Dein Entertainmentguide für den Sommer 2008
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N I MM MI C H MI T!
Nimm mich mit! Auf CD 04 Kiss 05 Madsen / Sportfreunde Stiller Hives / Queens Of The Stone Age 06 Metallica 08 Nirvana / Fratellis / Razorlight Nine Inch Nails 09 Kaiser Chiefs / Marilyn Manson Limp Bizkit / 3 Doors Down Children Of Bodom 10 Def Leppard / Apocalyptika Nightwish / Guns ’N’ Roses 11 In Extremo Im Kino 12 Happy-Go-Lucky 13 The Happening 14 All The Boys Love Mandy Lane Superhero Movie 15 Unter Kontrolle 16 Bank Job 17 Akte X: I Want To Believe 18 Krabat AUF DVD 19 Midnite Xpress Collection 20 27 Dresses / Breach / Control 21 24 Hour Party People Johnny Depp Edition Das Waisenhaus 22 Juno / Linie 1 / Stellungswechsel 23 Free Rainer 24 ostPunk! too much future / Once 25 Sweeney Todd 26 Aktion Mutante Two-Lane Blacktop / Der Nebel 27 Teufelskind Joshua Trade / The L-Word 28 Hyperdrive / ReGenesis / Magnolia 29 Die Simpsons / Futurama Family Guy – Blue Harvest 30 Akte X / 24 / Prison Break 31 Damages / Ehe ist... Aufm Platz 32 Fussball Unser 2008 Im Ohr 33 Philips GoGear mp3-Player 34 Speed-Link: Ganymed Headset Gravity Soundtubes Travel Progressive 2.1 System 35 Audio-Technica Kopfhörer
Der Sommer kann kommen! Die Redaktion hat sich endlich ein neues Sofa gekauft. Gähnende Leere vor dem Fernseher konnten wir nicht lange ertragen. War ja auch aus beruflichen Gründen unmöglich. Schließlich mussten wir es bequem haben, um jede Menge Filme zu sichten. Damit Ihr wisst, was Euch in diesem Sommer im Kino, auf DVD und Blu-ray vor die Flinte kommen sollte. So müsst Ihr Euch später nicht vorwerfen lassen, das Beste verpasst zu haben. Und das sagen wir Couch Potatoes nicht nur, um bei allen Freunden der Festivalkultur Schönwetter zu machen. Wir nehmen bloß stellvertretend mit, was der Markt aus dem Hut zaubert. Zwischen Sofa und Glotze haben sich neben den Filmen, Chipskrümeln und ein paar Euro Flaschenpfand – natürlich isotonische Durstlöscher! – noch weitere Requisiten aus dem Fundus des Home Entertainment gesellt. Unser Forscherdrang macht nicht Halt vor technischen Innovationen, die einem sowohl am heimischen Ofen als auch unter freiem Himmel das Leben versüßen. Das Equipment macht den Ton – und der Ton die Musik. Das gilt für jede Jahreszeit, jedes Magazin und jedes Festival. Viel Spaß beim Soundcheck – und mit den Technik-Gadgets, die wir auf der nächsten Seite verlosen! Wünscht von Herzen: Eure Redaktion.
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I m K in o : Da L äu f t Was!
Greif mich ab! – Das Quiz Wer bei der Auslosung von EM-Tickets oder an der Abendkasse vom Rock am Ring mit langer Miene nach Hause gehen musste, darf sich schon mal freuen: bei uns gibt’s auch was abzuholen, und zwar ganz umsonst. Was es zu gewinnen gibt? Tolle Technik-Gadgets, die wir im diesjährigen Nimm Mich Mit ab Seite 33 vorstellen:
von Audio-Technica 1 x Kopfhörer ATH-ANC3 von Philips: 1 x mp3- & Videoplayer »GoGear SA5245«
von Speed-Link: 1 x Kopfhörer »Gravity Soundtubes Travel« 1 x Gamer-Headset »Ganymed« 1 x Soundsystem Progressive 2.1
Und so könnt ihr gewinnen: beantwortet einfach die nachfolgende Fragen, bildet aus dem dazugehörigen Buchstaben das Lösungswort, und sendet Eure Lösung per E-Mail an: nimmmichmit@festivalguide.de, per Post an: Nimm Mich Mit, c/o Intro GmbH & Co. KG, Postfach 19 02 43, 50499 Köln, und im Netz unter www.festivalguide.de/nimmmichmit
1. Welche Band aus unserer Festivalstrecke hat sich nach einer südafrikanischen Fußballmannschaft benannt? p) Kaiser Chiefs q) Sportfreunde Stiller r) Limp Bizkit 2. Unter welchem Namen startete Mark Wahlberg, Hauptdarsteller des am 12. Juni in den Kinos startenden Films »The Happening«, 1991 eine Popkarriere? r) Marky Mark s) Money Mark t) Marky Smith 3. A marriage made in heaven: Welcher Serienheld wäre für eine Rolle in einem Film über die Party-Szene in Manchester geradezu prädestiniert? n) Fox Mulder o) Jack Bauer p) Homer Simpson
4. Was bekommt man, wenn man in Österreich »An Ang’schissnen« bestellt? l) Kaffee mit Schuß m) Senf dazu n) einen besonders starken Obstbrand
7. Was fällt am Ende von Paul Thomas Andersons »Magnolia« vom Himmel? h) ungedeckte Schecks i) Kröten j) An Ang’schissnen
5. Ein kleines Suchspiel: gleich zwei Zitate von Ex-Ton Steine Scherben Frontmann Rio Reiser verstecken sich in den Überschriften in diesem Heft. Aber aus welchem Song? m) Alles Lüge n) Junimond o) König von Deutschland
8. Welcher der Beach Boys machte in dem Film »Two-Lane Blacktop« seinen einzigen Ausflug ins Schauspielfach? o) Dennis Wilson p) Brian Wilson q) Owen Wilson
6. In dem TV-Drama »Damages – Im Netz der Macht« spielt neben Glenn Close auch Ted Danson eine Hauptrolle. Aus welcher 80er-Jahre-Serie kennen wir ihn als Barmann? r) Alf s) Boomer der Streuner t) Cheers
9. In welcher TV-Serie dürfen Männer bloß zukucken? m) The F-Word n) The L-Word o) The S-Word
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Vo lle s B r e t t – Rock- Kl a ssi ke r & F e sti va l hi ghl i ghts 2008
SPORTFREUNDE STILLER
MADSEN Als Madsen im Sommer 2004 aus dem öden Wendland heraus erste Schlagzeilen machten, war klar: Hier entsteht etwas Großes. Gitarrenpop mit deutschen Texten, der auch nach drei Alben seinen JUZ-Score nie verloren hat. Von Punk, Grunge und Indie durchtriebener Deutsch-Rock in seiner besten Form. Was soll man auch außer Musik machen, wenn man in einem Örtchen aufwächst, das seinen einzigen Fame von durchfahrenden Castortransporten nach Gorleben hat? Dass die drei Brüder Johannes, Sebastian und Sascha Madsen sowie Basser Niko Maurer und Tastenmann Folkert Jahnke neben dem Probekeller auch
Ein schrecklicher Frühling geht, der Festivalsommer ist endlich da! Zeit, dass Musik endlich wieder die erste Geige spielt. Ein Blick auf die zahlreichen Bühnen im In- und Ausland wird dabei auch 2008 zeigen: Ohne ein richtig gutes Album im Rücken ist eine Band so gut wie nichts. Hier erfahrt ihr mehr über einige großartige Rock-Bands und ihre besten Alben. Und wer dabei neugierig auf die Musik geworden ist, hat jetzt die beste Gelegenheit, die hier gelisteten Pflichtalben richtig kennen zu lernen. Für einen begrenzten Zeitraum gibt es sie zu einem besonders günstigen Preis zu kaufen.
Mehr Infos zu allen erwähnten Bands und Alben findet ihr auf www.vertigo.fm/festivalhighlights Metallica • 3 Doors Down • In Extremo • Nirvana • Guns’n’Roses • Madsen • Sportfreunde Stiller Queens Of The Stone Age • Marilyn Manson Kiss • Apocalyptica • Nightwish • Def Leppard • Limp Bizkit • Nine Inch Nails • The Hives • Children Of Bodom • Fratellis • Kaiser Chiefs • Razorlight
THE HIVES
Kiss sind der Inbegriff des opulenten Live-Rockacts. Verpackt in Lack- und Lederoutfits, mit zugepinselten Gesichtern, Pyroshows und Gene Simmons überlanger Zunge erklommen Kiss in den letzten 35 Jahren stetig den Rockolymp auf Plateuschuhen. Gitarrenlastiger Hard Rock traf dabei auf Disko. Es entstand ein Mix aus Pop und Metal. Mit monströsen Bühneneffekten, Auftritten mit einem 60-köpfigen, schwarz-weiß geschminkten Orchester und etwa 2500 verschiedenen Merch-Artikeln setzte die Band neue Standards. Kuriositäten wie ein Kiss-Sarg oder Kiss-Kondome fanden unzählige Abnehmer und allein im Jahr
1980 wurden über 100 Millionen US-Dollar damit umgesetzt. Während die Haarsprayindustrie seit der Kiss-Gründung im Sommer 1973 noch einen deutlichen Aufschwung verspürte, führten Besetzungswechsel dazu, dass es bald etwas stiller um die Band wurde. 1982 kam die Compilation »Kiss Killer« auf den Markt. Neben acht Klassikern waren auf der Platte aber auch vier neue Songs enthalten. 2002 erschien dann eine »The Very Best Of«Scheibe, die in jedes CD-Regal gehört. Denn obwohl die Kiss-Königsdiszilplin die Live-Show ist, verkaufte die Band völlig zu Recht über 100 Millionen Platten rund um den Globus. Bis heute
sind sie damit direkt nach den Beatles und den Rolling Stones die Gruppe mit den weltweit meisten goldenen Schallplatten. Kiss sind außerdem Hauptthema des Kino-Films »Detroit Rock City« (1999), supporteten den an ihr Outfit angelehnten Wrestler »Demon« und versuchten sich auch an diversen Soloprojekten. 2008 sind die vier Mitglieder Demon, Starchild, Spaceman und Cat immer noch als Kiss aktiv, touren durch die Welt und machen dabei auch wieder mehrmals Halt in Deutschland.
F oto : U niversal M usic
KISS
Simpel, straight und voller Energie. The Hives sind seit fünfzehn Jahren der Inbegriff für dreckigen Schwedenrock. Rotzige Punk-Attitüde in maßgeschneiderte Anzüge gepresst – bei dieser Band explodiert jeder Song wie eine Bombe. Auszeichnungen wie »Best Live Band In The World« oder die Aufnahme von Sänger Pelle Almqvist in die Liste der »50 Greatest Frontmen Of All Time« sprechen für sich. Nach ihrem 97er-Debüt »Barely Legal« entwickelte sich die Band stetig weiter, veröffentlichte 2004 mit »Tyrannosaurus Hives« ein überaus reifes Werk und waren für den neuesten Output »The Black And White Album« sogar mit Timbaland und Pharrell Williams im Studio.
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Kiss Killer
Th e B l ac k A n d W h i t e A l b u m
Th e V e r y B e s t Of
T y r a n n o s au r u s H i v e s
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Zeit auf Demos gegen diese Züge verbrachten, hört man ihrer Musik an. Der Fünfer aus dem Norden verpackt das, was ihn bewegt, in runde Melodien. Stilprägend sind dafür auch die undurchsichtigen Texte, ganz nach dem Motto ihres zweiten Albums »Goodbye Logik«. Für den aktuellen Studio-Output »Frieden Im Krieg« bedienten sich Madsen wieder ganz den lauten Gitarren und garantieren den Spaßfaktor ihrer Live-Shows aufrecht zu erhalten. Thumbs Up.
Die Sportfreunde Stiller etablierten sich spätestens mit ihrem Song zur Fußball-WM 2006 im deutschen Gitarren-Mainstream. Ihren Namen haben die Drei vom Trainer der Bezirksliga-Kicker des SV Germering, bei denen auch Frontmann Peter und Trommler Flo über lange Jahre mitspielten. Mit Titeln wie »Ich, Roque« oder »Lauth Anhören« huldigen sie ihren Helden auf dem Rasen und garantieren vor allem eine Liveshow, bei der nur die gute Laune zählt. Dann ist es auch egal, ob man nun 1860er wie Flo, oder überzeugter Bayer wie Peter ist. Bei einem sind sich jedoch alle drei einig: »‘54, 74, 90, 2010 […] werden wir Weltmeister sein«. Word!
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Frieden iM Krieg
Yo u H av e To W i n Zw e i k a m p f
G o o d by e Lo g i k
Die Gute Seite
Queens Of The Stone Age Die Queens Of The Stone Age mauserten sich in den letzten elf Jahren zu den Everybodys Darlings der Alternative- und Stoner-RockSzene. Mit dem Erbe von Kyuss im Rücken schufen Mastermind Josh Homme und Konsorten einen Style, der auf dreckigen Riffs und melodiösem Gesang basiert, aber auch heftige NoiseAusbrüche nicht scheut. Die druckvollen Drums lockten auch Trommler-Legende Dave Grohl ins Studio, der mit der Band ihr großartiges Album »Songs For The Deaf« einspielte. Und der Name ist Programm. Markerschütternde Tiefen und ungestüme Brachialität, gepaart mit subtilen Texten – die Queens funktionieren auf Single-, Album- und vor
allem auch auf Live-Ebene perfekt. Mittlerweile hat das Besetzungskarussell ein paar Umdrehungen mehr hinter sich. Vom Palm Dessert-Spirit blieb dabei allerdings nichts auf der Strecke. So hängt auch der fünfte Studio-Output seinen Vorgängern in nichts nach. Zwar bürsten die mittlerweile fünf Mannen das Gehör bei »Era Vulgaris« vor allem mit ungestümen Gitarrengewittern durch, lassen aber trotzdem nicht von ihren catchy Hooklines ab.
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N I MM MICH MIT !
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METALLICA Metallica – die Band, die das Genre Metal im Alleingang gesellschaftsfähig gemacht hat. Sie headbangen mittlerweile seit 27 Jahren, veröffentlichten zehn Alben, die allesamt mit Platin ausgezeichnet wurden, und sind eine der maßgeblichsten Rockbands des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhundert. Stadionkonzerte vor einem Millionenpublikum und weit über 100 Millionen verkaufte Tonträger sind Zeugnisse ihrer herausragenden Arbeiten. Obwohl die Band ursprünglich schnellem TrashMetal verhaftet war, entwickelte sie über die Jahre hinweg ihren eigenen Stil, stampfte mit Einflüssen aus Blues und Garage einen harten und dennoch zugänglichen Sound aus dem Boden, wie es bis dato niemand anderes geschafft hatte. Unter dem Motto »Symphony & Metal« spielten sie 1999 vier legendäre Konzerte mit einem 108-köpfigen Sinfonie-Orchester, bannten das Ganze auf Platte und etablierten ihre Stellung unter anderem mit dem Überhit »Nothing Else Matters« auch außerhalb der headbangenden Szene. Um ihre Livequalitäten braucht man allgemein kein Geheimnis zu machen. Mehr als 12 Millionen verkaufte Konzerttickets bescheren den vier Köpfen den Titel als erfolgreichster Live-Act Nordamerikas. Dabei schien am Anfang alles so aussichtslos. Lars Ulrich war zwar ein talentierter NachwuchsTennisspieler, galt aber als total unbegnadeter Drummer und konnte James Hetfield nur wegen seiner Kontakte zur Musikszene zu einer Zusammenarbeit bewegen. Frontmann Hetfield selbst hatte zwar schon vorher Band-Erfahrungen gesammelt, allerdings nur an der
Gitarre und nicht als Sänger. Den Namen hatten sie wegen einer Kreativ-Lücke einem Freund Ulrichs gestohlen und ihr erstes Demo-Tape entstand größtenteils in Zweierbesetzung. Erfolge konnten sie mit ihrem harten Sound in Los Angeles sowieso nicht verbuchen. Es folgte ein mühevoller Weg mit unzähligen Besetzungswechseln, bei denen Hetfield teilweise sogar die Gitarre ablegte, um sich gänzlich auf seinen Gesang konzentrieren zu können. Erst mit ihrem dritten Kassettendemo konnten sich Metallica unter anderem mit dem enthaltenen Track »Seek And Destroy« einen Namen in der Szene machen. Bis Hetfield und Ulrich 1983 mit Kirk Hammett und Cliff Burton endlich ihre langjährige Besetzung fanden, vergingen weitere Jahre mäßigen Erfolgs. Kaum drei Monate nach dem ersten Zusammenspiel erschien das Debüt »Kill ’Em All« und die Grundsteine zum Weg als Metal-Heroen waren gelegt. Der brachiale Sound fand immer mehr Anhänger und der Erfolg wurde durch die folgenden Veröffentlichungen »Ride The Lightning« und »Master Of Puppets« immer größer. 1986 verunglückte die Band in Schweden mit ihrem Tourbus, wobei Burton, der zufällig in dieser Nacht seine Schlafkabine mit Hammett getauscht hatte, unter das tonnenschwere Fahrzeug geschleudert wurde und sein Leben verlor. Später widmete ihm die Band mit ihrem neuen Bassisten Jason Newsted, der 2003 durch Robert Trujillo ersetzt wurde, auf dem 88er-Album »…And Justice For All« zahlreiche Songs. Musikalisch stellte wie bei allen Metallica-Werken, Hetfield den Hauptantrieb dar. Inspiration bot ihm
seine Vergangenheit. »Umso beschissener deine Jugend war, umso besser werden später deine Texte«, so der heute 44-Jährige. Seine Euphorie für die Musik lässt sich auch anhand eines Unglücks von 1993 belegen. Auf einer Tour mit Guns ’N’ Roses geriet der Frontmann in eine sechs Meter hohe Feuerfontäne und zog sich Verbrennungen zweiten und dritten Grades an Armen und Gesicht zu. Obwohl sich die behandelnden Ärzte noch nicht einmal sicher waren, ob Hetfield jemals wieder Gitarre spielen könne, setzte er nach wenigen Wochen die Tour fort, trat sein Instrument an einen Roadie ab und sang die Lieder auf der Bühne sitzend. Episoden wie diese machten Metallica zur Legende. Am 23. Mai diesen Jahres erscheinen zum 25-Jährigen Jubiläum von »Kill ’Em All« das Debüt und der Nachfolger »Ride The Lightning« als Deluxe-Edition auf Vinyl. Julian Stetter
Jetzt günstig im Handel: M e ta l l i c a S t. A n g e r S&M M a s t e r Of P u p p e t s And Justice For All G a r ag e I n c Kill ’Em All R i d e Th e L i g h t n i n g
N I MM MICH MIT !
