole Bartwicki Chefredakteur Intro Thomas Venker Chefredakteur Mediendepot Frankfurt GmbH im Auftrag der Frankfurter Rundschau Arne Löffel Redaktion Christian Steinbrink (CvD), Wolfgang Frömberg, Felix Scharlau, Annette Schimek (Foto), Carsten Schumacher, Linus Volkmann, Kristina Engel (Lektorat) Art Direction Holger Risse AutorInnen Sebastian Bach, Henrik Drüner, Paula Fuchs, George Grodensky, Michael Hoh, Heiko Hoffmann, Sebastian Ingenhoff, Leo Leowald (Comic), Arno Raffeiner, Martin Riemann, Maja Schäfer, Janis Stock, Michael Weiland, Roland Wilhelm Übersetzer Michael Hoh, Alexander Mayor Layout Saskia Buchen, Jürgen Frost, Christine Mellies, Holger Risse Administration Eva Lohmeyer Public & Media Relation Dominic Pohlmann Marketing & Sales Oliver Bresch (Ltg.), Martin Lippert, Pete Schiffler, Sebastian Siegmund, David Winter Druck Druckzentrum Neu-Isenburg Rathenaustraße 29 63263 Neu-Isenburg Gerichtsstand Frankfurt am Main. Druckauflage 10.000 Gedruckt auf chlorfrei gebleich­ tem Papier, Inhalt aus 100% Altpa­ pier. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmi­ gung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Paul Kalkbrenner

Raven mit Sarkozy Paul Kalkbrenner gehört zu den schil­ lerndsten Figuren der Techno-Szene. Melt­ news! begleitete den Berliner Produzenten vor seinem Melt!-Auf­ tritt nach Paris, wo er das Material seines neuen Albums »Icke wieder« testete. Text: Martin Riemann Auch in Paris hat man »Berlin Cal­ ling« gesehen, jenen Nachtleben­ film, in dem Paul Kalkbrenner einen

verdrogten Techno-DJ gibt und der ihn Hals über Kopf zur Berühmtheit werden ließ. Der Publikumsandrang ist dementsprechend so groß, dass das La Machine, in dem er an diesem Abend im März 2011 gastiert, um Teile seines neuen Albums »Icke wieder« vorzustellen, bis zum letzten Quadrat­ zentimeter mit glücklichen Franzosen gefüllt ist. Draußen vor der Tür bet­ teln etliche junge Fans mit traurigen Augen um Eintrittskarten, dabei sind die schon längst ein kleines Vermögen wert. Das La Machine liegt mitten im berühmten Pariser Rotlichtbezirk Pigalle, direkt unter dessen Wahrzei­ chen, dem Moulin Rouge, einer leuch­ tend roten Mühle, deren Flügel sich verheißungsvoll drehen. Die offizielle Kapazität liegt bei 1100 Besuchern. Das macht dann, als Kalkbren­ ner die Bühne betritt, mindestens 2200 Hände in der Luft. Die Menge

ist schon komplett begeistert, bevor überhaupt ein Ton gespielt wird. Al­ le schreien vor Glück. So ungefähr wird es für den Rest des Auftritts blei­ ben. Vor der Bühne ist kein Millime­ ter Platz. Ein Meer von Smartphones filmt den Auftritt. Überschwänglicher Enthusiasmus ist überall greifbar und findet seine Entsprechung in Kalk­ brenners Musik. Der beugt sich leicht verträumt wirkend über die Regler, wippt, lächelt und streckt ab und zu wie in Trance die Faust langsam em­ por. Manchmal justiert er auch die Monitorboxen um ein paar Zentime­ ter. Alles wird mit überwältigendem Jubel quittiert. Sein Manager ist hocherfreut, dass auch das neue Material so gut ankommt – als könnte Kalkbrenner überhaupt noch was falsch machen. Der versetzt wie zum Beweis die Men­ ge nach Belieben mit reinen Höhen in

Spannung, bis er ihr endlich ihre ge­ liebte Bassdrum schenkt. Die Interak­ tion zwischen ihm und dem Publikum könnte nicht nahtloser sein. Später im Backstagebereich herrscht ähnliche Euphorie, überall leuchtende Augen. Kalkbrenner sitzt lächelnd auf seinem Stuhl, trinkt Chi­ vas Regal und raucht. Pierre Sarkozy, Sohn des französischen Staatspräsi­ denten und selbst DJ, ist auch da und legt ihm dringend einen Auftritt auf Korsika nahe. Pech gehabt, Kalkbren­ ner ist schon das ganze Jahr verplant: Touren durch China, Japan und so weiter stehen an. Nicht nur die Fans, auch die Booker müssen also früh ge­ nug anklopfen, wenn sie den Mann auf die Bühne bringen wollen. Umso schöner, dass Kalkbrenner beim Melt! mitsamt dem fertigen neuen Album vorbeischaut.

— Heute / BENCH Main Stage / 02:00

The Drums

GeGen Schema F Text: Michael Hoh Es scheiden sich die Geister an der New Yorker Band The Drums: Wäh­ rend die Indie-Popper von den einen für ein lauwarmes Hypelüftchen ge­ halten werden, überschlagen sich die anderen mit Superlativen wie »auf­ regend«, »ekstatisch« und »umwer­ fend«. Für den Hype um The Drums be­ durfte es vier Kumpels, reichlich Ins­ piration aus dem Seifenblasen-Kosmos der 50er und 60er sowie eines un­ gebremsten Hangs zur Selbstinsze­ nierung. Mit dem Release ihrer EP »Summertime« spannten die New Yorker 2009 den Bogen zwischen vo­ luminöser Jukebox und glitzernden Synthies. Damit hoben sie einen gran­ diosen Pop-Bastard aus Surf-Attitüde, dick aufgetragenen 50s-Balladen und melancholischen Post-Punk-Elemen­ ten aus der Taufe. Das ein Jahr später erschienene, selbst betitelte Album der Band steht dem in nichts nach. Textzeilen wie »Oh mama, I wanna go

surfing / Oh mama, I don’t care about nothing« oder »Everybody’s gotta love someone / but I just wanna love you, dear« evozieren unweigerlich Refe­ renzen an sonnige Nullsätze der Beach Boys und klebrige Ami-Schnulzen der 50er. Doch durch die monotone Tris­ tesse einzelner Bassläufe, hallige Beats und epische Synthesizer lassen The Drums die Seifenblase platzen und durchbrechen traditionelle Pop­ strukturen nach Schema F. Hier wird nicht reproduziert und nach festgefahrenen Mustern durchde­ kliniert, sondern die Möglich­ keit einer passenden Popfor­ mel für das 21. Jahrhundert ausgelotet – weg von aal­ glatten Oberflächen, hin zu authentischen Aus­ drucksformen. Auch in der neuen Live-Konstellation ge­ hen The Drums diesen Schritt mit. Nachdem Gitarrist Adam Kessler im September letzten Jahres

ausgestiegen war, verkündete die Band für ihre in 2011 anstehenden Gigs nun Neuzuwachs: Drummer Connor Hanwick wechselt an die Gitarre und übergibt das Schlagzeug an Chris Stein, Myles Matheny macht das Quintett an der zweiten Gitarre

komplett. Warum die Umbesetzung? Auf Drum-Computer und BackingTracks wolle man gänzlich verzich­ ten, so Sänger Jonathan Pierce. Alles live, kein Netz, kein doppelter Boden.

— Heute / BENCH Main stage / 23:00


SEITE 7

MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011 Robyn

Smarter Fembot

es plötzlich auch wie eine total ein­ studierte Choreo.« Robyn vermeidet es live ja ohnehin gern, ihre Musik zu sehr dem elektronischen Grund­ gerüst der Stücke anzupassen. Alles soll irgendwie künstlich und gleicher­ maßen irgendwie echt sein. In diesem Spannungsfeld hat sie sich zuletzt auf der »Body Talk«-Trilogie selbst als halb-bionische, halb-menschliche Kunstfigur neu erschaffen, was (nicht nur) in dem Song »Fembot« eine tanz­ bare Entsprechung fand:

Im Jahr 2010 veröffentlichte die schwedische Songwrite­ rin zig Songs, drei separate Alben, ein Überblicks-Album und tourte mit stetig wach­ sendem Erfolg. Die discoide Leichtigkeit, die sie sich dabei bewahrte, legt die Vermutung nahe, sie sei wirklich eine Art smarter Fembot, wie sie selbst be­ hauptet.

»My superbrain is a binary / In fact I’m a very scientifically advanced hot mama.« Aber sicher doch. Wobei man na­ türlich bei aller elektronischen HotMama’haftigkeit nicht die Hookline vergessen darf: »Fembots have fee­ lings, too!« Das Spiel mit Geschlechter-Ste­ reotypen, das gleichzeitig die Auf­ lösung jener in sich trägt – und das Ganze noch über das Primat des menschlichen Körpers er­ hebt. Mit dem Themenkom­ plex hätten zwanzig PostDok-Studierende ihre Habilitationen be­ streiten und noch Stipendien beim Genderreferat ab­ stauben können. Robyn hat daraus hingegen ein unwi­ derstehliches Em­ pire in Pop, Disco und Charts geschaf­ fen. Und dieses Em­ pire ist gerade live in der Lage, das megalo­ manische Prinzip des Großkonzerts wieder zu etwas Schwitzendem, Intimem zu überführen. I am in love with a robot – sollen die anderen doch sagen, was sie wollen.

— Heute / Bench Main stage / 00:30

Miss Kittin

Happy Birthday To You! Heute dürfte es auf der Big Wheel Stage nicht nur Beats, sondern auch Torten geben. Caro­ line Hervé a.k.a. Miss Kittin feiert gemeinsam mit der Melt!-Crowd ihren 38. Geburtstag.

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— Heute/ Big Wheel Stage / 01:00

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da Housecat, die der Pariserin sogar ei­ nige Radiohits bescherten. Mittlerwei­ le hat sie mit »Batbox« und »I Com« zwei eigene Soloalben veröffentlicht und ist sowohl als Beatbastlerin wie auch als Sängerin hin zu neuen Ufern aufgebrochen. Auch während ihrer DJ-Sets greift die Französin gerne mal zum Mikro und gibt die Croonerin.

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Text: Sebastian Ingenhoff Die in den mittleren Siebzigerjahren geborene Französin trat Ende der Neunziger zum ersten Mal durch ihre Kollaborationen mit The Hacker unter der Discokugel in Erscheinung. Tracks wie »1982« oder »Frank Sinatra« sind bis heute Klassiker geblieben. Es folg­ te die Hochphase der ElectroclashWelle samt Zusammenarbeiten mit Künstlern wie Golden Boy oder Felix

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den wür­ de, damit war im Vorfeld wohl eher nicht zu rech­ nen. Und doch hat sich die klei­ ne Schwedin mit der großen Macht über das kontemporä­ re Pop-Spektakel genau das für ihre Bühnenshow ausgesucht. »Die Idee kam von mir«, erzählt sie in einem Interview anlässlich ihrer Beteiligung an den diesjährigen Telekom Street Gigs. »Ich fand erst mal einfach, das sieht cool aus. Und wenn beide ne­ beneinander dasselbe spielen, wirkt

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Lässt man den Blick über Robyns Büh­ nenausstattung schweifen, kommt einem gleich etwas komisch vor. Was es ist, merkt man aber erst auf den zweiten Blick: zwei Schlagzeuger in einer Band. Du liebe Güte! Aber um in den Genuss einer derartigen Perfor­ mance zu kommen, muss man eben nicht immer nach Wacken oder zu ei­ nem Experimental-Jazz-Festival nach Oberschlumpfdorf im Allgäu reisen. Nein, die Postrocker Tortoise gefielen sich 2004 zum Beispiel auf der Melt!Hauptbühne darin, ihre Muckersuper­ kräfte so weit auszuspielen, dass beide Drummer sogar zentral und vis-à-vis zueinander auf der Bühne standen. Ziemliches Spektakel, ziemlich viele Nerds wischten sich die Tränen aus den fettigen Haaren und Bärten. Dass diese Percussion-Dämmerung 2011 bei Robyn eine Wiederholung fin­

Patrick Wolf, das 28-jährige IndieDarling, das am Samstag um 19:30 Uhr auf der Bench Main Stage spie­ len wird, hat aktuell Probleme mit seinen Reiseunterlagen. Auf seiner Facebook-Seite schrieb der Multiins­ trumentalist gestern Nachmittag, er müsse das für den Abend geplante Konzert beim International Istanbul Jazz Festival leider absagen. Grund dafür sei ein »kaputter Reisepass«, der offenbar entweder bei der Aus­ reise oder der Einreise in die Tür­ kei nicht akzeptiert worden sei. Der Hinweis, er hoffe, die Türkei-Show bereits am heutigen Freitag nach­ holen zu können, deutet jedoch da­ raufhin, dass sein morgiger Gig beim Melt! nicht gefährdet ist. Schade wäre ein Ausfall Wolfs auch, weil er dann seinen neu­ en Kumpel Alec Empire verpassen würde, der am selben Abend mit Atari Teenage Riot um 1 Uhr im In­ tro Zelt sein Melt!-Comeback feiert. Die beiden extrovertierten Künstler spielten Anfang Juli beim Duisburger Traumzeit Festival eine denkwürdi­ ge und komplett improvisierte Kol­ laborationsshow, die die Zuschauer gleichermaßen mitriss wie irritierte. Während sich Empire weitgehend hinter seinem Laptop verbarg, spiel­ te Wolf, der zuvor schon für eine gehörige Verspätung gesorgt hatte, Dutzende Instrumente, rezitierte in einem Sessel sitzend Texte und bat sogar das Publikum um Rat, welches der zur Verfügung stehenden Requi­ siten er als nächstes benutzen solle. Nachdem Wolf es geschafft hatte, im Vorbeigehen eine teure Harfe um­ zuwerfen, nahm er sein iPad in die Hand und produzierte sogar damit eine ansehnliche Geräuschkulisse. Nicht ausgeschlossen, dass die bei­ den auch im Rahmen des Melt! auf 03 03 03 der Bühne 3zusammenkommen. 0 MEGA ISSUE Wolf ist außerdem für den 0mor­ 3 gigen Nachmittag um 16:30 Uhr für ein öffentliches Interview in der In­ tro Kneipe angekündigt. Vorausge­ setzt, er hat bis dahin einen Ausweis, mit dem er ein Flugzeug besteigen darf. Bis zum Redaktionsschluss SK DEUTSCY TO gab es vonseiten des II! Künstlers kei­ CHAD HL AN DPREP MIERE I INTE RVMUSKA A! IEW CHUKKSollte der ne weiterenHAPPY Neuigkeiten. VENBBB! O BIRTHDAY W PE OTSCA AIR FO Auftritt tatsächlich abgesagt werden müssen, informiert die Webseite des Melt! und die Portale in den sozialen Netzwerken ISSUE des Festivals umgehend: twitter.com/meltfestival. E 03 SGAB

Text: Linus Volkmann

Patrick Wolf Reisepass kaputt

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AUSGABE OUT NOW! Text: Christian 03 Steinbrink


SEITE 8 MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011 Little Dragon Little Dragon bezeichnen ihren Sound selbst als »schizophren«. Könnte der Tatsache geschuldet sein, dass sich ihre Musik am bes­ ten als Soul meets Elektro meets Jazz meets Pop beschreiben lässt. Mit dieser Mischung aus so ziemlich al­ lem, was nicht bei drei auf den Bäu­ men ist, konnten Sängerin Yukimi Nagano und ihre drei schwedischen Mitmusiker aus Schulzeiten schon so illustre Acts wie DJ Shadow, Mark Ronson und TV On The Radio als bekennende Fans gewinnen.

— heute / Intro Zelt / 20:30

Boys Noize

Unser Mann in Amerika Paul Kalkbrenner und Modeselektor nennen ihn »unseren Mann in Amerika« und spie­ len damit auf den immensen Erfolg von Alex Ridha alias Boys Noize in der neuen Welt an. Meltnews konnte sich bei Boys Noize’ letztem London Gastspiel davon überzeugen, dass sein Electro-Techno-Bastard auch im guten alten Europa den Nerv der Zeit trifft. Text: Roland Wilhelm

Markus Kavka Top 5 Tracks Als MTV- und Viva-Zwei-Moderator bekannt geworden, hat sich Mar­ kus Kavka mittlerweile auch als DJ etabliert. Hier seine Top-5-Tracks zum Melt! Apparat (Band) »Sayulita« DAF »Alles ist gut« Little Dragon »Twice« Metronomy »The Look« The Hundred In The Hands »Killing It«

— Heute / Big Wheel Stage / 15:00

FM Belfast Eine Stadt, deren Bürger sich einen professionellen Komiker mit PunkAttitüde zum Bürgermeister wählt, kann nur eine gute Stadt sein. Rey­ kjavík ist in vielen Dingen unkon­ ventionell. Auch die dortige Musik­ szene: FM Belfast variieren in der Live-Besetzung zwischen vier und 30 Leuten – je nachdem, wer gera­ de Zeit hat. Ihr Electropop klingt entsprechend locker und vielfältig, irgendwo zwischen den nordischen Verwandten GusGus und Röyksopp. Wenn das eigene Land knapp einem Staatsbankrott entgangen ist, musi­ ziert es sich eben umso ungenierter.