Nirvana »I Hate Myself And I Want To Die« als Proklamat an die Außenwelt. Die Musik mit dem Bekenntnis zur Kaputtheit wird zum Sprachrohr einer ganzen Generation. Und Kurt Cobain zum Role-Model des schmerzlichen Jungseins. Die Nabelschau-Attitüde zeigt ChartsScore und ungeschliffene Brocken rauer Musik laufen in Radio und Fernsehen auf Heavy-Rotation. Eine neue Musikrichtung ist geboren und mit ihr der dazugehörige Lebensstil. Grunge heißt das Zauberwort, das sich mit dem abgefuckten Dasein beschäftigt und bis heute keinen auch nur annäherungsweise vergleichbaren Messias gefunden hat. Statt medialer Inszenierung
FRATELLIS
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passiert alles um diese Band in Wirklichkeit. Als sich Kurt Cobain am 15. April 1994 mithilfe einer Schrotflinte selbst ins Nirwana beförderte, wurde sein Legendenstatus zementiert. Kaum in Worte fassbare, verzerrte Wutausbrüche wie auf dem 1991er Album »Nevermind« suchen bis heute vergeblich ihres Gleichen. Alben, die anfänglich noch nicht einmal für markttauglich gehalten wurden, schossen direkt von Null auf Platz Eins und der Hype um die Person nahm bis heute kein Ende. Immer wieder tauchten nach dem Ableben des Frontmanns so auch alte und unveröffentlichte B-Sides und Demos auf, die nach und nach an die
RAZORLIGHT
KAISER CHIEFS
MARILYN MANSON
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LIMP BIZKIT
Öffentlichkeit gelangten. Darunter der über elf Jahre nach Cobains Tod veröffentlichte Track »You Know You‘re Right«. Bassist Krist Novoselic bunkerte den fertigen Track als Ergebnis der letzten Studiosession mit Nirvana in seinem Keller, bis er 2002 zusammen mit vierzehn weiteren Hits als »Best Of« auf den Markt kam. Nirvanas Musik ist heute mehr denn je ein Identifikationsgut einer ganzen, abgewrackten Generation und musikhistorisch der Beginn einer Neo-Punk-Welle, die den Underground auf Jahre hinaus prägte.
Ein Spieler von Leeds United stand Pate bei der Taufe der Kaiser Chiefs. Die Jungs aus der englischen Arbeiterstadt verehrten Lucas Radebe so sehr, dass sie sich wegen ihm umbenannten. Radebe hatte bei den südafrikanischen Kaizer Chiefs gekickt. Richy Wilson, Nick Hodgson, Simon Rix und Nick Baines starteten im Jahr 2005 durch, ihre HitSingle »Oh My God« dröhnte aus allen Boxen. Mit »Employment« und begeisternden Festival-Auftritten zementierten die Styler ihren Ruf als besondere Typen, die nicht bei jedem Na-Na-Na mit den Kinks oder Beatles verglichen werden müssen. Das zweite Album »Yours Truly, Angry Mob« schlug rauere Töne an. Wir warten auf den dritten Streich.
Ein Musiker, der sich Möbelstücke aus Kinderskeletten bastelt, Sex mit Tieren hat, Satan anbetet und die Schuld am Massaker in Littleton trägt. Marilyn Manson ist mit Gerüchten wie diesen vermeintlicher Ursprung des Bösen. Was in Wirklichkeit hinter der Freakshow steckt, ist die Antihaltung gegenüber dem American Dream. Doch neben seinem Image hat der Sänger weit mehr zu bieten. Neun Studioalben und eine Best-Of-Scheibe, vollgepackt mit einem hämmernden Mix aus Industrial, Metal und Gothic-Sounds. Auch auf seinem aktuellen Album zeigt der König des Bösen einmal mehr den Willen zur Konfrontation.
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N i r va n a
Yo u r s T r u ly, A n g r y M o b
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Ch o c o l at e S ta r f i s h & Th e H ot d o g
Nevermind
E m p loy m e n t
L e s t W e F o r g e t – Th e B e s t Of
S i g n i f i c a n t Ot h e r
NINE INCH NAILS
Der Bassist der Fratellis, Barry Wallace, muss seine Mutter sehr lieben. Wie sonst ließe sich erklären, dass er ihren Geburtsnamen Fratelli als Bandnamen durchsetzte – und die anderen Bandmitglieder somit alle zu kleinen Fratellis machte, wie bei den Ramones. Und auch was den Sound angeht, können sie die New Yorker Punkurväter gut ab, nicht ohne sie mit der aktuellen Rotzigkeit britischer Schule upzudaten. Das Konzept kam an. Gleich die ersten Singles enterten die britischen Charts, vom Album »Costello Music« ganz zu schweigen. Ein TV-Spot für einen nicht unbekannten Mp3-Player regelte dann weltweit den Rest. Im Juni wird das zweite Album der Band erscheinen, »Here We Stand«.
Razorlight bestehen aus Johnny Borrell, Andy Burrows, Carl Dalem und Bjorn Agren. Angefangen haben die Jungs in Londoner Bars, seit ihrem überragenden Debüt »Up All Night« platzen die größten Konzerthallen aus allen Nähten, wenn der Rock-Mythos in Ehren gehalten und in solide Songs gegossen wird. Der NME kürte Razorlight zur besten Band 2004. Ihr zweites, selbstbetiteltes Werk erhielt ebenfalls begeistertes Feedback von Publikum und Kritik. Die etwas introvertierter geratenen Songs provozierten Lobeshymnen wie »Das beste Gitarrenalbum seit Oasis’ ‚Definitely Maybe’«. Was soll da noch kommen? Razorlight schreiben in der Blüte ihrer Jahre bereits zeitlose Klassiker.
Nicht viele Bands und Künstler schaffen es, mit ihrer Musik gleich ein neues Genre zu erfinden. Nine-InchNails-Kopf Trent Reznor wurde Mitte der Neunziger mit dem Referenzwerk »The Downward Spiral« zum Vorreiter des Industrial Metal, als er erstmals die Verbindung harter Gitarrenklänge mit stoischen und brachialen Elektro-Beats als ganz großen Wurf konzipierte. Seine Soundvisionen gerieten dabei zur alptraumhaften Seelenschau. Auch abseits der Bühne oder des Studios zeigt sich Reznor stets als Wegbereiter neuer, digitaler Vertriebswege und durchdachter Marketingkampagnen und erfindet sich damit nicht nur musikalisch ständig neu.
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H e r e W e S ta n d
Razorlight
Th e F r ag i l e
C o s t e l lo M u s i c
Up All Night
Th e D ow n wa r d S p i r a l
3 DOORS DOWN Auch wieder eine schöne Geschichte rund um den Bandnamen: Das damals noch namenslose Trio spielte in einem Club namens »Doors Down«. Und da der Veranstalter auf die Schnelle einen Namen brauchte, wurde eben kombiniert, was im Raum stand. Nun, den Veranstalter wird es rückblickend freuen und dem Erfolg von 3 Doors Down tat es sowieso keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Mit ihrer an Superman angelehnten ersten Single »Kryptonite« und dem Album »The Better Life« enterte die Band im Jahr 2000 sofort die Nummer Eins der Billboard-Charts – und so sollten es auch die drei weiteren Single-Auskopplungen tun. Vier Nummer-Eins-Singles aus
einem Debütalbum. Wow. Das schaffen nicht viele. Und das Schöne an dieser Erfolgsgeschichte: Sie geht weiter und weiter. Mit »Away from the sun« (2002) und »Seventeen Days« (2005) erhöhten 3 Doors Down ihre Bilanz auf 15 Millionen verkaufte Tonträger. Und man muss schon sehr pessimistisch drauf sein, wenn man nicht denkt, dass auch das Ende Mai erscheinende vierte Album »3 Doors Down« die Zahl nochmals erheblich nach oben korrigieren wird.
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Als sich Limp Bizkit 1994 in Jacksonville, Florida, gründeten hätte man die Musik, mit der sie bald zu Superstars wurden, noch als Crossover betitelt. Heute heißt sie Nu Metal und das Quartett um Fred Durst ist eines der berühmtesten Aushängeschilder dieses Genres. Dank Alben wie »Chocolate Starfish And The Hotdog« oder »Significant Other« ging eine Erfolgsgeschichte konstant bis heute weiter, die 1997 mit dem sechs Millionen mal verkauften Debüt »Three Dollar Bill, Y’All« begann. Karrierehinderlich wirkte sich da nicht mal aus, dass Fred Durst dem Korn-Bassisten Fieldy einst angetrunken »HoЯn« statt »KoЯn« auf den Körper tätowierte. Im Gegenteil: Seit dieser Zeit sind die beiden befreundet.
CHILDREN OF BODOM Als die Finnen Ende der Neunziger ihr Albumdebüt vorlegten, ging ein Ruck durch die skandinavische Black-MetalSzene: Noch nie zuvor hatte man die vermeintlich düsteren und atmosphärischen Klänge derart massentauglich umgesetzt gehört und pure Geschwindigkeit mit dem aggressiv bellenden »Gesang« des »schwarzen« Metal so kongenial verwoben vorgefunden. Während manche Black-Metal-Anhänger in dem Genre-Spagat einen »Verrat« witterten, frohlockten aufgeschlossene Fans schnell über den frischen Wind aus dem hohen Norden. Und warum auch nicht? Alben wie »Hate Crew Deathroll« (2003) oder »Are You Dead Yet?« (2005) rechtfertigen jegliche Euphorie. Jetzt günstig im Handel:
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A r e Yo u D e a d Y e t ?
Away F r o m Th e S u n
H at e C r e w D e at h r o l l
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DEF LEPPARD Die 80er bescherten uns allerhand Giganten des Hardrocks, so auch Def Leppard. Die Band zeigt sich jedoch beständig und tourt nach 31 Jahren Bandgeschichte immer noch regelmäßig. Die Mitglieder haben in dieser Zeit beinahe alles mitgemacht: Alkohol, Drogen, Todesfälle und andere Tragödien. Aber selbst als Schlagzeuger Rick Allen 1984 bei einem Autounfall einen Arm verlor, hinderte ihn das nicht daran, sein Handwerk einhändig neu zu lernen. Mit diesem Ehrgeiz schafften es Def Leppard nicht nur regelmäßig an die Spitze der Charts, sondern auch ins »GuinnessBuch der Rekorde«: Als erste Band spielten sie an einem Tag drei Gigs auf drei verschiedenen Kontinenten.
Apocalyptica Was für ein sympathisch-bescheuerter Gründungsmythos. Die vier Finnen von Apocalyptica haben sich 1996 zusammen gefunden, um Songs der von ihnen verehrten Band Metallica mit ihren Celli zu covern – nachhörbar auf dem Album »Plays Metallica By Four Cellos«. Danach folgte zwar noch eine weitere Coverplatte (u.a. Faith No More), dann schwenkten die studierten Musiker aber endlich gen Eigenkompositionen um. Das erste, überaus überzeugende Ergebnis dieser Neuausrichtung hieß »Cult«, das erstmalig auch Percussion-Elemente enthielt. Dieses Prinzip toppte nur der Album-Nachfolger. Hier spielte gleich einer der besten Schlagzeuger der Welt: Dave Lombardo von Slayer.
Die finnische Symphonic-Metal-Band Nightwish hat schon einige Kuriositäten in ihren zwölf Jahren Geschichte erlebt. Zum Beispiel folgende: Das Album mit Anette Olzon, der SängerNachfolgerin von Tarja Turunen, die 2005 ausstieg, wurde das erfolgreichste der Bandgeschichte und brachte auch den Durchbruch in Deutschland auf breiter Ebene. Aber gerade für neue Fans dürfte das Debüt »Angels Fall First« von 1997 ein interessantes Licht auf das Quintett werfen. Entstand es doch zu einer Zeit, als die Band eine Plattenfirmenabsage nach der nächsten kassierte, und es mit Nightwish fast viel zu früh zu Ende ging. Heute wissen wir, was wir verpasst hätten.
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Adrenalize
C u lt
H i g h e s t H o p e s Th e B e s t O F
GUNS ’N’ ROSES So sehr man ihm den Erfolg wünschen würde – es muss für Axl Rose und seine Guns’n’Roses-Neubesetzung eine ziemliche Schinderei bedeuten, am seit fünfzehn Jahren angekündigten Album »Chinese Democracy« zu arbeiten, wo die Messlatte, die sich diese Band in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern erspielte, so hoch liegt. Vorgängeralben wie »Use Your Illusion I + II« schrieben immerhin Hard Rock-Geschichte und der Erfolg der 1991er-Doppelveröffentlichung mündete in die bis dato größte Welttournee der Band. Typisch Rock’n’Roll gingen Guns’n’Roses allerdings an ihren riesigen Erfolgen zugrunde. Dro-
genkonsum und Streitereien wurden zum Alltag. Während die einzelnen Mitglieder immer weiter abstürzten, versuchten sie alles, um die Band am Leben zu halten. Es half aber auch nichts, dass Bassist Duff McKagan den Dealer von Izzy Stradlin krankenhausreif prügelte, der Rhythmus-Gitarrist wollte einfach nicht von seiner Heroinsucht loskommen. McKagan selbst hatte sich neben dem Bassspiel vor allem durch eine andere Aktivität einen Namen gemacht. Bereits vor seinem Eintritt bei Guns’n’Roses wurden ihm 133 Autodiebstähle zulasten gelegt. Rose zeichnete sich vor allem durch seine Stimmungswandlungen
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Nightwish
aus. Spontane Konzertabbrüche, Übergriffe gegenüber Fans oder das sich von der Bühne in die Crowd erleichtern blieben nicht folgenlos. So stürmten die Konzertbesucher gerne auch mal die Stage und verwüsteten das Equipment. Neben Randale machte die Band aber vor allem jede Menge geniale Musik. Mit ihren legendären Gitarrenriffs sicherten sie sich ihren Platz in der Geschichte der Rockmusik. Die 2004 erschienene »Greatest Hits«Platte mit vierzehn der größten G’n’RSongs legt davon Zeugnis ab. jetzt günstig im handel: U s e Yo u r I l l u s i o n I + II G r e at e s t H i t s
F oto : U niversal M usic
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IN EXTREMO In Extremo, das heißt zu Deutsch: In Vollendung. Und der Name kommt auch nicht von ungefähr: Seit 1995 produzieren die sieben Vaganten nun gemeinsam in Vollendung mittelalterliche Rockmusik. Dabei verwenden sie einen ganzen Fuhrpark kurioser Instrumente, um die sie so manches Volkskunde-Museum beneiden dürfte. Zum Beispiel Sackpfeifen, Schalmeien, Drehleiern, Tastenfidel, Cistern, Trumscheite, Hackbretter und Klangbäume. Die Instrumente sind dabei ebenso Teil der Musik, wie»Das Pferd« – eine von der Band selbstgebaute Rahmentrommel, auf die eine ganze Pferdehaut gespannt ist. Doch nicht nur in musikalischer Hinsicht bietet das Mittelalter den Haupteinfluss der Band. Die Texte gehen zurück auf verschiedene Autoren aus dem 8. bis zum 15. Jahrhundert, die zum Teil in längst ausgestorbenen Sprachen verfasst wurden. Unter anderem vertonten In Extremo aber auch neuere Werke wie»Rattenfänger« von Johann Wolfgang von Goethe. Live setzt die Band auf eine der Musik entsprechenden Pyro-Show, die nicht ganz zufällig auch den ersten German Alternative Music Award in der Kategorie»Best Live Show« erhielt. Aber so viel Einsatz auf der Bühne forderte auch ihren Preis: Nachdem sich Oberhaupt Michael Rhein bei einem Auftritt im Jahr 1998 die Kehle
verkohlte, wurden zwischenzeitig Gerüchte über ein Ende der Band laut. Doch bald konnten die Fans wieder aufatmen: Statt dem Split erschien In Extremos fünftes Album»Verehrt und Angespien« im Folgejahr und mit ihm stieg der Bekanntheitsgrad immer weiter. Die 2003er Platte»7« schaffte es, obwohl sie wieder so fern von jeder musikalischen Konvention war, bis auf Platz drei der deutschen Albumcharts und der Song»Küss Mich« lief sogar auf Rotation bei Viva und MTV. Kaum zwei Jahre später spielte die Band einen Auftritt vor 120.000 Zuschauern und arbeitete neben der Musik an Büchern mit Kurzgeschichten-Sammlungen. Die ersten Ergebnisse davon stehen bereits als»Short Stories« und»Spielmannsfluch« im Handel. Aber In Extremo drehten sich trotz ihres geschlossen klingenden musikalischen Systems nie nur um sich selbst: Für die 2005er-Platte»Mein Rasend Herz« fanden so Kooperationen mit Reamonn und Die Happy statt, und vor allem härtere Rockelemente beflügelten die Mittelaltermusik im kommerziellen Sinne. Zudem führten die immer größeren Erfolge der Band bis über die Landesgrenzen hinaus bald sogar dazu, dass Südamerika mit auf dem Tourplan stand. Ungewöhnlich für eine deutsche Band. Das
Live-Album»Raue Spree« schaffte es folgerichtig bis in die oberen Chartplatzierungen und die immer weiter wachsende, musikalische Offenheit führte letztendlich sogar dazu, dass sie auf dem aktuellen Longplayer»Sängerkrieg« sogar den Track»An End Has A Start« der britischen Indie-Lieblinge Editors neu vertonten. Julian Stetter
jetzt günstig im handel: Sängerkrieg Verehrt und Angespien R au e S p r e e 7
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P r o m ot i o n
N I MM MI C H MI T!