— Heute / Gemini Stage / 22:30

Foster The People Der Song »Pumped Up Kicks« war 2010 gerade auf der bandeigenen Homepage hochgeladen, da lief schon die Hype-Maschinerie auf Hochtouren. Mit all ihren erfreu­ lichen Begleiterscheinungen. Plat­ tendeal bei Majorlabel: Check. Hea­ vy Rotation auf jeder Indie-Party: Abgehakt. Von der One-Man-Show inzwischen zum Trio gereift, ist die Band rund um Sänger und Master­ mind Mark Foster nun bereit, auch die letzten Zweifler von den LiveQualitäten des fröhlichen SynthiePop-Sounds zu überzeugen.

—Heute / Intro Zelt / 22:00

Paradoxerweise scheint der PartyStress entspannend auf Alex Ridha zu wirken. Kaum in London ange­ kommen, wo er abends im neuen InClub XOYO auflegen wird, fährt er zum Rough Trade Shop an der Brick Lane. Seelenruhig und ausgiebig hört er sich dort durch die neuesten Ma­ xis, um nicht wenige davon zu kau­ fen. Ebenfalls in der Tüte gesichtet: das neue Alben von Cold Cave und eine Best-Of-CD der Sparks. Sein Kaufverhalten ende nicht bei der Musik, für die er steht, gibt er zu Verstehen. Also ordentlich wummernden Electro und Tech­ no. Dass Ridha dem Pop zugetan ist, kann man auch an der Liste seiner Auftragsarbeiten sehen: Kelis, Gonzales, Bloc Party, De­ peche Mode, Tiga, Marilyn Man­ son, Scissor Sisters und nicht zu­ letzt die Black Eyed Peas wurden bereits von ihm geremixt oder produziert. Wie Popstar-mäßig er selbst mittlerweile auf der Insel ver­ ehrt wird, zeigt sich sofort, als Ridha später um kurz nach ein Uhr nachts die Bühne des XO­ YO in East London betritt: Sofort bran­ det frenetischer Ju­ bel auf, gefolgt von »BOYS NOIZE! BOYS NOIZE!«Sprechchören. Richtig

heftig wird es dann, als er sein Set beginnt: Bei den ersten Beats gibt es einen mächtigen Schub nach vorne und die Kids in der ers­ ten Reihe haben

gar keine andere Wahl, als sich am DJ-Pult abzustützen. Das kippt folg­ lich fast um, Ridha schafft es gerade noch, sich dagegenzustemmen und dadurch Schlimmeres zu verhindern. Hier zahlt sich aus, dass er seit ein paar Jahren nur noch mit CDs auflegt und nicht mehr mit Vinyl. Denn solche Momente hat er einfach zu oft erlebt, und die empfindlichen Nadeln der Plattenspieler können die Erschütte­ rungen, die die irrsinnige Euphorie bei seinen Sets mit sich bringt, nun mal nicht vertragen. Dementsprechend lacht sich Ridha kaputt, lässt sich an­ sonsten aber von dem Zwischenfall nicht im geringsten irritieren – macht allerdings zunächst mit weniger har­ ten Tracks weiter, wäh­ rend die Sicher­ heitskräfte versuchen,

die Lage vor der Bühne in den Griff zu kriegen. Nicht so einfach bei vier Mann gegen 800 betrunkene Raver. Nicht nur einmal drohen sogar die Boxentürme umzukippen und müs­ sen von hinten abgestützt werden. Kollektives Ausflippen, der Schweiß tropft von der Decke. Auf der Tanzflä­ che liegen überall Flaschen, wo keine Füße sind. Gefangene macht hier kei­ ner. Nach knapp zwei Stunden dann urplötzlich die Ernüchterung: Musik aus, Licht an, Sperrstunde! Der Club hat nun mal keine »Late Licence«. Aber wohin man auch blickt: nur glückliche Gesichter. Auch bei Boys Noize. Der nimmt noch ein Bad in der Menge und muss sogar einen nackten Busen signieren. Ein richtiger Pop­ star eben.

—Heute / Bench Main Stage / 04:00


BeGinner, suede, primal scream

present screamadelica

Beirut, lFO, BOys nOiZe, alOe Blacc, mOGWai death creW 77 the BlOOdy BeetrOOts live James BlaKe Battles, the drums, the rapture, deus

Odd Future WOlF GanG Kill them all, hercules and lOve aFFair BOy GeOrGe & marc vedO dJ-set Kruder & dOrFmeister, apparat Band casper, clap yOur hands say yeah, the naKed and FamOus mr. OiZO, css, santiGOld, pantha du prince, diplO, a-traK, sKrillex dJ hell, Wire, health, BuraKa sOm sistema, austra, mOunt KimBie BaG raiders, alex WinstOn, yuKseK, BrOdinsKi, yelle, the BlacK anGels, FireFOx aK, rainBOW araBia, Waters, retrO steFsOn tune-yards, dry the river, hOusse de racKet, andy Butler dJ-set Oh land, GesaFFelstein live FlOrrie, Jimmy edGar, remmi demmi GrecO-rOman special, relish special, G.i. discO, Berlin Battery last days OF 1984 and many mOre


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

The Koletzkis Melt!-Resident Oliver Koletzki kann nicht nur Techno und House. Nach­ dem er 2009 mit »Großstadtmär­ chen« feinfühlige Popmusik für sich entdeckte, meistert der DJ und Pro­ duzent als The Koletzkis mittler­ weile den Spagat aus technoidem Gefrickel und bandorientierter Per­ formance.

— Heute / Gemini Stage / 21:00

Cut Copy, Azari & III, Fake Blood

»Express yourself!« Mit Cut Copy, Azari & III und Fake Blood wird es kinderleicht, dem alten Madonna-Imperativ zu folgen. Alle drei Künstler stehen für Dance, die 90er und dieses Riesengefühl, wenn unter der Discokugel alle gemeinsam sie selbst sind. Text: Arno Raffeiner

Jack Tennis Er zählt zu den führenden HouseDJs in Berlin. Remixes für Caribou und Bonaparte sowie Veröffentli­ chungen auf dem Gomma-Label sprechen für ihn. Mit Shir Khan und DJ Supermarkt ist er Mitbegründer des Blogs »Berlin Battery«.

— Heute / Gemini Stage / 16:00

Man ist fast geblendet von so viel Galabeleuchtung und Wiederaufer­ stehung. Die glorreiche Vergangenheit von Dance Music der Marke frühe 90er erstrahlt in all ihrem Glamour wieder vor uns: Azari & III haben es vollbracht! Umrankt von House-Pi­ anos, schnalzenden Beats und Nos­ talgie-Presets erhebt sich hier eine alte Diva aus der Asche – und mit ihr diese Vocal-Hooks, die sich anfühlen wie immer schon gekannt und die ein­ fach nicht mehr aus den Gehörgängen wollen. »Hungry For The Power« und »Reckless (With Your Love)« sind gro­ ße Dance-Hits und wunderbar griffige Slogans zugleich. Sie geben der ewi­ gen House-Renaissance endlich Sub­ stanz. Und Power. Viel mehr als diese zwei Songs hat es nicht gebraucht, um

Azari & III den Ruf des derzeit besten House-Kollektivs neben Hercules And Love Affair zu verschaffen. Viel mehr gab es von Dinamo Azari und Alixan­ der III bis zur Veröffentlichung ihres Debütalbums im Frühsommer 2011 auch nicht zu hören. Wie bei den bis­ herigen Hits setzt das Produzenten­ duo aus Toronto dabei wieder auf die flamboyante stimmliche Präsenz der Sänger Fritz Helder und Cedric Gasi­ ada, mit denen zusammen es auch zu viert auf der Bühne steht – im Geiste flankiert von Größen wie Inner City und Technotronic. So und nicht an­ ders feiert man die Rückkehr einer goldenen Ära. Noch ein Stückchen weiter zu­ rück in die Zukunft gehen vier junge Herren aus Melbourne, die mit ihrer

Musik trotzdem mitten im Heute ste­ hen. »So sehr Beach Boys wie Human League und Madchester«, lobte kürz­ lich etwa die Zeitschrift Groove in ei­ ner Rezension ihres aktuellen Albums »Zonoscope«. Die Rede ist von Cut Copy (Foto) – ganz ohne »paste«. Aber obwohl wenn die australische Band aufs Einfügen und vor allem aufs plat­ te Abkupfern verzichtet, steckt hier ungemein viel drin. Vom Ansatz her eigentlich eine Garagenband machen Cut Copy Synth-Pop, feuern dazu 90sDance-Samples ab und scheuen auch vor dem Schmalz eines geschmackvoll platzierten Saxophons nicht zurück. Ihr Sound ist scheppernd und künst­ lich zugleich, die Songs gehorchen der Strophe-Refrain-Logik, gehen zugleich aber immer auch in die Beine. Rock,

Pop, Dance? Falsche Frage, einfach: »one Unity«. Wem das noch nicht reicht, dem verpasst Fake Blood die längst über­ fällige Gewaltinjektion. Die Londoner DJ- und Remix-Maschine, die man seit Jahren auch als Touché oder unter dem bürgerlichen Namen Theo Ke­ ating kennt, funktioniert nach dem Instant-Menü-Prinzip – schnell zu­ sammengerührt, sättigt in Nullkom­ manichts. Fake Blood ist in etwa das, was passieren würde, wenn ABBASongs versehentlich in einen aktuellen Plug-in geraten und kurz in brodeln­ dem Theaterblut aufgekocht werden. So schmeckt wohl die Zukunft von Eurodance.

Wollten es aber nicht übers Knie bre­ chen, weil wir nämlich wirklich Bock auf die Sache haben. Und es lohnt sich ja auch. Die ersten Reaktionen auf un­ sere Pressemeldung zeigen, die Leute haben bereits Angst vor uns!« Trotz des hübschen Großgruselas­ pekts eines Indie-Majors mit linkem Background muss man keine Sorge ha­ ben um die beiden etablierten Marken. »Wir wollen jetzt vieles von Vertrieb, Promotion und Alben-Projekten zu­ sammenlegen. Allerdings wird weder

Audiolith noch Staatsakt jetzt ausge­ löscht. Mit Audioakt probieren wir einfach mal aus, zu was zwei verei­ nigte Räuberbanden fähig sind. Los geht’s mit der letzten Mediengrup­ pe Telekommander-Platte (siehe erst recht Seite 1), die im August erscheint. Heißt: ›Die Elite der Nächstenliebe‹ und fährt unter der ganz neuen Flagge von Audioakt. Dazu gibt’s dann auch eine gemeinsame Veranstaltung zur Popkomm am 07.09. Wir haben echt einiges jetzt zusammen vor.«

— Heute / Gemini Stage / 0:00 / 04:30 / 3:00

Räuberbanden unite!

Audiolith und Staatsakt werden Audioakt We Have Band Die Band aus London geht es gelas­ sen an. Erst satte zwei Jahre nach Gründung, stand das Debüt »WHB« in den Läden. Das Ehepaar Thomas und Dede Wp verbrachte seine Zeit lieber gemeinsam mit Bandkolle­ gen und WHB-Percussionist Darren Bankroft, um bei Festivals wie dem Glastonbury, CMJ und SXSW sei­ ne Hits »Oh!« oder »Hear It in the Cans« live zu performen.

— Heute / Bench Main stage / 17:00

Text: Linus Volkmann Wenn es um das Thema Musikindustrie geht, fühlt man sich schnell befleißigt zu checken, ob man auch schwarz trägt. Alles immer düster, alles immer Grabes­ stimmung. Schaut man jedoch genauer hin, entdeckt man allerdings noch viele smarte Enklaven, in denen verdammt tolles Zeug aufgeschüttet wird. Und mitunter sind diese Nischen gar nicht so klein. Wie die Vorzeige-Indie-LabelChecker von Audiolith aus Hamburg (siehe Seite 1) und Staatsakt aus Berlin beweisen. Und nun das Erstaunliche:

Jene Audiolith (home of Egotronic, Frit­ tenbude, Ira Atari, Saalschutz ...) und Staatsakt (Christiane Rösinger, And­ reas Dorau, Bonaparte, Die Türen...) geben dieser Tage ihre Fusion bekannt. Huch! Audioakt heißt das logische Pro­ dukt. Wie kam es um Himmels Wil­ len dazu? Artur Schock von Audiolith erklärt‘s: »So plötzlich, wie man jetzt denken mag, kam das natürlich nicht. Wir saßen da schon vor einem Jahr am Prenzlauer Berg in einer Pizzeria zusam­ men und waren ganz schön begeistert.


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

Noah And The Whale Inzwischen auf ein reines XY-Chro­ mosomen-Quartett geschrumpft, machen Noah And The Whale auch ohne Laura Marling verspielt-ein­ gängigen Elektro-Pop. Ging es auf dem letzten Album vornehmlich um die schmerzhafte Trennung von der einzigen Dame in der Band, haben die vier Jungs auf »Last Night On Earth« trotz des apokalyptisch an­ mutenden Titels wieder zu gewohn­ tem Optimismus zurückgefunden. Wer heute Nacht bei NATW lauthals mitsingt, intoniert geistreiche Songs.

— Heute / Intro Zelt / 23:30 Oben: Ein Highlight des Programms: Joaquin Phoenix rappt. Aber nicht auf der Bench Main Stage, sondern im kuscheligen Kino in der Intro Kneipe. Dort läuft morgen abend der Film »I’m Still Here«, der Phoenix’ einjährige Ausseigerperformance dokumentiert – zwischen Ekel erregend und faszinierend. Also genau wie das wahre Leben ...

Lesungen und Filme

Intro Kneipe Intro feiert 20. Geburtstag – und eine Premiere! Auf dem Melt! öffnen sich in diesem Jahr zum ersten Mal die Pforten der Intro Kneipe. Hier wird abseits der diversen Bühnen einiges geboten, damit ihr die Seele baumeln lassen könnt. Text: Wolfgang Frömberg

Unten v.l.n.r.: Tino Hanekamp ist Mitbegründer und -betreiber des Hamburger Clubs »Uebel & Gefährlich« und am Sonntag mitsamt seinem Roman »Sowas von da«. 1000 Robota spielen nicht im Intro Zelt, dafür in der Doku »Utopia Ltd«. LSD auf dem Melt! : Rery Maldonado und Nikola Richter präsentieren die Blogger-Compilation »Los Superdemokraticos«.

In der Intro Kneipe werden Musiker Rede und Antwort stehen und aus­ plaudern, wie es hinter den Kulissen eines aufreibenden Festivalsommers so aussieht. Autoren stellen ihre ak­ tuellen Sachbücher und Romane vor. Bis in die Nacht hinein laufen Filme – von der Extended Version des Beas­ tie-Boys-Clips »Fight For Your Right« über ein Double Feature mit Dokus über Die Sterne und 1000 Robota bis zum Joaquin-Phoenix-Film »I‘m Still Here« und die Doku »Upside Down« über die Geschichte von Creation Re­ cords. Dabei ist die Intro Kneipe die schönste Entsprechung zum Heft, die wir uns im Kontext des Melt! Festivals und seiner vielen tollen Konzerte vor­ stellen können. Ein Ort, an dem man Hintergrundinfos bekommt, sich bes­ tens unterhalten (lassen) kann und ein paar tiefere Einblicke erhaschen sollte. In aller Ruhe.

Das Programm der Intro Knei­ pe startet heute Nachmittag mit einem Workshop im Rahmen der »Green Music Lounge«. Der Per­ former und Umweltaktivist Daniel Unsöld packt die Beatbox und die Trickkiste aus. Danach liest Musi­ kjournalist Eric Pfeil aus seinen re­ gelmäßig auf faz.net erscheinenden »Pop-Tagebüchern« – Geschichten mit viel Humor und Live-Charakter! Anschließend stellen die Herausge­ berinnen Rery Maldonado und Ni­ kola Richter den Band »Los Super­ demokraticos« vor – eine Kollektion von Essays zu den komplexen Ver­ netzungen von Arbeit, Liebe, Politik, Pop et cetera im globalisierten Vir­ tuality-Markt. Den Filmabend läutet der 30-minütige Film zum legendär­ en »Fight For Your Right«-Clip der Beastie Boys ein. Anschließend läuft ein generationenübergreifendes

Hamburg-Double-Feature mit Do­ kus über Die Sterne und 1000 Ro­ bota. Aber natürlich gilt auch für die Intro Kneipe, dass sie nur so gut wie ihre Gäste ist. Also kommt vorbei und macht es euch gemütlich!