Dauerflirt mit dem Leben
Es geschah am hellichten Tag
Happy-Go-Lucky
The Happening
Pauline, von allen nur Poppy genannt, arbeitet als Grundschullehrerin im Norden Londons und ist das, was man eine wahre Frohnatur nennt: stets gut gelaunt, offenherzig, hilfsbereit und ihren Mitmenschen gegenüber unvoreingenommen. Kurzum: Poppy muss man einfach gern haben oder aber ihr fröhliches Wesen geht einem mächtig auf die Nerven. Poppys Welt ist so quietsch bunt, dass allzu mürrische Zeitgenossen in ihrer Anwesenheit wahnsinnig werden könnten. Sie liebt Trampolin springen, Fahrrad fahren, Kinderbücher lesen und das Herumalbern mit ihren Freundinnen. Aber Poppy ist keine sechs mehr, sondern zählt mittlerweile schon 30 Lenze. In einer latent depressiven Gesellschaft wirkt sie deshalb wie eine Außerirdische vom LiLa-Laune-Planeten. Vor allem aber führt ihre frühlingsfrische Unbekümmertheit zu den absurdesten und bizarrsten Situationen, deren Komik nicht selten in geradezu anarchischer Auflösung gipfelt. So mischt die quietschfidele Poppy einen FlamencoKurs auf, der nach Meinung seiner Leiterin, der gestrengen Rosita aus Sevilla, eigentlich Seelenpein und Weltschmerz tänzerisch zum Ausdruck bringen sollte. Ein von Poppys grundbürgerlicher und obendrein hochschwangerer Schwester Helen veranstaltetes Barbecue endet
dank Poppys unverwüstlichem Frohsinn in Chaos und Hysterie. Und nicht zuletzt treibt Poppy mit ihrer neckischen Art ihren dauergrantigen Fahrlehrer Scott in eine ausgewachsene Nervenkrise. Ach ja, und dann kommt auch noch die Liebe ins Spiel… Mit Happy-Go-Lucky hat Mike Leigh (»Vera Drake«, »Lügen und Geheimnisse«), der preisgekrönte Meister des New Britisch Cinema ein Feelgoodmovie geschaffen, das vor einem realistischen Hintergrund eine Leichtigkeit entfaltet, die seinesgleichen sucht. Und doch bleibt Leigh seinem Kosmos treu, nur fehlt diesmal jede Schwere – keine Depression in Sicht. Stattdessen Farbe, Bewegung und wahnsinnig komische Dialoge. Der Film gleicht einem Musical – nur ohne nervigen Gesang. Er beschwingt und mit ihm seine Hauptdarstellerin Sally Hawkins. Als Grundschullehrerin Pauline, kurz Poppy genannt, bringt sie mit ihrer gnadenlos guten Laune auch die verstocktesten Verhältnisse zum Tanzen. Sie ist von so ansteckendem Optimismus und Glauben an das Gute im Menschen geprägt, dass jede Begegnung in ihrem Alltag, durch den wir sie begleiten, zum Fest wird. Eddie Marsan stellt im Film das misanthropische Gegenstück zu Poppy dar. Er spielt Scott, den psychotisch-
cholerischen Fahrlehrer und sorgt für die furiosesten Wutausbrüche der Filmgeschichte. Schließlich erliegt aber auch er Poppys unwiderstehlichem Charme. Schreiend-komisch ist auch Karina Fernandez als Flamenco-Lehrerin Rosita, die der ungelenken Britin den Takt beibringt. So stürmisch und laut der Film beginnt, so sehr kehrt am Ende Ruhe ein, denn Poppy ist eins mit sich: sie hat die Liebe gefunden. Auf der diesjährigen Berlinale war Happy-Go-Lucky der heiterste und bunteste Wettbewerbsbeitrag des von überwiegend schwergewichtigen Werken geprägten Festivals und wurde sowohl vom Publikum als auch von der Kritik mit Lachsalven und Szenenapplaus gefeiert. Sally Hawkins eroberte die Herzen im Sturm und wurde für ihre Rolle als Vitalitätskreisel Poppy mit dem Silbernen Bären als beste Darstellerin ausgezeichnet. Ole Zimmermann
HAPPY-GO-LUCKY ab 03.07.08 IM K INO TO B I S
Es heißt, wer während seines Fernostaufenthaltes vor ein paar Jahren Frank Schätzings Bestseller »Der Schwarm« im Gepäck hatte, kämpfte bestens ausgerüstet mit den Wellen des Tsunami. Das klingt natürlich stark nach dieser Katastrophenromantik, die uns Schlüsselkindern in den 80er Jahren quasi mit in die Wiege gelegt wurde. Flammende Infernos, havarierende Flugzeuge und todgeweihte Ozeanriesen – unsere Generation wartete an jedem Schultag auf die Rückkehr der Raketenwürmer und wappnete sich dagegen mit den Überlebensstrategien aus dem »Yps«-Heft. Im 21. Jahrhundert wurde die Gefahr schon plastischer. Im Zeitalter des islamistischen Terrorismus brauchte es allerdings einen Katastrophenfilm, um den Amis beizubringen, dass globale Erwärmung, Wetterchaos und Polkappenschmelze eine noch viel größere Gefahr darstellen. »The Day After Tomorrow« war vor vier Jahren die überfällige Erinnerung daran, dass Mutter Natur umso wütender wird, je angeschlagener sie ist. Dass die Weltuntergangsthematik eigentlich einen subtileren Künstler verlangt als den Pyrotechniker Wolfgang Petersen, ist nicht zuletzt auch eine Stilfrage. M. Night Shyamalan setzt nun in »The Happening« zunächst auf den mächtigen Faktor der Verunsiche-
rung. Vorurteile und phantastische Verzerrungen durch hysterische Medien mögen in der Wirklichkeit gefährliche politische Dimensionen annehmen. Im Kino können sie einen nicht ganz unpolitischen Film zu unzähligen spannenden Momenten und Wendungen verhelfen. Und schließlich reden wir von dem Mann, dessen Name überraschende Killer Twists und Gänsehaut garantiert. Vom perfektionistischen Macher solcher Filmlegenden wie »The Sixth Sense« und »The Village«. Sein Werk steht für die Kunst der Weglassung, die den wirklichen Horror in die Köpfe der Zuschauer verlegt. Kein Wunder: Shyamalan, der wie Hitchcock auf Cameo-Auftritte in seinen Filmen steht, hat vom Meister der Suspense überdies gelernt, warum eine bunte Vogelschar gruseliger ist als eine Monsterechse, die Tokio in Schutt und Asche legt. »The Happening« trägt die ominöse Bedrohung schon im Titel und verzichtet weitgehend auf die grellen Schauwerte, mit denen anspruchslosere Produktionen ihr Popcorn-Publikum locken. Dafür regiert einmal mehr diese gewisse Atmosphäre, die selbst etablierte Actionhelden dazu bringt, mit einem Aluminiumtrichter auf dem Kopf hinterm Sofa zu wimmern. Wobei: Shyamalan sagt, er habe den Film mit Mark Wahlberg im Hinterkopf gedreht. Und
dessen physische Präsenz hat natürlich etwas ungemein Tröstendes. Als Hauptdarsteller ist er einfach der Typ Weißer Ritter – egal, ob er die Mafia infiltriert oder den »Planet der Affen« bereist. Außerdem ist sein Bruder bei den New Kids On The Block. Wenn es also so etwas wie Rettung für die gebeutelte Menschheit geben wird, dann durch die gewinnende Verbindung von Wahlbergs Stirnfalten und dem entwaffnenden Charme der bezaubernden Zooey Deschanel in Shyamalans Universum. Spätestens seit die unverschämt talentierte Schauspielerin auch noch Duette mit M.Ward singt, sehnt sich so mancher Indie-Boy nach ein paar Jährchen Atombunker in ihrer Gesellschaft. Was die Plotdetails von »The Happening« angeht, hüllen sich die Verantwortlichen währenddessen in Schweigen. Wetten dass nichts ist, wie es am Anfang scheint! Ein Trailer, der nicht die Highlights des Films zusammenfasst, hat für Euch schon fast etwas Verstörendes? Keine Angst, das ist nur eure Intelligenz, die da angesprochen wird. Jan Nila
T H E H A P P E NIN G A B 12.06.08 IM K INO 20 t h C E NT U R Y F O X
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Wir sind Helden
Superhero Movie Wer glaubt, er habe schon alles gesehen…liegt falsch! In diesem Satz steckt eine Menge Wahrheit. In der Tradition legendärer Hollywood-Parodien wie »Die nackte Kanone« oder »Scary Movie« nimmt »Superhero Movie« von Regisseur Craig Mazin das in den letzten Jahren inflationär um sich greifende Genre der Superhelden-Filme aufs Korn. Die Kernstory basiert frei auf der »Spiderman«-Mythologie, die in Sam Raimis erstem Film dargestellt wurde: Junger Nerd wird beim Klassenausflug von einer seltenen Insekten-Spezies gebissen und entwickelt fortan Superkräfte, die auf den Eigenschaften dieser Spezies basieren. Also wird er zum Superhelden, der sich konsequenterweise auch den Namen ‚Dragonfly’ gibt und fortan Wände hochklettern und Züge
aufhalten kann. Doch natürlich, das kennen wir aus ähnlichen Parodien, ist »Superhero Movie« ein Sammelsurium aller möglichen Marvel- und DCSuperhelden Filme. In einigen Szenen wird die Dunkelheit der Batman’schen Schattenwelt aufs Korn genommen, in anderen die Wandlungsfähigkeit der Fantastic Four, andere wiederum zeigen den Helden als unbesiegbaren Superman…fast allerdings, denn anders als bei den Alter Egos Clark Kents oder Peter Parkers bewahrt sich der Held natürlich seine Trottelhaftigkeit auch in der Superheldenexistenz. So gerät er immer wieder in völlig abstruse Situationen, die berühmte Szenen aus anderen Filmen kongenial parodieren. Ein besonderes Schmankerl ist hierbei die relativ große Rolle, die dem König der durch-
gedrehten Filmparodien, Leslie Nielsen, zuteil wird, er nämlich spielt den Onkel des Superhelden mit der ihm eigenen Lakonik. Kurzum: »Superhero Movie« parodiert ein Genre, das teilweise schon zur Selbstparodie geworden ist, und vielleicht gerade deswegen so wunderbaren Stoff liefert. Die manchmal erzwungene und unfreiwillige Komik der Originale kann daher umso genüsslicher durch den Kakao gezogen werden. SASCHA SEILER
Unter Kontrolle
S U P E R H E RO MOV I E A B 17.07.08 IM K INO S E N ATOR
Bittersüsse Jugend
All The Boys Love Mandy Lane Jonathan Levines Slasher-Movie um eine schwer umgarnte High-SchoolQueen und ein Horror-Wochenende auf dem Lande beginnt sommerlich unbeschwert. Der coole Soundtrack zu Pool-Party-Stimmung und lässigem Abhängen mit unschuldigen Vibes stammt von Mark Schulz (der einst bei Public Image Ltd. Gitarre spielte), inkl. der Hymne »In anticipation of your suicide« von den Bedroom Walls. Aber unter die aufkommende Sentimentalität mischt sich beim Publikum ab einem gewissen Punkt ein Kribbeln im Bauch, das man noch von der ersten Liebe oder dem letzten Trip auf der Achterbahn kennt. Ein Kribbeln, das auch »Freitag, der 13« zu triggern vermag und soviel bedeutet wie: Die schöne Zeit könnte ein böses Ende haben. Levine inszeniert lässiges
Kino, das ganz bewusst alle Sinne und Nerven kitzelt: »Meine Zeit an der High School war eine erschütternde Erfahrung. Es war eine einzigartige Zeit – eine Zeit, die von bittersüßer Nostalgie erfüllt ist, aber auch von Momenten intensiver Angst.« Die Story spielt in Texas nach der Verwandlung eines unscheinbaren Mädchens in eine begehrenswerte junge Frau, mithin nach einem Sommer heftigster Hormonausschüttung. Jetzt hat sie alle Hände voll zu tun, die dummdreisten Annäherungsversuche der jungen Schwärmer abzuwehren. Schön für Mandy, dass sie einen besten Freund hat, der sie auch schon als Raupe mochte, nicht erst als Schmetterling. Natürlich ist der nette Emmet wie alle anderen in Mandy verliebt, gibt es nur nicht zu – und outet sich im Hahnenkampf, als
Vertrauen ist gut, …
er während einer Party den sportlichen Nebenbuhler Dylan dazu überredet, vom Dach seines Elternhauses in den Pool zu springen. Ein Kunststück, das misslingt und eine Folge weiterer schrecklicher Ereignisse in Gang setzt. Besonders beeindruckend in Levines abwechslungsreich inszeniertem Thriller mit Tiefgang ist Hauptdarstellerin Amber Heard. Jungs, spürt Ihr, wie der Puls rast, wenn die Geschehnisse ihren Lauf nehmen? Und mal ehrlich: Seid Ihr eher der Killer- oder der Ritter-Typ? Paula Fuchs
A ll The B oys Love Ma n dy L a n e A b 26.06.08 i m K i n o Au to bah n – S e n ato r
»Unter Kontrolle« widmet sich einer brandaktuellen Diskussion. Gerade im Kontext der Debatte um die Möglichkeiten der staatlichen Kontrolle und über die Gefahr der Schaffung einer neuen Art von Überwachungsstaat, wo der Hund tatsächlich bei den von Gewinnmaximierung getriebenen Konzernen begraben liegt. Erstaunen uns nicht Boulevard-Schlagzeilen wie »Mitarbeiter hatte Liebeskummer – gefeuert!« täglich weniger? Die amourösen Probleme der Angestellten sind in der Chefetage kein Geheimnis mehr. Die Frage nach Wahrheit und Täuschung im Fokus des allmächtigen Kameraauges spielt eine zentrale Rolle in »Surveillance«, so der Originaltitel. Aber noch wichtiger scheint die unzuverlässige Glaubwürdigkeit der Protagonisten zu sein. Wer spricht die Wahrheit? Wer lügt? Und was hat die alles sehende und aufzeichnende Maschine zur Wahrheitsfindung beizutragen? Erste gute Nachricht aus gut informierten Kreisen: das Quasi-Comeback einer Schauspielerin, die in den 90ern als kommender Star galt, in den letzten Jahren jedoch etwas von der Bildfläche verschwunden ist: Julia Ormond. Noch erstaunlicher als dieses Wiedersehen ist allerdings die Entdeckung, wer für die Inszenierung von »Unter Kontrolle« verantwortlich zeichnet: Jennifer (Cham-
bers) Lynch, Tochter des Meisters der surrealen und doppelbödigen Realitätsverweigerung persönlich, David Lynch. Der hat den Film produziert. Damit setzt er großes Vertrauen in seine Tochter, die ihr Spielfilmdebüt vor 15 Jahren abgelieferte – woraufhin man nichts mehr von ihr gehört hat. »Boxing Helena« zeigte eine fatale, grausame Liebesbeziehung zwischen einem Chirurgen und einer jungen Frau, die aufgrund des etwas seltsamen sexuellen Verlangens ihres Liebhabers nach und nach alle Gliedmaßen amputiert bekommt, bis nur ein Torso bleibt. Lynch-Stoff, sollte man meinen, aber die Inszenierung des Films war bieder, die Schauspieler hölzern und die Kritiken bösartig und verheerend. Umso überraschender, dass Lynch Jr. nun einen so kompakten, spannenden und verstörenden Thriller vorlegt. Der Plot ist genauso simpel wie raffiniert: Das FBI jagt einen Serienkiller. Drei Augenzeugen – ein Kind, eine junge Frau, ein Cop – werden vernommen, die ein und dasselbe Vorkommnis aus ihrer jeweiligen Perspektive schildern. Doch seltsamerweise stimmen sie nicht miteinander überein. Man beginnt, sich Fragen zu stellen: Was hat es mit dem seltsamen Kind auf sich? Was hat es wirklich gesehen? Welche Rolle spielen die undurchsichtigen Cops? Und was
weiß die Überwachungskamera? Lügt sie oder lügen die Menschen? Wo fängt Manipulation an? All dies sind zentrale Fragen, die Jennifer Lynch kongenial in eine Thriller-Handlung einbaut, in der die Erzählebenen sich vermischen und die Undurchschaubarkeit der Erzählhaltung sich in den Mittelpunkt drängt. Als Krönung setzt sie das Publikum einem Killer Twist aus, der noch lange nachhallt. Selten wurde eine überraschende Wendung so clever inszeniert! Wie auch bei ihrem Vater, an dessen »Lost Highway« zumindest die Bilder oft erinnern – wird die Frage nach dem eigentlichen Erzähler gefragt, nach der absoluten Wahrheit, die es letztlich nicht geben kann. Das sind klassische, schon oft thematisierte Kino-Motive. In einer drohenden Überwachungsgesellschaft werden sie eine immer größere Relevanz bekommen. Und wer sonst sollte sich in der heißen Diskussion zu Wort melden, wenn nicht diejenigen Künstler, die von Hause aus mit der Kamera arbeiten und ihre Bilder manipulieren? Sascha Seiler
U n t e r Ko n t r o lle A b 17.07.08 i m K i n o Wa r n e r B r o s .