HEUTE: 17.30 Green Event: Daniel Unsöld, Umweltaktivist und Performer »Instant Songwriting« – Interaktive Performance

Is Tropical Woran erkennt man den HipnessFaktor einer Band, noch bevor sie ihr Debüt veröffentlicht hat? An der Tatsache, dass sie einen Platz auf den heiß gehandelten Compilations des französischen Vorzeige-Labels Kits­ uné ergattern konnte. So gesche­ hen beim Londoner Trio Is Tropical. Presse und Fans zeigen sich die drei Jungspunde ähnlich wie ihre Landes­ genossen Wu Lyf nur maskiert. Die Live-Auftritte der Lo-Fi-Dance-Band sind allerdings nicht nur aufgrund ihrer Verkleidungen imposant, was sich heute am frühen Abend nach­ vollziehen lässt.

— Heute / Intro Zelt / 19:00

19.00 M!Eco Pressekonferenz LesungEN: 20.30 Eric Pfeil 21.30 Los Superdemokraticos FILME: 22.30 »Beastie Boys – Fight For Your Right Revisited« 23.15 Film: »Sterne« 01.00 Film: »Utopia Ltd«

DJ T. Ende der Neunziger gehörte Tho­ mas Koch in Frankfurt zu den Ers­ ten, die den neuen aufregenden Technosound aus Detroit nach Deutschland importierten. Koch gründete das bis heute bestehende Musikmagazin Groove und etablier­ te sich im Laufe der Jahre als DJ und Produzent. Zusammen mit Booka Shade und M.A.N.D.Y. rief er mit Get Physical eines der wichtigsten Labels für elektronische Tanzmu­ sik ins Leben, auf dem er bis heute vier Alben sowie zahlreiche Maxis und DJ-Mixe veröffentlicht hat. Sein neuestes Werk »The Pleasure Prin­ ciple« wird er nun auch auf dem Melt! präsentieren.

— Heute / Big Wheel Stage / 19:30


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

Planet E Special Carl Craig vs. Radio Slave / Loco Dice

Der Blues der Motorcity – Detroit Techno Das von Carl Craig gegründete Label Planet E bringt den futuristischen Hi-Tech-Funk aus der Motorcity Detroit schon seit zwei Dekaden auf die Tanzflächen. Vor kurzem feierte das Label mit der Compilation »20 Fucking Years Of Planet E – We Ain’t Dead Yet« seinen zwanzigsten Geburtstag. Und weil es so schön war, macht es beim Melt! weiter. Text: Sebastian Ingenhoff Als die Detroiter DJs Juan Atkins, Der­ rick May und Kevin Saunderson vor drei Jahrzehnten jene Musik erfanden, die man kurze Zeit später Techno tauf­ te, ahnte noch keiner, welch musikali­ sche Revolution die »Belleville Three« damit losgetreten hatten. Doch die Folgen sind wohlbekannt: Der Vier­ viertelbeat gelangte nach Europa und dominiert seitdem große Raves wie kleine Clubs. Mittlerweile ist es vor allem die zweite Generation mit Leuten wie Carl Craig, Moody Man und Theo Par­ rish, die Detroit pausenlos in den eu­ ropäischen Clubs repräsentieren. Carl Craig rief wegweisende Projekte wie

Innerzone Orchestra oder Paperclip People ins Leben, deren Hit »Throw« nach fünfzehn Jahren immer noch ei­ ner der meist gespielten Klassiker in den Clubs ist. Darüber hinaus gilt er als einer der meist gefragten Remi­ xer der Welt, dessen Bearbeitungen meist weitaus interessanter sind als die Originale. Doch sein Werk beschränkt sich keineswegs auf den Vierviertelbeat. Zusammen mit Moritz von Oswald re-komponierte er kürzlich Ravels »Bolero«,und für das Tribe-RebirthProjekt des gleichnamigen Detroiter Jazzlabels fand er sich mit Größen wie Marcus Belgrave oder Wendell

Nôze

Techno mit Humor Die karnevalistischen Bühnenekstasen des französischen Duos Nôze sind berühmtberüchtigt. Publikumsferne kann man den beiden nicht vorwerfen. Eher muss man sich vor ihnen in Acht nehmen. Text: Sebastian Ingenhoff Ezechiel Pailhes und Nicolas Sfintes­ cu zelebrieren ihre Shows gemeinsam mit den Zuschauern. Die beiden lie­ ben die Interaktion über gemeinsame

Trink- oder Ausziehspiele, was ihnen schon Vergleiche mit Deichkind ein­ brachte – und den Ruf als einer der besten elektronischen Liveacts der

Harrison im Studio wieder. Dass Carl Craig auch als Plattenzauberer in der Weltklasse spielt, muss man nicht mehr gesondert erwähnen. Für die Planet E-Geburtstagssause auf dem Melt!-Festival lässt er einen Gast-DJ einfliegen, mit dem er im­ mer schon mal in großem Rahmen Back2Back gespielt haben wollte – den Briten Radio Slave. Dessen berühm­ ter Mash-up »Can’t Get Blue Monday Out Of My Head« ist 2002 bei den Brit Awards von der australischen PopQueen Kylie Minogue interpretiert worden. Die Frage, was dieses trans­ atlantische Verhältnis denn so beson­ ders mache, ist für Craig einfach zu

Welt. Mittlerweile werden die bei­ den auf der Bühne von vier Musikern unterstützt, wodurch das Duo zum Sextett gewachsen ist. Der Wahnsinn dürfte sich also, ähm, verdreifachen. Die Aufstockung diene vor allem dazu, dem vierten Album »Dring«, das kürz­ lich auf Get Physical erschienen ist, die angemessene Liveumsetzung zu ga­ rantieren. Vor ein paar Jahren präsen­ tierten die Franzosen ihre Chansons noch im minimalen House-Gewand mit Seemannspiano. Mittlerweile integrieren sie gerne auch Elemente aus Klezmer oder Balkanpop in ihre elektronischen Popsongs. Den Sinn für Humor haben sie sich natürlich bewahrt, was sich nicht nur an Song­ titeln wie »In The Back Of My Ship« oder »When Tiger Smoked« ablesen lässt. Vermutlich gibt es keine andere Band, deren Texte man trotz völliger Unverständlichkeit sofort mitsingen kann. Am besten also vorher schon ausziehen und die Stimme gut mit Whiskey ölen.

— Heute / Gemini Stage / 01:30

beantworten: »Wir beide versuchen, sowohl Techno als ganzes als auch un­ seren eigenen Sound weiter zu verfei­ nern und geben uns nie mit dem Sta­ tus Quo zufrieden. Wir machen beide einzigartige Musik für einzigartige Leute. Das ist das Tolle an der Musik: Techno folgt zwar gewissen Regeln, ist gleichzeitig aber eben sehr frei.« Auch der gebürtige Tunesier Loco Dice weiß Techno um die Ecke zu denken und experimentiert gerne mit gebrochenen Beats und unkon­ ventionellen Sounds. Die Wurzeln des in Düsseldorf beheimateten DJs und Produzenten liegen im HipHop, doch spätestens durch die Residenz im

Tribehoue Club ist er mit dem House­ virus infiziert worden. Seine eigenen Platten erscheinen auf Labels wie M_ nus, Cocoon Recordings oder Desolat. In der Vergangenheit stand er schon mit so ziemlich jedem renommierten DJ gemeinsam hinter den Turntab­ les. Loco Dice liefert den Beweis, dass House und Techno ihre Wurzeln im Funk haben – schließlich nannte man die Musik nach ihrer Entstehung erst einmal Hi-Tech-Funk. Feiern wir also gemeinsam mit diesen drei Legenden der Musikgeschichte und lassen die Maschinen knistern.

— Heute / Big Wheel Stage / 03:00 / 23:00


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011 The Naked And Famous

Neuseelands Antwort auf MGMT

Bei The Naked And Famous ist der Hit »Young Blood« nur die Spitze des EisbergDebütalbums »Passive Me, Aggressive You«. Text: Henrik Drüner Mit Jugendhymnen ist das immer so eine Sache: Mal wirken sie für Jahr­ zehnte nach (Paradebeispiel: Nirvana »Smells Like Teen Spirit«), mal brin­ gen sie einen nur durch den einen bestimmten Sommer des Aufbruchs. »Young Blood« von The Naked And Famous gehört immerhin schon zur zweiten Kategorie. Der richtige Song zur richtigen Zeit, der das Gefühls­ karussell Heranwachsender so tref­ fend beim Namen nennt. »We‘re on­ ly young and naive still / We require certain skills / The mood it changes like the wind / Hard to control when it begins«, singt Alisa Xayalith in der ersten Strophe. Und spätestens beim »Yeah, yeah, yeah, yeah« des Refrains entlädt sich der ganze Druck in unbe­ schwerten Jubelchören auf den welt­ weiten Tanzflächen. Das Medienecho war enorm, als das neuseeländische Quintett aus Auckland sein Debütalbum »Passive Me, Aggressive You« veröffentlichte. Es bescherte ihnen den Spitzenplatz in den heimischen Charts, die Aufnah­ me im »BBC Sound of 2011«-Ranking und so weiter. Entsprechend selbstbe­ wusst präsentiert sich die Band: »Ich sehe es als Teil einer natürlichen Ent­ wicklung. Wir sind ja nicht aus dem Nichts gekommen oder bei Null ge­ startet. Die meisten neuseeländischen Bands müssen erst den australischen

Markt erobern – den Schritt konnten wir zum Glück übersprin­ gen«, so Gitar­ rist und Sänger Thom Pow­ ers, neben Sängerin Xayalith maßgeb­ lich ver­ antwort­ lich für das Songwri­ ting. Elek­ tronischer Charme und Pop-Melodi­ en vereinen sich zur neu­ seeländischen Antwort auf MGMT. Und immer dabei: grandios sich auftürmende Klangwände und experi­ mentelle Noi­ se-Parts.

— Heute / Bench main stage / 21:30

MARKUS KAVKA · BEN KLOCK THE KNOCKS · THE KOLETZKIS DJ KOZE · LAWRENCE LES SAVY FAV · LITTLE DRAGON A.T.O.L. — MODESELEKTOR, LOCO DICE · M.A.N.D.Y.

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SHED, MARCEL DETTMANN MATT AND KIM · MEN ELLEN ALLIEN · ÂME · APPARAT BAND MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER ATARI TEENAGE RIOT · AZARI & III METRONOMY · MISS KITTIN BEADY EYE · BODI BILL MODESELEKTOR · MONARCHY GUI BORATTO · BOYS NOIZE MUTTER · ARTO MWAMBÉ BRANDT BRAUER FRICK · BUSY P THE NAKED AND FAMOUS CARTE BLANCHE · CLOCK OPERA NOAH & THE WHALE · NÔZE CONSOLE · CARL CRAIG & PLANNINGTOROCK · PLAN B · THE PROXY RADIO SLAVE B2B · CHASE & STATUS PULP · REDSHAPE PRES. PALISADE

17 Tracks | Planningtorock, Robyn, Bodi Bill, The Drums, White Lies, Cut Copy, The Hundred In The Hands, Patrick Wolf and many more

COLD WAR KIDS · CRYSTAL CASTLES ROBYN · JOHN ROBERTS · RUSKO CRYSTAL FIGHTERS · CUT COPY SBTRKT · EDWARD SHARPE AND DAF · DANANANANAYKROYD THE MAGNETIC ZEROS · SIRIUSMO DIGITALISM · THE DRUMS SIZARR · THE SOUND OF ARROWS DUCHESS SAYS · ERRORS THE STREETS · SWANS · DJ T EVERYTHING EVERYTHING · FAKE BLOOD TENSNAKE · THESE NEW PURITANS ROMAN FLÜGEL · FM BELFAST TOM VEK · TOTAL CONFUSION B2B2B – FOSTER THE PEOPLE · FRITTENBUDE & TOBIAS THOMAS, MICHAEL MAYER & EGOTRONIC · GOLD PANDA SUPERPITCHER · TOTALLY ENORMOUS JOSÉ GONZÁLEZ · GUY GERBER EXTINCT DINOSAURS · WE HAVE BAND CALVIN HARRIS · RICHIE HAWTIN WHEN SAINTS GO MACHINE · WHITE LIES HOUSEMEISTER · THE HUNDRED IN PATRICK WOLF · JAMIE WOON THE HANDS · IRON AND WINE AND MANY MORE... ISOLEE · NICOLAS JAAR JUNIOR BOYS · JUNIP FRITZ KALKBRENNER PAUL KALKBRENNER · KATY B

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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

Modeselektor über ihre Heutigen Gäste Phon.o »Wir kennen Phon.o schon sehr lan­ ge: ein sehr guter Musiker, der sehr lange braucht, um Musik zu machen. Aber wenn er‘s fertig hat, ist es rich­ tig gut. Er macht sich richtig doll Gedanken über seine Tracks und hat gerade eine echt coole Platte für un­ ser Label 50 Weapons produziert.«

Jamie Woon »Jamie Woon ist perfekt für die Uhr­ zeit: früher Sonnenuntergang, so Abendrotstimmung. Am Freitag spie­ len auf unserer Bühne ja anfangs über­ haupt mehr so bandigere Sachen.«

Nicolas Jaar »Entweder man mag ihn, oder man mag ihn nicht. Wir finden cool, dass er so jung ist. Und dass er überhaupt keine Ahnung hat von Geschichte und sich deswegen alles traut.«

Apparat & Band »Wir sind totale Fans. Das neue Al­ bum ist unfassbar. Wir glauben, Sa­ scha wird ein Popstar. Er tritt jetzt richtig mit Band und Schlagzeug und so auf und spielt einfach live, ein schön klassisches Set.«

Gold Panda »Gold Panda war auf einmal da – bamm! – und hat eine grandiose Platte gemacht. Die war toll, weil sie etwas ganz Eigenes war, etwas, das ehrlich gemeint ist.«

Housemeister »Housi ist halt Housi, unser al­ ter Kumpel. Der ist bei der Melt!Selektion natürlich auch dabei und wird ordentlich reinzimmern.«

Addison Groove »Wie sagt man? Konsens-Act! Als Addison Groove mit »Footcrab« um die Ecke kam, war alles klar. Sehr lus­ tiger Vogel, voll der Technik-Nerd, total unsere Baustelle. Letztendlich macht er auch nur 808-Beats, aber halt amtlich. Amtlich.«

A.T.O.L. »Unsere neue Techno-Gruppe mit Marcel Dettmann und Shed. Wir sind gute Freunde, haben aber bis­ her nie ernsthaft daran gedacht, zu­ sammen Musik zu machen. Dabei ergibt sich da eine interessante Sy­ nergie. Es wird dark und deep, aber mit Schmackes.«