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Kohle am Ende des Tunnels
The truth is still out there
Bank Job
Akte X: I Want To Believe
Was für ein furioser Anfang mit T. Rex. Der Sound von Marc Bolan & Co verdeutlicht, in welchem Jahrzehnt wir uns befinden: Willkommen in den 70ern! Dann setzen die Bilder noch einen drauf: gebadet wird oben ohne, dafür mit Afro aufm Kopf. Ach, müssen wir noch erwähnen, dass es sich hier keinesfalls um einen amerikanischen Film handelt? Nach dem folgenden Gruppensex wohl nicht mehr. Selten werden im Kino so schnell die Fronten geklärt, selten ist man als Zuschauer so zielsicher in ein Jahrzehnt gebeamt worden. Unter der Prämisse, dass die Dekade am prägnantesten im »Schulmädchen-Report« zusammengefasst wurde, oder sagen wir: in »Rote Sonne«, Rudolf Thomes Klassiker mit Uschi Obermaier. »Bank Job«-Regisseur Roger Donaldson macht gleich zu Beginn klar: Sex spielt eine wichtige Rolle. Sex ist politisch. Sofort wird auch der geschichtliche Hintergrund mitgeliefert und möglichst subtil mit den fiktionalen Elementen verschränkt. Das Interessante ist nämlich, dass der Spaß auf wahren Begebenheiten basiert. Ein Großteil der Filmfiguren hat tatsächlich so – oder so ähnlich – gelebt. Die Handlung von »Bank Job« stimmt, soweit bekannt, mit realen Ereignissen überein. Die besten Drehbücher, die auf echten Begebenheiten basieren, zeichnen sich
dadurch aus, dass die anscheinend realistischen Parts erfunden, und die ach so hanebüchenen Stellen nachweislich passiert sind. Ein Besuch bei Wikipedia klärt, dass genau die unglaubwürdigen Passagen, wo beim Zuschauer alle Alarmglocken losgehen, historisch verbrieft sind. Die Drehbuchautoren haben einige ihrer besten Ideen aus den angeblichen Tatsachenberichten Londoner Taxifahrer gewonnen. »Bank Job« ist aber auch ohne solche Kenntnisse unterhaltsam. In der britischen Produktion geht es um den nach wie vor um den von den meisten Legenden umrankten Bankraub Londons. Relativ unbeleckte Schmalspurganoven graben einen Tunnel unter einem Fast-Food Imbiss her bis zum Tresor einer Bank, schneiden den von unten auf und räumen das Teil aus. Beim Graben hört ein Amateurfunker zufällig ihre Frequenz ab und merkt, was er da live mithört. Erst zu spät glaubt ihm die Polizei. Man findet nicht mehr rechtzeitig heraus, welche Bank ausgeraubt wird, dabei stehen Polizisten sogar kurz mit dem Direktor vor dem Tresor, nur lässt der sich wegen eines Zeitschlosses nicht öffnen. Zu diesem Zeitpunkt müssen sich die Räuber noch in dem Tresor befunden haben. Die Medien berichten genau vier Tage über den spektakulären Raub und schwei-
gen danach abrupt. Die Autoren müssen diesen knappen Fakten nur noch Leben einhauchen. Und das gelingt grandios. Der Thriller ist umso packender, je näher die Darsteller – u.a. Jason Stratham und Saffron Burrows – ihren Vorbildern sind. Jedem Charakter wird seine menschliche Schwäche gegönnt. Damit verstößt der Film gegen eine wichtige Regel des Erzählhandwerks, nach der Figuren immer stereotypischer werden sollen, je weiter sie vom Zentrum der Handlung entfernt sind. Hier bricht ein Nebencharakter mit gesundheitlichen Problemen zusammen, obwohl es nicht sein müsste. Dort gesteht der kaltschnäuzige Typ plötzlich seine Liebe, ohne dass das für die temporeiche Story auch nur die geringste Relevanz hätte. Diese Sorge ums Ensemble, bis in die unwichtigste Nebenrolle hinein, verleiht »Bank Job« eine Qualität, die ihn von »Ocean’s 11« und anderen HeistMovies abhebt: menschliche Wärme. Die anfangs erwähnte politische Rolle von Sex aber hat auch in »Bank Job« mit menschlicher Wärme herzlich wenig zu tun. Wie im echten Leben halt. Mick Schulz
Ba n k J o b a B 19.06.08 IM K INO K INOW E LT
Die Wahrheit ist da draußen? Ist sie das tatsächlich? Scully und Mulder, das Traum-Königskinder-Paar des 90er Jahre-Fernsehens war ihr stets auf den Fersen. Anfang der 90er Jahre wirkte das Seriengeschehen im US-TV, und damit auch im heimischen Programm, noch einfach gestrickt. Krimi, Action und Sci-Fi auf der einen, KrankenhausSchmonzetten und Sitcoms auf der anderen Seite. Dann tauchte wie aus dem Nichts »Akte X« auf, die die Fernsehlandschaft gut ein Jahrzehnt lang in Atem halten sollte. Ohne die »XFiles« wäre die heutige Kreativität der Produzenten kaum denkbar. Die Story: Ein ungleiches Ermittlerpaar muss sich mit der Restekiste des FBI auseinandersetzen. Die zwei führen ein von den Kollegen verspottetes Spinnerdasein: Außerirdische? Geistererscheinungen? Mordende Mutanten? Zuviel Esoterik für die auf Logik bauende Behörde. Aber gefundenes Fressen für Fox »Spooky« Mulder. Getrieben von dem ungelösten Schicksal seiner Jahre zuvor unter mysteriösen Umständen verschwundenen Schwester, ist Mulder einer derjenigen, die fest daran glauben wollen, dass jenseits wissenschaftlich verankerter Tatsachen, eine weitere Wahrheit existiert. Als Partnerin zur Seite gestellt bekommt er Dana Scully – die Stimme
der Vernunft. Eine Wissenschaftlerin, die erst selbst Opfer einer vermeintlichen Entführung durch Aliens werden muss, um festzustellen, dass die Dinge nicht so sind wie sie scheinen. Im Handlungsverlauf entspinnt sich ein immer komplexer werdendes Netz von Konspirationen. Ganz nebenbei wird die Liebesgeschichte eines wie vom Schicksal vorbestimmten Paares erzählt. Während Liebe universell ist, waren die übrigen Motive prophetisch im Hinblick aufs 21. Jahrhundert und die aufkommenden Fragen: Kann man der eigenen Regierung vertrauen? Bedeuten Geschichte, Politik, und Gesellschaft das, was wir glauben? Unnötig zu erwähnen, dass »Akte X« einen weltweiten Fankreis in Aufregung hält, der seit dem Ende der Serie 2002 auf eine Fortsetzung der Geschichte im Kino wartet – und auf die Lösung der offenen Rätsel. Mit »Akte X – I Want To Believe« Dieses Warten hat im Juli 2008 nun ein Ende. Der Titel gemahnt an eine reale Atmosphäre, in der sich die Konfrontation zwischen Glauben und Vernunft nicht nur global zwischen den Kulturen, sondern auch innerhalb aufgeklärter Gesellschaften und mitunter in den Vorstellungen der Einzelnen als prägender Konflikt festgesetzt hat. Kein Wunder, dass zeitgenössische Erfolgsserien wie
JJ Abrams’ Mystery-Spektakel »Lost« – dessen Ungereimtheiten eine rationale Erklärung zugrunde liegen soll – das durch die Produzenten von »Akte X« eingeführte Konzept heute erfolgreicher denn je in die Tat umsetzen können. Die prinzipiellen Strukturen – ein über einzelne Episoden hinaus gehender Spannungsbogen mit metaphysischer Aura inklusive Einzelfolgen mit ganz irdischen Problematiken – muss nur noch ins Hier und Jetzt überführt werden. Von »Akte X – I Want To Believe« ist zu erwarten, dass die Inszenierung einiges mit der Verunsicherung der USGesellschaft nach 9/11 zu tun haben wird. Verschwörungstheorien waren zur Hochphase von »Akte X« wenig mehr als eine Freizeitbeschäftigung von Außenseitern. 2008 geben sie sich wissenschaftlichen Charakter. Glaubte man in den 90er Jahren eigentlich nur entfernt daran, dass die Regierung den Bürgern »die Wahrheit« verheimlichen könnte, so ist die Suche nach der »Wahrheit, die da draußen ist« inzwischen von allgemeinem Interesse. Der Film kommt zur rechten Zeit. robert meissner
ak t e x – I WA NT TO B E L I E V E A B 24.07.08 IM K INO 20 T H C E NT U R Y F O X
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Blutiger Trip ins Grindhouse!
A Gun For Jennifer
Klipp-Klapp, Klipp-Klapp, Klipp-Klapp.
Krabat »Was soll ich dich lehren? Nur das Müllern – oder auch alles andere?« Millionen von Kindern wurde dieser Satz vorgelesen, ehe sie wussten, dass ein begnadeter Schriftsteller namens Otfried Preußler (»Der Räuber Hotzenplotz«) ihn geschrieben hat. Die Gänsehaut von damals ist bei den meisten von uns bis heute noch nicht wieder abgeklungen. Ein merkwürdiges Gefühl, zum ersten Mal einer Story zu lauschen, die so elektrisierend war, dass man unbedingt wissen musste, wie es weiterging. Als spannende Erzählung vor dem Einschlafen ist »Krabat« bis heute für jeden Connaisseur noch gut und teuer, der den Wert einer anständigen Schauergeschichte kennt und dieses Wissen gerne an seine Nachkommen weitergeben möchte. Schließlich gehört das Gruseln zum Leben dazu, und selten kann man sich so lebendig fühlen wie in der Haut von Krabat. Der Held der Geschichte ist ein 14-jähriger sorbischer Waisenjunge, der Anfang des 17. Jahrhunderts auf der Suche nach Arbeit an der Schwarzen Mühle halt macht. Das unheimliche Gebäude liegt im Koselbruch. Die Mühle wird von einem Meister der schwarzen Künste betrieben, der mit Augenklappe und Dreispitz ausschaut wie des Teufels General. Nach getaner Arbeit können seine zwölf Gesellen noch in die Kam-
mer kommen, um sich in Hexenkunst unterweisen zu lassen. Dazu muss man wissen, dass die Schwarze Mühle 364 Tage im Jahr Getreide verarbeitet, bis am 365. Tag etwas ganz anderes unter den Mühlstein kommt. »Krabat« ist aus dem deutschen Sagenschatz nicht mehr wegzudenken – und befeuert wie kaum eine andere Erzählung die Phantasien eines gebannten Publikums. Die Konfrontation mit dem Meister kann für den anfangs von der Zauberei faszinierten Jungen tödlich enden – und nur die Liebe eines zauberhaften Mädchens verspricht die Rettung seiner Seele. Die Verfilmung dieser Konstellation wird seit Jahren mit Spannung erwartet und insgeheim auch gefürchtet, denn immerhin gilt es, einen Klassiker zu adaptieren. Was die Sache nicht einfacher macht: Wie beim »Herrn der Ringe« existiert eine Trickfilmversion, die bei den Fans durchaus hoch im Kurs steht. Dass Regisseur Marco Kreuzpaintner allerdings weiß, was er der Gemeinde schuldig ist, bewies Ende letzten Jahres der erste Kinotrailer zu »Krabat«, dessen schaurig-schöne Atmosphäre schon andeutete, wie ernst es dem Regisseur mit der adäquaten Kinofassung des Volksmärchens ist. Überhaupt wird jedes Detail, das über diese heiß ersehnte Produktion bekannt wurde, von einem Seufzer der Erleichterung
begleitet. Die Kulissen sind phantastisch und beeindruckend – und auch die Besetzungsliste kann sich sehen lassen. Als Hauptdarsteller wurde mit David Kross (»Knallhart«) ein Künstler gewonnen, der alle Spielarten knabenhafter Angst in seinem mimischen Repertoire führt, die man für Krabat vor dem inneren Auge hat. Robert Stadlober hat man sich sowieso schon immer als finsteren Müllerburschen vorgestellt. Den teuflischen Meister spielt Christian Redl, nicht erst seit »Der Untergang« eine Empfehlung für diabolische Charaktere. Paula Kalenberg übernimmt die Rolle der Kantorka. Die erfreulichste Nachricht ist aber vermutlich das Mitwirken von Daniel Brühl als Tonda – eine Kombination aus der Kategorie »Gesucht & Gefunden«, die nicht nur Krabat-Kenner wunschlos glücklich macht. Wenn im Herbst die Schatten länger werden, die die Welt ein wenig unwirklicher erscheinen lassen und »Krabat« endlich im Kino läuft, werdet Ihr sicherlich verstehen, was ich meine. Und anders als Krabat werdet Ihr den Eintritt in die Welt der Magie nicht mit Eurer Seele bezahlen müssen. Michael Haacken
K r abat A b 16.10.2008 i m K i n o 20 t h C e n t u r y F o x
Ihr wollt Grindhouse? Dann sollt ihr Grindhouse haben! Was die Herren Tarantino und Rodriguez letztes Jahr mit viel Bravado wiederzubeleben meinten, gibt es nämlich schon in hübschester Konsequenz und formvollendeter Ästhetik von ganz anderen Leuten.»A Gun For Jennifer« steht Genre-Klassikern wie»I Spit On Your Grave« in nichts nach, wenn es darum geht, den immerjungen Stil rasanten Exzesses in die Netzhaut argloser B-Film-Junkies zu meißeln. Brachial auch die Story: eine junge Frau wird aus den Klauen eines fiesen Vergewaltigers gerettet, und zwar von einer radikalen Truppe feministischer Vigilantinnen, die für solche Dreckschweine nur eine Behandlungsmethode kennen. Die darauf folgenden Rachefeldzüge der selbsternannten Righteous Babes wer-
den im Verlauf des Films dann immer noch dieses eine nicht mehr für möglich gehaltene Stückchen heftiger, bis sich alles in einer Blutwolke aus Katharsis und Wohlgefallen auflöst. Kann man so einen Film mit Mama und Papa sehen? Ansichtssache. Filmliebhaber klassischen Zuschnitts werden sich hierbei zwar fühlen, als hätte sich Ihnen der Weiße Hai in der heimischen Badewanne gezeigt, aber dafür feiert der brodelnde Untergrund die animalische Wucht dieses weiblichen Powertrips wie ein Dutzend Mönche 1000 Liter Freibier. Dass der Fanclub von »Jennifer« dabei gar nicht mal so exklusiv ist, wie man denken könnte, beweist unter anderem auch die Beliebtheit von Kinoware wie»Baise-Moi«. Und der sieht hierge-
Vampire Diary Für ihre Arbeit an einem Dokumentarfilm über die örtliche Gothic-Szene mischt sich Filmstudentin Holly unter die Gruftis, die das nächtliche London bevölkern. Hier ist das Leben noch genau wie auf den ersten vier Cure-LPs, nur dass all die fatalen Frauen und NeoNosferatus ein pikantes Geheimnis zu verbergen haben. Es spricht nämlich einiges dafür, dass die ebenso attraktive wie mysteriöse Vicky ein echter Vampir ist, der sich bloß besonders unauffällig zu tarnen weiß. Wird der infame Plan der Blutsaugerin aufgehen? Wird unschuldiges Blut vergossen werden? Wird sich Holly in Vicky verlieben? Und sind das nun rhetorische Fragen oder einfach nur blöde? In einer besseren Welt würden
gen nun wirklich aus wie eine Folge der Gummibärchenbande. Wie auch die beiden unten vorgestellten Titel »Love« und »Vampire Diary« erscheint »A Gun For Jennifer« übrigens in der sehr zu empfehlenden »Midnite Xpress Collection« aus dem Verleih, der sich seinen Auftrag zum Namen gemacht hat: Good! Movies. Michael Haacken
M i d n i t e xp r ess c o llec t i o n : A G u n F o r J e n n i fe r I m ha n d el e r h ä lt l i ch G o o d ! M ov i es
Love
süffisante Lesbenvampirfilme wie der hier ähnliche Einspielergebnisse erzielen wie eine Mission Impossible im Jurassic Park. Aber so wie es ist, darf sich mal wieder nur der intime Kennerzirkel freuen. Und zwar über besonders reizende Phantasien, einen beachtlichen Blutzoll und die schwüle Erotik des Verfalls. Lechz! Michael Haacken
M i d n i t e xp r ess c o llec t i o n : Va m p i r e D i a r y I m H a n d el e r h ä lt l i ch G o o d ! M ov i es
»Liebe ist nicht Liebe, wenn man nicht jemanden verletzt hat.« Altes jugoslawisches Sprichwort. Und so etwas wie das Motto dieses eleganten Neo-Noir-Thrillers, der es sich hartnäckig in den Kopf gesetzt hat, ebenso ans Herz zu appellieren wie an den Abzugsfinger. Die Story dreht sich um einen lebensmüden Auftragskiller, der in seinem New Yorker Exil seiner ehemaligen Geliebten wieder begegnet. Seit damals in Jugoslawien ist das Leben für beide nicht einfacher geworden, und es hilft natürlich auch nicht direkt, dass Anna jetzt mit einem Polizisten zusammen ist. Regisseur Nikolic hat sich einen wohlklingenden Namen damit gemacht, die klassische Thrillerformel mit