Fotos: Ragnar Schmuck

Modeselektor

Das Melt!-Selektor-Spiel Never change a winning team. Insofern keine Frage, dass Modeselektor auch in diesem Jahr wieder einen eigenen Floor auf dem Melt! kuratieren dürfen. Da es letztes Jahr so gut lief, dürfen es diesmal zwei Tage und Nächte sein. Text: Arno Raffeiner Da lacht der Kindskopf: Lauter kleine bunte Klötzchen! Blau, gelb, grün, rot – der Bildschirm ist voll davon. Vor dem digitalen Sandkasten sitzen die Herren Modeselektor alias Gernot Bronsert und Sebastian Szary in ih­ rem Studio in einem Hochhaus mitten in Berlin und arbeiten an der Fertig­ stellung ihres nächsten Modeselektor Albums. Damit würde es vielleicht ein klein wenig fixer gehen, wenn im Sandkasten nicht ein zweiter, fast noch lustigerer Zeitvertreib locken würde. Dessen Spielsteine tragen Na­ men wie Siriusmo, Gold Panda oder Phon.o und sorgen schon für Riesen­ freude, wenn man nur ausknobelt, wo in einer Liste der richtige Platz für sie ist: das Running-Order-Spiel. Auch das Melt!Selektor-Spiel genannt. Ge­ nau der richtige Fall für Bronsert und Szary, die bestimmt nicht die Typen sind, bei denen sich das Kind-im-Man­ ne-Gen irgendwann abschleift. »Wir haben da total die Spielwiese«, froh­ locken die beiden und meinen damit den Strand von Ferropolis. Je größer die Klötzchen, desto größer der Spaß. Kurze Rückblende. Am Anfang stand eine kleine, unschuldige Idee, bei ei­ nem Melt!-Klub in Dresden im Plau­ derton und halb aus Spaß vorgetragen: Wieso nicht mal beim Festival ein paar Acts präsentieren, vielleicht eine ei­ gene Bühne bespielen? Ja, warum ei­ gentlich nicht? Es war ein spontaner Bierdeckel-Deal – mit unabsehbaren Folgen. Im vergangenen Jahr tourte die kleine, unschuldige Idee ausge­ hend von Ferropolis schließlich um die halbe Welt und zeigte unter dem Mot­ to »Modeselektion« in Clubs und auf Festivals, wie sich das Basskontinu­ um von Berlin über London bis nach Schottland in schön derben Swing bie­ gen lässt. Außerdem kam zusammen mit der Melt!-Bühne der Gedanke auf, aus Beiträgen der eingeladenen Acts eine exklusive CD zu basteln. Dass auch daraus mehr wurde, nämlich

der Beginn einer Compilation-Reihe, die zugleich dem Modeselektor-Label Monkeytown den richtigen Kickstart verpasste, ist eine weitere Spielplatz­ dynamik, die bestens ins Bild passt. Modeselektors Hauptaktivität war in letzter Zeit – als Label-Betreiber, Festival-Booker, DJs und VollzeitMusikfanatiker – tatsächlich das Su­ chen, Finden, Kompilieren und Ku­ ratieren. Die beiden Berliner sind Selektoren aus Berufung. »Uns war die Bedeutung des Namens lange Zeit gar nicht bewusst«, gibt Bronsert zu. »Modeselektor hieß am Anfang nur dieser Auswahlknopf vom Roland Space Echo. Dass das aber eigent­ lich Stimmungsselektor bedeutet, hat perfekt gepasst und sich ganz natürlich ergeben.« Die Premiere für das Aben­ teuer, das sie schließlich mona­ telang beschäftigte, wurde im Juli 2010 am Ufer des Gremminer Sees beim Melt! begangen - mit lau­ ter Lieblingsgästen wie Jamie XX, Mala, Kode9 und Mar­ tyn. »Das war damals noch sehr jung­ fräulich, recht chao­ tisch«, wie die inzwi­ schen ab­ gebrühten Selectas im Rückblick meinen. »Aber teilweise haben wir es fast mit der Angst zu tun bekommen«, erzählt Szary, »als da acht- oder zehntausend Leute am Was­ ser waren, ge­ fühlte 500.000

mindestens, und alle Richtung Büh­ ne geströmt sind.« Weil letztendlich aber alles toll aufging – »das war schon ziemlich magic« –, besetzt die Melt!Selektion diesmal zwei volle Tage. Die Modis haben Bühne und Strand komplett übernommen. Der heutige Freitag spielt Wolf im Schafs­ pelz: Mit Auftritten von Apparat, Ni­ colas Jaar und Jamie Woon gibt er sich erst eher zuhörbetont bis leisetrete­ risch, zieht einem aber bei Addison Groove und Housemeister oder aller­ spätestens beim Auftritt der neuge­ gründeten Berliner Tech­ no-Truppe A.T.O.L. das Trommelfell über die Ohren. Der Samstag ist nach der Ein­ stimmung mit Si­ zarr Soundsystem quasi von Anfang bis Ende auf Rumms gebürstet. Da tref­ fen

noch eher unbekannte, aber heiße Namen wie Anstam oder Benjamin Damage & Doc Daneeka auf das FunkStep-Kuddelmuddel eines SBTRKT, die Rave-Keule von Rusko und auf ein DJ-plus-so-viele-Maschinen-wiemöglich-Set von Modeselektor selbst. Bronsert und Szary kriegen beim Erzählen schon feuchte Augen: »Man muss sich das vorstellen: Wir sind dann das komplette Melt! lang auf dieser einen Bühne, werden wahr­ scheinlich total dreckige Füße haben und immer mit einer leichten Fahne rumflitzen, total excited...« Also genau so wie Tausende anderer Besucher auch. Mit dem kleinen Unterschied, dass sich die Modis das Programm für ihre Festivaltage und -nächte nach ihren Wünschen zusammenträumen und ihre besten Freunde und liebsten neuen Helden auf die Bühne holen. »Letztendlich ist das immer das Re­ sultat aus dem, was wir geil finden«, erklärt Bronsert, »und wir finden halt Minimal Techno genauso geil wie Prollo-Rap von Wiz Khalifa oder 50 Cent. Bei uns herrscht ständig ein Overload an Musik. Und den haben wir mit der Modeselektion nach außen gekehrt, ohne selbst Musik zu machen, sondern indem wir ihn einfach wie­ dergegeben – auch mit dieser Bühne. Die Melt!Selektion ist eine Mischung aus Kumpelsport und Musik, die wir geil finden.« Gernot Bronsert ist bei so viel Vorfreude kaum zu brem­ sen: »Das wird so ein bisschen wie unser Jungszimmer. Wir rennen da auch nicht dauernd mit dem Mikro rum und moderieren die Acts an. Es geht darum, dass wir selbst Fun haben. Und wir wollen die Coolsten sein – wie immer!«

— Heute und morgen / Melt! Selektor @ Desperados Beach 8:30


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Fotos: Philipp Bockhorn, Philipp Böll, Claudia Rorarius, Geert Schäfer, Marie-Luise Scharf, Gerrit Starczewski, Tobias Vollmer

MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

Ganz oben: Lindstrøm & Christabelle gaben schon 2010 den Hutmodentrend vor, der ein Jahr später erst bei der Trauung von Will und Kate richtig durchbrach. Links bzw. oben: Melt! 2010 – Die Luft blieb drinnen bis zum Schluss, da konnten sich alle auf den Kopf stellen.

Melt! was here

SO war 2010 Oben: Publikum sanft und entrückt. Rechts: Fucked Up behaart und verrückt.


MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

Oben: Jónsi, das große Spucken für die Show. Rechts oben: Darwin Deez – Liegerock statt Sitzpogo. Ganz rechts: Bonaparte unter der Diskokugel. Rechts: Der schicke Kater nach der Show. Unten: Die letztjährigen Melt!-Headliner Massive Attack spannen einen Bogen von Brasilien bis nach Deutschland.

Melt! war aber auch bereits 2011. Rechts: Melt! Picknick (Boys Noize). Unten: Melt!Klub Weekender (Azari & III).

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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011 Gui Boratto

Trance My Techno Ob größenwahnsinniger Kirmesrave oder intimes Clubset, der Brasilianer Guilherme Boratto agiert auf beiden Feldern angemessen lässig. So hat er sich mit seinem Euphorieför­ dernden Trance-Techno zum Konsens-Act im Hause Kompakt gemausert. Text: Thomas Venker

Swans Die Swans feierten im vergange­ nen Jahr mit »My Father Will Gui­ de Me Up A Rope To The Sky« ihre Wiedervereinigung. Ganze 14 Jahre nach ihrem bis dato letzten Album »Soundtrack for the Blind« wur­ den sie von alten wie neuen Fans für Festivalauftritte wie beim spa­ nischen Primavera Sound gefeiert. Das Credo, das sie schon durch ihre Glanzzeiten vor über zwanzig Jah­ ren trug, hat überdauert: Mit röh­ render Bassstimme und epischer Dark-Wave-Melancholie hievt das New Yorker Post-Punk-Gespann um Frontmann Michael Gira die Düs­ ternis der Vorgängeralben ins 21. Jahrhundert. Dazu schwere Gitar­ renriffs und Endzeit-Lyrics – der atmosphärisch perfekte Soundtrack für die Stadt aus Eisen.

— Heute / Bench Main stage / 20:00

Das englische DJ Mag ist nicht gerade für seine anspruchsvolle Künstleraus­ wahl bekannt. Das gilt gleichermaßen für die Berichterstattung im Magazin selbst wie auch für die Events, die das Blatt hostet. Insofern sticht Gui Borat­ to deutlich heraus aus dem Lineup der zur Winter Music Conference in Miami veranstalteten Party. Wir schreiben das Jahr 2008 und mit Boratto treten Su­ perstar DJs vom Kaliber Steve Lawler, David Guetta und Dale Anderson auf. Boratto präsentiert an diesem Tag sein gerade neu erschienenes Album »Take My Breath Away«, auf dem er den Trancefaktor im Vergleich zu sei­ nen früheren Produktionen nochmals hochgefahren hat – und das ihn rück­ blickend binnen der nächsten Monate in die Techno-Championsleague be­ fördern wird. Er spiele grundsätzlich nur live, lege nie auf, erzählt er später beim In­ terview auf seinem Hotelzimmer. Die Balkontür ist geöffnet und man kann die aufgewühlte Geräuschkulisse des Strandboulevards von Miami Beach

vernehmen. Boratto nickt zufrieden, er mag es hier, fängt jede größere Tournee in Miami an. Hier ginge es nur ums Tanzen und Feiern, die Leute hätten das im Blut. Ihm als Brasilia­ ner würde diese Haltung zuspielen, weswegen er mit dem eher steifen Teil der Minimal-Techno-Nation auch so wenig anfangen kann. Was nicht heißen soll, dass er das Akademische, das in Europa rund um Techno gerne gepflegt wird, nicht auch zu schätzen wüsste. Der fertig studierte Architekt hat schließlich ganz bewusst bei Kom­ pakt angedockt, wo man Tradition und Moderne zusammen denkt, die Sachen in der Nacht gerne laufen lässt, aber eben auch viel Wert auf die rich­ tige Haltung und den Diskurs darüber legt. Und auf familiäre Beziehungen. In Brasilien war Boratto damals schon einer der populärsten Produ­ zenten für elektronische Musik, heute ist er beidseits des Atlantiks ein Su­ perstar mit Gagen im fünfstelligen Bereich. Und heute auf dem Melt!

— Heute / Big Wheel Stage / 05:00

Fritz Kalkbrenner

Live ist der Bruder Text: Sebastian Ingenhoff Der kleine Bruder von Paul Kalk­ brenner steuerte die Vocals zu des­ sen Überhit »Sky And Sand« bei und war somit mitverantwortlich für den sensationellen Erfolg des »Berlin

Calling«-Soundtracks. Kürzlich be­ wies der 1981 geborene Musiker mit seinem Soloalbum »Here Today Go­ ne Tomorrow« aber, dass er auch als eigenständiger Songwriter und Kom­ ponist eine gute Figur macht. Auf dem Melt! wird er sein Werk im Zuge eines

Live-Sets präsentieren. Damit schließt sich gewissermaßen der Kreis, denn vor einem Jahrzehnt war Kalkbrenner noch in einer völlig anderen Rolle auf dem Melt! Festival aktiv: als Security vor statt auf der Bühne.

— Heute / Big Wheel Stage / 21:30


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

Bauhaus und Melt!

Workshops, Vorträge und Ausstellungen Neben Auftritten von mehr als 120 Acts hat das Melt! Festival in diesem Jahr außerdem ein breit gefächertes Rahmenprogramm zu bieten. Neben der neu eingerichteten Intro Kneipe in der Orangerie – dort finden u.a. Le­ sungen, Vorträge und Film-Screenings statt – ist auch das Bauhaus Dessau mit kostenlosen Workshops, Vorträ­ gen und Führungen vertreten. Doch was hat das Bauhaus eigent­ lich mit dem Melt! Festival am Hut? Ferropolis, das Festivalgelände, auf dem das Melt! stattfindet, entstand ursprünglich als Bauhaus-Konzept. 1991, nachdem der Braunkohletagebau eingestellt wurde, sollten die Bagger verschrottet werden. Das Bauhaus Dessau rief daraufhin das Konzept »Ferropolis – Stadt aus Eisen« ins Le­ ben, um auf dem Gelände eine Künst­ lerkolonie zu etablieren. Daraus entstanden ist nun das heutige Ferropolis, die einzigartige, industrielle Kulisse des Melt! Festi­ vals. Nicht nur das, auch das Bauhaus schritt in Sachen elektronischer Mu­ sik als Pionier voran. Dem zollen wir Tribut, indem die Bauhaus-Schule nun ins Melt!-Programm einbezogen wer­ den soll. Im letzten Jahr gab es eine erste Annäherung zwischen Melt! Festival und Bauhaus durch einen Workshop mit Modeselektor. In diesem Jahr legen wir noch eins drauf: Im Bau­ haus Dessau finden am 16. und 17.07. kostenlose Workshops und Vorträge (u.a. von Karhard Architektur, den Architekten des Berliner Berghains,

begleitet von einem analogen Live-Set von Ostgut-Künstler Tobias Freund sowie einem Vortrag von BauhausMitarbeiter Burghard Duhm) statt, die die Verbindungen zwischen elek­ tronischer Musik, Melt!, Bauhaus und Kunst im Allgemeinen herstellen werden. Außerdem können Besucher des Melt! die Bauhaus-Ausstellung zum ermäßigten Preis von € 4 besu­ chen. Eigens dafür eingerichtete Busshuttles bringen euch zu den unten genannten Zeiten nach Dessau und wieder zurück. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Bauhaus Dauerausstellung (vergünstigter Eintritt mit Festivalbändchen – nur € 4,00) Kostenlose Busse vom Festivalgelände am 16. und 17.07. Abfahrt Busbahnhof Festivalgelände: 12:30 & 14:00 Rückfahrt ab Bauhaus: 17:00 & 18:30 16.07. / 14:30 Musik am Bauhaus Vortrag von Burghard Duhm 16.07. / 15:30 Is This Hyperreal? Videos, Discussion and Specials Workshop mit Alec Empire 17.07. / 14:30 From Bauhaus to Berghain Vortrag von Thomas Karsten (Karhard Architektur) begleitet von einem analogen Live-Set von Tobias Freund

Tensnake

BooGie Pop Marko Niemerski alias Tensnake bringt die klassischen Songstruktu­ ren zurück in den Club. Kaum ein anderer Elektronikkünstler hat die Medienlandschaft zuletzt so sehr durcheinander gewirbelt, ohne ein eigenes Album veröffentlicht zu haben. Text: Sebastian Ingenhoff Das Debüt des Hamburgers Niemerski soll noch in diesem Jahr erscheinen. Alleine mit den beiden Maxis »Coma Cat« und »Holding Back My Love« hat er das Disco-Revival der vergan­ genen Jahre maßgeblich mitgeprägt und bewiesen, dass man auch mit mi­ nimalem Tempo maximales Eupho­ rieniveau erreichen kann. Es folgten

Remixaufträge für aktuelle Disco-Göt­ ter wie Hercules & Love Affair oder Azari & III und eine Mixcompilation für das britische Defected-Label. Mit seinem demnächst erscheinenden Album möchte Niemerski dagegen einen kleinen Richtungswechsel ein­ schlagen: »Mehr Gesang, mehr Instru­ mente, mehr Musik. Stilistisch wird es

wahrscheinlich eher ein wilder Mix, es wäre ja langweilig, nur bei Disco kle­ ben zu bleiben.« Wie genau Tensnake den Boogie in den Popsong überführt und vor allem auf die Bühne bringt, wird man nun sehen. Jedenfalls darf als sicher gelten, dass es sexy klin­ gen wird.

— Heute / Gemini Stage / 05:45


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

Acht Bands zum glücklichwerden

Tipps vom Melt!-Booking-Team Hier empfehlen die Mitarbeiter von Melt!-Booking Bands, die man so vielleicht nicht auf dem Zettel hatte, deren Konzert aber lohnen könnte. Text: Thomas Venker

Katy B

Ihre Mission ist noch lange nicht be­ endet. Und wir haben die berechtigte Hoffnung, dass sie auch weiterhin gro­ ße Erfolge verzeichnen wird, wenn es darum geht, sämtliche Genres des UKDancefloors aufzupolieren. Die ehe­ malige Klassenkameradin von James Blake an der BRIT School reüssierte vor knapp einem Jahr mit der Single »Katy On A Mission« (auch Titel ihres Debütalbums). Und kommt zwischen Studio und Bühne – bei Kooperatio­ nen mit anderen Shootingstars wie Count & Sinden – kaum noch zum Verschnaufen. Katy kann alles zwi­ schen HipHop, Dubstep und Garage. Und sie ist vor allem live ein echter

Hingucker – beziehungsweise Hin­ hörer.

— Sonntag / Bench Main Stage / 17:30

Chase & Status

»No More Idols« heißt ihr neues Al­ bum. Was im Titel klingt wie ein Mix aus alten Punk-Maximen, ist in echt ein geiles Brett, das Intro-Autor Mar­ tin Riemann zu folgender Aussage bewegte: »Wem beim Hören nicht sofort die adrenalingetränkte Bot­ schaft namens The Prodigy ins Hirn schießt, ist entweder ein Kind oder hat in den 1990ern im Koma gelegen.« Weil beides einen Besuch beim Melt! nicht ausschließt, können sich viele von euch in diesem Jahr überraschen lassen – von der Live-Power der Lon­ doner zwischen Big Beat und Soul Pop, inklusive Support durch MC Rage. Und alle anderen wissen eh schon Bescheid, wie geil diese Breaks einen durch die Nacht tragen.