den Motiven und poetischen Bildern des Liebesfilms aufzubrechen und seine granitharten Geschichten vom Gesellschaftsrand dabei mit zwischenmenschlichem Cortison zu injizieren. Und genau deshalb ist »Love« auch keine tumbe Gewaltsafari, sondern eine packende Außenseiterballade mit weicher Räuberseele und unbeugsamem Stilwillen. Ansehen! PAULA FUCHS
M i d n i t e xp r ess c o llec t i o n : Love i m ha n d el e r h ä lt l i ch G o o d ! M ov i es
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24 Hour Party People
27 Hochzeiten und kein Todesfall
27 Dresses
Control Wer hätte das gedacht: Gerade die LiveSzenen der aus Sam Riley, Joe Anderson, James Anthony Pearson und Harry Treadaway bestehenden Film-Formation von Joy Division gehörten zu den besten Momenten von »Control«. Um die Auftritte herum konzentrierte sich Corbijn auf Ian Curtis’ Entfremdung vom kleinbürgerlichen Leben und auf das Leiden seiner Ehefrau Deborah Curtis, die sich um die kleine Tochter kümmert, während Curtis auf Tour eine Affäre mit der Schwärmerin Annik Honoré (Alexandra Maria Lara) beginnt. Vielleicht eine subtile Form der späten Genugtuung, dass Samantha Morton in der Rolle der gehörnten Gattin weitaus mehr Spielraum bekommt als die Lara mit den Kulleraugen. Gleichwohl verfügt Sam Riley als Ian Curtis über eine Ausstrahlung, die ein zärtliches Mitgefühl genau da evoziert, wo es angebracht ist. Curtis war ja nicht nur typischer Einzelgänger und manischer Performer, sondern auch Epileptiker. Spätestens als es ihn auch auf der Bühne erwischte, vermochte er diese nicht mehr als Zufluchtsort anerkennen. Seine Krankheit würde ihn wie alle anderen Auswüchse des Alltags auch im Rampenlicht immer wieder heimsuchen. Corbijn hat dem Mythos ein ordentliches Denkmal gesetzt. Paula Fuchs
Control VÖ : 30.05.08 Capelight Pictures
Bei den Jungs nannte sich das früher »Erster Alles«, bei den Mädels wahrscheinlich schlicht »Die Braut«: dieser eine Moment, wo man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Nun heißt es ja immer, man müsse auch gönnen können, aber im Fall von Jane in »27 Dresses« geht das langsam eindeutig zu weit. Jane ist mittlerweile BrautjungferVeteranin von 27 Hochzeiten und hat sich immer brav für die anderen gefreut. Als sich dann noch ihre eigene Schwester ausgerechnet in Janes heimliche Flamme verknallt, wird es höchste Zeit für einen beherzten Strategiewechsel. Katherine Heigl in der Hauptrolle ist eine jene Zuckerschnuten, die ganz im
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Alleingang eine komplette Romantische Komödie ver-golden können. Dass auch heute noch zwischen Formtreue und ironischer Brechung Platz für die charmantesten Liebesschwüre bleibt, ist ein eleganter Beweis für die lebendige Tradition des Gute-Laune-Genres. Süßer als Erdbeersekt, aber viel verträglicher als dieser. Roman Jansen
27 D r e s s e s VÖ : 12.09.08 20 TH C ENTUR Y F o x H o m e e n t e r ta i n m e n t
Der Begriff Madchester ist allgegenwärtig. Vor allem jetzt, nach Anton Corbijns »Control«, dem kolossalen Joy-DivisionDenkmal in Schwarzweiß. Doch was Corbijns Kollege Michael Winterbottom bereits einige Jahre zuvor versucht hatte, scheint vergleichsweise noch gewagter. Nämlich, die gesamte Ära von 1977 bis 1997 mitsamt ihren Protagonisten und einem speziellen Lebensgefühl einzufangen. Natürlich: Winterbottom verkürzt und heroisiert in »24 Hour Party People« ohne Ende, doch erstaunlicherweise haut das insgesamt ganz gut hin. Der Regisseur behilft sich mit dem Kniff, einen Widergänger des inzwischen verstorbenen Factory-Records-Gründers Tony Wilson als Moderator
durch dessen eigenes Leben zu begleiten. Wilson (souverän dargestellt von Steve Coogan) führt im Plauderton durch die Geschichte von Factory: von mit Blut unterschriebenen Plattenverträgen über tragisch verstorbene Sänger und Produzenten, bis hin zur Geburtsstunde der Rave Culture in der legendären Haçienda. Samt ihrem Niedergang in wilden Schießereien. Kein Denkmal, aber ein toller Trip. Arno Raffeiner
24 HOUR PART Y P EO P LE VÖ : 20.06.08 K INOW ELT
Johnny Depp Edition Schon ein wenig verwunderlich, dass in der »Johnny Depp Edition« mit drei Filmen aus seiner doch bereits so umfangreichen Karriere keine Arbeit unter dem Regisseur Tim Burton enthalten ist. Schließlich ist Depp für Burton, was Klaus Kinski für Werner Herzog war: der entscheidende Charakter, der seinen filmischen Verrücktheiten eine unnachahmliche Gestalt verleiht – im Falle der Burton/ Depp-Kooperative zuletzt im Grusical »Sweeney Todd«. Andererseits verdeutlicht die Box gerade unter diesem Aspekt die Vielseitigkeit Depps und macht jedem, der es weder noch nicht wusste, oder aber mal eben verdrängt hat, klar, dass Johnny Depp auch unter der Knute ganz anderer Regie-
Spion gegen Spion
Jeder geschlossene Raum ist ein Sarg
Breach – Enttarnt
Das Waisenhaus
Mordsmäßig spannend geht es in den Trakten der amerikanischen Bundespolizei zu: Ein FBI-Novize wird auf einen alten Profi angesetzt, angeblich, weil der mit Porno-Downloads das Behörden-Image kompromittiert. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus: Agent Hanssen (Chris Cooper – anbetungswürdig gut!) ist ein merkwürdig katholischer Patriarch, der sich in langen Dienstjahren eine eigene Vorstellung von Loyalität zugelegt hat. Aber vielleicht ist Ryan Phillippe ja genau der richtige, um ihn herauszufordern. »Enttarnt« ist einer jener mahagonifarbenen Stillhaltefilme, in denen gut gekleidete Menschen mehrdeutig schwatzend durch lange Gänge gehen,
und einem die spezifischen Einzelheiten ihrer Spionagetätigkeit gnädigerweise erspart bleiben. Macht nichts: Die Atmosphäre von verstohlenem Misstrauen auf der einen und filziger Zuneigung auf der anderen Seite vermittelt sich auch so, und zwar aufgrund der filigranen Darstellerleistungen, die diesen unangenehmen Berufszweig sehr plastisch erfahrbar machen. Alexander Dahas
B r e ac h – E n TTA r n t VÖ : 13.06.08 20 TH C ENTUR Y F o x H o m e ENTERTAINMENT
Neben Monstern, Psychopathen, Blut und Gedärm bietet das Horrorkino eine Variante, in der das Grauen durch die Grenzbereiche der menschlichen Wahrnehmung erzeugt wird. Dieses Kino des Unheimlichen funktioniert so, dass der Zuschauer im Unklaren darüber gelassen wird, ob die Geschehnisse auf der Leinwand zur filmischen Realität gehören, oder ob er in die von Wahnvorstellungen geplagte Psyche der Protagonisten eintaucht. Ein nicht ganz unerheblicher Aspekt solcher Kunstwerke ist, dass die Protagonisten meistens Frauen sind. Auch Juan Antonio Bayonas mit 7 Goyas ausgezeichneter Geisterfilm »Das Waisenhaus« ist keine Ausnahme. Hier erleben wir unfassbare und verstörende Ereignisse durch die Augen von Laura (Belén Rueda), einer Frau Mitte 40, die
in das leer stehende Waisenhaus ihrer Kindheit zurückkehrt, um dort ein Zentrum für behinderte Kindern aufzubauen. Zunächst bezieht sie das pittoreske Gemäuer jedoch mit ihrem Mann Carlos und Simón, dem 7-jährigen Adoptivsohn. Das alte Haus entfaltet bald seinen unheimlichen Einfluss. Simón spricht mit imaginären Spielkameraden und verschwindet nach einem Streit mit Laura spurlos. Bei der aufopferungsvollen Suche erkennt Laura, das sie den Weg rationaler Erklärungen verlassen muss. Bayona verleiht dem Thema »Verfluchtes Haus« mit glaubwürdigen Charakteren und ausgereifter Dramaturgie die nötige Tiefe, um den Zuschauer intensiv genug in die Handlung zu involvieren. An ausgesuchten Stellen katapultiert er das Publikum mit wohldosierten Schocks
Autoritäten schon eine ganz hervorragende Figur abgegeben hat. Als George Jung im flippigen Koks-Drama »Blow« unter Ted Demme; als William Blake im Avantgarde-Western »Dead Man« unter Jim Jarmusch; und als Dean Corso im metaphysischen Thriller »Die neun Pforten« unter Roman Polanski. Die ganz eigene Qualität Depps besteht neben aller Wandlungsfähigkeit in seiner konstanten Persönlichkeit; bei aller Blässe in seiner Ausstrahlung. Und Depp war schon immer die Personifizierung des schrägen Eigenbrötlers. Paula Fuchs
J OHNN Y D E P P E D ITION VÖ : 06.06.08 K i n ow e lt
aus den Sitzen. Ebenso fachmännisch geht er mit der Bedeutung von Architektur im Horrorfilm um. Auf subtile Weise macht er das Haus selbst zum Hauptdarsteller seiner Geschichte. Nur mit stimmungsvoller Ausleuchtung und einer raffinierten Tonkulisse haucht er dem Gebäude ein beängstigendes Eigenleben ein, das nicht nur Fans des Genres einen wunderbar gruseligen Aufenthalt im »Waisenhaus« bescheren wird. Martin Riemann
Da s Wa i s e n h au s VÖ : 29.09.08 S e n ato r HOME ENTERTAINMENT
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Au f DV D
Wie möchtest du dein Ei: auf – oder unter dem Tisch?
Stellungswechsel
Juno Eine schlagfertige und selbstbewusste Lolita wird von einem bleichen Hänfling schwanger, der Kimya Dawson hört und aussieht wie ein professioneller Billardspieler. Gibt‘s nur im Kino? Mag sein, aber »Juno« ist ja wohl der charmanteste Brocken Indie-Fantasy, der seit »Ghost World« die Leinwand zierte und verdient unterwürfiges Lob aus der Phalanx der Nerds. Von offzieller Seite hat er ihn längst bekommen: gleich für vier Oscars (bester Film, beste Regie, beste Hauptdarstellerin und bestes Drehbuch) wurde »Juno« nominiert, und schließlich mit der Goldstatuette für das beste Drehbuch geadelt. Der Film handelt von einer Minderjährigen, die sich nach Adoptiveltern für ihr Baby umsieht und dabei an Reifeprozess durchmacht, was den meisten 30-jährigen noch bevorsteht. Von John Hughes lernte »Juno« die smarte Gegen-den-Strich-Besetzung seines Erwachsenen-Casts, das dreiste Sonic-Youth-Gedisse ist wohl auf dem eigenen Mist gewachsen. Ellen Page (»Hard Candy«) als Hauptfigur ist endlich mal wieder ein Rollenmodell, das etwas taugt und originell flucht: fuck, fuck, fuckity fuck! Als Werbung für Kondome taugt der Film aber leider gar nicht, also passt beim anschließenden Fummeln ein bisschen auf. Oder nennt das Kind nachher wenigstens Juno. Alexander Dahas
Juno VÖ : 22.08.08 20 t h c e n t u r y F o x H o m e ENTERTAINMENT
Archimedes, Da Vinci, Bohlen – die größten Genies sind Männer. Kein Wunder, dass dieses Geschlecht selbst im arbeitslosesten Aggregatzustand noch die geschmeidigsten Ideen hervorbringt. Aber was bleibt dem desillusionierten Malocher schon anderes übrig, als auf sein unveräußerlichstes Kapital zurückzufallen, auf seinen Körper? Weil Frank, Gy und Olli nämlich ansonsten nicht viel gebacken kriegen, gründen sie den Männereskortservice »Deutsche Feinkost« für den eher bürgerlichen Geschmack, inklusive Rollenspiel und Orgasmusgarantie. Dass so viel Marktnischigkeit natürlich auf Nachfrage trifft, ist so sicher wie Hosenträger. Dass die
freiwillige Fleischbeschau auch andersrum funktioniert, dagegen schon mal einen Full Monty wert. Deutsche Komödien geizen in der Regel nicht mit unmoralischen Angeboten, aber erst umgekehrt wird Familienunterhaltung draus: die Lacher, die eine Bresche für unverkrampfte Emanzipation schlagen, befreien nachhaltig. Roman Jansen
Free Rainer Stellungswechsel VÖ : 11.07.08 20 TH C ENTUR Y F o x H o m e E n t e r ta i n m e n t
Jumping someone else‘s train
Linie 1 Das Reisen mit der Berliner U-Bahn wird ja heutzutage schnell als Mutprobe dargestellt, der sich nur die Hartgesottenen gewachsen fühlen. Quatsch! Schon zu Mauerzeiten war eine Fahrt mit der U1 vom Zoo bis nach Kreuzberg einer der charmantesten Wege, den Mitmensch in der Metropole kennen zu lernen, mitsamt jenem Lokalkolorit, für das die Leute inzwischen nach Bali fliegen. Das lässige Flair urbaner Vielfalt gelangte dabei schon 1988 auf die Bühne des Berliner Grips-Theaters und setzte von da zu einer beispiellosen Erfolgsgeschichte an. Heute ist »Linie 1« das bekannteste deutsche Musical überhaupt – mit dem Mädchen vom Land,
Jede Nacht um halb eins wenn das Fernsehen rauscht – oder: The revolution will not be televised
das per BVG ihren Freund auftreiben will, konnte man sich nämlich auch in London, Paris und New York identifizieren. In der Spielfilminkarnation von »Stammheim«-Regisseur Reinhard Hauff ist derweil wohl die definitive Fassung des Stoffes konserviert, die praktisch im Vorbeifahren daran erinnert, dass die 80er wesentlich cooler waren, als das die Ü-30-Parties vermuten lassen. Roman Jansen
Linie 1 VÖ IM H e r b s t 08 K i n ow e lt
Hand aufs Herz: Wer hat sich noch nie geärgert, gelangweilt oder geschämt angesichts der Sendungen, die den Großteil des Fernsehprogramms ausmachen? Tatsächlich dürfte es heute so schwer wie nie zuvor sein, ruhigen Gewissens durch die Gegend zu zappen, ohne sich bei jeder zweiten Sendung unangekündigte Gastauftritte des Terminators herbeizuphantasieren. Nietzsche hat mal gesagt: Wenn man lange genug in einen Fernseher schaut, schaut der Kasten irgendwann auch zurück. Für die meisten von uns eine ausgesprochen unheimliche Vorstellung, zumal man ja nie weiß, ob dem Brüllwürfel dann auch gefällt, was er sieht. Denn vor der Glotze fällt die Maske. Schmerbäuchig, stinkend und unbekleidet hockt man vor der Flimmerkiste, und mit einem Mal ist nichts zu schäbig, um nicht in den allabendlichen TV-Marathon eingeflochten zu werden. Grenzdebile Gameshows, ordinäre Reality-Formate und distanzlose Klatschdepeschen – die voyeuristische Lust am Elend wird im (Unterschichten-)Fernsehen für alle Klassen immer als ein Verbrechen ohne Opfer hingestellt, das man ungeahndet begehen darf, solange man es nicht öffentlich zugibt. Der Rainer aus »Free Rainer« wiederum ist einer von den Bescheidwissern, die ihr Geld damit ver-
dienen, zielgruppengerechten Content zu liefern, also möglichst schlüsselreiziges Porno-Programm an der Grenze zur Sittenwidrigkeit zu erdenken, das sensationslüsterne Couchsurfer noch schockreizen kann. »Die wollen das ja nicht anders«, wie die Koksnase, gespielt von Moritz Bleibtreu, sagt. Aber bestimmt denn wirklich die Nachfrage das Angebot? Oder vielleicht nicht doch das Angebot die Nachfrage? Im Verlauf von Hans Weingartners smarter Mediensatire wird ein hübscher Gedanke weitergesponnen. Zur Erfassung der Publikumsneigungen dient ja hierzulande immer noch die so ominöse wie mächtige Einschaltquote, die seit Jahren mit vermeintlich unbestechlicher Stimme die Sprache des Volkes spricht. Und laut Volk ist stumpf eben nun einmal Trumpf und Zote gleich Quote. Schadenfreude oder Bloßstellung gelten als das einzig Wahre. Weil Weingartner dieses System für nicht mehr reformierbar hält, muss eben ein bisschen Manipulation her. Und ein bisschen Märchen: Seine Hauptfigur wird durch den unfreiwilligen Kontakt mit einigen Medienguerillas geläutert und beschließt, die Seiten zu wechseln. Aber nicht um dann zähneknirschend die um sich greifende mediale Vollverrohung zu verfluchen, sondern um gleich mit Eigeninitiative weiterzumachen. Er