— Sonntag / Gemini Stage / 23:30

Sizarr

Nix Spätlese! Diese jungen Hüpfer aus Landau sind der Grund, warum sich

Danger Mouse für die Südpfalz inte­ ressiert. Intro-Redakteur Christian Steinbrink begab sich auf die Spuren ihres Sounds: »Wie klingt das Trio, dessen Musik derzeit Popstars, A&Rs von Labels wie Cooperative Music und Musikmagazine wie Intro glei­ chermaßen nervös macht? Es ist eine Mischung aus sattelfestem R‘n‘B und exzentrischem Indie-Rock, vertrack­ ten Rhythmen und elektronischen Sprengseln.« Nur eine EP namens »Fa­ ke Foxes« haben sie bislang draußen, waren aber bereits als Vorgruppe der Broken Bells mit Danger Mouse un­ terwegs. Es ist also auch beim Melt! Großes von ihnen zu erwarten.

auf der Yacht im Mittelmeer kom­ men. Der Verweis auf die 1980er-Jahre liegt nahe. Der große Fortschritt ist jedoch, dass Elektronik-Könner wie die beiden Australier beziehungsweise Wahllondoner heutzutage mit ihren Fingerspitzen an Knöpfen drehen, die besonders tanzbare Hymnen möglich machen. Ob auf der Bühne die Mas­ ken fallen?

— Heute / Gemini Stage / 20:oo

Was folgt auf die Rituale des Verges­ sens? Die Mühen der Erinnerung. Für die vier Jungs aus Kopenhagen ist die alte Bauernregel musikalisches Programm. Sie haben lange genug in Clubs cool ausgeschaut – und posieren nun selbstbewusst als ausgewachsene Band auf der Festivalbühne. Mit den Stücken des hervorragenden Albums »Konkylie« haben sie aber auch eine echte Garantie für gute Stimmung in der Hinterhand. Cooler Electro-Pop, der tief aus einer inneren Emigration heraus produziert wurde.

Monarchy

Unbestritten, dass es eines gewissen Fingerspitzengefühls bedarf, um so etwas wie Pop-Coolness zu inszenie­ ren. Wenn man genug davon hat wie die Rätselfreunde »Edward Nigma« (dies ist auch der Name des ComicAntihelden Riddler) und »Peter Uzz­ le«, ist es wohl ein Leichtes, federnde Synthie-Pop-Perlen mit gefühlskal­ ten Titeln wie »Love Get Out Of My Way« zu produzieren, die auch gut

— Samstag / Gemini Stage / 19:00

When Saints Go Machine

— Heute / Gemini Stage / 19:00

Brandt Brauer Frick

Der Weg von der Klassik zum Tech­ no und von der Philharmonie zum Club ist für die drei ordentlich aus­ gebildeten Musiker Daniel Brandt, Jan Brauer und Paul Frick gar nicht so weit. Während die Kundschaft dieser Institutionen kaum Grenzübertritte wagt, lassen sich die Künstler nicht lumpen. Dabei manövrieren sie aber nicht einfach klassische oder barocke Ästhetik im Four-to-the-floor-Modus durch Trockennebelschwaden, sie ori­ entieren sich bei ihrem Sound eher an den Experimenten von Klangkünst­ lern wie John Cage und traktieren ihre Klaviere und Streicher mit Methoden, die man im Orchestergraben vielleicht für perverse Sexpraktiken hält.

— Sonntag / Sleepless Floor / 22:00

Sound Of Arrows

Die Leute in Schweden scheinen seit Jahr und Tag nichts anderes zu tun zu haben, als perfekte Popmusik zu produzieren. Insofern sind Oskar Gullstrand und Stefan Storm nur die

GEMEINSAM DREI TAGE WACH & Für EucH TäglIcH FrIScH uNTEr’M BaggEr: NEWS voM MElT! uND auS allEr WElT.

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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011 »Mutti, wir spielen melt!«-Gewinner: Wilhelm Tell Me

Nachwuchs / Wildwuchs jüngsten Sprosse einer weitverzweig­ ten Familie. Indiepop ist zwar ein viel zu eng gefasster Begriff für die tollen Songs der beiden, deren Einflüsse so­ wohl im House als auch in der klassi­ schen Musik liegen. Andererseits be­ schreibt die Genre-Einteilung korrekt ein Gemeinschaftsgefühl, das Sound Of Arrows in einer Zeile ihrer hym­ nischen Single »Into The Clouds« auf den Punkt bringen: »Nothing can stop us / If we stick together.«

— Heute / Gemini Stage / 18:00

Crocodiles Wenn man im Zoo ein Krokodil be­ obachtet, muss man schon etwas Ge­ duld mitbringen, wenn Bewegung ins Bild kommen soll. Da passt der Titel des neuen Crocodile-Albums, »Sleep Forever«, wie die Faust aufs Auge zur düsteren Anti-Grundhaltung der Band. Aber die beiden wissen ge­ nau, dass Dunkelheit und Slogans wie »Summer Of Hate« nicht alles sind im Leben einer Band, die auf Postpunk steht wie ein gefräßiges Reptil auf fri­ sches Fleisch. Live beeindrucken vor allem ihre Noise-Eskapaden.

— Sonntag / Intro Zelt / 19:00

Wilhelm Tell Me haben beim Wettbe­ werb des Intro-Heim­ spiels einen Gig im Intro Zelt ergattert. Interview: Felix Scharlau

Am heutigen Freitag spielt im Intro Zelt neben Acts wie Iron & Wine, Crystal Fighters oder Foster The People auch die Hamburger IndieDance-Band Wilhelm Tell Me, die den Auftritt bei einem Intro-Nach­ wuchsband-Ausschreiben gewann. Wir haben mit dem stolzen Sieger gesprochen. Wilhelm Tell Me, ihr habt euch gegen viel Konkurrenz durchgesetzt. Könnt ihr den Lesern bitte zunächst glaubhaft versichern, dass wir nicht miteinander geschlafen haben? Alternativ: Sagt zumindest, dass es euch auch gefallen hat! Wilhelm Tell Me: Hä? Aber wir haben doch mitei­ nander ge­ schlafen, oder? Wie war eu­ er Name doch gleich? Sorry, das Rock’n’RollLeben. Wie würdet ihr euren Sound den

eigenen Schwiegermüttern erklären? Cindy Lauper auf Koks in der 90er Dot-Com-Blase, die Plagiatsaffäre von zu Guttenberg aber immer schon vo­ rausahnend. Wart ihr privat schon auf dem Melt? Nein. Unser Band-Therapeut hat uns allen eh schon einen Verwöhnungs­ schaden attestiert. Sorry, aber das wä­ re einfach nicht gut für uns gewesen. Schätzt ihr Festivalauftritte denn überhaupt? Viele Bands jammern häufig über den schlechten Bühnensound bei Festivals. Nein, wir beneiden dann immer nur das Publikum, das sich während unse­ rer Gigs im Schlamm suhlen und war­ mes Dosenbier trinken darf, während unsereins trotz des guten Sounds ar­ beiten muss. Aber das Leben ist nicht nur Pommes und Disko. Wenn ihr am heutigen Freitagabend fertig seid mit spielen, im Moshpit welcher Acts kann man euch im Lauf des Wochenendes wiedertreffen? Bei Cold War Kids, Digitalism, Eve­ rything Everything, Metronomy, Pulp, Robyn und... warum spielt Prince ei­ gentlich nicht? Der war uns zu alt. Aber danke für das Gespräch.

— Heute / Intro Zelt / 17:30

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SEITE 22 Foto: e.d.i photoeye

MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

Ein Interview mit dem Melt!Booker Stefan Lehmkuhl

Stolz auf’s Publikum Eigentlich ist Stefan Lehmkuhl in den Wo­ chen vor dem Melt! vollkommen ausgebucht. Umso erstaunlicher, dass er die Zeit gefunden hat, ein paar Fragen zu beantworten, um die Hintergründe des Mammutprojektes Melt! zu erklären, seine Netzwerke offen zu legen und den Festival-Besuchern Komplimente zu machen. Interview: Christian Steinbrink

Wie viele Leute arbeiten eigentlich mit beim Melt!? Ist das ein Ganzjahresjob? Das Melt! ist ein Ganzjahresjob. Nicht immer Vollzeit, die heiße Phase ist von April bis August. Aber das Booking am europäischen Festivalmarkt geht jedes Jahr früher los. Schon jetzt sind erste Angebote für das nächste Jahr drau­ ßen. Ab Oktober ist man dann schon sehr stark mit dem Booking beschäf­ tigt. Es ist schwer zu sagen, wie viele Leute genau das ganze Jahr am Melt! arbeiten. Es werden mehr und mehr. Es sind mindestens fünf über das ge­ samte Jahr, in der heißen Phase sind

es etwa 20. Während des Festivals ins­ gesamt mehr als 1.500, wenn man alle Securities, Bar-Personal, Volunteers, Künstlerbetreuer, Bühnenbauer und Fahrer berücksichtigt. Es gab immer wieder Vorwürfe, nach denen einige Ordner beim Melt! rechtsradikale Insignien tragen würden. Was tut ihr dagegen, bzw. kann man überhaupt etwas dagegen tun? Vielleicht sollten wir dazu mal eine Melt!-TV-Episode machen – so was wie »Hart aber Fair«. Das ist eine sehr komplexe Diskussion, die den Rahmen hier sprengen würde. Ich wehre mich dagegen, dass wir da heutzutage große

Probleme haben, gebe aber offen zu, dass wir in der Vergangenheit Prob­ leme hatten. Hier haben wir reagiert. Das Security-Gewerbe in Deutschland bei Großveranstaltungen ist kein un­ kompliziertes. Es gibt wenige Firmen, die dir 300 Leute schicken können, für die sie ihre Hand ins Feuer legen können. Wir machen da sehr klare Ansagen, was nicht geht. Wir fahren inzwischen ein eher ungewöhnliches Model und arbeiten mit mehreren Security-Firmen zusammen, die wir einschätzen können, und nicht nur mit einer. So dass jede Firma nur Leute mitbringt, die sie kennt und die Leute auch aufklärt, was für eine Veranstal­ tung das Melt! ist. Melt! ist das Festival mit dem inter­ nationalsten und freundlichsten Pu­ blikum Deutschlands. Über ein Drit­ tel der Besucher reisen aus Holland, England, Skandinavien, Österreich, Schweiz und Frankreich an. Das ist das Tollste überhaupt. Wir haben uns immer für Institutionen in der Region eingesetzt, die sinnvolle Dinge gegen Rechtsradikalismus jeder Art tun. Ein Teil der Einnahmen der Pre-Party z.B. geht in diese Kanäle. Wenn dem Melt! also vorgeworfen wird, es beschäftige sich mit solchen Themen nicht, neh­ me ich das persönlich. Einem Fes­ tival mit einem schwulen FestivalLeiter Gleichgültigkeit vorzuwerfen ist schlichtweg nicht fair. Ein immer wieder genanntes Problem des Melt! ist der Shuttle-Service. Wie wird er dieses Jahr aussehen, gibt es da Änderungen? Wir wollen hier ja mal offen reden, daher möchte ich auch diese Fra­ ge beantworten – es gibt Dinge, die gehen nicht viel besser. Punkt. Ich will da auch mal um Verständ­ nis werben. Wenn man lange auf seinen Bus warten muss oder viele Leute zu Stoßzeiten auf einmal in ei­ nen Bus steigen wollen, so dass man keinen Platz findet, dann verläuft es subjektiv betrachtet nicht gera­ de reibungslos. Wir haben da mal


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

mit Verkehrsplanungsbüros drüber gesprochen. Nicht nur aus ökologi­ schen Gründen, was uns bekannter Maßen am Herzen liegt, wurde uns empfohlen: »Lasst es doch einfach.« Man müsste so viele Busse einsetzen, dass sich Bus-Staus auf unserer ein­ zigen Zufahrtsstraße bilden würden. Dazu kommt noch der Künstler- und Logistik-Verkehr, der nur über diese eine Straße abgefertigt werden kann. Die Bushalte-Stellenflächen, Wende­ möglichkeiten etc lassen einfach nicht mehr viel mehr Busse zu. Ich kann mich an eine Situation erinnern, bei der wir einen Sturm mit Platzregen hatten und das Gelände sogar evaku­ ieren mussten.

Das letzte Jahr haben viele als geradezu perfekt empfunden Da war die Aufregung riesig, dass man nicht sofort mit dem trockenen Bus die zehn Minuten Fußmarsch zum Campingplatz (okay, vielleicht auch mal 20, wenn man vorn an der Bun­ desstraße wohnt) nach Hause trans­ portiert wurde. Aus Sicherheitsgrün­ den mussten wir uns im Gegenteil sogar dazu entscheiden den Busver­ kehr einzustellen. Ist es denn besser 30 Minuten im Nassen auf den ersten freien Bus zu warten oder in 20 Minu­ ten zu Fuß im Zelt zu liegen? Wenn es regnet, ist sowieso alles schwieriger. Und manche Dinge sind einfach nicht machbar. Da muss man ehrlich sein. Ich kann eigentlich jedem nur emp­ fehlen, entweder zu Fuß zu gehen (und da kenne ich ganz andere Distanzen auf Festivals) oder zu Zeiten aufs Ge­ lände zu fahren, wo eben nicht alle auf

einmal losfahren. Das hat den Vorteil, dass man auch die wirklich unbekann­ ten, aber tollen Bands nicht verpasst. Also nochmal, klare Antwort: Die Al­ ternative zum verbesserten Busshut­ tle ist kein Busshuttle. Es sei denn, wir arbeiten irgendwann mal mit so Laufbändern wie am Flughafen oder so (lacht). Was gibt’s dieses Jahr Neues beim Melt! ? Das letzte Jahr haben viele als gerade­ zu perfekt empfunden. Für mich war es das auch. Da hat man eher schon Angst, die hohe Erwartungshaltung nicht toppen zu können. Wie man sieht, hat sich am eigentlichen Ge­ ländeaufbau nicht viel geändert. Wir versuchen jedes Jahr dem Melt! eine neue Optik zu geben, neue Technik zum Einsatz zu bringen. LED spielt eine immer größere Rolle und an der Big Wheel- und Gemini-Stage findet man so ziemlich den höchsten verfüg­ baren Entwicklungsstand, was Sound und Licht heutzutage so hergeben. Wichtig ist, dass man immer was zu entdecken hat, wenn man seinen Blick schweifen lässt. Wir freuen uns besonders, das Melt! endlich ein wenig nach Dessau zu verlängern, durch eine Kooperati­ on mit dem renommierten Bauhaus. Das wollen wir in Zukunft intensivie­ ren und ausbauen. Mir schwebt eine Art »Sónar by Day« in Dessau vor, Verzeihung, »Melt! by Day«. Aber da will ich noch nicht zu viel versprechen. Jedenfalls ist das inhaltliche Interesse der Leute vorausgesetzt. Und das darf man beim Melt!-Publikum erwarten. Wie kommt ihr zu den ganzen unbekannten Acts, die jedes Jahr beim Melt! spielen, bevor sie durchstarten? Indem wir uns jeden Tag mit Musik befassen. Allerdings geht es nicht im­ mer nur um’s Musikhören. Man kann Musik auch lesen, erfassen, das Inte­ resse da draußen erfühlen. Da bringt sich gern das gesamte Team ein. Je­ der hat ja so seine Neuentdeckungen. Außerdem befindet sich das Melt! in

GER ADE LINIEN — KRUMME B E AT S

B AU H AU S FERROPOLIS & M E LT !