weiß: theoretisch müssten sich gehaltvolle Programme in dem Moment durchsetzen, in dem die Konsumenten Arte und 3sat mit jener Hingabe gucken, die sie ansonsten für das Privatfernsehen reservieren. Die heimliche Beeinflussung von ein paar hundert quotenrelevanten Haushalten dürfte deshalb schon ausreichen, die Verhältnisse tanzen zu lassen. Genau wie Rainer im früheren Leben, gucken die Macher ihr eigenes Programm schon lange nicht mehr selber und nehmen Veränderungen im Publikumsgeschmack deshalb auch als eher abstrakte Information wahr. Aber weil sich die Logik der Quote derart verselbstständigt hat, können einzelne Fernbedienungen andererseits auch wieder zu Pflugscharen werden. Und Weingartner, immerhin Regisseur des ähnlich subversiven »Die fetten Jahre sind vorbei«, mag es nun einmal lieber spielerisch als allzu didaktisch. Sein »Free Rainer« ist ein wonnevoller Tagtraum vom Triumph des Wahren und Schönen über das Diktat von Stillosigkeit und Durchschnittsgeschmack. Alexander Dahas
F REE RAINER – D EI n f e r n s e h e r l ü g t VÖ : 20.06.08 K i n ow e lt
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Honni mal wie Waldi in die Waden beißen
ostPunk! too much future Punk und DDR, das passte zusammen wie Faust und Auge. Tatsächlich war die Bewegung so etwas wie ein Schlag ins Gesicht des Arbeiter- und Bauernstaats. »No Future«-Slogans und Planwirtschaft, zerrissene Klamotten und FDJ-Uniformen – das ging nicht zusammen. Während die SED-Herren LächelBands wie die Puhdys oder Karat protegierten, die ein positive Einstellung zu Staat, Zukunft und Alltag beförderten, konnten sie die Nein-Sager einfach nicht durchgehen lassen. Dennoch: allen widrigen Umständen zum Trotz und nicht frei von Repressalien (der ein oder andere Ostdeutsche mit Iro verbüßte eine Haftstrafe) gab es eine Punkszene in der DDR – mit Bands wie Wutanfall, Zwitschermaschine, The Leistungsleichen, Schleimkeim, Planlos, L’Attentat und Be-
tonromantik. Daran erinnerten bereits die 2005 in Berlin gezeigte Ausstellung »ostPunk! too much future«, das dazugehörige gleichnamige Buch und sehr der empfehlenswerte Band »Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990« (Verbrecher Verlag). Der Dokumentarfilm »ostPunk! too much future« lässt sechs Protagonisten der Szene zu Wort kommen, darunter Cornelia Schleime, die heute zu einer der international meist gefragten Malerinnen deutscher Gegenwartskunst gehört. Die Interviewten öffnen sich stark, geben Persönliches preis, schildern ihre ganz subjektive Sicht der Dinge. Das Fehlen eines Off-Kommentars macht zwar die Einordnung etwas schwierig. Doch wer mehr über die Hintergründe wissen will, kann sie
in den genannten Büchern nachlesen. Die DVD-Fassung des bereits in einigen Programmkinos gezeigten Films von Regisseur Carsten Fiebeler (»Kleinruppin forever«), der mit »ostPunk!« seinen ersten Dokumentarfilm vorlegte, enthält zusätzliche Interviews. Zudem gibt es als weiteres Bonus-Material vier Musik-Clips, die zeigen, dass der Geniale Dilettantismus auch in der DDR ziemlich einfallsreich war. Frank Schuster
Sweeney Todd
O s t p u n k ! To o M u c h F u t u r e I m H a n d e l e r h ä lt l i c h G o o d ! M ov i e s
The piano has been drinking
Once Das Märchen beginnt in der Fußgängerzone Dublins. Regisseur John Carney weiß, wovon er im autobiografisch gefärbten Erfolgsfilm »Once« erzählt. Und er weiß, was sich gehört, um eine Handlung, welche die alltäglichen Rahmenbedingungen des gesellschaftlichen Ellbogenkampfs auflöst, filmisch in Schwung zu bringen. Da wäre also der junge irische Straßenmusiker, der auf eine Migrantin trifft, die wiederum Klavier spielt, sich aber kein eigenes Spielgerät leisten kann. Den ersten Zuschauern mögen schon allein wegen dieser Konstellation die Äuglein feucht geworden sein. Aber damit nicht genug. Der in Irland durchaus mit Berühmtheit geschlagene Glen Hansard (Mitglied der Band The Frames), agiert mit solchem Einfühlungsvermögen, dass man ihm
den namenlosen Typ, der im Laden seines Alten Herrn Staubsauger repariert, rundum abnimmt. Und nicht nur das von Markéta Irglová faszinierend verkörperte Mädchen aus Tschechien, das sein Geld als Putze verdient und die Finger auf einem zum Verkauf stehenden Piano in einem Musikgeschäft warm hält, verliebt sich in ihn, sondern ein verdammt breites Publikum liebt die beiden im Doppelpack. Man möchte nachher den Soundtrack rauf- und runterhören, selbst ein Instrument lernen, durch die Straßen Dublins ziehen, sich sofort von Kopf bis Fuß verknallen – oder einfach einen Film mit einem Budget von 150.000 Dollar drehen, der als sleeper hit 10 Millionen einspielt. Es sind die kurzen Einstellungen im Leben, die das Hamsterrad zum Stillstand bringen; die un-
A close shave
scheinbaren Szenen, welche Gänsehaut erzeugen. John Carney hat sie in dieser Produktion mit seinem tollen Ensemble realitätsnah inszeniert. Der Begriff, der Philister mit Beamtenmentalität auf die Palme – die Essenz von Carneys Story dagegen auf den Punkt bringt, lautet: Leidenschaft. »Once« ist einer dieser Filme, die niemanden kalt lassen. Paula Fuchs
O n c e – Sp e c i a l e d i t i o n VÖ : 08.08.08 A r t h au s
Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Tim Burton bei Walt Disney geblieben wäre. Ursprünglich war der zerzauste Kreativmensch nämlich einer von vielen Angestellten beim Unterhaltungskonzern mit dem stubenreinen Image. Irgendwann war Schluss. Künstlerische Differenzen nennt man das beschönigend im Medienjargon. Seit dem Split läuft nun Burtons Konkurrenzveranstaltung mit erstaunlichem Erfolg, beispielhafter Hingabe und unerschöpflicher Phantasie. Kaum ein Schlüsselkind, das »Edward mit den Scherenhänden« nicht kennt; kaum ein Einzelgänger, der die menschenfreundliche Message von Tim Burtons Oeuvre nicht versteht: Die Masse braucht es grell, leicht und erbaulich. Außenseiter freuen sich derweil über die morbide Ironien, die auf der dunklen Seite des amerikanischen Traumes gedeihen. Und zu allem Überfluss halten die meisten seiner Filme ja auch noch eine Art poetischer Gerechtigkeit für die Gepeinigten des Lebens parat. So wird man immer rechtzeitig daran erinnert, aus seiner Mördergrube doch noch ein Herz machen zu können. Bei »Sweeney Todd« liegt der Fall ein wenig anders. Die Geschichte ist eine Adaption des gleichnamigen Erfolgs-Grusicals von 1979, das Shakespearesche Motive mit einer gehörigen Portion Splatter paart und soviel
an nachtschwarzer Atmosphäre auf die Waage bringt, dass andere Burton-Filme dagegen wie Schaumpartys aussehen. Johnny Depp spielt die Titelrolle als Barbier im Exil, dem ein schurkischer Richter einst Frau, Kind und Zukunft nahm, indem er rücksichtslos seine Machtposition missbrauchte. Nun ist der Verbannte zurück, mit einem neuen Namen, einer sehr geringen Meinung von der Menschheit, und einem Kingsize-Rachegelüst à la Monte Christo. Sweeney Todd kennt nur ein Ziel: Richter Turpin die Rasur seines Lebens zu verpassen. Dafür ist dem Frisör nichts zu schwör. Er mietet sich in seiner alten Bleibe ein und bandelt mit einer glücklosen Metzgerin an, was sich als unternehmerischer Glücksgriff herausstellt. Denn Sweeneys Rasierklingen haben ein gewisses Eigenleben entwickelt, und Mrs. Lovetts Fleischpasteten brauchten sowieso noch eine markante Zutat, um wirklich lecker zu sein. Tim Burton gibt sich wenig Mühe, solche Exzesse zu romantisieren. Im Gegenteil: Sweeneys perfektionierte Mordmaschinerie wird wollüstig in Szene gesetzt, und das frisch eingelassene Blutbad genüsslich abgebildet. Kein Film für schwache Gemüter also, auch wenn »Sweeney Todd« natürlich extrem liebevoll gemacht ist und mit einer reizenden Überraschung
aufwartet. Burtons Buddy Danny Elfmann durfte diesmal zuhause bleiben, weil der Großteil des Soundtracks aus lauter Originalsongs besteht, die allesamt aus der obersten Schublade des Musicalfundus stammen. Wenn Johnny Depp mit starrem Beethovenblick seine Mörderballaden und Burton-Ehefrau Helena Bonham Carter ihre herzzerreißenden Liebeslieder zum Besten gibt, hat der »Starlight Express« Funkstille und der »König der Löwen« Sendepause. Das hier ist kein zutrauliches FeelgoodMärchen mit familienfreundlicher Botschaft und Kinderermäßigung. Alles, was es an Liebe, Wärme und Wohlwollen gibt, ist nur Beiwerk einer blutigen Höllenfahrt, die am Ende infernalische Dimensionen annimmt. Mit einem Happy End ist das nicht zu vereinen. Aber dafür ist es die zeitgemäße Erinnerung daran, dass Tim Burton kein Disney mit Lidschatten ist, sondern ein begnadeter Wüstling, der seine Filme so ernst nimmt wie Sweeney Todd seinen Beruf. Alexander Dahas
Sw e e n e y To dd – d e r t e u f l i s c h e Ba r b i e r au s d e r F l e e t S t r e e t VÖ : 18.07.08 Wa r n e r H o m e V i d e o
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Aktion Mutante Was macht Pedro Almodovar, wenn er gerade keine Dramen über seltsame Beziehungen zwischen skurrilen Charakteren grell ausleuchtet? Er produziert so was: Im Jahr 2012 zählt für die Menschheit nur noch Schönheit. Einige Behinderte haben sich deshalb zur Untergrundgruppe »Aktion Mutante« zusammengeschlossen. Die schlagkräftige Truppe, quasi das Komplementärstück zu den X-Men, überzieht den BodyMainstream mit nicht gerade subtilen Terroranschlägen. Als sie die Tochter eines steinreichen Brotfabrikanten von ihrer Hochzeit entführen, gibt es einen fürchterlichen Backlash. Die Mutanten nehmen alle vorhandenen Beine in die Hand – und flüchten auf
Two-Lane Blacktop
einen entfernten Planeten. Showdown! Unter Verzicht auf falsche Moral schießt der Spanier Alex De La Iglesia ein Splatter- und Slapstickfeuerwerk ab, ganz so, als hätte er die Marx Brothers auf den Geschmack von Kunstblut gebracht. »Aktion Mutante« hält zweifellos dem Vergleich mit besserer US-Ware stand. Paula Fuchs
Ak t i o n M u ta n t e IM HAN D EL ERHÄLTLI C H Alamode
»Their world is a two-lane blacktop – no beginning… no end…no speed limit!« So lautet der Claim dieses lakonischsten aller Road-Movies. Und der Slogan lügt nicht! Es gibt keinen Anfang, kein Ende und das markanteste Geräusch ist das Aufheulen hochtouriger Motoren. Was das Genre des Dragster-Films betrifft, geht es kaum puristischer als hier: Der »Fahrer« (Songwriter James Taylor) und der »Mechaniker« (BeachBoys-Schlagzeuger Dennis Wilson!) fahren mit ihrem hochfrisierten 1955er Chevy über die Route 66, immer auf der Suche nach Kontrahenten für illegale Autorennen. Unterwegs gabeln sie »das Mädchen« auf und treffen auf »GTO« (Warren Oates).
Man kann es dabei wohl als Kommentar auf das gängige Hollywood-Kino begreifen, dass der ständig vor sich hin schwadronierende »GTO« von dem einzigen mitwirkenden Berufsschauspieler dargestellt wird, während der wortkarge Rest der Besetzung aus Laien besteht. Martin Riemann
Two - L a n e B l ack to p IM HAN D EL ERHÄLTLI C H P i e r r ot L e F o u
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Welcome to wherever you are
Trade »Wenn ich’s nicht mache, macht’s ein anderer« lautet eine gängige Devise, wenn es darum geht, eine Karriere als Berufsverbrecher zu entschuldigen. Ob das auch für Mädchenhandel gilt? An der US-Grenze zu Mexiko blüht der Deal mit der Ware Mensch. Schleuser, Entführer und Freier haben ein regelrechtes Netzwerk für den systematischen Missbrauch etabliert. Kevin Kline als Zivilfahnder stochert nun in diesem Sumpf herum. Genau wie ein mexikanischer Jugendlicher an seiner Seite hat er dafür persönliche Gründe. Mit »Trade« feierte Regisseur Marco Kreuzpaintner sein HollywoodDebüt und packte damit gleich ein ganz heißes Eisen an. Sein Film kommt al-
lerdings ohne die üblichen Betroffenheitsriten aus, auch weil er seine Story als spannenden Kriminalfall inszeniert, der stark auf die zwischenmenschlichen Dimensionen setzt. Dass »Trade« dennoch eine fulminante Durchschlagskraft entwickelt, liegt nicht zuletzt am souveränen Einsatz filmischer Mittel, die dem heiklen Thema nuanciert gerecht werden. Michael Haacken
T r a d e – W i l l ko m m e n i n A m e r i k a VÖ : 13.06.08 20 t h c e n t u r y F o x H o m e E n t e r ta i n m e n t
Lost in the supermarket
Seventh son of a seventh son
Der Nebel
Teufelskind Joshua
Für die meisten Stephen King-Fans dürfte klar sein, wer die besten Verfilmungen der Bücher ihres Idols auf die Leinwand bringen kann. Die Antwort lautet: Frank Darabont. Mit »Die Verurteilten« und »The Green Mile« hat er schon bewiesen, dass niemand sonst sich so gut in das umfangreiche Universum des »King Of Horror« einfühlen kann wie er. Das mag daran liegen, dass der Regisseur sein Hauptaugenmerk immer auf das Element menschlicher Tragödien legt, das King in seinem Werk ausgiebig verfolgt – und das einen großen Teil seines sagenhaften Erfolgs ausmachen dürfte. Mit »Der Nebel« widmet sich Darabont einer der frühen und vielleicht brillantesten Horror-Storys Kings. Dabei zelebriert er eine Form des Paranoia-Kinos, wie man es seit den späten 50ern in Hollywood
nicht mehr erlebt hat. Ein mysteriöser Nebel zwingt eine größere Gruppe Menschen dazu, sich in einem Supermarkt zu verbarrikadieren. Unter ihnen ist der pragmatische Familienvater Dave, der bald miterleben muss, dass sich in dem Nebel aggressive, insektenartige Kreaturen befinden, die eine Flucht unmöglich machen. Das apokalyptische Szenario wirkt schnell extrem polarisierend auf die ca. 80-köpfige Menschenmenge und lässt eine bibelfeste Fanatikerin zur Anführerin einer Schar von verzweifelten Christen werden, deren Verhalten weit beängstigender ist, als die widerlichen Monster vor der Tür. Auch Dave, der die bürgerkriegsähnlichen Zustände in den Griff zu bekommen versucht, weiß nicht mehr, ob sich die schlimmere Bedrohung für ihn
und seinen Sohn außer- oder innerhalb des Supermarkts befindet. Es ist diese auswegslose Situation, die »Der Nebel« zu mehr als einem reinen Monsterfilm macht. Natürlich sorgen die Angriffe des abstoßenden Kreaturenschwarms für temporeiche und spektakuläre Szenen der Marke »Mensch gegen Monster«. Der wahre Horror entsteht jedoch durch die beklemmende Vision Darabonts über das, wozu Menschen in Ausnahmezuständen fähig sind. Martin Riemann
Der Nebel VÖ : 04.08.08 S e n ato r H o m e E n t e r ta i n m e n t
Endlich: ein neuer Eintrag ins »Dämonische-Kinder«Fach! Darin leidet ein Erstgeborener namens Joshua ganz fürchterlich unter der Ankunft seiner kleinen Schwester – Geschwisterneid, möchte man meinen. Nun ist Klein-Joshua aber auch so schon ein extrem freudloser Geselle, der gerne feinen Zwirn trägt, sich auffällig für Ägyptologie interessiert und generell die Fassade menschlicher Emotionen beherrscht wie andere Leute eine Fremdsprache. Trau keinem über 12, wie es so schön heißt. Das Beste daran: selbst im Kontext anderer filmisch begleiteter Satansbraten ist »Teufelskind Joshua« Top-Material, creepy wie Liebesbriefe von einer 39-jährigen Stu-
dentin und zu gleichen Teilen teuflisch plausibel wie unangestrengt witzig. Dafür sorgt neben Indie-Babe Vera Farmiga und Acting– Allrounder Sam Rockwell vor allem das ausgeschlafene Drehbuch, das einfach weiß, wie echte Menschen ticken. Und fragt euch mal selber: bei welchem anderen Film wird schon als Höhepunkt der Hauptdarsteller in aller Öffentlichkeit vertrimmt?
The L-Word L – wie Liebe? Weniger romantisch veranlagte Gemüter wissen es besser. Obwohl der deutsche Untertitel von »The L-Word« -»Wenn Frauen Frauen lieben« – an die Inhalte von Groschenromanen gemahnt. Der Buchstabe steht für eine kleine Revolution: Eine Clique lesbischer Ladies steht im Mittelpunkt dieser Serie, die neben der anderen Gender-TV-Innovation »Queer as Folk« bei Pro7 über den Äther lief und von Anhängern liebevoll als »Sex & the City – nur ohne Männer und in L.A.« bezeichnet wird. Natürlich hat es – politisch! – einen faden Beigeschmack, wenn die nackte Haut, an der im Verlauf der Handlungsstränge nicht gespart wird, auch eine Menge lüsterne XY-Chromosomenträger zum Zuschauen animiert. Den Einschaltquoten und somit dem dauerhaften Bestand dieser für US- Verhältnisse gar nicht so prüden Angelegenheit mit XL-Suchtfaktor hat der Umstand allerdings kaum geschadet. Dass gerade Blaxploitation!-Heldin Pam Grier das »schwarze« Schaf der Clique spielen soll, könnte man zwar als irrwitzige Stilblüte auf einer Website betrachten, die »The L-Word« anpreist. Der kleine Fauxpas zeigt aber auch deutlich, dass der Race- und Gender- Fehlerteufel noch immer ganz schön munter ist. Paula Fuchs
Alexander Dahas
T e u f e l s k i n d J o s h ua
T h e L - Wo r d S e a s o n 1 - 3
VÖ : 11.07.08
I m H a n d e l e r h ä lt l i c h
20 t h c e n t u r y f o x h o m e e n t e r ta i n m e n t
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Tommies im Weltall
Mellow Yellow
Hyperdrive
Die Simpsons
Das Universum im 21. Jahrhundert ist Euch nicht spannend genug? Die politische Schlechtwetterlage, die täglich mit den neuesten Nachrichten in Euren Frühstückskaffee schneit, ist nicht grotesk und lächerlich genug? Ihr wollt endlich mal wieder richtig beherzt über die bekloppten Erdbewohner mitsamt ihrer um die Sonne ziehenden MiniKolonie und deren bedenklichen Zustand lachen? Dann braucht ihr etwas Abstand. Und die Abenteuer der Crew des Raumschiffs »HMS Camden Lock« im 22. Jahrhundert dürften das Richtige für Euch sein. Das Team versucht, die Ansprüche der alten Imperialistentante Großbritannien im Weltall zu vertreten. Nicht einfach, denn der Kapitän, Commander Michael Henderson (Nick Frost), tut sich noch schwerer mit konkreten
Entscheidungen als Eure Chefs (nun gut, vielleicht ein Grund, warum sie Euch noch nicht entlassen haben…), und der Erste Offizier York (Kevin Eldon) ist zwar ein brillanter Wissenschaftler, leidet aber an einem Borderline-Syndrom und hegt zunehmend Meuterei-Phantasien. Ein Blick in die Zimmer Eurer Kids zeigt Euch, wohin das führen kann! Während ihrer Tour durchs Sternenmeer trifft die Crew auf jede Menge Aliens, die meist schlechte Laune haben und diese an Commander Hendersons Crew auslassen. Die Flagge der britischen Kultur im All hochzuhalten, ist für die gestandenen Weltraumhelden in etwa so schwer, wie für das englische Nationalteam, mal ein großes Fußballturnier zu gewinnen. Kein Problem dagegen für die Schauspieler, Autoren und Produzenten der phanta-
stischen Serie »Hyperdrive«, die Farben der britischen Comedy hochzuhalten. Regisseur John Henderson kommt aus einer guten Schule. Dort hat er gelernt, die Absurditäten der realen Welt in eine verrückte Space Opera zu überführen, die in einer Episode so viele Lacher provoziert, wie Ihr an einem Sommerabend in Südfrankreich Sternschnuppen am Himmel zählen würdet, wenn Ihr bloß mal Urlaub hättet. Paula Fuchs
Hyp e r d r i v e – D e r K n a l l i m A l l S ta ff e l 1 VÖ : 30.05.08 P o lyba n d
Machen eigene Familien erst so richtig Spaß, wenn man ihre Funktionsweisen mit denen aus dem Fernsehen vergleichen kann? Oder halten eigene Clans uns Hobby-Wissenschaftler bloß von Studien zur Dysfunktionalität des Mama-PapaKind-Modells auf allen Kanälen ab? Die Autorin dieser Zeilen ist sich nicht ganz schlüssig. Ihre Tüte Chips ist jedenfalls schon wieder leer. Aber sicher wird die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen. Die pointierte Karikatur dieser Schnittmenge liefert uns seit geraumer Zeit Matt Groening mit seinen »Simpsons« aus Springfield. Die Vorzeigecharaktere einer kaputten Familie, deren, ähem, Oberhaupt dem undankbaren Job in einem Kernkraftwerk nachgeht, gehören schon längst in Madame Tussaud’s Wachsfigurenkabinett – der Spielfilm
letztes Jahr machte sie zudem zu echten Hollywoodstars. Homers ewige MidlifeCrisis, Barts teuflisch-kindliche Adoleszenz, Lisas unerträgliche Schläue und Marges imposante Emanzipationsversuche machen die Konkurrenzfamilien in und außerhalb des Comic-Serien-Formats gelb vor Neid. Hochkarätige Gäste inklusive. Selbst Thomas Pynchon wollte dabei sein – mit Tüte überm Kopf. Die 11. Staffel kommt noch 2008. Bei Euch ist doch nicht etwa ein Baby unterwegs? Paula Fuchs
D i e S i m p s o n s S ta ff e l 1 - 10 I m H a n d e l e r h ä lt l i c h 2 ot h c e n t u r y F o x H o m e E n t e r ta i n m e n t
EIn Todesstern, der deinen Namen trägt
Magnolia Regisseur Paul Thomas Anderson verknüpft die einzelnen Erzählstränge seines epischen Films »Magnolia« mit virtuosen Montagen im Stil des Altmeisters Robert Altman. In grandioser Weise wird ein ereignisreicher Tag im Leben der neun Hauptpersonen aufgefächert. Nach und nach zeigt sich ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht. Zufälle, Psychokrisen, Lebensbeichten prägen das im San Fernando Valley situierte Geschehen, das sich während der aus den Fugen geratenden LiveÜbertragung einer Quiz-Show zuspitzt. Die Sendung hat den bezeichnenden Titel »What Do Kids Know?« In »Magnolia« wissen sie zum Beispiel über ihre sterbenskranken Väter – einer ist der Produ-
ReGenesis zent der Show, ein anderer der Moderator – mehr als deren Ehefrauen. Dysfunktionale Familienbeziehungen sind der Katalysator der Filmhandlung. Die Psychologie der Personen ist in Andersons Drehbuch zwar eher simpel gestrickt, das nuancenreiche Agieren der Schauspieler haucht den Charakteren jedoch einiges an Leben ein. Im überwältigenden Reigen existenzieller Nöte spielt neben Philip Seymour Hoffman, William H. Macy, Julianne Moore, Philip Baker Hall oder Tom Cruise auch unzählige zermatschte Kröten eine Hauptrolle. Friedhelm Krieg
M ag n o l i a – a r t h au s p r e m i u m Vö : 20.06.08 A r t h au s
Im Flimmerkasten laufen eine Menge TV-Serien, denen irgendein Junkie mal den Stempel »subversiv« verpasst hat. Um seine eigene Abhängigkeit vom Unterschichtenprogramm in intellektuelle Höhen zu trieben, die für Otto Normalzuschauer so hoch hängen, wie die Kirschen in Nachbars Garten für Kater Mikesch und seine Freunde. Spaß beiseite: Natürlich gibt es auch ernsthafte Fernsehunterhaltung, und die kommt vornehmlich aus Kanada. Schade nur, dass so wenige kanadische Produktionen es in die hiesigen Kanäle schaffen. »ReGenesis« lief aber immerhin abends auf »Arte«, wo man stets guten Gewissens hin zappen kann. »ScienceFiction trifft auf CSI« würde
die Marketing-Abteilung dazu sagen und hätte nicht mal Unrecht. Die »North American Biotechnology Advisory Commission« (NorBAC) tritt auf den Plan, wann immer die Evolution gefährliche Mutanten generiert. Watch your Neighbour! Paula Fuchs
REGENESIS – SEA s o n 1 & 2 IM HAN D EL ERHÄLTLI C H RE D P LANET
Family Guy: Blue Harvest Was macht eine amerikanische Familie, wenn der Strom ausfällt und der Fernseher stumm bleibt? Das 46-minütige Feature »Family Guy präsentiert: Blue Harvest« liefert die Antwort: Der Vater erzählt den Kleinen und Großen seiner Sippe eine Geschichte, die sich selbst wiederum aus dem mächtigen Fundus der Unterhaltungsindustrie speist. Das steigert den Wiedererkennungswert: »Es war einmal vor langer Zeit, aber irgendwie auch in der Zukunft«. So beginnt Peters Version von »Star Wars«, die ohne besondere Absicht zur urkomischen Parodie gerät. Er selbst schlüpft in die Rolle von Haudegen Han Solo, Lois nimmt die Gestalt der bezaubernden Prinzessin Leia an – und Chris brilliert als Luke Skywalker, dem sanften Hero mit den Hundeaugen. Stewie mit dem Megahirn
entpuppt sich als kein Geringerer denn Darth Vader. Weder die helle noch die dunkle Seite der Macht wurden jemals so bunt inszeniert wie in Seth MacFarlanes brillanter Zeichentrick-Serie. Für diese spezielle Episode holte man sich sogar die Genehmigung von George Lucas, der uns den ganzen »Krieg der Sterne« überhaupt erst eingebrockt hat. Ob als Single Disc oder Collector’s Edition, »Family Guy präsentiert: Blue Harvest« ist unverzichtbar – sowohl für Fans vom »Family Guy« als auch für die vom Todestern. Paula Fuchs
Futurama »Another classic science fiction series cancelled before its time«: nach dem Willen der Senderbosse sollte nach fünf Futurama-Staffeln Schluß sein. Manchmal, aber nur manchmal haben die Fans dann aber doch das letzte Wort. Und immer, ja wirklich immer, haben Typen, die sowas entscheiden, was auf die Fresse verdient. Und das bekommen sie auch, denn gleich zu Anfang von »Bender’s Big Score« rechnet die Planet Express Crew erstmal mit den Managern ihres ehemaligen Networks ab. Der neue Sender Cartoon Network orderte gleich vier 90-minütige Episoden, die im US-TV zwar als 16 Einzelfolgen ausgestrahlt werden, aber vorab auf DVD veröffentlicht in ihrer epischen Spielfilmlänge so richtig zur Geltung kommen. Denn eine durchgehende Story sorgt für echtes Kinofeeling, zumal Futurama nun im Widescreen-Format daherkommt – dem nativen Format für echte Weltraumopern. Futurama 2.0 also. Um die Plagen der Cyberwelt dreht sich auch die Story von »Bender’s Big Score«: Außerirdische Nudisten übernehmen mit Spam-Mails und Zeitreisen die Weltherrschaft. Außerdem: Leela verliebt sich in Lars, Fry in einen Narwal, Hermes Conrad wird geköpft und Zoidberg macht sich nackiger als es allen lieb ist. Und im Bonusmaterial erhält die Hypno-Kröte endlich ihren eigenen Spin-Off. Bevor es im Spätsommer mit »Die Ära des Tentakels« nahtlos weitergeht, sollte man jetzt schon mal eine Palette Slurm kaltstellen. robert meissner
Fa m i ly G u y p r ä s e n t i e r t : B l u e H a r v e s t – C o l l e c to r ’ s Ed i t i o n
F UTURAMA – B EN D ER ‘ s B IG S C ORE
I m H a n d e l e r h ä lt l i c h
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2 ot h c e n t u r y F o x H o m e E n t e r ta i n m e n t
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Au f DV D …And Justice for all
Freedom is just another word for nothing left to lose
Prison Break
24 »24« bot von Beginn an ein schlüssiges Konzept. Wir sehen es den Machern nach, dass sie das Angebot der Nachfrage anpassten – und die Idee der Weltenrettung in 24 Stunden auf mehrere Staffeln ausweiteten. Denk mal nach, Miesepeter: Dein Leben besteht auch immer wieder aufs Neue aus einem einzigen Tag! Müssen wir noch hinzufügen, dass die 5. Season die gelungenste ist, aber ohne die vorigen nichts wert wäre? Nein, das versteht sich nach der sukzessiven Verfeinerung der Spannungsbögen wie von selbst. Jacks Gegner sind diesmal russische Terroristen, die es auf L.A. abgesehen haben. Passend zur herrschenden Angstpolitik und angelehnt an deren realistische Vorlagen, wollen sie die Stadt der Engel in eine Wolke aus Nervengas hüllen. Jack Bauer riskiert mal wieder Kopf, Kragen und Kreditkarte, um der Hydra dieser Verschwörung die Zähne zu ziehen. Gnade für die ewigen Sklaven des Cliffhangers: Wer nach dem Showdown neugierig auf die Fortsetzung wartet, sollte einen Blick auf die Bonus-DVD der 5. Staffel werfen. Da gibt`s einen Kurzfilm, der zwischen Season 5 und Season 6 angesiedelt ist. Abgerundet werden die Extras gewohnt luxuriös durch 23 nicht verwendete Szenen, einem Special zur 100. Folge sowie einem Blick hinter die Kulissen. Und die 6. Staffel kommt bestimmt – noch vor Weihnachten! Paula Fuchs
24 – Season 1 – 5 I m H a n d e l e r h ä lt l i c h 20 t h c e n t u r y F o x H o m e E n t e r ta i n m e n t
Wer nicht selbst im Gefängnis sitzt, hat seine Freude an Gefängnisfilmen und -serien. Ein mögliches Außen darf in solchen Produktionen natürlich nicht fehlen, schließlich stecken die Häftlinge kaum umsonst hinter Schloss und Riegel. Während man einerseits die Psychologie des Miteinanders einer »Gated Community« (der unfreiwilligen Art) bzw. das Seelenleben ihrer einzelnen Mitglieder ins Visier nehmen kann – wie in der Knast-Serie »Oz« – lässt sich aus der Verlockung der Freiheit und der zermürbenden Existenz hinter den Mauern eine spannende Ausbruchsgeschichte stricken, die es mit »Alcatraz« aufnehmen kann. Die Produzenten von »Prison Break« entschieden sich im Jahr 2005 für die zweite Variante und schafften ein elektrisierendes Szenario. Die zwei-
te Staffel handelt von den Geschichten nach dem gelungenen Ausbruch. Die Brüder Lincoln Burrows und Michael Scofield bekommen es auf der Flucht nicht nur mit ihren ehemaligen Mitinsassen zu tun, auch Regierungsbeamte mit ganz eigener Agenda haben sich ihnen an die Fersen geheftet. Mit jedem einzelnen weiteren Wort hätte man an dieser Stelle bereits zu viel verraten. »Prison Break« ist die perfekte Thriller-Serie. Der Plot hält Dich – natürlich auch als Bundle mit beiden Seasons – gefangen. Und die erste gibt es für High-End-Fans auch schon auf Blu-Ray. Paula Fuchs
Prison Break – Season 2 VÖ : 30.05.08 20 t h c e n t u r y F o x H o m e E n t e r ta i n m e n t
Eine Anwaltsserie ohne eine einzige Gerichtsszene – ein wahrhaft seltsames Konzept, doch ein wirksames, wie der Erfolg der neuen US-Serie »Damages» zeigt. Erzählt wird in 13 Folgen ein einziger Fall, und zwar aus zwei Perspektiven: Anfang und Ende. Eine junge Anwältin heuert bei der mächtigen Anwaltskanzlei der fiesen Patty Hughes an und wird mit dem Fall eines Milliardärs betreut, der sich angeblich der Wirtschaftskriminalität schuldig gemacht hat – ein unspektakulärer Fall von Aktenwälzen, wie es erst scheint. Doch da der Zuschauer gleichzeitig kurz vor Ende des Falls schauen kann, weiß er, dass der Verlobte der Anwältin getötet wurde und dass sie dafür ins Gefängnis wandern musste. Die Kanzlei der von Glenn Close kongenial gespie-
lten Patty Hughes erscheint auch immer zwielichtiger, und bald weiß man nicht mehr, wer die Guten und wer die Bösen sind. Jede Figur wird so seziert, dass ihre schlechtesten Seiten hervortreten und schon bald weiß die junge Frau nicht mehr, wie ihr geschieht. Wurde sie nur engagiert, um an eine nichts ahnende Kronzeugin heranzukommen, die eben zufälligerweise ihre Schwester ist? Was wird mit ihrem Verlobten geschehen? Welche Rolle spielt die zwielichtige Hughes-Kanzlei? »Damages« ist die wahrscheinlich dichteste und spannendste Anwalts-Serie, die jemals gedreht wurde und lässt sich, trotz logischer und natürlich überraschender Auflösung am Schluss, trotzdem ein Türchen für die Forstsetzung offen. Vor allem lebt die Serie von seinen brillanten
Darstellern. Neben Glenn Close (die für ihre Darstellung der Patty mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde) und der erstaunlich wandlungsfähigen Rose Byrne ist hier vor allem Ted Danson hervorzuheben, der den Milliardär mit einer Mischung aus Fiesheit und kindlicher Naivität spielt, dass man sich wundert, warum Danson niemals zu Größerem berufen war. Und nach dem großen Erfolg der Serie wurden auch gleich Staffel zwei und drei gebucht. Sascha Seiler
Da m ag e s – I m NE t z d e r m ac h t D IE KOMp l e t t e e r s t e s e a s o n VÖ : 05.06.08 S o n y P i c t u r e s h o m e e n t e r ta i n m e n t
Love and marriage
I still want to believe
Akte X Herzlich Willkommen im Paralleluniversum der einflussreichsten TV-Serie der 90er Jahre! Mit ihren rund 200 Folgen belastet die geniale »Akte X« das kollektive Gedächtnis des ausgehenden 20. Jahrhundert ebenso schwer wie politische Krisen in Nahost oder auf dem Balkan. Als mächtiges Kunstwerk hat sie bereits mehrere Aggregatzustände durchlaufen: von der Realität, zum Mythos, bis hin zur Neuauflage als Zitat ihrer selbst. In der Ära des Retro-Wahns ist sie somit ein Zeichen der Zeit. Aber wir Hardcore-Fans können nur lachen, wenn Deppen über Alien-Gesellschaften und Phänomene wie Psi-Kräfte, verrückte Schriftsteller, Gehirntumore und Satanismus dozieren, ohne jemals die Namen Scully und Mulder gehört zu haben. Die Spannung bis zum Kinostart des neuen Films ist
Damages – Im Netz der Macht
Ehe ist… unerträglich, und die letzten Fragen, die auch in der 9. Staffel nicht beantwortet wurden, drücken den Schuh eines jeden Nerds. Es gibt nur wenige probate Mittel, um den Schmerz zu lindern: Erstens: der wiederholte Konsum aller Folgen von Anfang an, um dem Sprichwort »Vier Augen sehen mehr als zwei« eine neue sinnliche Dimension zu verleihen. Und zweitens: die Anschaffung der »Akte X: Essentials«-DVD, die pünktlich zum Starttermin erscheint. Paula Fuchs
Ak t e X – S e a s o n 1 - 9 I m H a n d e l e r h ä lt l i c h 20 t h c e n t u r y F o x H o m e E n t e r ta i n m e n t
Heutzutage kann man ja kaum mehr den Überblick bewahren. So viele Sitcoms, die über den Großen Teich schwappen! Manche setzen sich im Programm durch (einige so erfolgreich wie der Vorabendklassiker »King of Queens«), andere gehen unter. Nun kommt also die erste Staffel einer Sitcom namens »Ehe ist…« auf DVD. Wer wegen des Originaltitels »’Til Death« denkt, es handle sich hier um eine alberne Persiflage der Bestatter-Serie »Six Feet Under«, der sei beruhigt: In »Ehe ist…« geht es um ein jung verheiratetes Paar, das ein neues Haus bezieht, just neben einem Paar, das bereits seit 25 Jahren im Bund der Ehe vereint ist. Bestes Material also für ZwerchfellAttacken, zumal wenn man weiß, dass die Hauptrolle von Brad Garrett gespielt
wird. Der hatte schon in »Everybody Loves Raymond« die Lachmuskeln der Zuschauer strapaziert. Erzählt wird hauptsächlich aus der Perspektive des älteren Paares. Die beiden haben schon alle Krisen durchlebt und stehen den Jüngeren mit wohlwollenden Tipps zur Seite. Naturgemäß entsteht durch diese Konstellation reichlich Chaos. Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen den angeblich ‚Wissenden’ und den angeblich ‚Naiven’, die eben noch viel übers Leben lernen müssen. Und das ist manchmal auch so richtig schön geschmacklos und politisch unkorrekt, dass es eine Freude ist. »Ehe ist…« bescherte im letzten Jahr seinem Sender den erfolgreichsten Serienstart aller Zeiten, was hinsichtlich der zahlreichen Konkurrenz im ameri-
kanischen Fernsehprogramm ein großes Kompliment ist. Nichts wie hinein ins doppelte Ehe-Abenteuer! »King Of Queens« ist dagegen eine todernste Angelegenheit. Paula Fuchs
E h e i s t… D IE KOMp l e t t e e r s t e s e a s o n VÖ : 29.05.08 S o n y P i c t u r e s h o m e e n t e r ta i n m e n t
007 t ÜBLICHE STADIONWURST t
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023
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Im Ohr
P r o m ot i o n
• STOSSARTEN • Fersler
Schuss mit der heraussenen Seitn Schuss mit der herinnern Seitn Vollée Fuassler mit’n Innenspann Fuassler mit’n Außenspann
Spitz
• DIE DERBYS • Westderby (neu) Red Bull Salzburg vs. Wacker Innsbruck ................. 181 km Westderby (alt) Austria Salzburg vs. FC Tirol ............................... 179 km Nur zesamme simmer Grazer Derby Grazer AK vs. Sturm Graz ....................................... 11 km Lustenauer Derby Austria Lustenau vs. FC Lustenau 07 ................... 0,4 km Wiener Derby Austria Wien vs. Rapid Wien ................................... 15 km
stark
Der Käsekrainer ist die österreichische Variante des slowenischen Krainers, benannt nach der Landschaft rund um Ljubljana. Er ist an allen Imbissständen in Österreich erhältlich und wird üblicherweise so bestellt: „ A Eitrige mit an Buckl (Brotkanten) , aane ausm Öl (Ölpeperoni), an G’schissenen dazu (Kremser Senf) und a 16 er Hülsn (eine Dose Ottakringer, ein Bier aus Wiens sechzehntem Bezirk) . Owa (aber) tschennifer (nach Jennifer Rush; rush = schnell) !“ ................................................................