Ferropolis-Ausstellung mit Bildern aus dem Bauhaus Archiv Festival-Fotografie von Geert Schäfer Melt!-Grafik von Jürgen Frost Führungen durch das Bauhaus jeweils 13.00 & 17.00 Uhr

einem größeren Netzwerk an span­ nenden und sympathischen kreativen Unternehmen, zu denen auch das In­ tro Magazin gehört. Daneben frage ich auch Kollegen wie beispielsweise von der Groove, die in diesem Jahr den Sleepless Floor ei­ nen Tag kuratieren. Wichtig ist auch die enge Zusammenarbeit und Mei­ nungsaustausch mit diversen Künst­ lern selbst, wie diesmal den Jungs von Modeselektor, die ihre eigene Bühne bei uns haben. Hinzu kommen inter­ nationale DJ-Charts, Kontakte zu Plat­ tenfirmen, die uns über ihre künftigen Veröffentlichungen auf dem Laufen­ den halten. Das Wichtigste sind die Netzwerke zu den internationalen Künstler-Agenturen weltweit, den Management-Firmen. Die sind in­ zwischen in der Regel schneller als die Plattenfirmen und »signen« Acts, be­ vor sie überhaupt einen Plattenvertrag haben. Und es gibt in dem KünstlerVermittlungsgeschäft eben auch wirk­ lich fähige Musik-Spürnasen. Viele Agenten sind inzwischen vergleichbar mit den A&Rs der Plattenfirmen. Und da weiß man inzwischen, auf wen man setzt und auf wen eher nicht. In Zeiten der Social Networks ist es dazu natürlich spannend zu sehen, worüber am meisten gesprochen wird, auch in den Blogs. Nicht zuletzt, und das merken die Leute hoffentlich auch, beobachten wir unser Forum auf melt­ festival.de und unsere Facebook-Seite sehr genau. Wie wichtig sind euch Stars, bzw. wie schwer ist es mittlerweile, solche Megaseller für’s Melt! zu gewinnen? Ich bin mehr als glücklich festzustel­ len, dass sich das Melt! als ein Festival etabliert hat, auf das die Leute fast schon eher wegen den neuen Acts gehen, als nur um die großen Acts zu sehen, von denen es heutzutage auch immer weniger gibt. Der Musikgeschmack ist generell breiter, eklektischer geworden, das Musikgeschäft so breit aufgestellt wie nie. Das hat zur Folge, dass es sehr,

sehr viele kleinere Acts gibt, die sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, oft leider auch nur für kurze Zeit. Nicht viele Künstler schaffen es über lange Zeit die gleiche Aufmerksamkeit zu bekommen. Das hat leider auch zur Folge, dass es immer weniger Acts schaffen, auf lange Zeit wirklich Head­ liner- kompatibel zu sein. Nicht um­ sonst spielen immer mehr alte Helden auf den großen Festivals. Reunions werden oft nur für den Festival-Markt konzipiert. Das liegt doch auch daran, dass da so gesehen der Nachwuchs fehlt. Für viele der Headliner von vor zwei Jahren interessiert sich heute kein Mensch mehr. Auf allen europäischen großen Fes­ tivals spielen, wenn man sich das mal genauer anschaut, immer und überall die gleichen fünf bis sieben Namen. Das Melt! unterscheidet sich auch da­ durch von anderen Festivals. Bei uns gibt es diese fünf bis sieben Acts eben nicht. Nicht nur, weil wir sie uns nicht leisten könnten, sondern auch, weil es viel Spannenderes gibt da draußen, was die Leute entdecken wollen.

Das Kompetenteste Publikum Deutschlands Das soll nicht heißen, dass wir vor­ haben, auf große Acts zu verzich­ ten. Die, die in unser musikalisches Bauchgefühl passen, die, die auf dem Melt! spielen wollen und dafür auch mal bereit sind, auf für uns unrealis­ tische Gagen zu verzichten, spielen bei uns. Und ich bin stolz, dass wir in der Vergangenheit richtige Headliner wie Oasis, Björk, Pet Shop Boys, Aphex Twin, Massive Attack oder in diesem Jahr unter anderem Pulp für unser »kleines« Festival begeistern konnten.

INI T IER T VON

MI T FREUNDL ICHER UN T ER S T Ü T ZUNG VON

16.07.

17.07.

14.30 Uhr Musik am Bauhaus Vortrag von Burghard Duhm

14.30 Uhr From Bauhaus to Berghain Vortrag von Thomas Karsten (Karhard Architektur) begleitet von einem analogen Live-Set von Tobias Freund

16. und 17.07.2011 Bauhaus Dessau

15.30 Uhr Is This Hyperreal? Videos, Discussion and Specials Workshop mit Alec Empire

Bauhaus Dauerausstellung (vergünstigter Eintritt mit Festivalbändchen, nur € 4,00) Kostenlose Busse vom Festivalgelände am 16. und 17.07. Abfahrt Busbahnhof Festivalgelände: 12.30 & 14.00 Uhr Rückfahrt ab Bauhaus: 17.00 & 18.30 Uhr

Auf einige unserer absoluten Lieb­ lings-Acts werden wir allerdings auch in Zukunft verzichten müssen. Und das tut mir in der Seele weh. Umso mehr freut es mich total, wenn ich im Netz und anhand unserer App sehen kann, für welche Acts sich die Melt!Besucher am meisten interessieren. Der Musikgeschmack ist sehr diffe­ renziert, die Leute kennen sich wirk­ lich aus. Und selbst die, die nicht eh schon alles kennen, scheinen sich ge­ radezu jeden einzelnen Act vor der An­ reise im Netz anzuhören und stellen sich so ihren persönlichen Zeitplan zusammen und bereiten sich geradezu richtig auf das Melt! inhaltlich vor. Es gibt durchaus auch Festivals, wo man nicht in erster Linie wegen der Musik hinfährt. Ich bin überzeugt, dass wir das Musik-kompetenteste und inter­ essierteste Publikum Deutschlands, vielleicht sogar Europas haben. Darauf bin ich sehr stolz. Ein Hinweis für alle Nachwuchsbands: Wie wird man eigentlich Act beim Melt!? Das soll jetzt nicht demotivierend klingen, aber ich sprach vorhin von Netzwerken. Der erste Schritt ist nach wie vor, eher in ein gutes Netzwerk zu kommen. Manager, Agenten, Plat­ tenfirmen. Es kommt wirklich nicht allzu häu­ fig vor, dass Acts, die sich persönlich melden (über info@meltfestival.de oder so), bei uns große Aufmerksam­ keit finden. Da läuft man Gefahr, in der Masse unterzugehen. Denn leider melden sich auch viele Leute, die sich nicht damit beschäftigen, ob sie über­ haupt auf unser Festival passen. Wir kriegen hunderte Mails und Post (das ist übrigens nicht mehr wirklich nö­ tig!) von Death Metal Bands, GospelChören und sogar Schlager-Kapellen. Wenn es nicht zufällig die richtige Per­ son durchschaut, dass da ein Diamant in der Post war, kann was richtig tolles schon mal untergehen, Dennoch: Eine richtig gute Band werden wir irgend­ wie immer finden.


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

M!ECO Klimaschutz ist die zentrale Aufgabe unserer Zeit. Auch Festivals stehen in der Verantwortung, ihre Umweltbilanz zu hinterfragen. Die Veranstalter des Melt! haben deshalb zusammen mit der Green Music Initiative das Projekt M!eco ins Leben gerufen. Die Musik- und Entertainmentindust­ rie ist in all ihren Bereichen sehr ener­ gieintensiv. So verursachte zum Beispiel die Musikindustrie in Großbritannien Emissionen von 540.000 Tonnen CO2 im Jahre 2007. Dies entspricht den jährlichen Emissionen einer Stadt mit 54.000 Einwohnern. Dringend nötige Reduktionsstrategien werden bis jetzt noch nicht auf breiter Basis umgesetzt. Deshalb möchte das Melt! Festi­ val in Zukunft seiner Verantwortung stärker nachkommen. So startete man 2010 zusammen mit der Green Music Initiative eine groß angelegte Umwelt-Offensive: Das Melt! Festival widmet sich jedes Jahr einem ande­ ren Fokusthema im Bereich Umwelt­ schutz und erarbeitet mit Partnern Lösungsvorschläge. Die Bemühungen und Maßnahmen sollen langfristig aufgebaut und weiterentwickelt wer­ den. Im ersten Jahr lag der Schwer­ punkt auf dem Festival-Umweltthema Nummer eins: Mobilität, das heißt

extra für das Festival gecharterte Zug, ausgestattet mit Liegewagenabteilen, ermöglicht eine bequeme Anreise direkt auf das Festivalgelände. Dort dient der Zug als Übernachtungs­ möglichkeit, als Regenschutz und als sicherer Ort für Wertsachen. Mit ei­ ner Pauschale von 99€ für Hin- und Rückfahrt (inkl. Übernachtung) ist er außerdem ökonomisch eine echte Al­ ternative zum Auto. Eingesetzt wird der Zug auf der Strecke Köln – Fer­ ropolis mit Zwischenhalten in zehn weiteren Städten. Mit 700 verkauften Reisetickets ist er auch 2011 vollstän­ dig ausgebucht.

An- und Abreiseproblematik der Besu­ cher. 2011 liegt der Fokus auf Energie.

Deutsche Bahn

Nutzung regenerati­ ver Energien

In Kooperation mit der Deutschen Bahn wird für Melt!-Besucher ein deutschlandweit gültiges Ticket für nur 79€ (Hin- und Rückreise) ange­ boten.

Ferropolis ist seit diesem Jahr im Be­ sitz einer Solaranlage, die auf den vor­ handenen Dächern der Gebäude auf dem Gelände erbaut wurde. Insgesamt wurden 2901 m2 Fläche mit Solar­ zellen verkleidet. Dadurch werden jährlich ca. 170.000 kW Strom produ­ ziert. Zum Vergleich: Damit können ein Jahr lang 50 Haushalte mit Strom versorgt werden. Das Melt! Festival verbraucht 73.000 kW Strom an ei­ nem Wochenende.

Mobilität: Melt! Hotelzug Ein innovativer Baustein des Mobili­ tätskonzepts ist der Hotelzug. Dieser

Mitfahren Je höher die Auslastung, desto kli­ mafreundlicher der PKW. Daher kön­ nen sich die Besucher über www.melt­ festival.de/forum/mitfahren zu einer gemeinsamen Anreise im PKW ver­ abreden.

MorgenMelt! Rocks Tour Bereits ein Wochenende vor offiziel­ lem Festivalbeginn startet die Mor­ genMelt! Rocks Tour per Fahrrad in Hamburg und führt entlang der Elbe Richtung Melt! Festival. Von

Übernachtung bis Verpflegung ist alles bereits im Voraus organisiert. Tagsüber wird kräftig in die Pedale getreten und am Abend finden eigens organisierte Unplugged-Konzerte und Fahrraddiskos statt, die komplett per Muskelkraft mit Energie versorgt wer­ den. Auf dem Melt! Festival werden die Hightech-Drahtesel für die Fahr­ raddisko auf den Campingplätzen ge­ nutzt. Besucher haben die Möglichkeit als DJs aufzulegen – andere Besucher müssen strampeln, damit für den DJ Strom erzeugt wird.

Müllpfand & Regio­ nales Engagement Durch die Präsenz der Wittenberger Tafel e.V. vor Ort und der Einführung des Müllpfands wurde die Müllpro­ duktion drastisch reduziert. Den Fes­ tivalbesuchern sowie der Tafel ist es zu verdanken, dass etwa eine Tonne übrig gebliebener, aber noch verwert­ barer Lebensmittel dem guten Zweck gespendet werden konnten.

Catering Im Gastronomie-Bereich wird nun auf die Zusammenarbeit mit regionalen Anbietern gesetzt. Neben einem ver­ stärkten Angebot an CO2-freundli­ chen und vegetarischen Speisen gab es für sämtliche Anbieter erweiterte Auflagen, insbesondere hinsichtlich der Müllvermeidung. Dieser Part wird in Zusammenarbeit mit unserem Part­ ner, dem Gastrobüro, erweitert. In diesem Jahr gibt es schon 13 regiona­ le, vegetarische und/oder Bioanbieter

und nur noch 16 reguläre Anbieter und von Jahr zu Jahr soll das nachhaltige Angebot im Bereich Catering erwei­ tert werden.

co2nline: StromChecker & Klimaklicker Damit die Melt!-Besucher von Ihrer Klimamacht erfahren, ist die Kam­ pagne »Klimaklicker« auch in diesem Jahr dabei. In der M!ECO-Area kön­ nen sie sich neben vielen Energiespar­ tipps auch kostenlos den ultimativen »Rock’n’Roll-Klima-Guide« abholen, der ihnen erklärt, was jeder Einzelne zu einem klimafreundlichen Festival beitragen kann. Die »StromChecker« zeigen den Besuchern des Festivals, wo sie mit ihrem Stromverbrauch im Ver­ gleich zum deutschen Durchschnitt stehen – und wie sie diesen ganz ein­ fach senken können. Online ist dies übrigens auch mit dem StromCheck express auf der informativen Website www.klimaklicker.de möglich.

Viva con Agua Viva con Agua ist eine Initiative, die sich auf das Fundraising für Trink­ wasser- und Sanitärprojekte in Ent­ wicklungsländern spezialisiert hat. Auf dem Melt! sind Viva con Agua mit der »Gästelisten € Aktion«, bei der eingeladene Festivalgäste dazu aufgerufen werden, ihren Teil zum Projekt beizutragen, sowie der klas­ sischen Pfandbecher-Sammelaktion vor Ort aktiv.

STAGE-PHOTOGRAPHY.COM AT MELT! FESTIVAL 2011

STAGE-PHOTOGRAPHY.COM ist ein Non-Profit-Projekt des Lehrgebiets Fotografie an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. Seit Januar 2010 besuchten knapp 30 Studenten mehr als 180 Gigs und entwickelten neue Positionen der Rock-Fotografie. Die besten Aufnahmen landen auf der Projektwebsite. Die Studenten treten mit der rebellischen Grundhaltung an, dass nur die bedingungslose Powered by:

Hingabe an den Augenblick den Interpreten so zeigt, wie er wirklich ist. Reproduktionen einstudierter Posen verpuffen in der Geschichte des Rock und erst recht in der Geschichte der Rock-Fotografie. Nur das bislang Unentdeckte hat die Chance zur Ewigkeit. Das Melt! Festival unterstützt dieses außergewöhnliche Studentenprojekt und lädt ein Team von Fotografen ein, auf dem Melt! 2011 zu fotografieren.


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Audiolith Pre-Party Kicking off with a bang! We're more than ready, folks! The party can start. Wait! The party has already started. The 14th edition of Melt! Festival already kicked off with a bang last night! On Thursday night, the pros of Audiolith teamed up with Wass Bass (of K.I.Z.-fame). Still sweaty and flashed, it only remains to say: Welcome all, and buckle up, everyone! Yesterday, the waiting came to an end. Hamburg's Audiolith crew, which in­ itiated the infamous Melt! car park raves years ago, launched the official pre-party for the second time around. With ease, Frittenbude and Egotronic caused the first sweat attack at the festival site; no feet were standing still. Mediengruppe Telekomman­ der showed everyone that madness does have its equivalent in smashing beats. Even though, the duo's about to go on hiatus, they didn't put for­ ward the tiniest bit of melancholy. We partied, and danced together, and, very soon, we will miss them to bits because Mediengruppe's actually re­ leasing their final album. The crowd certainly appreciated a final »telekom­ manding« session. Special guests Wass Bass (featuring Nico Seyfrid of K.I.Z.) set out to prove that sophisticated Beats à la Culture Beat on acid and the condensed madness of Klaus Kinski are no contradiction in terms. During the big finale, they all started hugging each other like there's no tomorrow. Melt! 2011 is finally here, let's save so­ me sleep for later. We asked the preparty protagonists to put the whole Melt! madness into words. Strizi Streuner (Frittenbude): »Melt! seems to last only a day on which you simply dose off for a few minutes now and again. You also never shower

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because you jump into the lake every two hours. On occasion the sun sets and rises, and the moon is rarely vis­ ible since everything is lit in this sur­ real way. We like to be awake the long­ est, and we like to be on location the longest – Thursday through Monday. You’re bound to lose each other all the time, yet you always find the other ones again.« Nico Seyfrid (Wass Bass): »We’re performing at Melt! for the first time ever. Let’s see how it goes. I could tell a nice anecdote from Frauenfeld (an open-air festival in Switzerland): MC Motherfucker (member of the punk band Terrorgruppe) and me jumped into the whirlpool naked, startling all rappers. So where’s the connection to Audiolith? The album of my other band WassBass aroses from this inci­ dent. Also, boozing with the label boss Lars is always fun. You can’t say that about everyone. It’s quite relaxed with us. I really want to see DAF and Atari Teenage Riot on Saturday by the way.« Torsun Burkhardt (Egotronic): »Melt! has always been a very special festival to me. We’ve managed to get in since forever. We even love the festival so much that we have no other shows booked for the duration of the festival to stay on location from start to finish. Going to a festival usually means arriv­ ing, setting up, performing, coma, and eventually departing. Luckily you can forego the act of sleeping in between the formidable performances at Melt! thanks to Sleepless Floor to savour the atmosphere on location every single minute. My personal favourites last year were Oliver Koletzki’s afternoon set and Booka Shade’s show. The for­ mer because I got goosebumps despite the ridiculous heat, and the latter be­ cause I got on all my friends nerves for making them join me. What can I say: everyone came along dancing. At this moment, I could have died a happy man, feeling like I could never miss out on anything ever again.« Compiled by Linus Volkmann