Fußball unser – EM-Edition
EM-EDITION • ÖSTERREICH
68% Schweinefleisch t 12% Rindfleisch t 5% Speck t 15% Emmentaler t Wasser t
Das schönste am Fußball ist doch die Sekundärliteratur – vom ersten PaniniSammelalbum über Ratgeber à la »Wie werde ich Heribert Fassbinder«, Spielerbiografien (z.B. Sepp Maiers »Ich bin doch kein Tor«), bis hin zu Fachmagazinen wie »11 Freunde« oder dem Sportteil der »Süddeutschen Zeitung«. Für das schöne Ressort in München arbeitet Christian Zaschke. Er kann also behaupten, beruflich etwas mit dem runden Leder zu tun zu haben. Seine Mitstreiter Eduard Augustin und Philipp von Keisenburg auch, seit sie gemeinsam mit dem Journalisten die Prachtbibel »Fußball Unser« konzipierten, mit der man sich in jeder Dorfkirche – sorry, Premiere Sportsbar – sehen lassen kann. Nicht nur das! Die Jungs hatten außerdem die glorreiche Idee, ihr Sammelsurium aus scheinbar nebensächlichen Fakten und skurrilen Geschichten bezüglich der schönsten Nebensache der Welt in einer speziellen Variante zur WM 2006 erneut auf den Markt zu bringen. In »Fußball Unser. Das WM-Gästebuch« listeten sie Denk- und Merkwürdigkeiten rund um jene 31 Nationen auf, die ihre Auswahlmannschaften zum Turnier nach Deutschland schickten. Wer sich von der Europameisterschaft 2008 ein neues Fußballmärchen erhofft, dem dürfte die »EM-Edition« Ende April gerade recht
Speisesalz t Knoblauch t Pfeffer t Energie 305 kcal t Eiweiß 21,8 g t Fett 24,2 g ..... kommen, um sich ordentlich auf den keiten suchen, ihr überflüssiges Geld Event im Juni vorzubereiten. Das einzu deponieren: »Sollten Sie Angst haEM-EDITION t ÖSTERREICH geschworene »Fußball Unser«-Team ben, Ihre Nummer mal zu vergessen, machen Sie es einfach wie die Romanhat es sich nicht nehmen lassen, die und Filmfigur Jason Bourne (gespielt Gastgeberländer Schweiz und Österreich auf eigene Art und Weise vorzuvon Matt Damon) im Film ›Die Bourne stellen. Der geneigte Leser erfährt auf Identität‹. Bourne hat sein Gedächtnis den 160 Seiten etwa die Wahrheit über verloren, doch unter der Haut ein Implantat; und siehe: Es ist die Nummer Trix und Flix, die Zwillingsfiguren, welche als Maskottchen der Veranstaltung eines Kontos in der Schweiz. Von dort herhalten müssen. Warum haben sie aus ergibt sich alles andere…« Als Fan kann man hinzufügen: So verhält es sich die Rückennummern »20« und »08« auch mit diesem Werk des klassischen auf ihren Trikots? Warum gezackte Frisuren? Wie viele Teilnehmer an der unnützen Wissens, das einfach unter die Volksbefragung sprachen sich für die Haut geht, sobald man es sich einmal zu Namenskombination aus? Gemüte geführt hat. Das gilt für Männer, Dazu gibt es wichtige Informationen Frauen, Arme, Reiche, Pessimisten und über die Rolle des so genannten »PlatzOptimisten. Schlicht für jeden, der sich speaker« in der Schweiz, einige Schauauf die Fahne schreiben kann: »Fußball tafeln zum Thema «Woraus Toblerone ist unser Leben. Und die Sekundärlitegemacht wird« (Milch, Honig, Kakao und ratur erklärt es.« Mandeln…); eine Anleitung, wie man in PS: Am 4. Juli erscheint in der SZ-Edition der Rückblick »mit den besten Bildern Austria einen Käsekrainer bestellt (»an G’schissenen dazu« = »mit Senf«) und von der Fußball-Europameisterschaft in die EM-Historie Österreichs: »Keine Österreich und der Schweiz« von Ludger Teilnahmen.« Schulze und Joself Kelnberger. PAULA FUCHS Besonders aktuell das Kapitel »Nur auf der Bank«, worin die Besonderheiten der Schweizer Nummernkonten erklärt werden. Die Autoren beweisen in diesem Zusammenhang popkulturelles F U S S BA L L U N S ER – EM - E d i t i o n Know-How, das sie allen mit auf den IM H ANDE L ER H Ä LT L IC H Weg geben, die nach neuen MöglichS Ü DDE U T S C H E Z EIT U N G
Gute Musik klingt besser
Philips GoGear SA5245 Die Flut an MP3-Playern mit zusätzlicher Bild- und Videofunktion reißt nicht ab. Da fällt es natürlich schwer, das passende Gerät für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Denn neben dem Speicherplatz spielen Faktoren wie Bedienbarkeit, Qualität und Größe des Displays, Dateiverwaltung, Akkuleistung, Sound, die unterstützten Formate – nicht zuletzt der Preis – eine entscheidende Rolle. Geräte, die auf allen Gebieten gleichermaßen gut abschneiden, sind selten. Und beim derzeitigen Miniaturisierungswettbewerb der Branche will der geneigte Konsument sich natürlich auch etwas zulegen, dass keine unschönen Beulen in der Hemd- oder Hosentasche verursacht. Flachheit ist hier also kein Zeichen mangelnder Qualität, sondern höchst gewünschtes Merkmal. Mit der SA52-Reihe bringt Philips ab Juni nun einen portablen Audio- und Videoplayer auf den Markt, der nicht nur die vorgenannten Ansprüche problemlos erfüllt, sondern sich zudem auch noch anschickt, endlich den von der Heimstereo-Anlage gewohnten HiFi-Sound zurückzubringen. Denn das schlanke und hochwertig verarbeitete Gerät ist mit einer neuen FullSoundTechnologie ausgestattet, durch die Musik trotz der MP3-Codierung wieder so genossen werden kann, wie sie ursprünglich gemeint war.
Kern der patentierten Technologie ist ein Digital Signal Processor (DSP) der neuesten Generation, der den Tracks eine akustisch verbesserte Klangcharakteristik zuweist. Die Musik klingt dadurch spürbar voller, klarer und lebendiger – so wie man sie von Schallplatte oder CD kennt. Und eben so, wie sie vom Künstler oder dessen Produzenten ursprünglich gemeint war. Abgerundet wird das Klangerlebnis dabei durch einen hochwertigen Kopfhörer, der für kristallklaren Sound sorgt. Der Flash-Player kann Musik im MP3-, WMA- und AAC-Format abspielen. Ein UKW-Radio ist natürlich auch integriert, falls man mal wieder, statt in der Fankurve zu stehen, mit dem Zug zu Oma fahren muss, während die eigene Mannschaft spielt. Neben der akustischen Wiedergabe zeichnet sich der Player aber auch durch herausragende visuelle Eigenschaften aus. Denn das kontraststarke LC-Display mit 7,1 cm Bilddiagonale dient natürlich nicht nur der Titelanzeige, die übrigens auch CD-Cover beinhaltet, sondern auch der hochwertigen Video- und Fotowiedergabe. Videos können im WMV-Format abgespielt werden. Die Filme werden ganz unkompliziert per USB vom Rechner auf den Player gezogen. Auf dem Weg, auf dem auch der langlebige Akku, dessen Ladekapazität
für erstaunliche 25 Stunden Musik- und fünf Stunden Filmwiedergabe ausreicht, aufgeladen wird. Auf den SA5245 passen 4 GB Daten, ein weiteres Modell mit 8 GB Speicherplatz ist ebenfalls erhältlich. »Gute Musik ist besser«, so wirbt seit geraumer Zeit ein Musikkonzern für seine Künstler. Stimmt zwar, aber an dieser Stelle sei hinzugefügt: Gute Musik klingt auch besser – der Philips GoGear SA5245 schickt sich an, diesem Anspruch auf kleinstem Raum wieder gerecht zu werden. Bettina Gutsohn
P H I L I P S G o G e a r S A 5245 w w w. P h i l i ps . d e ca. EUR 120
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Soundtubes Travel Urlaub – die Zeit des Jahres, in der man nur ungern Fehler macht. Aber kein Problem, mit dem Design-Kopfhörer »Soundtubes Travel« von SPEED-LINK ist man in akustischer Hinsicht schon mal auf der sicheren Seite: Die In-Ear-Kopfhörer bieten satten Sound bei einem Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz. Außerdem wurde Vieles an ihnen für die schönste Zeit des Jahres optimiert. Dank des mitgelieferten Reise-Adapters lassen sich die schwarzen Sound-Wunder in Zügen oder Flugzeugen verwenden. Und will man gerade mal keine Musik hören oder Filme schauen, werden die Kopfhörer einfach im mitgelieferten Aluminiumgehäuse von nur 25 Gramm Gewicht verstaut. Auch für Partner-Urlaube eignen sich die Soundtubes bestens: Die beiden im Umfang enthaltenen Gummikappensets garantieren optimale Passform für große und kleine Ohren. Dank des innovativen In-Ear Designs sitzen die Kopfhörer auch garantiert sicher in den Ohren. Egal, ob man gerade auf dem Rücken eines indischen Elefanten, in der Transsibirischen Eisenbahn oder auf der Gorch Fock die Welt bereist. Bettina Gutsohn
S o u n dt ub e s T r av e l w w w. S P EED - L IN K . d e c a . E U R 25
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Im Ohr
The speed of sound
Ohren zu und durch
Ganymed Headset
ATH-ANC7 Quiet Point
Ein großes Headset mit minimalem Platzbedarf – es klingt fast unmöglich, was das Ganymed Headset verspricht. Aber tatsächlich: Das Stereo Headset bietet nicht nur eine wunderbar ausgewogene Soundwiedergabe, die jedes Klangspektrum, von knackigen Bässen bis zu kristallklaren Höhen, abdeckt. Der Kopfhörer kann aufgrund seines platzsparenden Designs nach dem Gebrauch auch einfach und unkompliziert zusammengeklappt und anschließend verstaut werden. Passend dazu ist natürlich auch das Mikrofon des Headsets aus- und einziehbar. Auf dem 2,30 Meter langen Kabels des Headsets befindet sich zudem eine praktische Fernbedienung, mit der ganz
Der japanische Hersteller Audio-Technica tummelt sich nicht erst seit gestern im immer größer werdenden Geschäft rund ums Hören und gehört werden. Seit 1962 werden hier High-Performance Mikrophone, Kopfhörer, Drahtlosanlagen, Mischer und elektronische Produkte hergestellt. 1977 wurde dann auch das erste Büro in Deutschland hochgezogen. Das erste Produkt von Audio-Technica war allerdings gar kein Kopfhörer, sondern ein Stereo-Schallplattentonabnehmer. Aber das hat ja auch was mit »Hören« zu tun. Beim Kopfhörer ATH-ANC7 sind die über 45 Jahre Erfahrung jedenfalls deutlich – Achtung – »hörbar«. Beziehungsweise eben nicht. Das außergewöhnliche an diesem geschlossenen Kopfhörer ist nämlich, dass nahezu sämtliche (85%) Nebengeräusche ausgeblendet wer-
unkompliziert die Lautstärke und die Höhen geregelt werden – natürlich inklusive einer Mute-Funktion. Zudem garantiert nicht zuletzt der goldbeschichtete Stereo3,5-mm Klinkenstecker maximale Klangqualität für das geplante Internet-Telefonat oder die LAN-Party mit Freunden. Dank der gepolsterten Ohrmuscheln gibt es all das bei maximalem Tragekomfort, der auch bei mehreren Stunden Benutzung nicht nachlässt. Bettina Gutsohn
Ganymed Headset w w w. S P EED - L IN K . d e c a . E U R 30
den. Soll heißen: selbst bei geringster Lautstärke hört man nicht einmal, dass man mal wieder peinlicherweise unbewusst zum neuen Tokio Hotel-Song mit den Fingern schnippt. Was sogar unter Flugzeuggeräuschen getestet wurde, ermöglicht dem Hörer nahezu ungestörten Musikgenuss. Auch für DJs ist der ATH-ANC7 sicher eine wahre Freude: Endlich die komplette Slayer-Discographie im Elektro-Club spielen, ohne dass man lästige Beschwerden des ohnehin nicht mit Musikverstand gesegneten Publikums zu hören bekommt. Grund für diese angenehme Eigenschaft des Kopfhörers sind die Miniatur-Mikrophone, die in jeder Ohrschale eingebaut sind, wodurch die Elektronik den Unterschied zwischen Musik und Außengeräuschen feststellt und diese so ausblendet. Da-
von mal ganz abgesehen, ist das gute Stück für seine Größe angenehm leicht und hat so, auch aufgrund des stromlinienförmigen Designs, einen hohen Tragekomfort. Dass bei all diesen Features die Klangqualität ebenfalls exzellent ist, dürfte ja wohl klar sein: Der weite Frequenzbereich von 10Hz bis 25.000Hz dürfte jede Vorliebe problemlos abdecken. Das nennt man doch mal Value For Money.
werden die Umgebungsgeräusche erfasst und gegenphasig zusammen mit der Musik abgespielt. Dadurch wird der Außenschall, der sonst immer mit durch die Kopfhörer dringt, um sage und schreibe 85 Prozent verringert. Hörbar bleiben neben der Musik so praktisch nur noch die eigenen Körpergeräusche, die durch die Kopfknochen auch ins Ohr dringen. Aber auch sonst kann sich der ANC3 sehen lassen: Das Gerät kommt zusammen mit drei unterschiedlich großen Gummikappensets – klein, mittel und groß. Dadurch sitzen die Kopfhörer immer und bei jedem Musikfan passgenau, fest und sicher. Weiterer Clou des Kopfhörers, dessen maximale Leistung bei 104 Dezibel liegt, ist die Kontroll-Einheit, die am Kabel befestigt ist. Hiermit lässt sich die
erwähnte Noise-Reduktion einfach anund abschalten. Außerdem kann man hier mit einem simplen Knopfdruck den Song, den man gerade hört, muten. Praktisch, wenn man dann ausnahmsweise doch mal eine Zug-Ansage hören will. Der ganze Kopfhörer wiegt dabei trotz der Kontrolleinheit und inklusive Batterien nur 40 Gramm. Und wem es auf vor allem auf Ästhetik ankommen sollte, dem sei gesagt: Den ANC3 gibt es in den Farben schwarz und weiß. So lässt er sich farblich mit jedem iPod und praktisch jedem anderen Player bestens kombinieren.
David Winter
AT H - ANC 7 w w w. at h e a d ph o n e s . d e a b 199 E U R
For your ears only
The sound of speed
Progressive 2.1 System
ATH-ANC3
Deutschland rüstet seine Wohnzimmer auf – natürlich erst Recht zur EM. Doch ist der erste Flachfernseher gekauft und aufgestellt, gibt es nicht selten lange Gesichter: tolles Bild, aber mieser Sound. Das klangsichere Soundsystem »Progressive 2.1 System SL-8228« nimmt sich dieser Problematik an. Ob Fernseher, Spielkonsole, PC oder Audiogeräte – das 26 Watt (RMS) starke Soundsystem ist treuer Begleiter durch alle medialen Welten und bietet bei einem Frequenzgang von 35Hz bis 20KHz beste Soundqualität. Das Speaker-Bundle besteht dabei aus zwei Lautsprechertürmen und einem Subwoofer. Bässe, Mitten, Höhen und natürlich die Lautstärke können individuell einge-
Abschalten durch Einschalten. Um nichts anderes geht es doch normalerweise, wenn man sich die Kopfhörer des MP3-Players aufsetzt, den Lieblingssong aufdreht und die Welt um sich herum versucht für drei Minuten und dreißig Sekunden zu vergessen. Der Haken: Bisher war »Abschalten« nur bedingt möglich. In der Bahn nervten trotz aufgedrehter Musik die viel zu lauten Durchsagen, beim Jogging das eigene Schnaufen, im Flugzeug der Motorenlärm und zu Hause der kleine Bruder mit seiner neuen Trommel. Mit dem ANC3 Kopfhörer von AudioTechnica kommt nun endlich Bewegung in die Sache. Denn der In-Ear-Kopfhörer verfügt über eine patentierte Technologie, die Geniales leistet: Durch je ein Mini-Mikrofon an jedem Ohrstöpsel
stellt und bequem vom Sofa aus gesteuert werden – dank einer edlen Fernbedienung in Kreditkartengröße. Auch StandBy- oder Stummschaltung sind mit ihr natürlich kein Problem. Auch das Design überzeugt! Das schicke Metallic-Schwarz und das blaue Display machen sich überall gut. Egal, ob auf dem Schreibtisch oder im Wohnzimmer. Bettina Gutsohn
P r o g r e ss i v e 2.1 S y s t e m S L - 8228 w w w. S P EED - L IN K . d e c a . E U R 60
Bettina Gutsohn
AT H - ANC 3 w w w. at h e a d ph o n e s . d e c a . E U R 100
IMPRESSUM »Nimm Mich Mit 2008« ist eine einmalige Sonderveröffentlichung als Beilage der Intro Ausgabe 161, Juni 2008 und des Festivalguide Magazins 2008, ferner erhältlich an ausgewählten Auslagestellen des Magazins Intro sowie auf diversen Sommerfestivals. Gesamtauflage: 450.000 Exemplare. Autoren: Arno Raffeiner, Jan Nila, Martin Riemann, Bettina Gutsohn, Frank Leiser, David Winter, Ole Zimmermann, Paula Fuchs, Friedhelm Krieg, Julian Stetter, Bert Groby, Michael Haacken, Mick Schulz, Frank Schuster, Robert Meissner, Roman Jansen, Sascha Seiler, Alexander Dahas, Harald Haase (Quiz) Redaktion: Wolfgang Frömberg, Felix Scharlau Projektleitung: Martin Lippert Marketing: Martin Lippert, Matthias Fricke, David Winter Produktionsleitung: Christian Schlage Druck: Westermann Druck, Braunschweig Gestaltung: Eike Wohlgemuth, Köln Verlag: Intro GmbH & Co. KG, Herwarthstr. 12, 50672 Köln, Tel. (02 21) 94 99 30, verlag@intro.de, www.intro.de Herausgeber: Matthias Hörstmann www.festivalguide.de/nimmmichmit