Of course she is. Yet, beyond all this electronic »hot mama-ness«, don’t lose sight of the intriguing claim: »Fembots have feelings, too!« She’s not just raising the usual gender stereotypes simply to dis­ solve them. There are enough com­ plex themes in Robyn’s head to inspire twenty graduate theses on the subject. For her own part Robyn has chosen to build an irresistible empire of pop, disco, and charts around it instead. Putting this particular empire live on stage, she’s even able to turn the big business’ megalomaniac principle into something sweaty and intimate. So it’s true what you’ve heard: I am in love with a robot. Text: Linus Volkmann

Today / Bench Main Stage / 0:30 Am

Robyn The smart Fembot In 2010 Swedish superstar really threw down the gauntlet to her pop peers. She released countless songs, videos, three separate albums, and a compilation. She toured to rapturous receptions the world over. Somehow, all of this without seeming to break a sweat - maybe she IS the fembot she claims to be after all? If you briefly glance at Robyn’s stage set-up, you notice something odd right away: two drum kits. For a pop group. No longer will have to travel to Wacken or an experimental jazz fes­ tival in Somewhere Shire to get your muso rocks off it seems. Back in 2004, the post-rockers of Tortoise demon­ strated their noodlesome superpow­ ers on Melt! Festival’s main stage with

two drummers taking up the centre of the stay playing eye-to-eye. What a phenomenal performance. Numer­ ous nerds wiping tears out of their greasy hairs and beards. Who would have guessed that just 7 years later it would Robyn to carry the torch for this entertaining »twilight of the drums.« »It was actually my idea,« she says at her performance at this year’s Tel­ ekom Street Gig. »At first, I simply thought that it looked cool. With both of them playing side by side, it sud­ denly seemed like a totally rehearsed choreography.« When on stage, Robyn doesn’t like to fix her performance to the song’s electronic layout anyway. Everything’s supposed to sound artificial yet at the same time so very real. By keeping this balance, she reinvented herself as a half-bionic, half-human on-stage persona, as she sings in »Fembot«: »My superbrain is a binary / In fact I’m a very scientifically advanced hot mama.«

The Drums Questioning the pop blueprint Divided opinions, heated exchanges of views, they’re all a good sign a new band is y’know, onto something. Right from the get-go New York band The Drums were causing critical controversy. Were they just another bunch of indie poppers riding on the seasonal breezes of hype? Or the second coming or rock’n’roll a reinvigoration others promised but never delivered? And so, the hype around The Drums: four mates, plenty of inspiration drawn from the soap bubble popcosmos of the 1950s and 60s, com­ bined with an unbridled ability for self-promotion. With the release of their »Summertime« EP, the New York-based band bridged the gap be­ tween ageing jukeboxes and glittery synth sounds, thereby giving birth to the brilliant bastard child of surf pop, greasy 50s ballads, and melan­ cholic post-punk. Their self-titled de­ but, released a year later, is equally as

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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

innovative. Sure, lines like »Oh mama, I wanna go surfing / Oh mama, I don’t care about nothing« or »Everybody’s gotta love someone / but I just wanna love you, dear« inevitably evoke refer­ ences to the empty sunshine phras­ ing of the Beach Boys and sticky US tearjerkers of the 50s. Yet, through the monotonous insistence of bass lines, delayed beats, and the use of epic syn­ thesizing, the bubble instantly bursts, and a new pop is born. This isn’t old school anything, The Drums are looking for a pop formula fit for the 21st century, ignoring the over-slick surfaces, and turning to­ wards more authentic forms of ex­ pression. With their new live set-up, The Drums are taking another step too. After guitarist Adam Kessler quit in September last year, The Drums an­ nounced new band members for 2011. Drummer Connor Hanwick now plays the guitar with Chris Stein replacing him on drums. Myles Matheny com­ pletes the quintet on second guitar. Why the change? They wanted to get rid of drum computers and backing tracks entirely, says frontman Jona­ than Pierce. Everything’s live, no safety net, no fears. Text: Michael Hoh

so we caught up with the proud winners to see how they’re preparing. Wilhelm Tell Me, at the beginning of 2011, Intro called out to bands to take part in a competition to win a slot at this year’s Melt! You held your ground against strong competitors. Can you, please, tell our readers that you didn’t win because we slept with each other, or at least, ahem, tell them you enjoyed it! Wilhelm Tell Me: Huh? But we did sleep together, didn’t we? What was your name again? Sorry, bloody rock ‘n’ roll lifestyle.

have to figure out how to disguise bad sound conditions. Life isn’t all about chips and disco. When you’re done with your set today, in front of which act are you most likely to mosh this weekend? Cold War Kids, Digitalism, Everything Everything, Metronomy, Pulp, Robyn and... why isn’t Prince booked for Melt! this year? He’s too old for Melt! but thanks for the interview. Interview: Felix Scharlau

Today / Intro Zelt / 5.30 PM

Today / Bench Mainstage / 11:00 pm

Today at Intro Zelt The new raggedy handsome bunch For many years, Melt! has been presented by Intro. Since 2010, the magazine has had its own stage: Intro Zelt. Today Wilhelm Tell Me are going to perform alongside such acts as Iron And Wine or Crystal Fighters. The band from Hamburg won their slot at Melt! via an Intro competition

How would you describe your own sound to your mothers-in-law? Cindy Lauper high on coke in the 90s dot com bubble, always anticipating zu Guttenberg’s plagiarism disaster however. Have you ever been to Melt! before? No. Our band therapist already di­ agnosed considerable damage due to us having been spoiled so much. Sorry, but that wouldn’t have been good for us. Do you enjoy festival gigs? Many bands often complain about horrible stage sound at festivals. No, we just envy the audience throw­ ing themselves into the mud drinking lukewarm beer from a can while we

Melt! Booking

APPARAT BAND

09.09. Berlin, Berlin Festival | 23.09. Hamburg, Reeperbahnfestival | 31.10. Leipzig | 01.11. Zürich (CH) | 02.11. Frankfurt | 08.11. Wien (AT) 09.11. München | 10.11. Stuttgart | 11.11. Heidelberg-Enjoy Jazz Festival | 12.11. Dresden

BRAND BRAUER FRICK

29.09. Wien, Waves Vienna Festival | 19.11. Leipzig

THE BRANDT BRAUER FRICK ENSEMBLE 03.09. Dessau, Farbfest | 15.10. Dresden 25.11. Essen, C3 Festival | 17.12. München

DUM DUM GIRLS 03.11. Berlin | 04.11. Köln

Boys Noize Our man in America Paul Kalkbrenner and Modeselektor call him »our man in America«, referring to Alex Ridha a.k.a. Boys Noize’s major success in the new world. After having witnessed his last London gig, Intro writer Roland Wilhelm is convinced that Boys Noize’s electro techno bastardpop is part of good old Europe’s zeitgeist as well. Strangely enough, pre-party stress seems to calm Alex Ridha down. On his arrival in London, right before

EMA SPECIAL GUEST: GANGLIANS* 21.09. München* | 22.09. Berlin* 23.09. Hamburg, Reeperbahnfestival 24.09. Köln | 25.09. Offenbach

his performance at Club XOYO that night, he checks out the Rough Trade Shop on Brick Lane. Seemingly at incredible ease, he’s carries out an extensive research of just released singles, buying a fair amount even­ tually. Amongst his newly purchased gems is the new Cold Cave album as well as a Sparks ›Best of‹. His buying behaviour doesn’t end with the music he stands for, he claims (hammering electro and techno that is). Regard­ ing his remix and production works for Kelis, Gonzales, Bloc Party, Dep­ eche Mode, Tiga, Marilyn Manson, Scissor Sisters and Black Eyed Peas, it’s obvious that Ridha’s got a serious weakness for pop music. On entering the stage at East London’s XOYO at around one in the morning, it be­ comes clear how much of a pop star he’s become on the British isles in the meantime – ecstatic cheers and »Boys Noize« chants all over. When he starts performing, the crowd in­ stantly goes berserk. With the first few beats hammering through the loudspeakers, the crowd suddenly starts moving forward. The kids in the first row have no other choice but to brace themselves against the turn­ tables. Ridha manages to stem his weight against the decks to prevent worse things from happening. Now it pays off that he’s been DJing with CDs instead of vinyl for the last couple of years. Turntable needles are just too delicate to withstand this kind of euphoria. Ridha starts laughing, seemingly unphased by the incident. Perhaps sensibly he turns to slight­ ly less hammering tracks for a bit, while the club’s security is trying to sort things out in the first row (not an easy task when four men try to keep a crowd of 800 drunken ravers in check). More than once, the tower speakers are close to falling over. This is the ultimate collective debauchery with sweat dripping off the ceiling. The dance floor is either covered with feet or beer bottles. After a two-hour set, the comedown is near: music off,

JUNIOR BOYS 02.08. München

CROCODILES

18.08. Köln | 19.08. Hamburg | 20.08. Hannover, BootBooHook Festival | 20.08. Berlin

HOUSSE DE RACKET

07.09. München | 08.09. Köln | 09.09. Hamburg 10.09. Berlin, Berlin Festival

JUNIP

22.07. Rüsselsheim, Phono Pop Festival | 23.07. Diepholz, Appletree Garden Festival | 19.08. Hannover, BootBooHook 21.08. Hamburg, Kampnagel Sommer | 15.10. Düsseldorf, New Fall Festival | 16.10. München | 17.10. Heidelberg, Enjoy Jazz

Today / Bench Main Stage / 04:00 AM

Gui Boratto Trance my techno Brazilian Guilherme Boratto casually masters megalomaniac funfair raves as well as intimate club sets. With his euphoric trance techno, he became everybody’s darling at Kompakt. The English DJ Mag isn’t exactly known for its sophisticated choice of artists. This goes for its coverage as well as the events hosted by the maga­ zine. Certainly, Gui Boratto certainly stuck out in the magazine’s party lineup at Winter Music Conference Mi­ ami ’08. Most of the list was the playsafe superstar-deejay, with the likes of Steve Lawler, David Guetta, and Dale Anderson performing. On that particular day, Boratto was about to present his new album »Take My Breath Away« which upped the trance factor over his previous works. He might not have know it at the time but this album was about to catapult him into the techno Cham­ pions League within the next few months. He only plays live, and never only just DJs, he later revealed in an inter­ view in his hotel room. The balcony doors, through which the turbulent background noises of Miami Beach’s boulevards could be heard, are wide open. Boratto nods approvingly. He clearly loves the environment and every single one of his bigger tours

PEACHES (DJ-SET) 30.09. Frankfurt

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FOSTER THE PEOPLE

02.11. Köln | 09.11. München | 11.11. Berlin 12.11. Hamburg

lights on, it’s time for curfew! Unfor­ tunately, this club doesn’t have a late licence (hey, it’s London). Yet, wher­ ever you look, happy faces all around. Before taking off, Boys Noize happily mingles with the crowd, and in a mo­ ment of pure rockist throwback even has to sign a fan’s chest. A star arrives as he leaves. Text: Roland Wilhelm

LOVE INKS 18.09. Hamburg | 29.09. Frankfurt, Bodys and Babel Festival ( + Peaches DJ-Set uvm.) 30.09. Köln | 10.10. München | 11.10. Dresden 12.10. Leipzig | 13.10. Berlin, Certain People at Berghain (+ Planningtorock)

THE MAGICIAN

04.08. München | 05.08. Berlin

MOON DUO

SPECIAL GUEST: MALE BONDING* 23.09. Hamburg, Reeperbahn Festival 08.10. Berlin* | 09.10. Leipzig* | 10.10. München*

13.10. Berlin, Melt!Booking & Berghain present: Certain People at Berghain ( + Love Inks u.a.) 14.10. München | 15.10. Heidelberg-Enjoy Jazz Festival | 16.10. Köln | 17.10. Hamburg

SCHLACHTHOFBRONX

23.07. Frankfurt | 30.07. Dortmund, Juicy Beats Festival | 06.08. Freising, Prima Leben Und Stereo 27.08. London (UK) | 24.09. Stuttgart

SKRILLEX

20.08. Köln, Loonyland | 25.08. Hamburg 10.09. Berlin, Berlin Festival

WILD BEASTS

03.11. Berlin | 04.11. Hamburg | 05.11. Köln

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starts off in Miami. It’s all about danc­ ing and partying in this city. It’s in the people’s blood. As a Brazilian native, he’s drawn to this kind of attitude. Boratto finds the minimal techno nation’s stiff approach rather odd. Of course, he does treasure Europe’s academic approach to techno. This is the reason why the architecture graduate went with Kompakt, a label where traditions and modernity are thought as one, where they let things slide at night, where the emphasis is put on the right attitude and the family aspect of the label. In Brazil, Boratto was one of the most popular producers in electronic music back then. Fast-forward to 2011 and he’s a superstar on both sides of the Atlantic Ocean receiving five-digit fees. Finally, he’s coming to Melt! Text: Thomas Venker

Today / Big Wheel Stage / 05:00 Am

MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

Intro Kneipe Book readings and film screenings Intro celebrates its 20th anniversary – with a festival first. For the first time at Melt!, Intro Kneipe will open its doors to the public – that’s Intro Pub for all you English speaking festival folks. So if you need to take a break from all the action on the various stages, join us here. At Intro Kneipe, musicians will talk about their backstage experiences at summer festivals and authors will present their works, non-fiction as well as fiction. We will screen vari­ ous films from the extended version of the Beasty Boys’ »Fight For Your Right« to a double feature with docu­ mentaries about Die Sterne and 1000 Robota to the Joaquin Phoenix film

»I’m Still Here« and the documentary »Upside Down« about the history of Creation Records. Intro Kneipe, therefore, brings to life the best of Intro’s wider cultural sensibilities, right at the heart of Melt! Festival. It’s a great place to drop in, hear the real stories, have a chat or just be entertained. No rush. Intro Kneipe’s programme begins on Friday afternoon with a workshop as part of the »Green Music Lounge« with performer and environmental activist Daniel Unsöld teaching you proper beat-boxing skills. Music journalist Eric Pfeil then reads from his regularly published faz.net blog »Pop Tagebüchern« – humorous stories with brought to life! The two publishers of »Los Su­ perdemokraticos«, Rery Maldonado and Nikola Richter, will then present a collection of essays discussing love, politics, work environments and pop in the context of a globalised virtual market. The first screening of the

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evening will be the 30-minute film accompanying the legendary Beastie Boys video »Fight For Your Right«. Afterwards, we have a generationspanning Hamburg double feature scheduled with documentaries about Die Sterne and 1000 Robota. In the end, Intro Kneipe is only as good as its guests. So come over and get comfy! Text: Wolfgang Frömberg

Modeselektor Playing the Melt!Selektor game »It’s all about us having fun. And we just wanna be the coolest – as usual!« Never change a winning formula. So there was no question that Mode­ selektor should curate their own floor at Melt! once again. Since it all went, to understate things, ›pretty well‹ last year, the boys will have a go two days and nights in a row this year. He’s laughing. Colourful toy blocks are all over the place! Blue, yellow, green, red – the screen’s full of them. Modeselektor a.k.a. Ger­ not Bronsert and Sebastian Szary sit in front of their digital sandbox in a high-rise in the middle of Berlin working on their new album. They probably would’ve been done by now if there wasn’t an even better way to spent some time in the digital sandbox: arranging little toy blocks with names like Siriusmo, Gold Pan­ da and Phon.o on them, calling it »the running order game« or rather Melt!Selektor game. In Bronsert and Szary’s case you can only hope that the hidden child in both of them will never cease to exist. »This is our ul­ timate playground,« they comment excitably, referring to the beach in Ferropolis. The larger the toy blocks, the more fun they have. Here’s a little flashback. In the be­ ginning, there was an innocent little idea forming at a Melt!Klub event in Dresden: why not present a few acts at the festival, maybe have an own stage? Why not, indeed. A spontane­ ous deal with unforeseeable conse­ quences was made. Last year, they hit the road with this innocent little idea, touring half the globe, playing clubs and festivals under the banner of »Modeselektion«, showing every­ one from London to Scotland how their bass continuum could be turned into brute swing tunes. Along with the Melt! stage idea, talks about an exclusive compilation with all the invited acts were held. This marked the first release of a whole compila­ tion series, whereby Modeselektor’s label Monkeytown kick-started with a bang – yet another facet of their fit­ ting playground dynamics. After all these years, Modeselektor

are truly astonished at the self-fulfill­ ing prophecy that is their name. The duo’s main activities recently includ­ ed running their own label, booking festivals, DJing, and being full-time music fanatics – searching, finding, compiling, and curating in the true sense of the word. Both Berliners are »Selektors« by calling. »We weren’t aware of our name’s meaning for a very long time,« Bronsert says. »In the beginning, one of the Roland Space Echo’s buttons was named Modese­ lektor. That it was supposed to mean mood selector fit us perfectly. So one thing came after the other.« The adventure, which was about to keep them busy for months, took off at Melt! Festival at the shores of Gremmin Lake in July 2010, favour­ ites such as Jamie XX, Mala, Kode9, and Martyn included. »Our maiden voyage seemed very chaotic at the time,« the now jaded »Selectas« re­ flect in hindsight. »At some point, we were truly scared, though,« Szary adds. »When eight to ten thousand people were suddenly grouping near the lake, it felt like at least 500,000 storming towards the stage.« Since everything went totally smoothly – »it was true magic« – Melt!Selektion will conquer the stage two days in a row this year. The »Modi« will take over the stage as well as the beach entirely. Friday is all about the wolf in sheep’s clothing. With performances by Ap­ parat, Nicolas Jaar, and Jamie Woon, the day starts off with sneaky seren­ ity, only to be continued with Addi­ son Groove, Housemeister, and the newly found techno troupe, A.T.O.L. seriously penetrating your eardrums. After Sizarr Soundsystem opens the stage on Saturday, the beach will be full on beats all day and night. Rather unknown acts like Anstam or Benja­ min Damage & Doc Daneeka meet the funk step mix-up of SBTRKT, the smashing rave of Rusko, and Modese­ lektor, of course, with a »one DJ plus as much machinery as possible« set. Bronsert and Szary get all mistyeyed talking about it. Usually, artists only have a few minutes for backstage meet and greets before their perfor­ mances. Then they’re off to the next appointment. Both of them, how­ ever, plan to be perfect hosts: »For the entire duration of Melt!, we’re at this single stage, imagine that! We’ll probably have dirty feet and smell of alcohol the whole time… how excit­ ing.« So they’ll act just like thousands of other festivalgoers with the small exception that the »Modis« can ac­ tually put together their line-up as they please, bringing their best mates and heroes to the festival. »In the end, it’s all about what we think is wicked,« Bronsert comments. »We love minimal techno as much as we love chav rap by Wiz Khalifa and 50 Cent. There’s a constant musi­ cal overload, which we turned inside out with Modeselektion. We’re stand­ ing on the side line watching others


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011 perform on our stage. Melt!Selektion is a mixture of mates and music that we like.« The child within Gernot Bronsert can barely be stopped: »It will be like bringing our old rooms from back home to the stage. We won’t be running around announc­ ing acts all the time. It’s just about us having fun. And we wanna be the coolest – as usual!« Text: Arno Raffeiner

Melt! Booking team tips When Saints Go Machine The ritual of forgetting is always fol­ lowed by the sudden act of remember­ ing. Everyone experiencing a hangover knows the drill. These four boys from Copenhagen have musically made this old saying their own, but this is no act. They practiced the art of cool at local clubs long enough to pose as a confident band on the festival stage. But with their current album »Konkylie« getting plau­ dits from all over the review-o-sphere, they’re guaranteed an enthusiastic re­ sponse as never before: don’t miss their cool yet melancholic electro pop.

Brandt Brauer Frick Extending your reach from classical music to techno, from philharmonic hall to club hasn’t been too much of an effort for professional musi­ cians like Daniel Brandt, Jan Brauer, and Paul Frick. While each venue’s own audience rarely steps beyond its boundaries, these artists like to mix it up. But merely manoeuvring clas­ sical and Baroque aesthetics through dry ice with four-on-the-floor beats is far from the trio’s real mission. Instead, they draw inspiration from the the seriously serialist sound ex­ periments of John Cage, indulging in a little piano and string-section mal­ treatmeant, taking the minimum to a place of maximum. An ordinary or­ chestral ensemble would probably re­ gard what they get up to as some per­ verted sexual practice, ahem, but in fact this is brilliant dance music that will conduct you to a higher place!

The Sound Of Arrows Ah Sweden. Where people seem to do nothing but turn out perfect pop

productions, day in, day out. ‘Indie pop’ might be a too narrow term for the wonderful songs of Oskar Gull­ strand and Stefan Storm, whose joint influences lie in house and classical music. The genre, however, describes a community spirit that The Sound of Arrows capture perfectly in their hymnal single »Into The Clouds«: »Nothing can stop us / if we stick together.« Thick as thieves those Swedes – being at one with the fans simultaneously. Compiled by: Paula Fuchs

Sizarr Vintage wines are definitely not the only reason why Danger Mouse is interested in the Southern Palati­ nate, from where these youngsters herald. Intro editor Christian Stein­ brink made an attempt to describe their sound: »What sound does a trio make that causes pop stars, A&R folks from such labels as Cooperative Mu­ sic and music magazines like Intro nervous? Well imagine a mix of solid R&B, eccentric indie rock, sophisti­ cated rhythms and electronic under­ tones.« Thus far the band has only released their »Fake Foxes« EP, yet they have already toured supporting Broken Bells together with Danger Mouse. Great performances lie ahead of us at Melt!.

Paul Kalkbrenner Raving with Sarkozy Paul Kalkbrenner is one of the techno scene’s most glamorous figures. Martin Riemann accompanied the Berlin producer to Paris where he debuted material off his brand-new album »Icke wieder«. In Paris, they saw »Berlin Call­ ing«, this film about Berlin’s night­ life, in which Paul Kalkbrenner plays a drugged up techno DJ. It made him famous over night. It’s, therefore, not surprising that every square inch of La Machine, the club in which Kalkbren­ ner’s about to perform parts of his new album »Icke wieder« (Me Again), is occupied with frenetic French folks on this evening in March 2011. At the doors, countless sad-eyed young fans beg for admission, even though, tickets must be changing hands for a fortune by now. La Machine is located in the midst of Pigalle, Paris’ infamous red-light district, right below its landmark,

the Moulin Rouge, a flashing red windmill with its blades auspicious­ ly turning. The club’s official capacity is 1,100 or in other words 2,200 hands leap into the air the moment Kalkbren­ ner takes the stage. The crowd’s ec­ static even before the first beat is played. Overwhelming enthusiasm is all around and almost tangible with its equivalent in Kalkbrenner’s music. He’s bending over his controls, its’ all rather dreamy in a way, moving back and forth, smiling, and sometimes, as if he was in a trance, slowly raising his hands in the air. From time to time, he’s adjusting the monitors. Every move is answered with frenetic cheers. His manager is excited as well. Kalkbrenner’s new material is praised as if he could no longer make any mis­ takes. By pitching the higher frequen­ cies only, he gets his followers in a craze only to pay them off with the sound of their beloved bass drum eventually. His interaction with the crowd couldn’t be smoother. Later, in the backstage area, a simi­ lar euphoria can be felt: shining eyes wherever you look. Kalkbrenner sits in his chair smoking and drinking Chi­ vas Regal. Pierre Sarkozy, the French president’s son and DJ, is there as well, suggesting a performance in Corsica. Tough luck! Kalkbrenner’s booked all year: tours through China, Japan and so forth are on his agenda. Not only the fans but bookers as well have to get up early to see the man on stage. With Kalkbrenner showing up at Melt! this year, his new album in tow, we’re very lucky to have got in early. Text: Martin Riemann

TOday / Bench Main Stage / 02:00 am

Carl Craig vs Radio Slave / Loco Dice Planet E Special For two decades, Carl Craig’s label Planet E has spread futuristic hitech funk from Motor City into the world. The label recently celebrated its twentieth anniversary with the compilation »20 Fucking Years of Planet E – We Ain’t Dead Yet.« To be continued at this year’s Melt! When the Detroit DJs Juan Atkins, Derrick May, and Kevin Saunderson invented this new genre that today we know as »techno«, no one even could imagine the musical revolution the »Belleville Three« were about to start. 4/4 beats spread across the pond and have been dominating dancing spaces from mega-raves to tiny clubs ever since. By now it’s the second Detroit generation with such figures as Carl Craig, Moody Man, and Theo Parrish representing Motor City in Europe. Carl Craig started directional projects like Innerzone Orchestra and Paperclip People, whose smash hit, »Throw«, is still a regularly played classic even 15 years later. He’s also one of the most sought after re­ mix masters of the planet, with an uncanny habit of making the origi­ nals sound dull as dishwater. Yet, Craig’s productions are not limited to the 4/4 beats exclusively. Together with Moritz von Oswald, he recently ›re-composed‹ Ravel’s »Bolero«. For the Detroit jazz label Tribe’s Rebirth project, he went to the studio with

Marcus Belgrave and Wendell Harri­ son. It hardly needs to be mentioned that Carl Craig releases world-class records as well. For Planet E’s birth­ day bash at Melt!, Craig will have a British guest DJ flown in with whom he always wanted to perform back to back: the Radio Slave. Kylie Minogue herself performed his famous 2002 »Can’t Get Blue Mon­ day Out Of My Head« mash-up at the Brit Awards. The answer to why this transatlantic relation is so spe­ cial is simple: »Both of us try to re­ fine techno as a whole as well as our individual sound. We’re never really satisfied with the status quo. We cre­ ate unique music for unique people. That’s the great thing about it: with techno, you follow certain rules. Yet, you’re completely free at the same time,« says Craig. Tunisian native Loco Dice knows how to approach techno in exper­ imental and unconventional ways; with broken beats and sounds. The Düsseldorf-based DJ and producer’s roots lie in hip hop. Through his Tribehouse Club residency, however, he’s been infected with the house virus ever since. His records are released via such labels as M_nus, Cocoon Re­ cordings, and Desolat. In the past, he shared the stage with almost every re­ nowned DJ of the planet. Loco Dice is living proof that house and techno’s roots lie in funk music. After all, the genre was called hi-tech funk in the first place. So, let’s celebrate with three legends shaking up the machinery around them. Text: Sebastian Ingenhoff

Today / Big Wheel Stage / 03:00 Am & 11:00 Pm


Das Pop-Abo neu aufgelegt: u. a. mit Agnes Obel, Alexi Murdoch, und JUNIP (Jose Gonzalez, Tobias Winterkorn, Elias Araya)


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MELTNEWS! — FREITAG, 15. JULI 2011

Partys gibt es viele, unvergessliche Partys nur wenige. Desperados sorgt beim Melt! auch dieses Jahr wieder für bleibende Erinnerungen: Mit den Desperados Festival-Pics gibt's am Virtual Nights-Stand persönli­ che Melt!-Fotos mit der Clique, neu­ en Festival-Bekanntschaften oder als Einzelportrait! Zweifellos ein einmali­ ges Andenken. Am Desperados Beach kann man hautnah die angesagtesten Acts erleben, die zusammen mit ih­ ren Fans feiern werden. Dort kura­ tieren Modeselektor am Freitag und Samstag ihre Melt! Selektor-Stage, auf der Stars wie Jamie Woon, Apparat & Band, Nicolas Jaar und Housemeister ihre Shows spielen.

Das kultige Streetwear-Label Bench ist dieses Jahr nicht nur verantwort­ lich für das Melt! Merchandise und erstmalig Presenting-Sponsor des Festivals, sondern hat sich darüber hinaus ein besonderes Gimmick ein­ fallen lassen: den Bench Scene Con­ verter schräg gegenüber der Center Stage! Im Klartext heißt das: Besu­ cher können sich dank eines interak­ tiven Layouts ihrer Wahl Rockstarlike z.B. vor einer jubelndem Crowd ablichten lassen. Und das Beste: das entstandene Foto kann direkt mit nach Hause genommen, bzw. mit­ hilfe eines Codes auf der FacebookSeite von Bench heruntergeladen werden.

Kein Melt! ohne MiXery – so gibt es auf dem Festivalgelände die brand­ neue, einzigartige iced Version 5% des Klassikers MiXery Bier + Cola + X. MiXery ist mit vielen weiteren High­ lights am Start. Camping deluxe ist das Motto im MiXery Festival Camp, mit Whirlpool und Bar in intimer Fes­ tivalatmosphäre für 200 Besucher. Wer‘s noch exklusiver liebt, fährt in seinem eigenem Schlafwaggon vor – der MiXery Beds on Wheels Hotel­ zug macht‘s möglich. Alle, die in den MiXery-Auktionen VIP-Pässe für die MiXery Skylounge ersteigert haben, dürfen bei exklusivem Blick auf die Center Stage ihre durstigen Kehlen ölen.

Warsteiner das ist eine Geschmacksverbindung, die dem Festival gut zu Gesicht steht. Frisch gezapftes Warsteiner bekommt ihr an diversen Bierwagen über das

gesamte Gelände verteilt. Zur Stär­ kung während des Festivals soll es schließlich nicht weniger als eine Kö­ nigin unter den Bieren sein.

Foto: Nicolas Ritter

Was beim Melt! auch nicht fehlen darf: Frisches Warsteiner! Die Brauer aus dem Sauerland firmieren auch dieses Jahr als exklusiver Bierpartner, und

Stage-Photography.Com Rockfotografie ist mindestens so alt wie der Rock’n’Roll selbst. Ganze Museen wurden schon mit Expo­ naten gefüllt, die die Geschichte des Bühnenbildes prägten und auch auf die Musik selbst ausstrahlten. Das Non-Profit-Projekt Stage-Photogra­ phy.com des Lehrgebiets Fotografie der Hochschule für Gestaltung in Offenbach hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Genre Rockfotografie neue Impulse und Blickwinkel zu

verleihen. Die Studenten der Hoch­ schule rollen seine Konventionen neu auf und richten ihre Objektive auf die bislang unentdeckten Zehn­ telsekunden des Stage-Actings. Ein Fotografen-Team der Hochschule wird auch auf dem Melt! diese Mo­ mente einfangen und direkt vor Ort präsentieren. Außerdem sind die Ex­ ponate – und viele andere mehr – auf www.stage-photography.com einzusehen.

The Electric Hotel Freunde verloren, Handyakku leer. Bedeutete bislang häufig: Den Rest des Abends verbringt man damit, ver­ geblich eine Aufladestation zu suchen und steht am Ende doch genervt und ohne Begleitung auf dem Festivalge­ lände rum. Dieses Horrorszenario ge­ hört ab sofort der Vergangenheit an. The Electric Hotel, ein mobiler Kraft­ werk-Trailer, ist bei allen wichtigen mehrtägigen Großveranstaltungen wie dem Melt! vor Ort und versorgt z.B. so essenzielle Dinge wie Handys,

Digicams und sogar eure Autobatterie mit Strom. Und so einfach geht’s: Ihr gebt euer Gerät einfach an der Rezep­ tion ab und holt es euch mit vollem Akku zurück. Die Hälfte der Gebühr sponsort euch Q-Cells, so zahlt ihr pro Aufladung nur noch 1 Euro. Ihr müsst dabei nicht mal ein schlech­ tes Gewissen haben, denn The Electric Hotel steht für einen verantwortungs­ vollen Umgang mit Ressourcen und arbeitet in erster Linie mit Wind- und Sonnenenergie!

frontlineshop.com bringt die FestivalBesucher ins Netz

DIE PIZZA FÜR DEN ultimativeN FestivalSommer 2011

Für die Dauer des Melt! errichtet der Streetfashion Online-Store frontline­ shop eine Internet-Lounge in einem umgebauten Übersee Container. Der Online-Shop ist in diesem Jahr Head­ sponsor des Festivals und bringt sich mit der Aktion mitten ins Geschehen. In der Container-Lounge haben die Besucher kostenlosen Zugang zum frontlineshopexklusiven W-Lan, kön­ nen Laptop-Stations nutzen und ih­ re Mobiltelefone aufladen. Auf den Terrassen auf dem Rooftop und im »Erdgeschoss« kann ganz »First in Style« in der Sonne relaxt werden. Und wer während des Melt! FacebookFreund von frontlineshop.com wird, kann sich dort zum Dank kostenlos frontlineshop Melt! Playlist bei iTunes herunterladen.

Auf der Festivaltour quer durch Deutschland macht pizza.de auch auf dem Melt! Halt. Wer schlau war, hat sich schon vorher an einer Verlo­ sungsaktion auf Facebook & Co. be­ teiligt und kann sich jetzt freuen: Die Gewinner erwarten leckere Pizzen, die sie von direkt ans Zelt geliefert bekommen. Und damit nicht genug: Im pizza.de Community-Zelt erwar­ ten die Besucher coole Aktionen und tolle Give-Aways. Außerdem berichten unsere Reporter Kim & Maxime live von den Festival-Wiesen. Schließlich ist pizza.de den ganzen Sommer über auf den Festivals der Republik unter­ wegs. Was dem Reporter-Duo auf ih­ rer Tour alles widerfährt, kann man in ihrem spannenden Blog in Echtzeit erleben: facebook.com/kim.maxime.


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